Briefe: Band 13 Briefe 1798 9783110778328, 9783110767445

This volume encompasses all of Goethe’s known letters from the year 1798, 253 of which are from his personal corresponde

229 13 5MB

German Pages 1324 [882] Year 2022

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Zu diesem Band
Danksagung
Editionsgrundsätze
Hinweise zur Benutzung
Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur
Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern und Postsendelisten
Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen
BRIEFE 1798 KOMMENTAR
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
NACHTRÄGE
GB 7/156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, 〈zwischen 4. und 10. Juni 1788〉 → 〈Rom〉
ANHANG
Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800
Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar
Register
Werke Goethes
Anonyma und Periodika
Inhalt
Recommend Papers

Briefe: Band 13 Briefe 1798
 9783110778328, 9783110767445

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs Klassik Stiftung Weimar herausgegeben von Frieder von Ammon, Jutta Eckle, Yvonne Pietsch und Elke Richter begründet von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter

Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 13 II 1798 Kommentar

Herausgegeben von Yvonne Pietsch und Alexander Rosenbaum unter Mitarbeit von Anja Stehfest

De Gruyter

IV Die Edition „Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe“ ist Teil des Vorhabens „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“, eines Kooperationsprojekts des Goethe- und Schiller-Archivs / Klassik Stiftung Weimar, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Dieses Kooperationsprojekt wird von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Thüringen sowie dem Bundesland Hessen gefördert und ist Bestandteil des Akademienprogramms der Bundesrepublik Deutschland, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.

Redaktion: Peter Heyl Bettina Zschiedrich (Verweise) Zitiertitel: GB 13 II

ISBN 978-3-11-076744-5 e-ISBN (PDF) 978-3-11-077832-8 Library of Congress Control Number: 2021950455 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza www.degruyter.com

Zu diesem Band

V

Zu diesem Band Der vorliegende Band umfasst alle derzeit bekannten Briefe Goethes aus dem Jahr 1798. Er enthält 253 Briefe aus Goethes persönlicher Korrespondenz an insgesamt 55 Adressaten. Außerdem sind zu 31 Briefen außer den Textzeugen, die dem edierten Text zugrunde liegen, Konzepte überliefert. Sie werden im Textband im Anschluss an die Briefe abgedruckt. Die im Konzept vorgenommenen Korrekturen werden in Form einer integrierten Variantendarstellung mitgeteilt. Nachgewiesen werden darüber hinaus nicht weniger als 142 erschlossene Briefe, unter deren 59 Adressaten sich 37 befinden, an die keine Briefe überliefert sind. Darunter sind etwa Goethes Mutter Catharina Elisabeth und sein Sohn August, der Schwager Johann Georg Schlosser oder im amtlichen Bereich Christian August Vulpius. 17 der erschlossenen Briefe sind an unbekannte Empfänger gerichtet. Da nur Einzelbriefe aufgenommen wurden, die sich quellenmäßig belegen lassen, ist anzunehmen, dass die Zahl der nicht überlieferten Briefe höher liegt, ebenso die Zahl der Adressaten (vgl. die Vorbemerkungen zu den erschlossenen Briefen, S. 317 im Textband). Im Abschnitt „Amtliches“ finden sich 49 Schreiben an 19 Adressaten, von denen lediglich sechs mit Adressaten der überlieferten privaten Briefe identisch sind (über die Aufnahme amtlicher Schreiben vgl. die „Editionsgrundsätze“, S. XIII im vorliegenden Band). Sie wurden von Goethe als Mitglied des Geheimen Consiliums, der obersten staatlichen Behörde des Herzogtums SachsenWeimar und Eisenach, sowie verschiedener Kommissionen geschrieben, wovon diejenigen für den Wiederaufbau des im Mai 1774 abgebrannten Residenzschlosses, für den Umbau des im Oktober 1798 wieder eröffneten Hoftheaters sowie für die Neuordnung der Herzoglichen Bibliothek im vorliegenden Zeitraum die wichtigsten waren. Goethe verfasste diese Schreiben also in Ausübung seiner dienstlichen Verpflichtungen; deshalb wurden sie aus dem Bestand seiner Privatbriefe ausgesondert. Für die Identifikation dieser Stücke entscheidende Kriterien waren 1) der Inhalt und die Sprache der epistolaren Mitteilung sowie 2) die äußere Form des Schriftstücks, 3) die Art der Beziehung, die Goethe zu dem jeweiligen Adressaten unterhielt, schließlich 4) die archivalische Überlieferung der relevanten handschriftlichen Textzeugen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob ein Stück ursprünglich zum handschriftlichen Nachlass Goethes oder zu den Aktenbeständen der herzoglichen Verwaltung gehörte. Mit einigen Korrespondenten – im vorliegenden Zeitraum sind dies vor allem Christian Gottlob Voigt und Franz Kirms, an die zusammen über 40 Briefe

VI

Zu diesem Band

überliefert sind – unterhielt Goethe sowohl amtliche als auch private Beziehungen. Wenn Goethe in amtlichen Schreiben persönliche Mitteilungen gemacht hat, werden sie grundsätzlich als private Briefe Goethes aufgefasst und der persönlichen Korrespondenz zugeordnet. Durch den 1798 erfolgten Ankauf des Lehn- und Freiguts in Oberroßla war Goethe als Privatmann in Kontakt mit diversen Ämtern und Amtskollegen – diese Schreiben werden zu seiner persönlichen Korrespondenz gezählt. Zu sieben amtlichen Schreiben sind außer den Textzeugen, die dem edierten Text zugrunde liegen, Konzepte überliefert, die im Textband im Anschluss an die Schreiben nach den gleichen Prinzipien wie die Konzepte zu den Privatbriefen wiedergegeben werden. Den insgesamt 302 überlieferten Briefen und amtlichen Schreiben Goethes aus dem Jahr 1798 stehen im selben Zeitraum 596 überlieferte Briefe an ihn gegenüber (vgl. RA 2, Nr 1076–1665 sowie die RA-Ergänzung RA 2, Nr 1076a+ und RA 2, Nr 1251a+ in der Online-Ausgabe). Nur in einem Fall wird im vorliegenden Band ein Bezugsbrief vollständig abgedruckt und kommentiert, da er nicht in die RA aufgenommen wurde (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 128). Alle anderen Bezugs- und Antwortbriefe werden immer nachgewiesen und für die Kommentierung herangezogen. Auf der Forschungsplattform „PROPYLÄEN. Goethes Biographica“ werden diese Briefe an Goethe im Volltext sukzessive zugänglich gemacht. Bei einem Fünftel der Briefe ist die Ausfertigung nicht überliefert, so dass sie nach Konzepten, Drucken oder Abschriften wiedergegeben werden mussten. Hingegen ist rund ein Siebtel der Briefe des vorliegenden Bandes in der WA noch nach solchen sekundären Textzeugen, hier hingegen nach den Ausfertigungen abgedruckt. Dabei konnte die Richtigstellung verschiedener irriger Zuordnungen wie falscher Adressaten (Nr 146) oder fehlender Beilagen (Nr 56) erfolgen. Zwei Briefe (Nr 52 und Nr 102) sowie vier amtliche Schreiben (Nr A 5, Nr A 19, Nr A 33 und Nr A 49) waren in der WA noch nicht enthalten. Zwei dieser Schreiben (Nr A 5 und Nr A 33) werden im vorliegenden Band erstmals veröffentlicht. Bei einem Zehntel der Briefe konnte die in der WA vorgenommene Datierung korrigiert, präzisiert oder ergänzt werden. Die Handschriften der Ausfertigungen und Konzepte von Goethes Briefen und amtlichen Schreiben aus dem Jahr 1798 befinden sich an 23 verschiedenen Standorten. 221 Ausfertigungen und Konzepte und damit den weitaus größten Teil verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar, 22 das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, 18 die Biblioteka Jagiello´nska Kra-

Zu diesem Band

VII

ków (Krakau), 17 das Deutsche Literaturarchiv Marbach am Neckar, 13 das Stadtarchiv Hannover, sieben das Goethe-Museum Düsseldorf, sechs die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn, jeweils drei das Freie Deutsche Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum und die Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek Jena, jeweils zwei das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, die Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky Hamburg sowie das Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg, in Wernigerode und jeweils einen Brief die Universitätsbibliothek Amsterdam, das Akademiearchiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin, das Braunschweigische Landesmuseum, die Sächsische Landesbibliothek – Staatsund Universitätsblibliothek Dresden, die Stiftsbibliothek Kloster Einsiedeln, das Noord-Hollands Archief Haarlem, die Haverford College Library, die Stadtbibliothek Schaffhausen, das Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, sowie die William A. Speck Collection of Goetheana der Yale University Library/Beinecke Rare Book and Manuscript Library. Ein Brief befindet sich in Privatbesitz. Maßgebend für die Textkonstitution ist das Verständnis der Briefe als persönliche Dokumente, die ihre Adressaten in exakt der äußeren Gestalt erreichten, in der sie von Goethe abgesandt worden sind. Daraus folgt, keinerlei Eingriffe in den Text (Lautstand, Orthographie, Interpunktion) vorzunehmen, ebenso wenig Vereinheitlichungen, Glättungen und Emendationen, wie es noch zu den editorischen Gepflogenheiten der WA gehörte. In den Fällen, in denen Großund Kleinschreibung nicht sicher zu unterscheiden sind (z.B. bei d/D, t/T, h/H), wird nach dem orthographisch Üblichen sowie dem handschriftlichen Kontext entschieden. Bei echten Schreibversehen erfolgt eine Berichtigung ausschließlich im Kommentar. Das gilt auch für Hör- oder Schreibfehler von Goethes Schreiber Ludwig Geist, der die meisten Briefe aus dem Jahr 1798, in dem Goethe seine schriftlichen Mitteilungen in der Regel diktierte, zu Papier brachte. Streichungen und Korrekturen werden als Bestandteile des Textes betrachtet und daher nicht von diesem getrennt in einem gesonderten Apparat im Kommentarband, sondern als Autorvarianten im Textband in den Fußnoten mitgeteilt. Der Dokumentcharakter eines Briefes verlangt schließlich auch die Berücksichtigung der Beilagen. Sind diese integraler Bestandteil des Brieftextes und stehen zu diesem in einem unmittelbaren inhaltlichen Bezug, erscheinen sie im Textband. Beilagen, die keinen unmittelbaren inhaltlichen Bezug zum Brieftext aufweisen, werden im Kommentarband vollständig abgedruckt, wenn es Art und Um-

VIII

Zu diesem Band

fang der Beilagen zulassen. In allen anderen Fällen werden sie ebenso wie die nicht überlieferten Beilagen lediglich verzeichnet. Ein besonderes editorisches Problem stellen in den diktierten Briefen, vor allem in den Briefkonzepten, die Kommata dar, die Goethe bei der Korrektur oft eigenhändig ergänzte: Meist ist aufgrund des handschriftlichen Befundes nur schwer zu entscheiden, ob diese Zusätze tatsächlich von Goethe oder von seinem Schreiber stammen. Am Beispiel von Goethes Brief an Friedrich Wilhelm Joseph Schelling vom 5. Juli 1798 (Nr 126), zu dem Konzept und Ausfertigung überliefert sind, lässt sich beispielsweise erkennen, dass in der Ausfertigung neben einer wohl eigenhändigen Korrektur Goethes auch Kommata gesetzt sind, die im Konzept fehlen. Hier ist davon auszugehen, dass Goethe die Satzzeichen selbst nachträglich eintrug. Oft kann jedoch nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob es sich tatsächlich um Ergänzungen handelt. Um hier willkürliche Zuweisungen zu vermeiden, werden bei mehr als einem ergänzten Komma in einem Brief diese Korrekturen nicht einzeln in den Varianten nachgewiesen, die in den Fußnoten zum Textband mitgeteilt sind, sondern es wird summarisch im Abschnitt „Überlieferung“ zu dem jeweiligen Brief im Kommentarband darauf aufmerksam gemacht. Eine Ausnahme von dieser Regel bilden selbstverständlich Fälle, in denen die von Goethe ergänzten Kommata durch ein abweichendes Schreibmaterial wie Bleistift eindeutig von der Grundstufe des Brieftextes zu unterscheiden sind (vgl. z.B. im vorliegenden Band Nr 93). Goethes Lebensmittelpunkt lag im Jahr 1798 im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach und der Residenzstadt Weimar, in die Goethe Ende November 1797 von seiner Schweizer Reise zurückgekehrt war. Bis auf seine häufigen Aufenthalte in Jena, wo er im ehemaligen herzoglichen Residenzschloss eine Dienstwohnung hatte, unternahm Goethe 1798 keine weiteren Reisen. Nach Jena zog sich Goethe so oft wie möglich zurück, um ungestört literarisch arbeiten zu können. 1798 hielt er sich sieben Mal – zumeist für mehrere Wochen und insgesamt für fast 100 Tage dieses Jahres – in der Universitätsstadt auf. Neben der nötigen Ruhe für nichtamtliche Tätigkeiten nutzte Goethe hier auch die Gelegenheiten zu anregendem gesellschaftlichem wie wissenschaftlichem Austausch, vor allem mit Friedrich Schiller, aber auch mit Professoren der Universität wie Justus Christian Loder und Heinrich Eberhard Gottlob Paulus. Vor allem in Jena schrieb Goethe zahlreiche Briefe an Christiane Vulpius, seine Lebensgefährtin und Mutter seines 1789 geborenen Sohnes August, von denen 24

Zu diesem Band

IX

überliefert und weitere elf zu erschließen sind. Bis auf seine Aufenthalte in Jena verließ Goethe Weimar 1798 selten; das Gut in Oberroßla, das er im Juni 1798 erwarb und verpachtete, besuchte er nur an einigen wenigen Tagen dieses Jahres. Neben seinen zahlreichen amtlichen Verpflichtungen beim Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses, dem Umbau des Weimarer Hoftheaters, der Leitung der Herzoglichen Bibliothek und der Tätigkeiten für die Hoftheaterkommission wandte sich Goethe im Laufe des Jahres 1798 einer Reihe eigener literarischer Vorhaben zu: So nahm er die Arbeit am „Faust“ wieder auf und konzipierte die epischen Vorhaben „Achilleis“ und „Wilhelm Tell“. Goethes besonderes Augenmerk galt darüber hinaus seiner Kunstzeitschrift „Propyläen“, deren erstes Stück im Herbst 1798 veröffentlicht wurde. Für dieses ambitionierte Projekt arbeitete Goethe eng mit seinem Freund und Hausgenossen Johann Heinrich Meyer zusammen, der dafür seine zuvor in Italien gesammelten kunsthistorischen Aufzeichnungen auswertete. Die Entstehung und die Herausgabe dieser Kunstzeitschrift gehören zu den wichtigsten Themen in den Briefen des vorliegenden Bandes (vgl. auch das Verzeichnis der Beiträge, S. 731–735). Durch die Vermittlung Schillers konnte Johann Friedrich Cotta als Verleger gewonnen werden, womit die fruchtbare Zusammenarbeit Goethes mit dem Verlag der Cotta’schen Buchhandlung begann. Daneben schuf Goethe zahlreiche Gedichte für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“, darunter „Euphrosyne“ und „Die Metamorphose der Pflanzen“. Zugleich setzte Goethe seine intensive Zusammenarbeit mit Schiller fort. So nahm er regen Anteil an der Entstehung von Schillers „Wallensteins Lager“, womit im Oktober 1798 das von dem Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret umgebaute Weimarer Hoftheater wiedereröffnet wurde. Im naturwissenschaftlichen Bereich beschäftigte sich Goethe mit einschlägigen historischen Untersuchungen zur Farbenlehre und zur Optik. Brieflich dokumentiert ist der intensive Austausch mit Schiller über Methodenfragen zur Farbenlehre. Ausgelöst durch eine Schenkung von Carl Ludwig von Knebel verfasste Goethe außerdem den Aufsatz „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“. 1798 endete der langjährige, am Schluss jedoch nur sporadische Briefwechsel mit dem hannoverschen Freund Johann Christian Kestner. Für einige Adressaten sind lediglich aus diesem Jahr Briefe überliefert, so etwa zwei sowie ein erschlossener Brief an den Nürnberger Kaufmann Paul Wolfgang Merkel, den Goethe 1797 auf seiner Rückreise aus der Schweiz in Nürnberg kennen

X

Danksagung

gelernt hatte oder ein Brief an den aus Straßburg stammenden Übersetzer Johann Gottfried Schweighäuser. Zu den Vertretern der später so genannten ‚Frühromantiker‘ um die Brüder Friedrich und August Wilhelm Schlegel, die sich 1799 in Jena versammelten, unterhielt Goethe bereits 1798 briefliche Kontakte. Dies gilt insbesondere für August Wilhelm Schlegel, den Goethe als Philologen schätzte und an den sieben Briefe gerichtet sind. Ein weiterer Brief kann erschlossen werden. Zudem schrieb Goethe 1798 erstmals an Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Als weitere neue, wichtige Korrespondenzpartner sind Johannes Daniel Falk sowie Friedrich Wilhelm Joseph Schelling zu nennen, dessen Ruf an die Universität Jena Goethe mit einem an Schelling persönlich gerichteten Brief ausdrücklich begrüßte. Von alten Freunden Goethes findet sich unter den Adressaten des vorliegenden Bandes vor allem Carl Ludwig von Knebel, der im Februar 1798 eine eheliche Verbindung mit Luise Rudorf einging und seinen Wohnort nach Ilmenau verlegte. Überliefert sind außerdem einzelne Briefe an Christoph Martin Wieland, den einstigen Zögling Friedrich von Stein und den Patensohn Sigismund August Wolfgang Herder, für den sich Goethe auch nach seiner Distanzierung von dessen Eltern fördernd einsetzte. Goethes wichtigster Korrespondenzpartner ist auch in diesem Bandzeitraum Friedrich Schiller, an den insgesamt 83 Briefe, darunter ein gemeinsam mit Christian Gottlob Voigt verfasstes amtliches Schreiben (Nr A 19), erhalten sind. Drei weitere Briefe an ihn lassen sich erschließen. Die Briefe an Friedrich Schiller machen knapp ein Viertel des gesamten Briefwechsels dieses Jahres aus und sind an Umfang und Qualität ohne Vergleich. Die Überlieferungslage dieser Briefe als auch ihre spezifische Editionsgeschichte bedürfen übergreifender Erläuterungen, die über die sonst üblichen Angaben vor dem jeweils ersten Brief an einen Adressaten (im vorliegenden Band Nr 5) hinausgehen (vgl. GB 10 II, X–XII und 69–74).

Danksagung Die Herausgeber erfuhren Hilfe von vielen Seiten, durch Mitarbeiter von Archiven, Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, durch den Kreis der Kolleginnen und Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, insbesondere des Goethe- und Schiller-Archivs, des Goethe-Nationalmuseums und der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, sowie durch Vertreter verschiedener Disziplinen.

Danksagung

XI

Für die großzügige Bereitstellung der Handschriften und Digitalisate von Briefen Goethes sowie die freundliche Betreuung bei der Arbeit sind wir folgenden Institutionen und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dankbar: dem Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, besonders Katja Deinhardt, Volker Graupner, Stefan Schmidt, Karina Küthe und Anna Riemann von der Abteilung Ältere Bestände, dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, insbesondere Anne Bohnenkamp-Renken, Konrad Heumann und Bettina Zimmermann, dem Goethe-Museum Düsseldorf, Antonund-Katharina-Kippenberg-Stiftung, namentlich Christof Wingertszahn, Heike Spies sowie Pater Justinus Pagnamenta und Pater Gregor Jäggi von der Stiftsbibliothek Kloster Einsiedeln, Melanie Haase und Matthias Nuding vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, speziell Joachim Bauer, Joachim Ott, Uwe Dathe und Margit Hartleb, der Biblioteka Jagiello´nska in Krakau, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar, Wiltrud Fischer-Pache vom Stadtarchiv Nürnberg, dem Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg, in Wernigerode, insbesondere Jörg Brückner, ebenso den Kolleginnen des Goethe- und Schiller-Archivs, besonders Karin Ellermann, Susanne Fenske, Birgit Fiebig, Elfie Gräfe, Uta Griesbach, Barbara Hampe, Christiana Herrgott, Gabriele Klunkert, Katrin Neumann, Katharina Oelze und Franziska Stiebritz sowie den Praktikantinnen Giovanna Ciliberti und Katharina Peters. Für vielfältige Unterstützung, namentlich für wertvolle Hinweise zur Kommentierung einzelner Briefe, danken wir: Eva Beck, Ulrike Bischof, Héctor Canal, Michael Enterlein, Margrit Glaser, Volker Giel, Christian Hain, Silke Henke, Johannes Korngiebel, Georg Kurscheidt, Evelyn Liepsch, Ariane Ludwig, Ulrike Müller-Harang, Annette Mönnich, Norbert Oellers, Gabriele Oswald, Christian Pönitz, Jens Riederer, Bastian Roether, Sabine Schäfer, Beate Agnes Schmidt sowie den Gesamtherausgebern Frieder von Ammon, Jutta Eckle und Elke Richter. Eine besonders intensive und produktive Zusammenarbeit ergab sich mit Johannes Barth, der den chronologisch nachfolgenden Band 14 der Goethe-Briefausgabe bearbeitete. Anja Stehfest danken wir für ihre Mitarbeit am Kommentar der Briefe an Christiane Vulpius und für die Zusammenstellung der Akten zum Erwerb des Oberroßlaer Gutes. Bettina Zschiedrich danken wir für die Erstellung der Verweise und Hilfe bei den Verzeichnissen, Annette Mönnich, Carolin Fischer und Sanja Petkovi´c für ihre Mitarbeit an der Registererstellung. Peter Heyl und Wolfgang Ritschel danken wir für ihren redaktionellen Scharfblick.

XII

Danksagung

Unser spezieller Dank gilt unserer Lektorin (Content Editor) Katrin Hofmann sowie den Buchherstellern Stefan Diezmann und seiner Nachfolgerin Lena Hummel vom Verlag De Gruyter sowie Dr. G. (Frankfurt a. M.), der die Edition in großzügiger Weise finanziell unterstützt.

Text

XIII

Editionsgrundsätze 1. Inhalt Die Ausgabe enthält sämtliche überlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarbänden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d.h. eigenhändig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich überlieferten Texte. Sie müssen persönliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfüllen. Adressaten können Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen verfasste sowie solche, die Goethe im Auftrag anderer Personen oder die andere Personen in seinem Auftrag schrieben, sowie von Goethe verfasste Teile (z.B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen. Die Briefe werden vollständig abgedruckt einschließlich ihrer Beilagen, wenn dies Art und Umfang der Beilagen gestatten. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische und wissenschaftliche Werke in Briefform und amtliche Schriftstücke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u.ä., die Goethe in Ausübung der ihm übertragenen Kommissionen und sonstigen Ämter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstücke zusätzliche über Anrede und Grußformel hinausgehende persönliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang „Amtliches“ erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke, die seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zählen.

2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht überliefert und auch nicht in Form einer Reproduktion zugänglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z.B. Abschrift, Druck) mit dem

XIV

Editionsgrundsätze

höchsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept überliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes. Der Text gibt die zugrunde liegende Vorlage buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. Lässt der graphische Befund die Unterscheidung von Großund Kleinbuchstabe nicht zu (so vor allem bei D–d, F–f, H–h, T–t), sind der semantische Kontext wie zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten für die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch für die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abkürzungen nicht aufgelöst, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht ergänzt, das Abbruchzeichen (wie in WohlgebL, ExzelL, dergL) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Der Geminationsstrich (n, m) wird zur Doppelschreibung aufgelöst. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich in der heute üblichen Form (ue bel – übel). Dittographien bei Seitenwechsel werden ausgeschieden.

2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Sämtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der Schriftarten, Siglen und Zeichen im edierten Text, GB 13 I, S. XXIf.). Schemata und Konzepte werden im Abschnitt „Konzepte“ abgedruckt. Der Nachweis der Varianten erfolgt in einem integrierten Apparat.

Text

XV

2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Zählung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift über einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das späteste Datum für die Einordnung in die Chronologie ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag überliefert, dienen inhaltliche und/oder überlieferungsgeschichtliche Kriterien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. Lässt sich für einen Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das Gleiche gilt sinngemäß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr ermittelt wurden. In den Textbänden erscheinen sämtliche überlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollständig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden für den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke werden am Ende des Textbandes im Abschnitt „Amtliches“ abgedruckt. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Nummer verangestellten Kennzeichnung (A). Gleiches gilt für Briefe, bei denen die Autorschaft Goethes fraglich ist oder nicht mehr angenommen wird. Sie stehen in den Abschnitten „Zweifelhaftes“ (Z), „Unechtes“ (U) und „Fälschlich Goethe Zugewiesenes“ (F). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Ort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Hat Goethe den Brief gemeinsam mit anderen Personen verfasst, z.B. mit August von Goethe, heißt es im Briefkopf in der Adressatenzeile „An … mit August von Goethe“. Briefe, die nicht nach der Handschrift der behändigten

XVI

Editionsgrundsätze

Ausfertigung abgedruckt werden können, erhalten unter der Datumszeile in spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z.B. 〈Konzept〉, 〈Druck〉, 〈Abschrift〉). Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingeführten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Mädchennamen geführt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gültigen Familiennamen. Die räumliche Anordnung des Textes wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftragsbriefe erscheinen in kleinerer Geradschrift.

3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Ort und Datum. Zusätzlich werden Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollständig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfänger gegenüber dem in der Weimarer Ausgabe angegebenene Empfänger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die für oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.

3.2 Überlieferung Im Abschnitt „Überlieferung“ werden alle handschriftlich überlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der behändigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgenössische und spätere Abschriften) nachgewiesen. Nach der Handschrift der Ausfertigung erscheinen alle anderen Zeugen in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung.

Kommentar

XVII

Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besitzer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusätzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“. Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermöglichen. Zusätzlich können Angaben zur Schrift erfolgen (z.B. „flüchtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite × Höhe) angegeben, dazu Besonderheiten wie Zier- oder Trauerränder u.ä., Beschädigungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies für den Nachweis relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht. Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Ergänzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt der Brief einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der Überlieferung mitgeteilt. Die gedruckte Überlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Drucküberlieferung bis zum ersten vollständigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 …). Ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgeführt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der Überlieferung bilden der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe als Referenzausgabe. Erläuterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begründung bedarf.

XVIII

Editionsgrundsätze

3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Abweichungen zwischen textkritisch relevanten Textzeugen werden nicht explizit in einem Einzelstellenapparat nachgewiesen, lassen sich aber aus den Textzeugen selbst, die im Textband vollständig und einschließlich ihrer Varianten mitgeteilt werden, erschließen. Überlieferungsvarianten, d.h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der behändigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag.

3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden im Kommentar buchstaben- und satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zulassen, und analog zur Überlieferung der Briefhandschriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z.B. Zeitschriften, Bücher, Aushängebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z.B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht überliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie im Kommentar aufgeführt.

3.5 Erläuterungen Den Erläuterungen eines jeden Briefes gehen Angaben über Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwähnungen im Tagebuch und/oder in den Postsendelisten. Die Erläuterungen liefern die zum Verständnis des Textes notwendigen sprachlichen, sachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlüsse. Am Beginn der Erläuterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende Überblickskommentare zur Person des Adressaten und Goethes Beziehung zu ihm sowie zu den Besonderheiten der Korrespondenz.

Kommentar

XIX

Direkte oder indirekte Zitate im Brieftext werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erläuterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, soweit es zum Verständnis des Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwähnte Briefe überliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind zum Verständnis des Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erläuterungen ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Ergänzung und Entlastung der Erläuterungen dienen Register der erwähnten Personen und deren Werke, der Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.

XX

Hinweise zur Benutzung

Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z.B. die Provenienz betreffend. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelblättern jeweils auf die Größe des Einzelblatts (Breite × Höhe in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 …) gelten diese jeweils nur für die Überlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht überliefert“ ist synonym mit ‚verschollen‘ zu verstehen, das heißt, zum Zeitpunkt des Erscheinens eines Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief überhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind als zusätzliche Information gedacht, ohne dass Vollständigkeit angestrebt wurde. Goethes Briefe an Charlotte von Stein und an Friedrich Schiller, die im Goethe- und Schiller-Archiv verwahrt werden, stehen als Digitalisate zur Verfügung und sind über das „Repertorium sämtlicher Goethe-Briefe“ im Internet zugänglich (vgl. die Angaben zu GB Rep im Verzeichnis der „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXX–LV im vorliegenden Band). Im Rahmen der „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ werden sukzessive weitere Digitalisate veröffentlicht. Der vorliegende Band enthält Briefe, zu denen außer dem Textzeugen, der dem edierten Text zugrunde liegt, Konzepte überliefert sind. Diese werden in einem gesonderten Teil des Textbandes mitgeteilt. Sie tragen die Nummer des dazugehörigen Briefes mit nachgestelltem „K“ (z.B. Nr 126K). Im Unterschied zum edierten Text, dessen Varianten im Hinblick auf die bessere Zitierbarkeit in den Fußnoten mitgeteilt werden, erfolgt die Variantendarstellung der Konzepte in einem integrierten Apparat, doch unter Verwendung derselben Schriftarten, Siglen und Zeichen. Die Erläuterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler lästiger Verweise für sich allein verständlich kommentiert sein soll.

Hinweise zur Benutzung

XXI

Verweise in den Einzelstellenerläuterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Kürzere Erläuterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 12,3–4“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 12, Zeile 3–4), Verweise in der Form „vgl. zu 12,3–4“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, nämlich auf die der Lemmazahl (12,3–4) folgende Erläuterung. Bei Verweisen in andere Bände tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (z.B. vgl. GB 3 II, zu 123,4–5). Goethes Werke werden nach der Weimarer Ausgabe (WA) zitiert, es sei denn, es gibt eine verbesserte Ausgabe, wie z.B. im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW), im Fall der naturwissenschaftlichen Werke die Leopoldina-Ausgabe (LA) und im Fall der Tagebücher und der Begegnungen und Gespräche die am Goethe- und Schiller-Archiv erarbeiteten Ausgaben (GT und BuG). Zitate aus Werken Dritter werden nach den von Goethe benutzten Ausgaben, in der Regel nach deren Erstdruck, nachgewiesen. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zugänglich, werden andere zeitgenössische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben herangezogen. Bibelstellen sind nach der Ausgabe der Luther-Bibel zitiert, die Goethe selbst besessen hat (Luther-Bibel 1772), weil gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden übersetzt, in der Regel auch fremdsprachige Titel. Quellen, Werke, Ausgaben und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die mehrfach zitiert werden, erhalten eine Sigle oder werden abgekürzt zitiert. Diese Siglen sowie die in Goethes Briefen verwendeten Abkürzungen werden in vorangestellten Verzeichnissen nachgewiesen (vgl. „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXX–LV im vorliegenden Band). Der Entlastung des Kommentars dienen kommentierte Personen- und Werkregister und eine Übersicht über die Beiträge in Goethes Periodikum „Propyläen“. Informationen zu zeitgenössischen Maßen und Münzen sind dem Verzeichnis „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“ (S. LIX–LX im vorliegenden Band) zu entnehmen.

XXII

Hinweise zur Benutzung

Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden Text Goethes petit Text von fremder Hand (in Goethes Briefen) Sperrung Hervorhebung Sperrung doppelte Hervorhebung S p e r r u n g dreifache Hervorhebung grotesk lateinische Schrift Sperrung Hervorhebung in lateinischer Schrift Sperrung doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift G eigenhändige Korrektur in diktierten Texten G? zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) 1 eigenhändige Korrektur mit Bleistift in diktierten Texten G ××× unlesbare Buchstaben unsichere Lesung abcd 〈abcd〉 Zusätze des Editors 〈 〉 Textverlust der Vorlage l Abbrechungszeichen über der Zeile ergänzt ⎡abcd⎤ unter der Zeile ergänzt ⎣abcd⎦ |abcd| in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt ⎡abcd ⎡ abcd am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt ⎤ ⎤ am unteren Rand ergänzt ↓abcd↓ ∫ nachträgliche Trennung ∩ nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen abcd gestrichen und durch Unterpungierung wiederhergestellt abcd ......... Streichung in der Streichung abcd Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder abcd efgh Zeichens (Sofortkorrektur) abcd efgh ijkl später ersatzlos gestrichen (Tilgung) abcd efgh Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestr. gestrichen recte

Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes

ab

/ |:abcd:|

XXIII

a überschrieben durch b oder korrigiert zu b Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen

XXIV

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar kursiv Sperrung A Abb. Abt. Anm. Bd, Bde Bl., Bll. cm D Diss. dt. E EB ebd. egh. engl. f., ff. fol. franz. geb. gen. gest. griech. H h H. Hd Inv.-Nr ital. Jg. K k

Editortext Hervorhebung im Editortext eigenhändige oder autorisierte Abschrift von H Abbildung Abteilung Anmerkung Band, Bände Blatt, Blätter Zentimeter textgeschichtlich bedeutsamer Druck Dissertation deutsch Erstdruck Erschlossener Brief ebenda Goethe eigenhändig englisch folgende Blattzählung (von lat. folio: Blatt) französisch geboren genannt gestorben griechisch Handschrift; in der Überlieferung der Briefe Goethes: behändigte Ausfertigung, eigenhändig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand Inventarnummer italienisch Jahrgang Konzepthandschrift Abschrift von K (nicht autorisiert)

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

km lat. m mhd. mittellat. mm Ms. N. F. Nr o. J. o. Nr o. O. o. S. r Rs. s. S. Sign. Slg Sp. sS St. Tgb. T., Tle u.a. v V. v. Chr. vgl. Vol. Vs. zS / // L

XXV

Kilometer lateinisch Meter mittelhochdeutsch mittellateinisch Millimeter Manuskript Neue Folge Nummer ohne Jahresangabe ohne Nummerierung ohne Ortsangabe ohne Seitenzählung recto (Blattvorderseite) Rückseite siehe Seite Signatur Sammlung Spalte späterer Schreiber Stück Tagebuch Teil, Teile unter anderem, unter anderen verso (Blattrückseite) Vers, Verse vor Christus vergleiche Volume (Band) Vorderseite zeitgenössischer Schreiber Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten Seitenwechsel in Zitaten Abbrechungszeichen in Zitaten

XXVI

FDH/FGM

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter GoetheMuseum GMD Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung GNM Germanisches Nationalmuseum Nürnberg GSA Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv HAAB Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek HStA Hauptstaatsarchiv KSW Klassik Stiftung Weimar LATh – HStA Weimar Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar SLUB Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden SNM/DLA Marbach Schiller-Nationalmuseum – Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar StA Staatsarchiv StadtAN Stadtarchiv Nürnberg SUB Staats- und Universitätsbibliothek ThULB Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena UA Universitätsarchiv UB Universitätsbibliothek ULB Universitäts- und Landesbibliothek

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

XXVII

Siglen und Abkürzungen für Archivalien Briefverzeichnis 1797 Briefverzeichnis 1798, 1 Briefverzeichnis 1798, 2 Briefverzeichnis 1798, 3

Briefverzeichnis 1798, 4

Briefverzeichnis 1798/99 Färber-Calender 1798

FB 1798

GR/Belege 1797, 1

GR/Belege 1798, 1

〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe 1797.〉 GSA, Sign.: 28/19, Bl. 396–401. 〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe Januar– März 1798.〉 GSA, Sign.: 28/20, Bl. 2–3. 〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe April– Juni 1798.〉 GSA, Sign.: 28/21, Bl. 134–135. 〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe Juli– September 1798.〉 GSA, Sign.: 28/22, Bl. 299– 300. 〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe Oktober–Dezember 1798.〉 GSA, Sign.: 28/23, Bl. 481–482. 〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe Dezember 1798–Januar 1799.〉 GSA, Sign.: 28/24, Bl. 2. Neuer und verbesserter Historien-Calender, Auf das Jahr nach der Geburt Christi 1798. Darinnen zu finden der Planetenlauf, Aspecten-Stand, und Finsternisse, Witterung, Pflanz- und Säetage, Sonnen Aufund Untergang, und alles, was zu einem vollständigen Calender nöthig ist. Jena, privilegirter Wertherischer Calender, zu haben bey Philipp Jacob Lorenz Werther 〈1797〉. 〈Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Färber.〉 ThULB Jena, Sign.: Nachl. Martin q 20:14. Fourier-Buch / aufs Jahr / 1798. / dermalen geführet / von den Hof-Fouriers, / Johann Christoph Waitz / und / August Christian Friedrich Martini. (Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August. 1. Jan. – 31. Dez. 1798). 120 Bl., pag. 1–239. LATh – HStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4547. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–Dezember 1797. GSA, Sign.: 34/XIII,6,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung September 1797–März 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,1.

XXVIII

GR/Belege 1798, 2

GR/Belege 1798, 3

GR/Belege 1798, 4

GR/Belege 1798, 5

GR/Belege 1798, 6

GR/Belege 1798, 7

GR/Belege 1799, 1

GR/Belege 1799, 2

GR/Jena 1798, 1

GR/Jena 1798, 2

GR/Jena 1798, 3

GR/RB 1798, 1

GR/RB 1798, 2

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–April 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Februar–Juni 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Juni–November 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,4. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,5. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–Dezember 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,6. Goethe. Rechnungen. Belege zu den drei Jenaischen Reiserechnungen. März–Dezember 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,9,7. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Oktober 1798–Januar 1799. GSA, Sign.: 34/XIV,3,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung November 1798–April 1799. GSA, Sign.: 34/XIV,3,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Jenaische Reiserechnung. 20. März–5. April 1798. 20. Mai–11. Juli 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,8,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Jenaische Reiserechnung. 1.–18. August 1798 und 22. September–22. Oktober 1798. GSA, Sign.: 34/ XIII,8,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Jenaische Reiserechnung. 11. November–1. Dezember 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,8,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbuch. Einnahme und Ausgabe Dezember 1797–März 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,7,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbuch. Einnahme und Ausgabe Juni–September 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,7,2.

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

GR/RB 1798, 3

GR/RB 1799, 1

Knebel, Tgb. 1797 Knebel, Tgb. 1799 Theater/Musik Weimar

XXIX

Goethe. Rechnungen. Rechnungsbuch. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1798. GSA, Sign.: 34/XIII,7,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbuch. Einnahme und Ausgabe Dezember 1798–März 1799. GSA, Sign.: 34/XIV,1,1. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1797. GSA, Sign.: 54/374. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1799. GSA, Sign.: 54/375. Theater und Musik in Weimar 1757–1969. – Online verfügbar.

XXX

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW

AA SL

Adelung

ALZ

AS

Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970; Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. Goethe: Schriften zur Literatur. Historisch-kritische Ausgabe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text, bearbeitet von Edith Nahler. Berlin 1970; Bd 2: Text, bearbeitet von Johanna Salomon. Berlin 1971; Bd 3: Text, bearbeitet von Horst Nahler. Berlin 1973; Bd 4: Überlieferung, Varianten und Paralipomena zu Band 1, bearbeitet von Edith Nahler. Berlin 1976; Bd 5: Überlieferung, Varianten und Paralipomena zu Band 2, bearbeitet von Johanna Salomon. Berlin 1980; Bd 6: Überlieferung, Varianten und Paralipomena zu Band 3, bearbeitet von Horst Nahler. Berlin 1978; Bd 7: Register zu Band 1 bis 6, bearbeitet von Horst Nahler. Berlin 1982. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. Allgemeine Literatur-Zeitung. 〈Hrsg. von Christian Gottfried Schütz und Gottlieb Hufeland.〉 Jena 1785–1803; Fortsetzung Halle 1804–1849. Goethes Amtliche Schriften. Veröffentlichung des Staatsarchivs Weimar. 4 Bde. Weimar 1950– 1987. – Bd 1: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Teil 1: Die Schriften der Jahre 1776– 1786. Bearbeitet von Willy Flach. Weimar 1950; Bd 2: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788–1797. Weimar 1968; 2. Halbbd: 1798–1819. Weimar 1970; Bd 3: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Erläuterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Aus Herders Nachlaß

Aus Weimars Glanzzeit

Berger, Anna Amalia

Bojanowski, Bibliothek

Bothe, Residenzschloß

Bradish Briefe an Fritz von Stein Briefe an Johann von Müller

BuG

XXXI

Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1972; Bd 4: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1987. Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock, Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856–1857. Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt. Zum funfzigsten Jahrestage des Todes Schillers. Hrsg. von August Diezmann. Leipzig 1855. Joachim Berger: Anna Amalia von Sachsen-WeimarEisenach (1739–1807). Denk- und Handlungsräume einer ‚aufgeklärten‘ Herzogin. Heidelberg 2003. Paul von Bojanowski: Aus der ersten Zeit der Leitung der Großherzoglichen Bibliothek durch Goethe (1797–1800). Weimar 1899. Rolf Bothe: Dichter, Fürst und Architekten. Das Weimarer Residenzschloß vom Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Ostfildern-Ruit 2000. Joseph A〈rno〉 von Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn. New York 1937. Briefe an Fritz von Stein. Hrsg. und eingeleitet von Ludwig Rohmann. Leipzig 1907. Briefe an Johann von Müller. (Supplement zu dessen sämmtlichen Werken.) Hrsg. von 〈Johann Heinrich〉 Maurer-Constant, Bibliothekar zu Schaffhausen. Mit einem Vorwort von Dr. Friedrich Hurter. 6 Bde. Schaffhausen 1839–1840. Goethe: Begegnungen und Gespräche. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin 1965–1966; Bd 3, Bd 5, Bd 6, Bd 8 und Bd 14. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–2013; Bd 10f. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. In Verbindung mit der

XXXII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Campe

Carl August-Goethe2

Caroline

Charlotte von Schiller Cotta, Verlagsbuch

Dann, Klaproth

Demandt, Falk

DjG3

Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Renate Grumach und Bastian Röther. Berlin, New York 2018ff. – Bd 1: 1749–1776. Hrsg. von Renate Grumach (1965); Bd 2: 1777–1785. Hrsg. von Renate Grumach (1966); Bd 3: 1786–1792. Hrsg. von Renate Grumach (1977); Bd 4: 1793–1799. Hrsg. von Renate Grumach (1980); Bd 5: 1800–1805. Hrsg. von Renate Grumach (1985); Bd 6: 1806–1808. Hrsg. von Renate Grumach (1999); Bd 8: 1811– 1812. Bearbeitet von Anke Schmidt-Peter (2013); Bd 10: 1815–1816. Bearbeitet von Angelika Reimann (2018); Bd 14: 1823–1824. Bearbeitet von Angelika Reimann (2011). Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs Wörterbuch. 2 Bde. Braunschweig 1801. Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von Hans Wahl. 3 Bde. Berlin 1915–1918. Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hrsg. von Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913. Charlotte von Schiller und ihre Freunde. 〈Hrsg. von Ludwig Urlichs.〉 3 Bde. Stuttgart 1860–1865. Johann Friedrich Cottas Verlagsbuch von 1787 bis 1806. Hrsg. vom Deutschen Literaturarchiv Marbach. Bearbeitet von Bernhard Fischer. Stuttgart 2011. Georg Edmund Dann: Martin Heinrich Klaproth (1743–1817). Ein deutscher Apotheker und Chemiker. Sein Weg und seine Leistung. Berlin 1958. Johannes Demandt: Johannes Daniel Falk. Sein Weg von Danzig über Halle nach Weimar (1768–1799). Göttingen 1999. Der junge Goethe. Neu bearbeitete Ausgabe. Hrsg. von Hanna Fischer-Lamberg. 5 Bde und Registerbd. Berlin 1963–1974.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Doebber, Lauchstädt und Weimar

XXXIII

Lauchstädt und Weimar. Eine theaterbaugeschichtliche Studie von A〈dolph〉 Doebber. Mit 20 Tafeln und Abbildungen im Text. Berlin 1908. Doebber, Ober-Roßla Adolph Doebber: Goethe und sein Gut Ober-Roßla. Nach den Akten im Goethe- und Schiller-Archiv und im Geh. Haupt- und Staats-Archiv zu Weimar. In: GJb 6 (1919), S. 195–239. Düntzer, Freundesbilder Freundesbilder aus Goethe’s Leben. Studien zum Leben des Dichters. Von H〈einrich〉 Düntzer. Leipzig 1853. Düntzer, Knebels Nachlaß Zur deutschen Literatur und Geschichte. Ungedruckte Briefe aus Knebels Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Düntzer. 2 Bde. Nürnberg 1858. Eckermann, Gespräche Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823–1832. Von Johann Peter Eckermann. 3 Tle. Leipzig (T. 3 Magdeburg) 1836–1848. EGW Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Begründet von Momme Mommsen. Fortgeführt und herausgegeben von Katharina Mommsen. Bd 1 und 2: Reprographischer Neudruck des vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Akademie Verlag 1958 herausgegebenen Erstdrucks. Bd 1: Abaldemus – Byron. Berlin, New York 2006; Bd 2: Cäcilia – Dichtung und Wahrheit. Berlin, New York 2006; Bd 3: Diderot – Entoptische Farben. Redaktion: Peter Ludwig. Berlin, New York 2006; Bd 4: Entstehen – Farbenlehre. Redaktion: Peter Ludwig und Uwe Hentschel. Berlin, New York 2008; Bd 5: Fastnachtsspiel – Faust. Bandbearbeiter: Uwe Hentschel. Berlin, Boston 2017; Bd 6: Feradeddin – Gypsabgüsse. Redaktion: Peter Ludwig und Uwe Hentschel. Berlin, New York 2010; Bd 7: Hackert – Indische Dichtungen. Redaktion: Ute Maack. Berlin, NewYork 2015. Eigenmann, Hamburger Susanne Eigenmann: Zwischen ästhetischer Raserei Theater und aufgeklärter Disziplin. Hamburger Theater im späten 18. Jahrhundert. Stuttgart, Weimar 1994. FA/Goethe Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde in 2 Abt. 〈Frankfurter Ausgabe〉. Frankfurt a. M. 1985–

XXXIV

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

FA/Herder

Femmel/Heres

Fischer, Cotta Friedrich, Pharmazeuten um Goethe

GB

1999. – I. Abt. Bd 7/1 und 7/2: Faust. Texte und Kommentare. Hrsg. von Albrecht Schöne (1994); Bd 10: Wilhelm Meisters Wanderjahre. Hrsg. von Gerhard Neumann und Hans-Georg Dewitz (1989); Bd 16: Campagne in Frankreich. Belagerung von Mainz. Reiseschriften. Hrsg. von Klaus-Detlef Müller (1994); Bd 23/2: Schriften zur Farbenlehre 1790–1807. Hrsg. von Manfred Wenzel (1991); Bd 27: Amtliche Schriften. T. 2: Aufgabengebiete seit der Rückkehr aus Italien. Hrsg. von Irmtraut und Gerhard Schmid (1999). Johann Gottfried Herder. Werke 〈Frankfurter Ausgabe〉. Hrsg. von Martin Bollacher, Jürgen Brummack, Ulrich Gaier u.a. 10 Bde. Frankfurt a. M. 1985– 2000. – Bd 4: Schriften zu Philosophie, Literatur, Kunst und Altertum 1774–1787. Hrsg. von Jürgen Brummack und Martin Bollacher (1994). Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. Bernhard Fischer: Johann Friedrich Cotta. Verleger – Entrepreneur – Politiker. Göttingen 2014. Christoph Friedrich: Pharmazeuten um Goethe. In: Pharmazie und Chemie in Goethes Leben und Werk. Wissenschaftshistorische Beiträge zu ausgewählten Aspekten. Hrsg. von Peter Dilg. Stuttgart 2010, S. 35–59. Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik-Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv / (ab 2017:) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Berlin 2008ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008);

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

GB Rep

XXXV

Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008); Bd 3 I–II: 8. November 1775–Ende 1779. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Bettina Zschiedrich (Kommentar) (2014); Bd 6 I–II: Anfang 1785–3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2010); Bd 7 I–II: 18. September 1786–10. Juni 1788. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2012); Bd 8 I–II: 20. Juni 1788–Ende 1790. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2017); Bd 9 I–II: 1791–1793. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2020); Bd 10 I–II: 1794–1795. Text und Kommentar. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2019); Bd 11 I–II: 1796. Text und Kommentar. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2021); Bd 14 I–II: 1799–1800. Text und Kommentar. Hrsg. von Johannes Barth und Georg Kurscheidt (2021). Johann Wolfgang Goethe: Repertorium sämtlicher Briefe. 1764–1832. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Elke Richter unter Mitarbeit von Andrea Ehlert, Susanne Fenske, Eike Küstner, Katharina Mittendorf, Bettina Zschiedrich und Anja Stehfest. Begründet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit Unterstützung der

XXXVI

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Geiger, Acht Briefe

Genast, Aus dem Tagebuche GJb

Deutschen Forschungsgemeinschaft. – Online verfügbar. Ludwig Geiger: Acht Briefe F〈riedrich〉 A〈ugust〉 Wolfs, sechs Briefe A〈loys〉 Hirts, vier Briefe Goethes an Hirt. In: GJb XV (1894), S. 54–108. Eduard Genast: Aus dem Tagebuche eines alten Schauspielers. 4 Tle. Leipzig 1862–1866. Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913; 〈Bd 35–43:〉 Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Bd 1–9: Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Gräf. Weimar (Bd 1–7 in Kommission beim Insel-Verlag in Leipzig) 1914–1922; 〈Bd 44–55:〉 Bd 10–21: Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Max Hecker. Weimar 1924–1963; 〈Bd 56–57:〉 Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937; 〈Bd 58–64:〉 Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Bd 3–9: Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–1944; 〈Bd 65:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 10: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947; 〈Bd 66:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 11: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl † und Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1950; 〈Bd 67–88:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 12–33: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1951–1971; Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973; Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer † und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974; Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–1989; Bd 107: Im Auftrage des Vor-

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Cotta

XXXVII

standes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn † und Jörn Göres. Weimar 1990; Bd 108– 116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1992–2000; Bd 117– 118: Im Auftrage des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2001–2002; Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2003; Bd 120–121: Im Auftrag des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2004–2005; Bd 122–123: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 〈2006–2007〉; Bd 124–127: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 〈2008–2011〉; Bd 128–131: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2012–2013, 〈2014〉, 2015; Bd 132: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2016; Bd 133–135: Im Auftrag des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2017–2019; Bd 136ff.: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz, Stefan Matuschek und Edith Zehm. Göttingen 2020ff. Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe in drei Bänden. Hrsg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979–1983. – Bd 1: Briefe 1797–1815 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 31); Bd 2: Briefe 1816–1832 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 32); Bd 3 I: Erläuterungen zu den Briefen 1797–1815 (1983; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/1); Bd 3 II: Erläuterungen zu den Briefen 1816–1832 (1983;

XXXVIII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/2). Goethe-Friedrich von Stein Briefe von Goethe und dessen Mutter an Friedrich Freiherrn von Stein. Nebst einigen Beilagen. Hrsg. von J〈ohann〉 J〈acob〉 H〈einrich〉 Ebers und August Kahlert. Leipzig 1846. Goethe Handbuch. Goethe, seine Welt und Zeit in Goethe-Handbuch2 Werk und Wirkung. Zweite, vollkommen neugestaltete Auflage unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Alfred Zastrau 〈2 Bde erschienen〉. Stuttgart 1956 und 1961. – Bd 1: Aachen–Farbenlehre (1961). 3 Goethe-Handbuch. 5 Bde. Hrsg. von Bernd Witte, Goethe-Handbuch Theo Buck, Hans-Dietrich Dahnke, Regine Otto und Peter Schmidt. Stuttgart, Weimar 1996– 1999. – Goethe-Handbuch. Supplemente. Bd 1: Musik und Tanz in den Bühnenwerken. Hrsg. von Gabriele Busch-Salmen (2008); Bd 2: Naturwissenschaften. Hrsg. von Manfred Wenzel (2012); Bd 3: Kunst. Hrsg. von Andreas Beyer und Ernst Osterkamp (2011). Goethe-Knebel Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel. (1774– 1832.) 〈Hrsg. von G[ottschalk] E[duard] Guhrauer.〉 2 Tle. Leipzig 1851. Goethe-Meyer Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer. Hrsg. von Max Hecker. 4 Bde. Weimar 1917–1932. – Bd 1: Juli 1788 bis Juni 1797 (1917; SchrGG 32); Bd 2: Juni 1797 bis Dezember 1820 (1919; SchrGG 34); Bd 3: Januar 1821 bis März 1832 (1922; SchrGG 35.1); Bd 4: Register zu Band 1–3 (1932; SchrGG 35.2). Goethe-Schiller-Museum Goethe-Schiller-Museum. Hrsg. von August Diezmann. Leipzig 1858. Goethe und Werther. Briefe Goethe’s, meistens aus Goethe und Werther1 seiner Jugendzeit, mit erläuternden Documenten. Hrsg. von A〈gust〉 Kestner. Stuttgart und Tübingen 1854. Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt. Mit Goethe-Voigt1 Voigts Bildniß. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1868. Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt. 4 Goethe-Voigt2 Bde. Bearbeitet und hrsg. von Hans Tümmler (ab Bd

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Wortschatz

Gotthardi, Theaterbilder

Grave

Grimm

Grötzsch, Globusinventarisierung

GT

XXXIX

3 unter Mitwirkung von Wolfgang Huschke; SchrGG 53–56). Weimar 1949 (Bd 1), 1951 (Bd 2), 1955 (Bd 3), 1962 (Bd 4). Goethe-Wortschatz. Ein sprachgeschichtliches Wörterbuch zu Goethes sämtlichen Werken von Paul Fischer. Leipzig 1929. W〈ilhelm〉 G〈otthard〉 Gotthardi: Weimarische Theaterbilder aus Goethe’s Zeit. Ueberliefertes und Selbsterlebtes. 2 Bde. Jena und Leipzig 1865. Johannes Grave: Der „ideale Kunstkörper“. Johann Wolfgang Goethe als Sammler von Druckgraphiken und Zeichnungen. Mit 71 Abbildungen. Göttingen 2006. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde in 32 Teilbänden. Leipzig 1854– 1961 (Bandzählung nach der digitalen Version der Ausgabe, online verfügbar). Helmut Grötzsch: Die ersten Forschungsergebnisse der Globusinventarisierung in der Deutschen Demokratischen Republik (Ein Beitrag zur Internationalen Weltinventarisierung durch die UNESCO). Berlin 1963. Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimar〉 hrsg. 〈Bd 1–6: von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm〉. Stuttgart, Weimar 1998ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Döhler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V 1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007); Bd VI 1–2: 1817– 1818. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2014); Bd VII 1–2: 1819–1820. Text

XL

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2014); Bd VIII 1–2: 1821–1822. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2015). Gubitz, Briefe von Goethe Briefe von Goethe. In: Der Gesellschafter oder Blätter für Geist und Herz. Hrsg. v. F〈riedrich〉 W〈ilhelm〉 Gubitz. 16. Jg. Berlin 1832, 107. Blatt, Mittwoch den 4. Juli, S. 529f.; 108. Blatt, Freitag den 6. Juli, S. 539; 109. Blatt, Sonnabend den 7. Juli, S. 541f.; 110. Blatt, Montag den 9. Juli, S. 547; 111. Blatt, Mittwoch den 11. Juli, S. 549f.; 112. Blatt, Freitag den 13. Juli, S. 558f.; 113. Blatt, Sonnabend den 14. Juli, S. 561f.; 114. Blatt, Montag den 16. Juli, S. 567; 115. Blatt, Mittwoch den 18. Juli, S. 573f.; 116. Blatt, Freitag den 20. Juli, S. 579; 117. Blatt, Sonnabend den 21. Juli, S. 581f. GWb Goethe Wörterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1978–1989. – Bd 3ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln 1998ff. – Online verfügbar. Hagen Die Drucke von Goethes Werken. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR. Bearbeitet von Waltraud Hagen. 2., durchgesehene Aufl. Berlin 1983. 〈Hermann Hartung〉: Zwischen Weimar und Jena. Hartung, Zwischen Weimar und Jena Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S〈alomon〉 H〈irzel〉. Leipzig 〈1855〉. Rudolf Haym: Herder. 2 Bde. Hrsg. von Wolfgang Haym2 Harich. Berlin 1954. HB Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe 1763–1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar 〈ab Bd 10: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar〉 (Goethe- und Schiller-Archiv). 17 Bde 〈Bd 1–8: Be-

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

XLI

arbeitet von Wilhelm Dobbek † und Günter Arnold, Bd 9–17: Bearbeitet von Günter Arnold〉. Weimar 1977–2014. – Bd 7: Januar 1793–Dezember 1798 (1982); Bd 8: Januar 1799–November 1803 (1984); Bd 9: Nachträge und Ergänzungen 1763–1803 (1988). Herting, Maximilian Jacobi Carl Wigand Maximilian Jacobi ein deutscher Arzt (1775–1858). Ein Lebensbild nach Briefen und anderen Quellen von Sanitätsrat Dr. Johannes Herting. Görlitz 1930. Hirt, Briefwechsel Aloys Hirt – Briefwechsel 1787–1837. Hrsg. von Uta Motschmann. Digitale Edition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (https://aloys-hirt.bbaw.de/briefe/index.xql). Hofkalender 1798 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender, auf das Jahr 1798. Jena 〈o. J.〉. Hofkalender 1799 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender, auf das Jahr 1799. Jena 〈o. J.〉. Inventare Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. – Bd 2: Goethe-Bestand. Teil 1: Gedichte. Redaktor Gerhard Schmid. Weimar 2000. IR I, II, III Italiänische Reise. I. II. III. (WA I 30–32). JbFDH Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. 〈Hrsg. von Otto Heuer.〉 Frankfurt 1902–1925. – Im Auftrag der Verwaltung hrsg. von Ernst Beutler. Frankfurt 1926–1931; Halle 1931–1940. – Hrsg. von Detlef Lüders. Tübingen 1962–1982. – Hrsg. von Arthur Henkel. Tübingen 1983. – Hrsg. von Christoph Perels. Tübingen 1984–2002. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp und Christoph Perels. Tübingen 2003. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp. Tübingen 2004– 2009; Göttingen 2010ff. JbdDSG Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft. Im Auftrag des Vorstands hrsg. von Fritz Martini, Herbert Stubenrauch und Bernhard Zeller. Stuttgart 1957– 1959. – Hrsg. von Fritz Martini, Walter MüllerSeidel und Bernhard Zeller. Stuttgart 1960–1987. – Hrsg. von Wilfried Barner, Walter Müller-Seidel und Ulrich Ott. Stuttgart 1988–1998. – Hrsg. von Wilfried Barner, Christine Lubkoll, Ernst Osterkamp

XLII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Jean Pauls Sämtliche Werke I–IV

Jericke/Dolgner, Klassizismus Keudell

Kant AA

KFSA

Klopstock, Werke HKA

und Ulrich Ott. Stuttgart 1999–2004, Göttingen 2005. – Hrsg. von Wilfried Barner, Christine Lubkoll, Ernst Osterkamp und Ulrich Raulff. Göttingen 2006–2013, Berlin u.a. 2014. – Hrsg. von Alexander Honold, Christine Lubkoll, Ernst Osterkamp und Ulrich Raulff. Berlin u.a. 2015ff. Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Abt. I–IV. Berlin 1927ff. – Abt. III. Briefe. Hrsg. von Eduard Berend. Bd 3: Briefe 1797–1800 (1959); Abt. IV. Briefe an Jean Paul. Bd 3.1: 1797–1799. Hrsg. von Angela Goldack (2009). Alfred Jericke, Dieter Dolgner: Der Klassizismus in der Baugeschichte Weimars. Weimar 1975. Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearbeitet von Elise von Keudell. Hrsg. mit einem Vorwort von Werner Deetjen. Weimar 1931. Kant’s gesammelte Schriften. Bd 1–22 hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, Bd 23 hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd 24 hrsg. von der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Berlin 1900ff. – I. Abtheilung: Werke. Bd 7: Der Streit der Fakultäten. Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1907). Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Begründet von Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner, fortgeführt von Andreas Arndt, hrsg. von Ulrich Breuer. I. Abt.: Kritische Neuausgabe (10 Bde), II. Abt.: Nachgelassene Werke (12 Bde), III. Abt.: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel, IV. Abt.: Editionen, Übersetzungen, Berichte. Paderborn 1958ff. – III. Abt. Bd 24: Briefe von und an Friedrich und Dorothea Schlegel. Die Periode des Athenäums. 25. Juli 1797–Ende August 1799. Hrsg. von Raymond Immerwahr (1985). Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke und Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Begründet von Adolf Beck, Karl Ludwig Schneider und Hermann Tiemann.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Knebel, Nachlaß und Briefwechsel

Kratzsch, Benutzungsordnung Kratzsch, Leserschaft

Krumeich, Geliehene Lektüren

Krünitz

Kublik, Loder

XLIII

Hrsg. von Horst Gronemeyer, Elisabeth Höpker-Herberg, Klaus Hurlebusch und Rose-Maria Hurlebusch †. (Hamburger Klopstock-Ausgabe). Abt. Werke. Berlin und New York 1974ff. – Bd 4 I: Der Messias. Text (Gesang 1–10). Hrsg. von Elisabeth Höpker-Herberg (1974). K〈arl〉 L〈udwig〉 von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von Karl August Varnhagen von Ense und Theodor Mundt. 3 Bde. Leipzig 1835–1836. Die Benutzungsordnung der Weimarer Bibliothek von 1798. Mit einer Einführung von Konrad Kratzsch. Weimar 1990. Konrad Kratzsch: Die Leserschaft der Herzoglichen Bibliothek und ihre Lektüre in den Jahren 1792 bis 1800. Nach den Ausleihbüchern. In: Konrad Kratzsch und Siegfried Seifert: Historische Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar. Beiträge zu ihrer Geschichte und Erschließung. Mit Bibliographie. München u.a. 1992, S. 99–113. Kirsten Krumeich: Geliehene Lektüren. Die Ausleihpraxis der Weimarer Bibliothek 1792–1834 und die Entleihungen Johann Wolfgang von Goethes. In: Autorenbibliotheken. Erschließung, Rekonstruktion, Wissensordnung. Hrsg. von Michael Knoche (Bibliothek und Wissenschaft. Hrsg. von Claudia Fabian, Michael Knoche, Monika Linder, Elmar Mittler, Wolfgang Schmitz. Bd 48). Wiesbaden 2015, S. 61–91. Oekonomische Encyklopädie 〈Bd 33ff.: Oekonomisch-technologische Encyklopädie〉, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von D. Johann Georg Krünitz 〈u.a.〉. 242 Bde. Berlin 1773–1858. Steffen Kublik: Justus Christian Loder (1753– 1832). Vom ambitionierten Hochschullehrer zum Leibarzt des Zaren. In: Wegbereiter der modernen Medizin. Jenaer Mediziner aus drei Jahrhunderten – Von Loder und Hufeland zu Rössle und Brednow. Hrsg. von Christian Fleck, Volker Hesse und Günther Wagner. Jena, Quedlinburg 2004, S. 49–71.

XLIV

LA

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begründet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt, 〈seit 2005〉 Irmgard Müller und 〈seit 2012〉 Friedrich Steinle. Weimar 1947– 2019. – I. Abteilung: Texte. 11 Bde. 1947–1970. II. Abteilung: Ergänzungen und Erläuterungen. 10 Bde (in 18 Tlen). 1959–2011. III. Abteilung: Verzeichnisse und Register. 2 Bde. 2014–2019. – Bd I 1: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1770– 1810. Hrsg. von Günther Schmid (1947); Bd I 2: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1812– 1832. Hrsg. von Günther Schmid (1949); Bd I 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre 1790–1808. Hrsg. von Rupprecht Matthaei (1951); Bd I 4: Zur Farbenlehre. Widmung, Vorwort und Didaktischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1955); Bd I 5: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1958); Bd I 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1957); Bd I 7: Zur Farbenlehre. Anzeige und Übersicht, statt des supplementaren Teils und Erklärung der Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1957); Bd I 8: Naturwissenschaftliche Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1962); Bd I 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd I 10: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Morphologie. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1964); Bd I 11: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970); Bd II 1A und II 1B: Zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Jutta Eckle (2011); Bd II 2: Zur Meteorologie und Astronomie. Bearbeitet von Gisela Nickel (2005); Bd II 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und Dorothea Kuhn (1961); Bd II 4: Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil und Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Laskus, Bethmann-Unzelmann Lichtenberg, Briefwechsel

Luther-Bibel 1772 AT/ Apokryphen/NT

XLV

Dorothea Kuhn (1973); Bd II 5A: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Horst Zehe (1992); Bd II 5B/1 und II 5B/2: Zur Farbenlehre und Optik nach 1810 und zur Tonlehre. Bearbeitet von Thomas Nickol unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn und Horst Zehe (2007); Bd II 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Karl Lothar Wolf (1959); Bd II 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anfängen bis 1805. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd II 8A: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1806 bis 1820. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1997); Bd II 8B/1 und II 8B/2: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1821 bis 1832. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1999); Bd II 9A: Zur Morphologie. Von den Anfängen bis 1795. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1977); Bd II 9B: Zur Morphologie. Von 1796 bis 1815. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1986); Bd II 10A: Zur Morphologie. Von 1816 bis 1824. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1995); Bd II 10B/1 und II 10B/2: Zur Morphologie. Von 1825 bis 1832. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (2004); Bd III 1: Verzeichnisse. Bearbeitet von Bastian Röther und Uta Monecke (2014); Bd III 2: Register. Bearbeitet von Carmen Götz, Simon Rebohm und Bastian Röther (2019). Irmgard Laskus: Friederike Bethmann-Unzelmann. Versuch einer Rekonstruktion ihrer Schauspielkunst auf Grund ihrer Hauptrollen. Leipzig 1927. Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne. 5 Bde (in 6 Tlen). München 1983–2004. – Bd 4: 1793– 1799 und Undatiertes. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne unter Mitwirkung von Julia Hoffmann (1992). Biblia, / Das ist: / Die ganze / Heilige Schrift / Alten und Neuen / Testamentes, / Nach / der deutschen Uebersetzung / D. Martin Luthers, / mit vorgesetz-

XLVI

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

MA/Goethe

Marum-Reisetgb. 1798

Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter Matthisson, Nachlaß

Meyer, Geschichte der Kunst Mick Mojem/Cotta

Molnár, Kantstudien

tem kurzen / Inhalt eines jeden Capitels, / wie auch mit richtigen / Summarien und vielen Schrift-Stellen / auf das allersorgfältigste versehen, / nach den bewährtesten und neuesten Editionen / mit grossem Fleisse ausgefertiget. / Samt / einer Vorrede / von / Hieronymo Burckhardt, / der Heil. Schrift Doctor. / Basel 1772. (Vgl. Ruppert, Nr 2604.) Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens 〈Münchner Ausgabe〉. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller und Gerhard Sauder (Bd 7, 11 I 1, 11 I 2, 11 II, 13 I, 13 II, 15, 17, 18 I, 18 II, 20 I, 20 II, 20 III: Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm). 21 Bde. München 1985–1998. – Bd 6 I: Weimarer Klassik 1798–1806. Hrsg. von Victor Lange (1986); Bd 6 II: Weimarer Klassik 1798–1806. Hrsg. von Victor Lange, Hans J. Becker, Gerhard H. Müller, John Neubauer, Peter Schmidt und Edith Zehm (1989). Aus van Marums Reisetagebuch (1798). In: J. A. M. Rijk: Drei bisher unveröffentlichte Briefe an Goethe. In: Neophilologus 16 (1931), S. 261–267. Jürg Mathes: Kotzebues Briefe an seine Mutter. In: JbFDH 1969, S. 304–436. Friedrich v. Matthisson’s Literarischer Nachlaß nebst einer Auswahl von Briefen seiner Freunde. Ein Supplement zu allen Ausgaben seiner Schriften. 4 Bde. Berlin 1832. Johann Heinrich Meyer: Geschichte der Kunst. Bearbeitet und hrsg. von Helmut Holtzhauer und Reiner Schlichting (SchrGG 60). Weimar 1974. Ernst Wolfgang Mick: Goethes umränderte Blättchen. Dortmund 1982. Der Verleger Johann Friedrich Cotta (1764–1832). Repertorium seiner Briefe. Hrsg. von Helmuth Mojem. Marbach a. N.: Deutsche Schillergesellschaft 1997. Géza von Molnár: Goethes Kantstudien. Eine Zusammenstellung nach Eintragungen in seinen Hand-

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Mommsen, 1001 Nacht

Müller, Universität Jena

NA

XLVII

exemplaren der „Kritik der reinen Vernunft“ und der „Kritik der Urteilskraft“ (SchrGG 64). Weimar 1994. Katharina Mommsen: Goethe und 1001 Nacht. Bonn 2006 (Aktualisierter reprographischer Nachdruck der ersten Ausgabe: Berlin 1960). Gerhard Müller: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen. Hrsg. von Klaus Manger. Bd 6). Heidelberg 2006. Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen † und Gerhard Fricke. Weimar 1943ff. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen † und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958. – Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begründet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979. – Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980–1991. – Bd 15 I, 26: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel †. Weimar 1992–1993. – Bd 2 II B, 5 N, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von

XLVIII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimar〉 und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993ff. – Bd 2 II A: Anmerkungen zu Band 1 (Gedichte). Hrsg. von Georg Kurscheidt (1991); Bd 8 Neue Ausgabe T. I–III: Wallenstein. Hrsg. von Norbert Oellers (T. III mit einem Beitrag von Beate Agnes Schmidt) (T. I–II Text 2010, T. III Anmerkungen 2013); Bd 12: Dramatische Fragmente. In Zusammenarbeit mit Klaus Harro Hilzinger und Karl-Heinz Hucke hrsg. von Herbert Kraft (1982); Bd 20: Philosophische Schriften. 1. Teil. Unter Mitwirkung von Helmut Koopmann hrsg. von Benno von Wiese (1962); Bd 21: Philosophische Schriften. 2. Teil. Unter Mitwirkung von Helmut Koopmann hrsg. von Benno von Wiese (1963); Bd 26: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.3.1790–17.5.1794. Hrsg. von Edith Nahler und Horst Nahler (1992); Bd 29: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.11.1796–31.10.1798. Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1977); Bd 30: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.11.1798–31.12.1800. Hrsg. von Lieselotte Blumenthal (1961); Bd 31: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.1.1801–31.12.1802. Hrsg. von Stefan Ormanns (1985); Bd 33 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1781–28.2.1790. Hrsg. von Siegfried Seidel (1989); Bd 37 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.4.1797–31.10.1798 (Text). Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1981); Bd 37 II: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.4.1797–31.10.1798 (Anmerkungen). Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1988); Bd 38 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.11.1798– 31.12.1800 (Text). Hrsg. von Lieselotte Blumenthal (1975); Bd 38 II: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.11.1798–31.12.1800 (Anmerkungen). Hrsg. von Andreas Wistoff (2000); Bd 41 I: Lebenszeugnisse I. Schillers Kalender. Schillers Bibliothek. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Andreas Wistoff unter Mitarbeit von Horst Nahler 〈…〉 (2003); Bd 41 II

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

XLIX

A: Lebenszeugnisse II. Dokumente zu Schillers Leben. Hrsg. von Martin Schalhorn (2006). Neuper, Vorlesungsangebot Horst Neuper (Hrsg.): Das Vorlesungsangebot an der Jena Universität Jena von 1749 bis 1854 unter Mitarbeit von Katarina Kühn und Matthias Müller. 2 Tle. Weimar 2003. Pasqué Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasqué. 2 Bde. Leipzig 1863. Pestel, Weimar als Exil Friedemann Pestel: Weimar als Exil. Erfahrungsräume französischer Revolutionsemigranten 1792– 1803 (Deutsch-französische Kulturbibliothek 28). Leipzig 2009. Pfeiffer-Belli Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus. (Erster Ergänzungsband der Goethe-Gedenkausgabe.) Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zürich und Stuttgart 1960. Plitt, Aus Schellings Leben Aus Schellings Leben. In Briefen. 〈Hrsg. von Gustav Leopold Plitt.〉 3 Bde. Leipzig 1869–1870. Post-Bericht 1798 Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neuverbesserter Calender, für alle Stände, auf das Jahr 1798. Weimar o. J. 〈1797〉, o. S. 〈S. 40〉. Prescher, Goethes Hans Prescher: Goethes Sammlungen zur MineraloSammlungen gie, Geologie und Paläontologie. Katalog. Berlin 1978. Propyläen Propyläen. Eine periodische Schrifft hrsg. von Goethe. 3 Bde. Tübingen 1798–1800. QuZ Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Ein-

L

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

RA

Reichard, Selbstbiographie

Reil und seine Zeit

Richter/Rosenbaum, Ch. v. Stein

zeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984). Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform 〈Regestausgabe〉. Bd 1–5: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv. Herausgeber: Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Ergänzungsband zu den Bänden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/ Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 1995; Bd 6–8: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv 〈Bd 8: Klassik Stiftung Weimar〉. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 2000, 2004, 2011; ab Bd 9: In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof, Christian Hain und Sabine Schäfer. Weimar 2017ff. – Bd 1: 1764–1795 (1980); Bd 2: 1796–1798 (1981); Bd 3: 1799–1801 (1983); Bd 4: 1802–1804 (1988); Bd 5: 1805–1810 (1992); Ergänzungsband zu den Bänden 1 bis 5 (1995); Bd 6: 1811–1815 (2000); Bd 7: 1816– 1817 (2004); Bd 8: 1818–1819 (2011); Bd 9: 1820–1822 (2017). – Online verfügbar. H〈einrich〉 A〈ugust〉 O〈ttokar〉 Reichard. Seine Selbstbiographie. Überarbeitet und hrsg. von Hermann Uhde. Stuttgart 1877. Johann Christian Reil (1759–1813) und seine Zeit. Hallesches Symposium 1988. Hrsg. von Wolfram Kaiser und Arina Völker. Halle/Saale 1989. Elke Richter, Alexander Rosenbaum (Hrsg.): Charlotte von Stein. Schriftstellerin, Freundin und Mentorin. Berlin, Boston 2018 (Supplemente zu den PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv, der Sächsischen Akade-

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Riemer, Goethe-Briefe

Roth, Merkel

Ruppert

Ruppert, Ältestes Verzeichnis Satori-Neumann2

Satori-Neumann, Goethe und die Redouten

Schelling HKA

Schiller-Cotta

LI

mie der Wissenschaften zu Leipzig und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Bd 1). Briefe von und an Goethe. Desgleichen Aphorismen und Brocardica. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer. Leipzig 1846. Friedrich Roth: Nachricht von dem Leben Paul Wolfgang Merkel’s weiland verordneten Vorstehers des Handelsplatzes Nürnberg, Assessors am k. HandelsAppellationsgerichte, und Abgeordneten der Stadt Nürnberg zur Stände-Versammlung des Königreiches. Nürnberg 1821. Goethes Sammlungen zu Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethes Bibliothek. Katalog. Bearbeiter der Ausgabe Hans Ruppert. Weimar 1958. Hans Ruppert: Das älteste Verzeichnis von Goethes Bibliothek. In: GJb N. F. 24 (1962), S. 253–287. Lothar Schirmer: Die Frühzeit des Weimarischen Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791 bis 1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th. SatoriNeumann. Neu hrsg. und kommentiert. 2 Bde. Berlin 2013 (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte Band 80/1 und 2). Bruno Th〈eodor〉 Satori-Neumann: Goethe und die Einrichtung der Weimarischen Redouten. Ein Beitrag zur Kennzeichnung der amtlichen Tätigkeit des Dichters. In: Festgabe der Gesellschaft für Deutsche Literatur zum siebzigsten Geburtstag ihres Vorsitzenden Max Herrmann. Berlin 1935, S. 47–60. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hrsg. von Thomas Buchheim, Jochem Hennigfeld, Wilhelm G. Jacobs, Jörg Jantzen und Siegbert Peetz. Stuttgart 1976ff. – Reihe III: Briefe. Bd 1: Briefwechsel 1786–1799. Hrsg. von Irmgard Möller und Walter Schieche (2001). Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta. Hrsg. von Wilhelm Vollmer. Stuttgart 1876.

LII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Schiller-Goethe1

Schiller-Goethe2

Schiller-Goethe3

Schiller-Goethe4

Schiller-Goethe5

Schiller/Goethe-Schlegel

Schillers Bibliothek

Schillers Kalender Schlegel, Korrespondenz

Schlegel, Reise

Schlegel, SW

Schlegel-Schiller/Goethe

Briefwechsel zwischen Schiller und Göthe in den Jahren 1794 bis 1805. 〈Hrsg. von Johann Wolfgang von Goethe.〉 6 Tle. Stuttgart und Tübingen 1828– 1829. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Zweite, nach den Originalhandschriften vermehrte Ausgabe. 〈Hrsg. von Hermann Hauff.〉 2 Bde. Stuttgart und Augsburg 1856. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Dritte Ausgabe. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1870. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Vierte Auflage. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1881. Friedrich Schiller, Johann Wolfgang Goethe: Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Norbert Oellers unter Mitarbeit von Georg Kurscheidt. 2 Bde. Stuttgart 2009. Briefe Schillers und Goethes an A〈ugust〉 W〈ilhelm〉 Schlegel, aus den Jahren 1795. bis 1801. und 1797. bis 1824. nebst einem Briefe Schlegels an Schiller. 〈Hrsg. von Eduard Böcking.〉 Leipzig 1846. Schillers Bibliothek. Hrsg. von Andreas Wistoff unter Mitarbeit von Horst Nahler und unter Benutzung von Vorarbeiten von Friedrich Menzel und Konrad Kratzsch. In: NA 41 I, 559–844. Schillers Kalender. Hrsg. von Georg Kurscheidt. In: NA 41 I, 5–557. August Wilhelm Schlegel: Digitale Edition der Korrespondenz. Hrsg. von Jochen Strobel und Claudia Bamberg. Dresden, Marburg, Trier 2014–2020 (https://august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital). 〈Julius Heinrich Gottlieb Schlegel〉: Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen. Erfurt 1798. August Wilhelm von Schlegel’s sämmtliche Werke. Hrsg. von Eduard Böcking. 12 Bde. Leipzig 1846– 1847. August Wilhelm und Friedrich Schlegel im Briefwechsel mit Schiller und Goethe. Hrsg. von Josef Körner und Ernst Wieneke. Leipzig 1926.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Schleif, Goethes Diener

Schöne, Briefschreiber Goethe SchrGG Schuchardt

Seiderer, Paul Wolfgang Merkel

Sprichwörter-Lexikon

Suphan, Goethe und Herder von 1789–1795 Tadday/Frercks, Scherer in Weimar

Theater-Briefe

LIII

Walter Schleif: Goethes Diener (Beiträge zur deutschen Klassik. Hrsg. von Helmut Holtzhauer. Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bd 17). Berlin, Weimar 1965. Albrecht Schöne: Der Briefschreiber Goethe. Zweite, durchgesehene Auflage. München 2015. Schriften der Goethe-Gesellschaft. Chr〈istian〉 Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen. 3 Tle. Jena 1848–1849. – Erster Theil: Kupferstiche, Holzschnitte, Radirungen, Schwarzkunstblätter, Lithographien und Stahlstiche, Handzeichnungen und Gemälde. Jena 1848. – Zweiter Theil: Geschnittene Steine, Bronzen, Medaillen, Münzen; Arbeiten in Marmor, Elfenbein und Holz; antike Vasen und Terracotten, Gypsabgüsse, Majolica u. A. Jena 1848. – Goethe’s Sammlungen. Dritter Theil: Mineralogische und andere naturwissenschaftliche Sammlungen. Mit einer Vorrede der Gebrüder von Goethe. Jena 1849. Georg Seiderer: Aufgeklärter Bürger in einer Zeit des Umbruchs. In: Paul Wolfgang Merkel (1756– 1820). Kaufmann. Reformer. Patriot (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg 16). Nürnberg 2006, S. 12–37. Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk. Hrsg. von Karl Friedrich Wilhelm Wander. 5 Bde. Leipzig 1867–1880. Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789– 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142–183. Ronny Tadday, Jan Frercks: Scherer in Weimar. Das Scheitern als außeruniversitärer Chemiker. In: Anna Amalia, Carl August und das Ereignis Weimar. Hrsg. von Hellmut Th. Seemann. Klassik Stiftung Weimar. Jahrbuch 2007. Göttingen 〈2007〉, S. 345–353. Theater-Briefe von Goethe und freundschaftliche Briefe von Jean Paul. Nebst einer Schilderung Weimar’s in seiner Blüthezeit. Von Dietmar 〈d. i. Sigismund Gottfried Dittmar〉. Berlin 1835.

LIV

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Tieck-Brüder Schlegel

Ulrich, Charlotte Kestner

Voigt

WA

Wahl, Redouten

Wahle, Weimarer Hoftheater WAN

WB

Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe. Auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition neu hrsg. und kommentiert von Edgar Lohner. München 1972. Oskar Ulrich: Charlotte Kestner. Ein Lebensbild. Nachdruck der Ausgabe Bielefeld und Leipzig 1921 mit neuen Abbildungen und einem Nachwort von Hartmut Schmidt. Goslar 1987. Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unveröffentlichten Materials dargestellt von Julius Voigt. Leipzig 1912. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen 〈Weimarer Ausgabe〉. 143 Bde. Weimar 1887–1919. – I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde (1887–1918); II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde (1890–1906); III. Abtheilung: Goethes Tagebücher. 15 Bde (1887–1919); IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde (1887–1912). Volker Wahl: „Bal en Masque oder sogenannte Redoute“. Forschungen zur Geschichte der öffentlichen Redouten in Weimar 1770 bis 1835. In: Weimar-Jena. Die große Stadt 8 (2015), H. 4, S. 319– 351. Das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. Aus neuen Quellen bearbeitet von Julius Wahle (SchrGG 6). Weimar 1892. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. München 1990 (WA IV 51–53). Wielands Briefwechsel. 18 Bde. Berlin 1963–2005. Bd 1–2: Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin/Institut für deutsche Sprache und Literatur (Bd 2: durch Hans Werner Seiffert); Bd 3–5: Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut für Literaturgeschichte durch Hans Werner Seiffert; Bd 6–18: Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. – Bd 13 II: Juli 1795–Juni 1797. Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (2000); Bd 14 I: Juli

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Wenzel, Goethe-Elefant

Wyder, Sympathie für den Tiger

Zedler

LV

1797–Juni 1799. Erster T.: Text. Bearbeitet von Angela Goldack (2000). Manfred Wenzel: Der „Goethe-Elefant“ in Kassel, 1773–1993. In: Samuel Thomas Soemmerring in Kassel (1779–1784). Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte der Goethezeit (Soemmerring-Forschungen. Beiträge zur Naturwissenschaft und Medizin der Neuzeit. Hrsg. von Jost Benedum und Werner F. Kümmel. Bd IX). Stuttgart, Jena, New York 1994, S. 267–312. Margrit Wyder: Sympathie für den Tiger. Ein Raubtier im klassischen Weimar. In: Durch Lebensereignisse verbunden. Festgabe für Dorothea Kuhn zum 90. Geburtstag am 11. März 2013. Hrsg. von Jutta Eckle und Dietrich von Engelhardt (Acta Historica Leopoldina Nummer 62). Halle (Saale) 2013, S. 251–282. Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschaften und Künste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. 〈…〉. Leipzig und Halle, Verlegts Johann Heinrich Zedler. 64 Bde. 1732–1750. 4 Supplementbde. Leipzig 1751–1754.

LVI

Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern u. Postsendelisten

Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern und Postsendelisten Bel. betrl., betrl: Brl. d, d., dl, dl. Dem, Dem., Dem:

dergl., dergl: do Durchl, Durchl., Durchl:, Durhl

eingeschl, eingeschl., eingeschl., eingeschll. Ew, Ew., Ew:, Ewl Excell.

fol, fol., fol: fr, fr. Fr. Fräul fürstl, Fürstl., fürstl: Geh, Geh., Geh: H, H., Hl, Hl., Hl:, Hr. herzogl., Herzogl:

Beleg betreffend Brief den (bei Angabe des Datums); gelegentlich auch: der franz. Demoiselle: Fräulein dergleichen dito: desgleichen, ebenso (von ital. ditto, detto: das Gesagte) Durchlaucht(en): Prädikat, das vom Kaiser verliehen wurde und als Adelstitel nur fürstlichen Personen, auch Prinzen eines regierenden Hauses, zustand (von mhd. durchliuhtet: erleuchtet, Lehnübersetzung zu lat. perillustris: sehr angesehen) eingeschlossen Euer (in Verbindung mit einer Anrede, einem Titel) Exzellenz: Auszeichnungstitel für hohe Staatsdiener, meist für die höchsten Hofbeamten wie Minister und Gesandte erster Klasse (von lat. excellentia: Vortrefflichkeit, Vorzüglichkeit) Folio, Blatt (von lat. folium) franco, frank, frei Frau Fräulein fürstliche(n), Fürstliche(n) Geheimer Herr(n) herzogliche(n), Herzogliche(n)

Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern u. Postsendelisten LVII

Hochedlgebl:

Hochwlgl, Hochwohlgel., Hochwohlgeb., Hochwohlgeb:, Hochwohlgebl, Hochwohlgebl., Hochwohlgebl: Hofk. R., H. K. R. Hofr, Hofr., H. R. ingl. Md., Mad:, Madam. M., Mr, Mr: NB., N B., NB. No, No.

O. C. R. Pl:, Packl. p., p:, pag, pag.

p pp, pp. P P., P. P.

P. M. Prof, Prof., Prof: R. R. R. s m.

Schr. seqq. Semus, Sereniss:, Sermo

Hochedelgeboren: Titulatur für Adressaten aus dem Bürgertum, bei Goethe besonders in amtlichen und geschäftlichen Briefen

Hochwohlgebornen: Titulatur für adlige Personen Hofkammerrat Hofrat ingleichen franz. Madame: Frau franz. Monsieur: Herr lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Nummer Oberkonsistorialrat Packet, Paquet lat. pagina, franz. page: Seite lat. perge (fahre fort); im Sinn von ‚usw.‘ lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ‚usw.‘ lat. praemissis praemittendis: unter Vorausschickung des Vorauszuschickenden; auf Konzepten ohne vollständige Angabe von Titel und Namen des Adressaten Pro Memoria, Denkschrift Professor Rath Regierungsrath lat. salvo meliore: vorbehaltlich eines besseren Vorschlags; Bestandteil der Bitte um Antwort am Endes eines amtlichen Votums Schreiben lat. sequentes: folgende lat. Serenissimus (von lat. serenus: heiter, hell, klar): Durchlauchtigster Herr; Titulierung des regierenden Fürsten

LVIII Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern u. Postsendelisten

St., Stck., Stl. Th. u, u. v, v. Wohlgel, Wohlgeb., Wohlgebl, Wohlgebl., Wohlgebl:, Wohlgebrl.

Stück Teil und von

Wohlgeboren: Titulatur für einen mittleren Offizier oder Beamten

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen

LIX

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen1 Flächen- und Gewichtseinheiten Acker Pfund, Lot

Weimarischer Acker = 28,49708 a = rund 2.850 m2 Nürnberger Handelspfund = 509,996 g Preußisches Pfund = 467,7 g 1 ⁄32 Pfund

Hohlmaße Maß Nösel

Weimarisches Schenkmaß = 0,90 l Weimarischer Schenknösel = 0,45 l

Münze und Geldwerte Pfennig („denarius“) Gulden („Florin“) Groschen Laubthaler (deutsche Bezeichnung für den französischen Écu aux lauriers, eine Silbermünze mit Lorbeerzweigen) Ldl Louisdor, Louisd’or rl, rl., rh, rh., rh:, rth., Reichsthaler rthlr, rthlr., Rthlr Thlr Thaler

dl, dl. fl, fl., f, f., gl, gl., gr., Lbth., Lbthl, Lbthl., Lbthlr, Lbthlr.

1

Vgl. Münzen, Maße und Gewichte in Thüringen. Hilfsmittel zu den Beständen des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt Informationshefte 7). Rudolstadt 32006.

LX

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen

Rechenstufen (nach dem sogenannten 20 Gulden-Fuß) 1 Carolin 1 Louisdor 1 Laubthaler 1 Reichsthaler

1 Sächsischer Gulden

= 6 Reichsthaler 8 Groschen = 5 Reichsthaler = 1 Reichsthaler 12 Groschen 6 Pfennige = 24 Groschen zu 12 Pfennigen = 288 Pfennige = 90 Kreuzer zu 4 Pfennigen = 17 Groschen 6 Pfennige

BRIEFE 1798

KOMMENTAR

JANUAR 1798

1. An Johann Friedrich Cotta

3

Weimar, 1. Januar 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 9. – 1 Bl. 19,4(–19,7) × 27,5(–27,8) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; Rs. Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Göthe, 1. Jan. 98 / 8. ––. / 19 –“. E: Schiller-Cotta (1876), 281. WA IV 13 (1893), 1f., Nr 3702. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Briefe vom 1. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1031) und 7. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1043). – Cotta antwortete am 20. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1107). Postsendungen: 1. Januar 1798 (H l. B u c h h ä n d l e r C o t t a. Dank für die besorgten Packete.; Briefverzeichnis 1797, Bl. 401v; vgl. WA IV 13, 428); 1. Januar 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 2, Bl. 13r); 1. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 229). Zur Person Johann Friedrich Cottas (1764–1832) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 24. August 1797 (GB 12). – Goethe lernte den Verlagsbuchhändler durch die Vermittlung Friedrich Schillers 1797 auf seiner Schweizer Reise kennen: Während seines Aufenthalts in Tübingen vom 7. bis 16. September 1797 wohnte er als Gast im Hause Cottas (vgl. GT II 1, 174–179). Mit dem vorliegenden Brief vom 1. Januar 1798 knüpfte Goethe nahtlos an die im Vorjahr begonnene Korrespondenz mit Cotta an. Sie beinhaltet wesentlich die – ebenfalls durch Schiller vermittelten – geschäftlichen Vereinbarungen zur Herausgabe von Goethes geplanter Kunstzeitschrift „Propyläen“ (1798– 1800), deren Inhalt Goethe in seinem Brief an Cotta vom 27./28. Mai 1798 ausführlich darlegte (vgl. Nr 99). Mit der im Oktober 1798 erfolgten Veröffentlichung des ersten Stücks der „Propyläen“ begann die überaus fruchtbare Zusammenarbeit Goethes mit dem Verlag der Cotta’schen Buchhandlung. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 1. Januar und 14. Dezember 1798 insgesamt 18 Briefe an Cotta bzw. an die Cotta’sche Buchhandlung überliefert. Von Cottas Briefen an Goethe sind aus der Zeit vom 20. Januar bis 28. Dezember 1798 insgesamt 18 Briefe erhalten, die sich gelegentlich mit Goethes Briefen kreuzten. Aufgrund des Geschäftscharakters dieser Korrespondenz ließ Goethe die Briefe Cottas nicht in den Faszikeln der eingegangenen Briefe, sondern in einer der Herausgabe der „Propyläen“ gewidmeten Akte abheften, häufig mit den Konzepten seiner Antwortbriefe (GSA 30/299; vgl. Überlieferung zu Nr 99K).

4

BRIEF 1

3,2 die verschiedenen Packete] Während und im Anschluss an Goethes Schweizer Reise war Cotta wiederholt bei der Übermittlung von Postsendungen behilflich gewesen. Zu den von Cotta erbetenen Nachlieferungen gehörten ein Paket mit in Wachstuch eingeschlagenen Textilien, die Goethe in St. Gallen für Christiane Vulpius bestellt hatte (vgl. Goethes Brief an Christiane Vulpius vom 25. Oktober 1797; WA IV 12, 349) sowie eine Schachtel mit Mineralien. Diese bei Felix Anton Halter bestellte Sammlung mit Eisenspat hatte Goethe vermutlich über Barbara Schultheß aus Zürich an Cotta senden lassen (vgl. RA 2, Nr 1019; RA 2, Nr 1026). Beide Sendungen hatte Cotta am 7. Dezember 1797 auf dem Postweg nach Weimar geschickt (vgl. RA 2, Nr 1043; RA 2, Nr 1251+; vgl. auch Cotta, Verlagsbuch, 67a). Die Lieferung enthielt zudem eine gerollte Tabelle mit der typographischen Darstellung der Koalitionskriege, für die sich Goethe am 11. Januar 1798 bedankte (vgl. zu 17,10). 3,3 mancherley Gefälligkeiten] Neben der Vermittlung von Briefen, Büchern und Kunstwerken sowie von Geldanweisungen wie der Bezahlung des Tübinger Kutschers Johannes Kolb war Cotta bei den Nachforschungen zu einer in Tuttlingen vergessenen Uhr sowie einer vermissten Brieftasche behilflich. Zudem verdankte Goethe ihm die Gastfreundschaft während seines Aufenthalts in Tübingen vom 7. bis 16. September 1797. 3,4 meiner Reise] Goethes dritte Schweizer Reise fand vom 30. Juli bis zum 20. November 1797 statt (vgl. GT II 1, 135–225). 3,5 dasjenige mustere was ich auf meinem Wege gesammelt] In den Wochen nach seiner Rückkehr aus der Schweiz ließ Goethe die schriftlichen Erträge seiner Reise in drei Reiseakten binden (vgl. GSA 25/W 2632–2634; zu Inhalt und Überlieferung vgl. GT II 2, 505–514). Die Faszikel enthalten neben persönlichen Aufzeichnungen, Dokumenten und Druckschriften auch Schemata und Entwürfe zu Aufsätzen, die Goethe zu einem späteren Zeitpunkt ausarbeiten wollte. 3,8 In einigen Tagen 〈…〉 nach Jena] Aufgrund seiner zahlreichen gesellschaftlichen wie amtlichen Verpflichtungen, so beim Theater, bei der Bibliothek und beim Schlossbau, musste Goethe seinen seit Dezember 1797 geplanten Arbeitsaufenthalt in Jena immer wieder verschieben. Goethe reiste erst am 20. März 1798 nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 3,10–11 etwas das Sie bey Ihrem Vorhaben brauchen können] Cotta hatte Goethe an seine Zusage erinnert, einen Beitrag für die geplante Zeitung „Neueste WeltKunde“ liefern zu wollen (vgl. RA 2, Nr 1031). Vermutlich handelte es sich dabei um einen Beitrag im Zusammenhang mit dem geplanten Italienwerk, über den sie sich während Goethes Aufenthalt in Tübingen im September 1797 verständigt hatten. Auf Cottas Anregung, darüber hinaus ein Gedicht auf den Frieden von Campo Formio zu verfassen, ging Goethe nicht ein. Goethes erster Beitrag für die im September 1798 in „Allgemeine Zeitung“ umbenannte Zeitung erschien erst am 12. Oktober 1798 (vgl. zu 211,3–4).

JANUAR 1798

5

3,12 neuen Zeitung] Mit dem 1. Januar 1798 erschien im Verlag der Cotta’schen Buchhandlung die Tageszeitung „Neueste WeltKunde“. Cotta hatte Goethe während seiner Schweizer Reise auf dieses ambitionierte publizistische Unternehmen aufmerksam gemacht, das der Herausgeber Ernst Ludwig Posselt wie folgt ankündigte: „ein politisches TagBlatt, das wie ein treuer Spiegel die wahre und ganze Gestalt unsrer Zeit zurükstrahle, so vollständig, als ob es der ganzen Menschheit angehörte“ (Verlagsanzeige vom 31. Oktober 1797, überliefert in Goethes Reiseakten, GSA 25/W 2634, Bl. 50). Die „N 1 der Weltkunde“ übersandte Cotta am 31. Dezember 1797 mit einem kurzen Begleitschreiben (vgl. RA 2, Nr 1073) als Beischluss eines Briefes an Schiller, der es erst am 9. Januar 1798 an Goethe weiterleitete (vgl. RA 2, Nr 1087). Die erste Ausgabe enthält die von Posselt verfasste „Einleitung. Uiber die neueste Politik, und über den Plan dieses politischen TagBlattes“. Anliegen der täglich in einem Umfang von einem halben Bogen in Großquartformat erscheinenden und durch ein besonderes Privileg von der Zensur befreiten Zeitung war eine historische, der Vollständigkeit, Wahrheit und Unparteilichkeit verpflichtete Darstellung der durch die Französische Revolution verursachten politischen Entwicklungen in Europa. Posselts parteiische Stellungnahme für Frankreich führte jedoch wiederholt zu Beschwerden seitens des österreichischen und des russischen Hofes. Auch Goethe, der gelegentlich erwog, eigene Schriften in der Zeitschrift ankündigen zu lassen, begegnete ihr mit Ablehnung (vgl. zu 15,17–18). 3,14 Attention der Franzosen] Von franz. attention: Achtung, Aufmerksamkeit, hier im Sinne von ‚ein Geschenk aus Gefälligkeit‘ (vgl. GWb 1, 895). – Cottas „Neueste WeltKunde“ profitierte von einer zwischenzeitlichen Beruhigung der politischen Lage. So endete mit dem am 17. Oktober 1797 zwischen Frankreich und Österreich geschlossenen Frieden von Campo Formio der seit 1792 währende Erste Koalitionskrieg. Die Friedens- und Gebietsverhandlungen zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation blieben dem daraufhin einberufenen Rastatter Kongress vorbehalten, der am 9. Dezember 1797 zusammentrat. 3,16 kann es an Stoff nicht fehlen] Die ersten Nummern enthalten eine von Posselt verfasste programmatische „Einleitung. Uiber die neueste Politik, und über den Plan dieses politischen TagBlattes“ sowie Berichte über den Friedenskongress von Rastatt, die Gründung der Cisalpinischen Republik sowie politische Nachrichten über Preußen, Großbritannien und die Schweiz. 3,18 Ihrem Kreise] Zu Cottas Familie gehörte seine Gattin, Ernestine Philippine Wilhelmine geb. Haas, mit der er seit 1791 verheiratet war, sowie der am 19. Juli 1796 geborene gemeinsame Sohn Georg. Die 1791 geborene erste Tochter Wilhelmine war bereits im Januar 1796 verstorben. In seinen Gruß schließt Goethe neben Cottas kleiner Familie vermutlich weitere Persönlichkeiten der Tübinger Gesellschaft mit ein, die er im September 1797 als Gast in Cottas Wohnhaus in der

6

BRIEF 2

Münzgasse 15 kennen gelernt hatte (vgl. GT II 1, 174–179). Zu diesen zählten der am Verlag als Associé beteiligte Christian Jakob Zahn und dessen Ehefrau Elisabeth Friederike geb. Haßenmajer, die ebenfalls in Cottas Wohnhaus lebten, im Mai 1798 aber Tübingen verließen.

2. An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 2. Januar 1798 → 〈Nürnberg〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 152–153. – Doppelblatt 16,5 × 20,8 cm, 2 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (4,17–23), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „159“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „n. Nbg.“, oben rechts: „98“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o. 8 7“; S. 2 Anstreichung mit Bleistift am linken Rand, S. 3 Streichung des Textes von Guhrauers Hd, Bleistift (vgl. E1). – In einem 6,5(–8,5) cm starken Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,5 × 29 cm); vorderer Deckel mit Wappen der königlich-preußischen Bibliothek; auf dem Rücken oben in Goldprägung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“, unten rotes Lederschildchen mit der Signatur: „Ms. Germ. / Quart. 521.“ Auf der Innenseite des vorderen Deckels mit Tinte: „Acc. 3083.“, auf dem Vorsatzblatt oben ebenfalls mit Tinte: „Ms. Germ. 4°. 521.“. Kein Titelblatt. 22 nicht paginierte Zwischenblätter mit Jahreszahlen. 485 Blätter; Paginierung oben rechts mit Bleistift, oben links Nummerierung meist mit Bleistift, einige nach Guhrauers Druck 1851, einige von Knebels Hd, mit Korrekturen (für geplante Veröffentlichung?); Blätter einzeln auf Falz geklebt; Papier mürbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert. Wasserschäden, besonders in den Jahrgängen 1828–1830. Siegel auf den Adress-Seiten oft dreieckig ausgeschnitten, Ausschnitt meist unter der Adresse aufgeklebt. Nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift in Tinte: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Göthe und Knebel 〈vgl. E1〉, Bd 2. Leipz. 1851. 8°; und No. 5–14, ungedruckte“. Auf der Innenseite des hinteren Deckels mit Bleistift: „482 gez Bll. / 485 gez Bll; dazu Bll. 441a u. 449 a“. – Beischluss zu Nr 4 (vgl. zu 5,10). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 152f., Nr 159 (Teildruck: 4,24–28 Du hast ja 〈…〉 Globus zu liefern. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 2f., Nr 3703.

JANUAR 1798

7

BEIL AG E

Beyliegendes Blatt (vgl. zu 3,21). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Knebels (vgl. zu 3,23–24). – Knebel antwortete am 18. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1102). Postsendungen: 2. Januar 1798 (H e r r n v K n e b e l Packet Bücher. 11 Gulden verschiednes rückständige zu berichtigen. / Anfrage an Behringer; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 428); 2. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 229). Portovermerk, 5. Januar 1798: „für 1 〈PL:〉 nach Nürnberg 6 〈gL.〉“ (GR/Belege 1798, 2, Bl. 14). Zur Person Carl Ludwig von Knebels (1744–1834) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 175. – Knebel, Goethes Weimarische〈r〉 Urfreund (WA I 4, 83), seit 1784 seines Amtes als Prinzenerzieher entledigt und mit einem Ruhegehalt versehen, siedelte zu Beginn des Jahres 1798 nach Ilmenau über, wo er im Februar die 33 Jahre jüngere Kammersängerin und ehemalige Gesellschafterin der Herzoginmutter, Luise Dorothea Emilie Rudorf (1777–1852), heiratete und bis 1804 im selbst gewählten Exil lebte. Zuvor hatte er sich bereits vom Weimarer Hofleben zurückgezogen und in Jena niedergelassen, mit gelegentlichen Aufenthalten in Franken, wo seine Familie herstammte. Durch die Heirat mit Luise Rudorf fand sich Knebel – ähnlich wie Goethe durch seine Verbindung mit Christiane Vulpius – dem Gerede und Gespött der Weimarer Gesellschaft ausgesetzt. Mit der Heirat adoptierte er Rudorfs zweijährigen Sohn Carl Wilhelm, der aus einer Liaison mit Herzog Carl August hervorgegangen war, was Knebel als einem der wenigen Eingeweihten bekannt war. Der briefliche Austausch wurde durch Knebels Übersiedelung nach Ilmenau im Jahr 1798 reger als in den vorangegangenen Jahren. Goethe kümmerte sich nicht nur darum, dass Knebel seine Pensionsgelder in Ilmenau richtig ausbezahlt erhielt, sondern unterrichtete den Freund auch über seine literarischen und naturkundlichen Aktivitäten. Damit entsprach er Knebels Wunsch nach indirekter Teilhabe am Weimarer Leben, nach Austausch über die gemeinsamen Interessen: „Ich hoffe sehr darauf, daß du mir die Kommunikation zwischen da u. Weimar etwas erleichtern werdest, und ein Mittel ausfinden mögest, den Mangel litterarischer u. andrer Neuigkeiten, ohne deine zu grosse Beschwerde, zu ersetzen.“ (Knebel an Goethe, 18. Januar 1798; H: GSA 28/494, Bl. 4; vgl. RA 2, Nr 1102.) Auch Knebel sendet seine Übersetzung der 1798 erscheinenden „Elegieen von Properz“ an den Freund. Goethe vermittelt hierauf eine Rezension in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ durch August Wilhelm Schlegel und stellt die Verbindung zwischen den beiden her. Zu einem Wiedersehen zwischen Knebel und Goethe kommt es erst fünf Jahre später, 1803. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 2. Januar und 31. Dezember 1798 insgesamt 19 Briefe an Knebel überliefert. Von Knebels

8

BRIEF 2

Briefen an Goethe sind aus der Zeit vom 5. Januar bis 29. Dezember 1798 21 Briefe erhalten. 3,21 Beyliegendes Blatt] Nicht überliefert. Die hier erwähnte Beilage enthielt laut Briefverzeichnis eine Liste mit Aufträgen, die Knebel für Goethe in Nürnberg zu besorgen hatte. Dazu gehörte die Übermittlung einer Anfrage an den Nürnberger Mechanikus David Beringer über die Kosten für die Anfertigung eines Globus (vgl. Nr 3). Georg Wolfgang Franz Panzer sollte ein (nicht zu ermittelndes) Buch erhalten, Johann Karl Siegmund Holzschuher laut Knebels Antwortbrief vom 18. Januar „seinen Herodot“ (H: GSA 28/494, Bl. 3). Der vorliegende Brief erreichte Knebel jedoch nicht in Nürnberg, sondern wurde ihm von Knebels Nürnberger Freund Paul Wolfgang Merkel nach Ansbach nachgeschickt (vgl. zu 17,21), wo sich Knebel bei seiner Mutter Elisabeth Magdalena von Knebel aufhielt. Da sich Knebel vor seiner bevorstehenden Abreise nach Ilmenau nicht mehr selbst um alle Aufträge Goethes kümmern konnte, übernahmen Knebels Freunde die Besorgungen für Goethe, so etwa Paul Wolfgang Merkel (vgl. Nr 4; Nr 24). Katharina von Schückher versprach laut Antwortbrief Knebels, für Goethe „die Würste u. Lebkuchen“ (H: GSA 28/494, Bl. 3) zu besorgen, Holzschuher wollte sich um den Ankauf eines Kupferstichs für Goethe bemühen (vgl. zu 18,23–24). – Mit den beigelegten 11 Gulden (vgl. Postsendungen) sollten Rechnungen bezahlt werden. Näheres ist hierzu nicht bekannt. 3,23–24 Empfangs in Nürnberg] Goethes dritte Schweizer Reise vom 30. Juli bis 20. November 1797 führte ihn auf der Rückreise nach Nürnberg, wo er mit seinem Schreiber Johann Ludwig Geist und Johann Heinrich Meyer vom 6. bis 15. November 1797 Station machte und sich mit Knebel täglich traf, sich von ihm die Stadt zeigen ließ sowie zu Abendgesellschaften und Konzerten ging (vgl. Knebel, Tgb. 1797, 89–91; BuG 4, 383–385). – Der vorliegende Brief ist der erste nach dieser Begegnung. 3,25 Weg und Wetter] Goethe reiste in Begleitung von Meyer und seinem Schreiber Geist von Nürnberg mit Stationen in Erlangen, Forchheim, Bamberg, Kronach, Gräfenthal, Saalfeld, Kahla und Jena zurück nach Weimar. Die Reise dauerte sechs Tage, vom 15. bis 20. November 1797. Geist berichtet in seinem Reisetagebuch von den steilen Wegen und den schlechten Wetterverhältnissen, besonders im Thüringer Wald, wo es am 18. und 19. November „sehr heftig 〈…〉 zu schneyen“ anfing (Geists Tagebuch vom 19. November 1797; GSA 25/W 2646). 3,26–27 mehr einiges vorbereitet als etwas gethan] Goethe führte nach seiner Rückkehr von der Schweizer Reise zwischen dem 20. November und dem Beginn des neuen Jahres 1798 kein Tagebuch. In dieser Zeit beschäftigte er sich neben Vorarbeiten zur Farbenlehre und magnetischen Experimenten vor allem mit der Ordnung der von seiner Reise mitgebrachten Unterlagen. Die Schaffenspause nach der Reise, die sich über Wochen hinzog, thematisierte er u.a. auch in Briefen an Schiller (vgl. 7,20–27) und an Christiane Vulpius (vgl. 119,10–12).

JANUAR 1798

9

4,8 den Faust zuerst vorzunehmen] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. 4,9 meine phisikalischen und naturhistorischen Arbeiten] Goethe begann im Januar und Februar 1798 mit den Vorarbeiten für die „Farbenlehre“. Er beschäftigte sich vor allem mit der systematisierenden Ordnung der Materialien und dem Studium einschlägiger Literatur. Mit Schiller setzte er sich in seinen Briefen intensiv über Methodenfragen auseinander (vgl. Nr 33). – Knebel hieß den Plan Goethes in seinem Antwortbrief vom 18. Januar gut. 4,11 ein Paar Elephanten] Im Tagebuch vermerkt Goethe für den 1., 2. und 3. Januar einen Besuch bei den Tieren, u.a. mit Christiane Vulpius und dem Sohn August (vgl. GT II 1, 229). Die Tiere waren durch eine wandernde Menagerie ins Herzogtum gekommen, die durch den italienischen Schausteller Antonio Alpi in London zusammengestellt worden war (vgl. Wyder, Sympathie für den Tiger, 252). Gezeigt wurden zwei indische Elefanten (vgl. ebd., 253). – Goethe hatte sich bereits 1784 eingehend mit der Anatomie eines Elefantenschädels im Zusammenhang mit seiner Studie über den Zwischenkieferknochen auseinandergesetzt (vgl. GB 6 II, zu 6,13) und beschäftigte sich im März 1798 mit einigen Stücken Elfenbeins aus Elefantenstoßzähnen, die ihm Knebel zugeschickt hatte (vgl. zu 64,2). – Dem lebenden Tier konnte Goethe offenbar wenig abgewinnen, dessen Gestalt er als unharmonisch empfand (vgl. Wenzel, Goethe-Elefant, 277; Oliver Matuschek: Goethes Elefanten. Berlin 2020). 4,13 einigen wilden Thieren] Zu den zur Schau gestellten etwa 30 Säugetieren gehörten außerdem ein Tiger, wahrscheinlich ein Leopard, Panther, Hyänen und Eisbären (vgl. Wyder, Sympathie für den Tiger, 253–256). 4,13–14 außerordentlich schöne Papageyen] Im Tagebuch zählt Goethe unter dem 3. Januar die französischen Namen einiger Vögel auf (vgl. GT II 1, 229), die er während seines Besuches der Menagerie sehen konnte, darunter auch Papageien wie den Regenbogenpapagei, den Keilschwanzlori, den Braunkopfkakadu sowie den Rosenbrustbartsittich (vgl. auch GT II 2, 595). Herzogin Louise bekam von Herzog Carl August einen „Lory“ geschenkt (vgl. LATh – HStA Weimar, Rechnungsbücher A 1219, Bl. 7). 4,15 nach Jena] Der nächste Jena-Aufenthalt kam vom 20. März bis 6. April 1798 zustande (vgl. GT II 1, 237–240). Der Plan, früher nach Jena zu reisen, zerschlug sich aufgrund der vielfältigen Aufgaben beim Theater, bei der Bibliothek sowie beim Schlossbau. 4,15–16 innerhalb deiner vier Wände] Goethe bewohnte im Jenaer Schloss im Nordosten der Stadt, an der Ecke des Fürsten- und Löbdergrabens (Wilhelmerschloss), zwei Zimmer im ersten Stock, die Knebel von Herzog Carl August zur Verfügung gestellt bekommen hatte, weil er zwischen Franken, Weimar und Jena häufig den Wohnsitz wechselte. Knebels Wohnung war nach Heinrich Düntzer „die erste Stube auf dem ersten Stocke links nebst ein paar Nebengemächern, wo

10

BRIEF 3

sich jetzt ein Theil des Mineralienkabinets befindet“ (Düntzer, Freundesbilder, 457). In unmittelbarer Nähe zu diesen Zimmern befanden sich die Räumlichkeiten des Herzogs, die auch ein botanisches, zoologisches und mineralogisches Kabinett umfassten. Die Zimmer waren schlicht eingerichtet und enthielten nur wenige Möbel. Die Einrichtungsgegenstände gehörten Knebel, der einen Teil davon gegen Ende des Jahres 1798 nach Ilmenau schaffen lassen wollte (vgl. zu 248,27). 4,17 Deine Freundinn] Luise Rudorf war wahrscheinlich nach Templin in der Mark gereist, wo ihr Sohn Carl Wilhelm, unehelicher Sohn Herzog Carl Augusts, der dort auch geboren worden war (vgl. Wolfgang Huschke: Unebenbürtige Sprossen Carl Augusts von Weimar. In: Familie und Volk. Zeitschrift für Genealogie und Bevölkerungskunde 6 [1957] S. 257–266, hier S. 260), bei einer Tante wohnte. Nach ihrer Rückkehr mit dem Sohn hielt sie sich noch bis zum 8. Februar 1798 in Weimar auf (vgl. RA 2, Nr 1128) und reiste von dort nach Ilmenau zu Knebel. 4,20 Meyer] Johann Heinrich Meyer hatte Knebel in Nürnberg im November 1797 wieder getroffen und war bei allen gesellschaftlichen Unternehmungen zugegen. Am 10. November 1797 hatte er mit Knebel allein die Rochuskapelle der Familie Imhoff im Westen Nürnbergs besucht (vgl. BuG 5, 383). Nach seiner Ankunft in Weimar entwarf Meyer die Vorlage für das Titelkupfer von Knebels Properz-Übersetzung (vgl. zu 87,27). Die gegenseitige Sympathie spricht sich u.a. in Knebels Antwortbrief vom 18. Januar aus: „Grüsse nochmals den guten Meyer, den ich so sehr schätze 〈…〉!“ (H: GSA 28/494, Bl. 4.) 4,20 und schreibt] Nicht überliefert. 4,22 Grüße die Freunde] Zu den Freunden und Bekannten Knebels, die Goethe in Nürnberg kennen lernte, gehörten der Kaufmann Paul Wolfgang Merkel (vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 4), Johann Karl Siegmund Holzschuher, Katharina von Schückher, der Mediziner Johann Carl Osterhausen, Maria Anna Benigna von Hutten, der Pfarrer Schaffer Panzer, der Pfarrer und Historiker Johann Ferdinand Roth sowie Johann Friedrich Häcker. 4,25 die Antwort auf inliegendes Blatt] Gemeint ist Goethes Nachricht an David Beringer (Nr 3) und dessen auf demselben Papier erfolgte Antwort (vgl. zu 5,3). 4,27 Ich habe den Mann selbst besucht] An welchem Tag seines NürnbergAufenthalts dieser Besuch stattfand, ist nicht bekannt. Im Tagebuch finden sich keine Aufzeichnungen für die in Nürnberg verbrachten Tage, in Geists Tagebuch ist es nicht vermerkt. 4,28 den angefangenen Globus] Goethe hatte bereits am 9. Januar 1797 einen Globus aus Nürnberg über den Leipziger Buchhändler Johann Gottlob Gerhard Fleischer bestellt (vgl. GT II 1, 92; EB 8). Die Lieferung erfolgte jedoch aufgrund der großen Nachfrage an Globen nicht, was Fleischer in einem Brief vom 12. Juni 1797 zu entschuldigen suchte (vgl. RA 2, Nr 843). Bei seinem Aufenthalt in Nürnberg konnte Goethe die Angelegenheit persönlich regeln und bestellte nun

JANUAR 1798

11

selbst einen Globus bei dem Mechanikus David Beringer. Um Bezahlung und Versand kümmerte sich stellvertretend für Goethe und nach der Abreise Knebels der Nürnberger Kaufmann Paul Wolfgang Merkel.

3. An David Beringer Weimar, 2. Januar 1798 → Nürnberg ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/89 I. – Doppelblatt 14,4 × 20,3 cm, Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Herrn Mechanikus / Beringer / nach / N ü r n b e r g.; Textverlust durch Beschnitt am rechten Rand, vgl. 5,1; 5,2; 5,4; 5,5; darunter Antwort Beringers (vgl. zu 5,3). – Beischluss zu Nr 2. E: WA IV 50 (1912), 18, Nr 3703a (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Beringer notierte seine Antwort unter Goethes Brief, wahrscheinlich unmittelbar nach dessen Erhalt im Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1076a+). Postsendungen: 2. Januar 1798 (H e r r n v K n e b e l Packet Bücher. 11 Gulden verschiednes rückständige zu berichtigen. / Anfrage an Behringer; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 428); 2. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 229). David Beringer (1756–1821) wurde als Sohn des Ahlenschmieds Friedrich Beringer und seiner Frau Anna geb. Seyfried in Nürnberg geboren. 1777 wurde er Kompassmachermeister und stellte in seiner Werkstatt in der Jakobstraße (früher „Auf dem Steig“) in Nürnberg Kompasse, Sonnenuhren und andere mathematischphysikalische Instrumente her. Einen Namen machte er sich mit der Herstellung von Reisesonnenuhren (vgl. Grötzsch, Globusinventarisierung, 147). Seit 1792 arbeitete er mit dem Astronomen Johann Elert Bode und dem Kartographen Daniel Friedrich Sotzmann zusammen an der Herstellung von Globen. Beringer übernahm die Herstellung und den Alleinvertrieb: Er erhielt die von Berliner Kupferstechern verfertigten Globenstreifen zugesandt, klebte sie auf die aus Gips hergestellten Globen und montierte sie in Holzgestelle. Die Endprodukte wurden nach Berlin gesandt, wo sie regen Absatz fanden. Da Beringer mit der Produktion in Verzug geriet, kam es zu langen Wartezeiten. Diese Erfahrung musste auch Goethe machen, der bereits am 9. Januar 1797 einen Globus über den Leipziger Buchhändler Johann Gottlob Gerhard Fleischer bestellt hatte (vgl. GT II 1, 92; vgl. EB 8). Fleischer entschuldigte sich in einem Brief vom 12. Juni 1797 für die Verzögerung

12

BRIEF 4

der Lieferung (vgl. RA 2, Nr 843). Anlässlich seines Aufenthalts in Nürnberg im November 1797 konnte Goethe die Angelegenheit persönlich regeln: So besuchte er Beringer in seiner Werkstatt und bestellte vor Ort einen Globus. Über das Treffen der beiden ist nichts bekannt (vgl. zu 4,27), jedoch war es insofern erfolgreich, als Goethe bereits im Frühjahr 1798 den von Beringer gefertigten Globus erhielt. In der in Goethes Bibliothek nachweisbaren „Kurzen Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg“ (vgl. Ruppert, Nr 3998), die Goethe wahrscheinlich während seines Nürnberg-Aufenthalts mit sich führte, ist Folgendes über Beringers Werkstatt zu lesen: „David Behringer, Compaßmacher aufm Steig, verfertigt auch Astrolabien, Proportionalzirkel, und andere mathematische Instrumente. Ferner nach der Zeichnung Herrn Profess. Bode, und Herrn geheimen Kriegs-Secretair Sotzmann in Berlin, neue Himmels- und Erdkugeln, welche einen Rheinischen Fuß im Durchmesser halten, und sehr schön ausgearbeitet sind.“ (Kurze Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde, zunächst aber für Reisende. Verfasset von C〈hristian〉 G〈ottlieb〉 Müller. Nebst einem geometrischen Grundriß von der Stadt. Nürnberg 1793, S. 225.) Der Kontakt zwischen Goethe und Beringer war rein geschäftlich. – Der vorliegende Brief Goethes ist der erste und einzige an Beringer gerichtete. Auch von Beringer selbst ist nur der unten abgedruckte Antwortbrief erhalten (vgl. zu 5,3). 5,2 Überbringern] Wahrscheinlich ein Bediensteter oder Knebel selbst bzw. ein Bote von dessen Nürnberger Freund, dem Kaufmann Paul Wolfgang Merkel (vgl. Nr 4 und Nr 24). Goethe hatte Knebel in seinem Brief vom 2. Januar (vgl. Nr 2) gebeten, den Brief an David Beringer weiterzuleiten (vgl. 4,24–26). 5,3 versprochne Erdglobus] Beringer vermerkte die Antworten auf Goethes Fragen nach Preis und Versendetermin direkt unter dem Brief. Wahrscheinlich wurde der Zettel wieder an Goethe am 18. Januar 1798 durch Knebel geschickt (vgl. RA 2, Nr 1102): „Die Erd Globen kost 24 f / Die Emballage ...... 2 f / Im Zeit 4 Wochen / David Beringer Mech:“ – Die Bezahlung von letztlich 28 Florin (franz. Bezeichnung für Gulden) erfolgte wahrscheinlich über Paul Wolfgang Merkel (vgl. 36,19–20). Belege, auch für den Zeitpunkt des Eintreffens des Globus in Weimar, sind nicht überliefert. Der noch heute in Goethes Besitz nachweisbare Erdglobus war von Daniel Friedrich Sotzmann aus Berlin 1791 entworfen und in David Beringers Werkstatt in Nürnberg fertig gestellt worden (GNM Nürnberg, Inv.-Nr GKg/01181; vgl. Gisela Maul, Margarete Oppel: Goethes Wohnhaus. Wien 1996, S. 122f.). 5,4 wegen der B〈ezahlung〉] Um den Versand nach Weimar sowie die Bezahlung kümmerte sich nach Goethes Anfrage am 31. Januar 1798 wahrscheinlich der Nürnberger Kaufmann Paul Wolfgang Merkel (vgl. Nr 24).

JANUAR 1798

4. An Paul Wolfgang Merkel

13

Weimar, 2. Januar 1798 → 〈Nürnberg〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GNM Nürnberg, Sign.: Autographen Merkel-Archiv (Leihgabe der Familie Merkel). – Doppelblatt 13,8 × 19,5 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; Couvert 17,8(–20,1) × 33,7(–34,5) cm, an den Seiten beschnitten, Adresse von Schreiberhd: 〈…〉dirt / 〈…〉 〈Mer〉ckel / 〈…〉 Nürnberg; Reste eines rotes Siegels. – Beischluss: Nr 2. E: Paul Raabe: Weitere ungedruckte Goethe-Briefe. In: GJb N. F. 21 (1959), 255–272, hier 257, Nr 1. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 130, Nr 3703b. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Eine Antwort erhielt Goethe über Carl Ludwig von Knebel am 18. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1102). – Von Merkel ist kein Antwortbrief bekannt. Postsendungen: 2. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 229). Paul Wolfgang Merkel (1756–1820) wurde als sechstes Kind und dritter Sohn des Kaufmanns Caspar Gottlieb Merkel, Vorsteher des Handelsstandes sowie Assessor am Banko-Gericht, und Maria Magdalena Merkel geb. Merz in Nürnberg geboren. Nachdem die älteren Brüder früh gestorben waren, wurde er trotz seiner Neigung zu Geschichte, Literatur und Sprachen für den Kaufmannsberuf bestimmt, um später das elterliche Unternehmen zu leiten. Nach Abschluss seiner Kaufmannslehre in der Manufakturhandlung Hieronymus Deterding in Nürnberg und dem Tod beider Eltern 1783 führte er gemeinsam mit seinem Bruder Eibert Heinrich Gottlieb Merkel das Geschäft „Merkel und Söhne“ fort. 1784 heiratete er Margarete Elisabeth Bepler, deren Vater das Handelshaus Lödel gehörte und in dessen Unternehmen er als Teilhaber eintrat. Nach dem Tod des Bruders 1787 wurden die beiden Handelshäuser zu „Lödel & Merkel“ vereinigt. Unter Merkel, der als Großhändler zu der wirtschaftlich mächtigsten Schicht Nürnbergs im ausgehenden 18. Jahrhundert gehörte, erlebte das Unternehmen einen großen Aufschwung. Merkel handelte mit Spezereien, Kolonialwaren aus Westindien, Manufaktur- und Fabrikerzeugnissen. Ein Speditionshandel war ebenfalls Teil des Unternehmens. Merkels Ansehen in seiner Heimatstadt vermehrte sich mit der Übernahme verschiedener Ämter: 1786 wurde er zum Marktadjunkten, 1791 zu einem der vier Marktvorsteher gewählt. Mit dem Übergang Nürnbergs an Bayern 1806 erhielt er die Ernennung zum Finanzrat, 1809 zum Assessor am Handels-Appellationsgericht. 1819 ging er als Abgeordneter Nürnbergs nach München in den Landtag und wurde in den Neunerausschuss gewählt. Zeit seines Lebens sammelte er Druckgraphik, Gemälde, Bücher,

14

BRIEF 5

Stiche, Holzschnitte und Kunstgegenstände aus reichsstädtischer Zeit. Als er 1820 unerwartet starb, hinterließ er bedeutende Kunstwerke und Sammlungen wie etwa die umfangreiche Bibliothek Paul Carl Welser von Neunhofs, deren Anschaffung für die Herzogliche Bibliothek in Weimar Goethe 1804 angetragen worden war (vgl. RA 4, Nr 1554), deren Ankauf aber letztlich nicht zustande kam. – Vgl. zu Merkel weiterführend Seiderer, Paul Wolfgang Merkel, 12–37. Goethe lernte Merkel auf seiner Rückreise aus der Schweiz im November 1797 kennen, als er in Nürnberg Station machte und sich in Gesellschaft Carl Ludwig von Knebels zwölf Tage dort vom 6. bis 15. November 1797 aufhielt. Knebel war mit Merkel und dessen ältester Schwester Katharina von Schückher befreundet, wodurch es in einem Gasthaus am Schießgraben, dem so genannten Herrenschießhaus, am 9. November 1797 zu einer ersten Begegnung zwischen Goethe und Merkel kam. In seinem Tagebuch vermerkt Merkel dazu: „Göthe war im Schießgraben. Major Knebel setzte mich neben ihn und wir sprachen beständig miteinander; er unterhielt sich sehr lebhaft mit mir.“ (StadtAN, Sign.: E18_111; vgl. BuG 4, 382.) Auch am 10. und 11. November fand eine Begegnung statt: Über das Treffen am 11. in großer Gesellschaft im Haus von Merkels Schwester von Schückher schreibt Merkel: „Goethe sprach über 1 Stunde mit mir allein, von den bildenden Künsten, von Mengs, von dem menschL. Geist etc – u ließ seinen Geist hervorblickL. Wir waren bis 12 Uhr beisammen.“ (Ebd.) Am Tag der Abreise kam Merkel zu ihm, um Abschied zu nehmen (vgl. ebd.; BuG 4, 385). Knebel, der Merkel 1797 kennen gelernt hatte und ab 1798 freundschaftlich mit ihm verbunden war, schrieb am 21. Januar 1820, einen Tag nach Merkels Tod, in einem Brief an Goethe voll Hochachtung über ihn: „Keinen bravern, würdigern, verdienstlichern Mann kenne ich nicht. So wird er überall geliebt und verehrt. Das ist eine seltne Menschenart.“ (H: GSA 28/516, Bl. 4; vgl. Düntzer, Knebels Nachlaß 1, XXIII.) – Nach Merkels Tod 1820 erhielt Goethe zwei nekrologische Schriften, die sich noch in seiner Bibliothek befinden: „Merkels Begräbnisfeyer am 20. Januar 1820. Nur als Ms. für Freunde des Verewigten von einigen seiner Freunde“ (Nürnberg 1820; vgl. Ruppert, Nr 179) sowie „Nachricht von dem Leben Paul Wolfgang Merkel’s weiland verordneten Vorstehers des Handelsplatzes Nürnberg“ von Karl Johann Friedrich von Roth (vgl. Ruppert, Nr 180). – 1798 nutzte Goethe die Verbindung zu Merkel für die Erledigung von Aufträgen in Nürnberg. Mit deren Ausführung endet die kurze Korrespondenz: Der vorliegende Brief ist der erste von zwei überlieferten Briefen, beide vom Januar 1798. Die Briefe blieben bis in die 1930er Jahre im Merkel’schen Familienbesitz und wurden als Goethe-Devotionalien weitergereicht, bis sie schließlich zum Rest des Familienarchivs als Leihgabe ins Germanische Nationalmuseum in Nürnberg gelangten. – Merkels Antwortbriefe sind nicht überliefert. 5,8 schon von Nürnberg abgegangen] Carl Ludwig von Knebel hielt sich nach dem 5. Januar 1798 für einige Tage in Ansbach auf, um dort seine Mutter Elisabeth Magdalena von Knebel sowie Carl August von Hardenberg aufzusuchen, kehrte

JANUAR 1798

15

dann aber für einige Tage wieder nach Nürnberg zurück. In der Nacht vom 21. Januar brach er von Nürnberg nach Ilmenau auf. Über seine Reisepläne setzte Knebel Goethe in seinem Brief vom 5. Januar genauer in Kenntnis (vgl. RA 2, Nr 1081). 5,10 beyliegenden Brief demselben nachzuschicken] Knebel erhielt Goethes Brief (Nr 2) durch Merkel. Er wurde ihm nach Ansbach nachgeschickt (vgl. zu 17,21). 5,10–11 das Packet] Das Paket enthielt Bücher, Geld sowie einen Brief an David Beringer (Nr 3), wie aus dem beigeschlossenen Brief an Knebel hervorgeht (vgl. 3,21–22). 5,11–12 Aufträge] Vgl. zu 3,21.

5. An Friedrich Schiller

Weimar, 3. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 3–4. – Doppelblatt 19,4 × 22,8(–23) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl. / J e n a. / f r a n k.; Reste einer Verschlussoblate, Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 4–7, Nr 399. WA IV 13 (1893), 4–6, Nr 3704. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1076). – Schiller antwortete am 5. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1082). Postsendungen: 3. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 428); 3. Januar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). Zur Person Friedrich Schillers (1759–1805) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 24. – Schiller zählte zu Goethes bedeutendsten Korrespondenzpartnern. Ihre vielschichtige Freundschaft ist in einem über 1000 überlieferte Briefe umfassenden Briefwechsel der Jahre 1794 bis 1805 dokumentiert, dem Goethe Werkcharakter zubilligte. Noch zu Lebzeiten besorgte er 1828/29 dessen Erstdruck (Zur Editionsgeschichte vgl. ebd., S. X–XII). – Mit dem vorliegenden Brief schloss Goethe nahtlos an die Korrespondenz des Jahres 1797 an. Wie in den Jahren zuvor nutzte er die Gelegenheit des Jahreswechsels, um eine Zwischenbilanz seines produktiven, von der Einsicht in die wechselseitige Komplementarität geprägten Arbeitsbündnisses mit Schiller zu ziehen und diesen auf die weitere Zusammenarbeit einzustimmen. Zu den nach der Rückkehr von der Schweizer Reise Ende November 1797 gefassten und mit Schiller

16

BRIEF 5

1798 ausführlich besprochenen Arbeitsvorhaben Goethes zählten die Weiterarbeit am „Faust“, die Übersetzung von „Benvenuto Cellini“ und das geplante Versepos „Achilleis“. Zudem nahm Goethe seine Arbeit an der „Farbenlehre“ wieder auf, die durch Schillers Anregung wichtige methodologische Klärung erfuhr. Regen Anteil nahm Schiller auch an der Vorbereitung von Goethes geplanter Kunstzeitschrift „Propyläen“ (1798–1800), deren erstes Stück im Oktober 1798 erschien. Schiller hatte zuvor mit seinem Verleger Johann Friedrich Cotta die entsprechenden geschäftlichen Vereinbarungen zur Herausgabe dieser Zeitschrift getroffen und damit zugleich die Grundlage für Goethes folgende Zusammenarbeit mit Cotta gelegt. Zu den gemeinsamen Vorhaben des Jahres 1798 gehörte die Vorbereitung des von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“. Unter der besonderen Anteilnahme Goethes beendete Schiller im Herbst 1798 den ersten Teil seiner geplanten „Wallenstein“-Trilogie. Unter Goethes Theaterleitung wurde am 12. Oktober 1798 mit der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ das neu umgebaute Weimarer Hoftheater wiedereröffnet; die Uraufführung der „Piccolomini“ folgte am 30. Januar 1799. Der kontinuierlich gepflegte Briefwechsel Goethes mit Schiller – dieser schrieb seine Briefe an Goethe in der Regel an seinen Posttagen, am Dienstag und Freitag, Goethe antwortete zumeist an den darauf folgenden Tagen – wurde nur gelegentlich unterbrochen, so im April 1798 aufgrund einer Erkrankung Schillers. In diesen Tagen fiel es Schillers Frau Charlotte zu, als sein „Sekretair“ (an Goethe, 13. April 1798; H: GSA 28/802, St. VII; vgl. RA 2, Nr 1243) den Briefkontakt aufrecht zu halten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 38). Ihr freundschaftliches Arbeitsbündnis intensivierte sich während Goethes häufiger Aufenthalte in Jena (20. März–6. April, 20. Mai–21. Juni, 6.–9. Juli, 1.–16. August, 22. September–1. Oktober, 14.–22. Oktober, 11.–29. November), während der Goethe fast täglich in Schillers Haus und Garten verkehrte. In diesen Wochen beschränkte sich ihr Briefwechsel auf gelegentliche kurze Nachrichten. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 3. Januar und 29. Dezember insgesamt 83 Briefe an Schiller überliefert, darunter ein gemeinsam mit Christian Gottlob Voigt verfasstes amtliches Schreiben (Nr A 19) sowie ein mit Franz Kirms geschriebener Brief vom Ende des Jahres 1798 (Nr 249). Drei weitere Briefe Goethes an Schiller sind erschließbar (EB 73, EB 103, EB 111). Von Schillers Briefen an Goethe sind aus der Zeit vom 2. Januar bis 31. Dezember 1798 insgesamt 83 überliefert. 5,14–15 einander so nahe sind] Sein ursprüngliches Vorhaben, die Wintermonate in Italien zu verbringen, hatte Goethe aufgrund der politischen Lage zugunsten einer Reise in die Schweiz aufgeben müssen, von der er am 20. November 1797 nach Weimar zurückgekehrt war. Den vorherigen Jahreswechsel 1796/97 hatte Goethe in Leipzig verbracht. 5,15 bald wieder sehen] Goethe musste seinen bereits im Dezember 1797 geäußerten Wunsch, Schiller in Jena zu besuchen (vgl. Goethes Brief an Schiller vom

JANUAR 1798

17

27. Dezember 1797; WA IV 12, 387), aufgrund seiner amtlichen Verpflichtungen mehrfach verschieben. Er reiste erst am 20. März 1798 nach Jena (vgl. GT II 1, 237). Die letzte persönliche Begegnung mit Schiller hatte am 15. Juni 1797 vor Goethes Schweizer Reise stattgefunden (vgl. ebd., 117). 5,16 Continuation] Lat. continuatio: ununterbrochene Fortführung, Zusammenhang. – Hier im Sinne von ‚auf Dauer, auf längere Sicht‘ (vgl. GWb 5, 602). 5,19 Wallenstein] Goethe nahm an der Entstehung von Schillers gleichnamiger Dramentrilogie großen Anteil. Anlässlich der Arbeit zur „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“ hatte sich Schiller 1791 erstmals mit dem Plan eines Trauerspiels über den Tod des böhmischen Feldherrn Albrecht Wenzel Eusebius von Wallenstein beschäftigt (vgl. die Dokumente zur Entstehungsgeschichte, NA 8 N III, 45–308). Im Oktober 1796 begann Schiller mit der Ausarbeitung des Dramas, das zur Michaelismesse 1797 bei Cotta erscheinen sollte. Es sah einen eigenständigen Prolog sowie ein einteiliges, fünf Akte umfassendes Hauptdrama vor, das Schiller zunächst in Prosaform konzipierte. Die Arbeit wuchs sich bald aus, weshalb Goethe, der als Theaterleiter aber auch vor dem Hintergrund der gemeinsamen dramentheoretischen Überlegungen der Fertigstellung des „Wallenstein“ größte Bedeutung beimaß und Schiller nachdrücklich zur Weiterarbeit motivierte, einen Zyklus von Stücken empfahl. Erste Textfassungen lernte Goethe während seines Aufenthalts in Jena im März 1798 kennen (vgl. GT II 1, 237f.). Die endgültige Entscheidung für eine Trilogie wurde erst im September 1798 getroffen. Alle drei Stücke wurden unter Goethes Leitung am Weimarer Hoftheater uraufgeführt: Mit dem Prolog und „Wallensteins Lager“ („Ein Vorspiel zu den beyden Trauerspielen Piccolomini, und Wallenstein, von Schiller“; vgl. Theater/Musik Weimar) wurden am 12. Oktober 1798 die neue Theatersaison und zugleich das nach Plänen des Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret umgebaute Weimarer Hoftheater eröffnet. Die Uraufführung der „Piccolomini“ fand am 30. Januar 1799 anlässlich des Geburtstags von Herzogin Louise statt; der abschließende dritte Teil („Wallensteins Tod“) wurde am 20. April 1799 uraufgeführt. Die endgültige Druckfassung wurde Ende Juni 1800 bei Cotta unter dem Titel „Wallenstein. Ein dramatisches Gedicht von Schiller. Erster und Zweiter Theil“ veröffentlicht. 6,1 dies Jahr vollbringen] Schiller beendete seine „Wallenstein“-Trilogie erst im März 1799. 6,3 künftigen Sonntag] 7. Januar. 6,4 ein neues Hinderniß] Der Bibliothekar Johann Christoph Ferdinand Spilcker hatte am 2. Januar 1798 seine ausführliche Antwort auf die von Goethe und Voigt angestellten „Erkundigungen über die gegenwärtige Bibliotheks-Verwaltung“ vorgelegt (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 95–122; vgl. FA/Goethe I 27, 412f.). Die Verbesserung der bestehenden Verhältnisse sollte Goethe in den folgenden Tagen intensiv beschäftigen (vgl. GT II 1, 229f. und FA/Goethe I 27, 413–418). Zu den Schwierigkeiten bei der Reorga-

18

BRIEF 5

nisation der Bibliotheksarbeit nach der im Dezember 1797 erfolgten Übernahme der Oberaufsicht durch Goethe und Christian Gottlob Voigt vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 8 sowie zu 83,11. 6,4–5 auf den Sonabend werde ich mehr sagen können] In seinem Brief vom 6. Januar kündigte Goethe an, seine geplante Reise nach Jena erneut verschieben zu müssen (vgl. Nr 6). Grund war diesmal der mit Christian Gottlob Voigt am 4. Januar vereinbarte Besuch der Bibliothek am Morgen des 7. Januar (vgl. GT II 1, 230; vgl. FA/Goethe I 27, 413–418). Goethe reiste erst am 20. März nach Jena (vgl. GT II 1, 237). 6,6 Abschrifft eines alten Gesprächs] Goethe übersandte den von seinem Schreiber Ludwig Geist angefertigten handschriftlichen Auszug aus dem Werk „Neu-polirter Geschicht- Kunst- und Sitten-Spiegel ausländischer Völcker“ (Nürnberg 1670, S. 42f.) des Barockdichters und Polyhistors Erasmus Francisci am 6. Januar (vgl. zu 8,28). Die Abschrift beinhaltet ein theologisches Streitgespräch des Jesuiten und Missionars Matteo Ricci mit einem buddhistischen Priester über die schöpferische Allmacht Gottes: Nach der Behauptung des Chinesen, dass jeder Mensch Gott darin gleichkomme, fordert Ricci seinen Kontrahenten dazu auf, eine mit glühenden Kohlen gefüllte Glutpfanne zu erschaffen. Goethe hatte Franciscis Werk am 6. Dezember 1797 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, Nr 83). Es diente Goethe und Schiller wiederholt als Materialquelle für eigene Arbeiten (vgl. zu 21,5). 6,7–8 schaffender Idealist] Im Unterschied zum Jesuiten, der nur ein Ebenbild der Außenwelt anzuerkennen vermag, glaubt der chinesische Gelehrte an eine schöpferische, die Dinge hervorbringende Geistestätigkeit. Goethe deutet diese Position aus der Sicht der idealistischen Philosophie Johann Gottlieb Fichtes und Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Schrift „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (1797), der er vorwirft, die Empirie zu vernachlässigen. 6,8 Reinholdianer] Anhänger des Philosophen Karl Leonhard Reinhold. Reinhold lehrte zwischen 1787 und 1794 als Professor der Philosophie an der Universität Jena, bevor er 1794 einem Ruf nach Kiel folgte. Er zählte zu den Wegbereitern von Immanuel Kants kritischer Transzendentalphilosophie, die er zu einer „Elementarphilosophie“ zu systematisieren suchte. Darin werden Vernunft und Sinnlichkeit aus dem menschlichen Vorstellungs- und Erkenntnisvermögen abgeleitet – eine Position, die Goethe hier in polemischer Absicht mit der Haltung des Jesuiten gleichzusetzen versucht. Goethes Beziehung zu Reinhold war distanziert: Ein Gespräch war nicht mit ihm zu führen, ich habe nie etwas durch ihn, oder von ihm lernen können. (Brief an Friedrich Heinrich Jacobi, 2. Februar 1795; GB 10 I, 109,20–21.) 6,11 Buch von Retif] Nicolas Edme Rétif de La Bretonne: Monsieur-Nicolas; ou le cœur-humain dévoilé. 8 Bde. Paris 1794–1797. Schiller hatte Goethe im Bezugsbrief auf die Autobiographie des französischen Schriftstellers aufmerksam ge-

JANUAR 1798

19

macht und angefragt, ob er „das seltsame Buch 〈…〉 je gesehen oder davon gehört“ habe (NA 29, 180). Das Werk war Goethe im Titel bekannt, wie eine gestrichene Passage im Konzept seines Briefes an Christian Gottfried Körner vom 8. Dezember 1796 (vgl. GB 11 I, 250,4–5) sowie die Empfehlung durch Herzog Carl August bezeugen, der in seinem Brief an Goethe vom 22. März 1797 das Werk als „über die beschreibung langweilig, roh, u. geschmackloß“ beurteilte (H: GSA 28/770; vgl. RA 2, Nr 688). 6,11–12 zu erhalten suchen] Goethe entlieh die ersten vier Bände des mehrteiligen Werkes am 4. Juni 1798 aus der Weimarer Bibliothek und las sie während seiner folgenden beiden Aufenthalte in Jena (vgl. Keudell, Nr 113 und GT II 1, 247f., 252). 6,17–18 Herrmann und Dorothea] Goethes gleichnamiges Hexameterepos war im Oktober 1797 bei Friedrich Vieweg in Berlin als „Taschenbuch für 1798“ erschienen (vgl. Hagen, 146f., Nr 231a–d). Die zwischen September 1796 und Juni 1797 entstandene Dichtung zählte zu Goethes erfolgreichsten Werken (vgl. EGW 7, 202–318). Sie behandelt ein zeitgenössisches bürgerliches Sujet – die erfolgreiche Werbung des wohlhabenden Wirtssohnes Herrmann um die in den Revolutionswirren heimatlos gewordene Dorothea. Das Werk wurde in Goethes Umkreis begeistert aufgenommen (vgl. zu 112,11) und mehrfach besprochen, so von Wilhelm von Humboldt (vgl. zu 114,24) und von Johann Gottfried Schweighäuser (vgl. zu 72,21). Es ist vielfach Gegenstand in Goethes Briefen des Jahres 1798. 6,20 ein dramatisches Stück] Nicht ermittelt. 6,24 so vieles andere] Über die eigenen literarischen Arbeitsvorhaben Goethes nach seiner Ende November 1797 erfolgten Rückkehr aus der Schweiz informiert ein dem Schreiber Geist diktierter, undatierter Arbeitsplan „Verzeichniß poetischer und litterarischer Arbeiten welche zunächst bevorstehen“ (GSA 27/55; vgl. MA/ Goethe 6 I, 851f.). Zu diesen zählten die Weiterarbeit am „Faust“ (vgl. zu 88,21–22), die Vorbereitung einer „Sammlung der neuern Gedichte“, die Fortsetzung der Novellensammlung „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, „Cellini“ (vgl. zu 62,4–5), sowie die epischen Vorhaben „Achilleis“ und „Wilhelm Tell“ (vgl. zu 80,29). Da Goethe seine Reise nach Jena mehrfach verschieben musste, konnte er diese und weitere Vorhaben erst im März 1798 mit Schiller in Jena besprechen (vgl. GT II 1, 237f.). 6,27 Elephanten] Zu Goethes Eindrücken von der in diesen Tagen in Weimar gastierenden Menagerie vgl. zu 4,11. 6,27–28 Florentinische Madonna] Gemeint ist Johann Heinrich Meyers Aquarellkopie von Raffaels berühmter „Madonna della Sedia (delle Seggiola)“ (1515/16), die Meyer als „himmlisch, vollkommen“ und als „eine Sammlung der schönsten, zartesten, menschlichsten Gefühle“ rühmte (Brief an Goethe vom 5. Juli 1796; Goethe-Meyer 1, 281; vgl. RA 2, Nr 263). Meyer hatte das Gemälde zwischen Juli und Oktober 1796 in Werkgröße vor dem Original im Palazzo Pitti

20

BRIEF 6

in Florenz kopiert und seine Arbeit im Anschluss der Schweizer Reise nach Weimar gebracht, wo sie in Goethes Wohnhaus am Frauenplan aufgestellt wurde (vgl. zu 79,23–24). 6,30 Schellings Ideen zu einer Philosophie der Natur] Goethe hatte Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werk „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (Leipzig 1797; vgl. Ruppert, Nr 3116) am 31. Dezember 1797 durch Christian Gottlob Voigt erhalten (vgl. RA 2, Nr 1074). Bereits am 1. Januar 1798 hatte er mit der Lektüre begonnen (vgl. GT II 1, 229; LA II 1A, 152–154). Eine erste Einschätzung teilte er Schiller in seinem Brief vom 6. Januar mit (vgl. Nr 6). In den folgenden Wochen setzte Goethe seine Lektüre fort (vgl. GT II 1, 231 und Nr 41). Goethe sandte das Werk am 14. Dezember an Knebel (vgl. zu 261,19). 6,32 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller, geb. von Lengefeld, war seit dem 22. Februar 1790 mit Friedrich Schiller verheiratet. Goethe pflegte eine freundschaftliche Verbindung zu ihr (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 38). Der seine Briefe an Schiller häufig abschließende Gruß an Charlotte zählt zu den Konstanten ihres Briefwechsels. 7,1–5 Friedrich Schlegel 〈…〉 brouillirten.] Goethe kommentiert hier Schillers Bemerkung vom 2. Januar, dass Friedrich Schlegel „mit dem Herausgeber des Lyceums nichts mehr zu schaffen habe“ (NA 29, 181). Schlegel war im Juli 1797 von Jena nach Berlin übergesiedelt, um dort an der von Johann Friedrich Reichardt neubegründeten Zeitschrift „Lyceum der schönen Künste“ mitzuarbeiten. Ende September 1797 veröffentlichte Schlegel im zweiten Teilband des „Lyceums“ eine 127 Stücke umfassende Fragmentsammlung (Friedrich Schlegel: Kritische Fragmente. In: Lyceum der schönen Künste. Ersten Bandes, zweiter Theil. Berlin 1797, S. 133–169). Über diese zeigte sich der Herausgeber Reichardt wenig erfreut. Besonders empfindlich reagierte er auf die im 113. Fragment geäußerte Kritik an dem von ihm geschätzten Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß. Daraufhin war es zum Bruch zwischen Reichardt und Schlegel gekommen, den dieser auch öffentlich erklärte (vgl. Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr 163, 16. Dezember 1797, Sp. 1352). – ‚Brouillirten‘ von franz. se brouiller: sich überwerfen, hier im Sinne von ‚sich entzweien, aneinandergeraten‘ (vgl. GWb 2, 907).

6. An Friedrich Schiller

Weimar, 6. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 7–8. – Doppelblatt 19,5(–19,8) × 27,5(–27,8) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu

JANUAR 1798

21

ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen: 8,24 |(|Kalb|)| ⎡L.⎤; 8,29 Chineser; 8,33 Scha⎡e⎤ llingischen; 9,24 Chineser⎡n⎤; 9,28 Scha⎡e⎤ llings; 10,3 8|?|. – Goethe nahm für den Erstdruck seines Briefwechsels mit Schiller egh. Bleistiftkorrekturen vor; diese Korrekturen betreffen vor allem die Unterdrückung von Namen seinerzeit noch lebender Personen (so änderte er z.B. im vorliegenden Brief 8,24 Kalb zu L.). Darüber hinaus entfernte Goethe Passagen, die in bestimmten persönlichen Beziehungen hätten unangenehm wirken können (so z.B. in Nr 7 eine kritische Bemerkung über Cotta, vgl. zu 15,18–19). Außerdem finden sich auch Korrekturen von offensichtlichen Hörfehlern des Schreibers (so z.B. in Nr 36, vgl. zu 52,24) oder von Verschreibungen (so änderte er z.B. im vorliegenden Brief 9,28 Schallings zu Schellings, vgl. zu 8,33). Diese Bleistiftkorrekturen und -zusätze werden im vorliegenden Band im Rahmen der Handschriftenbeschreibung mitgeteilt, da es sich nicht um Autorvarianten handelt, die Bestandteil des Briefes waren, den der Empfänger erhielt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 5–8. – 2 Doppelblätter 16,4(–16,6) × 20,5 cm, 6 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 oben rechts Adresse: Brief. Hl. Hofr. Schiller. – In einem gebundenen Faszikel (125 Bl.), S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Briefe / Januar Februar März / 1798.; oben rechts von Schreiberhd (Geist), Tinte: 7.a; oben links mit blauer Kreide von fremder Hd (zS): „XX“. Das Aktenfaszikel beinhaltet die eingegangenen Briefe des ersten Quartals 1798 sowie einige Antwortkonzepte Goethes. E1: Morgenblatt für gebildete Stände, 1829, Nr 201 (22. August), S. 802f. (Teildruck: 8,24–26 Unsere arme Freundin 〈…〉 verlöhre. fehlt). E2: Schiller-Goethe1 4 (1829), 11–17, Nr 401. WA IV 13 (1893), 7–11, Nr 3706. 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 83/177. – Doppelblatt 20,4(–20,9) × 33,1(–33,7) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: NA 37 II (1988), 277–279 (Norbert Oellers und Frithjof Stock). WA: Nicht gedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 5. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1082). – Schiller antwortete am 12. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1091). Postsendungen: 6. Januar 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r zurückbehaltnes Concept / Briefe von Humboldt u Körner zurück.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 428); 6. Januar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 6. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 230).

22

BRIEF 6

7,8–9 fertigen Theil Ihres Werkes] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, dass er im Stande sei, Goethe „viermal mehr als der Prolog beträgt, vorzulegen, obgleich noch nichts von dem III Akte dabey ist“ (NA 29, 182). 7,11–12 günstige Zusammentreffen unserer beyden Naturen] Die Versicherung der gegenseitigen Wertschätzung zählte zu den Konstanten ihres Briefwechsels (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5). 7,14 Repräsentanten mancher Objecte] Schiller hatte im Bezugsbrief betont, dass ihm die objektiv entgegenstehende Natur Goethes dabei helfe, seine subjektiven Grenzen auszuweiten und Goethe ihn zu einer genaueren Darstellung des Objektiven bzw. bestimmter Objekte führe. 7,18 zweyte Jugend] Bereits auf seiner Italienischen Reise hatte Goethe 1787 mit diesem Bild seine mit der Ankunft in Rom gewonnene – und sein poetisches Schaffen befruchtende – geistige Wiedergeburt gefeiert (vgl. GB 7 I, 99,13 und 131,10). Anlässlich der Lektüre von Goethes „Herrmann und Dorothea“ deutete auch Schiller in seinem Brief an Goethe vom 17. Januar 1797 dessen gestiegene dichterische Produktivität als Rückkehr eines ausgereiften Geistes zu seinen Ursprüngen: „Jetzt däucht mir kehren Sie, ausgebildet und reif, zu Ihrer Jugend zurück, und werden die Frucht mit der Blüthe verbinden. Diese zweyte Jugend ist die Jugend der Götter und unsterblich wie diese.“ (NA 29, 35; vgl. RA 2, Nr 559.) 7,20 Reise] Goethes dritte Schweizer Reise hatte vom 30. Juli bis zum 20. November 1797 stattgefunden (vgl. GT II 1, 135–225). 7,21 Material, das ich darauf erbeutet] Über den Zweck seines Vorhabens, die Schweizer Reise zu dokumentieren, hatte Goethe Schiller bereits am 22. August 1797 aus Frankfurt am Main informiert (vgl. WA IV 12, 260f.). Nach seiner Rückkehr nach Weimar ließ Goethe die umfangreiche, aus Druckschriften wie Zeitungen und Theaterzetteln sowie aus handschriftlichen Aufzeichnungen bestehende Materialsammlung zu drei Akten heften (vgl. GSA 25/W 2632–2634; zu Inhalt und Überlieferung vgl. GT II 2, 505–514). Wohl im März nahm Goethe diese mit zu Schiller nach Jena, von dem er sie im Juli 1798 zurückforderte (vgl. zu 172,13). Die Akten sollten die Grundlage für eine enzyklopädisch gedachte Reisebeschreibung bilden, die Goethe erst 1832 durch Johann Peter Eckermann in stark überarbeiteter Form herausgeben ließ (WA I 34.1, 201–445). 7,27 erster] Hier im Sinne von ‚nächster‘ Aufenthalt, nach der Rückkehr aus der Schweiz. 7,28 Körnersche Aufnahme des Pausias] Goethes Gedicht „Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen“ war im Oktober 1797 in dem von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ veröffentlicht worden (S. 1–18). Gegenüber Schiller hatte Christian Gottfried Körner am 25. Dezember 1797 Goethes Gedicht einer ausführlichen Würdigung unterzogen, die Schiller seinem Brief vom 5. Januar an Goethe beilegte: „Den n e u e n P a u s i a s genieße ich am

JANUAR 1798

23

besten, wenn ich mir ein Gemählde dazu denke, auf dem das Blumenmädchen mit ihrem Geliebten dargestellt ist, so wie der Dichter die Gruppe in den 6. ersten Distychen schildert. Mit diesem Kunstwerk wetteifert das Gedicht. Der Dichter kennt seinen Vortheil und eilt über das sichtbare Bild hinweg in die Sphäre der Ideen, Gefühle und Erinnerungen. Aber die Vergangenheit soll uns nur ein lebendigeres und vollständigeres Bild von der Gegenwart geben. Die E r z ä h l u n g selbst, nicht das Erzählte allein ist ein Gegenstand der Darstellung. Und hier verehre ich besonders die Kunst mit der die Erzählung unter beyde Personen vertheilt ist. Jedes scheint sich nur die Züge auszuwählen die ihm die wichtigsten sind. Kontrast und Harmonie stehen im schönsten Ebenmaaße und aus ihrer Vereinigung geht ein Ganzes hervor, dessen Theile sich von selbst aneinander zu fügen scheinen. Man vergißt Künstler und Kunst und weidet sich an einem Produkte der edleren menschlichen Natur.“ (NA 37 I, 208.) Goethes Gedicht liegt eine Episode aus der „Naturalis historia“ von Plinius d. Ä. zugrunde. Darin wird berichtet, dass der griechische Maler Pausias ein Gemälde seiner Geliebten, der für ihren Erfindungsreichtum gerühmten Kranzbinderin Glykera, geschaffen habe. Im Unterschied zu Plinius stellte Goethe Pausias als Dichter dar und akzentuierte damit den seit der Antike diskutierten Wettstreit von Malerei und Dichtkunst, auf den auch Körners Deutung rekurriert. 8,5 letzten Musenalmanachs] Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1798“. 8,24 arme Freundin Kalb] Die unglücklich verheiratete Charlotte von Kalb lebte zu dieser Zeit in Weimar, wo sie gelegentlich mit Goethe verkehrte. Schiller hatte vom Gerücht ihrer möglichen Erblindung berichtet. 8,24–25 des besten Gebrauchs ihres Gesichts beraubt] Charlotte von Kalb litt seit ihrer Kindheit unter starker Kurzsichtigkeit und lebte zeitweise in der Gefahr, ihr Augenlicht ganz zu verlieren, wie sie Jean Paul am 10. Dezember 1797 mitteilte: „Fast bin ich blind – und ich kann wenig mehr schreiben, und gar nicht mehr lesen, diese Anstrengung ertragen meine Augen nicht mehr.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke IV 3.1, 24.) 8,27 An den Julian will ich denken.] Für sein geplantes Werk über den römischen Kaiser Julian erbat sich Schiller aus der Weimarer Bibliothek dessen Satire „Antiochikos oder Misopogon“ oder eine übersetzte Ausgabe seiner Briefe. Die Bibliothek verfügte über beide Ausgaben (I A  « K  «  M  . Des Kaiser Julians zwo Spottschriften die Cäsars und Misopogon. Griechisch, nebst einer deutschen Uebersetzung und mit Anmerkungen versehen von Hermann Jacob Lasius. Greifswald 1770; Jean Philippe René de La Bléterie: Histoire de l’Empereur Jovien et traductions de quelques ouvrages de l’Empereur Julien. Bd 2: Le Misopogon; Lettres choisies; Fable Allegorique. Amsterdam 1750). Ob Goethe diese Exemplare für Schiller entlieh, ist fraglich; im Ausleihjournal findet sich kein entsprechender Vermerk. Ein Gespräch über Schillers seit 1788 geplantes und schließlich nicht verwirklichtes Vorhaben fand während Goethes Aufenthalt in Jena am 25. Mai statt (vgl. GT II 1, 246).

24

BRIEF 7

8,28 angekündigte Philosophische Unterredung] Die Beilage beinhaltet einen handschriftlichen Auszug aus Erasmus Franciscis „Neu polirtem Geschicht-Kunstund Sitten-Spiegel ausländischer Völcker“ (Nürnberg 1670). Goethe hatte die Beilage in seinem Brief an Schiller vom 3. Januar angekündigt (vgl. zu 6,6). 8,29 Glutpfanne] Offener oder geschlossener, häufig tragbarer Behälter für Kohlenfeuer zur Erzeugung von Wärme und Licht (vgl. Grimm 8, 499; GWb 4, 351). Entsprechende Kohlebecken nutzte Goethe bei seinen Versuchen zur Optik und Farbenlehre (vgl. Goethes Abhandlung „Von den farbigen Schatten“; LA I 3, 70). 8,31 ich e r s c h a f f e s i e 〈…〉 zu deinem Gebrauch!] Vgl. zu 6,7–8. Nach Inhalt und in biblischer Diktion vermutlich Anspielung auf die Einsetzungsworte Jesu beim letzten Abendmahl; vgl. z.B. Lukas 22,19: „Und er nahm das brod, danckte und brachs, und gabs ihnen, und sprach: Das ist mein leib, der für euch gegeben wird; das thut zu meinem gedachtniß.“ (Luther-Bibel 1772 NT, 89.) 8,33 Schallingischen Buches] Zu Goethes Beschäftigung mit Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Abhandlung „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ vgl. zu 6,30. Für den Erstdruck korrigierte Goethe die Schreibung des im vorliegenden Brief doppelt erwähnten Namens des Philosophen jeweils eigenhändig mit Bleistift zu „Schelling“ (vgl. Überlieferung sowie Schiller-Goethe1 4 [1829], 14 und 16). Diese Korrekturen wurden in späteren Ausgaben des Briefwechsels fälschlich als „Schälling“ gelesen (vgl. NA 37 I, 214; Schiller-Goethe5 1, 555). 9,4 Newton] Isaac Newton. Schelling bezieht sich in seiner Schrift „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ bereits in der Einleitung auf die Forschungen des englischen Universalgelehrten: „Newton, der sich ihr 〈der bloßen Naturwissenschaft〉 nie ganz überließ, und selbst noch nach der wirkenden Ursache der Anziehung fragte, sah nur allzu gut, daß er an der Gränze der Natur stand“ (S. XXIX, vgl. ebd., S. 106–109). 9,4–5 Idee zu seiner Theorie] Einer Anekdote zufolge verdankte Newton der Beobachtung eines fallenden Apfels den Anstoß zu seiner Gravitationstheorie, die er in seinem Hauptwerk „Philosophiae Naturalis Principia Mathematica“ (1687) veröffentlichte. Die von Newtons Freund und Biograph William Stukeley aufgezeichnete Apfelanekdote wurde vor allem durch Voltaire verbreitet, so in den „Lettres philosophiques“ (1734) und in der Abhandlung „Élémens de la Philosophie de Newton“ (1738). 9,8 Transcendelle Idealist] Vertreter der Transzendentalphilosophie Immanuel Kants. Nach Kant ist „alle Erkenntniß transcendental, die sich nicht so wol mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnißart von Gegenständen, so fern diese a priori möglich seyn soll, überhaupt beschäftigt“ (Critik der reinen Vernunft von Immanuel Kant. Riga 1790, Einleitung, S. 25; vgl. Ruppert, Nr 3086). 9,27–28 philosophischen Naturstande (Schallings Ideen pag XVI.)] In der Einleitung seiner Schrift „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ heißt es dazu:

JANUAR 1798

25

„Wie eine Welt außer uns, wie eine Natur und mit ihr Erfahrung möglich sey? diese Frage verdanken wir der Philosophie, oder vielmehr mit dieser Frage entstand Philosophie. Vorher hatten die Menschen im (philosophischen) Naturzustande gelebt. Damals war der Mensch noch einig mit sich selbst und der ihn umgebenden Welt.“ (S. XVI.) 10,1 meine Ankunft] Goethe hatte in seinem Brief vom 3. Januar mitgeteilt, am Samstag, dem 6. Januar, nähere Auskunft darüber zu geben, ob er nach Jena kommen könne (vgl. zu 6,4–5). 10,1 Continnation] Versehentlich für ‚Continuation‘ (fehlender u-Strich; vgl. zu 5,16).

7. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 10. – Doppelblatt 19,5(–20) × 27,5(–27,8) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 12,22 Schemate; 12,22 rubricirt, (Komma gestrichen); 15,7 |(|Bouterweks|)| ⎡C.⎤; 15,10 A⎡a⎤ lter; 15,15 PBlatt; 15,18–19 |(|Wenn Freund Cotta 〈…〉 findet.|)|; 15,20 ihm; 15,21 habe ich ⎡ist mir⎤; 15,21 erhalten. |zugekommen.| (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 18–21, Nr 403 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 8f., Nr 409. WA IV 13 (1893), 12–14, Nr 3707. BEIL AG EN

1) Manuskript von Goethes Aufsatz „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt“ (1793) (vgl. zu 15,4). 2) Friedrich Bouterweks „Grundriß akademischer Vorlesungen über die Aesthetik“ (Göttingen 1797) (vgl. zu 15,7). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1087). – Schiller antwortete am 12. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1091). Postsendungen: 10. Januar 1798 (H l. H o f r a t h S c h i l l e r. übersendet einen Aufsatz von mir und die Bouterweckische Aesthetik.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 428).

26

BRIEF 7

12,15–16 Farbenlehre] Goethe beschäftigte sich am 1. sowie vom 8. bis 21. Januar mit der Farbenlehre (vgl. GT II 1, 229–231 sowie den Eintrag vom 9. Januar: Die Materialien zur Farbenlehre nach den verschiedenen Rubriken geordnet. Ebd., 230). Die Weiterarbeit an der „Farbenlehre“ war in den folgenden Monaten wiederholt Gegenstand seiner Gespräche mit Schiller und erfuhr durch dessen Anregungen wichtige methodologische Klärung (vgl. Goethe-Handbuch3, Supplemente 2, 97–103). 12,18 von Anfang an Acten geführt] Die frühesten Aufzeichnungen zur „Farbenlehre“ datieren aus den Jahren 1790/91 (vgl. EGW 4, 273f.). Seiner Gewohnheit folgend, ließ Goethe die erarbeiteten Materialien ordnen und zu Faszikeln heften. 12,20 Volumina] Lat.: Bände. 12,21 Papiersäke] Vermutlich aus Papier gefertigte und an drei Seiten verleimte größere Umschlagmappen oder Tüten zur Aufbewahrung loser Blätter (vgl. GWb 6, 1106). Im Unterschied zu gehefteten Faszikeln konnten die in Papiertaschen (GT V 1, 31) oder Kapseln (GT VI 1, 193) versammelten Texte wiederholt geordnet und neu gegliedert werden – ein Verfahren, das Goethe bei der Vorbereitung größerer Werke wie „Dichtung und Wahrheit“ oder „West-östlicher Divan“ nutzte. 15,4 kleinen Aufsatz] Der auf den 28. April 1792 datierte Aufsatz entstand im zeitlichen Zusammenhang mit Goethes ersten Veröffentlichungen zur Farbenlehre, den „Beiträgen zur Optik“. In ihm skizziert Goethe seine methodologischen Überlegungen zur Rolle des Versuchs in den Naturwissenschaften. Schiller antwortete am 12. Januar mit einer ersten Stellungnahme und sandte den Aufsatz später an Goethe zurück (vgl. zu 172,15). Der zu diesem Zeitpunkt noch unbetitelte Text wurde erst 1823 in revidierter Fassung unter dem Titel „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt. 1793“ im ersten Heft des zweiten Bandes der Reihe „Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie“ veröffentlicht (LA I 8, 305–315; erläutert in: LA II 1B, 1319–1333). 15,7 Bouterweks ästhetische Bemühungen] Goethe hatte Friedrich Bouterweks „Grundriß akademischer Vorlesungen über die Aesthetik“ (Göttingen 1797) zuvor über Gottlieb Hufeland erhalten (vgl. zu 16,2–3). 15,11 aus Lappen der neuen Philosophie] Die nur 23 Druckseiten umfassende Schrift Bouterweks enthält keinen in sich geschlossenen Text, sondern bietet nur Stichpunkte, die den Hörern seiner Vorlesungen als Leitfaden dienen sollten. Darunter finden sich auch einzelne Positionen der Kantischen Philosophie wie die Idee der „Zweckmäßigkeit ohne Zweck“ (S. 7), die „Theorie des Erhabenen“ (S. 8) oder „Wolfische und Kantische Theorien des Lächerlichen“ (S. 9). 15,12 nachgeschriebene Hefte] Vgl. zu 16,5–6. 15,13 wornach ich aufstellen will] ‚Aufstellen‘ hier im Sinne von ‚ausspähen, suchen, nachforschen‘ (vgl. GWb 1, 1027). – Goethe fragte entsprechend bei Gottlieb Hufeland nach (vgl. zu 16,5–6).

JANUAR 1798

27

15,14 neue Weltkunde] Zu Cottas politischer Tageszeitung „Neueste WeltKunde“ vgl. zu 3,12. 15,15 selbst danken] Vgl. Nr 10. 15,17 Schubartische Chronik] Die von Christian Friedrich Daniel Schubart herausgegebene patriotische Zeitschrift erschien unter wechselnden Titeln mit einer durch Schubarts zehnjährige Festungshaft bedingten Unterbrechung: zunächst als „Deutsche Chronik“ (1774–1778), später als „Schubarts Vaterländische Chronik“ bzw. „Vaterlandschronik“ (1787–1789; vgl. GB 7 II, zu 274,3) und schließlich unter dem Titel „Chronik“ (1790–1793). 15,17–18 weder Geschmack noch Würde] Goethe begegnete der vom Herausgeber Ernst Ludwig Posselt vertretenen unverhohlenen Parteinahme für die französischen Interessen und seiner aufgereizten Rhetorik mit zunehmender Ablehnung. Hielt er sich gegenüber Cotta mit einer Einschätzung zunächst noch zurück, kommentierte er am 14. September 1798 das bald folgende Verbot der „Neuesten WeltKunde“ mit der Bemerkung gegenüber Cotta, dass Posselt dafür die Verantwortung trage (vgl. 207,27–33). 15,18–19 Wenn Freund Cotta nur seine Rechnung dabey findet.] Trotz hoher Herstellungskosten erzielte Cotta mit der Herausgabe der „Neuesten WeltKunde“, die im ersten Quartal einen Absatz von über 2000 Exemplaren hatte, großen Gewinn (vgl. Fischer, Cotta, 123f.). In Weimar verlor die Zeitschrift jedoch bald an Zustimmung, wie auch Carl August Böttiger gegenüber Cotta am 30. März 1798 bemerkte: „da ich meiner weitläuftigen Verbindungen wegen die Oscillationen in den Gesinnungen des nördlichen Deutschlands ziemlich genau beobachten kann, darf ich wohl ohne alle Anmaßung sagen: der beste Vertheidiger der guten Sache der Menschheit fing an an Hr. D. Posselt irre zu werden. Hier, in Gotha, Jena, Berlin wollte man schon viele Exemplare abbestellen.“ (H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Briefe Böttiger Nr 1; vgl. Goethe-Cotta 3 I, 114.) – Der Satz wurde im Erstdruck des Briefwechsels nicht veröffentlicht (vgl. Überlieferung zu Nr 6). 15,20 Beytrag] Obgleich von Cotta erbeten, sandten weder Goethe noch Schiller Beiträge (vgl. zu 3,10–11). 15,20 dritte Stück] Goethe erhielt die am 3. Januar 1798 veröffentlichte dritte Nummer der „Neuesten WeltKunde“ durch Schiller am 9. Januar (vgl. RA 2, Nr 1087). 15,23 Oper] Zum Geburtstag der Herzogin Louise wurde am Weimarer Hoftheater erstmals die Oper „Die bestrafte Eifersucht“ von Domenico Cimarosa in der Bearbeitung von Friedrich Hildebrand von Einsiedel aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). 15,23–24 zu Ihnen hinüber eilen] Goethe reiste erst am 20. März nach Jena (vgl. GT II 1, 237). 15,24 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19.

28

8. An Gottlieb Hufeland

BRIEF 8

Weimar, 10. Januar 1798 → 〈?〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E1: Hartung, Zwischen Weimar und Jena (1855), 9. E2: Aus Weimars Glanzzeit, 7, Nr 12 (1855; August Diezmann). WA IV 13 (1893), 14, Nr 3708 (nach E1). Textgrundlage: E1 und E2. – E1 und E2 erschienen beide 1855 im Druck und sind textidentisch. Während es sich bei E1 laut Titelblatt um einen Privatdruck 20 „bisher unbekannter“ Goethe-Briefe handelte, die von dem Verleger Hermann Hartung als „Manuscript für S〈alomon〉 H〈irzel〉“ zusammengestellt wurden, bietet E2 eine größere Sammlung „Ungedruckter Briefe von und über Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt“, die zum „funfzigsten Jahrestage des Todes Schillers“ (9. Mai 1855) im Verlag Hermann Hartungs herauskommen sollte. Da nicht eindeutig entschieden werden kann, welcher Druck zuerst vorlag, werden hier beide Ausgaben als Erstdruck genannt. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Hufelands Brief vom 8. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1085). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 10. Januar 1798 (H l. J u s t i t z r. H u f e l a n d. Dank für die Bouterwekische Aesthetik.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429). Zur Person Gottlieb Hufelands (1760–1817) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 224. – In der Zeit des vorliegenden Bandes wirkte der Jurist Hufeland als ordentlicher Professor der Rechte an der Universität Jena. Zudem war er seit 1788 als Redakteur der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ tätig und hatte das angesehene Rezensionsorgan maßgeblich geprägt. Goethe schätzte ihn als Gesprächspartner während seiner Aufenthalte in Jena (so am 3. April, 17. Juni, 15. und 19. November; vgl. GT II 1, 240, 250, 265), traf ihn im Mittwochsklub (vgl. zu 149,24) oder bei Schiller zu Hause (so am 25. März und 8. Juni 1798; vgl. GT II 1, 238, 248). Bei den zu Ehren August Wilhelm Ifflands abgehaltenen Frühstücks-Empfängen in Goethes Wohnhaus war Hufeland viermal eingeladen (am 25., 28., 30. April sowie am 3. Mai; vgl. BuG 4, 412, 415, 417). Im Juli 1797 hatte sich Goethe von Hufeland 1000 Reichstaler für den Umbau seines Hauses geliehen, für die er im Juli 1798 40 Reichstaler Zinsen an ihn zu zahlen hatte (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 20; vgl. RA 3, Nr 265). Wie der vorliegende Brief, aber auch weitere Schreiben Goethes an Hufeland belegen, ließ sich Goethe von ihm Bücher besorgen (vgl.

JANUAR 1798

29

16,2–3). – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 10. Januar und 6. Dezember drei Briefe an Hufeland überliefert. Von Hufelands Briefen an Goethe ist einer vom 8. Januar 1798 erhalten. 16,2–3 für die so bald besorgten göttingischen Blätter] Hufeland hatte Goethe mit dem Bezugsbrief „das verlangte Programm von Bouterweck“ (H: GSA 28/20, Bl. 11) zugeschickt. Es handelte sich um den 1797 in Göttingen bei Johann Christian Dieterich erschienenen 23-seitigen „Grundriß akademischer Vorlesungen über die Aesthetik“ von Friedrich Bouterwek (nicht in Goethes Bibliothek vorhanden). Goethe legte das Werk seinem Brief an Schiller vom 10. Januar bei (vgl. Nr 7). Friedrich Bouterwek hatte seit 1796 nach dem Weggang Johann Georg Heinrich Feders eine Professur der Beredsamkeit in Göttingen inne. Der „Grundriß“ sollte als „Leitfaden“ (Bouterwek, Grundriß, Vorrede, [S. 3]) für Bouterweks Zuhörer dienen, um ihnen „den Ueberblick der Aesthetik als einer Wissenschaft zu erleichtern“ (ebd.). Bouterwek hielt jedes Wintersemester eine Vorlesung zur Ästhetik. 16,3–4 die mehr oder weniger alten 〈…〉 Ingredienzien] Bouterweks „Grundriß“ ist in drei Teile gegliedert, die wiederum Unterkapitel, Abschnitte und Anhänge enthalten: Teil 1 befasst sich mit der „Philosophie der ästhetischen Darstellung“ (Bouterwek, Grundriß, 7–13), Teil 2 mit der „Philosophie des ästhetischen Ausdrucks“ (ebd., 14–18) und Teil 3 mit der „Philosophie der Kunstformen“ (ebd., 19–23). Die Themen werden skizzenhaft umrissen, meist in kurzen Sätzen oder unbeantwortet bleibenden Fragen, durch Gedankenstriche voneinander abgesetzt. Gegenüber Schiller äußerte sich Goethe deutlich abwertender über die Zusammenstellung von antiken Begriffen und philosophischen Kategorien Immanuel Kants und Christian von Wolffs mit eigenen, vage bleibenden Thesen (vgl. zu 15,11). Auch Schiller bewertete das Werk in seinem Brief vom 12. Januar kritisch (vgl. RA 2, Nr 1091). 16,5–6 nachgeschriebene Hefte] Bouterwek hatte in der „Vorrede“ bemerkt, dass der „Grundriß“ „höchstens nur als Entwurf zu einem Buche anzusehen“ (Bouterwek, Grundriß, Vorrede, [S. 3]) sei. In seiner 1806 erschienenen „Aesthetik“ legte er schließlich einen „neue〈n〉 Versuch einer Aesthetik zu dem Ganzen“ vor (vgl. Fr. Bouterwek’s Aesthetik. Erster Theil. Allgemeine Theorie des Schönen in der Natur und Kunst. Leipzig 1806, S. III). Ähnliche Publikationen wie sein „Grundriß“ waren der ebenfalls 1799 erschienene, 16-seitige „Abriß akademischer Vorlesungen über die Philosophie der Schreibart in deutscher Prose“ sowie der 1799 publizierte Titel „Bouterwek’s Abrisse seiner akademischen Vorlesungen zum Gebrauche seiner Zuhörer“. In Goethes Bibliothek sind zwar weder die hier erwähnten, noch spätere Werke Bouterweks nachweisbar, jedoch beschäftigte er sich u.a. Anfang August 1807 mit Bouterweks viel beachteter 12-bändiger „Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts“ (1801–1809; vgl. GT III 1, 353).

30

BRIEF 9

16,6–7 wie er gewisse aufgeworfne Fragen beantwortet] Jeder Abschnitt im „Grundriß“ enthält auch Fragen, auf die die Abhandlung in ihrer skizzenhaften Form keine Antwort gibt. 16,8 Sie bald in Jena zu sehen] Goethe traf Hufeland laut Tagebuch am 25. März bei Schiller (vgl. GT II 1, 238). 16,9 an diese Ausflucht so gewohnt] Jena war bereits 1782 zu einem Zufluchtsort Goethes geworden, um Verpflichtungen und Zerstreuungen in Weimar zu entgehen. Ab 1794 nutzte er die Jena-Aufenthalte für den intensiven Austausch mit Schiller und zur konzentrierten Arbeit an literarischen Texten und zu naturwissenschaftlicher Forschung, ungestört von den Amtsgeschäften und der Familie. Der geplante Jena-Aufenthalt verschob sich bis zum 20. März 1798 (vgl. GT II 1, 237).

9. An Christian Gottlob Voigt, Johann Carl Wilhelm Voigt und andere? Weimar, 11. Januar 1798 → 〈Weimar〉 ZU D EN AD RES S ATEN

Der Brief wendet sich an Mineraliensammler aus Goethes Freundeskreis, denen er im Auftrag des Schweizer Arztes Felix Anton Halter Steine und Mineralien aus dessen Sammlung zum Kauf anbietet. Neben Christian Gottlob Voigt und seinem Bruder Johann Carl Wilhelm Voigt, von denen jeweils eine Bestellliste überliefert ist (vgl. GSA 26/LXVI,2,88, Bl. 11, 12), kommen als weitere Adressaten Sammler aus dem Umfeld der Mineralogischen Gesellschaft in Jena in Frage, wie etwa Johann Georg Lenz (vgl. zu 26,26), jedoch ohne eindeutigen Beleg. – Carl Ludwig von Knebel, der sich noch in Nürnberg aufhielt, wurde am 12. Januar 1798 gesondert zu diesem Sachverhalt angeschrieben (vgl. 19,15–18) und ist deshalb nicht zum Adressatenkreis des vorliegenden Briefes zu zählen. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 26/LXVI,2,88, Bl. 3. – Doppelblatt (ursprünglich Folioblatt, halbbrüchig gefaltet) 10,4(–10,8) × 35,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gehefteten Faszikel, S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Gotthartische Mineralien betrl. / 1797. 1798., oben rechts von Schreiberhd (Friedrich Theodor David Kräuter), Tinte: „23.“, umfasst 14 Bl. (vgl. LA II 7, 226–228; zu 16,14–15). E: WA IV 13 (1893), 14f., Nr 3709 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Mineralienliste (vgl. Überlieferung; zu 16,14–15).

JANUAR 1798

31

ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass für den vorliegenden Brief ist ein Schreiben Felix Anton Halters vom 18. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1056), dessen Anliegen Goethe an mögliche Interessenten weiterleitete. – Sowohl von Johann Carl Wilhelm Voigt (vgl. GSA 26/LXVI,2,88, Bl. 11) als auch von Christian Gottlob Voigt ist je eine (undatierte) Antwort in Form einer Bestellliste überliefert (vgl. ebd., Bl. 12). Postsendungen: 11. Januar 1798 (Briefe; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 16,14–15 das Verzeichniß der Mineralien welche auf den Gotthardt zu haben sind] Der Schweizer Mediziner und Mineraliensammler Felix Anton Halter, den Goethe während seiner dritten Schweizer Reise bei einem Aufenthalt in Urseren (Andermatt) am 4. Oktober 1797 kennen gelernt hatte, sandte am 6. November 1797 (in LA II 7, 226 irrig: 6. September) eine Schachtel mit Eisenspat sowie einen handschriftlichen Mineralienkatalog nach Weimar (vgl. RA 2, Nr 1019). Dieser „Catalogus / der Mineralien welche Doctor Halter zu Ursern an der Matt besitzt und zum Verkaufe anbietet“ (H: GSA 26/ LXVI,2,88, Bl. 5–10; vgl. Überlieferung), enthält neben einer langen Mineralienliste mit Preisangaben auch erläuternde Randbemerkungen Goethes, der für potentielle Kaufinteressenten die von Halter verwendete wunderliche Terminologie 〈…〉 mit gewöhnlichen mineralogischen Nahmen deutlich zu machen gesucht hatte (ebd., Bl. 4; Randbemerkungen Goethes abgedruckt in LA II 7, 227f.). 16,16 jeder für zwey Karolin zu nehmen sich engagirte] Karolin: seit 1775 bayerische Münzeinheit. „Nach fränkL. Cours gerechnet, 15 Batzen 1 Gulden 〈…〉 11 Gulden 1 Carolin“ (H: GSA 26/LXVI,2,88, Bl. 11; Währungsberechnung unter der Bestellliste Christian Gottlob Voigts). Christian Gottlob und Carl Wilhelm Voigts Bestelllisten, jeweils mit Angabe der in der Liste verzeichneten Nummern und des Preises, sind überliefert: Während sich Christian Gottlob Voigts Rechnung auf 6 Gulden und 145 Batzen (= 9,7 Gulden, d.h. insgesamt auf umgerechnet 15,7 Gulden bzw. auf 1,42 Karolin; vgl. ebd., Bl. 12) belief (vgl. GSA 26/LXVI,2,88, Bl. 11), wollte Johann Carl Wilhelm Voigt Mineralien zum Preis von insgesamt 6 Gulden und 140 Batzen (= 9,3 Gulden, d.h. insgesamt umgerechnet 15,3 Gulden) erwerben (vgl. ebd., Bl. 12). Beide blieben also deutlich unter den von Goethe geforderten zwei Karolin. – Im Brief an Knebel vom 12. Januar 1798 schlug Goethe dem Freund ebenfalls vor, sich auf 1 bis 2 Karolin zu unterschreiben (vgl. zu 19,15). 16,18 eine Kiste der Art kommen lassen] Die geplante Bestellung von Mineralien wurde aus nicht bekannten Gründen, vermutlich wegen der nicht zustande gekommenen Mindestbestellmenge (vgl. die vorangegangene Erläuterung), nicht vorgenommen. 16,19 Herrn Geßner in Zürch] Die Verbindung zu dem Züricher Buchhändler Heinrich Geßner ergab sich durch Geßners 1795 erfolgte Heirat mit Christoph

32

BRIEF 10

Martin Wielands Tochter Charlotte. Wie hier beschrieben, verfuhr Goethe bereits mit einer Rechnung in Höhe von zwei neuen Louisd’or vom 31. Dezember 1797 (vgl. GR/Belege 1797, 1, Bl. 42), die von Wieland quittiert wurde. Eine weitere Überweisung an Geßner ist in den Rechnungsbelegen nicht verzeichnet. 16,22 Herrn Hofr. Wieland] Christoph Martin Wieland. 16,22 Spesen] Im damaligen Wortgebrauch Beförderungsgebühren (vgl. Grimm 16, 2194). 17,1 Einen Theil der hier verzeichneten Mineralien] Goethe hatte bei der Begegnung mit Halter in der Schweiz einige Mineralien erworben und im Dezember 1797 ein Paket mit Eisenspat zugeschickt bekommen (vgl. zu 3,2). Die Stufen befinden sich noch heute in Goethes Mineraliensammlung (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 1528 [unleserliche Etiketten]).

10. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 11. Januar 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 10. – 1 Bl. 11,4 × 19,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; Rs. Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Göthe 11. Jan 98 / 21. –– / 23. –“. – Beischluss: Brief Carl August Böttigers an Johann Friedrich Cotta (vgl. zu 17,13). – Beischluss zu Nr 13. E: WA IV 13 (1893), 15f., Nr 3710 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 31. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1073). – Cotta antwortete am 23. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1109). Postsendungen: 12. Januar 1798 (H l. C o t t a Dank für die Weltkunde. eingeschl Brief von Böttiger ingl. / sämmtlich an Hl. Rapp eingeschlossen; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 11. Januar 1798 (Briefe; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 12. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 230). 17,5 Uebersendung der neusten Weltkunde] Vgl. zu 3,12. Cotta hatte die für Goethe bestimmte erste Ausgabe der „Neuesten WeltKunde“ mit seinem Brief vom 31. Dezember 1797 an Schiller übersandt, der Beides erst am 9. Januar 1798 an Goethe weiterleitete (vgl. RA 2, Nr 1087). Während sich Goethe gegenüber Cotta mit einem Urteil zunächst zurückhielt, äußerte er gegenüber Schiller große Bedenken (vgl. zu 15,17–18). 17,6–7 aufs neue zu Ihrem Schuldner] Während und nach Goethes Schweizer Reise war Cotta wiederholt behilflich gewesen (vgl. zu 3,3).

JANUAR 1798

33

17,9 etwas dazu beyzutragen] Goethe kam seinem Versprechen erst im September 1798 nach (vgl. zu 211,3–4). 17,10 Tabelle] Als Beilage seines Briefes vom 7. Dezember 1797 hatte Cotta „ein typographisches Tableau“ mit der Bemerkung übersandt, dass dieses einer Anregung Goethes vom September 1797 zu verdanken sei, „die HauptEpochen des französischen Kriegs kurz zusamengestellt zu sehen“ (Goethe-Cotta 1, 18; vgl. RA 2, Nr 1043). Damit folgte Cotta Goethes Gewohnheit, tabellarische Übersichten zu einzelnen Wissensgebieten erstellen zu lassen, um komplexe Sachverhalte anschaulich im Überblick darstellen und systematisch erschließen zu können. Die auf starkem Papier gedruckte und von Cotta in gerollter Form übersandte großformatige Tabelle („Krieg der fränkischen Republik gegen die Coalition, nach seinem Gange und nach seinen Resultaten, bis zum allgemeinen ContinentalFrieden“) ist in Goethes Nachlass überliefert (GSA 160/124a, Bl. 16). Sie wurde von Ernst Ludwig Posselt verfasst und verzeichnet alle Hauptereignisse des mit dem Frieden von Campo Formio beendeten Ersten Koalitionskrieges. Die Tabelle wurde als Faltblatt Posselts Aufsatz „Die fränkische Republik“ im 11. Stück der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Europäische Annalen“ (S. 147–192) beigelegt. Ihr Inhalt stimmte wesentlich mit Posselts wenig später verfasster „Einleitung. Uiber die neueste Politik, und über den Plan dieses politischen TagBlattes“ zur ersten Ausgabe der Zeitschrift „Neueste WeltKunde“ überein, die Goethe über Schiller erhalten hatte (vgl. zu 3,12). 17,13 Herr Oberconsistorialrath Böttiger legt ein Blättchen bey.] Vgl. Böttigers Brief an Goethe vom 4. Januar 1798, in dem er darum gebeten hatte, sein – nicht überliefertes – „Briefchen“ an Cotta weiterzuleiten (H: GSA 28/20, Bl. 4; vgl. RA 2, Nr 1078). Wahrscheinlich bestätigte Böttiger darin seine Zusage zur Mitarbeit an Posselts „Neuester WeltKunde“, zu der ihn Cotta am 1. Dezember 1797 mit dem Hinweis auf Goethes weitere Vermittlung eingeladen hatte und für die sich Cotta am 20. Januar 1798 bei Böttiger bedankte (vgl. Mojem/Cotta 79, Nr 220 und 82, Nr 231). – Der Titel ‚Oberkonsistorialrat‘ bezeichnet den Angehörigen des Konsistoriums einer kirchlichen Verwaltungseinrichtung. Böttiger war seit 1791 Direktor des Gymnasiums in Weimar und als Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten zuständig. 17,13–14 Den Brief nach der Schweitz bitte bis Schafhausen zu frankiren.] Brief Goethes an Felix Anton Halter vom 12. Januar 1798 (EB 5), dessen Weiterbeförderung Cotta in seinem Brief vom 23. Januar bestätigte (vgl. RA 2, Nr 1109). Da Cotta das Porto Goethe nicht in Rechnung stellte, ist zu vermuten, dass er es einer Sendung beilegte.

34

BRIEF 11

11. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 12. Januar 1798 → Nürnberg ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 154–155. – Doppelblatt 18,5(–18,8) × 22,8 cm, 3 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „161“ (vgl. E1), oben rechts: „Jan. 98“, darüber „98“, gestrichen; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 8 8“; S. 1 und 2 Anstreichungen am linken Rand, S. 4 Streichung der Nachschrift (19,15–18), von Guhrauers Hd, Bleistift (vgl. E1). – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 155–157, Nr 161 (Teildruck: 19,15–18 Vielleicht magst du 〈…〉 bald einige Nachricht. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 16–18, Nr 3711 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 5. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1081). – Knebel antwortete am 18. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1102). Postsendungen: 12. Januar 1798 (H l. M a j o r v o n K n e b e l. Antwort auf seinen Brief. v. 5 Januar.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 12. Januar 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 2, Bl. 13r); 12. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 230). 17,18 Auf deinen lieben Brief] In seinem Bezugsbrief hatte Knebel Goethe darum gebeten, ihm vor seiner Abreise aus Nürnberg zu schreiben bzw. über Geist eine Nachricht zukommen zu lassen. 17,19 in Nürnberg] Knebel hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, er werde am 20. Januar „oder wenigstens sogleich darnach“ (H: GSA 28/494, Bl. 1) von Nürnberg abreisen. Tatsächlich brach er am 21. Januar auf und traf am 23. Januar in Ilmenau ein (vgl. RA 2, Nr 1111). 17,20 ein Packet] Vgl. Goethes Brief vom 2. Januar (Nr 2), mit dem er Bücher und Geld mitschickte. Knebel sollte diese an Bekannte und Freunde in Nürnberg weitergeben. 17,21 durch Herrn Merkel erhalten] Goethe hatte den mit Knebel befreundeten Kaufmann Paul Wolfgang Merkel gebeten, seinen Brief an Knebel vom 2. Januar gegebenenfalls nach Ansbach nachzuschicken (vgl. zu 5,10). – In seinem Antwortbrief vom 18. Januar bestätigte Knebel, Goethes Brief in Ansbach erhalten zu haben. 17,21–22 die kleinen Aufträge] Vgl. zu 3,21.

JANUAR 1798

35

17,23 Glück zu deinem Entschluß] Knebel schrieb in seinem Bezugsbrief, dass er sich „in Ilmenau zu etabliren“ gedenke (H: GSA 28/494, Bl. 1). Dort sollte die Hochzeit mit Luise Rudorf stattfinden (vgl. zu 38,5). 18,2–3 zu heftig widerstrebten] Im Bezugsbrief klagte Knebel nicht nur über seine Schwester Henriette, die „gegen alle meine Vorstellungen, Gründe, Zurechtlegungen, taub u. unerbittlich geworden ist, und mit unnatürlicher Härte alles von sich stößt“ (H: GSA 28/494, Bl. 1), sondern auch über die „Weiber u. Närrinnen in W. die bey der Nachgiebigkeit u. der schwachen Repräsentation unsers Geschlechts, zumalen bey Hofe, in W. in den närrischsten Dünkel verfallen, wodurch sie die Tage eines rechtschaffenen Mannes betrüben können.“ (Ebd.) Gemeint sind damit wohl Charlotte von Stein und ihr Kreis, die sich mit ihren Urteilen über Knebels Verlöbnis mit Luise Rudorf nicht zurückhielten. Auch das Ehepaar Herder hätte sich „schwach, zweydeutig u. heuchlerisch“ (ebd.) verhalten. – Goethes Reaktion auf Knebels Klagen spiegelt wohl auch seine eigenen Erfahrungen mit den gesellschaftlichen Schmähungen wider, mit denen er und vor allem Christiane Vulpius durch ihre uneheliche Verbindung konfrontiert wurden. 18,7 Böttiger] Ende November 1797 hatte Knebel an Johann Heinrich Meyer seine Übersetzung der „Elegieen von Properz“ geschickt, der sie an Johann Gottfried Herder und Goethe und schließlich an Carl August Böttiger zur Revision weitergab (vgl. Meyers Brief an Knebel vom 30. November 1797; Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 2, 410). In seinem Bezugsbrief bat Knebel Goethe, sich bei Böttiger für ihn zu verwenden, das Manuskript „einer strengen Revision“ zu unterziehen (H: GSA 28/494, Bl. 2), damit das Werk zu Ostern erscheinen könne. Am 29. Dezember 1797 schickte Knebel die letzte Folge der Properz-Anmerkungen an Böttiger mit der „Hauptbitte“ (H: GSA 54/304), als Vorrede eine Biographie des Properz zu verfassen: „Sie haben so viel Geschick u. so viel Weitläuftigkeit der Kenntnisse, daß Ihnen das etwas sehr leichtes werden würde, was mir anjezt beynahe unmöglich ist.“ (Ebd.) Die Übersetzung erschien schließlich im November 1798 unter dem Titel „Elegieen von Properz“ mit einer Vorrede von Knebels Hand. Böttiger übernahm für Knebel die Verhandlungen, etwa über Honorarforderung, Auflagenhöhe und Drucklegung mit dem Verleger Georg Joachim Göschen (so etwa Göschens Brief vom 21. Januar 1798 an Böttiger; SLUB Dresden, Mscr. Dresd.h.37,4, Bd 59, Nr 33; vgl. auch Carl August Böttiger und Georg Joachim Göschen im Briefwechsel von L. Gerhardt. Leipzig 1911, S. 52–54). 18,9 über alle Begriffe überhäuft] Böttiger erteilte Knebel in seinem Brief vom 23. Januar 1798 eine Absage, da er „Bis im Anfang des Mays“ (H: GSA 54/120,1, Bl. 15) zu beschäftigt sei, um sich mit dem Leben des Properz in einer Vorrede zu befassen. 18,12 Schlüssel zu deiner Stube] In seinem Bezugsbrief berichtete Knebel, dass er seiner Schwester, die den Kontakt zu ihm abgebrochen habe, „wenigstens noch geschrieben“ habe, „die Schlüssel meiner Stube u. meines Schreibtisches u. Kommode

36

BRIEF 11

an dich zu schicken, oder sie HLn Meyer zu übergeben“ (H: GSA 28/494, Bl. 2). Näheres ist nicht bekannt. 18,12 Meyer] Vermutlich war daran gedacht worden, dass Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus am Frauenplan wohnte (vgl. zu 81,22), in Jena eine Rückzugsmöglichkeit zum Arbeiten, ähnlich wie Goethe selbst, erhalten sollte. Näheres ist nicht bekannt. 18,13 abfordern] Abverlangen (vgl. GWb 1, 55), hier im Sinne von ‚persönlich einfordern‘. – Für Meyer wäre dies schon aufgrund des Standesunterschieds eine Unmöglichkeit gewesen. 18,14–15 die kleinen Geldgeschäffte] Knebel schickte ihm in den darauffolgenden Jahren die Quittungen für die vierteljährliche Zahlung seiner Pension. Goethe ließ sich die Gelder gegen die übersandten Quittungen auszahlen und übermittelte sie dann an seinen Freund. Das Geld wurde nach Ilmenau über Boten zugestellt. Knebel erhielt pro Quartal 150 Reichstaler von der Weimarer Kammer, 50 Reichstaler von der Eisenacher Kammer sowie weitere 50 Reichstaler aus der Apanagekasse des 1793 verstorbenen Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach. 18,16 an dem Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt, der Bruder Christian Gottlob Voigts, der in Ilmenau seit 1789 als Bergrat tätig war, hatte Knebel bereits versprochen, in Ilmenau alles vorzubereiten (vgl. RA 2, Nr 1081). Dies konnte Knebel am 24. Januar, einen Tag nach seiner Ankunft in Ilmenau, in seinem Brief an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1111) bestätigt finden. 18,18 Geheime Rath Voigt] Christian Gottlob Voigt, Bruder des Bergrats (vgl. die vorangegangene Erläuterung). Zwei Briefe Voigts an Knebel sind aus dem Jahr 1798 überliefert, der erste vom 19. Februar, der zweite vom 31. März (vgl. GSA 54/283, Bl. 3–7). In beiden versichert Voigt seine anhaltende Freundschaft. 18,20 Herr von Fürtenbach] In seinem Bezugsbrief erkundigte sich Knebel im Namen der Eltern nach dem „in Weimarischen Jagddiensten“ (H: GSA 28/494, Bl. 2) stehenden Carl von Furtenbach, da dessen Familie schon längere Zeit nichts mehr von ihm gehört hätte und sich u.a. das Gerücht verbreite, er sei „davon gegangen“ (ebd.). Über Christian Gottlob Voigts Brief vom 11. Januar 1798 erfuhr Goethe, dass Furtenbach zwar „einigemal“ bei Voigt gewesen sei, von einem „hiesigen Dienstgesuch“ aber nicht gesprochen habe (Goethe-Voigt2 2, 43; vgl. RA 2, Nr 1090). Entsprechend ist auch kein Eintrag seines Namens im „Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1798“ vorhanden. 18,23–24 Kupferstich No 37 in der Frauenholzischen Auction] Wahrscheinlich hatte Goethe während seines Nürnberg-Aufenthalts die Frauenholzische Kunsthandlung besucht, in der seit 1791 jährlich Auktionen, hauptsächlich von Kupferstichen und Druckgraphiken, stattfanden. Goethes Kaufinteresse bezieht sich auf den Auktionskatalog, der im September 1797 erschienen war. Der Verkauf sollte laut deutschsprachigem Titelblatt „gegen die Mitte des Monats Februar

JANUAR 1798

37

1798“ stattfinden. Unter der Nummer 37 ist ein Kupferstich Martin Schongauers angegeben (von Goethe gewöhnlich und für seine Zeit üblich als Martin Schön bezeichnet, vgl. seinen Brief an Schiller, zu 249,29–250,1) mit dem Titel: „Martin Schoen ou Schoengauer. 〈…〉 La mort de la Ste. Vierge en présence des apôtres, grande composition et pièce capitale, pet. fol. belle épreuve.“, also eine Darstellung des Todes der Heiligen Maria im Beisein der Apostel (Catalogue Speciale du Cabinet d’estampes du conseiller aulique Henri Erneste de Stokker. 〈…〉 Publie au magasin des arts de Jean Frederic Frauenholz. Nuremberg, mois de Septembre 1797, S. 4). – Da Knebel sich wegen seines Weggangs aus Nürnberg am 21. Januar nicht mehr selbst um dieses Anliegen kümmern konnte, übernahm laut Antwortbrief Knebels dessen Freund Johann Karl Siegmund Holzschuher „den Auftrag wegen des Kupferstiches N° 37“ (H: GSA 28/494, Bl. 3). – Goethe erhielt bei dieser Auktion jedoch nicht den Zuschlag. Wahrscheinlich war sein Gebot zu niedrig. In seinem Besitz sind gleichwohl zwei identische Stiche mit diesem Sujet nachweisbar, deren Erwerb jedoch später erfolgte (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/ Sch.I.140.0349 und Inv.-Nr GGr/Sch.I.140.350; vgl. auch Grave, 465). 18,26 daß du mein Gedicht nochmals vorlesen wollen] Knebel hatte im Bezugsbrief berichtet, dass er Goethes „Herrmann und Dorothea“, „dies herrliche Produkt einer seltnen Geistesintegrität“, bei seinen Nürnberger Freunden, namentlich „bey Holzschuher u. den seinigen vorgelesen“ habe (H: GSA 28/494, Bl. 1–2). – Goethes Epos war von Knebel bereits zuvor in Gesellschaft rezitiert worden, so etwa im Dezember 1796 bei August Wilhelm Schlegel (vgl. RA 2, Nr 528). 18,32 vieles gelesen] Zur Lektüre von Anfang bis Mitte Januar 1798 gehörten laut Tagebuch Friedrich Wilhelm Joseph Schellings „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (vgl. Ruppert, Nr 3116), einige französische Stücke (GT II 1, 229), wahrscheinlich zur Zusammenstellung des neuen Repertoires für das Hoftheater, sowie Christoph Martin Wielands Aristophanes-Übersetzung „Die Ritter oder die Demagogen des Aristofanes“, die 1797 im „Attischen Museum“ (Bd 2, Heft 1, S. 1–144; vgl. Ruppert, Nr 1218) erschienen war. 18,32 manches vorbereitet] Bereits im Brief vom 2. Januar ähnlich thematisiert (vgl. zu 3,26–27). 18,33 die Farbenlehre wieder vorgenommen] Vgl. ähnlich auch an Schiller im Brief vom 10. Januar, zu 12,15–16. Im Tagebuch ist am 12. Januar Goethes Beschäftigung mit der Thematik belegt: Nachmittags Farbenlehre, die Farben durch Druck betrl: (GT II 1, 230). 19,2 diese Lehre] Von den Farben. 19,3–4 die Gelehrsamkeit auf dem Papiere und zum Papiere] Knebel nimmt auf diesen Absatz in seinem Antwortbrief Bezug und pflichtet dem Freund bei: „Der Unterschied der Sophistik u. Wahrheitsliebe, den du in deinem Briefe machst, ist äusserst wahr und bemerkenswerth.“ (H: GSA 28/494, Bl. 4.)

38

BRIEF 12

19,10 komm uns glücklich näher] Knebel reiste in der Nacht vom 21. Januar von Nürnberg nach Ilmenau, wo er am 23. Januar ankam. Von seiner beschwerlichen Hinfahrt berichtet er Goethe in seinem Brief vom 24. Januar (vgl. RA 2, Nr 1111.) 19,11 leidliche Communikation nach Ilmenau] Zur Korrespondenz im Jahr 1798 vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 2. – Als ein wichtiges Kommunikationsmittel erachtete Goethe auch die 1798 erscheinende Zeitschrift „Propyläen“ (vgl. zu 113,7). 19,12–13 noch ein Paar Worte von dir] Der Absendeort von Knebels Antwortbrief vom 18. Januar war noch Nürnberg (vgl. RA 2, Nr 1102). Der nächste Brief vom 24. Januar verkündete Goethe Knebels Ankunft in Ilmenau (vgl. RA 2, Nr 1111). 19,15 an einer Sendung Theil nehmen] Knebel bekundete in seinem Antwortbrief Interesse am Kauf von Mineralien. Gerade vor dem Hintergrund seines bevorstehenden Umzugs nach Ilmenau hielt er eine Vergrößerung seiner Mineraliensammlung für zweckmäßig: „Zu einer Theilnehmung an Mineralien vom Gotthardsberge stimme ich für die benannte Summe gar gerne.“ (H: GSA 28/494, Bl. 4.) Vgl. hierzu auch Goethes Rundschreiben vom 11. Januar an andere Mineraliensammler, Nr 9.

12. An Friedrich Schiller Weimar, 13. Januar 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 13–14. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 22,8 cm, 2 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte; S. 3 und 4 rote Siegelreste: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3); S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / J e n a. / f r a n k.; – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 19,25–26 glaube ⎡fürchte⎤ wieder bey Gelegenheit des Schellingischen Buches zu bemerken; 19,26 ist ⎡sey⎤; 20,7 phiysische; 20,7–8 ansahe; 20,24 abbetete; 21,7 88 (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 26–29, Nr 405 (Teildruck ohne den in H gestrichenen Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 11f., Nr 412. WA IV 13 (1893), 19–21, Nr 3712.

JANUAR 1798

39

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 12. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1091). – Schiller antwortete am 15. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1095). Postsendungen: 13. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 13. Januar 1798 (Brief an Schiller. In der Antwort etwas über das allgemeine der Naturforschung.; GT II 1, 230). 19,19–20 Farben der aneinandergedruckten Glasplatten] Goethe hatte am Nachmittag des 12. Januar mit dem Studium epoptischer Farben begonnen, das er am folgenden Tag fortsetzte (vgl. GT II 1, 230). Diese bezeichnen nach der Darstellung im „Didaktischen Teil“ der „Farbenlehre“ Farbphänomene, die unter bestimmten Bedingungen auf der Oberfläche farbloser Körper wie Glasplatten entstehen (vgl. LA I 4, 140–147, §§ 432–454). 19,20–21 Sie selbst so sehr interessirte] Schillers Interesse wurde vermutlich durch gemeinsame Versuche während Goethes Jenaer Aufenthalte im Frühjahr 1797 geweckt (vgl. Goethe an Charlotte Schiller, 19. März 1797; WA IV 12, 75). 19,23 meines Aufsatzes] Zu Goethes Aufsatz „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subject“ vgl. zu 15,4. Schiller teilte Goethe am 19. Januar seine ausführlichen Bemerkungen dazu mit (vgl. RA 2, Nr 1104). 19,25 Schellingischen Buches] Zu Goethes Beschäftigung mit Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werk „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ vgl. zu 6,30. 19,27 Zertrennen und Ordnen meiner Papiere] Zu Goethes Neuordnung seiner Aufzeichnungen zur Farbenlehre vgl. Nr 7. 20,7 phisische] Naturwissenschaftliche. 20,11 N e w t o n den Geometer] Geometer (lat. geometres, franz. géomètre), hier in dem Isaac Newton zugeschriebenen Sinne von ‚Mathematiker, Geometriker (Vermesser)‘ (vgl. GWb 3, 1497 sowie Goethes Urteil in seinen „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“: Newton war ein wohlorganisierter, gesunder, wohltemperierter Mann, ohne Leidenschaft, ohne Begierden. Sein Geist war konstruktiver Natur und zwar im abstraktesten Sinne; daher war die höhere Mathematik ihm als das eigentliche Organ gegeben, durch das er seine innere Welt aufzubauen und die äußere zu gewältigen suchte. (LA I 6, 296.) Das Argument findet sich bereits in Louis Bertrand Castels Abhandlung „L’optique des Couleurs“ (Paris 1740), wie Goethes Exzerpt belegt: La plus part des Neutoniens Phisiciens n’etant pas Geometres. (LA II 6, 199.) Zu Goethes Kenntnis von Castels Werk vgl. zu 45,20. Mit Blick auf Newton hat Goethe mehrfach betont, dass ein guter Mathematiker kein guter Physiker sein müsse, so in seinem auf Newton gemünzten polemischen Gedicht „Katzenpastete“ [„Mathematiker und Physiker“] (LA II 5A, 30f.; vgl. Albrecht Schöne: Goethes Farbentheologie. München 1987, S. 194–196). 20,11 Optik] Die lateinische Ausgabe von Isaac Newtons „Opticks, or a treatise of the reflections, refractions, inflections and colours of light“ (London 1704) entlieh

40

BRIEF 13

Goethe am 5. Februar 1798 aus der Weimarer Bibliothek (vgl. Keudell, Nr 97). Eine spätere Auflage des Werks (1730) befand sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, Nr 4932). Zu Goethes Kritik an Newtons Abhandlung vgl. seine Darstellung im „Historischen Teil“ der „Farbenlehre“ (vgl. LA I 6, 254–262). 20,14 Licht aus Kugeln] Physikalische Theorie, nach welcher das Licht aus kleinsten kugelförmigen Teilchen oder Korpuskeln (Körperchen) besteht. Zu Goethes Beschäftigung mit der mechanischen Lichttheorie René Descartes’ vgl. seinen 1795 entstandenen Aufsatz „Der Descartische Versuch mit der Glaskugel“ (LA I 3, 102f.; erläutert in: FA/Goethe I 23/2, 382f.). 20,17 Wärmestoff] Franz. calorique, betrachtet die Wärme als Ursache und Stoff zur Erklärung ihrer Erscheinungen (vgl. Grimm 27, 2069). 20,17 Oxygen] Sauerstoff. 20,18 K l ü g e l] Georg Simon Klügel, Professor der Mathematik in Halle, Übersetzer und Herausgeber von Joseph Priestleys „Geschichte der Optik“ (Leipzig 1775/76; vgl. Keudell, Nr 23 und Nr 93). Vgl. Goethes Urteil in den „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“ (LA I 6, 365–367). 20,19 L i c h t e n b e r g] Georg Christoph Lichtenberg, Professor der Physik in Göttingen. Zu Goethes angespanntem Verhältnis zu ihm und ihre Korrespondenz vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 85. Bereits 1794 hatte Goethe seine Hoffnung auf einen fachlichen Austausch mit Lichtenberg über Optik und Farbenlehre aufgeben müssen (vgl. GB 10 II, 56f.). Seitdem stand er mit ihm vor allem im Gespräch über Lichtenbergs „Ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche“ (vgl. Ruppert, Nr 2459). 20,20 W ü n s c h] Christian Ernst Wünsch, Mathematiker und Physiker, Professor in Frankfurt a. d. Oder. Goethe hatte sich seit 1794 wiederholt mit Wünschs Abhandlung „Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes“ (Leipzig 1792; vgl. Ruppert, Nr 4811 und Ruppert, Nr 5291) auseinandergesetzt, an der er vor allem die Hypothesen zur Zusammensetzung von Farben kritisierte (vgl. GB 10 II, zu 67,31–34). 20,23 G r e n] Friedrich Albrecht Carl Gren, Professor in Halle, Autor der Schriften „Grundriß der Naturlehre“ (1788) und „Systematisches Handbuch der gesammten Chemie“ (1794–96) sowie Herausgeber des „Journals der Physik“. Im Februar 1794 hatte Goethe die überarbeitete zweite Auflage von Grens Lehrbuch „Grundriß der Naturlehre“ erworben, zu dem er eine eigenhändige Inhaltsübersicht anfertigte (vgl. Ruppert, Nr 4621; LA II 1A, 149–151). Gegenüber Schiller äußerte sich Goethe am 17. Januar über die Lektüre einzelner Kapitel zu Elektrizität und Farbe (vgl. zu 25,18–19). 20,27 seine Convenienz zu machen] Lat. convenientia: Übereinstimmung, Bequemlichkeit, Harmonie. – Hier im Sinne von ‚es sich angenehm, bequem machen‘ (vgl. GWb 5, 610).

JANUAR 1798

41

20,30 ein Apercü über das Ganze] Goethe erarbeitete den – unbetitelt gebliebenen – Aufsatz bereits am Nachmittag des 13. Januar (vgl. GT II 1, 230). Er übersandte ihn Schiller am 17. Januar (vgl. zu 25,15). – Aperçu (franz.: flüchtiger Blick), hier im Sinne von ‚kurze Übersicht, umrisshafte Darstellung‘ (vgl. GWb 1, 766). 21,1–2 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. Schiller hatte zuvor sein Bedauern darüber ausgedrückt, dass Goethe seine Reise nach Jena erneut verschieben musste, ihm aber versichert, er werde in der Zwischenzeit „im Wallenstein fleißig voranschreiten“ (NA 29, 187). 21,3–4 Das tolle 〈…〉 Sittenspiegel] Vgl. zu 8,28. Schiller hatte Goethe im Bezugsbrief um Auskunft darüber gebeten, wo er dieses Stück gefunden habe. 21,4–5 abgeschmackten] Hier im Sinne von ‚geschmacklos, geschmackswidrig‘ (vgl. GWb 1, 65, 68). 21,5 manchen für uns brauchbaren Stoff] Goethe verdankte dem Werk Anregungen zum „Faust“, so zur Walpurgisnacht oder das Motiv des „schaffenden Spiegels“ (vgl. Anne Bohnenkamp: „… Das Hauptgeschäft nicht außer Augen lassend“. Die Paralipomena zu Goethes ‚Faust‘. Frankfurt a. M. 1994, S. 226– 235). Schiller nutzte das Werk als Quelle für seine Romanze „Der Kampf mit dem Drachen“ (vgl. NA 2 II A, 647f.). 21,6 Botenfrau] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21.

13. An Heinrich Rapp

Weimar, 〈15. Januar 1798〉 → 〈Stuttgart〉

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt des vorliegenden Briefes. Der darin erwähnte Brief Goethes an Nikolaus Thouret (Nr 14) datiert vom selben Tag. Goethe schloss diesen seinem Brief an Rapp bei und sandte beide noch am 15. Januar 1798 ab (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischlüsse: Nr 10, Nr 14, Nr 15, Nr 16 und EB 5. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 29–30. – Doppelblatt 17,1(–17,4) × 20,2 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 2 am linken unteren Blattrand egh. Bleistiftvermerk: Clemenza di Tito. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 21–23, Nr 3713 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

42

BRIEF 13

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Rapps Brief vom 18. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1057). – Rapp antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1221). Postsendungen: 15. Januar 1798 (Stuttgard. / H l. P r o f. T h o u r e t. / H l. P r o f. D ä n n e c k e r / H l. H a n d e l s m a n n R a p p / nach zurückbehaltnen Concepten. / sämmtlich an Hl. Rapp eingeschlossen; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 15. Januar 1798 („1. 〈Stck.〉 Mr Rapp. Stuttgardt 10. 〈gL〉“; GR/Belege 1798, 2, Bl. 13r); 15. Januar 1798 (Briefe nach Stuttgard.; GT II 1, 231). Zur Person Heinrich Rapps (1761–1832) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 24. August 1797 (GB 12). – Nach einer Empfehlung durch Friedrich Schiller hatte Goethe den Stuttgarter Kaufmann, Kunstliebhaber und Schriftsteller am 30. August 1797 in Stuttgart persönlich kennen und bald als einen wohlunterrichteten Verständigen Kunstfreund (GT II 1, 161) schätzen gelernt. Seit Goethes Rückkehr von der Schweizer Reise im November 1797 ließ Rapp ihm regelmäßig Nachrichten aus Stuttgart zukommen, darunter zu Künstlern wie seinem Schwager, dem Bildhauer Johann Heinrich Dannecker, aber auch zu den aktuellen politischen Verhältnissen in Württemberg. Darüber hinaus war Rapp wiederholt bei Geldgeschäften oder der geplanten Erwerbung eines anatomischen Präparats für Goethes Sammlungen behilflich (vgl. zu 21,25). Besondere Verdienste erwarb sich Rapp bei der Vermittlung des Stuttgarter Architekten und Dekorationsmalers Nikolaus Thouret, der im Januar 1798 mit dem Ausbau der herzoglichen Wohnräume des Weimarer Residenzschlosses beauftragt wurde. Da über Thourets erwartete Ankunft in Weimar lange Unklarheit herrschte, kamen Rapps Nachrichten aus Stuttgart eine besondere Bedeutung zu, wie auch die Abrechnung der Reisekosten Thourets über Rapp erfolgte. – Aus dem Jahr 1798 sind drei Briefe Goethes an Rapp (Nr 13, Nr 75, Nr 128) sowie drei Briefe Rapps an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1209 und Nr 1221 sowie GSA 30/118, Bl. 47–48; nicht in RA; Brief vollständig abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128) überliefert. Der seit November 1797 recht kontinuierlich geführte Briefwechsel mit Rapp fand mit Goethes Brief vom 13. Juli 1798 (Nr 128) ein vorläufiges Ende und wurde erst im September 1799 wieder aufgenommen (vgl. GB 14 I, Nr 151). 21,8 Gefällligkeiten] Versehentlich statt ‚Gefälligkeiten‘. – Rapp war Goethe in den vergangenen Monaten bei Erwerbungen oder Geldgeschäften wiederholt behilflich gewesen. 21,9 Ihre Geschäffte] Rapp führte seit 1783 die Geschäfte der väterlichen Tuchhandlung. Zudem übte er das 1792 von Herzog Carl Eugen von Württemberg übertragene Amt des Assessors des Wechselgerichts aus. 21,11–12 Herrn Thourets Geschicklichkeit, bey unserm Schloßbau] Im Bezugsbrief hatte Rapp ein Schreiben des Stuttgarter Malers und Architekten Nikolaus Thouret mitgeteilt, in dem dieser ankündigte, mit ersten Entwürfen nach

JANUAR 1798

43

Weimar kommen zu wollen (vgl. zu 22,28). Im Ergebnis wurde Thouret mit dem Ausbau der herzoglichen Wohnräume im Ostflügel des 1774 abgebrannten Weimarer Residenzschlosses beauftragt. 21,12 ein besonderes Blatt] Gemeint ist Goethes Brief an Thouret vom selben Tag, das er seinem Brief an Rapp beischloss (vgl. Nr 14). 21,14 Urlaub] Zu Thouret folgendem Urlaubsgesuch, das zunächst abgelehnt und später für drei Monate bewilligt wurde vgl. zu 23,5–6. 21,19–20 Ihren Durchl Herzog] Herzog Friedrich II. von Württemberg. 21,22 Sollte Herr Thouret bald abgehen können] Thouret traf erst am 25. Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 21,22–23 zu seiner Reise Geld benöthigt seyn] Wie vereinbart erfolgte die Abrechnung der Reisekosten über Rapp. Über die tatsächlichen Kosten der Reise Thourets von Stuttgart nach Weimar in Höhe von 40 Louisd’or informierte Rapp in seinem Brief an Goethe vom 11. Mai 1798 (GSA 30/118, Bl. 47; nicht in RA; Brief vollständig abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128). Die Abrechnung der Kosten erfolgte Ende Mai über die Herzogliche Kammer (vgl. zu 161,3). Wie Rapp empfand auch Goethe die Summe als unangemessen hoch (vgl. zu 191,1–2). 21,24 remboursiren] Von franz. rembourser: zurückzahlen, erstatten (vgl. GWb 7, 415). 21,25 osteologische Präparat] Präparat eines Schädelfragments mit Kiefermissbildung in der Sammlung des Stuttgarter Chirurgen und Anatomen Konrad Christian Klein. Goethe hatte das Präparat am 6. September 1797 im Hause Rapps in Stuttgart gesehen (vgl. GT II 1, 174). Seine bei dieser Gelegenheit entstandene Beschreibung „Pathologisches Präparat“ ist in Goethes Akten zur Schweizer Reise überliefert (GSA 25/W 2633, Bl. 36; vgl. LA I 10, 197f.; erläutert in: LA II 9B, 467f.). Bemühungen, das Objekt durch die Vermittlung Rapps zu erwerben, schlugen fehl (vgl. Goethes Brief an Rapp vom 27. November 1797; WA IV 12, 364). Von seinem Wunsch nach zwei Zeichnungen sowie dem Plan einer Veröffentlichung sah Goethe später ab, da Rapp im Antwortschreiben mitteilte, dass der Besitzer selbst eine solche plane. Goethes Beschreibung blieb zu Lebzeiten unveröffentlicht. 21,26–27 unser Dannecker] Der Bildhauer Johann Heinrich Dannecker war seit 1790 mit Rapps Schwester Heinrike Charlotte verheiratet und dem Schwager eng verbunden. Goethe wiederholte seinen Wunsch nach zwei Zeichnungen auch gegenüber Dannecker in seinem Brief vom selben Tag (vgl. Nr 16). 22,6 sollhe] Versehentlich statt ‚solche‘. 22,6 das Loderische chirurchische Joural] Der Jenaer Medizinprofessor Justus Christian Loder gab seit 1797 das „Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde“ heraus. Loder hatte Goethe im August 1797 darum gebeten, während seiner Reise in die Schweiz auf mögliche „pathologische Acquisitionen“ zu achten (an Goethe, 30. August 1797; H: GSA 28/19, Bl. 527; vgl. RA 2, Nr 951). – ‚Chirurchische Joural‘ versehentlich statt ‚chirurgische Journal‘.

44

BRIEF 14

22,10 Herr Conzertmeister Z u m s t e g] Der Violoncellist und Komponist Johann Rudolph Zumsteeg war seit 1793 Herzoglich Württembergischer Konzertmeister in Stuttgart (vgl. Johannes Sturm: Sichtweisen der württembergischen Hofmusik im ausgehenden 18. Jahrhundert. Der Violoncellist Johann Rudolph Zumsteeg und sein Werk. Heidelberg 2017, S. 70). 22,11–12 Composition des ossianischen Gesanges] Gemeint ist Zumsteegs Vertonung der von Goethe übersetzten Ballade „Colma“ (Colma / Ein Gesang Ossians, von Göthe / mit Klavierbegleitung von J〈ohann〉 R〈udolph〉 Zumsteeg. Leipzig 〈1793〉). Das Stück war während Goethes Aufenthalt in Stuttgart am 2. September 1797 im Hause Zumsteegs aufgeführt worden (vgl. GT II 1, 169 sowie Goethes Brief an Zumsteeg vom 6. September 1797; WAN 1 [WA IV 51], 129). Der Text entstammt der Sammlung „Songs of Selma“, die dem sagenhaften schottischen Barden Ossian zugeschrieben wurde, in Wahrheit aber von James Macpherson stammte. Goethe hatte diese Dichtung 1771 in freier Prosa übertragen und später in überarbeiteter Form in „Die Leiden des jungen Werthers“ aufgenommen (vgl. EGW 6, 332–335). Seit Längerem plante Goethe, die Dichtung für die Theaterbühne zu arrangieren (vgl. GB 8 II, zu 157,19–20). 22,13 Dem: Jagemann] Die aus Weimar stammende und in Mannheim ausgebildete Schauspielerin Henriette Caroline Friederike Jagemann war Anfang 1797 als Hofsängerin am Weimarer Hoftheater engagiert worden, wo sie seit ihrem Debüt am 18. Februar 1797 als Oberon in Wranitzkys gleichnamiger Oper große Erfolge feierte. 22,17 Ihre werthe Gattin] Rapp war seit 1785 mit Henriette Friederike Eberhardine geb. Walz verheiratet. 22,17 der neue Ankömmling] Rapps jüngste Tochter Auguste Mathilde war am 13. Oktober 1797 in Stuttgart geboren worden. 22,17–18 Ihre ganze Familie] Zur Familie gehörten zu diesem Zeitpunkt sechs Töchter: Eberhardine Sophie (geb. 1787), Caroline Friederike (geb. 1789), Heinrike Amalie (geb. 1790), Emilie Charlotte (geb. 1792), Marie Pauline (geb. 1796) und Auguste Mathilde (geb. 1797). 22,19 etwas von den Hauptveränderungen melden] Nach dem Tod seines Vaters Friedrich Eugen am 23. Dezember 1797 war dessen Sohn Friedrich II. zum Herzog von Württemberg ernannt worden. Sein Regierungsantritt war von zahlreichen Maßnahmen wie der Einstellung sämtlicher Bauarbeiten in Hohenheim begleitet, worüber Goethe durch Johann Heinrich Dannecker informiert war (vgl. RA 2, Nr 1080). Rapp hielt sich mit Nachrichten indes zurück. In seinem Brief vom 11. Mai 1798 berichtete er lediglich von der erfolgten Wiedereinsetzung des 1797 entlassenen Staatsministers Carl Ludwig Georg von Woellwarth (vgl. GSA 30/118, Bl. 47–48; nicht in RA; Brief vollständig abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128; zur Sache: Dienst-Entlassungs- und Prozeß-

JANUAR 1798

45

Geschichte des herzoglich wirtembergischen Staats-Ministers Freyherrn von Wöllwarth. Frankfurt, Leipzig 1803, S. 107f.).

14. An Nikolaus Thouret

Weimar, 15. Januar 1798 → 〈Stuttgart〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Landesarchiv Baden-Württemberg, HStA Stuttgart, Sign.: A 21 Bü 964. – Doppelblatt 18,5 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. – Beischluss zu Nr 13. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 27. – Doppelblatt 20,9 × 33,6(–33,8) cm, 1 S. und 5 Zeilen einspaltig rechts beschr. (S. 1–2 oben; darunter S. 2–3 Nr 15), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Prof. Thouret nach Stuttgard. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 23–25, Nr 3714 (Eduard von der Hellen; nach K; als erster Teil eines Briefes, als dessen zweiter Teil Nr 15 betrachtet wurde). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet ein undatiertes Schreiben Thourets, das Heinrich Rapps Brief an Goethe vom 18. Dezember 1797 beigelegt war (vgl. RA 2, Nr 1057). – Thouret antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1222). Postsendungen: 15. Januar 1798 (Stuttgard. / H l. P r o f. T h o u r e t. / H l. P r o f. D ä n n e c k e r / H l. H a n d e l s m a n n R a p p / nach zurückbehaltnen Concepten. / sämmtlich an Hl. Rapp eingeschlossen; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 15. Januar 1798 (Briefe nach Stuttgard.; GT II 1, 231). Nikolaus Friedrich Thouret (1767–1845) wurde als ältester Sohn des Herzoglich Württembergischen Kammerdieners Charles Thouret und seiner Frau Eva Christina geb. Grotz in Ludwigsburg geboren. Von Dezember 1778 bis April 1788 war Thouret Schüler an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, wo er im Fach „Malerei“ ausgebildet wurde (vgl. Werner Gebhardt: Die Schüler der Hohen Karlsschule. Ein biographisches Lexikon. Stuttgart 2011, S. 525). Ein herzogliches Stipendium ermöglichte ihm im Herbst 1788 die Reise nach Paris. Hier verkehrte Thouret mit Wilhelm von Wolzogen, mit dem er später in Weimar wieder zusammentraf (zu Wolzogen vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 2). Ende Februar 1789 wurde Thouret als Schüler des Malers Jean-Baptiste Regnault an der Pariser Académie Royale des Beaux-Arts angenommen, kehrte aber vermutlich bereits im Frühjahr 1790 vorzeitig nach Stuttgart zurück. Im folgenden Sommer 1791 zog Thouret nach Rom, wo er sich als Ar-

46

BRIEF 14

chitektur- und Dekorationsmaler zu spezialisieren suchte. Während seines über fünf Jahre währenden Romaufenthalts verkehrte Thouret u.a. in der Privatakademie des Schweizer Bildhauers Alexander Trippel, einer der zentralen Anlaufstellen deutschsprachiger Künstler, Architekten und Gelehrter in Rom. Anfang 1797 kehrte Thouret nach Stuttgart zurück, wo er mit Arbeiten zur Innenausstattung von Schloss Hohenheim beauftragt wurde. Hier lernte Goethe ihn im September 1797 während seiner Reise in die Schweiz kennen und schätzen: Dieses ist ein junger lebhafter Mahler der sich aber mit viel Lust auf Architektur gelegt hat. (Brief an Herzog Carl August, 11./12. September 1797; WA IV 12, 295; vgl. GT II 1, 165–168, 173.) Zu Thourets doppelter Qualifikation kam der Umstand, dass er durch seine Lehrjahre in Paris und Rom umfassend im klassizistischen Geschmack vorgebildet war. Durch Goethes Vermittlung wurde Thouret 1798 mit dem Ausbau der herzoglichen Wohnräume im Ostflügel des Weimarer Residenzschlosses beauftragt (vgl. Bothe, Residenzschloß, 48–64). Ein erster Aufenthalt Thourets in Weimar währte von Mai bis Oktober 1798, wobei er zugleich mit dem Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters beauftragt wurde. Ende Oktober verließ Thouret Weimar und lieferte seine Entwürfe in den folgenden Monaten von Stuttgart aus. Erst Anfang Dezember 1799 kam Thouret für ein zweites Mal nach Weimar, wo er bis Mitte Februar 1800 blieb, um anschließend endgültig in seine Heimat zurückzukehren und die Verbindungen nach Weimar abzubrechen. Grund hierfür war, dass sich die beruflichen Aussichten des bis zu diesem Zeitpunkt in Stuttgart nicht fest angestellten Thouret gebessert hatten: So war Thouret zunächst zum Hofmaler und dann im September 1799 zum Hofbaumeister ernannt worden. Nach dem Tode seines Dienstherrn König Friedrich I. wurde Thouret 1817 aus diesem Amt entlassen und zum Professor der Architektur an der neubegründeten Stuttgarter Kunstschule ernannt. Thouret hinterließ ein umfangreiches zeichnerisches und architektonisches Werk (vgl. Axel Burkarth: Nikolaus von Thouret [1767–1845]. Forschungen zum Wirken eines württembergischen Hofarchitekten in der Zeit des Klassizismus. Stuttgart 1991). – Goethes Kontakt zu Thouret ging nicht über ein amtliches Verhältnis hinaus. Ihr kurzer Briefwechsel beginnt mit der am 15. Januar 1798 ausgesprochenen Einladung an Thouret, persönlich nach Weimar zu kommen, und endet mit einem – nicht überlieferten – Brief Goethes an Thouret vom 29. Januar 1801 (vgl. GT III 1, 10). Insgesamt sind acht überlieferte Briefe Goethes an Thouret sowie zwei Antwortschreiben Thourets ermittelt. Weitere amtliche Schreiben sind in den Akten der Schlossbaukommission des LATh – HStA Weimar überliefert. Sie können hier numerisch nicht aufgelistet werden. 22,25 Decoration des hießigen fürstl Schlosses] Mit dem Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Weimarer Residenzschlosses war 1789 begonnen worden, wobei die Arbeiten in den folgenden Jahren aber häufig stockten. Thouret wurde mit dem Ausbau der herzoglichen Wohnräume im Ostflügel beauftragt (vgl. Bothe, Residenzschloß, 48–64).

JANUAR 1798

47

22,26 Herr Professor] Thouret trug seit 1788 den Titel eines Hofmalers, nicht aber den eines Professors, da er nicht an der herzoglichen Akademie angestellt war. Der Umstand war Goethe möglicherweise nicht bekannt und wurde von Thouret auch nicht aufgeklärt. 22,28 auf einige Zeit hierher zu kommen] Thouret hatte im Dezember 1797 angekündigt, „daß es nothwendig seyn wird selbst an Ort und Stelle nach verfertigten Zeichnungen mich einzufinden, um mich mit denen die sie ausführen sollen zu besprechen“ (H: GSA 28/19, Bl. 539; vgl. RA 2, Nr 1057). Thouret traf am 25. Mai 1798 in Weimar ein und blieb für fünf Monate bis Ende Oktober. 23,5 Ihre Arbeiten] Thouret war mit der Innendekoration von Schloss Hohenheim beschäftigt. Diese Arbeiten waren jedoch mit dem Regierungsantritt des Herzogs Friedrich II. von Württemberg Ende Dezember 1797 eingestellt worden, wie Goethe durch Johann Heinrich Dannecker wusste (vgl. Nr 16). 23,5–6 von Ihren Herrn Vorgesetzten Urlaub zu erbitten] Thouret reichte das von Goethe erbetene Urlaubsgesuch am 24. Februar 1798 bei seinem Landesherrn, Herzog Friedrich II. von Württemberg, mit folgender Begründung ein: „Vorigen Sommer hatte ich in Hohenheim Gelegenheit den Herzoglichen Sachsen Weimarischen Geheimen Rath von Göthe kennen zu lernen, welcher meine Arbeiten in dem Conversations-Saale und in der Capelle der englischen Anlage daselbst des guten Geschmacks und seins Beyfalls so würdig fand, daß ich außer mehreren vorhergegangnen noch beyliegendes Schreiben erhielt, worinn ich aufgefordert werde bey dem Schloßbau in Weimar nach meinen Kräften mitzuwirken. / Da meine geringe Besoldung zu meinen Lebensbedürfnißen nicht zureicht, so bin ich genöthigt dießen Ruf anzunehmen. Ich ersuche daher Euer Herzoglichen Durchlaucht mir einen Urlaub von 2. Monathen gnädigst zu gestatten“ (H: Landesarchiv Baden-Württemberg, HStA Stuttgart, Sign.: A 21 Bü 964; vgl. Axel Burkarth: Nikolaus von Thouret [1767–1845]. Forschungen zum Wirken eines württembergischen Hofarchitekten in der Zeit des Klassizismus. Stuttgart 1991, S. 49). Das Gesuch wurde am 26. Februar 1798 vom Herzog mit folgender Begründung zunächst abschlägig beschieden: „Es hat das HerzL. OberHofMarschallenAmt dem Hof-Mahler Thouret auf seine in der Anlage vorgebrachte Bitte Zu eröfnen, daß da man denselben hier selbst nächstens nöthig haben werde, überdies aber ihm Vorschüsse wegen Arbeiten nach Hohenheim, die er noch nicht geliefert habe, gegeben worden seyen, demselben in seinem Urlaubs-Gesuch gegenwärtig nicht willfahrt werden könne.“ (H: Landesarchiv Baden-Württemberg, HStA Stuttgart, Sign.: A 21 Bü 964.) Erst Ende März wurde eine Reiseerlaubnis für drei Monate bewilligt. 23,9 Durchl der Herzog] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 23,11 eine vorläufige Nachricht] Thouret antwortete am 31. März (vgl. RA 2, Nr 1222 und zu Nr A 15).

48

BRIEFE 15/16

15. An Nikolaus Thouret

Weimar, 15. Januar 1798 → 〈Stuttgart〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss: Nr 14. – Beischluss zu Nr 13. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 27–28. – Doppelblatt 20,9 × 33,6(–33,8) cm, 1 S. und 6 Zeilen einspaltig rechts beschr. (S. 2 oben–3; S. 1–2 oben Nr 14K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 2 linke Spalte oben Adresse: An denselben. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 23–25, Nr 3714 (Eduard von der Hellen; nach K; als zweiter Teil eines Briefes, als dessen erster Teil Nr 14 betrachtet wurde). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet ein undatiertes Schreiben Thourets, das Heinrich Rapps Brief an Goethe vom 18. Dezember 1797 beigelegt war (vgl. RA 2, Nr 1057). – Thouret antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1222). Postsendungen: 15. Januar 1798 (Stuttgard. / H l. P r o f. T h o u r e t. / H l. P r o f. D ä n n e c k e r / H l. H a n d e l s m a n n R a p p / nach zurückbehaltnen Concepten. / sämmtlich an Hl. Rapp eingeschlossen; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 15. Januar 1798 (Briefe nach Stuttgard.; GT II 1, 231). 23,15 Beyliegenden Brief] Vgl. Nr 14. Wie von Goethe vorgeschlagen, legte Thouret diesen Brief Goethes seinem Urlaubsgesuch an den Herzog Friedrich II. von Württemberg bei. 23,20–21 Ihrem letzten Blatte] Gemeint ist Thourets Schreiben, das Heinrich Rapps Brief an Goethe vom 18. Dezember 1797 beigelegt war (vgl. RA 2, Nr 1057). 23,24 Rosen und Stäbe von Herrn Isopis Arbeit] Vgl. zu 24,21–22. 23,28–29 Herrn Rapp habe ich ersucht Ihnen 〈…〉 auszuzahlen] Vgl. zu 21,22–23.

16. An Johann Heinrich Dannecker

Weimar, 15. Januar 1798 → 〈Stuttgart〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 13. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 26. – Doppelblatt 21(–21,2) × 34,3 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänz-

JANUAR 1798

49

ten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Prof. Dannecker n. Stuttgard.; S. 2 Briefschluss (25,8–12 N o c h e i n s. 〈…〉 15 Jan. 1798.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 25f., Nr 3715 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Danneckers Brief vom 5. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1080). – Ein Antwortbrief Danneckers ist nicht bekannt. – Auf die im vorliegenden Brief gestellten Fragen antworteten der Kupferstecher Johann Friedrich Leybold am 24. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1163), der Bildhauer Antonio Isopi im März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1168). Postsendungen: 15. Januar 1798 (Stuttgard. / H l. P r o f. T h o u r e t. / H l. P r o f. D ä n n e c k e r / H l. H a n d e l s m a n n R a p p / nach zurückbehaltnen Concepten. / sämmtlich an Hl. Rapp eingeschlossen; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 15. Januar 1798 (Briefe nach Stuttgard.; GT II 1, 231). Johann Heinrich Dannecker (1758–1841) wurde als Sohn von Johann Georg Dannecker und seiner Frau Anna Catharina geb. Schempp in Stuttgart geboren. Der Vater war als Vorreiter, Stallknecht und Kutscher im Dienst des württembergischen Herzogs Carl Eugen tätig, die Mutter war Tochter eines Webers aus Holzmaden. 1764 zog die Familie mit dem Hof nach Ludwigsburg um. Im April 1771 wurde Dannecker im Fach „Bildhauerei“ in die im Jahr zuvor begründete „Gartenund Stuccator-Knaben-Schule und militärisches Waisenhaus“ auf der Solitude aufgenommen, die 1775 nach Stuttgart verlegt wurde (vgl. Werner Gebhardt: Die Schüler der Hohen Karlsschule. Ein biographisches Lexikon. Stuttgart 2011, S. 203). Zu seinen Schul- und Jugendfreunden zählten neben dem ebenfalls zum Bildhauer ausgebildeten Philipp Jakob Scheffauer auch Friedrich Schiller, dem Dannecker 1794 mit einer lebensgroßen Gewandbüste ein erstes FreundschaftsDenkmal setzen sollte. Im Dezember 1780 wurden Dannecker und Scheffauer aus der „Militär-Pflanzschule“ entlassen und zu Hofbildhauern ernannt, was sie zu Arbeiten für das Fürstenhaus verpflichtete. 1783 erfolgte Danneckers Anstellung als Hofbildhauer auf Lebenszeit. Im selben Jahr gingen Dannecker und Scheffauer zunächst für zwei Jahre nach Paris und 1785 nach Rom, wo sie bis 1789 blieben und enge Kontakte zu Bildhauern wie Alexander Trippel und Antonio Canova pflegten. 1790 kehrten beide Künstler nach Stuttgart zurück und wurden zu Professoren der inzwischen zur Universität erhobenen – und 1794 wieder aufgelösten – „Hohen Carlsschule“ ernannt. Im November 1790 heiratete Dannecker in erster Ehe die 17-jährige Heinrike Charlotte Rapp, jüngste Schwester des wohlhabenden Kaufmanns und Kunstliebhabers Heinrich Rapp, der zu einem engen Freund und För-

50

BRIEF 16

derer Danneckers wurde. In diesem Umfeld lernte Dannecker im Spätsommer 1797 Goethe kennen, der sich auf seiner Reise in die Schweiz für eine Woche in Stuttgart aufhielt (vgl. GT II 1, 162). Bemühungen Goethes, den Bildhauer wie zuvor schon Nikolaus Thouret für Aufträge nach Weimar zu gewinnen, schlugen indes fehl. In den folgenden Jahren machte sich Dannecker als zunehmend geschätzter Porträtbildhauer und Schöpfer mit Aufsehen erregenden Skulpturen wie „Ariadne auf dem Panther“ (1804–14) einen Namen. 1808 eröffnete er am Stuttgarter Schlossplatz die von Thouret erbaute so genannte „Danneckerei“ als Wohnhaus, Atelier, Kunstschule und Museum. 1816 wurde er zum Hofrat ernannt, 1829 zum Direktor der Kunstschule. Er hinterließ ein umfangreiches Werk (vgl. Christian von Holst: Johann Heinrich Dannecker. Der Bildhauer. Stuttgart 1987). – Goethes kurzer Briefwechsel mit Dannecker resultierte aus ihrer persönlichen Bekanntschaft im September 1797 in Stuttgart. Ihre Korrespondenz umfasst insgesamt nur sechs Briefe, davon vier aus dem Jahr 1798: zwei Briefe Goethes (Nr 16, Nr 188), mit denen er auf zwei Briefe Danneckers antwortete (vgl. RA 2, Nr 1080 und RA 2, Nr 1169). Unbeantwortet blieben zwei weitere Briefe Danneckers aus späteren Jahren: ein Empfehlungsschreiben vom 9. Mai 1815 (vgl. RA 6, Nr 1543) sowie ein Brief aus dem Jahr 1820, in dem Dannecker von seinem – nicht realisierten – Vorhaben einer monumentalen Goethe-Büste berichtet (vgl. RA 9, Nr 389). 24,4–5 Herrn Thouret zu schreiben und ihn hierher einzuladen] Vgl. Nr 14. 24,6 mein Andenken] Dannecker hatte im Bezugsbrief den „unvergesslichen Umgang“ mit Goethe während dessen Aufenthalts in Stuttgart im September 1797 gewürdigt und betont, dass er sich nach Goethes Abreise „verwayst“ gefühlt habe (H: GSA 28/20, Bl. 24). 24,12 Abguß der Büste des Prinzen Karl] Erzherzog Carl von Österreich, Bruder von Kaiser Franz II. und militärisch erfolgreicher Feldherr der Koalitionskriege, hatte Dannecker im Herbst 1797 in Stuttgart für eine lebensgroße Porträtbüste Modell gestanden (vgl. Christian von Holst: Johann Heinrich Dannecker. Der Bildhauer. Stuttgart 1987, S. 241–245, Kat.-Nr 77). Abgüsse dieser Büste wurden von der Cotta’schen Buchhandlung vertrieben (vgl. 〈Anonym〉: Portraitbüste des Erzherzogs Carl. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 15, November 1800, S. 603f.). Die von Goethe erbetene Fassung traf im August 1798 in Weimar ein (vgl. zu 221,19). Wahrscheinlich handelte es sich um eine in den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar überlieferte repräsentative Gewandbüste (KSW, Museen, Inv.-Nr KPl/00755; zu einer als Fragment erhaltenen Hermenbüste vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr KPl/00280). Die Büste wurde 1801 auf der Weimarischen Kunstausstellung gezeigt und später in der Großherzoglichen Bibliothek aufgestellt (vgl. Weimarische Kunstausstellung von 1801 und Preisaufgaben für 1802. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Extrabeilage vom 1. Januar 1802, S. IV, Nr 31f.; Repertorium ueber das Großherzogliche Kunstcabinet 1818–1851, S. 22, Sign.:

JANUAR 1798

51

HAAB, Loc A : 58). Goethe würdigte die Arbeit mit folgender Beschreibung: Wir sahen das Werk noch unter den Händen des Künstlers und bemerkten mit Vergnügen daran die treue, bis ins zarteste Detail, mit ungemeinem Fleiß durchgeführte Nachahmung der Natur. / Aus Liebe zur Kunst muß man also wünschen, daß die Abgüsse dieses Werks im Publikum zahlreiche Liebhaber finden mögen, damit des Künstlers Talent nach Verdienst bekannt und geachtet werde. (Propyläen III 2, 172.) 24,13–15 unsern gnädigsten Herrn 〈…〉 ein marmornes Denkmal stiftete] Ein entsprechender Auftrag von Herzog Carl August kam nicht zustande. Vorbild war Danneckers lebensgroße Marmorbüste des regierenden Herzogs Friedrich Eugen von Württemberg, die Goethe aus Stuttgart bekannt war (vgl. GT II 1, 162). 24,15–16 Sie 〈…〉 zu uns kämen] Dannecker reiste nicht nach Weimar. 24,20 seine Decorationen] Thouret war mit dem Ausbau der herzoglichen Wohnräume im Ostflügel des Residenzschlosses beauftragt worden (vgl. Nr 14). 24,21–22 einige Rosen und Stäbe von Herrn Isopis Arbeit] Die entsprechende Bitte äußerte Goethe auch gegenüber Thouret (vgl. Nr 15). Der italienische Bildhauer Antonio Isopi war als „Hofbildhauer und Hofmarmorier“ mit der Innenausstattung von Schloss Hohenheim beschäftigt (vgl. Herzoglich Wirtembergisches Adreß-Buch, auf das Jahr 1798. Stuttgart 1798, S. 29 und 88). Hier hatte Goethe ihn im September 1797 persönlich kennen gelernt (vgl. GT II 1, 166f., 170). Auf Goethes Wunsch nach ornamentalen Modellen zur geplanten Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses antwortete Isopi, dass er zunächst Thourets konkrete Angaben abwarten müsse und danach Muster aus Terrakotta herstellen werde, die später als Vorlagen genutzt werden könnten (vgl. RA 2, Nr 1168). Zu Isopis Beteiligung am Weimarer Schlossbau vgl. Annette Köger: Antonio Isopi (1758–1833). Ein römischer Bildhauer am württembergischen Hof. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1996, Bd 1, S. 141–152. 24,26 welchen Preis] Nach Isopis Antwort richtete sich der Preis der Modelle nach Art, Größe und Menge (vgl. RA 2, Nr 1168). 25,3 Herrn Prof Leybold bitte bestens zu grüßen] Der Hofkupferstecher und Miniaturmaler Johann Friedrich Leybold hatte sich im September 1797 während Goethes Aufenthalt in Stuttgart persönlich um eine Anstellung als Zeichenlehrer in Weimar beworben (vgl. RA 2, Nr 959). Wie Leybolds Dankschreiben an Goethe vom 24. Februar zu entnehmen ist, richtete Dannecker die aufgetragenen Grüße aus (vgl. RA 2, Nr 1163). 25,4–5 im Vorschlage zu der durch Herrn Lips erledigten Stelle] Nach dem 1794 erfolgten Weggang des Kupferstechers Johann Heinrich Lips aus Weimar war dessen Stelle als ordentlicher Lehrer an der Herzoglichen Freien Zeichenschule nicht neu besetzt worden (vgl. GB 10 I, Nr A 62). Der Unterricht im Kupferstich erfolgte durch den Unterlehrer Johann Christian Ernst Müller.

52

BRIEF 17

25,6 Ihre Grüße richte ich aus.] Danneckers Grüße galten Wilhelm von Wolzogen und Friedrich Schiller sowie deren Ehefrauen, den Schwestern Caroline und Charlotte geb. von Lengefeld. Ob und in welcher Form Goethe die Grüße übermittelte, ist nicht bekannt. 25,6 Ihrer lieben Frau] Dannecker war seit 1790 mit Rapps jüngster Schwester Heinrike Charlotte verheiratet. Goethe kannte sie vermutlich von seinem Stuttgarter Aufenthalt 1797 (vgl. GT II 1, 169). 25,8 Brief an Ihren Herrn Schwager] Heinrich Rapp (vgl. Nr 13). 25,9–10 Zeichnung nach dem bekannten osteologischen Präparat] Vgl. zu 21,25. 25,10 dirigiren] Hier im Sinne von ‚verantwortlich leiten, beaufsichtigen‘ (vgl. GWb 2, 1216).

17. An Friedrich Schiller

Weimar, 17. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 16–17. – Doppelblatt 11,5 × 19,3 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 26,3 Böttiger ⎡X.⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 30–32, Nr 407. WA IV 13 (1893), 27–29, Nr 3717. BEIL AG E

Manuskript von Goethes Aufsatz „Das reine Phänomen“ (vgl. zu 25,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 15. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1095). – Schiller antwortete am 19. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1104). Postsendungen: 17. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429). 25,13 gute Nachricht] Schiller hatte im Bezugsbrief über seine Weiterarbeit am „Wallenstein“ berichtet. 25,15 einen kleinen Aufsatz] Goethe hatte den Beitrag bereits am 13. Januar angekündigt (vgl. zu 20,30). Die als Beilage an Schiller übersandte Handschrift ist in Goethes Nachlass im Faszikel „Physik überhaupt 1798/99“ überliefert (H: GSA 26/LIX,9,2, Bl. 11–12; vgl. LA I 11, 39f.; erläutert in: LA II 1B, 1154–1158). Das als Brief gefaltete unbetitelte Doppelblatt in der Handschrift des Schreibers Geist ist auf den 15. Januar 1798 datiert und beginnt mit den Worten:

JANUAR 1798

53

Die Phänomene die wir andern auch wohl Facta nennen sind gewiß und bestimmt ihrer Natur nach hingegen oft unbestimmt und schwankend in so fern sie erscheinen. (LA I 11, 39.) Der Text blieb zu Goethes Lebzeiten ungedruckt. Er wurde erstmals 1893 in der WA unter dem Titel „Erfahrung und Wissenschaft“ veröffentlicht (WA II 11, 38–41). Der später in LA vorgeschlagene Titel „Das reine Phänomen“ greift das zentrale Argument in Goethes Aufsatz auf: D a s r e i n e P h ä n o m e n steht nun zuletzt als Resultat aller Erfahrungen und Versuche da. Es kann niemals isoliert sein, sondern es zeigt sich in einer stetigen Folge der Erscheinungen (LA I 11, 40). 25,18–19 Grens Naturlehre] Zu Goethes intensiver Beschäftigung mit Friedrich Albrecht Carl Grens Lehrbuch „Grundriß der Naturlehre“ (1793) vgl. zu 20,23. Die erwähnten Kapitel zu Farbe und Elektrizität finden sich im zweiten Teil von Grens Werk („Besondere Naturlehre“) in den Abschnitten „Lichtmaterie“ (S. 369–496) und „Electrische Materie“ (S. 657–713). 26,1–2 Nachtrag von Freund Hirt über seinen Laokoon] Aloys Hirts Aufsatz „Laokoon“ erschien im 10. Stück der erst im Februar 1798 ausgelieferten „Horen“ 1797 (S. 1–26; vgl. Schillers Kalender, 84). Grundlage dieses Beitrags über die berühmte antike Skulpturengruppe war eine Vorlesung, die Hirt im Juli 1797 an der Berliner Akademie der Wissenschaften gehalten hatte. Carl August Böttiger hatte diesen Beitrag Schiller am 12. November 1797 zur Veröffentlichung in den „Horen“ empfohlen (vgl. NA 37 I, 172). Der Goethe hier vorliegende „Nachtrag über Laokoon“ folgte im 12. Stück der „Horen“ 1797 (S. 19–28). Wahrscheinlich hat Goethe dieses – nicht überlieferte Manuskript – durch Böttiger erhalten, der schon den eigentlichen Aufsatz vermittelt hatte. 26,3–4 Böttiger hat 〈…〉 meinen Aufsatz 〈…〉 an ienen Freund verrathen] Goethe hatte im Juli 1797 seinen – zeitgleich zu Hirt – fertig gestellten LaokoonAufsatz an Carl August Böttiger gesandt (vgl. Goethes Brief an Böttiger vom 19. Juli 1797; WA IV 12, 197; vgl. RA 2, Nr 898). Dieser hatte Hirt während eines Aufenthalts in Berlin über Goethes Beitrag informiert und in seinem Brief an Goethe vom 1. September 1797 diesen sogleich darüber in Kenntnis gesetzt: „Hirt hat mir noch vieles über seine Charakterhypothese beim Laokoon vordemonstrirt, da ich ihm etwas von dem sagte, was ich durch Ihre Güte darüber gelesen hatte.“ (H: GSA 28/19, Bl. 525; vgl. RA 2, Nr 956.) Dem ihm nun vorliegenden Manuskript konnte Goethe entnehmen, dass Hirt mit seinem „Nachtrag über Laokoon“ auf Goethes unpublizierten Beitrag reagiert hatte. – Entsprechende Indiskretionen Böttigers wurden von Goethe und Schiller nicht geschätzt. Goethe selbst überarbeitete seinen Aufsatz „Ueber Laokoon“ und eröffnete mit diesem Beitrag im Herbst 1798 die „Propyläen“ (Propyläen I 1, 1–19). 26,6 seine Beyspiele von Basreliefen] Zu den in Hirts „Horen“-Aufsatz „Nachtrag über Laokoon“ (1797, 12. St., S. 19–28) erwähnten antiken Reliefs gehören „Tod des Archemoros“ (Rom, Palazzo Spada) und „Tod des Meleager“

54

BRIEF 18

(Rom, Villa Borghese). – Franz. bas-relief: Flach- oder Halbrelief (vgl. GWb 2, 84). 26,7 subordinirte Kunstwerke] Im Unterschied zu vollplastischen Skulpturen waren Basreliefs häufig architektonischen Zwecken untergeordnet und insofern nicht als selbstständige Kunstwerke zu verstehen. 26,8 Familie der Niobe] Die antike Statuengruppe der Niobe mit ihren Kindern befindet sich in den Uffizien zu Florenz. Johann Heinrich Meyer widmete ihr einen umfangreichen „Propyläen“-Beitrag (vgl. zu 108,18). 26,11 Wäre nur die Gruppe 〈…〉 in Paris angelangt] Die berühmten antiken Skulpturen trafen erst im Sommer 1798 in Paris ein. Ihre öffentliche Aufstellung im Louvre erfolgte 1800. Goethes Bestürzung über den französischen Kunstraub in Italien war mit der leisen Hoffnung verbunden, dass die Kunstwerke in Paris zu neuer ästhetischer Geltung gelangen würden, wie schon Carl Ludwig Fernow in seinem 1796 im „Neuen Teutschen Merkur“ veröffentlichten Beitrag „Ueber die Kunstplünderungen in Italien und Rom“ betonte: „Eine zahlreiche Auswahl unserer vortrefflichsten Statuen wandert aus Rom nach Paris, um, wie man sagt, auf den Trümmern der Tyranney und des Aberglaubens das Auferstehungsfest der Freyheit und Vernunft zu verherrlichen, und der jungen Republik schon in der Wiege einen Kranz zu flechten, den sie erst in der Zukunft verdienen kann, wenn sie hält was sie verspricht.“ (Der Neue Teutsche Merkur. November 1796, S. 249–279, hier S. 252f.) 26,14–15 den übeln Zustand der hingeschafften Kunstwerke] Über diese Frage waren Goethe und Meyer durch Carl August Böttiger unterrichtet, der als Korrespondent des von Aubin Louis Millin herausgegebenen „Magasin encyclopédique“ über die Situation in Paris gut informiert war. Zu Böttigers folgendem Beitrag „Und wie wird alles dieß in Paris aufgehoben seyn?“ vgl. zu 39,23–24. Der zur Veröffentlichung in den „Horen“ vorgesehene Aufsatz erschien im „Neuen Teutschen Merkur“ (Februar 1798, S. 129–168, 199f.). 26,16 Cecilie von Raphael] Das Altargemälde „Die Heilige Cäcilie mit den Heiligen Paulus, Johannes dem Evangelisten, Augustinus und Maria Magdalena“ (um 1514) zählte zu den Hauptwerken Raffaels (vgl. Jürg Meyer zur Capellen: Raphael. A Critical Catalogue of his Paintings. Bd 2. Landshut 2005, Nr 55, S. 124–132). Goethe hatte Raffaels Werk 1786 noch an seinem ursprünglichen Standort, der Kapelle S. Cecilia in San Giovanni in Monte in Bologna gesehen (vgl. GT I 1, 298). Das Tafelbild wurde in Paris umfassend restauriert, wobei das Gemälde von Holz auf Leinwand übertragen wurde. Erst 1815 wurde es nach Bologna zurückgegeben (heute Pinacoteca Nazionale, Bologna). 26,18–19 Posselt] Ernst Ludwig Posselt, der Herausgeber der seit dem 1. Januar erscheinenden „Neuesten WeltKunde“, nahm in seinen zahlreichen Beiträgen entschieden Partei für die Interessen der französischen Republik. 26,19 Success] Von lat. successus: Erfolg, Fortgang.

JANUAR 1798

55

26,22 Geburtstag] Gemeint ist der Geburtstag der Herzogin Louise am 30. Januar. 26,22 komme ich] Goethe hielt sich erst wieder vom 20. März bis 6. April in Jena auf. 26,23 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

18. An Johann Georg Lenz

Weimar, 18. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: UA Jena, Sign.: Bestand U Abt. IX, Nr 1a, Mb. 10. – Doppelblatt 13,5(–14,1) × 19,3(–19,7) cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „10“. E: WA IV 13 (1893), 29, Nr 3718 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Lenz’ Brief vom 10. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1089). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 18. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 231). Zur Person Johann Georg Lenz’ (1745–1832) und zu Goethes Beziehung zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom April 1784 (GB 5 II). – Lenz war seit 1794 Professor der Mineralogie an der Universität Jena und Direktor der dortigen mineralogischen Sammlungen. Durch Goethes Aufenthalte im Jenaer Schloss, wo nicht nur ein Naturalienkabinett, sondern auch die Gesteinssammlungen untergebracht waren, kam es immer wieder zu Begegnungen und fachlichem Austausch zwischen den beiden über mineralogische und naturkundliche Themen. – Grundlegend für die weitere Zusammenarbeit war die von Lenz 1796 bereits gegründete, 1798 dann öffentlich bekannt gemachte „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“, in die Goethe im Januar 1798 durch den Stifter und Direktor Lenz als Ehrenmitglied aufgenommen wurde (vgl. RA 2, Nr 1089). Bereits am 13. Februar konnte Lenz berichten, dass die Sozietät „täglich an Mitgliedern und an Ruf im Auslande“ (H: GSA 28/20, Bl. 66; vgl. RA 2, Nr 1134) zunehme. Da der Zuwachs an zugeschickten mineralogischen Proben beträchtlich war, schlug Lenz vor, diese Neuzugänge dem Kabinett des Herzogs Carl August zuzuführen und dafür im Gegenzug eine Bestätigung der Gesellschaft als herzogliches Institut durch den Herzog zu erhalten. Diesem Gesuch wurde erst am 16. Dezember 1803 stattgegeben (vgl. RA 4, Nr 1197), nachdem Goethe, der im Herbst des gleichen Jahres zum dritten Präsidenten der Gesellschaft gewählt worden war, sich dafür verwendet hatte. – Der vorliegende Brief bildet den Auftakt der bis 1832 andauernden

56

BRIEF 19

gemeinsamen Tätigkeit für die mineralogische Sozietät, die u.a. das gemeinsame Katalogisieren und Nummerieren der Neuzugänge, die Beratung über Möglichkeiten der Erweiterung der Sammlung und der Gewinnung neuer Mitglieder und den fachkundigen Austausch über mineralogische Themen umfasste. Lenz war unter den Jenaer Professoren Goethes häufigster Briefpartner. Über all die Jahre des schriftlichen Austauschs hinweg legte er jedoch nie die formelhaften, ehrerbietigen Anredefloskeln und eine von Amts wegen eingeführte Förmlichkeit ab. Aus dem Jahr 1798 sind zwei Briefe (Nr 18, Nr 139) und ein Schreiben Goethes an Lenz (Nr A 46) überliefert, drei weitere können erschlossen werden (EB 9, EB 95, EB 139). Von Lenz’ Briefen an Goethe sind fünf aus dem Jahr 1798 bekannt. 26,26 Für die Aufnahme zum Glied Ihrer mineralogischen Gesellschafft] Lenz hatte in seinem Bezugsbrief das auf den 8. Dezember 1797 datierte (nicht überlieferte) Diplom übersandt, womit Goethe zum Ehrenmitglied der von Lenz 1796 gegründeten „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ ernannt wurde. Die Gesellschaft wurde erst zwei Jahre nach ihrer Gründung überhaupt öffentlich bekannt gemacht. Als erste Ehrenmitglieder wurden am selben Tag neben Goethe auch die Geheimen Räte Jacob Friedrich von Fritsch und Christian Gottlob Voigt sowie Friedrich Justin Bertuch „wegen Seiner grossen Verdienste um die Naturgeschichte“ (H: GSA 6/2267) ernannt, am 11. Januar 1798 auch Carl Ludwig von Knebel. Zwischen 1798 und 1832 wurden etwa 2500 Personen als Mitglieder der Sozietät geführt (vgl. Paul Ziche und Peter Bornschlegell: Überregionale Wissenschaftskommunikation um 1800. Briefe und Reisen einer Jenaer Wissenschaftsgesellschaft. In: Holger Zaunstöck und Markus Meumann [Hrsg.]: Sozietäten, Netzwerke, Kommunikation. Neue Forschungen zur Vergesellschaftung im Jahrhundert der Aufklärung. Tübingen 2003, S. 251–268, hier S. 254). Es wurde nach ordentlichen, Ehren- und Correspondirenden Mitgliedern unterschieden. Ausschlaggebend für die Eingruppierung war der Wohnort: Ordentliche Mitglieder mussten in Jena ansässig sein, auswärtige Gelehrte oder mit der Bergbaukunde Beschäftigte wurden dagegen von Direktor Lenz zunächst in einer Versammlung der Societät vorgeschlagen, wo über ihre Ehrenmitgliedschaft abgestimmt wurde. Die Korrespondenz wurde durch den Direktor sowie durch die „beyden Secretairs, im Namen der Societät“ (Statuten der Societaet für die gesammte Mineralogie zu Jena. Jena 1798, S. 7; GSA 28/20, Bl. 20) geführt. 26,28 zu Ihren Zwecken] Lenz bat Goethe in seinem Bezugsbrief außerdem um „Protection“ (H: GSA 28/20, Bl. 16) der Gesellschaft, aber auch um Mithilfe bei der Vermehrung der Mineraliensammlung. Im ersten Paragraphen der „Statuten der Societaet“, die dem Brief von Lenz beilagen (vgl. ebd., Bl. 17–20; vgl. Ruppert, Nr 4295) heißt es dazu entsprechend: Wichtigstes Anliegen sei, „die Bemühungen aller Kenner und Freunde dieser Wissenschaft, immer mehr in einem Punkte zu vereinigen, und den Flor derselben durch vervielfachte Mittheilung, je mehr und mehr zu befördern. Dieß ist der Zweck dieser Gesellschaft, den sie mit unverwand-

JANUAR 1798

57

tem Eifer zu erreichen, sich bestreben wird. In Hinsicht auf Jena, als ihren Sitz aber, ist ihre, jenem allgemeinen Zwecke stets untergeordnete Absicht, das Bedürfniß einer beständigen Anleitung und Aufmunterung zum Studium dieses Theils der Naturgeschichte, zu entfernen, um den Nutzen der gewöhnlichen Vorlesungen über diesen Gegenstand zu erhöhen.“ (Statuen der Societaet für die gesammte Mineralogie zu Jena. Jena 1798, S. 3f.; GSA 28/20, Bl. 18.) – Goethes Engagement für die mineralogische Sozietät hielt bis zu seinem Tod an. Wenn er von seinen Reisen ortstypische Gesteine und Mineralien mitbrachte, bedachte er damit auch die Sozietät. 26,28–29 Nächstens gedenke ich nach Jena hinüber zu kommen] Goethes geplanter Jena-Aufenthalt verschob sich immer wieder, bis er sich schließlich vom 20. März bis 6. April 1798 realisieren ließ. Im Tagebuch ist kein Treffen mit Lenz in dieser Zeit verzeichnet – da Goethe aber im Schloss wohnte und das Museum mit den Steinsammlungen ebenfalls dort untergebracht war, werden sich die beiden aller Wahrscheinlichkeit nach dort getroffen haben.

19. An Friedrich Schiller

Weimar, 20. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 22. – Doppelblatt 19,6(–19,9) × 27,5(–27,7) cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 28,4–6 |(|Cotta ist 〈…〉 helfen.|)| (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 42–44, Nr 409 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 18f., Nr 414. WA IV 13 (1893), 31–33, Nr 3720. BEIL AG E

Schema zur Farbenlehre (vgl. zu 27,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 19. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1104). – Schiller antwortete am 23. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1110). Postsendungen: 20. Januar 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Entwurf der Farbenlehre übersendet.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 20. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 231). 27,5 die Prüfung meiner Aufsätze nach den Categorien] Schiller hatte im Bezugsbrief Goethes Aufsätze „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subject“

58

BRIEF 20

(vgl. zu 15,4) und „Das reine Phänomen“ (vgl. zu 25,15) nach der von Immanuel Kant in der „Critik der reinen Vernunft“ (3. Aufl., Riga 1790; vgl. Ruppert, Nr 3086) entwickelten „Tafel der Categorien“ (S. 106) untersucht. Diese gliedern sich in die vier Gruppen ‚Quantität‘ (Einheit, Vielheit, Allheit), ‚Qualität‘ (Realität, Negation, Limitation), ‚Relation‘ (Substanz, Kausalität, Wechselwirkung) und ‚Modalität‘ (Möglichkeit, Wirklichkeit, Notwendigkeit). 27,7 diese Gegenstände] Gemeint ist Goethes Arbeit an der „Farbenlehre“. 27,9 Collectaneen] Lat. collectanea: Gesammelte Auszüge, Bemerkungen. 27,14 acht Jahre] Den Beginn seiner Beschäftigung mit der „Farbenlehre“ datierte Goethe auch später in den „Tag- und Jahres-Heften“ in das Jahr 1790 (vgl. WA I 35, 13f.). 27,19 Entwurf zur Geschichte der Farbenlehre] Das an Schiller übersandte Schema, an dem Goethe laut Tagebucheintrag vom 21. Januar am folgenden Tag weiterarbeitete, ist nicht überliefert (vgl. GT II 1, 231). Es bildete wahrscheinlich eine Vorstufe zu einem späteren Schema, das auf den 10. Februar 1799 datiert und der älteste bekannte Entwurf Goethes zur Geschichte der Farbenlehre ist (vgl. LA II 6, 258–267; erläutert in: FA/Goethe I 23/2, 400–409). 28,1 Rückfälle Ihrer Gesundheit] Schiller hatte im Bezugsbrief über Fieber und Kopfschmerzen berichtet, die seine dichterische Arbeit in den letzten drei Tagen stocken ließen. 28,4–5 ein herrliches Blatt] Goethe stand der seit Jahresbeginn in Cottas Verlag erscheinenden „Neuesten WeltKunde“ distanziert gegenüber. 28,6 Ich habe es 〈…〉 in Gang bringen helfen.] Inwiefern Goethe die Verbreitung der Zeitschrift in Weimar beförderte, ist nicht ermittelt. Die Zeitschrift wurde mit zunehmender Befremdung aufgenommen, wie Charlotte von Stein bemerkte: „Porstels 〈Posselts〉 Weltkunde hält dein Bruder, mich ärgerts seine Partheylichkeit für die Franzosen drum leß ichs nicht, Wieland will ihn auch was drüber abgeben.“ (Brief Charlotte von Steins an Friedrich von Stein, 28. Juni 1798; Richter/ Rosenbaum, Ch. v. Stein, 372; vgl. WB 14 I, 249f.) 28,7 Gottersche Oper] Das Singspiellibretto „Die Geisterinsel“ des im März 1797 verstorbenen Gothaer Legationsrats und Schriftstellers Friedrich Wilhelm Gotter war in den „Horen“ veröffentlicht worden (1797, 8. St., 1–26; 9. St., 1–78). Schiller hatte das Stück zuvor aus dem Gotter’schen Nachlass durch August Wilhelm Schlegel erhalten, dessen Frau mit der Witwe Luise Gotter die nachgelassenen Papiere ordnete (vgl. Schlegels Briefe an Schiller vom 3. Juli 1797 und 3. September 1797; NA 37 I, 57 und 124). Nach anfänglichen Bedenken teilte Goethe Schlegel bereits im Februar 1798 mit, dass das Stück am Weimarer Hoftheater aufgeführt werde (vgl. Nr 40). Nach einer Neubearbeitung des Textes durch Friedrich Hildebrand von Einsiedel wurde das Stück von Friedrich Fleischmann vertont und schließlich am 19. Mai 1798 unter dem Titel „Die Geisterinsel. Eine Oper in drey Aufzügen“ erstaufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). Aufgrund

JANUAR 1798

59

des geringen Publikumserfolgs wurde es nach einer zweiten Aufführung am 23. Mai wieder vom Spielplan genommen (vgl. ebd.). 28,8 Aufsatz über Laokoon] Schiller hatte im Bezugsbrief angeregt, dass Goethe seinen Beitrag ebenfalls in den „Horen“ veröffentliche. 28,10 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

20. An Friedrich Schiller

Weimar, 24. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 25. – Doppelblatt 19,4(–19,7) × 27,5(–27,7) cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 29,4 als ⎡wie⎤; 29,5 sonst; 29,18 |(|Böttiger|)| ⎡X⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 48–50, Nr 411. WA IV 13 (1893), 33–35, Nr 3721. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1110). – Schiller antwortete am 26. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1115). Postsendungen: 24. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 24. Januar 1798 (Briefe v u nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 28,13–14 ein besseres Schema einer 〈…〉 Geschichte der Farbenlehre] Goethe hatte Schiller am 20. Januar einen – nicht überlieferten – ersten Entwurf zugesandt (vgl. zu 27,19). 28,23 Versuches mit einem gläsernen Cubus] Die Bemerkung dürfte sich auf entsprechende gemeinsame Studien in Jena im Mai 1796 beziehen (vgl. GB 11 II, zu 59,17–18). Zu Goethes Versuchen zu Farberscheinungen bei Refraktion sind zahlreiche Entwürfe überliefert (vgl. LA I 3, 390–394; erläutert in: LA II 3, 369). Das Thema ist auch Gegenstand in Goethes Urteil über Willebrord Snell im „Historischen Teil“ der „Farbenlehre“ (vgl. LA I 6, 158–160). 28,25 Snellius] Der niederländische Mathematiker Willebrord Snell van Royen hatte um 1618 experimentell das Brechungsgesetz entdeckt, ohne es zu veröffentlichen. Zu Goethes Urteil vgl. den entsprechenden Abschnitt im „Historischen Teil“ der „Farbenlehre“ (vgl. LA I 6, 158–160). 28,27 Huygens] Der niederländische Physiker und Mathematiker Christiaan Huygens hatte als erster auf Snellius’ Entdeckung hingewiesen (vgl. ebd., 159).

60

BRIEF 21

29,2–3 perpendikulare] Senkrechte, gerade, lotrechte (nach lat. perpendiculum: Bleilot). 29,16 die Höhe des Barometers] Da sich Schillers labiler Gesundheitszustand unter günstigen Witterungsbedingungen häufig besserte, informierte Goethe ihn gelegentlich über die Veränderungen des aktuellen Luftdrucks. – Wie in seinem späten Aufsatz „Versuch einer Witterungslehre“ (1825) erläutert, verstand Goethe die Beobachtung eines steigenden oder sinkenden Barometerstands als Hauptphänomen, als Grund aller Wetterbetrachtungen (LA I 11, 246). Die in Goethes Besitz befindlichen Barometer stammten von dem mathematischen und physikalischen Instrumentenbauer Friedrich Wilhelm Voigt in Jena. Goethe bestellte bei Voigt wiederholt Barometer, so auch im Januar 1798 (vgl. LA II 2, 246; KSW, Museen, Inv.-Nr GNP 0261 und Inv.-Nr GNP 0262). 29,18 Masken und Theater-Welt] Zur Vorfeier des Geburtstages der Herzogin Louise am 30. Januar wurde am Abend des 26. Januar auf der Redoute ein Maskenzug nach Versen Goethes („Der lang ersehnte Friede nahet wieder“) aufgeführt (vgl. zu 29,27). Zudem war Goethe mit den Proben von Cimarosas Oper „Die bestrafte Eifersucht“ beschäftigt, die am 30. Januar gegeben wurde (vgl. Theater/ Musik Weimar). 29,18 zu Ihnen hinüber] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 29,18–19 An Böttiger will ich das bringen oder bringen lassen] Schiller hatte im Bezugsbrief darum gebeten, Böttiger in seinem Vorhaben eines Aufsatzes über den Kunstraub der Franzosen in Italien zu bestärken und diesen Beitrag für die „Horen“ zu bestimmen (vgl. zu 39,23–24). 29,20 tückischem Streich] Böttiger hatte Hirt über Goethes unveröffentlichten Laokoon-Aufsatz informiert (vgl. zu 26,3–4).

21. An Friedrich Schiller

Weimar, 26. und 27. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 28–31. – 2 hintereinander liegende Doppelblätter 19 × 22,7 cm, 8 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 31,24 Oniyx; 32,2 Zerstöhrung; 32,15 Siylbenmase; 32,17 bBeschreibenden; 32,19 Ttheoretisches; 32,20 Siylbenmase; 32,23 Zoonomie |– –|. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 53–62, Nr 413. WA IV 13 (1893), 35–41, Nr 3722.

JANUAR 1798

61

BEIL AG E

Goethes Gedicht „Der lang ersehnte Friede nahet wieder“ (vgl. zu 29,27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 26. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1115). – Schiller antwortete am 30. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1118). Postsendungen: 27. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 27. Januar 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 29,27 Stanzen] Das als Beilage an Schiller übersandte gedruckte Folioblatt beinhaltete ein vier Stanzen umfassendes Gedicht Goethes zu einem Maskenzug („Der lang ersehnte Friede nahet wieder“). Dieser wurde zur Vorfeier des 41. Geburtstags von Herzogin Louise am Abend des 26. Januar in der Redoute aufgeführt (vgl. GT II 1, 231). Zuvor hatte Goethe das Gedicht auf eigene Kosten in einer Auflage von 200 Stück bei Conrad Jacob Leonhard Glüsing drucken (vgl. Glüsings Rechnungsbeleg vom 25. Januar 1798 in GR/Belege 1798, 5, Bl. 4) und sechs Blätter von Conrad Horny „mit einer, von vollen Blumen verzierten Einfassung“ ausmalen lassen (vgl. Hornys Rechnungsbeleg vom 28. Januar 1798 in GR/Belege 1798, 5, Bl. 7). Das Gedicht wurde zunächst im Februar-Heft des „Journals des Luxus und der Moden“ (S. 96f.) und später unter dem Titel „Stanzen“ im „MusenAlmanach für das Jahr 1799“ (S. 204f.) veröffentlicht (vgl. Hagen, 154, Nr 268–272). Spätere Abdrucke erfolgten unter dem Titel „Maskenzug. Zum 30. Januar 1801 [1798]“ (vgl. WA I 16, 454.) – Der Verbleib der Beilage ist nicht ermittelt. Schiller erbat sich im September 1798 das Gedicht von Goethe erneut (vgl. zu 205,10). Ein vergleichbares Exemplar ist im Nachlass Carl August Böttigers nachgewiesen (Sign.: SLUB Dresden, D.O.240,57,41). 29,28 Aufzuge 〈…〉 der heute Abend statt haben soll] Über den Ablauf des Maskenzugs informiert eine eigenhändige Beschreibung Carl August Böttigers auf dem in seinem Nachlass überlieferten Erstdruck von Goethes Gedicht: „Goethe ordnete und decorirte zum Geburtstag unserer regierenden Herzogin Luise folgende allegorische Maskenprocession. Die Friedensgöttin (eine schöne Fräulein von Wolfskeel) mit Flügeln und einem Diadem auf dem Haupte hat zwei Genien (Mädchen von 6 Jahren) vor sich her, wovon der eine einen vergoldeten Helm mit Früchten, der andere ein in seiner Scheide verschlossenes Schwert trägt. Hinter ihr kommen mit einer malerisch gehaltenen Rosenkette zusammen verschlungen die Eintracht und Hoffnung. Ihnen treten zwei grössere Genien (Fräulein von Reizenstein 12 und 13 Jahre) voran, deren der eine den Anker, der andere eine Säule trägt. Nun kommt der Überfluss (eine fast kolossale Frau, die Oberkammerherrin von Werther) mit dem Füllhorn u. s. w. Hinter ihr kommen noch die Kunst (mit einem Portefeuille, worin dies Gedicht war, und einer rosenbekränzten Lyra) und der Ackerbau (im Erndtekranz und mit der Sichel). Alle treten nun schön gruppirt in eine Reihe

62

BRIEF 21

vor die Herzogin. Der Friede legt seinen Palmenzweig ihr zu Füssen, die Kunst bringt ihm das Portefeuille, und indem der Friede das darin liegende Gedicht der Herzogin übergibt, verneigt sich die ganze Procession.“ (WA I 16, 454; vgl. SLUB Dresden, D.O.240,57,41). Die Kosten zur aufwendigen Ausstattung dieses Maskenzugs wurden durch Goethe selbst getragen (vgl. die entsprechenden Rechnungsbelege in GR/Belege 1798, 5). Eine weitere Beschreibung des Maskenzugs wurde mit Goethes Gedicht im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlicht (Bd 13, Februar 1798, S. 94–97). 29,28–29 Sechs schöne Freundinnen] Gemeint sind die im Folgenden aufgeführten Damen der Weimarer Hofgesellschaft. Sie hatten Goethe zuvor um einen Beitrag gebeten (vgl. RA 2, Nr 1100; RA 2, Nr 1105). 30,3 Zindel] Leichtes, dünnes Gewebe. 30,3 Lahn] Zu einem dünnen Faden geplätteter Metalldraht zur Verzierung oder Herstellung von Stoffen. 30,5 Ihrer lieben Frau] Schillers Antwort lässt vermuten, dass er seine Frau Charlotte über den Maskenzug informierte: „Sie haben uns an dem ganzen stattlichen Aufzug theilnehmen lassen, ohne daß uns das Gedränge und der Staub incommodiert hätte.“ (NA 29, 197.) 30,7 Wolfskeel] Henriette von Wolffskeel von und zu Reichenberg, Hofdame von Herzogin Anna Amalia. 30,8 Eglofstein] Caroline von und zu Egloffstein, Ehefrau des Weimarer Regierungsrats Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein. 30,8 Seckendorf] Nicht ermittelt. 30,9 Werther] Cäcilie von Werthern, Ehefrau des sachsen-weimarischen Oberkammerherrn Christian Ferdinand Georg von Werthern. 30,10 Beust] Nicht ermittelt. 30,11 Seebach] Charlotte Elisabeth Sophie Wilhelmine von Seebach. 30,12 sechs Kinder] Zu diesen gehörten, wie aus Böttigers oben zitiertem Bericht hervorgeht, u.a. die beiden Töchter von Eleonore Luise von Reitzenstein geb. von Plotho: die 12-jährige Friederike Karoline und ihre ein Jahr ältere Schwester, die musisch begabte Christiane Henriette (Tinette). 30,17–18 Gedichte Darwins, d e r b o t a n i s c h e G a r t e n] Erasmus Darwin: The Botanic Garden; A Poem, in Two Parts. Part I. Containing The Economy of Vegetation. Part II. The Loves of the Plants. With Philosophical Notes. London 1791. Das Werk des englischen Arztes und Naturforschers vereinte zwei ursprünglich separate Schriften – „The Loves of the Plants“ (1789) und „The Economy of Vegetation“ (1791) – in einem Band. Das enzyklopädische Werk, in dem Darwin das naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit in die gefällige Form eines Lehrgedichts kleidete, war ein großer Erfolg und erschien in unterschiedlichen Auflagen. Bei der von Goethe am 26. Januar 1798 konsultierten Fassung (vgl. GT II 1, 231) handelte es sich vermutlich um die dritte Auflage der in London ge-

JANUAR 1798

63

druckten Quartausgabe. Durch wen Goethe dieses Exemplar erhalten hatte und wo es verblieb, ist unklar, seine luxuriöse Ausstattung lässt aber auf einen wohlhabenden Besitzer schließen. Mit der ungewöhnlich lebhaften Schilderung seiner Lektüreeindrücke von Darwins „Botanic Garden“ knüpfte Goethe an ein früheres Gespräch mit Schiller an. Dieser hatte im Dezember 1795 auf eine Fußnote in der deutschen Übersetzung von Darwins wissenschaftlichem Hauptwerk „Zoonomia, or the laws of organic life“ (1794–1796) hingewiesen (vgl. GB 10 II, zu 204,17–18). Der Herausgeber Dietrich Brandis hatte darin auf die Gemeinsamkeiten zu Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (1790) hingewiesen: „Es ist merkwürdig, daß einer unserer ersten deutschen Dichter, Hr. Geheimerath Göthe ganz änliche Ideen über die Individualität jedes einzelnen Knospen, in Deutschland zuerst vorgetragen hat, wie hier unser englische Sänger des Botanic Garden vorträgt. Alle hier und von Hr. Geheimerath Göthen (über die Metamorphose der Pflanzen) noch mehr erläuterte Analogien geben der Idee ein solches Gepräge von Wahrheit, daß man ihr den Beyfall nicht versagen kann und dadurch noch mehr überzeugt wird, daß Dichtkunst den Sinn für Wahrheit selbst im wissenschaftlichen sehr veredelt. Die Herrn, welche die Kunst üben, ungereimte Dinge in Reime zu bringen, thun zwar ihr möglichstes, das gute Vernehmen zwischen Minerva und den Musen zu stöhren, dafür mögen sie denn auch immer ihre eigene Klaße ausmachen, welche alles wissenschaftliche haßt, weil sie es nicht kennt.“ (Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens von Erasmus Darwin. 〈…〉 Aus dem Englischen übersezt und mit einigen Anmerkungen begleitet von J〈oachim〉 〈Dietrich〉 Brandis. 1. Abt. Hannover 1795, S. 183f.) Spätestens seit diesem Zeitpunkt hatte sich Goethe um ein Exemplar des „Botanic Garden“ bemüht, wie eine Nachricht des auf einer Studienreise in England weilenden Alexander Nikolaus Scherer an Goethe vom 30. Januar 1798 belegt: „Ich erinnere mich, daß Sie von Darwin’s botanical garden sprachen. Ich wünschte zu wißen, ob Sie es besitzen oder ob ich es mitbringen sollte.“ (H: GSA 28/20, Bl. 68; vgl. RA 2, Nr 1117.) 30,19 in groß 4] Die Höhe des Buchdeckels beträgt beim Groß-Quart-Buchformat zwischen 35 und 40 cm. 30,19 Saffian] Feines, weiches Ziegenleder mit naturbelassenen Narben, benannt nach der marokkanischen Stadt Safi. 30,22 Loth] Ein deutsches Handelsgewicht, entspricht 1⁄32 Pfund. 30,26 mit wahnsinnig allegorischen Kupfern, von Füßli] Johann Heinrich Füßli lieferte insgesamt vier Vorlagen zu Darwins Lehrgedicht „The Botanic Garden“, die allerdings nicht in jeder Auflage enthalten waren (vgl. Gert Schiff: Johann Heinrich Füssli 1741–1825. Text und Oeuvrekatalog. 2 Bde. Zürich 1973, Bd 1, S. 532f., Nr 973–976). Neben dem Frontispiz zum ersten Teil des Lehrgedichts („Flora attired by the Elements“ / „Flora, von den Elementen geschmückt“) dürfte vor allem die von William Blake gestochene Darstellung „Fertilization of Egypt“ („Die Fruchtbarmachung Ägyptens“, Part 1, Canto III, S. 127) Goethes

64

BRIEF 21

Interesse geweckt haben. Sie zeigt die Rückenansicht des mit gepreizten Beinen auf den Nilufern vor Jupiter Pluvius stehenden hundeköpfigen Gottes Anubis bei der Anbetung des Sternes Sirius. Nur der dritten Auflage (1795) war die ebenfalls von William Blake gestochene Darstellung „Tornado“ („Zeus’ Kampf mit Typhon“, Part I, Canto IV, S. 168) beigegeben. Der zweite Teil von Darwins Werk („The Loves of the Plants“) enthielt den von Thomas Holloway geschaffenen Nachstich zu Füßlis berühmter Darstellung „Nightmare“ („Die Nachtmahr“). Zu Goethes Interesse an Füßli und dem für die „Propyläen“ geplanten Aufsatz über den Künstler vgl. zu 126,3. 30,27–28 mit botanischen, antiquarischen 〈…〉 Darstellungen] Die Ausgabe enthielt ganzseitige Pflanzenillustrationen, zwei allegorische Titelkupfer, einige Vignetten, die kartographische Darstellung „Section of the Earth“ sowie eine vier Kupfer umfassende Folge mit Ansichten der berühmten antiken Portland-Vase. 31,1 simpathetischen Dinte] Die Beschreibung der Wirkung von „sympathetic inks“ findet sich im ersten, dem Element Feuer gewidmeten Gesang von Darwins Lehrgedicht „The Economy of Vegetation“ (1795, S. 48f.). Es handelt sich um eine verdünnte, blassrosa Lösung aus Cobaltbichlorid, deren Salze sich bei Erhitzung durch Wasserentzug blau färben. Aufs Papier gebrachte unsichtbare Schriftzüge können so sichtbar gemacht werden. Bei Zugabe von Nickelsalz färbt sich die Schrift grün. Das chemische Phänomen wird auch im „Didaktischen Teil“ von Goethes „Farbenlehre“ beschrieben (vgl. LA I 4, 168, § 543). 31,6 Inhalt des Zweyten Gesangs] Der folgende Absatz ist Goethes freie Übersetzung von Darwins Inhaltsangabe zum zweiten Gesang („Argument of the Second Canto“) seines Lehrgedichts „The Economy of Vegetation“, dem ersten Teil von „The Botanic Garden“ (S. 57f.). 31,7 Anrede an die Gnomen.] Gnome: In der Mythologie zwergenhafte, dem Menschen häufig wohlgesonnene Erdgeister (vgl. GWb 4, 360). – Grundgedanke des aus vier Gesängen bestehenden Lehrgedichts „The Economy of Vegetation“ ist, dass die vier Elemente (Feuer, Erde, Wasser, Luft) bei der Hervorbringung der Vegetation zusammenwirken. Der zweite Gesang ist dem Element der Erde gewidmet. 31,16–17 antike Statue des Herkules der von seinen Arbeiten ruht] Die antike Skulptur des „Herkules Farnese“, eine kolossalische Marmorkopie aus der römischen Kaiserzeit (um 100 n. Chr.), zählte zu den bedeutendsten Bildwerken des Altertums. 31,17 Antinous] Antinoos, der geliebte Günstling des römischen Kaisers Hadrian, wurde nach seinem frühen Tod im Jahre 130 n. Chr. kultisch verehrt. Zahlreiche seiner Bildnisse sind überliefert und wurden seit der Renaissance vielfach rezipiert. 31,17 Apoll von Belvedere] Die berühmte antike Marmorskulptur galt im 18. Jahrhundert als Inbegriff des Ideal-Schönen. Benannt ist sie nach ihrem Standort im Statuenhof des vatikanischen Belvedere.

JANUAR 1798

65

31,17–18 Venus Medicis] Die lebensgroße antike Marmorstatue vom Typus der „Venus pudica“ stammte aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Sie befand sich im Besitz der Familie Medici in den Uffizien in Florenz. 31,18 Lady Elisabeth Foster und Lady Melbourn von Herrn Damer] Die Bildnisbüsten von Elizabeth Foster, Duchess of Devonshire (1758–1824) und Elizabeth Lamb, Viscountess Melbourne (1751–1818) stammten nicht, wie von Goethe diktiert, von einem männlichen Bildhauer, sondern, wie im Text Darwins korrekt angegeben, von „Mrs. Damer“, der bekannten englischen Bildhauerin Anne Seymour Damer. 31,19 woher das Salz der Erde komme?] Die Passage lautet im Original: „Whence the production of Salt by elutriation.“ (Ebd., S. 57.) 31,21–22 Michels Verbessrung künstlicher Magneten] John Michell: A Treatise of Artificial Magnets; In which is shewn An easy and expeditious Method of making them, Superior to the best Natural Ones 〈…〉 (Cambridge 1750). – Zu Goethes folgenden Studien zum Magnetismus vgl. zu 157,4–5. 31,24 Fluß] Flussspat. 31,24 Mocka] Der Mokkastein (oder Moosachat), ein Chalcedon. 31,27–28 Wedgwoods Werke zu Etruria, in Stafford Shire] Der englische Unternehmer Josiah Wedgwood zählte zu den führenden Tonwarenfabrikanten in Europa. Eine besondere Nachfrage galt seiner um 1770 entwickelten sog. Jasperware, einem mit Metalloxiden gefärbten Steingut mit einer matten, biskuitartigen Oberfläche, auf die modellierte Reliefs aus weißem Ton aufgelegt sind. Für die Herstellung seiner Waren hatte Wedgwood in der mittelenglischen Grafschaft Staffordshire das Unternehmen „Etruria“ gegründet. Der Name leitete sich von der antiken mittelitalienischen Region Etruria („Land der Etrusker“) ab. Indem sich Wedgwood an antiken Vorlagen orientierte, trug er wesentlich zur Verbreitung des klassizistischen Geschmacks bei. Erasmus Darwin stand mit Wedgwood in persönlicher Verbindung. Sein Sohn Robert Waring war mit Wegdwoods ältester Tochter Susannah verheiratet. 31,28 Kamé einen Mohrensclaven in Ketten vorstellend] Zur Unterstützung einer Gesellschaft zur Abschaffung des Sklavenhandels hatte Wedgwood 1787 deren Siegel als Tonware aus weißem Jasper mit schwarzem Relief herstellen lassen. Die Ausführung erinnerte an die antike Technik der Kameeherstellung, bei der aus einem Schmuckstein ein erhabenes Relief geschnitten wird. Das in zahlreichen Exemplaren gefertigte und als Schmuckstück getragene kleine Medaillon zeigt einen in Ketten gelegten knieenden afrikanischen Sklaven mit erhobenen Händen sowie die Aufschrift „Am I Not a Man and a Brother?“ (Bin ich kein Mensch und Bruder?). Es ist in Darwins Lehrgedicht „Botanic Garden“ beschrieben und als Kupferstich abgebildet (ebd., S. 87). 31,28–29 die Hoffnung Vorstellend] Ein zweites, von Wedgwood als Jasperware hergestelltes Medaillon zeigt die allegorische Figur der Hoffnung vor der Bucht

66

BRIEF 21

von Sydney (1789). Das von Henry Webber entworfene Medaillon diente als Titelvignette zum Reisebericht „The Voyage of Governor Phillip to Botany Bay“ (London 1789) und ist in Darwins Lehrgedicht „Botanic Garden“ beschrieben und als Kupferstich abgebildet (ebd., S. 87). 31,29 Portland, oder Barbarini Vase] Die berühmte Portland-Vase, eine in Überfangtechnik hergestellte Amphora aus frühaugusteischer Zeit, zählte zu den bedeutendsten antiken Vasenwerken. Zunächst im Besitz der Familie Barberini in Rom, gelangte sie um 1780 in die Sammlung des englischen Gesandten William Hamilton, der sie später an Margaret Cavendish Bentinck, Herzogin von Portland, verkaufte, in deren Familie sie verblieb. Ab 1790 vertrieb Wedgwood mit großem Erfolg verschiedene Duplikate der Portland-Vase, darunter in Jasperware und Basaltware. Neben einer ausführlichen Deutung der bis heute nicht geklärten Ikonographie enthält Darwins Lehrgedicht auch eine Folge von vier Kupferstichen mit Ansichten der Vase (ebd., S. 88 sowie „additional note“ No. XXII, S. 53–59 und 119). 31,30 Naphta] Naphta: helles, flüchtiges Erdöl (vgl. Adelung 3, 427). 31,31 Franklins Erfindung] Darwin würdigt Benjamin Franklins Entdeckung an verschiedenen Stellen seines Lehrgedichts (S. 37f., 90f.). 31,32 unterirrdise] Schreibversehen für ‚unterirdische‘. 32,1 Merkurius] Übersetzung von engl. ‚mercury‘, der alchemistischen Bezeichnung für ‚Quecksilber‘. 32,2–3 Untergang der Heere des Cambyses] Nach der Eroberung Ägyptens sandte der persische König Kambyses II. (um 558–522 v. Chr.) ein Heer zum Feldzug nach Äthiopien und ein weiteres durch die Sandwüste zur Plünderung des Orakels von Ammon. Nach dem Bericht von Herodot (Buch 3, 17–30) gingen beide Heere verloren. 32,3–4 Himmelsmaschine] Übersetzung von engl. ‚orrery‘: Planetarium, Planetenmaschine. 32,4 bebaut.] Im Originaltext folgt hier der von Goethe ausgelassene Hinweis auf die Überquerung der Alpen durch Hannibal („Hannibal passes the Alps“). 32,7–8 Wanderungen der Materie. Tod und Auferstehung des Adonis.] Diese Abschnitte sind in der ersten Auflage der „Economy of Vegetation“ (1791) nicht enthalten. Sie sind Indiz dafür, dass Goethe eine spätere Ausgabe vorlag. 32,15 Tournüre] Franz. tournure: Wendung, Einkleidung, Anstrich. 32,15 Silbenmase] Das Werk ist in paarweise gereimten fünffüßigen Jamben („heroic couplets“) geschrieben. 32,16 so viel englische Dichter] Zu den bedeutendsten englischen Lehrgedichten des 18. Jahrhunderts zählten Alexander Popes „An Essay on Criticism“ (1711) und „An Essay on Man“ (1733/34), James Thomsons „The Seasons“ (1730) sowie Edward Youngs „The Complaint or Night-Thoughts“ (1742–1745). Zu Goethes späterer Beschäftigung mit dieser poetischen Gattung vgl. seinen Aufsatz „Über das Lehrgedicht“ (1827; WA I 41.2, 225–227).

JANUAR 1798

67

32,21 Ich habe das Buch erst seit gestern Abend im Hause] Durch wen Goethe das Exemplar von Darwins „Botanic Garden“ am Abend des 25. Januar erhalten hatte und wo es verblieb, ist nicht ermittelt. 32,22–23 ich bin Darwin im Grunde günstig] Wie Darwin widmete sich auch Goethe der Frage, inwiefern naturwissenschaftliche Gegenstände in der poetischen Gattung eines Lehrgedichts verhandelt werden können. Dessen Zweck bestand nach Darwin darin, „to inlist Imagination under the banner of Science; and to lead her votaries from the looser analogies, which dress out the imagery of poetry, to the stricter ones, which form the ratiocination of philosophy (die Phantasie unter das Banner der Wissenschaft zu führen; und deren Anhänger zu veranlassen, von jenen unbestimmten Analogien, welche die Einbildungen der Dichter ausschmücken, zu jenen genaueren zu gelangen, welche das Denken der Philosophie bestimmen)“ (ebd., S. iii). Die gemeinsame Verständigung mit Schiller über Darwins Werk stimulierte schließlich die Entstehung von Goethes Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ (1798). Noch in späteren Jahren hat Goethe Darwins Einfluss anerkannt: 〈I〉ch habe mich durch ihn auf meinen wissenschaftlichen Wegen auf mehr als eine Weise gefördert gesehen. (Brief an Alois Clemens, 15. Januar 1826; WA IV 40, 250f.) 32,23 seine Zoonomie] Erasmus Darwins Abhandlung „Zoonomia; or the laws of organic life“ (1794–1796), das wissenschaftliche Hauptwerk des englischen Arztes und Naturforschers. Goethe hatte im Juni 1795 die ersten beiden Teile der von Joachim Dietrich Brandis herausgegebenen deutschen Übersetzung („Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens“) erworben (vgl. GT II 1, 43 und Ruppert, Nr 4486). 32,24–25 Chorführer] Im antiken griechischen Theater der Schauspieler, der als Vorsänger den Chor anführt, hier vermutlich im Sinne von ‚Arrangeur, Regisseur‘ (vgl. GWb 2, 1002). 33,1 unsere Freundinnen] Gemeint sind die drei Horen Eunomia, Dice und Eirene. Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass er „das Todesurtheil der drei Göttinnen“ (NA 29, 195) unterschrieben habe und seine Monatsschrift „Die Horen“ eingestellt werde. Schiller hatte sie 1794 in programmatischer Absicht als Namensgeberinnen seiner neuen Zeitschrift gewählt: „Wohlanständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede werden also der Geist und die Regel dieser Zeitschrift seyn; die drey schwesterlichen Horen Eunomia, Dice und Irene werden sie regieren. In diesen Göttergestalten verehrte der Grieche die welterhaltende Ordnung, aus der alles Gute fließt, und die in dem gleichförmigen Rhythmus des Sonnenlaufs ihr treffendstes Sinnbild findet. Die Fabel macht sie zu Töchtern der Themis und des Zeus, des Gesetzes und der Macht; des nehmlichen Gesetzes, das in der Körperwelt über den Wechsel der Jahrszeiten waltet, und die Harmonie in der Geisterwelt erhält.“ (1. Jg., 1. St., S. VI.) 33,8–9 Böttigers Aufsatz] Zu Carl August Böttigers geplantem „Horen“-Beitrag über den Kunstraub der Franzosen in Italien vgl. zu 39,23–24.

68

BRIEF 22

33,10 Einsidel hat ein paar Mährchen geschrieben] Gemeint ist Friedrich Hildebrand von Einsiedels utopische Dichtung „Die Feste der Arramanden“. Möglicherweise bemühte sich Schiller daraufhin persönlich bei Einsiedel, wie sein nicht überlieferter Brief an Einsiedel vom 29. Januar 1798 vermuten lässt (vgl. Schillers Kalender, 82). Goethe übersandte das Manuskript am 3. Februar (vgl. zu 39,19). Die Dichtung erschien im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1797 (S. 45–107; S. 29–38). 33,12 Für den Almanach habe ich einen Einfall] Für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ plante Goethe eine Sammlung kryptischer Sprüche nach dem Vorbild des mythischen griechischen Wahrsagers Bakis, die er im Frühjahr und Sommer 1798 schrieb (vgl. GT II 1, 238 und 254). Der 32 Doppeldistichen umfassende Zyklus „Weissagungen des Bakis“ wurde erst im siebten Band von Goethes „Neuen Schrifften“ veröffentlicht (1800, S. 309–326). 33,13 Xenien] Die von Goethe und Schiller gemeinsam verfasste gleichnamige Sammlung von 414 kritisch-satirischen Monodistichen war Ende 1796 im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 197–302) veröffentlicht worden. Damit reagierten Goethe und Schiller auf zeitgenössische Kritiker und sorgten für einen handfesten öffentlichen Skandal. Literarisches Vorbild für ihr Gemeinschaftswerk war Martials Epigramm-Sammlung „Xenia“ („kleine Gastgeschenke“). 33,15 abermaligen Anhangs] Die „Xenien“ waren als Anhang zum „MusenAlmanach für das Jahr 1797“ veröffentlicht worden. 33,22 in Ihrer Nachbarschafft zubringen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 33,22–24 Brief von Stuttgard ob nicht Thouret 〈…〉 bald kommen wird.] Der Stuttgarter Architekt und Dekorationsmaler Nikolaus Thouret sollte mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragt werden (vgl. Nr 14). Seine Ankunft in Weimar, von der Goethe in den folgenden Monaten gegenüber Schiller immer wieder seine Aufenthalte in Jena abhängig machte, verzögerte sich aus verschiedenen Gründen jedoch wiederholt. Thouret traf schließlich erst am 25. Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29).

22. An Johann Friedrich Unger

Weimar, 30. Januar 1798 → 〈Berlin〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Yale University Library/Beinecke Rare Book and Manuscript Library, New Haven (Connecticut/USA), William A. Speck Collection of Goetheana: Manuscripts, Sign.: YCGL MSS 6, Box 10, folder 300. – Doppelblatt 18,8 × 22,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Herrn

JANUAR 1798

69

Unger / angesehenen Buchhändler / in / B e r l i n. / f r a n k H a l l e. (H a l l e von fremder Hd gestrichen und dahinter mit roter Tinte: L e i p z i g ) Siegelreste und rotes Gemmensiegel: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3); Bl. 2 zwei Siegelausschnitte. – Beischluss: Nr 23 (vgl. zu 34,12–13). K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 47. – 1 Bl. 18,9 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 43f., Nr 3724 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Ungers Brief vom 13. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1093). – Unger antwortete am 11. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1133). Postsendungen: 1. Februar 1798 (Herrn Unger, bitte um Auszahl. der 10 Louisd an Hl. Hirt.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 1. Februar 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 9). Zur Person Johann Friedrich Ungers (1753–1804) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 31. – Als Verleger der Werkausgabe „Goethe’s neue Schrifften“ (7 Bde. Berlin 1792–1800) stand der Berliner Buchdrucker und Holzschneider auch 1798 mit Goethe in Verbindung. 1795/96 hatte Unger Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ sowohl in vier Bänden als Teil der Werkausgabe (Bde 3–6) als auch in Einzeldrucken herausgebracht (vgl. Hagen, 20–24, Nr 14.3–6). Dafür hatte Unger eine eigene Schrifttype, die so genannte „Unger-Fraktur“, verwendet (vgl. zu 34,10–11). Seitdem hatte Unger auf weitere Aufträge warten und hinnehmen müssen, dass Goethe für die Veröffentlichung seiner neuen Dichtung „Herrmann und Dorothea“ (1797) mit Friedrich Vieweg einen anderen Berliner Verleger beauftragt hatte (vgl. RA 2, Nr 1133). So nahm Unger mit seinem Brief an Goethe vom 13. Januar 1798 dessen glücklich erfolgte Rückkehr aus der Schweiz auch zum Anlass, sich dem Dichter in Erinnerung zu rufen: „Werde ich nicht bald so glücklich sein, die Fortfolge Ihrer Neuen Schriften zu drucken, oder etwas Anders zu verlegen. Fast zwei Jahr sind verstrichen wo ich es entbehren mußte, von den beliebtesten u verehrtesten deutschen Dichter nichts zu drucken.“ (H: GSA 28/20, Bl. 35; vgl. RA 2, Nr 1093.) – Der hier vorliegende Antwortbrief Goethes vom 30. Januar 1798 ist der einzige Brief Goethes an Unger aus diesem Jahr. Dagegen sind vier Briefe Ungers an Goethe aus dem Zeitraum zwischen 13. Januar und 4. Dezember 1798 überliefert (vgl. RA 2, Nr 1093, 1133, 1271, 1626). Sie beinhalten wesentlich Nachrichten Ungers zu seinen typographischen Versuchen, über die sich Goethe mit Friedrich Schiller austauschte (vgl. zu 110,15). Durch die Vermittlung August Wilhelm Schlegels lernte Goethe darüber hinaus Ende des Jahres 1798 auch eigenhändige

70

BRIEF 23

Holzschnitte Ungers sowie dessen Aufsatz „Ueber Holzschneidekunst“ kennen (vgl. zu 241,6). 34,1 Für die mir übersendeten Schrifften] Den in Ungers Verlag veröffentlichten Roman „Agnes von Lilien“ (Berlin 1798) von Caroline von Wolzogen sowie die 3. Auflage des zu dieser Zeit viel gelesenen Romans „Julchen Grünthal“ (Berlin 1798) von Friederike Helene Unger hatte Unger mit dem Bezugsbrief am 13. Januar 1798 an Goethe gesandt. – Sie sind nicht in Goethes Bibliothek nachweisbar, vgl. dazu das Folgende. 34,3 ruhige Stunden, in denen mich Julchen und Agnes unterhalten] Eine Lektüre von „Julchen Grünthal“ durch Goethe ist nicht belegt. Zu „Agnes von Lilien“ äußert er sich gegenüber Schiller (vgl. zu 41,18–19). Goethe schickte die Bände schließlich weiter an die Mutter nach Frankfurt, die in einem Brief vom 12. März 1798 Christiane Vulpius für die Übersendung dankte (vgl. RA 2, Nr 1178). 34,4–5 Meine Reise 〈…〉 Stillstand von sechs Monaten] Goethe war am 20. November 1797 von seiner Schweizer Reise nach Weimar zurückgekehrt. Unger hatte dies zum Anlass genommen, Goethe im Bezugsbrief um neue Werke oder Druckaufträge zu bitten. 34,7 neue Obliegenheiten] Bibliotheksgeschäfte und den Umbau im Schloss betreffend. 34,8–9 auch wieder von den Musen besucht zu werden] Der in jenen Wochen mehrfach wiederholte Wunsch Goethes, in Jena wieder literarisch arbeiten zu können, blieb vorerst unerfüllt. Goethe reiste erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 34,10–11 eine Arbeit Ihrer typographischen Sorgfalt zu übergeben] Goethe entsprach erst im folgenden Jahr Ungers Wunsch nach weiteren Werken (vgl. GB 14 I, Nr 125 und Nr 172). Unger veröffentlichte diese in einem die Werkausgabe von „Goethe’s neuen Schrifften“ abschließenden siebten Band (Berlin 1800; vgl. Hagen, 24, Nr 14.7). – Als Typograph hatte sich Unger sowohl um die Verwendung der Didot-Antiqua – so für Goethes Werk „Das römische Carneval“ (1789) – als auch um eine Reform der Fraktur verdient gemacht (vgl. Christina Killius: Die Antiqua-Fraktur-Debatte um 1800 und ihre historische Herleitung. Wiesbaden 1999). Seine Versuche zur Verbesserung der Fraktur-Schrift hatte Unger erstmals 1793 der Öffentlichkeit vorgestellt (Probe einer neuen Art Deutscher Lettern. Erfunden und in Stahl geschnitten von J〈ohann〉 〈Friedrich〉 Unger. Berlin 1793). Von Goethes Werken druckte er erstmals den Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1795/96) in der Unger-Fraktur. Unger informierte Goethe regelmäßig über seine typographischen Versuche (vgl. zu 110,15). 34,12–13 Hirt, nebst beyliegendem Briefe, 10 Louisd’or auszuzahlen] Vgl. Goethes Brief an Aloys Hirt zur Bezahlung des über Hirt erworbenen Landschaftsgemäldes (Nr 23). Unger bestätigte am 11. Februar, „50 rL in Golde“ (H: GSA

JANUAR 1798

71

28/20, Bl. 83) an Aloys Hirt ausgezahlt zu haben und legte die Quittung bei (vgl. RA 2, Nr 1133). Die von Hirt am 8. Februar unterzeichnete Quittung befindet sich unter Goethes Rechnungsbelegen (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 3; vgl. zu 34,19). 34,13–14 deren Wiedererstattung von mir an das Industrie Comptoir] Die Auszahlung des Geldes erfolgte nicht an Friedrich Justin Bertuchs Landes-Industrie-Comptoir, sondern auf Ungers folgende Bitte an August Wilhelm Schlegel. Zur Begründung führte Unger an, dass es in Berlin ein „sehr geschärftes Verbot, daß kein Gold aus dem Lande soll“ (H: GSA 28/20, Bl. 83) gebe und er bei Schlegel damit zugleich eine „Schuld abtragen“ (ebd.) könne. Als Verleger der seit 1797 veröffentlichten Ausgabe „Shakespeare’s dramatische Werke / übersetzt von August Wilhelm Schlegel“ (9 Bde. Berlin 1797–1810) stand Unger mit Schlegel in enger Verbindung. In seinem Brief an Goethe vom 19. Februar 1798 bestätigte Schlegel den Auftrag und betonte, dass es mit der Übergabe des Geldes nicht eile und bei Goethes nächstem Besuch in Jena erfolgen könne (vgl. zu 55,3).

23. An Aloys Hirt

〈Weimar, 30. Januar 1798〉 → 〈Berlin〉

DAT IERUN G

Der vorliegende Brief wurde am 25. Dezember 1797 geschrieben, jedoch nicht ausgefertigt (kassiertes Mundum). Goethe diktierte den Brief mit inhaltlichen Änderungen am 30. Januar 1798 erneut und schloss ihn seinem Brief an Johann Friedrich Unger vom selben Tag bei (vgl. Nr 22). Dieser an Hirt ausgefertigte Brief Goethes ist nicht überliefert. Sein Inhalt kann nur unvollständig und nicht zuverlässig nach dem vorliegenden Konzept vom 25. Dezember 1797 sowie einem weiteren Brief Goethes an Hirt vom 1. Februar bestimmt werden (vgl. Nr 27). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 22. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 48–49. – Doppelblatt 19,4(–19,8) × 27,6(–27,9) cm, 2 S. und 6 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 44–46, Nr 3725 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Bauzeichnung (vgl. zu 34,21).

72

BRIEF 23

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortete Hirts Brief vom 2. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1033). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Die Ausfertigung des am 25. Dezember 1797 diktierten Briefs unterblieb vermutlich deshalb, da Weyland dem im Brief angesprochenen Auftrag nicht nachkommen konnte (vgl. zu 34,18). Nicht ausgefertigt wurde vermutlich auch der Absatz mit Goethes Urteil über Hirts Laokoon-Aufsätze (vgl. zu 35,33). Über diese äußerte sich Goethe in seinem zweiten Brief an Hirt vom 1. Februar (Nr 27). Beide nachweislich am 1. Februar aus Weimar abgesandten Briefe kreuzten sich mit Hirts Brief an Goethe vom 31. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1119). Hirt bestätigte den Eingang von Goethes Briefen gegenüber Carl August Böttiger am 10. Februar 1798: „Lezten Posttag hatte ich auch Briefe v. Goethe“ (H: SLUB Dresden, Sign.: Nachlass Böttiger, Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd 87, Nr 8; vgl. Hirt, Briefwechsel). Postsendungen: 1. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429). Zur Person Aloys Hirts (1759–1837) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 44. – Nach dem Einfall der französischen Truppen in Italien war Hirt 1796 nach Berlin gezogen, wo er rasch zu einem einflussreichen Mitglied der „Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften“ avancierte. Von Berlin aus pflegte Hirt den Kontakt zu seiner früheren römischen Bekanntschaft Goethe. So weilte Hirt im Juli 1797 für zwei Wochen in Weimar, wo sich der ausgewiesene Architekturkenner über den Stand der Bauarbeiten am Weimarer Residenzschloss informierte (vgl. GT II 1, 119). Trotz der gemeinsamen Interessen begegnete Goethe ihm mit einer gewissen Distanz: In seinem Brief an Schiller vom 1. Juli 1797 beschrieb er Hirt als eine fremde Erscheinung (WA IV 12, 178). Häufig fungierte der gemeinsame Bekannte Carl August Böttiger als Vermittler. – Aus dem Jahr 1798 sind zwei Briefe Goethes überliefert (Nr 23, Nr 27), die sich mit Hirts Brief vom 31. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1119) kreuzten. Sie dokumentieren den Austausch über Kunstfragen wie Hirts Vorhaben eines königlichen Kunstmuseums in Berlin. Hirt empfahl neben dem jungen Berliner Architekten Heinrich Gentz auch den schwedischen Diplomaten Carl Gustav von Brinckmann nach Weimar, der im Februar 1798 als Goethes Gast im Haus am Frauenplan weilte (vgl. zu 52,1). Für seine private Kunstsammlung erwarb Goethe aus Hirts Besitz ein Dominichino zugeschriebenes Landschaftsgemälde. 34,18 Beyliegenden Brief bitte Herrn 〈…〉 Weiland zu übergeben] Auf diese am 25. Dezember 1797 diktierte Bemerkung wurde in der Ausfertigung sicher verzichtet. Der als Geheimer Sekretär des Herzogs Carl August in sachsen-weimarischen Diensten stehende Kriegsassessor Philipp Christian Weyland war 1797 zum Legationsrat ernannt worden. Im Auftrag des Herzogs hielt er sich im Dezember 1797 in Berlin auf, wo er mit Hirt bekannt wurde (vgl. Hirts Brief an Böttiger

JANUAR 1798

73

vom 12. Dezember 1797; SLUB Dresden, Sign.: Nachlass Böttiger, Mscr. Dresd. H 37, 4°, Bd 87, Nr 6; vgl. Hirt, Briefwechsel). Goethes Brief an Weyland vom 25. Dezember 1797 ist nicht überliefert (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 9). Er enthielt wahrscheinlich die Bitte Goethes, Hirt für das erworbene Gemälde 10 Louisd’or auszuzahlen. Da Weyland Ende Dezember Berlin verließ, um ab Januar 1798 die Weimarer Regierung auf dem Rastatter Kongress zu vertreten, konnte er Goethes Auftrag nicht ausführen. Goethe regelte die Zahlungsanweisung deshalb über den Berliner Verleger Johann Friedrich Unger (vgl. zu 34,12–13). 34,19 meine Schuld] Hirt quittierte die Bezahlung des Gemäldes am 8. Februar 1798: „Vermittelst titL. Herrn Unger habe ich von dem Herrn Geh. Rathe von Goethe in Weimar zehn Friedric d’or in Golde ausgezahlt erhaltL. / dL 8ten Feb. 1798. / A. Hirt.“ (GR/Belege 1798, 6, Bl. 3.) Goethe erhielt die Quittung mit Johann Friedrich Ungers Brief vom 11. Februar (vgl. RA 2, Nr 1133). 34,19 Gemählde] Die über Hirt erworbene „Kleine Landschaft mit Cephalus und Procris“ ist in Goethes Kunstsammlung überliefert (Öl auf Leinwand, 34 × 44,5 cm, KSW, Museen, Inv.-Nr GGe/00477). Das Werk wurde dem Maler Domenico Zampieri gen. Domenichino zugeschrieben, dürfte aber von der Hand eines unbekannten italienischen oder niederländischen Malers stammen. Hirt hatte das Gemälde im Herbst 1797 erworben und zur Ansicht nach Weimar gesandt (vgl. Hirts Brief an Böttiger vom 31. Oktober 1797; SLUB Dresden, Sign.: Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd 87, Nr 3; vgl. Hirt, Briefwechsel). 34,21 Grund und Aufriß zu einem Zimmer] Die als Beilage übersandte Bauzeichnung eines – nicht näher bestimmten – Zimmers im Weimarer Residenzschloss ist nicht überliefert. Hirt hatte im Bezugsbrief genaue Vorgaben zur Anlage dieser Zeichnung gemacht und die entsprechende Ausführung durch Heinrich Gentz angekündigt. Ob Gentz diesen Auftrag erfüllte, ist nicht bekannt. 34,22 Herr Genz] Hirt hatte den jungen Berliner Architekten Heinrich Gentz wahrscheinlich im Juli 1797 während seines Aufenthalts in Weimar empfohlen. Gentz kam erst im November 1800 nach Weimar, wo er bis 1803 mit dem Ausbau des Residenzschlosses und Entwürfen für weitere Bauten beschäftigt war (vgl. GT II 1, 399–401; vgl. GB 14 I, Nr A 59). 35,2–3 die Schloßbau Commission besteht aus vier Personen] Der „Fürstlichen Schloßbau-Commission“ gehörten zu diesem Zeitpunkt Herzog Carl August, Christian Gottlob Voigt, Wilhelm von Wolzogen und Goethe an. 35,11 Zeichnungen zu dem Monumente Friedrichs des Großen] Hirt hatte im September 1797 mit einem eigenen Vorschlag am Wettbewerb für ein Denkmal auf den 1786 verstorbenen preußischen König Friedrich II. teilgenommen. Sein Entwurf sah einen dorischen Peripteros vor (vgl. Zeichnungen und Entwürfe zu dem auf Seiner Majestät des Königs allergnädigsten Befehl Höchstdero verewigten Oheim dem hochseligen Könige Friedrich dem II zu errichtenden Monumente. Vom Herrn Hofrath Hirt. In: Beschreibung derjenigen Kunstwerke, welche von der Kö-

74

BRIEF 24

niglichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften in den Zimmern der Akademie 〈…〉 öffentlich ausgestellt sind. Berlin 1797, S. 59–61, Nr 311). Carl August Böttiger hatte den in der Schweiz weilenden Goethe über diesen Entwurf informiert, worauf sich dieser eine Zeichnung erbat (vgl. Goethes Brief an Böttiger vom 25. Oktober 1797; WA IV 12, 344). Hirt hatte daraufhin Anfang Dezember 1797 die Entwürfe zur Ansicht nach Weimar übersandt (vgl. Hirts Brief an Böttiger vom 12. Dezember 1797; SLUB Dresden, Sign.: Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd 87, Nr 6; vgl. Hirt, Briefwechsel). Die im Bestand der Berliner Akademie der Künste nachgewiesenen Zeichnungen sind seit 1945 verschollen (vgl. Jürgen Zimmer: Nachrichten über Aloys Hirt und Bibliographie seiner gedruckten Schriften. In: Jahrbuch der Berliner Museen 41 [1999], S. 168–194, hier S. 141, Abb. 3 und S. 143, Anm. 75). 35,17 Aufsatze über den Kunstschatz des Koniglichen Hauses] Aloys Hirt: Ueber den Kunstschatz des Königlich-Preußischen Hauses. Eine Vorlesung, gehalten bei der öffentlichen Sitzung der Akademie der schönen Künste und mechanischen Wissenschaften, den 25. Sept. 1797. In: Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 1797, Bd 2, S. 499–524. In seinem Beitrag referiert Hirt die Geschichte der königlich-preußischen Kunstsammlungen. Sein zentraler Vorschlag „betrift die Vereinigung des königlichen Kunstschatzes sowohl der antiken Marmor, geschnittenen Steine und Münzen, als der Gemälde vorzüglicher Meister und Schulen in ein Museum und in eine Gallerie, und zwar in der Hauptstadt selbst“ (ebd., S. 508f.). 35,23–24 virtualiter] Von lat. virtus: Kraft, Vermögen; hier im Sinne von ‚der Möglichkeit nach‘, im Gegensatz zu ‚realiter‘. – Einen vergleichbaren Vorschlag hatte Goethe bereits im Dezember 1797 anlässlich der Neuordnung von Bibliotheksbeständen geäußert: die hießige, die Büttnerische und Akademische Bibliothek, virtualiter, in Ein Corpus zu vereinigen (Brief an Schiller vom 9. Dezember 1797; WA IV 12, 374). 35,25 Aufsatz des Herrn Genz] 〈Friedrich Gentz〉: Seiner Königlichen Majestät Friedrich Wilhelm dem III. bei der Thronbesteigung allerunterthänigst überreicht. Berlin, den 16ten November 1797. – Die in Goethes Bibliothek überlieferte Broschur trägt die eigenhändige Widmung: „Herrn Hofrath Hirt von dem Verfasser. Berlin den 30t Decbr: 1797.“ (vgl. Ruppert, Nr 2891). Der Schriftsteller und Publizist war der Bruder des Architekten Heinrich Gentz. 35,28 Herrmann und Dorothea] Hirt hatte im Bezugsbrief über die erfolgreichen Lesungen aus Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ (1797) in den Berliner literarischen Gesellschaften berichtet. Zum Erfolg dieses Werks, das im Herbst 1797 durch den Verleger Friedrich Vieweg in Berlin veröffentlicht worden war, vgl. zu 6,17–18. 35,33 Ihre letzten Aufsätze über Laokoon habe ich noch nicht gesehen.] Auch dieser Absatz wurde im ausgefertigten Brief unterdrückt, da Goethe inzwischen beide Texte vorlagen (vgl. zu 26,1–2). Das von Hirt im Bezugsbrief erbetene

JANUAR 1798

75

„Endurtheil“ (H: GSA 28/19, Bl. 506; vgl. Hirt, Briefwechsel) gab Goethe in seinem Brief vom 1. Februar (vgl. Nr 27). 36,2–3 meinen Faust zu endigen] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22). 36,3 nordischen Barbarey] Im Unterschied zur antiken klassischen Figur des Laokoon entstammte die historische Gestalt des Schwarzkünstlers Doktor Faust dem nordeuropäischen Mittelalter (vgl. GWb 2, 57). 36,6 Nachrichten] Goethe erhielt Hirts Brief vom 31. Januar 1798 möglicherweise erst am 18. Februar durch Carl Gustav von Brinckmann (vgl. GT II 1, 234). Der Briefwechsel fand erst 1799 seine Fortsetzung (vgl. RA 3, Nr 306).

24. An Paul Wolfgang Merkel Weimar, 31. Januar 1798 → Nürnberg ÜBER L IEF ERU NG

H: GNM Nürnberg, Sign.: Autographen Merkel-Archiv (Leihgabe der Familie Merkel). – Doppelblatt 18,9 × 22,7 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Herrn Merkel / angesehenen Handelsmann / in / N ü r n b e r g / frank. (oben links von fremder Hd mit roter Tinte ergänzt: Jena); rotes Gemmensiegel: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3), Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen des Siegels. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 50. – Doppelblatt 20,2(–20,4) × 32,8–(33) cm, 1 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Handelsmann Merkel / in Nürnberg. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 46f., Nr 3726 (Eduard von der Hellen; nach K). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 1. Februar 1798 (H e r r n M e r k e l zurück behaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 2. Februar 1798 („1. BrL. nach Nurnberg 2 〈gr.〉 6 〈dL.〉“; GR/Belege 1798, 2, Bl. 14r); 1. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 232). 36,8–9 bey meinem Aufenthalt in Nürnberg] Auf seiner Rückreise von der Schweiz nach Weimar hielt sich Goethe vom 6. bis 15. November 1797 in Nürnberg auf, wo es zu mehreren Treffen mit Paul Wolfgang Merkel kam, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 4, Goethes erstem Brief an Merkel.

76

BRIEF 25

36,9 durch eine so gefällige Aufnahme] Laut Merkels Tagebucheintrag vom 11. November 1797 war Goethe bei Merkel durch Knebel eingeführt worden (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 4). Bei Gesellschaften, die Merkel zu sich lud, umgab er sich häufig mit Juristen, Pfarrern und Professoren der Altdorfer Universität (vgl. Seiderer, Paul Wolfgang Merkel, 22). Im Nekrolog heißt es zu seiner Gastfreundlichkeit: „So abgeneigt gehaltlosem Gerede ohne Ansehen der Person, so begierig war er nach unterrichtendem Gespräch; er zog es jedem andern Vergnügen vor, und die ein solches führen konnten, waren ihm nicht nur allezeit willkommene Tischgenossen, sondern er bemühte sich auch darum, daß sie es gern seyn möchten.“ (Roth, Merkel, 20f.) 36,13–14 da Herr von Knebel sich nunmehr von Nürnberg entfernt hat] Knebel war in der Nacht vom 21. Januar von Nürnberg nach Ilmenau abgereist, wo er am 23. Januar eingetroffen war, wie Goethe durch Knebels Brief vom 24. Januar informiert war (vgl. RA 2, Nr 1111). 36,15–16 Mechanikus Herr B e h r i n g e r wird 〈…〉 fertig haben] Vgl. Goethes Brief an David Beringer, Nr 2. 36,18 Stroh-Emballage] Von franz. emballage: Umpolsterung des Frachtguts mit Stroh zum Schutz der Ware (vgl. GWb 3, 51). 36,18–19 auf dem Postwagen an mich abzusenden] Merkels Geschäftsunternehmen betrieb auch einen Speditionshandel – ob Goethe davon wusste, ist nicht bekannt. Wann Goethe den Globus erhielt, ist nicht zu ermitteln. 36,20 Herrn Behringer dagegen 28 fl. auszuzahlen] Bei der genannten Summe von 28 Gulden handelte es sich um den von Beringer festgesetzten Preis (vgl. zu 5,3). 36,21 Herr von Holzschuer] Den Nürnberger Bürgermeister Johann Carl Siegmund von Holzschuher lernte Goethe bei seinem Aufenthalt in Nürnberg am 10. November 1797 über Knebel kennen: „Göthe u. Meyer Morgens hier. Auch Holzschuher.“ (Knebel, Tgb. 1797, 90.) 36,23 kleine Auslage] Goethe hatte Knebel im Brief vom 12. Januar 1798 darum gebeten, bei einer im Februar stattfindenden Auktion der seit 1787 bestehenden Nürnberger Kunsthandlung von Johann Friedrich Frauenholz, den Kupferstich „Tod der Heiligen Maria“ Martin Schongauers zu erwerben (vgl. zu 18,23–24). Nach Knebels Weggang aus Nürnberg übernahm sein Freund Holzschuher diesen Auftrag (vgl. RA 2, Nr 1102). 36,23–24 für mich zu ersetzen beliebten] Der Kauf kam nicht zustande, wie Goethe von Knebel am 29. März erfuhr: Holzschuher habe den Kupferstich nicht erwerben können (vgl. RA 2, Nr 1215). Wahrscheinlich war Goethes Gebot für einen Zuschlag zu niedrig gewesen. 36,25 Remboursement] Von franz. remboursement: Zurückzahlung, Erstattung (vgl. GWb 7, 415).

JANUAR 1798

77

36,26–27 den werthen Ihrigen] Zu dieser Zeit hatte Merkel mit seiner Frau Margarete Elisabeth geb. Bepler fünf Kinder: Johannes (geb. 1785), Paul Gottlieb (geb. 1787), Andreas Heinrich (geb. 1790), Catharina Johanna Susanna (geb. 1792), Johanna Susanna Margaretha (geb. 1795). Zehn der insgesamt 14 Kinder, sieben Söhne und drei Töchter, erreichten das Erwachsenenalter. 36,27 Frau von Schükert] Bei Merkels ältester Schwester Katharina, seit 1772 mit dem Marktadjunkt Johann Christoph von Schückher verheiratet, war Goethe während seines Nürnberg-Aufenthalts zu Gast (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 4). Katharina von Schückher war mit Knebel und dessen Schwester Henriette befreundet, mit denen sie im Briefwechsel stand. Nach Knebels Weggang hatte sie Besorgungen in Nürnberg für Goethe übernommen (vgl. zu 3,21). 36,27 Herrn Pestilentiario] Der Arzt Johann Carl Osterhausen, der im Armenund Arbeitshaus der Stadt Nürnberg für die Behandlung von Infektionskrankheiten zuständig war, wovon sich die Bezeichnung ‚Pestilentiarius‘ (lat.: Pestarzt) ableitet. In Goethes Bibliothek befindet sich aus späterer Zeit das von Osterhausen gemeinsam mit Georg Christian Wilder verfasste „Neue Taschenbuch von Nürnberg. Enthaltend eine topographisch-statistische Beschreibung der Stadt nebst einer geschichtlichen Einleitung“ (Nürnberg 1819; vgl. Ruppert, Nr 4000).

25. An Friedrich Schiller

Weimar, 31. Januar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 34–35. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / J e n a. / f r a n k.; Reste einer Verschlussoblate, Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 37,22–25 |(|Dieser Freund 〈…〉 möglichste Glück.|)| (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 67–69, Nr 415 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 28f., Nr 420. WA IV 13 (1893), 49f., Nr 3728. BEIL AG E

Einblattdruck (vgl. zu 37,16–17).

78

BRIEF 26

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 30. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1118). – Schiller antwortete am 2. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1124). Postsendungen: 31. Januar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 31. Januar 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 37,1 Geschäffte und Zerstreuungen] Neben Schlossbauangelegenheiten und Opernproben war Goethe in diesen Tagen u.a. mit der von Herzog Carl August beauftragten Aufstellung über die Ausbildungsgelder von Johann Gottfried Herders Kindern (vgl. zu 369,20) sowie der Korrespondenz mit Aloys Hirt über dessen „Laokoon“-Aufsätze beschäftigt (vgl. Nr 23, Nr 27). Auch nahm Goethe an diesem Tag an der fürstlichen Mittagstafel teil (vgl. FB 1798, S. 21; GT II 1, 232). 37,3 zu Ihnen hinüber zu kommen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 37,5 neue Oper] Zum Geburtstag der Herzogin Louise wurde am Weimarer Hoftheater erstmals die Opera buffa „Die bestrafte Eifersucht. Eine komische Oper in zwey Aufzügen“ von Domenico Cimarosa aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). Das Libretto des neapolitanischen Dichters Giovanni Battista Lorenzi („Il marito disperato“) war dafür von Friedrich Hildebrand von Einsiedel in einer deutschen Fassung bearbeitet worden. Zu den weiteren Aufführungen vgl. zu 75,5. 37,12–13 Philisterhaftigkeit] Hier im pejorativen Sinne für ‚Kleingeistigkeit, Pedanterie‘ (vgl. GWb 6, 1297). 37,13 ästimiren] Von franz. estimer: schätzen, würdigen (vgl. GWb 1, 871). 37,16–17 letzter Abkömmling der alten Nürnberger Meistersänger 〈…〉 Gedichte herausgeben] Um für die geplante Veröffentlichung seiner Werke zu werben, hatte der Nürnberger Stadtflaschner (heute Klempner) und Mundartdichter Konrad Grübel einen Einblattdruck mit dem Gedicht „Ankündigung“ („Es hoben mih scho langa Zeit“) veröffentlicht (vgl. Johann Konrad Grübel, ein Nürnberger Volksdichter. Festschrift zur Feier der 200. Wiederkehr seines Geburtstages. Im Auftrage des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg von Friedrich Bock. Nürnberg 1936, S. 144, Nr 15 und 16). Der als Beilage an Schiller übersandte Druck – oder dessen Abschrift – ist nicht überliefert. Wie Goethe subskribierte auch Schiller auf diese Gedichtsammlung, die schließlich im Herbst 1798 unter dem Titel „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart“ erschien (vgl. zu 58,19–20). – Als Handwerker und Dichter stand Grübel in der Tradition der Nürnberger Meistersinger des 15. und 16. Jahrhunderts, deren bedeutendster Vertreter Hans Sachs war (vgl. zu 58,20–21). Meistersinger waren hauptberuflich städtische Handwerker, die auch ihre Liedkunst zunftmäßig und in strenger Hierarchie in einer Singschule organisierten. Bereits mit Hans Sachs’ Tod hatte der Niedergang des Meistersangs begonnen; die Singschule in Nürnberg war 1770 aufgelöst worden.

FEBRUAR 1798

79

37,18 Nürnberg] Während seiner Rückreise aus der Schweiz hatte sich Goethe vom 6. bis 15. November 1797 in Nürnberg aufgehalten (vgl. GT II 1, 224). 37,21 Wir erhalten das Buch durch Knebeln] Da auch Schiller Interesse an diesem Werk zeigte, bestellte Goethe bei Knebel gleich zwei Exemplare (vgl. zu 58,19–20). Goethe erhielt diese im Dezember 1798 und sandte Schiller ein Exemplar zu (vgl. zu 258,10). 37,22 Dieser Freund ist nun wieder in Ilmenau angelangt] Nach einem halbjährigen Aufenthalt in Franken war Knebel am 23. Januar nach Ilmenau zurückgekehrt (vgl. RA 2, Nr 1111). 37,22–23 seine Schöne wird in wenig Tagen abreisen] Luise Rudorf brach am 8. Februar von Weimar nach Ilmenau auf (vgl. RA 2, Nr 1128). 37,23–24 das Joch der Ehe auf den alten steifen Nacken zu legen] Die Hochzeit Knebels mit der über 30 Jahre jüngeren Sängerin Luise Rudorf fand am 9. Februar 1798 in Ilmenau statt (vgl. zu 38,5). 37,25 zu diesem Unterfangen das möglichste Glück] Vgl. die entsprechende Passage in Goethes Brief an Knebel vom 12. Januar, 17,23–18,6. 37,27 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 37,29–30 ob Justitz Rath Boie die Sechs Bände 〈…〉 erhalten hat] Der Schriftsteller und Jurist Heinrich Christian Boie hatte Goethe im Oktober 1796 eine Ausgabe der englischen Cellini-Übersetzung vermittelt (vgl. Goethe an Schiller, 19. Oktober 1796; GB 11 I, 158,28–159,3). Zum Dank hatte Goethe ihm am 6. Juni 1797 sechs Bände seiner „Neuesten Schrifften“ – der die Ausgabe abschließende siebte Band war zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschienen – übersandt, darauf aber keine Antwort Boies erhalten (vgl. WA IV 12, 139f.). In seiner Antwort betonte Schiller, dass er keinen Kontakt zu Boie habe, aber davon ausgehe, dass dieser die Buchsendung erhalten habe. 38,1 Cellini] The Life of Benvenuto Cellini 〈…〉 translated from the original by Thomas Nugent. 2 Bde. London 1771 (vgl. Ruppert, Nr 55). Zu Goethes langjähriger Beschäftigung mit der Autobiographie dieses Künstlers vgl. zu 62,4–5.

26. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 1. Februar 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 156. – 1 Bl. 13,8 × 19,5 cm, 1 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „164“ (vgl. E), oben rechts: „98“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 8 9“. – In ei-

80

BRIEF 27

nem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). – Beischluss: Nr 28. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 160f., Nr 164. WA IV 13 (1893), 50f., Nr 3729. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 24. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1111). – Knebel antwortete am 17. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1144). Postsendungen: 1. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 1. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 232). 38,3 in dem Ilmenauer Schnee] Knebel war am 23. Januar in Ilmenau angekommen. Die letzte Reiseetappe hatte er auf dem Schlitten zurückgelegt und im Bezugsbrief auf die Höhe des Schnees verwiesen. Anspielungen auf die widrigen Witterungsverhältnisse in Ilmenau finden sich im Briefwechsel von 1798 mehrmals sowohl bei Knebel, als auch bei Goethe (vgl. 249,18; 261,21–22; 276,25), was nicht zuletzt auf das beiderseitige Interesse an Wetterbeschreibungen zurückzuführen ist. 38,5 der feste Knoten] Knebels Heirat mit der 33 Jahre jüngeren Luise Rudorf, die in Weimarer Kreisen mehrheitlich auf Unverständnis stieß (vgl. zu 18,2–3), stand unmittelbar bevor: Sie fand am 9. Februar 1798 in kleinstem Kreis statt, worüber Knebel dem Freund am 17. Februar berichtete. 38,5–6 dir alles wünschbare Gute herbey führen] Knebel dankte Goethe in seinem Antwortbrief vom 17. Februar für diesen „guten Wunsch“, der ihn gerührt habe: „Nur der Weise weiß was er zu wünschen hat, wie, wann, und unter welchen Bedingnissen. Ich nehme ihn an, als Zusage eines guten Glücks.“ (H: GSA 28/494, Bl. 7.) 38,8–9 irgend was merkwürdig neues] Goethe geht hier auf Knebels Bitte im Bezugsbrief ein, ihn „zuweilen mit Nachrichten von dir, mit etwas Litterarischerem, das dir zufällt“ zu unterstützen: „laß mir den Südwind des Genies von Norden herwehen“ (H: GSA 28/494, Bl. 5). – Goethe schickte ihm u.a. „Die Metamorphose der Pflanzen“ (vgl. Nr 137), die Ballade „Der Müllerinn Verrath“ (vgl. Nr 147) sowie das erste Stück der „Propyläen“ (vgl. Nr 202). 38,10 nur geordnet und bey Seite geschafft] Wahrscheinlich die Nachbereitung der Schweizer Reise, bei der das Registrieren und Sammeln von neuen Erkenntnissen im Bereich der Geographie, Geologie, der Landwirtschaft, des Handels, der Kunst und Politik einen großen Stellenwert einnahm. 38,11–12 um bald einen jenaischen Aufenthalt 〈…〉 nutzen zu können] Goethe hielt sich vom 20. März bis 6. April in Jena auf (vgl. GT II 1, 237–240), wo er u.a. den Aufsatz „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“ (vgl. zu 64,2) schrieb und das Schema zu seinem geplanten Epos „Achilleis“ verfasste (vgl. zu 114,10).

FEBRUAR 1798

81

38,12 meine Reise] Goethes dritte Schweizer Reise vom 30. Juli bis 20. November 1797. 38,14 bey dem wilden Zustand der Welt] Wahrscheinlich spielt Goethe auf die Folgen des Ersten Koalitionskrieges an. Nach dem am 17. Oktober 1797 geschlossenen Frieden von Campo Formio setzten am 9. Dezember 1797 die Gebiets- und Friedensverhandlungen im so genannten Rastatter Kongress ein. Der Koalitionskrieg hatte Goethes Reisepläne im Jahr 1797 maßgeblich beeinflusst. 38,16 gieb mir bald Nachricht] Der nächste überlieferte Brief Knebels an Goethe datiert vom 17. Februar (vgl. RA 2, Nr 1144).

27. An Aloys Hirt

〈Weimar, 1. Februar 1798〉 → 〈Berlin〉

DAT IERUN G

Die Datierung des Briefs ergibt sich aus einem eigenhändigen Brief Hirts an Carl August Böttiger vom 24. November 1798: „Hierüber scheint auch Göthe sehr billig zu denken, sowohl aus dem, was er selbst in der Einleitung sagt, und was er ein andermal selbst an mich schrieb. Vielleicht ist Ihnen die Stelle intereßant, und ich schreibe sie Ihnen deswegen her: Der Brief ist vom 1ten Feb. 98.“ (H: SLUB Dresden, Sign.: Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd 87, Nr 12; vgl. Hirt, Briefwechsel.) ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. h: SLUB Dresden, Sign.: Mscr. Dresd. h 37, 4°, Bd 87, Nr 12. – Zitat in Aloys Hirts Brief an Carl August Böttiger vom 24. November 1798. E: Geiger, Acht Briefe, 69f., Nr 10 (nach h). WA IV 18 (1895), 78f., Nr 3729a (nach E). Textgrundlage: h. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortete Hirts Brief vom 2. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1033). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Der Brief wurde wahrscheinlich kurz nach Goethes Brief an Hirt vom 30. Januar geschrieben (vgl. Nr 23). Grund dafür war möglicherweise, dass Goethe in diesen Tagen mit zahlreichen Aufgaben beschäftigt war (vgl. GT II 1, 232 und zu 37,1). Beiden Briefen liegt ein nicht ausgefertigtes Mundum vom 25. Dezember 1797 zugrunde. Postsendungen: 1. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2r; vgl. WA IV 13, 429); 1. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 232). 38,19 Ihrem zweyten Aufsaz über Laokoon] Goethe hatte das Manuskript von Hirts Aufsatz „Nachtrag über Laokoon“ am 17. Januar an Schiller übersandt (vgl.

82

BRIEF 28

zu 26,1–2). Der Beitrag wurde im 12. und letzten Stück der „Horen“ 1797 (S. 19–28) veröffentlicht, das erst im Juni 1798 ausgeliefert wurde. 38,20 nach meinem Urtheil] Goethe dürfte hier auf den Umstand anspielen, dass sich Hirts „Nachtrag zu Laokoon“ der Kenntnis seines eigenen unpublizierten Laokoon-Aufsatz verdankte (vgl. zu 26,3–4). 38,23 meine Deduktion allenfalls auch drucken laßen] Auf Anregung Schillers sollte Goethes Aufsatz „Ueber Laokoon“ ebenfalls in den „Horen“ veröffentlicht werden (vgl. RA 2, Nr 1104). Goethe sah davon jedoch ab und eröffnete mit seinem überarbeiteten Beitrag im Herbst 1798 seine neue Kunstzeitschrift „Propyläen“.

28. An Julius Heinrich Gottlieb Schlegel

Weimar, 1. Februar 1798 → 〈Ilmenau〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Privatbesitz, Hamburg. – Doppelblatt 14 × 19,5 cm, Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. – Faksimile: Wertvolle Bücher. Manuskripte, Autographen, Graphik. Auktion 141, 8./9. Mai 2017. Hartung & Hartung München, S. 351. – Beischluss zu Nr 26. E: Paul Raabe: Weitere ungedruckte Goethe-Briefe. In: GJb N. F. 21 (1959), 255–272, hier 258f., Nr 2. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 130, Nr 3729b (nach einer Fotokopie im GSA, Sign.: 29/435,V). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Julius Heinrich Gottlieb Schlegels Brief vom 28. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1070). – Schlegel antwortete am 5. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1126). Postsendungen: 1. Februar 1798 (H l D o c t o r S c h l e g e l in vorigen eingeschl. / durch des Hl Major Bedienten.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 1. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 232). Zur Person Julius Heinrich Gottlieb Schlegels (1772–1839) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 11 II, Nr 174. – Schlegel war 1798 als Amtsphysikus in Ilmenau tätig. Der vorliegende Brief nimmt Bezug auf eine 1797 erschienene Reisebeschreibung, in der Schlegel seine Erfahrungen während einer vom Juni 1795 bis 1796 unternommenen Bildungs- und Studienreise in die Steiermark und nach Kärnten aufgezeichnet hatte. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist dieser eine Brief Goethes an Schlegel bekannt.

FEBRUAR 1798

83

Auch von Schlegel ist aus diesem Jahr ein Brief, vom 5. Februar, überliefert (vgl. RA 2, Nr 1126). 39,8 die mir übersendete Reisebeschreibung] Gemeint ist Schlegels 1797 anonym erschienenes Buch „Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen“ (Erfurt 1798), das sich in Goethes Bibliothek befindet (vgl. Ruppert, Nr 3968). Das volkskundliche Werk ist, wenn auch verschlüsselt, Goethe, Jacob Friedrich von Fritsch und Christian Gottlob Voigt gewidmet: „Den Herren Freih. von F.**, von G**, G. V.** Geh. Räthen in **“. In Goethes Exemplar, das Schlegel am 28. Dezember 1797 an ihn gesandt hatte (vgl. RA 2, Nr 1070), ist handschriftlich mit Tinte „Goethe“ und „Weimar“ ergänzt (vgl. HAAB, Sign.: Ruppert 3968). In Goethes Exemplar sind Titelkupfer und -vignette handkoloriert. Schlegel hatte Teile der zu diesem Zeitpunkt noch ungedruckten Publikation bereits 1796 an Goethe geschickt (vgl. RA 2, Nr 509). Das Buch enthält eine ausführliche Beschreibung Kärntens und angrenzender Landschaften, handelt von typischen Naturerzeugnissen und deren Benutzung, bietet Charakteristiken der Einwohner, geht auf „ihre Beschäftigungen, ihre Verhältnisse unter und gegen einander – die nur diesem Völkchen eigenen Gewohnheiten, Gebräuche, unschuldige Vergnügungen“ ein (Schlegel, Reise, II) und ist in dieser Art die erste ausführliche Studie überhaupt zu diesem Landstrich (vgl. Thomas Zeloth: Kärntens Wirtschaft und Gesellschaft an der Schwelle zur Industrialisierung dargestellt am Reisebericht von Julius Heinrich Gottlieb Schlegel, 1795 [1797]. In: Carinthia I 199 [2009], S. 281–314). 39,10–11 Ihre Bemerkungen über den Thüringer Wald und den Einfluß des Klimas] Ein längerer Abschnitt von Schlegels Reisebeschreibung widmet sich dem Klima Ober- und Unterkärntens und geht auf die Unterschiede beim Ernteertrag und bei der Verwertung der Lebensmittel ein (vgl. Schlegel, Reise, 286–309). Ein weiterer Teil der Reisebeschreibung befasst sich mit dem Einfluss des Klimas und der Beschreibung der Topographie sowie der Besonderheiten des Landes. In den klimatischen Bedingungen sieht Schlegel die Ursache für das häufige Auftreten des Kropfes bei der dortigen Bevölkerung (vgl. ebd., 98–121, vor allem 116f.). Goethe interessierte sich in Analogie dazu für Schlegels Erkenntnisse im Hinblick auf den Thüringer Wald und dessen Bewohner. Schlegel versprach in seinem Antwortbrief, den „Auftrag ‚das Volk der thüringischen Bergkette betreffend‘ 〈…〉 so bald als es mir möglich ist 〈…〉 zu realisiren“ (H: GSA 28/20, Bl. 59). Erst 1801 veröffentlichte er im zweiten Teil seiner Aufsatzsammlung „Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft und praktische Heilkunde“ (vgl. Ruppert, Nr 4203) als fünftes Kapitel „Medicinisch-topographische Bemerkungen über das Thüringer Waldgebirg überhaupt und das Amt und die Stadt Ilmenau insbesondere“ (Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft und praktische Heilkunde. Hrsg. von D. Julius Heinrich Gottlieb Schlegel. Herzogl. Sachs. Weim. Amts- und Stadt-Physicus zu Ilmenau. Zweite Sammlung. Jena 1801, S. 81–136). Der Bericht enthält eine Beschreibung

84

BRIEF 29

der topographischen und klimatischen Bedingungen, der Lebens- und Beschäftigungsart der Bewohner, eine Aufstellung von Geburts- und Todesraten in Ilmenau von 1632 bis 1753, eine ausführliche Beschreibung der einzelnen zu Ilmenau gehörenden Amtsdörfer, die Nennung von besonders häufig auftretenden Krankheiten und weist schließlich auf die Vorurteile der Landbevölkerung gegenüber medizinisch geschulten Personen hin.

29. An Friedrich Schiller

Weimar, 3. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 38–39. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 Nachschrift (42,4–5 Darf ich 〈…〉 wünschte.) am Kopf des um 180 Grad zur Schreibrichtung gedrehten Blattes. E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 72–77, Nr 417 (Teildruck: 39,19–20 die ich wegen Kürze der Zeit nicht habe lesen können fehlt; ohne Nachschrift). E2: Schiller-Goethe4 2 (1881), 24–26, Nr 415. WA IV 13 (1893), 51–55, Nr 3730. BEIL AG E

Manuskript von Friedrich Hildebrand von Einsiedels Dichtung „Die Feste der Arramanden“ (vgl. zu 39,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1124). – Schiller antwortete am 6. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1127). Postsendungen: 3. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 2. Februar 1798 (Briefe nach u v. Jena.; vgl. GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 39,15 die Umstände welche mich noch hier fest halten] Herzog Carl August hatte am 31. Januar eine wichtige Sitzung der Schlossbaukommission zu den für dieses Jahr anstehenden Arbeiten angeordnet (vgl. RA 2, Nr 1120). Deren Termin wurde jedoch mehrfach verschoben, so dass die Sitzung erst am 11. Februar stattfinden konnte (vgl. GT II 1, 233). Hinzu kamen weitere Aufträge. In Goethes Tagebuch sind für den 2. Februar ein Treffen mit dem Herzog und eine 〈a〉llzulebhafte Unterredung über verschiedne Verhältnisse (GT II 1, 232) notiert. 39,17–18 eine Anzahl guter Tage in Jena] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240).

FEBRUAR 1798

85

39,19 eine Arbeit von Einsiedeln] Friedrich Hildebrand von Einsiedels utopische Dichtung „Die Feste der Arramanden“ erschien im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1797 (S. 45–107; S. 29–38). Goethe hatte die Arbeit zuvor angekündigt (vgl. zu 33,10). Das hier als Beilage übersandte Manuskript, das Schiller am 11. Februar an Cotta weiterleitete (vgl. NA 29, 202), ist nicht überliefert. 39,19–20 die ich wegen Kürze der Zeit nicht habe lesen können] Diese Bemerkung wurde im Erstdruck 1829 unterdrückt. Möglicherweise hatte Einsiedel das umfangreiche Manuskript erst am Abend zuvor während eines Balls bei Herzoginmutter Anna Amalia an Goethe übergeben, der es am folgenden Morgen ungelesen an Schiller weiterleitete (vgl. GT II 1, 232). 39,23 am Ende] Nach nur drei Jahrgängen wurde das Erscheinen der von Schiller herausgegebenen Monatsschrift „Die Horen“ eingestellt. Das abschließende 12. Stück der „Horen“ 1797 erschien im Juni 1798. 39,23–24 Böttigers Aufsatz] Über Goethe hatte sich Schiller von Carl August Böttiger einen Beitrag über den Zustand der in Italien geraubten und nach Paris überführten Kunstwerke erbeten (vgl. zu 29,18–19). Böttiger hatte sich daraufhin am 31. Januar 1798 an Schiller gewandt: „Meyer hat mir Ihre gütige Auffoderung bekannt gemacht, etwas über die saubern Kunstausleerungen der vulgo großen Nation für die Horen niederzuschreiben.“ (NA 37 I, 237.) Als Korrespondent des von Aubin Louis Millin herausgegebenen „Magasin encyclopédique“ war Böttiger über die Situation in Paris gut informiert. Böttigers Beitrag „Und wie wird alles dieß in Paris aufgehoben seyn?“ erschien nicht in den „Horen“, sondern im „Neuen Teutschen Merkur“ (Februar 1798, S. 144–168, 199f.). 40,1–2 Hintritt unserer drey geliebten Nymphen] Gemeint sind die drei Horen Eunomia, Dice und Eirene, die Titelgeberinnen von Schillers Monatsschrift „Die Horen“, über deren geplante Einstellung Schiller zuvor informiert hatte (vgl. zu 33,1). Goethes Charakterisierung dieser mythologischen Figuren als Nymphen dürfte auf ihre Aufgabe als Himmelspförtnerinnen anspielen: Wie die Quell- und Flussnymphen spenden auch die Horen dem Land Regen und Fruchtbarkeit (vgl. Johann Heinrich Krause: Die Musen, Grazien, Horen und Nymphen mit Betrachtung der Flussgötter in philologischer, mythisch-religiöser und kunstarchäologischer Beziehung aus den Schrift- und Bildwerken des Alterthums dargestellt. Halle 1871, S. 169). 40,4 meines künftigen Aufsatzes über die Farbenlehre] Goethe setzte seine im Januar 1798 wieder aufgenommene Beschäftigung mit der Farbenlehre vom 2. bis 4. und 11. bis 15. Februar fort (vgl. GT II 1, 232–234). Erst im November 1798 sollte er sich diesem Themenkomplex wieder zuwenden (vgl. GT II 1, 264). 40,5–6 zum studiren der Literatur] Goethe begann am 2. Februar mit der Lektüre verschiedener farbtheoretischer Abhandlungen (vgl. GT II 1, 232–234). Zu den in diesen Tagen konsultierten Werken gehörten Johann Tobias Mayers Abhandlung „De affinitate colorum commentatio“ (1758) sowie Robert Boyles Schrift

86

BRIEF 29

„Experimenta et considerationes de coloribus“ (London 1665; vgl. zu 46,21). Zwei weitere Werke bestellte Goethe über Wilhelm von Humboldt (vgl. Nr 30). Die erarbeiteten Erkenntnisse flossen in das Kapitel „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“ ein, das den zweiten Band der 1810 veröffentlichten „Farbenlehre“ bildete. 40,9–10 in einem Ihrer letzten Briefe] Schillers Brief an Goethe vom 23. Januar (vgl. RA 2, Nr 1110). 40,16–17 zweyten Theil der Unterhaltungen meiner Ausgewanderten] Goethe setzte seine 1795 in den „Horen“ veröffentlichte Novellensammlung „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ nicht fort. Auch nahm er diese nicht in die bei Johann Friedrich Unger erscheinenden „Neuen Schrifften“ auf, deren letzter, siebter Band 1800 erschien. 40,20 Faust] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. 40,22 Almanach] Goethes Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ lagen zum Teil bereits vor. Die restlichen Beiträge beendete er im Juni 1798 während seines Aufenthalts in Jena. 40,25 Die Idylle] Louise Brachmanns Gedicht „Die Kapelle im Walde. Eine Idylle“. Schiller hatte das Manuskript (H: GSA 83/97, Bl. 1–8) seinem Brief an Goethe vom 30. Januar 1798 beigelegt (vgl. RA 2, Nr 1118). Er veröffentlichte es neben weiteren Dichtungen Brachmanns im 12. Stück der „Horen“ 1797 (S. 1–18). 40,26 ein beynahe weibliches Talent] Brachmanns Wunsch nach Anonymität nachkommend, hatte Schiller die junge Dichterin gegenüber Goethe im Maskulinum als „ein neuer Poet“ angekündigt (NA 29, 198; vgl. NA 37 I, 235). Ihre Gedichte wurden unter dem Kürzel „L.“ veröffentlicht. 40,31 meo voto] Lat.: meines Erachtens, nach meinem Wunsch. 41,4 Herrmann und Dorothea] Zur Erfolgsgeschichte von Goethes gleichnamigem Hexameterepos, das im Herbst 1797 erschienen war, vgl. zu 6,17–18. 41,9–10 zum Styl zu erhöhen 〈…〉 zur Manier herabwürdigen] Vgl. Goethes frühere Abhandlung „Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Styl“ (WA I 47, 77–83; vgl. EGW 3, 252f.). 41,14–15 unsere dichterische Freundinnen] Gemeint sind Amalie von Imhoff, Sophie Mereau und Caroline von Wolzogen. Mit der gleichlautenden Formulierung hatte Goethe in seinem Brief an Schiller vom 22.–24. August 1797 auf dessen differenzierte Charakterisierung dieser drei Dichterinnen reagiert (vgl. WA IV 12, 263; vgl. RA 2, Nr 941). Die assoziative Bezugnahme auf die im Brief ebenfalls angesprochenen drei Horen ist wohl kaum zufällig. 41,15 Amelie hat wieder etwas vor.] Amalie von Imhoff arbeitete an ihrem epischen Gedicht „Die Schwestern von Lesbos“, das sie im Frühjahr 1799 vollendete. Das umfangreiche Hexameterepos erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1800“ (S. 1–182).

FEBRUAR 1798

87

41,15 Meyer] Als Zeichenlehrer und Freund stand Johann Heinrich Meyer in engem Kontakt zu Amalie von Imhoff. Auf Bitten Schillers schuf er 1799 die Illustrationen zu Imhoffs Gedicht (vgl. Goethe an Meyer, 27. März 1799; GB 14 I, Nr 49). 41,15 das Süjet] Inhalt von Imhoffs Versepos „Die Schwestern von Lesbos“ ist die Dreiecksgeschichte zweier Schwestern und des Jünglings Diokles. Dieser ist mit der älteren Schwester Simaitha verlobt, fühlt sich aber zur jüngeren Likoris hingezogen. Simaitha verzichtet am Ende zugunsten ihrer Schwester freiwillig auf Diokles und wird Priesterin. 41,17–18 ob auch der Gegenstand sich behandeln lasse] Diese Frage wurde von Goethe und Schiller wiederholt thematisiert und in Johann Heinrich Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (vgl. zu 79,14) umfassend erörtert. 41,18–19 den 2ten Theil von Agnes von Lilien] Den ersten Teil von Caroline von Wolzogens Roman „Agnes von Lilien“ hatte Schiller ab Dezember 1796 in Fortsetzungen in den „Horen“ veröffentlicht. Die anonyme Schrift galt vielen als ein Werk Goethes, der in seiner anfänglichen Begeisterung Schiller darum bat, ihm so lange als möglich die Ehre zu lassen, als Verfasser der Agnes zu gelten (an Schiller, 7. Dezember 1796; GB 11 I, 184,5–6). Das vollständige, von der Autorin erweiterte Manuskript hatte Schiller zur Drucklegung an den Berliner Verleger Johann Friedrich Unger vermittelt, der den Roman Ende des Jahres 1797 in zwei Bänden herausbrachte, die er Goethe im Januar 1798 übersandte (vgl. zu 34,1). Goethe zeigte sich in seinen hohen Erwartungen indes enttäuscht. Seiner Vermutung, dass Schiller die ersten Teile des Romans für die Veröffentlichung in den „Horen“ bearbeitet habe, widersprach Schiller in seinem Antwortbrief vom 6. Februar. 41,25 Sodezz] Ital. sodezza: Festigkeit, Gediegenheit. 41,25 aus geführt] Vermutlich Schreibversehen: Trennungsstrich am Zeilenende fehlt. 41,29 Vollbringgung] Schreibversehen: durch Trennung (Vollbring-gung) bewirkte versehentliche Doppelung von ‚g‘. 41,33 Meyer ist voller Verwunderung] Dieses Urteil von Goethes Kunst- und Hausfreund Johann Heinrich Meyer dürfte in mündlicher Form erfolgt sein. 42,1 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. 42,4 Humboldts Addresse] Schiller teilte die gewünschte Adresse in seinem Antwortbrief mit: „Citoyen Humboldt rue de Verneuil Faubourg St. Germain vis à vis la rue St. Marie Nro. 824.“ (NA 29, 200.) Wilhelm von Humboldt hatte sie Schiller nach seiner im November 1797 erfolgten Ankunft in Paris übermittelt (vgl. NA 37 I, 197). Goethe schrieb noch am selben Tag an Humboldt (vgl. Nr 30).

88

30. An Wilhelm von Humboldt

BRIEF 30

〈Weimar, 7. Februar 1798〉 → 〈Paris〉

DATIERUN G

Der 7. Februar 1798 als Datum des Versendens lässt sich aus Goethes Briefverzeichnis erschließen (vgl. Postsendungen) und wird durch Humboldts Antwortbrief bestätigt (vgl. RA 2, Nr 1240). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 53–54. – Doppelblatt 20,2 × 32,7(–33) cm, 4 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 55–58, Nr 3731 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Goethes Elegie „Amyntas“ (vgl. zu 43,30). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Wilhelm von Humboldts Brief vom 5. September 1797 (vgl. RA 2, Nr 961), geht aber zugleich auf einen an Schiller gerichteten Brief vom 7.〈–11.?〉 Dezember 1797 (vgl. NA 37 I, 187–197) ein, den Schiller am 29. Dezember 1797 einem Brief an Goethe beigelegt hatte (vgl. RA 2, Nr 1072). – Humboldt antwortete am 10.? April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1240). Postsendungen: 7. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 7. Februar 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 2, Bl. 13r). Zur Person Wilhelm von Humboldts (1767–1835) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 188. – Humboldt war im November 1797 mit seiner Familie nach Paris gereist und hielt sich dort bis 1799 auf. Über einen an Schiller gerichteten Brief Wilhelm von Humboldts vom Dezember 1797 erhielt Goethe erste Nachrichten von ihm aus der französischen Hauptstadt. Trotz Humboldts Vorsatz, an den engen und regelmäßigen Kontakt zu Goethe und Schiller während des Frühjahrs 1797 in Jena anzuschließen, wurde die Korrespondenz unregelmäßig, mit längeren Pausen. Die wenigen überlieferten Briefe dieser Zeit spiegeln gleichwohl das gegenseitige, freundschaftliche Interesse und den produktiven Austausch untereinander. Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen dem 7. Januar und 16. Juli 1798 insgesamt zwei Briefe an Humboldt überliefert. Von Humboldts Briefen an Goethe ist für das Jahr 1798 ein Brief vom 10.? April 1798 erhalten.

FEBRUAR 1798

89

42,6 wie ich hören muß] Aus dem an Schiller gerichteten Brief Wilhelm von Humboldts vom 7.〈–11.?〉 Dezember 1797, den Humboldt am Ende auch als Lektüre an Christian Gottfried Körner und Goethe empfiehlt (vgl. NA 37 I, 197). 42,6–7 haben wir uns in der Schweitz verfehlt] Wilhelm von Humboldt hatte seine Italien-Reisepläne, ähnlich wie Goethe, aufgrund der Kriegsereignisse verschieben müssen und war von Wien über Schaffhausen und Basel nach Paris gereist, wie er Goethe am 5. September 1797 mitgeteilt hatte (vgl. RA 2, Nr 961). Auch Goethe hatte sich während seiner Schweizer Reise vom 16. bis 19. September 1797 in Schaffhausen aufgehalten (vgl. GT II 1, 186–193). An Schiller schrieb Humboldt, dass er Goethe „um 8 Tage“ (NA 37 I, 189) verfehlt habe. 42,7 Auf Ihren freundschafftlichen Brief von Wien] Humboldts Brief vom 5. September 1797 (vgl. RA 2, Nr 961). An Schiller schrieb Humboldt, dass ein Treffen in Schaffhausen hätte stattfinden können, wenn Goethe ihm auf seinen Brief aus Wien geantwortet hätte (vgl. NA 37 I, 189). 42,10 auf unserm Rückzug] Goethes Rückreise mit Johann Heinrich Meyer und Ludwig Geist führte von Schaffhausen über Tuttlingen und Balingen nach Tübingen, mit einem Wiedersehen von Johann Friedrich Cotta, weiter über Stuttgart, Schwäbisch Gmünd, Ellwangen, Großenried, Schwabach nach Nürnberg mit Aufenthalt bei Carl Ludwig von Knebel, über Erlangen, Breitengüßbach, Kronach, Gräfenthal, Uhlstädt nach Jena und Weimar. Auskunft über die Beschwerlichkeiten der Reise, etwa auf der Strecke von Tübingen nach Nürnberg, geben auch Goethes kurz vor Reiseantritt bzw. auf der Reise geschriebene Briefe, etwa an Cotta vom 6. November 1797 (vgl. WA IV 12, 354). Vor allem der Rückweg durch den Thüringer Wald, wo es zu schneien begann, wurde von Ludwig Geist im Tagebuch als beschwerlich beschrieben (vgl. GT II 2, 817). 42,12 in meiner Wohnung] Im Haus am Frauenplan. 42,13 manche Geschäffte] Goethe musste sich in den Wintermonaten 1798 vor allem amtlichen Verpflichtungen beim Theater, in der Bibliothek und beim Schlossbau widmen. 42,14–16 Mein nächster Aufenthalt in Jena 〈…〉 Reihe kommen soll.] Zu Goethes eigenen literarischen Vorhaben des Jahres 1798 vgl. zu 6,24. Während seines folgenden Aufenthalts in Jena vom 20. März bis 6. April 1798 beschäftigte sich Goethe vor allem mit seiner Cellini-Übersetzung, der Niederschrift des Aufsatzes „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“ sowie der intensiven Lektüre der „Ilias“ zur Vorbereitung seines geplanten Epos „Achilleis“ (vgl. GT II 1, 237–239). 42,19 manches neue concipirt] Vgl. zu 7,21. 42,20–21 Ihren Antheil] Hier bezogen auf Humboldts Interesse an Goethes dichterischem Schaffen, vor allem an dem Epos „Herrmann und Dorothea“, das er mit Goethe im April 1797 kritisch durchgesehen hatte (vgl. BuG 4, 299; GT II 1, 104).

90

BRIEF 30

42,22 mit seinem Wallenstein] In dieser Zeit arbeitete Schiller noch an einer einteiligen Fassung der späteren „Wallenstein“-Trilogie (vgl. zu 5,19). 42,23 noch nichts gesehen] Erste Einblicke erhielt Goethe während seines JenaAufenthalts, gleich an den ersten Abenden nach seiner Ankunft (vgl. GT II 1, 237). 42,23–24 noch immer an Weimar gefesselt] Vgl. zu 3,8. 42,25 Meyer hat schöne Sachen mitgebracht] Johann Heinrich Meyer hatte während seiner Italienreise, die er im Auftrag Goethes und in Vorbereitung eines ursprünglich gemeinsam geplanten Aufenthalts vom Oktober 1795 bis Juni 1797 unternommen hatte, Material für das umfangreiche Projekt einer enzyklopädischen Darstellung der Kultur, Kunst und geographischen Beschaffenheit Italiens gesammelt. 42,26 Copien] Während seiner Aufenthalte in Rom und Florenz hatte Meyer u.a. Aquarellkopien des berühmten antiken Gemäldes der „Aldobrandinischen Hochzeit“ sowie von Raffaels „Madonna della Sedia“ angefertigt. 43,2 das ungeheure Paris] Humboldts Aufenthaltsort von Herbst 1797 bis Herbst 1799, auch er spricht im Brief an Schiller vom 7.〈–11.?〉 Dezember 1797 von der „ungeheuren Stadt“ (NA 37 I, 188). – Paris hatte damals rund 500.000 Einwohner; über den französischen Nationalcharakter berichtete Humboldt ausführlich in seinem Antwortbrief. 43,3–4 Schiller hat mir Ihren Brief mitgetheilt] Schiller hatte Humboldts an ihn gerichteten Brief vom 7.〈–11.?〉 Dezember 1797 (vgl. NA 37 I, 187–197) am 29. Dezember 1797 an Goethe geschickt (vgl. RA 2, Nr 1072). 43,4–5 gelegentlich um einige Nachricht] Aus dem Jahr 1798 ist nur der vorliegende Antwortbrief Wilhelm von Humboldts an Goethe überliefert. 43,7–8 die ich in Deutschland noch nicht finden konnte] Goethe beschäftigte sich laut Tagebuch ab 2. Februar intensiv mit der Lektüre verschiedener Werke zur Farbenlehre und arbeitete an seinem Schema (vgl. GT II 1, 232–234). 43,10 Nouveau Systême de l’Univers] Jacques Gautier d’Agotys „Chroa-genésie ou génération des couleurs, Contre le Systeme de Newton“ (Chroa-Genese oder Bildung der Farben, Gegen das System von Newton) in zwei Teilen (Paris 1750–1751), hier wohl nur Teil 1 gemeint (vgl. Ruppert, Nr 4583 [1]). Das Buch erhielt Goethe nicht über Humboldt, sondern über Johann Friedrich Cotta, der ihm die Zusendung durch Johann Christian Gädicke in einem Brief vom 8. Januar 1801 ankündigte (vgl. RA 3, Nr 1078). 43,12 im größten Duodez] Beliebtes Buchformat der Zeit (von lat. duodecim: zwölf), bei dem der Bogen zerschnitten und bei der Heftung so ineinandergeschoben wird, dass sich die Blattzahl zwölf ergibt (vgl. GWb 2, 1301). 43,13 Examen du Systéme de M. Newton Sur la lumiere et le couleurs] Das hier genannte Werk war erstmals 1761 anonym in drei Teilen in der Zeitschrift „Mémoires pour l’histoire des sciences et beaux-arts“ veröffentlicht worden

FEBRUAR 1798

91

(Paris, Januar 1761, S. 103ff.; Februar 1761, S. 406ff.; März 1761, S. 632ff.). Goethe kannte den Titel wahrscheinlich durch eine Rezension in der „Gazette littéraire de l’Europe“ (vgl. EGW 4, 321; Gazette littéraire de l’Europe. Janvier 1767. Bd 17, S. 186f.) oder durch das im Oktober 1766 bereits veröffentlichte „Journal encylopédique“ (dort die gleichlautende Rezension, vgl. Journal encyclopédique [ed. Pierre Rousseau]. Dédié à son altesse Sérénissime, Mgr. Le Duc de Bouillon Band 7, Teil 1. Oktober 1766. Bouillon 1766, S. 131f.). 43,14 Metophile. A Euphronophe, chez G. Saphendore 1766] Der korrekte Autorname lautete ‚Aletophile‘, griechisch für ‚der Wahrheitsliebende‘. In der Goethe vorliegenden Rezension wahrscheinlich schlecht leserlich. Hinter dem Pseudonym verbarg sich François-Guillaume Quériau (vgl. EGW 4, 321), der den sprechenden Namen Aletophile bei der Veröffentlichung seiner Schriften verwendete. – Auch der Druckort und der Verlag sind gräzisiert und eine ironische Anspielung gegen Newton: ‚Euphronophe‘ (eigentlich ‚Euphronople‘) als ‚Ort, an dem man gut denkt‘, ‚Saphendore‘ als ‚Wahrheitsgeschenk‘. In der Rezension ist über den Autor, Druckort und Verlag zu lesen: „Le nom qu’a pris l’Auteur, celui de la ville où l’ouvrage est imprimé, & le nom du Libraire, tout anonce la bonté de cet examen. Quoi qu’il en soit, il y a de très-bonnes objections contre le sistême de Newton 〈…〉.“ (Journal encyclopédique [ed. Pierre Rousseau]. Dédié à son altesse Sérénissime, Mgr. Le Duc de Bouillon Band 7, Teil 1. Oktober 1766. Bouillon 1766, S. 131; Der Name des Autors, der des Druckortes und der Name des Verlags, alles kündigt die Güte dieser Untersuchung an. Alles in allem enthält sie sehr gute Entgegnungen gegen das System von Newton.) 43,15–16 eine Gelegenheit mir sie herauszu schicken] Humboldt versprach in seinem Antwortbrief, die Bücher zu beschaffen. In seinem nächsten Brief vom 18. März 1799 und später geht er jedoch nicht mehr darauf ein. 43,17 nach meiner Rückkünft] Goethe war von seiner Schweizer Reise am 20. November 1797 zurückgekommen. – Die zusätzlichen Umlautstriche auf ‚Rückkünft‘ sind ein Schreibversehen. 43,18–19 arbeite nun vor allen Dingen das Schema aus] Vgl. Goethes Arbeit an einem nicht überlieferten Schema zur Geschichte der Farbenlehre im Februar 1798 (vgl. GT II 1, 232) sowie seinen Brief an Schiller vom 3. Februar (40,3–5). 43,22–23 Die Felsen des Gotthardts 〈…〉 wieder in Bewegung gesetzt] Zu Goethes Besteigung des Sankt Gotthard während seiner Schweizer Reise am 3. Oktober 1797 vgl. GT II 1, 210–211; vgl. außerdem Goethes Kontakt zu Felix Anton Halter und sein Rundschreiben vom 11. Januar 1798 an andere Mineraliensammler, Nr 9. 43,26–27 Stücke von dem Montmartrer Gips 〈…〉 von Fontainebleau] Humboldt teilte Goethe in seinem Bezugsbrief mit, dass er die Mineralien Friedrich Vieweg mitgebe, der sie an Carl August Böttiger übermittelte. Von Böttiger gelang-

92

BRIEF 31

ten sie am 13. Mai 1798 an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1279). Goethe schickte einige Stücke davon wiederum drei Tage später weiter an Carl Ludwig von Knebel (vgl. Nr 89). 43,30 sende einstweilen was ich habe] Die Elegie „Amyntas“, die Humboldt bei Erhalt des Briefes „eine außerordentliche Freude gemacht“ (H: GSA 28/439, Bl. 40; vgl. RA 2, Nr 1240) habe. – Die Beilage ist nicht überliefert. 44,1–2 wie es mit den eroberten Kunstsachen 〈…〉 und aufgestellt ist?] Goethe war über Carl August Böttiger über die von Napoleons Truppen aus Italien geraubten Kunstgegenstände und deren schlechten Zustand bei der Ankunft in Paris unterrichtet (vgl. zu 26,14–15). Humboldt antwortete, dass man darüber noch keine Aussagen treffen könne. 44,3 Ihrer Frau Gemahlin] Caroline Friederike von Humboldt. 44,3 die beste Gesundheit] In seinem Brief an Schiller vom 20. Januar 1798 berichtete Humboldt von gesundheitlichen Problemen seiner Frau seit ihrer Ankunft in Paris (vgl. NA 37 I, 224). 44,6 zusammen führen] Die Wiederbegegnung fand am 19. bzw. am 21. September 1802 statt, als Humboldt auf dem Weg nach Rom als preußischer Gesandter in Weimar Station machte (vgl. GT III 1, 96f.).

31. An Friedrich Schiller

Weimar, 7. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 43. – Doppelblatt 18,9(–19,1) × 22,8 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 44,22 practischenm; 45,2 |[| Ich (eckige Klammer zur Kennzeichnung eines Absatzes); 45,2 Schlossers ⎡Zs⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 84–86, Nr 420. WA IV 13 (1893), 58f., Nr 3732. BEIL AG E

Johann Georg Schlossers „Zweites Schreiben an einen jungen Mann“ (Lübeck und Leipzig 1798) (vgl. zu 45,2). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1127). – Schiller antwortete am 9. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1132). Postsendungen: 7. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 429); 6. Februar 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r).

FEBRUAR 1798

93

44,7 Ihrem wenigern Einfluß auf Agnes von Lilien] Zu Goethes differenzierter Beurteilung von Caroline von Wolzogens Roman „Agnes von Lilien“ vgl. zu 41,18–19. Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, dass er im ersten Teil nur geringfügige Korrekturen vorgenommen habe: „Bei dem zweiten Theil war an nichts zu denken als an das Fertigwerden, und bei diesem habe ich nicht einmal mehr auf die Sprache Einfluß gehabt.“ (NA 29, 200.) 44,8 die Verfasserin] Caroline von Wolzogen, Schillers Schwägerin. 44,9 nochmals vornehmen] Eine Überarbeitung des Romans erfolgte nicht. 44,12 Süjet] Gegenstand des Romans ist die fiktive autobiographische Geschichte des vermeintlichen Waisenkindes Agnes, das gegen alle Intrigen seine adelige Herkunft entdeckt und um die Liebe zu Baron von Nordheim kämpft. 44,16 die Scheinheirath mit Julius] Um die Verbindung zwischen Agnes und Nordheim zu unterbinden, drängt der Fürst auf eine Ehe zwischen Agnes und Julius von Alban. Zum Schutz von Agnes schlägt der ihr ergebene Julius eine Scheinheirat vor, zu der es am glücklichen Ende des Romans aber nicht kommt. 44,17 retardirend] Von franz. retarder: verzögern. 44,19 determiniren] Franz. déterminer: bestimmen, veranlassen (vgl. GWb 2, 1159). 44,22 in allerley practischen] Neben seiner Tätigkeit für die Schlossbaukommission war Goethe am 6. Februar mit Bibliotheksangelegenheiten beschäftigt (vgl. GT II 1, 233). Am 6. und 7. Februar widmete er sich zudem seinem Plan zum Wiederaufbau der durch einen Brand am Schweinemarkt im August 1797 zerstörten Scheunen („Vorschlag wie die Scheunenbrandstätte vielleicht zu bebauen sein möchte“; WA I 53, 257–260; vgl. das Konzept Goethes vom 7. Februar, GSA 30/73). 44,24 Determination] Hier im Sinne von ‚Bestimmtwerden durch Absichten, Zwecke, äußere Umstände‘ (vgl. GWb 2, 1159). 44,25–26 die größten Pfuschereyen] Die Klage über ein unkoordiniertes Vorgehen bei Bauvorhaben wie dem Wiederaufbau des Scheunenviertels erhob Goethe auch gegenüber Wilhelm von Wolzogen (vgl. Nr A 11). Sie fand Eingang in Goethes Gutachten „Über die neue Straßenanlage vor dem Erfurther Thor“ vom 1. März 1798 (vgl. WA I 53, 260–266 sowie Goethes Konzept vom 27. Februar, GSA 30/73). 45,1–2 zu Ihnen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 45,2 Schlossers zweytes Schreiben] Gemeint ist Johann Georg Schlossers Abhandlung „Zweites Schreiben an einen jungen Mann, der die kritische Philosophie studieren wollte, veranlaßt durch den angehängten Aufsatz des Herrn Professor Kant über den Philosophen-Frieden“ (Lübeck und Leipzig 1798; vgl. Ruppert, Nr 3123). Schlossers erstes „Schreiben an einen jungen Mann“ (Lübeck und Leipzig 1797; vgl. Ruppert, Nr 3122) beinhaltete eine scharfe Kritik von Kants Trans-

94

BRIEF 32

zendentalphilosophie. Auf Schlossers Kritik hatte Kant mit seinem Aufsatz „Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie“ geantwortet, auf die Schlosser mit seinem zweiten Schreiben reagierte. Die an Schiller übersandte Beilage ist nicht überliefert. – Zu Goethes persönlicher Verbindung zu Schlosser vgl. zu 45,15–16. 45,4–5 zu sprechen wenn wir zusammen kommen] Ein entsprechendes Gespräch Goethes mit Schiller in Jena ist nicht ermittelt. Es erübrigte sich insofern, als Schiller in seinem Antwortbrief ausführlich auf Schlossers Schrift einging. 45,10 Ihre Frauenzimmer] Die Ehefrau Charlotte Schiller und ihre Schwester Caroline von Wolzogen.

32. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 46–47. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 45,14 Schlosserische; 45,22 |(|Monumentis|)| (Einweisungszeichen über der Zeile und am unteren linken Rand des Blattes); 47,10 tyrannisirten. h: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 14–15. – Doppelblatt 20,1 × 32,7(–33) cm, 2 4⁄5 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 oben links: „Copia“. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 90–95, Nr 422. WA IV 13 (1893), 59–62, Nr 3733. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1132). – Schiller antwortete am 13. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1135). Postsendungen: 10. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 10. Februar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 10. Februar 1798 (Früh Brief an Schiller bezüglich auf die Schlosserische Schrifft; GT II 1, 233). 45,12 Nach einer Redoute] Goethe hatte am Abend des 9. Februar an der Redoute im Weimarer Hoftheater teilgenommen (vgl. GT II 1, 233). Es handelte sich um die vierte Redoute der Theatersaison (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 101. Mittwoch, den 20ten December 1797, S. 401). 45,12 Facultäten] Franz. faculté: Fähigkeit, Kraft, Vermögen (vgl. GWb 3, 533).

FEBRUAR 1798

95

45,14–15 die Schlosserische Schrifft] Vgl. zu 45,2. Schiller hatte sich im Bezugsbrief ausführlich über die zuvor von Goethe erhaltene Druckschrift geäußert (Johann Georg Schlosser: Zweites Schreiben an einen jungen Mann 〈…〉. Lübeck und Leipzig 1798). 45,15–16 seit 30 Jahren] Zu Goethes biographischer Verbindung zu dem ebenfalls aus Frankfurt stammenden Jugendfreund Johann Georg Schlosser vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 45. Sie hatten sich im Frühjahr 1766 in Leipzig näher kennen gelernt. Eine letzte persönliche Begegnung hatte 1793 in Heidelberg stattgefunden. Spätere Briefe bezeugen, dass Goethe bis zu Schlossers Tod 1799 mit diesem in loser Verbindung stand (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 14 II, Nr 140). 45,16–17 in einem wissenschafftlichen Fache] Gemeint ist die Farbenlehre, über die Goethe 1793 mit Schlosser in eine heftige Auseinandersetzung geraten war, die er rückblickend in seiner autobiographischen Schrift „Belagerung von Mainz“ beschrieb (vgl. WA I 33, 326–328). 45,20 Pater Castel] Der französische Jesuitenpater, Mathematiker und Physiker Louis Bertrand Castel hatte 1740 seine Schrift „L’Optique Des Couleurs, Fondée sur les simples Observations, & tournée sur-tout à la pratique de la Peinture, de la Teinture & des autres Arts Coloristes“ (Paris 1740) veröffentlicht. Als erklärter Gegner Newtons bemühte sich Castel darin um die Widerlegung von Newtons Beweisführung. Die Schrift war Goethe seit 1795 bekannt (vgl. GB 10 II, zu 202,18). Goethe widmete ihr einen ausführlichen Abschnitt im „Historischen Teil“ der „Farbenlehre“ (vgl. LA I 6, 328–333). Das in seiner Bibliothek überlieferte Exemplar (vgl. Ruppert, Nr 4459) erwarb Goethe erst im Oktober 1798 (vgl. Quittung in: GR/Belege 1798, 4, Bl. 26r). 45,20 gerade zu] Vermutlich Schreibversehen: Trennungsstrich am Zeilenende fehlt. 45,22 Monumentis opticis] Gemeint sind Isaac Newtons 1669–1671 gehaltene Vorlesungen über die Optik, die 1729 postum unter dem Titel „Lectiones opticae“ veröffentlicht worden waren (vgl. LA I 6, 254). Der hier fehlerhaft angegebene Titel wurde im Erstdruck von Goethes Brief zu „Lectionibus opticis“ korrigiert (vgl. Schiller-Goethe1 4 [1829], 91). 45,22 Optik] Zu Goethes Beschäftigung mit Isaac Newtons Werk „Opticks or a Treatise of the Reflexions, Refractions, Inflexions and Colours of Light“ (London 1704) vgl. zu 20,11. 45,26 Confidenz] Von lat. confidentia: Vertrauen, Zuversichtlichkeit, Dreistigkeit. 45,26 das Scheinbarste] Hier im Sinne von ‚das Wahrscheinlichste, das Annehmbarste‘ (vgl. Goethe-Wortschatz, 527). 46,7 constitutiv] Hier im Sinne von ‚grundlegend, wesentlich, bestimmend‘ (vgl. GWb 5, 597). 46,12 in einem vorigen Briefe] Vgl. Nr 31.

96

BRIEF 33

46,13 überascht] Schreibversehen für ‚überrascht‘. 46,17–18 meine Natur, wie getrennte Quecksilberkugeln 〈…〉 vereinigt] Goethe hat auf diese Metapher mehrfach Bezug genommen, so in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 11. März 1781 (vgl. GB 4 I, 226,17–18) sowie in seinem Roman „Die Wahlverwandtschaften“ (vgl. WA I 20, 49). 46,19–20 Schema der Farbenlehre] Goethe hatte Schiller am 20. Januar einen – nicht überlieferten – ersten Entwurf zu einer Geschichte der Farbenlehre zugesandt (vgl. zu 27,19). 46,21 das Werk des Robert Boyle über die Farben] Goethe hatte sich mit Robert Boyles Abhandlung „Experiments and considerations upon Colours, with Observations on a Diamond that shines in the Dark“ (London 1663) am 4. Februar befasst (vgl. GT II 1, 232). Er benutzte dafür vermutlich eine in seiner Bibliothek befindliche spätere lateinische Ausgabe (vgl. Ruppert, Nr 4414f.). Neben Theophrast erkannte Goethe in Boyle einen zweiten wichtigen Vorgänger im Versuch, ein System der Farbenlehre zu entwickeln (vgl. LA I 6, 196–203). 46,28 honet] Franz. honnête: anständig, ehrbar (vgl. GWb 4, 1388). 47,8 des Baco gutem Rath] Der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon gilt als Propagandist des englischen Empirismus und Vorreiter einer positivistischen Naturwissenschaft. Goethe beschäftigte sich wiederholt mit Bacon, den er bereits 1793/94 in seinem Entwurf „Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität“ gegenüber Newton in Stellung brachte: Er 〈Bacon〉 zeigt zuerst, daß selbst der gute Wille, die Natur und ihre Kräfte kennenzulernen, nicht hinreiche, sondern daß der Forscher sich zu diesem wichtigen Geschäfte besonders auszubilden habe. Er zeigt uns die Macht gewisser Vorstellungsarten, gewisser Vorurteile, die uns hindern, die Gegenstände, welche die Natur uns darbietet, genau zu kennen und den Zusammenhang, in dem sie untereinander stehen, zu begreifen. 〈…〉 Jeder Beobachter scheint gezwungen, auf die Willkür seines eigenen Geistes Verzicht zu tun und sich den bestimmten Sachen zu unterwerfen. (LA I 3, 152f.; vgl. LA I 6, 141–151.) 47,9 ehe Newton auf seine Hypothese fiel] Vgl. zu 9,4–5. 47,16 Success] Von lat. successus: guter Fortgang, Erfolg.

33. An Friedrich Schiller

Weimar, 14. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 50–51. – Doppelblatt 19,1 × 22,8 cm, 3 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte.

FEBRUAR 1798

97

E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 98–103, Nr 424. WA IV 13 (1893), 64–66, Nr 3735. BEIL AG E

Schema zur Farbenlehre (vgl. zu 47,18–20). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 13. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1135). – Schiller antwortete am 16. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1141). Postsendungen: 14. Februar 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Schema zur Farbenlehre; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 14. Februar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 14. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 230). 47,18–20 die Phänomene und hypothetischen Enunciationen 〈…〉 nach den Categorien] Goethe hatte das Schema am 13. Februar entworfen (vgl. GT II 1, 233). Es verdankte sich wesentlich Schillers Anregung vom 19. Januar, die von Immanuel Kant in der „Critik der reinen Vernunft“ entworfene Kategorientafel anzuwenden (vgl. RA 2, Nr 1104). Das an Schiller übersandte Manuskript ist nicht überliefert. – Zu Goethes Studium von Kants Werk vgl. Molnár, Kantstudien sowie LA II 1A, 32–110. – ‚Enunciationen‘ nach lat. enunciatio: Aussage, Satz (vgl. GWb 3, 212). 47,25–26 dreyfachen Eintheilung] Gemeint ist die Einteilung in physiologische, physische und chemische Farben (vgl. zu 50,7). 47,27–48,1 bis ich komme 〈…〉 überspringt] Für Goethes folgenden Aufenthalt in Jena ist kein Gespräch über die Farbenlehre ermittelt (vgl. GT II 1, 237–240). 48,4 retardirt] Von franz. retarder: verzögern. 48,9 impräscriptiblen] Von franz. imprescriptible: unverjährbar, unverlierbar (vgl. GWb 4, 1506). 48,14 Nachricht von Ihrem Uebelbefinden] Schiller litt unter Halsschmerzen und Katarrh. Hinzu kam das im Bezugsbrief benannte „alte Uebel“: Krämpfe im Unterleib, die wahrscheinlich durch eine chronische Bauchfellentzündung ausgelöst wurden. 48,19 Reise nach Jena] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 48,26 Odyssee] Homers Epos „Odyssee“ zählte zu den von Goethe zeitlebens bewunderten Werken der antiken Dichtkunst. 48,29 Nausikaa] Der sechste und siebte Gesang der „Odyssee“ erzählt von Nausikaa, Tochter des Phäakenkönigs Alkinoos, die dem schiffbrüchigen Odysseus hilft und sich in ihn verliebt. Bei Odysseus’ Abreise verabschiedet Nausikaa ihn mit der Bitte, seine Lebensretterin nicht zu vergessen. Angeregt durch seine Reise nach Si-

98

BRIEF 34

zilien und die damit verbundene Lektüre von Homers „Odyssee“ hatte Goethe im April 1787 mit der Ausarbeitung eines Trauerspiels „Nausikaa“ begonnen, das aber unvollendet blieb (vgl. GB 7 II, zu 145,13). 48,30 Medea, Helena, Dido] Alle drei Figuren der griechischen Mythologie verbindet die tragische Liebe zu einem Reisenden: Medea, die Tochter des Königs von Kolchis, verliebt sich in Iason, den Anführer der Argonauten; Helena, die Frau des Menelaos, folgt Paris nach Troja; Dido verbindet sich mit Aeneas und wählt nach dessen Abreise aus Karthago den Freitod. 48,31 Tochter des Alcinous] Auch Nausikaas Vater, der Phäakenkönig Alkinoos, sucht die Verbindung zu verhindern. 48,31–32 Narine des Vaillants] Schiller hatte im Bezugsbrief auf den poetischen Gehalt der Reisebeschreibungen des französischen Afrikareisenden und Ornithologen François Levaillant hingewiesen. Dieser schildert die Begegnung mit einer jungen Afrikanerin, die er Narina („Blume“) nennt (vgl. Voyage de M. Le Vaillant dans l’intérieur de l’Afrique, par le Cap de Bonne-Espérance, Dans les Années 1780, 81, 82. 83. 84 et 85. Paris 1790, Bd 1, S. 365–370 und Taf. IV, S. 367; dt. Ausgabe: Le Vaillant’s erste Reise in das Innere von Afrika, während der Jahre 1780 bis 1782. Aus dem Französischen übersetzt. Mit Anmerkungen von Johann Reinhold Forster. Berlin 1790, Bd 1, S. 200–209 und Taf. III). Goethe hatte sich bereits im Januar 1797 mit diesem Reisewerk beschäftigt (vgl. GT II 1, 93; vgl. NA 12, 581). 49,4 Mittellandes] Hier in Sinne von ‚Binnenland‘, das – im Unterschied zu Italien – nicht an einer Küste liegt (vgl. GWb 6, 243). 49,8 als ich Gesänge derselben in Neapel und Sicilien las] Vgl. Goethes entsprechende Beschreibung der sizilischen Küste in der „Italiänischen Reise“: 〈D〉as alles rief mir die Insel der seligen Phäaken in die Sinne so wie in’s Gedächtniß. Ich eilte sogleich einen Homer zu kaufen, jenen Gesang mit großer Erbauung zu lesen (IR II, 106f.). 49,9 ein eingeschlagnes Bild mit Firnis überzieht] ‚Eingeschlagen‘ hier im Sinne von ‚beim Austrocknen der Farben matt geworden‘ (vgl. GWb 2, 1509). – Durch die Überziehung eines Gemäldes mit Firnis wird erreicht, dass die dem Auge nicht sichtbaren kleinen Zwischenräume der Farbschichten geschlossen werden und diese nicht stumpf oder grau erscheinen. 49,16 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

FEBRUAR 1798

34. An Friedrich Schiller

99

〈Weimar, 17. Februar 1798〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der Brief wurde am Morgen des 17. Februar geschrieben und mit der Botenfrau nach Jena gesandt (vgl. GT II 1, 234; GR/RB 1798,1, Bl. 17). Schiller erhielt ihn am selben Tag (vgl. Schillers Kalender, 84). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 54–55. – Doppelblatt 19,1 × 22,8 cm, 3 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 am unteren linken Blattrand egh. Bearbeitungsvermerk, Bleistift: Siehe Schillers Brief. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 76–77. – Doppelblatt 20,1 × 32,8(–33,1) cm, 4 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Hofrath Schiller.; S. 4 Briefschluss (51,14–29 Alles rückt 〈…〉 durchhält.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 139–142, Nr 4. WA IV 13 (1893), 67–70, Nr 3736. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 16. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1141). – Schiller antwortete am 20. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1151). Postsendungen: 17. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 17. Februar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 17. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 234). 49,19 ersten Versuches] Das am 14. Februar an Schiller übersandte Schema zur Farbenlehre, in dem Goethe auf Anregung Schillers die Kantischen Kategorien anwendet, ist nicht überliefert (vgl. zu 47,18–20). 49,21–22 wieder zusammenkommen] Ein Gespräch über die Farbenlehre ist für Goethes folgenden Aufenthalt in Jena vom 20. März bis 6. April 1798 durch Goethes Tagebuch nicht dokumentiert (vgl. GT II 1, 237–240). 50,4 Vernunfteinheit] Nach Kants Bestimmung der Vernunft als „das Vermögen der Einheit der Verstandesregeln unter Principien“: „So geht also niemals zunächst auf Erfahrung, oder auf irgend einen Gegenstand, sondern auf den Verstand, um den mannigfaltigen Erkenntnissen desselben Einheit a priori durch Begriffe zu geben, welche Vernunfteinheit heißen mag“ (Critik der reinen Vernunft von Immanuel Kant. Riga 1790, S. 359; vgl. Ruppert, Nr 3086).

100

BRIEF 34

50,7 meine Eintheilung 〈…〉 die Sie verlangen] Schiller hatte im Bezugsbrief Goethes Einteilung der Farben in physiologische, physische und chemische als zu unbestimmt bezeichnet und angeregt, „die Farbe in dreifacher Beziehung“ zu betrachten: „1) in Beziehung auf das Licht und die Finsterniß / 2) in Beziehung auf das Auge / 3) in Beziehung auf die Körper an denen sie erscheint.“ (NA 29, 207.) Tatsächlich behielt Goethe seine Einteilung für den „Didaktischen Teil“ seiner 1810 veröffentlichten „Farbenlehre“ so bei. 50,9 p h i s i o l o g i s c h e] Physiologische Farben bezeichnen nach Goethes Definition im „Didaktischen Teil“ der „Farbenlehre“ alle sichtbaren Farben, weil sie dem gesunden Auge angehören, weil wir sie als die notwendigen Bedingungen des Sehens betrachten, auf dessen lebendiges Wechselwirken in sich selbst und nach außen sie hindeuten (LA I 4, 25, § 3). 50,11 p h i s i s c h e] Schiller hatte im Bezugsbrief angemerkt, dass ihm diese Bestimmung unklar sei und er darunter „prismatische Farben“ (NA 29, 207) verstehe, d.h. Farben, welche bei Brechung des Lichts durch ein Prisma entstehen. Vgl. dagegen Goethes Definition im „Didaktischen Teil“ der „Farbenlehre“: Physische Farben nennen wir diejenigen, zu deren Hervorbringung gewisse materielle Mittel nötig sind, welche aber selbst keine Farbe haben, und teils durchsichtig, teils trüb und durchscheinend, teils völlig undurchsichtig sein können. Dergleichen Farben werden also in unserm Auge durch solche äußere bestimmte Anlässe erzeugt, oder, wenn sie schon auf irgend eine Weise außer uns erzeugt sind, in unser Auge zurückgeworfen. Ob wir nun schon hiedurch denselben eine Art von Objektivität zuschreiben, so bleibt doch das Vorübergehende, Nichtfestzuhaltende meistens ihr Kennzeichen. (LA I 4, 61, § 136.) 50,14 Chemische] Schiller hatte im Bezugsbrief angemerkt, dass er unter dieser Bestimmung „Pigmente“ (NA 29, 207) verstehe. Vgl. dagegen Goethes Definition der chemischen Farben im „Didaktischen Teil“ der „Farbenlehre“: So nennen wir diejenigen, welche wir an gewissen Körpern erregen, mehr oder weniger fixieren, an ihnen steigern, von ihnen wieder wegnehmen und andern Körpern mitteilen können, denen wir denn auch deshalb eine gewisse immanente Eigenschaft zuschreiben. Die Dauer ist meist ihr Kennzeichen. (LA I 4, 155, § 486.) 50,21–22 zwey Theile 〈…〉 Geschichte der Meinungen] Eine entsprechende Vorarbeit zu dieser Einteilung ist in Goethes Nachlass überliefert (vgl. LA II 6, 3–5). 50,22 und in die letztere müssen] Vermutlich Versehen des Schreibers. WA folgt K und korrigiert zu ‚und die letztern müssen‘ (vgl. WA IV 13, 68 und 383; vgl. Nr 34K). 50,25 die neuern Aristoteliker] Goethe versteht darunter Scholastiker des 16. Jahrhunderts (vgl. GWb 1, 816) wie Simon Portius und Julius Cäsar Scaliger

FEBRUAR 1798

101

(vgl. LA I 6, 110f.; LA II 6, 259) sowie jesuitische Gelehrte des 17. Jahrhunderts wie Franciscus Aguilonius, Athanasius Kircher und Franciscus Maria Grimaldi (vgl. LA I 6, 166–168, 175–179, 192–195; LA II 6, 260). Zur Beschäftigung mit der Farbenlehre des Aristoteles entlieh sich Goethe am 15. Februar aus der Herzoglichen Bibliothek das Werk „Aristotelis, vel Theophrasti de coloribus“ in der Ausgabe von Simon Portius (Paris 1549; vgl. Keudell, Nr 104; GT II 1, 234). 50,27 dialectische Fach] Die (formale) Logik. In der scholastischen Philosophie wird die Quaestio (Frage) aus der dialektischen Gegenüberstellung der Argumente, aus These und Gegenthese, entwickelt. Vgl. dagegen Goethes Bemerkung über Francis Bacon: Er der für die Wirklichkeit geboren war und in der Wirklichkeit lebte fand das dialectische Wesen ganz hohl. (LA II 6, 66; zu Goethes zeitgleicher Beschäftigung mit dem Werk des englischen Philosophen vgl. zu 47,8.) 50,31 prädiciren] Lat. praedicare: aussagen, behaupten, eine Eigenschaft beilegen (vgl. GWb 6, 1440). 50,36 Prädikabeln] Im Sinne von ‚des Aussagbaren‘ (vgl. GWb 6, 1439). 51,3 ein E m a n a t i o n s oder E m i s s i o n s s y s t e m] Goethes scherzhaft-polemische Bemerkung richtet sich gegen Newtons Korpuskulartheorie. Diese fußt auf der – im „Polemischen Teil“ der „Farbenlehre“ erörterten – Grundannahme, dass Licht aus körperlichen Teilchen bestehe (vgl. LA I 5, 6–8, §§ 17–23). – Emanation: von lat. emanatio: Ausfließen, Ausfluss. In der – den jungen Goethe beeinflussenden – neuplatonischen Philosophie bezeichnet das ‚systema emanativum‘ das Hervorgehen aller Dinge aus dem Wesen der Gottheit (vgl. GWb 3, 51). – Emission: von lat. emissio: Aussendung. 51,5 unruhigen Dialectik] Im Unterschied zu Newtons unitarischer Lehre ist Goethes Ansatz dualistisch und geht von einer Polarität von Licht und Finsternis aus. 51,7 meo voto] Lat.: meines Erachtens, nach meinem Wunsch. 51,12 das Schema über das Ganze] Die angekündigte Ausarbeitung unterblieb. Das älteste bekannte Schema Goethes zur Geschichte der Farbenlehre datiert vom 10. Februar 1799 (vgl. LA II 6, 258–267; erläutert in: FA/Goethe I 23/2, 400–409). 51,21 ein Duzend Autoren] Zu den von Goethe in diesen Tagen nachweislich konsultierten Autoren gehörten Robert Boyle (vgl. zu 46,21) und der englische Chemiker Edward Hussey Delaval („Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper“ [Berlin, Stettin 1788]; vgl. Ruppert, Nr 4488 und GT II 1, 233). Am 13. Februar hatte sich Goethe aus der Herzoglichen Bibliothek zwei Bände der „Acta Eruditorum“ entliehen, in denen die Kontroverse zwischen Georg Friedrich Richter und Giovanni Rizzetti über dessen Newton-Kritik verhandelt wird (vgl. Keudell, Nr 101f.; GT II 1, 233). Am 15. Februar war die Entleihung des Werks „Aristotelis, vel Theophrasti de colori-

102

BRIEF 35

bus“ (Paris 1549) sowie von Christian von Wolffs Werk „Allerhand nützliche Versuche, dadurch zu genauer Erkenntnis der Natur und Kunst der Weg gebähnet wird“ (3 Bde. Halle 1745–47) gefolgt (vgl. Keudell, Nr 104f.; GT II 1, 234). 51,30 G] Der Brief wurde ohne Gruß und Datum abgesandt, wofür sich Goethe am folgenden Tag bei Schiller entschuldigte (vgl. zu 52,6).

35. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Februar 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 56–57. – Doppelblatt 18,6 × 22,8 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 egh. Adresse: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl. / Jena.; Reste einer Verschlussoblate, gesiegelt (Amor mit den Waffen des Herkules?; vgl. Femmel/Heres, 71, K 3); Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 52,1 |(|Brinkmann|)| ⎡Sch⎤. – Beischluss zu Brinckmanns Brief an Schiller vom 19. Februar 1798 (vgl. NA 37 I, 247). E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 107f., Nr 426. WA IV 13 (1893), 70f., Nr 3737. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Brinckmanns Brief an Goethe vom 18. Februar 1798 und die darin ausgesprochene Bitte um eine Empfehlung bei Schiller (vgl. RA 2, Nr 1148). Schiller erhielt Goethes Brief am Nachmittag des 19. Februar als Beischluss zu Brinckmanns Brief an Schiller vom selben Tag (vgl. NA 37 I, 247). – Schiller antwortete am 20. Februar auf Goethes Briefe vom 17. und 18. Februar (vgl. RA 2, Nr 1151). 52,1 Herr von Brinkmann] Der schwedische Diplomat und deutschsprachige Schriftsteller Carl Gustav von Brinckmann war von 1792 bis 1797 als Legationssekretär in Berlin tätig, wo er enge Kontakte zu den literarischen Salons und den mit ihm befreundeten Brüdern Alexander und Wilhelm von Humboldt pflegte. Anlässlich seiner Versetzung als Geschäftsträger (chargé d’affaires) nach Paris besuchte er im Februar 1798 auf der Durchreise Weimar, um den von ihm verehrten Dichter Goethe persönlich kennenzulernen. Brinckmann traf am 17. Februar in Weimar ein und kündigte sich mit einem Brief bei Goethe an (vgl. RA 2, Nr 1142), dem er ein Empfehlungsschreiben von Aloys Hirt vom 31. Januar 1798 beilegte (vgl. RA 2, Nr 1119). Am Vormittag des 18. Februar wurde er von Goethe zu einem längeren Gespräch empfangen und für einen der folgenden Tage eingeladen (vgl. GT II 1, 234 und RA 2, Nr 1148). Später nahm Brinckmann an der fürstlichen Mittagstafel bei Hofe teil (vgl. FB 1798, S. 34). Am 19. Februar besuchte Brinck-

FEBRUAR 1798

103

mann Friedrich Schiller in Jena sowie Christoph Martin Wieland in Oßmannstedt. Am 20. Februar weilte er zu einem Mittagessen im Haus am Frauenplan, zu dem Goethe auch Caroline von Wolzogen und Amalie von Imhoff geladen hatte (vgl. zu 52,15–17). Auf Goethes Bitte verschob Brinckmann am 22. Februar seine geplante Abreise erneut für einen weiteren Tag, um am Abend an einer Teegesellschaft teilzunehmen, die Goethe zu seinen Ehren gab (vgl. GT II 1, 234). Über seinen sechstägigen Aufenthalt in Weimar, Jena und Oßmannstedt berichtete Brinckmann ausführlich in einem Brief an Luise von Berg vom 25. und 26. Februar 1798 (GSA 5/26,1, Bl. 14–21; Teildruck: BuG 4, 401f.). 52,1 der um Sie zu sehen nach Jena geht] Brinckmann reiste am 19. Februar nach Jena zu einem Besuch bei Schiller, dem er sich am Nachmittag mit Goethes Empfehlung schriftlich ankündigte (vgl. NA 37 I, 247 sowie Schillers Kalendernotiz: „Brinkmann hier gewesen.“; Schillers Kalender, 84). Zu dieser Begegnung vgl. zu 52,13–14. 52,2–3 Da er Ihnen durch die Musen schon empfohlen ist] Mit ähnlichen Worten hatte bereits Aloys Hirt in seinem Brief an Goethe vom 31. Januar 1798 Brinckmann empfohlen: „〈A〉ls ein Mann von liberalem Geiste, der selbst verschiedene glückliche Versuche in den Musenkünsten gemacht hat, bedarf derselbe keiner weitern Introduction.“ (H: GSA 28/20, Bl. 70; vgl. RA 2, Nr 1119.) Von Brinckmann stammten 15 Epigramme sowie das Lobgedicht „An Alexander v. H〈umboldt〉 bey Uebersendung eines Lukrez“, die Schiller im „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ anonym unter der Chiffre „R.“ veröffentlicht hatte (S. 23, 37, 40, 48, 79, 99, 104, 114, 116, 130, 136, 140, 257, 264–266, 291). Das Manuskript hatte Schiller über den gemeinsamen Freund Wilhelm von Humboldt erhalten. Unter dem Pseudonym „Selmar“ hatte Brinckmann in den Jahren zuvor bereits umfangreiche Gedicht- und Textsammlungen veröffentlicht (Gedichte von Selmar. 2 Bde. Leipzig 1789; Sellmar’s Feier-Abende. Mannheim 1794). 52,5 Meinen gestrigen Brief] Vgl. Nr 34. 52,6 ging alles bey mir durch einander] Goethes Tagebuch vermerkt für den 17. Februar neben seinem Brief an Schiller (Nr 34) einen Besuch bey Hof auf dem Zimmer (GT II 1, 234). Grund war eine in den Morgenstunden erhaltene briefliche Aufforderung von Herzog Carl August, sich um 10 Uhr bei Wilhelm von Wolzogen im Schloss einzufinden, um dort gemeinsam mit Johann Christoph Gottlob Vent „den Plan für den Schweine Marckt bestimmen u. das haupt Allignement versteinigen“ zu lassen (H: GSA 28/770; vgl. RA 2, Nr 1146). Danach nahm Goethe an der fürstlichen Mittagstafel teil (vgl. FB 1798, S. 33). Am Abend fand die Erstaufführung von August von Kotzebues Lustspiel „Der Wildfang“ am Hoftheater statt (vgl. GT II 1, 234). 52,7 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 52,8 Ihre Arbeit bald wieder in Gange] Schiller hatte Goethe am 16. Februar berichtet, dass er seine durch die wiederholten Erkrankungen unterbrochene Arbeit

104

BRIEF 36

am „Wallenstein“ wieder aufgenommen habe, aber noch „einige Zeit brauchen“ werde, „um die rechte Stimmung wieder zu finden“ (NA 29, 207; vgl. RA 2, Nr 1141).

36. An Friedrich Schiller

Weimar, 21. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 60. – Doppelblatt 19,4(–19,9) × 27,5(–27,7) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 52,13 |(|Brinkmann|)| ⎡Sch.⎤; 52,24 Räu⎡ei⎤ me. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 113f., Nr 428. WA IV 13 (1893), 71f., Nr 3738. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Schillers Brief vom 19. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1104). Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 20. Februar (vgl. RA 2, Nr 1151), den Goethe erst am Abend des 21. Februar erhielt (vgl. zu 52,11). – Schiller antwortete am 23. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1156). Postsendungen: 21. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 21. Februar 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 52,11 Heute früh erwartete ich vergebens einen Brief von Ihnen] Wahrscheinlich nahm Charlotte Schiller, die am 21. Februar zu einer Vorstellung der „Zauberflöte“ nach Weimar reiste, Schillers Brief vom 20. Februar (vgl. RA 2, Nr 1151) persönlich mit nach Weimar. Goethe dürfte ihn deshalb erst am Abend des 21. Februar erhalten haben. 52,13–14 Brinkmann war sehr erfreut 〈…〉 zu haben.] Zum Besuch des schwedischen Diplomaten und Schriftstellers Carl Gustav von Brinckmann vgl. zu 52,1. Über seine Begegnung mit Schiller berichtete Brinckmann an Luise von Berg: „Ich wolte in W. nur 2 od. 3 Tage bleiben, u. es wurden 6 draus, wovon aber beinah 2 wieder zu einer kleinen Reise nach Jena u. nach Osmanstedt abgingen, um Schiller u. Wieland zu sprechen. An erstern gab mir Göthe einen Brief mit, ich soupirte bei ihm, u. wir plauderten 6 Stunden hinter einander. Ich glaube bei dieser Gelegenheit ein ziemlich richtiges Bild von seinem Geist aufgefaßt zu haben; u. der Abdruck desselben in seine Schriften ist mir dadurch viel verständlicher geworden. Schiller ist durch seine Kränklichkeit, u. eine dadurch nach u. nach bewirkte Stimmung eigentlich seit Jahren von keiner l e b e n d i g e n We l t umgeben. Aus I d e e n muß sein immer regsamer Geist eine neue Schöpfung in ihm hervorbringen;

FEBRUAR 1798

105

u. statt daß Göthes freundliche Muse sich auf jedem Tummelplatz des w i r k l i c h e n L e b e n s herumtreibt, um dessen flüchtigste Erscheinungen schelmisch zu erhaschen – sucht Schiller nur sie von weitem in den Zauberspiegel seiner Fantasie aufzufassen, um sie unvermerkt in die Region der Filosofie hinüberzuspielen, u. die Empfindungen selbst in Ideen aufzulösen. Sein Gespräch, wie seine Muse, weilt nur so lange bei einen Gegenstand der Wirklichkeit, bis er seinen Berührungspunkt mit der Spekulazion gefunden. Diesen trift er gewöhnlich äusserst glücklich, u. verfolgt ihn mit einem Scharfsinn u. einer poetischen Konsequenz welche den Dichter u. / den Filosofen gleich beneidenswürdiger darstellen. Der leichte Göthische Witz ist ihm wol immer fremd gewesen, auch ehe er in einer so strengen Eingezogenheit lebte, wie jezo; denn dieser scheint unverträglich mit jener ernsthaften, ich möchte sagen f ö r m l i c h e n Würde, die Schillers ganzes Wesen, wie jeder Abdruck desselben in seinen Schriften charakterisirt.“ (An Luise von Berg, 25./26. Februar 1798; GSA 5/26,1, Bl. 16f.) Zu Schillers Einschätzung dieser Begegnung vgl. den – Goethe zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannten – Brief Schillers vom 20. Februar (vgl. RA 2, Nr 1151). 52,15–17 gestern aß er mit mir 〈…〉 gut befand] Goethe hatte am Tage ihrer ersten Begegnung am 18. Februar die entsprechende Einladung ausgesprochen (vgl. RA 2, Nr 1148). Das Essen fand am Mittag des 20. Februar im Haus am Frauenplan statt (vgl. GT II 1, 234). Bei den dazu geladenen zwey liebenswürdige〈n〉 Schrifftstellerinnen handelte es sich um Schillers Schwägerin Caroline von Wolzogen, Verfasserin des in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ (1796/97) und 1798 bei Friedrich Unger in Berlin verlegten Romans „Agnes von Lilien“ sowie Amalie von Imhoff, Autorin verschiedener in den „Horen“ sowie im „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ veröffentlichter Werke. Zu Goethes Intentionen und dem Eindruck dieser Begegnung auf Brinckmann vgl. dessen Bericht an Luise von Berg: „Der geselschaftliche Scherz nemlich, u. der rücksichtlose freiere Witz, ist an G〈oethe〉 noch eine sehr glänzende Seite, von der ich ihn vorzüglich bei einem Diné kennen lernte, das er ausdrücklich mir zu Ehren gab, u. das aus sehr ausgewählten Personen bestand. Es ist unmöglich ihn in dieser jovialischen Stimmung nicht höchst liebenswürdig zu finden, u. selbst X e n i e n gegen mich würde ich ihm bei einem solchen Göttermahl willig verzeihen. Uebrigens versicherte er mich selbst, er habe mir eigentlich aus Bosheit diese F ê t e gegeben, um sich selbst dadurch eine zu bereiten. Er hatte nemlich blos zwei Damen dazu gebeten, die mich kennen lernen wolten; die Verfasserin der Agnes von Lilien, u. ein schönes junges Mädchen von seltenem Genie, ein Fräulein v. I m h o f, von der ich Ihnen noch mehr sagen werde. Um mich nun, wie er meinte, nicht zu Athem kommen zu lassen, hatte er die Plätze durch gelegte Zettelchen vorgeschrieben, u. mir den meinigen zwischen diesen beiden weiblichen Genien angewiesen. Da Frau v. Wolzogen schon eine Frau von gewissen Jahren, nicht hübsch, u. Anfangs etwas stille ist, die Imhof hingegen sehr reizend, witzig u. im höchsten Grad unterhaltend ist, so behaupte G., der heftigste

106

BRIEF 37

Kampf zwischen meiner Artigkeit u. meiner reizbaren Organisazion sei sehr sichtbar, u. ihm sehr amüsant gewesen.“ (An Luise von Berg, 25./26. Februar 1798; GSA 5/26,1, Bl. 15.) 52,19–20 Ihre Gedanken über die Versart in welcher der Schlegelsche Prometheus geschrieben ist] August Wilhelm Schlegels Gedicht „Prometheus“ ist in Terzinen geschrieben, wobei die durch Kettenreim verbundenen Strophen aus jeweils drei alternierenden elf- bzw. zehnsilbigen Versen bestehen. Das Gedicht war auf Goethes Vermittlung in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ veröffentlicht worden (S. 49–73). Gegenüber Schlegel hatte Schiller am 27. Juli 1797 betont, dass das gewählte moderne Versmaß insofern geeigneter als der Hexameter sei, als Schlegel einen antiken Stoff philosophisch behandelt und „aus seiner Urwelt heraus in ein modernes raisonnierendes Zeitalter versetzt“ habe (NA 29, 109). Gegenüber Goethe fiel Schillers Antwort verhaltener aus: „Was Ihre Anfrage wegen des Sylbenmaaßes betrift, so kommt freilich das meiste auf den Gegenstand an, wozu Sie es brauchen wollen. Im Allgemeinen gefällt mir dieses Metrum auch nicht, es leyert gar zu einförmig fort, und die feierliche Stimmung scheint mir unzertrennlich davon zu seyn. Eine solche Stimmung ist es wahrscheinlich nicht, was Sie bezwecken. Ich würde also die Stanzen immer vorziehen, weil die Schwierigkeiten gewiß gleich sind, und die Stanzen ungleich mehr Anmuth haben.“ (NA 29, 210.) 52,20–21 Ich habe etwas vor das mich reizt Stanzen zu machen] Stanze: Strophenform des italienischen Epos, bestehend aus acht elfsilbigen jambischen Versen, zumeist in der Reimfolge „abababcc“. Goethe verwendete diese Strophenform häufig für Zueignungs- oder Festgedichte wie die am 27. Januar an Schiller gesandten Stanzen zum Maskenzug zur Vorfeier des Geburtstags von Herzogin Louise (vgl. zu 29,27). An welche Dichtung Goethe hier denkt, lässt sich nicht mit Bestimmtheit feststellen. Möglicherweise dachte er an den „Faust“ oder spielte mit dem Gedanken, „Die Metamorphose der Pflanzen“ in Stanzen zu fassen wie Darwins „The Botanic Garden“. 52,21 obligat] Lat. obligatus: verbindlich, verpflichtend; hier im Sinne von ,den Normen entsprechend‘ (vgl. GWb 6, 910). – Nach Goethes Verständnis bezeichnet ein obligates Werk (an Schiller, 2. und 7. Juli 1796; GB 11 I, 83,10) „einen streng geregelten, kunstvoll durchkomponierten, enggeführten Text, der eben deshalb hohe Ansprüche stellt an die Aufmerksamkeit des Lesers“ (Albrecht Schöne: Götterzeichen, Liebeszauber, Satanskult. Neue Einblicke in alte Goethetexte. München 1982, S. 67). 52,24 Räume] Wahrscheinlich ein Hörfehler des Schreibers, den Goethe für die Druckausgabe mit Bleistift egh. in „Reime“ korrigierte. Jedoch ist nicht auszuschließen, dass Goethe bewusst „Räume“ diktierte und damit an die Doppelbedeutung von ital. stanza: Zimmer, Strophe erinnerte. Gegen diese Annahme spricht aber, dass Stanzenstrophen durch Paarreime deutlich abgeschlossen sind, während

FEBRUAR 1798

107

die Terzinenstrophen, gegen die sich Goethe hier wendet, durch Kettenreime verzahnt und deshalb nicht abgeschlossen sind. 52,25 und] Vermutlich Schreibversehen für ‚um‘. 52,25–53,1 die Anforderungen 〈…〉 die Sie mir 〈…〉 zuschickten] Vgl. Schillers Brief an Goethe vom 19. Januar (vgl. RA 2, Nr 1104). Goethe hatte darauf am 20. Januar geantwortet (vgl. zu 27,5). 53,2 wieder an den Baco] Zu Goethes Beschäftigung mit dem Werk des englischen Philosophen Francis Bacon vgl. zu 47,8. 53,7 bald mündlich] Für Goethes folgenden Aufenthalt in Jena vom 20. März bis 6. April ist kein Gespräch über die Farbenlehre bezeugt (vgl. GT II 1, 237–240).

37. An Franz Kirms Weimar, 21. Februar 1798 → Weimar DAT IERUN G

WA IV 13, 73 gibt irrtümlich den 24. Februar 1798 an. Dabei handelt es sich offensichtlich um einen Lesefehler. ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0675 Slg Culemann. – Doppelblatt 19,5 × 27,6 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath / Kirms / Wohlgebl.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „2.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen und -streichung im Text sowie Ergänzung eines Satzes mit Tinte, später radiert (vgl. zu 54,3–4). – Die auf den Handschriften aus der Slg Culemann mit Bleistift vorgenommenen Streichungen, Änderungen von Klein- zu Großschreibung sowie die Einfügung von Zeichensetzung (Komma, Semikolon) stammen von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd (vgl. E) und wurden in Sigismund Gottfried Dittmars Ausgabe (vgl. Theater-Briefe [1835]) sowie von der WA nachgedruckt. Gelegentlich fügte Gubitz den Briefen einzelne, verallgemeinernde Sätze über Schauspieler und Theaterpublikum hinzu oder milderte Formulierungen ab (erstmals nachgewiesen durch Wilhelm Arndt: Zu Goethes Theaterbriefen. In: GJb III [1882], 351f.). Nur im vorliegenden Brief wurde dieser Zusatz auf der Handschrift vermerkt und später radiert (vgl. zu 54,3–4) in den übrigen Fällen stillschweigend im Druck ergänzt. Die vorliegende Edition bietet erstmals eine bereinigte Fassung der Briefe ohne die in E hinzugefügten Korrekturen und Zusätze. E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 530, Nr II.

108

BRIEF 37

D: Theater-Briefe (1835), 5f., Nr II (nach E). WA IV 13 (1893), 72f., Nr 3739 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 21. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1152). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Zur Person Franz Kirms’ (1750–1826) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 6. – Als Beamter des Hofmarschallamtes hatte Franz Kirms bereits 1791 die Bellomo’sche Truppe geführt und gehörte seit dieser Zeit als zweites Mitglied zur Hoftheaterintendanz. 1797 wurde er Mitglied der Hoftheaterkommission (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 37) und übernahm unter Goethes Leitung die finanziellen Aufgaben sowie andere Verwaltungsangelegenheiten, so etwa die Einstellung und Entlassung der Schauspieler. In Zeiten von Goethes Abwesenheit führte er die Geschäfte fort, hielt aber stets schriftlich Rücksprache mit Goethe. Die Verantwortung für die Filialbühnen in Rudolstadt und Lauchstädt lag 1798 fast gänzlich in Kirms’ Hand. Die Briefe beider weisen, trotz der intensiven Zusammenarbeit, einen amtlichen, zurückhaltenden Ton auf. Persönliche Belange, wie etwa die Hochzeit von Kirms’ Nichte, finden selten Erwähnung. Für 1798 sind 23 Briefe Goethes an Franz Kirms aus dem Zeitraum zwischen 21. Februar und 31. Dezember überliefert, neun können erschlossen werden. Von Franz Kirms sind aus der Zeit zwischen 21. Februar und 26. November 38 Briefe an Goethe bekannt. 53,10 unsere Preise nach und nach steigern] Goethe wollte die Preise auf den ‚billigen Plätzen‘ im Hoftheater erhöhen, um damit einen zu großen Andrang bei den Aufführungen zu vermeiden. Die Eintrittspreise für die am 21. Februar 1798 stattfindende „Zauberflöte“ waren auf dem Theaterzettel wie folgt angegeben: „Auf dem ersten Platz 12 Gr.; auf dem zweyten Platz 8 Gr.; auf der Galerie-Loge 6 Gr.; auf der Galerie 4 Gr.“ (Theater/Musik Weimar.) Für andere Opern lagen die Preise für die Galerie-Loge und die Galerie deutlich niedriger, bei 4 und 2 Gr. (vgl. etwa die Aufführung von Mozarts „So sind sie alle“ am 3. März 1798, ebd.). Nach dem Theaterumbau entfielen die Plätze auf der Galerie-Loge; für Parkett und Loge belief sich der Operneintritt weiterhin auf 12 Gr., im Parterre auf 8 Gr. und auf der Galerie auf 4 Gr. (vgl. etwa die Aufführung von Paul Wranitzkys „Oberon“ am 20. Oktober 1798, ebd.). 53,10–11 Umstände sind mehr als wir denken verändert] Wahrscheinlich eine Anspielung auf eine tendenzielle Veränderung des Publikums, mit erhöhtem Studenten-Anteil. 53,12 auf dem obersten Platze] Die billigsten Plätze im Theater, die Stehplätze auf der Galerie.

FEBRUAR 1798

109

53,14 nur eine mäßige bestimmte Zahl] In einem Brief an Franz Kirms vom 〈22. Januar 1796〉 hatte Goethe die Zahl der Stehplätze auf der Galerie bei einer „Hamlet“-Aufführung mit 239 angegeben und dafür plädiert, künftig maximal 160 einzulassen (vgl. GB 11 I, Nr A 1). 53,15 wir sind es dem Hofe schuldig] Da es im Weimarer Theater keine Hofloge gab, saßen die herzogliche Familie und der Hofstaat sowie der Adel im ersten Parterre, mit etwa 40 bis 70 Plätzen, die sich vor dem zweiten Parterre befanden, in das etwa 360 Zuschauer eingelassen wurden (vgl. Satori-Neumann2 1, 250). 53,18 wieder Unarten] Bereits am 9. Juni 1797 hatte Goethe ein Promemoria an das Hofmarschallamt verfasst und Maßnahmen empfohlen, die zur Vorkehrung vor störendem Benehmen durch Jenaer Studenten im Theater angewandt werden sollten (vgl. WA IV 12, 149f.). 53,20 die Hüte bald abgethan bald aufgesetzt] Das provozierende Verhalten der Studenten, den Hut im Theaterraum wieder aufzusetzen, war ebenfalls bereits 1797 von Goethe moniert worden und hatte u.a. zu einer Erhöhung der Wachposten geführt, die bereits am Eingang das Abnehmen des Hutes forderten, damit der Zuschauer erinnert würde, daß er dem Orte Achtung schuldig sey (Brief Goethes an Franz Kirms, 9. Juni 1797; WA IV 12, 147). 53,21–22 Ich werde Herrn v Luck hierüber einige Worte schreiben.] Ein Schreiben an Lebrecht von Luck, das Mitglied der Hoftheaterkommission, das für die Disziplinarverfahren verantwortlich war, ist nicht überliefert (vgl. EB 18). 53,22–23 Schliessen Sie nur Sonabends die Duzend-Billets wieder aus.] Als ‚Dutzendbillets‘ wurden Theaterkarten bezeichnet, die durch Mehrabnahme zu einem günstigeren Preis erworben werden konnten (vgl. GWb 2, 1350). Um dem höheren Besucheraufkommen an den Samstagen gerecht zu werden, sollten diese Karten nur werktags (also dienstags und donnerstags) gelten. Auf dem Theaterzettel zur Aufführung der „Zauberflöte“ am Samstag, 24. Februar war entsprechend (wie auch bei den Aufführung vom 19. und 21. Februar) vermerkt, dass die Dutzendbillets „wiederum nicht gelten“ (Theater/Musik Weimar) können sowie der Zusatz: „〈E〉s können aber die rückständigen bey der Behörde gegen andere zum Monat März ausgetauscht werden.“ (Ebd.) 53,23–24 man giebt die Zauberflöte alsdann erst nach Ostern] Darum hatte Kirms in seinem Bezugsbrief gebeten, um eine „Nachlese im May“ (H: GSA 28/20, Bl. 84) zu haben. „Die Zauberflöte“ wurde am 19., 21. und noch ein weiteres Mal am 24. Februar gegeben. Die nächste Aufführung auf dem Weimarer Hoftheater ist erst für den 9. September sowie für den 28. November 1798 verzeichnet, im September zu strengeren Bedingungen, wie auf dem Theaterzettel ausdrücklich vermerkt: „Die Billets gelten nur am Tage der Vorstellung, und sind um 4 Uhr bey der Casse zu haben. Zur Vermeidung aller Unannehmlichkeiten kann niemand unter dem Vorwande, das Abonnement-Billet vergessen zu haben, passiren.“ (Theater/Musik Weimar.)

110

BRIEF 38

54,2–3 nicht daß man den Leuten zu Willen lebe] Ähnlich argumentierte Goethe auch bei der Entscheidung über eine Rollenbesetzung (vgl. 146,18). 54,3–4 wovon man doch zuletzt noch Undanck und durch Hintansetzung des Hauptgeschäfftes Schande erlebt] Auf H wurde vermutlich durch den Herausgeber des Erstdrucks, Friedrich Wilhelm Gubitz, der später radierte Zusatz hinzugefügt: „Nachgiebigkeit macht immer alle Mühe und Arbeit halb verloren.“

38. An Charlotte Schiller

〈Weimar, 22. Februar 1798?〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung des vorliegenden Briefes ist nicht gesichert. Das fehlende Adelsprädikat in der Adresse weist darauf hin, dass der Brief vor November 1802 geschrieben wurde. Wahrscheinlich ist, dass er anlässlich eines spontanen Kurzbesuchs Charlotte Schillers in Weimar und deshalb vor dem Ende 1799 erfolgten Umzug der Familie von Jena nach Weimar entstand. Für die im Erstdruck ohne weitere Erläuterung vorgeschlagene Datierung auf den 6. März 1798 spricht der Umstand, dass Charlotte Schiller an diesem Tag zum Frühstück im Haus am Frauenplan weilte, um die von Johann Heinrich Meyer aus Italien mitgebrachten Kunstwerke und eigenhändigen Kopien anzusehen (vgl. GT II 1, 235f.). Dagegen spricht, dass dieser Besuch durch Friedrich Schiller angekündigt war (vgl. RA 2, Nr 1174; vgl. auch WA IV 13, 386). Wahrscheinlich wurde der Brief bereits zwei Wochen zuvor am 22. Februar 1798 geschrieben: Am Abend des 21. Februar besuchte Charlotte Schiller im Weimarer Hoftheater eine Aufführung der „Zauberflöte“. Entgegen ihrer ursprünglichen Absicht blieb sie über Nacht bei ihrer Schwester Caroline von Wolzogen in Weimar (vgl. zu 54,6). Beide wurden am folgenden Tag von Goethe zu einer kurzfristig zu Ehren von Carl Gustav von Brinckmann veranstalteten Abendgesellschaft eingeladen (vgl. zu 54,7). Aufgrund ihrer Rückkehr nach Jena konnte Charlotte Schiller daran jedoch nicht teilnehmen, wofür sie sich am 23. Februar in einem Brief an Goethe entschuldigte (vgl. RA 2, Nr 1157). Die darin ebenfalls ausgesprochene Absicht, sich „Meyers Schäze“ (ebd.) anschauen zu wollen, holte sie am 6. März 1798 nach. Goethe antwortete am 24. Februar mit einem weiteren Billet (EB 19). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/430,I, Bl. 15. – Doppelblatt 11,8 × 18,4 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Adresse: Frau Hofrath / Schiller; S. 1 und 2 Reste einer roten Verschlussoblate; Bl. 1 Papierausriss durch Öffnen der Oblate. E: Charlotte von Schiller 2 (1862), 236. WA IV 18 (1895), 11, Nr 5071.

FEBRUAR 1798

111

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Möglicherweise handelt es sich bei Charlotte Schillers Brief an Goethe vom 23. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1157) um die Antwort auf Goethes undatierten Brief. Zur Person Charlotte Schillers geb. von Lengefeld (1766–1826) und zu Goethes Verhältnis zu ihr vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 133. – Ihre Verbindung wurde wesentlich durch die gemeinsame Freundin Charlotte von Stein befördert. Wie diese verstand sich auch Goethe als ein Mentor Charlotte Schillers, deren literarische und zeichnerische Ambitionen er auf vielfache Weise unterstützte. Zu den Begegnungen im Hause Charlotte von Steins in Weimar kamen Besuche Goethes im Hause der Lengefelds in Rudolstadt. Hier traf Goethe im September 1788 erstmals mit Friedrich Schiller zusammen, den Charlotte im Februar 1790 heiratete. Seit Beginn der Freundschaft beider Dichter fiel Charlotte Schiller die Aufgabe zu, als „Sekretair“ (an Goethe, 13. April 1798; H: GSA 28/802, St. VII; vgl. RA 2, Nr 1243) ihres Mannes den kontinuierlich gepflegten Briefkontakt weiterzuführen. Diese Funktion erfüllte Charlotte Schiller auch während Schillers Erkrankung im April 1798, aus dem drei, innerhalb weniger Tage geschriebene Briefe Goethes an Charlotte Schiller überliefert sind (Nr 73, Nr 78, Nr 79), die insofern Teil des Briefwechsels zwischen Schiller und Goethe sind (vgl. Charlottes Bemerkung: „Es ist ihm 〈Schiller〉 selbst nöthig Ihnen Nachricht von sich zu geben, und daher kann er auch den Posttag nicht vergehen laßen, ohne daß Sie auf eine oder andere Art von ihm hören“ (an Goethe, 20. April 1798; H: GSA 28/802, St. IX; vgl. RA 2, Nr 1252). Anlässlich ihrer regelmäßigen Kurzbesuche in Weimar lud Goethe sie auch wiederholt in sein Wohnhaus am Frauenplan ein. Ihr freundschaftliches Verhältnis intensivierte sich während Goethes häufiger Aufenthalte in Jena (20. März–6. April, 20. Mai–21. Juni, 6.–9. Juli, 1.–16. August, 22. September–1. Oktober, 14.–22. Oktober, 11.–29. November), bei denen Goethe fast täglich in Schillers Haus und Garten verkehrte. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 22. Februar (?) und 21. April insgesamt vier Briefe (Nr 38, Nr 73, Nr 78, Nr 79) sowie ein erschlossener Brief (EB 19) überliefert. Charlotte Schiller antwortete mit vier Briefen. 54,6 Wo Sie auch dieses Blat antrift] Charlotte Schiller war am 21. Februar nach Weimar gefahren, um dort am Abend im Hoftheater eine Vorstellung der „Zauberflöte“ zu besuchen. Friedrich Schiller hatte Goethe am Tag zuvor darüber informiert, dass sie bereits in der Nacht nach Jena zurückkehren werde und Goethe sie deshalb „schwerlich sprechen“ könne (NA 29, 209; vgl. RA 2, Nr 1151). Charlotte Schiller blieb jedoch über Nacht in Weimar und reiste erst am folgenden Tag zurück nach Jena. Wahrscheinlich übernachtete sie bei ihrer Schwester Caroline von Wolzogen, wo Goethes Brief sie erreicht haben dürfte. Zur Wohnung der Wolzogens in Weimar vgl. zu 62,21–22.

112

BRIEF 39

54,7 diesen Abend] Anlässlich der Abreise von Carl Gustav von Brinckmann aus Weimar gab Goethe am Abend des 22. Februar im Haus am Frauenplan eine Teegesellschaft, zu der er Brinkmann mit einigen Freunden (GT II 1, 234) einlud. Die Einladung erfolgte kurzfristig, da Brinckmann Weimar bereits an diesem Tag verlassen wollte, dies aber auf Bitten Goethes auf den folgenden Tag verschob: „Ich wolte vorigen Donnerstag 〈22. Februar〉 früh ganz zuverlässig von dort 〈Weimar〉 wegreisen. Meine Pferde waren schon bestellt u. alles angeordnet, als Göthe mich nach dem Abschied von den Fürstlichkeiten noch bei Seite zog, u. sagte: ‚Nun lassen Sie noch ein vernünftiges Wort mit sich sprechen. Dieser Abschied ist recht gut; aber Sie bleiben noch einen Tag incognito, u. ich geb’ Ihnen einen Thee, wie Sie ihn in ganz Paris nicht wieder bekommen sollen. Es ist schon alles angeordnet; Sie werden keine Einwendungen machen. Die Fr. v. Wolzogen giebt Ihnen auch noch ein Diné, u. Sie sollen Ihre Freunde noch Einmal recht orndlich geniessen.‘“ (Brinckmann an Luise von Berg, 25. Februar 1798; GSA 5/26,1, Bl. 20.) Charlotte Schiller hatte Brinckmann bereits am Abend des 19. Februar in Jena kennen gelernt. Zu Brinckmanns Aufenthalt in Weimar vgl. zu 52,1. 54,7 Malepartus] Nach franz. mal pertuis: übles Loch. – In der Tierfabel sowie in Goethes epischer Dichtung „Reinecke Fuchs“ Bezeichnung für die Schutz bietende Höhle des Fuchses bzw. dessen Burg (vgl. WA I 50, 17). In scherzhafter Übertragung bezeichnete Goethe damit wiederholt seine als Refugium verstandenen Wohnräume in Weimar und im Jenaer Schloss (vgl. GWb 5, 1395). Bereits im Brief vom 29. Dezember 1797 hatte Goethe Charlotte Schiller dazu eingeladen, ihn in meinem Kloster zu besuchen (WA IV 12, 388). 54,7 frugales Mahl] Bezeichnet ein familiäres Mittag- oder Abendessen: ‚frugal‘ (lat. frugalis: zu den Früchten gehörig, fruchtig) hier im Sinne von ‚einfach, bescheiden‘ (GWb 3, 985). 54,8–9 Sie sind zu jeder Stunde willkommen 〈…〉 zu machen hat.] Goethe erneuert hier indirekt auch seine Einladung an Charlotte Schiller, in seinem Hause die von Johann Heinrich Meyer aus Italien mitgebrachten Kunstwerke zu besichtigen. Vermutlich sollte Meyer diese Führung übernehmen, was erklärt, warum sich der Gastgeber Goethe aufgrund weiterer amtlicher Verpflichtungen zugleich entschuldigen lässt.

FEBRUAR 1798

39. An Friedrich Schiller

113

Weimar, 24. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 63. – 1 Bl. 19(–19,2) × 11,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur und egh. Paraphe, Tinte. – Beischluss: EB 19. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 117f., Nr 430. WA IV 13 (1893), 74, Nr 3740. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1156). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 24. Februar 1798 (H l. H o f r S c h i l l e r nebst Billet an Frau Hofräthin Schiller.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 24. Februar 1798 (2 Briefe von u nach Jena 2 〈gL.〉 6. 〈dL.〉; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). 54,11 Schon Mitwochs hatte ich ein Blatt an Sie dictirt] Vgl. Nr 41. 54,13–14 Es soll morgen abend mit der reutenden Post abgehen.] Die reitende Post nach Jena ging am Sonntagabend um 8 Uhr ab (vgl. Post-Bericht 1798). Laut Schillers Kalender kann Schiller den Brief noch am Sonntag oder erst Montag, dem 26. Februar, erhalten haben (vgl. Schillers Kalender, 84). 54,15 Schlegeln] August Wilhelm Schlegel hatte Goethe am 19. Februar über seine Reisepläne informiert (vgl. RA 2, Nr 1149). Schlegel ging im Mai nach Berlin und von dort Anfang Juli nach Dresden. Anfang Oktober traf er wieder in Jena ein. 54,17 hinüber komme] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 54,17–18 Vorschlag 〈…〉 daß Sie ihn 〈…〉 noch ein paar mal sehen] Dieser erfolgte nach Goethes persönlicher Begegnung mit Schlegel in Jena Anfang April 1798 (vgl. Nr 67). 54,19 Unmuth] Schiller hatte im Mai 1797 den Kontakt zu den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel weitgehend abgebrochen. Grund hierfür waren vor allem Friedrich Schlegels kritische Rezensionen der „Horen“, auf die Schiller empfindlich reagierte (vgl. NA 29, 80f.). Trotz Goethes wiederholter Vermittlungsbemühungen kam es zu keiner Annäherung. 54,19–20 seine Beyträge 〈…〉 Ihrem Almanach entwende] Goethes Sorge, dass Schlegel seine geplanten Beiträge für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ zurückziehen könnte, waren unbegründet. Schlegel lieferte die vier Gedichte „An Friederike Unzelmann. als Nina“ (S. 73), „Kampaspe“ (S. 86–89), „Lebensmelodien“ (S. 111–115) und „Der neue Pygmalion /. An Iffland“ (S. 144). Zu Schlegel als Beiträger des „Musen-Almanachs“ vgl. zu 144,15–16.

114

40. An August Wilhelm Schlegel

BRIEF 40

Weimar, 24. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 5. – 1 Bl. 24 × 18,5 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 31. WA IV 13 (1893), 74f., Nr 3741 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Schlegels Brief vom 19. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1149). – Ein Antwortbrief ist nicht überliefert. Postsendungen: 25. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430). Zur Person August Wilhelm Schlegels (1767–1845) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 25. Mai 1797 (GB 12). – Das Jahr 1798 markiert den Beginn einer regen Korrespondenz zwischen Goethe und Schlegel, neben den zahlreichen Treffen während Goethes Aufenthalten in Jena im Frühjahr und Herbst. Die beiden tauschten sich über literarische und kunsttheoretische Themen aus, ermunterten sich wechselseitig bzw. im jeweiligen Freundeskreis zu Rezensionen und gaben sich gegenseitig Lektüreempfehlungen. Von 1798 bis 1800 erschien die von Friedrich und August Wilhelm Schlegel herausgegebene und für die Frühromantik als Programmschrift entscheidende Zeitschrift „Athenaeum“, die Goethe und sein Werk als Vorbild propagierte. Nach Schlegels Berufung am 30. Juli 1798 zum außerordentlichen Professor der Ästhetik und Literatur in Jena festigte sich seine Bindung an Goethe und den Weimarer Kreis noch einmal mehr, trotz des 1797 erfolgten Bruchs mit Schiller. – Aus dem Jahr 1798 sind sieben Briefe Goethes an Schlegel aus dem Zeitraum zwischen 24. Februar und 28. Dezember überliefert, ein weiterer kann erschlossen werden (EB 32). – Von Schlegel sind elf Briefe aus der Zeit zwischen 18. Februar und 27. Dezember an Goethe erhalten. 55,1 nach Ostern verlassen] Schlegel kündigte in seinem Bezugsbrief an, „nach Ostern einen kleinen Ausflug nach Berlin“ (H: GSA 28/805, Bl. 3) zu unternehmen, um dort seinen Bruder Friedrich zu besuchen und mit ihm am „Athenæum“ zu arbeiten. Den Sommer wolle er in Dresden verbringen und dann im Herbst nach Jena zurückkommen. 55,2 im März nach Jena] Goethe hielt sich vom 20. März bis 6. April in Jena auf (vgl. GT II 1, 237–240). Schlegel erkundigte sich im Bezugsbrief, wann Goethe nach Jena kommen werde, wo man „lebhaft“ seine Ankunft erwarte (H: GSA 28/805, Bl. 3).

FEBRUAR 1798

115

55,3 das Geld] Goethe hatte am 30. Januar 1798 den Berliner Verleger Johann Friedrich Unger gebeten, an Aloys Hirt in Berlin 50 Reichstaler auszuzahlen (vgl. zu 34,12–13), er werde ihm das Geld wiedererstatten. Unger bat in seiner Antwort vom 11. Februar darum, mit dem Geldbetrag „Schlegel ein Schuld abtragen zu können.“ (H: GSA 28/20, Bl. 83; vgl. RA 2, Nr 1133.) Schlegel wies auf diese Vereinbarung in seinem Bezugsbrief hin, jedoch mit dem Zusatz, die Auszahlung habe „gar keine Eil“ (H: GSA 28/805, Bl. 3) und könne bei Goethes nächstem Besuch in Jena erfolgen. Die Geldübergabe fand wahrscheinlich beim ersten Treffen in Jena statt, im Tagebuch für den 29. März belegt (vgl. GT II 1, 239). 55,4 von Ihren neuen Arbeiten] Schlegel stellte in seinem Bezugsbrief in Aussicht, Goethe in Jena seine neuesten Arbeiten zeigen zu wollen. Dazu gehörten nicht nur seine Shakespeare-Übersetzungen, sondern vor allem auch die Arbeit an der Zeitschrift „Athenæum“, deren „Ersten Bandes Erstes Stück“ gerade von ihm und seinem Bruder Friedrich vorbereitet wurde. Die Korrekturfahnen waren bis März 1798 fertig, Goethe erhielt ein Exemplar der Zeitschrift mit Schlegels Brief vom 9. Mai (vgl. RA 2, Nr 1276; vgl. Ruppert, Nr 278). 1798 erschien außerdem der dritte Teil von „Shakespeare’s dramatische Werke, übersetzt von August Wilhelm Schlegel“ bei Unger mit den Stücken „Der Sturm“ und „Hamlet“ (nicht in Goethes Bibliothek). 55,5 für das poetische Fach ungenutzt verstrichen] Zu Goethes amtlichen Aufgaben und der dadurch verursachten wiederholten Verschiebung seines geplanten Jena-Aufenthalts vgl. zu 3,8. Erst in Jena begann Goethe wieder mit literarischen Arbeiten wie dem Schema zum „Achilleis“-Epos (vgl. zu 114,10). 55,8 Herr von Brinkmann] Carl Gustav von Brinckmann (vgl. zu 52,1) hatte sich am 19. Februar in Jena aufgehalten und dort auch Schlegel kennen gelernt. Er brachte Schlegels Brief vom 19. Februar an Goethe nach Weimar mit (vgl. RA 2, Nr 1149). 55,12 Gotters letztes Lustspiel] Der Gothaer Legationsrat und Schriftsteller Friedrich Wilhelm Gotter, den Goethe 1772 während seiner Wetzlaer Zeit kennen gelernt hatte, war am 17. März 1797 gestorben. Um die Ordnung seines Nachlasses kümmerten sich seine Frau Luise Gotter und Caroline Schlegel. August Wilhelm Schlegel berichtete Goethe in seinem Brief vom 19. Februar, dass die beiden das fünfaktige Lustspiel „Der schöne Geist“ in den „verwirrten Papieren“ (H: GSA 28/805, Bl. 3) gefunden hätten. Sie planten, diese Adaption des „Poetischen Landjunker, nach Destouches“ von Johann Gottfried Dyk dem Berliner Theater zur Aufführung anzubieten. Das Stück wurde in Berlin nicht gespielt, der Text erschien 1802 im dritten Band der „Gedichte“ Gotters (nicht in Goethes Bibliothek). 55,13 Effect machen] Positive Wirkung hervorrufen (vgl. GWb 2, 1373). 55,13–14 die Composition der Zauberinsel] Im Januar 1798 war Goethe noch gegen eine Aufführung der Oper in drei Akten (eigentlicher Titel „Die Geisterinsel“) von Friedrich Wilhelm Gotter gewesen, die Schlegel vermittelt hatte (vgl. zu 28,7).

116

BRIEF 41

55,14 nach Ostern zu geben] Die Oper wurde in einer von Friedrich Hildebrand von Einsiedel bearbeiteten Textfassung am 19. Mai 1798 in Weimar aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar), jedoch ohne Erfolg beim Publikum: „Man hatte sich etwas ganz Vortrefliches vorgestellt, und sah etwas sehr Alltägliches.“ (Neues Journal für Theater und andere schöne Künste 1 [1799], S. 164.) Nach einer weiteren Aufführung am 23. Mai wurde die „Die Geisterinsel“ wieder vom Spielplan genommen (vgl. Theater/Musik Weimar). 55,15 Die Zauberflöte] Wolfgang Amadeus Mozarts und Emanuel Schikaneders Oper, deren Libretto von Christian August Vulpius bearbeitet worden war, erfreute sich beim Publikum großer Beliebtheit und wurde am 19., 21. und 24. Februar 1798 auf der Weimarer Bühne gespielt (vgl. Theater/Musik Weimar). 55,15 viele Zuschauer aus der Nachbarschafft] Vermutlich sind hier landläufig alle Ortschaften um Weimar herum gemeint. In seinem Brief vom 21. Februar hatte Kirms davon gesprochen, dass „alle Fremde, die die Zauberflöte sehen wollen“ (H: GSA 28/20, Bl. 84; vgl. RA 2, Nr 1152), zu den bevorstehenden Vorstellungen am 21. und 24. Februar kommen würden. 55,17 Ihre liebe Frau] Caroline Schlegel.

41. An Friedrich Schiller

Weimar, 〈21. und〉 25. Februar 1798 → Jena

DATIERUN G

Wie in der Nachschrift des Briefes angegeben, wurde der voranstehende Briefteil am Mittwoch, dem 21. Februar, geschrieben. Diese Datierung wird durch eine entsprechende Bemerkung Goethes in seinem Brief an Schiller vom 24. Februar bestätigt (vgl. 54,11). Der Brief ging am Sonntagabend mit der reitenden Post nach Jena (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 64–65. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 3 und 4 Reste eines roten Siegels; Blatt am rechten Rand und Mitte links ausgerissen durch Öffnen des Siegels, dadurch geringer Textverlust: was ich gest〈ern〉 〈…〉 nach Go〈tha〉 (57,10–12); S. 4 Adresse: 28. / Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / J e n a. / f r a n k – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 55,25 Schweden; 56,1 ihnen|,|; 56,2 haben|,|; 56,8 gelassen|,|; 56,9 wäre|,|; 56,19 wollte|,|; 56,25 ist|,|; 56,27 Sche|l|lings; 56,28 unterhalten|;|; 56,34 ⎡ver⎤ tuschen; 57,1 zwingen|,|.

FEBRUAR 1798

117

E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 118–122, Nr 431. WA IV 13 (1893), 75–78, Nr 3742. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 20. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1151). – Schiller antwortete am 27. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1166). Postsendungen: 25. Februar 1798 (H l H o f r S c h i l l e r / reutende Post.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 25. Februar 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 2, Bl. 13r). 55,21 Mitwochs und Sonabends] Schiller schrieb seine Briefe an Goethe in der Regel an seinen Posttagen, am Dienstag und Freitag, so dass sie jeweils am folgenden Mittwoch- und Samstagmorgen bei Goethe eintrafen. Der für Mittwoch erwartete Brief Schillers war zunächst ausgeblieben (vgl. zu 52,11). 55,21 mein Zimmer] Gemeint ist wahrscheinlich das im hinteren Trakt des Wohnhauses am Frauenplan gelegene Arbeitszimmer Goethes (vgl. zu 224,1–2). 55,24 ein blaues Couvert am Abend] Schillers Brief vom 20. Februar war nicht durch die Botenfrau, sondern durch Charlotte Schiller nach Weimar gebracht worden, die hier am Abend des 21. Februar eine Vorstellung der „Zauberflöte“ besuchte. Das Couvert ist nicht überliefert. 55,25 Unsern Schweden] Zum Aufenthalt des schwedischen Diplomaten und Schriftstellers Carl Gustav von Brinckmann in Weimar und Jena vgl. zu 52,1. 55,26 Unsere Frauen in Weimar] Caroline von Wolzogen und Amalie von Imhoff hatte Brinckmann am 20. Februar während eines Mittagessens bei Goethe kennen gelernt (vgl. zu 52,15–17). Weitere Damen der Weimarer Hofgesellschaft traf Brinckmann während seiner Teilnahme an der fürstlichen Mittagstafel am 18. und 21. Februar sowie im Umkreis von Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. FB 1798, S. 34 und 36; RA 2, Nr 1156). Im Unterschied zu Louise von Göchhausen begegnete Charlotte von Stein ihm allerdings mit Distanz, wie sie ihrem Sohn Friedrich von Stein am 24. Februar berichtete: „Herr von Brinckman ist sehr unterhaldent, aber mir hat er etwas abstoßendes 〈…〉, ich wolte wetten er ist hertzlos und eitel, aber ich bin recht ruchlos daß ich bloß auf mein Gefühl das von ihm sage, denn er zielt immer in seinen Gesprächen auf Gegenstände die das Gegentheil beweisen: In die Amelie Imhof hat er sich ein bisgen oder wohl gar viel verliebt, der Herzog plagt sie sehr damit 〈…〉. Die Goechhaus ist auch von ihm bezaubert und da der beliebte Fremde auch einen juden ähnlich sieht, so sagte ich zum Spaß die Lade wäre bey der Goechhausen wo die Geselschafft der schöngeisterey vorigen Mittwoch versamlet war.“ (Brief vom 15. Januar–26. Februar 1798; GSA 122/102.) 56,3 affirmativen] Von lat. affirmativus: bejahend, versichernd (vgl. GWb 1, 282). 56,4 supponiren] Von lat. supponere: unterstellen, voraussetzen.

118

BRIEF 42

56,6–7 Resultate Ihrer Arbeiten] Schiller hatte im Bezugsbrief über die stockende Weiterarbeit am „Wallenstein“ berichtet und betont, dass ihn die zunehmende Nachfrage nach dem Stück ängstige. 56,7–8 Hätten mich die Stuttgarder nicht ohne Antwort gelassen] Gemeint sind vor allem Heinrich Rapp und Johann Heinrich Dannecker, die Goethe gelegentlich über Thourets Reisepläne informierten (vgl. zu 33,22–24). 56,9 Thourets Ankunft] Der mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt und Dekorationsmaler Nikolaus Thouret traf erst am 25. Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 56,10 zu Ihnen kommen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 56,11–12 was ich heute früh über den rationellen Empirism schrieb] In seinem Brief vom 21. Februar hatte Goethe an eine entsprechende frühere Unterhaltung mit Schiller erinnert (vgl. zu 52,25–53,1). 56,17 die drey Eintheilungen] Zu Goethes Gespräch mit Schiller über die Einteilung in physiologische, physische und chemische Farben vgl. zu 50,7. 56,18 Enunciationen] Vgl. zu 47,18–20. – ‚Enunciationen‘ nach lat. enunciatio: Aussage, Satz, Erklärung (vgl. GWb 3, 212). 56,27 Schelings Ideen] Zu Goethes Beschäftigung mit Friedrich Wilhelm Joseph Schellings „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (Leipzig 1797) vgl. zu 6,30. 56,34 alter Hofgärtner] Möglicherweise handelte es sich um den 1797 verstorbenen weimarischen Hofgärtner und Gartenbauinspektor Johannes Reichert. Der von Goethe geschätzte Botaniker war seit 1777 für die Gärten und Parkanlagen von Belvedere zuständig und betrieb einen eigenen Handelsgarten (vgl. LA I 9, 240). 1804 veröffentlichte sein Sohn Johann Friedrich Reichert das Werk „Hortus Reichertianus, oder ein vollständiger Catalog für Handelsgärtner und Liebhaber der Gärtnerey“ (Weimar 1804; vgl. Ruppert, Nr 4283). Auch Schillers Vater Johann Kaspar war als Hofgärtner und herzoglicher Gartenbauinspektor tätig gewesen. 57,1 forciren] Von franz. forcer: zwingen, hier ‚verstärken, steigern‘ (vgl. GWb 3, 799). 57,2 Aproximationen] Von lat. approximatio: Annäherung (vgl. GWb 1, 779). 57,4 Lamberts Photometrie] Goethe hatte sich am 17. Januar mit Johann Heinrich Lamberts Werk „Photometria sive de mensura et gradibus luminis, colorum et umbrae“ (Augsburg 1760; vgl. Ruppert, Nr 4777) beschäftigt (vgl. GT II 1, 231). Zu Goethes Urteil im „Historischen Teil“ der „Farbenlehre“ vgl. LA I 6, 357. 57,10 was ich ges〈tern〉 dictirte] Das am 24. Februar Diktierte ist nicht überliefert. 57,11 h〈eute〉 〈Ab〉end] Der Brief ging am Sonntagabend mit der reitenden Post nach Jena (vgl. Postsendungen). 57,12 Die Herrschafft ist nach Go〈tha〉.] Herzog Carl August und seine Gemahlin Louise reisten am 24. Februar gegen 10 Uhr morgens nach Gotha ab (vgl.

FEBRUAR 1798

119

FB 1798, S. 37). Es handelte sich um einen Gegenbesuch der im Herbst 1797 mit Erbprinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg vermählten jungen Erbprinzessin Luise Charlotte geb. Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin, wie eine Bemerkung Charlotte von Steins in ihrem Brief an den Sohn Friedrich von Stein vom 24. Februar 1798 belegt: „Heute früh ist der regierende Hoff auf einige Tage nach Gotha abgereißt der Erbprinzeß ihre visitte zu erwiedern“ (H: GSA 122/102). Die Rückreise nach Weimar erfolgte am 27. Februar (vgl. zu 61,1–2). 57,13 Bibliotheks Einrichtungen] Vgl. Goethes Tagebucheintrag von diesem Tag (vgl. GT II 1, 234). Die erarbeiteten Schriftstücke übersandte Goethe mit den entsprechenden Anweisungen am folgenden Tag an Voigt (vgl. Nr A 12). 57,15 Mitwoch] Wie gewohnt erhielt Goethe am folgenden Mittwoch, dem 28. Februar, Schillers Brief vom Vortag (vgl. RA 2, Nr 1171).

42. An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 〈26. Februar 1798〉 → Ilmenau

DAT IERUN G

Die Datierung auf den 26. Februar wird durch Goethes Briefverzeichnis bestätigt (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 157– 158. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 2 1⁄3 S beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „166“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „An Knebel / 1798“; S. 3 unter dem Text von fremder Hd, Bleistift: „Goethe.“; S. 2 Streichung des Absatzes 58,9–14 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 163f., Nr 166 (Teildruck: 57,18–21 Zu der Bestätigung deines häußlichen Glücks 〈…〉 erwarten soll. 58,9–14 Von Eisenach habe ich 〈…〉 zu zahlen ist. fehlen). E2: WA IV 13 (1893), 78–80, Nr 3743 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Gesteinsproben (vgl. zu 58,3).

120

BRIEF 42

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 17. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1144). – Knebel antwortete am 6. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1173). Postsendungen: 26. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430). 57,18–19 Bestätigung deines häußlichen Glücks durch die gesetzlichen Formen] Knebel hatte im Bezugsbrief von seiner Hochzeit mit Luise Rudorf berichtet, die am 9. Februar in Ilmenau stattgefunden hatte. 57,22 das überschickte Mirandum Naturae] Seinem Bezugsbrief hatte Knebel „ein kleines mirandum naturae“ (lat.: das zu Bewundernde der Natur) beigelegt und Goethe zur Auflösung des Rätsels aufgefordert (H: GSA 28/494, Bl. 8). Goethes Antwort deckte sich nicht mit dem, was Knebel selbst vermutet hatte, wie aus Knebels Antwortbrief hervorgeht. Darin dankt er für die „Berichtigung des wunderbaren Zahnes“, den er „einem fleischfressenden Thiere“ (H: GSA 28/494, Bl. 9) zugeschrieben hatte. In Goethes naturhistorischer Sammlung finden sich „zwei Pappkästchen mit Schweinshauern und anderen Thierzähnen und kleineren Knochen“ (Schuchardt 3, 284, Nr 16). – Ob sich Knebels Präparat darunter befindet, lässt sich nicht feststellen. – Ein ähnliches Naturrätsel, das Schwänzlein eines beliebten Thiers (WA IV 12, 56f.), das jedoch schriftlich nicht aufgelöst wurde, hatte Goethe am 2. März 1797 an Knebel geschickt. 57,28–29 das alte 〈…〉 Gesetz, der organischen Natur] Das so genannte EtatPrinzip, nach dem die Natur nur über ein bestimmtes Budget verfügt, wodurch es bei Begünstigung des einen Teils zu einem Mangel an anderer Stelle kommen muss, thematisierte Goethe u.a. in seinem Gedicht „Metamorphose der Tiere“ (vgl. LA I 9, 152f.; erläutert in: LA II 9B, 481–487) sowie in seinen morphologischen Studien (vgl. LA I 10, 59). 58,3 Einiges vom Gotthardsberge] Vgl. Knebels Bitte vom 17. Februar, ihm in die Ilmenauer Einsamkeit „ein paar Müsterchen von Deinem Gotthardtberge“ (H: GSA 28/494, Bl. 8) zu schicken. – Im Antwortbrief vom 6. März bedankt sich Knebel für die Gesteinsproben, unter denen sich „blättrige〈r〉 Granit“ (H: GSA 28/494, Bl. 9) befand. Mehr ist dazu nicht ermittelt. 58,5–6 mein Correspondent vom Gipfel dieses Ehrwürdigen Berges] In seinem Brief vom 12. Januar 1798 hatte Goethe Knebel in Aussicht gestellt, über den Schweizer Mediziner und Mineraliensammler Felix Anton Halter Mineralien besorgen zu können (vgl. zu 19,15; vgl. auch Halters Katalog, den Goethe an interessierte Freunde schickte, Nr 9). Goethe hatte Halter auf seiner Schweizer Reise am 4. Oktober 1797 kennen gelernt und stand mit ihm seit dem 6. November 1797 in Verhandlung zum Ankauf von Steinen und Mineralien aus der Schweiz. 58,6 Stufen] ‚Stufen‘ meint hier einzelne Stücke eines natürlich gewachsenen Kristalls/Minerals (vgl. Grimm 20, 307f.).

FEBRUAR 1798

121

58,7 Die Wahl unseres Bergrath Voigt] Knebel berichtete am 17. Februar 1798 von der geplanten Verlobung Johann Carl Wilhelm Voigts mit Johanna Elisabeth Friederike Burghardt, einer Tochter des Ilmenauer Bürgermeisters Carl Friedrich Wilhelm Burghardt. Voigt, dessen erste Frau Friederike Caroline Auguste am 3. Januar 1798 gestorben war, befürchtete Ressentiments vonseiten der Weimarer Familie, insbesondere durch seine Schwägerin Johanna Victoria Voigt, „welcher diese Heurath nicht vornehm genug seyn möchte“ (H: GSA 28/494, Bl. 8). Knebel bat Goethe, bei Christian Gottlob Voigt ein „gutes beyfallgebendes Wort“ (ebd.) für die Verbindung einzulegen. Die Hochzeit fand, noch im Trauerhalbjahr, am 17. April statt. Im Mai konnte sich Goethe aus eigener Anschauung vom guten Gang dieser Ehe überzeugen (vgl. zu 121,14–15). 58,8 auch in seiner Familie] Hier bezogen auf die in Weimar lebende Familie, Johann Carl Wilhelms Bruder Christian Gottlob Voigt und seine Frau Johanna Victoria geb. Hufeland mit zwei Kindern. 58,9 Von Eisenach] Die Auszahlung von 50 Reichstalern für Knebel pro Quartal sind als Pensionsgelder in der „FürstL. EisenachL. Cammer Rechnung“ nachgewiesen, für Ostern 1798 am 14. Februar 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Rechnungsbücher A 1043, Bl. 95). 58,11–12 das Geld regelmäßig durch den Rentsecretair Herzog erhältst] Johann Adolf Herzog, seit 1782 Rentkommissar in Ilmenau, war in der ersten Zeit der Überbringer der Pensionsgelder Knebels. 58,13–14 compendiosesten] Superlativ zu ‚kompendiös‘: schlicht, nicht aufwendig (vgl. GWb 5, 546). 58,14 was hier zu zahlen ist] Wahrscheinlich hier bezogen auf das Agio, das Aufgeld, das beim Wechseln von Geldsorten zu zahlen war (vgl. GWb 1, 287). Am 16. März schickte Goethe eine Berechnung mit einigen Bemerkungen (vgl. zu 74,5) an Knebel, die zu einer Verbesserung des Geldtransfers beitragen sollte. 58,15–16 mit dem Studio der Farbenlehre] Vgl. Goethes vorangegangenen Brief an Knebel, 18,32–33. Goethes Beschäftigung mit dem (nicht überlieferten) Schema zur „Geschichte der Farbenlehre“ ist mit den Tagebucheinträgen zum letzten Mal für den 15. Februar 1798 nachweisbar (vgl. GT II 1, 234). 58,19–20 Ich subscribire für zwey Exemplare des Werkes von G r ü b e l m i t d e m P o r t r a i t.] Im Herbst 1798 erschien ein in Nürnberg im Selbstverlag aufgelegter, 222-seitiger Band „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart“ (vgl. Ruppert, Nr 924). Er enthielt neben vier die Gedichte illustrierenden Kupferstichen auch ein als Frontispiz eingeheftetes Porträt des Autors „Gemahlt und gestochen von G. Baehrenstecher 1797.“ mit der Unterschrift: „Johann Conrad Grübel. / Stadt-Flaschner und Volks-Dichter / zu Nürnberg.“ – In seiner „Ankündigung“, die Goethe wohl als Einzelblattveröffentlichung vorlag (vgl. zu 37,16–17) und die Grübel auch an den Beginn seines Gedichtbandes stellte, weist der Mundartdichter auf das Porträt in seinen Schlussversen hin, das zum Preis von

122

BRIEF 43

6 Batzen erworben werden konnte (vgl. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. [Nürnberg] 1798, S. 4.) – Goethe bestellte für Schiller, der ihn am 2. Februar darum gebeten hatte (vgl. RA 2, Nr 1124), und sich je ein Exemplar, wahrscheinlich über Knebel oder direkt über den Nürnberger Kaufmann Paul Wolfgang Merkel (vgl. EB 30). Wahrscheinlich hatte Goethe während seines Nürnberg-Aufenthalts durch Vermittlung von Merkel oder Knebel Grübels Gedichte bereits kennen gelernt. In seiner im Dezember 1798 erscheinenden Rezension nennt Goethe Gedichte, die wir als Manuscript von ihm kennen (Allgemeine Zeitung. 23. Dezember 1798, S. 1f.). 58,20–21 aus einer alten Welt] Goethe bezeichnete Grübel gegenüber Schiller als letzten Abkömmling der alten Nürnberger Meistersänger (37,16). Er sah in ihm einen volkstümlichen Dichter in der Tradition von Hans Sachs, der Themen aus den unteren Bildungsschichten poetisch aufgreife (vgl. Goethes Rezension in: Allgemeine Zeitung. 23. Dezember 1798, S. 1f.; zur Rezension allgemein vgl. zu 262,1). Auch Schiller fühlte sich von der „Stimme aus einem ganz andern Zeitalter“ angesprochen (an Goethe, 2. Februar 1798; NA 29, 199; vgl. RA 2, Nr 1124). 58,22 ins gewöhnliche Deutsch übersetzen] Hier kündigt sich Goethes Vorhaben bereits an, auf Schillers Anregung hin eine Rezension zu Grübel zu schreiben (vgl. RA 2, Nr 1124). Seine Besprechung in der „Allgemeinen Zeitung“ enthält keine Übersetzungen der Gedichte, jedoch weist Goethe immer wieder auf die Eigenheit der Nürnberger Mundart hin, die den Zugang zu den Texten anfangs erschwere (vgl. Allgemeine Zeitung. 23. Dezember 1798, S. 1f.; ähnlich in einer weiteren Rezension Goethes zu Grübel in: Goethe, Grübel’s Gedichte in Nürnberger Mundart. Nürnberg: Selbstverl. 1798–1800. Bd 1–2. In: Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung, 2. Jahrgang, Bd 1, Nr 37 [1805], Sp. 294– 296). 58,23–24 dem Armen Teufel] Grübels „Ankündigung“ weist immer wieder auf die bescheidene finanzielle Lage des Autors und auf die hohen Kosten für den Druck des Gedichtbandes hin (vgl. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. [Nürnberg] 1798, S. 4). Mit der Rezension in der „Allgemeinen Zeitung“ vom 23. Dezember 1798 wollte Goethe dem Werk zu einer größeren Bekanntheit über die Nürnberger Stadtgrenze hinaus verhelfen. 58,25 deine Gattin] Luise Rudorf, seit 9. Februar Knebels Frau. 58,26 nach Jena] Die Abreise erfolgte erst am 20. März (vgl. GT II 1, 237). 58,27 deiner Sachen] Bei Knebels Weggang von Weimar hatte er bereits im Jahr 1782 „Bücher, Meublen und anderer Sachen“ (H: GSA 30/14, Bl. 1) an Goethe abgegeben, wovon eine Liste aller Gegenstände existiert (vgl. ebd., Bl. 2–11). In der Jenaer Wohnung bewahrte Knebel außerdem noch Teile seiner Mineraliensammlung auf, die im Oktober/November 1798 von Goethe nach Ilmenau geschickt wurden (vgl. Nr 204).

FEBRUAR 1798

43. An Friedrich Schiller

123

Weimar, 28. Februar 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 68–69. – Doppelblatt 18,8(–19) × 28,1 cm, 3 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 60,3–8 |(|Wie sehr 〈…〉 fortbedient.|)|; 60,12–28 |(|doch merkt 〈…〉 was bessers machen.|)|; 61,2 Stegreifen; 61,2 Suppeé; S. 2 egh. Bleistiftergänzung am unteren Blattrand unter der letzten Zeile: |doch merckt man daß sie sich immer im Stillen ein gewißes Praecipuum vorbehalten, manches besser zu wissen, über manches besser zu dencken glauben.| (vgl. zu E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 126–129, Nr 433 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 54–56, Nr 440. WA IV 13 (1893), 81–84, Nr 3745. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 27. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1166). – Schiller antwortete am 2. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1171). Postsendungen: 28. Februar 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 27. Februar 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r); 28. Februar 1798 (vgl. GT II 1, 235). 59,1 die Stuttgarder Freunde] Vgl. zu 56,7–8. 59,2 Thourets Ankunft] Der mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt und Dekorationsmaler Nikolaus Thouret traf schließlich erst am 25. Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 59,2–3 bey Ihnen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 59,3–4 alles übrige hinter mich gebracht] Neben der am 25. und 26. Februar erfolgten Neuregelung der Bibliotheksangelegenheiten hatte Goethe am 27. Februar auch seinen Bebauungsvorschlag für das Scheunenviertel überarbeitet (vgl. GT II 1, 234f.; zu Nr A 12 und zu 372,24). 59,4 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. 59,5 das bisherige Entbehren] Neben dem in Prosaform verfassten Dramenkonzept kannte Goethe vom „Wallenstein“ bislang nur den umfangreichen Prolog, den er im Mai 1797 mit Schiller diskutiert hatte (vgl. Goethes Brief an Schiller vom 28. Mai 1797; WA IV 12, 131). Erste Textfassungen lernte Goethe während seines Aufenthalts in Jena im März 1798 kennen.

124

BRIEF 43

59,6 wie es auch Humboldten geht] Über Wilhelm von Humboldts Aufenthalt in Paris war Goethe durch Humboldts Brief an Schiller vom 20. Januar 1798 informiert, den Schiller seinem Bezugsbrief beigelegt hatte (vgl. NA 37 I, 224–228). Humboldt hatte darin beklagt: „Hier herrscht über nichts ein so gänzliches und ununterbrochenes Stillschweigen, als über die Theorie der Kunst. So viel ich auch hie und da angeklopft habe, so scheint niemand nur den Mangel, ja, was mir noch mehr der Fall scheint, die Nothwendigkeit davon zu fühlen;“ (ebd., S. 225). 59,9 eludiren] Von lat. eludere: entgehen, ausweichen (vgl. GWb 3, 49). 59,12 Mounier] Der Anwalt und frühere Präsident der Französischen Nationalversammlung Jean Joseph Mounier lebte seit Herbst 1795 als politischer Emigrant in Weimar (vgl. Pestel, Weimar als Exil). Hier leitete er sein 1797 in Belvedere eröffnetes Erziehungsinstitut für junge Ausländer (vgl. GT II 1, 66). Ein entsprechendes Gespräch Goethes mit Mounier ist nicht ermittelt. In ihrem kurzen Briefwechsel von Mitte Februar wird es nicht erwähnt (vgl. RA 2, Nr 1145 sowie Goethes amtliches Schreiben vom 18. Februar, gedruckt in: Auktions-Katalog 75 von Karl Ernst Henrici, Versteigerung vom 13.–15. März 1922, S. 43, Nr 319). 59,19 une sorte de creation] Franz.: eine Art Schöpfung. 59,23 Assertion] Hier im Sinne von ‚Behauptung ohne beweiskräftiges Argument‘ (vgl. GWb 1, 859). 59,25 Ihre Frau Schwägerinn] Caroline von Wolzogen, die Ehefrau des für Mouniers Erziehungsinstitut kommissarisch zuständigen Wilhelm von Wolzogen und Schwester Charlotte Schillers. Ob sie Schiller informierte, ist nicht ermittelt. 59,26 daß auch Mounier Kantens Ruhm untergraben hat] Zu Jean Joseph Mouniers Abhandlung „Lettre sur la Philosophie de Kant“ vgl. die nachfolgenden Erläuterungen. 59,28–29 daß Kant die Lüge 〈…〉 für unsittlich erklärt] Immanuel Kants Aufsatz „Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen“ war in den „Berlinischen Blättern“ (Jg. 1, Bl. 10, Mittwoch, 6. September 1797, S. 301– 314) erschienen. Darin wendet sich Kant gegen die von dem französischen Philosophen Benjamin Constant vorgetragene Behauptung, dass die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, nur gegenüber demjenigen gelte, welcher ein Recht auf die Wahrheit habe. Im Gegensatz dazu betont Kant die Pflicht zur Wahrheit als „ein heiliges, unbedingt gebietendes, durch keine Konvenienzen einzuschränkendes Vernunftgebot“ (ebd., S. 307). 59,29–60,1 Böttiger hat eine Abhandlung 〈…〉 nach Paris geschickt] Als deutscher Beiträger des Pariser „Magasin encylopédique ou Journal des Sciences, des Lettres et des Arts“ stand Carl August Böttiger mit dessen Herausgeber Aubin Louis Millin in Verbindung (vgl. zu 72,21). Wann Böttiger das Manuskript Mouniers nach Paris übersandt hatte, ist nicht ermittelt. Gegenüber Böttiger bestätigte Millin Anfang Februar, dass der Aufsatz gedruckt vorliege (vgl. Geneviève Espagne

FEBRUAR 1798

125

und Bénédicte Savoy [Hrsg.]: Aubin Louis Millin et l’Allemagne. Le Magasin encyclopédique – Les lettres à Karl August Böttiger. Hildesheim 2005, S. 329). Er erschien ohne Angabe des Verfassers im „Magasin encylopédique“ unter dem Titel „Lettre sur la philosophie de Kant, par M. M***“ (3ième Année, T. V, Paris 1797, S. 409–415). Wohl über Böttiger erhielt Goethe im März 1798 eine gedruckte Fassung dieses Beitrags, die er am 14. März an Schiller zur Beurteilung übersandte (vgl. zu 66,15). 60,1 Decade Philosophique] Die in Paris erscheinende Zeitschrift „La Décade philosophique, littéraire et politique“ (1794–1804) zählte zu den wichtigen Publikationsmedien der Zeit. 60,4 Freund ubique] Als ‚ubique‘ (lat.: überall, allgegenwärtig) bezeichnete Goethe den vielgeschäftigen Publizisten gegenüber Schiller wiederholt, wobei er sich auch gegen Böttigers Indiskretionen wandte (vgl. 177,10 und zu 211,16; vgl. RA 2, Nr 1139). Als Herr Überall ist Böttiger auch Gegenstand in Goethes postum veröffentlichtem Gedicht „Triumvirat“ (1802/03; WA I 5.1, 172). In Ludwig Tiecks Märchennovelle „Die Vogelscheuche“ (1834) wird Böttiger als „Magister Ubique“ persifliert (vgl. René Sternke: Böttiger und der archäologische Diskurs. Mit einem Anhang der Schriften „Goethe’s Tod“ und „Nach Goethe’s Tod“ von Karl August Böttiger. Berlin 2008, S. 447–490). 60,6 die Bücher die man ihm geliehen hat hartnäckig abschwört] Im Zuge der Neuregelung des Leihverkehrs der Bibliothek wurde Böttiger wiederholt um die Rückgabe entliehener Bücher gebeten (vgl. RA 2, Nr 1137 und RA 2, Nr 1139). Zu den in seinem Besitz befindlichen Werken gehörte auch eine Reihe französischer Journale, darunter Hefte des „Magasin encylopédique“, der „Décade philosophique“, der „Bibliothèque Britannique“ sowie des „Journal des Savans“ (vgl. zu Nr A 23 sowie das entsprechende Schreiben Böttigers in GSA 150/B 42, Bl. 18). 60,9 Grafen und der Gräfin Fouquet] Der französische Generalleutnant und Feldmarschall Jean Gabriel François Marquis de Foucquet lebte mit seiner Gemahlin, Marie Louise Eugénie geb. Blondel d’Aubert seit 1797 als politischer Emigrant in Weimar. 60,9–10 ein Verhältniß wegen naturhistorischer Gegenstände] Wie Goethe beschäftigten sich auch die Foucquets mit entomologischen Studien, darunter zur Schädlingswirkung bestimmter Raupenarten. Auf der Grundlage einer Denkschrift Goethes vom 23. Februar zur Metamorphose von Raupen zu Schmetterlingen (vgl. LA II 9B, 133f.) hatte Foucquet angeboten, einen Künstler mit entsprechenden bildlichen Darstellungen zu beauftragen (vgl. RA 2, Nr 1154). Zur Klärung dieser Angelegenheit besuchte Goethe die Familie am Mittag des 28. Februar (vgl. GT II 1, 235). Im Ergebnis der Gespräche schuf der Maler Jacques Joseph Duhen entsprechende Aquarelle zur Entwicklung des Wolfsmilchspinners (vgl. LA I 10, Taf. XI). Goethe setzte seine Beschäftigung mit dieser Thematik bis in den Sommer 1798 fort (vgl. EGW 3, 446f.).

126

BRIEF 43

60,12 wie Voßen] Die Bemerkung bezieht sich auf Johann Heinrich Voß’ Urteil über Goethes „Herrmann und Dorothea“, das Wilhelm von Humboldt aus Paris an Schiller berichtet und das dieser im Bezugsbrief sinngemäß zitiert hatte: „Er habe gefürchtet, sagt Voß, der Herrmann würde seine Louise in Vergeßenheit bringen. Das sei nun zwar nicht der Fall, aber er enthalte doch einzelne Stellen, für die er seine ganze Louise hingeben würde. Daß Sie im Hexameter die Vergleichung mit ihm nicht aushalten könnten, sei Ihnen nicht zu verdenken, da dieß einmal seine Sache sey, aber doch finde er daß Ihre neuesten Hexameter viel vollkommener seyen“ (NA 29, 210; vgl. NA 37 I, 228). 60,15 Mein Gedicht] Zu Goethes Hexameterepos „Herrmann und Dorothea“ vgl. zu 6,17–18. 60,16–18 Ich bin mir 〈…〉 im Merkur sehen ließ] Johann Heinrich Voß’ episches Gedicht „Luise“ war 1783 und 1784 zunächst in drei einzelnen Teilen erschienen: die Idylle „Des Bräutigams Besuch. An F. H. Jacobi“ im Hamburger „Musen-Almanach für das Jahr 1783“ (S. 3–21), die Idylle „Luise“ im folgenden Jahrgang dieses Almanachs (S. 115–154) und die dritte Idylle unter dem Titel „Luise. An Schulz“ im „Teutschen Merkur“ (November 1784, S. 97–136). Darin wird die Vermählung von Luise, Tochter des Landpfarrers von Grünau, geschildert. Anlässlich einer erneuten Veröffentlichung dieser – überarbeiteten und unter dem Titel „Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen“ (Königsberg 1795; vgl. Ruppert, Nr 1183) vereinigten – Idyllen hatte sich Goethe am 1. Juli 1795 begeistert an den Autor gewandt (vgl. GB 10 I, Nr 126). 60,21–22 sie hat 〈…〉 den Herrmann erzeugt] Dazu heißt es in der Ende 1796 entstandenen Elegie „Herrmann und Dorothea“, mit der Goethe sein gleichnamiges Epos ankündigen wollte: Uns begleite des Dichters Geist, der seine Luise / Rasch dem würdigen Freund, uns zu entzücken, verband. (WA I 1, 294; vgl. EGW 7, 208.) In seinem Brief an Voß vom 6. Dezember 1796 hatte Goethe seinen Dank auch persönlich bekräftigt (vgl. GB 11 I, Nr 157). 60,23 se defendendo] Lat.: ‚indem er sich verteidigt‘. 60,29–30 daß ich 〈…〉 in Jena kleine Sachen machen will] Zu Goethes literarischen Vorhaben gehörten „Weissagungen des Bakis“, „Achilleis“ und „Tell“ (vgl. GT II 1, 237–240). 61,1–2 Ankunft der gothaischen fürstl. Jugend] Erbprinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg und seine Gemahlin Luise Charlotte sowie sein jüngerer Bruder Prinz Friedrich trafen in Begleitung von Herzog Carl August gegen 5 Uhr nachmittags in Weimar ein (vgl. FB 1798, S. 39). Der Herzog hatte sich seit dem 24. Februar zu einem Besuch in Gotha aufgehalten (vgl. zu 57,12). Die Gäste wurden im Fürstenhaus einlogiert und reisten am folgenden Mittag nach einem Frühstück im Römischen Haus wieder ab (vgl. FB 1798, S. 40). Möglicherweise stand ihr Aufenthalt in Zusammenhang mit dem geplanten Begräbnis des am 25. Februar verstorbenen Landschaftskassendirektors Johann Siegmund von Oppel,

FEBRUAR 1798

127

wie ein Bericht Charlotte von Steins an ihren Sohn Friedrich vom 1. März 1798 vermuten lässt: „Unßre Herrschafft kam vorigen Dienstag von Gotha zurück und der Erbp. mit seiner Gemahlin zur Begleidung wieder mit, es war Ball bis in die späte Nacht, die Tanzenden Herrns solten Oppels Leiche begleiden, der Tode muste nachgeben und sichs noch 24 Stunden länger auf der Erde gefallen laßen, den andern Morgen reißten sie wieder ab“ (H: GSA 122/102; vgl. FB 1798, S. 40 und zu 64,23). 61,2–3 Ball aus dem Stegreifen und Suppe um 2 Uhr] Der Ball wurde am Abend des 27. Februar im Fürstenhaus mit einer Tafel für 70 Personen ausgerichtet (vgl. FB 1798, S. 39). – Souper (Suppe, Suppé): ein spätes Abendessen in Gesellschaft. 61,4 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 61,5 für den Sommer im Garten ein heiteres Daseyn] Friedrich Schiller hatte im März 1797 ein Gartengrundstück mit dazugehörigem Gartenhaus erworben, das die sieben Personen umfassende Familie in den folgenden drei Sommerhalbjahren (1797–1799) bewohnte (vgl. Thomas Pester: Schillers Gartenhaus in Jena und der Historische Gartenplan von 1799. Golmsdorf 2003). Das Anwesen befand sich auf dem so genannten Judengraben an der Leutra vor den Toren der Stadt Jena. Die Familie bezog das Gartenanwesen am 7. Mai 1798 und kehrte am 6. November 1798 in ihre Stadtwohnung im Griesbach’schen Haus in der Schlossgasse 17 zurück (vgl. Schillers Kalender, 89 und 103). Schon 1797 veranlasste Schiller einige Ausbau- und Renovierungsarbeiten am Gartenhaus, woran Goethe regen Anteil nahm (vgl. seinen Brief an Schiller vom 8. Februar 1797; WA IV 12, 36; vgl. GT II 1, 102). Gleichwohl störte sich Goethe während seiner Aufenthalte in Jena aber an den durch die schleppenden Bauarbeiten verursachten Unannehmlichkeiten (vgl. seinen Brief an Christiane Vulpius vom 28. Mai 1797; WA IV 12, 133). Goethes Bemerkung, dass sich Schiller für den Sommer ein heiteres Daseyn bereiten möge, kommentiert insofern geplante neue Bauvorhaben, die Schiller im Bezugsbrief ankündigte: „Es beschäftigt mich jetzt zuweilen auf eine angenehme Weise, in meinem Gartenhause und Garten Anstalten zur Verbeßerung meines dortigen Aufenthalts zu treffen. Eine von diesen ist besonders wohlthätig und wird eben so angenehm seyn: ein Bad nehmlich, das ich reinlich und niedlich in einer von den Gartenhütten mauren lasse. Die Hütte wird zugleich um einen Stock erhöht und soll eine freundliche Aussicht in das Thal der Leitra erhalten. Auf der entgegengesetzten Lambrechtischen Seite ist schon im vorigen Jahr an die Stelle der Hütte eine ganz maßivgebaute Küche getreten. Sie werden also, wenn Sie uns im Garten besuchen allerlei nützliche Veränderungen darinn finden. Möchten wir nur erst wieder dort beisammen seyn!“ (NA 29, 211.) Zu Goethes Kritik an Schillers Bauvorhaben vgl. zu 130,18–19 und zu 163,26–27.

128

BRIEF 44

44. An Friedrich Schiller Weimar, 3. März 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 72–73. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / J e n a. / frank.; Verschlussoblate; Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 132–134, Nr 435. WA IV 13 (1893), 84–86, Nr 3746. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1171). – Schiller antwortete am 6. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1174). Postsendungen: 3. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 3. März 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5v); 3. März 1798 (vgl. GT II 1, 235). 61,8 Bürger Decrete] Gemeint ist das mit dem Bezugsbrief an Goethe übersandte Diplom, in dem Schiller 1792 das französische Bürgerrecht verliehen worden war. Schiller hatte es am 1. März 1798 durch Joachim Heinrich Campe aus Braunschweig erhalten (vgl. Schillers Kalender, 85; NA 37 I, 249). Es handelte sich um zwei, mit der Anschrift „M. Gille Publiciste allemand“ versehene gedruckte Schriftstücke: Das von Georges Danton eigenhändig unterzeichnete Gesetz der Nationalversammlung („Loi / Qui confère le titre de Citoyen François à plusieurs Etrangers“) vom 26. August 1792 sowie ein von Jean Marie Roland de la Platière signiertes Begleitschreiben vom 10. Oktober 1792 (vgl. Friedrich v. Schiller. Bürger von Frankreich. Faksimile des Bürgerbriefes der Französischen Republik. Mit einer Einführung von Gerhard Schmid. [Weimar 1983]). – Schillers Bitte, diese Schriftstücke Herzog Carl August mitzuteilen, folgte Goethe noch am selben Tag mit einem amtlichen Begleitschreiben (vgl. AS 2, 564). Auf Wunsch des Herzogs beschloss das Geheime Consilium in seiner Sitzung vom 9. März 1798, beide Schriftstücke der Bibliothekskommission zur Aufbewahrung in der Herzoglichen Bibliothek zu übergeben (vgl. NA 41 IIA, 449). Die Dokumente verblieben zunächst bei Christian Gottlob Voigt (vgl. RA 2, Nr 1274). Erst am 18. Mai wurden sie an Johann Christoph Ferdinand Spilcker übergeben (vgl. Nr A 20). Schiller selbst erhielt eine beglaubigte Abschrift seines Bürgerdiploms (vgl. zu 65,23–25). Die Originaldokumente wurden 1890 mit weiteren Handschriften der Bibliothek an das Goethe- und Schiller-Archiv abgegeben, wo sie im Schiller-Bestand überliefert sind (GSA 83/595). 61,8 aus dem Reiche der Toden] Beide Unterzeichner von Schillers Bürgerdiplom waren inzwischen verstorben: Der Innenminister Roland de la Platière hatte sich

MÄRZ 1798

129

1793 das Leben genommen; der Justizminister Danton war 1794 hingerichtet worden, wie zuvor bereits der französische König Ludwig XVI., dessen Siegel das Diplom beglaubigte. – Mit seiner aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis entlehnten Formulierung spielt Goethe wahrscheinlich auch auf die auf Lukian zurückgehende literarische Gattung der fiktiv-biographischen „Totengespräche“ an, die u.a. durch David Fassmanns historisch-politisches Journal „Gespräche in dem Reiche derer Todten“ (Leipzig 1718–1740) populär waren. Schiller griff Goethes Formulierung in seinem Brief an Christian Gottfried Körner vom 16. März auf (vgl. NA 29, 220). 61,11–13 Herr Campe scheint 〈…〉 krank zu liegen.] Der Pädagoge und Publizist Joachim Heinrich Campe zählte zu den frühen Anhängern der Französischen Revolution, die er u.a. in seiner Schrift „Briefe aus Paris zur Zeit der Revolution geschrieben“ (Braunschweig 1790) pries. 61,15 zu Ihnen] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 61,16–17 die Insecten wieder vorgenommen] Zu Goethes fortgesetzten entomologischen Studien vgl. zu 60,9–10. Goethe hatte sich am 1. März mit der Durchsicht seiner Raupen- und Schmetterlingspräparate beschäftigt (vgl. GT II 1, 235). 61,17 meine Mineralien geordnet] Vgl. die entsprechenden Tagebucheinträge Goethes vom 2., 3., 4. und 7. März (vgl. GT II 1, 235f.). 61,20 Meyer ruckt mit seinen Arbeiten vor] Zu den kunsthistorischen Abhandlungen Johann Heinrich Meyers gehörte vor allem der geplante „Propyläen“-Beitrag „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“, den Goethe während seines folgenden Aufenthalts in Jena ausführlich mit Schiller besprach (vgl. zu 79,14). 61,22 neusten Begebenheiten in Italien und in der Schweitz] Nach dem Einmarsch der französischen Truppen in Rom war am 15. Februar Papst Pius VI. abgesetzt und die Römische Republik ausgerufen worden. Auch aus der Schweiz wurde von heftigen militärischen Auseinandersetzungen berichtet, die Goethe und Meyer zunehmend besorgt beobachteten (vgl. 72,29–73,7). Sie führten in der Folge zur Gründung der Helvetischen Republik am 12. April. 61,23 unsern Rückzug] Aufgrund der politischen Entwicklungen hatte Goethe im Sommer 1797 auf seine geplante Reise nach Italien verzichtet. Stattdessen hatte er sich mit Johann Heinrich Meyer in der Schweiz getroffen, aus der er im November 1797 nach Weimar zurückgekehrt war. 61,24–25 was wir gesammelt fragmentarisch herauskommt] Zu Goethes Faszikeln seiner Schweizer Reise und dem Vorhaben ihrer Veröffentlichung vgl. zu 7,21. 61,27 Einleitung] Mit der geplanten Erarbeitung seiner allgemeinen Einleitung zu den „Propyläen“ begann Goethe erst während seines übernächsten Aufenthalts in Jena im Mai 1798 (vgl. zu 182,1). 61,28 Schema] Das Schema ist nicht überliefert. Zu den für die „Propyläen“ geplanten verschiedenen Schemata vgl. Goethes Brief an Cotta vom 27. und 28. Mai 1798 (Nr 99).

130

BRIEF 45

62,4–5 eine zweyte Ausgabe des Cellini] Die 1795 begonnene Beschäftigung Goethes mit der Autobiographie des florentinischen Bildhauers Benvenuto Cellini verdankte sich den gemeinsamen Kunststudien mit Johann Heinrich Meyer. Eine erste, auszugsweise Übersetzung hatte Goethe in Schillers Monatsschrift „Die Horen“ in zwölf Folgen in den zwischen April 1796 und Juni 1797 ausgelieferten Heften veröffentlicht (vgl. EGW 2, 120). Anlässlich der Vorbereitung seiner neuen Kunstzeitschrift „Propyläen“ plante Goethe eine vollständige und um Anhänge erweiterte Ausgabe, mit deren Ausarbeitung er im März 1798 begann (vgl. zu 63,7). Sowohl Schiller als auch Goethe kündigten das Werk dann gegenüber Cotta an, der das Vorhaben aber zunächst ablehnte (vgl. zu 126,30). Erst im September 1802 nahm Goethe seine Arbeit an der geplanten Ausgabe wieder auf (vgl. GT III 1, 96). Das Werk erschien im April 1803 im Verlag der Cotta’schen Buchhandlung unter dem Titel „Leben des Benvenuto Cellini, Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers, von ihm selbst geschrieben. Übersetzt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe“ (Tübingen 1803). 62,5–6 Meyers Arbeiten über die florentinische Kunstgeschichte] Während seines knapp einjährigen Studienaufenthalts in Florenz (1796/97) hatte Meyer eine umfangreiche Materialsammlung zur florentinischen Kunstgeschichte erarbeitet (vgl. GSA 64/90 und 64/91). Deren Inhalte stellte er Goethe im Oktober 1797 in Stäfa vor (vgl. GT II 1, 220f. sowie das in Goethes Reiseakten überlieferte Schema vom 15. Oktober 1797, GSA 25/W 2634, Bl. 28; vgl. WA I 34.2, 114f.). Die Ausarbeitung seiner Notizen erfolgte im März 1798. Im Mai empfahl Goethe sie Cotta als möglichen „Propyläen“-Beitrag (vgl. 126,28–29). In den „Propyläen“ veröffentlichte Meyer allerdings nur seinen Beitrag „Masaccio“ (Propyläen III 1, 3–32). Gründe für diese Zurückhaltung waren, dass Goethe das Material für seine Cellini-Ausgabe nutzen wollte und zeitgleich Johann Dominik Fiorillos „Geschichte der zeichnenden Künste“ (Göttingen 1798) erschien. Meyers Notizen fanden später Eingang in seine – postum veröffentlichte – „Geschichte der Kunst“ (vgl. Meyer, Geschichte der Kunst). 62,7 die Form einiger Briefe an Sie] Die „Einleitung“ erschien nicht in dieser geplanten Form. 62,9 ein Wort an uns] Ein entsprechender Beitrag Schillers erfolgte nicht. Goethes und Meyers Hoffnung, dass Schiller als der „dritte Mann“ (NA 29, 216) – so Schillers Antwort vom 6. März – zum Gelingen der neuen Kunstzeitschrift beitrage, wurde enttäuscht. Schillers Anteil an den „Propyläen“ blieb gering, erst für das letzte Stück der „Propyläen“ lieferte er die kurzen Beiträge „An den Herausgeber der Propyläen“ (Propyläen III 2, 146–163) sowie die Ankündigung „Dramatische Preisaufgabe“ (ebd., 169–171). 62,14 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

MÄRZ 1798

45. An Friedrich Schiller

131

Weimar, 7. März 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 76. – Doppelblatt 18,8(–19) × 28,1 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 137–140, Nr 437. WA IV 13 (1893), 86–88, Nr 3747. BEIL AG E

Brief Wilhelm von Humboldts an Schiller vom 20. Januar 1798 (vgl. zu 63,27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1174). – Schiller antwortete am 9. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1176). Postsendungen: 7. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 7. (korrigiert aus „5.“) März 1798 (Brief nach Jena; GR/ RB 1798, 1, Bl. 5v). 62,17 Ihre liebe Frau hat uns 〈…〉 auf allzukurze Zeit besucht] Während einer ihrer Kurzbesuche in Weimar war Charlotte Schiller am 6. März Goethes Einladung zum Frühstück im Haus am Frauenplan gefolgt, um hier die von Johann Heinrich Meyer aus Italien mitgebrachten Kunstwerke und eigenhändigen Kopien anzusehen (vgl. GT II 1, 235f.). Schiller hatte den Besuch seiner Frau zuvor angekündigt. 62,18 Meyers Arbeiten] Gemeint sind die von Johann Heinrich Meyer aus Italien mitgebrachten Kunstwerke. In seinem Antwortbrief betonte Schiller, seine Frau könne „noch nicht satt werden, Meiers schöne Werke zu preisen“ (NA 29, 216f.). Aufgrund seines angegriffenen Gesundheitszustandes konnte Schiller die Arbeiten erst am 1. Juni besichtigen (vgl. GT II 1, 247). 62,21–22 da sich Ihr Herr Schwager 〈…〉 einrichten kann] Der zuvor in württembergischen Diensten tätige Wilhelm von Wolzogen hatte im März 1797 seinen Dienst als Kammerherr und Kammerrat in Weimar angetreten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 2). Seit Sommer 1797 richtete sich die Familie in der ehemaligen Wohnung von Christian Gottlob Voigt ein, der nach Wielands Umzug nach Oßmannstedt dessen frei gewordene Wohnung Am Markt 18 bezogen hatte (vgl. NA 37 I, 46). Die Wohnung befand sich im so genannten Heydenreich’schen Haus vor dem Frauentor (heute Marienstraße 1). 62,22–23 Quartier für den Winter] Mit Unterstützung Wilhelm von Wolzogens hatte Schiller geplant, einen Teil des Winters 1797/98 in Weimar zu verbringen (vgl. NA 37 I, 46). Nachdem Schiller im November 1797 bereits ein entspre-

132

BRIEF 45

chendes Quartier angemietet hatte, musste er Anfang Dezember das Vorhaben aber aus gesundheitlichen wie logistischen Gründen wieder aufgeben (vgl. RA 2, Nr 1040). Im folgenden Winter 1798/99 konnte Schiller seinen Plan realisieren: Vom 4. Januar bis 7. Februar 1799 logierte er mit seiner Familie in einer zuvor von Nikolaus Thouret bewohnten Wohnung im Schloss (vgl. zu 270,20). 62,27 im Proscenio] Aus Rücksicht auf Schillers Gesundheitszustand hatte Goethe anlässlich von August Wilhelm Ifflands erstem Gastspiel 1796 im Parterre des Zuschauerraums im Weimarer Hoftheater eine kleine Proszeniumsloge einbauen lassen, in der Schiller ungestört vom Publikum die Aufführungen besuchen konnte (vgl. NA 28, 211). Mit dem Hinweis auf diese Loge hatte Goethe bereits im November 1797 Schiller zu einem Aufenthalt in Weimar eingeladen (vgl. Goethes Brief an Schiller vom 22. November 1797; WA IV 12, 357). Anlässlich des im Sommer 1798 erfolgten Umbaus des Zuschauerraums wurde die Loge beseitigt, wie Caroline Schlegel anlässlich der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ bemerkte: „Bey der Umwandlung des Hauses war Schillers Käfig weggefallen, so dass er sich auf dem offnen Balkon präsentiren muste, anfangs neben Göthe, dann neben der herzoglichen Loge“ (an Friedrich Schlegel, 14./15. Oktober 1798; KFSA III, 24, 178). 63,4 Zodiak] Lat. zodiacus: der in zwölf Zeichen unterteilte Tierkreis mit seinen Sternbildern, dessen Konstellationen das Schicksal des Menschen bestimmen. – Obgleich kein Anhänger des astrologischen Glaubens, deutet Goethe hier vermutlich seinen Ankauf des Gutes in Oberroßla an, den er Schiller im folgenden Brief vom 10. März nicht ohne Stolz verkünden wird (vgl. zu 65,1). 63,6 Sonabends] 10. März (vgl. Nr 47). 63,7 Cellini wieder vorgenommen] Zu Goethes geplanter vollständiger Übersetzung der Autobiographie des florentinischen Bildhauers Benvenuto Cellini vgl. zu 62,4–5. Goethe hatte die Arbeit am 5. März begonnen und setzte diese bis zum 25. März fort (vgl. GT II 1, 235–238). Die in diesen Tagen erarbeiteten Vorstudien sind im Faszikel „Collectanien zur neuen Bearbeitung des Cellini. 1798“ überliefert (GSA 25/W 3571; vgl. WA I 44, 410–422). 63,9 die kleinen Historischen Aufsätze] Der geplante Anhang erschien im zweiten Teilband der 1803 erfolgten Erstausgabe unter dem Titel „Anhang zur Lebensbeschreibung des Benvenuto Cellini, bezüglich auf Sitten, Kunst und Technik“ (S. 253–334). 63,12–13 Meyers Arbeit über die florentinische Kunstgeschichte] Vgl. zu 62,5–6. 63,16 in Ihrer Nähe] Goethe kam erst am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240). 63,19 Coburger Rescript] Das am 3. März 1798 an der Universität Jena eingegangene Schreiben beinhaltete die seit über zwei Jahren erwartete Zustimmung von Herzog Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld zur geplanten Ernen-

MÄRZ 1798

133

nung Schillers zum ordentlichen Honorarprofessor. Die drei weiteren Erhalterstaaten der Herzoglich Sächsischen Gesamtuniversität zu Jena hatten dem Verfahren bereits Ende 1795 bzw. Anfang 1796 zugestimmt (vgl. Volker Wahl: Coburger „Canzley Unfug“ oder späte Revanche? Antwortversuch zu einem ungelösten Rätsel der Schiller-Forschung. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 30 [1985], S. 189–222). 63,21 ein Duzend Rescripten] Neben der Zustimmung zu Schillers Ernennung waren sieben weitere Vorgänge verschleppt worden, darunter die zur Berufung des Juristen Gottlieb Hufeland sowie zur Beförderung Friedrich Immanuel Niethammers zum Extraordinarius an der theologischen Fakultät. 63,21 Solicitation] Lat. sollicitatio: Aufwiegelung, hier im Sinne von: ‚dringliche Bitte, Gesuch‘. 63,22 unser Herzog] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 63,23–24 Empfehlungsschreiben an den Herzog und die Herzogin] Herzog Carl August hatte sich in einem Schreiben vom 16. Februar 1798 direkt an Herzog Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld gewandt und darin an die rückständigen Resolutionen erinnert (abgedruckt in Volker Wahl: Coburger „Canzley Unfug“ oder späte Revanche? Antwortversuch zu einem ungelösten Rätsel der Schiller-Forschung. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 30 [1985], S. 208). Dessen Gemahlin Sophie Antoinette geb. von Braunschweig-Wolfenbüttel wird in diesem Schreiben nicht erwähnt. 63,27 Humboldts Brief] Gemeint ist Wilhelm von Humboldts Brief an Schiller vom 20. Januar 1798 (vgl. NA 37 I, 224–228). Schiller hatte diesen Brief am 27. Februar an Goethe geschickt, der ihn nun wieder an Schiller zurücksandte. 63,27–28 sein Urtheil über das französische Theater] In seinem Brief an Schiller hatte Humboldt zu den Kennzeichen der französischen Poesie ausgeführt: „Gerade, weil ihr das, wodurch sie sich als eigentliche Kunst legitimiren müßte, die Objectivität und Idealität, die reine Wirkung auf die Einbildungskraft, bis auf wenige Stellen ihrer genievollsten Dichter, fast ganz fehlt, und sie auf der andern Seite soviel von dem oratorischen und malerischen Schmuck besitzt, dessen Uebergewicht immer nur eine Afterkunst verräth, so zeigt sie mehr, als eine andre, gerade den ächten und hohen Kunststil, den sie nur so selten erreicht. Ich kann nicht anders, als mit Freude bemerken, dass wir Deutsche hierin auf einem unendlich besseren Wege sind, ob ich gleich auch unpartheiisch gestehen muß, daß ein gewisser Grad der Vollendung, zu dem man hier gekommen ist, uns gewiß noch lange, wenn nicht immer fehlen wird. Dieß bemerke ich z.B. auf eine so auffallende Weise an den Schauspielern der tragischen Bühne, denn mit denen der komischen halten die unsrigen in keiner Rücksicht eine Vergleichung aus. Die Tragödie wird bei uns offenbar natürlicher und wahrer, ja, was anfangs auffallend scheint, edler gespielt, als hier.“ (NA 37 I, 225.) Der Brief bildete eine Grundlage für Humboldts späteren

134

BRIEF 46

„Propyläen“-Beitrag „Ueber die gegenwärtige französische tragische Bühne. Aus Briefen“ (Propyläen III 1, 66–109).

46. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 9. März 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 159–160. – Doppelblatt 19,2(–19,5) × 22,7(–23) cm, 1 ½ S beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: Des / Herrn Major von Knebel / Hochwohlgebl / Ilmenau / f r a n c k.; Reste einer Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „168“, oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 0“; S. 1 und 2 Anstreichungen am linken Rand von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 166f., Nr 168. WA IV 13 (1893), 88–90, Nr 3748. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf einen Brief Christian Gottlob Voigts vom 9. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1177) und beantwortet einen Brief Knebels vom 6. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1173). – Knebel antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1220). Postsendungen: 9. März 1798 (H l M a j o r v o n K n e b e l. Dank vor das überschickte Elfenbein. Verschiedne Stadt neuigkeiten mitgetheilt.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 7. (korrigiert aus „5.“) März 1798 (Brief nach Ilmenau; GR/RB 1798, 1, Bl. 5v). 64,1 Boten] Verschiedene Boten wurden für den Weg zwischen Ilmenau und Weimar eingesetzt (vgl. zu 157,6–7), u.a. auch der Amtsbote Voigt (mehr nicht zu ermitteln). In Christiane Vulpius’ Ausgabenrechnung wird beispielsweise für Juni 1798 8 Groschen Botengeld vermerkt für den Boten „Holzmann v. den Herrn Major v. Knebel / desgl. den Hr. Treuter“ (GR/RB 1798, 2, Bl. 4). Zu den Boten Holzmann bzw. Treuter war nicht mehr zu ermitteln. 64,2 Elfenbein] Knebel schickte am 6. März 1798 „die gesammelten Helfenbeinstückchen, die freylich sehr enge zusammengeschnitten sind, weil sie von den Kammachern kommen, die auf den Gebrauch des Materials etwas sparsam sind“ (H: GSA 28/494, Bl. 9). Am 26. März diktierte Goethe im Zuge seiner Beschäfti-

MÄRZ 1798

135

gung mit diesen Stücken einen Aufsatz zu dem pathologischen Elfenbein (GT II 1, 238), wovon er 1822 eine spätere Fassung mit dem Titel „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“ veröffentlichte (vgl. LA I 9, 281–287; erläutert in: LA II 10A, 888–892). In den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1798 erwähnt er auch die von Knebel geschickten Stücke und dass er eine Sammlung an Zahl mehr denn zwanzig Stücke (WA I 35, 79f.) besessen habe. Diese Elefantenzähne schenkte er wenige Tage nach Verfassen des Aufsatzes und der 〈v〉öllige〈n〉 Einrichtung (GT II 1, 239) am 30. März Justus Christian Loder (vgl. zu 83,2–3). In Goethes naturhistorischer Sammlung haben sich folgende Stücke Elfenbein erhalten: „Drei krankhafte verwachsene Stücke und eine Spitze von einem Elephanten-Stoßzahn.“ (Schuchardt 3, 284, Nr 22.) 64,2–3 instructiv] In Zusammenhang mit Mineralien häufig verwendet, im Sinne von ‚mit einem bestimmten Erkenntnisinteresse korrespondierend‘, markant (vgl. GWb 5, 42). – An den Elefantenzähnen ließ sich zeigen, so Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1798, wie eine eiserne Kugel in’s Innere der Zahnmasse eindringen, wohl die organische Lebendigkeit stören aber nicht zerstören kann, indem diese sich hier auf eine eigne Weise wehrt und wieder herstellt (WA I 35, 80). 64,3–4 unbarmherzig zusammengeschnitten] Wahrscheinlich lag Knebels Bezugsquelle des Elfenbeins in Nürnberg, dem Zentrum des deutschen KammmacherHandwerks bis ins späte 18. Jahrhundert mit etwa 300 Kammmachern und einer fortgeschrittenen Arbeitsteilung unter den Meistern (vgl. Adalbert Ruschel: Der Handwerkerfriedhof Sankt Rochus zu Nürnberg. Norderstedt 2015, S. 179): „In Deutschland hat unstreitig Nürnberg die meisten Künstler und Arbeiter in Elfenbein 〈…〉. Diese Arbeit ist unter mehrere Meister so vertheilt, daß einer dem andern immer weiter vorarbeitet 〈…〉. Ein Hauptvortheil besteht hier aber auch darinn, daß man alle Abfälle bis auf die kleinsten Stückchen, selbst die Sägespähne, sehr gut benutzen kann. Der Kammmacher legt jedes Stück für Andere zurück, die es vortheilhafter zu benutzen wissen; diese suchen es dann bey ihm, und überlassen, was ihnen nicht vortheilhaft genug ist, wieder einer dritten Gattung von Arbeitern 〈…〉.“ (Gottfried Christian Bohns Waarenlager, oder Wörterbuch der Produktenund Waarenkunde. Des wohlerfahrnen Kaufmanns zweyte Abtheilung. Neu ausgearbeitet von G〈erhard〉 P〈hilipp〉 H〈einrich〉 Norrmann. 1. Bd. Hamburg 1805, S. 528.) 64,6 Von dem Erdpech] Zum Erdpech, einem brennbaren Mineral, das in der Nähe von Jena gefunden worden war, vgl. zu 122,11–12. – Knebel berichtete in seinem Bezugsbrief vom 6. März 1798, dass Johann Carl Wilhelm Voigt „auf die Entdeckung des krystallisirten Erdpechs von Lenz sehr eifersüchtig“ sei: „Er kann nicht ruhen, bis er auch davon erhalten hat.“ (H: GSA 28/494, Bl. 9.) 64,6–7 Wenn ich nach Jena gehe, will ich davon zu erhalten suchen.] Goethe hielt sich vom 20. März bis 6. April 1798 in Jena auf (vgl. GT II 1,

136

BRIEF 46

237–240). In dieser Zeit scheint er mit Johann Georg Lenz über Knebels Wunsch gesprochen zu haben (vgl. zu 26,28–29). Lenz, der in einer am 21. Februar im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ geschalteten Anzeige über die Entdeckung des kristallisierten Erdpechs berichtet und zugleich den Verkauf von Gesteinssammlungen an Liebhaber angeboten hatte (zum Abdruck der Anzeige vgl. zu 122,11–12), schickte auf Goethes Bitte einige Stücke nach Ilmenau an Voigt. 64,8 Wegen G r ü b e l s Gedichten will ich an Herrn Merkel schreiben] Knebel hatte in seinem Bezugsbrief gefragt, ob er wegen der Subskription von Konrad Grübels 1798 veröffentlichten Gedichten in Nürnberger Mundart nach Nürnberg schreiben solle. Ein Brief Goethes an den Nürnberger Kaufmann Paul Wolfgang Merkel (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 4) in dieser Angelegenheit ist nicht überliefert (vgl. EB 30). 64,10 dem guten W i t s c h e l ] Goethe bezieht sich hier auf Knebels Bericht vom 6. März 1798 über eine in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ erschienene Rezension über Johann Heinrich Wilhelm Witschels Schauspiel „Hermolaus“ (Nürnberg 1796). Witschels Stück wird darin äußerst scharf kritisiert und dem Dichter attestiert, dass „in dessen Brust schwerlich ein Funke von dem Feuer des Prometheus glühen dürfte“ (Rezension unter der Rubrik „Schöne Künste“ in: ALZ 1798, Nr 45, Sp. 357–359, hier Sp. 357). – Witschel war mit Knebel persönlich bekannt, und auch Goethe war dem Theologen und Dichter am 9. November 1797 während seines Aufenthalts in Nürnberg „im Abendclubb“ (H: GSA 28/494, Bl. 9) vorgestellt worden, wohin ihn Paul Wolfgang Merkel mitgenommen hatte (vgl. BuG 4, 382). Knebel beschrieb ihn im Bezugsbrief als einen, „der das Diplom als Dichter, wie wenige nur, aus den Händen der Natur erhalten hat“ (H: GSA 28/494, Bl. 9–10). In seinem Antwortbrief geht Knebel auf die für ihn zu harsch ausfallende Rezension noch einmal ein. 64,11–12 Wir hatten ein Bändchen seiner Gedichte auf der Reise mit uns] Wahrscheinlich auf der Rückreise von der dritten Schweizer Reise nach Goethes und Johann Heinrich Meyers Aufenthalt in Nürnberg vom 6. bis 15. November 1797. Ein Exemplar von Johann Heinrich Wilhelm Witschels „Dichtungen“, erschienen in der Stiebner’schen Buchhandlung 1798 in Nürnberg, ist in Goethes Bibliothek nachweisbar (vgl. Ruppert, Nr 1209). 64,16 Deine Geldsachen] Knebel bezog seine Pension aus verschiedenen Kassen des Herzogtums (vgl. zu 18,14–15). Christian Gottlob Voigt riet Goethe in seinem Brief vom 9. März, wie er die Gelder, auf die Knebel Anspruch hatte, nach Ilmenau transferieren könne: „Der Kammerkassierer sagt, daß das Rentamt itzt wegen der Forstkasse eher Verlag brauche als Abrechnung pflegen könne. Er erbietet sich, vor Übermachung der Gelder für Herrn v. K. zu sorgen, falls eben nicht Assignationsfähigkeit vorhanden wäre. Mithin sollte ich glauben, Euer Hochwohlgeboren gäben ihm den Auftrag, quartaliter so viel hinzuschicken, ohne besonders Bo-

MÄRZ 1798

137

tenlohn zu veranlassen, sondern durch die Rentamtsspedition, und Ihnen die Quittung zuzurechnen.“ (Goethe-Voigt2 2, 50; vgl. RA 2, Nr 1177.) 64,17 Auszahlung durch Herzog] Rentkommissarius Johann Adolf Herzog, der das Geld nach Ilmenau transferierte. 64,18 Resolution erwarte] Nicht ermittelt. 64,19 den Cellini wieder vorgenommen] Vgl. zu 63,7. 64,23 Unser alter Oppel] Der Landschaftskassendirektor Johann Siegmund von Oppel war überraschend am 25. Februar 1798, „nach einigen Stunden Kranckseyn“ verstorben, wie Charlotte von Stein ihrem Sohn Friedrich am 26. Februar berichtete (Brief vom 15. Januar–26. Februar 1798; GSA 122/102). „Vergangenen Sonntag, den 25. Febr. erlitte unser Staat abermals einen beträchtlichen Verlust, und das Land und hiesige Stadt verlohr einen in allem Betracht äußerst schätzbaren Einwohner. An diesem Tage früh halb 10 Uhr verschied nach einem nur 36 Stunden angedauerten Krankenlager, Sr. Excellenz, Herr Johann Siegmund von Oppel, auf Wellersbalde, Sr. Herzogl. Durchl. zu S. Weimar und Eisenach wirklichen Geheimen Rath und Weimarischer Landschafts-Casse-Director, im 68sten Jahre seines Lebens und nach 46 Jahre hindurch dem Hochfürstl. Hause geleisteten treuen und ersprieslichen Diensten.“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 18. Sonnabend, den 3ten März 1798, S. 69.) 64,23–24 Fräul Seebach die ältere heyrathet Carl von Stein] Amalie von Seebach und der älteste Sohn Charlotte von Steins, Carl von Stein, heirateten am 21. Mai 1798 in Weimar. – Sie wurden im Rahmen einer dreifachen Hochzeit „von Sr. Hochwürdl. Magnificenz dem Herrn Ober-Consistorial Vicepräsident und Oberhofprediger, Herder, bey einer sehr glänzenden Versammlung im Hause copulirt“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 41. Mittwoch, den 23ten May 1798, S. 164). Carl von Stein teilte die Nachricht seinem Bruder Friedrich am 6. März 1798 nach Schlesien mit: „3 Hochzeiten auf einmal, und Papas, Mamas, Onkels Tanten – alles in alarm. Vorgestern nachmittag hab ich um sie angehalten und gestern früh wußten es alle Leute und freueten sich so darüber, daß ich mich mit dem alten Weimar ausgesöhnt habe.“ (Briefe an Fritz von Stein, 60.) 64,24 die jüngere einen Herrn von Ahlefeld] Charlotte Elisabeth Sophie Luise Wilhelmine von Seebach, die Schwester Amalie von Seebachs, heiratete, ebenfalls am 21. Mai 1798, den schleswigschen Gutsherren Johann Rudolph von Ahlefeld. Am gleichen Tag fand auch die Hochzeit des jüngsten Bruders, Ludwig Ernst Rudolph Gustav von Seebach, mit Caroline Christiane Auguste von Beulwitz statt (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 41. Mittwoch, den 23ten May 1798, S. 163). 64,26–27 in der übrigen Welt 〈…〉 will es noch nicht lustiger aussehen] Anspielung auf die politischen Umwälzungen in Italien: Am 10. Februar 1798 wurde Rom unter dem Befehl von Louis-Alexandre Berthier von französischen Truppen besetzt. Die Ermordung des französischen Generals und Militärattachés

138

BRIEF 47

Léonard Mathurin Duphot am 27. Dezember 1797 durch päpstliche Soldaten gab für Napoleon Bonaparte den Anlass zum Angriff auf den vatikanischen Kirchenstaat: Papst Pius VI. wurde gefangen genommen, am 15. Februar 1798 die ‚Römische Republik‘ ausgerufen. 64,28 die deinige] Luise Rudorf, seit 9. Februar Knebels Frau. 64,28 Herrn Bergrath Voigt] Johann Carl Wilhelm Voigt in Ilmenau, der Bruder von Goethes Amtskollegen Christian Gottlob Voigt.

47. An Friedrich Schiller Weimar, 10. März 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 79–80. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 28 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl. / J e n a. / f r a n k.; Verschlussoblate; Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 143–146, Nr 439. WA IV 13 (1893), 90f., Nr 3749. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1176). – Schiller antwortete am 13. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1180). Postsendungen: 10. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 10. März 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5v); 10. März 1798 (vgl. GT II 1, 236). 65,1 das zehente Haus meines Horoscops] Die astrologische Einteilung des Himmelsglobus in zwölf konzentrische Kreise weist jedem Planeten ein Haus zu, in dem er regiert und dessen Stand das Horoskop bestimmt. Das für Goethes Horoskop wichtige zehnte Haus steht für die überpersönliche gesellschaftliche Stellung, zu welcher der Erwerb des Lehn- und Freigutes zu Oberroßla gehörte (zu Goethes astrologischem Verständnis vgl. Carl Heinrich Müller: Goethes Horoskop. In: JbFDH 1905, S. 117–143 und Goethe-Handbuch2 1 (1961), Sp. 413–419). Eine astrologische Konstellation ist auch Gegenstand von Goethes Gespräch mit Schiller über das Buchstabenorakel im „Wallenstein“ (vgl. Nr 230). 65,2 Hufen] Altes Landmaß, hier im Sinne von ‚Landbesitz, Anwesen‘ (vgl. GWb 4, 1413). Die Grundstücksfläche des erworbenen Guts in Oberroßla umfasste etwa 54 Hektar (vgl. Rudolf Hessler: Goethe, die Landwirtschaft und das Landwirtschaftsrecht. In: Jahrbuch des Agrarrechts 10 [2011], S. 11–32, hier S. 22).

MÄRZ 1798

139

65,3–4 das Oberroßlaer Freygut endlich doch noch erstanden] Gemeint ist der am 8. März erfolgte Erwerb des Lehn- und Freigutes zu Oberroßla, zwischen Apolda und Oßmannstedt, etwa 15 km nordöstlich von Weimar an der Ilm gelegen. Mit dem Kauf und der folgenden Klärung der juristischen Übergabe kamen die langjährigen Bemühungen Goethes um den Besitz eines Landgutes zum Abschluss. Der Wunsch nach einem solchen Gut reichte Jahre zurück, wie aus einem Brief Goethes an Christian Gottlob Voigt vom 10. September 1792 hervorgeht (vgl. GB 9 I, 105,18–26). 65,4–5 die bisherigen Pächter] Das so genannte Hofmann-Crahmerische Sohn- und Tochterlehngut zu Oberroßla lag in den Händen von vier Besitzparteien mit insgesamt sechs beteiligten Personen. Seitens der Familie Hofmann zählten hierzu Johann Caspar Hofmann (gest. im Juli 1797), der zugleich langjähriger Pächter des Gutes war, sowie nach dem Tod seiner Schwester, Maria Magdalena Schlütter geb. Hofmann, deren drei Söhne Christian Heinrich, Johann Christoph und Johann Heinrich Adolf Schlütter (gest. im Juli 1796). Die drei Brüder hatten gemeinsam ein Viertel des Gutes geerbt. Die beiden verbleibenden Anteile entfielen auf die beiden Schwestern Eva Maria Slevoigt und Dorothea Elisabetha Lehne, beide gebürtige Crahmer. 65,5 Hofrath Gruner] Der Jenaer Medizinprofessor Christian Gottfried Gruner hatte ebenfalls mitgeboten, wobei er durch seine hohen Gebote den Kaufpreis steigerte, am Ende aber aus dem 21 Monate dauernden Bietungsverfahren ausstieg. Auch der Mitbesitzer Johann Caspar Hofmann hatte sich bis zu seinem Tod im Juli 1797 an dem Verfahren beteiligt. 65,6 Acquisition] Lat. acquisitio: Erwerbung. 65,8 Sibyllinischen Büchern] Sammlung von Orakelsprüchen in griechischen Hexametern (‚libri Sibyllini‘). Der römischen Sage zufolge bot die Seherin Sibylle von Cumae dem römischen König Tarquinius Superbus neun prophetische Bücher zum Kauf an, für die sie eine hohe Summe forderte. Als dieser ablehnte, verbrannte sie drei Bücher und bot die verbliebenen sechs Bücher zum selben Preis an. Als der König auch dieses Angebot ausschlug, verbrannte sie drei weitere Bücher und bot die restlichen drei zum unveränderten Preis an, worauf Tarquinius schließlich einging. Die Bücher galten als heilig und wurden in kritischen Situationen befragt. 65,12–13 werde es morgen zum erstenmal in Augenschein nehmen] Goethe fuhr am Morgen des 11. März gemeinsam mit Christian Gottlob Voigt, Johann Heinrich Meyer und Osann nach Oberroßla (vgl. GT II 1, 236). 65,14 acht Tage] Goethe beschäftigte sich in der Woche vom 12. bis 19. März fast täglich mit den Gutsangelegenheiten (vgl. GT II 1, 236f.; Nr 59–62). 65,14 Wenn Sie uns besuchen könnten] Schiller kam nicht nach Weimar. Goethe reiste am 20. März nach Jena, wo er bis zum 6. April blieb (vgl. GT II 1, 237–240).

140

BRIEF 48

65,16 Oper] Am 15. März fand am Weimarer Hoftheater die Aufführung von Domenico Cimarosas Oper „Die vereitelten Ränke“ („Le trame deluse“; Libretto: Giuseppe Palomba) statt (vgl. Theater/Musik Weimar). 65,16–17 ein neues Kotzebuisches Stück] Am 17. März fand am Weimarer Hoftheater die Erstaufführung von August von Kotzebues Schauspiel „Die Corsen“ statt (vgl. Theater/Musik Weimar). 65,18–19 neben Freund Meyern in dem grünen Stübchen behelfen] Als Hausgenosse lebte Johann Heinrich Meyer von 1792 bis zu seiner Heirat 1803 in Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Seine Wohnräume befanden sich in der Mansarde des Vorderhauses. Das daneben gelegene grüne Stübchen wurde als Gästezimmer genutzt. Möglicherweise war dieser Raum grün ausgemalt oder mit einer der in dieser Zeit beliebten grünen Papiertapete ausgestattet. 65,21 englischen Trauerspiel] Schiller hatte im Bezugsbrief auf eine Neuveröffentlichung von Horace Walpoles Drama „The Mysterious Mother“ (London 1796; EA als Privatdruck 1768) hingewiesen und angekündigt, das Werk erwerben zu wollen. Dieses war kurz zuvor im Intelligenzblatt der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ lobend besprochen worden: „Verdient irgend ein fremdes Stück durch die Kunst eines Meisters eine Verpflanzung in unsere Sprache und auf unsere Bühne; so ist es dies.“ (IB der ALZ 1798. Nr 33 vom 24. Februar, Sp. 289–298, hier Sp. 296.) Das auf die englische Schauerromantik vorausweisende Stück Walpoles behandelt die inzestuöse Beziehung einer Mutter zu ihrem Sohn. Das im März 1800 wieder aufgenommene Vorhaben Goethes und Schillers, das Stück gemeinsam zu bearbeiten, unterblieb (vgl. GT II 1, 350; WA I 35, 86). 65,22 gut wenn wir es erhalten könnten] Das Werk ist in Goethes Bibliothek in einer 1791 in Dublin gedruckten Ausgabe überliefert (vgl. Ruppert, Nr 1536). Goethe erwarb sie vermutlich erst im folgenden Jahr 1799 (vgl. GSA 34/XIV,3,6, Bl. 2). 65,23–25 Von Ihren Bürgerdiplom 〈…〉 ausfertigen lassen.] Zu Schillers Ehren-Diplom als Bürger der französischen Republik vgl. zu 61,8. Schiller hatte im Bezugsbrief zugestimmt, die originalen Schriftstücke der Bibliothek zu übergeben, zugleich aber um eine beglaubigte Abschrift gebeten, „wenn etwa einmal eins meiner Kinder sich in Frankreich niederlassen und dieses Bürgerrecht reclamieren wollte“ (NA 29, 217). Diese Abschrift wurde Anfang Mai im Auftrag von Christian Gottlob Voigt angefertigt (vgl. RA 2, Nr 1274) und Schiller mit einem Begleitschreiben vermutlich am 21. Mai durch Goethe persönlich in Jena übergeben (vgl. Nr A 19). Der Verbleib dieser Abschrift ist nicht ermittelt (vgl. GSA 83/595). – Vidimirt von franz. vidimer: beglaubigen. 65,25–26 des Herzogs Gelüst nach diesem Document] Die Übergabe der Dokumente an die Bibliothek erfolgte auf Anweisung von Herzog Carl August, der hier eine umfangreiche Sammlung zur Französischen Revolution anlegte. 65,26 reponirt] Von lat. reponere: zurücklegen, aufbewahren.

MÄRZ 1798

141

65,26–27 die Nachricht, in vielen Sprachen] Nicht ermittelt. 65,29 kommen Sie ja!] Unter dem Eindruck der Schilderungen seiner Frau Charlotte hatte Schiller am 9. März angekündigt, „einen Flug nach Weimar vornehmen“ zu wollen (NA 29, 217). Schillers Besuch erfolgte jedoch erst am 1. Juni (vgl. Goethes Tagebucheintrag vom selben Tag: Kam Hl. Hofr. Schiller die Meyerschen Sachen zu sehen und fuhr wieder weg.; GT II 1, 247). 65,30 Meyerischen Arbeiten] Gemeint sind die von Johann Heinrich Meyer von seiner Italienreise (1795–97) mitgebrachten Kunstwerke und eigenhändigen Kopien. 66,1 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

48. An Friedrich Schiller

Weimar, 14. März 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 83. – Doppelblatt 18,8 × 28 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 148–150, Nr 441. WA IV 13 (1893), 91f., Nr 3750. BEIL AG EN

2 Druckschriften (vgl. zu 66,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 13. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1180). – Schiller antwortete am 14. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1181). Postsendungen: 14. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430). 66,4–5 herüber kommen] Schillers geplanter Besuch in Weimar fand erst am 1. Juni 1798 statt (vgl. zu 65,29). 66,6–7 meine kleine Acquisition] Gemeint ist Goethes Erwerb des Lehn- und Freigutes in Oberroßla (vgl. zu 65,3–4). 66,9 einen ganz leidlichen Kauf] Der Kaufpreis betrug 13 125 Reichstaler. Goethe hatte das Gut am 11. März erstmals besichtigt (vgl. GT II 1, 236). Es wurde bei der Übergabe vereinbart, dass nicht die volle Kaufsumme sofort zu entrichten war: 8000 Reichstaler (jeweils 4000 Reichstaler als Anteil der Hofmanns und der Crahmer’schen Schwestern Eva Maria Slevoigt und Dorothea Elisabetha Lehne) sollten als Hypothek auf dem Gut stehen bleiben und wurden entsprechend vom Käufer verzinst. Für die übrigen 5125 Reichstaler nahm Goethe Darlehen

142

BRIEF 49

auf, was er – wie allgemein üblich – nicht bei Banken, sondern bei Privatpersonen tat. 66,10 Gruner] Christian Gottfried Gruner, Professor für Medizin und Botanik in Jena, hatte sich ebenfalls am Versteigerungsverfahren des Oberroßlaer Gutes beteiligt (vgl. zu 65,5). 66,14 sehen welcher] Schreibversehen: ‚in‘ fehlt. 66,15 einige französische Blätter] Die Beilage enthielt zwei gedruckte Beiträge aus dem „Magasin encylopédique ou Journal des Sciences, des Lettres et des Arts“ (3ième Année, T. V, Paris 1797): Johann Gottfried Schweighäusers Rezension von Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ („Hermann und Dorothea, Poëme de M. Goethe. Imprimé à Berlin, chez Vieweg, sous forme d’Almanac, pour l’année 1798“, ebd., S. 216–228; GSA 25/W 3806, Bl. 9–15) sowie Jean Joseph Mouniers anonym veröffentlichten Aufsatz über die Kantische Philosophie („Lettre sur la Philosophie de Kant“, ebd., S. 409–415). Beide Texte sandte Schiller noch am selben Abend mit einer kurzen Einschätzung an Goethe zurück. Wahrscheinlich hatte Goethe sie über Carl August Böttiger erhalten, der als Beiträger des „Magasin encyclopédique“ mit dessen Herausgeber Aubin Louis Millin in Verbindung stand (vgl. zu 72,21). 66,21 sie] Gemeint sind die französischen Truppen. Zum besseren Verständnis wurde im Erstdruck der Zusatz „(die Franzosen)“ beigefügt, in den folgenden Auflagen wurde „sie“ durch „die Franzosen“ ersetzt. 66,21 Basel besetzen] Die zu dieser Zeit von einer Nationalversammlung regierte Stadt Basel wurde zunächst nicht von den französischen Truppen besetzt. Erst im Oktober 1798 wurde sie dem Oberbefehl eines französischen Platzkommandanten unterstellt. 66,23 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 66,25 Sturm von Bocksberg] „Der Sturm von Boxberg. Ein pfälzisches National-Schauspiel in drei Aufzügen“ (Mannheim 1778). Das Stück des Mannheimer Kammerrats Jakob Maier war am 28. April 1795 am Weimarer Hoftheater in einer Bearbeitung von Christian August Vulpius ohne großen Erfolg aufgeführt worden (vgl. WA I 35, 50). In seinem Brief vom 13. März hatte Schiller allerdings nicht von diesem Werk gesprochen, sondern von der Lektüre eines weiteren Stücks Jakob Maiers berichtet: dem Ritterstück „Fust von Stromberg. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Mit den Sitten Gebräuchen und Rechten seines Jahrhunderts. Auf der Nationalschaubühne in Mannheim zum erstenmal aufgeführt den 5. Nov. 1782“ (Mannheim 1782). Das Stück spielt zur Zeit der Kreuzzüge und beinhaltet eine Fülle an historischen Details, die der Autor in einer dem Schauspiel beigefügten Sammlung „Anmerkungen zum Fust von Stromberg“ erläuterte.

MÄRZ 1798

49. An Christian Gottlob Voigt

143

Weimar, 15. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 9, 16. – Doppelblatt 18,8 × 27,9 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; unter dem Brieftext Antwort Voigts (vgl. zu 68,8–9); S. 4 Adresse: Des / Herrn Geheimde Rath / Voigt / Hochwohlgebl; Reste einer Verschlussoblate; S. 4 in umgekehrter Schreibrichtung Rückadresse von Voigts Hand, Tinte: „An / des Herrn Geheimraths / von Goethe / HochwohlgebL“; darunter rotes Gemmensiegel: nicht identifizierbar, wahrscheinlich aus dem Besitz Voigts. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut in grauer Pappe, 22,5 × 34,9 cm, Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: „Separat Fascikel / verschiedener / die Acquisition / des Ober Roßlaer Freyguths / betreffenden Papiere. / 1797. / 1798.“; darüber mit blauem Buntstift von späterer Hd: „O.Ross. II“; teilweise von Schreiberhd mit Tinte rechts oben nummeriert, 107 Bl., enthält insgesamt 58 Schriftstücke. E: WA IV 13 (1893), 93, Nr 3751 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigts undatierte Antwort wahrscheinlich vom gleichen Tag befindet sich auf demselben Blatt unter Goethes Brief (vgl. RA 2, Nr 1184; im Folgenden abgedruckt, vgl. zu 68,8–9). 68,1 Anwünschung] Formeller Stil, von Goethe nur in Briefen an Amtskollegen oder Geschäftspartner gebraucht (vgl. GWb 1, 753). 68,3 Bey einer freywilligen Subhastation] Die bisherigen Besitzer des Gutes hatten sich 1796 entschieden, das Oberroßlaer Lehn- und Freigut „sub hasta“ (lat.: bei einer öffentlichen Versteigerung; vgl. GWb 4, 729) zu versteigern und dem Meistbietenden zuzuschlagen. Das Prozedere einer freiwilligen Versteigerung war verhältnismäßig offen angelegt und bot den Verkäufern Spielräume für individuelle Bestimmungen, beispielsweise hinsichtlich der Anzahl der Versteigerungstermine. Entsprechend hatte das Bietverfahren im Falle des Oberroßlaer Gutes insgesamt 21 Monate gedauert. 68,3–4 hat ein Interessent das Recht in das letzte Gebot einzutreten] ‚Interessent‘ hier im Sinne eines Teilhabers, Anteilseigners (vgl. GWb 5, 58) oder Mitbesitzers am Oberroßlaer Lehn- und Freigut. Insgesamt gab es nach dem Tod der mit einem Viertel des Gutes belehnten Maria Magdalena Schlütter, welches an ihre drei Söhne fiel, sechs Interessenten (vgl. zu 65,4–5). Bei einer freiwilligen Subhastation stand es den Verkäufern frei, das Gut noch beim letzten Lizitationstermin (Ablauf der Gebotsfrist) entweder selbst zum Gebotspreis zu erstehen oder es zurückzubehalten, wenn ihnen das höchste Gebot nicht ausreichend erschien.

144

BRIEF 50

Goethe befürchtete nun, dass sich die bisherigen Besitzer trotz abgelaufener Frist doch noch bis zum Tag der Übergabe auf das Recht berufen könnten, erneut zu bieten und damit das Versteigerungsverfahren wieder für fremde Kaufinteressenten zu öffnen. – Dieser Punkt wird in einem Aufsatz an die Fürstliche Baukommission erneut aufgegriffen (vgl. 70,15–20). 68,5–6 letzten Licitationstermin] Der letzte Tag, an dem noch ein mündliches oder schriftliches Gebot zur Ersteigerung des Oberroßlaer Lehn- und Freigutes bei der Fürstlichen Kommission abgegeben werden konnte (lat. licitatio: Versteigerung; vgl. GWb 1, 267), war der 7. März 1798 gewesen. Dieser Termin war am 20. Januar 1798 in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ unter der Rubrik „Subhastationes“ bekannt gemacht worden: „Nachdem auf das zeither subhastirte Hofmann Cramerische Lehn- und Freyguth zu Oberroßla 13 125 Rthlr. in Laubthalern zu 1 Rthlr. 14 gr. geboten, solches auch mit diesem Licito unter dem heutigen Dato angeschlagen worden; Als wird solches zu dem Ende hiermit öffentlich bekannt gemacht, damit diejenigen, so mehreres hierauf zu licitiren gesonnen sind, sich binnen sechs Wochen hierzu melden können. Sign. Weimar, den 17. Januar 1798. F. S. zur Sache gnädigst verordnete Commission. F. H. G. Osan. Commiss.“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 6. Sonnabend, den 20sten Januar 1798, S. 21; ebenso abgedruckt in: Jenaische Wöchentliche Anzeigen, Nr 7. Mittwochs, den 24ten Januar 1798, S. 25f.; Gnädigst privilegirtes Leipziger Intelligenz-Blatt, in Frag- und Anzeigen, für Stadt- und Land-Wirthe, zum Besten des Nahrungsstandes, Nr 4. Sonnabends den 27. Januar 1798, S. 27; Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger, Nr 22. Freytags, den 26ten Januar 1798, S. 234.) Da bis zum Ablauf der Frist kein weiteres Gebot eingegangen war, bekam Goethe bzw. dessen Beauftragter Georg Christoph Steffany für das Gut am 8. März 1798 als Meistbietender den Zuschlag. 68,6–7 Adjudicationstermin] Fälligkeitstag nach einer Versteigerung, an dem der Zuschlag erfolgt (lat. adiudicatio: richterlicher Zuspruch durch Urteil; vgl. GWb 1, 267). Der Adjudikationstermin für das Oberroßlaer Gut wurde auf den 22. Juni 1798 festgesetzt. 68,7–8 Eine Geschichte die Herr Regierungs Rath Osan neulich erzählte] Goethe zog hinsichtlich der Gutsangelegenheit neben Georg Christoph Steffany, Christian Gottlob Voigt und Johann Heinrich Meyer vor allem den Regierungsund Oberkonsistorialrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann zurate, der auch der zuständigen Fürstlichen Kommission vorstand (vgl. zu 68,16). Mit den drei Letztgenannten hatte Goethe wenige Tage zuvor, am 11. März 1798, erstmalig das Gut in Oberroßla in Augenschein genommen und nach der Rückkehr zu Mittag gegessen (vgl. GT II 1, 236). Vermutlich erzählte Osann bei dieser Gelegenheit jene (nicht zu ermittelnde) Geschichte, die Goethe zu seiner Nachfrage veranlasste. Goethes Zweifel resultierten nicht zuletzt aus der langen und wechselvollen Erwerbsgeschichte des Oberroßlaer Gutes.

MÄRZ 1798

145

68,8–9 Zweifel, den ich um so mehr gelößt wünschen muß] Voigts Antwort auf Goethes Nachfrage lautete: „Ich glaube allerdings, daß die Ausübung der Selbstbehaltung des Guts bey der freywilligen Subh. bis zum Adjudicationstermin dauert. Daher möchte es rathsam seyn, daß HL. R. R. Osan die Intressenten darüber so bald vernähme, indem er Ihnen die Erstehung bekant macht. V“ (H: GSA 30/39, Bl. 9). – Es kam zu keinem erneuten Gebot durch die bisherigen Besitzer. 68,10 neuen Verpachtung auf Johanni] Goethe hatte sich bereits frühzeitig gegen eine Verlängerung des Pachtvertrages mit der Hofmann’schen Familie entschieden – nicht zuletzt, da diese ein weiteres Gut mit Ländereien in Oberroßla (die teilweise an jene des Freigutes angrenzten) besaß und im Verdacht stand, ihr eigenes Gut durch das Lehn- und Freigut mit zu unterhalten. Mit der Suche nach einem geeigneten Pächter für das Gut beauftragte Goethe erneut Georg Christoph Steffany. Die Verhandlungen über Pachthöhe und Eigentumsverhältnisse der Pachtanwärter begannen in den darauffolgenden Tagen. So holte Steffany etwa am 19. März Erkundigungen über potentielle Interessenten bei den Pächtern Friedrich Tischner aus Köttendorf und Johann Andreas Weidner aus Niederroßla ein (vgl. GSA 30/39, Bl. 31, 33). Der Pachtvertrag wurde schließlich nach längeren Verhandlungen am 26. Juni 1798, kurz nach der offiziellen Übergabe am 22. und 23. Juni, mit Johann Friedrich Fischer geschlossen. – Zu ‚Johanni‘ (24. Juni) begann das Rechnungsjahr der Kammer (vgl. auch zu 119,29). 68,10 von andern Einrichtungen] Dies ist möglicherweise als Hinweis auf die sich bereits andeutenden Schwierigkeiten mit der bisherigen Pächterin Johanne Marie Hofmann im Hinblick auf die Gutsübergabe zu verstehen (vgl. die Beilage zu Nr 51). 68,11 geriren] Lat. se gerere: auftreten als, in der Funktion von (vgl. GWb 3, 1518). – Nur in der offiziellen Funktion als Gutsbesitzer war es möglich, dringliche Fragen wie die der Neuverpachtung mit der entsprechenden Autorität voranzutreiben.

50. An Georg Christoph Steffany

〈Weimar〉, 16. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 20, 25. – Doppelblatt 17,5 × 20,4 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 93f., Nr 3752 (Eduard von der Hellen).

146

BRIEF 50

BEIL AG E

Aufsatz (vgl. zu 68,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Steffanys Brief vom 12. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1179). – Steffany antwortete am 16. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1190). Zur Person Georg Christoph Steffanys (um 1749–1807) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 11 II, Nr A 53. – Steffany trat 1777 als Fürstlich Sächsischer Bauschreiber in die Dienste des Weimarer Herzogtums. Über seine Herkunft und Ausbildung ist nichts bekannt. Für 1779 ist seine Eheschließung mit Johanna Maria Elisabetha Meyer belegt, mit der er sechs Kinder hatte. Die Frau starb bereits 1794. 1789 stieg Steffany zum Bauverwalter auf und blieb in dieser Stellung bis zu seiner Beförderung zum Bauinspektor 1799. Für Goethe übernahm er in seiner Funktion als Bauverwalter neben amtlichen Aufträgen die Ersteigerung des Gutes Oberroßla. In die folgenden Verhandlungen brachte sich Steffany als Bevollmächtigter Goethes ein (vgl. Nr 102 sowie die von Goethe ausgestellte Vollmacht für Rühlmann und Steffany bei der Gutsübergabe; LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 273), kümmerte sich um die amtlichen Vorgänge wie im vorliegenden Brief, bemühte sich durch gezielte Anfragen, die Suche nach einem geeigneten Pächter zu befördern und war bei der Übergabe des Gutes am 22./23. Juni 1798 anwesend, in deren Organisation er durch Goethe stark einbezogen wurde und für deren reibungslosen Ablauf er verantwortlich war. Zum feierlichen Abschluss der Übergabe des Gutes war es Steffany, der ein Stück Erde und einen Zweig entgegennahm, die als symbolische Stellvertreter für die Übergabe aller zum Gut gehörigen Gärten, Wiesen und Felder standen. Goethe brachte ihm bei all den amtlichen Angelegenheiten großes Vertrauen entgegen. Als Anerkennung seiner Verdienste erhielt Steffany von Goethe im September 1798 ein Geschenk (H: GSA 30/50, Bl. 4) in Höhe von 50 Reichstalern wegen seiner Bemühungen (ebd.). 1802 setzte sich Goethe mit einem Brief an Carl Friedrich Zelter für Steffanys Sohn Carl August Christian ein, der als Zimmergeselle eine Arbeitsmöglichkeit in Berlin suchte. In diesem Brief vom 1. April 1802 bezeichnete er Steffany als einen unserer tüchtigen Geschäftsmänner, der subalternen Klasse (WA IV 16, 63). Über die amtlichen Kontakte hinaus verband sie kein engeres persönliches Verhältnis. – Insgesamt sind elf Briefe Goethes an Georg Christoph Steffany in die WA aufgenommen worden, die vorwiegend amtlichen Charakters sind. Eine Vielzahl anderer amtlicher Schreiben ließe sich in den Aktenfaszikeln des LATh – HStA Weimar auffinden. Ähnliches gilt für die Briefe Steffanys an Goethe, von denen 27 aus einem Zeitraum zwischen 24. Juni 1797 und 21. Juni 1803 in der RA erfasst sind.

MÄRZ 1798

147

68,14–15 wie Sie sich befinden] Steffany litt seit 14 Tagen an einer Unpässlichkeit und konnte die Geschäfte nur von zu Hause aus leiten. – An seinem Zustand hatte sich noch nichts gebessert, als er seinen Antwortbrief an Goethe schrieb. 68,15 einen Aufsatz] Hier im Sinne eines schriftlich niedergelegten Dokuments mit offiziellem, geschäftlichem Charakter (vgl. GWb 1, 1003), das Instruktionen für Steffany bezüglich des Oberroßlaer Gutskaufes enthielt. Der Aufsatz ist in verschiedenen Fassungen erhalten (vgl. Überlieferung zu Nr 52): als Konzept mit egh. Korrekturen in Goethes Akten (vgl. GSA 30/44, Bl. 45) mit egh. Vermerk An den Bauverw. Steffany abgegeben. dl. 16 Merz 1798 (ebd.), als Reinschrift von Schreiberhd, die an die Fürstliche Baukommission gelangte (vgl. zu 69,1, dort abgedruckt: 70,10–71,23) sowie als Abschrift, die sich inhaltlich nicht von der Reinschrift unterscheidet (vgl. GSA 30/39, Bl. 30f.). Wahrscheinlich erhielt Steffany das Konzept, da Goethe im Brief darauf hinweist, dass er eine Ausfertigung nach Sichtung des Textes anfertigen lassen würde. 68,16 Fürstl Commission] Da es sich bei dem Oberroßlaer Gut um ein dem Landesherrn unterstelltes Lehngut handelte, war die Fürstliche Kommission für den formalen Versteigerungsvorgang zuständig. Nachdem die Besitzer des Gutes im April 1796 um eine freiwillige Versteigerung nachgesucht hatten, beauftragte Herzog Carl August den Regierungs- und Oberkonsistorialrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann mit der Leitung des so genannten Subhastations- und Adjudikationsverfahrens (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4312, Bl. 1). Die Kommission begleitete nachfolgend das gesamte Versteigerungsverfahren und den anschließenden Aushandlungsprozess zu den Konditionen der Gutsübergabe. Sie stellte somit eine vermittelnde Instanz zwischen den verschiedenen Parteien – den Verkäufern, der bisherigen Pächterfamilie und dem Käufer – dar. 68,16–17 Haben Sie nichts dabey zu erinnern] Steffany hatte in seinem Antwortbrief vom 16. März „vorjezt weiter nichts zu erinnern“ (H: GSA 30/39, Bl. 21). Er reichte Goethes Aufsatz jedoch an den Vorsitzenden der Fürstlichen Kommission Friedrich Heinrich Gotthelf Osann weiter, der diesen noch am selben Tag nebst einem Brief mit Hinweisen und Erläuterungen zum weiteren Vorgehen an Goethe zurücksandte (vgl. RA 2, Nr 1188). In diesem privaten Schreiben, das Osann nicht in offizieller Funktion als Kommissionsvorsitzender verfasste, erklärte er bereits seine Absicht, eine Verordnung an die Pächterin und Mitbesitzerin des Gutes, Johanne Marie Hofmann, zu erlassen sowie Goethes Vorschläge und Forderungen den anderen Mitbesitzern zur Kenntnis zu bringen. 68,18–19 am Schlusse den Auftrag noch 〈…〉 erweitern werde] Im neunten Punkt des Aufsatzes wird bei eventuell eintretenden „Hinderungen und Weiterungen“ (H: GSA 30/44, Bl. 45) darauf hingewiesen, dass Goethe Steffany entsprechend instruieren würde. Auf einem undatierten Blatt sind von Schreiberhd weitere Aufgaben für Steffany aufgelistet, u.a. auch der Auftrag, Kopien der Flurkarten und

148

BRIEFE 51/52

eine genaue Beschreibung der Güte der Felder anfertigen zu lassen (vgl. ebd., Bl. 48–49; vgl. zu 82,5–6). 68,20 Fischer von Oberweimar hat auch geboten] Neben der bisherigen Pächterin Johanne Marie Hofmann, die am 12. März das Angebot unterbreitete, auf drei Jahre jährlich 375 Taler Pacht zu zahlen (vgl. GSA 30/44, Bl. 41), war auch Johann Friedrich Fischer, bisher Pächter des kleinen Prieserischen Gutes in Oberweimar, an einer Pacht des Gutes in Oberroßla interessiert. Unter ein Schreiben Fischers vom 12. März, in dem er seine Eigentumsverhältnisse darlegt, notierte Goethe egh.: Mündlich bot die Frau 400 rh / G / Am 14 ten März bot der Mann 450 rh / G (ebd., Bl. 40). Fischer und seine Ehefrau Johanna Christiana Maria standen mit Christiane Vulpius sowie ihrer Halbschwester Ernestine in Kontakt. Christiane Vulpius setzte sich in der Folgezeit für die Fischers als Pächter ein, die schließlich auch den Zuschlag erhielten.

51. An Georg Christoph Steffany

〈Weimar〉, 16. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 29, 32. – Doppelblatt 17,4 × 21 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 94, Nr 3753 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Aufsatz in Abschrifft (vgl. zu 69,1). 2) Pachtcontract (vgl. zu 69,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Steffanys Brief vom 16. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1190). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt, die nächsten Absprachen erfolgten wohl mündlich (vgl. zu 69,5). 69,1 Aufsatz in Abschrifft] Vgl. die unter Nr 52 abgedruckte Beilage, 70,10– 71,23). 69,2 kurzen Schreibens] Vgl. Steffanys Brief im Auftrag Goethes an die Fürstliche Kommission vom 16. März (Nr 52). Das Schreiben ist in der Kommissionsakte vor dem Aufsatz in Abschrifft (vgl. die vorangegangene Erläuterung) eingeordnet (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 181). 69,2 Fürstl Commission] Vgl. zu 68,16.

MÄRZ 1798

149

69,3 Pachtcontract] Der Pachtvertrag zwischen den Besitzerinnen des Oberroßlaer Gutes, Eva Maria Slevoigt, Dorothea Elisabetha Crahmer, Maria Magdalena Schlütter und dem Mitbesitzer sowie Pächter desselben Johann Caspar Hofmann war am 23. April 1783 geschlossen worden. Die Ausfertigung des Schriftstückes mit der Inventarliste von 1783 ist in Goethes Akten zum Oberroßlaer Freigut überliefert (vgl. GSA 30/45, Bl. 25–32). Dieser mehrere Jahre nach Pachtbeginn verfasste Vertrag, der nur ein unvollständiges Inventarium enthielt, sollte eine Lösung der Konflikte zwischen den damaligen Mitbesitzern und dem Pächter Hofmann herbeiführen. Enthalten sind u.a. die Erklärung des Ehepaares Slevoigt mit Einwänden gegen den Pachtvertrag und das Inventarium, wodurch Goethe sowohl Einblick in die Unstimmigkeiten zwischen den Parteien als auch in die Unzulänglichkeiten des Pachtvertrages erhielt. Durch die Ungenauigkeit des Contracts waren die Eigentumsverhältnisse vieler Einrichtungsgegenstände und landwirtschaftlicher Gerätschaften nicht dokumentiert. 69,3 Copie] Eine beglaubigte Abschrift des Pachtvertrages befindet sich in den „Acta privata das Freyguth zu Ober Roßla betrL. 1798“ (vgl. GSA 30/44, Bl. 29–36). 69,4 Ihr Uebel] Noch am 19. März konnte Steffany aus Krankheitsgründen das Haus nicht verlassen. 69,5 besuche ich Sie] Goethe besprach am 19. März Belange des Gutskaufs mit Steffany (vgl. GT II 1, 237).

52. Georg Christoph Steffany an Friedrich Heinrich Gotthelf Osann Weimar, 16. März 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 181, 184. – Doppelblatt 20,6(–21,2) × 34,1 cm, 2 S. beschr., egh. (Steffany), Tinte; S. 4 Adresse: Dem Wohlgebohrnen und Hochgelahrten / Herrn, Herrn Friedrich Heinrich Gotth. / Osann, Herzogl. Sächsl. Weimarischen / hochbestallten Regierungs- und OberCon/sistorial-Rath, als zur Sache gnädigst / verordneten Commissario / meinem insonders zu ehrenden Herrn / Weimar.; Reste eines roten Siegels; Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen des Siegels; S. 1 oben Eingangsvermerk: „eingeg. d. 26 März 1798“. – In einem gebundenen Konvolut mit der Aufschrift: „Vol: III / Acta Commissionis / ulterius continuata / die Subhastation und Adjudication des LehnGuths zu Ober.Roßla. betrL: / Weimar. 1797. 98“. Ungedruckt. 2) Beilage: LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 182–183. – Doppelblatt 20,9(–21,5) × 34,1 cm, 2 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist),

150

BRIEF 52

Tinte; S. 1 oben mittig über rechter Spalte von anderer Hand, Tinte: „A“. – In einem gebundenen Konvolut (vgl. Überlieferung zu H). K: GSA Weimar, Sign.: 30/44, Bl. 45, 66. – Doppelblatt 21 × 35,1 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr., Ergänzungen in der linken Spalte, Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII); S. 1 unten links egh.: An den Bauverw. Steffany / abgegeben dl. 16 Merz / 1798. / G. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (112 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta privata / das Freyguth zu Ober Roßla / betrL: / 1798.“; darüber mit blauem Buntstift von späterer Hd: „O.-Ross.VI.“ E: Doebber, Ober-Roßla, 199f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 132f., Nr 3753B. BEIL AG E

Original-Beylage (vgl. zu 69,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe beauftragte Steffany mit dem Brief am 16. März 1798 (vgl. Nr 51). – Die Fürstliche Kommission antwortete Steffany am 17. März 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 187). 69,14 Das Hofmann- und Crahmerische Freiguth zu Ober-Roßla] Unter diesem Namen firmierte das Gut, bevor es in Goethes Besitz überging (vgl. zu den Besitzverhältnissen zu 65,4–5). 69,15 vor kurzem] Steffany hatte am 8. März 1798 als Beauftragter Goethes den Zuschlag für das Gut erhalten (zum Verfahren vgl. zu 68,5–6). 69,17 von Hochdenenselben fernerweit instruirt] Den Auftrag erhielt Steffany in Goethes Brief vom 16. März 1798 (vgl. 69,1–2). 70,1 Hoher Resolution] Das auf den 17. März datierte Antwortschreiben der Fürstlichen Kommission an Steffany erhielt dieser am 19. März (vgl. Ausgangsvermerk auf LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4313, Bl. 187). Darin wurde ihm mitgeteilt, dass Briefe an die Interessenten, und im Besonderen an Johanne Marie Hofmann, wie unter Punkt 3 und 4 der Beilage erbeten, abgegangen seien (vgl. ebd.). 70,14 Adjudicationstermin] Vgl. zu 68,6–7. 70,15 sämmtliche Interessenten] Zu den vier Besitzparteien vgl. zu 65,4–5. 70,16 Johannis] 24. Juni 1798. Die Übergabe fand schließlich an den Tagen zuvor, am 22. und 23. Juni 1798, statt (vgl. zu 68,10). 70,17 ihr Recht] Vgl. zu 68,3–4. – Die Fürstliche Kommission reagierte auf Goethes Forderungen am 17. März 1798 mit einer Kommissarischen Verordnung an alle Teilhaber des Oberroßlaer Gutes. In dieser wurden Goethes Vorschläge und Forderungen vorgebracht sowie seine Instruktionen in Abschrift beigefügt. Wegen des Verzichtes auf das Recht, das Gut noch zum Adjudikationstermin selbst zu erste-

MÄRZ 1798

151

hen, wurde eine Erklärung der Interessenten binnen 14 Tagen gefordert. Ein Stillschweigen bis zum Fristablauf kam einer Zustimmung zu den genannten Vorschlägen gleich (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 188–190). 70,19 renunciren] Von lat. renuntiare: verzichten (vgl. GWb 7, 424). 70,19–20 neuen Verpachtung] Die Dringlichkeit des unter 3. formulierten Punktes unterstreichen die zu diesem Zeitpunkt bereits vorliegenden Pachtangebote von Johanne Marie Hofmann, der bisherigen Pächterin des Oberroßlaer Gutes, und von Johann Friedrich Fischer, der letztlich den Zuschlag erhielt. 70,22 Wittwe Hofmannin] Johanne Marie Hofmann war seit Juli 1797 verwitwet. Ihr Ehemann Johann Caspar Hofmann war Mitbesitzer und zugleich Pächter des Oberroßlaer Gutes. Sein Erbteil ging auf die gemeinsamen Kinder, Wilhelm Christian, Ernst August, Johanna Ernestina Rosina, bzw. auf den Vormund der beiden noch unmündigen Kinder über. Die Witwe führte die Gutspacht bis Johanni 1798 fort. Johann Caspar Hofmann hatte bereits im Januar 1797 gebeten, das Gut auf 15 Jahre für 348 Taler jährlich zu pachten (vgl. GSA 30/39, Bl. 2) und zugleich versucht, das Gut selbst zu ersteigern. Nach seinem Tod setzte seine Frau die Kaufbestrebungen fort und richtete im August 1797 ein Gesuch an Goethe. Sie bat ihn, sich aus dem Versteigerungsverfahren zurückzuziehen und damit ihr und ihren Kindern das Gut zu überlassen (vgl. GSA 30/39, Bl. 12–13). Goethe schrieb am 10. August 1797 an Christian Gottlob Voigt, dass er darauf nicht eingehen werde (vgl. WA IV 12, 222f.). 70,23–24 Brennerey] Eine zum Gut gehörige Branntweinbrennerei, die der künftige Pächter weiter betreiben sollte. Die dazu benötigten Utensilien wurden nicht im Pachtvertrag aufgeführt, so dass die Pächterfamilie diese als ihr Eigentum deklarieren konnte. 70,27 Verfügung] Von der Fürstlichen Kommission wurde u.a. verfügt, dass die Interessenten, insbesondere Johanne Marie Hofmann, „keine Veränderung an und in den erstandenen Guths-Gebäuden vorzunehmen“ (H: LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 189) hätten. „Dagegen wird denselben aufgegeben wegen dieser Ansprüche, binnen 4. Wochen ein gütliches Abkommen unter sich zu treffen und wie solches geschehen, anher anzuzeigen“ (ebd.). In einem weiteren, ausschließlich an die Pächterin Johanne Marie Hofmann adressierten Erlass, wurde diese nochmals gesondert aufgefordert, „die Pachtbedingungen genau zu erfüllen und überhaupt weder selbst noch durch andere zum Nachtheil der Guths-Wirthschaft etwas zu unternehmen, oder unternehmen zu laßen“ (H: GSA 30/44, Bl. 56; vgl. auch LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 186). 71,1 allenfalsigen] Eine vorwiegend in Briefen gebrauchte Form für ‚etwaig, eventuell‘ (vgl. GWb 1, 360). 71,3 beym Abgange] Offensichtlich war Goethes Entscheidung gegen eine erneute Verpachtung an die Familie Hofmann bereits gefallen, wie es seine missbilligenden Ausführungen unter den Punkten 4, 5 und 6 nahelegen. Der Kommissionsvorsit-

152

BRIEF 53

zende Osann favorisierte hingegen die Fortsetzung der Pacht durch Johanne Marie Hofmann, da ihr diese „wohl zu gönnen wär und 〈…〉 auch ohne Remis Gefahr zu besorgen“ sey (H: GSA 30/44, Bl. 47). 71,4–5 die nöthigen Vorkehrungen zu erbitten] Die Kommission verfügte diesbezüglich gegenüber der Pächterin Hofmann, „daß bey dem Abgange aus dem Pachte alles an Stroh, Dünger, geschlagenen Holze und dergL. auf dem Guthe zurückgelaßen werde, so wie überhaupt, daß Vorkehrungen getroffen werden möchten, welche den Herrn Käufer hierunter vollkommen sicher stellten.“ (H: GSA 30/44, Bl. 54v–55r.) 71,7–8 auf Treue und Glauben, inne gehabt] Diese Äußerung wird durch den Pachtbrief vom 23. April 1783 (vgl. zu 69,3) gestützt, in dem es fast 15 Jahre vor Goethes Gutserwerbung hieß, es seien über die Gutspacht von Herrn Johann Caspar Hofmann „allerley Irrungen erwachsen, welche um so mehr zu grosen Weiterungen hätten ausschlagen können, als lezterer gedachtes Guth nun schon seit langen Jahren ohne Pachtbrief, auf blose mündliche Verabredung mit denen zum Theil verstorbenen Mittheilhabern, in Pacht gehabt;“ (H: GSA 30/45, Bl. 25). 71,8–9 als unzulänglich getadeltes Inventarium] Das „Inventarium / des Lehn Guths zu Ober-Roßla, wie solches dessen ieziger Pachter, Herr Johann Caspar Hofmann daselbst, bey seinem Abzug zu gewähren hat“ vom April 1783 (H: GSA 30/45, Bl. 30–31) verzeichnet den Bestand „An Viehe“, „An Schiff und Geschier“, womit das für die Bewirtschaftung des Gutes notwendige mobile Zubehör gemeint ist, sowie den Bestand „An Saamen Getreyde“ (ebd., Bl. 30). Unter einem letzten Punkt sind Anweisungen bezüglich des Feldbaus vermerkt (vgl. ebd., Bl. 30–31). Die Angaben waren jedoch unvollständig und ungenau. Goethes Kritik wird durch ein Schreiben der Mitbesitzerin Eva Maria Slevoigt und ihres Mannes, des Pfarrers Christlieb Slevoigt, gestützt. Sie wiesen bereits am 18. Mai 1783 darauf hin, dass in ein „ordentlich Inventarium Land“ üblicherweise die Anzahl der verschiedenen Bäume in den Gärten und an den Wiesen sowie die Auflistung der Felder und Gärten gehörten (vgl. GSA 30/44, Bl. 34). Aufgrund des unvollständigen Inventariums, das als maßgebliche Grundlage der Gutsübergabe diente, entstand Unstimmigkeit hinsichtlich der Besitzverhältnisse einiger Gegenstände. Zudem war es damit schwer nachvollziehbar, ob die vormaligen Pächter ihren Verpflichtungen hinsichtlich einer einträglichen Bewirtschaftung der Ländereien nachgekommen waren und in welchem Zustand sie diese sowie das Gut selbst zu hinterlassen hatten. 71,9–10 der bisher bestandene Pachtcontract] Vgl. die erste und zweite Erläuterung zu 69,3. 71,11–12 besondere eigne Güther in der Fluhr] Die Hofmann’sche Familie hatte nicht nur das Oberroßlaer Lehn- und Freigut gepachtet, sondern besaß und bewirtschaftete noch einen zweiten Hof, der dem Freigut direkt gegenüberlag. Die dazugehörigen Ländereien grenzten teilweise direkt an die Besitzungen des Freigutes

MÄRZ 1798

153

(vgl. GSA 30/44, Bl. 19–24, Bl. 27–28). Aus diesen zwei in unmittelbarer Nähe befindlichen Gutswirtschaften der Hofmanns erwuchsen zahlreiche Probleme im Hinblick auf die Übergabe des Freigutes an Goethe. Der Kommissionsvorsitzende Osann gab diesbezüglich Folgendes zu bedenken: „Die damalige doppelte Wirthschaft wird, wie wohl anzunehmen ist, hauptsachL. von dem Guthe unterhalten, das hingegen was auf dem Eigenthum des Pachters wächst, – gutgeacht.“ (H: GSA 30/44, Bl. 47.) Der Verdacht lag nahe, dass die Familie nicht gründlich zwischen den verschiedenen Besitz- und Wirtschaftsverhältnissen unterschied (vgl. auch Doebber, Ober-Roßla, 202). Um seinerseits Nachteile zu vermeiden, forderte Goethe eine genaue Einsicht in die Hofmanische Wirthschafft 〈…〉, denn ohne Kenntniß beyder Güther läßt sich eine S e p a r a t i o n nicht denken (H: GSA 30/39, Bl. 84; vgl. auch Doebber, Ober-Roßla, 206).

53. An Johannes Daniel Falk

Weimar, 16. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Sign.: NW 2228/1996. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 27,9 cm, 1 S. beschr. Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 108. – 1 Bl. 20,1 × 33,2 cm, 4⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 94f., Nr 3754 (Eduard von der Hellen; nach K). BEIL AG E

Lustspiel (vgl. zu 71,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Falks Brief, der vor dem 16. März 1798 verfasst worden war (vgl. RA 2, Nr 1185). – Falk antwortete nach dem 16. März (vgl. RA 2, Nr 1191). Johannes Daniel Falk (1768–1826) wurde als zweites von sieben Kindern des Perückenmachers Johann Daniel Falk und seiner Frau Constantia geb. Chaillou in Danzig geboren. Entgegen dem Wunsch des Vaters trat er nicht in den elterlichen Handwerksbetrieb ein, sondern absolvierte das Akademische Gymnasium in Danzig. 1791 erhielt er durch ein Stipendium des Danziger Stadtrats die Möglichkeit, an der Universität Halle Theologie zu studieren, wandte sich aber bald der Philologie und Altertumswissenschaft zu. Als Falk im Juli 1792 erstmals nach Thürin-

154

BRIEF 53

gen reiste, suchte er vor allem die persönliche Bekanntschaft mit den berühmten Dichtern in Jena und Weimar: Es kam zu Begegnungen mit Friedrich Schiller in Jena, mit Goethe in Weimar. Weitere Reisen nach Thüringen in den Jahren 1794 und 1796 führten außerdem zu einer ersten Bekanntschaft mit Herder und Wieland, zu denen sich nach Falks Übersiedlung nach Weimar 1797 enge Freundschaften entwickelten. Ab 1794 trat Falk mit eigenen literarischen Texten an die Öffentlichkeit. Durch Beiträge u.a. in dem von Johann Heinrich Voß herausgegebenen „Musen-Almanach“ oder in Wielands „Neuem Teutschen Merkur“ machte er sich als satirischer Dichter einen Namen. Wielands positive Rezensionen im „Neuen Teutschen Merkur“ trugen dazu bei, dass sich sein Ruf als Satiriker festigte. 1797 beendete Falk sein Studium in Halle und zog im Herbst desselben Jahres mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Caroline, geb. Rosenfeld, nach Weimar. Schreibend verdiente er sich nun den Lebensunterhalt. In den Jahren 1797 bis 1803 gab er sieben Bände des „Taschenbuchs für Freunde des Scherzes und der Satire“ heraus, in denen er seine politische und literarische Gegenwart satirisch verarbeitete. – Über seine Begegnung mit Goethe 1794 berichtete Falk seinem Bruder David Wilhelm in einem Brief vom 8. Februar 1795: „Ein mehr angebohrner als angenommener Ernst, erweckt in jedem der mit ihm spricht ein gewisses Gefühl von Hochachtung ich möchte beynahe sagen von Ehrfurcht; das aber keinesweges zurückstossend ist Ich hätte ihn ehr für einen biederherzigen Amtman als für den großen Schriftsteller gehalten, auf den unser Vaterland nicht ohne Ursache stolz seyn darf. – Er empfing mich freundschaftlich und wir sprachen über eine Stunde miteinander.“ (H: GSA 15/I,2 A4; vgl. auch Demandt, Falk, 146.) In seiner ersten Weimarer Zeit verhielt sich Falk gegenüber Goethe und Schiller noch ehrerbietig, da er auf die Protektion der beiden für seinen weiteren Aufstieg als Schriftsteller angewiesen zu sein glaubte (vgl. Demandt, Falk, 295). Je mehr sich Falk Wieland und Herder freundschaftlich anschloss, um so loser wurde die Verbindung zu Goethe und Schiller. Ausdruck dieser Distanz war u.a. Falks Stück „Der Jahrmarkt zu Plundersweilern. Parodie des Göthischen“, die im fünften Band des „Taschenbuchs für Freunde des Scherzes und der Satire auf das Jahr 1801“ erschien (Weimar 1800, S. 307–398). Zu einer freundschaftlichen Annäherung mit Goethe kam es seit 1803 bis etwa 1813. In dieser Zeit war Falk des Öfteren bei Goethe zu Gast und tauschte sich mit ihm über gemeinsame Interessensgebiete wie Literatur, Theater, aber auch naturwissenschaftliche Themen wie Mineralogie oder Goethes Farbenlehre aus. Goethe forderte ihn zu Rezensionen für die „Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung“ auf. Gleichwohl gab es auch Differenzen zwischen den beiden. 1804 kam es durch die Aufführung von Falks Lustspiel „Die Prinzessin mit dem Schweinerüssel“ zu einem Eklat zwischen Falk und den Schauspielern des Weimarer Hoftheaters, was zum Verbot der Aufführung des Stücks durch Goethe und beinahe zu einem Landesverweis Falks führte. Nach Falks verdienstvollen Bemühungen während der französischen Besatzungszeit, die ihm den Titel eines Legationsrates einbrachten, wur-

MÄRZ 1798

155

den seine Besuche bei Goethe wieder häufiger. 1807 stand Goethe Pate bei seiner Tochter Eugenie. Seit Mai 1813 setzte sich Falk, der in diesem Jahr vier seiner sieben Kinder verlor, zunehmend für in den Kriegswirren verwaiste oder obdachlos gewordene Kinder ein und gründete die „Gesellschaft der Freunde in der Not“. Im Falk’schen Institut kümmerte er sich um Mädchen und Jungen aller Altersgruppen und vermittelte ihnen Ausbildungsberufe bzw. die Möglichkeit einer Schulbildung. Goethe stand dem sozialpädagogischen Einsatz Falks mit Hochachtung gegenüber. Als Falk 1826 starb, versicherte er dem Falk-Biographen Heinrich Döring auf dessen Anfrage, dass er bereit sei, einem so vorzüglichen Manne ein würdiges Denkmal (WA IV 41, 272) zu setzen. Tatsächlich verhielt es sich schließlich umgekehrt, indem nach Goethes Tod 1832 Falks Gesprächssammlung „Göthe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt. Ein nachgelassenes Werk“ veröffentlicht wurde. Es handelte sich hier um die erste Zusammenstellung von Gesprächen über Goethe mit anderen Zeitgenossen. – Insgesamt sind zwölf Briefe Goethes an Falk aus dem Zeitraum von 1798 bis 1814 überliefert. Von Falks Briefen an Goethe sind 18 Briefe aus den Jahren 1798 bis 1824 bekannt. Der vorliegende Brief ist der erste Brief der Korrespondenz zwischen Goethe und Falk. Er zeigt noch ungleiche Briefpartner, deutet aber bei aller Distanz auch Wohlwollen von Goethes Seite an. 71,25 Das Lustspiel] Falk hatte Goethe einen „unvollkommenen Versuch“ in der dramatischen Gattung gesandt und ihn um sein Urteil gebeten, das ihm mehr wert sei „als ein halbes Dutzend gelehrte Recensionen“ (H: GSA 28/20, Bl. 99; vgl. auch WA IV 13, 387). Es dürfte sich um jenes Stück handeln, von dessen Entstehung Falks Frau Caroline an ihre Mutter Elisabeth Rosenfeld am 30. November 1797 nach ihrer Ankunft in Weimar im Herbst 1797 berichtete: „Wir leben recht vergnügt zusammen, Falk arbeitet jetzt an ein Lustspiel was er vielleicht nach Weinachten hier aufführen läst, sagen Sie dies aber keinen, ich will nur wünschen, daß es ihm geräth, er arbeitet sehr fleißig daran 〈…〉.“ (H: GSA 15/1,1 B,3; vgl. auch Katrin Horn: Caroline Falk – die ersten Weimarer Jahre in den Briefen an ihre Mutter Elisabeth Theodore Rosenfeld. In: Falk-Jahrbuch 2004/2005. Vorträge, Forschungsergebnisse, Falk-Abende. 2., korrigierte Auflage, S. 37–51, hier S. 46.) – In der Sekundärliteratur wurde der Titel des Stückes wiederholt mit „Othas“ bezeichnet (erstmals Siegmar Schultze: Falk und Goethe. Ihre Beziehungen zu einander nach neuen handschriftlichen Quellen. Halle a. S. 1900, S. 28; auch in RA 2, Nr 1185). Diese Annahme wird aber durch keine Quelle gestützt. Über den Titel, den Inhalt oder den Verbleib des Stückes ist Näheres nicht bekannt. In späterer Zeit veröffentlichte Falk einige Lustspiele, so z.B. „Das Gedicht, oder die junge Schweizerinn. Ein Lustspiel in zwey Aufzügen“ (Wien 1800). In einigen Stücken verarbeitete er antike Stoffe, wie etwa in „Prometheus“ (1803) oder in „Amphitryon“ (1804). 71,28 artige] Im Sinne von ‚Gefallen erregend‘ (GWb 1, 840).

156

BRIEF 54

72,1–2 dem Ganzen fehlt es aber an einer fortschreitenden Handlung] Falk hatte in seinem Brief betont, dass er es von Goethes Urteil abhängig machen würde, ob das Stück „auf das hiesige, oder vielmehr auf irgend ein Theater kommen soll“ (H: GSA 28/20, Bl. 99). Auf Goethes hier vorgebrachte Kritik antwortete er, dass er das Stück „nie anders als einen ersten Wurf betrachtet“ (ebd.) habe. 72,4 Lassen Sie es bey diesen meinem einzelnen Urtheil nicht bewenden.] In seinem Antwortbrief versprach Falk, Goethes Rat zu befolgen und „diesen Versuch Mehreren zur Beurtheilung vorzulegen“ (H: GSA 28/309, Bl. 10). Wem er das Stück zeigte und wie die Reaktion ausfiel, ist nicht bekannt. Vgl. dazu die folgende Erläuterung. 72,5 Sie stehen mit mehrern Personen in Verhältniß] Goethe wird hier vor allem Christoph Martin Wieland im Blick gehabt haben, der in Weimar als Falks größter Förderer galt. Wielands positive Rezensionen von Falks Werken im „Neuen Teutschen Merkur“ hatten maßgeblich zu dessen Bekanntheit beigetragen. Falk legte ihm häufig seine Werke vor ihrer Veröffentlichung zur Beurteilung vor. Da Wieland und seine Frau während der Osterfeiertage des Jahres 1798 bei Falk vom 7. bis 11. April Quartier bezogen, ist es möglich, dass ihm Falk das Stück zu diesem Zeitpunkt vorstellte. Näheres ist dazu nicht bekannt. Als weitere potentielle Kritiker kommen Johann Gottfried Herder sowie Carl August Böttiger in Betracht, mit denen und deren Familien das Ehepaar Falk freundschaftlich verkehrte. Seit ihrer Ankunft im Herbst 1797 hatte das Ehepaar Falk schnell Anschluss an literarische Kreise Weimars gefunden. – Auf wen Goethe hier eventuell noch anspielt, ist nicht bekannt. Intensiven geistigen Austausch über seine Texte führte Falk darüber hinaus mit seinem Studienfreund, dem späteren Dorpater Altphilologen Karl Morgenstern. Auch Ludwig Gleim war für Falk in dieser Angelegenheit ein entscheidender Gesprächspartner und zugleich wichtiger Mäzen. Es findet sich kein Hinweis über eine Aufführung des Stücks.

54. An Friedrich Schiller

Weimar, 17. März 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 86. – Doppelblatt 18,9(–19,1) × 22,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 153–155, Nr 444. WA IV 13 (1893), 95–97, Nr 3755.

MÄRZ 1798

157

BEIL AG EN

Briefe (vgl. zu 72,17). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Briefe vom 14. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1181) und 16. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1189). – Eine Antwort Schillers unterblieb, da Goethe am 20. März 1798 nach Jena reiste (vgl. zu 72,11–12). Postsendungen: 17. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430); 17. März 1798 (Briefe nach Jena; GR/RB 1798, 1, Bl. 5v). 72,11–12 wieder zusammen befinden] Goethe reiste am 20. März nach Jena, wo er sich bis zum 6. April aufhielt (vgl. GT II 1, 237–240). 72,12–13 die Geschäffte 〈…〉 sind im Gange] Zu diesen gehörten der Ankauf des Gutes in Oberroßla, die geplante Bebauung der Straße am Erfurter Tor, die durch den Stollenbruch im Ilmenauer Bergwerk erforderlich gewordenen Baumaßnahmen, Bibliotheksangelegenheiten sowie die Regelung der Pensionszahlungen an Carl Ludwig von Knebel. 72,15 die Jenaische absolute Stille und Ihre Nähe] Neben den täglichen Arbeitsgesprächen mit Schiller suchte Goethe in Jena vor allem die Tages-Einsamkeit des Jenaischen Schlosses (an Schiller, 9. Dezember 1797; WA IV 12, 374). Wie er gegenüber Schiller ausführte, gehörte es zu seinen Grunderfahrungen, dass er nur in einer absoluten Einsamkeit arbeiten könne, während die häusliche Gegenwart geliebter und geschätzter Personen seine poetische Quellen gänzlich ableitet (ebd., 374f.; vgl. zu 80,27). 72,17 ein paar wunderliche Briefe] Nicht ermittelt. 72,21 französischen Aufsatz über Herrman] Johann Gottfried Schweighäusers in französischer Sprache verfasste Rezension von Goethes Epos war unter dem Titel „Hermann und Dorothea, Poëme de M. Goethe. Imprimé à Berlin, chez Vieweg, sous forme d’Almanac, pour l’année 1798“ im „Magasin encylopédique ou Journal des Sciences, des Lettres et des Arts“ (3ième Année, T. V, Paris 1797, S. 216–228) erschienen. Wahrscheinlich hatte Goethe die Rezension über Carl August Böttiger erhalten, der als Beiträger des „Magasin encyclopédique“ mit dessen Herausgeber Aubin Louis Millin in Verbindung stand. Millin hatte Böttiger am 20. Februar 1798 den Text übersandt und darum gebeten, diesen an Goethe weiterzuleiten (vgl. Geneviève Espagne und Bénédicte Savoy [Hrsg.]: Aubin-Louis Millin et l’Allemagne. Le Magasin encyclopédique – Les lettres à Karl August Böttiger. Hildesheim 2005, S. 333f. und 335). Zum Dank widmete Goethe Millin ein Exemplar von „Herrmann und Dorothea“, das Böttiger nach Paris schickte: „Die mit Ihrer eigenen Handschrift geschmückte Dorothea wandert jetzt schon zu den Bürger Millin, den sie zuverlässig sehr glücklich machen wird.“ (Brief Böttigers an Goethe, 21. März 1798; H: GSA 28/20, Bl. 117; vgl. RA 2, Nr 1197.) Dieses in der

158

BRIEF 55

Universitätsbibliothek Basel überlieferte Exemplar trägt Goethes eigenhändige Widmung: Dem Bürger Millin / der Verfasser. / Weimar den / 17. März 1798. (Sign.: UBH AN VI 224); zu Millins Dank vgl. Goethe-Meyer 2, 42). – Der über Böttiger erhaltene und an Schiller übersandte Druck ist vermutlich in Goethes Nachlass erhalten (GSA 25/W 3806, Bl. 9–15). Darüber hinaus ist Schweighäusers Rezension in Goethes Nachlass in zwei weiteren Drucken überliefert: einem Sonderdruck mit persönlicher Widmung, den Goethe mit Schweighäusers Brief vom 7. April 1798 erhielt (vgl. RA 2, Nr 1236 und Ruppert, Nr 1951) und für den er sich später beim Autor bedankte (vgl. Nr 77) sowie einem weiteren, möglicherweise über Wilhelm von Humboldt erhaltenen Sonderdruck (vgl. GSA 25/W 3806, Bl. 3–8). 72,22 mit Ihren Augen] Goethe hatte die Rezension am 14. März zur Beurteilung an Schiller gesandt (vgl. zu 66,15). Schiller hatte Goethe daraufhin noch am selben Tag geantwortet, dass ihm der „Discours über Herrmann und Dorothea 〈…〉 doch gar nicht übel“ gefalle: „wenn ich wüßte daß er von einem recht leibhaften Franzosen herrührte so könnte mich diese Empfänglichkeit für das Deutsche des Stoffes und das Homerische der Form erfreuen und rühren“ (NA 29, 219). 72,24–25 ein Deutscher wie ich wohl weiß] Der Beitrag war mit dem Kürzel „S......“ unterzeichnet, der Name des Verfassers wurde aber aus einer editorischen Anmerkung des Herausgebers Aubin Louis Millin ersichtlich, in der Schweighäuser als Sohn des Straßburger Gelehrten Johannes Schweighäuser vorgestellt wurde (ebd., S. 216f.). Möglicherweise war Goethe auch durch Carl August Böttiger oder durch Wilhelm von Humboldt über den Verfasser informiert. 72,26 Amalgam] Bezeichnet die Verbindung von Quecksilber und einem Metall, hier im übertragenen Sinne von ‚Gemisch von nicht Zusammengehörigem‘ (vgl. GWb 1, 440). 72,27 in verschiednen Fächern] In seiner Fußnote zu Schweighäusers Aufsatz hatte Millin auf Goethes vielfältige Interessen und seine naturwissenschaftlichen Abhandlungen aufmerksam gemacht (ebd., S. 216). 72,29 Die armen Berner] Im Versuch, den Vorstoß der französischen Invasionstruppen zu stoppen, waren die unter dem Oberbefehl von Karl Ludwig von Erlach stehenden Berner Truppen nach verlustreichen Gefechten unterlegen. Am 4. März 1798 hatte die Berner Regierung, die sich den Reformparteien bislang widersetzt hatte, kapitulieren müssen, und nach der am folgenden Tag stattfindenden Schlacht am Grauholz waren die Franzosen am Nachmittag des 5. März in Bern eingerückt. 72,30 Meyer] Goethes Kunstfreund Johann Heinrich Meyer stammte aus Stäfa, einem am rechten Ufer des Zürichsees im Kanton Zürich gelegenen Ort. Hier lebte seine Mutter Anna Dorothea. 73,5–6 Ein Glück daß wir in der unbeweglichen nordischen Masse stecken] Preußen hatte im April 1795 mit Frankreich einen Separatfrieden (Frieden von Ba-

MÄRZ 1798

159

sel) geschlossen, der ihm Neutralität sicherte. Diesem Vertrag waren 1796 Kursachsen und seine Verbündeten, darunter das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, beigetreten (vgl. Hans Tümmler: Der Friede des klassischen Weimar. Wege und Erfolge weimarischen Friedensbemühens am Beginn der Hohen Klassik [1795/96]. In: GJb N. F. 10 [1947], 191–218). Der Friede hatte bis 1806 Bestand. 73,8–9 allerley fremdes an Planen, Aufsätzen und Einfällen] Zu den in Jena besprochenen Arbeiten zählten neben Schillers „Wallenstein“ die Cellini-Übersetzung und ein dazu geplanter Anhang, Johann Heinrich Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“, dessen Ausarbeitungen zur florentinischen Kunstgeschichte, der aus dem Briefwechsel mit Schiller hervorgegangene Entwurf „Ueber epische und dramatische Dichtung“ sowie Goethes eigene literarische Vorhaben „Weissagungen des Bakis“, „Achilleis“ und „Tell“ (vgl. GT II 1, 237–240). 73,10 nicht viel unter einem Ries Pappier] Dem Papiermaß ‚Ries‘ entsprachen 480 Bogen Schreibpapier. In scherzhafter Übertreibung dürfte Goethe damit Schillers Bitte vom 16. März beantwortet haben, „viel Geschriebenes, Schemata und Ausarbeitungen“ (NA 29, 221) mit nach Jena zu bringen. 73,11 Ihrer Herreise] Schiller hatte angekündigt, seinen geplanten Besuch in Weimar aufgrund von Kopfschmerzen und des rauen Wetters verschieben zu müssen. Er reiste erst am 1. Juni für einen Tag nach Weimar, um Meyers Arbeiten zu sehen (vgl. zu 65,29). 73,13 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

55. An Christiane Kotzebue

Weimar, 17. März 1798 → 〈Weimar〉

ZUR AD RESSATI N

Goethe schreibt, wie aus der Anrede hervorgeht, an die Mutter August von Kotzebues (vgl. 73,18), die verwitwete Legations Räthin (73,17) Christiane Kotzebue – nicht, wie in der WA angegeben (vgl. WA IV 13, 97) an Caroline Kotzebue. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/63. – Doppelblatt 16,5 × 20,1(–20,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem nicht gehefteten Konvolut (64 Bl.) mit der Aufschrift: „Die Aufführung des Ion / von Schlegel / im Winter 1802 betrL. / ingL. / die verhinderte Ausführung / des von p Kotzebue / zu / Schillers NamensFest, 5 März 1802 / projectirten theatraliL. Festes / im WeimariL. Stadthauße / betrL.“

160

BRIEF 55

E: WA IV 13 (1893), 97, Nr 3756 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Kotzebues Brief vom 24. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1162). – Christiane Kotzebue antwortete am 7. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1464). Christiane Kotzebue geb. Krüger (1736–1828) wurde als Tochter des Kaufmanns und Stadtkämmerers Johann Anton Krüger und dessen Frau Anna Elisabeth geb. Eilers in Wolfenbüttel geboren. 1757 heiratete sie den Braunschweiger Kanzleisekretär Levin Carl Christian Kotzebue, mit dem sie sich 1758 in Weimar niederließ. Der erste Sohn Carl Ludwig Anton war im Mai desselben Jahres in Wolfenbüttel geboren worden. Ihr Mann gehörte zur Personage, die die Herzogin Anna Amalia bei ihrer Verheiratung 1756 mit Herzog Ernst August II. von SachsenWeimar und Eisenach aus Braunschweig und Wolfenbüttel mitbrachte und die während ihrer Obervormundschaft wichtige Ämter übernahm. Carl Christian Kotzebue stieg in der Anfangsphase der Witwenregentschaft Anna Amalias zum sachsen-weimarischen Legationsrat und Geheimen Referendar der Herzogin auf. In dieser Funktion, bei der ihm u.a. die Kassenverwaltung oblag, nahm er beträchtlichen Einfluss auf die Regentin (vgl. Berger, Anna Amalia, 261). Christiane Kotzebue brachte drei Kinder zur Welt: Nach Carl wurde 1759 Caroline Amalie, später verheiratete Gildemeister, 1761 August Friedrich Ferdinand geboren. Wenige Monate nach Augusts Geburt starb der Vater. Über die Mutter und seine Weimarer Kindheit schreibt der jüngste Sohn 1796 in seiner autobiographischen Skizze „Mein literärischer Lebenslauf“: „Meine gute Mutter entsagte, als eine noch sehr junge Wittwe, manchem Reiz und manchem Genuß des Lebens, um sich ganz für die Bildung ihrer Kinder aufzuopfern. Sie besaß Geschmack, Belesenheit, zartes Gefühl, und einen reichen Schatz von duldender Mutterliebe;“ (August Kotzebue: Mein literärischer Lebenslauf. In: Ders.: Die jüngsten Kinder meiner Laune. Bd 5. Leipzig 1796, S. 123–243, hier S. 129). Die Mutter wohnte mit den Kindern zunächst im Gelben Schloss (heute Teil des Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek), später in der Schlossgasse 6 und unterhielt ein bescheidenes, gastliches Haus, in dem Goethe nach seiner Ankunft in Weimar mehrmals verkehrte. Ihre finanzielle Situation war beschränkt: Augusts Studium in Jena und Duisburg wurde ihm von Verwandten ermöglicht, die ihn bei sich aufnahmen (vgl. Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, 305). Trotz der Abwesenheit des jüngsten Sohnes bestand durch den Briefwechsel eine wechselseitige Anteilnahme am Leben des jeweils anderen durch die gewechselten Briefe. Stolz berichtete der Sohn über seine Erfolge, die die Mutter dann in Weimar weiter verbreitete. Von seiner Heimatstadt verhieß er sich nichts Gutes: Noch 1791 hatte Kotzebue in einem Brief an die Mutter geklagt: „dort gefällt nichts was ich mache“ (ebd., 348). – 1798 wendet sich Christiane Kotzebue als

MÄRZ 1798

161

Mutter des zu dieser Zeit schon berühmten Schauspieldichters August von Kotzebue (Adelsprädikat seit 1785) an den Schauspieldirektor Goethe. Ihre Briefe zeigen einen Charakterzug, den Goethe auch beim Sohn bemerkte und in „Biographische Einzelnheiten“ kritisierte: Kotzebue hatte bei seinem ausgezeichneten Talent in seinem Wesen eine gewisse Nullität, die niemand überwindet, die ihn quälte und nöthigte, das Treffliche herunter zu setzen damit er selber trefflich scheinen möchte. (WA I 36, 283; vgl. zu 73,22–23.) – Der vorliegende Brief ist der erste in der überschaubaren Korrespondenz zwischen Goethe und Kotzebues Mutter. Insgesamt sind zwei Briefe Goethes an Christiane Kotzebue überliefert, der vorliegende und ein Schreiben vom 3. März 1802. Von Christiane Kotzebue sind vier Schreiben aus der Zeit vom 24. Februar 1798 und 3. März 1802 bekannt. In allen vier Fällen wendet sie sich stellvertretend bzw. im Namen ihres Sohnes an Goethe als den Weimarer Schauspieldirektor, fungiert also als Mittlerin zwischen ihrem Sohn und Goethe, deren Verhältnis, besonders nach Kotzebues Rückkehr nach Weimar 1799 und seines erneuten Aufenthalts in seiner Heimatstadt 1801, von Konflikten und Intrigen geprägt war. Trotz der werbenden Bemühungen der Mutter und des Sohnes um die Gunst Goethes verhielt sich dieser beiden gegenüber distanziert. 73,18 Ihrem Herrn Sohn] August von Kotzebue, der 1781 Weimar verlassen hatte und nach St. Petersburg gegangen war, trat dort in russische Dienste und stieg in vier Jahren zum Präsidenten des Gouvernements-Magistrats der Provinz Estland auf. Mit den Stücken „Adelheid von Wulfingen“ (1789), „Menschenhaß und Reue“ (1790) und „Die Indianer in England“ (1790) machte er sich schnell international als Rührspieldichter einen Namen. Nach dem Tod seiner ersten Frau Friederike, geb. von Essen, 1790 begann er ein unstetes Reiseleben, heiratete 1794 Christine Gertrude von Krusenstiern und ließ sich 1795 in Narva (Estland) nieder. Zahlreiche Dramen, die in mehrere europäische Sprachen übersetzt wurden, und Erzählungen entstanden in dieser Zeit. 1798 leitete er das Hoftheater in Wien. Er gab den Posten Ende 1798 jedoch aus verschiedenen Gründen, u.a. wegen einiger Intrigen von Schauspielern und wegen seines Gesundheitszustandes auf (vgl. Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, 429). Im März 1799 reiste er nach Weimar, um seine Mutter zu besuchen (vgl. ebd., 430). August von Kotzebue war 1798 nicht direkt mit Goethe in Kontakt getreten – die Kommunikation lief stellvertretend über die Mutter (vgl. ebd., Nr 30, 428f.). 73,18–19 für die Mittheilung so manches 〈…〉 Theaterstückes zu danken] August von Kotzebue hatte 1796 im Februar und im Oktober Stücke an die Weimarer Theaterkommission gesandt bzw. schicken wollen; es handelte sich dabei um „Die Verleumder“, „Die falsche Scham“ und „Der Graf von Burgund“ (vgl. RA 2, Nr 82) sowie „Die Versöhnung“ und zwei weitere Stücke (vgl. RA 2, Nr 380). Am 31. August 1798 kündigte Kotzebue in einem Brief an die Mutter an, seine Schauspiele „Üble Laune“, „Das Schreibpult“ und „Das Epigramm“ nach Weimar

162

BRIEF 55

zu senden (vgl. Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, 428) – die Mutter leitete diese Nachricht am 7. September 1798 an Goethe weiter (vgl. RA 2, Nr 1464). 73,20 sein Talent] Über Kotzebues vorzügliche〈s〉, aber schluderhafte〈s〉 Talent (an Carl Ludwig von Knebel, 17. März 1817; WA IV 28, 24) und die Bühnenwirksamkeit seiner Stücke äußerte sich Goethe vorwiegend positiv. Dies hielt ihn jedoch nicht davon ab, Änderungen an den Stücken zur Aufführung auf dem Weimarer Theater selbst oder durch Christian August Vulpius vornehmen zu lassen. Allein im Jahr 1798 spielte das Weimarer Hoftheater insgesamt zehn Kotzebue-Stücke, vier davon in Erstaufführung, 34 Mal auf dem Weimarer Hoftheater, in Lauchstädt und in Rudolstadt. Es handelte sich um „Armuth und Edelsinn“, „Die Versöhnung“, „Der Wildfang“, „Die Corsen“, „Menschenhaß und Reue“, „Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka“, „Der Mann von vierzig Jahren“, „Die silberne Hochzeit“, „Die Verwandtschaften“ und „Üble Laune“ (vgl. Theater/Musik Weimar). Am 17. März 1798 besuchte Goethe die Aufführung von „Die Corsen“ (vgl. GT II 1, 237), vermutlich nachdem er den Brief an die Mutter geschrieben hatte. 73,20–21 freue mich seines lebhaften Andenkens] In ihrem Brief vom 24. Februar bat Christiane Kotzebue Goethe im Namen ihres Sohnes, „Ihm die Freundschafft die Sie Ihm als Knabe geschenckt, als Mann nicht zu entziehen“ (H: GSA 28/539, Bl. 1). Ihr Sohn habe ihr versichert, „daß Er noch oft mit der innigsten Freude daran dächte, wie Sie Ihn so gütig behandelt, und zu Ihm in Ihren Garten herunter gekommen, wenn Er den Vögeln Sprengel gestelt“ (ebd.; Sprenkel sind Fallen um Vögel zu fangen, vgl. Adelung 4, 235). Ähnlich formuliert es Kotzebue selbst in seiner 1796 veröffentlichten autobiographischen Skizze „Mein literärischer Lebenslauf“: „Indessen war dieser geistreiche Mann in meinem Knabenalter doch immer sehr gütig gegen mich. Er erlaubte mir, in seinem Garten Vögel in Schlingen zu fangen, denn ich war damals schon ein leidenschaftlicher Jäger. Wenn ich nun des Morgens um sechs Uhr, auch wohl noch früher, hinauswanderte, um zu sehen, ob ich einen Krammsvogel oder ein Rothkehlgen erbeutet hätte, so kam er oft zu mir herab, unterhielt sich freundlich mit mir, und munterte mich auf zum Fleiße. Er hat das vermuthlich schon längst vergessen, ich aber werde es nie vergessen; denn jedes seiner Worte war mir höchst merkwürdig, und machte einen tiefern Eindruck auf mich, als die schulgerechten Ermahnungen meines Conrectors.“ (August von Kotzebue: Mein literärischer Lebenslauf. In: Die jüngsten Kinder meiner Laune. Bd 5. Leipzig 1796, S. 123–243, hier S. 175.) Goethe greift diese Erinnerung an Kotzebue in „Biographische Einzelnheiten“ ebenfalls auf: Ich denke mir ihn gern als Weimaraner und freue mich, daß er der mir so werthen Stadt das Verdienst nicht rauben kann, sein Geburtsort gewesen zu sein; ich denke mir ihn gern als schönen muntern Knaben, der in meinem Garten Sprenkel stellte und mich durch seine jugendliche freie Thätigkeit sehr oft ergötzte; (WA I 36, 281).

MÄRZ 1798

163

73,21 verflossner] Versehentlich nicht korrigiert nach eingefügter Präposition ‚an‘, eigtl. ‚verflossne‘. 73,22–23 In der Silberhochzeit werden einige Veränderungen, nach meiner Angabe, gemacht] August von Kotzebues „Die silberne Hochzeit. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen“ wurde am 29. März 1798 erstmals am Weimarer Theater aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). Ein Textbuch mit den hier angekündigten vorgenommenen Änderungen ist nicht überliefert. Auch auf dem Theaterzettel für die Erstaufführung sowie für alle folgenden in diesem Jahr (9. Mai, 1. Juli, 28. August, 19. September, 29. Oktober; vgl. Theater/Musik Weimar) wird nur der Autor Kotzebue genannt und kein weiterer Bearbeiter erwähnt. – Christiane Kotzebue hatte im Bezugsbrief im Namen ihres Sohnes Goethe darum gebeten, Änderungen in Kotzebues Stücken nur durch Goethe, den „Meister“, vorzunehmen „und keine Pfuscher Hand“ daran zu setzen (H: GSA 28/539, Bl. 1). Die implizit im Brief geäußerte Kritik richtete sich wahrscheinlich gegen Christian August Vulpius, den Kotzebue in einem Brief an die Mutter vom 13. Dezember 1796 seinen „critische〈n〉 Freund und Apolls Bastard“ nannte (Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, 401). Kotzebues Kritik bezog sich wohl auf die Erstaufführung des durch Vulpius bearbeiteten Kotzebue-Lustspiels „Der Wildfang“ vom 17. Februar 1798 (vgl. Theater/Musik Weimar). Auch andere Kotzebue-Stücke, wie etwa „Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka“ (erste Aufführung 1792, dann erneut 1794, 1796 und 1798; vgl. ebd.) waren von Vulpius überarbeitet worden. – Goethes ausweichende Erklärung im Brief, dass Veränderungen nach seiner Angabe gemacht werden würden, schließt Vulpius als ausführenden Bearbeiter nicht aus, wurde aber von Kotzebue wohlwollend quittiert, wie die Mutter in ihrem Antwortbrief schreibt: „was der H. G. R. Göthe in meinen Stücken ändert, ist gewiß auch verbeßert, und ich bin stolz darauf, daß Er sich dazu herabläßt“ (H: GSA 28/22, Bl. 433; vgl. RA 2, Nr 1464 sowie den Brief an die Mutter vom 31. August 1798; Mathes, Kotzebues Briefe an seine Mutter, 428f.). 73,24 wenn er die Ursachen vernimmt] Es ist nicht bekannt, dass sich Goethe mit Kotzebue über die Gründe der Überarbeitung verständigte. 73,25–26 unsere kleine Vorarbeit] Nicht überliefert. Da durch einen Brand des Weimarer Schauspielhauses 1825 die dort aufbewahrten Spielmaterialien, Regieund Soufflierbücher zu großen Teilen vernichtet wurden, gibt es für die Bearbeitung des Stückes keinen Textzeugen, der über Ausmaß und Umfang der Eingriffe durch Vulpius bzw. Goethe Auskunft geben könnte. 74,1 fleißige und freundliche Zuschauerin] In den Abonnementlisten ist „Fr. Leg. Rath Kotzebue“ regelmäßig verzeichnet (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 26), stets in Begleitung von „Dem Lippold“ (ebd.). – Den hier von Goethe geäußerten Wunsch nahm Christiane Kotzebue in ihrem Antwortbrief zum Anlass, für sich im

164

BRIEF 56

Falle eines Gastspiels von August Wilhelm Iffland oder Friedrich Ludwig Schröder um ein „Frey Billet“ zu bitten (H: GSA 28/22, Bl. 434; vgl. RA 2, Nr 1464).

56. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 18. März 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 161– 162. – Doppelblatt 19,5 × 22,9 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „169“ (vgl. E1), in der Mitte und rechts: „Mrz / 1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 1“; S. 1 vollständige Streichung, S. 2 bis 74,27 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 168, Nr 169 (Teildruck: 74,5–27 Ich schicke dir bezahlten Posten. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 98–100, Nr 3757 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage 1: H: GSA 34/XIII,8,4, Bl. 1–2. – Doppelblatt 17,6 × 21 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. Ungedruckt. 3) Beilage 2: H: GSA Weimar, Sign.: 34/XIII,9,6, Bl. 7. – Doppelblatt 20,6(–20,9) × 34,9(–35,2) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte, mit egh. Hervorhebungen und einer Notiz am Ende mit rötlicher Tinte (vgl. 78,2–5). Ungedruckt. BEIL AG EN

1) Berechnung (vgl. zu 74,5). 2) Sortenzettel (vgl. zu 74,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete am 29. 〈27.〉 März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1215) und am 30. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1220).

MÄRZ 1798

165

Postsendungen: 19. März 1798 (H l. M a j o r v K n e b e l. Rechnungen übersendet; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 2v; vgl. WA IV 13, 430). 74,5 eine Berechnung] Eine „Berechnung / Für Herrn Major von Knebel / gegenwärtig in Ilmenau / über Ausgabe und Einnahme / des Oster Quartals seiner Pension / 1798.“ ist in Goethes Rechnungen erhalten, vgl. Beilage 1. 74,8 die übersendeten 225 rthlr meistens in Lbthlr] Knebels Pension setzte sich aus drei Zahlungen zusammen. Die Berechnung erfolgte in Laubtalern zu 1 rh. 15 gl.: Aus der fürstlichen Weimarer Kammer erhielt Knebel den Betrag von 153 Talern 2 ½ Groschen, von der fürstlichen Eisenachischen Kammer 50 Taler 19 Groschen und von der Fürstlichen Schatulle 51 Taler und 1 Groschen. Von der Gesamtsumme von 254 Talern, 22 Groschen und 6 Pfennigen zog Goethe Beträge von unterschiedlicher Höhe ab: eine Almosen Zurechnung, die Bezahlung der Boten sowie zwei Rechnungen, die er für Knebel bezahlte. An Knebel schickte er den Betrag von 225 Reichstalern und 14 Groschen und behielt die kleine Restsumme von 15 Groschen und 6 Pfennigen zur späteren Verrechnung. 74,9 beygefügten Sortenzetteln] In Goethes Rechnungsbelegen ist der Sortenzettel in Abschrift überliefert, vgl. Beilage 2. 74,11 gleihsam] Versehentlich statt ‚gleichsam‘. 74,14 das Agio von 126 Stl. Lbthlr] Aufgeld, das beim Wechseln von Geldsorten zu zahlen war (vgl. GWb 1, 287). In Goethes „Berechnung“ unter Beleg d geführt, betrug das Agio 5 Reichstaler und 6 Groschen (vgl. GSA 34/XIII,8,4, Bl. 2). 74,15 Eisenachischen Gelde] Bei dem von der fürstlichen Eisenachischen Kammer ausgezahlten Geld handelte es sich um eine Pension, die aus der Kasse des 1793 verstorbenen Prinzen Constantin gezahlt wurde. 74,18 Die Belege F. und g. kommen nach.] In Goethes „Berechnung“ wird als Beleg F eine Quittung „An Paulsen in Jena“, als Beleg g eine „An Schneider Heisinger“ angegeben. – Näheres ist nicht bekannt. 74,25–26 durch den Amtsboten] Der Ilmenauer Amtsbote Voigt (mehr nicht zu ermitteln). 75,1 nach Jena] Goethe hielt sich vom 20. März bis 6. April in Jena auf (vgl. GT II 1, 237–240). 75,3 Unser Theater] Von Neujahr bis Karfreitag (6. April) 1798 wurden an 22 Abenden Schauspiele gegeben (vgl. Theater/Musik Weimar), darunter drei Erstaufführungen: August von Kotzebues „Der Wildfang“ (17. Februar), Christoph Friedrich Bretzners „Die Pastete“ (1. März, gemeinsam mit dem Lustspiel Wilhelm Heinrich Brömels „Wie machen sies in der Comödie?“) und Kotzebues „Die Corsen“ (17. März; vgl. ebd.). 75,3–4 besonders aber die Oper] Von Neujahr bis Ostern 1798 verzeichnete der Opernspielplan des Weimarer Theaters 15 Aufführungen, u.a. Mozarts „Die Zauberflöte“ (19., 21., 24. Februar), „Don Juan“ (22. Januar), „Così fan tutte“

166

BRIEF 57

(3. März), „Die Entführung aus dem Serail“ (10. März), „Die Hochzeit des Figaro“ (31. März), Domenico Cimarosas „Die bestrafte Eifersucht“ (30. Januar, 3. und 10. Februar) sowie „Die theatralischen Abentheuer“ (13. und 20. Januar) und „Die vereitelten Ränke“ (15. März; vgl. Theater/Musik Weimar). Goethe hatte den Proben und Aufführungen oft beigewohnt (vgl. GT II 1, 231–237; Satori-Neumann2 1, 221f.). 75,4 viel Unterhaltung] Vgl. auch ähnlich im Brief an Schiller, 62,23–26. 75,5 Oper Il marito disperato] Friedrich Hildebrand von Einsiedels Übertragung des italienischen Opernlibrettos Giovanni Battista Lorenzis mit Musik von Domenico Cimarosa wurde am 30. Januar 1798 auf dem Hoftheater in Weimar unter dem Titel „Die bestrafte Eifersucht. Eine komische Oper in zwey Aufzügen“ zum ersten Mal gegeben. Fünf weitere Aufführungen fanden im Jahr 1798 am 3. und 10. Februar, 2. Mai, 22. Juli und am 5. September nicht nur in Weimar, sondern auch in Rudolstadt und Lauchstädt statt. Erst für das Jahr 1807 sind noch weitere drei Aufführungen im Weimarer Theater belegt (vgl. Theater/Musik Weimar). Ähnlich positiv äußerte sich Goethe auch gegenüber Schiller (vgl. zu 37,5). 75,6 die h e i m l i c h e H e i r a t h] Christian August Vulpius’ Bearbeitung des italienischen Opernlibrettos Giovanni Bertatis mit Musik von Domenico Cimarosa wurde am 3. Dezember 1796 auf dem Hoftheater in Weimar erstmals aufgeführt unter dem Titel „Die heimliche Heirath. / Eine komische Oper in zwey Aufzügen, / nach Il matrimonio Secreto frey bearbeitet“. Sechs weitere Aufführungen fanden bis zum 23. Januar 1799 in Weimar und den Filialbühnen statt: am 17. Dezember 1796, am 28. Januar und 28. Oktober 1797, am 4. Juli und 29. August 1798 sowie am 23. Januar 1799. Die nächste Aufführung ist erst wieder für den 29. Dezember 1806 belegt (vgl. Theater/Musik Weimar). 75,6–7 Cosi fan tutte] Christian August Vulpius’ Bearbeitung des italienischen Opernlibrettos Lorenzo da Pontes mit Musik von Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 21. Januar 1797 erstmals auf dem Hoftheater in Weimar aufgeführt unter dem Titel „So sind sie alle. / Eine komische Oper in zwey Aufzügen; / neu bearbeitet nach Così fan-tutte.“ (Theater/Musik Weimar.) Die Oper erfreute sich offenbar großer Beliebtheit, was an der Zahl der Aufführungen erkennbar ist: 1797 gab es am 21. Januar, 4. Februar und 25. November drei weitere Aufführungen, 1798 waren es sechs: am 3. März, 2. und 24. Juni, 18. Juli, 25. August und 31. Oktober (vgl. ebd.). 75,8–9 das kleine Gut zu Ober Roßla] Zu Goethes Erwerb des Lehn- und Freigutes in Oberroßla vgl. zu 65,3–4. 75,11 es zu administriren] Hier im Sinne von ‚bewirtschaften‘ (vgl. GWb 1, 270). – Zu Goethes Suche nach einem geeigneten Pächter vgl. zu 81,10. 75,18 Meinen Cellini] Zu dem bereits im Brief an Knebel vom 9. März (vgl. 64,19) erwähnten Vorhaben einer vollständigen Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis vgl. zu 62,4–5.

MÄRZ 1798

167

75,18–19 abermals corrigirten Abschrifft] Zu den überlieferten Vorstudien vgl. das Faszikel „Collectanien zur neuen Bearbeitung des Cellini. 1798“ (GSA 25/W 3571; vgl. WA I 44, 410–422). 75,24 der deinigen] Luise Rudorf, seit 9. Februar Knebels Frau. 75,27 von dem Berühmten Erdpech] Johann Georg Lenz hatte am 13. Februar 1798 eine „Schachtel“ mit Erdpech (H: GSA 28/20, Bl. 66; vgl. RA 2, Nr 1134) nach Weimar gesandt. Es handelte sich dabei um Asphalt „in vierseitigen Säulen crystallisirt“ (ebd.), der sich „in den Gypsbergen bey Jena“ (ebd.) gezeigt habe. Lenz hielt die Entdeckung für so ungewöhnlich, dass er eine Anzeige dazu in das „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ setzte (vgl. zu 122,11–12). 75,28–29 einige Stücke von Jena senden] Die Sendung erfolgte über Lenz (vgl. zu 64,6–7). 75,30 Meyer] Zu Johann Heinrich Meyers freundschaftlichem Verhältnis zu Knebel vgl. zu 4,20. 78,1 detto] Synonym zu ‚dito‘: ebenso (vgl. GWb 2, 1224).

57. An Johann Gottfried Herder

〈Weimar, 18. März 1798〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Johann Gottfried Herder sandte am 23. März 1798 einen offiziellen Brief an seinen Schweizer Freund Johann Georg Müller mit der Zusicherung, ihm eine Stelle in Weimar als Lehrer anbieten zu können (vgl. HB 7, 378–380). Der vorliegende Brief, in dem dieses Vorgehen empfohlen wird, muss also vor diesem Datum verfasst worden sein. Vor seiner Abreise nach Jena am 20. März 1798 beschäftigte sich Goethe intensiv mit seinen amtlichen Verpflichtungen. Für den 18. März 1798 vermerkt er im Tagebuch einen Spaziergang mit Christian Gottlob Voigt und dem Herzog, wo verschiednes über neue Einrichtungen und über das Personal gesprochen wurde (GT II 1, 237). Wahrscheinlich ging es in diesem Gespräch nicht nur um die Mitarbeiter der Fürstlichen Bibliothek, sondern auch um die für Müller vorgesehene Lehrerstelle am Gymnasium, in dessen unmittelbarer Folge Goethe den vorliegenden Brief an Herder verfasste. ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtbibliothek Schaffhausen, Sign.: Nachlass Johann Georg Müller, Fasc 505/148. – 1 Bl. 11,4 × 19 cm, egh., Tinte; Rs. Adresse: Hl. Vicepräsident / Herder; rotes Gemmensiegel: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/ Heres, 71, K 3), Papierausriss durch Öffnen des Siegels.

168

BRIEF 57

E: Johann Georg Müller. Doktor der Theologie, Professor und Oberschulherr zu Schaffhausen, Johannes von Müllers Bruder und Herders Herzensfreund. Lebensbild, dargestellt von Karl Stokar. Basel 1885, S. 392f. WA IV 13 (1893), 106, Nr 3763. ERL ÄUT ERUNGEN

Dem vorliegenden Brief war wahrscheinlich eine mündliche Absprache vorausgegangen, ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete mit einem undatierten Brief, der wahrscheinlich nach dem 23. März 1798 verfasst wurde (vgl. RA 2, Nr 1143; dort datiert auf 17.? Februar 1798). Dieser Antwortbrief ist zwar im Faszikel der „Eingegangenen Briefe“ nach dem 17. Februar 1798 eingeordnet, ihm folgen aber weitere undatierte Briefe vom Februar und März 1798. Darüber hinaus bezieht sich Herder darin auf die durch Herzog Carl August für Müller „bewilligte Gnade“ (H: GSA 28/20, Bl. 79), die der vorliegende Brief überhaupt erst in Aussicht stellt. Zur Person Johann Gottfried Herders (1744–1803) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 80. – Der vorliegende Brief an Herder fällt in die Zeit der Entfremdung zwischen Goethe und dem Ehepaar Herder, die sich seit Herders Italienreise immer mehr verstärkt hatte. Im Januar 1798 vermittelte Goethe erneut zwischen Herzog Carl August und den Herders wegen der finanziellen Unterstützung der Kinder (vgl. Nr A 1), was wieder zu einer Verstimmung auf allen Seiten führte. Der Kontakt zum Ehepaar Herder war 1798 entsprechend spärlich. In Goethes Tagebuch ist lediglich ein Treffen in großer Runde am 27. April 1798 während August Wilhelm Ifflands Gastspielzeit zum Frühstück am Frauenplan belegt (vgl. GT II 1, 242). Goethe wird Johann Gottfried Herder außerdem gelegentlich bei Hofe gesehen haben. – Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Herder aus dem Jahr 1798. Von Herder ist ebenfalls nur ein Brief von 1798 an Goethe bekannt. 79,1 Vorschlag wegen Prof. Müller genehmigt] Herder war eng befreundet mit dem Schaffhausener Theologen und Schriftsteller Johann Georg Müller, den er 1780 in Weimar kennen gelernt und im Winter 1781/82 bei sich aufgenommen hatte. In dieser Zeit beförderte er Müllers theologische Studien, so dass dieser im Frühjahr nach Schaffhausen zurückkehren und sein theologisches Examen ablegen konnte. 1794 erhielt Müller eine Professorenstelle für griechische und hebräische Sprache am Collegium humanitatis, der Schaffhausener Vorbereitungsschule für die Universität. Er half Herder bei der Unterbringung seiner beiden Söhne Wilhelm und August Herder in einem Erziehungsinstitut in Neuchâtel und stand in regelmäßigem Briefverkehr mit dem Ehepaar Herder. Am 3. Februar 1798 hatte Müller an Herder geschrieben und über die politischen Entwicklungen in der Schweiz geklagt (vgl. Haym2 2, 772–774). Im Zuge des zweiten napoleonischen Koalitionskrieges spitzte sich die Lage in der Schweiz derart zu, dass am 12. April 1798 die Helve-

MÄRZ 1798

169

tische Republik als Tochterrepublik von Frankreich ausgerufen wurde. Da sich diese Entwicklung bereits Anfang 1798 durch den Einfall der Franzosen in die Schweiz anbahnte, befand sich Müller spätestens seit Februar 1798 in tiefster Sorge und Unruhe. Er äußerte Herder gegenüber den Wunsch, einen Zufluchtsort für ein stilles, friedliches Leben außerhalb seines Heimatlandes zu finden und bat ihn um Rat und Hilfe (vgl. ebd., 772–774). Zunächst riet ihm Herder in seinem Brief vom 12. und erneut am 16. Februar 1798, in der Schweiz zu bleiben (vgl. HB 7, 365 und 369). Mitte März 1798 stellte Herder als Leiter und Aufseher über die Schulen im Herzogtum Müller erstmals die Möglichkeit in Aussicht, ihn in Weimar als „professor honorarius am Gymnasio“ anzustellen (ebd., Nr 388, 375). Durch Goethes Vermittlung, wahrscheinlich am 18. März 1798 (vgl. Datierung), erklärte sich Herzog Carl August damit einverstanden, Müller eine unbesoldete Stelle als Geschichtslehrer zu gewähren. Seinem Brief an Müller vom 23. März 1798 (vgl. ebd., Nr 390, 378) legte Herder daraufhin einen offiziellen Brief bei (vgl. ebd., Nr 391, 378–380), der Müller eine Stelle in Weimar in Aussicht stellte: „machen Sie davon den besten Gebrauch, jedoch mit Ueberlegung u. Vernunft“ (ebd., Nr 390, 378). 79,2 heute Abend vorläufig davon Notiz geben] Nicht überliefert. 79,3 einen ostensiblen Brief] Von franz. ostensible: zum Vor- bzw. Herumzeigen gedacht. – Einen solchen Brief mit ausdrücklichem Hinweis auf den offiziellen Charakter seines Schreibens schickte Herder am 23. März 1798 an Müller. Er selbst unterschrieb mit sämtlichen Amtstiteln, behielt aber den freundschaftlichen Ton dem Freund gegenüber bei (vgl. HB 7, 380). 79,3–4 vielleicht im Concept von Sermo signiren] Über die Angelegenheit wurde keine Geheime Kanzleiakte angelegt, da es nie zu einer Anstellung Johann Georg Müllers in Weimar kam. Ein durch den Herzog signiertes Konzept hat es entsprechend nicht gegeben bzw. ist nicht überliefert. – Sermo: Abkürzung für Serenissimo, Dativ von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 79,4 Der könnte ja Montags abgehen.] Am 19., oder eine Woche später, am 26. März 1798. – Herders Briefe an Müller – der eine vertraulich, der andere offiziell – datieren beide vom 23. März 1798 und gingen demnach wahrscheinlich am 26. März ab (Post-Bericht 1798). 79,4–5 Wäre künftig etwa ein Dekret nötig] Das Einstellungsverfahren wurde nach diesen Vorverhandlungen abgebrochen, da Müller am 17. März 1798 von den Wahlmännern der Landschaft Schaffhausen zum ersten Repräsentanten in die Kirchen- und Schulkammer der Übergangsregierung gewählt wurde. Am 18. Mai 1798 wurde er ferner Vice- und Unterstatthalter der Helvetischen Republik im Distrikt Schaffhausen (vgl. hierzu auch Johann Georg Müller. Doktor der Theologie, Professor und Oberschulherr zu Schaffhausen, Johannes von Müllers Bruder und Herders Herzensfreund. Lebensbild, dargestellt von Karl Stokar. Basel 1885, S. 178f.).

170

58. An Johann Heinrich Meyer

BRIEF 58

Jena, 23. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 11,9 × 18,9 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 62f., Nr 29 (Teildruck: 79,11–22 Mit Cellini komme 〈…〉 abschließen wollen. 79,25–80,3 Schreiben Sie mir auch 〈…〉 vorlegen könnte. 80,12–18 Ueber manches theoretische 〈…〉 verhandelt worden. 80,26–28 Leben Sie recht wohl 〈…〉 Stande bin. fehlen). E2: WA IV 13 (1893), 100–102, Nr 3758 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass für den vorliegenden Brief war ein Brief von Franz Kirms vom 21. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1201). – Meyer antwortete am 24. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1206). Postsendungen: 23. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; vgl. WA IV 13, 430). Zur Person Johann Heinrich Meyers (1760–1832) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 29. – Nach der Rückkehr von der gemeinsam im Herbst 1797 unternommenen Schweizer Reise setzten Goethe und Meyer ihren intensiven und von freundschaftlichem Respekt getragenen Austausch auch im folgenden Jahr 1798 fort. Gegenstand ihrer Gespräche waren vor allem die von Meyer während seines zweiten Italienaufenthalts (1795–1797) geschaffenen Werke und kunsthistorischen Aufzeichnungen. Diese bildeten eine Grundlage für Goethes geplante neue Kunstzeitschrift „Propyläen“, zu der Meyer wichtige Beiträge wie den Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ beisteuerte, den Goethe im März 1798 intensiv mit Friedrich Schiller diskutierte. Da Meyer in der Mansarde von Goethes Wohnhaus am Frauenplan lebte, stand Goethe mit seinem Hausfreund in einem kontinuierlichen mündlichen Kontakt. Ihr brieflicher Austausch konzentrierte sich wesentlich auf jene Wochen, in denen Goethe in Jena weilte. Der Briefwechsel beinhaltet den Austausch über eigene literarische, künstlerische oder kunsttheoretische Arbeiten, den Fortgang der Baumaßnahmen beim Wiederaufbau des Residenzschlosses und der Umgestaltung des Hoftheaters, aber auch private Angelegenheiten wie gemeinsame Schweizer Bekannte sowie die beunruhigende politische Lage in Meyers Heimat. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum zwischen 23. März und 27. November insgesamt elf Briefe sowie sechs erschlossene Briefe (EB 39, EB 42, EB 90, EB 91,

MÄRZ 1798

171

EB 133, EB 135) an Meyer bekannt. Von Meyers Briefen an Goethe sind aus der Zeit vom 24. März bis 28. November 1798 21 Briefe überliefert. 79,8 Mein hießiger Aufenthalt] Goethe hielt sich vom 20. März bis 6. April 1798 in Begleitung seines Schreibers Johann Ludwig Geist in Jena auf. 79,10 statt guter Stimmung nicht eine falsche Schwingung] Neben täglichen Besuchen bei Schiller war Goethe in den ersten drei Tagen seines Jenaer Aufenthalts mit Schillers „Wallenstein“, der Cellini-Übersetzung, Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ sowie den eigenen epischen Vorhaben „Achilleis“ und „Wilhelm Tell“ beschäftigt (vgl. GT II 1, 237f.). Darüber hinaus galt seine Aufmerksamkeit der Einrichtung einer Sammlung pathologischer Elfenbeine (vgl. zu 83,2–3). – Die Bemerkung steht möglicherweise im Zusammenhang mit Goethes Beschäftigung in der „Farbenlehre“ mit der Schwingungs- oder Undulationstheorie (vgl. LA I 5, 136, § 457; LA I 11, 290). 79,11 Cellini] Zu Goethes geplanter vollständiger Übersetzung der Autobiographie des florentinischen Bildhauers Benvenuto Cellini vgl. zu 62,4–5. Goethe hatte die Arbeit am 5. März begonnen und setzte diese bis zum 25. März fort (vgl. GT II 1, 235–238 und zu 63,7). 79,11–12 gleichzeitigen] Im Sinne von ‚derselben Epoche angehörig, zeitgenössisch‘ (GWb 4, 305). 79,14 neue Abschrifft Ihres Aufsatzes] Meyers Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ verdankte sich der engen Zusammenarbeit mit Goethe und Schiller. Ausgangspunkt war Goethes Gespräch mit Schiller über die Wahl des Gegenstandes bey Kunstwerken (GB 11 I, 135,1–2), über das Goethe Meyer in seinem Brief vom 15. September 1796 informierte und dies mit der Bitte verband, Meyer möge während seines Aufenthalts in Italien entsprechende Beispiele dazu sammeln. Während der gemeinsamen Schweizer Reise erarbeiteten Goethe und Meyer im Oktober 1797 einen gleichlautenden ersten Entwurf (GSA 25/W 2634, Bl. 24–27; vgl. WA I 47, 91–95). Dieser bildete die Grundlage für einen Aufsatz, den Meyer nach seiner Rückkehr nach Weimar im Dezember 1797 niederschrieb und danach mehrfach überarbeitete (zur Überlieferung der vier Handschriften vgl. MA/Goethe 6 II, 982f.). Die von Goethe wohl persönlich nach Jena mitgenommene neue Abschrifft von der Hand des Schreibers Geist enthält eigenhändige Korrekturen Goethes und Schillers (GSA 64/14). Beide unterzogen das Manuskript in den folgenden Wochen einer kritischen Durchsicht (vgl. Nr 86 und MA/Goethe 6 II, 990–999). Meyers Aufsatz erschien in überarbeiteter und gekürzter Form im Herbst 1798 bzw. im Januar 1799 im ersten und zweiten Stück des ersten Jahrgangs der „Propyläen“ (Propyläen I 1, 20–54 und I 2, 45–81). 79,15–16 Gestern abend 〈…〉 Conferenz gehalten.] Zu Goethes Besuch bei Schiller am 22. März vgl. GT II 1, 238. Inhalt der Beratung waren vermutlich die kurze Einleitung zu Wesen und Bedingungen eines Kunstwerks sowie die daran

172

BRIEF 58

anschließende Analyse zu den vorteilhaften, d.h. zur Darstellung geeigneten Gegenständen. Goethe und Schiller setzten die Lektüre von Meyers Abhandlung bis zum 27. März fort (vgl. ebd.). 79,16 seine Erinnerungen] Bis auf wenige eigenhändige Randnotizen in der ihm vorliegenden Abschrift (GSA 64/14; vgl. die nachfolgende Erläuterung) sind keine weiteren Aufzeichnungen Schillers zu Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ überliefert. Goethes Vorhaben, Schillers Notizen dem Beitrag später als Zusatz beizugeben, wurde nicht umgesetzt. Stattdessen überarbeitete Meyer seinen Aufsatz nach Goethes und Schillers Anmerkungen. 79,18–19 Verschiedene Vorstellungsarten] Schillers erster kritischer Einwand betraf Meyers – im Druck gestrichene – Formulierung, dass der Endzweck eines Bildes darin bestehen müsse, im Betrachter Gefühle der Liebe oder des Mitleidens zu erwecken: „Hier scheint auf das wichtige aesthetische I n t e r e s s e der F o r m und Behandlung nicht genug Rücksicht genommen; das angeführte ist pathologisch.“ (H: GSA 64/14, Bl. 2r; vgl. MA/Goethe 6 II, 991.) Die zentrale Forderung Meyers, dass ein Kunstwerk für sich selbst bestehen müsse, präzisierte Schiller: „Weil jedes Kunstwerk Anspruch macht, a l l g e m e i n zu gefallen, so darf es keine andre als allgemeine Bedingungen voraus setzen. Alle bestimmte (historische oder wißenschaftliche) Notizen aber sind besondre Bedingungen“ (ebd., Bl. 2v). Zudem regte Schiller an, Meyers Kategorien der vorteilhaften Gegenstände nach „Individuelle Darstellung“ (historische, Charakterbild) und „Ideale Darstellung“ (erfundene [poetische, mythische, allegorische], symbolische) zu unterscheiden (ebd., Bl. 3v). 79,23–24 Lassen Sie doch 〈…〉 herüber gebracht werden kann.] Die Aquarellkopie der „Madonna della Sedia“ nach Raffael zählte zu Meyers wichtigsten künstlerischen Erträgen seiner zweiten Italienreise (vgl. zu 6,27–28). Gegenüber Goethe hatte Charlotte Schiller bereits am 19. Dezember 1797 den Wunsch geäußert: „Ich möchte wohl bald auf kurze Zeit nach Weimar, um Meyers Schäze zu sehn, von denen noch lezt Einsiedel mir viel erzählt hat, dem besonders die Madonna sehr vortreflich u. bewunderungswürdig ist.“ (H: GSA 28/802, St. V; vgl. RA 2, Nr 1059.) Während eines kurzen Aufenthalts in Weimar hatte sie das Werk am 6. März in Augenschein nehmen können (vgl. GT II 1, 235). Durch die Übersendung nach Jena wurde es nun auch Friedrich Schiller und den Jenaer Freunden bekannt. In seinem Antwortbrief vom 24. März bestätigte Meyer, den „Kasten zur Madonne 〈…〉 heute bestellen“ und „so bald möglich“ nach Jena schicken zu wollen (Goethe-Meyer 2, 34). Goethes Rechnungsbuch verzeichnet für den 26. März eine Zahlung von 10 Groschen dem Buchbinder vor 1 Kästchen (GR/Jena 1798, 1, Bl. 2r). Meyers Aquarellkopie wurde am 2. April durch Friedrich Christoph Gotthard Heinrich von Lützow nach Jena gebracht (vgl. Christiane Vulpius’ Brief an Goethe vom 31. März 1798; vgl. RA 2, Nr 1224). Die Übersendung war auch insofern motiviert, als Meyer beabsichtigte, das Werk zu ver-

MÄRZ 1798

173

äußern (vgl. RA 2, Nr 1233). Zu den Kaufinteressenten zählte der im August 1798 in Weimar und Jena weilende Adam Gottlob Detlef Graf von Moltke (vgl. zu 187,24–25). Der Verbleib der Kopie konnte nicht ermittelt werden. 79,25 Titel des Buchs] Angelo Fabroni, „Dissertazione sulle statue appartenenti alla favola di Niobe“ (Florenz 1779). Das 18 Kupfertafeln enthaltende Werk, das auch in einer zeitgleich veröffentlichten französischen Ausgabe vorlag, war Meyer nur nach dem italienischen Titel aus Carlo Fèas italienischer Ausgabe von Winckelmanns „Geschichte der Kunst“ bekannt (vgl. Storia delle arti del disegno presso gli antichi. 3 Bde. Rom 1783/84, Bd 1, S. LXVII; vgl. Goethe-Meyer 2, 34). Es sollte Meyer zur Erarbeitung seines „Propyläen“-Aufsatzes „Niobe mit ihren Kindern“ dienen (Propyläen II 1, 48–91 und II 2, 123–140). 79,25–26 von Göttingen zu erlangen suchen] In seiner Antwort teilte Meyer mit, dass Carl August Böttiger angeboten habe, das Stichwerk aus Göttingen zu besorgen, eine Bestellung in Jena aber zu bevorzugen sei. Auf welchem Wege man das Werk bald darauf erhielt, ist nicht ermittelt. In der Weimarer Bibliothek ist die französische Ausgabe nachgewiesen (Dissertation sur les statues appartenantes à la fable de Niobé. Florence 1779; HAAB, Sign.: Th D 1 : 9 [c]). Neben Meyers „Niobe“-Aufsatz werden die Kupferstiche auch in Goethes „Propyläen“-Beitrag „Der Sammler und die Seinigen“ erwähnt (vgl. Propyläen II 2, 72). Zur „Bequemlichkeit des Nachschlagens“ stellte Meyer abschließend eine Konkordanz von „Fabronis Nummern mit den Nummern unserer Abhandlung“ zusammen, die er ebenfalls in den „Propyläen“ veröffentlichte (Propyläen II 2, 133–135). 80,1 wenn Sie herüber kommen] Meyer reiste nicht nach Jena (vgl. EB 39 und 86,21–87,2). 80,1–2 Rafaels Bibel] Die von Nicolas Chapron radierte, 54 Blatt umfassende Kupferstichfolge „Sacrae Historiae Acta a Raphaele Urbin. In Vaticanis Xystis ad Picturae Miraculum“ (Rom 1649) reproduzierte jene Fresken, die Raffael mit seiner Werkstatt zwischen 1516 und 1519 in den Loggien im zweiten Stock des Westflügels des vatikanischen Palastes ausgeführt hatte. Die insgesamt 52 Deckenbilder zeigen Szenen aus dem Alten sowie vier Szenen aus dem Neuen Testament. Das vollständige Exemplar der „Bibel, nach den Gemälden in den Vaticanschen Logen“ befand sich in Goethes Graphiksammlung (Schuchardt 1, 66, Nr 620; vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/Sch.I.066,0620). Goethe hatte den Pergamentband 1780/81 über Johann Heinrich Merck erworben und nutzte ihn wiederholt zu Studienzwecken. 80,4–5 Monument für die Beckern] Die von Goethe geschätzte Weimarer Schauspielerin Christiane Becker geb. Neumann war am 22. September 1797 im Alter von 19 Jahren verstorben. Die anlässlich der öffentlichen Trauerfeier im Weimarer Theater am 29. September gesammelten Einnahmen dienten der Finanzierung eines Grabdenkmals (vgl. Journal des Luxus und der Moden, Bd 12, Oktober 1797, S. 520f.). Gegenüber Goethe hatte Franz Kirms am 2. Oktober 1797 be-

174

BRIEF 59

tont, dass Goethe die „Angabe dieses Monuments 〈…〉 aufgehoben bleib〈e〉“ (H: GSA 28/19, Bl. 472; vgl. RA 2, Nr 990). Goethes Wunsch folgend entwarf Meyer eine erste Ideenskizze (vgl. zu 138,3–4). 80,5 die Elegie] Goethe vollendete sein Gedicht „Euphrosyne“ auf Christiane Becker geb. Neumann im Juni 1798 (vgl. zu 138,1). Es wurde in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht (S. 1–13). 80,7 Wallenstein] Zu Goethes Anteilnahme an der Entstehung von Schillers „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. Erste Textfassungen lernte Goethe unmittelbar nach seiner Ankunft in Jena am 20. März kennen (vgl. GT II 1, 237f.). 80,12 manches theoretische] Goethes Gespräche mit Schiller beinhalteten neben Meyers geplantem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ auch die Verständigung über episches und dramatisches (Goethes Tagebucheintrag vom 23. März 1798, GT II 1, 238). Möglicherweise handelte es sich dabei um die fortgesetzte Unterhaltung über den im Dezember 1797 konzipierten gemeinsamen Aufsatz „Ueber epische und dramatische Dichtung“. 80,19 Sehen Sie Hl. O. C. R. Böttiger so danken Sie ihm] Wann und auf welche Weise Meyer den Dank des in Jena weilenden Goethe an Carl August Böttiger übermittelte, ist nicht bekannt. Vermutlich erfolgte er in mündlicher Form. Der Titel ‚Oberkonsistorialrat‘ (O. C. R.) bezeichnet den Angehörigen des Konsistoriums einer kirchlichen Verwaltungseinrichtung. Böttiger war ab 1791 Gymnasialdirektor in Weimar sowie als Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten zuständig. 80,19–20 die Uebersendung des Schröderschen Briefes] Böttiger hatte seinem Brief an Goethe vom 21. März 1798 die Teilabschrift eines an ihn gerichteten Schreibens des Hamburger Schauspielers Friedrich Ludwig Schröder vom 10. März 1798 beigelegt (vgl. RA 2, Nr 1197). Darin heißt es: „Ich habe mit Herrn Vulpius gespaßt – Sie werden es sicher, eher wie jeder andere, erfahren, wenn ich auf theatralische Abentheuer ausziehe. Hier haben Sie meine izigen Ideen: ich bleibe gern den Sommer auf meinem Landwesen, weil ich allerhand zu bauen und einzurichten habe – Ich machte auch gern eine kleine Reise, und vorzüglich nach Coppenhagen. Sollte sie vor sich gehen, und ich auch nicht Copenhagen, sondern Berlin oder Weimar wählen, so wird doch auf keinen Fall eine theatralische Reise daraus. Wenn ich irgend wo spiele, und das würde nur in Berlin oder Weimar seyn, so geschieht es erst im Herbst. Hier in Hamburg werde ich höchstens 12 male im Winter spielen, und mit 1800, wenn ich lebe meine theat. Laufbahn sicher enden. Ich werde auch dann nicht mehr anzusehen seyn, wenn ich auch lebe. Es wäre mir lieb eine neue Rolle zu lernen, und am liebsten wäre es mir, wenn Schillers Wallenstein auch theatralisch vortreflich würde. False Impressions habe ich eben durchgelesen, es ist ein hübsches Stück. Die heishungrigen Uebersetzer werden schnell genug darüber herfallen. Morgen, den 9 habe ich einen heißen Tag – Macbeth. Ich schreibe den 9, obgleich die Post erst übermorgen geht. / Haben Sie ja einen verwirrtern

MÄRZ 1798

175

Brief gelesen? / Von ganzer Seele / Ihr / Schröder. / Noch eine Bitte, lieber Freund! Sagen Sie doch dem Geh. Rath Göthe, es wäre hier ein junger Schauspieler Cordemann, der nicht bleiben will, der ein braver Mensch und Schauspieler auch Sänger ist, für den ich mich sehr interessire – ob er diesen Mann nicht brauchen kann?“ (H: GSA 96/2627.) Auch Franz Kirms, den Böttiger ebenfalls über dieses Schreiben informiert hatte, wandte sich am 21. März an Goethe, um Schröders Äußerungen hinsichtlich seiner möglichen Übernahme der Wallenstein-Rolle und dessen Empfehlung des Schauspielers Friedrich Cordemann zu kommentieren (vgl. RA 2, Nr 1201). Zur Person Schröders und zu Goethes Einladung an diesen vgl. Nr 187. 80,22 Rolle des Wallensteins] Goethes und Schillers Bemühen, den Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder für die Rolle des Wallenstein zu gewinnen, war nicht erfolgreich (vgl. Nr 187). 80,27 in dieser absoluten Stille des Jenaischen Schlosses] Zu Goethes Unterkunft im Jenaer Schloss vgl. zu 4,15–16. Neben den täglichen Arbeitsgesprächen mit Schiller suchte Goethe in Jena vor allem Einsamkeit, um ungestört arbeiten zu können. Im März 1797 hatte Goethe hier an seinem Hexameterepos „Herrmann und Dorothea“ gearbeitet. 80,29 Meine beyden epischen Gegenstände sowohl Tell als Achill] Beide Vorhaben hatte Goethe am Abend des 22. März 1798 mit Schiller besprochen (vgl. GT II 1, 238). Die Idee zu einer epischen Darstellung der Geschichte Wilhelm Tells in Hexametern hatte Goethe während seiner Schweizer Reise Anfang Oktober 1797 gemeinsam mit Johann Heinrich Meyer entwickelt. Der Ende Juni 1798 wieder aufgenommene Plan blieb unverwirklicht (vgl. zu 156,8). Das Vorhaben zum Epos „Achilleis“ entstand im Dezember 1797 anlässlich der Erarbeitung der Abhandlung „Ueber epische und dramatische Dichtung“, ein erstes Schema diktierte Goethe während seines Jenaer Aufenthalts am 31. März 1798 (vgl. zu 114,10).

59. An Christiane Vulpius

Jena, 23. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 76. – Doppelblatt 11,9 × 18,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 103, Nr 3759 (Eduard von der Hellen).

176

BRIEF 59

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 20./21. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1196). – Christiane Vulpius antwortete am 24. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1207). Postsendungen: 23. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; vgl. WA IV 13, 430). Zur Person Christiane Vulpius’ (1765–1816) und zu Goethes Verhältnis zu ihr vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 104. – Das Jahr 1798 ist – wie schon 1797 durch die Schweizer Reise – durch Goethes Absenz geprägt: Von März bis November hält er sich acht Mal mehrere Tage oder Wochen in Jena auf, um dort ungestört arbeiten zu können (20. März–6. April:, 20.–31. Mai, 4.–21. Juni, 6.–9. Juli, 1.–16. August, 22. September–1. Oktober, 14.–22. Oktober, 11.–29. November). Christianes Briefe zeigen immer wieder ein Werben um Goethes Aufmerksamkeit, während sich Goethe in seinen größtenteils von Schreiberhd (Geist) verfassten und meist nur eine Seite umfassenden Briefen auf kurze Berichte beschränkt. Den gemeinsamen Sohn August grüßt er in jedem Brief (vgl. zu 81,12) und schickt ihm im Beischluss vier (nicht überlieferte) Nachrichten (EB 33, EB 37, EB 52, EB 61). Meist enthalten seine Briefe an Christiane Beilagen bzw. Beischlüsse an Dritte und Aufträge, die sie in Weimar für ihn erledigen soll. Dreimal schickt er für sie und den Hausgenossen Johann Heinrich Meyer eine Rehkeule nach Weimar (Nr 60, Nr 96, Nr 210), im Sommer gelegentlich, etwa zu ihrem Geburtstag, für sie und das Kind Obst. Meist bittet er sie aber, den Botenweibern Nahrungsmittel für ihn mitzugeben, da die Versorgungslage in Jena schlecht ist. Bis zum Abschluss der Verhandlungen im Juni unterrichtet er sie in den Briefen über die Fortschritte beim Erwerb des Landgutes in Oberroßla, das Christiane Vulpius und dem gemeinsamen Sohn eine unabhängige Existenz (187,11) sichern soll. Der offiziellen Übergabe bleibt sie fern, obwohl sie maßgeblich an der Organisation des Festmahls beteiligt ist. Kurz darauf richtet sie ein Fest für die Dorfbewohner Oberroßlas aus, bei dem wiederum Goethe abwesend ist. – Bereits zu ihrem Geburtstag am 4. August klagt Christiane über Einsamkeit. Im Herbst nimmt ihre gesellschaftliche Isolation aufgrund von Gerüchten in der Weimarer Gesellschaft zu. Goethe greift in dieser Situation selbst zur Feder, um ihr schriftlich seine Liebe zu versichern. Am Ende des Jahres hat sich der Ton in Goethes Briefen, trotz erneuter Verwendung des Schreibers, verändert und ist empathischer geworden. Auch Christiane scheint die sich andeutende neue Phase der Beziehung, die von einer stärkeren Differenzierung der Lebensbereiche beider geprägt ist, gegen Ende des Jahres akzeptiert zu haben. – Insgesamt sind 24 Briefe Goethes aus dem Zeitraum zwischen 23. März und 27. November 1798 überliefert, elf weitere können erschlossen werden (EB 56, EB 57, EB 60, EB 64, EB 85, EB 86, EB 96, EB 108, EB 119, EB 127, EB 130). Von Christiane

MÄRZ 1798

177

sind 35 Briefe aus der Zeit zwischen dem 20. und 21. März bis 29. November 1798 an Goethe bekannt. 81,1 Die beyden ersten Tage wollte es nicht recht gehen] Zu Goethes Vorhaben während seines Jena-Aufenthalts vgl. zu 79,10. 81,5 Deine erste Sendung] Wahrscheinlich hatte Christiane Vulpius Lebensmittel nach Jena geschickt; in Goethes Rechnungen findet sich am 22. März 1798 die Ausgabe für 1 Pfund Schokolade (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 8; vgl. 82,4). 81,6 mein hießiger Aufenthalt] Goethe hielt sich vom 20. März bis zum 6. April in Jena auf (vgl. GT II 1, 237–240). 81,8 Der Bauverwalter schreibt mir] Georg Christoph Steffany teilte Goethe in seinem Brief vom 22. März 1798 ein neues Pachtangebot für das am 8. März erworbene Lehn- und Freigut in Oberroßla mit (vgl. RA 2, Nr 1204). 81,8–9 ein Pachter aus dem Blankenhaynischen] Bei dem Pachtinteressenten handelte es sich um den ältesten, noch ledigen 28-jährigen Sohn des Landwirts „Becker von Kiliansroda aus den BlanckenhaynL.“ (H: GSA 30/39, Bl. 47; vgl. RA 2, Nr 1204). Da der Vater „als ein guter Wirth bekannt ist“ (ebd.), ließe sich denken, dass „auch der Sohn ein guter Oeconome seyn muß“ (ebd.). 81,9–10 durch den Kettendorfer empfohlen] Der Pächter des Köttendorfer Freigutes, Friedrich Tischner, der mit Steffany befreundet war, hatte sich für Becker verwendet (vgl. RA 2, Nr 1204), wie auch Christiane Vulpius in ihrem Antwortbrief bestätigte. Tischner stand Steffany gelegentlich beratend zur Seite. – Köttendorf ist ein südöstlich von Weimar gelegenes Dorf. 81,10 noch mehr] Es blieb bei drei Pachtangeboten: Becker aus Kiliansroda, Johann Friedrich Fischer aus Oberweimar und die bisherige Pächterin Johanne Marie Hofmann, die sich um die Fortsetzung ihres bestehenden Pachtverhältnisses bemühte (vgl. zu 70,22). Aus einem Briefkonzept des Bauverwalters Steffany an Johann Andreas Weidner, Gutspächter in Niederroßla, geht hervor, dass Goethe sich gegen ein Inserat zur Verpachtung in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ ausgesprochen hatte, obwohl dies wahrscheinlich zu weiteren Angeboten geführt hätte (vgl. GSA 30/39, Bl. 33). 81,12 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August. – Briefe des Vaters an den Sohn sind für das Jahr 1798 nicht überliefert, vier lassen sich erschließen (EB 33, EB 37, EB 52, EB 61). In den Briefen an Christiane Vulpius lässt Goethe dem Achtjährigen stets Grüße ausrichten – die Bezeichnung ‚der Kleine‘ ist dabei die am häufigsten verwendete Form der Adressierung (zur Verwendung von Kosenamen vgl. zu 129,8). 81,13 ein Briefchen] Der Sohn August schrieb bereits am nächsten Tag, dem 24. März 1798, an den Vater (vgl. RA 2, Nr 1205).

178

60. An Christiane Vulpius

BRIEFE 60/61

Jena, 27. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 77. – Doppelblatt 11,9 × 18,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischluss: EB 33 (vgl. 82,1). E: WA IV 13 (1893), 103f., Nr 3760 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Rehkeule (vgl. 81,22). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 24. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1207). – Christiane Vulpius antwortete am 28. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1213). Postsendungen: 27. März 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; vgl. WA IV 13, 430); 28. März 1798: Botenlohn nach u v W. (GR/Jena 1798, 1, Bl. 2r). 81,17 schon manches bey Seite gebracht] Am Vortag hatte Goethe die Abhandlung „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“ (vgl. zu 64,2) diktiert und die Arbeit daran am 27. März fortgesetzt (vgl. GT II 1, 238). Im Gespräch mit Schiller erfolgte die Revision von Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (vgl. ebd.; zu 79,14). 81,18 noch nicht gethan was ich wünschte] Vermutlich Anspielung auf Goethes Beschäftigung mit der „Ilias“ im Zusammenhang mit seiner Arbeit am Epos „Achilleis“ (vgl. zu 82,9). 81,20–21 spatziren zu gehen] Im Tagebuch notierte Goethe Spaziergänge für den 25., 26. und 27. März 1798 (vgl. GT II 1, 238). 81,22 mit Freund Meyer] Johann Heinrich Meyer wohnte von November 1791 bis zu seiner Heirat 1803 bei Goethe und seiner Familie. Nach dem Umzug in das Haus am Frauenplan Mitte 1792 bezog er die Mansarde des Vorderhauses. Insbesondere während Goethes Abwesenheiten kam ihm eine wichtige Rolle als Vertrauter und Beschützer von Christiane Vulpius zu (vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 95). 81,23 Mit meinem Essen] Positive Äußerungen über die Versorgungssituation in Jena wie in diesem Brief finden sich selten in Goethes Briefen. Während seiner Jena-Aufenthalte war er auf Wirtshauskost oder die Versorgung durch Maria Dorothea Trabitius, die Ehefrau des Schlossvogts, angewiesen (vgl. zu 117,4). Von der Familie Schiller wurde er ebenfalls mit Essen versorgt (vgl. 119,15). Wiederholt bat

MÄRZ 1798

179

er Christiane Vulpius, u.a. Wildbret, Knackwürste, Salatöl, Spargel oder anderes Gemüse aus dem heimischen Garten, Schokolade sowie Wein aus den eigenen Vorräten nach Jena zu schicken. 81,24 die beliebten Gemüße] Wahrscheinlich eine Anspielung auf Gemüsearten, die Christiane Vulpius selbst im Garten am Frauenplan anbaute und nach Jena sandte oder aber in der allgemeinen Bedeutung von ‚Gericht, Speise‘ (vgl. GWb 3, 1426). 82,1 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 82,1 ein Blättchen] Nicht überlieferter Brief an August, im Briefverzeichnis unter dem 27. März 1798 verzeichnet (vgl. EB 33).

61. An Christiane Vulpius

Jena, 30. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 78. – Doppelblatt 11,8 × 18,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischlüsse: Nr 63 sowie nicht überlieferte Briefe an Johann Christoph Gottlob Vent (EB 35), Christian August Vulpius (EB 36) und August Vulpius (EB 37). E: WA IV 13 (1893), 104f., Nr 3761 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 28. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1212). – Christiane Vulpius antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1224). Postsendungen: 30. März 1798 (D e m: Vu l p i u s. Über meine Arbeiten / Ostergeschenk für den Kleinen. Was in der nächsten Epoche wegen des Guts zu thun.; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; vgl. WA IV 13, 431); 30. März 1798 (vgl. GT II 1, 239). 82,5 Mit beykommenden Billet] Nicht überlieferter Brief an den Weimarer Ingenieuroffizier Johann Christoph Gottlob Vent (EB 35). 82,5–6 die zwey Flurcharten von Ober Roßla] Goethe hatte vor dem 16. März 1798 von der Landschaftskasse die Genehmigung eingeholt, eine Kopie einer Oberroßlaer Flurkarte anfertigen zu lassen (vgl. Johann August Ludecus’ Befürwortung am 16. März 1798; GSA 30/39, Bl. 35; vgl. RA 2, Nr 1187). Ludecus empfahl ihm Johann Christoph Gottlob Vent als Kopisten (vgl. ebd.). Dieser verwies ihn wiederum auf Johann Christoph Gottlob Weise, der Goethe am 21. März um Zusendung der Flurkarte bat, um sie in den nächsten sechs Wochen kopieren zu können (vgl. RA 2, Nr 1203). Goethe ließ am 30. Mai die Flurkar-

180

BRIEF 61

ten an Vent schicken (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; WA IV 13, 431; EB 35). Ungeklärt bleibt, woher die zweite Karte stammte, da im Schriftverkehr mit Ludecus, Vent und Weise nur von einer Karte die Rede ist. In Goethes Akten ist eine von Johann Valentin Blaufuß gefertigte, topographische Karte mit ausgewiesenen Flurgrenzen aus der Gegend um Oberroßla und Apolda überliefert (vgl. GSA 30/47, Bl. 30; ein zweites Exemplar befindet sich in Goethes Kartensammlung, KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/KS 136). Sie reicht im Norden bis Mattstedt und im Süden bis Oberndorf. Die Ost-West-Ausdehnung umfasst die Ortschaft Heusdorf bis zur Wüstung Dieterstedt. Es ist jedoch auch möglich, dass Goethe die zweite Flurkarte beim Verkauf des Gutes 1803 an den neuen Besitzer Immanuel Reimann weitergab. Sie wird im Ausschnitt vermutlich etwa jener von Adolf Doebber nachgezeichneten Flurkarte von Oberroßla (vgl. Doebber, Ober-Roßla, Tafel 4) entsprochen haben, bei der sich Doebber an einer 1791 gefertigten Karte orientierte. Diese weist die zum Freigut gehörigen, verstreut liegenden Teilstücke, „durch Ländereien des Pfarrguts, der Schule und der Bauern voneinander getrennt“ (ebd., 197) in der Oberroßlaer Flur aus. 82,6 Lieutenant Vent] Johann Christoph Gottlob Vent. 82,6 die übrigen Einlagen] Post an Dritte, die meist direkt weiterzuleiten war (vgl. GWb 2, 1478). Laut Briefverzeichnis (vgl. Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r) handelte es sich um einen Brief an Christian Gottlob Voigt (vgl. Nr 63), an Johann Christoph Gottlob Vent (EB 35), Christian August Vulpius (EB 36) und an den Sohn August (EB 37). 82,8 manches gearbeitet, nur gerade das nicht was ich wünschte] Am Vortag hatte Goethe mit der Ausarbeitung eines Schemas zu seinem geplanten Epos „Achilleis“ begonnen und setzte dies in den folgenden Tagen fort (vgl. GT II 1, 239; WA I 50, 435–439). Berichte Goethes über Verzögerungen im Arbeitsprozess treten in dieser Zeit häufiger auf, so auch in den beiden vorangegangen Briefen an Christiane Vulpius (Nr 59, Nr 60). 82,9 doch vieles vorbereitet] Für Ende März ist Goethes eingehende Lektüre der „Ilias“ durch das Tagebuch belegt (vgl. GT II 1, 239). Er beschäftigte sich außerdem mit den Tragödien „Hekabe“, „Iphigenie in Aulis“ und „Die Phönikerinnen“ des Euripides (vgl. ebd., 238) und las verschiedene, mit der „Ilias“ in Zusammenhang stehende Schriften, darunter „Robert Woods Versuch über das Originalgenie des Homers“, übersetzt von Christian Friedrich Michaelis (Frankfurt a. M. 1773) und Jean Baptiste Le Chevaliers „Beschreibung der Ebene von Troja mit einer auf der Stelle aufgenommenen Charte“, übersetzt von Christian Gottlob Heyne (Göttingen 1792) (vgl. ebd., 239f.). Die Lektüre diente der Vorbereitung seines Epos „Achilleis“ (vgl. zu 114,10). 82,12 Ich hoffe du bist wohl und geschäftig] Christiane Vulpius berichtete in ihrem Antwortbrief von einer am Waschtag zugezogenen Erkältung, weswegen sie zwei Tage im Bett verbracht hatte.

MÄRZ 1798

181

82,13 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 82,13 zu Ostern] August erhielt zu Ostern einen Band aus Joachim Heinrich Campes 12-bändiger „Kleinen Kinderbibliothek“, davon die „verminderte Ausgabe“ (GR/Belege 1798, 2, Bl. 17). Dieser Kinderalmanach enthielt Gedichte, Lieder, Fabeln, Erzählungen und Reisebeschreibungen. Um welchen Band es sich handelte, ist nicht bekannt. Goethe kam am Karfreitag, dem 6. April, zurück nach Weimar (vgl. GT II 1, 240) und war zu Ostern anwesend. 82,13–14 Frage Herr Eiserten] Adolf Eysert, Augusts Hauslehrer seit 1797, bei dem August bis 1802 regelmäßig Unterricht erhielt. 82,14 das Buch was er neulich wünschte] Nicht ermittelt, vielleicht Campes „Kleine Kinderbibliothek“. 82,16 so binden sie dir’s vor Ostern auch noch ein] Das Buch wurde in der Hoffmann’schen Buchhandlung gekauft, von der Goethe seine Bücher bezog. Auf einer Quittung der Buchhandlung vom 10. April 1798 wird der Preis für „1 Campe Kinderbibliothek verminderte Ausgabe“ mit 2 Talern und 12 Groschen angegeben (GR/Belege 1798, 2, Bl. 17), ohne Aufpreis für eine Bindung. Üblicherweise lieferten die Verleger nur ungefalzte Bogen, so dass der Buchhändler oder der Käufer selbst über den Einband entscheiden konnte (vgl. Walter Wilkes, Frieder Schmidt, Eva-Maria Hanebutt-Benz: Die Buchkultur im 19. Jahrhundert. Bd 1: Technische Grundlagen. Hamburg 2010, S. 470). Da sich in Goethes Rechnungen kein zeitnaher Beleg für eine Bindung finden lässt, wurde das Buch entweder bereits gebunden gekauft oder später eingebunden. 82,18 die Erklärungen der Interessenten wegen des Guths] Die bisherigen Besitzer des Oberroßlaer Gutes waren von der Fürstlichen Kommission aufgefordert worden, bis Anfang April 1798 zu entscheiden (vgl. 85,4), ob sie der richterlichen Zueignung und Übergabe des Gutes zum Johannisfest um den 24. Juni zustimmen und dafür auf ihr Recht, das Gut an diesem Termin noch selbst zum Erstehungspreis zu behalten, verzichten wollten (vgl. die Beilage zu Nr 52 sowie zu 68,3–4). 82,20 nach Roßla zu reisen] Goethe fuhr am 13. April nach Oberroßla, um das unzureichende Inventarium der bisherigen Pächter in Augenschein zu nehmen. Wahrscheinlich wurde er dabei von einem Sachkundigen wie dem Bauverwalter Georg Christoph Steffany begleitet. – Vgl. zur Problematik des Inventariums zu 71,8–9. 82,21 suppliren] Von lat. supplere: ergänzen, hier wohl zu verstehen als ‚zunächst schriftlich vervollständigen‘. 82,21–22 einige Schritte Thun] Im Hinblick auf die laufenden Pachtverhandlungen und die Ausarbeitung des neuen Pachtvertrages war eine detaillierte Kenntnis des Zustandes von Ländereien, Wohngebäuden und Ausstattung des Gutes erforderlich. 82,23 mit dem Entschluß des Verpachtens] Zu den Pachtangeboten vgl. zu 81,10. In den darauffolgenden Tagen begann die Ausarbeitung des Pachtvertrages,

182

BRIEF 62

zu dem Christian Gottlob Voigt einen ersten Entwurf lieferte (vgl. GSA 30/39, Bl. 42–45). 82,24 Schreibe mir wie es geht.] Christiane Vulpius antwortete am nächsten Tag und bat Goethe, baldmöglichst nach Weimar zurückzukehren, um die Gutsund Pachtangelegenheiten mit ihr zu besprechen.

62. An Justus Christian Loder

〈Jena〉, 30. März 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 136. – 1 Bl. 17,2(–18) × 23,7 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (164 Bl.), S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Briefe / April, Mai, Juni / 1798.; oben rechts mit Rötel von fremder Hd: „7b“; oben links mit blauer Kreide von fremder Hd: „XXI.“. Das Aktenfaszikel enthält die eingegangenen Briefe des zweiten Quartals 1798 sowie einige Antwortkonzepte Goethes. E: WA IV 13 (1893), 105f., Nr 3762 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG EN

1) Elfenbeinsammlung (vgl. zu 83,2–3). 2) Aufsatz (vgl. zu 83,6). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Loder antwortete Ende März oder Anfang April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1225). Postsendungen: 30. März 1798 (die Elfenbeinsammlung an Loder.; GT II 1, 239). Justus Christian Loder (1753–1832, seit 1809: von) wirkte 25 Jahre als Professor der Medizin an der Universität Jena, wo er Anatomie, Chirurgie, Geburtshilfe und Gerichtsmedizin unterrichtete. Viermal übte er in dieser Zeit das Amt des Rektors der Universität aus. Seit 1781 war er Leibarzt Herzog Carl Augusts. In den 1790er Jahren gehörte er zu den berühmtesten Jenaer Gelehrten und namhaftesten Anatomieprofessoren (vgl. Kublik, Loder, 49–71). Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehörte u.a. ein als Loseblattsammlung vertriebener Atlas mit dem Titel „Anatomische Tafeln zur Beförderung der Kenntniß des menschlichen Körpers“, der zwischen 1794 und 1803 bei Friedrich Justin Bertuch in Weimar verlegt wurde. 1803 verließ Loder Weimar und war bis 1806 als ordentlicher Pro-

MÄRZ 1798

183

fessor an der preußischen Universität Halle tätig. Aufgrund der politischen Entwicklungen konnte er sich nicht zu einer Anstellung im Staatsdienst entschließen und folgte der preußischen Königsfamilie ins Exil nach Königsberg. Seine Ernennung zum preußisch-königlichen Leibarzt und zum Staatsrat sowie ein Adelsdiplom konnten ihn 1809 indes nicht zum Bleiben bewegen. Er ging 1810 zunächst nach St. Petersburg und siedelte sich schließlich in Moskau an. Dort wurde er 1810 zum kaiserlichen Leibarzt und Staatsrat ernannt. Ohne je wieder nach Weimar zurückgekehrt zu sein, obwohl er diesen Wunsch im hohen Alter gegenüber Goethe in einem Brief äußerte, starb Loder 1832, einen Monat nach Goethe, am 16. April 1832, in Moskau. – Goethe pflegte mit dem Jenaer Professor für Anatomie und Medizin während seiner Aufenthalte in Jena regelmäßig Kontakt (vgl. die zahlreichen Einzelstellenerläuterungen in GB 4–12, die Goethes intensiven Austausch mit ihm belegen). Im Oktober 1781 hatte er sich von Loder in die Anatomie einführen lassen und besuchte seine anatomischen Vorlesungen über Knochen- und Bänderlehre sowie seine Privatdemonstrationen. Das durch Loder vermittelte Wissen gab Goethe wiederum im Wintersemester 1781/82 an die Teilnehmer des Unterrichts in der Weimarer Zeichenschule weiter. Die Entdeckung des menschlichen Zwischenkieferknochens 1784 ist auf das mit Loder betriebene Studium der vergleichenden Anatomie zurückzuführen. Neben dem fachlichen Austausch waren sich die beiden auch freundschaftlich gewogen – dies belegen die zahlreichen gemeinsam verbrachten Abende während Goethes Jena-Aufenthalten. Im Jahr 1798 sind im März mehrere Treffen Goethes mit Loder in Jena durch das Tagebuch belegt, u.a. der Besuch einer anatomischen Sektion am 25. März 1798 (vgl. GT II 1, 238) sowie die Treffen im Professorenklub. – Aus dem Jahr 1798 ist nur der vorliegende Brief Goethes an Loder überliefert, ein weiterer an Loder vom 14. Juli 1798 (EB 74) sowie ein Schreiben an Loders Frau Charlotte Luise Auguste vom 1. März 1798 mit der Zusendung von Kaviar (EB 22) können erschlossen werden. In den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1798 gedenkt Goethe der freundschaftlichen Beziehung zu Loder und erwähnt die im vorliegenden Brief thematisierte Schenkung der Elfenbeinsammlung: Ich freute mich diese Sammlung, beschrieben und ausgelegt, dem Kabinette meines Freundes Loder, dem ich so viel Belehrung schuldig geworden, dankbar einzuverleiben. (WA I 35,80.) Der vorliegende Brief ist der erste überlieferte Privatbrief aus einer nur teilweise erhaltenen Korrespondenz. Insgesamt sind zwölf Briefe Goethes an Loder aus dem Zeitraum zwischen 22. Oktober 1796 (vgl. GB 11 I, Nr A 45) und 22.–26. Juni 1831 überliefert. Zahlreiche weitere Briefe können erschlossen werden. Dies wird durch die wesentlich höhere Anzahl der überlieferten Briefe Loders an Goethe belegt. Aus dem Jahr 1798 sind drei Briefe Loders erhalten: sein Antwortbrief auf den vorliegenden Brief Goethes von Ende März/Anfang April (vgl. RA 2, Nr 1225), ein Brief vom 17. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1385) und einer vom 12. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1474).

184

BRIEF 63

83,2–3 Sammlung pathologischen Elfenbeins] Goethe hatte eine Sammlung von Elefantenzähnen zusammengetragen – erst am 6. März 1798 war sie durch Carl Ludwig von Knebel durch weitere Stücke ergänzt worden (vgl. zu 64,2). Am 26. März 1798 diktierte Goethe seinen Aufsatz „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“. Die Schenkung an Loder wird im 1822 dem Aufsatz hinzugefügten Nachwort erwähnt: Vorgemeldete Sammlung verehrte ich meinem freundschaftlichen Lehrer, dessen höchst merkwürdige anatomische Sammlung eine solche Gabe nicht verschmähte; hoffentlich findet sie sich noch in dem Loderschen Kabinett zu Moskau 〈…〉 (LA I 9, 286). – Loder nahm seine große Präparatensammlung, zu der bereits 1795 „Zwei Stücke Elfenbein“ (Beschreibung der physiologischen und pathologischen Präparate welche in der Sammlung des Herrn Hofrath Loder zu Jena enthalten sind, entworfen von Johann Valentin Heinrich Köhler. Erster Theil. Leipzig 1795, S. 113) gehörten, bei seiner Übersiedelung nach Russland (1810) mit sich, musste sie jedoch 1812, nachdem er sein gesamtes Vermögen verloren hatte, an die Moskauer Universität verkaufen. In dem gedruckten „Index praeparatorum aliarumque rerum ad anatomiam spectantium, que in museo caesareae universitatis Mosquensis servantur“ (Katalog der Präparate und anderer, zur Anatomie gehörender Gegenstände, die im Kabinett der Kaiserlichen Moskauer Universität aufbewahrt werden) von 1823 (Nachdruck 1826; Ruppert, Nr 4264) sind unter dem zweiten Abschnitt „Ossa morbis adfecta, deformia etc.“ (Krankhafte, missgebildete etc. Knochen) unter „W. Morbi dentium“ (Zahnkrankheiten) 33 Elefantenzähne verzeichnet, wozu mit hoher Wahrscheinlichkeit die von Goethe geschenkten Exemplare gehören. Loder hatte dazu vermerkt: „Haec praeparata dentium elephantinorum eximie illustrant varios dentium morbos.“ (Diese Elfenbein-Präparate erklären ausgezeichnet die Erkrankungen der Zähne. – Loder, Index, Nr 2382–2414, 48.) 83,3 freundlich aufzunehmen] Loder antwortete, dass Goethe ihm „durch das vortreffliche und mir höchst interessante Geschenk eine eben so lebhafte, als unvermuthete, Freude gemacht“ habe (H: GSA 28/21, Bl. 137). 83,3–4 auf meiner Reise fand] Auf dem Rückweg seiner dritten Schweizer Reise hielt sich Goethe vom 6. bis 15. November 1797 in Nürnberg auf (vgl. GT II 1, 224), wo er das Elfenbein wahrscheinlich bei den dort ansässigen Kammmachern entdeckte (vgl. zu 64,3–4). 83,4 Ihr Cabinett] Loders naturkundliche Sammlung umfasste die verschiedensten physiologischen und pathologischen Präparate, die er 1823 in seinem „Index“ verzeichnete (vgl. zu 83,2–3). Zur Zeit des vorliegenden Briefes bemühte sich Loder ständig um Vermehrung dieser Sammlung und ließ sich auch Präparate aus Paris schicken (vgl. Heinz E. Müller-Dietz und Juris Salaks: Dies ist mein Palladium. Justus Christian von Loders Sammlung anatomischer Präparate. Riga 1992, S. 46f.).

MÄRZ 1798

185

83,6 dem beygefügten Versuche eines raisonnirten Catalogs] Goethe legte seinem Brief eine nicht überlieferte Abschrift des Aufsatzes „Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins“ (vgl. LA I 9, 281–287; erläutert in: LA II 10A, 888–892) bei, wofür ihm Loder im Antwortbrief dankte, da er „den Werth dieser schönen Sammlung so sehr erhöht“ (H: GSA 28/21, Bl. 137). 83,6–7 das was ihm fehlt, 〈…〉 hinzu zu fügen] Da Loder den Aufsatz Goethes bislang nur flüchtig gelesen hatte, antwortete er: „Ob ich im Stande seyn werde, auf dem bereits gelegten trefflichen Grunde weiter zu bauen, weiß ich nicht“ (H: GSA 28/21, Bl. 137). – Loder deutete an, durch das Hinzufügen von Erkenntnissen über „〈e〉 inige menschliche ossa morbosa“ (lat.: krankhafte Knochen; ebd.) Goethes Aufsatz noch ergänzen zu können. In einer Veröffentlichung des Weimarischen Hof-Zahnarztes Friedrich Hirschfeld mit dem Titel „Practische Bemerkungen über die Zähne und einige Krankheiten derselben“ (1796) hatte Loder in seinem Vorwort die Vorteile einer Sammlung von Zahnpräparaten hervorgehoben, die auch zur Aufklärung von Patienten verwendet werden könnte (Justus Christian Loder: Vorrede. In: Friedrich Hirschfeld: Practische Bemerkungen über die Zähne und einige Krankheiten derselben. Jena 1796, S. III–XVIII, hier S. XVIIf.). – Eine eigenständige Veröffentlichung Loders zur Zahnthematik konnte nicht ermittelt werden.

63. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 30. März 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 150/B 36, Bl. 3, 6. – Doppelblatt 20,6 × 35 cm, 3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben rechts „1.“; S. 3 oben rechts „4.“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (12 Bl.) mit der Aufschrift von Christian Gottlob Voigts Hd, Tinte: „Die Abschriften der Catalogi / der Büttnerischen Bibliothek / zu Jena, / betrL“; oben Mitte von Schreiberhd: „Loc F. 3.“ – Beischluss zu Nr 61. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 11619, Bl. 151–152. – Doppelblatt 20,8(–21,5) × 34,2 cm, 3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Vermerk von Schreiberhd (Geist): „Die Bibliothek betrL:“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (351 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta Commissionis / Die Ober-Aufsicht / über die / FürstL. Bibliothec / und / das MedaillenCabinet / betrL: / 1795. 1796. 97. / 1798. 99–1803. / C.“. E: Bojanowski, Bibliothek (1899), 14f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 133–135, Nr 3762a (nach K).

186

BRIEF 63

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 28. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1211). – Voigt antwortete am 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1223). Postsendungen: 30. März 1798 (H l. G e h. R. Vo i g t. Pro Memoria die Bibliothek betrl: Gratulation zur Verheirathung seines Sohnes. Versprechen nächstens mehr zu schreiben; Briefverzeichnis 1798, 1, Bl. 3r; vgl. WA IV 13, 431); 30. März 1798 (vgl. GT II 1, 239). – Die im Briefverzeichnis erwähnte Gratulation ist nicht überliefert (vgl. EB 34). 83,11 Unser guter Spilker] Zu Goethes und Voigts kritischer Einstellung dem Bibliothekar Johann Christoph Ferdinand Spilcker gegenüber vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 35. 83,12 Raum und Zeit ihm niemals breit und lang genug] Hier Anspielung auf die Reorganisation der Systematik in der Herzoglichen Bibliothek mit Errichtung neuer Bücherregale. Voigt berichtete in seinem Bezugsbrief, dass Spilcker darum gebeten habe, „auf den neuen Bücherfächern 2 Reihen Folianten zu machen, nur aber sie etwas niedriger als sonst zu machen“ (Goethe-Voigt2 2, 52). Goethe teilte Spilckers Meinung nicht, auch für die Zukunft zwei Reihen der Bibliotheksregale für derart großformatige Bände bereitzustellen. Ein großer Zuwachs an Büchern in Folioformat mit einer Rückenhöhe ab 40 cm war nicht zu erwarten, da das Format nicht mehr so handelsüblich war wie in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (vgl. 84,9). Goethe plädierte deshalb für platzsparendere Regalabmessungen, um mehr Bücher in kleinerem Format unterzubringen. 83,15 Repositorien] Bücherregale. 83,15–16 die untern Fache] Die für die großen Folianten vorgesehenen Fächer. Die Bücherregale waren bislang mit zwei Foliantenfächern ausgestattet, was Spilcker nach Auskunft Voigts aus Symmetrie- und Ordnungsgründen gerne beibehalten wollte. Goethe dagegen bevorzugte Regalfächer in nun gängigeren, kleinen Formaten, was sich auch als platzsparender erwies, so dass von acht auf neun „oder gar 10“ (Goethe-Voigt2 2, 53) Regalböden aufgestockt werden konnte. 83,17 ein Quart Locat] Abteilung, Fach (vgl. GWb 5, 1283) für Bücher in Quartformat (von lat. quartus: der vierte, bezogen auf die zweifache Faltung eines Bogens), mit einer Rückenhöhe von 25–35 cm. 83,17–18 Octav Höhen] Regalhöhe für Bücher in Octavformat (von lat. octavus: der achte, bezogen auf die dreifache Faltung eines Bogens), mit einer Rückenhöhe von 18–25 cm. 84,2 in Loco] Lat.: vor Ort. 84,2 des Bibliothekars] Johann Christoph Ferdinand Spilcker. 84,3 des Registrators] Christian August Vulpius, seit 1797 als Registrator an der Bibliothek angestellt. 84,3 vom Baumeister vortragen zu lassen] Der seit 1791 in Weimar tätige Architekt und Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner.

MÄRZ 1798

187

84,9 Die Foliobände wachsen jetzt nicht in der Mase zu wie Octav] Folio war ein beliebtes Buchformat im 15. und 16. Jahrhundert, also in der frühen Zeit des Buchdrucks. Spilcker wandte dagegen ein, wie Voigt in seinem Antwortbrief berichtete, dass bei der Neustellung der Bücher „durch das Heraufschaffen von unten, um in der innern Runde Platz zu erlangen, der Folianten oben viele werden müßten“ (Goethe-Voigt2 2, 57). 84,10 noch kleineres Format] Neben dem beliebten Duodezformat (von lat. duodecim: zwölf; vgl. zu 43,12) mit einer Rückenhöhe von 10–15 cm gab es noch weitere kleinformatige Taschenbücher in Sedez (von lat. sedecim: 16, bezogen auf die vierfache Faltung eines Bogens) mit einer Rückenhöhe von kleiner als 10 cm. 84,15 Was den Hofkantor und dessen Schreiberey betrifft] Der Hofkantor Johann Christoph Rudolph war seit 1798 auch mit Schreibtätigkeiten für die Bibliothek beauftragt. Voigt hatte am 28. März mitgeteilt, dass Rudolph „mit dem Mundo des Landkartencatalogi fertig“ sei und nun gewünscht habe, „an dem Nominalcatalogo ebenso fortschreiben zu dürfen“ (Goethe-Voigt2 2, 52). 84,16–17 die retardirende Manier unseres Rath Spilkers] Voigt berichtete, dass Spilcker nicht zulassen wollte, „nämlich daß der Hofkantor länger als die sonst gewöhnliche Zeit oben auf der Bibliothek arbeite“ (Goethe-Voigt2 2, 52). 84,17 contrabalanciren] Eigentlich ‚contrebalancieren‘, durch ein Gegengewicht ausgleichen (vgl. GWb 2, 1021). 84,19 Hofrath Loder] Zu dem Jenaer Professor der Anatomie und Chirurgie Justus Christian Loder vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 62. 84,19–20 wegen den Büttnerischen Catalogen] Die Bibliothek des Göttinger Sprachforschers Christian Wilhelm Büttner war im Sommer 1783 von Herzog Carl August erworben und im Jenaer Schloss aufgestellt worden. In den Verhandlungen zuvor kam es zu der Abmachung, dass der in eine finanzielle Notlage geratene Büttner seine Bibliothek nach seinem Tod der Weimarischen Bibliothek vermachen, die (noch festzusetzende) Summe jedoch als lebenslängliche Rente in Höhe von jährlich 300 Reichstalern erhalten werde. Zur Ermittlung des Preises sollte ein Katalog des Bestandes hergestellt werden, um anhand von Buchhändlerkatalogen den Preis jedes Buches bestimmen zu können. Der Katalog wurde zu großen Teilen von dem Göttinger Studenten Heinrich Moritz Grellmann angefertigt und im Juli 1782 fertig gestellt. 1781 ließ Herzog Carl August Michael Hißmann, außerordentlicher Professor der Philosophie in Göttingen, ersuchen, bei der Verfertigung des Katalogs von der Büttner’schen Bibliothek behilflich zu sein (vgl. Johann Karl Schuller: Magister Hißmann in Göttingen. Ein Beitrag zur siebenbürgisch-sächsischen Gelehrtengeschichte. Kronstadt 1863, S. 12; vgl. auch Werner Ronneberger: Die Schloßbibliothek zu Jena. In: Otto Glauning zum 60. Geburtstag. Festgabe aus Wissenschaft und Bibliothek. 2 Bde. Leipzig 1936–1938, Bd 2, S. 64–72). Eine Abschrift dieser Kataloge auch für den Standort Weimar hielt die Bibliothekskommission für „überhaupt ganz unentbehrlich“ (H: GSA 150/B 36, Bl. 8).

188

BRIEF 64

Die Büttner’sche Bibliothek war zunächst von Justus Christian Loder und Johann Georg Lenz verwaltet worden, bis sie 1797 in den Zuständigkeitsbereich Goethes und Christian Gottlob Voigts gelangte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 12). Der bisherige Katalog sollte nun abgeschrieben werden. 84,21 vor kurzem angefragt] Nicht schriftlich überliefert. Wahrscheinlich zeitgleich mit Hufelands und Loders Anfrage (GT II 1, 239) wegen des Mediziners Johann Gottlob Bernstein vom 28. März 1798, die Goethe im Tagebuch notierte. 84,21–22 30 rthlr vor die Abschrifft] Vgl. dazu das amtliche Schreiben der Bibliothekskommission vom 29. Oktober 1798 von Voigts Hand an die „FürstL. SächsL. Cammer“, dass der „Betrag der AbschreibeGebühren 〈…〉 nach beyliegenden Quittungen mit 26 Rthlr 14 gL“ bezahlt worden ist (H: GSA 150/B 36, Bl. 8). 84,27 Copisten] Nicht ermittelt.

64. An Christiane Vulpius

Jena, 2. April 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 79. – Doppelblatt 11,8 × 18,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 106f., Nr 3764 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Brief von August Vulpius an Catharina Elisabeth Goethe (vgl. zu 85,9–10). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 2. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1228). – Christiane Vulpius antwortete am 3.? April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1232). Postsendungen: 2. April 1798 (D e m. Vu l p i u s. / Extra Bot. retour.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 85,1 Durch den rückkehrenden Boten] Laut Goethes Briefverzeichnis handelte es sich um einen Extra-Boten (vgl. Postsendungen), den Christiane Vulpius laut Bezugsbrief mit den für Goethe angekommenen Briefen nach Jena geschickt hatte. – Vgl. zum Botenwesen allgemein zu 85,21. 85,1–2 daß der Herzog Mitwoch hierher kommt und den Donnerstag bleibt] Christian Gottlob Voigt hatte in einem Brief, den der Bote überbracht hatte, seine für den 4. April geplante Ankunft mit dem Herzog angekündigt (vgl. RA 2,

APRIL 1798

189

Nr 1229). Voigt kam schließlich allein und kehrte am selben Tag wieder zurück nach Weimar (vgl. Färber-Calender 1798, Bl. 9). 85,3 vor Freytag nicht nach Weimar könnte] Goethe reiste am Karfreitag, dem 6. April, nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 240). 85,4 Heute ist der Termin herum] Der Kommissionsvorsitzende Friedrich Heinrich Gotthelf Osann teilte sowohl Christian Gottlob Voigt am 3. April (vgl. RA 2, Nr 1231), als auch Georg Christoph Steffany am 9. April (vgl. GSA 30/39, Bl. 34) mit, dass keine Erklärung der Verkäufer erfolgt sei, und dass diese somit den Adjudikations- und Übergabetermin zu Johannis stillschweigend akzeptiert hätten (vgl. auch zu 82,18). 85,4–5 was die Commission resolvirt] Zur Verfügung der Fürstlichen Kommission vgl. zu 68,16. Auf Antrag Georg Christoph Steffanys vom 9. April 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 199) wurde der Übergabetermin zunächst auf den 21. Juni festgelegt (vgl. ebd., Bl. 202–207), wegen Verhinderung einer Partei aber auf den 22. Juni verschoben (vgl. ebd., Bl. 215–218). Steffany wurde über die Terminveränderung am 1. Juni in Kenntnis gesetzt (vgl. ebd., Bl. 215), die anderen Parteien in den darauffolgenden Tagen. – Resolvieren: beschließen (von lat. resolvere: wieder auflösen, von Zweifeln befreien). 85,6–7 damit alles besprochen und auf einmal abgethan werden kann] Christiane Vulpius war in den Gutskauf u.a. bei der Suche nach einem neuen Pächter involviert. Sie hatte selbst die Wirtschaft des Pachtanwärters Johann Friedrich Fischer auf dessen Pachtgut in Oberweimar in Augenschein genommen, um sich ein Bild davon zu machen, ob er als Pächter für Oberroßla in Frage kommen würde. Daraufhin hatte sie Goethe am 31. März gebeten, einiges mündlich mit ihm zu besprechen (vgl. RA 2, Nr 1224). Sie wiederholte ihre Bitte im Bezugsbrief vom 2. April. 85,8 bald das nähere hören] Zwei Tage später kündigte Goethe seine Rückkehr für das kommende Wochenende an, kam aber schließlich doch bereits am Freitag, dem 6. April, nach Weimar (vgl. zu 86,20). 85,9 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 85,9–10 seinen Brief an die Großmama] August Vulpius’ nicht überlieferter Brief an seine Großmutter Catharina Elisabeth Goethe hatte Christiane Vulpius’ Brief an Goethe vom 31. März beigelegen (vgl. RA 2, Nr 1224). Christiane Vulpius bat Goethe um dessen Rücksendung, da sie ihn am 6. April auf die Post geben wollte (vgl. ebd.). Die Großmutter dankte dem Enkel in ihrem Brief vom 7. Mai für die „schöne Beschreibung von Verfertigung des Papiers“ (H: GSA 37/N 12; vgl. Pfeiffer-Belli, 743).

190

65. An Christiane Vulpius

BRIEFE 65/66

Jena, 3. April 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 80. – 1 Bl. 18,8 × 23,7 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischluss zu Nr 68 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; WA IV 13, 431). E: WA IV 13 (1893), 107, Nr 3765 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 2. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1228). Da der vorangegangene Brief (Nr 64) wegen des abgehenden Boten in Eile geschrieben worden war (vgl. 85,1), geht Goethe im vorliegenden Brief noch einmal ausführlicher auf Christiane Vulpius’ Fragen ein. – Christiane Vulpius antwortete am 3.? April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1232). Postsendungen: 3. April 1798 (Brief nach W.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 2v). 85,13 was ich gestern schon gesagt habe] Vgl. 85,1–7. Christiane Vulpius hatte den Wunsch geäußert, Goethe bald persönlich wegen des Gutes in Oberroßla sprechen zu können. 85,15 Donnerstag Abends erfährst du das nähere, durch des Herzogs Leute] Da der Herzog seine Reise nach Jena nicht antrat (vgl. zu 86,18), teilte Goethe Christiane Vulpius in einem Brief am Folgetag seine voraussichtliche Ankunft für Freitag oder Samstag selbst mit (vgl. zu 86,20). 85,16–18 Ich habe Herrn Meyer den Vorschlag gethan 〈…〉 eine Zeit lang hier zu bleiben.] Nicht überlieferter Brief an Johann Heinrich Meyer vom 2. April (EB 39). – Der Plan wurde verschoben; Goethe nahm eine Kutsche von Jena und fuhr damit nach Weimar zurück (vgl. 86,21–87,2). 85,18 im Schlosse] Vgl. zu Goethes Wohnsituation im Schloss in Jena zu 4,15–16. 85,20 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 85,21 morgen mit den Botenweibern] Christiane Vulpius antwortete am 3.? April. – Bei den namentlich nicht bekannten ‚Botenfrauen‘ bzw. ‚Botenweibern‘ handelte es sich um weibliche Laufboten, die fast täglich zwischen Weimar und Jena Sendungen wie Briefe und Pakete transportierten. Sie waren eine wichtige Ergänzung zu Kammerwagen und reitender bzw. fahrender Post. Die weiblichen Laufboten arbeiteten auf eigene Kosten. Sie beförderten Sendungen aus dem Umland bzw. aus Gegenden, die von der Postkutsche nicht angefahren wurden, und nahmen Briefe und Pakete, die an ihren Heimatort adressiert waren, mit zurück. 85,22 Antwort] Der nächste überlieferte Brief Goethes stammt vom Mittwoch, dem 4. April (vgl. Nr 68).

APRIL 1798

191

85,22 Ich bin fleißig] Vgl. zu 82,9. 85,23 wie ich wünschte] Vgl. zu 82,8.

66. An August Wilhelm Schlegel

〈Jena, 4. April 1798〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

WA nimmt als Datierung den 4. April 1798 an, BuG den 18. Oktober (BuG 4, 452), die Schlegel-Ausgabe den 14. November 1798 (Schlegel-Schiller/Goethe, 76). Indizien für eine Datierung auf den 4. April liefern die Erwähnung der Gäste von Weimar (86,4), bei denen es sich wahrscheinlich um den für den 4. April angekündigten Besuch Christian Gottlob Voigts und Herzog Carl Augusts mit Begleitung handelte (vgl. RA 2, Nr 1229; vgl. GT II 1, 240; vgl. zu 86,4) sowie ein ebenfalls undatierter Brief an Schiller (Nr 67). Schlegel hatte in dieser Zeit den befreundeten Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein mit seiner Frau Sophie zu Gast, was mit Goethes Erwähnung der Freunde (86,3) übereinstimmen könnte. Im Brief an Schiller (Nr 67), der in der Gestaltung der Adresse dem vorliegenden Brief an Schlegel stark ähnelt, nimmt Goethe Bezug auf das für ihn unvermeidliche Aufeinandertreffen mit Tischbein (vgl. zu 86,14). Im Tagebuch sind zudem Ende März wiederholt Spaziergänge Goethes notiert (vgl. GT II 1, 237f.), ähnlich also wie die im vorliegenden Brief erwähnte Promenade (86,5). Diese Indizien fehlen bei einer Datierung auf den 14. November 1798. Die Mittheilung der Holzschnitte (86,1) lässt sich jedoch wiederum für April 1798 weder durch Briefe noch durch das Tagebuch belegen, könnte aber durch den intensiven Austausch zwischen Goethe und Schlegel im Frühjahr 1798 auch nur mündlich erfolgt sein. Am 14. November 1798 ist mit dem Tagebucheintrag Rath Schlegel, Ungarische und Englische Holzschnitte (ebd., 265) zwar eine thematische Nähe zum vorliegenden Brief offenkundig, jedoch passen alle anderen Indizien nicht dazu. Es ist deshalb anzunehmen, dass Goethe sich zwar erst im Juni praktisch und im November theoretisch mit der Holzschnitt-Thematik beschäftigte (vgl. zu 86,1), die Anschauungsmaterialien aber schon im April von Schlegel zur Verfügung gestellt bekam. Die Datierung auf den 18. Oktober ließe sich durch den Besuch Willem Ferdinand Mogge Muilmans und Johann Jacobus Metelerkamps in Jena erklären; Metelerkamp beschreibt in seinem Reisetagebuch für diesen Tag einen morgendlichen Besuch mit Schlegel, dem ehemaligen Hauslehrer Mogge Muilmans, bei Goethe (vgl. BuG 4, 452f.). Goethe selbst hatte wiederum den Erbprinzen Carl Friedrich, mit Ridel und Familie Voigt zur Weinlese eingeladen (vgl. GT II 1, 262). Widersprüchlich in diesem Zusammenhang ist Goethes Aufforderung an Schlegel, sich gegen zwölfe zu melden, während er sich am 18. Oktober mit Ridel

192

BRIEF 67

und dem Erbprinzen bereits vormittags im Mühltal treffen wollte (vgl. RA 2, Nr 1526). ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 7. – Doppelblatt 18,9 × 23,5 cm, 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Rath Schlegels / Wohlgebl.; S. 3 und S. 4 Reste einer roten Verschlussoblate. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 32f. WA IV 13 (1893), 108, Nr 3766 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 86,1 Für die Mittheilung der Holzschnitte] Wahrscheinlich hatte Schlegel einige Holzschnitte zur näheren Begutachtung an Goethe ausgeliehen. Es könnte sich neben altdeutschen Holzschnitten um Arbeiten des Engländers Thomas Bewick gehandelt haben, die Goethe am 12. Dezember an Schlegel zurückschickte (vgl. zu 258,25). Näheres ist hierzu nicht zu ermitteln. 86,3 Sie und Ihre Freunde] Schlegel hatte zu dieser Zeit den Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein mit Frau zu Gast, den er 1792 in Amsterdam kennen gelernt hatte. Goethe war den Tischbeins im Beisein von Schlegel am 3. April begegnet (vgl. GT II 1, 240), stand Tischbein aber distanziert gegenüber (vgl. 86,14). 86,4 Gäste von Weimar] Christian Gottlob Voigt hatte seinen Besuch in Jena am 4. April mit einem Brief vom 2. April angekündigt (vgl. RA 2, Nr 1229; vgl. GT II 1, 240). Er wollte mit Goethe einige amtliche Angelegenheiten persönlich besprechen. Zugleich teilte er mit, dass der Herzog am gleichen Tag in Begleitung von Joseph Charles Mellish und Julius Wilhelm Ernst von Stein zu Nord- und Ostheim von Dornburg auf dem Rückweg nach Weimar in Jena Station machen werde (vgl. ebd.). Der Herzog sagte die Reise jedoch kurzfristig wegen Unpässlichkeit und aufgrund des schlechten Wetters ab (vgl. RA 2, Nr 1234). 86,4–5 noch vor Tische] Goethe verbrachte den Abend laut Tagebuch bey Schiller (GT II 1, 240). – Ein Spaziergang wird nicht erwähnt, weder mit Christian Gottlob Voigt noch mit Schlegel und dessen Begleitung. Vermutlich war das Wetter, das den Herzog daran gehindert hatte, nach Jena zu kommen (vgl. RA 2, Nr 1234), dafür zu schlecht.

APRIL 1798

67. An Friedrich Schiller

193

〈Jena, 4. April 1798〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der eigenhändige Brief wurde durch Goethes Begegnungen mit August Wilhelm Schlegel und Johann Friedrich August Tischbein in Jena am 3. April 1798 veranlasst. WA und NA nehmen eine Datierung auf den 4. April 1798 vor; eine Datierung auf den 3. oder 5. April ist aber nicht auszuschließen. Laut seiner Tagebucheinträge (vgl. GT II 1, 240) traf Goethe am 3. April nachweislich zweimal mit Schlegel zusammen: Eine erste Begegnung fand am Vormittag wohl im Hause Schlegels statt, wo Tischbein als Gast weilte. Darauf folgte zu Mittag ein Besuch Goethes bei Schiller. Am Abend war Goethe zum Essen im Hause von Justus Christian Loder eingeladen, wo auch Schlegel und Tischbein anwesend waren. Eine erneute Begegnung Goethes mit beiden am 4. April ist wenig wahrscheinlich, da Goethe an diesem Tag mit Christian Gottlob Voigt zusammentraf (vgl. Nr 66). Am Abend des 4. April war Goethe erneut bei Schiller zu Besuch, den er am folgenden Mittag und Abend des 5. April wiederholte. Am Morgen des 6. April reiste er aus Jena ab (vgl. GT II 1, 240). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 88–89. – Doppelblatt 18,7 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse von Schreiberhd (Geist): Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl.; Rote Verschlussoblate; Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 138f., Nr 4. WA IV 13 (1893), 108, Nr 3767. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Da Goethe am Abend des 4. April 1798 Schiller besuchte, ist davon auszugehen, dass die Antwort in mündlicher Form erfolgte. 86,7 wegen Schlegels anfragen] In seinem Brief vom 24. Februar 1798 hatte Goethe eine persönliche Begegnung Schillers mit August Wilhelm Schlegel vorgeschlagen (vgl. Nr 39). Schiller war darauf nicht eingegangen. 86,8–9 seine Verbannung] Schillers Entfremdung von Schlegel resultierte wesentlich aus seiner Verärgerung über dessen Bruder Friedrich (vgl. zu 54,19). 86,11 Tischbein] Der Porträtmaler Johann Friedrich August Tischbein – ein Vetter von Goethes römischem Künstlerfreund Johann Heinrich Wilhelm Tischbein – hatte Schlegel 1792 in Amsterdam kennen gelernt und war seitdem mit ihm befreundet. Er weilte zu einem Besuch im Hause Schlegels in Jena (vgl. zu 86,3). Ob Tischbein in diesen Tagen mit Schiller zusammentraf, ist nicht bekannt.

194

BRIEFE 68/69

86,12 da S. nach Ostern fortgeht] Über die Reisepläne Schlegels hatte Goethe Schiller bereits am 24. Februar informiert (vgl. Nr 39). Schlegel reiste Mitte Mai für fünf Wochen nach Berlin, begab sich von dort nach Dresden und kehrte erst im Herbst nach Jena zurück (vgl. zu 143,18). 86,14 Tischbein 〈…〉 nicht vermeiden kann] Der 1795 zum Hofmaler des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ernannte Porträtmaler war in den folgenden Jahren mit großem Erfolg in Berlin und Dresden tätig. 1800 wurde er Nachfolger Adam Friedrich Oesers als Direktor der Kunstakademie in Leipzig. Wiederholt weilte Tischbein mit Bildnisaufträgen in Weimar, so 1798 für ein Standesporträt der drei Kinder des Herzogs Carl August. Zu den von Tischbein porträtierten Dichtern der Weimarer Gesellschaft gehörten Christoph Martin Wieland (1795) und Johann Gottfried Herder (1796). Trotz der Vermittlungsbemühungen von August Prinz von Sachsen-Gotha (vgl. RA 1, Nr 1328) entzog sich Goethe jedoch beharrlich den Wünschen des Künstlers, auch ihn zu porträtieren. 86,16 Fortschritte] Gemeint ist Schillers Arbeit am „Wallenstein“.

68. An Christiane Vulpius Jena, 4. April 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 81–82. – Doppelblatt 18,8 × 23,7 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: An / Demoiselle Christiana Vulpius / in / We i m a r.; Reste einer roten Verschlussoblate, Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – Beischluss: EB 42. E: WA IV 13 (1893), 109, Nr 3768 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 3.? April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1232). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt; Goethe kehrte zwei Tage später nach Weimar zurück. Postsendungen: 4. April 1798 (D e m. Vu l p i u s. vorigen mit eingeschl.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 86,18 Unser hoher Gast ist heute nicht gekommen] Herzog Carl August, dessen Besuch in Jena für den 4. April 1798 angekündigt worden war, hatte die Reise wegen Unpässlichkeit und schlechten Wetters verschoben (vgl. RA 2, Nr 1234). 86,20 wohl Freytag oder Sonabend zu dir kommen] Goethe reiste am Freitagmorgen, dem 6. April, um 9 Uhr von Jena ab und traf mittags in Weimar ein (vgl. GT II 1, 240).

APRIL 1798

195

86,21 die wenigen Geschäffte] Hierzu ist nichts Näheres bekannt. Laut Tagebuch hielt sich Goethe am 4. April abends und am 5. April mittags bei Schiller auf (vgl. GT II 1, 240). 87,1 Herrn Professor] Johann Heinrich Meyer, seit 1795 Professor an der Malund Zeichenschule. 87,1 eine bessere Zeit abwarten wollen] Ursprünglich hatte Goethe Johann Heinrich Meyer vorgeschlagen, einige Zeit in Jena zu verbringen und im Schloss zu wohnen (vgl. 85,16–17). 87,4 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12).

69. An Friedrich Schiller

Weimar, 7. April 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 92. – Doppelblatt 18,8 × 23,7 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 158–160, Nr 447. WA IV 13 (1893), 109–111, Nr 3769. BEIL AG EN

1) Kupferstich (vgl. zu 87,27). 2) Büchelchen (vgl. 88,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1235). – Schiller antwortete am 10. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1241). Postsendungen: 7. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 87,6 häuslichen Geschäffte] Es handelte sich vor allem um die geplante Verpachtung des im März 1798 erworbenen Lehn- und Freigutes in Oberroßla. Eine von Christian Gottlob Voigt entworfene „Punctation des Pachtcontractes“ (H: GSA 30/39, Bl. 42–44) wurde am 15. April dem Pächter Johann Friedrich Fischer übergeben (vgl. GT II 1, 240f.). 87,8 von Ihnen weggegangen] Goethe hatte sich vom 20. März bis 6. April in Jena aufgehalten (vgl. GT II 1, 237–240). 87,10 Arbeit] In Jena hatte sich Goethe u.a. mit seinem geplanten Epos „Achilleis“ beschäftigt, an dem er in den kommenden Wochen weiter arbeitete (vgl. zu 114,10). Am 9. April nahm er zudem seine Arbeit am „Faust“ wieder auf (vgl. zu 88,21–22).

196

BRIEF 70

87,11–12 das nächste mal] Goethe reiste am 20. Mai wieder nach Jena, wo er – abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni 1798 blieb (vgl. GT II 1, 245–251). 87,14 langen Entfernung] Abgesehen von einem kurzen Besuch Goethes in Jena am 20. November 1797 (vgl. BuG 4, 387f.) hatte die letzte persönliche Begegnung beider vor Goethes Schweizer Reise stattgefunden, als Schiller vom 11. bis 18. Juli 1797 als Goethes Gast in Weimar weilte (vgl. GT II 1, 120). 87,14 – 15 die Opposition unserer Naturen] Die Betonung der Gegensätzlichkeit beider Seiten und die Versicherung der wechselseitigen Bereitschaft, sich dem anderen zu erklären, gehörten zu den Grundkonstanten der Arbeitsfreundschaft zwischen Goethe und Schiller. Anlässlich seiner Planungen einer erneuten Reise nach Italien hatte Goethe in seinem Brief vom 17. Mai 1797 Schiller dazu aufgefordert, unsere Zweyheit immer mehr in Einklang 〈zu〉 bringen, damit selbst eine längere Entfernung unserm Verhältniß nichts anhaben könne (WA IV 12, 125). Schiller hatte daraufhin betont, das „〈e〉in solches auf wechselseitige Perfectibilität gebautes Verhältniß 〈…〉 immer frisch und lebendig bleiben“ müsse (an Goethe, 21. Juli 1797; NA 29, 104; vgl. RA 2, Nr 901). 87,17 zunehmenden Materialität unserer Freundin] Schiller hatte von seiner Begegnung mit Charlotte von Kalb berichtet. Ihre zerrütteten Vermögensverhältnisse verleiteten sie gelegentlich zu kaufmännischen Spekulationen (vgl. GB 10 II, zu 72,1). 87,19 Ingredientien] Von lat. ingredientia: Bestandteil, hier im Sinne von ‚wirkendes Element‘ (vgl. GWb 4, 1533f.). 87,22 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. Während seines Aufenthalts in Jena hatten sich Goethe und Schiller ausführlich über Schillers Arbeit verständigt (vgl. GT II 1, 237f.). 87,27 Ich lege einen derben Amor, von Guttenberg, nach Meyer, bey] Der von dem Nürnberger Kupferstecher Heinrich Guttenberg nach einem Entwurf von Johann Heinrich Meyer ausgeführte Kupferstich zeigt einen stämmigen kleinen Amor mit den Waffen des Herkules und verbildlicht die Überwindung der Stärke durch die Kraft der Liebe. Als Vorlage hatte Meyer eine Gemme aus Goethes Besitz genutzt (siehe die nachfolgenden Erläuterungen). Der Kupferstich diente als Frontispiz zu Carl Ludwig von Knebels Übersetzung „Elegieen von Properz“, die im Herbst 1798 bei Georg Joachim Göschen in Leipzig erschien (vgl. Charlotte Kurbjuhn: Knebels Autonomie. Elegien und Epikureismus im klassischen Weimar [1798–1800]. In: JbdDSG 60 [2016], S. 243–275). Die Beilage ist nicht überliefert. 88,3 etwas ähnliches für den Almanach] Für das Titelkupfer zum geplanten „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ entwarf Johann Heinrich Meyer die Darstellung einer Psyche, wofür eine weitere Gemme aus Goethes Sammlung als Vor-

APRIL 1798

197

lage diente. Auch dieser Entwurf wurde von Heinrich Guttenberg als Kupferstich ausgeführt (vgl. zu 118,20–21). 88,3–4 mein gewöhnlicher Siegelring] Der aus Goethes Besitz überlieferte geschnittene flache Karneol stammt aus späthellenistischer Zeit und ist in einen Goldring gefasst; er zeigt die Darstellung „Amor mit den Waffen des Herkules“ (KSW, Museen, Inv.-Nr GGM/003; vgl. Femmel/Heres 71, K 3). Goethe hatte den Ring vermutlich in Italien erworben und siegelte mit ihm seit 1789, darunter auch Briefe des Jahres 1798 an Schiller (vgl. Überlieferung zu Nr 12, Nr 165, Nr 167) und an Knebel (vgl. Überlieferung zu Nr 229). Bereits im Dezember 1797 hatte Meyer gegenüber Knebel auf diese Gemme als Vorlage für seinen Entwurf hingewiesen: „Was die Zeichnung nun selbst betrifft, so werden Sie wohl erkennen, daß Goethe’s Siegelring dabei zum Muster gedient hat. Die Vorstellung scheint mir dem allgemeinen Geiste in Properz’s Werken verwandt, und gleichsam anzukündigen, was man zu erwarten hat; deßwegen hat sie uns geschienen, ganz schicklich zum Titelblatt dienen zu können.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 2, 411.) 88,6 Ihrer lieben Frau] Charlotte Schiller. 88,7 Vorsorge] Hier im Sinne von ‚Fürsorge‘ (vgl. GWb 3, 1037). Während seines zurückliegenden Aufenthalts in Jena war Goethe fast täglich Gast der Familie Schiller. 88,8 Büchelchen] Nicht ermittelt. Goethe nutzte diese Form der Übersendung wiederholt, um Kunstblätter vor möglichen Transportschäden zu schützen (vgl. zu 118,20–21).

70. An Friedrich Schiller

Weimar, 11. April 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 95. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 28 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 88,25 |(|J a c o b i|)| ⎡Mm⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 164f., Nr 450. WA IV 13 (1893), 112f., Nr 3772. BEIL AG EN

1) Brief Max Jacobis an Schiller vom 29. März 1798 (vgl. zu 88,25). 2) Gedichte Jacobis für die „Horen“ (vgl. zu 88,26). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 10. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1241). – Schiller antwortete am 24. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1254).

198

BRIEF 70

Postsendungen: 11. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 88,11 von Jena abreiste] Goethe war am Morgen des 6. April überraschend aus Jena abgereist, um die Verpachtung seines im März 1798 erworbenen Gutes in Oberroßla zu regeln (vgl. zu 87,6). 88,13 sowohl allgemeine als besondere Angelegenheiten] Zu den allgemeinen Aufgaben, mit denen Goethe in diesen Tagen beschäftigt war, zählten der Schlossbau und die Bibliotheksordnung, zu den besonderen, d.h. privaten, die Gutsangelegenheiten in Oberroßla (vgl. GT II 1, 240f.). 88,15 Iffland giebt wirklich, vom 24ten an, Sechs Repräsentationen.] August Wilhelm Iffland kam am 23. April 1798 in Weimar an und blieb bis zum 5. Mai. Die Modalitäten seines Aufenthalts besprach er in Briefen mit Franz Kirms. So schreibt er am 17. April an Kirms über die bevorstehende Reise: „Nun denn – Sonnabend den 21n, früh 7 Uhr, gehen wir ab. So hoffe ich, den 22n früh, di vor Abend in Leipzig zu sein. Den 23n 4 Uhr früh, aus Leipzig. Da wären wir ja wohl, den 23n des Abends 8 Uhr zu Weimar. Es steht bei Ihnen, ob ich den 24 spielen soll, oder den 25n. Einen Ruhetag wünsche ich, für Öttersberg früh und Belvedére Nachmittags, wenn es angeht. Außerdem, gebietet über Euren Knecht.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 160; vgl. auch Satori-Neumann2 1, 225.) Goethe geht von sechs Aufführungen aus, die auch in einer von Kirms entworfenen, durch Goethe redigierten gedruckten „Nachricht“, die öffentlich kursierte, Ifflands Gastspiele ankündigt: „Der ganz Deutschland auf das vortheilhafteste bekannte Künstler und gegenwärtige Director des Königl. Preußischen deutschen Schauspiels, Herr Iffland, wird, vom 24sten April an, auf dem hiesigen Hoftheater, sechs nahe auf einander folgende Vorstellungen geben, und mit der Rolle des alten Dominique in dem Essighändler, mit welcher derselbe in Berlin debütirte, den Anfang machen.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 163; vgl. auch Satori-Neumann2 1, 223f.) – Tatsächlich trat Iffland schließlich in neun Stücken an acht Tagen in zehn Vorstellungen auf: in der Titelrolle als alter Vater Dominique in „Der Essigmann mit seinem Schubkarren“, übersetzt von Friedrich Ludwig Schröder, nach Louis Sébastien Mercier (24. April), als Graf Wodmar in „Der deutsche Hausvater oder die Familie“ von Otto Heinrich von Gemmingen (25. April), in der Titelrolle des Melodrams „Pygmalion“, Text von Friedrich Wilhelm Gotter nach Jean-Jacques Rousseau, Musik von Georg Benda (27. April, wiederholt am 1. Mai), als Wallen in Schröders Bearbeitung von „Stille Wasser sind tief“ (27. April), als Haushofmeister Bittermann in August von Kotzebues „Menschenhaß und Reue“ (28. April), als Hettmann in Kotzebues „Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka“ (30. April), neben der Wiederholung des „Pygmalion“ als Treumund in Wolfgang Heribert von Dalbergs „Die eheliche Probe“ (1. Mai), als Apotheker

APRIL 1798

199

Agapito in „Die verstellte Kranke“ nach Carlo Goldoni, vermutlich nach einer Übersetzung von Justus Heinrich Saal (3. Mai), und als Amtmann Riemen in seinem eigenen Stück „Die Aussteuer“ (4. Mai). 88,16–17 der Zudrang noch lebhafter seyn als das erste mal] Ifflands erstes Gastspiel in Weimar hatte vom 28. März bis 25. April 1796 stattgefunden (vgl. GT II 1, 65–68). – Die Eintrittspreise wurden 1798 für diese Aufführungen erhöht, wie es durch eine in Umlauf gebrachte Nachricht über Ifflands Gastspiele heißt: „Die Einlaßpreise sind während gedachten Vorstellungen / 1 Rthlr. auf den ersten Platz, / – - 16 Gr. auf den zweyten, / – - 8 – auf die Gallerie.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 163; vgl. auch Satori-Neumann2 1, 224.) Tatsächlich entsprachen die Zuschauerzahlen in etwa denen von Ifflands erstem Gastspiel vom 28. März bis 25. April 1796. 88,17–19 Schon in der Stadt haben wir mehr Fremde 〈…〉 gewachsen.] Als Fremde werden hier die nicht aus Weimar, sondern von außerhalb eigens anreisenden Theaterbesucher bezeichnet. – Kirms und Goethe hatten Ifflands Gastspiel in verschiedenen Zeitungen, u.a. im „Kaiserlich-privilegirten Reichs-Anzeiger“ (Nr 89, 19. April 1798, Sp. 1042) außerhalb Weimars ankündigen lassen, um Publikum anzulocken. – In der in diesen Organen in Umlauf gebrachten „Nachricht“ über Ifflands Gastspiele wird mit dem Andrang von außen gerechnet und erste Vorkehrungen getroffen: „Fremde, die an diesem Genuß Theil nehmen wollen, würden allenfalls vor ihrer Ankunft durch hiesige Bekannte sich mit Billets zu versehen haben, weil nur eine bestimmte Anzahl von Personen in das Schauspielhaus Eingang findet.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 163; vgl. Satori-Neumann2 1, 224.) 88,20 die nächsten vier Wochen] Goethe kam erst 5 ½ Wochen später, am 20. Mai, wieder nach Jena (vgl. GT II 1, 245). 88,21–22 den Faust vorgenommen] Nach einer über siebenjährigen Pause hatte sich Goethe im Juni 1797 wieder seiner „Faust“-Dichtung zugewandt (vgl. GT II 1, 118; EGW 5, 12–836). Das Werk war 1790 in einer ersten Fassung unter dem Titel „Faust. Ein Fragment“ im 7. Band der bei Georg Joachim Göschen erscheinenden Werkausgabe von „Goethe’s Schriften“ (Leipzig 1790, S. 1–168) veröffentlicht worden. Schon zu Beginn ihres Briefwechsels hatte sich Schiller beeindruckt von diesem „Torso des Herkules“ (Schiller an Goethe, 29. November 1794; NA 27, 95; vgl. RA 1, Nr 1114) gezeigt und Goethe zu einer Fortsetzung gedrängt, die dieser aber zunächst ablehnte: Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen, ich wage nicht das Packet aufzuschnüren das ihn gefangen hält. Ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen; so ist es gewiß Ihre Theilnahme. (Brief an Schiller vom 2. Dezember 1794; GB 10 I, 90,8–11.) Auf

200

BRIEF 71

Goethes unvermittelte Ankündigung vom 22. Juni 1797, seine Arbeit am „Faust“ wieder aufgenommen zu haben, hatte Schiller am folgenden Tag mit verhaltener Freude reagiert: „Ihr Entschluß an den Faust zu gehen ist mir in der That überraschend, besonders jetzt, da Sie Sich zu einer Reise nach Italien gürten. Aber ich hab es einmal für immer aufgegeben, Sie mit der gewöhnlichen Logik zu meßen, und bin also im Voraus überzeugt, daß Ihr Genius sich vollkommen gut aus der Sache ziehen wird.“ (NA 29, 86.) Nach der Ende November 1797 erfolgten Rückkehr aus der Schweiz zählte der „Faust“ dann zu den zentralen Arbeitsvorhaben Goethes des Jahres 1798, das er auch gegenüber Carl Ludwig von Knebel ankündigte (vgl. 4,8). Ein wohl Anfang 1798 diktierter Arbeitsplan („Verzeichniß poetischer und litterarischer Arbeiten welche zunächst bevorstehen“) nennt die Weiterarbeit am „Faust“ an erster Stelle: a.) Das Schema nochmals durchzugehen. b.) Stimmung zur Ausführung abzupassen. (H: GSA 27/55; vgl. MA/Goethe 6 I, 851f.) Erst am 9. April 1798 nahm Goethe die Beschäftigung am „Faust“ auf, die er mit einigen täglichen Unterbrechungen bis zum 21. April kontinuierlich fortsetzte (vgl. GT II 1, 241f.). Über das Ergebnis seiner Arbeiten berichtete er Schiller am 5. Mai (vgl. Nr 85). Ob sich Goethe in den folgenden Monaten weiterhin mit „Faust“ beschäftigte, ist aufgrund fehlender Zeugnisse zweifelhaft. Die geplante Dichtung wurde während Goethes folgendem Aufenthalt in Jena nur noch einmal, am 7. Juni, besprochen (vgl. GT II 1, 248). Eine vorsichtige Anfrage des Verlegers Johann Friedrich Cotta im Dezember 1798 zum möglichen Abschluss der Dichtung beantwortete Goethe am 2. Januar 1799 abschlägig (vgl. GB 14 I, 3,8–10). Der erste Teil der Dichtung erschien erst 1808 im 8. Band der von Cotta verlegten Ausgabe von „Goethe’s Werken“ (Tübingen 1808, S. 1–234), der zweite Teil nach Goethes Tod 1833 im selben Verlag. 88,22 Ihre Bemerkung] Wohl eine mündliche Äußerung Schillers während Goethes Aufenthalt in Jena vom 20. März bis 6. April. 88,25 J a c o b i, der an Sie geschrieben hat] In seinem Brief an Schiller vom 29. März hatte Max Jacobi um eine Nachricht von Goethe gebeten (vgl. NA 37 I, 271f.). Schiller hatte diesen „Brief nebst Gedichten von einem gewißen Jacobi“ (NA 29, 224) im Bezugsbrief an Goethe weitergeleitet. Es handelte sich um den dritten Sohn von Goethes Freund Friedrich Heinrich Jacobi. Goethe hatte ihn während seines Medizinstudiums in Jena (1793–1795) unterstützt und stand auch nach seiner 1797 erfolgten Niederlassung als Arzt in Vaals bei Aachen mit ihm in loser Verbindung (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 14 II, Nr 130). 88,26 Gedichte] Die von Jacobi zur Veröffentlichung in den „Horen“ bestimmten Gedichte sind nicht überliefert. Möglicherweise handelte es sich um die umfangreichen Idyllen „Des Kantors Brautwerbung“ und „Der Wahrsager“ (Herting, Maximilian Jacobi, 199–206; vgl. NA 37 II, 353). In den „Horen“ wurden keine Werke Jacobis veröffentlicht.

APRIL 1798

201

88,29 bey uns eintreffen] Aufgrund seiner Erkrankung reiste Schiller nicht nach Weimar. Charlotte Schiller besuchte nur die Vorstellung am 3. Mai (vgl. RA 2, Nr 1269). 89,1–2 Sie können neben Meyern sich recht gut einquartieren.] Vgl. zu 65,18–19.

71. An Friederike Unzelmann

Weimar, 12. April 1798 → 〈Berlin〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Sign.: NW 395/1960. – 1 Bl. (Fragment 90,9–14) 18,6(–19) × 12,8(–13,7) cm, links abgerissen, unten unregelmäßig abgeschnitten, restauriert, egh., Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 167. – Doppelblatt 21,2(–21,4) × 34,3 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Madame Unzelmann. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E1: Wahle, Weimarer Hoftheater (1892), 121–122 (nach K). E2: Wilhelm Jacobsohn & Co. Buch-, Musikalien- und Antiquariatshandlung. Antiquarischer Katalog Nr 166. Breslau 1901, S. 58 (nach H, bereits das heute überlieferte Fragment 90,9–14). WA IV 13 (1893), 113–115, Nr 3773 (nach K). Textgrundlage: Aufgrund der fragmentarischen Überlieferungslage von H werden K und H im Textband dargeboten. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Friederike Unzelmanns Brief vom 1. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1226). – Friederike Unzelmann antwortete am 27. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1260). Postsendungen: 12. April 1798 („2. 〈gL.〉 vor 1. 〈Schreiben〉 a Md. Unzelmann, den 12t 〈April.〉 1798.“; GR/Belege 1798, 4, Bl. 22r). Friederike Auguste Caroline Conradine Unzelmann (1768–1815) wurde als Tochter des herzoglich sächsischen Beamten Jacob Flittner und seiner Frau Caroline Sophie Auguste geb. Hartmann in Gotha geboren. Der Vater starb früh (Lebensdaten unbekannt), nach seinem Tod schloss sich die Mutter einer Schauspieltruppe an und ging nach Frankfurt am Main. Bereits 1782 stand Friederike in Kinderrollen auf der Frankfurter Bühne und trat unter dem Namen ihres Stiefvaters, des Theaterdichters und Schauspielers Gustav Friedrich Wilhelm Großmann, auf. Aufgrund ihrer schauspielerischen Begabung übernahm sie bald das Rollenfach der jugendlichen Liebhaberin. 1785 heiratete sie Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, der im

202

BRIEF 71

selben Jahr nach Frankfurt gekommen war und sich bereits als Schauspieler in komischen Rollen hervorgetan hatte. Goethes Mutter stand in engem Kontakt mit der Familie Großmann, die sie gern zu sich als Gäste lud. Bei mehreren Kindern übernahm sie die Patenschaft und unterstützte die Familie in finanziellen Notlagen. Insbesondere zu Friederikes Ehemann knüpfte sie eine freundschaftliche Beziehung, die im Laufe der Jahre immer vertrauter wurde (vgl. den Briefwechsel in PfeifferBelli, 561–613). Ab 1788 ging das Schauspielerpaar an das Berliner Theater und spielte unter dem dortigen Schauspieldirektor August Wilhelm Iffland. Mit ihrem Debüt als Nina in dem Singspiel „Nina oder Wahnsinn aus Liebe“ avancierte Friederike Unzelmann zum Berliner Publikumsliebling. Im Repertoire war sie nicht festgelegt und spielte sowohl im komischen als auch im tragischen Fach. Zahlreiche Gastspiele in Hamburg, Wien, Prag und München, 1801 auch in Weimar, machten sie über die Berliner Bühne hinaus berühmt. 1803 ließ sich das Paar scheiden. Friederike Unzelmann heiratete zwei Jahre später den Schauspieler Heinrich Eduard Bethmann. Trotz einiger Konflikte mit Iffland blieb sie der Berliner Bühne treu. Sie starb am 16. August 1815. – Goethe kannte Friederike Unzelmann bereits aus Berichten seiner Mutter über das Frankfurter Theater (so etwa in einem Brief vom 5. Oktober 1794; ebd., 673, Nr 228). Zu einer ersten Begegnung kam es im Juli 1795 in Karlsbad. Friederike Unzelmann war mit der befreundeten Rahel Levin in die böhmischen Bäder gereist, u.a. mit dem Wunsch, Goethe dort kennen zu lernen. Dass sie während des Karlsbad-Aufenthalts miteinander verkehrten, ist durch einen Tagebucheintrag Friederike Bruns dokumentiert (vgl. BuG 4, 159–161). Goethe schätzte vor allem ihr schauspielerisches Talent. Ein Gastauftritt der Unzelmann auf dem Weimarer Hoftheater kam vom 21. bis 30. September 1801 zustande (vgl. Theater/Musik Weimar). Goethe schrieb darüber im „Journal des Luxus und der Moden“: Der Geist, in welchem diese treffliche Schauspielerin die einzelnen Rollen bearbeitet und sich für eine jede umzuschaffen weiß, 〈…〉 kurz das Ganze, was Natur an ihr und was sie für die Kunst gethan, war dem Weimarischen Theater eine wünschenswerthe Erscheinung, deren Wirkung noch fortdauert und nicht wenig zu dem Glück der diesjährigen Wintervorstellungen beigetragen hat. (Weimarisches Hoftheater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 17, März 1802, S. 136–148, hier S. 139.) Die freundschaftlichen Beziehungen wurden befestigt, indem Goethe 1802 auf Unzelmanns Bitte, aber auch 〈a〉us Achtung für Mad. Unzelmann, aus Neigung zu derselben, als einer allerliebsten Künstlerin (Tag- und Jahres-Hefte; WA I 35, 128), ihren 16-jährigen Sohn Karl zur Ausbildung an das Weimarer Theater nahm. – Der vorliegende Brief ist der erste Brief (und der einzige aus dem Jahr 1798) aus einer wahrscheinlich nur teilweise überlieferten Korrespondenz. Insgesamt sind acht Briefe Goethes an Friederike Unzelmann-Bethmann aus einem Zeitraum zwischen 〈12. April 1798〉 und 12. November 1814 bekannt. Von Friederike Unzelmann-Bethmann sind zwölf Briefe an Goethe, zwei aus dem

APRIL 1798

203

vorliegenden Zeitraum (vgl. RA 2, Nr 1226; RA 2, Nr 1260), zwischen 1. April 1798 und 19. Juli 1804, überliefert. 89,5 kleine Frau] Unzelmann weist im Bezugsbrief selbst darauf hin, dass sie „von Figur zwar sehr klein, doch mit einer großen Empfänglichkeit für alles Schöne und Große gebohren wurde“ (H: GSA 28/21, Bl. 166). Trotz ihrer Zierlichkeit soll sie über eine außerordentliche Bühnenpräsenz verfügt haben. 89,6 gekannt] ‚Kennen‘ hier im Sinne von ‚um das Verdienst einer Person wissen‘ (vgl. GWb 5, 336). 89,7–8 Ihre Neigung sehr erfreulich ist] Friederike Unzelmann hatte im Bezugsbrief angeboten, noch im April für 14 Tage in Weimar zu gastieren, da König Friedrich Wilhelm III. von Preußen gerade nicht in Berlin und sie damit abkömmlich sei. Bei der Wahl der Stücke lasse sie Goethe freie Hand. 89,12 Herrn Ifland] Der Berliner Schauspieldirektor August Wilhelm Iffland, unter dessen Direktion Friederike Unzelmann als Schauspielerin stand, gastierte selbst in Weimar in der Zeit vom 24. April bis 4. Mai (zu Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15). – Offenbar hatte es im Vorfeld keine Absprache untereinander gegeben. Iffland stand mit Unzelmann häufig auf der Bühne und schätzte ihr schauspielerisches Talent. In den Anfangsjahren ihrer Zusammenarbeit, nachdem Iffland 1796 Direktor geworden war, kam es jedoch immer wieder zu Zerwürfnissen, da Iffland der Schauspielerin Rollen vorenthielt, auf die sie Anspruch zu haben glaubte (vgl. Laskus, Bethmann-Unzelmann, 32). 89,14 auf eine andere Epoche] Bereits für Frühjahr 1799 sind erneute Verhandlungen zwischen der Hoftheaterkommission und Friederike Unzelmann belegt (vgl. GB 14 II, zu 37,15–16), jedoch waren die Gageforderungen zu hoch (vgl. ebd.). Erst 1801 erfüllte sich ihr Wunsch: Unzelmann spielte vom 21. September bis 1. Oktober 1801 an acht Abenden in Weimar (vgl. Theater/Musik Weimar; GT III 1, 54f.). 89,17 Honorar] Zur Festlegung eines Honorars ist nichts bekannt. – Zuzüglich zum Honorar wurden die Auslagen für die Reise gezahlt sowie freie Kost und Logis gewährt. 89,19 blos eine Sache der Theaterdirection] Die Gagen wurden von der Hoftheaterkommission bezahlt und wurden nicht durch die herzogliche Kammer beglichen. 90,1–2 Punctation] Nicht bindender Vorvertrag, in dem die Konditionen für den endgültigen Vertrag festgelegt und erstmals schriftlich fixiert werden. 90,7–8 beneidenswerthen] Das Wort ist in K nicht eindeutig zu entziffern und wurde in der WA als ‚bemerckenswerthen‘ wiedergegeben. In der vorliegenden Textwiedergabe wurde zugunsten der (im Kontext schlüssigeren) Lesart in der Ausfertigung entschieden. 90,8 Onyx] Eigentlich Bezeichnung für ein Mineral: schwarzer Quarzstein mit weißen Mineraleinschlüssen, hier Bezeichnung für den Mops der Schauspielerin, der

204

BRIEFE 72/73

eigentlich Musch gerufen wurde. – Unzelmann hatte in der Nachschrift ihres Bezugsbriefs auf ihren Hund hingewiesen, den Goethe (offenbar wegen der Farbe seines Fells) „Onyx“ getauft hatte.

72. An Johann August Ludecus

Weimar, 14. April 1798 → 〈Weimar〉

ZUM A D RESSATEN

WA nimmt als Adressaten Friedrich Heinrich Gotthelf Osann an (vgl. WA IV 13 [1893], 115). Da der Antwortbrief jedoch von Johann August Ludecus stammt (vgl. RA 2, Nr 1244), ist es wahrscheinlicher, dass sich Goethe mit seinem Anliegen die Brennerei betreffend direkt an Ludecus als Steuer- und Akziserat der Landschaftskasse wandte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 49, 52. – Doppelblatt 16,8 × 20,5 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 115, Nr 3774 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Johann August Ludecus antwortete am 14. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1244). Zur Person Johann August Ludecus’ (1742–1801) und zu Goethes amtlichem Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 357. – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nur dieser eine Brief Goethes an Ludecus bekannt. Von Ludecus sind zwei Briefe vom 16. März und 14. April 1798 überliefert (vgl. RA 2, Nr 1187; RA 2, Nr 1244). 90,16 Hofmann] Der Pächter Johann Caspar Hofmann, der Ende Juli 1797 gestorben war, hatte eine Branntweinbrennerei auf dem Gut betrieben. 90,16 Brandweinbrennerey] Die von Hofmann betriebene Brennerei befand sich im Hauptgebäude des Gutes. 90,17 künftigen Pachter] Johann Friedrich Fischer übernahm mit der Gutspacht im Juni 1798 auch die Brennerei. Eine Quittung vom 29. Oktober 1798 dokumentiert die Anschaffung neuer Gerätschaften, da am 18. Juni 1798 unter den Teilhabern entschieden worden war, dass die bisherige Ausstattung der Brennerei bei der Pächterfamilie Hofmann verbleiben solle (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehns-

APRIL 1798

205

wesen A 4314, Bl. 231–232). Die Kosten für ein „Neu Kupfernes brandweinszeug“ (H: GSA 30/50, Bl. 33) beliefen sich auf 114 Reichstaler und 20 Groschen (vgl. ebd.). Sie wurden von Goethe beglichen. 90,19–20 eines solchen Guthes] Das Oberroßlaer Gut war als so genanntes Freigut oder freies Lehngut mit Privilegien ausgestattet und von bestimmten Abgaben ausgenommen. Mit dem Kauf hatte Goethe so genannte Gerechtsame erworben, wozu u.a. die Schriftsässigkeit mit Sitz und Stimme auf den Landtagen, die Befreiung von der Grundsteuer, die Akzise- und Tranksteuerfreiheit auf Wein und Bier sowie die Erlaubnis zu brauen, gehörten. Die Herstellung von Branntwein war im Gegensatz zur Wein- und Bierproduktion für den Eigenbedarf des Gutes nicht steuer- und abgabefrei möglich und bedurfte einer entsprechenden Beantragung (vgl. GSA 30/44, Bl. 25). 90,21 bey fürstl Cassedirectorium eine Anzeige zu machen] Ludecus antwortete noch am gleichen Tag, dass die Branntweinblase durch den „Accis Controleur“ geohmt (H: GSA 30/44, Bl. 85), d.h. ihr Fassungsvolumen bestimmt werden müsse. Daraufhin werde die wöchentliche Pacht festgelegt und ein Pachtbrief ausgestellt, der zur Legitimation diene. Die im Oktober 1798 neu angeschaffte Blase hatte laut Quittungsbeleg ein Gewicht von 87 ½ Pfund (vgl. GSA 30/50, Bl. 33).

73. An Charlotte Schiller

Weimar, 14. April 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/430,I, Bl. 9. – Doppelblatt 18,7 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Charlotte von Schiller 2 (1862), 236f. WA IV 13 (1893), 115f., Nr 3775 (nach E). BEIL AG EN

Schachtel mit: 1) Brief von August von Goethe an Carl Schiller (vgl. zu 91,17). 2) Spielzeugbrunnen aus Blech (vgl. zu 91,17). 3) Püppchen (vgl. zu 91,20). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Charlotte Schillers Brief vom 13. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1243). – Charlotte Schiller antwortete am 17. April (vgl. RA 2, Nr 1248).

206

BRIEF 74

Postsendungen: 14. April 1798 (F r. H o f r S c h i l l e r. mit einer Schachtel worin ein blecherner Brunnen.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 91,1 zum Schluß der Woche] Der 14. April fiel auf einen Samstag. Friedrich Schillers letzter Brief datierte vom Dienstag, dem 10. April (vgl. RA 2, Nr 1241). 91,3 Schillers Gesundheit] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief über die Erkrankung ihres Mannes berichtet: „Er hat seit Sonnabend Catharr, aber seit einigen Tagen wurde es ärger, und sein Kopf ist ihm nun sehr mitgenommen, u. es ist eine Art Fieber dabey. Ich hoffe es soll bald vorüber gehen.“ (H: GSA 28/802, St. VII.) Schillers Zustand verbesserte sich allerdings in den nächsten Tagen nicht (vgl. zu 95,7). 91,4 Homerische Welt] In Vorbereitung seiner geplanten epischen Dichtung „Achilleis“ beschäftigte sich Goethe in diesen Wochen mit Homers „Ilias“ (vgl. zu 114,10). 91,5 Faust und Compagnie] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. 91,10 Ifflands Erscheinung] Zu August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15. 91,11 Thourets Gegenwart] Der mit dem Ausbau des Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret hatte sein Kommen für Ende April in Aussicht gestellt (vgl. zu 375,26), traf aber schließlich erst Ende Mai in Weimar ein. 91,12–13 im halben Mai wieder bey Ihnen] Goethe reiste am 20. Mai nach Jena, wo er sich – mit einer Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni aufhielt (vgl. GT II 1, 245–251). 91,15 versäumen Sie mit Schillern Ifflands Spiel nicht] Schiller reiste nicht nach Weimar. Charlotte sah Iffland nur in der Vorstellung vom 3. Mai in der Rolle des tauben Apothekers Agapito im Stück „Die verstellte Kranke“ nach Carlo Goldoni. 91,16 Epoche] Hier im Sinne von ‚Zeitpunkt eines bedeutenden, einschneidenden Ereignisses‘ (vgl. GWb 3, 222). 91,17 ein Briefchen von August an Karl] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief die Grüße ihres fünfjährigen ältesten Sohnes Carl an Goethes Sohn August ausgerichtet und darum gebeten, dieser möge „Carl nicht vergeßen“ (H: GSA 28/ 802, St. VII). Das Briefchen ist nicht überliefert. 91,17 ein Brunnen] Nicht ermittelt. Wahrscheinlich handelte es sich um einen aus Blech gefertigten kleinen Spielzeugbrunnen mit Pumpe und einem befüllbaren Wasserbehälter. Hydraulische Blechspielzeuge dieser Art wurden durch verschiedene Spielwarenhändler vertrieben, darunter durch Peter Friedrich Catel (vgl. Mathematisches und physikalisches Kunst-Cabinet, dem Unterrichte und der Belustigung der Jugend gewidmet. Berlin 1790, S. 2f.) oder durch Georg Hieronymus Bestelmeier

APRIL 1798

207

(vgl. Systematisches Verzeichnis eines Magazins von verschiedenen Spiel- Kunstund andern nützlichen Sachen. Nürnberg 1798, S. 33–35). 91,18 als denn] Das Adverb ist in Goethes Sprachgebrauch in den Schreibweisen ‚alsdenn‘ und ‚alsdann‘ nachgewiesen (vgl. GWb 1, 403). Eine Verwendung beider Formen in einem Satz ist jedoch ebenso ungewöhnlich wie ihre auffällige Getrennt-Schreibung, für die das markante Schluss-„s“ spricht. 91,18–19 plumpen] Mundartlich (mitteldeutsch) für ‚pumpen‘ (vgl. Grimm 13, 1941f.; Thüringisches Wörterbuch. Hrsg. von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Bd 4. Berlin 1975, Sp. 1243). 91,19 eine inverse Danaidenarbeit] Hier scherzhaft gemeinter Bezug auf das vergebliche Bemühen der Danaiden, nach der griechischen Sage die 50 Töchter des Königs Danaos. Sie waren dazu verurteilt, in der Unterwelt (Tartaros) unablässig Wasser in ein durchlöchertes Fass zu schöpfen (vgl. GWb 2, 1061 sowie das in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ veröffentlichte Gedicht „Die Danaiden“ von Johann Diederich Gries [1797, 10. St., S. 82–91]). – ‚Invers‘ von lat. inversus: umgekehrt (vgl. GWb 5, 69). 91,20 ein Püppchen] Nicht ermittelt.

74. An Friedrich Brück’l

Weimar, 16. April 1798 → 〈Wien〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21 Bl. 152–153. – Doppelblatt 18,9 × 20(–20,3) cm, 2⁄3 S. beschr. (S. 3, S. 1 Brief von Christiane Vulpius an Goethe vom 2. April 1798, vgl. RA 2, Nr 1228), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 oben Mitte: Antwort / auf nachstehenden Brief des Herrn Brück’l. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 117, Nr 3776 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Brück’ls Brief vom 21. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1198). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 20. April 1798 (H l. B r ü c k’l nach dem Concept.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431); 20. April 1798 („1. 〈Stck.〉 〈Mr〉 Priehl. Wien 4. 〈gr.〉“; GR/Belege 1798, 3, Bl. 18r). – Der Brief wurde am 16. April diktiert und die Ausfertigung am 20. April abgesandt (vgl. GT II 1, 241f.).

208

BRIEF 74

Friedrich Brück’l (1756–nach 1814) wurde in Wien geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, über seine schauspielerische Laufbahn gibt es nur wenige Quellen. Früh entschied er sich für den Schauspielerberuf. 1770 trat er erstmals in Leipzig auf, 1775–1777 schloss er sich der Schauspieltruppe von Johann Christian Wäser in Leipzig an, 1777 und 1782–1784 spielte er am Hoftheater in Schwedt. Gemeinsam mit seiner Frau Henriette spielte er in den Jahren 1780– 1782 und 1784–1792 unter Pasquale Bondini bzw. ab 1789 unter Franz Seconda bei der Kurfürstlich sächsischen Hofschauspielertruppe mit Auftritten in Dresden, Leipzig und Prag. Christian Gottfried Körner berichtete am 19. Februar 1789 an Friedrich Schiller von einer Aufführung des „Don Carlos“ in Dresden, in der Brück’l die Rolle des Königs Philipp spielte, äußerst kritisch: „Aber Brückl war unausstehlich. Seine Würde that ihm gar zu gütlich, so daß er überall das Beywort k ö n i g l i c h einflickte. M e r k t e u c h d a s, war auch eine Lieblingsredensart von ihm. Denke Dir so eine unedle Gestalt wie Brückl, die nur das crasse, nur den Tyrannen in Philipp heraushebt, und für den alle andern Züge verloren sind.“ (NA 33 I, 305.) 1792/93 erfolgte ein Engagement der Familie Brück’l, inzwischen mit zwei Töchtern in Kinderrollen, am Stadttheater in Frankfurt am Main. Es folgten Engagements in Riga (1795/96), Wien (1798), Prag (1798–1814) und St. Petersburg (seit 1814). Noch im Jahr 1811 übernahm er „erste zärtliche Väter, und Karrakter:Rollen“ (an Goethe, 25. August 1811; H: GSA 28/56, Bl. 176; vgl. RA 2, Nr 600). Das genaue Todesjahr Brück’ls ist nicht bekannt. Goethe und Brück’l sind sich persönlich nie begegnet. In seinen Briefen ist Brück’l Bittsteller und zugleich Verehrer von Goethe und dessen Schriften. Von Goethe gibt es keine Äußerungen über den Schauspieler. – Der vorliegende Brief ist das einzige überlieferte Zeugnis einer Kontaktaufnahme zu Brück’l von Goethes Seite. – Von Brück’l sind fünf Briefe aus der Zeit vom 18. Oktober 1794 bis 25. August 1811 an Goethe überliefert. Bei allen fünf Briefen handelt es sich um Anstellungsgesuche am Weimarer Hoftheater, die von Goethe jedes Mal abschlägig beantwortet wurden. Von Goethe ist nur der vorliegende Brief an Brück’l überliefert, ein weiterer kann erschlossen werden (vgl. GB 10 I, EB 62). 91,23 Das Fach] Brück’ls Engagement in Wien sollte im Mai 1798 enden – aus diesem Grund bat er Goethe im Bezugsbrief um eine Anstellung am Weimarer Theater. Sein Repertoire sei „ausgedehnt“ und er „in den meisten guten Stüken einstudiert“ (H: GSA 28/21, Bl. 154). In seinem vorangegangenen Anstellungsgesuch vom 18. Oktober 1794 war er spezifischer auf sein Rollenfach eingegangen: „Helden, erste Charakter, Noble Väter, Zärtliche, Launigte, und Pollternte alte. 〈…〉 ich und meine Frau singen auch in der Oper; doch sind wir nicht Musikalisch“ (H: GSA 28/7, Bl. 303; vgl. RA 1, Nr 1080). Am 15. November 1794 gehörte zu Brück’ls Forderungen, „das ich alle erste Rollen, die man erste Carractere nennt, oder auch in’s Väterfach gehören, erhalte“ (H: GSA 28/7, Bl. 325; vgl. RA 1, Nr 1098). – Am Weimarer Theater wurden die Schauspieler nach Fächern

APRIL 1798

209

verpflichtet, was ausdrücklich im Vertrag festgelegt wurde. In der praktischen Umsetzung hatten die Darsteller jedoch freie Wahl. Der Einsatz in Opern war bei Bedarf verpflichtend (vgl. Satori-Neumann2 1, 284). 91,23–24 bey uns 〈…〉 dergestalt besetzt daß unser Publikum zufrieden] Mit dem 53-jährigen Karl Friedrich Malcolmi, seit 1788 in Weimar, war das Rollenfach der „würdevollen Väter, der gutmüthigen, humoristischen, polternden Alten“ (Gotthardi, Theaterbilder 2, 25f.) sowie der ersten Charaktere bereits besetzt. In Brück’ls Alter war außerdem der 1754 geborene Johann Christoph Beck, der jedoch überwiegend komische Rollen spielte. 91,25 unsere Contracte] Die Verträge wurden zunächst auf ein bis zwei Jahre ausgestellt und immer weiter verlängert – ein häufiger Personalwechsel, gerade auch bei den ältern Acteurs war von der Theaterleitung nicht erwünscht (Goethe an Herzog Carl August, 11./12. September 1797; WA IV 12, 293; vgl. dazu auch Satori-Neumann2 1, 285). 91,25 die Gagen] Die wöchentlich gezahlten Gagen für einzelne Schauspieler betrugen in Weimar zwischen 2 und 10 Taler, mit gelegentlichen Geschenken und Vorschüssen. Schauspieler, die auch erste Opernpartien sangen, erhielten vier Taler extra. Wenn die Theaterdirektion einen Schauspieler für das Theater gewinnen wollte, wurden auch höhere Gagen gezahlt oder Garderobenzuschüsse gewährt (vgl. Satori-Neumann2 1, 282). 92,1 Ihre Forderung] Brück’ls Bezugsbrief enthält drei Forderungen für den Fall eines Engagements am Weimarer Theater: „Einen festen Contract auf 2 – 3 – und mehrere jahre, mit einem wöchentlichen Gehallt von 20 rthL: vom Tage meiner Abreise an gerechnet, nebst halbjähriger vorher Aufkündigung oder Erneuerung“ (H: GSA 28/21, Bl. 154), „freye Wahl in rücksicht der Debüts, und dem versprechen mich nach Verdienst anzustellen“ (ebd.) sowie Begleichung der Reisekosten für ihn und seine Familie. – Die Gagen der Weimarer Schauspieler waren deutlich niedriger (vgl. die vorangegangene Erläuterung). 92,3 abermals] Brück’l hatte sich mit der Bitte um ein Engagement am Weimarer Hoftheater bereits am 18. Oktober 1794 an Goethe gewandt (vgl. RA 1, Nr 1080), worauf er selbst in seinem Bezugsbrief verweist. Durch konkrete Forderungen im Falle eines Engagements in Brück’ls Brief vom 15. November 1794 (vgl. RA 1, Nr 1098) an Goethe schien eine Anstellung am Weimarer Theater in nächste Nähe gerückt zu sein. Goethes damaliger Absagebrief ist nicht überliefert (vgl. GB 10 I, EB 62).

210

BRIEF 75

75. An Heinrich Rapp Weimar, 16. April 1798 → Stuttgart ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss: Nr 76. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 175–176. – Doppelblatt 21(–21,3) × 34(–34,2) cm, 3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1–3, S. 4 Konzept zu Nr 76), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Heinrich Rapp in Stuttgard. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 117–119, Nr 3777 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Rapps Briefe vom 27. und 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1209 und RA 2, Nr 1221). – Rapp antwortete am 11. Mai 1798 (GSA 30/118, Bl. 47–48; nicht in RA; Brief vollständig abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128). Postsendungen: 20. April 1798 (H e r r R a p p. nach dem Concept.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431); 20. April 1798 (vgl. GR/ Belege 1798, 3, Bl. 18r). – Der Brief wurde am 16. April diktiert und die Ausfertigung am 20. April abgesandt (vgl. GT II 1, 241f.). 92,8 so mancherley Aufträge] Vgl. Nr 13. 92,11–12 Herrn Thouret] Der Stuttgarter Architekt und Dekorationsmaler Nikolaus Thouret war im Januar 1798 mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragt worden (vgl. Nr 14). Seine Ankunft in Weimar verzögerte sich aus verschiedenen Gründen aber wiederholt. 92,12–13 vor Ende des Monats] Nach seinem Ende März bewilligten Urlaubsgesuch hatte Thouret angekündigt, dass er Ende April in Weimar eintreffen werde (vgl. zu 375,26). Seine Ankunft sollte sich allerdings um einen weiteren Monat verzögern. Über die Gründe informierte Rapp in seinem Antwortbrief vom 11. Mai. 92,13 Herrn Iffland] Zu August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15. 92,16 Krankengeschichte jener unglücklich zahnenden Person] Zu Goethes Vorhaben einer Veröffentlichung über das osteologische Präparat einer Kiefermissbildung, das er am 6. September 1797 bei Rapp in Stuttgart gesehen hatte, vgl. zu 21,25. Auf Goethes Wunsch hin hatte Rapp nähere Angaben zu diesem Präparat mitgeteilt. Es handelte sich um eine mit 19 Jahren verstorbene Tochter des Arztes Johann Georg Hopfengärtner.

APRIL 1798

211

92,17 einem geschickten Manne] Nach Rapps Auskunft handelte es sich um den Bruder der Kranken, den Mediziner Philipp Friedrich Hopfengärtner. Ein entsprechender Aufsatz ist nicht ermittelt. 92,20 das dißrheinische Deutschland] Für die zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörenden Gebiete des linken Rheinufers hatte Frankreich 1797 die Gründung einer Tochterrepublik, der Cisrhenanischen Republik, beschlossen. Nach dem Frieden von Campo Formio wurde dieser Plan jedoch wieder aufgegeben. 92,25 den zufällig erbrochnen Brief] Über die Umstände der Übersendung des Briefes von Ernst Friedrich Hesler an Goethe vom 18. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1101) hatte Rapp im Bezugsbrief vo 27. März ausführlich berichtet: „Ich habe ohngefär zur nemlichen Zeit da ich Ihr schäzbares Schreiben erhielt, einen Brief an Sie durch eine gewiße Jgfr. Höslerin empfangen, der, wie sie sagte, von Ihrem Bruder komme und die Bitte enthalte, daß Sie selbst KupferGegenstände für eine neue Ausgabe Ihres Meisters auslegten möchten. Ihr Bruder fürchte, keine Antwortt zu erhalten, wenn ich nicht den Brief gelegenheitL. einschließen würde. – Ich war über diesen / Auftrag nicht sonderlich erfreut, weil ich schon aus der Haupt- und NebenSache schließen konte, wie wenig Freude Sie an dieser Bitte haben werden. Bücherkupfer gehören so gar nicht zu Ihrer LieblingsMaterie. – Inzwischen nahm ich den Brief aus Höflichkeit an, und legte ihn auf meinen Schreibtisch. – Kaum war ich hinweg so kam ein Lamento: die kleine Polly (Sie kennen vielleicht noch das kleine siebenvierteljährige muntere Mädchen) habe ein Unglück angerichtet. Sie erhaschte den Brief und fuhr, – unter den Worten: Das Papa riefle! – mit ihrer kleinen Hand durchs Couvert – und offen war es. Es war in dem ersten Augenblik nichts zu thun, als daß ich den Brief in Beiseyn der Zeugen wieder versiegelte. Ob ich aber ein neues Couvert vor der Jgfr. Höslerin fordern oder ob ich Ihnen den Vorgang entdeken solle, darüber ware ich lange zweifelhaft. Beide Theile, so dachte ich, können Argwohn aus der Sache schöpfen, und dadurch quälte sich meine Delicatesse auserordentL. Sie seye nun Ihnen entdekt! und ich will lieber in Ihr Urtheil fallen, als in das Urtheil eines mir unbekanten Mannes. Ich erzähle deßwegen alles, selbst das was ich von den seynsollenden Inhalt rechtmäsig wußte, unter der heiligL Versicherung daß weder ich noch sonst Jemand den Brief selbst gesehen hat. / Und jezt, nach dieser Herzens Erleichterung, habe ich die Ehre Ihnen Nachricht davon zu geben, wie weit ich glücklich oder unglücklich mit der Ausführung Ihrer Aufträge geweßen bin.“ (H: GSA 28/721, Bl. 1–2.) 93,3 Antwort] Goethes Brief an Hesler (Nr 76). 93,4 die gethanen Vorschläge] Hesler hatte Goethe um Beiträge für seinen geplanten neuen Taschenkalender gebeten (vgl. zu 94,1). 93,6 Daß unser Dannecker sich 〈…〉 Ehre machen wird] Rapp hatte im Bezugsbrief vom 31. März berichtet, dass sein Schwager, der württembergische Hofbildhauer Johann Heinrich Dannecker, von der russischen Zarin Maria Feodorowna den Auftrag erhalten habe, das Brustbild ihrer Mutter, Friederike Sophie Dorothea

212

BRIEF 76

Herzogin von Württemberg, als Pendant zur Büste ihres Vaters, Friedrich Eugen Herzog von Württemberg, anzufertigen. Da die Herzogin jedoch kurz zuvor verstorben sei, habe Dannecker die Büste auf der Grundlage einer Totenmaske angefertigt und dabei das Bildnis der Verstorbenen „bereits so lebendig wieder hergestellt, daß es nicht ähnlicher seyn könte“ (H: GSA 28/21, Bl. 160). Im Januar 1798 hatte Goethe Dannecker einen vergleichbaren Auftrag – eine Bildnisbüste des Herzogs Carl August – in Aussicht gestellt (vgl. zu 24,13–15). 93,8 Reise nach Petersburg] Der Porträtauftrag war mit einer Berufung Danneckers nach St. Petersburg verbunden, der Dannecker aber nicht folgte. 93,14 Dank an Herrn Isopi] Goethe hatte im Januar 1798 um Entwürfe des württembergischen Hofbildhauers und Stuckateurs Antonio Isopi zum Ausbau des Weimar Residenzschlosses gebeten (vgl. zu 24,21–22). 93,14 Sein Vorschlag] In seinem Schreiben vom März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1168) hatte Isopi berichtet, dass er bislang keine Modelle erstellt habe, da er weder die Maße der Räume noch die Anzahl der gewünschten Ornamente kenne und er erst die entsprechenden Auskünfte Thourets abwarten müsse. Zugleich schlug Isopi vor, die gewünschten Schmuckformen in Terrakotta zu liefern, da diese sich nicht abnutzten und als Vorlage für Gipsabgüsse besser geeignet seien. 93,15 Herrn Thourets Ankunft] Thouret traf schließlich erst am 25. Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 93,17 Ihrer lieben Frau] Rapp war seit 1785 mit Henriette Friederike Eberhardine geb. Walz verheiratet.

76. An Ernst Friedrich Hesler

〈Weimar, 16. April 1798〉 → Stuttgart

DATIERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem Überlieferungszusammenhang und dem Inhalt von Goethes Brief an Heinrich Rapp vom selben Tag (Nr 75). Beide Konzepte stehen auf einem Doppelblatt (vgl. Überlieferung zu K). Die Ausfertigung schloss Goethe seinem Brief an Rapp bei, den er am 20. April 1798 absandte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 75. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 176. – Doppelblatt 21(–21,3) × 34(–34,2) cm, ½ S. einspaltig rechts beschr. (S. 4, S. 1–3 Nr 75), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 4 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Hofrath Hesler in Stuttgard. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 119f., Nr 3778 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

APRIL 1798

213

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Heslers Brief vom 18. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1101). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Der Brief wurde am 16. April diktiert und die Ausfertigung wahrscheinlich am 20. April abgesandt (vgl. GT II 1, 241f.). Ernst Friedrich Hesler (1771–1822) wurde in Dettingen an der Erms als Sohn des württembergischen Theologen Jakob Nikolaus Hesler und seiner Frau Ernestine Friderica geb. Nicolai geboren. Nach einer Ausbildung an den Klosterschulen Denkendorf und Maulbronn studierte Hesler ab Oktober 1788 mit seinem Freund und Kompromotionalen Friedrich Hölderlin Theologie an der Tübinger Universität, die er im Sommer 1791 vorzeitig verließ. Ein Studium der Jurisprudenz führte ihn 1793 an die Universität Jena, wo er am 25. April 1793 immatrikuliert wurde. In diesen Jahren veröffentlichte Hesler anonym mehrere Dramen wie „Der Prozeß“ (1792), „Das Wiedersehen“ (1793), „Die schöne Sünderinn“ (1794) und „Das Leben eines Farospielers“ (1794). Aufgrund privater Schulden verließ Hesler Jena im Herbst 1795 und kehrte als Kanzleiadvokat in seine Heimat zurück. 1796 wurde er zum fürstlich Ysenburgischen Hofrat zu Vaihingen in Württemberg ernannt, wo sein Vater als Spezialsuperintendent tätig war. In den folgenden Jahren veröffentlichte Hesler – ebenfalls anonym – politische Schriften wie „Winke für die Waehler und Gewaehlten zum Landtage Wirtembergs“ (1796) sowie „Ueber das Vorzugsrecht der Wirtembergischen Landeskinder bey Ersezung öffentlicher Aemter“ (1797) und gab die Schriftenreihe „Die Verhandlungen auf dem Wirtembergischen Landtage“ (1797–1799) heraus. Zwischen 1806 und 1813 war Hesler als württembergischer Oberjustizprokurator tätig; später lebte er als Rechtskonsulent in Stuttgart, wo er 1822 starb. – Ob Goethe mit Hesler persönlich bekannt war, ist zweifelhaft. Möglicherweise lernte er ihn während eines Aufenthalts in Jena (1793–1795) oder auf der Schweizer Reise in Stuttgart (1797) kennen. Der vorliegende Brief ist der einzige bekannte Brief Goethes an Hesler. Auch von Hesler ist nur ein Brief an Goethe überliefert. Weitere Äußerungen oder Mitteilungen Goethes über Hesler sind nicht bekannt. 93,25–26 Arbeit welche sie unternommen] Hesler hatte berichtet, dass er „von einem hiesigen Bücherverleger, Herrn Maclot, die Redaktion eines Taschenbuchs auf das Jahr 1799“ (H: GSA 28/21, Bl. 150) übernommen habe. Um welches Taschenbuch es sich dabei handelte, ist unklar. Möglicherweise bezieht sich Hesler auf das von dem Karlsruher Buchhändler Karl Friedrich Macklot geplante „Rastatter Congreß Taschenbuch für 1799“ oder ein Vorhaben seines Bruders, des Stuttgarter Verlegers August Friedrich Macklot, in dessen Verlag Hesler die Schriftenreihe „Die Verhandlungen auf dem Wirtembergischen Landtage“ (1797–1799) herausgab. Beide Brüder waren Söhne des Karlsruher Buchhändlers Johann Michael Macklot, den Goethe 1775 in „Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt“ parodiert hatte (vgl. AA DuW 1, 597).

214

BRIEF 77

94,1 zu einem Beytritte einladen] Hesler plante, für den Taschenkalender sechs Szenen aus Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ in Kupfer stechen zu lassen: Da es sich dabei um „des Dichters Eigenthum“ (H: GSA 28/21, Bl. 150) handle, erbittet er Goethes ausdrückliche Erlaubnis und äußert den Wunsch, Goethe möge „mit mehr oder weniger Bestimmungen die Scenen selbst angeben“ (ebd.). – Auch Heslers Wunsch um weitere Beiträge wie „die gefällige Mittheilung einer prosaischen Erzählung“ (ebd.) sowie einiger „Gedichte oder anderer ästhetischer Aufsäze“ (ebd.) entsprach Goethe nicht. Gegenüber Heinrich Rapp, durch den er Heslers Brief erhalten hatte, bemerkte Goethe lediglich, er habe Heslers Anliegen nicht unbeantwortet lassen wollen (vgl. 93,3–5). 94,3–4 Ich wünsche 〈…〉 zu einer bildlichen Darstellung schicken] Goethe begegnet der Frage nach einer Illustrierung seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ mit ausweichender Zurückhaltung. Anlässlich einer vergleichbaren Anfrage des Berliner Verlegers Friedrich Vieweg hatte Goethe im Januar 1797 lediglich zwei Szenen mit Darstellungen der Philine vorgeschlagen, zugleich über Carl August Böttiger aber ausrichten lassen: „Göthe fordert Sie, falls die Sache statt hat, ausdrücklich auf, auch Ihren und Ihrer Freunde Rath hierbey zu hören, und ihm Ihre Gedanken mitzuteilen. Je weniger Kupfer, je besser!“ (Carl August Böttiger an Vieweg, 16. Januar 1797; QuZ 4, 652.) Die von Johann Friedrich Bolt nach einer Vorlage von Franz Catel gestochenen Kupfer erschienen in Viewegs „Taschenbuch für 1799“. Ob auch Hesler entsprechende Kupfer in Auftrag gab, ist nicht bekannt. 94,5–6 da jene Arbeit als eine geendigte schon weit hinter mir liegt] Goethe hatte die Arbeit am abschließenden achten Buch seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ im Sommer 1796 beendet. Das Werk erschien als Einzeldruck zwischen Januar 1795 und Oktober 1796 in vier Bänden von je zwei Büchern sowie als Band 3–6 von Goethes „Neuen Schrifften“ bei Johann Friedrich Unger in Berlin (1795/96).

77. An Johann Gottfried Schweighäuser 〈Weimar, 16. April? 1798〉 → 〈Straßburg〉 DATIERUN G

Die Datierung des vorliegenden Briefs ist unsicher. Sie gründet auf der – inhaltlich naheliegenden – Annahme, dass Goethe auf Schweighäusers Bezugsbrief vom 7. April 1798 zügig, d.h. „noch im April antwortete“ (WA IV 13, 393). In einer handschriftlichen Bleistiftnotiz auf dem vorliegenden Briefkonzept schlug Eduard von der Hellen eine Datierung auf den 16. April vor. Für diesen Tag verzeichnet Goethes Tagebuch Früh verschiedne Briefe (GT II 1, 241). Zu diesen gehörten nachweislich die Briefe an Friedrich Brück’l (Nr 74), Heinrich Rapp (Nr 75) und

APRIL 1798

215

Ernst Friedrich Hesler (Nr 76), deren Ausfertigungen erst am 20. April verschickt wurden (vgl. GT II 1, 242). Wahrscheinlich gehörte zu dieser Sendung auch der vorliegende Brief an Schweighäuser. Für eine spätere Datierung finden sich keine Belege. In den folgenden Tagen war Goethe mit der Vorbereitung für August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vom 23. April bis 5. Mai beschäftigt. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/461,II. – Doppelblatt 20,7 × 33,8(–34) cm, 2 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Schweikhäuser / nach Strasburg.; S. 2 Briefschluss (95,2–5 Um wo nicht 〈…〉 zu erhalten) in linker Spalte unten. E: WA IV 13 (1893), 128f., Nr 3784 (Eduard von der Hellen; nach K; Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schweighäusers Brief vom 7. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1236). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Johann Gottfried Schweighäuser (1776–1844) wurde als Sohn des klassischen Philologen Johannes Schweighäuser und seiner Frau Katharina Salome geb. Häring in Straßburg geboren. 1788 bis 1791 studierte Schweighäuser an der philosophischen und juristischen Fakultät in Straßburg und war als Archäologe und Philologe tätig. Zum Zeitpunkt des Briefes unterrichtete er in Vertretung seines Vaters klassische Sprachen an der neu gegründeten École centrale in Straßburg. Bei einer Reise nach Tübingen lernte er Johann Friedrich Cotta kennen. Daraus entwickelte sich eine kontinuierliche Publikationstätigkeit Schweighäusers bei Cotta, u.a. von Gedichten und Beiträgen im „Damencalender“ und in „Flora“ (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 82b). Zudem gab er dort die „Miscellen aus Frankreich“ heraus. Im Sommer 1798 wurde er Hauslehrer in der Familie Wilhelm von Humboldts in Paris, bis diese 1801 wieder nach Tegel zurückkehrte. Im Auftrag seines Vaters war er in Paris auch, wie schon 1792, mit dem Vergleich von Handschriften beschäftigt (vgl. Wilhelm Kühlmann: Zwischen Direktorium und Empire. Die Briefe Gottlieb Konrad Pfeffels an Johann Gottfried Schweighäuser. Heidelberg 1992, S. 216). Wie Madame de Staël, mit der er in Paris verkehrte, gehörte Schweighäuser zu den Vermittlern der deutschen Literatur im französischsprachigen Raum. In diesem Zusammenhang veröffentlichte er Aufsätze in dem von Aubin Louis Millin herausgegebenen „Magasin encyclopédique“, wo auch die Rezension zu Goethes „Herrmann und Dorothea“ erschienen war, und plante – neben einer Besprechung von Schillers „vornehmsten Werke〈n〉“ (Brief an Schiller vom

216

BRIEF 78

8. April 1798; NA 37 I, 274) – auch eine Übersetzung von dessen „Wallenstein“ (vgl. Schillers Brief an Cotta vom 28. Oktober 1798; NA 29, 294). Während Schweighäuser auf Deutsch dichtete, so etwa das seine Bewunderung zu Schiller dokumentierende Gedicht „Zu Schillers Würde der Frauen“, waren seine wissenschaftlichen Schriften meist auf Französisch abgefasst, so auch seine Rezension über Goethes „Herrmann und Dorothea“ (vgl. zu 94,7). Am 24. Dezember 1798 schrieb Caroline von Humboldt an Charlotte Schiller über Schweighäuser: „Der junge Mensch, den wir bei uns haben, ein Straßburger, hat auf nichts einen solchen Trieb als mit uns nach Deutschland zurück zu reisen, und vorzüglich um Schiller und Goethe von Angesicht zu Angesicht zu sehen und anzubeten.“ (Charlotte von Schiller 2, 178.) Briefe Schweighäusers an Schiller vom 8. April 1798 (vgl. zu 94,17–18) sowie an Johann Gottfried Herder vom 3. Juli 1798 (vgl. HB 9, 784, Anm. 421a) zeigen, wie er 1798 gezielt den Kontakt nach Weimar suchte. Zu einer Annäherung an Goethe kam es jedoch nicht. Das vorliegende Konzept ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Schweighäuser. – Auch von Schweighäuser ist nur der Bezugsbrief vom 7. April 1798 überliefert. 94,7 durch Ihren Brief und durch das überschickte] Dem Bezugsbrief lag Schweighäusers 12-seitige französische Rezension zu „Hermann und Dorothea. Poëme de M. Goethe. Imprimé à Berlin, chez Vieweg, sous forme d’Almanac pour l’année 1798.“ (Hermann und Dorothea. Gedicht von Herrn Goethe. Gedruckt in Berlin bei Vieweg, in der Form eines Almanachs für das Jahr 1798) mit der handschriftlichen Widmung auf dem Schutzumschlag „A M. Goethé / dela part de l’auteur / G: Schweighaeus.“ (An Herrn Goethe vonseiten des Autors G. Schweighaeus.; vgl. Ruppert, Nr 1951) bei. Die Abhandlung war im fünften Band des „Magasin encyclopédique“ (Paris 1797, S. 216–228) erschienen. Im Brief lobte Schweighäuser Goethes Epos, das beim Vorlesen in gesellschaftlichen Kreisen Entzücken erregt habe. Goethe kannte Schweighäusers Rezension bereits über Carl August Böttiger (vgl. zu 72,21). 94,9 das rechte und linke Rheinufer im schwersten Conflicte] Anspielung auf die Folgen des Ersten Koalitionskrieges, bei dem Frankreich linksrheinische Gebiete erobert hatte, dieses Gebiet 1798 in vier Départements gliedern und zu einer Tochterrepublik, der Cisrhenanischen Republik, umbilden wollte. Straßburg war der Hauptort des Départements Bas-Rhin. Nach dem am 17. Oktober 1797 geschlossenen Frieden von Campo Formio setzten am 9. Dezember 1797 die Gebiets- und Friedensverhandlungen beim so genannten Rastatter Kongress ein. 94,13–14 Personen 〈…〉, denen ich eine frühere Bildung verdanke] Schweighäuser spielte in seinem Bezugsbrief auf Goethes Studienzeit in Straßburg von Anfang April 1770 bis 9. August 1771 an. Zu den alten Bekannten in Straßburg gehörte der Aktuar Johann Daniel Salzmann. 94,17–18 bald von Hofrath Schiller so wie von mir noch mehr hören] Schweighäuser hatte am 8. April 1798 auch an Friedrich Schiller geschrieben (vgl.

APRIL 1798

217

NA 37 I, 273f.) und ihm ebenfalls ein Exemplar seiner Rezension von „Herrmann und Dorothea“ beigelegt. Schweighäuser bat Schiller darum, ihm „einige Materialien“ (ebd., 274) zu schicken, die er im „Magasin encyclopédique“ besprechen wollte. Schiller antwortete wahrscheinlich nicht auf Schweighäusers Brief. 94,22 Bey meiner letzten Reise nach der Schweitz] Die Rückreise von der dritten Reise in die Schweiz im November 1797 sollte zunächst wie bei der ersten Schweizer Reise beim Hin- und Rückweg (24./25. Mai und 12./13. Juli 1775) sowie bei der zweiten Schweizer Reise auf dem Hinweg (26. Februar 1779) über Straßburg gehen, erfolgte 1797 schließlich aber über Tübingen, Stuttgart und Nürnberg. 94,24–25 Erneuerung alterer Verhältnisse] In seinem Bezugsbrief erwähnt Schweighäuser eine „Dame“ (H: GSA 28/848), mit der wahrscheinlich Goethes frühere Verlobte Anna Elisabeth Schönemann, inzwischen verheiratete von Türckheim, gemeint war. 95,1–2 etwas von Ihren Vorsätzen und Beschäfftigungen] Weitere Briefe von Schweighäuser an Goethe sind nicht überliefert. Die weiteren Pläne Schweighäusers konnte Goethe aus dem Brief Schweighäusers an Schiller vom 8. April 1798 (vgl. NA 37 I, 273f.) entnehmen.

78. An Charlotte Schiller

Weimar, 18. April 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/430,I, Bl. 10–11. – Doppelblatt 14 × 18,6(–18,8) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Charlotte von Schiller 2 (1862), 237f. WA IV 13 (1893), 121f., Nr 3780 (nach E). BEIL AG E

Undatierter Brief von Wilhelm von Humboldt an Goethe (vgl. zu 95,11). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Charlotte Schillers Brief vom 17. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1248). – Charlotte Schiller antwortete am 20. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1252). Friedrich Schiller antwortete am 27. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1259). Postsendungen: 18. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 95,7 der Inhalt Ihres Briefs] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass sich das Befinden ihres Mannes nicht gebessert habe: „Der Catharr ist recht

218

BRIEF 78

ernstlich geworden leider! und das Fieber war heftig. Schiller ist noch immer zu Bette und sein Kopf sehr angegriffen, so daß die welt ihm nicht freundlich vorkommt, und er in einen unheimlichen zustand ist. Heute Abend ist es aber um vieles leichter, und ich hoffe es soll nun nicht wieder rückwärts gehen. Ich befürchtete aber nach den Anfall von Sonntag, eine ernstliche lange Krankheit.“ (H: GSA 28/802, St. VIII.) 95,8 der hohe Barometerstand] Vgl. zu 29,16. 95,10 in Jena] Goethe hatte sich vom 20. März bis 6. April in Jena aufgehalten (vgl. GT II 1, 237–240). 95,10 Möchte er doch bald wieder hergestellt seyn.] Bereits am 20. April konnte Charlotte Schiller vermelden, dass sich die Gesundheit Schillers gebessert habe (vgl. zu 96,12). Dieser meldete sich am 24. April erstmals wieder persönlich bei Goethe (vgl. RA 2, Nr 1254). 95,11 Brief von Humbold] Zu welchem Zeitpunkt Goethe Humboldts undatierten Brief aus Paris erhielt, ist nicht ermittelt (vgl. RA 2, Nr 1240, in RA irrtümlich auf 〈10. April〉 1798 datiert). Humboldt hatte den Brief wohl um den 25. März 1798 geschrieben und Friedrich Vieweg mitgegeben, der Paris am 27. März 1798 verließ (vgl. Humboldts Notiz: „Diesen Brief, die Steine u. Catalogen gebe ich Vieweg aus Berlin, der hier ist, mit“; H: GSA 28/439, Bl. 43; vgl. Philip Mattson: Verzeichnis des Briefwechsels Wilhelm von Humboldts. Bd 1. Heidelberg 1980, S. 54, Nr 533). Wahrscheinlich gab Vieweg den Brief nach seiner Ankunft in Berlin in die Post, möglicherweise aber auch an Carl August Böttiger, der die mitgesandten Mineralien Goethe allerdings erst am 13. Mai übermittelte (vgl. RA 2, Nr 1279). Schiller sandte Humboldts Brief am 27. April 1798 an Goethe zurück (vgl. RA 2, Nr 1259). Aufgrund der auf der Handschrift enthaltenen alten Foliierung („44“) ist davon auszugehen, dass der Brief im Faszikel der eingegangenen Briefe abgelegt wurde (vgl. Überlieferung zu Nr 62). 95,12 eine bedeutende Stelle] Die von Goethe eigenhändig am linken Blattrand mit roter Tinte angestrichene Passage betrifft Humboldts Einschätzung des französischen Nationalcharakters: „Ehe ich mit meinem Begriff eines Nationalcharakters zufrieden bin, muß ich also Etwas finden, das eben so wohl mit der gewöhnlichen Wirksamkeit, als mit den fehlerhaften Ausartungen, u. den gelungensten Energien über einstimmt; etwas Gemeinsames, das ich in allen einzelnen Theilen der menschlichen Beschaffenheit u. Thätigkeit als sich selbst gleich wiedererkenne; etwas endlich, das sich mit jeder Art individueller Charaktere verträgt, aber jeden so modificirt, daß dadurch alle eine allgemeine Aehnlichkeit erhalten. / Es ist nicht möglich, auch vor dem vollendeten Studium nicht gewisse vuen zu haben, nicht schon vorläufig nach dem bloßen Takt einiges festzusetzen, u. so habe auch ich einige solche Ideen über den Französischen Charakter. Es scheint mir auffallend, daß in demselben mehr Ve r s t a n d als Geist, mehr außer sich aufs L e b e n gerichtete, als eigentlich in sich gekehrte u. künstlerisch gestimmte Einbildungskraft, mehr Heftigkeit u. L e i d e n s c h a f t als Empfindung herrscht. Es scheint mir ferner eine sehr wich-

APRIL 1798

219

tige Eigenschaft desselben, daß er schlechter dings nicht p a t h e t i s c h ist, u. daß dieser Mangel des Pathetischen durch eine entgegengesetzte Anlage, durch eine immer rege Beweglichkeit u. Leichtigkeit des Te m p e r a m e n t s bewirkt wird. Insofern er also ein wirklicher Te m p e r a m e n t s c h a r a k t e r ist, unterscheidet er sich von dem Deutschen, da der Deutsche einen so allgemeinen, oder wenn Sie wollen, so keinen Charakter hat, daß D e u t s c h u. N i c h t - D e u t s c h für eine allgemeine Classification der Nationalcharaktere gelten kann. Als durchgängig u n p a t h e t i s c h steht er dem Englischen entgegen; da ein Engländer in der That alles, auch die unbedeutendste Kleinigkeit mit Pathos thut. / Es ist nicht zu berechnen, wie hoch sich derselbe durch diese Freiheit von allem Pathos schwingen kann. Er genießt, wenn Sie mir ein anfangs wunderbar scheinendes Gleichniß erlauben wollen, dadurch des ganzen Vorzugs, den die Comödie vor der Tragödie hat. Es ist nicht bloß, daß er dadurch da gut fortkommt, wo das Pathetische sich schlechterdings nicht einmischen darf, sondern es ist wunderbar, wie das Entgegengesetzte sogar nun, nur gut behandelt, gut geräth, wie pathetisch das Pathetische in dem Munde dessen wird, der gar keine Anlage hat es zu seyn. Seitdem ich darauf Acht gebe, sind mir ganz einzelne Beispiele davon in Büchern sogar aufgestoßen. Aber auf der andern Seite ist es auch schwer einzusehen, wie sich dieser Charakter von den Fesseln losmachen kann, die ihn an die W i r k l i c h k e i t ketten, u. ihm allen i d e a l i s c h e n Aufflug verwehren, wie er besonders die Hindernisse besiegen wird, die ihm eine so beschränkte Sprache entgegensetzt.“ (H: GSA 28/439, Bl. 41; vgl. NA 29, 572.) – Goethes Wunsch nach einer Abschrift folgte Schiller nicht. Charlotte Schiller teilte Goethe am 20. April mit, dass er Humboldts Brief bald zurücksenden und die undeutliche Stelle auslegen werde. Schiller sandte Humboldts Brief am 27. April an Goethe mit der kurzen Bemerkung zurück: „Die unterstrichene Stelle in Humboldts Briefe den ich Ihnen zurücksende, ist ihm vermuthlich selbst noch nicht so recht klar gewesen, und dann scheint das Ganze mehr eine Anschauung als einen deutlichen Begriff auszusprechen.“ (NA 29, 229.) 95,16 Faust] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22). Nach der Klärung einiger Gutsangelegenheiten hatte Goethe sich am 14. und 15. April mit seiner Dichtung beschäftigt (vgl. GT II 1, 241). Welche Szenen er bearbeitete, ist nicht ermittelt. 95,17 meine Camera obscura] Vgl. Goethes Tagebucheintrag vom 17. April: Die Camera obscura in Ordnung. (GT II 1, 241.) – Camera obscura: Ein geschlossener, abgedunkelter Raum in variabler Größe mit einer kleinen, häufig durch eine Sammellinse verstärkten Öffnung zum Lichteinfall, wodurch die erhellten äußeren Gegenstände als farbliches Abbild auf die der Öffnung gegenüberliegende Wand im Innern des Raumes projiziert wurden, um dort betrachtet oder abgezeichnet werden zu können (vgl. GWb 2, 968). Als ‚Camerae obscurae‘ bezeichnete Goethe sowohl Räume wie sein durch Fensterläden abgedunkeltes Arbeitszimmer als auch technische Apparate wie die in seinem Besitz befindlichen Sonnenmikro-

220

BRIEF 79

skope (KSW, Museen, Inv.-Nr GNF 0508 und Inv.-Nr GNF 0509) oder eine pyramidale Dunkelkammer (KSW, Museen, Inv.-Nr GNF 0499). Zu Goethes vielfältiger Verwendung dieser Apparate und optischen Versuchsanordnungen im Rahmen seiner naturwissenschaftlichen Studien vgl. Kerrin Klinger, Matthias Müller: Goethe und die Camera obscura. In: GJb 125 (2008), 219–238. – In ihrem Antwortbrief erinnert Charlotte Schiller Goethe an sein Versprechen, die Camera obscura mit nach Jena zu bringen. Vermutlich handelte es sich dabei um ein – ebenfalls aus Goethes Besitz überliefertes – tragbares Modell, das auch als Zeichenapparat Verwendung fand (KSW, Museen, Inv.-Nr GNF 0498). 95,22 Ifflands hierseyn] Zu August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15. 95,22–23 zahlreiche Gesellschafft zum Frühstück] Anlässlich von Ifflands Gastspiel in Weimar richtete Goethe in den Mittagsstunden des 25.–28. und 30. April sowie am 1. und 3. Mai 1798 in seinem Haus am Frauenplan ein Frühstück (déjeuner) aus, zu dem er neben der fürstlichen Familie zahlreiche Personen der Weimarer Gesellschaft sowie Gäste einlud (zu den Einladungslisten und Besucherberichten vgl. BuG 4, 412–420). Auch Charlotte Schiller folgte Goethes Einladung und nahm am 3. Mai an diesem Frühstück teil (vgl. ebd., 418). 95,27 Pachter] Johann Friedrich Fischer pachtete das im März 1798 von Goethe erworbene Oberroßlaer Lehn- und Freigut ab Juni 1798. Die entsprechenden vertraglichen Vereinbarungen waren am 15. April festgelegt worden (vgl. GT II 1, 241). 95,28 Thouret] Der mit dem Ausbau des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret hatte sein Kommen für Ende April in Aussicht gestellt (vgl. zu 375,26), sollte aber schließlich erst Ende Mai in Weimar eintreffen (vgl. zu 120,28–29). 95,29 Kaiser Asverus] Kaiser Ahasverus, Figur im Esther-Spiel in Goethes Drama „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ (1773/1778). Nach dem Buch Esther des Alten Testaments war der persische König Ahasveros (Xerxes) mit der Jüdin Esther verheiratet, welche die vom kaiserlichen Günstling Haman bewirkten Judenverfolgungen im persischen Reich verhinderte. Das Thema war häufig Gegenstand der bildenden Kunst und Charlotte Schiller möglicherweise auch deshalb bekannt. 95,30 Beschlossen hab ich es, nun gehts mich nichts mehr an!] Der Alexandriner ist in der 1778 entstandenen zweiten Fassung von Goethes „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ enthalten, die 1789 im achten Band von „Goethe’s Schriften“ veröffentlicht worden war (S. 45, V. 401). 96,1–2 Möchte ich Sie doch 〈…〉 im Garten finden.] Die Familie Schiller bezog ihr in den Sommermonaten genutztes Gartenanwesen erst am 7. Mai (vgl. zu 107,18). Bis zu diesem Zeitpunkt lebte sie in ihrer Stadtwohnung im Griesbach’schen Haus in der Schlossgasse 17.

APRIL 1798

221

96,4 R i c h t e r] In ihrem Antwortbrief teilte Charlotte Schiller mit, dass Johann Paul Friedrich Richter (Jean Paul) vorerst nicht nach Weimar kommen werde. 96,5 manche fürstl Personen] Anlässlich von Ifflands Gastspiel weilte Prinz Friedrich von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 25. April bis 5. Mai in Weimar (vgl. FB 1798, S. 73–82). Zu den weiteren fürstlichen Gästen zählte die Familie des Grafen Heinrich XLIII. von Reuß-Köstritz (vgl. ebd., S. 73). 96,5–6 Theatralischen Jahrmarkt] Vermutlich eine weitere Anspielung auf „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ (vgl. die vorangegangenen Erläuterungen).

79. An Charlotte Schiller

Weimar, 21. April 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/430,I, Bl. 12. – Doppelblatt 18,8 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Charlotte von Schiller 2 (1862), 238f. WA IV 13 (1893), 122f., Nr 3781 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Charlotte Schillers Brief vom 20. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1252). – Friedrich Schiller antwortete am 24. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1254). 96,11 nochmals an Schillers Statt] Aufgrund der Erkrankung ihres Mannes hatte Charlotte Schiller in der zurückliegenden Woche an dessen Stelle geschrieben (vgl. Nr 73 und Nr 78). 96,12 bald wieder recht gut gehen] Charlotte Schiller hatte im Bezugsbrief darüber informiert, dass sich Schillers Gesundheit gebessert habe und er Goethe „bald wieder selbst schreiben“ (H: GSA 28/802, St. IX) könne. 96,13 Sie beyde die nächste Woche zu sehen] Friedrich und Charlotte Schiller reisten nicht gemeinsam nach Weimar. Charlotte Schiller weilte erst am 3. Mai in Weimar (vgl. zu 101,1–2). 96,14 Iffland spielt wirklich Dienstag zum erstenmal] August Wilhelm Iffland eröffnete sein achttägiges Gastspiel in Weimar am Dienstag, 24. April, mit der Rolle des alten Dominique in der Uraufführung des Stücks „Der Essigmann mit seinem Schubkarren“ von Friedrich Ludwig Schröder nach Louis Sébastien Merciers „La Brouette du vinaigrier“. 96,15–16 Daß sich die vielen Irrsterne 〈…〉 bedeutende Constellation] Mit seiner astrologischen Anspielung bezieht sich Goethe auf Charlotte Schillers ironische

222

BRIEF 80

Bemerkung, dass zu Ifflands Gastspielen neben „Hesperus mit seiner Fackel“ (gemeint ist Johann Paul Friedrich Richter) auch „die berühmten Critiker“ (gemeint sind August Wilhelm Schlegel und seine Frau Caroline) nach Weimar kommen würden (H: GSA 28/802, St. IX). Das zehnte Haus steht hier für Weimar bzw. dessen Hoftheater als einen Ort der gesellschaftlichen Begegnung (vgl. zu 65,1). 96,18 Faust hat diese Tage immer zugenommen] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. Goethe hatte die Arbeit am 18. und 19. April fortgesetzt (vgl. GT II 1, 241f.). 96,21–22 auf Cellinische Weise] Anspielung auf den autobiographischen Bericht des italienischen Bildhauers Benvenuto Cellini über den ins Stocken geratenen Guss seiner Plastik „Perseus“. Um die Wirkung des Feuers zu verstärken, ließ Cellini trockenes Eichenholz bringen und warf an die 200 Zinnschüsseln und -teller aus seinem Besitz in das flüssige Erz, um den Metallfluss zu optimieren: „Nun glaubte ich einen Toden auferweckt zu haben, triumphirte über den Unglauben aller der Ignoranten, und fühlte mir eine solche Lebhaftigkeit, daß ich weder ans Fieber dachte, noch an die Furcht des Todes“. Der Bericht war 1797 als Auszug aus Goethes Cellini-Übersetzung in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ erschienen (3. St., S. 45–88, Zitat S. 71; vgl. zu 62,4–5). 96,22 Schock] Mengenangabe, zumeist für die Anzahl von 60 Stück oder Haufen (vgl. Grimm 15, 1430). 96,28 Mitwoch etwas weniges von der ersten Vorstellung.] Vgl. Nr 80.

80. An Friedrich Schiller Weimar, 25. April 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 98–99. – Doppelblatt 18,4(–18,6) × 28 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 egh. Adresse: Herrn Hofrath / Schillers / Wohll / Jena / fr.; Verschlussoblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 98,9 ihnen⎡m⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 167–169, Nr 452. WA IV 13 (1893), 123f., Nr 3782. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 24. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1254). – Schiller antwortete am 27. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1259). Postsendungen: 25. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431).

APRIL 1798

223

98,1–2 wieder einen Brief von Ihrer Hand] Während Schillers zweiwöchiger Krankheit hatte Goethe mit Charlotte Schiller in brieflicher Verbindung gestanden (vgl. Nr 78). 98,4 Iffland hat seinen Essigmann fürtrefflich gespielt] Iffland war am 24. April in der Rolle des alten Essighändlers Dominique im Schauspiel „Der Essigmann mit seinem Schubkarren“ von Friedrich Ludwig Schröder nach Louis Sébastien Mercier aufgetreten (vgl. GT II 1, 242 und Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, Mai 1798, S. 307). Zu Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15. 98,12 Heute ist der Hausvater] Das Schauspiel „Der deutsche Hausvater“ von Otto Heinrich von Gemmingen nach Denis Diderots Erfolgsstück „Le Père de Famille“. Iffland spielte die Rolle des Grafen Wodmar (vgl. GT II 1, 242 und Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, Mai 1798, S. 307). 98,12–13 was den Freytag gespielt wird wissen wir noch nicht] Die Entscheidung über den weiteren Spielplan zu Ifflands Gastspiel in Weimar fiel erst im Laufe des Tages bzw. am folgenden Donnerstag, der vorstellungsfrei war (vgl. den von Goethe diktierten und unterzeichneten Spielplan der folgenden Aufführungen, LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349b, Bl. 13). Am Freitag, dem 27. April, wurden im Hoftheater das Melodram „Pygmalion“ und anschließend das Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ gegeben (vgl. GT II 1, 242). Iffland wirkte in beiden Stücken mit. 98,14 Es ist wirklich der Pigmalion von Benda] Im Bezugsbrief hatte Schiller sich befremdet darüber gezeigt, dass Iffland im Stück „Pygmalion“ auftreten wolle: „Denn wenn darunter wirklich das Monodram gemeint ist, welches däucht mir Benda componirt hat, so werden Sie, mit Meiern, einen merkwürdigen Beleg zu den unglücklichen Wirkungen eines verfehlten Gegenstandes erleben.“ (NA 29, 226.) Das von Jean-Jacques Rousseau verfasste Stück war 1771 unter dem Titel „Pygmalion. Scène lyrique“ im „Mercure de France“ veröffentlicht worden (Januar 1771, T. II, S. 200–209). In der Übersetzung von Friedrich Wilhelm Gotter hatte es der Gothaer Hofkapellmeister Georg Anton Benda 1779 vertont (vgl. Pygmalion ein Monodrama von J. J. Rousseau. Nach einer neuen Uebersetzung mit musikalischen Zwischensätzen begleitet von G. Benda. Gotha 1779). Das Werk wurde am 27. April und 1. Mai im Weimarer Hoftheater mit Iffland in der Hauptrolle und Caroline Jagemann in der Rolle der Galathea aufgeführt. 98,15–16 das Stück kenn ich und habe es mehrmals gesehen] Goethe hatte das Werk 1773 durch Sophie La Roche erhalten. In seinem Brief an La Roche vom 19. Januar 1773 würdigte er es als eine treffliche Arbeit (GB 2 I, 5,6–7; vgl. AA DuW 1, 404f.). In der Vertonung von Georg Anton Benda erlebte Goethe das Stück in einer ersten Aufführung am 18. Februar 1782 (vgl. GT I 1, 136) sowie in einer zweiten Aufführung am 29. Januar 1791 in einer Vorstellung der Bellomo’schen Gesellschaft mit dem Mannheimer Schauspieler Heinrich Beck in der Rolle des Pygmalion (vgl. Annalen des Theaters, 7. H., Berlin 1791, S. 63).

224

BRIEFE 81/82

98,18 nächstens wieder Nachricht] Über den Eindruck der Aufführung vom 27. April, bei der „Pygmalion“ vor dem Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ gegeben wurde, berichtete Goethe in seinem Brief vom 28. April (vgl. Nr 82).

81. An Friedrich Schiller

〈Weimar, 27. April 1798〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Aufgrund der formalen wie inhaltlichen Unterschiede kann das vorliegende undatierte und Fragment gebliebene Briefkonzept nicht als ein Entwurf zu Goethes Brief an Schiller vom folgenden Tag (Nr 82) verstanden werden (vgl. dagegen NA 37 II, 368; Schiller-Goethe5 2, 87f.). Sehr wahrscheinlich wurde es am 27. April 1798 als unmittelbare Antwort auf eine Schlussbemerkung in Schillers Brief vom selben Tag diktiert (vgl. zu 98,25–99,1). Eine Datierung in das Jahr 1798 ist durch den Hinweis auf Ifflands Gastspiel in Weimar und die Überlieferungsspuren des doppelseitigen Folioblattes gesichert: Aufgrund der alten Foliierung („52“) und der Heftungsspuren des Blattes ist davon auszugehen, dass es ursprünglich Bestandteil des Faszikels der eingegangenen Briefe der Monate April, Mai und Juni 1798 (GSA 28/21; vgl. Überlieferung zu Nr 71K) war, aus dem es später herausgelöst wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: Nicht bekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 16. – Doppelblatt 21,1 (–21,3) × 34,5 cm, 1 1⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 oben rechts mit Bleistift: „52“. E: Bernhard Suphan: Eine Charakteristik. In: GJb XVI (1895), 20–30, hier 28. WA IV 18 (1895), 79, Nr 3784a (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der vorliegende nicht ausgefertigte Brief sollte den Brief Schillers vom 27. April 1798 beantworten (vgl. RA 2, Nr 1259). 98,21 geselligen und Theatralischen Bewegungen] Seit der Eröffnung von August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar am 24. April fanden neben den abendlichen Theateraufführungen zahlreiche Gesellschaften statt. Goethe richtete ab dem 25. April täglich im Haus am Frauenplan ein Frühstück für geladene Gäste aus (vgl. BuG 4, 412–420).

APRIL 1798

225

98,22 unsere Correspondenz nicht unterbrochen] Nach seiner zweiwöchigen Krankheit hatte Schiller erstmals am 24. April wieder persönlich an Goethe geschrieben (vgl. zu 98,1–2). Auf Goethes Brief vom folgenden Tag hatte Schiller am 27. April geantwortet. 98,25–99,1 ich bin 〈…〉 als ein beschauender Mensch ein Stockrealiste] In seinem Brief an Goethe vom 27. April hatte Schiller über das Theater der Franzosen geurteilt: „Das ist keine Frage daß sie beßere Realisten als Idealisten sind, und ich nehme daraus ein siegendes Argument, daß der Realism keinen Poeten machen kann.“ (NA 29, 229.) Möglicherweise plante Goethe, seine hier getroffene spontane Einschätzung dieser Äußerung zu einem späteren Zeitpunkt näher auszuführen, was aber unterblieb. Seinen gewissen realistischen Tic hatte Goethe schon früher gegenüber Schiller betont (an Schiller, 9. Juli 1796; GB 11 I, 84,12). Der am folgenden Tag diktierte Brief (Nr 82) spart die Goethes Selbstverständnis berührende Frage zum Verhältnis von Idealismus und Realismus aus. 99,9 Ifflands Spiel] Iffland hatte sein Gastspiel am 24. April in der Rolle des alten Vaters Dominique in „Der Essigmann mit seinem Schubkarren“, übersetzt von Friedrich Ludwig Schröder nach Louis Sébastien Mercier, eröffnet und war am 25. April als Graf Wodmar in „Der deutsche Hausvater“ von Otto Heinrich von Gemmingen aufgetreten. Nach einem Ruhetag folgte am Abend des 27. April sein Auftritt in der Titelrolle des Melodrams „Pygmalion“ von Friedrich Wilhelm Gotter in der Vertonung von Georg Anton Benda sowie als Lieutenant Wallen in Friedrich Ludwig Schröders Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ (vgl. zu 99,12). 99,11 vielmehr] Mit dieser eigenhändigen Einfügung Goethes bricht der Brieftext unvermittelt ab. Eine ausführliche Würdigung von Ifflands Spiel folgte in Goethes Brief an Schiller vom 2. Mai (vgl. Nr 84).

82. An Friedrich Schiller

Weimar, 〈28.〉 April 1798 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Die Datumsangabe am Schluss des Briefes ist zu korrigieren. Die im Brief erwähnte Aufführung des „Pygmalion“ fand am 27. April 1798 statt. Der Brief wurde am Morgen des 28. April geschrieben und unmittelbar danach abgesandt (vgl. Postsendungen). Schiller erhielt ihn am selben Tag (vgl. Schillers Kalender, 88). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 102–103. – Doppelblatt 19,2 × 23,3 cm, 3 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 99,19 Piygmalion; 100,4–10

226

BRIEF 82

|(|Für Cottas Erklärung 〈…〉 löbliche Aussichten.|)|; 100,11–18 |(|Eben so 〈…〉 kommen|.)|; 100,33 vor ⎡für⎤ (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 171–174, Nr 454 (Teildruck ohne die in H eingeklammerten Texte). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 74–76, Nr 460. WA IV 13 (1893), 124–127, Nr 3783. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 27. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1259). – Schiller antwortete am 1. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1265). Postsendungen: 28. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431). 99,12 Lieutenant Wallen] In der Rolle dieses windigen Glücksritters in Friedrich Ludwig Schröders Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ war Iffland am 27. April im Weimarer Hoftheater aufgetreten. Die Floskel ‚so zu sagen‘ dürfte eine Anspielung auf Ifflands Spiel sein, das für seine Komik und Improvisationskunst berühmt war. In der 1786 erstmals im Druck veröffentlichten Fassung des Stücks ist diese Formulierung nicht enthalten. 99,13 Theatralischen Abentheuern] Zu Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. zu 88,15. 99,19 Pigmalion] Das von Georg Anton Benda bearbeitete gleichnamige Melodram war am 27. April vor dem Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ aufgeführt worden. Schiller hatte sich zuvor kritisch über die Wahl dieses Stücks geäußert (vgl. zu 98,14). 99,22 Pudelnärrischen Humor] Hier im Sinne von ‚närrische, spaßhafte Laune‘: „Ein pudelnärrischer Mensch. Etwa von den Hunden dieses Nahmens, weil sie vor andern Arten Hunden zu Spaßen und Possen abzurichten sind?“ (Adelung 3, 858.) Vgl. Wagners Schilderung der Erscheinung des Pudels, die Faust mit der Bemerkung kommentiert, er finde nicht die Spur / Von einem Geist, und alles ist Dressur. (FA/Goethe I 7/1, 59, V. 1172f.) 99,24–25 abwarten was Freund Böttiger leisten wird] Carl August Böttigers Bericht über Ifflands Gastspiel erschien im Maiheft des „Journals des Luxus und der Moden“ unter dem Titel „Iffland in Weimar“ (S. 307–317). Böttiger knüpfte darin an eine ausführliche Abhandlung über die Darstellungskunst des befreundeten Schauspielers an, die er 1796 anlässlich eines früheren Weimarer Gastspiels veröffentlicht hatte (vgl. Entwickelung des Ifflandischen Spiels in vierzehn Darstellungen auf dem Weimarischen Hoftheater im Aprillmonath 1796. Leipzig 1796). 100,1 Montag wird Benjovsky seyn] Am 30. April fand die Aufführung von August von Kotzebues Schauspiel „Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka“ in der Einrichtung von Christian August Vulpius statt (vgl. Theater/Musik Weimar). Iffland trat darin in der Rolle des Hettmann auf.

APRIL 1798

227

100,1 Mittwoch der taube Apotheker] Das Lustspiel „Die verstellte Kranke“ nach Carlo Goldoni wurde erst am Donnerstag, dem 3. Mai, gegeben (vgl. Theater/Musik Weimar). Iffland trat darin in der Rolle des tauben Apothekers Agapito auf. 100,1–2 was er Donnerstags zum Schlusse giebt] Zum Abschluss seines Gastspiels in Weimar trat Iffland am 4. Mai mit seinem eigenen Schauspiel „Die Aussteuer“ in der Rolle des Amtmann Riemen auf (vgl. Theater/Musik Weimar). 100,3 bald bey Ihnen] Goethe reiste erst am 20. Mai wieder nach Jena, wo er – abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni 1798 blieb (vgl. GT II 1, 245–251). 100,4 Cottas Erklärung] Die verlegerischen Vereinbarungen zur Herausgabe der „Propyläen“ wurden durch Schiller vermittelt. Nachdem Goethe im März 1798 Schiller in Jena über sein Projekt informiert hatte, hatte sich dieser am 28. März schriftlich an Cotta gewandt (vgl. NA 29, 222f.). Cottas offizielle Zusage war mit seinem Brief an Schiller am 10. April erfolgt (vgl. NA 37 I, 274f.). Aufgrund seiner Erkrankung konnte Schiller dieses Schreiben erst mit dem Bezugsbrief vom 27. April an Goethe weiterleiten (vgl. RA 2, Nr 1239). Auf der Grundlage von Cottas Zusage wandte sich Goethe Ende Mai direkt an den Verleger, um den Inhalt seiner geplanten Zeitschrift darzulegen (vgl. Nr 99). 100,11 Faust] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. In seinem Brief an Schiller vom 11. April 1798 hatte Cotta seine verlegerischen Bedenken zur Herausgabe der „Propyläen“ geäußert und betont: „Ganz beruhiget würde ich daher seyn wenn Sie den Herrn GeheimenRat bestimmen könnten, daß er mir zugleich die Zusicherung für seine künftige Produkte gäbe, zB Faust p.“ (NA 37 I, 276.) Schiller hatte Goethe daraufhin im Bezugsbrief den Vorschlag unterbreitet, Cotta „die Expectanz auf Ihr nächstes poetisches Werk, etwa den Faust zu geben, oder es ihm lieber gleich zu veraccordieren“ (NA 29, 228). 100,13–14 Freund Meyer wird 〈…〉 Zeichnungen zu verfertigen.] Der hier einmalig ausgesprochene Plan zur Veröffentlichung einer Sammlung kolorierter Umrissstiche zum „Faust“, für die Johann Heinrich Meyer die Entwürfe liefern sollte, wurde nicht umgesetzt. Entsprechende Zeichnungen Meyers oder weitere Zeugnisse sind nicht bekannt. Späteren Bemühungen Cottas zu einer – verkaufsfördernden – illustrierten „Faust“-Ausgabe erteilte Goethe 1805 eine definitive Absage. Erste Bildzyklen zum „Faust“ erschienen erst nach der Veröffentlichung von „Faust I“ (1808). 100,19 Freund Humboldt antworten] Zu Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom Ende März 1798 vgl. zu 95,11. Mit seiner Antwort begann Goethe im Juni (vgl. GT II 1, 248, 250), schloss den Brief aber erst am 16. Juli ab (vgl. Nr 138). 100,20–21 mit Brinkmann einen prosodischen Congreß über Herrmann und Dorothea] Humboldt hatte mitgeteilt, dass er gemeinsam mit dem befreundeten schwedischen Diplomaten und deutschsprachigen Schriftsteller Carl Gustav von

228

BRIEF 82

Brinckmann plane, das Silbenmaß in Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ kritisch zu prüfen (vgl. RA 2, Nr 1240; zum Erfolg von Goethes Werk, das im Herbst 1797 erschienen war, vgl. zu 6,17–18). Brinckmann hatte sich im Februar 1798 auf seiner Reise nach Paris in Weimar aufgehalten (vgl. zu 52,1). Er war durch Humboldt ausführlich über dessen Anteilnahme an der Entstehung von Goethes Werk im Frühjahr 1797 informiert (vgl. Wilhelm von Humboldts Briefe an Karl Gustav von Brinkmann. Hrsg. von Albert Leitzmann. Leipzig 1939, S. 99). Eine gemeinsame Abhandlung beider zu Goethes Epos ist nicht bekannt. In seinem Brief an Humboldt vom 16. Juli ermunterte Goethe lediglich zu einer Prosodie der deutschen Sprache (vgl. Nr 138). 100,24 jene Arbeit] Zu Goethes geplantem Vorhaben eines Versepos über den Tod des Achill vgl. zu 114,10. 100,26 Chorizonten] Griech. X  «: Sonderer, Ordner. Gemeint sind die antiken Grammatiker, welche die „Ilias“, nicht aber die „Odyssee“ als ein Werk Homers anerkannten. Die Einheit der Homerischen Dichtung wurde von Gelehrten wie Friedrich August Wolf abgelehnt, gegen den Goethe wiederholt polemisierte, so im Xenion „Die Aufgabe“: Wem die Verse gehören? Ihr werdet es schwerlich errathen, / Sondert, wenn ihr nun könnt, o Chorizonten, auch hier! (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 221.) 100,26–27 Fluche des Bischoff Erulphus] Anspielung auf Lawrence Sternes Roman „The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman“ (1759–1767; vgl. Ruppert, Nr 1533). Im elften Kapitel des dritten Buches wird eine dem Bischof Ernulfus von Rochester zugeschriebene lateinische Exkommunikationsrede zitiert. – ‚Erulphus‘: Schreibversehen für ‚Ernulphus‘. 100,27 wie die Franzosen] Die französische Homer-Forschung war in der Frage der Autorschaft gespalten. Möglicherweise bezieht sich Goethe hier auf eine im „Magasin encyclopédique“ veröffentlichte Abhandlung des Altphilologen Guillaume Emmanuel Joseph Guilhem de Clermont-Lodève de Sainte-Croix („Réfutation d’un paradoxe sur Homère“, Bd 5, 1797, S. 66–79, 191–209). Darin wendet sich der Autor gegen einen zuvor veröffentlichten Auszug aus Werken von Friedrich August Wolf (ebd., Bd 3, 1797, S. 202–222) und betont: „Il ne faut que sentir et obéir à sa propre imagination, sans aucun effort d’esprit, pour être intimément convaincu que l’Iliade et l’Odyssée sont sorties toutes aussi entières de la tête d’Homère que Minerve sortant du cerveau de Jupiter. L’opinion contraire est un véritable outrage à la mémoire d’Homère qui se trouve par-là plus maltriaté que le corps d’Hector ne le fut dans les champs de Troye.“ (S. 205.) In der 1798 veröffentlichten dt. Übersetzung: „Man darf nur seinem Gefühl und seiner Einbildungskraft trauen, ohne die geringste Anstrengung des Nachdenkens, um innigst überzeugt zu seyn, daß die Iliade und Odyssee ebenso vollständig dem Kopfe des Homer hervorgegangen sind, als Minerva dem Gehirne Iupiters. Die entgegenstehende Meinung ist eine völlige Beeinträchtigung von Homers Andenken, der sich dadurch weit übler behandelt sieht, als Hek-

APRIL 1798

229

tors Leichnam in der Ebene von Troia.“ (Sainte-Croix: Widerlegung des Wolfischen Paradoxons über die Gedichte Homers. Leipzig 1798, S. 65f.) 100,28 Einheit und Untheilbarkeit] Mit dieser Formulierung verteidigte Goethe wiederholt die Autorschaft Homers an der „Ilias“ und der „Odyssee“ (vgl. 113,24–26). In seinem vielbesprochenen Werk „Prolegomena ad Homerum“ (1795) hatte der klassische Philologe Friedrich August Wolf diese in Zweifel gezogen und zu belegen versucht, dass die Dichtungen ursprünglich nur mündlich tradiert und später von verschiedenen Autoren zusammengetragen worden seien. Schon in seinem Brief an Wolf vom 26. Dezember 1796 hatte sich Goethe gegen diese Annahme gewandt (vgl. GB 11 I, Nr 175). Die Frage war auch Gegenstand von Friedrich Schlegels Aufsatz „Über die Homerische Poesie. Mit Rücksicht auf die Wolfischen Untersuchungen“ in der Zeitschrift „Deutschland“ (1796, Bd 4, 11. St., S. 124–156). – Beide Schlagwörter verwendete Goethe später auch im Zusammenhang seiner Beschäftigung mit dem Werk Shakespeares (vgl. Goethes Aufsatz „Ludwig Tiecks Dramaturgische Blätter“; WA I, 40, 178–182, hier 179). 100,30–31 musikalischen Frühstücks] Zu Ifflands Gastspiel in Weimar richtete Goethe im Haus am Frauenplan seit dem 25. April fast täglich ein Frühstück für zahlreiche geladene Gäste aus (vgl. BuG 4, 412–420). Welche musikalische Unterhaltung für den 28. April geplant war, ist nicht ermittelt. Zu den für diesen Tag geladenen Schauspielern gehörte Caroline Jagemann, die nachweislich zum Frühstück am 25. April gesungen hatte und gemeinsam mit Corona Schröter auch am 30. April für die musikalische Umrahmung sorgte (vgl. ebd., 413, 415). 101,1–2 schicken Sie uns dieselbe wenigstens Montags] Charlotte Schiller kam erst am Donnerstag, dem 3. Mai 1798, nach Weimar, wo sie am Morgen am Frühstück bei Goethe teilnahm und sich abends Ifflands Spiel als tauber Apotheker Agapito im Lustspiel „Die verstellte Kranke“ nach Carlo Goldoni ansah. Über ihre Eindrücke berichtete Schiller in seinem Brief an Goethe vom 4. Mai (vgl. RA 2, Nr 1269). 101,4 Impresar] Von ital. impressario: Theaterunternehmer. 101,4–5 ohnerachtet der erhöhten Preiße] Anlässlich von Ifflands Gastspiel in Weimar waren die Eintrittspreise erhöht worden (vgl. zu 88,16–17) Die Preiserhöhung wurde von Besuchern wie Charlotte von Stein kritisch gesehen, die am 26. April ihrem Sohn Friedrich berichtete: „Herr Ifland ist hier und spielt als Gast, aber die entré kostet 1 rL, dies erlaube ich mir nicht zu geben, für 1 rL kan ich mancherley haben daß mir mehr Vergnügen macht als eine comedie, das erste mahl als er hier war gab man nur 16 gL.“ (Brief an Friedrich von Stein vom 18. bis 28. April 1798; GSA 122/102.) 101,7 Sollte Schröter kommen] Goethes und Schillers Bemühen, den Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder für die Rolle des Wallenstein zu gewinnen, war nicht erfolgreich (vgl. Nr 187).

230

BRIEFE 83/84

101,8–9 wenn Iffland künftig wiederkommen sollte] Iffland gastierte erst wieder im September 1810 in Weimar; sein viertes und letztes Gastspiel fand vom 20. bis 30. Dezember 1812 statt (vgl. GT IV 1, 424–427).

83. An August Wilhelm Schlegel

〈Weimar〉, 1. Mai 1798 → Jena

ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 6. – Doppelblatt 23,3 × 19 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 egh. Adresse, Tinte: Des Herrn / Rath Schlegels / Wohlgel; Reste einer Verschlussoblate; Bl. 2 obere rechte Ecke angestückt. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 32. WA IV 13 (1893), 129, Nr 3785 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 101,15 Durchl der Herzog haben mir befohlen] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. – Die Aufforderung des Herzogs ist nicht schriftlich überliefert. 101,16 morgen früh in das so genannte Römische Haus zu führen] Zu Ehren des Berliner Schauspieldirektors und Schauspielers August Wilhelm Iffland, der in Weimar gastierte, wurden ab 25. April 1798 fast täglich Frühstücksempfänge in Goethes Haus am Frauenplan abgehalten (vgl. GT II 1, 242f.). Am 2. Mai fand ein Empfang im Römischen Hause statt (vgl. ebd., 243). Schlegel war für zehn Tage nach Weimar gekommen, um das Gastspiel zu erleben (Caroline 1, 450). 101,16–17 um Sie mit Herrn Melisch bekannt zu machen] Der Engländer Joseph Charles Mellish war, nachdem er 1796 auf einer Bildungsreise für drei Monate in Weimar Station gemacht hatte, 1798 nach Weimar zurückgekehrt, wo er am 10. August Caroline von Stein heiratete. Als Sohn eines Rechtsanwalts hatte er in seiner Heimat in London eine juristische Ausbildung begonnen, wandte sich aber bald mit großem Interesse der Literatur zu, übersetzte deutsche Literatur ins Englische, so etwa Schillers „Maria Stuart“ und Goethes „Herrmann und Dorothea“, und war selbst schriftstellerisch tätig. Herzog Carl August ernannte ihn zum Kammerherrn und gewährte ihm per Dekret vom 5. November 1798 freies Wohnrecht über 15 Jahre im Rokokoschloss in Dornburg, wo er bis 1804 zeitweise mit seiner größer werdenden Familie wohnte. In Weimar kaufte er 1801 das Haus an der Esplanade, das 1802 in den Besitz Schillers übergehen sollte (heute Schiller-Museum); Mellish verließ Weimar und trat in diplomatische Dienste (vgl. weiterführend

MAI 1798

231

Volker Wahl: Der englische Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer Joseph Charles Mellish of Blyth in Weimar und Dornburg zwischen 1796 und 1804. In: Holger Böning et al. [Hrsg.]: Medien – Kommunikation – Öffentlichkeit. Vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart. Festschrift für Werner Greiling zum 65. Geburtstag. Wien, Köln, Weimar 2019, S. 97–112). Mellish war laut Goethes Einladungsliste bereits am 1. Mai 1798 bei einem der Frühstücksempfänge in Goethes Haus als Gast gewesen (vgl. BuG 4, 416). Goethe hatte vor, Schlegel die „Herrmann und Dorothea“-Übersetzung Mellishs vorzulegen, um dessen Meinung darüber einzuholen (vgl. 105,24–28). Gleichzeitig wollte der Herzog Schlegel unverbindlich kennen lernen, da dieser als außerordentlicher Professor für die Jenaer Universität vorgesehen war. – Der hier initiierte Kontakt zwischen Mellish und Schlegel wurde fortgesetzt: Ein weiteres Treffen der beiden ist durch Goethes Tagebuch für März 1799 belegt (vgl. GT II 1, 289). 101,18 Bewundrer Ihrer Uebersetzung] 1797 waren die ersten beiden Teile von „Shakespeare’s dramatischen Werken / übersetzt von August Wilhelm Schlegel“ bei Unger in Berlin erschienen. Die Bände enthalten die Dramen „Romeo und Julia“, 1796 als Vorabdruck bereits in Schillers „Horen“ veröffentlicht, sowie „Ein Sommernachtstraum“ (Erster Theil), „Julius Cäsar“ und „Was ihr wollt“ (Zweyter Theil). 1798 kam als dritter Teil „Der Sturm“ und „Hamlet, Prinz von Dänemark“ hinzu. 101,20 heute Abend in der Comödie] Am 1. Mai wurden drei Stücke hintereinander gegeben: „Pygmalion. / Ein Melodrama nach Rousseau“ mit Musik von Georg Anton Benda und August Wilhelm Iffland in der Titelrolle, der zweite Akt der Oper „Die Theatralischen Abentheuer“ und schließlich „Die eheliche Probe. Ein Lustspiel in einem Aufzuge“ mit Iffland als Treumund (vgl. Theater/Musik Weimar). – August Wilhelm Schlegel ließ sich von der Aufführung zu einem Gedicht inspirieren, das er im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ unter dem Titel „Der neue Pygmalion. / An Iffland.“ veröffentlichte (S. 144).

84. An Friedrich Schiller

Weimar, 2. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 106–109. – 2 Doppelblätter 17,1 (–17,4) × 20,7(–21,6) cm, hintereinandergelegt, 8 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und 2 egh. Paraphen, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 102,5 Disti⎡n⎤ ction; 102,5 de⎡r⎤ ssselben; 103,5–7 |(|Freund Böttiger 〈…〉 werden.|)|; 104,32 gGanzens; 105,1 Rechtslehre|r|; 105,8 gewesen|,|; 105,14 günstig|,|; 105,15 und das (vgl. E1).

232

BRIEF 84

E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 178–186, Nr 456 und Nr 457 (Abdruck als 2 Briefe; Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 77–81, Nr 462 und Nr 463. WA IV 13 (1893), 130–135, Nr 3786. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 1. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1265). – Schiller antwortete am 4. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1269). Postsendungen: 2. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 432). 101,23 Iffland] Zu August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vom 24. April bis 4. Mai 1798 vgl. zu 88,15. 102,2 Humor] Hier zur Charakterisierung von Ifflands schöpferisch-produktiver Grundgestimmtheit im Sinne von ‚Schwung, Spielwitz‘ (vgl. GWb 4, 1434). 102,5 Distiction] Schreibversehen für ‚Distinction‘. 102,18 Assiduität] Franz. assiduité: Beharrlichkeit, Frequenz; im Plural assiduités: häufige Besuche. 102,19 zwischen 380 und 430] Das Weimarer Hoftheater fasste vor dem Umbau etwa 600 Plätze (vgl. Goethes Schreiben an Franz Kirms vom 〈22. Januar 1796〉; GB 11 I, Nr A 1). Die Aufführung war damit zu gut zwei Dritteln ausgelastet. 102,21 das vorige mal] August Wilhelm Ifflands erstes Gastspiel in Weimar hatte vom 28. März bis 25. April 1796 stattgefunden (vgl. GT II 1, 65–68). 102,21 Der erhöhte Preis] Anlässlich von Ifflands Gastspiel waren die Eintrittspreise erhöht worden (vgl. zu 101,4–5). 102,23–24 über den ungläubigen Hofkammerrath gesiegt] Franz Kirms hatte zuvor wiederholt Bedenken geäußert, die Eintrittspreise zu erhöhen (vgl. zu 53,10). 102,28 alberne Negationen] Nicht ermittelt. Zu weiteren Berichten über Ifflands Gastspiel in Weimar vgl. BuG 4, 412–421. 102,29 Ta u b e n A p o t h e k e r] Die Aufführung des Lustspiels „Die verstellte Kranke“ nach Carlo Goldoni fand am Abend des 3. Mai im Weimarer Hoftheater statt (vgl. Theater/Musik Weimar). Iffland spielte darin die Rolle des tauben Apothekers Agapito. Über diesen Auftritt wurde Schiller durch seine Frau Charlotte informiert (vgl. RA 2, Nr 1269). 103,1 zu Ihnen hinüber] Goethe reiste am 20. Mai wieder nach Jena, wo er – abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni 1798 blieb (vgl. GT II 1, 245–251). 103,3 heute keinen Brief von Ihnen] Schiller schrieb seine Briefe an Goethe in der Regel an seinen Posttagen, am Dienstag und Freitag, so dass sie jeweils am folgenden Mittwoch- und Samstagmorgen bei Goethe eintrafen. Der für diesen Tag er-

MAI 1798

233

wartete Brief Schillers erreichte Goethe erst verspätet, weshalb er ihn mit einem zweiten Briefteil beantwortete (siehe unten). 103,4 kein Uebel] Während Schillers Krankheit hatte Goethe im April 1798 mit Charlotte Schiller in brieflicher Verbindung gestanden. Erst am 25. April hatte Goethe wieder ein eigenhändiges Schreiben Schillers erhalten (vgl. RA 2, Nr 1254). 103,5–6 Böttiger brütet 〈…〉 an einer Didaskalie über Pygmalion.] Carl August Böttigers Bericht über Ifflands Gastspiel in Weimar wurde im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlicht (Bd 13, Mai 1798, S. 307–317). Er enthält eine ausführliche Würdigung des von Iffland am 27. April und 1. Mai im Weimarer Hoftheater aufgeführten Monodrams „Pygmalion“ in der Vertonung von Georg Anton Benda (ebd., S. 310–312). – Didaskalie von griech.  : Unterweisung, Lehre (vgl. GWb 2, 1190). Nach dem antiken Sprachgebrauch bezeichnen Didaskalien chronologisch geordnete Aufzeichnungen zu Dramenaufführungen mit Personenangaben. 103,9–11 Wielanden 〈…〉 drucken zu lassen] Die ersten vier Stücke seiner „Gespräche unter vier Augen“ hatte Wieland ab Februar 1798 im „Neuen Teutschen Merkur“ veröffentlicht („Erstes Gespräch zwischen Geron und Sinibald. Ueber die Vorurtheile“ [Februar 1798, S. 105–129]; „Zweytes Gespräch, über den neufränkischen Staatseid ‚Haß dem Königthum!‘“ [März 1798, S. 259–288]; „Drittes Gespräch. Was ist zu thun?“ [April 1798, S. 355–383]; „Viertes Gespräch, über Demokratie und Monarchie“ [Mai 1798, S. 3–48]). Die Beiträge beinhalten Dialoge verschiedener Gesprächspartner, von denen der eine jeweils konservativ und monarchistisch, der andere demokratisch und republikanisch eingestellt ist. Sowohl Mitarbeiter dieser Zeitschrift als auch Freunde Wielands hatten Bedenken gegen diese Beiträge geäußert, so Carl Ludwig von Knebel am 4. April 1798 gegenüber Carl August Böttiger: „Nur, (unter uns gesagt!) wollte ich, daß Sie ihn aus seinem politischen Dialog, unter vier Augen, bald ganz gemächlich herausbrächten. Zu Anfang der Revolution ist es in der That erlaubt gewesen, Manches auf diese Art zu räsonniren und deräsonniren, und weil man noch nicht wußte, was aus dem Kinde werden sollte, es mit Fabeln und Geschichten voriger Zeiten zu vergleichen. Jetzt erwartet man von einem Manne, wie Wieland, tiefere Blicke, allgemeinere Resultate; nach den Angaben und Fortschritten, die wirklich der menschlich Geist und Verstand vor jenen Zeiten voraus hat, und die in moralischen Dingen, wie in chymischen, durch eine Veränderung des Prozesses und neuer Hinzuthat einiger Materialien, auch einen ganz veränderten Zustand hervorbringen.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 32f.) Böttiger fürchtete daraufhin, „daß der aristokratisch gewordene Merkur bei dem zu dreiviertel demokratisch gesinnten Publikum künftig die Thüre verschlossen finden werde“ (Brief an Johannes von Müller vom 20. Mai 1798; Briefe an Johann von Müller 1, 284). Mit dem heimlich demokratische〈n〉 Gericht dürfte vor allem Böttiger gemeint sein, der wiederholt Stimmung gegen die Beiträge machte (vgl. zu 118,6).

234

BRIEF 84

103,11–12 das nächste Stück wird zeigen ob der gute Alte gehorcht] Auf eine am 23. Mai folgende Nachricht Johann Heinrich Meyers, dass Wieland „seine Gepräche gedruckt und gelesen wissen“ (Goethe-Meyer 2, 37; vgl. RA 2, Nr 1287) wolle, reagierte Goethe erfreut (vgl. 118,5–9). Das fünfte Stück von Wielands „Gesprächen unter vier Augen“ erschien im siebten Stück des „Neuen Teutschen Merkurs“ unter dem Titel „Fünftes Gespräch. Was wird endlich aus dem allen werden?“ (Juli 1798, S. 201–222). Um sieben weitere Stücke vermehrt, wurden die „Gespräche unter vier Augen“ schließlich 1799 im 31. Band der von Göschen in Leipzig verlegten „Sämmtlichen Werke“ Wielands veröffentlicht. 103,13 goldnen Spiegels] Christoph Martin Wielands Roman „Der Goldne Spiegel, oder die Könige von Scheschian, eine wahre Geschichte“ (4 Tle. Leipzig 1772) behandelt Fragen der Prinzenerziehung und einer vernunftgerechten Staatsverfassung, die ihren Ausdruck in der Gestalt des guten Herrschers Tifan findet. Kurz nach der Veröffentlichung dieses Werks war Wieland 1772 zum Erzieher des Erbprinzen Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach nach Weimar berufen worden. 103,13 Agathons] In Christoph Martin Wielands Roman „Geschichte des Agathon“ (2 Tle. Frankfurt, Leipzig 1766/67) wird der gleichnamige Titelheld wiederholt mit Fragen zur politischen Verfassung konfrontiert. 103,17 Herr Posselt] Zu Goethes Urteil über Ernst Ludwig Posselt und die von ihm herausgegebene „Neueste WeltKunde“ vgl. zu 15,17–18. 103,18 Herr Gentz] Der Berliner Schriftsteller und Publizist Friedrich Gentz hatte anlässlich der Thronbesteigung des jungen preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. eine politische Abhandlung veröffentlicht. Goethe hatte die Schrift im Dezember 1797 durch Aloys Hirt aus Berlin erhalten (vgl. zu 35,25). 103,21 Liebeskindern] Unehelich geborene Kinder. 103,22 Vor 14 Tagen ohngefähr kam er nach Weimar] Wieland und seine Familie lebten seit dem 25. April 1797 auf ihrem Gut in Oßmannstedt in der Nähe von Weimar. Am 7. April 1798 war Wieland nach Weimar gefahren, hatte dieses aber aufgrund eines Katarrhs bereits nach vier Tagen wieder verlassen müssen (vgl. Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland. Leben und Werk. Bd 2. Sigmaringen 1987, S. 639f.). Anlässlich von Ifflands Gastspiel war Wieland am 27. April erneut nach Weimar gefahren, jedoch bereits am 29. April nach Oßmannstedt zurückgekehrt, da seine Tochter Wilhelmine Johanna Friederika verstorben war (vgl. ebd., S. 641–643). Goethes Einladung zum Frühstück am 30. April hatte er deshalb nicht folgen können (vgl. BuG 4, 415). 103,27–28 Mestizen eines Aristo-demokratischen Ehebandes] In seinen „Geprächen unter vier Augen“ lässt Wieland Monarchisten und Republikaner gleichermaßen zu Wort kommen. Seinen Dialogen liegt der Gedanke einer Synthese aus Monarchie und Demokratie zugrunde und ist dem Modell einer konstitutionellen Monarchie nach englischem Vorbild verpflichtet. – Als Mestizen (von lat. mix-

MAI 1798

235

ticius: Mischling) wurden in Amerika die Nachkommen von europäischen (weißen) und indigenen (farbigen) Eltern bezeichnet (vgl. Krünitz 89, 521). 104,1 Ihren lieben Brief] Gemeint ist Schillers Brief vom 1. Mai, der Goethe an diesem Tag verspätet erreicht hatte und auf den er mit dem nachfolgenden Briefteil antwortete. Dieser ist im Erstdruck des Briefwechsels 1829 als Einzelbrief abgedruckt worden. 104,2 Garten] Die Familie Schiller bezog ihr in den Sommermonaten genutztes Gartenanwesen am 7. Mai (vgl. zu 107,18). 104,4 Pygmalion] Vgl. zu 98,14. 104,9 Monodram] Monologisches Theaterstück mit nur einer handelnden Person. 104,14–16 Man kann jeden Manieristen loben und 〈…〉 vergleichen.] Dieses Thema ist auch Gegenstand von Goethes früherem Aufsatz „Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil“ (1789). 104,17 Zweymal gesehen] Das Werk war am 27. April und 1. Mai im Weimarer Hoftheater mit Iffland in der Hauptrolle und Caroline Jagemann in der Rolle der Galathea aufgeführt worden. Goethe hatte beide Vorstellungen besucht (vgl. GT II 1, 242f.). Er kannte das Stück auch aus früheren Aufführungen (vgl. zu 98,15–16). 104,18 Meyern] Die Frage nach der Gegenstandswahl war der zentrale Gedanke von Johann Heinrich Meyers geplantem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“. Ein entsprechendes Urteil Meyers über „Pygmalion“ ist nicht ermittelt. 104,19 D i d a s k a l i e] Vgl. zu 103,5–6. 104,21 Wegen Schröders] Zu Goethes und Schillers Bemühen, den Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder für die Rolle des Wallenstein nach Weimar zu gewinnen, vgl. Nr 187. 104,22 k o k e t] Hier im Sinne von ‚launisch-unernst, kapriziös‘ (vgl. GWb 5, 505). 104,26 in 10 Tagen bey Ihnen] Goethe reiste erst am 20. Mai nach Jena (vgl. GT II 1, 245). 104,27 Cotta wieder zu sehen] Schiller hatte berichtet, dass Johann Friedrich Cotta anlässlich seines Besuchs der Leipziger Jubilatemesse einen Aufenthalt in Jena plane. Dieser erfolgte auf der Rückreise von Leipzig am 17. Mai (vgl. RA 2, Nr 1281). Goethe traf nicht mit Cotta zusammen. 104,28 Stelle in der Odysse] Schiller hatte um Auskunft über eine Passage im achten Buch von Homers „Odyssee“ gebeten. Diese beinhaltet das von dem Sänger Dämodokos vorgetragene Lied über den Streit zwischen Achilles und Odysseus („Aber als die Begierde des Tranks und der Speise gestillt war, / Trieb die Muse den Sänger, das Lob der Helden zu singen. / Aus dem Liede, deß Ruhm damals den Himmel erreichte, / Wählt’ er Odüßeus Zank und des Päläiden Achilleus: / Wie sie einst mit einander am festlichen Mahle der Götter / Heftig

236

BRIEF 84

stritten, und sich der Führer des Heers Agamemnon / Herzlich freute beim Zwiste der tapfersten Helden Achaias. / Denn dies Zeichen war ihm von Föbos Apollon geweißagt, / In der heiligen Pütho, da er die steinerne Schwelle / Forschend betrat; denn damals entsprang die Quelle der Trübsal / Für die Achaier und Troer, durch Zeus des Unendlichen Rathschluß.“ (Homers Odüßee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg 1781, S. 142 f.; vgl. Schillers Bibliothek, Nr 220.) Hintergrund der Anfrage ist Goethes ablehnende Haltung zu der von Friedrich August Wolf in seiner Schrift „Prolegomena ad Homerum“ (1795) aufgestellten Behauptung, dass Homers Epen das Werk verschiedener Autoren seien (vgl. zu 100,28). 104,31 ebem] Schreibversehen für ‚eben‘. 104,32 calescirten] Hörfehler beim Diktat; irrtümlich für ‚coalescirten‘: von lat. coalescere: zusammenwachsen, verschmelzen. 104,33 Epigrammensammlung] Gemeint ist die „Anthologia Graeca“, eine im 1. Jahrhundert v. Chr. von Meleagros von Gadara angelegte und in zwei Fassungen („Anthologia Palatina“ und „Anthologia Planudea“) überlieferte Sammlung griechischer Epigramme, Inschriften und Gelegenheitsgedichte antiker Dichter. Die Sammlung war Goethe in einer von dem Straßburger Gräzisten Richard Franz Philipp Brunck besorgten Ausgabe bekannt (Analecta Veterum Poetarum Graecorum. 3 Bde. Straßburg 1772–1776; vgl. GB 4 II, zu 337,15). Den Verlust vieler Werke hatte bereits Johann Gottfried Herder in seiner Abhandlung „Anmerkungen über die Anthologie der Griechen, besonders über das Griechische Epigramm“ betont: „Aber das Schicksal! Es richtete Anthologie gerade durch Anthologie zu Grunde.“ (Zerstreute Blätter. Erste Sammlung. Gotha 1785, S. 104; vgl. FA/ Herder 4, 502.) 105,1–2 Pandecten] Die ‚Pandectae‘ (von griech. P «: Allumfassendes) bezeichnen eine zu einem juristischen Gesetzeswerk und Lehrbuch zusammengestellte Sammlung von Werken römischer Rechtsgelehrter. Das von Kaiser Justinian veranlasste Werk trat 533 in Kraft und ist Bestandteil des ‚Corpus iuris‘. 105,2 digerirte] Lat. digerere: einteilen, auflösen. Goethe spielt hier auf den Begriff der Digesten (von lat. digesta: Geordnetes) an, mit dem die Pandekten zumeist bezeichnet werden. 105,2 chorizontische] Vgl. zu 100,26. 105,7 Contiguität] Von lat. contiguitas: Angrenzung, Berührung, hier auch im Sinne von ‚Beziehung, Zusammenhang‘ (vgl. GWb 5, 601). 105,14 meiner jetzigen Production] Zu Goethes geplantem Epos „Achilleis“ vgl. zu 114,10. 105,15 das ungeheure Dichtungsmeer] Zur Bedeutung der antiken Dichtungen als Reservoir für eigene literarische Vorhaben vgl. Goethes Brief an Schiller vom 23. Dezember 1797 sowie die diesem Brief beiliegende gemeinsame Abhandlung „Ueber epische und dramatische Dichtung“ (vgl. Schiller-Goethe5 1, 535–541).

MAI 1798

237

105,17 Noch ein Wort wegen Schröders] Zu Goethes und Schillers Bemühen, den Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder für die Rolle des Wallenstein zu gewinnen, vgl. Nr 187. Gegenüber Carl August Böttiger hatte Schröder am 5. Dezember 1797 betont: „Daß es mir Ehre machen würde, in Schiller’s ‚Wallenstein‘ zu spielen, fühle ich; aber ich glaube nicht, daß es mir möglich ist, eine solche Rolle bis Ostern zu lernen, wenn ich sie auch jetzt schon hätte. Meine ältesten Rollen kosten mich unglaubliche Mühe, so sehr ist mein Gedächtniß durch den Widerwillen geschwächt.“ (Hermann Uhde: Friedrich Ludwig Schröder in seinen Briefen an K. A. Böttiger [1794–1816]. In: Historisches Taschenbuch. Begründet von Friedrich von Raumer. Hrsg. von W. H. Riehl. Fünfte Folge. Fünfter Jahrgang. Leipzig 1875, S. 245–311, hier S. 266.) 105,18 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. 105,18 Correlation] Hier im Sinne von ‚wechselweise Beziehung, Abhängigkeit‘ (vgl. GWb 5, 653). 105,21 Frühstück] Zu Ehren Ifflands hatte Herzog Carl August für den 2. Mai zu einem Frühstück ins Römische Haus geladen, an dem Goethe gemeinsam mit August Wilhelm Schlegel teilnahm (vgl. Nr 83 und GT II 1, 243). 105,22 morgen 〈…〉 bey mir, wozu Ihre liebe Frau eingeladen ist] Anlässlich von Ifflands Gastspiel in Weimar veranstaltete Goethe im Haus am Frauenplan ab dem 25. April fast täglich ein Frühstück für geladene Gäste. Am letztmalig am 3. Mai veranstalteten Frühstück nahm auch Schillers Frau Charlotte teil (vgl. BuG 4, 419). 105,24 die englische Uebersetzung meiner Dorothea] Der englische Diplomat und Schriftsteller Joseph Charles Mellish arbeitete an einer Übersetzung von Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“. Das Manuskript seiner – unveröffentlicht gebliebenen – Übersetzung ist nicht überliefert, wie auch nähere Urteile Goethes dazu nicht bekannt sind. Eine Bemerkung Charlotte von Steins legt nahe, dass Mellish seine Übersetzung im Sommer 1798 vollendete: „Melesch ein Engländer der eine Nordheimer Stein kürtzlich geheyrathet und auf den Dornburger Schloß wohnt wofür er den Herzog miethe bezahlt, hat Hermann und Dorothea vom Goethe ins englische übersezt und 60 Carolin dafür bekommen.“ (Brief an Friedrich von Stein vom 17. September 1798; GSA 122/102.) Möglicherweise übersandte Goethe dieses Manuskript im Juli 1799 an Jane Dalton (vgl. GT II 1, 309 und GB 14 I, Nr 110). Im April 1800 erbat sich Mellish über Schiller erneut Goethes Urteil (vgl. NA 38 I, 243). Bemühungen um eine Veröffentlichung schlugen indes fehl, zumal Thomas Holcroft 1801 eine konkurrierende zweite englische Übersetzung vorlegte (vgl. EGW 7, 295–298). 105,25 wie er mir gestern sagte] Auf Einladung Goethes hatte Mellish am 1. Mai am Frühstück im Haus am Frauenplan teilgenommen (vgl. BuG 4, 416). Am selben Tag waren beide auch Gäste der fürstlichen Mittagstafel (vgl. FB 1798, S. 78). 105,27 daß Schlegel sie zu sehen kriegt] Eine erste Begegnung zwischen Mellish und August Wilhelm Schlegel fand am 2. Mai während eines Frühstücks im

238

BRIEF 85

Römischen Haus statt (vgl. Nr 83). Ein weiteres Treffen Goethes mit Mellish und Schlegel ist durch Goethes Tagebuch für den 29. März 1799 in Jena belegt (vgl. GT II 1, 289). In seinem Brief an Schlegel vom 27. März 1799 hatte Mellish zuvor um ein Treffen gebeten, um seine Übersetzung, die er lediglich als „Corpus delicti“ bezeichnet, mit ihm durchzusprechen (SLUB Dresden, Sign.: Mscr.Dresd.e.90,XIX, Bd 15, Nr 40; vgl. digitale Edition des Schlegel-BW).

85. An Friedrich Schiller

Weimar, 5. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 112–113. – Doppelblatt 18,9 × 23,1 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 190–193, Nr 459 und Nr 460 (Abdruck als 2 Briefe). WA IV 13 (1893), 136–138, Nr 3787. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 4. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1269). – Schiller antwortete am 8. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1273). Postsendungen: 5. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 432). 106,1–2 Iffland hat nun gestern mit dem Amtmann 〈…〉 geschlossen] Mit einer Aufführung seines Lustspiels „Die Aussteuer“ hatte August Wilhelm Iffland am 4. Mai sein Gastspiel in Weimar beendet (vgl. zu 88,15). Iffland trat darin in der Rolle des Amtmann Riemen auf. Das 1794 uraufgeführte Schauspiel stand seit März 1796 auf dem Spielplan des Weimarer Hoftheaters (vgl. Theater/Musik Weimar). 106,3 was Sie äussern] Im Bezugsbrief hatte Schiller abschließend über Ifflands Schauspielkunst geurteilt: Während Iffland in den komischen Rollen seinem Naturell folge und alles wie ein „augenblicklicher Einfall und Genialität“ erscheine, bewundere er an Ifflands ernsten Rollen „seine Geschicklichkeit, seinen Verstand, seinen Calcul und Besonnenheit“; gleichwohl könne ihm Iffland „für die Tragödie, kaum eine poetische Stimmung geben“ (NA 29, 232). Zu Goethes Urteil über Ifflands Spiel vgl. Nr 80, Nr 82 und Nr 84. 106,5 Wegen des Wallensteins] Zur Entstehung von Schillers „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. Mit Blick auf das geplante Engagement des Hamburger Schauspielers Friedrich Ludwig Schröder hatte Schiller im Bezugsbrief betont, dass er das Stück nicht rechtzeitig werde fertig stellen können. Statt „auf einen äussern Zweck“ zu

MAI 1798

239

arbeiten, plane er deshalb, „meinen Gang frey und ohne bestimmte Theaterrücksichten fortzusetzen und mir wo möglich die Stimmung zu bewahren“ (NA 29, 232). 106,10–11 bey dieser Gelegenheit] Ifflands Gastspiel in Weimar. 106,12–13 Homerischen Gesängen] Homers Epen „Ilias“ und „Odyssee“ zählten zu den von Goethe besonders geschätzten Werken der antiken Dichtkunst, mit denen er sich zeitlebens beschäftigte und die u.a. auch die Entstehung seiner epischen Dichtung „Herrmann und Dorothea“ nachhaltig motivierte. Zur Vorbereitung seiner geplanten epischen Dichtung „Achilleis“ begann Goethe Ende März 1798 mit einer erneuten Lektüre der „Ilias“ (vgl. GT II 1, 239 und zu 114,10). Durch Schiller bestärkt, beschäftigte sich Goethe vom 11. bis 17. Mai täglich mit dieser Dichtung, zu deren Inhalt er ein ausführliches Schema anfertigte, das er am 21. Mai in Jena abschloss (vgl. GT II 1, 244f. und zu 109,1). 106,13 zu Ihnen komme] Goethe reiste am 20. Mai wieder nach Jena, wo er – abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni 1798 blieb (vgl. GT II 1, 245–251). 106,15 Meinen Faust habe ich um ein gutes weiter gebracht.] Zu Goethes Wiederaufnahme der Arbeit am „Faust“ vgl. zu 88,21–22. Goethe hatte die Arbeit am 9. April begonnen und diese bis zum 21. April fortgesetzt, dann aber aufgrund von Ifflands Gastspiel in Weimar vom 24. April bis 4. Mai unterbrochen. Da Schiller in diesen Wochen an einem fieberhaften Katarrh litt, hatte Goethe dessen Frau Charlotte über die Fortschritte informiert (vgl. Nr 73, Nr 78 und Nr 79). Welche Szenen Goethe in dieser Zeit bearbeitete, ist nicht ermittelt. Ob er sich in den folgenden Wochen und Monaten weiterhin mit „Faust“ beschäftigte, ist zweifelhaft. Die geplante Dichtung kam während Goethes folgendem Aufenthalt in Jena nur noch einmal, am 7. Juni, zur Sprache (vgl. GT II 1, 248). Eine Wiederaufnahme der Arbeit erfolgte erst im September 1799 (vgl. GT II 1, 315). 106,15–16 Das alte noch vorräthige höchst confuse Manuscript] Zur Vorbereitung seiner Weiterarbeit am „Faust“ hatte Goethe im Juni 1797 die bislang veröffentlichte Textfassung von „Faust. Ein Fragment“ (1790) aufgelöst und mit den vom Druck ausgeschlossenen Prosa-Szenen und Vorstudien nach einem Schema neu geordnet (vgl. Goethes Briefe an Schiller vom 22. Juni und 5. Juli 1797; WA IV 12, 167f. und 181f.). Auf dieser Grundlage hatte Goethe am 9. April 1798 seine Arbeit fortgesetzt. Das am 23. Juni 1797 angefertigte Schema zum Faust (GT II 1, 118) ist nicht überliefert (vgl. EGW 5, 150). 106,21 Einige tragische Scenen] Gemeint sind die drei Schlussszenen von „Faust I“, von denen Goethe nur die Szene „Kerker“ in Verse umwandelte. Die Szenen „Trüber Tag“ und „Nacht“ beließ Goethe in der Prosafassung des „Urfaust“. 106,27–28 die guten Barometer] Vgl. zu 29,16.

240

BRIEF 86

107,4 Fichte hat mir den zweyten Theil seines Naturrechts geschickt] Johann Gottlieb Fichtes Werk „Grundlage des Naturrechts nach Principien der Wissenschaftslehre. Zweiter Theil oder Angewandtes Naturrecht“ (Jena und Leipzig 1797; vgl. Ruppert, Nr 2752) war Goethe am 3. Mai durch Johann Friedrich Abegg überreicht worden, der Goethe mit einem Empfehlungsschreiben Fichtes besucht hatte (vgl. RA 2, Nr 1268; BuG 4, 417f.). Goethe besprach das Werk mit Schiller am 7. Juni in Jena (vgl. GT II 1, 248). 107,8 neulich] Vgl. Nr 41.

86. An Friedrich Schiller

Weimar, 9. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 116–117. – Doppelblatt 19,7(–19,9) × 27,7 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 107,23 was|,|; 107,25 zerstöhrt; 108,23 wenigenm. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 195–198, Nr 462. WA IV 13 (1893), 138–140, Nr 3788. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1273). – Schiller antwortete am 11. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1277). Postsendungen: 9. Mai 1798 (H l . H o f r S c h i l l e r. Nachr. wegen Fortsetz. d. 2ten Th. der Zauberflöte.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 432). 107,18 Zu Ihrer Gartenwohnung wünsche ich Ihnen Glück] Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass er es „bei dem gestrigen unsichern Wetter gewagt“ habe, seinen „Auszug in den Garten zu halten“ (NA 29, 233; vgl. Schillers Kalender, 89). Zur Nutzung seines 1797 erworbenen Gartenanwesens vgl. zu 61,5. 107,20 besuchen] Goethe kam am 20. Mai nach Jena, wo er noch am selben Abend Schiller in seinem Gartenanwesen besuchte (vgl. GT II 1, 245). 107,21–22 die Ifflandischen Abende] Zu August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar vom 24. April bis 4. Mai 1798 vgl. zu 88,15. Zu Ehren Ifflands hatte Goethe in diesen Tagen fast täglich im Haus am Frauenplan ein Frühstück ausgerichtet, zu denen eine Vielzahl von Personen eingeladen waren (vgl. BuG 4, 412–420). 107,27 zweyten Theil der Z a u b e r f l ö t e] Wolfgang Amadeus Mozarts „Die Zauberflöte“, mit Libretto von Emanuel Schikaneder in einer Bearbeitung von

MAI 1798

241

Christian August Vulpius, war erstmals am 16. Januar 1794 am Weimarer Hoftheater aufgeführt worden. Das Stück erfreute sich beim Publikum großer Beliebtheit und stand regelmäßig auf dem Weimarer Spielplan (vgl. Theater/Musik Weimar). 1795 hatte Goethe mit einer eigenen Fortsetzung des Librettos begonnen, worüber Iffland Kenntnis erhielt: „Als ich in Weimar war, sagte Herr von Göthe, er habe eine Fortsetzung der Zauberflöte fast vollendet und – war er es Selbst, oder ein Anderer – das weiß ich nicht mehr genau, doch meine ich, er war es Selbst, der sagte, er würde dieses Werck für 100 Dukaten verkauffen.“ (Iffland an Kirms, 3. Juni 1810; H: GSA 28/53, Bl. 51; vgl. RA 5, Nr 1482.) Das geplante Werk blieb unvollendet. Goethe veröffentlichte das Fragment 1801 unter dem Titel „Der Zauberflöte zweiter Theil. Entwurf zu einem dramatischen Märchen“ im „Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet“ (Bremen 1801, S. 15–36; vgl. Goethe an Friedrich Wilmans, 30. Mai 1800; GB 14 I, Nr 280). Spätere Bemühungen Ifflands, Goethe zu einer Wiederaufnahme seines Vorhabens zu bewegen, blieben erfolglos. 108,3–4 ich habe die Acten wieder vorgenommen] Laut Tagebuch arbeitete Goethe vom 5. bis 10. Mai täglich am geplanten Libretto für einen zweiten Teil der „Zauberflöte“ (vgl. GT II 1, 243f.). Unter den wenigen in Goethes Nachlass überlieferten Notizen und Szenenentwürfen befindet sich ein gehefteter Foliofaszikel (27 Bl.), der auf dem Umschlag von der Hand des Schreibers Geist mit „Zauberflöte Zweyter Theil. 1798.“ bezeichnet ist und die egh. korrigierte Handschrift des Fragments enthält (GSA 25/W 1293; vgl. WA I 12, 379–391). Am 13. Februar 1799 besprach Goethe sein Vorhaben mit Schiller in Jena noch einmal, gab es aber später endgültig auf (vgl. GT II 1, 283). 108,6 des leidigen Vortheils willen] Schon 1796 hatte Goethe – ohne Erfolg – sein geplantes Libretto dem Orchesterdirektor der Wiener Hofoper, Paul Wranitzky, für den Preis von 100 Gulden angeboten (vgl. Goethe an Wranitzky, 24. Januar 1796; GB 11 I, Nr 15). 108,9 Stimmung zu was bessern] Gemeint ist Goethes Weiterarbeit an „Achilleis“ und „Faust“, die Schiller in seinem Antwortschreiben auch anmahnte: „Daß Sie Sich durch die Oper nur nicht hindern lassen, an die Hauptsache recht ernstlich zu denken.“ (NA 29, 235.) 108,10 Herr Thouret bleibt noch immer aus] Der mit dem Ausbau des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret hatte sein Kommen für Ende April in Aussicht gestellt (vgl. zu 375,26), traf aber schließlich erst Ende Mai in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 108,11 mit Cotta kommen] Johann Friedrich Cotta war Ende April 1798 von Tübingen nach Leipzig zur Jubilatemesse gereist (vgl. zu 114,29). 108,18 Meyer hat seine Abhandlung über die Familie der Niobe vollendet] Die berühmte antike Skulpturengruppe der Niobe mit ihren Kindern befand sich in den Uffizien zu Florenz. Hier hatte Johann Heinrich Meyer sie im Oktober 1796

242

BRIEF 86

eingehend studiert (vgl. Goethe-Meyer 1, 366, 374f.). Erste Erkenntnisse hatte er Goethe im folgenden Jahr während der gemeinsamen Schweizer Reise vorgetragen (vgl. GT II 1, 220). Für seine im März erarbeitete und Anfang April weitgehend fertig gestellte Abhandlung nutzte Meyer eine Ausgabe von Angelo Fabronis Kupferwerk „Dissertazione sulle statue appartenenti alla favola di Niobe“ (Florenz 1779) (vgl. Goethe-Meyer 2, 35f. und zu 79,25–26). Das Manuskript seines Aufsatzes „Niobe mit ihren Kindern“ ist in einer von Geist geschriebenen und mit Korrekturen von Meyer und Goethe versehenen Fassung in Meyers handschriftlichem Nachlass überliefert (vgl. GSA 64/28). Der Aufsatz war für den ersten Band der „Propyläen“ vorgesehen, erschien aber mit einem Nachtrag erst in den beiden Stücken des zweiten Bandes (Propyläen II 1, 48–91 und II 2, 123–140). 108,19 ich bringe sie mit] Goethe übergab das Manuskript von Meyers Abhandlung „Niobe mit ihren Kindern“ Schiller erst Anfang August und erbat es am 27. August wieder zurück (vgl. zu 199,8). Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um die in Meyers Nachlass überlieferte Fassung (GSA 64/28). 108,20 Abhandlung über die Wahl der Gegenstände] Zu Meyers geplanter „Propyläen“-Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ vgl. zu 79,14. 108,22–23 Wir lesen sie vielleicht nochmals zusammen durch] Eine erste Fassung von Meyers Aufsatz hatten Goethe und Schiller im März 1798 gemeinsam in Jena gelesen (vgl. GT II 1, 238). Eine erneute gemeinsame Lektüre ist nicht belegt. 108,23–24 Er ist gegenwärtig an den Rafaelischen Werken] Meyers geplante Abhandlung über die Werke Raffaels war ein weiteres Resultat seiner früheren Kunststudien in Rom und Florenz (vgl. RA 2, Nr 61 und RA 2, Nr 173). Erste Ergebnisse hatte er Goethe im Herbst 1797 während der gemeinsamen Schweizer Reise vorgetragen. Mit der Ausarbeitung seiner Abhandlung begann Meyer im April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1233). Das eigenhändige Manuskript ist in Meyers handschriftlichem Nachlass überliefert (GSA 64/29). Anfang August ließ Goethe durch seinen Schreiber Geist eine Abschrift anfertigen, die er eigenhändig korrigierte und dann Schiller übergab (vgl. 188,3–5). Auch diese Fassung, die sich Goethe Ende November noch einmal von Meyer erbat (vgl. zu 246,16–17) ist in Meyers Nachlass überliefert (GSA 64/29). – Das Druckmanuskript des für das erste Stück der „Propyläen“ vorgesehenen ersten Teils übersandte Goethe am 31. August an Cotta (vgl. zu 202,2). Das Manuskript der im zweiten Stück veröffentlichten ersten Fortsetzung übersandte Meyer in zwei Lieferungen am 13. und 16. November 1798 an Cotta (vgl. zu 237,17–18). Die Abhandlung erschien in insgesamt zwei Fortsetzungen unter dem Titel „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ (Propyläen I 1, 101–127, I 2, 82–163 und III 2, 75–96 [unter dem Titel „Rafaels Werke im Vatikan“]).

MAI 1798

243

108,25–27 Womit wir zum Troste des Buchhändlers 〈…〉 würzen wollen] In seinem Brief an Goethe vom 27. April hatte Schiller Cottas Bedenken vor einem drohenden geschäftlichen Misserfolg der „Propyläen“ geteilt: „Soviel aber zeigt sich, daß er 〈Cotta〉 bei dem überwiegenden kunstwißenschaftlichen Innhalt ein zu eingeschränktes Publikum fürchtet, und deßwegen einen mehr allgemeinen Innhalt wünscht. Ich kann ihm darinn als Buchhändler gar nicht Unrecht geben;“ (NA 29, 228; vgl. RA 2, Nr 1259.) Schillers Empfehlung folgend, schlug Goethe Cotta daraufhin weitere Beiträge wie eine an seinen Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ anschließende Brieferzählung vor (vgl. zu 126,21–22). 108,27–28 wo nicht belohnt doch wenigstens v e r g e b e n] Anspielung auf einen Vers in Friedrich Gottlieb Klopstocks „Messias“: „Wie krümmen alsdann der Tugenden höchste / Sich in das Kleine! wie fliegt ihr Wesen verstäubt in die Luft aus! / Einige werden belohnt; die meisten werden vergeben!“ (7. Gesang, V. 419– 421; Klopstock, Werke HKA 4 I, 150.) Das Zitat wurde in abgewandelter Form auch in Schillers Xenion auf den Dichter Albrecht von Haller verwendet: „Ach! Wie schrumpfen allhier die dicken Bände zusammen, / Einige werden belohnt, aber die meisten verziehn.“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 287.) 108,29 ich erwarte Herrn von Retzer] Der österreichische Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber Joseph Friedrich von Retzer unternahm von Wien aus eine Bildungsreise, die ihn nach Berlin und Schlesien führen sollte, um namhafte Persönlichkeiten und Geistesgrößen persönlich aufzusuchen. Zu seinen Zielen gehörten Jena, Weimar und wegen seiner freundschaftlichen Verbindung zu Johann Wilhelm Ludwig Gleim auch Halberstadt (vgl. zu 110,14). Nach einer Begegnung mit Schiller in Jena am 8. Mai hatte dieser Goethe im Bezugsbrief Retzer mit folgender Einschätzung angekündigt: „Ein klägliches Subject, das aber durch die Erinnerung an ein bereits vergeßenes Zeitalter einigermaßen merkwürdig wird.“ (NA 29, 234; vgl. NA 37 I, 126.) Goethe empfing Retzer am 9. Mai (vgl. GT II 1, 243). In seinem Antwortschreiben an Schiller vom 12. Mai betonte auch er den eigentümlichen Eindruck, den Retzer hinterließ (vgl. 110,12–13). 108,30 wie sich die K. K. Bücher Censur 〈…〉 ausnehmen wird] Retzer war seit 1783 als Kaiserlich-Königlicher Bücherzensor in Wien tätig und 1787 zum Hofsekretär ernannt worden. Er trat für die Einhaltung aufklärerischer Ideale ein und verteidigte in diesem Sinne auch die Pressefreiheit (vgl. Retzers Brief an Friedrich Matthisson vom 10. August 1803; Matthisson, Nachlaß 3, 100f.). 108,31 lieben Frau und den Kindern] Gemeint sind Charlotte Schiller und ihre gemeinsamen beiden kleinen Söhne, der 1793 geborene Carl und der 1796 geborene Ernst.

244

87. An Friedrich Schiller

BRIEF 87

Weimar, 12. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 120–121. – Doppelblatt 19,9 × 27,7 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 109,13 dasß. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 201–205, Nr 464. WA IV 13 (1893), 140–143, Nr 3789. BEIL AG E

Schrifftprobe (vgl. zu 110,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 11. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1277). – Schiller antwortete am 15. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1281). Postsendungen: 12. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 432). 109,1 Ihr Brief hat mich 〈…〉 bey der Ilias angetroffen] Schiller hatte im Bezugsbrief angemahnt, dass Goethe die Arbeit an seinen eigenen literarischen Vorhaben zur „Hauptsache“ (NA 29, 235) machen möge. Goethe beschäftigte sich vom 11. bis 17. Mai mit der „Ilias“ und setzte dies am 21. und 22. Mai in Jena gemeinsam mit Schiller fort (vgl. GT II 1, 244f.). Die Lektüre von Homers Werk diente zur Vorbereitung von Goethes geplanter Dichtung „Achilleis“ (vgl. zu 114,10). 109,3 Montgolfiere] Heißluftballon, benannt nach seinen Erfindern, den Brüdern Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier. Beide hatten 1783 eine erste bemannte Ballonfahrt veranstaltet. Ihrem Vorbild folgend ließ auch Goethe 1784 in Weimar einen Ballon auf Montgolfierische Art steigen (Brief an Samuel Thomas Soemmerring vom 9. Juni 1784; WA IV 6, 293; vgl. GB 6 II, zu 52,8). 109,4 im] Schreibversehen für ‚in‘. 109,5 Ich fahre im Schematisiren und Untersuchen fort] Goethes Lektüre der „Ilias“ führte zu dem Entwurf eines ausführlichen Handlungsschemas, das Goethe am 21. Mai in Jena beendete (vgl. GT II 1, 245). Goethe veröffentlichte es 1821/22 in überarbeiteter Form in „Kunst und Alterthum“ (WA I 41.1, 266–327; vgl. EGW 7, 493–516). 109,10 besten Saamen] Zu dem von Goethe wiederholt gebrauchten Gleichnis vom biblischen Sämann, dessen Aussaat nur zu Teilen aufgeht vgl. zu 234,24. 109,14 pathologische] ‚Pathologisch‘ hier in dem – im Zusammenhang der Dilettantismus-Debatte häufiger gebrauchten – Sinne von ‚unzulänglich, von gestörter

MAI 1798

245

Harmonie‘ (vgl. GWb 6, 1162 und zu 265,15–16). Goethe knüpft damit an Schillers Bemerkung vom 8. Dezember 1797 über „das pathologische Interesse der Natur“ (NA 29, 165; vgl. RA 2, Nr 1044) an der Arbeit des Dichters an. Es bezeichnet dessen psychische Erregung, die über ein rein ästhetisches Interesse hinausweist (vgl. Goethes Brief an Schiller vom 9. Dezember 1797; WA IV 12, 373). 109,15 ein Gedicht gelingen] Über Titel und Inhalt des – Fragment gebliebenen – Epos „Achilleis“ informierte Goethe erst in seinem folgenden Brief an Schiller vom 16. Mai (vgl. Nr 90). 109,20–21 wegen des letzten habe ich wohl schon etwas gesagt] In seinem Brief an Schiller vom 23. Dezember 1797 hatte Goethe am Beispiel seiner Dichtung „Herrmann und Dorothea“ ausgeführt, dass diese keine Gleichnisse enthalte, weil bey einem mehr sittlichen Gegenstande das Zudringen von Bildern aus der physischen Natur nur mehr lästig gewesen wäre (WA IV 12, 384). In der zeitgleich erarbeiteten gemeinsamen Abhandlung „Ueber epische und dramatische Dichtung“ heißt es dazu: „Diese 〈die Natur〉 bringt der epische Dichter, der sich überhaupt an die Imagination wendet, durch Gleichnisse näher, deren sich der Dramatiker sparsamer bedient.“ (NA 21, 58.) 109,25 bey Ihnen] Goethe reiste am 20. Mai nach Jena, wo er – abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni 1798 blieb (vgl. GT II 1, 245–251). 109,27 ausführen] Mit der Ausführung seines geplanten Epos „Achilleis“ begann Goethe erst im Frühjahr 1799, wobei er nur den ersten Gesang fertig stellte (vgl. zu 114,10). 109,28 Zauberflöte] Zu Goethes geplanter Fortsetzung des Librettos von Mozarts „Zauberflöte“ vgl. zu 107,27. Goethe hatte vom 5. bis 10. Mai täglich am geplanten Stück gearbeitet (vgl. GT II 1, 243f.). 110,4 Der Herzog ist noch nicht wieder von Leipzig zurück.] Herzog Carl August war am Morgen des 5. Mai nach Leipzig zum Besuch der Frühjahrsmesse gereist und kehrte am Nachmittag des 12. Mai nach Weimar zurück (vgl. FB 1798, S. 82 und 85). 110,5 Thouret] Der mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt und Dekorationsmaler Nikolaus Thouret traf erst Ende Mai 1798 in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 110,5 noch] Schreibversehen für ‚ist noch‘. 110,7 Johanni] 24. Juni, Tag des heiligen Johannes des Täufers, Ende des zweiten Jahresquartals. Zu diesem Termin war die Übergabe des Guts von Oberroßla vorgesehen, die mit einem Fest gefeiert werden sollte. 110,9 Krüger ist ein entsetzlicher Windbeutel.] Schiller hatte im Bezugsbrief von dem Gerücht berichtet, dass Herzog Carl August den mit seiner Truppe in Eisenach spielenden Schauspieldirektor Carl Krüger nach Weimar eingeladen habe. Krügers Gesuch wurde am 15. Mai abgelehnt (vgl. Nr A 17).

246

BRIEF 88

110,12 Der Edle von Retzer] Der österreichische Schriftsteller und Zensor Josef Friedrich von Retzer hatte Goethe am 9. Mai besucht (vgl. zu 108,29). Retzer führte Empfehlungsschreiben von Goethes Studienfreund Franz Christian Lersé (vgl. RA 2, Nr 1237; vgl. zu 165,8) und des ehemals in Weimar angestellten, jetzigen Wiener Reichshofrats Franz Paul Christoph von Seckendorff (vgl. RA 2, Nr 1238; vgl. zu 166,4–5) mit sich. 110,14 sein Gedicht an Gleimen] Anlässlich seines Besuchs hatte Retzer Goethe einen Privatdruck seines Johann Wilhelm Ludwig Gleim gewidmeten Gedichts „An Gleim. Bey Uebersendung meines u. d. Herrn von Sonnenfels Bildnisses“ (vgl. Ruppert, Nr 1096) übergeben. Auch Schiller hatte ein solches Exemplar erhalten, wie er in seinem Antwortbrief vom 15. Mai bestätigte. Das mit „Berlin, den 20. April 1798“ datierte Gedicht wurde unter Angabe des Verfassernamens im „Neuen Teutschen Merkur“ (Juni 1798, S. 168–172) sowie in den „Jahrbüchern der preußischen Monarchie“ (Bd 2, Juni 1798, S. 129–132) veröffentlicht. Gleim antwortete mit seinem Gedicht „An Joseph von Retzer“, das ebenfalls in den „Jahrbüchern der preußischen Monarchie“ (Bd 2, Juli 1798, S. 317) erschien. Hintergrund der Veröffentlichung war die Übergabe eines – nicht überlieferten – Porträtgemäldes von Retzer für Gleims Freundschaftstempel (vgl. Ute Pott [Hrsg.]: Das Jahrhundert der Freundschaft. Johann Wilhelm Ludwig Gleim und seine Zeitgenossen. Göttingen 2004, S. 117, Nr 85). 110,15 Unger hat mir beyliegende neue Schrifftprobe geschickt] Als Verleger von Goethes Werken informierte Johann Friedrich Unger diesen regelmäßig über seine Versuche mit der Frakturtype (vgl. zu 34,10–11). Bereits 1793 hatte er Goethe erste Letternproben übersandt, von denen sich Goethe aber letztlich nicht ganz überzeugt zeigte (vgl. Christina Killius: Die Antiqua-Fraktur-Debatte um 1800 und ihre historische Herleitung. Wiesbaden 1999, S. 321–324). Den hier beiliegenden Probedruck hatte Unger in seinem Brief an Goethe vom 11. Februar 1798 zunächst angekündigt: „Ich bin bald mit einer sehr deutlichen, aber äusserst kleinen Art deutscher Lettern fertig; sie sind noch nie so klein geschnitten worden.“ (H: GSA 28/20, Bl. 83; vgl. RA 2 Nr 1133.) Mit seinem Brief vom 7. Mai hatte Unger die angekündigte Probe an Goethe übersandt, verbunden mit der fragenden Bitte, „zur ehrenvollesten Einweihung dieser kleinen Buchstaben etwas von Sich damit drucken zu laßen?“ (H: GSA 28/21, Bl. 203; vgl. RA 2 Nr 1271.) Schillers Urteil fiel verhalten aus: „Die Ungarische Schriftprobe däucht mir viel zu scharf. Auf diesem Wege könnte man das Publikum bald blind machen.“ (NA 29, 236.) Die als Beilage an Schiller übersandte Schriftprobe ist nicht überliefert. Eine Antwort Goethes an Unger ist nicht bekannt. 110,16–17 zu drucken geben soll] Goethe ging nicht auf Ungers Bitte ein. 110,18 Almanach] Goethe beendete seine Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erst im Juni 1798.

MAI 1798

247

110,19 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 110,20 Ihren Arbeiten] Schillers Weiterarbeit am „Wallenstein“.

88. An Friedrich Heinrich Gotthelf Osann

Weimar, 15. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 55, 65. – Doppelblatt 17,3 × 20,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 143f., Nr 3790 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Commissions Acten (vgl. zu 110,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Osanns Brief vom 17. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1247). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Friedrich Heinrich Gotthelf Osann (1753–1803) war Goethe als Regierungsbeamter in Weimar gut bekannt und genoss offensichtlich sein Vertrauen: Christian Gottlob Voigt attestierte ihm „Kopf und Festigkeit“ (Voigt an Goethe, 12. August 1793; Goethe-Voigt2 1, 112; vgl. RA 1, Nr 680) und beförderte 1794 seine Berufung zum Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission. Spätestens zu diesem Zeitpunkt setzte eine Zusammenarbeit zwischen Goethe und Osann ein. 1795 stieg Osann vom Regierungs- zum Konsistorialrat und fürstlichen Baukommissar auf. In seiner Funktion als Vorsitzender der Fürstlichen Baukommission unterstützte er Goethe bei den amtlichen Formalitäten des Gutserwerbs in Oberroßla. Explizit hebt Goethe in seinen Briefen aus dem Jahr 1798 dabei den privaten Charakter seiner Schreiben an Osann hervor (vgl. zu 111,12–13): Bevor Goethe eine offizielle Eingabe bei der Fürstlichen Kommission machte, holte er die Meinung des Privatmanns Osann ein. Osann informierte Goethe, den Bauverwalter Steffany oder Voigt daraufhin zunächst informell über wichtige Entwicklungen und Entscheidungen während der Übergabeverhandlungen, bevor die offiziellen Verfügungen seitens der Kommission veranlasst wurden. – Der vorliegende Brief ist der erste private Brief Goethes von insgesamt vier aus der Zeit vom 14. April bis 18. Juli 1798 an Friedrich Heinrich Gotthelf Osann. In allen Schreiben geht es um den Gutskauf und Goethes Bitte um Beratung und Beistand. Vier Briefe Osanns an Goethe aus der Zeit vom 16. März bis

248

BRIEF 89

17. Juli 1798 sind überliefert. Amtliche Schreiben, die sich in den Akten des LATh – HStA Weimar noch auffinden ließen, wurden bei der Zählung nicht berücksichtigt. 110,25 Commissions Acten] Die von Osann am 17. April an Goethe geschickten „Commiss. Acten das OberroßL. Lehn- und Freyguth betreffend“, die Osann in seinem Begleitschreiben erwähnt (H: GSA 30/39, Bl. 54). Welche Dokumente im Einzelnen darin enthalten waren, konnte nicht ermittelt werden. 110,26–27 Pachter F i s c h e r] Zu Johann Friedrich Fischer, der das Oberroßlaer Lehn- und Freigut ab Juni 1798 von Goethe pachtete, vgl. zu 68,20. 111,1 ungleiche Aufführung der Hofmannischen] ‚Ungleich‘ hier im Sinne eines wankelmütigen, unsteten Betragens der Hofmannischen Familie. Johanne Marie Hofmann bewirtschaftete seit dem Tod ihres Ehemannes im Juli 1797 das gepachtete Oberroßlaer Gut. Ihre Kinder hatten den vierten Teil des Gutes geerbt. Die Familie war bestrebt die Pacht zu verlängern, was Goethe ablehnte. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse brachten sowohl für Goethe als auch für den zukünftigen Pächter Fischer zahlreiche Schwierigkeiten mit der Pächter- und Mitbesitzerfamilie mit sich, die sich im Recht sah, große Teile des Inventariums für sich in Anspruch zu nehmen bzw. einen Vorteil daraus zu schlagen. 111,4 Angabe] Hier im Sinne von ‚Anweisung‘ (vgl. GWb 1, 539). 111,6 Nachzählung] Eine Inventarisierung wurde am 19. April 1798 vom künftigen Pächter Johann Friedrich Fischer durchgeführt (vgl. GSA 30/44, Bl. 93). Fischer ließ Goethe daraufhin wissen, dass im Tröbel (einem zum Gut gehörenden kleinen Talgrund) „12 Aschen“, auf den „8 Ackern 〈…〉 8 Aschen“ sowie ebendort „34 Erlen“ fehlten (ebd.). 111,6 Aschen] Eschen, bei Goethe öfter in dieser Schreibweise gebräuchlich (vgl. GWb 3, 461). 111,7 durch Gruners damals veranlaßte Untersuchung] Christian Gottfried Gruner, Professor für Medizin und Botanik in Jena, hatte sich ebenfalls am Versteigerungsverfahren des Oberroßlaer Gutes beteiligt. Er veranlasste 1797 nach dem Tod des Gutspächters Johann Caspar Hofmann eine Untersuchung des Baumbestandes auf den zum Gut gehörigen Wiesen (vgl. GSA 30/44, Bl. 90). Eine Kopie des von den Gerichtsschöppen Johann Gottlieb Müller und Michael Bierlich am 14. November 1797 eingereichten Berichtes befindet sich in Goethes Gutsakten (vgl. GSA 30/44, Bl. 91). Der Bericht enthält die Anzahl der nach Hofmanns Tod gefällten Bäume und deren Stammumfang. Der pekuniäre Wert des geschlagenen Holzes konnte nicht genau beziffert werden. 111,10 paar Wochen] Bis zum Adjudikations- und Übergabetermin am 22. Juni verblieben noch gut fünf Wochen. Damit verbunden war auch das Pachtende für die Hofmann’sche Familie und damit deren Weggang vom Oberroßlaer Lehn- und Freigut. 111,11–12 die Hoffmannischen auf alle Cominationen nicht viel zu geben scheinen] ‚Cominationen‘ sind als Androhungen im juristischen Sinne zu verste-

MAI 1798

249

hen (vgl. GWb 2, 1018). Die Fürstliche Kommission hatte nach Versteigerungsende Verfügungen erlassen, die insbesondere die Pächterin Hofmann aufforderten, keinerlei Maßnahmen zu treffen, die sich nachteilig für den Käufer auswirken könnten. Diese Ermahnungen zeigten offensichtlich keine Wirkung. 111,12–13 zu Ew Wohlgebl privat Notiz] Osann trat hinsichtlich der Gutsangelegenheiten gegenüber Goethe in zweierlei Funktion auf, einerseits als Vorsitzender der Fürstlichen Kommission und andererseits, wie in diesem Fall, als Privatmann, an den sich Goethe wiederholt rat- und unterstützungsuchend wandte. 111,15–16 durch den letzten Vorfall] Wahrscheinlich erneute Bezugnahme auf die von Goethe beschriebene Entwendung der Buchsbäume und Rosensträucher. 111,16 intimidirt] Von franz. intimider: einschüchtern (vgl. GWb 5, 65). 111,17 noch blutige Köpfe] Die Übergabe verlief dann, vor allem durch Vermittlung des als Gutachter auftretenden Johann August Bernhard Rühlmann friedlich und zugunsten des neuen Pächters (vgl. zu 151,22–152,1).

89. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 15. Mai 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 163– 164. – Doppelblatt 19,9 × 25,1 cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Ortsund Datumsangabe, egh. Paraphe sowie egh. Nachschrift (113,17–20), Tinte; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „172“ (vgl. E1); oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o: 9 2“; S. 3 Streichung des Absatzes 113,8–12 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Handschriftenkonvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). – Beischluss: EB 49 (vgl. zu 111,23). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 172–174, Nr 172 (Teildruck: 113,8–12 Da Johanni 〈…〉 vorigemal zu seyn. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 144–147, Nr 3791. BEIL AG EN

1) Schachtel mit Modellen aus Holz (vgl. 111,22). 2) Mineralien (vgl. 111,26–112,1).

250

BRIEF 89

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Knebels letzter Brief datiert vom 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1220). – Knebel antwortete am 30. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1306). Postsendungen: 15. Mai 1798 (H l. M a j o r v. K n e b e l. nebst einer Schachtel inliegend 4 geometrische Körper.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 432). 111,21 lange nicht geschrieben] Der letzte überlieferte Brief Goethes an Knebel stammte vom 18. März 1798 (Nr 56), Knebels Antwort darauf vom 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1220). 111,22 eine Schachtel] Nicht überliefert. – Das Briefverzeichnis vermerkt als Inhalt 4 geometrische Körper (Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r), die Knebel an den Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt übergeben sollte (vgl. EB 49). Die aus Holz gefertigten Körper sollten im Eisenhüttenwerk in Ilmenau in Eisen gegossen werden (vgl. zu 111,24–25), die Goethe für magnetische Versuche verwenden wollte. Am 9. Juli 1798 erhielt Goethe sowohl seine Modelle, als auch die metallenen Körper mit einer Rechnung von Knebel zurück (vgl. RA 2, Nr 1370). 111,23 nebst dem Billet] Nicht überlieferter Brief an Johann Carl Wilhelm Voigt vom 15. Mai 1798 (EB 49). 111,24–25 diese Körper in Eisen giesen zu lassen] Laut Antwortbrief übernahm Knebel den durch „Voigt bewilligten Auftrag“ (H: GSA 28/494, Bl. 15) selbst, indem er die Modelle eigenhändig zum etwa 8 km östlich von Ilmenau gelegenen Eisenhütten- und Hammerwerk Günthersfeld brachte, da die Möglichkeiten auf dem Hammer in Ilmenau für eine solche Anfertigung nicht vorhanden waren. Der Günthersfelder Pächter Johann Friedrich Herrleb versprach, „die Gießung der mathematischen Körper aufs beste zu besorgen“ (ebd.). 111,25 magnetischen Versuchen] Bereits am 5. und 6. Mai 1798 hatte Goethe laut Tagebuch magnetische Versuche unternommen (vgl. GT II 1, 243), die er in den Sommermonaten, u.a. im Beisein Schillers, fortsetzte (vgl. zu 157,4–5). 112,1–2 von Humbold einige Stücke] In seinem Brief an Wilhelm von Humboldt nach Paris vom 7. Februar 1798 hatte Goethe um die Zusendung einiger Mineralien gebeten (vgl. zu 43,26–27). Diese waren am 13. Mai über Friedrich Vieweg und Carl August Böttiger in Weimar angekommen (vgl. RA 2, Nr 1279). 112,2–3 der Gefälligkeit Dolomieus] Der französische Geologe und Mineraloge Dieudonné Sylvain Guy Tancrède Dolomieu ließ Goethe über Wilhelm von Humboldt Gipskristalle und kristallisierten Sandstein schicken, die sich Goethe in seinem Brief vom 7. Februar 1798 an Humboldt gewünscht hatte (vgl. zu 43,26–27). 112,4 Humboldts] Wilhelm von Humboldt war Ende 1797 mit seiner Frau Caroline und den drei Kindern, Caroline (geb. 1792), Wilhelm (geb. 1794) sowie Theodor (geb. 1797), und dem Bruder Alexander von Humboldt im Mai 1798

MAI 1798

251

nach Paris gereist. Der letzte Brief Wilhelm von Humboldts an Goethe datiert vom 10. April? 1798 (vgl. RA 2, Nr 1240). 112,5 Iffland hier gehabt] Zu Ifflands Gastspiel in Weimar vom 24. April bis 5. Mai 1798 vgl. zu 88,15. 112,7 was ich bisher gethan] Seit seinem letzten Brief an Knebel vom 18. März arbeitete Goethe u.a. am Schema der „Achilleis“, verfasste ab April den „Propyläen“-Beitrag „Der Sammler und die Seinigen“, schrieb „Über die Flaxmannischen Werke“ und verfasste mit Schiller das Schema „Über den Dilettantismus“ (vgl. GT II 1, 237–244). 112,9 das Studium der Ilias] Im Tagebuch dokumentiert Goethe für den 11. Mai 1798: Die Ilias wieder vorgenommen (GT II 1, 244). Seine Lektüre der „Ilias“ führte zu dem Entwurf eines Handlungsschemas und Auszügen, die Goethe 1820 für „Über Kunst und Altertum“ überarbeitete. Beide Homerische Epen, „Ilias“ und „Odyssee“, galten Goethe als Meisterwerke der Dichtkunst. 112,11 mein erster epischer Versuch gut aufgenommen] Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ war im Oktober 1797 erschienen (vgl. zu 6,17–18). Das Werk fand nicht nur bei Schiller großen Zuspruch, der an dessen Entstehung starken Anteil genommen und auch nach Erscheinen die Gattungsfrage mit Goethe diskutierte. Knebel hatte aus „Herrmann und Dorothea“ seinem Freundeskreis in Nürnberg vorgelesen und über die Wirkung berichtet (vgl. zu 18,26). Von August Wilhelm Schlegel wurde das Epos in vier Nummern der „Allgemeinen LiteraturZeitung“ im Dezember 1797 rezensiert (vgl. 〈August Wilhelm Schlegel〉, 〈Rezension zu:〉 Berlin b. Vieweg d. ält.: Taschenbuch für 1798. Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe. Mit Kupfern. 174 S. ohne den Calender. Taschenformat. In: ALZ 1797. Nr 393–395 vom 11. bis 13. Dezember, Sp. 641–662, 665–668). Auch Herder und Schelling äußerten sich positiv gegenüber dem Werk. Wilhelm von Humboldt veröffentlichte 1799 seine Monographie „Über Göthe’s Hermann und Dorothea“ als „Ersten Theil“ seiner „Ästhetischen Versuche“ (vgl. zu 114,24). 112,12 diese Dichtungsart noch näher zu studiren] Vgl. hierzu den intensiven Austausch mit Schiller, etwa zu Nr 33, Nr 82, Nr 87. 112,18–19 in Herrmann und Dorothea mich näher an die Odyssee] In August Wilhelm Schlegels Rezension über „Herrmann und Dorothea“ war die Nähe von Goethes Epos zu Homers „Odyssee“ explizit benannt worden, worauf Goethe wohl hier anspielt: „Ein in unserm Zeitalter und unsern Sitten einheimisches Epos wird daher mehr eine Odyssee als eine Ilias seyn, sich mehr mit dem Privatleben als mit öffentlichen Thaten und Verhältnissen beschäftigen müssen.“ (ALZ 1797. Nr 394 vom 12. Dezember, Sp. 652.) 112,19–20 so möchte ich mich wohl in einem zweyten Falle] Gemeint ist das geplante Versepos „Achilleis“ (vgl. zu 114,10). Nach vorbereitenden Schemata arbeitete Goethe im Frühjahr 1799 den ersten Gesang aus. Danach geriet die Arbeit ins Stocken und wurde erst 1805 wieder aufgenommen. Das Epos blieb unvollendet.

252

BRIEF 90

112,31 Bergrath Scherer ist am Sonabend zurück] Alexander Nikolaus Scherer, am 3. Mai 1797 zum Bergrat ernannt (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6486, Bl. 2), kam von seiner am 6. Juni 1797 begonnenen Englandreise am Samstag, dem 12. Mai 1798 zurück. Am nächsten Tag traf sich Goethe bereits mit ihm in Belvedere (vgl. GT II 1, 244). 112,32 ein Chemisches Orakel in der Nähe] In Weimar erhoffte man sich von Scherer nach seiner Rückkunft aus England neue Impulse und Vorschläge zur technischen Verbesserung bei der Einrichtung von Bierbrauereien, Branntweinbrennereien, Färbereien, Gerbereien sowie von Ziegel- und Kohlefabrikationen (vgl. Tadday/Frercks, Scherer in Weimar, 347). Worauf sich die Anspielung auf das Orakel konkret bezieht, konnte nicht ermittelt werden. 112,33–113,1 als diese Wissenschafft 〈…〉 vorschreitet 〈…〉 schwankt] Die Chemie erhielt Ende des 18. Jahrhunderts ihre konzeptionellen Grundlagen vor allem durch die Standardisierung der Experimente sowie durch die Systematisierung der chemischen Substanzen. Sie war bereits als eigenständiges Universitätsfach etabliert (vgl. Christoph Meinel: Zur Sozialgeschichte des chemischen Hochschulfaches im 18. Jahrhundert. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 10 [1987], S. 147– 168). 113,3 Unser guter Meyer] Zu Johann Heinrich Meyers freundschaftlichem Verhältnis zu Knebel vgl. zu 4,20. 113,3–4 seine Bemerkungen 〈…〉 über bildende Kunst] Hier in Anspielung auf Meyers Mitarbeit an den „Horen“, für die er verschiedene Beiträge zur Geschichte der bildenden Kunst verfasst hatte (vgl. GB 10 II, 602). Im April hatte Meyer an der Abhandlung „Niobe und ihre Kinder“ sowie am Aufsatz „Rafaels Werke, besonders im Vatikan“, der in drei Teilen in den „Propyläen“ erschien, gearbeitet (vgl. RA 2, Nr 1233). 113,5–6 wir wollen mit dem Druck nicht lange säumen] Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit Johann Friedrich Cotta erschien das erste Stück der „Propyläen“ im Oktober 1798. 113,7 einen neuen Communicationsweg] Das Vorwort und der Titel „Propyläen“ nehmen auf diese neue Form der Kommunikation unmittelbar Bezug: Stufe, Thor, Eingang, Vorhalle, der Raum zwischen dem Innern und Aeussern, zwischen dem Heiligen und Gemeinen kann nur die Stelle seyn, auf der wir uns mit unsern Freunden gewöhnlich aufhalten werden. (Propyläen I 1, III.) Damit kam Goethe auch einem persönlichen Wunsch Knebels vom 18. Januar 1798 nach, der nach dem Umzug in die Abgeschiedenheit Ilmenaus geäußert hatte, dass Goethe ein Mittel ausfindig machen würde, um „den Mangel literarischer u. andrer Neuigkeiten, ohne deine zu grosse Beschwerde, zu ersetzen“ (H: GSA 28/494, Bl. 4; vgl. RA 2, Nr 1102). 113,8 Johanni] Mit dem 24. Juni, dem Ende des zweiten Jahresquartals, war wieder die Anweisung von Knebels Rentenansprüchen fällig, die Goethe für ihn besorgte.

MAI 1798

253

113,8–9 deine Quittungen] Vgl. zu 18,14–15. 113,9 besondere Asignation] Eine weitere Zahlungsanweisung (von lat. assignatio: Zuweisung), nicht überliefert. 113,11–12 nicht so umständlich wie das vorigemal] Vgl. Goethes ausführliche Erläuterung zur Abrechnung im ersten Quartal im Brief vom 18. März 1798, vgl. zu 74,5. 113,13–14 laß mir bald hören] Knebel antwortete am 30. Mai (vgl. RA 2, Nr 1306). 113,17 – 18 No. 1. Chaux sulfatée 〈…〉 de Montmartre pres Paris.] Gipskristalle aus den tertiären Gipsschichten des Montmartre, bei Paris (vgl. LA II 7, 469). – In Goethes Mineraliensammlung noch vorhanden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 813). 113,19–20 No. 2. Gres a pate calcaire 〈…〉 de Fontainebleau.] Tertiärer Sandstein, der Formen von Kalkspat aufweist, aus Fontainebleau. – Der Kalkspat bildet Kristalle, in denen Sandkörner und Kalkmasse enthalten sind (vgl. LA II 7, 469). – In Goethes Mineraliensammlung noch vorhanden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 260, Nr 6466).

90. An Friedrich Schiller

Weimar, 16. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 124–125. – Doppelblatt 18,7 × 23,1 cm, 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 115,4 diesenm. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 207–211, Nr 466. WA IV 13 (1893), 148–150, Nr 3794. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 15. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1281). – Schiller antwortete am 18. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1282). Postsendungen: 16. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432). 113,21 wieder bey der Ilias] Vgl. zu 109,1. 113,24–25 von der Einheit und Untheilbarkeit des Gedichts überzeugt] Vgl. zu 100,28. 114,2 mein erstes Apperçü einer Achilleis] Goethe hatte Schiller am Abend des 22. März 1798 in Jena erstmals über seine geplante neue Versdichtung „Achilleis“ informiert, über deren Erfolg er Johann Heinrich Meyer am folgenden Tag be-

254

BRIEF 90

richtete (vgl. 80,29–30). Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte der „Achilleis“ vgl. die nachfolgende Erläuterung. – Aperçu (franz.: flüchtiger Blick), hier im Sinne von ‚Eingebung, Gedanke‘ (vgl. GWb 1, 766). 114,10 Achilleis ist ein t r a g i s c h e r S t o f f] Goethes Vorhaben zu einem Versepos über den Tod des Achill verdankte sich sowohl seiner anhaltenden Wertschätzung für Homers Dichtungen als auch dem Gespräch mit Schiller über die im Dezember 1797 erarbeitete Abhandlung „Ueber epische und dramatische Dichtung“ (vgl. EGW 1, 1–17). Dem Plan lag die Überlegung zugrunde, dass Homer die Ereignisse nach Hectors Tod und dem Fall Trojas nicht dargestellt habe, mithin zwischen der „Ilias“ und der „Odyssee“ noch eine Epopée inne liege (Brief an Schiller vom 27. Dezember 1797; WA IV 12, 387). Während seines Aufenthalts in Jena hatte Goethe Ende März 1798 Schiller sein Vorhaben zunächst in mündlicher Form vorgestellt (vgl. GT II 1, 238). Am 31. März hatte Goethe seinem Schreiber Geist ein erstes Schema für eine acht Gesänge umfassende Dichtung diktiert (GSA 25/W 3807, Bl. 2–3; vgl. WA I 50, 435–439). Zur weiteren Vorbereitung widmete sich Goethe im April und Mai zunächst dem Studium von Homers „Ilias“, an die seine geplante Dichtung unmittelbar anschließen sollte (vgl. GT II 1, 239, 244f.). In den folgenden Monaten setzte er das Studium historischer Quellen fort (vgl. zu 223,21). Erst im Frühjahr 1799 wandte sich Goethe wieder der Arbeit an seinem geplanten Werk zu: So entwarf er ein umfangreiches zweites Schema und arbeitete den ersten Gesang aus, den er am 5. April 1799 abschloss (GSA 25/W 3808; vgl. WA I 50, 439–446). Zur Ausarbeitung der weiteren Gesänge kam es nicht mehr. Goethe veröffentlichte die Fragment gebliebene Dichtung erstmals 1808 im 10. Band der Cotta-Ausgabe seiner Werke unter dem Titel „Achilleïs. Erster Gesang“ (S. 295–322). 114,12 s e n t i m e n t a l] Hier im Sinne von ‚poetisch‘, wahrscheinlich aber auch in Anspielung auf Schillers Begriff des ‚Sentimentalischen‘. In seiner Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“ definiert Schiller diesen als den Versuch des ‚modernen‘ Dichters, die zivilisatorisch verloren gegangene ‚Natürlichkeit‘ der alten Dichter wiederzugewinnen: „Der Dichter 〈…〉 i s t entweder Natur, oder er wird sie s u c h e n. Jenes macht den naiven, dieses den sentimentalischen Dichter.“ (NA 20, 436.) 114,21–22 nach meiner alten Weise, daraus ein Geheimniß machen] Vgl. Goethes Bemerkung in seinem Brief an Schiller vom 28. April 1797 zum – später nicht ausgeführten – Vorhaben seines epischen Gedichts „Die Jagd“: Da ich nun weiß daß ich nie etwas fertig mache, wenn ich den Plan zur Arbeit nur irgend vertraut, oder jemanden offenbart habe, so will ich lieber mit dieser Mittheilung noch zurückhalten, wir wollen uns im allgemeinen über die Materie besprechen, und ich kann nach den Resultaten im Stillen meinen Gegenstand prüfen. Sollte ich dabey noch Muth und Lust behalten, so würde ich es ausarbeiten, und fertig gäbe es immer mehr Stoff zum Nach-

MAI 1798

255

denken, als in der Anlage. Sollte ich daran verzweifeln so ist es immer noch Zeit auch nur mit der Idee hervorzutreten. (WA IV 12, 104f.) 114,24 erfreulichen Novität] Schiller hatte im Bezugsbrief eine „ganz neue und unerwartete Novität“ (NA 29, 236) angekündigt, die Goethe „viel Freude machen“ (ebd.) werde, die er aber bis zu Goethes Ankunft in Jena zurückbehalte. Es handelte sich um das Manuskript von Wilhelm von Humboldts Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“, das Schiller am 12. Mai erhalten hatte (vgl. Schillers Kalender, 90). Goethe und Schiller lasen das Werk ab dem 21. Mai gemeinsam in Jena (vgl. GT II 1, 245f.). Zu Goethes Beurteilung vgl. seinen Brief an Humboldt vom 16. Juli 1798 (Nr 138). Die ursprünglich für das 12. Stück der „Horen“ bestimmte Abhandlung erschien 1799 als erster Teil von Humboldts Schrift „Ästhetische Versuche“ (Braunschweig 1799). 114,27–28 Vor Sonntag kann ich leider nicht kommen.] Wie hier angekündigt, traf Goethe am Sonntag, den 20. Mai, in Jena ein (vgl. GT II 1, 245). 114,29 Grüßen Sie Cotta] Johann Friedrich Cotta hielt sich seit dem 29. April in Leipzig zur Jubilatemesse auf (vgl. NA 37 I, 276). Schiller hatte im Bezugsbrief angekündigt, dass Cotta ihn auf seiner Rückreise am 17. Mai in Jena besuchen werde und Goethe dazu eingeladen. Da Goethe erst am 20. Mai nach Jena kam, konnte er an diesem Treffen nicht teilnehmen. 114,30 liberal erwiesene Gefälligkeiten] Während und nach Goethes Schweizer Reise 1797 war Cotta dem Dichter wiederholt behilflich gewesen (vgl. zu 3,3). – ‚Liberal‘ hier im Sinne von ‚freigebig, großzügig, uneigennützig‘ (vgl. GWb 5, 1153). 114,30–31 in seiner Schuld] Vgl. Cottas Rechnung vom 20. April 1798 (GSA 30/299, Bl. 5; vgl. Goethe-Cotta 1, 21). 114,32–33 theoretisch empirischen Aufsätze] Goethes und Johann Heinrich Meyers Beiträge zur geplanten neuen Kunstzeitschrift „Propyläen“. 114,33 neulich] Vgl. Nr 82. 114,33–115,1 ein Alphabeth] Bezeichnet im Buchdruck des 18. Jahrhunderts die Druckbogen eines Buchs. Diese wurden nach dem Alphabet gezählt, wobei die Buchstaben J, U und W ausgelassen wurden. Ein Buch von einem Alphabet umfasst 23 Bogen, im Oktavformat somit 368 Seiten. 115,3 versagen] Hier in der Bedeutung von ‚zusagen, versprechen‘ (vgl. Adelung 4, 1112). 115,6 Schlegeln kann die Professur wohl nicht fehlen] August Wilhelm Schlegel wurde am 30. Juli 1798 zum außerordentlichen Professor der Ästhetik und Literatur an der Universität Jena ernannt. 115,6–7 der Herzog ist ihm wegen der Schakespearschen Uebersetzung günstig] Herzog Carl August war nominell Rektor der Universität Jena, die von den vier ernestinischen Herzogtümern Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg unterhalten wurde. Am 1. Mai hatte er Schlegel durch

256

BRIEFE 91/92

Goethe ins Römische Haus einladen lassen, um Schlegel persönlich kennen zu lernen (vgl. Nr 83). In den Tagen danach hatte Schlegel sein Berufungsgesuch gestellt (vgl. Müller, Universität Jena, 393). Von der geplanten neunbändigen Ausgabe „Shakespeare’s dramatische Werke / übersetzt von August Wilhelm Schlegel“ (9 Bde, Berlin 1797–1810) lagen zu diesem Zeitpunkt die beiden ersten Bände vor. Sie enthalten die Dramen „Romeo und Julia“ und „Ein Sommernachtstraum“ (Erster Theil) sowie „Julius Cäsar“ und „Was ihr wollt“ (Zweyter Theil). Im Herbst 1798 kam als dritter Teil „Der Sturm“ und „Hamlet, Prinz von Dänemark“ hinzu. Ausgewählte Szenen waren zuvor in Schillers „Horen“ veröffentlicht worden. 115,8 nach Gotha communicirt] Ein entsprechendes Schreiben ist nicht ermittelt. Zum Berufungsvorgang August Wilhelm Schlegels vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 208f., 213–217, 231. 115,10–11 bald ein Jahr daß ich nichts gethan habe] Goethe hatte im Juni 1797 in Jena die Arbeit an seiner epischen Dichtung „Herrmann und Dorothea“ abgeschlossen. Seit seiner daran anschließenden Schweizer Reise hatte er kein umfangreiches Werk beendet. 115,11–12 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 115,12–13 unter freyem Himmel] Die Familie Schiller hatte am 7. Mai ihr Gartenanwesen bezogen (vgl. zu 107,18).

91. An Friedrich Schiller

Weimar, 19. Mai 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 128. – Doppelblatt 18,9 × 23,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 215f., Nr 467. WA IV 13 (1893), 151, Nr 3796. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1282). – Eine Antwort Schillers unterblieb, da Goethe am 20. Mai nach Jena kam (vgl. zu 116,1). Postsendungen: 19. Mai 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r meine Ankunft gemeldet.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432). 115,16 dem ersten Blatt Ihres lieben Briefes] Im ersten Teil seines vierseitigen Bezugsbriefs hatte Schiller auf Goethes Bedenken vom 16. Mai (vgl. Nr 90) reagiert und ihn darin bestärkt, die Arbeit an seiner geplanten „Achilleis“-Dichtung fortzusetzen: „Sie werden sich ganz gewiß Ihren Stoff so bilden, wie er sich zu Ihrer Form

MAI 1798

257

qualifiziert und umgekehrt werden Sie die Form zu dem Stoffe nicht verfehlen. Für beides bürgt Ihnen Ihre Natur und Ihre Einsicht und Erfahrung.“ (NA 29, 237.) 115,22 nächstens muthiglich beginnen] Mit der Ausarbeitung des ersten Gesangs der „Achilleis“ begann Goethe erst im März 1799 (vgl. zu 114,10). 115,23 Humboldts Arbeit] Zu Wilhelm von Humboldts Abhandlung über Goethes „Herrmann und Dorothea“ vgl. zu 114,24. 115,24 seine Reise] Nach dem Verzicht auf seine geplante Italienreise war Humboldt im Herbst 1797 über Wien und die Schweiz nach Paris gereist, wo er sich Ende November 1797 niedergelassen hatte. 116,1 Morgen Abend bin ich bey Ihnen] Goethe kam am 20. Mai nach Jena und quartierte sich wie gewohnt im Jenaer Schloss ein: „den 20 sind dHL. Geh. rat v Göthe ein logiret“ (Färber-Calender 1798, Bl. 11). 116,2 vier Wochen] Abgesehen von einer fünftägigen Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni blieb Goethe bis zum 21. Juni 1798 in Jena (vgl. GT II 1, 245–251). 116,3 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

92. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 22. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 58. – 1 Bl. 11,7 × 17,4 cm, 1 S. und 4 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 152, Nr 3797 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 23. Mai 1798 mit zwei Briefen (vgl. RA 2, Nr 1288; RA 2, Nr 1289). Zum Sachverhalt der Taxatoren äußerte sich Georg Christoph Steffany gegenüber Voigt in einem Brief vor dem 26. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1295). Postsendungen: 22. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432); 22. Mai 1798 (dem H. Geh. R.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 4r). 116,5 noch in Weimar] Die für den 23. Mai geplante Reise nach Eisenach mit Herzog Carl August in Begleitung des Lieutenants Johann Christoph Gottlob Vent und des Bergrats Alexander Nikolaus Scherer verschob sich aufgrund „fortdauernder Fieberhaftigkeit des Herzogs“ (Goethe-Voigt2 2, 62; vgl. RA 2, Nr 1288) auf den 1. Juni (vgl. FB 1798, S. 98).

258

BRIEF 93

116,5–6 über eigne und fremde Sachen mehr beruhigt] Zum einen konnte Voigt in Weimar weiterhin bei Goethes Gutsangelegenheiten beraten und unterstützen (vgl. 120,19–27), zum anderen gab es verschiedene amtliche Verpflichtungen, die in den folgenden Tagen von Goethe und Voigt besprochen und geregelt wurden, wie etwa die Eröffnung des wieder instand gesetzten Stollens in Ilmenau, die nächste Nachricht über den Ilmenauer Bergbau (vgl. zu 127,22), den Umbau der Bibliothek, die Abschrift des Büttner’schen Katalogs (vgl. zu 378,1) sowie die Holzknappheit im Herzogtum und etwaige Lösungsmöglichkeiten (vgl. zu 120,14). 116,6–7 morgen noch ein Wort mit den Botenweibern] Voigt sandte am Folgetag gleich zwei Antwortbriefe an Goethe. – Zu Botenfrauen allgemein vgl. zu 85,21. 116,8 R. R. Osan] Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann war Vorsitzender der Fürstlichen Kommission, die mit der Abwicklung des Versteigerungsverfahrens zum Oberroßlaer Lehn- und Freigut betraut war (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 88). 116,8 Taxatoren] Sowohl die Verkäufer als auch die Pächterfamilie und der Käufer des Oberroßlaer Gutes konnten jeweils einen oder mehrere Gutachter (Taxatoren, von lat. taxare: schätzen) bestimmen, die an der Gutsübergabe teilnehmen sollten. Sie hatten die Aufgabe, den Wert der Gebäude, des Viehs, der land- und gutswirtschaftlichen Inventarien sowie der Ländereien zu erfassen und ihre Einschätzung zu offenen ökonomischen Fragen abzugeben. Es war im Mai 1798 noch fraglich, ob jede Partei gesondert Taxatoren vorschlagen müsse oder ob man sich auf dieselben verständigen könne. Sowohl Goethe als auch die Verkäufer hatten den Burgmüller Johann Gottfried Hesse aus Weimar und den Rittergutspächter Georg Christian Hartung zu Denstedt im Blick (vgl. GSA 30/44, Bl. 107). Bei der Gutsübergabe traten schließlich für beide Parteien unterschiedliche Taxatoren auf (vgl. zu 142,14). 116,9 haben Sie ihn gesprochen] Voigt antwortete am darauffolgenden Tag, dass Osann derselben Meinung wie Voigt und Goethe sei, „daß nämlich die Taxatoren der Erben ausreichend wären, um darnach die Übergabe an den Herrn Käufer zu bewirken“ (Goethe-Voigt2 2, 63; vgl. RA 2, Nr 1288). 116,11 gütiger Besorgung des Geldpunctes] Wahrscheinlich eine Anspielung auf Voigts Hilfe bei der Beschaffung der Gelder zum Kauf des Oberroßlaer Gutes. Goethe musste sich einen Großteil des Geldes leihen. Aus einem Brief Steffanys an Christian Gottlob Voigt vom 20. Mai 1798 geht hervor, dass sich sowohl Steffany als auch Voigt in dieser Angelegenheit für Goethe einsetzten (vgl. GSA 30/39, Bl. 57). – Möglich wäre aber auch eine Anspielung auf eine amtliche Angelegenheit, die die Verschuldung von Jacob Friedrich von Fritsch betraf, die von Voigt in seinem Brief vom 23. Mai angedeutet, am 26. Mai näher verhandelt wurde (vgl. RA 2, Nr 1198).

MAI 1798

259

116,12–13 Resultate der Holz- und Feurungssession] Voigt berichtete in seiner Antwort vom 23. Mai von einem Treffen mit Herzog Carl August und dem Kammerpräsidenten Johann Christoph Schmidt, bei dem „die zwei famosen Tagesgegenstände, Holz und F. 〈Jacob Friedrich von Fritsch, vgl. die vorangegangene Erläuterung〉“ (Goethe-Voigt2 2, 62; vgl. RA 2, Nr 1288) behandelt wurden. Aufgrund von steigender Holzknappheit im Herzogtum musste nach alternativen Brennmaterialien, vor allem nach Kohleaufkommen, gesucht werden. In der Session war beschlossen worden, „Prämien auf Entdeckung und Adhibierung der Stein- und Erdkohlen“ (ebd.) auszugeben sowie die „Negoziierung der Holzkontracte“ (ebd.) zu verfügen. 116,15–16 Redaction so mancher Betrachtungen über Natur und Kunst] Laut Tagebuch hatten sich Goethe und Schiller seit Goethes Ankunft in Jena mit dem Humboldtischen Aufsatz (21. Mai 1798, GT II 1, 245), der Abhandlung „Über Göthe’s Herrmann und Dorothea“ (gedruckt 1799; vgl. Ruppert, Nr 1937) und die epische Gattung auseinandergesetzt. Zugleich hatte Goethe das Schema der Ilias geendigt (21. Mai 1798, ebd.; vgl. zu 114,10) und arbeitete nun an der Umsetzung der mit Johann Heinrich Meyer während der Schweizer Reise 1797 entwickelten Idee zu einer Zeitschrift über Natur- und Kunstwissenschaft, die schließlich unter dem Titel „Propyläen“ erschien. 116,17 reisen Sie glücklich] Nach Eisenach, am 1. Juni (vgl. zu 116,5). 116,17–18 von Zeit zu Zeit etwas hören] Von seinem Aufenthalt in Eisenach (und Umgebung) sind insgesamt drei Briefe Voigts aus dem Zeitraum vom 11. Juni bis 21. Juni 1798 an Goethe überliefert (vgl. RA 2, Nr 1323; RA 2, Nr 1335; RA 2, Nr 1354).

93. An Christiane Vulpius

Jena, 22. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 83. – Doppelblatt 13,8 × 19,9 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte, mit ergänzten Bleistiftkommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII). E: WA IV 13 (1893), 152f., Nr 3798 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt – es handelt sich um den ersten Brief von Goethes Jena-Aufenthalt ab 20. Mai 1798. – Christiane Vulpius antwortete am 22./23. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1285). Postsendungen: 22. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432); 22. Mai 1798 (Brief nach W.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 4r).

260

BRIEF 93

116,20 Diese ersten Tage] Goethe hielt sich seit dem 20. Mai 1798 in Jena auf (vgl. GT II 1, 245). 116,22 vieles in Ordnung und in Gang bringe] Goethe setzte in Vorbereitung seines geplanten Epos „Achilleis“ sein Studium der „Ilias“ fort, besprach in diesem Zusammenhang mit Schiller die Abhandlung Wilhelm von Humboldts „Über Göthe’s Herrmann und Dorothea“ (gedruckt 1799; vgl. Ruppert, Nr 1937) und beendete laut Tagebuch am 21. Mai 1798 das Schema zur Ilias (GT II 1, 245). Mit Schiller wurden außerdem Ideen und Pläne für die „Propyläen“ diskutiert. Goethe arbeitete auch an der Einleitung der Zeitschrift und beschäftigte sich mit Aufsätzen Johann Heinrich Meyers. 116,24 Freund Meyer] Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 81,22). 116,25 unsere gemeinschafftlichen Arbeiten] Zur Zusammenarbeit an den „Propyläen“ vgl. zu 118,2. 116,26 bald in Gang] Nach den erfolgreichen Verhandlungen mit Johann Friedrich Cotta erschien das erste Stück der „Propyläen“ bereits im Oktober 1798. 117,1–2 Eine allgemeine Uebersicht 〈…〉 wenn er herüber kommt.] Wahrscheinlich handelte es sich um das Verzeichnis der geplanten Beiträge zu den „Propyläen“, das Goethe in diesen Tagen erarbeitete (vgl. GT II 1, 246) und am 28. Mai an Cotta schickte (vgl. 125,20–127,12). Ein entsprechendes Schema mit dem Titel „Zu bearbeitende Materie“ ist in Goethes Nachlass überliefert (GSA 25/W 3619; WA I 47, 278–281). Da Meyer auf seinen geplanten Besuch in Jena verzichtete (vgl. zu 118,26–27), wird Goethe ihm das Schema wohl erst nach seiner am 31. Mai erfolgten Rückkehr nach Weimar vorgestellt haben. 117,3 Wegen der Nahrung] Goethe hatte bereits bei seinem ersten Jena-Aufenthalt vom 20. März bis 6. April über die Essensversorgung geklagt (vgl. zu 81,23). – Christiane Vulpius nahm darauf in ihrem Antwortbrief Bezug: „ich wünste ich könde mich alle dage ein bar Stunden unsicht bar machen und Dir kochen da solte es wohl schmeken“ (H: GSA 28/21, Bl. 211). 117,3–4 Da Schillers im Garten wohnen] Nachdem Schiller im März 1797 das Gartenhaus an der Leutra in Jena erworben hatte, hielt sich die Familie dort bis 1799 jeweils in den Sommermonaten auf. Im Jahr 1798 waren sie am 7. Mai aus ihrer Stadtwohnung dorthin gezogen (vgl. zu 107,18). 117,4 mit der Trabitius] Maria Dorothea Trabitius, Frau des Jenaer Schlosstorwärters, versorgte Goethe in den folgenden Wochen mit Essen. So geht aus der Ausgabenrechnung für den Zeitraum vom 20. bis 26. Mai 1798 hervor, dass sie Goethe mit Graupenschleim, Semmel, Brot, Provenceöl, Essig, Bier, Spargel, Rindfleisch, Eierkuchen, Salat, Spinat und Eiern beköstigte (vgl. GR/Belege 1798, 7, Bl. 2). – Aufstellungen von Trabitius’ Hand, „Was ich für Ihro HochwohlgebL. des Herrn Geh.Rath v Göthe ausgelegt habe“, sind für jeden der drei Jena-Aufenthalte überliefert (vgl. ebd., Bl. 1–15).

MAI 1798

261

117,5 im Ballhaus probiren] Das Ballhaus in Jena, 1670 von Herzog Bernhard von Sachsen-Jena als Gebäude für das Ballspiel ‚Jeu de Paume‘, einer Vorform des Tennis, errichtet, befand sich dem Schloss gegenüber, neben dem Gasthaus „Zum Schwarzen Bären“, also in unmittelbarer Nähe zu Goethes Wohnung. Nachdem das Ballspiel aus der Mode gekommen war, wurde es als Kaffeehaus privat bewirtschaftet (vgl. GWb 2, 33). In einem zeitgenössischen Studenten-Handbuch heißt es zu dem dortigen Essensangebot: „Das Ballhaus reicht seinen Verehrern täglich Suppe, Braten mit Sallat oder Pflaumen. Der Preiß dieses Tisches ist wöchentlich zu achtzehn Groschen festgesezt. Sie treffen dort eine brave, und sehr einige Tischgesellschaft.“ (〈Anton Kühl〉: Zeichnung der Universität Jena. Für Jünglinge, welche diese Akademie besuchen wollen. Leipzig 1798, S. 71.) Aus welchen Gründen es für Goethe nicht möglich war, dort zu essen, ist nicht bekannt. 117,7 gewöhnlichen Oel zum Sallat] Christiane Vulpius kam dieser Bitte nach: Am 25. Mai dankte Goethe ihr für das Öl, das er für den Salat zum Mittagessen verwendete (vgl. 119,15–17). Goethe hatte eine Vorliebe für das so genannte Provence-Öl, ein Olivenöl, mit dem ihn auch Maria Dorothea Trabitius laut Ausgabenliste versorgte (vgl. zu 117,4). 117,10 noch kein Pyrmonter getrunken] Goethe schätzte das Pyrmonter Mineralwasser aufgrund seiner gesundheitsfördernden und entschlackenden Wirkung und bezog es in abgefüllten Flaschen von Zwischenhändlern in Weimar. Aus dem Tagebuch geht hervor, dass er zwischen 1796 und 1799 in den Sommermonaten mehrfach Trinkkuren mit Pyrmonter Wasser unternahm. – Im Jahr 1798 begann er die Kur am 26. Mai (vgl. GT II 1, 246) und setzte sie mit unterschiedlicher Intensität bis in den August fort (vgl. 135,21–22). 117,11 den kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 117,11 in der Mühllache] Die Mühllache bildete zu Goethes Zeiten zwischen der Brücke nach Lobeda und der Camsdorfer Brücke einen linken Seitenarm der Saale, der hinter der Tonnenmühle (heutiges Stadtarchiv Jena) und dem Schloss entlangführte und schließlich wieder in die Saale mündete. Vor der Schur, die bei einschürigen Schafen „im Frühjahr zu Anfang des Aprils, oder Anfang des Mayen“ (Zedler 34, 645) vorgenommen wurde, trieb man die Schafe zur Säuberung durch einen Teich oder ein fließendes Gewässer (vgl. ebd.). – Drei Tage nach dem Brief des Vaters berichtete August von seiner Anwesenheit bei der Schafschur in Oberweimar (vgl. RA 2, Nr 1292). 117,13–14 bald Nachricht zu geben] Vgl. Goethes Brief vom 25. Mai 1798 an Christiane (119,6–7). 117,16 ein kurzes Verzeichniß] Das hier erbetene, nicht überlieferte Verzeichnis Meyers sollte wahrscheinlich Goethes Übersicht über Arbeiten, die theils fertig, theils, mehr oder weniger, in kurzer Zeit zu redigiren und auszuarbeiten sind (125,20–22), die er am 27./28. Mai an Cotta schickte (vgl. Nr 99), ergänzen.

262

94. An Friedrich Schiller

BRIEFE 94/95

Jena, 24. Mai 〈1798〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Die Datierung in das Jahr 1798 ergibt sich aus dem Inhalt des vorliegenden Briefes. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 129. – Doppelblatt 13,8 × 19,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 am linken unteren Blattrand egh. Bleistiftvermerk: S. Propyläen. E: Schiller-Goethe2 2 (1856), 93f., Nr 475. WA IV 13 (1893), 154, Nr 3799. BEIL AG EN

1) Aufsatz (vgl. zu 117,19). 2) Manuskript von Goethes Aufsatz „Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke“ (vgl. zu 117,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Der Brief wurde innerhalb Jenas befördert und ist nicht in Schillers Schreibkalender verzeichnet (vgl. Schillers Kalender, 90). 117,19 Aufsatz] Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Entwurf einer Auflistung aller für die „Propyläen“ vorgesehenen Beiträge. Ein entsprechendes Schema hatte Goethe am 22. Mai entworfen (vgl. GT II 1, 245 sowie Goethes Brief an Christiane Vulpius vom selben Tag, Nr 93). Seine Überarbeitung erfolgte am 26. Mai (vgl. Goethes Tagebucheintrag: Den an Cotta zu sendenden Aufsatz berichtigt; GT II 1, 246). Goethe legte den Beitrag („Arbeiten, die theils fertig, theils, mehr oder weniger, in kurzer Zeit zu redigiren und auszuarbeiten sind“) seinem Brief an Cotta vom 27. Mai bei (vgl. Nr 99). Schiller, der als Vermittler fungierte, übersandte diesen am 29. Mai an den Verleger (vgl. NA 29, 239f.). 117,21 ersten Stücke] Gemeint ist das geplante erste Stück der „Propyläen“, an deren allgemeiner Einleitung Goethe am 24. Mai zu arbeiten begann (vgl. GT II 1, 245). Eine erste Manuskriptsendung an Cotta erfolgte erst am 25. Juli (vgl. zu 178,16). 117,23 Gespräch] Der Aufsatz „Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke. Ein Gespräch“ erschien im ersten Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ (S. 55–65; WA I 47, 255–266). Goethe hatte den Text unter dem Ersttitel „Über das Natürliche in Kunstwerken“ am 18. und 19. August 1797 in Frankfurt am Main verfasst (vgl. GT II 1, 129).

263

MAI 1798

117,23 neulich] Goethe dürfte seinen Beitrag nach seiner Ankunft in Jena am Abend des 20. Mai angekündigt haben. 117,24–25 die angekündigte Fortsetzung] Eine Fortsetzung wurde nicht geschrieben. 117,26 Heute Mittag bin ich in Ihrer Nachbarschafft zu Gaste] Goethe besuchte Christian Gottfried Schütz, Professor der Poesie und Beredsamkeit und Mitherausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (vgl. GT II 1, 245). Dessen Wohnhaus befand sich am Engelplatz Nr 8 (vgl. zu 244,20) in der unmittelbaren Nähe von Schillers Gartenhaus, in das die Familie am 7. Mai gezogen war (vgl. zu 107,18). 117,27 die gestrige Lectur und Unterhaltung fortzusetzen] Goethe und Schiller hatten am 21. Mai die gemeinsame Lektüre von Wilhelm von Humboldts Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“ begonnen, die sie an den folgenden sechs Abenden fortsetzten (vgl. GT II 1, 245f. und zu 114,24).

95. An Johann Heinrich Meyer Jena, 25. Mai 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 19,6(–19,8) × 27,7 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Professor Meyer / in / Weimar.; Bl. 2 Reste eines roten Gemmensiegels: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3), Papierausriss durch Öffnen des Siegels. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift. E: WA IV 13 (1893), 154f., Nr 3800 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Adresskalender (vgl. zu 118,20–21). 2) Zeichnung Johann Heinrich Meyers (vgl. zu 118,20–21). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 23.? Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1287). – Meyer antwortete am 26. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1297). Postsendungen: 25. Mai 1798 (H l. P r o f. M e y e r. Wegen der Ausgabe unseres Werkes. Wegen Gespräch unter 4 Augen. Wegl. d. Schweizer neuen Obern. der Zeichn. z Almanach u den Decken.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432); 25. Mai 1798 (Porto nach W.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 4r).

264

BRIEF 95

118,1 Die wenigen Tage daß ich mich hier befinde] Goethe hielt sich seit dem 20. Mai 1798 in Jena auf (vgl. GT II 1, 245f.). 118,2 unser gemeinschafftliches Werk] Gemeint ist die geplante neue Kunstzeitschrift „Propyläen“, auf deren Titel sich Goethe und Meyer erst im Juli 1798 endgültig verständigten (vgl. zu 179,22). Goethe hatte am 22. Mai zunächst ein Schema zu dem neuen gemeinschafftlichen Werke (GT II 1, 245) konzipiert, am folgenden Tag die schon vorliegenden Beiträge Meyers durchgesehen und am 24. Mai mit der Arbeit an der Einleitung zu den Propyleen (ebd.) begonnen, die er bis zum 28. Mai fortsetzte (ebd., 245f.). 118,3 Vorschlag an Cotta] Goethes folgender Brief an Cotta vom 27. und 28. Mai enthält neben konkreten Vorschlägen zur Drucklegung der „Propyläen“ auch ein detailliertes Verzeichnis der dafür vorgesehenen Beiträge (vgl. Nr 99). 118,5 alte Herr] Christoph Martin Wieland. Meyer hatte im Bezugsbrief berichtet, dass „der Alte in Oßmannstedt“ (Goethe-Meyer 2, 37) durchgesetzt habe, seine seit Februar 1798 im „Neuen Teutschen Merkur“ stückweise veröffentlichten „Gespräche unter vier Augen“ weiterhin erscheinen zu lassen. Die Beiträge beinhalten Wielands Betrachtungen zur Französischen Revolution und waren von verschiedenen Seiten kritisiert worden (vgl. zu 103,9–11). 118,6 speditionären Redacteurs] Gemeint ist hier vor allem Carl August Böttiger, der seine Ablehnung einer weiteren Veröffentlichung von Wielands „Gesprächen unter vier Augen“ mit kaufmännischen Argumenten begründete, so in einem Brief an Johann Wilhelm Ludwig Gleim vom 25. Mai 1798: „Denn glauben Sie wohl, daß seit der Merkur entschieden Partei gegen den Frankendespotismus genommen hat, viele Exemplare abbestellt worden sind, und freilich dürfen nicht noch viele abbestellt werden, wenn nicht beym äußerst wohlfeilen Preiß desselben offenbarer Verlust entstehen soll. So mächtig ist die Partey der Französischgesinnten in unserm Vaterlande.“ (Thomas C. Starnes: Christoph Martin Wieland. Leben und Werk. Bd 2. Sigmaringen 1987, S. 647.) 118,7 das Rohr das vom Winde hin und her gewehet wird] Die sprichwörtliche Redewendung bezeichnet Personen, die in ihren Entschlüssen unsicher und schwankend sind. So antwortet Jesus den Anhängern Johannes des Täufers: „Was seyd ihr hinaus gegangen in die wüste zu sehen? Wolltet ihr ein rohr sehen, das der wind hin und her wehet?“ (Matthäus 11,7, Luther-Bibel 1772 NT, 13; vgl. Sprichwörter-Lexikon 3, 1710, Nr 30). 118,8 perpendicularen] Von lat. perpendicularis: lotrecht, senkrecht. 118,10 unbewundnen] Hier im älteren Sinne für ‚unumwundenen‘ (vgl. Grimm 24, 380f.). 118,10–11 Bekenntniß des Freund Eschers] Hans Conrad Escher von der Linth – ein Onkel des Meyer-Freundes Johann Caspar Escher vom Glas – gehörte zu Goethes Bekanntschaften der Schweizer Reise 1797. Neben seiner kaufmännischen Tätigkeit für das väterliche Textilgeschäft widmete sich Escher seinen natur-

MAI 1798

265

wissenschaftlichen Studien und dem Aufbau eines geologischen Kabinetts, das Goethe während seiner Schweizer Reise am 22. Oktober 1797 besichtigt hatte (vgl. GT II 1, 221). Escher bekannte sich zu den Idealen der Aufklärung und der Französischen Revolution, von denen er sich eine Reformierung der Eidgenossenschaft erhoffte. 1798 in den Helvetischen Großen Rat gewählt, hatte er hier am 3. Mai eine Rede gehalten, die am 17. Mai in der „Neuesten WeltKunde“ im Auszug veröffentlicht worden war. Bei dem unbewundnen Bekenntniß handelt es sich um Eschers Plädoyer für einen vernunftgeleiteten Patriotismus angesichts der französischen Besatzung: „Nach allen angehörten Auesserungen ist es einmal Zeit, mit Freimüthigkeit zu sprechen; bis vor wenigen Wochen wurde das Volk der kleinen Kantone Helvetiens überall, und selbst von uns und den Franken als das freieste Volk, als dasjenige, welches zuerst in Europa die Freiheit errang und bekannt machte, anerkannt, und izt da die Franken denselben eine andre, ihnen unbekannte Freiheit aufzwingen wollen, da sie die, noch vor wenigen Wochen allgemein verehrte Freiheit ihrer Väter mit einem beispiellosen Muth vertheidigen, sollen sie kein FreiheitsGefühl, keinen Patriotismus mehr kennen, sondern nur aus blosem Fanatism handeln? Haben Sie denn die Revolution anerkannt, die Constitution je angenommen, daß sie durch ihre jezige Weigerung den Namen Gegen-Revolutionairs verdienen sollten? Brächte man ihnen mit Vernunft die Grundsäze der ausgebreiteteren repräsentativen und systematischen Freiheit, derjenigen Freiheit die wir verehren bei, so würden sie gewiß allmählig dieselbe anerkennen, und sich mit uns vereinigen. Aber die Art, wie sie zu unsrer Freiheit gezwungen werden, ist aller ächten, auf VolksSouverainetät gegründeten Freiheit zuwider. Es mag zwar unklug seyn, mitten unter den fränkischen Bajonetten so zu sprechen; aber der wahre Patriot, der ächte Freund der Freiheit und Wahrheit kennt keine Gefahr, wenn er Unschuld und Wahrheit unterstüzen soll“ (Nr 137, S. 645). 118,11 derben] Hier im – positiv verstandenen – Sinne von ‚kräftig, entschieden‘ (vgl. GWb 2, 1145f.). 118,11–12 Schreiben des Schweitzer Directoriums an die französischen Commissairs] Über die Auseinandersetzung des Vollziehungsdirektoriums (Directoire exécutif) – das mit Inkrafttreten der Verfassung vom 12. April 1798 nach französischem Vorbild gebildete oberste politische Leitungsgremium der Helvetischen Republik – mit der französischen Besatzungsarmee informierte die „Neueste WeltKunde“ in mehreren Beiträgen. Goethes Bemerkung bezieht sich vermutlich auf ein am 23. Mai veröffentlichtes Schreiben vom 17. Mai. Darin widerspricht das Direktorium einer Forderung von Jean-Jacques Rapinat, Regierungskommissär der französischen Helvetien-Armee, dass die Amtsvollmacht des Direktoriums auf die innere Verwaltung der Helvetischen Republik beschränkt sei: „Das fränkische VollziehungsDirectorium gab uns unsre Constitution. Ihnen wies es Ihren WirkungsKreis bei der Armee an, welche ihr Blut vergießt um diese Constitution festzugründen. Vergessen Sie aber nicht, B. Commissair, daß es eine Ihrer Pflichten ist, in uns

266

BRIEF 96

das Werk und den Willen der Regierung zu ehren, die uns in ihren Schuz genommen hat. Oder, wenn es der Wille dieser Regierung ist, uns zu erniedrigen, und auf die Verrichtungen einer VerwaltungsKammer herabzusezen, so wünschen wir, daß Sie uns Ihre Vollmacht hiezu vorweisen möchten, da uns dieselbe gänzlich unbekannt ist“ (Nr 143, S. 570). In seinem Antwortschreiben an Goethe lobte Meyer die „Kühnheit“ seiner Landsleute, fürchtete aber um deren Sicherheit: „In den mitkommenden Zeitungen steht auch schon eine Anzeige von böser Vorbedeutung für unsere biedern Freunde.“ (Goethe-Meyer 2, 39.) 118,16–17 welche andere Rolle die neuen Schweitzer Obern gegen die Cisalpiner spielen] Seit der Bildung der Cisalpinischen Republik im Sommer 1797 waren die Beziehungen zur Eidgenossenschaft belastet, da diese fürchtete, ihre südlich der Alpen gelegenen Gebiete wie das Tessin aufgrund der kulturellen und sprachlichen Nähe an Norditalien zu verlieren. Mit der Gründung der Helvetischen Republik im April 1798 normalisierten sich die diplomatischen Beziehungen. 118,20–21 die in dem Addreß-Calender zurückkommende Zeichnung] Bei der Zeichnung handelte es sich sehr wahrscheinlich um Meyers Entwurf für das geplante Titelkupfer zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (KSW, Museen, Inv.-Nr KK 2611). Goethe hatte Schiller im April 1798 einen entsprechenden Vorschlag unterbreitet (vgl. zu 88,3) und Meyers Zeichnung vermutlich am 20. Mai mit nach Jena genommen. Die Darstellung zeigt eine Frauengestalt in antikem Gewand (Psyche), die unter einem traubenbehangenen Weinstock Amor die Brust gibt. Als bildliche Vorlage hatte Meyer einen antiken Cameo aus Goethes Sammlung gewählt, dessen Motiv er recht frei adaptierte (KSW, Museen, Inv.-Nr GGM/035; vgl. Femmel/Heres, K 35). Goethes Bitte folgend übersandte Meyer am 12. Juni die Zeichnung nach Nürnberg an den Kupferstecher Heinrich Guttenberg, der den Entwurf wenig später ausführte (vgl. RA 2, Nr 1327). Schiller kündigte den Entwurf gegenüber Cotta am 3. Juli an: „Göthe und Meier haben es übernommen für Decke und Titelkupfer zum Almanach zu sorgen, die Zeichnung ist sehr hübsch, für Kupferstich und Abdruck werden sie auch Sorge tragen.“ (NA 29, 250.) Die ersten Abzüge lagen im Oktober vor. – Um einen sicheren Transport von Meyers Entwurfszeichnung zu gewährleisten, legte Goethe sie einer ebenfalls als Beilage mitgesandten Druckschrift bei. Bei dieser handelte es sich vermutlich um ein Exemplar des in Jena gedruckten „Hochfürstlich Sachsen-Weimarund Eisenachischen Hof- und Addreß-Calenders auf das Jahr 1798“, der kurz zuvor erschienen war. Die Beilage ist nicht überliefert. 118,23 Decke für den Musenalmanach] Der von Meyer entworfene Einband für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ zeigt rombenförmig angeordnete reiche Fruchtgirlanden, in die auf der Vorderseite der Titel „Schillers Almanach 1799“ und auf der Rückseite ein auf zwei Leiern stehender Kauz eingestellt sind. Meyer teilte Goethe bereits am 12. Juni mit, dass die „Zeichnung zum Deckel erfunden“ sei (Goethe-Meyer 2, 43; vgl. RA 2, Nr 1327; zu den in Meyers Nach-

MAI 1798

267

lass überlieferten Entwürfen vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr KK 2510 und Inv.-Nr Gr-2006/5491). Goethe plante zunächst, den Entwurf im anaglyphischen Verfahren umsetzen zu lassen (vgl. 174,28–175,6 und 179,3–5), kehrte später aber zum Kupferstich zurück, der von Johann Christian Ernst Müller ausgeführt wurde. Erste Probedrucke lagen Anfang September vor (vgl. 203,20–21). 118,23–24 eine in groß 8 für unser eigen Werk] Für den Umschlag der geplanten „Propyläen“-Hefte entwarf Meyer eine aus Ähren und Pinienzapfen gebildete umlaufende Zierkante, die von Friedrich Wilhelm Facius im anaglyphischen Verfahren umgesetzt wurde. Die einzelnen Hefte wurden im Großoktavformat gedruckt und jeweils broschiert ausgegeben. 118,26–27 uns bald besuchen] Meyer blieb mit Hinweis auf die „rauhe Witterung“ (Goethe-Meyer 2, 39) in Weimar. Goethe kehrte am 31. Mai 1798 nach Weimar zurück.

96. An Christiane Vulpius

Jena, 25. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 84–85. – Doppelblatt 19,9 × 27,8 cm, 2 S. und 4 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischluss: EB 52 (vgl. 120,1). E: WA IV 13 (1893), 156f., Nr 3801 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Rehkeule (vgl. zu 120,6). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Briefe vom 22./23. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1285) und vom 23.? Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1290). – Christiane Vulpius antwortete am 25. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1294). Postsendungen: 25. Mai 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432); 25. Mai 1798 (Porto nach W.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 4r). 119,1 in meiner Abwesenheit] Goethe hielt sich vom 20. bis 31. Mai 1798 und nach kurzer Unterbrechung wieder vom 4. bis 21. Juni 1798 in Jena auf (vgl. GT II 1, 245–251). 119,2–3 des Zustandes erfreust in dem du dich befindest] Wahrscheinlich Anspielung auf Christiane Vulpius’ Mitteilung, sie habe „ser vill zu thun Welges mir Freude macht“ (H: GSA 28/21, Bl. 230; vgl. RA 2, Nr 1290). Für den kommenden Sonntag bereitete sie zudem ein Fest für ihre Freunde aus Jena und

268

BRIEF 96

Weimar vor (vgl. ebd.). Goethes Formulierung könnte auch auf eine erneute Schwangerschaft hindeuten, was in den Folgebriefen aber nicht bestätigt wird. Die Geburt des vierten Kindes war am 30. Oktober 1793 erfolgt, die fünfte und letzte Schwangerschaft endete im Dezember 1802. 119,8 durch welche zufällige Kleinigkeit] Nicht ermittelt. 119,10 die vorjährige Reise] Goethe hatte seine Reise in die Schweiz vom 30. Juli bis 20. November 1797 bereits am 6. Januar 1798 in einem Brief an Schiller als Grund für seine ungewollte Schaffenspause angeführt (vgl. 7,20–27). 119,13–14 die Trabitius] Maria Dorothea Trabitius (vgl. zu 117,4). 119,14 die Spargel] Christiane Vulpius schickte den selbst angebauten Spargel mit dem Brief vom 22./23. Mai 1798 nach Jena (vgl. RA 2, Nr 1285). Spargel gehörte zu Goethes bevorzugten Gemüsesorten. Ein Spargelland (H: GSA 34/ XIII,1, Bl. 61), das 1796 bis an das Grundstück des Nachbarn Johann Christoph Schmidt erweitert werden sollte, wie aus den Rechnungsbelegen aus dem Jahr 1796 hervorgeht (vgl. ebd.), befand sich demzufolge im Garten am Stern. Maria Dorothea Trabitius, die die Essensversorgung für Goethe in Jena übernahm, stellte ihm ebenfalls Spargel in Rechnung (vgl. zu 117,4). 119,15 dein Oel] Goethe hatte Christiane Vulpius drei Tage zuvor gebeten, ihm Olivenöl zu schicken (vgl. zu 117,7). 119,17 Abends bin ich bey Schiller im Garten] Seit Goethes Ankunft in Jena am 20. Mai 1798 sind im Tagebuch allabendliche Besuche bei Schiller vermerkt (vgl. GT II 1, 245; zu Schillers Garten vgl. zu 61,5). 119,18 viel interessantes zusammen gelesen und gesprochen haben] Vgl. zu Goethes Gesprächen und Lektüren in den ersten Tagen des Jenaer Aufenthalts zu 116,22. 119,19 der Rückweg ein wenig sauer] Die Entfernung zwischen Schillers in der Vorstadt gelegenem Gartenhaus und Goethes Wohnung im Schloss (vgl. zu 4,15–16) betrug einen knappen Kilometer. 119,21–22 des Tags viel Bewegung mache] In ähnlicher Weise thematisiert Goethe dies für seinen Jena-Aufenthalt vom 20. März bis 6. April 1798 (vgl. zu 81,20–21). 119,24 Herr Geheimde Rath Voigt ist nicht verreißt] Christian Gottlob Voigts für den 30. Mai geplante Abreise nach Eisenach mit Herzog Carl August verzögerte sich auf den 1. Juni 1798 (vgl. FB 1798, S. 98). 119,24–25 Fischer kann ihm also das Geld gelegentlich bringen.] Der zukünftige Pächter des von Goethe erworbenen Oberroßlaer Gutes, Johann Friedrich Fischer (vgl. zu 68,20), hatte die Kaution in Höhe von 500 Reichstalern zu entrichten, die jährlich mit drei Prozent verzinst wurde. Er beglich die Summe am 2. Juni 1798 (vgl. GSA 30/49, Bl. 24), als sich Goethe in Weimar aufhielt und Christian Gottlob Voigt bereits nach Eisenach abgereist war.

MAI 1798

269

119,25–26 Wegen einem kleinen Spase 〈…〉 in Roßla bey der Uebergabe] Für die Dorfbewohner Oberroßlas sollte nach erfolgter Übergabe des Gutes am 24. Juni ein Fest stattfinden, das von Christiane Vulpius organisiert und veranstaltet wurde. Vermutlich wird hier auf die feierliche Übergabe eines Hammels angespielt, der zuvor den Festumzug vom Gut zum Wirtshaus anführen sollte (vgl. zu 147,10; zum Ablauf des Festes auch Doebber, Ober-Roßla, 211–214). 119,27–28 an diesem Tage] Das Gut wurde am 22. und 23. Juni 1798 übergeben (vgl. GT II 1, 251). 119,29 Johannisfest] Der 24. Juni ist nach Johannes dem Täufer Johannistag benannt. In katholischen Gegenden wurde das Hochfest seiner Geburt u.a. mit Brunnenfesten, die mit der alljährlichen Reinigung des Dorfbrunnens verbunden wurde, gefeiert. Der Tag steht im Zusammenhang mit der zwischen dem 20. und 22. Juni erfolgenden Sommersonnenwende, weshalb vom 23. auf den 24. Juni in manchen Gegenden große Johannisfeuer entzündet wurden. Auch für das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach sind Brauchtümer um den Johannistag belegt, so etwa ein Brunnenfest im Dorf Schöten bei Apolda (etwa 6 km entfernt von Oberroßla), das Blumen- oder Johannisrad von Eisenach sowie Johannisfeuer rund um Jena (vgl. August Witzschel: Der Johannistag in seiner alten Feier und Bedeutung als Fest der Sommersonnenwende. Eisenach 1858, S. 7–9). Goethe berichtet u.a. in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1804 von Johannisfeuern, die sich um Jena auf den Bergen, sowohl in der Nähe der Stadt, als wenn man das Thal auf- und abwärts fährt (WA I 35, 174), finden würden. 119,29 mit einem Fest nach meiner Art] Zur Ausrichtung eines Festes gehörten für Goethe nicht nur die Bereitstellung von gutem Essen und Trinken, sondern wahrscheinlich auch die Aufführung eines Theaterstücks zur Unterhaltung der Leute. Ob Goethes Vorstellungen bei dem von Christiane ausgerichteten Fest umgesetzt wurden, ist nicht bekannt. Goethe war beim Johannisfest nicht anwesend; er reiste bereits am 23. Juni 1798 von Oberroßla nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 251). 119,30 nächstens mehr] Wahrscheinlich erfolgte die Absprache mündlich; von Goethe ist kein Brief überliefert, der diese Thematik erneut aufgreift. 120,1 Für den Kleinen lege ich ein Briefchen bey.] Nicht überlieferter Brief an den Sohn August (EB 52). 120,1–2 Die Seife soll nächstens ankommen] Die Seife wurde in einem Brief Ludwig Geists am 31. Mai 1798 angekündigt und am selben Tag nach Weimar gebracht (vgl. 129,4). 120,2–3 noch viel gethan werden ehe ich dich wiedersehe] Vor seiner zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehenen Rückreise nach Weimar am 31. Mai 1798 arbeitete Goethe an der Einleitung sowie an einer Übersicht über geplante Aufsätze für die Zeitschrift „Propyläen“, die er mit einem Brief vom 27. Mai 1798 an Cotta sandte (vgl. Beilage zu Nr 99).

270

BRIEF 97

120,3–4 unsern Meister] Scherzhaft für Johann Heinrich Meyer. In anderen Briefen Goethes an Christiane Vulpius wird Meyer auch Herr Professor (87,1) oder Freund Meyer (81,22; 116,24) genannt, wodurch der vertraute Umgang mit dem Hausgenossen deutlich wird. 120,6 Dazu sende ich dir eine Rehkeule] In Goethes Rechnungsbuch ist unter dem 24. Mai 1798 die Ausgabe von 3 gL. für Schiesgeld vor das Reh eingetragen (GR/Jena 1798, 1, Bl. 4r). Es handelte sich um die zweite Rehkeule, die Christiane in diesem Jahr aus Jena erhielt (vgl. 81,22).

97. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 27. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 170, 174. – Doppelblatt 19,8 × 27,8 cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gehefteten Handschriftenkonvolut (220 Bl.) mit der Aufschrift: „Voigt’sche Privatacten. / 1791–98. / Acten, chron. geordn / Rechnungen u. Belege / Hist. Bergm. Extracte.“ E: Goethe-Voigt1 (1868), 210–213, Nr 75 (Otto Jahn). WA IV 13 (1893), 158–161, Nr 3802 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220). 2) Beilage 1: H: Verbleib unbekannt; bis 1945 Weimar, StA, in der Kommissionsakte „Sectio X. Locat 2. No.14, Fol. 17“ (Angabe nach h: GSA 31/III,14, Eduard von der Hellen 1890); Kriegsverlust. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 217. – 1 Bl. 22,6 × 35,2 cm, 1 1⁄3 S. beschr., von Voigts Hd, mit egh. Korrekturen, Tinte. Ungedruckt. Textgrundlage: K. 3) Beilage 2: H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 169. – 1 Bl. 19,8 × 27,8 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Im gleichen Handschriftenkonvolut wie 1. E: Goethe-Voigt1 (1868), 213, Nr 75 (Otto Jahn).

MAI 1798

271

BEIL AG EN

1) Verordnung an den Bergrath in Concept und Mundo nebst den Acten (vgl. zu 120,12). 2) Pro Memoria (vgl. zu 120,14). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 26. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1298). – Voigt antwortete am 28. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1302). Postsendungen: 27. Mai (H l. G e h. R a t h Vo i g t. Verordnung an den Bergrath wegl. der brennbaren Materialien. P. M. wegl. des Bergharzes bey Wölnitz. varia.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432f.). 120,9 die mir übersandte Depesche] Voigts Sendung vom 26. Mai mit amtlichen Akten, u.a. die Holzknappheit im Herzogtum betreffend (vgl. RA 2, Nr 1298). 120,12 Die Verordnung an den Bergrath] Die Ausfertigung der Verordnung an Voigts Bruder, den Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt, ist nur in späterer Abschrift überliefert (vgl. Überlieferung). Die Beilage enthält die Aufforderung, sich nach brennbaren Fossilien umzusehen und Vorschläge zu deren Gewinnung zu unterbreiten. Voigt hatte sie mit seinem Brief vom 26. Mai an Goethe geschickt (vgl. RA 2, Nr 1300). Herzog Carl August hatte bereits am 10. Dezember 1797 einen Befehl an die Bergwerkskommission gelangen lassen, um nach alternativen Brennmaterialien zu suchen, die bei schwindenden Holzvorräten zum Betreiben der Hochöfen, der ersten Dampfmaschinen sowie zur Salzgewinnung aus Solen verwendet werden sollten (vgl. LA 7 II, 461f.). 120,12–13 nebst den Acten] Wahrscheinlich die mit dem Buchstaben „K“ betitelten „Acta Commissionis / Die bergmännische Untersuchung der im Fürstenthum Weimar vorkommenden brennbaren Fossillien betrL. 〈1797.〉 1798“ (Angabe nach h: GSA 31/III,14), die auch in der Verordnung an Johann Carl Wilhelm Voigt als Beilage erwähnt werden (vgl. 121,21–22). 120,14 ein Pro Memoria] Das an den Herzog Carl August gerichtete Promemoria Beilage 2) enthält Goethes Votum für das 1797 entdeckte Erdpech (vgl. zu 75,27), das als alternatives Brennmaterial geprüft werden sollte. Goethe schlug vor, an der Wöllnitzer Flur bei Jena, wo das Mineral nachgewiesen werden konnte, eine Sprengung vorzunehmen, um es genauer untersuchen zu können (vgl. LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 169). 120,14 secretiren] Von lat. secernere: trennen, hier ‚unter Verschluss halten‘. 120,14 Ihre Meinung] In seinem Antwortbrief befürwortete Voigt die von Goethe vorgeschlagenen Schritte. Bevor diese eingeleitet werden könnten, müsse jedoch der Herzog in Kenntnis gesetzt werden. 120,19 Osan] Der Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann war Vorsitzender der Fürstlichen Kommission, die mit dem Versteigerungsverfahren des Oberroßlaer Lehn- und Freigutes betraut war (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 88).

272

BRIEF 97

120,19–20 wenn Schenk die beyden Taxatoren vorgeschlagen hat] Der Amtsaktuar Friedrich Schenck, der zwei der Verkäuferinnen des Oberroßlaer Gutes, Eva Maria Slevoigt geb. Crahmer und deren Schwester Dorothea Elisabetha Lehne geb. Crahmer, vertrat, setzte Voigt am 31. Mai 1798 über die Gutachter der Verkäuferseite in Kenntnis; berufen wurden der Rittergutspächter Georg Christian Hartung zu Denstedt und der Burgmüller Johann Gottfried Hesse (vgl. GSA 30/44, Bl. 107). 120,20 zeigt alsdenn bey der Commission an] Nicht ermittelt. 120,21 bey ihnen acquiescire] Von franz. acquiescer: einwilligen, sein Einverständnis erklären. Goethe wollte zunächst keine weiteren eigenen Gutachter berufen, sondern sich mit den Taxatoren der Käuferseite einverstanden erklären (vgl. zu 142,14). 120,22 Fischer] Johann Friedrich Fischer übernahm im Juni 1798 die Pacht des Gutes (vgl. zu 68,20). 120,22 Cautionsgelder] Fischer entrichtete die Kaution am 2. Juni 1798 bei Goethe selbst, da dieser vom 30. Mai bis 4. Juni nach Weimar zurückkehrte (vgl. Nr 101). 120,24 Auction] Im Bezugsbrief wies Voigt auf eine Auktion der Pächterfamilie Hofmann hin, die am 23. Mai in der Zeitung angekündigt worden war: „Den 8. Juny d. J. früh 9 Uhr und den folgenden Tag sollen, auf dem Freyguthe zu Oberroßla, verschiedene Mobilien, Schiff und Geschirr an den Meistbietenden gegen gleich baare Zahlung überlassen werden.“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 41. Mittwoch, den 23sten May 1798, S. 162.) Voigt hielt es für ratsam, durch Georg Christoph Steffany „bei dieser Auktion aufpassen zu lassen, was vorkommt?“ (Goethe-Voigt2 2, 67.) Die beiden Mitbesitzerinnen und Verkäuferinnen des Oberroßlaer Gutes Eva Maria Slevoigt und deren Schwester Dorothea Elisabetha Lehne bekundeten über ihren Bevollmächtigten Friedrich Schenck bei der Fürstlichen Kommission ihr Unbehagen über diese Auktion, da sie Stücke enthalten könne, die nicht im Inventarium aufgeführt seien (vgl. zu dessen Unvollständigkeit 71,8–9), aber eigentlich zum Gut gehörten. Die Fürstliche Kommission wurde deshalb gebeten, die Auktion zu untersagen (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 221–222; vgl. auch die Unterweisung der Kommission an die Bevollmächtigten, ebd., Bl. 225–226). 120,25 überkomme] Hier in der Bedeutung ‚erhalten, erwerben‘ (Grimm 23, 343). 120,26 Brandweinblase] Ein kupfernes Gefäß, in dem Branntwein destilliert wird (vgl. GWb 2, 855). 120,27 Uebergabe] Die Gutsübergabe fand in Oberroßla am 22. und 23. Juni statt (vgl. GT II 1, 252). 120,28–29 wie sich Thouret anläßt] Voigt hatte im Bezugsbrief berichtet, dass der mit der Ausstattung des Weimarer Residenzschlosses beauftragte – und von Goethe seit Monaten erwartete – Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret am

MAI 1798

273

25. Mai im Weimar eingetroffen sei: „Gestern ist auch Thouret angekommen; wegen meines Besuches konnte ich nicht in die Bausession gehen.“ (Goethe-Voigt2 2, 66.) Auch in den folgenden Tagen fand Voigt keine Gelegenheit, mit Thouret zu sprechen (vgl. zu 128,12). 121,1 expedit] Von lat. expedire: befreien, hier ‚flink, gewandt‘ (vgl. GWb 3, 498). 121,2–3 privatim im Gespräche] In Voigts Briefen vom 27. und 28. Mai wird berichtet, dass ein Gespräch bislang noch nicht stattgefunden habe (vgl. RA 2, Nr 1300; RA 2, Nr 1302). 121,4–5 Wenn Riehl fleißig ist und accurat 〈…〉 was mehr geben] Gottlieb Wilhelm Christian Riehl, Sohn des Schreibmeisters Johann Andreas Riehl, war von Voigt mit dem Abschreiben des Büttner’schen Bibliothekskatalogs beauftragt worden (vgl. zu 378,2). Da er aber offenbar noch über keine Erfahrung verfügte, hatte er mit Voigt vereinbart, erst einige Bogen ‚auf Probe‘ zu schreiben, bevor er Geld fordern würde. 121,5–6 auf dem jenaischen Tramite] Von span. el tramité: Dienstweg. 121,8 mir Mitwochs einige Buch Papier] Die Papiersendung erfolgte nicht am 30. Mai, wie hier gewünscht, sondern wurde, wie Voigt in einem Brief vom 29. Mai ankündigte (vgl. RA 2, Nr 1303), auf ein Treffen am 31. Mai in Weimar verschoben (vgl. GT II 1, 247). Näheres ist nicht bekannt. 121,9 Geist] Goethes Diener und Schreiber Ludwig Geist. Inwieweit er mit dieser Aufgabe tatsächlich betraut wurde, ist nicht bekannt. 121,10 bey meinem Hierseyn] Goethe hielt sich noch bis zum 21. Juni in Jena auf, dann wieder vom 6. bis 9. Juli, vom 1. bis 16. August, vom 22. September bis 1. Oktober, vom 14. bis 22. Oktober sowie vom 11. bis 29. November 1798. 121,11 Trebra] Voigt berichtete im Bezugsbrief über sein Treffen am 24. Mai mit dem ehemaligen Clausthaler Berghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra. Dieser wohnte seit 1795 auf seinem Gut Bretleben an der Unstrut und widmete sich, wie Voigt berichtete, ganz dem Pflanzen von Bäumen. 121,14–15 Behaglichkeit des Bergraths in seinem neuen Zustande] Voigts Bruder Johann Carl Wilhelm Voigt, dessen erste Frau Friederike Voigt Anfang 1798 gestorben war, hatte am 17. April 1798 Johanna Elisabeth Friederike Burghardt, eine Tochter des Ilmenauer Bürgermeisters Carl Friedrich Wilhelm Burghardt, geheiratet. Über Carl Ludwig von Knebel hatte Goethe in einem Brief vom 17. Februar erfahren, dass Johann Carl Wilhelm Voigt Ressentiments gegenüber der neuen Frau vonseiten der Weimarer Familie fürchtete (vgl. RA 2, Nr 1144 und Goethes Antwort an Knebel, 58,7–8). 121,17 Serenissimo] Dativ von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 121,21 beygelegten Actenfascikul sub K.] Nicht überliefert (nach Auskunft von LATh – HStA Weimar Kriegsverlust).

274

BRIEF 98

121,25 Zottelstedt] Nordöstlich von Weimar, nördlich von Ober- und Niederroßla gelegener Ort bei Apolda. – Christiane Vulpius machte Goethe in einem Brief vom 13. August 1798 auf einen Steinkohlefund in Zottelstedt aufmerksam (vgl. RA 2, Nr 1429). 121,25 Mattstedt] Nördlich von Ober- und Niederroßla gelegener Ort unmittelbar neben Zottelstedt. 121,26 Wickerstedt] Nördlich von Ober- und Niederroßla gelegener Ort unmittelbar neben Mattstedt. 121,26 p] Abkürzung von lat. perge: fahre fort, hier im Sinne von ‚und so weiter‘. 122,3 Dürrnberge] Wahrscheinlich Dürrenberg an der Saale, in der Nähe von Merseburg gelegen, bis 1815 zum Gebiet des Hochstifts Merseburg gehörend. 122,6 weitere Untersuchungen und Entdeckungen] Die Berichte sind nicht überliefert. Eduard von der Hellen weist in seiner Auswertung der Akte darauf hin, dass der weitere Verlauf „Fo. 18–50 〈…〉 ohne ausdrückliche Beteiligung Goethes“ vonstatten ging (H: GSA 31/III,14). Bereits im September 1798 wurde entschieden, dass die entdeckten Vorkommen zu gering seien und der Abbau interessierten Privatpersonen überlassen werde. 122,11–12 Anzeige eines neugefundnen cristallisirten Erdpeches] Am 21. Februar 1798 hatte Johann Georg Lenz im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ folgende Nachricht über eine scheinbar neue, kristallisierte Form des Asphalts (Erdpech; vgl. LA II 7, 467) publiziert: „III. Mineralogische Anzeige. / Für das mineralogische Publicum. / Mit lebhafter Freude mache ich dem mineralogischen Publicum bekannt, dass vor einigen Tagen einer meiner fleissigen Zuhörer, Hr. Werneburg aus Eisenach, in den Jenaischen Gypsbergen das Erdpech nicht nur derb, sondern auch in vierseitigen kleinen Säulen crystallisirt entdeckt hat. Diese Entdeckung scheint mir um so mehr interessant zu seyn, da meines Wissens noch nirgends dieses Fossil in crystallinischer Form vorgekommen ist. Zugleich kündige ich auch auf Verlangen vieler Freunde, den Liebhabern der Stein- und Gebirgskunde, Sammlungen von den hiesigen Gebirgsarten mit Einschluss der an den Ufern der Saale und der Leutra sich vorfindenden merkwürdigen Geschieben für einen Reichsthaler an. Die vollständigste Sammlung besteht aus funfzig ziemlich grossen Stücken mit einem gedruckten Verzeichniss. Briefe und Gelder erwarte ich postfrey. / Jena, den 14. Febr. 1798. / Joh. Georg Lenz.“ (IB der ALZ 1798. Nr 31 vom 21. Februar, Sp. 279.) Goethe war am 13. Februar 1798 auch persönlich über diesen Fund durch Lenz unterrichtet worden (vgl. zu 75,27). 122,13–14 die vierseitige Säulenform] Es ist unbekannt, wie die Form der angeblichen Kristalle zu erklären ist (vgl. LA 7 II, 467). 122,16–17 wegen seiner mineralogischen Wichtigkeit] Auf die Einzigartigkeit und Besonderheit des Fundes hatte Lenz in seiner Anzeige hingewiesen (vgl. zu 122,11–12).

MAI 1798

275

122,17–18 Anlaß und Ursache 〈…〉 zu verfolgen] Der Mangel an Holz im Herzogtum war Anlass für verschiedene Bemühungen, brennbare Alternativen zu finden. 122,19 in einem lettenartigen Trum] Geologisch ein tonig-lehmartiger (von Letten, Lehmerde, vgl. GWb 5, 1136) Ausläufer einer Gesteinsader (vgl. Grimm 22, 1336). 122,21 in der Wölnitzer Fluhr] Wöllnitzer Flur, bei dem südöstlich von Jena, am rechten Ufer der Saale gelegenen Dorf Wöllnitz (heute Stadtteil von Jena) befand sich ein Steinbruch, von dem Tuffstein abgebaut wurde. Mehrere Adelsfamilien hatten hier Anteile. 122,22 Meo voto] Lat.: meines Erachtens, nach meinem Wunsch. 122,22–23 aus den weimarischen Steinbrüchen] Vor den Toren der Stadt wurde der Abbau von Travertingestein betrieben, auf Höhe der heutigen Berkaer Straße/Belvederer Allee und weiter südlich, heute in der Nähe der Falkenburg. 123,1 Herrn von Ziegesar] August Friedrich Carl von Ziegesar, der auf dem Rittergut Drakendorf unweit von Wöllnitz wohnte, gehörten Anteile der Wöllnitzer Flur. Voigt antwortete am 28. Mai, dass er Ziegesar diesbezüglich schreiben werde. Ein entsprechender Brief Voigts an Ziegesar ist nicht ermittelt. 123,1–2 begrüßen] Hier im Sinne von ‚jemanden um seine Einwilligung bitten, auf etwas ansprechen‘ (vgl. GWb 2, 242).

98. An Franz Kirms

〈Jena, 27.? Mai 1798〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Laut Briefverzeichnis beantwortete Goethe am 27. Mai in einem nicht überlieferten Schreiben den letzten Brief (Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v) Franz Kirms’, indem er ihm die zwey ersten Acte von Gleiches mit Gleichem (ebd.) zurücksandte (vgl. EB 54), die ihm Kirms am 26. Mai 1798 zugeschickt hatte mit der Bitte um Besetzungsvorschläge (vgl. RA 2, Nr 1296). Im gleichen Brief hatte Kirms von der Schauspieltruppe Krüger/Bianchi berichtet, die einem Gerücht zufolge nach Frankfurt am Main abreisen wollte statt, wie vertraglich mit der Weimarer Theaterkommission vereinbart, ab 19. Juni in Naumburg zu gastieren (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 17). Im vorliegenden Brief wird die im Briefverzeichnis dokumentierte Beilage „Gleiches mit Gleichem“ nicht erwähnt, jedoch auf den zweiten Teil des Bezugsbriefes, in dem das Thema Krüger/Bianchi verhandelt wird, ausführlich eingegangen. Es ist zu vermuten, dass Goethe das Schreiben ebenfalls am 27. Mai verfasste, wegen der unterschiedlichen Themen aber aus Rücksicht auf die Aktenablage zwei Schreiben nach Weimar sandte.

276

BRIEF 98

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 29. – Doppelblatt 16,9(–17,2) × 20,5(–21,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gehefteten Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 102). E: WA IV 13 (1893), 161f., Nr 3803 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 26. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1296). Er bezieht sich außerdem auf ein an Herzog Carl August gerichtetes, auf Französisch abgefasstes Schreiben des Schauspieldirektors Antonio Bianchi vom 25. Mai 1798, der um Erlaubnis bat, mit seiner gemeinsam mit Carl Krüger geleiteten Truppe während der Abwesenheit der Weimarer Schauspielgesellschaft in Weimar spielen zu dürfen (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 31). – Kirms antwortete am 28. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1301). Postsendungen: 27. Mai 1798 (H l. H o f k a m r a t h K i r m s. Antw: auf seinen letzten Brief die zwey ersten Acte von Gleiches mit Gleichem.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 433). 123,8 neulich gemeldet] In schriftlicher Form ist hierzu nichts überliefert. 123,9 diesen Sommer auf einige Zeit geschlossen] Das Frankfurter Nationaltheater wurde vom 2. bis 28. Juli 1798 geschlossen (vgl. Chronik der Frankfurter National-Bühne vom Jahr 1798. Nebst Anhang. Frankfurt a. M. o.J., S. 22). 123,9–10 Meine Mutter schriebs] Catharina Elisabeth Goethe hatte am 22. Mai berichtet, dass das Frankfurter Theater „〈w〉egen einer zu machenden Reperatur“ im Juli seine Türen schließen werde (H: GSA 28/356, Bl. 136; vgl. RA 2, Nr 1284). 123,10 einige Schauspieler anfragen] Catharina Elisabeth Goethe hatte bei ihrem Sohn am 22. Mai angefragt, ob das Schauspielerehepaar Bernhard Heinrich Carl und Charlotte Henriette Reinhard während der Schließzeit des Frankfurter Theaters ein Gastspiel in Weimar geben könne (vgl. RA 2, Nr 1284). Reinhard wandte sich mit einem Brief vom 25. Mai auch persönlich in dieser Angelegenheit an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1293). Dieser Brief erreichte Goethe jedoch erst, nachdem er das vorliegende Schreiben abgeschickt hatte. Weitere Anfragen aus Frankfurt sind nicht überliefert, jedoch bezeugten im Frühjahr 1798 andere Schauspieler ebenfalls ihr Interesse an Gastspielen in Weimar, so etwa der in Salzburg engagierte Friedrich Satzenhoven mit seinem Brief an Goethe vom 9. Mai (vgl. RA 2, Nr 1275) oder die in Berlin engagierte Schauspielerin Friederike Unzelmann (vgl. Nr 71). 123,11 Sorge] Franz Kirms war besorgt, dass die von Carl Krüger und Antonio Bianchi geleitete Schauspieltruppe, die sie für die Naumburger Messe unter Vertrag

MAI 1798

277

genommen hatten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 17) nach Frankfurt am Main gehen und dort ein Engagement eingehen könnte. Dies hätte zur Folge gehabt, dass sie ihren mit der Weimarer Theaterkommission geschlossenen Vertrag für die Spielzeit in Naumburg nicht eingehalten hätte. 123,12–13 daß Kr. und Bianchi Gott dancken werden wenn die Naumburger Messe angeht] Goethe ging davon aus, dass die Schauspieldirektoren Krüger und Bianchi aufgrund ihrer hohen Verschuldung (vgl. u.a. Bianchis Brief an den Herzog vom 25. Mai 1798; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 31) froh sein würden, sechs Wochen während der Messe vor vielen Zuschauern spielen zu können. 123,13–14 Da man die Leute in W. nicht sehen will] Vgl. Nr A 17. 123,15 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 123,15 die abschlägige Antwort durch uns ertheilen] Auf der Rückseite des Briefumschlags von Bianchis Bittschreiben an Herzog Carl August (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 31) vermerkte Carl August eigenhändig den Hinweis für die Theaterkommission: „Schlagen Sie die Bitte ab.“ (Ebd., Bl. 30.) 123,16–17 eine ruhige, kalte Antwort 〈…〉 auf Serenissimi Befehl] Die Resolution datiert vom 29. Mai 1798 (vgl. Abschrift in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 32). 123,17–18 H. v Luck unterschreibt sie wohl mit] Lebrecht von Luck gehörte neben Goethe und Franz Kirms seit dem 1. August 1797 als drittes Mitglied zur Theaterkommission (vgl. Bradish, 105) und zeichnete mit Kirms die Resolution ab (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 32). 123,19–20 wenn unsre Gesellschaft abgereist ist] Die Weimarer Theatersaison endete am 16. Juni. Vom 21. Juni bis 15. August 1798 spielte die Weimarer Truppe in Lauchstädt. Die Abreise der Schauspieler erfolgte am 19. Juni (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 9–10). 123,21 mit ihrer Bitte nochmals wiederkommen] Carl Krüger hatte sich bereits am 14. Mai 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25) mit demselben Anliegen an Herzog Carl August gewandt (vgl. auch Erläuterungen zu Nr A 17).

278

99. An Johann Friedrich Cotta

BRIEF 99

Jena, 27. und 28. Mai 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 11–12. – 2 Doppelblätter 19(–19,2) × 22,8(–23) cm; 1) 3 S. und 6 Zeilen beschr., 2) 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Unterschrift und egh. Paraphe; S. 8 über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 28 Mai 98 / 8 Jun –. / 11 – quod“; spätere Bleistiftkorrekturen von fremder Hd. – Beischluss zu Schillers Brief an Cotta vom 29. Mai 1798 (vgl. NA 29, 239f.). K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 9–10 und 12–13. – 2 Doppelblätter; 1) 20,9 × 33,9 cm, 3 ½ S. einspaltig rechts beschr., 2) 20,9(–21,1) × 34 cm, 4 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (105 Bl.), S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Propyläeen. / Vol. I. / Das Geschäffl betrl: / Correspondenz pp. / 1798.; oben rechts von Schreiberhd (Geist), Tinte: „1.b.“; oben links mit blauem Stift von fremder Hd (sS): „Verl. I C“; auf der Innenseite des hinteren Umschlags egh., Tinte: Der Künstler / 1798. Das Faszikel beinhaltet die Korrespondenz Goethes mit Cotta zur Herausgabe der Zeitschrift „Propyläen“ (1798–1800), darunter 15 Konzepte zu Briefen Goethes an Cotta sowie egh. korrigierte Aufsatzentwürfe, Druckbögen, Kalkulationen und Rechnungen. E: Schiller-Cotta (1876), 297–302. WA IV 13 (1893), 162–167, Nr 3804. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief nimmt Bezug auf Cottas Brief an Friedrich Schiller vom 10. April 1798, den Schiller seinem Brief an Goethe vom 27. April 1798 beischloss (vgl. RA 2, Nr 1239). – Cottas Antwort vom 11. Juni 1798 ist nicht überliefert (vgl. Antwortvermerk Cottas). 124,1 Das Werk, welches wir heraus zu geben gedenken] Der Titel der geplanten neuen Zeitschrift „Propyläen“ stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Schiller, der mit Cotta die vertraglichen Vereinbarungen aushandelte, kündigte das Werk unter dem Titel „Der Künstler“ an (Brief Schillers an Cotta vom 29. Mai 1798; NA 29, 240). Mit diesem bezeichnete Goethe zunächst auch den Umschlag seiner Geschäftsakte mit Cotta (GSA 30/299, Bl. 129; vgl. Überlieferung zu K). Erst im Juli 1798 entschied sich Goethe für den durch Johann Heinrich Meyer vorgeschlagenen Titel „Propyläen“ (vgl. zu 179,22).

MAI 1798

279

124,2 harmonirender Freunde] Die ursprüngliche Formulierung harmonischer (290,18) korrigierte Goethe in der Ausfertigung eigenhändig zu harmonirender. Gemeint sind Goethe, Schiller und Meyer, die Beiträge für die geplante Zeitschrift versprachen. Die Bezeichnung weist auf den Titel ‚Weimarische Kunstfreunde‘ (‚W. K. F.‘) voraus, mit dem Goethe und Meyer später zahlreiche gemeinsame Beiträge unterzeichneten. 124,3–5 Was aus N a t u r g e s c h i c h t e und N a t u r l e h r e 〈…〉 für den bildenden Künstler brauchbar] Aus den Bereichen der Morphologie und der Farbenlehre boten sich Themen zur Theorie des Lichtes und der Farbe sowie zur Anatomie an. Goethe behandelte diese nicht in den „Propyläen“, sondern in seinen späteren naturwissenschaftlichen Schriften wie „Zur Farbenlehre“ (1810) und „Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie“ (1817–1824). 124,6 K u n s t] Trotz Cottas Bedenken, dass eine „blos für das KunstPublikum“ (Brief Cottas an Schiller vom 11. April 1798; NA 37 I, 276) bestimmte Zeitschrift keinen Absatz finde, hielt Goethe am Primat der bildenden Kunst fest. Tatsächlich war der spätere Absatz der „Propyläen“ gering und für Cotta ein wirtschaftlicher Misserfolg. 124,10 Dichtkunst und Musik] An poetischen Beiträgen erschienen nur wenige Texte, darunter Goethes Gedichte „Phöbos und Hermes“ (Propyläen II 1, 3) und „Spiegel der Muse“ (ebd. II 2, 3), Wilhelm von Humboldts Abhandlung „Ueber die gegenwärtige französische tragische Bühne. Aus Briefen“ (ebd. III 1, 66–109), zwei von Goethe bearbeitete „Scenen aus Mahomet, nach Voltaire“ (ebd. III 1, 169–179) sowie Schillers Ankündigung „Dramatische Preisaufgabe“ (ebd. III 2, 169–171). Musikalische Beiträge waren in den „Propyläen“ nicht enthalten. 124,13 verbinden] Im Sinne von ‚verpflichten‘. 124,18 Beylage] Gemeint ist das dem Brief beiliegende und auf den 28. Mai datierte umfangreiche Verzeichnis Arbeiten, die theils fertig, theils, mehr oder weniger, in kurzer Zeit zu redigiren und auszuarbeiten sind (125,20–22). Goethe hatte es in den Tagen zuvor erarbeitet (vgl. GT II 1, 245f.). 124,23–24 einzelne Stücke 〈…〉 zwey einen Band] Die „Propyläen“ erschienen zwischen 1798 und 1800 in insgesamt drei Bänden zu je zwei Stücken (vgl. Hagen, 201–203, Nr 483 sowie das Verzeichnis der Beiträge, S. 731–735). 124,25 geheftet ausgegeben] Zu der von Goethe gewünschten Form der Bindung der broschierten Exemplare vgl. zu 195,1–3. 124,26 anständigen Umschlag] Für den Umschlag der „Propyläen“-Hefte wurde mit dem anaglyphischen Verfahren eine neuartige Drucktechnik entwickelt (vgl. zu 178,27–28). 124,27 groß Octav, mit einer mäßigen Zeilenzahl] Die „Propyläen“ wurden im selben Format wie Schillers „Horen“ ausgegeben, allerdings umfasste jede gedruckte Seite nur 24 Zeilen statt der bei den „Horen“ üblichen 28 Zeilen (vgl. zu 186,10–11). Das Oktavformat ergibt sich aus der dreimaligen Faltung eines Pa-

280

BRIEF 99

pierbogens, der auf diese Weise in acht Blätter gebrochen wird, die 16 Seiten ergeben. Die Höhe des Buchdeckels liegt im Großoktav-Format zwischen 22,5 und 25 cm. 124,28 eine allgemeine Einleitung] Mit dem zwischen Mai und August 1798 erarbeiteten Beitrag eröffnete Goethe das erste Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ (Propyläen I 1, III–XXXVIII; vgl. zu 182,1). 124,29 Jedes Stück erhielte eine besondere Einleitung] Auf dieses Vorhaben verzichtete Goethe, und es blieb bei seiner umfassenden Einleitung zum ersten Stück des ersten Bandes der „Propyläen“. 125,5–6 Manuscript 〈…〉 nach Johannis abgeliefert werden und 〈…〉 Michael herauskommen.] Goethe übersandte das Manuskript in drei Teilen am 25. Juli, 3. August und 31. August. Der als Stichtag benannte Johannistag (24. Juni) sollte sicherstellen, dass der Band zur Michaelismesse in gedruckter Form vorlag. Das erste Stück der „Propyläen“ erschien Anfang Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1513), d.h. zur Herbstmesse, die alljährlich am Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) begann. 125,8 Convenienz] Lat. convenientia: Zusammen-, Übereinstimmung, Harmonie. – Hier im Sinne von ‚Bequemlichkeit, Rücksicht auf Umstände und Verhältnisse‘ (vgl. GWb 5, 610). 125,10–11 zwey Bände zur Messe] Zu der am 14. April 1799 eröffneten Ostermesse in Leipzig lagen die beiden Stücke des ersten Bandes sowie das erste Stück des zweiten Bandes vor (vgl. zu 234,3–4). 125,13–15 Könnte Herr Hofrath Schiller 〈…〉 ausarbeiten] Friedrich Schiller lieferte nur zwei kurze Beiträge zum letzten Stück der „Propyläen“: das Sendschreiben „An den Herausgeber der Propyläen“ (Propyläen III 2, 146–163) sowie die Ankündigung „Dramatische Preisaufgabe“ (ebd., 169–171). 125,23 Einleitung] Zur Entstehungsgeschichte von Goethes allgemeiner Einleitung zu den „Propyläen“ vgl. zu 182,1. 125,24 Schema über das Studium der organischen Natur] Zu den im Folgenden angekündigten drei Schemata zur Fundierung der Kunstausbildung durch ein naturwissenschaftliches Studium sind in Goethes Schweizer Reiseakten (GSA 25/W 2633–2634) sowie in seiner Akte zur Herausgabe der „Propyläen“ (GSA 30/299; vgl. LA II 9B, 41–46) verschiedene Vorarbeiten überliefert. Die Schemata sind auch in Goethes vorbereitendem Entwurf „Zu bearbeitende Materie“ (GSA 25/W 3619; WA I 47, 278–281) gelistet. 125,25 Schema über das Studium der bildenden Kunst] Ein entsprechendes unbetiteltes Schema ist im dritten Faszikel von Goethes Schweizer Reiseakten überliefert (GSA 25/W 2634, Bl. 51–52; vgl. WA I 47, 293f.) 125,26–27 Schema über 〈…〉 eine Farbenlehre] Das Thema erörterte Goethe ausführlich erst im „Didaktischen Teil“ seiner „Farbenlehre“ im Kapitel „Sinnlichsittliche Wirkung der Farbe“ (LA I 4, 224–256). In der Einleitung seiner „Far-

MAI 1798

281

benlehre“ wies Goethe darauf hin, dass er damit für den Maler das Dankenswerteste geleistet habe (ebd., 23). 125,29 Gutachten an einen jungen Mahler] Unter dem Eindruck seiner Gespräche mit dem Bildhauer Johann Heinrich Dannecker hatte Goethe am 4. September 1797 in Stuttgart einen entsprechenden kurzen didaktischen Text zu Papier gebracht („Vortheile, die ein junger Mahler haben konnte, der sich zuerst bey einem Bildhauer in die Lehre gäbe“; GSA 25/W 2633, Bl. 25; WA I 47, 247f.; vgl. GT II 1, 170). Auf dessen Grundlage erarbeitete Meyer im September 1798 seinen Aufsatz „Gutachten über die Ausbildung eines jungen Mahlers“ (GSA 25/W 3596, Bl. 8–11; WA I 47, 249–253; vgl. RA 2, Nr 1498). Beide Texte wurden nicht in den „Propyläen“ veröffentlicht. 125,33 Ueber Dilettantism, seinen Nutzen und Schaden] Die entsprechenden tabellarischen Schemata erarbeiteten Goethe und Schiller im Mai 1799 (WA I 47, 299–317). Sie wurden – wie alle weiteren Paralipomena zu dieser Thematik – nicht veröffentlicht (vgl. EGW 3, 63–71). 125,33–34 Rath an Dilettanten und Künstler] Derselbe Wortlaut auch im „Propyläen“-Schema „Zu bearbeitende Materie“ (GSA 25/W 3619, Bl. 2; WA I 47, 280). Ein entsprechender Text ist nicht ermittelt. 126,1 Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst] Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (Propyläen I 1, 20–54 und I 2, 45–81). Zur Entstehung dieses für die Kunstauffassung der „Weimarischen Kunstfreunde“ zentralen Abhandlung vgl. zu 79,14. 126,3 Ueber Heinrich Fuisli’s Arbeiten] Eine auf den 9. August 1797 datierte Vorarbeit gleichen Titels ist in Goethes Akten zur Schweizer Reise überliefert (GSA 25/W 2632, Bl. 33; vgl. WA I 47, 347 und GT II 1, 126). Goethe beabsichtigte, die Werke des Zürcher Malers und Graphikers Johann Heinrich Füßli aus dessen Biographie und in ihrer Beziehung zur Dichtkunst zu erläutern. Besondere Berücksichtigung sollte Füßlis Gemälde „Die drei Eidgenossen beim Schwur auf dem Rütli“ finden, das Goethe am 24. Oktober 1797 im Zürcher Rathaus gesehen hatte (vgl. GT II 1, 222) und deren Vorzeichnung sich in der Graphiksammlung von Herzog Carl August befand (KSW, Museen, Inv.-Nr KK 1383; vgl. Hermann Mildenberger: Im Blickfeld der Goethezeit I. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Bestand der Kunstsammlungen zu Weimar. Berlin 1997, S. 196f., Nr 78). Durch die Vermittlung Johann Caspar Lavaters war Goethe seit 1779 im Besitz eines Konvoluts von Zeichnungen Füßlis sowie von Johann Heinrich Lips geschaffenen Nachstichen (vgl. GB 3 II, zu 358,1–2; vgl. Schuchardt 1, 123, Nr 200 und 264, Nr 318). Zu den Goethe nachweislich bekannten Werken Füßlis zählten ein 1796 für John Boydells „Shakespeare Gallery“ publizierter und von Jean Pierre Simon geschaffener Nachstich zum Gemälde „Titania liebkost Bottom mit dem Eselskopf (Sommernachtstraum, IV. Akt, 1. Szene)“ (vgl. BuG 4, 263 und KSW, Museen, Inv.-Nr Reg-2014/3373) sowie die Kupferstiche zu

282

BRIEF 99

Erasmus Darwins Lehrgedicht „The Botanic Garden“ (1791; vgl. zu 30,26). Der in Zusammenarbeit mit Johann Heinrich Meyer geplante Aufsatz über Füßli kam nicht zustande. Zu Goethes intensiver wie lebenslanger Beschäftigung mit Füßli vgl. Petra Maisak: „Goethe – und Füßli – vortrefflich zusammengepaart“. Johann Heinrich Füßli im Blickfeld Goethes. In: GJb 135 (2018), 89–105. 126,7 Ueber Laokoon] Unter diesem Titel erschienen zwei Beiträge in den „Propyläen“: Goethes Aufsatz „Ueber Laokoon“ (Propyläen I 1, 1–19) sowie Meyers kurzer Text „Einige Bemerkungen über die Gruppe Laokoons und seiner Söhne“ (ebd. I 2, 175f.). 126,8 Ueber Niobe und ihre Kinder] Johann Heinrich Meyers Aufsätze „Niobe mit ihren Kindern“ (Propyläen II 1, 48–91) und „Die Familie der Niobe. Nachtrag“ (ebd. II 2, 123–140). Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte vgl. zu 108,18. 126,9 Ueber Etrurische Monumente] Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber Etrurische Monumente“ (Propyläen I 1, 66–100). Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte dieser in zwei Briefen veröffentlichten Schrift vgl. zu 176,18. 126,13 Ueber Rafael] Johann Heinrich Meyers in zwei Fortsetzungen veröffentlichter Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ (Propyläen I 1, 101–127, I 2, 82–163 und III 2, 75–96 [unter dem Titel „Rafaels Werke im Vatikan“]). Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte vgl. zu 108,23–24. 126,14 Mantua] Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Mantua im Jahre 1795“ (Propyläen III 2, 3–66). Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte vgl. GB 14 II, zu 91,5. 126,15 Ueber Restauration] Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber Restauration von Kunstwerken“ (Propyläen II 1, 92–123). Das eigenhändige Konzept ist in Meyers Nachlass überliefert (vgl. GSA 64/23). 126,18–19 Betrachtungen 〈…〉 zu treiben sey] Auf welche Vorarbeiten sich Goethe bei dem hier angekündigten Beitrag über die Bedeutung einer kunsthandwerklichen Ausbildung und Tätigkeit stützen konnte, ist unklar. Entsprechende Aufzeichnungen sind aus dem Zeitraum der Schweizer Reise nicht überliefert. Lediglich eine Notiz im Tagebuch seines Reisebegleiters Ludwig Geist belegt Goethes Interesse für die Weberei und den Garnhandel (vgl. GT II 2, 787). Möglicherweise steht sie im Zusammenhang mit Meyers undatierter Beschreibung der Schweizer „Baumwollen Manufactur“ (GSA 25/W 2202, vgl. WA I 25.2, 261–271), die sich Goethe 1810 von Meyer erbat, um sie später im Roman „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ zu verarbeiten (vgl. GT IV 1, 139 und GT VII 1, 239). Im Rahmen seiner amtlichen Tätigkeiten setzte sich Goethe wiederholt für die Förderung der Spinn- und Webindustrie im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach sowie für die Einrichtung einer Stickerei-Klasse an der Freien Zeichenschule ein. Das Thema fand in den „Propyläen“ allerdings keine Berücksichtigung.

MAI 1798

283

126,21–22 Briefe 〈…〉 an Wilhelm Meister anschliessend] Mit diesem und den folgenden beiden Vorschlägen dürfte Goethe den Bedenken Cottas und Schillers entsprochen haben, dass eine ausschließlich kunstwissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift keine Käufer finde (vgl. zu 108,25–27). Goethe führte das Vorhaben, seinen Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (1796) in Form einer Brieferzählung fortzusetzen, nicht aus. Zu den wenigen Vorarbeiten gehören zwei Briefe Jarnos an Therese und an Friedrich bezüglich der weiteren Ausbildung von Felix (GSA 25/ W 2224; vgl. FA/Goethe I 10, 839–843) sowie das in den Geschäftsakten mit Cotta überlieferte Schema zu einem Brief Wilhelm Meisters an Natalie (GSA 30/299, Bl. 16; vgl. FA/Goethe I 10, 844). 126,23 Bemerkungen] Der Johann Heinrich Meyer zugedachte Beitrag wurde nicht ausgeführt. 126,26 Etwas über die Schweitz besonders Schilderung von Stäfa.] Während seiner Schweizer Reise hatte sich Goethe im Herbst 1797 in Stäfa aufgehalten, dem am Zürichsee gelegenen Geburtsort Meyers (vgl. GT II 1, 195–199, 219–221). Die dort entstandene Beschreibung der Aussicht vom Balkon seines Zimmers, die Goethe seinem Brief an Herzog Carl August vom 17. Oktober 1797 beilegte (vgl. WA IV 12, 334), ist in Goethes Reiseakten überliefert (GSA 25/W 2634, Bl. 17, vgl. WA I 34.1, 410f.). Das ebenfalls enthaltene Schema „Nachtrag zu einer Beschreibung von Stäfe“ (GSA 25/W 2634, Bl. 33–34; vgl. GT II 2, 590f.) lässt vermuten, dass Goethe seinen Beitrag entsprechend erweitern wollte. Das Vorhaben wurde nicht umgesetzt. 126,28–29 Vorrath zur Geschichte der Florentinischen Schule] Zu Johann Heinrich Meyers umfangreicher Materialsammlung zur florentinischen Kunstgeschichte vgl. zu 62,5–6. 126,30 neuen Ausgabe des Cellini] Zu Goethes Vorhaben einer vollständigen Übersetzung der Autobiographie des florentinischen Bildhauers Benvenuto Cellini vgl. zu 62,4–5. Schiller hatte Cotta bereits am 28. März 1798 darüber informiert, dass Goethe anlässlich der Herausgabe der „Propyläen“ eine vollständige und um historische Erläuterungen erweiterte Ausgabe plane, die er „an die Suite dieses Werks 〈die ‚Propyläen‘〉 anzuhängen“ gedenke (NA 29, 223). Cotta lehnte dies mit dem Hinweis auf die kürzliche „Horen“-Veröffentlichung und das geringe Leserinteresse jedoch ab (vgl. NA 37 I, 276). Die Ausgabe erschien als eigenständige Buchausgabe erst im Mai 1803 in Cottas Verlagsbuchhandlung. 126,32 eine Ausarbeitung] Die genannten Gegenstände werden in der Einleitung knapp thematisiert, eine eigens dafür angefertigte Abhandlung ist nicht bekannt. 127,4 Dislocationen] Mittellat. dislocare: verschieben, verlagern, hier bezogen auf den Kunstraub der Franzosen in Italien und die Überführung der Kunstwerke nach Paris (vgl. GWb 2, 1220). 127,15 nichts ins Publikum] Wie Schiller befürchtete auch Goethe vor allem die Indiskretionen Carl August Böttigers (vgl. zu 60,4).

284

BRIEF 100

127,20–21 Ankündigung 〈…〉 in die Weltkunde] Eine erste Anzeige der „Propyläen“ erfolgte am 2. November 1798 in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ (vormals „Neueste WeltKunde“; vgl. zu 226,28–29).

100. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 29. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 171. – 1 Bl. 19,7 × 27,7 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 97). E: Goethe-Voigt1 (1868), 213f., Nr 76 (Otto Jahn). WA IV 13 (1893), 167–169, Nr 3805 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220). BEIL AG EN

Zwei amtliche Schreiben in Konzeptform (vgl. zu 127,22). ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Briefe vom 27. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1300) und 28. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1302). – Voigts nächster Brief vom 29. Mai 1798 enthält nur die Aufforderung an Goethe, nach Weimar zu kommen (vgl. RA 2, Nr 1303). Postsendungen: 29. Mai 1798 (H l. G e h. R a t h Vo i g t. Bergwerksconcepte. wegl. Schelling; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 433). 127,22 Die beyden Concepte] Voigt hatte Goethe am 27. Mai noch vor seiner Abreise nach Eisenach, wohin er Herzog Carl August begleitete, „die Konzepte wegen Ilmenau“ geschickt (Goethe-Voigt2 2, 71). Bei dem ersten Konzept handelt es sich um einen Entwurf von Voigts Hand zur Benachrichtigung der Kuxinhaber über die gegenwärtige Situation im Ilmenauer Bergbau. Der Text, datiert auf den 29. Mai 1798, wurde nach diesem Konzept, zuzüglich der von Goethe vorgenommenen Korrekturen, gedruckt (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16291, Bl. 54 und 57; der Druck ist in die Mitte des Doppelblattes geheftet, vgl. ebd., Bl. 55–56) Das zweite Konzept ist ein, ebenfalls auf den 29. Mai 1798 datiertes Schreiben „An das fürstL. BergbauAmt zu Ilmenau“ (ebd., Bl. 61), in dem von der Bergwerkskommission die Anweisung gegeben wird, „den ganzen Stollen genau zu untersuchen, und alle Vorsorge zu tragen, daß dergleichen Unglücksfall sich nicht wieder ereignen könne“ (ebd.). Gemeint war der Stollenbruch im Ilmenauer Bergwerk im

MAI 1798

285

Oktober 1796, der schließlich das Schicksal des Unternehmens besiegelte und zur Aufgabe des Ilmenauer Bergbaus 1812/13 führte. Das ebenfalls von Voigt verfasste Konzept enthält weitere Anordnungen zur Prüfung der Sicherheit des Kunstzeugs. 127,22 Nachricht] Die auf den 29. Mai 1798 datierte, von Goethe und Christian Gottlob Voigt unterzeichnete Nachricht über den Ilmenauer Bergbau enthält den dringenden Aufruf an alle Kuxinhaber, die notwendig gewordenen Zubußen zu zahlen, um den Fortgang des Bergbaus gewährleisten zu können. Im Dezember 1797 war entschieden worden, dass „innerhalb Eines Jahres, als der zur Ausführung nöthigen Zeit, eine Quartalzubuße von Zwey Laubthalern für jeden Kux“ (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16291, Bl. 55) erforderlich sei. Die Mehrheit der Kuxinhaber unterließ aber eine solche Zahlung, so dass nun der Fortgang des Unternehmens erheblich gefährdet war. 127,23 den enclavirten Schluß] Enklavieren, von franz. enclaver: einklammern (vgl. GWb 3, 110). – Bereits in seinem Bezugsbrief vom 27. Mai hatte Voigt es Goethes Urteil überlassen, ob „die S c h l u ß k l a u s e l so stehen könne“ (GoetheVoigt2 2, 71). Die von Voigt verfasste Version endete mit einem pessimistischen Blick auf die Lage: „Die gesamte Bergwerkschaft, die zu Erreichung des Zweckes schon so viel geleistet hat, wird hoffentlich zu dessen eigener Erreichung zuletzt nicht noch die Mittel versagen wollen, und eher muß man wünschen und bitten sich ausdrücklich ganz loszusagen, als die Direction länger in einer Ungewisheit zu lassen, woraus sie selbst schon den Vorwurf einer Unbilligkeit zu erregen, sich vor der Hand nicht wohl ziehen könne.“ (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16291, Bl. 57.) Goethe milderte die Passage ab, so dass in der gedruckten Fassung zu lesen war: „Die gesammte Berggewerkschaft, die schon so viel geleistet hat, wird hoffentlich zu eigener Erreichung des nächsten Zweckes gegenwärtig die Mittel nicht zurückhalten wollen.“ (Ebd., Bl. 56.) 127,23–24 wie ich mit Bleistift bemerkt habe, schliessen] Die von Goethe mit Bleistift angefertigte egh. Ergänzung auf Voigts Konzept wurde offenbar später von fremder Hd (?) mit Tinte nachgefahren (vgl. LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16291, Bl. 57). Die Bleistiftkonturen sind jedoch noch zu erkennen. 127,25 kleinen Versuch auf das Erdpech] Goethe hatte wegen der Holzknappheit im Herzogtum Nachforschungen zu Kohlevorkommen in den gipshaltigen Felsen der Wöllnitzer Flur bei Jena angeregt. Da Asphalt (Erdpech), wie Voigt am 28. Mai mitteilte, „oft ein Begleiter der Steinkohlen ist“ (Goethe-Voigt2 2, 72), sollte an Stellen von Erdpech-Aufkommen ebenfalls gesucht werden. Der Versuch führte jedoch nicht zu einer praktikablen Lösung (vgl. auch Maria Wagner: Goethe und die Forstwirtschaft. Remagen 2007, S. 88–90). 127,25 Serenissimo] Dativ von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 127,27 Emissarien] Beauftragte (vgl. GWb 3, 55).

286

BRIEF 101

127,28–29 den Brief an Herrn von Zigesar] August Friedrich Carl von Ziegesar, der auf dem Rittergut Drakendorf unweit von Wöllnitz wohnte, gehörten Anteile der Wöllnitzer Flur. Dort wollte Goethe zur Gewinnung von alternativen Brennmaterialien eine Sprengung vornehmen lassen, um das Gestein untersuchen zu können (vgl. 122,22–26). Ein (amtliches) Schreiben an Ziegesar in dieser Angelegenheit ist nicht überliefert. 127,29 in Drakendorf] Das Gut Drakendorf bei Lobeda, einem nur wenige Kilometer südlich von Jena gelegenen Städtchen, gehörte dem Gothaischen Geheimen Rat August Friedrich Carl von Ziegesar. Das zur Untersuchung gehörende Gebiet lag in dessen Gutsbezirk in unmittelbarer Nähe des Gutes. 127,29–128,1 Er geht heute, hör ich, hier durch] Nicht ermittelt. Weder in Goethes Tagebuch, noch im Fourierbuch erwähnt. 128,2–3 bey dem Angriff selbst davon zu benachrichtigen] Wann Ziegesar informiert wurde, ist nicht bekannt. 128,4–5 den Doctor S c h e l l i n g als Professor hierher zu ziehen] Friedrich Wilhelm Joseph Schelling hielt sich zu Pfingsten, vom 27. bis 30. Mai 1798, in Jena auf, wo es am 28. Mai im Hause Schillers zu einer ersten persönlichen Begegnung mit Goethe kam (vgl. GT II 1, 246). Am 29. und 30. Mai unternahm Goethe laut Tagebuch mit ihm optische Versuche (ebd.). Eine Berufung Schellings an die Jenaer Universität als Lehrender ohne Honorar war im Frühjahr 1798 bereits von Fichte betrieben worden. Voigt, der für den Weimarer Hof für Schelling eintrat, wurde schließlich mit der Ablehnung seitens der Höfe Sachsen-Coburg und Gotha konfrontiert. Schiller hatte sich erneut am 10. April 1798 für seine Berufung als außerordentlicher Professor für Philosophie bei Goethe eingesetzt (vgl. hierzu die einleitende Erläuterung zu Nr 126). In seinem nächsten Brief an Voigt vom 〈21. Juni〉 listet Goethe die Gründe für eine Berufung Schellings an die Universität Jena auf (vgl. Nr 115). 128,8 Sanscülotten-Tournüre] Von franz. sansculottes: ohne Kniebundhose; Bezeichnung der Pariser Arbeiter und Kleinbürger zur Zeit der Französischen Revolution und von franz. tournure: Wendung, hier im Sinne von ‚zum Sansculottismus tendierend‘, ‚revolutionär mit republikanischer Gesinnung‘ verwendet. Der Ruf eines Revolutionärs ging Schelling noch aus Studientagen voraus. 128,9 mäßig] ‚Maßvoll, bescheiden‘ (vgl. GWb 5, 1491). 128,12 daß Sie nun Thouret werden gesehen haben] Voigt hatte im ersten Bezugsbrief mitgeteilt, dass er von dem am 25. Mai in Weimar eingetroffenen Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret „weiter noch nichts vernommen“ habe (Goethe-Voigt2 2, 72; vgl. zu 120,28–29). Auch am Folgetag war Thouret Voigt nicht vorgestellt worden, was er im zweiten Bezugsbrief entsprechend monierte: „Auf den Mittwoch will ich Wolzogen sagen, daß er ihn mir bekannt machen soll, was er schon getan haben könnte, wenn er nicht allzu gern einseitig handelte.“ (Goethe-Voigt2 2, 73.) Zu Voigts kritischer Bemerkung zu Wilhelm von Wolzo-

MAI 1798

287

gen, auf die Goethe im Folgenden ebenfalls anspielt, sowie zu Wolzogens Bekanntschaft mit Thouret vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 2. 128,16 der vollkommenen Bessrung] Der Herzog war, so Voigt in seinem Brief vom 29. Mai, noch nicht so weit hergestellt, dass er die Tafel besuchen konnte. Auch auf seiner Reise nach Eisenach musste er „alle Anstrengung vermeiden“ (GoetheVoigt2 2, 74; vgl. RA 2, Nr 1303). 128,17 einmal besuchen] Ein Besuch Voigts in Jena kam nicht zustande, jedoch wurde Goethe auf Wunsch des Herzogs durch Voigts Brief vom 29. Mai für den 31. Mai nach Weimar zurück beordert (vgl. RA 2, Nr 1303).

101. Johann Ludwig Geist an Christiane Vulpius Jena, 30. Mai 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 86–87. – Doppelblatt 19,8 × 27,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 4 Adresse: An Demoiselle / Demoiselle Christiana Vulpius / Hochedlgebl: / in / We i m a r. / d u r c h e i n e n b e z a h l t e n / E x p r e s s e n.; Reste eines roten Gemmensiegels: Amor und Psyche (vgl. Abb. bei Femmel/Heres, 25), Papierausriss durch Öffnen des Siegels. Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Der Brief wurde mit einem Extraboten nach Weimar (vgl. Postsendungen) geschickt, um Christiane die Ankunft Goethes am nächsten Morgen zu melden. Postsendungen: 30. Mai 1798 (Extra Bote nach W.; GR/Jena 1798, 1, Bl. 4v; zu einem weiteren Eintrag zum selben Datum vgl. EB 57). 128,25 Demoiselle] Franz. für ‚Fräulein‘: geläufige Anrede einer unverheirateten Frau aus bürgerlichem Stand, „welche man nicht schlechthin bey ihrem Nahmen nennen will und darf, und auch nicht für vornehm genug hält, sie mit dem Franz. Mamsell oder Mademoiselle anzureden“ (Adelung 2, 1449). 128,26–27 Auf einen Brief] Christian Gottlob Voigt teilte Goethe am 29. Mai 1798 mit, dass Herzog Carl August ihn vor seiner Abreise nach Eisenach am 31. Mai 1798 in Weimar zu sehen wünsche (vgl. RA 2, Nr 1303), um mit ihm über Schlossbauangelegenheiten zu sprechen, nachdem der lange erwartete Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret mit einmonatiger Verspätung am 25. Mai 1798 in Weimar eingetroffen war. Die Abreise erfolgte schließlich erst am 1. Juni 1798 (vgl. FB 1798, S. 98).

288

BRIEFE 102/103

129,1 nach Weimar, wenigstens auf einen oder ein paar Tage] Goethe blieb fünf Tage in Weimar und kehrte am 4. Juni 1798 wieder nach Jena zurück. 129,2–3 wir werden also morgen 〈…〉 ankommen] Die Abreise ist im Tagebuch für den 31. Mai um 5.30 Uhr verzeichnet (vgl. GT II 1, 247). 129,4 und auch zugleich Seife] Seife war in Jena preiswerter als in Weimar. Christiane Vulpius hatte Goethe deshalb mehrfach darum gebeten, ein Stück zu besorgen. In Goethes Rechnungen ist für den 30. Mai der Kauf von ½ Stein Seife (GR/Jena 1798, 1, Bl. 4v) mit 1 rh. 15 gL vermerkt. 129,5 Der Herzog geht] Herzog Carl August reiste am Freitag, den 1. Juni 1798, nach Eisenach ab (vgl. FB 1798, S. 98). 129,8 Augustchen] Goethes und Christianes Sohn August. Christiane Vulpius verwendet diesen Kosenamen auch von 1793 bis 1806 bei der Aufzeichnung der Ausgaben in den Rechnungsbüchern in der oberen Spalte: „Vor mich und Augustchen“ (passim, z.B. GR/RB 1798, 3, Bl. 5). Goethe bezeichnet den Sohn in seinen Briefen des vorliegenden Zeitraums meist als das Kind oder den Kleinen ohne Vornamen, nur an einer Stelle nennt er ihn Gustel (187,17).

102. Georg Christoph Steffany an Friedrich Heinrich Gotthelf Osann Weimar, 6. Juni 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 230, 233. – Doppelblatt 20,3 × 33 cm, 2 S. beschr., egh. (Steffany), Tinte; S. 4 Adresse: Dem Wohlgebohrnen und Hochgelahrten / Herrn, Herrn Friedrich Heinrich Gotthelf / Osann, Fürstl. Sächsl. Weimarl. Hochbestallten / Regierungs- und OberConsistorial Rath, als / zur Sache gnädigst verordneten Herrn Commissario. / Meinen insonders hochzuverehrenden Herrn / Weimar.; rotes Siegel mit Bildmotiv, wahrscheinlich aus dem Besitz Steffanys (Initiale „S“ auf Schild, an Säule gelehnt); Bl. 2 Papierverlust durch Öffnen des Siegels; S. 1 rechts oben Eingangsvermerk: „eingeg. d. 18. Jun. 1798“. WA: Nicht gedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Auftragsbrief nimmt Bezug auf ein Schreiben Friedrich Heinrich Gotthelf Osanns vom 30. Mai 1798 (GSA 28/21, Bl. 69; nicht in RA). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 129,19 der zu stellenden Taxatoren] Zur Notwendigkeit der Ernennung von Taxatoren vgl. zu 142,14. 129,21–22 des unterm 30n vergangenen Monats erlaßenen Circularis] Die Erklärung wegen der zu benennenden Taxatoren betreffend. Osann teilte Goethe

JUNI 1798

289

am 30. Mai 1798 zum einen mit, dass der Adjudikationstermin vom 21. auf den 22. Juni verlegt werde, zum anderen kündigte er an, dass demnächst alle Interessenten über die zu benennenden Taxatoren informiert werden würden (vgl. GSA 30/39, Bl. 69). 129,24 wahlenden] Versehentlich statt ‚wählenden‘. 129,24–25 sistiren] Von lat. sistere: einstellen. 129,25 prasentiren] Versehentlich statt ‚präsentiren‘. 129,26–27 Erklärung wegen der unmittelbaren Übergabe des Guths] Die Übergabe fand in zwei Schritten (und damit auch an zwei Tagen) statt: Zunächst erfolgte die Übergabe der Pächter an die Gutsverkäufer, dann die Übergabe von allen Interessenten bzw. der Fürstlichen Kommission an den Käufer Goethe. 130,2 überhaupt alle jura] Durch diese Erklärung war Steffany noch einmal ausdrücklich als Goethes Bevollmächtigter auch bei der Übergabe des Gutes festgelegt. 130,3 großten] Versehentlich statt ‚größten‘.

103. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 8. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 13,9 × 19,9 cm, 1 S. und 3 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: An / Herrn Professor Meyer.; Bl. 2 Reste eines roten Gemmensiegels: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3); S. 2 und S. 3 egh. Zeichnungen Johann Heinrich Meyers mit brauner Feder: Dekorationsentwürfe für eine Rahmenleiste oder einen Wandfries (Palmetten und Blattwerk, Eicheln, Zapfen). – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 63, Nr 30 (Teildruck: 130,17–22 Schiller befindet sich 〈…〉 Rettung finden kann. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 170, Nr 3807 (Teildruck: 130,26–27 Wenn Facius 〈…〉 communicabel ist. fehlt; abgedruckt ebd., 398). E3: Goethe-Meyer 2, 40, Nr 135. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Meyer antwortete am 12. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1327). Postsendungen: 8. Juni 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433); 8. Juni 1798 (Porto nach W; GR/Jena 1798, 1, Bl. 5r); 8. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 248).

290

BRIEF 104

130,12–13 hier in allerley Geschäfften 〈…〉 zugebracht] Goethe hielt sich seit Montagnachmittag, dem 4. Juni, in Jena auf (vgl. GT II 1, 247f.). Die ersten Tage beinhalteten tägliche Begegnungen mit Friedrich Schiller, die Aufsicht über die Planierung des am botanischen Garten aufgeschütteten Fürstengrabens sowie die Lektüren von Nicolas Edme Rétif de La Bretonnes Autobiographie „Monsieur Nicolas“ und von Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Schrift „Von der Weltseele“. Am Vormittag des 7. Juni arbeitete Goethe an seinem Aufsatz „Ueber Laokoon“, den er für den Druck im geplanten ersten Heft seiner Kunstzeitschrift „Propyläen“ vorbereitete. 130,14 Ihren Kunstverwandten] Gemeint sind der mit dem Ausbau des Residenzschlosses beauftragte Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret und der ihn begleitende Dekorationsmaler Carl Heideloff. Goethe hatte sich mit beiden am Abend des 3. Juni 1798 vor seiner Abreise nach Jena getroffen (vgl. GT II 1, 247). Auch dürfte Goethe hier an den Medailleur Friedrich Wilhelm Facius denken, der am Deckblatt zur geplanten Zeitschrift „Propyläen“ arbeitete. 130,15–16 Schreiben Sie mir 〈…〉 wie Thouret avancirt und was Sie 〈…〉 auguriren.] Der seit langem erwartete Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret war am 25. Mai 1798 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 120,28–29). Meyer antwortete, dass er von Thouret „nun ein paar Zeichnungen gesehen“ habe, dieser „sehr fleißig und seine Arbeit sauber“ sei und er „Einwendungen ertragen“ könne (Goethe-Meyer 2, 41); unzufrieden zeige sich Thouret mit dem schleppenden Fortgang der Arbeiten am Kabinett der Herzogin, wobei Meyer „etwas Chicane“ (ebd.) seitens der heimischen Arbeitskräfte vermutet. – Avanciren: franz. avancer: vorankommen, in einer Arbeit Fortschritte machen (vgl. GWb 1, 1303). – Auguriren: lat. augurare: vorhersagen, prophezeien, aufgrund bestimmter Anzeichen ein Urteil über eine künftige Entwicklung abgeben (vgl. GWb 1, 1086). 130,17–18 unsere Unterhaltungen sind sehr fruchtbar] Goethe traf sich mit Schiller an den Abenden des 4., 5. und 7. Juni sowie am Mittag des 6. Juni (vgl. GT II 1, 247f.). Die Gespräche umfassten Themen wie die literarische Gattung der autobiographischen „confessiones“, Goethes Weiterarbeit am „Faust“ sowie Schriften wie Johann Gottlieb Fichtes „Grundlage des Naturrechts“ und Friedrich Wilhelm Joseph Schellings „Von der Weltseele“. 130,18–19 leider bringt mich seine Gartenbaukunst 〈…〉 zur Verzweiflung.] Für sein 1797 erworbenes Gartenanwesen plante Schiller einige Baumaßnahmen (vgl. zu 61,5). Goethe unterstützte diese Vorhaben, sah sie aber aufgrund von Schillers dilettantischer Unbefangenheit und der vorhersehbaren Verzögerungen zunehmend kritisch und drängte wiederholt auf ihren Abschluss (vgl. zu 163,26–27; vgl. 174,5–17). Selbst Schiller betonte, dass er aufgrund der Arbeiten seinen Garten „nur halb genießen“ könne (an Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald, 19. Juli 1798; NA 29, 254) und ihn die Arbeiten „öfters als nöthig ist vom Geschäft“ abzögen (an Goethe, 20. Juli 1798; NA 29, 256; vgl. RA 2, Nr

JUNI 1798

291

1391). Schillers gestalterische Maßnahmen waren eher einer ökonomischen, praktisch orientierten Haushaltung verpflichtet und folgten weniger einem ästhetischen Prinzip. 130,19 neue Küche] Das räumlich vom Gartenhaus separierte neue Küchengebäude befand sich in der nordwestlichen Ecke von Schillers Garten. Schiller hatte das kleine, mit einem Vorbau an der Ostseite versehene Gebäude bereits 1797 in massiver Bauweise an Stelle einer älteren Gartenhütte errichten lassen (vgl. Schillers Brief an Goethe vom 27. Februar 1798; RA 2, Nr 1166). Die abseitige Lage erwies sich auch bei regnerischer Witterung als nachteilig. 130,19 Nw. Wind] Wind aus nordwestlicher Richtung. 130,23–24 schreiben sie mir wie weit auch Sie 〈…〉 gekommen sind] Meyer antwortete, dass er mit seiner Arbeit nicht so rasch vorankomme wie geplant. Neben seiner Tätigkeit für den Schlossausbau war Meyer in diesen Tagen mit den Umschlag-Entwürfen für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ und die „Propyläen“ sowie der Ausführung seines Entwurfs für das Fresko „Musentanz“ am Römischen Haus beschäftigt. 130,26 Facius] Der Medailleur Friedrich Wilhelm Facius war mit Probedrucken für das Deckblatt zur geplanten Zeitschrift „Propyläen“ beauftragt worden. 130,27 schicken mir was communicabel ist] Meyer antwortete, das Facius „bis jetz noch nichts von seinen Versuchen sehen oder hören“ ließ (Goethe-Meyer 2, 42). Vermutlich suchte Meyer daraufhin den Kontakt zu Facius, dessen Entwürfe er als – nicht überlieferte – Beilage seines Briefes vom 12. Juni an Goethe übersandte (vgl. zu 137,5–6). Möglicherweise handelt es sich bei den auf Goethes Brief enthaltenen eigenhändigen Federzeichnungen Meyers um entsprechende Ideenskizzen, die Meyer nach dem Empfang von Goethes Brief auf das Papier brachte (vgl. Überlieferung). – Communicabel: mitteilbar, vorzeigbar (vgl. GWb 5, 538).

104. An Johann August Bernhard Rühlmann

Jena, 8. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 72, 91. – Doppelblatt 20,5 × 33,8 cm, 1 ¼ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Landkammerrath / Rühlemann. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 170f., Nr 3808 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

292

BRIEF 104

BEIL AG E

Papiere (vgl. zu 134,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Rühlmann antwortete am 16. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1340). Postsendungen: 8. Juni 1798 (H l. L a n d k a m m e r r a t h R ü h l e m a n n. Die Oberroßlaer Guthsacten übersendet. Anfrage wegen Ueberbringung der Fluhrcharten.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433); 8. Juni 1798 (Porto nach W; GR/Jena 1798, 1, Bl. 5r); 8. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 248). Johann August Bernhard Rühlmann (auch Rühlemann) (1759–1834) war Jurist und Kammerbeamter im Weimarer Herzogtum. 1782 trat er die Nachfolge von Johann Friedrich Vulpius, dem Vater von Christiane und Christian Vulpius, als Amtsactuarius an. 1791 wurde er Kammerkonsulent und Hofadvokat. Über weitere Zwischenstationen gelangte er 1798 in das Amt eines Landkammerrats und stieg 1817 zum Kammerdirektor auf. 1823 erfolgte seine Pensionierung. Über Voigts Vermittlung (vgl. 149,29–30) wurde Rühlmann ein wichtiger Berater in Fragen, die das Freigut Oberroßla betrafen. Er verfügte selbst über Erfahrungen in der Gutsadministration, da er Rittergutsbesitzer in Cospeda war. Auf Goethes Wunsch nahm er an der Adjudikation und Übergabe des Gutes in Oberroßla im Juni 1798 teil und trat als Gutachter auf. Goethes Kontakt zu Rühlmann beschränkte sich auf die Zeit der Gutsübergabe. Insgesamt sind zwei Briefe Goethes an Rühlmann überliefert, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Gutserwerb stehen. – Von Rühlmann ist ein Brief an Goethe vom 16. Juni 1798 bekannt (vgl. RA 2, Nr 1340). 134,3 verschiedene Papiere] Rühlmann erhielt diverse Schriftstücke zur Begutachtung, die später, nachvollziehbar durch die präzisen Blattangaben Goethes, in anderer Anordnung in Goethes Privatakten abgelegt wurden. Über den Umfang der an Rühlmann überschickten Papiere ist nichts Näheres bekannt. 134,6 was Fol. 36. notirt ist] In den „Acta privata das Freyguth zu Ober Roßla betrL.: 1798“ befindet sich ein Schriftstück mit der alten Paginierung „36“ folgenden Inhaltes: „Wegen der Aecker in der Ulrichshalber Fluhr welche nur in zwey Felder eingetheilt sind ist das Winterfeld beym Gut Ober Roßla nicht jedes Jahr gleich stark. Gedachte Ulrichshalber Aecker werden bestellt wie folgt: / 1798. Sommerfeld und Brache / 1799. Brache Winterfeld / 1800. Winterfeld Sommerfeld“ (H: GSA 30/44, Bl. 37). In seinem Antwortschreiben teilte Rühlmann bezüglich dieser Besitzungen mit, dass nach dem „General Subhastations-Patent“ für das Lehn- und Freigut zu Oberroßla in der Ulrichshalber Flur im Jahre 1796 acht Acker Sommerfeld und fünf Acker Brachfeld verzeichnet seien. Diese Einteilung widerspreche jedoch dem auf Fol. 36 Mitgeteilten, wo nur von zwei Feldern ausge-

JUNI 1798

293

gangen worden war. Rühlmann schlug vor, diesen strittigen Punkt bei der Gutsübergabe untersuchen zu lassen. Wie aus dem Protokoll vom 23. Juni 1798 hervorgeht, forderte Rühlmann, der sich dazu bereit erklärt hatte, als Gutachter während der Übergabe aufzutreten, dass „so viel Winter- und Sommerfeld, nach dem Acker-Gehalt, bestelt hinterlassen werden“ müsse „als zu Johann. 1797. bestellt vorhanden gewesen wäre; wegen Ungleichheit der Felder wäre aber heuer 16 Acker weniger bestelt und glaubte Er 〈Rühlmann〉 daher, für Seinen Herrn Principalen die Bestell- und Bearthung von 16 Aeckern noch verlangen zu können.“ (H: GSA 30/42, Bl. 21.) 134,7 Ulrichshalber Fluhr] Ulrichshalben ist ein in der Nähe von Oßmannstedt gelegenes Dorf, in dessen Nähe sich einige der zum Gut gehörenden Äcker befanden. 134,7 vollkommene Erndte] 1797 wurde ein maximaler Ernteertrag erzielt, da ein Feld als Sommerfeld und das andere als Winterfeld bestellt und somit kein Brachland vorhanden war. 134,7–8 dieses Jahr die geringste] Nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft war für 1798 ein geringerer Ertrag als im Jahr zuvor zu erwarten. 134,9 Fol 7] Die Aufstellung „Nähere Bestimmung des Flächengehaltes nach dem neuen Ruthenmaase“ wurde in Goethes Privatakte „Zum Guthe in Oberroßla einschlagende Piecen“ als erstes Blatt abgelegt, weist aber rechts oben mit Bleistift noch die alte, hier maßgebliche Foliierungsziffer „7“ auf (vgl. GSA 30/46, Bl. 2). Aus dieser Aufstellung geht hervor, dass sich die Äcker „in der Ulrichshalber Fluhr“ (ebd.) auf insgesamt 1873 ½ Ruten beliefen. Das Sommerfeld betrug dabei 1197 ½ Ruten, das Brachfeld hingegen nur 676 Ruten (vgl. ebd.), so dass bei Bewirtschaftung des Brachfelds aufgrund der kleineren Größe eine geringere Ernte zu erwarten war. Diese Angaben deckten sich jedoch nicht, wie Rühlmann in seinem Antwortschreiben vom 16. Juni 1798 bemerkt, mit den „General SubhastationsPatent über das ehemalige Cramerische Lehn- und Freyguth zu Ober-Roßla“ (H: GSA 30/39, Bl. 79) aus dem Jahr 1796. 134,15 auf das klärste] ‚Klärer‘, ‚klärste‘ war eine gängige Steigerungsform im 18. Jahrhundert (vgl. Adelung 2, 1605); bei Goethe insbesondere in der Wendung ‚auf das Klärste‘ verwendet (vgl. GWb 5, 405). 134,16 beyden Oberroßlaischen Fluhrcharten] Christiane Vulpius versicherte Goethe am 8. Juni, dass die (nicht überlieferten) Karten noch am selben Tag zu Rühlmann gebracht worden seien (vgl. RA 2, Nr 1316; vgl. zu 82,5–6). Rühlmann bestätigte in seinem Antwortbrief, die Flurkarten noch bei sich zu haben. 134,18 übernommene Bemühung] Goethes Dank bezieht sich auf Rühlmanns Einsatz in dieser Angelegenheit.

294

105. An Friedrich Schiller

BRIEFE 105/106

〈Jena〉, 11. Juni 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 132. – Doppelblatt 13,7(–13,9) × 19,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 und 2 Reste der Verschlussoblate, rechte untere Ecke ausgerissen durch Öffnen; S. 2 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl:. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 216, Nr 468. WA IV 13 (1893), 172, Nr 3810. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der Brief wurde innerhalb Jenas befördert. Er ist nicht in Schillers Schreibkalender verzeichnet (vgl. Schillers Kalender, 92). 135,1 Humboldtische Werk] Zu Wilhelm von Humboldts Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“ vgl. zu 114,24. Goethe und Schiller hatten das Werk im Mai 1798 gemeinsam in Jena gelesen (vgl. GT II 1, 245f.). Goethe benötigte das Manuskript für seinen an Humboldt geplanten Brief, mit dessen Ausarbeitung er am 10. Juni begonnen hatte (vgl. Nr 138). 135,1 eisernen Staab] Der Stab diente wohl zu magnetischen Versuchen, die Goethe am 9. Juni beschäftigt hatten und die er vermutlich bei Schiller vorgeführt hatte (vgl. GT II 1, 248). Sein Verbleib ist nicht ermittelt. 135,1–2 Heute Abend werde ich bey Loders seyn] Goethe folgte einer Einladung des Jenaer Anatomieprofessors Justus Christian Loder und seiner Frau Luise (vgl. GT II 1, 248). Zu den weiteren Gästen zählten Johann Friedrich Hartknoch (d. J.) und der Verlagsbuchhändler Friedrich Frommann. 135,2–3 vorher auf einige Stunden] Goethe besuchte Schiller am Nachmittag des 11. Juni (vgl. GT II 1, 248). 135,4–5 einen cursorischen Vortrag meiner Farbenlehre] Goethes neuerliche Beschäftigung mit der Farbenlehre stand unter dem Eindruck seiner ersten persönlichen Begegnung mit Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in Jena, wo beide am 29. und 30. Mai gemeinsame optische Versuche (GT II 1, 246) unternommen hatten. – ‚Cursorisch‘ hier im Sinne von ‚überblickshaft, summarisch‘ (vgl. GWb 5, 884). Erst im November 1798 sollte sich Goethe wieder eingehender mit der Farbenlehre beschäftigen (vgl. GT II 1, 264f.). 135,6 Schellingische Werk] Laut Tagebucheintrag las Goethe Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werk „Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus“ (Hamburg 1798; vgl. Ruppert, Nr 3118) am 7. und 8. Juni (vgl. GT II 1, 248). Die Lektüre bestärkte Goethe in

295

JUNI 1798

seinem Entschluss, sich für eine Berufung Schellings an die Universität Jena einzusetzen. Neben dem vom Autor persönlich erhaltenen Exemplar erwarb Goethe am 8. Juni in Jena ein zweites Exemplar, das er an Christian Gottlob Voigt respektive den Herzog Carl August sandte (vgl. zu 149,6). 135,8–9 grüssen Ihre liebe Frau wenn sie angekommen ist] Charlotte Schiller war am 3. Juni zu ihrer Mutter Louise von Lengefeld nach Rudolstadt gefahren (vgl. NA 37 I, 300). Sie kehrte am 10. oder 11. Juni über Weimar nach Jena zurück.

106. An Christiane Vulpius

Jena, 11. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 88. – Doppelblatt 13,7 × 19,9 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischluss: EB 61 (vgl. zu 135,15). E: WA IV 13 (1893), 174f., Nr 3812 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Zettel für Weinbestellung (vgl. zu 135,13). 2) Papiere (vgl. zu 135,19). 3) Packet (vgl. zu 135,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 8. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1316). – Christiane Vulpius antwortete am 12.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1328). Postsendungen: 11. Juni 1798 (A n Dem Vu l p i u s. Wegl. verschiedner Besorgl. auf den Mittwoch ingl die Knebelschl. Commissionen betrl.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433); 11. Juni 1798 (Bote nach Weimar abgefertigt zur Einladung zur Gesellschafft.; GT II 1, 248). 135,12 die Botenfrau] Die Erledigung von Goethes Bestellungen sowie die Einladung zur Gesellschafft (GT II 1, 248) mussten unverzüglich erfolgen, da Goethe seine Gäste bereits für den 13. Juni erwartete (vgl. RA 2, Nr 1324) und die Botenfrau sich am selben Tag wieder auf den Rückweg nach Jena machen würde (vgl. 135,17–18). – Zu Botenfrauen allgemein vgl. zu 85,21. 135,13 Einen Zettel auf 8 Flaschen und 2 Nösel] Goethes Bestellung von Vier Flaschen guten Burgunder / Vier 〈Flaschen〉 Rheinwein 80ger / Zwey Nösel Malaga No 1. (H: Verbleib unbekannt; Faksimile in: 1. Frankfurter Antiqua-

296

BRIEF 107

riatsmesse in der Frankfurter Buchmesse. 19.–23. Oktober 2005. o. O., o. J., S. 135; Nösel: 0,45 Liter) konnte laut Quartalsrechnung der Hofkellerei bei der Bestellung vom 12. Juni 1798 beim Rheinwein nicht entsprochen werden: Dort sind neben den „2 Nösel Mallaga No: 1“ (GR/Belege 1798, 6, Bl. 17r) drei Maß „Rheinwein 80er“ (ebd.) für 2 rL und ein Maß Rheinwein 83er für 16 gL aufgeführt (vgl. ebd.). Der Wein wurde von einem Extraboten aus Weimar geholt (vgl. den Portovermerk vom 12. Juni 1798 über 12 Groschen in Goethes Rechnungsbuch: Einem extra Boten nach W. um Wein zu holen; GR/Jena 1798, 1, Bl. 5v). 135,15 Einen Brief an Goors] Nicht überlieferte Einladung Goethes für den 13. Juni 1798 an Emilie Gore (EB 62). 135,16 nebst dem Spargel, so viel du stechen kannst] Spargel aus dem eigenen Garten am Stern erbat sich Goethe auch am 25. Mai (vgl. zu 119,14). 135,19 Die Papiere, die Herrn von Knebel betreffen] Goethe kümmerte sich um die Anweisung der Besoldungsgelder Carl Ludwig von Knebels, der seit Februar 1798 nach Ilmenau übersiedelt war (vgl. zu 18,14–15). Da Ende Juni die nächste Quartalszahlung anstand, mussten die Gelder durch Einreichung von Quittungen angewiesen werden. Knebel hatte sie mit seinem Brief vom 5. Juni 1798 an Goethe geschickt (vgl. RA 2, Nr 1312). 135,22 der Pyrmonter] Zu Goethes Trinkkur vgl. zu 117,10. Christiane Vulpius unterzog sich einer ähnlichen Kur, allerdings mit „sällser wasser“ (Selterswasser aus Niederselters; vgl. GSA 28/21, Bl. 260). 135,22 nebst der Bewegung] Goethe legte während seines Jena-Aufenthalts täglich die Strecke von seiner Wohnung im Schloss bis zu Schillers Gartenhaus zurück, die einen knappen Kilometer betrug. Für den 9. Juni notierte er darüber hinaus zwei Spaziergänge (vgl. GT II 1, 248). 135,25 Das Packet an den Hofkammerrath] Franz Kirms erhielt mit einem Schreiben Goethes (vgl. Nr A 25) zwei Theater-Verordnungen, die er Goethe am Vortag geschickt hatte (vgl. RA 2, Nr 1319), unterschrieben zurück. 136,1 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 136,1–2 auf den Sonabend wieder etwas Obst] Bereits am folgenden Tag schickte Goethe Erdbeeren (vgl. 136,7). – Für Samstag ist kein Brief überliefert. In seinem Brief vom Sonntag, 17. Juni (Nr 110) wird Obst nicht erwähnt. 136,5 Das eingesiegelte an das geheime Conseil] Vgl. Goethes Schreiben vom 11. Juni an das Herzogliche Geheime Consilium (Nr A 26). Goethe war mit einem „Extractus Protocolli“ des Geheimen Consiliums vom 5. Juni angewiesen worden, eine Kupferstich-Sammlung in Jena zu besichtigen und sein Urteil darüber abzugeben (H: GSA 28/21, Bl. 250; vgl. RA 2, Nr 1311). Die Sammlung „und sonstige Effecten“ (ebd.) waren von dem bisherigen Besitzer, Christian Wilhelm Gabriel, dem Erbprinzen Carl Friedrich zum Geschenk angeboten worden. Goethe hatte die Sammlung am Vortag begutachtet (vgl. GT II 1, 248). 136,5–6 Canzley Canzley] Versehentliche Dittographie.

JUNI 1798

107. An Christiane Vulpius

297

Jena, 12. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 89. – 1 Bl. 13,7 × 19,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit zwei egh. Paraphen, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 175f., Nr 3813 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Erdbeeren (vgl. 136,7). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 12.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1328). – Christiane Vulpius antwortete am 13.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1331). Postsendungen: In Goethes Rechnungsbuch ist für den 12. Juni die Ausgabe von 12 gL. für Einem extra Boten nach W. um Wein zu holen notiert (GR/Jena 1798, 1, Bl. 5v). Wahrscheinlich nahm der Bote den Brief an Christiane Vulpius mit. 136,7 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 136,8 Inliegendes schickst du auf die Geheime Kanzley.] Wahrscheinlich handelte es sich um die Anweisung der Pensionsgelder Carl Ludwig von Knebels, die Goethe für ihn regelte (vgl. zu 18,14–18,15) oder um ein (nicht überliefertes) Schriftstück wegen der Schenkung der Kupferstich-Sammlung wie bereits am Tag zuvor (vgl. zu 136,5). 136,9 Die Stiefeln] Goethe hatte sich im zweiten Jahresquartal zweimal neue Stiefel anfertigen lassen (vgl. GR/Belege 1798, 3, Bl. 14). 136,10 Das Gedicht auf die Beckern ist fertig] Im Tagebuch notiert Goethe die Fertigstellung der Elegie „Euphrosyne“ auf den Tod der Schauspielerin Christiane Becker erst einen Tag später, unter dem 13. Juni (vgl. GT II 1, 250; vgl. allgemein zu 138,1). 136,13 Zu Anfang künftiger Woche schreibe ich] Vgl. Goethes Brief vom Sonntag, 17. Juni (Nr 110). 136,14 auf euer Johannisfest] Christiane Vulpius richtete mit der Hilfe ihres Bruders am Johannistag, dem 24. Juni nach erfolgter Übergabe des Oberroßlaer Gutes ein Fest für die Dorfbewohner aus (vgl. zu 147,10). 136,16 von hier hinüber] In Ermangelung eines Reitpferdes musste Goethe direkt von Jena nach Oberroßla fahren. 136,21–21 Der Eisenacher Kammerbote] Wahrscheinlich überbrachte der Kammerbote Johann Bernhard Müller (vgl. Hofkalender 1798, 66) zusätzlich zu seinen anderen Geschäften, die er in Weimar zu erledigen hatte, Carl Ludwig von

298

BRIEF 108

Knebels Pension aus der Eisenacher Kammer in Höhe von 50 Reichstalern (vgl. zu 18,14–15). 136,22–23 die Quittung so lange aufheben bis er sich meldet] Christiane Vulpius hatte in ihrem Bezugsbrief nachgefragt, wohin sie die Eisenacher Quittung schicken solle. Carl Ludwig von Knebel erkundigte sich in seinem Brief vom 19. Juni nach dem Verbleib seines Quartalsgeldes, bat jedoch in der Nachschrift des Briefes um eine Verschiebung der Geldübermittlung, da dem „gegenwärtige〈n〉 Bothen Voigt“ nicht zu trauen sei (H: GSA 28/494, Bl. 19; vgl. RA 2, Nr 1347). – Die durch Knebel am 30. Juni unterschriebene Quittung ist in den Rechnungsbüchern der Eisenacher Kammer belegt (vgl. LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1437, Beleg Nr 9). 136,23–24 bey Treutern] In unmittelbarer Nachbarschaft zur Linken am Frauenplan lebte die Familie Treuter (vgl. Wolfgang Huschke: Einige orts- und familiengeschichtliche Betrachtungen über Goethes Weimar. In: Festschrift für Friedrich von Zahn. Bd 1: Zur Geschichte und Volkskunde Mitteldeutschlands. Hrsg. von Walter Schlesinger. Köln, Graz 1968, S. 539–597 [mit Lageplan]), hier S. 559). Neben dem bejahrten, 87-jährigen Rentereidiener Johann Gottlob Treuter wohnte hier auch sein Sohn, der Kanzleirechnungsrevisor Johann Wilhelm Siegmund Treuter, der hier wahrscheinlich gemeint ist. 136,24–25 Ich gratulire zu dem glatten Gesicht] Christiane Vulpius hatte in ihrem Bezugsbrief berichtet, dass sie sehr vergnügt und „so glamt 〈glatt〉 alls sond 〈sonst〉“ sei (H: GSA 28/21, Bl. 255) – vermutlich eine Anspielung auf die Verwendung des so genannten „Kummerfeld’schen Waschwassers“, das im Juli 1798 erstmals unter der Rubrik „Für mich und August“ in Christiane Vulpius’ Rechnungen als Ausgabe „der Madame Kummerfeld“ auftaucht (GR/RB 1798, 2, Bl. 6). Das Waschwasser, entwickelt von der ehemaligen Schauspielerin Katharina Caroline Kummerfeld, sollte angeblich gegen jegliche Hautunreinheiten vorbeugen (vgl. Carl Schwabe: Heilmittel gegen Hautkrankheiten namentlich gegen trockene und nässende Flechten, Schwinden, Hautfinnen, Ansprung, Wundsein, Kupferhandel, Mitesser und ähnliche Hautausschläge: das ist: das Kummerfeld’sche Waschwasser. Nebst ausführlicher Anleitung zum richtigen Gebrauch. Weimar 1851, S. 16). 136,26–27 ein paar Gedichte für den Almanach vor Johanni fertig] Nach Abschluss der Elegie „Euphrosyne“ begann sich Goethe in den Folgetagen intensiv mit der Fertigstellung mehrerer Gedichte zu beschäftigen, die für den von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ bestimmt waren. Laut Tagebuch arbeitete er am 15. und 16. Juni an den beiden später unter dem Pseudonym „Justus Amman“ erschienenen Gedichten „Die Musageten“ (S. 14–16) und „Sängerwürde“ (S. 91–101) sowie an den Gedichten „Das Blümlein Wunderschön. Lied des gefangenen Grafen“ (S. 69–73) und „Der Müllerinn Verrath“ (S. 116–119). Am 17. und 18. Juni vollendete er die Elegie „Die Metamorphose

JUNI 1798

299

der Pflanzen“ (S. 17–23; vgl. GT II 1, 250; zu weiteren Gedichten, die im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erschienen, vgl. zu 148,13–14). 136,27–28 bald nachher zusammen herüber] Goethe, Christiane Vulpius und der Sohn August reisten gemeinsam am 6. Juli nach Jena (vgl. GT II 1, 252), wo sie sich – in getrennten Unterkünften – bis zum 9. Juli aufhielten (vgl. ebd., 253). 137,1–2 Goors und die Französische Gesellschafft kommen erst Donnerstags zu mir.] Laut Tagebuch empfing Goethe am 14. Juni Emilie und Eliza Gore, das französische Emigrantenpaar Marie Louise Eugénie und Jean Gabriel René François Marquis de Foucquet sowie die Hofdame Louise Adelaide Waldner von Freundstein (vgl. GT II 1, 250). Ursprünglich war die Einladung nach Jena für den 13. Juni vorgesehen gewesen (vgl. EB 62), mit einem weiteren Gast, dem Franzosen Jean Joseph Mounier, der dann jedoch verhindert war (vgl. RA 2, Nr 1330). 137,3 den kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12).

108. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 15. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 13,9 × 19,9 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 64f., Nr 31 (Teildruck: 137,5–26 Daß wir 〈…〉 nicht außen bleiben.; 138,1–6 Meine Elegie 〈…〉 solche Noth ist.). E2: WA IV 13 (1893), 177–179, Nr 3814 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Probeabdrücke (vgl. zu 137,5–6). 2) Buchdruckerstock (vgl. zu 137,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 12. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1327). – Meyer antwortete am 16. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1339). Postsendungen: 15. Juni 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433); 15. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 250). 137,5–6 Versuchen die Holzstocknachahmung in Kupfer zu leisten] Mit dem Bezugsbrief hatte Meyer erste, von dem Weimarer Medailleur Friedrich Wilhelm Facius geschaffene Probedrucke für das Deckblatt zur geplanten Zeitschrift „Propyläen“ übersandt. Das dafür entwickelte neue drucktechnische Verfahren stellte den Versuch dar, eine verfeinerte Holzschnitttechnik in Kupfer nachzuahmen.

300

BRIEF 108

Als Hochdrucktechnik ließ diese sich besser mit dem Schriftdruck kombinieren. Goethe bezeichnete diese neue Technik erstmals gegenüber Schiller am 21. Juli als anaglyphischer Versuch (vgl. zu 174,22). In seinem Brief an Cotta vom 25. Juli erläuterte er die typographischen Vorteile dieses Verfahrens (vgl. 178,27–179,5). Die von Facius hergestellten Druckstöcke übersandte Goethe am 14. September an Cotta (vgl. zu 206,23–24). Die Versuche zu neuen Drucktechniken waren der Kenntnis der neuen englischen Holzschneidekunst und der typographischen Versuche Johann Friedrich Ungers zu verdanken. Meyer stellte diese Techniken in seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ vor (Propyläen I 2, 164–174). – Die als Beilage mitgesandten Probeabdrücke sind nicht überliefert. 137,15 drichter formig] Versehentlich fehlendes Trennungszeichen bei Zeilenumbruch. 137,17 stählerner Stempel] Zu den sich daraus später ergebenden drucktechnischen Problemen vgl. zu 207,5–6. 137,18 ihn] Friedrich Wilhelm Facius. 137,19–20 ich will ihm gern das billige bezahlen] Entsprechende Rechnungen sind nicht ermittelt. 137,23 Buchdruckerstock] Die Beilage ist nicht überliefert. 137,25–26 die Anwendung zum Noth und Hülfsbüchlein wird nicht außen bleiben] Anspielung auf das in vielfachen Auflagen verbreitete „Noth- und Hülfs-Büchlein für Bauersleute oder lehrreiche Freuden- und Trauer-Geschichte des Dorfs Mildheim“ (Gotha und Leipzig 1788) des Aufklärers und Schriftstellers Rudolph Zacharias Becker. Seiner Vorliebe für die Holzschneidekunst folgend hatte Becker sein als Ratgeber verstandenes Werk mit volkstümlichen Holzschnitten ausgestattet: „Dieß ganze Buch ist mit Bedacht / Für Bauersleute so gemacht, / Daß, wer es liest und darnach thut, / Verstand, Gesundheit, guten Muth / Erhält, auch wohl ein reicher Mann / Nach dessen Vorschrift werden kann. / Zur Lust für Kind und Kindes-Kind / Viel schöne Bilder drinnen sind.“ (S. 2.) Zur Leipziger Ostermesse 1798 hatte Becker einen zweiten Teil seines Werks angekündigt. Um die erwartete rasche Auflagenfolge bewältigen zu können, plante er, mit der Stereotypie eine neue Drucktechnik anzuwenden (vgl. Reinhard Siegert: Aufklärung und Volkslektüre. Exemplarisch dargestellt an Rudolph Zacharias Becker und seinem „Noth- und Hülfsbüchlein“. Mit einer Bibliographie zum Gesamtthema. In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 19 [1978], Sp. 565–1348, hier Sp. 797– 800). Möglicherweise besaß Goethe Kenntnis davon. – ‚Außen bleiben‘ hier im Sinne von ‚ausbleiben, nicht eintreffen‘ (vgl. GWb 1, 1225). 137,27 den guten Holzschuer] Meyer hatte im Bezugsbrief berichtet, dass der Nürnberger Bürgermeister Johann Carl Siegmund von Holzschuher auf seiner Rückreise von Berlin nach Nürnberg für vier Tage Station in Weimar gemacht habe. Goethe war über diesen Besuch vorab bereits durch Knebel unterrichtet, den Holzschuher auf seiner Weiterreise in Ilmenau besuchte (vgl. zu 157,13–14). Goethe

JUNI 1798

301

und Meyer hatten Knebels Freund während ihres Aufenthalts in Nürnberg im November 1797 kennen gelernt. 138,1 Meine Elegie auf die Beckern ist fertig] Goethe hatte am 13. Juni sein Gedicht „Euphrosyne“ auf die 1797 verstorbene Weimarer Schauspielerin Christiane Becker fertig gestellt (vgl. GT II 1, 250). Es wurde in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht (S. 1–13), im Inhaltsverzeichnis mit der Zusatzbemerkung „Zum Andenken einer jungen, talentvollen, für das Theater zu früh verstorbenen, Schauspielerin in Weimar, Madame Becker, gebohrne Neumann“ (ebd., S. 250). 138,2 Geschwistern] Neben „Euphrosyne“ veröffentlichte Goethe in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ auch seine Elegien „Die Metamorphose der Pflanzen“ (S. 17–23) und „Amyntas“ (S. 145–148). 138,3–4 das skizzirte Monument] Vgl. zu 80,4–5. Meyers Denkmal-Entwurf ist in Goethes Graphiksammlung überliefert (KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/ Sch.I.277,0463). Die Zeichnung wurde nicht für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ berücksichtigt. Vielmehr wurde die von Christian Friedrich Traugott Duttenhofer gestochene Darstellung als Frontispiz in Cottas „Taschenkalender auf das Jahr 1800 für Natur- und Gartenfreunde“ veröffentlicht. Meyers Entwurf, der sich ikonographisch an Goethes Elegie „Euphrosyne“ orientierte, lag im November 1798 vor und fand auch Kirms’ Zustimmung (vgl. Meyers Brief an Goethe vom 13. November 1798; RA 2, Nr 1571). 1799 wurde er in Goethes Auftrag durch den Gothaer Hofbildhauer Friedrich Wilhelm Doell ausgeführt (vgl. GB 14 I, Nr 62). Das Denkmal traf im November 1799 in Weimar ein und wurde im Frühjahr 1800 auf dem so genannten Rosenhügel im herzoglichen Park an der Ilm aufgestellt. Das Monument zeigt einen quaderförmigen, mit der Inschrift „Euphrosynen“ bezeichneten Sockel, auf dem sich ein Säulenstumpf mit den Reliefs von vier tanzenden Horen erhebt. Die Säulenbasis ist mit Tierkreiszeichen verziert; die Kapitellzone zeigt Masken der vier Lebensalter. Den Abschluss bildet eine Deckelurne in Form eines Pinienzapfens (vgl. 〈Johann Heinrich Meyer〉: Denkmal der Madame Becker geb. Neumann in Weimar. In: Taschenkalender auf das Jahr 1800 für Natur- und Gartenfreunde. Tübingen o.J., S. V–VIII). 138,5 Psyche] Zu Meyers Entwurf für das Titelkupfer zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vgl. zu 118,20–21. 138,7 Schicken Sie mir wenigstens die Skitze herüber] Meyer übersandte das Blatt mit seinem Antwortbrief am 16. Juni. 138,8 Glasschranke] Der genaue Standort dieses Schrankes in Goethes Wohnhaus ist nicht ermittelt. Vermutlich diente er zur Aufbewahrung von Stücken aus Goethes Kunstsammlung. 138,10 Englischen Holzschnitt] Meyer übersandte das – nicht ermittelte – Blatt mit seinem Antwortbrief am 16. Juni. Möglicherweise handelte es sich um eine Ar-

302

BRIEF 109

beit des englischen Holzschneiders Thomas Bewick, mit dessen Werk sich Goethe und Meyer im November 1798 intensiv zu befassen begannen (vgl. Nr 211). 138,10–11 in meinem Zimmer auf dem Bücherbret an der Thüre] Das Regal in Goethes Arbeitszimmer diente zur Aufbewahrung von Gegenständen und Büchern, an denen Goethe gerade arbeitete (vgl. zu 224,1–2). 138,13 Escherischen Sache] Meyer hatte im Bezugsbrief über eine Mitteilung des befreundeten Architekten Johann Caspar Escher informiert: „Escher schreibt von Carlsruhe, der Dreyundfunfziger in der Schipf sey von den Franzosen reine ausgetrunken worden. Sein Vater scheint den Plan zu haben, sein noch übriges Vermögen nach und nach in Sicherheit zu bringen und sich dann zu empfehlen. Er frägt deswegen an, ob man wohl Gelegenheit hätte oder anzeigen könnte, ein beträchtliches Capital im nördlichen Deutschland sicher unterzubringen, und ich will doch Voigt oder Ludecus über diesen Punct befragen, um ihme darauf antworten zu können.“ (Goethe-Meyer 2, 42f.) Der Zürcher Kaufmann Johannes Escher zählte zu Goethes und Meyers Schweizer Reisebekanntschaften. Gemeinsam hatten sie im Herbst 1797 Escher auf dessen Landgut „Schipf“ in Herrliberg am Zürcher See besucht (vgl. GT II 1, 195 und 221). Seit der Besetzung Zürichs durch die Franzosen im April 1798 war das Familienvermögen bedroht. Ob Goethe und Meyer die Frage weiter behandelten oder die Vermittlung von Christian Gottlob Voigt oder Johann August Ludecus suchten, ist aufgrund fehlender Quellen nicht bekannt. Über Johann Friedrich Cotta ließ Goethe im November Escher ein Exemplar seiner neuen Kunstzeitschrift „Propyläen“ zusenden (vgl. zu 234,12). 138,15–16 Gerning 〈…〉 an Zahlen statt angenommen] Johann Isaak Gerning befand sich auf der Rückreise aus Italien. Wie Meyer erfahren hatte, gehörte zu seinem Reisegepäck ein „Münzen- und Gemmencabinet, welches ihm Tischbein 15 000 Thaler geschätzt hat“ (Goethe-Meyer 2, 42). Gerning stellte diese Sammlung Ende November 1798 in Jena und Weimar vor (vgl. zu 238,20). 138,16 die königl: Gunst] Gemeint ist König Ferdinand IV. von Neapel. 138,18 Johanni] 24. Juni. 138,18–19 mein Pensum für den Almanach] Goethe schloss seine Arbeiten für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ in den folgenden Tagen ab (vgl. GT II 1, 250). 138,20 Die Einleitung zu unserm grossen Werke ist schon entworfen] Goethe hatte am 24. Mai mit der Arbeit an der allgemeinen Einleitung für das erste Stück der „Propyläen“ begonnen und diese bis zum 28. Mai fortgesetzt (vgl. GT II 1, 245f.; zu 182,2). 138,21 manches vorwärts gebracht] Vgl. Goethes Tagebucheinträge aus diesen Tagen (vgl. GT II 1, 247–250).

JUNI 1798

109. An Johann Heinrich Meyer

303

〈Jena, 17. Juni 1798?〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Die Datierung des vorliegenden Briefes ist unsicher. Das Billet wurde im Erstdruck als undatierter Brief Goethes an Johann Heinrich Meyer veröffentlicht (vgl. Zum Adressaten) und 1919 durch Max Hecker für die Ausgabe ihres Briefwechsels auf den 17. Juni 1798 korrigiert (vgl. Goethe-Meyer 2, 46 sowie GSA 28/620, Bl. 249v). Das entscheidende Indiz für diese Datierung ist Goethes Postsendevermerk vom 17. Juni 1798 (vgl. Postsendungen). Wahrscheinlich handelte es sich dabei um abschriftliche Auszüge aus Friedrich Schlegels Brief an Goethe vom 3. Juni (vgl. RA 2, Nr 1310) sowie aus August Wilhelm Schlegels Brief an Goethe vom 10. Juni (vgl. RA 2, Nr 1320). Beide hatten sich darin lobend über Meyer geäußert und darum gebeten, ihm ihre Empfehlung auszurichten. Der in Jena weilende Goethe teilte August Wilhelm Schlegel am 18. Juni mit, dass er Meyer den Gruß überschrieben habe (vgl. zu 145,16–17). Meyer antwortete auf Goethes Sendung mit seinem – ebenfalls undatierten – Brief vom 18.(?) Juni (vgl. RA 2, Nr 1343). ZUM A D RESSATEN

Die Zuschreibung des Briefes an den Adressaten Johann Heinrich Meyer erfolgte im Erstdruck. Sie ist aufgrund des vertrauten Tons und Inhalts des Billets und seiner Provenienz sowie durch Goethes Postsendevermerk sehr wahrscheinlich. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – 1 Bl. (Billet) 15,6 × 9,7 cm, Bordüre aus perspektivischem Zickzackband (vgl. Mick, Nr 12), 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 50 (1912), 103, Nr 68 (Carl Schüddekopf). BEIL AG EN

1) Möglicherweise abschriftliche Auszüge aus Friedrich Schlegels Brief an Goethe vom 3. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1310) sowie aus August Wilhelm Schlegels Brief an Goethe vom 10. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1320). 2) Möglicherweise 1 Exemplar von Friedrich Schlegels „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“ (Bd 1, 1. Abth. Berlin 1798; zu Friedrich Schlegels Auftrag an Goethe, Meyer dieses Exemplar zu übermitteln, vgl. RA 2, Nr 1310). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Meyer antwortete möglicherweise am 18.(?) Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1343). Postsendungen: 17. Juni 1798 (H l. P r o f. M e y e r die Schlegelsche Schrifft u Briefauszüge (Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 434).

304

BRIEF 110

138,23 Mit Bitte die Frage gelegentlich zu untersuchen.] Goethes Bemerkung dürfte sich auf die – vermutlich im beiliegenden Briefauszug mitgeteilte – Bitte August Wilhelm Schlegels vom 10. Juni beziehen, dass Meyer bei seiner geplanten Rezension des von Schlegel redaktionell betreuten ersten Bandes von Johann Dominik Fiorillos „Geschichte der zeichnenden Künste, von ihrer Wiederauflebung bis auf die neuesten Zeiten“ (Göttingen 1798) mögliche redaktionelle Versehen nicht zu scharf rügen möge (vgl. RA 2, Nr 1320; vgl. zu 145,17). Meyer antwortete Goethe, dass Schlegel „wegen Fiorillo ohne Furcht seyn“ könne, da das Werk „einiges Lob“ verdiene (Goethe-Meyer 2, 47). Die später in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ veröffentlichte Rezension Meyers war entsprechend positiv. 138,24 gab] Indikativform für den Konjunktiv ‚gäbe‘, im 18. Jahrhundert gelegentlich so verwendet. 138,24 Recension für die Jen. Litt. Zeitung] Die in Jena erscheinende „Allgemeine Literatur-Zeitung“ zählte seit ihrer Gründung 1785 zu den führenden deutschsprachigen Rezensionsorganen. Meyer veröffentlichte hier regelmäßig Beiträge. In seinem Antwortbrief betonte Meyer, dass es mit der von Schlegel gewünschten Rezension noch etwas Zeit habe, da ihm noch kein Rezensionsexemplar vorläge und er das von ihm genutzte Exemplar an Johann Gottfried Herder zurück gegeben habe. Meyers Rezension, die Goethe gegenüber Schlegel am 15. Dezember auch ankündigte (vgl. zu 263,14) wurde Anfang 1799 in der „Allgemeinen LiteraturZeitung“ veröffentlicht (Nr 2, Sp. 11–14 und Nr 3, Sp. 17–20). 138,25 G] Devotionshaken, in Paraphe auslaufend.

110. An Christiane Vulpius

Jena, 17. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 90–91. – Doppelblatt 19,2 × 22,8 cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (141,1–6), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 179–181, Nr 3815 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage 1: H: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 82, 87. – Doppelblatt 20,3 × 34,1 cm, 1 S. und 8 Zeilen einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49).

JUNI 1798

305

3) Beilage 2: H: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 83, 86. – Doppelblatt 20,3 × 34,1 cm, ½ S. einspaltig rechts beschr., Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: Doebber, Ober-Roßla, 211f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 136f., Nr 3814a. BEIL AG EN

1) Aufsatz (vgl. zu 140,1; Beilage 1). 2) Gästeliste (vgl. zu 140,4; Beilage 2). 3) Zettel (vgl. zu 140,12–13). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 16. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1341). – Christian August Vulpius antwortete am 19. Juni im Namen seiner Schwester, die „eben nicht sehr geschwinde mit der Feder fortkömmt“ (H: GSA 28/21, Bl. 287; vgl. RA 2, Nr 1349). Christiane Vulpius schrieb wieder egh. am 18.? Juni 1798 an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1345). Postsendungen: 17. Juni 1798 (D e m. Vu l p i u s. wegl Bewirthung bey der Uebergabe.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433). 140,1 einen Aufsatz] Abgedruckt als Beilage 1. – Ob Goethe seinem Brief an Steffany (vgl. EB 65) den Aufsatz ebenfalls beilegte, geht aus den vorliegenden Quellen nicht eindeutig hervor (vgl. ebd.). 140,2–3 der Bauverwalter] Georg Christoph Steffany war am 17. Juni nach Jena gekommen, um in seiner Funktion als Bevollmächtigter (vgl. Nr 102) wegen bevorstehender Uebergabe des Gutes (GT II 1, 250) mit Goethe zu sprechen. 140,4 einen Zettel beygelegt] Abgedruckt als Beilage 2. – Hier gilt das Gleiche wie für Beilage 1 (vgl. zu 140,1). 140,5 wenn dir noch jemand einfällt] In Christiane Vulpius’ Antwortbrief vom 18. Juni sind keine weiteren Vorschläge enthalten. 140,7 Herrn Prof. Meyer, dächt ich, lädest du auf Johannis hinaus] Ob Johann Heinrich Meyer, der mit am Frauenplan wohnte (vgl. zu 81,22), an der Festveranstaltung zu Johannis teilnahm, ist nicht zu ermitteln. 140,8 bey der Uebergabe wird schlechte Lust seyn] Lust im Sinne von ‚Heiterkeit‘, ‚Festestrubel‘, bei Goethe nur hier, mit Bezug auf die Pflichtbewirtung, in Verbindung mit dem Attributiv ‚schlecht‘ gebraucht (vgl. GWb 5, 1329). Aufgrund der Unstimmigkeiten, die es im Vorfeld der Verhandlungen mit der Pächterfamilie Hofmann gab, befürchtete Goethe, dass es bei der Übergabe zu weiteren Differenzen kommen könnte. Die Befürchtung erfüllte sich jedoch nicht, wie aus Goethes Brief vom 22. Juni an Christiane Vulpius (vgl. 151,19–20) sowie aus dem Übergabeprotokoll hervorgeht (vgl. GSA 30/42).

306

BRIEF 110

140,9 Von Hl. von Wolzogen lässest du noch Franzwein holen] 40 Bouteillen französischen Weins wurden laut Rechnung am 17. Juni über Wilhelm von Wolzogen bezogen (vgl. GSA 30/50, Bl. 29), wahrscheinlich aus der Hofkellerei. – Ein Ausgabenverzeichnis für das Gut Oberroßla listet am 4. September die Zahlung von 22 Reichstalern, 13 Groschen und 8 Talern An Herrn von Wolzogen für Wein (H: GSA 30/50, Bl. 4) auf. Die Rechnung belief sich auf insgesamt 65 Bouteillen, deren Bestellung am 27. Mai (eine Flasche), am 8. Juni (24 Flaschen) und am 17. Juni (40 Flaschen) erfolgte (vgl. GSA 30/50, Bl. 29). 140,11–12 diese giebst du sämmtlich der Fischern mit] Johanna Christiana Maria Fischer, die Frau des künftigen Pächters Johann Friedrich Fischer. Das Ehepaar fuhr bereits am darauffolgenden Dienstag oder Mittwoch nach Oberroßla, um die notwendigen Vorbereitungen für die Festlichkeiten zu treffen (vgl. RA 2, Nr 1341). 140,12 12 Nösel Desertwein] Ein Nösel betrug in Weimar 0,45 Liter. Welche Art von Dessertwein, meist ein süßer, stark alkoholhaltiger Wein (vgl. GWb 2, 1155), bei der Gutsübergabe zum Nachtisch gereicht wurde, lässt sich aus der Rechnung der Hofkellerei für das Quartal Johannis 1798 nicht eindeutig feststellen: Dort sind 6 Nösel „Syracusawein“, 4 Nösel „Lunelle“ (wohl Muscat de Lunel) und 2 Nösel „Tinto“ aufgeführt (GR/Belege 1798, 6, Bl. 17r). 140,12–13 Zettel an die Kellerey] Nicht überliefert. 140,14 Fischers sorgen also für alles] Der Familie Fischer als den neuen Pächtern des Gutes oblag während der Gutsübergabe die Bewirtung von Goethes Gästen. 140,17 mit der nächsten Post] Christiane Vulpius antwortete am nächsten Tag (vgl. RA 2, Nr 1345). 140,20 eure Erfurther Lust] ‚Lust‘ hier im Sinne von ‚Lustbarkeit‘, ‚Ergötzung‘ (GWb 5, 1331f.). Christiane Vulpius hatte in ihrem Brief vom 13.? Juni darum gebeten, am Sonntag, dem 17. Juni, eine Lustpartie mit ihrer Schwester Ernestine und einigen Bekannten, darunter der Student Friedrich Christoph Gotthard Heinrich von Lützow, nach Erfurt unternehmen zu dürfen (vgl. RA 2, Nr 1331). In ihrem Antwortbrief vom 18.? Juni berichtete sie, dass die Fahrt „ser guht ab gelaufen“ (H: GSA 28/21, Bl. 283) sei und sie ihm davon lieber mündlich erzählen wolle. 140,22 wieder in Weimar] Goethe änderte seine Pläne und kehrte am 23. Juni abends direkt von Oberroßla nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 251). 140,22–23 bis wir zusammen herüber gehen] Vgl. zu 136,27–28. 140,24 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 140,27 Pyrmonter] Vgl. zu 117,10. 141,1–2 Bey der Ubergabe 〈…〉 als bloser Zuschauer zu erscheinen] Bezug auf eine Passage in Christiane Vulpius’ Brief vom 16. Juni, in der sie ihn bittet, „daß du dich auf der über Gabe über nichts ärgerst“ (H: GSA 28/21, Bl. 269).

JUNI 1798

307

141,3 Rühlemann zum Beystande] Vgl. zu 143,6. 141,4 Mittwochs hörst du noch von mir] Vgl. Goethes Brief vom 20. Juni (Nr 114). 141,5 Sonntags findest du ein Briefchen in Rosla.] Diese Ankündigung wiederholte Goethe auch im nächsten Brief (vgl. 147,12). Er änderte jedoch seinen Plan, von Oberroßla nach Jena zurückzukehren und kam stattdessen in der Nacht vom 23. Juni bereits nach Weimar zurück, so dass er mit Christiane Vulpius über die erfolgte Übergabe persönlich sprechen konnte (vgl. zu 150,21). 141,6 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 141,7 mein stählernes Siegel] Wahrscheinlich das Siegel mit Goethes Wappen, das er seit seinem Adelsprädikat 1782 führen durfte. Es zeigt einen sechseckigen Stern im Schild, der sich auf dem gekrönten Helm wiederholt (vgl. Überlieferung zu Nr A 5). – Das Siegel wurde u.a. für einen am 20. Juni ausgestellten Schuldschein Goethes für Heinrich Carl Friedrich Helmershausen verwendet (vgl. GSA 30/49, Bl. 30). 141,9 das eingesiegelte Schlüsselchen] Wahrscheinlich ein Reserveschlüssel zu Goethes verschlossenen Schreibtischfächern in seinem Arbeitszimmer (zu diesem Raum vgl. zu 224,1–2). Im Briefwechsel zwischen Goethe und Christiane Vulpius ist auch 1796 die Rede von einem solchen eingesiegelten Schlüssel (GB 11 I, 28,10), den Goethe entweder auf Reisen mitnahm oder der durch Christiane Vulpius sicher verwahrt wurde. 141,10 Uebergabe des Guths Roßla] Die Übergabe des Gutes am 22. und 23. Juni. 141,13 Herr Bauverwalter] Georg Christoph Steffany (zu Steffany vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 50). 141,15 Herrn Pfarrer] Christian Friedrich Reimann, bei dem Goethe für gewöhnlich wohnte, wenn er sich in Oberroßla aufhielt. 141,16 Hl. Landkammerrath Rühlemann] Der Kammerbeamte Johann August Bernhard Rühlmann war für Goethe als Beistand bei der Übergabe anwesend (vgl. 141,3). 141,18 Fischers] Johann Friedrich Fischer und seine Ehefrau, die das Gut Oberroßla in Pacht nahmen. 141,19 bey Hofmanns in ihrem Hause] Die abtretende Pächterin Hofmann und ihre Kinder besaßen einen weiteren Gutshof unweit des Oberroßlaer Lehn- und Freigutes (vgl. zu 71,11–12), der hier wahrscheinlich gemeint ist. 141,21 kleinen kalten Abendcollation] Collation von lat. conferre: zusammenbringen, hier eine einfache Mahlzeit am Abend (vgl. GWb 5, 506). 141,23–24 nach beyliegendem Verzeichnisse etwa 20 Gäste bey mir] Abgedruckt als Beilage 2. Nach Abschluss der Verhandlung fand das Festessen beim neuen Gutsherren statt, vermutlich im ersten Stock des Hauptgebäudes in der dreifenstrigen großen Stube (vgl. Doebber, Ober-Roßla, 209 und 213). Der hier ver-

308

BRIEF 111

wendete Singular weist darauf hin, dass Christiane Vulpius wegen ihres ledigen Standes von der formellen Gutsübergabe ausgeschlossen war. 141,25 Einladung] Vgl. das überlieferte Konzept der Einladung an Christoph Martin Wieland vom 22. Juni (Nr 118). Die Bewirtung erfolgte nach Christiane Vulpius’ Vorgaben (vgl. zu 151,11–12). 142,1 Sonabends Abend] Die Abreise erfolgte laut Tagebuch planmäßig, über Oßmannstedt (vgl. GT II 1, 251). 142,2 Sontägige Fest] Vgl. zu 119,29. 142,7 Rühlemann] Landkammerrat Johann August Bernhard Rühlmann (vgl. zu 141,16). 142,8 Osann] Der Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann und wahrscheinlich seine Frau Amalie geb. Hufeland. 142,9 Meisel] Gottlieb Meißel, der Sekretär des fürstlich-sächsischen Lehnkabinetts, der die Gutsübergabe protokollierte (vgl. die jeweiligen Protokolle in GSA 30/42). 142,10 Schenke] Der Hofadvokat und Amtsaktuar Johann Friedrich Wilhelm Schenck vertrat als Bevollmächtigter bei der Übergabe die Verkäufer Slevoigt und Lehn. 142,11 Lübeck] Landschaftssyndikus Ferdinand Lübeck (vgl. Doebber, OberRoßla, 198), Hofadvokat extraordinarius (vgl. GSA 30/42, Bl. 1) und „Aßistend“ (ebd.) der Hofmannischen Erben. 142,12 Schlitter] Die Brüder Christian Heinrich und Johann Christoph Schlütter, die zu den bisherigen Besitzern gehörten (vgl. zu 65,4–5). Bei der Übergabe anwesend war schließlich nur „der Candidat der Bergwercks-Wissenschaften HL. Christian Heinrich Schlütter, 〈…〉 als legitimirter Bevollmächtigter seines Bruders des studiosi Medicinae HL. Johann Christophs Schlütter, zu Jena.“ (H: GSA 30/ 42, Bl. 1v–2r.) Ob beide der Einladung für den Samstag folgten, ist nicht bekannt. 142,13 Häublein] Steuerrevisor Johann Carl Gottlieb Häublein, „als bestätigter Vormund der beyden unmündigen Hofmannischen Geschwister“ (H: GSA 30/42, Bl. 1). 142,14 Taxatoren] Die Aufgabe der von den Verpächtern berufenen Gutachter, Johann Gottfried Hesse und Georg Christian Hartung zu Denstedt, war die Schätzung „des Viehes, Schiff- und Geschirres nach dem dermaligen wirthschaftlichen Werth anzugeben auch sonst ihr wirthschaftliches Gutachten darüber nach ihrem besten Wissen zu eröfnen“ (H: GSA 30/42, Bl. 3). Von der Gegenseite waren als Taxatoren Benjamin Heinrich Bauchspieß und Caspar Krippendorf berufen worden (vgl. ebd., Bl. 2). 142,15 Hofmannin] Johanne Marie Hofmann, die Witwe des bisherigen Pächters (vgl. zu 70,22). In den Akten wird „cum Curatore“ (lat.: als Vormund) der Kantor Johann Christoph Bartholomai aus Rödigsdorf genannt (vgl. GSA 30/42, Bl. 1) sowie der Sohn Wilhelm Christian Hofmann. 142,16 Pfarrer] Der Dorfpfarrer von Oberroßla, Christian Friedrich Reimann.

JUNI 1798

309

142,17 Wieland] Christoph Martin Wieland (vgl. Goethes Einladung vom 22. Juni, Nr 118) kam nicht, wie hier angegeben, allein, sondern mit Frau und Töchtern (vgl. zu 151,13–15). 142,18 Amtmann] Für das Amt Roßla Carl Johann Georg Büttner (vgl. Hofkalender 1798, 28). 142,19 Rentbeamte] Vermutlich der Rentsekretär Carl August Wirsing oder der Rentamtsaccesist Ernst Albrecht Hase (vgl. Hofkalender 1798, 28). 142,20 Fischer] Der neue Pächter des Gutes, Johann Friedrich Fischer. 142,21 Ego] Steffany, der das Verzeichnis wohl nach Goethes Diktat schrieb.

111. An Johann August Bernhard Rühlmann

Jena, 17. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 273. – Doppelblatt 21,1(–21,3) × 34,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 181, Nr 3816 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortete Rühlmanns Brief vom 16. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1340). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 17. Juni 1798 (H l. L a n d k. R. R ü h l e m a n n Einladung zur Uebergabe.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433). 143,4 wichtigen Amtsgeschäfften] Rühlmann war als Landkammerrat mit Vorgängen in der fürstlichen Finanzverwaltung betraut. 143,4–5 meiner Privatangelegenheiten] Bei der Vorbereitung und während der Übergabe des Oberroßlaer Lehn- und Freigutes trat Rühlmann im Dienste Goethes auf und vertrat dessen Anliegen. Er scheute beim Übergabetermin nicht davor zurück, strittige Punkte anzusprechen und legte diese zur Begutachtung vor. Seine entscheidende Rolle, etwa bei Prüfung des Viehbestandes (vgl. GSA 30/42, Bl. 8–9) oder des Vorrats an Stroh und Dünger (vgl. ebd., Bl. 15), ist im Protokoll vom 22. und 23. Juni dokumentiert. 143,6 Gegenwart in Roßla] Rühlmann hatte sich in seinem Bezugsbrief bereit erklärt, der Gutsübergabe beizuwohnen und „auf die Gerechtsame HochDerselben 〈zu〉 sehen“ (H: GSA 30/39, Bl. 79).

310

BRIEF 112

143,11 Bauverwalter] Georg Christoph Steffany war mit der Organisation der Gutsübergabe betraut (vgl. Beilage 1 und 2 zu Nr 110). Rühlmann wurde auf dem Gut untergebracht und während seines Aufenthalts von der neuen Pächterfamilie Fischer mit Frühstück verpflegt (vgl. 141,16–18). 143,14 Hohachtung] Schreibversehen.

112. An August Wilhelm Schlegel Jena, 18. Juni 1798 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/433,II, Bl. 3–4. – Doppelblatt 20,7 × 34 cm, 4 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Rath Schlegel / nach Dresden. E: WA IV 13 (1893), 182–184, Nr 3817 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Schlegels Briefe vom 9. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1276) und vom 10. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1320). – August Wilhelm Schlegel antwortete am 18. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1389). Postsendungen: 19. Juni 1798 (Brief an Humboldt u Rath Schlegel.; GT II 1, 250). – Bei der Nennung des Briefes im Tagebuch handelt es sich um die Ausfertigung, das Konzept ist einen Tag vorher entstanden und auf den 18. Juni datiert. 143,18 Brief vom 10ten Juni] Seinen Brief vom 10. Juni hatte Schlegel aus Berlin geschickt und darin bedauert, Goethe vor seiner Abreise weder in Weimar besucht, noch ihn in Jena gesehen zu haben. 143,18 in Dresden] Schlegel reiste nach einem fünfwöchigen Aufenthalt in Berlin nach Dresden und blieb dort vom 30. Juni (vgl. Brief Schlegels an Gottlieb Hufeland vom 1. Juli 1798; Schlegel, Korrespondenz) bis nach dem 21. September 1798 (vgl. Brief Schlegels an Friedrich Vieweg vom 21. September 1798; ebd.). Er wohnte bei seiner Schwester Charlotte Ernst und deren Mann, dem Hofsekretär Ludwig Emanuel Ernst (vgl. RA 2, Nr 1320). Ende September kehrte er wieder nach Jena zurück. Grund der Reise war vor allem die intensive Beschäftigung mit den Kunstsammlungen in Dresden. In diesem Sommer versammelte sich in Dresden ein Zirkel gleichgesinnter Freunde, darunter die Brüder Schlegel, Caroline Schlegel und deren Tochter Auguste Böhmer, der Jenaer Student und spätere Übersetzer Johann Diederich Gries sowie Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, der noch in diesem

JUNI 1798

311

Jahr an die Jenaer Universität berufen wurde. Friedrich von Hardenberg gesellte sich ebenfalls Ende August für zwei Tage dazu. 143,19 für das überschickte Athenäum] Schlegels Brief vom 9. Mai lag „das erste vollständige Exemplar“ (H: GSA 28/805, Bl. 5) des „Ersten Bandes Erstes Stück“ des „Athenaeum. Eine Zeitschrift von August Wilhelm und Friedrich Schlegel“ bei (vgl. Ruppert, Nr 278). 143,19 dessen Inhalt] Die Zeitschrift enthielt den Aufsatz „Die Sprachen. Ein Gespräch über Klopstocks grammatische Gespräche“ von August Wilhelm Schlegel (S. 3–69), die „Blüthenstaub“-Fragmente, hier anonym herausgegeben, von Friedrich von Hardenberg (Novalis) (S. 70–106), Übersetzungen von „Elegien aus dem Griechischen“ von August Wilhelm und Friedrich Schlegel (S. 107–140) sowie August Wilhelm Schlegels „Beyträge zur Kritik der neuesten Litteratur“ (S. 141–177). Schlegel ging in seinem Bezugsbrief vom 9. Mai ausführlich auf den Inhalt und die zukünftigen Themen der Zeitschrift ein. 143,20–21 die Verfasser] Neben den Brüdern Schlegel war Friedrich von Hardenberg mit den „Blüthenstaub“-Fragmenten anonymer Beiträger des „Athenaeum“. August Wilhelm Schlegel gab in seinem Bezugsbrief vom 9. Mai lediglich an, die Texte seien „von einem philosophischen Freunde, der nicht unter seinem wahren Nahmen genannt seyn will“ (H: GSA 28/805, Bl. 5). 143,21 mich und das meinige] Die Berufung auf Goethe und seine Werke sind im „Athenaeum“ programmatisch. Das zweite Stück des ersten Bandes enthält die Rezension Friedrich Schlegels „Über Goethe’s Meister“. 143,21 mit einer so entschiedenen Neigung] In den „Blüthenstaub“-Fragmenten wird Goethe mehrfach erwähnt und u.a. zum „Statthalter des poetischen Geistes auf Erden“ gekürt (Athenaeum. 1. Bd, 1. St., S. 103). 144,5 gewahren] Versehentlich für ‚gewähren‘. 144,6 wieder sehen] Die nächste persönliche Begegnung fand laut Tagebuch am 16. Oktober 1798 in Jena statt (vgl. GT II 1, 262). 144,11–12 mit Arbeiten für den nächsten Almanach] Zu Goethes Beiträgen für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vgl. zu 148,13–14. 144,14 einige Günstlinge] Schlegel hatte in einem Brief vom 24. September 1797 an Goethe nach der Lektüre der Aushängebögen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1798“ einige Gedichte Goethes besonders gelobt. Neben der positiven Erwähnung von „Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen“ (ebd., S. 1–18) und „Der Gott und die Bajadere“ (ebd., S. 188–193) war ihm „Die Braut von Corinth“ (ebd., S. 88–99) „unter Ihren dießjährigen Gaben doch die liebste“ (H: GSA 28/19, Bl. 507–508; vgl. RA 2, Nr 978). – Zu den Gedichten Goethes für den „MusenAlmanach für das Jahr 1799“ liegen keine schriftlichen Äußerungen Schlegels vor. 144,15–16 auch dieses Jahr uns mit einigen Ihrer Gedichte zu erfreuen] Schlegel sandte noch aus Berlin über Marianne Meyer am 20.? Juni (vgl. RA 2, Nr 1352) die Gedichte „An Friederike Unzelmann. als Nina“ und „Der neue Pyg-

312

BRIEF 112

malion. / An Iffland“ ein, die in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erschienen (ebd., S. 73, 144). Nach Goethes Aufforderung im vorliegenden Brief verfasste er ein weiteres Gedicht, das er mit seinem Antwortbrief vom 18. Juli an Goethe sandte, „Kampaspe“ (ebd., S. 86–89). Seinem Brief vom 29. Juli (vgl. RA 2, Nr 1397) legte er schließlich „Lebensmelodien“ als letzten Beitrag bei (ebd., S. 111–115). – In den ersten beiden Jahrgängen des „Musen-Almanachs“ hatte Schlegel seine Gedichte „Aus einem ungedruckten Roman“ („Musen-Almanach für das Jahr 1796“, S. 111–118) und „Pygmalion“ („Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 126–141) veröffentlicht, im „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ folgten die Gedichte „Prometheus“ (S. 49–73), „Gesang und Kuß“ (S. 157), „Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia“ (S. 175–178), „Die entführten Götter“ (S. 199–203) und „Arion“ (S. 278–286). 144,17 daß Sie keine Pause machten] Schlegel hatte in seinem Brief vom 10. Juni angekündigt, dass er aus Mangel an Zeit nichts zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ beisteuern könne. 144,21 Auch Schiller] Schiller hatte Schlegel zwar in seinem Brief vom 7. Mai dazu eingeladen, Beiträge einzureichen, sich aber aufgrund der vorhandenen Meinungsverschiedenheit Schlegel gegenüber distanziert verhalten (vgl. NA 29, 233). 144,23 Danken Sie Herrn Tieck für die überschickten Gedichte] Schlegel hatte Ludwig Tieck in Berlin kennen gelernt. Da Tieck bislang noch keinen persönlichen Kontakt zu Goethe hatte aufbauen können, trat Schlegel als Vermittler zwischen beiden auf. Mit seinem Bezugsbrief vom 10. Juni schickte Schlegel einen Brief Tiecks mit, dem „einige kleine Gedichte“ (H: GSA 28/805, Bl. 7) sowie der erste Band seines Romans „Franz Sternbalds Wanderungen. Eine altdeutsche Geschichte“ beilagen (nicht in Ruppert verzeichnet). Für die Gedichte baten Schlegel und er bei Gefallen um Veröffentlichung im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“, wo sie wie gewünscht erschienen: „Herbstlied“ (S. 26), „Kunst und Liebe“ (S. 36f.), „Auf der Reise“ (S. 42–44) und „Der neue Frühling“ (S. 48– 51). Vgl. auch Goethes Antwort an Tieck (Nr 132). 144,25 Ihren Herrn Bruder] Friedrich Schlegel hatte Goethe am 3. Juni geschrieben (vgl. RA 2, Nr 1310). 144,25–26 die übersendete Schrifft] Mit seinem Brief vom 3. Juni hatte Friedrich Schlegel zwei Exemplare des ersten Bandes der ersten Abteilung seiner „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“ (Berlin 1798; vgl. Ruppert, Nr 695) nach Weimar gesandt und Goethe sowie Johann Heinrich Meyer um eine Beurteilung gebeten (vgl. RA 2, Nr 1310). 144,26 nächstens schreibe ich beyden selbst] Vgl. die Briefe Nr 131 und Nr 132. 144,28 Die Bekanntschafft meiner werthen Berliner Freundin] Schlegel berichtete im Bezugsbrief vom 10. Juni von einer Begegnung mit „Mlle. Mariane Meyer“ am Mittwoch, dem 6. Juni 1798 (H: GSA 28/805, Bl. 8). Goethe hatte

JUNI 1798

313

Marianne Meyer 1795 in Karlsbad kennen gelernt und pflegte mit ihr freundschaftlichen Umgang. 144,29 beyde Frauenzimmer] Schlegel erwähnte in seinem Bezugsbrief vom 10. Juni auch Caroline Friederike von Berg, der er im Beisein von Marianne Meyer am 6. Juni begegnet war. Beide Frauen waren Korrespondenzpartnerinnen und große Bewunderinnen Goethes, die die Goethe-Verehrung in den Salons in Berlin beförderten. 145,3 Die übrige Societät] Im Bezugsbrief vom 10. Juni berichtet Schlegel von der Bekanntschaft „mit Gelehrten, Künstlern, Jüdinnen, Geheimeräthen und Schauspielern“ (H: GSA 28/805, Bl. 8) und nennt dabei nur einzelne Namen wie Carl Friedrich Zelter, Friedrich Nicolai, Marianne Meyer, Caroline Friederike von Berg und August Wilhelm Iffland (vgl. auch zu 143,18). 145,6 Herrn Zelter] Über Carl Friedrich Zelter berichtete Schlegel in seinem Brief vom 10. Juni, dass dieser Goethes Ballade „Der Zauberlehrling“, die im „MusenAlmanach für das Jahr 1798“ erschienen war (ebd., S. 32–37), vertont habe (vgl. auch seinen Brief an Auguste Böhmer vom 3. Juni 1798; in: Caroline 1, 451). 145,6–7 diese Verbindung zweyer Künste] Zelter war Maurermeister und Komponist, eine Kombination, die Schlegel in seinem Brief vom 10. Juni als „etwas eigenthümlich anziehendes“ (H: GSA 28/805, Bl. 7) beschreibt: „Zelter behauptet aber die ursprüngliche Verwandtschaft der beyden Künste: und obgleich er gestehen muß, daß er nicht immer musikalisch bauen darf, so fodert er doch daß man durchaus architektonisch komponire.“ (Ebd., Bl. 8.) 145,10–11 die eine radicale Reproduction] Der bestimmte Artikel ‚die‘, der durch den unbestimmten Artikel ersetzt werden sollte, wurde versehentlich nicht gestrichen. 145,12–13 sein Versprechen, uns zu besuchen] Der Kontakt zwischen Goethe und Carl Friedrich Zelter verlief in dieser Zeit noch über Dritte. Bereits am 13. Juni 1796 hatte Goethe in einem Brief an Friederike Unger sein Interesse bekundet, Zelter persönlich kennen zu lernen (vgl. GB 11 I, Nr 61). 1797 war Goethe über eine Begegnung mit Abraham Mendelssohn in Frankfurt am Main darüber unterrichtet worden, dass eine Reise Zelters nach Jena eines von dessen „Lieblingsprojecten“ sei (Abraham Mendelssohn an Zelter am 1. September 1797. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 4 [1924], S. 72–76, hier S. 74). Goethe habe darauf Mendelssohn geantwortet, dass dies auch sein Wunsch sei (vgl. ebd.). Im Jahr 1799 setzte mit dem ersten Brief Zelters vom 11. August 1799 die Korrespondenz zwischen Goethe und Zelter ein, die den Beginn einer lebenslangen Freundschaft markierte. Ein erster Besuch Zelters in Weimar fand erst vom 24. bis 28. Februar 1802 statt (vgl. GT III 1, 78f.). 145,14 über allerley gebrütet] Wahrscheinlich hier in Anspielung auf die „Propyläen“. Laut Tagebuch befasste sich Goethe in diesen Tagen mit der Niederschrift des Gedichts „Die Metamorphose der Pflanzen“ sowie mit dem unvollendet geblie-

314

BRIEF 113

benen Vorhaben einer Darstellung der Naturlehre durch einen Poeten (GT II 1, 250), zu dem auch „Die Metamorphose“ gehören sollte. 145,16–17 Professor Meyern 〈…〉 habe ich Ihren Gruß überschrieben.] An Johann Heinrich Meyer bat Schlegel im Bezugsbrief vom 10. Juni eine Empfehlung auszusprechen: „〈W〉ie gern hätte ich seinen Umgang in Weimar ruhiger genossen.“ (H: GSA 28/805, Bl. 8.) Vermutlich handelte es sich um den undatierten Brief Nr 109 (vgl. zu 138,23). 145,17 seine Gedanken über das bewußte Werk] Meyer verfasste, wie Schlegel in seinem Bezugsbrief vom 10. Juni richtig vermutet hatte, eine Besprechung zu Johann Dominik Fiorillos zweiter Abteilung der „Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts“, die mit „Geschichte der zeichnenden Künste. I. Geschichte der Mahlerey“ (Göttingen 1798; nicht in Goethes Bibliothek vorhanden) überschrieben war, für die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ (1799, Nr 2, Sp. 11–14 und Nr 3, Sp. 17–20). August Wilhelm Schlegel hatte die deutsche Übersetzung dieses Werks durchgesehen und stilistisch bereinigt (vgl. Vorrede in: Johann Dominik Fiorillo: Zweyte Abtheilung. Geschichte der zeichnenden Künste. I. Geschichte der Mahlerey. Göttingen 1798, S. XX). 145,19 Ihre werthe Gattin] Caroline Schlegel. 145,20 lassen bald wieder von Sich hören] August Wilhelm Schlegel antwortete am 18. Juli (vgl. RA 2, Nr 1389).

113. An Franz Kirms

Jena, 18. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 276–277. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 34 cm, 2 4⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Hofk. R Kirms. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: Wahle, Weimarer Hoftheater (1892), 155–157 (nach K). WA IV 13 (1893), 184–186, Nr 3818 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Briefe vom 14. Juni (vgl. RA 2, Nr 1332) und vom 17. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1342). – Kirms antwortete am 19. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1346).

JUNI 1798

315

145,22–23 mir keinen Schauspieler vom Publiko 〈…〉 votiren zu lassen] In seinem Brief vom 17. Juni berichtete Kirms, dass ihn „Riedel, Böttiger und mehrere bedeutende Leute vom Publico“ (H: GSA 28/21, Bl. 274) gebeten hätten, sich bei Goethe für eine Absetzung des Schauspielers Friedrich Haide, „den kein Mensch sehen möchte“ (ebd.), einzusetzen. Auch die regierende Herzogin Louise habe sich ausdrücklich für Friedrich Cordemann und gegen Haide ausgesprochen. Cordemann sei dagegen bei seinem Gastspiel am 13. Juni vom Publikum gut aufgenommen worden (vgl. zu 379,20). Kirms versuchte nun in seinen beiden Bezugsbriefen, Goethe von einem Engagement Cordemanns für Michaelis 1798 und von der Entlassung Haides Ostern 1799 zu überzeugen. 145,23 Grillen] Launen (vgl. GWb 4, 475). 146,1 manche Betrachtungen] Kirms zählte in seinen beiden Bezugsbriefen mehrere Gründe auf, warum Friedrich Cordemann engagiert werden sollte: Falls der Schauspieler Heinrich Vohs im Winter, wie bereits in vorigen Jahren, wegen Krankheit ausfalle, wäre Cordemann ein besserer Ersatz als der beim Publikum unbeliebte Friedrich Haide. Cordemann würde außerdem „künftigen Winter unser Theater ein wenig neu“ (H: GSA 28/21, Bl. 275; vgl. RA 2, Nr 1342) machen. Cordemann könne auch als Tenor in der Oper eingesetzt werden und wäre auf der Naumburger Filialbühne sehr gut einzusetzen (vgl. ebd.). 146,2 Herrn Cordermann zu engagiren] Cordemann wurde, wie von Kirms vorgeschlagen, zunächst für 1 ½ Jahre angenommen und gab am 15. Oktober 1798 sein Debüt als Wilhelm von Vizar in Friedrich Ludwig Schröders „Der Fähndrich oder der falsche Verdacht“ (vgl. Theater/Musik Weimar; zu weiteren Debütrollen vgl. zu 193,7). 146,3 Ihre Vorschläge] Bezogen auf die Einsetzbarkeit Cordemanns in Schauspiel und Oper (vgl. zu 146,1). 146,4–5 mit Hl. v Luck] Lebrecht von Luck war wie Franz Kirms Mitglied der Theaterkommission (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 37). Wann das Gespräch stattfand, war nicht zu ermitteln. 146,5 Contrackt] Der Vertrag wurde am 18. Juni von Kirms an Cordemann geschickt und belief sich auf die Zeit von Michaelis 1798 bis Ostern 1800 (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 4–5). 146,5–6 daß er überhaupt mit 8 Thlr zufrieden sey] Friedrich Cordemanns Forderung, zusätzlich zu der Gage von 8 Reichstalern auch Garderobengeld zu erhalten, wurde nicht stattgegeben (vgl. Kirms an Cordemann, 18. Juni 1798; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 1; Contract: ebd., Bl. 2). Cordemann willigte in den Vertrag ein, schrieb jedoch an Kirms am 26. Juni aus Frankfurt in Bezug auf diese Reglementierung, er sei „in der festen Ueberzeugung des Herrn geh. Raths v. Goethe allgemein bekannte Gerechtigkeitsliebe werde mir diese kleine Erleichterung und Aufmunterung in Rücksicht der Garderobe zu Ostern 99 nicht versagen“ (ebd., Bl. 6). Im gleichen Brief bat er darum, beim Rei-

316

BRIEF 114

segeld für seine Rückkunft von Breslau nach Weimar „nicht so gar oeconomisch zu verfahren“ und ihm die Fahrt mit „der ordinairen Post“ (ebd., Bl. 7) zu ersparen. 146,7 Durchl der Herzogin] Die Herzogin Louise hatte mit Franz Kirms gesprochen, wie dieser Goethe in seinem Brief vom 17. Juni mitteilte, und sich für ein Engagement Cordemanns und gegen eine Weiterbeschäftigung Friedrich Haides ausgeprochen. 146,10–11 daß mir weder Cordermanns Füße noch Arme recht gefallen] Wahrscheinlich handelt es sich um eine scherzhafte Anspielung auf die Passage des Briefes von Franz Kirms vom 14. Juni, in dem dieser bemerkte, dass der Schauspieler Heinrich Vohs „einen schönern Schenckelbau“ als Cordemann habe (H: GSA 28/21, Bl. 266). 146,16–18 daß ich mich 〈…〉 nicht verbinde Haiden fortzuschicken] Friedrich Haide, der seit 1793 in Weimar als Schauspieler tätig war, wurde weiterbeschäftigt bis Ostern 1807 (vgl. Satori-Neumann2 1, 85). 146,22 Piken] Verdeckter, auf Vergeltung ausgehender Groll (vgl. Grimm 13, 1846). 146,24 express] Unverzüglich (vgl. GWb 3, 504). 146,26–27 das Cordermann sich verbindet alle 〈…〉 Rollen zu übernehmen] In Cordemanns Vertrag ist sein Einsatz im Schauspiel „im Fach der Liebhaber“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 4), in der Oper „nach seinen Kräften“ (ebd.) sowie als Statist festgeschrieben. Zudem erklärte er sich mit Unterzeichnung des Vertrags damit einverstanden, „alle von der Oberdirection ihm zugetheilt werdende Rollen ohne Widerrede anzunehmen“ (ebd.). 146,28 an irgend ein F a c h Ansprüche macht] Goethe befürchtete Ärger und Konkurrenz beim bereits durch andere Schauspieler besetzten Rollenfach des ersten Liebhabers. 146,28–29 Suppleanten] Von franz. suppléant: Ersatz. 146,30 ausfallende Lücken supplirt] In seinem Bezugsbrief hatte Kirms auf den möglichen Ausfall von Heinrich Vohs im Winter hingewiesen sowie auf Cordemanns Einsatz als Tenor in der Oper.

114. An Christiane Vulpius

Jena, 20. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 92–93. – Doppelblatt 13,9 × 19,9 cm, 2 S. und 2 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (147,25–28), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und zwei egh. Paraphen, Tinte. – Beischluss: EB 66. E: WA IV 13 (1893), 186f., Nr 3819 (Eduard von der Hellen).

JUNI 1798

317

BEIL AG E

Götzens Quittung (vgl. zu 148,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet einen Brief Christian August Vulpius’, den dieser am 19. Juni 1798 im Namen seiner Schwester geschrieben hatte (vgl. RA 2, Nr 1349) und einen Brief Christiane Vulpius’ vom 18.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1345). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Christiane Vulpius schrieb ihren nächsten Brief an Goethe am 22. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1355). Postsendungen: 21. Juni 1798 (D e m. Vu l p i u s / Quittung für die Kammer. Götzens Quittung.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 434); 20. Juni und 21. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 251). 147,6 eure Erfurther Tour] Goethe hatte sich im letzten Brief vom 17. Juni erkundigt, wie der am selben Tag unternommene Ausflug abgelaufen war und hatte am 18.? Juni einen kurzen Bericht von Christiane Vulpius darüber erhalten (vgl. zu 140,20). 147,10 eurem Feste] Das Dorffest nach der offiziellen Übergabe des Gutes in Oberroßla wurde von Christiane Vulpius geplant: Nach dem Kirchgang und Mittagessen war ein feierlicher Umzug der Dorfbewohner mit Musik vom Gut bis zum Wirtshaus vorgesehen. Dort sollte der Dorfgemeinschaft ein Hammel übergeben werden. Zum Ausklang des Festes war Tanzen vorgesehen. 147,10 der Registrator schreibt] Christiane Vulpius’ Bruder, der Bibliotheksregistrator Christian August Vulpius, teilte Goethe im Auftrag seiner Schwester den geplanten Ablauf des Dorffestes am 24. Juni in Oberroßla mit (vgl. RA 2, Nr 1349). 147,12 einen Brief] Goethe änderte seinen Plan und kam in der Nacht vom 23. Juni bereits nach Weimar zurück, so dass er mit Christiane Vulpius über die erfolgte Übergabe persönlich sprechen konnte. 147,14–15 ein Brief von Fräul v. Goechhausen] Der Antwortbrief von Louise von Göchhausen, in dem sie ihm für die am 23. Juni erhaltene Einladung (EB 67) auf den 26. Juni dankt, wurde erst am Sonntag, 24. Juni, abgeschickt (vgl. RA 2, Nr 1357) und erreichte Goethe nach seiner Rückkehr nach Weimar. 147,15 Botenweibern] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 147,16 bey meiner Rückkehr] Ursprünglich wollte Goethe nach Jena zurückkehren. Zur Änderung des Planes vgl. zu 150,21. 147,17–18 ich habe eben ohngefähr noch 8 Tage zu thun] Im Tagebuch ist für den 20. Juni die Niederschrift eines Neue〈n〉 Schema〈s〉 der magnetischen Phänomene nach vorangegangenen magnetischen Versuchen vermerkt (GT II 1, 251; vgl. auch zu 157,4–5), das eine Vorarbeit zu „Physische Wirkungen“ oder zu „Magnet 1799“ darstellt (vgl. LA II 1A, 537). Goethe kehrte nicht wie geplant nach der Gutsübergabe nach Jena zurück. Eine weitere Beschäftigung mit

318

BRIEF 115

Magneten ist durch die Lektüre der Schrift „Versuch die Geseze magnetischer Erscheinungen aus Säzen der Naturmetaphysik mithin a priori zu entwikeln“ am 28. Juni (vgl. zu 154,27–29) sowie nach dem Erhalt der bestellten Eisenkörper aus Ilmenau durch Carl Ludwig von Knebel am 9. Juli (vgl. GSA 28/22, Bl. 303) dokumentiert. Am 13. Juli verfasste Goethe ein Schema der dualistischen Naturwirkungen (GT II 1, 253). Goethe plante in dieser Zeit ein großes Naturgedicht, eine Darstellung der Naturlehre durch einen Poeten (ebd., 250) zu dem auch die Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ gehören sollte. 147,20 Die Arbeiten] Goethe hatte seit Beginn seines Jena-Aufenthalts am 7. Juni nicht nur den Aufsatz „Ueber Laokoon“ für den Druck in den „Propyläen“ vorbereitet, sondern vor allem an den für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vorgesehenen Gedichten gearbeitet (vgl. zu 136,26–27; vgl. GT II 1, 250). 147,21 deinen Bruder] Christian August Vulpius. 147,22 Professor Woltmann] Christian August Vulpius erkundigte sich in seinem Brief vom 19. Juni, ob Carl Ludwig Woltmann, der bis 1797 eine außerordentliche Professur der Philosophie an der Universität Jena innegehabt hatte und dessen Stelle Ende Mai 1797 nicht verlängert worden war (vgl. GT II 1, 113), wieder in Jena sei (vgl. RA 2, Nr 1348). Vulpius’ Nachfrage bezog sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf von Woltmann ausgeliehene Bücher aus der Fürstlichen Bibliothek, die dieser nicht zurückgegeben hatte. Noch am 12. Februar 1799 wies Vulpius Goethe auf Bücher hin, „welche noch seit so langen Jahren im Woltmannischen Zimmer steken“ (H: GSA 28/24, Bl. 31; vgl. RA 3, Nr 49). 147,25 beyliegenden Zettel] Nicht überliefert (vgl. EB 66). 147,26 dein glattes Gesichtchen] Christiane Vulpius hatte in ihrem Bezugsbrief vom 18.? Juni mitgeteilt: „Da ich numer ganz glad bin kans du dir dencken waß die leute wieder vor äugelgen mit mir machen wollen 〈…〉.“ (H: GSA 28/21, Bl. 283.) – Das glatte Gesicht war bereits im Brief vom 12. Juni thematisiert worden (vgl. zu 136,24–25). 147,26–27 die Augelchen für den Schatz] Der Begriff ‚Augelchen‘, hier im Sinne von ‚verliebte Augen‘ (vgl. GWb 1, 1067) wird von Goethe nur im Kontext der Briefe an Christiane Vulpius verwendet und gehört damit zu einer persönlichen, sprachlichen Codierung innerhalb der Liebesbeziehung. 148,1 Götzens Quittung] Unter den Rechnungsbelegen befindet sich eine von Goethes Diener Johann Georg Paul Goetze am 18. Juni unterzeichnete Quittung über den Erhalt von 19 Reichstalern und 6 Groschen Gehalt für das Quartal Johannis, also für das zweite Jahresquartal (vgl. GR/Belege 1798, 3, Bl. 9). Von dem Geld waren 12 Reichstaler 12 Groschen für ihn, 6 Reichstaler 18 Groschen für seine Mutter bestimmt (vgl. ebd.). In Goethes Briefverzeichnis ist die aus Jena geschickte Quittung für den 21. Juni notiert (vgl. Postsendungen), an diesem Tag

JUNI 1798

319

war Goethe aber bereits nach Oberroßla abgereist (vgl. GT II 1, 251). Da Goetze als Baukondukteur ein sehr geringes Gehalt von 50 Reichstalern im Jahr bezog, zahlte Goethe ihm neun Jahre lang, von 1794 bis 1803, eben so viel Geld wie er vom Staat erhielt (vgl. Schleif, Goethes Diener, 108). Es wurde vierteljährlich ausgezahlt, zusammen mit einem Gnadengehalt für Goetzes Mutter Maria Dorothea, die seit 1777 mit dem Sohn in Goethes Diensten gestanden hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 245). 148,1 das Quartal] ‚Quartal‘ hier im Sinne von Gehalt, das vierteljährlich ausgezahlt wurde (vgl. Grimm 13, 2320). Der dreimonatige Abrechnungszeitraum reichte bis zum Johannistag am 24. Juni oder bis zum 1. Juli (vgl. GWb 5, 151).

115. An Christian Gottlob Voigt

〈Jena, 21. Juni 1798〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Im Tagebuch wird das Diktat von Briefen für den 20. Juni erwähnt (vgl. GT II 1, 251), wozu wahrscheinlich der Anfang des vorliegenden Briefes zu zählen ist. Die Datierung auf den 21. Juni ergibt sich aus den Angaben im Briefverzeichnis zum Absendedatum (vgl. Postsendungen) sowie aus Goethes Tagebuch, in dem der im Brief erwähnte Klubbesuch Franz Josias von Hendrichs vom Tag zuvor (vgl. 149,23–24) für den 20. Juni 1798 notiert ist (vgl. GT II 1, 251). Die Erwähnung von Goethes bevorstehender Abreise am Abend nach Oberroßla (vgl. 149,27) deutet ebenfalls darauf hin, dass der Schluss des Briefes am 21. Juni geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 6437, Bl. 226–227. – Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23) cm, 3 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben Empfangsvermerk von Voigts Hd, Tinte: „praes. 27. Jun 1798.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (265 Bl.) mit der Aufschrift: „Geheimde / Canzley Acta / die / Philosophisch / Facultaet / zu Jena / betrL. / Volum. / IV.“ E: 〈Carl August Hugo〉 Burkhardt: Zwei ungedruckte Goethebriefe. In: Die Grenzboten 36 (1877), 2. Semester, 1. Bd, S. 441–443, Nr 1. WA IV 13 (1893), 187–190, Nr 3820 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 11. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1323). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

320

BRIEF 115

Postsendungen: 21. Juni 1798 (G e h l . R a t h. Vo i g t. über verschiednes mit Schallings Weltsele.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 434); 20. Juni und 21. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 251). 148,3 von Ihrem Befinden Nachricht] Voigt hatte am 11. Juni aus Ruhla an Goethe geschrieben (vgl. RA 2, Nr 1323). Er hielt sich dort mit Herzog Carl August zur Erholung auf. 148,7 die Anlage zu der ich damals beytrug] Goethe hatte sich 1789 bei der Errichtung der Kuranlage in Ruhla, einem etwa 15 km von Eisenach entfernt gelegenen Bergort mit Heilwasserquellen, maßgeblich beteiligt (vgl. GB 8 II, zu 146,3–4). Im Bezugsbrief bemerkte Voigt, dass er von den Bädern keinen Gebrauch mache, jedoch die „schönen Stellen für Gebirgsfreunde“ aufsuche (GoetheVoigt2 2, 75). 148,9 unsern gnädigsten Herrn] Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach unterzog sich nach überstandener Krankheit einer Kur in Ruhla. Durch Voigts Bericht von den gesellschaftlichen Verpflichtungen des Herzogs konnte Goethe schließen, dass sich dessen Gesundheitszustand gebessert hatte. 148,13 Mein hießiger Aufenthalt] Goethe hielt sich vom 20. Mai – mit einer Unterbrechung vom 31. Mai bis 4. Juni – bis zum 21. Juni in Jena auf (vgl. GT II 1, 245–251). 148,13–14 mein Contingent zum Almanach] Laut Tagebucheintrag vom 18. Juni hatte Goethe seine am 12. Juni begonnene Arbeit an den Gedichten für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ beendet (vgl. GT II 1, 250). Darin erschienen insgesamt dreizehn Gedichte Goethes: „Euphrosyne. Elegie“ (S. 1–13), „Die Metamorphose der Pflanzen“ (S. 17–23), „Das Blümlein Wunderschön. Lied des gefangenen Grafen“ (S. 69–73), „Am 1. October 1797“ (S. 61), „Der Edelknabe und die Müllerinn. Altenglisch“ (S. 102–104), „Der Junggesell und der Mühlbach. Altdeutsch“ (S. 107–110), „Der Müllerinn Verrath“ (S.116–119), „Reue. Altspanisch“ (S. 129–132), „Amyntas. Elegie“ (S. 145– 148), „Stanzen“ (S. 204f.) unter seinem Namen, die Gedichte „Die Musageten“ (S. 14–16), „Sängerwürde“ (S. 91–101) und „An meine Lieder“ (S. 231) unter dem Pseudonym „Justus Amman“. 148,14–15 wieder an andere Arbeiten] Laut Tagebuch beschäftigte sich Goethe am 21. Juni mit Schlegels „Geschichte der Griechen und Römer“ (vgl. GT II 1, 251). In den Folgetagen stand die Übernahme des Lehn- und Freigutes in Oberroßla im Vordergrund, im Juli wurden die Dienstgeschäfte im Schlossbau und beim Theaterbau vordringlich. An Schiller schickte er am 24. Juni sein „Elpenor“-Fragment (vgl. zu 152,21–22) und berichtete am 30. Juni über sein geplantes „Tell“-Epos (vgl. zu 156,8). 148,15 in natürlichen Dingen] ‚Natürlich‘ hier im Sinne von ‚in der Natur so vorkommend‘ (vgl. GWb 6, 647). Gemeint ist Goethes Plan, die Naturlehre poetisch darzustellen; das Gedicht „Die Metamorphose der Pflanzen“, mit dem er sich

JUNI 1798

321

laut Tagebuch am 17. und 18. Juni beschäftigt hatte (vgl. GT II 1, 250) und das in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erschien (ebd., S. 17–23), war ebenso Bestandteil dieses Projekts, das Goethe jedoch nie vollendete. Auch die „Propyläen“ sollten die Möglichkeit enthalten, Kunst- und Naturbetrachtung miteinander zu verbinden und die Bedeutung der Naturkunde und -geschichte für die bildenden Künste hervorzuheben. 148,15 Vorschritt] Bei Goethe häufig verwendetes Wort, um ein Fortschreiten in der Vervollkommnung zu beschreiben (vgl. Grimm 26, 1517). 148,17 S c h e l l i n g s kurzer Besuch] Vgl. Goethes Bericht über Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Aufenthalt in Jena zu Pfingsten, vom 27. bis 30. Mai (vgl. GT II 1, 246) und seiner ersten persönlichen Begegnung mit ihm in seinem Brief an Voigt vom 29. Mai (vgl. 128,4–5). – Voigt hatte im Bezugsbrief bei Goethe um eine Auflistung der Gründe gebeten, um sie den anderen Höfen vorlegen zu können. 148,18 daß er herbeygezogen würde] Zu Schellings Berufung als außerordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Jena, die nach einem ersten Versuch im Jahr 1797 durch die damals ablehnende Haltung der neben Weimar zuständigen Höfe Sachsen-Coburg, Meiningen und Gotha nun doch zustande kam (vgl. Nr 126). 148,19–20 in Leipzig jetzt ziemlich isolirt] Schelling hatte 1795 eine Hofmeistertätigkeit bei den beiden 16 und 17 Jahre alten Baronen, Ludwig Georg und Friedrich Ludwig von Riedesel, angenommen und begleitete sie im März 1796 von Stuttgart zum Studium an die Universität Leipzig. Seine 1797 und 1798 entstandenen Schriften erarbeitete er parallel zu dieser Tätigkeit. Er hörte Vorlesungen in Mathematik, Physik und Medizin und hatte Kontakte zu Leipziger Professoren, wie etwa zu dem Mathematiker Carl Friedrich Hindenburg. 148,21–22 Geistestalente] Schellings herausragende geistige Fähigkeiten (vgl. GWb 3, 1346) hatte Goethe bereits im Brief vom 29. Mai an Voigt ausdrücklich hervorgehoben (vgl. 128,6–11). 148,23 die Thätigkeit des jenaischen Kreises] Wahrscheinlich unmittelbar bezogen auf Goethe, Schiller, August Wilhelm Schlegel, Friedrich Immanuel Niethammer und Johann Gottlieb Fichte, aber auch allgemein auf die Jenaer Professorenschaft. 148,26–27 daß er Scherern sehr nützlich werden könnte] Alexander Nikolaus Scherer, wohl wegen Goethes und Schellings gemeinsamen optischen Versuchen bei seinem Besuch im Mai 1798 (vgl. GT II 1, 246). 149,1 die Tübinger Bildung] 1790 war Schelling ins Tübinger Stift eingetreten, um Theologie und Philosophie zu studieren. Er promovierte 1792 mit einer lateinischen Abhandlung, 1795 bestand er die Abschlussprüfung im Stift. 149,2–3 als Führer von ein paar junger Edelleute] Seine beiden Schützlinge, Ludwig Georg und Friedrich Ludwig von Riedesel, die er als Hofmeister begleitete.

322

BRIEF 115

149,6 sein Buch] Zu Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werk „Von der Weltseele“ vgl. zu 135,6. Goethes Rechnungsbuch vermerkt unter dem 8. Juni den Kauf eines Exemplars von Schellings neue Weltseele (GR/Jena 1798, 1, Bl. 5r) zum Preis von einem Reichstaler. Die Sendung des Buches war wohl ein Mittel, um während des gemeinsamen Aufenthalts in Ruhla bei Herzog Carl August einen geeigneten Anknüpfungspunkt zur Berufungsthematik zu finden. 149,10–11 der meteorologische Theil] Herzog Carl August teilte das meteorologische Interesse mit Goethe, was sich nicht zuletzt bei der Errichtung der meteorologischen Station in den Jahren 1816/17 zeigt. Goethes Hinweis bezieht sich auf die Kapitel „Kritik der gewöhnlichen meteorologischen Begriffe“ (S. 136–149) und „Hypothese zur Erklärung der Barometerveränderungen“ (S. 149–176) in Schellings Abhandlung. 149,13–14 bey den übrigen Höfen] Entscheidungen über Universitätsangelegenheiten wurden nicht allein durch das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach getroffen, sondern erfolgten erst nach Zustimmung der anderen am Erhalt der Universität beteiligten drei ernestinischen Herzogtümer: Sachsen-Gotha und Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld sowie Sachsen-Meiningen. 149,14 auf diese beyden Schrifften] Neben der überschickten Schrift „Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus“ (Hamburg 1798) die 1797 erschienenen „Ideen zu einer Philosophie der Natur“. 149,15–16 in der Qualität eines denkenden jungen Mannes] Voigt legte Goethes Brief und weitere Empfehlungsschreiben für Schelling seinem Brief vom 30. Juni 1798 an Herzog Carl August bei und fügte hinzu: „Der Geheimrat von Göthe hat ihn 〈Schelling〉 kürzlich kennen lernen. Sein beyliegender Brief sagt noch mehr, als jene Nachricht.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 222.) Herzog Carl August übernahm in seinem Brief an die Herzöge von Sachsen-Gotha und Eisenach, Sachsen-Coburg-Saalfeld, und Sachsen-Meiningen einzelne Passagen aus Goethes Brief: „Uns ist seit einiger Zeit ein junger Gelehrter, D. F. W. J. Schelling zu Leipzig, wegen seiner Wissenschaftlichen Originalität, Lebendigkeit des Vortrags und anderer guten Eigenschaften, von einigen öffentlichen Lehrern der Gesammt Academie zu Jena, so wie anderwärts, empfohlen worden. Er hat sich durch verschiedene Schriften, besonders die I d e e n z u e i n e r P h i l o s o p h i e d e r N a t u r und v o n d e r We l t - S e e l e als einen denkenden Mann gezeigt, von dessen hellen Blick und guten Methode man sich in den Erfahrungs-Wissenschaften, als in der Physick, Chemie pp künftig viel zu versprechen hat. Wir glauben, daß der Gesammt Academie zu Jena, ein nüzliches Mitglied verschaft werde, wenn obgedachter Dr. Schelling, mittelst dessen Ernennung zum extrordinairen Professor der Philosophie, dahin gezogen wird, ehe derselbe in andere Verhandlungen eintritt 〈…〉.“ (Ebd., Bl. 221.)

JUNI 1798

323

149,19 Wegen Schlegels] August Wilhelm Schlegels Berufung an die Jenaer Universität betreffend, vgl. hierzu Goethes Brief an Schiller, Nr 90. 149,19 M e i n u n g e n] ‚Meinungen‘ damals übliche Form für Meiningen (vgl. Zedler 20, 348). 149,23 Herr v. Hendrich] Franz Josias von Hendrich, fürstlich meiningischer Geheimer Rat am Hofgericht zu Jena. 149,24 im Clubb] Im Jenaer Mittwochsklub, einer geselligen Zusammenkunft, zu der man sich im Gasthaus „Zur Rose“ traf (vgl. Hermann F. Weiss: Der Mittwochs- und der Professorenklub. Zur Geselligkeit in Jena am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts. In: JbFDH 1999, S. 94–120). 149,27 nach Roßla] Zur offiziellen Gutsübergabe am folgenden Tag in Oberroßla (vgl. GT II 1, 251). Voigt hatte Goethe im Vorfeld beratend zur Seite gestanden, weshalb Goethe ihn gerne bei den geladenen Gästen an seiner Tafel am 23. Juni gesehen hätte (vgl. zu 141,23–24). 149,29 meine] Versehentlich statt ‚meinen‘. 149,29–30 Rühlemann einen so bedeutenden Assistenten zugewiesen] Johann August Bernhard Rühlmann versah die Stelle eines Kammer-Consulenten (vgl. 〈Carl August Hugo〉 Burkhardt: Zwei ungedruckte Goethebriefe. In: Die Grenzboten 36 [1877], 2. Semester, 1. Bd, S. 441–443, Nr 1, hier S. 442) und agierte gemeinsam mit dem Bauverwalter Steffany als Bevollmächtigter Goethes und Sachverständiger bei der Gutsübergabe. Rühlmann hatte am 16. Juni auf Unstimmigkeiten in den Akten zum Oberroßlaer Freigut hingewiesen, die bei der Gutsübergabe zu klären waren (vgl. RA 2, Nr 1340). 149,30 Wetterschaden] Am 9. Juni meldete Steffany, dass ein Gewitter in Oberroßla am Vorabend großen Schaden angerichtet hatte. Er habe daraufhin den zukünftigen Pächter Fischer gebeten, die Felder und Gebäude vor Ort genau in Augenschein zu nehmen und Goethe darüber Bericht zu erstatten (vgl. RA 2, Nr 1318). Es stellte sich die Frage, wer für den kurz vor der Gutsübergabe entstandenen Schaden aufkommen sollte. Der Landkammerrat Rühlmann wies darauf hin, dass man keine Ansprüche an die Verkäufer richten könne, da sich der Wetterschaden nach dem Datum des Ankaufs ereignet habe (vgl. RA 2, Nr 1340). Die zur Gutsübergabe berufenen Sachverständigen schätzten den Schaden durch den Wetterschlag auf lediglich 1⁄6 des Winterfeldes auf 3 Ackern Fläche (vgl. GSA 30/42, Bl. 18). 149,31 Da Fama tausend Zungen hat] Fama, römische Göttin des Ruhmes und des Gerüchts, wird bei Vergil als geflügeltes Geschöpf beschrieben, unter dessen Federn sich Tausende von Augen, Ohren und schwatzende Münder befinden. 149,32 Uebergabe] Die Übergabe des erstandenen Gutes in Oberroßla erfolgte am nächsten Tag. 149,32–33 gebe ich einige kurze Nachricht] Nicht überliefert.

324

BRIEFE 116/117

150,4 auf jeden Wink gleichfalls eintreffen] Goethe kehrte nach erfolgter Übergabe des Gutes in Oberroßla nach Weimar zurück. Um Mitternacht des 27. Juni traf auch Herzog Carl August „mit sämtL: Suite“, also auch mit Voigt, wieder in Weimar ein (FB 1798, S. 110).

116. An Friedrich Schiller

Jena, 21. Juni 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 133–134. – Doppelblatt 11,8 × 18,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / nebst einem Buch.; S. 3 und 4 Reste der Verschlussoblate, obere rechte Ecke Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 217, Nr 469. WA IV 13 (1893), 191, Nr 3821. BEIL AG E

Johann Karl Fischers „Physikalisches Wörterbuch“ (Göttingen 1798) (vgl. zu 150,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der Brief wurde innerhalb Jenas befördert. Er ist nicht in Schillers Schreibkalender verzeichnet (vgl. Schillers Kalender, 92). Postsendungen: 21. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 251). 150,7 Da ich mich doch noch entschliessen muß zu fahren] „den 21 〈Juni〉 sind dHL Geh rath v Göthe nacher Roßla gereist“ (Färber-Calender 1798, Bl. 13). Goethe begab sich am Mittag von Jena nach Oberroßla, um in den nächsten beiden Tagen der Übergabe des im März erworbenen Guts beizuwohnen (vgl. GT II 1, 251). Er kam am 6. Juli wieder nach Jena zurück (ebd., 252). 150,9 Fischersche Wörterbuch] Johann Karl Fischers „Physikalisches Wörterbuch oder Erklärung der vornehmsten zur Physik gehörigen Begriffe und Kunstwörter 〈…〉 in alphabetischer Ordnung. Erster Theil. Von A bis Elektr.“ (Göttingen 1798; vgl. Ruppert, Nr 4554). Fischer hatte das Werk am 30. Mai persönlich an Goethe übersandt (vgl. RA 2, Nr 1304). Mit seiner Vermittlung an Schiller zielte Goethe darauf ab, die gemeinsame Beschäftigung mit physikalischen Phänomenen zu befördern, wofür sich Schiller in seinem Brief an Goethe vom 28. Juni bedankte: „Ich freue mich auf den Magnetischen Cursus sehr, in dem Fischerischen Wörterbuch habe ich gerade über diesen Gegenstand wenig Trost gefunden, da dieser erste Band nicht so weit reicht.“ (NA 29, 249; vgl. RA 2, Nr 1360.)

JUNI 1798

325

150,11 Hofrath Loder schickt Montags ein Packet nach Paris] Der Jenaer Professor für Anatomie und Chirurgie Justus Christian Loder stand sowohl mit Wilhelm von Humboldt als auch mit Pariser Institutionen wie der „Société de médecine“ in Verbindung (vgl. NA 37 I, 281). 150,12 meinen Brief] Gemeint ist der geplante Brief an Wilhelm von Humboldt, den Goethe allerdings erst am 16. Juli beendete (vgl. Nr 138). 150,12–13 eine Abschrifft der Euphrosyne mit Beylegen] Goethe hatte seine Elegie „Euphrosyne“ auf die verstorbene Schauspielerin Christiane Becker geb. Neumann am 13. Juni vollendet (vgl. zu 138,1). Wie hier angekündigt, legte er sie seinem Brief an Wilhelm von Humboldt bei (vgl. zu 170,25). 150,13–14 Ihrem Schreiben] Schillers Brief an Wilhelm von Humboldt vom 27. Juni wurde bereits am 29. Juni abgesandt (vgl. NA 29, 244–249; vgl. Schillers Kalender, 93). 150,15 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

117. An Christiane Vulpius Oberroßla, 21. Juni 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 94–95. – Doppelblatt 19,1 × 28,2 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: An / Demoiselle Christiana Vulpius / auf dem Frauenplan / in / We i m a r. / Ueberbringer erhält / 1 gl. Trinkgeld.; S. 3 und 4 Reste eines roten Gemmensiegels: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3). E: WA IV 13 (1893), 191f., Nr 3822 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 20.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1353). – Christiane Vulpius antwortete am 22.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1355). 150,18–19 so mußte ich von Jena herüber fahren] Goethe war am 21. Juni mit einer Kutsche zur Gutsübergabe nach Oberroßla gefahren (vgl. GT II 1, 251). Am 12. Juni hatte er noch in Aussicht gestellt, von Jena über Weimar nach Oberroßla zu gehen (vgl. 136,16–17). 150,19–20 zurückmessen] Bei Grimm bereits veralteter, bildhafter Ausdruck für ‚den Weg ablaufen‘ (vgl. Grimm 12, 2120). 150,21 dich heimlich besuchen] Christiane Vulpius sollte die Gartentür an der Ackerwand offen lassen, damit Goethe unbemerkt ins Haus kommen konnte (vgl. 152,7–8). Goethes Pläne änderten sich jedoch: Er blieb vom 23. Juni bis zum

326

BRIEF 118

6. Juli ‚offiziell‘ in Weimar (mit kurzem Aufenthalt am 2./3. Juli in Oberroßla) und wartete auf die Ankunft des Herzogs, der am 28. Juni aus Eisenach eintraf. Währenddessen kümmerte er sich um Amtsgeschäfte und empfing Besucher (vgl. GT II 1, 251f.). 150,21–22 du must aber gegen niemand nichts merken lassen] Die doppelte Negation mit zwei Negationsträgern (hier durch das Indefinitpronomen ‚keine‘ und durch die Partikel ‚nicht‘) verwendet Goethe selten, jedoch gelegentlich in den an Christiane Vulpius gerichteten Briefen (vgl. 210,10). Vermutlich passte sich Goethe hier an die Sprach- und Schreibgepflogenheiten von Christiane Vulpius an, in deren Briefen die doppelte Negation ebenfalls auftritt. Es ist anzunehmen, dass sie im Mündlichen üblich war. 150,23 der jenaische Wagen] Das Jenaer Fuhrunternehmen, das Goethe hier nutzte, ist nicht zu ermitteln. In den Rechnungen findet sich lediglich die Ausgabe von 19 Groschen und 6 Pfennig dem Kutscher Trinkg: v den Herr Geh. R. v. Jena u Rossla (GR/RB 1798, 2, Bl. 4r). 151,1 du fährst nach Roßla] Zum Johannisfest am 24. Juni und der an diesem Tag veranstalteten Feier mit den Dorfbewohnern ist eine „Chais nach Oberroßla“ in den Rechnungsbelegen belegt (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 13). 151,2 alles Vorgefallne besprechen] In Bezug auf die Ereignisse und den Ablauf der Adjudikation und der Gutsübergabe sowie Einzelheiten zu der bevorstehenden Verpachtung. 151,3 Beym Herrn Pfarrer ist es recht hübsch.] Goethe übernachtete während seines Aufenthalts in Oberroßla im Pfarrhaus bei Christian Friedrich Reimann. – Bei ‚Pfarrer‘ befindet sich in H ein seltener, hier von Schreiberhd ausgeführter Geminationsstrich über ‚r‘.

118. An Christoph Martin Wieland

Oberroßla, 22. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 95, 98. – Doppelblatt 20,9 × 35,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (vgl. zu ergänzten Kommata Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 19, Nr 3823 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

JUNI 1798

327

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christoph Martin Wieland antwortete am 22. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1356). Zur Person Christoph Martin Wielands (1733–1813) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 84. – Wieland hatte im März 1797 ein Rittergut im etwa 10 km von Weimar entfernt liegenden Oßmannstedt gekauft und lebte dort mit seiner großen Familie von April 1797 bis 1803 in ländlicher Abgeschiedenheit. Nach dem Vorbild der römischen Autoren Horaz und Cicero bezeichnete er sein Gut in latinisierter Form als „mein verwildertes Osmantinum“ (so in seinem Brief an Louise von Göchhausen vom 13. Juni 1798; WB 14 I, 299). Die dortige Lebensform verschaffte ihm die Ruhe eines poetischen Landwirts. Die „Transmigration“ (Brief an die Fürstliche Bibliothek Weimar vom 20. Februar 1798; ebd., 197) aus der Stadt bedeutete für ihn nicht zugleich die Abkehr vom schriftstellerischen Schaffen: In der Oßmannstedter Zeit übersetzte er u.a. antike Schriften wie etwa Xenophons „Symposion“ und verfasste die Romane „Agathodämon“ sowie „Aristipp und einige seiner Zeitgenossen“. Er gab weiterhin die 1796 begonnene Zeitschrift „Attisches Museum“ sowie „Der Neue Teutsche Merkur“ heraus. Auf dem Gut hieß er zahlreiche Gäste willkommen. Zu ihnen zählte auch Goethe, der sich von Wieland angeregt ebenfalls um den Kauf eines Gutes, zunächst sogar in Oßmannstedt, bemühte (vgl. RA 2, Nr 852). Nachdem die Entscheidung auf das nur wenige Kilometer von Oßmannstedt entfernt liegende Lehn- und Freigut in Oberroßla gefallen war, lud Goethe nach erfolgter Gutsübergabe Wieland und seine Familie mit vorliegendem Brief zum Fest nach Oberroßla ein. An dem scherzhaften Ton des Briefes wird der weiterhin bestehende freundschaftliche Umgang zwischen Goethe und Wieland deutlich. Die durch den Gutskauf wieder hergestellte räumliche Nähe zu Wieland erwähnt Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1798: Hieraus 〈dem Gutskauf〉 entstand mir auch eine nachbarliche Gemeinschaft mit Wielanden, welcher freilich tiefer in die Sache gegangen war, indem er Weimar völlig verließ und seinen Wohnort in Oßmannstedt aufschlug. (WA I 35, 81.) Goethe war 1798 sechsmal in Oberroßla und machte dabei und in späteren Jahren immer wieder bei Wieland Station (vgl. Doebber, Ober-Roßla, 215). Sophie von La Roche schildert ein solches Zusammentreffen im ländlichen Idyll am 21. Juli 1799: Goethe kam nach Oßmannstedt, „freundlich die Mittagssuppe mit uns zu theilen – mir war äußerst schätzbar, ihn und Wieland wie zwei verbündete Genies, ohne Prunk oder Erwartung, mit dem traulichen Du der großen Alten sprechen zu hören.“ (BuG 4, 517.) – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nur dieser eine Brief Goethes an Wieland im Konzept überliefert, ebenso nur ein Brief Wielands an Goethe vom 22. Juni (vgl. RA 2, Nr 1356). 151,6 Meinen lieben Herrn Bruder in Apoll und Genossen in Ceres] Scherzhafte Anrede, die mit Erwähnung des griechischen Gottes der Künste und der

328

BRIEF 119

römischen Göttin des Ackerbaus auf zwei gemeinsame Interessenschwerpunkte Goethes und Wielands anspielt: Kunst und Gutsbesitz. In seiner Antwort greift Wieland den humorvollen Ton auf und erwähnt noch die antiken Naturgötter „Vertumnus und Flora, Ceres und Pomona, Pan und Sylvanus mit allen ihren Nymfen, den mächtigen Gott der Gärten nicht ausgeschlossen“ (WB 14 I, 308), um Goethe Glück zu wünschen. 151,7 daß ich in Oberroßla angelangt bin] Goethe war am 21. Juni von Jena nach Oberroßla gekommen (vgl. GT II 1, 251). Oberroßla liegt etwa 3 km von Oßmannstedt entfernt. 151,8 Hufe] Landbesitz, Anwesen (vgl. GWb 4, 1413; vgl. zu 65,2). 151,10–11 aus Euro Pallästen in unsere Hütten zu begeben] Scherzhaft-feierliche Anrede in der zweiten Person Plural, die Wieland in seiner Antwort ebenfalls übernahm. Goethe und Wieland duzten sich gewöhnlich (vgl. Schöne, Briefschreiber Goethe, 473f.). – Wieland besaß mit dem Erwerb des Rittergutes in Oßmannstedt laut Kaufvertrag „die aus zwey Flügeln bestehenden Schloßgebäude, nebst den daran befindlichen Nebengebäuden“ (WB 13 II, 476) sowie große Ackerflächen, Wiesen und Wald (vgl. ebd., 476–481), die sich jedoch größtenteils nicht in bestem Erhaltungszustand befanden. Goethes Gut in Oberroßla hatte eine wesentlich bescheidenere Größe: Das Hauptgebäude war umgeben von (zum Teil ähnlich wie im Fall Wielands) sanierungsbedürftigen Wirtschaftsbauten. 151,11–12 mit einem juristisch-oekonomischen, frugalen Mahl] Das Mittagessen am Samstag fiel wahrscheinlich ähnlich üppig aus wie die von Christiane Vulpius in ihrem Brief vom 18. Juni aufgelistete Menüfolge, die für den Freitag vorgesehen war (vgl. RA 2, Nr 1345). Eine ausführliche Liste der Ausgabe, bey der Uebergabe des Oberroßlaer Guths (H: GSA 30/50, Bl. 20) gibt weiter Auskunft über die reiche Auswahl an Fisch, Fleisch, Geflügel, Kuchen und Getränken (vgl. ebd.). 151,13–15 die liebe Frau und wer uns noch 〈…〉 bestens eingeladen] Wieland kündigte in seinem Antwortbrief seine „Hausfrauen“ (WB 14 I, 309) an, d.h. seine Frau Anna Dorothea Wieland sowie seine Töchter Amalia Augusta Liebeskind und Maria Carolina Friederica Schorcht. 151,16 einer günstigen Antwort] Wieland antwortete noch am gleichen Tag und nahm die Einladung an.

JUNI 1798

119. An Christiane Vulpius

329

Oberroßla, 22. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 96. – 1 Bl. 19,5 × 28(–28,2) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 193, Nr 3824 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 22.? Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1355). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Ab 24. Juni 1798 hielten sich wieder beide in Weimar auf. 151,19–20 ich habe mir vorgenommen mich nicht zu ärgern] Bereits im Brief vom 17. Juni an Christiane Vulpius hatte Goethe ähnlich formuliert (vgl. zu 141,1–2). 151,21–22 außer den Kleinlichkeiten 〈…〉 ist nichts 〈…〉 vorgekommen] Goethe hatte noch am 22. Juni Einige Bemerkungen zur heutigen Uebergabshandlung (H: GSA 30/39, Bl. 84) anfertigen lassen, in denen er strittige Punkte zwischen ihm und der Pächterfamilie Hofmann vermerken ließ (vgl. ebd., Bl. 84–85). Es ging darin vor allem um die Reparaturbedürftigkeit von Wohnhaus, Scheune und Ställen, das ungenaue und unvollständige Inventarium sowie die auf dem Gut verbleibenden Vorräte an Futter, Dünger und Sämereien. Goethe verlangte eine genaue Einsicht in die Wirtschaftsverhältnisse der Pächterfamilie und bestand auf einer Trennung der zwei Güter der Hofmanns (vgl. ebd., Bl. 84). 151,22–152,1 Dagegen erhält Fischer sehr schönes Inventarium-Vieh] Beim ersten Teil der Gutsübergabe am 22. Juni hatte Rühlmann vor der Schätzung des Viehbestands angegeben, dass die Pächterfamilie Hofmann „bereits eine Separation vorgenommen“ (H: GSA 30/42, Bl. 8) habe, „und nur soviel dagelassen, als sie pro Inventario übergeben wolle, hätte auch, dem Vernehmen nach, neuerlich erst Vieh angekauft“ (ebd., Bl. 9). Daraufhin wurde von der Kommission entschieden, dass zwölf Kühe aus dem gesamten Viehbestand der Pächterfamilie ausgewählt werden durften (zur ausführlichen Beschreibung der milchenden Kühe und der Anzahl ihrer Kälber vgl. ebd., Bl. 11–12). Die Schafherde wurde aus acht Hammeln, sieben Jährlingen und fünf Schafen zusammengestellt (vgl. ebd., Bl. 20). Goethe als dem neuen Besitzer stand außerdem ein junges und ein altes Pferd zu, wobei das junge Pferd als nicht brauchbar eingestuft wurde und ersetzt werden musste. In Goethes Besitz gingen schließlich ein neunjähriges und ein zwölfjähriges Pferd über (vgl. ebd., Bl. 11). Des Weiteren kamen noch „eine Zucht-Sau“ (ebd., Bl. 12), „zwey Zucht Gänße, Ein Hauß Hahn und 13. Stück Hühner und Zwey Flüge Tauben“ (ebd.) hinzu.

330

BRIEF 120

152,2 zu meinem und seinen Nutzen] Hier ist wahrscheinlich die Verhandlung über den Verbleib des Strohs, Heus und des Düngers auf dem Gut gemeint: Während die Pächterfamilie Hofmann dies alles für sich reklamiert und bereits auf ihr Gut gebracht hatte, wurde schließlich verfügt, dass 3⁄5 des geernteten Heus und Strohs gegen eine Vergütung auf dem Gut zu verbleiben habe (GSA 30/42, Bl. 16–18). Schüttenstroh wurde „aus Gefälligkeit“ (ebd., Bl. 18) trotz der dürftigen Ernte „gegen eine Vergütung à 3 rthlL. 12 gL p Schock“ (ebd.) an den neuen Pächter abgegeben. 152,3 Die Gegenwart des H Landkammerrath Rühlemann] Dem Protokoll der Übergabe (GSA 30/42) ist zu entnehmen, dass Rühlmann bei der Expedition des Gutes immer wieder auf Missstände hinwies, die durch unrechtmäßiges Verhalten der Hofmannischen Erben entstanden waren. Daraufhin erfolgte stets eine Anhörung der Gegenpartei und eine erneute Prüfung des Sachbestandes durch die Taxatoren. Das Urteil fiel in den meisten Fällen zugunsten des Rühlmann’schen Votums aus (vgl. dazu Nr 111). 152,5 Hofadvocat Schenk] Der Hofadvokat und Amtsaktuar Johann Friedrich Wilhelm Schenck (vgl. zu 142,10). 152,5–6 kannst du mir wieder antworten] Ein Antwortbrief ist nicht bekannt, da es einen Tag später zum Wiedersehen in Weimar, verbunden mit einem längeren Aufenthalt, kam (vgl. zu 150,21). 152,6–7 daß ich morgen Abend komme] Goethe plante, sich heimlich mit Christiane Vulpius in Weimar zu treffen, um danach wieder nach Jena zurückzukehren. 152,7 hinten den Garten] Die zur Ackerwand hinausgehende Gartentür. 152,7–8 ich lasse Geisten durch die Stadt fahren] Goethes Diener und Schreiber Ludwig Geist sollte damit Goethes Aufenthalt in Weimar vertuschen. 152,8 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12).

120. An Friedrich Schiller

Weimar, 24. Juni 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 135–136. – Doppelblatt 19,1 × 22,7(–23,1) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 153,4 lyrischenm. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 218–220, Nr 469a. WA IV 13 (1893), 193–195, Nr 3825 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220).

JUNI 1798

331

BEIL AG EN

1) Abschrift einer altfranzösischen Romanze (vgl. zu 152,19). 2) Manuskript von Goethes Dramenfragment „Elpenor“ (vgl. zu 152,21–22). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am 25. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1358). Postsendungen: 24. Juni 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 3, Bl. 18v). 152,10 mich von Jena entferne] Nach seinem mehrwöchigen Aufenthalt in Jena war Goethe am 21. Juni nach Oberroßla gefahren, um dort am 22. und 23. Juni an der Übergabe seines im März 1798 erworbenen Guts teilzunehmen (vgl. GT II 1, 251). Von dort aus hatte er sich am Abend des 23. Juni nach Weimar begeben. 152,10–11 einer andern Polarität] Anspielung auf die magnetischen Versuche, die Goethe gemeinsam mit Schiller in den Tagen zuvor unternommen hatte (vgl. GT II 1, 251; vgl. zu 157,4–5). Die Bedeutung von Schillers Anteilnahme an diesen Versuchen betonte Goethe auch gegenüber Wilhelm von Humboldt (vgl. Nr 138). 152,12 mehr als Eine Veranlassung nach Weimar zurück zu kehren] Goethe hatte ursprünglich geplant, zunächst Christiane Vulpius heimlich in Weimar zu besuchen und anschließend nach Jena zurückzukehren (vgl. 150,21). Stattdessen blieb er bis zum 6. Juli in Weimar. Neben der Erwartung der Rückkehr von Herzog Carl August empfing er Besuche von Alexander Nikolaus Scherer und Louise von Göchhausen (vgl. EB 67; GT II 1, 251f.). Am 26. Juni schloss Goethe den endgültigen Pachtvertrag zum Gut von Oberroßla ab. 152,13 des Herzogs Ankunft] Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach hatte seinen mehrwöchigen Kuraufenthalt in Ruhla beendet und befand sich auf der Rückreise nach Weimar. Über deren Stationen war Goethe durch Christian Gottlob Voigts Brief vom 21. Juni informiert (vgl. RA 2, Nr 1354). Zur tatsächlichen Ankunftszeit des Herzogs in Weimar siehe unten. 152,15 wieder bey Ihnen] Vom 6. bis 9. Juli hielt sich Goethe wieder in Jena auf (vgl. GT II 1, 252f.) 152,16 alles in Jena zurück geblieben] Entgegen seinem ursprünglichen Plan, von Oberroßla direkt wieder nach Jena zurückzukehren, war Goethe am Abend des 23. Juni über Oßmannstedt nach Weimar gefahren (vgl. Nr 117). 152,19 die französische Romanze] Wahrscheinlich die Abschrift einer altfranzösischen „Romance“, der literarischen Vorlage für Goethes Ballade „Der Müllerinn Verrath“. Goethe hatte sein Gedicht am 16. Juni vollendet (vgl. GT II 1, 250). Es wurde in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht (S. 116–119; abgedruckt als Beilage von Nr 147). Die Beilage ist nicht überliefert. – Die „Romance“ ist Teil der von einem unbekannten Autor stammenden Novelle „La folle en pèlerinage“, die 1789 durch den Gothaer Bibliothekar Heinrich

332

BRIEF 121

August Ottokar Reichard in seiner Monatsschrift „Cahiers de lecture“ veröffentlicht worden war (Bd 1, H. 2, S. 121–141, Text der „Romance“ S. 128–130). Reichard hatte die Erzählung dem Band „Nouvelles Folies sentimentales, ou Folies par amour“ (Paris 1786, S. 87–120) entnommen. Das Werk hatte unter Goethes Zeitgenossen großes Interesse gefunden (vgl. zu 180,12–13). Eine frühe Fassung von Goethes Gedicht entstand im Herbst 1797 auf der Schweizer Reise (vgl. Goethe an Schiller, 10. November 1797; WA IV 12, 355 und Inventare 2 I, 434). 1807/08 bearbeitete Goethe die Erzählung „La folle en pèlerinage“ vollständig (vgl. GT III 1, 354), wobei er die darin enthaltene „Romance“ nach der Originalvorlage übersetzte. Goethes Novelle erschien Ende 1808 unter dem Titel „Die pilgernde Thörinn“ in Cottas „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1809“ (S. 252–266). 1821 nahm Goethe die Erzählung in seinen Roman „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ auf (vgl. Norbert Oellers: Goethes Novelle „Die pilgernde Thörinn“ und ihre französische Quelle. In: GJb 102 [1985], 88–104; FA/ Goethe I 10, 864–878). 152,20 nicht in der Nähe] Goethe hatte die Ballade „Der Müllerinn Verrath“ als eine freie Nachdichtung der „Romance“ während seines Aufenthalts in Jena am 16. Juni vollendet (vgl. GT II 1, 250; vgl. Beilage zu Nr 147). 152,20 artige Tournüren] Franz. tournure: Wendung, Einkleidung; ‚artig‘ hier im Sinne von ‚gefällig, angenehm, interessant‘ (vgl. GWb 1, 841). 152,21–22 beyliegende Manuscript] Goethes Dramenfragment „Elpenor. Ein Schauspiel“. Goethe hatte das in rhythmischer Prosa verfasste Werk im August 1781 begonnen und im Februar 1783 fortgeführt, dann aber unvollendet liegengelassen (vgl. GB 4 II, zu 313,11–12; EGW 3, 425–434). Bei der an Schiller als Beilage übersandten Handschrift handelt es sich sehr wahrscheinlich um die 1784 geschaffene Abschrift des ersten Akts sowie von Teilen des zweiten Akts von der Hand Christian Georg Vogels (GSA 25/W 1253; vgl. WA I 11, 368–396). Zu Schillers folgender Einschätzung vgl. zu 153,24–25. Das Fragment wurde 1806 von Friedrich Wilhelm Riemer in Versform gebracht und unter dem Titel „Elpenor. Ein Trauerspiel. Fragment“ in der Ausgabe von „Goethe’s Werken“ (Bd 4. Tübingen 1806, S. 315–360) erstmals veröffentlicht. 152,25 Nativität] Von lat. nativitas: Geburt, „die Bestimmung der künftigen Schicksale eines Menschen aus dem Stande der Gestirne in seiner Geburtsstunde. Einem die Nativität stellen, diese Schicksale daraus berechnen.“ (Adelung 3, 440.) Zur Bedeutung astrologischer Konstellationen vgl. zu 65,1. 152,26 Meine Geschäffte 〈…〉 in Roßla] Das im März 1798 erworbene Gut war am 22. Juni an Goethe übergeben und am folgenden Tag mit einem Mittagessen für geladene Gäste gefeiert worden (vgl. GT II 1, 251). 152,27 meine Assistenten] Gemeint sind die am Erwerb des Guts sachverständig mitwirkenden Personen, darunter Regierungsrat Friedrich Heinrich Gotthelf Osann, Landkammerrat Johann August Bernhard Rühlmann und Goethes Bau-

JUNI 1798

333

verwalter Georg Christoph Steffany. Alle drei hatten an der Übergabe des Guts teilgenommen. Die Ausrichtung des Mittagessens hatte in den Händen von Christiane Vulpius gelegen. 153,1–2 Mitwoch oder Donnerstag wird unser Herzog 〈…〉 verweilen.] Nach Christian Gottlob Voigts Mitteilung vom 21. Juni plante Herzog Carl August, am Dienstag, dem 26. Juni, von Weißenstein abreisen zu wollen, um voraussichtlich „Mittwochs in Weimar zu sein“ (Goethe-Voigt2 2, 81; vgl. RA 2, Nr 1354). Tatsächlich traf der Herzog am Mittwoch, 27. Juni, um Mitternacht in Weimar ein (vgl. FB 1798, S. 110). Er reiste am 7. Juli nach Berlin (vgl. ebd., S. 117; RA 2, Nr 1368). 153,3–4 empfangen mich 〈…〉 mit etwas lyrischen] Möglicherweise verbindet Goethe hier die Aussicht auf eine baldige Rückkehr nach Jena mit der Hoffnung auf weitere Beiträge Schillers zum geplanten „Musen-Almanach für das Jahr 1799“, an dem beide in diesen Tagen arbeiteten (vgl. Nr 121). In seinem Antwortbrief kündigte Schiller an: „Ich habe heute den Wallenstein aus der Hand gelegt und werde nun sehen, ob der lyrische Geist mich anwandelt.“ (NA 29, 243.) 153,5–6 Das zwölfte Stück der Horen habe ich 〈…〉 noch nicht erhalten] Die Exemplare des 12. Stücks der „Horen“ 1797 waren am 12. Juni bei Schiller in Jena eingetroffen (vgl. Schillers Kalender, 92). Aus dieser Sendung belieferte Schiller einzelne „Horen“-Mitarbeiter wie Goethe (vgl. die Liste der „Horen“-Empfänger in Schillers Schreibkalender, GSA 83/582, Bl. 31v). 153,6 Botenfrauen] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 153,8–9 den seligen Hintritt dieser Göttinnen] Gemeint sind die drei Horen Eunomia, Dice und Eirene, die Namensgeberinnen von Schillers Zeitschrift „Die Horen“, die mit dem Erscheinen des 12. Stücks 1797 eingestellt worden war (vgl. zu 40,1–2). 153,11 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 153,14 Wieland war in Oberroßla sehr munter.] Auf Einladung Goethes hatte Christoph Martin Wieland an dem am 23. Juni in Oberroßla gegebenen Mittagessen teilgenommen (vgl. Nr 118). Anschließend hatte sich Goethe mit Wieland nach Oßmannstedt begeben, um von dort nach Weimar zu fahren. 153,21 Mitwochs] 27. Juni (vgl. Nr 121).

121. An Friedrich Schiller

〈Weimar, 27. Juni 1798〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der vorliegende undatierte Brief wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit am 27. Juni 1798 geschrieben. Die bislang geltende Datierung auf den 28. Juni wurde damit begründet, dass die im Brief angekündigte Ankunft des Herzogs Carl August in

334

BRIEF 121

Weimar an diesem Tag erfolgt sei (vgl. WA IV 13, 402; NA 37 II, 405). Tatsächlich traf der Herzog aber bereits am Vorabend in Weimar ein, wie der entsprechende Eintrag im Hoffourierbuch vom 27. Juni bestätigt: „heute Nacht 12 Uhr kahmen DurchL. Herzog von Eisenach mit sämmtL: S u i t e wiederum hier an!“ (FB 1798, S. 110). Durch Christian Gottlob Voigts Mitteilung vom 21. Juni war Goethe über diesen Termin informiert: „Dienstags geht man zurück, um, si Dis placet, Mittwochs in Weimar zu sein.“ (Goethe-Voigt2 2, 81; vgl. RA 2, Nr 1354.) Eine Datierung des Briefs auf Mittwoch, den 27. Juni, ist auch aus Gründen von Goethes und Schillers Schreibgewohnheiten plausibel. So schrieb Schiller seine Briefe an Goethe in der Regel an seinen Posttagen, am Dienstag und Freitag, so dass sie jeweils am folgenden Mittwoch- und Samstagmorgen bei Goethe eintrafen. Dem folgend hatte Goethe in seinem Brief vom Sonntag, dem 24. Juni, angekündigt, sich – wie gewohnt – Mitwochs wieder bei Schiller zu melden (vgl. Nr 120). Für diesen Tag verzeichnet Schillers Kalender auch den Erhalt eines entsprechenden Briefs, bei dem es sich um den vorliegenden handelt (vgl. Schillers Kalender, 93). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 139–140. – Doppelblatt 16,6(–16,9) × 20,8 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 am linken unteren Blattrand egh. Bleistiftvermerk: 1798. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 223–226, Nr 470a. WA IV 13 (1893), 195–197, Nr 3826. BEIL AG EN

1) Zwei Gedichte von August Wilhelm Schlegel (vgl. zu 154,5). 2) Gedichte (vgl. zu 154,10). 3) Brief (vgl. zu 154,14). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 25. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1358). – Schiller antwortete am 28. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1360). 153,24–25 daß Elpenor von mir sey] Goethe hatte am 24. Juni das Manuskript seines frühen Prosafragments „Elpenor. Ein Schauspiel“ an Schiller übersandt, ohne einen Hinweis auf den Verfasser zu geben (vgl. zu 152,21–22). Schiller hatte daraufhin im Bezugsbrief neben einer Einschätzung des Werks auch um den Namen des Autors gebeten. Auf Goethes Enthüllung reagierte Schiller „wirklich überrascht“ (NA 29, 249). 153,27 ohngefähr 16 Jahre] Goethe hatte die Dichtung 1781 begonnen und 1783 fortgesetzt, dann aber abgebrochen (vgl. GB 4 II, zu 313,11–12; EGW 3, 425–434).

JUNI 1798

335

153,28 nahm sie aber bald in Aversion] Von franz. ‚prendre quelque chose en aversion‘: etwas nicht leiden können, Abneigung entwickeln. – In seinem Antwortbrief äußerte Schiller die Bitte, Goethe möge das Werk als Zeugnis „für die Geschichte Ihres Geistes und seine Perioden 〈…〉 in Ehren“ (NA 29, 249) halten. 153,28–154,1 seit 10 Jahren 〈…〉 nicht wieder angesehen] Anlässlich der Planungen zu einer Gesamtausgabe seiner Schriften im Verlag von Georg Joachim Göschen hatte Goethe diesem in seinem Brief vom 28. oder 29. Juni 1786 vorgeschlagen, das Fragment im sechsten Band der Ausgabe zu veröffentlichen (vgl. GB 6 I, 206,36), es später aber wieder ausgeschlossen. Das Fragment wurde 1806 in einer Bearbeitung von Friedrich Wilhelm Riemer unter dem Titel „Elpenor. Ein Trauerspiel. Fragment“ in der Ausgabe von „Goethe’s Werken“ (Bd 4. Tübingen 1806, S. 315–360) erstmals veröffentlicht. 154,5 zwey kleine Gedichte von Schlegel] August Wilhelm Schlegels Gedichte „An Friederike Unzelmann. als Nina“ und „Der neue Pygmalion / An Iffland“ erschienen im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 73 und 144). Schlegel hatte sie mit seinem Brief an Goethe vom 20.(?) Juni Caroline Esperance Marianne Meyer mitgegeben, die am 26. Juni in Weimar eingetroffen und an diesem und den beiden folgenden Tagen Gast im Hause Goethes war (vgl. GT II 1, 251). Die an Schiller übersandten Blätter sind nicht überliefert. 154,6 als Manuscript anzusehen] Beide Gedichte lagen in gedruckter Form als Einzelblattdruck vor, was Schiller in seinem Antwortschreiben auch monierte: „Wenn mir Schlegel noch etwas bedeutendes für den Almanach bestimmen will, so habe ich gar nichts gegen die Einrückung dieser Gelegenheitsverse. Sollen Sie aber sein einziger Beitrag seyn, den er nicht einmal ausdrücklich dafür schickt, so könnte es das Ansehen haben, als wenn wir nach allem griffen, was von ihm zu haben ist, und in dieser Noth sind wir nicht.“ (NA 29, 249.) Tatsächlich lieferte Schlegel noch die beiden weiteren Gedichte „Kampaspe“ (S. 86–89) und „Lebensmelodien“ (S. 111–115). Zu Schlegel als Beiträger des „Musen-Almanachs“ vgl. zu 144,15–16, zu Schillers Auseinandersetzung mit Friedrich Schlegel vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 131. 154,8 Gedichte an bestimmte Personen] Für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ sah Goethe die Veröffentlichung seiner der verstorbenen Schauspielerin Christiane Becker geb. Neumann gewidmeten Elegie „Euphrosyne“ vor (S. 1–13; vgl. zu 138,1). 154,10 andern Gedichte] Wahrscheinlich handelte es sich um jene vier Gedichte Ludwig Tiecks, die August Wilhelm Schlegel seinem Brief an Goethe vom 10. Juni beigelegt hatte (vgl. zu 144,23) und für die sich Goethe später beim Autor bedankte (Nr 132). Schiller, der sich eines Kommentars enthielt, veröffentlichte sie im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“: „Herbstlied“ (S. 26f.), „Kunst und Liebe“ (S. 36f.), „Auf der Reise“ (S. 42–44) und „Der neue Frühling“ (S. 48–51).

336

BRIEF 122

154,14 Brief] Nicht ermittelt. Der Brief dürfte in den Tagen zuvor bei Goethe eingegangen und die Absicht des Schreibers enthalten haben, nach Weimar zu kommen. NA 37 II, 406f. vermutet Johann Isaak Gernings Brief an Goethe vom 20. Juni (vgl. RA 2, Nr 1350), doch rechtfertigen weder die freundschaftliche Verbindung Goethes zu Gerning noch der Inhalt von dessen Brief Goethes vorliegende Einschätzung. 154,21 Heute kommt unser Herzog.] Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach kehrte am Abend des 27. Juni nach einem mehrwöchigen Kuraufenthalt in Ruhla aus Eisenach zurück. Über seine bevorstehende Ankunft war Goethe durch Christian Gottlob Voigt informiert (vgl. zu 153,1–2). 154,21–22 wie lange er hier bleibt] Herzog Carl August reiste am 7. Juli nach Berlin (vgl. FB 1798, S. 117). 154,22 bey Ihnen] Vom 6. bis 9. Juli hielt sich Goethe wieder in Jena auf (vgl. GT II 1, 252f.). 154,23 in Roßla] Goethe weilte am 2. und 3. Juli auf seinem Gut in Oberroßla zur Regelung von Bauangelegenheiten (GT II 1, 252). Zu diesen gehörten neben notwendigen Reparaturmaßnahmen auch der Verbleib der Branntweinbrennerei (vgl. Nr 125). 154,27–29 Versuch die Gesetze magnetischer 〈…〉 1798.] Der in Kirchheim und Sulz tätige Arzt Karl August Eschenmayer stand der Naturphilosophie Schellings nahe und mit dem Philosophen in Verbindung. Auf welchem Wege Goethe das Werk erhielt und ob er es mit nach Jena nahm, ist nicht ermittelt. 154,30 Werkstete] Vermutlich Schreibversehen für ‚Werkstätte‘, wie es bereits im Erstdruck korrigiert wurde. 154,33–155,1 Aufstellen der Phänomene 〈…〉 noch in der Hand ist] Zu Goethes Aufsatz „Das reine Phänomen“ vgl. zu 25,15. 155,5–6 Titel Propyläen] Der Titel der geplanten Kunstzeitschrift war zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden (vgl. zu 124,1). Schiller hatte sie Cotta am 29. Mai zunächst unter dem Titel „Der Künstler“ angekündigt (vgl. NA 29, 240). Auf den hier vorgestellten Vorschlag Johann Heinrich Meyers reagierte Schiller in seinem Antwortbrief verhalten: „Meiers Vorschlag wegen der P r o p y l ä e n als Titel läßt sich schon hören. Meine Gründe dagegen wißen Sie, und wenn dadurch für die Sache was kann gewonnen werden, so kommen sie in keine Betrachtung.“ (NA 29, 250.) Endgültig wurde der Titel „Propyläen“ erst im Juli 1798 entschieden (vgl. zu 179,22). – Als Propylon (von griech. P  , Plural

 : Vorhof, Vorhalle) wird der Torbau bezeichnet, der die griechischen Heiligtümer umgrenzte. Architektonisch besonders bedeutsam waren die unter Perikles erbauten Propyläen der Akropolis von Athen. Goethe erläuterte ihre symbolische Bedeutung in einer dem ersten Stück der Zeitschrift vorangestellten Einleitung: „Stufe, Thor, Eingang, Vorhalle, der Raum zwischen dem Innern und Aeussern,

337

JUNI 1798

zwischen dem Heiligen und Gemeinen kann nur die Stelle seyn, auf der wir uns mit unsern Freunden gewöhnlich aufhalten werden“ (S. III). 155,7 eimal] Schreibversehen für ‚einmal‘.

122. An Friedrich Schiller

Weimar, 30. Juni 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 143. – Doppelblatt 19(–19,2) × 22,8(–23) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Nachsatz (156,18–19 Hierbey das 〈…〉 alt.), Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 156,5–6 |(|Die Cautel 〈…〉 abwarten.|)| (vgl. E1). E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 228–230, Nr 472 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 99f., Nr 482. WA IV 13 (1893), 198f., Nr 3827. BEIL AG E

Goethes Gedicht „An meine Lieder“ (vgl. zu 156,18). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 28. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1360). – Schillers Antwortbrief unterblieb, da Goethe ankündigte, am Mittwoch, dem 4. Juli, nach Jena kommen zu wollen (vgl. zu 156,15–16). 155,10 Ihr Schreiben an Humboldt] Gemeint ist Schillers Brief an Humboldt vom 27. Juni 1798 (vgl. NA 29, 244–249). Schiller hatte Goethe eine Abschrift mit einem Auszug aus diesem Brief mitgeteilt. 155,12 diese Arbeit] Zu Humboldts Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“ vgl. zu 114,24. 155,16 kein Ve r b i n d u n g s m i t t e l] Schiller hatte in seinem Brief an Humboldt vom 27. Juni die fundamentale Kluft zwischen philosophischer Ästhetik und künstlerischer Praxis aufgezeigt: „Es ist ja überhaupt noch die Frage, ob die Kunstphilosophie dem Künstler etwas zu sagen hat. Der Künstler braucht mehr empirische und specielle Formeln, die eben deßwegen für den Philosophen zu eng und zu unrein sind; dagegen dasjenige, was für diesen den gehörigen Gehalt hat und sich zum allgemeinen Gesetze qualifiziert, für den Künstler bei der Ausübung immer hohl und leer erscheinen wird.“ (NA 29, 245.) 155,19–21 Ich stehe gegenwärtig 〈…〉 leiten wollen.] Vgl. Nr 121 sowie das Xenion „Naturforscher und Transcendental Philosophen“: „Feindschaft sey zwi-

338

BRIEF 123

schen euch, noch kommt das Bündniß zu frühe, / Wenn ihr im Suchen euch trennt, wird erst die Wahrheit erkannt.“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 244.) 155,25 das Feld der Phisik] Vgl. Nr 129. 155,26 Wir wollen ein Capitel nach dem andern durchgehen.] Vgl. Goethes Tagebucheintrag vom 8. Juli: Abends bey Schiller, magnetische Versuche. (GT II 1, 252.) 156,3–4 bisher 〈…〉 ohne mich hätte werden können] Neben der erfolgreichen Übergabe des Guts in Oberroßla dürfte sich Goethes Bemerkung auf administrative Aufgaben beziehen, die er am Nachmittag des 29. Juni durch Herzog Carl August erhalten hatte (vgl. GT II 1, 252). Zu diesen gehörten die Baumaßnahmen im Residenzschloss. 156,5 Die Cautel wegen Schlegels] Auf die Übersendung zweier bereits gedruckter Gedichte August Wilhelm Schlegels für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ hatte Schiller zurückhaltend reagiert (vgl. zu 154,6). – ‚Cautel‘ von lat. cautela: Vorsicht, hier im Sinne von ‚Vorbehalt, Vorkehrung‘ (vgl. GWb 5, 318). 156,8 Motivirung der ersten Gesänge des Tells] Den Plan zu einer epischen Darstellung der Geschichte Wilhelm Tells hatte Goethe während seiner Schweizer Reise im Oktober 1797 gemeinsam mit Johann Heinrich Meyer entworfen (vgl. GT II 1, 220 sowie Goethes Brief an Schiller vom 14. und 17. Oktober 1797; WA IV 12, 328f.). Im März 1798 hatte Goethe das Vorhaben Schiller in Jena vorgestellt (vgl. 80,29 und GT II 1, 238, 240), es dann aber zunächst nicht weiter verfolgt. Goethe überließ den Stoff später Schiller, der ihn dramatisch bearbeitete (vgl. „Tag- und Jahres-Hefte“ für 1804; WA I 35, 182–185). 1806 nahm Goethe sein Vorhaben eines epischen Tell (GT III 1, 196) noch einmal auf. – ‚Motivierung‘ hier im Sinne einer detaillierten Ausarbeitung bzw. Nuancierung der handlungslogischen Zusammenhänge (vgl. GWb 6, 348). 156,15 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 156,15–16 Wahrscheinlich bin ich Mitwoch Abend wieder bey Ihnen.] Aufgrund seiner Verpflichtungen in Oberroßla und Weimar konnte Goethe nicht am Mittwoch, dem 4. Juli, sondern erst am Freitag, dem 6. Juli, nach Jena fahren (vgl. GT II 1, 252). Er reiste in Begleitung von Christiane Vulpius und Sohn August, die vermutlich in einem Gasthof abstiegen. Goethes Unterbringung erfolgte wie gewohnt im Jenaer Schloss („den 6 sind dHL Geh rat v Göthe wieder ein logiret“; Färber-Calender 1798, Bl. 15). 156,18 das älteste was mir von Gedichten übrig geblieben] Vermutlich das um 1768/69 in Goethes Leipziger Zeit entstandene Gedicht „An meine Lieder“. Es wurde im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ unter dem Pseudonym „Justus Amman“ erstmals veröffentlicht (S. 231; vgl. Inventare 2 I, 391). Die Beilage ist nicht überliefert.

JUNI 1798

339

123. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 29. oder 30. Juni 1798〉 → 〈Ilmenau〉 DAT IERUN G

Der Brief wurde kurz nach der Gutsübergabe in Oberroßla in Weimar verfasst. Die Erwähnung der bevorstehenden erneuten Abreise des Herzogs, der am 28. Juni zurück nach Weimar gekommen war, lässt eine Datierung des Briefes auf den 29. oder 30. Juni annehmen. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 202. – 1 Bl. 16,8 × 20,8 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Rs. durch Einbindung in Handschriftenkonvolut geringer Textverlust (vgl. 157,6; 157,14); Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „234“, in der Mitte Datierungsvermerke mit Bleistiftstreichungen, Tinte: „Nov“, Bleistift: „1800 / zwischen Juni u July. / 1798.“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N. 1 1 8.“; S. 2 Streichung des Absatzes 157,6–9 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Handschriftenkonvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 178f., Nr 177 (Teildruck: 157,6–9 Dein Geld 〈…〉 zu bezahlen. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 199–201, Nr 3828. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Knebels vom 5. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1312) und vom 19. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1347). – Knebel antwortete am 7. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1367) und am 9. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1370). 156,20 Deine Briefe] Knebels Bezugsbriefe vom 5. und 19. Juni. 156,21–22 das kleine erstandne Gut in Besitz] Die Gutsübergabe fand in Oberroßla am 22. und 23. Juni statt (vgl. GT II 1, 251). 156,22 verschiedner Geschäffte wegen] Laut Tagebuch empfing Goethe am 24. Juni Alexander Nikolaus Scherer (vgl. GT II 1, 251). Am 26. und 27. Juni besuchte ihn Marianne Meyer (vgl. ebd.). Herzog Carl August kehrte am 28. Juni aus Eisenach nach Weimar zurück und brach am 7. Juli „den Sonnabend früh 3. Uhr 〈…〉 nach Berlin“ auf (FB 1798, S. 117), um in seiner wieder aufgenommenen Eigenschaft als preußischer General König Friedrich Wilhelm III. von Preußen zu konsultieren. Mit dem Herzog besprach sich Goethe wahrscheinlich wegen des Schlossbaus und des Theaterumbaus.

340

BRIEF 123

156,23 abermals nach Jena] Goethe reiste am 6. Juli morgens mit Christiane und August nach Jena und blieb dort vier Tage (vgl. GT II 1, 252f.). Erst ab 1. August ließ sich ein längerer, produktiver Aufenthalt in Jena (bis 16. August) realisieren (vgl. ebd., 255–257). 156,24 noch manches auszuarbeiten] Goethe hatte im Juni an den Gedichten für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ gearbeitet. Am 24. Juni schickte er an Schiller sein „Elpenor“-Fragment (vgl. zu 152,21–22) und äußerte sich am 30. Juni über das geplante „Tell“-Epos (vgl. 156,7–14). Zudem schritten die Arbeiten am ersten Stück der „Propyläen“ weiter voran. Am 11. August beendete er in Jena die allgemeine Einleitung zum ersten Stück der „Propyläen“ (vgl. GT II 1, 256). 156,25 einen Versuch] Mit dem Gedicht „Die Metamorphose der Pflanzen“ beschäftigte sich Goethe laut Tagebuch am 17. und 18. Juni (vgl. GT II 1, 250). Er vergaß jedoch, das fertige Gedicht dem Brief beizulegen, worauf ihn Knebel in seinem Brief vom 9. Juli aufmerksam machte (vgl. RA 2, Nr 1370). Goethe schickte es ihm mit seinem nächsten Brief vom 16. Juli zu (vgl. zu 168,5). 156,25–26 wo nicht poetisch] Anspielung auf Knebels Arbeit an der Übersetzung des Lehrgedichts von Lukrez, „De rerum natura“, das 1821 in zwei Bänden unter dem Titel „Von der Natur der Dinge“ erschien (vgl. Ruppert, Nr 1405). 156,27–28 indem du es mit der Lucretischen Art vergleichst] Knebel plante zu dieser Zeit noch, das erste Buch der drei Bände umfassenden Ausgabe Ostern 1799 zu veröffentlichen (vgl. RA 2, Nr 1367). 156,28 bald deine Gedanken darüber] In seinem Brief vom 18. Juli geht Knebel kritisch auf das Gedicht ein (vgl. RA 2, Nr 1388). 157,1 nebst noch verschiednen Andern] Neben „Die Metamorphose der Pflanzen“ (S. 17–23) enthielt der „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ noch zwölf weitere Gedichte Goethes (vgl. zu 148,13–14). 157,1 für den nächsten Musenalmanach] Knebel erhielt mit Goethes Brief vom 31. Dezember 1798 ein Exemplar des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ (vgl. zu 276,18). 157,3 die Eisenkörper] Zur Bestellung der Eisenmodelle, die Goethe für magnetische Experimente benötigte, vgl. zu 111,22. Knebel hatte in seinem Brief vom 5. Juni bereits versprochen, Goethe sogleich zu benachrichtigen, wenn die vier Modelle fertig seien, was sich aber verzögerte (vgl. RA 2, Nr 1347). Am 9. Juli wurden schließlich vier Stück Eisenkörper an Knebel durch Johann Friedrich Herrleb geschickt (vgl. RA 2, Nr 1372) und mit der von Herrleb auf den 10. Juli datierten Rechnung wahrscheinlich gleich weiter an Goethe gesandt (vgl. RA 2, Nr 1370). 157,4–5 die magnetischen Phänomene nach meiner Art] Am 19. Juni war laut Goethes Tagebuch bei Schillers abends über die magnetischen Kräffte (GT II 1, 251) gesprochen worden, mit Vortrag der Phänomene (ebd.). Am

JUNI 1798

341

20. Juni konzipierte Goethe ein Neues Schema der magnetischen Phänomene (ebd.), das er Schiller zu Studienzwecken überließ. Ende Juni arbeitete Goethe an der hier erwähnten (nicht überlieferten) Zusammenstellung, bei der es sich wohl um eine Schematisierung handelte, wie sie Ende des 18. Jahrhunderts häufig in der Naturforschung und -philosophie zur Anwendung kam, um, etwa in Tabellenform oder in einer nummerierten Übersicht einen Gegenstand klar und strukturiert zu präsentieren und verschiedene Phänomene in Analogie zueinander zu bringen (vgl. LA II 1B, 1163 und 1181). Die hier erwähnte Zusammenstellung war wohl Vorarbeit zur Tabelle „Physische Wirkungen“ (LA I 11, nicht paginierte Tabelle zwischen 40 und 41 sowie 41–44) oder zur Übersicht „Magnet 1799“ (ebd., 46–48). 157,6 Dein Geld] In Goethes Rechnungsbelegen ist eine Quittung zu diesem Geldtransfer erhalten: Der Rentkommissar Johann Adolf Herzog bestätigt, „ein versiegeltes paquet mit 250 rL. – so an den HL. Major von Knebel abgegeben werden soll“ am 24. Juni noch nicht übergeben zu haben, „indem gedachter HL. Major anheüt nicht zu Hauß anzutreffen“ gewesen sei. Herzog versicherte jedoch, dass das Geld „morgen den Montag so gleich an dieselben gehörig abgegeben“ (GR/Belege 1798, 6, Bl. 11) werde. 157,6–7 wieder durch Ortmann spedirt] Christian Gottfried Theodor Ortmann war Kammerbeamter in Weimar und seit 1789 als Kassierer tätig. Aus der Empfangsbestätigung (vgl. vorangegangene Erläuterung) geht hervor, dass Ortmann das Geld dem „Sohn des Fluß Both Langbeins“ (nicht ermittelt) übergeben hatte, dieser wiederum brachte es dem Ilmenauer Rentkommissar Johann Adolf Herzog, der es schließlich Knebel übermittelte (vgl. GR/Belege 1798, 6, Bl. 11). 157,7 der beste Weg] Vgl. Goethes Brief mit Vorschlägen zur Vereinfachung des Geldtransfers, Nr 56. 157,8 kleinen Trinkgelder] Für die den Auftrag ausführenden Kammerboten Christian Gottfried Theodor Ortmann und Johann Adolf Herzog. – Knebel hatte am 5. Juni geschrieben, er habe in Weimar keine ausstehenden Rechnungen, abgesehen von „den kleinen Geschenken für die beyden Kammerbothen“ (H: GSA 28/494, Bl. 18). 157,8–9 die Eisenkörper zu bezahlen] Die Kosten für „4 Stück von Eisen gegossene Model Stücke“ mit „Schleif und Fuhrlohn bis Ilmenau“ beliefen sich auf 1 Reichstaler, 18 Groschen (H: GSA 28/22, Bl. 306; vgl. RA 2, Nr 1372). Knebel schickte sie wahrscheinlich mit seinem Antwortbrief vom 9. Juli an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1370). 157,11 die Resultate nächstens] An Knebel schickte Goethe in diesem Jahr an weiteren eigenen Werken lediglich „Der Müllerinn Verrath“ (vgl. Beilage zu Nr 147) und das erste Stück der „Propyläen“ (vgl. zu 231,16). Wahrscheinlich hatte er noch die Niederschrift eines Gedichts über magnetische Phänomene im Blick sowie die Arbeit am „Achilleis“-Epos.

342

BRIEF 124

157,13–14 daß ich unsern guten Holzschuer in Weimar versämte] Knebels Freund, der aus einer Nürnberger Patrizierfamilie stammende Johann Carl Siegmund von Holzschuher, war im Juni 1798 in Weimar gewesen und anschließend zu Knebel nach Ilmenau gereist. Knebel hatte in zwei Briefen an Goethe darüber berichtet (vgl. RA 2, Nr 1306; RA 2, Nr 1347). Goethe hatte ihn bei seinem Aufenthalt in Nürnberg im November 1797 kennen gelernt (vgl. BuG 4, 383). Holzschuhers zweiter Sohn Rudolph Siegmund studierte zu dieser Zeit in Jena. – ‚Versämte‘: Schreibversehen für ‚versäumte‘. 157,14 für seine vielfache〈n〉 Gefälligkeiten] Vgl. etwa Holzschuhers Bemühen um den Kauf eines Kupferstiches für Goethe, zu 36,23.

124. An Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz 〈Weimar, Ende Juni 1798〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Der Brief war wahrscheinlich unmittelbar nach Erhalt des auf den 27. Juni 1798 datierten Briefes von Helene Dorothea Delph (vgl. RA 2, Nr 1359) geschrieben worden. Bereits vor dem 5. Juli hatte Goethe eine Antwort von Buchholz erhalten und konnte Delph am 5. Juli zurückschreiben. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 296. – Doppelblatt 17,7 × 21 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 201, Nr 3829 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass des vorliegenden Briefes ist ein Schreiben Helene Dorothea Delphs an Goethe vom 27. Juni 1798 mit der Bitte um Unterstützung (vgl. RA 2, Nr 1359 sowie die folgende Erläuterung). – Buchholz’ Antwortbrief ist nicht überliefert. – Goethe leitete diesen am 16. Juli 1798 an Delph weiter (vgl. EB 78). Zur Person Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz’ (1734–1798) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 48. – Bergrat Buchholz betrieb seit 1773 die Weimarer Hofapotheke, bis 1799 die einzige Apotheke der Stadt, und übte darüber hinaus das Amt des fürstlichen Hof- und Amtsarztes für die drei Ämter Oberweimar, Berka und Kromsdorf aus. – Zwei Briefe Goethes an Buchholz sind überliefert, vom 〈12. September〉 1791 und der vorliegende Brief. Von Buchholz’ Briefen an Goethe sind ebenfalls zwei erhalten,

JUNI 1798

343

einer vom 4. Oktober 1782 (vgl. RA 1, Nr 166) sowie vom 15. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1477). 157,17 Man fragt bey mir nach:] Goethe hatte einen Brief von Helene Dorothea Delph, einer alten Freundin der Familie Goethe, erhalten. Darin berichtete sie vom überraschenden Tod ihres Schwagers Johann Heinrich Henking, der fünf unmündige Kinder hinterlassen habe: vier Söhne, Philipp Josef (geb. 1782), Ferdinand Christian Joseph (geb. 1784), Carl Louis (Ludwig; geb. 1787), Heinrich (geb. 1797), und eine Tochter Elisabeth (geb. 1792). Die Kinder wurden einem Vormund mit Namen Mais unterstellt (vgl. RA 2, Nr 1359). – Am 16. Juli sandte Goethe die nicht überlieferte Antwort von Buchholz an Delph (vgl. EB 78). 157,18 Er ist nahe 17 Jahre] Ferdinand Christian Joseph Henking wurde am 1. April 1784 geboren, er war also erst 14, sein älterer Bruder Philipp Josef 16 Jahre alt. Das hier angegebene Alter beruht auf der Darstellung in Helene Dorothea Delphs Brief vom 27. August 1798, in dem der Zweitälteste als „nahe 17 Jahr“ alt bezeichnet wird (H: GSA 28/277, St. 2; vgl. RA 2, Nr 1359). Im 18. Jahrhundert gehörte zur Apothekerausbildung eine vier- bis sechsjährige Lehrzeit, die üblicherweise im Alter von 14 oder 15 Jahren angetreten wurde. Ein wissenschaftliches Studium wurde nur in Preußen für ‚Apotheker Erster Klasse‘ verlangt (vgl. Georg Edmund Dann: Der Bildungsgang des preußischen Apothekers im Wandel der Zeit. Zum 125jährigen Jubiläum der „Revidierten Apothekerordnung“. In: Apotheker-Zeitung 41 [1926], Nr 81, S. 1117–1120, hier S. 1118). Die Lehrlinge erhielten Unterricht im Laboratorium, in Waren- und Arzneikunde sowie in der Botanik, gingen nach ihrer Ausbildung meist auf Wanderschaft, und schlossen dann ihre Ausbildung mit einer Prüfung ab (vgl. ebd.). 157,18 sein Vater] Der Heidelberger Hofapotheker Johann Heinrich Henking war seit 1777 Besitzer der Hofapotheke in Heidelberg, die seit 1404 in einem Haus auf dem Heidelberger Marktplatz untergebracht war und nicht nur den Hof, sondern die Heidelberger Bewohner mit pharmazeutischen Produkten belieferte (vgl. Wolfgang Caesar: Die kurfürstliche Apotheke im Heidelberger Schloß. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1993 [141], S. 374–380, hier S. 374). Henking war sechs Wochen nach seiner im Kindbett gestorbenen Frau Christine Luise am 12. März 1798 überraschend verschieden (vgl. RA 2, Nr 1359). Goethe kannte die Familie wahrscheinlich über Henkings Tante Helene Dorothea Delph. Zeugnisse für eine Begegnung zwischen beiden sind nicht überliefert. 157,20 hat ihm Haus und Apotheke hinterlassen] Helene Dorothea Delph beschreibt dies in ihrem Bezugsbrief: „Der 2te Von nahe 17 Jahr fühlt sich zur erlernung der Apodeker Wissenschaft geneigt Und diesem hat sein SeeL: Vatter hauß und Apodecke im billigsten preis Angeschlagen, so, das er dereinst sein reichliches Auskommen, in dem Vätterlichen Hauß finden wird.“ (H: GSA 28/277, St. 2.) 157,22 daß er nun von Ihnen weiter geführt werde] Buchholz lehnte wahrscheinlich mündlich bzw. in einem nicht überlieferten Brief ab. Er starb wenige Mo-

344

BRIEFE 125/126

nate später am 19. Dezember 1798. – Goethe wandte sich mit der gleichen Anfrage an Johann Bartholomäus Trommsdorff (vgl. EB 70) sowie am 26. Juli an den Apotheker Valentin Rose d. J. in Berlin (vgl. Nr 146). Henking trat schließlich zur Lehre in die väterliche Apotheke ein, wie Delph in ihrem Brief vom 20. September berichtete (vgl. RA 2, Nr 1482), wechselte dann für kurze Zeit nach Straßburg und konnte, wiederum durch Vermittlung Goethes, 1799 eine Stelle bei Johann Bartholomäus Trommsdorff in Erfurt antreten, einem ehemaligen Lehrling von Buchholz. 157,22–25 so wie daß er Kost und Logies 〈…〉 überlassen bleibt] Die hier genannten Konditionen entnimmt Goethe dem Bezugsbrief Helene Dorothea Delphs.

125. An Friedrich Heinrich Gotthelf Osann

Weimar, 5. Juli 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/46, Bl. 8, 17. – Doppelblatt 20,3 × 32,7(–33,1) cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. – In einem ursprünglich gehefteten und später aufgelösten Faszikel (73 Bl.) in einem Umschlag mit der Aufschrift: Zum Guthe in Oberroßla einschlagende Piecen; darunter mit blauem Buntstift von späterer Hd: „O.-Ross. VIII.“ E: WA IV 13 (1893), 201f., Nr 3830 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Osann antwortete am 17. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1386). 158,4–5 Brandweinbrennerey] Die Branntweinbrennerei wurde bereits unter den vorherigen Pächtern Hofmann auf dem Oberroßlaer Gut betrieben (vgl. 90,15–18). Sie war jedoch einschließlich der dazu nötigen Gerätschaften nicht Bestandteil des Inventariums von 1783 (vgl. GSA 30/45, Bl. 30–31) und musste somit nicht auf dem Gut verbleiben. Die vormaligen Pächter konnten damit nach eigenem Gutdünken verfahren (vgl. LATh – HStA Weimar, Lehnswesen A 4314, Bl. 231–232). Goethe schaffte im Oktober 1798 neue Gerätschaften an, so dass der neue Pächter die Brennerei wieder betreiben konnte. 158,7 renuncirt] Renunzieren von lat. renuntiare: verzichten (vgl. GWb 7, 424). 158,7–8 wegen des letzten Wetterschadens] Der durch ein Gewitter am 9. Juni entstandene Schaden auf den Winterfeldern (vgl. zu 149,30), wodurch der Pächter berechtigt war, eine Minderung der Abgaben zu fordern.

JULI 1798

345

158,10 nicht anzukaufen] Hier im Sinne von ‚sich durch Kauf eines Grundstückes niederzulassen‘ (vgl. Grimm 1, 590), bezogen auf Ober- und Niederroßla oder benachbarte Fluren. 158,11 Erndte und Druschregister] ‚Drusch‘ meint den Ertrag des ausgedroschenen Getreides (vgl. Grimm 2, 1460). In dieses Register sollte der Pächter die Erträge eines Jahres eintragen. – Ein unausgefülltes „Ernden und Drusch Register über das des Herrn Geheime Rath von Goethe HochwohlgebL. zugehörige und verpachtete Lehn und Freyguth zu Ober Roßla aufs Jahr von Johannis 1798 bis dahin 1799“ befindet sich unter den Gutsakten (vgl. GSA 30/46, Bl. 58–65). 158,11 Contract] Der am 26. Juni 1798 abgeschlossene Pachtvertrag mit Johann Friedrich Fischer (vgl. GSA 30/43; zum Konzept des Vertrags vgl. GSA 30/ 46, Bl. 9–16).

126. An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling

Weimar, 5. Juli 1798 → 〈Leipzig〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiearchiv; NL F. W. Schelling, Sign.: Nr 299. – Doppelblatt 18,9 × 23,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Schlussformel (160,3–5 Ew Wohlgebl ergebenster Diener) und egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 316. – 1 Bl. 17,5 × 20,6(–21) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (182 Bl.), S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Briefe / Juli, August September / 1798.; oben rechts von fremder Hd (zS), Rötel: „VIIc“; oben links mit blauer Kreide von fremder Hd (zS): „XXII“. Das Aktenfaszikel beinhaltet die eingegangenen Briefe des dritten Quartals 1798 sowie einige Antwortkonzepte Goethes. E: Plitt, Aus Schellings Leben 1 (1869), 231. WA IV 13 (1893), 202f., Nr 3831 (nach E; Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schelling antwortete am 8. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1369). Postsendungen: 5. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 22). Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854) wurde als zweiter Sohn des Vikars und Orientalisten Joseph Friedrich Schelling und seiner Frau Gottliebin Maria geb. Clees in Leonberg geboren. Von 1784 bis 1786 besuchte er die Lateinschule

346

BRIEF 126

in Nürtingen, 1786 erhielt er Unterricht im Höheren Seminar des Bebenhausener Klosters. 1790 trat er vorzeitig ins Tübinger Stift ein und begann dort sein Studium der Philosophie (bis 1792) und der Theologie. Als Hofmeister begleitete er im Folgenden die Barone Riedesel auf Reisen und ging mit ihnen 1796 zu Studienzwecken an die Universität Leipzig. Auch Schelling besuchte dort Vorlesungen in Mathematik, Physik, Chemie und Medizin. In dieser Zeit erschien sein erstes größeres naturphilosophisches Werk „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (1797). Ende 1797 ergaben sich von Jenaer Professorenseite erste Bestrebungen, Schelling an die Universität Jena zu ziehen. Der Vorschlag an den Weimarer Hof, Friedrich Immanuel Niethammer werde von der philosophischen Fakultät in die theologische wechseln und somit Platz für eine außerordentliche Professur für Schelling schaffen, scheiterte an der Ablehnung der anderen zuständigen Höfe Sachsen-Coburg, Meiningen und Gotha. Zeitgleich liefen Pläne zu einer Berufung zum ordentlichen Professor nach Tübingen, die vor allem von Schellings Vater vorangetrieben wurden. Durch den erneuten Einsatz Jenaer Professoren, wahrscheinlich vor allem Niethammers, wurde die Debatte um Schellings Berufung 1798 ein zweites Mal angestoßen. Schiller empfahl Goethe die Lektüre der „Ideen zu einer Philosophie der Natur“. Dessen Urteil fiel jedoch zunächst kritisch aus (vgl. an Schiller am 6. Januar über seine Lektüreeindrücke, 8,33–9,31). Als Schelling zu Pfingsten nach Weimar kam, ergab sich bei Schiller eine erste Begegnung mit Goethe, der mit ihm am folgenden Tag optische Experimente durchführte und über seine ersten Eindrücke begeistert an Christian Gottlob Voigt berichtete (vgl. 128,4–9). Ostern 1798 war Schellings „Von der Weltseele“ erschienen. Er ließ Goethe ein Exemplar überreichen, der es in Jena las und mit Schiller intensiv diskutierte. Mit Christian Gottlob Voigt legte Goethe dem Herzog den Berufungsvorschlag erneut vor, der von diesem am 30. Juni genehmigt wurde, ohne die Universität oder Fakultät vorab in Kenntnis zu setzen und die Entscheidung der anderen Regierungen abzuwarten. Goethe teilt seine Freude über diesen Erfolg in dem vorliegenden Brief mit, in dem er noch vor der offiziellen Benachrichtigung die Neuigkeit an Schelling übermittelte. Bevor er die Stelle antrat, hielt sich Schelling vom 18. August bis 1. Oktober 1798 in Dresden auf, wo er mit dem dort versammelten Kreis um die Schlegels verkehrte und sich diesem anschloss. Diese Gemeinschaft sollte sich im Herbst 1799 in Jena wieder zusammenfinden, verstärkt durch Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. 1798 erfolgte Schellings Ruf zum außerordentlichen Professor nach Jena, ein erster Höhepunkt in seinem akademischen Leben. Bald war er der geistige Mittelpunkt eines Kreises, dem sich u.a. der Physiker Johann Wilhelm Ritter, Gotthilf Heinrich Schubert und Henrik Steffens anschlossen. Auch Goethe wandte sich ihm intensiv zu, besonders im November 1798 sowie im September/Oktober 1799. Er war Goethes wichtigster Gesprächspartner für naturphilosophische Themen, die sich in Goethes Werken widerspiegelten, etwa im Gedicht „Weltseele“, inspiriert durch die Lektüre von Schellings „Von der Weltseele“. Auch Schelling ließ sich von Goethe inspirieren,

JULI 1798

347

etwa zu den philosophischen Knittelversen „Glaubensbekenntnis Heinz Widerporstens“ (1799). Im Januar 1799 setzte sich Goethe mit Schellings „System der Naturphilosophie“, im April 1800 mit dessen „System des transzendentalen Idealismus“, 1802 mit „Bruno oder über das göttliche und natürliche Prinzip der Dinge“ auseinander. Die Entlassung Fichtes überschattete das Jahr 1799, ließ Schelling aber doch an der Universität bleiben. Erst 1803 folgte er, zu Goethes großem Bedauern, einem Ruf zum ordentlichen Professor an die Universität in Würzburg. Das Interesse an Schellings Werken blieb bei Goethe weiterhin bestehen. Erst die Veröffentlichung von „Über die Gottheiten von Samothrake“ (1815) wurden von Goethe irritiert als Mystizismus kritisiert und im „Faust“ entsprechend karikiert. Als es zu einer Wiederberufung Schellings 1816 nach Jena kommen sollte, riet Goethe aus politischen Gründen ab. Er blieb ihm trotz allem bis zuletzt gewogen. Schellings Rede gegen die Studentenunruhen „An die Studierenden“ (1830) nahm der gealterte Goethe anerkennend wahr und lobte ihn in einem Gespräch mit Johann Peter Eckermann vom 21. Februar 1831 für „das vorzügliche Talent, das wir lange kannten und verehrten“ (Eckermann, Gespräche 2, 284). – Der vorliegende Brief ist der erste Brief Goethes in einer langjährigen Korrespondenz, die sich bis ins Jahr 1827 erstreckt. Insgesamt sind 18 Briefe Goethes aus dem Zeitraum zwischen 5. Juli 1798 und 26. Oktober 1827 überliefert. Von Schelling sind 47 Briefe an Goethe aus der Zeit zwischen 8. Juli 1798 und 31. Mai 1818 bekannt. 158,20 das gnädigste Rescript] Schelling wurde damit zum (unbesoldeten) außerordentlichen Professor der Philosophie an die Universität Jena berufen. Bis August 1798 blieb er in seiner Anstellung als Hofmeister der Herren von Riedesel in Leipzig, ging danach nach Dresden und war ab dem 5. Oktober 1798 in Jena. Die offizielle Benachrichtung der Universität datiert vom 30. Juli (vgl. Schelling HKA, Briefe 1, 182). 158,21 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 158,23 die Wünsche Ihrer Jenaischen Freunde] Die Jenaer Professoren und schwäbischen Landsleute Friedrich Schiller, Friedrich Immanuel Niethammer, Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, hatten Schellings Berufung bereits 1797 durchsetzen wollen (vgl. Promemoria von Paulus an Christian Gottlob Voigt vom 13. Oktober 1797; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 223–225). Auch Fichte hatte sich stark für Schellings Berufung eingesetzt. 158,23–24 die Meinigen] Goethe hatte erst Ende 1797 Schellings Berufung an die Jenaer Universität in den Blick genommen. Die Versuche Niethammers, Paulus’ und Schillers waren zuvor noch ohne Wirkung geblieben. Seine Meinung änderte er erst nach einer ersten Begegnung mit Schelling im Mai 1798 (vgl. zu 128,4–5). 158,26 von Ihrer Mitwirkung] Schelling schrieb am 10. August an Herzog Carl August: „Wenn es das erste Glük des Menschen ist, einen Wirkungskreis für seine

348

BRIEF 127

Thätigkeit zu finden, so ist durch Euer Herzoglichen Durchlaucht Gnade dieses Glük mir zu Theil geworden.“ (Schelling HKA, Briefe 1, 187.) – Mit Schellings Berufung hielt die Naturphilosophie als neue Strömung der idealistischen Philosophie Einzug in die Universität Jena. Schelling hielt ab dem Wintersemester 1798/99 Vorlesungen über „Die Elemente des transcendentalen Idealismus“ und zur „Philosophie der Natur“. Goethe erhoffte sich nicht nur Anregung für sich, sondern auch eine vorteilhafte Wirkung für die Thätigkeit des jenaischen Kreises (vgl. zu 148,23) sowie einen unmittelbar positiven Einfluss auf die Tätigkeit Alexander Nikolaus Scherers in Belvedere (vgl. zu 148,26–27).

127. An Friedrich Vieweg Weimar, 12. Juli 1798 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 307. – Doppelblatt 20,7 × 34,2 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Blatt am rechten oberen Rand leicht beschnitten, dadurch geringer Textverlust (vgl. 160,7–11); S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Buchhändler Vieweg / in Berlin. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 203, Nr 3832 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Viewegs Brief vom 30. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1362). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 12. Juli 1798 (H l. V i e w e g Antw: wegl. der zweyten Ausgabe v. Herm u Doroth:; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 12. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). Zur Person Friedrich Viewegs (1761–1835) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 219. – Der junge Berliner Verleger hatte im Januar 1797 Goethes Zusage erhalten, sein geplantes Versepos „Herrmann und Dorothea“ veröffentlichen zu dürfen. Das erst im Juni 1797 vollendete Werk erschien im Oktober in Viewegs Verlag als „Taschenbuch für 1798“. Es avancierte rasch zu einem der erfolgreichsten und viel rezipierten Werke Goethes (vgl. EGW 7, 202–319). Für Vieweg war die Herausgabe allerdings mit großen verlegerischen Risiken verbunden. Seine Hoffnung, weitere Werke Goethes zu veröffentlichen, erfüllte sich nicht. Goethe selbst zeigte sich zunehmend verstimmt über Viewegs eigenwillige Auslegung ihrer vertraglichen Vereinbarungen, die durch die

JULI 1798

349

Vermittlung von Carl August Böttiger zustande gekommen waren. Diese bilden auch den Hauptgegenstand des vorliegenden Briefs, mit dem der kurze Briefwechsel zwischen Goethe und Vieweg endet. 1799 verlegte Vieweg seinen Verlagssitz von Berlin nach Braunschweig. Eine kurze persönliche Begegnung mit Goethe im Mai 1800 in Leipzig brachte keine Wiederannäherung (vgl. GT II 1, 365). – Aus dem Jahr 1798 ist nur dieser eine Brief Goethes an Vieweg bekannt. Er beantwortet Viewegs Brief vom 30. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1362), der ebenfalls den einzigen bekannten Brief Viewegs aus diesem Jahr bildet. 160,7 Ihren Brief] Goethe hatte Viewegs Brief vom 30. Juni als Beilage von Carl August Böttigers Brief vom 5. Juli erhalten. Darin hatte Böttiger den Verleger mit folgender Empfehlung angekündigt: „Möchte er Erhörung seines Gesuchs finden. Denn daß er nicht ohne Noth bittet, darf ich als Augenzeuge von voriger Ostermesse versichern.“ (H: GSA 28/22, Bl. 301; vgl. RA 2, Nr 1366.) In seinem Brief an Goethe kündigt Vieweg eine zuvor vereinbarte zweite Ausgabe von „Herrmann und Dorothea“ an und bittet um mögliche Korrekturen Goethes. Da seine kaufmännischen Interessen bislang enttäuscht worden seien, ersucht Vieweg sowohl um eine Verlängerung seines Verlagsrechts als auch um einige unveröffentlichte Gedichte Goethes zur Bereicherung der geplanten zweiten Ausgabe. 160,10 unserer Abrede] Die vertraglichen Vereinbarungen waren im Januar 1797 durch die Vermittlung Carl August Böttigers getroffen worden und recht unklar gehalten (vgl. Goethes Brief an Vieweg vom 30. Januar 1797; WA IV 12, 26f.). Demnach erhielt Goethe für sein Werk ein Honorar von 1000 Talern in Gold. Vieweg sicherte sich für das – noch unbesehene wie noch nicht fertig gestellte – Werk Goethes ein auf zwei Jahre befristetes alleiniges Verlagsrecht sowie die Erlaubnis für eine zweite Ausgabe. 160,10–11 eine Octavausgabe gleichzeitig mit der in Duodez] Um möglichen Raubdrucken zu begegnen, hatte Vieweg im Januar 1797 Goethes Erlaubnis erhalten, neben der geplanten illustrierten Ausgabe auch „eine – nicht schlechte, aber doch geringere – Ausgabe ohne Kalender und Kupfer im Reich verkaufen laßen zu dürfen“ (H: GSA 28/937, St. 44; vgl. RA 2, Nr 565). Über das Format und den Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser zweiten Ausgabe waren keine näheren Verabredungen getroffen worden. Wie vereinbart, brachte Vieweg „Herrmann und Dorothea“ im Oktober 1797 zunächst als „Taschenbuch für 1798“ im Duodezformat (von lat. duodecim: zwölf, bezogen auf die Teilung eines Bogens in zwölf Blatt) heraus, das er in fünf verschiedenen Ausstattungen vorlegte (vgl. Hagen, 146f., Nr 231). Sein Vorhaben, die geplante zweite Ausgabe im Großoktav-Format zur Ostermesse 1798 vorzulegen (vgl. EGW 7, 258f.), zerschlug sich vor allem deshalb, da er sich mit der ersten Ausgabe übernommen hatte. Die zweite Ausgabe erschien im Oktavformat und erst im April 1799 in Viewegs Braunschweiger Verlag unter dem Titel „Herrmann und Dorothea von J. W. von Göthe. Neue Ausgabe mit zehn Kupfern“ (vgl. Hagen, 149, Nr 243). Die Belegexemplare erhielt

350

BRIEF 128

Goethe über Carl August Böttiger (vgl. RA 3, Nr 159) sowie durch Johann Heinrich Meyer am 9. Mai 1799 (vgl. GB 14 I, 65,11–12). 160,11 Ostermesse] Die Leipziger Oster- oder Jubilatemesse hatte Anfang Mai 1798 stattgefunden. 160,13–15 Wahrscheinlich nehme ich das Gedicht 〈…〉 nicht wieder vor] Wie angekündigt, überarbeitete Goethe „Herrmann und Dorothea“ nicht. Erst 1805 beauftragte er Heinrich Voß d. J. mit dieser Aufgabe, nahm dessen Korrekturen aber später nicht auf (vgl. EGW 7, 299f.). 160,16 Ihr Verlagsrecht] Goethe hatte Vieweg ein exklusives Verwertungsrecht für zwei Jahre zugebilligt, das mit der Michaelismesse 1799 enden sollte (vgl. Goethes Brief an Vieweg vom 30. Januar 1797; WA IV 12, 26f.; vgl. RA 2, Nr 565). Vieweg ignorierte aber diese Vereinbarung und veranstaltete bis in die 1830er Jahre hinein zahlreiche Neuausgaben von „Herrmann und Dorothea“, ohne dafür Goethes weitere Erlaubnis einzuholen (vgl. Hagen, 147–154, Nr 231e–267). Daran änderte auch Goethes später Einspruch nichts (vgl. August von Goethes Brief an Vieweg vom 24. Mai 1825; WA IV 39, 352).

128. An Heinrich Rapp Weimar, 13. Juli 1798 → Stuttgart ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss: Nr 135. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 326. – Doppelblatt 20,8 × 34,1 cm, 4⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Rapp nach Stuttgardt. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 204, Nr 3833 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Rapps Brief vom 11. Mai 1798 (GSA 30/118, Bl. 47–48; nicht in RA; Brief im Folgenden vollständig abgedruckt). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 16. Juli 1798 (H l. R a p p. vorläufige Antw:; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 16. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r); 13. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). Der Bezugsbrief Rapps vom 11. Mai 1798 ist in Goethes privaten Schlossbauakten des Jahres 1798 überliefert (vgl. Überlieferung zu Nr 62):

JULI 1798

351

Hochwohlgebohrner Herr Geheimer Rath Ich habe Ihren lezten verehrlichen Brief richtig erhalten und die Sache wegen dem Herrn Hof-Mahler Thouret so gut als es nur mögL. war, betrieben. Zum Unglük hatte sich dieser Mann zuvor schon zu einer Entreprise verbindlich gemacht, die ausgeführt werden mußte, ehe er abreißen konte. Der Englische Gesandte wolte nehmlich eine Fête auf die Entbindung der Frau Herzogin geben, wozu Th. in Verbindung mit andern die Decorationen übernahm. Die Fr Hertzogin gebahr eine tode Prinzeßin und diß veranlaßte wieder einen Aufschub von etlichen Tagen; die ganze Feyerlichkeit mußte nun auch ihre Bedeutung ändern und auf die Wiedergeneßung der Frau Herzogin eingericht werden. Jezt ist endL. alles vorbey und abgehalten, und HL Thouret ist reißefertig. So eben sagt er mir, daß er morgen / – als am Samstag – von hier abgehen werde. Er hat einen Bruder des Hn. Prof. Heideloffs engagirt, mit ihm zu gehen, der ihm beim Ornamenten-Mahlen, bei dem Vergolden und laquiren, große Dienste thun solle. Außer diesem hat er auch einen geschikten Quadrator angenommen, der ohngefär zu gleicher Zeit die Reiße antretten wird. Zum Reiße Geld für 3 Persohnen und auf Abrechnung hat er 40 franzL. Louisd’ors bei mir erhoben, worüber ich den Schein hier beilege. Das Geld habe ich ihm halb in Silber, halb in Gold mit dem ringmöglichsten Agio, verschafft, und bitte gefL. den Ersatz für 20 Ldr. in Silber … f 11 – f 220 – 20 – in Gold f 11. 12. – .. 224 –. = f 444. –. Oder 185 Stük Conventionsthaler a f. 2.24a – an den Herrn Adolf Ludwig Albrecht in Zeitz für Rechnung von Philipp Heinrich Rapp senden zu laßen. Damit wäre dann diese rechnung in Kürze zu vergleichen. Daß ich Ihnen darunter dienen konte, das bezahlt sich / mit seinem eigenen Vergnügen. Herr Thouret würde weniger Geld gebraucht haben, wenn er nicht für gut gefunden hätte, einen eigenen Reißewagen sich anzuschaffen, um bequemer und schneller an Ort und Stelle zu kommen. Darüber werden sich Dieselbe mit ihm mündlich vergleichen. An Neuigkeiten, die Sie, Herr Geheimer Rath, interessiren, bin ich arm. Doch eine, nehmL die, daß der Hr. GehL Rath von Wöllwart wieder eingesezt ist, wird Ihnen nicht unwichtig seyn. Man sagt er habe seine Sache in Rastadt plaidirt. Unser guter lieber Herr Professor Harper hat seinen Abschied begehrt u. mit einer lebenslängL Pension von 500f. erhalten. Diese wird er in Berlin verzehren. An seine Stelle ist H Prof Hetsch als Director der HerzogL. Gemäldegalerie vorgerükt. Danneker hat noch sehr schmeichelhafte Nachrichten aus Rußland, aber noch keine EndEntschließung.

5

10

15

20

25

30

35

40

352

45

50

55

60

BRIEF 129

Wann wortt gehalten wird, so lege ich eine neue Composition zu dem Lied: „Kennst du das Land –“ diesem Briefe bey. Der Componist, Hr. Haussler – ehemlL herzogL HofMusicus und nachher Music Director in Zürich – hat versprochen, vor Abgang der Post mir eine Abschrift für Sie zuzustellen. /vermutL komt solche erst nach/ / Ich schließe mit der Versicherung der ehrerbietigsten Gesinnungen vor mir und allen den Meinigen. Wir erneuren das Fest Ihrer persöhnL. Anwesenheit jedesmal so oft Ihr verehrL. Nahme ausgesprochen oder geleßen wird. Erhält uns der Himmel den anscheinenden Seegen unserer Flehen und den Frieden, so wünschte ich nichts mehr, als daß Sie die Zeit der ObstErnde und der Weinlese in unserm Schwaben zubringen möchten. Der Genuß Ihrer Freunde würde dadurch unendlich erhöht werden, und Sie – ich glaube es gewiß – Sie würden auch nicht leer dabei ausgehen. Es hat so etwas Eigenes, jedes Land in seiner höchsten Periode des National Glüks zu sehen und diese fällt bei uns, in guten WeinJahren gewöhnL auf jene Zeit. Möge Sie Ihr guter genius dazu perfundiren. Ich bin mit der reinsten Hochachtung Hochwohlgebohrner Herr Geheimerrath Ihr Stuttgart Gehorsamster Diener 11. May 1798. – G. Heinrich Rapp. (H: GSA 30/118, Bl. 47–48.) 2 Ihren lezten verehrlichen Brief] Goethes Brief vom 16. April (Nr 75). 4 Entreprise] Zu diesem Projekt Thourets vgl. Nachrichten von Künstlern und Kunstsachen in Stuttgard. In: Neue Miscellaneen artistischen Inhalts für Künstler und Kunstliebhaber. Hrsg. von Johann Georg Meusel. 11. Stück. Leipzig 1800, S. 306–318, hier S. 309–311. 13 einen Bruder des Hn. Prof. Heideloffs] Carl Heideloff, ein älterer Bruder des Theater- und Dekorationsmalers und früheren Professors an der Hohen Karlsschule Victor Peter Heideloff, traf in Begleitung Thourets am 25. Mai 1798 in Weimar ein, wo er bis zu seinem Tode 1816 blieb. 15 einen geschikten Quadrator] Vgl. zu 374,10. Thouret brachte den schwäbischen Maurer und Quadrator Joseph Müller mit, der bis Ende September 1802 in Weimar bleiben sollte (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 296). 34 daß der Hr. GehL Rath von Wöllwart wieder eingesezt ist] Zur Wiedereinsetzung des 1797 entlassenen Staatsministers Carl Ludwig Georg von Woellwarth vgl. Dienst-Entlassungs- und Prozeß-Geschichte des herzoglich wirtembergischen Staats-Ministers Freyherrn von Wöllwarth. Frankfurt, Leipzig 1803, S. 107f. 36 Professor Harper] Adolf Friedrich Harper. 38 Prof Hetsch] Philipp Friedrich Hetsch. 38–39 Danneker] Johann Heinrich Dannecker. 42 Haussler] Ob Rapp eine entsprechende Komposition Ernst Häußlers an Goethe übersandte, ist nicht bekannt.

JULI 1798

353

161,1 ein schon lang versäumtes Wort des Danks] Rapps Brief an Goethe datierte vom 11. Mai. 161,3 Nachricht, daß 〈…〉 das Geld sogleich bezahlt worden] Wie im Januar 1798 vereinbart, erfolgte die Bezahlung von Thourets Reisekosten über Rapp (vgl. zu 21,22–23). Die Abrechnung der Summe in Höhe von 40 Louisd’or war am 26. Mai über die Herzoglichen Kammer erfolgt. 161,4 Ihren Correspondenten] Der Kauf- und Handelsmann Adolf Ludwig Albrecht führte seit 1780 in Zeitz eine Zeugwarenmanufaktur und stand mit Rapp in geschäftlicher Verbindung. 161,5 Herr Prof: Thouret ist bey uns] Der seit langem erwartete Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret war am 25. Mai 1798 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 120,28–29). Sein Aufenthalt war zunächst nur für drei Monate bewilligt, tatsächlich blieb Thouret aber bis Ende Oktober in Weimar. 161,6 manches schöne Andenken] Neben der Inneneinrichtung des Weimarer Residenzschlosses wurde Thouret mit dem Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters beauftragt. 161,7 Nachstens schreibe ich mehr] Ein entsprechender Brief Goethes an Rapp ist nicht ermittelt. Ihr Briefwechsel fand erst im Herbst 1799 seine Fortsetzung (vgl. GB 14 I, Nr 151). 161,7–8 Prof: Dannecker] Der Bildhauer Johann Heinrich Dannecker, Rapps Schwager. 161,8 seine Zeichnung] Dannecker hatte Goethe im Mai 1798 durch Thouret seinen Entwurf für ein geplantes Marmorrelief mit der Darstellung von Andromaches Klage am Leichnam Hektors zur Beurteilung zugeschickt. Goethe antwortete Dannecker erst mit seinem Brief vom 7. Oktober (vgl. zu 221,20). 161,9 ehestens] Im Sinne von ‚in naher Zukunft, bald‘ (GWb 2, 1381). 161,10 inliegendes Hl Cotta zu übersenden] Goethe schloss dem erst am 16. Juli abgesandten Brief an Rapp (vgl. Postsendungen) seinen Brief an Cotta vom selben Tag bei (Nr 135).

129. An Friedrich Schiller

Weimar, 14. Juli 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 146. – Doppelblatt 18,9 × 23 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 234–236, Nr 476. WA IV 13 (1893), 204–206, Nr 3834.

354

BRIEF 129

BEIL AG E

Johann Diederich Gries’ Gedicht „Der Wandrer“ (vgl. zu 162,10). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 13. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1375). – Schiller antwortete am 16. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1382). Postsendungen: 14. Juli 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Rücksendung des Gedichts von Gries.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 14. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). 161,14 von Ihnen weg] Goethe hatte sich vom 6. bis 9. Juli 1798 in Jena aufgehalten. Er war am Abend des 9. Juli nach Weimar zurückgekehrt (vgl. GT II 1, 252f.; Schillers Kalender, 94). 161,14–15 der böse Engel der Empirie anhaltend mit Fäusten geschlagen] Nach Inhalt und in biblischer Diktion vermutlich Anspielung auf 2. Korinther 12,7: „Und auf daß ich mich nicht der hohen offenbarung überhebe, ist mir gegeben ein pfahl ins fleisch, nemlich des satans engel, der mich mit fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe“ (Luther-Bibel 1772 NT, 191). Schiller hatte im Bezugsbrief von Krämpfen berichtet, die ihn „ganz in Unthätigkeit versetzt“ (NA 29, 252) hätten. Goethe wiederum beklagt hier wohl vor allem seine Verpflichtungen in amtlichen Geschäften wie den Schlossbauarbeiten und weiteren, durch Herzog Carl August erhaltenen Aufträgen (vgl. RA 2, Nr 1368). Zu Goethes Aufgaben zählten auch die Planungen zum Umbau des Weimarer Hoftheaters, mit dem er am 14. Juli und dem folgenden Tag beschäftigt war (vgl. GT II 1, 253). Für die Tage vom 10. bis 12. Juli machte Goethe keine Tagebuchaufzeichnungen. – Bereits 1797 hatte Goethe gegenüber Schiller die millionenfach〈e〉 Hydra der Empirie (Brief an Schiller vom 16./17. August 1797; WA IV 12, 247) beklagt. 161,16 Schema] Vgl. Goethes Tagebucheintrag vom 13. Juli 1798: das Schema der dualistischen Naturwirkungen aufgestellt. (GT II 1, 253.) Das Schema ist nicht überliefert. Vgl. den wenig später entstandenen und in Goethes Nachlass überlieferten Entwurf „Physische Wirkungen“ (LA I 11, 41–44). 161,19 Magnetische] Gemeinsam mit Schiller hatte Goethe am Abend des 8. Juli in Jena seine magnetischen Versuche fortgesetzt (vgl. GT II 1, 252; vgl. zu 157,4–5). Die dafür verwendeten Instrumente hatte Schiller am 11. Juli an Goethe zurück gesandt (vgl. NA 29, 251). 161,21 galvanische] Bereits 1795 hatte sich Goethe eingehender mit dem vom italienischen Anatomen Luigi Galvani entdeckten und als ‚tierische Elektrizität‘ bezeichneten Phänomen befasst (vgl. GB 10 II, zu 133,6–7 und GWb 3, 1071f.; zur Lehre des Galvanismus vgl. Johann Karl Fischers „Physikalisches Wörterbuch“ [1798], S. 959–998; vgl. zu 150,9). Goethes galvanische Studien erhielten durch die im Juli 1798 erfolgte Bekanntschaft mit dem Physiker und Naturphilosophen Johann Wilhelm Ritter neue Impulse. Dessen kurz zuvor erschie-

JULI 1798

355

nene Abhandlung „Beweis dass ein beständiger Galvanismus den Lebensprocess im Thierreiche begleitet“ (Weimar 1798) las auch Schiller (vgl. zu 176,27). 161,22 chromatische] ‚Chromatik‘ von griech. X : Farbe. Gemeint ist die Lehre von den Farben und ihre Wirkungen betreffend. 161,23 sonore] Unter diesen versteht Goethe nicht nur allgemeine klangliche Wirkungen, sondern auch Formen des Wohlklangs wie der Musik (vgl. Goethes Entwurf „Physische Wirkungen“, LA I 11, 43). 162,1–2 Ich werde des Geruchs und Geschmacks 〈…〉 nicht vergessen.] Eine entsprechende Anregung dürfte Schiller während eines Gesprächs in Jena gegeben haben. Goethe folgte ihr nicht, wie aus seinem Entwurf „Physische Wirkungen“ hervorgeht: Das Schmeckbare und Riechbare habe ich alle Ursache in die Chemie zu verweisen, wenigstens würde ich bis jetzt diese Wirkungen nur auf sehr gezwungene Art in die physikalischen Rubriken einschreiben. (LA I 11, 43f.) 162,5–6 Die gegossenen eisernen Körper 〈…〉 angekommen.] Für seine magnetischen Versuche hatte Goethe am 15. Mai 1798 Carl Ludwig von Knebel damit beauftragt, vier geometrische Holzmodelle im Eisenhüttenwerk in Ilmenau in Eisen gießen zu lassen (vgl. Nr 89). Am 9. Juli 1798 erhielt Goethe sowohl die Vorlagen als auch die metallenen Körper mit einer Rechnung von Knebel zurück (vgl. RA 2, Nr 1370; zu 168,1). 162,6–7 aus gefallen] Trennungsstrich am Zeilenende fehlt. 162,10 Gedicht] Johann Diederich Gries’ Gedicht „Der Wandrer“. Schiller hatte das umfangreiche Stanzengedicht am 11. Juli durch den Autor erhalten, der es Schiller bereits zum zweiten Mal vorlegte (vgl. NA 37 I, 317f.; Schillers Kalender, 94). Schiller kündigte das Werk gegenüber Goethe am 11. Juli als „ein mächtig großes Gedicht aus Dresden, das mir halb so groß noch einmal so lieb wäre“ (NA 29, 252; vgl. RA 2, Nr 1373) an und übersandte es Goethe mit dem Bezugsbrief vom 13. Juli mit der Bitte um eine Beurteilung. Das Manuskript ist nicht überliefert. 162,12 Düten] Mundartlich für ‚Tüten‘ (vgl. GWb 2, 1349). 162,13 Almanach] Schiller nahm das Gedicht nicht in den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ auf (vgl. NA 37 I, 339f.). Es wurde erst 1829 veröffentlicht (vgl. Johann Diederich Gries: Gedichte und poetische Übersetzungen. 1. Bändchen. Stuttgart 1829, S. 40–61). Statt seiner veröffentlichte Schiller im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vier andere Gedichte von Gries: „Das Plätzchen im Walde“ (S. 170), „Die Gelegenheit“ (S. 172f.), „Der Bach“ (S. 175) und „Der Arzt“ (S. 183–188). 162,17 Der Riß zum neuen Theater ist nun bestimmt] Auf Einladung von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. RA 2, Nr 1377) legte Goethe am Mittag des 14. Juli Thourets Entwurf zum Umbau des Weimarer Hoftheaters vor und bestimmte im Folgenden die weiteren Schritte (vgl. GT II 1, 253).

356

BRIEF 130

Am 16. Juli wurde mit dem Umbau des Theatersaals begonnen (vgl. 163,6–10). Thourets Entwurf ist nicht überliefert, da er ihn vor seiner Abreise nach Stuttgart Ende Oktober für sich zurück erbat (vgl. zu 388,1). 162,20–21 etwa zweyhundert Menschen mehr hinein als bisher] Der Zuschauersaal des Weimarer Hoftheaters fasste vor dem Umbau etwa 600 Plätze (vgl. Goethes Schreiben an Kirms vom 〈22. Januar 1796〉; GB 11 I, Nr A 1). Bei der Neueinrichtung wurde der Raum insgesamt großzügiger ausgestattet, wobei die Plätze auf der Galerie-Loge entfielen (vgl. Carl August Böttiger: Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, November 1798, S. 641–651). Es ist deshalb davon auszugehen, dass sich die Platzzahl insgesamt verringerte. Zur Uraufführung von „Wallensteins Lager“, mit der das Theater am 12. Oktober 1798 wiedereröffnet wurde, wurde mit 410–416 Zuschauern überschlagen (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 1416/3, Bl. 1). Die Wiederaufnahme der „Piccolomini“ am 15. Februar 1800 sahen 422 Zuschauer (vgl. GB 14 I, 212,5). 162,21–22 weniger zahlreichen Repräsentationen] Hier gemeint im Sinne von ‚bei weniger zahlreich besuchten Aufführungen‘. 162,23 zur rechten Zeit noch fertig werden] Der Umbau des Hoftheaters wurde rechtzeitig zur Eröffnung der neuen Theatersaison am 12. Oktober 1798 abgeschlossen. 162,25 zu Ihnen hinüber] Goethe reiste am 1. August wieder nach Jena, wo er sich bis zum 16. August aufhielt (vgl. GT II 1, 255–257). 162,27 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

130. An Friedrich Schiller Weimar, 15. Juli 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 147–148. – Doppelblatt 18,8 × 23,1 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: 17. / Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / J e n a / f r a n k.; Reste einer roten Verschlussoblate, Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 163,13 hier. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 236–238, Nr 477. WA IV 13 (1893), 206f., Nr 3835. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief an Schiller vom 14. Juli (vgl. Nr 129). – Schiller antwortete am 16. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1382).

JULI 1798

357

Postsendungen: 16. Juli 1798 (H l. H. R. S c h i l l e r. Verlangte Addresse von Humboldt nach Paris.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 15. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). 163,1 Zerstreuung] Goethe war seit dem Vortag vor allem mit den Planungen zum Umbau des Weimarer Hoftheaters beschäftigt. Zugleich expedierte er an diesem Tag mehrere Briefe (vgl. GT II 1, 253). 163,1–2 Brief an Freund Humboldt] Vgl. Nr 138. Goethe schloss diesen Brief erst am 16. Juli ab. 163,2 Elegie] Goethe legte seinem Brief an Humboldt eine Abschrift seiner Elegie „Euphrosyne“ bei (vgl. zu 170,25). Sie erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 1–13). 163,3–4 Addresse] Schiller teilte die Adresse in seinem Antwortbrief mit: „Citoyen Humboldt rue de Verneuil faubourg St. Germain vis a vis la rue St. Marie Nro 824.“ (NA 29, 253.) Goethe hatte diese Adresse schon einmal, im Februar 1798, von Schiller erbeten (vgl. zu 42,4). 163,6 Plan zur Decoration des Theatersaals] Vgl. zu 162,17. 163,6 regulirt] Hier im Sinne von ‚bestimmt, angeordnet‘ (vgl. GWb 7, 310f.). 163,6–7 morgen geht die Arbeit selbst los] Nach einer am 15. Juli erfolgten weiteren Zusammenkunft (vgl. GT II 1, 253) wurde am 16. Juli mit dem Umbau des Theatersaals begonnen. 163,11 erste Sendung des neuen Werkes an Cotta] Die erste Manuskriptsendung für das erste Stück der bei Cotta verlegten „Propyläen“ sandte Goethe am 25. Juli ab, ohne es Schiller noch einmal zu zeigen (vgl. zu 178,16). 163,15 Mein Schema, wovon ich Ihnen Sonabend schrieb] Zu dem am 14. Juli an Schiller gesandten Schema vgl. zu 161,16. 163,16 guten Humor] Hier im Sinne von ‚Stimmung, Laune‘ (vgl. GWb 4, 1433f.) 163,25 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 163,25–26 schreiben mir wenn der Mangold aufgeht] Die von Goethe und Schiller gleichermaßen geschätzte Gemüsepflanze (Beta vulgaris, eine Kulturform der Rübe) wurde in beider Gärten angebaut. In seinem Antwortbrief vom 16. Juli bestätigte Schiller, dass der Mangold gut hervorkomme. Möglicherweise handelte es sich um Samen, die Goethe zuvor auf seiner Schweizer Reise 1797 gesammelt hatte (vgl. GT II 1, 190). Zu Goethes botanischem Interesse an der Aufzucht des Mangolds vgl. seine Studie „Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 1796“ (LA I 10, 145–149). 163,26–27 ob das Garten häußchen glücklich gerichtet ist] Zu den für das Jahr 1798 geplanten Baumaßnahmen in Schillers Garten vgl. zu 61,5. Schiller ließ in der Südwestecke des Gartens vis-à-vis der neuen Küche ein altes Gartenhäuschen ausbauen und um ein zweites Geschoss aufstocken. Im Erdgeschoß des Pavillons wurde ein Bad eingerichtet. Die neue zweite Etage diente Schiller als Ar-

358

BRIEF 131

beitszimmer. Sie war über eine freistehende hölzerne Außentreppe zu erreichen und bot eine Aussicht auf das Mühltal. Schiller hatte die Errichtung dieses Geschosses für den 11. Juli angekündigt (vgl. RA 2, Nr 1373). Die eigentliche Einweihung des Arbeitszimmers, von dem sich Schiller „eine ruhigere Epoche“ (an Goethe, 24. August 1798; NA 29, 266; vgl. RA 2, Nr 1439) erhoffte, erfolgte aber erst am 25. August.

131. An Friedrich Schlegel

〈Weimar, 15. oder 16. Juli 1798〉 → Berlin

DATIERUN G

Der Briefentwurf an Friedrich Schlegel steht mit drei weiteren Konzepten auf einem Doppelblatt (vgl. Nr 132, Nr 133 und Nr 134), die wahrscheinlich alle am gleichen Tag von Goethe an Geist diktiert wurden. Lediglich für den Brief an Franz Christian Lersé (Nr 133) ist laut Portoliste bekannt, dass die Ausfertigung am 16. Juli 1798 abgeschickt wurde (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). Die Konzepte sind also wahrscheinlich am 15. oder 16. Juli 1798 entstanden. Unterstützt wird diese Datierung auch durch die Einordnung des Doppelblattes in das Konvolut der „Eingegangenen Briefe“ hinter den Konzepten an Cotta (Nr 135) und Knebel (Nr 137), deren Ausfertigungen vom 16. Juli 1798 stammen. Goethes Vermerk im Tagebuch für den 15. Juli 1798, Briefe kopiert bzw. zur Ausfertigung vorbereitet zu haben (vgl. GT II 1, 253), könnte sich auf die Niederschrift der Konzepte beziehen. Ihre Ausfertigungen wurden dann möglicherweise alle – wie im Fall des Briefes an Lersé – auf den 16. Juli datiert. Bei Heinrich Düntzers Datierung des vorliegenden Briefes auf den 5., 6. oder 7. Juni 1798 handelt es sich um eine Fehlinterpretation eines Tagebucheintrags Goethes (vgl. Heinrich Düntzer: 〈Rezension zu〉 Goethe und die Romantik. Briefe mit Erläuterungen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 31 〈1899〉, S. 552; vgl. dagegen GT II 2, 617). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 324–325. – Doppelblatt 20,6 × 34 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1; S. 2 Nr 132, S. 3 Nr 133, S. 4 Nr 134), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Friedrich Schlegel nach / Berlin.; Brieftext durch zwei senkrechte Striche (egh.?) gestrichen, Bleistift. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 208, Nr 3836 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

JULI 1798

359

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Friedrich Schlegels Brief vom 3. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1310). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 15. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). Carl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772–1829, seit 1815: von) war das jüngste von zehn Kindern des Hannoveraner Pfarrers Johann Adolf Schlegel und seiner Frau Johanna Christiane Erdmuthe geb. Hübsch. Ursprünglich war für ihn eine kaufmännische Ausbildung vorgesehen, die er jedoch nach einem Jahr abbrach und sich, zunächst weitestgehend autodidaktisch, die griechische und lateinische Sprache aneignete. Im April 1790 schloss er sich seinem Bruder August Wilhelm an und begann ein Studium der Theologie in Göttingen. 1791 wechselte er zum Jurastudium nach Leipzig; gleichzeitig besuchte er dort Vorlesungen in Philosophie und Geschichte. In den folgenden Jahren wandte er sich immer mehr den Altertumswissenschaften zu. 1792 lernte er in Leipzig Friedrich von Hardenberg kennen. Im selben Jahr kam es bei Christian Gottfried Körner in Dresden zu einer ersten Begegnung mit Friedrich Schiller. Von August 1796 bis Juli 1797 lebte er mit seinem Bruder August Wilhelm in Jena und knüpfte Kontakte u.a. zu Goethe, Fichte, Herder und Wieland. Goethe hatte August Wilhelm Schlegel im Mai 1796 kennen gelernt (vgl. GT II 2, 486), der ihn mit den Schriften seines Bruders bekannt machte. So las Goethe im März 1797 Schlegels erste Buchpublikation „Die Griechen und Römer“ (vgl. GT II 1, 101f.) und im April 1797 den Aufsatz „Über die Homerische Poesie“ (erschienen in: Deutschland, 4. Jahrgang, 11, 1796, S. 124–156; vgl. Goethe an Schiller, 28. April 1797; WA IV 12, 105f.). Am 29. März 1797 kam es zu einem ersten Besuch Friedrich Schlegels bei Goethe, gemeinsam mit Wilhelm von Humboldt (vgl. GT II 1, 103). Am 26. Mai 1797 war Schlegel erneut bei Goethe zu Gast (vgl. ebd., 112). – Mit Schiller kam es Ende Mai 1797 zum Bruch, woraufhin Schiller in zwei Scheidebriefen August Wilhelm Schlegel die Mitarbeit an den „Horen“ aufkündigte (vgl. NA 29, 80–81). Bei einem gemeinsamen Spaziergang am 10. Juni 1797 (vgl. GT II 1, 116) scheint Goethe Friedrich Schlegel zum Verlassen Jenas aufgefordert zu haben. Drei Wochen später, am 3. Juli 1797, reiste Friedrich Schlegel nach Berlin, wo er bis November 1797 als Redakteur der Zeitschrift „Lyceum der schönen Künste“, dem Nachfolgeorgan von Johann Friedrich Reichardts „Deutschland“, tätig war. Im gleichen Jahr lernte er im Salon von Rahel Levin seine spätere Frau Dorothea Veit kennen, aber auch Ludwig Tieck (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 132) und Friedrich Daniel Schleiermacher, bei dem er ab Dezember 1797 vorübergehend wohnte. Spätestens mit der Veröffentlichung seiner „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“ (Dezember 1797) hatte sich Friedrich Schlegel als ehrgeiziger und gut vernetzter Autor einen Namen gemacht. Gemeinsam mit seinem Bruder August Wilhelm veröffentlichte er von 1798 bis 1800 eine eigene Zeitschrift, das „Athenaeum“. In diesem für die Frühromantik richtungsweisenden Organ erschien 1798 sein Aufsatz „Über

360

BRIEF 131

Goethe’s Meister“. Goethes Roman gilt ihm darin als Ideal im Sinne der Frühromantik, seine Rezension ist Muster der neuen frühromantischen Kritik. Von 1799 bis 1801 kehrte er mit Dorothea Veit nach Jena zurück, wo sein Bruder August Wilhelm seit 1798 als außerordentlicher Professor für Ästhetik und Literatur tätig war. Bis kurz vor die Jahrhundertwende hielt die nun einsetzende produktive Wirkung Goethes auf die Brüder Schlegel an. Die Brüder sahen sich als Repräsentanten einer neuen Kunstauffassung, die von der griechischen und römischen Antike inspiriert war. Goethe stand Friedrich Schlegels Arbeiten über griechische Poesie anerkennend gegenüber und verfolgte mit Interesse und im kontinuierlichen Austausch mit August Wilhelm Schlegel die Arbeiten der brüderlichen Schlegeln (WA I 5.1, 171). In dieser Zeit schlossen sich die Schlegel-Brüder eng an Goethe an. Schlegel verstand sich in diesem Zusammenhang nicht als Gegner, sondern als Mitstreiter Goethes innerhalb einer neuen Epoche von Philosophie und Literatur. Auch als sich der Kreis in Jena auflöste, unterhielt Goethe zu den Brüdern ein thätiges mittheilendes Verhältniß (WA I 35, 92), wie er in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1801 schreibt. Die Uraufführung von Friedrich Schlegels Tragödie „Alarcos“ erfolgte am 29. Mai 1802 in seiner Anwesenheit in Weimar, bei der Goethe für das Stück, das vom Publikum verlacht wurde, eintrat. Goethes Beziehung zu Schlegel änderte sich grundlegend spätestens nach Schlegels Umzug nach Paris 1802 und seiner Konversion zum katholischen Glauben 1808 sowie seiner kritischen Rezension von Goethes „Werken“ in den „Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur“ im gleichen Jahr. Nach seinem letzten Besuch in Weimar am 5./6. Mai 1808 kühlte die Verbindung deutlich ab. Goethe stand Schlegels „Über die Sprache und Weisheit der Indier“ von 1808 kritisch gegenüber und ließ sich auch nicht zur Mitarbeit an der Zeitschrift „Deutsches Museum“ bewegen. Der letzte Brief Schlegels an Goethe stammt vom 20. Januar 1813. In dieser Zeit war Schlegel bereits österreichischer Legationsrat in Wien, wohin er 1809, zunächst als Sekretär der Hofund Staatskanzlei, gezogen war. In einem Brief vom 20. Oktober 1831 an Zelter äußerte sich Goethe deutlich kritisch gegenüber Schlegel, vor allem in Bezug auf seinen späteren Werdegang: Die Gebrüder Schlegel waren und sind bey soviel schönen Gaben unglückliche Menschen ihr Leben lang; sie wollten mehr vorstellen als ihnen von Natur gegönnt war und mehr wirken als sie vermochten; daher haben sie in Kunst und Literatur viel Unheil angerichtet. Von ihren falschen Lehren in der bildenden Kunst, welche den Egoismus, mit Schwäche verbunden, präconisirten, lehrten und ausbreiteten, haben sich die deutschen Künstler und Liebhaber noch nicht erholt; 〈…〉 Um zu jenen Dioskuren zurückzukehren, so erstickte doch Friedrich Schlegel am Wiederkäuen sittlicher und religioser Absurditäten, die er auf seinem unbehaglichen Lebensgange gern mitgetheilt und ausgebreitet hätte; deshalb er sich in den Katholicismus flüchtete 〈…〉 Schiller liebte sie nicht, ja er haßte sie, und ich weiß nicht ob aus dem Briefwechsel hervorgeht, daß ich,

JULI 1798

361

in unserm engen Kreise wenigstens, sociale Verhältnisse zu vermitteln suchte. Sie ließen mich bey der großen Umwälzung, die sie wirklich durchsetzten, nothdürftig stehen, zum Verdrusse Hardenbergs, welcher mich auch wollte delirt 〈ausgelöscht〉 haben. Ich hatte mit mir selbst genug zu thun, was kümmerten mich andere. (WA IV 49, 118f.) – Der vorliegende Brief ist der erste von zwei überlieferten Briefen Goethes an Friedrich Schlegel. Von Schlegel sind fünf Briefe an Goethe aus dem Zeitraum zwischen 3. Juni 1798 und 20. Januar 1813 bekannt. 164,1 An statt eines Dankes] Friedrich Schlegel hatte Goethe am 3. Juni den ersten Band seiner „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“ (Berlin 1798; vgl. Ruppert, Nr 695) geschickt. Goethes Lektüre des (nur bis S. 198 aufgeschnittenen) Buches ist für den 21. Juni 1798 belegt (vgl. GT II 1, 251). 164,2 die Spuren, die sich vom M a r g i t e s im Alterthume finden] In Schlegels „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“ (vgl. die vorangegangene Erläuterung) wird im Kapitel „Die Schule der Homeriden“ (S. 190–197) auf Gesänge nach der Art Homers eingegangen, die sich bei Wahrung des daktylischen Hexameters komischen Stoffen „des gemeinen bürgerlichen Lebens“ (ebd., S. 195) zuwenden. „Das schönste, würdigste und älteste homeridische Gedicht dieser Gattung war der Margites“ (ebd., S. 196), schreibt Friedrich Schlegel. Dabei handelt es sich um ein komisches, nur in Bruchstücken überliefertes Epos um den gleichnamigen Helden (von griechisch margós: rasend, töricht), der als „Stümper“ (ebd., S. 196) auftritt, sich selbst aber für klug hält. Schlegels Hinweis, „Aristophanes, Platon und Aristoteles offenbaren durch ihre bedeutenden Anführungen und Anspielungen ihr Gefühl von dem hohen Werth und der ehrwürdigen Alterthümlichkeit des Margites“ (ebd., S. 196) sowie die Erwähnung der „Margites“-Rezeption bei Zeno und Kallimachos (vgl. ebd.) scheinen Goethes Interesse geweckt zu haben, „den Andeutungen und Winken von den untergegangenen Werken der alten Kunst mit Andacht nachzugehen wie einer Gottheit Spur“ (ebd., S. 197). 164,2–3 mit Ihrem Geist zu meinem Privatgebrauch] Es ist nicht bekannt, ob Friedrich Schlegel Goethes Bitte nachkam. 1798 war eine auf lateinisch abgefasste Vorlesung von Gotthilf Samuel Falbe mit dem Titel „De Margite Homerico quua commentatione ad solennem orationem audiendam quae dicetur in auditorio collegii Groeningiani maiore die XII Februar. MDCCXCXIII“ (Stettin 1798) erschienen, in der eine Zusammenstellung der von Goethe gewünschten Informationen zum „Margites“-Epos vorgenommen wird. Da sie bei Goethe (und auch in Schlegels „Geschichte der Poesie der Griechen und Römer“) nicht erwähnt wird, ist anzunehmen, dass ihm diese Veröffentlichung unbekannt blieb. 164,4 mein practischer Dank] Wahrscheinlich die Schenkung des hier von Goethe in Aussicht gestellten „Margites“-Epos, das jedoch nicht zustande kam.

362

BRIEF 132

164,5–6 eine Hipothese, die ich 〈…〉 schon lange hege] Hypothesen oder generelle Äußerungen zum „Margites“-Epos von Goethe sind aus dieser Zeit und den Jahren zuvor nicht überliefert. 164,7 in einen kleinen Epos nach meiner Art] Pläne oder Entwürfe zu einem solchen Epos, wahrscheinlich in Analogie zu Goethes geplantem „Achilleis“-Epos (vgl. zu 114,10), sind nicht überliefert. 164,9 für so manches andere Dank] Goethe hatte bereits am 18. Juni an August Wilhelm Schlegel geschrieben und ihm für die Übersendung des ersten Stücks der von beiden Schlegel-Brüdern herausgegebenen Zeitschrift „Athenaeum“ (vgl. zu 143,19) sowie für die Übermittlung von Gedichten Ludwig Tiecks (vgl. zu 144,23) gedankt. 164,9–11 beschleunigen Sie 〈…〉 eine lebhafte Wechselwirkung] Goethes Wunsch nach einem kontinuierlicheren Briefwechsel bzw. einem regelmäßigen Kontakt kam allenfalls Friedrich Schlegels Bruder August Wilhelm in diesem Jahr und später nach (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 40). – Von Friedrich Schlegel ist kein weiterer Brief aus dem Jahr 1798 an Goethe überliefert. Ein intensiverer Austausch fand schließlich erst nach seiner Rückkehr nach Jena 1799 statt. 1798 beschäftigte sich Friedrich Schlegel vor allem mit der Herausgabe des „Athenaeum“, dessen zweites Stück des ersten Bandes Mitte Juli erschienen war. Im Folgenden wurde am zweiten Band der Zeitschrift gearbeitet und es entstand Schlegels Roman „Lucinde“, der Ende Mai 1799 erschien.

132. An Ludwig Tieck

〈Weimar, 15. oder 16. Juli 1798〉 → 〈Berlin〉

DATIERUN G

Vgl. zu Nr 131. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 324–325. – Doppelblatt 20,6 × 34 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 2; S. 1 Nr 131, S. 3 Nr 133, S. 4 Nr 134), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 2 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Tieck. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 208f., Nr 3837 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

JULI 1798

363

ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe antwortet auf einen Brief Ludwig Tiecks vom 10. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1321) und nimmt Bezug auf ein Schreiben von August Wilhelm Schlegel gleichen Datums (vgl. RA 2, Nr 1320). – Ein Antwortbrief Tiecks ist nicht bekannt. Postsendungen: 15. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). Johann Ludwig Tieck (1773–1853) wurde als ältester Sohn des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck d. Ä. in Berlin geboren. Bereits als Schüler des FriedrichWerderschen Gymnasiums hörte Tieck Vorlesungen von Karl Philipp Moritz und beteiligte sich im Hause Johann Friedrich Reichardts an Liebhabertheater-Aufführungen. Ein Freibillet für das Berliner Nationaltheater, das er ausgiebig nutzte, schuf die Basis für seine lebenslange Begeisterung für das Theater. In diese Zeit fällt zudem die Lektüre der Sturm-und-Drang-Werke Goethes, die ihn zu einem begeisterten Verehrer des „Götz von Berlichingen“ und des „Werther“ machten. Nach seinem Studium in Halle, Göttingen und, gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitschüler Wilhelm Heinrich Wackenroder, in Erlangen, kehrte er nach Berlin zurück, wandte sich der Schriftstellerei zu und war in den literarischen Salons von Dorothea Veit, Rahel Levin und Henriette Herz ein häufiger Gast. Im Hause der Veits lernte er 1797 August Wilhelm und Friedrich Schlegel kennen. August Wilhelm Schlegel, der Tiecks literarische Begabung mit der Goethes gleichsetzte, vermittelte einen ersten brieflichen Kontakt zu Goethe im Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1320). Tieck bat um eine Einschätzung seiner Werke und äußerte damit indirekt den Wunsch, ein Schüler-Meister-Verhältnis mit Goethe eingehen zu dürfen. – Der vorliegende Brief ist Goethes Antwort darauf. Am 21. Juli 1799 kam es zu einer persönlichen Begegnung im Beisein von August Wilhelm Schlegel und Friedrich von Hardenberg (Novalis) in Weimar. Goethe attestierte Tieck eine recht leidliche Natur (an Schiller, 24. Juli 1799; GB 14 I, 104,22), überwand jedoch die distanzierte Haltung ihm gegenüber, als Tieck im Oktober 1799 in das Jenaer Romantiker-Haus der Schlegels einzog. Goethe trat nun in persönlichen Kontakt mit ihm und führte Gespräche u.a. über Shakespeare und Benjamin Jonson. Im Herbst 1799 beschäftigte sich Goethe mit Tiecks „Prinz Zerbino“, im Dezember desselben Jahres las ihm Tieck sein Drama „Leben und Tod der heiligen Genoveva“ in Jena vor, was Goethe noch 1829 in lebhafter Erinnerung war: Gar wohl erinnere ich mich, theuerster Mann, der guten Abendstunden in welchen Sie mir die neuentstandene Genoveva vorlasen, die mich so sehr hinriß daß ich die nahertönende Thurmglocke überhörte und Mitternacht unvermuthet herbeykam. (Brief Goethes vom 9. September 1829; WA IV 46,80.) So zog Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1801 ein positives Resümee: Tieck hielt sich länger in Weimar auf, seine Gegenwart war immer anmuthig fördernd. (WA I 35, 92.) Nach Auflösung des Jenaer Kreises wurde der Kontakt unregelmäßig. Enttäuschend war für Tieck Goethes Absage im Dezember 1801, einen Empfehlungsbrief für ihn zur Unterstützung seiner Bewerbung um die Stelle

364

BRIEF 132

eines Theaterdirektors in Frankfurt am Main zu schreiben. Entsprechend brach der briefliche Kontakt zwischen 1802 und 1819 ab, wenngleich Tieck Goethe am 21. September 1806 sowie am 2. September 1817 besuchte (vgl. GT III 1, 259; GT VI 1, 114). Weitere Treffen in Weimar sind für den 8./9. Juni sowie den 8. und 10. Oktober 1828 belegt (vgl. WA III 11, 230; 288f.). Tiecks Bewunderung und Verehrung für Goethe änderte sich 1817 nach seiner Lektüre von „Kunst und Alterthum am Rhein und Main“ (1816) und führte zu einem Tiefpunkt des Verhältnisses. Auch in seiner Auseinandersetzung mit Shakespeare, den er wie Goethe sehr verehrte, ging Tieck andere Wege als Goethe. Zu einer Wiederannäherung kam es 1819 bei Übersiedelung Tiecks mit seiner Frau und den Töchtern Agnes und Dorothea nach Dresden, als sich Tieck bei seinen berühmten Leseabenden – er war ein begnadeter Rezitator – auch Goethes Werken zuwandte. Im Salon seines Hauses am Altmarkt hatte er eine Goethestatue Christian Daniel Rauchs aufgestellt. Weitere Ehrenbezeugungen, wie etwa Tiecks „Faustisches Festspiel zu Goethe’s 75. Geburtstag“ oder nach dessen Tod der „Epilog zum Andenken Göthes“, der nach einer Aufführung der „Iphigenie“ am 29. März 1832 in Dresden gesprochen wurde, sind Belege für Tiecks lebenslange Verehrung für Goethe, trotz immer wiederkehrender Enttäuschungen und kritischer Rezensionen in öffentlichen Blättern. Die Beziehung verlief dabei weniger über den persönlichen Kontakt, sondern verstärkt über die Auseinandersetzung mit dem Werk des jeweils anderen. – Der vorliegende Brief ist der erste aus einer nur sporadisch überlieferten Korrespondenz. Insgesamt sind fünf Briefe Tiecks an Goethe aus der Zeit vom 10. Juni 1798 bis 24. Dezember 1819 überliefert. Von Goethes Briefen an Tieck sind sieben aus der Zeit vom Juli 1798 bis 9. September 1929 bekannt. Aufgrund der Überlieferungslage, fehlender Bezugs- und Antwortbriefe auf beiden Seiten, kann davon ausgegangen werden, dass die Korrespondenz umfangreicher war als es der Handschriftenbefund vermittelt. Gerade in der ersten Zeit überließ Tieck gerne August Wilhelm Schlegel als vermittelnder Instanz das Wort (vgl. zu 164,15–17). Aus der Generation der ‚Romantiker‘ hielt Goethe zu Tieck neben August Wilhelm Schlegel am längsten Kontakt, wenn auch nie so intensiv wie mit Schlegel. 164,12 Ihre übersendeten Gedichte] August Wilhelm Schlegels Brief vom 10. Juni lagen u.a. „einige kleine Gedichte“ Tiecks bei (H: GSA 28/805, Bl. 7; vgl. RA 2, Nr 1320; vgl. zu 144,23), die bei Gefallen in dem von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht werden sollten. 164,12–13 nimmt Herr Hofrath Schiller mit Dank zum Almanach auf] Vier Gedichte von Tieck, „Herbstlied“ (S. 26f.), „Kunst und Liebe“ (S. 36f.), „Auf der Reise“ (S. 42–44) und „Der neue Frühling“ (S. 48–51), wurden in den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ aufgenommen. Goethe übermittelte die Nachricht auch an August Wilhelm Schlegel (vgl. 144,23–24). 164,13 beyde] Äußerungen Friedrich Schillers über die eingeschickten Gedichte Tiecks sind nicht überliefert.

JULI 1798

365

164,13 Ihr geschätztes Talent] Woran Goethe Tiecks Talent festmacht, kann nur vermutet werden, wahrscheinlich hier bezogen auf Tiecks Lyrik. Eine ausführlichere Beschäftigung mit Tiecks „Die sieben Weiber des Blaubart“ (1797) sowie mit „Franz Sternbald“ sind erst für September 1798 belegt, als sich Goethe von Christian Gottlob Voigt die „Herzensergießungen“ und „Die sieben Weiber des Blaubart“ leihen wollte (vgl. RA 2, Nr 1459) und schließlich eine Skizze über zukünftige Beiträge für die „Propyläen“ anfertigte: 11. Franz Sternbald. Der Klosterbruder und Blaubart aufzusuchen. (WA I 47, 282.) 164,15–17 Mit Freund Sternbald 〈…〉 im Gegensatz.] Die von Tieck im Herbst 1796 anonym herausgegebenen „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ seines Freundes Wilhelm Heinrich Wackenroder hatte Goethe im Dezember 1796 bei einem Litterarischen Gastmahl (Goethe an Schiller am 21. Dezember 1796; GB 11 I, 192,17–18) in seinem eigenen Haus kennen gelernt. Noch 1802 kritisierte er in den „Tag- und Jahres-Heften“ das Büchlein 〈…〉, welches vielen Eindruck mache; es bezog sich auf Kunst, und wollte die Frömmigkeit als alleiniges Fundament derselben festsetzen. Von dieser Nachricht waren wir wenig gerührt; denn wie sollte auch eine Schlußfolge gelten, eine Schlußfolge wie diese: einige Mönche waren Künstler, deßhalb sollen alle Künstler Mönche sein. (WA I 35, 140f.) Den ersten Band von „Franz Sternbalds Wanderungen“, den Tieck mit seinem Bezugsbrief vom 10. Juni an ihn schickte, beurteilte Goethe wegen innerer Leere und falscher Tendenz ebenfalls kritisch (vgl. auch gegenüber Schiller, zu 205,1), vor allem wegen der darin vertretenen Urteile über bildende Kunst. Die Ignoranz gegenüber antiker und die Aufwertung altdeutscher Kunst im Roman stand Goethes klassizistischem Kunstideal diametral gegenüber, obwohl Tiecks Roman offensichtliche Parallelen zu Goethes „Wilhelm Meister“ in struktureller, motivischer und thematischer Hinsicht aufweist. Caroline Schlegel, mit der Goethe über den Roman sprach, gab Goethes Urteil an Friedrich Schlegel am 14. Oktober 1798 weiter: „Und ich will Ihnen auch sein Urtheil über den 1sten Theil von Sternbald wiedergeben; Sie überantworten es Tiek. 〈…〉 es wäre alles darinn, außer der Mahler. Sollte es ein Künstlerroman sein, so müßte doch noch ganz viel anders von der Kunst darin stehn, er vermißte da den rechten Gehalt, und das Künstlerische käme als eine falsche Tendenz heraus.“ (KFSA III 24, 179.) Goethes Urteil führte dazu, dass Tieck im Dezember 1798 den zweiten Teil des Romans nicht direkt, sondern über August Wilhelm Schlegel nach Weimar sandte (vgl. zu 275,8). 164,19–20 wenn ich 〈…〉 meine Gedanken darüber öffentlich sage] In Goethes Randnotizen zu einem Auszug von Tiecks Roman, die als Vorarbeiten zu einer für die „Propyläen“ geplanten, letztlich nicht ausgeführten Rezension vorgesehen waren, werden Sternbalds Ansichten über Malerei im sechsten Kapitel als Falsches Preißen der Natur im gegensaz mit dem Idealen (H: GSA 25/W

366

BRIEF 133

3596, Bl. 22; WA I 47, 362) verurteilt. In Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Über Polygnots Gemählde“, der 1805 in der „Jenaischen Allgemeinen LiteraturZeitung“ erschien, verfasste Goethe den folgenden polemischen Einschub: Wem ist in diesen Phrasen die neukatholische Sentimentalität nicht bemerklich, das klosterbrudrisirende, sternbaldisirende Unwesen, von welchem der bildenden Kunst mehr Gefahr bevorsteht als von allen Wirklichkeit fodernden Calibanen? (WA I 48, 122.) 1817 erschien der von Goethe angeregte Aufsatz Johann Heinrich Meyers über „Neu-deutsche religiös-patriotische Kunst“, in der die gerade in den „Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders“ entwickelte Kunsttheorie einer Heroisierung des Altdeutschen und Altfränkischen ebenfalls stark kritisiert wurde. 165,1 Nach allem was ich von Ihnen kenne] Von Tieck waren bis 1798 die Romane „Peter Lebrecht, eine Geschichte ohne Abenteuerlichkeiten“ (1795/96), „Ritter Blaubart. Ein Ammenmärchen“, „Die sieben Weiber des Blaubart. Eine wahre Geschichte“ (1797), „Volksmährchen, herausgegeben von Peter Leberecht“, die auch „Der gestiefelte Kater“ enthielten (1797), und „Franz Sternbalds Wanderungen“ erschienen. Zwischen 1795 und 1798 hatte er außerdem fünf Bände der „Straußfedern“, eine periodisch erscheinende Sammlung von Erzählungen, herausgegeben (vgl. auch zu 164,13). 165,2–3 daß nichts wünschens werther ist als daß Sie sich in dem angewiesnen Kreise freuen] Hier geht Goethe indirekt auf Tiecks Frage ein, „ob und wie ich auf der Bahn fortgehn sollte, die ich vielleicht zu leichtsinnig und voreilig betreten habe“ (H: GSA 28/916, St. 1; vgl. RA 2, Nr 1321). Tieck verkehrte in Berlin in den literarischen Salons von Dorothea Veit, Rahel Levin und Henriette Herz, wo er auch die Brüder Schlegel kennen gelernt hatte.

133. An Franz Christian Lersé

〈Weimar, 15. oder 16. Juli 1798〉 → Wien

DATIERUN G

Der Briefentwurf an Franz Christian Lersé steht mit drei weiteren Konzepten auf einem Doppelblatt (vgl. Nr 131, Nr 132 und Nr 134), die Goethe wahrscheinlich alle am gleichen Tag an Geist diktierte. Lediglich für den vorliegenden Brief ist laut Portoliste bekannt, dass die Ausfertigung am 16. Juli 1798 abgeschickt wurde (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). Die Konzepte sowie der vorliegende Brief sind also wahrscheinlich am 15. oder 16. Juli 1798 entstanden (vgl. Datierung zu Nr 131).

JULI 1798

367

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 324–325. – Doppelblatt 20,6 × 34 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3; S. 1 Nr 131, S. 2 Nr 132, S. 4 Nr 134), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Hofr. Lerse in Wien.; Briefschluss (165,22–166,2 mit einem Wachsopal 〈…〉 verewigen.) in linker Spalte unten. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 209f., Nr 3838 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Lersés Brief vom 9. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1237). – Ein Antwortbrief ist nicht überliefert. Postsendungen: 16. Juli 1798 (H l. H o f r. L e r s e Antw. auf den durch Hl. v Retzer erhaltnen Brief.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 16. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r); 15. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 253). Franz Christian Lersé (1749–1800) wurde als Sohn des Hessen-Hanau-Lichtenbergischen Regierungs- und Konsistorialrats Philipp Jakob Lersé und seiner Frau Marie Susanne geb. Barth in Buchsweiler (Elsass) geboren. Die Familie zog in seiner frühen Jugend nach Zweibrücken um, als der Vater in die Dienste des Zweibrücker Herzogs Christian IV. eintrat. Der Sohn nahm zunächst ein Studium der Theologie, der Geschichte und der „schönen Wissenschaften“ in Leipzig auf, setzte es in Gießen fort und wurde im Juni 1770 in Straßburg immatrikuliert (vgl. Egon Komorzynski: Goethe und die Grafen von Fries. In: GJb N. F. 19 [1957], 171). Der gleichaltrige Goethe hielt sich zur selben Zeit ebenfalls in Straßburg auf. Die beiden lernten sich beim Mittagstisch der Schwestern Anne Marie und Suzanne Marguerite Lauth in der Knoblauchgasse kennen und schlossen bald Freundschaft. In Straßburg wurde Lersé zu einem engen Freund und wichtigen Gesprächspartner Goethes für theologische und kirchenrechtliche Themen, so dass er von der juristischen Fakultät als Opponent in Goethes Lizenziatenprüfung bestellt wurde (vgl. Alfons und Jutta Pausch: Goethes juristische Laufbahn. Rechtsstudent, Advokat, Staatsdiener. Köln 1996, S. 82). In seinem „Götz von Berlichingen“ setzte Goethe ihm mit der gleichnamigen wackern Figur, die sich auf so eine würdige Art zu subordiniren weiß (AA DuW 1, 310), ein Denkmal und hob Lersé in „Dichtung und Wahrheit“ als ein rechtes Muster einer guten und beständigen Sinnesart hervor (ebd.). 1771 trennten sich ihre Wege: Lersé ging als Hauslehrer nach Versailles und unterrichtete die Kinder des Diplomaten und Staatsmanns Christian Friedrich Pfeffel. In dieser Zeit begann er eine Korrespondenz mit

368

BRIEF 133

Goethes Schwester Cornelia, die er auch nach ihrer Verheiratung und ihrem Umzug nach Emmendingen fortsetzte. Goethes Schwager Johann Georg Schlosser blieb nach dem Tod Cornelias mit Lersé brieflich in Verbindung. 1774 bis 1792 arbeitete Lersé als Lehrer für Geschichte und neuere Sprachen an der von Gottlieb Conrad Pfeffel, dem Bruder Christian Friedrich Pfeffels, gegründeten Militärakademie in Colmar. Aufgrund seiner pädagogischen Verdienste erhielt er den Pfalz-Zweibrücker Hofratstitel. Nach Schließung des Instituts 1793 diente er kurz in der Nationalgarde in Colmar, um schließlich Hofmeister seines ehemaligen Schülers, des damals 15-jährigen Grafen Moritz Christian Johann von Fries aus Wien zu werden. Lersé begleitete seinen Zögling im Herbst 1794 bis 1797 zum Jurastudium nach Leipzig, wo sich für ihn durch die räumliche Nähe zu Weimar die Möglichkeit ergab, den Kontakt mit Goethe wieder anzuknüpfen. Auch die Grafen Fries waren Goethe nicht unbekannt, da er den älteren Bruder des Grafen, Joseph Johann von Fries, in Rom kennen gelernt hatte (vgl. GB 7 II, zu 146,13–14). Am 5. April 1796 kam es zu einer Wiederbegegnung Goethes mit Lersé in Weimar (vgl. GT II 1, 66), der sich dort mit seinem Zögling aufhielt. Ende 1796 trafen sie sich in Leipzig wieder (vgl. ebd., 86). 1797 und 1798 folgten Besuche bei Goethe in Weimar (vgl. ebd., 105; 108; 267). 1797 wurde der schließlich nicht realisierte Plan entwickelt, dass Goethe die beiden nach Wien begleiten sollte (vgl. Goethe an Meyer, 19. Januar 1797; WA IV 12, 17). Lersé blieb auch nach Abschluss des Studiums des Grafen in dessen Diensten und kehrte mit ihm nach Wien zurück, wo er ihm bei der Vervollständigung seiner prächtigen Kunstsammlungen behilflich war. Er stand dem Grafen nicht nur beratend bei Anschaffungen von Kunstgegenständen zur Seite und begleitete ihn auf dessen Reisen, sondern besaß auch selbst eine große Mineralienund Münzsammlung sowie eine eigene Bibliothek. Goethe fühlte sich aufgrund der gemeinsamen Kunst- und anderen Sammelinteressen mit Lersé und dem Grafen freundschaftlich verbunden. 1799 schrieb Marianne Meyer über Lersé in Wien an Goethe: „〈D〉er gute Lerse lebt recht in sein Elemente unter Altherthümern mit den AltL stets beschäftigt, forscht, berichtigt und ordnet er stets, und obschon er itzt nicht völlig Herr und Meister seiner Zeit ist, so kan er im ganzL doch zufriedL sein – indeßL wirft er gern einL Blick in die Zukunft die ihm freundlich entgegL zu lächlL scheint wo er seinL eignL HausgöttL huldigL wird – nach seiner Beschreibung hat er auf einL reizendL Fleck sich ein Artiges HäuschL gebaut 〈…〉.“ (H: GSA 28/306, St. 27, Bl. 64; vgl. RA 3, Nr 447.) Zu diesem geplanten Umzug kam es nicht mehr. Am 15. Juni 1800 starb Lersé unerwartet. – Der vorliegende Brief ist der erste von insgesamt drei überlieferten Briefen Goethes an den Studienfreund vom Juli 1798, vom 9. November 1798 (Nr 208) sowie vom 〈20. August 1799〉 (GB 14 I, Nr 132). Auch von Lersé sind lediglich drei Briefe, vom 9. April 1798, vom 26. Juni 1799 sowie vom 2. September 1799 bekannt (vgl. RA 2, Nr 1237; RA 3, Nr 249; RA 3, Nr 324). Die Briefe aus dieser späten Zeit der Verbindung, in denen sich die beiden siezen, zeugen von einer Erneuerung der Freundschaft

JULI 1798

369

durch den Austausch über gemeinsame Kunst- und Sammelinteressen. Eine große Anzahl von Briefen, die Goethe kurz nach der Studienzeit an Lersé schrieb, sollen sich laut Carl August Böttiger 1798 im Besitz Gottlieb Konrad Pfeffels befunden haben (vgl. DjG3 2, 351). – Ihr Verbleib ist heute unbekannt. 165,8 Herr von Retzer] Der österreichische Hofsekretär, Zensor und Schriftsteller Joseph Friedrich von Retzer hatte Goethe am 9. Mai 1798 in Weimar besucht (vgl. GT II 1, 243; vgl. zu 108,29). Lersé hatte Retzer ein Empfehlungsschreiben an Goethe mitgegeben (vgl. RA 2, Nr 1237). – Goethes Urteil über ihn fiel im Brief an Schiller vom 12. Mai 1798 deutlich distanzierter aus (vgl. 110,12–13). 165,10 bey seiner Abreise] Lersés Empfehlungsschreiben stammt vom 9. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1237). Es ist zu vermuten, dass es kurz vor Retzers Abreise aus Wien geschrieben wurde. Ein genaues Abreisedatum ist nicht bekannt. 165,11–12 daß Sie Ihr Versprechen 〈…〉 realisiren könnten] Lersé war Mitte April 1797 mit Moritz Graf von Fries für mehrere Wochen in Weimar gewesen: Begegnungen sind im Tagebuch für den 16. April sowie für den 4. und 5. Mai 1797 vermerkt (vgl. GT II 1, 105; 108). Der nächste Weimar-Besuch der beiden ist am 30. November 1798 belegt (vgl. ebd., 267). Ihr Aufenthalt dauerte bis Anfang Dezember 1798: Moritz Graf von Fries, Lersé und Goethe sind als Teilnehmer an der herzoglichen Tafel am 5. Dezember 1798 vermerkt (vgl. FB 1798, S. 213); wahrscheinlich erfolgte bald danach die Abreise. 165,12–13 wie bey einer allgemeinen Landstrauer] Bei einer offiziell angeordneten Landestrauer nach dem Ableben eines Landesherren, dessen Gemahlin oder Mutter war im 18. Jahrhundert jegliche Instrumentalmusik, auch das Spielen der Orgel, für eine vom Hof festgelegte Zeitspanne verboten. Eventuell nimmt Goethe mit dem hier angestellten Vergleich Bezug auf das neue Trauerreglement aus dem Jahr 1797, das noch von Friedrich Wilhelm II. König von Preußen im Oktober 1797, kurz vor seinem Tod im November 1797, erlassen wurde. Darin war neben einer Verkürzung der offiziellen Trauerzeit aus ökonomischen Gründen festgelegt, dass „die Musik und die Schauspiele 〈…〉 acht Tage lang eingestellt“ werden (Krünitz 187, 204), was fortan als Trauerreglement für fürstliche Personen in Preußen gelten sollte (vgl. Linda Brüggemann: Herrschaft und Tod in der Frühen Neuzeit. Das Sterbe- und Begräbniszeremoniell preußischer Herrscher vom Großen Kurfürsten bis zu Friedrich Wilhelm II. [1688–1797]. München 2015, S. 350). 165,16 unser lieber H. Graf] Moritz Graf von Fries, den Lersé auf seinen Reisen begleitete und dessen Erzieher er gewesen war. – Worauf Goethe hier anspielt, konnte nicht ermittelt werden. 165,19 langerprobter Freund] Zu der Freundschaft zwischen Lersé und Goethe, die 1770 in Straßburg begonnen hatte und bei der Wiederbegegnung in Weimar 1796 aufgefrischt wurde, vgl. die einleitende Erläuterung zum vorliegenden Brief. 165,20–21 wenn Ihnen irgend ein 〈…〉 Mineral vor die Augen kommt] Dieser Bitte kam Moritz Graf von Fries bzw. Lersé im Oktober 1798 nach: Goe-

370

BRIEFE 134/135

the erhielt Ende Oktober 1798 laut Rechnung „1 Kistel Mineralien ½ Ztr“ (GR/ Belege 1798, 6, Bl. 26r) durch das Handelsunternehmen Frege & Co. Leipzig zugestellt. Am 30. Oktober berichtete Goethe darüber an Knebel (vgl. 231,23–232,2) und bedankte sich später schriftlich bei Lersé (vgl. Nr 208). 165,22 rothen Schörl] Durch Eisen rot gefärbtes Turmalin, die häufigste Art des Turmalinvorkommens. Von Goethe vor allem wegen seiner pyroelektrischen Eigenschaften von Interesse. – In Goethes Sammlung gibt es keinen Nachweis für rotfarbigen Schörl. 165,22–23 Wachsopal (Chrysopal)] Grünfarbige Opalart, in Goethes Sammlung mit dem ungarischen Herkunftsort Telkibánya nachweisbar (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 554). 165,23 gemeinen Opals] Zur Beschreibung der aus Wien geschickten Opalarten vgl. Goethes Brief an Knebel vom 30. Oktober (vgl. zu 231,24–232,1). 166,1 in meinen Steinschränken] Sammlungsschränke für Gesteinsuiten, geschliffene Steine und Mineralien, in denen Goethe seine Sammlungen aufbewahrte.

134. An Franz Paul Christoph von Seckendorff 〈Weimar, 15. oder 16. Juli 1798〉 → 〈Wien〉 DATIERUN G

Vgl. zu Nr 131. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 324–325. – Doppelblatt 20,6 × 34 cm, ¾ S. einspaltig rechts beschr. (S. 4; S. 1 Nr 131, S. 2 Nr 132, S. 3 Nr 133), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 4 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Reichs Hofrath / von Seckendorf. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 210f., Nr 3839 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Franz Paul Christoph von Seckendorffs Brief vom 9. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1238). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Franz Paul Christoph von Seckendorff (1750–1823) gehörte zu einer weit verzweigten fränkischen Adelsfamilie, von denen sich Seckendorffs Vetter Carl Friedrich Sigismund und er selbst in Weimar niederließen und in die Dienste des Herzogs traten. – 1773 kam Seckendorff nach Weimar und wurde Hofjunker sowie Mitglied des fürstlichen Regierungskollegiums. 1775 beförderte ihn Herzog Carl August zum

JULI 1798

371

Kammerjunker, woraufhin er einen raschen weiteren Aufstieg durch höhere Ämter durchlief, bevor er, wenig später als sein Vetter, im September 1785 Weimar wieder verließ und in Wien als Reichshofrat in kaiserliche Dienste trat. Von 1800 bis 1806 war er Präsident des Reichskammergerichts in Wetzlar. Zuletzt lebte er auf seinen fränkischen Gütern. Verheiratet war er nicht. – Der vorliegende Brief ist das einzige überlieferte Schreiben Goethes an Franz von Seckendorff. Auch von Seckendorff ist nur ein Brief an Goethe bekannt (vgl. RA 2, Nr 1238). Das Verhältnis war ein rein amtliches. Anders als zu dem literarisch interessierten, in der höfischen Gesellschaft und in Herzogin Anna Amalias Tafelrunde beliebten Carl Friedrich Sigismund von Seckendorff, mit dem Goethe gesellschaftlich häufiger verkehrte, fanden Begegnungen und Kontakte zu Franz von Seckendorff ausschließlich am Weimarer Hof statt. 166,3 Ew. pp.] Hier abgekürzt anstatt der vollen Anrede, eigentlich üblich bei mehreren Wiederholungen (vgl. GWb 3, 475), vielleicht hier im Konzept aus Platzgründen verwendet. Durch Seckendorffs hohe Position als Reichshofrat, d.h. einem urteilenden Beisitzer im obersten Reichsgericht in Wien, hätte die Anrede mit Titel ähnlich wie in einem amtlichen Schreiben Goethes an den Reichshofrat Graf von der Lippe vom 9. Juli 1782 heißen müssen: Hochzuverehrender Herr Kayserlicher Würcklicher Reichs-Hofrath (AS 1, 192). 166,4 freundschafftliches Andenken] Anspielung auf Seckendorffs Bezugsbrief, in dem dieser den Wunsch äußerte, sein „Angedenken“ (H: GSA 28/21, Bl. 197) zu erneuern. 166,4–5 durch Herrn von Retzer] Seckendorff gab dem Wiener Hofsekretär und Zensor Joseph Friedrich von Retzer, der auf einer Bildungsreise bis nach Schlesien und Berlin unterwegs war und in Weimar Goethe persönlich zu begegnen wünschte, ein am 9. April 1798 abgefasstes Empfehlungsschreiben für denselben an Goethe mit (vgl. RA 2, Nr 1238). Ob Retzer Seckendorff über seinen amtlichen Umgang oder von den Wiener Literatursalons, in denen er verkehrte, kannte, ist nicht überliefert. 166,7–8 erlauben Sie mir in ähnlichen Fällen ein gleiches] An Seckendorff gerichtete Empfehlungsschreiben Goethes sind nicht überliefert. 166,9 persönlich] Es kam zu keiner Wiederbegegnung Goethes mit Seckendorff.

135. An Johann Friedrich Cotta Weimar, 16. Juli 1798 → Tübingen ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 13. – 1 Bl. 18,7 × 23 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; Reste einer roten Verschlussoblate; Rs. Adresse: Herrn Cotta / angesehe-

372

BRIEF 135

nen Buchhändler / in / Tübingen / f r a n k.; Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 16. Jul. 90. / 26. ––. / 27 –“. – Beischluss zu Nr 128. K1: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 321–322. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 34,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1; S. 2–3, Nr 137K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta in Tübingen.; Brieftext in rechter Spalte durch zwei überkreuzte Striche (egh.?) mit Bleistift gestrichen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). K2: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 18–19. – Doppelblatt 21 × 33,9(–34,1) cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1; S. 2–3, Nr 145K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: Schiller-Cotta (1876), 304. WA IV 13 (1893), 211, Nr 3840. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet vermutlich einen – nicht ermittelten – Brief Cottas vom 11. Juni 1798 (vgl. Überlieferung zu Nr 99). – Cotta antwortete am 27. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1395) und am 17. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1529). Postsendungen: 16. Juli 1798 (C o t t a. vorläufig wegen des neuen Unternehmens in vorigen eingeschll. (Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434). 166,11–12 Angelegenheit welche durch Vermittlung 〈…〉 Schillers zu Stande gekommen] Die verlegerischen Vereinbarungen zur Herausgabe der „Propyläen“ waren durch Schiller vermittelt worden (vgl. zu 100,4). 166,14 ein Theil des Manuscripts] Wie angekündigt übersandte Goethe ein erstes Druckmanuskript zum ersten Stück der „Propyläen“ am 25. Juli an Cotta (vgl. zu 178,16). 166,16 die reitende Post] Aus Gründen der Sicherheit wurden Manuskripte oder Kunstgegenstände wie Kupferstiche, -platten und Druckstöcke in der Regel durch die fahrende Post transportiert. Diesen Weg empfahl Cotta auch in seinem Antwortschreiben vom 27. Juli 1798. Eine Übersendung als Briefpost durch die – schnellere und häufiger gehende – reitende Post war gleichwohl auch möglich und wurde bei besonders dringenden Sendungen genutzt. Der Abgang der reitenden bzw. fahrenden Post erfolgte zu regelmäßigen und feststehenden Zeiten (vgl. PostBericht 1798). 166,17 Kupferplatten] Für das erste Stück der „Propyläen“ waren zwei jeweils unbezeichnete Kupfertafeln im Oktavformat vorgesehen: ein von Conrad Horny entworfener Umrissstich der Gruppe des Laokoon sowie drei von Johann Heinrich

JULI 1798

373

Meyer gezeichnete landschaftliche Darstellungen mit Ansichten „Etrurischer Kunstreste“: „Das übergebliebene, verschüttete Thor von Fiesole, die Terrassenartige Widerlagen der Stadtmauer und die Hupfbrücke bey Florenz“ (Propyläen I 1, XLVI). Beide Tafeln wurden von Johann Christian Ernst Müller auf einer Quartplatte gestochen (vgl. RA 2, Nr 1430). Goethe übersandte diese am 15. August an Cotta (vgl. zu 194,21). 166,17 Stock zur Decke] Druckstock zur Herstellung der Decke, d.h. des Umschlags für die broschiert herausgegebenen „Propyläen“-Hefte. Die dafür vorgesehene neuartige Technik des anaglyphischen Verfahrens erläuterte Goethe in seinem folgenden Brief an Cotta vom 25. Juli (vgl. 178,27–179,5). Die fertig gestellten Druckstöcke übersandte Goethe am 14. September (vgl. zu 206,23–24). 167,1–2 Für mich 〈…〉 16 bis 18 Exemplare] Goethe erhielt insgesamt 18 Gratisexemplare, die Cotta am 17. Oktober 1798 übersandte: sechs auf Velin sowie zwölf auf Postpapier gedruckte Hefte (vgl. RA 2, Nr 1529; Cotta, Verlagsbuch, 67a). Von beiden Ausfertigungen behielt Goethe jeweils ein Exemplar. Johann Heinrich Meyer erhielt vier auf Postpapier gedruckte Bände. Nach Goethes eigenhändigem Verzeichnis (GSA 30/299, Bl. 16) waren die weiteren Exemplare für folgende Personen bestimmt: jeweils einen Band auf Velinpapier erhielten Herzog Carl August, dessen Gemahlin Louise, Herzoginmutter Anna Amalia, Justus Christian Loder und Gottlieb Hufeland. Die übrigen auf Postpapier gedruckten Exemplare gingen an Christian Gottlob Voigt, Friedrich Justin Bertuch, Carl Ludwig von Knebel, die Hoffmann’sche Verlagsbuchhandlung, Christoph Martin Wieland, Friedrich Schiller und August Wilhelm Schlegel. 167,3–4 Exemplare an die Hauptorte 〈…〉 angeben] Goethe teilte die Namen und Orte der vorgesehenen ausländischen Adressaten in seinem Brief vom 7. November 1798 mit (vgl. Nr 205). Es handelte sich um Johann Gottfried Schweighäuser (Straßburg), Aubin Louis Millin (Paris) sowie nicht näher benannte deutsche Buchhändler in London. Ein Versand nach Italien war aufgrund der dortigen politischen Unruhen nicht vorgesehen. 167,8 So viel vor heute vorläufig] Weitere Nachrichten und das Manuskript folgten mit Goethes Brief an Cotta vom 25. Juli (vgl. Nr 145). Im Konzept (K1) folgt ein – dort bereits gestrichener – Nachsatz: So viel vor heute. Dürfte ich Sie bitten Hl Rapp für die mannigfaltigen Bemühungen zu danken ich schreibe ihm durch Hl. Professor Thouret, der bey uns gegenwärtig sehr Thätig ist. Nachricht von dem bezahlten Gelde wird Herr Rapp durch seine Correspondenten schon erhalten haben. Der Passus entfiel, da Goethe auch an Heinrich Rapp schrieb (vgl. Nr 128).

374

BRIEF 136

136. An Johann Christian Kestner Weimar, 16. Juli 1798 → Hannover ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 15–16 (Depositum Kestner). – Doppelblatt 18,8 × 22,2(–23,1) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; rechte obere Ecke des Doppelblatts abgerissen; S. 4 Adresse: Des / Herrn Legationsrath Kestners / Wohlgebl: / nach / H a n n o v e r / f r a n k.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 327–328. – Doppelblatt 20,8 × 34,2 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1; S. 3 Nr 142), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Briefschluss (167,24–25 Ich wünsche 〈…〉 zu hören.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: Goethe und Werther1 (1854), 282f., Nr 137 (August Kestner). WA IV 13 (1893), 212, Nr 3841. BEIL AG E

Schnur in der Länge von Goethes Körperumfang (vgl. zu 167,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Johann Christian Kestners Brief vom 2. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1365), dem ein weiterer Brief Kestners vom 29. Juni 1798 beilag (vgl. RA 2, Nr 1361). – Kestner antwortete am 18. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1531). Postsendungen: 16. Juli 1798 (L e g a t. R. K e s t n e r. Antw. auf seinen Brief worinn er sich beklagte daß ich so lange nicht geschrieben; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 16. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). Zur Person Johann Christian Kestners (1741–1800) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 99. – Die enge Freundschaft mit Kestner und dessen Frau Charlotte aus der Wetzlaer Zeit 1772 schwächte sich mit zunehmendem Alter deutlich ab und kam in den 1790er Jahren fast vollständig zum Erliegen: Lediglich je ein gewechselter Brief in den Jahren 1790 und 1791 ist überliefert, vom Umfang deutlich geringer als die Briefe aus der früheren Zeit. Grund dafür mag Kestners zunehmende Kränklichkeit neben seinen vielseitigen dienstlichen Aufgaben und Goethes Stillschweigen auf wiederholte Kontaktaufnahmen Kestners gewesen sein (vgl. zu 167,13), was zu einer zunehmenden Entfremdung der Briefpartner, mit Verstimmung vor allem auf Kestners Seite,

JULI 1798

375

führte. Offenbar stellte Goethe auch die Sendung seiner Werke nach Hannover ein, was Kestner am 18. Oktober 1798 gegenüber Goethe beklagte (vgl. RA 2, Nr 1531). – Aus dem Jahr 1798 sind drei Briefe Kestners an Goethe bekannt, wobei er sich im ersten über Goethes langes Schweigen „seit mehrern Jahren“ (H: GSA 28/22, Bl. 305; vgl. RA 2, Nr 1361) beschwert. Der vorliegende Brief ist das letzte überlieferte Schreiben Goethes an den als Archivsekretär im Kurfürstentum Hannover beschäftigten Kestner, der am 24. Mai 1800 unerwartet auf einer Dienstreise in Lüneburg verstarb (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 138). Der nächste Brief Goethes an den Sohn Theodor Kestner, eigentlich eine Nachricht an die Mutter, datiert vom 26. Juni 1801. 167,11–12 gelegentlich wieder ein Wort hättet von Euch hören lassen] Seit 1791 sind keine Briefe Kestners an Goethe bekannt. Kestner hatte jedoch wahrscheinlich auf Goethes Brief vom 10. März 1791 (vgl. GB 9 I, Nr 12) zurückgeschrieben, „da ich zuletzt ohne Antwort blieb“ (H: GSA 28/22, Bl. 305; vgl. RA 2, Nr 1361), wie er am 29. Juni gegenüber Goethe bemerkte. 167,13 daß ich einmal einen Brief nicht antworte] In seinem Bezugsbrief betont Kestner, dass das Stillschweigen zwischen Goethe und ihm nicht von ihm ausgehe und er inzwischen daran zweifle, ob ein erneuter Versuch der Kontaktaufnahme von seiner Seite etwas bewirken würde. 167,17 Wenn wir uns wieder sähen] Zu einem Treffen kam es nicht mehr – Kestner starb unerwartet am 24. Mai 1800, ohne Goethe wiedergesehen zu haben seit dessen letztem Besuch in Wetzlar im November 1772. – Charlotte Kestner begegnete Goethe in Weimar erstmals wieder im September/Oktober 1816 (vgl. GT V 1, 416; 422). 167,17–18 Ihr solltet mich den innern nach] Hier und im Folgenden bezieht sich Goethe direkt auf Kestners Brief vom 29. Juni 1798, in dem dieser versichert: „ich bin innerlich noch, der ich war“ (H: GSA 28/22, Bl. 205; vgl. RA 2, Nr 1361), um dann im Folgenden von seinem durch Krankheit gezeichneten, veränderten Körper zu berichten (vgl. ebd.). 167,18–19 so sagen die Leute ich sey nach und nach dick geworden] Goethes Korpulenz wird in verschiedenen Quellen der Zeit bestätigt, u.a. durch Charlotte von Stein in einem Brief an ihren Sohn Friedrich am 23. Dezember 1798: „Goethen sehe ich selten und wen es einmahl geschieht so erschreckt mich seine immerzunehmende Dickheit.“ (Brief vom 18. bis 27. Dezember 1798; GSA 122/102.) Carl von Stein berichtet ebenfalls an Friedrich von Stein am 11. Juni 1799, Goethe habe einen „Bauch nach unten zu hervorstehend wie der einer hochschwangern Frau“ (BuG 4, 510). Auch bildliche Darstellungen von Goethe aus der Zeit dokumentieren die Zunahme an Körpergewicht, vgl. Johann Heinrich Meyers zwischen 1792 und 1795 entstandenes Aquarell (KSW, Museen, Inv.-Nr KHz/02152) sowie Friedrich Burys im März/April 1800 angefertigte Kreidezeichnungen (Inv.-Nr KHz/AK 3227 und Inv.-Nr KHz1985/00012).

376

BRIEF 137

167,19 eine Schnur] Nicht überliefert. 167,21 denn sonst] Das letzte Treffen hatte 1772 stattgefunden, als sich der 23-jährige Goethe mit seinem Schwager Johann Georg Schlosser vom 6. bis 10. November 1772 in Wetzlar aufhielt (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 73). Kestner war zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt. 167,22 thätig] Zu Goethes Vorbereitung der Veröffentlichung der „Propyläen“ vgl. Goethes Brief an Cotta, Nr 135, insbesondere zu 166,14. 167,24 den Euren] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte Buff verheiratet. Das Ehepaar hatte nach dem Tod der Tochter Charlotte (1783–1785) elf Kinder: Georg (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1775), Karl (geb. 1776), August (geb. 1777), Theodor (geb. 1779), Eduard (geb. 1784), Hermann (geb. 1786), Charlotte (geb. 1788), Luise (geb. 1791), Clara (geb. 1793) und Friedrich (1795).

137. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 16. Juli 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 532, Bl. 166. – 1 Bl. 19,2 × 23 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „179“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „27“, daneben: „1798“, oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 3“; S. 1 Anstreichung am linken Rand, S. 2 Streichung des Absatzes 168,27–29 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 321–322. – Doppelblatt 20,6(–20,9) × 34,12 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr. (S. 2–3; S. 1 Nr 135K1), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 2 linke Spalte oben Adresse: An Hl. v. Knebel nach Ilmenau. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 147). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 181f., Nr 179 (Teildruck: 168,27–29 Wolltest du 〈…〉 schuldig zu bleiben. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 213f., Nr 3842. BEIL AG E

„Die Metamorphose der Pflanzen“ (vgl. zu 168,5).

JULI 1798

377

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Briefe vom 7. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1367) und 9. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1370). – Knebel antwortete am 18. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1388). 168,1 Die schweren richtigen Eisenmodelle so wie die leichten] Vgl. zu 111,22. Bei den leichten Modellen handelte es sich um die Holzmodelle, die Goethe als Vorlagen geschickt hatte. 168,1–2 trefflichen Käse] Wahrscheinlich in Ilmenau oder Umgebung hergestellter Schafskäse. Knebel versorgte Goethe noch einmal am 18. Juli mit „Käs“ (H: GSA 28/494, Bl. 23; vgl. RA 2, Nr 1388), und auch am 1. Juli 1799 schickte er, wie aus seinem Tagebuch hervorgeht „An Goethe Schafkäs“ (Knebel, Tgb. 1799, 50r). 168,5 das vergeßne Blatt] Goethe hatte Knebel im Brief von Ende Juni (Nr 123) sein Gedicht „Die Metamorphose der Pflanzen“ beilegen wollen, dies aber vergessen (vgl. zu 156,25). – Die Beilage ist nicht überliefert. 168,7–8 ein Gedicht über die magnetischen Kräffte] Es sind keine Vorarbeiten überliefert – der Plan wurde wahrscheinlich nicht ausgeführt. Goethe beschäftigte sich in diesen Wochen eingehend mit magnetischen Phänomenen (vgl. zu 157,4–5) und diskutierte mit Schiller über die Möglichkeit einer Darstellung der Naturlehre durch einen Poeten (GT II 1, 250), wozu auch die Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ gehörte. 168,9 was im Ganzen unmöglich werden möchte] Eine die Themen der Naturlehre umfassende Darstellung in epischer Form in der Nachfolge der aufklärerischen Lehrdichtung hatte Goethe bereits 1781 angestrebt, als er einen neuen Roman über das Weltall verfassen wollte (Goethe an Charlotte von Stein, 7. Dezember 1781; GB 4 I, 356,16; vgl. LA II 1A, 382). 168,10 ein paar Gedichte von der lustigen Art] Wahrscheinlich die als Zyklus im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ enthaltenen Gedichte „Der Edelknabe und die Müllerinn“ (S. 102–104), „Der Junggesell und der Mühlbach“ (S. 107– 110), „Der Müllerinn Verrath“ (S. 116–119) und „Reue“ (S. 129–132). 168,11 Mein Contingent zum Musenalmanach] Wie schon in den drei vorangegangenen Ausgaben des „Musen-Almanachs“ (vgl. GB 11 II, 534f.) veröffentlichte Goethe in der von Schiller herausgegebenen Anthologie für 1799 wieder zahlreiche Gedichte (vgl. zu 148,13–14). 168,13–14 wie ein Ball zwischen Jena und Weimar hin und her geworfen] Goethe verwendet den gleichen Wortlaut im Brief an Wilhelm von Humboldt vom 16. Juli 1798 (vgl. 170,22). Grund für den unsteten Wechsel zwischen den beiden Orten waren Goethes zahlreiche amtliche Verpflichtungen in Weimar und der Kauf des Gutes in Oberroßla. 168,16–17 eine Zeichnung zur Decoration des Theatersaals] Nicht überliefert (vgl. zu 162,17).

378

BRIEF 138

168,19–20 wenn ich 〈…〉 mit dir in der Abgeschiedenheit leben könnte] Ähnliches formulierte Goethe auch gegenüber Schiller bezogen auf den Theaterumbau, der ihn stark in Anspruch nahm (vgl. 163,7–10). Knebel hatte am 7. Juli geschrieben, dass er „das Daseyn mehr, als in irgend einem Zeitpunkt meines Lebens“ (H: GSA 28/494, Bl. 21) genösse. 168,21 die Wirkungen deines Fleißes] Im selben Brief hatte Knebel von seinem Vorhaben berichtet, seine Übersetzung des Properz „um nächste Michaelis 〈29. September 1798〉“ (H: GSA 28/494, Bl. 21) bei Göschen zu veröffentlichen und den ersten Band seines Lukrez („De rerum natura“) Ostern 1799 herauszubringen. Erste Proben seiner Lukrez-Übertragung sandte Knebel erst im Januar 1799 an Goethe, um sie August Wilhelm Schlegel vorzulegen (vgl. zu 276,12). 168,27 Wolltest du das Eisen in Günthersfeld bezahlen] Goethe hatte über Knebel Eisenmodelle bestellt, die im Eisenwerk Günthersfeld bei Gehren angefertigt wurden (vgl. zu 111,24–25). Die Rechnung über „4 Stück von Eisen gegossene Model Stücke“ (H: GSA 28/22, Bl. 306; vgl. RA 2, Nr 1372) hatte Knebel von Johann Friedrich Herrleb, dem Pächter des Günthersfelder Eisenwerks, erhalten und mit seinem Bezugsbrief vom 9. Juli an Goethe geschickt. Knebel entsprach Goethes Bitte und beglich die Rechnung vor Ort (vgl. RA 2, Nr 1388). 168,27 konnten] Versehentlich statt ‚könnten‘. 168,31 etwas von dir hören] Knebel antwortete am 18. Juli.

138. An Wilhelm von Humboldt Weimar, 16. Juli 1798 → Paris ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/245,II, Bl. 8–11. – 2 Doppelblätter 20,7 × 33,5(–33,8) cm, 6 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn v. Humboldt nach Paris. E: WA IV 13 (1893), 214–218, Nr 3843 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Goethes Gedicht „Euphrosyne“ (vgl. zu 170,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Wilhelm von Humboldts Brief vom 〈25. März〉 1798 (vgl. RA 2, Nr 1240, dort Datierung auf 10.? April). – Humboldt antwortete am 18. März 1799 (vgl. RA 3, Nr 97).

JULI 1798

379

Postsendungen: 20. Juli 1798 (H l. v H u m b o l d. zurückbehaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 20. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). – Der auf den 16. Juli datierte Brief wurde erst am 20. Juli abgeschickt, da Goethe sich Humboldts Adresse erst von Schiller erbitten musste (vgl. 163,1–5). 169,1 Ihren freundschafftl: Brief habe ich seiner Zeit richtig erhalten] Humboldts Brief aus Paris vom 25. März 1798 war von Friedrich Vieweg mitgenommen, von Berlin abgeschickt und durch Carl August Böttiger zugestellt worden (vgl. RA 2, Nr 1279). Goethe hatte laut Tagebuch bereits am 19. Juni 1798 einen Brief an Humboldt begonnen (GT II 1, 250) 169,2 auch die schönen Mineralien] Die Mineralien, die sich Goethe in seinem Brief an Humboldt vom 7. Februar 1798 erbeten hatte (vgl. zu 43,26–27), erhielt Humboldt durch den französischen Geologen Dieudonné Sylvain Guy Tancrède Dolomieu (vgl. RA 2, Nr 1240). Zu Goethe gelangten sie ebenfalls über Vieweg, jedoch später als der gleichzeitig abgesandte Brief, aus Leipzig, um Portokosten zu sparen. Es handelte sich um Gipskristalle vom Montmartre (vgl. zu 113,17–18) sowie um kristallisierten Sandstein von Fontainebleau (vgl. zu 113,19–20). 169,3 Herrn Dolomieu] Den französischen Geologen und Mineralogen Dieudonné Sylvain Guy Tancrède Dolomieu, Professor an der École des Mines in Paris, hatte Goethe 1787 in Italien kennen und seine mineralogischen Kenntnisse bei dieser Begegnung schätzen gelernt (vgl. GB 7 II, zu 222,13). 169,5 Bey meiner Ankunft hier] Goethe kam am 20. Mai 1798 nach Jena (vgl. GT II 1, 245). 169,5 überaschte] Versehentlich statt ‚überraschte‘. 169,5–6 mit Ihrem Aufsatze über Herrmann und Dorothea] Schiller hatte am 15. Mai eine „unerwartete Novität“ angekündigt, die er Goethe dann während seines Jena-Aufenthaltes im Mai vorlegte. Es handelte sich um Humboldts Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“, die eigentlich für das 12. Stück der „Horen“ vorgesehen gewesen war. Sie erschien schließlich 1799 bei Vieweg als erster Teil von Humboldts „Ästhetischen Versuchen“. 169,6–7 wir lasen den größten Theil zusammen] Laut Tagebuch beschäftigten sich Goethe und Schiller vom 21. bis 27. Mai täglich mit Humboldts Abhandlung (vgl. GT II 1, 245f.). 169,7 verschieden mal unterbrochen] Gründe für die Unterbrechungen sind im Tagebuch verzeichnet: Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Besuch in Jena vom 28. bis 30. Mai (vgl. GT II 1, 246) und Goethes Aufenthalt in Weimar vom 31. Mai bis 4. Juni, wo er sich vor allem den Bauangelegenheiten widmete (vgl. ebd., 247). Nach seiner Rückkehr nach Jena am 4. Juni notiert Goethe die Lektüre von Nicolas Edme Rétif de La Bretonnes Autobiographie „Monsieur Nicolas“, Schellings Schrift „Von der Weltseele“ sowie Fichtes „Grundlage des Naturrechts“ (vgl. ebd., 247f.).

380

BRIEF 138

169,8 den Schluß für mich allein gelesen] Im Tagebuch ist der Abschluss der Lektüre nicht dokumentiert, erfolgte aber zwischen 28. Mai, dem Abbruch der gemeinsamen Lektüre mit Schiller, und 19. Juni, als Goethe mit dem Verfassen des Briefes begann (vgl. zu 169,1). 169,21 würden] Versehentlich statt ‚würde‘. 170,5 bald wieder an eine epische Arbeit] Zu Goethes geplantem Versepos „Achilleis“ vgl. zu 114,10. 170,10–11 dasjenige] Vermutlich durch Schreibversehen grammatikalisch verkürzt; WA ergänzt vor dem ‚dasjenige‘ ein ‚daß Sie‘. 170,12 ausgedruckt] Ohne Umlautung bei Goethe selten, aber durchaus in der Bedeutung ‚dargestellt‘ vorkommend (vgl. GWb 1, 1122). 170,13–15 so wird Schiller Sie 〈…〉 Ihre Deduction aufnehmen möchte] Vgl. Schillers Brief an Humboldt vom 27. Juni 1798 (NA 29, 244–249). 170,25 Ich lege eine Elegie bey] Goethe hatte an Humboldt bereits das Gedicht „Amyntas“ geschickt, das dieser in seinem Bezugsbrief lobend würdigte. Die dem vorliegenden Brief beigelegte Elegie „Euphrosyne“ auf die im September 1797 verstorbene Weimarer Schauspielerin Christiane Becker erschien zusammen mit „Amyntas“ in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 1–13, 145–148). Goethe hatte sie für Humboldt durch Geist abschreiben lassen (vgl. 163,1–2). Der Verbleib der Beilage ist unbekannt. 170,28 ihren Manen] Mythologisch: Totengeister der Verstorbenen, die dem ehrenden Gedenken dienen (vgl. GWb 5, 1410). 170,29 die Ihrige] Caroline von Humboldt. 170,31 aus einem Briefe an Schiller sehe] In seinem Brief an Schiller vom 23. Juni 1798 berichtet Humboldt von einem in Paris abgehaltenen Kolloquium „mit allen Metaphysikern“ (NA 37 I, 307), wo er die Positionen der Kantischen Philosophie erläutert habe: „Die Conferenz dauerte 5 Stunden, und ging, wie alle dieser Art aus einander. Man verstand sich nicht einmal, geschweige denn, daß man sich bekehrt hätte. Indeß gelang es mir doch, ihnen die Kantischen Ideen näher zu bringen, als es je geschehen war.“ (Ebd., 308.) 170,33 ein so erklärter Deutscher] Humboldt erläutert im Brief an Schiller vom 23. Juni 1798 die grundlegenden Unterschiede zwischen französischer und deutscher Denkungsart (vgl. NA 37 I, 308f.). 170,34 mit Brinkmannen eine Prosodie unserer Sprache 〈…〉 brächten] In seinem Bezugsbrief hatte Humboldt geschrieben, dass er Carl Gustav von Brinckmann empfohlen habe, das Metrum betreffende Verbesserungsvorschläge für „Herrmann und Dorothea“ vorzulegen. Humboldt war mit Brinckmann, der seit 1798 zur schwedischen Gesandtschaft in Paris gehörte, seit 1790 befreundet. 171,1 eimal] Schreibversehen für ‚einmal‘. 171,5–6 wo Ihr Herr Bruder sich befindet] Humboldts zwei Jahre jüngerer Bruder Alexander war am 12. Mai in Paris angekommen. Am 20. Oktober reiste

JULI 1798

381

er weiter nach Marseille, im Januar 1799 nach Spanien. Von La Coruña schiffte er sich am 5. Juni 1799 nach Südamerika ein. 171,8 Scherer der aus England zurück ist etablirt sich in Belvedere] Alexander Nikolaus Scherer war auf Anraten Alexander von Humboldts am 6. Juni 1797 im Auftrag des Herzogs Carl August nach England gereist, um dort verschiedene Produktionsstätten und Bleichanstalten zu besuchen und die so gesammelten Erfahrungen in Chemie und Technologie für den Weimarer Hof nutzbar zu machen (vgl. Tadday/Frercks, Scherer in Weimar, 348). Nach seiner Rückkehr am 12. Mai 1798 erhielt Scherer freies Logis im südlich von Weimar gelegenen Schloss Belvedere sowie finanzielle Mittel für die Ausstattung eines chemischen Laboratoriums im dortigen Ostpavillon (vgl. Reskript an die Kammer Weimar vom 29. Juni 1798; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6486, Bl. 22). Goethe besuchte ihn dort am 20. Juli (vgl. GT II 1, 254). 171,9 Rittern als Mitarbeiter] Der Physiker und Naturphilosoph Johann Wilhelm Ritter wird hier von Goethe überhaupt zum ersten Mal erwähnt. Ritter hatte nach Abschluss seiner Apothekerausbildung in Liegnitz (heute Legnica) im Frühjahr 1796 sein Studium der Naturwissenschaften an der Universität in Jena begonnen. Naturwissenschaftliche Forschungen führten ihn auch an die Höfe von Weimar und Gotha. 1798 beschäftigte er sich mit galvanischen Experimenten und führte im Juli 1798 solche Versuche auch im Schloss Belvedere, gemeinsam mit Scherer, vor. 1798 erschien sein „Beweis dass ein beständiger Galvanismus den Lebensprocess im Thierreiche begleitet“ (vgl. Ruppert, Nr 5022). 171,9–10 Schelling kommt als Prof. nach Jena] Zu Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Berufung an die Universität Jena, die Goethe diesem mit einem persönlichen Brief am 5. Juli 1798 übermittelte, vgl. Nr 126. 171,11 Welt der Welten] Humboldts Aufenthaltsort Paris. Die Bezeichnung von Paris als ‚Welt‘ setzte sich im deutschen Sprachgebrauch vor allem nach 1800 immer stärker durch (vgl. Klara Kautz: Das deutsche Frankreichbild in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach Reisebeschreibungen, Tagebüchern und Briefen. Köln 1957, S. 86). 171,11 intermundium] Scherzhaft ironische Bezeichnung Weimars bzw. der Universität Jena als Zwischenwelt im Sinne eines Ortes von geringerer Bedeutung im Vergleich mit der ‚Weltstadt‘ Paris, Kompositum aus lat. inter: zwischen und mundus: Welt, hier im Akkusativ (vgl. GWb 5, 63). 171,12 degarnirt] Von franz. dégarnir: entblößt, beraubt (vgl. GWb 2, 1112). 171,13–14 die magnetischen Phänomene 〈…〉 zusammengestellt] Vgl. zu 157,4–5. 171,16–17 des Gastmahls] Hier metaphorisch vor dem Hintergrund des kulturellen Angebots und Reichtums in Paris (vgl. GWb 3, 1123).

382

BRIEFE 139/140

171,21 alles was Sie umgiebt] Humboldts Frau Caroline Friederike von Humboldt, die sechsjährige Tochter Caroline, den vierjährigen Sohn Wilhelm und der 1797 geborene Theodor.

139. An Johann Georg Lenz

Weimar, 17. Juli 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: UA Jena, Sign.: Bestand U Abt. IX, Nr 2b, Mb. 164. – Doppelblatt 19 × 23 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Professor Lenz / Wohlgebl: / J e n a., rote Siegelreste; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „164.“ E: WA IV 13 (1893), 218f., Nr 3844 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Für das vorliegende Empfehlungsschreiben Goethes für den Niederländer Martin van Marum ist kein Bezugs- und Antwortbrief von Johann Georg Lenz bekannt. 171,22 Herr van Marum] Der niederländische Naturforscher und Geschäftsführer des Museums für Naturgeschichte und physikalische Instrumente in Haarlem, Martin van Marum, kam am 16. Juli 1798 in Weimar an und besuchte Goethe am folgenden Tag sowie nach seiner Rückkehr aus Jena am 20. und 21. Juli 1798 (vgl. Marum-Reisetgb. 1798, 262f.; GT II 1, 253f.; zu van Marum vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 234). 171,22–23 Secretair der holländischen Societät 〈…〉 zu Harlem] Van Marum war Sekretär der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen (Holländische Gesellschaft der Wissenschaften) in Haarlem und wurde 1784 zum Direktor von Teyler’s Physisch en Naturalien Kabinetten en Bibliotheek (Teylers Physik- und Naturalienkabinett und Bibliothek) ernannt. Diese beeindruckende Sammlung von Kunstgegenständen, Mineralien, Naturalien, Kuriositäten und wissenschaftlichen Instrumenten sowie eine große wissenschaftliche Bibliothek gingen auf den Tuchfabrikanten und Sammler Pieter Teyler van der Hulst zurück, der sie testamentarisch für wissenschaftliche und gemeinnützige Zwecke gestiftet hatte. Unter van Marum ging die Sammlung in das 1784 fertig gestellte Museum Teyler über, dessen erster Geschäftsführer er war. – Die hier im Brief ins Deutsche übersetzten Titel notierte Goethe am 17. Juli 1798 auf Französisch in seinem Tagebuch (vgl. GT II 1, 253). 171,24 wird sich kurze Zeit in Jena aufhalten] Van Marum reiste am 17. Juli „Nachmittags um 2 Uhr nach Jena“ (Marum-Reisetgb. 1798, 262), nachdem er den Vormittag mit Goethe verbracht und sich „seine reichhaltige Mineraliensammlung“ (ebd.) hatte zeigen lassen. In Jena war er vor allem an den Mineraliensamm-

JULI 1798

383

lungen und Kabinetten Carl Batschs, Johann Georg Lenz’ sowie Johann Heinrich Voigts interessiert und machte zudem Bekanntschaft mit Justus Christian Loder sowie Johann Friedrich August Göttling. Die Kontakte entstanden aufgrund der gemeinsamen Interessen, u.a. an Elektrizität, Chemie, Mineralogie, Verwaltung von Sammlungen und Kabinetten sowie durch die Herausgabe von Zeitschriften. Am 20. Juli kehrte van Marum wieder nach Weimar zurück. 171,25 einem so achtungswerthen Gelehrten] Zu van Marums Ausbildung und Interessenschwerpunkten vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 234. 171,26–27 dessen lehrreiche Unterhaltung] Goethe zeigte sich von van Marums Wissen auch in einem Brief an Schiller vom 21. Juli 1798 beeindruckt, besonders aufgrund eines Gesprächs über Elektrizität (vgl. 175,13–14). Nach der ersten Begegnung von Lenz und van Marum in Jena setzten die beiden im Jahr 1799 ihren wissenschaftlichen Austausch in Briefen fort. Von van Marum sind zwei Schreiben aus dieser Zeit überliefert: Am 6. März 1799 teilte er Lenz mit, er habe die große Mineraliensammlung von Pieter Teyler van der Hulst, die er zunächst nach dem System von Johann Gottschalk Wallerius geordnet hatte, nun nach dem Werner’schen System ausgerichtet, das ihm Lenz empfohlen hatte (vgl. UA Jena, U Abt. IX, Bd 3b, Brief Nr 304). Am 10. Juli 1814 erfolgte van Marums Aufnahme als Mitglied in die „Herzogliche Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ (vgl. Reil und seine Zeit, 84).

140. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Juli 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 151–152. – Doppelblatt 18,9 × 23,1 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena. / f r a n k.; Reste einer roten Verschlussoblate, Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 172,19 vomn; 172,20 allenm. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 238–240, Nr 478. WA IV 13 (1893), 219f., Nr 3845. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 16. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1382). – Schiller antwortete am 20. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1391). Postsendungen: 18. Juli 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434).

384

BRIEF 141

172,1 heute keinen Brief von Ihnen] Schiller schrieb seine Briefe an Goethe in der Regel an seinen Posttagen, am Dienstag und Freitag, so dass sie jeweils am folgenden Mittwoch- und Samstagmorgen bei Goethe eintrafen. Der für diesen Mittwoch erwartete Brief Schillers war ausgeblieben. Grund hierfür waren vermutlich nicht die gesundheitlichen Probleme, von denen Schiller zuvor berichtet hatte (vgl. RA 2, Nr 1375 und RA 2, Nr 1382). Vielmehr hatte Schiller den vorliegenden Bezugsbrief nicht am Dienstag, sondern bereits am Montag geschrieben, wahrscheinlich um die von Goethe gewünschte Adresse Wilhelm von Humboldts zeitnah mitteilen zu können. 172,3 Mit unserer Theateranlage geht es lebhaft fort] Am 16. Juli war mit dem Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters begonnen worden (vgl. 163,6–10). 172,5 Negation] Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, dass sein Schwager Wilhelm von Wolzogen den Entwurf Thourets zum Theaterumbau zwar gewürdigt, aber auch bemerkt habe, „daß man über die Festigkeit nicht ganz sicher wäre“ (NA 29, 253). 172,13 meine zwey Fascikel Reiseacten] Zu den Akten von Goethes Schweizer Reise vgl. zu 7,21. Um welche beiden der insgesamt drei Faszikel es sich dabei handelte, ist nicht ermittelt. Das erste Faszikel beinhaltet die Aufzeichnungen von Goethes Aufenthalt in Frankfurt am Main, zwei weitere die der eigentlichen Reise in die Schweiz. 172,14 Aufsatz über den Magneten] Möglicherweise handelte es sich um das von Goethe am 20. Juni in Jena entworfene Schema der magnetischen Phänomene (GT II 1, 251), das Goethe wohl aufgrund seiner am folgenden Tag erfolgten Abreise aus Jena bei Schiller zurückgelassen hatte. Der nicht überlieferte Text bildete eine Vorarbeit zu dem vermutlich 1799 verfassten Schema „Den Magnet betreffend“ (LA I 11, 46–48; erläutert in: LA II 1B, 1179–1185). 172,15 Aufsatz über die Cautelen des Beobachters] Wahrscheinlich handelte es sich um Goethes frühen unbetitelten Aufsatz „Der Versuch als Vermittler von Object und Subject“. Goethe hatte das Manuskript bereits am 10. Januar 1798 an Schiller übersandt (vgl. zu 15,4). – ‚Cautel‘ (Plural ‚Cautelen‘) von lat. cautela: „Behuthsamkeit, Vorsicht, besonders in Verträgen, und die Sätze und Worte, worin eine solche Behuthsamkeit enthalten ist.“ (Adelung 1, 1316; vgl. GWb 5, 318.) 172,15–16 wenn Sie ihn finden können] Ob Schiller das gewünschte Manuskript mit seinem Antwortbrief vom Freitag, dem 20. Juli, an Goethe zurücksandte, ist nicht ermittelt. 172,17 Aufsätzen zur Zeitschrifft] Goethe redigierte in diesen Tagen die Beiträge für das geplante erste Stück der bei Cotta verlegten „Propyläen“ (vgl. GT II 1, 253 und zu 163,11).

JULI 1798

385

172,25–26 Wenn Sie 〈…〉 auch noch etwas beyzutragen.] Goethes wiederholt geäußerte Bitte um Beiträge Schillers zu den „Propyläen“ erfüllte sich nicht; Schillers Anteil blieb gering (vgl. zu 62,9). 172,28 wieder zu Ihnen hinüber] Goethe reiste am Mittwoch, dem 1. August, wieder nach Jena, wo er bis zum 16. August blieb (vgl. GT II 1, 255f.). 172,30 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 172,30–173,1 daß das artige Gartenhäuschen 〈…〉 wohnbar sey] Zur Errichtung des als Arbeitszimmer geplanten Pavillons in Schillers Garten vgl. zu 163,26–27. Der Raum war zu Goethes folgendem Aufenthalt in Jena vom 1. bis 16. August nicht fertiggestellt und wurde erst am 25. August 1798 eingeweiht (vgl. Schillers Brief an Goethe, 24. August 1798; RA 2, Nr 1439).

141. An Friedrich Heinrich Gotthelf Osann Weimar, 18. Juli 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/39, Bl. 96–97. – Doppelblatt 18,7 × 22,8 cm; S. 1 Bezugsbrief (vgl. zu 173,4); S. 3 Brief Goethes, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 49). E: WA IV 13 (1893), 220f., Nr 3846 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Osanns Brief vom 17. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1386). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 173,4 die wenigen Auslagen hiermit übersende] Aus Goethes Rechnungen ist für den 18. Juli 1798 die Ausgabe von 6 Reichstalern und 21 Groschen für die Liquidation der Commission (H: GSA 30/50, Bl. 4) sowie die Liquidation des Secretarii (ebd.) über 2 Reichstaler, 7 Groschen und 6 Pfennige verzeichnet. Damit wurden laut Quittung zum einen „Stempelbogen“, die Kopie des am 7. Juli ausgefertigten „Adjudications-Schein〈s〉 über das sub hasta erstandene Lehnguth zu Oberroßla“ sowie das Botengeld bezahlt (ebd., Bl. 25), zum anderen die von dem Sekretär Gottlieb Meißel angefertigte Kopie des Protokolls (vgl. ebd., Bl. 27). – In Osanns Bezugsbrief wird mit der Zusendung des Adjudikations-Scheins betont, dass keine anderweitigen Zahlungen notwendig seien: „Daß für mich und für den HLn Secretair hiebey keine Gebühren liquidirt worden sind, gründet sich auf die allgemeine Observanz, nach welcher dem Vorgesezten dergL. nicht liquidirt werden dürfen. Es ist daher keine am unrechten Orte angewandte generosité, sondern es ist

386

BRIEF 142

Rechtens –“ (H: GSA 30/39, Bl. 96). – Der Adjudikationsschein im Original liegt nicht mehr in Goethes Akten (vgl. GSA 30/41). Eine vom Lehnssekretär Gottlieb Meißel am 20. August 1799 beglaubigte Abschrift („Copia“) ist im LATh – HStA Weimar überliefert (vgl. ebd., Lehnswesen A 4315, Bl. 9–12). 173,5–6 Bemühungen in dieser Sache] Zu Osanns Engagement beim Erwerb des Gutes vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 88. 173,8 Secretair] Der Lehnssekretär Gottlieb Meißel, der für einen Großteil des Schriftverkehres seitens der Fürstlichen Kommission zuständig war und der während der Gutsübergabe ein umfangreiches Protokoll anfertigte (vgl. GSA 30/42). 173,8–9 erkenntlich erzeigen zu können] Ob und in welcher Form dies erfolgte, war nicht zu ermitteln.

142. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg Weimar, 20. Juli 1798 → Gotha ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 327–328. – Doppelblatt 20,7 × 34,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3; S. 1 Nr 136K), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse: An des Prinzen August / Durchl / nach Gotha. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 221, Nr 3847 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Goethes Ballade „Der Müllerinn Verrath“ (vgl. zu 174,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Augusts Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg Brief vom 19. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1390). – Prinz August antwortete am 26. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1394). Postsendungen: 20. Juli 1798 (P r i n z A u g u s t. zurückbehaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 434); 20. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). Zur Person Augusts Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg (1747–1806) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 4 II, Nr 355. – Der als Privatier in Gotha lebende jüngere Bruder des regierenden Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg war ein in Weimar gern gesehener Gast und Gesprächspartner. Seit ihrer ersten Begegnung im Dezember 1775

JULI 1798

387

pflegte Goethe zu dem kultivierten und literarisch gebildeten Prinzen ein freundschaftliches, von gegenseitiger persönlicher Wertschätzung getragenes Verhältnis. Dieses zeigte sich u.a. darin, dass Prinz August im Dezember 1789 die Patenschaft für Goethes Sohn August übernahm. Ihre nur in Teilen überlieferte Korrespondenz beinhaltet wesentlich den Austausch über Literatur. Zu den eigenen Werken des Prinzen, der eine Vorliebe für die französische Sprache pflegte, zählten Gelegenheitsgedichte, Beiträge im „Journal von Tiefurth“ sowie das Märchen „Princesse Perruche“ (1796), das in Goethes Übersetzung in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ erscheinen sollte. In loser Folge geführt, zeichnet sich Goethes Briefwechsel mit dem 1806 verstorbenen Prinzen August durch einen bemerkenswert ungezwungenen, fast heiteren Tonfall aus und bezeugt einmal mehr Goethes Fähigkeit, sich auf seinen jeweiligen Briefpartner einzustellen. Die Verständigung über das eigene literarische Schaffen bildet auch den Gegenstand ihrer nur vier Briefe – zwei Briefe Goethes und zwei Gegenbriefe des Prinzen – umfassenden Korrespondenz des Jahres 1798: Auf ein Schreiben des Prinzen, in dem dieser mit feinsinnigem Humor über den Erfolg seines für das Gothaer Liebhabertheater entworfenen Stückes „Das Lustschloß oder Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ berichtet, antwortete Goethe mit der Übersendung seiner später im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlichten Romanze „Der Müllerinn Verrath“. 173,11–12 Mit ganz besonderer Freude 〈…〉 wieder gesehen] Prinz August hatte am 19. Juli 1798 an Goethe geschrieben (vgl. RA 2, Nr 1390). Der letzte briefliche Austausch beider hatte im Dezember 1797 nach Goethes Rückkehr aus der Schweiz stattgefunden (vgl. RA 2, Nr 1046). 173,14–16 Ich wünsche 〈…〉 Glück, zu einem 〈…〉 neuen Collegen] Prinz August hatte von der Aufführung seines Stücks „Das Lustschloß oder Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ berichtet und dabei scherzhaft betont, dass er in seinem „51sten Jahre zum Theaterdichter“ und „zweyte〈n〉 Aristophanes“ avanciert sei: „Ich glaubte diesen Ernstling meiner theatralischen Muse dem Ersten Theaterdichter Deutschlands als Rauchwerk auf dessen Altar zuerst bringen zu müssen“ (H: GSA 28/764, St. 28, Bl. 1, 4). Entsprechend humorvoll fällt hier Goethes Antwort aus. 173,16–17 an Frau S t r u m p e l eine so himmlische Muse gefunden] Nach der Mitteilung des Prinzen verdankte sich sein Werk der Initiative der theaterbegeisterten jungen Erbprinzessin Luise Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg, die in der Aufführung auch die Rolle der Hauptfigur, der streitsüchtigen Frau Strumpel, übernommen hatte. Das von Mitgliedern der Gothaer Hofgesellschaft am 15. Juli 1798 in der Sommerresidenz Friedrichsthal aufgeführte Stück „Das Lustschloß oder Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ handelt von den Differenzen des Ehepaars Strumpel um die Verheiratung ihrer Tochter Cornelia. 174,1 eine kleine Romanze nach den französischen] Die Ballade „Der Müllerinn Verrath“, Goethes freie Übertragung einer Romanze aus der anonymen Novelle „La folle en pèlerinage“, erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“

388

BRIEF 143

(S. 116–119; abgedruckt als Beilage von Nr 147). Zur Entstehungsgeschichte des Gedichts vgl. zu 152,19. Die Beilage ist nicht überliefert. 174,1–2 Sie erinnern sich ja wohl des Originals noch] Auf die folgende Nachricht des Prinzen, dass ihm die „Romance“ unbekannt sei, antwortete Goethe später ausführlich (vgl. Nr 150). 174,3 La folle en pelerinage] Das Werk war 1789 durch den Gothaer Bibliothekar Heinrich August Ottokar Reichard in seiner Monatsschrift „Cahiers de lecture“ veröffentlicht worden (Bd 1, S. 121–141, Text der „Romance“ S. 128– 130). Zu Goethes intensiver Beschäftigung mit dieser Novelle vgl. zu 152,19.

143. An Friedrich Schiller

Weimar, 21. Juli 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 155–156. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 176,2 an ⎡aus⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 244–249, Nr 480. WA IV 13 (1893), 222–225, Nr 3848. BEIL AG E

Probedruck zum Umschlag der „Propyläen“ (vgl. zu 174,22). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 20. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1391). – Schiller antwortete am 23. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1393). Postsendungen: 21. Juli 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV, 435); 21. Juli 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 2, Bl. 4r). 174,7 Ihre Lage im Garten] Zu Goethes wiederholter Kritik an Schillers Baumaßnahmen vgl. zu 130,18–19 und zu 163,26–27. 174,8–10 Ich kenne 〈…〉 diese wunderbare Ableitung nur allzusehr] Nach dem im Frühjahr 1792 erfolgten Ankauf seines Wohnhauses am Frauenplan hatte Goethe dieses in den folgenden drei Jahren aufwendig umgestalten lassen. 174,14–16 wie die Herzoge von Sachsen mit Luthern, uns 〈…〉 auf ein Bergschloss sperren] Um ihn vor der drohenden Reichsacht zu schützen, hatte der sächsische Kurfürst Friedrich III. (der Weise) Martin Luther am 4. Mai 1521 bei einem fingierten Überfall in Schutzgewahrsam nehmen und auf die Wartburg verbringen lassen. Hier entfaltete Luther in den folgenden zehn Monaten eine umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit, darunter die deutsche Übersetzung des Neuen

JULI 1798

389

Testaments. Goethes Dienstherr, Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, gehörte ebenfalls der ernestinischen Linie an und war zudem Herr der Wartburg. 174,17 bis Michael sollte mein Tell fertig seyn] Zu Goethes geplantem epischen Gedicht „Wilhelm Tell“ vgl. zu 156,8. Mit dem Michaelistag am 29. September endete das dritte Jahresquartal. 174,20–21 eine ähnliche Intention] Nicht ermittelt. 174,22 Beylage] Der an Schiller gesandte Probedruck zur Einbanddecke für die „Propyläen“ ist nicht überliefert. Der Entwurf stammte von Friedrich Wilhelm Facius, der auch die Druckstöcke herstellte, die Goethe am 14. September an Cotta übermittelte (vgl. zu 206,23–24). Die fertigen Umschläge zeigen auf der Vorderund Rückseite jeweils eine aus Ähren und Pinienzapfen gebildete umlaufende Zierkante. 174,22 unser erster anaglyphischer Versuch] Der broschierte Umschlag der „Propyläen“-Hefte sollte in einem neuartigen drucktechnischen Verfahren realisiert werden, deren Möglichkeiten Goethe ausführlich mit Johann Heinrich Meyer und Schiller besprach und das er in seinem Brief an Cotta vom 25. Juli erläuterte (vgl. Nr 145). Mit Anaglyph ist ein in ein Flachrelief gekerbtes Ornament gemeint. ‚Anaglyphisch‘ (von griech. Aφ : in erhabener Arbeit schnitzen, Reliefs machen, einkerben) bezeichnet hier das Herstellungsverfahren der für den Umschlag geplanten Zierleiste. Mit dieser Hochdrucktechnik sollten feine Holzschnitttechniken in Kupfer nachempfunden werden (vgl. auch Nr 145). Die Versuche verdankten sich der Kenntnis der neuen englischen Holzschneidekunst und der typographischen Versuche Johann Friedrich Ungers. Auf die von Goethe geplante gesonderte Anzeige dieses Verfahrens, die Johann Heinrich Meyer mit seinem – unveröffentlicht gebliebenen – Aufsatz „Nachricht von einer neuen Art anaglyphischer Arbeit“ (GSA 25/W 3596, Bl. 49–51) entwarf, verzichtete Goethe jedoch, wohl auch deshalb, da sich das Verfahren bei der technischen Umsetzung nicht bewährte. 174,26 Facius] Mit der Umsetzung ihres Vorhabens beauftragten Goethe und Meyer den Weimarer Medailleur Friedrich Wilhelm Facius. In seinem unveröffentlicht gebliebenen Beitrag „Nachricht von einer neuen Art anaglyphischer Arbeit“ (GSA 25/W 3596, Bl. 49–51) würdigte Meyer die Arbeit von Facius und kündigte an, dass man „die Fortschritte dieses Unternehmens bald dem Publiko vor Augen legen“ und Facius „in der Folge gern Bestellungen jeder Art annehmen“ werde (ebd., Bl. 50). 174,29 zum Almanach eine ähnliche 〈…〉 Decke] Goethes Vorhaben, auch den von Johann Heinrich Meyer entworfenen Umschlagentwurf für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ im anaglyphischen Verfahren ausführen zu lassen, wurde nicht umgesetzt (vgl. zu 118,23).

390

BRIEF 144

175,5–6 da nun viele Bücher geheftet 〈…〉 weit verbreiten] Auch die „Propyläen“-Hefte erschienen broschiert und wurden mit der entsprechenden Umschlagdecke ausgegeben. Gegenüber Cotta bestand Goethe auf einer besonders haltbaren Heftung (vgl. zu 195,1–3). 175,7–8 mit Redaction meiner eignen und der Meyerschen Aufsätze beschäftigt] Laut Goethes Tagebucheinträgen vom 16.–19. und 22. Juli beschäftigte sich Goethe an diesen Tagen mit der Redaktion der für das erste Stück der „Propyläen“ vorgesehenen Aufsätze, darunter Johann Heinrich Meyers Abhandlungen „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ und „Niobe mit ihren Kindern“ (vgl. GT II 1, 253f.). 175,8–9 In Acht Tagen wird das erste Manuscript abgehen] Die erste Manuskriptsendung für das erste Stück der bei Cotta verlegten „Propyläen“ sandte Goethe bereits am 25. Juli ab (vgl. zu 178,16). 175,12 Herrn van Marum] Der niederländische Naturforscher Martin van Marum weilte am 17. sowie am 20. und 21. Juli als Gast im Haus am Frauenplan, wo Goethe ihm naturwissenschaftliche Arbeiten und Sammlungsstücke vorstellte (vgl. Marum-Reisetgb. 1798, 262; GT II 1, 253f.; zu Goethes Verhältnis zu van Marum vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 234). Bereits am 17. Juli empfahl Goethe ihn nachdrücklich an Johann Georg Lenz nach Jena (vgl. Nr 139), am Nachmittag des 20. Juli besuchte er gemeinsam mit van Marum in Belvedere Alexander Nikolaus Scherer und Jean Joseph Mounier (vgl. GT II 1, 254). 175,16 dritten Theil seiner Schrifften] Gemeint ist die 1795 durch van Marum publizierte zweite Fortsetzung der Beschreibung seiner Versuche mit der im Museum Teyler in Haarlem befindlichen Elektrisiermaschine. Der Autor übersandte Ende 1798 Goethe das zweisprachig verfasste Werk (linksseitig französisch, rechtsseitig niederländisch) „Seconde Continuation des Expériences, faites par le moyen de la machine électrique Teylerienne, par Martinus van Marum“ bzw. „Tweede Vervolg der Proefneemingen gedaan met Teyler’s electizeer-machine, door Martinus van Marum“ (Haarlem 1795; vgl. Ruppert, Nr 4867: Zweite Fortsetzung der Versuche, die mittels der Teylerischen Elektrisiermaschine angestellt wurden; vgl. RA 2, Nr 1453 und zu Nr 234). 175,19–20 die Redaction der Meyerschen Arbeiten unglücklich macht] Goethe hatte 1797 auf sein Vorhaben einer dritten Reise nach Italien, wo er mit Johann Heinrich Meyer zusammentreffen wollte, verzichten müssen. 175,23 Aufsatz über die Familie der Niobe] Zur Entstehungsgeschichte von Meyers gleichnamiger „Propyläen“-Abhandlung vgl. zu 108,18. 175,25 Die Romane der Frau von Stael kenne ich] Schiller hatte im Bezugsbrief von seiner Lektüre von Erzählungen der französischen Schriftstellerin Anne Louise Germaine de Staël-Holstein berichtet. Goethe war mit ihrem Werk vor allem durch die Übersetzung ihrer Schrift „Essai sur les fictions“ („Versuch über die Dichtungen“) im 2. Stück von Schillers „Horen“ 1796 vertraut (vgl. GB 10 II, zu 164,16).

JULI 1798

391

175,27 mit Meyern in einer kleinen Differenz] Zu Schillers Antwort in dieser Frage vgl. zu 176,12. 175,29 das g e n i a l i s c h n a i v e] Vermutlich Bezug auf Schillers Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“: „Naiv muß jedes wahre Genie seyn, oder es ist keines.“ (NA 20, 424.) 175,31 motiviirt] Wahrscheinlich ein gleich doppeltes Schreibversehen für ‚modificirt‘: Der vermutlich durch den Dialekt des Diktierenden oder seines Schreibers verursachte Schreibfehler (‚motivicirt‘) wurde egh. (?) fehlerhaft korrigiert, indem das ‚c‘ gestrichen wurde. Dieses Schreibversehen wurde im Erstdruck von Goethes Brief zunächst zu ‚motivirt‘ (vgl. Schiller-Goethe1 4 [1829], 248) und später von WA zu ‚modificirt‘ korrigiert (vgl. WA IV 13, 224 und 407). 176,3 Vorschlag Danneckers zu einem Basrelief] Der Stuttgarter Hofbildhauer Johann Heinrich Dannecker hatte Goethe im Mai 1798 durch Thouret seinen Entwurf für ein geplantes Marmorrelief mit der Darstellung von Andromaches Klage am Leichnam Hektors zur Beurteilung zugeschickt (vgl. zu 221,20). – Franz. basrelief: Flach- oder Halbrelief (vgl. GWb 2, 84f.). 176,4 in Gesprächen mit Thouret] Eine entsprechende Unterredung Goethes mit Thouret ist nicht bezeugt, dürfte aber im Rahmen ihrer regelmäßigen Begegnungen bei den Bauarbeiten an Schloss und Hofheater stattgefunden haben. 176,8–10 Einer meiner nächsten Aufsätze 〈…〉 zur Gestalt zu gelangen.] Dieser für die „Propyläen“ geplante Aufsatz Goethes blieb unausgeführt (vgl. EGW 7, 347–351). Wichtige Inhalte gingen in die zwischen Mai und August 1798 erarbeitete allgemeine Einleitung zu den „Propyläen“ ein, darunter der hier angesprochene Gedanke vom Gestaltlosen zur Gestalt zu gelangen: Dem deutschen Künstler, so wie überhaupt jedem neuen und nordischen, ist es schwer, ja beynahe unmöglich, von dem Formlosen zur Gestalt über zu gehen, und wenn er auch bis dahin durchgedrungen wäre, sich dabey zu erhalten. (Propyläen I 1, XXII.)

144. An Friedrich Schiller

Weimar, 25. Juli 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 159–160. – Doppelblatt 18,6 × 23 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 177,8 nur ⎡die⎤ wenige|n|; 177,10 Gegner|.| aAuch; 177,17 |(|Wilhelm|)| ⎡P⎤; 177,26 ihm. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 253–257, Nr 482. WA IV 13 (1893), 225–228, Nr 3849.

392

BRIEF 144

BEIL AG E

Gedicht August Wilhelm Schlegels (vgl. zu 177,17). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1393). – Schiller antwortete am 27. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1396). Postsendungen: 25. Juli 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 435); 21. Juli 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 2, Bl. 4r). – Da sich im Rechnungsbuch unter dem 21. Juli 1798 zwei Einträge gleichen Inhalts („Brief nach Jena“) befinden, bezieht sich der zweite Eintrag wahrscheinlich auf den hier vorliegenden Brief ohne korrekte Angabe des tatsächlichen Datums (25. Juli). – Gründe dafür waren wahrscheinlich Goethes Aufenthalte in Jena, Weimar und Oberroßla. 176,12 Ihrer Ausgleichung der Differenz zwischen Meyer und mir] Goethe hatte in seinem Brief an Schiller vom 21. Juli über Johann Heinrich Meyers Behauptung berichtet, dass das Genialisch-Naive eines Künstlers durch eine Schule überliefert werden könne (vgl. Nr 143). Schiller hatte im Bezugsbrief ausführlich auf diese Frage geantwortet. 176,14 mich Ihrer Worte bescheidentlich bediene] Ohne Schillers Ausführungen direkt zu übernehmen, kamen Goethe und Meyer doch gelegentlich auf einzelne Punkte zurück, so Goethe in seiner allgemeinen Einleitung zu den „Propyläen“ (Propyläen I 1, III–XXXVIII). Die Frage der schulischen Bildung behandelt Meyer in seiner umfangreichen Abhandlung „Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste“ (Propyläen II 2, 4–25, 141–171; III 1, 53–65 und III 2, 67–74). 176,15 erste Transport an Cotta] Vgl. zu 178,16. 176,18 plastische und architectonische Reste der Etrurier] Gemeint ist Johann Heinrich Meyers geplanter „Propyläen“-Beitrag „Ueber Etrurische Monumente“, der in Form zweier Briefe („Reste plastischer Kunst“ und „Architectonische Reste“) veröffentlicht wurde (Propyläen I 1, 66–100). Goethe redigierte Meyers Abhandlung am 25. und 26. Juli (vgl. GT II 1, 254) und übersandte das Manuskript wie hier angekündigt am 28. Juli an Schiller (vgl. zu 181,27–28). In seiner Antwort vom 31. Juli lobte Schiller die „strenge und nüchterne Wahrheit“ (NA 29, 260; RA 2, Nr 1399) des Beitrags, der „einen klaren und genugthuenden Begriff von dem Gegenstand“ (ebd.) vermittle, betonte aber zugleich, dass der Text dadurch „ein wenig mager“ (ebd.) und schwerfällig wirke. Goethe sandte das Druckmanuskript am 3. August an Cotta (vgl. zu 186,8). 176,19 Sonabends] 28. Juli (vgl. Nr 148). 176,19–20 Das ganze erste Stück wird in kurzen beysammen seyn] Die letzte Manuskriptsendung zum ersten Stück der „Propyläen“ ging erst am 31. August an Cotta ab (vgl. zu 202,2).

JULI 1798

393

176,24 Der Titel S ä n g e r w ü r d e] Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass er mit dem Druck des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ begonnen und aus diesem Grund dem dafür vorgesehenen „PoetenGedicht“ (NA 29, 257) einen Titel habe geben müssen. Es handelte sich um Goethes Satire auf Ludwig Gleim und dessen Antwort auf die „Xenien“. Goethe hatte das Gedicht am 15. Juni 1798 verfasst und zunächst als der Hüter des Parnassus (GT II 1, 250) bezeichnet. Das Gedicht erschien im „Musen-Almanach“ mit dem von Schiller vergebenen Titel „Sängerwürde“ unter dem Pseudonym „Justus Amman“ (S. 91–101). Goethe änderte den Titel später in „Dithyrambe“ (1806) und 1815 schließlich in „Deutscher Parnaß“ (vgl. Inventare 2 I, 564). 176,27 Ritters Vortrag] Schiller hatte im Bezugsbrief von seiner Lektüre von Johann Wilhelm Ritters Abhandlung „Beweis dass ein beständiger Galvanismus den Lebensprocess im Thierreiche begleitet“ (Weimar 1798; vgl. Ruppert, Nr 5022) berichtet und sich dabei über „die schwerfällige Art des Vortrags“ (NA 29, 258) beklagt. 176,28–177,1 Er befindet sich gegenwärtig in Belvedere bey Scherer] Der Weimarer Bergrat und Chemiker Alexander Nikolaus Scherer baute in Belvedere ein chemisches Laboratorium auf, in dem auch Ritter im Juli 1798 seine Versuche vorführte (vgl. zu 171,9). Gemeinsam mit Martin van Marum hatte Goethe am Nachmittag des 20. Juli Scherer in Belvedere besucht (vgl. GT II 1, 254). 177,4 Schlegelsche Ingrediens] Im Bezugsbrief hatte Schiller um Goethes Beurteilung des Mitte Juli 1798 erschienenen zweiten Stücks des ersten Bandes der von August Wilhelm und Friedrich Schlegel herausgegebenen neuen Zeitschrift „Athenaeum“ gebeten: „Was sagen Sie zu dem neuen Schlegelischen Athenäum, und besonders zu den Fragmenten? Mir macht diese naseweise, entscheidende, schneidende und einseitige Manier physisch wehe.“ (NA 29, 258.) Goethe hatte den Band wenige Tage zuvor mit August Wilhelm Schlegels Brief vom 18. Juli erhalten (vgl. RA 2, Nr 1389; Ruppert, Nr 278). Der Band enthält die – von den Brüdern Schlegel sowie von Friedrich von Hardenberg und Friedrich Daniel Schleiermacher verfasste und ohne Angabe der Verfasser veröffentlichte – Textsammlung „Fragmente“ (S. 3–146) sowie Friedrich Schlegels Rezension „Über Goethe’s Meister“ (S. 147–178). – Ingrediens: von lat. ingredientia: Bestandteil, Zutat (vgl. GWb 4, 1533f.). Der Begriff wird in den „Fragmenten“ selbst verwendet: „Ein Gedicht oder ein Drama, welches der Menge gefallen soll, muß ein wenig von allem haben, eine Art Mikrokosmus seyn. 〈…〉 Hilft ein Ingrediens nicht, so kann vielleicht das andre helfen. Und gesetzt auch, das Ganze könnte nicht helfen, so könnte es doch auch, wie manche darum immer zu lobende Medizin, wenigstens nicht schaden.“ (Athenaeum. 1. Bd, 2. St., S. 67.) 177,5 Olla potrida] Das traditionelle spanische Eintopfgericht der kastilischen Küche aus Fleisch, Wurst und Gemüse (von span. Olla poderida: mächtiger Topf) war titelgebend für die von Heinrich August Ottokar Reichard in Berlin herausgegebene Quar-

394

BRIEF 145

talschrift „Olla Potrida“ (1778–1797). Damit spielte Reichard auf die vielseitige wie populäre Ausrichtung seiner Zeitschrift an, die 1797 eingestellt worden war. 177,10 Freund Ubique] Gemeint ist Carl August Böttiger (vgl. zu 60,4). 177,13 den] Schreibversehen für ‚denn‘. 177,17 Wilhelm schickt mir beyliegendes Gedicht für den Almanach] Mit seinem Brief an Goethe vom 18. Juli hatte August Wilhelm Schlegel auch sein Gedicht „Kampaspe“ übersandt (vgl. RA 2, Nr 1389). Trotz Goethes Vorbehalten nahm Schiller es in den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ auf (S. 86–89). 177,19–20 daß ein Sultan ein Mädchen verschenkt] Die Schlegels Gedicht zugrunde liegende Anekdote ist u.a. in Plinius d. Ä. „Naturalis historia“ (XXXV, 86) überliefert: Alexander der Große überlässt seine Geliebte Pankaspe (Campaspe) dem berühmten Maler Apelles, dem sie nackt Modell gestanden und in die sich Apelles verliebt hatte. Warum Goethe hier von Sultan spricht, ist unklar. Möglicherweise fühlte er sich an andere literarische Vorlagen wie die Märchensammlung „1001 Nacht“ erinnert (vgl. zu 256,8–9). 177,24 wieder ein Pygmalion] August Wilhelm Schlegels Gedicht „Pygmalion“ war im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 126–141) erschienen, sein Gedicht „Der neue Pygmalion / An Iffland“ wurde in den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 144) aufgenommen (vgl. zu 154,5). 177,26 freundliche Einwendungen] Ein Antwortschreiben Goethes an Schlegel ist nicht bekannt. 177,28 interloquirt] Von lat. interloquor: dazwischenreden, hier im Sinne von ‚miteinander sprechen, kommunizieren‘ (vgl. GWb 5, 62). – Trotz des Bruchs zwischen Schiller und Schlegel legte Goethe Wert darauf, den Kontakt nicht abreißen zu lassen. 177,29 Gedicht auf die Huldigung des Königs] Seinem Brief an Goethe vom 18. Juli hatte August Wilhelm Schlegel auch zwei Einblattdrucke seines aus acht Stanzen bestehenden Gedichts auf Friedrich Wilhelm III. von Preußen beigelegt („Am Tage der Huldigung. Berlin, den 6. Julius 1798.“; vgl. RA 2, Nr 1389). Das Gedicht war zuvor im Juli-Heft der „Jahrbücher der preußischen Monarchie“ veröffentlicht worden (Bd 2, Juli 1798, S. 265–268). Die beiden Sonderdrucke waren für Goethe und Herzog Carl August bestimmt. – Der junge preußische König hatte im November 1797 die Regierungsgeschäfte übernommen, seine feierliche Huldigung fand aber erst am 6. Juli 1798 in Berlin statt. 177,30–33 einem humoristischen Gespräch 〈…〉 den gestiefelten Kater gekrallt worden] Goethe hatte am Abend des 24. Juli die Herzoginmutter Anna Amalia in ihrer Sommerresidenz in Tiefurt besucht (vgl. GT II 1, 254). Gegenstand ihrer Gespräche war möglicherweise Carl August Böttiger, der in Ludwig Tiecks Satire „Der gestiefelte Kater“ (Berlin 1797) namentlich verspottet wird (vgl. Schillers Brief an Goethe, 10. April 1798; RA 2, Nr 1241). Vermutlich verteidigte Goethe Schlegels Gedicht gegen Böttiger.

JULI 1798

395

178,1 Die anaglyphischen Versuche rücken recht schön zu.] Vgl. zu 174,22. 178,1–2 Kautz auf einer Leyer, der die Rückseite 〈…〉 zieren soll] Zu Johann Heinrich Meyers Einbandentwurf für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vgl. zu 118,23. 178,6 den Ihrigen] Gemeint sind neben Charlotte Schiller und den beiden Söhnen auch die Mutter, Louise von Lengefeld, die zu einem längeren Besuch in Jena weilte und von der Schiller im Bezugsbrief Grüße bestellt hatte. 178,7 wieder zu Ihnen] Goethe kam am 1. August wieder nach Jena, wo er Schiller noch am selben Abend besuchte (vgl. GT II 1, 255). 178,9–10 Theatereinrichtung] Am 16. Juli war mit dem Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters nach den Plänen von Nikolaus Thouret begonnen worden (vgl. 163,6–10). 178,12 Thouret und Haidlof mahlten am Vorhange] Der vermutlich von Nikolaus Thouret entworfene neue Vorhang für das Weimarer Hoftheater wurde gemeinsam mit dem Dekorations- und Theatermaler Carl Heideloff ausgeführt. Der Vorhang zeigte die herabschwebende Gestalt der Dichtkunst, welche die Masken der Tragödie und Komödie in den Händen hält (vgl. Friedrich Albert Klebe: Historisch-statistische Nachrichten von der berühmten Residenzstadt Weimar. Elberfeld 1800, S. 55). 178,13 Wallenstein] Mit der Uraufführung von Schillers gleichnamigem Drama sollte im Herbst 1798 das umgebaute Theater wiedereröffnet werden.

145. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 25. Juli 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 14. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschriften, Tinte; Rs. über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe d. 25. Juli 98 / d. 1. Aug. / 3.“ K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 18–19 und 20. – Doppelblatt und 1 Bl.; 1) 21 × 33,9(–34,1) cm, 1 1⁄3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 2–3, S. 1 Nr 135K2), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte; S. 2 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta nach Tübingen.; S. 3 linke Spalte unten egh. Bearbeitungsvermerk: abgeschickt eod.; 2) 18,2 × 34,2 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, egh. Briefschluss

396

BRIEF 146

und egh. Angabe von Ort und Datum (179,22–23 Das Werck wird 〈…〉 Jul 1798.), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 228f., Nr 3850 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Druckmanuskript zum ersten Stück der „Propyläen“ (vgl. zu 178,16). 2) Probeabzüge zum Umschlag der „Propyläen“ (vgl. zu 179,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf den vorangegangenen Brief Goethes vom 16. Juli 1798 (vgl. Nr 135). – Cotta antwortete am 3. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1405). Postsendungen: 25. Juli 1798 (H l. C o t t a. Erste Sendung der Propyläen.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299r; vgl. WA IV 13, 435); 24. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21r). 178,16 ein Stück Manuscript] Das – nicht überlieferte – Druckmanuskript beinhaltete den ersten Teil der „Propyläen“ (Propyläen I 1, 1–65) ohne die allgemeine Einleitung: Goethes Aufsatz „Ueber Laokoon“, den ersten Teil von Johann Heinrich Meyers Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ sowie Goethes „Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke. Ein Gespräch“. Die bereits am 16. Juli angekündigte Sendung (vgl. 166,14–15) erfolgte wohl nicht mit der am Mittag des 25. Juli abgehenden fahrenden, sondern erst am folgenden Morgen mit der reitenden Post (vgl. 186,6–8). Zu den verschiedenen Versandmöglichkeiten vgl. zu 166,16. 178,18 pro Memoria] Es handelt sich um die auf der Rückseite des ausgefertigten Briefes notierten Bemerkungen. – Lat. pro memoria: zum Gedächtnis, Erinnerung, Merkzettel (vgl. GWb 6, 1535f.). 178,20–21 wie viel 〈…〉 gedruckte Bogen] Cotta schätzte das Manuskript auf 4 ½ Bogen (vgl. RA 2, Nr 1405). – Bogen: ein großes ungefalztes und unbeschnittenes Papier in normiertem Format, Maßeinheit im Druckwesen. 178,21 fünfe] Goethe diktierte im Konzept zunächst „viere“, korrigierte dies aber dort eigenhändig zu fünfe (296,31). Tatsächlich umfasste das Manuskript nur vier Bogen. 178,24–25 Professor Thouret nimmt vielleicht die Kupferplatten 〈…〉 mit] Da der Aufenthalt des mit dem Wiederaufbau des Residenzschlosses beschäftigten Architekten Nikolaus Thouret in Weimar verlängert wurde und dieser erst Ende Oktober 1798 nach Stuttgart zurückkehrte, übersandte Goethe die Druckplatte für die im ersten Heft der „Propyläen“ vorgesehenen beiden Kupfertafeln am 15. August mit der fahrenden Post (vgl. zu 194,21). 178,27–28 Versuch einer neuen Art anaglyphischer Arbeiten] Der Umschlag der „Propyläen“-Hefte sollte in einer neuartigen Drucktechnik realisiert werden, deren Möglichkeiten Goethe ausführlich mit Meyer und Schiller besprach (vgl.

JULI 1798

397

zu 174,22). – Anaglyphisch (von griech. Aφ : in erhabener Arbeit schnitzen, Reliefs machen, einkerben), hier bezogen auf das Herstellungsverfahren der für den Umschlag geplanten Zierleiste. 178,29 manchen tipographischen Vortheil] Das neue Verfahren stellte den Versuch dar, eine verfeinerte Holzschnitttechnik in Kupfer nachzuahmen. Als Hochdrucktechnik ließ diese sich besser mit dem Schriftdruck kombinieren. – Die Versuche standen im Zusammenhang mit Goethes und Meyers Beschäftigung mit dem englischen Holzschnitt, den Meyer in seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ vorstellte (Propyläen I 2, 164–174; vgl. zu 238,13–14). 179,2 im] Schreibversehen für ‚in‘ (vgl. Nr 145K). 179,3 Probedrücke eines Eckstücks] Der Umschlag sollte mit einer Zierleiste bedruckt werden. Die als Beilage mitgesandten Abzüge sind nicht überliefert. 179,3–4 Der Schillersche Almanach 〈…〉 verziert werden] Das auch gegenüber Schiller (vgl. 174,28–175,6) angekündigte Vorhaben Goethes, den von Johann Heinrich Meyer entworfenen Umschlagentwurf für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ im anaglyphischen Verfahren ausführen zu lassen, wurde nicht umgesetzt. Meyers Entwurf wurde als Kupferstich ausgeführt (vgl. zu 118,23). 179,6 die Ihrigen] Gemeint sind Cottas Ehefrau Ernestine Philippine Wilhelmine geb. Haas und der gemeinsame kleine Sohn Georg (vgl. zu 3,18). 179,11 gebrochnen Bogen] Seiner Gewohnheit folgend ließ Goethe die doppelseitigen Folioblätter halbbrüchig falten und jeweils nur in der rechte Spalte beschreiben, um die freibleibende linke Spalte für mögliche Korrekturen zu nutzen. 179,18 Laokoon] Goethes „Propyläen“-Aufsatz „Ueber Laokoon“ (Propyläen I 1, 1–19). 179,20 Einleitung] Goethe übersandte die allgemeine Einleitung zum ersten Stück der „Propyläen“ am 31. August (vgl. zu 202,2). 179,22 Das Werk wird den Titel P r o p y l ä e n erhalten.] Der Titel der neuen Zeitschrift entschied sich erst mit dieser Ankündigung. Gegenüber Cotta hatte Schiller im Mai 1798 noch den Titel „Der Künstler“ angekündigt (vgl. zu 124,1). Dagegen hatte Johann Heinrich Meyer später den Titel „Propyläen“ vorgeschlagen (vgl. zu 155,5–6).

146. An Valentin Rose d. J.

Weimar, 26. Juli 1798 → 〈Berlin〉

ZUM A D RESSATEN

In der WA wird fälschlicherweise der Eisenacher Kaufmann Christian Friedrich Röse (eigtl. Roese) als Adressat angegeben (vgl. WA IV 13, 230). In Goethes Briefverzeichnis ist jedoch Berlin als Ort der Zustellung und der Name Herr As-

398

BRIEF 146

sessor Rose (‚Rose‘ ohne Umlautstriche) als Empfänger vermerkt (vgl. Postsendungen). – Damit lässt sich als Adressat der Apotheker Valentin Rose d. J. ermitteln, der seit 1791 Besitzer der väterlichen „Apotheke zum weißen Schwan“ und seit 1797 zweiter Assessor am Berliner Obercollegium Medicum war (vgl. auch Friedrich, Pharmazeuten um Goethe, 54). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 345. – Doppelblatt 17,3 × 20,7(–21,1) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 230, Nr 3851 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe leitet ein Anliegen Helene Dorothea Delphs vom 27. Juni 1798 an Rose weiter (vgl. RA 2, Nr 1359; vgl. auch Nr 124). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 26. Juli 1798 (H e r r A s s e s s o r R o s e. wegen des jungen Apothekers von Heidelberg.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 26. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 22). Valentin Rose d. J. (1762–1807) wurde als Sohn des Apothekers Valentin Rose d. Ä. und seiner Frau Anna Magdalena geb. Stäbchen in Berlin geboren. Der Vater hatte 1761 die „Apotheke zum weißen Schwan“ in der Spandauer Straße in Berlin erworben, eine der angesehensten Offizinen der Stadt. Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1771 übernahm der erste Gehilfe der väterlichen Apotheke, der Pharmazeut und Chemiker Martin Heinrich Klaproth, als Vormund der Kinder die Funktion eines Verwalters der Apotheke. Valentin Rose wurde 1778 für vier Jahre zur Apothekerlehre nach Frankfurt am Main zu Johann Jacob Salzwedel geschickt. Nach seiner Rückkehr nach Berlin arbeitete er als Gehilfe in der väterlichen Apotheke, besuchte Vorlesungen an der Universität über Botanik, Physiologie und Experimentalchemie und ging, um seine Apothekerausbildung ordnungsgemäß abzuschließen, von 1783 bis 1784 als Gehilfe zu dem bekannten Apotheker Johann Carl Friedrich Meyer an die Hofapotheke nach Stettin sowie anschließend zu Carl Gottfried Hagen an die Hofapotheke in Königsberg. 1785 kam er schließlich wieder in die väterliche „Apotheke zum weißen Schwan“ als Gehilfe zurück. 1792 übernahm er nach bestandenem Apothekerexamen Erster Klasse deren Leitung. In der Folgezeit führte er die Apotheke zu hohem Ansehen. Rose erwarb sich nicht nur durch die Publikation zahlreicher pharmazeutischer Artikel, u.a. in Alexander Nikolaus Scherers „Allgemeinem Journal der Chemie“ oder als Mitherausgeber der

JULI 1798

399

ersten Ausgabe der „Pharmacopoea Borussica“ Anerkennung, sondern auch durch die Ausbildung von Apothekerlehrlingen und Gehilfen. 1797 wurde er zweiter Assessor am Obercollegium Medicum, wodurch ihm die Prüfung der Apotheker Erster Klasse und die Visitation von Apotheken übertragen wurde. Ab 1800 hielt er Vorlesungen über Experimentalchemie vor der Berliner Pharmazeutischen Gesellschaft, deren Mitdirektor er 1802 wurde. – Goethe hatte von Rose bzw. von dessen Apotheke als Ausbildungsstätte wahrscheinlich über Apotheker und Chemiker in seinem persönlichen Umfeld gehört. Schriftliche Belege dafür gibt es nicht. Rose und Goethe sind sich nie begegnet. – Der vorliegende Brief ist der einzige an Rose gerichtete. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 179,25 Der Sohn eines vor kurzen verstorbnen Apothekers] Zu Goethes Bemühen um die Unterbringung des 14-jährigen Ferdinand Christian Joseph Henking als Lehrling an einer Apotheke vgl. Goethes Brief an den Weimarer Apotheker Buchholz von Ende Juni 1798, zu 157,17 sowie EB 70 an Johann Bartholomäus Trommsdorff. Rose hatte seinen Vater ebenfalls früh verloren und sich in einer ähnlichen Situation wie Henking befunden, vgl. die einleitende Erläuterung. 179,25–26 ohngefähr 17 Jahr alt] Tatsächlich war Henking 14 Jahre alt (vgl. zu 157,18). 179,26 eine wohleingerichtete Officin] Zu Goethes Zeit allgemeine Bezeichnung für Apotheke (mit angeschlossenem Labor zur Herstellung medizinischer Produkte), von lat. officina: Werkstätte, Arbeitsraum (vgl. GWb 6, 946). Hier die Heidelberger Hofapotheke. 179,27–180,1 Da mir nun bekannt ist] Die „Apotheke zum weißen Schwan“ war über Berlin hinaus bekannt und galt als gute Ausbildungsstätte (vgl. Dann, Klaproth, 35). Möglicherweise wurde Rose von Johann Friedrich August Göttling, Professor für Chemie in Jena, ehemaliger Provisor in der Weimarer Apotheke von Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz und Goethes ständiger Berater in chemischen Belangen, empfohlen, oder auch von Buchholz oder Trommsdorff auf Goethes Anfrage hin (vgl. Nr 124; EB 70). 180,1–2 durch Unterricht 〈…〉 junge Männer 〈…〉 gebildet] Die Ausbildung von Lehrlingen zu Apothekern Erster Klasse folgte in Preußen im Jahr 1798 nach dem Medizinal-Edikt von 1725, das keine konkrete Bestimmung der Lehrzeit (in der Regel 4–6 Jahre) und keine Vorschriften über das Abschlussexamen enthielt. An die Lehre schloss sich die Gehilfenzeit von mindestens sieben Jahren an. Die Approbation erfolgte nach dem Besuch wissenschaftlicher Vorlesungen an der Universität durch Ablegung eines Examens vor dem Obercollegium Medicum in Berlin (1. Klasse). Provinzapotheker (2. Klasse) konnten ihr Examen vor dem Kreisphysikus ohne Nachweis wissenschaftlicher Kenntnisse ablegen (vgl. Georg Edmund Dann: Der Bildungsgang des preußischen Apothekers im Wandel der Zeit. In: Apotheker-Zeitung 41 [1926], Nr 81, S. 1117–1120, hier S. 1118). Neben Roses „Apotheke zum weißen Schwan“ gab es 1798 in Berlin 24 Apo-

400

BRIEF 147

theken mit insgesamt 35 Gehilfen und Lehrlingen (vgl. Alfred Adlung: Die Entwicklung des brandenburgisch-preussischen Apothekenwesens bis zum Erlass der Revidierten Apothekerordnung vom 11. Oktober 1801. In: Pharmazeutische Zeitung 74 [1929], Nr 72, S. 1159–1163, hier S. 1161). – In Roses Apotheke waren wahrscheinlich zu dieser Zeit zwei Gehilfen und zwei Lehrlinge beschäftigt, ihre Namen sowie ihr weiterer Werdegang sind nicht bekannt (vgl. Dann, Klaproth, 30). In einem Nachruf für Rose wird jedoch die „Bildung mehrerer Zöglinge, die aus seiner Apotheke kamen 〈…〉 und nachher überall hin zerstreut wurden“ lobend hervorgehoben (Adolf Ferdinand Gehlen: Nekrolog. Valentin Rose. In: Journal für die Chemie, Physik und Mineralogie 5 [1808], S. 291–302, hier S. 298). 180,3–4 ob Sie einen solchen jungen Menschen 〈…〉 zu sich zu nehmen] Eine Antwort von Rose ist nicht überliefert. Wahrscheinlich war bei ihm keine Lehrstelle frei. Am 20. September 1798 berichtet Helene Dorothea Delph an Goethe, dass Henking nun trotz Goethes Bemühungen vorerst in der väterlichen Apotheke in Heidelberg bleiben müsse. Ihre Hoffnung, er könne zu Ostern 1799 bei Johann Bartholomäus Trommsdorff in die Lehre gehen, erfüllte sich schließlich (vgl. zu 157,22). 180,5–6 was den Unterricht, als das Quartier und Tisch betrifft zu sorgen] Zu den Konditionen, die Helene Dorothea Delph in ihrem Brief stellte vgl. 157,22–25.

147. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 27. Juli 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 167. – Doppelblatt 11,3(–11,6) × 19,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „181“ (vgl. E), oben in der Mitte: „29“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 4“. – In einem Handschriftenkonvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 183, Nr 181. WA IV 13 (1893), 231, Nr 3852. BEIL AG E

Goethes Ballade „Der Müllerinn Verrath“ (vgl. 180,16–17).

JULI 1798

401

D e r M ü l l e r i n n Ve r r a t h.

Woher der Freund so früh und schnelle, Da kaum der Tag im Osten graut? Hat er sich in der Waldkapelle, So kalt und frisch es ist, erbaut? Es starret ihm der Bach entgegen, Mag er mit Willen barfuß gehn? Was flucht er seinen Morgensegen Durch die beschneyten wilden Höhn? Ach! wohl, er kommt vom warmen Bette, Wo er sich andern Spas versprach, Und wenn er nicht den Mantel hätte Wie schrecklich wäre seine Schmach. Es hat ihn jener Schalk betrogen Und ihm den Bündel abgepackt, Der arme Freund ist ausgezogen Und fast wie Adam blos und nackt. / Warum auch schlich er diese Wege, Nach einem frischen Aepfel Paar, Das freylich schön im Mühlgehege So wie im Paradiese war. Er wird den Scherz nicht leicht erneuen, Er druckte schnell sich aus dem Haus Und bricht auf einmal nun, im freyen, In bittre laute Klagen aus. Ich las in ihren Feuerblicken Nicht eine Sylbe von Verrath, Sie schien mit mir sich zu entzücken, Und sann auf solche schwarze That. Konnt ich in ihren Armen träumen Wie meuchlerisch der Busen schlug? Sie hieß den holden Amor säumen Und günstig war er uns genug. Sich meiner Liebe zu erfreuen! Der Nacht die nie ein Ende nahm! Und erst die Mutter anzuschreyen

5

10

15

20

25

30

35

402

40

45

50

55

60

65

70

BRIEF 147

Nun eben als der Morgen kam! Da drang ein Duzend Anverwandten Herein, ein wahrer Menschenstrohm, Da kamen Vettern, kukten Tanten, Es kam ein Bruder und ein Ohm. / Das war ein Toben, war ein Wüthen! Ein jeder schien ein andres Thier. Sie forderten des Mädchens Blüthen, Mit schrecklichem Geschrey, von mir. – Was dringt ihr alle, wie von Sinnen, Auf den unschuldgen Jüngling ein? Denn solche Schätze zu gewinnen, Da muß man viel behender seyn. Weiß Amor seinem schönen Spiele Doch immer zeitig nachzugehn. Er läßt für wahr nicht in der Mühle Die Blumen sechzehn Jahre stehn. – Sie raubten nun das Kleiderbündel Und wollten auch den Mantel noch. Wie nur so viel verflucht Gesindel Im engen Hause sich verkroch! Nun sprang ich auf und tobt und fluchte, Gewiß durch alle durchzugehn, Ich sah noch einmal die Verruchte Und ach! sie war noch immer schön. Sie alle wichen meinem Grimme, Es flog noch manches wilde Wort, Da macht ich mich, mit Donnerstimme, Noch endlich aus der Höhle fort. / Man soll euch Mädchen auf dem Lande Wie Mädchen aus den Städten fliehn. So lasset doch den Fraun von Stande Die Lust die Diener auszuziehn! Doch seyd ihr auch von den Geübten, Und kennt ihr keine zarte Pflicht, So ändert immer die Geliebten, Doch sie verrathen müßt ihr nicht.

JULI 1798

403

So singt er in der Winterstunde Wo nicht ein armes Hälmchen grünt. Ich lache seiner tiefen Wunde, Denn wirklich ist sie wohlverdient. So geh es jedem der am Tage Sein edles Liebchen frech betrügt, Und Nachts, mit allzukühner Wage, Zu Amors falscher Mühle kriecht. (H: GSA 25/W 51. – Doppelblatt 18,9 × 23 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Bleistiftkorrekturen, Tinte; vgl. Inventare 2 I, 434.) 63 Da ⎤ Es⎤ G1? 51 nachzugehn?. G1? (mit Bleistift gestr.) 65 MHöhle Das Gedicht erschien in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ unter dem Titel „Der Müllerinn Verrath“ (ebd., S. 116–119). Bei der an Knebel mitgeschickten Beilage handelte es sich vermutlich um die ursprüngliche Druckvorlage für den „Musen-Almanach“, die Schiller wahrscheinlich am 25. Juni mit anderen Beiträgen an Goethe zurückgab (vgl. RA 2, Nr 1358). Für diese Annahme spricht, dass die Druckvorlage zum „Musen-Almanach“ und Goethes Brief an Knebel ähnliche Heftungs- und Klebespuren aufweisen. Gestützt wird dies auch durch eine archivalische Notiz in GSA 25/W 51, durch die darauf hingewiesen wird, dass das Gedicht eigentlich Knebels Nachlass zugeordnet war: „Goethe. Der Müllerin Verrath. (Aus v. Knebels Nachlass. [Dabei Knebels Abschrift von la folle en pelerinage.] umgelagert in 54/410a)“. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 18. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1388). – Knebel antwortete am 1. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1403). Postsendungen: 27. Juli 1798 (H l. M a j o r v o n K n e b e l. Der Müllerrin Verrath.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435). 180,11 Dein Bedienter] Nicht ermittelt. 180,12–13 ein kleiner Roman, la folle en pelerinage] Die anonym erschienene Novelle „La folle en pèlerinage“ (Die Törin auf Pilgerreise) war Anfang Februar 1789 in Heinrich August Ottokar Reichards Monatsschrift „Cahiers de lecture“ (Bd 1, S. 121–141) erschienen und in Weimar rasch rezipiert worden. So äußerte sich Charlotte von Stein etwa gegenüber Charlotte von Lengefeld am 29. März 1789: „Haben Sie im Cahier de lecture la folle en pélerinage gelesen? Es ist ungemein hübsch erzählt und die Romanze allerliebst. Ich möchte nur wissen, von wem sie wäre.“ (Charlotte von Schiller 2, 267.) Das Interesse von Goethes Zeitgenossen an diesem Werk wird durch verschiedene Abschriften belegt, so einer Abschrift und Übersetzung der „Romance“ von der Hand Charlotte von Steins

75

80

404

BRIEF 148

(GSA 83/1856,7, Bl. 6–7), einer eigenhändigen Abschrift des Gedichts von Carl Ludwig von Knebel (GSA 54/410a) sowie einer zeitgenössischen Abschrift der gesamten Novelle in Goethes Nachlass (GSA 25/W 2221, vgl. auch Norbert Oellers: Goethes Novelle „Die pilgernde Thörinn“ und ihre französische Quelle. In: GJb 102 [1985], 88–104). 180,13–14 in demselben stand eine kleine Romanze] Zu Goethes Beschäftigung mit der in der Novelle „La folle en pèlerinage“ enthaltenen „Romance“ vgl. zu 152,19. 180,14 Artigkeit] Modewort des 18. Jahrhunderts, hier im Sinne von ‚ansprechende, geschmackvolle Ausführung‘ (vgl. GWb 1, 839–841). 180,15–16 sie zu übersetzen] Belege dafür sind nicht überliefert. 180,19 Für deine Käse] Am 18. Juli hatte Knebel mit seinem Bezugsbrief einen „Käs“ (H: GSA 28/494, Bl. 23) mitgeschickt, wofür Goethe in seinem Rechnungsbuch für den 21. Juli 1798 Trinkg: v. einen Schafkäse (GR/RB 1798, 2, Bl. 4r) verzeichnete. Goethe hatte zuvor um diese Lieferung gebeten (vgl. 168,3–4). 180,19–20 eine eigne Ecloge] Scherzhafte Anspielung auf die antike römische Schäfer- und Hirtendichtung, mit Bezug auf Vergils bukolische Dichtung und Knebels Vorliebe dafür. 180,21 mehr von mir] Der nächste überlieferte Brief an Knebel, dem Goethe allerdings nicht, wie hier angekündigt, eine literarische Arbeit beilegte, stammt vom 23. August 1798 (Nr 164).

148. An Friedrich Schiller

Weimar, 28. Juli 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 163–164. – Doppelblatt 18,7 × 23 cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 260–263, Nr 484. WA IV 13 (1893), 231–233, Nr 3853. BEIL AG E

Manuskript von Johann Heinrich Meyers Abhandlung „Ueber Etrurische Monumente“ (vgl. zu 181,27–28). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 27. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1396). – Schiller antwortete am 31. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1399).

JULI 1798

405

Postsendungen: 28. Juli 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Mit den Etrurl: Denkmahlen.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435). 181,1–2 Botenfrau] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 181,5 Kants Zurechtweisung des Saalbaders] Schiller hatte Goethe ein Exemplar von Immanuel Kants Schrift „Ueber Buchmacherey. Zwey Briefe an Herrn Friedrich Nicolai“ (Königsberg 1798) übermittelt. Kants erster Brief (S. 3–14) richtet sich gegen Nicolai als Schriftsteller und Herausgeber eines fragmentarischen Aufsatzes über Theorie und Praxis aus dem Nachlass von Justus Möser, in dem auf eine Äußerung Kants zur staatsrechtlichen Begründung des Erbadels Bezug genommen wird. Der zweite Brief Kants (S. 15–22) wendet sich kritisch an Nicolai als Verleger und gegen dessen Roman „Leben und Meinungen Sepronius Gundibert’s eines deutschen Philosophen“ (Berlin, Stettin 1798). Der Berliner Verleger, Schriftsteller und Herausgeber der „Allgemeinen Deutschen Bibliothek“ wurde in Schillers und Goethes „Xenien“ (1797) besonders heftig attackiert. 181,11 Ihren Brief] Schillers Brief an Humboldt vom 27. Juni 1798 war Goethe aus einer Abschrift bekannt (vgl. zu 155,10). Humboldts Antwortbrief vom 12. Juli war am 25. Juli bei Schiller in Jena eingetroffen (vgl. Schillers Kalender, 95). Schiller hatte ihn seinem Bezugsbrief an Goethe beigelegt. 181,14 meinen Brief mit der Euphrosyne] Seinem Brief an Humboldt vom 16. Juli 1798 hatte Goethe eine Abschrift seiner Elegie „Euphrosyne“ beigelegt (vgl. Nr 138). Wann Humboldt diesen Brief in Paris erhielt, ist nicht bekannt, seine Antwort erfolgte erst am 18. März 1799 (vgl. RA 3, Nr 97). 181,16 eine Revision seiner Arbeit wie er sie vorschlägt] Zu Wilhelm von Humboldts Abhandlung über Goethes „Herrmann und Dorothea“ vgl. zu 114,24. Humboldt hatte in seinem Brief an Schiller vom 12. Juli angekündigt, seine Meinung „gänzlich suspendirt“ (NA 37 I, 318) zu haben und die Ausführung eines neuen Entwurfs angekündigt, was aber unterblieb. 181,21–22 Was noch allenfalls zu Gunsten der Schlegel zu sagen wäre 〈…〉 versparen.] Schiller hatte im Bezugsbrief auf Goethes Verteidigung von August Wilhelm und Friedrich Schlegel (vgl. Nr 144) reagiert und seine kritische Haltung erneuert. Das hier in Aussicht gestellte Gespräch fand laut Goethes Tagebucheintrag am Abend des 1. August in Jena statt: Bey Hl. Hofr. Schiller. über litterarische u poetische Angelegenheiten besonders die Schlegels betrl. (GT II 1, 255). Zum Zerwürfnis Schillers mit den Schlegels und Goethes Vermittlungsbemühungen vgl. zu 54,19. 181,23 Fragmente] Zum Gespräch über die von August Wilhelm und Friedrich Schlegel in der Zeitschrift „Athenaeum“ veröffentlichte Textsammlung „Fragmente“ vgl. zu 177,4. 181,26 in Ihrer Nähe] Goethe reiste am 1. August nach Jena, wo er bis zum 16. August blieb (vgl. GT II 1, 255–257).

406

BRIEF 149

181,27 An Cotta ist die erste Sendung fort] Goethe hatte am 25. Juli die erste Manuskriptsendung zum ersten Heft der „Propyläen“ abgesandt (vgl. zu 178,16). 181,27–28 hierbey theile ich die zweyte mit] Die von Goethe bereits angekündigte Sendung an Schiller beinhaltete das Manuskript von Johann Heinrich Meyers geplanter „Propyläen“-Abhandlung „Ueber Etrurische Monumente“ (vgl. zu 176,18). Goethe hatte den Beitrag am 25. und 26. Juli redigiert (vgl. GT II 1, 254). Bei der an Schiller gesandten Beilage handelt es sich wahrscheinlich um das mit Goethes Korrekturen versehene eigenhändige Konzept Meyers, das in dessen Nachlass überliefert ist (GSA 64/27). 181,28 auf den Mitwoch wieder zu erhalten] Wie gewünscht wird Schiller das Manuskript mit seinem Antwortbrief vom 31. Juli nach Weimar zurückgesandt haben, so dass es Goethe am Mittwoch, dem 1. August, vorlag. Seine Abschrift übersandte Goethe am 3. August an Cotta (vgl. zu 186,8). 181,28–29 Zeigen Sie mir ja an was Sie 〈…〉 denken.] Zu Schillers folgendem Urteil über Meyers Abhandlung vgl. zu 176,18. 182,1 Die Einleitung vom ersten Stück] Mit der Arbeit an der geplanten allgemeinen Einleitung für das erste Stück der „Propyläen“ (Propyläen I 1, III– XXXVIII) hatte Goethe am 24. Mai 1798 begonnen, diese zunächst bis zum 28. Mai fortgesetzt und am 27. Juli wieder aufgenommen (vgl. GT II 1, 245f. und 254). Ihre Fertigstellung erfolgte am 11. August (vgl. ebd., 256). Goethe übersandte das Manuskript am 31. August an Cotta (vgl. zu 202,2). 182,2–3 wie Freund humboldt sagt] Anlässlich der Übersendung seiner Abhandlung „Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea“ spricht Wilhelm von Humboldt in seinem Brief an Schiller vom 19. April 1798 von „Deutscher Feierlichkeit“ (NA 37 I, 277) und bekennt „eine wahrhaft pathetische Stimmung“ (ebd.), in die er als Deutscher in Paris durch die Beschäftigung mit Goethes Werk versetzt worden sei. Sehr wahrscheinlich war Goethe der Inhalt dieses Briefs bekannt. Er und Schiller hatten im Mai Humboldts Abhandlung gemeinsam in Jena gelesen (vgl. GT II 1, 245f. und zu 114,24). 182,7 Anzeige der neuen Anaglyphik] Für die Umschlaggestaltung der broschierten „Propyläen“-Hefte wurde mit dem anaglyphischen Verfahren eine neuartige Drucktechnik entwickelt (vgl. zu 174,22). Auf die hier angekündigte gesonderte Anzeige dieses Verfahrens, die Johann Heinrich Meyer wunschgemäß mit seinem – unveröffentlicht gebliebenen – Aufsatz „Nachricht von einer neuen Art anaglyphischer Arbeit“ (GSA 25/W 3596, Bl. 49–51) entwarf, verzichtete Goethe jedoch, wohl auch deshalb, da sich das Verfahren in technischer Hinsicht nicht bewährte. Techniken des Holzschnitts stellte Meyer in seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ vor, ohne darin aber das anaglyphische Verfahren noch einmal zu erwähnen (Propyläen I 2, 164–174; vgl. zu 238,13–14). 182,10 Ich mache auch schon das zweyte Stück zurecht] Goethe beschäftigte sich am 28. Juli mit der Redaktion des zweiten Teils von Johann Heinrich Meyers

JULI 1798

407

„Propyläen“-Abhandlung „Ueber Gegenstände der bildenden Kunst“ (Propyläen I 2, 45–81; vgl. GT II 1, 254). Die ersten Manuskriptteile gingen Ende Oktober 1798 an Cotta ab (vgl. zu 234,1). Das zweite Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ erschien erst im Januar 1799. 182,15 Ihr Antheil zum Almanach] In seinem Antwortbrief teilte Schiller mit, dass noch weitere Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ benötigt würden. Schiller selbst veröffentlichte im Almanach seine Balladen „Die Bürgschaft“ (S. 176–182) und „Der Kampf mit dem Drachen“ (S. 151–164), die Gedichte „Das Glück“ (S. 62–68), „Bürgerlied“ (S. 189–199), „Poesie des Lebens“ (S. 202f.) und „Des Mädchens Klage“ (S. 208f.) sowie „Prolog zu Wallensteins Lager“ (S. 241–247). 182,16 Vielleicht schicke ich auch noch was.] Goethe übersandte am 6. September noch sein Gedicht „Stanzen“ (vgl. zu 205,10). 182,17 den ersten gedruckten Bogen] Nach Schillers Auskunft vom 23. Juli hatte der Jenaer Buchdrucker Goepferdt bereits mit dem Druck des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ begonnen (vgl. RA 2, Nr 1393). Die ersten beiden Aushängebogen erhielt Goethe jedoch erst mit Schillers Brief vom 28. August (vgl. zu 201,2).

149. An Christian Friedrich Ludwig Weimar, 30. Juli 1798 → Leipzig ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 351. – Doppelblatt 21 × 34 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Professor Ludwig / in Leipzig.; Briefschluss (183,9–12 Falls, zu jeder 〈…〉 Juli 1798.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 234, Nr 3854 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Friedrich Ludwig antwortete am 1. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1455; Abschrift der Antwort abgedruckt als Beilage von Nr 234). Postsendungen: 30. Juli 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 22); 30. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 255).

408

BRIEF 149

Christian Friedrich Ludwig (1751–1823) war der Sohn des Mediziners Christian Gottlieb Ludwig, Dekan der Medizinischen Fakultät zu Leipzig, bei dem Goethe von Oktober 1765 bis Ostern 1766 während seiner Leipziger Studienzeit (1765–1768) seinen Mittagstisch nahm (vgl. GB 1 II, zu 24,5–7). Ludwig wird Goethe in dieser Zeit als 14-jähriger Schüler wahrscheinlich in dem ziemlich grose〈n〉 Hauß (Brief an Cornelia Goethe, 6.–〈10.?〉 Dezember 1765; GB 1 I, 24,11) begegnet sein, in dem der Vater eine Menge Magisters und andere Leutgen beherbergt (ebd., 24,11–12). Belege dafür sind jedoch nicht überliefert. Ludwig studierte ab 1773 wie schon sein Vater an der Universität zu Leipzig Medizin. Seine Promotion schloss er 1779 ab. Von 1780 an unternahm er wissenschaftliche Reisen nach Prag, Wien, Paris und London. In den Jahren 1786 bis 1806 hatte er die Professur für Naturgeschichte an der Universität zu Leipzig inne. Seit 1796 war er zudem Professor für Pathologie. Am 31. Januar 1789 stiftete er die Linnéische Societät zu Leipzig zur „Belehrung“ und „Anleitung“ von Studierenden, vor allem aus dem Fach Medizin, sowie zur „Beförderung der wissenschaftlichen Ausbildung der Naturgeschichte“ (Nachricht von der am 31. Januar 1789 gestifteten naturforschenden Privatgesellschaft zu Leipzig. Leipzig 1799, S. 29f.). Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der „Beförderung der naturhistorisch-geographischen Kenntniss besonders von Sachsen“ (ebd., S. 31), so dass Absolventen der Freiberger Bergakademie sowie junge Amtsträger im Bergbau ebenfalls als Mitglieder aufgenommen und zum Austausch mit den Medizinstudenten aufgefordert wurden (vgl. insgesamt zur Geschichte der Gesellschaft Konrad Lindner: Die Linnéische Sozietät zu Leipzig – über einige Wirkungen der mitteldeutschen Gelehrtengesellschaft um 1800. In: Gelehrte Gesellschaften im mitteldeutschen Raum [1650–1820]. Teil 1. Hrsg. von Detlef Döring und Kurt Nowak. Stuttgart, Leipzig 2000, S. 211–229). In der Schriftenreihe der Gesellschaft, von der sich in Goethes Bibliothek lediglich der Titel „Versuch über die Schwimmblase der Fische“ (Leipzig 1795; vgl. Ruppert, Nr 4551) von Johann Gotthelf Fischer nachweisen lässt, wurden zahlreiche mineralogische Studien veröffentlicht. Ludwig selbst publizierte ein „Handbuch der Mineralogie nach A. G. Werner“ in zwei Teilen 1803 und 1804, das einmal mehr sein Interesse an der Mineralogie dokumentiert. Mit dem Geologen und Freiberger Professor Abraham Gottlob Werner bestand bereits seit Ludwigs Jugend eine freundschaftliche Verbindung. Die Bekanntschaft zu Goethe geht wahrscheinlich auf Goethes Besuch des Mittagstisches im Ludwig’schen Haus während seiner Leipziger Studienzeit zurück, wurde aber in späterer Zeit von beiden Seiten nicht intensiviert. In der von August Johann Georg Carl Batsch 1793 gegründeten naturforschenden Gesellschaft zu Jena wurden beide als Ehrenmitglieder aufgeführt (vgl. Nachricht von der Gründung einer naturforschenden Gesellschaft zu Jena am 14ten July 1793 nebst den dabey gehaltnen Reden, den Statuten der Gesellschaft, und dem Verzeichnisse ihrer Mitglieder. Jena o.J., S. 53f.; vgl. Ruppert, Nr 4223). Es gibt jedoch keine Hinweise über persönliche Begegnungen

JULI 1798

409

in Weimar, Jena oder Leipzig. – Der vorliegende Brief ist das einzige überlieferte Schreiben Goethes an Christian Friedrich Ludwig. Von Ludwig ist ebenfalls nur sein Antwortbrief an Goethe vom 1. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1455) bekannt. 182,21 bekannte Gefälligkeit] Offenbar war es Goethe bekannt, dass Ludwigs Vater Christian Gottlieb Ludwig der Lehrer und Förderer des Geologen Nathanael Gottfried Leske gewesen war. Ludwig hatte den Schüler während des Studiums finanziell unterstützt und eine Freundschaft zu ihm aufgebaut (vgl. Samuel Baur: Interessante Lebensgemälde der denkwürdigsten Personen des achtzehnten Jahrhunderts. Teil 2. Leipzig 1803, S. 365). Wahrscheinlich vermutete Goethe, dass aufgrund der engen Schüler-Lehrer-Beziehung im Nachlass von Ludwigs Vater eine Antwort auf seine nun folgenden Anfrage zu finden sei. 182,23 einem meiner werthen und schätzbaren Freunde] Der niederländische Naturforscher Martin van Marum, Direktor des Haarlemer Naturalienkabinetts, hatte Goethe in Weimar im Juli 1798 besucht (vgl. zu 171,22). Laut van Marums Tagebuch hatte er sich Goethes „reichhaltige Mineraliensammlung“ (Marum-Reisetgb. 1798, 262) angesehen und ihn schließlich um Unterstützung bei der Beschaffung eines Katalogs zu einer von ihm erworbenen Gesteinssammlung aus dem Besitz des 1786 verstorbenen Geologen Nathanael Gottfried Leske gebeten: „Leskes Sammlung besaß er 〈Goethe〉 nicht, doch wollte er sich wegen einer Abschrift des Katalogs dieser Sammlung für mich bemühen.“ (Ebd.) 182,25–26 Der verstorbene Prof. Leske hat eine Suite von Mineralien der Oberlausitz an Liebhaber überlassen] Nathanael Gottfried Leske war Professor für Naturgeschichte und Ökonomie in Leipzig gewesen und war 1786 im Alter von 35 Jahren kurz vor Antritt seiner Professur für Finanzwissenschaft und Ökonomie in Marburg gestorben. 1792 wurde seine große Sammlung von Gesteinen, Mineralien und Fossilien, das „Museum Leskeanum“, nach Irland verkauft und zuvor durch Ludwig Gustav Karsten katalogisiert (vgl. Gerd Ibler: Nathanael Gottfried Leske [1751–1786] und sein klassisches Naturalienkabinett. In: Mitteilungen der österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 161 [2015], S. 151–171). Zu der hier erwähnten kleineren Mineraliensammlung ist nichts Näheres bekannt. 183,1 der dazu gehörige Catalog] Die Beschaffung des Katalogs oder einer Abschrift desselben ließ sich über Ludwig nicht realisieren, wie dieser in seinem Antwortbrief vom 1. September berichtete (vgl. 261,2–7). 183,3–4 eine Abschrifft des gedachten Catalogs verschaffen] Ludwig versicherte ihm im Antwortbrief, eine Abschrift zu schicken, falls er doch noch fündig werden sollte (vgl. 261,14–16). Eine weitere Korrespondenz zu diesem Sachverhalt zwischen Ludwig und Goethe ist jedoch nicht überliefert. – Van Marum erkundigte sich bei Goethe in seinem Brief vom September 1798 nach dem Katalog (vgl. RA 2, Nr 1453), woraufhin ihm Goethe eine Abschrift von Ludwigs Antwortbrief zuschickte (vgl. zu 260,14). Die Suche blieb wahrscheinlich ohne Erfolg.

410

BRIEF 150

150. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Jena, 30. Juli 1798〉 → 〈Gotha〉 DATIERUN G

Der Brief wurde wahrscheinlich am Morgen des 30. Juli 1798, zeitgleich zum Brief an Christian Friedrich Ludwig (Nr 149) diktiert, wie Goethes Tagebucheintrag von diesem Tag nahelegt (Früh Briefe.; GT II 1, 255). Beide Briefkonzepte sind auf demselben Papier geschrieben und folgen im Quartalsfaszikel unmittelbar aufeinander (vgl. GSA 28/22, Bl. 351–352). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 352. – Doppelblatt 20,8 × 34 cm, 1 2⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 147). E: WA IV 13 (1893), 236, Nr 3856 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Augusts Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg Brief vom 26. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1394). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 30. Juli 1798 (vgl. GT II 1, 255). 183,15–16 selbst die werthesten Freunde manchmal zu vergessen scheint] In Form eines Gedichts hatte Prinz August beklagt, dass er zu selten Nachrichten von Goethe erhalte: „Ich muß es von der Zeit erwarten, / Was einst die ganze Welt erfährt; / Und traurig wandernd, in dem Garten, / Wird stiller Gram, in mir, genährt. // Kaum denkt mein Freund, aus naher Ferne, – / – Ach, selten! selten! – auch an mich: / Vom Morgen- bis zum Abend-Sterne / Denk’ ich doch fleissiger an Dich.“ (H: GSA 28/764, St. 29.) Zur Freundschaft beider Briefpartner vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 141. 183,17 auf Ihr letztes einige Worte] In der Nachschrift seines Briefes vom 26. Juli 1798 hatte der Prinz betont, dass ihm das von Goethe erwähnte Werk – „La folle en pèlerinage“ und die darin enthaltene „Romance“ – nicht bekannt sei. 183,18–21 Wären seit 10 Jahren 〈…〉 vernachlässigt worden ist] Die Novelle „La folle en pèlerinage“ war wenige Monate vor der im Juli 1789 begonnenen Französischen Revolution erschienen. Möglicherweise verbindet Goethe seinen Hinweis auf die Verdienste des Prinzen August um die französische Literatur mit einem versteckten Kommentar darauf, dass dessen politische Interessen überhandgenommen und den Blick auf das Eigene verstellt hätten. Der die revolutionären Ereignisse positiv beurteilende Prinz hatte diese in seinem Brief an Goethe vom 19. Juli mit der in der Gothaer Liebhabergesellschaft gepflegten Theaterpraxis des

JULI 1798

411

Stegreifspiels in Analogie gesetzt: „So steht es (wenn man es genau betrachten will) eben auch mit der Französischen Constitution, welcher Eu. HochwohlgebL. so günstig und hold sind. Die g e s c h r i e b e n e Constitution ist der Entwurf des S p r i c h - oder S p r ü c h w o r t e s; die Ausführung besteht blos in einem geschickteren oder ungeschickteren Extemporieren“ (H: GSA 28/764, St. 28; vgl. RA 2, Nr 1390). 183,21–23 Herr Rath Reichardt 〈…〉 Rechenschafft geben können] Der Gothaer Bibliothekar, Theaterdirektor und Publizist Heinrich August Ottokar Reichard war mit beiden Briefpartnern bekannt (vgl. GB 8 I, Nr 56 sowie Reichard, Selbstbiographie, 116–123). Reichard war Herausgeber der – von Prinz August subskribierten – Monatsschrift „Cahiers de lecture“, in der die Erzählung „La folle en pèlerinage“ erschienen war (vgl. zu 152,19). 183,23 sein verliebtes Journal] Die von Reichard monatlich in broschierten Heften herausgegebenen „Cahiers de lecture“ (1784–1794) waren zunächst unter dem Titel „Journal de lecture“ (1782/83) erschienen. Die Verwendung des Adjektivs ‚verliebt‘ ist hier unklar und ein Beispiel für den Anspielungsreichtum in Goethes Briefwechsel mit dem Adressaten. Möglicherweise fühlte sich Goethe an das von Reichard herausgegebene „Buch der Liebe“ (1779) erinnert, das dem „Journal de lecture“ zeitlich vorausging. Beide waren dem Konzept eines literarischen Lesejournals verpflichtet, das sich um die Neuveröffentlichung galanter Texte wie der Novelle „La folle en pèlerinage“ bemühte. Zum publizistischen Profil der „Cahiers de lecture“ vgl. Annett Volmer: Presse und Frankophonie im 18. Jahrhundert. Studien zur französischsprachigen Presse in Thüringen, Kursachsen und Rußland. Leipzig 2000, S. 91–132. 183,25 wenn ich nicht irre im 88 ger Jahrgange] Die Novelle „La folle en pèlerinage“ war nicht 1788, sondern im Februar 1789 im zweiten Monatsheft der „Cahiers de lecture“ (S. 121–144) veröffentlicht worden. Goethes Bemerkung legt nahe, dass ihm die Druckschrift nicht vorlag (vgl. 152,19–20). 184,3 Ihren ersten Briefe] Gemeint ist Prinz Augusts Brief vom 19. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1390), auf den Goethe bereits am folgenden Tag geantwortet hatte (vgl. Nr 142). 184,4 Ihren extemporirten Scherzen] In seinem Brief hatte der Prinz von der Aufführung seines Stücks „Das Lustschloß oder Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“ berichtet (vgl. zu 173,14–16). Bei diesen Theateraufführungen der Gothaer Liebhabergesellschaft handelte es sich um Stegreifstücke, zu denen nur Handlung, Auftritte und Charaktere schriftlich fixiert waren. – ‚Extemporieren‘ (lat. ex tempore: sogleich) hier im Sinne von ‚aus dem Stegreif spielen, Dialoge improvisieren‘ (vgl. GWb 3, 504). 184,5 wenn Sie mir Ihren letzten Kannifas überschicken] Prinz August hatte Goethe die Übersendung seines Entwurfs für ein neues Theaterstück angekündigt und Goethe zugleich um einen eigenen Beitrag gebeten. Ob der Prinz sein Werk

412

BRIEF 151

übersandte, ist nicht ermittelt; ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – ‚Kannifas‘ hier vermutlich ein Hörfehler des Schreibers Geist für ‚Kanevas‘ (franz. canevas): Entwurf, Handlungsgerüst (vgl. GWb 5, 253 und WA I 37, 97), möglicherweise auch mit bildlichem Bezug auf die als ‚Kannefas‘ bezeichnete gewebte Leinwand als Grundlage für Stickereien (vgl. Grimm 11, 166). 184,6 die Glieder der Gesellschafft] Der Liebhabergesellschaft gehörten neben dem theaterbegeisterten jungen Erbprinzenpaar August und Luise Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg weitere Mitglieder der Gothaer Hofgesellschaft an, darunter Kammerjunker Karl Heinrich Julius Graf von Salisch, Kammerherr Friedrich Karl Ernst von Haacke, Pauline von Thümmel und Forstmeister von Etzdorff.

151. An Heinrich XIV. Prinz Reuß ä. L. Jena, 2. August 1798 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 355. – Doppelblatt 20,8(–21,1) × 34(–34,3) cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An des Fürsten Reus Durchl / nach Berlin. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 237, Nr 3857 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass für Goethes Brief ist ein Brief von Heinrich XIV. Prinz Reuß ä. L. an das Berliner Oberpostamt vom 9. Juli 1798 (vgl. RA 2, Nr 1371; zu 184,9–10). – Marianne Meyer antwortete mit ihrem Brief vom 18. Oktober 1798 auf den vorliegenden Brief („Die Kupferstiche sind also in ihren Händen“; H: GSA 28/306, Bl. 51; vgl. RA 2, Nr 1534), ein weiteres Mal wahrscheinlich am 4. Dezember 1798 („Ich freue mich daß die Kupferstiche nicht verlohren gegangen“; H: GSA 28/306, Bl. 55–56; vgl. RA 2, Nr 1624), wobei sich dies auch auf eine weitere Sendung vom 18. Oktober beziehen könnte. – Eine eigenhändige Antwort des Prinzen ist nicht überliefert. Postsendungen: 2. August 1798 (Fürst Reuß nach dem Conzept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 2. August 1798 (vgl. GT II 1, 255). Heinrich XIV. Prinz Reuß ältere Linie (1749–1799) – Graf und Herr von Plauen, Herr zu Greiz, Kranichfeld, Gera, Schleiz und Lobenstein – war der

AUGUST 1798

413

dritte Sohn des regierenden Fürsten Heinrich XI. Reuß zu Greiz und dessen erster Gemahlin Gräfin Konradine Reuß zu Köstritz. Das 1778 durch Kaiser Joseph II. in den erblichen Reichsfürstenstand erhobene Grafenhaus pflegte enge Kontakte zum Weimarer Hof. Seiner Verbindung zum Kaiserhaus verdankte Prinz Heinrich XIV. die Ernennung zum Kaiserlich Königlichen Generalfeldmarschall-Leutnant. Als außerordentlicher Kaiserlicher Gesandter am Königlich Preußischen Hof hielt er sich seit 1785 überwiegend in Berlin auf (vgl. Adreß-Kalender, der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam. Berlin 1798, S. 114: „Hr. Fürst Heinr. XIV. Reuß, Kaiserl. Königl. Envoye extraordin. u. Ministre plenipotentiäre, w. an der Behren- u. Charlottenstr.-Ecke im Langhansschen H.“). Hier verkehrte der Prinz in den literarischen Salons. Vermutlich über Sara Wulff, spätere Sophie von Grotthuß, lernte er um 1790 deren jüngere Schwester Marianne Caroline Esperance Meyer (1770–1812) kennen. Beide waren Töchter des 1795 verstorbenen jüdischen Bankiers Aron Moses Meyer. Mit Marianne Meyer lebte Prinz Heinrich XIV. seit dem 20. Juni 1797 in morganatischer Ehe, die kinderlos blieb (vgl. Jens Beger: Die heimliche Ehe des Prinzen Heinrich XIV. Reuß ä. L. mit Marianne Meyer/von Eybenberg. In: „Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefaßtes Neue“. Festschrift Volker Wahl. Hrsg. im Auftrag des Thüringer Archivarverbandes von Katrin Beger, Dagmar Blaha, Frank Boblenz und Johannes Mötsch. Rudolstadt 2008, S. 267–278). Das Ehepaar teilte eine große Bewunderung für den Dichter Goethe. Prinz Heinrich XIV. traf möglicherweise im Sommer 1792 während des Frankreichfeldzugs mit Goethe zu einem ausführlichen Gespräch zusammen (vgl. FA/Goethe I 16, 405–407, 423). Seine 1795 entstandenen Vertonungen von Goethes Gedichten „Kennst Du das Land?“ und „Nur wer die Sehnsucht kennt“ sind in Goethes Notensammlung überliefert (vgl. RA 1, Nr 1428 und RA 1, Nr 1433 sowie GSA 32/85). Marianne Meyer lernte Goethe im Juli 1795 in Karlsbad kennen und als kultivierte Gesellschafterin schätzen. Zu weiteren persönlichen Begegnungen kam es 1797 und 1798 in Weimar, wo Goethe sie in Begleitung ihrer Freundin Louise von Göchhausen empfing (vgl. GT II 1, 251). Nach dem unerwartet frühen Tod des Prinzen Heinrich XIV. am 12. Februar 1799 wurde Marianne Meyer als „Frau von Eybenberg“ – benannt nach einer in der Herrschaft Untergreiz gelegenen Ortschaft – in den Adelsstand erhoben. Sie lebte bis zu ihrem Tode 1812 vorwiegend in Wien. – Während der zwischen 1795 und 1810 geführte Briefwechsel Goethes mit Marianne Meyer/von Eybenberg recht umfangreich ist, bildet der vorliegende Brief den einzigen überlieferten Brief Goethes an den Adressaten. Anlass für Goethes Brief war ein Schreiben des Prinzen vom 9. Juli 1798 an das Oberpostamt in Berlin, welches diesen Brief an Goethe weiterleitete. Außer diesem Bezugsbrief und der eigenhändigen Nachschrift auf einem Brief Marianne Meyers vom Ende Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1559) sind keine weiteren Briefe des Adressaten an Goethe bekannt. Beide standen aber insofern ab 1795 in einer losen Verbindung, als Marianne

414

BRIEF 152

Meyer in ihren Briefen an Goethe regelmäßig Empfehlungen des Prinzen übermittelte. 184,9–10 Ein Laufzettel 〈…〉 bis an die Schwelle meines Hauses verfolgt] Das mit „Pro Nota“ (H: GSA 28/22, Bl. 340) überschriebene eigenhändige Schreiben des Prinzen datiert vom 9. Juli und ist an das Königlich Preußische Oberpostamt zu Berlin adressiert. Es beinhaltet die Bitte um Nachforschung zum Verbleib eines an Goethe adressierten „Packt Kupferstiche“ (ebd.), das am 18. April in Berlin aufgegeben und nach einer „zuverläßigen Nachricht 〈…〉 nicht an Ort und Stelle angekommen“ (ebd.) sei. Die auf demselben Blatt enthaltenen Bescheinigungen der Postämter Berlin, Halle, Merseburg, Naumburg und Weimar bestätigen die korrekte Beförderung des Pakets, das am 23. April „in der Behaußung des HL. Geheimde-Rath von Goethe abgegeben worden“ (ebd.). – ‚Laufzettel‘ hier im Sinne von ‚Schreiben zur Nachforschung nach vermißten Postsendungen‘ (vgl. GWb 5, 992). 184,10–11 zu einer Untersuchung Anlaß gegeben] Auf welche Weise sich Goethe, der aus Jena antwortete, über den Verbleib der Sendung informierte, ist nicht ermittelt. Möglicherweise besprach er sich mündlich mit Christiane Vulpius oder Johann Heinrich Meyer. Eine überlieferte Abschrift des Laufzettels von der Hand seines Schreibers Geist (vgl. GSA 28/22, Bl. 341) lässt vermuten, dass Goethe weiterführende Erkundigungen einholte. 184,11–12 dieses lange vermißte Geschenk einer werthen Freundin] Die am 18. April in Berlin aufgegebene Sendung stammte von Marianne Meyer, der heimlichen Ehefrau des Adressaten. Während ihrer Begegnungen mit Goethe in Weimar am 26. bis 28. Juni (vgl. GT II 1, 351) hatte sie sich vermutlich nach dem Verbleib erkundigt und den Prinzen entsprechend informiert. Um welche Kupferstiche es sich handelte, ist nicht ermittelt. Marianne Meyer/von Eybenberg übersandte Goethe wiederholt Graphiken und Kunstgegenstände wie Kleinplastiken oder Münzen (vgl. RA 3, Nr 153 und GT III 1, 111). 184,13–15 indem es zu einer Zeit ankam in welcher Hl. Iffland 〈…〉 gab] Die Sendung war am 23. April in Goethes Wohnhaus am Frauenplan abgegeben worden. Dort bereitete man sich an jenem Tag auf die abendliche Ankunft von August Wilhelm Iffland vor (vgl. GT II 1, 242). Zu Ifflands Gastspiel in Weimar vom 24. April bis 4. Mai vgl. zu 88,15.

AUGUST 1798

152. An Christiane Vulpius

415

Jena, 3. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 97–98 – Doppelblatt 16,9 × 20,7 cm, 1 S. und 6 Zeilen auf S. 4 (185,15–18) beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 237f., Nr 3858 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Obst (vgl. zu 185,9). 2) Zettel (vgl. zu 185,17–18). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Es handelt sich um den ersten Brief Goethes an Christiane Vulpius von seinem Jena-Aufenthalt vom 1. bis 16. August 1798 (vgl. GT II 1, 255–257). Postsendungen: 3. August 1798 (vgl. GT II 1, 255). 185,1 Ich habe zwar hier schon verschiednes verrichtet] Goethe war am 1. August in Jena eingetroffen (vgl. GT II 1, 255). In den ersten beiden Tagen hatte er laut Tagebuch vor allem Briefe geschrieben, namentlich an Heinrich XIV. Prinz Reuß ä. L., an Johann Friedrich Cotta, Herzog Carl August und Franz Kirms (vgl. ebd.). 185,2–3 wenn ich mit verschiednen Dingen 〈…〉 fertig werden soll] Anlass des diesmaligen Jena-Aufenthalts war die Prüfung der Möglichkeiten einer Verbesserung der Verwaltungsstruktur an der Jenaer Universität, die Herzog Carl August von Goethe und Christian Gottlob Voigt erbeten hatte (vgl. RA 2, Nr 1404; EB 89). – Goethe arbeitete zugleich an der Einleitung zu den „Propyläen“ und setzte seine mit Anmerkungen begleitete Übersetzung einiger Kapitel von Diderots „Essais sur la peinture“ fort (vgl. GT II 1, 255). 185,4–5 im Zimmer] Zu Goethes Unterkunft im Jenaer Schloss vgl. zu 4,15–16. 185,6 deine Geschäffte] In ihrem zwischen dem 7. und 9. August geschriebenen Brief berichtet Christiane von den täglichen Hausarbeiten, dem Bügeln der Wäsche, dem Ordnen der Zimmer und dem Schneidern „alle Nacht bies 12 Ur“ (H: GSA 28/22, Bl. 374; vgl. RA 2, Nr 1416). 185,7–8 um dich 〈…〉 einmal wieder in Roßla vergnügen zu können] Christiane fuhr am 11. August mit dem Sohn August nach Oberroßla (vgl. RA 2, Nr 1416) und blieb dort bis zum 18. August (vgl. RA 2, Nr 1429). Goethe hielt sich ab 16. August ebenfalls in Oberroßla auf (vgl. GT II 1, 257). 185,9 den Kleinen] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12).

416

BRIEF 153

185,9 hier etwas Obst] August bedankt sich in seinem zwischen dem 7. und 9. August geschriebenen Brief für Aprikosen, die der Vater ihm „am vorigen Sonnabende herüber geschickt“ habe (H: GSA 28/22, Bl. 375; vgl. RA 2, Nr 1415). 185,10 nicht so schmackhaft als vorm Jahr das Frankfurther] Auf der ersten Etappe von Goethes Schweizer Reise, die ihn nach Frankfurt am Main führte, wurde er von Christiane Vulpius und August begleitet. Gemeinsam blieben sie einige Tage in Frankfurt bei Goethes Mutter zu Gast. Das während dieses Aufenthalts verzehrte Obst war gut gerathen (WA IV 12, 212), wie Goethe in einem Brief vom 8. und 9. August 1797 an Herzog Carl August schrieb. 185,11–12 Geist wird verschiednes schreiben] Vermutlich handelte es sich u.a. um den beiliegenden Zettel zur Entleihung von Büchern aus der Herzoglichen Bibliothek in Weimar, den Goethe seinem Schreiber Ludwig Geist vermutlich diktierte (vgl. zu 185,17–18). 185,13 .] Versehentlich eingefügter Punkt. 185,15 Herr Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer antwortete in dieser Angelegenheit am 5. August (vgl. RA 2, Nr 1412). 185,15–16 das Manuscript von der Niobe] Wahrscheinlich das von Geist geschriebene und mit Korrekturen von Johann Heinrich Meyer und Goethe versehene Konzept von Meyers Aufsatz „Niobe mit ihren Kindern“ (GSA 64/28; vgl. zu 108,18), das Meyer in seinem Brief vom 5. August bald nach Jena zu senden versprach (vgl. RA 2, Nr 1412). Goethe gab es zunächst an Schiller, erbat es sich aber am 27. August von diesem wieder zurück (vgl. 199,6–8). Der Aufsatz sollte ursprünglich im ersten Band der „Propyläen“ abgedruckt werden, erschien dann aber mit einem Nachtrag erst in den beiden Stücken des zweiten Bandes von 1799 (Propyläen II 1, 48–91 und II 2, 123–140). 185,17–18 Die auf beyliegendem Zettel verzeichneten Bücher erwarte mit den Botenfrauen.] Durch Weglassen des Subjektes ‚ich‘ verkürzter Aussagesatz, kein Imperativ. Auf dem nicht überlieferten Zettel waren vermutlich Titel der Bücher verzeichnet, die sich Goethe aus der Herzoglichen Bibliothek in Weimar bestellte und die am 4. August für ihn entliehen wurden (vgl. Keudell, Nr 121). Es handelte sich um die vierbändige Ausgabe „Les vies des hommes illustres de Plutarque“ (Paris 1783–84) in der Übersetzung von Jacques Amyot, die Teil der insgesamt 22-bändigen „Œuvres de Plutarque“ (Paris 1783–1787) ist. Mit der Lektüre des ersten Bandes beschäftigte sich Goethe am 5. August (vgl. GT II 1, 255).

AUGUST 1798

153. An Franz Kirms

417

Jena, 3. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0678 Slg Culemann. – Doppelblatt 23,1 × 37,8 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath Kirms / Wohlgebl. / Weimar; Reste einer roten Verschlussoblate; Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „5.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 530, Nr V. D: Theater-Briefe (1835), 8, Nr V (nach E). WA IV 13 (1893), 238f., Nr 3859 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Kirms antwortete am 8. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1417). Postsendungen: 3. August 1798 (H l. H o f k. R. K i r m s Wegl. Haidlof.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 3. August 1798 (vgl. GT II 1, 255). 185,19 Negotiationen] Verhandlungen, von lat. negotiatio: Verhandlung. 185,19–20 mit dem Mahler Haidlov auf 7 Thaler die Woche] Der aus Stuttgart nach Weimar gekommene Dekorationsmaler Carl Heideloff erhielt entsprechend am 4. August 21 Reichstaler „auf 3 Wochen“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a1, Bl. 6v: „an den Mahler Heidelo“). Laut Rechnungsbuch wurde der Lohn in dieser Höhe kontinuierlich bis ins nächste Jahr gezahlt (vgl. ebd., Bl. 6v–7r). Johann Heinrich Meyer hatte Goethe im Juni von Heideloffs sorgfältiger Arbeit im Theater berichtet (vgl. RA 2, Nr 1317). Gemeinsam mit Thouret malte er u.a. am Vorhang (vgl. 178,12), später übernahm er die Gestaltung der Theaterdekorationen. 185,20 convenirt] Konvenieren von lat. convenire: vereinbaren. 185,21–22 so lange fürs Theater gearbeitet hat] Am 15. Juli hatte es eine Zusammenkunft wegen des neuen Theaterbaus gegeben (vgl. GT II 1, 252). Wie Goethe an Schiller berichtete, sollten die Dekorationsarbeiten im Theatersaal am nächsten Tag, 16. Juli, beginnen (vgl. 163,6–7), so dass Heideloff knapp drei Wochen gearbeitet hatte. 185,24 noch zur rechten Zeit] Der Umbau des Weimarer Hoftheaters wurde rechtzeitig zur Eröffnung der neuen Theatersaison am 12. Oktober abgeschlossen.

418

BRIEF 154

186,1 Nachricht] In seinem Antwortbrief vom 8. August übermittelte Kirms keinen Bericht von seinem Lauchstädter Aufenthalt, sondern verwies darauf, dass der Lauchstädter Bote vor Ort verblieben sei, da er wegen der Anwesenheit Caroline Jagemanns dort gebraucht werde. Er erwarte mit der Post am nächsten Tag Nachrichten, womit wahrscheinlich der „Rapport vom 2te bis inclusive 6te AugL: 1798“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 99) sowie ein Brief des Wöchners Karl Heinrich Schall vom 6. August (vgl. ebd., Bl. 100–101) gemeint war. 186,1–2 auf der Lauchstädter Tour] Franz Kirms begleitete Ende Juli Caroline Jagemann nach Lauchstädt, die dort in vier Aufführungen am 2., 4., 6. und 7. August auftrat (vgl. Theater/Musik Weimar). Der Theaterkassierer Johannes Seyfarth hatte Kirms dafür „ein Quartier bey der Frau Lizentiatin Frenzel mitten auf dem Markte“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 88) besorgt, wie er ihm in einem Brief vom 23. Juli ankündigte. Wie lange sich Kirms in Lauchstädt aufhielt, war nicht zu ermitteln.

154. An Johann Friedrich Cotta

Jena, 3. August 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 15. – 1 Bl. 18,8 × 23,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; Rs. Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe d. 4 Aug 98 / d. 17 –– / eod“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 21. – Doppelblatt 20,7(–21) × 34 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Briefschluss (186,19– 22 im Gange seyn 〈…〉 Aug 1798.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta in Tübingen.; S. 3 Notizen von Schreiberhd (Geist), Tinte: Kupferplatten betrl: / An Pflug 2 rh. 22 gl. / An Horny 13.〈rh〉. / An Müller 8.〈rh.〉 // 23 〈rh.〉 22 〈gl.〉 / I–II // 22.〈rh.〉 II. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 239f., Nr 3860 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Druckmanuskript (vgl. zu 186,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Goethes vorangegangenen Brief vom 25. Juli 1798 (vgl. Nr 145). – Cotta antwortete am 17. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1434).

AUGUST 1798

419

Postsendungen: 3. August 1798 (H l. C o t t a Übersend. des fernern Manuscripts zwey Briefe über die Etrurl Reste.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 3. August 1798 (Packet nach Tübingen; GR/ Jena 1798, 2, Bl. 2r); 3. August 1798 (vgl. GT II 1, 255). 186,6 erste Sendung des Manuscripts] Der erste Teil zum ersten Stück der „Propyläen“ (vgl. zu 178,16). Cotta bestätigte dessen Eingang in seinem Brief vom 3. August, der sich mit dem vorliegenden kreuzte (vgl. RA 2, Nr 1405). 186,8 zweyte] Das Briefverzeichnis vermerkt als zweite Manuskriptsendung Johann Heinrich Meyers Beitrag „Ueber Etrurische Monumente“ (Propyläen I 1, 66–100; vgl. Postsendungen und zu 176,18). Das Druckmanuskript ist nicht überliefert. 186,9–10 beyde zusammen acht gedruckte Bogen] Beide übersandten Manuskripte reichten nach Cottas Auskunft nur für insgesamt sechs Bogen. 186,10 geben] WA verbessert zu ‚haben‘. Sowohl in der Ausfertigung, als auch in K ist jedoch ‚geben‘ zu lesen. 186,10–11 Format etwas kleiner als die Horen] In seinem Brief an Cotta vom 29. Mai hatte Schiller den Wunsch Goethes mitgeteilt, den Druck der „Propyläen“ wie bei den „Horen“ vorzunehmen, bei identischem Format aber nur 24 Zeilen anstatt der für die „Horen“ üblichen 28 Zeilen auf eine Seite zu bringen (vgl. NA 29, 240; vgl. RA 2, Nr 1405; RA 2, Nr 1434). 186,12–13 Einleitung] Die am 31. August an Cotta übersandte Einleitung umfasste 35 Druckseiten (Propyläen I 1, III–XXXVIII; vgl. zu 202,2). 186,13–14 Titel und 〈…〉 Inhaltsanzeige] Im Druck folgen auf den Titel (S. I) die Einleitung (S. III–XXXVIII) und ein detailliertes Inhaltsverzeichnis (S. XXXIX–XLV). 186,14–15 in die Weltkunde und 〈…〉 allgemeinen Litteraturzeitung] Einen Auszug aus der Einleitung veröffentlichte Cotta am 2. November in der Beilage der in „Allgemeine Zeitung“ umbenannten „Neuesten WeltKunde“ (vgl. zu 226,28–29). Goethes Anzeige der „Propyläen“ im Intelligenzblatt der Jenaischen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (IB der ALZ 1798. Nr 183 vom 15. Dezember, Sp. 1513f.) beinhaltete eine kurzgefasste Inhaltsangabe beider Stücke des ersten Bandes (vgl. zu 252,2–3). 186,20–21 Kupferplatte] Vgl. zu 166,17.

420

155. An Christiane Vulpius

BRIEF 155

Jena, 5. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 99. – Doppelblatt 18,8 × 23,1 cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 13 (1893), 240f., Nr 3861 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Obst (vgl. zu 186,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Christiane Vulpius’ vom 3. August 1798, dem der Brief des Sohnes August Vulpius vom gleichen Tag (vgl. RA 2, Nr 1406) vermutlich beigeschlossen war (vgl. zu 187,8–9). – Christiane Vulpius antwortete am 5.? August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1414). 186,24–25 mit einem herzlichen Wunsche zu deinem Geburtstag] Laut Taufregister wurde Christiane Vulpius am 1. Juni 1765, „abends halb neun Uhr“ geboren (Taufregistereintrag 1775/65, Nr 354, abgebildet in: Christiane von Goethe. Zum 200. Todestag. Hrsg. vom Freundeskreis Goethe-Nationalmuseum Weimar e.V. und Stadtmuseum Weimar anläßlich der Kabinettausstellung. Weimar 2016, S. 7). Sie feierte ihren Geburtstag jedoch am 6. August. Die Gründe dafür sind unbekannt (vgl. hierzu GB 10 II, zu 65,15). – Christiane dankte Goethe in ihrem Antwortbrief für den Glückwunsch und wies darauf hin, dass er der einzige Gratulant gewesen sei, ihre Freundinnen schienen ihren Geburtstag vergessen zu haben. 186,25 einiges Obst, damit du es mit August verzehrst] Auf den von Maria Dorothea Trabitius vorgelegten Abrechnungslisten zur Verrechnung der für Goethe besorgten Lebensmittel, sind unter dem 5. August „Aprikosen“, „Birn“ und „Flaumen“ (GR/Belege 1798, 7, Bl. 9) verzeichnet. – Der Sohn August dankte dem Vater in seinem Brief vom 7. bis 9. August für ein „Schächtelchen mit schönen Aprikosen“ (H: GSA 28/22, Bl. 375; vgl. RA 2, Nr 1415). 187,6 Mache deine Sachen in Ordnung] Christiane berichtete in ihrem Brief vom 7. und 9. August von Haushaltstätigkeiten wie Bügeln, Schneidern, Waschen und dem Ordnen der Zimmer (vgl. RA 2, Nr 1416). 187,6–7 gehe sodann nach Rosla] Christiane Vulpius hielt sich mit dem Sohn August vom 11. bis 18. August in Oberroßla auf; am 16. August kam Goethe von Jena hinzu und kehrte am übernächsten Tag mit seiner Familie nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 257). 187,7 den ländlichen Beschäftigungen] In ihrem Brief vom 13. August teilte ihm Christiane Vulpius mit, dass sie in Oberroßla „sehr zu frieden“ (H:

AUGUST 1798

421

GSA 28/22, Bl. 384; vgl. RA 2, Nr 1429) sei. Auch der Sohn August befand sich „ganz wohl“ (H: GSA 28/22, Bl. 386; vgl. RA 2, Nr 1425) und brachte seine Zeit in Gesellschaft seines Spielkameraden Gottlieb Wilhelm Heinrich Goetze beim Fischen und im so genannten Tröbel zu, einem zum Gut gehörenden kleinen Talgrund mit einer Quelle und einem mit Büschen bewachsenen Hang, den Goethe für die private Nutzung vorgesehen hatte und im September 1798 mit Bäumen bepflanzte (vgl. GT II 1, 260). 187,8–9 Betrübe dich nicht über das was ausser dir vorgeht!] Schon in ihrem Brief vom 16. Juli hatte Christiane Vulpius von ihrer traurigen Stimmung geschrieben und Goethe gebeten, „nicht arnders alls sonst von mir zu denken“ (H: GSA 28/22, Bl. 331; vgl. RA 2, Nr 1384). Offenbar war sie in Weimar wieder mit Verleumdungen oder Gespött konfrontiert worden. – Goethes eigenhändig geschriebener Brief, sein tröstender Ton und die Distanzierung selbst der Freundinnen (vgl. zu 186,24–25) lassen auf einen für sie sehr schmerzhaften Zwischenfall schließen. Wahrscheinlich hatte sie Goethe darüber in einem nicht überlieferten Brief berichtet, den sie vermutlich am 3. August zeitgleich mit einem Brief des Sohnes (vgl. RA 2, Nr 1406) nach Jena geschickt hatte. Näheres ist nicht bekannt. 187,11–12 keine andre Sorge habe als dir eine unabhängige Existenz zu verschaffen] Zur Absicherung von Christiane Vulpius und dem Sohn August hatte Goethe am 24. Juli 1797 in seinem Testament seinen Sohn August als Alleinerben eingesetzt und seiner Freundin und vieljährigen Hausgenossin (WA I 53, 325) den Nießbrauch seines gesamten Besitzes vermacht. Im Juli 1799 erfolgte eine durch den Herzog bewilligte Umwandlung des so genannten Sohn- und Tochterlehns – das im Erbfall an leibliche Nachkommen fiele – in ein freies Erblehn (vgl. GB 14, Nr 111). Damit konnte die Nachfolge freier bestimmt werden. Am 4. Juli 1800 ergänzte Goethe das Testament durch ein Kodizill über das Gut Oberroßla (GSA 30/55), das zusätzlich der finanziellen Absicherung von Mutter und Sohn im Falle von Goethes frühzeitigem Tod dienen sollte. 187,14 das gute Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 187,16 das nöthigste wegarbeite] Zu Goethes Tätigkeiten während seines JenaAufenthalts vgl. zu 185,2–3. 187,17 Gustel] In Goethes Briefen selten verwendeter Kosename für den Sohn August (vgl. GWb 4, 569), erstmals in einem Brief an Charlotte von Kalb vom 28. Juni 1794 (vgl. GB 10 I, 58,1), dann ausschließlich in Briefen an Christiane Vulpius, zuletzt in einem Brief vom 24. Juli 1804 (WA IV 17, 163).

422

BRIEFE 156/157

156. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 7. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – 1 Bl. 18,8 × 23,1 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 242–244, Nr 3863 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 5. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1412). – Meyer antwortete am 8. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1418). Postsendungen: 7. August 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 7. August 1798 (vgl. GT II 1, 256). 187,20 Graf Molk sah ich gestern Abend bey Schiller] Auf Empfehlung von Johann Gottfried Herder hatte der dänische Reiseschriftsteller Adam Gottlob Detlef Graf von Moltke in Begleitung seiner Ehefrau Charlotte Auguste und deren Schwester, Marie Christine Wiebel von Wiebelsheim, Schiller am Abend des 6. August in Jena besucht (vgl. Herders Brief an Schiller vom 6. August 1798; NA 37 I, 338; vgl. GT II 1, 256). Zuvor hatten sie sich in Weimar aufgehalten, wie Goethe durch Meyers Bezugsbrief informiert war. 187,22 der beste Wille] Mit dieser Formulierung wiederholt Goethe Meyers vorherige Ankündigung Moltkes und seiner Begleiterinnen: „Es sind hübsche, gute Leute vom besten Willen.“ (Goethe-Meyer 2, 47.) 187,24–25 unsere schöne Göttin-Mutter] Gemeint ist Meyers Aquarellkopie der „Madonna della Sedia“ nach Raffael. Das zum Verkauf stehende Werk befand sich seit Anfang April in Jena (vgl. zu 79,23–24). Zu Meyers Bedauern hatte Graf Moltke es deshalb nicht in Weimar besichtigen können: „Hätte ich die Copie 〈…〉 gleich da gehabt, so wäre wahrscheinlich ein Handel zu treffen gewesen; denn er fragte bey Böttiger und Herder darnach und was solche wohl kosten könnte.“ (Goethe-Meyer 2, 47.) 188,1 Unser Werk] Über den Titel der gemeinsam geplanten Kunstzeitschrift „Propyläen“ war kurz zuvor entschieden worden (vgl. zu 179,22). 188,1 Die Etrurischen Briefe sind auch fort] Zu Meyers „Propyläen“-Beitrag „Ueber Etrurische Monumente“ vgl. zu 176,18. Goethe hatte das Manuskript am 3. August an Cotta gesandt (vgl. zu 186,8). 188,2 meine Einleitung muß vor Sontag fertig seyn] Goethe beendete die bereits im Mai begonnene Arbeit an der allgemeinen Einleitung für das erste Stück der „Propyläen“ am Samstag, dem 11. August, übersandte das Manuskript aber erst am 31. August an Cotta (vgl. zu 182,1).

AUGUST 1798

423

188,3 Rafael ist ganz abgeschrieben] Zu Meyers „Propyläen“-Abhandlung „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ vgl. zu 108,23–24. 188,4 ajustirt] ‚Ajustiren‘: berichtigen, in Ordnung bringen (von franz. ajuster). 188,5 Niobe wird auch ins Reine geschrieben.] Goethe hatte das Manuskript von Meyers geplanter „Propyläen“-Abhandlung „Niobe mit ihren Kindern“ zuvor aus Weimar erbeten (vgl. zu 185,15–16). Grundlage der – nicht überlieferten – Abschrift bildete vermutlich ein von Geist geschriebenes und mit Korrekturen von Johann Heinrich Meyer und Goethe versehenes Konzept (GSA 64/28). 188,5–6 Die Gegenstände sollen zugleich mit in Ordnung] Zu Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ vgl. zu 79,14. Der Beitrag wurde in Fortsetzung in den ersten beiden Stücken der „Propyläen“ veröffentlicht (Propyläen I 1, 20–54 und I 2, 45–81). 188,8–9 ein Verzeichniß der zunächst zu behandelnden Materien] Möglicherweise handelt es sich um das in Goethes Akte zur Herausgabe der „Propyläen“ überlieferte, eigenhändig überarbeitete Folioblatt „Fortsetzung des Verzeichnisses der Vorrede“ (GSA 30/299, Bl. 15; vgl. WA I 47, 283). 188,9 eine Abschrifft] Nicht ermittelt. 188,11–12 das erste gedruckte Heft in unsern Händen] Das erste Stück der „Propyläen“ erschien im Oktober 1798 (vgl. Nr 193). 188,15 seine Mitwirkung] Tatsächlich blieb Schillers Anteil gering (vgl. zu 62,9). 188,17–18 Sontag 〈…〉 hoffe ich Sie mit Prof: Thouret hier zu sehen.] Wie gewünscht, besuchten Meyer und Thouret am 12. August Goethe in Jena (vgl. GT II 1, 256). 188,18–19 ins Schloss und ins Theater] Thouret war sowohl mit den Dekorationsarbeiten im Residenzschloss als auch mit dem Umbau des Weimarer Hoftheaters betraut. 188,21–22 Ihr eigendstes Gutachten in der Stille eröffnen] In seinem Antwortbrief teilte Meyer mit, dass sich Thouret mit den Bauleuten überworfen und dadurch „sich und uns Hindernisse gemacht“ (Goethe-Meyer 2, 50) habe.

157. An Franz Kirms Jena, 9. August 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0679 Slg Culemann. – Doppelblatt 23 × 37,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Bl. 2 rechte untere Ecke beschnitten. – S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, Bleistift: „VI“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37).

424

BRIEF 158

E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 530, Nr VI. D: Theater-Briefe (1835), 8f., Nr VI (nach E). WA IV 13 (1893), 244f., Nr 3864 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). 2 Beilagen: K1: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 124. – Doppelblatt 20,5 × 34,5 cm, 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Kirms), Tinte; oben links Adresse: An / die Herren Wöchner, weiter unten G, darunter Abgangsvermerk von Georg Burkhardt: „Abgegangen mit dem Cammerwagen den 10 AugL. 98. Burkhard.“ – K2: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 125. – Doppelblatt 20,5 × 34,5 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Kirms), Tinte; oben links Adresse: An / Herrn Seyfarth Mitglied / des Weimarischen Hoftheaters / in Lauchstedt, in der linken Spalte Abzeichnungskürzel von G und FK, unten links Abgangsvermerk von Georg Burkhardt: „Abgegangen mit dem Cammerwagen den 10 AugL. 98. Burkhard.“ BEIL AG EN

Konzepte (vgl. Überlieferung und zu 188,26–27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 8. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1417). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 9. August 1798 (H l. H o f k. R. K i r m s mit Absend. d. Lauchstedter Concepte.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435). 188,26 Fuhrmann] Nicht ermittelt. Laut Portovermerk erhielt dieser ein Trinkgeld von einem Groschen (vgl. GR/Jena 1798, 2, Bl. 2r). 188,26–27 die signirten Concepte] Franz Kirms schickte Goethe die Konzepte in seinem Bezugsbrief mit der Bitte um Unterschrift und schnelle Rücksendung zu. Es handelt sich um Schreiben an die Weimarer Schauspielgesellschaft, die sich noch bis 16. August in Lauchstädt aufhielt: Das eine war „An die Herren Wöchner“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 124) gerichtet und enthielt den Beschluss der Theaterkommission zu einem angefragten Rollentausch unter den Schauspielern und die Festlegung des weiteren Spielplans bis zum Ende der Lauchstädter Spielzeit. Das andere Schreiben „An den Caßier bey dem Hoftheater zu Weimar, Herrn Lindenzweig in Lauchstedt“ (vgl. ebd., Bl. 126) befasste sich mit der Bezahlung der Schauspielgesellschaft und anderen organisatorischen Maßnahmen vor der Rückkehr aus Lauchstädt (vgl. ähnliche Schreiben bei der Hinfahrt, zu 379,14).

AUGUST 1798

425

188,27–28 demnach in Lauchstädt noch ganz leidlich gegangen] Wahrscheinlich hier auf die Einnahmen bezogen, worüber ein „Extract“ für die Spielzeit vom 29. Juli bis 4. August des Theaterkassierers Johannes Seyfarth vorlag (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 110–116). Die Schauspielgesellschaft hatte in Lauchstädt nicht immer vor vollem Haus gespielt (vgl. zu 193,3–4). 189,1 Horny’s Mitarbeit] Laut Bezugsbrief hatte der mit dem Theaterumbau beschäftigte Architekt Nikolaus Thouret darum ersucht, neben Carl Heideloff, der seit Beginn des Theaterumbaus am 16. Juli an der Innendekoration arbeitete, für die weiteren Malerarbeiten, u.a. am Theatervorhang, auch Conrad Horny mit zu beschäftigen. Horny war Lehrer an der Freien Zeichenschule und hatte bereits am Römischen Haus mitgearbeitet. 189,3–4 Haidlof erhält wöchentlich 7 rh.] Der aus Stuttgart stammende Dekorationsmaler Carl Heideloff, der gemeinsam mit Thouret nach Weimar gekommen war, erhielt als Externer einen niedrigeren Lohn als Horny (vgl. zu 185,19–20). Kirms bat in seinem Bezugsbrief um eine schnelle Lösung dieser unterschiedlichen Behandlung. 189,9 Gratial] Einmalige Auszahlung einer Belohnung für die geleisteten Dienste (vgl. GWb 4, 442). 189,11–12 für Bertuch arbeiten wollen 〈…〉 hoch genug bringen] Bei Friedrich Justin Bertuch lagen die bezahlten Honorare für Kupferstiche und Risse zur Veröffentlichung in den von Bertuch verlegten Zeitschriften und Journalen höher. Conrad Horny arbeitete etwa an Bertuchs „Bilderbuch für Kinder“ mit (vgl. Uwe Plötner: „Du fühlst, wie leicht und amüsant diese Arbeit ist…“. Friedrich Justin Bertuchs „Bilderbuch für Kinder“ [1790–1843]. In: Friedrich Justin Bertuch [1747–1822]. Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar. Hrsg. von Gerhard R. Kaiser und Siegfried Seifert. Tübingen 2000, S. 533– 545, hier S. 541). 189,13 weil man ihnen nicht einmal einen Gefallen thut] Bereits am 23. Juli hatte Goethe versucht, Frictionen (GT II 1, 254) zu beseitigen, die sich aufgrund von Missgunst der Einheimischen gegenüber Thouret und seinen Arbeitern entwickelten.

158. An Christiane Vulpius

Jena, 10. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 100. – 1 Bl. 16,4 × 20,3 cm, 1 S. beschr. (vgl. zu 189,19), egh., Tinte. E: WA IV 13 (1893), 245f., Nr 3865 (Eduard von der Hellen).

426

BRIEF 159

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief aus dem Zeitraum zwischen 7. und 9. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1416). – Christiane Vulpius antwortete am 13. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1429). Postsendungen: 10. August 1798 (vgl. GT II 1, 256). 189,19 Aus deiner Antwort] Christiane Vulpius’ Antwortbrief vom 13. August 1798 kam bereits aus Oberroßla. Sie reiste am 11. August mit dem Sohn dorthin (vgl. GSA 28/22, Bl. 384). Ob dem egh. geschriebenen Brief Goethes ein Blatt von Schreiberhd (Geist) vorangestellt war, wie dies in der WA vermutet wird (vgl. WA IV 13/Lesarten, 410), ist zweifelhaft, da Christiane Vulpius’ Antwort ausschließlich auf den hier abgedruckten Inhalt des Briefes eingeht. 189,20 das Haus] Das Haus am Frauenplan, in dem Goethe mit Christiane Vulpius und dem Sohn August seit Sommer 1792 wohnte. Weitere Bewohner des Hauses waren zu dieser Zeit Johann Heinrich Meyer sowie Juliane und Ernestine Vulpius. Hinzu kam die Dienerschaft, die nach Goethes Rechnungsbuch im Sommer 1798 aus einer Köchin (GR/RB 1798, 2, Bl. 4r) und Mägden (ebd., Bl. 6) bestand. 189,20–21 immer jemand zur Aufsicht und Wache] Da Johann Heinrich Meyer am 12. August nach Jena reiste (vgl. zu 190,1), waren von den Bewohnern des Hauses vermutlich nur Ernestine und Juliane Vulpius anwesend. – Bei Goethes und Christiane Vulpius’ Abwesenheit im August 1797 während ihres gemeinsamen Aufenthalts in Frankfurt am Main hatte Goethe einen Bediensteten in meiner Abwesenheit zu Wachen (H: GSA 34/XIII,3,4, Bl. 2) angestellt. – Im Juni 1798 übernahmen laut Christiane Vulpius während ihres Ausflugs gemeinsam mit Ernestine und Juliane Vulpius nach Erfurt „die Trude und mein Bruder“ (H: GSA 28/21, Bl. 260; vgl. RA 2, Nr 1331) die Aufsicht über das Haus. Was im vorliegenden Fall für eine Lösung gefunden wurde, geht weder aus ihrem Antwortbrief noch aus den Rechnungsbüchern hervor. 189,22 Meine Arbeiten gehen langsam] Laut Tagebuch arbeitete Goethe in dieser Zeit an der Einleitung zu den „Propyläen“ (vgl. GT II 1, 256). 189,24 das gute Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 189,24–25 wieder bey euch] Das Wiedersehen fand am 16. August in Oberroßla statt, wohin Goethe von Jena aus reiste (vgl. Färber-Calender 1798, Bl. 17). 189,27 etwas Obst] Christiane Vulpius bat in ihrem Antwortbrief um eine Melone, die Goethe laut Rechnungsbuch in Jena besorgen ließ (vgl. GR/Jena 1798, 2, Bl. 12). 189,28 Nimm nur rothen Wein mit] Christiane Vulpius hatte in ihrem Bezugsbrief gefragt, ob sie einige Flaschen Rotwein mit auf das Gut nehmen dürfe. – Näheres ist nicht bekannt. 190,1 Sonntag fährt Hl. Meyer zu mir herüber mit Prof Thouret.] Das Treffen, bei dem wahrscheinlich Schloss- und Theaterbau besprochen wurden, ist für den 12. August im Tagebuch vermerkt (vgl. GT II 1, 256).

AUGUST 1798

159. An Christian Gottlob Voigt

427

〈Jena, 14. August 1798〉 → Weimar

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem direkten Bezug auf Voigts Schreiben vom 13. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1428), auf das Goethe sogleich (190,5) antwortete, laut Briefverzeichnis einen Tag später (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 388–389. – Doppelblatt 20,8 × 33,7(–34,2) cm, 4 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: Herrn Geh. R. Voigt nach Weimar; S. 4 bis S. 2 für Briefschluss Blatt um 90 Grad gedreht, rücklaufend jeweils in linker Spalte: S. 4 (192,3–10 lofische Sache berichtigen 〈…〉 künftig Einfluss haben), S. 3 (192,11–30 Noch einen Vortheil 〈…〉 sehr wünschenswerth), S. 2 (192,25–26 Darf ich Sie 〈…〉 zu stellen). – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 246–250, Nr 3866 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 13. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1428). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 14. August 1798 (H l. G e h. R a t h Vo i g t. zurück behaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 435); 14. August 1798 (Extrabote nach W.; GR/Jena 1798, 2, Bl. 2v). 190,4 gütige Besorgung unserer Schlossbauangelegenheiten] Voigt kümmerte sich während Goethes Abwesenheit um die Belange beim Schlossbau. 190,5 Anfragepuncte] Voigt hatte in seinem Bezugsbrief drei Fragen gestellt, die er von Goethe beantwortet zu haben wünschte: die erste betraf die Aufgaben und das Quartier für die neuen Tischlergesellen, die zweite die Höhe der Reisekosten für Nikolaus Thouret, von dem Voigt annahm, er werde Weimar am 17. August verlassen, die dritte die Modalitäten der Vergütung des Malers Carl Heideloff und Thourets. 190,7 Die Tischerarbeiten, die zuerst vorgenommen würden] Im Bezugsbrief berichtete Voigt über drei überraschend aus Berlin eingetroffene Tischlergesellen, die dem Hofebenisten Johann Wilhelm Cronrath unterstellt werden sollten (vgl. Nr A 28). Da unklar war, welche Aufgaben sie übernehmen sollten, war zunächst die Fertigung einer Tür nach den Zeichnungen Thourets in Vorschlag gekommen.

428

BRIEF 159

190,9–10 der Sockel] Bis auf kleinere Nachbesserungen war diese Arbeit im März 1799 beendet (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 54). 190,12 den Fußboden von dem runden Zimmer zu zeichnen] Thouret übersandte einen Entwurf für den Fußboden des runden Zimmers im Appartement der Herzogin Louise erst Ende Januar 1799 (vgl. Thourets Schreiben an die Schlossbaukommission vom 28. Januar 1799; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 29; GT II 1, 283). Der Entwurf wurde in veränderter Form unter der Leitung Cronraths ausgeführt. 190,17–18 Das Einquartieren der Zimmergesellen 〈…〉 wenn Prof. Thouret abgereist wäre] Cronrath wünschte, so Voigt im Bezugsbrief, dass die Gesellen „in einer der Piècen, die bisher Herr Prof. Thouret innehatte“ nach dessen Abreise einquartiert werden könnten. Für seinen Aufenthalt in Weimar war Thouret eine Wohnung im Weimarer Schloss zur Verfügung gestellt worden. Wo sich diese befand, ist nicht ermittelt. Möglicherweise handelte es sich um eine aus zwei Zimmern und drei Kammern bestehende Bauoffizianten-Wohnung (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 80) oder um ehemalige „Churfürstliche Zimmer“ in dem vom Brand 1774 weniger betroffenen Nordflügel des Schlosses. – Nach Thourets Abreise Ende Oktober stand die Wohnung zunächst leer, bis sie von Schiller bezogen wurde (vgl. zu 270,20). 190,19 Haidlof] Mit der Rückreise Thourets nach Stuttgart musste für den in Weimar verbleibenden Maler Carl Heideloff eine neue Unterkunft gesucht werden, wie Franz Kirms Goethe bereits am 4. August mitgeteilt hatte (vgl. RA 2, Nr 1409). 190,20–21 in die Entresols bringen, die über der Sessionsstube sind] Das Beratungszimmer der Baukommission befand sich im Erdgeschoss des Westflügels im Schloss. Die Tischlerwerkstätten sollten nun im darüber liegenden, niedrigeren Zwischengeschoss (von franz. entresol: Zwischenstock) angesiedelt werden. Ob Goethes Vorschlag umgesetzt wurde, ist nicht bekannt. 190,21–22 wo jetzt Kronrad seine Werkstatt hat] Zu dem Hofebenisten Johann Wilhelm Cronrath vgl. zu 381,8. 190,22 der Vorhang] Zu den Arbeiten am Theatervorhang für das Weimarer Hoftheater vgl. zu 178,12. 190,23 Eckzimmer] Wahrscheinlich in unmittelbarer Nähe des runden Zimmers im Appartement der Herzogin Louise gelegen. Nicht ermittelt. 190,25 noch etwas länger] Voigt war im Bezugsbrief davon ausgegangen, dass Thouret am 17. August aus Weimar abreisen werde. Tatsächlich blieb Thouret noch bis Ende Oktober 1798 (vgl. zu 195,20–21). 191,1–2 Was seine Reisekosten hierher betrifft so war die Summe unproportionirt] Thourets Reisekosten in Höhe von 259 Reichstalern und 22 Groschen (vgl. RA 2, Nr 1428) waren, aufgrund der Anschaffung eines eigenen Reisewagens (vgl. Rapps Brief an Goethe vom 11. Mai 1798; nicht in RA; Brief vollständig

AUGUST 1798

429

abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128) ungebührend hoch gewesen. Voigt, über den die Abrechnung der Hinreise am 26. Mai erfolgt war (vgl. RA 2, Nr 1298), wünschte nun über die bevorstehende Reise und deren Kosten vorab informiert zu werden. 191,2 Hl. Rapp schrieb] Der Brief Heinrich Rapps vom 11. Mai 1798 (GSA 30/118, Bl. 47; nicht in RA; Brief vollständig abgedruckt in der einleitenden Erläuterung zu Nr 128). Die Bezahlung von Thourets Reisekosten erfolgte, wie im Januar 1798 vereinbart, über Rapp (vgl. zu 21,22–23). 191,8 Da wir Haidlof behalten] Carl Heideloff war mit Thouret am 25. Mai aus Stuttgart nach Weimar gekommen und hatte sich beim Schlossbau und der Ausgestaltung des Theaterinnenraums verdient gemacht. Er blieb in Weimar bis zu seinem Tod 1816. 191,10 Zu Ende der Woche denke ich hinüber zu kommen] Goethe hielt sich vom 16. bis 18. August (Donnerstag bis Samstag) in Oberroßla auf (vgl. GT II 1, 257) und kam anschließend nach Weimar zurück, um über Bauangelegenheiten in Theater und Schloß (ebd.) zu entscheiden. 191,12 Dem Herrn Präsidenten] Wie Voigt im Bezugsbrief informierte, hatte er sich mit Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt über die Reisekosten und die Vergütung Thourets verständigt, wobei sie in einigen Punkten uneinig geblieben waren. 191,14–15 daß wir nicht einen eignen Mann haben] Herzog Carl August musste für Thouret eine befristete Beurlaubung von den Diensten am Stuttgarter Hof bewirken, so dass dieser während seines fünfmonatigen Aufenthalts in Weimar vom 25. Mai bis 29. Oktober 1798 den Innenausbau des Schlosses maßgeblich vorantreiben und den Umbau des Hoftheaters vollziehen konnte. In Weimarer Diensten stand Johann Friedrich Rudolf Steiner zur Verfügung, mit dem es jedoch immer wieder zu Konkurrenzstreitigkeiten kam. 191,16 Arens] Der Hamburger Architekt Johann August Arens, den Goethe in Italien kennen gelernt hatte, war nicht nur am Wiederaufbau des Ostflügels des Schlosses beteiligt, sondern lieferte auch zahlreiche Entwürfe für den Bau des Römischen Hauses. Durch seine häufige Abwesenheit kam es zu unerfreulichen Bauverzögerungen (vgl. Kai Fischer: Die Tätigkeit des Architekten Johann August Arens am Bauprojekt Römisches Haus. In: Andreas Beyer [Hrsg.]: Das Römische Haus in Weimar. München, Wien 2001, S. 40–47, hier S. 45). 191,16 Clerisseau] Der französische Architekt Charles-Louis Clérisseau lieferte 1792/93 Entwürfe zur Ausstattung des repräsentativen Festsaals im Schloss, die aber nicht realisiert wurden (vgl. Bothe, Residenzschloß, 46). 191,16 Schurich] Der Dresdner Hofbaukondukteur Christian Friedrich Schuricht übernahm die Entwürfe und Planung der Innenausstattung des Römischen Hauses, nachdem Arens 1794 nicht mehr zur Mitarbeit zur Verfügung stand. Auch

430

BRIEF 160

Schuricht hielt sich nur wenige Wochen in Weimar vor Ort auf und führte weitere Entwürfe schließlich in Dresden aus (vgl. zu 382,19). 191,17–18 diesen auf meiner letzten Reise nicht hätte kennen lernen] Goethe hatte den Architekten Nikolaus Thouret auf seiner dritten Schweizer Reise Anfang September 1797 in Stuttgart kennen gelernt (vgl. GT II 1, 165–173 sowie die einleitende Erläuterung zu Nr 14). 191,26 Herzog Carl von Würtenberg] Der bereits 1793 verstorbene Herzog Carl Eugen von Württemberg, der Thouret die Ausbildung ermöglicht hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 14). 192,1–2 durch autorisirte quittungen] Dieser Vorschlag war von Voigt im Bezugsbrief formuliert worden. Autorisierte Rechnungen mussten nicht durch die Kanzleien abgefertigt werden und warfen damit keine unnötigen Fragen auf. 192,4 Die Academische Sache] Der Herzog hatte am 〈17. Juli〉 in einem Brief an Christian Gottlob Voigt aus Berlin eine „Reform des akademischen Regiments“ (H: LATh – HStA Weimar, Familiennachlass Voigt Nr 10, Bl. 45–56) gemeinsam mit Preußen und in enger Anlehnung an die preußische Universitätspolitik angeregt. Nach Wunsch Carl Augusts sollte dem akademischen Senat ein ständiger Präsident und ein oder zwei Assessoren, die nicht der Universität angehörten, vorgesetzt werden (vgl. ebd.). Hintergrund waren Carl Augusts Bemühungen um eine Annäherung an Preußen. Dieser gravierende, mit zusätzlichen Kosten verbundene Eingriff in die universitäre Verfassung, der auch von den drei anderen ernestinischen Höfen befürwortet werden musste, wurde von Goethe in einem nicht überlieferten Aufsatz vom 6. August 1798 (vgl. GT II 1, 256) konzipiert. In der hier von Goethe erwähnten Besprechung am 13. August mit den Professoren Christian Gottfried Schütz und Heinrich Carl Abraham Eichstädt in Gegenwart des Oberkonsistorialrats Friedrich Gedike stieß Goethe überraschenderweise auf Zustimmung für die vorgelegten Reformpläne. 192,4–5 da Paulus der neuen Einrichtung geneigt ist] Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, ab 1789 ordentlicher Professor für orientalische Sprachen an der Universität Jena und im Wintersemester 1798/99 Prorektor. 192,6 Schütz] Christian Gottfried Schütz, ab 1779 Professor für Poesie und Beredsamkeit an der Universität Jena und im Sommersemester 1798 Rektor; zur Begegnung am 13. August vgl. GT II 1, 256. 192,8 Ober Consist. R. Gedicke] Oberkonsistorialrat Friedrich Gedike, seit 1787 Mitglied des Oberschulkollegiums, war auf Inspektionsreise zu verschiedenen deutschen Universitäten gerade in Jena zu Gast (zu seinem dortigen Aufenthalt vgl. BuG 4, 440). 192,9–10 im Ober Schulcollegio] Das Oberschulkollegium war in Berlin 1787 zur Kontrolle der höheren Schulen eingerichtet worden (vgl. Paul Schwartz: Die Gelehrtenschulen Preußens unter dem Oberschulkollegium [1787–1806]. 3 Bde. Berlin 1910–1912).

AUGUST 1798

431

192,18 des franzosischen Lectoris] Für den 1794 ausgeschiedenen bisherigen französischen Lektor Jean Baptiste Pierron wurde ein Ersatz gesucht. Seine Nachfolge trat der katholische Geistliche Gabriel Henry an. 192,20 Fragmente über Italien] Goethe hatte Voigt den ersten Band der anonym veröffentlichten „Fragmente über Italien aus dem Tagebuche eines jungen Deutschen“ laut Briefverzeichnis am 10. August geschickt (vgl. EB 89). Autor der Schrift war Carl Joseph Stegmann, erschienen war sie bei Cotta in Tübingen 1798. In Goethes Bibliothek ist der zweite Band nachweisbar (vgl. Ruppert, Nr 4064). 192,22 von der Characteristik der Italiäner] Anspielung auf das gleichnamige Kapitel „Nationalcharakter“ in Stegmanns „Fragmenten“ (vgl. ebd., S. 36–110). Voigt hatte Goethe im Bezugsbrief „verbindlichst“ für die Schrift gedankt, in der ihm „vieles neu gewesen“ sei, „besonders auch das Urteil über 〈Federigo〉 Manfredini“ (Goethe-Voigt2 2, 90). 192,24 unterschben] Versehentlich durch Streichung entstanden, eigentlich ‚unterschreiben‘. 192,26 Repositorium] Von lat.: Bücherschrank, -regal. 192,27 Gnädigster Hl.] Herzog Carl August, der, wie Voigt gehört hatte, seinen Berlin-Aufenthalt noch bis Mitte September hinein verlängern wollte. Tatsächlich kam er für einen kurzen Aufenthalt am 23. August nach Weimar (vgl. FB 1798, S. 140), um wenig später erneut nach Berlin zu reisen.

160. An Franz Kirms Jena, 14. August 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0680 Slg Culemann. – Doppelblatt 20,7 × 34 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur und egh. Paraphe, Tinte. – S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „7.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 395–396. – Doppelblatt 20,6 × 34 cm, 2 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Hofk. R. Kirms. Weimar. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 539, Nr VII. D: Theater-Briefe (1835), 9–11, Nr VII (nach E). WA IV 13 (1893), 250–252, Nr 3867 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260).

432

BRIEF 160

BEIL AG EN

1) Papiere (vgl. zu 193,2). 2) Risse, Aufsatz (vgl. zu 194,5). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 13. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1427). – Kirms antwortete am 16. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1433). Postsendungen: 14. August 1798 (H l. H o f k. R. K i r m s. zurück behaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 435); 14. August 1798 (Extrabote nach W.; GR/Jena 1798, 2, Bl. 2v). 193,2 die überschickten Papiere] Kirms schickte mit seinem Bezugsbrief Quittungen zur Abrechnung, wohl den Aufenthalt August Wilhelm Ifflands betreffend, an Goethe, mit der Bitte um Unterschrift. Inzwischen waren die Nachrichten aus Lauchstädt über die Lauchstädter Aufführungen vom 2. bis 6. August angekommen, die den Rapport (Bericht) der regieführenden Wöchner (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 99), einen gesonderten Brief des Wöchners Karl Heinrich Schall an Franz Kirms vom 6. August (ebd., Bl. 100–101), den Kassenbericht des Theaterkassierers Johannes Seyfarth vom 29. Juli bis 4. August (ebd., Bl. 102–103) sowie die Kassenauszüge von Johann Christian Lindenzweig (vgl. ebd., Bl. 110–112) enthielten. Das Eintreffen der Berichte in Weimar hatte sich durch den Verbleib des Boten in Lauchstädt verzögert (vgl. zu 186,1). 193,3 Lauchstedter Aufenthalt unserer Schauspieler] Die Schauspieler reisten am 17. Juni nach Lauchstädt und blieben dort bis zum 15. August. Am 16. August erfolgte die Abreise (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39, Bl. 9). 193,3–4 durch äußere Umstände nicht begünstigt] Der in dieser Woche Regie führende Karl Heinrich Schall hatte in seinem Bericht an Franz Kirms vom 6. August die „zwei dießjährigen Hauptfeinde“ (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 100) der Theatersaison benannt: „der Himmel und der Konig von P. hören noch nicht uns auf zu quälen“ (ebd.). Am 3. August kam es durch die in Halle/Saale abgehaltenen Festveranstaltungen anlässlich des Geburtstags des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm III., zu erheblichen Einbußen an der Lauchstädter Theaterkasse (vgl. ebd.), ebenso wie ein starker Regen am 5. August die Besucherzahlen reduzierte (vgl. ebd.). Ähnliche Berichte gibt es für den 27. Juni und 30. Juni (vgl. ebd., Bl. 30) und 22. Juli (Bl. 73). Des Weiteren gab es Unruhen unter den Studenten in Halle, was sich bei Aufführungen am 30. Juni, 2. Juli (Bl. 30) sowie vom 11. bis 13. Juli (Bl. 60) bemerkbar machte; hinzu kam außerdem noch eine Erkrankung des Schauspielers Karl Friedrich Malcolmi vom 17. bis 22. Juli (Bl. 73).

AUGUST 1798

433

193,5 Wegen Cordemann] Der Schauspieler Friedrich Cordemann war durch Friedrich Ludwig Schröder in einem Brief vom 10. März an Carl August Böttiger dem Weimarer Theater empfohlen worden (vgl. zu 80,19–20) und kam im Sommer nach Weimar. – Am 13. Juni trat er als Gast in der Rolle des Eduard Ruhberg in August Wilhelm Ifflands „Verbrechen aus Ehrsucht“ auf (vgl. Theater/Musik Weimar). Auf Franz Kirms’ ausdrückliche Empfehlung hin (vgl. zu 145,22–23) wurde er ab Michaelis 1798 zunächst bis Ostern 1800 unter Vertrag genommen (vgl. seinen Contract in: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 4–5). Sein Engagement am Weimarer Hoftheater ist bis Ostern 1805 nachweisbar (vgl. Pasqué 2, 285 und 323). 193,5–6 in denen Stücken, die er wünscht] In Friedrich Cordemanns Vertrag wurde ausdrücklich festgelegt, dass er „alle von der Oberdirection ihm zugetheilt werdende Rollen ohne Widerrede anzunehmen“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 4) habe, um zu verhindern, dass es Konkurrenz unter den männlichen Schauspielern gebe. Für seine Debüts schlug Cordemann in seinem Brief vom 30. Juli 1798 an Franz Kirms vier Rollen vor: die Titelfigur in Shakespeares „Hamlet“, den Carl von Buschdorf in Richard Brinsley Sheridans „Lästerschule“ („The School of Scandals“, übersetzt von Johann Daniel Siegfried Leonhardi), den Fiesko in Schillers „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ und den Fritz Berg in Friedrich Wilhelm Zieglers „Weltton und Herzensgüte“, um „einen Beweis meines geringen Talents in mehreren Fächern zu geben“ (ebd., Bl. 7). Im Bezugsbrief teilte Franz Kirms Goethe mit, er habe Cordemann geschrieben, dass lediglich die „Lästerschule“ nach seiner Ankunft einstudiert werden könne, „Hamlet“ und „Welt Ton“ seien schon besetzt, „Fiesko“ werde wohl nicht aufgeführt. 193,7 mit Fiesco wird es nicht angehen] Franz Kirms antwortete auf Cordemanns Wunsch nach der Titelrolle in Schillers „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ schließlich im August 1798: „Fiesko aber ist gar nicht im Gang und dürfte auch bey den jetzigen Zeiten schwehrlich wieder zum Vorschein gebracht werden. Vielleicht wählen Sie irgend eine andere Rolle!“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 8.) Cordemann schlug daraufhin am 26. September 1798 zwei andere Stücke vor und überließ es Kirms, welches „am vortheilhaftesten sein möchte: 1.) Kabale und Liebe, Ferdinand. 2) Der Spieler, Wallenfeld.“ (Ebd., Bl. 11.) Am 15. Oktober trat Cordemann in Friedrich Ludwig Schröders „Der Fähndrich“ in der Titelrolle auf, am 17. Oktober als Fritz Berg in Friedrich Wilhelm Zieglers „Weltton und Herzensgüte“, bearbeitet von Christian August Vulpius, am 22. Oktober als Baron von Wallenfeld in August Wilhelm Ifflands „Der Spieler“. Am 5. November mimte er den Carl in „Die Lästerschule“ von Richard Brinsley Sheridan, übersetzt von Johann Daniel Siegfried Leonhardi. Nach diesen Debütvorstellungen spielte er 1798 noch in vier weiteren Stücken: Am 10. November gab er den Theseus in „Ariadne auf Naxos“ von Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux mit Musik von Georg Anton Benda, am

434

BRIEF 160

17. November den Graf Sternfeld in Richard Cumberlands „Der Jude“, bearbeitet von Johann Franz Hieronymus Brockmann. Am 5. Dezember war er als Lieutenant Wellau in Camillo Federicis „Die Verschleyerte“, bearbeitet von Wilhelm Vogel, zu sehen und am 19. Dezember übernahm er die Rolle des Ludwig Brook in August Wilhelm Ifflands „Die Mündel“ (vgl. Theater/Musik Weimar). 193,8 zu Götz von Berlichingen nicht rathe] Franz Kirms regte in seinem Bezugsbrief an, das Weimarer Theater nach dem Umbau „mit etwas imponirenden“ (H: GSA 28/22, Bl. 393) zu eröffnen und schlug Goethes „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ in überarbeiter Form vor. 193,9 ausgeschrieben] ‚Ausschreiben‘ hier in der Bedeutung von ‚öffentlich verbreiten‘ (vgl. GWb 1, 1219). 193,10–11 ohne 〈…〉 Umarbeitung nicht auf das Theater zu bringen] Kirms verwies im Bezugsbrief darauf, dass Christian August Vulpius bereits eine überarbeitete Bühnenfassung angefertigt habe und Goethe nun selbst noch Hand anlegen müsse. – Die Erstaufführung auf dem Weimarer Theater erfolgte erst Jahre später, am 22. September 1804 (vgl. Theater/Musik Weimar). 193,12 Eine Art von Vorspiel und 〈…〉 Prolog will ich wohl machen] Zur „Eröffnung des neuen Theaters“ (Theater/Musik Weimar) folgte auf August von Kotzebues Lustspiel „Die Corsen“ der von Schiller verfasste und für die Aufführung durch Goethe leicht veränderte „Prolog, / Gesprochen von Vohs“ (ebd.), danach „Wallensteins Lager“. 193,13–14 nähme man ein anständiges, nicht 〈…〉 schon bekanntes Stück] Die Wahl fiel auf Kotzebues „Die Corsen“, das erstmals am 17. März 1798 gegeben und am 9. April wiederholt worden war. Die Theatersaison in Lauchstädt war ebenfalls mit diesem Stück eröffnet worden (21. Juni). Es gelangte dort ein weiteres Mal am 25. Juli zur Aufführung, in Rudolstadt wurde es am 20. August gespielt (vgl. Theater/Musik Weimar). Goethe hatte sich aufgrund der Publikumswirksamkeit anerkennend über das Stück geäußert (vgl. Christiane Kotzebues Brief an Goethe vom 24. Februar 1798; RA 2, Nr 1162). 193,15–16 durch eine Promenade auf unserm ersten Platze] Kirms berichtete im Bezugsbrief, dass man im umgebauten Theater „schon oben herum gehen“ könne, wobei er festgestellt habe, „daß viele Menschen auf den ersten Platz gehen“ (H: GSA 28/22, Bl. 394). Gemeint ist der für das adlige Publikum vorgesehene erste Rang, der durch den Einbau einer Pfeilerarkatur entstanden war (vgl. Jericke/ Dolgner, Klassizismus, 165). 193,16 consolirt] Von lat. consolare: beruhigen (vgl. GWb 5, 592). 193,20–21 wenn man unten den großen Leeren 〈…〉 Raum sieht] Kirms kritisierte im Bezugsbrief, dass das neue Parterre „sehr enge“ (H: GSA 28/22, Bl. 393) sei und Thouret „nicht zweckmäßig gearbeitet“ (ebd.) habe: „wir verlieren vielmehr Plaz, als wir gewinnen“ (ebd.), bedingt durch den Einbau der Säulen, die den ersten Rang trugen.

AUGUST 1798

435

193,22–23 er ward nur von unten nach Oben Transportirt] Das adlige Publikum hatte zuvor im ersten Parterre gesessen (vgl. zu 53,15). Durch die Umstrukturierung des Zuschauerraums verfügte es nun auf dem von Säulen getragenen Umgang über einen abgetrennten Bereich, den ersten Rang. 193,23–24 currant] Wahrscheinlich Schreibversehen Geists (in WA verbessert), eigtl. current (wie auch in K): geläufig, verbreitet (vgl. GWb 5, 881). 193,24–25 Artigkeit] Modewort des 18. Jahrhunderts, hier im Sinne von ‚Gefälligkeit‘, ‚Schicklichkeit‘ (vgl. GWb 1, 839–841) gebraucht. 193,27 determinirt] Von lat. determinare: bestimmen, hier ‚von äußerlichen Einflüssen zu bestimmten Handlungen veranlasst werden‘ (vgl. GWb 2, 1159). 194,5 die Risse nebst einem kleinen Aufsatze] Bei den Rissen handelte es sich wahrscheinlich um Zeichnungen für die Leuchten im Theater, auf deren Herstellung Kirms in seinem Antwortbrief ausführlich eingeht. Der Aufsatz, in dem Goethe u.a. die Treppenführung zum Balkon näher erläutert und die Errichtung einer untern Loge (194,8) vorbringt, ist nicht überliefert. 194,6 mit dem Professor Thouret und dem Baumeister Steiner] Der Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret und der Weimarer Johann Friedrich Rudolf Steiner, die mit der Bauleitung des Theaterumbaus beauftragt waren. 194,7–8 die von mir vorgeschlagne Idee der untern Loge] Wahrscheinlich die von Goethe als Regisseur genutzte, im hinteren Bereich des Parterres gelegene, abgetrennte Loge. Kirms erwähnt in seinem Bezugsbrief, er habe neue Ideen, wie die untere, korpulente Säulenreihe genutzt werden könne, sie seien jedoch noch nicht reif. Möglich ist auch ein Zusammenhang mit Goethes Bitte an Thouret, für die Redouten unter der Herrschaftsloge den Schanktisch unterzubringen (vgl. zu 386,21–22). 194,9 Zu Ende der Woche denke ich nach Weimar zu kommen] Goethe reiste am 16. August von Jena über Oberroßla, wo er zwei Tage blieb, nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 257). Dort kam er am 18. August an. Geist folgte am gleichen Tag „mit Herrn GehL. Rath v Göthe sein Sachen“ aus Jena (Färber-Calender 1798, Bl. 17). Ein Besuch des Theaterbaus ist im Tagebuch für den 25. August angegeben (vgl. GT II 1, 257). 194,10–11 Freytags den 24ten dem 〈…〉 Familienfeste beyzuwohnen] Am 24. August fand die Hochzeit zwischen Amalie Henriette Caroline Ludecus und Christian Gottlob Voigt d. J. statt (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 68. Sonnabend, den 25. August 1798, S. 270). Kirms war durch die erste Ehe von Johann August Ludecus mit Friederike Kirms der Onkel der Braut und hatte Goethe im Bezugsbrief zum „HochzeitTag meiner Niece“ (H: GSA 28/22, Bl. 393) eingeladen. 194,12 Beckerischen Monuments] Im Bezugsbrief fragte Kirms „wegen des von Klauer zu fertigenden Monuments“ (H: GSA 28/22, Bl. 393) an, da die Tage wieder kürzer würden und eine Errichtung des Denkmals für die 1797 ver-

436

BRIEF 161

storbene Schauspielerin Christiane Becker bald vorgenommen werden müsse. Die Arbeiten waren indessen noch nicht so weit fortgeschritten wie von Kirms angenommen. Johann Heinrich Meyer legte seinen Entwurf für das Denkmal erst im November 1798 vor (vgl. zu 138,3–4). Die Ausführung übernahm nicht Martin Gottlieb Klauer, sondern der Gothaer Hofbildhauer Friedrich Wilhelm Doell. Das Denkmal wurde schließlich im Frühjahr 1800 im Park an der Ilm aufgestellt.

161. An Johann Friedrich Cotta

Jena, 15. August 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 16. – 1 Bl. 16,9 × 20,7 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; Rs. über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 15 Aug. 98. / 31 – . – / eod –“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 27, 36. – Doppelblatt 20,7 × 33,8 cm, 1 ½ S. einspaltig rechts beschr. (S. 1–2; S. 3–4 Briefschluss zu Nr 174K); Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Schlussformel und egh. Angabe von Ort und Datum (195,9–10 Leben Sie recht 〈…〉 Aug. 1798.), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: Hl. Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 252f., Nr 3868 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Kupferplatte (vgl. zu 194,21). 2) Zwei Zeichnungen Johann Heinrich Meyers für das „Taschenbuch auf das Jahr 1800 für Natur- und Gartenfreunde“ (vgl. zu 194,27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 3. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1405) und nimmt Bezug auf Johann Heinrich Meyers Brief vom 14. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1430). – Cotta antwortete am 31. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1450). 194,18 Manuscript] Goethe hatte am 25. Juli erste Beiträge zum ersten Stück der „Propyläen“ übersandt (vgl. zu 178,16). 194,18–19 abermals eine Sendung] Die zweite Manuskriptsendung war am 3. August erfolgt (vgl. zu 186,8). 194,21 Hiebey folgt die Kupferplatte] Der Versand von Brief und Beilage erfolgte mit dem am Mittwoch um 12 Uhr von Weimar abgehenden Kammerwagen, d.h. mit der fahrenden Post (vgl. Post-Bericht 1798). Zu der auf einer Quartplatte ausgeführ-

AUGUST 1798

437

ten Druckvorlage für beide Bildtafeln zum ersten Stück der „Propyläen“ vgl. zu 166,17. Johann Heinrich Meyer hatte die kurz zuvor durch Johann Christian Ernst Müller fertiggestellte „Platte mit Laokoon und Fiesolanischen Gegenständen“ am 14. August aus Weimar an Goethe übersandt (vgl. RA 2, Nr 1430). Der Druck der Stiche erfolgte in der Kupferdruckerei Stuttgart in einer Auflage von 1000 Blatt (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 67a und 80b). Die Beilage ist nicht überliefert. 194,23 Ein paar Worte] Die eine knappe Druckseite umfassende Erläuterung „Ueber die beigefügten Kupfer“ wurde im ersten „Propyläen“-Heft im Anschluss an das Inhaltsverzeichnis abgedruckt (Propyläen I 1, XLVI). 194,25 Druck und Papier] Cotta beauftragte den Buchdrucker Johann Friedrich Balz in Tübingen, wo die ersten beiden Stücke der „Propyläen“ gedruckt wurden (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 84a). Auf Goethes Wunsch hin erfolgte der Druck der folgenden Bände dann in Weimar (vgl. zu 253,8). Hinsichtlich der Papierwahl gab Cotta im Bezugsbrief an, der allgemeinen Weisung Schillers zu folgen und „den Druk wie bei den Horen“ (Goethe-Cotta 1, 28) vornehmen zu wollen. Die Hauptauflage der „Propyläen“ wurde auf preiswertem einfachem Druckpapier gedruckt (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 85b). Für Frei- und Geschenkexemplare ließ Cotta eine kleinere Auflage auf Velin und feinerem holländischem Postpapier drucken (vgl. zu 167,1–2). 194,27 Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer, seit 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar. 194,27 Kleinigkeit zum Gartenkalender] Meyer hatte Goethe mit seinem Brief vom 14. August „zwey Zeichnungen zum Gartenkalender“ übermittelt und darum gebeten, diese „an Cotta beyzulegen“ (Goethe-Meyer 2, 52; vgl. RA 2, Nr 1430). Cotta rechnete Meyers „Aufsaz u. Zeichnung eines Labyrinths u. eines GartenGebäudes zum GrosherrL Park zu Florenz“ am 31. August 1798 zu 15 Rthlr. ab (Cotta, Verlagsbuch, 67b). Die Kupfer wurden Meyers kurzen Aufsätzen „Irrgarten“ sowie „Ansicht eines Gartengebäudes zu Ende des großherzoglichen Parks alle Cascine bei Florenz“ beigegeben und erschienen in Cottas „Taschenbuch auf das Jahr 1800 für Natur- und Gartenfreunde“ (Tübingen 1799, S. 1–3). Die Beilagen sind nicht überliefert. 194,28 Anfrage wegen des Wechsels] Cotta hatte um Auskunft darüber gebeten, „ob Wechsel auf Leipzig in Gotha ohne Verlust anzubringen sind“ (Goethe-Cotta 1, 28). Goethe wandte sich daraufhin mit folgender, seinem Schreiber Geist diktierten Frage an Johann Christian Gädicke, den Faktor des Landes-Industrie-Comptoirs: Um welche Procente würde man hier oder in Gotha einen Wechselbrief auf Leipzig discontiren? (H: GSA 30/299, Bl. 30.) Gädicke übermittelte Goethe eine aktuelle Kurstabelle und notierte eigenhändig unter Goethes Anfrage: „½ ¾ oder höchstens 1 pro Cent nach dem der Wechsel zahlbar ist oder der Uebernehmer ihn nöthig hat. Der GeldCours möchte wohl auch dabey in Betracht gezogen werden können, indem dabey oft viel verlohren wird.“ (Ebd.) Auf der Grundlage dieser Auskunft antwortete Goethe Cotta am 31. August (vgl. 203,3–4).

438

BRIEF 162

195,1–3 ordentlich geheftet 〈…〉 nicht blos durchstochen] Cotta lieferte seine Broschuren in unterschiedlicher Form aus. Häufig waren sie nur gefalzt und am Rücken verleimt; um zu verhindern, dass beim Beschneiden das Innere der Bogen herausfällt, mussten sie vom Käufer nachgebunden werden. Im Falle der „Horen“ wurden alle Bogen jeweils mit ein oder zwei Stichen am Rücken durchstochen und mit kurzen dünnen Fäden zusammengebunden, worauf der Rücken aufgeklebt wurde. Haltbarer war eine weitere Form der Bindung, die sich Goethe von Cotta für die 11 Bogen starken „Propyläen“ wünschte: Dabei wurde ein langer Faden durch Löcher im Falz eines jeden Bogens geführt, die Fäden wurden dann fest gebündelt und darauf der Rücken geklebt. Cotta entsprach Goethes Wunsch nach dieser sicheren Heftung. 195,4 Stock zur Decke] Goethe übersandte die im anaglyphischen Verfahren hergestellten Druckstöcke für die Umschläge der „Propyläen“-Hefte am 14. September (vgl. zu 206,23–24). 195,7–8 eine illuminirte oder ein paar unilluminirte Platten] Das Vorhaben, eine der Kupfertafeln mit Wasserfarben nachträglich kolorieren zu lassen, unterblieb vermutlich aus Kostengründen; beide Tafeln erschienen nicht koloriert.

162. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 19. August 1798〉 → 〈Berlin?〉 DATIERUN G

Goethes Erwähnung seiner Ankunft am Vortag in Weimar (laut Tagebuch am 18. August, GT II 1, 257), sein Bericht über die Fortschritte beim Theaterumbau (vgl. zu 195,13–14) und seine Bitte um eine Verlängerung des Aufenthalts von Nikolaus Thouret (vgl. zu 195,15) ergeben die Datierung auf den 19. August 1798. Herzog Carl August kehrte am 23. August aus Berlin nach Weimar zurück (vgl. FB 1798, S. 140). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 404–405. – Doppelblatt 20,8(–21) × 34,6 cm, 3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 253–255, Nr 3869 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.

AUGUST 1798

439

Zur Person Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757–1828) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 8. – 1798 werden in Goethes Briefen an den Herzog vor allem amtliche Angelegenheiten behandelt, so etwa die Fördergelder für die Erziehung der Herder-Kinder, Baumaßnahmen im Schloss und im Theater, die Umstrukturierung der Universität sowie die Bitte um Begleichung von entstandenen Kosten in der Zeichenschule in Eisenach. Herzog Carl August war ab Mai 1798 oft abwesend von Weimar: Nach einer Erholungsreise nach Eisenach hielt er sich in Berlin auf und war durch seine wieder angenommene Eigenschaft als preußischer General häufig auf Reisen. Der Herzog thematisiert in seinen Briefen bibliothekarische, personelle und andere, auf Goethes amtliche Tätigkeiten bezogene Angelegenheiten. – Von Goethe sind für das Jahr 1798 aus dem Zeitraum vom 5. Januar bis 23. November fünf Schreiben an den Herzog abgedruckt, drei weitere können erschlossen werden (EB 3, EB 40, EB 82). Von Herzog Carl Augusts Briefen an Goethe sind aus der Zeit vom 4. Januar bis 24. Dezember (?) 1798 20 erhalten. Weitere amtliche Schreiben sind in den Akten des LATh – HStA Weimar überliefert. Sie können hier numerisch nicht aufgelistet werden. 195,12 Seit gestern bin ich wieder hier] Goethe kehrte am 18. August von Jena über Oberroßla nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 257). 195,12 unsere architectonische Arbeiten] Den Schlossbau, aber vor allem den Theaterumbau betreffend (vgl. GT II 1, 257). – Franz Kirms hatte am 16. August 1798 Entwürfe für Theaterleuchten zur Ansicht nach Jena gesandt (vgl. RA 2, Nr 1433); Einzelnes sollte mit Goethe nach dessen Rückkehr persönlich besprochen werden (vgl. etwa zu 194,5). 195,13–14 die grosse Theaterumwälzung] Das Theater wurde von Juli bis Oktober nach detaillierten Plänen von Nikolaus Thouret zu einem Rangtheater umgebaut. Zuvor war der Zuschauerraum ein länglicher, einstöckiger Tanzsaal. Beim Umbau waren Wände eingezogen worden, damit Bühne und Zuschauerraum die gleiche Breite erhielten. Um wieder Platz für das Publikum zu gewinnen, erhielt das Parterre eine halbkreisförmig umlaufende, rundbogige Pfeilerreihe. Die Logen, wo nun auch der Herzog und seine Familie Platz nehmen würden, wurden durch dorische Säulen und mit hüfthohen Abteilungen voneinander getrennt sowie mit einer Brüstung versehen. Darüber befand sich die Galerie mit einer weiteren Brüstung. Der Raum unter den Logen zwischen den Bögen bot Platz zum Verweilen in den Pausen und konnte auch bei vollem Haus für Stehplätze genutzt werden. 195,15 Thouret noch nicht fortlassen] Thouret war seit dem 25. Mai 1798 in Weimar und arbeitete seit Mitte Juli am Umbau des Theaters. Sein Urlaub war von seinem Württembergischen Dienstherren Herzog Friedrich II. nur für drei Monate bewilligt worden (vgl. zu 23,5–6) und lief damit im August aus; ursprünglich war seine Abreise für den 17. August vorgesehen gewesen (vgl. zu 190,25). Da die Arbeiten noch nicht fertig gestellt waren, wurde der Urlaub bis Ende Oktober verlängert.

440

BRIEF 162

195,16–17 denn bey menschlichen Unternehmungen folgt 〈…〉 nicht gleich das und es ward] Anspielung auf die Schöpfungsgeschichte im Alten Testament (1. Mose 1,1–2,4). Dort wird die Schöpfung als ein Sechstagewerk dargestellt: Jeder Schöpfungstag beginnt formalisiert mit dem Wort Gottes (‚es werde…‘), gefolgt von einer Bestätigung (‚und es ward‘/ ‚geschah so‘) und einer abschließenden Begutachtung (‚sah, dass es gut war‘). 195,18 bey einer Arbeit aus dem Stegreif] Die Mitarbeit Thourets am Theaterumbau war nicht von langer Hand geplant, sondern vor Ort entstanden. Am 5. Juli hatte Goethe erstmals mit Thouret und Johann Friedrich Rudolf Steiner über den Theaterumbau beraten (vgl. GT II 1, 252). Bereits am 14. Juli konnte er in Abwesenheit des Herzogs der Herzogin Louise einen Entwurf vorlegen (vgl. ebd., 253), welche Umbauten in der Folgezeit geplant waren. Mit den Arbeiten begann man zwei Tage später, am 16. Juli (vgl. 163,6–7). 195,20–21 ein Entschuldigungsschreiben] Dem Wunsch nach einer weiteren Beurlaubung Thourets entsprach dessen Dienstherr, Herzog Friedrich II. von Württemberg, mit einem Schreiben vom 30. August 1798. Die Verlängerung bezog sich aber nur auf vier Wochen. Da sich die Rückkehr weiter verzögerte, erhielt Thouret bei seiner Abreise Ende Oktober ein Schreiben von Herzog Carl August an Herzog Friedrich II., datiert vom 26. Oktober 1798. 195,22 jenes Danksagungsschreiben an den Herzog] Nicht ermittelt. 195,24 Aussenbleiben] Hier im Sinne von ‚fernbleiben‘, entgegen einer ursprünglich getroffenen Vereinbarung (vgl. GWb 1, 1225). 196,1–2 mit mehr zufriedenheit dem Schauspiele beywohnen] Die herzogliche Familie hatte bisher in Ermangelung einer Hofloge im ersten Parterre Platz nehmen müssen (vgl. zu 53,15). 196,2 Außer der Fürstl. Hauptloge] In der Mitte des neu hinzugefügten, halbzirkelförmigen Logenbalkons befand sich die Hofloge, die jedoch keine außerordentliche Hervorhebung erhielt. Die beiden Seiten waren für andere Zuschauer bestimmt (vgl. Carl August Böttiger: Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, November 1798, S. 641–651, hier S. 642). 196,3 am Proscenio] Zwischen Vorhang und Rampe, vorderster Teil der Bühne. 196,3 menagirt] Angebracht, von franz. ménager: herbeiführen. 196,5 lustig] Abwechslungsreich, bezogen auf die farbliche Ausgestaltung (vgl. GWb 5, 1338). 196,6–7 nicht früher hinein zu gehen als bis es 〈…〉 fertig ist] Es ist nicht bekannt, wann der Herzog den Theaterbau erstmals besuchte. 196,10 volligen] Versehentlich statt ‚völligen‘. 196,11 meinem letzten Aufenthalt in Jena] Vom 1. bis 16. August 1798 (vgl. GT II 1, 255–257). 196,11–12 die Angelegenheit wegen der Prorectoratsveränderung] Vgl. zu 192,4.

AUGUST 1798

441

196,12 durchgedacht] Seine Gedanken teilte er in einem nicht überlieferten Brief vom 3. August an Christian Gottlob Voigt mit (vgl. EB 83). Ein weiterer, nicht überlieferter Aufsatz wegen des Academischen Regiments, den Goethe im Tagebuch erwähnt (GT II 1, 256), entstand am 6. August. 196,12–13 viel durchgesprochen] Auch mit Justus Christian Loder hatte Goethe laut Tagebuch am 5. August ein Gespräch, bei dem es wahrscheinlich auch um die Hochschulreform ging (vgl. GT II 1, 255). Loder engagierte sich stark für die Reformpläne und legte dem Senat im September einen ausgearbeiteten Maßnahmenkatalog vor (vgl. Müller, Universität Jena, 427). 196,15–16 O. C. R. Gedike von Berlin war zum Besuch da] Der Berliner Oberkonsistorialrat Friedrich Gedike war während Goethes Jena-Aufenthalt zu Besuch bei Christian Gottfried Schütz, Professor für Poesie und Beredsamkeit und Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“. Gedike nutzte diesen Besuch auch zur Inspektion, wie mit der preußischen Hochschulreformpolitik an außerpreußischen Universitäten und Regierungen umgegangen wurde (vgl. Müller, Universität Jena, 423). Gedike war der wichtigste Ressortbeamte im preußischen Oberschulkollegium, in dem er die Kuratel der fünf preußischen Universitäten auch nach der Einsetzung des neuen Departementchefs Julius Eberhard von Massow im März 1798 weiterhin innehatte (vgl. ebd.). 196,16 ventilirt] Sorgfältig geprüft, von lat. ventilare: erörtern, prüfen. 196,16 Paulus] Der Theologieprofessor Heinrich Eberhard Gottlob Paulus hatte am 4. August das Prorektorat angetreten. Dessen überraschend zustimmende Haltung gegenüber den Reformplänen sah Goethe als gute Ausgangslage für eine an Preußen angelehnte Hochschulreform an. Wahrscheinlich war Paulus’ Befürwortung durch den nur wenige Wochen zurückliegenden erneuten Studententumult befeuert worden: Am 18. Juli waren bei ihm und Loder die Fenster eingeworfen worden, die zuständige Garnison der Invaliden war nicht in erforderlichem Maß eingeschritten (vgl. Müller, Universität Jena, 425). Von den preußischen Reformideen erhofften sich die Jenaer Professoren jedoch weniger eine effiziente Durchsetzung der Disziplinargesetze, sondern vielmehr eine Anpassung des Universitätsmodells an die sich verändernden neuen staatlich-politischen Vorstellungen unter Berücksichtigung der universitären Interessen, Verfassungen und Traditionen (vgl. ebd.). 196,22 wegen des Personals] Nicht ermittelt, wahrscheinlich in dem nicht überlieferten Aufsatz vom 6. August dargelegt. 196,23 wenn Sie zurückkommen] Herzog Carl August, der am 7. Juli nach Berlin abgereist war (vgl. FB 1798, S. 117), kehrte am 23. August nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 140).

442

163. An Friedrich Schiller

BRIEF 163

Weimar, 22. August 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 171. – Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23,1) cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 269–271, Nr 487. WA IV 13 (1893), 255–257, Nr 3870 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 21. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1437). – Schiller antwortete am 24. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1439). Postsendungen: 22. August 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436). 196,26 Musen und Grazien von Oberroßla] Scherzhafte Anspielung Goethes auf sein satirisches Gedicht „Musen und Grazien in der Mark“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 68–71). Nach seiner Abreise aus Jena hatte sich Goethe vom 16. bis 18. August in Oberroßla aufgehalten und war von dort nach Weimar zurückgekehrt (vgl. GT II 1, 257). 196,26 Ihre Gegenwart] Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass ihn allein das schlechte Wetter von seinem versprochenen Besuch in Oberroßla abgehalten hatte. 197,1–2 Ueber Wallenstein 〈…〉 wieder ins Gedächtniß gerufen.] Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte der zu diesem Zeitpunkt noch einteiligen „Wallenstein“-Fassung vgl. zu 5,19. Im Bezugsbrief hatte Schiller betont, Goethes Beifall werde ihm „den Muth geben und erhalten, den ich zur Vollendung des Stücks noch so nöthig brauche“ (NA 29, 264). Erste Textfassungen der ersten drei Akte hatte Goethe während seines Aufenthalts in Jena im März 1798 kennen gelernt (vgl. GT II 1, 237f.). Aus dem vierten und fünften Akt hatte Schiller ihm vor dem 16. August – Goethes Abreise nach Oberroßla – in Jena vorgetragen (vgl. Schillers Kalender, 96 sowie Schillers Brief an Christian Gottfried Körner vom 15. August 1798; NA 29, 263). 197,2–3 Wenn ich 〈…〉 fingen wir von vorn an] Erst am 22. September reiste Goethe wieder nach Jena (vgl. GT II 1, 260). Zuvor hielt sich Schiller vom 10. bis 15. September als Gast Goethes in Weimar auf (vgl. ebd., 258). Für den 14. September notierte Goethe in seinem Tagebuch: Wallenstein zusammen gelesen und über dessen Aufführung berathschlagt. (Ebd.) Ein weiteres Gespräch fand am 23. September in Jena statt: Abends bey Schiller. Disposition und Eintheilung des Wallensteins. (Ebd., 260). Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte die Entscheidung zu einer Trilogie erfolgt sein.

AUGUST 1798

443

197,10–11 ins Theater setzen, es 〈…〉 wird recht artig werden] Schiller besichtigte die Baustelle gemeinsam mit Goethe und Johann Heinrich Meyer am 10. September (vgl. GT II 1, 258). 197,12 neue Grillen über das Tragische und Epische] Über die Gattungskriterien von Epos und Drama hatten sich Goethe und Schiller im Dezember 1797 in ihrem gemeinsamen Aufsatz „Ueber epische und dramatische Dichtung“ verständigt. Seitdem hatten sie sich wiederholt dieser Thematik zugewandt, so im März 1798 (vgl. 80,12–15). 197,14 wann Durchl der Herzog kommen wird] Herzog Carl August kehrte bereits am Donnerstag, dem 23. August, aus Berlin zurück und traf gegen Mittag in Weimar ein (vgl. FB 1798, S. 140 und GT II 1, 257). 197,15–16 bald wieder bey Ihnen] Goethe hielt sich wieder vom 22. September bis 1. Oktober in Jena auf (vgl. GT II 1, 260f.). 197,17 Der erste Bogen Laokoon ist angekommen] Cotta hatte am 10. August den ersten Aushängebogen zum ersten Stück der „Propyläen“ übersandt (S. 1–16; vgl. RA 2, Nr 1420 und zu 202,1). Er beinhaltet Goethes Aufsatz „Ueber Laokoon“. 197,18 die Einleitung habe ich nochmals durchgegangen] Zu Goethes allgemeiner Einleitung zu den „Propyläen“ vgl. zu 182,1. 197,18–19 der Inhalt ist ausgezogen] Wahrscheinlich handelte es sich um die ausführliche Inhaltsübersicht des gesamten ersten Stücks der „Propyläen“ (S. XXXIX–XLV). Ein entsprechender Entwurf von der Hand des Schreibers Geist mit eigenhändigen Korrekturen Goethes ist in Goethes Nachlass überliefert (GSA 25/W 3597). 197,19–20 auf den nächsten Brief Cotta’s schicke ich den überrest fort] Nach dem Erhalt von Cottas Brief vom 17. August (vgl. RA 2, Nr 1434) sandte Goethe am 31. August die zum ersten Stück noch fehlenden Manuskripte an den Verleger (vgl. zu 202,2). 197,22–23 Meyer 〈…〉 hat wieder mancherley gutes in der Arbeit.] Neben der Beaufsichtigung der Arbeiten am Residenzschloss und im Hoftheater war Johann Heinrich Meyer in diesen Wochen mit der Ausmalung des Römischen Hauses beschäftigt. An welchen „Propyläen“-Beiträgen er arbeitete, ist nicht bekannt. Gegenüber Goethe hatte Meyer am 8. August bemerkt, dass er „in Nebenstunden an vielerley Neues gedacht“ (Goethe-Meyer 2, 50; vgl. RA 2, Nr 1418) habe. 197,23–24 den plastischen Einfluß der zurückgelassnen Bilder] Gemeint sind wahrscheinlich jene Kunstwerke, die Meyer aus Italien mitgebracht hatte, darunter seine eigenhändige Aquarellkopie der „Madonna della Sedia“ nach Raffael (vgl. zu 79,23–24). 197,26 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

444

BRIEFE 164/165

164. An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 23. August 1798 → 〈Ilmenau〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms Germ. 4°.521, Bl. 168. – 1 Bl. 18,7 × 23,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „187“ (vgl. E), oben in der Mitte: „31“, oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „No 95“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 184f., Nr 183. WA IV 13 (1893), 257f., Nr 3871. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Knebels letzter Brief stammt vom 1. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1403). – Knebel antwortete am 28. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1444). 198,1 der Bote] Für den Weg nach Ilmenau wurden verschiedene Botendienste genutzt (vgl. zu 64,1). Wahrscheinlich handelte es sich um den Ilmenauer Amtsboten Voigt (mehr nicht zu ermitteln). 198,2 einen Gruß] Knebel dankte Goethe im Antwortbrief für den unerwarteten schriftlichen Gruß, „zumalen da er bey mir so selten ist“ (H: GSA 28/494, Bl. 27). 198,4–5 die neue Einrichtung des Schauspielhauses] Zu Goethes Einsatz beim Theaterumbau vgl. zu 195,13–14. 198,6 bin ich fleißig] Im August ist Goethe vor allem mit dem Schloss- und Theaterbau beschäftigt und klärt mit Cotta die letzten Fragen vor dem Erscheinen der „Propyläen“. Während seines Jena-Aufenthalts vom 1. bis 16. August schreibt er die Einleitung für das erste Stück des ersten Bandes und setzt seine DiderotÜbersetzung über die Mahlerey (GT II 1, 256) fort. 198,7 Man erwartet den Herzog heute] Herzog Carl August kam von seiner Berlin-Reise am 23. August „Gesund und Wohl“ (FB 1798, S. 140) zurück nach Weimar. Am Abend war Goethe einziger Gast an der Tafel des Herzogpaares (vgl. ebd.). 198,7–8 daß er diesen Mittag in Tiefurth speise] Wahrscheinlich bei der Herzoginmutter Anna Amalia. – Die Mittagstafel am Weimarer Hof verzeichnet 13 Personen, darunter weder Herzog Carl August noch Goethe (vgl. FB 1798, S. 140). 198,8 Die Herzogin Mutter war krank] Goethe hatte die Herzoginmutter Anna Amalia am 21. August in Tiefurt besucht (vgl. GT II 1, 257). Sie stand

AUGUST 1798

445

mit Knebel und dessen Frau in regelmäßigem Briefkontakt. Ihr letzter überlieferter Brief an Knebel lag bereits einige Wochen zurück und stammte vom 22. Juli (vgl. GSA 54/248, Bl. 42), der nächste vom 29. Oktober (vgl. ebd., Bl. 43). 198,10 Am Almanach vom nächsten Jahre wird schon gedruckt] Knebel schrieb in seinem letzten Brief vom 1. August, er freue sich, „bald wieder eine Frucht deines Geistes zu sehen“ (H: GSA 28/494, Bl. 25). Ein Exemplar des von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ mit zahlreichen Gedichten Goethes erhielt er mit einem Brief vom 31. Dezember (vgl. zu 276,18). 198,11–12 einige Bogen 〈…〉 unsere Kunstconfession] Knebel betonte im Antwortbrief, dass er „recht sehr“ (H: GSA 28/494, Bl. 27) nach dem neuen Werk, den „Propyläen“, verlange. 198,13 schreibe mir bald] Knebel antwortete am 28. August 1798.

165. An Friedrich Schiller Weimar, 25. August 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 174–175. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 egh. Adresse: Des Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr., rotes Gemmensiegel: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3), Bl. 2 linker Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 276f., Nr 489. WA IV 13 (1893), 258, Nr 3872. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 24. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1439). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 25. August 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436); 25. August 1798 (der Botenfrau nach Jena; GR/RB 1798, 2, Bl. 4v). 198,16 Theaterbau] Goethe informierte Schiller regelmäßig über den seit Mitte Juli 1798 erfolgenden Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters. 198,22 sehr viel Menschen hinein gehen] Schon im Juli hatte Goethe gegenüber Schiller angekündigt, dass der neue Saal etwa 200 zusätzliche Personen werde aufnehmen können (vgl. zu 162,20–21). 198,23 uns bald besuchten] Schiller hatte im Bezugsbrief einen entsprechenden Kurzbesuch in Aussicht gestellt: „vielleicht komme ich nächste Woche auf einen Tag, und sehe dann vielleicht auch das theatralische Bauwesen“ (NA 29, 266). Als

446

BRIEFE 166/167

Gast Goethes hielt sich Schiller schließlich vom 10. bis 15. September in Weimar auf (vgl. GT II 1, 258; Schillers Kalender, 98). 198,23–24 manches Capitel durchsprechen] Goethe forcierte Schillers Weiterarbeit am „Wallenstein“ (vgl. Nr 163). Für den 14. September notierte Goethe in seinem Tagebuch: Wallenstein zusammen gelesen und über dessen Aufführung berathschlagt. (GT II 1, 258.) Die Baustelle des Theatersaals besichtigte Schiller gemeinsam mit Goethe und Johann Heinrich Meyer bereits am 10. September (vgl. ebd.). 199,1 Der gestrige Hochzeitgenuß] Am 24. August hatten Christian Gottlob Voigt d. J. und Amalie Henriette Caroline Ludecus geheiratet. Goethe hatte an der abendlichen Feier teilgenommen (vgl. GT II 1, 257). 199,3 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

166. An Friedrich Schiller Weimar, 27. August 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 176–177. – Doppelblatt 18,8(–19) × 22,8 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl. / Jena. / Durch einen expressen bezahlten Boten., rote Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 277f., Nr 490. WA IV 13 (1893), 259, Nr 3873. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete noch am selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1441). Postsendungen: 27. August 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21v). 199,6 unsere Rechnung wegen des Manuscripts] Cotta hatte in seinem Brief an Goethe vom 17. August mitgeteilt, dass das übersandte Manuskript zum ersten Stück der „Propyläen“ nach den Angaben seines Setzers nur 6 Bogen umfasse und damit von Goethes ursprünglicher Kalkulation abweiche (vgl. RA 2, Nr 1434). 199,8 bitte deshalb um Niobe] Zu Johann Heinrich Meyers geplanter „Propyläen“-Abhandlung „Niobe mit ihren Kindern“ vgl. zu 108,18. Goethe hatte das Manuskript Schiller Anfang August übermittelt (vgl. zu 185,15–16). Wie gewünscht, sandte Schiller es noch am selben Tag an Goethe zurück, verbunden mit der Empfehlung, auf einen Abdruck zunächst zu verzichten: „Sollten Sie aber etwas andres substituieren können als N i o b e so wäre es wohl gut, denn ausserdem daß die plastischen Artikel am wenigsten zu der Menge sprechen und am meisten bei

AUGUST 1798

447

dem Leser voraussetzen, so fürchte ich, daß Sie in den folgenden Stücken das Verhältniß nicht wohl fort beobachten können.“ (NA 29, 267.) Um die fehlenden zwei Bogen auszugleichen, regte Schiller einen naturwissenschaftlichen Beitrag Goethes an. Goethe dagegen wünschte sich einen Beitrag Schillers (vgl. zu 201,1). Schließlich entschied man sich für Meyers Beitrag „Rafaels Werke besonders im Vatikan“, den Goethe am 31. August an Cotta übersandte (vgl. zu 202,2). 199,8–9 von der tipographischen Seite verliehren] Cotta folgte Goethes Wunsch nach einem großzügigeren Druckbild mit nur 24 Zeilen pro Seite statt der üblichen 28 (vgl. RA 2, Nr 1434 und zu 124,27). In seinem Brief an Cotta vom 31. August teilte Goethe weitere typographische Vorgaben mit (vgl. Nr 170). 199,11 express] Unverzüglich (vgl. GWb 3, 504). – Entsprechende Eilboten (Expressen) wurden für besonders dringende Sendungen beauftragt und eigens bezahlt (vgl. zu 213,22). 199,12–13 Ihr Versprechen mich zu besuchen] Vgl. zu 198,23.

167. An Friedrich Schiller Weimar, 27. August 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 178–179. – Doppelblatt 16,4 × 20,3 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: 12. / Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl: / Jena. / f r a n k.; Reste eines roten Gemmensiegels: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3), Bl. 2 geringfügiger Ausriss durch Öffnen des Siegels. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 199,20 unterhalten|,|; 199,24 wäre|,|. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 278f., Nr 491. WA IV 13 (1893), 259f., Nr 3874. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am 28. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1445). – Der vorliegende Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1441 und zu 199,15). 199,15 Ihren Boten erwarte] Goethe erwartete Schillers Antwort auf seinen vorangegangenen ersten Brief vom selben Tag (vgl. Nr 166). 199,15–16 noch einmal aufmuntern 〈…〉 herüber zu kommen] Vgl. zu 198,23.

448

BRIEF 168

199,16–17 dem Almanach und dem Gange seines Drucks] Der „MusenAlmanach für das Jahr 1799“ wurde seit Ende Juli bei dem Jenaer Buchdrucker Goepferdt gedruckt und erst im Oktober fertiggestellt. 199,18–19 im Garten] Die Familie Schiller bewohnte seit Anfang Mai ihr Gartenhaus vor den Toren der Stadt Jena und kehrte erst Anfang November in ihre geräumige Stadtwohnung im Griesbach’schen Haus in der Schlossgasse 17 zurück (vgl. zu 61,5). Über seine eingeschränkten Arbeitsbedingungen berichtet Schiller in seinem Brief vom 27. August: „Das Wetter ist seit vorgestern hier ganz unerträglich, daß wir in unserer windigen Wohnung uns beinah in ein geheiztes Zimmer einschließen müssen.“ (NA 29, 268; vgl. RA 2, Nr 1441.) 199,19 in einem vielzimmrigen Hause] Schiller folgte Goethes Einladung nach Weimar und weilte vom 10. bis 15. September als Gast in Goethes geräumigem Wohnhaus am Frauenplan (vgl. GT II 1, 258; Schillers Kalender, 98). 199,20 Theaterbau] Schiller besichtigte die Baustelle am 10. September (vgl. GT II 1, 258). 199,21 Geht am Freytag das complete Stück der Propyläen weg] Wie angekündigt, übersandte Goethe den Rest des Manuskripts zum ersten Stück der „Propyläen“ am Freitag, dem 31. August, an Cotta (vgl. zu 202,2). 199,23 dem neuen] Die erste Manuskriptsendung zum zweiten Stück der „Propyläen“ erfolgte erst im Herbst 1798. 200,1 naturhistorische Observationen] Mit seiner Bemerkung knüpft Goethe an die in den Wochen zuvor unternommenen gemeinsamen Studien an. Um welche es sich konkret handelte, ist nicht bekannt. Für die Tage vom 26. bis 28. September führte Goethe keine Tagebuchaufzeichnungen. 200,5 Wallenstein] Eine gemeinsame Lektüre von Schillers „Wallenstein“ und das Gespräch über die geplante Uraufführung fanden am 13. und 14. September statt (vgl. GT II 1, 258). 200,8 wieder nach Jena] Goethe reiste am 22. September wieder nach Jena, wo er bis zum 1. Oktober blieb (vgl. GT II 1, 260f.).

168. An Friedrich Schiller Weimar, 29. August 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 183–184. – Doppelblatt 19,2 × 22,9 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 egh. Adresse: Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr., rote Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 200,20 darinn.

AUGUST 1798

449

E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 284–287, Nr 494. WA IV 13 (1893), 260–262, Nr 3875. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 28. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1445). – Schiller antwortete am 31. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1451). Postsendungen: 29. August 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436); 29. August 1798 (Brief nach Jena; GR/RB 1798, 2, Bl. 4v). 200,12–13 das Andenken das Sie meinem Geburtstage widmeten] Schiller hatte im Bezugsbrief von seinem Vorhaben berichtet, die Glückwünsche zu Goethes Geburtstag am 28. August persönlich zu überbringen. Aufgrund seines Unwohlseins habe er darauf verzichten müssen: „Wir haben aber mit herzlicher Theilnehmung Ihrer gedacht, und uns besonders der Erinnerung an alles das Gute überlassen, was durch Sie bei uns gegründet worden ist.“ (NA 29, 268.) 200,15–17 Higin 〈…〉 mit Ihnen durchzugehen.] Schiller hatte im Bezugsbrief von seiner Lektüre des dem römischen Grammatiker Gaius Iulius Hyginus zugeschriebenen mythologischen Handbuchs, der „Genealogiae“ („Fabulae“) berichtet und vorgeschlagen, auf der Grundlage dieses Werks gemeinsam „so ein griechisches Fabelbuch zu verfertigen, was den poetischen Sinn wecken und dem Dichter sowohl als den Lesern sehr viel Nutzen bringen könnte“ (NA 29, 269). Schiller verdankte dem Werk zahlreiche Anregungen, darunter den Stoff zu seiner Ballade „Die Bürgschaft“, an der er in diesen Tagen arbeitete (vgl. RA 2, Nr 1458). Eine Ausgabe befand sich auch in Goethes Bibliothek (Hygini quae hodie extant, adcurante Joanne Scheffero 〈…〉. Hamburgi 1674; vgl. Ruppert, Nr 1396). 200,17 Argonauten] Helden der griechischen Mythologie, die unter der Führung des Iason auf dem Schiff Argo nach Kolchis fahren, um das Goldene Vlies nach Griechenland zurückzubringen. 200,18 neuen Lehre] Vgl. zu 100,28. 200,19 Epopé] Epos, episches Dichtwerk (vgl. GWb 3, 226). 200,22 Freytags will ich nun die letzten Hefte 〈…〉 abschicken.] Wie schon zwei Tage zuvor gegenüber Schiller angekündigt (vgl. Nr 166), übersandte Goethe den Rest des Manuskripts zum ersten Stück der „Propyläen“ am Freitag, dem 31. August, an Cotta (vgl. zu 202,2). 200,23 Einleitung] Zu Goethes allgemeiner Einleitung zu den „Propyläen“ vgl. zu 182,1. 200,26 Aushängebogen] Cotta hatte am 10. und 17. August die beiden ersten Aushängebogen der „Propyläen“ geschickt (vgl. RA 2, Nr 1420 und RA 2, Nr 1434).

450

BRIEF 169

201,1 von Ihnen] Schiller folgte Goethes Wunsch nicht, kündigte aber an: „Auf einen Beitrag von mir für das Vierte Stück dürfen Sie sicher rechnen“ (NA 29, 271; vgl. zu 62,9). 201,2 Druck zum Almanach] Schiller hatte mit dem Bezugsbrief zwei Aushängebogen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ übersandt. 201,5 Conz] Karl Philipp Conz’ Gedicht „Liebeszuruf“ (S. 24) war auf dem zweiten von Goethe erhaltenen Aushängebogen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ abgedruckt. Schiller nahm später mit dem Gedicht „An die Muse“ (S. 135) einen weiteren Beitrag seines Jugendfreundes in diesen Almanach auf. 201,5 Bürde] Die Verserzählung „Die Ueberraschung“ (S. 28–31) von Samuel Gottlieb Bürde war auf dem zweiten von Goethe erhaltenen Aushängebogen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ abgedruckt. Mit dem Gedicht „Genuß des Vergangnen“ (S. 223f.) nahm Schiller auch von Bürde einen zweiten Beitrag in diesen Almanach auf. 201,7 Matthison] Von Friedrich Matthisson erschienen im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ eine Reihe von Beiträgen, darunter die auf den Goethe vorliegenden ersten beiden Aushängebogen abgedruckten Gedichte „An die Nymfen“ (S. 16) und „Tibur“ (S. 25). Matthisson feiert darin die – neuplatonisch überhöhte – keusche Liebe. 201,9–10 So tönt der alte Hexenmeister 〈…〉 nach.] Der zweite Aushängebogen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ enthält mit dem Gedicht „Hexenfund“ (S. 32f.) ein weiteres Werk des erklärten Goethe-Verehrers Matthisson. Goethe erkennt darin Anklänge an seine im Jahr zuvor veröffentlichte Ballade „Der Zauberlehrling“ (Musen-Almanach für das Jahr 1798, S. 32–37). 201,11 noch etwas von mir] Goethe übersandte am 6. September noch sein Gedicht „Stanzen“ (vgl. zu 205,10). 201,12 Deckel] Zu der von Johann Heinrich Meyer entworfenen Einbandgestaltung zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vgl. zu 118,23. 201,14 ein Pröbchen] Erste Probedrucke übersandte Goethe am 1. September (vgl. Nr 171). 201,16 bey Ihnen] Erst am 22. September ging Goethe wieder nach Jena, wo er bis zum 1. Oktober blieb (vgl. GT II 1, 260f.). 201,17 das neue Verhältniß zu Fichten] Schiller hatte im Bezugsbrief von einem Überraschungsbesuch Johann Gottlieb Fichtes berichtet und betont, dass er nun nicht mehr „den spröden spielen“ (NA 29, 268) könne und versuchen werde, „dieß Verhältniß, das schwerlich weder fruchtbar noch anmuthig werden kann, da unsere Naturen nicht zusammenpaßen, wenigstens heiter und gefällig zu erhalten“ (ebd.).

AUGUST 1798

169. An Johann Christian Gädicke

451

Weimar, 30. August 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/190,I. – 1 Bl. 20,2 × 16,4 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E: WA IV 18 (1895), 80, Nr 3875a (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Gädicke antwortete am 3. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1457). Johann Christian Gädicke (1763–1837) wurde in Berlin geboren, wo er 1779 als Buchhändler zu arbeiten begann. Zu seinen ersten Veröffentlichungen gehörte ein „Verzeichniss einer Sammlung von Schriften von und über König Friedrich II. von Preußen“, das 1790 im „Historischen und Geographischen Journal“ erschien (2. Bd, 2. St., S. 160–182). Vermutlich um diese Zeit übersiedelte Gädicke nach Weimar. Nach Tätigkeiten als Faktor in der Hoffmann’schen Buchhandlung und der Mitarbeit in einer weiteren Handlung in Nürnberg wurde Gädicke Ende 1792 durch Friedrich Justin Bertuch als Faktor in dessen Landes-Industrie-Comptoir in Weimar angestellt. Zum 1. Juli 1794 ernannte Bertuch ihn vertraglich zum „HandlungsAssocié“ seines Verlags (GSA 6/5188, Bl. 136–139). In dieser Funktion oblagen Gädicke bis zu seinem Bruch mit Bertuch 1799 das Rechnungswesen und die Geschäftsführung des Comptoirs (vgl. Katharina Middell: „Die Bertuchs müssen doch in dieser Welt überall Glück haben“. Der Verleger Friedrich Justin Bertuch und sein Landes-Industrie-Comptoir um 1800. Leipzig 2002). Zugleich trat Gädicke als Schriftsteller und Herausgeber hervor, so mit seinem zunächst im Verlag des Landes-Industrie-Comptoirs und in späteren Auflagen im Eigenverlag herausgegebenen „Fabriken- und Manufacturen-Addreß-Lexicon von Teutschland und einigen angränzenden Ländern“ (1798). Das im Untertitel als „Kaufmännisches Comptoir-Buch“ bezeichnete Werk, das Gädicke ausdrücklich als Beitrag zur Förderung von Handel und Gewerbe verstanden wissen wollte, erlebte einen ungewöhnlich guten Absatz. Aufgrund seiner Verdienste wurde Gädicke Ende Mai 1798 zum sachsen-weimarischen Kommissionsrat ernannt: „Er hat sich durch seine ordentliche und uneigennützige Besorgung auswärtiger Kommerzialgeschäfte bei Serenissimo 〈Herzog Carl August〉 sehr empfohlen und ist auch sonst ein rechtlicher Mann.“ (Christian Gottlob Voigt an Goethe, 28. Mai 1798; GoetheVoigt2 2, 73; vgl. RA 2, Nr 1302.) Goethe teilte diese Wertschätzung Gädickes und konsultierte ihn gelegentlich wie im Falle des vorliegenden Briefs. Anfang 1799 trennte sich Gädicke vom Landes-Industrie-Comptoir, um mit seinen Brüdern Christian Friedrich und Johann Samuel die Verlagsbuchhandlung Gebrüder Gädi-

452

BRIEF 170

cke zu begründen. Zuvor hatte er das herzogliche Privileg zur Einrichtung einer Druckerei in Weimar erhalten, um das er bereits 1797 ersucht hatte. Gädickes Schritt in die Selbstständigkeit wurde von Goethe rasch befördert: Bereits im Dezember 1798 empfahl er Gädicke gegenüber Cotta als künftigen Drucker seiner Zeitschrift „Propyläen“ (vgl. Nr 228). Zwischen 1799 und 1802 erteilte Cotta ihm verschiedene weitere Druckaufträge, darunter für den „Musen-Almanach für das Jahr 1800“ und für Werke Schillers (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 85b und 97a). Mit Beginn des Jahres 1800 übernahm Gädicke den Verlag von Wielands „Neuem Teutschen Merkur“, kündigte diesen aber aufgrund des zu geringen Ertrags bereits wieder im Sommer 1802 und gab ihn an Bertuch ab (vgl. Hansjörg Schelle: Wieland und die Gebrüder Gädicke. In: Modern Language Notes 92 [1977], S. 469–493 und 93 [1978], S. 374–398). Zu seinen eigenen Veröffentlichungen dieser Zeit gehörte die Abhandlung „Der Buchhandel von mehreren Seiten betrachtet, für solche Leser, die denselben näher kennen lernen, oder sich als Buchhändler etabliren wollen“ (Weimar 1803). 1804 verlegte Gädicke den Verlagssitz in seine Heimatstadt Berlin, wo er sich als umtriebiger Schriftsteller einen Namen machte, darunter mit einem „Lexikon von Berlin“ (1806) und weiteren Stadtbeschreibungen, einem „Freimaurer-Lexicon“ (1818) sowie zahlreichen Veröffentlichungen zum Buch-, Post- und Münzwesen (vgl. Gelehrtes Berlin im Jahre 1825. Hrsg. von Julius Eduard Hitzig und Karl Büchner. Berlin 1826, S. 70–74). Gädicke starb 1837 in Berlin. – Von Goethe sind neun Briefe aus dem Zeitraum 1798 bis 1801 überliefert, von Johann Friedrich Gädicke bzw. seinem Verlag sind sechs Briefe an Goethe aus dem Zeitraum 1798 bis 1802 bekannt. Aus dem Jahr 1798 ist nur dieser eine vorliegende Brief Goethes überliefert sowie zwei Briefe Gädickes vom 3. September und 9. Dezember 1798. 201,21–22 die Summe von 500 Livres bald möglichst nach Epernay zu übermachen] Es handelte sich um die jährliche Pensionszahlung an die im französischen Epernay (Champagne) lebende Jeanette Brossard. Die frühere Geliebte des Herzogs Carl August empfing zwischen 1790 und 1804 eine Pension, die aus der herzoglichen Schatulle beglichen wurde. Als früherer Geheimer Sekretär und Schatullverwalter des Herzogs war Friedrich Justin Bertuch mit den Auszahlungen beauftragt (vgl. GB 3 II, 1052f. und GB 9 II, zu 119,5). Da diese nur unregelmäßig erfolgten und Brossards Briefe an Herzog Carl August, Bertuch und Franz Kirms unbeantwortet blieben, wandte Brossard sich wiederholt an Goethe mit der Bitte um Vermittlung. In ihrem Brief an Goethe vom 14. Dezember 1797 teilte sie mit, dass die zu Michaelis (29. September) 1797 fällige Pension von 500 Livres ausgeblieben sei (vgl. RA 2, Nr 1051). Wahrscheinlich versprach Goethe in seinem – nicht überlieferten – Antwortbrief an Brossard vom 1. Januar 1798 (vgl. EB 1), sich der Angelegenheit anzunehmen, wofür diese sich am 19. Januar 1798 bedankte (vgl. RA 2, Nr 1103). Da bei dem Einlösen des Wechsels offenbar Abzüge fällig wurden, bat Brossard in ihrem folgenden Brief an Goethe vom 13. Au-

AUGUST 1798

453

gust 1798, ihre diesjährige Pension möglichst bald und ohne Nebenkosten zu übermitteln (vgl. RA 2, Nr 1424). Auf welchem Wege das Geld übersandt wurde, ist nicht bekannt. In ihrem Brief an Goethe vom 8. September 1798 mahnte Brossard die Pensionszahlung erneut an (vgl. RA 2, Nr 1466). Beide Briefe ließ Goethe unbeantwortet. 201,23–24 frankfurther Messe] Neben der Frühjahrs- oder Ostermesse wurde in Frankfurt am Main im Herbst jährlich die Buchmesse (Michaelismesse) veranstaltet. Sie begann am ersten Sonntag nach Michaelis (29. September). Im Unterschied zur Leipziger Messe pflegte Frankfurt stärkere Handelsbeziehungen nach Frankreich. 201,26 Herrn Commissionsrath Gedike’s gefällige Gedanken] In seinem Antwortbrief teilte Gädicke mit, dass es aufgrund der unsicheren Lage in Frankreich am sichersten sei, die Summe auf den eigenen Namen auszustellen: „Ew. Excellenz durften also nur einen Wechsel auf Sie selbst zahlbar nach Epernay senden, und diesen kann dann der dortige Empfänger verkaufen an wen er will. Zuletzt kömmt er wieder in Ew. Excellenz Hände, Sie zahlen 500 Liv. dafür, haben weiter keine Unkosten dabey, und gehen mit der Bezahlung ganz sicher. Käufer zu dergleichen Wechsel finden sich leicht, und wenn derjenige der ihn bekommen soll ein Kaufmann ist, so wird er ihn ohne Umstände annehmen. Anderen Leuten kann man dieß Verfahren leicht erklären.“ (H: GSA 28/22, Bl. 430.) Ob Goethe dieser Empfehlung folgte, ist nicht bekannt. – Gädicke war Ende Mai 1798 zum sachsen-weimarischen Kommissionsrat ernannt worden (vgl. die einleitende Erläuterung).

170. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 31. August 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 17. – Doppelblatt 18,8 × 23,1 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 31 Aug. 98. / 8 Sept. – / 11 –– / 20 ––“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 34–35. – Doppelblatt 20,6(–20,9) × 33,8(–34,2) cm, 3 1⁄3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1–4; S. 4 unten Beginn zu Nr 174K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Cotta nach Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 262–265, Nr 3876 (Eduard von der Hellen).

454

BRIEF 170

BEIL AG EN

1) Druckmanuskript zum ersten Stück der „Propyläen“ (vgl. zu 202,2 und zu 202,15). 2) Bemerkungen für den Setzer (vgl. zu 202,23–24). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Briefe vom 10. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1420) und 17. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1434). – Cotta antwortete am 11. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1473). Der im Antwortvermerk der Cotta’schen Buchhandlung auf vorliegendem Brief genannte Antwortbrief vom 20. September ist nicht überliefert. Möglicherweise enthielt er nur Aushängebogen der „Propyläen“. Postsendungen: 31. August 1798 (H l. C o t t a. mit Manuscr. zurück behaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436); 30. August 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21v). 202,1 Die zwey ersten Aushängebogen sind angekommen] Cotta hatte am 10. August den ersten und am 17. August den zweiten Abzug des Reindrucks zum ersten Stück vom ersten Band der „Propyläen“ (S. 1–16 und 17–32) übersandt. 202,2 Rest des Manuscripts] Das Manuskript beinhaltete die noch fehlenden Texte zum ersten Stück der „Propyläen“: Johann Heinrich Meyers Aufsatz über „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ sowie den mit römischen Ziffern paginierten Vorspann des Bandes, bestehend aus Titel, Einleitung, Inhaltsangabe und Kupfererläuterung (S. I–XLVI). Die Beilage ist nicht überliefert. 202,5 etwas verrechnet] Nach Rücksprache mit dem Setzer hatte Cotta Goethes Angaben zur Bogenzahl korrigiert (vgl. zu 186,9–10). 202,10 drey Bogen] Diese Berechnung war zutreffend. 202,14 Typographische Möglichkeit] Cotta ließ den Druck wie von Goethe gewünscht einrichten. 202,15 20 Blätter] Wahrscheinlich war das als Beilage übersandte Manuskript des ersten Teils von Meyers Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ entsprechend nach Blattzahl foliiert. Die Beilage ist nicht überliefert. 202,18–19 um an einer schicklichen Stelle abzubrechen] Meyers umfangreicher Aufsatz beschloss das erste Stück der „Propyläen“ und wurde im zweiten Stück fortgesetzt (Propyläen I 1, 101–127 und I 2, 82–163). Wie von Goethe vermutet, konnte aus satztechnischen Gründen das erste Heft nicht mit der auf Blatt 17 des Manuskripts endenden Beschreibung von Raffaels „Schule von Athen“ in der „stanza della Segnatura“ schließen, sondern musste um die im Text folgende Beschreibung des Deckengemäldes im „Saal des Heliodor“ (stanza di Eliodoro) erweitert werden. 202,23 mit Heliodor anfangen] Die Fortsetzung von Meyers Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ im zweiten Stück der „Propyläen“ beginnt mit der

AUGUST 1798

455

„Heliodor“ überschriebenen Beschreibung des Wandgemäldes „Die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel“ in der „stanza di Eliodoro“. 202,23–24 Bemerkungen für den Setzer] Diese Beilage ist nicht überliefert. 202,25–26 Die Anzeige 〈…〉 wünschte ich in die Weltkunde] Die Anzeige wurde am 2. November 1798 in der Beilage der in „Allgemeine Zeitung“ umbenannten „Neuesten WeltKunde“ veröffentlicht. Sie enthielt einen Auszug aus der Einleitung der „Propyläen“ (vgl. zu 226,28–29). 202,26 Recension der Herderischen Humanitätsbriefe] Die von Carl August Böttiger verfasste und mit über sechs Spalten umfangreiche Rezension der von Johann Gottfried Herder herausgegebenen „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (1793–1797) war am 26. Juli 1798 in der Beilage der „Neuesten WeltKunde“ (Nr 181) erschienen. 202,30 kein Wort des Lobes oder der Empfehlung] Der aus der gekürzten Einleitung der „Propyläen“ bestehenden Anzeige wurde dennoch ein kurzer Absatz vorgeschaltet: „Es wäre überflüssig, irgend etwas zur Empfelung eines Werkes zu sagen, das von einem solchen Verfasser herrührt, und in welchem man die ganze Grösse seines erhabenen Genies, den vollen Erguß des tiefsten Nachdenkens, eine kunstlose aber entzückend schöne Originalität im Ausdruk – – kurz etwas ganz Vortrefliches finden wird.“ (Beilage zur Allgemeinen Zeitung. 2. November 1798, o. S.) 202,31–32 Anzeiger der Litteratur Zeitung] Goethes Ankündigung der „Propyläen“ im Intelligenzblatt der Jenaischen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (IB der ALZ 1798. Nr 183 vom 15. Dezember, Sp. 1513f.) beinhaltet eine kurzgefasste Inhaltsangabe beider Stücke des ersten Bandes (vgl. zu 252,2–3). 202,32 in Extenso] Von lat. extensum: Erweiterung, hier ‚in voller Länge, in aller Ausführlichkeit‘ (vgl. GWb 3, 505). 203,2 theuer bezahlen] Die Insertionsgebühren sowie die Druck- und Papierkosten für eine Rezension in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ waren recht hoch, weshalb bereits Schiller auf die geplante regelmäßige Anzeige seiner „Horen“ verzichtet hatte (vgl. Schiller-Cotta, 24). 203,3 Wechsel auf Leipzig] Cotta hatte um Auskunft über dessen Wert in Gotha gebeten. Goethe hatte sich daraufhin bei Johann Christian Gädicke entsprechende Erkundigungen eingeholt (vgl. zu 194,28). 203,4 discontiren] Discontieren (von ital. conto: Rechnung): abrechnen, abziehen, hier im Sinne von ‚einen Wechsel unter Abzug der Zinsen auszahlen‘ (vgl. GWb 2, 1218). 203,5–6 Da Herr Professor Thouret einen Theil seines Honorars 〈…〉 angewiesen wünscht] Die Vereinbarungen über das Honorar des seit Ende Mai 1798 in Weimar tätigen Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret waren schwierig, da dieser verschiedene Bauaufgaben übernommen hatte und die Dauer seines weiteren Aufenthalts unklar war. Gegenüber Christian Gottlob Voigt hatte Goethe am

456

BRIEFE 171/172

7. August vorgeschlagen, Thouret bei seiner Abreise aus Weimar 400 Reichstaler auszuzahlen sowie einen Teil der Reisekosten zu übernehmen (vgl. 382,26–28). Fragen zur Zahlungsmodalität klärte Goethe mit Thouret vermutlich in mündlicher Form während ihrer Begegnung am 29. August (vgl. GT II 1, 257). Thouret quittierte über 50 rh Honorarium, das er bar von Kirms erhielt, am 29. Januar 1799 (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a1, Bl. 601). 203,7 Anweisung auf 50 Carolin] In seinem Antwortbrief vom 11. September bestätigte Cotta, diese Anweisung nach Thourets Rückkehr zu leisten. Die entsprechende Abrechnung über 50 Carolin (325 Reichstaler) erfolgte mit Goethes Brief vom 26. Januar 1799 (vgl. GB 14 II, 31f.). 203,8 meine Rechnung] Die Abrechnung für die ersten beiden Stücke der „Propyläen“ zu je 390 Reichstalern findet sich als Beilage zu Goethes Brief an Cotta vom 26. Januar 1799 (vgl. GB 14 II, 30f.). 203,12 Contract] Ein gesonderter Vertrag zur Herausgabe der „Propyläen“ wurde nicht abgeschlossen. Vielmehr verblieb es bei den im Mai 1798 durch Friedrich Schiller ausgehandelten Vereinbarungen: Danach erhielt Goethe für jedes Stück zu 11 Bogen 60 Carolin Honorar, dessen vollständige Auszahlung nach Eingang des Manuskripts erfolgte. Der Druck wurde wie bei den „Horen“ vorgenommen, umfasste allerdings nur 24 Zeilen pro Seite. Cotta konnte den Vertrag für eine beliebige Stückzahl abschließen und zu gleichen Konditionen verlängern oder bei guten Absatzzahlen zu Goethes Gunsten verändern (vgl. Schillers Brief an Cotta vom 29. Mai 1798; NA 29, 240). Tatsächlich war der Absatz der „Propyläen“ gering und für Cotta ein wirtschaftlicher Misserfolg. 203,15 Stöcke zu dem Umschlag] Goethe übersandte sie am 14. September (vgl. zu 206,23–24).

171. An Friedrich Schiller

Weimar, 1. September 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 187. – Doppelblatt 18,8 × 23,1 cm, 1 S. und 4 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 290–292, Nr 496. WA IV 13 (1893), 265f., Nr 3877. BEIL AG E

Probedrucke zum Umschlag des „Musen-Almanachs auf das Jahr 1799“ (vgl. zu 203,21).

SEPTEMBER 1798

457

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 31. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1451). – Schiller antwortete am 2. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1456). 203,20 Decke des Almanachs] Zu der von Johann Heinrich Meyer entworfenen Einbandgestaltung zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vgl. zu 118,23. Der Entwurf wurde von dem Weimarer Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller als Kupferstich ausgeführt. 203,21 ein paar Proben] Die Beilagen sind nicht überliefert. Es handelte sich um die im vorliegenden Brief benannten Papierproben sowie um Probedrucke auf zum Teil koloriertem Papier sowie einen kolorierten Kupferstich. 203,24 Grabstichel] Gravierstichel zur Herstellung der Kupferstiche. 203,28 Ries] Dem Papiermaß „Ries“ entsprachen 480 Bogen Schreibpapier. Für vier Decken benötigte man etwa einen Bogen. 204,4 ein Exemplar zu mahlen] Die Kupferstiche wurden möglicherweise in den Werkstätten von Bertuchs Industrie-Comptoir oder der Zeichenschule von Hand koloriert. 204,8–9 Schicken Sie mir 〈…〉 und bestimmen Ihre Bestellung] Schiller schickte die gewünschten Proben am 4. September an Goethe zurück (vgl. RA 2, Nr 1458). Nach Schillers Vorschlag sollten zunächst nur die Umschläge der 170 auf Velinpapier gedruckten Vorzugsexemplare koloriert werden. Für die Einfärbung des Papiers schlug Schiller „die gewählte graugelbe Farbe“ vor (NA 29, 272; vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2006/5491). 204,11–12 Wenn Sie uns besuchen 〈…〉 neben Meyern logiren.] Auf Einladung Goethes hielt sich Schiller vom 10. bis 15. September in Weimar auf (vgl. zu 198,23). Schiller logierte wie gewöhnlich in einem als ‚grünes Stübchen‘ bezeichneten Gästezimmer im Mansardengeschoss des Vorderhauses von Goethes Wohnhaus am Frauenplan (vgl. zu 65,18–19). Das Zimmer lag neben den Wohnräumen von Johann Heinrich Meyer, der hier von 1792 bis zu seiner Heirat 1803 lebte.

172. An Friedrich Schiller

Weimar, 5. September 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 192. – Doppelblatt 19(–19,3) × 22,8(–23) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 205,1–2 |(|Den vortrefflichen 〈…〉 ist.|)| (vgl. E1).

458

BRIEF 173

E1: Schiller-Goethe1 4 (1829), 295–297, Nr 499 (Teildruck ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 2 (1856), 127, Nr 509. WA IV 13 (1893), 266f., Nr 3878. BEIL AG EN

1) Manuskript von Balladen Schillers zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (vgl. zu 204,16). 2) Zettel (vgl. zu 204,27). 3) Ludwig Tiecks „Franz Sternbalds Wanderungen“ (vgl. zu 205,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 4. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1458). – Schiller antwortete am 7. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1465). – Der vorliegende Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1461). 204,15 morgen zu sehen] Schiller hatte angekündigt, trotz eines Schnupfens am Donnerstag, dem 6. September, nach Weimar kommen zu wollen. In seinem Brief an Goethe vom 5. September, der sich mit dem vorliegenden Brief kreuzte, kündigte Schiller an, ein oder zwei Tage später zu kommen (vgl. RA 2, Nr 1461). Er reiste schließlich erst am 10. September nach Weimar, wo er bis zum 15. September blieb (vgl. GT II 1, 258; Schillers Kalender, 98). 204,16 Balladen] Schiller hatte seinem Bezugsbrief die in den Tagen zuvor für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erarbeiteten zwei Balladen „Der Kampf mit dem Drachen“ (S. 151–164) und „Die Bürgschaft“ (S. 176–182) beigelegt. Das Manuskript ist nicht überliefert. 204,19 passiren] Hier im Sinne von ‚durchgehen, gelten‘ (vgl. GWb 6, 1153). 204,19–20 daß einer 〈…〉 vor Durst umkommen will] Schiller ging auf Goethes Einwand nicht ein. Möglicherweise besprach man ihn mündlich während Schillers folgendem Aufenthalt in Weimar. 204,27 beyliegenden Zettel an Prof: Lenz] Der Beischluss ist nicht überliefert. Goethe stand mit Johann Georg Lenz, Professor der Mineralogie in Jena, in regelmäßiger Verbindung, zuletzt im Juli 1798 anlässlich des Besuchs von Martin van Marum (vgl. Nr 139). Über den Inhalt von Goethes Zettel ist nichts bekannt. Möglicherweise beinhaltete er die Bitte Goethes um die Übermittlung eines Buches (vgl. die nachfolgende Erläuterung). 204,28 Buch] Aus Schillers Brief an Goethe vom 9. September geht hervor, dass es sich bei dem von Johann Georg Lenz erbetenen Buch um „den Lyonet“ (NA 29, 275; vgl. RA 2, Nr 1470) handelte – möglicherweise eine Ausgabe der Abhandlung des niederländischen Naturforschers Pieter Lyonet: „Traité anatomique de la chenille, qui ronge le bois de saule“ (La Haye 1760, dt.: Anatomische Abhand-

SEPTEMBER 1798

459

lung über die Raupe, die das Holz der Weide benagt). Goethe nutzte das Werk nachweislich für sein Schema „Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe“ (vgl. LA I 10, 176–193). Zu Goethes entomologischen Studien vgl. zu 60,9–10. 205,1 Den vortrefflichen Sternbald lege ich bey] Auf Bitten seiner Frau Charlotte hatte Schiller um die Übersendung des ersten Teils von Ludwig Tiecks Roman „Franz Sternbalds Wanderungen“ (Berlin 1798) gebeten. Goethe hatte das Werk mit Tiecks Brief vom 10. Juni 1798 persönlich durch den Autor erhalten und kritisch beurteilt (vgl. zu 164,15–17). Seine ablehnende Haltung zu diesem Werk scheint auch in einem mit kritischen Randnotizen versehenen eigenhändigen Auszug auf, der in Goethes Akten zur Herausgabe der „Propyläen“ überliefert ist (GSA 25/W 3596, Bl. 22–26; WA I 47, 362). So attestiert Goethe dem Gespräch Sternbalds mit dem Freunde Pirkheimers Leerheit in dessen Gespräch. (H: GSA 25/W 3596, Bl. 21.) Sternbalds Kunstbetrachtungen im 5. Kapitel seien Sehr artig aber auch kunstgemäß. (Ebd., Bl. 22.) Vergleichbare Kritik äußerte auch Johann Heinrich Meyer (vgl. GSA 64/104,2).

173. An Friedrich Schiller

〈Weimar〉, 6. September 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 195–196. – Doppelblatt 18,9(–19,1) × 22,8(–23) cm, 2 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Datum und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 206,8 |(|Richter|)|⎡Q⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 298–301, Nr 501. WA IV 13 (1893), 267–269, Nr 3879. BEIL AG EN

1) Goethes Gedicht „Der lang ersehnte Friede nahet wieder“ (vgl. zu 205,10). 2) Schillers Gedicht „Des Mädchens Klage“ (vgl. zu 205,12). 3) Probedruck zum Einband der „Propyläen“ (vgl. zu 205,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 5. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1461). – Schiller antwortete am 7. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1465). Postsendungen: 6. September 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21v). 205,4 Wir haben Sie mit Sehnsucht erwartet] Schiller hatte für diesen Tag seinen Besuch in Weimar angekündigt (vgl. zu 204,15).

460

BRIEF 174

205,5 unsers Fürsten] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 205,7 Mich hält das Theater fest] In den Tagen vom 2. bis 8. September 1798 führte Goethe kein Tagebuch. Es ist davon auszugehen, dass sie wesentlich durch den Mitte Juli begonnenen Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters bestimmt wurden. Schiller besichtigte die Baustelle nach seiner Ankunft in Weimar am 10. September (vgl. GT II 1, 258). 205,10 das Gedicht an die Herzogin] Mit der Übersendung seines Gedichts folgte Goethe einer entsprechenden Bitte Schillers, der weitere Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ benötigte. Das zu diesem Zeitpunkt noch unbetitelte Gedicht umfasst vier Stanzen zu einem Maskenzug, der zur Vorfeier des Geburtstags von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach am Abend des 26. Januar 1798 aufgeführt worden war und bereits als Einzeldruck vorlag (vgl. zu 29,27). Die Beilage ist nicht überliefert. 205,11 einen Titel] In seinem Brief an Goethe vom 18. September schlug Schiller den Titel „Stanzen“ vor, dem Goethe dann zustimmte (vgl. zu 209,8–9). Unter diesem Titel wurde das Gedicht im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ abgedruckt (S. 204f.). 205,12 kleine Lied] Das im Bezugsbrief übermittelte „klein Liedchen“ (NA 29, 275) stammte aus der Feder Schillers. Es wurde unter dem Titel „Des Mädchens Klage“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht (S. 208f.; vgl. NA 8 N II, 422). – Die beiden ersten Strophen singt Thekla im 7. Auftritt des 3. Aufzugs der „Piccolomini“ (V. 1757–1766; vgl. ebd., 568). 205,14 in den Bogen des Almanachs, die ich besitze] Goethe lagen die beiden ersten Aushängebogen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ vor. Schiller hatte sie ihm am 28. August übersandt (vgl. RA 2, Nr 1445). 205,16 pag. 20. vorletzte Zeile gereeht statt gereiht] Der Druckfehler in Goethes im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlichter Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ (S. 17–23) wurde nicht mehr korrigiert. 205,17 im Matthisonischen Gedicht zweyter Pentameter] Auch dieser Druckfehler in Friedrich Matthissons Gedicht „Stummes Dulden“ (S. 27) wurde nicht mehr korrigiert. 205,20 Umschlags] Goethe hatte mit seinem Brief vom 1. September Probedrucke zum geplanten Umschlag des „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ übersandt und Vorschläge zu dessen Druck gemacht (vgl. Nr 171). 205,21–22 das bessere Papier herüber zu schicken] Schiller hatte am 2. September angekündigt, er wolle zum geplanten Druck des Umschlags „etwas beßeres Papier von hier aus schicken“ (NA 29, 272; vgl. RA 2, Nr 1456). 205,24 Umschlag zu den Propyläen] Die Einbanddecke für die „Propyläen“Hefte wurde in einer neuartigen Drucktechnik, dem anaglyphischen Verfahren, hergestellt (vgl. zu 174,22). Die fertigen Umschläge zeigen auf der Vorder- und Rückseite jeweils eine aus Ähren und Pinienzapfen gebildete umlaufende Zierkante.

SEPTEMBER 1798

461

205,25 Probedruck] Der als Beilage übersandte Probedruck zur Einbanddecke für die „Propyläen“ ist nicht überliefert. 205,27 Facius] Der Medailleur Friedrich Wilhelm Facius war mit Probedrucken für das Deckblatt zur geplanten Zeitschrift „Propyläen“ beauftragt worden. 206,4–5 zu der Voigtischen Hochzeit hatte ich ein Gedicht ganz disponirt] Am 24. August hatten Christian Gottlob Voigt d. J. und Amalie Henriette Caroline Ludecus geheiratet. Goethe hatte an der abendlichen Feier teilgenommen (vgl. GT II 1, 257). Über das dafür disponierte Gedicht Goethes ist nichts bekannt. 206,8 Freund Richter] Jean Paul hatte sich vom 23. August bis 3. September 1798 in Weimar aufgehalten. Wann genau er mit Goethe zusammentraf, ist nicht bekannt. 206,10–12 daß es mit der Stimmung Narrenspossen seyen 〈…〉 entzücke] In seinem Brief an Christian Otto vom 2. September 1798 gibt Jean Paul eine abweichende Darstellung seines Gesprächs mit Goethe: „Er 〈Goethe〉 wird nach 4 Monaten den Faust volenden; er sagt, ‚er könne 6 Monate seine Arbeit voraussagen, weil er sich zu einer solchen Stimmung der Stimmung durch geistliche und leibliche Diätetik vorbereite.‘ – Schiller säuft 6 Loth Kaffee auf 1 Tasse und braucht Malaga und alles – nicht jeder ist in Kaffee so mässig als ich.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 3, 94.) 206,14–15 das Duplum und Triplum] Lat. das Zweifache und Dreifache. 206,16–17 Ubrigens 〈…〉 gleichfalls in Weimar niederlassen] Jean Paul kam am 26. Oktober 1798 nach Weimar, wo er für fast zwei Jahre bis September 1800 wohnen blieb. Auch Schiller plante, die Wintermonate in Weimar zu verbringen (vgl. zu 62,22–23). 206,17–18 ein Quartier über unserer kleinen Matizeck] Jean Paul wohnte im Hause des Maurers Kühnoldt an der Westseite des alten Marktes, Ecke Windischengasse. Hier lebte auch die Sängerin und Schauspielerin Maria Anna Matiegzeck, die von 1794 bis 1801 am Weimarer Hoftheater engagiert war (vgl. Jean Pauls Sämtliche Werke III 3, 425f.). 206,18–19 dieses theatralische Hausamalgam] Amalgam: Hier übertragen im Sinne von ‚Gemisch‘ ungleicher Hausgenossen (vgl. GWb 1, 440). – Über das Zusammenleben berichtet Jean Paul in einem Brief an Christian Otto vom 3. November 1798: „Die Sängerin unter meinem Tisch, Madischek, besuch ich abends zuweilen nach dem Essen; sie ist eine geradbrechte Version von Philine, und ohne Schönheit. Indes ists für mich eine Gymnastik des Wizes. Sie lacht und singt mehr als sie spricht und mit Recht. Sie erzählte mir, daß sie Göthen gefragt, wie sie mich zu empfangen habe und sie wolle mir trillernd entgegentanzen. ‚Kind, mach’s wie bei mir und sei natürlich‘ sagt er.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 3, 113.)

462

174. An Johann Friedrich Cotta

BRIEF 174

Weimar, 14. September 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 18. – Doppelblatt 18,8 × 23,1 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; spätere Bleistiftkorrekturen von fremder Hd; S. 4 Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 14. 7br 98. / 25 – – / 1 Oct – / 2 –“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 34–35 und 27, 36. – 2 Doppelblätter: 1) 20,6(–20,9) × 33,8(–34,2) cm, 2⁄3 S. beschr. (S. 4 unten; S. 1–4 oben Nr 170K), S. 4 linke Spalte im oberen Drittel Adresse: An Herrn Cotta in Tübingen.; 2) 20,7 × 33,8 cm, 1 S. und 1 Zeile beschr. (S. 3–4; S. 1–2 Nr 161K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 269–271, Nr 3880 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Probeabdruck (vgl. zu 206,24). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 31. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1450). – Cotta antwortete am 1. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1507). Der im Antwortvermerk der Cotta’schen Buchhandlung auf vorliegendem Brief genannte Antwortbrief vom 2. Oktober 1798 ist nicht überliefert. Möglicherweise enthielt er nur Aushängebogen der „Propyläen“. Postsendungen: 14. September 1798 (Drucker Stöcke H l. C o t t a. übersendet.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436). 206,23 fahrenden Post] Auf Empfehlung Cottas erfolgte die Übersendung der Druckmanuskripte und Kupfertafeln in der Regel mit dem Kammerwagen oder der fahrenden Post (vgl. zu 166,16). Der Kammerwagen ging am Freitagmittag von Weimar ab (vgl. Post-Bericht 1798). 206,23–24 Druckerstöcke zu den Decken] Zu den von Friedrich Wilhelm Facius hergestellten beiden Druckstöcken für den Umschlag der broschiert herausgegebenen „Propyläen“-Hefte vgl. zu 137,5–6. Cotta bestätigte ihren Eingang mit seinem Brief vom 1. Oktober 1798. Die Umschläge zeigen auf der Vorder- und Rückseite jeweils eine aus Ähren und Pinienzapfen gebildete umlaufende Zierkante. 206,24 einen Abdruck beylege] Der auf grauem Papier ausgeführte Probeabdruck ist nicht überliefert.

SEPTEMBER 1798

463

206,26–27 nur das Wort: P r o p y l ä e n und die Zahl des 〈…〉 Stückes] Wie von Goethe gewünscht, wurden auf das Deckblatt des Umschlags nur Titel und Bandzählung gedruckt („Propyläen / Ersten Bandes / Erstes Stück.“). Alle weiteren bibliographischen Angaben erfolgten auf der Titelseite. 207,4 Probe unserer neuen Anaglyphik] Goethe hatte das neuartige Druckverfahren in seinem Brief an Cotta vom 25. Juli erläutert (vgl. Nr 145). 207,5–6 die Form auszuwaschen, man den Kitt aber zu schohnen hat] Um saubere Abdrucke zu gewährleisten, musste ein Druckstock regelmäßig gereinigt werden. Die von Facius hergestellte Hochdruckform war offenbar so beschaffen, dass die zu druckenden Teile bzw. Stempel mit einem Haftmaterial befestigt oder verfugt waren, was eine besonders schonende Reinigung erforderte. In seinem Antwortschreiben bemerkte Cotta, dass sich die „MetallMassen“ besser befestigen ließen, „wenn man sie wie die gewönliche BuchdrukerStöcken mit feinen Nägeln anheftete“ (Goethe-Cotta 1, 34f.). 207,10–11 ein graulich Papier 〈…〉 zur Decke] Die ursprünglich diktierte Angabe grau braunes Papier wurde im Briefkonzept zu graulich korrigiert (302,7). Cotta folgte Goethes Wunsch und ließ das Papier vor dem Druck einfärben. Die Umschläge der ersten „Propyläen“-Hefte waren in einem hellbraunen Ton gefasst; erst für das vierte Heft (2. Bd, 2. Stück) wurde rotes Papier verwendet (vgl. GB 14 II, zu 16,18). 207,13–14 die Rothe von den Horen] Für die Umschläge von Schillers Zeitschrift „Die Horen“ wurde ein rot gefärbtes Papier verwendet (vgl. NA 36 I, 31). 207,14–15 Wir wollen 〈…〉 mit unserer Decke changiren] Durch eine wechselnde Farbgestaltung der Umschläge sollten die „Propyläen“ auch optisch aus der Fülle der Verlagsneuerscheinungen herausgehoben und der Absatz der Hefte befördert werden. In Goethes privaten Geschäftsakten zur Herausgabe der Zeitschrift sind verschiedene Probedrucke auf grünem, blauem, rotem und braunem Papier überliefert (vgl. GSA 30/299, Bl. 95, 97–100). Seinen Vorschlag, aus Zeitgründen für das erste Heft zunächst ein neutrales weißes Umschlagpapier zu verwenden, korrigierte Goethe bereits im Konzept (vgl. 302,10). Weitere dort enthaltene Korrekturen Goethes belegen, dass er der Umschlaggestaltung große Bedeutung beimaß. So zeigte sich Goethe mit den an Cotta übersandten Druckstöcken nicht zufrieden, wie der folgenden, ebenfalls im Konzept gestrichenen Passage zu entnehmen ist: nur muß erst der jetzige Zierrath zu seiner größten Vollkommenheit gebracht werden und Sie erhalten etwa fürs dritte Stück ein paar verbesserte Formen und einen Stock um die Rückseite zu zieren (302,12–14). – ‚Changiren‘ von franz. changer: hier im Sinne von ‚abwechseln, in der Farbe variieren‘ (vgl. GWb 2, 978). 207,18 zur F l o r a ein Paar ähnliche Stöcke] Der auf den broschierten Umschlag von Cottas Monatsschrift „Flora. Teutschlands Töchtern geweiht von Freunden und Freundinnen des schönen Geschlechts“ (Tübingen 1793–1803) gedruckte Titel war mit einem schmalen gedruckten Rahmen mit Sternenkante versehen.

464

BRIEF 175

Goethe diktierte im Konzept zunächst schickte, korrigierte diesen Konjunktiv dann aber eigenhändig zu schicke (302,18). Auf sein Angebot, für das sich Cotta in seinem Antwortbrief freundlich bedankte, ging Goethe später nicht mehr ein. 207,19 Die Zeichnung ist schon gemacht] Entsprechende bildliche Entwürfe von der Hand Johann Heinrich Meyers oder von Friedrich Wilhelm Facius sind nicht ermittelt. Der Hinweis wurde von Goethe eigenhändig im Konzept ergänzt und ersetzte die ursprünglich diktierte – und dann gestrichene – Passage: Das Format ist nur sehr klein könnte man den Stock nicht etwas breiter machen als den jetzigen schicken Sie mir etwa das Maas so will ich (302,18–20). 207,21–22 Schillerschen Almanach 〈…〉 Kupferstich nehmen] Goethe hatte zuvor angekündigt, den von Johann Heinrich Meyer entworfenen Umschlagentwurf für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ im anaglyphischen Verfahren umsetzen zu wollen (vgl. 179,3–5), ließ ihn dann aber doch von Johann Christian Ernst Müller in Kupfer stechen (vgl. zu 118,23). 207,28–29 Schaden 〈…〉, der Ihnen durch das Verbot der Weltkunde zuwächst] Cotta hatte Goethe zuvor über die Umstände des im August 1798 durch den Reichshofrat bewirkten Verbots seiner Zeitschrift „Neueste WeltKunde“ informiert: So habe er „einige Stürme durchkempfen“ und „manche kleine Reisen nach Stuttgart“ unternehmen müssen, die ihn von seinen eigentlichen Geschäften abgehalten hätten: „Ich weiß noch nicht den Erfolg von meinen Bemühungen, wie er aber auch seyn mag, so würde zwar der gänzliche Verbot ein grosses lucrum cessans für mich seyn, der wirkliche Schade aber so unbedeutend gemacht werden können, daß ich bei der ganzen Sache nichts als die ungeheure Mühe und Anstrengung, die mich die Gründung dises Instituts kosteten zu bedauren hätte.“ (Goethe-Cotta 1, 31f.; vgl. Fischer, Cotta, 126–129.) Mit Nr 251 erschien am 8. September 1798 das letzte Blatt dieser Zeitschrift, der Goethe von Anfang an mit Zurückhaltung begegnet war (vgl. zu 3,12). 207,29 Redacteur] Ernst Ludwig Posselt. 208,2–3 Ihre neue Zeitschrifft] Nach dem Verbot der „Neuesten WeltKunde“ verlegte Cotta den Druckort der Zeitschrift nach Stuttgart und benannte sie in „Allgemeine Zeitung“ um, die künftig der Zensur unterlag und deren erste Nummer bereits am 9. September erschien. Zur raschen Konsolidierung der „Allgemeinen Zeitung“ trug nicht zuletzt die redaktionelle Tätigkeit von Ludwig Ferdinand Huber bei, der sich um eine liberalere Grundhaltung bemühte. Goethe lieferte im Folgenden einige Beiträge (vgl. zu 211,4). 208,4 die Ihrigen] Gemeint sind Cottas Ehefrau Ernestine Philippine Wilhelmine geb. Haas und der gemeinsame kleine Sohn Georg (vgl. zu 3,18).

SEPTEMBER 1798

465

175. An Karl Christian Adolf Neuenhahn 〈Weimar, 14. September 1798〉 → 〈Nordhausen〉 DAT IERUN G

Der Brief ist unter dem 14. September in Goethes Briefverzeichnis eingetragen (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 442. – Doppelblatt 10,3 × 17 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: WA IV 13 (1893), 271f., Nr 3881 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“ (vgl. zu 208,11–13). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Neuenhahns Brief vom 22. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1438). – Neuenhahn antwortete am 23. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1489). Postsendungen: 14. September 1798 (H l. C o m e r c i e n r a t h. N e u e n h a h n d. i. zurückbehaltnes Concept. nebst dem Gedicht die Metamorph: d. Pfl. betrl:; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 300r; vgl. WA IV 13, 436); 14. September 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 4, Bl. 21v). Karl Christian Adolf Neuenhahn (1745–1810) war der Sohn des Kommerzienrates Carl Christian Neuenhahn aus Nordhausen. 1798 wurde Neuenhahn Kommerzienrat in seiner Heimatstadt, wo er als Brennherr Branntwein herstellte und als Kaufmann tätig war (vgl. Günther Schmid: Goethes Metamorphosen-Elegie und Neuenhahn der jüngere von Nordhausen. In: Thüringische-Sächsische Zeitschrift für Geschichte und Kunst 22 [1933], S. 92–105). Er veröffentlichte zahlreiche Schriften zur Branntweinbrennerei, zu Botanik und Gartenkunde, von denen sich drei Titel in Goethes Bibliothek wiederfinden, die Neuenhahn an Goethe sandte (vgl. Ruppert, Nr 4172 [1–2], Nr 4931, Nr 5387). Sein „Handbuch für Gartenfreunde über alle bekannte Pflanzen der Welt. Erster Band, enthaltend 7865 Arten Gewächse oder die zwölf ersten Klassen des Linn. Geschlechtssystems“ in der zweiten Auflage (1803) widmete er „Dem Gartenfreunde, aber auch, durch Seinen Versuch, in einem der schweresten Fächer der Botanik, die Metamorphose der Pflanzen zu erklären, längst anerkanntem gründlichen Botaniker, dem Herzogl. Sachsen-Weimarischen und Eisenachischen Geheimenrathe und Kammerpräsidenten, Freyherrn J. W. von Goethe, Hochfreyherrl. Exzellenz / als

466

BRIEF 176

einen Beweiß seiner innigsten Ergebenheit ehrerbietigst“ (vgl. Ruppert, Nr 4931; o. S., Widmung vor dem Vorbericht). – Am 16. Juli 1798 besuchte Neuenhahn Goethe in Weimar (vgl. GT II 1, 253). Dieses Gespräch nahm er zum Anlass, Goethe am 22. August 1798 zu schreiben. Der vorliegende Brief ist Goethes Antwort darauf und das einzige überlieferte Schreiben Goethes an Neuenhahn. – Von Neuenhahn sind sieben Briefe an Goethe aus dem Zeitraum vom 22. August 1798 bis 25. Mai 1803 bekannt. 208,7 Die Ehre] Während seines Besuchs am 16. Juli 1798 bei Goethe hatte Neuenhahn, wie er in seinem Bezugsbrief rekapituliert, von einer Pflanzengattung mit Namen „Goethia“ berichtet, von der er gelesen habe und die zu Ehren Goethes zu diesem Name gekommen sei. Da er nicht mehr wusste, wo er es gelesen hatte und die Quelle in seiner Bibliothek nicht finden konnte, wandte sich Neuenhahn an Georg Franz Hoffmann in Göttingen und Albrecht Wilhelm Roth in Vegesack, die ihn von seiner ursprünglichen Überzeugung abbrachten und ihn an seinem Gedächtnis zweifeln ließen. – Am 16. Juli 1800 schrieb Neuenhahn an Goethe erneut in dieser Angelegenheit: Inzwischen hatte er den Jenaer Botaniker Carl Batsch als Namensgeber ermittelt, der 1793 in seiner „Synopsis universalis analytica generum plantarum 〈…〉“ (vgl. Ruppert, Nr 4358) für eine heute unter ‚Bacope‘ geläufige tropische Gattung der Braunwurzgewächse tatsächlich den Namen ‚Goethia‘ verwendet hatte. Die Bezeichnung verschwand jedoch bald wieder aus der Pflanzensystematik. 208,8–9 durch Ihre lebhafte Theilnahme an meinen geringen Arbeiten] In seinem Brief vom 22. August 1798 erwähnt Neuenhahn lediglich Goethes Abhandlung „des Versuchs über die Pflanzen Metamorphose“ (Gotha 1790). 208,11–13 die Idee von Metamorphose der Pflanzen 〈…〉 verbreiten] Goethes Elegie „Die Metamorphose der Pflanzen“, die er am 18./19. Juni 1798 fertig gestellt hatte, war vor dem Hintergrund von Goethes Bemühungen einer poetischen Darstellung der Naturlehre entstanden. Sie lag bereits in einem Bogen gedruckt für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ vor (vgl. S. 17–29; zu 205,14), war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht erschienen. Wahrscheinlich handelte es sich, ähnlich wie im Fall der Zusendung der Elegie an Knebel am 16. Juli – um eine Abschrift. Neuenhahn kündigte in seinem Antwortbrief an, das „Meisterstück“ (H: GSA 28/22, Bl. 468) in einer botanischen Fachzeitschrift mit dem Titel „Archiv für Botanik“, die von Johann Jacob Römer herausgegeben wurde (2. Bd, 1. Stück 1799, S. 34–36), publizieren zu wollen. Teile aus Goethes hier vorliegendem Brief verwendete er für die Einleitung. Am 8. Mai 1800 schickte er ein Exemplar des „Archivs“ (nicht in Ruppert verzeichnet) mit diesem Beitrag an Goethe (vgl. RA 3, Nr 697). 208,13 ich lege hier den Versuch bey] Vgl. die vorangegangene Erläuterung. – Goethe schickte das Gedicht auch an Knebel (vgl. zu 168,5). Die Beilage ist nicht überliefert.

SEPTEMBER 1798

467

208,13–15 Linnè war liberal 〈…〉 Wissenschafft förderlich seyn könnten] Carl von Linné kategorisierte botanische Schriften in 16 Gelehrtenklassen, wobei er unter die ‚Anomali‘ die Theologen, Bibliothekare, Biologen und schließlich die ‚Poetae‘ (lat. Dichter) subsumierte (vgl. John Lewis Heller: Studies in Linnean Method and Nomenclature. Frankfurt a. M., Bern, New York 1983, S. 132). Goethes Deutung, die poetische Behandlung der Natur könne der wissenschaftlichen Auseinandersetzung ebenbürtig an die Seite gestellt werden, stellte Neuenhahn als Einleitung vor den Abdruck im „Archiv für Botanik“ (vgl. zu 208,11–13).

176. An Friedrich Schiller

Weimar, 21. September 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 201. – Doppelblatt 18,9(–19,2) × 22,8(–23) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 305f., Nr 504. WA IV 13 (1893), 273f., Nr 3883. BEIL AG E

Schlüssel (vgl. zu 209,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1480). – Goethe ließ dem vorliegenden Brief am selben Tag noch einen zweiten Brief folgen (vgl. Nr 177). Beide Briefe kreuzten sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1484). – Eine Antwort Schillers unterblieb, da Goethe am 22. September nach Jena fuhr (vgl. GT II 1, 260). 208,18 Mitwochs war ich in Roßla] Goethe hatte sich von Dienstag, dem 18., bis Donnerstag, dem 20. September auf seinem Gut in Oberroßla aufgehalten (vgl. GT II 1, 258–260). Er hatte deshalb nicht, wie gewohnt, am Mittwoch auf Schillers Brief vom Vortag antworten können. Zu Schillers und Goethes Posttagen vgl. zu 55,21. 208,19–20 welchen guten Eindruck auf uns Sie zurückgelassen] Schiller hatte sich vom 10. bis 15. September als Goethes Gast in Weimar aufgehalten (vgl. GT II 1, 258; Schillers Kalender, 98). 208,21 Wallenstein] Zu Schillers Arbeit am „Wallenstein“ und Goethes Teilnahme daran vgl. zu 5,19. Beide hatten am 13. und 14. September gemeinsam aus dem Werk gelesen und über dessen Aufführung beraten (vgl. GT II 1, 258). 208,22 Stimung] Fehlender Geminationsstrich.

468

BRIEFE 177/178

208,23–209,1 auf unser Theater zu schieben] Die Hoffnung, Schillers geplante Trilogie bald im Weimarer Hoftheater aufführen zu können, äußerte Goethe am 25. September auch gegenüber Franz Kirms (vgl. Nr A 31). Die Uraufführung von „Wallensteins Lager“ fand am 12. Oktober statt, „Die Piccolomini“ wurden am 30. Januar 1799 und „Wallensteins Tod“ am 20. April 1799 ebenfalls im Weimarer Hoftheater uraufgeführt. 209,5 Prolog] Schiller hatte im Bezugsbrief mitgeteilt, dass er den geplanten Prolog zu „Wallensteins Lager“ noch einmal überarbeiten wolle, da dieser „für sich allein stehen soll“ (NA 29, 276). Goethe reagierte auf Schillers Zögern mit zunehmender Ungeduld (vgl. zu 384,6). 209,7 zusammen conferiren] Goethe hielt sich vom 22. September bis 1. Oktober in Jena auf. Sein Tagebuch vermerkt für diese Tage mehrere Gespräche über „Wallenstein“ (vgl. GT II 1, 260f.). 209,8 Schlüssel] Schiller hatte im Bezugsbrief um die Nachsendung von drei am 15. September in Weimar vergessenen Schlüsseln gebeten: „Meyern grüße schönstens. Zugleich bitte ich ihn, einen größern und zwei kleinere Schlüßel, die ich in meiner Commode oder sonst irgendwo habe liegen lassen, zu suchen und mir durch die Botenfrau zu schicken.“ (NA 29, 276.) Wie gewöhnlich hatte er in einer Stube in der Mansarde von Goethes Wohnhaus gewohnt, die sich neben den Wohnräumen von Johann Heinrich Meyer befand (vgl. zu 65,18–19). – Zum Verbleib der Beilage ist nichts bekannt. 209,8–9 Das Gedicht 〈…〉 Titel: S t a n z e n hingehen.] Auf Bitten Schillers um weitere Beiträge für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ hatte Goethe am 6. September 1798 ein – noch unbetiteltes – Gedicht zu einem Maskenzug für Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach übersandt (vgl. zu 205,10). Schiller hatte daraufhin in seinem Brief vom 18. September den Titel „Stanzen“ vorgeschlagen (vgl. RA 2, Nr 1480). 209,10 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

177. An Friedrich Schiller Weimar, 21. September 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 202–203. – Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: 20 / Des Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgl / Jena / fr.; Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 306f., Nr 504a. WA IV 13 (1893), 274, Nr 3884.

SEPTEMBER 1798

469

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief Schillers sind nicht bekannt. – Der vorliegende Brief beinhaltet einen Nachtrag Goethes zu seinem ersten Brief an Schiller vom selben Tag (vgl. Nr 176). Beide Briefe Goethes kreuzten sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1484). – Eine Antwort Schillers unterblieb, da Goethe am 22. September nach Jena fuhr (vgl. GT II 1, 260). 209,13 meinem Briefe] Vgl. Nr 176. 209,14 S c h w e i z e r P a p i e r] Das in Basel produzierte hochwertige Druckpapier war in der Qualität dem teuren Holländischen Papier vergleichbar. Beide Papiere zeichnen sich durch eine besondere Glätte, Festigkeit und Feinheit aus und waren deshalb zum Druck von Kupferstichen geeignet. 209,14 Titelkupfers] Das von Johann Heinrich Meyer entworfene und von Heinrich Guttenberg als Kupferstich ausgeführte Titelkupfer zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ zeigt eine Frauengestalt in antikem Gewand (Psyche), die unter einem traubenbehangenen Weinstock Amor die Brust gibt (vgl. zu 118,20–21). Die ersten Abzüge lagen im Oktober vor. 209,15 H e r t e l] Der Papierwarenhändler Johann Friedrich August Hertel führte in Jena in der Johannisstraße Nr 37 eine Kunst- und Papierhandlung. Goethe gehörte zu ihren Kunden. 209,16 bald zu schicken] Goethe, der am folgenden Tag nach Jena fuhr (vgl. GT II 1, 260), übernahm diesen Auftrag selbst (vgl. zu 209,18–19).

178. An Johann Heinrich Meyer Jena, 26. September 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 16,3 × 19,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Professor Meyer / auf dem Frauenplan / Weimar / frank; Reste einer roten Verschlussoblate, Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 65, Nr 32 (Teildruck: 209,22–24 Schillern hoffe ich 〈…〉 allerliebst sind.). E2: WA IV 13 (1893), 277, Nr 3887 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Druckpapier (vgl. zu 209,18–19).

470

BRIEF 179

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Meyer antwortete am 29. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1498). 209,18–19 Papier das zu dem Titelkupfer bestimmt ist] Der Druck des von Johann Heinrich Meyer entworfenen Titelkupfers zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erfolgte in Weimar. Das dafür geeignete Druckpapier erwarb Goethe in Jena, vermutlich bei dem dort ansässigen Papierwarenhändler Johann Friedrich August Hertel (vgl. zu 209,15). Eine entsprechende Rechnung ist in Goethes Akten nicht überliefert; möglicherweise erfolgte sie über Meyer, dessen Auslagen Cotta im November 1798 erstattete (vgl. zu 230,18–19). 209,19–20 eine Anzahl Abdrücke 〈…〉 zu besorgen] In seiner Antwort bestätigte Meyer den Erhalt des Papiers und teilte mit, dass es „für 400 Stück beym Drucker“ (Goethe-Meyer 2, 54) sei. Die ersten Abzüge konnte Goethe erst am 3. Oktober an Schiller senden (vgl. Nr 182). 209,20 Einbinden] Die Bindung des von dem Jenaer Buchdrucker Goepferdt gedruckten „Musen-Almanachs für das Jahr 1799“ erfolgte bei Cotta. 209,22 Schillern hoffe ich noch das Vorspiel zu entreißen] Ähnlich besorgt zeigte sich Goethe auch gegenüber Franz Kirms (vgl. 384,6–7). Goethe erhielt das Manuskript zu „Wallensteins Lager“ schließlich am 29. September (vgl. zu 210,17). 210,1 meine Arbeit geht von statten] Neben den Vorbereitungen zur geplanten Uraufführung von „Wallensteins Lager“ beschäftigte sich Goethe in diesen Tagen in Jena mit seinem geplanten „Propyläen“-Beitrag „Diderots Versuch über die Mahlerey“ (vgl. GT II 1, 261).

179. An Christiane Vulpius

Jena, 27. September 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 101. – Doppelblatt 16,2 × 20 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 278, Nr 3888 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Quittung (vgl. zu 210,5).

SEPTEMBER 1798

471

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 26.? September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1495). – Christiane Vulpius antwortete am 29.? September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1502). Postsendungen: 27. September 1798 (eine Schachtel nach W.; GR/Jena 1798, 2, Bl. 4r). 210,5 die Quittung für das Geld] Ende September war wieder die Anweisung von Knebels Rentenansprüchen fällig, die Goethe für ihn besorgte (vgl. zu 18,14–15). – Knebel hatte die „Quittungen auf das gegenwärtige nächste Quartal“ (H: GSA 28/494, Bl. 29; vgl. RA 2, Nr 1468) am 8. September an Goethe geschickt. – Es ist allerdings auch möglich, dass es sich hier um die am 24. September unterzeichnete Quittung Johann Georg Paul Goetzes für sein vierteljährliches „gnaden Gehalt“ (GR/Belege 1798, 4, Bl. 8; vgl. zu 148,1) handelte. 210,6 Meine Arbeiten] Goethe arbeitete während seines Jena-Aufenthalts vom 22. September bis 1. Oktober 1798 laut Tagebuch an den „Propyläen“, an seiner Übersetzung „Diderots Versuch über die Mahlerey“ sowie an dem Aufsatz „Weimarischer neudekorierter Theatersaal. Dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller“, der am 12. Oktober 1798 in Cottas „Allgemeiner Zeitung“ erschien (vgl. GT II 1, 260f.). 210,7–8 Montags früh von hier abzugehen 〈…〉 in Weimar bin] Goethe reiste wie geplant am 1. Oktober Früh von Jena weg. (GT II 1, 261.) 210,8 den Nachmittag nutzen] Am Nachmittag besichtigte Goethe laut Tagebuch vermutlich mit Herzogin Anna Amalia das Weimarer Theater (vgl. GT II 1, 261), da sich die Arbeiten am Umbau verzögert hatten (vgl. RA 2, Nr 1504). Abends hielt er dort eine Probe mit dem Schauspielerehepaar Burgdorf ab. 210,9 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 210,10 Keine Nüsse in den grünen Schaalen sind nicht mehr zu haben] Christiane Vulpius benötigte Walnüsse in der Schale wahrscheinlich zum Pflaumenmus-Kochen: Auf drei Körbe Pflaumen wurden in einem zeitgenössischen Rezept neben anderen Zutaten „3 Schock welsche Nüsse nebst der grünen Schale“ gegeben: „Die grüne Schale wird von den Nüssen abgemacht und mitgekocht.“ (〈Johanna Catharina Morgenstern-Schulze〉: Unterricht für ein junges Frauenzimmer, das Küche und Haushaltung selbst besorgen will, aus eigner Erfahrung ertheilt von einer Hausmutter. Frankfurt, Leipzig 1785, S. 373.) Im Jahr 1799 bat sie Goethe ebenfalls um die Besorgung von Nüssen zu diesem Zweck (vgl. Brief vom 6. Oktober 1799; GSA 28/27, Bl. 255; RA 3, Nr 379). „Wölsche Nüße“ (welsche Nüsse, Walnüsse) finden sich in Goethes Rechnungsbelegen für das Jahr 1798 lediglich unter dem 7. September 1798 (GR/Belege 1798, 7, Bl. 11). Goethes Rechnungsbuch zufolge wurde am 27. September eine Schachtel nach W〈eimar〉 (GR/Jena 1798, 2, Bl. 4r) gesendet, die vermutlich Nüsse ohne Schalen enthielt. – Zur Verwendung der doppelten Negation vgl. zu 150,21–22.

472

BRIEFE 180/181

210,11 so darfst du es Sonabends nur schreiben] In Christiane Vulpius’ Antwortbrief vom Samstag, dem 29.? September 1798 gab sie lediglich ihrer Wiedersehensfreude Ausdruck – die bestellten Nüsse blieben unerwähnt.

180. An Friedrich Schiller

〈Jena〉, 29. September 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 206–207. – Doppelblatt 16,1 × 19,7(–20) cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 3 und 4 Reste einer roten Verschlussoblate; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath / Schillers / Wohlgebl. – Egh. (?) Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 210,15 Anfangs|-|liede. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 309f., Nr 505a. WA IV 13 (1893), 278, Nr 3889. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1499). – Der vorliegende Brief wurde innerhalb Jenas befördert. Sein Eingang sowie Schillers Antwortbrief sind nicht in Schillers Kalender verzeichnet (vgl. Schillers Kalender, 101). Schillers Kalender vermerkt jedoch für denselben Tag die an Goethe erfolgte Abgabe des Manuskripts von „Wallensteins Lager“ (vgl. zu 210,17). 210,14–15 Ihre Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs] Schillers historische Abhandlung „Geschichte des dreyßigjährigen Krieges“ war zunächst in Fortsetzungen in dem von Georg Joachim Göschen verlegten „Historischen Calender für Damen“ (1791–1793) erschienen (zu den in Schillers Bibliothek überlieferten Exemplaren vgl. Schillers Bibliothek, Nr 35). Ob Goethe diese Ausgabe oder einen späteren Nachdruck (vgl. ebd., Nr 33) durch Schiller erhielt, ist nicht bekannt. 210,15 Anfangs liede] Zu dem als Eingangslied für „Wallensteins Lager“ geplanten „Liedlein von Magdeburg“ vgl. zu 213,1. 210,17 Wallensteins Lager] Zur Entstehungsgeschichte von Schillers „Wallenstein“-Trilogie vgl. zu 5,19. Laut seinem Kalendereintrag vom 29. September („Wallensteins Lager abgeliefert.“; Schillers Kalender, 100) hatte Schiller das Manuskript Goethe übermittelt, dem es zum Zeitpunkt der Ausfertigung des vorliegenden Briefes vorlag. Goethe nahm das Manuskript am 1. Oktober mit nach Weimar, wo am 4. Oktober die erste Leseprobe stattfand (vgl. GT II 1, 261). 210,18–19 die modern-Antiken 〈…〉 auf dem Jenaischen Theater beschauen] Wahrscheinlich handelte es sich um eine Liebhaberaufführung von Gott-

SEPTEMBER 1798

473

hold Ephraim Lessings Lustspiel „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück“ (1767), die im Hause von Christian Gottfried Schütz veranstaltet wurde (vgl. Sophie Mereau-Brentano: Wie sehn’ ich mich hinaus in die freie Welt. Tagebuch, Betrachtungen und Vermischte Prosa. Hrsg. von Katharina von Hammerstein. München 1997, S. 46). Zu Goethes wiederholter Teilnahme an solchen Aufführungen vgl. Heinrich Bosse: Jenaer Liebhabertheater 1775–1800. In: JbdDSG 51 (2007), S. 101–139 und zu 244,20. In seinem Antwortbrief bemerkte Schiller, Goethe möge sich „bei dem Drama aus dem siebenjährigen Krieg so gut Sie können“ (NA 29, 279) unterhalten. 210,21–22 Morgen Mittag 〈…〉 manches durchzureden.] Goethes Tagebucheintrag vom 30. September vermerkt einen entsprechenden Besuch bei Schiller, wo man den Prolog zu „Wallensteins Lager“ sowie Goethes geplanten „Propyläen“-Beitrag „Diderots Versuch über die Mahlerey“ besprach (vgl. GT II 1, 261).

181. An Johann Friedrich Cotta

Jena, 29. September 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 19. – 1 Bl. 11,8 × 19 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; Rs. Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe d. 29. Sept 98 / 5. Oct / 7 ––“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 40, 45. – Doppelblatt 20,6(–20,9) × 34,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse: An Herrn Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: Schiller-Cotta (1876), 313f. WA IV 13 (1893), 279, Nr 3890. BEIL AG E

Aufsatz „Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal“ (vgl. zu 211,3–4). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 11. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1473). – Cotta antwortete am 7. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1513). 211,1–2 etwas zur neuen Zeitung] Cotta hatte von der Verlegung seiner – von „Neueste WeltKunde“ in „Allgemeine Zeitung“ umbenannten – Tageszeitung berichtet und Goethe um Beiträge gebeten. Die erste Nummer der in Stuttgart gedruckten „Allgemeinen Zeitung“ war am 9. September 1798 erschienen.

474

BRIEF 182

211,3–4 einige Nachricht vom Wallenstein] Goethes Text wurde am 12. Oktober 1798 – dem Tag der Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters – in der „Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel „Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal. Dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller. (Auszug eines Briefes aus Weimar.)“ veröffentlicht (Sp. 1–3). Der namentlich nicht gekennzeichnete Beitrag ist auf den 29. September 1798 datiert und enthält eine Beschreibung des durch Thouret umgebauten neuen Theatersaals sowie die detaillierte Ankündigung von Schillers geplanter „Wallenstein“-Trilogie. Goethe hatte seinen in Briefform gehaltenen Beitrag am 26. und 27. September in Jena erarbeitet (vgl. GT II 1, 260 sowie das in Goethes privaten Geschäftsakten überlieferte eigenhändig korrigierte Manuskript [GSA 30/299, Bl. 41–44; vgl. WA I 40, 395f.]). Die an Cotta übersandte Druckhandschrift ist nicht überliefert. 211,4 Sie erhalten nach und nach mehr hierüber] Goethe sandte in den folgenden Wochen und Monaten weitere Beiträge zur Veröffentlichung in der „Allgemeinen Zeitung“: „Prolog zu Wallensteins Lager. Gesprochen bei WiederEröfnung der SchauBühne in Weimar im October 1798“ (24. Oktober, Sp. 1–3), „Eröffnung des weimarischen Theaters. Aus einem Briefe“ (Beilage vom 7. November 1798, Sp. 1–12) und „Die Piccolomini. Wallensteins Erster Theil. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Von Schiller“ (Nr 84, 25. März 1799, S. 361–363; Nr 85, 26. März 1799, S. 365; Nr 86, 27. März 1799, S. 369f.; Nr 87, 28. März 1799, S. 373f.; Nr 88, 29. März 1799, S. 377; Nr 89, 30. März 1799, S. 381f.; Nr 90, 31. März 1799, S. 385f.). Zudem lieferte Goethe einen Beitrag zu Konrad Grübels Volksdichtungen (vgl. zu 262,1). 211,5–7 wenn der Ton 〈…〉 erhalten sollte] Im Unterschied zu Ernst Ludwig Posselt vertrat der mit der Hauptredaktion der „Allgemeinen Zeitung“ beauftragte Ludwig Ferdinand Huber gemäßigtere Positionen. Das Verbot der „Neuesten WeltKunde“ dürfte Gegenstand des Gesprächs über Journal und Zeitungsverhältnisse gewesen sein, das Goethe zwei Tage zuvor mit Schiller am 27. September in Jena geführt hatte (GT II 1, 261). Zu beider Kritik an Posselts „Neuester WeltKunde“ vgl. zu 15,17–18. 211,9 ersten Stück der Propyläen] Goethe bestätigte dessen Empfang am 17. Oktober (vgl. zu 225,23). 211,10 Manuscript zu dem zweyten] Goethe übersandte es am 19. Oktober (vgl. zu 228,17).

OKTOBER 1798

182. An Friedrich Schiller

475

Weimar, 3. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 211. – Doppelblatt 18,9(–19,1) × 22,8(–23) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe von Ort und Datum sowie egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 313f., Nr 508. WA IV 13 (1893), 279f., Nr 3891. BEIL AG E

Titelkupfer und Umschläge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (vgl. zu 211,21–22). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 2. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1508). – Schiller antwortete am 4. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1509). 211,14 den Prolog in den Almanach zu rücken] Schiller hatte angekündigt, seinen „Prolog zu Wallensteins Lager“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 241–247; vgl. NA 8 N II, 423–426) zu veröffentlichen, um die Zahl der darin enthaltenen Beiträge zu erhöhen und dem Prolog eine größere Verbreitung zu sichern. Sein Druck erfolgte in den folgenden Tagen bei Johann Christian Gottfried Goepferdt in Jena. 211,14–15 er mag in den Posselt] Schillers „Prolog zu Wallensteins Lager“ erschien am 24. Oktober 1798 in der von Ernst Ludwig Posselt redaktionell betreuten „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. NA 8 N II, 427–430). 211,16 Ubiquietät] Ubiquität: Allgegenwart (von lat. ubique: überall). – Anspielung auf den umtriebigen Carl August Böttiger (vgl. zu 60,4). Goethe wollte vermeiden, dass Böttiger in der „Allgemeinen Zeitung“ über die Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters und die Uraufführung von „Wallensteins Lager“ berichtet (vgl. Schillers Brief an Christian Gottfried Körner vom 29. Oktober 1798; NA 29, 295). Böttigers Bericht erschien im Novemberheft des „Journals des Luxus und der Moden“ (vgl. zu 229,11). 211,18–19 die Anlage dazu] Schiller hatte Goethe den Entwurf seines Prologs vermutlich während dessen Aufenthalt in Jena zwischen dem 22. September und dem 1. Oktober vorgestellt. 211,21–22 Abdrücke von der Decke und Titelkupfer] Die in Weimar erfolgende und von Johann Heinrich Meyer beaufsichtigte Herstellung der Titelkupfer und Umschläge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ verzögerte sich mehrfach. Wie viele Exemplare Goethe mit dem vorliegenden Brief übersandte, ist nicht bekannt. Die Beilage ist nicht überliefert.

476

BRIEF 183

211,23 Confusion] Unordnung, Verwirrung, Zerstreuung (vgl. GWb 5, 566). Seit der Rückkehr aus Jena am 1. Oktober war Goethe wesentlich mit den Vorbereitungen zur Wiedereröffnung des Hoftheaters beschäftigt (vgl. GT II 1, 261). Für den 3. Oktober verzeichnet sein Tagebuch lediglich: An Hof. (Ebd.) 212,1 vom] Schreibversehen für ‚von‘. 212,3 schreiben wie viel Sie noch überdieß brauchen] Nach weiteren Verzögerungen mahnte Schiller Anfang November die Lieferung von 600 Titelkupfern und Umschlägen für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ an, woraufhin Goethe am 10. November eine erste Lieferung sandte (vgl. zu 236,14).

183. An Friedrich Schiller

Weimar, 5. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 213. – Doppelblatt 19 × 23,7 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 316–318, Nr 510. WA IV 13 (1893), 280–282, Nr 3892. BEIL AG E

Druckschrift (vgl. zu 212,24). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 4. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1509). – Schiller antwortete am 5. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1511). 212,6 Der Prolog ist gerathen wie er angelegt war] Schiller hatte den von Goethe am 3. Oktober erbetenen „Prolog zu Wallensteins Lager“ im Bezugsbrief übersandt. 212,8 penetriren] Hier im Sinne von ‚sich erfüllen lassen, sich einer Idee oder einem Eindruck hingeben‘ (vgl. GWb 6, 1188). 212,12 meine Edition] Zu Goethes folgenden Bearbeitungsvorschlägen vgl. zu 214,12–15. 212,13 den Druck noch 〈…〉 aufschieben] Nach Schillers Auskunft vom folgenden Tag befand sich der Prolog bereits im Druck bei Goepferdt und konnte nicht aufgehalten werden. 212,14 einerley Lesart] Der „Prolog zu Wallensteins Lager“ wurde in Schillers Textfassung sowohl im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 241–247; vgl. NA 8 N II, 423–426) als auch in der „Allgemeinen Zeitung“ vom 24. Oktober 1798 (vgl. ebd., 427–430) veröffentlicht.

OKTOBER 1798

477

212,14–15 Montag soll er gleich nach Stuttgard] Der entsprechende Brief Goethes an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ in Stuttgart ist nicht überliefert (EB 102; vgl. 222,17–20). 212,17 Vohs] Der „Prolog zu Wallensteins Lager“ wurde in Goethes Bearbeitung zur Uraufführung am 12. Oktober und noch einmal am 13. Oktober vom Schauspieler Heinrich Vohs im Kostüm Max Piccolominis vorgetragen (vgl. Theater/Musik Weimar). Der seit 1793 am Weimarer Hoftheater engagierte Schauspieler spielte vor allem die Rollen der jugendlichen Helden. 212,17 Vorspiel] Die ersten beiden Leseproben zur Uraufführung von „Wallensteins Lager“ fanden am 4. und 5. Oktober statt, eine dritte folgte am 6. Oktober (vgl. GT II 1, 261). 212,18 Leißring] Der Schauspieler August Leißring spielte den ersten Holkischen Jäger. 212,18 Weyrauch] Der seit 1793 in Weimar engagierte Schauspieler und Opernbuffo Vincent Weyrauch spielte den Wachtmeister. 212,18 Haide] Der Schauspieler Friedrich Haide übernahm die Rolle des wallonischen Kürassiers. Zu Haide, der seit 1793 am Weimarer Hoftheater engagiert war, vgl. GB 10 II, zu 276,32. 212,18–19 declamiren die gereimten Verse 〈…〉 nichts anders gethan hätten] Im Unterschied zu den überwiegend in Prosa gesprochenen Bühnenfassungen wurde Schillers Drama „in kurzen gereimten Versen“ (Schiller an Iffland, 15. Oktober 1798; NA 29, 290) vorgetragen. Auf die für Schauspieler wie Zuhörer gleichermaßen ungewohnte Herausforderung nimmt Schiller in seinem „Prolog zu Wallensteins Lager“ Bezug (V. 129–138; vgl. NA 8 N II, 426). Nach der erfolgreichen Uraufführung des Stücks am 12. Oktober bestand Schiller gegenüber Cotta darauf, dass das Stück auch künftig „nicht anders als in gereimten Versen gespielt werden kann und darf, und daß es eine Schande für jedes Theater seyn würde, das sich vor gereimten Versen fürchtete, nachdem es in Weimar mit Glück ausgeführt worden“ (Schiller an Cotta, 19. Oktober 1798; NA 29, 292). 212,23–24 zu unserm Zwecke beyzutragen] Goethe hatte dies in seinem Brief an Schiller vom 29. September angekündigt (vgl. Nr 180). 212,24 einen Band des Pater Abraham] Bei dem an Schiller übersandten Werk handelte es sich um den ersten Band der vierteiligen Ausgabe „Judas Der ErtzSchelm/ Für ehrliche Leuth/ Oder: Eigentlicher Entwurff/ und Lebens-Beschreibung deß Iscariotischen Bößwicht“ (Salzburg 1687–1695) des Augustinermönchs und Wiener Hofpredigers Abraham a Sancta Clara (eigentlich Johann Ulrich Megerle). Goethe hatte die vollständige Ausgabe am 5. Oktober aus der Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, Nr 130). Aus dem durch Goethe übersandten Band nutzte Schiller vor allem die dieser Ausgabe angebundene Traktatsammlung „Reimb dich/ Oder Ich Liß dich/ Das ist: Allerley Materien/ Discurs/ Concept/ und Predigen/ welche bißhero in underschidlichen Tractätlen getruckt worden“ (Luzern 1687).

478

BRIEF 184

212,25 Capuzinerpredigt] Für die Gestaltung des gleichnamigen Monologs in „Wallensteins Lager“ nutzte Schiller die durch Goethe erhaltene Traktatsammlung „Reimb dich/ Oder Ich Liß dich“, besonders den Traktat „Auff/ auff ihr Christen!“ (vgl. zu 215,9). 212,26 D a s R a b e n C r a s] Der gleichnamige Vers findet sich wie von Goethe angegeben in der in der Traktatsammlung „Reimb dich/ Oder Ich Liß dich“ enthaltenen Abhandlung „Mercks Wienn/ Das ist: Deß wütenden Tods ein umständige Beschreibung In Der berühmten Kayserlichen Haupt- und Residentz-Statt in Oesterreich“ auf Seite 77: „O wie wahr ist es/ was der Poet sagt! / Das Raben Cras, hat schon den Paß/ Vielen zum Heyl verschlossen/ Der schlimme Morgen/ und lange Borgen/ Hat viel zur Höll gestossen.“ Gemeint ist die Warnung davor, Dinge auf Morgen zu vertagen (lat. cras: morgen). – Schiller griff Goethes Anregung nicht auf. 212,26 in Genasts Munde] Der Schauspieler Anton Genast trat in der Rolle des Kapuziners auf. Zu Genasts Bericht von den Proben und der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ vgl. Genast, Aus dem Tagebuche 1, 99–104. 212,27 s. die gezeichnete Seite p: 77.] Vgl. die vorgehende Erläuterung. 213,1 Das Anfangslied bring ich auch nicht zu Stande] Das als Eingangslied für „Wallensteins Lager“ geplante „Liedlein von Magdeburg“ (NA 29, 285) wurde später wieder verworfen. Das Gedicht wurde erstmals 1836 unter dem Titel „Die Zerstörung Magdeburgs“ als ein Werk Goethes veröffentlicht (WA I 5.1, 41f.; vgl. Inventare 2 I, 172 und 912). 213,1–2 etwas schickliches dafür zu substituiren] Bei der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ am 12. Oktober wurde das von Goethe und Schiller gemeinsam verfasste „Soldatenlied“ vorgetragen (vgl. zu 215,1). 213,2–3 folgenden Repräsentationen] Weitere Aufführungen von „Wallensteins Lager“ fanden am 13. Oktober, am 3. November sowie am 3. Dezember statt. 213,6–7 Ihre Ankunft] Auf Goethes Wunsch kam Schiller am 11. Oktober nach Weimar, wo er bis zum 14. Oktober blieb (vgl. zu 216,5–6). 213,7–8 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

184. An Friedrich Schiller

Weimar, 6. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 217. – Doppelblatt 17,4 × 21,7 cm, 1 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 322f., Nr 512. WA IV 13 (1893), 282f., Nr 3893.

OKTOBER 1798

479

BEIL AG EN

1) Manuskript von Schillers „Prolog zu Wallensteins Lager“ (vgl. zu 213,11). 2) Manuskript von Schillers „Wallensteins Lager“ (vgl. zu 213,26). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 5. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1511). – Schiller antwortete am 6. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1512). 213,11 Hier kommt der Prolog zurück] Schiller hatte mit dem Bezugsbrief den überarbeiteten „Prolog zu Wallensteins Lager“ übersandt und um eine rasche Antwort Goethes gebeten. Das Manuskript ist nicht überliefert. 213,13–14 statt der Stelle 〈…〉 die andere eingefügt werde] Möglicherweise handelte es sich um die Verse 10–31 des Prologs (vgl. NA 8 N II, 383). In seinem Antwortbrief stimmte Schiller den Änderungen zu und betonte, dass er „gegen die drey angeführten Gründe“ (NA 29, 286) keine Einwände habe. 213,16 von unsern Schauspielern] Auf die Weimarer Schauspieler beziehen sich die Verse 10–14 des Prologs. 213,17 Iffland] Auf August Wilhelm Iffland sind die Verse 15–17 des Prologs zu beziehen. 213,18 eine Stelle auf Schrötern gedeutet] Der Hoffnung, den Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder für ein Gastspiel in Weimar und für die Rolle des Wallenstein zu gewinnen, sind die Verse 18–21 des Prologs gewidmet. 213,19 gedruckte Exemplare] Schiller hatte dem Bezugsbrief einen Korrekturabzug mit dem für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ gedruckten Prolog beigelegt. In seiner Antwort kündigte Schiller an, sechs Sonderdrucke beauftragen zu wollen, „um die Copisten Arbeit zu ersparen“ (NA 29, 286). Goethe entschied sich dagegen für die Anfertigung zweier Abschriften (vgl. 214,9–10). 213,20 Montags] 8. Oktober. 213,20 so schicke ich gleich eins an Schrötern] Vgl. Goethes Brief an Friedrich Ludwig Schröder vom Sonntag, 7. Oktober 1798 (Nr 187). 213,21 und eins nach Stuttgard] Vgl. Goethes – nicht überlieferten – Brief an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ in Stuttgart (EB 102; vgl. 222,17– 20). 213,22 Expressen] Entsprechende Eilboten (‚Expressen‘ bzw. ‚expresse Boten‘) waren eine wichtige Alternative zu der reitenden und fahrenden Post sowie zu den ‚Botenfrauen‘ bzw. ‚Botenweibern‘ (vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21). Es handelte sich um Lohn- oder Mietboten, die bei besonders dringenden Sendungen einzeln beauftragt und eigens bezahlt wurden (vgl. GWb 3, 504). Goethe und Schiller nutzten diese Form der Expressbeförderung in diesen Tagen mehrfach, weil der Aufführungstermin von „Wallensteins Lager“ (am 12. Oktober) drängte. Wie von Goethe vorgeschlagen, sandte Schiller seinen Antwortbrief mit dem Eilboten nach Weimar zurück (vgl. Schillers Kalender, 101).

480

BRIEF 185

213,22–23 Correcturbogen] Wie gewünscht, sandte Schiller den Korrekturabzug mit dem für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ gedruckten Prolog an Goethe zurück. 213,26 ein Theil des Vorspiels] Um welche Manuskriptteile von „Wallensteins Lager“ es sich hierbei handelte, ist nicht ermittelt. Die Beilage ist nicht überliefert. 214,4 es werde bald Abend und alles vorbey seyn] Am 6. Oktober fand die dritte Leseprobe von „Wallensteins Lager“ statt. Sie wurde bereits im umgebauten neuen Theatersaal veranstaltet (vgl. GT II 1, 261).

185. An Friedrich Schiller

Weimar, 6. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 218–219. – Doppelblatt 19,1 × 23,1 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. (?) Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 215,11 Schroöter. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 324–327, Nr 512a. WA IV 13 (1893), 283–285, Nr 3894. BEIL AG E

Gedicht zu „Wallensteins Lager“ („Soldatenlied“) (vgl. zu 215,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1512). – Schiller antwortete am 7. oder 8. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1514). 214,7 Mit der heutigen Abendpost] Die reitende Post nach Jena ging jeweils am Samstag- und Sonntagabend ab, so dass die Postsendung den Adressaten erst am folgenden Tag erreichte (vgl. Post-Bericht 1798; vgl. Schillers Kalender, 100). 214,9–10 zwey Abschrifften 〈…〉 gleichlautend mit Ihrem gedruckten] Vgl. zu 213,19. Die beiden Abschriften des Prologs wurden nach dem Erstdruck im „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ angefertigt. Eine Abschrift übersandte Goethe als Beilage seines Briefes an Friedrich Ludwig Schröder vom 7. Oktober (vgl. Nr 187). Die zweite Abschrift ging an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. EB 102), wo sie am 24. Oktober veröffentlicht wurde. 214,10–11 Der von mir veränderte Periode 〈…〉 wird eingeschaltet.] Schiller hatte zuvor der von Goethe vorgeschlagenen Korrektur des Prologs zugestimmt (vgl. zu 213,13–14). – ‚Periode‘ (von lat. periodus: Gliedersatz), hier im Sinne von ‚Vers‘ (vgl. GWb 6, 1199).

OKTOBER 1798

481

214,12–15 Für die Recitation 〈…〉 was wir wollen.] Zum besseren Verständnis des Weimarer Theaterpublikums bearbeitete Goethe Schillers Prolog für die Uraufführung von „Wallensteins Lager“ am 12. Oktober. Die Korrekturen, auf die Goethe hier explizit Bezug nimmt, betrafen V. 32 („Denn schnell und spurlos geht die Schauspielkunst“ statt: „Denn schnell und spurlos geht des Mimen Kunst“; NA 8 N II, 387 und 423) und V. 50 („Bey der Epoche, die der Kunst Thaliens“ statt: „Die neue Aera, die der Kunst Thaliens“; ebd., 388 und 424). Während der Name Wallensteins in Schillers Prolog nicht genannt wird, findet er in Goethes Fassung doppelte Erwähnung: In einer nach V. 93 eingeschobenen Zeile („Brauch’ ich ihn erst zu nennen? Wa l l e n s t e i n!“) sowie in V. 111 („Doch ists nicht Wa l l e n s t e i n der euren Augen heut“ statt: „Nicht Er ists, der auf dieser Bühne heut“; ebd., 389). Der Prolog in Goethes Bearbeitung wurde nur am 12. und 13. Oktober im Weimarer Hoftheater vorgetragen; Sprecher war der Schauspieler Heinrich Vohs im Kostüm Max Piccolominis. Zur Überlieferung dieser aus Christian Gottlob Voigts Nachlass überlieferten handschriftlichen Textfassung vgl. Anita und Jochen Golz: „Ernst ist das Leben, heiter sey die Kunst!“ Goethe als Redakteur des „Wallenstein“-Prologs. In: Im Vorfeld der Literatur. Vom Wert archivalischer Überlieferung für das Verständnis von Literatur und ihrer Geschichte. Studien. Hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1991, S. 17–29 sowie NA 8 N III, 24. 214,19–20 Der Saal sieht sehr artig aus] Der Zuschauerraum des Weimarer Hoftheaters war seit Mitte Juli nach einem Entwurf des Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret umgebaut worden und stand kurz vor seiner Fertigstellung. In Goethes Tagebuch ist für diesen Tag die Beschäfftigung mit der neuen Theatereinrichtung (GT II 1, 261) vermerkt. 214,21 Widersacher] Der Umbau war u.a. von Franz Kirms (vgl. zu 193,20–21) und Wilhelm von Wolzogen (vgl. zu 172,5) kritisiert worden. 214,22 Das Vorspiel geht recht artig.] Gemeint sind die Theaterproben zu „Wallensteins Lager“. Das Stück wurde am 12. Oktober unter dem Titel „Ein Vorspiel zu den beyden Trauerspielen Piccolomini, und Wallenstein, von Schiller“ uraufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). 214,22 Es war heute Probe auf dem Theater.] In Goethes Tagebuch ist für diesen Tag eine dritte Leseprobe verzeichnet, die bereits im umgebauten Theatersaal stattfand (vgl. GT II 1, 261). 214,23 auf die geringste Verändrung Verzicht thun] Schiller hatte im Bezugsbrief eine Reihe von Textveränderungen vorgeschlagen, was Goethe vor allem aus probenpraktischen Gründen ablehnte. 214,24 eine so neue und fremde Aufgabe] Die Schauspieler sprachen in den ihnen ungewohnten Knittelversen (vgl. zu 212,18–19). 215,1 Soldatenlied] Einen entsprechenden Entwurf hatte Goethe am 5. Oktober angekündigt (vgl. 213,1–3). Schiller fügte dem Gedicht einige weitere Verse hinzu und sandte es am 9. Oktober mit der Bemerkung an Goethe zurück, „daß es gut

482

BRIEF 186

seyn wird, dem Zuschauer Anfangs etwas Zeit zu geben, sowie auch den Statisten selbst, die Gruppe in ihrer Bewegung zu sehen, und die Anordnungen zu machen. Sie werden es wohl so einrichten, daß mehrere Stimmen sich in die Strophen theilen, und daß auch ein Chorus die letzten Zeilen immer wiederhohlt.“ (NA 29, 288f.; vgl. RA 2, Nr 1515.) Das „Soldatenlied“ wurde bei der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ am 12. Oktober vorgetragen, jedoch nicht in die später veröffentlichte Druckfassung übernommen (vgl. NA 8 N I, 15f.). Der spezifische Anteil Goethes und Schillers an dem erst 1839 veröffentlichten Gedicht ist nicht genau zu bestimmen (vgl. WA I 5.2, 354–356; Inventare 2 I, 1092). – Die Beilage ist nicht überliefert. 215,1 Musik] Wie von Schiller gegenüber Goethe am 21. September gewünscht, wurde „Wallensteins Lager“ klangreich und „mit vieler Musik“ (NA 29, 277; vgl. RA 2, Nr 1484) aufgeführt. Das „Soldatenlied“ wurde mit der Melodie des von Johann Friedrich Reichardt vertonten Liedes „Mit Mädeln sich vertragen“ aus Goethes Singspiel „Claudine von Villa Bella“ vorgetragen. Die weitere Bühnenmusik stammte vom Kapellmeister Johann Friedrich Kranz sowie von August Leißring und von Christian Jakob Zahn (vgl. NA 8 N III, 746–762). 215,3 wohl im Hause stehen] Anspielung auf Martin Luther und das altdeutsche Sprichwort „Ein yeder lern sein lection/ So wird es wol ym hause ston“ (Martin Luther: Der Kleine Catechismus/ Für die gemeyne Pfarherr und Prediger. Marburg 1529, o. S.). Goethe hat sich wiederholt und in unterschiedlicher Form auf dieses Sprichwort bezogen, so im zwölften Buch von „Dichtung und Wahrheit“ (vgl. AA DuW 1, 442). 215,4 herübersprengen] Hier in der Bedeutung von ‚umgehend kommen lassen‘ (vgl. GWb 4, 1015). 215,5 Mitwoch] 10. Oktober. 215,7 einen Expressen] Entsprechende Eilboten (Expressen) wurden für besonders dringende Sendungen beauftragt und eigens bezahlt (vgl. zu 213,22). 215,9 Kapuzinerpredigt] Der achte Auftritt von „Wallensteins Lager“ besteht aus dem Monolog des Kapuziners (vgl. NA 8 N II, 477–480). Für die Gestaltung des Textes hatte Goethe eine Traktatsammlung des Augustinermönchs und Predigers Abraham a Sancta Clara empfohlen (vgl. zu 212,25). Schiller übersandte den fertigen Text mit seinem Antwortbrief. Der Monolog wurde zur Uraufführung vom Schauspieler Anton Genast gesprochen, dem die Rolle des Kapuziners übertragen worden war (vgl. Genast, Aus dem Tagebuche 1, 99–104). 215,11 Schroter] Vgl. Goethes Brief an Friedrich Ludwig Schröder vom Sonntag, 7. Oktober 1798 (Nr 187). 215,11 Posselt] Vgl. Goethes – nicht überlieferten – Brief an die von Ernst Ludwig Posselt redaktionell betreute „Allgemeine Zeitung“ in Stuttgart (EB 102; vgl. 222,17–20). 215,12–13 eine Vorrecension der Aufführung 〈…〉 schematisirt] Ein wahrscheinlich in diesen Tagen unter dem Eindruck der Proben zu „Wallensteins Lager“

OKTOBER 1798

483

erarbeitetes Schema zur Anzeige in die allgemeine Zeitung ist in Goethes Nachlass überliefert (GSA 25/W 2896, Bl. 8–9; vgl. AA SL 6, 32f. und 40). Nach der erfolgreichen Uraufführung arbeitete Goethe den Text gemeinsam mit Schiller in Jena aus und übersandte den Beitrag am 19. Oktober an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. EB 109). Er wurde unter dem Titel „Eröffnung des weimarischen Theaters. Aus einem Briefe“ in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798 (Sp. 1–12) veröffentlicht. 215,14–16 Unverschämtheit 〈…〉 wer es mit uns aufnimmt] Zu Goethes Auseinandersetzung mit Carl August Böttiger vgl. zu 223,7–8. 215,25 Kupfer] Die Herstellung der Titelkupfer und Umschläge zum „MusenAlmanach für das Jahr 1799“ erfolgte in Weimar und wurde durch Johann Heinrich Meyer beaufsichtigt. 215,27 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

186. An Friedrich Schiller

Weimar, 7. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 221. – Doppelblatt 19 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 330–332, Nr 514. WA IV 13 (1893), 285f., Nr 3895. BEIL AG E

Kupferstiche (vgl. zu 216,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1512). – Schiller antwortete am 9. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1515). – Der vorliegende Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 7. oder 8. Oktober (vgl. RA 2, Nr 1514), auf den Goethe mit einem nicht überlieferten Brief vom 9.? Oktober antwortete (EB 103). 216,1 ein Packet Abdrücke] Die Titelkupfer und Umschläge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ wurden unter der Aufsicht von Johann Heinrich Meyer in Weimar abgezogen. Da sich ihre Herstellung verzögerte, lieferte Goethe sie in einzelnen Sendungen aus. Wieviele Abzüge Schiller mit diesem Brief erhielt, ist nicht genau zu ermitteln. Schiller übersandte Cotta am 19. Oktober insgesamt 362 der bei dem Jenaer Buchdrucker Goepferdt gedruckten Almanache und teilte mit: „weil aber die Umschläge und Titelkupfer dazu noch nicht parat waren, so habe ich

484

BRIEF 187

nur einstweilen deren 100 mit der reitenden Post nachgesandt, und morgen gehen die übrigen mit der fahrenden Post ab; zehen Titelkupfer ausgenommen, die noch fehlen und die die reitende Post nachbringen soll. Wenn Sie also das heutige Paquet erhalten, so müssen die 100 Decken und Titelkupfer in Ihren Händen seyn.“ (NA 29, 291; vgl. Schillers Kalender, 101.) Anfang November mahnte Schiller bei Goethe die Lieferung von 600 weiteren Titelkupfern und Umschlägen an; eine erste Sendung erfolgte am 10. November (vgl. 236,14–15). 216,4 Eröffnung unsers Theaters] Das umgebaute Weimarer Hoftheater wurde am Freitag, dem 12. Oktober, wiedereröffnet. 216,5–6 sich Donnerstags, zu guter Vormittagszeit, einzufinden] Goethe hatte angekündigt, Schiller den genauen Termin seiner Anreise in Weimar noch mitzuteilen (vgl. 213,6–7). Wie gewünscht, kam Schiller am 11. Oktober nach Weimar, wo er bis zum 14. Oktober blieb (vgl. GT II 1, 261f.). 216,8 Die Hauptfiguren machen ihre Sache trefflich] Die Schauspieler sprachen in den ihnen ungewohnten Knittelversen (vgl. zu 212,18–19). 216,10–11 Übrigens versteht man 〈…〉 wohl artikulirte Wort.] Auch in seinem Bericht „Eröffnung des weimarischen Theaters“ hob Goethe hervor, daß in den letzten Winkeln des Hauses keine Sylbe verloren ging (Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798, Sp. 1). 216,12–13 das Pensum 〈…〉 bald bringen wird] Als Nachfolgerin der „Neuesten WeltKunde“ erschien die „Allgemeine Zeitung“ seit dem 9. September 1798. Goethe hatte Cotta dafür Beiträge in Aussicht gestellt (vgl. Nr 181). Bereits am 29. September hatte er Cotta seinen Beitrag „Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal“ übersandt, der anlässlich der Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters am 12. Oktober 1798 in der „Allgemeinen Zeitung“ veröffentlicht wurde (vgl. zu 211,3–4). Es folgten in rascher Folge weitere Beiträge, darunter der am 24. Oktober publizierte „Prolog zu Wallensteins Lager“ sowie der Aufführungsbericht „Eröffnung des weimarischen Theaters“, der in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798 erschien (vgl. zu 211,4). 216,18 ein paar Abdrücke des Prologs] Schiller hatte im Bezugsbrief angekündigt, sechs Sonderdrucke des für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ gedruckten „Prologs zu Wallensteins Lager“ schicken zu wollen. 216,19 Kapuciner Predigt] Vgl. zu 212,25. Schiller übersandte das Manuskript mit seinem Antwortbrief.

OKTOBER 1798

187. An Friedrich Ludwig Schröder

485

Weimar, 7. Oktober 1798 → 〈Hamburg〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: SUB Carl von Ossietzky Hamburg, Sign.: LA: Goethe, Johann Wolfgang von: 1–2. – Doppelblatt 19,1 × 23 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 491, 501. – Doppelblatt (ursprünglich 1 Blatt) 16,9(–17,1) × 20,6(–20,8) cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 auf dem um 90 Grad gedrehten Blatt von fremder Hd, Tinte: „Catalog und“. – In einem gebundenen Faszikel (150 Bl.), S. 1 von Schreiberhd (Geist), Tinte: Briefe / Octobr. Novembr Decembr. / 1798.; oben rechts von fremder Hd (zS), Rötel: „VII d“; oben links mit blauer Kreide von fremder Hd (zS): „XXIII.“ Das Aktenfaszikel enthält die eingegangenen Briefe des vierten Quartals 1798 sowie einige Antwortkonzepte Goethes. E: Drei noch ungedruckte Briefe. Von Göthe an Friedrich Ludwig Schröder. In: Thalia. Norddeutsche Theater-Zeitung, Kunst- und schönwissenschaftliches Unterhaltungs-Blatt. (Zweiter Jahrgang.) N° 38 (1837), 298 (Carl Töpfer). WA IV 13 (1893), 287, Nr 3896 (nach E). 2) Beilage: H: SUB Carl von Ossietzky Hamburg, Sign.: LA: Goethe, Johann Wolfgang von: 3–6. – 2 ineinander liegende Doppelblätter 19,1 × 23 cm, 6 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: NA 8 N II, 383–386 (Norbert Oellers). BEIL AG E

Prolog zu „Wallensteins Lager“ (vgl. zu 216,26). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Die Verhandlungen um die Besetzung der Wallensteinrolle durch Friedrich Ludwig Schröder auf dem Weimarer Theater wurden über Carl August Böttiger geführt (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 198). Nur im vorliegenden Fall wendet sich Goethe direkt an Schröder. – Schröder antwortete am 17. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1530; abgedruckt in NA 37 II, 472). Carl August Böttiger legte seinem Schreiben an Goethe vom 26. Oktober einen Brief Schröders bei, in dem sich dieser über den Inhalt des vorliegenden Briefes auch gegenüber Böttiger äußerte (vgl. RA 2, Nr 1550; vgl. zu 230,6). Postsendungen: 8. Oktober 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21r).

486

BRIEF 187

Zur Person Friedrich Ulrich Ludwig Schröders (1744–1816) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 19. – Schröder war 1798 ein gefeierter Schauspieler, Dramatiker und Regisseur, der sich jedoch ein halbes Jahr zuvor gänzlich aus dem Theaterleben zurückgezogen hatte. Zur Zeit des Briefwechsels lebte er in vollkommener Abgeschiedenheit auf seinem Gut in Rellingen bei Pinneberg mit seiner Frau Anna Christina geb. Hart. Das Hamburger Komödienhaus am Gänsemarkt, dessen Eigentümer er war, hatte seinen Bekanntheitsgrad wegen Schröders künstlerisch ambitionierten Inszenierungen vor allem von Stücken Shakespeares, Molières, Lessings, Goethes und Schillers erlangt. Kommerziell erfolgreich waren die Aufführungen von Unterhaltungs- und Rührstücken von Erfolgsautoren wie Iffland und Kotzebue (vgl. Eigenmann, Hamburger Theater, 67–71). Schröder hatte dem Theater für zwei längere Zeitabschnitte als Direktor vorgestanden (1771–1781 und 1786–1797). Sein 1787 für die Theaterarbeit in Hamburg entwickeltes Reglement, die so genannten ‚Theatergesetze‘ („Gesetze des Hamburgischen Deutschen Theaters“) bildeten die Grundlage für eine nachhaltig bessere Leistung der auf seinem Theater auftretenden Schauspieler. Schröder selbst war Vertreter der realistischen Darstellung und damit für Schiller der Wunschkandidat für die Hauptrolle im „Wallenstein“. Der Schauspieler zeigte sich diesem Angebot gegenüber wankelmütig – im April 1798 schien er noch sicher zu sein, die Rolle in Weimar spielen zu wollen, im Mai 1798 revidierte er seine Meinung und sagte schließlich ab. Mit dem Rückzug vom Theater wandte sich Schröder der Freimaurerei zu und bemühte sich um deren Reform. 1806 erschienen seine vier Teile umfassenden „Materialien zur Geschichte der Freymaurerey seit der Wiederherstellung der großen Loge in London“. – Goethe nahm zahlreiche Rührstücke sowie dramatische Bearbeitungen Schröders ins Repertoire des Weimarer Theaters auf. 1798 waren es während des Iffland-Gastspiels „Stille Wasser sind tief“ und „Der Essigmann“ (vgl. Theater/Musik Weimar). In Goethes vorliegendem Brief wird Schröders Leistung als Schauspieler gewürdigt, seine baldige Rückkehr auf die Bühne erhofft. Goethes Wunsch, ihn für die Rolle des Wallenstein für „Die Piccolomini“ zu gewinnen, wurde nicht erfüllt (vgl. zu 230,3). Aus dem Jahr 1798 ist nur dieser Brief Goethes an Schröder überliefert, da die Kommunikation vor allem über Carl August Böttiger lief. Von Schröder ist ebenfalls nur ein Brief an Goethe aus dem Jahr 1798 erhalten. 216,22 Dem Senior der deutschen Schaubühne] Schröder, der am 24. April 1759 in die Ackermann’sche Wanderschauspieltruppe eingetreten war und bis zu seinem Bühnenabschied am 30. März 1798 kontinuierlich als Schauspieler auf der Bühne gestanden hatte, konnte auf 38 Jahre Schauspielerfahrung zurückblicken. Er hatte sich jedoch nicht nur um die Schauspielerei verdient gemacht, sondern konnte auch Erfolge als Dramaturg, Dramatiker, Regisseur und Theaterdirektor vorweisen. Seine finanzielle Situation ermöglichte es ihm, sehr selbstbewusst agieren zu können: „Meine Lage erlaubt es, daß ich mich nicht zu den gewöhnlichen Schauspielern

OKTOBER 1798

487

zälen darf. Ich bedarf keiner Belohnungen, und den Beifal weiß ich zu würdigen; auch er reizt mich also nicht sehr. Wenn ich also auswärts spiele, so geschieht es w e n i g e r Menschen wegen; ohne darum ein P u b l i c u m gering zu schäzzen. Ich bin sehr begierig auf Schillers Wallenstein.“ (Schröder an Carl August Böttiger am 21. April 1798; SLUB Dresden, Mscr. Dresd. H. 37,4°, Bd 183, Nr 27.) 216,22–23 in der Entfernung von derselben] Nach seinem Rückzug von der Direktorenstelle des Hamburger Komödienhauses 1797 und seinem Bühnenabschied am 30. März 1798 lebte Schröder in ländlicher Einsamkeit auf seinem Landgut in Rellingen. Seine Entfernung vom Hamburger Theater war mit einer allgemeinen Abneigung gegen die Schauspielerei und einer generellen Theatermüdigkeit verbunden: „viel, sehr viel Verdruß hat mir das Theater gemacht; ich habe daher Alles, was nur in der fernsten Verbindung mit diesem Geschäfte stand, gehaßt und in den ersten fünf Jahren meines hiesigen Aufenthalts durfte Niemand in meinem Hause das Wort ‚Theater‘ aussprechen.“ (Denkwürdigkeiten des Schauspielers, Schauspieldichters und Schauspieldirectors Friedrich Ludwig Schmidt. Hrsg. von Hermann Uhde. Hamburg 1875, Bd 1, S. 165.) 216,25 bey der Eröffnung unsers erneuten Theaters] Das umgebaute Weimarer Hoftheater wurde am 12. Oktober mit der Uraufführung von Schillers „Wallensteins Lager“ wiedereröffnet. 216,25–26 Wallenstein durch ein Vorspiel angekündigt] Die Figur des Wallenstein, die Schröder übernehmen sollte, tritt in „Wallensteins Lager“ nicht auf, wie es auch im „Prolog“ thematisiert wird (vgl. 220,3–30). 216,26 beykommender Prolog] Der von Geist abgeschriebene „Prolog zu Wallensteins Lager. Gesprochen bey Wiedereröfnung der Schaubühne in Weimar im Octobr. 1798.“ (vgl. auch in: NA 8 N II, 383–386.) Goethe hatte im Brief an Schiller vom 6. Oktober bereits seine Absicht, ihn an Schröder zu schicken, geäußert (vgl. 213,19–20). Zu den Unterschieden zwischen der schriftlichen Fassung des bei der ersten und zweiten Vorstellung von „Wallensteins Lager“ gesprochenen, von Goethe noch einmal überarbeiteten Prologs und der hier vorliegenden Fassung vgl. zu 236,23–24 und den Abdruck in: NA 8 N II, 387–390. 217,1–2 diese Mittheilung als das Zeichen einer aufrichtigen Verehrung] Im beigefügten „Prolog“ finden sich einige verehrende Anspielungen auf Schröder (und August Wilhelm Iffland). – Zu Schröders Reaktion darauf vgl. Nr 199. 217,3 einen Laut der Hoffnung] Bezogen auf den Wunsch, dass Schröder in Weimar den Wallenstein spielen würde (vgl. auch die Anspielung im „Prolog“, 217,31–32). Schröders Antwort an Carl August Böttiger vom 18. Oktober 1798 enthielt eine Absage (vgl. SLUB Dresden, Mscr. Dresd.h. 37,4°, Bd 183, Nr 30). In seinem Antwortbrief an Goethe betonte er dagegen, dass ihn die Ehrung im „Prolog“ „sehr erwärmt“ habe (H: GSA 28/826). Als Begründung führt Schröder an, das Hamburger Publikum zu beleidigen, wenn er „bey dem Gefühle der Abnahme meiner Fähigkeiten, mich in einer andern Stadt“ (ebd.) zeigen werde.

488

BRIEF 188

Stattdessen stelle er eine private Lesung des „Wallenstein“, wenn er ihn denn erhalten würde, „in meiner Clause, einer kleinen fühlenden Zahl“ (ebd.) in Aussicht. Schiller fällte ein hartes Urteil über Schröders Absagebrief, in dem er eine Abrechnung mit dem undankbaren Hamburger Publikum sah (vgl. RA 2, Nr 1562). – Zu einer Zusendung des „Wallenstein“ kam es weder für das Hamburger Theater noch für eine private Vorstellung bei Schröder (vgl. RA 3, Nr 77). 220,18 Aeuerste] Schreibversehen, statt ‚Aeußerste‘.

188. An Johann Heinrich Dannecker Weimar, 7. Oktober 1798 → Stuttgart ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 492. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 35,1 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Prof. Dannecker / nach Stuttgard. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: WA IV 13 (1893), 287f., Nr 3897 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Danneckers Brief vom 30. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1503). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 221,19 Herr Professor Thouret] Die Abreise des mit dem Ausbau des Residenzschlosses beauftragten Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret verzögerte sich mehrfach und erfolgte erst Ende Oktober 1798. 221,19 meinen Dank für die Büste] Zu Danneckers Porträtbüste von Erzherzog Carl von Österreich vgl. zu 24,12. Der Abguss war Mitte August 1798 in Weimar eingetroffen, worüber der zu diesem Zeitpunkt in Jena weilende Goethe durch Johann Heinrich Meyer informiert war (vgl. RA 2, Nr 1430). Da Goethe die Ankunft der Büste gegenüber Dannecker nicht angezeigt hatte, bat dieser im Bezugsbrief um eine entsprechende Mitteilung. 221,20 meine Gesinnungen über die Zeichnung] Dannecker hatte zu Thourets Abreise aus Stuttgart im Mai 1798 eine Federzeichnung für Goethe mitgegeben. Es handelte sich um seinen Entwurf für ein Marmorrelief mit der Darstellung von Andromaches Klage am Leichnam Hektors nach Homers „Ilias“. Gegenüber Schiller hatte Goethe schon am 21. Juli seine ablehnende Haltung geäußert (vgl. 176,1–8), die er nun gegenüber Dannecker ausführlich begründete. Die Zeichnung ist nicht in Goethes Kunstsammlung nachgewiesen. Vermutlich nahm Thouret sie

OKTOBER 1798

489

Ende Oktober 1798 wieder mit nach Stuttgart. Ihr Verbleib ist nicht ermittelt (vgl. Ulrike Gauss: Johann Heinrich Dannecker. Der Zeichner. Stuttgart 1987, S. 110–116, Nr Z 65–Z 70). 221,21 zum Vortheil unseres Schauspielhauses] Zusätzlich zu den Arbeiten am Residenzschloss war Thouret mit dem Umbau des Weimarer Hoftheaters beauftragt worden. 221,22 das Theater eröffnen] Die Wiedereröffnung fand am 12. Oktober 1798 mit der Uraufführung von Schillers „Wallenstein“ statt. 222,1 das erste Stück der Propyläen] Die Auslieferung des ersten Stücks von Goethes neuer Kunstzeitschrift erfolgte Mitte Oktober 1798. 222,2–3 das Capitel von den Gegenständen der bildenden Kunst] Zu Johann Heinrich Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ vgl. zu 79,14. Der Beitrag wurde in Fortsetzung in den ersten beiden Stücken der „Propyläen“ veröffentlicht (Propyläen I 1, 20–54 und I 2, 45–81). 222,5 die leidende Andromacha von ihren Verwandten umgeben] Dannecker hatte seinen Entwurf mit folgender Beschreibung angekündigt und um Goethes Urteil gebeten: „Freilich würde ich die Arbeit nicht unternehmen ohne zu vor versichert zu seyn, keinen Fehler in der Geschichte, noch des Ausdruks zu machen; wobey ich gestehe daß die Empfindung von Paris mir gefährlich scheint. Der bittere Vorwurf an der Lage der leidenden Mutter, den er sich macht, glaube ich nothwendig vorzustellen und Paris ist der Andromache nur in dem Augenblik erträglich daß er vom Mitleiden und seinem Schmerz so sehr gebeugt da sizt. Helena ist nebst dem grosen Mitleiden ängstlich. Hecuba ist vom Schmerz wie versteinert sie muß gröser, Nobler, wie auch alle andern Figuren ausgeführt werden.“ (H: GSA 28/23, Bl. 487.) Aus der Sicht der Weimarischen Kunstfreunde gehörte dieses Sujet in die Kategorie der ‚widerstrebenden‘ Gegenstände: „Widerstrebend und unstatthaft für die bildende Kunst sind alle diejenigen Gegenstände, welche nicht sich selbst aussprechen, nicht im ganzen Umfange, nicht in völliger Bedeutung, vor den Sinn des Auges gebracht werden können.“ (Propyläen I 2, 58.) Für eine künstlerische Darstellung geeignet war dagegen die Szene „Abschied des Hectors von der Andromache“. Sie bildete eines der beiden Themen der für das Jahr 1800 ausgeschriebenen Preisaufgabe (vgl. Propyläen III 1, 167f.). 222,7 Ihren Eifer für Ihre Kunst weiß ich zu erkennen] Dieser im Briefkonzept folgende Absatz wurde wohl auch deshalb nachträglich eingefügt, um Goethes harsches Urteil über Danneckers Entwurf abzumildern. 222,9 Stunden, die wir zusammen zugebracht] Zu Goethes persönlichen Begegnungen mit Dannecker während seines Stuttgarter Aufenthalts im September 1797 vgl. GT II 1, 162–170. 222,14 Ihre liebe Frau] Dannecker war seit 1790 mit Rapps jüngster Schwester Heinrike verheiratet. Goethe kannte sie vermutlich von seinem Stuttgarter Aufenthalt 1797 (vgl. GT II 1, 169).

490

BRIEFE 189/190

222,14–15 Herrn Rapp und seine werthe Gattin] Danneckers Schwager, der Kaufmann Heinrich Rapp, und seine Ehefrau Eberhardine Friederike geb. Walz.

189. An Johann Friedrich Cotta Jena, 8. Oktober 1798 → Tübingen ÜBER L IEF ERU NG

H: Nicht bekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 47, 56. – Doppelblatt 20,5 × 33,6 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1; S. 3–4 Nr 205K), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta nach Tübing. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 416, Lesarten zu Nr 3897 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Das vorliegende Briefkonzept wurde aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mundiert und nicht abgesandt. Der Brief ist weder im Cotta’schen Verlagsarchiv nachgewiesen noch in Goethes Briefverzeichnis oder seinen Postrechnungen vermerkt. Den angekündigten Prolog übersandte Goethe am 8. Oktober 1798 an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. EB 102). 222,17 Prolog 〈…〉 zur Eröffnung unsers Theaters] Der Prolog wurde in einer von Goethe bearbeiteten Fassung vorgetragen (vgl. zu 214,12–15). Er wurde in der „Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel „Prolog zu Wallensteins Lager. Gesprochen bei WiederEröfnung der SchauBühne in Weimar im October 1798“ (24. Oktober, Sp. 1–3) veröffentlicht. 222,18–19 an die Expedition der neuen Zeitung 〈…〉 geschickt] Vgl. EB 102. 222,21 Wallensteins Lager] Mit der Uraufführung von Schillers gleichnamigem Stück wurde am 12. Oktober 1798 das Weimarer Hoftheater wiedereröffnet. 222,21–22 eine umständliche Nachricht] Goethe übersandte den Beitrag am 19. Oktober 1798 an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. EB 109). Er erschien unter dem Titel „Eröffnung des weimarischen Theaters. Aus einem Briefe“ als Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798. 222,22 geben Sie doch Ordre] Die entsprechenden Anweisungen zur Veröffentlichung des geplanten Beitrags übernahm Schiller in seinem Brief an Cotta vom 19. Oktober: „Heute hat Göthe auch ein Paquet für die Expedition der Allgemeinen Zeitung abgeschickt, er rechnet darauf daß es sogleich und ohne den Umweg nach

OKTOBER 1798

491

Tübingen zu machen, als Beilage abgedruckt und ausgegeben werde. Es ist berechnet daß es gerade ein Blatt von einem halben Bogen füllen wird.“ (NA 29, 291.) 223,7–8 nichts in die allgemeine Zeitung aufnehmen als was von mir kommt] Goethes Sorge bestand darin, dass Carl August Böttiger den Bericht über die Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters und die Uraufführung von „Wallensteins Lager“ übernehmen könnte, wie auch Schiller gegenüber Christian Gottfried Körner am 29. Oktober bemerkte: „Göthe hat sich den Spaß gemacht, diese Relationen selbst zu machen, daß er sie Böttichern aus den Zähnen reisse.“ (NA 29, 295.) Zu Goethes Urteil über Böttigers Bericht, der schließlich im „Journal des Luxus und der Moden“ erschien, vgl. Nr 198. 223,8–9 einige Gefälligkeit] Zu Goethes weiteren in der „Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichten Beiträgen zählte seine Rezension von Konrad Grübels Volksdichtungen (vgl. zu 262,1).

190. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 10. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Braunschweigisches Landesmuseum, Sign.: 2018–19. – Doppelblatt 19,3 × 23,3 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Des Herrn / Geh. R. Voigt / Hochwohlgl; rotes Gemmensiegel: Medaillon mit Helm und Krone; Bl. 2 Papierverlust durch Öffnen des Siegels; am Mittelfalz Heftungsspuren und fünf kleinere Papierausrisse; S. 1 unter dem Brieftext Vermerk von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer), Tinte: „Daß vorstehender Brief ganz eigenhändig von Goethe geschrieben, bezeugt Dr. Friedr. Wilh. Riemer. GroßherzL. S. Geh. Hofrath und Ober bibliothekar“. E: Paul Zimmermann: Kleine Goethe-Beiträge aus Braunschweig. In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 6 (1907), S. 159–164, hier S. 164, Nr 3a. WA IV 50 (1912), 19, Nr 3897a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete am 10. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1516). 223,12 Bey Eröffnung des Theaters] Das umgebaute Weimarer Hoftheater wurde am 12. Oktober mit der Uraufführung von Schillers „Wallensteins Lager“ wiedereröffnet. 223,14 Ihnen schuldig] Goethes Dank bezog sich wahrscheinlich darauf, dass Voigt in den vergangenen Wochen die amtlichen Angelegenheiten von Goethe weitgehend ferngehalten, ihm ausführlich Bericht erstattet und gelegentlich nur um seine

492

BRIEF 191

Unterschrift gebeten hatte (vgl. Briefe Voigts an Goethe vom 21., 26., 27., 29. September; RA 2, Nr 1485; RA 2, Nr 1494; RA 2, Nr 1497; RA 2, Nr 1501). Zudem hatte Voigt Goethe beim Erwerb des Gutes Oberroßla beratend zur Seite gestanden und hatte sich vor allem beim Schlossbau um die Anweisung der Gelder für den Architekten Nikolaus Thouret sowie für die Handwerker gekümmert (vgl. RA 2, Nr 1428), was dem Erweiterungsbau des Theaters ebenfalls zugute gekommen war. 223,15 einer freyen Entree] Voigt nahm das Angebot in seinem Antwortbrief dankend an. Für den „HL. geh. Rath Voigt“ ist im Abonnementverzeichnis für Oktober bis Dezember 1798 ein Platz in der „ungeschloßene〈n〉 Loge à Bill: 3 rthlr“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 30r, vgl. ebd., Bl. 25r [Oktober]; Bl. 30 [November]; Bl. 35r [Dezember]) verzeichnet. 223,17 Anhänglichkeit] Hier im Sinne von Ergebenheit, Zuneigung (vgl. GWb 1, 582).

191. An Christiane Vulpius

Jena, 15. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 102–103. – Doppelblatt 16,6 × 20,9 cm, 2 S. und 6 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Einfügung (vgl. 223,21–22; zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – Beischlüsse: Nr 192 (vgl. 224,19–20), EB 105, EB 106 und EB 107. E: WA IV 13 (1893), 289f., Nr 3898 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Zettel mit Weinbestellung (vgl. zu 224,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete am 15. oder 16. Oktober 1798 „im Eill“ (H: GSA 28/23, Bl. 500; vgl. RA 2, Nr 1522) sowie am 16. oder 17. Oktober 1798 zur weiteren Erledigung der im vorliegenden Brief übermittelten Aufträge (vgl. RA 2, Nr 1528). Postsendungen: 15. Oktober 1798 (D e m o i s: Vu l p i u s. / Extra Bote.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436). 223,20 durch den Registrator] Christianes Bruder, der Registrator Christian August Vulpius, der in der Fürstlichen Bibliothek die Ausleihbücher führte und in diesem Fall auch in Goethes Haus die ‚Entleihung‘ vornahm. 223,21 Drelincourt Achilles Homericus] Charles Drelincourts „Homericus Achilles“ (nicht in Ruppert verzeichnet), auch unter dem Namen „Index Homeri-

OKTOBER 1798

493

cus“ geläufig, ist eine umfangreiche Stellensammlung aus den Werken antiker Autoren in Bezug auf den Achill-Mythos (vgl. EGW 1, 9). – Goethe benötigte das Buch wahrscheinlich für die Fortführung seiner bereits im März 1798 begonnenen Arbeit am „Achilleis“-Epos (vgl. zu 114,10). 223,22 Diderot sur la Peinture] Die Ausgabe von Denis Diderots „Essais sur la Peinture“ (Paris 1796; vgl. Ruppert, Nr 2398) diente Goethe als Grundlage seiner geplanten „Propyläen“-Abhandlung „Diderots Versuch über die Mahlerey. Uebersetzt und mit Anmerkungen begleitet“ (vgl. zu 228,17). – Christiane Vulpius berichtete in ihrem Antwortbrief vom 15. oder 16. Oktober, dass sie nur eines der Bücher habe finden können. – Im Tagebuch wird für den diesmaligen Jena-Aufenthalt weder die Beschäftigung mit Diderot noch mit Drelincourts „Homericus Achilles“ erwähnt. Bei Goethes nächstem Aufenthalt in Jena im November 1798 rückt die Diderot-Übersetzung erneut in Goethes Aufgabenfeld (vgl. GT II 1, 265), so dass zu vermuten ist, dass das Buch bereits im Oktober von Christiane Vulpius nach Jena geschickt worden war. 224,1–2 auf dem Bücherbret an der Thüre in meinem Wohnzimmer] In Goethes Arbeitszimmer im Hinterhaus seiner Wohnung am Frauenplan, von ihm auch mein Zimmer (55,21), Stübchen (GB 8 I, 21,6) oder Wohnzimmer genannt (Brief an Johann Heinrich Meyer vom 13. April 1810; WA IV 21, 230), befinden sich zwei Türen: Die eine führt ins Schlafzimmer, die andere ins Vorzimmer. Für die Bücher, mit denen Goethe gerade arbeitete, stand um 1800 ein Regal zur Verfügung, das erst in den letzten Lebensjahren von einem großen Schreibsekretär ersetzt wurde (vgl. Erich Trunz: Weimarer Goethe-Studien. [SchrGG 61]. Weimar 1984, S. 50). 224,4–5 ich hoffe fleißig zu seyn] Goethe blieb vom 14. bis 22. Oktober 1798 in Jena (vgl. GT II 1, 262f.) und arbeitete in dieser Zeit an seinem Aufsatz „Eröffnung des weimarischen Theaters“ (vgl. ebd.). 224,6–7 mit den Botenweibern noch ein Wort] Ein weiteres Schreiben Goethes an Christiane Vulpius von seinem Jena-Aufenthalt im Oktober 1798 ist nicht überliefert. 224,7–8 Kaufe auf dem Jahrmarkt einiges Werkzeug und Gerathe] Im Rechnungsbuch sind unter dem 15. Oktober 1798 der Kauf von Töpfen, Küchengeräten, drei Besen, einer Bürste sowie acht Kämmen aufgelistet (GR/RB 1798, 3, Bl. 4). 224,9 die Botenfrau] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 224,10 das was an mich soll] Die Botenfrau sollte eine Antwort Cornelius Johann Rudolf Ridels, ein Paket von Franz Kirms, ein Päckchen von Johann Christian Ernst Müller sowie zwölf Flaschen Wein nach Jena befördern. – Christiane Vulpius war jedoch bei Erhalt des Briefes im Aufbruch nach Tiefurt begriffen und konnte nur „im Eill“ (H: GSA 28/23, Bl. 500; vgl. RA 2, Nr 1522) einen Teil

494

BRIEF 192

der Aufträge erledigen. Brief und Wein gelangten erst später zu Goethe (vgl. zu 224,16–17; zu 224,23). 224,14 Ein Brief an Herrn Geh: Rath Voigt mit einer Schachtel] Goethe lud Christian Gottlob Voigt in einem nicht überlieferten Brief zur Weinlese am 18. Oktober 1798 nach Jena ein (vgl. EB 105) und schickte zugleich eine Schachtel Weintrauben. 224,15 keine Antwort nöthig] Christian Gottlob Voigt antwortete am 16. Oktober 1798 und nahm die Einladung zur Weinlese an (vgl. RA 2, Nr 1527). Laut Tagebuch kam er am 18. Oktober mit Familie zum Besuch (GT II 1, 262). 224,16 Ein Brief an Herrn Kammerrath Riedel mit einer Schachtel] Wie die Familie Voigt (vgl. die beiden vorangegangenen Erläuterungen) lud Goethe in einem nicht überlieferten Brief (vgl. EB 106) auch den Erbprinzen Carl Friedrich und seinen Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel zur Weinlese am 18. Oktober 1798 nach Jena ein und legte eine Schachtel Weintrauben bei, für die Ridel in seinem Antwortbrief dankte (vgl. RA 2, Nr 1526). 224,16–17 auf dem muß eine Antwort erfolgen] Ridel antwortete am 16. Oktober 1798 und nahm die Einladung zur Weinlese für den Erbprinzen und sich an (vgl. RA 2, Nr 1526). Laut Goethes Tagebuch waren beide am 18. Oktober 1798 auch anwesend (vgl. GT II 1, 262). 224,19 Einen Brief an Hr. Hofkammerrath Kirms] Vgl. Nr 192. 224,19–20 dagegen erhalte ich ein kleines Packet] In seinem Brief an Franz Kirms vom 15. Oktober bat Goethe, dem Boten „Wallensteins Lager“ mitzugeben (vgl. zu 225,4–5). – Er erhielt das Manuskript „verlangter Maaßen“ (H: GSA 28/23, Bl. 502; vgl. RA 2, Nr 1525) mit Kirms’ Brief vom 16. Oktober. 224,21 Ein Brief an Kupferstecher Müller] Der Brief an den seit 1788 als Lehrer der Kupferstecherkunst an der Weimarer Zeichenschule tätigen Johann Christian Ernst Müller ist nicht überliefert (vgl. EB 107). 224,21–22 von welchem ich auch ein Packet erwarte] Christiane Vulpius berichtete in ihrem Antwortbrief vom 15. oder 16. Oktober, dass die Antwort Müllers bereits vorliege (vgl. GSA 28/23, Bl. 500; RA 2, Nr 1522). Zum Inhalt der Korrespondenz ist nichts bekannt. 224,23 Einen Zettel auf 12 Bouteillen Wein] Nicht überliefert. Christiane Vulpius kündigte in ihrem ersten Antwortbrief an, den Wein erst am nächsten Tag holen zu lassen. Er traf mit ihrem zweiten Antwortbrief vom 16. oder 17. Oktober in Jena ein. 224,23 die du im Keller holen lässest] Dem Herzoglichen Marschallamt unterstand die Hofkellerei mit Heinrich Dietrich Christiani als Kellerverwalter und -schreiber (vgl. Hofkalender 1798, 89). Dort bezog Goethe gewöhnlich seinen Wein. Auch über den Ratskeller konnte Wein bezogen werden, dessen Weinangebot gelegentlich in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ inseriert war (so etwa im Blatt vom 5. September 1798, Nr 71, S. 282).

OKTOBER 1798

495

192. An Franz Kirms Jena, 15. Oktober 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0683 Slg Culemann. – 1 Bl. 16,6 × 21 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; Bl. am linken Rand beschnitten, Textverlust (225,19; 225,20); S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „10.“ (vgl. E). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 542, Nr X. D: Theater-Briefe (1835), 15f., Nr X (nach E). WA IV 13 (1893), 290f., Nr 3899 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 261). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Kirms antwortete am 16. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1525). Postsendungen: 15. Oktober 1798 (H l. H o f k a m e r r a t h K i r m s. bitte um Wallensteins lager.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436). 225,2 gleich an den Piccolomini gegangen] Die Arbeit an „Die Piccolomini“ schritt in den folgenden Monaten kontinuierlich voran. Schiller sandte das Stück am 31. Dezember 1798 an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1664). 225,4–5 dem Ueberbringer Wallensteins Lager mitzugeben] Wahrscheinlich wurde das hier von Goethe verlangte Theatermanuskript von „Wallensteins Lager“ an Carl August Böttiger weitergegeben, der es sich von Goethe zum Abfassen seiner Besprechung der Uraufführung im „Journal des Luxus und der Moden“ erbeten hatte. Goethes Vorsicht war begründet, da sich das Stück nur ungedruckt weiter an Theater verkaufen ließ. Zu Böttigers folgender Veruntreuung des Manuskripts vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 198. – Mit dem Überbringer wird eine namentlich nicht bekannte Botenfrau gemeint gewesen sein (vgl. 225,19–20). 225,7 ein Wink an die Wöchner] Den Schauspielern stand ein Gremium von drei Spielleitern vor, die als ‚Wöchner‘ bezeichnet wurden, da sie im wöchentlichen Wechsel diese Aufgabe wahrnahmen. 1798 standen Anton Genast, Heinrich Becker und Karl Heinrich Schall in dieser Position. Sie fungierten als Verbindungsglied zwischen den Schauspielern und der Theaterleitung. 225,8 mit den Partituren] Vgl. zu 379,16. 225,9 Hofrath Loder kommt Sonabends mit seiner Familie] Justus Christian Loder reiste mit seiner Frau Charlotte Luise Auguste geb. Richter und wahrscheinlich mit den Kindern Johanna Helene Antonie (geb. 1780) und Eduard (geb. 1786) nach Weimar.

496

BRIEF 193

225,9 zum Oberon] Am Samstag, dem 20. Oktober, wurde um 17.30 Uhr „Oberon. Eine heroisch-komische Oper in drey Aufzügen“ mit der Musik von Paul Wranitzky, Libretto von Carl Ludwig von Giesecke in einer Bearbeitung von Christian August Vulpius gegeben (vgl. Theater/Musik Weimar). 225,10–11 wo die Herren Geheimde Räthe sitzen] Loge C, in welcher der „HL. geh. Rath Schmidt, Voigt, Fr. CanzL. v Koppenfels“ mit je einem Platz für das Oktober-Abonnement 1798 verzeichnet waren (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 25): Es handelte sich also um die Plätze der Geheimen Räte Johann Christoph Schmidt und Christian Gottlob Voigt. 225,11–12 manches hinaufziehen] Gemeint sind die Zuschauer, die den neu erbauten Theaterbalkon anstelle des Parterres nutzen würden (vgl. GWb 4, 1169). 225,12–13 auf der Beylage verzeichneten Wein] Vgl. zu 225,18. 225,15 sagen Sie noch nichts von dem Gedanken] Nicht ermittelt. 225,18 Den Zettel wegen des Weines] Goethe legte die (nicht überlieferte) Weinbestellung dem Brief an Christiane Vulpius vom gleichen Tag (vgl. Nr 191) bei, womit aus der Hofkellerei 12 Flaschen Wein geordert wurden (vgl. zu 224,23). – In Goethes Rechnungen findet sich unter dem 19. Oktober 1798 die Ausgabe von 8 Groschen der Botenfr. v. 12 Bout. Wein u Packet (GR/Jena 1798, 2, Bl. 4v). 225,20 das was an mich soll] Dem Antwortbrief Franz Kirms’ vom 16. Oktober lagen „Wallensteins Lager“ sowie ein Promemoria des Schauspielers Friedrich Wilhelm Hunnius bei.

193. An Johann Friedrich Cotta Jena, 17. Oktober 1798 → Tübingen ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 20. Doppelblatt 19 × 23,7 cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 3 und S. 4 Reste einer Verschlussoblate, gesiegelt (Goethes Wappen?); Papierausriss durch Öffnen der Oblate, dadurch geringer Textverlust: 227,3 ei〈nen〉; 227,4 glü〈ck〉liche; S. 4 Adresse: An Herrn / Herrn Cotta / angesehenen Buchhändler / in / T ü b i n g e n. / f r e y N ü r n b e r g.; Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 17. 8br. 98 / 26 – – / 29 ––“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 49–50. – Doppelblatt 20,9(–21,2) × 34,4 cm, 3 2⁄5 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte

OKTOBER 1798

497

oben Adresse: An Herrn Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 292–295, Nr 3901 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 7. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1513). – Cotta antwortete am 28. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1555). Postsendungen: 17. Oktober 1798 (H l. C o t t a. zurückbehaltnes Concept; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436); 17. Oktober 1798 (ein Brief nach Tübingen; GR/Jena 1798, 2, Bl. 4v). 225,23 das erste Stück der Propyläen] Cotta hatte die Aushängebogen übersandt. Wann und auf welchem Wege Goethe sie erhielt, ist nicht ermittelt. Er weilte seit dem 14. Oktober in Jena (vgl. GT II 1, 262). Die gebundenen Exemplare lieferte Cotta erst am 17. Oktober (vgl. zu 233,15). 225,27 Anfang des Manuscripts zum Zweyten Stück] Goethe übersandte den ersten Teil seines Aufsatzes „Diderots Versuch über die Mahlerey. Uebersetzt und mit Anmerkungen begleitet“ bereits am 19. Oktober (vgl. zu 228,17). 226,1 Rechnung auf das Quartal Michael] Die Abrechnung erfolgte erst Ende Januar 1799 (vgl. GB 14 II, 30f.). Posten waren das Herausgeberhonorar für das erste Stück der „Propyläen“ sowie die Kosten für die Herstellung der Kupferstichbeilage (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 67a). 226,2 50 Karolin an Herrn Thouret] Zum Anlass und den Umständen der Zahlungsanweisung an den Architekten Nikolaus Thouret vgl. zu 203,7. 226,5 Stuttgarder Künstlern] Gemeint sind die mit Aufträgen zum Ausbau des Weimarer Residenzschlosses beschäftigten auswärtigen Mitarbeiter Thourets, darunter der Hofbildhauer Antonio Isopi, Anton Berein und der Vergolder Carl Golla. Goethe vermittelte ihre Bezahlung, die ebenfalls erst im folgenden Jahr abgerechnet wurde (vgl. GB 14 I, Nr 106). 226,7 Unser Theater ist nun eröffnet] Das umgebaute Weimarer Hoftheater war am 12. Oktober mit der Uraufführung von Schillers „Wallensteins Lager“ wiedereröffnet worden. 226,7–8 Nachricht davon] Goethe übersandte den Beitrag am 19. Oktober an die Adresse der Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ (vgl. EB 109). Er wurde unter dem Titel „Eröffnung des weimarischen Theaters. Aus einem Briefe“ in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798 (Sp. 1–12) veröffentlicht. Zu Entstehung und Inhalt des gemeinsam mit Schiller ausgearbeiteten und auf den 15. Oktober datierten Textes vgl. zu 215,12–13. 226,11 Beyträge zur allgemeinen Zeitung] Zu Goethes weiteren Beiträgen vgl. zu 211,4. Allerdings sah er von seiner Bereitschaft bald wieder ab, da sich seine im Folgenden benannten Vorbehalte bestätigten.

498

BRIEF 194

226,12–13 Unpartheiligkeit] Wie die „Neueste WeltKunde“ sah sich auch die „Allgemeine Zeitung“ kritischen Stimmen ausgesetzt, zumal Ernst Ludwig Posselt als fester Mitarbeiter weiterhin Beiträge lieferte. In Christoph Martin Wielands „Neuem Teutschen Merkur“ wandten sich verschiedene Autoren gegen die „Einseitigkeit“ und erklärte „Partheylichkeit des Verfassers für die französische Revoluzion“ („Ueber Dr. Posselts Allgemeine Zeitung“. In: Der Neue Teutsche Merkur, Januar 1799, S. 3–11, hier S. 8). Kritisiert wurde zudem der „pompose und oft ganz dithyrambische und ekstatische Ton“ seiner Beiträge („Beylage des Herausgebers“. In: Ebd., S. 12–25, hier S. 15). Zugleich wurde die Forderung nach einer „edleren Unpartheilichkeit“ erhoben („Noch ein Urtheil über die allgemeine Zeitung“. In: Ebd., S. 25–27, hier S. 25). 226,16 die Verfasser] Gemeint sind vor allem die Hauptbeiträger der „Allgemeinen Zeitung“ Ludwig Ferdinand Huber und Ernst Ludwig Posselt, vermutlich aber auch Cotta selbst. 226,24 Gesinnungen] WA liest fälschlich „Zustimmungen“. 226,28–29 Der Gedanke die Einleitung 〈…〉 abdrucken zu lassen] Goethe stimmte hiermit Cottas Vorschlag vom 7. Oktober zu, die neue Zeitschrift „Propyläen“ in der „Allgemeinen Zeitung“ mit einem Auszug aus Goethes allgemeiner Einleitung zum ersten Stück (S. III–IX) anzukündigen. Die Anzeige erschien wie verabredet in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 2. November 1798 (Sp. 1–3). Dem Text war ein kurzer Vorspann vorgeschaltet (vgl. zu 202,30). 226,30 kleinen Aufsatz] Goethe übersandte die zwischen Februar und April 1799 erarbeitete Selbstanzeige am 10. 〈8.?〉 April 1799 an Cotta (vgl. die Beilage zu GB 14, Nr 60). Der Beitrag wurde am 29. April 1799 in der „Allgemeinen Zeitung“ (Nr 119, S. 512–514; vgl. GB 14 II, zu 11,24) veröffentlicht. 226,31–33 In den jenaischen Anzeiger 〈…〉 einrücken lassen.] Goethes Anzeige der „Propyläen“ im Intelligenzblatt der Jenaischen „Allgemeinen LiteraturZeitung“ (IB der ALZ 1798. Nr 183 vom 15. Dezember, Sp. 1513f.) beinhaltete eine kurzgefasste Inhaltsangabe beider Stücke des ersten Bandes (vgl. zu 252,2–3). 226,34 Wegen des Preißes] Cotta hatte mitgeteilt, dass er aufgrund der hohen Herstellungskosten den Ladenpreis eines „Propyläen“-Heftes mit 20 Groschen verhältnismäßig hoch ansetzen müsse. Cottas merkantilische Bedenken waren nicht unbegründet: Tatsächlich führte der folgende schlechte Absatz der „Propyläen“ dazu, dass der Verleger ein Verlustgeschäft machte, dem er u.a. mit der Reduzierung der Auflagenhöhe zu begegnen suchte (vgl. Goethe-Cotta 3 I, 117). 227,1 die übersendeten Kalender] Mit seinem Brief vom 7. Oktober hatte Cotta den von Franz Maximilian Friedrich von Bouwinghausen von Wallmerode in der Cotta’schen Buchhandlung herausgegebenen „Taschenkalender auf das Jahr 1799, für Pferdeliebhaber, Reuter, Pferdezüchter, Pferdeärzte und Vorgesezte groser

OKTOBER 1798

499

Marställe“ übersandt. Ob Goethe weitere Bände erhielt, wie die verwendete Pluralform nahelegt, ist nicht belegt. Möglicherweise lag Goethe die Sendung in Jena, von wo aus er Cotta antwortete, nicht vor. 227,3 Damen- und Gartenkalender] Das 1798 erstmals herausgegebene „Taschenbuch für Damen“ zählte zu den erfolgreichsten Verlagsproduktionen der Cotta’schen Buchhandlung. Goethes erster Beitrag, der Cotta versprochene Prosadialog „Die guten Frauen, als Gegenbilder der bösen Weiber, auf den Kupfern des dießjährigen Damenalmanachs“, erschien im „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1801“ (S. 171–196; vgl. EGW 6, 918–926). Das ebenfalls in der Cotta’schen Buchhandlung publizierte „Taschenbuch auf das Jahr 1799 für Natur- und Gartenfreunde“ erhielt Goethe durch Cotta erst Anfang November 1798 (vgl. 234,8). Goethe war dieser seit 1795 erscheinende Kalender bereits von seinem Aufenthalt in Tübingen im September 1797 bekannt (vgl. GT II 1, 164 und 176). Johann Heinrich Meyer veröffentlichte darin im folgenden Jahrgang seine kurzen Beiträge „Irrgarten“ und „Ansicht eines Gartengebäudes zu Ende des großherzoglichen Parks alle Cascine bei Florenz“ (ebd., S. 1–3; vgl. zu 194,27) sowie eine Beschreibung des nach Goethes Gedicht „Euphrosyne“ geschaffenen gleichnamigen Denkmals auf die verstorbene Schauspielerin Christiane Becker, geb. Neumann (ebd., S. V–VIII). Goethes Gedicht selbst wurde in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ veröffentlicht (vgl. zu 138,1).

194. An Franz Kirms Jena, 18. Oktober 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0685 Slg Culemann. – Doppelblatt 21 × 33,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „11.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). – Beischlüsse: Nr A 35? und Nr A 36. E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 547, Nr XI. D: Theater-Briefe (1835), 16f., Nr XI (nach E). WA IV 13 (1893), 295, Nr 3902 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 261). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Kirms’ vom 18. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1532; RA 2, Nr 1533). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Wahrscheinlich erfolgte die nächste Absprache mündlich, da Goethe am 22. Oktober von Jena wieder nach Weimar zurückkehrte (vgl. zu 227,13).

500

BRIEF 195

Postsendungen: 19. Oktober 1798 (P r o f. T h o u r e t. Wegl. des Redouten Saals eingeschl an H o f. K. R. K i r m s / denselben über verschiednes.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436). 227,11–12 meine Gedanken über die verschiedenen Anfragen] Beide Bezugsbriefe Kirms’ enthielten Fragen zu Schauspielern, Rollenbesetzung und zur Organisation der Redouten. Einer dieser Beischlüsse war wahrscheinlich Nr A 35, der die Frage der Bewirtschaftung der Redouten behandelte. Weitere Beischlüsse an Kirms wurden nicht ermittelt. 227,13 Montag komm ich wahrscheinlich zur Komödie.] Kirms hatte in seinem zweiten Bezugsbrief um „baldige Herüberkunft“ (H: GSA 28/23, Bl. 509) Goethes nach Weimar gebeten. Am 22. Oktober reiste Goethe zurück (vgl. GT II 1, 263). Um 17.30 Uhr begann die Vorstellung von August Wilhelm Ifflands Stück „Der Spieler“ auf dem Weimarer Hoftheater (vgl. Theater/Musik Weimar). Der seit Herbst 1798 unter Vertrag genommene Schauspieler Friedrich Cordemann spielte darin die Rolle des Baron von Wallenfeld. 227,14 Cordemann] Vgl. zu Cordemann zu 193,5. 227,15 Genast] Kirms teilte in seinem ersten Bezugsbrief mit, der Schauspieler Anton Genast scheine seine Rolle in Camillo Federicis „Gleiches mit Gleichem“ (in der Übersetzung von Wilhelm Vogel) an Cordemann abgeben zu wollen und erbat dafür Goethes Zustimmung. Das Lustspiel, in dem Genast als Marchese Rovero auftrat, war am 15. September 1798 in Rudolstadt erstmals gegeben worden. Offensichtlich entschied sich Genast jedoch gegen die Rollenabgabe: Auf dem Theaterzettel für die Erstaufführung auf dem Weimarer Theater am 24. Oktober ist Genast erneut als Spieler des Marchese aufgelistet, ebenso für die Aufführung am 12. Dezember (vgl. Theater/Musik Weimar). 227,17 Fiesko kann nicht gegeben werden] Cordemann hatte mit einem Brief vom 30. Juli bei Franz Kirms angefragt, ob er neben drei anderen Stücken als Debüt den Fiesko spielen könne (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 7). Goethe hatte sich gegenüber Franz Kirms schon am 14. August gegen eine Aufnahme des Stückes geäußert (vgl. zu 193,7) und blieb bei dieser Meinung nach der weiteren Anfrage Kirms’ im ersten Bezugsbrief vom 18. Oktober, in dem er vorschlug, den „Fiesko“ noch vor den beiden noch ausstehenden „Wallenstein“-Stücken zu geben. 227,18 Behalten Sie Schumann nur drüben] In seinem vorangegangenen Schreiben hatte Goethe Franz Kirms gebeten, den für das Weimarer Theater tätigen Rollenschreiber Wilhelm Schumann nach Jena zu schicken, um beim Abschreiben der „Piccolomini“ zu helfen (vgl. zu 387,13). Kirms teilte aber im ersten Bezugsbrief mit, dass Schumann dringend in Weimar gebraucht werde. 227,19–21 diesen Winter auf unserm Theater noch manches neue 〈…〉 noch niemand denkt] Goethe hoffte, dass noch in diesem Winter die Aufführungen der zwei weiteren Teile der „Wallenstein“-Trilogie realisiert werden könnten:

OKTOBER 1798

501

„Die Piccolomini“ wurden am 29. Januar 1799, „Wallensteins Tod“ am 20. April 1799 in Weimar uraufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). 227,22 Die erste Redoute will ich gerne mit einrichten helfen.] Kirms wies in seinem zweiten Bezugsbrief darauf hin, dass eine Ankündigung der Redoute in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ zum Sonnabend, 20. Oktober, erfolgen sollte. – Tatsächlich verzögerte sich die Verschriftlichung des Textes. In den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ vom 24. Oktober wurde daraufhin eine „Bekanntmachung“ eingerückt, dass zu der am 26. Oktober stattfindenden Redoute „eine umständliche Bekanntmachung noch cirkuliren wird“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 85. Mittwoch, den 24. October 1798, S. 337). Zu Goethes Mitarbeit an den Vorbereitungen für diese Redoute vgl. Nr A 37, Nr A 38 und Nr A 39. Goethe beteiligte sich bis 1800 an der Organisation der Redouten.

195. An Friedrich Schiller

〈Jena〉, 18. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 225–226. – Doppelblatt 16,5(–16,8) × 21 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl:; Reste einer Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 337, Nr 517. WA IV 13 (1893), 296, Nr 3904. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1536). 228,2 geistlichen und leiblichen Müdigkeit] Nach der erfolgreichen Wiedereröffnung des Weimarer Hoftheaters waren Goethe und Schiller am 14. Oktober nach Jena gefahren, wo Goethe bis zum 22. Oktober blieb (vgl. GT II 1, 262f.). Am 18. Oktober nahm er an einer Weinlese teil, zu der Goethe Christian Gottlob Voigt und dessen Familie sowie Erbprinz Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach und dessen Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel eingeladen hatte (vgl. Nr 191). Die Gesellschaft stattete an diesem Tag auch Schiller einen Besuch ab (vgl. Schillers Kalender, 101). 228,3 zu Hause] Während seines Aufenthalts in Jena wohnte Goethe wie üblich im Jenaer Stadtschloss (vgl. zu 4,15–16). 228,5 Ihren Abschreiber] Wahrscheinlich handelte es sich um den für Schiller gelegentlich als Kopist tätigen Studenten Gottlieb Leonhardt Heubner (vgl. NA 29,

502

BRIEFE 196/197

92 und 223), vielleicht aber auch um Schillers Diener Georg Gottfried Rudolph. Aus Zeitgründen sah Goethe von seinem Vorhaben, seinen für die „Allgemeine Zeitung“ bestimmten Bericht „Eröffnung des weimarischen Theaters“ abschreiben zu lassen, wieder ab und übersandte am folgenden Tag das Konzept nach Stuttgart (vgl. Nr 196).

196. An Friedrich Schiller

〈Jena〉, 19. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 229. – Doppelblatt 16,8 × 21 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 338f., Nr 518. WA IV 13 (1893), 296f., Nr 3905. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1536). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 228,8 Opus] Gemeint ist Goethes Beitrag „Eröffnung des weimarischen Theaters. Aus einem Briefe“, der in der Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ vom 7. November 1798 veröffentlicht wurde (Sp. 1–12). 228,9–10 auf den Abend abschicken] Wie geplant wurde der Text noch an diesem Tag an die Redaktion der „Allgemeinen Zeitung“ nach Stuttgart abgesandt (vgl. EB 109). 228,11 mit anderer Schrifft zu drucken] Der umfangreichen Verszitate aus „Wallensteins Lager“ wurden im Bericht nicht in einer anderen Schrift ausgezeichnet. 228,13–14 Ich will heute bey Zeiten kommen] Ein entsprechender Besuch Goethes bei Schiller ist für diesen Tag nicht belegt (vgl. GT II 1, 262). 228,14 vom Garten aus] Die Familie Schiller bewohnte zu diesem Zeitpunkt noch ihr Gartenanwesen. Erst am 6. November bezog sie wieder ihre Stadtwohnung im Griesbach’schen Haus (vgl. zu 61,5).

OKTOBER 1798

197. An Johann Friedrich Cotta

503

〈Jena〉, 19. Oktober 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 48, 51. – Doppelblatt 17,9 × 21,6 cm, 1 S. beschr. (S. 3; S. 1–2 Bezugsbrief von Cotta vom 7. Oktober 1798; vgl. RA 2, Nr 1513), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: Goethe-Cotta 1 (1979), 38, Nr 44 (nach K). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 137f., Nr 3906a (nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Druckmanuskript (vgl. zu 228,17). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Cotta antwortete am 28. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1555). Postsendungen: 19. Oktober 1798 (H l. C o t t a. Diderot. Cap. I.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436); 19. Oktober 1798 (Packet nach Tübingen; GR/Jena 1798, 2, Bl. 5r). 228,17 Diderotische Text] Das in der Beilage übersandte Druckmanuskript beinhaltete den ersten Teil von Goethes Aufsatz „Diderots Versuch über die Mahlerey. Uebersetzt und mit Anmerkungen begleitet“. Er eröffnete das zweite Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ (Propyläen I 2, 1–44). Zu Goethes vorgehender Beschäftigung mit Diderots Werk „Essais sur la peinture“ (1795) vgl. EGW 3, 41–52. Goethes Vorgaben folgend, wurde Diderots Text in größeren Lettern gesetzt und auf diese Weise typographisch vom Kommentar unterschieden. Ein entsprechender Probedruck auf Post- und Velinpapier – S. 29 des gedruckten Textes – ist in Goethes Geschäftsakten überliefert (GSA 30/299, Bl. 84–87). Wie das an Cotta übersandte Druckmanuskript ist auch die Ausfertigung des vorliegenden Briefes, der den Charakter eines Promemoria trägt, nicht überliefert. Vermutlich leitete Cotta beide direkt an den Setzer weiter. 229,6 künftig mit Kanzley schreiben] Kanzleischrift (Kanzleikurrent): eine seit dem 15. Jahrhundert für amtliche Schriftstücke verwendete deutsche Schreibschrift, die der Fraktur-Druckschrift angeglichen war. Goethes Wunsch folgend wurden die Überschriften ab dem zweiten Stück der „Propyläen“ im Druck deutlicher hervorgehoben.

504

198. An Carl August Böttiger

BRIEF 198

〈Jena, 20. oder 21. Oktober 1798〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Böttiger sandte am 20. Oktober 1798 eine erste Fassung seines im November unter dem Titel „Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater“ veröffentlichten Aufsatzes (vgl. zu 229,11) und bat Goethe um vorherige Prüfung (vgl. RA 2, Nr 1541). Es ist zu vermuten, dass Goethe unmittelbar nach der Lektüre des Briefes und dessen Beilage an Böttiger zurückschrieb. In Goethes Tagebuch ist für den 20. Oktober eine Inspektion des Mühltals verzeichnet (vgl. GT II 1, 262), am 21. Oktober hielt sich Goethe bei Schiller auf (vgl. ebd., 263). Eine Antwort ist an beiden Tagen denkbar und dürfte noch vor der Rückkehr nach Weimar am 22. Oktober erfolgt sein. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K1: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 526. – Doppelblatt 20,2(–20,6) × 34 cm, 1 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. O. C. R. Böttiger nach Weimar. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). K2: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 535. – Doppelblatt 20,8(–21,2) × 33,9 (–34,2) cm, 1 S. und 6 Zeilen einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. O. C. R. Böttiger nach Weimar. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: WA IV 13 (1892), 298, Nr 3907 (Eduard von der Hellen; nach K2). Textgrundlage: K2. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Böttigers Brief vom 20. Oktober (vgl. RA 2, Nr 1541). – Ein Antwortbrief Böttigers in dieser Angelegenheit ist nicht bekannt. Der nächste Brief Böttigers an Goethe stammt vom 26. Oktober, geht aber nicht auf Goethes vorliegenden Brief ein (vgl. RA 2, Nr 1550). Zur Person Carl August Böttigers (1760–1835) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 11 II, Nr 156. – 1798 war Böttiger neben seiner Anstellung als Gymnasialdirektor in Weimar als Redakteur des „Neuen Teutschen Merkur“ (seit 1797 bis 1809) sowie des „Journals des Luxus und der Moden“ (seit 1795 bis 1803) tätig und verfasste selbst Beiträge für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. Goethe schätzte seine Kenntnis der Antike und der Mythologie, hielt ihn jedoch aufgrund seines indiskreten Verhaltens weitest-

OKTOBER 1798

505

gehend auf Distanz. Als Böttiger im November 1798 eine Abschrift des Theatermanuskripts von Schillers „Wallensteins Lager“ unbefugt nach Dresden, später nach Kopenhagen weitergab und die Angelegenheit 1799 aufgedeckt wurde, verschlechterte sich Goethes und Schillers Verhältnis zu Böttiger (vgl. hierzu den „Exkurs: Carl August Böttigers Übergriffe“ in: NA 8 N III, 605–608). Bei der Verwahrung der Manuskripte ließ Goethe von da an noch striktere Vorsicht als zuvor walten. Der vorliegende Brief, mit dem Goethe über Böttigers Rezension des Schiller’schen Stückes wohlwollend urteilt, ist zu diesem Geschehen gleichsam die Vorgeschichte, da sich Böttiger das Manuskript zu „Wallensteins Lager“ zunächst zum Verfassen des Beitrags für das „Journal des Luxus und der Moden“ hatte aushändigen lassen (vgl. zu 225,4–5). – Für das Jahr 1798 sind zwei Briefe Goethes an Böttiger überliefert, beide vom Oktober. Ein weiterer kann erschlossen werden (EB 45). Von Böttiger sind zehn Briefe an Goethe aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes bekannt. Böttiger trat darüber hinaus immer wieder auch als vermittelnde Instanz auf, so etwa bei den Verhandlungen um die Wallenstein-Rolle mit dem Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder (vgl. Nr 187) oder bei der Übermittlung von Mineralien an Goethe (vgl. zu 112,1–2). 229,11 die übersendete Anzeige] Böttiger hatte Goethe am 20. Oktober seinen (in der Handschrift nicht überlieferten) Aufsatz über die Neueinrichtung des Theaterraums und die Aufführung von „Wallensteins Lager“ am wiedereröffneten Weimarer Hoftheater „zur Prüfung“ (H: GSA 28/23, Bl. 527) zugesandt. Böttigers Beitrag erschien im November unter dem Titel „Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater“ im „Journal des Luxus und der Moden“ (Bd 13, November 1798, S. 641–651). 229,13 das Ganze] ‚Das Ganze‘ des Theaterumbaus wird von Böttiger in seinem Aufsatz an zwei Stellen bewertet, zunächst implizit als Lobeshymne auf Goethe: „Aber über das Ganze schwebt sichtbar der belebende, alles, selbst die geringste Arbeit des Handlangers durchdringende Hauch eines Mannes, den ganz Teutschland als einen seiner ersten Dichter und Schriftsteller verehrt 〈…〉“ (ebd., S. 641). Abschließend schreibt er über die neue Ästhetik des Theaterbaus: „〈…〉 und sieht man das Ganze, so fühlt man, es müsse so seyn. Man würde nichts davon weggeben, aber eben so wenig etwas hinzusetzen wollen.“ (Ebd., S. 643.) 229,14 das einzelne lebhaft ergreift] Böttiger geht bei der Beschreibung des Theaterraumes auf einzelne Baumaßnahmen ausführlich ein, so auf das neu gestaltete Parterre, die Einteilung des Balkons, die Bemalung des Gesimses über den Säulen, die über den Säulen angebrachten „18 antiken Masken“ (ebd., S. 643) sowie auf die Beleuchtung und die Akustik des Saales. 229,16 Erneuerung] In K1 Neuerung (306,9–10), eventuell hier Hörfehler des Schreibers. Böttiger äußerte sich über die am Theater erfolgten Umbauten sehr lobend in seinem Aufsatz: „Der einmal gegebene Raum konnte zwar ohne einen neuen Bau von Grund auf anzufangen, nicht erweitert werden; aber die Verschöne-

506

BRIEF 199

rungen, deren ein so beschränkter Bezirk wirklich fähig war, sind ihm nun alle, und mit einem Geschmack ertheilet worden, der dieß kleine Theater, so wie es nun ist, zu einem der fröhlichsten und einladensten in Teutschland macht.“ (Ebd., S. 540.) 229,18–19 In der allgemeinen Zeitung 〈…〉 einen Aufsatz finden] Am 7. November 1798 erschien in der „Beilage zur allgemeinen Zeitung“ Goethes hier angekündigter Aufsatz „Eröffnung des weimarischen Theaters“. Eine fragmentarische Handschrift des Beitrags von Schreiberhd (Geist) mit Korrekturen Goethes ist überliefert (GSA 25/W 2896). – Goethe hatte bereits am 12. Oktober 1798 einen Beitrag in der „Allgemeinen Zeitung“ unter dem Titel „Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal. Dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller“ publiziert, mit der Intention, Böttiger in jedem Fall mit einer Veröffentlichung zu diesem Thema zuvor zu kommen (vgl. zu 223,7–8). 229,19 durch ausgezogne Stellen] Goethe gab in seinem Aufsatz „Eröffnung des weimarischen Theaters“ zahlreiche Dialoge aus Schillers „Wallensteins Lager“ aus verschiedenen Auftritten wieder, die durch zusammenfassende, erzählende Abschnitte eingeleitet werden. Die Publikation kommt wegen der Darbietung der umfangreichen Textpassagen einem Teildruck des Stückes nahe. In der überlieferten Handschrift des Aufsatzes sind die Textstellen aus Schillers Stück nur selten vollständig ausgeschrieben, meist wird nur die erste Zeile dargeboten (vgl. GSA 25/W 2896). 229,20 umständlicher] Hier im neutralen Sinne von ‚ausführlich, die meisten Umstände berührend‘ (vgl. Adelung 4, 820). 229,21 supplirt] Supplieren von lat. supplere: ergänzen. 229,26 Hindernisse, die ihr anders wo im Wege stehen] Böttigers Aufsatz über das Weimarer Theater waren weitere kurze Berichte in Form von Korrespondenznachrichten vorangestellt, die den Leser über Theaterverhältnisse in Salzburg, Altona, Hamburg, St. Petersburg, Breslau, Regensburg, Dessau und Mainz unterrichteten. ERL ÄUT ERUNGEN Z U K 1

306,29 Was die Zeichnung des Risses betrifft] Böttiger hatte in seinem Bezugsbrief berichtet, dass ihm Johann Heinrich Meyer eine Kupferplatte versprochen hatte, die mit dem Beitrag erscheinen „und im verjüngten Maaßstab Grundriß und Durchschnitt“ (H: GSA 28/23, Bl. 527) des Theatergebäudes darstellen sollte. Goethe verwies in K1 auf Nikolaus Thouret, der den Originalentwurf mit nach Stuttgart genommen habe. Der Verbleib dieser Zeichnung ist unbekannt. 306,29–30 Herr Prof: Thouret] Zu Thouret vgl. zu 21,11–12 sowie die einleitende Erläuterung zu Nr 14. 306,31 Portefeuille] Franz.: (Akten-)Mappe; hier als Portfolio der eigenen architektonischen Arbeiten. 306,32 billig] Im Sinne von ‚richtig‘‚ ‚angemessen‘ (vgl. Grimm 2, 28f.).

OKTOBER 1798

507

306,32–33 bey seiner Rückkunft nach Stuttgard] Thouret war am 29. Oktober von Weimar zurück nach Stuttgart gereist. 306,34 für uns gearbeitet] Thouret hatte nicht nur am Schloss, sondern auch am Römischen Haus sowie am Theater mitgearbeitet. 306,34 eine Copie] Eine Kopie des Grundrisses des Theaters wurde von Thouret nicht wie gewünscht nach Weimar gesandt. Das letzte Paket mit Zeichnungen bezog sich ausschließlich auf das Bauvorhaben im Schloss (vgl. RA 3, Nr 1004).

199. An Carl August Böttiger

Weimar, 26. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SUB Carl von Ossietzky Hamburg, Sign.: AHT : 31 : 1. – 1 Bl. 18,9 × 22,8 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 537–538. – Doppelblatt (ursprünglich 1 Bl., zu Doppelblatt gefaltet) 15,9(–17,4) × 21,3 cm, grau-blaues Papier, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Rs. Mitte Adresse von Carl August Böttigers Hd, Tinte: „Sr. HochWohlgebL. / dem Herrn Geheimen rath / von Goethe.“; Mitte rechts rotes Siegel mit Monogramm „CAB“; Bl. 1 Papierausriss durch Öffnen des Siegels. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: Sechsunddreissig Briefe von Goethe. In: GJb I (1880), 229f., Nr 3 (Ludwig Urlichs). WA IV 13 (1892), 299, Nr 3908 (nach E). BEIL AG E

Brief Friedrich Ludwig Schröders an Carl August Böttiger (vgl. zu 230,6). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Böttigers Brief vom 26. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1550), dem ein Schreiben Friedrich Ludwig Schröders an Böttiger vom 17. Oktober beilag (SLUB Dresden, Mscr. Dresd.h. 37,4°, Bd 183, Nr 30). – Ein Antwortschreiben Böttigers ist nicht bekannt. 230,1 Unserm würdigen Schröder] Goethe hatte dem Hamburger Schauspieler Friedrich Ludwig Schröder, der für die Rolle des Wallenstein vorgesehen war (vgl. zu 101,7), am 7. Oktober den Prolog zur Wiedereröffnung des Theaters geschickt (vgl. Nr 187), um noch einmal um dessen Gunst zu werben. Böttiger stand in regelmäßigem Briefverkehr mit Schröder und hatte zuvor zwischen dem Schauspieler und Goethe bzw. Schiller brieflich vermittelt.

508

BRIEF 200

230,1–2 bey Gelegenheit der Wallensteinischen Vorstellungen] Zur Uraufführung von „Wallensteins Lager“ am 12. Oktober sowie zur Aufführung am Tag darauf wurde der „Prolog“ zur Wiedereröffnung des Theaters durch den Schauspieler Heinrich Vohs gesprochen (vgl. Theater/Musik Weimar), der u.a. eine verehrende Anspielung auf Schröder enthielt (vgl. Abdruck als Beilage von Nr 187; zu 217,1–2). 230,3 Seine Antwort] In seinem Antwortbrief vom 17. Oktober an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1530) schreibt Schröder als Begründung seiner Absage, die Rolle des Wallenstein nicht übernehmen zu können: „Bänden mich nicht Verhältnisse, so würde ich eilen, die Reste meiner Kunst einem so auserlesenen Zirkel darzustellen, der billig genug seyn würde, nicht mehr zu erwarten.“ (H: GSA 28/826.) In ähnlicher Weise hatte Schröder auch an Böttiger geschrieben, der den Brief Goethe mitgeteilt hatte (vgl. zu 230,6). 230,5 meine kleinen Plane für diesen Winter] Vermutlich auf die Uraufführung der „Piccolomini“, die am 30. Januar 1799 zum Geburtstag der Herzogin Louise in Weimar stattfand (vgl. Theater/Musik Weimar), und deren Besetzung bezogen. Die Rolle des Wallenstein wurde in den „Piccolomini“ von Johann Jakob Graff übernommen (vgl. ebd.). 230,6 den mitgetheilten Brief] Böttiger hatte seinem Bezugsbrief vom 26. Oktober Schröders an ihn gerichtetes Schreiben vom 17. Oktober beigelegt. Die Handschrift befindet sich heute im Nachlass Böttigers (vgl. SLUB Dresden, Mscr. Dresd.h. 37,4°, Bd 183, Nr 30). Über den Prolog äußert sich Schröder gegenüber seinem Freund: „Ich habe ehegestern den Prolog von Goethe mit einem sehr schmeichelhaften Briefe erhalten, der mich stolz machen würde, wenn ich noch Gefühl für so etwas hätte. Er wird Ihnen sagen, was Sie schon wissen: ich kann an keinem andern Orte spielen, wenn ich nicht in Hamburg spiele, und ich komme, Gott sey Dank! davon los.“ (Ebd.; zu Schröders Situation vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 187.)

200. An Friedrich Schiller Weimar, 27. Oktober 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 234–235. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl: / J e n a. / frey.; Reste einer Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 341–343, Nr 520. WA IV 13 (1893), 299f., Nr 3909.

OKTOBER 1798

509

BEIL AG E

Rechnung (vgl. zu 230,18–19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 26. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1552). – Schiller antwortete am 30. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1557). 230,10 die erste Redoute] Die erste Redoute im neu eröffneten Weimarer Hoftheater hatte am Abend des 26. Oktober stattgefunden (vgl. GT II 1, 263). Für diese Veranstaltung war der zuvor nur für Theateraufführungen genutzte neue Saal entsprechend umdekoriert worden: „das Schauspielhaus war zur Geburtsfeier der Herzogin Amalie besonders schön dekorirt und erleuchtet, im Hintergrunde, über den Theater, las man transparent, Heil Amalie!“ (Sächsische Provinzialblätter. Bd 4. Altenburg 1798, S. 440). 230,10 männiglicher] Hier im Sinne von ‚jedermanns‘ (vgl. GWb 5, 1430). 230,12 verschiednen Geschäfften] Neben Theaterangelegenheiten war Goethe in diesen Tage mit den Schlossbauarbeiten und der anstehenden Abreise Thourets beschäftigt (vgl. GT II 1, 263). 230,12–13 Dienstag nach Roßla] Goethe fuhr erst am Freitag, dem 2. November, auf sein Gut nach Oberroßla, wo er bis zum 6. November blieb (vgl. GT II 1, 264). 230,13–14 Sontags 〈…〉 mit Ihnen zuzubringen] Goethe kam erst eine Woche später, am Sonntag, dem 11. November nach Jena, wo er bis zum 29. November blieb (vgl. GT II 1, 264–267). 230,15 Folge von innerer Thätigkeit] Im Unterschied zu Weimar konnte Goethe während seiner Aufenthalte in Jena weitgehend ungestört seinen literarischen und wissenschaftlichen Beschäftigungen nachgehen (vgl. zu 72,15 und GT II 1, 264–267). 230,17 einige Nova] Lat. Neuigkeiten. – Im November wurden vier Stücke neu ins Repertoire des Weimarer Hoftheaters aufgenommen (vgl. Theater/Musik Weimar): Auf eine Aufführung von Richard Brinsley Sheridans Lustspiel „Die Lästerschule“ am 5. November folgte am 17. November die Erstaufführung von Richard Cumberlands Lustspiel „Der Jude“ (vgl. RA 2, Nr 1594). Am 24. November kam es zur Uraufführung der romantisch-komischen Oper „Wilibald und Erminia“ mit der Musik des Wiener Opernkomponisten Ferdinand Kauer (Libretto: Karl Friedrich Hensler; vgl. zu 242,16). Am 26. November fand schließlich die Erstaufführung des Lustspiels „Die erste Liebe“ des Weimarer Schauspielers Karl Heinrich Schall statt. 230,18–19 Rechnung wegen der Auslagen] Auf Bitten Schillers übersandte Goethe eine Abrechnung Johann Heinrich Meyers zu Umschlag und Titelkupfer für den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“. Schiller legte sie seinem Brief an Cotta vom folgenden Tag bei (vgl. Schillers Brief an Cotta vom 28. Oktober 1798;

510

BRIEFE 201/202

NA 29, 294). Die Beilage ist nicht überliefert. – Für seine Entwürfe zu den „Musen-Almanachen“ der Jahre 1798 und 1799 erhielt Meyer 26 Reichstaler (16 Laubtaler), für seine Auslagen zur Herstellung der Kupferstiche 89 Reichstaler, 14 Groschen und 6 Pfennige (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 64a). 230,19 Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer war 1795 zum Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar ernannt wurden. 230,21 Betrag für den Musenalmanach] Für seine Beiträge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ erhielt Goethe ein Honorar von 24 Louisd’or, das Schiller im November übermittelte (vgl. RA 2, Nr 1568). 230,23 Cotta hat mir früher oder später etwas zu remittiren] Eine entsprechende Abrechnung erfolgte mit Goethes Brief an Cotta vom 26. Januar 1799 (vgl. GB 14 II, 30f.). 230,24 Von Schrödern habe ich eine Antwort] In seinem Brief an Goethe vom 17. Oktober hatte Friedrich Ludwig Schröder mitgeteilt, dass er nicht nach Weimar kommen werde (vgl. RA 2, Nr 1530). Goethe legte Schröders Antwort seinem Brief an Schiller vom 31. Oktober bei (vgl. 232,8–9). 231,3–4 Hoffen und harren] Anspielung auf das Sprichwort „Hoffen und harren macht manchen zum Narren.“ (Sprichwörter-Lexikon 2, 718f., Nr 20.) 231,6 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

201. An Johann Friedrich Cotta Weimar, 29. Oktober 1798 → Tübingen ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 21. – 1 Bl. 19,9 × 20,4(–20,9) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 29 Nov. 1798. / 5 Dec ––“. E: Goethe-Cotta 1 (1979), 40, Nr 46. WA: Nicht gedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Cotta erhielt Goethes Zahlungsanweisung erst am 5. Dezember 1798 (vgl. Antwortvermerk). Grund hierfür war, dass Thouret sie persönlich überbrachte. Der fehlerhafte Eingangsvermerk („29 Nov. 1798“) dürfte ein Schreibversehen sein. 231,9–10 Funfzig Carolin 〈…〉 an Hl. Professor Thouret] Zum Anlass und den Umständen der vorliegenden Zahlungsanweisung an den Architekten Nikolaus Thouret vgl. zu 203,7.

OKTOBER 1798

511

231,12 vorläufige Anzeige] Goethe hatte Cotta am 17. Oktober angewiesen, die Summe in Rechnung zu stellen (vgl. 226,2).

202. An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 30. Oktober 1798 → 〈Ilmenau〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 169. – 1 Bl. 19,8 × 24,5(–24,9) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte.; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „186“ (vgl. E), oben in der Mitte: „34“, oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 6“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 188, Nr 186. WA IV 13 (1893), 300f., Nr 3910. BEIL AG E

„Propyläen / Ersten Bandes / Erstes Stück.“ (vgl. zu 231,16). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete am 14. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1572). 231,15–16 so gar lange nichts von mir gemeldet habe] Goethes letzter Brief an Knebel ist nicht überliefert. Laut Briefverzeichnis datiert er vom 2. September (vgl. EB 94). 231,16 ein Stück der Propyläen] Angekündigt im Brief vom 23. August (vgl. 198,11–12). Goethe hatte von Cotta am 17. Oktober Freiexemplare für Freunde und Mitarbeiter erhalten (vgl. zu 167,1–2) und in einer Liste vom Juli unter die zu berücksichtigenden Freunde auch M〈ajor〉 Knebel (H: GSA 30/299, Bl. 16) gezählt. 231,17–18 mit uns unterhalten] Knebel ging in seinem Brief vom 1. Dezember ausführlich auf einzelne Artikel der „Propyläen“ ein (vgl. RA 2, Nr 1622). 231,19–20 Ueber die Einrichtung des Theaters, sowohl zum Schauspiel als zur Redoute] Zu Goethes Einsatz beim Theaterumbau vgl. zu 195,13–14. Sein Engagement bei der Einrichtung der ersten Redoute ist in verschiedenen amtlichen Schreiben dokumentiert (Nr A 35, Nr A 37, Nr A 39). 231,20 den] Schreibversehen für ‚denn‘. 231,21 ehester Tags] „Ehester Tagen, so bald als möglich.“ (Adelung 1, 1641.)

512

BRIEF 203

231,21–22 wieder nach Jena begeben] Goethe hielt sich vom 11. bis 29. November in Jena auf, wo er sich vor allem der Arbeit an der Farbenlehre und dem Abschluss seines geplanten „Propyläen“-Beitrags „Diderots Versuch über die Malerey. Zweytes Capitel. Meine kleine Ideen über die Farbe“ zuwandte (vgl. GT II 1, 264–267). 231,22 von dort her dir etwas mehr schreiben] Aufgrund von Rückforderungen einiger Gegenstände aus Knebels Jenaer Wohnung schrieb Goethe bereits am 31. Oktober (Nr 204) sowie am 8. November (Nr 207) kurze Nachrichten in dieser Angelegenheit an den Freund. Erst am 28. November (Nr 224) erfüllte er das hier gegebene Versprechen, ausführlicher zu schreiben. 231,23 ungarische Stufen] ‚Stufen‘ meint hier einzelne Stücke eines natürlich gewachsenen Kristalls/Minerals (vgl. Grimm 20, 307f.). – Goethe hatte Ende Oktober über das Handelshaus Frege & Co. eine Mineraliensendung erhalten (vgl. RA 2, Nr 1548), die er sich zuvor von Franz Christian Lersé gewünscht hatte (vgl. 165,20–21). Lersé und Moritz Graf von Fries hatten die Sendung aus Wien veranlasst. Die Steine und Mineralien, die aus ungarischen Bergbaugebieten stammten, schlossen eine Lücke in Goethes Mineraliensammlung (vgl. Goethes Dankschreiben an Lersé, Nr 208). Knebel zeigte sich in seinem Antwortbrief vom 14. November sehr interessiert daran, die Steine persönlich in Augenschein nehmen zu können. 231,23–24 durch Graf Fries und Lerse] Zu Moritz Graf von Fries und Franz Christian Lersé vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 133. 231,24 Pechsteine] Halbglasige oder glasige Gesteinsart in der Farbe von dunkelgrün, braun, schmutzigrot bis schwarz variierend, die in Ungarn in Tokaj, Kremnitz (heute Slowakei, Kremnica, ungarisch Körmöcbánya) und Schemnitz (heute Slowakei, Baˇnská Sˇ tiavnica, ungarisch Selmecbánya) vorkommt. 231,24–232,1 Halb- Holz- und Wachsopale] Zu den Halbopalen, deren Aussehen von weiß, grau, gelb, braun, gefleckt bis gestreift variiert, gehört auch der Holzopal, ein durch Kieselsäure versteintes Holz. Beide kommen in Ungarn in den Gegenden von Tokaj und Telkibánya vor. Das Gleiche gilt für die Wachsopale, die von gelblichbrauner Farbe sind, wächsern glänzen und die den gemeinen Opalen zuzuordnen sind. – In Goethes Mineraliensammlung sind zahlreiche Opale dieser Herkunft nachweisbar (vgl. LA 7 II, 476). 232,1 Antimonialstufen] In Goethes Mineraliensammlung sind die für Untersuchungen zurecht geschlagenen Proben (vgl. GWb 1, 727) des Antimonium, auch unter dem Namen Spießglaserz geläufig, noch heute zu finden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 1490, 1491). Es handelt sich um ein Halbmetall, das oft in nadelförmigen Spitzen, die wie Spieße aussehen, auftritt. Im Feuer verwandelt es sich in braunes oder gelbes Glas. In Ungarn findet sich rotes und graues Spießglaserz sowie Spießglasocker (vgl. Oesterreichisches naturhistorisches BilderConversations-Lexicon. Ein unentbehrliches Handbuch zur Verbreitung gemein-

OKTOBER 1798

513

nütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung für alle Stände, in alphabetischer Ordnung aus dem Thier-, Pflanzen- und Mineralreiche. Wien 1839. Bd VIII, S. 92). 232,1 Titanit] Auch Sphen genanntes Mineral, eine Verbindung von Kieselerde, Kalkerde mit Titanoxid, tritt meist in rötlich, grauen, schwärzlichbraunen Kristallen auf. In seiner Reinform ist es farblos. – In Goethes Sammlung vorhanden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 1532). 232,5 laß bald etwas von dir hören] Knebel antwortete am 14. November.

203. An Friedrich Schiller

Weimar, 31. Oktober 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 237. – Doppelblatt 18,9 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 345–347, Nr 522. WA IV 13 (1893), 301f., Nr 3911. BEIL AG E

Brief von Friedrich Ludwig Schröder an Goethe vom 17. Oktober 1798 (vgl. zu 232,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 30. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1557). – Schiller antwortete am 2. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1562). 232,8 Schröderischen Brief] In Beantwortung von Goethes Brief vom 7. Oktober 1798 (vgl. Nr 187) hatte Friedrich Ludwig Schröder am 17. Oktober mitgeteilt, dass er nicht nach Weimar kommen werde (vgl. RA 2, Nr 1530; abgedruckt in NA 37 II, 472). Goethe hatte Schiller daraufhin entsprechend informiert (vgl. 230,24–231,2). Schiller sandte Schröders Brief mit seinem Antwortbrief vom 2. November an Goethe zurück. 232,11 Der Herzog ist nicht wohl] Laut Tagebucheintrag vom 31. Oktober verbrachte Goethe den Tag wesentlich bei Herzog Carl August: Diese Tage war der Herzog krank, und ich war die Meiste Zeit bey demselben. (GT II 1, 263.) 232,11 etwas später kommen] Goethe kam erst am 11. November nach Jena, wo er bis zum 29. November blieb (vgl. GT II 1, 264–267). 232,12 nach Roßla] Goethe fuhr am Freitag, dem 2. November, auf sein Gut nach Oberroßla zur Beaufsichtigung verschiedener Arbeiten und Reparaturmaßnahmen (vgl. GT II 1, 264). Er blieb dort bis zum 6. November (vgl. ebd.).

514

BRIEF 204

232,14 das Farbenwesen endlich einmal los zu werden] Nach der Rückkehr von der Schweizer Reise hatte Goethe zu Beginn des Jahres 1798 seine Arbeit an der „Farbenlehre“ wieder aufgenommen, diese aber immer wieder zurückstellen müssen (vgl. zu 12,15–16). Erst der Aufenthalt in Jena vom 12. bis 29. November sollte ihm Gelegenheit dazu geben, seine Studien und Vorarbeiten zur Farbenlehre stärker voranzutreiben (vgl. GT II 1, 264). 232,14 Propyläen] Das erste Stück des ersten Bandes von Goethes gleichnamiger neuer Kunstzeitschrift war in diesen Tagen erschienen. Es enthält eine ausführliche Einleitung Goethes (S. III–XXXVIII) sowie folgende Beiträge: „I. Ueber Laokoon“ (S. 1–9), „II. Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (S. 20–54), „III. Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke. Ein Gespräch“ (S. 55–65), „IV. Rafaels Werke besonders im Vatikan“ (S. 101–127). 232,17 das erste Stück] Schiller hatte über Cotta ein Exemplar des ersten Stücks der „Propyläen“ erhalten (vgl. Schillers Brief an Cotta vom 28. Oktober 1798; NA 29, 294). 232,19–20 meine großen Zimmer im Schloss und meinen neuen Ofen] Während seiner Aufenthalte in Jena bewohnte Goethe Knebels Wohnung im Jenaer Schloss (vgl. zu 4,15–16). Da Knebel Ende Oktober 1798 persönliche Einrichtungsgegenstände nach Ilmenau bringen ließ, ergab sich für Goethe die Notwendigkeit, für eine neue Einrichtung zu sorgen (vgl. zu 233,1). Bei dieser Gelegenheit wurde der Ofen so verrückt, dass er künftig von einem kleineren hinteren Zimmer aus beheizt werden konnte (vgl. EB 132). Über die Vorteile dieser Baumaßnahme informierte Goethe Knebel am 28. November (vgl. 248,27–249,2). 232,21 Chromatik] Von griech. X : Farbe. Gemeint ist die Lehre von den Farben (vgl. GWb 2, 1010). 232,22 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

204. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 31. Oktober 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 170–171. – Doppelblatt 17,3 × 20,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Major von Knebel / Hochwohlgebl / I l m e n a u.; S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „186a“, oben rechts: „1795 / falsch / ist 1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 8 3“, S. 2 und 3 von späterer Hd (Guhrauer?) editorische Vermerke, vermutlich zur Einordnung des Briefes. S. 3 und 4 Reste einer ro-

OKTOBER 1798

515

ten Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: WA IV 13 (1893), 302f., Nr 3912 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt: Goethe schrieb den vorliegenden Brief an Knebel einen Tag nach seinem letzten Brief vom 30. Oktober 1798 (vgl. Nr 202). – Knebel antwortete am 1. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1622). 233,1 Ich höre durch Trabitius] Johann Nikolaus Trabitius, Schlossvogt in Jena. Vermutlich schriftliche Mitteilung, nicht überliefert. 233,1 die Leinwand von deinem Strohsack] Knebel wollte seine Besitztümer, die er im Jenaer Schloss in den Zimmern, die ihm der Herzog dort eingeräumt hatte (vgl. zu 4,15–16), nun nach Ilmenau überführen. Da Goethe die Räumlichkeiten während seiner Jena-Aufenthalte benutzte, war er dadurch gezwungen, sich um eine eigene Einrichtung zu kümmern. 233,2 haushältisch] Wirtschaftlich (vgl. GWb 4, 789). 233,4–5 Ich habe daher Trabitius geschrieben] Nicht überliefert (vgl. EB 113). 233,5 ehester Tags] „Ehester Tagen, so bald als möglich.“ (Adelung 1, 1641.) 233,6 neue Leinwand zu einem tüchtigen Strohsack schicken] Leinwand: Leinenstoff (vgl. GWb 5, 1113). Am 1. Dezember dankte Knebel im Namen seiner Frau für den Erhalt von „30. Ellen Leinwand“ (H: GSA 29/494, Bl. 32), fast 17 m Stofflänge. 233,7 Die Steine aus deinem kleinen Schränkchen] Vgl. zu 249,3. – Am 1. Dezember dankte Knebel für ein „Kistchen Mineralien“, das er „ganz kürzlich von Jena erhalten“ habe (H: GSA 28/494, Bl. 32). 233,9–10 nähmst die Bezahlung des Jenaischen von mir an] Da es Knebel, wie er in seinem Antwortbrief schreibt, „an schicklichem Raum fehlt“ (H: GSA 28/494, Bl. 32), um die Mineralien aufzubewahren, wird es zu diesem Handel nicht gekommen sein. Näheres ist hierzu nicht bekannt. 233,11 den Winter mehrmals drüben zu seyn] Goethe hielt sich das nächste Mal vom 11. bis 29. November, dann erst wieder vom 7. bis 28. Februar 1799 in Jena auf. Im darauffolgenden Winter war er vom 10. November bis 8. Dezember 1799 wieder dort.

516

205. An Johann Friedrich Cotta

BRIEF 205

Weimar, 7. November 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 22. – 1 Bl. 11,4 × 19,1 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe und egh. Nachschrift (234,12–13), Tinte; Rs. über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 7 Nov. 1798. / 15 –– / 20 –“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 47, 56. – Doppelblatt 20,2 × 33,7 cm, 1 ¾ S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–4; S. 1 Nr 189), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: Schiller-Cotta (1876), 326f. WA IV 13 (1893), 303f., Nr 3913. BEIL AG E

Druckmanuskript zum zweiten Stück der „Propyläen“ (vgl. zu 234,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Briefe vom 17. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1529) und 28. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1555). – Cotta antwortete am 20. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1590). Postsendungen: 7. November 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21r). 233,15 18 Exemplare] Es handelte sich um die von Goethe bei Cotta erbetenen Freiexemplare (vgl. zu 167,1–2). Cotta hatte sie mit seinem Brief vom 17. Oktober übersandt. 233,19 S c h w e i k h ä u s e r] Der aus Straßburg stammende Philologe Johann Gottfried Schweighäuser hatte im „Magasin encylopédique“ einen französischsprachigen Aufsatz über Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ veröffentlicht, für den sich Goethe im April 1798 persönlich beim Autor bedankt hatte (vgl. Nr 77). Als Beiträger zu verschiedenen Publikationen der Cotta’schen Buchhandlung stand Schweighäuser mit dem Verleger in brieflicher Verbindung (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 82b). Cotta bestätigte den Versand eines Freiexemplars in seinem Antwortschreiben vom 20. November. 233,20 Bürger M i l l i n] Der französische Naturforscher und Gelehrte Aubin Louis Millin war als Konservator des Cabinet des Antiques der Bibliothèque nationale tätig. Als Herausgeber der seit 1795 erscheinenden Zeitschrift „Magasin encyclopédique, ou Journal des sciences, des lettres et des arts“ machte er sich um die Verbreitung der deutschen Literatur in Frankreich verdient. Ein wichtiger Korres-

NOVEMBER 1798

517

pondent Millins war Carl August Böttiger, mit dem er seit 1797 in regelmäßigem brieflichem Austausch stand. Auf Böttigers Initiative war Millin 1797 zum Mitglied der Jenaer Naturforschenden Gesellschaft ernannt worden und Goethe seitdem auch als Herausgeber des „Magasin encyclopédique“ bekannt (vgl. RA 2, Nr 1130). Über Böttiger hatte er Millin bereits im März 1798 ein Widmungsexemplar von „Herrmann und Dorothea“ schicken lassen (vgl. zu 72,21). Auch Böttiger äußerte gegenüber Cotta den Vorschlag, Millin ein Exemplar der „Propyläen“ zu senden (Böttiger an Cotta, 3. November 1798, SNM/DLA Marbach, CottaArchiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Briefe Böttiger Nr 7). Cotta bestätigte den Versand eines Freiexemplars in seinem Antwortschreiben vom 20. November. 233,22 Italien ist jetzt so unruhig] Aus verschiedenen Gegenden Italiens wurde über politische wie militärische Unruhen berichtet. Der personelle Umbau der Regierung der Cisalpinischen Republik in Mailand oder der Einfall neapolitanischer Truppen in die Römische Republik wurden als Anzeichen für den Ausbruch eines neuen Krieges gewertet. 233,23–24 Nach London 〈…〉 an die dortigen deutschen Buchhändler] Ob und an wen Cotta Freiexemplare nach London versandte, ist nicht ermittelt (zu deutschen Buchhändlern in London vgl. Graham Jefcoate: Deutsche Drucker und Buchhändler in London 1680–1811. Strukturen und Bedeutung des deutschen Anteils am englischen Buchhandel. Berlin, Boston 2015). Über seinen Londoner Kommissionär Johann Christian Hüttner stand Cotta im Besonderen mit dem Verleger, Buchhändler und Übersetzer Constantin Geisweiler in Verbindung. Dieser hatte um 1798 in London eine Buchhandlung eröffnet und bemühte sich um die Veröffentlichung von Werken Goethes und Schillers (vgl. Lieselotte Blumenthal: Geisweiler und Weimar. Zur Rezeption deutscher Dichter in England um 1800. Mit einem ungedruckten Brief an Schiller. In: JbdDSG 11 [1967], S. 14–46). Zwischen Januar 1800 und Juni 1801 gab Geisweiler die Monatszeitschrift „The German museum“ heraus, in der er regelmäßig über Neuerscheinungen informierte (vgl. Ruppert, Nr 376). Anlässlich der Leipziger Messe weilte Geisweiler im Mai 1801 in Weimar, wo er mit Goethe zusammentraf (vgl. GT III 1, 24). 233,25 über Franzosen und Engländer und ihre Kunst] Zu den wenigen „Propyläen“-Beiträgen zur französischen und englischen Kunst zählten Goethes Übersetzung „Diderots Versuch über die Mahlerey“ (Propyläen I 2, 1–44 und II 1, 4–47) sowie Johann Heinrich Meyers kurze Abhandlung über den zeitgenössischen englischen Holzstich („Ueber den Hochschnitt“; Propyläen I 2, 164–174). 234,1 Manuscript zum zweyten Stücke] Es beinhaltete die Fortsetzung von Johann Heinrich Meyers Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (Propyläen I 2, 45–81). Dem – nicht überlieferten – Druckmanuskript waren zwei „Bemerkungen für den Setzer“ beigegeben, deren Inhalt im Konzept des vorliegenden Briefes überliefert ist: Demnach sollten die im Manuskript mit lateinischen

518

BRIEF 206

Buchstaben gekennzeichneten Eigennamen in deutschen Lettern gesetzt und die Unterscheidung zwischen doppelt und einfach unterstrichenen Überschriften beachtet werden (vgl. Nr 205K). – Zwei weitere Manuskriptsendungen erfolgten wenige Tage später im Auftrag des in Jena weilenden Goethe durch den Autor selbst: Meyers Sendung an Cotta vom 12. November enthielt den Anfang der ersten Fortsetzung seiner Abhandlung „Rafaels Werke“ (vgl. RA 2, Nr 1571). Mit der Sendung vom 16. November folgte dann der Schluss dieses Beitrags (Propyläen I 2, 82–163; vgl. zu 237,17–18 sowie die entsprechende Nota im Konzept des vorliegenden Briefs, vgl. 308,6–9; vgl. EB 118; EB 123). 234,3–4 bis Ostern viere zur Messe] Nur das erste Stück des zweiten Bandes lag Mitte April 1799 zur Leipziger Messe vor (vgl. GB 14 II, zu 19,13–14). Das zweite Stück konnte erst im Sommer 1799 fertig gestellt werden. Ein schnelles Erscheinen der Hefte sollte den Erfolg des Projekts sicherstellen, was auch Carl August Böttiger betonte: „Die Propyläen müssen Sie rasch fortdrucken, und ja nicht aus den Absatz der ersten 2 bis 3 Stücke sich wegen des Ganzen irre machen lassen. Schiller tritt zu künftig, wie ich höre, in Absicht auf die Poesie auch bei. Es muß gehen!“ (Böttiger an Cotta, 21. November 1798; SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Briefe Böttiger Nr 8.) 234,6–7 Melden Sie 〈…〉 brauchen.] Nach dem Eintreffen der ersten Manuskriptsendung teilte Cotta mit, dass der Setzer das gesamte Manuskript auf 5 Bogen schätzte. Es fehlte damit Text zu 6 Bogen, was durch Meyers Manuskriptsendungen vom 12. und 16. November korrigiert wurde. 234,8 Für die überschickten Gartenkalender danken wir] Cotta hatte am 28. Oktober 1798 wohl zwei Exemplare des neuen „Taschenkalenders für Naturund Gartenfreunde“ übersandt, für die Goethe hier auch im Namen von Johann Heinrich Meyer dankte. Zu den späteren Beiträgen beider vgl. zu 227,3. 234,12 Joh. Escher im Thalacker zu Zürch] Der Zürcher Freihauptmann und Seidenkaufmann Johannes Escher vom Glas zählte zu Goethes Schweizer Reisebekanntschaften (vgl. GT II 1, 195 und 221). Bereits im Jahr 1796 hatte Goethe über Cotta und Escher Geldanweisungen sowie die Übersendung des „Musen-Almanachs auf das Jahr 1797“ an Johann Heinrich Meyer veranlasst, der zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Eschers Sohn Johann Caspar in Florenz weilte (vgl. GB 11 I, Nr 110 und Cotta, Verlagsbuch, 64a und 67a). Meyer pflegte seit dieser Zeit den Kontakt zur Familie Escher (vgl. zu 138,13). Ihr Wohn- und Geschäftshaus befand sich im Felsenhof im Talacker (Nr 56), einem von wohlhabenden Textilhändlern bewohnten Zürcher Stadtquartier (vgl. Johannes Müller: Der Zürcher Stadtplan von 1788–93. Zürich 2001). Cotta bestätigte den gewünschten Versand eines „Propyläen“-Freiexemplars in seinem Antwortschreiben vom 20. November.

NOVEMBER 1798

519

206. An Friedrich Schiller Weimar, 7. November 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 241–242. – Doppelblatt 19,1 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / J e n a. / frey.; Reste einer Verschlussoblate, Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 234,21 über ⎡an⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 351–353, Nr 525. WA IV 13 (1893), 304f., Nr 3914. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Briefe vom 2. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1562) und 6. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1564). – Schiller antwortete am 9. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1566). 234,14 Ihren Brief] Gemeint ist Schillers Brief vom 2. November. Schillers Brief vom 6. November enthielt neben der Meldung des erfolgten Umzugs in die Jenaer Stadtwohnung vor allem die Bitte um Goethes Antwort. 234,15 von Roßla zurück] Goethe war am Nachmittag des 6. November von seinem Gut in Oberroßla zurückgekehrt, wo er sich seit dem 2. November aufgehalten hatte (vgl. GT II 1, 264). 234,15 Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer, seit 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar. 234,16 die Abdrücke] Schiller hatte am 2. November die Lieferung von 600 Titelkupfern und Umschlägen für den von ihm herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ angemahnt und diese Bitte am 6. November wiederholt. Die Herstellung der von Johann Heinrich Meyer entworfenen und in Weimar gedruckten Blätter verzögerte sich mehrfach. Goethe übersandte Schiller am 10. November eine erste Lieferung (vgl. 236,14–15). 234,17 Einzug in die Stadt] Schiller hatte am 6. November sein vor den Toren Jenas gelegenes Gartenanwesen, in dem er mit seiner Familie die Sommermonate verbracht hatte, verlassen und war in sein „Castell in der Stadt“ (an Goethe, 6. November) zurückgekehrt. Die geräumige Stadtwohnung befand sich im Griesbach’schen Haus in der Schlossgasse 17. 234,20 Schröters Antwort] Zur Absage des Hamburger Schauspielers Friedrich Ludwig Schröder vgl. zu 232,8. Schiller hatte Schröders Schreiben mit dem Bezugsbrief und der Bemerkung zurückgeschickt, dass Schröder das Angebot eines Gastspiels in Weimar lediglich dazu benutzt habe, um es gegenüber der Hamburger Theaterdirektion zu seinem Vorteil einzusetzen.

520

BRIEF 207

234,21 radicalen] Lat. radicalis: grundlegend, gründlich. 234,23 Aufnahme des Almanachs] Schiller hatte Goethe seine Befürchtung mitgeteilt, dass Rezensenten den „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ nicht in seiner Gesamtheit, sondern nur aufgrund ihrer Vorliebe für einzelne Gedichte beurteilen würden; solche Urteile seien „Sperlingskritiken“. 234,24 jener unvernünftige Säemann im Evangelio] Das biblische Gleichnis vom Sämann, dessen Aussaat nur zum Teil aufgeht, bezeichnet die Wirkung der Worte Christi (vgl. Matthäus 13,3–23, Markus 4,3–29, Lukas 8,5–15): Während die auf den Weg gefallenen Körner von Vögeln gefressen werden, können die auf steinigem Grund befindlichen Samen nicht wurzeln und verdorren oder werden durch Dornen erstickt. Nur die auf fruchtbaren Boden gefallene Saat trägt auch Frucht. Im übertragenen Sinne hat Goethe das Gleichnis wiederholt auf den zeitgenössischen Literaturbetrieb (vgl. Goethe an Schiller, 15. Dezember 1795; GB 10 I, 198,6–7) oder auf die Unwägbarkeiten bei der Ausbildung künstlerischer Talente bezogen (vgl. zu 394,2–3). 234,27 Fortgang des Wallensteinischen Gedichtes] Nach der erfolgreichen Uraufführung von „Wallensteins Lager“ nahm Schiller in diesen Tagen seine Arbeit am „Wallenstein“ wieder auf, worüber er Goethe in seinem Antwortbrief vom 9. November ausführlich berichtete. – ‚Gedicht‘ hier im allgemein gebräuchlichen Sinne von ‚Dichtung‘ (vgl. GWb 3, 1194). 235,1 das Farbenwesen] Vgl. zu 232,14. 235,1–3 Ich habe es 〈…〉 immer möglicher zu werden.] Vor der Rückkehr nach Weimar hatte Goethe am Morgen des 6. November in Oberroßla seine Studien zur Farbenlehre wieder aufgenommen und setzte diese ab dem 12. November in Jena mit der Erarbeitung verschiedener Schemata fort (vgl. GT II 1, 264f. und LA I 3, 339–341). 235,4 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 235,5 nicht lange mehr außen bleiben] Goethe reiste am Nachmittag des 11. November nach Jena, wo er bereits am selben Abend mit Schiller zusammentraf (vgl. GT II 1, 264). Er kehrte am 29. November nach Weimar zurück.

207. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 8. November 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 172. – 1 Bl. 18,8 × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „187“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „35“, oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 7“; Un-

NOVEMBER 1798

521

terstreichungen und Streichungen 235,12–14 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Rötel. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 188f., Nr 187 (Teildruck: 235,12–14 wenn du es liesest. 〈…〉 nach die Steine. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 305f., Nr 3915. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete am 14. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1572). Postsendungen: 9. November 1798 (H e r r M a j. v K n e b e l. nebst Rolle mit 50 rthlr. / durch den Ilmen: Amts Boten.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436); 8. November 1798 (ein Packet Hl. Major v Knebel; GR/RB 1798, 3, Bl. 4r). 235,9 Einsamkeit, der deinigen ähnlich] Knebel hatte in seinem letzten Brief vom 28. August seine Freude über eine Nachricht Goethes geäußert und seine isolierte Lage in Ilmenau thematisiert: „Der unvermuthete Anstoß der Freunde thut sehr wohl, zumalen da er bey mir so selten ist.“ (H: GSA 28/494, Bl. 27; vgl. RA 2, Nr 1444.) 235,10 ausdrucken] Im Sinne des heutigen ‚ausdrücken‘ verwendet, zu Goethes Zeit noch ohne Umlautung geläufig (vgl. GWb 1, 1122). 235,10 Deinen Properz] Knebels Übersetzung der „Elegieen von Properz“ erschien im Herbst 1798 bei Göschen in Leipzig. Goethe erhielt sein Exemplar (vgl. Ruppert, Nr 1428) wenige Tage später, am 14. November, und notierte für den 17. November im Tagebuch die Lektüre (vgl. GT II 1, 265). Knebel übertrug Properz’ Gedichte erstmals in deutsche Distichen. Die Anregung dafür erhielt er durch Goethes „Römische Elegien“, nachdem er sich zuvor um eine Prosaübersetzung bemüht hatte. Erste Proben der Übertragung in Versform erschienen 1796 in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ (1. Stück, S. 29–52; 3. Stück, S. 1–25). Die nun vorliegende Ausgabe, die Knebel in Ilmenau zusammengestellt und überarbeitet hatte, bot eine Zusammenfassung sämtlicher bereits erschienener Übersetzungen der Vorjahre sowie weitere Übertragungen, war aber keine Gesamtausgabe der Elegien des Properz (vgl. auch zu 18,7). 235,10–11 Das erste Stück der P r o p y l ä e n] Goethe hatte am 30. Oktober das erste Stück der „Propyläen“ nach Ilmenau geschickt (vgl. zu 231,16). Knebel lobte in seinem Antwortbrief die Aufsätze allgemein, da er noch „nicht alles gelesen“ habe (H: GSA 28/494, Bl. 31). In seinen Briefen vom 1. und 13. Dezember sprach Knebel der Zeitschrift erneut und ausführlicher großes Lob aus (vgl. RA 2, Nr 1622; RA 2, Nr 1636). 235,12 Hier 50 rh von Eisenach] Zur vierteljährlichen Pensionszahlung, die Goethe für Knebel besorgte, vgl. zu 18,14–15. – Knebel dankte am 14. Novem-

522

BRIEF 208

ber für den Erhalt des Geldes und legte seinem Antwortbrief die Quittung dafür bei (vgl. RA 2, Nr 1572). 235,13 Coock] Bereits am 17. Februar 1798 hatte Knebel Goethe gebeten, „mir durch Geist, Cooks Reisen, die Schiller von mir hat, abfodern zu lassen“ (H: GSA 28/494, Bl. 8; vgl. RA 2, Nr 1144). Es handelte sich um eine Reisebeschreibung James Cooks, von deren Lektüre Schiller am 13. Februar an Goethe berichtet hatte (vgl. RA 2, Nr 1135). Es ist nicht bekannt, welche Ausgabe der zahlreichen Reisebeschreibungen James Cooks, wie etwa seine „Voyage to the Pacific Ocean“ (Reise zum Pazifik) in den Jahren 1776–1780 (erschienen in mehreren Auflagen, erstmals 1784) oder „Voyage Autour Du Monde, Sur Le Vaisseau De Sa Majesté Britannique L’Endeavour“ (Reise um die Welt auf dem Schiff ‚L’Endeavour‘ Seiner Britischen Majestät, 1797 in zwei Teilen erschienen), sich in Knebels Besitz befand. Knebel dankte Goethe am 14. November für die Rücksendung des „Cook“ (H: GSA 28/494, Bl. 31). 235,13–14 die Steine] Am 8. November ist in Goethes Rechnungen ein Packet Hl. Major v Knebel (GR/RB 1798, 3, Bl. 4r) vermerkt, mit dem wahrscheinlich gesondert vom Brief Steine und Mineralien, die sich in Knebels Jenaer Unterkunft befunden hatten, nach Ilmenau geschickt wurden. Für den 26. November notierte Goethe die Absendung von 4 Kästchen mit Mineralien (GT II 1, 267), für deren Erhalt Knebel im Brief vom 1. Dezember dankte (vgl. RA 2, Nr 1622).

208. An Franz Christian Lersé Weimar, 9. November 1798 → Wien DATIERUN G

Laut Briefverzeichnis wurde die Ausfertigung des Briefes, dessen Konzept auf den 9. November datiert ist, erst am 19. November 1798 abgesandt (vgl. Postsendungen). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 562. – Doppelblatt 20,6 × 34,5 cm, 1 1⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: Hl. Hofrath Lerse nach Wien. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: WA IV 13 (1893), 306f., Nr 3916 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

NOVEMBER 1798

523

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Goethe erhielt über das Handelsunternehmen Frege & Co. am 24. Oktober 1798 eine Kiste mit Mineralien (vgl. RA 2, Nr 1548), die von Lersé und Moritz Graf von Fries aus Wien an Goethe geschickt worden war. Postsendungen: 19. November 1798 (H l. H o f r. L e r s e. Dank für die übersendeten Mineralien; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437); 19. November 1798 (Brief nach Wien; GR/Jena 1798, 3, Bl. 2v). 235,17 des Herrn Grafen Fries] Moritz Graf von Fries. – Lersé war für ihn zunächst als Hauslehrer und Erzieher tätig, nach Abschluss des Studiums des Grafen dann als dessen Privatsekretär, wobei er sich vor allem um dessen große, kostbare Sammlungen an Büchern, Ölgemälden, Kupferstichen, Mineralien und antiken Münzen kümmerte (vgl. zu den Friesischen Sammlungen im Einzelnen: Oesterreichische National-Encyclopädie, oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes, in Rücksicht auf Natur, Leben und Institutionen, Industrie und Commerz, öffentliche und Privat-Anstalten, Bildung und Wissenschaft, Literatur und Kunst, Geographie und Statistik, Geschichte, Genealogie und Biographie, so wie auf alle Hauptgegenstände seiner Civilisations-Verhältnisse. In sechs Bänden. Wien 1835, Bd 2, S. 225–227). 235,17–18 ein Kästchen Mineralien] Goethe hatte im Brief von Mitte Juli 1798 an Lersé den Wunsch geäußert, ungarische Mineralien zu erhalten (vgl. zu 165,20–21). 235,21 Sie selbst Liebhaber und Sammler] Lersé besaß selbst eine Mineraliensammlung, die jedoch nicht erhalten ist (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 133). 235,23 unserer Lieblingsfächer] Hier bezogen auf die Geologie und Mineralogie. 236,2 Stufen] ‚Stufen‘ meint hier einzelne Stücke eines natürlich gewachsenen Kristalls/Minerals (vgl. Grimm 20, 307f.). 236,2 einrangirt] Eingeordnet (vgl. GWb 2, 1494). 236,3 das mir völlig fehlte] Goethes Wunsch nach ungarischen Mineralien wie etwa Opalen (vgl. 165,22–24) entsprachen Lersé und Moritz Graf von Fries mit ihrer Sendung, aus der noch einzelne Stücke in Goethes Sammlungen nachweisbar sind. 236,4 Stüke schöner als diejenigen welche ich schon besaß] Eine Beschreibung einzelner Mineralien und Gesteine aus dieser Sendung ist in Goethes Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 30. Oktober 1798 enthalten (vgl. 231,23–232,2). 236,12 von sich hören] Lersé und Moritz Graf von Fries hatten Goethe während ihres längeren Aufenthalts in Weimar von Mitte April bis Mai 1797 am 4. und 5. Mai 1797 zum letzten Mal besucht (vgl. GT II 1, 108 sowie die einleitende Erläuterung zu Nr 133). Sie kamen am 28. November 1798 erneut nach Weimar

524

BRIEFE 209/210

(vgl. FB 1798, S. 207), um vermutlich bis zum 5. Dezember – für diesen Tag sind sie als Teilnehmer an der herzoglichen Tafel vermerkt (vgl. ebd., S. 213) – zu bleiben.

209. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. November 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 245. – Doppelblatt 18,9 × 22,8 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 357, Nr 527. WA IV 13 (1893), 307f., Nr 3917. BEIL AG EN

Titelkupfer und Umschläge zum „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (vgl. zu 236,14). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1566). – Eine Antwort Schillers unterblieb, da Goethe am 11. November nach Jena reiste und dort am Abend mit Schiller zusammentraf (vgl. GT II 1, 264). Postsendungen: 19. November 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437). 236,14 Abdrücke, so viel fertig geworden sind] Schiller hatte die Lieferung der in Weimar gedruckten Titelkupfer und Umschläge für den von ihm herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ zuvor mehrfach angemahnt (vgl. zu 234,16). 236,16–17 Morgen gegen Abend bin ich bey Ihnen und hoffe eine Zeit lang zu bleiben.] Goethe hielt sich in Begleitung seines Dieners und Schreibers Ludwig Geist vom 11. bis 29. November in Jena auf. Er traf am Nachmittag des 11. November dort ein und besuchte am Abend Schiller (vgl. GT II 1, 264; Schillers Kalender, 103). Seine Unterbringung erfolgte wie gewohnt im Jenaer Schloss. 236,18 Für den Wallenstein danke ich] Mit dem Bezugsbrief hatte Schiller das Manuskript der „Piccolomini“ für die Weimarer Bühnenbearbeitung in den zu diesem Zeitpunkt fertig gestellten Teilen samt einer ausführlichen Erläuterung zugesandt. Es enthielt den 1. und 2. Akt (in der Druckfassung die Akte 1 bis 4 der „Piccolomini“) sowie den 4. und 5. Akt (in der Druckfassung die Akte 1 und 2 von „Wallensteins Tod“). Den Anfang des noch nicht beendeten 3. Aktes hatte Schiller bereits abschreiben lassen.

NOVEMBER 1798

525

236,18 die zwey ersten Acte] Gemeint sind der 1. und 2. Akt, in der Druckfassung die Akte 1 bis 4 der „Piccolomini“. Schiller hatte im Bezugsbrief betont, dass diese bis auf „2 kleine Lücken“ – „die geheime mystische Geschichte zwischen Octavio und Wallenstein, und die 〈…〉 Præsentation Questenbergs an die Generale“ – fertig gestellt seien (NA 30, 3). 236,20–21 Die Familienscenen] In der Druckfassung der „Piccolomini“ der 2. bis 4. Auftritt des 2. Aufzugs. 236,22 Audienzscene] In der Druckfassung der „Piccolomini“ der 7. Auftritt des 2. Aufzugs. 236,23–24 in meiner Ausgabe 〈…〉 den Wallenstein zweymal genannt] Bei der Uraufführung von „Wallensteins Lager“ am 12. Oktober war Schillers Prolog in einer von Goethe bearbeiteten Fassung vorgetragen worden (vgl. zu 214,12–15). Während in Schillers Prolog der Name Wallensteins nicht fällt, wird er in Goethes Bearbeitung zweifach erwähnt: in einer nach V. 93 eingeschobenen Zeile („Brauch’ ich ihn erst zu nennen? Wa l l e n s t e i n!“) sowie im geänderten V. 111 („Doch ists nicht Wa l l e n s t e i n der euren Augen heut“; NA 8 N II, 389). 236,25–26 das Gespräch bald aufklären] Während seines Aufenthalts in Jena vom 11. bis 29. November traf Goethe mit Schiller fast täglich zusammen (vgl. GT II 1, 264–267).

210. An Christiane Vulpius

Jena, 14. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 104. – 1 Bl. 18,9 × 23,6 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Beischlüsse: EB 120 und EB 121. E: WA IV 13 (1893), 308, Nr 3918 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Rehbraten (vgl. Christianes Antwortbrief; RA 2, Nr 1575). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Bezugsbrief vom 13.? November 1798 (vgl. zu 237,1) ist nicht überliefert. – Christiane Vulpius antwortete am 14.? November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1575). Postsendungen: 14. November 1798 (D e m. Vu l p i u s. vorige eingeschlossen.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437); 15. November 1798 (der Botenfr. v u nach W.; GR/Jena 1798, 3, Bl. 2r). 237,1 Du schreibst mir] Nicht überlieferter Brief Christiane Vulpius’, wahrscheinlich vom 13.? November. Ihrem Antwortbrief vom 14.? November legte sie

526

BRIEF 211

den „gestern“ (H: GSA 28/23, Bl. 552) vergessenen Brief nach Frankfurt am Main bei (vgl. die folgende Erläuterung). 237,1–2 einem Briefe den ich nach Frankfurth schicken soll] Nicht überlieferter Brief von Christiane Vulpius an Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe (Beischluss zu EB 122), der einen Brief Catharina Elisabeth Goethes vom 9. November beantwortet (vgl. GSA 37/N12, Bl. 94). Goethes Mutter hatte sie darum gebeten, ihr möglichst bald die Weihnachtswünsche von August mitzuteilen. In ihrem Antwortbrief vom 23. November an Goethe dankte sie Christiane Vulpius für ihren „Lieben Brief“ (H: GSA 28/356, Bl. 141; vgl. RA 2, Nr 1599). 237,2 in dem Packet] Näheres ist hierzu nicht bekannt. 237,3 mit den Botenweibern] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 237,3–4 der meinige erst Freytag Abends von Weimar abgehen] Nicht überlieferter Brief Goethes, wahrscheinlich vom 15. November (EB 122). Laut „Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen“ ging „Donnerstags Morgens“ (Post-Bericht 1798) die reitende Post nach Frankfurt sowie „Sonnabends früh 6 Uhr“ (ebd.) die Post in diese Richtung ab. Für Freitagabend ist dagegen keinerlei Beförderung verzeichnet. Vermutlich gab es für Goethe eine andere Möglichkeit, die Briefe von Weimar aus versenden zu lassen. Näheres ist nicht bekannt. 237,4–5 einen Boten morgen an Professor Meyer] Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer (Nr 211) wurde am 15. November mit einem Extra Boten (Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r) nach Weimar geschickt (vgl. GT II 1, 265). 237,7 daß du nicht wohl gewesen bist] Im Antwortbrief schreibt Christiane Vulpius, dass sie am Montag (12. November) „noch krang“ (H: GSA 28/23, Bl. 552) gewesen sei. – Näheres ließ sich nicht ermitteln. 237,9 Meine Geschäffte] Während seines Jena-Aufenthalts vom 11. bis 29. November beschäftigte sich Goethe zunächst mit der Farbenlehre (vgl. GT II 1, 264f.) und arbeitete an der Übersetzung zu „Diderots Versuch über die Malerey. Zweytes Capitel. Meine kleine Ideen über die Farbe“ (vgl. ebd., 265f.; Propyläen II 1, 4–47). Am 20. November begann er die Arbeit an „Der Sammler und die Seinigen“ gemeinsam mit Schiller (vgl. ebd., 266f.) und schloss das zweite Stück der „Propyläen“ ab (vgl. 248,19). 237,11 das gute Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12).

NOVEMBER 1798

211. An Johann Heinrich Meyer

527

Jena, 15. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – Doppelblatt 18,9 × 23,7 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Reste eines roten Siegels. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). – Beischluss: EB 122 (vgl. 239,2). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 66f., Nr 33 (Teildruck: 238,10–23 Die kleinern Stücke 〈…〉 doch solche mit. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 308–311, Nr 3919 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Manuskript (vgl. zu 237,15). 2) Druckgraphik (vgl. zu 237,19; vgl. zu 237,20–21; vgl. zu 238,7). 3) Buch (vgl. zu 238,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 13. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1571). Der vorliegende Brief kreuzte sich mit Meyers erstem Brief vom 15. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1577). – Meyer antwortete mit seinem zweiten Brief vom 15. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1578) und am 17. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1584). Postsendungen: 15. November 1798 (H l. P r o f. M e y e r Abhandlung von Rafael übersendet. / Extra Boten; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437); 15. November 1798 (Extra Bote nach Weimar.; GR/Jena 1798, 3, Bl. 2r); 15. November 1798 (vgl. GT II 1, 265). 237,14 einen Boten] Entsprechende Eilboten (Expressen) wurden für besonders dringende Sendungen beauftragt und eigens bezahlt (vgl. zu 213,22). 237,15 Abschrifft der Abhandlung über Rafael] Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte von Johann Heinrich Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ vgl. zu 108,23–24. Die Abschrift dürfte von Goethes Schreiber Ludwig Geist in Jena angefertigt worden sein und wurde von Meyer am folgenden Tag an Cotta weitergesandt. Die Beilage ist nicht überliefert. 237,16–17 über die Noten die gewöhnlichen Linien zu ziehen] Wie das überlieferte Korrekturexemplar Goethes (vgl. GSA 64/29) dürfte auch das an Cotta übersandte Druckmanuskript aus einer Folge rechtsspaltig beschriebener Folioblätter bestanden haben. Um die in der freien linken Spalte eingetragenen Zwischentitel und Ergänzungen von den dort ebenfalls platzierten Textanmerkungen

528

BRIEF 211

Meyers zu unterscheiden, sollten diese durch eine darüber gesetzte durchgehende Linie ausgezeichnet werden. 237,17–18 das Packet an Cotta] Wie gewünscht sandte Meyer das Druckmanuskript mit dem Beschluss der ersten Fortsetzung seines „Propyläen“-Aufsatzes „Rafaels Werke“ am Freitag, dem 16. November, an Cotta ab (EB 123; vgl. RA 2, Nr 1578). Den Anfang der ersten Fortsetzung seiner Abhandlung hatte Meyer bereits am 12. November in Goethes Auftrag an den Verleger geschickt (EB 118; vgl. RA 2, Nr 1571 sowie die entsprechende Nota im Konzept von Goethes Brief an Cotta vom 7. November [Nr 205K], 308,6–9). Cotta bestätigte den Eingang beider Sendungen Meyers mit seinem Brief an Goethe vom 30. November (vgl. RA 2, Nr 1619). 237,19 was Unger geschickt hat] Der Berliner Buchdrucker, Holzschneider und Verleger Johann Friedrich Unger informierte regelmäßig über seine typographischen Neuerungen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 22). Seine an August Wilhelm Schlegel adressierte Sendung enthielt eine Folge eigenhändiger Versuche in der Technik des Holzschnitts. Anlässlich seiner Begegnung mit Goethe am 14. November in Jena gab Schlegel diese Blätter Ungers sowie englische Holzschnitte aus seiner eigenen Sammlung, darunter die im nachfolgenden genannten Werke des Holzschneiders Thomas Bewick, an Goethe weiter (vgl. GT II 1, 265). Goethe sandte sie am 12. Dezember an Schlegel zurück (vgl. Nr 233). Um welche Blätter es sich im Einzelnen handelte, ist nicht genau zu ermitteln. Meyer stellte die englischen Blätter in seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ vor. 237,20–21 der Jagd (The Chase)] Zu den von Schlegel erhaltenen Druckwerken gehörte das aus vier Büchern bestehende und mit Titelvignetten von Thomas Bewick geschmückte Gedicht „The Chase“ von William Somerville („Die Jagd“, gedruckt London 1796; vgl. RA 2, Nr 1614 sowie Meyers Würdigung dieser Ausgabe in seinem „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ [S. 169f.]). 237,22–23 in den Preußischen Annalen 〈…〉 dagegen einwendet] Ungers Abhandlung „Ueber Holzschneidekunst“ war im Oktober-Heft der „Jahrbücher der preußischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten“ veröffentlicht worden (Bd 3, Oktober 1798, S. 171–177). Darin wendet sich Unger kritisch gegen Bewicks Technik des modernen Holzschnitts, die er als „Halbkunst“ (ebd., S. 171) zu entwerten sucht. Unger verstand seine Abhandlung als Gegenentwurf zu Carl August Böttigers in Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlichter Würdigung der Arbeiten Bewicks („Vervollkommnung der Holzschneidekunst in England“. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, September 1798, S. 513–522). 238,4–5 wie bey dem Tigerfell und den Hunden die ich gezeichnet habe] Entsprechende Handzeichnungen Goethes sind nicht überliefert. Möglicherweise stehen sie in Zusammenhang mit Goethes anatomischem Studium eines Tigers, der auf einer im Januar 1798 in Weimar gastierenden Menagerie ausgestellt war. Zu

NOVEMBER 1798

529

Goethes Beschäftigung damit und zu Meyers zeitgleich entstandener Aquarellstudie vgl. Wyder, Sympathie für den Tiger. 238,7 beygelegten vierfüßigen Thiere] Gemeint sind wahrscheinlich einzelne, nicht näher identifizierte Holzschnitte Bewicks aus dem seit 1790 mehrfach aufgelegten Werk „A General History of Quadrupeds. The Figures engraved on Wood by T. Bewick.“ (Eine allgemeine Geschichte der Vierbeiner, mit Holzschnitten von Th. Bewick, gedruckt London 1790). 238,10 Die kleinern Stücke, die wir von Schlegeln schon haben] Um welche graphischen Blätter aus August Wilhelm Schlegels Sammlung es sich hierbei handelte, ist nicht ermittelt. 238,10–11 auf dem Bücherbret, in meiner Stube, an der Thüre] Wahrscheinlich handelte es sich um das Regal in Goethes Arbeitszimmer. Es diente zur Aufbewahrung von Gegenständen und Büchern, an denen Goethe gerade arbeitete (vgl. zu 224,1–2). 238,13–14 zu dem Zweyten Stück 〈…〉 eine kleine Abhandlung] Goethes Anregung folgend begann Meyer in den folgenden Tagen mit der Arbeit an der gewünschten Abhandlung (vgl. RA 2, Nr 1595; zu den überlieferten Handschriften vgl. GSA 25/W 3629 und GSA 64/21). Bereits am 28. November konnte er Goethe seinen „Aufsatz über das Holzschnittwesen“ (Goethe-Meyer 2, 67; vgl. RA 2, Nr 1614) zusenden. Im Gegensatz zu Unger betont Meyer darin die besondere Qualität der zeitgenössischen englischen Holzschnitt-Technik, die dem Kupferstich in einigen Punkten überlegen sei. Dabei finden die von Goethe im vorliegenden Brief benannten Arbeiten Bewicks eine besondere Würdigung. Der später von Goethe um eigene Zusätze ergänzte Beitrag Meyers wurde unter dem Titel „Ueber den Hochschnitt“ (im Inhaltsverzeichnis unter dem abweichenden Titel „Ueber Holzschnitte. Bey Gelegenheit der neuen englischen Arbeiten von Bewik und Anderson“) im zweiten Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ veröffentlicht (Propyläen I 2, 164–174; vgl. EGW 7, 363–376). 238,15 den Schelling für Herdern] Auf Wunsch von Johann Gottfried Herder bat Meyer im Bezugsbrief um die Übersendung eines Exemplars von Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werk „Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus“ (Hamburg 1798; vgl. zu 135,6). 238,20 Gernings Sachen] Bereits im Juni hatte Meyer auf die in Italien erworbene Münz- und Medaillensammlung des Frankfurter Kaufmanns und Schriftstellers Johann Isaak Gerning hingewiesen (vgl. zu 138,15–16). Im Bezugsbrief hatte Meyer über die Ankunft Gernings in Weimar und über den Inhalt seiner mitgebrachten Kunstgegenstände informiert: „Herr von Gerning und sein Musäum sind angekommen: Zeichnungen von Hackert, Tischbein, Kniep p., die griechischen Münzen, welche ehemahls der Beichtvater 〈Anton Bernhard Gürtler〉 besessen, Bronzen, geschnittene Steine, ein Cammeo, welcher den Antilochus vorstellt, der Achilln den Tod des Patroclus verkündet, ein herrliches kleines Bildniß von Hanni-

530

BRIEF 212

bal Carracci, welches er eben nicht groß zu ästimieren scheint, schlechte Vasen, Porzellanfiguren, auch obscöne Stücke, mit Einem Wort: eine ganze Bude, um Liebhaber von jedem Rang und Beschaffenheit zu befriedigen. Doch er gedenkt noch diese Woche in Jena einen Besuch abzustatten und wird Ihnen also wohl selbst seine Schätze bekannt machen.“ (Goethe-Meyer 2, 54f.) Nach zwei Besuchen bei Christiane Vulpius (vgl. RA 2, Nr 1580 und Nr 1586) traf Gerning am 25. November mit Goethe in Jena zusammen, um ihm seine Sammlung geschnittener Steine vorzustellen (vgl. GT II 1, 267). Weitere Stücke lernte Goethe Anfang Dezember in Weimar kennen (vgl. ebd., 268). Im März 1799 beschäftigte er sich eingehend mit Gernings Münzsammlung (vgl. ebd., 287). 238,22 Montesq: Abhandlung] Meyer hatte im Bezugsbrief mitgeteilt: „Eine Schrift oder Abhandlung von Montesquieu über den Geschmack, die ich von Herder geliehen bekommen, hat sehr gute Stellen. Ist Ihnen solche bekannt?“ (GoetheMeyer 2, 56.) Es handelte sich um die Abhandlung „Essai sur le goût dans les choses de la nature et de l’art“ des französischen Philosophen Charles de Secondat de Montesquieu. Die unvollendet gebliebene Schrift war erstmals 1757 postum im siebten Band der „Encyclopédie“ (S. 762–767) veröffentlicht worden. Sie war in verschiedenen Ausgaben der Werke Montesquieus enthalten, so in einer ergänzten Fassung in den 1783 publizierten „Œuvres posthumes“ unter dem Titel „Réflexions sur les causes du plaisir qu’excitent en nous les Ouvrages d’Esprit & les productions des Beaux Arts“ (London 1783, S. 137–200) sowie in der Ausgabe „Œuvres des Montesquieu. Nouvelle Edition“ (Bd 5, Paris 1796, S. 549–566). Welche Ausgabe Meyer vorlag, ist nicht ermittelt. Ob Goethe die Schrift bekannt war, ist zweifelhaft. 238,24 Arbeit] Gemeint ist die seit der Ankunft in Jena intensivierte Arbeit an der „Farbenlehre“. 238,30 Harmonie der Farben] Goethes fast tägliche Begegnungen mit Schiller in Jena beinhalteten intensive Gespräche über die Farbenlehre. Am Abend des 14. November hatten sich beide über die Lehre von den verschiednen Graden der Harmonie der Farben (GT II 1, 265) verständigt und zu diesem Zweck auf einem Foliobogen entsprechende Notizen und Skizzen entworfen, mit denen sich Goethe am folgenden Tag noch einmal beschäftigte (vgl. zu 240,20). 239,1 unsere kleinen und kleinsten Hausfreunde] Gemeint sind Christiane Vulpius und der gemeinsame Sohn August sowie Johann Heinrich Meyer, der als enger Freund der Familie bis zu seiner Heirat 1803 die Mansarde des Vorderhauses im Haus am Frauenplan bewohnte. Insbesondere während Goethes Abwesenheiten kam Meyer eine wichtige Rolle als Vertrauter und Beschützer von Christiane Vulpius zu (vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 95). 239,2 Beyliegender Brief 〈…〉 an meine Mutter] Der an Catharina Elisabeth Goethe adressierte Brief Goethes vom 15. November ist nicht überliefert (vgl. EB 122). Er ging wie hier angekündigt am Freitagabend, dem 16. November nach Frankfurt ab.

NOVEMBER 1798

531

239,3–4 die Exemplare der P r o p y l ä e n] Es handelte sich um einen Teil der zuvor durch Cotta erhaltenen Freiexemplare des ersten Stücks der „Propyläen“ (vgl. zu 167,1–2). Nach Goethes eigenhändigem Verzeichnis (vgl. GSA 30/299, Bl. 16) waren einige der Exemplare für in Jena lebende Personen bestimmt, darunter für Justus Christian Loder, Gottlieb Hufeland, Friedrich Schiller und August Wilhelm Schlegel. Wie gewünscht übersandte Meyer die Exemplare noch am selben Tag an Goethe, der den für Schiller bestimmten Band bereits am folgenden Morgen weiterleitete (vgl. Nr 214). 239,5–6 Berlinerblau] Der 1706 in Berlin entdeckte synthetische Farbstoff wurde zum Färben von Textilien sowie von Künstlern und Malern anstelle des natürlichen Ultramarins verwendet, das aus Lapislazuli hergestellt wurde und entsprechend teuer war. Das Pigment wurde in verschiedenen chemischen Fabriken produziert (vgl. Johann Christian Gädicke: Fabriken- und Manufacturen-Addreß-Lexicon von Teutschland 〈…〉. Weimar 1798, S. 21f.). Meyer übersandte es wie gewünscht mit seinem Antwortbrief. Es diente Goethe für seine praktischen Studien zur Farbenlehre, darunter für die am 19. November begonnenen Versuche mit dem farbenblinden Studenten Friedrich Gildemeister (vgl. zu 241,20–21).

212. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 16. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – 1 Bl. 19 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; nach 239,10 Quacksalbers Einfügung (Sternchen) und unter dem Brieftext von fremder Hd, Bleistift: Prince de Ligne. – Beischluss zu Goethes Brief an Christiane Vulpius vom 16. November 1798 (vgl. EB 127). E: WA IV 13 (1893), 311f., Nr 3920 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Brief (vgl. zu 239,15). 2) Entwurfszeichnung von Nikolaus Thouret (vgl. zu 239,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Briefe vom 15. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1577 und RA 2, Nr 1578). – Meyer antwortete am 21. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1595).

532

BRIEF 212

Postsendungen: 16. November 1798 (P r o f. M e y e r mit der Spiegelrahmzeichn:; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437); 15. November 1798 (vgl. GT II 1, 265). 239,10 Des fürstl: Autors und Quacksalbers Anliegen will ich anbringen] Mit dem ersten Bezugsbrief vom 15. November hatte Meyer einen an Herzog Carl August adressierten Brief des österreichischen Feldmarschalls und Schriftstellers Karl Joseph Fürst von Ligne übersandt. Dem Wunsch des Herzogs folgend, in Jena einen Verleger für die Werke de Lignes zu finden, erkundigte sich Goethe noch am selben Tag bei Gottlieb Hufeland (vgl. Nr 213). Goethe sandte den – nicht überlieferten – Brief de Lignes am 23. November an Herzog Carl August mit der Bemerkung zurück, dass sich in Jena kein Verleger finde (vgl. Nr 218). Goethes negative Beurteilung de Lignes resultierte wahrscheinlich weniger aus der möglichen Kenntnis von dessen Werk als vielmehr aus dem Eindruck von dessen Schreiben und dem Unmut über den erhaltenen Vermittlungsauftrag. Persönlich kennen lernte Goethe den Fürsten erst 1808 in Karlsbad. 239,11 Frommann] Nach Meyers Auskunft dachte Herzog Carl August an den seit 1798 in Jena ansässigen Verlagsbuchhändler Friedrich Frommann. Aufgrund von Frommanns Verlagsprofil hielt Goethe diesen für wenig geeignet (vgl. zu 244,9–10). 239,12 jeder andere Buchhandler] Nähere Auskunft wird Goethe durch Gottlieb Hufeland erhalten haben, an den er sich noch am selben Tag wandte (vgl. Nr 213). Weitere Anfragen Goethes an auswärtige Verleger in dieser Angelegenheit sind nicht bekannt. 239,13 Walther in Dresden] Im Verlag der in Dresden ansässigen Walther’schen Hofbuchhandlung waren bislang 20 Bände der „Mêlanges Militaires, Littéraires Et Sentimentaires“ (1795–1797) erschienen. Die von den Brüdern Konrad und Friedrich Walther geführte Handlung übernahm auch in den folgenden Jahren den Druck der Werke de Lignes (vgl. zu 240,12–13). 239,15 Hierbey liegt ein Brief.] Um welchen Brief es sich handelte, ist nicht zweifelsfrei bestimmt. Neben seinem Brief an Meyer schrieb Goethe an diesem Tag nachweislich zwei weitere, nicht überlieferte Briefe an Franz Kirms (EB 125) und Christian Gottlob Voigt (EB 126). Alle drei Briefe schloss Goethe seinem Brief an Christiane Vulpius vom selben Tag bei (vgl. EB 127). – Wahrscheinlich handelte es sich bei dem hier beiliegenden Brief um ein amtliches Schreiben Goethes, zu dem Meyer im Antwortbrief knapp mitteilte: „Ihr Gutachten will ich communicieren“ (Goethe-Meyer 2, 62). Es beinhaltete ein – von Meyer zuvor erbetenes – kritisches Urteil Goethes über eine Entwurfszeichnung von Nikolaus Thouret für den Spiegelrahmen zur Ausstattung des Runden Zimmers im Weimarer Residenzschloss, die Goethe laut Briefverzeichnis seinem Brief an Meyer beilegte: P r o f. M e y e r mit der Spiegelrahmzeichn: (Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 437). Goethes Wunsch folgend stellte Meyer dieses Gutachten Chris-

NOVEMBER 1798

533

tian Gottlob Voigt vor und kassierte es dann wieder (vgl. RA 2, Nr 1595). In seinem Brief an Goethe vom 19. November nahm Voigt auf diesen Vorgang Bezug: „Gestern besuchte mich unser lieber Professor Meyer und teilte mir mit, was Sie ihm wegen des großen Spiegels und seiner bildhauerischen Rahmenverzierung eröffnet hatten. Es ist wohl gut, damit vor der Hand innezuhalten. Was man S c h m i d t e n sonst aufgebe, weiß ich gerade nicht, vielleicht die Türverzierung? Oder spreche ich darüber mit Kronrath?“ (Goethe-Voigt2 2, 104; vgl. RA 2, Nr 1588.) Vermutlich antwortete Goethe daraufhin mit einem weiteren, ebenfalls nicht ermittelten Gutachten, das er laut Briefverzeichnis am 27. November an Meyer sandte (H l. P r o f. M e y e r. wegl dem Tischer Kronrad.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438). 239,15–16 ein Exemplar von Knebels Properz für Sie] Carl Ludwig von Knebel hatte Goethe am 14. November drei Exemplare seines kurz zuvor erschienenen Werks „Elegieen des Properz“ übersandt, von denen er eines für Meyer bestimmte (vgl. RA 2, Nr 1572). Wie hier angekündigt, behielt Goethe dieses Exemplar aber zurück. Er übersandte es noch am selben Tag an Gottlieb Hufeland als Rezensionsexemplar für die Jenaische „Allgemeine Literatur-Zeitung“ (vgl. Nr 213). 239,17 negotiire] Von lat. negotiare: Handel treiben, verhandeln (vgl. GWb 6, 685). 239,19–20 vielleicht schreiben Sie nach Zürch und grüßen Lips] Der seit 1794 in Zürich lebende Kupferstecher Johann Heinrich Lips hatte Goethe mit seinem Brief vom 20. Oktober 1798 zwei gestochene Kupferplatten mit osteologischen Darstellungen übersandt (vgl. RA 2, Nr 1542). Über ihre Anfertigung hatte Goethe möglicherweise während seiner Schweizer Reise 1797 mit Lips verhandelt, den brieflichen Austausch darüber aber Johann Heinrich Meyer überlassen. Ob dieser wie gewünscht an Lips schrieb, ist nicht ermittelt. – Zu Goethes früheren Verbindungen zu dem gefragten Zeichner und Kupferstecher vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 63. 239,20 seine Platten] Die von Lips nach Zeichnungen von Johann Christian Wilhelm Waitz gefertigten beiden Kupfertafeln zeigen den Schädel des jungen Kasseler Elefanten (vgl. LA I 10, Tafel XIII) sowie die Zwischenkieferknochen des Löwen, Eisbären und Wolfes (vgl. LA I 10, Tafel XXV). Die Tafeln waren für eine gemeinsam mit Justus Christian Loder geplante Veröffentlichung bestimmt, die bei dem Göttinger Verleger Johann Christian Dieterich erscheinen sollte, aber nicht zustande kam (vgl. EGW 2, 292–295; vgl. GB 14 II, zu 6,13–14). 239,21–22 daß ich bald antworte 〈…〉 und für die Bezahlung sorge] In seinem Brief an Goethe vom 20. Oktober hatte Lips mitgeteilt, dass jede Platte 6 Louisd’or koste und er bereit sei, bis Ostern 1799 ein bis zwei weitere Platten zu stechen (vgl. RA 2, Nr 1542). In seinem Antwortschreiben vom 17. Januar 1799 kündigte Goethe die Übersendung weiterer Zeichnungen zur Bearbeitung an (vgl. GB 14 I, Nr 8). Zu diesem Auftrag kam es jedoch nicht.

534

213. An Gottlieb Hufeland

BRIEF 213

〈Jena〉, 16. November 1798〉 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Haverford College Library (Pennsylvania/USA), Charles Roberts Autograph Collection, Sign.: 170 Foreign Writers. – 1 Bl. 18,4 × 22,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E1: Hartung, Zwischen Weimar und Jena (1855), 9f. E2: Aus Weimars Glanzzeit, 8, Nr 13 (1855; August Diezmann; vgl. Überlieferung zu Nr 8). WA IV 13 (1893), 312f., Nr 3921 (nach E). BEIL AG EN

1) Exemplar von Knebels Properz-Übersetzung (vgl. zu 240,5–6). 2) Brief (vgl. zu 240,11). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief nimmt Bezug auf ein Anliegen des Herzogs Carl August, der Goethe über Johann Heinrich Meyer anfragen ließ, ob er bei der Suche nach einem Verleger für die Memoiren von Charles Joseph de Ligne behilflich sein könne. Meyer übermittelte Goethe das Anliegen am 15. November (vgl. RA 2, Nr 1577). – Ein Antwortbrief Hufelands ist nicht überliefert. 240,1 in einem litterarischen Bedürfniß] Nicht überliefert (vgl. EB 124). Wahrscheinlich wollte Goethe über Hufeland ein Buch bestellen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 8 sowie zu 16,2–3). Am Abend zuvor war Goethe bei Hufeland zu Gast gewesen, wo große Gesellschafft war (GT II 1, 265). Laut Tagebuch beschäftigte sich Goethe am Vormittag des 16. November mit seiner Diderot-Übersetzung sowie Gegen Mittag (ebd.) mit Friedrich Wilhelm Joseph Schellings „Erstem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie“. Ob diese Lektüre in Zusammenhang mit Hufeland stand, war nicht zu ermitteln. 240,5 unser Freund Knebel] Carl Ludwig von Knebel war mit Hufeland bekannt, was einige wenige überlieferte Briefe belegen (so Knebels Brief an Hufeland vom 22. November 1786; GSA 54/316). 240,5–6 von dessen Properzischen Elegien ich ein Exemplar beylege] Die hier mitgeschickte Properz-Übersetzung Knebels (vgl. zu 235,10) war eigentlich das für Johann Heinrich Meyer reservierte Exemplar, wurde aber von Goethe als Rezensionsexemplar für die Jenaische „Allgemeine Literatur-Zeitung“ an Hufeland weitergeschickt (vgl. zu 239,15–16).

NOVEMBER 1798

535

240,6 eigentlich für Hl. Prof: Meyer bestimmt] Goethe hatte am 14. November drei Exemplare für sich, Meyer und Schiller von Knebel erhalten (vgl. RA 2, Nr 1572). 240,7 vieljährigen Mühe] Bei ‚vieljährigen‘ handelt es sich um ein Schreibversehen. – Eine erste Nennung von Properz findet sich bereits in einer Tagebuchaufzeichnung Knebels aus dem Jahr 1771, als ihm in Potsdam ein Herr von Santen aus Holland „die Schönheiten des Properz und andrer neuerer lateinischer Liebesdichter“ zeigte (H: GSA 54/348, Bl. 43). Mit Übertragungen der Elegien begann Knebel wahrscheinlich um 1780, als er an Herder eine „Probe nach dem Properz“ schickte (Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Leipzig 1861–1862. Bd 3, S. 11). 240,8 geneigten Recension] Goethes Wunsch, eine Rezension in der von Hufeland mit herausgegebenen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ von einem wohlwollenden Kritiker zu platzieren, wurde durch eine im Dezember 1798 ebd. erschienene Rezension von August Wilhelm Schlegel entsprochen (vgl. die nachfolgende Erläuterung). Schlegel informierte Goethe am 14. Dezember darüber (vgl. RA 2, Nr 1639). 240,9 unser Schlegel] August Wilhelm Schlegels Rezension erschien in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ Nr 384 am 18. Dezember 1798 (vgl. zu 276,10). 240,11 einen wunderlichen Brief des Prinzen von Ligne] Nicht überlieferter Brief Karl Joseph Fürst von Lignes an Herzog Carl August, den Goethe über einen Brief Johann Heinrich Meyers vom 15. November übermittelt bekommen hatte (vgl. zu 239,10). – Karl Joseph Fürst von Ligne stammte aus einer der bedeutendsten belgischen Adelsfamilien und war in seiner militärischen Laufbahn, die er als Oberst beim Siebenjährigen Krieg im Infanterie-Regiment seines Vaters begonnen hatte, äußerst erfolgreich. Nach der Französischen Revolution, durch die er seine Besitztümer und sein Vermögen verlor, zog er nach Wien, wo er die letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte, sich der Schriftstellerei widmete und seine Erinnerungen veröffentlichte. In den Wiener Salons war er ein gern gesehener Gast. Zu seinen Briefpartnern gehörten Regenten wie Kaiser Joseph II. und Kaiserin Katharina II. sowie Schriftsteller wie Rousseau und Voltaire. 1797 hatte er Herzog Carl August in Teplitz kennen gelernt. Von da an pflegten sie freundschaftlichen Kontakt, der sich auch in ihrem Briefwechsel widerspiegelte, der jedoch nur teilweise überliefert ist (vgl. Briefe und Gedichte Karl Fürst von Lignes an Herzog Carl August nach 1800 in: LATh – HStA Weimar, Hausarchiv A XIX Nr 75a, Nr 78). 240,12–13 der unsern Herzog als Mittler 〈…〉 anruft] In seinem Brief an Herzog Carl August hatte Karl Joseph Fürst von Ligne die Bitte geäußert, ihm bei der Suche nach einem Verlag für eines seiner Werke behilflich zu sein. Herzog Carl August hatte daraufhin den Jenaer Verlagsbuchhändler Friedrich Frommann als möglichen Verleger vorgeschlagen (vgl. zu 244,9–10). Bislang waren seit 1795

536

BRIEF 214

20 Teile seiner anonym erschienenen „Mêlanges Militaires, Littéraires Et Sentimentaires“ im Verlag der Gebrüder Walther in Dresden publiziert worden („Potpourri aus Militärischem, Literarischem und empfindsamen Gefühlen“; bei ‚Sentimentaires‘ handelt es sich um eine Wortschöpfung des Autors, die er als Kompositum aus ‚sentiment‘ (Gefühl) und ‚sensibilité‘ (Empfindsamkeit) verstanden wissen will), die noch bis ins Jahr 1811 fortgesetzt wurden. Nach Goethes Vermutung war der Dresdner Verlag aber 1798 nicht mehr bereit, die Reihe fortzusetzen, weshalb sich Karl Joseph Fürst von Ligne entsprechend an Herzog Carl August gewandt habe (vgl. 239,11–14). – Erst Jahre später, 1809, erfolgte die Publikation eines seiner Werke im Industrie-Comptoir bei Bertuch, unter dem Titel „Mémoires du prince Eugène de Savoie écrits par lui-même“ (Memoiren des Prinzen Eugen von Savoyen, von ihm selbst verfasst). Eine zweite Veröffentlichung in Bertuchs Industrie-Comptoir folgte 1812 mit dem Titel „Nouveau Recueil de lettres du feld-maréchal prince de Ligne en réponse à celles qu’on lui a écrites“ (Neue Sammlung von Briefen des Feldmarschalls de Ligne als Antwort auf die, die man ihm geschrieben hat; vgl. das fragmentarisch überlieferte Mundum dieses Manuskripts in GSA 6/5408; zu Charles de Ligne und seinem Werk vgl. Renate Müller-Krumbach: Ein Porträt Charles Joseph Fürst de Lignes von Ferdinand Jagemann. In: GJb 135 [2018], 203–212; Manuel Couvreur: Ruptures et cohérences des „Mélanges militaires, littéraires et sentimentaires“. In: Cahiers de l’AIEF 54 [2002], S. 115–130). 240,15–16 die glaube ich nicht besser als bey Ihnen thun zu können] Die Ablehnung Hufelands ist nicht überliefert und erfolgte wohl mündlich. 240,17 mich mit Ihnen darüber bald möglich zu unterhalten hoffe] Ein nächstes Treffen mit Hufeland ist durch Goethes Tagebuch für den 19. November belegt (vgl. GT II 1, 256).

214. An Friedrich Schiller

〈Jena〉, 16. November 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 246. – 1 Bl. 19,1 × 11,2(–11,4) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 358, Nr 528. WA IV 13 (1893), 313, Nr 3922. BEIL AG EN

1) Schema der phisiologischen Farben (vgl. zu 240,20). 2) Buch (vgl. zu 240,23). 3) ein Exemplar Propyläen (vgl. zu 241,4).

NOVEMBER 1798

537

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der Empfang ist nicht in Schillers Kalender vermerkt (vgl. Schillers Kalender, 103). 240,20 Schema der phisiologischen Farben] Physiologische Farben bezeichnen nach Goethe alle sichtbaren Farben, weil sie dem gesunden Auge angehören, weil wir sie als die notwendigen Bedingungen des Sehens betrachten, auf dessen lebendiges Wechselwirken in sich selbst und nach außen sie hindeuten (Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil. § 3; LA I 4, 25). Goethes fast tägliche Begegnungen mit Schiller in Jena beinhalteten intensive Gespräche über die Farbenlehre, darunter am Abend des 14. November über die Harmonie der Farben, wobei auf einem Foliobogen Notizen und Skizzen entworfen wurden, die Goethe am folgenden Tag noch einmal überarbeitete (vgl. GT II 1, 265). Möglicherweise handelt es sich dabei um das hier in der Beilage mitgesandte Doppelblatt (GSA 26/L,9, Bl. 55–56; vgl. FA/Goethe I 23/2, 383–391). Die gemeinsamen Studien waren auch insofern bedeutsam, als sie die Überlegungen zur Farbigkeit des Bühnenbilds und der Kostüme der geplanten Uraufführung der „Piccolomini“ beeinflussten. 240,22 Disceptationen] Lat. disceptatio: Erörterung eines strittigen Vorgangs, Diskussion, richterliche Entscheidung. 240,23 Knebel empfiehlt sich und schickt einen Properz.] Carl Ludwig von Knebel hatte Goethe am 14. November sein Werk „Elegieen von Properz“ (Leipzig 1798) übersandt und darum gebeten, zwei weitere Exemplare „an HLn Schiller u. Meyer gelangen zu lassen“ (H: GSA 28/494, Bl. 31; vgl. RA 2, Nr 1572). Schiller hatte zuvor großen Anteil an der Entstehung von Knebels Übersetzung genommen und 1796 erste Proben in seiner Zeitschrift „Die Horen“ veröffentlicht (1. St., S. 29–53; 3. St., S. 1–25; zu dem in Schillers Nachlass überlieferten Bogen mit Schillers Bemerkungen und Knebels Antworten vgl. GSA 83/109 sowie Lieselotte Blumenthal: Schillers und Goethes Anteil an Knebels Properz-Übertragung. In: JbdDSG 3 [1959], S. 71–93). – Goethe übermittelte Schillers Dank am 28. November (vgl. 249,12–13). Der Verbleib des Schiller geschenkten Exemplars ist nicht bekannt (vgl. Schillers Bibliothek, Nr 235). 241,1 Sulzers Worterbuch] Johann Georg Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste in einzeln, nach alphabetischer Ordnung der Kunstwörter auf einander folgenden, Artikeln abgehandelt. 2 Bde. Leipzig 1771/1774. Das Handbuch zählte zu den wichtigsten ästhetischen Schriften der Aufklärung und erlebte verschiedene, zum Teil erweiterte und in veränderten Formaten ausgegebene Auflagen. Sulzers Werk ist in Schillers Bibliothek zwar nicht nachgewiesen, dürfte sich aber in seinem Besitz befunden haben, wie eine entsprechende Bemerkung Schillers gegenüber Christian Gottfried Körner vom 11. Januar 1793 nahelegt (vgl. NA 26, 174). 241,1–2 es ist nun Zeit daß ich mich 〈…〉 umsehe] Der Anspruch von Sulzers enzyklopädischem Werk bestand darin, das weite Feld der Ästhetik in syste-

538

BRIEF 215

matisch-lexikalischer Form zu fassen. Die gemeinsame Lektüre von Sulzers „Allgemeiner Theorie“ wurde durch die gemeinsame Beschäftigung mit der Farbenlehre veranlasst. So verzeichnet Goethes Tagebucheintrag vom 16. November die Arbeit am „Propyläen“-Beitrag „Diderots Versuch über die Malerey. Zweytes Capitel. Meine kleine Ideen über die Farbe“ (vgl. Propyläen II 1, 4–47; vgl. GT II 1, 265). Dieser enthält eine ablehnende Bemerkung zu Sulzers Artikel „Colorit“ (vgl. Propyläen II 1, 9f.). 241,4 noch ein Exemplar Propyläen] Wahrscheinlich das von Goethe für Schiller bestimmte Freiexemplar des ersten Stücks des ersten Bandes der „Propyläen“. Goethe hatte es am Vorabend durch Johann Heinrich Meyer aus Weimar erhalten (vgl. zu 239,3–4). Über Cotta war Schiller schon im Besitz einer Ausgabe, die er gegenüber Goethe bereits ausführlich gewürdigt hatte (vgl. zu 232,17). Welches dieser beiden Exemplare in Schillers Bibliothek überliefert ist, ist nicht zweifelsfrei zu bestimmen (vgl. Schillers Bibliothek, Nr 203).

215. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 20. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – 1 Bl. 19 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 67f., Nr 34 (Teildruck: 241,6–17 Ich haben 〈…〉 ruhen lassen.; 241,20–23 Zufälligerweise findet 〈…〉 sehr interessant.). E2: WA IV 13 (1893), 313f., Nr 3923. BEIL AG EN

1) Abschrift von Johann Friedrich Ungers Aufsatz „Ueber Holzschneidekunst“ (vgl. zu 241,6). 2) Holzschnitt (vgl. zu 241,10). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 17. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1584). – Meyer antwortete am 21. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1595). Postsendungen: 20. November 1798 (H l. P r o f: M e y e r. Mit den englischen Holzschnitt und dem Ungerl Aufsatz.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 437); 20. November 1798 (vgl. GT II 1, 266). 241,6 haben] Versehentlich für ‚habe‘.

NOVEMBER 1798

539

241,6 Ungerischen Aufsatz] Zum Inhalt von Johann Friedrich Ungers Abhandlung „Ueber Holzschneidekunst“ in den „Jahrbüchern der preußischen Monarchie unter der Regierung Friedrich Wilhelms des Dritten“ (Bd 3, Oktober 1798, S. 171–177) vgl. zu 237,22–23. Goethe hatte den Aufsatz auf Bitten Meyers in Jena abschreiben lassen, der sie als Grundlage für seine folgenden Ausführungen nutzte. Die von Ludwig Geist angefertigte Abschrift ist in Goethes Akten zur Herausgabe der „Propyläen“ überliefert (GSA 25/W 3596, Bl. 54–57). 241,9–10 einen Aufsatz darüber vorbereiten] Zu Inhalt und Entstehungsgeschichte des von Meyer erarbeiteten und von Goethe um eigene Zusätze ergänzten „Propyläen“-Beitrags „Ueber den Hochschnitt“ vgl. zu 238,13–14. 241,10 das kleine Landschäfftchen] Meyer hatte im Bezugsbrief um die Übersendung der „kleine〈n〉 Landschaft in Holzschnitt“ (Goethe-Meyer 2, 61) aus dem Besitz von Justus Christian Loder gebeten. Möglicherweise handelte es sich bei dem Blatt um die von Meyer in seiner „Propyläen“-Abhandlung „Ueber den Hochschnitt“ beschriebene „Ankündigungskarte, mit einem einfachen ländlichen Gegenstande“ (S. 170) von der Hand des schottischen Holzstechers John Anderson. Die Beilage ist nicht überliefert. 241,11–12 Das Grabmahl des Porsenna käme 〈…〉 allzuhoch.] Meyer hatte im Bezugsbrief berichtet, dass der Weimarer Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller für seine bildliche Darstellung des bei Plinius d. Ä. beschriebenen Grabmals des etruskischen Königs Porsenna „zwischen 5 bis 6 Carolin“ (Goethe-Meyer 2, 62) veranschlage und die farbige Ausstattung der Kupfer zusätzliche „6 Thaler“ (ebd.) je 100 Abzüge koste. Die Vorlage dafür bildeten zwei in Goethes Graphiksammlung überlieferte Federzeichnungen des Architekten Friedrich Weinbrenner (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch.I.222,0085.27 und Inv.-Nr GHz/ Sch.I.222,0085.28). Die Tafeln waren wahrscheinlich als Bildbeigaben zu den „Propyläen“ geplant, wurden aber auch aus Kostengründen nicht ausgeführt (vgl. Harald Tausch: Das unsichtbare Labyrinth. Zur Parkgestaltung und Architektur in Goethes „Wahlverwandtschaften“. In: Helmut Hühn [Hrsg.]: Goethes „Wahlverwandtschaften“ – Werk und Forschung. Berlin, New York 2010, S. 89–136, hier S. 129–136). 241,14–15 Lips verlangt für so eine osteologische Platte 6 Louisd’or] Der gefragte Zürcher Kupferstecher Johann Heinrich Lips hatte im Auftrag Goethes zwei Tafeln mit osteologischen Darstellungen nach Zeichnungen von Johann Christian Wilhelm Waitz gestochen, die er mit 6 Louisd’or pro Kupferplatte berechnete (vgl. zu 239,20 und RA 2, Nr 1542). 241,20–21 ein junger Mensch dessen Auge 〈…〉 Verhältniß hat] Der farbenblinde Jenaer Student Friedrich Gildemeister stand Goethe an diesem Tag erstmals für entsprechende Versuche zur Verfügung (vgl. GT II 1, 165f. sowie Goethes Aufzeichnung „Erste Versuche mit Herrn Gildemeister wegen des nicht Unterscheidens der Farben“; LA II 3, 294–300). Dafür verwendete Goethe das zuvor von Meyer

540

BRIEFE 216/217

aus Weimar erbetene Berlinerblau (vgl. zu 239,5–6). Die Sitzungen wurden im Februar 1799 fortgesetzt (vgl. GB 14 II, zu 17,5–6).

216. An Christiane Vulpius

Jena, 20. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 105. – Doppelblatt 18,8 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 13 (1893), 315, Nr 3924 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 19. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1589). – Christiane Vulpius antwortete am 21.? November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1597). Postsendungen: 20. November 1798 (vgl. GT II 1, 266). 242,1 Ich will dir einmal selbst schreiben] Bereits am 5. August hatte Goethe einen egh. Brief an Christiane Vulpius geschrieben, als sie sich offensichtlich mit übler Nachrede in der Weimarer Öffentlichkeit konfrontiert sah und es ihr dadurch nicht gut ging (vgl. zu 187,8–9). Der Grund, warum er im vorliegenden Fall selbst zur Feder griff, mag in Christiane Vulpius’ Ankündigung gelegen haben, ihn in Jena unangekündigt besuchen zu wollen (vgl. zu 242,6). In den nächsten Wochen sollte ein weiterer von Goethes egh. geschriebener Grus (246,7) folgen. 242,2 des Kindes] Der gemeinsame Sohn August. 242,2–3 Wegen des Kopfwehs] August hatte in seinem Brief vom 17.? November von seinem Befinden berichtet: „〈…〉 nur habe ich manchmal des Morgens Kopfschmerzen, welche mich so angreifen, daß ich oft vor Schwäche hinfalle“ (H: GSA 28/23, Bl. 564; vgl. RA 2, Nr 1582). Im Brief vom 21.? November versicherte er zwar, „meine Kopfschmerzen haben aufgehört“ (H: GSA 28/23, Bl. 580; vgl. RA 2, Nr 1593), berichtete aber im Brief vom 29. November erneut von Kopfschmerzen während eines Konzertbesuches (vgl. RA 2, Nr 1615). Danach werden sie nicht mehr erwähnt. – Über eine Behandlung ist nichts Näheres bekannt. 242,4 den Docktor] Wilhelm Ernst Christian Huschke, der Arzt der Familie Goethe. 242,5 Meine Arbeiten] Vgl. zu 237,9. 242,6 nicht unvermuthet herüber zu kommen] Christiane Vulpius hatte in ihrem Bezugsbrief ihre Sehnsucht nach Goethe geäußert und angekündigt, „unferhofft“ (H: GSA 28/23, Bl. 570) nach Jena zu kommen. Da Goethe einige Arbeiten abzuschließen hoffte, kam ihm diese Aussicht nicht gelegen.

NOVEMBER 1798

541

242,9 Äugelchen giebts hier gar nicht] Hier im Sinne von ‚Flirtkontakten‘ (vgl. GWb 1, 1067), als Reaktion auf Christiane Vulpius’ Bezugsbrief, in dem sie darauf verweist, „Äulgen 〈…〉 genuch“ (H: GSA 28/23, Bl. 570) machen zu können, daran aber kein Vergnügen fände. – Zum Gebrauch des Begriffs ‚Äugelchen‘ bei Goethe und Christiane Vulpius vgl. zu 147,26–27. 242,9–10 die alten sind abgestorben] Worauf Goethe hier anspielt, ist nicht bekannt. In ihrem Brief vom 24. November berichtet Christiane von einer öffentlichen Konfrontation, die sie im Theater über sich ergehen lassen musste: der Lehnssekretär Gottlieb Meißel habe sie dort gefragt, ob es richtig sei, dass Goethe bald heiraten werde (vgl. RA 2, Nr 1606). 242,11–12 Zur Redoutenfreude wünsche ich im Voraus Glück.] Christiane hatte angekündigt, mit der Schauspielerin Maria Anna Matiegzeck zur Redoute am 30. November zu gehen. Zu diesem Anlass kaufte sie sich am 26. Oktober eine Maske (GR/RB 1798, 3, Bl. 5). Vermutlich war auch das am 1. Oktober bezahlte Kleid, das Rosenfarben Band und der Rosen Atlas (ebd., Bl. 5) fürs Aufputzen für die Redoute bestimmt.

217. An Franz Kirms Jena, 23. November 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0686 Slg Culemann. – Doppelblatt 22,8 × 38 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), egh. Paraphe und egh. Nachschrift (244,7 Den Fremden sende nächstens), Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath / Kirms / Wohlgebl / We i m a r.; Reste einer Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „13.“ (vgl. E). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 549, Nr XIII. D: Theater-Briefe (1835), 18, Nr XIII (nach E). WA IV 13 (1893), 315f., Nr 3925 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 261). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Briefe vom 20. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1591) und 21. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1594). – Kirms antwortete am 24. November (vgl. RA 2, Nr 1601). Postsendungen: 23. November 1798 (H l. P r o f. M e y e r. / H l. H o f. K. R. K i r m s Antwort auf die letzten Briefe; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 437); 23. November 1798 (vgl. GT II 1, 266).

542

BRIEF 218

242,15 die neuen Stücke] Im November waren Richard Brinsley Sheridans „Die Lästerschule“ (5. November), Richard Cumberlands „Der Jude“ (17. November) und Johann David Beils „Die Schauspielerschule“ (19. November, nach einem Jahr Spielpause) neu ins Repertoire aufgenommen worden. August Wilhelm Ifflands „Leichter Sinn“ war bereits in Rudolstadt (3. August) und Lauchstädt (22. August) gespielt worden und wurde nun in Weimar nach längerer Spielpause (26. Dezember 1797) am 21. November wieder aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). Von dem Erfolg des Stückes „Der Jude“ berichtet Franz Kirms in seinem Bezugsbrief vom 21. November. 242,16 der morgenden Oper] Am 24. November fand die Erstaufführung der Oper „Wilibald und Erminia“ mit der Musik von Ferdinand Kauer (Libretto: Karl Friedrich Hensler) statt (vgl. Theater/Musik Weimar). Die Oper gefiel jedoch nicht (vgl. RA 2, Nr 1609) und wurde nicht mehr wiederholt. 242,17 Mein Aufenthalt] Goethe hielt sich seit dem 11. November in Jena auf, wo er sich u.a. mit der Farbenlehre und dem geplanten „Propyläen“-Beitrag „Diderots Versuch über die Mahlerey“ beschäftigte (vgl. GT II, 264–267). Am Vormittag des 23. November setzte er seine Arbeit an dem geplanten „Propyläen“-Beitrag „Der Sammler und die Seinigen“ fort (vgl. ebd., 266). 242,19 im December noch vier neue Stücke] Kirms schlug im Bezugsbrief vor, vier weitere Stücke im Dezember 1798 einzustudieren, da die „Piccolomini“ sich auf Januar 1799 verschoben: Camillo Federicis „Die Verschleyerte“ (Erstaufführung am 5. Dezember), Heinrich Zschokkes „Die Zauberin Sidonia“ (aufgeführt am 13. Mai 1799), August von Kotzebues „Üble Laune“ (Erstaufführung am 26. Dezember) und August Wilhelm Ifflands „Der Fremde“ (Erstaufführung am 16. März 1799; vgl. Theater/Musik Weimar). 242,21–22 das erste zu der Herzogin Geburtstag] „Die Piccolomini“ wurden plangemäß am 30. Januar 1799 zu Herzogin Louises Geburtstag uraufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). 242,23 – 24 Hofrath Schiller 〈…〉 überein gekommen.] In seinem Brief an den Berliner Schauspieldirektor August Wilhelm Iffland vom 15. Oktober 1798 hatte Schiller „für die drey Stücke zusammen 60 Friedrichsd’or“ verlangt (NA 29, 290), „ein Preiß, bei dem ich allerdings die Größe des Berliner Publikums, den Glanz Ihres Theaters und vorzüglich Ihre Gefälligkeit in Anschlag gebracht habe“ (ebd.). Iffland bestätigte in seinem Brief vom 17. November, „60 Pistolen dafür“ (NA 38 I, 7) zu zahlen und bat um Beschleunigung der Sendung. Schiller setzte Goethe darüber am 21. November in Kenntnis (vgl. RA 2, Nr 1596). Die erste Kontaktaufnahme war durch einen Brief August Wilhelm Schlegels an Goethe am 18. Juli erfolgt: Schlegel hatte für Iffland nach einer Aufführungsmöglichkeit von „Wallenstein“ in Berlin angefragt (vgl. RA 2, Nr 1389).

NOVEMBER 1798

543

242,24–25 Iffland wünscht die Costums vom weimarischem Theater.] Iffland hatte Schiller um Zeichnungen von Kostümen der Weimarer Uraufführung gebeten (vgl. Ifflands Brief an Schiller vom 17. November 1798; NA 38 I, 7). Schiller hatte diesen Brief am 21. November erhalten und Goethe vermutlich noch am selben Abend entsprechend informiert (vgl. Schillers Kalender, 104; GT II 1, 266). Iffland war stets bemüht um historische Kostümierung auf dem Berliner Theater und entsprach damit Schillers Anspruch, Bühnenbild und -kleidung auf die historische Dramenhandlung abzustimmen (vgl. NA 8 N III, 391). – ‚Costum‘: „In engerer Bedeutung ist das Übliche in den Künsten, Ital. Costume, die Übereinstimmung einer Vorstellung mit den Sitten, der Denkart, den Gebräuchen u. s. f. des Landes und der Zeit, in welcher die vorgestellte Handlung vorgefallen ist.“ (Adelung 4, 787; vgl. GWb 5, 665.) 242,25–26 Wegen der vier bedeutendsten habe ich 〈…〉 Meyer geschrieben] Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer vom 23. November ist nicht überliefert (vgl. EB 133). Meyer bestätigte den Auftrag in seinem Brief an Goethe vom folgenden Tag: „Ich werde mit vielem Vergnügen den Jäger, Dragoner und Kürassier besorgen und habe Horny schon aufgetragen, sie zu zeichnen“ (Goethe-Meyer 2, 65). Die Zeichnungen wurden am 30. Dezember durch Kirms an Iffland gesandt (vgl. zu 275,28–276,1). 242,26–244,1 wir bezahlen die Kleinigkeit, 〈…〉 aus unsrer Kasse] Wie von Goethe angekündigt, rechnete Conrad Horny die in Auftrag gegebenen vier Zeichnungen am 6. Februar 1799 über die Theaterkasse ab: „Aus Wallensteins-Lager, habe ich folgende Colorierte Zeichnungen verfertiget / Walloner Kirassier, Gelber Dragoner (Unteroffizier), Rother Dragoner, Holkischer Jäger“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 195). 244,2 Zur Aufführung bedürfen wir freylich einer bedeutenden Mutter] Zum Engagement der Regensburger Schauspielerin Louise Teller vgl. zu 266,2. 244,7 Den Fremden] August Wilhelm Ifflands Lustspiel in fünf Aufzügen mit dem Titel „Der Fremde“ wurde am 16. März 1799 zum ersten Mal auf dem Weimarer Theater aufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). – Die Lektüre des Stückes ist durch das Tagebuch für den 22. November 1798 belegt (vgl. GT II 1, 266).

218. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Jena, 23. November 1798〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Die Datierung auf den 23. November geht aus Goethes Briefverzeichnis hervor, in dem Datum und Inhalt des Briefes vermerkt sind (vgl. Postsendungen).

544

BRIEF 218

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 598. – Doppelblatt 20,5 × 33,8(–34,1) cm, 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 im unteren Drittel der linken Spalte von Schreiberhd (Geist), Tinte: Fur. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). – Es ist nicht auszuschließen, dass es sich statt eines Konzeptes um eine Abschrift nach der Ausfertigung handelt, da die Kommata im Text nicht im Nachhinein eingefügt wurden, wie es üblicherweise bei Briefen von Geists Hd der Fall ist (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII). E: WA IV 13 (1893), 316f., Nr 3926 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Brief des Fürsten Charles Joseph de Ligne an Herzog Carl August (vgl. zu 244,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe erhielt am 15. November 1798 über Johann Heinrich Meyer einen Brief des Fürsten Charles Joseph de Ligne mit dem Auftrag des Herzogs Carl August, sich der Angelegenheit anzunehmen (vgl. RA 2, Nr 1577). – Der Herzog antwortete am 26. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1610). Postsendungen: 23. November 1798 (S e r e n i s s i m o. Mit dem Briefe des Fürsten von Ligne.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 437); 23. November 1798 (vgl. GT II 1, 266). 244,8 fürstl Autor] Gemeint ist Charles Joseph Fürst de Ligne, der in einem Brief an Herzog Carl August um Vermittlung bei der Suche nach einem Verleger gebeten hatte. Goethe hatte diesen Brief und den damit verbundenen Auftrag durch Johann Heinrich Meyer erhalten und zugesichert, sich um das Anliegen zu kümmern (vgl. zu 239,10). Der mit dem vorliegenden Schreiben an den Herzog zurückgesandte Brief de Lignes ist nicht überliefert. 244,9–10 die Richtung der Frommanischen Speculationen] Nach Meyers Auskunft (vgl. RA 2, Nr 1577) dachte Herzog Carl August an den seit 1798 in Jena ansässigen Verlagsbuchhändler Friedrich Frommann. Aufgrund von Frommanns Verlagsprofil hielt Goethe diesen aber für wenig geeignet. – Frommann hatte ab 1794 die Leitung des Verlags in der Nachfolge seines Vaters übernommen. Er baute das Verlagsprogramm in der Tradition seines Vaters im Bereich Theologie und Philosophie aus und legte einen weiteren Schwerpunkt auf Schul- und Sprachwörterbücher, vor allem für Französisch, Englisch, Hebräisch und Latein. Beispiele sind etwa das „Neue Magazin für Prediger“, das seit 1792 unter Wilhelm Abraham Tellers Leitung erschien, Christian Friedrich Carl Herzliebs „Predigten an Sonn- und Fest-Tagen und Passionsbetrachtungen“ (1795), Josias Friedrich Christian Löfflers

NOVEMBER 1798

545

zwei Abhandlungen „Ueber die kirchliche Genugthuungslehre“ (1796), Johann Gottlob Schneiders „Kritisches Griechisch-Deutsches Handwörterbuch“ (1797) oder die Wiederauflage des englisch-deutschen, deutsch-englischen Wörterbuches von Nathan Bailey (1796–1797), neu bearbeitet durch Johann Anton Fahrenkrüger (vgl. zum Verlagsangebot um 1798 auch Uta Kühn: Tradition und Bedeutung des Frommannischen Waisenhaus-Verlages zu Züllichau und die gesellschaftlichen Hintergründe für Carl Friedrich Ernst Frommanns Übersiedlung nach Jena im Jahre 1798. Diss. Jena 1991, S. 49–62). Die autobiographischen Schriften des Fürsten de Ligne waren dagegen reine Unterhaltungsliteratur für ein breites Publikum. 244,13 durch 〈…〉 Connexionen an fremden Orten erkundigen] Eine Anfrage an einen auswärtigen Verleger in dieser Angelegenheit ist nicht überliefert. Goethe erkundigte sich lediglich in seinem Brief vom 16. November an Gottlieb Hufeland nach verlegerischen Möglichkeiten (vgl. Nr 213). 244,14–15 Verzeichniß dessen, was in denen 〈…〉 Bänden enthalten ist] Seit 1795 waren bereits 20 Bände der „Mêlanges Militaires, Littéraires Et Sentimentaires“ des Fürsten erschienen. Bis 1811 wurden weitere 14 Bände, zum Teil in schneller Folge, veröffentlicht: Allein 1801 erschienen vier Bände: „Lettres et Mélanges“ (Band 21–23, „Briefe und Vermischtes“) und Band 24, „Relation de ma campagne de 1788 contre les Turcs“ (Bericht über meine Campagne von 1788 gegen die Türken); zum Inhalt der späteren Bände vgl. die Auflistung aller Titel bei Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Dritter Theil. Wien 1858, S. 216. 244,15–16 zuförderst der Fürst zu ersuchen wäre] Eine entsprechende Anfrage durch Herzog Carl August konnte nicht ermittelt werden. Der Herzog antwortete Goethe, dass er versuchen werde, sich den Auftrag „vom halse zu schaffen“ (H: GSA 28/770). Wahrscheinlich kam es wegen der ablehnenden Haltung des Herzogs gegenüber dem Anliegen des Fürsten gar nicht erst zu einer weiteren Nachfrage. 244,16–17 unser Glück weiter probiren] Ob die spätere Veröffentlichung von Werken des Fürsten Charles Joseph de Ligne im Industrie-Comptoir bei Bertuch (1809/1812) im Zusammenhang mit nicht näher zu spezifizierenden Bemühungen des Herzogs oder Goethes stehen (vgl. zu 240,12–13), war nicht zu ermitteln.

546

219. An Friedrich Schiller

BRIEF 219

〈Jena, 24. November 1798〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Das Datum ergibt sich aus dem Inhalt des Briefs und Schillers Antwort vom selben Tag. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 250. – 1 Bl. 18,8 × 22,6 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Rs. Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl; Reste einer Verschlussoblate. E: Schiller-Goethe4 2 (1881), 125, Nr 539. WA IV 13 (1893), 317f., Nr 3927. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am selben Tag (vgl. RA 2, Nr 1604). 244,19–20 der Loderische Wagen] Gemeint ist die Kutsche von Justus Christian Loder, Professor für Anatomie und Medizin. Während seiner Aufenthalte in Jena traf Goethe regelmäßig mit Loder zusammen. 244,20 Feenpallast der Litteratur] Goethe und Justus Christian Loder nahmen am Abend des 24. November an einer Gesellschaft im Hause von Christian Gottfried Schütz teil. Der Professor der Poesie und Beredsamkeit war Mitherausgeber und erster Redakteur der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“. Sein am Engelplatz (Nr 8) gelegenes stattliches Wohnhaus war ein Mittelpunkt der Jenaer Gesellschaft und zugleich Redaktionssitz der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (vgl. Schillers früheres Urteil gegenüber Christian Gottfried Körner vom 29. August 1787: „Das Hauß heißt in Jena schlechtweg die Litteratur und ist sehr schön und bequem gebaut.“; NA 24, 147). Weitere Gäste des Abends waren u.a. Carl August Böttiger und Jean Paul, der Mediziner Christoph Wilhelm Friedrich Hufeland mit Ehefrau Juliane Wilhelmina Friederica, der Bibliothekar Friedrich Ernst Karl Mereau mit Ehefrau Sophie Friederike sowie der Student Johann Diederich Gries (vgl. GT II 1, 266 und BuG 4, 459). Goethes scherzhaft-ironische Bemerkung dürfte sich sowohl auf die exponierte Lage des Wohnhauses als auch auf das von Schütz und seiner Ehefrau, Anna Henriette geb. Danovius, gepflegte Geselligkeitskonzept beziehen, das auch private Theateraufführungen beinhaltete (vgl. Heinrich Bosse: Jenaer Liebhabertheater 1775–1800. In: JbdDSG 51 [2007], S. 101–139, hier S. 126). Zugleich spielt Goethe hier wahrscheinlich auf den zweiten Brief seines geplanten „Propyläen“-Beitrags „Der Sammler und die Seinigen“ an, dessen Ausarbeitung er an diesem Tag beendet hatte (vgl. GT II I, S. 266). Darin berichtet Julie

NOVEMBER 1798

547

vom Eindruck der Illustrationen Johann Heinrich Füßlis zu William Shakespeares „Sommernachtstraum“: Wollten Sie Ihrer gehorsamen Dienerinn spotten, als Sie ihr diese elfenhaften Luftbilder, diese seltsamen Feen und Geistergestalten aus der Werkstatt meines Freundes Füeßli zusendeten? (Propyläen II 2, 44.) In diesem Sinne bemerkte Schiller in seinem Antwortbrief, er wünsche Goethe „eine reiche Ausbeute bei der heutigen Charakter Ausstellung“ (NA 30, 6). 244,21 Mein Familiengemählde der Kunstfreunde und Sammler] Die zur Veröffentlichung in den „Propyläen“ bestimmte Schrift beinhaltet eine Folge fiktiver Briefe eines Kunstsammlers und seiner Nichte Julie an die Herausgeber der „Propyläen“. Gemeinsam mit Schiller hatte Goethe am 20. November ein erstes Schema entworfen und in den folgenden Tagen mit der Ausarbeitung des Textes begonnen. Am Morgen des 24. November hatte Goethe die Arbeit am dritten Brief fortgesetzt (vgl. GT II 1, 266). Gegenüber Johann Heinrich Meyer kündigte er am 27. November sein auf sieben Briefe angewachsenes Werk unter dem Titel „Der Kunstsammler“ an (vgl. 246,21–247,7). Durch die folgende Rückreise nach Weimar musste Goethe die weitere Niederschrift jedoch unterbrechen. Erst im Mai 1799 konnte er das um einen achten Brief erweiterte Manuskript fertig stellen. Die Abhandlung wurde unter dem Titel „Der Sammler und die Seinigen“ im zweiten Stück des zweiten Bandes der „Propyläen“ veröffentlicht (S. 26–122). 244,22 Dienstag Abend] Gemeinsam mit Schiller hatte Goethe am Abend des 20. November ein Schema über die verschiednen Kunstfertigkeiten (GT II 1, 266) entworfen. Das am folgenden Abend noch einmal überarbeitete Blatt bildete die Grundlage für Goethes geplanten „Propyläen“-Beitrag „Der Sammler und die Seinigen“. Das eigenhändig von Schiller niedergeschriebene und durch Goethe erweiterte Schema ist in Goethes persönlichem Archiv überliefert (GSA 25/W 3612, Bl. 30; vgl. NA 21, 347–349). 245,1 nächsten Dienstag] Tatsächlich konnte Goethe in den folgenden Tagen die Weiterarbeit kontinuierlich fortsetzen, so dass am folgenden Dienstag, dem 27. November, der siebte Brief der Erzählung vorlag (vgl. GT II 1, 266). Goethe übersandte Schiller diese allerdings erst nach ihrer endgültigen Fertigstellung im Juni 1799 (vgl. GB 14 II, zu 90,4). 245,3 Ihrer Arbeit] Gemeint ist vor allem Schillers Arbeit am „Wallenstein“. 245,5 die Geschichte der Atlanten] Delisle de Sales (sc. Isoard): Histoire du monde primitif, ou des Atlantes. 2 Bde. Paris 1780. Das Werk bildete den ersten einer insgesamt 51 Bände umfassenden „Histoire des Hommes, ou Histoire nouvelle de tous les peuples du Monde“. Vermutlich lag Goethe und Schiller die von Michael Hißmann übersetzte und mit kritischen Anmerkungen versehene deutsche Ausgabe vor (Neue Welt- und Menschengeschichte. Alte Geschichte. Erster Band. Münster und Leipzig 1781). Wie gewünscht, erhielt Goethe den Band mit Schillers Antwort vom selben Tag und widmete sich am Nachmittag des 24. November der Lektüre (vgl. GT II 1, 266). Das Werk des französischen Philosophen und Historikers

548

BRIEF 220

behandelt die Geschichte der Bewohner der sagenhaften Insel Atlantis. Delisle verstand diese als Urvolk und „Schlüssel der ganzen alten Geschichte“ (ebd., S. 125). Anlass für Goethes Beschäftigung mit diesem Werk waren möglicherweise seine Homer-Studien. Der Verbleib des an Goethe übersandten Exemplars ist nicht ermittelt. Das Werk ist weder in Schillers noch in Goethes Bibliothek nachgewiesen. 245,6 hypothetische Lectüre] ‚Hypothetisch‘ hier vermutlich im Sinne von ‚auf lückenhaftem Wissen, ungesicherter Information beruhend‘ (vgl. GWb 4, 1464).

220. An Franz Kirms

Jena, 25. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0687 Slg Culemann. – Doppelblatt 21 × 33 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „14.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 549, Nr XIV. D: Theater-Briefe (1835), 19f., Nr XIV (nach E). WA IV 13 (1893), 318f., Nr 3928 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 261). BEIL AG E

Rollenbesetzung (vgl. zu 245,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 24. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1601). – Kirms antwortete am 26. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1609). Postsendungen: 25. November 1798 (H l. H. K. R. K i r m s. Austheilung der Verschleyertl zurückgesendet.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 437). 245,9 Austheilung der Verschleyerten] Kirms hatte am 24. November die nicht überlieferte Rollenbesetzung des Lustspiels „Die Verschleyerte“ von Camillo Federici in der Bearbeitung von Wilhelm Vogel (vgl. Theater/Musik Weimar) für die Erstaufführung am 5. Dezember 1798 an Goethe mit der Bitte um Unterschrift geschickt. 245,9–10 unsere Vohs] Die schwangere Schauspielerin Friederike Vohs sollte die Witwe Amalie von Mayfeld spielen, die im Stück mit der Gräfin, ihrer Schwester, verkörpert von Elisabeth Schlanzowsky, verwechselt wird. Christian August Vulpius hatte Kirms gegenüber bereits seine Bedenken geäußert, jedoch ohne Erfolg, wie

NOVEMBER 1798

549

er Goethe in seinem Brief vom 20. November mitteilte (vgl. RA 2, Nr 1592). Darin kritisierte Vulpius, dass Kirms „die Rolle der Romanenheldin, die sich verlarvt, der hochschwangeren, phlegmatischen Md. Vohs zu gedacht“ (H: GSA 28/23, Bl. 574) habe. – Es blieb trotz der Bedenken Goethes und Vulpius’ bei der von Kirms festgelegten Rollenbesetzung, wahrscheinlich in Ermangelung einer Alternative (vgl. zu 383,23). 245,12–13 geholfen werden soll] Die Schauspielerinnen hatten am 24. November ein Gesuch über Franz Kirms bei Goethe eingereicht, in dem sie darum baten, während der Vorstellungen eine Loge zur Verfügung gestellt zu bekommen, statt sich wie sonst üblich in den Kulissen oder auf der Galerie aufhalten zu müssen. Kirms schlug vor, eine Art Loge „unter dem Bogen neben dem Parket“ (H: GSA 28/23, Bl. 589) bauen zu lassen. 245,15 so eine Art von Käfig] Kirms empfahl in seinem Bezugsbrief, an der für die Schauspielerinnen vorgesehenen Loge „etwas hohe Schrancken nach dem Parket und nach dem Parterre zu“ anzubringen, „so können sie nicht Unzucht treiben, doch aber scharmiren, wenn sich etwas finden sollte“ (H: GSA 28/23, Bl. 589). 245,18 wegen Eilenstein] Der Stadtkirchner (Küster) der Weimarer Kirche St. Petri und Paul, Johann August Haase (vgl. Hofkalender 1798, 34), konnte seine Tätigkeit wahrscheinlich aufgrund einer Erkrankung nicht mehr ausüben (mehr nicht zu ermitteln). Er starb 1801 im Siechenhaus (vgl. Bestattungsbuch der Stadtkirche Weimar 1791–1804, S. 181b). Als dessen Nachfolger schlug Kirms in seinem Bezugsbrief vor, Johann Friedrich Adam Eylenstein, der neben seiner Tätigkeit für das Theater als Organist der Stadtkirche tätig war (vgl. Hofkalender 1798, 33), für diese Stelle zu empfehlen, um für das Theater den Schauspieler und Sänger Johann Baptist Spitzeder aus Kassel nach Weimar zu holen. Die Stadtkirchnerstelle wurde jedoch nicht mit Eylenstein, sondern mit Adam Christian Koch besetzt (vgl. Hofkalender 1799, 34). 245,18–19 fragen Sie doch bey Hl. Geh. Rath Voigt] Nicht ermittelt. 245,21 auf unsern Zetteln] Theaterzettel aus Weimar. Wahrscheinlich fragte Kirms in einem nicht überlieferten Brief an, ob Theaterzettel eine andere Beschriftung erhalten sollten, wenn die Theatergesellschaft in Erfurt spielte. Ob diese Anfrage im direkten Zusammenhang mit dem bevorstehenden Aufenthalt der preußischen Königin Louise in Erfurt am 30. November (vgl. FB 1798, S. 104) stand, war nicht zu ermitteln. – Theaterzettel der Weimarer Schauspielgesellschaft sind für Erfurt für diesen Tag (und für das gesamte Jahr 1798 bzw. für den Zeitraum 1796–1814) nicht überliefert (vgl. Theater/Musik Weimar). 245,24 Die drey Stücke] Zur Entstehungsgeschichte von Schillers „Wallenstein“ vgl. zu 5,19. 245,24–25 haben die Berliner mit 60 Louisd’or honorirt] Vgl. Goethes Nachricht darüber bereits im Brief an Kirms vom 23. November, zu 242,23–24. 245,25 Hofr. Sch.] Hofrat Friedrich Schiller.

550

BRIEF 221

245,26 auch an andere Theater] Schiller bot die drei Stücke dem Frankfurter Theater für 60 Dukaten an (vgl. NA 8 N III, 255), was aufgrund der zu hohen Geldforderung dazu führte, dass Frankfurt die „Wallenstein“-Stücke erst nach der Veröffentlichung der Buchausgabe (Juni 1800) ins Repertoire nahm (vgl. ebd., 604). Vom Theater in Magdeburg forderte Schiller im Oktober 1799 für die Aufführung der drei Stücke 80 Laubtaler (vgl. ebd., 252), was das Budget des dortigen Theaters ebenfalls überstieg, so dass die „Wallenstein“-Stücke auch dort erst nach Erscheinen der Buchausgabe aufgeführt wurden (vgl. ebd., 603). 245,26 Das Verlangen] Neben den bisher genannten Theatern interessierte sich auch der Stuttgarter Hoftheaterdirektor Carl Christian Gottfried Haselmaier für eine Aufführung der „Wallenstein“-Stücke (vgl. NA 8 N III, 118f.). Schon Friedrich Ludwig Schröder hatte Goethe darum gebeten, „Wallensteins Lager“ einem kleinen Liebhaberkreis, wahrscheinlich auf seinem Gut in Rellingen bei Pinneberg, vorlesen zu dürfen (vgl. RA 2, Nr 1530). – Die Aufführung der drei Stücke beschränkte sich zu Schillers Lebzeiten jedoch auf einzelne Theater und erfuhr nicht den hier von Goethe erwarteten Zuspruch: So erlebte „Wallensteins Lager“ aus politischen Gründen wenige Aufführungen außerhalb Weimars, Rudolstadts und Lauchstädts, das erste Mal am 22. August 1800 in Leipzig und am 28. November 1803 in Berlin (vgl. NA 8 N III, 600–603). „Die Piccolomini“ wurden am 18. Februar 1799 in Berlin erstmals gegeben, am 5. September 1800 in Leipzig (vgl. zu weiteren Aufführungen zu Schillers Lebzeiten, meist erst nach Erscheinen der Buchausgabe ebd., 600–604). 245,27 von Wien her hat man nachgefragt] August von Kotzebue hatte in einem Brief an Schiller vom 3. November 1798 in seiner Funktion „als Director des hiesigen Hoftheaters“ (NA 38 I, 3) um die Zusendung des „Wallenstein“ gebeten, wofür er ihm „ein Honorarium von 50 Ducaten“ (ebd.) anbot. Schiller gab ihm mit seinem Brief vom 16. November 1798 „plein pouvoir“ (volle Ermächtigung; NA 30, 5), jedoch erhielt er am 13. Januar 1799 von Kotzebue die Antwort, dass dessen Bemühungen vergeblich gewesen waren (vgl. NA 38 I, 26). – Eine Aufführung des „Wallenstein“ erfolgte aus Zensurgründen in Wien erst am 1. April 1814 (vgl. dazu Franz Hadamowsky: Schiller auf der Wiener Bühne 1783–1959. Wien 1959, S. 96–98). 246,1 daß Sie unpäßlich sind] Kirms berichtete in seinem Bezugsbrief von einem bösartigen Katarrh, weswegen er zur Zeit zu Hause bleiben müsse. 246,1–2 die Jahrszeit] Wie aus dem Brief von Christiane Vulpius vom 24. November hervorgeht, lag Schnee (vgl. RA 2, Nr 1606), der jedoch bald wieder taute (vgl. 247,21). 246,2 ob ich mich gleich völlig inne halte] Hier im Sinne von ‚in einem Raum aufhalten‘ (vgl. Grimm 10, 1232).

NOVEMBER 1798

221. An Christiane Vulpius

551

Jena, 25. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 106. – 1 Bl. 19 × 22,7 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 13 (1893), 319, Nr 3929 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 24. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1606). – Christiane Vulpius antwortete am 27.? November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1613). 246,6 Da du mir schreibst daß du heute nach Kötschau fährst] Der kleine Ort Kötschau (heute Gemeinde Großschwabhausen im Landkreis Weimarer Land), zu dem das Gut Kötschau im Besitz der Familie von Lyncker, die Poststation, ein Gasthof und eine Kirche gehörten, war ein beliebtes Ausflugsziel. In ihrem Brief vom 24. November berichtete Christiane Vulpius, dass sie am morgigen Tag zum Schlittschuhlaufen gehen und dafür „auf den Schliden nach kedschau faren“ (H: GSA 28/ 23, Bl. 586) wolle. Zur Gesellschaft sollten ihre Halbschwester Ernestine Vulpius, die Schauspielerin Maria Anna Matiegzeck, Johanne Susanne Bohl sowie der Jenaer Student Friedrich von Lützow gehören (vgl. ebd.). – Die Schlittenfahrt führte, da Ernestine und Lützow laut Antwortbrief „übele laune“ (H: GSA 28/23, Bl. 599) hatten, nicht nach Kötschau – stattdessen fuhr die Gesellschaft nur „hier herum“ (ebd.), also in der Weimarer Umgebung. 246,7 dahin einen Grus senden] Da der geplante Ausflug nach Kötschau nicht realisiert wurde, erhielt Christiane Vulpius Goethes Brief „in Weimar“ (H: GSA 28/23, Bl. 599). 246,8–9 alle andre Freuden dieser Woche] Neben den von Christiane Vulpius im Bezugsbrief als „Winder Freuden“ (H: GSA 28/23, Bl. 586) bezeichneten Aktivitäten wie Eislaufen und Schlittenfahrten ist hier wahrscheinlich der Besuch der „Zauberflöte“ am 28. November (vgl. Theater/Musik Weimar), die bevorstehende zweite Redoute der Saison am Freitag, dem 30. November (vgl. FB 1798, S. 208), sowie der im Bezugsbrief angekündigte Plan, „das Bannierkleit“ (Panierkleid, Kleid mit Reifrock) auszunähen (H: GSA 28/23, Bl. 586), gemeint. 246,9 alle Grillen] In ihrem Bezugsbrief vom 24. November hatte Christiane Vulpius von einer unschönen Begegnung mit dem Lehnssekretär Gottlieb Meißel im Theater berichtet, der sie öffentlich mit dem Gerücht konfrontierte, Goethe sei im Begriff, eine andere als sie zu heiraten, er habe ja bereits eine Kutsche und Pferde gekauft. Christiane Vulpius gab Meißel darauf eine „Malisieses anword“ (maliziöse Antwort; H: GSA 28/23, Bl. 586), verarbeitete dieses Erlebnis aber in einem Albtraum (vgl. ebd.).

552

BRIEFE 222/223

246,10 Mit meinen Arbeiten] Vgl. zu 237,9. 246,11–12 Ostern einer guten Einnahme zu erfreuen haben] Goethe plante, von den „Propyläen“ bis Ostern 1799 zwei Bände mit jeweils zwei Heften erscheinen zu lassen (vgl. zu 234,3–4). – Mit dem Verleger Johann Friedrich Cotta war über Friedrich Schiller am 29. Mai 1798 vereinbart worden, dass Goethe für jedes Stück der „Propyläen“ von je elf Bogen „sechzig Karolin“ (NA 29, 240) Honorar erhalten sollte. Die erste Zahlung erhielt Goethe am 7. Februar 1799, die nächste am 15. April 1800. 246,12–13 grüße deine Gesellschaft] Die Begleiter auf der Schlittenfahrt (vgl. zu 246,6).

222. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 27. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,3. – 1 Bl. 11,4 × 19 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Spätere Absatzkennzeichnungen von fremder Hd (Friedrich Wilhelm Riemer?), Bleistift (vgl. E1). – Beischluss zu Nr 223. E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 68f., Nr 35 (Teildruck: 246,16–20 Für heute nur 〈…〉 zu gehen pflegt.; 247,8–9 Leben Sie wohl 〈…〉 traurigen Sonnenentfernung überstehen. fehlen). E2: WA IV 13 (1893), 319f., Nr 3930 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Meyer antwortete am 28. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1614). Postsendungen: 27. November 1798 (H l. P r o f. M e y e r. wegl dem Tischer Kronrad.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438; vgl. zu 239,15); 27. November 1798 (vgl. GT II 1, 267). 246,16–17 das Original der nach Tübingen geschickten Aufsätze] Gemeint ist das Manuskript von Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ (vgl. zu 108,23–24). Wie gewünscht übersandte Meyer es mit seinem Antwortbrief vom folgenden Tag. Das Druckmanuskript hatte Meyer in zwei Lieferungen am 13. und 16. November an den Verleger Cotta geschickt (vgl. zu 237,17–18). Das von Goethe wohl ebenfalls erbetene Manuskript von Meyers „Propyläen“-Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ lag Meyer nach eigener Auskunft nicht vor: „〈W〉ahrscheinlich liegt es in der Schublade, wo Sie alles, was für die Propyläen gehört, beyzulegen pflegen.“ (Goethe-Meyer 2, 68.)

NOVEMBER 1798

553

246,17–18 Ich will die Propyläen in dem Anzeiger anzeigen] Goethes Anzeige der „Propyläen“ im Intelligenzblatt der Jenaischen „Allgemeinen LiteraturZeitung“ (IB der ALZ 1798. Nr 183 vom 15. Dezember, Sp. 1513f.) beinhaltete eine kurzgefasste Inhaltsangabe beider Stücke des ersten Bandes (vgl. zu 252,2–3). 246,21 Heute vor 8 Tagen] Goethe hatte am Abend des 20. November gemeinsam mit Schiller ein erstes Schema zu seiner geplanten Kunstnovelle entworfen (vgl. zu 244,22). 247,1 d e r K u n s t s a m m l e r] Goethes geplanter „Propyläen“-Beitrag wurde unter dem Titel „Der Sammler und die Seinigen“ veröffentlicht (vgl. zu 244,21). 247,8–9 diese Wochen der traurigen Sonnenentfernung] Wie Schiller und Meyer empfand auch Goethe die dunklen Wochen vor der Wintersonnenwende am 21./22. Dezember als produktivitätshemmend (vgl. zu 270,2). 247,11 wie Wallenstein fertig werden soll] Schiller beendete die Arbeit an den „Piccolomini“ erst Ende Dezember (vgl. Nr 246). Das Stück konnte wie geplant am 30. Januar 1799 zum Geburtstag von Herzogin Louise am Weimarer Hoftheater uraufgeführt werden.

223. An Christiane Vulpius

Jena, 27. November 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,3, Bl. 107. – Doppelblatt 11,8 × 18,7 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 321, Nr 3931 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete am 27.? November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1613). – Beischlüsse: Nr 222 und EB 136. Postsendungen: 27. November 1798 (D e m. Vu l p i u s voriges ingeschlossen.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438); 27. November 1798 (vgl. GT II 1, 267). 247,14–15 die stärkste von den gestreiften Westen] In Goethes Rechnungsbelegen findet sich die Quittung für die Anfertigung einer neuen Weste, datiert auf den 17. November (vgl. GR/Belege 1798, 7, Bl. 20). Offenbar benötigte er aber noch weitere Kleidung aus Weimar. Näheres ist dazu nicht bekannt. 247,17 Die Würste] Christiane Vulpius hatte die am Vortag selbst hergestellten Würste am 21.? November nach Jena geschickt (vgl. RA 2, Nr 1597). Vom Schlachttag am 20. November berichteten sowohl sie als auch der Sohn August (vgl.

554

BRIEF 224

RA 2, Nr 1593). – Christiane Vulpius schickte mit ihrem Antwortbrief erneut Würste nach Jena. 247,19 Hast du einen Brief erhalten den ich dir am Sonntag schrieb?] Christiane Vulpius hatte am 25. November eine Schlittenfahrt nach Kötschau unternehmen wollen, wohin Goethe ihr einen Brief geschickt hatte (vgl. Nr 221). Da die Schlittenpartie schließlich in die Umgebung von Weimar verlegt wurde (vgl. RA 2, Nr 1613), wurde ihr der Brief nach Weimar nachgesendet. 247,20 in Ketschau] Das ursprüngliche Ausflugsziel (vgl. zu 246,6). 247,21 Die Schlittenbahn hat nicht lange gedauert] In Jena war es zu dieser Zeit üblich, bei Schnee eine Schlittenbahn, also einen präparierten Weg, der mit Pferdeschlitten befahren werden konnte (vgl. GWb 2, 17), auf dem Marktplatz anzulegen. 247,22 Philisterpferde] Gemietete Pferde (vgl. Friedrich Kluge: Deutsche Studentensprache. Straßburg 1895, S. 114). 247,24 Meine Arbeiten] Vgl. zu 237,9. 247,26 ent weder] Vermutlich Schreibversehen: Trennungsstrich am Zeilenende fehlt. 247,27 durch etwas nothwendiges abgerufen] Goethe erhielt am 29. November einen Brief von Herzog Carl August (vgl. RA 2, Nr 1616), der seine Rückkehr nach Weimar wünschte. Nicht nur der Besuch von Moritz Graf von Fries und Franz Christian Lersé aus Leipzig erforderte Goethes Anwesenheit, sondern auch der Gesprächsbedarf des Herzogs wegen der Erziehung des Erbprinzen und wegen Schlossbauangelegenheiten. – Goethe kehrte noch am selben Tag abends nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 267). 247,28 das Kind] Der gemeinsame Sohn August (vgl. zu 81,12). 248,1 die zweymalige Zauberflöte] Die Aufführungen der „großen Oper in drey Aufzügen“ (vgl. Theater/Musik Weimar) von Mozart, mit Libretto von Emanuel Schikaneder in einer Bearbeitung von Christian August Vulpius fanden am 28. November und am 1. Dezember statt (vgl. ebd.). – Bei der zweiten Aufführung war Goethe selbst anwesend (vgl. GT II 1, 268). Christiane Vulpius ließ wohl keine der Opern aus – am 6. April 1799 berichtete sie Goethe, dass sie „Die Zauberflöte“ an diesem Abend zum dritten Mal sehen werde (vgl. RA 3, Nr 149). 248,1 die Redoute] An der zweiten Redoute der Saison, am 30. November (vgl. zu 246,8–9), nahm Goethe ab 10 Uhr (GT II 1, 267) Abends ebenfalls teil.

NOVEMBER 1798

555

224. An Carl Ludwig von Knebel Jena, 28. November 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 173–174. – Doppelblatt 18,8 × 23,5 cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Major von Knebel / Hochwohlgebl: / I l m e n a u.; S. 3 und 4 Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate, dadurch Textverlust auf S. 3 (248,25; 249,19; 249,20); S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „189“ (vgl. E1), oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 8“; S. 2 Streichung des Absatzes 249,21–23 (vgl. E1); S. 3 Anstreichungen am linken Rand von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 189–191, Nr 189 (Teildruck: 249,21–23 Lebe wohl 〈…〉 freundschafftliches Andenken. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 322–324, Nr 3932. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 14. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1572). – Knebel antwortete am 13. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1636). Postsendungen: 28. November 1798 (H l. M a j o r v K n e b e l. Dank für den übersendeten Properz. pp.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438); 28. November 1798 (vgl. GT II 1, 267). 248,5 deine Elegien] Knebels Übersetzung der „Elegieen von Properz“ (vgl. Ruppert, Nr 1428) war zu Michaelis (29. September) bei Göschen in Leipzig erschienen. Ein Exemplar schickte er am 14. November an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1572). 248,6 in demselben Zimmer] In Knebels Zimmer im Jenaer Schloss (vgl. zu 4,15–16). – Am 21. November, sieben Tage vor Verfassen des vorliegenden Briefes, hatte Goethe damit begonnen, an einen weißen Fensterpfosten alles aufzuschreiben, was ich 〈…〉 in diesem Zimmer, von einiger Bedeutung, arbeitete (Brief an Schiller, 19. Januar 1802; WA IV 16, 11). 248,6–7 die ersten Versuche] Knebel hatte mit der Übersetzung vor 1789 angefangen, wie er im Vorwort schreibt: „Was gegenwärtige Übersetzungen betrifft, so hatte ich schon vor mehrern Jahren versucht, den ganzen Properz in Prosa zu übersetzen. Ein Zeitpunkt, der durch seinen unglücklichen politischen Einfluss jedes Herz erschütterte, und vor jede Phantasie nur Bilder des Schreckens und Abscheus mahlte, trieb mich gelindere Gegenstände aufzusuchen, und diese Arbeit wieder vor-

556

BRIEF 224

zunehmen.“ (Karl Ludwig von Knebel: Vorwort. In: Elegieen von Properz. Leipzig 1798, S. X.) 248,8–10 bleiben diese artigen Werke der Kunst 〈…〉 ergötzen noch jetzt] Goethe bestätigt hier Knebels im Vorwort der „Elegieen des Properz“ dargelegte Einschätzung: Properz’ „Gedichte verdienen, so sehr als die vorzüglichsten Denkmale des alten Roms, ein ernstes Studium, da er überall die Empfindungen eines kraftvollen erfindungsreichen Geistes den strengen Gesetzen der Kunst untergeordnet hat.“ (Karl Ludwig von Knebel: Vorwort. In: Elegieen von Properz. Leipzig 1798, S. IX.) 248,11 Eine öffentliche Meldung] Vgl. zu 276,10. 248,16 eine Lust etwas ähnliches hervorzubringen] In seinem Antwortbrief nahm Knebel darauf Bezug und hob den Unterschied zwischen sich und Goethe hervor: „So sehr ich die properzische Art u. Weise glaube zu fühlen und inne zu haben, so wenig dürft ich es wagen, etwas ähnliches hervorzubringen. Du hast den Geist zu bilden; doch sind deine Bildungen in andrer Manier 〈Ansicht〉 als die properzischen, wann ich nicht irre; obgleich in Manier und Behandlung oft so ähnlich.“ (H: GSA 28/494, Bl. 34.) 248,19 Das zweyte Stück der Propyläen] Johann Heinrich Meyer hatte das Manuskript des zweiten Stücks des ersten Bandes der „Propyläen“ in zwei Teilen am 12. und 16. November an Cotta abgesandt (vgl. RA 2, Nr 1590). Das zweite Stück erschien Anfang Januar 1799 (vgl. RA 3, Nr 10). 248,19–20 das dritte stellt sich schon zusammen] Im ersten Stück des zweiten Bandes, der im April 1799 erschien (vgl. Goethe an Johann Christian Gädicke, 13. April 1799; GB 14 I, Nr 61), veröffentlichte Goethe den ersten Teil seiner Übersetzung „Diderots Versuch über die Mahlerey“, an deren zweitem Kapitel er laut Tagebuch vom 16. bis 21. November gearbeitet hatte (vgl. GT II 1, 266). Zwischen dem 22. und 27. November entstanden außerdem sieben der insgesamt acht Briefe für „Der Sammler und die Seinigen“ (vgl. GT II 1, 266f.), die jedoch erst im zweiten Stück des zweiten Bandes der „Propyläen“ publiziert wurden. 248,24–25 das Frühjahr nicht wieder etwas poetisches] Im März 1799 wandte sich Goethe auf Anregung Schillers erneut dem geplanten „Achilleis“-Epos zu, das er im März 1798 begonnen hatte (vgl. zu 114,10). Die Ausarbeitung eines detaillierten Schemas zum Tod des Achill sowie die Ausführung des ersten Gesangs sind für März und April 1799 belegt (vgl. GT II 1, 286–289). Das Vorhaben blieb Fragment. 248,25–26 so manches unvollendetes] Zu Goethes literarischen Arbeitsvorhaben des Jahres 1798 vgl. zu 6,24. Zu den 1798 wieder aufgenommenen, aber nicht abgeschlossenen poetischen Arbeiten gehörten die vollständige Übersetzung des „Cellini“ (vgl. zu 62,4–5), die geplanten Vers-Epen „Tell“ und „Achilleis“ (vgl. zu 80,29), die Weiterarbeit am „Faust“ (vgl. zu 88,21–22) sowie die Wiederaufnahme der Arbeit am zweiten Teil der „Zauberflöte“ (vgl. zu 107,27).

NOVEMBER 1798

557

248,27 in deiner alten Stube] Da Knebel seine persönlichen, noch in Jena verbliebenen Einrichtungsgegenstände Ende Oktober zurückgefordert hatte, ergab sich für Goethe die Notwendigkeit, die Einrichtung neu zu regeln (vgl. zu 233,1). 249,3 Die Steine deines kleinern Schränkchens] Eine Steinsammlung Knebels hatte Goethe bereits am 26. November laut Tagebuch nach Weimar geschickt (vgl. GT II 1, 266). Sie war bis dahin noch in Knebels Unterkunft im Jenaer Schloss verblieben. Am 1. Dezember dankte Knebel für die Ankunft der Steine (vgl. RA 2, Nr 1622). 249,7 mit einer grössern Sendung] Knebel dankte am 9. April 1799 für die Übersendung von Mineralien (vgl. RA 3, Nr 152). In Goethes Rechnungsbüchern taucht in den nächsten Monaten keine größere Sendung nach Ilmenau auf. 249,9 Deine Landcharten] Die in Knebels Unterkunft im Jenaer Schloss deponierten Landkarten gingen am 7. Dezember mit einem Boten nach Ilmenau (vgl. zu 254,1). 249,12 Meyer] Zu Johann Heinrich Meyers freundschaftlichem Verhältnis zu Knebel vgl. zu 4,20. 249,12 wird selbst schreiben] Meyer schrieb an Knebel in der zweiten Hälfte des Dezember: „Ich theile das Vergnügen mit Goethe und Herder, und Allen, die denselben gelesen und Sinn für dergleichen haben, Alle, sage ich, sind sehr zufrieden und erfreut darüber.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 2, 412.) 249,12–13 so dankt auch Schiller für das überschickte Exemplar] Schiller hatte ein Exemplar der „Elegieen des Properz“ durch Knebel erhalten. 249,15 so viele Menschen] Wahrscheinlich hier in Anspielung u.a. auf die produktiven Begegnungen in Jena mit Friedrich Schiller, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Friedrich Immanuel Niethammer, August Wilhelm Schlegel, Conrad Dietrich Martin Stahl und Gottlieb Hufeland (vgl. GT II 1, 264–267). 249,18 in deinen beschneyten Bergen] Anspielungen auf die im Vergleich mit Weimar wesentlich raueren Witterungsbedingungen finden sich in den Briefen sowohl bei Goethe als auch bei Knebel häufig, vgl. für weitere Beispiele zu 38,3. 249,21–22 die Quittungen für Ludecus und die Kammer] Eine Quittung über 150 Reichstaler für die Weimarer Kammer, die wahrscheinlich Johann Christian Ludwig Ludecus als Kammerbeamter entgegennahm, eine andere über 50 Reichstaler an die Eisenacher Kammer. Eine weitere Quittung über 50 Reichstaler ging an die Apanagekasse des 1793 verstorbenen Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach. Die Quittungen legte Knebel seinem Brief vom 13. Dezember bei (vgl. RA 2, Nr 1636). 249,22 deine Einnahme] Knebels Pensionsgelder, insgesamt 250 Reichstaler vierteljährlich.

558

BRIEF 225

225. An Friedrich Schiller Weimar, 1. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 255–256. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / J e n a. / mit einem Packet. / frey.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 249,29 mich|;|; 249,29 den|n| (Konsonantenverdopplung durch Geminationsstrich); 250,2 könnte|;|; 250,3 wahrscheinlich|,|; 250,4 hat|,|; 250,9 lassen|,|; 250,12 wird|,|; 250,19 vermag|,|. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 363–365, Nr 530. WA IV 13 (1893), 324f., Nr 3933. BEIL AG E

Braten (vgl. zu 250,27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 30. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1621). – Schiller antwortete am 4. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1625). Postsendungen: 1. Dezember 1798 (H l. H o f r S c h i l l e r. Nebst Schweinwildpret.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438). 249,26–27 Nachklang unserer ruhigen Betrachtungen] Goethe war am Abend des 29. November von Jena nach Weimar zurückgekehrt (vgl. GT II 1, 267). Während seines über 2 ½ Wochen währenden Aufenthalts in Jena hatte er sich fast täglich mit Schiller zu Arbeitsgesprächen getroffen. 249,27–28 von dem Getöse das mich 〈…〉 schon wieder umgiebt] Goethe war auf Bitten von Herzog Carl August nach Weimar zurückgekehrt, vornehmlich um Moritz Graf von Fries und seinen Begleiter Franz Christian Lersé zu treffen (vgl. zu 247,27). Beide waren am 28. November zu einem Besuch in Weimar eingetroffen (vgl. FB 1798, S. 207). Bereits am Morgen des 30. November hatte Goethe sie im Haus am Frauenplan empfangen und abends zu einem Abendessen bei Herzoginmutter Anna Amalia und danach zur Redoute begleitet. Am folgenden Morgen fand eine erneute Begegnung in Goethes Wohnhaus statt, danach nahm man gemeinsam an der herzoglichen Mittagstafel teil und besuchte am Abend eine Vorstellung der „Zauberflöte“ im Hoftheater, der ein Souper beim Herzog folgte (vgl. GT II 1, 267f.). Die vielfältigen gesellschaftlichen Verpflichtungen setzten sich in den kommenden Tagen fort (vgl. zu 251,1). 249,29 Graf Fries] Zu dem als Kunstsammler geschätzten Moritz Graf von Fries vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 133.

DEZEMBER 1798

559

249,29–250,1 ein Duzend alte Kupfer von Martin Schön] Sehr wahrscheinlich handelte es sich um die zwölf Blatt umfassende Folge „Passion Jesu Christi“ von Martin Schongauer, genannt Schön. Goethe brachte dem druckgraphischen Werk dieses oberrheinischen Malers und Kupferstechers eine besondere Wertschätzung entgegen (vgl. Goethe-Handbuch3, Supplemente 3, 576–578). Während seiner Schweizer Reisen 1775 und 1797 sah Goethe im Kloster Einsiedeln zahlreiche Kupferwerke Schongauers, darunter dessen vielfigurige Darstellung „Tod der Maria“, die ihn tief beeindruckte (vgl. AA DuW 1, 612 und GT II 1, 203). Wiederholt bemühte sich Goethe um den Erwerb dieses Kupfers, so im Januar 1798 über Knebel (vgl. zu 18,23–24). Den von Moritz Graf von Fries vorgelegten „Passions“-Zyklus konnte Goethe erst 1819 für seine eigene Graphiksammlung erwerben (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/Sch.I.139,0346; vgl. GT VII 1, 97). 250,2 das Verdienst und Unverdienst dieses Künstlers schematisiren] Ein entsprechendes Schema ist in Goethes Akten zur Herausgabe der „Propyläen“ überliefert (GSA 25/W 3596, Bl. 35; WA I 47, 340). Vermutlich erarbeitete Goethe es gemeinsam mit Johann Heinrich Meyer am 5. Dezember (vgl. GT II 1, 268). Das Schema bildete die Grundlage für Meyers Aufsatz „Passion des Martin Schön“ (GSA 25/W 3596, Bl. 36–38). Der für die Zeitschrift „Propyläen“ vorgesehene Beitrag blieb ungedruckt. 250,3 Freund Lerse] Die freundschaftliche Verbindung Goethes zu Franz Christian Lersé bestand seit der gemeinsamen Studienzeit in Straßburg (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 133). 250,4–5 daß die Deutschen in einer frühern Connexion mit Italien gestanden] Der allgemeinen Annahme, dass unter den deutschen Künstlern erst Martin Schongauers Schüler Albrecht Dürer direkte Kontakte nach Italien gepflegt habe, war bereits Joachim von Sandrart mit der Behauptung begegnet, dass Schongauer mit Pietro Perugino, dem Lehrer Raffaels, befreundet gewesen sei (vgl. Joachim von Sandrart: L’Academia Todesca della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Nürnberg 1675, Bd 1, S. 220). Goethes Bemerkung dürfte sich allerdings weniger auf Sandrart beziehen, sondern sich der vergleichenden Betrachtung von Schongauers Kupferstichen verdanken. 250,6 Massaccio’s Tode] Der florentinische Maler Masaccio galt als ein Begründer der italienischen Renaissancemalerei. Nach Angaben Johann Heinrich Meyers in seinem „Propyläen“-Beitrag „Masaccio“ wurde er im Jahre 1402 geboren und starb im Alter von 42 Jahren (vgl. Propyläen III 1, 3). Martin Schongauer starb vermutlich im Jahr 1491. 250,10–11 Die Behandlungsart, die Sie den chromatischen Arbeiten vorschreiben] Schiller hatte empfohlen, die rein faktischen und polemischen Teile der „Farbenlehre“ strikt von den hypothetischen zu trennen, mithin zwischen Sache und Vorstellung zu unterscheiden. – ‚Chromatik‘ von griech. X : Farbe. Gemeint ist die Lehre von den Farben und ihre Wirkungen betreffend.

560

BRIEF 226

250,15–16 weil jeder Vortrag selbst, jede Methode schon hypothetisch ist] Vgl. Goethes Entwurf zur Einleitung der „Farbenlehre“: Näher betrachtet ist jedes Wort an sich schon hypothetisch; und bei so einfachen, der Behandlung leicht entschwindenden Phänomenen müssen wir uns mit Analogien, Gleichnissen, Symbolen und allerlei Arten von bildlichen Ausdrücken helfen. (LA I 3, 339.) 250,17 als ein Dritter] Neben Goethe selbst und Johann Heinrich Meyer. 250,24 Freunde zum Frühstück] Neben Moritz Graf von Fries und Lersé nahm auch Christoph Martin Wieland am Frühstück in Goethes Wohnhaus teil (vgl. GT II 1, 268). Die Bemerkung belegt, dass Goethe den Brief am Morgen des 1. Dezember diktierte. 250,24 Zauberflöte] Am Abend des 1. Dezember wurde am Weimarer Hoftheater eine Vorstellung von Mozarts „Zauberflöte“ in der Bearbeitung von Christian August Vulpius gegeben (vgl. GT II 1, 268). 250,25 feenmäßig] Die Bemerkung dürfte eine Anspielung darauf sein, dass Emanuel Schikaneder für sein Libretto zur „Zauberflöte“ Motive aus zeitgenössischen Kunstmärchen wie August Jacob Liebeskinds „Lulu oder die Zauberflöte“ aus Wielands „Dschinnistan, oder auserlesene Feen- und Geistermärchen“ (1789) entliehen hatte. Möglicherweise bezieht sich Goethe aber auch auf die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihm an diesem Tag auferlegt sind (vgl. zu 244,20). 250,26 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller. 250,27 Braten] Es handelte sich um ein als Paket mitgesandtes und im Briefverzeichnis als Schweinwildpret (vgl. Postsendungen) verzeichnetes Bratenstück, für das sich Schiller mit der Bemerkung bedankte, es sei „sehr willkommen gewesen“ (NA 30, 9).

226. An Friedrich Schiller Weimar, 5. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 259–260. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 1 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 egh. Adresse: Des / Herrn Hofrath / Schillers / Wohlgebl / Jena / fr; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 368–370, Nr 532. WA IV 13 (1893), 326f., Nr 3934.

DEZEMBER 1798

561

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 4. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1625). – Schiller antwortete am 7. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1627). 251,1 in großer Zerstreuung und in Beschäfftigungen] Durch die Anwesenheit von Moritz Graf von Fries und seinem Begleiter Franz Christian Lersé in Weimar war Goethe in diesen Tagen mit zahlreichen gesellschaftlichen Aufgaben verpflichtet (vgl. zu 249,27–28). Am Abend des 3. Dezember hatte er eine Vorstellung von „Wallensteins Lager“ im Hoftheater besucht. Am 4. Dezember hatte er zunächst am Druckmanuskript für den „Propyläen“-Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ gearbeitet und später – wohl gemeinsam mit Fries und Lersé – den in Weimar lebenden englischen Kaufmann Charles Gore und dessen Töchter Emilie und Eliza besucht. Am Abend hatte er an einem Konzert bei Herzoginmutter Anna Amalia teilgenommen. Am Vormittag des 5. Dezember befasste sich Goethe zunächst mit der von Fries mitgebrachten Kupferstichfolge „Passion Christi“ von Martin Schongauer, begab sich um 12 Uhr zu Johann Isaak Gerning und weilte schließlich zu Mittag gemeinsam mit Fries und Lersé an der herzoglichen Tafel (vgl. GT II 1, 268). Beide reisten vermutlich am 6. Dezember wieder aus Weimar ab (vgl. 254,2–3). 251,2 Urtheil über dramatische Motive] Schiller hatte im Bezugsbrief Goethe um eine Beurteilung des astrologischen Motivs gebeten, in dem Wallenstein das Zeichen für den glücklichen Fortgang seiner Unternehmung erkennt. Die Szene sollte den vierten Akt der „Piccolomini“ eröffnen. Der erste Entwurf sah ein rein astrologisches Motiv vor, dessen dramatisches Potential Schiller aber zweifelhaft war. In einem dem Bezugsbrief beigelegten alternativen zweiten Szenenentwurf schlug Schiller deshalb ein Buchstabenorakel vor (GSA 83/51,3; vgl. NA 8 N II, 393–395). Goethes folgendes Votum sollte Schiller veranlassen, die astrologische Szene wie geplant beizubehalten. 251,3 um Aufschub bitten] Eine ausführliche Einschätzung gab Goethe in seinem Brief vom 8. Dezember (vgl. Nr 230). 251,6 acquiesciren] Lat. acquiescere: zur Ruhe kommen, sich beruhigen. 251,17 Den fünffachen Buchstaben] Dies war das zweite astrologische Motiv, zu dem Schiller Goethes Urteil erbeten hatte: der als Pentagramm fünffach angeordnete Buchstabe F, der von Wallenstein und Seni als „Fidat Fortunae Friedlandus, Fata Favebunt.“ (Friedland traue dem Glück. Die Verhängniße werden ihm hold sein.; NA 8 N II, 395) gedeutet wird. Woher Schiller dieses Motiv kannte, ist nicht ermittelt (vgl. Angelika Geiger: Wallensteins Astrologie. Eine kritische Überprüfung der Überlieferung nach dem gegenwärtigen Quellenbestand. Graz 1983, S. 82–87 und 392–394). 251,18 jenes astrologische Zimmer] Vgl. die Bühnenanweisung zu Beginn von „Wallensteins Tod“ (NA 8 N II, 613) sowie Theklas Beschreibung des astrologischen Saals im 4. Auftritt des 3. Aufzugs der „Piccolomini“ (ebd., 562).

562

BRIEFE 227/228

251,18 bilanciren] Hier im Sinne von ‚vergleichend abwägen‘ (vgl. GWb 2, 654). 251,22–23 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

227. An Gottlieb Hufeland

Weimar, 6. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/243,I. – 1 Bl. 18,7 × 23,4 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E1: Hartung, Zwischen Weimar und Jena (1855), 10. E2: Aus Weimars Glanzzeit, 9, Nr 14 (1855; August Diezmann; vgl. Überlieferung zu Nr 8). WA IV 13 (1893), 327, Nr 3935. BEIL AG E

Anzeige der „Propyläen“ (vgl. zu 252,2–3). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 6. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v). 252,2–3 beyliegendes in den allgemeinen Anzeiger zu befördern] In der von Hufeland mit herausgegebenen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ erschien im dazugehörigen „Intelligenzblatt“ am 15. Dezember unter der Rubrik „Literarische Anzeigen / I. Neue periodische Schriften“ eine 1 ½-spaltige Anzeige zum ersten und eine Ankündigung des zweiten, zu Weihnachten erscheinenden Stücks des ersten Bandes der „Propyläen“. Darin wird der Inhalt beider Stücke zum Teil mit erklärenden Zusätzen mitgeteilt (IB der ALZ 1798. Nr 183 vom 15. Dezember, Sp. 1513f.). Goethe setzte Cotta über diese Anzeige in Kenntnis (vgl. 253,19–20). 252,3–4 was ich deshalb schuldig werde, gelegentlich anzuzeigen] Nicht überliefert. 252,5–6 Auch diesmal bin ich von Jena schneller 〈…〉 weggenommen worden] Goethe war wegen der Ankunft von Moritz Graf von Fries und Franz Christian Lersés in Weimar durch Herzog Carl August am 29. November aus Jena abberufen worden (vgl. GT II 1, 267). Auch bei seinem vorangegangenen JenaAufenthalt vom 14. bis 22. Oktober hatte er früher als geplant wegen der Arbeiten am Schloss und der bevorstehenden Abreise Thourets (vgl. Nr A 36) nach Weimar zurückkehren müssen.

DEZEMBER 1798

563

252,7 Tagen des Umgangs meines alten Freundes Lerse genossen habe] Zum Verhältnis Goethes zu seinem Jugendfreund Lersé vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 133. Goethe berichtete darüber auch an Schiller (vgl. 249,28– 250,5). 252,8–9 Sie bald in Jena wieder zu sehen] Das nächste Treffen mit Hufeland ist im Tagebuch erst für den 16. Mai 1799 belegt (vgl. GT II 1, 301).

228. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 7. Dezember 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 23. – Doppelblatt 18,8 × 22,6(–22,8) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „v. Goethe 7 Dec. 98. / 15 ––. / 18 –“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 57–58 und 46, 60. – 2 Doppelblätter: 1) Doppelblatt 16,7 × 20,4 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–4; S. 1 Bezugsbrief von Cotta vom 20. November 1798; vgl. RA 2, Nr 1590), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse und Datum: An Hl. Cotta nach Tübingen. / den 7 Dec. 1798.; S. 4 aufgeklebter Zettel (Bl. 59) mit egh. Druckfehlerverzeichnis (vgl. Überlieferung zu Nr 231K); 2) Doppelblatt 18,1(–18,3) × 23,1 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–4; S. 1 Bezugsbrief von Cotta vom 1. Oktober 1798; vgl. RA 2, Nr 1507), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 4 in linker Spalte unten Bearbeitungsvermerk von Schreiberhd (Geist), Tinte: Abgesandt den 7ten ⎡Dec⎤ mit der Abhandl. Über die Holzschnitte. Nachtrag zu Laokoon und dem Inhalt des 2ten Stücks. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 327–229, Nr 3936 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

Druckmanuskripte zum zweiten Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ (vgl. zu 252,18). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 20. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1590). – Cotta antwortete am 18. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1645).

564

BRIEF 228

Postsendungen: 7. Dezember 1798 (H l. C o t t a. mit der Abhandl. über die Holzschnitte Nachtrag zu Laokoon und Inhalt des 2ten Stücks.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438); 7. Dezember 1798 (GR/ Belege 1799, 1, Bl. 21v); 7. Dezember 1798 (Expedition nach Tübingen.; GT II 1, 268). 252,14–15 meine letzte Sendung 〈…〉 welche den 15 Nov: von Jena abgegangen] Das erst am 16. November durch Johann Heinrich Meyer abgesandte Manuskript beinhaltete den Schluss der ersten Fortsetzung von Meyers „Propyläen“-Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ (vgl. zu 237,17–18). Cotta hatte dessen Eingang in seinem Brief vom 30. November (vgl. RA 2, Nr 1619) bestätigt, der sich mit dem vorliegenden Brief Goethes kreuzte. 252,18 schicke ich hierbey] Nach einem Bearbeitungsvermerk auf dem Konzept des vorliegenden Briefs (vgl. Überlieferung zu K) sowie laut Briefverzeichnis (vgl. Postsendungen) beinhaltete die Beilage die Druckmanuskripte von Johann Heinrich Meyers Aufsätzen „Ueber den Hochschnitt“ (Propyläen I 2, 164–174) und „Einige Bemerkungen über die Gruppe Laokoons und seiner Söhne“ (ebd., 175f.) sowie das Inhaltsverzeichnis des zweiten Stücks. Die Manuskripte sind nicht überliefert. 252,19 Druckfehler] Ein Verzeichnis der Druckfehler übersandte Goethe mit seinem folgenden Brief vom 10. Dezember (vgl. zu 257,26–27). 252,20–21 das letzte Blatt des ersten Bogens umgedruckt] Cotta entsprach diesem Wunsch und ließ das „Blatt mit dem garstigen Fehler“ (Goethe-Cotta 1, 46) in Goethes Abhandlung „Diderots Versuch über die Mahlerey“ nachdrucken. 253,3 Herr Böttiger hat das Eingeschlossne erhalten.] Gemeint sind ein Brief Cottas an Carl August Böttiger sowie für diesen bestimmte Aushängebogen der „Propyläen“. Cotta hatte die Sendung seinem Brief an Goethe vom 20. November beigeschlossen und um ihre Übermittlung gebeten. 253,3–4 um eine Anzeige ersucht] Cotta hatte im Bezugsbrief ein entsprechendes Vorhaben angekündigt. Bereits in seinem Brief an Böttiger vom 19. Oktober hatte Cotta diesen um eine Ankündigung der „Propyläen“ gebeten: „Produkte wie Göthes zeige ich nicht gern im voraus an: die Sache mus entscheiden. Nächstens werde ich einen Schrei deßwegen thun, aber ganz einfach, ohne Gepränge. Was Ihre Güte thun kann, darum bitte ich, in der Anlage ein Ex.“ (SLUB Dresden, Nachlass Böttiger, Mscr. Dresd. H 37, 4°, Bd 27, Nr 21.) Böttiger hatte daraufhin am 3. November zunächst ausweichend geantwortet: „Die Propyläen sind herrlich. Aber es muß den harthörigen derb ins Ohr geschrieen werden. Den sonst werden sie nur gelobt und nicht gelesen, noch gekauft.“ (SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Briefe Böttiger Nr 7.) Seine endgültige Absage teilte Böttiger dem Verleger mit seinem Brief an Cotta vom 7. Dezember mit: „Herzlich gern wollte ich von den 2 ersten Stücken der Propyläen eine besondere Anzeige für eine Beilage machen. Allein Göthe ist äuserst kitzlich zu behan-

DEZEMBER 1798

565

deln. Ich habe abschreckende Erfahrungen davon. Da ist Hr. Prof. Schlegel in Jena, der auch Göthes Herman und Dorothea in der Alg. Lit. Z. so prachtvoll angezeigt hat.“ (Ebd., Nr 9.) – Zu Goethes grundsätzlichen Vorbehalten gegenüber Böttiger vgl. Goethes – nicht abgesandten – Brief an Cotta vom 8. Oktober (Nr 189). Goethe schlug Cotta wenig später vor, die Anzeige selbst übernehmen zu wollen (vgl. Nr 236). 253,8 wenn man die Propyläen hier druckte?] Goethe begründete seinen im Folgenden näher ausgeführten Vorschlag u.a. damit, dass der Druck in Weimar günstiger sei als in Tübingen und die Kommunikations- und Produktionswege kürzer. So konnte er den Druck bequem vor Ort überwachen, um die immer wieder monierten Druckfehler zu vermeiden. Cotta stimmte dem Vorschlag gerne zu: „Mit Vergnügen lasse ich den Druk in Weimar besorgen, da diß Hochdenselben angenemer seyn mus:“ (Goethe-Cotta 1, 46; vgl. zu 256,19.) 253,14 Präliminarfragen] In seinem Antwortbrief vom 18. Dezember meldete Cotta nur einige wenige Fragen zu Papier-, Druck- und Speditionskosten an. Sie wurden weitgehend durch Johann Christian Gädickes Kostenvoranschlag beantwortet, den Cotta am 19. Dezember erhielt (vgl. Nr 231). 253,15 wenn Sie auf Jubilate kommen] Die Oster- oder Jubilatemesse in Leipzig wurde alljährlich am 3. Sonntag nach Ostern (Jubilate) eröffnet und dauerte eine Woche. Auf seiner Rückreise von Leipzig nach Tübingen machte Cotta am 2. Mai 1799 in Jena Station, wo er mit Goethe zusammentraf (vgl. GT II 1, 295). 253,17–18 Das Manuscript 〈…〉 vor Neujahr noch abgehen.] Es beinhaltete den zweiten Teil von Goethes Abhandlung „Diderots Versuch über die Mahlerey“, an dem Goethe vom 16. bis 21. November gearbeitet hatte (vgl. GT II 1, 265f.). Zudem lag Meyers Aufsatz „Niobe mit ihren Kindern“ fertig vor (vgl. zu 108,18). Beide Beiträge erschienen im ersten Stück des zweiten Bandes der „Propyläen“ (S. 4–91), das im April 1799 erschien. 253,19 In den Jenaischen 〈…〉 Anzeiger 〈…〉 eine kurze Nachricht] Zu Goethes entsprechender Bitte an Gottlieb Hufeland vgl. zu 252,2–3. 253,22–23 als Herr Gädike 〈…〉 eine eigne Buchdruckerey anlegt] Johann Christian Gädicke war seit 1794 Teilhaber des Landes-Industrie-Comptoirs, von dem er sich Anfang 1799 trennte, um mit seinen Brüdern Christian Friedrich und Johann Samuel die Verlagsbuchhandlung Gebrüder Gädicke zu gründen. Goethe stand mit Gädicke seit Längerem in Kontakt und wusste von dessen Plänen (vgl. Nr 169). Zwischen 1799 und 1802 erteilte Cotta Gädicke verschiedene Druckaufträge, darunter auch für Werke Schillers (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 85b und 97a). 253,25–26 In der allgemeinen 〈…〉 Druckfehler vor] Auch Carl August Böttiger rügte in der in Cottas Buchhandlung erscheinenden „Allgemeinen Zeitung“ die „ganz abscheulichen Druckfehler“ (Brief an Cotta vom 7. Dezember 1798; SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Briefe Böttiger Nr 8).

566

BRIEF 229

253,27–28 Redacteur] Hauptredakteur der „Allgemeinen Zeitung“ war Ludwig Ferdinand Huber.

229. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 7. Dezember 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 175. – Doppelblatt 19,3 × 23,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse von Schreiberhd quer zur Schreibrichtung, Tinte: An / Herrn Major von Knebel / Hochwohlgebl. / Ilmenau. / Nebst einer Rolle / H v. K. Sigl:, rotes Gemmensiegel: Amor mit den Waffen des Herkules (vgl. Femmel/Heres, 71, K 3); S. 1 von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „191“ (vgl. E), oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 9 9“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 193, Nr 191. WA IV 13 (1893), 330, Nr 3937. BEIL AG E

Landcharten (vgl. zu 254,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 1. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1622). – Knebel antwortete am 13. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1636). Postsendungen: 7. Dezember 1798 (H l. v o n K n e b e l mit einer Rolle Landcharten; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438). 254,1 Rolle Landcharten] Goethe hatte Knebel bereits am 28. November versprochen, ihm seine Landkarten, die noch immer im Jenaer Schloss lagerten, zuzuschicken (vgl. 249,9–10). Laut Rechnungsbuch hatte Goethe zum Transport Einen Stab Knebels Charten aufzurollen (GR/Jena 1798, 3, Bl. 3) besorgen lassen. – Zu den Landkarten ist nichts Näheres bekannt. 254,1 der Bote] Für den Weg nach Ilmenau wurden verschiedene Botendienste wahrgenommen (vgl. zu 64,1). Wahrscheinlich handelte es sich um den Ilmenauer Amtsboten Voigt (mehr nicht zu ermitteln). 254,2 in Weimar] Nach dem Aufenthalt in Jena, von wo er am 29. November zurückgekehrt war (vgl. GT II 1, 267). 254,3 Besuch vom Graf Fries und Lerse] Zu dem Besuch vgl. zu 249,27–28.

DEZEMBER 1798

567

254,4 mit den Propyläen befreundest] Knebel hatte in seinem Bezugsbrief das erste Stück des ersten Bandes der „Propyläen“ sehr gelobt. 254,5 dir vierteljährig etwas angenehmes zu senden] Damit entsprach Goethe Knebels Bitte in einem Brief vom 24. Januar 1798, ihn in der Ilmenauer Einsamkeit mit Nachrichten und Literaturneuigkeiten zu versorgen (vgl. zu 38,8–9). Noch am 29. Dezember klagte Knebel, dass Neuerscheinungen erst spät nach Ilmenau gelangten, „zumalen da die meisten zu arm sind, etwas kommen zu lassen“ (H: GSA 28/494, Bl. 36; vgl. RA 2, Nr 1662). 254,6 Schellings beyde Schrifften sind nicht zu hause] Knebel bat in seinem Bezugsbrief darum, die von Johann Gottfried Herder empfohlenen Schriften von Goethe leihen zu dürfen. Es handelte sich um die 1797 in Leipzig erschienenen „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ (vgl. Ruppert, Nr 3116) und den 1798 in Hamburg veröffentlichten Titel „Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus“ (vgl. ebd., Nr 3118). Beide Schriften waren wahrscheinlich schon zur Zeit des vorliegenden Briefes in einem Band zusammengefasst. Goethe hatte die „Ideen“ im März 1798 anlässlich seines Jena-Aufenthalts zu Schiller mitgenommen, um sich mit ihm darüber auszutauschen. Am 15. November 1798 schickte Goethe den Schelling an Johann Heinrich Meyer, um ihn Johann Gottfried Herder auszuleihen (vgl. Beilage zu Nr 211). 254,7 überschicken] Mit seinem Brief vom 14. Dezember schickte Goethe den beide Titel umfassenden Band nach Ilmenau (vgl. zu 261,19). 254,8 sehr zufrieden daß er uns so nahe ist] Schelling lehrte seit Oktober 1798 als außerordentlicher Professor an der Universität in Jena (zu Goethes positivem Urteil über Schelling und seine ausdrückliche Empfehlung für die Professur vgl. 128,4–11 sowie die einleitende Erläuterung zu Nr 126). – ‚Nahe‘ hier auch metaphorisch gebraucht, analog zu Knebels positivem Urteil über die „Propyläen“ in seinem Bezugsbrief, in dem er es als „angenehm“ bezeichnete, „sich von Sachen belehren zu lassen, die uns so nahe sind“ (H: GSA 28/494, Bl. 32). 254,8–9 ein kleines Werk, als Grundlage zu seinen Vorlesungen] Schelling bot in seinem ersten Semester an der Universität Jena zwei Lehrveranstaltungen an: „Die Elemente des transzendentalen Idealismus“ und „Philosophie der Natur“. Zum besseren Verständnis und zur Einführung für die zweite Veranstaltung erschien 1799 Schellings „Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. Zum Behuf seiner Vorlesungen“ in Jena und Leipzig bei C. E. Gabler (vgl. Ruppert, Nr 3115). Am 12. November hatte Goethe laut Tagebuch die ersten Bogen von Schellings Naturphilosophie für Vorlesungen bei Schiller kennen lernen dürfen (vgl. GT II 1, 264). In seinem Brief vom 31. Dezember berichtet Goethe an Knebel erneut darüber (vgl. zu 276,20–21). 254,9–10 sobald es beysammen ist] Wann und ob Goethe dem Versprechen nachkam, das 1799 erschienene Buch an Knebel zu schicken, ist nicht bekannt. 254,10 faßlicher] Verständlicher (vgl. GWb 3, 605).

568

230. An Friedrich Schiller

BRIEF 230

Weimar, 8. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 263–264. – Doppelblatt 20 × 27,7 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – Egh. Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 254,25 sagen, (Komma gestrichen); 255,4 Einrichtung⎡wirckung⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 373–376, Nr 534. WA IV 13 (1893), 330–333, Nr 3938. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 7. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1627). – Schiller antwortete am 11. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1633). Postsendungen: 8. Dezember 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Wegl. der astrologischl Motive.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438); 8. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 268). – Aus der Theaterkasse wurden am 8. Dezember zwei Lieferungen von Weimar nach Jena bezahlt, zu denen der vorliegende Brief gehört haben könnte, darunter „12 gL Bothenlohn von Weimar nach Jena“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 101). Eine weitere, von Herber unterzeichnete Quittung lautet: „Zwölf Groschen Bothenlohn von hier bis Jena, wohin Endesgesetzer in der Nacht in Theatralischen Angelegenheit verschickt worden, sind aus der Theatercasse bezahlt, und gebührend darüber quittirt worden.“ (Ebd., Bl. 366.) 254,14 die vorliegende Frage] Sie betraf die Wahl des astrologischen Motivs in den „Piccolomini“ (vgl. zu 251,2). 254,16 Quästion] Lat. quaestio: Frage, Untersuchung. 254,16 in welcher Ordnung die Rüstung erscheinen soll?] Diese Frage war möglicherweise Gegenstand eines im November in Jena geführten Gesprächs. Sie war in aufführungspraktischer Hinsicht von Bedeutung, da die Bühnenkostüme mit großem Aufwand auf die historische Dramenhandlung abgestimmt wurden (vgl. Claudia Streim: Historisierende Bühnenpraxis im 19. Jahrhundert. Inszenierungen von Schillers ‚Wallenstein‘ zwischen 1798 und 1914 [Goethe, Iffland, Brühl, die Meininger, Reinhardt]. Tübingen 2018, S. 56–83). Im Stück tritt Wallenstein im Reichsfürstenmantel auf (vgl. ebd., S. 72–75). Nach den Regieanweisungen der frühesten Fassung und dem Erstdruck erscheint er erst im dritten Stück („Wallensteins Tod“) im Harnisch (vgl. NA 8 N I, 268; NA 8 N II, 687). 254,20 das neue] Gemeint ist das von Schiller vorgeschlagene zweite astrologische Motiv, das Pentagramm des F (vgl. zu 251,17).

DEZEMBER 1798

569

255,10 der verstorbne König in Preußen] Der im November 1797 verstorbene preußische König Friedrich Wilhelm II. stand unter dem Einfluss okkultistischer Bewegungen und zeigte großes Interesse für Geisterbeschwörungen. Ob er sich in diesem Zusammenhang auch mit der Person Wallensteins beschäftigte bzw. auf die Entstehung eines Werkes zu Wallenstein hoffte, ist nicht ermittelt. 255,14 diejenige Species, die Sie gewählt haben] Das Pentagramm-Motiv. 255,15 Anagrammen] Ein seit der Antike beliebtes Wortspiel, bei dem die Buchstabenfolge eines Wortes oder einer Wortgruppe so umgestellt wird, dass sie eine neue Bedeutung ergibt. Zu Goethes – seltener – Beschäftigung mit Buchstabenrätseln vgl. seinen Brief an Rijklof Michaël van Goens (GB 10 I, Nr 78) sowie Voigts Brief an Goethe vom 10. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1516). 255,15–16 Chronodistichen] Verse (Distichen), in denen einzeln hervorgehobene römische Buchstaben als Zahlzeichen gelesen werden können, wobei sich die daraus zu bildende Jahreszahl auf den Inhalt des Verses bezieht. 255,16 Teufelsversen, die man rückwärts wie vorwärts lesen kann] Palindrome sind axial gespiegelte Wörter oder Wortgruppen, die rückwärts gelesen denselben Sinn ergeben. In der lateinischen Tradition wurde das Palindrom auch als ‚versus diabolicus‘ bezeichnet. Seine magische Bedeutung bestand darin, dass es hierbei nicht möglich war, einen Zauber außer Kraft zu setzen, indem man den ihn bewirkenden Spruch rückwärts sagte oder las (vgl. Helmut Glück: Schrift und Schriftlichkeit. Eine Sprach- und kulturwissenschaftliche Studie. Stuttgart 1987, S. 221). 255,18 incurable] Lat. incurabilis: unheilbar. 255,24 die M des Matthias] In der von Schiller geplanten astrologischen Szene der „Piccolomini“ wird Wallenstein durch Seni an das Orakel des siebenfachen M erinnert, das auf Kaiser Matthias gedeutet worden und eingetreten war: „Magnus Monarcha Mundi Matthias Mense Majo Morietur.“ (Der große Kaiser der Welt Matthias wird im Monat Mai sterben.; NA 8 N II, 393; erläutert in: NA 8 N III, 690.) Das Prognostikon wurde dem Astronom Johannes Kepler zugeschrieben. Schiller verdankte diese Anregung vermutlich Christoph Gottlieb von Murrs Werk „Beyträge zur Geschichte des dreyßigjährigen Krieges“ (Nürnberg 1790, S. 313; vgl. Schillers Bibliothek, Nr 491; Lichtenberg, Briefwechsel 4, 804f.). 255,24 Die F] Vgl. zu 251,17. 255,28 Ich habe mit Meyern darüber consultirt] Das Gespräch mit dem in Goethes Wohnhaus lebenden Johann Heinrich Meyer dürfte an diesem oder dem vorhergehenden Tag stattgefunden haben. 255,32–33 Das zweyte Stück der Propyläen ist nun ganz abgegangen.] Goethe hatte am 7. Dezember die noch fehlenden letzten Manuskripte an Cotta abgesandt (vgl. zu 252,18). 255,33 Manuscript zum dritten ist vorräthig] Für das dritte Stück der „Propyläen“ waren u.a. die Fortsetzung von Goethes Beitrag „Diderots Versuch über die

570

BRIEF 231

Mahlerey“ sowie Johann Heinrich Meyers Abhandlung „Niobe mit ihren Kindern“ vorgesehen, die seit dem Sommer im Manuskript vorlagen (vgl. zu 185,15–16). Die abschließende Redaktion der Beiträge erfolgte erst im Februar und März 1799. 256,1–2 auch auch] Versehentliche Dittographie. 256,3 Zu dem vierten Stück habe ich einen besondern Einfall] Möglicherweise handelte es sich um die gemeinsam mit Meyer geplante Preisaufgabe für bildende Künstler, die bereits im dritten Stück der „Propyläen“ veröffentlicht wurde (Propyläen II 1, 162–174). 256,5 grössern Arbeit] Möglicherweise das Epos „Achilleis“, zu dem Goethe im März 1798 ein erstes Schema entworfen hatte und mit dessen Ausarbeitung er im Frühjahr 1799 begann (vgl. zu 114,10). 256,5–6 Schemata zur Chromatik] Vgl. zu 240,20. 256,8–9 das Mährchen der tausend und Eine Nacht] Die arabische Märchensammlung mit den Erzählungen der Scheherez¯ade wurde von Goethe und Schiller gleichermaßen geschätzt. Die Dichtung lag in einer französischen und deutschen Übersetzung vor (vgl. Keudell, Nr 487, Nr 530, Nr 832, Nr 1510; NA 26, 717). Sie zeichnet sich durch eine geschachtelte, in sich unabgeschlossene Rahmenerzählung aus. Goethe wandte dieses dichterische Verfahren wiederholt an, so in seiner 1795 in Schillers „Horen“ veröffentlichten Novellensammlung „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (vgl. GB 10 II, zu 90,3–4; Mommsen, 1001 Nacht, 57–68). Darin findet diese Technik eine deutliche Kritik, mit der Goethe auch auf Schillers ähnlich lautende ästhetische Einwände reagierte: Jene Erzählungen machen mir keine Freude, bei welchen, nach Weise der Tausend und Einen Nacht, eine Begebenheit in die andere eingeschachtelt, ein Interesse durch das andere verdrängt wird; wo sich der Erzähler genöthigt sieht, die Neugierde, die er auf eine leichtsinnige Weise erregt hat, durch Unterbrechung zu reizen, und die Aufmerksamkeit, anstatt sie durch eine vernünftige Folge zu befriedigen, nur durch seltsame und keineswegs lobenswürdige Kunstgriffe aufzuspannen. (WA I 18, 158f.) 256,11 die liebe Frau] Charlotte Schiller.

231. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 10. Dezember 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 24. – Doppelblatt 18,9 × 22,8 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 10 Dec. 98. / 18 ––. / 21 ––“.

DEZEMBER 1798

571

K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 39, 61 und Bl. 59. – Doppelblatt und 1 Bl.: 1) 18,2 × 22,7 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–4; S. 1 Brief von Cotta vom 11. September 1798; vgl. RA 2, Nr 1473), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Briefschluss (257,11–24 Die Rechnung 〈…〉 Dec. 1798.) in linker Spalte, Blatt um 90 Grad gedreht; S. 3 linke Spalte oben Adresse: Herrn Buchhändl. Cotta nach Tübingl.; 2) 1 Bl. 16,1 × 9,7(–10) cm; Fragment eines Briefes von Goethe an Johann Heinrich Meyer, in oberer Hälfte von Bl. 58v aufgeklebt, leicht beschnitten; Vs. Siegeloblate und Adresse von Schreiberhd (Geist), Tinte: An / Herrn Professor Meyer / in / Weimar; Rs. egh. Druckfehlerverzeichnis, Tinte; vgl. zu 257,26–27. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E: WA IV 13 (1893), 333–335, Nr 3939 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Kostenvoranschlag von Johann Christian Gädicke zum Druck der „Propyläen“ (vgl. zu 256,17). P.P. Auf erhaltenen Befehl habe ich die Ehre unterthänig anzuzeigen, daß ich den Druck der Propyläen unter folgenden Preißen übernehmen könnte. 1) Für Satz und Druck, im Fall das Manuscript ganz deutsch ist und nicht viele Noten hat, pro Bogen 1000 Auflage.............Rh 3. 20 gL. 2) Pro Druck von 1000 Stück Umschlägen auf einer Seite bedruckt, und wenn mir der Stock und Papier dazu geliefert wird .......... “ 2. – 3) Das Papier zu den Umschlägen könnte ich anschaffen, das Ries ohngefähr zu .................................................. “ 3. – 4 Weiß Druckpapier zu dem Texte möchte in jetzigen Zeiten ohngefähr 3 Carolin pro Ballen zu stehen kommen. 5) Das Brochiren pro 100 Stück 12 – 16 gL. 6) Fracht nach Leipzig durch Fuhre ohngefähr 1 rh bis 1 rh 4 gL. der Centner. Durch die Post 12 – 16 gL. mehr. 7) 100 Octavo Kupfer abzudrucken 5 – 6 gL. und 100 Quarto Kupfer 10 – 12 gL. 8) Da mir die Journal Speditionen sehr geläufig sind, so könnte ich, gegen eine kleine Vergütung, von hier aus die Versendung an alle Buchhändler übernehmen, zu welchem Behufe mir HL. Cotta nur die Listen einzuschicken hätte. J. C. Gädicke.

5

10

15

20

572

BRIEF 231

Weimar den 9 Dec. 1798. In Lbthlr. a/ 1 rh 15 gL. (H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv [Stiftung der Stuttgarter Zeitung], Sign.: Gaedicke, Verträge II. – 1 Bl. 18,9 × 23,4 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Gædicke 9 Dec. 98. / 18 ––.“, darunter Vermerk von Cottas Hd, Tinte: „Contract.“; vgl. RA 2, Nr 1631). 2) Druckfehlerverzeichnis (vgl. zu 257,26–27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Cottas Brief vom 30. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1619). – Cotta antwortete am 21. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1649). Postsendungen: 10. Dezember 1798 (H l. C o t t a. Wegen des hießigen Drucks der Propylaen.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481v; vgl. WA IV 13, 438); 10. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v); Tagebuch, 10. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). 256,14 den letzten Brief] Vgl. Nr 228. 256,15 Herrn Gädike] In seinem Brief an Cotta vom 7. Dezember hatte Goethe vorgeschlagen, Johann Christian Gädicke mit dem Druck der künftigen „Propyläen“-Bände zu beauftragen (vgl. zu 253,22–23). Wann Goethe in diesen Tagen mit Gädicke sprach, ist nicht bekannt. 256,17 Aufsatz wegen der Propyläen] Der von Goethe als Beilage mitgesandte und in Cottas Verlagsarchiv überlieferte Kostenvoranschlag Gädickes zum Druck der „Propyläen“ ist auf den 9. Dezember datiert (vgl. RA 2, Nr 1631). Da Cotta ihn in seiner Verlagsregistratur unter den Verträgen aufbewahrte, ist davon auszugehen, dass er ihn als bindend ansah. – Eine vom Schreiber Ludwig Geist angefertigte Abschrift von Gädickes Kostenvoranschlag übersandte Goethe am 15. Dezember an Schiller mit der Bitte um Begutachtung (vgl. zu 262,24–25). Diese Abschrift ist mit dem Konzept des vorliegenden Briefes Goethes an Cotta in Goethes privaten Akten zur Herausgabe der „Propyläen“ überliefert und enthält folgenden Nachtrag von unbekannter Hand: Vorstehende Bedingungen habe ich Herrn Cotta zugeschikt welcher mir seine Zufriedenheit damit u seinen Wunsch geäussert hat, daß Hr. Kommiss. R. Gädike das dritte Stück zu drucken übernehmen möchte. In einem vorhergehenden Briefe spricht er von einer Auflage von 1500 bis 2000. Hr. Gädike wird also die Gefälligkeit haben sich baldigst nach Papier umzuthun, damit der Druck beschleuniget werden könne. Mspt. liegt schon parat.

DEZEMBER 1798

573

Sodann wünschte ich vor allen Dingen eine Schriftprobe zu sehen welche der bisherigen, so viel als möglich, ähnlich wäre, so wie überhaupt noch andere verschiedene Punkte zu besprechen seyn möchten. Weimar den 2 Jan. 1799. (H: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 70.) 256,19 Ihre merkantilische Convenienz] Für den Druck der „Propyläen“ hatte Cotta die Druckerei von Johann Friedrich Balz in Tübingen beauftragt, in welcher die beiden Stücke des ersten Bandes gedruckt wurden. Aus verschiedenen Gründen schlug Goethe vor, den Druck der folgenden Bände in Weimar zu besorgen (vgl. zu 253,8). Um Cottas Einverständnis zu gewinnen, bedient sich Goethe hier gezielt einer kaufmännischen Sprache. Cotta stimmte Goethes Anliegen in seinem Antwortbrief vom 18. Dezember zu. Auch Gädickes Kostenvoranschlag billigte Cotta, merkte in seinem Antwortbrief aber an, dass ihm die darin aufgeführten „Preise sehr billig vorkommen“ (Goethe-Cotta 1, 46). Nach Cottas Zustimmung konnte der Druck des dritten Stücks der „Propyläen“ bereits in Weimar erfolgen (vgl. Cotta, Verlagsbuch, 85b). – Lat. convenientia: Zusammen-, Übereinstimmung, Bequemlichkeit. 256,22 auf Ostern nach Leipzig gehen] Die Oster- oder Jubilatemesse in Leipzig wurde jährlich am 3. Sonntag nach Ostern (Jubilate) eröffnet. Zu diesem Termin lag das bei Gädicke gedruckte dritte Stück der „Propyläen“ vor. 256,24 die Recension der Meßnovitäten] Gemeint ist eine im letzten Bogen anzuzeigende Liste der zur Messe neu erscheinenden Verlagsartikel der Cotta’schen Buchhandlung. 256,26 Wenn man Tafeln 〈…〉 illuminiren läßt] Aus Kostengründen wurden die den „Propyläen“ beigelegten wenigen Kupferstiche nicht koloriert. 256,29–30 in Loco] Lat.: An Ort und Stelle. 257,2 Freund] Ob Goethe hier an eine bestimmte Person denkt, ist nicht bekannt. 257,6 Herrn Gädike kenne ich als einen Thätigen und accuraten Mann.] Zu Goethes Verbindungen zu Johann Christian Gädicke vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 169. 257,7 zweyte Sendung] Cotta hatte mit dem Bezugsbrief vier Aushängebogen (Bogen 2 bis 5) zum zweiten Stück der „Propyläen“ übersandt. Den ersten Bogen hatte Goethe bereits mit Cottas Brief vom 20. November erhalten (vgl. RA 2, Nr 1590). 257,9–10 vor einigen Tagen 〈…〉 abgesendet] Vgl. zu 252,14–15. 257,11 Rechnung] Die Abrechnung für die ersten beiden Stücke der „Propyläen“ erfolgte erst mit Goethes Brief an Cotta vom 26. Januar 1799 (vgl. GB 14 II, 30f.). 257,11 Honorar] Als Honorar hatte sich Goethe für jedes Stück der „Propyläen“ zu 11 Bogen 60 Carolin ausbedungen (vgl. zu 203,12).

574

BRIEF 232

257,15–16 einen bösen Druckfehler pag. 65 wo steht: D i n g e statt D i r z e] Goethes Unmut über sinnentstellende Druckfehler war ein wichtiges Argument seines Vorschlags, die „Propyläen“ in Weimar drucken zu lassen. Im Unterschied zu Cottas früherem Entgegenkommen (vgl. zu 252,20–21) wurde der hier monierte Druckfehler in Johann Heinrich Meyers Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ nicht korrigiert. Er betrifft Meyers Beschreibung der in der antiken Skulpturengruppe des „Farnesischen Stiers“ dargestellten Bestrafung der thebanischen Königin Dirke (Dirce). 257,16–17 allgemeinen Zeitung] Vgl. zu 253,25–26. 257,26–27 Druckfehler 〈…〉 welche auf beyliegendem Blatt notirt sind] Diese Beilage ist nicht überliefert. Ihr Inhalt kann jedoch durch ein egh. Druckfehlerverzeichnis Goethes erschlossen werden, das dem Konzept von Goethes Brief an Cotta vom 7. Dezember beigeheftet ist und mit der an Cotta übersandten Fassung übereinstimmen dürfte:

5

S. 16. zZ. 5.4 – 59 – 13 – 60 – 18 – 65 – 4 – – – 12 – 68 – 2 – – – 10 – 71 – 13

statt Natur lies Statue. – ware – wäre. HGang – Hang – – Dinge – Dirze – Zetheus – Zethus. – Epposition – Exposition – herabtritt – herabeilt – Hyeroglyphe – Hieroglyph〈…〉 –– (H: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 59; vgl. Überlieferung zu K). Die hier aufgelisteten Druckfehler wurden im zweiten Stück des ersten „Propyläen“-Bandes gleichlautend ausgewiesen (Propyläen I 2, S. II).

232. An Friedrich Schiller Weimar, 12. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 266–267. – Doppelblatt 19(–19,3) × 23,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl / Jena. / f r a n k; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 379f., Nr 536. WA IV 13 (1893), 336f., Nr 3941.

DEZEMBER 1798

575

BEIL AG E

Konrad Grübels „Gedichte in Nürnberger Mundart“ (Nürnberg 1798) (vgl. zu 258,10). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 11. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1633). – Schiller antwortete am 14. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1638). Postsendungen: 12. Dezember 1798 (H l. H o f r. S c h i l l e r. Grübels Gedichte übersendet; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438); 10. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). 258,1 wieder erstatten] Schiller hatte Goethe für seine Empfehlungen zur Wahl des astrologischen Motivs in den „Piccolomini“ gedankt (vgl. zu 251,2). 258,2 so manches schuldig] Die wechselseitige Versicherung über die Bedeutung ihres Gedankenaustauschs für das eigene Schaffen zählte zu den Konstanten im Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller. Hier dankt Goethe wohl vor allem für Schillers Anteilnahme an der Entstehung seiner „Farbenlehre“, über die sie sich in Jena ausgetauscht hatten. 258,5 die Zeit der Vollendung] Schiller arbeitete an der Fertigstellung der „Piccolomini“. 258,5–6 diese Tage 〈…〉, die eben unsere Freunde nicht sind] Schiller hatte im Bezugsbrief über Schlaflosigkeit und mangelnde Antriebskraft geklagt. Auch Goethe empfand die dunkle Jahreszeit als produktivitätshemmend und erhoffte sich von der anstehenden Wintersonnenwende neue Impulse (vgl. zu 270,2). 258,7 etwas ganz neues] Möglicherweise die von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling angeregte Idee zu einem philosophischen Naturgedicht, die Goethe im Januar 1799 weiter verfolgte (vgl. GB 14 II, zu 9,10). Das Vorhaben blieb unverwirklicht. 258,10 Grübels Gedichte] Es handelte sich um den inzwischen erschienenen ersten Band mit Werken des Nürnberger Mundartdichters Konrad Grübel (Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. [Nürnberg] 1798; vgl. Ruppert, Nr 924). Goethe hatte im Januar 1798 Schiller auf die Ankündigung dieses Werks aufmerksam gemacht, der daraufhin über Goethe ein Exemplar für sich subskribierte (vgl. zu 58,19–20). Der Verbleib des hier an Schiller übersandten Exemplars ist unbekannt (vgl. Schillers Bibliothek, Nr 282). 258,11–12 Ich habe eine Recension davon an Cotta 〈…〉 geschickt] Goethe hatte die Rezension von Grübels Gedichten am 11. Dezember beendet (vgl. GT II 1, 270 sowie das in Goethes privaten Geschäftsakten überlieferte und eigenhändig korrigierte Manuskript, GSA 30/299, Bl. 63–67; vgl. WA I 40, 442– 444), übersandte den Text aber erst am 14. Dezember an Cotta (vgl. zu 262,1). Er wurde am 23. Dezember ohne Angabe des Verfassers in der „Allgemeinen Zei-

576

BRIEF 233

tung“ veröffentlicht (Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. 1798. In: Allgemeine Zeitung vom 23. Dezember 1798, S. 1f.). 258,12–13 eine Abschrifft senden] Goethe legte sie seinem nächsten Brief an Schiller bei (vgl. zu 262,20). 258,16 Uebrigens halte ich mich bald an dieses bald an jenes] In Goethes Tagebuch sind für diese Tage eine Vielzahl von Beschäftigungen notiert (vgl. GT II 1, 270): Am 10. Dezember hatte Goethe seinen Brief an Cotta bezüglich der weiteren Drucklegung der „Propyläen“ geschrieben (Nr 231) und sich später dem Studium der von Johann Isaak Gerning erworbenen Sammlung von Münzen sowie der Lektüre von Konrad Grübels Gedichten zugewandt. Nach dem Abschluss der Rezension von Grübels Werk am Vormittag des 11. Dezember hatte Goethe dann in kleinem Kreis an der herzoglichen Mittagstafel teilgenommen (vgl. FB 1798, S. 218) und sich danach mit der seit langem erwarteten Sendung von Martin van Marum beschäftigt, für die er sich am folgenden Tag mit einem ausführlichen Brief bedankte (Nr 234). Am selben Tag sandte er August Wilhelm Schlegel eine Folge von Holzschnitten zurück, die er zur Arbeit an Johann Heinrich Meyers „Propyläen“-Beitrag „Ueber den Hochschnitt“ entliehen hatte (Nr 233). Die Beschäftigungen nahmen in den folgenden Tagen nicht ab (vgl. zu 262,16). 258,19 Ihr erstes Stück] Schiller beendete die Arbeit an den „Piccolomini“ am 31. Dezember; Goethe erhielt das Manuskript am 1. Januar 1799. Schiller reiste am 4. Januar zu den Theaterproben nach Weimar und blieb dort bis zum 7. Februar. 258,19–20 meinen Januaraufenthalt] Goethe reiste erst am 7. Februar 1799 gemeinsam mit Schiller nach Jena (vgl. GT II 1, 280). 258,22 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

233. An August Wilhelm Schlegel

Weimar, 12. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 8. – Doppelblatt 18,9 × 24 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 33. WA IV 13 (1893), 337f., Nr 3942 (nach E). BEIL AG E

Holzschnitte (vgl. zu 258,25).

DEZEMBER 1798

577

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – August Wilhelm Schlegel antwortete am 14. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1639). Postsendungen: 12. Dezember 1798 (H l. R a t h S c h l e g e l. Mit den Ungerischen; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438). 258,25 übersende die Holzschnitte alter und neuer Art] Goethe hatte die Holzschnitte aus dem Besitz von August Wilhelm Schlegel und Johann Friedrich Unger zuvor durch Schlegel zur Ansicht erhalten (vgl. zu 86,1; vgl. zu 237,19). Es handelte sich um Holzschnitte altdeutscher Meister sowie um zeitgenössische Blätter, darunter vom englischen Holzschneider Thomas Bewick sowie eigenhändige Arbeiten von Unger. Der genaue Umfang dieser graphischen Sammlung ist nicht ermittelt. 258,26 wovon Sie herrn Unger seinen Theil] Vgl. zu 237,19. – Unger hatte am 4. Dezember eine von ihm verfasste Biographie „Denkmahl eines berlinischen Künstlers und braven Mannes von seinem Sohne“ (Berlin 1798; vgl. Ruppert, Nr 245) über seinen Vater Johann Georg Unger an Goethe über Schlegel geschickt, die Schlegel am 16. Dezember mit einem eigenen Brief nach Weimar weiterleitete (vgl. RA 2, Nr 1642). 259,1–2 Einige Blätter 〈…〉 liegen noch wohl verwahrt in Jena] Wahrscheinlich in Goethes dortiger Unterkunft im Schloss oder bei Schiller. Näheres ist nicht bekannt. Goethe erwähnt sie wahrscheinlich in seinem Brief an Meyer vom 15. November als in Weimar liegende Stücke (vgl. 238,10–11). 259,2–3 auch diese zurückgegeben werden] Vermutlich fand die Übergabe bei der nächsten Begegnung Goethes und Schlegels am 10. Februar 1799 (vgl. GT II 1, 281) statt. 259,4 In meinem Aufsatz] Zu dem eigentlich von Johann Heinrich Meyer verfassten Aufsatz „Ueber den Hochschnitt“ (Propyläen I 2, 164–174), der als Reaktion auf die in öffentlichen Blättern geführte Debatte über eine neue Technik bei englischen Holzschnitten und deren Vergleich mit altdeutschen Holzschnitten verfasst worden war, vgl. zu 238,13–14. 259,6 Conciliation] Versöhnung (vgl. GWb 5, 620). – Johann Heinrich Meyer urteilte am 17.? November über Ungers Aufsatz: „〈E〉s wird Kunst kosten, ihm 〈Unger〉 artiges und freundliches Lob zu ertheilen, wie doch unsere Absicht ist.“ (Goethe-Meyer 2, 61; vgl. RA 2, Nr 1584.) Johann Friedrich Ungers Reaktion auf den „Propyläen“-Aufsatz vom 14. Mai 1799 war positiv (vgl. RA 3, Nr 190). 259,11 Aufgabe für künftig] Ein solcher Plan wurde nicht realisiert. 259,13 zu Ihren Geschäfften] Schlegel war seit dem Wintersemester 1798/99 Professor extraordinarius an der Universität Jena und hielt Vorlesungen über die Geschichte der deutschen Poesie und über deutschen Stil (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot, 314). In die Zeit des Briefes fällt zudem die Niederschrift des Essays „Die

578

BRIEF 234

Gemälde“, die Fortsetzung seiner Shakespeare-Übersetzungen, das Verfassen von Rezensionen sowie die Übernahme redaktioneller Tätigkeiten. 259,15–16 Anfang Januars das Vergnügen Sie wieder zu sehen] Das Tagebuch verzeichnet erst für den 10. Februar 1799 ein Treffen mit Rath Schlegel (GT II 1, 281). Im Januar blieb Goethe wegen der Proben für die „Piccolomini“ in Weimar und reiste erst am 7. Februar nach Jena (vgl. ebd., 280).

234. An Martin van Marum Weimar, 12. Dezember 1798 → Haarlem ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: NL-Haarlem, Noord-Hollands Archief. – Bestand: Briefwisseling van Martinus van Marum, Sign.: 529–11. – Doppelblatt 18,9 × 22,8 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – Beischluss: Brief von Alexander Nikolaus Scherer vom 12. Dezember 1798 (vgl. zu 260,27). K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 610–611. – Doppelblatt 20 × 32,6 cm, 2 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. van Marum nach Harlem. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: WA IV 13 (1893), 338–340, Nr 3943 (Eduard von der Hellen; nach K). 2) Beilage: H: NL-Haarlem, Noord-Hollands Archief. – Bestand: Briefwisseling van Martinus van Marum, Sign.: 529–11. – 1 Bl. 11,7 × 18,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Martin van Marums Brief vom September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1453). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 14. Dezember 1798 (H l. Va n M a r u m. Dank wegen der übersendeten Versteinerungen und des Buchs über Electricität.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438); 14. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v); 14. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). Der aus Delft stammende Martin van Marum (1750–1837) begann 1764 sein Studium der Philosophie und Medizin in Groningen. Zu seinen Lehrern gehörte Pieter Camper, Professor für Chirurgie und Botanik, der sein Interesse an Botanik förderte. Nach seiner 1773 erfolgten Doppelpromotion in Medizin und Philosophie

DEZEMBER 1798

579

wurde van Marum wider Erwarten nicht zu Campers Nachfolger berufen. Er zog daraufhin nach Haarlem und baute sich dort eine Praxis auf. Im Mai 1776 wurde er Mitglied der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen (Holländische Gesellschaft der Wissenschaften). Einige Monate später erfolgte seine Berufung zum Professor der Stadt Haarlem für Philosophie und Mathematik. 1777 wurde er Direktor des Naturalienkabinetts der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen. 1784 übernahm er die Leitung der Teylers Stichting (Teylerschen Stiftung), wo er neben dem Naturalienkabinett auch die Bibliothek verwaltete. 1793 erfolgte seine Ernennung zum Sekretär der Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen. Die hier aufgezählten Ämter behielt er zeit seines Lebens und prägte im regen brieflichen Gedankenaustausch mit Wissenschaftlern im Ausland nachhaltig die Entwicklung dieser Institutionen, die er erweiterte und ausbaute. Seine Interessen waren vielfältig und reichten von Botanik und Pflanzenphysiologie über Chemie, Elektrizitätslehre bis hin zu Geologie und Paläontologie. Da er über ausreichend finanzielle Möglichkeiten verfügte, wiederholte er die in wissenschaftlichen Zeitschriften beschriebenen Experimente anderer Wissenschaftler in größerem Umfang oder mit anderen Versuchsbedingungen und veröffentlichte seine gewonnenen Erkenntnisse. Bekannt wurde sein Nachbau der Elektrisiermaschine auf Bitten des italienischen Gelehrten Alessandro Volta. Zahlreiche Reisen führten ihn ins Ausland, wobei er zweimal – 1786 und 1798 – nach Sachsen kam. Im Juli 1798 besuchte er Goethe in Weimar, der ihn u.a. mit Alexander Nikolaus Scherer und Jean Joseph Mounier bekannt machte, ihm seine mineralogischen Sammlungen zeigte und ihm optische u Magnetische Versuche vorlegte (GT II 1, 254). Laut van Marums Tagebuch schenkte Goethe ihm „sein Werkchen über die Metamorphose der Pflanzen“ (Marum-Reisetgb. 1798, 262) und teilte ihm seine „Ansichten über die Naturspiele luxuriierender Pflanzen“ mit (ebd.). Goethe zeigte sich beeindruckt über van Marums Wissen, besonders um die Elektrizität, wie er Schiller in einem Brief vom 21. Juli 1798 mitteilte (vgl. 175,12–18). In den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1798 hält Goethe retrospektiv fest: Gar manche Vortheile die wir im Naturwissenschaftlichen gewannen, sind wir einem Besuch schuldig geworden, den uns Herr van Marum gönnen wollte. (WA I 35, 81.) Der Austausch wurde indes nicht schriftlich fortgeführt. Gründe hierfür sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte an Martin van Marum. Eine weitere Sendung, die Goethe ihm für Anfang 1799 verspricht, ist nicht eindeutig nachzuweisen. Von van Marum ist ebenfalls nur der Bezugsbrief vom September 1798 bekannt. 259,18 gefälliges Schreiben] Bezugsbrief vom September 1798. 259,18–19 die Sendung] Während seines Aufenthalts in Weimar hatte van Marum Goethes Mineraliensammlung besichtigt und daraufhin in seinem Tagebuch notiert: „Herr de Goethe 〈…〉 besitzt wenig Petrefakte, weshalb ich ihm einige aus Maestricht für die mir geschenkten Fossilien versprach“ (Marum-Reisetgb.

580

BRIEF 234

1798, 263). Er stellte Goethe in Aussicht, „ihm den dritten Teil meiner Elektrischen Versuche zu senden, um daraus die Beschreibung meiner neuen elektrischen Maschine zu ersehen, nach der er sehr verlangte und welche er dem Herzog zur Anschaffung im Hinblick auf die Erziehungsanstalt auf Belvedere empfehlen wollte“ (ebd.). Buch und Versteinerungen waren im Bezugsbrief bereits angekündigt worden. 259,19 gestern von Göttingen] Im Tagebuch wird der Eingang der Sendung für den 11. Dezember erwähnt (vgl. GT II 1, 270). Van Marum hatte in seinem Bezugsbrief angekündigt, die Sendung nach Göttingen an den Buchhändler Johann Christian Dieterich zu schicken. 259,20 das Buch] Das zweisprachig verfasste Werk (linksseitig französisch, rechtsseitig niederländisch) „Seconde Continuation des Expériences, faites par le moyen de la machine électrique Teylerienne, par Martinus van Marum“ bzw. „Tweede Vervolg der Proefneemingen gedaan met Teyler’s electizeer-machine, door Martinus van Marum“, Haarlem 1795 (vgl. Ruppert, Nr 4867: Zweite Fortsetzung der Versuche, die mittels der Teylerischen Elektrisiermaschine angestellt wurden). – Goethes Tagebuch verzeichnet keinen Hinweis auf eine intensive Lektüre. 259,20 die Versteinerungen] Die Steine sind noch heute nachweisbar (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, Nr 2218, 2255 und 2519). Es handelte sich um Steine vom St. Petersberg bei Maastricht. 259,25–26 so vielen Scharfsinn und Fleiß verbesserte Maschine] Das erste Kapitel von van Marums „Seconde Continuation des Expériences“ (vgl. zu 259,20) veranschaulicht anhand von zwei Kupferstichen und einem kurzen Text die an der Teylerischen Elektrisiermaschine vorgenommenen Verbesserungen („La description des améliorations faties à la Machine Electrique Teylerenne“; ebd., S. 2 bzw. 3): „〈…〉 les changements, que j’ai fait faire, consistent principalement dans l’appareil, qui sert pour le frottement des plateaux, et dans l’arrangement des conducteurs.“ (Die Änderungen, die ich habe vorvernehmen lassen, betreffen vor allem das Innere des Geräts, das zur Reibung der Platten und der Anordnung der Leiter dient.) Daran schließen sich ausführliche Beschreibungen über die Auswirkungen dieser Verbesserungen auf den Gebrauch der Maschine an. 260,5 mittheilen] Über einen Austausch mit Gleichgesinnten ließ sich nichts ermitteln. 260,12 Wegen des Leskischen Catalogen] Van Marum erkundigte sich bei Goethe während seines Besuchs am 17. Juli, ob dieser im Besitz einer Mineraliensuite von Nathanael Gottfried Leske sei (vgl. zu 182,25–26): „Leskes Sammlung besaß er nicht, doch wollte er sich wegen einer Abschrift des Katalogs dieser Sammlung für mich bemühen.“ (Marum-Reisetgb. 1798, 262.) 260,14 ein Brief des Herrn Professor Ludwig] Goethe hatte sich wegen des Katalogs am 30. Juli mit einem Brief an den Leipziger Professor Christian Friedrich Ludwig gewandt (vgl. Nr 149). Dessen Antwortschreiben vom 1. September

DEZEMBER 1798

581

(vgl. RA 2, Nr 1455) legte Goethe in Abschrift dem vorliegenden Brief bei (abgedruckt als Beilage). Die Ausfertigung von Ludwig ist wiederum dem Konzept des vorliegenden Schreibens beigeheftet (vgl. GSA 28/23, Bl. 609, 612). 260,17 Einem Freunde] Es handelte sich wahrscheinlich um Justus Christian Loder. Ein Quittungsbeleg Goethes über 3 Reichstaler für einen Brief an Loder Göttingen (GR/Belege 1799, 2, Bl. 19r) vom 1. Januar 1799 könnte als Hinweis gelten, dass er über diesen ein Paket nach Haarlem schicken ließ. Näheres ist nicht bekannt. Möglich ist auch, dass Goethes Vorhaben nie realisiert wurde und deshalb die Verbindung zu van Marum wieder abriss. 260,18 Suite] Aus dem Franz.: Folge, Verkettung, hier Gesteinssammlung einer bestimmten Art (vgl. Grimm 20, 1040). 260,18 Schleifsteinen] Zum Schärfen von Gegenständen geeignete, zubereitete Steine; Sonneberg war bekannt für den so genannten „Hüftenberger Stein“. Näheres zu dieser Suite ist nicht bekannt. 260,19 Sonnenberg] Sonneberg gehörte zum Meininger Oberland im Herzogtum Sachsen-Meiningen. 260,20–21 Topographische Beschreibung dieser Gegend] Vielleicht handelte es sich um Ernst Julius Walchs „Historische und geographische Beschreibung der churfürstlich- und herzoglich-sächsischen Lande überhaupt und der Sachsen-Coburg-Meiningischen Lande insonderheit“ (Meiningen 1792). Näheres ist nicht bekannt. 260,24 in dieser Antwort meiner Muttersprache] Van Marums Brief war auf Französisch und eigenhändig geschrieben. 260,27 Von Bergrath Scherern liegt ein Brief bey] Van Marum und Alexander Nikolaus Scherer hatten sich in Weimar im Juli 1798 kennen gelernt und korrespondierten in den Jahren von 1798 bis 1803 miteinander, vor allem über chemische Themen. Dem Bezugsbrief van Marums an Goethe hatte ebenfalls ein Brief an Scherer beigelegen, den dieser nun beantwortete. Scherer ließ sich von van Marum von holländischen Zeitschriften berichten und veröffentlichte in seinem „Allgemeinen Journal der Chemie“ Aufsätze von van Marum. Scherers Brief datiert vom 12. Dezember und enthält die Nachricht vom Tod des Chemikers Friedrich Albrecht Carl Gren. Darüber hinaus berichtet er van Marum über einige chemische Versuche (NL-Haarlem, Noord-Hollands Archief. – Bestand: Briefwisseling van Martinus van Marum, Sign.: 529–26). 261,1 Copia] Im Vergleich mit der Ausfertigung des Briefes (vgl. RA 2, Nr 1455) fehlen in der hier vorliegenden Abschrift die Begrüßungs- und Schlussformeln sowie die Angabe von Ort und Datum. Inhaltlich wurde nichts geändert. 261,5 den mir gethanen Auftrag] Goethe bat Christian Friedrich Ludwig mit seinem Brief vom 30. Juli um Hilfe bei der Beschaffung eines Katalogs für eine Gesteinsuite des Geologen Nathanael Gottfried Leske. Leske war 1786 verstorben (vgl. Nr 149).

582

BRIEFE 235/236

261,6 Leskens Sohn] Der 14-jährige Sohn des Verstorbenen, Carl Wilhelm Leske. 261,10 Ihrem Freunde] Martin van Marum (vgl. zu 182,23). 261,10–11 Leskens Reise durch Sachsen] Nathanael Gottfried Leskes „Reise durch Sachsen, in Rücksicht der Naturgeschichte und Oekonomie unternommen und beschrieben“ (Leipzig 1785) mit zahlreichen Kupfertafeln und Textvignetten war auch Goethe bekannt (1788 noch in Goethes Bibliotheksbestand, vgl. Ruppert, Ältestes Verzeichnis, 277, Nr 199; vgl. auch zu 183,1). Darin beschreibt Leske naturkundliche und geologische Begebenheiten, wie er sie auf seiner vom 29. Mai bis 13. September 1782 dauernden Reise durch die preußische und sächsische Oberlausitz vorfand. – Auf S. 23 der „Reise durch Sachsen“ findet sich keine Auflistung von Mineralien, sondern lediglich die „Beschreibung des Pulsniz Tals“. Die bibliographische Angabe scheint aus dem „Museum Leskeanum“ (vgl. nachfolgende Erläuterung) ohne Prüfung übernommen worden zu sein, wo sich der Verweis auf S. 23 gleich nach der Überschrift „Ober- und Niederlausitz“ findet (Museum Leskeanum. Regnum Minerale quod ordine systematico disposuit atque descripsit. Vol. II. Pars secunda. Leipzig 1789, S. 173), im Folgenden wird noch auf andere Seiten der „Reise durch Sachsen“ passim verwiesen. 261,11 Museo Leskeano Vol. II Pars II] Der zweite Teil des zweiten Bandes des „Museum Leskeanum. Regnum Minerale“ (Leipzig 1789), hrsg. von Dietrich Ludwig Gustav Karsten, befasst sich mit dem Reich der Mineralien und führt auch den deutschen Titel „Des Herrn Nathanael Gottfried Leske 〈…〉 hinterlassenes Mineralien-Cabinet“. Unter Kapitel IV. findet sich die „Mineralogisch-geographische oder Suiten-Sammlung“ (Museum Leskeanum. Regnum Minerale quod ordine systematico disposuit atque descripsit. Vol. II. Pars secunda. Leipzig 1789, S. 101–242), wo Mineralien aus Amerika, Asien, Europa und Afrika beschrieben werden. Von S. 173 bis S. 242 (Nr 967–1904) sind Mineralien aus der „Oberund Niederlausitz“ (ebd., S. 173) verzeichnet. 261,14–15 dieses Verzeichniß ausfindig zu machen] Ein weiterer Brief Ludwigs ist nicht überliefert. Die Suche nach dem Katalog blieb von seiner Seite offenbar ohne Erfolg.

235. An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 14. Dezember 1798 → 〈Ilmenau〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – 1 Bl. 19,3(–19,5) × 10,1(–10,5) cm, 1 S. beschr., am unteren Rand abgeschnitten, Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; oben in der Mitte von fremder Hd, Tinte: „E“.

DEZEMBER 1798

583

E: Goethe-Knebel 1 (1851), 195, Nr 193. WA IV 13 (1893), 340f., Nr 3944. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 1. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1622). – Knebel antwortete am 29. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1662). Postsendungen: 14. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). 261,18 Der Bote] Für den Weg nach Ilmenau wurden verschiedene Botendienste wahrgenommen (vgl. zu 64,1). Wahrscheinlich handelte es sich um den Ilmenauer Amtsboten Voigt (mehr nicht zu ermitteln), dem Goethe den vorliegenden Brief mit den Beilagen mitgab. 261,18 deinen Brief] Knebels Brief vom 13. Dezember (vgl. RA 2, Nr 1636), auf den Goethe im Folgenden nicht eingeht. 261,19 Schellings beyde Werke] Im Bezugsbrief vom 1. Dezember hatte Knebel darum gebeten, Friedrich Wilhelm Joseph Schellings Werke „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ und „Von der Weltseele“ von Goethe zu leihen. Goethe hatte die beiden, in einem Band zusammengebundenen Werke im Dezember 1797 durch Christian Gottlob Voigt erworben (vgl. Ruppert, Nr 3116 und Nr 3118; LA II 1A, 509). Knebel war über Johann Gottfried Herder darauf aufmerksam gemacht worden, der sich den Band ebenfalls von Goethe geliehen hatte und Knebel in seinem Brief vom 23. November die Lektüre der beiden Schriften empfahl: „Sie müßen sie lesen. Fodern Sie sie von Göthe, u. schreiben mir darüber Ihre Meinung.“ (HB 7, 423.) Am 7. Dezember hatte Goethe den Band noch nicht zu hause (254,6), mit dem vorliegenden Brief konnte er ihn an Knebel nach Ilmenau schicken. Knebel dankte ihm und berichtete über seine Lektüreerfahrung im Antwortbrief vom 29. Dezember. 261,20 eine tüchtige Ladung] Hier metaphorisch in Bezug auf die Aussagekraft der beiliegenden Schriften. Zu Goethes Beschäftigung mit beiden Werken vgl. zu 6,30. 261,21–22 in deinen beschneyten und bereiften Gebirgen] Anspielungen auf die im Vergleich mit Weimar wesentlich härteren Witterungsbedingungen finden sich in den Briefen sowohl bei Goethe als auch bei Knebel häufig, vgl. für weitere Beispiele zu 38,3.

236. An Johann Friedrich Cotta

Weimar, 14. Dezember 1798 → 〈Tübingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Cotta-Archiv (Stiftung der Stuttgarter Zeitung), Sign.: Briefe Goethe Nr 25. – 1 Blatt 11,4 × 18,9 cm, 1 S. und 6 Zeilen beschr.,

584

BRIEF 237

Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Rs. über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (Cotta’sche Buchhandlung), Tinte: „Goethe 14 Dec. 98. / 22 ––. / 28 ––“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/299, Bl. 68–69. – Doppelblatt 10,1 × 16,3 cm, 1 1⁄3 S. beschr. (S. 3–4; S. 1 Brief von Cotta vom 30. November 1798; vgl. RA 2, Nr 1619), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 3 oben Adresse: An Herrn Cotta in Tübingen. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 99). E1: Schiller-Cotta (1876), 334 (Teildruck: 262,5–9 Wenn Herr Böttiger 〈…〉 zu liefern.) E2: WA IV 13 (1893), 341, Nr 3945 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Druckmanuskript (vgl. zu 262,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Cotta antwortete am 28. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1659). Postsendungen: 14. Dezember 1798 (H l. C o t t a. Recension von Grübels Gedichten ubersendet.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438); 14. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v); 14. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). 262,1 Beytrag zu der allgemeinen Zeitung] Mit der Übersendung seiner Rezension von Konrad Grübels Volksdichtungen entsprach Goethe dem wiederholten Wunsch Cottas nach Beiträgen für dessen „Allgemeine Zeitung“ (vgl. zu 211,1–2). Goethe hatte die Arbeit, die er in den folgenden Tagen ausführlich mit Schiller diskutierte, am 11. Dezember beendet (vgl. GT II 1, 270). Der Beitrag erschien ohne Verfasserangabe unter dem Titel „Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart. 1798.“ (Allgemeine Zeitung vom 23. Dezember 1798, S. 1f.). Das an Cotta übersandte Druckmanuskript ist nicht überliefert. 262,2–3 eine genaue Correctur] Goethe hatte zuvor wiederholt auf die in der „Allgemeinen Zeitung“ enthaltenen Druckfehler hingewiesen. 262,5–6 Wenn Herr Böttiger 〈…〉 die Anzeige der Propyläen ablehnt] Cotta hatte Carl August Böttiger um eine Rezension von Goethes neuer Kunstzeitschrift gebeten (vgl. zu 253,3–4). Wie von Goethe richtig vermutet, lehnte Böttiger das Angebot gegenüber Cotta ab, womit Goethes Vorschlag, die Ankündigung selbst übernehmen zu wollen, gerade recht kam. Goethes Anzeige erschien erst im April 1799 (vgl. GB 14 II, zu 11,24). 262,11–12 eine Uebersicht der zwey Ersten Bände] Goethes Anzeige beinhaltete eine Übersicht der zu diesem Zeitpunkt veröffentlichten ersten drei Stücke der „Propyläen“.

DEZEMBER 1798

237. An Friedrich Schiller

585

Weimar, 15. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 269. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 382f., Nr 538. WA IV 13 (1893), 342, Nr 3946. BEIL AG EN

1) Abschrift von Goethes Rezension zu Konrad Grübels Gedichten (vgl. zu 262,20). 2) Abschrift von Johann Christian Gädickes Kostenvoranschlag vom 9. Dezember 1798 zum Druck der „Propyläen“ (vgl. zu 262,24–25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 14. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1638). – Schiller antwortete am 18. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1646). Postsendungen: 15. Dezember 1798 (d e s H l H o f r. S c h i l l e r. Recension von Grübels Gedichten übersendet; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438). 262,16 die Arbeit] Zu Goethes Tätigkeiten in diesen Tagen vgl. zu 258,16. Am 13. Dezember hatte Goethe erneut in kleinem Kreise an der fürstlichen Tafel gespeist (vgl. FB 1798, S. 220) und war am Abend mit der Familie Gore und Christian Gottlob Voigt zusammengetroffen (vgl. GT II 1, 270). Am 14. Dezember beschäftigte sich Goethe mit Angelegenheiten seines Guts in Oberroßla und verfasste Briefe an seine Mutter Catharina Elisabeth (EB 137) und seinen Schwager Johann Georg Schlosser in Frankfurt (EB 138) sowie an den Freund Carl Ludwig von Knebel (Nr 235). In Goethes Tagebuch sind für die folgenden zwölf Tage keine Aufzeichnungen notiert. 262,18–19 ein rechtes Weihnachtsgeschenk 〈…〉 wenn Sie mir den Piccolomini schicken] Schiller übersandte das Manuskript erst am 31. Dezember. 262,20 Hier schicke ich was ich bey Gelegenheit Grübels ausgehen lassen.] Es handelte sich um die zwei Tage zuvor angekündigte Abschrift von Goethes Rezension zu Konrad Grübels Gedichten (vgl. zu 258,11–12). – Die Beilage ist nicht überliefert. 262,21 eine gewiße Parthey ärgern] In seiner Rezension zu Grübels Gedichten hatte Goethe den heiteren und keine Moralisierung beanspruchenden Realismus dieser Volksdichtung gewürdigt und betont, dass der Zwek, ein Volk aufzuklären, wohl am besten durch seines Gleichen erreicht werden könne: Wer von

586

BRIEF 238

oben herunterkommt, verlangt meistens gleich zu viel, und statt denjenigen, den er zu sich heraufheben will, sachte durch die mittlern Stufen zu führen, so zerrt und rekt er ihn oft nur, ohne ihn deswegen vom Plaz zu bringen. 〈…〉 Es ist möglich, daß man durch Tadel und Schelten, durch Moralisiren und Predigen, durch Warnung vor üblen Folgen, durch Drohung von Strafen manchen Menschen vom Bösen abhält, ja auf einen guten Weg bringt, aber eine weit höhere Cultur wird bei Kindern und Erwachsenen eingeleitet, wenn man nur bewirken kan, daß sie über sich selbst reflectiren. (Allgemeine Zeitung. 23. Dezember 1798, S. 1; vgl. WA I 40, 242–248, hier 242–244.) Zu Schillers folgendem kritischen Einwand, ob die „Allgemeine Zeitung“ für eine solche Darstellung der rechte Ort sei, vgl. zu 265,1. 262,21–22 Die Materie muß in den Propyläen wieder gebracht] Eine fortgesetzte Beschäftigung mit dem Thema der Volksdichtungen fand nicht statt. 262,24–25 Gädikes Forderung 〈…〉 wegen des Drucks der Propyläen] Es handelte sich um eine Abschrift von Johann Christian Gädickes Kostenvoranschlag vom 9. Dezember zum Druck der „Propyläen“, den Goethe am 10. Dezember an Cotta gesandt hatte (vgl. zu 256,17). Schiller sandte das Blatt mit seinem Antwortbrief und einer günstigen Beurteilung zurück. Die Beilage ist in Goethes privaten Akten zur Herausgabe der „Propyläen“ überliefert (GSA 30/299, Bl. 70). 263,1–2 die Vorbereitung des dritten Stücks] Goethe hatte Cotta am 7. Dezember angekündigt, die erste Hälfte des Manuskripts zum dritten Stück der „Propyläen“ noch vor Neujahr zusenden zu wollen, was aber unterblieb (vgl. 253,17– 18). 263,4 die bösen drückenden Tage] Vgl. zu 258,5–6. 263,6 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

238. An August Wilhelm Schlegel

Weimar, 15. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 9. – Doppelblatt 18,9 × 22,7 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 33f. WA IV 13 (1893), 343f., Nr 3947 (nach E; Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220).

DEZEMBER 1798

587

BEIL AG E

Bogen der Propyläen (vgl. zu 263,11). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Schlegels Brief vom 14. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1639). – Schlegel antwortete am 16. Dezember (vgl. RA 2, Nr 1642) und 18. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1647). Postsendungen: 15. Dezember 1798 (H l. R a t h S c h l e g e l. Die ersten Bogen des dritten zweyten Hefts der Propyläen übersendet.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438). 263,8–9 das S c h l o ß v o n O t r a n t o] Goethe hatte mit Schiller während seines Jena-Aufenthalts in der Zeit vom 19. bis 23. November Horace Walpoles Schauerroman „The Castle of Otranto“ in der Übersetzung von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer ausführlich diskutiert (vgl. GT II 1, 266). Den Roman hatte er auch damals von August Wilhelm Schlegel geliehen. Goethe plante, eine Fortsetzung zu schreiben (vgl. ebd.). Schlegel schickte das bereits sehr zerlesene Buch mit einem Antwortbrief vom 16. Dezember nach Weimar. Am 28. Dezember ging der Roman an seinen Besitzer zurück (vgl. zu 274,14–15). 263,9 Einige Frauenzimmer] Nicht ermittelt. 263,11 die ersten Bogen der Propyläen] Es handelte sich um die Aushängebogen des zweiten „Propyläen“-Stücks des ersten Bandes, die Schlegel vor der Publikation lesen durfte. 263,12–13 bald wieder zurückschicken] Schlegel dankte ihm für das entgegengebrachte Vertrauen in seinem Brief vom 16. Dezember und kündigte die Rücksendung der Bogen für den 18. Dezember an. In diesem zweiten Antwortbrief äußerte sich Schlegel lobend und ausführlich zum Inhalt der „Propyläen“. 263,14 Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer. 263,14 Recension von Fiorillo] Zu der von Johann Heinrich Meyer verfassten Rezension zu Johann Dominik Fiorillos zweiter Abteilung der „Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts“ vgl. zu 145,17. 263,15 den litterarischen Verdiensten] ‚Litterarisch‘ hier im Sinne von ‚bibliographisch‘, wie aus der Rezension hervorgeht: „Hr. F. kennt die Literatur der Kunst genau, hat überall die besten Quellen mit prüfender Sorgfalt benutzt, Irrthümer gerügt und verbessert, mit Sachkenntnis geurtheilt, und lässt den Leser in einer gedrängten Darstellung alles leicht fassen und überschauen.“ (ALZ 1799. Nr 2 vom 2. Januar, Sp. 11–14, hier Sp. 11.) 263,16–17 in den Hauptpuncten] Sofern das Werk, so Meyer in seiner Rezension, als Teil einer Überblicksgeschichte der Kunst beabsichtigt sei, werde „man gewiss Ursache finden, mit demselben zufrieden zu seyn“ (ALZ 1799. Nr 2 vom 2. Januar, Sp. 11). Lobend erwähnt er den Exkurs über das Manierierte (vgl. ebd.,

588

BRIEF 239

Sp. 14) und die Beschreibung des Unterschieds „der beiden Kunstwörter Contrast und Contrapost“ (ebd., Sp. 18). 263,17 Wo Recensent abweicht] Meyer übte in seiner Rezension vor allem Kritik an der Einteilung in Schulen, die Fiorillo von Luigi Lanzi übernommen hatte. Es fehle dem Werk außerdem „an einer artistischen Schätzung des Kunstwerths der merkwürdigsten Monumente aus diesen Zeiten“ (ALZ 1799. Nr 2 vom 2. Januar, Sp. 12). Meyer nahm zudem Sachkorrekturen vor, zweifelte zahlreiche Wertungen und Zuschreibungen Fiorillos an und wies auf Druckfehler hin. 263,20 Herr Unger hat ganz recht] Goethe geht auf Schlegels Bezugsbrief ein, in dem Johann Friedrich Ungers Urteil über alte und neuere Techniken in der Holzschneidekunst dargelegt wird (vgl. zu 237,19). 263,25–26 giebt uns Herr Unger vielleicht Muster von beyden] Schlegel hatte im Bezugsbrief eine neue Arbeit Ungers zum Thema angekündigt, die dieser im Auftrag des Königs verfasse. – Näheres ist nicht bekannt. 264,1 Entdeckung guter und brauchbarer Stoffe] Schlegel berichtete in seinem Bezugsbrief von seiner „Beschäftigung mit der älteren Geschichte der deutschen Poesie“ im Rahmen der Vorbereitung seiner Vorlesung „Geschichte der deutschen Dichtkunst“ (H: GSA 28/805, Bl. 17). Dabei habe er „neue Aufschlüsse“ erhalten, „wie wohl ein Rittergedicht einzurichten wäre“ (ebd.). Seine Bearbeitung des Tristan-Stoffes, nach dem Studium des Tristan-Epos Gottfrieds von Straßburg und Heinrichs von Freiberg, blieb Fragment. Der erste Gesang erschien 1811 (August Wilhelm Schlegel: Tristan. Erster Gesang. In: ders.: Poetische Werke. Erster Theil. Heidelberg 1811, S. 98–134). 264,4 Ifflands Bekänntnisse] August Wilhelm Ifflands Autobiographie „Meine theatralische Laufbahn“ war 1798 in Leipzig bei Göschen erschienen (nicht in Goethes Bibliothek nachweisbar). Schlegel empfahl Goethe in seinem Brief vom 14. Dezember die Lektüre und vermutete, dass für die Darstellung der „früheren Szenen der Kindheit“ Goethes „Wilhelm Meister“ Vorbild gewesen sei (H: GSA 28/805, Bl. 18). In Goethes Tagebuch ist am 7. Dezember die Lektüre von Ifflands Leben (GT II 1, 268) vermerkt. Dabei handelte es sich wahrscheinlich nur um eine flüchtige Beschäftigung. Für die nächsten Wochen ist keine intensivere Lektüre des Buches nachweisbar. 264,6 Ihre liebe Frau] Caroline Schlegel.

DEZEMBER 1798

589

239. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 19. Dezember 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 177. – 1 Bl. 19,8 × 25(–25,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „194“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „41“, oben rechts: „1798“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 1 0 0“; Vs. Streichung des Absatzes 264,8–9 (vgl. E1) von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). – Wahrscheinlich Beischluss zu Nr 252. E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 195f., Nr 194 (Teildruck: 264,8–9 Hier empfängst du 〈…〉 anlangen mögen. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 344f., Nr 3948. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 13. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1636). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 264,8–9 197 rh baar und 3 rh. durch Zurechnung] Bei den 200 Reichstalern handelte es sich um Knebels Pensionsgeld, das er vierteljährlich durch Goethe erhielt (vgl. zu 18,14–15). Aufgrund der schlechten Wetterverhältnisse ging kein Bote nach Ilmenau ab. Das Absenden des Briefes verzögerte sich bis zum 31. Dezember (vgl. 276,6–8). In seinem Brief vom 29. Dezember, der sich mit Goethes Brief kreuzte, bat Knebel um das Geld, das er noch nicht erhalten hatte (vgl. RA 2, Nr 1662). 264,10 die Propyläen] In seinem Bezugsbrief beschrieb Knebel ausführlich seine Lektüreeindrücke und dankte „〈f〉ür die künftigen Propyläen 〈…〉 im voraus“ (H: GSA 28/494, Bl. 34). Goethe hatte ihm das erste Stück des ersten Teils der „Propyläen“ am 30. Oktober zugesandt (vgl. zu 231,16). 264,14–15 daß man so vieles 〈…〉 auch auf Poesie anwenden könne] Knebel hatte in seinem Brief von 13. Dezember in Bezug auf die „Einleitung“ der „Propyläen“ geschrieben, dass sich nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Poesie eine Diskrepanz zwischen Antikenverehrung und der gegenwärtigen Literatur ergebe: „Solche Urtheile u. Prüfungen, wie in diesen Propyläen über die Werke bildender Kunst aufgestellt sind, müßten auch über Werke der Dichtkunst gefällt werden. Es wäre schön, ein und denselben Gegenstand von Einem, oder von mehrern Alten bearbeitet, und dann auch von einem Neuern, neben einander zu stellen.“ (H: GSA 28/494, Bl. 34.) 264,24 das düstre Wetter] Knebel berichtete in seinem Bezugsbrief ausführlich über imposante Ilmenauer Wettererscheinungen.

590

BRIEF 240

264,26 von deinen Gedanken und Ansichten] Knebels nächster Brief vom 29. Dezember (vgl. RA 2, Nr 1662), der sich mit Goethes nächstem Brief kreuzte, enthält ein kritisches Urteil über Schellings Schriften „Ideen zu einer Philosophie der Natur“ und „Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus“, die Knebel von Goethe am 14. Dezember erhalten hatte (vgl. zu 261,19).

240. An Friedrich Schiller Weimar, 19. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 272–273. – Doppelblatt 18,7 × 23,6 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl: / J e n a. / f r.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 am linken unteren Blattrand egh. Bleistiftvermerk: 1798. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 265,7 Bouffler|s|. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 387–389, Nr 540. WA IV 13 (1893), 345–347, Nr 3949. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1646). – Schiller antwortete am 22. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1650). 265,1 Ihrer Meynung] Schiller hatte im Bezugsbrief angemerkt, dass eine geplante Veröffentlichung der Rezension von Grübels Gedichten in der „Allgemeinen Zeitung“ „eine gewiße Unschicklichkeit“ (NA 30, 13) darstelle und es besser sei, „wenn eben diese Anzeige in einem litterarischen Blatt stünde: hier ist man befugt und verpflichtet, alles zu würdigen, und ins Detail zu gehen. In einer politischen Zeitung kann nur das, muthmaßlich allgemein interessierende Platz finden, nicht was gefallen s o l l t e, sondern 〈 ....〉 was gefällt.“ (Ebd., 14.) 265,2 den kleinen Aufsatz] Zu Goethes Rezension von Grübels Gedichten vgl. zu 258,11–12). 265,3 mutatis mutandis] Lat.: nach Änderung des zu Ändernden; mit den nötigen Abänderungen. 265,3 Litteraturzeitung] Die in Jena erscheinende „Allgemeine Literatur-Zeitung“. 265,3–4 die Materie vor die Propyläen aufheben] Diese Überlegung hatte Goethe bereits am 15. Dezember geäußert (vgl. zu 262,21–22).

DEZEMBER 1798

591

265,4–5 Pikenick] Franz. pique-nique; engl. picknick: eine ungezwungene gesellige Vereinigung oder Mahlzeit, zu der jeder Teilnehmer einen Beitrag an Speisen oder Getränken mitbringt (vgl. GWb 6, 1324). – Hier für Cottas „Allgemeine Zeitung“, in der Goethes Rezension erschien. 265,5 eine Consequenz der Schüsseln] Gemeint ist die Reihenfolge der Gefäße, in denen die Speisen aufgetragen werden. Mit seiner Bemerkung spielt Goethe möglicherweise auf Karl Friedrich Benkowitz’ Werk „Ein Gastmahl von mehr als sechs Schüsseln. Mit traulicher Einladung an alle Freunde des höhern Genusses“ (Breslau 1797) an, dessen Inhalt Benkowitz im Vorwort als „eine Folge von mehr als sechs, von zwölf Schüsseln“ (S. II) ankündigt (vgl. August Wilhelm Schlegels kritische Rezension in: ALZ 1799. Nr 2 vom 2. Januar, Sp. 20–22). – ‚Consequenz‘ hier im Sinne von ‚Folgerichtigkeit, Schlüssigkeit‘ (vgl. GWb 5, 587). 265,7–8 Bouffler hat mir auch 〈…〉 recht wohl gefallen] Schiller hatte im Bezugsbrief auf Stanislas-Jean Chevalier de Boufflers’ Abhandlung „Discours sur la Littérature, prononcé à l’Académie des Sciences et Belles-Lettres de Berlin, le 9. D’Août 1798“ (Berlin 1798) verwiesen. Boufflers, ein früherer Mitarbeiter der „Encyclopédie“, ehemaliger Gouverneur von Senegal und Vertreter der Nationalversammlung, lebte seit 1792 als Emigrant am Hofe Friedrich Wilhelms II. in Berlin. In seiner Abhandlung definiert Boufflers ‚Geschmack‘ wie folgt: „Le goût est le tact de l’esprit, c’est le sentiment de ce qui doit plaire ou la notion des convenances appliquées aux objets d’agrément. 〈…〉 A proprement parler, c’est le goût de tout le monde.“ (S. 39.) Goethe kannte das Werk möglicherweise durch August Wilhelm Schlegel, der es in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ positiv besprach (vgl. ALZ 1799. Nr 2 vom 2. Januar 1799, Nr 2, Sp. 15f.). 265,8 die Franzosen und Vornehmen] Möglicherweise hatte sich Goethe mit einem der in Weimar lebenden Revolutionsemigranten wie Jean-Louis Comte Du Manoir oder Jean Joseph Mounier über das Werk verständigt. Die aus zwei Teilen bestehende Abhandlung Boufflers’ war auch Herzog Carl August bekannt, der sie am 8. Dezember 1798 mit folgender Bemerkung an Goethe zurückgesandt hatte: „Hier schicke ich dir Bouflers artige Sophismen zurück, die sich recht gut lesen, indeßen gefält mir der erste theil beßer wie der zweyte; dieser ist ein bißchen sehr schwach.“ (H: GSA 28/770; vgl. RA 2, Nr 1630.) 265,9 sentirt] Franz. sentir: fühlen, empfinden. – Hier im Sinne von „urtheilen, eine Meinung haben oder äußern“ (Campe 2, 607). 265,10 eigentlich für sie geschrieben] Schiller hatte im Bezugsbrief den eleganten und geistreichen Stil von Boufflers’ Abhandlung gewürdigt, zugleich aber kritisch angemerkt, dass der Autor die Deutschen nur am Rande und aus Gründen der Höflichkeit zur Kenntnis genommen habe. 265,12 Kants Antropologie] Goethe hatte Immanuel Kants Werk „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (Königsberg 1798) von Christian Gottlob Voigt

592

BRIEF 241

geliehen und sandte es ihm am 19. Dezember mit einer ausführlichen Einschätzung zurück (vgl. Nr 241). 265,15–16 im pathologischen Zustande] ‚Pathologisch‘ hier im Kantischen Sinne von ‚sinnlich bedingt, von der Sinnlichkeit abhängig‘ und damit im Gegensatz zu ‚dem durch die Vernunft Bewirkten‘ (vgl. GWb 6, 1162 sowie Kants Definition: „Daß gleichwohl die Natur in uns die Anlage dazu 〈den Affekten〉 eingepflanzt hat, war Weisheit der Natur, um provisorisch, ehe die Vernunft noch zu der gehörigen Stärke gelangt ist, den Zügel zu führen, nämlich den moralischen Triebfedern zum Guten noch die des pathologischen (sinnlichen) Anreizes, als einstweiliges Surrogat der Vernunft, zur Belebung beizufügen.“ (Kant AA 7, 253.) In seinem Antwortbrief betonte auch Schiller, das Kant „die pathologische Seite“ des Menschen zu stark herauskehre und damit „seiner practischen Philosophie ein so grämliches Ansehen“ gebe (NA 30, 15). 265,16–17 vor dem 60sten Jahr nicht vernünftig] Die Bemerkung bezieht sich auf Kants Ordnung des erkenntnisgeleiteten Wissens nach Lebensaltern: „Das Zeitalter der Gelangung des Menschen zum vollständigen Gebrauch seiner Vernunft kann in Ansehung seiner Geschicklichkeit (Kunstvermögens zu beliebiger Absicht) etwa ins zwanzigste, das in Ansehung der Klugheit (andere Menschen zu seinen Absichten zu brauchen) ins vierzigste, endlich das der Weisheit etwa im sechzigsten anberaumt werden; in welcher letzteren Epoche aber sie mehr negativ ist, alle Thorheiten der beyden ersteren einzusehen; wo man sagen kann: ‚Es ist Schade alsdann sterben zu müssen, wenn man nun allererst gelernt hat, wie man recht gut hätte leben sollen,‘ und wo selbst dieses Urtheil noch selten ist; indem die Anhänglichkeit am Leben desto stärker wird, je weniger es sowohl im Thun als Genießen Werth hat.“ (Kant AA 7, 201.) 265,26 Mechanische Arbeiten] Gemeint sind möglicherweise Bauangelegenheiten in Bibliothek und Schloss, mit denen Goethe in diesen Tagen beschäftigt war (vgl. Nr A 44 und Nr A 47). Für die Tage vom 15. bis 26. Dezember verzeichnet Goethes Tagebuch keine Einträge (vgl. GT II 1, 270). 266,1 Wegen Wallenstein soll bey den Frankfurthern angefragt werden.] Schiller hatte im Bezugsbrief die Bitte geäußert: „Es wäre mir jetzt doch lieb, wenn Sie den Francfurtern bald wollten zu wißen thun lassen, daß die 3 Wallensteinischen Stücke für 60 Ducaten zu haben sind.“ (NA 30, 14.) Möglicherweise hatte Goethe zuvor angeboten, beim Verkauf des „Wallenstein“-Manuskripts an das Frankfurter Theater zu vermitteln. Entsprechende Schritte Goethes sind nicht bekannt. Auch Schillers Bemühen, den Verkauf über Cotta zu regeln, schlugen fehl (vgl. Schillers Briefe an Cotta vom 16. Dezember 1798 und 8. Dezember 1799; NA 30, 12 und 128). „Wallenstein“ wurde in Frankfurt erst am 18. Oktober 1801 in einer Bearbeitung von Wilhelm Vogel aufgeführt. 266,2 Unsere Theatralische Mutter] Die aus Regensburg kommende Schauspielerin Louise Teller war im November 1798 für das Weimarer Hoftheater ver-

DEZEMBER 1798

593

pflichtet worden (vgl. EB 125, EB 128). Ihrem Vertrag zufolge sollte Teller für die am 6. September verstorbene Helene Malcolmi das Rollenfach der zärtlichen Mütter, Damen von Stande und Charakterrollen übernehmen (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39, Bl. 63). Teller war für die Rolle von Wallensteins Gemahlin, der Herzogin von Friedland, vorgesehen (vgl. zu 270,29).

241. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 19. Dezember 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/495,II, Bl. 1–4. – 2 Doppelblätter 20,4 × 34,7 cm, 3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–6; S. 1–3 oben Nr 243K, S. 6 unten–7 Nr 242), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 3 linke Spalte Mitte Adresse: An Herrn Geheimde Rath Voigt. E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt: Klassische Findlinge. In: Die Grenzboten 32 (1873), 2. Semester, 2. Bd, S. 92f., Nr 4 (nach K). WA IV 13 (1893), 347–351, Nr 3950 (nach E; Hinweis auf K und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 221). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Immanuel Kants „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (Königsberg 1798) (vgl. zu 266,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 16. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1643). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 266,9 Die Kantische Andropologie] Mit dem Bezugsbrief hatte Voigt Kants „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (Königsberg 1798) am 16. Dezember an Goethe geschickt. 266,10 Ihre Frau Gemahlin] Johanna Victoria Voigt hatte die Lektüre des Kantischen Werks für Goethe unterbrochen, wie Voigt in seinem Bezugsbrief schrieb. 266,11–12 dem Pädagogen höchst willkommen seyn muß] Erziehung und Beispiel (zur Nachahmung) ist für Kant maßgeblich für die Ausbildung eines Charakters.

594

BRIEF 241

266,13 meo voto] Lat.: meines Erachtens, nach meinem Wunsch. Über die Lektüre äußerte sich Goethe – weniger kritisch – auch in seinem Brief an Schiller vom 19. Dezember (vgl. 265,12–14). 266,16–17 indem Kinder um mich spielten] Nicht ermittelt, wahrscheinlich Goethes Sohn August und dessen Spielgefährten. 266,17–18 Vernunftzehe] Hörfehler des Schreibers‚ statt ‚Vernunftshöhe‘. 266,21 unser alter Lehrer] Kant war bei der Veröffentlichung der „Anthropologie“, seines letzten, selbst herausgegebenen Werkes, 74 Jahre alt. Der Schrift lagen die Vorlesungen über Anthropologie, wie er sie jedes Wintersemester von 1772/73 bis 1796/97 an der Albertina in Königsberg gehalten hatte, zugrunde. 266,22 bornirt] Nach Kants eigener Definition in der „Anthropologie“: „Der, welcher nicht selbst denken, wenn gleich viel lernen kann, wird ein beschränkter Kopf (bornirt) genannt.“ (Kant AA 7, 138.) 266,22 illiberal] Engherzig, unduldsam (GWb 4, 1490). 266,22–23 Ein weiser Mann sollte das Wort: Narr nicht so oft brauchen] Der Begriff wird in der „Anthropologie“ häufig verwendet, vor allem auch in Verbindung mit Kants Tadel von Hochmut. 266,23–24 ihm selbst der Hochmuth so lästig] Hochmut wird von Kant als eines der schwersten Vergehen des Menschen bewertet: „Hochmuth ist Narrheit, denn erstlich ist es thöricht, Anderen zuzumuthen, daß sie sich selbst in Vergleichung mit mir gering schätzen sollen, und so werden sie mir immer Querstreiche spielen, die meine Absicht vereiteln.“ (Kant AA 7, 210f.) 266,24 Genie und Talent sind ihm überall im Wege] Goethe hebt hier auf das Kapitel „Von der Originalität des Erkenntnißvermögens oder dem Genie“ ab, in dem Kant eine Definition von Genie unter Einbeziehung des Begriffs ‚Talent‘ vornimmt: „Also ist das Genie eines Menschen ‚die musterhafte Originalität seines Talents‘ (in Ansehung dieser oder jener Art von Kunstproducten).“ (Kant AA 7, 224.) Im Folgenden übt er Kritik am Geniehaften: „Aber jede Kunst bedarf doch gewisser mechanischer Grundregeln, nämlich der Angemessenheit des Products zur untergelegten Idee, d. i. Wahrheit in der Darstellung des Gegenstandes, der gedacht wird. Das muß nun mit Schulstrenge gelernt werden und ist allerdings eine Wirkung der Nachahmung. Die Einbildungskraft aber auch von diesem Zwange zu befreien und das eigenthümliche Talent, sogar der Natur zuwider, regellos verfahren und schwärmen zu lassen, würde vielleicht originale Tollheit abgeben, die aber freilich nicht musterhaft sein und also auch nicht zum Genie gezählt werden würde.“ (Ebd., 225.) 266,24–25 Poeten sind ihm zuwider] Über den Poeten heißt es im Kapitel „Vom Kunstgeschmack“: „Daß Poeten kein solches Glück machen, als Advocaten und andere Professionsgelehrte, liegt schon in der Anlage des Temperaments, welches überhaupt zum gebornen Poeten erforderlich ist: nämlich die Sorgen durch das gesellige Spiel mit Gedanken zu verjagen. – Eine Eigenheit aber, die den Charakter

DEZEMBER 1798

595

betrifft, nämlich die, keinen Charakter zu haben, sondern wetterwendisch, launisch und (ohne Bosheit) unzuverlässig zu sein, sich muthwillig Feinde zu machen, ohne doch eben jemand zu hassen, und seinen Freund beißend zu bespötteln, ohne ihm wehe thun zu wollen, liegt in einer über die praktische Urtheilskraft herrschenden, zum Theil angebornen Anlage des verschrobenen Witzes.“ (Kant AA 7, 249.) 266,26–267,1 daß er eine Vermischung des sanguinischen und Colerischen Temperaments nicht leiden will] Kant geht davon aus, dass das „sanguinische Temperament des Leichtblütigen“ (Kant AA 7, 287) bei einer Vermischung mit dem „cholerische〈n〉 Temperament des Warmblütigen“ (ebd., 289) neutralisiert werde: „Denn die gutmüthige Fröhlichkeit kann nicht in demselben Act mit dem abschreckenden Zorn zusammenschmelzend gedacht werden.“ (Ebd., 291.) Am Ende seiner Ausführungen „Vom Temperament“ folgert er: „Also giebt es keine zusammengesetzte Temperamente, z.B. ein sanguinisch-cholerisches (welches die Windbeutel alle haben wollen, indem sie alsdann gnädige, aber doch auch strenge Herrn zu sein vorgaukeln), sondern es sind in Allem deren nur vier und jedes derselben einfach, und man weiß nicht, was aus dem Menschen gemacht werden soll, der sich ein gemischtes zueignet.“ (Ebd., 291.) 267,4 Trennung in vier Temperamente] Die aus der Vorstellung der Viersäftelehre entwickelte ‚Temperamentenlehre‘ als ein Persönlichkeitsmodell unterscheidet vier Temperamente des Menschen: das Sanguinische, das Melancholische, das Cholerische und das Phlegmatische. Goethe setzte sich im Januar 1799 intensiv mit der Temperamentenlehre bei dem gemeinsamen Entwurf eines Schemas der Temperamenten Rose (GT II 1, 277; vgl. GB 14 II, zu 17,2) auseinander. 267,6–8 Die Behauptung daß junge Weiber 〈…〉 vorzubereiten] Der weibliche Charakter, so Kant, entlarve sich „im Zeitpunkt des Luxus“ (Kant AA 7, 304): „mit ihrer Gunst gegen Männer auf Freiheit und dabei zugleich auf Eroberung dieses ganzen Geschlechts Anspruch zu machen. – Diese Neigung, ob sie zwar unter dem Namen der Koketterie in übelem Ruf steht, ist doch nicht ohne einen wirklichen Grund zur Rechtfertigung. Denn eine junge Frau ist doch immer in Gefahr, Wittwe zu werden, und das macht, daß sie ihre Reize über alle den Glücksumständen nach ehefähige Männer ausbreitet: damit, wenn jener Fall sich ereignete, es ihr nicht an Bewerbern fehlen möge.“ (Ebd., 305.) 267,10 Hagestolz] Bezeichnung für einen ehelosen, etwas wunderlich gewordenen Mann mit misogynen Ansichten (vgl. GWb 4, 615). 267,10–11 Schilderung der Nationen] Im zweiten Teil der „Anthropologie“ unternimmt Kant im Kapitel „Der Charakter des Volks“ eine Unterscheidung der europäischen Nationen nach Charaktereigenschaften. Als die „zwei civilisirtesten Völker auf Erden“ (die deutsche Nation dabei bewusst ausklammernd) werden Frankreich und England näher beschrieben, darauf folgen Spanien, Italien und Deutschland (Kant AA 7, 311–319). 267,12 seigt] Fehler des Schreibers, statt ‚seicht‘.

596

BRIEF 242

267,13 artig] Modewort des 18. Jahrhunderts, hier ‚angemessen‘, ‚gehörig‘ (vgl. GWb 1, 843). 267,13 so baldig] Hörfehler, statt ‚sobald ich‘. 267,16 nur im hohen Alter] Zu Kants Staffelung der Lebensalter im Hinblick auf den Grad der Erkenntnis vgl. zu 265,16–17. 267,19–20 aburtheilen] Ein abschließendes, kritisches Urteil abgeben (vgl. GWb 1, 211). 267,22 künftig mehr die Rede seyn kann] Eine weitere Auseinandersetzung in schriftlicher Form über Kants „Anthropologie“ mit Voigt ist nicht bekannt, vielleicht ist aber auch eher allgemein Goethes weitere Beschäftigung mit Themen aus Kants „Anthropologie“, etwa mit der Temperamentenlehre im Januar 1799, gemeint.

242. An Sigismund August Wolfgang Herder 〈Weimar, 19.? Dezember 1798〉 → Freiberg DATIERUN G

Das hier abgedruckte Konzept steht auf demselben Doppelblatt wie der ebenfalls nur im Konzept überlieferte Brief an Christian Gottlob Voigt vom 19. Dezember (Nr 241; vgl. Überlieferung), so dass davon auszugehen ist, dass die beiden Schreiben in zeitlicher Nähe zueinander verfasst wurden. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/495,II, Bl. 3–4. – Doppelblatt 20,4 × 34,7 cm, 1 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 2–3; S. 1–2 oben Briefschluss zu Nr 241), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 2 linke Spalte Mitte Adresse: An Herrn Herder / des Bergbaus betl: / Freyberg. E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt: Klassische Findlinge. In: Die Grenzboten 32 (1873), 2. Semester, 2. Bd, S. 98f., Nr 11 (nach K). WA IV 13 (1893), 366f., Nr 3964 (nach E; Hinweis auf K und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 221). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Sigismund August Wolfgang Herders Brief vom 8. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1629). – Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. Sigismund (Siegmund) August Wolfgang Herder (1776–1838) war der zweitälteste Sohn Johann Gottfried und Caroline Herders und wurde in Bückeburg ge-

DEZEMBER 1798

597

boren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Weimar. August verbrachte seine Kindheit häufig in Gesellschaft des sieben Jahre jüngeren Erbprinzen Carl Friedrich und war am Hof sehr beliebt. Nach dem Besuch des Weimarer Gymnasiums ging er 1794 mit seinem Bruder Wilhelm für ein Jahr auf eine Erziehungsanstalt in Neuchâtel (Neuenburg), das damals noch zu Preußen gehörte. 1795 nahm er das Studium der Naturwissenschaften in Jena auf und setzte es 1796/97 in Göttingen fort. Ab Herbst 1797 besuchte er für drei Jahre die Bergakademie in Freiberg unter Abraham Gottlob Werner, Friedrich Wilhelm von Charpentier und Friedrich Wilhelm von Oppel. Um sich für den höheren Bergwerksdienst zu qualifizieren, begann er im Jahr 1800 ein zweijähriges Rechtsstudium an der Wittenberger Universität, das er 1802 mit seiner „Dissertatio metallico-juridica de jure quadrature metallicae“ abschloss. Seiner ersten Stellung als Assessor beim Bergamt Marienberg folgte nach einem Wechsel nach Schneeberg 1803 ein kontinuierlicher Aufstieg in den Ämtern des Bergwesens bis an deren Spitze: 1804 wurde er Oberberg- und Oberhüttenamtsassessor mit dem Charakter eines Bergkommissionsrates in Freiberg, 1810 erhielt er den Titel, 1817 den Rang eines Bergrats mit Sitz und Stimme im Finanzkollegium in Dresden. Nach dem Tod Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebras wurde er 1819 in Freiberg Vizeberghauptmann, 1821 trat er die Nachfolge Georg Adolf von Gutschmids als Berghauptmann an. 1826 stieg er auf zum Oberberghauptmann auf Rauenstein. Mit seiner Frau Susanne Sophie geb. Hänel, die er 1805 heiratete, hatte er einen Sohn, Eugen Wolfgang. Goethe hatte die Patenschaft bei August übernommen und förderte den Jungen, dessen musikalische und dichterische Talente sich früh zeigten, indem er ihn u.a. auf Reisen nach Jena, Belvedere und Ilmenau mitnahm. In Briefen an den Vater Johann Gottfried Herder aus Venedig und Schlesien richtete Goethe stets insbesondere Gusteln, manchmal auch nur ihm allein, einen Gruß aus. Die Briefe, die Goethe in dieser Zeit an August Herder persönlich richtete, sind nicht überliefert und können lediglich erschlossen werden. Das Verhältnis zu August wurde gerade in der Jugendzeit noch stark vom Verhältnis des Vaters zu Goethe bestimmt. So ging die Distanzierung der Herders von Goethe, die sich durch Goethes Vermittlung zwischen den Herders und Herzog Carl August in Bezug auf die finanzielle Unterstützung der Kinder ab August 1795 abzeichnete, auch mit einer Entfremdung von August einher (vgl. Suphan, Goethe und Herder von 1789–1795). Noch im Februar 1798 riet Johann Gottfried Herder dem Sohn: „Goethe etc. laß auch gelesen sein; es ist gnug; – 〈…〉 Du gewöhnst Dich an einen zu weichlichen Geschmack. Starke, starke Speise!“ (HB 7, 372.) Dennoch hielt der Rat des Vaters den Sohn nicht davon ab, 1798 erneut Kontakt zu Goethe aufzunehmen und ihm für die Vermittlung bei Herzog Carl August zur finanziellen Förderung seines Studiums zu danken (vgl. RA 2, Nr 1629). Goethes Interesse an Augusts Werdegang hielt, vergleichbar mit dem an Friedrich von Stein, zeitlebens an, wie Goethe selbst in den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1819 schreibt (vgl. WA I 36, 150). Es blieb aber –

598

BRIEF 243

auch hier dem Verhältnis zu Friedrich von Stein ähnlich – auf wohlwollende Distanz reduziert. Im Jahr 1808 trafen sich die beiden beim Kuraufenthalt in Karlsbad, wodurch sich das Verhältnis erneuerte: Mit Bergrath v o n H e r d e r setzte ich die herkömmlichen Gespräche fort, als wären wir nur eben vor kurzem geschieden (WA I 36, 35), berichtet Goethe in den „Tag- und JahresHeften“ über das Zusammentreffen. Bei der Geburt des Sohnes 1813 übernahm Goethe wiederum die Patenschaft, trat aber in kein engeres Verhältnis zu dem Kind. – Der vorliegende Brief ist der erste überlieferte aus einer sich über 38 Jahre erstreckenden locker geführten Korrespondenz. Nur für den vorliegenden Brief sind sowohl Bezugs- als auch Antwortbrief überliefert. Während sich von August Herder sechs Gegenbriefe aus der frühen Zeit von April 1790 bis April 1810 nachweisen lassen, sind von Goethe, abgesehen von dem hier vorliegenden, noch weitere sechs Briefe an den Herder-Sohn aus der späten Zeit von August 1826 bis September 1831 bekannt. Die Überlieferungslage lässt den Schluss zu, dass die Anzahl der Goethe-Briefe an August Herder und dessen Gegenbriefe wesentlich höher als bekannt ist. 268,1 Deinen Brief] August Herders Bezugsbrief vom 8. Dezember. 268,2 da er ein früheres Verhältniß wieder anknüpft] August Herder nahm die Korrespondenz und freundschaftliche Verbindung zu Goethe nach einer Zeit der Entfremdung und des Schweigens wieder auf, die mit der sich ab 1795 abzeichnenden Distanzierung seines Vaters Johann Gottfried Herder von Goethe begonnen hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu diesem Brief). 268,17 die Zeichnungen] Herders Bezugsbrief war eine „kleine Arbeit“ (H: GSA 28/23, Bl. 621) beigefügt, die einen 16 Seiten langen Aufsatz sowie zwei von August Herder selbst angefertigte Zeichnungen von Hebemaschinen in Freiberger Bergwerken umfasst: Die erste stellt eine „Zeichnung des Hubsatzes auf Jung Himmlisch Heer, Fdgr. auf dem obern Brande in der Freiberger Bergamts- und deren Hohenbirkner Revier gefertigt von Wolfg. Aug. Herder. 1798“ dar, die andere eine „Zeichnung des Hubsatzes auf der neuen Hoffnung Gottes. Fdgr. zu Braeunsdorf“ (KSW, Museen, Inv.-Nr KHz/AK 1680). In seinem Aufsatz mit dem Titel „Kurze Beschreibung des Hubsatzes“ (ebd.) erläutert Herder detailliert die Vorund Nachteile des von Johann Friedrich Mende 1796 erfundenen Hubsatzes in den Wasser-Hebemaschinen im Freiberger Bergbau. 268,18 von einer so merkwürdigen Erfindung] Der Maschinendirektor Johann Friedrich Mende entwickelte 1796 für den Freiberger Bergbau den so genannten Hubsatz in den Wasser-Hebemaschinen, der dem sonst üblicherweise verwendeten Saugsatz an Geschwindigkeit deutlich überlegen war. Goethe war von dieser Neuerung bereits in einem Brief von Heinrich von Trebra vom 6. September 1797 oberflächlich in Kenntnis gesetzt worden (vgl. RA 2, Nr 963). 268,19 Theile mir von Zeit zu Zeit etwas mit] Der nächste überlieferte Brief von August Herder stammt vom 19. April 1810 (vgl. RA 5, Nr 1450). Er kam

DEZEMBER 1798

599

Goethes Bitte wahrscheinlich nicht schriftlich, sondern durch einen persönlichen Besuch in Weimar nach, so etwa 14 Tage später, im Januar 1799 (vgl. GT II 1, 273; vgl. zu 276,24). 268,20–21 wenn gleich das Fach der Künste 〈…〉 entfernt ist] Der Ilmenauer Bergbau, für den sich Goethe lange interessiert hatte, war zu diesem Zeitpunkt ein gescheitertes Projekt, von dem sich Goethe so weit gedanklich distanziert hatte, dass er die hier von August Herder vorgestellten neuen Maschinerien nicht mehr für wichtig für den Ilmenauer Bergbau erachtete (vgl. Voigt, 271–273). 268,23 Deine guten Eltern sehe ich selten] Der Kontakt zum Ehepaar Herder war 1798 sehr reduziert. Grund war wahrscheinlich die im Januar erfolgte Vermittlung Goethes zwischen Herders und Herzog Carl August wegen der finanziellen Unterstützung der Kinder, insbesondere auch von August (vgl. zu 365,6), die zu einer erneuten Verstimmung auf beiden Seiten führte. In Goethes Tagebuch ist lediglich ein Treffen in großer Runde am 27. April während Ifflands Gastspielzeit zum Frühstück belegt, zu dem auch Herder und Frau (BuG 4, 414) eingeladen waren. Goethe wird Johann Gottfried Herder außerdem gelegentlich bei Hofe gesehen haben, so etwa am 27. Oktober (vgl. GT II 1, 263). 268,23–24 aus dem Hause] Die Herders wohnten hinter der Stadtkirche St. Peter und Paul, heute Herderplatz 8. 268,25 Die Meinigen] Christiane Vulpius und der Sohn August. 268,25–26 August hat sich vorgenommen] August Herder bat Goethe am Ende seines Briefes darum, ihn bei Christiane Vulpius, Johann Heinrich Meyer und Goethes Sohn, „dem guten August 〈…〉 ins Andenken“ (H: GSA 28/23, Bl. 622) zu bringen. August Herder richtete in seinen Briefen wiederholt Grüße an seinen „kleinen Freund“ (Brief vom 22. November 1794; H: GSA 28/7, Bl. 350; vgl. RA 1, Nr 1107) aus (vgl. auch RA 1, Nr 1156). 268,26 schreiben] Der hier angekündigte Brief des fast 9-jährigen August an seinen Namensvetter ist nicht überliefert. – Mit dem Seitenende bricht das Konzept ab. Die Rückseite des Blattes wurde nicht zur Fortsetzung genutzt und blieb unbeschrieben.

243. An Friedrich von Stein Weimar, 21. Dezember 1798 → Breslau ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/495,II, Bl. 1–2. – Doppelblatt 20,4 × 34,7 cm, 2 ½ S. einspaltig rechts beschr. (S. 1–3; S. 3 unten–4 Anfang von Nr 241), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Kriegsrath von

600

BRIEF 243

Stein nach Breslau. Entscheidender Unterschied zwischen K und H ist der fehlende Absatz über August von Goethe und das Urteil des Vaters über die schulischen Leistungen des Sohnes (313,14–21). E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 70f., Nr 28 (nach H). WA IV 13 (1893), 351f., Nr 3952 (nach E, mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen; Hinweis auf K und Abweichungen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 221). Textgrundlage: E. – Der Druck in der WA nimmt eine Emendation eines wahrscheinlichen Lesefehlers gegenüber E vor, die zwar formal logisch erscheint, aber nicht auf Autopsie von H beruht. Wegen des unmittelbaren Bezugs von E auf H bleibt E die Textgrundlage. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTE

269,23 Ferdinand] Freund WA ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Friedrich von Steins Brief vom 12. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1634). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 24. Dezember 1798 (H l. K r i e g s r. v. S t e i n zurückbehaltnes Concept.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 482r; vgl. WA IV 13, 438); 24. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v). Zur Person Friedrich von Steins (1772–1844) und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 44. – Nach Goethes Rückkehr aus Italien und der Entfremdung von Charlotte von Stein hielt Goethes Anteilnahme am Werdegang Friedrich von Steins zwar weiter an, war aber bei weitem nicht mehr so intensiv und engagiert wie in den Jahren zuvor. Mit dem hier vorliegenden Brief bricht Goethe sein fast eineinhalb Jahre lang dauerndes Schweigen, das Friedrich von Stein wiederholt durch Briefe aufzuheben versucht hatte. Nach seiner 1794 erfolgten Ernennung zum Kammerassessor und Kammerjunker durch Herzog Carl August ließ sich Friedrich von Stein 1795, unterstützt von Goethe, von Weimarer Diensten beurlauben und ging als Volontär der preußischen Kriegs- und Domänenkammer nach Breslau. Entgegen der ursprünglichen Pläne – der Herzog hatte ihn für die Erziehung des Erbprinzen vorgesehen – beschloss Friedrich von Stein schließlich, in Schlesien zu bleiben. Im Sommer 1797 erhielt er von Herzog Carl August, der wie Herzogin Louise diesem Entschluss nur Unverständnis und Unwillen entgegenbrachte, während eines Weimar-Aufenthalts seinen Abschied aus Weimarer Diensten. Friedrich von Stein bat daraufhin den in der Schweiz weilenden Goethe um Vermittlung zwischen ihm und dem Herzog, seine Briefe – in die Schweiz hatte er ihm „ein paar mahl“ (H: GSA 28/20, Bl. 114; vgl. RA 2, Nr 1182) geschrieben – blieben jedoch unbeantwortet (vgl. ebd.). 1798 hatten sich die Wogen um den in Weimar ehemals beliebten Stein-Sohn etwas geglättet: „hier wirst Du nach und

DEZEMBER 1798

601

nach vergeßen, und ich höre keinen Vorwurf mehr“, schreibt Charlotte von Stein an ihren Sohn am 6. Februar (Brief vom 15. Januar bis 26. Februar 1798; GSA 122/102). Die Mutter ermahnt ihn am 17. Februar, die Kommunikation zu seinem ehemaligen väterlichen Freund und Gönner Goethe weiter aufrecht zu erhalten: „Schreib ja noch dan und wan an Goethe und wan er Dich gleich nicht treu freundschafftlich behandelt hat, so bleibe ihm doch für seine erste Liebe Dankbar, ich glaube er liebt Dich auch noch, nur daß er in seinen eignen Wesen so befangen und umfangen ist, daß ers nicht heraus geben kan wens nicht Leidenschafft wird“ (ebd.). Mit einem Brief vom 14. März 1798 versucht sich der Sohn nun auf Geheiß der Mutter erneut in Goethes Gedächtnis zurück zu schreiben, aber erst sein Brief vom 12. Dezember 1798, in dem er bekennt, „etwas Groll über Ihr Stillschweigen gehabt zu haben“ (H: GSA 28/23, Bl. 619; vgl. RA 2, Nr 1634), führt zu der vorliegenden Antwort. Wiederum ist es die Mutter, die in der Kommunikation zwischen väterlichem Freund und Sohn vermittelt, indem sie dem Sohn am 23. Dezember berichtet: „Gestern kam der kleine August und sagte mir in seines Vaters Namen er würde den Herrn Kriegsrath bald antworten, und den bekam der kleine auch eine rechte Lust Dir zu schreiben“ (Brief vom 18. bis 27. Dezember 1798; H: GSA 122/102). – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nur dieser eine Brief Goethes an Friedrich von Stein bekannt, von Friedrich von Stein sind zwei Briefe von 1798 überliefert (vgl. RA 2, Nr 1182; RA 2, Nr 1634). 269,2 auf Deinen vorigen Brief] Friedrich von Steins vorangegangener Brief vom 14. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1182) war von Goethe ebenso unbeantwortet geblieben wie seine Briefe, die er in die Schweiz geschickt hatte (vgl. ebd.). – Ähnlich erging es dem langjährigen Freund Johann Christian Kestner, dessen Briefe Goethe ebenfalls unbeantwortet ließ (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 136; zu 167,13). 269,3 bei dem jetzigen] Friedrich von Steins Bezugsbrief vom 12. Dezember. 269,3–4 für Dein Andenken] Hier im Sinne von ‚anteilnehmendes Denken an eine weit entfernte Person‘ (vgl. GWb 1, 489). 269,4–5 Dein dortiges Verhältniß sich befestigt und verbessert] Friedrich von Stein war im Dezember 1798 zum Kriegs- und Domänenrat ernannt worden und bezog damit endlich ein Gehalt. Bislang war er immer auf Geldanweisungen durch seinen Bruder Carl angewiesen gewesen. – Die Mutter hatte ihm zu dieser Beförderung am 18. Dezember ihre Glückwünsche übermittelt und über die mangelnde Resonanz in Weimar berichtet: „Ich dachte Goethe würde kommen und mir seine Freude über sein ehmaliges Kind bezeigen, aber auch er kam nicht und weiter gar niemand“ (Brief vom 18. bis 27. Dezember 1798; H: GSA 122/102). 269,15 aufreizend] Anregend (vgl. GWb 1, 995). 269,17–18 die Schweiz 〈…〉 am Rande ihrer alten Verfassung] Der Einmarsch Napoleons in die Schweiz 1798 bedeutete das Ende der Alten Eidgenossenschaft, die als loser Zusammenschluss von 13 souveränen Ständen (Kantonen)

602

BRIEF 244

zu einem Staatenbund, der von den Machtinteressen und Durchsetzungsvermögen der einzelnen Mitglieder geprägt gewesen war, seit dem 13. Jahrhundert bestanden hatte. Eine Verfassung im rechtsstaatlichen Sinn hatte es in dieser Zeit nicht gegeben. Dies geschah erst mit der Begründung der Helvetischen Republik als neuer Staatsform durch Verabschiedung der ersten Verfassung der Schweiz am 12. April 1798. 269,18–19 mit andern Augen als vor zwanzig Jahren] Goethes erste Schweizer Reise lag 23 Jahre (14. Mai bis 22. Juli 1775), die zweite 18 Jahre (12. September 1779 bis 14. Januar 1780) zurück. Beide Reisen, die erste mit den Grafen Friedrich Leopold und Christian zu Stolberg-Stolberg und Christian von Haugwitz, die zweite mit dem incognito reisenden Herzog Carl August waren von Goethe vor allem deswegen angetreten worden, um Distanz zu seinem Umfeld zu gewinnen und den Prozess einer inneren Klärung und Selbstvergewisserung in Gang zu setzen (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 518). Die dritte Schweizer Reise (30. Juli bis 20. November 1797) stand dagegen ganz im Dienst seiner Forschungsinteressen, die Goethe nach einem vorgefassten Schema registrierte, sammelte und bearbeitete. Ursprünglich wollte er die so kompilierten Erkenntnisse als Reisebeschreibung veröffentlichen. 269,23 Ferdinand Meyer] Lesefehler im Erstdruck; bereits im Konzept ist Freund Meyer zu lesen (vgl. 313,5), also Johann Heinrich Meyer, seit November 1791 Goethes Hausgenosse in Weimar. 1795 reiste Meyer nach Italien und traf Goethe am 20. September 1797 in Zürich, um mit ihm gemeinsam die Heimreise nach Weimar anzutreten. Meyer war Friedrich von Stein, der 1791 bereits in Jena studierte, bis zu von Steins Weggang 1795 nach Breslau, mit großer Wahrscheinlichkeit mehrfach begegnet. So hatte er Meyer im Brief an Goethe vom 28. August 1797 bereits „bestens von mir 〈…〉 grüßen“ (H: GSA 28/19, Bl. 521; vgl. RA 2, Nr 948) lassen. Auch in Briefen Charlotte von Steins an ihren Sohn wird Meyer gelegentlich erwähnt. 269,25 in den „Propyläen“ sehen] Friedrich von Stein hatte in seinem Bezugsbrief unspezifisch von der Lektüre von Goethes „neueren im Publikum erschienenen Sachen“ (H: GSA 28/23, Bl. 619) geschrieben. Ob er damit die von Goethe herausgegebene Zeitschrift gemeint hatte, ist nicht bekannt. In den folgenden Briefen an Goethe werden die „Propyläen“ nicht erwähnt. 269,31 laß mich mehr von Dir hören] Der nächste überlieferte Brief von Friedrich von Stein stammt erst vom 16. Juni 1799 (vgl. RA 3, Nr 239). Im Konzept des vorliegenden Briefes hatte Goethe einen weiteren Absatz über seinen Sohn August geschrieben, über dessen schulische Leistungen sowie über den Unterricht bei Adolf Eysert, dem ehemaligen Hauslehrer Friedrich von Steins (vgl. 313,14–21). Goethes Sohn lag Friedrich von Stein offenbar sehr am Herzen: In seinem Brief vom 28. August 1797 hatte er berichtet, während seines Weimar-Aufenthalts mit August gespielt und ihm ein Schränkchen geschenkt zu haben, das er als Junge von Goethe

DEZEMBER 1798

603

bekommen hatte (vgl. RA 2, Nr 948). Auch im Bezugsbrief hatte er ihn grüßen lassen.

244. An Friedrich Schiller Weimar, 22. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 276–277. – Doppelblatt 19,8(–20,1) × 27,7 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl / Jena. / f r a n k.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 393–395, Nr 542. WA IV 13 (1893), 353f., Nr 3954. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 21. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1650). – Schiller antwortete am 24. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1654). Postsendungen: 24. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v). 270,1 Die Nachricht von Ihrer baldigen Ankunft] Schiller hatte seine Absicht bekundet, mit seiner Familie für 3 bis 4 Wochen nach Weimar kommen zu wollen. Er traf am 4. Januar 1799 in Weimar ein, wo er sich bis zum 7. Februar aufhielt. Anlass waren die Proben und die Uraufführung der „Piccolomini“ am 30. Januar 1799. 270,2 die wieder rückkehrende Sonne] Goethe erhoffte sich von der an diesem Tag erfolgten Wintersonnenwende neue produktive Kraft. Der 21. oder 22. Dezember bezeichnet den Tag auf der Nordhalbkugel der Erde, an dem die Sonne ihre geringste Mittagshöhe erreicht und der Winter beginnt („Der Anfang des Winters, oder der Eintritt der Sonne in den Steinbock, da sie den kürzesten Tag macht, ist den 21 Dec. um 1 U. 22 M. Abends.“; Gothaischer Hof Kalender zum Nutzen und Vergnügen auf das Jahr 1798. Gotha o.J., o. S.). 270,3 Farbenlehre] Vgl. zu 232,14. 270,9 Communication mit Schelling] Zu Goethes und Schillers Verbindungen zu Schelling, der im Wintersemester 1798/99 seine Lehrtätigkeit an der Jenaer Universität aufgenommen hatte, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 126. Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, dass er mit Schelling nur einmal wöchentlich zum Kartenspiel zusammentreffe. 270,13 L’hOmbre] Ein im 18. Jahrhundert verbreitetes und von Schiller gerne gespieltes spanisches Kartenspiel mit 40 Karten für drei bis fünf Personen. Schiller hatte berichtet, dass ihm „diese Zerstreuung, da ich jetzt absolut keine andre habe,

604

BRIEF 245

beinah unentbehrlich“ geworden sei (NA 30, 15; vgl. Caroline von Wolzogen: Schillers Leben, verfaßt aus Erinnerungen der Familie, seinen eignen Briefen und den Nachrichten seines Freundes Körner. T. 2. Stuttgart und Tübingen 1830, S. 173). 270,13–14 Anthropologie] Zu Immanuel Kants „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“ (Königsberg 1798) vgl. zu 265,12. Schiller hatte im Bezugsbrief angekündigt, das Werk ebenfalls lesen zu wollen. 270,14 die Apologie des Spiels] Dazu heißt es in Kants „Anthropologie“: „Warum ist das Spiel (vornehmlich um Geld) so anziehend und, wenn es nicht gar zu eigennützig ist, die beste Zerstreuung und Erholung nach einer langen Anstrengung der Gedanken; denn durch Nichtsthun erholt man sich nur langsam? Weil es der Zustand eines unablässig wechselnden Fürchtens und Hoffens ist. 〈…〉 Musik, Tanz und Spiel machen eine sprachlose Gesellschaft aus 〈…〉. Das Spiel, welches, wie man vorgiebt, nur zur Ausfüllung des Leeren der Conversation nach der Tafel dienen soll, ist doch gemeiniglich die Hauptsache: als Erwerbmittel, wobei Affecten stark bewegt werden, wo eine gewisse Convention des Eigennutzes, einander mit der größten Höflichkeit zu plündern, errichtet und ein völliger Egoism, so lange das Spiel dauert, zum Grundsatze gelegt wird, den keiner verläugnet; von welcher Conversation bei aller Cultur, die sie in seinen Manieren bewirken mag, die Vereinigung des geselligen Wohllebens mit der Tugend und hiemit die wahre Humanität schwerlich sich wahre Beförderung versprechen dürfte.“ (Kant AA 7, 232, 277f.) 270,20 Das Thouretische Quartier] Während seines Aufenthalts in Weimar hatte der mit dem Ausbau des Weimarer Residenzschlosses beauftragte Architekt Nikolaus Thouret eine Wohnung im Schloss bewohnt. Wo sich diese befand, ist nicht ermittelt. Möglicherweise handelte es sich um eine aus zwei Zimmern und drei Kammern bestehende Bauoffizianten-Wohnung (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 80) oder um ehemalige „Churfürstliche Zimmer“ in dem vom Brand 1774 weniger betroffenen Nordflügel des Schlosses. Seit Thourets Ende Oktober 1798 erfolgter Abreise stand diese Wohnung leer. In seinem Bezugsbrief bat Schiller darum, ihm für seinen geplanten längeren Aufenthalt in Weimar diese Unterkunft „auf 3 oder 4 Wochen vom Herzog auszubitten“ (NA 30, 15). Goethe entsprach diesem Wunsch, so dass Schiller mit seiner Familie die Wohnung am 4. Januar 1799 beziehen konnte, wo er bis 7. Februar logierte. 270,27 Mitwochs mehr] Vgl. Nr 246. Goethe schrieb den Brief am Dienstag; dieser ging aber erst am folgenden Mittwoch, dem 26. Dezember, nach Jena ab. 270,28 Rolle für Wallensteins Gemahlin] Schiller übersandte das gewünschte Manuskript mit der Rolle der Herzogin von Friedland erst am 31. Dezember (vgl. RA 2, Nr 1664). 270,29 unserer neuen Actrice] Zum Engagement der Regensburger Schauspielerin Louise Teller vgl. zu 266,2. Teller debütierte am Weimarer Hoftheater am 21. Januar 1799 in der Rolle der Gräfin Orsina in Lessings „Emilia Galotti“ sowie am

DEZEMBER 1798

605

26. Januar in der Rolle der Paulowna Ossakowa in Joseph Marius von Babos Schauspiel „Die Strelizen“ (vgl. GT II 1, 278). Nach einer ersten Leseprobe der „Piccolomini“ am 24. Januar 1799 zeigte sich Goethe von ihrem Talent allerdings nicht überzeugt (vgl. GB 14 II, zu 11,9–10). In der Uraufführung am 30. Januar 1799 trat Teller nicht in der Rolle von Wallensteins Gemahlin, sondern in der Rolle ihrer Schwester, der Gräfin Terzky, auf (vgl. Carl August Böttiger: Ueber die erste Aufführung der Piccolomini auf dem Weimarischen Hof-Theater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, Februar 1799, S. 95f.). 271,1–2 auf den 30sten] Die Uraufführung von Schillers „Piccolomini“ fand am 30. Januar, dem Geburtstag der Herzogin Louise, statt.

245. An Johann Georg Paul Goetze

Weimar, 24. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Slg Kippenberg, Sign.: K. K. 51. – 1 Bl. 19,8(–20) × 32,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E: Conrad Höfer: Neue Goethebriefe. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 2 (1922), S. 10f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 139, Nr 3954a. ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass für den vorliegenden Brief war ein Brief des Herzogs Carl August vom 24.? Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1660), in dem dieser Goethe einen Auftrag für Johann Georg Paul Goetze übermittelte (vgl. zu 271,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 24. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v). Zur Person Johann Georg Paul Goetzes (1761–1835) und zu Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 11 II, Nr A 31. – Goetze, der als 16-Jähriger mit seiner Mutter Maria Dorothea Goetze und einem jüngeren Bruder Johann Gottfried ab 1777 in Goethes Haus diente (vgl. Schleif, Goethes Diener, 97), wurde auf Goethes Empfehlung vom 20. März 1794 als Baukondukteur beim Wasserbau in Jena eingesetzt, jedoch gleich mit der Empfehlung, ihn als nützlichen treuen Subalternen (GB 10 I, 283,30–31) auch für andere Aufgaben einzusetzen. Goetze wurde mit der Aufsicht über die Saale in Jena und den umliegenden Ortschaften betraut (vgl. Nr 247). Dem Wasserbau kam in Jena und der weiteren Umgebung eine besonders wichtige Rolle zu, da es durch die Seitenarme der Saale immer wieder zu Überschwemmungen kam. Goethe gehörte mit den Geheimen Räten Johann Christoph Schmidt und Christian Gottlob Voigt sowie

606

BRIEF 246

dem Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel der seit 1790 bestehenden Wasserbaukommission an (vgl. FA/Goethe I 27, 1033), so dass Goetze seinem ehemaligen Herrn regelmäßig Bericht erstattete. Wegen seines geringen Jahresgehalts von 50 Reichstalern (vgl. GB 10 II, zu 283,22–23) unterstützte Goethe Goetzes Mutter und ihn finanziell auch nach ihrem Umzug nach Jena bis zu Goetzes Beförderung zum Wegebaukommissar 1803 (vgl. zu 148,1). Durch dieses Zubrot konnte Goethe ihn entsprechend auch mit Aufträgen betrauen, die über seine Tätigkeiten beim Wasserbau hinausgingen. Im Fall des vorliegenden Briefes wurde Goetze ein Auftrag für Herzog Carl August übertragen (vgl. zu 271,7). Die Vertraulichkeit des Schreibens dokumentiert, dass sich Goethe auf Goetzes Diskretion bedingungslos verlassen konnte. – 1798 sind zwei Briefe Goethes an Goetze überliefert, vier weitere lassen sich erschließen. Von Goetze sind – sieht man von den amtlichen Berichten über den Zustand der Saale ab, die er nahezu wöchentlich an Goethe sandte (vgl. z.B. GSA 30/104–108) – drei Briefe aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes überliefert (vgl. RA 2, Nr 1123; RA 2, Nr 1155; RA 2, Nr 1556). 271,7 einen Auftrag] Von Herzog Carl August hatte Goethe den Auftrag erhalten, Goetze dafür sorgen zu lassen, im etwa 20 km von Jena entfernten Kahla am Samstag, dem 29. Dezember, „so zwischen 3–4 Nachmittags etwas zu eßen“ besorgen zu lassen (H: GSA 28/770; vgl. RA 2, Nr 1660). Laut Fourierbuch reiste der Herzog an diesem Tag „nacher Kahle“ (FB 1798, S. 231) und war am 30. Dezember wieder bei der fürstlichen Mittagstafel anwesend (vgl. ebd., S. 232). Mit wem und aus welchem Grund sich Herzog Carl August auswärts traf, konnte nicht ermittelt werden. – Goetze wurden auch von anderen vertrauensvolle Aufträge erteilt, so z.B. fungierte er 1802 beim Verkauf des Schiller’schen Hauses und Gartenhauses in Jena als dessen Vermittler (vgl. NA 31, 100f.); 1805, beim drohenden Einfall der Franzosen, erhielt er von Christian Gottlob Voigt einen geheimen Auftrag, die Lage in Hof auszukundschaften (vgl. Doebber, Lauchstädt und Weimar, 109f.). 271,9 Sonabends 〈…〉 wird eine Gesellschafft in Kahle eintreffen] Offenbar war Goethe zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes (und vermutlich auch später) vom Herzog nicht näher in den Sachverhalt eingeweiht worden. 271,10–11 drey oder vier Herren] In seinem Brief schreibt Herzog Carl August lediglich von einem Essen, das Goetze bestellen soll. Eine Übernachtung erwähnt er nicht. 271,11 einige Bedienten] In seinem Brief vom 24. Dezember kündigt Herzog Carl August an, „3 pferde, den Camm〈er〉d〈iener〉 einen jäger u. einen Kutscher“ (H: GSA 28/770; vgl. RA 2, Nr 1660) mitzubringen. 271,11–12 in dem besten Wirthshause] Es ist nicht bekannt, welchen Gasthof Goetze auswählte. Zu den besseren Gasthöfen in Kahla gehörten sicher die, bei denen auch Goethe in späterer Zeit Halt machte: Im August 1806 war dies im „Goldenen Stern“, wo Goethe Leidlich aß (GT III 1, 245). Andere Gasthöfe aus die-

DEZEMBER 1798

607

ser Zeit waren der „Goldene Löwe“ am Markt, wo Goethe beispielsweise am 15. September 1812 ein Mittagessen einnahm (vgl. GT IV 1, 391), sowie der „Wilde Mann“. 271,16 avertirtest] Avertieren, von franz. avertir: benachrichtigen, in Kenntnis setzen. 271,20 mit dem Kammerwagen] Postkutsche, die wahrscheinlich vor allem dem Hof als Transportmittel zur Verfügung stand (vgl. GWb 5, 243). Laut Post-Bericht kam „Mittwoch Mitt. 10 U. der Cammerwagen v. Jena“ (Post-Bericht 1798) in Weimar an. Ob Goetze damit einen (nicht überlieferten) Brief nach Weimar schickte, ist nicht bekannt. 271,21 weil wahrscheinlich keine Botenweiber gehen] Am Mittwoch war der 26. Dezember, der zweite Weihnachtsfeiertag. 271,22 die Donnerstags Abends hier abgeht] Laut Post-Bericht ging die Post „Abends 8 Uhr nach Jena“ (Post-Bericht 1798).

246. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 280–281. – Doppelblatt 19,9 × 27,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: 10 / Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / frank.; Reste einer roten Verschlussoblate, Bl. 2 Ausriss durch Öffnen der Oblate. – Egh. Bleistiftkorrektur (vgl. Überlieferung zu Nr 6): 272,6 in ⎡an⎤. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 398f., Nr 544. WA IV 13 (1893), 355, Nr 3955. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 24. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1654). – Schillers Antwortbrief vom 27. oder 28. Dezember 1798 ist nicht überliefert (vgl. zu 275,12–13). 272,1 Vollendung der Arbeit] Schiller hatte berichtet, dass er das von Iffland mit Nachdruck eingeforderte Manuskript der „Piccolomini“ für das Berliner Theater fertiggestellt und abgesandt habe. Für die folgenden Tage hatte Schiller angekündigt, das Manuskript für die Weimarer Uraufführung abschreiben zu lassen, die astrologische Szene zu überdenken und Anfang Januar dann nach Weimar zu kommen. 272,2–3 alle Hoffnung zu vergehen anfing] Goethe hatte gegenüber Johann Heinrich Meyer bereits im November entsprechende Befürchtungen geäußert (vgl. zu 247,11).

608

BRIEF 247

272,9 Ihr Quartier im Schlosse] Schillers Bitte folgend ließ Goethe die gewünschte Wohnung für die Familie herrichten (vgl. zu 270,20). 272,12 resolviren] Lat. resolvere: auflösen, losbinden. – Hier im Sinne von ‚entschließen‘. 272,12–13 den zweyten zu kommen] Schiller reiste am 4. Januar 1799 nach Weimar (vgl. Schillers Kalender, 111). 272,13 den 30sten] Die Uraufführung von Schillers „Piccolomini“ fand am 30. Januar, dem Geburtstag der Herzogin Louise, statt. 272,15–16 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

247. An Johann Georg Paul Goetze Weimar, 25. Dezember 1798 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Slg Kippenberg, Sign.: K. K. 51. – Doppelblatt 19,8 × 27,5(–27,8) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: An / den Conducteur Goetze / nach / Jena. / frank.; Verschlussoblate, Papierausriss durch Öffnen der Oblate. E: Conrad Höfer: Neue Goethebriefe. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 2 (1922), S. 12f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 140, Nr 3955a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief Goetzes vom 24. oder 25. Dezember 1798 (vgl. 272,19–20) ist nicht überliefert. Goethes Brief vom 24. Dezember 1798 (Nr 245) überschnitt sich mit dem Schreiben Goetzes, auf das Goethe mit dem vorliegenden Brief antwortet (vgl. zu 273,10). 272,19–20 Zustand der Saale bey gegenwärtigem Frost] Goethe erhielt als Mitglied der Wasserbaukommission regelmäßig Berichte von Goetze über den Zustand des Saale-Flusslaufes. Eine Nachricht von Goetze hierüber ist jedoch nicht überliefert. Da die Saale häufig über die Ufer trat, war der Eisgang in und um Jena ein permanentes Problem im Winter. Wenn sich am Grund des Flusses Eis bildete, das als Treibeis flussabwärts schwamm, konnte dies an Engstellen, wie etwa an der Rasenmühle oder an der Camsdorfer Brücke, zum Anstauen des Wassers führen, wodurch bei genügend Druck die Eismassen unkontrolliert in Bewegung gesetzt wurden. 272,21 einige Vorschläge] Im Konvolut „Acta / die zu besorgende Eisfahrt / des zugefrornen Saalflusses betrL: / 1799“ (H: GSA 30/107) sind Berichte aus der Zeit vom 16. bis 27. Januar 1799 enthalten, in denen die Schultheiße aus den

DEZEMBER 1798

609

vor Jena gelegenen Ortschaften vom Zustand der Saale berichten oder die Überbringung einer „AnWeißung Wegen der Eiß Farth inden Saal Strom“ (ebd., Bl. 19) bestätigen. Vorschläge für Vorkehrungen im Falle eines Eislaufs, wie ihn etwa der Mediziner Johann Christian Stark am 21. Januar 1799 vorbringt (vgl. ebd., Bl. 12–15), der sich für ein Schutzwehr aus Baumstämmen ausspricht, wurden von Goethe und Christian Gottlob Voigt befürwortet (vgl. ebd., Bl. 11, Beschluss vom 23. Januar 1799). Goetze hatte, wie aus einem Protokoll vom 16. Januar 1799 hervorgeht, „die notigen Verordnungen an die Gemeinden zu WenigenJena, Camsdorf, Lobstedt, Golmsdorf und Beutnitz zur Stellung der erforderlichen Mannschafft“ (H: GSA 30/107, Bl. 2) getroffen, um gegebenenfalls das Eis „loszumachen und fortzuschaffen“ (ebd.). 272,24–25 müßte man den Eisrechen und den Damm besichtigen] Zum Schutz der Mühlräder im Winter diente ein Eisrechen, eine rechenartige Bewehrung durch eiserne Pfähle, die Eisbrocken bzw. Treibeis abhalten sollten (vgl. GWb 3, 22). Der Eisrechen befand sich vor den Toren Jenas an der Stelle, bei der sich vom Hauptstrom der Saale die so genannte Mühllache abzweigt, durch die mehrere Mühlen wie etwa die Brücken- und Tonnenmühle betrieben wurden. 272,26 Brückenmüller] Der Name des damaligen Pächters der Brücken- oder Saalmühle in der Mühllache konnte nicht ermittelt werden. 273,1 in einem Falle wo der Eisgang zu besorgen ist] Teile der Stadt Jena waren schon mehrmals wegen Eisgang durch die über die Ufer tretende Saale überschwemmt worden (vgl. zu 273,6). 273,2 die Mühle gleich zusetze] ,Zusetzen‘ hier im Sinne von ‚verschließen‘, verbarrikadieren (vgl. Grimm 32, 827). 273,6 Saalvorstadt] Im Osten gelegene Vorstadt, die von Jena durch die Lache, einen Seitenarm der Saale, an dem die Tonn- und die Brückenmühle liegen, getrennt wird. Die Saalvorstadt war aufgrund ihrer Lage von Überflutungen besonders bedroht. Am 28. Februar 1784 hatte sich hier durch den eingetretenen Eisgang eine große Überflutung ereignet, „indem die Saale, deren Lauf durch das im Paradiese noch stehende Eis gehemmt war, dort austrat und die Stadt durchströmte, und, da am Wege nach Kunitz, am sogenannten Thalsteine, das Eis ebenfalls noch stand, wieder zurückstauchte“ (Carl Schreiber und Alexander Färber: Jena von seinem Ursprunge bis zur neuesten Zeit, nach Adrian Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u.A. Jena 1850, S. 204). Bei diesem Unglück waren sieben Pferde im Stall des Jenaer Schlosses ertrunken (vgl. ebd.). Auch vom 18. bis 22. Januar 1798 hatte das Wasser „beinahe die Höhe von 1784“ erreicht (ebd.), so dass Goetzes Alarmbereitschaft in der erneuten Gefahrensituation im Dezember desselben Jahres verständlich wird (vgl. zu den verursachten Schäden im Jahr 1784 auch die Akte in GSA 30/103). 273,9 Schreibe mir bald deine Gedanken] Nicht überliefert. Vom 27. Januar 1799 ist ein Bericht Goetzes an die Wasserbaukommission überliefert, in dem er

610

BRIEF 248

von den Folgen des einsetzenden Tauwetters und der starken Regenfälle am Tag zuvor und in der folgenden Nacht berichtet, nachdem er zur Inspektion von Jena bis Keuditz geritten war, wie er in seinem Schreiben informiert: „Ich wünsche sehr daß wir diese art Thauwetter noch ein Acht Tage behalten, wodurch es 〈das Eis〉 sich nach und nach abzehret, wenn nur nicht etwa auf dem Walde starcker Regen einfällt, und wir überschwemmt würden ehe es bey uns brech 〈…〉.“ (H: GSA 30/107, Bl. 28.) Erst im Februar 1799, als Goethe sich in Jena aufhielt, kam es zu der befürchteten Eisfahrt; die Überschwemmung erreichte am 23. Februar am Schloß vier Stufen (GT II 1, 284). 273,10 Wegen des gestrigen Auftrags] Vgl. Goethes Brief an Goetze vom 24. Dezember, Nr 245. Eine Antwort Goetzes ist nicht überliefert.

248. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 26. Dezember 1798〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Paul Raabe datiert das Schreiben wegen der Erwähnung eines Kastens, den Goethe im Begriff ist abzuschicken (vgl. 273,13–14), auf den 29. Dezember 1798 (vgl. WAN 1 [WA IV 51], 140) und damit als Begleitschreiben zu Nr A 48. Es ist jedoch anzunehmen, dass Voigt der Weisung des Herzogs vom 26. Dezember 1798 unverzüglich folgte, Goethe die beiden herzoglichen Schreiben umgehend weiterleitete und dass auch Goethe sofort antwortete. Möglich ist, dass sich die Sendung des Kastens entsprechend verschob aufgrund der Dringlichkeit des herzoglichen Anliegens. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt; 1926 Weimar, StA, Hausarchiv A XIX 123 Fasc. 2, Bl. 69 (Angabe nach D); Kriegsverlust? – „gr. 8° 13,8 × 20 cm ganzs. egh. Niederschrift mit Korr. von G“ (Angaben nach D). E: Fritz Hartung: Neue Goethe-Briefe. In: GJb 12 (1926), 24–42, hier 26. D: AS 2, 583, Nr 145F. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 140f., Nr 3961a. Textgrundlage: WAN. ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass des Schreibens ist ein Schreiben des Herzogs Carl August vom 26. Dezember 1798 an Christian Gottlob Voigt, das die Anordnung enthielt, zwei eigenhändig verfasste, herzogliche Weisungen an Voigt vom gleichen Tag an Goethe weiterzuleiten. Voigt selbst hatte sich in einem Brief vom 25. Dezember an Goethe über die durch den sächsischen Kurfürsten vorgebrachte Kritik an Johann Gottlieb Fichte

DEZEMBER 1798

611

geäußert (Goethe-Voigt2 2, 115f., Nr 95; nicht in RA). – Ein Antwortbrief Voigts ist nicht bekannt, eine weitere Unterredung erfolgte laut Tagebuch mündlich am 27. Dezember 1798 (vgl. GT II 1, 270). 273,13 Serenissimi Strafrede erhalte ich] Herzog Carl August hatte am 26. Dezember zweimal eigenhändig an Christian Gottlob Voigt geschrieben. Anlass war das Requisitionsschreiben des sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. an Herzog Carl August vom 18. Dezember 1798, in dem dieser die Veröffentlichung Johann Gottlieb Fichtes „Ueber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche WeltRegierung“, erschienen im „Philosophischen Journal. Erstes Heft“ als atheistisch scharf kritisierte und eine Bestrafung des Jenaer Professors forderte. Andernfalls, so drohte der Kurfürst, würde er ein Immatrikulationsverbot für die Jenaer Universität für seine Landeskinder verhängen. Damit war der ‚Atheismusstreit‘ initiiert (vgl. GB 14 II, zu 133,23; zu den Einzelheiten vgl. Appellation an das Publikum … Dokumente zum Atheismusstreit um Fichte, Forberg, Niethammer. Jena 1798/99. Hrsg. von Werner Röhr. 2., korrigierte Auflage. Leipzig 1991, S. 407–420). Carl August wandte sich am 26. Dezember sogleich an Voigt und kritisierte Fichtes Verhalten in politischer Hinsicht als fahrlässig: „Es geht platterdings nicht an daß mann so leichtsinnig glaube mann könne die Meynung seiner Nachbarn od. mittmenschen, von denen mann leben u. zehren muß so leichte beherrschen u. ihr imponiren.“ (AS 2, 581.) In einem zweiten undatierten Schreiben vom gleichen Tag zog der Herzog Goethe in die Mitverantwortung: „Über Göthen habe ich wohl zehn mahl mich halb zu schanden geärgert, der ordentl. Kindisch über das alberne critische wesen ist, u. einen solchen geschmack daran findet daß er den seinigen sehr darüber verdorben hat: er besieht dabey das Ding, u. das ganze academische Wesen mit einen solchen leichtsinn daß er alles das gute was er bey seinen häufigen anwesenheiten zu Jena stiften könnte, unterläßet;“ (Ebd.) – Serenissimi: Genitiv von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 273,13 den Kasten] Nicht ermittelt. 273,15 in meinem andern Blat] Nicht zu ermitteln. Vermutlich gehörte das Blatt zu den von Goethe vernichteten Papieren und Dokumenten, die Fichtes Entlassung betrafen. Dies geht aus einem Schreiben Voigts vom 14. Mai 1799 hervor: „Ich fand noch ein Briefchen in der Fichtischen Sache, welches ich hiebei auch restituiere.“ (Goethe-Voigt2 2, 171; vgl. RA 3, Nr 191.) 273,18 die Vertheidigung zu hören] Fichte legte seine Argumente Anfang 1799 in seiner Schrift „Appellation an das Publikum über die durch ein Kurf. Sächs. Confiscationsrescript ihm beigemessenen atheistischen Aeußerungen, Eine Schrift, die man erst zu lesen bittet, ehe man sie confiscirt“ vor. – Hundert Exemplare wollte er an den Freundes- und Bekanntenkreis verteilen, insgesamt wurden 5000 Exemplare gedruckt. Eine weitere, mit Niethammer verfasste Verteidigungsschrift folgte am 22. März unter dem Titel „Der Herausgeber des philosophischen

612

BRIEF 249

Journals gerichtliche Verantwortungsschriften gegen die Anklage des Atheismus“ (Jena 1799). Am gleichen Tag schickte Fichte einen privaten Brief an Christian Gottlob Voigt, in dem er mit seinem Rücktritt und dem einiger Kollegen drohte und damit seine Entlassung besiegelte. Die tatsächlichen Gründe für diese Entscheidung lagen nicht in der Atheismusdebatte, sondern in den außenpolitischen Zusammenhängen, die das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach zu berücksichtigen hatte (vgl. Karl-Heinz Fallbacher: Fichtes Entlassung. Ein Beitrag zur WeimarJenaischen Institutionengeschichte. In: Archiv für Kulturgeschichte 67 [1985], S. 111–135). 273,23 Vale, fave tuo] Lat. Schlussformel: Lebe wohl, bleibe mir gewogen.

249. An Friedrich Schiller mit Franz Kirms 〈Weimar, 27.? Dezember 1798〉 → Jena DATIERUN G

Der Brief wurde im Erstdruck ohne Angabe von Gründen auf Donnerstag, den 27. Dezember 1798, datiert. Die im Brief enthaltene Datierung („Kurz vor dem Schluß des Jahrs 1798“) deutet darauf hin, dass er in den letzten Dezembertagen entstand, wobei der Adresszusatz („durch einen bezahlten Boten / der allenfalls erst Montags / zurück erwartet wird“) vermuten lässt, dass der Brief am Ende der Woche geschrieben wurde. Wann genau Goethe in diesen Tagen mit Kirms, der den Brief unterzeichnete, zusammentraf, und durch welchen Boten er überbracht wurde, ist nicht ermittelt. Vermutlich steht der Brief im Zusammenhang mit einem nicht überlieferten Brief Schillers an Goethe aus diesen Tagen (vgl. zu 275,12–13), auf den Goethe mit seinem Brief an Schiller vom Samstag, dem 29. Dezember (Nr 251), antwortete. Darin bat er zugleich um Verständnis dafür, dass er den Direktor spielen müsse (vgl. zu 275,19–20). Möglicherweise entstand der vorliegende Brief aber auch erst danach, im Laufe des 29. Dezember oder am folgenden Sonntag (30. Dezember; vgl. NA 38 II, 64). Für diesen Tag hatte Goethe einen Boten bei Schiller angekündigt, den er bereits am Abend zurück erwartete (vgl. zu 275,21). Der Adresszusatz kann insofern auch so interpretiert werden, dass Goethe mit dem vorliegenden Brief die Rückkehr des Boten auf den folgenden Tag korrigierte. Diese Deutung setzt aber voraus, dass es sich um ein und denselben Boten handelte. Tatsächlich händigte Schiller das gewünschte vollständige „Piccolomini“-Manuskript einem Boten erst am Montagnachmittag (31. Dezember) aus (vgl. RA 2, Nr 1664). ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Slg Kippenberg, Sign.: KK 53. – Doppelblatt 20,5(–20,7) × 34,8 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Paraphe „GetK“ von Kirms’ Hd,

DEZEMBER 1798

613

Tinte; S. 3 und 4 Reste zweier roter Verschlussoblaten und Adresse von Schreiberhd (Geist), Tinte: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena. / durch einen bezahlten Boten / der allenfalls erst Montags / zurück erwartet wird. – Faksimile: Katalog der Sammlung Kippenberg, Bd 1. Leipzig 1928, nach S. 88, Nr 53. E: Weimars Album zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst am 24. Juni 1840. Weimar 1840, S. 141 (Cäcilie [d. i. Amalie von Voigt]). WA IV 13 (1893), 360f., Nr 3958 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schiller antwortete am 31. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1664). 274,1 Detaschement] Franz. détachement: eine zumeist kleinere militärische Truppenabteilung, die durch die Entsendung mit einem besonderen Auftrag räumlich vom Hauptcorps getrennt wird (vgl. GWb 2, 1157). Zu welchem Zeitpunkt und durch wen der Brief überbracht wurde, ist nicht ermittelt. – Der Brief trägt zwar alle Merkmale eines amtlichen, als Exekutionsschreiben angelegten Schriftstücks, das von Goethe und Kirms in Ausübung der ihnen übertragenen Hoftheaterkommission verfasst wurde. Er ist aber als ein scherzhaftes, auf den befreundeten Adressaten zugeschnittenes Mahnschreiben verfasst und trägt insofern einen persönlichen und nur quasiamtlichen Charakter. 274,1 Husaren] Truppengattung der leichten Kavallerie (vgl. GWb 4, 1447). Möglicherweise denkt Goethe hier an das in Weimar stationierte herzogliche Husaren-Corps, das neben Kurierdiensten weitere zivile Aufgaben wie die polizeiliche Aufsicht im Theater übernahm. Es stand unter der Leitung des Hofmarschalls Lebrecht von Luck, der neben Goethe und Kirms Mitglied der Hoftheaterkommission war. 274,1 Ordre] Franz. ordre: Anweisung, Befehl. 274,2–3 sich der Piccolominis 〈…〉 zu bemächtigen] Schiller arbeitete am zweiten Teil der „Wallenstein“-Trilogie, die von Octavio Piccolomini, Generalleutnant von Wallensteins Truppen, und dessen Sohn Max handelt. In seinem Brief vom 24. Dezember hatte Schiller angekündigt, für die Proben eine Reinschrift des Stückes anfertigen zu lassen, gleichzeitig aber mit der Überarbeitung einzelner Szenen begonnen (vgl. RA 2, Nr 1654), weshalb Goethe für die Theaterarbeit hier zumindest einzelne Teile erbittet. 274,4 Ew. Liebten] „Euer Liebden“: Bis in das 19. Jahrhundert hinein gebräuchliche Anredeform von Fürsten für Fürsten gleich- oder niedrigrangigeren Standes (vgl. Adelung 2, 2057). Seit seiner – umstrittenen – Erhebung in den Reichsfürstenstand (1623) hatte Wallenstein Anspruch auf diese Anrede. Goethe verwendete sie gelegentlich in scherzhafter Absicht in Briefen an gute Bekannte oder Verwandte (vgl. GWb 5, 1181).

614

BRIEF 250

274,7 Melpomenische] Nach Melpomene (griech. M  : die Singende), Muse des Trauerspiels. 274,7 Wallensteinischen Unwesen] Im doppelten Sinne Anspielung auf Wallensteins Handlungen sowie Goethes und Kirms’ amtliche Tätigkeit in der Hoftheaterkommission, die für die termingerechte Uraufführung von Schillers noch nicht vollendetem Stück verantwortlich zeichnet. Wie das newtonische Unwesen (GT II 1, 342) bezeichnet es die von einer Person ausgelöste Unordnung oder ein durch eine Sache entstandenes Missverhältnis. 274,9 GetK] Von Kirms’ Hd: G〈oethe〉 et K〈irms〉; franz. et: und. 250. An August Wilhelm Schlegel

Weimar, 28. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: ULB Bonn, Bestand: Nachlass Schlegel, Sign.: S 506 : II : 10. – 1 Bl. 19,4 × 24,3 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und mit egh. Unterschrift, Tinte. E: Schiller/Goethe-Schlegel (1846), 35. WA IV 13 (1893), 361f., Nr 3959 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Schlegels Brief vom 27. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1658). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 274,14–15 sende die Burg von Otranto in einer neuen Hülle zurück] Goethe hatte sich das Exemplar von Horace Walpoles Roman „The Castle of Otranto“ in der Übersetzung von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer mit dem Titel „Die Burg von Otranto: eine gotische Geschichte“ am 15. Dezember von August Wilhelm Schlegel erbeten (vgl. zu 263,8–9). Schlegel hatte ihm „die Burg“ am 16. Dezember mit dem Hinweis auf „ihr schmutziges Ansehen“ geschickt (H: GSA 28/805, Bl. 19; vgl. RA 2, Nr 1642). Mit der neuen Hülle kam Goethe dem Vorhaben Caroline Schlegels zuvor, die gegenüber Luise Gotter in einem Brief von Ende 1798 äußerte: „ohngeachtet sie 〈„Die Burg von Otranto“〉 nur in den exquisitesten Händen gewesen, so ist ihr rosenfarbnes Gewand doch so verblichen, daß, wenn sie mir Goethe, der sie jetzt hat, wiedergiebt, ich sie erst neu binden lassen will.“ (Caroline 1, 488.) 274,17 Die Recension von dem Knebelschen Properz] Schlegels Rezension zu Carl Ludwig von Knebels Übersetzung des Properz, die Goethe vermittelt hatte (vgl. 240,9–10), war unter der Rubrik „Philologie“ in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ erschienen (Leipzig, b. Göschen: Elegieen, von Properz. 1798. XVI

DEZEMBER 1798

615

u. 216 S. 8. Mit einem Titelkupfer. In: ALZ 1798. Nr 284 vom 18. Dezember, Sp. 713–720). 274,18–19 der Gedanke den Verfasser mit sich selbst zu vergleichen] Schlegel nimmt in der Rezension einen Vergleich zwischen Knebels nun vorliegender Properz-Übersetzung und seiner früheren Veröffentlichung einiger Elegien in Schillers Zeitschrift „Die Horen“ (1796) vor: „So ist in der dritten Elegie des ersten Buches fast kein Distichon unverändert geblieben, und die meisten haben an Treue, Leichtigkeit und Wohlklang gewonnen.“ (Ebd., Sp. 714.) Schlegel kommt zu dem Schluss: „Es liessen sich viel solche Vergleichungen anstellen, die uns zeigen würden, welche anhaltende Liebe der Uebersetzer dem Dichter und seinem Unternehmen gewidmet hat.“ (Ebd., Sp. 716.) 274,22–23 daß er sich mit Ihnen in Connexion setzte] Diesen Wunsch äußert Goethe auch gegenüber Carl Ludwig von Knebel am 31. Dezember (vgl. zu 276,11). 274,23–24 bey der Uebersetzung des Lucrez, auf die er eine unsägliche Arbeit verwendet] Knebels ursprüngliche Planung war, eine Übertragung des ersten Buchs von Lukrez’ „De rerum natura“ (Von der Natur der Dinge) zu Ostern 1799 herauszubringen (vgl. zu 168,21). Seine Beschäftigung mit dem Lehrgedicht lässt sich bis in das Jahr 1791 zurückverfolgen, erste Proben erschienen in Wielands „Neuem Teutschem Merkur“ (September 1792, S. 44–49). Goethe hatte er 1793 zum ersten Mal brieflich von seiner Beschäftigung mit Lukrez berichtet (vgl. RA 1, Nr 647). – Am 22. Januar 1799 schickte Goethe Knebels Übersetzung des ersten Buchs an Schlegel (vgl. GB 14 II, zu 9,21). Dieser antwortete am 4. Februar 1799, sich „sehr gern mit HL. von Knebel in Mittheilung über sein verdienstliches aber unendlich schwieriges Unternehmen am Lukrez“ (H: GSA 28/805, Bl. 23; RA 3, Nr 38) setzen zu wollen. Erst am 5. November 1799 sandte er Knebels Übertragung, die er mit dem Original verglichen hatte, an Goethe zurück mit den Worten: „Übrigens ist mir bey dieser Konfrontazion sehr klar geworden, daß eine Übersetzung des Lukrez zu den schwierigsten Aufgaben aus dem ganzen Alterthume gehört, wobey sichs also der Übersetzer nicht darf verdrießen lassen, daß vieles zum erstenmal nicht gelingt.“ (H: GSA 28/805, Bl. 31; vgl. RA 3, Nr 418.) Die Veröffentlichung von Knebels Übersetzung erfolgte erst 1821. 274,24–25 aus seiner Vorrede] Knebel hatte die „Vorrede“, die seiner 1798 erschienenen Übersetzung der „Elegieen von Properz“ vorangestellt war (S. III– XVI), selbst geschrieben. Ursprünglich war ein Vorwort Carl August Böttigers vorgesehen gewesen (vgl. zu 18,7). 274,25–275,1 kleinen grammatisch prosodischen Opposition] Prosodisch: Die Verslehre betreffend. – Knebel beschrieb in seiner „Vorrede“ seine Schwierigkeiten mit der Übertragung des Pentameters ins Deutsche: „Der Pentameter ist immer unsrer Sprache unbequem, weil er, durch die wenige Abwechslung, die wir ihm verschaffen können, und durch öftern Mangel des freyen Ausganges der letzten

616

BRIEF 251

Hälfte, gar leicht in Mattigkeit und Monotonie verfällt.“ (Vorrede, S. Xf.) Goethe erhoffte für dieses Problem eine produktive Zusammenarbeit zwischen Knebel und Schlegel, da auch er von Schlegel in Fragen der Metrik beraten worden war. 275,6 ihm] Dativ versehentlich statt Akkusativ. 275,6 in einem Briefe] Vgl. die Passage im Brief vom 31. Dezember 276,10– 15. 275,6–7 darüber bald mit Ihnen zu unterhalten hoffe] Das nächste Treffen fand laut Tagebuch am 10. Februar 1799 während Goethes Jena-Aufenthalt statt (vgl. GT II 1, 281). 275,8 den Zweyten Theil von Sternbald] Ludwig Tieck bat August Wilhelm Schlegel im 〈November〉 1798, den zweiten Teil seines Romans „Franz Sternbalds Wanderungen“ an Goethe zu schicken, „〈…〉 ich weiß selbst nicht, warum ich es ihm nicht geradezu schicken mag.“ (Tieck-Brüder Schlegel, 33.) – Den ersten Teil des Romans hatte Goethe mit Tiecks Brief vom 10. Juni noch von ihm persönlich erhalten (vgl. zu 164,15–17; zu Goethes kritischem Urteil darüber gegenüber Schiller vgl. zu 205,1). Am 22. Dezember sandte Tieck ein Exemplar für Goethe an Schlegel: „Wollen Sie den Sternbald nun wohl an Göthe besorgen? Ich habe nichts dazu geschrieben: entschuldigen Sie es, wenn Sie es nöthig finden, ich hätte, und – enfin –“ (Tieck-Brüder Schlegel, 37). 275,9 nächstens mehr schreibe oder spreche] Goethes nächster Brief vom 22. Januar 1799 fiel kurz aus, wahrscheinlich wegen der Vorbereitungen der „Piccolomini“ für die Aufführung in Weimar am 30. Januar 1799.

251. An Friedrich Schiller

Weimar, 29. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1051, Bl. 282. – Doppelblatt 11,5 × 18,9 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 4 (1829), 399–401, Nr 545. WA IV 13 (1893), 362f., Nr 3960. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Schillers vom 27. oder 28. Dezember 1798. – Schiller antwortete am 31. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1664). 275,12–13 Wenn Sie uns 〈…〉 um Rath gefragt hätten] Goethes Bemerkung dürfte sich auf einen nicht überlieferten Brief Schillers vom 27. oder 28. Dezember und eine darin getroffene Äußerung Schillers zum Bühnenbild der astrologischen

DEZEMBER 1798

617

Szene beziehen. Gegenüber Iffland hatte Schiller wenige Tage zuvor am 24. Dezember deren Fertigstellung und eine entsprechende Anfrage an Goethe angekündigt: „Es ist die erste Scene des 4ten Akts worin eine astrologische Operation vorgeht und Wallenstein der glückliche Tag bestimmt wird. Um Sie nicht aufzuhalten habe ich das Manuscript lieber ohne diese Scene, die heut über 8 Tage gewiß folgt, abgeschickt. / Ich brauche zu dieser astrologischen Fratze noch einige Bücher, die ich erst übermorgen erhalte, und zugleich muß ich wegen Decorirung und Architectur des astrologischen Thurmes mit Göthen noch Rücksprache nehmen, wegen der theatralischen Ausführbarkeit.“ (NA 30, 16f.; vgl. NA 8 N II, 396.) 275,14 die Sache] Vgl. die entsprechende Bühnenanweisung in der frühesten erhaltenen Fassung der „Piccolomini“ (1798/99): „Ein Zimmer zu astrologischen Arbeiten eingerichtet, und mit Weltcharten, Himmelsgloben, Quadranten p. p. und anderm mathematischen Geräth versehen. Im Hintergrunde, der einen Halbkreiß bildet, stehen sieben kolossale Göttergestalten, die sieben Planeten der damaligen Zeit vorstellend, jede mit einem transparenten Stern auf dem Haupt, alles so, wie’s im 4ten Auftritt des 2ten Aufzugs beschrieben wird. Ein Vorhang, der nach dem fünften Auftritt wieder geöfnet werden muß, entzieht die Bilder dem Aug des Zuschauers, sobald die Erste Scene vorbei ist:“ (NA 8 N I, 181.) Die Szenerie wird zuvor von Thekla anschaulich beschrieben: Die sieben skulpturalen Planetenbilder stehen in den Nischen einer halbkreisförmigen Rotunde, die nur von Sternen beleuchtet wird (vgl. ebd., 129). Dass man sich darum bemühte, die von Schiller gewünschte Bühnendekoration umzusetzen, belegt Goethes Regieanweisung vom 25. Januar 1799: Act 4. / Astrologisches Zimmer / Der blaue Saal mit dem neuen Prospect im Hintergrund / Vorhang noch zu bestimmen. (H: GSA 30/132, Bl. 2; vgl. NA 8 N III, 157.) Die gefundene Lösung verfehlte ihre Wirkung nicht, wie Carl August Böttigers Bericht von der Uraufführung zu entnehmen ist: „Uebrigens findet auch die Decorationsmahlerey in dem von der Thekla so ahnungsvoll angekündigten astrologischen Thurm zu Anfange des vierten Aufzugs einen weiten und auf Verstärkung des sinnlichen Eindrucks wohlberechneten Spielraum.“ (Journal des Luxus und der Moden, Bd 14, Februar 1799, S. 97.) 275,17 Freund Meyer wird die Cartone selbst zeichnen] Mögliche Bühnenbildentwürfe von Johann Heinrich Meyer sind nicht ermittelt und in den Ausgaben der Theaterkasse auch nicht nachgewiesen. 275,18 einem kleinen Entwurf] Möglicherweise handelt es sich bei einer in Johann Heinrich Meyers Nachlass überlieferten lavierten Federzeichnung (218 × 242 mm) um die hier erwähnte Vorstudie zur Bühnendekoration der astrologischen Szene (KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2005/830.3). Das Blatt zeigt die von einer Himmelskugel bekrönte Rotunde, in der die sieben Planetenbilder in der von Thekla beschriebenen Reihenfolge angeordnet sind. 275,19–20 wie Iffland, den Director spiele] Schiller hatte in seinem Brief vom 24. Dezember anschaulich über Ifflands Drängen berichtet, das Manuskript der

618

BRIEF 252

„Piccolomini“ zu der für den Februar 1799 angekündigten Berliner Aufführung zu erhalten (vgl. RA 2, Nr 1654). Als Leiter des Weimarer Hoftheaters stand Goethe wie Iffland vor dem Problem, Schiller zum Abschluss des Manuskripts zu bewegen, um den gesetzten Termin der Uraufführung am 30. Januar 1799 nicht zu gefährden. 275,21 ein Bote] Möglicherweise handelt es sich um jenen bezahlten Boten, der das von Goethe und Kirms gemeinsam unterzeichnete Schreiben vom 27.? Dezember überbrachte (vgl. Überlieferung zu Nr 249). 275,22 einen Theil des Stücks und auf alle Fälle die Rolle der Herzogin] Schiller übersandte das Manuskript mit der Rolle von Wallensteins Gemahlin, der Herzogin von Friedland, am 30. Dezember durch seinen Schwager Wilhelm von Wolzogen. Sie war für die neu engagierte Schauspielerin Louise Teller vorgesehen (vgl. zu 270,29). Das vollständige Manuskript sandte Schiller am 31. Dezember. 275,27–28 an den übrigen Lustbarkeiten 〈…〉 nichts entbehren will] Neben der Probenarbeit zur Uraufführung der „Piccolomini“ am 30. Januar 1799 war mit gesellschaftlichen Verpflichtungen wie Besuchen bei Hofe zu rechnen (vgl. GT II 1, 274; RA 3, Nr 13). Hinzu kam, dass der Theatersaal für Redouten und den Ball des adeligen Klubs zur Verfügung stehen musste, was die ohnehin knappe Probenzeit zusätzlich behinderte (vgl. Goethe an Christian Friedrich Carl von Wolffskeel, 22. Januar 1799; GB 14 I, Nr 12). 275,28 Montags] Am 31. Dezember. 275,28–276,1 die vier bedeutendsten Soldatencostums 〈…〉 an Iffland] August Wilhelm Iffland hatte Schiller um Kostümzeichnungen der Weimarer Uraufführung von „Wallensteins Lager“ gebeten (vgl. Ifflands Brief an Schiller vom 17. November 1798; NA 38 I, 7). Goethe hatte daraufhin Johann Heinrich Meyer einen entsprechenden Auftrag erteilt (vgl. zu 242,25–26). Die von Conrad Horny als kolorierte Federzeichnungen ausgeführten vier Figurinen – Wachtmeister, Jäger, Dragoner und Kürassier – wurden in Goethes Auftrag durch Kirms mit einem Begleitschreiben am 30. Dezember an Iffland übersandt (Nr A 49). Zur Überlieferung der – bislang Johann Heinrich Meyer zugeschriebenen und als Kriegsverlust geltenden – Zeichnungen vgl. Claudia Streim: Historisierende Bühnenpraxis im 19. Jahrhundert. Inszenierungen von Schillers ‚Wallenstein‘ zwischen 1798 und 1914 (Goethe, Iffland, Brühl, die Meininger, Reinhardt). Tübingen 2018, S. 59–63, Abb. 2f. 276,1–2 zur Reise] Schiller kam am 4. Januar 1799 nach Weimar. 276,2–3 Ihre liebe Frau] Charlotte Schiller.

DEZEMBER 1798

619

252. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 31. Dezember 1798 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. Qu. 521, Bl. 178. – 1 Bl. 19,1 × 22,8 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. von Gottschalk Eduard Guhrauers Hd, Bleistift, oben links: „196“ (vgl. E1), oben in der Mitte: „42“, oben rechts: „98“; oben in der Mitte von Knebels? Hd, Tinte: „N o 1 0 1“; Vs. Streichung des Absatzes 276,6–9 (vgl. E1), Anstreichung eines Absatzes am linken Rand von Guhrauers Hd, Bleistift. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 2). – Beischluss: Nr 239 (vgl. 276,6–8). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 196f., Nr 196 (Teildruck: 276,6–9 Aus beyliegendem Briefe 〈…〉 gute Fahrt. fehlt). E2: WA IV 13 (1893), 364f., Nr 3962. BEIL AG EN

1) Rezension von Knebels „Elegieen von Properz“ (vgl. zu 276,10). 2) Exemplar von Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (vgl. zu 276,18). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 29. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1662). – Knebel antwortete am 12. Januar 1799 (vgl. RA 3, Nr 20). Postsendungen: 31. Dezember 1798 (M a j o r v. K n e b e l / 197 rthlr. übersendet nebst einem Musenalmanach. / Amtsboten v. Ilmenau; Briefverzeichnis 1798/99; vgl. WA IV 13, 438). 276,6 Aus beyliegendem Briefe] Vgl. Nr 239. 276,8–9 dem rückkehrenden Amtsboten] Der Ilmenauer Amtsbote Voigt (mehr nicht zu ermitteln). 276,10 die Recension deines Properz] August Wilhelm Schlegels Rezension von Knebels Properz-Übertragung war in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ erschienen (Leipzig, b. Göschen: Elegieen, von Properz. 1798. XVI u. 216 S. 8. Mit einem Titelkupfer. In: ALZ 1798. Nr 284 vom 18. Dezember, Sp. 713–720; vgl. auch Schlegel, SW 11, 337–346). Goethe hatte Schlegel bei Gottlieb Hufeland als potentiellen Rezensenten vorgeschlagen (vgl. 240,9–10) und die Rezension im Brief an August Wilhelm Schlegel gelobt (vgl. 274,17–21). 276,10–11 Rath Schlegel] August Wilhelm Schlegel.

620

BRIEF 253

276,11 Ich wünsche daß du dich mit ihm in Relation setztest] Diesen Wunsch äußerte Goethe auch gegenüber August Wilhelm Schlegel (vgl. 274,22–275,7). In seinem Antwortbrief distanziert sich Knebel kritisch von Schlegel als „Kunstrichter“, der sich in seiner Properz-Rezension „fast blos ans mechanische“ (H: GSA 28/495, Bl. 1) gehalten habe. 276,12 über deinen Lucrez] In seiner Antwort äußerte Knebel, dass er sich immer einen Freund „mit ähnlich poëtischphilosophischer Neigung, und mit reichern Kenntnissen als ich begabt“ (H: GSA 28/495, Bl. 1), an die Seite gewünscht hätte, um ihn bei seiner Übersetzung von Lukrez’ „De rerum natura“ (Von der Natur der Dinge) zu unterstützen. Jedoch hege er Zweifel, ob Schlegel „Umfang u. Tiefe des Gefühls genug hat, die zu dieser Arbeit erfordert wird“ (ebd., Bl. 2). Knebel versprach jedoch, da Schlegel „im Mechanischen 〈…〉 von Nutzen“ (ebd.) sein könne, über Goethe eine Abschrift seiner Übersetzung des ersten Buches an Schlegel gelangen zu lassen (geschickt am 17. Januar 1799; vgl. RA 3, Nr 25). – Knebels Übersetzung von „T. Lucretius Carus Von der Natur der Dinge“ (vgl. Ruppert, Nr 1405) erschien erst 1821, ohne die Mitarbeit Schlegels. 276,14 und einen kritischen Freund] Versehentlich ohne ‚mit‘. – Schlegel ging in seiner Rezension in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ anhand ausgewählter Beispiele kritisch auf die Übersetzungen Knebels ein und gab an einigen Stellen auch präzise Verbesserungsvorschläge. – Der von Goethe gewünschte Austausch zwischen Schlegel und Knebel erfolgte nicht. 276,16 Schicke mir aber das Blatt wieder] Die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ in Goethes Besitz (vgl. Ruppert, Nr 302) ist nicht vollständig: Vorhanden sind die Jahre von 1789 bis 1795 (fehlend: Intelligenzblatt 1792, Nr 87/88 und 115; 1793, Nr 294–300; 307–312) sowie das Jahr 1797. Das Jahr 1798 ist mit keiner Nummer vertreten. – Knebels Antwortbrief enthält nur den Dank für die Rezension, jedoch keinen Hinweis, dass er das Blatt zurückschickte. 276,18 ein Exemplar vom Almanach] Goethe trug zu dem von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ dreizehn Gedichte bei (vgl. zu 148,13–14). Laut Bezugsbrief hatte Knebel erst über Sigismund August Herder, der einige Tage bei ihm zu Besuch gewesen war, von dessen Erscheinen erfahren: „so sehr sind wir hier in Neuigkeiten zurück – zumalen da die meisten zu arm sind, etwas kommen zu lassen“ (H: GSA 28/494, Bl. 36). In seinem Antwortbrief hob Knebel Goethes Gedicht „Euphrosyne“, Friedrich Matthissons „Hexenlaunen“ (H: GSA 28/495, Bl. 1; eigtl. „Hexenfund“), Schillers „Prolog zu Wallensteins Lager“ und Louise Brachmanns „Verse“ (ebd.) lobend hervor. 276,20–21 Schelling arbeitet jetzt seine Ideen 〈…〉 nochmals aus] In seinem Tagebuch notiert Goethe für den 12./13. sowie für den 16. November seine Lektüre der ersten Bogen von Schellings Manuskript „Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. Zum Behuf seiner Vorlesungen“ (vgl. Ruppert, Nr 3115; vgl. GT II 1, 264f.). Das Buch, in dem Schelling das Thema der

DEZEMBER 1798

621

„Weltseele“ schematisiert, erschien Ostern 1799 bei Christian Ernst Gabler in Jena/Leipzig. 276,21 durchs Läuterfeuer] Hier im übertragenen Sinn für ‚mehrere Überarbeitungsphasen durchlaufend‘, als Reinigungsprozess des Textes (vgl. GWb 5, 996). 276,24 August Herder wieder zu sehen] Knebel hatte in seinem Bezugsbrief die Ankunft von Goethes Patensohn Sigismund August Herder angekündigt, der am 30. Dezember gemeinsam mit dem Amtsboten von Ilmenau nach Weimar reisen werde. Der Herder-Sohn hatte Knebel – wie schon im Mai 1798 „auf etliche Tage besucht“ (H: GSA 28/494, Bl. 36). In August Herders Brief an Goethe vom 8. Dezember aus Freiberg (vgl. RA 2, Nr 1629) hatte er sein baldiges Eintreffen in Weimar nicht thematisiert. Goethe vermerkt für den 2. Januar 1799 in seinem Tagebuch einen Besuch August Herders am Abend (vgl. GT II 1, 273). 276,25 in deinen Schneegebürgen] Anspielungen auf die im Vergleich mit Weimar wesentlich härteren Witterungsbedingungen, unter denen Knebel gerade in dem harten Winter von 1798/99 litt, finden sich in den Briefen sowohl bei Goethe als auch bei Knebel häufig.

253. An Franz Kirms

〈Weimar, 31. Dezember 1798〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Goethe erwähnt im Brief einen geplanten Neujahrsempfang für die Schauspieler am nächsten Tag (vgl. 277,11–14), der für den 1. Januar 1799 laut Tagebuch belegt ist (vgl. GT II 1, 273). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: 〈Johann August Diezmann〉: Goethe als Theaterdirector. 1. In: Die Grenzboten 16 (1857), 1. Semester, 1. Bd, S. 124. WA IV 13 (1893), 365f., Nr 3963 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe nimmt in seinem Brief Bezug auf ein Schreiben der Schauspielerin Minna Burgdorf vom 29. Dezember (vgl. RA 2, Nr 1661). – Ein Bezugs- und ein Antwortbrief Franz Kirms’ sind nicht bekannt. 277,6 auf der Redoute] Am 28. Dezember hatte die letzte Redoute stattgefunden (vgl. FB 1798, S. 231).

622

BRIEF 253

277,7–8 ich will Gelegenheit nehmen Durchl dem Herzog heute etwas davon zu sagen] Goethe aß laut Fourierbuch „all〈ein〉“ (FB 1798, S. 232) mit Herzog Carl August und Herzogin Louise zu Mittag. 277,9 Burgsdorf] Eigentlich Minna Burgdorf, die der Hoftheaterkommission während ihres Engagements nur Verdruss gemacht und Kosten verursacht hatte. Sie hatte sich trotz Kündigung mit einem Bittschreiben vom 29. Dezember an Goethe gewandt (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 124; RA 2, Nr 1661; zu der Angelegenheit vgl. Nr A 30, Nr A 32 und Nr A 45). 277,11–12 immer bey mir angefragt haben] Wahrscheinlich mündlich; schriftliche Anfragen sind nicht überliefert. 277,13–14 ein kleines Frühstück] Für Neujahr ist in Goethes Tagebuch dieser kleine Empfang vermerkt (vgl. GT II 1, 273). Wer anwesend war, ist nicht bekannt. 277,14 Beckern als Wöchner] Heinrich Becker gehörte zu den so genannten ‚Wöchnern‘, die die Regieführung im wöchentlichen Wechsel übernahmen (vgl. Pasqué 2, 151). Ob die Benachrichtigung mündlich oder schriftlich erfolgte (vgl. EB 142), ist nicht bekannt.

AMTLICHES

JANUAR 1798

625

A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 5. Januar 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-461. – Doppelblatt 18,7 × 22,9 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: Ein Briefwechsel zwischen Carl August und Goethe. In: Goethe-Schiller-Museum. Hrsg. von August Diezmann. Leipzig 1858, Anhang, S. 145–156, hier S. 150, Nr 3. WA IV 13 (1893), 6f., Nr 3705. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet eine amtliche Weisung des Herzogs vom 4. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1079), die sich auf ein an Goethe gerichtetes Gesuch Caroline Herders vom 3. Januar 1798 bezieht (vgl. RA 2, Nr 1077). Goethe hatte den Brief Caroline Herders an den Herzog weitergeleitet. Er war in dieser Angelegenheit als Vermittler zwischen den Herders und dem Herzog bereits seit August 1795 aufgetreten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 57). – Herzog Carl August antwortete am 25. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1114). 365,1 H.] WA ergänzt die Abkürzung (analog zu 369,20) zu ‚Herderischen‘, hier bezogen auf Caroline Herder. 365,1 Briefes und Ansuchens] Caroline Herder hatte sich am 3. Januar bei Goethe nach dem seit einem Jahr ausstehenden Zuschuss erkundigt, der ihrem Sohn August aus der herzoglichen Schatulle zustünde (vgl. RA 2, Nr 1077). Ihre Forderung fußt auf einem Versprechen des Herzogs vom Dezember 1796 über ein jährliches Stipendium von 100 Reichstalern für die Ausbildung des zweitältesten Sohnes August, das aber in der Folgezeit nicht ausgezahlt wurde. Schon seit September 1795 kam es im Zusammenhang mit Fördergeldern zu Ausbildungszwecken von Herders Kindern zu einer schriftlich ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen Caroline Herder, dem Vermittler Goethe und Herzog Carl August sowie Herzogin Louise. Caroline Herders insistierendes Auftreten in dieser Angelegenheit missfiel dem Herzog und trug zu einer weiteren Verschlechterung seines Verhältnisses zu den Herders bei. Goethe bemühte sich um Vermittlung und setzte sich für die Herders ein. 365,2 Was die 100 rh betrifft] In seinem Schreiben vom 4. Januar brachte Herzog Carl August seinen Unmut über die Forderungen Caroline Herders zum Ausdruck. In Goethes Billet, wahrscheinlich vom 4. Januar (vgl. EB 3), war „noch von andern 100 rthlr“ (H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Hs-461; vgl. RA 2, Nr 1079) zu lesen, die von Caroline Herder in ihrem Schreiben vom 3. Januar an Goethe eingefordert worden waren. Es handelte sich dabei um eine zusätzliche Zahlung von 100 Reichstalern für den Sohn August Herder jeweils zu Weihnachten, die jedoch Weihnachten 1796 ausgeblieben war (vgl. RA 2, Nr 1077).

626

BRIEF A 2

365,3 zweyer Kinder] Die beiden ältesten Söhne Gottfried (geb. 1774) und August (geb. 1776) hatten bis ins Jahr 1796 Erziehungsgeld durch den Herzog erhalten. Bei Gottfried, der ab dem Wintersemester 1792 Medizin an der Universität Jena studierte (vgl. Peter von Gebhardt, Hans Schauer: Johann Gottfried Herder, seine Vorfahren und seine Nachkommen. Leipzig 1930, S. 75), wurde das Geld zur Finanzierung des Studiums verwendet. Der Zweitälteste, August (geb. 1776), hatte sich 1795 ebenfalls an der Universität Jena immatrikuliert und hörte Vorlesungen in Mathematik, Physik, Chemie und Mineralogie. 1796 ging er an die Universität in Göttingen, bis er schließlich im Juni 1797 auf die Bergakademie zu Freiberg wechselte (vgl. ebd., S. 79). 365,4 50 rh für eines, (nahmens Wilhelm)] Der dritte Sohn der Herders, Wilhelm Ludwig Ernst (geb. 1778), hatte nach seinem Aufenthalt in Neuchâtel mit dem Bruder August 1796 eine Kaufmannslehre in Hamburg in „unglücklich theuren Zeiten“ (Caroline Herder an Goethe, 3. Januar 1798; HB 7, 476; vgl. RA 2, Nr 1077) angetreten. Für ihn musste das Lehrgeld bezahlt werden (vgl. Peter von Gebhardt, Hans Schauer: Johann Gottfried Herder, seine Vorfahren und seine Nachkommen. Leipzig 1930, S. 93). Die Finanzierung blieb in der Folgezeit schwierig: Am 22. September 1800 versuchte Caroline Herder vergeblich, ein Darlehen von 150 Louisd’or bei dem Juden Emanuel Samuel in Bayreuth zu erhalten, um Schulden in Hamburg für die Ausbildung des Sohnes bezahlen zu können (vgl. HB 8, 448–450). 365,4 Durchl Frau Gemahlinn] DurchL: Abgekürzt für ‚Durchlaucht‘ (von mhd. durchliuhten: durchstrahlen; Lehnübersetzung von lat. perillustris: sehr angesehen): Adelsprivileg und offizielle Anrede einer Person aus fürstlicher Familie. – Gemeint ist Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 365,6 weil für August besonders gesorgt wird] Für den Sohn August gab es ein Stipendium für sein Studium, das der Familie rückwirkend ausgezahlt wurde (vgl. Nr A 7, vor allem 369,29–370,17). Herder quittierte am 10. Januar den Erhalt von je 100 Reichstalern „zum Behuf der Studien meines Sohns August“ von Weihnachten 1796 bis Weihnachten 1797 fünf Quartalszahlungen (H: LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1214, Bl. 160). Weitere vier Quartalszahlungen zu je 50 Reichstalern sind für 1797 durch Quittungen belegt, die ebenfalls am 10. Januar 1798 ausgestellt wurden (ebd., Bl. 161–164). 365,7 auf eins der andern Geschwister] Die Herders hatten sieben Söhne (und eine Tochter), geboren zwischen 1774 und 1790: Wilhelm Christian Gottfried, Sigmund (Sigismund) August Wolfgang, Wilhelm Ludwig Ernst, Carl Emil Adalbert (Adelbert), Luise Theodora Emilie, Emil Ernst Gottfried, Carl Ferdinand Alfred und Rinaldo Gottfried. 365,8 ob sie nicht Adelberten zuzuwenden wären] Der vierte Sohn, Carl Emil Adelbert (geb. 1779), begann nach dem Gymnasium eine landwirtschaftliche Tätigkeit auf einem Gut bei Halberstadt, wohin er von Ludwig Gleim empfohlen worden

JANUAR 1798

627

war. Bis Ostern 1797 hielt er sich auf dem Gut Eckhof bei Dänischenhagen auf und sollte auf einem sächsischen Gut untergebracht werden. Im Herbst 1799 reiste er, gemeinsam mit seinen Brüdern Wilhelm und Emil nach Bayreuth (vgl. Peter von Gebhardt, Hans Schauer: Johann Gottfried Herder, seine Vorfahren und seine Nachkommen. Leipzig 1930, S. 124), um dort bei dem Juden Emanuel Samuel in wirtschaftlichen Belangen instruiert zu werden (vgl. Caroline Herders Briefe an Emanuel Samuel vom 9. September und 14. Oktober 1799; HB 8, 82 und 93f.). 365,9 das Stipendium für August] Der zweitälteste Sohn Sigismund August Wolfgang Herder studierte seit Oktober 1797 an der Freiberger Bergakademie (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 242). Für August setzte sich Goethe wahrscheinlich wegen seines Patenamtes besonders ein. 365,10 Terminum a quo] Lat.: Zeitpunkt, von dem an etwas beginnt, hier der Beginn der Auszahlung des Stipendiums. 365,12–13 auf das Vierte das 〈…〉 das schwerste wird] Im vierten Jahr seiner Ausbildung an der Bergakademie (1801) wechselte August nach Wittenberg zum Studium, das er 1802 mit Promotion zum Dr. phil. abschloss. 365,15 Ihrer tafel] Erst am nächsten Tag, „Sonnabend Mittags“ (FB 1798, S. 4) war Goethe bei der fürstlichen Tafel von Herzog Carl August und Herzogin Louise anwesend. 365,16 in der Probe] Proben wurden auf dem Weimarer Theater üblicherweise dienstags, donnerstags und sonntags ab vier oder fünf Uhr abgehalten (vgl. Gotthardi, Theaterbilder 1, 87). Goethe wohnte am 5. Januar 1798 der Probe von „Die Prinzessin von Amalfi. Eine Oper in zwey Aufzügen“, Libretto von Giovanni Bertati, frei bearbeitet aus dem Italienischen von Christian August Vulpius mit der Musik von Joseph Weigl, bei (vgl. GT II 1, 230). 365,16–17 um Morgen mit einer mäßigen Unterhaltung aufwarten zu konnen] Die Aufführung der Oper „Die Prinzessin von Amalfi“ fand am nächsten Tag das erste und einzige Mal auf dem Weimarer Theater statt (vgl. Theater/ Musik Weimar).

A 2. An Wilhelm von Wolzogen

Weimar, 11. Januar 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: WA IV 50 (1912), 134, Nr 3710a (Carl Schüddekopf; nach einer Abschrift von Oskar von Hase). Textgrundlage: E.

628

BRIEF A 2

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Wilhelm von Wolzogen antwortete am 13. Januar 1798 (GSA 30/118, Bl. 1; nicht in RA). Postsendungen: 11. Januar 1798 (Briefe; GR/RB 1798, 1, Bl. 5r). Wilhelm Ernst Friedrich von Wolzogen (1762–1809) wurde als Sohn des Hildburghäuser Geheimen Legationsrates Ernst Ludwig von Wolzogen und Wilhelmine Christiane Henriette Marschalk von Ostheim in Bauerbach bei Meiningen geboren. Er entstammte einer alten und weit verzweigten reichsritterschaftlichen Adelsfamilie. Nach dem frühen Tod ihres Mannes 1773 nahm die verwitwete Henriette von Wolzogen ihren vorübergehenden Wohnsitz in Stuttgart. Hier wurde Wilhelm von Wolzogen von 1775 bis 1784 an der Hohen Karlsschule in der Kameralwissenschaft ausgebildet (vgl. Werner Gebhardt: Die Schüler der Hohen Karlsschule. Ein biographisches Lexikon. Stuttgart 2011, S. 561). Nach seiner Entlassung im April 1784 trat Wolzogen in die Dienste des Herzogs Carl Eugen von Württemberg ein. Als Lieutenant im Regiment Augé wurde er mit der Aufsicht über die herzoglichen Bauten in Hohenheim betraut. Im Oktober 1788 wurde Wolzogen nach Paris gesandt. Neben seinen Aufgaben als diplomatischer Beobachter setzte er hier seine architektonischen Studien fort. So nahm er Unterricht beim Architekten François-Jacques Delannoy und verkehrte mit dem Stuttgarter Studienfreund Nikolaus Thouret. Als Legationsrat und württembergischer Gesandter war Wolzogen in Paris Augenzeuge der Französischen Revolution (vgl. Wilhelm von Wolzogen: Der größte Cursus, der je in der Politik geboten worden ist. Pariser Tagebücher und Briefe 1790–1793. Stuttgart 2007). 1794 kehrte Wolzogen auf das heimische Gut in Bauerbach zurück, wo er im September 1794 seine Cousine Caroline von Lengefeld, geschiedene von Beulwitz heiratete, die Schwester von Friedrich Schillers Ehefrau Charlotte. Seine Verbindungen zum Meininger Hof und der Familie Schiller nutzend, bemühte sich Wolzogen 1796 um eine Anstellung am Weimarer Hof. Unterstützt wurde er darin von Friedrich Schiller, der seinen Schwager gegenüber Goethe am 10. Dezember 1796 nachdrücklich empfahl: „Er hat Kopf und hat Charakter, und das Einzige woran es ihm biß jetzt noch fehlte, war ein bildender Einfluß von aussen und eine feste Bestimmung für seine Fähigkeit. Beydes findet er in Weimar 〈…〉. Wenn ihm in Weimar nur der Punkt gezeigt wird, worauf er seine Fähigkeit richten soll, so wird er es mit Ernst thun und gewiß nichts gemeines leisten. 〈…〉 Es ist nicht unbedeutend zu erwähnen, daß er sich für die Welt und für die Kunst zugleich gebildet hat, also à deux mains zu gebrauchen ist: für die Kunst ist er freilich noch lange nicht ausgebildet, aber er hat gewiß einen guten Grund darinn gelegt.“ (NA 29, 24; vgl. RA 2, Nr 500.) Ende Dezember 1796 wurde Wolzogen durch Herzog Carl August zum Kammerherrn und Kammerrat ernannt, eine Anstellung, die er im März 1797 antrat (vgl. Hofkalender 1798, 84). Seit Sommer 1797 richtete sich Wolzogen mit seiner literarisch ambitionierten Ehefrau Caroline in Weimar im so genannten Heydenreich’schen Haus

JANUAR 1798

629

vor dem Frauentor (heute Marienstraße 1) in unmittelbarer Nachbarschaft von Goethes Wohnhaus ein. Nach seinem Eintritt in sachsen-weimarische Dienste absolvierte Wolzogen innerhalb weniger Jahre eine erstaunliche politische Karriere (vgl. Stephanie Freyer: Der Weimarer Hof um 1800. Eine Sozialgeschichte jenseits des Mythos. München 2013). So wurde er im August 1801 zum Oberhofmeister und im Dezember desselben Jahres zum Mitglied des Geheimen Consiliums ernannt. Am 20. März 1803 erfolgte schließlich seine Berufung zum Geheimen Rat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium (vgl. die entsprechenden Dekrete Herzog Carl Augusts in Wolzogens Nachlass, DLA Marbach). Damit honorierte der Herzog Wolzogens langwierige diplomatische Verhandlungen mit dem russischen Zarenhof zur Verheiratung des Erbprinzen Carl Friedrich mit der Zarentochter Maria Pawlowna. Die Verhandlungen hatten im Frühjahr 1799 mit einer ersten Reise Wolzogens nach St. Petersburg ihren Anfang genommen und fanden erst 1804 mit den glanzvollen Hochzeitsfeierlichkeiten ihren erfolgreichen Abschluss. In diesem Zusammenhang würdigte auch Goethe das glänzend〈e〉 und immer beschäftigt〈e〉 Leben Wolzogens (an Wolzogen, 4. Februar 1804; WA IV 17, 47). Neben seiner Funktion als Oberhofmeister des erbherzoglichen Paares wirkte Wolzogen in amtlichen Funktionen wie der Schlossbaukommission. Gelegentlich trat er auch als Autor in Erscheinung, so 1790 mit Beiträgen für Schillers „Thalia“ (vgl. NA 26, 379) oder 1798 mit seinem architekturhistorischen Beitrag „Ueber die Barrieren von Paris“ in Friedrich Justin Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ (Bd 13, Februar 1798, S. 76–82). Für den befreundeten Architekten Christian Zais trat Wolzogen 1807/08 als Gutachter zum Neubau des Kurhauses in Wiesbaden hervor, zu dem er auch Weimarer Künstler wie den Dekorationsmaler Carl Heideloff und den Bauverwalter Johann Friedrich Rudolf Steiner vermittelte (vgl. Wolf-Heino Struck: Wiesbaden in der Goethezeit. Wiesbaden 1979, S. 109–111). Nach langjährigen Krankheiten verstarb Wilhelm von Wolzogen am 17. Dezember 1809 während eines Kuraufenthalts in Wiesbaden. – Trotz Schillers nachhaltiger Empfehlung war Goethes Verhältnis zu Wolzogen eher höflich-distanziert, was sich nicht zuletzt in seinem Briefwechsel mit Wolzogen spiegelt. Dieser setzte Anfang 1798 mit vier kurzen Mitteilungen Goethes aus den Monaten Januar und Februar zum Fortgang der Schlossbauarbeiten ein (vgl. Nr A 2, Nr A 6, Nr A 9 und Nr A 11). Neben der gemeinsamen Tätigkeit in der Schlossbaukommission war Wolzogen durch seine engen Verbindungen und Reisetätigkeiten nach Paris und St. Petersburg auch für den Kunstsammler Goethe von Interesse. Durch seine Bekanntschaft mit Nikolaus Thouret war Wolzogen ein wichtiger Fürsprecher des Architekten in Weimar, wie Wolzogen 1801 dann von Berlin aus auch dessen Nachfolger, Heinrich Gentz, nach Weimar vermittelte (vgl. RA 3, Nr 1144). Wolzogens umtriebige Tätigkeiten und gelegentliche Alleingänge sind wiederholt Gegenstand in Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt (vgl. Nr A 47 und zu 128,12). Im Zeitraum vom 11. Januar 1798 bis 17. No-

630

BRIEF A 3

vember 1808 sind 17 Briefe Goethes an Wolzogen, von Wolzogen an Goethe 20 Schreiben zwischen Dezember 1797 und 18. Juli 1809 bekannt. 365,19 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 365,19 nächstens eine Schloßbau-Session zu halten] Der Befehl von Herzog Carl August ist nicht schriftlich überliefert. Die Session wurde am 11. Februar um 10 Uhr abgehalten. Anwesend waren neben Herzog Carl August die zum Schlossbau berufene Kommission, d.h. Goethe, Christian Gottlob Voigt und Wilhelm von Wolzogen sowie der Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner und der Bauverwalter Georg Christoph Steffany (vgl. das Protokoll der Schlossbausession vom 11. Februar in GSA 30/118, Bl. 16–17; vgl. auch BuG 4, 398f.). Vor dem für das Frühjahr 1798 erwarteten Eintreffen Thourets in Weimar sollten erste Vorbereitungen vereinbart werden, um das Bauvorhaben zu beschleunigen. Sie betrafen die Maurer-, Steinhauer-, Klempner-, Zimmer- und Tüncherarbeiten. 365,20 ein Schema] Das Schema „Zur Session. / am 11 Febr 1798. / Was in den nächsten Schlossbaujahre theils vorzunehmen theils vorzubereiten wäre.“ ist in drei Fassungen erhalten: dem undatierten Konzept von Schreiberhd (Geist) mit egh. Korrekturen Goethes und Randbemerkungen von Herzog Carl August (GSA 30/118, Bl. 7–9; vgl. RA 2, Nr 1120), mundiert von Schreiberhd (Geist) vom 31. Januar (ebd., Bl. 11–13; vgl. FA/Goethe I 27, 89–91) sowie als Reinschrift (GSA 30/117, Bl. 74–78). 365,20 deliberiren] Von lat. deliberare: nachdenken, überlegen, hier im Sinne von ‚beraten‘ (vgl. GWb 2, 1120). 365,21–23 dasjenige, was Ihnen vorzüglich beygeht, 〈…〉 schriftlich zu communiciren] In seinem Antwortbrief kam Wolzogen dieser Bitte nach und führte fünf Punkte aus, die ihm „bey den wieder anzufangenden Schloßbau zu berichtigen nöthig scheinen“ (H: GSA 30/118, Bl. 1). Als Erstes führt er nötige Arbeiten am Schloss an wie etwa die Verbesserung der „Abguß-Rinnen“ sowie der „Gesimse der untern Etages“ (ebd.), die dringlicher seien als Arbeiten von Zimmerleuten, Maurern und Tagelöhnern. Als zweiten Punkt nennt Wolzogen, sich einen Überblick über die vorrätigen Baumaterialien durch Erstellung eines fortlaufenden Inventariums zu verschaffen, als Drittes eine „Erhöhung des Taglohns bey den Arbeitern“ (ebd.) mit Berücksichtigung der nötigen Ruhestunden. Als vierten Punkt fordert er eine „bestimmte Aufsicht über die Handwerksleute und Taglöhner“ (ebd.) sowie „eine Schloß-Bau-Policey oder vielmehr ein Reglement“ (ebd.), nach dem sich die Arbeiter zu richten hätten. – Beigehen: in den Sinn kommen (vgl. GWb 2, 293).

JANUAR 1798

631

A 3. An Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein 〈Weimar, nach dem 15. Januar 1798〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich durch den Bezugsbrief vom 15. Januar 1798, bei dem es sich um ein Empfehlungsschreiben Egloffsteins für den ehemaligen Schauspieler Andreas Dietrich Krako handelt. Goethe wird darauf vermutlich unmittelbar geantwortet haben. In E war der Brief noch auf 1793 datiert. Dies ist jedoch aufgrund der deutlichen Bezüge zu Egloffsteins Brief vom 15. Januar 1798 unwahrscheinlich. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: 〈Johann August Diezmann〉: Goethe als Theaterdirector. 3. Aus seiner Administration. In: Die Grenzboten 16 (1857), 1. Semester, 1. Bd, S. 221f. WA IV 13 (1893), 27, Nr 3716 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Egloffsteins Brief vom 15. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1094). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein (1766–1815) wurde als zweiter Sohn des markgräflich brandenburgischen Kammerherrn und Hauptmanns Karl Ludwig Ernst Franz von Egloffstein und dessen zweiter Frau Johanna Sophie geb. von Thüna in Egloffstein/Franken geboren. Er gehörte einer weit verzweigten Adelsfamilie aus der fränkischen Reichsritterschaft an, die sich wahrscheinlich aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen – Egloffstein war ein Neffe des Hofmarschalls Johann Wilhelm Christian von Schardt – in Weimar ansiedelte. Auch seine Brüder Gottfried und August von Egloffstein ließen sich später in Weimar nieder und traten wie er in weimarische Dienste. Die Mutter siedelte in den 90er Jahren nach Weimar über, verursachte jedoch durch Güterspekulationen hohe Schulden, die daraufhin auf der Familie lasteten. 1786 wurde Egloffstein Hofjunker in weimarischen Diensten und Mitglied des Geheimen Consiliums. 1787 erfolgte seine Beförderung zum Kammerjunker, 1794 zum Kammerherrn sowie zum Hof- und Regierungsrat. Die 1787 mit Caroline Auguste Sophie Wilhelmine von Aufseß geschlossene Ehe blieb kinderlos. Von 1802 bis 1813 versah er das Amt des Hofmarschalls in Weimar. 1813 erfolgte zugleich mit der Ernennung zum Oberkammerherrn seine Entbindung von allen Hofdiensten aus gesundheitlichen Gründen. – Goethe trat zu Egloffstein durch dessen amtliche Positionen in regelmäßigen Kontakt. Die Verbindung wurde 1801/02 ins Private ausgeweitet, als sich Egloffstein mit seiner Frau an den Mittwochkränzchen beteiligte. Der vorliegende Brief ist der erste überlieferte von insgesamt zwei Schreiben Goethes an Egloffstein. Ein weiterer

632

BRIEF A 4

vom 20. Februar 1810 ist erhalten. Ein erster Brief vom 〈12. September 1790〉 kann erschlossen werden (vgl. GB 8 I, EB 351). Von Egloffsteins Briefen an Goethe sind aus dem Zeitraum zwischen 15. Januar 1798 und 8. August 1811 insgesamt acht überliefert. 366,1 Herr K…] WA löst die in E erfolgte Abkürzung auf zu „Krako“, bezugnehmend auf Egloffsteins Brief vom 15. Januar 1798, in dem dieser den ehemals am Weimarer Theater beschäftigten Schauspieler Andreas Dietrich Krako (genannt Einer) der Theaterdirektion zur erneuten Anstellung empfiehlt. Der Schauspieler stand der Familie Egloffstein sehr nahe (vgl. Satori-Neumann2 1, 73, Anm. 2). In seinem Schreiben berichtet Egloffstein von Krakos Werdegang seit dem Verlassen der Weimarer Bühne im Oktober 1792. Krako, der von 1786 bis 1789 in der Bellomo’schen Truppe in Weimar als jugendlicher Liebhaber aufgetreten war, schied 1789 im Streit aus, wurde aber 1791 aufgrund seiner Beliebtheit bei Hof und Publikum wieder engagiert. 1792 musste er, so Egloffstein in seinem Bezugsbrief „Nerven Schwäche halber die Bühne verlassen“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 174; vgl. hierzu auch Krakos Briefe an Goethe: RA 1, Nr 455; RA 1, Nr 456). Zwischen 1792 und 1795 lebte Krako „zu Weimar von den Reit Gebühren einer alten Hofdame“ (zitiert nach: Satori-Neumann2 1, 73, Anm. 2), durch deren Einfluss ihm auch eine Stelle „als RegimentsQuartiermeister und auditeur mit einem nicht unbeträchtlichen Gehalt“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 174) beim Weimarischen Militär verschafft wurde, die er 1795 nach Hinterlegung von 1000 Reichstalern Kaution bei der herzoglichen Landschaftskasse antrat. Krako erkrankte dabei schwer und bat um seine Entlassung, „verlor aber dadurch alle Unterstützung, welcher er doch bey seinem geringen Vermögen von höchstens 3000 TlL so nothwendig bedarf“ (ebd.). Am 25. Juli 1796 erhielt er den Abschied. In den folgenden drei Jahren versuchte er vergeblich, eine neue Anstellung in Weimar, auch als Beamter, zu erhalten. Erst am 28. September 1799 erfolgte seine Ernennung zum Fürstlichen Regierungs-Canzley-Archivarius durch Herzog Carl August (vgl. Satori-Neumann2 1, 73, Anm. 2). 366,1–2 durch Ew. Hochwohlgeb. empfohlen] Durch das Empfehlungsschreiben erhoffte sich Krako eine bessere Aussicht auf Erfolg seines Gesuchs, wie Egloffstein selbst in seinem Bezugsbrief schreibt. 366,2–3 ich würde ihn 〈…〉 wieder anstellen] Goethe hatte 1792 versucht, Krako zum Bleiben beim Theater zu bewegen, jedoch ohne Erfolg (vgl. RA 1, Nr 456). 366,5–6 Das Rollenfach, zu welchem Herr K… 〈…〉 ist besetzt] Krako bewarb sich für sein früheres Rollenfach der „Helden, ersten Liebhaber und jungen Männer“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 174; vgl. RA 2, Nr 1094), das

JANUAR 1798

633

jedoch nun durch seinen Nachfolger Heinrich Vohs besetzt war, der am 30. Mai 1792 in Weimar debütiert hatte (vgl. Satori-Neumann2 1, 66) und dem Goethe gewogen war. – Schauspielengagements wurden für gewöhnlich zu Ostern angetreten. 366,7–8 eine neue Gage bei der Kasse in Betracht zu ziehen] Offenbar sollte bei einem Neuengagement der Verdienst niedriger sein. Zu den Schauspielergagen vgl. zu 146,5–6. 366,8 andere Bedenklichkeiten] Vermutlich Anspielung auf Krakos schlechte psychische Verfassung beim Ausscheiden aus dem Schauspielengagement im Jahr 1792 (vgl. RA 1, Nr 456).

A 4. An das Kurfürstlich-Sächsische Kammerkollegium Merseburg Weimar, 18. Januar 1798 → Merseburg ÜBER L IEF ERU NG

H: Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg, Standort Wernigerode, Sign.: Rep. A 30a III, I, Nr 1024, Bl. 49. – Doppelblatt 21,3 × 34,1 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (zS), mit egh. Schlussformel (367,13 ganz gehorsamster Diener) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Denen Excellentissimo Hoch-Wohl / und Wohlgebohrnen Herren, zur Churfürstl. / Sächßil. Cammer hochverordneten Herren / Cammer-Director und CammerRäthen. / Meinen hochzuverehrenden Herren / in / Merseburg.; Bl. 2 Papierausschnitt durch Öffnen des Siegels; S. 1 oben rechts von fremder Hd (zS), Tinte: „49.“. K: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 103–104. – Doppelblatt 21,3 × 34,2 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr. (S. 3–4; S. 1–2 Nr A 5K), Christian Gottlob Voigts Hd, Tinte; S. 3 linke Spalte oben Adresse: An / die Churfl. S. Stifts- / Cammer zu / Merseburg.; linke Spalte Mitte von Franz Kirms’ Hd, Tinte: „Denen Excellentissimo, Hoch-, HochWohl- und Wohlgebohrnen Herren, zur ChurfürstL SächsL Cammer Hochverordneten Herren Cammer Director und Cammer Räthen / Meinen Hochzuehrenden Herren in Merseburg“; S. 4 rechte Spalte unter dem Brieftext von Franz Kirms’ Hd: „den 19 Jänner 1798 mit dem Camer Wagen abgegangen NachrichtL K“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (145 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta / Die Acquirirung des Schauspiel Hauses / zu L a u c h s t ä d t, ingleichen des Chur SächsL: Privilegii daselbst, / betrL. a o 1791 / Vol. I.“ E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt: Ungedruckte Goethiana zur Theatergeschichte. In: Die Grenzboten 40 (1881), 4. Quartal, S. 107f., Nr 3. WA IV 13 (1893), 30f., Nr 3719 (nach E).

634

BRIEF A 4

ERL ÄUT ERUNGEN

Diesem Schreiben war ein Schreiben an den Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen vom 25. Juli 1797 (vgl. GB 12) mit dem gleichen Anliegen vorangegangen, das ohne Antwort geblieben war. – Carl Ludwig August Graf von Hohenthal antwortete als Direktor des Stift-Merseburgischen Kammerkollegiums mit einem Schreiben vom 29. Januar 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 106). Postsendungen: 18. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 231). Die Weimarer Hoftheatergesellschaft spielte seit 1791 während der Sommermonate u.a. in Lauchstädt (vgl. Konzessionsdekret vom 31. März 1791; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 52–53). Der Badeort bot den Schauspielern einerseits Gelegenheit zur Erholung, andererseits zur künstlerischen Anregung durch ein neues, gemischtes und vor allem größeres Publikum. Auch für die Weimarer Theaterkasse zahlte sich die Lauchstädter Saison aus, da die Einnahmen um ein Wesentliches höher lagen als in Weimar (vgl. Doebber, Lauchstädt und Weimar, 69). Um die Preise noch weiter steigern zu können und die Spielbedingungen für Schauspieler und Publikum zu verbessern, hatte die Weimarer Theaterleitung bereits am 25. Juli 1797 an Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen geschrieben, zum einen um die Genehmigung zu erhalten, ein neues, größeres Theater auf eigene Kosten zu bauen, zum anderen, um eine Verlängerung der Spielerlaubnis zu erwirken, die 1799 auslief (vgl. WA IV 12, 203–205). Da Lauchstädt in finanziellen Angelegenheiten dem Kammerkollegium Merseburg unterstand, musste das Gesuch, auf fremdem Boden in einem anderen Staat ein derartiges Bauvorhaben zu realisieren, von diesem geprüft und gebilligt werden, bevor es überhaupt dem Kurfürsten vorgelegt wurde. Ein weiteres Schreiben ging an die Stiftsregierung, mit dem Gesuch, die Spielerlaubnis zu verlängern (vgl. Nr A 5), für deren Bewilligung diese zuständig war. Beide Schreiben wiederholten die Forderungen aus dem Antrag vom 25. Juli 1797, da die Weimarer an einer schnellen Realisierung des Theaterbaus interessiert waren, bislang aber noch auf eine Antwort des Kurfürsten warteten. Diese verzögerte sich u.a. wegen einer Anzeige eines gewissen G. H. Leonhardt, die Weimarer Theatergesellschaft habe 1797 ein ungebührliches Stück aufgeführt (vgl. zu 366,27–28). Des Weiteren versuchte der Leipziger und Dresdner Prinzipal Franz Seconda das Spielrecht in Lauchstädt für seine Gesellschaft zu erwirken (vgl. u.a. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 100; Doebber, Lauchstädt und Weimar, 74–78). – Das vorliegende Schreiben ist, ebenso wie das folgende an die Stiftsregierung Merseburg, rein amtlich. Christian Gottlob Voigt verfasste im Namen Goethes das vorliegende Konzept, wahrscheinlich weil er in die Angelegenheit durch den Dresdner Informanten Richter involviert war (vgl. zu 366,27–28) und dadurch vermittelnde und beratende Funktion übernahm. Erste Spuren seines Engagements in dieser Sache finden sich in der Lauch-

JANUAR 1798

635

städter Akte durch einen von Voigts Hd vorgenommenen Auszug eines Briefes aus Dresden vom 5. März 1797 mit internen Informationen (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 76; vgl. auch Goethes Brief an Franz Kirms vom 17. März 1797; WA IV 12, 70). – Goethes Kontakt zum Direktor der kurfürstlich-sächsischen Kammer in Merseburg, Carl Ludwig August Graf von Hohenthal, ging nicht über ein amtliches Verhältnis hinaus. – Eine Vielzahl anderer amtlicher Schreiben der Theaterkommission an das Merseburger Kammerkollegium oder die dortige Stiftsregierung sowie an einzelne Amtsinhaber sind in den Akten des LATh – HStA Weimar sowie in Magdeburg überliefert. Sie können hier numerisch nicht aufgelistet werden. 366,15 Hoch- Hochwohl- und Wohlgebohrne Herren] Mit ‚Hochgeboren‘ wurden im 18. Jahrhundert gräfliche oder im Rang gleichwertige Personen angesprochen, als ‚Hochwohlgebohrne‘ und ‚Wohlgeborene‘ Adlige angeredet (vgl. Grimm 30, 1120). Das Stift-Merseburgische Kammerkollegium bestand 1798 aus dem Direktor Graf von Hohenthal und sieben Kammerräten: Carl Bernhard von Ende, August Christoph Friedrich von Leutsch, Johann Thomas Rachel von Löwmansegk, Veit Ludwig von Seckendorf, Wolf Heinrich Wurmb von Zinck, Heinrich Ludwig Graf von Brühl, Hanns Friedrich Ferdinand von Bodenhausen (vgl. Churfürstlicher Sächsischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1798. Leipzig 1798, S. 207f.). 366,17 Ihro Churfürstl. Durchl. zu Sachsen] Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen. 366,17–19 vor einiger Zeit die Oberdirection 〈…〉 nachgesucht] Das entsprechende Schreiben der Oberdirektion der Weimarer Hofschauspielergesellschaft an Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen datiert vom 25. Juli 1797 (vgl. WA IV 12, 203–205). Carl Ludwig August Graf von Hohenthal teilte Goethe in seinem Antwortschreiben mit, dass „der auf Ansuchung der Ober-Direction der Hof-Schauspieler-Gesellschaft erforderte unterthänigste Bericht bereits am 20 Octb. vorigen Jahres nach Dreßden abgegangen“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 106) sei, „bis jezo aber noch die Höchste Resolution darauf erwartet“ (ebd.) werde. 366,19–20 die Erbauung eines größern 〈…〉 Schauspielhaußes] Das bisherige Theater war so errichtet worden, dass der zur Verfügung gestellte Platz bei anderweitigem Bedarf durch Wegnehmung des Hauses (WA IV 12, 203f.) schnell wieder zu Verfügung stehen konnte. Als Begründung für einen kompletten Neubau wurde der zu enge Raum des alten Hauses und die durch die niedrige Bauart entstehende Hitze bei den Vorstellungen angeführt (vgl. ebd.). Die bisherige Spielstätte war darüber hinaus den steigenden Besucherzahlen nicht mehr gewachsen. 366,20–21 Gesellschaft in Lauchstedt Schauspiele aufzuführen die Concession erhalten hat] Die am 31. März 1791 ausgestellte erste Konzession für die damals erst zu gründende Weimarer Hoftheatergesellschaft galt bis ins Jahr 1796

636

BRIEF A 5

(vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 52, 53) und wurde am 25. Juli 1796 auf drei Jahre, bis 1799, erneuert (vgl. ebd., Bl. 66). – Die hier erbetene Verlängerung erfolgte am 28. März 1799 auf weitere zwölf Jahre bis 1811 (vgl. ebd., Bl. 118). 366,22 gegen die schuldigen Abgaben] Der Kurfürst genehmigte das Gesuch schließlich mit einem Schreiben vom 24. November 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 110), das laut Empfangsvermerk von Christian Gottlob Voigts Hand am 14. Dezember 1798 in Weimar eintraf (vgl. ebd.). Zu den finanziellen Bedingungen hieß es darin: „Wir finden Uns nunmehr in Gnaden bewogen, zu genehmigen, daß vorgedachter Weimarischen Schauspieler-Gesellschaft eine Conceßion zu Aufführung der Schauspiele zu Lauchstedt, während der Sommermonathe, auf anderweite Zwölf Jahre, unter der Bedingung ertheilet werden möge, daß von selbiger zu dem Stifts-Merseburgischen Armen-Institute ein jährlicher Beytrag von Fünf und Dreyßig Thalern entrichtet, ein geräumiges Schauspielhaus, gegen eine, für den dazu eingeräumten Plaz, zu bezahlenden Canon von Fünf Thalern jährlich, unter der Einschränkung, solches ohne Unsere Genehmigung an Niemanden zu veräußern und sonst zu überlaßen, erbauet, auch Uns, bey Unserer etwaigen Anwesenheit zu Lauchstedt, einer anderer Gesellschaft die Erlaubniß zu Aufführung der Schauspiele zu ertheilen, vorbehalten werde.“ (Ebd.) 366,26–27 Ihro Herzogl. Durchl. 〈…〉 Herzog zu Sachsen Weimar] Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach war am 7. Dezember 1797 von der Hoftheaterkommission über die Hindernisse informiert worden (vgl. „Unterthänigster Vortrag“; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 100), die sich dem Bauvorhaben und der Konzessionsverlängerung in den Weg stellten: zum einen hatte es eine Anzeige in Dresden gegeben, dass die Weimarer Gesellschaft durch Aufführung von Johann Gottfried Lukas Hagemeisters Trauerspiel „Die Jesuiten“ am 14. August 1797 in Lauchstädt (vgl. Theater/Musik Weimar) ein anstößiges Stück gegeben habe, zum anderen hatte der Dresdner und Leipziger Prinzipal Joseph Seconda ebenfalls das Spielrecht in Lauchstädt für seine Theatergesellschaft beantragt. Die schon „zur Ausfertigung bereit gelegene Erlaubniß“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 100) war deshalb zurückgenommen worden, wie Christian Gottlob Voigt über seinen Informanten, einen gewissen Richter aus Dresden, erfahren hatte (vgl. ebd.). Herzog Carl August setzte unter die Eingabe den Vermerk, dass dem Minister Gutschmid mündlich mitzuteilen sei, dass die Theaterangelegenheit eine „mir persönL. zu bezeigende Gefälligkeit“ (ebd.) sei. Dies war auch der Grund für das von Goethe unterzeichnete, hier vorliegende Schreiben. 366,29 exhibiren] Von lat. exhibere: zur Schau stellen, präsentieren (vgl. GWb 3, 492). 367,4 gewierigen] Aus der Kanzleisprache: gewährend (vgl. GWb 4, 189).

JANUAR 1798

637

367,6–7 nöthigen Maasregeln zeitig ergriffen werden können] Der Neubau des Theaters konnte erst 1802 nach langen Verzögerungen und Schwierigkeiten unter Mitwirkung Goethes durch Heinrich Gentz erfolgen (vgl. Doebber, Lauchstädt und Weimar, 84–102).

A 5. An die Kurfürstlich-Sächsische Stiftsregierung Merseburg Weimar, 18. Januar 1798 → Merseburg ÜBER L IEF ERU NG

H: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Abteilung Magdeburg, Sign.: Rep. A 30a III,I, Nr 227. – Doppelblatt 21,2 × 34,2 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (zS), mit egh. Schlussformel (368,10 ganz gehorsamster Diener) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Denen Hochwohl und Wohlgebohrnen Herren, / zur Churfürstl. Sächßil. Stifts-Regierung / hochverordneten Herren Canzlar, Stifts- / und Regierungs-Räthen. / Meinen hochgeehrtesten Herren / in / Merseburg.; rotes Wappensiegel: sechseckiger Stern im Schild, der sich auf dem gekrönten Helm wiederholt (Goethes Wappen seit 1782); Bl. 2 Papierausschnitt durch Öffnen des Siegels; S. 1 über dem Brieftext Bearbeitungsvermerk von fremder Hd (zS), Tinte: „EinkL. am 22. Januar 1798 / 30. –“; oben rechts von fremder Hd (zS), Tinte: „26.“. K: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 103–104. – Doppelblatt 21,3 × 34,2 cm, 1 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr. (S. 1–2; S. 3–4 Nr A 4K), Christian Gottlob Voigts Hd, Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An / die Churfl. S. Stifts- / Regierung zu / Merseburg; rechte Spalte oben über dem Brieftext: ad fol. 98.; linke Spalte Mitte von Franz Kirms’ Hd, Tinte: „Denen HochWohl- und Wohlgebohrnen Herren, zur ChurfürstL. SächsL. Stifts-Regierung hochverordneten Herren Canzler, Stifts- und RegierungsRäthen / Meinen Hochgeehrtesten Herren in Merseburg.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr A 4). Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Diesem Schreiben war ein Schreiben an den Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen vom 25. Juli 1797 (vgl. GB 12) vorangegangen, in dem die hier dargelegten Anliegen bereits vorgebracht worden waren. – Der Kanzler Christian Friedrich von Gutschmid antwortete mit einem Schreiben vom 29. Januar 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 105; nicht in RA). Postsendungen: 18. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 231).

638

BRIEF A 6

Wegen der thematischen Nähe zu Nr A 4 vgl. die einleitende Erläuterung und den Einzelstellenkommentar ebd. – Die kurfürstlich-sächsische Stiftsregierung Merseburg war für die Verlängerung der Spielzeiterlaubnis der Weimarer Theatergesellschaft verantwortlich, weswegen sich Goethe nach seinem ersten Gesuch vom 25. Juli 1797 an Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen (vgl. WA IV 12, 203–205) nun an die Stiftsregierung wandte (vgl. zu 366,21–22). Wie bei Nr A 4 wurde das Konzept von Christian Gottlob Voigt verfasst (vgl. Überlieferung), der in dieser Angelegenheit als Vermittler interner Informationen und als Berater fungierte (vgl. zu 366,27–28). – Goethes Kontakt zum Kanzler der Stiftsregierung Merseburg, Christian Friedrich von Gutschmid, ging nicht über ein amtliches Verhältnis hinaus. – Eine Vielzahl anderer amtlicher Schreiben der Theaterkommission an die Stiftsregierung bzw. an einzelne Amtsinhaber sind in den Akten des LATh – HStA Weimar sowie in Magdeburg überliefert. Sie können hier numerisch nicht aufgelistet werden. 367,16 Hochwohl und Wohlgebohrne Herren] Der Stiftsregierung zu Merseburg stand Christian Friedrich von Gutschmid als Kanzler vor. Die Stiftsräte waren Adolph August von Berbisdorf und Carl Ludolph von Alvensleben, die Regierungsräte Rudolph August von Wichmannshaußen, Christian Michael Herold, Christian August von Langenn, George Hartmann von Witzleben und Friedrich Carl Ernst Ferdinand von Nostitz (Churfürstlicher Sächsischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1798. Leipzig 1798, S. 210). 367,18–19 vor einiger Zeit die Oberdirection der hiesigen Hof-Schauspielergesellschaft] Christian Friedrich von Gutschmid nannte in seinem Antwortschreiben vom 29. Januar 1798 die Gründe für die Verzögerung der Antwort: „Es ist aber auch nochmahls über gewisse Umstände gutachtlicher Bericht verlanget, und an die hohe Behörde eingesendet, jedoch darauf bis jetzt noch keine Resolution ertheilet worden.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1404/1, Bl. 105; vgl. dazu auch die einleitende Erläuterung zu Nr A 4.) 367,19–20 gnädigste Verlängerung der Erlaubniß] Die Entscheidung darüber lag in der Verantwortung der Stiftsregierung Merseburg, die dem Kurfürsten ihr Votum mitzuteilen hatte. Mit dem Schreiben an Friedrich August III. Kurfürst von Sachsen am 25. Juli 1797 (vgl. WA IV 12, 203–205) hatte Goethe bereits um die Spielzeitverlängerung gebeten (vgl. zu 366,21–22). 367,20 während der Badezeit zu Lauchstedt] Die Weimarer Schauspieler reisten am 17. Juni 1798 nach Lauchstädt und blieben dort bis zum 15. August. Am 16. August erfolgte die Abreise (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39, Bl. 9).

JANUAR 1798

A 6. An Wilhelm von Wolzogen

639

Weimar, 28. Januar 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: GMD, Sign.: NW 1200/1970. – Doppelblatt 11,4 × 18,5 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte. E1: Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe. In: GJb XIII (1892), 117f. (ohne Beilage) (Ludwig Hirzel). E2: WA IV 13 (1893), 41–43, Nr 3723 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 4. – 1 Bl. 20(–20,2) × 32,7(–33,2) cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 2 etwa 2,5 cm als Steg für Bindung), 1 ¼ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem ursprünglich gehefteten und später aufgelösten Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zum Fortgang der Arbeiten am Schlossbau (92 Bl., alte Signatur: „Schl VII“). Das Konvolut beinhaltet Unterlagen zur Anstellung von Handwerkern sowie Berichte und Briefe von Mitgliedern der Schlossbaukommission bzw. von mit dem Bauvorhaben befassten Personen wie Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach. Das Konvolut beinhaltet insgesamt zehn Briefe, die Goethe in seiner Funktion als Mitglied der Schlossbaukommission schrieb. Aufgrund ihres amtlichen Charakters wurden diese nur in einer exemplarischen Auswahl in der WA veröffentlicht (vgl. Zu diesem Band, S. VIII). BEIL AG E

Votum Goethes zum Schlossbau (vgl. zu 368,16–17). ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben bezieht sich auf Wilhelm von Wolzogens Brief vom 13. Januar 1798 (GSA 30/118, Bl. 1; nicht in RA). – Wolzogen antwortete noch am selben Tag (GSA 30/118, Bl. 5–6; nicht in RA). Postsendungen: 28. Januar 1798 (Schloßbau angelegenheiten.; GT II 1, 232). 368,13–14 die erste Idee] Wolzogen hatte in seinem Bezugsschreiben an Goethe (vgl. auch Nr A 2) fünf Punkte für die kommende Schlossbau-Session aufgelistet, „die mir bey den wieder anzufangenden Schloßbau zu berichtigen nöthig scheinen“ (H: GSA 30/118, Bl. 1). Als vierten Punkt hatte er dabei aufgeführt: „Eine bestimmte Aufsicht über die Handwerksleute und Taglöhner, indem sich ganz und gar

640

BRIEF A 7

keiner da findet, da der Baumeister dieses nicht verrichten kann und Heering in dieser Qualität nicht angestellt ist.“ (Ebd.) 368,16–17 Auf beyliegendem Blatt] Abgedruckt als Beilage. Aufgrund der Brieffaltung des Folioblatts ist davon auszugehen, dass es sich bei der in Goethes privaten Schlossbauakten überlieferten Handschrift um die an Wolzogen übersandte Fassung handelt. 368,18–19 erbitte mir 〈…〉 die nähere Bestimmung der letztern] Wolzogen antwortete noch am 28. Januar mit einem ausführlichen Schreiben, in dem er die „Vortheile bey Anstellung der Polierer“ (H: GSA 30/118, Bl. 5) auseinandersetzte. 368,19 meo voto] Lat.: meines Erachtens, nach meinem Wunsch. 368,20 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 369,3 sistirte] Von lat. sistere: anhalten, einstellen. 369,12 eo ipso] Lat.: eben dadurch, durch sich selbst.

A 7. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 31. Januar 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-459. – Doppelblatt 19 × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. 2) Beilage: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-460. – Doppelblatt 16,4 × 20,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Ein Briefwechsel zwischen Carl August und Goethe. In: Goethe-Schiller-Museum (1858), 153, Nr 6 (August Diezmann) WA IV 13 (1893), 47f., Nr 3727 (nach E). BEIL AG EN

1) Sechs Quittungen (vgl. zu 369,20). 2) Kleiner Aufsatz (vgl. zu 369,21). 3) Schema der Baumaßnahmen am Schloss für das Jahr 1798 (vgl. zu 369,23– 24). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf einen Brief Caroline Herders an Goethe vom 27. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1116), mit dem sie die sechste der im vorliegenden Brief genannten sechs Quittungen an Goethe sendet. Goethe beantwortet mit dem vorlie-

JANUAR 1798

641

genden Brief einen Brief des Herzogs Carl August vom 25. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1114). – Der Herzog antwortete am 31. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1120). Für die Erledigung ihres Anliegens, das Caroline Herder bereits am 3. Januar in einem Brief an Goethe beschrieben hatte (vgl. RA 2, Nr 1077), bedankte sie sich in ihrem Brief vom 31. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1121). Postsendungen: 30. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 232). 369,20 die sechs Herderischen Quittungen] Goethe war bereits zuvor von Herzog Carl August damit betraut gewesen, die Ausbildungsgelder für die Herder-Kinder an das Ehepaar Herder zu übermitteln (vgl. AS 2, 478–480). Durch Missverständnisse und ungeschickte Forderungen hatte sich dabei 1795 ein Streit zwischen den Herders und Goethe entwickelt, der zum Zerwürfnis und einer Distanzierung auf beiden Seiten führte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 242). Caroline Herder, die sich auch 1798 noch ungerecht behandelt fühlte, da die durch den Herzog bewilligten Fördergelder für die Ausbildung des Sohnes August für die Jahre 1796 und 1797 noch ausstünden, wandte sich am 3. Januar 1798 mit ihrer Forderung nach einer Nachzahlung von 200 Reichstalern als jährlichen Beitrag zu Augusts Studien sowie weiteren 100 Reichstalern, fällig jeweils zu Weihnachten, an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1077). Über diese Geldforderung zeigte sich Herzog Carl August in seinem Brief vom 4. Januar an Goethe verstimmt und verlangte Aufklärung (vgl. RA 2, Nr 1079), die ihm Goethe am 5. Januar gab (vgl. Nr A 1). Daraufhin verfügte Carl August am 9. Januar 1798: „Hier schicke ich auch die Herderischen Sachen wieder; nach reiflicher Ueberlegung wünsche ich sie folgender Gestalt eingerichtet zu haben. Herder (nicht sie) schickt gegen Ende dieses Monats (alleweile bin ich etwas vertrocknet) 5 Quittungen, jede zu 50 Thlr., und benennt darin die Anwendung der Gelder für die Studien von August, und zwar für die Quartalen Weihnachten 96, Ostern, Johanni, Michaeli und Weihnachten 97, durch Deine Vermittlung bei mir ein. Auf diese soll er 250 Thaler erhalten. Dann erwarte ich noch eine Quittung auf 100 Thaler auf demselbigen Wege, die er aber schon jetzt einschicken könnte und worauf er die Befriedigung gleich erhalten soll.“ (H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-467; vgl. RA 2, Nr 1086.) Die Quittungen für das auszuzahlende Geld „an V.O.C.P. Herder für die Studien seines Sohnes August auf die Quartale Weynachten 96, Ostern, Johanni, Mich. Weyn. 97. Ost. 98“ (H: LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1219, Bl. 10) sind überliefert (vgl. ebd., A 1214, Bl. 160–165). 369,21 kleinen Aufsatz den ich aus Ihren Billets gezogen habe] Vgl. Zur Nachricht (369,29–370,17). – Das Billet, nach dem Goethe die Aufstellung vornahm, ist in der vorangegangenen Erläuterung abgedruckt. 369,23–24 das Schema der dießes Jahr allenfalls vorzunehmenden Arbeiten am Schloße] Auf drei Folioblättern findet sich halbbrüchig rechts Goethes Schema mit den beim Schlossbau zu berücksichtigenden Aufgaben, etwa Maurerarbeiten im Schloss, Schlosshof und -graben, über Steinhauerarbeiten, Klempner-, Zimmermanns-, Tischler-, Glaser- und Schlosserarbeiten (vgl. GSA 30/118,

642

BRIEF A 8

Bl. 7–10; zur Überlieferung dieses Konzepts vgl. zu 365,20). Auf der linken Seite vermerkte der Herzog im Anschluss seine Wünsche und Vorstellungen. Das Schema war Grundlage für die nächste Session am 11. Februar (vgl. dazu auch Nr A 9). 369,24 Die Bestimmung einer Session] Die nächste Zusammenkunft, in der der Plan für die nächsten Arbeitsschritte im Jahr 1798 besprochen und festgelegt wurden, fand am Sonntag, dem 11. Februar, vormittags statt (vgl. zu 365,19). 369,30 Augusts Studien] Sigismund (Siegmund) August Wolfgang Herder (geb. 1776) hatte 1795 das Studium in Jena aufgenommen, war daraufhin nach Göttingen gegangen und studierte seit Herbst 1797 an der Bergakademie in Freiberg (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 242). 370,1 retro] Von lat.: nach hinten, zurück, hier rückwirkend. 370,2 Michael] Bezeichnung für den Anfang des Herbstvierteljahres (vgl. Grimm 12, 2168), Ende September. 370,3 Quartale] Hier im Sinne von Quartalszahlungen, d.h. vierteljährlich zu entrichtende Fördergelder (vgl. Grimm 13, 2320). 370,4 Joh.] Abgekürzt für Johannis, Bezeichnung für den Anfang des Sommervierteljahres, Ende Juni. 370,5 Mich.] Abgekürzt für Michaelis. 370,6 Weyn.] Abgekürzt für Weihnachten, Bezeichnung für den Anfang des Wintervierteljahres, Ende Dezember. 370,7 Ostern] Bezeichnung für den Anfang des Frühlingsvierteljahres, Ende März. 370,10 an den Cämmerier Wagner] Der Kämmerer des Herzogs, Johann Conrad Wagner, war seit 1796 auch als sein Schatullier tätig. In einer vertraulichen Notiz des Herzogs an Goethe im Anschreiben zur Aktensendung vom 31. Januar 1798 lautet die Anweisung: „Für die Berichtigung der Herderschen Sache danke ich bestens. Wagner ist so instruirt wie Dein Extract besagt.“ (H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-459/460; vgl. RA 2, Nr 1120.) 370,12 Einhundert Thaler zu Weynachten] Für den Sohn August Herder waren zu Weihnachten vom Herzog 100 Reichstaler zusätzlich gewährt worden, die jedoch Weihnachten 1796 ausblieben, wie Caroline Herder Goethe am 3. Januar 1798 mitteilte (vgl. RA 2, Nr 1077). Caroline Herder hatte die Fortzahlung dieser Zulage gefordert. 370,12 cessiren] Von lat. cessare: aufhören, wegfallen (lassen). 370,13 Durchl] Herzog Carl August. 370,13–14 Adelberten 〈…〉 etwas zufließen zu lassen] Der vierte Sohn der Herders, Carl Emil Adelbert (geb. 1779; vgl. zu 365,8). 370,14 für die beyden iüngeren Söhne] Emil Ernst Gottfried (geb. 1783) und Rinaldo Gottfried (geb. 1790).

FEBRUAR 1798

643

A 8. An Johann Christoph Ferdinand Spilcker 〈Weimar〉, 5. Februar 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt (zuletzt angeboten 1984 im Autographenkatalog von Stargardt, vgl. E2). – „1 S. quer-schmal 8°“ (Angaben nach E2), mit Unterschrift „Goethe“ und Datumsangabe „Weimar, 5. II. 1798.“ (ebd.). E1: Autographen aus allen Gebieten. Dabei eine Menzel-Sammlung, ein vollständiges Exemplar der Original-Ausgabe von Joh. Sebastian Bach’s erster „ClavirÜbung“ 1731, Erstausgaben Heinrich von Kleist’s, Pergament=Miniaturen u.a. Auktion vom 9. Oktober 1936. Berlin 1936, S. 5, Nr 15 (Teildruck: 370,20 und mir zuzuschicken fehlt). E2: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 19. und 20. Juni 1984 im großen Sitzungssaal des Marburger Rathauses. Katalog 631. J. A. Stargardt. Marburg 1984, S. 62, Nr 144. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 130, Nr 3730a (Teildruck: 370,20 und mir zuzuschicken fehlt). Textgrundlage: E2, da hier eine Textergänzung (370,20) gegenüber E1 vorgenommen wurde. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Johann Christoph Ferdinand Spilcker (1745–1805) wurde, noch Theologiestudent, im November 1772 als Lehrer im Weimarer Gymnasium Wilhelm Ernst für die Klassen Tertia und Quinta angestellt (vgl. Otto Francke: Geschichte des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums in Weimar. Weimar 1916, S. 85). Bereits 1775 erfolgte seine Berufung zum Akzessisten an der Fürstlichen Bibliothek. Nach dem Tod des Bibliothekars Johann Christian Bartholomäi trat er dessen Nachfolge an und wurde durch Dekret vom 20. Februar 1778 „zum zweyten Bibliothecario, mit SecretairRang und einem jährlichen Gehalt von 300. Rthlr:“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11617b, Bl. 157) ernannt. Am 18. November 1785 erfolgte seine Beförderung zum Rat. Unter Christian Friedrich Schnauß, der die Oberaufsicht über die Bibliothek und das Münzkabinett bis zu seinem Tod im Dezember 1797 führte, wurde Spilckers Arbeitsleistung „in Ansehung dessen bisherigen Fleißes und sich erworbenen guten Kenntnisse“ (ebd.) durch Beförderungen gewürdigt. Diese wohlwollende Begutachtung seiner Arbeit änderte sich, als Christian Gottlob Voigt und Goethe am 9. Dezember 1797 mit der Leitung der Weimarer Bibliothek beauftragt worden waren (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 12). Spilcker geriet ab dieser Zeit in den Ruf eines unzuverlässigen, langsam arbeitenden Beamten, auf den einige Missstände, vor allem in Bezug auf die Rückforderung entliehener Bücher oder die Erfassung neu erworbener Titel in Katalogen

644

BRIEF A 9

zurückgehen sollten. Spilckers Nachlässigkeit bei der Erledigung der Bibliotheksgeschäfte, die durch den seit März 1797 als Registrator in der Bibliothek angestellten Christian August Vulpius an die Oberaufsicht gemeldet wurde, führte immer wieder zu Konflikten zwischen ihm und seinen Vorgesetzen. Goethe begann, Spilcker bei dienstlichen Anweisungen immer öfter zu übergehen und sich mit Arbeitsaufträgen direkt an Vulpius zu wenden. Nur wenige persönliche Unterredungen zwischen Goethe und Spilcker sind durch Goethes Tagebuch nachweisbar, so etwa am 6. Januar 1798 (vgl. GT II 1, 230). Stattdessen kommunizierte Goethe mit ihm durch amtliche Voten und Handlungsanweisungen, wie es das vorliegende Schreiben belegt. Goethes indirekte Äußerungen über Spilcker gegenüber Voigt bezeugen das angespannte dienstliche Verhältnis (vgl. etwa 83,11). Mit der Überführung der umfangreichen Kartensammlung und Militärbibliothek von Herzog Carl August ins neue Schloss im Jahr 1804 wurde Spilcker von den anderen Bibliotheksgeschäften abgezogen und als Privatbibliothekar eingesetzt. Er starb 1805 (vgl. weiterführend Otto Lerche: Goethe und die Weimarer Bibliothek. Leipzig 1929, S. 44f.). – Das vorliegende Schreiben ist das erste von insgesamt fünf aus dem Zeitraum zwischen 5. Februar 1798 und 31. Januar 1799, die in WA abgedruckt wurden. In den Bibliotheksakten sind jedoch weitere, an Spilcker gerichtete Schreiben und Voten dieser Art vorhanden. – Ähnliches gilt für Antwortschreiben bzw. Erledigungsvermerke von Spilckers Hand in den jeweiligen Akten. Die Regestausgabe berücksichtigt die amtlichen Dokumente nicht, verzeichnet jedoch zwei Briefe Spilckers an Goethe aus dem Jahr 1794 (vgl. RA 1, Nr 887; RA 1, Nr 1089), als Goethe der Bibliothek ein mehrbändiges Werk aus seinem Besitz verkaufte. 370,18 Abschrift] Im Ausleihverzeichnis für die Fürstliche Bibliothek der Jahre 1798–1802 findet sich auf den ersten Seiten eine Liste von Spilckers Hand, die sämtliche Entleihungen der fürstlichen Familie nachweist, beginnend mit: „Ihro des Herrn Herzogs CARL AUGUST HochfürstL. Durchlaucht haben aus FürstL. Bibliothek erhalten.“ (HAAB, Sign.: Loc A: 35.2, Bl. 2r.) Darauf folgen die Entleihungen seiner Angehörigen in hierarchischer Abfolge: Herzogin Louise (Entleihungen ab 1798), Erbprinz Carl Friedrich, Prinzessin Caroline Louise, Prinz Bernhard und Herzoginmutter Anna Amalia. An diese Listen schließen sich die Ausleihverzeichnisse aller anderen Nutzer in alphabetischer Reihenfolge für die Jahre 1798–1802 an. Über den Verbleib der von Goethe hier geforderten Abschrift ist nichts bekannt. 370,18–19 was Serenissimus und Serenissima mater von der Bibliothek erhalten] Während die Entleihungen der herzoglichen Familie bis Ende 1797 nicht verzeichnet wurden, da das Herzogshaus als Eigentümer des Buchbestandes darüber verfügen konnte, wie ihm beliebte, hob die neue Bibliothekskommission diese Handhabung auf. Bereits die von Goethe am 24. Januar 1798 ausgegebene Anweisung an Spilcker forderte die schriftliche Fixierung alles desjenigen, was von der Bibliothek weggehoben wird 〈…〉 ohne Ausnahme, mithin auch in Anse-

FEBRUAR 1798

645

hung der fürstlichen Personen (Bojanowski, Bibliothek, 9). Im Ausleihbuch der Jahre 1798–1802 sind die Entleihungen des Herzogs Carl August und der Herzoginmutter vermerkt (vgl. HAAB, Sign.: Loc A: 35.2, Bl. 2r–6v und 19v–20r). Im Falle des Herzogs datierten nicht zurückgegebene Buchtitel bis in seine Jugendjahre zurück, beginnend mit „Ante Annum 1775“ (vor dem Jahr 1775) bis in das Jahr 1797 (vgl. ebd., Bl. 2r–4r). Spilcker verzeichnete nicht nur die Titel, sondern auch Informationen zum Verbleib einzelner Bücher. Eine erneute Anfrage Goethes bei Herzog Carl August nach dem Verbleib von ausgeliehenen Büchern beantwortete dieser mit der Bitte um Bedenkzeit (vgl. RA 2, Nr 1136). Für das Jahr 1798 wurde die Liste durch Christian August Vulpius fortgeführt. Die Liste der entliehenen Bücher der Herzoginmutter Anna Amalia ist im Vergleich zu der des Herzogs wesentlich kürzer und verzeichnet ausstehende Bücher aus den Jahren 1786, 1791 und 1795 (vgl. HAAB, Sign.: Loc A: 35.2, Bl. 19v). Zum weiteren Verlauf der Verhandlungen vgl. Goethes Brief an Voigt vom 26. Februar (Nr A 12). – Serenissimus: Lat. Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. – Serenissima mater: Lat. Durchlauchtigste Mutter; Titulierung für die Herzoginmutter Anna Amalia. 370,20 und mir zuzuschicken] Wann die Übersendung erfolgte, ist nicht bekannt. Goethe beschäftigte sich laut Tagebuch auch am nächsten Tag mit Bibliotheksachen (GT II 1, 233).

A 9. An Wilhelm von Wolzogen Weimar, 12. Februar 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Allard Pierson, Universiteit van Amsterdam, Sign.: hs. 70 S 4. – Doppelblatt 19,2 × 22,8 cm, 1 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 14. – 1 Bl. 20,3 × 32,8(–33,1) cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 2 etwa 2 cm als Steg für Bindung), 1 ¼ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Vs. linke Spalte oben Adresse: Des Herrn Kammerherr v Wolzogen / Hochwohlgebl:; linke Spalte, auf Höhe von 371,9 Bearbeitungsvermerk: „Exped. D. 13 Febr 98.“ – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6). E: WA IV 13 (1893), 63, Nr 3734 (Eduard von der Hellen; nach K; Hinweis auf H und Nachschrift nach einer Abschrift von Oskar von Hase in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 220).

646

BRIEF A 10

ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben bezieht sich auf die am 11. Februar 1798 abgehaltene Sitzung der Schlossbaukommission (vgl. zu 370,21–22). – Ein Antwortschreiben Wolzogens ist nicht bekannt. Auf die im vorliegenden Schreiben gestellten Fragen antwortete Georg Christoph Steffany (vgl. zu 370,25 und zu 371,10). 370,21–22 auf die gestrige Beschlüsse] Am Vormittag des 11. Februar war die Schlossbaukommission zusammengetreten, um die für das Jahr 1798 anstehenden Arbeiten abzustimmen (vgl. zu 365,19). Die Beschlüsse wurden in einem Protokoll festgehalten, das in Goethes privaten Akten überliefert ist (GSA 30/118, Bl. 16–17). 370,25 Wegen der Eisenacher Tüncher] Hinsichtlich der geplanten Einstellung von Handwerkern aus Eisenach war laut Protokoll vereinbart worden, „das nöthige zu besorgen“ (H: GSA 30/118, Bl. 17). Der an der Sitzung teilnehmende Bauverwalter Georg Christoph Steffany beantwortete die beiden ersten der folgenden vier Fragen mit seiner undatierten Mitteilung „Die EisenachL. Tüncher Gesellen betrL.“ (ebd., Bl. 15). 370,26 ob man eine Wohnung für sie ausmachen könnte] In seiner Antwort schlug Steffany vor, eine von der Zeichenschule genutzte „Stube“ als Unterkunft zu nutzen, „da von Ostern bis MichaeL. keine Zeichenstunde gehalten wird“ (ebd.). 371,1 In wie fern man ihnen Bier und Brot verabreichen wollte] In Steffanys Aufstellung findet sich eine genaue Aufschlüsselung der Kosten für einen täglichen Anspruch von „3. Maas Bier“ zu 2 ½ Pfennig und „2. Zeilen Brodt“ zu 4 Pfennig (ebd.). 371,6–7 den gerühmten guten Meister] Nicht ermittelt. 371,8 conveniren] Von lat. convenire: sich zusammenfinden, einigen, übereinkommen (vgl. GWb 5, 610). 371,10 gute Ziegelwaare erhalten] In zwei von Goethe unterzeichneten Zusätzen zum Protokoll vom 11. Februar war am folgenden Tag vermerkt worden: „Die resolvirten Puncte die MaurerArbeit betreffend wurden sogleich dem Baumeister Steiner zugefertigt um wegen der Materialien das Nöthige zu berichten.“ (H: GSA 30/118, Bl. 17.) Der Zusatz vom 13. Februar lautete: „Außerdem wurde dem Baumeister Steiner aufgetragen / 1.) Baldmöglichst ein Verzeichniß einzugeben was für Arbeiten allenfalls vor Ostern vorzunehmen seyn möchten. / 2.) Wegen der Arbeitsleute besonders der Maurer die nothigen Vorkehrungen zu treffen und wie es geschehen Anzeige zu thun.“ (Ebd.) In seinem Schreiben an die Schlossbaukommission vom 20. Februar teilte Steiner mit, dass für die Arbeiten am Schlossbau „80000 Stück Backsteine, so wie die Ziegeleyen solche nach und nach brennen können“ benötigt würden, „und gehören die jetzo im Vorrath noch befindlichen nicht dazu“ (ebd., Bl. 26). 371,15–16 Serenissimus haben schon die Fischbehälter im Schloßgraben abstecken lassen] Zu den für 1798 beschlossenen Arbeiten am Residenzschloss

FEBRUAR 1798

647

gehörte laut Protokoll vom 11. Februar die Anlage von Wasser- und Fischbehältern im ehemaligen Burggraben (vgl. GSA 30/118, Bl. 16). Die Arbeiten erfolgten am 12. Februar, wie Herzog Carl August die Schlossbaukommission in einem eigenhändigen Schreiben vom 13. Februar informierte (vgl. ebd., Bl. 18). – Serenissimus: Lat. Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August.

A 10. An Franz Kirms

〈Weimar〉, 25. Februar 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 10010, Bl. 20–21. – Doppelblatt 16,8 × 21 cm, ¾ S. beschr. (S. 2 unten; S. 1–2 oben Bezugsbrief von Franz Kirms, Petitdruck), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse von Kirms’ Hd, Tinte: „An / des Herrn geheimen Rath / von Göthe / HochWohlgebL“; S. 3 und S. 4 Reste einer roten Verschlussoblate mit Siegeldruck (Initialsiegel von Kirms?), Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (24 Bl.) mit der Aufschrift von Schreiberhd (Geist): „Acta / den Contract mit Dem Tilli betrL. / 1797–1798“. E: WA IV 30 (1905), 63f., Nr 3742a (Carl Schüddekopf). BEIL AG E

Promemoria (vgl. zu 371,30). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet das undatierte Schreiben Franz Kirms’ auf demselben Blatt (nicht in RA), wahrscheinlich vom gleichen Tag. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 371,30 beyliegendes pro Memoria von der Tilli] Die 1771 geborene Antonia Tilly war im September 1797 aus Karlsruhe in Begleitung ihrer Mutter Karoline Maria Josepha nach Weimar gekommen und sollte das nach dem Tod der Schauspielerin Christiane Becker vakante Rollenfach der ersten Liebhaberin ersetzen helfen. Da sie das Publikum jedoch nicht für sich einnehmen konnte, wurde ihr von der Theaterkommission am 28. Dezember 1797 mitgeteilt, dass man nicht gesonnen sei, den „bis Ostern 1798, geschloßnen Contract 〈…〉 weiter zu verlängern“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10010, Bl. 17). Im Februar 1798 bat Tilly um ihre frühzeitige Entlassung, um in Breslau ein Engagement anzutreten. Franz Kirms fragte daraufhin am 23. Februar schriftlich an, wie sie den bereits erhaltenen Vorschuss von 100 Reichstalern und 13 Gulden Fracht

648

BRIEF A 11

(offenbar für die Übersiedelung nach Weimar) zurückzuzahlen gedenke (vgl. ebd., Bl. 24). – Antonia Tilly antwortete am 25. Februar 1798 mit einem „Unterthänigen Pro Memoria“ (lat. pro memoria: zum Gedächtnis, Erinnerung, Merkzettel; vgl. GWb 6, 1535f.), dass sie bereits am 26. oder 27. Februar nach Breslau abreisen werde, um dort ihrem kranken Schwager Maximilian Scholz beizustehen. Sie bitte deshalb darum, ihr die Frachtkosten von 13 Gulden zu erlassen, „wogegen ich dann den Rest sogleich nach meiner Ankunft zu Breslau zu bezahlen verspreche“ (ebd., Bl. 18). Tillys Abgang vom Weimarer Theater ist im „Theater-Kalender“ für den 25. Februar 1798 vermerkt (vgl. Theater-Kalender auf das Jahr 1799. Gotha o. J., S. 251). 371,30–372,1 Da Sie die Sache durch Seyfarth eingeleitet haben] Der Souffleur und Theaterkassierer Johannes Seyfarth hatte am 23. Februar 1798 ein Billet von Franz Kirms an die Schauspielerin übergeben (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10010, Bl. 24) und fungierte in dieser Angelegenheit als Vermittler. Kirms wollte eine persönliche Konfrontation mit der Tochter bzw. deren betagter Mutter Karoline Maria Josepha Tilly vermeiden (vgl. 371,17–18). 372,3 die 29 rh. 20 gl.] Die eigentlichen Schulden der Schauspielerin beliefen sich auf 60 Reichstaler, 16 Groschen (vgl. Franz Kirms an Antonia Tilly am 23. Februar 1798; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10010, Bl. 24). Die Theaterkommission war der Schauspielerin bereits entgegengekommen, indem ihr der Lohn bis Ostern fortgezahlt wurde und die Schulden damit verrechnet wurden (vgl. ebd., Bl. 18). 372,4–5 wenn Sie ihr noch ein paar Karolin erlassen] Die Frachtkosten von 13 Gulden (vgl. zu 371,30) wurden ihr schließlich erlassen. 372,7 Billigkeit] Ein durch Verständnis und Milde gekennzeichnetes Verhalten (vgl. GWb 2, 720). 372,8 hat uns auswärts immer genutzt] Ähnlich großzügig handelte die Theaterkommission neben zahlreichen anderen Beispielen auch im Falle der Schauspielerin Minna Burgdorf, der ebenfalls Schulden erlassen wurden (vgl. zu 396,4).

A 11. An Wilhelm von Wolzogen

Weimar, 26. Februar 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/20, Bl. 94–95. – Doppelblatt 18,7 × 22,9 cm, ¾ S. beschr. (S. 1 untere Hälfte bis S. 2 oberes Viertel; S. 1 obere Hälfte Bezugsbrief von Wilhelm von Wolzogen, Petitdruck), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 egh.

FEBRUAR 1798

649

Adresse von Wolzogen: Sr. Hochwolgeboren / Herrn Geheimen – Rath / von Göthe; Reste eines roten Siegels (Wappen Wolzogens); Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen des Siegels. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 6). E: WA IV 13 (1893), 80f., Nr 3744 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet das undatierte Schreiben Wilhelm von Wolzogens auf demselben Blatt, wahrscheinlich vom gleichen Tag (vgl. RA 2, Nr 1165). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. 372,19 Huschkischen Hauses] Der herzogliche Hofmedikus Wilhelm Ernst Christian Huschke plante den Neubau eines repräsentativen Wohnhauses auf dem Gelände des im August 1797 abgebrannten Scheunenviertels (heute Goetheplatz 6). Das Gebäude wurde 1798/99 vermutlich nach einem Entwurf von Johann Friedrich Rudolf Steiner errichtet (vgl. Jericke/Dolgner, Klassizismus, 196). 372,21 aus dem Stegreife] Goethe mahnte wiederholt ein planmäßiges Vorgehen bei diesem wichtigen städtebaulichen Bauvorhaben an (vgl. zu 44,25–26). 372,23 Röhrenfahrt] Gemeint ist das unterirdisch liegende Wasserleitungssystem, das aus einer Folge von miteinander verbundenen Röhren – zumeist ausgehöhlten Fichtenstämmen – bestand. 372,24 eine Ausarbeitung] Anfang Februar 1798 hatte Goethe ein erstes Gutachten zum Wiederaufbau des im August 1797 nach einem Blitzschlag abgebrannten Scheunenviertels erarbeitet („Vorschlag wie die Scheunenbrandstätte vielleicht zu bebauen sein möchte“, WA I 53, 257–260; vgl. das entsprechende Konzept Goethes vom 7. Februar, GSA 30/73). Der Vorschlag war am 17. Februar mit Herzog Carl August und den Mitgliedern der Baukommission Wilhelm von Wolzogen und Johann Christoph Gottlob Vent besprochen worden (vgl. RA 2, Nr 1146). Weitere Überarbeitungen und Ergänzungen Goethes folgten am 19. und 27. Februar (vgl. GT II 1, 234f. sowie das Konzept Goethes vom 27. Februar, GSA 30/73). Am 1. März legte Goethe schließlich sein – hier angekündigtes – umfassendes Gutachten vor („Über die neue Straßenanlage vor dem Erfurther Thor“, WA I 53, 260–266). Die Kommission übermittelte es Herzog Carl August am 16. März 1798 (vgl. GSA 31/III,22, Bl. 12–15). 372,28–29 mehr über die Sache zu sprechen] Wann Goethe mit Wolzogen zusammentraf, ist nicht bekannt. Eine Besprechung Goethes mit Christian Gottlob Voigt fand am 19. März statt (vgl. GT II 1, 237).

650

BRIEF A 12

A 12. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 26. Februar 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt; bis 1945 Weimar, StA; Kriegsverlust. – Schreiberhd, mit egh. Paraphe (Angaben nach E). E: Fritz Hartung: Neue Goethe-Briefe. In: GJb 12 (1926), 24–42, hier 27f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 131, Nr 3744a (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG EN

Schriftstücke, die Bibliothek betreffend (vgl. zu 373,5; zu 373,8; zu 373,12; zu 373,13). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete wahrscheinlich mit seinem Brief zwischen 17. und 28. Februar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1147). Nach dem Tod des Geheimen Rates Christian Friedrich Schnauß am 4. Dezember 1797 wurden Goethe und Christian Gottlob Voigt von Herzog Carl August am 9. Dezember 1797 mit der Aufsicht über die Bibliothek in Weimar betraut. Goethe und Voigt begannen im Dezember 1797 und Januar 1798 damit, die Abläufe in der Bibliothek neu zu strukturieren und das Ausleihsystem zu verbessern, wie es laut Berufungsschreiben des Herzogs vom 9. Dezember 1797 angeordnet war: „Ihr wollet Euch der Direction Unserer hiesigen öffentlichen Bibliothecks-Anstalt, so wie der Ober-Aufsicht des Münz-Cabinets unterziehen, die bisherige von dem dabey angestellten Personal besorgte Verwaltung der Bibliotheck revidiren, alle – zu Erhaltung einer guten innern und äußern Einrichtung nöthige Anordnungen treffen, bey der Anschaffung neuer Bücher, in Verhältniß gegen den dazu bestimmten Fond, planmäßig zu Wercke gehen, und sonst alles das, was der Zweck erfordert, anordnen und verfügen.“ (H: GSA 30/383; vgl. auch Bradish, 255, Nr 45.) Zu der bis zum 25. Februar 1798 vorbereiteten und am 26. expedierten neuen Bibliothekseinrichtung (GT II 1, 234), die die Bibliotheksordnung von 1750 ersetzte, fügte Goethe dem vorliegenden Brief einige Aktenfaszikel hinzu, die getrennt vom Brief in einer anderen Akte abgelegt wurden und deshalb – im Gegensatz zum Brief Goethes – überliefert sind (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619). 373,1 Depesche an den Rath Spilker] Die Depesche an den Bibliothekar Johann Christoph Ferdinand Spilcker vom 26. Februar 1798 ist im Aktenkonvolut zu den Bibliotheksgeschäften enthalten (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 144). Goethe und Voigt zeigten sich mit Spilckers Führung der Bibliotheksgeschäfte unzufrieden: Insbesondere bemängelten

FEBRUAR 1798

651

sie die Nachlässigkeit bei der Rückforderung der entliehenen Bücher, für das Jahr 1797 immerhin etwa 1200 Titel (vgl. Krumeich, Geliehene Lektüren, 63). Mit der Depesche An Herrn Rath und Bibliothekarius Spilker erhielt Spilcker die Anweisung, ein beiliegendes Reglement wie es künftig mit dem Ausleihen der Bücher zu halten ist sauber abgeschrieben öffentlich anschlagen zu lassen. Weiterhin war eine in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ zu veröffentlichende Anzeige zu dieser Angelegenheit in Abschrift beigelegt sowie weitere Bemerkungen und Resolutionen nach welchen letzten sogleich die Erinnerungen wegen ausstehender Bücher zu besorgen und die Erklärungen ad Acta zu nehmen sind (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 144). Zugleich wurde von Spilcker ein Bericht eingefordert, was seit dem neuen Jahre auf fürstl Bibliothek vorgenommen und vollbracht worden, und womit man sich bis Johannis zu beschäfftigen gedenke. (Ebd.) Eine solche Berichterstattung sollte ab 1798 vierteljährlich erfolgen. 373,1–2 die ich mit ihren Beylagen gleich mundiren ließ] Mundieren: ins Reine schreiben (vgl. GWb 6, 366), in diesem Fall durch Goethes Schreiber Geist, laut Tagebuch am Vortag (vgl. Eintrag vom 25. Februar 1798, GT II 1, 234). Zu den der Depesche beigefügten Beilagen vgl. die vorangegangene Erläuterung. 373,2 nach unsern Verabredungen] Goethe und Voigt hatten sich laut Tagebuch am 2., 4. und 7. Januar sowie am 4., 8. und 10. Februar 1798 getroffen (vgl. GT II 1, 229f.; 232f.), um u.a. über die Neuregelung und -ordnung der Bibliothek zu sprechen. Zu den vordringlichen Themen gehörte vor allem die Aufsicht über Spilckers Tätigkeit, neue Öffnungszeiten sowie verbesserte Ausleihmodalitäten. 373,3–4 Die Concepte, um deren Signatur ich bitte] Die im Folgenden genannten Aktenstücke, die Voigt noch abzuzeichnen hatte. 373,5 Das Promemoria fol. 143] Promemoria (lat.: zum Gedächtnis, zur Erinnerung): amtliches Schriftstück, das ausführlich über einen Beratungsgegenstand Auskunft gibt und Stellung nimmt (vgl. GWb 6, 1535f.). Das dem vorliegenden Brief beiliegende Promemoria (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 143) enthält Vorschläge, „um bestimmte Ordnung und Thätigkeit auf der Bibliothek einzuführen“ (ebd.). 373,8 Bey dem neuen Reglement fol. 145] Gemeint ist eine neue Dienstanweisung zu Ausleihmodalitäten für die Bibliothek, die sich in ihren Maßgaben an einer Bibliotheksordnung aus Gotha vom 12. Oktober 1775 orientierte (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11617c, Bl. 8–10; vgl. Kratzsch, Benutzungsordnung, 8). Die Vorschrift mit ihren 16 Punkten wurde von Schreiberhd in nur einem Exemplar ausgefertigt und im Expeditionszimmer als Anweisung für die Bibliothekare ausgehängt, war dadurch aber auch für die Bibliotheksbenutzer einsehbar und wurde so schon bald als öffentliche Benutzungsordnung anerkannt. Sie umfasst die Regelung der Arbeitszeiten, der Anwesenheit der Bibliotheksangestellten, der Ausleihstunden, der Führung des Ausleihbuches

652

BRIEF A 13

und der Benutzung. Im zweiten Teil sind die Ausleihbedingungen festgelegt. Das Original ist in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erhalten (HAAB, Sign.: Loc A: 126). In den Jahren 1810 und 1817 wurde die Vorschrift gedruckt und mit geringfügigen Änderungen weiterhin als Benutzungsordnung gehandhabt (vgl. Krumeich, Geliehene Lektüren, 63f.). 373,8–9 den Punct wegen des Ausklagens weggelassen] Unter Punkt 7.) der Bibliotheksvorschrift war die Abgabefrist der ausgeliehenen Bücher auf drei Monate festgelegt worden. Goethe verzichtete auf die Androhung bei Fristüberschreitung, den Anspruch auf Rückgabe der Bücher auf dem Klageweg geltend zu machen. So sah es die gothaische Bibliotheksordnung von 1775 vor, die Goethe und Voigt für ihre eigene „Vorschrifft“ als Vorlage gedient hatte (vgl. zu 373,8). Offenbar sah Goethe bei der Saumseligkeit der Abgabe von Büchern nicht die Schwierigkeit bei den Benutzern, sondern bei den Bibliotheksangestellten (vgl. Kratzsch, Benutzungsordnung, 12). 373,9–10 die meisten Restanten haben sich gefügt] Zwischen 1798 und 1801 stieg die Zahl der Nutzer der Herzoglichen Bibliothek auf 475 Personen an, war aber auf einen Kreis um die höfische Gesellschaft beschränkt (vgl. Kratzsch, Leserschaft, 100). Rückständige Schuldner (Restanten) der Bibliothek wurden bereits in einer Bekanntmachung am 13. Januar 1798 dazu aufgefordert, „alle, vor Michael 1797, ausgegebene Bücher ungesäumt“ zurückzugeben, damit „die Expedition der hiesigen F. Bibliothek 〈…〉 von ihrem gegenwärtigen Zustande, ehe solche weiter ausgeliehen werden, Rechenschaft geben“ könne (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 4. Sonnabend, den 13ten Januar 1798, S. 13). In den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ wurde außerdem folgende Benachrichtigung abgedruckt (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 147): „FürstL Bibliotheks Expedition wird vom 1ten März an, künftig nur zweymal in der Woche, und zwar Mitwoch und Sonabends früh, von 9 bis 1 Uhr, Bücher ausgeben und einnehmen, welches hiermit bekannt gemacht und zugleich erinnert wird: daß man die bis zu Ende vorigen Jahrs ausgeliehenen Bücher, vor dem 1ten April zurück erwartet Weimar am 25 Febr 1798. Zur Oberaufsicht der Bibliothek gnädigst verordnete Commission.“ (Ebd.) 373,10 Herder ist noch der stärkste] Johann Gottfried Herders Nachlässigkeit bei der Rückgabe von Büchern war bereits aktenkundig. Vor seiner Abreise nach Italien hatte er die „allermeisten“ entliehenen Bücher wieder zurückgebracht, die er „seit 10 Jahren entlehnet u. die sich wohl auf ein halb Tausend Bände belaufen haben mochten“ (Spilcker in einem Aktenvermerk vom 8. August 1788, h: GSA 150/B 295, Abschrift einer verschollenen Akte des LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 1161921, Bl. 181f.). Zudem musste er auch zahlreiche verloren gegangene Bände ersetzen. Seit seiner Rückkunft war die Anzahl der von Herder entliehenen Titel im Zeitraum zwischen 1. August 1789 und 10. Januar 1798 auf 317 angestiegen, von denen nur 16 wieder von der Ausleihliste gestrichen und somit zurückgegeben worden waren (vgl. GSA 150/B 295). In den auf Bl. 148

MÄRZ 1798

653

der Akte notierten „Bemerkungen und Resolutionen. Die Einforderung der vor mehrerer Zeit von fürstL Bibliothek ausgeliehenen Bücher betrL.“ ist bei Herders Namen von Geists Hd zu lesen: Behalte mir vor die Beyschaffung der rückständigen Bücher zu bewirken. (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 148.) Herder gab schließlich am 10. Juni 1798 bis auf zehn Bücher alles Entliehene wie gefordert zurück (vgl. Christian August Vulpius an Goethe am 10. Juni 1798; vgl. RA 2, Nr 1322). 373,11–12 Das kleine Actenfascikel weist aus, wie sich verschiedene Freunde gebärden;] Vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 148. 373,12 fol. 148] In den „Bemerkungen und Resolutionen. Die Einforderung der vor mehrerer Zeit von fürstL Bibliothek ausgeliehenen Bücher betrL.“ werden die Benutzer erwähnt, die die rückgeforderten Bücher noch nicht abgeliefert hatten – darunter Voigt und Goethe selbst (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 148). 373,13 fol. 149] Nicht ermittelt. 373,15–16 Man sieht der Sache wieder vier Wochen zu] Vgl. Goethes Brief an Voigt in weiteren Bibliotheksangelegenheiten vom 30. März 1798 (Nr 63), in dem die Ausleihproblematik jedoch nicht thematisiert wird.

A 13. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 3. März 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt; bis 1945 Weimar, StA, Geh. Canzley-Acten: Das Zeichen-Institut allhier und zu Eisenach betr. Vol I Weimar 1781–1839; Kriegsverlust. – Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift (Angaben nach WA IV 30/Lesarten, 223). In der linken Spalte am Rand zwischen 374,3–5 steht als Aktenabzeichnung eine egh. Paraphe Goethes (Angaben nach WA IV 30/Lesarten, 223). K: Verbleib unbekannt; bis 1945 Weimar, StA, Akten der Oberaufsicht … Die Zeicheninstitute zu Weimar und Eisenach betr. 1797 (nach WA IV 30, 223); Kriegsverlust. – Schreiberhd (Geist) (Angaben nach WA IV 30, 223; Nachweis der Unterschiede zu H in den Lesarten, ebd.; vgl. Überlieferungsvarianten). E: WA IV 30 (1905), 64, Nr 3746a (Carl Schüddekopf; Textkorrekturen in den Lesarten; vgl. WA IV 30, 223). Textgrundlage: E.

654

BRIEF A 14

ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN

373,24–25 zu Eisenach] zu Eisenach aR K (nach Lesarten WA) 373,25–26 und den] und in über sowie in K (Lesarten WA) 374,1 gnädigster] gnädigste K (Lesarten WA) 374,3–5 Ew. Durchl. 〈…〉 Goethe.] G aR K (Lesarten WA) 374,5 3.] 1. K (Lesarten WA) BEIL AG E

Gesuche (vgl. zu 373,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. 373,23 Exhibitis] Von lat. exhibere: darbieten, hier ‚Gesuch, Anliegen‘ (vgl. GWb 3, 492). – Vermutlich handelte es sich um die am 14. Oktober 1797 von Christoph Gottfried Karl Wolff von Todenwarth an Christian Friedrich Schnauß unterbreiteten Vorschläge zu Unterricht und Ausstattung der Jäger und Scharfschützen aus dem in Eisenach stehenden Jägercorps, die ab dem Wintersemester 1797 im Eisenacher Zeicheninstitut unterrichtet werden sollten (vgl. LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 24–25). 373,23 umständlicher] ‚Umständlich‘ hier im Sinne von ‚genau‘, ‚eingehend‘ (vgl. Grimm 23, 1178). 373,24 Landkammerrath von Todenwart] Wolff von Todenwarth war seit 1787 mit der Aufsicht über die Eisenacher Zeichenschule betraut, unterstand dabei aber der von Goethe geführten Oberaufsicht (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 42). 373,25 wegen Übung der dort garnisonirenden Jäger] Herzog Carl August hatte mit einer „Ordre an den HL. Major 〈Friedrich Ludwig〉 von Germar zu Weimar“ vom 28. Oktober 1797 bestimmt, dass die fertig ausgebildeten Jäger und einige, bestimmten Berufsgruppen angehörende Scharfschützen des in Eisenach stehenden Jägercorps am Unterricht der Abteilung für Reißkunst und Mathematik des Eisenacher Zeicheninstituts teilnehmen sollten (vgl. LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 31). Während für die Jäger eine Unterweisung insbesondere in Geometrie vorgesehen war, sollten die Scharfschützen, die als Maurer, Zimmerleute, Schreiner o.ä. gearbeitet hatten, in bürgerlicher Baukunst unterrichtet werden (vgl. Wolff von Todenwarth an Christian Friedrich Schnauß, 14. Oktober 1797, ebd., Bl. 24–25, hier Bl. 24). Für den Unterricht wurden sie von ihren jeweiligen Wachdiensten befreit (vgl. Ordre vom 28. Oktober 1797, ebd., Bl. 31). In den Listen der Schülerinnen und Schüler für das Jahr 1798 findet sich ein gesondertes „Verzeichniß Derer Scholaren von Militair, so das FürstL. Zeichen-Institut besuchen“ mit insgesamt 30 Teilnehmern (vgl. ebd., A 11761, Bl. 62–63; zu den Stundenplänen vgl. Robert Bauer: Zur Geschichte der Grossherzogl. Zeichen-Schule zu Eisenach. Eisenach 1884, S. 22), wovon jedoch zehn laut der nebenstehenden Beurteilungen aus verschiedenen Gründen am Unterricht nicht teilnahmen (vgl. ebd., Bl. 62).

APRIL 1798

655

373,26–27 wegen Restitution einiger deshalb gehabten Auslagen] „Fast keiner von denen Jägern“ oder „Gemeinen“ (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 25) hatte die für den Unterricht nötigen Zeichenmaterialien zur Hand bzw. konnte sie sich leisten, so dass den neuen Schülern „Reißzeug“ und andere Gerätschaften auf Kosten des Herzogs unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Herzog Carl August gewährte am 26. Oktober 1797 die Anschaffung von Zirkeln, Papier, Bleistiften und Tusche (vgl. Votum, ebd., Bl. 28), allerdings mit dem Zusatz, die „abgegebenen Instrumente und andere Bedürfniße“ sollten von den Schülern nicht ruiniert, verschleudert oder gar veräußert werden (vgl. Ordre vom 28. Oktober 1797, ebd., Bl. 31). 374,1 Resolution] Nicht überliefert. – In einem Brief Goethes an Christian Gottlob Voigt vom 8. Januar 1800 geht es um die Begleichung der Auslagen Wolff von Todenwarths, wahrscheinlich in der gleichen Angelegenheit (vgl. GB 14 I, Nr 218).

A 14. An die Herzogliche Schlossbaukommission Weimar Weimar, 7. April 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 42. – 1 Bl. 20,5(–20,8) × 35,2 cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 2 etwa 1,5 cm als Steg für Bindung), ¾ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; unter dem Brieftext in rechter Spalte vier Voten von Christian Gottlob Voigt, Wilhelm von Wolzogen und Johann Christoph Schmidt, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 111, Nr 3770 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 43. – 1 Bl. 20,6(–20,9) × 35,2 cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 2 etwa 1,5 cm als Steg für Bindung), 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; Unterstreichungen von fremder Hd in roter Tinte. – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6). Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Zur Geschichte der 1789 eingesetzten Schlossbaukommission vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes amtlichem Schreiben vom 5. Juni 1791 (GB 9 II, 647f.). Der Kommission ge-

656

BRIEFE A 15/A 16

hörten 1798 neben Herzog Carl August und Goethe Christian Gottlob Voigt, Wilhelm von Wolzogen und Johann Christoph Schmidt an. 374,6 pro Voto.] Lat.: zur Abstimmung. Amtliche Bezeichnung für eine Stellungnahme – die Bekundung eines Willens oder Urteils –, die zur Abstimmung gestellt werden soll. 374,7 Beyliegenden Brief] Es handelt sich um eine von Ludwig Geist angefertigte Abschrift von Thourets Brief an Goethe vom 31. März 1798, den Goethe zuvor über Heinrich Rapp erhalten hatte (vgl. RA 2, Nr 1221 und RA 2, Nr 1222). Zum Inhalt von Thourets Schreiben vgl. die Erläuterungen zu Nr A 15. 374,7–8 Ankunft zu Ende dieses Monats] Thouret traf schließlich erst am 25. Mai in Weimar ein (vgl. zu 120,28–29). 374,10 Quadrator] Von lat. quadrare: viereckig machen, zurichten. Der ursprünglich für Steinmetze verwendete Begriff bezeichnet hier den Beruf eines Hilfshandwerkers des Stuckateurs, der einfache Arbeiten wie das Ziehen der Gesimse auf den Wand- oder Deckenflächen oder das Einsetzen der vorgefertigten Stuckelemente ausführt. – Bei seiner Ankunft in Weimar am 25. Mai 1798 brachte Thouret den aus Petersthal im Allgäu gebürtigen Maurer und Quadrator Joseph Müller mit, der bis Ende September 1802 in Weimar bleiben sollte (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 296). 374,15 meine hochgeehrtesten Herren Mitcommissarien] Wie von Goethe gewünscht, stimmten Christian Gottlob Voigt, Wilhelm von Wolzogen und Johann Christoph Schmidt diesem Votum durch ihre Unterschrift bei. Wilhelm von Wolzogen ergänzte sein Votum um folgenden Vorschlag: „Will Prof. Touret seine Zeichnungen über die innern Verzierungen sogleich in einigen Zimmern ausführen, so macht sich ein geschikter Quadrateur unumgänglich nöthig. Wahr ist es, daß es in Stuttgard mehrere dergleichen Leute giebt, die durch die erst kürzlich neu dekorirten zwey Schlößer viele Fertigkeit erhalten haben und sehr billig arbeiten. Zu wünschen wäre es aber, daß Touret einen unverheyratheten Menschen uns engagirte, da die Beweglichkeit der schwäbischen Frauen und ihre existens auser ihren Vatterland etwas theuer zu stehen komt.“ (H: GSA 30/118, Bl. 42.) 374,16–17 mit der nächsten Post eine beyfällige Antwort] Vgl. Nr A 15.

A 15. An Nikolaus Thouret

Weimar, 8. April 1798 → 〈Stuttgart〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 44. – 1 Bl. 20,4(–20,8) × 35,2 cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 2 etwa 1,8 cm als Steg für Bindung), 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kom-

APRIL 1798

657

mata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Vs. linke Spalte oben Adresse: An Herrn Prof: Thouret: n. Stuttgard.; linke Spalte unten egh. Absendevermerk, Tinte: abgesandt dl. 9ten Apr 98. – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6). E: WA IV 13 (1893), 112, Nr 3771 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Thourets Brief vom 31. März 1798 (vgl. RA 2, Nr 1222; abgedruckt als Beilage von Nr A 14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 11. April 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134r; vgl. WA IV 13, 431); 8. April 1798 (vgl. GR/Belege 1798, 3, Bl. 18r). 375,25 Herr Professor] Der von Goethe hier eigenhändig eingefügte Titel stand Thouret nicht zu (vgl. zu 22,26). 375,26 Ende Aprills] Thouret hatte im Bezugsbrief über die Bewilligung seines beantragten Urlaubs informiert und mitgeteilt, dass er „ohnfehlbar die lezten Tage künftigen Aprills in Weimar eintreffen werde“ (H: GSA 28/21, Bl. 163; vgl. Nr A 14). Seine Ankunft sollte sich allerdings um einen Monat verzögern (vgl. zu 92,12–13). 375,29 Ausführung irgend eines Zimmers unter Ihrer Aufsicht] Diesen Vorschlag hatte Thouret im Bezugsbrief geäußert. 375,31 Quadrator] Vgl. zu 374,10. 375,31–32 nur müßte er unverheirathet seyn] Diese Bedingung hatte Wolzogen in seinem Votum zu Goethes Brief an die Schlossbaukommission vom 7. April 1798 gestellt (vgl. zu 374,15). 376,2 empfehlen mich allen werthen Freunden und Bekannten] Zu diesen gehörten Heinrich Rapp und Johann Heinrich Dannecker, durch die Goethe über Thourets Arbeit in Stuttgart informiert war.

A 16. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 18. April 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 172. – 1 Bl. 14 × 18,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; unter Paraphe folgt die erste Zeile von Voigts Antwort (vgl. RA 2, Nr 1249), die auf der Rs. fortgesetzt wird. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 120, Nr 3779 (Eduard von der Hellen).

658

BRIEF A 17

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Goethe hatte sich am 16. April 1798 mit Voigt über Bibliotheksangelegenheiten verständigt (vgl. GT II 1, 241). – Voigts Antwort auf dem gleichen Blatt datiert wahrscheinlich vom 18. oder 19. April 1798 (vgl. RA 2, Nr 1249). Zum Bibliotheksschlüssel äußerte er sich außerdem in seinem Brief vom 19. April 1798, dem der vorliegende Brief wahrscheinlich beigelegt war (vgl. RA 2, Nr 1251). Die WA verweist noch auf ein dienstliches Schreiben, ebenfalls vom 18. April 1798, in Bergwerksangelegenheiten (vgl. WA IV 50, 220, Nr 3779a; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 166), das dem Brief Voigts vom 19. April beilag, allerdings, wohl aufgrund seines amtlichen Charakters, nicht in die WA aufgenommen wurde und aus diesem Grund auch im Folgenden nicht berücksichtigt wird. 376,4 seine Bitte um einen Bibliothekschlüssel] Ein Brief hierzu von Christian August Vulpius ist nicht erhalten, die Bitte erfolgte vermutlich mündlich. – Das Bibliothekspersonal erhielt den Bibliotheksschlüssel nur über die Hofverwaltung, wo er nach Dienstschluss wieder abgegeben werden musste. Vulpius’ Bitte um freien Zugang zur Bibliothek stellte eine Bevorzugung des Registrators gegenüber dem übrigen Personal dar (vgl. auch Voigts Antwort gegenüber Goethe: „Ich bin überzeugt, daß diese Vergünstigung zum Besten der Bibliothek selbst gereichen wird, außer dem literarischen Vorteil, der den Studien des Registrators sehr zu gönnen ist.“ [Goethe-Voigt2 2, 59]). 376,5 die Sommer nachmittagstunden nützen] Vulpius besserte durch den Nebenverdienst in der Bibliothek sein Gehalt auf, das durch seine Tätigkeit am Theater unregelmäßig und unsicher war. Die üblichen Dienststunden lagen am Vormittag. Im Winter waren die Räume unbeheizt und konnten nicht genutzt werden. 376,5–6 Seine Thätigkeit] Vulpius war im März 1797 zum Registrator ernannt worden (vgl. RA 2, Nr 681). Zu seinen Aufgaben gehörte die Führung des Ausleihbuches sowie die Rückforderung von ausgeliehenen Büchern. 1798 kamen außerdem Reorganisationsarbeiten in der Bibliothek, Katalogisierungs- und Sichtungsarbeiten hinzu. 376,6–7 es wird in mehr als Einem Betracht gut seyn] Voigt befürwortete die Entscheidung, Vulpius den Schlüssel anzuvertrauen und nannte in seinem Votum auch die damit für Vulpius verbundenen Vorteile. Einen Tag später schrieb Voigt: „Wegen des Bibliotheksregistrators trete ich Dero Meinung völlig bei, wiewohl Herr Spilker wegen der eingebildeten Prärogative etwas sauer aussehen, vielleicht auch der Sekretär Schmidt ein Gleiches verlangen wird. Diese beiden könnten sich aber wohl zusammen behelfen, um die Schlüssel nicht ohne Not zu multiplizieren.“ (GoetheVoigt2 2, 60.) 376,7 Büchersammlung] Hier der Gesamtbestand der Herzoglichen Bibliothek im so genannten Grünen Schloss in Weimar (heute Herzogin Anna Amalia Bibliothek).

MAI 1798

659

376,10 zu einer solchen Zeit] Das heißt, in den Zeiten, in denen er dort ungestört und allein arbeiten sollte. – Bücher konnten nur zu den Ausgabetagen mittwochs und samstags zwischen 9 und 13 Uhr ausgeliehen werden. An diesen Tagen hatte das „sämtliche Personal“ der Bibliothek laut „Vorschrifft“ anwesend zu sein. Voigt merkte zu Goethes Bedenken in seiner Antwort an: „Es bliebe übrigens ganz bey seiner Verpflichtung, in welcher schon enthalten ist, daß er ohne Anzeige bey dem Herrn Bibliothecario und ohne Annotierung nichts mit nach Hause nehmen darf.“ (Goethe-Voigt2 2, 59.) – Vulpius lieh von Januar 1798 bis 1801 insgesamt 381 Titel aus der Bibliothek (vgl. Ausleihjournal 1798–1801; HAAB, Sign.: Loc A: 35.2, Bl. 314v–318v). 376,13 an den Bibliothekar] An Johann Christoph Ferdinand Spilcker (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 8).

A 17. An Carl Krüger und Antonio Bianchi Weimar, 15. Mai 1798 → 〈Eisenach〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr A 18. h/K: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 27. – Doppelblatt 11,2 × 18,5 cm, 2⁄3 S. beschr. (S. 3; S. 1 egh. Anweisung des Herzogs Carl August, vgl. zu 376,18), Schreiberhd (Johann Georg Bergfeld), Tinte. – In einem gehefteten Faszikel (33 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta / Die Gesuche der Schauspieler Nuth, Krüger / und Bianchi in Naumburg Vor/stellungen zu geben betrL. / 1797. / 1798.“ E: WA IV 13 (1893), 147, Nr 3792 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: h/K. ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben ist auf Anweisung des Herzogs Carl August vom 15. Mai 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 26; vgl. zu 376,18) verfasst. Es ist eine Antwort auf ein an Herzog Carl August gerichtetes Gesuch Carl Krügers vom 14. Mai 1798 (vgl. ebd., Bl. 25). – Antonio Bianchi wandte sich in derselben Angelegenheit am 25. Mai 1798 wieder an Herzog Carl August (vgl. ebd., Bl. 31). Auf den im vorliegenden Schreiben vorgetragenen Sachverhalt bezieht sich ein Brief Franz Kirms’ an Goethe vom 24. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1291). Carl Krüger (1765–1828) und Antonio Bianchi (1758–1817) waren Schauspieldirektoren einer aus 19 Personen bestehenden Theatertruppe, die sich im Februar 1798 aus der so genannten „Stentzischen Gesellschaft“ herausgelöst hatte (vgl. Theater-Kalender auf das Jahr 1799. Gotha o. J., S. 222). Im Jahr 1798

660

BRIEF A 17

spielten sie, abwechselnd mit der Stentzischen Gesellschaft, mit Beginn der Fastenzeit in Erfurt. Weitere Stationen dieses Jahres waren Meiningen, Eisenach, wieder Erfurt, Naumburg, wo sie unter Vertrag mit dem Weimarischen Hoftheater genommen worden waren (Contract in: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 19), Altenburg und schließlich Leipzig. Zum Repertoire gehörten Theaterstücke, Opern sowie „das große Ballet, welches von der Direktion mit großem Kostenaufwand unterhalten, und allenthalben mit dem größten Beifall aufgenommen wird, den es auch in jeder Rücksicht verdient“ (Theater-Kalender auf das Jahr 1799. Gotha o. J., S. 222). Der aus Mailand stammende Sänger und Komponist Bianchi hatte sich auf Intermezzi, die sängerisch-tänzerischen Zwischenaktunterhaltungen bei Opern- und Theateraufführungen spezialisiert. Er komponierte auch selbst (vgl. Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer: Friedrich Ludwig Schröder. Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers. 2. Theil. 1. Abtheilung. Hamburg 1819, S. 140f.). Im November 1798 trat Bianchi in Leipzig von der Direktion zurück, Krüger führte die Gesellschaft allein weiter. Der in Berlin geborene Krüger hatte 1785 mit der Schauspielerei begonnen. Gastspielreisen führten ihn 1787 nach Weimar zur Bellomo’schen Gesellschaft, aber auch nach Magdeburg, Hannover und Amsterdam. Von 1791 bis 1793 war er als Schauspieler am Weimarischen Hoftheater engagiert. In der Zeit von 1797 bis 1799 trat er vor allem in Leipzig auf. Spätere Stationen seiner Laufbahn waren Prag, Karlsbad, Chemnitz, Leipzig, Freiberg, Teplitz und Brünn. 1802 wechselte er ans Wiener Burgtheater, wo er bis zu seinem Tod blieb. Er galt als vielseitiger Darsteller, auch im komischen Fach. – Goethe stand den beiden Schauspieldirektoren distanziert gegenüber, wahrscheinlich, weil er sie für wenig verlässlich hielt. Entsprechend streng fielen seine Empfehlungen aus, wie mit der Theatergesellschaft umzugehen sei (vgl. 123,16–18). Von Schiller hatte er am 11. Mai 1798 von einem Auftritt der Truppe in Jena erfahren (vgl. RA 2, Nr 1277) und sich in seinem Antwortbrief gegenüber Krüger abwertend geäußert (vgl. zu 110,9). Gleichwohl hatte die Weimarer Theaterkommission mit der Schauspieltruppe Krüger/Bianchi am 10. Mai 1798 einen Vertrag für die Spielzeit in Naumburg zur Petri und Paul-Messe für sechs Wochen geschlossen. Seit dem 7. Januar 1796 bis 1802 stand die Weimarer Schauspielgesellschaft in Naumburg unter Vertrag, während der Messe „Sechs Wochen lang von 19ten Juni angerechnet“ dort aufzutreten (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/46, Bl. 16). 1797 hatten die Weimarer das Gastspiel in Ermangelung weiblicher Schauspielerinnen absagen müssen (vgl. ebd., Bl. 38), waren aber stattdessen in Lauchstädt aufgetreten. Der Rat der Stadt Naumburg hatte daraufhin auf eine Erfüllung des Vertrags im Jahr 1798 bestanden. Die Truppe Krüger/Bianchi war also ein willkommener Ersatz, gab aber in der Folgezeit zur Sorge Anlass, dass sie ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen wollten (vgl. 123,11). – Bei dem vorliegenden Schreiben Goethes handelt es sich um das einzige

MAI 1798

661

persönlich von ihm an die beiden Schauspieldirektoren gerichtete. Vonseiten der Theaterkommission gab es weitere Resolutionen, die im Zuge des Engagements der Truppe in Naumburg an die beiden adressiert waren. Ebenso sandten sowohl Krüger als auch Bianchi jeweils ein Gesuch direkt an Herzog Carl August (Krüger am 14. Mai 1798, vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25; Bianchi am 25. Mai, vgl. ebd., Bl. 31). Von Krüger ist noch ein weiteres Bittschreiben an Goethe als Theaterdirektor aus früherer Zeit, vom 2. September 1796, bekannt (vgl. RA 2, Nr 347). Ein Antwortschreiben Goethes ist nicht überliefert. 376,17 eingereichte Schreiben] In einer Bittschrift Krügers an Herzog Carl August vom 14. Mai 1798 schilderte er die bedrängte finanzielle Lage der Truppe in Eisenach, da die dortigen Aufführungen nicht so gut wie erwartet besucht worden waren und dadurch Schulden von 500 Reichstalern entstanden wären. Da Krüger Gerüchte gehört habe, dass der Herzog bald nach Eisenach kommen würde (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25) – tatsächlich reiste er am 1. Juni nach Eisenach (vgl. FB 1798, S. 98) und kehrte am 28. Juni 1798 zurück (vgl. ebd., S. 110) – bat Krüger in seinem Schreiben um genauere Auskunft darüber: „Sollten wir so glücklich seyn Ew: DurchL: bald bey uns in Eisenach zu sehen – so würde gewiß während dieser Zeit das Theater voll werden, sollte aber dieses nicht der Fall seyn, so müßen wir suchen sobald als möglich einen andern Ort zu bekommen, wenn wir nicht ganz unglücklich werden wollen – 〈.〉“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 24–25.) 376,18 den Auftrag erhalten] Herzog Carl August hatte Goethe folgende egh. Anweisung gegeben, wie Krüger und Bianchi abschlägig zu antworten sei: „〈…〉 daß ich unter den ersten 10 tagen nicht nach Eisenach kommen, u. alsdenn nur wenige tage in der Stadt selbst bleiben werde: daß ferner, da unsere Trouppe noch hier gegenwärtig wäre, mit Vorstellungen der Krüger Bianchischen, alhier nichts zu machen sey.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 26; vgl. Carl August-Goethe2 1, 264.) 376,18–19 daß Semus erst etwa in 10 Tagen in Eisenach 〈…〉 verweilen würden] Semus: Abkürzung für Serenissimus von lat.: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. Goethe übernahm teilweise wörtlich die von Herzog Carl August vorgegebene Antwort an Krüger/Bianchi (abgedruckt in der vorangegangenen Erläuterung). – Wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustandes (vgl. zu 116,5) war der Herzog gezwungen, die Reise nach Eisenach immer wieder zu verschieben. 376,20–21 bey fortdauernder Anwesenheit der hiesigen SchauspielerGesellschaft] Krüger hatte in seinem Bittschreiben an Herzog Carl August zugleich angefragt, „wann wir von Ew DurchL: gnädige Erlaubniß in Weimar zu spielen, Gebrauch machen können: um unsere Einrichtungen danach zu treffen“ (H: LATh –

662

BRIEFE A 18/A 19

HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25). Herzog Carl August wollte die Truppe aber unter keinen Umständen in Weimar spielen lassen und begründete seine abschlägige Antwort damit, dass die Theatersaison in Weimar erst am 16. Juni endete (vgl. ebd., Bl. 26; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 264). Ab dem 19. Juni waren Krüger/Bianchi bereits in Naumburg verpflichtet (vgl. die einleitende Erläuterung). Die Weimarer Truppe spielte vom 21. Juni bis 15. August in Lauchstädt, im Anschluss daran wegen der Umbauten am Weimarer Theater eine verlängerte Spielzeit in Rudolstadt vom 20. August bis 30. September (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39). – Bianchi wandte sich erneut mit der Bitte, in Weimar spielen zu dürfen, am 25. Mai an den Herzog (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 31) und erhielt unter dem 29. Mai wiederum eine Absage (vgl. ebd., Bl. 32).

A 18. An Franz Kirms

〈Weimar, 15. Mai 1798〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Dem Brief ist ein Absageschreiben Goethes vom 15. Mai 1798 an die Schauspieldirektoren Carl Krüger und Antonio Bianchi beigeschlossen (vgl. Nr A 17). Aller Voraussicht nach ist das Schreiben an Franz Kirms am gleichen Tag verfasst, zumal die Truppe am 16. Mai 1798 von Jena über Weimar zurück nach Eisenach reisen wollte (vgl. Krüger an Herzog Carl August am 14. Mai; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sign.: 1272/47, Bl. 28. – 1 Blatt 13,2(–13,5) × 18,8 cm (ursprünglich Doppelblatt, von Bl. 1 etwa 0,6 cm als Steg für Bindung), 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gehefteten Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 17). – Beischluss: Nr A 17. E: WA IV 13 (1893), 147, Nr 3793 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Das vorliegende Schreiben nimmt Bezug auf einen an Goethe am 15. Mai 1798 erteilten Auftrag Herzog Carl Augusts, den Goethe ausführte und an Franz Kirms weiterleitete (vgl. zu 376,18). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt; Kirms geht auf den Sachverhalt in seinem Brief vom 24. Mai 1798 noch einmal ein (vgl. RA 2, Nr 1291). 377,2 beyliegendes] Vgl. Nr A 17.

MAI 1798

663

377,2–3 Herren Krüger und Bianchi] Die beiden Schauspieldirektoren Carl Krüger und Antonio Bianchi (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 17). 377,3 sobald sie hier wieder eintreffen] Krüger hatte angekündigt, am 16. Mai in Weimar Station machen zu können (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 25), um vor Ort über ein Gastspiel in Weimar zu sprechen. 377,3 insinuiren] Von lat. insinuare: nahelegen, hier einhändigen (vgl. GWb 5, 33). 377,3–4 wegen des übrigen] Wahrscheinlich bezieht sich Goethe auf den am 10. Mai 1798 zwischen Krüger/Bianchi und der Hoftheaterkommission unterzeichneten Vertrag, durch den die Truppe für die Spielzeit zur Petri und Paul-Messe vom 19. Juni sechs Wochen in Naumburg engagiert war (Contract in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/47, Bl. 19). – Näheres ist nicht bekannt.

A 19. An Friedrich Schiller mit Christian Gottlob Voigt Weimar, 18. Mai 1798 → 〈Jena〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: SNM/DLA Marbach, Sign.: A: Schiller, Friedrich von. – Doppelblatt 19,8 × 27,7 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschriften von Goethe und Christian Gottlob Voigt, Tinte; S. 1 über dem Brieftext von fremder Hd (zS), Bleistift: „1798 1792“. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 11619, Bl. 175. – Doppelblatt 19,5 × 31,7(–32,3) cm, ½ S. einspaltig rechts beschr. (S. 1 unten; S. 1 oben Nr A 20K), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; linke Spalte Mitte Adresse: An Hl. Hofr. Schiller.; darunter egh. Paraphe von Goethe und Voigt, darunter Vermerk von Schreiberhd (Geist): „den 21 May selbst in Jena übergeben.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 63). E: Otto Güntter: Von und an Schiller. In: Marbacher Schillerbuch I (1905), 329. WA: Nicht gedruckt. BEIL AG E

Abschrift von Friedrich Schillers französischem Bürgerdiplom (vgl. zu 377,6). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 377,5–6 fürstl Bibliotheks Commission] Bei dem vorliegenden Schreiben handelt es sich um das offizielle Begleitschreiben zu der von Schiller erbetenen Abschrift

664

BRIEFE A 20/A 21

seines an die Fürstliche Bibliothek abgegebenen französischen Bürgerdiploms. Laut Geists Vermerk auf K (vgl. Überlieferung) überbrachte Goethe beide Abschriften am 21. Mai persönlich. – Zu Goethes und Christian Gottlob Voigts amtlicher Tätigkeit bei der Oberaufsicht der Bibliothek vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 12. 377,6 die vidimirte Abschrifft] Schiller hatte zuvor um eine beglaubigte Abschrift der an die Bibliothek abgegebenen Originaldokumente seiner Ernennung zum Bürger der Französischen Republik gebeten (vgl. zu 65,23–25). – Vidimirte: von franz. vidimer: beglaubigen. 377,6 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 377,7–8 Original Documente, seiner Aufnahme zum französischen Bürger] Zu Schillers Ehren-Diplom als Bürger der Französischen Republik vgl. zu 61,8. Beide Dokumente wurden am 18. Mai zur Aufbewahrung der Bibliothek übergeben (vgl. Nr A 20).

A 20. An Johann Christoph Ferdinand Spilcker mit Christian Gottlob Voigt Weimar, 18. Mai 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 83/595. – Doppelblatt 19,7(–19,9) × 27,6 cm, ½ S. beschr. (S. 3), Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift Goethes und Christian Gottlob Voigts, Tinte. – In derselben Mappe die Verleihungsurkunde Schillers zum französischen Bürger (vgl. zu 61,8); eingeschlagen in ein weiteres Doppelblatt 19,9 × 27,8 cm, S. 1 Schreiberhd (Vulpius), Tinte: „Schillers FranzößL. Bürger Diplom.“, S. 3 Schreiberhd, Tinte: „An / des Herrn Geheimraths / von Goethe / HochwohlgebL“. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 11619, Bl. 175. – Doppelblatt 19,5 × 31,7(–32,3) cm, ½ S. einspaltig rechts beschr. (S. 1 oben; S. 1 unten Nr A 19K), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; linke Spalte oben Adresse: An Herrn Rath Spilker, darunter egh. Paraphe von Goethe und Voigt, darunter Vermerk von Schreiberhd (Geist): „den 20 May Regist: Vulpius übergebL:“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 63). E: WA IV 13 (1893), 150, Nr 3795 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Papiere, die Erlangung des französischen Bürgerrechts Schillers betreffend (vgl. zu 377,13).

MAI 1798

665

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 377,13 die Papiere] Es handelte sich um zwei gedruckte Schriftstücke, mit denen Schiller das Bürgerdiplom der Französischen Republik verliehen worden war: Ein von Georges Jacques Danton unterzeichnetes Gesetz der Nationalversammlung („Loi / Qui confère le titre de Citoyen François à plusieurs Etrangers“) vom 26. August 1792 sowie das von Jean Marie Roland de la Platière signierte Begleitschreiben vom 10. Oktober 1792 (vgl. GSA 83/595). Beide Dokumente waren auf Anweisung Herzog Carl Augusts am 9. März 1798 zur Aufbewahrung in der Herzoglichen Bibliothek bestimmt worden (vgl. zu 61,8). Christian Gottlob Voigt hatte sie bis zum Zeitpunkt des vorliegenden Schreibens in Verwahrung (vgl. RA 2, Nr 1274). 377,14 dem Herrn Hofrath Schiller das französische Bürgerrecht] Zu den Umständen dieser Ernennung vgl. Friedrich v. Schiller. Bürger von Frankreich. Faksimile des Bürgerbriefes der Französischen Republik. Mit einer Einführung von Gerhard Schmid. 〈Weimar 1983〉. 377,15 vorlängst] Vor langer Zeit (vgl. Grimm 26, 1252). – Die Ernennung war bereits 1792 erfolgt, Schiller hatte die Dokumente aber erst im März 1798 erhalten. 377,15 conferirt] Konferieren von lat. conferre: verleihen (vgl. GWb 5, 561). 377,15–16 gehörig eingetragen] Nicht ermittelt. 377,16 an einem schicklichen Orte] Die Schriftstücke wurden in den Handschriftenbestand der Herzoglichen Bibliothek aufgenommen, 1890 gelangten sie in den Schiller-Bestand des Goethe- und Schiller-Archivs (GSA 83/595). 377,16 reponiren] Von lat. reponere: zurücklegen, hier ‚einordnen‘.

A 21. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 23. Mai 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 150/B 36, Bl. 4–5. – Doppelblatt 11,8 × 18,9 cm, 1 S. beschr. (S. 1; S. 3 Aktenvermerk Voigts, vgl. zu 378,2), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben rechts: „2“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 63). E: Bojanowski, Bibliothek (1899), 15 (Teildruck, ohne Unterschrift und Datum). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 135, Nr 3798a. BEIL AG E

Zwei Bände des Katalogs der Bibliothek Christian Wilhelm Büttners (vgl. zu 378,1).

666

BRIEF A 22

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete am 26. Mai 1798 (vgl. RA 2, Nr 1298). Postsendungen: 23. Mai 1798 (H l. G e h. R Vo i g t. zwey Cataloge übersendet / durch Hl. Hofr Loder.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 134v; vgl. WA IV 13, 432). 378,1 zwey Bände des Büttnerschen Catalogs] Die Bibliothek Christian Wilhelm Büttners, die Herzog Carl August 1783 erworben hatte und im Jenaer Schloss aufstellen ließ, war bereits in Katalogen verzeichnet worden, die in Jena aufbewahrt wurden (vgl. zu 84,19–20). Diese sollten nun für Weimar abgeschrieben werden und um die Neuankäufe in den vergangenen Jahren seit der Aufstellung in Jena komplettiert werden. Die Bibliothekskataloge sind weder in Jena noch in Weimar überliefert; in Jena wurden sie nach Erstellung des „Katalogs der Schloßbibliothek zu Jena“ durch Christian August Vulpius (vgl. ThULB Jena, Sign.: AC II 28: 1–19) wahrscheinlich vernichtet. In Weimar waren die Abschriften des Katalogs am Ende des Jahres zwar abgeschlossen, leider sind sie nicht zum besten gemacht („Zur Bibliothekssache am Ende des Jahres 1798“; LATh – HStA Weimar, Hof, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 238). Die Arbeit wurde schließlich erneut an Christian August Vulpius übergeben (vgl. ebd.). Insgesamt wurde der Gesamtbestand an Büchern nach Büttners Tod 1802 auf 18 000 Bücher geschätzt (vgl. GSA 150/B 37, Bl. 25). Büttner hatte im Laufe seines Lebens Bücher u.a. zur Numismatik, Naturwissenschaft, Astronomie, Medizin, Historiographie, Theologie und Sprachwissenschaft zusammengetragen (vgl. ebd.). 378,1–2 vor Ihrer Abreise] Voigts geplante Reise nach Eisenach mit Herzog Carl August wurde immer wieder verschoben und erfolgte schließlich am 1. Juni 1798 (vgl. FB 1798, S. 98). 378,2 an einen Abschreiber zu accordiren bitte] Voigts Aktenvermerk auf S. 3 des vorliegenden Briefes (vgl. Überlieferung) zeigt, dass für die Abschreibarbeit Gottlieb Wilhelm Christian Riehl bereits einen Tag später am 24. Mai für den ersten Band, am 23. Juli für den zweiten Band gewonnen werden konnte: „Am 24 May 1798. ist der Band des BüttnL. BibL. Catalogs, sub rubr. L i b r i g l o t t i c i an den Schreiber, Rühl jun. zum Abschreiben, mit der nöthigen Anweisung, abgegeben, auch 10 Bög Papier von der Cour dazu verschrieben worden Wegen des Preisses will Rühl erst einige Lagen zur Probe schreiben. V. / Am 23. Jul. erhielt er den Band, L. h i s t o r i c i. L / V.“ (H: GSA 150/B 36, Bl. 5; vgl. auch Bojanowski, Bibliothek, 16.) 378,7 auch roth liniirt] Der heute noch in Jena überlieferte, von Christian August Vulpius vor 1817 angefertigte 19-bändige „Katalog der Schloßbibliothek zu Jena“ weist ebenfalls eine rote Linierung auf, die wahrscheinlich aus dem Vorläuferkatalog übernommen wurde: Mit einem roten Querstrich wird der Kolumnentitel vom Haupttext getrennt. Jeweils zwei senkrechte rote Striche am Rand links und rechts

JUNI 1798

667

trennen Verfasser und die Signatur vom Buchtitel (vgl. ThULB Jena, Sign.: AC II 28: 1–19). 378,9 paginirt] Mit Seitenzahlen versehen. 378,9 Die weißgelassnen Blätter] Auch im heute noch überlieferten „Katalog der Schloßbibliothek zu Jena“ sind die meisten Blätter frei gelassen für in späterer Zeit nachzutragende Neuzugänge (vgl. ThULB Jena, Sign.: AC II 28: 1–19).

A 22. An Franz Kirms

Weimar, 2. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0676 Slg Culemann. – Doppelblatt 20,8 × 33,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammer- / Rath Kirms / Wohlgebl.; S. 3 und 4 Reste einer roten Verschlussoblate. E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 530, Nr III. D: Theater-Briefe (1835), 6f., Nr III (nach E). WA IV 13 (1893), 169, Nr 3806 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 378,14 nach unserer gestrigen Abrede] Laut Goethes Tagebuch war am 1. Juni über Bauangelegenheiten (GT II 1, 247) verhandelt worden. 378,14–15 Professor Thouret] Der Stuttgarter Architekt Nikolaus Thouret war am 25. Mai in Weimar eingetroffen (vgl. zu 120,28–29). Goethe wendet sich hier an Kirms in seiner Funktion als „Hofcassirer“ (Hofkalender 1798, 86), der die Abrechnung des Essens an die richtige Kasse weiterleiten sollte. 378,18 Gemüs] Hier im Sinne von ‚Speise, Gericht‘ (vgl. GWb 3, 1426). 378,20 Werthheimer] Trockener Weißwein aus dem Grenzgebiet zwischen Baden und Franken, der auch zu Goethes bevorzugten Weinen gehörte. 378,22 Heringen] Nicht ermittelt. Im „Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischen Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1798“ nicht unter dem Personal der Hofküche oder unter den Boten verzeichnet. 378,23 Den Betrag der Vergütung] Nicht ermittelt.

668

BRIEF A 23

A 23. An Johann Christoph Ferdinand Spilcker Weimar, 2. Juni 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 150/B 42, Bl. 2–3. – Doppelblatt 20,8 × 33,2 cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 3 Erledigungsvermerk von Christian Vulpius’ Hd, Tinte: „Weimar den 2. Jun. 1798. / Diesen Morgen wurden die Bücher welche bisher bei Hrn. Legat. R. Weyland gestanden hatten, hieher auf fürstL. Bibliothek gebracht. Cvulpius.“ – In einem gehefteten Faszikel (22 Bl.) mit der Aufschrift: „B. 32 / Acta / Die an fürstL. Bibliothek von Serenissimo abgegebene FranzößL. BücherSammlung / betrL. / 1798.“ K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 11619, Bl. 179. – Doppelblatt 19,6 × 31,5(–32,4) cm, 1 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; Bl. 2 oberes rechtes Eck beschnitten. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 63). E: Bojanowski, Bibliothek (1899), 28. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 135f., Nr 3806a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 379,1 Der Registrator Vulpius hat den Auftrag erhalten] Ein schriftlicher Auftrag an den Registrator Christian August Vulpius ist nicht überliefert. Vulpius kümmerte sich jedoch in der Folgezeit um die Erledigung der hier angegebenen Aufträge, wie der Schriftverkehr in den „Acta / Die an fürstL. Bibliothek von Serenissimo abgegebene FranzößL. BücherSammlung / betrL. / 1798.“ belegt (vgl. GSA 150/B 42, Bl. 3–22). 379,1–3 Bücher, 〈…〉 in dem Weilandischen Quartier gestanden] Der aus dem Elsass stammende und seit 1790 in Weimarer Diensten stehende Kriegsassessor und Geheime Sekretär des Herzogs, der Legationsrat Philipp Christian Weyland, wohnte wahrscheinlich in dieser Zeit im Geleitshaus (heute Scherfgasse 1) zur Miete (freundliche Auskunft von Herrn Dr. Jens Riederer, Stadtarchiv Weimar). Da er Weimar im Rastatter Kongress vertrat, hielt er sich im Juni 1798 nicht in Weimar auf. Weyland hatte im Auftrag von Carl August in den vorangegangenen Jahren vorwiegend französischsprachige Revolutionsschriften aus der Zeit von 1795 bis 1797 erworben, laut Katalog 290 Titel und damit etwa insgesamt 450 Bände (vgl. GSA 150/B 42, Bl. 6–12). Er verwendete sie zum Teil für die erklärenden Zusätze und anonymen Berichtigungen zu seiner Übersetzung von Antoine Etienne Fantin-Desodoards’ „Philosophischer Geschichte der Französischen Revolution“ (Teil 1–2. Züllichau 1797). – Serenissimo: Dativ von lat. Serenissimus:

JUNI 1798

669

Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 379,3 den vorhandnen Catalog] Der von Weyland angelegte und von Vulpius ergänzte, teilweise mit Randbemerkungen versehene „Catalogue / des / Livres français, appartenants / à Monseigneur le Duc.“ (Katalog der dem Herzog gehörenden französischen Bücher) befindet sich ebenfalls in der Akte, der das vorliegende Schreiben vorangestellt ist (vgl. GSA 150/B 42, Bl. 6–12). 379,3–4 die Bücher selbst aber auf Fürstl Bibliothek zu schaffen] Vulpius notierte auf H (vgl. Überlieferung), dass die Bücher gleich nach Erhalt des Schreibens umgehend „auf fürstL. Bibliothek gebracht“ worden waren. 379,5–6 die davon ausgeliehenen Bände beyzubringen] Wer aus der Büchersammlung welche Bücher entliehen hatte, ging aus einem nicht überlieferten „Verzeichniß ausgeliehener Bücher, u einiger beigelegten Scheinen“ (H: GSA 150/B 42, Bl. 5) hervor, das jedoch nachlässig geführt worden war. Vulpius’ Rückforderungen der entliehenen Bücher waren deshalb nicht immer erfolgreich. Durch einen in der Akte beigehefteten Schriftwechsel wird deutlich, dass entliehene Bücher zufällig wieder auftauchten, ohne als entliehen verzeichnet worden zu sein (vgl. ebd., Bl. 13–22). – Vor allem die Romane und Reiseberichte waren bei Mitgliedern des Hofs, aber auch bei französischen Emigranten sehr beliebt. Zu den Entleihern gehörten u.a. Mimi von Oertel, die Familien Gore und von Schardt, Friedrich Justin Bertuch, Carl August Böttiger, die französischen Emigranten Jean Joseph Mounier und Jean Gabriel René François Marquis de Foucquet (vgl. die Bemerkungen von Vulpius in der Akte, GSA 150/B 42, Bl. 5 und Bl. 15). – Auch in späterer Zeit gehörte die Sammlung zu den am meisten nachgefragten Büchern über die Französische Revolution (vgl. Bojanowski, Bibliothek, 28). 379,11 Vermehrungs Buche] Das Zugangs- oder Vermehrungsbuch der Fürstlichen Bibliothek, in dem alle neu erworbenen Titel von Vulpius aufgelistet wurden, ist für das Jahr 1798 nicht überliefert. 379,11–12 diese Sammlung nur vorerst allgemein angegeben] In einem Reskript zur Berufung Goethes und Christian Gottlob Voigts am 9. Dezember 1797 zur Oberaufsicht über die Fürstliche Bibliothek hatte Herzog Carl August die beiden auch darauf hingewiesen, „wegen einer künfftig zu verbeßernden Einrichtung und gemeinsamer mehrerer Brauchbarmachung Unserer hiesigen und Jenaischen Bibliothecken“ (H: GSA 30/383) die Jenaische und die Weimarer Bibliothek zusammenzuführen. Zu diesem Plan gehörte wohl auch, dass Sonderstandorte wie im vorliegenden Fall aufgelöst werden sollten. Die Aufnahme der Büchersammlung in den Bestand der Fürstlichen Bibliothek führte schließlich dazu, dass 1799 ein chronologisches Verzeichnis sämtlicher französischer Revolutionsschriften von Goethe und Voigt veranlasst wurde, das 1800 durch den Bibliothekssekretär Ernst August Schmidt fertig gestellt werden konnte (vgl. Bojanowski, Bibliothek, 28).

670

A 24. An Franz Kirms

BRIEFE A 24/A 25

Jena, 〈8. Juni 1798〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die in E angegebene Datierung auf den 8. Juni 1798 wird durch Goethes Briefverzeichnis, in dem ein Brief an Franz Kirms unter demselben Datum in einer Schauspielerangelegenheit verzeichnet ist, gestützt (vgl. Postsendungen sowie „Zum Adressaten“). ZUM A D RESSATEN

In Goethes Briefverzeichnis ist ein Schreiben an Franz Kirms dokumentiert, das bislang als nicht überliefert galt, wohl aber identisch ist mit dem hier als Fragment vorliegenden Brief (vgl. Postsendungen). Der Schauspieler Johann Andreas Schieck hatte wegen eines Anstellungsgesuchs am Weimarer Theater am 3. Juni 1798 an Goethe geschrieben (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 180, Bl. 1–2; RA 2, Nr 1309). – Goethe erkundigte sich daraufhin wahrscheinlich mit dem vorliegenden Schreiben bei Kirms, ob ihm Schieck bekannt sei (vgl. zu 379,13). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – „Billet m. eigh. U.: ‚G‘. Jena, 8. Juni 1798. ½ S. 8°“ (Angaben nach E). E: Versteigerungs-Katalog XL. Autographen. Inhaltsreiche Briefe, Schriftstücke und ganze Korrespondenzen berühmter Dichter, Musiker, Gelehrter, Staatsmänner und Künstler. Bedeutende Dokumente aus dem Weimarer Kreis, Goethe, Schiller, Körner, Hölderlin, Briefwechsel von Keller und Romain Rolland, Briefe und Gedichte von Meyer, Rilke, Victor Hugo, Duhamel u.a. Wichtige Schriftstücke von Luther und Melanchthon, das Salamanderlied von Brahms, Briefe von Beethoven, Liszt, Wagner und weiteren Künstlern. Korrespondenzen von Künstlern und Kunsthistorikern, u.a. Käthe Kollwitz, Liebermann, Wilhelm von Bode und anderen. Versteigerung in Bern durch die Kunsthandlung Aug. Klipstein, vormals Gutekunst & Klipstein. Bern 1946, S. 8, Nr 50 (Regest und Auszug; Katalogdruck). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 136, Nr 3808a (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Anlass für den Brief an Franz Kirms ist wahrscheinlich ein Brief Johann Andreas Schiecks vom 3. Juni 1798 an Goethe (vgl. RA 2, Nr 1309). – Kirms antwortete am 10. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1319). Postsendungen: 8. Juni 1798 (H e r r n H o f k. K i r m s, wegen des jungen Schieks, der sich zum Schauspieler anbot.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl.

JUNI 1798

671

135r; vgl. WA IV 13, 433); 8. Juni 1798 (Porto nach W; GR/Jena 1798, 1, Bl. 5r); 8. Juni 1798 (vgl. GT II 1, 248). 379,13 ist es eine hübsche Figur] ‚Figur‘ hier nicht nur im Sinne von ‚äußerer Erscheinung eines Menschen‘, sondern auch als Typus oder Repräsentant in Bezug auf eine Rolle am Theater (vgl. GWb 3, 710). Goethe verwendet den Ausdruck auch in einem ähnlichen Zusammenhang bei der Anstellung der Schauspielerin Minna Burgdorf (vgl. zu 383,18). 379,13 wissen Sie sonst etwas von ihm] Es ist nicht bekannt, inwiefern Kirms über Schieck weitere Erkundigungen einholte, wie er dies in seinem Antwortbrief vom 10. Juni an Goethe zu tun versprach. Schieck stammte laut Unterschrift unter seinem Bewerbungsbrief „aus dem Gothaischen“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 180, Bl. 2; vgl. RA 2, Nr 1309), führte einen Doktortitel (im Absagebrief von Kirms angegeben, vgl. ebd., Bl. 3) und war nach Kirms angeblich „ein sehr vermögender Mann“ (H: GSA 28/21, Bl. 247), der in der ersten Zeit seines Engagements auf alle Gage verzichten (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 180, Bl. 1) und nur aus „Leidenschaft“ (ebd., Bl. 2) Schauspieler werden wollte. Franz Kirms kannte Schieck nicht: Am 13. Juni 1798 sandte er ihm im Namen der Theaterkommission auf sein Gesuch einen Absagebrief zu (ebd.). Als Begründung führte Kirms an, dass „die Gesellschaft hinlänglich besetzt und die Mitglieder größtentheils auf einige Jahre engagirt“ (ebd.) seien. – Für das Jahr 1782 ist ein Johann Andreas Schieck aus Goldbach als Konzertmeister in der Herzoglich-Gothaischen Hof-Kapelle belegt (vgl. Musikalischer Almanach für Deutschland auf das Jahr 1782. Leipzig 1781, S. 140). Es könnte sich um dessen Sohn gehandelt haben, da Goethe Schieck im Briefverzeichnis als ‚jung‘ bezeichnet. – Mehr ist zu Schieck nicht bekannt.

A 25. An Franz Kirms

Jena, 11. Juni 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0677 Slg Culemann. – 1 Bl. 19,8 × 13 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Rs. Rechnungsnotizen von fremder Hd (Franz Kirms?), Tinte: „810. 8 6 / 7.9.7. 20 6. / 12. 12. ––“ und „b. 1 3 / C. 1 6 / G – 6.“; Vs. oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „4.“ (vgl. E); in E stillschweigend ergänzter Satz (vgl. Überlieferung zu Nr 44). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 530, Nr IV. D: Theater-Briefe (1835), 7, Nr IV (nach E).

672

BRIEF A 25

WA IV 13 (1893), 171f., Nr 3809 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 10. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1319). – Kirms antwortete am 14. Juni 1798 (vgl. RA 2, Nr 1332). Postsendungen: 11. Juni 1798 (H l. H o f k. R. K i r m s. Rücksend. der Verordnungen wegl. Lauchstädt.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433). 379,14 Die beyden Verordnungen] Die Schauspielgesellschaft stand kurz vor ihrer Abreise nach Lauchstädt. Die Schauspielsaison in Weimar ging am 16. Juni 1798 mit der Erstaufführung von Kotzebues „Die Verwandtschaften“ zu Ende, am 21. Juni 1798 wurde in Lauchstädt mit Kotzebues „Die Corsen“ die Saison eröffnet (vgl. Satori-Neumann2 1, 239 und 241). In seinem Bezugsbrief hatte Kirms die Verordnungen mit der Bitte um Unterschrift beigelegt. Es handelte sich dabei um die Verordnung der Theaterkommission „An die Wöchner bey dem hiesigen Hoftheater“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 1–4) sowie um die „Verhaltungs-Vorschriften“ an den Souffleur Johannes Seyfarth (ebd., Bl. 5–8), beide vom 9. Juni 1798. Das Schreiben an die Wöchner (Regieführer) enthielt eine Liste, welche Opern nach Lauchstädt mitgenommen werden sollten und welche Stücke in Lauchstädt und Rudolstadt gespielt werden könnten, zum Teil mit konkreter Angabe von Terminen und Rollenzuweisungen für bestimmte Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Ermahnung zu einem den Umständen angemessenen Verhalten. Die Verordnung für Johannes Seyfarth enthielt vor allem organisatorische Leitlinien, wie bei Proben zu verfahren sei bzw. welchen Lauchstädter und Merseburger Persönlichkeiten Freibillets zuständen. 379,15 commissarisch vollzogen werden] Kirms hatte in seinem Bezugsbrief darauf hingewiesen, dass die Verordnungen „im Nahmen der Commission aufgesezt“ seien (H: GSA 28/21, Bl. 247), es stehe deshalb Goethe frei, sie erneut durch seinen Schreiber „anders mundiren“ (ebd.) zu lassen, d.h. nur mit seiner Unterschrift zu versehen. Durch die Unterschrift aller drei Theaterkommissionsmitglieder erhielten die Verordnungen mehr Nachdruck. 379,16 Eilenstein] Johann Friedrich Adam Eylenstein war Korrepetitor am Weimarer Hoftheater und übernahm in Lauchstädt das Orchesterdirigat. In der Verordnung für den Theaterkassierer Johannes Seyfarth ist unter dem 8. Unterpunkt zu lesen: „Der HL: Hofmusikus Eylenstein hat als Correpetitor die Dirigirung der Musik, ingleichen die Aufbewahrung der Opern, die er aber keinesweges aus den Händen geben, noch gar für andere abschreiben darf. Mit ihm ist also wegen der Dirigirung das nöthige zu verabreden.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/10, Bl. 8.) Tatsächlich forderte Caroline Jagemann während ihres Aufenthalts in Lauchstädt den ersten Teil der

JUNI 1798

673

„Theatralischen Abenteuer“ von Eylenstein, der sie daraufhin dem Wöchner (Regieführer) Karl Heinrich Schall zur sicheren Verwahrung aushändigte (vgl. Karl Heinrich Schall an Franz Kirms, 6. August 1798, vgl. ebd., Bl. 100). 379,17–18 besonders das Rondeau aus den Theatrl. Abentheuern] Refrainlied (‚Rondeau‘ franz. für Rondo, Tanzlied) aus der Oper „Die Theatralischen Abenteuer“ von Domenico Cimarosa. Das von Giuseppe Maria Diodati stammende Libretto wurde 1791 von Goethe adaptiert und 1796 von Christian August Vulpius erweitert. Bei dem Rondeau handelt es sich wahrscheinlich um die von Goethe dem Libretto hinzugefügte Romanze „An dem schönsten Frühlingsmorgen / Gieng die Schäferinn und sang 〈…〉“ aus dem 14. Auftritt des ersten Aufzugs (vgl. Theatralische Abentheuer. Eine komische Oper in zwey Aufzügen, nach dem Italienischen. Eisenstadt 1807, S. 26f.). Seit 1797 lag der Text unter dem Titel „Gesänge aus der Oper: Theatralische Abentheuer, in zwei Aufzügen. Die Musik ist von Cimarosa und Mozart“ gedruckt vor. Die Oper war am 13. und 20. Januar 1798 letztmalig in Weimar aufgeführt worden (vgl. Theater/Musik Weimar). Wahrscheinlich sollten die Noten für Proben zur Vorbereitung der Aufführung am 4. August in Lauchstädt dienen. 379,18 der Concertmeister] Johann Friedrich Kranz war nicht nur seit 1787 Konzertmeister am Weimarer Theater – er komponierte auch selbst. Die Romanze „An dem schönsten Frühlingsmorgen“ (vgl. die vorangegangene Erläuterung) wurde von ihm als Duett vertont und erschien 1799 (vgl. Romanze aus der Oper: Theatralische Abentheuer. An den schönsten Frühlingsmorgen & cet: von Goethe. Musik variiert von Kranz. Weimar 〈1799〉). Inwieweit diese Vertonung im Zusammenhang des Briefes eine Rolle spielt, konnte nicht ermittelt werden. 379,20 Ich bin neugierig was Kordemann leistet] Damit wiederholt Goethe die Worte aus Franz Kirms’ Bezugsbrief: „Wir wollen nun sehen, was HL Cordemann am Mitwoch leisten wird!“ (H: GSA 28/21, Bl. 247.) Der Schauspieler Friedrich Cordemann, der im März 1798 noch bei Caroline Louise Tilly in Braunschweig ein Gastspiel gegeben hatte, gastierte am Mittwoch, dem 13. Juni als Eduard Ruhberg in Ifflands „Verbrechen aus Ehrsucht“ in Weimar (vgl. Theater/ Musik Weimar). Das Publikum zeigte sich derart begeistert, dass Kirms Goethe in Briefen vom 14. und 17. Juni vorschlug, Cordemann ab Herbst 1798 zu engagieren und stattdessen den Schauspieler Friedrich Haide Ostern 1799 zu entlassen (vgl. dazu Nr 113 sowie Kirms’ Korrespondenz mit Cordemann in LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015). Goethe zeigte sich von Cordemanns Erscheinung nicht annähernd so begeistert wie das Weimarer Publikum (vgl. 146,10–15), ließ sich jedoch von Kirms’ Argumenten für ein Engagement des Schauspielers überzeugen und nahm ihn ab Michaelis 1798 unter Vertrag (vgl. Kontrakt; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10015, Bl. 4–5).

674

BRIEF A 26

A 26. An das Herzogliche Geheime Consilium Jena, 11. Juni 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/21, Bl. 251–252. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 34 cm, 3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – Vgl. Überlieferung zu Nr 62. E: WA IV 13 (1893), 173f., Nr 3811 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Brief Christian Wilhelm Gabriels an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 380,28–29). ERL ÄUT ERUNGEN

Mit dem vorliegenden Schreiben antwortet Goethe auf den vom Geheimen Consilium an ihn am 5. Juni 1798 erteilten, als behändigte Ausfertigung überlieferten, offiziellen Auftrag (vgl. RA 2, Nr 1311). Postsendungen: 11. Juni 1798 (A n d a s G e h e i m e C o n s e i l. Bericht wegen Gabriels.; Briefverzeichnis 1798, 2, Bl. 135r; vgl. WA IV 13, 433); 10. Juni 1798 (Gabriels wunderliche Kupferstich Sammlung. pro Memoria deshalb.; GT II 1, 248). Zum Geheimen Consilium (Conseil) als der obersten Verwaltungsbehörde im Staatsapparat des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach gehörten 1798 neben Goethe die Geheimen Räte Jacob Friedrich von Fritsch, von 1772 bis 1800 Präsident des Consiliums, der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt und seit Ende 1791 Christian Gottlob Voigt. Goethe war am 25. Juni 1776 trotz großer Widerstände der etablierten Beamten in das Gremium berufen worden. Die Aufgabe des Geheimen Consiliums bestand vorrangig in der Vorbereitung der administrativen und politischen Entscheidungen des Landesherrn. Sein Aufgabenfeld umfasste im verwaltungstechnischen Sinne nahezu alle Bereiche der Landesadministration, von den landständischen Vertretungen über sämtliche Verwaltungsbehörden mit Regierung, Kammer und Steuerwesen, den zahlreichen Ressortkommissionen, dem kirchlichen und akademischen Bereich, dem Militär und den höfischen Einrichtungen. Nach Goethes Rückkehr aus Italien beschränkte sich seine Mitarbeit im Consilium bis zu dessen Auflösung 1815 auf beratende Tätigkeiten wie im Fall des hier abgedruckten Berichts. Im vorliegenden Band sind zwei amtliche Schreiben Goethes an das Herzogliche Geheime Consilium aufgenommen. Die Anzahl ließe

JUNI 1798

675

sich um weitere Schreiben und Voten vermehren, die in der vorliegenden Ausgabe jedoch nicht berücksichtigt werden. 380,1 Concilio] Versehentlich für Consilio, Dativ zu Consilium, lat.: Beratungsgremium. 380,1–2 an mich ergangenen Auftrags] Der Jenaer Traiteur Christian Wilhelm Gabriel hatte in einem nicht überlieferten Brief an Herzog Carl August dessen Sohn, dem Erbprinzen Carl Friedrich, seine Kupferstichsammlung „und sonstige Effecten“ (H: GSA 28/21, Bl. 250; vgl. RA 2, Nr 1311) zum Geschenk angeboten. Goethe war daraufhin am 5. Juni offiziell der Auftrag erteilt worden, „bey einer etwaigen Reise dahin 〈nach Jena〉, diese Kupfer-Sammlung zu besehen und Sein Gutachten über deren Gehalt und allenfallßigen Werth schrifftlich anhero zu eröfnen“ (ebd.). – Obwohl es sich um eine Angelegenheit handelte, die die fürstliche Familie betraf, wurde die amtliche Form der Beauftragung „mittelst gegenwärtigen Extractus Protocolli“ (ebd.) gewählt. Wahrscheinlich hatte Goethe von diesem Auftrag inoffiziell bereits am Tag seiner Abreise nach Jena am 4. Juni erfahren, als ihn Herzogin Louise zu Hause (GT II 1, 247) aufsuchte. 380,2–3 zu Christian Wilhelm Gabriel, alhier, sogleich begeben] Zu Gabriel konnte nichts Näheres ermittelt werden. In Goethes Tagebuch ist für den 10. Juni 1798 ein Besuch von Gabriels wunderliche〈r〉 Kupferstich Sammlung (GT II 1, 248) vermerkt. Mehr dazu ist nicht bekannt. 380,3 Effecten] Bewegliche Habe (GWb 2, 1374). 380,4 Herrn Erbprinzens Durchl] Der 15-jährige Erbprinz Carl Friedrich. – Eine ausführliche Auseinandersetzung über zukünftige Schwerpunkte bei dessen Erziehung vor dem Hintergrund seiner 1800 erfolgenden Konfirmation hatte es bereits im Dezember 1797 mit Johann Gottfried Herder und dem Herzogpaar gegeben (vgl. HB 7, 345–356). 380,5 Relation] Von lat. ‚das Zurücktragen‘, Bericht über einen bestimmten Sachverhalt. 380,7–8 über der Rasenmühle gelegnes, schönes Gründstück 〈…〉 verkauft] Die Rasenmühle liegt im Südosten der Stadt Jena. Über die Grundstückseigentümer des Gebietes oberhalb der Mühle um 1792 ist nichts Näheres bekannt. 380,10–11 er bewohnt ein unansehnliches, aber reinlich gehaltnes Haus] Trotz Goethes Beschreibung konnte der genaue Wohnort nicht ermittelt werden. 380,12 artige] Hier im Sinne von ,stattlich, ansehnlich‘ (vgl. GWb 1, 839). 380,15 mit Augsburger und Nürnberger Kupferstichen] Wahrscheinlich sind hier Reproduktionsstiche gemeint; Kupferstiche gehörten im 18. Jahrhundert zu den wichtigsten Objekten im Kunsthandel Augsburgs und Nürnbergs. – Das Interesse des Erbprinzen an Kupferstichen scheint bereits in dieser Zeit angelegt gewesen zu sein. Als Großherzog trug er eine große Sammlung in der Mansarde des Tiefurter Schlosses zusammen. Im Zuge der Umgestaltung des Tiefurter Schlosses ließ er zudem 1826 die Wände des Kabinetts neben dem so genannten Göchhausenzimmer

676

BRIEFE A 27/A 28

mit Hunderten von Kupferstichen, „vorwiegend Genreszenen aus dem 18. und 19. Jahrhundert“ (Jürgen Beyer: Historische Papiertapeten in Weimar. Weimar 1993, S. 20), auskleiden. 380,15–16 die Wand regelmäßig tappezirt] Diese Art der Wanddekoration war laut „Journal des Luxus und der Moden“ in „Landhäusern, Garten-Säälen, oder Galerien und Vorhäusern“ üblich (Ameublement. Eine neue Art von Tapeten-Bordüren. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 5, September 1790, S. 523). 380,18 Gipsbilder] Hier wohl kleine Gipsabgüsse (vgl. GWb 4, 231). 380,18–19 Herumträgern] Umherziehende Händler (vgl. GWb 4, 1036). 380,21 Einige Wachsfiguren von Conditorarbeit] Die aus Wachs, Terpentin und Farbstoffen hergestellten Figuren und Objekte wurden im 18. und 19. Jahrhundert als Tischdekoration verwendet. Obgleich sie nicht essbar waren, gehörten sie in die Fabrikation der Konditoren und Kunstbäcker, so etwa in Johann Christian Euplers „Der vollkommene Conditor“ (Sondershausen 1819) beschrieben. 380,22 ein optischer Kasten] Wahrscheinlich ein so genannter Perspektivkasten, durch den Kupferstiche oder andere gemalte Ansichten mittels Spiegeln und einem konvexen Glas vergrößert wurden, so dass der Betrachter den Eindruck einer natürlichen Darstellung aus einer gewissen, gehörigen Entfernung heraus, erhält. 380,23 alte Prospecte] Gemalte oder gestochene Stadt- oder Landschaftsansichten (vgl. Adelung 1, 650). 380,26 Das geschnitzte Bild eines Heiligen und 〈…〉 Trinkgläser] Nicht ermittelt. 380,28–29 das 〈…〉 beyliegend zurückgehende Schreiben] Nicht überliefert. 380,29 keine günstige Resolution] Nicht überliefert.

A 27. An die Herzogliche Bibliothek Weimar

Weimar, 1. Juli 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt; bis 1945 Weimar, StA, Akten der Landesbibliothek; Kriegsverlust. – Egh. (Angabe nach E). E: Otto Lerche: Goethe und die Weimarer Bibliothek. Leipzig 1929, S. 68, Nr 1. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 137, Nr 3829a. Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. – Wahrscheinlich richtete sich das Schreiben an den seit März 1797 an der Bibliothek angestellten Registrator Christian August Vulpius oder an Johann Christoph Ferdinand Spilcker (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 8). Zu Goethes und Christian Gottlob

JULI 1798

677

Voigts Aufsicht über die Herzogliche Bibliothek, die ihnen im Dezember 1797 durch Herzog Carl August übertragen wurde, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 13. 381,5 auf der Nota verzeichneten Nummern werden angeschafft] Von wem die Nota, lat. Notiz, über anzuschaffende Titel für die Fürstliche Bibliothek stammte und welche Titel sie verzeichnete, ist nicht bekannt. Vermutlich gehörte das in einem Brief vom 21. Dezember 1798 an Christian Gottlob Voigt erwähnte Periodikum „Mémoires de l’Institut National des Sciences et Arts pour l’an IV. de la republique“, das von Alexander Nikolaus Scherer bei Franz Xaver von Zach bestellt worden war und im Oktober 1798 nach Weimar kam, zu dieser Liste (vgl. zu 394,17). 381,6 Beiliegende Tabelle] Nicht ermittelt (vgl. EB 71). 381,6 Herrn von Zach] Der Mathematiker und Astronom Franz Xaver von Zach, erster Direktor der Gothaer Sternwarte, war am 28. Juni in Weimar gewesen und hatte auch Goethe getroffen (vgl. FB 1798, S. 111; GT II 1, 251). Ob sich die beiden über die hier verhandelte Angelegenheit austauschten, geht aus Goethes Tagebuch nicht hervor. Andere schriftliche Belege sind nicht bekannt. Zach wird Goethe vermutlich auf den Astronomen-Kongress aufmerksam gemacht haben, der in Gotha im August 1798 stattfand und zu dem Zach die ersten Gäste bereits im Juli erwartete. Als Herausgeber der periodischen Zeitschrift „Allgemeine Geographische Ephemeriden“, deren erste sechs Nummern zwischen Januar und Juni 1798 in dem von Friedrich Justin Bertuch geleiteten Industrie-Comptoir erschienen waren, könnte Zach Goethe auch auf astronomische, geographische oder statistische Literatur zur Anschaffung für die Herzogliche Bibliothek hingewiesen haben. – Das Verhältnis zwischen Goethe und Zach war, nach den wenigen überlieferten Quellen zu urteilen, kühl und distanziert. In einem Brief vom Mai 1797 an Johann Friedrich Blumenbach bezeichnete Zach Goethe als „schlechten Kerl“ (BuG 4, 278). Wahrscheinlich delegierte Goethe aus diesem Grund die Rücksendung der Tabelle über einen Bibliotheksangestellten, ohne ein persönliches Begleitschreiben beizulegen.

A 28. An die Herzogliche Schlossbaukommission Weimar Weimar, 31. Juli 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 54–55. – Doppelblatt 20(–20,2) × 33 cm, 1 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift; S. 2–3 unter dem Brieftext in rechter Spalte vier Voten von Johann Christoph Schmidt, Christian Gottlob Voigt und Wilhelm von Wolzogen, Tinte. – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6).

678

BRIEF A 29

E: WA IV 13 (1893), 235, Nr 3855 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Brief (vgl. zu 381,9). 2) Gutachten (vgl. zu 381,17–18). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Die Antworten der drei Kommissionsmitglieder Johann Christoph Schmidt, Christian Gottlob Voigt und Wilhelm von Wolzogen finden sich als Voten unter dem Brieftext (vgl. zu 381,10). 381,8 Kunsttischer Cronrath] Der Kunsttischler Johann Wilhelm Cronrath war langjähriger Mitarbeiter von David Roentgen in Neuwied, aus dessen Werkstatt im März 1798 Möbelstücke zur Ausstattung der herzoglichen Räume des Weimarer Residenzschlosses erworben wurden (vgl. GT II 1, 235). In diesem Zusammenhang war Cronrath nach Weimar verpflichtet und mit dem Aufbau einer Hoftischlerei beauftragt worden. Goethe hatte seine Anstellung bereits 1797 unterstützt (vgl. Goethes Stellungnahme vom 24. Februar 1797; GSA 30/117, Bl. 27–28; vgl. Dietrich Fabian: Roentgenmöbel aus Neuwied. Leben und Werk von Abraham und David Roentgen. Bad Neustadt 1986, S. 402f., Nr 2.312). Herzog Carl August bestallte Cronrath am 7. September 1798 „als Schloß-Voigt und Hof-Ebenist“ (H: GSA 30/118, Bl. 83–84; vgl. ebd., S. 407f., Nr 2.329). In diesen Funktionen war Cronrath in den folgenden Jahren wesentlich am Schlossbau beteiligt (vgl. Gert-Dieter Ulferts: Wiederherstellen und wiederbeleben. Aufgaben der Möbelrestaurierung. In: Rolf Bothe, Gert-Dieter Ulferts: Möbel. Uhren. Reliefintarsien. Holzrestaurierung und textile Rekonstruktionen im Schlossmuseum. Berlin 2001, S. 65–104, hier S. 78–92). 381,9 beyliegenden Brief] Nicht ermittelt. 381,10 Gesellen hierher zu ziehen] Da das einheimische Tischlerhandwerk nicht über ausreichend qualifizierte Kräfte verfügte, versuchte Cronrath, auswärtige Arbeiter anzuwerben. Eine höhere Vergütung sollte dabei zusätzliche Anreize bieten, die zunftgebundenen Handwerker nach Weimar zu verpflichten. – In ihren Voten äußerten die Mitglieder der Schlossbaukommission dagegen Bedenken, da sie Konflikte mit den ortsansässigen Handwerkern befürchteten. So bemerkte Johann Christoph Schmidt in seinem Antwortvotum: „Sollten sich nicht hier einige arme Tischer-Meister finden, die gegen den vorgeschlagenen Lohn, oder vielleicht noch um einen geringern, bey Kronrad in Arbeit träten? Da sie nur die VorArbeit thun sollen: So wäre es etwas verdienstliches, diese Nahrung armen Bürgern zufließen zu laßen“ (H: GSA 30/118, Bl. 54). Wilhelm von Wolzogen merkte an: „Die Nothwendigkeit Kronraden Hände zu verschaffen, mit denen er arbeiten kann, ist einleuchtend; die hiesigen Meister können gerne nach und nach zur Schloß-Bau-Arbeit mitgezogen werden und unter Kronrads Direction arbeiten –

AUGUST 1798

679

immer wird es aber nöthig seyn, daß Kronrad einige Leute in seiner Werkstatt habe, mit denen er machen kann was er will. Das Wochenlohn der Gesellen ist hoch; kommt aber daher, daß kein guter Geselle sonst wegen den Handwerks-Streitigkeiten hergeht. Aus diesen Gründen trete obigen Voten vollkommen bey und wünschte nur, daß Kronrad sobald als möglich in den Stand gesezt würde, mit der Arbeit anfangen zu können.“ (Ebd., Bl. 55.) Auf Grundlage dieser Voten erkundigte sich Christian Gottlob Voigt beim Bauverwalter Georg Christoph Steffany und informierte die Kommission mit seinem Schreiben vom 1. August 1798: Demnach gäbe es in Weimar „allenfalls 3 arme Meister die für Gesellenarbeiten“ (ebd., Bl. 59) in Frage kämen, die aber alle in Beschäftigung stünden. Um die Arbeiten nicht ins Stocken geraten zu lassen, solle man Cronrath deshalb autorisieren, „ein Paar Gesellen kommen zu lassen“ (ebd.). Gegenüber Goethe kündigte Voigt am 13. August die Ankunft von „3 Gesellen für Kronrath“ an, „ehe noch sein Bestellungsbrief nach Berlin gelangte“ (Goethe-Voigt2 2, 88f.; vgl. RA 2, Nr 1428). Näheres dazu ist nicht ermittelt. Der Aufbau der Hoftischlerei war im Frühjahr 1799 abgeschlossen. 381,17–18 von dem Bauverwalter Steffany beyliegende Relation] Das von Georg Christoph Steffany vorgelegte Schreiben ist nicht überliefert. 382,3 Rückantwort nach Berlin] Nicht ermittelt. 382,5 s m.] Salvo meliore, lat.: unbeschadet eines besseren Votums.

A 29. An die Herzogliche Schlossbaukommission Weimar Jena, 7. August 1798 → 〈Weimar〉 ZUM A D RESSATEN

In der WA und in dem von Hans Tümmler herausgegebenen Briefwechsel Goethes mit Voigt wird als Adressat Christian Gottlob Voigt angegeben (vgl. WA IV 13, 241; Goethe-Voigt2 2, 87). Voigt war zwar involviert in das Verfahren über die Vergütung des Stuttgarter Architekten Nikolaus Thouret, aber nicht derjenige, der allein darüber zu entscheiden hatte. Das Schreiben ist deshalb als Votum zu bewerten, das der Schlossbaukommission bzw. der Kammer mit Johann Christoph Schmidt als Kammerpräsidenten vorgelegt wurde (vgl. FA/Goethe I 27, 94f.). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 61, 64. – Doppelblatt 20,8(–21,5) × 34,5 cm, 1 ¾ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6). E: WA IV 13 (1893), 241f., Nr 3862 (Eduard von der Hellen).

680

BRIEF A 29

BEIL AG E

Billet (vgl. zu 382,13). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt bezog sich mit einigen Rückfragen in seinem Brief vom 13. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1428) auf das vorliegende Schreiben. Postsendungen: 7. August 1798 (H l. G e h. R. Vo i g t. wegl. Thouret pp.; Briefverzeichnis 1798, 3, Bl. 299v; vgl. WA IV 13, 435); 7. August 1798 (vgl. GT II 1, 256). 382,7 T h o u r e t s R e m u n e r a t i o n] Remuneration von lat. remuneratio: Belohnung, hier: die Vergütung des aus Stuttgart nach Weimar berufenen Architekten und Dekorationsmalers Nikolaus Thouret hinsichtlich seiner Tätigkeiten für das Theater. 382,8 voraus zu entschliessen] Vor Fertigstellung. Thourets Abreise aus Weimar sollte ursprünglich am 17. August erfolgen (vgl. RA 2, Nr 1428). 382,11 Herr Schurich] Christian Friedrich Schuricht war Hofbaukondukteur in Dresden. Er übernahm Entwurf und Fortführung der Arbeiten an den Innenräumen des Römischen Hauses, nachdem Johann August Arens 1794 nicht mehr zu einer Mitarbeit zur Verfügung stand (vgl. Jericke/Dolgner, Klassizismus, 144). 382,12 Decorationszeichnungen] Von Schuricht sind Entwürfe zum Vorsaal, dem Blauen und Gelben Zimmer sowie zum Schlafzimmer des Herzogs für das Römische Haus überliefert (vgl. zu 382,14). Stuckaturschablonen und Profilentwürfe gehen wahrscheinlich ebenfalls auf ihn zurück (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr 1624, 1626–1632, 1635–1641, 1648, 1649). Schuricht fertigte auch Entwürfe für Türen, Armleuchter und Basreliefs an (vgl. Jericke/Dolgner, Klassizismus, 145). 382,13 Nach beyliegendem Billet des Lieutenant Vent] Die auf einem Billet notierte Mitteilung des Ingenieuroffiziers Johann Christoph Gottlob Vent über die Honorarzahlungen für Schuricht ist nicht überliefert. 382,14 Zeichnungen von 4 Zimmern] Vier Zeichnungen zur Innendekoration des Römischen Hauses, die Schuricht zugeschrieben werden, sind erhalten: eine Zeichnung des Vorsaals (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr 1622), Entwürfe zur Wandgestaltung im Inneren (vgl. ebd., Inv.-Nr 1622, 1623), eine Ausführung der Ostwand des Vestibüls (vgl. ebd., Inv.-Nr 1620) sowie ein Schnitt durch das Blaue Zimmer (vgl. ebd., Inv.-Nr 1621). 382,14–15 der dazu nöthigen Meubles] Skizzen der von Schuricht entworfenen Möbel für das Römische Haus sind nicht überliefert. 382,16 die Zeichnungen zu 5 Zimmern] Um welche Zeichnungen Thourets es sich hier handelte, lässt sich bei der Vielzahl der überlieferten Blätter nicht mit Gewissheit sagen, wahrscheinlich aber um die Zimmer der Herzogin Louise im ersten

AUGUST 1798

681

Stock des Ostflügels: das erste und zweite Vorzimmer, das runde oder LouisenZimmer und das Schlafzimmer. 382,19 Schurich nur 5 Wochen] Schuricht hielt sich von Anfang Juni bis 8. Juli 1794 in Weimar auf und setzte seine Arbeiten für das Römische Haus in Dresden fort. 382,20–22 bey der Ausführung des runden Zimmers und der Decke des Entreèzimmers thätige Hülfe geleistet] Die beiden genannten Räume sind in den Appartements der Herzogin Louise zu finden, wobei es zwei Vorzimmer gibt. Einige Entwurfszeichnungen Thourets für diese Räume sind überliefert: für das erste Vorzimmer je ein Deckenentwurf und ein Wandfries (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 77 und Inv.-Nr PK 70), für das zweite Vorzimmer die Zeichnung einer Wanddekoration (vgl. ebd., Inv.-Nr 1624), für das runde Zimmer ein Deckenund ein Wandentwurf (vgl. ebd., Inv.-Nr PK 69 und Inv.-Nr PK 82). Neben Thourets eigener Mitwirkung an der Ausführung des runden (Louisen-)Zimmers waren an der Ausmalung Carl Heideloff und Johann Heinrich Meyer beteiligt, die plastischen Verzierungen wurden durch Antonio Isopi vorgenommen (vgl. Jericke/ Dolgner, Klassizismus, 127). 382,22–23 Zeichnung zur innern Einrichtung des Theaters] Vgl. zu 162,17. 382,23–24 beym mahlen des Vorhangs als sonst Hand mit angelegt] Mit Heideloff malte Thouret am Theatervorhang (vgl. zu 178,12). 382,24–25 durch Mittheilung von Stukatur Modellen] Nicht ermittelt. – Thourets Stuckornamentik findet sich auf zahlreichen von ihm überlieferten Zeichnungen, sowohl für die Privaträume der Herzogin Louise als auch für Herzog Carl August. 382,27–28 etwas proportionirliches für seine Hinreise] Gemeint ist ein angemessener Betrag, um Thourets Rückreise nach Stuttgart zu vergüten. 382,28 Herreise schon bezahlt] Zu den ungebührlich hohen Reisekosten vgl. zu 21,22–23. 383,2 billigen Ermessen] ‚Billig‘ hier im Sinne von ,gerechtfertigt‘ (vgl. GWb 2, 718). 383,2–3 von Seiten des Theaters vielleicht etwas zu ersetzen] Nicht ermittelt.

682

A 30. An Franz Kirms

BRIEF A 30

Oberroßla, 19. September 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 99. – Doppelblatt 16,3 × 20,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/22, Bl. 451–452. – Doppelblatt 18,7 × 28 cm, 1 S. beschr. (S. 1; S. 3 Bezugsbrief von Kirms, Petitdruck), Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 126). E: 〈Johann August Diezmann〉: Goethe als Theaterdirector. 3. Aus seiner Administration. In: Die Grenzboten 16 (1857), 1. Semester, 1. Bd, S. 222. WA IV 13 (1893), 272f., Nr 3882 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief nimmt Bezug auf einen Brief Julie von Bechtolsheims vom 16. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1479) sowie auf einen Brief Siegmund Friedrich Steinbrücks an Franz Kirms (vgl. zu 383,4; zu 383,4–5), der Goethe von Franz Kirms vorgelegt worden war. – Kirms antwortete am 25. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1491). 383,4 des Steinbrückischen] Der Mangel an Schauspielerinnen für das Fach der ersten Liebhaberin am Weimarer Theater aufgrund von Schwangerschaften und Todesfällen führte im September 1798 schließlich dazu, dass aufgrund der Notsituation selbst das Engagement einer gänzlich unerfahrenen Schauspielerin von der Hoftheaterkommission in Erwägung gezogen wurde. Während die Weimarer Schauspielgesellschaft in Rudolstadt spielte (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39), quartierte sich Anfang September ein junges Paar in Eisenach ein, das vorgab, Louis und Minna Burgdorf zu heißen sowie von Beruf Schauspieler und verheiratet zu sein. Sie waren aus Hannover angereist und suchten ein Engagement für den bevorstehenden Winter. Am 8. September hatte Louis Burgdorf diesbezüglich an Goethe geschrieben und seine Dienste und die seiner Frau angeboten: „Mein Fach sind Chevaliers, wozu die Kenntniß der französischen Sprache mir zu statten kömmt, darin einschlagende feine Bediente, Dümmlinge und jugendliche Liebhaber. Meine Frau spielt erste auch wohl zweyte Liebhaberinnen im Lust und Schauspiel; naive Mädchen; zweyte Rollen in der Oper und da sie ebenfalls außer mehreren Sprachkenntnissen das französische sehr fertig spricht, allenfalls auch Anstandsrollen.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 86; vgl. RA 2, Nr 1467.) In Eisenach bestand ein Liebhabertheater, das von Goethes langjähriger Freundin Julie von Bech-

SEPTEMBER 1798

683

tolsheim betreut wurde. Der Bühne stand der Landkammerrat Siegmund Friedrich Steinbrück, ein guter Bekannter von Franz Kirms, vor. Diesen bat Kirms am 12. September 1798, sich von dem Ehepaar „auf Ihrem Theater in Eisenach 〈…〉 ein paar Szenen“ vorspielen zu lassen (ebd., Bl. 87). Zu einer entsprechenden Probe kam es am 16. September. Steinbrücks Urteil, ein zwei Doppelblätter umfassender Brief an Franz Kirms, fiel trotz einiger Bedenken positiv aus, täuschte Goethe jedoch nicht über die offensichtliche Unerfahrenheit, insbesondere Minna Burgdorfs hinweg. (Die hervorgehobenen Passagen sind durch Goethe im Nachhinein doppelt unterstrichen worden, vgl. 383,7–8): „Es war S c h a d e, daß Madame Burgdorf die ihr aufgegebenen Scenen nicht m e m o r i r t hatte. Sie entschuldigte sich deshalb mit K o p f w e h und einem Anfalle von H u s t e n und S c h n u p f e n. Indessen declamirte sie, nach collegialischem Urtheile, richtig, und verband in der Rolle der Chatincka, in der obengenannten Scene, mit Naiveté und Herzlichkeit eine große B e s c h e i d e n h e i t, wodurch sie zu erkennen gab, daß sie nicht vergesse, mit wem sie spreche. Die Worte: ‚bey Gott! so war’s / nicht gemeint!‘ sprach sie mir nicht zu Danke. Die Rolle der Afanasia in der schon bemerkten Scene, nahm sie, nach collegialischem Urtheile, g a n z gut. Sie sprach das le coeur palpit vortreflich: nur die Pantonimen, die vorhergehen muß, ehe sie diese Worte als Selbstgeständniß ihrer Liebe wiederhohlt, ging v e r l o h r e n. Uebrigens declamirte sie noch einige Scenen aus dem Benjowsky zu unserer Zufriedenheit. Die gute Frau war äusserst v e r l e g e n und b e k l o m m e n. Ich glaube gar wohl, daß es ein Unterschied ist, vor einem ganzen Parterre, in Verbindung mit allen Umständen und Erfordernissen eine g a n z e R o l l e zu spielen, und im Zimmer, vor wenigen Personen, die ganz Auge und Ohr sind, / einige aus dem Ganzen herausgerissene Scenen zu geben. Das collegialische Urtheil geht endlich dahin, daß diese beyden Leute allerdings empfehlungswerth und nicht ohne Talent seyen, und daß gewiß zu erwarten stehe, daß sie, bey einer guten Kritik auch gute F o r t s c h r i t t e machen würden. Wie mancher gute Schauspieler hat sich schon in Weimar gebildet! – Ich muß noch nachhohlen, daß HL. Burgdorf mehr Theaterkenntniß als seine Frau zu haben scheint; i n d e s s e n declamirte er die Rolle des Eduard im Mädchen von Marienburg sehr n a c h l ä s s i g, unter dem Vorgeben, es sey seine Rolle nicht. Sie verlangen beyde vor der Hand, wöchentlich 10 rL. Gage, bitten aber um Zulage, wenn sie gefallen sollten. Ferner bitten sie um 2. Louisd’or, als Entschädigung für ihre Reise und u m b a l d i g e R e s o l u t i o n.“ (Ebd., Bl. 94–95.) 383,4–5 Bechtolsheimischen Schreibens] Der Brief Julie von Bechtolsheims an Goethe vom 16. September 1798 berichtet auf zwei Seiten ebenfalls von der abgehaltenen Probe. Die im Folgenden hervorgehobenen Passagen wurden, wie im Brief Siegmund Friedrich Steinbrücks an Franz Kirms, von Goethe doppelt unterstrichen (vgl. 383,7–8): „In seiner 〈Steinbrücks〉 Gegenwart und der einiger Liebhaber der theatralischen Kunst haben diese jungen Leute eben in meinem Zimmer einige Scenen a b g e l e s e n; ihre Deklamation ist richtig, ihr Sprachorgan ange-

684

BRIEF A 31

nehm, sie scheinen beyde eine feine Erziehung und Sinn und Gefühl für ihre Kunst zu haben; von dem G r a d ihrer Talente ist aber bey einer so o b e r f l ä c h l i c h e n Probe g a r n i c h t z u u r t h e i l e n. Ich dächte, Sie hätten die Güte sie zum wenigsten auf eine kurze Zeit kommen zu laßen. Sie machten auf s o l a n g e dieses Paar glücklich, und gefallen sie Ihnen nicht so können Sie / sie bald wieder los werden, indem sie schon halb und halb ein engagement bey der Gesellschaft haben die jetzt zu Stade spielt, und Lust hat in 5. bis 6. Wochen hieherzukommen.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 97.) 383,7 doppelt unterstrichnen Stellen] Mit den unterstrichenen Passagen in den beiden Briefen wollte Goethe zeigen, dass die Burgdorfs wenig Erfahrung in der Schauspielerei aufzuweisen hatten (vgl. zu 383,4; zu 383,4–5). 383,9–10 er ist ein Hasenfuß] Zwielichtiger Mensch (vgl. GWb 4, 723). – Tatsächlich war Louis Burgdorf von adliger Herkunft, hieß eigentlich Friedrich Ludwig von Wedell (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 131; vgl. RA 3, Nr 2) und war ehemaliger preußischer Offizier. Nachdem er sich mit seiner Familie überworfen hatte, wandte er sich dem Theater zu und kam bei verschiedenen Schauspieltruppen unter, trat u.a. in Reval und Hannover auf und hatte dort seine Begleiterin kennen gelernt. Mehr ist über ihn nicht bekannt. 383,15 Wäre unsere Gesellschafft in Weimar] Die Schauspieltruppe kam aufgrund der Umbauten am Weimarer Theater nach einer verlängerten Spielzeit in Rudolstadt erst am 1./2. Oktober 1798 wieder zurück nach Weimar (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39, Bl. 114). 383,16–17 kosten uns die Leute gewiß über 100 rl. bis wir sie wieder los werden] Hier spricht Goethe von seiner Erfahrung mit Schauspielern, deren Engagement am Theater von kurzer Dauer war. Häufig mussten am Ende noch Schulden bezahlt oder hohe Reisekosten ersetzt werden. Tatsächlich sollten sich Goethes Bedenken bestätigen (vgl. die Aufkündigung des Engagements Minna Burgdorfs, Nr A 45). 383,18 Zutrauen zu der hübschen Figur, wie sie beschrieben wird] Steinbrücks Brief an Franz Kirms vom 16. September (vgl. zu 383,4) enthält eine genaue Beschreibung der äußeren Erscheinung Minna Burgdorfs: „ich sahe eine junge, wirklich hübsche Frau, die für sich einnimmt, von schlankem Wuchse und mittlerer Größe. Sie hat, nach meinem Dafürhalten, alle die in Eurer WohlgebohrL. Briefe vorgeschriebenen Erfordernisse, nehmL. ‚hübsche Figur, jugendliches interessantes Ansehen, nicht affectirt und dabey guten Dialect.‘ / 〈…〉 Der Ton ihrer Stimme ist sanft und ihr ganzes Benehmen verräth eine gute Erziehung.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 93.)

SEPTEMBER 1798

685

A 31. An Franz Kirms Jena, 25. September 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0681 Slg Culemann. – Doppelblatt 19,5 × 32 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath / Kirms / Wohlgebl: / We i m a r.; Reste einer Verschlussoblate, Bl. 1 und 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „8.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 541, Nr VIII. D: Theater-Briefe (1835), 12f., Nr VIII (nach E). WA IV 13 (1893), 274f., Nr 3885 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 24. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1490). – Kirms antwortete am 30. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1504). 383,23 Herrn Vulpius wegschicken] Franz Kirms hatte in seinem Brief vom 23. September 1798 vorgeschlagen, Christian August Vulpius nach Regensburg zu schicken, um dort Schauspielerinnen für Weimar zu gewinnen (vgl. RA 2, Nr 1488). In Frage kamen eine gewisse Holzhaußen (nicht ermittelt) und Louise Teller. Tatsächlich wurde aufgrund dieser Reise Teller unter Vertrag genommen, die für die am 6. September 1798 verstorbene Helene Malcolmi (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1272/39, Bl. 63) das Rollenfach der zärtlichen Mütter, Damen von Stande und Charakterrollen übernahm (zu Tellers Engagement vgl. zu 266,2). Die Theaterkommission befand sich wegen fehlender weiblicher Schauspielerinnen für die bevorstehende Theatersaison in Bedrängnis, da Jeanette Weyrauch und Friederike Vohs hochschwanger waren und für die 1797 bzw. 1798 verstorbenen Schauspielerinnen Christiane Becker und Helene Malcolmi noch kein adäquater oder vollständiger Ersatz gefunden worden war (vgl. RA 2, Nr 1488). 383,25 gewalkten Tuchrasch] Eine Stoffart, locker gewebtes wollenes Zeug, das auf der rechten Seite wie Tuch gewalkt wird (vgl. Grimm 22, 1487). Entsprechende Quittungen für bezahlten Tuchrasch „Zu Garderobe Stücken zu Wallensteins Lager“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 233) in den Farben gelb, rot, dunkelrot, hellblau, blau und grün finden sich in den Akten (vgl. ebd., Bl. 233 und 234).

686

BRIEF A 32

384,4 orange] Auf den Quittungen für die zur Aufführung bestellten Stoffe ist nur „Pfirsichfarben“ Tuch angegeben (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 233). 384,4 blaß] Eine Quittung in den Akten enthält die Auslage für „paille Rasch“ (strohgelben Tuchrasch) (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 231). 384,6 das Vorspiel zum Wallenstein] Ähnlich besorgt zeigte sich Goethe, der sich seit dem 22. September in Jena aufhielt und mit Schiller entsprechend besprach (vgl. GT II 1, 260), auch gegenüber Johann Heinrich Meyer (vgl. 209,22–23). Goethe erhielt das Manuskript zu „Wallensteins Lager“ schließlich am 29. September (vgl. zu 210,17). Das Stück wurde unter dem Titel „Ein Vorspiel zu den beyden Trauerspielen Piccolomini, und Wallenstein, von Schiller“ am 12. Oktober uraufgeführt (vgl. Theater/Musik Weimar). 384,8 daß die sämmtlichen drey Stücke unserm Theater diesen Winter] Vgl. zu 227,19–21. 384,12 Wegen der Lampen] Goethe hatte im vorangegangenen Brief Skizzen für die Beleuchtung des Theaters mitgeschickt (vgl. zu 194,5). Laut Rechnungsbuch erhielt der Hofkupferschmidt Gottlieb Pflug 6 Taler 12 Groschen „Douceur“, da er „Modelle zu den Lampen gefertigt und zweymahl Reisen nach Weimar hat machen müssen“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a1, Bl. 20). Bei der Beleuchtung, die im Theaterumbau sowohl beim Leuchter als auch auf der Bühne Verwendung fand, handelte es sich um die modernsten, erst 1784 von Aimé Argand erfundenen Öllampen. 384,12 Pflug] Der Hofkupferschmied Gottlieb Pflug. 384,13 zu unserm Kronleuchter] Pflug aus Jena lieferte auch das Modell für den neuen Kronleuchter, der als großer Lampenkreis in der Mitte der Decke über den Zuschauern aufgehängt wurde, „wo er während der Vorstellung in eine Art von Kuppel zurücktritt, in den Zwischenacten aber sich tiefer herabsenkt und ein sehr helles und angenehmes Licht über die Zuschauer nach allen Seiten ausgießt 〈…〉.“ (Carl August Böttiger: Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, November 1798, S. 641–651, hier S. 643.) 384,14 Proscenio] Der vordere Teil der Bühne vor dem Vorhang, an dem das Rampenlicht angebracht wurde. 384,17 Botenweiber] Vgl. zu Botenfrauen allgemein zu 85,21. 384,18 wie unser Theaterbau gegenwärtig steht] In seinem Antwortschreiben vom 30. September berichtet Kirms, dass am Theaterumbau nach Goethes Abreise, abgesehen von den Malerarbeiten, alles „sehr schläfrig“ (H: GSA 28/23, Bl. 483) vorangegangen sei. Nachdem er die Handwerker ermahnt und mit einem Schreiben im Namen Goethes auf die Dringlichkeit der Fertigstellung hingewiesen habe, sei der Umbau jedoch inzwischen so weit fortgeschritten, dass er mit Ende der Woche auf die Fertigstellung des Saales hoffen könne (vgl. ebd.).

SEPTEMBER 1798

687

A 32. An Franz Kirms Jena, 26. September 1798 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0682 Slg Culemann. – Doppelblatt 23,6 × 38 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath Kirms / Wohlgebl: / Weimar / durch einen Boten, / welchen ich zu bezahlen bitte.; Reste einer Verschlussoblate mit Siegeldruck: Wappen mit Lorbeerkranz und Krone, Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate; S. 1 oben in der Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „9.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37). E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 541f., Nr IX. D: Theater-Briefe (1835), 13f., Nr IX (nach E). WA IV 13 (1893), 275–277, Nr 3886 (nach D; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 260). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 26. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1493). – Kirms antwortete am 30. September 1798 (vgl. RA 2, Nr 1504). 384,21 Da die Burgdorfs nach Weimar gekommen sind] Zum Schauspielerehepaar Minna und Louis Burgdorf vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45. 384,22 privatim] Lat.: nicht öffentlich, ohne Zuschauer. 384,24 nochmals einen Blumenfeldischen Auftritt] Am 24. Januar 1797 hatte eine unbekannte Schauspielerin, auf dem Theaterzettel mit „Mad. Blumenfeld“ (Theater/Musik Weimar) angegeben, die Gastrolle der Baronin von Holmbach in der Komödie „Stille Wasser sind tief“ von Francis Beaumont und John Fletcher in der Bearbeitung von Friedrich Ludwig Schröder übernommen. Goethe war bei der Aufführung anwesend (vgl. GT II 1, 94), bei der die Schauspielerin beim Publikum durchfiel: „Sie hatte sich, für ihre Kräfte, ein viel zu schweres Stück Arbeit aufgeladen“, hieß es in einer Rezension (Journal für Theater und andere schöne Künste 1 [1797], S. 234). 384,25–26 Montag Abend 〈…〉 eine Probe abzulegen] Die hier für den 1. Oktober 1798 festgesetzte Probe fand laut Tagebuch auch an diesem Tag statt (vgl. GT II 1, 261). Zuvor besichtigte Goethe die noch laufenden Umbauarbeiten auf dem Theater. 384,27–28 verschiedene Scenen 〈…〉 als ihre Debüts angeben] Burgdorf hatte in seinem Schreiben vom 8. September 1798 für sich als Debütrollen den Grafen von der Mulde in August von Kotzebues „Das Kind der Liebe“, den Kammerjunker Hermann von Falkenau in Kotzebues „Die Unglücklichen“, den jungen

688

BRIEF A 33

Holländer van der Husen in Kotzebues „Armuth und Edelsinn“, den Vicomte de Maillac in Kotzebues „Die falsche Schaam“, den Riccaut de la Malinière in Gotthold Ephraim Lessings „Minna von Barnhelm“, den August in Gustav Hagemanns „Leichtsinn und gutes Herz“ und den Sekretair Dallner in August Wilhelm Ifflands „Dienstpflicht“ vorgeschlagen (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 86). Für seine Frau kamen die Rolle der Afanasia in Kotzebues „Graf Benjowsky“, die Rosamunde von Corfu in Heinrich Zschokkes „Abällino, der große Bandit“, die Amalie in Kotzebues „Das Kind der Liebe“, die Chatinka in Franz Kratters „Das Mädchen von Marienburg“, die Henriette Spindler in Zschokkes „Julius von Sassen“ sowie weitere Rollen in Opern in Frage (vgl. ebd.). Welche Rollen das Ehepaar bei der veranschlagten Probe vorsprach, ist nicht bekannt. 384,28 gut memorirt und vernehmlich gesprochen] Bei einem ersten Vorsprechen in Eisenach hatte Minna Burgdorf ihre Rollen nicht auswendig vorgetragen, sondern vorgelesen (vgl. zu 383,4). 384,28–29 Ob wir sie annehmen können oder entlassen müssen] Nach der Probe am 1. Oktober wurde das Schauspielerehepaar unter Vertrag genommen (Contract in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 113–116), vor allem wegen des dringenden Bedarfs an Schauspielerinnen (vgl. zu 383,23). 384,30–31 eine Decoration aufgestellt] Näheres ist nicht bekannt. Da sich das Theater im Umbau befand, wurde wahrscheinlich kein großer Aufwand bei der Dekoration betrieben. 384,31 das Theater schicklich erleuchtet sey] Kirms antwortete am 30. September, dass die Herzoginmutter Anna Amalia vor der stattfindenden Probe durch das Haus geführt werden solle, „damit sie alles erleuchtet“ sehen könne (H: GSA 28/23, Bl. 483). 384,31–32 den Montag erst kommen] Goethe kehrte am Montag, dem 1. Oktober nach Weimar zurück und wohnte laut Tagebuch abends der Probe mit den Burgdorfs (GT II 1, 261) bei. 384,32 Resolution] Nicht überlieferte Mitteilung des Beschlusses an das Ehepaar Burgdorf durch Franz Kirms mit den hier von Goethe formulierten Forderungen. 386,3 alle Entschuldigung bey einem solchen Versuche wegfällt] Minna Burgdorf hatte sich beim ersten Vorsprechen in Eisenach mit Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen entschuldigt (vgl. zu 383,4). 386,4 Herr Vulpius] Kirms kündigte in seinem Brief vom 24. September 1798 an, dass Christian August Vulpius auf seiner geplanten Reise nach Regensburg am Mittwoch, dem 26. September, zunächst in Jena Station machen werde (vgl. RA 2, Nr 1490; vgl. zu 383,23). 386,4 eingesprochen] ‚Einsprechen‘ hier im Sinne von ‚einen Besuch abstatten‘ (vgl. GWb 2, 1522f.).

OKTOBER 1798

689

386,4–5 und hoffe von seiner Absendung] Vgl. zu Vulpius’ erfolgreicher Anwerbung der Schauspielerin Louise Teller in Regensburg zu 266,2. 386,6 Wahrscheinlich bringe ich das Vorspiel zum Wallenstein mit] Vgl. zu 384,6. 386,12 den Bauverwalter] Georg Christoph Steffany (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 50). 386,12 den runden blechernen Ofen] Im Rechnungsbuch der Theaterkasse „für eine eisenblecherne OfenThür“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a, Bl. 18r), am 19. Oktober 20 Taler ausgezahlt. 386,13 Der Baumeister] Der seit 1791 in Weimar tätige Architekt und Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner. 386,13–14 bey Anlage, der Nische] Versehentlich an die falsche Stelle gesetztes Komma, das eigentlich hinter ‚Nische‘ stehen müsste.

A 33. An Nikolaus Thouret

Weimar, 14. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Stiftsbibliothek Einsiedeln, Sign.: Klosterarchiv, GM 77. – Doppelblatt 19 × 23 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Herrn Professor / Thouret.; Reste einer roten Verschlussoblate; Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate. Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Der Brief wurde am Vormittag des 14. Oktober wohl im Anschluss an Goethes Besuch des Hoftheaters geschrieben und ausgefertigt. Am Mittag reiste Goethe nach Jena ab (vgl. GT II 1, 262). 386,18 Aufsatz] Goethe erhielt den anlässlich von Thourets bevorstehender Abreise nach Stuttgart erbetenen Beitrag in den folgenden Tagen in Jena (vgl. Nr A 36). Das eigenhändig verfasste Gutachten Thourets („Unmaßgebliche Vorschläge die dießen Winter über, beym Schloßbau vorzunehmende Arbeiten betreffend“) ist in Goethes privaten Schlossbauakten überliefert (GSA 30/118, Bl. 75–77; Teildruck: Bothe, Residenzschloß, 150f.). Es beinhaltet die von Goethe gewünschte Aufstellung über Stand und Planung der Arbeiten in den einzelnen Schlossräumen sowie Anmerkungen zur Organisation der Arbeitsabläufe. Seinen offiziellen Abschlussbericht stellte Thouret erst nach seiner Rückkehr nach Stuttgart fertig. Der auf den 28. Januar 1799 datierte Bericht ist in den Akten der Schlossbaukommission überliefert (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 29–31).

690

BRIEF A 34

386,21–22 Unter die Herschafftliche Loge wo bey Redouten der Schenktisch seyn sollte] Die beim Umbau des Zuschauerraums des Weimarer Hoftheaters geschaffene Herzogliche Loge befand sich im ersten Rang gegenüber der Bühne in der Mitte des halbkreisförmigen Balkons (vgl. Carl August Böttiger: Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater. In: Journal des Luxus und der Moden, Bd 13, November 1798, S. 641–651, hier S. 641f.). Bereits im Sommer hatte Goethe Vorschläge unterbreitet, wie der darunter hinter einer Pfeilerarkatur liegende umlaufende Raum genutzt werden könne (vgl. zu 194,7–8). Nach der Einweihung des Weimarer Theaters am 12. Oktober bereiteten Goethe und Kirms die erste Redoute vor (vgl. zu 227,22). Diese fand am 26. Oktober statt (vgl. GT II 1, 263). 386,22 eine lustige Decoration] Ein möglicher Entwurf Thourets ist nicht ermittelt.

A 34. An Franz Kirms

Jena, 〈16. Oktober 1798〉 → Weimar

DATIERUN G

Die Datierung ergibt sich aus Goethes Briefverzeichnis und dem Bezugsbrief von Franz Kirms vom 16. Oktober, auf den sich Goethe inhaltlich bezieht. In E war der Brief noch auf nach dem 18. Oktober 1798 datiert (vgl. Gubitz, Briefe von Goethe, 547). ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Hannover, Sign.: 4. AS.01 Nr 0684 Slg Culemann. – Doppelblatt 21 × 33 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath / Kirms / Wohlgebl / Weimar / fr.; Reste eines roten Gemmensiegels: Amor und Psyche (vgl. Abb. bei Femmel/Heres, 25); S. 1 oben Mitte von Friedrich Wilhelm Gubitz’ Hd, rote Tinte: „12.“ (vgl. E), Bleistiftkorrekturen im Text (vgl. Überlieferung zu Nr 37), in E stillschweigend ergänzter Satz. E: Gubitz, Briefe von Goethe (1832), 547, Nr XII. D: Theater-Briefe (1835), 17, Nr XII (nach E). WA IV 13 (1893), 292, Nr 3900 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 261). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 16. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1525). – Ein Antwortbrief ist nicht überliefert. Postsendungen: 16. Oktober 1798 (vgl. Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436).

OKTOBER 1798

691

387,1 wenn Cordemann reüssirt] Der Schauspieler Friedrich Cordemann hatte am 15. Oktober 1798 sein erstes Debüt als Fähnrich im gleichnamigen Stück von Friedrich Ludwig Schröder gegeben (vgl. Theater/Musik Weimar). Franz Kirms hatte darüber in seinem Bezugsbrief berichtet und mitgeteilt, Cordemann habe „sehr hübsch und jugendlich“ (H: GSA 28/23, Bl. 502) ausgesehen. 387,1–2 besonders zum Wallenstein] Bei der Uraufführung des zweiten Teils der „Wallenstein“-Trilogie am 30. Januar 1799 spielte Cordemann in „Die Piccolomini“ den Feldmarschall Illo, den Vertrauten Wallensteins (vgl. Theater/Musik Weimar). In „Wallensteins Tod“ übernahm er zur Uraufführung am 20. April 1799 die Rolle des Grafen Terzky (vgl. ebd.). 387,4 Huniusens Brief] Der aus Kapellendorf bei Weimar gebürtige, seit 1786 als Schauspieler auf verschiedenen Bühnen auftretende Friedrich Wilhelm Hunnius, seit September 1797 mit seiner Frau am Weimarer Theater angestellt (vgl. Theater-Kalender auf das Jahr 1799. Gotha o. J., S. 252), hatte am 15. Oktober 1798 an Franz Kirms ein Promemoria geschrieben (vgl. RA 2, Nr 1521). Darin beschwerte er sich, „wie ein Anfänger behandelt zu werden“ und Rollen übernehmen zu müssen, „die andre nicht ihrer Talente werth finden“ (H: GSA 28/23, Bl. 503). Kirms leitete den „groben Brief“ (H: GSA 28/23, Bl. 502) an Goethe mit der Bemerkung weiter, dass er Hunnius nur nach Anweisung Goethes antworten werde. 387,6 seinem Nachfolger] Hunnius spielte in „Wallensteins Lager“ den Grenadier Tiefenbach (vgl. Theater/Musik Weimar). 1799 übernahm Karl Friedrich Malcolmi seine Rolle. Hunnius hatte diesem in seinem Beschwerdebrief an Kirms bereits unterstellt, ungeliebte Rollen an ihn abgetreten zu haben (vgl. RA 2, Nr 1521). Wahrscheinlich ist aber auch Cordemann als Hunnius’ Nachfolger gemeint. 387,6–7 reine Aufkündigung] Hiermit bestätigt Goethe wörtlich das Urteil von Franz Kirms in dessen Bezugsbrief. Hunnius blieb noch bis Ostern 1799 in Weimar. Nach seinem Weggang spielte er bis 1817 an verschiedenen Bühnen in Deutschland, Russland und Ungarn und kehrte dann nach Weimar zurück. 387,9–10 Abonnementbillet] In seinem Bezugsbrief hatte Kirms von einer Anfrage der Frau von Stein (wahrscheinlich Amalie von Stein) berichtet, ob sie „Domestiken, als Secretaire, Jungfer und Bediente“ (H: GSA 28/23, Bl. 502) auf das Abonnementbillet ihres Mannes ins Theater mitnehmen könne. Goethe bestätigt Kirms’ Votum, dass „Untergebene 〈…〉, die nicht zur Familie gehören“ (ebd.), keinen Einlass mit dem Abonnementbillet erhalten. 387,11 das übersendete Vorspiel] Franz Kirms hatte, wie von Goethe am 15. Oktober erbeten (vgl. zu 225,4–5), seinem Bezugsbrief das Stück „Wallensteins Lager“, wahrscheinlich die Bühnenfassung der Uraufführung, beigelegt. 387,12 von Schillern bald einen Act des Piccolomini zu erhalten] Am 21. Oktober 1798 war Goethe bei Schiller zu Gast und redete schließlich noch über Piccolomini (GT II 1, 263). Goethe erhielt die ersten fertig gestellten Teile der „Piccolomini“ erst am 9. November von Schiller zugesandt (vgl. zu 236,18).

692

BRIEFE A 35/A 36

387,13 Schumann] Der für das Weimarer Theater tätige Rollenschreiber Wilhelm Schumann kam schließlich nicht wie geplant nach Jena (vgl. zu 227,18). Schumann ist der Schreiber zahlreicher Abschriften der „Piccolomini“ (vgl. NA 8 N III, 19–23, 25). Im Herbst 1798 wurden die Schreibarbeiten von Schillers Schreiber, Gottlieb Leonhardt Heubner, vorgenommen (vgl. ebd., 18). 387,13 hüben] Im Sinne von ‚hier bei mir‘ (vgl. GWb 4, 1409), in Jena. 387,13–14 an den Rollen ausschreiben] ‚Ausschreiben‘ hier in der Bedeutung von ‚Rollen ausziehen, abschreiben‘ (vgl. GWb 1, 1218).

A 35. An Franz Kirms

Jena, 18. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss zu Nr 194. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 512. – Doppelblatt 16,7 × 21 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 187). E: WA IV 13 (1893), 296, Nr 3903 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 18. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1532). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Wahrscheinlich verlief die nächste Absprache mündlich, da Goethe am 22. Oktober von Jena wieder nach Weimar zurückkehrte (vgl. zu 227,13). 387,16 bey Frau Ortelli] 14 Tage nach Einweihung des Weimarer Theaters stand am 26. Oktober die erste Redoute an. Kirms hatte in seinem Bezugsbrief die Frage nach der Bewirtung mit Getränken und Essen während der Redouten erörtert: Das Pachtangebot der Witwe Josepha Barbara Ortelli, die einen Wein- und Süßwarenhandel am Weimarer Bornberg in der Nähe des Schlosses betrieb, sei zwar nicht so einträglich wie andere eingegangene Angebote, das Essen habe aber eine gute Qualität. Da durch die in den Redouten eingenommenen Gelder nach und nach die Kosten für den Theaterumbau abgetragen werden sollten, lag es im Interesse der Hoftheaterkommission, die Entscheidung vom gewinnträchtigsten Angebot abhängig zu machen (vgl. ähnlich die Verpachtung der Pharaobank bei den Redouten, Nr A 37, Nr A 39). Aus Goethes Rechnungsbüchern geht hervor, dass Ausgaben für die Redoute im Oktober 1798 über den Cafétier Carl Wilhelm Ernst Tittel abgerechnet wurden (vgl. GR/RB 1799, 1, Bl. 2). Ob Ortelli die Bewirtschaftung der Redouten mit übernahm, ist nicht bekannt (vgl. 389,20–21). 387,17–18 für dieß Jahr] Die Bewirtung blieb auch in den Folgejahren bei Tittel.

OKTOBER 1798

693

387,19 conveniren] Von lat. convenire: zusammenkommen, sich einigen, hier ‚miteinander übereinkommen‘ (vgl. GWb 5, 610).

A 36. An Nikolaus Thouret

Jena, 19. Oktober 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD, Sign.: NW 2496/2009. – Doppelblatt 16,5(–16,7) × 20,8 cm, 2 ⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – Beischluss zu Nr 194. E: Vier Verszeilen, neun Briefe Goethes, nebst zwei Briefen Corneliens. In: GJb IX (1888), 107f., Nr 2 (Ludwig Geiger). WA IV 13 (1893), 297, Nr 3906 (nach E). BEIL AG E

Entwurfszeichnung von Nikolaus Thouret zum Umbau des Weimarer Hoftheaters (vgl. zu 388,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 19. Oktober 1798 (P r o f. T h o u r e t. Wegl. des Redouten Saals eingeschl an H o f. K. R. K i r m s / denselben über verschiednes.; Briefverzeichnis 1798, 4, Bl. 481r; vgl. WA IV 13, 436). 387,21 Vorschläge 〈…〉 wegen des Schloßbaues] Zu dem anlässlich von Thourets bevorstehender Abreise nach Stuttgart erbetenen Gutachten vgl. zu 386,18. 387,22 Montag komm ich zurück] Goethe traf am Montagvormittag, dem 22. Oktober, gegen 11 Uhr aus Jena in Weimar ein (vgl. GT II 1, 263). 387,23 alles verabreden] Möglicherweise kam es am 29. Oktober unmittelbar vor Thourets Abreise noch zu einer persönlichen Begegnung (vgl. GT II 1, 263). Am 31. Oktober weilte Goethe bei Herzog Carl August und diktierte auf Grundlage von Thourets Vorschlägen ein detailliertes Verzeichnis der ausgeführten und unmittelbar anstehenden Arbeiten (GSA 30/118, Bl. 67–70; vgl. FA/Goethe I 27, 95–97). 388,1 Das Blatt, welches den Theater und Redoutensaal betrifft] Wahrscheinlich der – nicht überlieferte – Entwurf Thourets zum Umbau des wiedereröffneten Weimarer Hoftheaters. Über den Grund der Rückgabe informiert eine zeitgleiche, allerdings nicht ausgefertigte Bemerkung Goethes gegenüber Carl August Böttiger, der Thourets Entwurf im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlichen wollte: Demnach habe der Architekt den Originalriß in sein Portefeuille gewünscht, und Goethe erwarte nun von Thouret aus Stuttgart eine Copie (an

694

BRIEF A 37

Böttiger, 20. Oktober [?] 1798, Nr 198K). Zu Böttigers Aufsatz vgl. zu 229,11. 388,3 artistische] Hier im Sinne von ‚künstlerisch, die bildende Kunst betreffend‘ (vgl. GWb 1, 845f.).

A 37. An die Hoftheaterkommission Weimar 〈Weimar, 23. Oktober 1798〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Im Tagebuch vermerkt Goethe für den 23. Oktober 1798 Besorgung des Theater und Redoutengeschäffts (GT II 1, 263). An diesem Tag meldeten sich laut Aktennotiz des Hofsekretärs Georg Burkhardt zwei Bewerber für die Pacht der Pharaobank bei den Redouten (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 1–2). Das vorliegende Schreiben Goethes ist eine Antwort auf die unter Burkhardts Aktenbemerkung stehenden Voten der Mitglieder der Hoftheaterkommission, Franz Kirms und Lebrecht von Luck vom 23. Oktober 1798 (vgl. ebd., Bl. 3) und stammt wahrscheinlich vom selben Tag. ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 10401, Bl. 3. – Doppelblatt 16,8 × 20,4 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (11 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta / die Verpachtung der Pharaobank / bey den Redouten betrL. / 1798– 1800.“ E: WA IV 30 (1905), 68, Nr 3907c (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN

Das vorliegende Schreiben Goethes ist eine Antwort auf die unter der Aktennotiz des Hofsekretärs Georg Burkhardt stehenden Voten der Mitglieder der Hoftheaterkommission, Franz Kirms und Lebrecht von Luck vom 23. Oktober 1798 (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 2). – Wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit – die erste Redoute fand drei Tage später statt – wird Kirms wahrscheinlich sofort geantwortet oder mit Goethe mündlich über die Angelegenheit verhandelt haben; eine Antwort von Kirms ist nicht überliefert. Der nachfolgende, auf den 24. Oktober 1798 datierte Brief Nr A 39 knüpft unmittelbar an das vorliegende Schreiben an. War bislang das Hofmarschallamt für die Organisation der Redouten im 1780 durch Anton Georg Hauptmann errichteten Redouten- und Comödienhaus zuständig gewesen, übernahm nun mit der neuen Theatersaison die seit 1797 unter

OKTOBER 1798

695

Goethes Leitung konstituierte Hoftheaterkommission die Organisation der Redouten. Die Kommission war am 1. August 1797 eingesetzt worden (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9550, Bl. 4; vgl. auch Bradish, 253f., Nr 44) und hatte damit den Charakter einer offiziellen Hofbehörde erhalten. Neben Franz Kirms gehörte der Hofmarschall Lebrecht von Luck der unter Goethes Leitung stehenden Kommission an. Die Schreiben und Voten, die über Theaterbelange gewechselt wurden, haben rein amtlichen Charakter. 388,8 Bey den völlig veränderten Umständen] Der erfolgte Umbau des Theaters war nicht aus den Mitteln der herzoglichen Kammer, sondern über Darlehen finanziert worden. Die Schulden sollten über die in den Redouten eingenommenen Gelder nach und nach abgetragen werden. Insofern lag es im Interesse der Hoftheaterkommission, die Entscheidung für einen Pächter der Pharaobank vom gewinnträchtigsten Angebot abhängig zu machen (vgl. zu 388,10–11). 14 Tage nach Einweihung des Theaters stand am 26. Oktober die erste Redoute an. Goethe arbeitete persönlich die Einzelheiten für deren Ablauf aus. Gemeinsam mit Franz Kirms änderte und ergänzte er die von Kirms und von Lebrecht von Luck vorgelegten „Instructionen“. Die neue Konzeption umfasste gehobenere Ansprüche und strengere Regeln für die Besucher der Maskenbälle als für die Jahre zuvor (vgl. Wahl, Redouten, 332). 388,8–9 werden Serenissimus wohl 〈…〉 überlassen] Herzog Carl August war noch bis zum 24. Oktober verreist (vgl. zu 391,4) und konnte in die Verhandlungen nicht einbezogen werden. Am 23. Oktober vermerkt Goethe einen Besuch bei der Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. GT II 1, 263), die wahrscheinlich bei diesem Treffen über die zu fällenden Entscheidungen in Bezug auf die Redoute in Kenntnis gesetzt wurde. – Serenissimus: Lat. Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 388,10–11 dem Contract die schickliche Form zu geben] Am 23. Oktober stellten sich zwei Bewerberparteien bei dem Hofsekretär Georg Burkhardt vor, die die Pharaobank auf der Redoute pachten wollten. Bei den ersten Anwärtern handelte es sich um die in Weimar ansässigen Kauf- und Handelsherren Ludwig Heinrich Friedrich Meyer, Johann Ludwig Friedrich Henniger sowie um den aus Jena stammenden Hoffaktor Anton Wilhelm Friedrich Koch. Sie boten als Pachtgebühr „für jede Redoute 1. Carolin“, wollten die Spielkarten stellen, deren Erwerb mit einer Steuergebühr verbunden war, „Bäten aber um Tisch und Beleuchtung“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 1). Als zweiter Bewerber um die Pacht trat der Kaufmann Friedrich Ferdinand Francke aus Gotha auf, der die Pharaobank in den vorangegangenen Jahren bereits gehalten hatte: Er „wolle, wenn 9. Redouten gegeben würden, 100 rhL – wenn aber deren weniger seyn sollten, für jede 10 rhL geben; wolle auch die Karten selbst besorgen. Jedoch thue er diese Gebote nur unter der Bedingung, daß ein Contract auf 3. Jahre mit ihm abgeschloßen werde.“ (Ebd., Bl. 3.) Franz Kirms hielt Franckes Gebot in seinem

696

BRIEF A 38

Votum für „vortheilhaft, 〈…〉 zumahl da die Weimeraner sich mündlich überdies erklärt haben, daß sie auf keinen Fall das geben könnten und würden, was HL Franck gebothen habe“ (ebd., Bl. 3). Francke hatte in den Jahren zuvor den Zuschlag jedoch nur unter der Bedingung erhalten, dass sich kein Einheimischer zur Pacht bereit fände. Von Luck schlug deshalb vor, den Herzog, der jedoch erst am 24. Oktober von seiner Reise nach Berlin zurückkehrte, zu kontaktieren (vgl. ebd.). Zum Vertragsabschluss mit Francke vgl. zu 391,1–2. 388,11–12 dem Handelsmann Franke 〈…〉 die Resolution ertheilen] Die Resolution, hier die Zusage zur Pacht der Pharaobank, ist lediglich in Form des Vertrags, ausgestellt am 24. Oktober 1798, überliefert. Über die Vertragsbedingungen verhandelte Goethe mit der Hoftheaterkommission auch noch am nächsten Tag (vgl. Nr A 39). Francke dankte in einem Brief an Kirms am 25. Oktober für die Zusendung des Vertrags und schickte ihn postwendend nach Weimar zurück (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 6). 388,15 mit der Donnerstagspost] „Donnerstag Morgens 6 Uhr“ (Färber-Calender 1798, Bl. 36), also am 25. Oktober, ging die reitende Post nach Gotha ab.

A 38. An die Hoftheaterkommission Weimar 〈Weimar, 22./23. Oktober 1798〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Die erste Redoute, für die hier die Modalitäten besprochen werden, fand am 26. Oktober 1798 statt. Die dem Brief noch als Entwurf beiliegende „Ankündigung“ der Redouten (vgl. zu 388,18) erschien als Einblattdruck am 25. Oktober und wurde gegenüber der vorliegenden Fassung noch einmal stark geändert (vgl. Beilage von Nr A 40 sowie den Einblattdruck u.a. in: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9). Kirms hatte in seinem Brief vom 18. Oktober darum gebeten, dass am Sonnabend (20. Oktober) eine Ankündigung in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ gedruckt werden möge (vgl. RA 2, Nr 1533). Tatsächlich verzögerte sich die Fertigstellung des Textes. In den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ vom 24. Oktober wurde daraufhin eine „Bekanntmachung“ eingerückt, dass zu der am 26. Oktober stattfindenden Redoute „eine umständliche Bekanntmachung noch cirkuliren wird“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 85. Mittwoch, den 24. October 1798, S. 337), die vom 25. Oktober datiert. Da sich Goethe mit Herrn von Fritsch (388,25) aller Wahrscheinlichkeit in Weimar besprach und nicht während seines Jena-Aufenthalts, der bis zum 22. Oktober dauerte, ist die Niederschrift des vorliegenden Briefes auf den 22./23. Oktober 1798 zu begrenzen. Unterstützt wird diese Annahme durch Goethes Tagebucheintrag vom 23. Oktober: Besorgung des Theater und Redoutengeschäffts (GT II 1, 263), womit entweder der hier vorliegende Entwurf

OKTOBER 1798

697

zur Ankündigung der Redouten (388,18) gemeint sein könnte oder das Concept der letztgültigen Fassung (vgl. Beilage zu Nr A 40), dem das vorliegende Schreiben beigeschlossen war. ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 10402, Bl. 1–2. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 34 cm, 2 1⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Ordnungszahlen in der linken Spalte, Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte. – In einem gehefteten Aktenfaszikel (32 Bl.) mit der Aufschrift: „Acta / die bey den Redouten getroffene Einrichtung betrL. / 1798–1806.“ – Beischluss zu Nr A 40. E: WA IV 30 (1905), 65–67, Nr 3907a (Carl Schüddekopf). 2) Beilage: H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 10402, Bl. 3. – Doppelblatt 21 × 34 cm, 1 S. und 3 Zeilen einspaltig rechts beschr., Ordnungszahlen in der linken Spalte, Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und von Kirms’ Hd, Tinte. Beim Ordnungspunkt 2.) (390,7) egh. mit Bleistift in der linken Spalte: Gores (vgl. zu 390,7–9). – In einem gehefteten Aktenfaszikel (vgl. H). E: Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 52f. BEIL AG E

Entwurf zur Ankündigung der Redouten (vgl. Abdruck als Beilage im Textband und zu 388,18). ERL ÄUT ERUNGEN

Ab der Wintersaison 1798, die mit der ersten Redoute am 26. Oktober begann, bis 1800 war nicht mehr wie sonst üblich das Hofmarschallamt für die Veranstaltung der Redouten zuständig, sondern die seit 1797 unter Goethes Leitung konstituierte Hoftheaterkommission (vgl. dazu die einleitende Erläuterung zu Nr A 37). – Das Schreiben bezieht sich auf Franz Kirms’ Schreiben vom 18. Oktober 1798, in dem dieser die Ankündigung der Redouten bis Samstag (20. Oktober) fertig zu stellen hoffte und Goethe diesbezüglich um dringende Rückkehr nach Weimar bat (vgl. RA 2, Nr 1533). – Kirms antwortete mit einem undatierten, ebenfalls in der Akte enthaltenen Blatt, in dem er auf die einzelnen Punkte aus Goethes Brief einging (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5–6; nicht in RA). Goethe ergänzte dieses Antwortschreiben in der linken Spalte mit weiteren Vermerken.

698

BRIEF A 38

388,18 Entwurf zur Ankündigung der Redouten] Der als Beilage mitgeschickte Entwurf wurde im Folgenden von Goethe mit Anmerkungen versehen (vgl. Abdruck als Beilage von Nr A 38). Die so genannten Freiredouten, an denen alle residenzstädtischen Einwohner mit Ausnahme von Bediensteten und Mägden teilnehmen konnten, wurden 1798 durch die Hoftheaterkommission umstrukturiert. Goethe führte neue Zutrittsbeschränkungen sowie die Anordnung der Abfolge der verschiedenen Tänze ein (vgl. Wahl, Redouten, 334). Hatte das Bürgertum von 1780 bis 1797 keinen Eintritt für die Redouten bezahlen müssen, wurde dies nun mit der Vorbereitung der ersten Redoute im umgebauten Hoftheater eingeführt. Der Erlös aus Eintrittsgeldern und Verpachtung von Bewirtung und Pharaobank sollte dem Hoftheater zufließen und der Rückzahlung der für den Umbau aufgenommenen Schulden dienen. 388,20–21 gleichfalls jedesmal einige Zeit] Die Ankündigung erfolgte in späteren Jahren nicht als Einblattdruck, sondern erschien in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“, so etwa für die Wintersaison 1799/1800, in der die erste Redoute am 25. Oktober 1799 stattfand (vgl. GT II 1, 322), sechs Tage früher, am 19. Oktober 1799 (vgl. handschriftliche Fassung in LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 17, gedruckt in: Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 84. Sonnabend, den 19ten October 1799, S. 337). Die späteren Fassungen waren kürzer, unterschieden sich aber inhaltlich kaum von der ersten Version von 1798. 388,22–23 wie man den Zufluß von dem Saal auf den Balkon verhindern könnte] In der veröffentlichten Ankündigung findet sich der Zusatz: „Wer auf einen Platz bezahlt hat, kann sich nicht von da auf den andern begeben.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9.) Mit derartigen Bestimmungen sollte verhindert werden, dass Abonnenten auf den zweiten Platz zum Balkon hinaufgingen und die Zugänge verstopften. In der Akte „die bey den Redouten getroffene Einrichtung betrL.“ sind entsprechende Anweisungen für die Kartenkontrolleure enthalten (vgl. ebd., Bl. 13–15). 388,25 Herrn von Fritsch] Carl Wilhelm von Fritsch war als Vortänzer bestimmt und damit in die Organisation der Tanzabläufe involviert. Wann Goethe ihn diesbezüglich traf, geht aus seinem Tagebuch nicht eindeutig hervor – für den 23. Oktober ist lediglich allgemein vermerkt: Besorgung des Theater und Redoutengeschäffts. (GT II 1, 263.) 389,1 Menuets] Französischer Gesellschaftstanz, üblicherweise bei Hofe getanzt. 389,2 Dreher] Deutscher Tanz (auch geläufig unter ‚Allemande‘), aufgrund der getanzten Kreisfigur eine Vorform des Walzers (vgl. GWb 2, 1261). 389,2 Englischer] Gruppentanz (auch geläufig unter ‚Anglaise‘) mit verschiedenen Figuren und Touren, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt (vgl. GWb 3, 108). Da es beim Englischen durch spontanes Ein- und Abtreten der Tanzpaare

OKTOBER 1798

699

bei früheren Redouten zu Streitigkeiten gekommen war, wurden insbesondere wegen dieses Tanzes strengere Regeln eingeführt (vgl. zu 389,10). 389,4–5 wenn der Hof um 9 Uhr kommt] Die Hofgesellschaft nahm in dieser Zeit noch an den Redouten teil (vgl. Wahl, Redouten, 225), kam aber erst nach Abschluss der abendlichen Tafel (vgl. FB 1798, S. 184). 389,7 Das geschwinde Schleifen] Tanz, bei dem die Füße gleitend über den Boden bewegt werden (vgl. Grimm 15, 597f.). 389,10 Aulhorn] Johann Adam Aulhorn, der neben seiner Tätigkeit als Hoftanzmeister in Weimar auch als Bassist und in komischen Rollen auf dem Theater auftrat (vgl. Pasqué 2, 262f.), wurde in einer von der Hoftheaterkommission unterzeichneten Instruktion angewiesen, bei den Anglaisen, „sothanes Ein- und Abtreten durchaus nicht zu gestatten“; bei Widersetzung sollten die Personen „durch die Wache abgeführt werden“ (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 16). 389,12 Major von Germar] Wahrscheinlich der Kommandeur des in Eisenach liegenden Jäger-Bataillons und des Husaren-Detachements Friedrich Ludwig von Germar. In der veröffentlichten Fassung der „Ankündigung“ wurden die Gemeinen Soldaten (389,11) nicht mehr erwähnt. Die Ordre an von Germar konnte nicht ermittelt werden. 389,16 Die Anordnung wegen der Drahtaugen] Gesichtsmasken gehörten wie die Verpflichtung zur Maskenkleidung zu jeder Redoute. Unmaskierte Personen wurden nicht zugelassen. Drahtaugen, bei denen es sich um einfache, kleine, nur die Augenumgebung verdeckende und mit einer Drahtklemme befestigte Masken (vgl. GWb 2, 1253) handelte, wurden demnach als unzureichende Maskierung angesehen. – Von Kirms stammt der Zusatz, dass sich im Saal keiner demaskieren dürfe (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5). Das Verbot, die einfachen Drahtmasken zu tragen, entfiel in der endgültigen Fassung der „Ankündigung“ (vgl. zu 392,25–26). 389,20 der Tittlischen Getränke und Speisen] Speisen und Getränke wurden auf der Redoute durch den Cafétier Carl Wilhelm Ernst Tittel verkauft. Kirms schlug in seiner Antwort vor, ob nicht die Preise „aller zu habenden Dinge“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5) aufgeschrieben und öffentlich bekannt gemacht werden sollten. – Goethe befürwortete diesen Vorschlag am linken Rand des Blattes (ebd.). 389,22 Die Bank] Die Pharaobank war im „Spielzimmer“ aufgebaut (vgl. Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 48). „Die Bank kommt zwischen beyde Thüren, die nach dem Tanz Saal führen“, vermerkte Kirms in seiner Antwort (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5). 389,24 Rechen] Kleiderrechen zum Aufhängen der Mäntel (vgl. Grimm 11, 1081).

700

BRIEF A 38

389,26 Eberwein und seine Leute] Alexander Bartholomäus Eberwein hatte seit 1772 das Amt des Stadtmusikus in Weimar inne und wurde 1790 zum Hofmusikus ernannt. Von 1786 an war er vertraglich verpflichtet, für den Weimarer Hof die Redouten und Jagden mit Musik auszustatten und für die musikalische Besetzung der Bühnen- und Janitscharenmusik im Hoftheater zu sorgen (vgl. Wolfram Huschke: Musik im klassischen und nachklassischen Weimar 1756–1861. Weimar 1982, S. 47). Eberweins Kapelle setzte sich für die Redoute aus 16 Musikern (Gesellen und Lehrjungen) zusammen (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 12). Die Frisuren der Musiker sollten wohl den äußeren Eindruck der Instrumentalisten beschönigen helfen, deren verlaustes, geruchsintensives Auftreten 1793 bereits von Orchestermitgliedern und Zuschauern kritisiert worden war (vgl. ebd., A 9586, Bl. 8). 389,26 durch den Theater Perüquier] Wahrscheinlich der Theaterfriseur und Perückenmacher Otto Heinrich Lohmann. Näheres nicht zu ermitteln. 389,27–28 anständige Masken aus der Theatergarderobe] Auf Vorschlag von Franz Kirms erhielt Eberwein einen Tabaro, einen italienischen Umhängemantel (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5–6), „deßen Leute die blau und gelben Sklaven Kleider“ (ebd., Bl. 6), wobei Eberwein dafür zu sorgen habe, dass die Kleidungsstücke „reinlich gehalten“ würden (ebd., Bl. 12). 389,29–30 denen Personen die Freybillets 〈…〉 in das Theater haben] In den „Acta / den freyen Einlaß beym Theater betreffend“ sind vom 12. Oktober 1798 datierte Listen enthalten, die namentlich die Personen verzeichnen, die freien Eintritt erhielten bzw. ohne Billet passieren durften. Dazu gehörten die herzogliche Familie und 16 weitere Personen aus dem engeren Umfeld (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10266, Bl. 18). „Freybillets auf den 2ten Platz“ erhielten 26 namentlich genannte Personen (vgl. ebd., Bl. 19), „ohne billets“ wurden, ebenfalls „Auf den 2ten Platz“, fünf namentlich genannte Personen sowie „die sämmtlichen Schauspieler männlichen Geschlechts“ (ebd., Bl. 20) zugelassen. Kirms bemerkte in seiner Antwort, dass Freibillets wohl auch zur Redoute zugestellt werden müssten, diese aber keinesfalls übertragbar seien (vgl. ebd., A 20402, Bl. 5). 390,1 Den Schauspielern wird man sie wohl gönnen] Kirms bekräftigte in seiner Antwort, dass die Schauspieler „wohl ohne Billets paßiren“ könnten (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5). 390,4 Sollte mir noch was einfallen] Die Akte enthält keine weiteren Eingaben Goethes, die sich auf die „Ankündigung“ beziehen. 390,7–9 Auf jedes Abonnementsbillet 〈…〉 eingelassen werden.] Goethe notierte zu dieser Regelung in der linken Spalte den Namen Gores (vgl. Überlieferung): Die Gores hatten im Oktober 1798 sechs Abonnementbillets für die geschlossene Loge B (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen

OKTOBER 1798

701

Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 25). Auf dem Blatt, auf dem Kirms seine Antwort niederschrieb, ist folgende Ausnahmeregelung festgehalten: Die Einlassbillets auf den Balkon „sind zum Balkon mit den Logen bestimmt, nur die Loge des Herrn von Gore bleibt für denselben frey, Niemand kann auf dieses Billet in den Saal oder auf die Gallerie gelaßen werden.“ (Ebd., Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 4.) Kirms schlug in seiner Antwort vor, den (auch in der Endfassung abgedruckten) Zusatz einzufügen: „die in dem Vorzimmer zum Einlaß, auf Verlangen, sich zu demaskiren nicht weigern werden“ (ebd., Bl. 5). 390,10 Abonnenten auf den zweyten Platz] Als zweiter Platz galt das Parterre, das für die Redouten von den Sitzbänken befreit wurde (vgl. Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 47). Für Oktober 1798 waren es insgesamt 155 Abonnenten (vgl. die Auflistung aller Namen in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 25–27). 390,11 Abonnenten auf den ersten] Der erste Platz im umgebauten Theater lag auf dem Balkon (vgl. Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 47). Für Oktober 1798 betrug die Anzahl der Abonnenten „Auf den ersten Platz oder Balkon“ 21 (vgl. die Auflistung aller Namen in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 25). Kirms gab in seiner Antwort zu bedenken, dass dieser Punkt schwer zu kontrollieren sei, da die Billets, wenn nur einmal beim Eingang kontrolliert werden würde, im Theater „von Hand zu Hand gehen“ würden (vgl. ebd., Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5). Die Hofkommission einigte sich auf entsprechende Kontrollen im Theater (vgl. zu 388,22–23). 390,12 bezahlt] Kirms fand in seiner Antwort den Preis von 12 Groschen für die Tänzer angemessen, für bloße Zuschauer zu teuer. Die Preise wurden trotz Kirms’ Bedenken nicht gesenkt. 390,14 Logen] In der Mitte des Balkons befand sich die ‚Hofloge‘ bzw. ‚herrschaftliche Loge‘, rechts davon die Logen für Adlige, links die Rang- und Balkonplätze für hohe bürgerliche Beamte. Auf beiden Seiten der Bühne gab es noch je eine kleine Loge. Die linke wurde von Herzog Carl August genutzt, wenn er das Theater allein besuchte (vgl. Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 47). Die Zahl der Abonnenten der Logen B, C und E für Oktober 1798 betrug 15 (vgl. die Auflistung aller Namen in LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 25). 390,16 punct 7 Uhr] Bereits 1775 üblicher Beginn der Redoute (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 89. Mittwoch, den 8ten November 1775, S. 366). Kirms bemerkte in seiner Antwort, dass das Publikum über die Tanzfolge im Vorhinein unterrichtet werden müsse (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5), was in der Endfassung der Ankündigung auch umgesetzt und noch hinzugefügt wurde (vgl. 392,11–14).

702

BRIEF A 39

390,17 Es werden keine Tanzbillets ausgegeben] Tanzbillets dienten der Reglementierung der Abfolge der Tanzenden, da die Redouten häufig überfüllt waren. 390,18 abzutreten] Hier im Sinne von ‚den Tanz vorzeitig verlassen‘, beiseite treten (vgl. Grimm 1, 143). 390,18–19 Auch muß das Eintreten 〈…〉 untersagt werden.] Diese Regelung findet sich auch in früheren Ankündigungen der Redouten, so etwa 1782, wobei die „Fürstl. Personen und de〈r〉 Vortänzer“ den Tanz frühzeitig verlassen durften (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 97. Mittwoch, den 4. Dezember 1782, S. 385). 390,22 Keine Bedienten noch Mägde] Auf den Ausschluss dieser sozialen Gruppe wurde in einer in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ gedruckten Redoutenankündigung im Jahr 1780 erstmals ausdrücklich hingewiesen (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 94. Mittwoch, den 22ten November 1780, S. 375). 390,23 noch auf das Orchester] Das Orchester verfügte über zwei Zugänge durch zwei Seitentüren, an denen Wachen aufgestellt wurden, um Unbefugten den Zugang zum Parterre zu verstatten (vgl. Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, S. 47). 390,23 Enveloppen] Von franz. enveloppe: Hülle, Umschlag; hier für das ausgehende 18. Jahrhundert typisches, modisches Mantelkleid mit langen, anliegenden Armen und einer hohen, dem darunter getragenen Kleid angepassten Gürtung, das vorne übereinandergeschlagen wird, meist aus Samt oder Wolle (vgl. Eva Nienholdt: Kostüme des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Brevier. Braunschweig 1963, S. 42). 390,24–25 an den Billeteur] Kirms schlug in seiner Antwort vor, für die Abnahme der Mäntel den „Theaterdiener oder Capelldiener“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 5) zu verwenden, also Johann Andreas Riehl oder Johann Jakob Pollack.

A 39. An die Hoftheaterkommission Weimar Weimar, 24. Oktober 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 10401, Bl. 4. – Doppelblatt 20,6(–21,1) × 33,8(–34,2) cm, ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr A 37). E: WA IV 30 (1905), 68, Nr 3907d (Carl Schüddekopf).

OKTOBER 1798

703

BEIL AG E

Konzept eines Vertrags mit Friedrich Ferdinand Francke wegen der Verpachtung der Pharaobank während der Redouten (vgl. zu 391,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Das vorliegende Schreiben bezieht sich auf den gleichen Sachverhalt wie Goethes vorangegangenes Votum an die Hoftheaterkommission (vgl. Nr A 37). – Ein Bezugsund ein Antwortbrief zu dieser Thematik sind nicht bekannt. 391,1 Hierbey liegt ein etwas verändertes Concept] Das Konzept von Geists Hand mit einigen wenigen von Geist eingefügten Korrekturen ist im Aktenkonvolut überliefert (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 5; 1 S. einspaltig rechts beschr., in der linken Spalte Signaturen der Mitglieder der Hoftheaterkommission, also Goethes, von Lucks und Franz Kirms’). Im Wortlaut ist es identisch mit dem ausgefertigten, auf den 24. Oktober datierten Vertrag (vgl. ebd., Bl. 8). 391,1–2 zu einem Contract mit Franken] Der Vertrag in seiner letztgültigen Fassung liegt dem Aktenkonvolut bei (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 7). Francke erhielt die Pacht wie gewünscht für drei Jahre bis Michaelis 1801. Es blieb bei den zuvor ausgehandelten Zahlungskonditionen (vgl. zu 388,10–11): „Tisch und hinlängliche Erleuchtung“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 7) wurden von der Hoftheaterkommission gestellt. – Francke erhielt den Vertrag am 25. Oktober und schickte ihn umgehend unterschrieben nach Weimar zurück (vgl. ebd., Bl. 6). 391,2 Caudel] Eigentlich ‚Cautel‘ (in der WA verbessert, vgl. WA IV 30, 68) von lat. cautela: Vorsicht, hier im Sinne von ‚(vertraglich fixierter) Vorbehalt, Vorkehrung‘ (vgl. GWb 5, 318). Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die Laufzeit des Vertrags über drei Jahre sowie um den Anspruch auf Entschädigung, im Wortlaut des Vertrags: „Sollte jedoch allenfalls in den künftigen zwey Wintern keine Redoute seyn, oder keine Bank bey derselben erlaubt werden, so hat Herr Franke deshalb bey der Commission keine Entschädigung zu fordern.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 5; ebenso ebd., Bl. 7.) 391,4 ohne weitere Anfrage] Herzog Carl August war am 12. September nach Berlin gereist (vgl. FB 1798, S. 156) und kehrte erst am Tag des vorliegenden Briefes, „Mittags 12. Uhr“ (ebd., S. 182) nach Weimar zurück. Da am 26. Oktober die erste Redoute stattfand, blieb für die Vertragsunterzeichnung nicht mehr viel Zeit. 391,4 Serenissimo] Dativ von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 391,4–5 den Contract abschliessen] Friedrich Ferdinand Francke unterzeichnete am 25. Oktober den auf den 24. Oktober 1798 datierten Vertrag (LATh –

704

BRIEFE A 40/A 41

HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10401, Bl. 7). Er erhielt die Erlaubnis, „auf drey Winter, nehmlich bis Michaelis 1801.“ (ebd.), die Pharaobank auf der Redoute zu halten. Ein Anspruch auf Entschädigung, „allenfalls in den künftigen zwey Wintern keine Redoute seyn, oder keine Bank bey derselben erlaubt werden“ (ebd.) sollte, wurde ihm nicht eingeräumt. 391,5 bey völlig veränderten Umständen] Vgl. zu 388,8. 391,7 s m.] Salvo meliore, lat.: unbeschadet eines besseren Votums.

A 40. An Franz Kirms

〈Weimar, 22./23. Oktober 1798〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Vgl. zur Datierung das Schreiben Nr A 38, das dem vorliegenden Schreiben beilag (vgl. zu 391,11–12). Da sich die Fertigstellung der „Ankündigung der Redouten“ verzögert hatte, ist das vorliegende Schreiben wahrscheinlich einen Tag vor Veröffentlichung der „Ankündigung“ entstanden. ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, A 10402, Bl. 7. – Doppelblatt 16,7(–16,9) × 20,4(–20,6) cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem gehefteten Aktenfaszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 38). – Beischluss: Nr A 38. E: WA IV 30 (1905), 67, Nr 3907b (Carl Schüddekopf). 2) Beilage: H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, A 10402, Bl. 8. – Doppelblatt 20,4(–20,7) × 34 cm, 2 S. einspaltig rechts beschr., Ordnungszahlen in der linken Spalte, Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und Korrekturen von Kirms’ Hd, Tinte. – In einem gehefteten Aktenfaszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 38). E: Satori-Neumann, Goethe und die Redouten, 54f. BEIL AG E

Concept zur Ankündigung (vgl. zu 391,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 18. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1533) und bezieht sich auf Böttigers Brief vom 20. Oktober 1798 (vgl. RA 2, Nr 1541). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.

OKTOBER/NOVEMBER 1798

705

391,9 das Concept zur Ankündigung] Die als „Beilage“ hier abgedruckte Fassung, über die sich Goethe und Kirms zuvor (Nr A 38) intensiv ausgetauscht hatten, unterscheidet sich nur noch in einigen wenigen Punkten von der schließlich als Einblattdruck veröffentlichten Version (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9). 391,10 die letzte Correctur] Die von Kirms in der linken Spalte vorgenommenen Korrekturen auf dem als Beilage mitgeschickten Blatt wurden durch Goethe abgezeichnet und damit befürwortet (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 8). 391,11–12 Ich habe einige Bemerkungen 〈…〉 hinzu geschrieben.] Die Beilage weist starke Bearbeitungsspuren auf. Bis auf eine Ausnahme beim letzten Punkt und bei der Nennung der Hoftheaterkommission wurde sie wortwörtlich, abgesehen von einigen Satzzeichenänderungen, für das gedruckte Zirkular verwendet. 391,12–13 noch heute mündlich] Wahrscheinlich am 23. Oktober (vgl. GT II 1, 263). 391,20 sich zu demaskiren sich nicht weigern wird] In der endgültigen Fassung der „Ankündigung“ entfällt das hier eingefügte, zweite ‚sich‘ wieder (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9). 392,25–26 Drahtaugen 〈…〉 werden aber künftig nicht gestattet] Dieser Passus fehlt in der endgültigen Fassung der „Ankündigung“ (vgl. zum Sachverhalt zu 389,16). Der Hinweis auf die Drahtaugen entfällt im Druck, Punkt 9 enthält nur das Demaskierungsverbot (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9). 392,29 Commission zum Theater] In der endgültigen Fassung zu Fürstl. Commission zum Hof-Theater geändert (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10402, Bl. 9).

A 41. An Franz Kirms

〈Weimar, 11.? November 1798〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt durch Erwähnung des ‚Röllchens‘ für Minna Burgdorf, die zu ihrem geplanten Debüt am 22. Oktober als Afanasia in August von Kotzebues „Graf Benjowsky“ (vgl. RA 2, Nr 1532) nicht auftreten konnte. Das Debüt erfolgte am 7. November 1798 (vgl. Theater/Musik Weimar), bei dem sie jedoch beim Publikum durchfiel. Ab diesem Zeitpunkt scheint sie nur noch kleine Rollen zugeteilt bekommen zu haben. Franz Kirms bittet außerdem um die Theaterberichte seit Michaelis (29. September; vgl. 393,5), die er ordnen wolle und um Unterschrift bei den Theaterbauzetteln. Da Goethe diese erst nach seiner Rückkehr unterschreiben wollte (vgl. 393,10), kann der vorliegende Brief nur vor

706

BRIEF A 42

Goethes Abreise nach Jena am 11. November (vgl. GT II 1, 264) geschrieben worden sein. Kirms antwortete wahrscheinlich mit seinem Brief vom 15. November, in dem er Goethe mitteilt, dass Minna Burgdorf um eine bessere Rolle als die ihr angebotene gebeten habe, sich aber fügen würde, „da sie siehet, daß es nicht anders gehet“ (H: GSA 28/23, Bl. 557; vgl. RA 2, Nr 1576). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/266,I. – 1 Bl. 19 × 28,3 cm, 1⁄3 S. beschr. (S. 1 obere Hälfte Bezugsbrief von Kirms, Petitdruck), Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 30 (1905), 65, Nr 3900a (Carl Schüddekopf). BEIL AG EN

1) Rapporte (vgl. zu 393,8). 2) Theaterbau Zettel (vgl. zu 393,9). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Kirms’ undatiertes Schreiben auf demselben Blatt, das vor dem 11. November 1798 geschrieben wurde (vgl. RA 2, Nr 1518; dort datiert auf vor dem 14. Oktober). – Als Antwort Kirms’ könnte sein Schreiben vom 15. November 1798 (vgl. RA 2, Nr 1576) bewertet werden (vgl. Datierung). 393,2 Das Canapee] Hier wahrscheinlich als Theaterrequisite. Für welches Stück es gebraucht wurde, konnte nicht ermittelt werden. 393,2 Schünzel] Hoftapezier Johann Martin Schünzel; von ihm sind Arbeiten im Theater für den 31. Oktober 1798 im Rechnungsbuch verzeichnet (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a, Bl. 6). 393,8 die Rapporte] Bei den Rapporten handelte es sich um Berichte des zuständigen Spielleiters (Wöchner, vgl. zu 225,7) über die vergangene Theaterwoche mit Angaben zu den gegebenen Stücken, ihrer Aufnahme beim Publikum, etwaige Ausfälle der Schauspieler sowie andere Probleme. 393,9 Theaterbau Zettel] Wahrscheinlich die Quittungen, die bei der Theaterkommission durch die am Bau beteiligten Handwerker eingingen. Goethe unterzeichnete sie nach Prüfung der Angaben (vgl. z.B. das Konvolut „Rechnung / über / den Aufwand über den / Theater-Bau / vom Monat July 1798 an, bis ultimo / Septbr: 1799“; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a1). Erst dann wurden die entsprechenden Gelder an die Arbeiter ausgezahlt. 393,10 sobald ich wieder komme] Goethe kehrte aus Jena am 29. November nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 267). 393,11 Gegen Mad: Burgdorf] Zu der Schauspielerin Minna Burgdorf, die ursprünglich für das Rollenfach der ersten Liebhaberin anstelle der 1797 verstorbenen Christiane Becker geb. Neumann angenommen wurde, jedoch aufgrund ihrer man-

DEZEMBER 1798

707

gelhaften schauspielerischen Begabung nach ihrem ersten Debüt nur kleine Rollen zugeteilt bekam, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 45. Das Schreiben Goethes, in dem er ihr die „Aussicht, die Gunst der Zuschauer in kleineren Rollen wieder zu gewinnen“ (Burgdorf an Goethe am 15. Dezember 1798; H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 121) eröffnete, ist nicht überliefert (vgl. EB 117). 393,11 Das Röllchen] Auf den Theaterzetteln taucht Burgdorfs Name nur bei ihrem ersten Debüt am 7. November, bei dem sie als Afanasia in August von Kotzebues „Graf Benjowsky“ auftrat und noch ein weiteres Mal in der Rolle der Louise von Moll in Karl Heinrich Schalls „Die erste Liebe“ am 26. November, auf (vgl. Theater/Musik Weimar). In seinem Antwortbrief schlägt Kirms vor, ihr als nächstes eine noch schlechtere Rolle zuzuteilen, „damit sie böse würde“ (H: GSA 28/23, Bl. 557), um sie schließlich los zu werden. 393,13 alle Hauptrollen versagen] Im Brief vom 29. November 1798 klagte Minna Burgdorf darüber, dass die Oper Franz Anton Hoffmeisters „Telemach. Prinz von Ithaka“ offenbar nicht gegeben werden würde, obwohl sie sich für die Rolle schon vorbereitet habe (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 118). Des Weiteren glaubte sie fordern zu dürfen, als Operndebüt die Rolle des „Joseph in die Savoyarden“ (ebd.) in Nicolas Marie Dalayracs Oper „Die beyden Savoyarden“ zu übernehmen. – Zu den von ihrem Mann vorgeschlagenen Debütrollen vgl. zu 384,27–28. 393,14 Die Chaise] Leichter Reisewagen (vgl. GWb 2, 977); zu welchem Zweck sie gebraucht wurde, konnte nicht ermittelt werden. Sie gab wahrscheinlich Anlass für Gerede in der Weimarer Gesellschaft. Christiane Vulpius wurde öffentlich damit konfrontiert (vgl. zu 246,9). 393,14 in meinem Hofe] Wohl im Innenhof von Goethes Wohnhaus am Frauenplan, in der dortigen Remise.

A 42. An Karl Wolff von Todenwarth Weimar, 10. Dezember 1798 → 〈Eisenach〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/23, Bl. 607. – Doppelblatt 20,2 × 32,8(–33,2) cm, ¾ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. (?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Hl. Cammerrath von Todewart. – In einem gebundenen Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 213). E: WA IV 13 (1893), 335f., Nr 3940 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

708

BRIEF A 42

ERL ÄUT ERUNGEN

Goethe beantwortet einen Brief Christoph Gottfried Karl Wolff von Todenwarths vom 27. August 1798 (vgl. RA 2, Nr 1442). Da Goethe im zweiten Absatz des Briefes auf den zuweilen ausbleibenden Lernerfolg der Zeichenschüler eingeht (393,23–3) und dies im Bezugsbrief vom August 1798 nicht thematisiert wurde, ist anzunehmen, dass Wolff von Todenwarth zwischen 27. August und 10. Dezember 1798 noch einen weiteren, nicht überlieferten Brief an Goethe schrieb, in dem er sich über die Unterrichtssituation in Eisenach beklagte. – Ein Antwortbrief Wolff von Todenwarths ist nicht bekannt. Karl Wolff von Todenwarth (1762–1816) war der älteste Sohn des Rittmeisters Karl Volprecht Wolff von Todenwarth und dessen Frau Friederike Wilhelmine Auguste geb. von Rothmaler. 1775 wurde er als einer der ersten unter Herzog Carl Augusts Regierung Page am Weimarer Hof und stand in dessen Diensten bis 1780. Im Anschluss trat er nicht wie sein Vater in den Militärdienst ein. Herzog Carl August sah ihn für den Verwaltungsdienst vor und ließ ihn 1780 an der Universität Jena Jura studieren. 1786 wurde er Kammerassessor in der Eisenacher Kammerverwaltung und stieg 1791 zum Landkammerrat auf. 1787 übertrug ihm der Herzog die Aufsicht der 1784 gegründeten Eisenacher Zeichenschule, die er bis zum Ende seines Lebens führte (vgl. Schreiben von Christian Friedrich Schnauß an den Kammerpräsidenten in Eisenach, von Herda, 10. Oktober 1787; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 31f.). Wolff von Todenwarth zeichnete auch selbst. Von ihm sind zwei Hefte mit acht kolorierten Zeichnungen von Wartburgansichten und „Eisenacher Landschaften“ überliefert, die 1792 durch Conrad Horny radiert und in Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir vertrieben wurden. 1802 erfolgte Wolff von Todenwarths Ernennung zum Wirklichen Kammerrat und zum Vorsitzenden der Eisenacher Baukommission. – Mit Goethe verband ihn eine rein amtliche Beziehung. Die Eisenacher Zeichenschule unterstand der unmittelbaren Direktive des Herzogs sowie seit Christian Friedrich Schnauß’ Tod 1797 der alleinigen Oberaufsicht durch Goethe, unterstützt durch Christian Gottlob Voigt, der durch häufige Reisen nach Eisenach vor Ort nach dem Rechten sehen konnte (vgl. Herbert Eilers: Die Eisenacher Zeichenschule. Die Geschichte der Schule und ihrer Lehrer. Bonn 1986, S. 12). Das vorliegende Schreiben Goethes ist das erste und einzige überlieferte an den Adressaten, von Wolff von Todenwarth sind zwei amtliche Schreiben an Goethe, beide aus dem Jahr 1798, erhalten (vgl. RA 2, Nr 1258; RA 2, Nr 1442). Die Akten zum Eisenacher Zeicheninstitut sind größtenteils Kriegsverlust. Da alljährlich Ende August Verzeichnislisten der Schülerinnen und Schüler der Eisenacher Zeichenschule nach Weimar an Goethe gesandt wurden (sowie Probeblätter der besten Schülerinnen und Schüler), ist davon auszugehen, dass es weit mehr Begleitschreiben Wolff von Todenwarths gab. Das Gleiche gilt für Goethe, der wahrscheinlich über Voigt, der sich häufig in Eisenach aufhielt, mit Wolff von Todenwarth kommunizierte.

DEZEMBER 1798

709

393,18 hocheehrtester] Versehentlich für ‚hochgeehrtester‘. 393,19–20 Ihre Sorgfalt für das eisenachische ZeichenInstitut] Das Institut, das im zweiten Stock im Hintergebäude des Eisenacher Residenzschlosses untergebracht war (vgl. Robert Bauer: Zur Geschichte der Grossherzogl. Zeichen-Schule zu Eisenach. Eisenach 1884, S. 9) gliederte sich in zwei Abteilungen. Zum einen wurde Freihandzeichnen angeboten, zum anderen – ausschließlich für männliche Schüler – Unterricht in Reißkunst und Mathematik (vgl. ebd., 10). Im Jahr 1796 hatte es eine Reform der Zeichenschule gegeben, nachdem „so viele unangenehme Nachrichten von dem Verfall des Eisenach’schen Zeichen-Instituts“ nach Weimar gedrungen waren (Christian Friedrich Schnauß an Wolff von Todenwarth, August 1796; zitiert nach: Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Akten der Grossh. Kunstanstalten zu Weimar. Mitgetheilt von Dr. A. von Zahn. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft 2 [1869], S. 325–347, hier S. 329). 393,20–21 die heurige Einsendung der Probeblätter und Listen] In Vorbereitung der Kunstausstellung, die stets „An Serenissimi Regentis Höchstdemselben Geburts-Tage den 3ten September“ stattfand und bei der die verschiedenen Classen der Weimarer und der Eisenacher Zeichenschule Probearbeiten vorstellten, hatte Wolff von Todenwarth Goethe am 27. August die Verzeichnisse jeweils der weiblichen und der männlichen Schüler sowie das „Verzeichniß / Derer Scholaren von Militair, so das FürstL Zeichen-Institut besuchen“ (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11761, Bl. 62–63) zugesandt. Am 10. Dezember fiel nach Beratschlagung mit dem Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule, Georg Melchior Kraus, die Entscheidung, wer eine Preismedaille überreicht bekommen sollte: Von der Weimarer Zeichenschule erhielt Ferdinand König eine Medaille, von Eisenach „Herr Friedrich von Fischer“ sowie „Oberjäger Hunius“ (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11746, Bl. 92), laut Teilnehmerliste Franciscus Julius Hunnius, dem attestiert wurde: „Hat Talent, und verbindet denselben mit anhaltenden Fleiß“ (ebd., Zeichenschule Weimar A 11761, Bl. 62). 393,24–394,1 sogar der, welcher Lust und Fähigkeit hat, durch Umstände, oft gehindert wird sein Talent auszubilden] In den gewissenhaft geführten Fleißund Fortschrittstabellen, die Goethe von Wolff von Todenwarth zugeschickt bekam, sind die Leistungen und eine Bemerkung über das Talent des jeweiligen Schülers in der letzten Spalte aufgeführt. Im Fall von Wolff von Todenwarths Schwestern, der 34 und 28 Jahre alten Auguste und Albertine, die im Jahr 1786 (Auguste) und 1787 (Albertine) je eine Prämie erhalten hatten, findet sich beispielsweise die Bemerkung: „Können wegen HäußL. Abhalten nur selten in das Institut kommen und zeichnen meistens zu Hauße.“ (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11761, Bl. 58.) Bemerkungen wie „Ist selten gekommen“ oder „Ist gar nicht gekommen“ sind in allen Verzeichnissen passim zu lesen (vgl. auch zu 373,25). 394,2–3 ein Saame ausgestreut wird von dem man nicht wissen kann welche Früchte er bringt] Anspielung auf das biblische Gleichnis des Sämanns, der

710

BRIEF A 43

Samen, in der Bibel als Metapher für das Wort Gottes, ausstreut, die auf unterschiedlichen Boden fallen und entweder aufgehen oder verdorren (vgl. zu 234,24), hier im übertragenen Sinn auf den Unterricht des Eisenacher Zeicheninstituts und die Weiterentwicklung der Schüler bezogen.

A 43. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 21. Dezember 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 205. – Doppelblatt 19,7 × 27,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte; Bl. 2 oberes rechtes Eck beschnitten; unter dem Brieftext Voigts Antwort (vgl. zu 394,25). – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 63K). E: Goethe-Voigt2 2 (1951), 112f., Nr 90. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 138f., Nr 3950a. BEIL AG EN

1) beyliegende Registratur (vgl. zu 394,10–11 sowie vermutlich ein dazugehöriges Promemoria zum Nominalkatalog). 2) Acten (vgl. zu 394,25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 19. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1648). – Voigts Antwort (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 205; nicht in RA) stammt wahrscheinlich vom gleichen Tag. 394,8 morgende Session] Voigt hatte im Bezugsbrief vorgeschlagen, sich „künftigen S o n n a b e n d e i l f U h r zu einer Zusammenkunft auf dem geheizten Bibliothekszimmer“ (Goethe-Voigt2 2, 112) einzufinden. Goethe ließ das Treffen wohl aus gesundheitlichen Gründen ausfallen, da sich sowohl er als auch Voigt nicht wohl befanden (vgl. zu 394,22–23). 394,9–10 gestern mit dem Registrator] In Goethes Tagebuch ist kein Treffen mit Christian August Vulpius verzeichnet. Zum Inhalt der Unterredung ist nichts bekannt. 394,10 heute mit dem Rath Spilker] Im Tagebuch nicht verzeichnet. Am 28. Dezember traf sich Goethe noch einmal mit Johann Christoph Ferdinand Spilcker: Uberlegung wegen des künftigen. (GT II 1, 270).

DEZEMBER 1798

711

394,10–11 beyliegende Registratur] In der Akte LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, ist eine undatierte Liste, überschrieben mit „Zur Bibliothekssache am Ende des Jahres 1798“ (ebd., Bl. 238–239) und eine Bestandsaufnahme vom 21. Dezember „Bibliotheksgeschäfft am Ende des Jahres 1798“ (ebd., Bl. 207) abgelegt. Beide Schriften enthalten Bestandsaufnahmen, die zugleich erste Planungsschritte für 1799 skizzieren. 394,11–12 Man kann nun wohl den Spilkerschen Bericht abwarten] Spilcker reichte seinen Bericht über die Bibliotheksgeschäfte des Jahres 1798 am 2. Januar 1799 ein (ebd., Bl. 218–222). 394,15–16 Wir wollen im Januar gleich einen Plan 〈…〉 machen] In der Akte befindet sich eine Aufstellung von Schreiberhd (Geist) mit Notizen Goethes zu den noch zu erledigenden Arbeiten in Bezug auf die „zu verauctionirenden Duppletten Bücher von hießiger Bibliothek“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 223–224) mit 18 weiteren Aufgaben. Die eigenhändigen Bemerkungen Goethes am Rand setzen fest, wann und von wem diese erledigt werden sollten. 394,17 Die Memoires de l’Institut national] Alexander Nikolaus Scherer schickte am 20. Oktober 1798 mit einem Begleitschreiben an die Bibliotheksleitung die über den Gothaer Astronomen Franz Xaver von Zach bestellte, für die Bibliothek angeschaffte Zeitschrift „Mémoires de l’Institut National des Sciences et Arts pour l’an IV. de la republique“, die Veröffentlichungen aller Klassen des Nationalinstituts in sich vereinte (Mathematik und Physik, Moral und Politik, Literatur und schöne Künste): „Ew. Hochwohlgebohrnen nehme ich mir dir Freyheit, das so eben vom Hn. v. Zach erhaltene Exemplar der Memoires de l’Institut national zu überreichen, die ich Ihnen vor Kurzem für die Bibliothek antrug. Zugleich lege ich v. Zachs Brief bey, der über die Kosten die nöthige Auskunft giebt, den ich mir gefälligst wieder zurückzusenden ersuche. Ich verharre mit aller Ergebenheit Ew. Hochwohlgebohrnen ganz gehorsamster Alex. Nicol. Scherer.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 206.) Die Zeitschrift war 1797 erstmals erschienen. Wahrscheinlich wurde ein Exemplar des ersten Jahrgangs von 1797 angeschafft. Für den 26. Januar 1799 belegt das Tagebuch Goethes Beschäftigung mit dem Periodikum (vgl. GT II 1, 278). Am 15. November war in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ eine Rezension zum ersten Band erschienen (vgl. ALZ 1798. Nr 347 vom 15. November, Sp. 417–424; Fortsetzung ebd., Nr 348 vom 16. November, Sp. 425–430). 394,18–19 Memoires de l’Academie] Goethe meint wahrscheinlich das vor der Französischen Revolution veröffentlichte Periodikum der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Paris, das unter dem Titel „Mémoires de mathematique et de physique“ von 1750 bis 1786 erschien. Der von Goethe genannte Titel deutet auf das in Berlin verlegte, auf Französisch verfasste Pendant dazu hin, auf die „Mémoires de l’Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres“, worin Abhandlungen

712

BRIEF A 44

veröffentlicht wurden, die in der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften vorgetragen worden waren. 1798 erschienen die Jahrgänge 1791/92. 394,19 verhältnißmäßig nicht theuer] Laut Rezension in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ wurde das Periodikum „nicht einzeln nach den Classen“ des Nationalinstituts verkauft, „sondern zusammen für 39 Francs mit einigem Rabatt für Gelehrte und Künstler“ (ALZ 1798. Nr 347 vom 15. November, Sp. 417). 394,20 gegen eine Quittung] Nicht überliefert. 394,21 Herrn von Zach zustellen] Wann und über welchen Weg Franz Xaver von Zach das Geld erhielt, ließ sich nicht ermitteln. 394,22–23 daß Sie völlig wieder hergestellt seyn werden] Voigt hatte im Bezugsbrief über seinen Husten berichtet, der sich bei der kühlen Witterung nicht bessern wollte. 394,25 Die S c h e r e r i s c h e n Acten] Nicht überliefert. Es handelte sich wahrscheinlich um verschiedene Berichte, zum einen den an Scherer erteilten Auftrag betreffend, öffentliche Vorträge über Chemie in Weimar abzuhalten, zum anderen um die Rückerstattung von ausgelegten Geldern während Scherers Englandreise. Voigt unterstrich das Wort Schererischen in Goethes Schreiben und antwortete hierzu auf dem Blatt des vorliegenden Briefes: „Ich danke verbindlichst für die gütige Besorgung, und stimme in obiges Alles ein. Die Acta Scherer. werde ich vollends berichtigen. V.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 205.)

A 44. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar〉, 21. Dezember 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 27. – 1 Bl. 20 × 25,9 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 13 (1893), 349–351, Nr 3951 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Goethes Brief nimmt Bezug auf seinen vorangegangenen Brief an Christian Gottlob Voigt vom gleichen Tag (Nr A 43). – Voigt antwortete am 22. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1651). 395,1–2 meine Gedanken über die Bibliotheksangelegenheiten] Vgl. Nr A 43. 395,3–4 einen kleinen Aufsatz zu übersenden] Wahrscheinlich der auf den 21. Dezember datierte Aufsatz „Zur Bibliothekssache am Ende des Jahres 1798“ (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl.

DEZEMBER 1798

713

238–239), der eine allgemeine Übersicht über sämtliche Bibliotheken, die Fürstliche Bibliothek in Weimar, die akademische in Jena sowie die Bibliothek Christian Wilhelm Büttners, bietet. 395,5 daß wir die Doupletten bald möglichst los würden] Um Platz in den Räumen der Bibliothek zu schaffen und um den Bibliotheksetat zu vergrößern, war die Auktion von doppelt bzw. mehrfach vorhandenen Exemplaren ein wichtiges Anliegen der Bibliothekskommission. Zu der Anhäufung der Dubletten war es u.a. durch den Ankauf ganzer Bibliotheken, durch eingesandte Pflichtexemplare und zusätzlich von der herzoglichen Familie angekaufte Bücher gekommen. Einen weiteren Aktenvermerk in dieser Angelegenheit legte Goethe am 11. Januar 1799 vor (vgl. ebd., Bl. 223–224). Am 11. Juli (mit Fortsetzung am 18. Juli) 1799 fand die hier von Goethe geplante Auktion der Dubletten statt (vgl. Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 53. Mittwoch, den 3ten July 1799, S. 214; vgl. dazu die „Auctions Acta“, GSA 150/B 77). 395,6 theils um Geld einzunehmen] Der Gewinn aus der Auktion im Juli 1799 für die Fürstliche Bibliothek betrug 430 Reichstaler und 20 Groschen (vgl. GSA 150/B 77, Bl. 19). 395,7–8 im ehemaligen Archivgewölbe] Das Ernestinische Archiv war 1733/34 in die Gewölbe zwischen Grünem Schloss und angrenzendem Stadtturm in den so genannten „Altan an der Ilm“ gebracht worden (vgl. Miriam von Gehren: Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Zur Baugeschichte im Zeitalter der Aufklärung. Köln, Weimar, Wien 2013, S. 102). Die Archivräume für das Ernestinische Archiv befanden sich im durchwölbten Erdgeschoss der Fürstlichen Bibliothek (Grünes Schloss). 395,10 Expeditionsstube] Das Ausleih- und Arbeitszimmer in der Fürstlichen Bibliothek. 395,13–14 man könnte ein Zimmer, etwa auf der Casse, 〈…〉 miethen] Dieser Vorschlag wurde realisiert, so dass am 17. Januar 1799 mit einer Verordnung Goethes weitere Anweisungen folgten: „Nachdem die Einrichtung auf der sogenannten alten Casse, um die zu verauctionirenden Duppletten Bücher von hießiger Bibliothek unter zu bringen, durch die Vorsorge des Bauverwalter Steffani, zu Stande gekommen; so ist wegen dieses Geschäffts mit dem Herrn Rath und Bibliothekarius Spilker folgende Abrede genommen worden 〈…〉“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 223). Die Auktion fand denn auch „auf der Alten Casse“ (Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Nr 53. Mittwoch, den 3ten July 1799, S. 214) statt, der Landschaftskasse am Karlsplatz (heute Goetheplatz). 395,18–19 der gedruckte Katalog] Der Katalog „Verzeichniß einer ansehnlichen Sammlung sowohl gebundener Bücher, als auch roher Schriften, ingleichen Landcharten, welche am 10ten Julius und nachfolgende Tage dieses Jahrs, auf der sogenannten alten Casse allhier, Montags, Dienstags, Donnerstags und Freytags,

714

BRIEF A 45

Nachmittags von 3 bis 6 Uhr, gegen baare Bezahlung versteigert werden sollen“ (HAAB, Sign.: Scha BS 4 A 00031) wurde 1799 in Weimar bei Gädicke gedruckt (vgl. Goethes Anfrage bei Gädicke vom 11. Januar 1799; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 11619, Bl. 225). Das Exemplar der HAAB enthält handschriftliche Vermerke zu den Ersteigerern. 395,19 Leipziger Jubilate messe] Die Oster- oder Jubilatemesse in Leipzig begann jährlich am 3. Sonntag nach Ostern (Jubilate). 395,28 Bürgemeister Schulz] Damals übliche Form für ‚Bürgermeister‘, bei Goethe jedoch eher selten gebraucht (vgl. GWb 2, 953), hier der erste Bürgermeister Carl Adolf Schultze. 395,28–29 Bauverwalter] Georg Christoph Steffany. 395,29 Tischer Johler] Der Hoftischler Johann Ludwig Johler.

A 45. An Minna Burgdorf

Weimar, 22. Dezember 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 123. – Doppelblatt 20,4 × 34,8 cm, 1 ⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII), Tinte; S. 1 linke Spalte oben Adresse: An Madame Burgdorff. E: Pasqué 1 (1863), 228 (nach K). WA IV 13 (1893), 352f., Nr 3953 (nach E). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Burgdorfs Brief vom 15. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1640). – Burgdorf antwortete am 29. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1661). Über Minna Charlotte Burgdorf (geb. 1780) und ihre wahre Identität ist kaum etwas bekannt. Ende September 1798 kam sie gemeinsam mit ihrem vorgeblichen Ehemann Louis Burgdorf (mit eigentlichem Namen Ludwig von Wedell) nach Weimar, um ein Engagement am Weimarer Hoftheater zu erhalten (vgl. zur Vorgeschichte Nr A 30, Nr A 32). Aus einem Bittschreiben der Burgdorf an Franz Kirms vom 25. oder 26. September 1798 wird deutlich, dass sie ursprünglich wahrscheinlich aus wohlhabenden bürgerlichen Verhältnissen stammte: „Glücklich und froh verflohen mir die Jahre der Kindheit Ansprüche mancherley Art zu denen mich meine Verhältniße berechtigten zeigten mir die glänzendste Zukunft, sorglooß, und heiter schritt ich ihr entgegen – ohne zu wähnen daß man dann noch sinken könne, wenn

DEZEMBER 1798

715

man glaubt die höchste Stuffe Menschlichen Glücks erstiegen zu haben – 〈…〉.“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 102.) – In einem Empfehlungsbrief an Franz Kirms, verfasst von dem Eisenacher Landkammerrat Siegmund Friedrich Steinbrück, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Probe ihres schauspielerischen Könnens gab (vgl. zu 383,4; vgl. dazu allgemein Nr A 30), wird sie als sehr hübsch und für sich einnehmend beschrieben (vgl. zu 383,18). Dies war wahrscheinlich der Grund, warum sie trotz ihrer kaum vorhandenen Schauspielerfahrung für das Rollenfach der ersten Liebhaberin in der Nachfolge der 1797 verstorbenen Christiane Becker angenommen wurde, da in der Weimarer Schauspieltruppe aufgrund von Schwangerschaften und Todesfällen Mangel in diesem Fach herrschte (vgl. zu 383,23). Goethe stand dem Engagement der beiden Burgdorfs von Anfang an kritisch gegenüber (vgl. hierzu ausführlich Pasqué 1, 178–248). Das Paar wurde auf drei Jahre engagiert, allerdings mit dem vertraglichen Zusatz, dass bei Nichterfüllung der im Contract angeführten Bedingungen das Engagement nach sechs Wochen ende (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 113–116). Louis Burgdorf brach bereits im Oktober durch einen öffentlichen Auftritt gegen seine Frau, „wovon die ganze Stadt spricht“ (Franz Kirms an Burgdorf am 8. Oktober 1798; ebd., Bl. 117), eine der im Vertrag festgesetzte Bestimmung und erhielt daraufhin seine Abfertigung (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 85). Minna Burgdorf, kränklich und zudem schwanger, durfte bleiben. Eine „frühzeitige Niederkunft“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 128) verhinderte zunächst ihr geplantes erstes Debüt. Am 7. November fand es schließlich mit der Rolle der Afanasia in August von Kotzebues „Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka“ statt. Sie konnte jedoch das Publikum nicht für sich einnehmen, zumal sie sich durch „geistige Getränke“ (ebd.) zuvor Mut angetrunken hatte, sie „verlohr alle Tentenz des Characters und fiel gänzlich durch“ (ebd.). Nach diesem Misserfolg verweigerte sie den (zu den vertraglichen Bedingungen gehörenden) Schauspielunterricht bei Corona Schröter. Am 26. November trat sie, nun nur noch mit einer kleineren Rolle betraut, in der Erstaufführung von Karl Heinrich Schalls „Die erste Liebe“ als Louise von Moll auf (vgl. Theater/Musik Weimar; vgl. zu 393,11). Obwohl sich der Hof danach ausdrücklich bei der Theaterkommission gegen ein weiteres Auftreten der Burgdorf aussprach (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 128) und sie mit immer aufdringlicheren Forderungen an die Theaterkommission herantrat, wurde ihr schließlich als großzügiges Entgegenkommen der Theaterkommission die Gage bis Ostern 1799 gewährt (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 85), die ihr im Ganzen unter der

716

BRIEF A 46

Bedingung ausgezahlt wurde, dass sie sogleich abreise (vgl. Resolution der Theaterkommission vom 3. Januar 1799; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 126; vgl. allgemein zu dieser Schauspielaffaire die Darstellung in den Akten „Species facti“; ebd., Bl. 127–129). Nach ihrem Weggang aus Weimar traten sie und ihr vorgeblicher Mann im Jahr 1799 mit einer eigenen Theatertruppe, der „Burgdorf und Reinfeldtschen Gesellschaft“ in Erfurt, Eisenach und Meiningen auf. Zur Truppe gehörten weitere 15 Schauspielerinnen und Schauspieler sowie ein Souffleur (vgl. Theater-Kalender auf das Jahr 1800. Gotha o. J., S. 273). Über ihren weiteren Werdegang ist nichts bekannt. – Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an die Schauspielerin, ein weiterer kann erschlossen werden (EB 117). Von Minna Burgdorf sind insgesamt vier Schreiben im Zeitraum zwischen 12. November 1798 und 6. Januar 1799 an Goethe oder die Hoftheaterleitung überliefert. 396,1 selbst erklärt] In ihrem Brief vom 15. Dezember hatte Minna Burgdorf versichert, am Weimarer Theater nur noch so lange zu bleiben, „bis ich mir eine andere annehmliche Aussicht eröfnet habe, oder bis ich, versöhnt mit meinen Famillien Verhältnißen, einer ruhigen Zukunft entgegen reisen kann, sey es, unter jeder Ihrem anerkannt edlen Charakter entschprechenden Einschränkung; ich werde alle Mittel aufbiethen daß dieses bald geschehe!“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 121–122; vgl. RA 2, Nr 1640.) 396,3 von Seiten fürstl Commission] Zu der seit 1797 konstituierten, unter Goethes Leitung stehenden Hoftheaterkommission gehörten außerdem Franz Kirms, mit dem die Burgdorfs vornehmlich korrespondierten (vgl. Briefe von Louis und Minna Burgdorf an Kirms; LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 102, 104, 106, 110), sowie der Hofmarschall Lebrecht von Luck. 396,4 allenfalls bis Ostern nachsehen] Burgdorf wurde ihre Gage bis Ostern 1799 gewährt (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1416/2, Bl. 85), die ihr im Ganzen ausgezahlt wurde, damit sie ihre Schulden und ihre Abreise bezahlen konnte (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 128), obwohl sie dem Theater in diesem Zeitraum nicht mehr zur Verfügung stand. 396,4–6 wenn sie sich früher hinwegbegeben 〈…〉 Quantum zugestehen] Ein Brief des angeblichen Ehemanns vom 1. Januar 1799 aus der Nähe von Magdeburg enthält die Bestätigung, dass es sich bei Minna Burgdorf nicht um seine angetraute Frau handelte (vgl. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 130). Burgdorf unterzeichnete darüber hinaus erstmals mit seinem eigentlichen Namen, „Ludwig

DEZEMBER 1798

717

von Wedell gen. Burgdorff“ (ebd., Bl. 131; RA 3, Nr 2). Im Brief äußerte er die Bitte, sich einer „Wiedervereinigung“ (ebd.) des Paares nicht zu widersetzen. Andernfalls sehe er sich „aus Pflicht für mein eignes Wohl“ (ebd., Bl. 131) gezwungen, in öffentlichen Blättern bekannt zu machen, dass die Burgdorf nicht seine Frau sei. Minna Burgdorf schrieb am 6. Januar 1799 einen Bitt- und Drohbrief an Goethe (vgl. ebd., Bl. 132–133; RA 3, Nr 8), mit dem sie erheblich höhere Summen von der Theaterkommission forderte als die, die ihr zugesprochen worden waren; andernfalls würde sie an die Öffentlichkeit gehen (vgl. ebd., Bl. 133; RA 3, Nr 8). Mit dem Brief Ludwig von Wedells hatten Goethe und Kirms endlich ein Druckmittel zur Hand, um die Schauspielerin loszuwerden. Am 6. Januar kam es zu einem Treffen mit ihr (vgl. GT II 1, 274), wo ihr wahrscheinlich der Brief des Geliebten vorgelegt wurde. In der Akte findet sich vom selben Tag ein Schreiben der Burgdorf, in dem sie bestätigte, mit einer Gage von 11 Wochen zufrieden zu sein, jedoch eine schnelle Auszahlung verlange, „weil Zeit und Umstände mir nicht erlauben hier alsdann länger zu verweilen“ (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 134).

A 46. An Johann Georg Lenz

Weimar, 26. Dezember 1798 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: UA Jena, Sign.: Bestand U Abt. IX, Nr 3a, MB 255. – Doppelblatt 19,7 × 27,5(–27,7) cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Professor Lenz / Wohlgebl / J e n a. / f r a n k., darüber von fremder Hd (?), Tinte: „22.“; Reste eines braunen Siegels, Papierausriss durch Öffnen des Siegels; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „255.“; Restaurierungsspuren. E: WA IV 13 (1893), 356, Nr 3956 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Lenz’ Brief vom 24. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1653). – Lenz’ Antwort ist nicht überliefert (vgl. zu 396,16–17). Postsendungen: 27. Dezember 1798 (vgl. GR/Belege 1799, 1, Bl. 21v). 396,10 die Erlaubniß erhalten möge im Schlosse zusammen zu kommen] Wie dem Bezugsbrief zu entnehmen war, wollte Lenz den „ersten Jahrestag“ (H: GSA 28/23, Bl. 627) der von ihm gestifteten „Societät für die gesammte Mineralogie zu Jena“ am 6. Januar 1799 mit einer Feier würdigen. Lenz fragte deshalb bei Goethe an, ob diese wie alle weiteren Sitzungen der Gesellschaft im Jenaer

718

BRIEF A 47

Schloss stattfinden könne. Wahrscheinlich hatte Lenz diesen Wunsch bereits mündlich gegenüber Goethe geäußert, der die Angelegenheit beim Herzog vorbringen sollte. Der Herzog erteilte die gewünschte Erlaubnis am 2. Januar 1799 (vgl. RA 3, Nr 6). – Am 13. Januar fand die erste öffentliche Sitzung der Sozietät in einem Saal des Schlosses statt. Es wurde über die Entstehung der Gesellschaft berichtet, Vorträge über mineralogische Themen und eine lateinische Glückwunschrede gehalten (vgl. IB der ALZ 1799. Nr 9 vom 26. Januar, Sp. 72). 396,12–13 ihre Sammlung mit dem Herzogl: Museo zu vereinigen] Der Zusammenschluss der Sammlungen der „Societät“ mit denen des „Herzoglichen Museums“ wurde erst 1803 realisiert. Im Dezember 1803 wurde die Gesellschaft durch Herzog Carl August öffentlich sanktioniert (vgl. Konfirmationsurkunde von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach für die Societät für die gesammte Mineralogie vom 16. Dezember 1803, mit Statuten vom 4. Dezember 1803, UA Jena, Bd 42). 396,14 der billigkeit gemäß] Als angemessenes Prinzip bei einer geschäftlichen Vereinbarung (vgl. GWb 2, 720). 396,16–17 baldiger Antwort] In Lenz’ nächstem überlieferten Brief vom 31. Dezember 1798 wird die hier vorliegende Angelegenheit nicht thematisiert (vgl. RA 2, Nr 1663), so dass davon auszugehen ist, dass die hier gewünschte Antwort vorher erfolgte. Der nächste überlieferte Brief Lenz’ zum vorliegenden Sachverhalt stammt vom 8. Januar 1799 (vgl. RA 3, Nr 14).

A 47. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 26. Dezember 1798 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 30/118, Bl. 87–90. – 2 ineinander gelegte Doppelblätter 20,5 × 33,2 cm, 5 1⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit ergänzten Kommata (vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel mit Goethes Akten des Jahres 1798 zur Schlossbaukommission (vgl. Überlieferung zu Nr A 6). E: WA IV 13 (1893), 356–360, Nr 3957 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Anlass des vorliegenden Schreibens ist wahrscheinlich ein Brief des Herzogs Carl August an Goethe vom 〈24. Dezember 1798〉 (vgl. RA 2, Nr 1660). – Christian Gottlob Voigts Schreiben wahrscheinlich vom 〈31.? Dezember 1798〉 (vgl. RA 2, Nr 1665) nimmt auf Goethes hier vorgebrachten Vorschlag Bezug, ist aber keine direkte Antwort darauf.

DEZEMBER 1798

719

396,19–20 die Geschäffte in die ich Einfluß habe] Goethes amtliche Verpflichtungen in Bauangelegenheiten, die Bibliotheken im Land sowie die Jenaer Universität betreffend. 396,22–397,1 nach und nach mit Ihnen berathe] Bereits am 21. Dezember war es zu einer Abstimmung über das Prozedere in Bibliotheksangelegenheiten (vgl. Nr A 43 und Nr A 44) gekommen, ein weiteres Schreiben Goethes vom 29. Dezember betraf universitäre Belange (vgl. Nr A 48). 397,1–2 Rede vom Schloßbau, besonders aber von der Decoration] Anlass dafür gab das Bezugsschreiben des Herzogs, in dem er Goethe dazu aufforderte, ihm Johann Heinrich „Meyers Ideen“ (H: GSA 28/770), wahrscheinlich auf die Dekorationen im Schloss bezogen (vgl. zu 398,8–9), vorzulegen. 397,4–5 der Künstler der die Zeichnungen dazu macht abwesend ist] Der aus Stuttgart stammende Hofbaumeister Nikolaus Thouret hatte die Entwürfe für den Ausbau der im Ostflügel gelegenen herzoglichen Räume im Residenzschloss angefertigt und war Ende Oktober 1798 nach Stuttgart zurückgekehrt (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 14). 397,7–8 der ausführende Baumeister] Der seit 1791 in Weimar beschäftigte Architekt und Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner. Auch von ihm sind zahlreiche Zeichnungen zum Aufmaß des Weimarer Residenzschlosses, überwiegend aus den Jahren 1789 und 1792, überliefert (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 201a–g; Inv.-Nr PK 202a–f; Inv.-Nr PK 223–232). 397,19–20 wo Rath und That beständig mit einander Hand in Hand gehen musten] Thouret hatte beim Theaterumbau nicht nur „die Aufsicht, besonders im Fach des Decorirens“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9158a1, Bl. 19) geführt, sondern auch „selbst, sogar des nachts mit gemahlt“ (ebd., Bl. 20). 397,21 Fälle dieser Art] In seinem Abschlussbericht (GSA 30/118, B. 75–77) hatte Thouret Ende Oktober darauf hingewiesen, dass seine Entwürfe sabotiert würden, und darum gebeten, „dringend jede einzelne Zeichnung, die ich von Stuttgardt hieher sende 〈…〉 gegen Cabale, als mögliche Verstümmelung, oder vielleicht gar absichtliche Vertauschung zu sichern“ (ebd., Bl. 77). Zwischen Thouret und den in Weimar ansässigen, für den Schlossbau zuständigen Bauleuten kam es zu gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten und Feindseligkeiten, wie sie Goethe bereits am 23. Juli 1798, einige Wochen nach Thourets Ankunft in Weimar, in seinem Tagebuch dokumentierte: Beseitigung einiger Frictionen (GT II 1, 254). Ähnlich missgünstig verhielt es sich bei den einheimischen Handwerkern und den von auswärts hinzugezogenen Spezialisten. 397,22 Prof: Thouret] Zu Nikolaus Thouret vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 14. 397,24 In seiner Abwesenheit] Thouret kehrte Anfang Dezember 1799 nach über einjähriger Absenz nach Weimar zurück.

720

BRIEF A 48

397,25 Baumeister Steiner] Johann Friedrich Rudolf Steiner führte die Arbeiten gemeinsam mit seinem Sohn Carl Friedrich Christian aus. 397,25–26 Herr von Wolzogen] Wilhelm von Wolzogen gehörte der Schlossbaukommission an (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr A 2). 397,38 mit ihm manches verhandelt haben] Hier vor allem auf den Schlossbau bezogen. 398,2–3 Mahler Haidlof] Der aus Stuttgart stammende Dekorations- und Theatermaler Carl Heideloff war im Mai 1798 gemeinsam mit Nikolaus Thouret nach Weimar gekommen und ließ sich dort nieder. 398,3 Tischer Kronrath] Der zuvor in Neuwied tätige Kunsttischler Johann Wilhelm Cronrath war durch David Roentgen empfohlen, im Mai 1798 nach Weimar gekommen und verpflichtet worden (vgl. zu 381,8). 398,3 Bildhauer Schmidt] Der aus Mainz stammende Bildhauer Schmidt (Vornamen nicht ermittelt) war bis 1803 am Schlossbau beschäftigt (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 269). 398,3–4 Quatrator Müller] Der aus Petersthal im Allgäu gebürtige Maurer und Quadrator Joseph Müller war im Mai 1798 mit Thouret aus Stuttgart nach Weimar gekommen. Er blieb bis Ende September 1802 in Weimar (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 296). 398,4 noch mehrere] Zu diesen gehörten neben den unter Cronrath arbeitenden Tischlergesellen aus Berlin (vgl. zu 190,7) u.a. der durch Thouret vermittelte, 1799 nach Weimar kommende württembergische Stuckateur Johannes Hoffmann, die Maler Johann August Nahl d. J. und Ludwig Hummel aus Kassel, der Bildhauer Friedrich Wilhelm Doell aus Gotha sowie der Ende 1799 aus Straßburg verpflichtete Vergolder Carl Golla. 398,8 Haidlofen] Carl Heideloff. 398,8–9 das runde Zimmer zu mahlen anfangen] Die Ausmalung des runden Zimmers im ersten Stock des Ostflügels im Appartement der Herzogin Louise erfolgte zwischen 1799 und 1801. Meyer entwarf dafür einen Wandfries, in dem die verschiedenen Stufen des menschlichen Lebens dargestellt sind (vgl. RA 2, Nr 1571; RA 2, Nr 1595; RA 2, Nr 1603). Der Entwurf wurde unter Mithilfe von Carl Heideloff ausgeführt. 398,13 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus: Durchlauchtigster; Titulierung für den regierenden Fürsten, d.h. Herzog Carl August. 398,16 Lebensgemäße] Hier im Sinne von ‚praktisch‘ (vgl. GWb 5, 1027). 398,22 Führte man Prof: Meyern dergestalt in das Ganze ein] Johann Heinrich Meyer übernahm 1799 die Überwachung der Bautätigkeit in Goethes Abwesenheit, klagte aber in seinen Briefen wiederholt über die Zustände auf der Baustelle und bat Goethe darum, seine Autorität walten zu lassen (vgl. RA 3, Nr 188 und RA 3, Nr 450).

DEZEMBER 1798

721

398,23–24 wenn Prof: Thouret diesen Sommer wiederkäme] Nach Thourets Abreise aus Weimar Ende Oktober wurde sein Urlaub von Stuttgart für das kommende Jahr 1799 beantragt (vgl. Axel Burkarth: Nikolaus von Thouret [1767–1845]. Forschungen zum Wirken eines württembergischen Hofarchitekten in der Zeit des Klassizismus. Stuttgart 1991, S. 51; Akten der Schlossbaukommission). Tatsächlich kam Thouret erst im Dezember 1799 wieder nach Weimar. 398,28 Remuneration] Bereits vor der ursprünglich für August geplanten Abreise Thourets war Goethe vor der Schlossbaukommission für eine angemessene Remuneration (lat.: Vergütung) Thourets eingetreten (vgl. zu 382,7). 398,32 bald möglichst] Herzog Carl Augusts Erlass zur Berufung Meyers, „theils zur Ausführung/ der gefertigten Plane, theils zu Berathung in zweifelhaften/ Fällen beÿ diesem Theile des Schloß-Baues“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9006, Bl. 10) erfolgte am 7. Januar 1799. 398,33 Serenissimo] Herzog Carl August.

A 48. An Christian Gottlob Voigt und das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 29. Dezember 1798 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen, Sign.: A 6437, Bl. 237. – Doppelblatt 20 × 32,6 cm, 1 ½ S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh.(?) Korrekturen (zu ergänzten Kommata vgl. Zu diesem Band, S. VIII) und egh. Paraphe, Tinte. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 115). E: 〈Carl August Hugo〉 Burkhardt: Zwei ungedruckte Goethebriefe. In: Die Grenzboten 36 (1877), 2. Semester, 1. Bd, S. 443, Nr 2. WA IV 13 (1893), 363f., Nr 3961 (nach E). ZUM A D RESSATEN

In E sowie in dem von Hans Tümmler herausgegebenen Briefwechsel Goethes mit Voigt ist als Adressat Christian Gottlob Voigt angegeben (vgl. E; Goethe-Voigt2 2, 120f.), in den „Amtlichen Schriften“ wird das vorliegende Schreiben jedoch als „Aktenvermerk von Goethe für das Geheime Consilium“ bewertet (FA/Goethe I 27, 35; vgl. AS 2, 583f.). Am Ablageort des Schreibens ist erkennbar, dass Goethes Antrag auf Ernennung Conrad Dietrich Martin Stahls zum außerordentlichen Professor nicht nur von Voigt, der seit Ende 1791 Mitglied des Geheimen Consiliums war, sondern vom gesamten Conseil gesichtet wurde. Jedoch geht aus Voigts Antwortschreiben vom 31. Dezember hervor, dass Goethe ihm das Schrei-

722

BRIEF A 48

ben zusandte: Voigt versicherte ihm, er werde die Angelegenheit dem Herzog vorlegen. BEIL AG E

Schriftliches Gesuch Conrad Dietrich Martin Stahls an Herzog Carl August (vgl. zu 399,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht überliefert. – Christian Gottlob Voigt antwortete am 31. Dezember 1798 (vgl. RA 2, Nr 1665). 399,1 Doctor Stahl] Conrad Dietrich Martin Stahl war seit 1795 Privatdozent in Jena. Stahl hatte Goethe während dessen Jena-Aufenthalt am 25. November 1798 besucht (vgl. GT II 1, 267). Wahrscheinlich bat Stahl Goethe bei diesem Treffen darum, für ihn beim Herzog wegen einer Ernennung zum außerordentlichen Professor einzutreten. 399,1–2 in beyliegendem Supplicat] Das von Goethe weitergeleitete schriftliche Gesuch Stahls vom 29. Dezember 1798 ist an den Herzog Carl August gerichtet (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 241) und wurde am 2. Januar 1799 in der Geheimen Kanzlei präsentiert. Er bat darin selbst um „die gnädigste Aufnahme meines Wunschs einer Professur“ (ebd.; zur gesamten Beilage: ebd., Bl. 241, 250). 399,4 Er ist aus Braunschweig gebürtig, woselbst sein Vater noch lebt] Stahl wurde am 30. März 1771 in Braunschweig geboren. Sein Vater Johann Peter Daniel Stahl war Maler in Braunschweig. – Mehr ist zu ihm nicht bekannt. 399,4–5 hat sich in Helmstedt, unter dem bekannten Pfaff, in Mathematicis qualificirt] Stahl studierte an der Universität Helmstedt Jura sowie Mathematik und Physik. Der seit 1788 als Professor der Mathematik in Helmstedt lehrende Johann Friedrich Pfaff war einer seiner Lehrer. 1797 war Pfaffs grundlegendes, lateinisches Lehrbuch zur Analysis, „Disquisitiones Analyticae Maxime Ad Calculum Integralem Et Doctrinam Serierum Pertinentes“ (Analytische Untersuchungen besonders die Integralrechnung und die Lehre von den Reihen betreffend) erschienen. 399,7 in Privatis] Dativ Plural von lat. privatus: persönlich, hier ‚universitäre Lehrveranstaltung im kleinen Kreis für zahlende Zuhörer‘ (vgl. GWb 6, 1498). 399,7 Privatissimis] Akademische Unterrichtsstunden im kleinsten Kreis, auch nur für einen zahlenden Zuhörer (vgl. GWb 6, 1502). 399,9 Wegen seiner Dissertation] Stahl wurde am 3. August 1797 promoviert. Seine Arbeit, im selben Jahr in Jena bei Johann Christian Gottfried Goepferdt veröffentlicht, trug den Titel „Dissertatio Mathematica Doctrinam De Dignitatibus Nova Methodo Exhibens / Quam Rectore Academiae Magnificentissimo Serenissimo Principe ac Domino Carolo Augusto Duce Saxoniae Cliviae Montium Angariae et Guestphaliae Landgravio Thuringiae rel. Auctoritate Amplissimi Philoso-

DEZEMBER 1798

723

phorum Ordinis Pro Venia Docendi Legitime Impetranda Die III Augusti MDCCLXXXXVII Publice Defendet Conr. Dideric. Martin Stahl Philosoph. Doctor Assumto Socio Georgio Horn Philosophiae Studioso nassovico Hadamariensi.“ (Mathematische Abhandlung über die Lehre von den Potenzen unter Anwendung einer neuen Methode.) 399,9–10 auf eine Kästnerische Recension der göttingischen Zeitungen] Abraham Gotthelf Kästner, seit 1756 Mathematik- und Physikprofessor in Göttingen, besprach Stahls „Anfangsgründe der Zahlenarithmetik und Buchstabenrechnung, zum Gebrauche bei Vorlesungen“ 1797 in der Rezensionszeitschrift „Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen“ unter dem Titel „Jena“ (ebd., unter der Aufsicht der königl. Gesellschaft der Wissenschaften. Der erste Band, auf das Jahr 1797. 88. Stück. Den 3. Junius 1797, S. 878f.). In der Rezension heißt es abschließend über Stahl: „Daß er seinen Gegenstand scharf und richtig überdacht hat, zeigt schon das angeführte Beyspiel von Dignitäten. Seine Arithmethik enthält sehr Viel, das man sonst in die Analysis verspart. Diese Bestimmung des Inhalts richtet sich nach den Absichten jedes Lehrers bey dem Vortrage seiner Wissenschaft.“ (Ebd., S. 879.) 399,11 Mehrere jenaische Professoren sprechen rühmlich von ihm] Nicht ermittelt. – In seinem Brief an Herzog Carl August argumentiert Stahl ähnlich: „Zur Rechtfertigung meines unterhänigsten Gesuchs wage ich es mich 〈…〉 auf den Beifall zu berufen, den Kenner meiner Schriften, Zahlenarithmetik und Buchstabenrechnung, Dissertatio doctrinam de Dignitatibus nova methodo exhibens, gegeben haben.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 241.) 399,15 Ich besitze von ihm einen kleinen Aufsatz] Nicht im jetzigen Bestand von Goethes Bibliothek nachweisbar. – Es lässt sich nicht ermitteln, welchen Aufsatz Goethe meint. In seiner Bibliothek befindet sich lediglich Stahls „Grundriß der Combinationslehre nebst Anwendung derselben auf die Analysis“ (Jena und Leipzig 1800; vgl. Ruppert, Nr 4153). 399,19–20 so möchte sein Gesuch und seine Person wohl Aufmerksamkeit verdienen] Ein herzogliches Kanzleischreiben, das Stahls Ernennung zum außerordentlichen Professor befürwortete, ging daraufhin an die Miterhalterstaaten Sachsen-Gotha, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg. Als Coburg und Meiningen die Genehmigung erteilt hatten – Gotha antwortete erst am 2. April 1799 – erfolgte die Berufung Stahls am 29. März 1799 (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6437, Bl. 220; Bl. 246). Stahl blieb bis September 1802 in Jena und wechselte dann an das Gymnasium Casimirianum in Coburg.

724

BRIEF A 49 48

A 49. Franz Kirms an August Wilhelm Iffland 〈Weimar, 30. Dezember 1798〉 → 〈Berlin〉 DATIERUN G

Die auf dem Brief angegebene Datierung ist zu korrigieren. Der Brief wurde am 30. Dezember 1798 geschrieben und am folgenden Montag, wie Goethe in seinem Brief an Schiller vom 29. Dezember mitteilte, an Iffland übersandt (vgl. 275,28–276,1). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 37. – Doppelblatt 20,7 × 34,5 cm, 2⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Kirms), Tinte; linke Spalte oben Adresse: „An / Herrn Iffland / in Berlin“. – In einem gehefteten Faszikel (41 Bl.) mit der Aufschrift: „Briefwechsel / mit / Herrn Iffland / deßen / Auffenthalt und Gastrollen / alhier im Jahr 1796 / und 1798. / betrL.“ E: NA 38 II (2000), 63 (Andreas Wistoff). WA: Nicht gedruckt. BEIL AG E

4 Kostümzeichnungen zu Schillers „Piccolomini“ (vgl. zu 399,24–25). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief an Kirms vom 23. November 1798 und die darin geäußerte Bitte, Iffland entsprechende Zeichnungen zukommen zu lassen (vgl. 242,24–244,2). 399,24–25 Zeichnungen 〈…〉 zu dem Schillerischen neuen Stück] Nach einer entsprechenden Bitte Ifflands hatte Goethe bei Johann Heinrich Meyer Kostümzeichnungen zur Weimarer Uraufführung von „Wallensteins Lager“ in Auftrag gegeben. Die von Conrad Horny als kolorierte Federzeichnungen ausgeführten und hier als Beilage mitgesandten vier Figurinen – Wachtmeister, Jäger, Dragoner und Kürassier – sind nicht überliefert (vgl. zu 275,28–276,1). 400,2–3 es dem hiesigen Theater auch gütigst mit zu theilen] Eine entsprechende Mitteilung Ifflands ist nicht ermittelt. 400,4–5 Schiller ziehet 〈…〉 nach Weimar um bey den Proben 〈…〉 seyn zu können.] Schiller reiste am 4. Januar 1799 nach Weimar, wo er sich bis zum 7. Februar aufhielt (vgl. Schillers Kalender, 111f.). Anlass waren die Proben zur Uraufführung der „Piccolomini“ am 30. Januar.

NACHTRÄGE

DEZEMBER 1798

727

GB 7/156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, 〈zwischen 4. und 10. Juni 1788〉 → 〈Rom〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-31352. – Doppelblatt 18,8 × 23,2 cm, ²⁄³ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn Herder / nach / Rom.; Reste einer roten Verschlussoblate; Bl. 2 Papierausriss durch Öffnen der Oblate, dadurch auf S. 3 geringer Textverlust (vgl. 17,10 [Rei〈ffen〉stein]); S. 1 Eingangsvermerk von Herders Hd, Tinte: „Constanz im Aug. / praes. Rom 19 Sept.“; Datierungsvermerk von Herders Hd, Tinte: „1788.“ E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 89–92, Nr 47. WA IV 8 (1890), 378f., Nr 2656 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Vgl. GB 7 II, zu Nr 156.

728

BRIEF A 48

729

ANHANG

730

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

731

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800 Propyläen. / Eine periodische Schrifft 〈Bd 2–3: Schrift〉 / herausgegeben von Goethe. Ersten Bandes Erstes Stück – Dritten Bandes Zweites Stück. Tübingen, 1798. In der J. G. Cotta’schen Buchhandlung 〈Bd 2–3: Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1799–1800〉. Der 1. Band wurde in Tübingen bei Johann Friedrich Balz, der 2. und 3. in Weimar bei den Gebrüdern Gädicke gedruckt. Wichtigster Beiträger des Periodikums war, neben Goethe selbst, Johann Heinrich Meyer.

Band 1: 1.–2. Stück 1798/99 1. Band. 1. Stück (XLVI S., 1 Bl., 127 S., 〈2〉 S.) Erschienen Mitte Oktober 1798 (vgl. Johann Friedrich Cottas Brief an Goethe vom 17. Oktober 1798; RA 2, Nr 1529). I III–XXXVIII XXXIX–XLV XLVI 1–19 20–54 55–65 66–100 101–127 〈128〉

〈129〉

〈Titel〉. Einleitung. 〈Goethe〉 Inhalt. Ueber die beigefügten Kupfer. 〈Goethe〉 〈Zwischentitel〉. I. Ueber Laokoon. 〈Goethe〉 II. Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst. 〈Meyer〉 III. Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke. Ein Gespräch. 〈Goethe〉 IV. Ueber Etrurische Monumente. 〈Meyer〉 V. Rafaels Werke / besonders im Vatikan. 〈Meyer〉 〈Umriss der Laokoon-Gruppe, Kupferstich von Christian Müller nach einer Zeichnung von Conrad Horny〉. 〈Landschaften mit etrurischen Monumenten: Das übergebliebene, verschüttete Thor von Fiesole, die Terrassenartige Widerlagen der Stadtmauer und die Hupfbrücke bey Florenz (Propyläen I 1, XLVI), Kupferstich von Christian Müller nach einer Zeichnung von Meyer〉.

732

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

1. Band. 2. Stück (2 Bl., 176 S.) Erschienen Anfang Januar 1799 (vgl. Johann Friedrich Cottas Brief an Goethe vom 7. Januar 1799; RA 3, Nr 39).

1–44 45–81 82–163 164–174 175–176

〈Titel〉. Inhalt. I. Diderots Versuch über die Mahlerey. Uebersetzt und mit Anmerkungen begleitet. 〈Goethe〉 II. Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst. Fortsezung. 〈Meyer〉 III. Rafaels Werke / besonders im Vatikan. Erste Fortsetzung. 〈Meyer〉 IV. Ueber den Hochschnitt. 〈Meyer〉 V. Einige Bemerkungen über die Gruppe Laokoons und seiner Söhne. 〈Meyer〉 Band 2: 1.–2. Stück 1799 2. Band. 1. Stück (174 S., 〈1〉 S.)

Erschienen Mitte April 1799 (vgl. Goethes Brief an Johann Christian Gädicke vom 13. April 1799; GB 14 I, Nr 61). 1 3 4–47 48–91 92–123 124–161 162–174 〈175〉

〈Titel〉. I. Phöbos und Hermes. 〈Goethe〉 II. Diderots Versuch über die Malerey. Zweytes Capitel. 〈Goethe〉 III. Niobe mit ihren Kindern. 〈Meyer〉 IV. Ueber Restauration von Kunstwerken. 〈Meyer〉 V. Chalkographische Gesellschaft zu Dessau. 〈Meyer〉 VI. Nachricht an Künstler und Preisaufgabe. 〈Meyer〉 Inhalt.

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

733

2. Band. 2. Stück (171 S., 〈1〉 S.) Erschienen Mitte Juli 1799 (vgl. Goethes Brief an Schiller vom 13. Juli 1799; GB 14 I, Nr 114). 1 3 4–25 26–122 123–140 141–171

〈172〉

〈Titel〉. I. Spiegel der Muse. 〈Goethe〉 II. Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste. 〈Meyer〉 III. Der Sammler und die Seinigen. 〈Goethe〉 IV. Die Familie der Niobe. Nachtrag. 〈Meyer〉 V. Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste. 〈1.〉 Fortsetzung. 〈Meyer〉 Inhalt.

Band 3: 1.–2. Stück 3. Band. 1. Stück (179 S., 〈7〉 S.) Erschienen Ende Dezember 1799 mit der Jahreszahl 1800 (vgl. Goethes Brief an Gottlieb Hufeland vom 30. Dezember 1799; GB 14 I, Nr 206). 1 3–52 53–65 66–109 110–116

117–122 123–124 125–129 130–149

〈Titel〉. I. Masaccio. 〈Meyer〉 II. Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste. 〈2.〉 Fortsetzung. 〈Meyer〉 III. Ueber die gegenwärtige französische tragische Bühne. Aus Briefen. 〈Wilhelm von Humboldt〉 IV. Neue Art die Mahlerey zu lehren. 〈Verfasser unbekannt; übermittelt durch Wilhelm von Humboldt; mit einer Einleitung von Meyer〉 V. Versöhnung der Römer und Sabiner. Gemählde von David. 〈Caroline von Humboldt; mit einer Einleitung von Meyer〉 VI. Der hülflose Blinde. Gemählde von Gerard. 〈Wilhelm von Humboldt〉 VII. Oeser. 〈Meyer〉 VIII. Preisertheilung und Recension der eingegangenen Concurrenzstücke. 〈Meyer〉

734

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

150–152 153–156

157–166 167–168 169–179

〈180〉 〈181〉–〈184〉 〈185〉

〈186〉

IX. Zwey Italiänische Landschaften. von Gmelin. 〈Meyer〉 X. Etwas über Staffage landschaftlicher Darstellungen. Bey Gelegenheit der, im vorigen Artikel, recensirten Kupfer. 〈Meyer und Goethe〉 XI. Die capitolinische Venus. 〈Meyer〉 XII. Preisaufgabe fürs Jahr 1800. 〈Meyer〉 XII. 〈recte: XIII.〉 Einige Scenen aus Mahomet, nach Voltaire, von dem Herausgeber. 〈Goethe〉 〈Inhalt.〉 Lafontaine’s Damenkalender auf 1800. 〈Anzeige der J. G. Cotta’schen Buchhandlung〉 〈Ferdinand Hartmann: Venus führt dem Paris die Helena zu (prämierte Zeichnung zur Preisaufgabe des Jahres 1799), Aquatinta-Radierung von Christian Müller nach einer Zeichnung von Meyer〉. 〈Heinrich Kolbe: Venus führt dem Paris die Helena zu (prämierte Zeichnung zur Preisaufgabe des Jahres 1799), Aquatinta-Radierung von Christian Müller nach einer Zeichnung von Meyer〉. 3. Band. 2. Stück (175 S., 〈2〉 S.)

Erschienen Ende November 1800 (vgl. Goethes Briefe an Carl Ludwig von Knebel vom 26. November 1800 [GB 14 I, Nr 350] und an Gottlieb Hufeland vom 27. November 1800 [ebd., Nr 351]). 1 3–66 67–74 75–96 97–169

169–171

〈Titel〉. I. Mantua im Jahre 1795. 〈Meyer〉 II. Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste. Beschluß. 〈Meyer〉 III. Rafaels Werke im Vatikan. Zweyte Fortsetzung. 〈Meyer〉 IV. Die Preisaufgabe betreffend. 1. Preisertheilung 1800. 〈S. 97–102〉 〈Goethe〉 2. Recension der eingegangenen Stücke. 〈102–145〉 〈Meyer〉 3. An den Herausgeber der Propyläen. 〈146–163〉 〈Schiller〉 4. Die neue Preisaufgabe auf 1801. 〈163–165〉 〈Meyer〉 5. Flüchtige Uebersicht über die Kunst in Deutschland. 〈165–169〉 〈Goethe〉 V. Dramatische Preisaufgabe. 〈Schiller〉

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

172–175 〈176〉 〈177〉

735

VI. Kurzgefaßte Miscellen. 〈Goethe und Meyer〉 Inhalt. 〈Grundriss des Palazzo del Té in Mantua, Kupferstich von Friedrich Wilhelm Facius nach einer Vorlage von unbekannter Hand〉.

736

Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800

Verzeichnis von Briefen und Doku. Dritter im Kommentar und Anhang

737

Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Nikolaus Thourets Urlaubsgesuch und die Bescheinigung durch Herzog Friedrich II. von Württemberg, 24. und 26. Februar 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aloys Hirt, Quittung vom 8. Februar 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Gottlob Voigt an Goethe, 15. März 1798 . . . . . . . . . . . Heinrich Rapp an Goethe, 11. Mai 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Christian Gädicke an Goethe, Auskunft zu Wechselkurs . Johann Christian Gädicke, Kostenvoranschlag zum Druck der „Propyläen“, 9. Dezember 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachtrag zu Johann Christian Gädickes Kostenvoranschlag, 2. Januar 1799 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aktenvermerke Christian Gottlob Voigts, 24. Mai und 23. Juli 1798 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

47 73 145 351 437 571 572 666

738

Verzeichnis von Briefen und Doku. Dritter im Kommentar und Anhang

Verzeichnis von Briefen und Doku. Dritter im Kommentar und Anhang

739

Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“ und „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist; ein der Briefnummer nachgestelltes „K“ verweist auf ein mit abgedrucktes Konzept. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwähnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwähnungen in den Erläuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einführenden Erläuterungen zu den Briefadressaten. Werkund Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwähnte Werke und Personen. Fürstlichkeiten und Könige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z.B. Preußen, Friedrich II. [der Große] von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Päpste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Relativpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwähnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete. Als Plural ist das Pronomen „deren“ zu verstehen, wenn beide Elternteile zu Beginn des Eintrags genannt sind. Einträge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Auf die Herausgeber zurückgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert. Um unnötige oder irreführende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberücksichtigt, ebenso die Übersetzungen fremdsprachiger Briefe. Das Register der Anonyma (darunter auch die Nachweise von Bibelstellen) und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit möglich in originaler Orthographie.

740

Register

Personen und Werke

Abegg, Johann Friedrich (1765–1840), Theologe, 1789 Gymnasiallehrer in Heidelberg tätig, seit 1791 auch Professor der klassischen Philologie an der Universität, 1794 Pfarrer in Boxberg, 1799 in Leimen und 1808 in Heidelberg, 1807 auch Mitglied des Oberkirchenrates, 1819 Professor der Theologie 331; 240 Abraham a Sancta Clara (d. i. Hans Ulrich Megerle) (1644–1709), Kanzelredner, Schriftsteller 212; 477, 482 Judas der Ertz-Schelm 212; 477, 482 Ackermann, Konrad Ernst (1712–1771), Schauspieler, seit 1751 Theaterprinzipal, ab 1764 Prinzipal der Hamburger Theatertruppe, Stiefvater von Friedrich Ludwig Schröder 486 –, Sophie Charlotte, geb. Biereichel, verwitwete Schröder (1714–1792), Schauspielerin und Sängerin, 1734–1744 verheiratet mit Johann Dietrich Schröder, seit 1749 dessen Frau, 1771 nach dem Tod ihres Mannes Prinzipalin der Hamburger Theatertruppe, Mutter von Friedrich Ludwig Schröder 486 Aguilonius, Franciscus (François d’Aguilon) (1567–1617), belgischer Mathematiker und Physiker in Antwerpen 101 Ahlefeld(t), Johann Rudolph (1775–1848), Gutsherr auf Ludwigsburg, Sehestedt und Saxtorff 64; 137 –, C h a r l o t t e Elisabeth Sophie Luise Wilhelmine von, geb. von Seebach (1777–1849), Schriftstellerin, seit

1798 dessen Frau 30, 64; 62, 137 Albrecht, Adolf Ludwig (1736–1799), Kaufmann in Zeitz, Geschäftspartner von Heinrich Rapp 351, 353 Aletophile s. Quériau, François-Guillaume Alexander III. (der Große) (356–323 v. Chr.), seit 336 v. Chr. König von Makedonien 394 Alpi (Albi), Antonio, Schausteller, die von ihm zusammengestellte Menagerie gastierte im Januar 1798 in Weimar 9 Alvensleben, Carl Ludolph von (1746–1813), um 1787 sächsischer Stiftsrat in der Stiftsregierung im Hochstift zu Merseburg, 1807 Präsident des Consistorik und erster Stiftungsrat, auch Domdechant, 1809 Domprobst zu Merseburg 638 Amyot, Jacques (1513–1593), französischer Humanist, Schriftsteller und Übersetzer 416 Les vies des hommes illustres de Plutarque 416 Anhalt-Dessau, L e o p o l d III. Friedrich Franz von (1740–1817), seit 1758 regierender Fürst, seit 1807 Herzog 194 Antinoos (Antinous) (gest. 130), aus Bithynien, Liebling des römischen Kaisers Hadrian 31; 64 Apelles (1. Hälfte–Ende 4. Jh. v. Chr.), griechischer Maler 394 Arens (Ahrens), Johann August (1757–1806), Maler und Architekt des Klassizismus in Hamburg, Reisen durch Frankreich, England und Italien, Berater beim Wiederaufbau des

Personen und Werke

Weimarer Schlosses, 1791 Ernennung zum herzoglichen Baurat in Weimar 191; 429, 680 Argand, Aimé (1750–1803), Schweizer Physiker, Chemiker, Erfinder in Genf 686 Aristophanes (um 445–um 386 v. Chr.), griechischer Dramatiker 37, 361, 387 Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph 101, 361 Aulhorn, Johann Adam (1728–1808), Hoftanzmeister, Schauspieler und Sänger in Weimar 389; 699 Babo, Joseph Marius Franz (seit 1791:) von (1756–1822), Theaterschriftsteller, seit 1774 Sekretär am Mannheimer Theater, 1789 bis 1799 Studiendirektor der Münchner Militärakademie, 1792 bis 1810 Leiter des Hoftheaters in München 605 Die Strelizen 605 Bacon, Francis (1561–1626), englischer Philosoph und Jurist 47, 53; 96, 101, 107 Baehrenstecher (Bärenstecher), Johann Gottlieb (1768–1801), Maler, Zeichner, Kupferstecher 121 Bailey, Nathan (gest. 1742), englischer Philologe und Lexikograph, Herausgeber des „Dictionarium Britannicum“, Wegbereiter Samuel Johnsons 545 A compleat English dictionary, oder vollständiges Englisch-Deutsches Wörterbuch 545 Balz, Johann Friedrich (1760–1798), Buchdrucker in Tübingen 437, 573 Barberini (italienisches Adelsgeschlecht) 31; 66 Bartholomäi, Johann Christian (1708–1778), Bibliothekar in Weimar 643

741

Bartholomai, Johann Christoph, Kantor in Rödigsdorf 308 Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, 1786 Privatdozent, 1787 Professor der Medizin in Jena, 1793 Mitbegründer der Naturforschenden Gesellschaft und ab 1794 auch Direktor des botanischen Gartens in Jena EB 48, EB 75; 383, 408, 466 Synopsis universalis analytica generum plantarum 466 Bauchspieß, Benjamin Heinrich (erwähnt 1798) 308 Beaumont, Francis (1584/85–1616), englischer Dramatiker 687 Have a Wife and Rule a Wife 687 Beck, Heinrich Christian (1760–1803), Schauspieler und Theaterdichter in Mannheim, Theaterdirektor in München und Mannheim, Dramatiker, seit 1779 in Mannheim 223 Beck, Johann Hans Christoph (auch: Hans oder Christoph B.) (1754–1832), Schauspieler, Notenschreiber, von 1793 bis 1800 Schauspieler in Weimar, 1800 Notenschreiber (Hofnotist) in Dresden, 1828 pensioniert 209 Becker (eigentl. von Blumenthal), Johann H e i n r i c h Christian Ludwig (1764–1822), Schauspieler, von 1791 bis 1809 und seit 1818 in Weimar, Wöchner EB 142; 225, 277; 495, 622 –, C h r i s t i a n e L(o)uise Amalie, geb. Neumann (1778–1797), Schauspielerin in Weimar, seit 1793 dessen erste Ehefrau 80, 136, 138, 154, 170, 194, 299; 173f., 297, 301, 325, 335, 380, 436, 499, 647, 685, 706, 715 Becker, Rudolf Zacharias (1752–1822), Schriftsteller und Verlagsbuchhändler, Hauslehrer in Erfurt, von

742

Register

1782 bis 1783 Lehrer am Philanthropinum in Dessau, ab 1784 in Gotha 300 Noth- und Hülfs-Büchlein für Bauersleute 137; 300 Becker (erwähnt 1798), Landwirt in Kiliansroda 81; 177 –, (erwähnt 1798), dessen Vater 177 Bellomo, Joseph (1753/54–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, von 1784 bis 1791 in Weimar, von 1791 bis 1797 in Graz 108, 223, 632, 660 Benda, G e o r g Anton (Jirí Antonín) (1722–1795), aus Böhmen stammender Musiker, Violonist, Komponist und Kapellmeister, von 1750 bis 1779 Hofkapellmeister in Gotha, ab 1780 in Georgenthal bei Gotha, musikalischer Berater der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 98; 198, 223, 225f., 231, 233, 433 Ariadne auf Naxos 433 Pygmalion 98f., 103; 198, 223, 225f., 231, 233 Benkowitz, Karl Friedrich (1764–1807), Schriftsteller, Publizist, 1796 in Breslau, 1804 Kammersekretär in Glogau 591 Ein Gastmahl von mehr als sechs Schüsseln 591 Bentinck, Margaret Cavendish (1714–1785), geb. Harley, Herzogin von Portland, englische Botanikerin 66 Bepler, Johannes (1719–1804), Kaufmann in Nürnberg, Schwiegervater von Paul Wolfgang Merkel 13 Berbisdorf, Adolf August von (1737–1807), um 1786 zweiter sächsischer Stifts- und Konsistorialrat, seit 1787 Stiftsrat im Hochstift Merseburg, auch Domdechant, Konsistorialpräsident zu Merseburg, seit

1803 auch Direktor des Leipziger Konsistoriums 638 Berein (Berrein), Anton (1753–1800), Hofbildhauer in Stuttgart, Mitarbeiter beim Wiederaufbau des Residenzschlosses in Weimar, seit 1790 mit Nikolaus Thourets Schwester Karoline Margarete Christine verheiratet 226; 497 Berg, Caroline Friederike von, geb. von Haeseler (1760–1826), Hofdame, Salonière, seit 1779 verheiratet mit dem Domherrn und Kammerherrn (Graf) Karl Ludwig von Berg, 1801 geschieden, danach in Berlin Vertraute und später erste Biographin der Königin Luise von Preußen, seit 1814/15 Oberhofmeisterin der Herzogin Friederike von Cumberland, Mutter der Gräfin Luise von Voß 144; 313 Berg, Luise von (1780–1865), seit 1800 verheiratet mit Graf August Ernst Friedrich Wilhelm Voß 103–106, 112 Beringer, David (1756–1821), Mechaniker, Instrumentenmacher in Nürnberg 3; 5; 8, 10, 11f., 15, 76 –, Friedrich, Ahlenschmied in Nürnberg, dessen Vater 11 –, Anna, geb. Seyfried (geb. 1729), Ehefrau von Friedrich Beringer, dessen Mutter 11 Bernstein, Johann Gottlob (1747–1835), Mediziner, Barbier und Chirurg in Ilmenau, 1791 am Weimarer Hof, 1796 herzoglicher Hofchirurg und an der chirurgischen Krankenanstalt in Jena, seit 1806 in Halle, seit 1810 Professor in Berlin, seit 1820 wieder in Ilmenau und seit 1822 in Neuwied 188 Bertati, Giovanni (1735–1815), italienischer Dramatiker 166, 627

Personen und Werke

Die Prinzessin von Amalfi (ital. La principessa di Amalfi, Libretto) 627 Il matrimonio per inganno (ital. Libretto) 75; 166 Berthier, Louis Alexandre (1753–1815), Prince de Neuchâtel, Duc de Valangin, Prince de Wagram 137 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Jurist, Schriftsteller, Übersetzer, Verleger und Unternehmer in Weimar, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekretär und Schatullverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Inhaber des 1791 gegründeten Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar EB 29; 189; 56, 71, 182, 373, 425, 451f., 457, 528, 536, 545, 629, 669, 677, 708 Bestelmeier, Georg Hieronymus (1764–1829), Unternehmer, Spielwarenhändler 206 Systematisches Verzeichnis eines Magazins von verschiedenen SpielKunst- und andern nützlichen Sachen 207 Bethmann, Heinrich Levin (Heinrich Eduard) (1773–1857), Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor, 1794 Schauspieler und nach 1815 Regisseur am Nationaltheater in Berlin 202 –, F r i e d e r i k e Auguste Konradine (Christiana Friederika Konradina) s. Unzelmann, F r i e d e r i k e Auguste Konradine Beust, Fräulein von (erwähnt 1798), Hoffräulein in Weimar 30; 62 Bewick, Thomas (1753–1828), englischer Holzschneider und -stecher, Zeichner und Aquarellist 192, 302, 528f., 577 A General History of Quadrupeds 529

743

〈Titelvignetten zu „The Chase“ (William Somerville)〉 528 Bianchi, Antonio (1758–nach 1821), italienischer Sänger (Bassbuffo), 1790 in Aachen und Bonn, 1793 in Berlin, 1798 mit der Krügerschen Truppe in Thüringen, 1804 Theaterdirektor in Trier und 1810 in Bern A 17; 123, 332, 377; 275–277, 659–661, 662f. Bierlich, Johann Ernst Christian (1772–1813), Steuereinnehmer in Oberroßla 248 Blake, William (1757–1827), englischer Maler, Kupferstecher und Dichter 63f. Fertilization of Egypt (Kupferstich nach Johann Heinrich Füßli) 63 Tornado (Kupferstich nach Johann Heinrich Füßli) 64 Blaufuß, Johann Valentin (1769–1850), Feldmesser, Topograph, Bauinspektor, seit 1803 Wegebauinspektor in Weimar 180 Blumenbach, Johann Friedrich (1752–1840), Naturforscher, Mediziner, seit 1776 Professor in Göttingen 677 Blumenfeld, Madame (erwähnt 1797), Schauspielerin, Gastrolle 1797 in Weimar 384; 687 Blumenthal, von s. Becker, Johann H e i n r i c h Christian Ludwig Böckmann, Johann Lorenz (1741–1802), Theologe, Pädagoge, Meteorologe, seit 1764 Professor für Mathematik und Physik an der Fürstenschule in Karlsruhe, seit 1774 Kirchenrat EB 4 Bode, Johann Elert (1747–1826), Astronom, seit 1772 in Berlin, von 1787 bis 1825 Direktor der Sternwarte 11f. Bodenhausen, Hanns Friedrich Ferdinand von (1768–1837), um 1793

744

Register

sächsischer Kammerrat im StiftMerseburgischen Kammerkollegium, auch Domherr zu Merseburg 635 Bohl, Johanne Susanne, geb. Eberhard(t) (1738–1806), Dichterin in Lobeda bei Jena, Mitarbeiterin am „Teutschen Merkur“, Tochter des Instrumentenmachers und Kastenvorstehers Bartel Eberhard(t) in Lobeda, Frau von Johann Justin Bohl 551 Böhmer, Auguste (1785–1800), Tochter von Johann Franz Wilhelm und Karoline B. 310, 313 Boie, Heinrich Christian (1744–1806), Jurist, königlich dänischer Justizrat, Schriftsteller und Lyriker, 1776 Stabssekretär in Hannover, seit 1781 als Landvogt von Süderdithmarschen in Meldorf in dänischen Diensten, 1772 Mitgründer des Göttinger Hains, von 1770 bis 1774 Herausgeber des Göttinger „Musen Almanachs“, von 1776 bis 1788 des „Deutschen Museums“ 37; 79 Bolt, Johann Friedrich (1769–1836), Zeichner und Kupferstecher in Berlin 214 Bondini, Pasquale (1731–1789), Schauspieler und Sänger, von 1777 bis 1789 Prinzipal einer Schauspieltruppe mit Auftritten in Leipzig, Dresden und Prag, gleichzeitig Leiter der italienischen Oper in Prag 208 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Archäologe, Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialdirektor und Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten in Weimar, 1804 Studiendirektor des Pageninstituts in Dresden, 1814 Oberinspektor der Dresdner Altertumsmuseen und Stu-

diendirektor der Ritterakademie 198, 198K, 199, 199K, EB 45; 17f., 26, 29, 33, 39, 59f., 80, 99, 103, 118, 177, 253, 262, 308, 312, 352; 27, 32, 33, 35, 52–54, 59, 60–62, 67, 72–74, 81, 85, 91f., 124f., 142, 156–158, 173–175, 214, 216, 218, 226, 233, 237, 250, 264, 283, 315, 349f., 356, 369, 379, 394, 422, 433, 440, 455, 475, 483, 485–487, 491, 495, 504–508, 517f., 528, 546, 564f., 584, 605, 615, 617, 669, 686, 690, 693f., 704 Entwickelung des Ifflandischen Spiels 226 Nachrichten von dem Weimarischen Hof-Theater 356, 440, 504f., 686, 690 Iffland in Weimar 226 Und wie wird alles dieß in Paris aufgehoben seyn? 54, 85 Boufflers, Catherine Stanislas Jean de (1738–1815), französischer Offizier, früherer Mitarbeiter der „Encyclopédie“, ehemaliger Gouverneur von Senegal, Vertreter der Nationalversammlung, Schriftsteller 265; 591 Discours sur la Littérature 265; 591 Bouterwek, Friedrich (1766–1828), Philosoph und Schriftsteller, 1791 Privatdozent, seit 1797 Professor in Göttingen 15f.; 25f., 29 Abriß akademischer Vorlesungen über die Philosophie der Schreibart in deutscher Prose 29 Aesthetik 29 Bouterwek’s Abrisse seiner philosophischen Vorlesungen zum Gebrauch seiner Zuhörer 29 Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts 29 Grundriß akademischer Vorlesungen über die Aesthetik 15f.; 25f., 28f.

Personen und Werke

Bouwinghausen von Wallmerode, Franz Maximilian Friedrich von (1753–1814), Militär, Veterinär 498 Boydell, John (1719–1804), britischer Kupferstecher und Verleger 281 Shakespeare-Gallery 281 Boyle, Robert (1627–1691), britischer Physiker und Chemiker 46f.; 85, 96, 101 Experimenta et considerationes de coloribus 46; 86, 96 Brachmann, Caroline Marie L ( o ) u i s e (1777–1822), Lyrikerin, Schriftstellerin 40; 86, 620 〈Gedichte〉 40; 86 Die Kapelle im Walde 40; 86 Verse 620 Brandis, Dietrich Joachim (1762–1846), Mediziner und Naturforscher in Göttingen und Holzminden, seit 1803 Professor in Kiel, 1809/10 königlicher Leibarzt und Staatsrat in Kopenhagen 63, 67 Zoonomie oder Gesetze des organischen Lebens (Darwin-Übersetzung) 63, 67 Bretzner, Christoph Friedrich (1748–1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig 165 Die Pastete (Posse) 165 Brinckmann (Brinkman), Carl Gustav von (1764–1847), schwedischer Diplomat, deutschsprachiger Schriftsteller, 1792 Legationssekretär in Berlin und 1799 in Paris, 1801 wieder in Berlin, 1803 als Geschäftsträger, 1807 Gesandter am preußischen Hof in Memel und Königsberg, von 1808 bis 1810 Gesandter in London, seit 1810 in Stockholm lebend EB 17; 52, 55, 100, 170; 72, 75, 102–105, 110, 112, 115, 117, 227f., 380 〈Epigramme〉 103

745

An Alexander v. H〈umboldt〉 bey Uebersendung seines Lukrez 103 Brockmann, Johann Franz Hieronymus (1745–1812), Schauspieler und Schriftsteller, 1771 in Hamburg, 1778 in Wien, zeitweise Leiter des Burgtheaters 434 Der Jude (Cumberland-Bühnenbearbeitung) 434, 509, 542 Brömel, Wilhelm Heinrich (1754–1808), Schriftsteller, Kriegsrat in Berlin 165 Wie machen sies in der Comödie? (Lustspiel) 165 Brossard, Jeanette (geb. um 1750–nach 1803), 1775 in Epernay in der Champagne, Freundin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Mutter eines gemeinsamen Kindes EB 1; 452f. Brück’l (Brückl), Friedrich (1756–nach 1814), Schauspieler in Leipzig, Dresden, Frankfurt a. M., Wien, von 1795 bis 1796 in Riga, von 1798 bis 1814 in Prag, seit 1814 in St. Petersburg 74; 207, 208, 209, 214 –, Henriette, Schauspielerin, dessen Frau 208f. –, deren Töchter 208f. Brühl, Heinrich Ludwig Graf von (1768–1833), um 1793 sächsischer Kammerrat im Stift-Merseburgischen Kammerkollegium 635 Brun, Sophie Christiane Friederike, geb. Münter (1765–1835), Schriftstellerin, seit 1783 verheiratet mit dem dänischen Kaufmann und Konsul Constantin Brun in Kopenhagen 202 Brunck, Richard Franz (François) Philipp (1729–1803), Philologe in Straßburg 236 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734–1798), Naturforscher, Pharmazeut, Arzt in Weimar, seit 1773

746

Register

Besitzer der Hofapotheke, 1777 Hofmedikus und Amtsphysikus, 1782 Bergrat, 1763 bis 1774 Ehemann von Johanna Maria Buchholz 124; 339, 341; 342–344, 399 Bürde, Samuel Gottlieb (1753–1831), Schriftsteller, Übersetzer, Beamter, 1778 Sekretär des Grafen Christian von Haugwitz, 1781 Kammerbeamter in Breslau, 1795 Geheimer Sekretär im schlesischen Finanzministerium, 1806 Kammer- und Kanzleidirektor 201; 450 Die Ueberraschung (Verserzählung) 450 Genuß des Vergangnen (Gedicht) 450 Burgdorf(f), Louis (d. i. F r i e d r i c h Ludwig von Wedel/Wedell) (1773/76–1841), um 1798 Schauspieler, vorher preußischer Offizier 353, 384; 471, 682–684, 687f., 707, 714–717 –, M i n n a Charlotte (geb. 1780), Schauspielerin, von 1798 bis 1799 in Weimar, angeblich verheiratet mit Louis Burgdorf(f) EB 117; A 45; 277, 384, 393; 471, 621f., 648, 671, 682–684, 687f., 705–707, 714–717 Burghardt, Carl Friedrich Wilhelm (1737–1804), Bürgermeister in Ilmenau, Vater von Johanna Eisabeth verheiratete Voigt 121, 273 Burkhardt (Burckhardt), G e o r g Gottfried Theodor (1756–1819), 1783 Regierungsregistrator, 1792 Hofmarschallamtsregistrator, 1794 Hofmarschallamtssekretär, auch Theatersekretär, zuletzt Hofsekretär 424, 694f. Bury, Johann F r i e d r i c h (1763–1823), Historien- und Porträtmaler, Kopist, von 1782 bis 1799 zeitweise in Rom, Neapel und

Oberitalien, dann in Weimar, später in Berlin, Hanau und Kassel EB 26; 325f., 411; 375 〈Zeichnungen nach Carracci〉 411 Johann Wolfgang von Goethe (Zeichnung) 375 Joseph erzählt seinen Brüdern seinen Traum (Zeichnung nach Raffael) 326 Büttner, Carl Johann Georg (1745–1826), Hofadvokat, 1776 Amtsadjunkt beim Amt Roßla, 1788 Amtmann, 1810 Justizrat, Justizamtmann in Niederroßla 142; 309 Büttner, Christian Wilhelm (1716–1801), Natur- und Sprachforscher, von 1758 bis 1782 Professor in Göttingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena 84, 290, 378; 74, 187f., 665f., 713 〈Katalog seiner Bibliothek〉 84, 378; 185, 187, 258, 273, 665f. Campe, Joachim Heinrich (1746–1818), Theologe, Schriftsteller, Sprachforscher, Pädagoge und Verleger, Erzieher Wilhelm von Humboldts, 1776/77 Mitbegründer des Dessauer Philanthropinums, danach Hauslehrer in Hamburg, seit 1787 Kanonikus des Cyriacus-Stiftes und Verleger in Braunschweig 61; 128f., 181 Briefe aus Paris zur Zeit der Revolution geschrieben 129 Kleine Kinderbibliothek 181 Camper, Pieter (Petrus) (1722–1789), holländischer Arzt und Anatom, Professor der Medizin in Franeker, Amsterdam, Groningen, seit 1773 Privatgelehrter (Gut Klein-Lankum) 578f. Canova, Antonio (1757–1822), seit 1816 Marchese d’Ischia, italienischer Bildhauer 49

Personen und Werke

Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 411; 529f. Castel, Louis Bertrand (1688–1757), französischer Jesuit, Mathematiker und Physiker 45; 39, 95 L’Optique des Couleurs 39, 59 Catel, Franz Ludwig (1778–1856), Maler und Stecher, in Berlin, 1807 in Paris und seit 1811 vorwiegend in Rom, 1801 mit seinem Bruder Ludwig Gründer einer Fabrik für Stuckarbeiten 214 〈Herrmann und Dorothea〉 (Kupferstiche) 214 Catel, Peter Friedrich (1747–1791), Unternehmer, Spielwarenhändler 206 Mathematisches und physikalisches Kunst-Cabinet (Spielwarenkatalog) 206 Cavendish, Elizabeth Christiana, Duchess of Devonshire, geb. Hervey (1759–1824), englische Schriftstellerin, Herausgeberin, Tochter von Frederick Hervey, (seit 1779:) Earl of Bristol, seit 1776 verheiratet mit John Thomas Foster, seit 1781 von ihm getrennt lebend und 1796 verwitwet, seit 1809 zweite Ehefrau von William C., 5. Duke of Devonshire, 1811 verwitwet, danach in Rom lebend, Mutter von Augustus John Foster 31; 66 Cellini, Benvenuto (1500–1571), italienischer Goldschmied, Bildhauer und Medailleur 96; 79, 130, 132, 166, 171, 222, 283 Vita di Benvenuto Cellini 38; 79, 130, 222 Chapron, Nicolas (1612–1653), französischer Maler und Stecher 173 Sacrae Historiae Acta a Raphaele Urbin (Kupferstiche nach Raffael) 80; 173

747

Charpentier, Johann Friedrich Wilhelm (1738–1805), Geologe und kursächsischer Beamte, 1766–1784 Professor an der Bergakademie in Freiberg, 1773 Bergkommissionsrat, 1784 Adelsbrief, 1785 Bergrat, 1800 Vizeberghauptmann, 1802 Berghauptmann 597 Christiani, Heinrich Dietrich (um 1720–1804), fürstlich sächsischer Kellereiverwalter 494 Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.), römischer Staatsmann, Rhetor und Schriftsteller 327 Cimarosa, Domenico (1749–1801), italienischer Komponist 37, 75; 27, 60, 78, 140, 166, 673 La trame deluse 65; 140 Il marito disparato 15, 37, 75; 27, 60, 78, 166 Il matrimonio segreto 75; 166 Theatralische Abentheuer 379; 673 Clemens (vorher: Goldschmidt), Alois (1793–1863), Mediziner, Fachschriftsteller, seit 1816 Arzt in Frankfurt a. M. 67 Clérisseau, Charles-Louis (1721–1820), französischer Zeichner, Maler und Architekt 191; 429 Clermont-Lodève de Sainte-Croix, Guillaume Emmanuel Joseph Guilhem de s. Guilhem de ClermontLodève de Sainte-Croix Constant de Rebecque, Henri Benjamin (1767–1830), französischer Schriftsteller, Philosoph und Politiker schweizerischer Herkunft, 1788 braunschweigischer Kammerherr, 1795 Publizist und von 1799 bis 1802 Mitglied des Tribunats in Paris, von 1803 bis 1804 Reisebegleiter der Madame de Staël, später u.a. in Coppet und Göttingen, 1815 Staatsrat in Paris, Emigration nach England, 1817 Rückkehr nach Frankreich,

748

Register

1819 Abgeordneter und 1830 Präsident des Staatsrates 124 Conz, Karl Philipp (1762–1827), Philologe, Schriftsteller, 1790 Prediger an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, 1793 Diakon in Vaihingen an der Enz und 1798 in Ludwigsburg, 1804 Professor in Tübingen 201; 450 〈Gedichte〉 Liebeszuruf 450 An die Muse 450 Cook, James (1728–1779), englischer Kapitän, Weltumsegler und Forschungsreisender 235; 522 Voyage Autour Du Monde 522 Voyage to the Pacific Ocean 522 Cordemann, Friedrich (1769–1808), Schauspieler, ab 1798 in Weimar 146, 193, 227, 298, 379, 387; 175, 315f., 433f., 500, 673, 691 Cotta, Johann Friedrich (seit 1817: Cotta von Cottendorf) (1764–1832), Verlagsbuchhändler, Politiker und Unternehmer, seit 1787 Inhaber der J. G. Cotta’schen Verlagsbuchhandlung in Tübingen, 1810 in Stuttgart 1, 10, 99, 99K, 135, 135K1, 135K2, 145, 145K, 154, 154K, 161, 161K, 170, 170K, 174, 174K, 181, 181K, 189, 193, 193K, 197, 201, 205, 205K, 228, 228K, 231, 231K, 236, 236K; EB 118 (Auftragsbrief), EB 123 (Auftragsbrief); 3, 15, 28, 100, 104, 108, 114, 117f., 161, 163, 176, 181, 197, 211, 222, 230f., 237, 252, 258, 302, 308, 319, 351, 353–355; 3–6, 16f., 21, 27, 32f., 58, 85, 89f., 129f., 200, 215f., 226f., 235, 241–243, 252, 255, 260–262, 264, 266, 269, 278f., 283, 300–302, 332, 336, 353, 357f., 371–373, 376, 384, 389f., 392, 395–397, 406f., 415, 418f., 422, 431, 436–438, 443f., 446–449, 452–456, 462–464, 470f., 473f.,

477, 483f., 490, 496–499, 503, 509–511, 514, 516–518, 527f., 531, 538, 552, 556, 562–565, 569–576, 583f., 586, 591f. –, Ernestine Philippine W i l h e l m i n e , geb. Haas (1769–1821), seit 1791 dessen erste Ehefrau 3, 179, 208, 297; 5, 397, 464 –, Johann G e o r g (1796–1863), deren Sohn 3, 179, 208, 297; 5, 397, 464 –, Wilhelmine (1791–1796), deren Tochter 5 Crahmer, Dorothea Elisabetha s. Lehne, Dorothea Elisabetha Crayen, August Wilhelm (Auguste Guillaume) (seit 1788:) von (1751–1803), Bankier und preußischer Kammerrat in Leipzig 343 Cronrath (Kronrath), Johann Wilhelm (um 1750–1819?), seit 1798 Hofebenist und Schlossvogt in Weimar, zuvor Mitarbeiter in der Tischlerei David Roentgens in Neuwied am Rhein 190, 381f., 398; 427f., 533, 552, 678f., 720 Cumberland, Richard (1732–1811), englischer Schriftsteller und Dramatiker 434, 509, 542 Der Jude (Drama) 434, 509, 542 Dalayrac (d’Alayrac), N i c o l a s Marie (1753–1809), französischer Komponist 707 Die beyden Savoyarden 707 Dalberg, Wolfgang Heribert Tobias Otto Maria Johann Nepomuk von (1750–1806), pfälzischer und badischer Beamter, Dramatiker und Übersetzer, kurpfälzischer Geheimer Rat, Präsident des Oberappellationsgerichts in Mannheim, von 1778 bis 1803 Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, 1803 Staatsminister und Obersthofmeister in Karlsruhe 198

Personen und Werke

Die eheliche Probe 198, 231 –, Johann F r i e d r i c h H u g o Nepomuk Eckenbrecht von (1760–1812), Komponist, Musikschriftsteller, Domkapitular in Trier, Worms und Speyer sowie kurtrierischer Geheimer Rat, dessen Bruder 411 Dalton, Jane (1742–1817), englische Botanikerin, Gartengestalterin und Übersetzerin, Besitzerin des Landsitzes Albury bei Guildford in der Grafschaft Surrey, Cousine und Mündel von Daniel Malthus, dem Vater des Ökonomen Thomas Robert Malthus 237 Damer, Anne Seymour (1748–1828), englische Bildhauerin 31; 65 〈Büste von Elizabeth Foster, Duchess of Devonshire〉 31; 65 〈Büste von Elizabeth Lamb, Viscountess Melbourne〉 31; 65 Dannecker, Johann Heinrich (seit 1808:) von (1758–1841), Bildhauer in Stuttgart, 1780 Hofbildhauer, von 1790 bis 1794 Professor an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, 1823 Inspektor der Galerie und von 1829 bis 1838 Direktor der Kunstschule 16, 188; 21, 56, 93, 161, 176; 42–45, 47f., 49f., 51f., 118, 211f., 281, 351–353, 391, 488–490, 657 〈Skulpturen〉 〈Ariadne auf dem Panther〉 50 〈Büste von Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach〉 (Plan) 51, 212 〈Büste von Carl Erzherzog von Österreich〉 24, 221; 50, 488 〈Büste von Friederike Sophie Dorothea Herzogin von Württemberg〉 211f. 〈Büste von Friedrich Eugen Herzog von Württemberg〉 51 〈Büste von Friedrich Schiller〉 49

749

〈Büste von Johann Wolfgang von Goethe〉 (Plan) 50 〈Zeichnungen〉 〈Andromaches Klage am Leichnam Hektors〉 161, 176, 221f.; 353, 391, 488f., –, H e i n r i k e Charlotte, geb. Rapp (1773–1823), Schwester von Heinrich (von) Rapp, seit 1790 dessen Frau 25, 222; 43, 49, 52, 489 –, Johann Georg (gest. 1786), württembergischer Stallknecht, Vorreiter in Stuttgart, dessen Vater 49 –, Anna Catharina, geb. Schempp, dessen Mutter 49 Danton, Georges Jacques (1759–1794), französischer Politiker, 1792 Justizminister, Abgeordneter des Nationalkonvents, 1793 Mitglied des Wohlfahrtsausschusses 128f., 665 Da Ponte, Lorenzo (bis 1763:) Emanuele Conegliano (1749–1838), italienischer Theaterschriftsteller, Librettist, 1781 in Wien, 1792 in London, 1805 in den USA, ab 1819 in New York 166 Così fan tutte (Libretto) 75; 166 Darwin, Erasmus (1731–1802), englischer Mediziner, Naturforscher und Schriftsteller 30, 32; 62–67, 106, 282 The Botanic Garden 30, 32; 62–67, 106, 282 Zoonomia or the Laws of organic Life 32; 63, 67 –, Robert Waring (1766–1848), englischer Mediziner und Botaniker, dessen Sohn 65 –, Susannah, geb. Wedgwood (1765–1817), seit 1796 Frau von Robert Waring Darwin 65 Delannoy, François-Jacques (1755–1835), französischer Architekt 628

750

Register

Delaval, Edward Hussey (1729–1814), englischer Chemiker 101 Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper 101 Delisle de Sales (eigentl. Jean Baptiste Claude Idoard/Isoard/Izouard) (um 1741–1816), französischer Philosoph 547 Histoire des Hommes, ou Histoire nouvelle de tous les peuples du Monde 547 Histoire du monde primitif, ou des Atlantes 245; 547 Delph, Helene Dorothea (1728–1808), Geschäftsinhaberin in Heidelberg, Freundin der Familien Goethe und Schönemann in Frankfurt a. M. EB 72, EB 78, EB 92; 339; 342–344, 398, 400 Descartes, René (Renatus Cartesius) (1596–1650), französischer Philosoph und Mathematiker 40 Destouches, Philippe Néricault (1680–1754), französischer Lustspielautor 115 Diderot, Denis (1713–1784), französischer Philosoph, Schriftsteller und Enzyklopädist 223, 252, 308; 223, 415, 493, 503 Essais sur la peinture 223; 415, 493, 503 Le Père de Famille 98; 223 Dieterich (Dietrich), Johann Christian (1722–1800), Verlagsbuchhändler in Göttingen 29, 533, 580 Doell, Friedrich Wilhelm (Eugen) (1750–1816), Bildhauer in Gotha, von 1773 bis 1782 in Rom, Professor und seit 1787 Inspektor der Kunstsammlungen 301, 436, 720 〈Euphrosyne-Denkmal〉 194; 301 Dolomieu, Dieudonné Sylvain Guy Tancrède (gen. Déodat de Gratet de Dolomieu) (1750–1801), französi-

scher Geologe, Mineraloge, Vulkanologe und Forschungsreisender, 1801 Professor der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte in Paris 112, 169; 250, 379 Domenichino (eigentl. Domenico Zampieri) (1581–1641), italienischer Maler des Barock 73 Kleine Landschaft mit Cephalus (ihm zugeschrieben) 34; 73 Döring, Johann Michael Heinrich (1789–1862), Schriftsteller, Biograph und Übersetzer, seit 1814 in Jena, 1817 zeitweise Redakteur in Weimar 155 Drelincourt, Charles (1633–1697), französischer Arzt und Professor der Anatomie in Leiden 223; 492f. Homericus Achilles (auch: Index Homericus) 223; 492f. Du Manoir (Dumanoir), Jean-Louis Le Chanoine (?) Comte (1743–1805), französischer Militär, 1770 Kapitän, 1772 Major, 1788 Oberst und 1791 Brigadegeneral (Maréchal de camp), 1796 Emigrant in Weimar 591 Duhen, Jacques Joseph (1748–1840), französischer Maler, um 1796 bis 1800 Emigrant in Weimar, Lehrer am Freien Zeicheninstitut, um 1802 Rückkehr nach Frankreich, 1804 und 1810 in Paris EB 81*; 125 〈Aquarelle zur Entwicklung des Wolfsmilchspinners〉 125 Duphot, Mathurin Léonard (1769–1797), französischer General, Militärattaché 137f. Duttenhofer, Christian Friedrich Traugott (1778–1846), Kupferstecher, u.a. 1805 in Rom, dann in Paris, seit 1809 Professor an der Kunstschule in Stuttgart 301 〈Euphrosyne-Denkmal〉 (Kupferstich) 301

Personen und Werke

Duvau, Louis A u g u s t e (1771–1831), französischer Botaniker und Zoologe, Übersetzer und Biograph, von 1795 bis 1801 als Emigrant in Weimar, Lehrer für Französisch und Latein am Erziehungsinstitut in Belvedere, 1802 Rückkehr nach Frankreich, 1813 Generalsekretär der königlichen Gebäudeintendanz, später bei der Departementsverwaltung 357 Dyk, Johann Gottfried (1750–1813), Verlagsbuchhändler in Leipzig, Schriftsteller und Übersetzer 115 Der poetische Landjunker (Destouches-Bühnenbearbeitung) 115 Eberwein, Alexander Bartholomäus (1751–1811), seit 1772 Leiter der Stadtmusik in Weimar, seit 1790 Hofmusiker 389; 700 Eckermann, Johann Peter (1792–1854), Schriftsteller, Privatgelehrter, von 1808 bis 1810 Amtsschreiber in Winsen an der Luhe, von 1813 bis 1814 Teilnehmer an den Befreiungskriegen, 1815 Malstudien in Hannover, 1821 bis 1822 Jurastudent in Göttingen, 1822 Schriftsteller in Empelde bei Hannover, 1823 bis 1832 Goethes Mitarbeiter und Vertrauter in Weimar, 1830 Begleiter August von Goethes nach Italien, seit 1824 auch Sprachlehrer britischer Bildungsreisender, später Lehrer des Erbprinzen Karl Alexander, 1837 Bibliothekar und 1843 Hofrat in Weimar, von 1844 bis 1846 in Hannover lebend 22, 347 Egloffstein, Wolfgang G o t t l o b Christoph von und zu (1766–1815), 1787 Regierungsrat, 1794 auch Kammerherr und Hofrat in Weimar, 1802 Hofmarschall, 1813 Oberkammerherr A 3; 62, 631f.

751

–, Caroline Auguste Sophie Wilhelmine von und zu geb. von und zu Aufseß (1768–1828), Tochter des Leutnants und Kammerjunkers Christoph Siegfried Heinrich von Aufseß in Aufseß und Stieftochter des später in Weimar lebenden ansbach-bayreuthischen Kammerherrn und Majors Karl August Willibald von Tettau, seit 1787 dessen Frau 30; 62, 631 –, Friedrich G o t t f r i e d Ernst von und zu (1769–1848), sachsen-weimarischer Beamter und Militär, dessen Bruder 631 –, A u g u s t Christoph Karl Friedrich Albrecht Ferdinand von und zu (1771–1834), sachsen-weimarischer Militär und Beamter, dessen Bruder 631 –, Johanna Sophie von und zu, geb. von Thüna (1742–1807), dessen Mutter 631 –, Karl Ludwig Ernst Franz von und zu (1734–1773), kurbrandenburgischer Hauptmann, seit 1758 verheiratet mit Johanna Sophie von und zu Egloffstein, dessen Vater 631 Eichstädt, Heinrich Carl Abraham (1772–1848), Philologe, 1795 Professor in Leipzig, 1797 Professor der klassischen Philologie in Jena, 1804 auch Oberbibliothekar, von 1804 bis 1840 Herausgeber der „Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung“ 430 Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer in Weimar, seit 1776 Kammerherr der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach, 1802 Geheimer Rat und Oberhofmeister derselben sowie seit 1807 der Herzogin Louise, von 1817 bis 1824 erster Präsident des Oberappellationsgerichts

752

Register

in Jena 33, 39; 27, 58, 68, 78, 84f., 166, 172 Die bestrafte Eifersucht (CimarosaÜbersetzung) 15, 37, 75; 27, 78, 166 Die Geisterinsel (Gotter-Bühnenbearbeitung) 28, 55; 58, 155f. Die Feste der Arramanden 33, 39; 68, 84f. Emanuel Samuel (1766–1842) nach 1813: Emanuel Osmund, jüdischer Bankier, Kaufmann in Bayreuth, Freund Jean Pauls 626f. Ende, Carl Bernhard von (1751–1807), seit 1767 sächsischer Kammerrat im Stift-Merseburgischen Kammerkollegium, 1798 Assessor des kurfürstlich-sächsischen Oberhofgerichts zu Leipzig, auch Kanonikus zu Zeitz 635 Erlach, Karl Ludwig von (1746–1798), Oberbefehlshaber der bernischen Truppen, franzo·sischer Marschall 158 Ernst, Ludwig Emanuel (1756–1826), Hofsekretär in Dresden, Unterkunft von August Wilhelm Schlegel während seines Dresden-Aufenthaltes 1798 310 Ernulfus von Rochester (Ernulfus Roffensis) (1040–1124), Bischof 100; 228 Eschenmayer, Adolf (Adam) Karl August (seit 1820:) von (1768–1852), Mediziner, Philosoph, 1797 Arzt in Kirchheim und 1800 in Sulz, seit 1811 Professor in Tübingen 336 Versuch die Gesetze magnetischer Erscheinungen aus Sätzen der Naturmetaphysik mithin a priori zu entwickeln 154; 336 Escher vom Glas, Johannes (1754–1819), Handelsherr, Freihauptmann und Ratsherr in Zürich,

Besitzer einer Kunst- und Naturaliensammlung 138, 234, 307; 302, 518 –, Johann Caspar (1775–1859), Schweizer Architekt, Baumwollund Maschinenfabrikant in Zürich, dessen Sohn 138; 264, 302, 518 Escher (Escher von der Linth), Hans Conrad (1767–1823), Schweizer Politiker, Ingenieur und Geologe 118; 264f. Rede vor dem Helvetischen Rat, gehalten am 3. Mai 1798 118; 264f. Etzdorf von (erwähnt 1798), Forstmeister 412 Euripides (485/84 oder 480–406 v. Chr.), griechischer Dramatiker 180 Die Phönikerinnen 180 Hekabe 180 Iphigenie in Aulis 180 Eybenberg, Caroline Esperance M a r i a n n e von, geb. Meyer (1770 oder 1775/76–1812), Salonière in Berlin und Wien, Tochter von A(a)ron Moses und Rösel Meyer in Berlin, seit 1797 heimlich verheiratet mit Prinz Heinrich XIV. von ReußGreiz, 1799 verwitwet, führte seitdem den Namen von E. und lebte vorwiegend in Wien, Schwester von Sophie von Grotthuß EB 7, EB 110; 144, 324, 338; 311–313, 335, 339, 368, 412–414 Eylenstein (Eilenstein), Johann Friedrich Adam (1757–1830), Hofmusiker und Hofschauspieler in Weimar, auch Stadtorganist und seit 1797 Korrepetitor 245, 379; 549, 672f. Eysert (Eisert), A d o l f Friedrich Gottlieb (Theophil) (1772–1839), Theologe, um 1797 Hauslehrer August von Goethes und 1803 Ernst und Karl von Schillers, um 1816 Pfarrer in Großkromsdorf und 1822 in Teut-

Personen und Werke

leben bei Buttstädt, Sohn des Verwalters Christian Gottlieb E. in Großkochberg 82, 313; 181, 602 Fabri, Stephan (István) (1751–1817), ungarischer Pädagoge, Gymnasialprofessor der Philosophie und Statistik in Preßburg (Bratislava), seit 1785 Rektor 340f. Fabroni, Angelo (1732–1803), italienischer Philologe, Biograph 173, 242 Dissertazione sulle statue appartenenti alla favola di Niobe 79; 173, 242 Facius, Friedrich Wilhelm (1764–1843), Medailleur, Graveur, Stein- und Stempelschneider, seit 1788 in Weimar, 1823 Professor an der Freien Zeichenschule und seit 1829 Hofmedailleur in Weimar EB 84; 130, 137, 174, 205; 267, 290f., 299f., 389, 461–464 〈Entwurf des Deckblatts für die „Propyläen“〉 137, 206; 267, 290f., 299f., 389, 461f., Fahrenkrüger, Johann Anton (1759–1816), Lehrer und Schriftsteller in Jena und Hamburg 545 Falbe, Gotthilf Samuel (1768–1849), klassischer Philologe und Gymnasialdirektor, Leiter des Collegium Groeningianum in Stargard in Pommern 361 De Margite Homerico 361 Falk, Johann(es) Daniel (1768–1826), Schriftsteller und Pädagoge, seit 1797 in Weimar 53, 53K; 153–155, 156 Amphitryon (Lustspiel) 155 Das Gedicht, oder die junge Schweizerinn (Lustspiel) 155 Der Jahrmarkt zu Plundersweilern. Parodie des Göthischen 154 Die Prinzessin mit dem Schweinerüssel (Lustspiel) 154

753

Göthe aus näherm persönlichen Umgang dargestellt 155 Othas (Lustspiel) (Falk zugeschriebenes Stück) 71; 155 Prometheus. Ein dramatisches Gedicht 155 Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire 154 –, Elisabeth Charlotte K a r o l i n e , geb. Rosenfeld (1780–1841), Tochter des Akziseeinnehmers Karl August Rosenfeld in Halle, seit 1797 dessen Frau 154, 156 –, Eugenie (1807–1813), deren Tochter, Patenkind Goethes 155 –, Johann Daniel (1737–1808), Perükkenmacher und Armenvorsteher der reformierten Gemeinde in Danzig, dessen Vater 153 –, Constantia, geb. Chaillou(x) (1738–1826), dessen Mutter 153 –, David Wilhelm (gest. 1848), Kaufmann, dessen Bruder 154 Fantin-Desodoards, Antoine Etienne (1738–1820), Historiker 668 Histoire philosophique de la revolution de France 668 Fassmann, David (1685–1744), Historiograph, Publizist, Schriftsteller 129 Gespräche in dem Reiche derer Todten (Hrsg.) 129 Fèa, C a r l o Domenico Francesco Ignacio (1753–1834/36), italienischer Altertumsforscher 173 Feder, Johann Georg Heinrich (1740–1821), Philosoph, Bibliothekar 29 Federici, Camillo (eigentl. Giovanni Battista Viassolo) (1749–1802), italienischer Schriftsteller 334; 434, 500, 542, 548 Il matrimonio in maschera ossia La maschera 245; 434, 542, 548 La bugia vive poco 334; 275f., 500

754

Register

Fernow, Carl Ludwig (1763–1808), Kunstschriftsteller, 1794 bis 1803 in Italien, davon 1794 bis 1797 in Rom, 1803 Professor der Ästhetik in Jena, von 1804 bis 1807 Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar 54 Ueber die Kunstplünderungen in Italien und Rom 54 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), Philosoph, seit 1794 Professor in Jena, 1799 vorwiegend in Berlin, 1805 Professor in Erlangen, 1806 in Königsberg, 1807 in Berlin, 1810 Professor, 1811/12 Rektor der Universität 107, 201, 331; 18, 240, 286, 321, 347, 359, 379, 450, 610–612 Appellation an das Publikum 611 Appellation an das Publikum 611 Grundlage des Naturrechts 107; 240, 290, 379 Ueber den Grund unseres Glaubens an eine göttliche WeltRegierung 611 Fiorillo, Johann Dominik (1748–1821), Maler, Kunsthistoriker, von 1769 bis 1781 Hofmaler in Braunschweig, dann Privatgelehrter in Göttingen, 1785 Aufseher über die Kupferstichsammlung der Universität, 1799 Professor 263; 130, 304, 314, 587f. Geschichte der zeichnenden Künste 145; 130, 304, 314, 587 Fischer, Johann Friedrich (erwähnt 1798– 1801), Landwirt in Oberweimar, 1798 Pächter von Goethes Gut in Oberroßla 68, 90, 95, 110f., 119f., 140–142, 151, 326; 145, 148, 151, 177, 189, 195, 204, 220, 248, 268, 272, 306f., 309f., 323, 329, 345 –, Johanna Christiana Maria (erwähnt 1798–1801), dessen Frau 68, 140f.; 148, 306f., 310

Fischer, Johann G o t t h e l f (seit 1822:) F. von Waldheim (1771–1853), Naturforscher, Zoologe, Paläontologe, 1798 Professor an der Zentralschule in Mainz, auch Bibliothekar, 1804 Professor und Direktor des naturhistorischen Museums der Universität in Moskau 408 Versuch über die Schwimmblase der Fische 408 Fischer, Johann Karl (1760–1833), deutscher Mathematiker und Physiker, seit 1792 Professor an der Universität Jena, später in Dortmund und Greifswald 150; 324, 354 Physikalisches Wörterbuch 150; 324, 354 Fleischer, Johann Gottlob G e r h a r d (1769–1849), Verlagsbuchhändler in Leipzig, von 1795 bis 1828 unter eigener Firma EB 8; 10f. Fleischmann, Johann F r i e d r i c h Anton (1766–1798), Komponist, 1789 Kabinettssekretär in Meiningen, 1790 Leiter der Hofkapelle 58 Die Geisterinsel 55; 58, 116 Fletcher, John (1579–1625), englischer Dramatiker 687 Flittner, Jacob (1738–1770), Regierungsregistrator zu Gotha, Vater der Schauspielerin Friederike Auguste Konradine Unzelmann, später verheiratete Bethmann 201 –, C a r o l i n e Sophie Auguste geb. Hartmann (1752–1784) Schauspielerin, Theaterleiterin, dessen Frau 201 Foster, Elizabeth s. Cavendish, Elizabeth Foucquet, Jean Gabriel René François Marquis de (1751–1827), französischer General, 1791 Brigadegeneral (Maréchal de camp), von 1792 bis 1800 Emigrant in Deutschland, seit 1797 in Weimar 60, 342; 125, 299, 669

Personen und Werke

–, Marie Louise Eugénie Marquise de, geb. Blondel d’Aubers (Aubert; Blondel gen. d’Aubers) (geb. 1759), Tochter des Juristen und Präsidenten des flandrischen Parlaments Eugène Blondel d’Aubers, seit 1777 dessen Frau 60, 342; 125, 299 Francisci (eigentl. Finx), Erasmus (1627–1694), Schriftsteller, Polyhistor 18, 24 Neu-polirter Geschicht- Kunst- und Sitten-Spiegel ausländischer Völcker 18, 24 Francke, Friedrich Ferdinand, Kaufmann aus Gotha, Pächter der Pharaobank bei den Weimarer Redouten 388, 391; 695f., 703f. Franklin, Benjamin (1706–1790), nordamerikanischer Politiker und Schriftsteller 31; 66 Frankreich, Ludwig XVI. (1754–1793), Urenkel von Ludwig XIV., seit 1774 König, am 21. Januar 1793 hingerichtet 129 Franz II. (1768–1835), von 1792 bis 1806 letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sohn von Kaiser Leopold II. 50 Frauenholz, Johann Friedrich (1758–1822), Kunsthändler und Verleger in Nürnberg 18, 36, 285; 36f., 76 Frege & Co.; Handels- und Bankhaus in Leipzig, 1739 gegründet von Christian Gottlob Frege, 1781 fortgeführt von dessen Sohn Christian Gottlob Frege 370, 512, 523 Fries, M o r i t z Christian Johann (1783:) Graf von (1777–1825), österreichischer Bankier und Kunstsammler, Bruder von Johann Christoph F. 165, 231, 235f., 249, 254; 368f., 512, 523, 554, 558–562, 566

755

Fritsch, Jacob Friedrich von (1731–1814), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1762 Mitglied, von 1767 bis 1800 Präsident des Geheimen Consiliums in Weimar, seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat, bis 1779 Präsident der Kriegskommission 56, 83, 258f., 674, 696 –, Carl Wilhelm von (1769–1851), von 1789 bis 1807 Mitglied der Regierung in Weimar, 1793 Regierungsrat, 1802 Vorsitzender der Generalpolizeidirektion, von 1807 bis 1815 Präsident des Landespolizeipräsidiums und von 1814 bis 1818 des Landschaftskollegiums, von 1810 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1814 Geheimer Rat, von 1815 bis 1843 Staatsminister, dessen Sohn 388f.; 698 Frommann, Carl Friedrich Ernst (1765–1837), Verlagsbuchhändler, seit 1798 in Jena, vorher in Züllichau, Mitinhaber der Druckerei F. & Wesselhöft 239, 244; 294, 532, 535, 544 Füger, H e i n r i c h Friedrich (1751–1818), Maler in Wien EB 112* Furtenbach, Christian Friedrich Ca r l Wilhelm von (1775–1807), um 1794 Student in Altdorf, 1796 Jagdjunker in Weimar 18; 36 Füßli (Füssli, Fueßli, Fuessli, engl. Fusely), Johann Heinrich (1741–1825), schweizerischer Maler und Schriftsteller, seit 1764 in England, von 1770 bis 1778 in Rom, danach dauerhaft in London, seit 1799 Professor an der Royal Academy, Jugendfreund Johann Caspar Lavaters 30, 126; 63f., 281, 547 〈Gemälde〉 Rütlischwur (Die drei Eidgenos-

756

Register

sen beim Schwur auf dem Rütli) 281 Die Nachtmahr 64 〈Szene aus Shakespeares Sommernachtstraum〉 (Titania liebkost Bottom mit dem Eselskopf) 281, 547 〈Zeichnungen〉 Kupfer zu Darwins „The Botanic Garden“ 30; 63, 281f. Gabler, Christian Ernst (1770–1821), Verleger, Buchhändler in Jena 567, 621 Gabriel, Christian Wilhelm (1715–1800), Traiteur in Jena 380; 674f. Gädicke, Johann Christian (1763–1837), Buchdrucker und Verlagsbuchhändler, um 1792 Faktor in der Hoffmann’schen Buchhandlung in Weimar, dann in Nürnberg tätig, Ende 1792 Faktor im Landes-Industrie-Comptoirs in Weimar und von 1794 bis 1799 Teilhaber, 1799 mit seinen Brüdern Christian Friedrich und Johann Samuel Gründer der Verlagsbuchhandlung Gebrüder Gädicke, seit 1804 in Berlin 169; 253, 256f., 262, 309f.; 90, 437, 451f., 453, 455, 556, 565, 571–573, 585f., 714 Der Buchhandel von mehreren Seiten betrachtet 452 Fabriken- und Manufacturen-Address-Lexicon von Teutschland 451, 531 Freimaurer-Lexicon 452 Lexikon von Berlin 452 Verzeichniss einer Sammlung von Schriften von und über König Friedrich II. von Preußen 451 –, Christian Friedrich, 1799 Mitbegründer der Verlagsbuchhandlung

Gebrüder Gädicke, seit 1804 in Berlin, dessen Bruder 451 –, Johann Samuel, 1799 Mitbegründer der Verlagsbuchhandlung Gebrüder Gädicke, seit 1804 in Berlin, dessen Bruder 451 Galvani, Luigi (Aloisio, Aloysius) (1737–1798), italienischer Arzt, Anatom, Naturforscher, Biophysiker 354 Gautier d’Agoty (Gauthier, G.-Dagoty), Jacques (um 1717–1785), französischer Anatom und Physiker, Maler und Kupferstecher 43; 90 Chroa-genésie ou génération des couleurs, Contre le Systeme de Newton 90 Gedike, Friedrich (1754–1803), Theologe und Pädagoge in Berlin, 1779 Gymnasialdirektor, 1784 Oberkonsistorialrat, 1787 Mitglied des Oberschulkollegiums 192, 196, 201; 430, 441, 453 Geist, Johann Jakob L u d w i g (1776–1854), von 1795 bis 1804 Goethes Diener und Schreiber, 1804 Stallschreiber, 1805 Hofmarschallamtsregistrator und 1814 Hofrevisor in Weimar 101; 4, 121, 152, 185, 238; 8, 18, 89, 171, 269, 273, 282, 330, 416, 524, 527, 539, 572, 656 Geisweiler, Constantin (1769–1849), Kunst- und Verlagsbuchhändler, Übersetzer, seit etwa 1792 in London, Kunstagent und um 1796 Kunsthändler, von 1799 bis 1802/03 auch Inhaber einer Buchhandlung, 1801 Reise nach Deutschland, von 1800 bis 1801 Verleger der Zeitschrift „The German Museum“, um 1805 Weinhändler, verarmt 517 Gemmingen(-Hornberg), Otto Heinrich von (1755–1836), Schriftsteller und Diplomat, Dramaturg in Mannheim 198, 223, 225

Personen und Werke

Der deutsche Hausvater oder die Familie 98; 198, 223, 225 Genast (d. i. Kynast), Anton (um 1765–1831), Schauspieler, Sänger, Regisseur, seit 1791 in Weimar, Wöchner, 1817 pensioniert, Vater von Eduard G. und Christiane Unzelmann 212, 225, 227; 478, 482, 495, 500 Gentz, Friedrich (seit 1810:) von (1764–1832), Publizist und Politiker, von 1785 bis 1802 in preußischen Diensten, 1793 Kriegs- und Domänenrat, 1802 österreichischer Rat, von 1810 bis 1830 Mitarbeiter Clemens Wenzel von Metternichs, 1813 Hofrat, 1814/15 Erster Sekretär auf dem Wiener Kongress 35, 103; 74, 234 〈Abhandlung zu Thronbesteigung Friedrich Wilhelm III.〉 35, 103; 74, 234 Gentz, Johann H e i n r i c h (1766–1811), Architekt, von 1790 bis 1795 in Italien, Paris und London, 1795 Oberhofbauinspektor in Berlin, 1796 Professor an der Akademie der Künste und 1799 an der Bauakademie, 1810 Oberhofbaurat und Direktor der Schlossbaukommission, von 1801 bis 1803 Leiter des Schlossbaues in Weimar 34; 72–74, 629, 637 Germar, F r i e d r i c h Ludwig von (1742–1805), sachsen-weimarischer Offizier, reichsritterlicher Adliger in Eisenach, Major, 1804 Oberst, seit 1791 auch Kammerherr 389; 654, 699 Gerning, Johann Isaak (seit 1804/05:) von (1767–1837), Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller und Kunstsammler in Frankfurt a. M. und auf seinen Landsitzen in Kronberg, Homburg und Soden, 1793 Student in Jena,

757

von 1793 bis 1794 und von 1797 bis 1798 in Italien, Legationsrat und 1798 Gesandter Neapels auf dem Rastatter Kongreß, 1804 hessenhomburgischer Geheimer Rat, 1816 Gesandter beim Bundestag in Frankfurt und 1818 in London 138, 238; 302, 336, 529f., 561, 576 Geßner, Heinrich (1768–1813), Verleger und Buchhändler in Zürich 16; 31f. –, C h a r l o t t e Wilhelmine, geb. Wieland (1776–1816), Tochter von Christoph Martin Wieland, seit 1795 dessen Frau 32 Giesecke, C a r l Ludwig (Charles Lewis G.; eigentl. Johann Georg Metzler; auch: Metzler-G., Metzler von G.) (1761–1833), Schauspieler, Schriftsteller, Mineraloge, Forschungsreisender, von 1783 bis etwa 1800 Schauspieler, 1789 bis Mitte 1800 in Wien 496 Oberon (Opernlibretto) 225; 496 Gildemeister (Güldemeister), Johann Carl Friedrich (1779–1849), Jurist in Bremen, von 1798 bis 1799 Student in Jena und 1800 in Göttingen, 1803 Anwalt, um 1807 kurze Zeit Hilfsrichter am Tribunal, seit 1816 Senator 241; 531, 539 Gleim, Johann Wilhelm L u d w i g (1719–1803), Dichter, seit 1747 Domsekretär, später Kanonikus in Halberstadt, Freund Klopstocks und Lessings, Gönner und Förderer von Anna Louisa Karsch 110; 156, 243, 246, 264, 393, 626 An Joseph von Retzer (Gedicht) 110; 246 Glüsing, Conrad Jacob Leonhard (1741–1812), Hofbuchdrucker in Weimar 61 Göchhausen, Louise Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), seit

758

Register

1775 Gesellschafterin der Herzogin Anna Amalia von Sachsen Weimar und Eisenach, seit 1783 erste Hofdame EB 67; 147; 117, 317, 327, 331, 413 Goens, Rijklof Michaël van (Cuninghame) (1748–1810), niederländischer Philologe und Politiker, seit 1766 Professor und 1776 Mitglied des Magistrats in Utrecht, 1786 Emigration in die Schweiz, ab 1795 in Erfurt, 1797 in Dresden, 1802 in Wernigerode 569 Goepferdt, Johann Christian Gottfried (1756–1814), Buchdrucker und Verlagsbuchhändler in Jena, seit 1801 Hofbuchdrucker 407, 448, 470, 475f., 483, 722 Goethe, Catharina E l i s a b e t h , geb. Textor (1731–1808), seit 1748 Frau von Johann Caspar Goethe, Tochter des Frankfurter Reichs-StadtSchultheißen Johann Wolfgang Textor, Goethes Mutter EB 2, EB 27, EB 46, EB 53, EB 116, EB 122, EB 137; 85, 123, 239; 188f., 276, 526, 530, 585 –, Cathinka s. Vulpius, Cathinka –, Carl s. Vulpius, Carl –, Julius August Walter von s. Vulpius, Julius August Walter Goetze (Götze), Johann Georg Paul (Johann Paul August) (1761–1835), seit 1777 Goethes Diener, 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 245, 247; EB 12, EB 15, EB 20, EB 47; 148; 318f., 471, 605–610 –, Maria Dorothea, geb. Güntzel (1730–1812), seit 1757 verheiratet mit dem Regimentsmusiker Johann Ernst Goetze in Weimar, seit Ende 1777 in Goethes Diensten, dessen Mutter 319, 605

Goetze, Gottlieb Wilhelm Heinrich (geb. 1785), Spielkamerad von Goethes Sohn August und später Diener bei Goethe 421 Goldoni, Carlo (1707–1793), italienischer Komödiendichter, Theaterdirektor in Venedig, später in Paris 199, 206, 227, 229, 232 La finta ammalata 199, 206, 227, 229, 232 Goldschmidt, Alois s. Clemens, Alois Golla, Carl, Vergolder, aus Straßburg, um 1786 in Dahlenheim im Elsass, später in Stuttgart, um 1799 in Weimar, 1811 wieder in Straßburg 497, 720 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, von 1774 bis 1780 unter anderem in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Deutschland und Europa, seit 1791 mit seinen Töchtern in Weimar 135, 137, 336; 296, 561, 585, 669, 700f. –, Elisabeth (Eliza) Maria (1753–1802), Malerin, dessen Tochter 135, 137, 336; 296, 299, 561, 585, 669, 700 –, Emilie (Emily) (1755–1832), seit 1785 Freundin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1807 abwechselnd in Weimar und in Italien lebend, dessen Tochter EB 62; 135, 137; 296, 299, 561, 585, 669, 700 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Buchhändler, Buchdrucker und Verleger, seit 1781 bei der Dessauer Verlagsbuchhandlung der Gelehrten, seit 1785 selbstständig in Leipzig und Grimma 35, 196, 199, 234, 335, 378, 472, 521, 555, 588, Gotter, Friedrich Wilhelm (1746–1797), Jurist, Dichter, Übersetzer, Schauspieler und Regisseur,

Personen und Werke

1767 und von 1770 bis 1772 sachsen-gothaischer Legationssekretär in Wetzlar, Mitglied der „Rittertafel“, 1772 herzoglicher Geheimsekretär in Gotha 28, 55; 58, 115, 223, 225 Der schöne Geist 55; 115 Die Geisterinsel (Libretto) 28, 55; 58, 115 Gedichte, 3. Band 115 Pygmalion (Rousseau-Übersetzung) 198, 223, 225 –, Luise, geb. Stieler (1760–1826), seit 1780 dessen Frau 58, 115, 614 Gottfried von Straßburg (Ende des 12. Jhs.–um 1215), Dichter des Mittelalters 588 Göttling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker, Pharmazeut, Apothekerlehre in Langensalza, seit 1774 Provisor in der Weimarer Hofapotheke, von 1785 bis 1787 Studium in Göttingen, 1788 Professor für Chemie in Jena, 1809 Ordinarius 383, 399 Graff, Johann Jakob (1768–1848), Schauspieler, seit 1794 in Weimar, spielte den Wallenstein bei der Uraufführung der „Piccolomini“ am 30. Januar 1799 508 Grellmann, Heinrich Moritz Gottlieb (1756–1804), Statistiker, Kulturhistoriker, von 1776 bis 1781 Studium in Jena, danach Studium in Göttingen, 1787 Professor in Göttingen, 1804 in Moskau 187 Gren, Friedrich Albrecht Carl (1760–1798), Chemiker, Physiker, Arzt, Professor der Medizin in Halle/S. 20, 25; 40, 53, 581 Grundriß der Naturlehre 25; 40, 53 Systematisches Handbuch der gesammten Chemie 40 Gries, Johann Diederich (1775–1842), Jurist, Übersetzer, Schriftsteller, von 1795 bis 1799 Student in Jena und

759

von 1799 bis 1800 in Göttingen, dann vorwiegend in Jena lebend, von 1806 bis 1808 in Heidelberg und von 1824 bis 1827 in Stuttgart, seit 1837 in Hamburg, 1824 sachsen-weimarischer Hofrat 162, 340; 207, 310, 354f., 546 〈Gedichte〉 Das Plätzchen im Walde 355 Der Arzt 355 Der Bach 355 Der Wandrer 162, 340; 354f. Die Danaiden 207 Die Gelegenheit 355 Grimaldi, Francesco (Franciscus) Maria (1618–1663), italienischer Jesuit, Physiker und Astronom 101 Großmann, F r i e d e r i k e Auguste Konradine s. Unzelmann, F r i e d e r i k e Auguste Konradine Grotthuß, Sophie Leopoldine Wilhelmine von, geb. Sara Meyer, geschiedene/verwitwete Wulff (um 1763–1828), Salonière in Berlin, Tochter von A(a)ron Moses und Rösel Meyer in Berlin, 1778–1788 verheiratet mit dem Kaufmann Lipmann Wulff in Berlin, seit 1797 verheiratet mit Friedrich Dietrich Wilhelm von Grotthuß, 1820 verwitwet, Schwester von Marianne von Eybenberg 413 Grübel, Johann K o n r a d (1736–1809), Schriftsteller, Mundartdichter in Nürnberg 58, 64, 258, 262, 348; 121f., 136, 474, 491, 575f., 584f., 590 Ankündigung 37; 78, 121f. Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart 58, 64, 258, 348; 78, 121f., 136, 474, 491, 575f., 584f., 590 Gruner, Christian Gottfried (1744–1815), Mediziner, Medizinhistoriker und Botaniker, 1770 Arzt

760

Register

in Breslau, seit 1773 Professor der Medizin und Botanik in Jena, 1793 Hofrat 65f., 111; 139, 142, 248 Gubitz, Friedrich Wilhelm (1786–1870), Holzschneider und Schriftsteller in Berlin, 1805 Mitglied der Akademie der Künste und Leiter der Holzschneide-Klasse, 1808 Professor, später auch Publizist, Verleger, Dramatiker und Theaterkritiker 110 Guilhem de Clermont-Lodève de Sainte-Croix, Guillaume Emmanuel Joseph (1746–1809), französischer Altphilologe und Historiker 228 Réfutation d’un paradoxe sur Homère 228 Gürtler, Anton Bernhard (1726–1791), Theologe, Domherr in Wien, Beichtvater der Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien, seit 1773 Bischof von Tiana (Tyene) 529 Gutschmid, C h r i s t i a n Friedrich (seit 1765:) von (1756–1813), sächsischer Beamter, seit 1788 Kanzler der Stiftsregierung in Merseburg 636–638 Gutschmid, Georg Adolf von (1764–1825), von 1819 bis 1821 Berghauptmann in Freiberg 597 Guttenberg, Heinrich Carl Gottlieb (1749–1818), Kupferstecher in Nürnberg, von 1770 bis 1789 in Paris, von 1789 bis 1792 in Italien und von 1803 bis 1816 wieder in Paris, Bruder von Karl Guttenberg 87; 196 〈Kupferstiche〉 Amor in den Waffen des Herkules (nach Johann Heinrich Meyer) 87; 196 Psyche (nach Johann Heinrich Meyer) 196f., 266, 469

Haacke (Haake, Hacke, Hake), Friedrich Karl Ernst von (1751/52–1843), Kammerherr und Offizier in Gotha, seit 1819 Oberkammerherr 412 Haase, Johann August (1730–1801), Schreiber und Lakai bei Johann Poppo von Greiner, bis 1798 Stadtkirchner in Weimar 549 Hadrian (eigentl. Publius Aelius Hadrianus) (76–138), seit 117 römischer Kaiser, Kunstmäzen und Dichter 64 Häublein, Johann Carl Gottlieb (1741–1804), Steuerbeamter in Weimar 142; 308 Hagemann, Friedrich G u s t a v (1760–1829/35), Schauspieler und Dramatiker, von 1785 bis 1812 u.a. in Stralsund, Kassel, Bremen, Hamburg und Altona 688 Leichtsinn und gutes Herz 688 Hagen, Karl Gottfried (1749–1829), Apotheker, Chemiker, Pharmazeut, Professor der Medizin in Königsberg, Freund Immanuel Kants 398 Hagemeister, Johann Gottfried Lukas (1762–1806), Schriftsteller 636 Die Jesuiten 636 Haide, Johann Michael Friedrich (1771–1832), 1793 Schauspieler in Weimar, 1807 in Wien, 1818 zurück in Weimar 146, 212; 315f., 477, 673 Haller, Albrecht von (1708–1777), schweizerischer Dichter, Mediziner und Universalgelehrter, seit 1729 Arzt in Bern, von 1736 bis 1753 Professor für Anatomie, Botanik und Chirurgie in Göttingen, von 1747 bis 1753 Direktion der „Göttingischen Gelehrten Anzeigen“, seit 1753 in Bern 243 Halter, Felix Anton (gest. 1800), Schweizer Mediziner, Arzt und Mineraliensammler in Urseren im

Personen und Werke

Kanton Uri EB 5; 4, 30–33, 91, 120 Hamilton, (seit 1772:) Sir William (1730–1803), britischer Diplomat, Kunstsammler und -mäzen, Vulkanologe, von 1764 bis 1800 Gesandter in Neapel 66 Hannibal (247/246–183 v. Chr.), karthagischer Feldherr und Staatsmann 66 Hardenberg, Georg Philipp F r i e d r i c h (Friedrich Leopold) von (gen. Novalis) (1772–1801), Schriftsteller, Philosoph, Geologe, von 1790 bis 1793 Jurastudent in Jena, Leipzig und Wittenberg, 1794 Aktuar beim Kreisamtmann Cölestin August Just in Tennstedt, 1795 Akzessist bei der Salinendirektion in Weißenfels, 1797 Student der Bergwissenschaften in Freiberg in Sachsen, 1799 Salinenassessor in Weißenfels 311, 359, 361, 363, 393 〈Blüthenstaub-Fragmente〉 311 Hardenberg, Carl August von (seit 1814: Fürst) (1750–1822), preußischer Staatsmann, seit 1783 Minister in Braunschweig und LüneburgWolfenbüttel, seit 1791 preußischer Staats- und Dirigierender Minister in Ansbach-Bayreuth, 1810 preußischer Staatskanzler und -reformer 14 Harper, Adolf Friedrich (1725–1806), Landschaftsmaler, 1752 in Rom, 1756 in Stuttgart, 1798 in Berlin 351f. Hartknoch, Johann Friedrich d. J. (1768–1819), Verlagsbuchhändler in Riga und Leipzig 294 Hartung, Georg Christian (erwähnt 1798–1804), Pächter des Rittergutes in Denstedt 258, 272, 308 Hartung, Hermann (gest. 1881), Verleger in Leipzig 28

761

Hase, Ernst Albrecht (erwähnt 1798), Rentamtakzessist in Weimar 142?; 309 Haugwitz, Christian August Heinrich Curt (seit 1786: Graf) von (1752–1832), preußischer Staatsmann, Gutsbesitzer in Schlesien, Freund der Grafen Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg 602 Häußler, Georg Jacob Ernst (1761–1837), Komponist, Sänger und Cellist, von 1777 bis 1786 Cellist der Stuttgarter Hofkapelle, von 1789 bis 1791 Hofmusiker in Donaueschingen, von 1791 bis 1797 in Zürich, danach in Stuttgart und Wien, ab 1800 Musikdirektor in Augsburg, seit 1806 ko·niglich-bayerischer Musikdirektor in Augsburg 352 Heideloff, Johann Friedrich C a r l (1770–1816), Maler, aus Stuttgart, seit 1798 in Weimar, 1811 Hofmaler 178, 185, 189–192, 343, 398; 290, 351f., 395, 417, 425, 427–429, 629, 681, 720 –, Victor Peter (1757–1817), Hof- und Theatermaler, Professor an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, dessen Bruder 351f. Heinrich von Freiberg (zweite Hälfte des 13. Jhs.), Dichter, Vollender des Tristan-Epos Gottfrieds von Straßburg 588 Tristan (Epos) 588 Heisinger (erwähnt 1798), Schneider 76; 165 Helmershausen, Heinrich Carl Friedrich (1752–1830), Kaufmann in Weimar 307 Hendrich, Franz Josias von (1752–1819), Beamter, Diplomat, 1775 Legations- und Regierungsrat in Meiningen, 1802 Wirklicher

762

Register

Geheimer Rat, auch Landschaftsdirektor in Coburg, 1815 Gesandter der sächsischen Höfe beim Bundestag in Frankfurt a. M. 149; 319, 323 Henking, Johann Heinrich (1751–1798), Apotheker in Heidelberg, Vater von Ferdinand H. 179; 343f., 399f. –, Christine Luise, geb. Walsdorf (1760–1798), Tochter des Arztes Johann Dietrich Walsdorf in Heidelberg, seit 1776 dessen Frau 343 –, Philipp Josef (1782–1857), deren Sohn 343 –, Maria Elisabeth Johanna (geb. 1791), deren Tochter 343 –, F e r d i n a n d Christian Joseph (1784–1834), deren Sohn und Großneffe von Dorothea Delph 157, 179, 339–341, 346; 343f., 399f. –, Carl Louis (Ludwig) (geb. 1787), deren Sohn 343 Henniger, Johann Ludwig Friedrich (erwähnt 1798), Kauf- und Handelsherr in Weimar 695 Henrici, G e o r g Heinrich (1770–1851), Theologe, um 1797 Privatdozent der Philosophie in Jena, 1806 Privatgelehrter in Goslar, 1817 Pfarrer, 1828 Superintendent 318 Graf von Donwitz und seine Mutter 318 Henry, Gabriel (1752–1835), französischer katholischer Priester, von 1795 bis 1815 in Jena, 1798 Lektor der französischen Sprache, 1807 Titularprofessor, 1809 Professor der Philosophie, von 1813 bis 1814 in preußischer Gefangenschaft, 1815 in Würzburg, von 1818 bis 1830 Gymnasiallehrer in Aschaffenburg 431 Hensler, Albrecht Karl Friedrich (1759/61–1825), Schriftsteller, Librettist und Theaterdirektor in Wien 509, 542

Wilibald und Erminia (Libretto) 242; 509, 542 Herder, Johann Gottfried (seit 1801:) von (1744–1803), Theologe, Philosoph, Schriftsteller, seit 1771 Oberprediger und Konsistorialrat in Bükkeburg, 1776 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat in Weimar, 1789 Vizepräsident und 1801 Präsident des Oberkonsistoriums 57, GB 7/156; 202, 238, 301, 352, 369, 373; 35, 78, 137, 154, 156, 167–169, 194, 216, 236, 251, 304, 359, 422, 439, 455, 529f., 535, 557, 567, 583, 596–599, 621, 625–627, 641, 652f., 675 Zerstreute Blätter. Erste Sammlung 236 II. Anmerkung über die Anthologie der Griechen, besonders über das Griechische Epigramm 236 Briefe zur Beförderung der Humanität 202, 301; 455 –, Maria Carolina ( C a r o l i n e , L i n a) (seit 1801:) von, geb. Flachsland (1750–1809), seit 1773 dessen Frau 369; 35, 168, 596, 599, 625–627, 640–642 –, Wilhelm Christian G o t t f r i e d (seit 1801:) von (1774–1806), Mediziner, von 1792 bis 1796 Student der Medizin in Jena Hofarzt in Weimar, deren ältester Sohn 168, 597, 626 –, Siegmund (Sigismund) A u g u s t Wolfgang (seit 1801:) von (1776–1838), Berghauptmann in sächsischen Diensten, von Oktober 1794 bis September 1795 in Pension in Neuchâtel, 1795 Student der Naturwissenschaften in Jena 1796 in Göttingen, 1797 an der Bergakademie in Freiberg, 1800 Student der Rechte in Wittenberg, 1826 Oberberghauptmann in Freiberg, Paten-

Personen und Werke

–,

–,

–,

–,

–, –,

–,

kind Goethes, deren zweiter Sohn 242; 276, 318, 369; 168, 596–598, 599, 620f., 625–627, 641f. W i l h e l m Ludwig Ernst (1778–1842), Kaufmann, 1794/95 in Pension in Neuchâtel (mit seinem Bruder August), von 1796 bis 1800 Kaufmannslehre in Hamburg, 1805 bis 1826 Kaufmann in St. Petersburg, deren dritter Sohn 626 Karl Emil Adalbert ( A d e l b e r t) (1779–1857), Landwirt (Ökonom), 1794/95 Landwirtschaftslehrling in Hedersleben (südöstlich von Halberstadt), von 1797 bis 1799 in Oberweimar, 1800 Verwalter von Völkerndorff in Colmberg, von 1801 bis 1809 Besitzer der Hofmark Stachesried, deren vierter Sohn 370; 626, 642 L u i s e Theodora Emilie (1781–1860), 1797 in einem Pensionat in Gotha, seit 1809 zweite Ehefrau von Konstantin Stichling, deren einzige Tochter 626 E m i l Ernst Gottfried (1783–1855), Beamter in Schwaben, bayerischer Regierungs- und Forstrat in Erlangen, deren fünfter Sohn 370; 626 Karl Ferdinand A l f r e d (1787–1788), deren Sohn 626 R i n a l d o Gottfried (1790–1841), Forstmeister in Lohr a. M., deren jüngster Sohn 370; 626, 642 Susanne Sophie von, geb. Hänel, verwitwete Berger (1781–1848), Tochter des Kauf- und Handelsmannes Johann Gottlob Hänel in Schneeberg, seit 1801 verheiratet mit dem dortigen Oberpfarrer, Kirchen und Schulinspektor Johann Gottfried Immanuel Berger, 1803 verwitwet, seit 1805 verheiratet mit August (von) Herder, deren Schwiegertochter 597

763

–, Eugen Wo l f g a n g (1810–1853), Sohn von Siegmund Wolfgang von Herder, deren Enkel 597 Herodot (Herodotos) (um 484–um 425 v. Chr.), griechischer Geschichtsschreiber 8, 66 Herold, Christian Michael, um 1772 sächsischer Regierungsrat im Hochstift Merseburg 638 Herrleb (Herleb), Johann Friedrich (um 1741–1801), Pächter des Kupferbergwerks in Günthersfeld (Gehren) bei Ilmenau, Faktor und seit 1797 Bergamtsassessor beim Bergamt Gehren 250, 340, 378 Herzlieb, Christian Friedrich Carl (1760–1794), Theologe und Schriftsteller, ab 1788 königlich-preußischer Inspektor und Oberprediger der Hauptkirche zu Züllichau Predigten an Sonn- und Fest-Tagen und Passionsbetrachtungen 544 Hertel, Johann Friedrich August (1757–1811), Papier- und Kunsthändler in Jena 469f. Herz, Henriette Julie, geb. de Lemos (1764–1847), Salonière in Berlin, seit 1779 verheiratet mit dem Arzt und Philosophen Markus Herz, 1803 verwitwet 363, 366 Herzog, Johann Adolph (erwähnt 1775–1807), sachsen-weimarischer Finanzbeamter, 1782 Rentkommissar in Ilmenau, zuletzt Schichtmeister 58, 64; 121, 137, 341 Hesler, Ernst Friedrich (1771–1822), Schriftsteller, Redakteur, 1796 Hofrat zu Vaihingen in Württemberg 76; 211f., 213, 214f. Das Leben eines Farospielers 213 Die schöne Sünderinn 213 Das Wiedersehen 213 Der Prozeß 213 Winke für die Waehler und Gewa-

764

Register

ehlten zum Landtage Wirtembergs 213 Ueber das Vorzugsrecht der Wirtembergischen Landeskinder 213 Die Verhandlungen auf dem Wirtembergischen Landtage 213 –, Jakob Nikolaus (1733–1810), Theologe, dessen Vater 213 –, Ernestine Friederica, geb. Nicolai (1745–1809), dessen Mutter 213 Hesse, Johann Gottfried (1752–1810), Müller, Besitzer der Burgmühle in Weimar 258, 272, 308 Hetsch, Philipp Friedrich (seit 1805/08:) von (1758–1838), Maler, 1780 Hofmaler in Stuttgart, von 1787 bis 1794 Professor an der Hohen Karlsschule, von 1798 bis 1816 Direktor der Gemäldegalerie in Ludwigsburg, mehrmals in Rom und Paris 351f. Heubner, Gottlieb Leonhardt (geb. 1767), Schillers Schreiber in Jena 228; 501, 692 Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Göttingen, Universitätsbibliothekar, seit 1770 Sekretär der Akademie 180 Beschreibung der Ebene von Troja (Le Chevalier-Übersetzung) 180 Hindenburg, Carl Friedrich (1741–1808), Professor der Philosophie und der Physik in Leipzig 321 Hirschfeld, Friedrich (1753–1820), Zahnarzt 185 Hirt, A l o y s (1759–1837), Archäologe und Kunsthistoriker in Berlin, von 1782 bis 1796 in Rom, Freund Goethes, 1796 Hofrat sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste in Berlin, 1810 Professor der Altertumskunde, Mitgründer der Berliner Museen

23, 27; 26, 34, 284, 411f.; 53, 60, 70–75, 78, 81f., 102f., 115, 234 Laokoon 53, 72, 78 Nachtrag über Laokoon 26, 35, 38; 53, 72, 74, 78, 81f. Ueber den Kunstschatz des Königlich-Preußischen Hauses 35; 74 〈Zeichnungen und Entwürfe zu einem Denkmal Friedrichs II.〉 35; 73f. Hißmann, Carl August Michael (1752–1784), Philosoph in Göttingen, seit 1782 außerordentlicher Professor 187, 547 Hoffmann (Hofmann), Johannes (1755–1836), Stuckateur, von 1799 bis 1803 in Weimar, später Hofstukkateur in Gotha 720 Hoffmann, G e o r g F r a n z Friedrich (1761–1826), Botaniker, 1789 Professor in Erlangen und 1792 Professor für Medizin und Botanik in Göttingen, auch Gründer und Direktor des botanischen Gartens, seit 1804 Professor und Direktor des botanischen Gartens in Moskau 466 Hoffmann’sche (Hoffmannische) Buchhandlung; Verlagsbuchhandlung in Weimar, gegründet 1732 von Heinrich Siegmund H. (geb. 1699), fortgeführt von Karl Ludolf H. (1729–1780), 1780 unter der Firma C. L. Hoffmanns sel. Witwe und Erben, 1802 von Johann W i l h e l m Hoffmann (1777–1859) fortgeführt bis 1824 unter der Firma Gebrüder H., dann unter eigener Firma 181, 373, 451 Hoffmeister, Franz Anton (1754–1812), Komponist und Musikverleger in Wien und Leipzig 707 Hofmann, Johann Caspar (um 1743–1797), Pächter des Freigutes in Oberroßla 90; 139, 149, 151f., 204, 248, 344

Personen und Werke

–, dessen Familie 65, 69, 71, 111, 141, 288; 139, 141, 145, 150–153, 204, 248, 272, 305, 307f., 329f., 344 –, Johanne Marie, geb. Canzler (1754–1803), aus Niederroßla, seit 1772 dessen zweite Ehefrau, 1797 verwitwet und bis 1798 selbst Pächterin des Freigutes in Oberroßla 70, 111, 141f., 287; 145, 147f., 150–152, 177, 248f., 307f. –, Wilhelm Christian, deren Sohn 151, 308 –, Ernst August, deren Sohn 151 –, Johanna Ernestina Rosina, deren Tochter 151 Hohenthal, Carl Ludwig August Graf von (1769–1826), sächsischer Beamter, Amtshauptmann der Ämter Eilenburg und Düben, später Geheimer Rat 634f. Holcroft, Thomas (1745–1809), englischer Schriftsteller, Dramatiker, Übersetzer und Publizist, Sympathisant mit der Französischen Revolution, 1794 des Hochverrats angeklagt und freigesprochen, von 1799 bis 1802 in Hamburg und Paris 237 Hölderlin, Johann Christian Friedrich (1770–1843), Schriftsteller, 1795 Student in Jena, danach Hauslehrer in Frankfurt a. M. und Homburg, seit 1806 in Tübingen 213 Holloway, Thomas (1748–1828), englischer Kupferstecher 64 The Nightmare („Die Nachtmahr“) (Kupferstich nach Johann Heinrich Füßli) 64 Holzhaußen (erwähnt 1798), Schauspielerin in Regensburg 685 Holzmann, Bote von Carl Ludwig von Knebel 346f.; 134 Holzschuher (H. von Harrlach), Johann Carl Siegmund von (1749–1827), Jurist in Nürnberg, 1776 Assessor am Stadt- und Ehegericht, 1793 Sena-

765

tor, 1796 Schöffe, Literat 36, 137, 157, 285; 8, 10, 37, 76, 300f., 342 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.) 91, 106; 20, 97f., 158, 180, 206, 228f., 235f., 239, 244, 251, 254, 361, 488, 548 Ilias 100, 104f., 109, 112–114; 206, 228f., 235f., 239, 244, 251, 488 Odyssee 48f., 104f., 112; 97f., 228f., 235f., 239, 251 Hopfengärtner, Johann Georg (1724–1796), Mediziner in Tübingen 210 –, Philipp Friedrich (1771–1807), Mediziner, 1794 Stadt- und Amtsphysikus in Stuttgart, 1795 Leibarzt des Kurfürsten Friedrich I. von Württemberg, dessen Sohn 211 –, dessen Tochter 211 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65–8 v. Chr.), römischer Lyriker 327 Horny, Johann (?) C o n r a d (1764–1807), Maler, Kupferstecher, Kunsthändler, von 1789 bis 1792 Lehrer an der Eisenacher Zeichenschule, seit 1795 Lehrer am Freien Zeicheninstitut in Weimar, 1801 auch Inhaber eines Büros für Kunstprodukte, an der Umgestaltung von Goethes Wohnhaus beteiligt 189; 61, 372, 425, 543, 618, 708, 724 Huber, Ludwig Ferdinand (1764–1804), Schriftsteller, seit 1788 sächsischer Legationssekretär in Mainz, 1798 Redakteur von Cottas „Allgemeiner Zeitung“ in Tübingen 349; 464, 474, 498, 566 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Jurist, 1788 Professor in Jena, Mitherausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, 1803 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatspräsident und Bürgermeister von Danzig, 1813 wieder Professor in Landshut,

766

Register

1816 in Halle 8, 213, 227; EB 124; 26, 28–30, 133, 310, 373, 531–536, 545, 557, 562f., 565, 619 –, Christoph Wilhelm (1762–1836), Mediziner, seit 1784 Hofmedikus Weimar, seit 1793 Professor für Medizin in Jena, 1796 herzoglicher Leibarzt und Hofrat, seit 1801 königlicher Leibarzt in Berlin, Direktor des Collegium Medicum, Erster Arzt an der Charité, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Sohn von Johann Friedrich Hufeland, dessen Neffe 188, 546 Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767–1835), preußischer Staatsmann, Sprachforscher und Schriftsteller, Privatgelehrter in Berlin, von 1802 bis 1808 preußischer Gesandter beim Vatikan, später in Wien und London, 1817 Mitglied des preußischen Staatsrats, Mitbegründer der Berliner Universität 30, 138; 42, 59, 63, 95, 100, 112, 115, 135, 155f., 163, 181f.; 19, 21, 86–92, 102f., 124, 126, 131, 133f., 158, 215, 217–219, 227f., 250f., 255, 257, 259f., 263, 279, 294, 310, 325, 331, 337, 357, 359, 377, 378–382, 384, 405f. Ästhetische Versuche 251, 255, 379 Ueber die gegenwärtige französische tragische Bühne 134, 279 Ueber Göthe’s Hermann und Dorothea 114f., 135, 155, 169, 181; 89, 228, 251, 255, 257, 259f., 263, 279, 294, 337, 379, 405f. –, C a r o l i n e Friederike von, geb. von Dach(e)roeden (1766–1829), seit 1791 dessen Frau 44, 112, 170; 92, 216, 250, 380, 382 –, Maria Wilhelmine C a r o l i n e von (1792–1837), deren Tochter 250, 382

–, Alexander August Ferdinand Karl W i l h e l m von (1794–1803), deren Sohn 250, 382 –, Eduard Emil T h e o d o r von (seit 1809: Humboldt-Dachroeden) (1797–1871), deren Sohn 250, 382 –, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von (1769–1859), Naturforscher, Ethnologe und Weltreisender, preußischer Regierungsbeamter, von 1792 bis 1796 in Steben, Arzberg und Goldkronach in Franken, Frühjahr 1797 in Jena, von 1799 bis 1805 Forschungsreise nach Südamerika, von 1805 bis 1807 in Berlin, von 1808 bis 1827 in Paris, danach in Berlin, 1829 Forschungsreise nach Russland und Sibirien, dessen Bruder 102, 250, 380f. –, Familie 112; 88, 215, 250 Hummel, Ludwig (Luigi) (1770–1840), Maler, seit 1799 in Kassel, von 1808 bis ca. 1813 in Paris, Professor an der Kasseler Kunstakademie und seit 1825 deren Direktor, von 1802 bis 1805 Teilnehmer an der Preisaufgabe für bildende Künstler in Weimar, Pflegesohn von Wilhelm Tischbein 720 Hunnius, Franziscus Julius (erwähnt 1798), Oberjäger 709 Hunnius, F r i e d r i c h Johann W i l h e l m (1762–1835), Jurist, Sänger und Schauspieler, von 1797 bis 1799 in Weimar 387; 496, 691 Huschke, Wilhelm Ernst Christian (1760–1828), Mediziner, 1787 Arzt in Bürgel, 1788 Leibarzt der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach auf ihrer Italienreise, danach in Weimar, 1792 Hofmedikus, 1804 herzoglicher Leibarzt und Hofrat, 1816 Geheimer Hofrat, Goethes Hausarzt 242, 372; 540, 649

Personen und Werke

Hutten, Maria Anna Benigna von, geb. Rüdt von Collenberg (1722–1803), verheiratet mit dem Geheimen Rat und Ritterhauptmann Johann Philipp Friedrich von Hutten in Nürnberg, 1783 verwitwet 10 Huygens, Christiaan (1629–1695), niederländischer Mathematiker, Physiker und Astronom 28; 59 Hyginus, Gaius Iulius (um 64 v. Chr.–17 n. Chr.), lateinischer Gelehrter 200; 449 Genalogiae (Fabulae) 200; 449 Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler, Theaterschriftsteller und Theaterdirektor in Mannheim, seit 1796 Direktor des Nationaltheaters in Berlin A 49 (Auftragsbrief); 88f., 91f., 95f., 98f., 101, 106f., 112, 184, 213, 242, 244, 264, 275–277; 28, 132, 164, 168, 198f., 202f., 206, 210, 215, 220–227, 229–235, 237–241, 251, 313, 414, 432–434, 477, 479, 486f., 500, 542f., 588, 599, 607, 617f., 673, 688, 724 〈Schauspiele〉 Verbrechen aus Ehrsucht 433, 673 Dienstpflicht 688 Der Spieler 433, 500 Der Fremde 542f. Die Mündel 434 Die Aussteuer 106; 199, 227, 238 Meine theatralische Laufbahn (Autobiographie) 264; 588 Imhoff, Anna Amalia ( A m a l i e) von (1776–1831), Schriftstellerin, Malerin, von etwa 1791 bis 1804 in Weimar, 1800 Hofdame von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1803 Frau von Carl von Helvig, in Schweden, Heidelberg

767

und Berlin lebend, Tochter von Christoph Adam Carl von Imhoff und Louise Franziska Sophie von Imhoff geb. Schardt 41; 86f., 103, 105, 117 Die Schwestern von Lesbos 41; 86f. Isopi, Antonio (1758–1833), italienischer Bildhauer, Porzellankünstler und Stuckateur, 1793 Hofbildhauer und Hofmarmorierer in Stuttgart, 1810 Professor und Leiter des Künstlerinstituts an der Porzellanmanufaktur in Ludwigsburg, 1823 Lehrer an der Stuttgarter Kunstakademie 23f., 93; 48f., 51, 212, 497, 681 Jacobi, Friedrich (Fritz) Henrich (1743–1819), Philosoph und Schriftsteller, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jülisch-bergischen Hofkammer in Düsseldorf, 1779 Geheimer Rat in München, Privatier in Pempelfort bei Düsseldorf, seit 1794 in Wandsbek, Eutin und Aachen, 1805 in München, Mitglied und von 1807 bis 1812 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 88; 18, 126 –, Carl Wigand Maximilian (M a x) (1775–1858), Mediziner, Psychiater, von 1793 bis 1795 Student in Jena, dann in Göttingen und Großbritannien, von 1797 bis 1800 Arzt in Vaals bei Aachen, dann in Eutin, 1805 Leiter des bayerischen Gesundheitswesens in München, 1812 Oberarzt eines Spitals in Salzburg, 1816 Regierungs- und Medizinalrat in Düsseldorf, seit 1825 Direktor der Heilanstalt in Siegburg, dessen Sohn 88; 197, 200 〈Gedichte〉 Des Kantors Brautwerbung 88; 200 Der Wahrsager 88; 200

768

Register

Jagemann (von Heygendorff), Henriette C a r o l i n e Friederike (1777–1848), Schauspielerin und Sängerin zunächst in Mannheim, von 1797 bis 1828 in Weimar, Geliebte des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, von diesem 1809 zur Freifrau von Heygendorff ernannt 22; 44, 223, 229, 235, 418, 672 Jenkins, Thomas (1722–1798), englischer Bankier, Antiken- und Kunsthändler und Maler, seit 1752 in Rom 411 Johler, Johann Ludwig (1731–1807), Tischlermeister in Weimar, Hoftischler 395; 714 Jonson, Benjamin (Ben) (1572–1637), britischer Schriftsteller, Dramatiker 363 Joseph II. (1741–1790), Erzherzog von Österreich, seit 1764 römisch-deutscher König, seit 1765 Kaiser (Mitregent) des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, 1780 König von Ungarn, Kroatien und Böhmen 413, 535 Julian (Flavius Claudius Iulianus, Iulianus Apostata) (331–363), seit 361 römischer Kaiser 8; 23 Justinian I. (Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus) (um 482–565), seit 527 byzantinischer Kaiser, veranlasste den „Corpus Iuris Civilis“ (Sammlung des römischen Privatrechts mit Gesetzeskraft) 236 Kalb, C h a r l o t t e Sophie Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1843), Schriftstellerin, von 1787 bis 1792 und von 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin, befreundet u.a. mit Schiller und Jean Paul, seit 1783 Frau von Heinrich Julius Alexander von Kalb,

endgültige Trennung 1799 8, 87, 282; 23, 196, 421 Kallimachos (um 305–um 240 v. Chr.), griechischer Gelehrter und Schriftsteller 361 Kambyses II., König der Perser von 529 bis 522 v. Chr. 32; 66 Kant, Immanuel (1724–1804), Professor der Philosophie in Königsberg 59, 170, 181, 265f.; 18, 24, 26, 29, 58, 93f., 97, 99, 124f., 142, 380, 405, 591–596, 604 Anthropologie in pragmatischer Hinsicht 265f., 270; 591–596, 604 Critik der reinen Vernunft 24, 58, 97, 99 Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen 124 Ueber Buchmacherey. Zwey Briefe an Herrn Friedrich Nicolai 181; 405 Von einem neuerdings erhobenen vornehmen Ton in der Philosophie 94 Karsten, Dietrich Ludwig Gustav (1768–1810), preußischer Beamter, Mineraloge, 1789 Bergassessor und 1792 Bergrat beim Bergwerks- und Hüttendepartement in Berlin, 1797 Oberbergrat, 1803 Geheimer Oberbergrat, 1810 Staatsrat und Leiter des preußischen Bergwesens 409, 582 Museum Leskeanum (Hrsg. mit Johann Jacob Zschach) 261; 409, 582 Kästner, Abraham Gotthelf (1719–1800), Mathematiker und Schriftsteller, 1746 außerordentlicher Professor in Leipzig, seit 1756 Professor der Mathematik und Physik in Göttingen 399; 723 〈Rezension zu „Anfangsgründe der Zahlenarithmetik“ (Martin Stahl)〉 399; 723 Kauer, Ferdinand (1751–1831), österreichischer Komponist 509, 542

Personen und Werke

Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), Schweizer Malerin, seit 1782 in Rom, 1767/68 verheiratet mit dem vermeintlich schwedischen Grafen Frederick de Horn, seit 1781 verheiratet mit Antonio Zucchi 411 Kepler, Johannes (1571–1630), Astronom und Mathematiker 569 Kestner, Johann Christian (1741–1800), Jurist, seit 1767 bremisch und kurfürstlich hannoverscher Legationssekretär in Wetzlar, seit 1773 Archivsekretär, später Hofrat in Hannover 136, 136K; 374–376, 601 –, Charlotte Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), seit 1773 dessen Frau, Freundin Goethes in Wetzlar 167; 374–376 –, Georg Heinrich Friedrich Wilhelm (Georg Wolfgang) (1774–1867), Archivrat in Hannover, Patenkind Goethes, deren Sohn 167; 376 –, Wilhelm Georg Konrad Arnold (1775–1848), königlich hannoverscher Amtmann in Hagen, deren Sohn 167; 376 –, Philipp Carl (1776–1846), Fabrikant, Mitbegründer der chemischen Industrie des Elsass, deren Sohn 167; 376 –, Georg August Christian (1777–1853), Diplomat, Kunstforscher und -sammler, seit 1817 in Rom, Mitgründer des späteren Deutschen Archäologischen Instituts, deren Sohn 167; 376 –, Theodor Friedrich Arnold (1779–1847), Mediziner, u.a. Arzt in Frankfurt a. M., deren Sohn 167; 375f. –, Charlotte Albertine Friederike Dorothea (1783–1785), deren Tochter 376

769

–, Eduard (1784–1823), Kaufmann, Fabrikant, deren Sohn 167; 376 –, Hans Ernst Hermann Septimus (1786–1871), Geheimer Kammerrat, Gutsherr, deren Sohn 167; 376 –, Luise (1791–1804), deren Tochter 167; 376 –, Clara Sophie (1793–1866), deren Tochter 167; 376 –, Friedrich (1795–1872), Kaufmann, hannoverscher Generalkonsul in Le Havre, deren Sohn 167; 376 Kircher, Athanasius (1601/02–1680), Jesuit, lebte in Würzburg, Avignon und Rom, zeitweise Lehrer für Mathematik und alte Sprachen, Schriftsteller 101 Kirms, Franz (1750–1826), seit 1774 Beamter im Hofmarschall- und im Stallamt in Weimar, 1789 Land- und 1794 Hofkammerrat, 1813 Geheimer Hofrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant 37, 98, 113, 153, 157, 160, 160K, 192, 194, 217, 220, 249, 253; EB 41, EB 50, EB 54, EB 55, EB 68, EB 87, EB 120, EB 125, EB 128; A 10, A 18, A 22, A 24, A 25, A 30, A 30K, A 31, A 32, A 34, A 35, A 40, A 41, A 49; 224, 322, 344, 353, 361; 16, 107–109, 116, 170, 173, 175, 198f., 232, 241, 275–277, 296, 301, 314–316, 356, 415, 417f., 423–425, 428, 431–436, 439, 452, 456, 468, 470, 481, 493–496, 499–501, 532, 541–543, 548–550, 612–614, 618, 621, 633, 635, 637, 647f., 659, 662, 667, 670–673, 682–688, 690–692, 693–697, 699–707, 714–717, 724 Klaproth, Martin Heinrich (1743–1817), Chemiker, Apotheker in Berlin, seit 1810 Professor an der Universität 398

770

Register

Klauer, M a r t i n Gottlieb (1742–1801), Bildhauer, zunächst in Rudolstadt, seit 1773 weimarischer Hofbildhauer, seit 1777 in Weimar, Lehrer an der Freien Zeichenschule 435f. Klein, Konrad Christian (1741–1815), bis 1794 Professor der Medizin an der Hohen Karlsschule, ab 1794 Leibmedikus und Stadt- und Amtschirurg in Stuttgart 21; 43 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803), Dichter 243 Der Messias 243 Klügel, Georg Simon (1739–1812), Mathematiker und Physiker, seit 1788 Professor in Halle/S. 20; 40 Geschichte der Optik (Priestley-Übersetzung) 40 Knebel, Carl Ludwig (1756:) von (1744–1834), Offizier, Schriftsteller und Übersetzer, von 1765 bis 1773 preußischer Fähnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar und Tiefurt, 1780 sachsen-weimarischer Major, 1781 pensioniert, seit 1784 in Jena, von 1798 bis 1804 in Ilmenau, danach wieder in Jena, Freund Goethes 2, 11, 26, 42, 46, 56, 89, 123, 137, 137K, 147, 164, 202, 204, 207, 224, 229, 235, 239, 252; EB 94; 5, 36f., 76f., 135f., 239f., 274, 284, 326, 332, 348, 352f.; 6–15, 20, 30f., 34–38, 56, 76f., 79–81, 89, 92, 119–122, 134–136, 138, 157, 162, 164–167, 184, 196f., 200, 233, 249–253, 273, 295–298, 300f., 318, 339–342, 355, 358, 370, 373, 376–378, 400, 403f. 444f., 466, 471, 511–515, 520–523, 533–535, 537, 555–557, 559, 566f., 582f., 585, 589f., 614–616, 619–621

Elegieen von Properz (ProperzÜbersetzung) 235, 239f., 248f., 274, 276; 7, 10, 35, 196, 378, 521, 533–535, 537, 555–557, 614f., 619 Von der Natur der Dinge (LukrezÜbersetzung) 340, 615, 620 –, L u i s e Dorothea Ulrike Emilie von, geb. Rudorf (Rudorff) (1776–1852), Kammersängerin in Weimar, Gesellschafterin der Herzoginmutter Anna Amalia, seit 1798 dessen Frau 4, 37, 58, 64, 75; 7, 10, 35, 79f., 120, 122, 138, 167 –, Carl Wilhelm von (1796–1861), dessen Adoptivsohn, unehelicher Sohn Luise Knebels und des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 4; 7, 10 –, Magdalena H e n r i e t t e von (1755–1813), lebte in Ansbach, seit 1791 Hofmeisterin, später Gesellschafterin der Prinzessin Caroline Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, ab 1810 mit ihr in Schwerin, dessen Schwester 35, 77 –, Elisabeth Magdalena von, geb. Mayer (1720–1805), dessen Mutter 8, 14 Koch, Adam Christian (1751–1807), Stadtkirchner in Weimar 549 Koch, Anton Wilhelm Friedrich (1755–1820), Kauf- und Handelsmann in Jena, Gründer einer Porzellanfabrik, 1789 Hoffaktor, später Ratsbeisitzer und Mitglied der Polizeikommission 695 Köhler, Johann Valentin Heinrich (1764–1796), Hofwundarzt und Schriftsteller, Unteraufseher der Entbindungs- und chirurgischen Krankenanstalt in Jena 184 Kolb, Johannes (erwähnt 1797), Kutscher in Tübingen 4

Personen und Werke

Körner, Christian Gottfried (1756–1831), Jurist, 1781 Konsistorialadvokat in Leipzig, 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, 1815 Staatsrat im preußischen Innenministerium, 1817 Geheimer Oberregierungsrat im Kultusministerium, Freund Schillers 7f., 281; 19, 21–23, 89, 129, 208, 359, 442, 475, 491, 537, 546 Kotzebue, A u g u s t Friedrich Ferdinand (1785:) von (1761–1819), aus Weimar stammender Jurist und Dramatiker, 1777 Student in Jena, seit 1781 in russischen Diensten, 1798 Hoftheaterdichter in Wien, 1800 Theaterdirektor in St. Petersburg, seit 1801 in Weimar, danach in Berlin, 1813 russischer Staatsrat und Generalkonsul in Königsberg 65, 73; 103, 140, 159–163, 165, 198, 226, 434, 486, 542, 550, 672, 687f., 705, 707, 715 Adelheid von Wulfingen 161 Armuth und Edelsinn 162, 688 Das Epigramm 161 Das Kind der Liebe 687f. Das Schreibpult 161 Der Graf von Burgund 161 Der Mann von vierzig Jahren 162 Der Wildfang 103, 162f., 165 Die Corsen 65; 140, 162, 165, 434, 672 Die falsche Schaam 688 Die Indianer in England 161 Die jüngsten Kinder meiner Laune. Fünftes Bändchen 160, 162 Die silberne Hochzeit 73; 162f. Die Unglücklichen 687 Die Verleumder 161 Die Versöhnung 161f. Die Verwandtschaften 162, 672 Graf Benjowsky oder Die Verschwörung auf Kamtschatka 100; 162f.,

771

198, 226, 683, 688, 705, 707, 715 Mein literärischer Lebenslauf 160, 162 Menschenhaß und Reue 161f., 198 Üble Laune 161f., 542 –, F r i e d e r i k e Julie Dorothea, geb. von Essen (1763–1790), dessen erste Frau 161 –, Christine Gertrude, geb. Krusenstiern (1763–1803), dessen zweite Frau 161 –, Anna C h r i s t i a n e , geb. Krüger (1736–1828), seit 1757 verheiratet mit dem späteren sachsen-weimarischen Kabinettssekretär, Geheimen Referendar und Legationsrat Carl Christian K. in Wolfenbüttel, seit 1758 in Weimar, 1761 verwitwet, dessen Mutter 55; 159, 160f., 162f. –, Levin Carl Christian (1727–1761), sachsen-weimarischer Legationsrat, Geheimer Referendar der Herzogin Anna Amalia, dessen Vater 160 –, Carl Ludwig Anton (1758–1832), Bruder von August von Kotzebue 160 –, Caroline A m a l i e von (1759–1844), seit 1778 verheiratet mit dem Syndikus Johann Friedrich Gildemeister in Bremen, 1812 verwitwet, seitdem wieder in Weimar, dessen Schwester 160 Krako, Andreas Dietrich (gen. Einer) (gest. 1812), Schauspieler, Jurist, von 1786 bis 1789 und von 1791 bis 1792 Schauspieler in Weimar, von 1795 bis ca. 1796 Auditor und Regimentsquartiermeister, 1799 Regierungsarchivar 366; 631–633 Kranz (Crantz), Johann Friedrich (1752–1810), Violinist und Komponist in Weimar, 1787 Konzertmeister, 1799 Kapellmeister in Weimar,

772

Register

1786/87 in Italien, 1803 in Stuttgart 379; 482, 673 An dem schönsten Frühlingsmorgen (Duettvertonung) 673 〈Bühnenmusik zu „Wallensteins Lager“ (Schiller)〉 215; 482 Kratter, Franz (1758–1830), Schriftsteller, seit 1795 Theaterdirektor in Lemberg 688 Die Mädchen von Marienburg 688 Krippendorf, Caspar (erwähnt 1798) 142; 308 Krüger, C a r l Friedrich (1765–1828), Schauspieler, von 1791 bis 1793 in Weimar, 1798 mit Antonio Bianchi Schauspieldirektor einer Truppe mit Auftritten in Erfurt, Meiningen, Eisenach, Naumburg, Altenburg und Leipzig, später Schauspieler u.a. in Holland, Prag, Leipzig, Brünn, seit 1802 am Burgtheater in Wien A 17; 110, 123, 332, 377; 245, 275–277, 659–661, 662f. Krüger, Johann Anton (1705–1779), Stadtkämmerer und Kaufmann in Wolfenbüttel, Großvater August von Kotzebues 160 –, Anna Elisabeth, geb. Eilers, Großmutter August Kotzebues; dessen Frau 160 Kummerfeld, K a t h a r i n a C a r o l i n e Paulina Franciska, geb. Schulze (1743–1815), seit 1767 Schauspielerin der Koch’schen Truppe in Leipzig, 1768 Frau eines Hamburger Bancoschreibers, nach dessen Tod 1777 Schauspielerin in Hamburg, Gotha und Mannheim, seit 1780 an verschiedenen anderen Orten, 1785 Gründerin und Leiterin einer Nähschule in Weimar 298 Kühnoldt, Johann Georg Christoph, Ratsmaurer in Weimar 461

La Bléterie (La Bletterie, de la Bléterie), Jean Philippe René de (1696–1772), französischer Historiker 23 Histoire de l’Empereur Jovien 8; 23 La Roche, Marie S o p h i e (seit 31. August 1775:) von, geb. Gutermann (1730–1807), Schriftstellerin in Thal-Ehrenbreitstein und Mainz, ab 1780 in Speyer und seit 1786 in Offenbach, Freundin Goethes und Wielands 223, 327 Lamb, Elizabeth, Viscountess Melbourne (1757–1818), englische Adlige 65 Lambert, Johann Heinrich (1728–1777), Mathematiker, Physiker, Astronom und Philosoph, 1765 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, 1770 Oberbaurat 57; 118 Photometria sive de mensura et gradibus luminis, colorum et umbrae 57; 118 Langenn, Christian August von (1753–1820), sächsischer Hof- und Regierungsrat in der Stiftsregierung im Hochstift zu Merseburg 638 Lanzi, Luigi (1732–1810), italienischer Altertumsforscher, Philologe und Kunsthistoriker 588 Lasius, Hermann Jacob (1715–1803), klassischer Philologe, ab 1764 Professor der griechischen Sprache an der Universität Rostock 23 Des Kaiser Julians zwo Spottschriften die Cäsars und Misopogon 23 Lauth, Anne Marie (1723–1783), Wirtin von Goethes Straßburger Mittagstisch 367 –, Suzanne Marguerite (1729–1785), Wirtin von Goethes Straßburger Mittagstisch, deren Schwester 367 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Zürich, 1769 Diakon, 1775 Pfarrer

Personen und Werke

an der Waisenhauskirche, 1786 Pfarrer an der Kirche St. Peter 281 Le Chevalier (Lechevalier), Jean Baptiste (1752–1836), französischer Archäologe und Kartograph, Reisender, 1772 bis 1778 Professor an mehreren Collèges, 1784 Sekretär des Gesandten Comte Marie Gabriel Florent Auguste de Choiseul-Gouffier in Konstantinopel, 1788 wieder in Paris, um 1791 bis 1797/98 Reisen u.a. in Deutschland, England und Russland, 1793 in Weimar, seit 1804/06 Konservator der Bibliothek Sainte-Geneviève in Paris 180 Description of the Plain of Troy 180 Le Vaillant (Levaillant), François (1753–1828), französischer Ornithologe und Afrikareisender 48; 98 Voyage de M. Le Vaillant dans l’intérieur de l’Afrique 98 Lehne (Lehn), Dorothea Elisabeth, geb. Crahmer (erwähnt 1802), Miterbin des Pächters Johann Caspar Hofmann in Oberroßla, verheiratet mit Johann Friedrich Lehne 139, 141, 149, 272 Leißring, Christian A u g u s t Joachim (1777–1852), Schauspieler und Sänger, von 1796 bis 1799 in Weimar, seit 1808 in Frankfurt a. M. 212; 477 〈Bühnenmusik zu „Wallensteins Lager“ (Schiller)〉 215; 482 Lengefeld, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743–1823), seit 1761 verheiratet mit dem Oberlandjägermeister Karl Christoph von Lengefeld in Rudolstadt, 1775 verwitwet, 1789 Hofmeisterin, später Oberhofmeisterin am Hof der Grafschaft SchwarzburgRudolstadt in Rudolstadt, Mutter von Charlotte Schiller 178; 295, 395

773

Lenz, Johann Georg (1745–1832), Mineraloge, 1794 Professor in Jena, 1796 auch Direktor der mineralogischen Gesellschaft 18, 139; EB 9, EB 95, EB 139; A 46; 204; 30, 55–57, 135f., 167, 188, 274, 382f., 390, 458, 717f. Mineralogische Anzeige 274 Leonhardi, Johann Daniel Siegfried (1740–1794), Pädagoge, Schriftsteller, seit 1788 Lehrer an der Petrischule in St. Petersburg, zuletzt Professor 433 Die Lästerschule (Sheridan-Übersetzung) 433 Lersé (Lerse, Lersee), Franz Christian (1749–1800), Inspektor der Militärakademie in Colmar, Tischgenosse Goethes in Straßburg, seit 1792 Erzieher und Begleiter des Grafen Moritz Christian Johann von Fries 133, 208; 231, 250, 252, 254; 246, 358, 366, 367–369, 370, 512, 522–524, 554, 558–563, 566 –, Philipp Jakob (um 1712–1796), hessen-hanauischer Regierungs- und Konsistorialrat, dessen Vater 367 –, Marie Susanne, geb. Barth (1720–1788), dessen Mutter 367 Leske, Nathanael Gottfried (1751–1786), Kameralist, Mineraloge, Professor für Naturgeschichte und Ökonomie in Leipzig 182, 261; 409, 580–582 Reise durch Sachsen 261; 582 –, Carl Wilhelm (1784–1837), Verleger und Buchhändler in Darmstadt, 1806 Teilhaber der Buchhandlung von Georg Friedrich Heyer, von 1811 bis 1821 unter der Firma Heyer und Leske, dann unter eigenem Namen, dessen Sohn 261; 582 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781), Schriftsteller, Philosoph und Kritiker 472f., 486, 604

774

Register

Emilia Galotti 604 Minna von Barnhelm 473, 688 Leutsch, August Christoph Friedrich von, um 1774 sächsischer Kammerrat im Stift-Merseburgischen Kammerkollegium 635 Levin, Rahel (1771–1833), Schriftstellerin, Salonière in Berlin, seit 1814 verheiratet mit Karl August Varnhagen von Ense 202, 359, 363, 366 Leybold, Johann Friedrich (1755–1838), Maler, Kupferstecher, von 1789 bis 1794 Professor an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, 1797 sachsen-coburgischer Hofkupferstecher, seit 1798 in Wien, 1812 Hofkupferstecher und Professor an der Kupferstecherschule 25; 49, 51 Lichtenberg, Georg Christoph (1742–1799), Physiker, Naturforscher und Schriftsteller, 1767 Professor der Mathematik in Gießen, 1770 Professor der Philosophie, 1775 der Physik in Göttingen 20; 40 G. C. Lichtenbergs ausführliche Erklärungen der Hogarthischen Kupferstiche 40 Liebeskind, Johann August Jacob (1758–1793), Pfarrer, Schriftsteller, Übersetzer, Schwiegersohn Christoph Martin Wielands 560 Lulu oder die Zauberflöte 560 Ligne, Charles ( K a r l) Joseph Lamoral Fürst von (de) (1735–1814), österreichischer Militär, Diplomat und Schriftsteller, 1750/52 Eintritt ins Militär, 1764 Generalmajor, 1771 Feldmarschall-Leutnant, 1784 Feldzeugmeister, 1789 seines Kommandos enthoben, bis 1793 Gouverneur von Mons, seit 1794 in Wien lebend, 1808 Feldmarschall 239f., 244; 532, 534–536, 544f. Lindenzweig, Johann Christian (1762–1839), Beamter im Hofmar-

schallamt in Weimar, seit 1802 Registrator, 1805 Stallkassierer 424, 432 Linné, Carl von (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala 208; 467 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), Maler, Zeichner und Kupferstecher in Zürich, von 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, von 1789 bis 1794 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar 25, 239, 241, 412; 51, 281, 533, 539 〈Kupferstiche〉 〈Kasseler Elefantenschädel〉 (nach Johann Waitz) 239, 241; 533, 539 〈Nachstiche 〉 (nach Johann Heinrich Füssli) 281 〈Zwischenkieferknochen von Löwe, Eisbär und Wolf〉 (nach Johann Waitz) 239, 241; 533, 539 Loder, Justus Christian (seit 1809:) von (1753–1832), Mediziner und Anatom, 1778 Professor in Jena, Gründer mehrerer medizinischer Einrichtungen, 1781 sachsen-weimarischer Leibarzt und 1782 Hofrat, 1803 Professor in Halle, seit 1807 Arzt in Moskau, 1810 Leibarzt des russischen Zaren Alexander I., von 1812 bis 1817 Leiter des Lazarettwesens, 1819 Professor am anatomischen Theater 62; EB 74; 22, 84, 135, 150, 225, 244, 260, 290, 345; 43, 135, 182f., 184f., 187f., 193, 294, 325, 373, 383, 441, 495, 531, 533, 539, 546, 581, 666 Anatomische Tafeln zur Beförderung der Kenntniß des menschlichen Körpers 182 Index praeparatorum 184 〈Vorrede zu Friedrich Hirschfelds „Practische Bemerkungen über die Zähne und einige Krankheiten derselben“〉 185

Personen und Werke

Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde (Hrsg.) 22; 43 –, Charlotte L u i s e Auguste (seit 1809:) von, geb. Richter (1773–1847), Tochter von August Gottlieb Richter, seit 1792 dessen zweite Ehefrau EB 22; 135, 225; 183, 294, 495 –, Eduard (seit 1809:) von (1786–1812), Mediziner, 1812 Professor in Königsberg, dessen Sohn aus erster Ehe mit Wilhelmine geb. Roederer 225; 495 –, Johanna Helene Antonie (1780–1844), dessen Tochter 225; 495 –, dessen Familie 135, 225; 495 Löffler, Josias Friedrich Christian (1752–1816), Theologe, 1782 Professor in Frankfurt (Oder), 1786 Superintendent und 1788 Generalsuperintendent in Gotha, auch Oberkonsistorialrat und Hauptpastor 544f. Ueber die kirchliche Genugthuungslehre 545 Lohmann, Otto Heinrich (1754–1830), Theaterfriseur 700 Lorenzi, Giovanni Battista (1721–1807), italienischer Librettist 78, 166 Il marito disperato (Libretto) 37, 75; 78, 166 Lübeck, Gottlob Ferdinand (um 1760–1844), Hofadvokat, Gerichtsdirektor und Archivar in Weimar 142; 308 Luck, Johann Georg L e b r e c h t von (1751–1814), Hofbeamter und Offizier in Weimar, 1790 Hauptmann, 1791 Kammerherr, seit 1794 Hofmarschall, 1797 Mitglied der Hoftheaterkommission, 1791 Heirat mit Sophie von Lichtenberg geb. von

775

Ilten EB 18; 53, 123, 146; 109, 277, 315, 613, 694–696, 703, 716 Ludecus, Johann August (1741–1801), seit 1775 Geheimer Sekretär der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach, seit 1777 auch Schatullier, seit 1801 Hofrat 72; 179f., 204f., 302, 435 –, Johann Christian Ludwig (1771–1827), Kammerbeamter in Weimar, 1803 Kalkulator, 1807 Sekretär, 1809/10 auch Kassierer der Kammeroberkasse, 1820 Rat, von 1802 bis 1807 auch Sekretär und Schatullier von Herzogin Anna Amalia, dessen Neffe 249; 557 Ludwig, Christian Friedrich (1757–1823), Mediziner, Botaniker, seit 1782 Professor in Leipzig, 1789 Stifter der Linnéschen Societät zu Leipzig 149; 260; 407, 408f., 410, 580f. Handbuch der Mineralogie nach A. G. Werner 408 –, Christian Gottlieb (1709–1773), Botaniker und Mediziner, seit 1747 Professor der Medizin in Leipzig, Rektor der Universität und Dekan der medizinischen Fakultät, dessen Vater 408f. Lukianos (Lucianus, Lucian, Lukian) (um 120–nach 180), griechischer Schriftsteller, Satiriker, Rhetor 129 Lukrez (Titus Lucretius Carus) (um 94–55 v. Chr.), römischer Dichter und Philosoph 156, 274, 276; 340, 378, 615, 620 De rerum natura 274; 340, 378, 615 Luther, Martin (1483–1546), Theologe, Reformator 174; 388, 482 Der Kleine Katechismus 482 Lützow, Friedrich Christoph Gotthard Heinrich von (1777–1817), Jurist, 1796 Student in Kiel und von 1797

776

Register

bis 1799 in Jena, 1814 angeblich Gastwirt in Jever, später Auditeur in Jever 172, 306, 551 Lyonet, Pieter (Pierre Lyonnet, Lyonet) (1707–1789), niederländischer Jurist, Naturforscher und Graveur 458 Traité anatomique de la chenille, qui ronge le bois de saule 458f. Macklot, Johann Michael (1728–1794), Buchhändler, Verleger, Drucker in Karlsruhe 213 –, Karl Friedrich (1760–1812), Buchhändler und -drucker in Karlsruhe, dessen ältester Sohn 213 –, August Friedrich (1770–1805), Drucker und Verleger, seit 1797 in Stuttgart, dessen Sohn, Nachfolger seines Bruders Karl Friedrich Macklot 213 Macpherson, James (1736–1796), schottischer Dichter und Übersetzer 44 The Works of Ossian 22; 44 Songs of Selma s. unter „Werke Goethes“ Maier, Jakob (1739–1784), Schriftsteller und Beamter, zuletzt Kammerrat in Mannheim 142 Der Sturm von Boxberg 66; 142 Fust von Stromberg 142 Mais (erwähnt 1798), Vormund der Kinder Johann Heinrich Henkings 343 Malcolmi (Malkolmy), Karl Friedrich (1745–1819), Schauspieler, seit 1788 in Weimar, 1817 pensioniert, Vater von Amalie Wolff 209, 432, 691 –, H e l e n e (Hermine) Elisabeth, geb. (von) Schma(h)lfeld, geschiedene Baranius, geschiedene von Kloppmann (1761–1798), Schauspielerin und Sängerin, u.a. in St. Petersburg, Riga und Weimar, von 1779 bis 1782 in erster Ehe verheiratet mit dem Schauspieler Baranius, von

1785 bis 1791 verheiratet mit dem preußischen Hauptmann von Kloppmann, seit 1792 dessen erste Ehefrau 593, 685 Marum, Martin(us) van (1750–1837), niederländischer Naturforscher, von 1776 bis 1780 Arzt in Haarlem, auch Lehrer der Physik an der dortigen Akademie der Wissenschaften und später deren Sekretär, seit 1784 Geschäftsführer des Museums für Naturgeschichte und physikalische Instrumente 234, 234K; 171, 175, 182; 382f., 390, 393, 409, 458, 576, 578f., 580–582 Marivaux, Pierre Carlet de Chamblain (1688–1763), französischer Schriftsteller und Dramatiker 433 Ariadne auf Naxos 433 Martial (Marcus Valerius Martialis) (um 38/40–um 102/3), römischer Dichter 68 Xenia 68 Masaccio (Tommaso di Ser Giovanni di Simone Guide Cassai) (1401–1428), italienischer Maler der Frührenaissance 250; 559 Massow, Julius Eberhard Wilhelm Ernst von (1750–1816), preußischer Beamter, seit 1798 Justizminister 441 Matiegzeck (Maticzeck), Maria Anna (auch: Franziska Maximiliane) (1778–nach 1824), von 1794 bis 1801 Sängerin und Schauspielerin in Weimar 206; 461, 541, 551 Matthisson, Friedrich (seit 1809:) von (1761–1831), Schriftsteller, Bibliothekar, 1795 Vorleser der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, von 1812 bis 1828 Theaterintendant und Oberbibliothekar in Stuttgart, zuletzt in Wörlitz bei Dessau lebend 201, 205; 243, 450, 460, 620

Personen und Werke

〈Gedichte〉 An die Nymfen 450 Hexenfund 450, 620 Stummes Dulden 205; 460 Tibur 450 Mauchenheim gen. Bechtolsheim, Juliane ( J u l i e) Auguste Christiane von, geb. von Keller (1753–1847), Schriftstellerin, seit 1774 Frau von Johann Ludwig von Mauchenheim 383; 682f. Mauser, Heinrich August (1756–1819), Kaufmann und Kunstsammler in Leipzig EB 28* Mayer, Johann To b i a s d. Ä. (1723–1762), Mathematiker, Astronom, seit 1751 Professor in Göttingen 85 De affinitate colorum commentatio 85 Mechau, J a c o b Wilhelm (1745–1808), Landschaftsmaler, von 1776 bis 1780 und von 1790 bis 1798 in Italien 325 Megerle, Hans Ulrich s. Abraham a Santa Clara Meißel, Johann G o t t l i e b (1762–1828), Beamter in der Regierungskanzlei in Weimar, seit 1796 Lehnssekretär 142, 173; 308, 385f., 541, 551 Meleagros von Gadara (1. Jh. v. Chr.), antiker griechischer Schriftsteller 236 Anthologia Graeca 〈Sammlung von Epigrammen〉 104; 236 Mellish (seit 1798:) Mellish auf Blyth, Joseph Charles (1769–1823), britischer Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer, von 1796 bis 1802 in Weimar, Dornburg und Nordheim im Grabfeld lebend, 1798 preußischer und sachsen-weimarischer Kammerherr, 1804 Reise nach Paris, 1806 in London, 1807 zum Gesandt-

777

schaftssekretär ernannt, bis 1809 Geschäftsträger in Palermo, 1809 Konsul in Louisiana, 1810 bei London lebend, 1814 Generalkonsul für Niedersachsen sowie die Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck mit Sitz in Hamburg, Sohn des Parlamentsmitgliedes und Richters von Newark Charles M. 101, 105; 192, 230f., 237f. –, Carolina Ernestina Friederika Sophia, geb. von Stein zu Nord- und Ostheim (1777–1824), Tochter von Dietrich Philipp August von Stein zu Nord- und Ostheim, seit 1798 dessen Frau 230 Mende, Johann Friedrich (1743–1798), Bergbauingenieur in Freiburg, seit 1770 Kunstmeister der sächsischen Bergämter, 1789 Maschinendirektor und Erster Oberkunstmeister in Sachsen 598 Mendelssohn (seit 1812: MendelssohnBartholdy), Abraham Ernst (1776–1835), Bankier in Berlin, von 1804 bis 1811 in Hamburg, Sohn von Moses Mendelssohn, Vater von Fanny und Felix Mendelssohn-Bartholdy 313 Mengs, Anton Raphael (1728–1779), Maler und Kunstschriftsteller, kursächsischer Oberhofmaler in Dresden, seit 1751 überwiegend in Rom, zeitweise Maler am spanischen Hof in Madrid 14 Mercier, Louis Sébastien (1740–1814), französischer Schriftsteller 198, 221, 223, 225 La brouette du vinaigirier (Der Essigmann mit seinem Schubkarren) 98; 198, 221, 223, 225, 486 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Kritiker, Naturforscher, Hofmeister in der Schweiz, seit 1767 in Darm-

778

Register

stadt Kanzleisekretär, seit 1768 Kriegszahlmeister, 1774 Kriegsrat, Freund Goethes 173 Mereau, Friedrich Ernst Karl (1765–1825), Jurist, 1790 Hofgerichtsadvokat in Jena, von 1793 bis 1800 auch Universitätsbibliothekar und 1794/95 Professor, 1803 Amtmann in Themar, 1806/07 Oberamtmann in Saalfeld 546 –, S o p h i e Friederike, geb. Schubart (1770–1806), Schriftstellerin, Übersetzerin, seit 1793 dessen Frau, 1801 geschieden, seit 1803 verheiratet mit Clemens Brentano 41; 86, 473, 546 Merkel, Paul Wolfgang (1756–1820), Kaufmann und Kunstsammler in Nürnberg, 1786 Marktadjutant, 1791 Marktvorsteher, 1806 Finanzrat 4, 24, 24K; EB 30; 17, 64; 8, 10–12, 13f., 15, 34, 75–77, 122, 136 –, Caspar Gottlieb (1715–1783), Kaufmann in Nürnberg, dessen Vater 13 –, Maria Magdalena, geb. Merz (1724–1783), dessen Mutter 13 –, Margarete Elisabeth, geb. Bepler (1765–1831), seit 1784 dessen Frau 36, 285; 13, 77 –, Johannes (1785–1838), deren Sohn 36, 285; 77 –, Paul Gottlieb (1787–1862), deren Sohn 36, 285; 77 –, Andreas Heinrich (1790–1843), deren Sohn 36, 285; 77 –, Catharina Johanna Susanna (1792–1842), deren Tochter 36, 285; 77 –, Johanna Susanna Margarethe (1795–1831), deren Tochter 36, 285; 77 –, Eibert Heinrich Gottlieb (1758–1787), Kaufmann in Nürnberg, dessen Bruder 13

Meusel, Johann Georg (1743–1820), Lexikograph und Publizist, seit 1768 Professor der Geschichte in Erfurt, 1779 in Erlangen 352 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1758/59–1840), Schriftsteller, Bibliothekar, 1783 Regierungsauditor in Stade, von 1785 bis 1788 Kustos der Universitätsbibliothek Göttingen, bis 1791 Reise durch Großbritannien, Frankreich und Italien, danach in Berlin und seit 1797 auf seinem Gut Bramstedt in Holstein 587, 614, 660 Die Burg von Otranto (WalpoleÜbersetzung) 263, 274; 587, 614 Meyer, Johann Carl Friedrich (1739–1811), Chemiker, Apotheker in Stettin 398 Meyer, Johann H e i n r i c h (1760–1832), Schweizer Maler und Kunsthistoriker, von 1784 bis 1790 in Italien, seit 1791 in Weimar, von 1795 bis 1797 Italienreise, 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar, seit 1807 deren Direktor 58, 95, 103, 108, 109, 156, 178, 211, 212, 215, 222; EB 39, EB 42, EB 90, EB 91, EB 133, EB 135; 4, 18, 26, 29, 41f., 61–63, 65, 72, 75, 81, 85, 87–89, 100, 104, 108, 113, 116f., 120, 140, 145, 155, 172, 174–176, 178, 185, 190, 194, 197f., 204, 215, 230, 234, 237, 240, 242, 249, 255, 263, 269, 275, 299, 308, 313, 353–355, 397f., 411; 8, 10, 19f., 35f., 54, 76, 85, 87, 89f., 110, 112, 129–132, 136, 139–141, 144, 158f., 167, 170–176, 178, 190, 195–197, 201, 227, 234f., 241f., 252f., 255, 259–261, 263f., 266f., 270, 278f., 281–283, 289–291, 299–305, 312, 314, 336, 338, 350, 366, 368, 372f., 375, 389–392, 395–397, 404, 406f., 414, 416f.,

Personen und Werke

419, 422f., 426, 436f., 443, 446f., 450, 457, 459, 464, 468–470, 475, 483, 488, 493, 499, 506, 509f., 517–519, 526–535, 537–539, 543f., 547, 552f., 556f., 559f., 564, 565, 567, 569–571, 574, 576f., 587f., 599, 602, 607, 617, 681, 686, 719–721, 724 Ansicht eines Gartengebäudes 194; 437, 499 〈Aquarelle〉 42; 90 〈Kostüme zu Schillers „Wallensteins Lager“〉 242, 275, 399; 543, 618, 724 Madonna della Sedia (Kopie nach Raffael) 6, 42, 79, 187; 19f., 90, 172, 422, 443 Aldobrandinische Hochzeit (Kopie nach antikem Wandgemälde) 42; 90 〈Porträt Goethes〉 375 〈Tiger (Studie)〉 529 Denkmal der Madame Becker geb. Neumann in Weimar 301, 499 Einige Bemerkungen über die Gruppe Laokoons 282, 564 〈Enzyklopädisches Werk über Italien〉 (mit Goethe; Plan) 22, 90 Geschichte der Kunst 130 Gutachten über die Ausbildung eines jungen Mahlers 281 Irrgarten 194; 437, 499 Mantua im Jahre 1795 126; 282 Massacio 250; 130, 559 Nachricht von einer neuen Art anaglyphischer Arbeit 182; 389, 406 Neu-deutsche religiös-patriotische Kunst 366 Niobe mit ihren Kindern 108, 126, 175, 185, 188, 199, 292; 54, 173, 241f., 252, 282, 390, 416, 423, 446, 565, 570 Passion des Martin Schön 559 Preisaufgabe fürs Jahr 1800 489 Rafaels Werke besonders im Vati-

779

kan 108, 126, 188, 202, 237, 292, 308, 353–355; 242, 252, 282, 423, 447, 454, 514, 518, 527f., 552, 564 〈Rezension von Fiorillos „Geschichte der Künste“〉 145, 263; 304, 314, 587f. Ueber den Hochschnitt 241, 259; 300, 397, 406, 517, 528f., 539, 561, 564, 576f. Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst 79, 108, 126, 175f., 188, 222, 292; 87, 129, 159, 170–172, 174, 178, 235, 242, 281, 390, 396, 407, 423, 489, 514, 517, 552, 574 Ueber Etrurische Monumente 126, 176, 188, 292; 282, 392, 404, 406, 419, 422 Ueber Lehranstalten, zu Gunsten der bildenden Künste 392 Über Polygnots Gemählde 366 Ueber Restauration von Kunstwerken 126, 292; 282 〈Zeichnungen〉 Amor mit den Waffen des Herkules 4, 87f.; 10, 196f. 〈Euphrosyne-Denkmal〉 (Entwurf) 138; 174, 301, 436 Faust (Vorhaben) 100; 227 〈Landschaften mit etrurischen Monumenten〉 373 Psyche 88, 118, 138, 178, 209; 196, 266, 301, 469f. 〈Umschlag für „Musen-Almanach für das Jahr 1799“〉 (Entwurf) 118, 178f., 203, 207; 266f., 291, 395, 397, 457, 464 〈Umschlag für „Propyläen“〉 (Entwurf) 118; 267, 291 〈2 Zeichnungen zum Gartenkalender〉 194, 299; 436f. –, Anne Dorothea, geb. Billeter (1738–1822), dessen Mutter 158 Meyer, Ludwig Heinrich Friedrich (1759–1824), Kaufmann in Weimar 695

780

Register

Meyer, Marianne s. Eybenberg, Caroline Esperance M a r i a n n e von –, Aron Moses (Aaron Joresch) (1737–1795), Münzfaktor und Bankier in Berlin, seit 1782 Pächter des Alaunwerkes bei Freienwalde an der Oder, deren Vater 413 –, Sara s. Grotthuß, Sophie Leopoldine Wilhelmine von Michaelis, Christian Friedrich (1754–1818), Mediziner, Anatom, 1784 Professor am Collegium Carolinum in Kassel, seit 1786 Professor der Anatomie in Marburg, 1803 Direktor des Institutum Chirurgicum Gullielminum und 1806 Direktor der Medicinal-Deputation in Marburg 180 Robert Woods Versuch über das Originalgenie des Homers (Übersetzung) 180 Michell, John (1724–1793), englischer Naturphilosoph, Geologe, Astronom 31; 65 A Treatise of Artificial Magnets 31; 65 Millin, Aubin Louis (1759–1818), französischer Bibliothekar, Kunsthistoriker und Naturforscher 233; 54, 85, 124f., 142, 157f., 215, 373, 516f. Magasin encyclopédique (Hrsg.) 54, 85, 124f., 142, 157, 215–217, 228, 516f. Molière (eigentl. Jean Baptiste Poquelin) (1622–1673) 486 Moltke, Adam Gottlob Detlef Graf von (1765–1843), Schriftsteller, dänischer Kammerjunker und Premierleutnant, Herr auf Nütschau 187; 173, 422 –, Charlotte Auguste Gräfin von, geb. Wi(e)bel von Wi(e)belsheim (1772–1801), seit etwa 1796 dessen erste Ehefrau 422

Montesquieu, Charles Louis Joseph de Secondat de la Brède et de (1689–1755), französischer Politiker und Schriftsteller 238; 530 Essai sur le goût / Réflexions sur les causes du plaisir 238; 530 Montgolfier, Joseph Michel (1740–1810), französischer Physiker, Luftschiffer, mit seinem Bruder Jacques Etienne Erfinder des Heißluftballons 244 –, Jacques Etienne (1745–1799), französischer Physiker, Luftschiffer, dessen Bruder 244 Morgenstern, Johann Simon K a r l (von) (1770–1852), Philologe, Pädagoge, Schriftsteller, 1794 Privatdozent und 1797 Professor in Halle, 1798 am Athenäum in Danzig, 1802 in Dorpat, auch Direktor der Universitätsbibliothek 156 Moritz, Karl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, ab 1784 Professor am Köllnischen Gymnasium in Berlin, von 1786 bis 1788 in Italien, 1789 Professor der Ästhetik an der Kunstakademie Berlin 412; 363 Möser, Justus (1720–1794), Regierungsassessor in Osnabrück, 1783 Geheimer Justizrat, Schriftsteller 405 Mounier, Jean Joseph (1758–1806), französischer Jurist, Politiker, 1779 Anwalt und 1783 Richter in Grenoble, 1789 Präsident der Nationalversammlung in Paris, 1790 Flucht in die Schweiz, später in Dresden und seit 1795 in Weimar, Gründer und seit 1797 Leiter des Erziehungsinstituts in Belvedere, 1801 Rückkehr nach Frankreich, 1802 Präfekt des Departements Ille-et-Vilaine, 1805 Staatsrat 59, 336; 124f., 142, 299, 390, 579, 591, 669

Personen und Werke

Lettre sur la Philosophie de Kant 59; 124f., 142 Mozart, Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb, gen. Wolfgang Amadeus (1756–1791), österreichischer Komponist 108, 116, 165f., 240, 245, 554, 560, 673 Die Zauberflöte 53, 55, 107, 109, 248, 250; 104, 108–111, 116f., 165f., 240f., 245, 551, 554, 556, 558, 560, 673 Così fan tutte 75; 108, 165f. Don Juan (Don Giovanni) 165 Die Entführung aus dem Serail 166 Le nozze di Figaro 166 Muilman, Willem Ferdinand Mogge (1778–1849), Schüler von August Wilhelm Schlegel von 1791 bis 1796, später Direktor der Nederlandsche Bank 191 Müller, Christian Gottlieb (1741–1823), Beamter, Schriftsteller, Sekretär des Pegnesischen Blumenordens 12 Kurze Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg 12 Müller, Johann Bernhard, 1798 Eisenacher Kammerbote 297 Müller, Johann C h r i s t i a n Ernst (1766–1824), Kupferstecher, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, 1820 Professor EB 107; 224; 51, 267, 373, 437, 457, 464, 493f., 539 〈Kupferstiche〉 〈Grabmal des Porsenna〉 (nach Friedrich Weinbrenner) 241; 539 〈Landschaften mit etrurischen Monumenten〉 (nach Johann Heinrich Meyer) 373 〈Umrisse der Laokoon-Gruppe〉 (nach Conrad Horny) 372 Müller, Johann Georg (1759–1819), Schweizer Theologe, Politiker und Sprachwissenschaftler, Schulmann

781

und Pädagoge, seit 1794 Gymnasialprofessor der griechischen und hebräischen Sprache in Schaffhausen, 1798 Mitglied der Schaffhausener Nationalversammlung, Freund der Familie Herder 79; 167–169 Müller, Johann Gottlieb (erwähnt 1798), Gerichtsschöffe in Weimar 248 Müller, Johannes (1791: von) (1752–1809), Schweizer Historiker, 1772 Gymnasialprofessor in Schaffhausen, 1774 Hauslehrer in Genf, von 1781 bis 1783 Professor der Geschichte in Kassel, 1793 Hofrat in Wien, 1804 brandenburgischer Historiograph, Geheimer Kriegsrat in Berlin 233 Müller, Joseph (erwähnt 1798–1800), Quadrator und Maurer, von 1798 bis 1802 beim Schlossbau in Weimar tätig 398; 352, 656, 720 Murr, Christoph Gottlieb von (1733–1811), Jurist, Polyhistor, Kunst- und Autographensammler in Nürnberg 569 Beyträge zur Geschichte des dreyßigjährigen Krieges 569 Nahl, Johann August d. J. (1752–1825), deutschschweizerischer Historienund Landschaftsmaler, Zeichner, von 1774 bis 1781 sowie von 1783 bis 1787 und 1788 in Rom, etwa 1793 Professor und 1815 Direktor der Kunstakademie in Kassel 720 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1796 französischer General, von 1799 bis 1804 Erster Konsul, von 1804 bis 1814 Kaiser der Franzosen 92, 138, 168, 601 Neapel, Ferdinand IV. von (Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon) (1751–1825), König von 1759 bis 1806, von 1809

782

Register

bis 1815 als Ferdinand III. König von Sizilien, seit 1816 als Ferdinand I. König beider Sizilien (Neapel und Sizilien) 138; 302 Nehrlich, Johannes K a r l (1773–1849), Schriftsteller, Maler, Volksliedsammler, 1794 Student in Jena, um 1800 in Coburg und Meiningen, dann bis 1810/15 Hofzeichnungsmeister in Hechingen, später Lehrer am Hoftheaterinstitut in Karlsruhe 318 Schilly 318 Neuenhahn, Karl Christian Adolf d. J. (1745–1807), Botaniker, Kaufmann und Branntweinbrenner in Nordhausen, 1798 sachsen-weimarischer Kommerzienrat 175; 465f., 467 –, Carl Christian (1713–1778), Kommerzienrat in Nordhausen, dessen Vater 465 Newton, Sir Isaac (1643–1727), englischer Mathematiker, Astronom, Professor der Physik in Cambridge 9, 20, 43, 45, 47, 51, 282, 286; 24, 39f., 90f., 95f., 101, 614 Lectiones opticae 45; 95 Opticks: or, a Treatise of the Reflexions, Refractions, Inflexions and Colours of Light 20, 45; 39f., 95 Philosophiae Naturalis Principia Mathematica 24 Nicolai, Christoph Friedrich (1733–1811), Buchhändler, Verleger, Schriftsteller und Publizist in Berlin 181; 313, 405 Leben und Meinungen Sepronius Gundibert’s eines deutschen Philosophen 405 Allgemeine Deutsche Bibliothek (Hrsg.) 405 Niethammer, Friedrich Immanuel (1766–1848), Theologe, Philosoph und Pädagoge, 1791 Hauslehrer in Gotha, 1792 Privatdozent und 1793 Professor der Philosophie in Jena,

1804/05 Professor in Würzburg, dann Landesdirektionsrat für Schulund Kirchenwesen in Bamberg, 1808 Zentralschulrat und Oberkirchenrat in München, von 1818 bis 1845 Oberkonsistorialrat 133, 321, 346f., 557, 611 Nostitz, Friedrich Carl Ernst Ferdinand (1767–1829), sächsischer Hof- und Regierungsrat in der Stiftsregierung im Hochstift zu Merseburg 638 Nugent, Thomas (um 1700–1772), irischer Schriftsteller und Reisender The Life of Benvenuto Cellini 79 Oertel, Wilhelmine ( M i m i) Henriette von (geb. 1764), Tochter von Johanna Carolina und Friedrich Benedikt von Oertel 669 Oeser, Adam Friedrich (1717–1799), Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer, Ästhetiker, Kunsterzieher in Leipzig, seit 1764 Direktor der Kunstakademie in der Pleißenburg, von 1765 bis 1768 Goethes Zeichenlehrer 194 Oppel, Johann Siegmund von (1730–1798), Beamter, seit 1772 Geheimer Rat und Direktor der weimarischen Landschaftskasse, seit 1775 Wirklicher Geheimer Rat 64; 126f., 137 Oppel, Friedrich Wilhelm von (1720–1769), Bergbaubeamter in Freiberg, ab 1763 kursächsicher Oberberghauptmann, Mitbegründer der Bergakademie Freiberg 597 Ortelli (Ortelly), Josepha Barbara, geb. Haas(e) (1747–1821), Tochter des Schuhmachers Andreas Haas(e) in Neustadt an der Saale, seit 1767 verheiratet mit dem italienischen Kaufund Handelsmann Stephan Andreas Ortelli in Weimar, 1792 verwitwet, Weiterführung der Süßwaren- und

Personen und Werke

Weinhandlung ihres Mannes 387; 692 Osann, Friedrich Heinrich Gotthelf (1753–1803), Beamter in Weimar, seit 1794 Regierungsrat und Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission, 1795 auch Konsistorialrat 52 (Auftragsbrief), 88, 102 (Auftragsbrief), 125, 141; 68, 116, 120, 142, 152; 139, 144, 147, 149, 152f., 189, 204, 247f., 249, 258, 271, 288, 308, 332, 344, 385f. –, Amalie Caroline Friederike, geb. Hufeland (1766–1843), Tochter des Leibarztes Johann Friedrich Hufeland in Weimar, seit 1786 dessen Ehefrau 142; 308 Ossian, sagenhafter keltischer Barde aus dem 3. Jahrhundert, Pseudonym des schottischen Dichters James Macpherson (1736–1796) 22; 44 Osterhausen, Johann Carl (1765–1839), Mediziner, Schriftsteller, seit 1791 Arzt in Nürnberg 36; 10, 77 Das neue Taschenbuch von Nürnberg (mit Georg Christoph Wilder) 10, 77 Österreich, Karl Ludwig Johann Joseph Laurentius Erzherzog von (1771–1847), 1793/94 Generalgouverneur der Niederlande, 1796 Reichsgeneralfeldmarschall, 1801 Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrates, von 1806 bis 1809 Generalissimus, 1814/15 Gouverneur von Mainz 24; 50, 488 Otto, Georg Christian (1763–1828), Schriftsteller, Freund Johann Paul Friedrich Richters 461 Palomba, Giuseppe (gest. 1825), italienischer Schriftsteller, Librettist 140 La trame deluse (Die vereitelten Ränke) (Libretto) 65; 140

783

Panzer, Georg Wolfgang Franz (1729–1805), Theologe und Bibliograph in Nürnberg, Vater des gleichnamigen Mediziners 8, 10 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761–1851), Theologe, Orientalist, 1789 Professor in Jena, 1803 Professor und Landesdirektionsrat für Kirchen- und Schulsachen in Würzburg, 1807 Kreisschulrat in Bamberg, 1808 in Nürnberg und 1810 in Ansbach, von 1811 bis 1844 Professor in Heidelberg 192, 196; 347, 430, 441 Pausias von Sikyon (4. Jh. v. Chr.), griechischer Maler 23 Pfaff, Johann Friedrich (1765–1825), Mathematiker, 1788 Professor in Helmstedt und seit 1810 in Halle, 1802 braunschweigischer Hofrat, Bruder von Christian Heinrich und Johann Wilhelm Andreas P. 399; 722 Pfalz-Zweibrücken, Christian IV. von (1722–1775), seit 1740 Herzog 367 Pfeffel, Gottlieb Conrad (1736–1809), hessen-darmstädtischer Hofrat, Leiter der „École militaire“ in Colmar, Schriftsteller 368f. –, Christian Friedrich (1726–1807), Historiker und Diplomat, dessen Bruder 215, 367f. Pflug, Christoph G o t t l i e b (Christian Karl Gottlob) (1747–1825), Hofkupferschmied in Jena EB 76; 384; 418, 686 Pierron, Jean Baptiste (erwähnt 1798), Sprachmeister, um 1791 in Kloster Berge und von 1792 bis 1794 substituierter, von 1794 bis 1797 französischer Lektor in Jena 192; 431 Pius VI. (eigentl. Giovanni Angelo Braschi) (1717–1799), seit 1775 Papst 129, 138

784

Register

Plato (Platon) (428/27–348/47 v. Chr.), griechischer Philosoph, Schüler des Sokrates 361 Plinius d. Ä. (Gaius Plinius Secundus) (23/24–79), römischer Beamter, Offizier, Naturforscher, Schriftsteller 23, 394, 539 Naturalis historia 23, 394 Pollack (Pollak), Johann Jakob (1745–1813), seit 1798 Theaterdiener in Weimar 390; 702 Ponte, Lorenzo da s. Da Ponte, Lorenzo Pope, Alexander (1688–1744), englischer Philosoph, Schriftsteller und Übersetzer 66 An Essay on Criticism 66 An Essay on Man 66 Portius, Simon (Simone Porta, Porzio) (1496/97–1554), italienischer Gelehrter 50; 100f. Aristotelis, vel Theophrasti de Coloribus libellus (Übersetzung) 101f. Posselt, Ernst Ludwig (1763–1804), Historiker, Publizist 26, 103, 207, 211, 215, 226, 349, 354; 5, 27, 33, 54, 58, 234, 464, 474f., 482, 498 Einleitung. Uiber die neueste Politik, und über den Plan dieses politischen TagBlattes 5, 33 Neueste WeltKunde (Hrsg.) 3, 15, 17, 28, 127, 186, 202, 207f., 211, 293, 301f.; 4f., 27, 32f., 54, 58, 234, 265, 284, 419, 455, 464, 473, 484, 498 Krieg der fränkischen Republik (Tabelle) 17; 33 Europäische Annalen (Hrsg.) 33 Die fränkische Republik (Aufsatz) 33 Allgemeine Zeitung (Redakteur) 3, 208, 211, 223, 262; 4, 122, 419, 455, 464, 473, 482–484, 491, 498, 502, 576, 584, 586, 591 Preußen, Friedrich Wilhelm II. von (1744–1797), seit 1786 König, Neffe

von Friedrich II. (der Große) von Preußen 255; 369, 569 –, Friedrich Wilhelm III. von (1770–1840), Kronprinz, 1797 König, dessen Sohn 177; 203, 234, 339, 394, 432 Priestley, Joseph (1733–1804), englischamerikanischer Theologe, Philosoph, Chemiker und Physiker 40 The history and present state of discoveries relating to vision, light, and colours 40 Properz (Sextus Aurelius Propertius) (um 50–15 v. Chr.), römischer Dichter 18, 240; 35, 197, 521, 535, 555f. Elegien 235, 239f., 248f., 274, 276; 7, 10, 35, 196, 378, 521, 533–535, 537, 555–557, 614f., 619 Quériau, François-Guillaume (1714–1790), Jurist und Sekretär der Société des Sciences, Belle-Lettres et Arts de Clermont (Puy-de-Dôme), Schriftsteller mit dem Pseudonym Aletophil 43; 91 Examen du Systéme de M. Newton Sur la lumière et les couleurs 43; 91 Rachel von Löwmansegk, Johann (Jean) Thomas, um 1782 sächsischer Kammerrat im Stift-Merseburgischen Kammerkollegium, auch Akziserat 635 Raffael (eigentl. Raffaelo Santi, auch Raphael) (1483–1520), italienischer Maler und Architekt 6, 26, 80, 326; 19, 54, 90, 172f., 242, 422, 443, 454, 559 Die Heilige Cäcilie (Gemälde) 26; 54 Joseph erzählt seinen Brüdern seinen Traum (Fresko) 326 Madonna della Sedia (delle Seggiola) (Gemälde) 6; 19, 90, 172, 422, 443

Personen und Werke

〈Fresken in den Stanzen im Vatikan〉 Stanza della Segnatura – Schule von Athen 454 Stanza di Eliodoro – Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel 454f. 〈Fresken in den Loggien des Vatikan〉 80; 173 Rapinat, Jean-Jacques (1755–1817), Regierungskommissär der französischen Helvetien-Armee 265 Rapp, Gottlob H e i n r i c h (seit 1821:) von (1761–1832), Kaufmann, Kunstliebhaber, Schriftsteller und Hofbeamter in Stuttgart, 1807 mit Johann Friedrich Cotta Gründer eines lithographischen Instituts, von 1808 bis 1816 Direktor der Tabaksregie, 1814 Kontrolleur und 1818 Direktor der Hofbank, Schwager von Johann Heinrich Dannecker 13, 75, 128; 23, 191, 222, 294, 319; 32, 41–45, 48f., 52, 118, 210–212, 214, 350–353, 373, 428f., 489f., 656f. –, Henriette F r i e d e r i k e E b e r h a r d i n e , geb. Walz (1765–1834), seit 1785 dessen Frau 22, 93, 222; 44, 212, 490 –, Eberhardine S o p h i e (1787–1849), um 1812 verheiratet mit Johannes Finckh, Kaufmann in Stuttgart und Reutlingen, deren Tochter 22; 44 –, Caroline Friederike (1789–1861), deren Tochter 22; 44 –, Heinrike Amalie (geb. 1790), deren Tochter 22; 44 –, Emilie Charlotte (1792–1835), seit 1825 verheiratet mit dem Musikalienhändler Gustav Adolf Zumsteeg in Stuttgart, deren Tochter 22; 44, 211 –, Marie P a u l i n e (1796–1886), seit 1817 verheiratet mit dem Regie-

785

rungsrat und Oberamtmann in Urach Carl Christian Friedrich Weckherlin, 1853 verwitwet, deren Tochter 22; 44 –, Auguste M a t h i l d e (1797–1876), seit 1828 verheiratet mit Sulpiz Boisserée, 1854 verwitwet, deren Tochter 22; 44 –, Philipp Heinrich (1723–1783), Tuchhändler in Stuttgart, dessen Vater 42, 351 Rauch, Christian Daniel (1777–1857), Bildhauer in Berlin 364 Regnault, Jean-Baptiste (Pseudonym: Renaud de Rom) (1754–1829), französischer Maler und Radierer 45 Reichard, Heinrich August Ottokar (1751–1828), Schriftsteller, Übersetzer, 1775 Leiter des Hoftheaters und 1780 herzoglicher Bibliothekar in Gotha, Mitglied des Kriegskollegiums, Freimaurer, Vertrauter von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg 183; 332, 388, 393f., 403, 411 Buch der Liebe (Hrsg.) 411 Olla potrida (Hrsg.) 394 Reichardt, Johann Friedrich (1752–1814), Komponist, Schriftsteller und Publizist, seit 1773 Kammersekretär in Königsberg, 1776 königlich preußischer Hofkapellmeister in Berlin, seit 1794 auf seinem Gut Giebichenstein bei Halle, 1796 Salineninspektor in Halle, 1808 Hofkapellmeister in Kassel 7; 20, 482 〈Kompositionen〉 Claudine von Villa Bella (Goethe) Mit Mädeln sich vertragen (Goethe) 482 Reichert, Johann(es) (um 1738–1797), Gärtner aus Worms, seit 1777 Hofgärtner, seit 1793 Garteninspektor

786

Register

im Schlosspark in Belvedere bei Weimar 118 –, Johann Friedrich (1767/70–1831), Gärtner in Weimar, von 1793 bis 1796 substituierter Hofgärtner in Belvedere bei Weimar, später Handelsgärtner und um 1816 auch Bezirksdeputierter in Weimar, dessen Sohn 118 Hortus Reichertianus 118 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719–1793), deutscher Altertumsforscher und Kunsthändler, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom, Freund Winckelmanns, Cicerone 412 Reimann, I m m a n u e l Gottlieb (1766–1847), Ökonom, Kaufmann und Landwirt in Buttstädt, 1801 Pächter und von 1803 bis 1806 Besitzer des Freigutes in Oberroßla, später 13 Jahre in Russland, seit 1822 Bürger von Weimar, Erbauer und Betreiber von Dampf- und Wasserbadeanstalten 180 –, Christian Friedrich (1762–1831), Theologe, 1791 Kollaborator in Weimar, 1795 Pfarrer in Oberroßla, dessen Bruder 141f., 151; 307f., 326 Reinhard (Reinhardt), Bernhard Heinrich C a r l (1763–1799), Schauspieler und Schriftsteller, 1793 Schauspieler in Hamburg, 1798 in Frankfurt a. M., dann in Bremen und Breslau 123, 333; 276 –, Charlotte Henriette, geb. Saalbach (Sallbach) (geb. 1772), Schauspielerin, 1793 in Hamburg, 1798 in Frankfurt a. M., dann in Bremen und Breslau, dessen Frau 123, 333; 276 Reinhold, K a r l Leonhard (1758–1823), Philosoph, Ordensgeistlicher in Wien, 1783 Flucht

nach Leipzig, 1784 in Weimar, Übertritt zum Protestantismus, Mitarbeiter an Wielands „Teutschem Merkur“, 1787 Professor in Jena und 1794 in Kiel, Schwiegersohn Christoph Martin Wielands 6; 18 Reinwald, Wilhelm Friedrich Hermann (1737–1815), Bibliothekar und Hofrat in Meiningen, seit 1786 verheiratet mit Friedrich Schillers Schwester Christophine 290 Reitzenstein, Eleonore Luise von, geb. von Plotho (1743/48–1810), Hofdame in Weimar 62 –, Christiane Henriette ( T i n e t t e) von (1784–1837), deren Tochter, Schwester von Friederike Karoline 61f. –, Friederike Karoline von (1785–1845), von 1805 bis 1815 Hofdame der Erbprinzessin Maria Pawlowna in Weimar, deren Tochter, Schwester von Tinette 61f. Rétif (Restif) de La Bretonne, Nicolas Edme (1734–1806), französischer Schriftsteller 6; 18, 290, 379 Monsieur Nicolas ou le Coeur-humain dévoilé 6; 18, 290, 379 Retzer, Joseph Friedrich von (1754–1824), österreichischer Hofsekretär, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1783 Bücherzensor in Wien 108, 110, 165f.; 243, 246, 367, 369, 371 An Gleim (Gedicht) 110; 246 Reuß ältere Linie, Heinrich XIV. Prinz von (1749–1799), Graf und Herr von Plauen, Herr zu Greiz, Kranichfeld, Gera, Schleiz und Lobenstein, österreichischer General und Diplomat, seit 1785 Gesandter in Berlin, seit 1797 heimlich verheiratet mit Marianne Meyer, spätere von Eybenberg 151; 351; 412–414, 415

Personen und Werke

–, Heinrich XI. Fürst von (1722–1800), ab 1743 regierender Fürst, dessen Vater 413 –, Konradine Fürstin von (1719–1770), dessen Mutter 413 Ricci, Matteo (1552–1610), Jesuit, Missionar in China 10f.; 18 Richter, Georg Friedrich (1691–1742), Mathematiker, Professor für Mathematik, Ethik und Politik in Leipzig 101 Richter (erwähnt 1797/98), Informant in Dresden 634, 636 Richter, Johann Paul Friedrich (Pseudonym: Jean Paul) (1763–1825), Schriftsteller, 1798 in Weimar, 1800 in Berlin, seit 1804 in Bayreuth 96, 206; 23, 221f., 461, 546 Ridel, Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), Jurist, 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, von 1787 bis 1799 Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von SachsenWeimar und Eisenach, 1787 Landkammerrat, 1798 Geheimer Kammerrat, 1817 Kammerdirektor EB 106; 224; 191, 315, 493f., 501 Riedesel, Ludwig Georg Friedrich Karl Hermann (1778–1828), ab 1796 Studium in Leipzig, später Oberforstmeister 149; 321, 346f. –, Friedrich Ludwig Wilhelm Karl (1780–1806), ab 1796 Studium in Leipzig, dessen Bruder 149; 321, 346f. Riehl (Rühl), Johann Andreas (1747–1813), Strumpfwirkermeister und -verleger, dann Schreibmeister in Weimar, 1788 Kapell- und 1797 Theaterdiener 390; 273, 702 –, Gottlieb Wilhelm Christian (1777–1826), übernahm 1798 die Abschreibarbeiten in der Bibliothek,

787

dessen Sohn 121, 378; 273, 666 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845), Altphilologe und Pädagoge, 1798/99 Privatdozent in Halle, 1801 Hauslehrer bei Wilhelm von Humboldt in Tegel und Rom, seit 1803 in Weimar, Sekretär und Mitarbeiter Goethes, von 1812 bis 1820 Gymnasialprofessor, seit 1814 Bibliothekar, 1837 Oberbibliothekar 332, 335, 491 Ritter, Johann Wilhelm (1776–1810), Physiker, Philosoph, 1791 Apotheker in Liegnitz, 1796–1798 Student in Jena, dann Privatgelehrter in Weimar, Gotha und Jena, 1803 Privatdozent in Jena, seit 1805 in München, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 171, 176; 346, 354, 381, 393 Beweis, daß ein beständiger Galvanismus den Lebensproceß begleite 355, 381, 393 Rizzetti, Giovanni (1675–1751), italienischer Gelehrter, Architekt 101 Roentgen, David (1743–1807), Kunsttischler, seit 1772 Inhaber einer Werkstatt in Neuwied, preußischer Geheimer Kommerzienrat und französischer Königlicher Kunsttischler 678, 720 Roland de la Platière, Jean Marie (1734–1793), französischer Politiker, Girondist 128, 665 Römer, Johann Jacob (1763–1819), Mediziner, Botaniker, Professor in Zürich 466 Archiv für Botanik (Hrsg.) 466 Rose, Valentin d. J. (1762–1807), Chemiker, Apotheker in Berlin, Besitzer der Apotheke „Zum weißen Schwan“, auch Assessor am Collegium medicum 146; 344, 397, 398f., 400

788

Register

–, Valentin d. Ä. 1736–1771), Apotheker, dessen Vater 398 –, Anna Magdalena, geb. Stäbchen (gest. 1810), seit 1761 verheiratet mit Valentin Rose d. Ä., dessen Mutter 398 Rosenfeld, Caroline Caterine Judith E l i s a b e t h Theodore, geb. Janssen (1749–1802), Schwiegermutter von Johannes Daniel Falk 155 Roth, Albrecht Wilhelm (1757–1834), Botaniker, Arzt in Vegesack 466 Roth, Johann Ferdinand (1748–1814), Theologe, Historiker, 1798 Diakon an der Haupt- und Pfarrkirche zu St. Sebald in Nürnberg, 1806/07 Senior des Kapitels, 1813 Stadtpfarrer 4; 10 Roth, Karl Johann F r i e d r i c h (seit 1822:) von (1780–1852), Jurist, Beamter, 1801/02 Rechtskonsulent in Nürnberg, 1806 Finanzrat, 1810 Oberfinanzrat in München, 1817 Ministerialrat, von 1828 bis 1848 Präsident des Oberkonsistoriums 14 Nachricht von dem Leben Paul Wolfgang Merkels weiland verordneten Vorstehers des Handelsplatzes Nürnberg 14 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778), französischer Philosoph und Schriftsteller 198, 223, 231, 535 Pygmalion 98, 103f.; 198, 223–225, 231, 233, 235 Rudolph, Georg Gottfried (1778–1840), 1797 Schillers Diener und Schreiber, nach Mai 1805 in Tübingen, seit März 1806 wieder in Weimar, Hoflakai im Dienst des Erbprinzen Carl Friedrich von SachsenWeimar und Eisenach, dann Schreiber in der Schatullverwaltung Maria Pawlownas von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1811 Kanzlist bei der erbprinzlichen Hofkasse, 1828 Registrator 228; 502

Rudolph, Johann Christoph (um 1728–1804), Hofkantor in Weimar, seit 1798 auch für Schreibarbeiten in der Herzoglichen Bibliothek tätig 84; 187 Rudorf, Carl Wilhelm s. Knebel, Carl Wilhelm Rühlmann (Rühlemann), Johann August Bernhard (1759–1834), Jurist, Kammerbeamter in Weimar, 1791 Kammerkonsulent und Hofadvokat, 1794 Rat, 1797 Assessor, 1798 Landkammerrat, 1802 Kammerrat, 1817 Kammerdirektor, 1823 pensioniert 104, 111; 141, 142, 149, 152; 146, 249, 291, 292f., 307–310, 323, 329f., 332 Saal, Justus Heinrich (1722–1794), Beamter und Übersetzer 199 Die verstellte Kranke (nach Goldoni) 100, 102; 199, 206, 227, 229, 232 Sachs, Hans (1494–1576), Schuhmacher und Dichter in Nürnberg 78, 122 Sachsen, Friedrich III. (der Weise) von (1463–1525), seit 1486 Kurfürst 174; 388 Sachsen-Coburg-Saalfeld –, Ernst Friedrich von (1724–1800), seit 1764 Herzog 63; 132f. –, Sophie Antoinette Herzogin von, geb. Prinzessin von BraunschweigWolfenbüttel (1724–1802), seit 1749 dessen Frau 63; 133 Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig von (1745–1804), seit 1772 Herzog, seit 1774 Freimaurer, seit 1783 Illuminat 386 –, Emil Leopold A u g u s t Erbprinz von (1772–1822), seit 1804 Herzog, dessen Sohn 61; 119, 126f., 412 –, Luise Charlotte Erbprinzessin von, geb. Prinzessin von Mecklenburg-

Personen und Werke

Schwerin (1779–1801), seit 1797 erste Ehefrau des Erbprinzen August 61, 173; 119, 126f., 387, 412 –, Friedrich Prinz von (1774–1825), seit 17. Mai 1822 als Friedrich IV. Herzog, dessen Sohn 61, 96; 126, 221 –, August Prinz von (1747–1806), holländischer und sachsen-gothaischer General, Bruder des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg 142, 150; 194, 386–388, 410f. Das Lustschloss oder Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm 387, 411 Sachsen-Jena, Bernhard Herzog von (1638–1678) 261 Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August Herzog von (1757–1828), seit 3. September 1775 regierender Herzog, seit 1815 Großherzog 162, 218; EB 3, EB 40, EB 82; A 1, A 7, A 13; 21, 23, 63, 65, 79, 85f., 101, 110, 115, 121, 123, 127, 129, 148, 152–154, 156, 158, 176, 192, 197f., 205, 232, 240, 273, 277, 283, 293, 324, 329, 332, 336, 343, 345, 356, 358, 366–368, 370f., 376f., 379, 388, 391, 398, 403–406; 7, 9f., 19, 46f., 51, 55, 72f., 78, 84, 103, 118, 124, 126, 128, 133, 140, 147, 168f., 182, 187, 191, 194, 209, 212, 230, 234, 237, 245, 255, 257, 259, 268, 271, 273, 276f., 281, 283f., 285, 287f., 295, 320, 322, 324, 331, 333, 336, 338f., 347, 354, 370, 373, 381, 389, 394, 415f., 429–431, 438–441, 443f., 451f., 460, 513, 532, 534–536, 543–545, 554, 558, 562, 591, 597, 599f., 602, 605f., 610f., 622, 625, 627–630, 636, 639–641, 644f., 647, 649f., 653–656, 659, 661f., 664–669,

789

674f., 677f., 681, 693, 695, 701, 703, 708, 718, 720–723 –, L o u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), seit 1775 Herzogin, seit 1815 Großherzogin, seit 3. Oktober 1775 Frau von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 63, 146, 205, 242, 365; 9, 17, 27, 55, 60f., 78, 106, 118f., 315f., 355, 373, 428, 440, 460, 468, 508, 542, 553, 600, 605, 608, 622, 625–627, 644, 675, 680f., 720 –, Carl Friedrich Erbprinz von (1783–1853), seit 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, deren Sohn 224, 350, 380; 191f., 296, 494, 501, 554, 597, 600, 629, 644, 675 –, Maria Pawlowna von, geb. Großfürstin von Russland (1786–1859), Schwester von Zar Alexander I. von Russland, seit 1804 Frau von Erbprinz Carl Friedrich 629 –, C a r o l i n e Louise, Prinzessin von (1786–1816), seit 1810 Ehefrau des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, seit 1815 Erbgroßherzogin, deren Tochter 644 –, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel (1739–1807), seit 1756 verheiratet mit Herzog Ernst August II. Constantin, von 1758 bis 1775 obervormundschaftliche Regentin, dessen Mutter EB 104; 198, 358, 370; 7, 62, 85, 117, 160, 371, 373, 394, 444, 471, 558, 561, 644f., 688, 695 –, Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), kursächsischer Generalmajor, dessen Bruder 36, 165, 557 Salisch (S. und Großgraben), Karl Heinrich Julius Graf von

790

Register

(1769–1839), Schriftsteller und Historiker, 1792 Kammerjunker in Gotha, um 1804 Kammerherr, 1821 Oberhofmarschall 412 Salzmann, Johann Daniel (1722–1812), Aktuar am Vormundschaftsgericht in Straßburg, Schriftsteller, Freund und Mentor Goethes 216 Satzenhoven, Friedrich (Fritz) (1772/74–nach 1824), Sänger, Theaterkapellmeister, Komponist, um 1795 in Graz, 1798 in Salzburg, später in Wien und 1807 in Krakau, seit 1807 in St. Petersburg, 1821/22–1825 Musikverleger und Herausgeber einer Zeitschrift 276 Scaliger, Julius Cäsar (1584–1558), italienischer Scholastiker, Humanist, Dichter, Naturforscher 100 Schall (Shall), K a r l Heinrich (Christian Heinrich S., Charles Hildon Shall) (um 1764–1806), Schauspieler, Sprachlehrer und Übersetzer englischer Herkunft, 1792/93 Schauspieler in Passau und 1794 in Den Haag, seit 1795 in Weimar, Schauspieler und Wöchner, um 1804 Gymnasialprofessor für Englisch und Italienisch und Gründer einer privaten Erziehungsanstalt 225; 418, 432, 495, 509, 673, 707, 715 Die erste Liebe 509, 707, 715 Schardt, Johann Wilhelm Christian von (um 1711–1790), Reise- und Hofmarschall Herzog Ernst Augusts I. von Sachsen-Weimar und Eisenach, Vater Charlotte von Steins 631 –, Familie 669 Schaumburg, Johann Gottfried Ernst von (erwähnt 1798), Legationsrat in Stockholm 356 Scheffauer, Philipp Jakob (1756–1808), Bildhauer 49

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (seit 1808:) von (1775–1854), Philosoph, 1798 Professor in Jena und 1803 in Würzburg, 1806 in München, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1808 auch Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste, 1820 Professor in Erlangen, 1827 Professor, Generalkonservator der wissenschaftlichen Sammlungen und Vorsitzender der Akademie der Wissenschaften in München, seit 1841 in Berlin 126, 126K; 6, 8, 128, 270, 276; 18, 20, 24, 39, 251, 286, 294f., 310, 321f., 336, 345–347, 348, 379, 381, 529, 557, 567, 575, 583, 620 Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie. Zum Behuf seiner Vorlesungen 276; 534, 567, 620 Glaubensbekenntnis Heinz Widerporstens 347 Ideen zu einer Philosophie der Natur 6, 8f., 19, 56, 149, 254, 261; 18, 20, 24f., 37, 39, 118, 322, 346, 567, 583, 590 System der Naturphilosophie 347 Von der Weltseele, eine Hypothese der höhern Physik zur Erklärung des allgemeinen Organismus 135, 149, 238, 254, 261; 290, 294, 322, 346, 379, 529, 567, 583, 590, 621 –, Joseph Friedrich (1735/37–1812), Theologe, zuletzt Prälat und Generalsuperintendent in Maulbronn, dessen Vater 345 –, Gottliebin Marie, geb. Cleß (1746–1818), Tochter des Stuttgarter Stadtpfarrers Wilhelm Jeremias Cleß, dessen Mutter 345 Schenck (Schenk), Johann F r i e d r i c h Wilhelm Christian (1758–1834), Jurist, Beamter, 1793 Hofadvokat in Weimar, seit 1798 auch Amtskommissar und Landrichter, 1802 Amtsadjunkt, 1803 Justizamtmann in

Personen und Werke

Dornburg, seit 1818 Justizamtmann und Rat in Weimar, 1831 Hofrat 120, 142, 152; 272, 308, 330 Scherer, Alexander Nikolaus (nach 1800:) von (1771–1824), Chemiker, Physiker, 1794 Privatdozent in Jena, 1797 Bergrat, ab 1798 Vorlesungen am Gymnasium in Weimar, 1800 Professor in Halle, dann u.a. in Potsdam und Berlin, 1803 Professor in Dorpat, seit 1804 in St. Petersburg EB 44; 112, 148, 171, 177, 260, 311, 394; 63, 252, 257, 321, 331, 339, 348, 381, 390, 393, 398, 578f., 581, 677, 711f. Schieck (Schiek), Johann Andreas (erwähnt 1798), Dr. (?) aus Goldbach bei Gotha, Bewerber um ein Engagement am Hoftheater in Weimar 379; 670f. Schikaneder, Emanuel (eigentl. Johann Joseph Schickeneder) (1751–1812), Schauspieler, Sänger, Regisseur, Theaterdirektor und Dramatiker, seit 1784 in Wien, 1787 Leitung des Hoftheaters in Regensburg, 1789 in Wien, 1801 Gründung des Theaters an der Wien, 1807 in Brünn, Librettist Mozarts 116, 240, 554, 560 Die Zauberflöte (Libretto) 55, 107, 248; 116, 240, 554, 560 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (seit 1802:) von (1759–1805), Schriftsteller, Philosoph, Historiker, von 1789 bis 1799 Professor in Jena, seit 1800 in Weimar 5, 6, 6K, 7, 12, 17, 19, 20, 21, 25, 29, 31, 32, 33, 34, 34K, 35, 36, 39, 41, 43, 44, 45, 47, 48, 54, 67, 69, 70, 80, 81, 82, 84, 85, 86, 87, 90, 91, 94, 105, 116, 120, 121, 122, 129, 130, 140, 143, 144, 148, 163, 165, 166, 167, 168, 171, 172, 173, 176, 177, 180, 182, 183, 184, 185, 186, 195, 196, 200, 203, 206, 209, 214, 219, 225, 226,

791

230, 232, 237, 240, 244, 246, 249, 251; EB 73, EB 103, EB 111; A 19 (mit Christian Gottlob Voigt), A 19K (mit Christian Gottlob Voigt); 42f., 79f., 91, 94–96, 117, 119, 125, 130, 138, 144, 164, 166, 169–171, 179, 186–188, 203, 207, 209, 223, 225f., 238, 242, 246f., 249, 291, 294, 297, 301–303, 306, 318–324, 327, 347f., 351, 354, 360f., 377, 387, 399f., 405; 3, 5, 8f., 15–30, 32f., 37–42, 49, 52f., 55, 57–63, 67–70, 72, 74, 77–79, 81f., 84–100, 102–107, 110–114, 116–119, 122–133, 138–142, 154, 156–159, 166, 170–172, 174f., 178, 191–197, 199–201, 206–208, 215–227, 229–233, 235–247, 250f., 253–257, 259f., 262f., 266, 268, 278–281, 283, 286, 290f., 294–296, 298, 300–302, 311f., 318, 320f., 223–325, 330–338, 340f., 346f., 353–360, 363–365, 369, 372f., 377–380, 383–385, 387–397, 403–407, 416f., 419, 422f., 428, 433f., 437, 442f., 445–450, 452, 455–461, 463f., 467–484, 486–491, 495, 497, 499, 501f., 504–510, 513f., 517–522, 524–526, 530f., 535–538, 542f., 546–550, 552f., 555–563, 565, 567–570, 572, 574–577, 579, 584–587, 590–592, 594, 603–608, 612–620, 628f., 660, 663–665, 686, 691f., 724 An den Herausgeber der Propyläen 130, 280 Die Piccolomini. Wallensteins Erster Theil (Rezension; mit Goethe) 474 Die Verschwörung des Fiesko zu Genua 433 Don Karlos 208 Dramatische Preisaufgabe 130; 279f. 〈Gedichte〉 Bürgerlied 407

792

Register

Das Glück 407 Der Kampf mit dem Drachen 41, 407, 458 Des Mädchens Klage 407, 459f. Die Bürgschaft 407, 449, 458 Poesie des Lebens 407 Prolog zu Wallensteins Lager 193, 209, 211–222, 236, 298, 303, 349; 17, 407, 434, 468, 473–477, 479–481, 484f., 487, 490, 507f., 525, 620 Soldatenlied (mit Goethe zu „Wallensteins Lager“) 213, 215; 478, 480–482 Würde der Frauen 216 Xenien (mit Goethe) 33; 68, 393, 405 Haller 243 Naturforscher und Transcendental Philosophen 337 Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs 210; 17, 472 Maria Stuart 230 Temperamenten Rose (Schema; mit Goethe) 595 〈Über den Dilettantismus. Schema〉 (mit Goethe) 125; 251, 281 Ueber epische und dramatische Dichtung (mit Goethe) 159, 174f., 236, 245, 254, 443 Ueber naive und sentimentalische Dichtung 254, 391 Thalia 629 Wallenstein (Dramentrilogie) 5, 7, 8, 15, 21, 42, 59, 80, 87, 105f., 178, 197, 200, 208, 211, 223, 226, 234, 245, 247, 266, 272, 282, 302f.; 16f., 22, 27, 41, 52, 87, 90, 104, 118, 123, 138, 159, 171, 174f., 194, 196, 216, 229, 235, 237f., 247, 333, 395, 442, 446, 448, 467f., 472, 474, 500, 613, 691 Wallensteins Lager 208–216, 222f., 225, 230, 234, 245, 266, 272, 302f., 307, 348f., 384,

386f., 399; 16f., 132, 356, 395, 434, 468, 470, 472f., 475, 477–482, 487, 490f., 494–497, 502, 505f., 508, 540, 525, 543, 550, 561, 618, 685f., 691, 724 Die Piccolomini 225, 234, 236, 242, 245, 247, 258, 262, 266, 270–272, 274, 352, 387, 400; 16f., 356, 460, 468, 486, 495, 500f., 508, 524f., 537, 542, 550, 553, 561, 568f., 575f., 578, 585, 603, 605, 607f., 612f., 616–618, 691f., 724 Wallenstein (später Wallensteins Tod) 242, 247, 266, 272; 17, 468, 501, 524, 561, 568, 691 –, Louise Antoinette C h a r l o t t e von, geb. von Lengefeld (1766–1826), seit 1790 dessen Frau 38, 73, 78, 79; EB 19; 6, 26, 28, 30, 37, 49, 52, 61f., 66, 73, 88, 101, 105, 108, 110, 115–117, 119, 135, 150, 153, 156, 162f., 172, 178, 197, 199, 209, 213, 215, 231f., 235, 250f., 256, 258, 263, 272, 276; 16, 20, 39, 52, 55, 59, 62, 79, 94, 98, 103f., 110–112, 117, 124, 127, 130f., 141f., 159, 172, 197, 201, 205f., 216–221, 223, 229, 232f., 237, 239, 243, 247, 256f., 295, 325, 333, 338, 356f., 385, 395, 403, 443, 446, 459, 468, 478, 483, 510, 514, 520, 560, 562, 570, 576, 586, 608, 618, 628 –, Carl Friedrich Ludwig (seit 1802:) von (1793–1857), württembergischer Forstbeamter, seit 1824 Revierförster in Reichenberg (Württemberg), 1833 Oberförster in Rottweil, 1841 Forstmeister in Lorch und 1850 in Neuenstadt am Kocher, deren Sohn 91, 108, 178, 327; 205f., 243, 395 –, Ernst Friedrich Wilhelm (seit 1802:) von (1796–1841), seit 1815 Kamme-

Personen und Werke

rassessor in Weimar, 1819 Assessor am Kreisgericht in Köln, 1820 am Landgericht, 1824 am Appellationsgericht, 1828 Rat am Landgericht in Trier, 1835 am Appellationsgericht in Köln, deren Sohn 108, 178; 243, 395 Schlanzowsky (Schlansofsky), Elisabeth, geb. Reimers (Raumer) (geb. um 1763), Schauspielerin, u.a. in Hamburg, 1783 in Breslau und von 1797 bis 1800 in Weimar, seit 1783 zeitweise verheiratet mit dem Tänzer Franz Schlanzowsky (Schlansofsky) 548 Schlegel, August Wilhelm (1767–1845), Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, seit 1795 in Jena, 1798 Professor, von 1801 bis 1804 in Berlin, dann u.a. auf dem Landsitz der Madame de Staël in Coppet am Genfer See und bis 1817 deren Reisebegleiter, 1813 schwedischer Regierungsrat und Sekretär des Kronprinzen Bernadotte von Schweden, 1816 in Paris, 1818 Professor in Bonn 40, 66, 83, 112, 233, 238, 250; EB 32; 52, 54, 86, 105, 115, 149, 154, 156, 177, 181, 238, 240, 276; 7, 37, 58, 71, 106, 113–115, 191–194, 222, 230f., 237f., 251, 255f., 303f., 310–314, 321, 323, 334f., 338, 359f., 362–366, 373, 378, 392–394, 405, 528f., 531, 535, 542, 557, 565, 576–578, 586–588, 591, 614–616, 619f. Athenaeum 143; 114f., 311, 359, 362, 393, 405 Beyträge zur Kritik der neuesten Litteratur 311 Der Sturm (Shakespeare-Übersetzung) 115, 231, 256 Die Sprachen. Ein Gespräch über Klopstock 311

793

〈Gedichte〉 Am Tage der Huldigung 177; 394 An Friederike Unzelmann als Nina 113, 311, 335 Arion 312 Aus einem ungedruckten Roman 312 Der neue Pygmalion. An Iffland 177; 113, 231, 335, 394 Die entführten Götter 312 Gesang und Kuß 312 Kampaspe 177; 113, 312, 335, 394 Lebensmelodien 113, 312, 335 Prometheus 52; 106, 312 Pygmalion 177; 312, 394 Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia 312 〈Rezension zu Boufflers’ Abhandlung „Discours sur la Littérature“〉 591 〈Rezension zu Knebel: Elegieen von Properz〉 274, 276; 614f., 619f. 〈Übersetzungen〉 Der Sturm (Shakespeare) 101; 115, 231, 256 Ein Sommernachtstraum (Shakespeare) 101; 231, 256 Elegien aus dem Griechischen (mit Friedrich Schlegel) 311 Hamlet, Prinz von Dänemark (Shakespeare) 101; 115, 231, 256 Julius Cäsar (Shakespeare) 101; 231, 256 Romeo und Julia (Shakespeare) 101; 231, 256 Shakespeare’s dramatische Werke 101; 71, 115, 231, 256 Was ihr wollt 101; 231, 256 –, Karl Wilhelm F r i e d r i c h (seit 1815:) von (1772–1829), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler, von 1800 bis 1801 Privatdozent in Jena, dann in Berlin, Dresden und Paris,

794

Register

1804 in Köln, seit 1808 in Wien, 1809 Sekretär bei der Hof- und Staatskanzlei, von 1815 bis 1818 erster Legationssekretär der österreichischen Gesandtschaft beim Bundestag in Frankfurt a. M., zuletzt in Dresden, dessen Bruder 131; 7, 144, 177, 181; 20, 113, 132, 229, 303, 310–312, 320, 335, 346, 358–361, 362f., 365f., 393, 405 Alarcos 360 Athenaeum 143; 114f., 311, 359, 362, 393, 405 Die Griechen und Römer 359 Kritische Fragmente 20 〈113. Fragment〉 20 Geschichte der Poesie der Griechen und Römer 144; 303, 312, 320, 359, 361 Lucinde 362 Über die Homerische Poesie 229, 359 Über Goethe’s Meister (Rezension) 311, 359f., 393 〈Übersetzungen〉 Elegien aus dem Griechischen (mit August Wilhelm Schlegel) 311 Schlegel, Julius Heinrich Gottlieb (1772–1839), Mediziner, 1796 Amts- und Stadtphysikus in Ilmenau, 1810 sachsen-weimarischer und meiningischer Hofmedikus, 1817 sachsen-meiningischer Sanitäts-Polizeidirektor, 1824 Badearzt in Liebenstein 28; 82f. Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft und praktische Heilkunde 83 Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland und dem Venetianischen 39; 83 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1834), protestantischer Theologe, Philologe und Philosoph, 1804 Universitätsprediger und Professor

der Theologie und Philosophie in Halle/S., seit 1807 in Berlin, 1809 Prediger, 1810 Professor 359, 393 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1769 Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 1773 markgräflich badischer Hof- und Hof- und Regierungsrat in Karlsruhe und Goethes Schwager, seit 1774 Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen, 1787 Geheimer Hofrat am Landeskollegium Karlsruhe, 1794 in Karlsruhe, 1796 in Eutin als Privatgelehrter, 1798 Syndikus in Frankfurt a. M., seit 1773 Goethes Schwager EB 138; 45; 92–95, 368, 376, 585 Schreiben an einen jungen Mann 93 Zweites Schreiben an einen jungen Mann 45; 92–95 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), von 1773 bis 1777 dessen erste Frau, Goethes Schwester 368, 408 Schlütter, Johann Christian Heinrich (1772–1808), Vorbesitzer des Freigutes in Oberroßla, um 1799 Baukondukteur in Weimar, zuletzt Stadtbaumeister 142; 139, 143, 308 –, Johann Christoph (1774–1813), Vorbesitzer des Freigutes in Oberroßla, Arzt in Weimar, dessen Bruder 142; 139, 143, 308 –, Johann Heinrich Adolf (gest. 1796), Vorbesitzer des Freigutes in Oberroßla, dessen Bruder 139, 143 –, Maria Magdalena, geb. Hofmann (1776–1796), Teilhaberin am Oberroßlaer Lehn- und Freigut, dessen Mutter 139, 143, 149 Schmidt (erwähnt 1798–1799), Bildhauer und Ornamentschnitzer aus Mainz, von 1798 bis 1803 beim Schlossbau in Weimar tätig 398; 720

Personen und Werke

Schmidt (Schmid), Ernst August (1746–1809), Philologe und Übersetzer, Bibliothekar in Weimar, 1782 Akzessist bei der Bibliothek, 1794 Sekretär, 1805 Bibliothekar 658, 669 Schmidt, Johann Christoph (1727–1807), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788 Geheimer Rat und Kammerpräsident, 1802 Oberkammerpräsident 191, 225; 259, 268, 429, 496, 605, 655f., 674, 677–679 Schnauß, Christian Friedrich (1722–1797), seit 1743 sachsen-weimarischer Regierungsbeamter in Eisenach und Weimar, seit 1743 Kabinettssekretär, 1763 Regierungsrat, seit 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, seit 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Münzkabinetts, seit 1788 Oberaufsicht der Freien Zeichenschule 324, 333; 643, 650, 654, 708f. –, S o p h i a Christiana Ernestina Friederica (1771–1851), 1799 Heirat mit Heinrich Mylius, dessen Tochter 333 Schneider, Johann Gottlob (Saxo, Theanus) (1750–1822), Philologe, Bibliothekar, 1774 in Straßburg, 1776 Professor in Frankfurt (Oder), 1805 auch Universitätsbibliothekar, 1811 Professor in Breslau, 1814 Oberbibliothekar der Universitätsbibliothek 545 Kritisches Griechisch-Deutsches Handwörterbuch 545 Scholz, Maximilian (eigtl. Maximilian Plümeke) (1744–1834), Schauspieler 648 Schön, Martin s. Schongauer

795

Schongauer (Schön), Martin (um 1430–1491), Kupferstecher und Maler 250; 37, 76, 559, 561 Passion Jesu Christi (12 Kupferstiche) 250; 559, 561 Tod der Heiligen Maria (Kupferstich) 37, 76, 559 Schröder, F r i e d r i c h Ulrich L u d w i g (1744–1816), Schauspieler und Theaterdichter, von 1771 bis 1780 Theaterdirektor in Hamburg, 1781 in Wien, von 1785 bis 1798 sowie 1811 und 1812 wieder in Hamburg, zwischenzeitlich und danach Privatier, Theaterschriftsteller 187, 187K; 80, 101, 104f., 213, 215, 230, 232, 234; 164, 174f., 198, 221, 223, 225f., 229, 235, 237f., 315, 433, 479f., 482, 485–488, 505, 507f., 510, 513, 519, 550, 687, 691 Der Fähndrich 315, 433 Der Essigmann (Mercier, Übersetzung) 98; 198, 221, 223, 225, 486 Gesetze des Hamburgischen Deutschen Theaters 486 Materialien zur Geschichte der Freymaurerey 486 Stille Wasser sind tief (Beaumont-Bühnenbearbeitung) 198, 223–226, 486, 687 –, Anna Christina, geb. Hart (1755–1829), Schauspielerin, dessen Frau 486 Schröter, Corona Elisabeth Wilhelmine (1751–1802), Sängerin und Schauspielerin, seit 1776 in Weimar 229, 715 Schubart, C h r i s t i a n Friedrich Daniel (1739–1791), Schriftsteller, Komponist, von 1774 bis 1777 in Augsburg und Ulm, Herausgeber der „Deutschen Chronik“, von 1777 bis 1787 Häftling auf dem Hohenas-

796

Register

perg, seit 1787 Hoftheaterdirektor in Stuttgart 15; 27 Deutsche Chronik (Hrsg.) 15; 27 Schubert, Gotthilf Heinrich (seit 1853:) von (1780–1860), Mediziner, Naturforscher, Philosoph, Schriftsteller 346 Schückher, Johann Christoph von (1752–1816), Kaufmann, Marktadjunkt in Nürnberg 77 –, K a t h a r i n a Susanne von, geb. Merkel (1747–1808), Schwester von Paul Wolfgang Merkel, seit 1772 dessen Frau 36; 8, 10, 14, 77 Schultheß, Anna Barbara ( B ä b e), geb. Wolf (1745–1818), seit 1763 verheiratet mit dem Züricher Seidenfabrikanten und Hauptmann David Schultheß, 1778 Witwe, gehörte zum Freundeskreis von Johann Caspar Lavater, seit 1775 Freundin Lavaters und Goethes in Zürich 4 Schultze (Schulze), Carl Adolf (1758–1818), Hofadvokat im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1798 bis 1810 Bürgermeister in Weimar, seit 1802 Gerichtsdirektor, dann Justizamtmann und Schatullgerichtsamtmann 395; 714 Schumann, Friedrich W i l h e l m (1765–1850), Schreiber in Weimar, Rollenschreiber, von 1791 bis 1805 auch in Goethes und Schillers Diensten, 1805 Landschaftskassenkalkulator, um 1815 Leihhauskassierer, Sohn von Johann Zacharias S. 227, 387; 500, 692 Schünzel (Schinzel), Johann Martin (1732/33–1806), nach 1773 Hoftapezier, seit 1780 Schlossvogt in Weimar 393; 706 Schuricht, Christian Friedrich (1753–1832), Architekt und Zeichner in Dresden 191, 382; 429f., 680f.

Schütz, Christian Gottfried (1747–1832), Philologe, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, 1804 Professor der Beredsamkeit und Literaturgeschichte in Halle, seit 1785 Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 192; 263, 430, 441, 473, 546 –, Anna Henriette, geb. Danovius (um 1751–1823), seit 1778 dessen Frau, Tochter des Pfarrers Ludwig Danovius in Thorn 546 Schweighäuser, Johann G o t t f r i e d (1776–1844), Philologe, Schriftsteller, 1796 Sekretär im Hauptquartier der oberrheinischen Armee in Colmar, von 1798 bis 1809 u.a. Hauslehrer der Kinder von Wilhelm von Humboldts in Paris, dann in Antwerpen, seit 1810 Professor in Straßburg, auch Bibliothekar an der Stadtbibliothek 77; 233; 19, 142, 157f., 214, 215f., 217, 373, 516 Hermann und Dorothea, Poëme de M. Goethe (Rezension) 66, 72, 94; 19, 142, 157f., 215f., 516 Zu Schillers Würde der Frauen 216 Wallenstein (Schiller-Übersetzung, Plan) 216 –, Johann(es) (1738–1806), Buchdrukker und Verleger in Basel, dessen Vater 158, 215 –, Catharina Salome, geb. Haering (gest. 1807), Tochter des Straßburger Notars Johann Richard Haering, seit 1775 verheiratet mit Johann Schweighäuser, dessen Mutter 215 Seckendorf (erwähnt 1798), nicht ermittelt 30; 62 Seckendorff, F r a n z Paul Christoph Albrecht von (1750–1823), von 1773 bis 1785 Hof- und Regierungsbeamter in Weimar, 1773 Regierungsassessor in Weimar, 1775 Kammerjunker, Regierungsrat, 1779 Hofrat,

Personen und Werke

1781 Kammerherr, Geheimer Regierungsrat, seit 1785 Reichshofrat in Wien, von 1800 bis 1806 Präsident des Reichskammergerichts in Wetzlar 134; 246, 370f. Seckendorff-Aberdar, Carl Friedrich Sigismund (Sigmund) von (1744–1785), von 1761 bis 1764 Offizier in österreichischen Diensten, später sardinischer Oberstleutnant, 1775 Kammerherr des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1785 als preußischer Diplomat in Regensburg und Ansbach, Gelegenheitsschriftsteller, Komponist, Lyriker, Übersetzer 370f. Seckendorf, Veit Ludwig II. (1763–1827), von 1788 bis 1815 sächsischer Kammerrat im StiftMerseburgischen Kammerkollegium, ab 1818 Schlossherr zu Meuselwitz 635 Seconda, Jakob Bartholomäus F r a n z (1755–1833), Schauspieler, von 1789 bis 1814 Prinzipal einer Theatergesellschaft, seit 1794 vorwiegend in Dresden, Prag und Leipzig, 1814 Ökonom des Hoftheaters in Dresden 208, 634 –, Johann Christian Joseph (1761–1820), Theaterprinzipal vorwiegend in Dresden und Leizpig, dessen Bruder 636 Seebach, L u d w i g Ernst Rudolf Gustav von (1770–1841), sachsenweimarischer Offizier und Beamter, 1794 Leutnant, Hof- und Jagdjunker, 1797 Forstmeister in Allstedt, 1798 Heirat von Caroline Christiane Auguste geb. von Beulwitz, 1807 Kammerherr und Oberforstmeister, 1808 Landrat des Bezirks Großrudestedt, 1813 Kommandant der freiwilligen Jäger, 1816 Assistent im

797

Forstdepartement Zillbach und 1829 137 –, Caroline Christiane Auguste, geb. von Beulwitz (1770–1841), seit 1798 dessen Ehefrau 137 –, F r i e d r i c h Johann Christoph Heinrich von (1767/68/69–1847), Hofbeamter und Militär in Weimar, 1790 Kammerjunker und Stallmeister, 1800 Kammerherr, 1802 Major, 1808 Oberst, 1814 Oberstallmeister, 1815 Generalmajor und 1825 Wirklicher Geheimer Rat, seit 1827 verheiratet mit Karolina von Niebecker, dessen Bruder 338 –, Charlotte Elisabeth Sophie Luise Wilhelmine von s. Ahlefeld(t) Seyfarth, J o h a n n e s Andreas (1771–1819), Hofbeamter in Weimar, Souffleur, Theaterkassierer und seit 1810 Hoftheatersekretär, auch Inspektor und Rechnungsführer bei der Hofbrauerei und -bäckerei 371f.; 418, 424f., 432, 648, 672 Shakespeare, William (1564–1616), englischer Dramatiker, Lyriker und Schauspieler 229, 363f., 433, 486, 547 Hamlet 109, 115, 231, 256, 433 Ein Sommernachtstraum (engl. A Midsummer Night’s Dream) 231, 256, 281, 547 Sheridan, Richard Brinsley (1751–1816), irischer Dramatiker und Politiker 433, 509, 542 Die Lästerschule (engl. The School of Scandals) 433, 509, 542 Simon, Jean Pierre (John Peter) (1764–1810), britischer Kupferstecher 281 Titania liebkost Bottom mit dem Eselskopf (Kupferstich nach Johann Heinrich Füßli) 281 Slevoigt (Slevogt), Christlieb (1747–1799), von 1772 bis 1788

798

Register

Pfarrer in Dielsdorf, seit 1788 in Markvippach, seit 1781 verheiratet mit Eva Maria Kra(h)mer 149, 152 –, Eva Maria, geb. Kra(h)mer (Crahmer, Krauser) (geb. 1760), Tochter des Pächters Christian Friedrich Kra(h)mer in Großkromsdorf, seit 1781 dessen Frau 139, 141, 149, 152, 272, 308 Snell (Snellius) van Royen, Willebrord (1581–1626), niederländischer Mathematiker und Astronom 28; 59 Soemmerring, Samuel Thomas (seit 1808:) von (1755–1830), Mediziner, Anatom, Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, seit 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in München, Mitglied der Akademie der Wissenschaften 244 Somerville, William (1675–1742), englischer Dichter 528 The Chase (Gedicht) 237; 528 Sotzmann, Daniel Friedrich (1754–1840), Kartograph in Berlin 11f. Spilcker (Spilker), Johann Christoph Ferdinand (1746–1805), Bibliothekar in Weimar, 1775 Akzessist, 1778 Bibliothekar, 1785 Rat A 8, A 20 (mit Christian Gottlob Voigt), A 20K, A 23, A 23K; 83f., 289f., 330, 357, 373, 376, 394; 17, 128, 186f., 643f., 645, 650–652, 658f., 664, 668, 676, 710f., 713 Spitzeder, J o h a n n Baptist (geb. 1769), Sänger und Schauspieler, 1789 in Bonn, dann in Kassel, von 1799 bis 1804 in Weimar, dann in Wien, zuletzt in Bamberg und Nürnberg 549 Stahl, Conrad Dietrich Martin (1770/71/73–1833), Mathematiker und Physiker, von 1795 bis 1799 Privatdozent und 1799 Professor in Jena, 1802 Gymnasialprofessor in

Coburg, 1804 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut und 1826 in München 557, 721–723 Anfangsgründe der Zahlenarithmetik 399; 723 Dissertatio Mathematica 399; 722f. Grundriß der Combinationslehre 399; 723 Stark, Johann Christian (1753–1811), Mediziner, Gynäkologe, 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des älteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsenweimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amts- und Stadtphysikus in Jena 609 Steffany (Steffani), Georg Christoph (um 1749–1807), Beamter, 1777 Bauverwalter in Weimar, seit 1786 Bauschreiber in der Abteilung Herrschaftliches Bauwesen bei der herzoglichen Kammer in Weimar, 1789 Bauverwalter, 1799 Bauinspektor, 1804 Rat und Kammerverwalter 50, 51, 51K; EB 31, EB 65, EB 134; 70f., 81, 130, 140–143, 149, 152, 381, 386, 395; 144–150, 177, 181, 189, 247, 257f., 272, 288f., 305, 307, 309f., 323, 333, 630, 646, 679, 689, 713f. –, Johanna Maria Elisabetha, geb. Meyer (um 1758–1794), seit 1779 dessen Frau 146 –, Carl August Christian (1784–1830), Zimmerergeselle, deren Sohn 146 –, deren Familie 146 Steffens, Henrik (Heinrich, Henrich) (1773–1845), dänisch-deutscher Philosoph, Naturforscher und Schriftsteller, 1798 Privatdozent in Jena, 1799 Student an der Bergakademie in Freiberg, 1802 Privatdozent in Kopenhagen, 1804 Professor in Halle, 1811 in Breslau und 1832 in

Personen und Werke

Berlin, von 1834 bis 1835 Rektor der Universität 346 Stegmann, Carl Joseph (1767–1837), Schriftsteller, Übersetzer und Journalist 431 Staël-Holstein, Anne Louise Germaine de, geb. Necker (1766–1817), französische Schriftstellerin, von 1803 bis 1814 u.a. in Weimar und Berlin, in Italien, Österreich und der Schweiz, verheiratet mit dem schwedischen Gesandten Eric Magnus Staël von Holstein 175; 215, 390 Essai sur les fictions 175; 390 Stein (S. zu Nord- und Ostheim), Julius W i l h e l m Ernst von (1770–1816), sachsen-weimarischer Hof- und Forstbeamter, 1789 Hof- und Jagdjunker, 1794 Kammerjunker, 1795 Forstmeister, 1797 Oberforstmeister und 1804 Kammerherr 192 –, Carolina Ernestina Friederika Sophia, s. Mellish Stein, C h a r l o t t e Ernestine (Berhardine) Albertine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1764 Heirat mit Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein, seit 1775 Freundin Goethes, Schriftstellerin 35, 58, 96, 111, 117, 119, 127, 137, 229, 237, 375, 377, 403, 600–602 –, Gottlob C a r l Wilhelm Friedrich von (1765–1837), von 1780 bis 1783 Zögling des Braunschweiger Collegium Carolinum, 1783 Studium in Helmstedt, ab 1784 in Göttingen, 1787 Kammerjunker am herzoglichen Hof von Mecklenburg-Schwerin, später Kammerherr, seit 1796 Gutsherr auf Kochberg, deren Sohn 64; 58, 137, 375 –, A m a l i e (Amélie) Konstantine Luise Henriette von, geb. von See-

799

bach (1775–1860), Tochter von August Alexander Christoph und Albertine von Seebach, Schwester von Charlotte von Ahlefeld sowie Friedrich und Ludwig von Seebach, seit 1798 verheiratet mit Carl von Stein auf Kochberg, deren Schwiegertochter 64; 137, 691 –, Gottlob Friedrich ( F r i t z) Constantin von (1772–1844), 1783 bis 1786 Goethes Zögling, seit 1789 sachsen-weimarischer Hofjunker, seit 1791 Student in Jena, von 1794 bis 1797 sachsen-weimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volontär der preußischen Domänenkammer in Breslau, von 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domänenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsrepräsentant, Gutsbesitzer in Schlesien, Sohn von Charlotte und Josias von Stein 243, 243K; 58, 117, 119, 127, 137, 229, 237, 375, 597–603 Steinbrück, Siegmund Friedrich (um 1757–1811), Landkammerrat in Eisenach 383, 406; 682–684, 715 Steiner (Steinert), Johann Friedrich Rudolf (1742–1804), Architekt aus Braunschweig, um 1770 in Sondershausen, seit 1775 Baukontrolleur in Weimar, Lehrer der mathematischen Wissenschaften an der Freien Zeichenschule in Weimar EB 88; 84, 194, 299, 386, 397; 186, 429, 435, 440, 629f., 646, 649, 689, 719f. Steiner, Carl Friedrich Christian (1774–1840), Architekt, Lehrer an der Weimarer Zeichenschule, seit 1817 Hofbaumeister in Weimar, Sohn von Johann Friedrich Rudolf Steiner 720 Sterne, Laurence (1713–1768), englischer Schriftsteller, von 1738 bis 1760 Landprediger in Yorkshire, von

800

Register

1762 bis 1764 in Toulouse, 1765 in Italien 228 The Life and Opinions of Tristram Shandy 228 Stolberg-Stolberg, Friedrich (Fritz) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, seit 1777 fürstbischöflicher oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerpräsident in Eutin, ab 1800 in Münster 602 –, Christian Graf zu (1748–1821), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, von 1777 bis 1800 dänischer Amtmann in Tremsbüttel (zwischen Hamburg und Lübeck), danach auf seinem Gut in Windebye, dessen Bruder 602 Stukeley, William (1687–1765), Arzt, Altertumsforscher, Freund und Biograph Isaac Newtons 24 Sulzer, Johann Georg (1720–1779), Philosoph und Ästhetiker, Pädagoge, Professor der Mathematik am Joachimsthaler Gymnasium in Berlin, 1763 an der Ritterakademie, 1776 Direktor der philosophischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften 241; 537f. Allgemeine Theorie der Schönen Künste 241; 537f. Teller, Marie L o u i s e , geb. Schuriam (1753/55–1810), Schauspielerin, in Neustrelitz, von 1777 bis 1782 in St. Petersburg, später in Riga, Pest, Ofen und Regensburg, seit 1798 in Weimar 266, 356f.; 543, 604f., 618, 685, 689 Teller, Wilhelm Abraham (1734–1804), Theologe, 1753 Prediger in Leipzig,

1761 Professor und Generalsuperintendent in Helmstedt, 1767 Oberkonsistorialrat und Propst in Berlin, 1784/86 Mitglied der Akademie der Wissenschaften 544 Teyler van der Hulst, Pieter (1702–1778), niederländischer Unternehmer und Mäzen, in Haarlem, Begründer der Teyler Stiftung 382f. Theophrast (269–288 v. Chr.), griechischer Philosoph 96 Thomson, James (1700–1748), schottisch-englischer Schriftsteller 66 The Seasons 66 Thouret, N i k o l a u s Friedrich (seit 1808:) von (1767–1845), Maler und Architekt in Stuttgart, 1788 Hofmaler, Studien in Paris und von 1793 bis 1796 in Rom, von 1798 bis 1800 mehrfach in Weimar, u.a. am Wiederaufbau und an der Neueinrichtung des Schlosses beteiligt, 1799 Hofbaumeister in Stuttgart, 1817 entlassen und Ernennung zum Professor an der zu errichtenden Kunstschule, 1829 Professor an der Kunstschule, 1842 Oberbaurat 14, 14K, 15; EB 141; A 15, A 33, A 36; 21–24, 33, 56, 59, 91–93, 95, 108, 110, 120, 128, 130, 161, 168, 176, 178, 188, 190f., 194f., 203, 221, 226, 231, 283, 294, 296, 299, 301, 303, 306, 333, 345, 360f., 374f., 378, 382, 385–387, 397f.; 17, 41–43, 45f., 47f., 50f., 68, 118, 123, 132, 206, 210, 212, 220, 241, 245, 272f., 286f., 290, 351–353, 355f., 373, 384, 391, 395f., 417, 423, 425–430, 435, 438–440, 456, 474, 481, 488f., 492, 497, 506f., 509f., 531f., 604, 628–630, 656f., 667, 679–681, 689f., 693, 719–721 –, Charles Ludwig (1724–1807), Herzoglich württembergischer Kam-

Personen und Werke

merdiener unter Herzog Carl Eugen, dessen Vater 45 –, Eva Christina, geb. Grotz (1736–1815), dessen Mutter 45 Thümmel, Pauline von (1776–1802), Tochter von Friedrich Christian und Friederike von Thümmel, seit 1800 Frau von August von Studnitz 412 Tieck, Johann L u d w i g (1773–1853), Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, 1799 bis 1800 in Jena, später u.a. in Dresden, München, Rom, Wien, Prag und in England, von 1819 bis 1842 in Dresden, 1825 Dramaturg am Hoftheater, seit 1842 in Berlin und Potsdam 132; 144, 164; 312, 346, 359, 362, 363f., 365f., 616 Die sieben Weiber des Blaubart 365f. Die Vogelscheuche 125 Epilog zum Andenken Göthes 364 Faustisches Festspiel 364 Franz Sternbalds Wanderungen 164, 205, 275; 312, 365f., 458f., 616 〈Gedichte〉 Auf der Reise 312, 335, 364 Der neue Frühling 312, 335, 364 Herbstlied 312, 335, 364 Kunst und Liebe 312, 335, 364 Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (mit Wilhelm Heinrich Wackenroder) 164; 365f. Leben und Tod der heiligen Genoveva 363 Peter Lebrecht, eine Geschichte ohne Abenteuerlichkeiten 366 Prinz Zerbino 363 Ritter Blaubart. Ein Ammenmärchen 366 Straußfedern (Erzählsammlung) 366 Volksmährchen, herausgegeben von Peter Leberecht 366 Der gestiefelte Kater 366, 394

801

–, Johann Ludwig d. Ä. (um 1742–1802), Seilermeister in Berlin, dessen Vater 363 Tilly, Antonia (geb. 1771), Schauspielerin, von 1797 bis 1798 als Ersatz für die verstorbene Christiane Becker in Weimar 371f.; 647f. –, Karoline Maria Josepha, geb. Elvenich, deren Mutter 371; 647f. Tilly, Louise Caroline (1752–1799), Schauspielerin, Schauspieldirektorin in Lübeck und Braunschweig 673 Tischbein, Johann F r i e d r i c h August (1750–1812), Maler und Porträtist, ab 1772 in Paris und von 1777 bis 1780 in Rom und Neapel, seit 1780 Hofmaler in Arolsen und seit 1795 in Dessau, seit 1800 Akademiedirektor in Leipzig, Cousin von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 86; 191–194 –, Sophie (1760–1842), geb. Müller, dessen Frau 86; 192 –, Johann Heinrich Wilhelm (1751–1829), Maler, Radierer, zunächst in Berlin, von 1780 bis 1799 vorwiegend in Italien, 1782 bis 1787 in Rom, danach in Neapel, 1789 Direktor der Kunstakademie in Neapel, von 1799 bis 1801 in Kassel, Göttingen und Hannover, dann in Hamburg, seit 1808 in Eutin, dessen Onkel 302, 529 Tischner, Friedrich (Christoph? F r i e d r i c h) (erwähnt 1792–1798), Pächter des Kammergutes in Köttendorf 81; 145, 177 Tittel, Carl Wilhelm Ernst (1767–1821), Weimarer Bürger, Wirt 389; 692, 699 Todenwarth, Christoph Gottfried K a r l Wolff von (1762–1816), Jurist, Beamter in Eisenach, 1786 Kammerassessor, 1791 Landkammerrat, 1802 Kammerrat, Vorsitzender der

802

Register

Eisenacher Baukommission, Leiter der Zeichenschule in Eisenach EB 25; A 42; 654f., 707, 708, 709 –, Karl Volprecht Wolff von und zu (1732–1806), Rittmeister in Weimar, dessen Vater 708 –, Friederike Wilhelmine Auguste, geb. von Rothmaler (1728–1806), Frau von Karl Volprecht Wolff von und zu Todenwarth, dessen Mutter 708 Trabitius, Johann N i k o l a u s (1739–1807), 1781 Schlosstorwärter in Jena, 1785 auch Bibliotheks- und Museumsdiener EB 69, EB 113, EB 115; 233; 178, 260, 515 –, Maria Dorothea, geb. Liebetraut (um 1735–1809), Tochter des Musketiers Gottfried Liebetraut, seit 1776 verheiratet mit Johann Georg Ziegenhahn aus Sangerhausen, 1778 verwitwet, seit 1782 dessen Frau, während Goethes Jena-Aufenthalten gelegentlich Köchin Goethes 117, 119; 178, 260f., 268, 420 Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h von (1740–1819), Mineraloge, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Bretleben an der Unstrut lebend, 1801 Oberberghauptmann in Freiberg in Sachsen 121; 273, 597f. Treuter, Johann Wilhelm Siegmund (1744–1803), Kammerbeamter in Weimar, 1772 -akzessist, 1773 -kanzlist, 1778 -kalkulator und 1785 -revisor, 1793 Kanzleirechnungsrevisor bei der Regierung 136; 298 –, Johann Gottlob (1711–1808), Rentereidiener in Weimar, dessen Vater 136; 298 –, dessen Familie 136; 298

Trippel, Alexander (1744–1793), Schweizer Bildhauer, nach Studien in London, Kopenhagen und Paris seit 1776 in Rom 46, 49 Trommsdorff, Johann Bartholomäus (1770–1837), Pharmazeut und Chemiker in Erfurt, von 1795 bis 1816 Universitätsprofessor, 1818 Vizedirektor und 1823 Direktor der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften, Inhaber eines pharmazeutischen Instituts EB 70; 341; 344, 399f. Unbekannte Adressaten von Briefen Goethes –, in Jena EB 6, EB 10, EB 11, EB 13, EB 14, EB 16, EB 21, EB 23, EB 24, EB 101 –, in Nürnberg EB 99 –, in Oberoßla EB 93 –, in Tiefurt EB 100 –, in Weimar EB 58, EB 59, EB 98 –, in ? EB 43 Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Buchdrucker, Holzschneider und Verlagsbuchhändler in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Künste, 1800 Professor der Holzschneidekunst 22, 22K; 110, 237, 241, 258f., 263; 68–71, 73, 86f., 105, 115, 214, 231, 246, 300, 389, 528f., 538f., 577, 588 Denkmahl eines berlinischen Künstlers 577 Goethe’s neue Schrifften (Hrsg.) 68–70, 86, 214 〈Holzschnitte〉 258; 69f., 576f., Ueber Holzschneidekunst 237, 241; 70, 528, 538f. Probe einer neuen Art Deutscher Lettern 70 –, F r i e d e r i k e Helene, geb. von Rothenburg (1741–1813), Schriftstellerin in Berlin, Übersetzerin, seit 1785/86 dessen Frau 70, 313

Personen und Werke

Julchen Grünthal 34, 284; 70 –, Johann Georg (1715–1788), Holzschneider in Berlin, dessen Vater 577 Unzelmann, F r i e d e r i k e Auguste Conradine (Christiana Friederika Conradina), geb. Flittner, (seit 1782:) gen. oder adoptierte Großmann (1768–1815), Schauspielerin, Sängerin, seit 1788 in Berlin, von 1786 bis 1803 verheiratet mit Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, seit 1805 verheiratet mit Heinrich Bethmann 71, 71K; 201–203, 204, 276 –, Karl Wilhelm Ferdinand (1753–1832), Schauspieler und Sänger, auch Regisseur, seit 1788 in Berlin, 1823 pensioniert, 1786–1803 deren Ehemann 201f. Vent, Johann C h r i s t o p h G o t t l o b (Gottlieb) (1752–1822), Ingenieuroffizier in Weimar, Baukondukteur, 1791 Fähnrich, 1792 Leutnant, 1802 Hauptmann im Baudepartement und in der Feuerlöschdirektion, 1807 pensioniert (aber weiter im Amt), 1809 Rat im Landschaftskollegium, 1813 auch Leiter des mathematischen Büros EB 35; 82, 382; 103, 179f., 257, 649, 680 Veit, Dorothea Friederike, geb. Brendel (Veronika) Mendelssohn, geschiedene Veit (1764–1839), Schriftstellerin und Übersetzerin, Tochter von Moses Mendelssohn, von 1783 bis 1799 verheiratet mit dem Bankier Simon Veit in Berlin, seit 1804 in zweiter Ehe verheiratet mit Friedrich (von) Schlegel, von 1799 bis 1802 in Jena, dann in Paris und Wien, von 1818 bis 1820 in Rom und seit 1830 in Frankfurt a. M. 359f., 363, 366

803

Vergil (Publius Vergilius Maro) (70–19 v. Chr.), römischer Dichter 323, 404 Vieweg, Johann (Hans) Friedrich d. Ä. (1761–1835), Verlagsbuchhändler in Berlin und seit 1799 in Braunschweig 127; 19, 69, 74, 91, 214, 218, 250, 310, 348–350, 379 Vogel, Christian Georg Carl (1760–1819), von 1782 bis 1789 sowie auch später Schreiber und Sekretär Goethes, 1789 Geheimer Kanzlist, 1794 Geheimer Botenmeister, 1802 Geheimer Kanzleisekretär in Weimar, 1815 Kanzleirat, Geheimer Sekretär und Schatullenverwalter des (Groß-)Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 332 Vogel, Peter W i l h e l m (1772–1843), Theaterschriftsteller und Übersetzer, Theaterleiter und Schauspieler 334; 434, 500, 548, 592 Die Verschleyerte (Federici-Bühnenbearbeitung) 245; 434, 542, 548 Gleiches mit Gleichem (FedericiÜbersetzung) 334; 275f., 500, 548 Vohs (Voß), Johann H e i n r i c h Andreas (1762–1804), Schauspieler, Regisseur, von 1792 bis 1802 in Weimar, dann Theaterdirektor in Stuttgart 212; 315f., 434, 477, 481, 508, 633 –, Friederike Margarete, geb. Porth (1777–1860), Schauspielerin in Weimar, 1802 in Stuttgart, 1805 in Frankfurt a. M. und seit 1817/18 in Dresden, 1843 pensioniert, von 1793 bis 1804 dessen Ehefrau, seit 1805 verheiratet mit dem Regisseur Keer, 1807 verwitwet und seit 1817 verheiratet mit Friedrich August Werdy 245; 548f., 685

804

Register

Voigt, Amtsbote in Ilmenau 74, 76, 276; 134, 165, 298, 444, 566, 583, 619, 621 Voigt, Christian Gottlob d. Ä. (seit 1807:) von (1743–1819), seit 1766 sachsen-weimarischer Verwaltungsbeamter, 1775 Rat, von 1777 bis 1791 Mitglied der herzoglichen Regierung und von 1788 bis 1814 der Kammer in Weimar, 1783 Geheimer Archivrat, 1789 Geheimer Regierungsrat, 1791 Geheimer Assistenzrat, 1794 Geheimer Rat, 1802 Kammer-, 1807 Oberkammerpräsident, von 1791 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1815 Staatsminister und Präsident des Staatsministeriums 9, 49, 63, 63K, 92, 97, 100, 115, 159, 190, 241, 248; EB 34, EB 38, EB 51, EB 63, EB 83, EB 89, EB 97, EB 105, EB 121, EB 126, EB 129, EB 132, EB 136, EB 140; A 12, A 16, A 21, A 43, A 44, A 47, A 48; 18, 119, 128, 224, 245, 341; 16–18, 20, 30f., 36, 56, 73, 83, 119, 121, 128, 131, 134, 136–140, 143–145, 151, 167, 180, 182, 185–189, 191–193, 195, 247, 257–259, 268, 270–273, 275, 284–287, 292, 295, 302, 319–324, 331, 333f., 336, 346f., 365, 373, 415, 427–431, 441, 451, 455, 481, 491f., 494, 496, 501, 532f., 549, 569, 583, 585, 591f., 593, 596, 605f., 609–612, 629f., 633–638, 643–645, 649–653, 655–659, 663–666, 669, 674, 676–680, 708, 710, 712, 718, 721f. –, Johanna Victoria (seit 1807:) von, geb. Hufeland (1740/41–1815), Tochter des Arztes Johann Christoph Hufeland, in erster Ehe verheiratet mit dem Rentsekretär Gottlob Erhard Michaelis in Dornburg, 1765

–,

–,

–,

–,

–,

verwitwet, seit 1770 dessen erste Frau 266; 121, 593 Christian Gottlob d. J. (seit 1807:) von (1774–1813), Beamter, 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1798 Regierungsrat, 1801 auch Geheimer Archivar, 1806 Geheimer Regierungsrat, 1798 Hochzeit mit Amalie Henriette Caroline, geb. Ludecus, deren Sohn 206, 327; 435, 446, 461 A m a l i e Henriette Karoline (seit 1807:) von, geb. Ludecus (Pseudonym: Cäcilie) (1778–1840), Schriftstellerin in Weimar, Tochter aus Johann August Ludecus’ (erster) Ehe mit Friederike Kirms, seit 1798 erste Ehefrau von Christian Gottlob Voigt d. J., 1809 geschieden, seitdem zeitweise in Dresden lebend, Nichte von Franz und Karl Kirms 206, 327; 435, 446, 461 Johann Carl Wilhelm (1752–1821), Geologe und Mineraloge, Studium an der Bergakademie in Freiberg/ Sachsen, seit 1783 Bergbeamter in Weimar, 1783 Bergsekretär in der herzoglichen Bergwerkskommission für Ilmenau, 1789 Bergrat in Ilmenau, Mitaufseher über den Bergbau, auch Bürgermeister, Bruder von Christian Gottlob Voigt d. Ä. 9; EB 49; 18, 58, 64, 111, 120f.; 30f., 36, 121, 135f., 138, 250, 271, 273 F r i e d e r i k e Karoline Auguste (Augustine), geb. Schall (gest. 1798), Tochter des Rates und Stadtrichters Kaspar Friedrich Schall in Buttstädt, seit 1784 erste Ehefrau von Johann Carl Wilhelm Voigt 121, 273 J o h a n n a Elisabeth Friederike, geb. Burghardt (1763–1835), Tochter des Bürgermeisters Carl Friedrich Wilhelm Burghardt in Ilmenau, seit

Personen und Werke

1798 zweite Ehefrau von Johann Carl Wilhelm Voigt 121, 273 –, Familie 58; 191, 494 Voigt, Johann Friedrich Wilhelm (1769–1799), Zeug- und Raschmachermeister (Teppichmacher), um 1798 in Belvedere bei Weimar und zuletzt in Tannroda, Sohn des Zeugund Raschmachermeisters Johann Friedrich V. EB 77, EB 79* Voigt, Johann Heinrich (1751–1823), Mathematiker, Physiker, Gymnasialprofessor in Gotha, seit 1789 Professor in Jena, 1798 Hofrat, 1817 Geheimer Hofrat 383 Voigt, Franz Friedrich Wilhelm (1772–1803), Instrumentenbauer in Jena 60 Voltaire (eigentl. François Marie Arouet) (1694–1778), französischer Philosoph und Schriftsteller 24, 279, 535 Élémens de la Philosophie de Newton 24 Lettres philosophiques 24 Voß, Johann Heinrich d. Ä. (1751–1826), Philologe, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1772 Student der Theologie und Philologie in Göttingen und Mitglied des Göttinger Hains, 1778 Schulrektor in Otterndorf (bei Cuxhaven), 1782 der Gelehrtenschule in Eutin, 1786 Hofrat, 1802 Privatgelehrter in Jena, 1805 Sinekure-Professur in Heidelberg 7, 60; 20, 126, 154, 236 Luise. Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen 60; 126 Odyssee (Homer-Übersetzung) 236 Voß, Johann Heinrich d. J. (1779–1822), Philologe, Übersetzer und Pädagoge, 1804 Gymnasialprofessor in Weimar, 1807 Professor in Heidelberg, dessen Sohn 350 Vulpius, Johanna Christiana (Christiane) Sophia (1765–1816), seit

805

1788 Lebensgefährtin Goethes, seit 19. Oktober 1806 Frau von Goethe, Schwester von Christian August Vulpius 59, 60, 61, 64, 65, 68, 93, 96, 101 (Auftragsbrief), 106, 107, 110, 114, 117, 119, 152, 155, 158, 179, 191, 210, 216, 221, 223; EB 56, EB 57, EB 60, EB 64, EB 85*, EB 86, EB 96, EB 108*, EB 119, EB 127, EB 130; 327, 337f., 353; 127, 134, 148, 172, 176f., 178–182, 188–190, 194, 207, 259–262, 267–270, 274, 287, 294, 295–297, 299, 304–308, 316–318, 325f., 328–331, 333, 338, 414–416, 420f., 425f., 470f–472, 293f., 496, 525f., 530–532, 540f., 550f., 553f., 599, 707 –, August Walther (1789–1830), seit Mai 1801 August Walter (später Julius August Walther) von Goethe, Jurist, von 1801 bis 1811 Jurastudent in Heidelberg und Jena, seit 1810 Kammerassessor in Weimar, 1811 Wirklicher Assessor, 1813 Hofjunker, 1815 Kammerrat und Kammerjunker in Weimar, 1823 Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr, Sohn von Goethe und Christiane Vulpius EB 33, EB 37, EB 52, EB 61; 81f., 85, 87, 117, 120, 129, 136f., 140f. 152, 185, 187, 189, 210, 237, 239, 242, 247, 266, 268, 347, 353, 360; 9, 176f., 179–181, 188–190, 195, 206, 261, 269, 288, 296f., 299, 306f., 330, 338, 387, 415, 420f., 426, 471, 526, 530 540, 553f., 594, 599, 602 –, Carl (30. Oktober bis 16. November 1795), bestattet am 18. November 1795, viertes Kind von Goethe und Christiane Vulpius 268 –, Christian A u g u s t (1762–1827), Jurist, Schriftsteller, Dramatiker und Bibliothekar, von 1786 bis 1788 Pri-

806

Register

vatsekretär in Nürnberg, Privatgelehrter u.a. in Erlangen und Leipzig, seit 1790 Dramaturg am Theater in Weimar, seit 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar, 1814 erster Bibliothekar, Bruder von C h r i s t i a n e Vulpius, Goethes Lebensgefährtin und späterer Frau EB 36, EB 66, EB 131; 84, 147, 223, 289, 334, 338, 354, 376, 379, 383, 386, 394f., 406; 116, 142, 162f., 166, 179f., 186, 188f., 226, 241, 305, 317f., 433f., 492, 496, 548, 554, 560, 627, 644f., 653, 658, 666, 668, 673, 676, 685, 688, 710 〈Bühnenbearbeitungen〉 Die Zauberflöte (Mozart) 53, 55, 109, 248, 250; 104, 108f., 111, 116f., 165, 240f., 551, 556, 560 Der Sturm von Boxberg (Jakob Maier) 66; 142 Der Wildfang (Kotzebue) 103, 163, 166 Die heimliche Heirat (Cimarosa) 75; 166 Die Prinzessin von Amalfi (Weigl) 365; 627 Così fan tutte (Mozart) 75; 166 Götz von Berlichingen (Goethe) 193, 298; 363, 367, 434 Weltton und Herzensgüte (Ziegler) 433 Oberon (Wranitzky) 225; 44, 108, 496 –, Johann Friedrich (1725–1789), Amtsarchivar und Registrator in Weimar, deren Vater 292 –, E r n e s t i n e Sophie Louise (1775–1806), deren Halbschwester 148, 306, 426, 551, –, Juliane Auguste (1734–1806), deren Tante 426

–, Cathinka (16. bis 19. Dezember 1802), fünftes Kind von Goethe und Christiane Vulpius 268 –, Carl (30. Oktober bis 16. November 1795), bestattet am 18. November 1795, viertes Kind von Goethe und Christiane Vulpius 268 Wackenroder, Wilhelm Heinrich (1773–1798), Schriftsteller, 1794 Assessor und 1797 Referendar am Kammergericht in Berlin 363, 365 Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (mit Ludwig Tieck) 164; 365f. Wagner, Johann Conrad (1737–1802), Kammerdiener von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1787 auch Kämmerer, 1796 Schatullier 370; 642 Waitz, Johann Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 533, 539 Walch, Ernst Julius (1751–1825), Pfarrer und Pädagoge, ab 1793 Superintendent in Salzungen 581 Historische und geographische Beschreibung 581 Waldner von Freundstein, Louise A d e l a i d e (Laide) (1746–1830), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, von 1780 bis 1784 Erzieherin der Prinzessin Louise Augusta Amalia von SachsenWeimar und Eisenach 137, 336; 299 Wallenstein (Waldstein), A l b r e c h t Wenzel Eusebius von (1583–1634), Herzog von Friedland, Sagan und Mecklenburg, kaiserlicher Feldherr 255; 17, 569

Personen und Werke

Wallerius, Johann Gottschalk (1709–1785), Naturwissenschaftler, Mineraloge 383 Walpole, Horace (1717–1797), seit 1791 Earl of Oxford, britischer Schriftsteller 140, 587, 614 The Castle of Otranto 263, 274; 587, 614 The Mysterious Mother 65; 140 Walther, Gebrüder Konrad und Friedrich; Verlagsbuchhandlung in Dresden, 1740 gegründet von Georg Konrad Walther, 1778 fortgeführt von dessen Söhnen Konrad Salomon und Georg Friedrich Walther, 1808 von Friedrich Walthers Sohn Georg Moritz Walther und 1824 von Johann Gottlieb Wagner, von 1765 bis 1815 mit eigener Druckerei 239; 532, 536 –, Konrad Salomon (1738–1805), gemeinsam mit seinem Bruder Georg Friedrich Walther Buchhändler und Drucker in Dresden 532 –, Georg Friedrich (1740–1813), gemeinsam mit seinem Bruder Konrad Salomon Walther Buchhändler und Drucker in Dresden 532 Wäser, Johann Christian (1742–1781), Schauspieler und Theaterintendant, seit 1770 in Leipzig, dann Dresden, 1772 in Breslau 208 Webber, Henry (1754–1826), englischer Bildhauer 66 〈Medaillon〉 (Vorlage für die Titelvignette zu „The Voyage of Governor Philipp to Botany Bay“ [London 1789]) 66 Weber, Maria Anna Theresia Magdalena Antonetta alias Jeanette Weyrauch (geb. 1767), Schauspielerin 685 Wedel/Wedell, F r i e d r i c h Ludwig von s. Burgdorf(f), Louis

807

Wedel, Otto Joachim Moritz von (1752–1794), Beamter am herzoglichen Hof in Weimar, 1763 Page, 1772 Hof- und Jagdjunker, 1775 Kammerjunker und Hofmarschall, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1788 Mitglied des Kammerkollegiums, 1789 auch Mitglied der Schloßbaukommission 606 Wedgwood, Josiah (1730–1795), englischer Töpfer und Unternehmer, 1769 Gründer der nach ihm benannten Porzellanmanufaktur 31; 65f. Weidner, Johann Andreas (erwähnt 1797–1807), Gutspächter in Niederroßla bei Weimar, seit 1806 mit dem Titel Amtsverwalter 145, 177 Weigl, Joseph (1766–1846), österreichischer Komponist und Dirigent, 1792 Kapellmeister am Hoftheater in Wien, 1827 Vizehofkapellmeister 627 Die Prinzessin von Amalfi (Oper) 365; 627 Weinbrenner, Johann Jakob Friedrich (1766–1826), Architekt, 1801 Baudirektor in Karlsruhe, 1807 Oberbaudirektor, Leiter des staatlichen Bauwesens in Baden 539 Weise, Johann Christoph Gottlob (1762–1840), Beamter in Weimar, 1810 Ingenieurgeograph, 1817 Gartenbauinspektor, Verwalter der Militärbibliothek 179 Welser von und zu Neunhof, Paul Carl (1722–1788), Nürnberger Ratsherr, Jurist, Sammler 14 Werneburg, Johann Friedrich Christian (1777–1851), Mathematiker, Physiker, 1803 Privatdozent in Göttingen, 1805 Privatgelehrter in Hucheroda bei Eisenach, 1808 Lehrer am

808

Register

Pageninstitut in Weimar und Ernennung zum Professor in Jena, 1812 Gymnasialprofessor in Eisenach, 1814 suspendiert, von 1818 bis 1825 Privatdozent und sachsen-weimarischer Professor in Jena, dann in Stadtlengsfeld lebend 274 Werner, Abraham Gottlob (1749–1817), Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg, 1792 Bergkommissionsrat, 1799 Bergrat 408, 597 Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, Christian Ferdinand Georg von (1738–1800), 1774 herzoglicher Kammerjunker in Weimar, 1775 Kammerherr und bis 1780 auch Reisestallmeister, 1794 Oberkammerherr 62 –, Juliane Luise Cäcilie von, geb. von Ziegesar (1773–1831), Tochter von August Friedrich Carl von Ziegesar, dessen zweite Ehefrau 61f. Weyland (Weiland), Philipp Christian (1765–1843), Jurist, Schriftsteller, Übersetzer, seit 1790 in sachsenweimarischen Diensten, Geheimer Sekretär Herzog Karl Augusts, 1794 auch Kriegsassessor und 1797 Legationsrat, 1807 Kriegsrat, 1816 Vizepräsident und 1818 Präsident des Landschaftskollegiums in Weimar, 1840 Geheimer Rat, Bruder von Goethes Straßburger Tischgenossen Friedrich Leopold Weyland 72f., 668f. Weyrauch, M a r i a Anna T h e r e s i a ( J e a n n e t t e) Magdalena Antonetta s. Weber, Maria Anna Theresia Magdalena Antonetta Wichmannshaußen, Rudolph August, sächsischer Regierungsrat in der Stiftsregierung im Hochstift zu Merseburg 638

Wiebel (Wibel) von Wi(e)belsheim, Marie Christine (1774–1808/12), seit 1801 zweite Ehefrau von Graf Adam Moltke 422 Wieland, Christoph Martin (1733–1813), 1754 Hauslehrer in Zürich und 1759 in Bern, 1760 Kanzleiverwalter in Biberach, von 1769 bis 1772 Professor der Philosophie in Erfurt, von September 1772 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar, seit 1775 Schriftsteller in Weimar, Übersetzer, Begründer und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ 118; EB 114; 16, 103, 118, 142, 153; 31f., 37, 58, 103f., 131, 154, 156, 194, 233f., 264, 308f., 326–328, 333, 359, 373, 452, 498, 560, 615 Agathodämon 327 Aristipp und einige seiner Zeitgenossen 327 Der Goldne Spiegel 103; 234 Die Ritter oder die Demagogen des Aristofanes (Aristophanes-Übersetzung) 37 Dschinnistan (Hrsg.) 560 Geschichte des Agathon 103; 234 Gespräche unter vier Augen 103; 233f., 264 Lulu oder die Zauberflöte 560 Wielands Sämmtliche Werke 234 Xenophons Symposion (XenophonÜbersetzung) 327 –, Anna Dorothea, geb. Hillenbrand (1746–1801), seit 1765 dessen Frau 151; 156, 309, 328 –, A m a l i a Augusta (1773–1858), seit 1788 in erster Ehe verheiratet mit Johann August Jakob Liebeskind, 1793 verwitwet, ab 1801 in zweiter Ehe verheiratet mit dem Ökonom Gottlieb Friedrich Erler, deren Tochter 151; 309, 328

Personen und Werke

–, C h a r l o t t e Wilhelmine s. Geßner, C h a r l o t t e Wilhelmine, geb. Wieland –, Maria Carolina Friederica (1770–1851), seit 1788 verheiratet mit Johann Salomo Gottlieb Schorcht, deren Tochter 151; 309, 328 –, Wilhelmine Johanna Friederike (1783–1798), deren Tochter 234 –, dessen Familie 151; 234, 327 Wilder, Georg Christian (1797–1855), Radierer, Zeichner 77 Das neue Taschenbuch von Nürnberg (mit Johann Carl Osterhausen) 77 Wilmans, Gerhard Friedrich (1764–1830), seit 1793 Verlagsbuchhändler in Bremen, seit 1802 in Frankfurt a. M. 241 Winckelmann, Johann Joachim (1717–1768), deutscher Archäologe und Kunsthistoriker in Rom, 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Präsidenten (Aufseher) der Altertümer in Rom ernannt, 1768 ermordet 173 Geschichte der Kunst des Alterthums 173 Wirsing, Carl August Christoph (1744–1808), sachsen-weimarischer Beamter, 1770 Amtsschreiber und Steuereinnehmer in Heusdorf, 1777 Rentkommissar und Steuereinnehmer für das Amt Roßla und die Vogtei Gebstedt, 1791 Rentsekretär, 1804/05 Obereinnehmer, 1806 Rat 142; 309 Witschel, Johann Heinrich Wilhelm (1769–1847), Theologe, Mundartdichter, 1794 Prediger in Nürnberg, 1801 Pfarrer in Igensdorf bei Gräfenberg, 1810 Distriktschulinspektor, 1811 Dekan und 1815/16 Stadt-

809

pfarrer in Gräfenberg, seit 1818/19 Pfarrer und Dekan in Kattenhochstatt bei Weißenburg am Sand 64; 136 Dichtungen 136 Hermolaus (Schauspiel) 136 Witzleben, Georg Hartmann von (1766–1841), Beamter in sächsischen und preußischen Diensten, 1790 sächsischer Regierungsrat in der Stiftsregierung im Hochstift zu Merseburg, 1791 Domkapitular, 1793 Amtshauptmann im thüringischen Kreis, 1800 Geheimer Finanzrat in Dresden, 1801 Adjunkt des Salinendirektors in Dürrenberg und 1814 dessen Nachfolger, 1816 Geheimer Oberbergrat in Halle, 1820 auch Geheimer Regierungsrat und Vizeberghauptmann, von 1819 bis 1828 Regierungsbevollmächtigter für die Universität Halle, seit 1799 auch Erbadministrator der Klosterschule Roßleben 638 Woellwarth, Carl Ludwig Georg von (1750–1832), Jurist und Staatsminister 44, 352 Wolf, Christian Wilhelm F r i e d r i c h A u g u s t (1759–1824), Altphilologe, 1783 Professor der Philologie und Pädagogik und von 1784 bis 1806 der Beredsamkeit in Halle, seit 1807 Ministerialdirektor in Berlin, 1810 Professor der klassischen Philologie an der Universität in Berlin 228f., 236 Prolegomena ad Homerum 229, 236 Wolff von Todenwarth s. Todenwarth, Christoph Gottfried K a r l Wolff von Wolff, Christian (seit 1745:) von (1679–1754), Jurist, Mathematiker und Philosoph, ab 1699 Studium der Theologie, Physik und Mathematik

810

Register

in Jena, von 1706 bis 1723 und ab 1740 Professor für Mathematik und Philosophie in Halle, ab 1743 Kanzler, von 1723 bis 1740 Professor für Philosophie in Marburg 29, 102 Allerhand nützliche Versuche 102 Wolffskeel (Wolfskeel) von Reichenberg, Christian Friedrich Karl von (1763–1844), Beamter in Weimar, 1787 bis 1815 Mitglied der Regierung und 1803 bis 1815 des Oberkonsistoriums, seit 1789 Regierungsrat 618 –, Henriette Antonia Albertine (1776–1859), seit 1793 Hofdame Anna Amalias von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1803 verheiratet mit Karl Wilhelm von Fritsch 30; 61f. Woltmann, Karl Ludwig (seit 1806:) von (1770–1817), Historiker, Schriftsteller, Redakteur, von 1794 bis 1797 Professor der Philosophie in Jena, seit 1799 in Berlin, Diplomat im Dienst mehrerer deutscher Staaten, 1806 Flucht nach Breslau, seit 1813 in Prag 147, 338; 318 Wolzogen, W i l h e l m Ernst Friedrich von (1762–1809), Diplomat, Hofbeamter, Bausachverständiger, Karlsschüler, 1784 württembergischer Leutnant, Aufseher über die Schlossbauten in Hohenheim, Hofarchitekt in Stuttgart, von 1788 bis 1794 in Paris, 1791 Legationsrat und von 1793 bis 1794 Gesandter, seit 1796 in Weimar, 1797 Kammerrat und Kammerherr, 1801 Oberhofmeister und Mitglied des Geheimen Consiliums, 1803 Geheimer Rat, auch Kammerdirektor, von 1801 bis 1806 außerordentlicher Gesandter in St. Petersburg, auch Mitglied der Schlossbaukommission, dann des Baudepartements A 2, A 6, A 9,

A 9K, A 11; 35, 62, 140, 397; 45, 52, 73, 93, 103, 111, 124, 131, 286f., 306, 384, 481, 618, 627, 628–630, 639f., 645f., 648f., 655–657, 677f., 720 Ueber die Barrieren von Paris 629 –, Ernst Ludwig (1723–1774), Legationsrat, dessen Vater 628 –, Friederike Sophie Caroline Augusta, von geb. von Lengefeld, geschiedene von Beulwitz (1763–1847), Schriftstellerin, seit 1784 Frau von Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz, seit 1794 Frau von Wilhelm von Wolzogen, seit 1797 vorwiegend in Weimar, seit 1826 in Jena, Schillers Schwägerin 41, 44f., 52, 55, 59; 52, 70, 86f., 93f., 103, 105, 110–112, 117, 124, 131, 604, 628 Agnes von Lilien 34, 41, 44; 70, 87, 93, 105 –, Henriette von, geb. Marschalk von Ostheim (1745–1788), Gutsbesitzerin in Bauerbach südlich von Meiningen, dessen Mutter 628 Wood, Robert (1716/17–1771), britischer Staatsmann, Philologe, Forschungsreisender 180 Robert Woods Versuch über das Originalgenie des Homers (übersetzt von Christian Friedrich Michaelis) 180 Wranitzky, Paul (1756–1808), österreichischer Komponist 108, 241, 496 Oberon (Oper) 225; 44, 108, 496 Wünsch, Christian Ernst (1744–1828), Mathematiker und Physiker, von 1784 bis 1811 Professor in Frankfurt a. d. O. 20; 40 Versuche und Beobachtungen über die Farben des Lichtes 40 Wurmb von Zinck, Wolf Heinrich (1765–1838), sächsischer Kammerrat des Stifts Merseburg 635 Württemberg, Carl Eugen von (1728–1793), seit 1737 Herzog unter

Personen und Werke

Vormundschaft, seit 1744 Regent 191; 42, 49, 430, 628 –, Friedrich Eugen Prinz von (1732–1797), preußischer General, seit 1795 Herzog, dessen Bruder 24; 44, 51, 212 –, F r i e d r i c h Wilhelm Carl Prinz von (1754–1816), seit 1797 als Friedrich II. Herzog, 1803 Kurfürst, 1806 als Friedrich I. König, Sohn von Friedrich Eugen Prinz von Württemberg 21; 43f., 47f., 439f. Xenophon (um 430–um 354 v. Chr.), griechischer Feldherr, Geschichtsschreiber 327 Symposion 327 Young, Edward (1683–1765), englischer Geistlicher, Schriftsteller 66 The Complaint or Night-Thoughts 66 Zach, Johann F r a n z Xaver Vitus Friedrich (seit 1765:) von (1754–1832), Astronom und Militär ungarischer Herkunft, um 1776 Vermessungsingenieur in Lemberg, seit etwa 1782 Reisen in Italien, Frankreich, England und Deutschland, seit 1786 Offizier in sachsen-gothaischen Diensten, von 1787 bis 1806 auch Leiter der herzoglichen Sternwarte, von 1804 bis 1827 Oberhofmeister der verwitweten Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg, seit 1827 vorwiegend in Paris EB 71 (Auftragsbrief); 381, 394; 677, 711f. Allgemeine Geographische Ephemeriden (Hrsg.) 677 Zahn, Christian Jakob (1765–1830), Jurist, Musiker und Schriftsteller, Kanzleiadvokat in Calw, von 1789 bis 1798 Associé Johann Friedrich

811

Cottas in Tübingen, dann wieder Kaufmann in Calw 3; 6, 482 〈Bühnenmusik zu „Wallensteins Lager“ (Schiller)〉 215; 482 –, Elisabeth Friederike, geb. Haßenmajer, dessen Frau 3; 6 Zais, Christian (1770–1820), Architekt, seit 1805 Bauinspektor in Wiesbaden 629 Zampieri, Domenico s. Domenichino Zapff (Zapf), Johann J u s t i n (1749–1834), Weinhändler in Suhl, auch Händler für Material-, Spezerei- und Schnittwaren EB 80 Zelter, Carl Friedrich (1758–1832), Maurer- und Baumeister in Berlin, Komponist, Dirigent und Musikpädagoge, 1800 Direktor der Singakademie, seit 1799 mit Goethe befreundet 145; 146, 313, 360 Zeno d. Ä. (495–445 v. Chr.), griechischer Philosoph 361 Ziegesar, August Friedrich Carl von (1746–1813), von 1766 bis 1808 Beamter am herzoglichen Hof in Gotha, 1785 Vizekanzler, 1790 Kanzler der Regierung und Geheimer Rat, 1795 auch Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, 1809 herzoglicher Generallandschaftsdirektor in Weimar 123, 127; 275, 286 –, Juliane Luise C ä c i l i e von s. Werthern, Juliane Luise Cäcilie von Ziegler, Friedrich Julius Wilhelm (um 1761–1827), Schauspieler, Regisseur und Theaterdichter am Hoftheater in Wien 433 Weltton und Herzensgüte 433 Zschokke, Johannes H e i n r i c h Daniel (David) (1771–1848), Schweizer Schriftsteller, Publizist und Politiker deutscher Herkunft, Privatlehrer und Theaterdichter,

812

Register

1792 Privatdozent in Frankfurt (Oder), seit 1795/96 in der Schweiz, Leiter des Philanthropins in Reichenau, 1798 im Dienst der helvetischen Regierung, 1802 in Aarau, Oberforst- und Bergrat, von 1815 bis 1841/42 Mitglied des Großen Rats und 1831 des Verfassungsrates, dann aarauischer Tagsatzungsgesandter 542, 688 Abällino, der große Bandit 688

Die Zauberin Sidonia 542 Julius von Sassen 688 Zumsteeg, Johann Rudolph (1760–1802), Musiker und Komponist in Stuttgart, 1770 Schüler an der Hohen Karlsschule, 1781 Hofmusiker, seit 1791 Herzoglich Württembergischer Konzertmeister in Stuttgart 22; 44 Colma. Ein Gesang Ossians, von Göthe mit Klavierbegleitung 22; 44

Werke Goethes

813

Werke Goethes Achilleis 80, 100, 105, 109, 114, 170, 329; 16, 19, 80, 89, 115, 126, 159, 171, 175, 178, 180, 195, 206, 228, 236, 239, 241, 244f. 251, 253f., 256f., 260, 341, 362, 380, 493, 556, 570 〈Anzeige der „Propyläen“〉 127, 186, 202, 226, 246, 252f., 262, 312; 284, 419, 455, 498, 553, 562, 565, 584 Beiträge zur Optik 26 Belagerung von Mainz 95 Betrachtungen über eine Sammlung krankhaften Elfenbeins 80, 89, 135, 178, 184f. Biographische Einzelnheiten 161f. Claudine von Villa Bella 482 Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern 220f. Das reine Phänomen 25, 27, 154f.; 52f., 58, 336 Das römische Carneval 70 Den Magnet betreffend (Schema) 384 Der Sammler und die Seinigen 244, 246f.; 173, 251, 526, 542, 546f., 553, 556 Der Descartische Versuch mit der Glaskugel 40 Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793 15, 19, 27, 172; 25f., 39, 57, 384 Der Zauberflöte Zweiter Theil 107, 109; 240f., 245, 556 Dichtung und Wahrheit 26, 367, 482 Diderots Versuch über die Mahlerey (Übersetzung) 210, 225, 228, 248, 252f. 255, 359; 470, 473, 493, 497, 503, 512, 517, 526, 538, 542, 556, 564f., 569f.,

Die guten Frauen 〈…〉 499 Die Jagd (Plan) 254 Die Leiden des jungen Werthers 44 Die Piccolomini. Wallensteins Erster Theil. (Rezension; mit Schiller) 474 Die Wahlverwandtschaften 96 Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Styl 86, 235 Einleitung 〈zu den „Propyläen“〉 61f., 124f., 138, 179, 182, 186, 188f., 197, 200. 202, 226; 129f., 260, 262, 264, 269, 280, 283, 302, 336, 340, 391f., 396f., 406, 415, 419, 422, 426, 443f., 449, 454f., 498, 514, 589 〈Einleitung in die Farbenlehre〉 (Plan für die „Propyläen“) 280f., 560 〈Enzyklopädisches Werk über Italien〉 (mit Johann Heinrich Meyer; Plan) 90 Eröffnung des weimarischen Theaters 215, 222, 226, 228f.; 474, 483–485, 490, 493, 397, 502, 506 Erste Versuche mit Herrn Gildemeister wegen des nicht Unterscheidens der Farben 539

〈Farbenlehe〉 9, 16, 26, 58, 100, 514, 530, 559, 575 Faust 4, 36, 41, 88, 91, 95f., 100, 106; 9, 16, 19, 41, 75, 86, 106, 195, 199f., 206, 219, 222, 226–228, 239, 241, 290, 347, 461, 556 Faust, ein Fragment 199, 239 Faust I 227, 239

〈Gedichte〉 Am 1. October 1797 148; 320 Amyntas 43, 138, 148; 88, 92, 301, 320, 380 An meine Lieder 148, 156; 320, 337f.,

814

Register

Das Blümlein Wunderschön 136, 148; 298, 320 Der Edelknabe und die Müllerinn 148, 168; 320, 377 Der Gott und die Bajadere 311 Der Junggesell und der Mühlbach 148, 168; 320, 377 Der lang ersehnte Friede nahet wieder (Maskenzug 1798) s. Stanzen Der Müllerinn Verrath 136, 148, 168, 174; 80, 298, 320, 331f., 341, 377, 386f., 400–403 Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen 7, 144; 22f., 311 Der Zauberlehrling 313, 450 Die Braut von Corinth 144; 311 Die Metamorphose der Pflanzen 138, 148, 156, 168, 205, 208; 67, 80, 106, 301, 313f., 318, 321, 340, 376f., 460, 465f., 579 Metamorphose der Tiere 120 Die Musageten 136, 148; 298, 320 Die Zerstörung Magdeburgs 213; 478 Euphrosyne 80, 136, 138, 148, 150, 154, 163, 170, 181; 174, 297f., 301, 320, 325, 335, 357, 378, 380, 405, 499, 620 〈Kennst du das Land〉 (Mignon) 352, 413 Katzenpastete [Mathematiker und Physiker] 39 Musen und Grazien in der Mark 442 〈Nur wer die Sehnsucht kennt〉 413 Phöbos und Hermes 279 Reue 148, 168; 320, 377 Römische Elegien 521 Sängerwürde 136, 148, 176; 298, 320, 393 Soldatenlied (mit Schiller zu „Wallensteins Lager“) 213, 215; 478, 480–482 Spiegel der Muse 279

Stanzen 29, 148, 201, 205, 209; 60–62, 106, 320, 407, 450, 459f., 468 Triumvirat 125 Weissagungen des Bakis 73; 68, 126, 159 Weltseele 346 Xenien (mit Schiller) 33; 68, 393, 405 Die Aufgabe 228 Naturforscher und Transcendental Philosophen 337 〈Geschichte der Farbenlehre〉 (Entwurf) 27, 43; 58f. 〈Geschichte der Farbenlehre〉 (Schema) 28, 43, 36f., 46, 49–51, 125; 57f., 90f., 96f., 99, 101, 121, 280, 520 Götz von Berlichingen 193, 298; 363, 367, 434 Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart 37, 58, 258, 262; 78, 121f., 575f., 584f., 590 Hanswursts Hochzeit oder der Lauf der Welt 213 Herrmann und Dorothea 6, 18, 35, 41, 60, 100, 105, 112, 160, 169; 19, 22, 37, 69, 74, 86, 89, 126, 142, 157f., 175, 215–217, 227f., 230f., 237, 239, 245, 251, 255–257, 259, 348–350, 380, 405, 516f. 〈Englische Übersetzung〉 s. Mellish, Joseph Charles Iphigenie auf Tauris 364 Italiänische Reise 98 Kunst und Alterthum am Rhein und Main 364 Leben des Benvenuto Cellini (Übersetzung) 63f., 75, 79, 126; 16, 19, 79, 89, 130, 132, 159, 166, 171, 222, 283, 556 Collectanien zur neuen Bearbeitung

Werke Goethes

des Cellini. 1798 (Faszikel) 63, 75; 132, 167 Anhang zur Lebensbeschreibung des Benvenuto Cellini, bezüglich auf Sitten, Kunst und Technik 63; 132 Ludwig Tiecks Dramaturgische Blätter 229 Magnet 1799 317, 341 Mahomet (Voltaire-Bearbeitung) Einige Scenen aus Mahomet, nach Voltaire, von dem Herausgeber 279 Materialien zur Geschichte der Farbenlehre 40; 39f., 86 Maskenzug zum 30. Januar 1801 [1798] 61

〈Naturgedicht〉 (Plan) 318, 575 Nausikaa (Fragment) 98 Pathologisches Präparat 43 Physische Wirkungen 317, 341, 354f. Propyläen 155, 163, 172, 194, 199, 202, 205–207, 211, 222, 225, 231–233, 241, 246f., 248, 253–257, 262–265, 269, 282, 302f., 307–310, 312f., 341, 343, 351f., 354f.; 3, 16, 38, 51, 54, 64, 82, 87, 129f., 134, 159, 170, 173f., 227, 235, 242f., 251f., 255, 259f., 262, 264, 267, 269, 278–284, 290f., 299f., 302, 313, 318, 321, 336, 341f., 357, 365, 372f., 376, 384f., 388–392, 396f., 406f., 415f., 419, 422f., 436–438, 443–446, 448, 452, 454, 456, 459–462, 470f., 473, 489, 493, 497f., 503, 511f., 514, 516–518, 526–529, 531, 536, 538f., 542, 546f., 552f., 556, 559, 561f., 564f., 567, 569–574, 576f., 584–587, 589f., 602 1. Bd. 1. Stück 117, 125, 163, 182, 188, 194, 199, 202, 211, 222, 225, 229, 231–233, 235, 253, 291, 302f.,

815

307, 309; 3, 16, 53, 80, 82, 171, 242, 252, 260, 262, 279–282, 290, 302, 340f., 357, 372f., 390–392, 396f., 406, 416, 419, 422f., 436f., 443, 445f., 448f., 454, 456, 463, 474, 489, 497f., 511, 514, 521, 531, 538, 562, 564, 567, 573, 589 1. Bd. 2. Stück 182, 188, 225f., 234, 238, 246, 248, 252f., 255, 257, 259, 291, 303, 307f. 310, 351; 171, 242, 279, 282, 300, 397, 406f., 423, 437, 448, 454, 456, 489, 503, 516–518, 556, 562–565, 569, 573f., 577 2. Bd. 1. Stück 125, 188, 248., 255, 263; 173, 242, 279, 282, 407, 416f., 526, 538, 565, 570, 573, 586f. 2. Bd. 2. Stück 125, 188, 252, 256, 291; 173, 242, 249, 282, 392, 416, 547, 556, 563 3. Bd. 1. Stück 188; 130, 134, 279, 392, 489, 559 3. Bd. 2. Stück 51, 130, 242, 279f., 282, 392 Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe (Schema) 459

〈Regieanweisungen zu Schillers „Die Piccolomini“〉 617 Reinecke Fuchs 112 Sammlung der neuern Gedichte 19

〈Schema zur Farbenlehre (nicht überliefert), 1798〉 27f., 43, 46f.; 49, 125; 57f., 90f., 96f., 99, 121, 280, 520

〈Schema zur Anzeige von „Wallensteins Lager“〉 482f. Songs of Selma (Macpherson/Ossian; Übersetzung) 44 Colma. Ein Gesang Ossians 22; 44 Tag- und Jahres-Hefte 58, 135, 183, 202, 269, 327, 338, 360, 363, 365, 579, 597f.

816

Register

Temperamenten Rose (Schema; mit Schiller) 595 Theatralische Abentheuer (nach Domenico Cimarosa, drei Fassungen 1791, 1797, 1799; zweite und dritte Fassung mit Christian August Vulpius) 379; 166, 673 Ueber Kunst und Alterthum 244, 251 Ueber Laokoon 26, 28, 38, 126, 179, 197; 53, 59f., 82, 282, 290, 318, 396f., 443, 514, 563f. Ueber das Lehrgedicht 66 Über das Natürliche in Kunstwerken 117; 262 Über die Flaxmanischen Werke 251 Über die neue Straßenanlage vor dem Erfurther Thor 372; 93, 649 〈Über den Dilettantismus. Schema〉 (mit Schiller) 251 Über Dilettantism, seinen Nutzen und Schaden. Rath an Dilettanten und Künstler (mit Schiller; Plan) 125, 292; 281 Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität 96 Ueber epische und dramatische Dichtung (mit Schiller) 159, 174f., 236, 245, 254, 443 〈Übersicht der ersten drei Stücke der „Propyläen“〉 262; 584 Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke 117; 262, 396, 514 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 40; 19, 86, 570 Urfaust 239 Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären 63 Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Men-

schen mit den übrigen Thieren gemein sey 9 Versuch einer Witterungslehre 60 Von den farbigen Schatten 24 Vortheile, die ein junger Mahler haben konnte, der sich zuerst bey einem Bildhauer in die Lehre gäbe 125; 281 Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal. Dramatische Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller. (Auszug eines Briefes aus Weimar.) 210f., 229; 471, 473f., 484, 506 〈Werkausgaben〉 Goethe’s Schriften (8 Bde. Leipzig 1787–1790) 199, 220 Goethe’s neue Schrifften (7 Bde. Berlin 1792–1800) 69f., 86 Goethe’s Werke (13 Bde. Tübingen 1806–1810) 200, 332, 335 West-östlicher Divan 26 Wilhelm Meisters Lehrjahre 94, 126, 292; 69f., 214, 243, 283, 365, 588 Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden 282, 332 Wilhelm Tell (Plan) 80, 156, 174; 19, 171, 175, 338, 389 Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 357 Zu bearbeitende Materie (Schema) 260, 280f. Zur Einleitung (Farbenlehre) 280f., 560 Zur Farbenlehre 39, 86, 279, 537 Didaktischer Teil 39, 64, 100, 280, 537 Polemischer Teil 101 Historischer Teil 40, 59, 95, 118 Zur Naturwissenschaft überhaupt 26, 279

817

Anonyma und Periodika Acta Eruditorum 101 Allgemeine Deutsche Bibliothek 405 Allgemeine Geographische Ephemeriden 677 Allgemeine Literatur-Zeitung (ALZ) 223, 229, 265; 455, 498, 533f. Intelligenzblatt 186, 202f., 226, 246, 252f., 298, 309; 419, 455, 498, 553 Allgemeine Zeitung (bis 8. September 1798 Neueste WeltKunde) 186, 202, 208, 211, 216, 222f., 226, 229, 253, 257f., 262, 302, 304, 306, 309f., 312, 349, 351; 122, 284, 419, 455, 464, 473–477, 479f., 482–484, 490f., 497f., 502, 506, 565f., 574–576, 584, 586, 590f. Allgemeines Journal der Chemie 398, 581 Archiv für Botanik 466f. Athenaeum 143; 114f., 311, 359, 362, 393, 405 Attisches Museum 37, 327 Berlinische Blätter 124 Bibel Altes Testament 173, 220, 440 Neues Testament 24, 173, 264, 354, 388f., 520, 709f. Bibliothèque Britannique 125 Cahiers de lecture (bis 1784 Journal de lecture) 183; 332, 388, 403, 411 La folle en pèlerinage 174, 180, 183, 152; 331f., 387f., 403f., 410f. Corpus iuris civilis (Codex Justinianus, Institutiones und Pandekten) 105; 236 Decade philosophique 60; 125 Der neue Teutsche Merkur 54, 85, 103, 234, 246; 154, 156, 233, 264, 327, 452, 498, 504, 615

Der Teutsche Merkur 60; 126 Deutsche Chronik 15, 411; 27 Deutsches Museum 360 Deutschland 229, 359 Die Horen 33, 39f., 153, 186, 207, 297, 302; 53f., 58–60, 67f., 82, 85–87, 105, 113, 130, 197, 200, 207, 222, 231, 252, 255f., 279, 283, 333, 359, 379, 387, 390, 419, 437f., 455f., 463, 521, 537, 570, 615 Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers 530, 591 Europäische Annalen 33 Examen du Système de M. Newton sur la lumière et les couleurs 43; 90f. Flora. Teutschlands Töchtern geweiht 207; 215, 463 Gazette littéraire de l’Europe 91 Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen 399; 723 Heidelbergische Jahrbücher der Literatur 360 Historisches und Geographisches Journal 451 Historischer Calender für Damen 472 Hochfürstlich Sachsen-Weimar- und Eisenachischer Hof- und AddreßCalender auf das Jahr 〈…〉 118; 36, 266, 667 Jahrbücher der preußischen Monarchie 237; 246, 394, 528, 539 Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung (JALZ) 122, 154, 366 Journal encylopédique 91

818

Register

Journal des Luxus und der Moden 50, 61f., 173, 202, 223, 226, 233, 356, 440, 475, 491, 495, 504f., 528, 605, 617, 629, 676, 686, 690, 693 Journal der Physik 40 Journal des Savans 125 Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneykunde 22; 43 Journal von Tiefurth 387 Kaiserlich privilegirter Reichs-Anzeiger 144, 199 Katalog der Schloßbibliothek zu Jena 666f. La décade philosophique, littéraire et politique 60; 125 La folle en pèlerinage s. Cahiers de lecture Lyceum der schönen Künste 7; 20, 359 Margites (Epos) 164; 361f. Magasin encylopédique 54, 85, 124f., 142, 157, 215–217, 228, 516f. Mémoires de l’Académie Royale des Science et Belles-Lettres 711f. Mémoires de l’Institut National des Sciences et Arts 394; 677, 711 Mémoires de mathematique et de physique 394; 711 Mémoires pour l’histoire des sciences et beaux-arts 90 Mercure de France 223 Merkels Begräbnisfeyer am 20. Januar 1820 14 Musen-Almanach für das Jahr 〈…〉 (Hamburg) 126 Musen-Almanach (Schiller) 40, 54, 110; 113, 312, 335 Musen-Almanach für das Jahr 1796 312, 377 Musen-Almanach für das Jahr 1797 68, 228, 243, 312, 338, 377, 394, 442, 518

Musen-Almanach für das Jahr 1798 8, 281, 318; 22f., 103, 105f., 311–313, 377, 450 Musen-Almanach für das Jahr 1799 33, 40, 88, 110, 118, 136, 138, 144, 148, 154, 157, 162, 164, 168, 174, 177–179, 182, 198f., 201, 203, 205–207, 209, 211, 230, 234, 276, 296f., 302, 352, 358; 16, 61, 68, 86, 113, 174, 196, 231, 246, 266, 291, 298f., 301f., 311f., 318, 320f., 331, 333, 335, 355, 338, 340, 357, 364, 377, 380, 387, 389, 393–395, 397, 403, 407, 445, 448, 450, 456–458, 460, 464, 466, 468–470, 475f., 479f., 483f., 499, 509f., 519f., 524, 619f. Musen-Almanach für das Jahr 1800 86, 452 Musen-Almanach (Voß) 154 Neues Magazin für Prediger 544 Neueste Weltkunde (s. auch unter Allgemeine Zeitung) 3, 15, 17, 28, 32, 127, 186, 202, 207, 211, 293, 301f.; 4f., 27, 32f., 54, 58, 234, 265, 284, 419, 455, 464, 473, 484, 498 Nouvelles Folies sentimentales, ou Folies par amour 332 Philosophisches Journal 611 Propyläen (s. unter „Werke Goethes“) Rastatter Congreß Taschenbuch für 1799 213

〈Skulpturen, antike〉 Farnesischer Stier 574 Herkules Farnese 31; 64 Laokoon 372 Niobe mit ihren Kindern 26, 108; 54, 173, 241f. Tod des Archemoros (Rom, Palazzo Spada) 54

Anonyma und Periodika

Tod des Meleager (Rom, Villa Borghese) 54 Taschenbuch auf das Jahr 1802. Der Liebe und Freundschaft gewidmet 241 Taschenbuch für 〈…〉 (Vieweg) 19, 214, 251, 348f. Taschenbuch für Damen (Cotta) 227, 304; 215; 332, 499 Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire 154 Taschenbuch 〈Taschenkalender (Nebentitel)〉 auf das Jahr 〈…〉 für Naturund Gartenfreunde 194, 227, 234, 299, 304, 307; 301, 436f., 499, 518 Taschenkalender auf das Jahr 1799 für Pferdeliebhaber 227; 498f.

819

Tausend und eine Nacht 256; 570 The German museum 517 Theater-Kalender auf das Jahr 〈…〉 648, 659–691, 716 Verzeichniß einer ansehnlichen Sammlung sowohl gebundener Bücher 〈…〉, welche 〈…〉 auf der sogenannten alten Casse allhier 〈…〉 versteigert werden sollen 395; 713f. Weimarische Wöchentliche Anzeigen 94, 137, 144, 177, 272, 435, 494, 501, 651f., 696, 698, 701f., 713 Zur Naturwissenschaft überhaupt (s. unter „Werke Goethes“)

820

Register

Anonyma und Periodika

821

Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . X Editionsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XIII Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XX Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . XXII Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar . . . . . XXIV Siglen und Abkürzungen für Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . XXVII Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXX Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern und Postsendelisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LVI Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen . . . . . . LIX Briefe 1798 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Nachträge GB 7/156. An Johann Gottfried Herder . . . . . . . . . . . . . . . .

727

Anhang Verzeichnis der Beiträge in Goethes „Propyläen“ 1798–1800 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

731 737

740 813 817

822

Register