Briefe: Band 11 Briefe 1796 9783110684193, 9783110684179

This volume contains 233 letters from Goethe’s personal and official correspondence of 1796 addressed to 51 recipients,

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German Pages 997 [1006] Year 2021

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Table of contents :
Verzeichnis der Briefe
Schriftarten, Siglen und Zeichen
BRIEFE 1796. TEXTE
KONZEPTE
ERSCHLOSSENE BRIEFE
AMTLICHES
NACHTRÄGE
ANHANG
Inhalt
Frontmatter 2
Zu diesem Band
Danksagung
Editionsgrundsätze
Hinweise zur Benutzung
Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur
Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern
Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen
BRIEFE 1796. KOMMENTAR. Teil 1
BRIEFE 1796. KOMMENTAR. Teil 2
BRIEFE 1796. KOMMENTAR. Teil 3
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Briefe: Band 11 Briefe 1796
 9783110684193, 9783110684179

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Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs Klassik Stiftung Weimar herausgegeben von Frieder von Ammon, Jutta Eckle, Georg Kurscheidt und Elke Richter begründet von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter

Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 11 I 1796 Texte

Herausgegeben von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt

De Gruyter

IV Die Edition „Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe“ ist Teil des Vorhabens „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“, eines Kooperationsprojekts des Goethe- und Schiller-Archivs / Klassik Stiftung Weimar, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Dieses Kooperationsprojekt wird von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Thüringen sowie dem Bundesland Hessen gefördert und ist Bestandteil des Akademienprogramms der Bundesrepublik Deutschland, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.

Redaktion: Uta Monecke Zitiertitel: GB 11 I

ISBN 978-3-11-068417-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-068419-3 Library of Congress Control Number: 2021933956 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbiblothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Beltz Bad Langensalza GmbH www.degruyter.com

Verzeichnis der Briefe

V

Verzeichnis der Briefe 1. An Friedrich Schiller, 2. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. An Carl Ludwig von Knebel, 3. Januar 1796 . . . . . . . . . . . 3. An Johann Heinrich Meyer, 30. Dezember 1795–3. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. An Christian Gottlob Voigt, 3. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . 5. An August Wilhelm Iffland, 4. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . 6. An Carl Ludwig von Knebel, 6. Januar 1796 . . . . . . . . . . . 7. An Christiane Vulpius, 8. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 8. An Christiane Vulpius, 12. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 9. An Christiane Vulpius, 15. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 10. An Johann Gottfried Herder, 〈17. Januar? 1796〉 . . . . . . . . . 11. An Carl Ludwig von Knebel, 〈18. Januar 1796〉 . . . . . . . . . 12. An Friedrich Schiller, 20. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 13. An Johann Heinrich Meyer, 22.–25. Januar 1796 . . . . . . . . 14. An Friedrich Schiller, 23. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 15. An Paul Wranitzki, 24. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16. An Friedrich Schiller, 27. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 17. An Friedrich Schiller, 30. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 18. An Friedrich Schiller, 4. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . 19. An Carl Ludwig von Knebel, 〈5. oder 6. Februar 1796〉 . . . 20. An Carl Ludwig von Knebel, 〈8. Februar 1796〉 . . . . . . . . . 21. An Johann Heinrich Meyer, 8. Februar 1796 . . . . . . . . . . . 22. An Friedrich Schiller, 10. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 23. An Friedrich Schiller, 12. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 24. An Friedrich Schiller, 13. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 25. An Carl Ludwig von Knebel, 〈15. Februar 1796〉 . . . . . . . . 26. An Charlotte von Kalb, 〈16. Februar 1796〉 . . . . . . . . . . . . 27. An Christiane Vulpius, 19. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . 28. An Christiane Vulpius, 20. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . 29. An Christian Gottlob Voigt, 3. März 1796 . . . . . . . . . . . . . 30. An Christiane Vulpius, 7. März 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . 31. An Johann Friedrich Unger, 〈7. oder 8.? März 1796〉 . . . . . 32. An Johann Heinrich Meyer, 3.–9. März 1796 . . . . . . . . . . 33. An Friedrich von Stein, 15. März 1796 . . . . . . . . . . . . . . . 34. An August Wilhelm Iffland, 〈30. März 1796〉 . . . . . . . . . . .

3 3 3 6 7 7 8 8 9 9 10 10 10 14 15 16 17 18 20 20 20 23 24 25 26 27 27 28 29 30 31 32 35 36

VI

35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71.

Verzeichnis der Briefe

An Georg Christoph Lichtenberg, 30. März 1796 . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 18. 〈April〉 1796 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 21. April 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, 25. April 1796 . . An Charlotte von Kalb, 〈26. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 29. April 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 1. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 1. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈3.? Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 4. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 10. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 10. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 〈14.? Mai 1796〉 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈20. Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 20. 〈und 21.〉 Mai 1796 . . . . . An Charlotte von Kalb, 22. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Wilhelm von Humboldt, 〈27. Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 29. Mai 1796 . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 31.Mai 1796 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈Ende Mai/Anfang Juni 1796〉 . . . . An Charlotte von Kalb, 7. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. 〈und 11.?〉 Juni 1796 . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 12. Juni 1796 . . . . . . . . . . . An Jacob Philipp Hackert, 〈13.? Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, 〈13.? Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 13. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . An Friederike Helene Unger, 13. Juni 1796 . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 14. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 15. Juni 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈16.? Juni 1796〉 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 18. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 20. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 21. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 25. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 26. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 29. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 29. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . .

37 37 41 42 43 43 44 44 44 45 45 46 47 47 47 54 54 56 57 59 60 60 61 62 63 64 65 67 68 69 70 70 74 76 77 77 78

72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86. 87. 88. 89. 90. 91. 92. 93. 94. 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106.

Verzeichnis der Briefe

VII

An Gottlieb Hufeland, 1. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 1. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 4. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 5. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈2. und 7. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 9. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 9. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 12. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈13. oder 14. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 13. und 15. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈zwischen 6. und 19. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 20. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 22. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 22. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 22. und 23. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈24. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 26. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 28. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 30. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 2. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 6. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈1.–〉8. August 1796 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 13. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 16. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 17. August 1796 . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 17. und 18. August 1796 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 22. August 1796 . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 22. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 23. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Samuel Thomas Soemmerring, 28. August 1796 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 28. August 1796 . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 30. August 1796 . . . . . . . . . . . An Marianne Meyer, 〈zweite Hälfte? August 1796〉 . . . . . .

79 80 80 81 82 84 86 87 88 88 88 89 90 92 92 94 95 96 97 99 100 101 105 106 109 113 114 114 116 117 117 118 121 122 122

VIII

Verzeichnis der Briefe

107. 108. 109. 110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126.

An Christiane Vulpius, 4. September 1796 . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈5. oder 6. September 1796〉 . An Christiane Vulpius, 6. September 1796 . . . . . . . . . . . . An Johannes Escher, 7. September 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte von Stein, 7. September 1796 . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 9. September 1796 . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 11. September 1796 . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈12. September 1796〉 . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 13. September 1796 . . . . . . . An Christiane Vulpius, 13. September 1796 . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 15. September 1796 . . . . . . . An Gottlieb Hufeland, 17. September 1796 . . . . . . . . . . . An Christian Gottfried Körner, 22. September 1796 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 24. September 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 25. September 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 27. September 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 30. September 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 1. Oktober 1796 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 8. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An August Wilhelm Iffland, 〈zwischen 2. September und 9. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 9. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . . An Gottlieb Hufeland, 10. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 10. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 12. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 15. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 17. Oktober 1796 . . . . . . . An Friedrich Schiller, 17. 〈18.〉 Oktober 1796 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 19. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 21. Oktober 1796 . . . . . . . An Friedrich Schiller, 22. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 〈kurz nach dem 23. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈24. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139.

123 124 125 126 126 127 128 128 129 129 130 135 135 136 138 140 141 142 143 144 145 145 146 148 153 154 156 157 158 159 160 160 161

Verzeichnis der Briefe

140. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈24. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141. An Friedrich Schiller, 26. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . 142. An Friedrich Schiller, 29. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . . . . 143. An Charlotte von Stein, 〈29. oder 30. Oktober 1796〉 . . . . 144. An Johann Heinrich Meyer, 30. Oktober 1796 . . . . . . . . . 145. An Christiane Vulpius, 31. Oktober und 1. November 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . 146. An Christiane Vulpius, 3. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 147. An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 9. und 11. November 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 148. An Friedrich Schiller, 12. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 149. An Friedrich Schiller, 13. 〈14.〉 November 1796 . . . . . . . . 150. An Friedrich Schiller, 15. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 151. An Friedrich Schiller, 19. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 152. An Friedrich Schiller, 26. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 153. An Friedrich Schiller, 30. November 1796 . . . . . . . . . . . . . 154. An Johann Heinrich Meyer, 5. Dezember 1796 . . . . . . . . . 155. An Friedrich Schiller, 5. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . 156. An Carl August Böttiger, 〈Anfang Dezember 1796〉 . . . . . . 157. An Johann Heinrich Voß d. Ä., 6. Dezember 1796 . . . . . . 158. An Johann Friedrich August Göttling, 7. Dezember 1796 . 159. An Friedrich Schiller, 7. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . 160. An Carl August Böttiger, 8. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . 161. An Christian Gottfried Körner, 8. Dezember 1796 . . . . . . 162. An Friedrich Schiller, 9. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . 163. An Friedrich Schiller, 10. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . 164. An Friedrich Schiller, 14. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . 165. An Auguste Duvau, 17. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . 166. An Friedrich Schiller, 17. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . 167. An Carl Ludwig von Knebel, 〈17.? Dezember 1796〉 . . . . . 168. An Friedrich Schiller, 21. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . 169. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈kurz nach dem 22. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 170. An Christoph Ernst Polex, 23. Dezember 1796 . . . . . . . . . 171. An Christoph Martin Wieland, 24. Dezember 1796 . . . . . 172. An Friedrich Heinrich Jacobi, 26. Dezember 1796 . . . . . .

IX

161 162 163 164 164 167 168 169 169 171 172 173 175 176 176 179 180 181 182 182 184 185 187 188 189 189 190 190 191 192 193 193 194

X

173. 174. 175. 176. 177.

Verzeichnis der Briefe

An Georg Christoph Lichtenberg, 26. Dezember 1796 . . . An Julius Heinrich Gottlieb Schlegel, 26. Dezember 1796 . An Friedrich August Wolf, 26. Dezember 1796 . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈27. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈November oder Dezember 1796?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

195 196 197 198 199

Konzepte An Johann Heinrich Meyer, 〈30. Dezember 1795〉 . . . An Johann Heinrich Meyer, 22. Januar 1796 . . . . . . . . An Paul Wranitzki, 4. Januar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 31. Januar 1796 . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 3.–9. März 1796 . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 15. April 1796 . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈20. Mai 1796〉 . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 13. Juni 1796 . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 20. Juni 1796 . . . . . . . . . . An Friedrich Schiller, 〈2. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 22. Juli 1796 . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈1.–8. August 1796〉 . . . . An Johann Heinrich Meyer, 17. und 18. August 1796 . An Samuel Thomas Soemmerring, 28. August 1796 . . An Johann Heinrich Meyer, 15. September 1796 . . . . An Gottlieb Hufeland, 10. Oktober 1796 . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 . . . . . . An Friedrich Schiller, 26. Oktober 1796 . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 30. Oktober 1796 . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 5. Dezember 1796 . . . . . . An Johann Heinrich Voß d. Ä., 〈6. Dezember 1796〉 . . An Christian Gottfried Körner, 8. Dezember 1796 . . . An Georg Christoph Lichtenberg, 26. Dezember 1796 . An Friedrich August Wolf, 〈vor dem 6. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 175K . An Friedrich August Wolf, 〈6. Dezember 1796〉 . . . . .

3K. 13K. 15K. 21K. 32K. 36K. 49K. 60K. 66K. 76K. 84K. 93K. 99K. 103K. 117K. 128K. 130K. 141K. 144K. 154K. 157K. 161K. 173K. 175K1.

203 205 207 209 211 214 216 222 223 225 227 229 231 233 235 239 239 242 243 245 248 249 250 251 252

Verzeichnis der Briefe

XI

Erschlossene Briefe EB 1. EB 2. EB 3. EB 4. EB 5. EB 6. EB 7. EB 8. EB 9. EB 10. EB 11. EB 12. EB 13. EB 14. EB 15. EB 16. EB 17. EB 18. EB 19. EB 20. EB 21. EB 22. EB 23. EB 24. EB 25. EB 26. EB 27. EB 28. EB 29. EB 30.

An Georg Christoph Steffany, 〈1. Januar 1796〉 . . . . . . . An Unbekannt, 〈4. Januar 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈25. Januar 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Marianne Meyer, 〈Ende Januar 1796〉 . . . . . . . . . . . An Marianne Meyer, 〈8. Februar 1796〉 . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 〈18. Februar 1796〉 . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈24. oder 25.? Februar 1796〉 . . . . . . . An Franz Kirms, 〈25. oder 26.? Februar 1796〉 . . . . . . . An Franz Kirms, 〈26. Februar 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 〈26.? Februar 1796〉 . . . . . . . . . An Carl August Böttiger, 〈24.? März 1796〉 . . . . . . . . . An Marianne Meyer, 〈4. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈4. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Paul Wranitzki, 〈6. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈7. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈12. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈14. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈20. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈25. April 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Friedrich Graf von Geßler, 〈kurz vor dem 16. Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 〈13.? Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . . An Caroline Paulus, 〈20. Mai 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈25. Mai 1796〉 . . . . . . . . . An Friedrich Ludwig Schröder, 〈1. Juni 1796〉 . . . . . . . An Carl Ignaz? Wedekind, 〈1. Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . An Johann Nicolaus Trabitius, 〈12. Juni 1796〉 . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 〈kurz vor dem 15. Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 〈15. Juni 1796〉 . . . . . . An Johann Friedrich Unger, 〈16. Juni 1796〉 . . . . . . . . . An Maria Christiana von Kobe von Koppenfels, 〈kurz vor dem 24. Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

256 256 256 256 257 257 257 258 258 258 259 259 259 259 260 260 260 261 261 261 261 262 262 262 263 263 263 264 264 264

XII

Verzeichnis der Briefe

EB 31. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels, 〈27. oder 28.? Juni 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 32. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈1. Juli 1796〉 . . . . . . . EB 33. An Johann Justin Zapf, 〈1. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 34. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈22. Juli 1796〉 . . . . . . EB 35. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈29. Juli 1796〉 . . . . . . EB 36. An Friedrich August Leo, 〈kurz vor dem 12. August 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 37. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈18. August 1796〉 . . . EB 38. An Johann Friedrich Unger, 〈26. August 1796〉 . . . . . . EB 39. An Friedrich von Stein, 〈6. September 1796〉 . . . . . . . EB 40. An Christiane Vulpius, 〈10. September 1796〉 . . . . . . . EB 41. An Friedrich August Leo, 〈kurz vor dem 12. September 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 42. An Johann Friedrich Unger, 〈um den 17. September 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 43. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈24. September 1796〉 . EB 44. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈3. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 45. An Johann Friedrich Unger, 〈6. Oktober 1796〉 . . . . . EB 46. An Unbekannt, 〈10. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 47. An Marianne Meyer, 〈13. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . EB 48. An Carl Wigand Maximilian Jacobi, 〈17. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 49. An Unbekannt, 〈24. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 50. An Unbekannt, 〈26. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 51. An Joseph Keller, 〈27. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . EB 52. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈28. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 53. An Marianne Meyer, 〈um den 21. oder 22. Oktober? 1796〉 . . . . . . . . . . . . . EB 54. An Unbekannt, 〈30. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 55. An Johann Justin Zapf, 〈30.? Oktober 1796〉 . . . . . . . . EB 56. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈kurz nach dem 30. Oktober 1796〉 . . . . . . . EB 57. An Friedrich Immanuel Niethammer, 〈16. November 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

265 265 265 266 266 266 267 267 268 268 268 269 270 270 270 271 271 271 272 272 272 272 273 273 273 274 274

Verzeichnis der Briefe

EB 58. An Unbekannt, 〈30. November 1796〉 . . . . . . . . . . . . . EB 59. An Georg Christian Sartorius, 〈3. Dezember 1796〉 . . . EB 60. An Elisabeth Maria Gore, 〈kurz vor dem 6.? Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 61. An Christian Gottlob Voigt, 〈8.? Dezember 1796〉 . . . . EB 62. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Eisenach, 〈9. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 63. An Ernst II. Ludwig Herzog oder Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈9. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 64. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈8.–10. Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 65. An Carl Ludwig von Knebel, 〈kurz vor dem 13.? Dezember 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 66. An Barbara Schultheß?, 〈26. Dezember 1796〉 . . . . . . . EB 67. An Johann Heinrich Voß d. Ä. oder Johann Georg Schlosser, 〈26. Dezember 1796〉 . . . . . . .

XIII

274 275 275 275 276

276 276 277 277 277

Amtliches A 1. A 2. A 3. A 4. A 5. A 6. A 7. A 8. A 9. A 10. A 11. A 12. A 13.

An Franz Kirms, 〈22. Januar 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Henriette Beck, 14. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Henriette Beck, 15. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Heinrich Becker, 15. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈15. Februar 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Henriette Beck und Heinrich Becker, 16. Februar 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 12. März 1796 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 13. März 1796 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 23. Februar und 15. März 1796?〉 . . . . . . . . . An Henriette Beck und Heinrich Becker, 23. März 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 24. März 1796 . . An Johann Christian Lindenzweig, 24. März 1796 . . . . An Heinrich Vohs, 24. März 1796 . . . . . . . . . . . . . . . .

281 281 281 282 282 282 283 284 285 285 286 286 287

XIV

A 14. A 15. A 16. A 17. A 18. A 19. A 20. A 21. A 22. A 23. A 24. A 25. A 26. A 27. A 28. A 29. A 30. A 31. A 32. A 33. A 34. A 35. A 36. A 37. A 38. A 39. A 40. A 41. A 42. A 43. A 44. A 45. A 46.

Verzeichnis der Briefe

An Christian Gottlob Voigt, 〈Ende März 1796?〉 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈25.? April 1796〉 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈28. April 1796〉 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈20. Mai? 1796〉 . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 14. Juni 1796 . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 1. Juli 1796 . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Kranz, 4. Juli 1796 . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz vor dem 6. Juli 1796?〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Edmung Graf von Hatzfeldt, 〈zwischen 8. und 11. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz nach dem 15. Juli 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 25. Juli 1796 . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 30. Juli 1796 . . An Carl August Böttiger, 12. August 1796 . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 14. August 1796 . . . . . . . An Johann Jacob Griesbach, 24. August 1796 . . . . . . . An Johann Jacob Graff, 26. August 1796 . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 28. August 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Georg Paul Goetze, 31. August 1796 . . . . . An Henriette Beck, 4. September 1796 . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 6. September 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 8. September 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 9. September 1796 . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 11. September 1796 . . . . An Franz Kirms, 13. September 1796 . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 15. September 1796 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 15. September 1796 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 17. September 1796 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 20. September 1796 . . . . An Johann Conrad Wagner, 10. Oktober 1796 . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 17. Oktober 1796 . . . . . . An Franz Kirms, 〈22. Oktober 1796〉 . . . . . . . . . . . . . . An Justus Christian Loder, 22. Oktober 1796 . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 31. Oktober und 1. November 1796 . . . . . . . . . . . . . .

287 287 288 288 288 289 290 290 291 292 292 294 295 296 296 297 297 298 298 299 300 300 301 302 303 304 305 306 306 307 307 308 308

Verzeichnis der Briefe

A 47. A 48. A 49. A 50. A 51. A 52. A 53. A 54. A 55. A 56. A 57.

An Christian Gottlob Voigt, 3. November 1796 . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 6. November 1796 . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈9. November? 1796〉 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈9. November? 1796〉 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz vor dem 13. November 1796?〉 . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 26. November 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Georg Christoph Steffany, 26. November 1796 . . . . An Christian Friedrich Schnauß, 14. Dezember 1796 . An Franz Kirms, 16. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Rudolf Steiner, 20. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Marianne von Wedel und Lebrecht von Luck, 23. Dezember 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XV

310 311 312 312 313 313 314 314 314 315 315

Nachträge GB 7/156.

An Johann Gottfried Herder, 〈zwischen 4. und 10. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . GB 8/42a. An Johannes Müller, 〈12. Oktober 1788〉 . . . . . . GB 8/133a. An Cornelius Johann Rudolf Ridel, 〈zwischen 17. und 21. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . GB 10/A 19a. An Christian Gottlob Voigt, 〈kurz nach dem 21. August 1794〉 . . . . . . . . . . . .

319 320 320 321

XVI

Schriftarten, Siglen und Zeichen

Schriftarten, Siglen und Zeichen recte petit

Kapitälchen Sperrung Sperrung

Sperrung grotesk Sperrung

kursiv G? ××× abcd 〈abcd〉 〈 〉 l ⎡abcd⎤ ⎣abcd⎦ |abcd| ⎡abcd ⎡ ⎤ abcd⎤ ↓abcd↓ ∫ ∩ abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd efgh ijkl abcd efgh

gestr. ab

Brieftext Text von fremder Hand Briefkopf des Editors Hervorhebung im Brieftext doppelte Hervorhebung im Brieftext dreifache Hervorhebung im Brieftext lateinische Schrift im Brieftext Hervorhebung in lateinischer Schrift im Brieftext Editortext zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im edierten Text und in den Varianten unsichere Lesung im edierten Text und in den Varianten Zusätze des Editors im edierten Text Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen im edierten Text über der Zeile ergänzt unter der Zeile ergänzt in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt am unteren Rand ergänzt nachträgliche Trennung nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) später ersatzlos gestrichen (Tilgung) durch Unterpungierung getilgte Streichung Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a überschrieben durch b oder korrigiert zu b

Schriftarten, Siglen und Zeichen

/ |:abcd:|

XVII

Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen im Brieftext

XVIII

Schriftarten, Siglen und Zeichen

1

BRIEFE 1796

TEXTE

2

JANUAR 1796

3

1. An Friedrich Schiller Weimar, 2. Januar 1796. Samstag Nur soviel will ich in der Kürze melden: daß endlich die Möglichkeit erscheint mich von hier los zu machen, und daß ich morgen, zwischen drey und vier, bey Ihnen einzutreffen hoffe. Ich freue mich sehr Sie wieder zu sehen. W. dl. 2 Jan 96. G

5

2. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar〉, 3. Januar 1796. Sonntag Da ich auf einige Zeit nach Jena gehe wünsche ich dir wohl zu leben, in deiner einsamen Hütte. Hierbey schicke ich eine Rolle Geld, es ist das Ordinarium von der Herzoginn gieb es Herders. Die 600 rh werden auch bald anlangen. Dancke Herdern für seinen Besuch am Neujahrstage und bitte ihn uns doch bald auch etwas vorzulesen. Ich hoffe in Jena fleißig zu seyn. Lebe wohl. dl. 3 Jan 96. G

10

3. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 30. Dezember 1795–3. Januar 1796. Mittwoch bis Sonntag Meinen ersten an Hirt adressirten Brief werden Sie erhalten haben. Weimar den 30ten Dezember 1795. Ihren Brief, mein Werthester, aus Rom, vom 22 November habe ich erst gestern erhalten, da meine Mutter ihn nicht sogleich spedirt hatte, schreiben Sie mir künftig nur grade hierher. Es ist einer von meinen lebhaftesten Wünschen erfüllt Sie gesund in Rom zu wissen, wenn Sie nur wieder an jenes Leben gewohnt sind, so

8 ⎡gieb es Herders⎤

15

4

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30

35

BRIEF 3

werden Sie gewiß in einem hohen Grade glücklich seyn und wenn Sie erst etwas unternehmen und arbeiten, so wird wenig an Ihrer Zufriedenheit fehlen. Das Deraisonnement der Deutschen in Rom mag sich noch widerlicher ausnehmen als wenn man es in Deutschland hören muß, und doch ist das Gespräch überall nichts als ein Austausch von Irrthümern, und ein Creißlauf von beschränkten Eigenheiten. Wir wollen unsern Weg recht still aber auch recht eigensinnig verfolgen. Lassen Sie nur ja niemand nichts von unsern Hypothesen, Theorien und Absichten merken, wenn die Leute von uns noch einige gute Meinung behalten sollen. Es ist bloß mit der Masse unserer vereinigten Kräfte und mit der Ausführung des Ganzen, daß wir ihnen in der Folge imponiren können und doch werden Sie auszusetzen genug finden. Ich war von je her überzeugt daß man entweder u n b e k a n n t oder u n e r k a n n t durch die Welt gehe, so daß ich auf kleinen oder größern Reisen, in so fern es nur möglich war, meinen Nahmen verbarg und künftig will ich ihn gewiß nur zu beßerer Ausführung unseres Zweckes aushängen. Ich habe diese Zeit her, so viel mir meine übrigen Zerstreuungen erlaubten, in den alten Büchern der Baukunst fortstudiret. Es ist eine Freude wie wacker und brav die Leute sind, und wie ernst es ihnen um ihre Sache ist. S e r l i o war mir ein eignes Phänomen, in den ernsthaften und soliden Theile der Baukunst und gleichsam in / ihren ersten Anfängen ist er fürtrefflich. So habe ich die Rustika nirgends so gut behandelt gesehen und so sind auch viele Anlagen von Gebäuden, wenn sie gleich ein etwas unangenehmes Ansehn haben, voller Verstand und Sinn; allein wo er in Mannigfaltigkeit und Zierrath übergehen will, wird er oft, man kann sagen, abgeschmackt obgleich selbst aus diesen Schlacken noch manches Metallkorn heraus zu finden wäre. Sehr hübsch ist es aber, daß man aus seinen wenigen beygefügten Noten sieht: daß er nicht aus Wahl sondern um den mannigfaltigen Geschmack der Baulustigen zu dienen, dergleichen Ungeheuer aufgestellt hat. Man sieht, welche Höhen der menschliche Geist überklettern muß ehe er zur Zierde wieder herabsteigen kann. Je mehr man den P a l l a d i o studirt, je unbegreiflicher wird einem das Genie, die Meisterschaft, der Reichthum, die Varsatilität und Grazie dieses Mannes. Im einzelnen mag manches gegen seine Kühnheit zu

JANUAR 1796

5

erinnern seyn; im Ganzen sind seine Werke eine Grenzlinie die niemand ausfüllt und die sobald überschritten ist. Als Buch ist des Scamozzi Werk vielleicht eins der ersten die geschrieben worden sind. Eine Fülle, ein Umfang, eine Nüchternheit, eine Methode die höchst erfreulich sind. Seine Kentnisse natürlicher Gegenstände so richtig und rein als es zu seiner Zeit nur möglich war. Er hat gereißt und studirt und blickt frey und treffend in der Welt umher. Ich möchte aber auch beynah sagen die Baukunst ist der einzige Gegenstand über welchen man ein solches Buch schreiben kann, denn nirgends ist das erste Bedürfniß und der höchste Zweck so nah verbunden, des Menschen Wohnung ist sein halbes Leben, der Ort wo er sich niederläßt, die Luft / die er einathmet bestimmen seine Existenz, unzählige Materialien, die uns die Natur anbietet, müssen zusammengebracht und genutzt werden wenn ein Gebäude von einiger Bedeutung aufgeführt werden soll. Wie schön sich über dieses alles Scamozzi genommen muß man aus seinem Werke selbst sehen. Ich habe auch diese Zeit die Abhandlung des Hippocrates: de äere aquis et locis gelesen und mich über die Aussprüche der reinen Erfahrung herzlich gefreuet, dabey aber auch zu meinem Troste gesehen daß es ihm, wenn er hippothetisch wird, gerade geht wie uns, nur möchte ich seine Hipothese eher den Schiffseilen und unsere Zwirnsfäden vergleichen. Ein Buch, daß den Titel führt: F i n k e, Ve r s u c h e i n e r a l l g e m e i n e n m e d i c i n i s c h p r a c t i s c h e n G e o g r a p h i e, ist sehr interessant, indem er aus allen Reisebeschreibungen was Clima, Nahrung, gesunden Zustand und Krankheiten betrifft, gesammelt hat; der Artikel von Italien ist zwar sehr mager, doch zeigt er eben was noch zu thun übrig ist. Bertuch hat leider erst vor 14 Tagen eine starke Neapolitanische Post bezogen, er sagt aber: daß in kurzer Zeit er wieder eine ansehnliche Summe daher zu erwarten habe, wovon, so viel man verlanget zu Diensten stehe. Es wird daher nichts zu thun seyn, wenn Sie mit dem mitgenommenen Gelde nicht reichen, als von dem Creditbrief Gebrauch zu machen und für diesmal den Schaden zu tragen.

30 hsatgt

5

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BRIEFE 4–6

Böttiger will den Catalogus von Ta s s i e schon lange / zurück gegeben haben, das Buch findet sich unter meinen übrigen nicht, unter denen es sich doch nicht leicht verstecken könnte; sagen Sie mir was Sie sich davon erinnern. Nachdem das Volk Sie schon lange, per acclamationem, zum Profeßor gemacht hatte, hat Ihnen der Herzog den Character mit Anstellung bey der hiesigen Zeichenschule gegeben. Ich gehe heute nach Jena um zu sehen ob ich mich aus der Zerstreuung in der ich dies Jahr beschlossen habe, wieder erholen und an meinem Roman weiter fortrücken kann er wird auf alle Fälle leider Ostern nicht erscheinen. Ich wünsche Glück zu der Acquisition des Poussins, leider geht es uns mit guten alten Kunstwerken meist wie mit den sibyllinischen Büchern, von denen der kleinste Theil immer noch unschätzbar ist. Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit, ich werde auch schreiben ohne eben eine Antwort abzuwarten. Hufeland Medicus hat einen Ruf nach Pavia an Franckens Stelle. Es ist noch nicht öffentlich bekannt. Es wäre lustig wenn wir ein Jenaisches Convivium über den Alpen erneuern könnten. Tausendel Adieu. W. dl. 3 Jan. 96 G

4. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 3. Januar 1796. Sonntag

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Der Beckerische Brief ist bey mir liegen geblieben. Wenn Sie ihm schreiben, so haben Sie ja wohl die Güte ihm zu sagen: daß ich selbst antworten und wo nicht gleich zu dem nächsten doch gewiß zu dem folgenden Taschenbuch etwas beytragen werde. Freytags wird bey mir alles bereit seyn die Gesellschaft zu empfangen, Sie haben ja wohl die Güte meine Stelle zu vertreten. Ich wünsche recht wohl zu leben. W. dl 3 Jan 1796 G 12 Poussei×ns

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5. An August Wilhelm Iffland Weimar, 4. Januar 1796. Montag 〈Konzept〉 Unsere Hoffnung Sie hier zu sehen ist auf eine zu empfindliche Weise getäuscht worden, als daß ich nicht wünschen sollte Sie möchten, zu irgend einer andern Zeit, die Reise zu uns unternehmen. Vor oder nach Ostern würde ein günstiger Zeitpunct seyn, selbst wenn Sie in der Charwoche kämen, in welcher wir nicht spielen, man könnte sich durch Proben auf die Osterfeyertage vorbereiten. Möchten Sie doch, wenn auch nur kurze Zeit, bey uns die traurigen Scenen vergessen, von denen Sie nun schon so lange Zeuge sind. Wollten Sie mir gelegentlich die Rollen nennen, in denen Sie aufzutreten wünschen, so könnte / ich, wenn 〈×××〉 noch nicht einstudirt sind darauf einige Vorbereitung machen. Ich wünsche recht wohl zu leben. W. dl. 4 Jan. 1796

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6. An Carl Ludwig von Knebel Jena, 6. Januar 1796. Mittwoch Aus meinem Hause wird man dir melden wenn die 600 rh für H. anlangen. Es wäre mir lieb wenn du sie alsdann eines Abends selbst abhohlen und an die Behörde schaffen wolltest, ohne Aufsehen und damit man selbst bey mir nicht wüßte wo sie eigentlich hinkommen. Lebe recht wohl in deiner Einsamkeit, ich befinde mich vergnügt und meine Arbeit geht von statten. J. dl. 6 Jan 96

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G Ich habe Ordre gestellt daß das Geld entweder dir selbst oder deinem Bedienten gegen Quittung soll verabfolgt werden.

4 wird auch selbst in Absicht des hießigen Theaters und anderer Umstände ⎡würde⎤ 4 sSie 5 könnte man (Reihenfolge durch die darübergeschriebenen Zahlen 2 und 1 vertauscht) 8 sol so lange 10 Sie ⎡×××⎤ (Unterlängen der Buchstaben noch erkennbar) 11 34

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BRIEFE 7–10

7. An Christiane Vulpius Jena, 8. Januar 1796. Freitag

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Ich muß dir nur sagen, meine liebe, daß es mir ganz wohl geht. In acht Tagen hoffe ich mit dem siebenten Buche zu Stande zu seyn, und dann werde ich vergnügt zurück kehren. Alle Morgen gehe ich spaziren und die Abende war ich bey Schillern. Nun bin ich auf drey Abende in die Stadt geladen und damit geht die Zeit so hin. Das Wetter begünstigt mich sehr und in allem befinde ich mich leidl. Die Götzen kocht nicht übel, nur, weil sie im Ofen kocht, sind die Sachen wohl einmal rauchrigt. Vor einigen Tagen hatte ich Gäste die mir meinen Keller ziemlich aufräumten. Dagegen hat Hl. v Milkau mir wieder Engl. Bier zukommen lassen. Lebe recht wohl. Der Presskopf und das Leberwürstchen dauert noch. Von Wein schicke mir etwas Werthheimer, aber kein Bier. Lebe wohl grüße Gusteln und behalte mich lieb. Jena d. 8 Jan 1796 G.

8. An Christiane Vulpius Jena, 12. Januar 1796. Dienstag 15

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Du besorgst, mein liebes Kind, die inliegenden Packete nach den Aufschriften. Mir geht es recht wohl und ich werde wohl mein siebentes Buch zu Ende bringen. Wenn du auf den Sonntag, wird seyn der 17te. wohl bist und es hübsch Wetter ist; so könntest du mich abhohlen. Du müßtest aber unsern gewöhnlichen Kutscher nehmen, denn der letzte Wagen stieß abscheulich. Du kämst morgens bey Zeiten und äßest mit mir und wir führen etwa um drey Uhr wieder ab. / Schreibe mir gleich Antwort ob du kommen willst, damit ich mich darauf einrichte.

17 suiebentes (Schluss-s unklar korr.) 20 muüßtest

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Auf alle Fälle schickst du mir den Wagen; aber, wie schon gesagt, den gewöhnlichen. Wenn du kommst bringst du das Bübchen mit. Grüße es recht schön, und behalte mich lieb, ich freue mich dich hier zu sehen. Jena dl. 12 Jan. 1796 G

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9. An Christiane Vulpius Jena, 15. Januar 1796. Freitag Ich erwarte dich mit Freuden, mein liebes Herz, auf den nächsten Sonntag früh. Das Wetter wird hoffentlich gut bleiben, nimm aber doch meinen Peltz mit und wickle dich und das Kind recht ein. Mein siebentes Buch ist fertig und das achte wird auch bald nachfolgen. Wie angenehm ist mirs daß ich dencken kann dich bald in meiner Stube zu sehen. Du fährst nur gleich im Schloße an und ich will bestellen daß das Bübchen aufs Kabinet kann. Lebe recht wohl und liebe mich. Jena dl. 15 Jan 96 G

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10. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 17. Januar? 1796. Sonntag〉

〈Druck〉

Der Herzog hat mir vor seiner Abreise gesagt, daß man mir 600 Rthlr. von der Kammer auszahlen werde, über welche ich, als über eine mir von Serenissimo aufgetragne Ausgabe, quittiren und Dir sie einhändigen solle. Welches ich auch zu thun bereit bin, obgleich es ebenso gut durch eine Quittung des Herrn Geheimerath Schmidt, aus dessen Händen Du nachher das Geld erhalten kannst, abgethan werden kann.

2 wWenn 2 Buübchen 5 17956

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BRIEFE 11–13

11. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 18. Januar 1796. Montag〉 Hierbey der versprochne Almanach. Das Geld ist bey mir angelangt. Ich wollte du möchtest es heute Abend selbst bey mir abhohlen. Es ist meist in Golde und nicht schwer zu tragen, damit es nicht durch viele Hände gehe. Lebe recht wohl. G

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12. An Friedrich Schiller Weimar, 20. Januar 1796. Mittwoch

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Vielen Danck für die schönen Exemplare, hier kommt ein geringeres zurück. Jedermann spricht gut von dem Almanach. Es ist eine allgemeine Nachfrage danach. Die Epigramme sind noch nicht abgeschrieben, auch fürchte ich Sie werden mir so vorauslaufen daß ich Sie nicht einhohlen kann. Die nächsten viezehn Tage seh ich wie schon verschwunden an. Die neue Oper wird uns noch viel zu schaffen machen, es wird aber auch ein lustiges und erbauliches Werck. Leben Sie recht wohl und haben noch tausend Danck für alles Gute und Liebe. Sobald als möglich besuche ich Sie wieder. W. dl. 20 Jan 96 G

13. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 22.–25. Januar 1796. Freitag

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Weimar den 22ten Januar 1796. Es ist recht schön, daß gleich anfangs unsere Briefe im Wechsel gegangen sind, auf diese Weise können wir öfter Nachricht von einander haben. Ihren Brief vom 12ten Dec habe ich in Jena erhalten, wo ich mich 20 ⎡Dec⎤ G

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aufhielt um das siebende Buch meines Romans in Ruhe zu schreiben. Schiller grüßt Sie bestens. Wir sind jetzt im Gusto Disticha, zu Ehren unserer Freunde, zu machen, wovon ich Ihnen einige beylegen werde. Sie sollen bald die Briefe für Neapel haben, um sich solcher nöthigenfalls bedienen zu können, ich hoffe auch bis dahin eine Auszahlung an Heigelein zu bewirken. Ueber Ihre Entdeckungen freue ich mich sehr, und ich bin überzeugt daß Sie nach und nach eine reiche Erndte finden werden und danke für die Nachrichten, ob sie gleich nicht alle tröstlich lauten. Ich wünsche Glück zu den Spatziergängen auf Piazza Navonna. Geben Sie doch auf die letzten Stücke der Horen acht, worin vielsagende Abhandlungen Schillers über die n a i v e n und s e n t i m e n t a l e n Dichter stehn, auch werden Sie, in den ersten Stücken der Litteraturzeitung dieses Jahres, das Elogium des poetischen Theils der Horen lesen, worüber sich die Widersacher männiglich erzürnen werden. Wen Ihnen ein kleines Buch begegnet:

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Le Antichita di Roma per Lucio Mauro Appresso le statue antiche per Ulisse Aldrovandi, so sehen Sehen Sie doch hinein. Es ist merkwürdig, wegen des Anhanges, in welchem Aldrovandi die Antiken rezensirt,

wie sie zu seiner Zeit in öffentlichen und Privatgebäuden zu Rom standen. Auch habe ich eine kleine Schrift gefunden die sehr interessant ist, sie führt den Titel: Quaestiones Forcianae und ist ein Dialog / in gutem Latein, in welchem die Sitten und Arten der verschiedenen Bewohner Italiens, mit großer Freymüthigkeit, gegen einander gestellt werden. Es mag in der Hälfte des 16ten Jahrhunderts geschrieben seyn, ging lange im Manuscript herum und ward zuletzt, nicht ohne Verdruß des Herausgebers, gedruckt. Ich will sehen, daß ich einen Tabellarischen Auszug daraus mache, um den Ueberblick der Verhältnisse zu erleichtern, und Sie sollen alsdenn eine Abschrift erhalten, die Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Sie sehen, daß ich, indem Sie aus den lebendigen Quellen schöpfen, fortfahre mich aus Büchern vorzubereiten, wodurch wir denn doch, wie Sie auch bey Ihren perusinischen Nachrichten bemerken, im Suchen und Untersuchen sehr gefördert werden müssen. Auch fahre ich fort, indem Sie der heiligen Form huldigen, dem Element, der Masse, und den geringeren Organisationen nachzuspüren. In

3 belylegen 34 geringsten ⎡eren⎤ G

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BRIEF 13

alle die Fächer, deren Liebhaberey Sie mir kennen, wird täglich etwas neues eingebracht. Wir haben hier unglaublich schönes Wetter, meist heitern Himmel und oft wahre Sommertage. wie sieht es damit in Rom aus? Was Sie zu den Horen schicken, wird sehr willkommen seyn. Suchen Sie ja auch etwas brauchbares von andern zu erlangen. Schiller wünscht selbst einige Zeit pausiren zu können und ich kann ihm, wegen des Romans und wegen anderer Umstände, nicht so wie ich wünschte beystehen. Ich habe den Brief von Uden an Böttiger gesehen, der mir recht wohl gefällt. Beobachten Sie doch diesen Mann und Sehen Sie in wie fern es räthlich wäre sich mit ihm einzulassen? worauf er gesammelt und was er vorzüglich beobachtet hat? Wir können / ihm auf alle Fälle seine Arbeiten besser bezahlen als ein Buchhändler thun würde (siehe Böttgrs Brief). Sehen Sie doch auch, was Hirt etwa besitzt und was man dem abnehmen könnte. Wir brauchen und dürfen uns ja im Anfang nicht merken zu lassen wo wir hinaus wollen. Die acht großen Poussins wovon ich schon zwey besaß, habe ich durch die Aufmerksamkeit und Vorsorge der regierenden Herzogin, aus der Frauenholzischen Auction bekommen, leider sind 4 davon sehr ausgedruckt und 4 aufgestochen, so daß man nur die Ideen davon noch sehen kann. Wenn Ihnen alte Abdrücke begegnen, so versäumen Sie ja nicht sie einzukaufen, hier ist das Verzeichniß. Dedicirt an den König Ludwig XIV 1. Gegend am Etna Poliphem sitzt auf dem Gipfel des Felsens unten Feldarbeiter, ein Flußgott und Nymphen. 2. Diogenes und der Jüngling der aus der Hand trinkt. 3. Der Mann von der Wasserschlange umwunden, die verschiedenen Stufen des Schreckens und der Furcht. 4. Orpheus und Euridice, der Hintergrund dem Kastel S Angelo ähnlich.

1 nur ⎡mir⎤ G 15 ⎡(siehe Böttgrs Brief)⎤ G (mit Einweisungszeichen erg.) 18 Pousseins G? 18 woravon 20 Frauenholdzischen 22 sSie 25 Poliphäem 30 St

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Dedicirt an dem Herzog von Bourbon. 1. Phocions Begräbniß (besitz ich) 2. Eine Heerstraße, ein Mann der Wasser schöpft, ein Mann und Weib ruhend. 3. Phocions Grab (besitz ich) 4. Ländliche Gegend, großer Wassernapf im Vordergrund, ein Alter wäscht die Füße, gegenüber, an einem Monument, ein Jüngling und ein Madchen sitzend. / Was Sie von den Pfuschereyen in der Villa Borkese schreiben ist freilich traurig, doch geht es bey uns nicht besser und wir können also von dort her Trost schöpfen. Des Bauens und Anlegens aus dem Stegereife und ohne Riß und Plan ist kein Ende, man fürchtet sich vor einer großen Idee, die auszuführen und vor einer großen Summe, die auszugeben ist; aber eben diese Summe nach und nach für Anstalten zu verzetteln die man am Ende gern wieder wegkaufte, muß unglaublich reizend seyn. So will es das unerbittliche Schicksal der Menschen und dabey mags denn auch bleiben. Leben Sie recht wohl. Hier noch einige Disticha und ein Blat von Bottcher. dl. 25 Jan. 1796. G D e r Te l e o l o g. Welche Verehrung verdient der Weltschöpfer, der gnädig, Als er den Korkbaum erschuf, gleich auch die Stöpsel erfand. Der Antiquar Was ein christliches Auge nur sieht erblickt ich im Marmor: Zevs und sein ganzes Geschlecht grämt sich und fürchtet den Tod. D e r K e n n e r. Alte Vasen und Urnen! Das Zeug wohl könnt ich entbehren; Doch ein Majolica-Topf machte mich glücklich und reich. G

10 in Paris ⎡bey uns⎤ G 16 sSo 28 reich. / Das Bötcherische Blat hab ich verlegt es folgt nächstens.

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BRIEFE 14/15

14. An Friedrich Schiller 〈Weimar〉, 23. Januar 1796. Samstag

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Die nächsten acht Tage werde ich ein sehr buntes Leben führen. Heute kommt die Darmstädter Herrschaft, morgen ist Cour, Diné, Conzert, Soupé und Redoute. Montag Don Jóuan. Die übrige Woche geht auf Proben hin, denn den 30ten sind die A d v o k a t e n von Iffland und den 2ten die n e u e O p e r. Dann will ich aber auch mich wieder sobald als möglich sammlen und sehen was ich leisten kann. Das achte Buch erscheint mir indessen oft zwischen allen diesen fremden Gestalten durch und ich hoffe, es soll sich nun bey der ersten Gelegenheit auch fertig machen. In den letzten Epigrammen die Sie mir senden ist ein herrlicher Humor, und ich werde sie deßhalb alle abschreiben lassen, was am Ende nicht in der Gesellschaft bleiben kann wird sich wie ein fremder Körper schon separiren. Die verlangten Papiertapeten, so wie die Bordüren sind hier, fertig, nicht zu haben, ich schicke hier Muster von beyden aus Franckfurt. Das Stück / Tapete ist eine Elle breit und halt 20 Ellen Sie müsten also zu 63 Ellen 4 Stücke nehmen und behielten so viel übrig das Stück kostete vor einem Jahre 1 Gulden 20 Kreutzer. Von der beykommenden Bordüre hält das Stück 40 Ellen und kostet 3 ½ Gulden, Sie brauchten also davon 2 Stück, sie steht auf grün sehr gut, wollte man sie lebhafter haben, so giebt es auch schöne Rosenbordüren von derselben Breite. Wenn Sie mir die Muster geschwind zurück schicken, so könnte ich Montag Abends nach Frankfurth schreiben, und Sie würden das verlangte doch ziemlich bald erhalten, mehr Umstände macht es wenn man hier die Papiere wollte färben lassen, besonders da Eckebrecht gegenwärtig sehr mit den Decorationen beschäftigt ist. Leben Sie recht wohl und genießen des schönen Wetters. dl. 23. Jan 96 G 5 O p e r|.| dDann G? 13–14 separiren. Die ⎤ Die⎤ G (Korrektur zur Herstellung eines Absatzes, möglicherweise erst bei der Redaktion für E, wo der folgende Absatz fehlt [vgl. Überlieferung], oder versehentliche Streichung am Zeilenende) 14 Por Bordüren 15 ↓ aus Franckfurt ↓ G

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15. An Paul Wranitzki Weimar, 24. Januar 1796. Sonntag Aus beyliegendem Aufsatz werden Sie sehen, was von dem Texte der Oper, nach welcher Sie sich erkundigen, erwartet werden kann. Ich wünsche bald Nachricht von Ihnen zu hören: ob der Theater Direction meine Bedingungen angenehm sind? Da ich denn bald Anstalt machen würde meine Arbeit zu vollenden. Es sollte mir sehr angenehm seyn, dadurch mit einem so geschickten Manne in Connexion zu kommen. Ich habe gesucht für den Componisten das weiteste Feld zu eröfnen und von der höchsten Empfindung bis zum leichtesten Scherz mich durch alle Dichtungsarten durch zu winden. Ich wünsche indessen recht wohl zu leben. Weimar den 24ten Jan. 1796.

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JWvGoethe 〈Beilage〉 P.

M.

Der große Beyfall, den die Zauberflöte erhielt, und die Schwierigkeit ein Stück zu schreiben das mit ihr wetteifern könnte, hat mich auf die Gedanken gebracht aus ihr selbst die Motive zu einer neuen Arbeit zu nehmen, um so wohl dem Publiko auf dem Wege seiner Liebhaberey zu begegnen, als auch den Schauspielern und Theater Directionen die Aufführung eines neuen und complicirten Stücks zu erleichtern. Ich glaubte meine Absicht am besten erreichen zu können indem ich einen zweyten Theil der Zauberflöte schriebe, die Personen sind alle bekannt, die Schauspieler auf diese Characktere geübt und man kann ohne Übertreibung, da man das erste Stück schon vor sich hat, die Situationen und Verhältnisse steigern und einem solchen Stücke viel Leben und Interesse geben. In wie fern ich meine Absicht erreicht habe, muß die Wirkung zeigen. Damit dieses Stück sogleich durch ganz Deutschland ausgebreitet werden könnte, habe ich es so ein/gerichtet daß die Decorationen und

10 124 27 De×××corationen

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BRIEFE 16/17

Kleider der ersten Zauberflöte beynahe hinreichen um auch den zweyten Theil zu geben, wollte eine Direction mehr darauf verwenden, und ganz neue dazu anschaffen; so würde der Effect noch größer seyn, ob ich gleich wünsche daß, selbst durch die Decorationen, die Erinnerung an die erste Zauberflöte immer angefesselt bliebe JWvGoethe /

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Meine Bedingungen sind: Einhundert Dukaten und eine vollständige Partitur für das hiesige Theater welche jedoch nicht weiter communicirt werden soll. Ich verspreche dagegen den Text selbst binnen einigen Jahren nicht wieder abdrucken zu lassen, und wünschte bald zu erfahren ob man das Stück unter diesen Bedingungen zu aquiriren denckt, ich würde alsdann sobald als möglich die letzte Hand daran legen und die Zeit näher bestimmen in welcher ich es übersenden kann. Sollten sich bey der Composition und Aufführung in einem oder dem andern Puncte Schwierigkeiten finden; so erbiete ich mich auf geschehene Anzeige die Stellen

16. An Friedrich Schiller Weimar, 27. Januar 1796. Mittwoch

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Mit der ganzen Sammlung unserer kleinen Gedichte bin ich noch nicht zu stande, hier kommt einstweilen mein Beytrag von dieser Woche. Wenn wir unsere vorgesetzte Zahl ausfüllen wollen, so werden wir noch einige unserer nächsten Angelegenheiten behandeln müssen, denn wo das Herz voll ist geht der Mund über und dann ist es eine herrliche Gelegenheit die Sachen aus der Studierstube und Recensentenwelt in das weitere Publikum hinaus zu spielen, wo dann einer oder der andere gewiß Feuer fängt der sonst die Sache hätte vor sich vorbey streichen lassen. 7 |Einhundert Dukaten| G (in einer vom Schreiber gelassenen Lücke, die etwas zu klein war, weshalb die Hinzufügung zum Teil in der linken Spalte steht) 9 tText 10 abbinden ⎡abdrucken⎤ G 10 lassen;, iIch ⎡und⎤ G (Strichpunkt zu Komma korr.) 11 wünschte ⎡denckt⎤ G 14 ×sich 15 sSchwierigkeiten 18 zu stande|,| 23 Pupblikum

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Mir fangen diese Tage nun an recht bunt zu werden, man übernimmt immer mehr als man ausführen kann Leben Sie wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau. Weimar den 27ten Januar 1796. G

17. An Friedrich Schiller Weimar, 30. Januar 1796. Samstag Der erste Act wäre überstanden! ein Aufzug, den ich zur gestrigen Redoute arangiren half, es ging alles gut, ab ob gleich der Saal übermäßig voll war. Da man jetzt bloß in Distichen spricht, so mußte der Türkische Hof selbst sein Compliment an die Herzogin in dieser Versart darbringen, wie Sie aus der Beylage sehen werden. Eine andere Gesellschaft hatte einen Zug von gemischten Masken aufgeführt, unter welchen sich ein paar Irrlichter sehr zu ihrem Vortheil ausnahmen, sie waren sehr artig gemacht und streuten, indem sie sich drehten und schüttelten Goldblättchen und Gedichte aus. Die Disticha nehmen täglich zu sie steigen nunmehr gegen zweyhundert. Ich lege das neuste Modenjournal bey wegen der Abhandlung pag. 18 über die X e n i e n. Der Verfasser denkt wohl nicht daß ihm auch eins fürs nächste Jahr zubereitet werde, wie arm und ungeschickt doch im Grund diese Menschen sind! nur zwey solcher Gedichtchen, und noch dazu so schlecht übersetzt, / zur Probe zu geben! Es ist aber als wenn alles geistreiche diesen feuerfarbenen Einband flöhe Ich habe die Abhandlung Cellini’s über die Goldschmiedts- und Bildhauerarbeit von Göttingen erhalten Da ich ihn nun doch geschwind lesen und ausziehen muß; so wird dadurch die kleine Piographie wahrscheinlich dadurch befordert werden. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Frau. Faß hätte ich das beste vergeßen. Ich habe einen gar schönen und guten Brief von Meyer erhalten der seinen Zustand recht deutlich darstellt seine unwiderstehliche Neigung gründlich zu seyn und etwas Ausführliches zu arbeiten kommt bey der ungeheuern Menge von Ge1 WMir 18 sind|!| G? 19 geben|!| eEs G 20 diesemn 20 fehle ⎡flöhe⎤ G 21 Ju Goldschmiedts- 23–24 Pi×ographie 29 aAusführliches

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BRIEF 18

genständen die er beschreibt und beurtheilt und bey dem Reitze anderer die er nachbilden möchte sehr ins Gedränge. Er fragt mich um Rath und ich werde ihn an seinen Genius zurückweisen / In einem Brief an die Herzogin Mutter steht eine lustige Stelle über die Künstler, welche jetzt Kantische Ideen, in allegorischen Bildern darstellen, wenn es nicht bloß Persifflage ist, so haben wir da die tollste Erscheinung die vor dem jüngsten Tage der Kunst vorhergehen kann. Aus Ihrem Briefe seh ich erst daß die Monatschrifften Deutschland und Frankreich Einen Verfasser haben. Hat er sich emancipiret, so soll er dagegen mit Karnevals Gips-Drageen auf seinen Büffelrock begrüßt werden daß man ihn für einen Perükenmacher halten soll. Wir kennen diesen falschen Freund schon lange und haben ihm bloß seine allgemeinen Unarten nachgesehen weil er seinen besondern Tribut regelmäßig abtrug, sobald er aber Mine macht diesen zu versagen, so wollen wir ihm gleich einen Bassa von 3 brennenden Fuchsschwänzen züschicken. Ein Duzend Disticha sind ihm schon gewidmet, welche künftigen Mittewoch, geliebt es Gott, anlangen werden. Indeßen nochmals ein Lebe G wohl. Weimar den 30ten Januar 1796.

18. An Friedrich Schiller Weimar, 4. Februar 1796. Donnerstag

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Die erste Abschrift der Xenien ist endlich fertig geworden und ich schicke sie sogleich um so mehr, da ich vor den 14ten dieses nicht nach Jena kommen kann. Sie sehen zusammen schon ganz lustig aus, nur wird es ganz gut seyn, wenn wieder einmal eine poëtische Ader durch die Sammlung durchfließt, meine letzten sind, wie Sie finden werden, ganz prosaisch, welches, da ihnen keine Anschauung zum Grunde liegt, bey meiner Art wohl nicht anders seyn kann. Vielleicht schicke ich Ihnen das 7te Buch meines Romans in kurzer Zeit, ich arbeite es jetzt nur aus dem Gusse des Dictirens ins Reine, was

8 aAus 9 Frank×reich 9 hHat 10 PBüffelrock G 11 war ⎡werden⎤ G 11 vofür 12–13 ⎡allgemeinen⎤ G 13 ⎡besondern⎤ G 15 ihnm 15 PBassa G 16 Distich×a 21 kann|.| sSie G 24 Iihnen 24 Ansachauung

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weiter daran zu thun ist wird sich finden wenn das 8te Buch eben so weit ist und wir das ganze recht lebhaft und ernsthaft durchgesprochen haben. / Ich habe diese Tage das Werk des Cellini über das mechanische verschiedener Künste von Gottingen erhalten. Es ist trefflich geschrieben und sowohl die Vorrede als das Werk selbst giebt über den wunderbaren Mann schöne Aufschlüsse. Ich habe mich daher gleich wieder an sein Leben gemacht, allein die Schwierigkeiten der Behandlung bleiben immer dieselben. Ich will nur anfangen einige interessante Stellen zu übersetzen und erwarten was sich weiter macht. An einem Leben ist ohnedem weiter nichts, nach meiner realistischen Vorstellungsart, als das Detail, besonders nun gar bey einem Partikulier, wo keine Resultate zu denken sind deren Weite und Breite uns allenfalls imponiren könnten, und bey einem Künstler, dessen Werke, / die bleibenden Wirkungen seines Daseyns nicht vor unsern Augen stehn. Vielleicht bringe ich noch, ehe ich zu Ihnen komme ein hübsches Pensum zusammen und es wird sich alsdenn näher ergeben was zu thun ist. Wie kommt es, daß das neue Stück der Horen so lange außen bleibt? Die erste Representation der neuen Oper ist glücklich vorbey und wir haben den Beyfall der Masse; sie nimmt sich auch wirklich zusammen recht artig aus. Die Musik ist nicht tief aber angenehm die Kleider und Decorationen thaten gute Wirkung. Ich werde Ihnen ehestertags das Buch schicken, damit Sie doch sehen was das deutsche Theater für einen wunderlichen und erzdeutschen Gang nimmt. Leben Sie recht wohl, und grüßen Ihre liebe Frau, ich hoffe bald aus meiner, für den stärcksten Realisten zu starcken, Lebensart zu Ihnen in den Hafen zu gelangen. W. dl. 4 Febr 96 G

4 erhalten|.| eEs G 6 Wwunderbaren (von W nur Ansatz ausgeführt) 6 Aufschlüsse|.| iIch G 8 dieselben|.| iIch G 11 beny 12 bBreite 13 imponiren (on unklar korr.) 19 Masse|;| der ganzen Zuschauer sie 24 wohl., (Punkt zu Komma korr.)

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BRIEFE 19–21

19. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 5. oder 6. Februar 1796. Freitag oder Samstag〉

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Da Schiller in diesen Tagen die zweyte Sendung der Elegien wünscht, so sende ich hier das Packet mit Bitte sie auszusuchen, deine bisherigen Correckturen dazu zu schreiben und sie mir zu zu schicken. Ich wünsche guten Besuch der Musen in der Einsamkeit. Ich habe die Aussicht daß mein Roman vor Ende dieses Monats fertig seyn wird worüber ich eine große Freude empfinde. Vale. G

20. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 8. Februar 1796. Montag〉

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Mit dem ersten Stück der Horen begrüße ich dich am frühen Morgen, ich hoffe deine Elegien sollen dich freundlich ansehen. Zugleich folgen 15 Louisdl. auf Abschlag des Honorars, wenn das Ganze beysammen ist wird berechnet. Lebe wohl und laß dich bald in unsern Mauern sehen. G

21. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar〉, 8. Februar 1796. Montag

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Auf Ihren lieben Brief vom 8ten Januar will ich sogleich einiges erwiedern um den guten Gang unserer Correspondenz zu erhalten. Ich freue mich zu sehen wie es Ihnen geht und daß nur wie voraus zu sehen war, des guten zu viel ist. Sobald man die Dinge nicht nur eben nehmen will, wie sie sich uns zeigen und sie etwa nach seiner Art genießen oder verarbeiten will, wenn man tiefer in die Werke der Natur und Kunst einzudringen, wenn man seine Kenntnisse auf das innigste und beste auszubilden gedenkt, dann sieht man erst die Unzulässigkeit unserer Kräfte, und die Eingeschränktheit der Zeit die uns gegeben ist.

2 bBitte

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Wir haben uns mein lieber Freund freylich ein sehr weites und breites Pensum vorgesteckt und das war, der Uebersicht wegen, sehr gut; aber ich bin doch immer davor daß wir beym einzelnen gründlich sind und weder Ihre noch meine Natur wird in einer gewissen Allgemeinheit ein Vergnügen finden, in der man je weiter man vorrückt immer deutlicher sieht daß man anders hätte anfangen sollen. Gehen Sie so genau zu Werke als es ihre Natur heischt, seyn Sie in dem was Sie nachbilden so ausführlich um sich selbst genug zu thun, wählen Sie nach eigenem Gefühle. Wenden Sie die nöthige Zeit auf und denken Sie immer: daß wir nur eigentlich für uns selbst arbeiten. Kann das jemand in der Folge gefallen oder dienen, so ist es auch gut. Der Zweck des Lebens ist das Leben selbst und so lassen Sie auch ihren Aufenthalt in Rom ihren Zweck seyn. In diesem Sinne / bereit ich mich auch vor und wenn wir nach innen das unsrige gethan haben, so wird sich das n a c h a u s e n von selbst geben. Das Werk des Cellini über die Goldschmiede- und Bildhauerkunst habe ich von Göttingen erhalten und zu lesen angefangen. Die Vorrede enthält noch recht hübsche Nachrichten von ihm und in dem Werke selbst finden sich die bestimmtesten Mechanischen Anweisungen. Vielleicht findet sich in der Folge Gelegenheit den Zustand der jetzigen Künste und Handwerke was das mechanische betrift mit jenen Zeiten zu vergleichen. Es ist mir dabey eine Bemerkung aufgefallen die ich Ihnen mittheilen will. Italien lag in dem 15ten Jahrhundert mit der übrigen Welt noch in der Barbarey. Der Barbar weiß die Kunst nicht zu schätzen, als in so fern sie ihm unmittelbar zur Zierde dient, daher war die Goldschmiedearbeit in jenen Zeiten schon so weit getrieben, als man mit den übrigen noch so sehr zurück war und aus den Werkstädten der Goldschmiede giengen durch äußere Anlässe und Aufmunterung die ersten trefflichen Meister anderer Künste hervor. Donnatello, Brunellesco, Giberti, waren sämmtlich zuerst Goldschmiede. Es wird dieses zu guten Betrachtungen Anlaß geben. Und sind wir nicht auch wieder als Barbaren anzusehen? Da nun alle unsere Kunst sich wieder auf Zierrath bezieht. Ich bin bey dieser Gelegenheit auch wieder an des Cellini Lebensbeschreibung gerathen, es scheint mir unmöglich einen Auszug daraus zu machen, denn was ist das menschliche Leben im Auszuge? / alle

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BRIEF 22

pragmatische biographische Characteristik muß sich vor dem naiven Detail eines bedeutenden Lebens verkriechen ich will nun den Versuch einer Uebersetzung machen, die aber schwerer ist als man glaubt. Sobald mein Roman fertig ist, will ich sehen was mir sonst noch zu thun übrig bleibt und näher an meine Reise denken. Alles kommt darauf an was für Beschäftigung Sie in Rom finden und in wie fern sich Ihr Aufenthalt daselbst verlängern wird. Lassen Sie uns nur fleissig schreiben und es wird bis in den Juni schon klar werden was zu thun ist. Schreiben Sie mir doch etwas näheres über die Gegenstände der Kunst aus der Kantischen Philosophie, wir wollen dieser und anderer Späse in unsern Distichen nicht vergessen. Fräulein Imhof hat das Portrait eines ihrer Geschwister mit Farbe gezeichnet, worüber ich erstaunen mußte. Hätte sie mir es nicht selbst zugeschickt, so hätte ich nicht gewußt wem ichs zuschreiben sollte: Was den Auftrag Durchl des Herzogs betrifft so sehen Sie nur eben sachte zu ob sich etwas finden sollte, man ist weder sehr pressirt noch sehr entschieden, Gore hat schon wieder einen andern Vorschlag gethan: durch einen gewissen S c h n e i d e r von Mainz, einen Mann der ganz geschickt ist, ein paar Claude in Cassel copiren zu lassen, was daraus werden kann oder wird, läßt sich schwerlich sagen. Schiller ist sehr fleissig und Sie werden gute Sachen von ihm in den Horen finden. Er hat sich in dem ästethischen Fache / zu einer großen Consequenz durchgedacht und ich bin neugierig, wie es mit dieser gleichsam neuen Lehre gehen wird, wenn sie im Publiko zur Contestation kömmt. Da sie mit unserer Denkungsart homogen ist; so wird uns auch auf unserm Wege dadurch großer Vortheil gebracht. Ich habe zu einer neuen Oper 3 Decorationen oder vielmehr nur 3 Hintergründe erfunden, womit ich im Ganzen leidlich zufrieden bin, um so mehr als sie auch ihre Wirkung gethan und Beyfall erhalten haben. Die erste ist ein Bauernhof, in edlerm Style, wo ich das was man vom Ursprung der Baukunst zu sagen pflegt, angebracht habe. Die zweyte eine Gegend mit Felsen und Palmen, in dem Sinne wie Ihre Landschaft mit dem Altar. Es ist merkwürdig daß Eckebrecht den Hauptpunct, worauf es ankomt bey dieser Gelegenheit recht gut gefaßt hat. Die Absonderung und Entgegenstellung der Farben ist ihm recht gut gerathen sogar die farbigen Schatten hat er, wiewohl etwas outrirt, angebracht. Ich erwartete gar nicht daß er meine Anweisungen als

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Prinzip fassen sollte, denn ich gab sie nur als Lehre für den gegenwärtigen Fall. Ich werde künftig keine Gelegenheit vorüber lassen um eben auf dem Theater im großen die Effecten zu sehen. Zur dritten Decoration hatte ich solche gewundene und gezierte Säulen componirt und transparent mahlen lassen wie sie in den Raphaelischen Cartons, bey der Heilung des Lahmen, in einer Vorhalle des Tempels stehn, diese haben, weil sie die brillantesten und reichsten am Schlusse des Stückes sind natürlich den meisten Beyfall erhalten. So hilft man sich auf Leinwand und Pappe, um in dieser kunstlosen, höchst alltäglichen Welt wenigstens einigen Sinn und Interesse und Ahndung von einer künstlichen und harmonischen Darstellung zu erhalten. abgegangen dl. 8 Febr. 1796 G.

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22. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Februar 1796. Mittwoch Nachdem uns die Redoute eine Nacht weggenommen, und wir ziemlich spät aufgestanden sind, will ich, um das angekommene Paket nicht aufzuhalten, nur mit wenig Worten anzeigen: daß die Horen in ihrem neuen Gewandte und etwas modernerm Putze, der sie recht gut kleidet, nebst dem beyliegenden Gelde bey mir angekommen sind. Die Elegien hoff ich auf den Sonabend wenn gleich nicht abgeschrieben zu schicken und denke den Montag darauf selbst zu kommen wo wir denn unsere Zustände und Plane durchdenken und durchsprechen werden. Leben Sie recht wohl. Den Beschluß der Abhandlung über die naiven und sentimentalischen Dichter und Menschen habe ich mit großem Vergnügen wieder gelesen, auch höre ich von auswärts daß die ersten Abschnitte sehr gut aufgenommen sind, es komt nur jetzt darauf an, immer dieselbe Stelle zu treffen und die Wirkung wird wohl nicht ausbleiben. Weimar G/ den 10ten Febr. 1796.

9 Papepe 16 noch nur

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BRIEFE 23/24

Die Bordüren, hoff ich, werden Ihnen gefallen, nur muß man acht haben, daß sie nicht falsch aufgeklebt werden; sie haben zweyerley Lichtseiten, um sie rechts und links gegen die Fenster wenden zu können, auch ist zu bemerken daß die Boukets f a l l e n. Die Leute geben nicht immer acht auf diese Hauptpuncte, sie haben mir in meinem Hauße eine solche Bordüre ganz falsch aufgeklebt, deßwegen ich dieses zur Warnung melde. Ich will das Paket auch von hier frankiren und den Betrag zusammennotiren.

23. An Friedrich Schiller Weimar, 12. Februar 1796. Freitag

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Wenn Sie nur die versprochene Elegien nicht so nothwendig brauchen! denn ich weiß nicht wie ich damit einhalten soll. Schon seit 8 Tagen bin ich darüber und mit Knebel in Conferrenz, dadurch ist die Abschrift wieder unrein geworden und muß noch einmal gemacht werden. Wenn es möglich wäre noch 8 Tage Aufschub zu geben, so sollte alles in der Ordnung seyn. Ich leide noch immer unsäglich am Carneval und durch die abermalige Ankunft von fremden Prinzen werden unsere Theater und Tanzlustbarkeiten verruckt und gehäuft. Da ich zum dritten Stücke noch nichts zu liefern weiß; habe ich meine alten Papiere durchgesehen, und darinne wunderliches Zeug, aber meist individuelles und momentanes gefunden, daß es nicht zu brauchen ist. Um wenigstens meinen guten Willen zu zeigen, schicke ich hier eine / sehr subjective Schweitzerreiße. Urtheilen Sie in wie fern etwas zu brauchen ist vielleicht wenn man noch irgend ein leidenschäftliches Mährchen dazu erfände, so könnte es gehen die Gegenden sind hundertmal betreten und beschrieben doch betrit man sie wieder und ließt die Beschreibungen noch einmal. Sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber, es versteht sich von selbst, daß alles was die Personen bezeichnet müßte vertilget werden. 4 PBoukets 5 Hauptpuncte|,| 13 werden|.| wWenn G 19 indivitduelles 21 Schweitzerreiße|.| uUrtheilen G 25 einmal|.| sSagen G 26–27 Personen ⎡en⎤ ∫bezeichnet G (Pluralendung en mit be überschrieben, dann über der Zeile ergänzt)

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Leben Sie recht wohl! Mit großer Sehnsucht hoff ich auf den Augenblick Sie wieder zu sehen. Meyer hat wieder geschrieben er negotiirt die aldobrandinische Hochzeit copiren zu dürfen wie sehr wünsche ich dieses herrliche Werk in unsern Besitz zu sehen. Die Nachricht von den kantischen Gemählden ist wahr, es steht auch schon eine Nachricht im Merkur, / die ich aber leider übersehen habe. Weimar den 12ten Febr. 1796. G

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24. An Friedrich Schiller Weimar, 13. Februar 1796. Samstag Da ich doch nicht wißen kann, ob Sie nicht die Elegien nöthig brauchen; so will ich sie lieber heute schicken obgleich nur drey davon abgeschrieben sind. Die übrigen sind lesbar und Sie würden nicht gehindert seyn. Können und wollen Sie solche aufheben bis ich hinüber komme, so läßt sich vielleicht über eins und das andere noch sprechen. Für die überschickten 15 Louis dor dankt der Autor aufs beste. Der Medailleur Abramson in Berlin ist geschickt, wenn Sie ihm gönnen wollen daß er Ihre Medaille macht, so würde ich rathen sich von unserm Klauer en Medaillon erst bossiren zu lassen und einen Gips abguß nach Berlin zu schicken, hiernach kann er besser arbeiten als nach irgend einer Zeichnung / und wer sollte die bey uns auch machen? Schade daß Meyer nicht da ist so könnte man auch gleich etwas vernünftiges zur Gegenseite erfinden. Der Medailleur müßte Klauern bezahlen. Bey dem Briefe vom 7ten Febr: sollen ein Dutzend Xenien liegen, ich habe sie aber nicht gefunden, ob ich gleich die beyliegenden Horenexemplare auf das sorgfältigste durch geblättert habe. Leider hat mich auch in diesen Tagen weder etwas Xenialisches noch Genialisches an3 altrdobrandinische 5 nNachricht 11 sie doch lieber 14 lso 15 Üüberschickten 15 L|o|uis dor 16 Metdailleur 17 Metdaille 18 Metdaillon 19 Gips abgusß 21 machen,? sSchade G? 22–23 |Der Medailleur 〈…〉 bezahlen.| G

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gewandelt, ich hoffe mehr als jemals auf eine Ortveränderung, um zu mir selbst zu kommen, leider weiß ich noch nicht ob ich Montags kommen kann. Es ist mir herzlich leid daß Sie wieder so viel gelitten haben und daß Ihre Einsamkeit Ihnen nicht zu gute kommt, indeß mich / die Zerstreuung von einer wünschenswerthen Thätigkeit abhält. Ich freue mich auch wieder einmal einige Worte von Humbold zu hören er hat wohl gethan bey diesem weichen Wetter keinen Caviar zu schicken. Vielleicht könnte man aus der Schweitzerreise, die ich Ihnen gestern schickte, die einzelnen ausführlichen Tableaus, zum Beyspiel das Münsterthal, die Aussicht vom Jura pp herausziehen und ohne Zusammenhang hinstellen. Doch das werden Sie am besten beurtheilen, ich hatte nicht Zeit die Hefte, die ich Ihnen schickte durchzulesen und kann über ihren Werth und Unwerth nicht urtheilen. Meyer hat wieder geschrieben wahrscheinlich ist er jetzt über der Aldobrandinischen Hochzeit. Er hat die Art, die Antiquen zu / beobachten, die er in Dresden angefangen hatte, fortgesetzt; er schreibt: Nun kommt es auf zarte Bemerkungen an der Zeichnung der Augen, der Art, wie die Linien sich schwingen und sich begegnen, wie der Mund gezeichnet und gearbeitet ist, wie die Haare angesetzt sind was für Kenntnisse der Künstler gehabt welcher Theorie er gefolgt sey. Er hofft auch dem Raphael noch eine neue Seite abzugewinnen. W. dl. 13 Febr. 96 G

25. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 15. Februar 1796. Montag〉 25

Ich habe meine Einrichtung gemacht morgen nach Jena zu gehen, Mittwochs kommt Dumanoir mit noch einigen der Colonie und M i l k a u bewohnt die Zimmer nach dem Graben, ich weiß also nicht 6 abhält|.| iIch G 7 Ihrem Wohl ⎡Humbold⎤ G 9 ihch (vom h nur Aufstrich ausgeführt) 10 Tabeleaus|,| 11 Ausssicht (Schluss-s zu langem s) 13 schickte nicht durchzulesen 16 Altdobrandinischen 16 Hochzeit|.| eEr G 18 Bemerkungen (B unklar korr.) 18 ⎡an⎤ G 18 Zeichen|ung| und G 27 alsso (Schluss-s zu langem s)

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was ich dir rathen oder wozu ich dich einladen soll. Wäre dirs nicht zuwieder; so konntest du im Bären logiren, wo ich oft war und wo man ganz sauber und leidlich ist. Ginge ich nicht hinüber / um zu arbeiten, so könnten wir uns wohl in den vordern Zimmern zusammenthun, dadurch käme aber keiner zur Ruhe. Möchtest du im Bären logiren, so könnten wir morgen zusammen fahren, du könntest Mittwochs nach Belieben dich sehen lassen oder nicht und man hätte dann doch manche Stunde zusammen. Sage mir Antwort wegen des Packens, ich nehme einen Coffre und könnte also auch deine Sachen einpacken G

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26. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, 16. Februar 1796. Dienstag〉

〈Druck〉

Darf ich Ihnen, werthe Freundinn, im Begriff nach Jena zu gehen, ein Fäßchen Caviar zuschicken. Sollten Sie mit Ihrem Herrn Gemahl diese wunderliche Speise nicht selbst lieben, so finden wohl Ihre Gäste Geschmack daran, denen Sie so manche freundliche Aufnahme bereiten. Leben Sie recht wohl, ich grüße Schillern in Ihrem Nahmen.

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27. An Christiane Vulpius Jena, 19. Februar 1796. Freitag Ich habe dir gestern gleich wegen des Krautlandes geschrieben. Wie gesagt wenn es dir gefällt so kaufe es, denn diese Fleckchen werden täglich theurer werden. Liegt es denn am Bache oder wo? beschreibe mir es doch genauer.

1 ×einleiatden 4 wo×hl 20 wo,? (Komma zu Fragezeichen korr.)

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Mit dem Essen geht es mir wieder recht schlecht, schicke mir einige Flaschen oberweim. Bier. Das beykommende Packet schickst du an Graf Dumanoir wie die Adresse ausweist. Lebe recht wohl und behalte mich lieb. Jena dl. 19 Febr. 1796 G. / Sage deinem Bruder daß ich das für Böttger bald schicken werde. Du bist doch die Abende besonders wenn du in die Commödie gehst hübsch besorgt daß das Haus nicht allein steht. Nimm den eingesiegelten Schlüssel hervor in dein Schreibepult. G Blos meldet sich wegen seines Aufwandes bey der Frl. v Göchhausen.

28. An Christiane Vulpius Jena, 20. Februar 1796. Samstag

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Ich habe beym Einpacken das beste vergessen, nehmlich das siebende Buch meines Romans und die Papiere, die sich aufs achte beziehen. Es liegt alles beysammen in dem Schreibtische an der Thüre, in der untersten Schublade nach dem Ofen zu. Packe nur alles, was in dieser Schublade liegt, wohl zusammen, und schicke mirs durch August Herder, der dir diesen Brief überbringt. Wenn der Schlüssel, wie ich vermuthe, eingeschlossen ist, so kannst du mit dem Schlüssel, den ich hier überschicke das rechte Schränkchen meines Schreibetisches aufmachen, wo du ihn bald erkennen wirst, schicke mir den Schlüssel mit den Papieren wieder zurück und lebe recht wohl Jena, Sonabend den 20ten Febr. 1796. G

10 in in (erstes in unter Tintenfleck) 19–20 überschüicke

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29. An Christian Gottlob Voigt Jena, 3. März 1796. Donnerstag Für die Nachrichten, die Sie einigemal mir zu geben die Güte gehabt, danke ich aufs verbindlichste, ich habe hier meine Zeit nach meiner Art fleissig zugebracht und bin in meinen Arbeiten so ziemlich vorgerückt. Um Beantwortung beyliegender, das Bergwerk betreffender, Anfragen bitte gehorsamst, leider sieht die Unternehmung einer auslöschenden Lampe immer ähnlicher. Auf beyliegendes Communicat von der Cammer antwortete man ja wohl einmal zwischen Ostern und Pfingsten. In Beziehung auf beyliegendes Communicat von Fürstl: Regierung könnte man ja wohl, sogleich, an den hießigen Stadt-Rath eine Verordnung erlassen, und ihm aufgeben die 200 rh. Quaest: an den Conducteur Götze, gegen Quittung, verabfolgen zu lassen, so wie eine / Verordnung gleichfalls an diesen letztern zur Einnahme und Betreibung nöthig wäre; wenn Sie die Güte haben wollen mir die munda mit Ihrer und des Herrn Geheimen Raths Unterschrifft zuzuschicken; so wollte ich das übrige besorgen. Wenn wir diese Beyträge bald kriegten, so können wir einstweilen damit unsere Arbeit anfangen, und die Cammerbeyträge später erheben; Unter die Schlevoigtische Anzeige habe ich gleich die Resolution gesetzt, mit welcher sie denn Venten übergeben werden könnte. Daß die Sache mit dem bewußten Freunde eine, wo nicht ungünstige, doch gewissermasen unangenehme Wendung genommen, hat mir leid gethan, in solchen außerordentlichen Fällen bin ich, für meine Person, wie ich gern gestehe, immer geneigt den zu entschuldigen, der nicht ganz den rechten Weg und die rechte Weiße trifft, so wenig ich von der andern Seite gegen die Beharrlichkeit Serenissimi etwas zu sagen weiß. / Der Partikulier, der sich in der Stille immer selbst helfen muß kann freylich nur bey ausserordentlichen Gelegenheiten seine Lage entschieden verbessern. Aus einem Briefe, den Loder aus Salzburg erhalten hat ist deutlich, daß man in Wien wirklich Ernst macht und es ist nicht zu leug4 um beyliegender 13–14 Betreibung gleichfalls nöthig 16 ×besorgen 16 krieg|t|en 20 könn|t|en

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nen, daß die Academie in mehr als Einem Sinne bey jenem Abgang leiden würde. Daß Sie die Freytagsgesellschafft aufrecht zu erhalten die Güte haben ist Ihrer edlen Neigung gemäß, das was einmal lebt und webt, für das, was es ist, zu schätzen und nach Möglichkeit zu befördern und zu erhalten, da leider so viele Menschen etwas das sich regt nur mit dem Auge des Jägers ansehen, der sogleich darhinter her ist um es zu zerstöhren. Sie empfehlen mich ja wohl gelegentlich SerenisSimo zu Gnaden. Leben Sie recht wohl und behalten mich in freundschafftlichem Andenken. Jena den 3ten März 1796. G

30. An Christiane Vulpius Jena, 7. März 1796. Montag

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Da das Wetter so hübsch und leidlich ist, und ich noch einige Zeit hier verweilen werde, so wünsche ich dich mit dem Kleinen einmal bey mir zu sehen. Du kannst deinen Bruder und Ernestinen mitnehmen, ihr steigt im Bären ab, wo ich eine warme Stube bestellen werde, du kommst zu mir herüber und die andern können driben zu Mittage essen. Sorge dafür, daß du Abends den Kleinen gut einpacken kannst. Ich habe soviel gearbeitet daß ich es ganz satt habe und mir auch wieder einmal mit dir und dem Kleinen was zu Gute thun mögte. Ich freue mich sehr dich wieder zu sehen. Du mußt mir aber Geld mitbringen. Nimm nur den eingesiegelten / und bringe mir das Silbergeld das in der kleinen Schublade linckerhand auf meinem Schreibtische sich befindet. Lebe wohl. Ich muß dich einmal wieder an mein Herz drücken und dir sagen daß ich dich recht lieb habe. J. d. 7 März 1796 G 12 ist, und (d unklar korr.) 13 werden, (n zu Komma) 14 sehen. (Schreibe mir durch diesen Bothen zurück, ob du Dienstags oder Mittwochs kommen wilst, das heißt morgen oder übermorgen.) Du G 19 Gute (e unklar korr.) 21 nunr

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Da der Bothe nicht wieder zurück geht, so brauche ich auch keine Antwort, du kannst nun Dienstags oder Mittwochs, Morgen oder über morgen kommen so ist es mir ganz recht, ich bestelle nur im Bären nichts und ihr könnt immer da abtreten, eine Stube ist bald geheitzt

31. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, 7. oder 8.? März 1796. Montag oder Dienstag?〉

〈Konzept〉

Es war mir angenehm, werther Herr Unger, wieder einmal etwas von Ihnen zu hören. Ich kann denken daß Sie das Manuscript zu dem letzten Band des Romans bald zu erhalten wünschen, und ich kann dagegen versichern: daß es mir eine sehr vergnügte Stunde seyn wird in der ich ihn abschicken werde. Ihre, und des Publikums Erwartung ist gewiß nicht grösser als mein Wunsch meine Sache gut zu machen und in diesem Falle keinen Fleiß zu sparen. Es ist unter allen meinen Arbeiten, die ich jemals gemacht habe, die obligateste und in mehr als Einem Sinn die schwerste, und doch muß sie, wenn sie gelingen soll, mit der größten Freiheit und Leichtigkeit gemacht werden dazu bedarf es denn freylich Zeit und Stimmung. Noch ein Umstand kommt dazu, der die Aufgabe künstlicher macht: mehrere Personen, und sogar genaue Freunde und Bekannte, schwören und wetten daß ich das Werk nach seiner Anlage mit Einem Bande nicht endigen könne. Ich habe dieses Jahr schon 5 Wochen in Jena zugebracht um in der nöthigen Ruhe und Sammlung an dieses Werk die letzte Hand legen zu können, erlauben Sie mir daß ich es nicht eher absende, als bis ich, für dießmal, weiter nichts daran zu machen weiß. / Es war voraus zu sehen, daß das sechste Buch, das dem begierigen Leser des Romans sich auf eine sonderbare Weise in den Weg stellt dem Roman dagegen einen andern Creiß von Lesern verschaffen würde; so hat auch ein Emigrirter bey uns dieses Buch ins Französische übersetzt. 6 hören|.| iIch G 8 ers 9 werde,. 11 spahren|.| eEs 15 denr 18 eEinem G 18 könne; und daß ich in diesem man in keinem Falle ein Erwarten befriedigen kann, wenn man sie nicht übertrifft. Ich 20 hHand 21 damit ⎡ran⎤ G 24 stellte G 24–25 ihm ⎡dem Roman⎤ G 25 Reitz z× Creiß 25 würden

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BRIEF 32

Die erste Anlage ist ganz gut und wenn ich die Arbeit mit ihm durchgehen wollte, so würde sie sich allenfalls produciren lassen. Sollen Sie geneigt seyn diese Übersetzung zu drucken, so würde ich mich derselben etwas näher annehmen. Es käme darauf an, daß Sie mir ohne Umschweif sagten, was Sie allenfalls an’s Honorar wenden wollten? Sie können am besten beurtheilen in wie fern diese Übersetzung, und der dem Umstand: daß dadurch die Angelegenheit des Romans selbst mehr zur Sprache gebracht, und das Verlangen darnach, da und dort, erregt wird, einiges Interesse für Sie haben könnte. Geben Sie mir darüber einige Nachricht, und leben recht wohl.

32. An Johann Heinrich Meyer Jena, 3.–9. März 1796. Donnerstag bis Mittwoch Jena den 3ten Märtz 1796.

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Die erste Hälfte des vergangenen Monats hab’ ich in Theater und Carnevals-Anstalten zugebracht, in der zweyten ging ich hierher, und bin nun schon über 14 Tage hier. Ausserdem daß mein Roman ziemlich vorruckt, so habe ich auch in dem Cellini ein gutes Stück hinein übersetzt, davon die erste Abtheilung in den April der Horen kommen wird. Es geht mit der Uebersetzung eines Buchs wie Sie von dem Copiren eines Gemäldes sagen, man lernt beyde, durch die Nachbildung erst recht kennen. Cellini, mit seiner Kunst und mit seinem Lebenswandel, ist für uns ein trefflicher Standpunct, von dem man, in Absicht auf neue Kunst, vorwärts und rückwärts sehen kann. So wie uns das Leben eines einzelnen Menschen zu einem zwar beschränkten aber desto lebhaftern Mitgenossen vergangener Zeiten macht. Es ist ausserordentlich hübsch wie sein Werk über die Kunst und seine Lebensbeschreibung auf einander hinweisen. ¯ 6. und 7. bey Ich habe indessen zwey Briefe von Ihnen erhalten. No. dem letztern wünsche ich uns Glück daß Sie die Erlaubniß erhalten haben das alte Bild zu copiren. 4 annehmen|.| eEs G 4 dasß 5 s ⎡S⎤ ie G 6 Sie von der ⎡diese⎤ G 6 Übersetzung selbst, und 6 von ⎡der⎤ G 10 |und leben recht wohl| G 12 imn

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Ihre neue Versicherung daß unsere Farbenstudien nachhallig sind, und zum Schlüssel der alten Werke dienen werden, ist mir aufs neue tröstlich und erfreulich, und muntert mich auf in dieser und andern Elementarlehren / recht sorgfältig und fleissig zu seyn. So schwer es hält sich daran fest zu halten, und sich der Allgemeinheit zu überlassen, so vielen Nutzen findet man nachher wenn man einmal in die Anwendung kommt. Ich bin überzeugt daß alles, was Sie arbeiten und schreiben den Schatz unserer geistigen Besitzungen vermehren wird, und wir renunciiren deswegen lieber zuerst auf Ihre Beyträge zu den Horen. Schiller ist durch verschiedne Mitarbeiter und Beyträge gedeckt, und der Cellini geht auch schon ein wenig in die Breite. Schiller grüßt schönstens und wird uns gewiß immer wenn wir auch entfernt sind entgegen arbeiten. Wenn ich so bedenke daß mir der große Werth der Kunstwerke jetzt doch nur wie in einer Art von Tradition erscheinet und alle Erinnerung dieser Art mehr oder weniger stumpf ist, so wird mir der Gedanke so angenehm als wunderbar: daß ich in Ihrer Gesellschaft wieder zum lebhaften Anschauen gelangen soll. Wegen des Neapolitanischen Aufenthalts denke ich soll es gut gehen, wie Sie schon an den Grafen Münster einen gefälligen Mann gefunden haben, so bringt immer das gegenwärtige Leben mit sich, was zum gegen/wärtigen Leben am besten taugt, wenn ich wieder nach Weimar komme, so will ich alles, was von unserer Seite thulich ist, betreiben; Bertuch wird nun auch bald aus Franken zurückkehren, wo sein berühmtes Salzgeschäfft sehr gut zu gehen scheint. Hier indessen ein Blättchen von der Herzogin Mutter. Daß Sie durch genaue Beobachtungen des Sinnes, in welchen die Kunstwerke gemacht sind, der Art wie? und der Mittel wodurch sie gemacht sind? neue und sichre Quellen des Beschauens und der Erkenntniß eröfnen würden, war ich durch Ihre Versuche in Dresden und durch Ihr ganzes Leben und Wesen überzeugt. Wer in dem immerfortdauernden Streben begriffen ist die Sachen i n s i c h und nicht, wie unsere lieben Landsleute, s i c h nur i n d e n S a c h e n zu sehen, der 1 nachtheiallig (t radiert) 28 Beobachtungen theils des 29 Art, ×wie? (Komma doppelt gestr.) 30 sind|?| 31 ⎡in Dresden⎤ G

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muß immer vorwärts kommen, indem er seine Kenntnißfähigkeit vermehrt und mehrere und bessere Dinge in sich aufnehmen kann. Daß wir uns gefunden haben ist eine von den glücklichsten Ereignissen meines Lebens, ich wünsche nur daß wir lange zusammen auf diesem Erdenrunde bleiben mögen, wie ich auch hoffe, daß Schiller ohngeachtet seiner anscheinenden Kränklichkeit mit uns ausdauern wird. Die fixen Ideen, welche der gute Hirt schon so ein Dutzend / Jahre nährt, mögen denn freylich etwas steif und trocken geworden seyn, Mannigfaltigkeit des eignen Geistes und Biegsamkeit gegen fremde Gegenstände sind niemals seine Eigenschafften gewesen. Ueber folgende Puncte bitte ich gelegentlich um Antwort. 1.) Haben Sie den Perseus in Florenz näher angesehen? und was ist davon zu halten? 2.) Vielleicht, da es gewiß auch Sammlungen neuerer Münzen in Rom giebt, kommt Ihnen von Cellinischen Münzen etwas unter die Augen. Außer einigen grösseren Stücken hat er auch die gewöhnlichen Münzen für Clemens VII meist geschnitten. Es sind auch Münzen von Herzog Alexander von Florenz von ihm da. 3.) Könnten Sie mir nicht näher anzeigen, worinn die Versündigung unserer Landsleute gegen Raphael und andere Heiligthümer eigentlich bestehe, damit das heimliche Gericht auf ihre Bestrafung bey zeiten denken könne. 4.) Wo steht jetzt der Porphyrne Sarg der ehemals vor der Rotonde gestanden hat? Leben Sie recht wohl, nächstens etwas über das Parthenon und überhaupt über die Atheniensische Architectur, ich muß diesen Brief heute fortschicken, der sich ohnedieß einige Posttage verspätet hat. Jena den 9ten März 1796. G

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Viel Grüße aus dem Hause. Die Genoßen sind in diesem Augenblicke zum Besuche bey mir.

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33. An Friedrich von Stein Jena, 15. März 1796. Dienstag Ich habe nunmehr deine zwey Briefe erhalten und freue mich zu hören, daß es dir auf deinen Wegen glückt die vielen neuen Gegenstände und Verhältnisse, welche du siehst vermehren deine Kenntnisse sichern deine Urtheile und werden deiner Thätigkeit die zweckmaßigste Richtung geben. Auf eine Beschreibung, wie es in Warschau gegangen, bin ich äußerst neugierig. Indem ich dir aber dieses Glück gönne, so ist es mir von der andern Seite doch betrübt daß unser anderer Plan dadurch wahrscheinlich gehindert werden wird. Denn wenn ich dieses Jahr noch meine Reise antreten sollte so könnte ich dir nicht rathen jene Gegenden, in die du jetzo eingeführt bist, zu verlassen, was man unterbricht, kann man so leicht nicht wieder anknüpfen und in einer so bedeutenden Schule, als die ist, in der du / dich befindest, gewinnt man durch Zeit und Folge am meisten, auch würde der Herzog nicht gerne sehen, wenn du deinen Gang unterbrächst. Ich verliere dabey sehr viel, denn da ich schon in früherer Zeit so gern und mit so vielem Nutzen die Welt durch sein Organ sah; so würde es mir jetzt auf alle Weise wünschenswerther seyn, da du gebildet und die Vergleichung der Dinge durch viele Kenntniße geübt bist, ich hingegen älter und einseitiger werde und also mancherley Gegenständen das Interesse bey mir nicht so lebhaft seyn kann, als es bey dir seyn würde. Indessen da ich selbst noch nicht ganz feste entschlossen bin, so wollen wir noch einige Monate hingehen lassen und sehen was die Zeit allenfalls bringt. / Was die Mineralien betrifft, von denen dein zweyter Brief meldet, so bin ich nur allenfalls im Stand dir mit einem Stücke Tungstein zu dienen, das ich diesen Sommer aus Karlsbad mitgebracht habe und das deswegen interessant ist, weil das Mineral mit einem Quarzcristall verwachsen ist ich gebe diese sel〈bst〉 nicht gern heraus.

27 ⎡Tungstein⎤ G

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Wegen des kristallisirten Specksteins will ich aufstellen, ich habe selbst nur ein einziges Stück das so schön ist daß ich mich nicht davon trennen kann. Wo dich auch dieser Brief antrifft wünsche ich daß er dich bey guter Gesundheit treffe antworte mir bald damit ich wisse wie du dich befindest. Jena den 15ten März 1796. G

34. An August Wilhelm Iffland 〈Weimar, 30. März 1796. Mittwoch〉

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Ich vernehme, daß Sie die Gefälligkeit haben wollen den Posert zu spielen, wofür ich Ihnen ganz besonders danke, denn ich bin äußerst neugierig wie Sie, mit so vielen andern Problemen, auch dieses auflösen werden. Veranlassen Sie bald möglichst, etwa Freytag früh, eine Leseprobe. Ihre Gegenwart und Mitwirkung wird gewiß dieses Stück bald zur Reife bringen. Mit dem größten Vergnügen sehe ich alsdann der Bearbeitung und Aufführung Egmonts entgegen. Es ist das eigenste was mir hätte begegnen können, daß ein Stück auf das ich, in mehr als Einem Sinne, längst Verzicht gethan habe, mir durch Schillern und Sie, so unerwartet, wieder geschenkt wird. Ihr Cliente wird heute seinen Zehrpfennig erhalten. / Leben Sie recht wohl und genießen Sie die Empfindung ganz rein, daß Sie einer so grossen Anzahl Menschen eine Reihe von Festtagen vorbereiten, die auch einzeln schon höchst erwünscht seyn würden.

11 Ihre Geg Veranlassen 12 mMitwirkung 15 E×gmo|n|ts 21 Anzahl von Menschen

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35. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 30. März 1796. Mittwoch Wohlgebohrner, Insonders hochgeehrtester Herr! Ew. Wohlgebl: erhalten das mir übersendete Buch, mit vielem Danke, zurück, ich bitte um Vergebung, wenn es etwas länger als es sollte, ausgeblieben ist und zugleich um Erlaubniß in ähnlichen Fällen künftig wieder Anspruch an Ihre Gefälligkeit machen zu dürfen. Der ich mich mit aller Hochachtung unterzeichne:

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Ew Wohlgebl: Weimar den 30ten März 1796. ergebenster Diener JWvGoethe

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36. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 18. 〈April〉 1796. Montag. Weimar den 18ten März 96 Seit meinem letzten Brief, abgesandt Jena den 9ten März, habe ich zwey ¯ 8 bezeichnet, der Briefe von Ihnen erhalten, davon der eine mit No. ten andere vom 19 März datirt war, auf beyde habe ich Ihnen verschiedenes zu erwiedern wenn ich Ihnen vorher von unserm Theatralischen Jubiläum werde erzählt haben. Iffland spielt schon seit drey Wochen hier, und durch ihn wird der gleichsam verlohrne Begriff von dramatischer Kunst wieder lebendig, es ist das an ihm zu rühmen was einen ächten Künstler eigentlich bezeichnet: er s o n d e r t seine Rollen so von einander ab, daß in der folgenden kein Zug von der vorhergehenden erscheint. Dieses Absondern ist der Grund von allem übrigen, eine jede Figur erhält durch diesen scharfen

4 eals 20 einemn 21 Ffolgenden

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Umriß ihren Character, und eben so wie es dadurch dem Schauspieler gelingt bey der einen Rolle die andere völlig vergessen zu machen, so gelingt es ihm auch sich von seiner eigenen Individualität, so oft er will, zu separiren und sie nur da, wo ihn die Nachahmung verläßt, bey gemüthlichen, herzlichen und würdigen Stellen hervortreten zu lassen; der Vortheil durch die schwächsten Nuanzen bedeutend und mannigfaltig zu werden, liegt auch gleich zur Hand, und alles übrige, was zur Erscheinung kommt entspringt aus dieser tiefen Quelle. Er hat eine große Gewandheit seines Körpers und ist Herr über alle seine Organe deren Unvollkommenheiten er zu verbergen, ja sogar zu benutzen weiß. Die große Fähigkeit seines Geistes auf die Eigenheiten der Menschen aufzumerken und sie in ihren characteristischen Zügen wieder darzustellen, erregt Verwunderung, / so wie die Weite seiner Vorstellungskrafft, und die Geschmeidigkeit seiner Darstellungsgabe. Schließlich aber, so wie anfänglich, ist mir der große Verstand bewundernswerth, durch den er die einzelnen Kennzeichen des characteristischen auffaßt und so zusammenstellt, daß sie ein, von allen andern unterschiedenes Ganze ausmachen. Er wird noch eine Woche bleiben und zuletzt Egmont aufführen. Schiller, der auch schon diese Zeit hier ist, hat das Stück dergestalt bearbeitet, daß die Vorstellung möglich wird. Es freut mich sehr, daß ich vor unserer großen Expedition, wo wir doch auch manches Theater sehen werden, einen solchen Mann, als Typus, wornach man das übrige beurtheilen kann mit den Augen des Geistes und Leibes gesehen habe. Nun zu Ihren Briefen! Da Sie anfang des May nach Neapel zu gehen gedenken, so wird der beyliegende Brief von der Herzogin an Heigelein Ihnen wohl den nöthigen Paß verschaffen, wenn Sie ihn nicht etwa schon, wie ich vermuthen kann, durch Ihre Römischen Gönner und Freunde erlangt haben. Ich lege auch einen Brief an Hackert bey, den Sie nach Gutbefinden überschicken oder überbringen können. Das unendliche unserer Unternehmung macht mir manchmal bange, doch öfters giebt mirs Freude und Zutrauen, da man in dem hohen Grade vorbereitet ist, so weiß man wenigstens alles zudringende

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geschwind aufzufassen und zurecht zu stellen. Schon bemerk ich es beym Lesen Italiänischer Bücher, wie sehr sich alles wiederholt und auf einander hindeutet, die Bearbeitung des Cellini in der ich schon / ziemlich weit vorgerückt bin, ist für mich, der ich ohne unmittelbares Anschauen gar nichts begreife, vom größten Nutzen, ich sehe das ganze Jahrhundert viel deutlicher durch die Augen dieses confußen Individui als im Vortrage des klärsten Geschichtschreibers. Sollte Ihnen irgend etwas von dieser Art ferner aufstoßen; so haben Sie ja besondere Acht darauf. Das Winklerische Kabinet ist nach dem Tode des Besitzers feil. Der Herzog hat Lust etwas daraus zu kaufen, ich wünsche daß die Wahl aufs Beste fallen möge. Zu der Vollendung Ihrer Copie wünsche ich Glück! Sagen Sie mir doch, wie groß das Bild und die Figuren des Originals sind, und in welcher Größe Sie es copirt haben? Ich bin voll Verlangen dieses merkwürdige Werk von Ihrer Hand zu sehen. Dem Freund der Geschmäcke in Dresden glückt es, daß diejenigen, die dem Kindlein nach dem Leben strebten über die Alpen gezogen sind, denn er ist vor kurzen mit einer Rezension in der Litteraturzeitung beseeligt worden, die denn freylich auf einige Jahre hinaus wirken und die deutsche Bereitwilligkeit ihr Geld für nichts hinzugeben, noch vermehren kann. Wenn sie Ihnen zu Gesichte kömmt, werden Sie den Verfasser an den Katzenbuckeln und spanischen Reverenzen nicht verkennen, so wenig als an dem antiquarischen Nota bene womit sich die Lobeserhebung schließt. Es bleibt also vor dießmal nichts übrig als das Unkraut noch einige Zeit wachsen zu lassen, bis das Schreckensistem gegen alle die Pfuschereien mit Nachdruck durchgesetzt werden kann. / So eben erhalte ich Ihren Brief No¯ 10 und will nur geschwind schliessen, damit dieses Blatt noch heute abgehen. Was Sie mir von der Altobrandinischen Hochzeit sagen, giebt mir auf einmal einen Begriff von diesem wichtigen Werke: fahren Sie in allen Ihren Wesen und Arbeiten nur immer nach Ihrer eigensten Ueberzeugung fort, und alles wird zum besten gehen.

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Die konfuße Kennerschafft der Liebhaber, die doch auf der Reise für ihr Geld, wie die Zuschauer in der Komödie, auch mit klatschen oder zischen wollen, bitte ich ja in ihren Details zu merken, damit sie künftig, unter Rubriken gebracht, entweder Stoff zu einem Kapitel oder zu einer Epistel liefern; alles ist uns werth und wichtig zu beobachten, das was uns hindert, so gut als was uns fördert. Ich habe mit Schillern über die Art, wie unser Feldzug zu eröfnen und zu führen seyn möchte, eine umständliche Conferenz gehabt. Die Angelegenheite mit Heigelin, wegen des Gemähldes, ist auf dem Wege abgethan zu werden, man ist überhaupt gegen ihn noch in einem kleinen Reste, Ludekus hat an ihn geschrieben, um seine Rechnung zu verlangen und ist alsdann geneigt alles auf Einmal zu bezahlen. Was ich von Heigelins Antwort höre, und von dem Fortgang der Sache erfahre, schreibe ich gleich. Das Recept zu Glaspasten erbitte ich mir aufs baldigste, damit ich erfahre, wie die Abdrücke am schicklichsten zu machen sind, denn ich werde denn doch vor meiner Abreise der Fürstin die Sammlung zurück geben. –– Den Brief an Hackert schicke ich nächstens und lege sodann auch einen an Angelika bey. Bertuch verspricht mir nach der Messe eine Anweisung auf etwas Geld nach Neapel die ich dann sogleich senden will. Leben Sie recht wohl. Ich endige nur meinen Roman dann mach ich mich auf. G 〈Beilage〉

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Die Frau von Koppenfels wünscht ihrer jüngsten verstorbenen Tochter ein Monument zu setzen. Könnten mir nicht ein paar Zeichnungen schicken, etwa in der Art wie das für Prinz Constantin, nur kleiner, zierlicher, jungfräulicher, es thut Ihnen ja wohl irgend ein Architect den Gefallen und unter den vielen Gegenständen, die Sie umgeben ist vielleicht etwas, das zu diesem Behuf nur bloß kopirt werden darf. Sie wissen, was Klauer machen kann und was in seeberger Stein zu machen ist.

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37. An Friedrich Schiller Weimar, 21. April 1796. Donnerstag Cellini wartet hier auf, ehe Sie zurück kommen hoffe ich einen guten Anfang zu der folgenden Lieferung gemacht zu haben. Auch liegt die Anzeige zu Egmont bey, wozu ich, nach Standes Gebühr, die Titulaturen zu setzen bitte. Ich wünsche das Blatt durch den Bothen wieder zurück zu erhalten. Die guten Wirkungen unserer vierwochentlichen Abentheuer werden wir erst nach einiger Zeit der Ruhe und Sammlung empfinden. Leben Sie recht wohl und haben Sie nochmals Dank für den treuen Beystand. Weimar den 21ten April 1796. G

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〈Beilage 2〉 Egmont. Oranien. Alba. Ferdinand. Gomez. Silva. Brackenburg. Richard. Vansen. Buyk. Ruysum Soest. Jetter. Zimmermeister. Seifensieder.

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Vohs Malkolmi Iffl. Beker Haide. Graf. Veltheim Leisring Schall Eilenstein Weyrauch Benda. Beck Genast Gatto /

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Fabrikant. ⎞ Becker. ⎟ ⎟ Barbier. Sprechen bloß im ⎬ Mezger. Chor und machen den Auflauf. ⎟ Lastträger ⎟ 3 Fischweiber ⎠ Sechs niederländische Soldaten von Egmonts ⎟⎞ Stumme Begleitung Personen ⎬ ⎟ Zwölf spanische Soldaten ⎠ Klärchen. Klärchens Mutter. Decorationen Freyer Platz zum Armbrust Schießen. 1. Akt. Klärchens Zimmer. 1. Akt. III. Akt. Egmonts Zimmer. 1. Akt. Saal bey Alba mit 3 Thüren. II. Akt (NB) Strasse in Brüßel. III. Akt. Gefängniß. III. Akt.

38. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius Weimar, 25. April 1796. Montag

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An Eurer Freude, meine Lieben, nehme ich herzlichen Antheil und wünschte nur Einen Augenblick zwischen Euch zu seyn, um Euch, die Ihr mich so nahe angeht, auch persönlich kennen zu lernen, mir Eure Gestalten einzuprägen und mein Verhältniß zu Euch in der Gegenwart recht lebhaft zu empfinden. Biß wir zu diesem Glück gelangen wünsche ich von Zeit zu Zeit zu hören daß Ihr Euch recht wohl befindet und daß der Kleine zu Eurer Freude wächst und zunimmt. Wenn diesen Sommer die Familie sich bey Euch versammelt, so gedenckt auch meiner in Liebe. Weimar dl. 25 Apr. 96 Goethe

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39. An Charlotte von Kalb 〈Weimar, 26. April 1796. Dienstag〉 Von Ihrem herzlichen Antheil an der gestrigen Aufführung war ich überzeugt und ich freute mich Sie gegenwärtig zu wissen. Warum kann man doch nicht oft solche ernsthafte Versuche machen? und wie weit würde man durch Wiederholung, Ubung, Urtheil und Empfindung geleitet werden! Wie gern trüge ich manchmal etwas von meinen früheren Wercken vor, wie gern etwas von dem was mich gegenwärtig beschäftigt, denn was bildet schneller was muntert reiner und lebhafter auf als freundschaftliche Theilnahme? daß es nicht geschah, nicht geschieht, sollte die Ursache blos in einer trüben Vorstellungs Art über gewisse Verhältnisse liegen? da ich andere so hell und heiter sehe. Ich darf nicht umwenden denn sonst sagte ich vielleicht was besser in der Feder bleibt. Leben Sie recht wohl und haben Sie tausend Danck für Ihr freundl Wort. G

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40. An Christiane Vulpius Jena, 29. April 1796. Freitag Ich habe Götzen aufgetragen dir einige Schock Kohlrabipflanzen zu schicken, damit wir doch einen Anfang machen. Versäume ja nicht sogleich Spinat zu säen. Noch kann ich nicht viel sagen. Meine Sachen sind im Werden. Ich hoffe es wird gut gehen. Lebe recht wohl und liebe mich. Jena dl. 29 Apr. 96. G

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41. An Charlotte von Kalb 〈Jena〉, 1. Mai 1796. Sonntag

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Hier ist das Buch zurück, ich hoffte es in Ruhe hier, auch als eine Gabe von Ihnen zu genießen, wie ich Ihren Brief oft wiederlese in stillen Stunden. Es verfliegt so viel in der Luft, warum sollen auch solche Worte im Feuer aufgehen. Lassen Sie mich Ihnen sagen, daß ich ihn zu kurz fand und daß ich immer so fort gelesen hätte und nun immer wieder von vorn anfange. Sie irren Sich nicht so ganz wenn Sie mir schreiben. Leben Sie recht wohl. dl. 1 May 96. G

42. An Christiane Vulpius 〈Jena〉, 1. Mai 1796. Sonntag

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Ich bitte dich recht herzlich, mein liebes Kind, die schönen, guten Tage zu genießen, die du vor so vielen andern haben kannst und dir das Leben nicht zu verderben, noch verderben zu lassen. Du weißt daß ich zu Hause nicht zur Sammlung kommen kann meine schwere Arbeit zu endigen, vielleicht gelingt mir es auch hier nicht und ich muß doch nach Ilmenau. Lebe recht wohl grüße und küsse das Bübchen, ihr sollt mich bald besuchen. Sonntag dl. 1 May 96 G

43. An Friedrich Schiller 〈Jena, 3.? Mai 1796. Dienstag〉

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Ich will mich heute Abend, und vielleicht morgen den ganzen Tag in der künstlichen Wüste halten, um zu sehen wie es geht und ob ich vielleicht in ihrer Nähe bleiben kann, welches ich so sehr wünschte. Grüssen Sie die Freunde schönstens. Könnte Körner nicht bald nach

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Dresden schreiben und die Victoria kommen lassen? er könnte den Besitzer ersuchen den genauesten Preiß anzuzeigen und zusichern, daß er entweder die Statue oder das Geld selbst mit zurück bringen wolle. Nur wäre zu bitten, daß sie recht gut eingepackt würde. Leben Sie recht wohl. G.

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44. An Christiane Vulpius Jena, 4. Mai 1796. Mittwoch So mag ich es gerne sehen wenn du vergnügt bist in guter Gesellschaft und dann wieder zu Hause fleißig und sorgfältig bist. Genieße ja der guten Tage und behalte mich lieb. Da Hl. Cotta sich in verschiednen Geldsorten wohl gehalten hat, so schicke ich dir auch etwas davon. Lebe wohl! Grüße und küsse den Kleinen. Carl läßt ihn schön grüßen. Mir geht es auch recht gut nur daß der Roman nicht rücken will. Jena dl. 4 May 96 G

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45. An Christian Gottlob Voigt Jena, 10. Mai 1796. Dienstag 〈Druck〉 Mit vieler Freude habe ich die verschiedenen Briefe empfangen die Sie die Güte hatten mir hierher zu schreiben; heute erhalte ich die Bergwerks-Acten und werde nächstens über diese Angelegenheit etwas umständlicher meine Gedanken eröffnen und berühre heute nur verschiedene andere Puncte und Gegenstände. Daß, unter den gegenwärtigen Umständen, 15 000 rh. zum Schloßbau verwilligt worden, ist mit Danke anzunehmen. Wir können damit schon gute Fortschritte thun, die Treppengewölbe und Hauptmauern aufführen. Sie haben die Güte sich wegen dem Wochenextract an den Bauverwalter zu halten und den Baumeister zu bedeuten, daß er sich

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nur an die Hauptarbeiten hält und nichts kleines und einzelnes unternimmt. Ich bin sehr neugierig wo noch unser Contingent hin verschlagen wird und ob sie endlich noch zur Ehre gelangen einen Feind zu sehen? Am Wasserbau sind wir indessen fleißig gewesen, der Durchstich der Mühllache ist fertig, ich hoffe er soll sich gut halten, vielleicht besuchen Sie uns einmal nach dem Feste und sehen diese kleine Arbeit an. Schillern wird es auch sehr freuen Sie einmal wieder zu sehen. Körners und Graf Geßler sind noch hier und wir haben dadurch eine sehr angenehme Unterhaltung, übrigens geht alles seinen ruhigen Gang hier fort und wenn man gute äußere Polizey unterhält, so wird die innere Disciplin nicht viel zu schaffen machen Es sind mehrere Schweizer hier angekommen, die Jura studiren und sehr artige und wohlhabende Leute zu seyn scheinen. Leben Sie recht wohl, und versäumen Sie ja nicht, so bald es Ihnen möglich ist, wäre es auch nur auf kurze Zeit, herüber zu kommen, gönnen Sie sich bey so vielen Geschäften diese Erholung und uns diese Freude, und leben indessen recht wohl. Jena den 10. May 1796. G.

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Hier schicke ich dir eine gute Art Brezeln, die sich lange halten und die, von Zeit zu Zeit, mit einem Gläßchen rothen Wein, genossen, dir und dem Kleinen wohl schmecken und bekommen werden. Das abwechselnde Wetter hindert mich sehr am spatziren gehen, und mit dem Roman will es auch nicht recht fort, hoffentlich kommt es mit dem bessern Wetter auf einmal. Lebe recht wohl grüsse den Kleinen und schreibe mir wie Ihr Euch befindet. Jena den 10ten May 96. G

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47. An Carl Ludwig von Knebel 〈Jena, 14.? Mai 1796. Samstag〉 Hier, mein lieber, einige Blätchen von Meyer, die sich wohl eine gute Aufnahme versprechen dürfen; er ist fleiß〈i〉g und es läßt sich von seinen stillen Bemühungen viel hoffen. Die vierzehn Tage meines hießigen Aufenthaltes habe ich mehr gesellig als fleißig zugebracht. Wir hofften dich auch zu sehen. Doch ist eine Idylle zu Stande gekommen, die ich dir bald vorzutragen hoffe. Lebe recht wohl und liebe mich. G

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48. An Friedrich Schiller 〈Jena, 20. Mai 1796. Freitag〉 Ich werde durch einen Boten nach Weimar berufen und gehe sogleich dahin ab. Heute Abend bin ich wieder da und sehe Sie Morgen. Diese Fahrt mache ich gern nach unsrer gestrigen Lecktüre, denn wie sehr diese mich vorwärts gebracht hat ist nicht auszudrücken. Schicken Sie doch das Manuscr. mit diesem Billet an die kleine Frau; wir wollen hoffen daß diese Erweiterung des Publici uns auch etwas fördern werde. Hier einige Xenien und tausend Danck für alles gute. Viel grüße der Frauen. August freut sich auf Carlen. G

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49. An Johann Heinrich Meyer Jena, 20. 〈und 21.〉 Mai 1796. Freitag 〈und Samstag〉 Jena den 20ten May 1796. Ihr Brief mein Werthester vom 24ten April, der eigentlich No. ¯ 11 ist, hat mich in Jena angetroffen, wo es mir seit 14 Tagen ganz gut geht; Körners und Graf Geßler waren hier, der letzte ist den 16ten dieses Monats, und zwar geradesweges, nach Italien abgereißt, Sie werden ihn bald se-

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hen, denn er denkt geschwind zu gehen. Leider ist seine Gesundheit nicht die beste. Körners sind den 17ten fort, es ist Ihrer in dieser Gesellschafft oft genug gedacht worden, auch hab‘ ich durch die Negotiation dieser Freunde die Wackerische V i c t o r i e für einen leidlichen Preiß erhalten, sie steht wirklich vor mir und ich bin sehr zufrieden dieses Kunstwerk zu besitzen, vielleicht kann ich Ihnen ehe dieser Brief noch abgeht eine kleine Rezension derselben vorlegen. Auf alles was Sie nachbilden und notiren freue ich mich herzlich, es geht nichts über den Genuß würdiger Kunstwerke wenn er nicht auf Vorurtheil sondern auf wahrer Kenntniß ruht. Das Hirtische Manuscript hab’ ich erhalten, es betrifft einen interessanten Gegenstand, ist aber weitläufig und, unter uns gesagt, ungeschickt geschrieben, so daß es beynah noth thäte man redigirte das Ganze. In einem beygelegten Briefe hat er auch solche miserable Fragen an mich gethan, worüber ich ihm nächstens eine Auskunft, die keine Auskunft ist zu geben gedenke. Zu der Entdeckung des jungen Mannes wünsche ich Ihnen Glück, wenn er sich nur erst durch Sie und nach Ihnen gebildet hat, so kann er uns gewiß großen Vortheil bringen, denn freylich auf junge Leute müssen wir denken mit denen man sich in Rapport und Harmonie setzen kann, von älteren, bey denen sich die Ideen schon fixirt und die sich schon eine eigene Lebensweise vorgesetzt haben, ist nichts zu hoffen. Wilhelm Schlegel ist nun hier und es ist zu hoffen daß er einschlägt. So viel ich habe vernehmen können ist er in ästhetischen Haupt und Grundideen / mit uns einig ein sehr guter Kopf, lebhaft, thätig und gewandt. Leider ist freylich schon bemerklich, daß er einige demokratische Tendenz haben mag, wodurch denn manche Gesichtspuncte sogleich verrückt und die Übersicht über gewisse Dinge eben so schlimm als durch die eingefleischt aristokratische Vorstellungsart verhindert wird. Doch mehr von ihm wenn ich ihn näher kenne. Was die Bilder in dem Pallast Lancelotti betrifft, so wollen wir sie doch im Auge behalten, der Herzog hat keins von den Winklerischen Bildern acquirirt, man denkt die Sammlung im Ganzen zu verkaufen. Horchen Sie doch gelegentlich wegen des Quercin und der Carache

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und schreiben mir die Größe und etwas detaillirtes über den Werth der Stücke und über den Preiß, vielleicht entschließt sich der Herzog zu einem oder dem andern. Ich habe unter den in Kupfer gestochnen merkwürdiger Gemählden, wenn ich nicht irre, auch die im Pallast Lancelotti befindlichen von Quercin und Carrache und kann also, wenn davon die Rede ist, sogleich den anschaulichen Begriff geben, es kommt nur darauf an, daß Sie die Größe die Erhaltung, und was sonst aus dem Kupfer nicht ersichtlich seyn kann, bemerken. Nachfolgende Fragen wünscht der Herr Coadjutor beantwortet. (Es ist löblich an die Dauer der Kunstwerke zu denken, wenn nur auch viel entstünde was zu dauern verdiente.) 1.) Aus welchen verschiedenen Mischungen die Farbenmassen der Römischen Mosaik bestehen? 2.) Wie sie verfertigt werden? 3.) Ob irgend in einem gedruckten Werk davon vollständige Nachrichten enthalten sind? 4.) Ob und wie theuer man dergleichen Glasfarben in Rom kaufen kann? / Was Sie hierüber dem Herrn Coadjutor für Auskunft geben könnten, schrieben Sie ja wohl demselben gleich nach Mörsburg am Kostnitzer See und behalten eine Abschrift für unsern Entzweck bey Ihren Papieren. Sie schreiben daß Sie die Aldobrandinische Hochzeit bald schicken wollen. Sollte es aber nicht besser seyn sie dort zu behalten und sie zuletzt mit dem ganzen Transporte abgehen zu lassen? Denn da ich noch im August abzugehen hoffe, so könnte es leicht seyn daß, wenn Sie solche mit Gelegenheit schicken sie mich nicht mehr anträfe, welches ich für einen sehr großen Verlust halten würde. ¯ 12. Der vorhergehende ist, wie So eben erhalte ich Ihren Brief No. Sie aus dem Anfange dieses Blattes sehen, glücklich angekommen, mit diesem überschicke ich die Briefe und die A n w e i s u n g von der letzten unten mehr. Wenn Sie über das was Sie in Ihrem Fach aufzeichnen und leisten sorglich sind, so habe ich bey meiner Natur noch vielmehr Ursache es

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zu seyn, da ich weit mehr als Sie von der Stimmung abhänge und so selten gerade eben das thun kann was ich mir vornehme. So geht es mir eben jetzt mit dem Roman, den zu endigen ich abermals hierher gegangen bin, und in 14 Tagen allerley löbliche und erfreuliche Dinge zu Stande gebracht habe, nur gerade das nicht, was ich mir vorgenommen hatte. Auch weiß ich recht gut, daß die sammlende Aufmerksamkeit auf äußere Gegenstände bey mir nur eine gewisse Zeit lang dauert und daß die verbindende und wenn Sie wollen pöetische Tendenz alsdann desto lebhafter und unaufhaltsamer sich in Bewegung setzt. Wir wollen von der Selbstkenntniß und von der Uebung unsere geistigen und leiblichen Kräffte zu leiten und zu nutzen das beste hoffen. / Für die Zeichnungen zu dem Monumente danke zum voraus, ich werde sie gleich copiren lassen, damit sie uns doch auch bleiben. Haben Sie Gelegenheit einige Zeichnungen zu freystehenden ländlichen Brunnen zu finden, so wünschte ich auch daß Sie mir solche zuschickten, es wird einer dergleichen nach Wilhelmsthal gesucht. Von unsern Anlagen überhaupt kann ich nichts sagen, alles, was dabey geschieht, ist dem Zufall unterworfen. Ich hatte noch gestern Gelegenheit mich über die wunderliche und unsichere Art, wie diese Gegenstände behandelt werden, zu verwundern und zu betrüben. Es will kein Mensch die gesetzgebende Gewalt des guten Geschmacks anerkennen und weil er freylich nur durch Individuen spricht und diese auch durch die Eigenheit und Beschränktheit ihrer Natur nicht immer das letzte vollkommene und ausschließlich nothwendige hervorbringen, so verliehrt man sich in einer Breite und Weite des Zweifels, leugnet die Regel weil man sie nicht findet oder nicht einsieht, geht von den Umständen aus, an statt ihnen zu gebieten, läßt sich vom Material Gesetze vorschreiben, an statt sie ihm zu geben. Bald will man abstracte Ideen darstellen und bald bleibt man hinter dem gemeinsten zurück, was sogar das Handwerk schon möglich macht. Bringt man ungeschickte und widerliche Dinge hervor, so sollen sie sogar als Symbol verehrt werden, man arbeitet bloß, nach dunkeln Vorstellungen, auf unbestimmte Ideen loß und weil das was daraus entspringt niemand befriedigen kann, so nimmt man seine Zuflucht / zum ändern und aber-

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mals zum ändern und so kommt alles zum schwanken, daß man immer von einem Erdbeben geschaukelt zu werden glaubt. Die ewige Lüge von Verbindung der Natur und Kunst macht alle Menschen irre, und die falsche Verbindung der Künste unter einander, wo eine bald bald oben bald unten steht, bald herschen will bald dienen soll, macht die Confusion vollkommen, besonders wenn die bestimmtesten Künste, der Imagination, oder der Empfindung und wills Gott gar am Ende einer sittlichen Cultur unmittelbar zu Hülfe kommen sollen. Leider wird es Ihnen nicht an Beyspielen zu den verschiedenen Strophen dieser extemporirten Litaney fehlen, diese Klagelieder erstrecken sich freylich, genau besehen über das Gebiet der Kunst weit hinaus und können also an verschiedenen Festen abgesungen werden. Ich will suchen von denen Steinen, die in meinen Händen sind wenigstens noch doppelte Abdrücke von dem Gemisch von Trippel und Gips machen zu lassen, sie können alsdann bis zu unserer Rückkunft liegen, und zu gelegener Zeit in Glas ausgedruckt werden. Hierbey fällt mir ein, daß Facius eine seiner Landsmännin aus Graiz und Horny Mamsel Ortelli geheirathet hat; Ob die Kunst mit der Bevölkerung in gleichem Grade zunehmen werde daran ist sehr zu zweifeln, indessen ist Horny fleißig und seine radirten Landschafften werden immer besser, so daß er künftig in unsern Plan recht / gut eingreifen kann. Die Krausischen Landschafften von den Boromeischen Inseln sind sehr gut und glücklich gezeichnet bey der Illumination hingegen der gestochenen Umrisse haben sie viel verlohren und wie mich dünkt weil die Massen welche die Natur beym ersten Entwurf angab hier durch kleine Gegenstände und Staffagen, wodurch man das Ganze interessant machen wollte zerschnitten und zerhackt sind. Der arme Waitz wird wohl nicht lange mehr leben ich hoffte ihn diesen Sommer in ein Baad zu bringen allein ich höre er ist sehr schlecht. So auch scheint Eckebrecht nicht lange mehr zu laufen ich will sehen, daß er gegen eine Remuneration das mechanische, was er weiß etwa an Horny nach und nach offenbahrt und überträgt. Der Herr Geheimde Rath Schnauß leidet auch wieder sehr an seinem Fuße und es ist zu befürchten, daß endlich einmal seine gute Natur unterliegt. 5 ⎡oben bald⎤ G 11 ××weit 9 untd

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Da noch einiger Platz übrig ist, will ich eine Recension der neu acquirirten Statue versuchen. Sie ist mit der wackerischen Sammlung an einen Herrn von Seckendorf in Dresden verkauft worden, der, weil er nur ein Liebhaber von Münzen ist, sie an mich überlassen hat. Es ist eine Figur von Bronze, 7 Zoll hoch, mit der Kugel aber worauf sie steht und der kleinen Platte in welcher die Kugel eingelassen ist, mit den Flügeln, die in die Höhe gerichtet sind, ist sie accurat einen Leipziger Fuß hoch. Eine weibliche bekleidete Figur steht mit dem vorder Theil des linken Fußes auf einer Kugel und trägt den rechten frey und ein wenig hinter/wärts, die Linie des Körpers neigt sich ein wenig zur linken Seite und so steht das Ganze im schönsten Gleichgewicht. Die beyden nackten Arme hält sie gebogen über den Kopf erhoben, so daß die linke Hand etwas höher als die rechte steht, die Flügel sind gerade in die Höhe gerichtet. Die Figur ist sehr gut gezeichnet und das nackte vollkommen verstanden, die Kniescheiben und Muskeln der Schenkel und Füße besonders fürtrefflich ausgedruckt. Von der Drapperie ist vorzüglich zu reden die Figur hat eigentlich ein langes Gewand an, das, wenn es nicht zweymal gegürtet wäre, ihr weit über die Füße herabfallen müßte, unter der Brust ist es mit einer Binde zum erstenmal gegürtet, der zweyte Gürtel über der Hüfte ist durch die herabfallenden schwankenden, in der Mitte bis an den Nabel reichenden, an der Seite aber weiter herunterfallenden Falten bedeckt, die Schenkel sind durch das bis zu den Füssen herabfallende, durch den Wind aber angetriebene Kleid, so wie die Knie, Schienbeine und Waden sichtbar. Dieser dreyfache Faltenwurf ist jeder in seiner Art vortrefflich und mit dem größten Verstande gedacht, an der Brust sind sie fest angeschlossen, um den Leib schwanken sie und um die Füsse sind sie in Bewegung. Ohngefähr wie bey meiner Diana nur daß bey dieser der untere Theil des Gewands viel kürzer ist. Das Gewand selbst scheint als das einfachste von der Welt gedacht zu seyn, es ist auf der einen Seite in seiner ganzen Länge zu und auf der andern offen und wird durch nichts, als durch ein paar Knöpfe auf den Schultern, durch den sichtbaren und den unsichtbaren Gürtel fest und zusammen gehalten. Der beste Standpunct die Figur zu sehen / ist, wenn das Auge gerade mit der Kugel in gleicher Höhe steht, das ganze zeigt sich mit der größten Leichtigkeit, ganz, en face ausserordentlich schön und wenn man sich ein wenig hin und wieder bewegt entsteht eine unglaublich anmuthige Bewegung in allen Theilen der Fi-

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gur, besonders zeichnen sich die äußern Umrisse auf einer weißen Wand mit der größten Mannigfaltigkeit und Zierlichkeit. Das oval des Kopfes ist rundlich und wird durch den Haarputz ganz rund der Ausdruck des Gesichts ist sehr still und edel, die Ecken des halbofnen Mundes ein wenig herunter gezogen. Der Hals steht mit außerordentlicher Freiheit und Feinheit auf dem Körper durch ein sonderbares listiges Kunststück sieht man den Hals immer frey, obgleich die Flügel sich von der Seite und von hinten dem Kopfe sehr nähern. Die Flügel sind überhaupt mit der größten Zierlichkeit angesetzt, sie gehen von den Schultern bis in die Weichen, erstrecken sich ein wenig über den Gürtel, und lassen als dann einen kleinen Raum zwischen sich und den schwankenden Falten der Hüfte. Erhalten sind sehr gut der Kopf und die Brust, welche der edle Grünspan zart überzieht, ingleichen die Flügel, welche in allen ihren Theilen mit großer Eleganz ausgestochen sind das untere Gewand hat sowohl als die freyen Arme durch Abblätterung der gesäuerten Metallrinde etwas weniges Epidermis verlohren, doch thut sowohl das Ganze in gehöriger Entfernung seine vollkommene Wirkung, als man in der Nähe die feinsten und zartesten Theile noch entdecken kann. Es gehört mit zu den vorzüglichsten Kunstwerken, die wir besitzen und ich wünsche daß es auf gute Nachfolge deuten möge. Die Rückseite, Qua Rückseite ist nur im Großen bearbeitet, in so fern sie aber die Conture der Vorderseite enthält und die Leichtigkeit des Hinwegschwebens vielleicht noch mehr als die Vorderseite des Heranschwebens vors Auge bringt, außerordentlich interessant. Soll ich eine Vermuthung angeben, so könnte es eine Victorie seyn deren Original eine berühmte Gottheit auf der Hand getragen und die nun in dieser Copie als Zierde einer Fahne oder eines andern militarischen Vereinigungszeichens gedient haben möchte.

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50. An Charlotte von Kalb Jena, 22. Mai 1796. Sonntag

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Den Brief vor 14 Tagen habe ich erhalten und in Hofnung Sie bald zu sehen bißher nichts erwiedert. Körners sind fort und ich muß gestehen daß es mir leid that Ihr Verhältniß gegen diese Societät so wunderlich verrückt zu sehen. Vorgestern war ich auf einige Stunden in Weimar nun bin ich etwa noch acht Tage hier. Ich werde von Ihrem Briefe nichts erwähnen, allein von Ihrer Eroffnung den Gebrauch machen den Sie wünschen. Möchte daraus eine gute Wirckung entstehen! Das Leben geht hin und die Lust daran will sich so selten einstellen. Leben Sie recht wohl. Jena dl. 22 May 96 Goethe

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〈Jena, 27. Mai 1796. Freitag〉

Sie haben, verehrtester Freund, die Güte gehabt mir auf eine durch Schiller gethane Anfrage eine so umständliche und befriedigende Antwort zu geben, daß ich um Verzeihung bitten muß wenn ich dagegen erst so spät, etwas erwiedere. Der junge Mann, von dem Sie mir schreiben, gefällt mir nach Ihrer Schilderung sehr wohl und nach meiner Üeberzeugung würde er sich auch zu dem neuen Institute recht gut schicken; unsere Franzosen aber die, nach dem beyliegenden Prospectus, ihren Eleven eine ziemliche Summe abzunehmen gedenken, glauben auch wo möglich g e m a c h t e Männer, und Männer von Nahmen herbey und in ihr Interesse ziehen zu müssen, um so mehr als sie solche wirklich, wenn das Institut zusammen kommt, gut bezahlen können. Ich wartete bisher ab, ob allenfalls von denen Personen auf die man Absicht hatte Antwort zurückkäme und ob sich die Unternehmer zu et-

6 von (v unklar korr.) 14 wieder ⎡erst⎤ G 16 wiürde G? 18 Elebven 18–19 so glauben sie auch G? 19 Nahrung⎡men⎤ G 23 aAntwort

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was bestimmten. Da es aber bisher noch nicht geschehen ist und ich befürchte, Sie möchten von Berlin abreisen, / so eile mit dieser Vorantwort um Ihnen für diese Bemühungen den besten Dank zu sagen. Ehe Sie von Berlin weggehen, vertrauen Sie mir ja wohl den Nahmen dieses jungen Mannes, den Sie vorschlugen an? Damit ich im Falle, wenn man auf ihn noch zu reflectiren gedächte, an ihn schreiben könnte, es soll niemand von mir außerdem erfahren wie er heiße und wer er sey. Wenn wir Sie oft vermißt haben, so ist es auch dießmal bey der Anwesenheit des Grafen Geßler und Körners geschehen. Wir haben sehr angenehme Tage zugebracht, auch war Funk hier, und die Gegenwart Schlegels trägt nicht wenig bey die Gesellschaft unterhaltend und lebhaft zu machen. Ich danke Ihnen für den Antheil, den Sie fortgesetzt an meinen Arbeiten nehmen. Was Sie über das Mährchen sagen hat mich unendlich gefreuet. Es war freilich eine schwere Aufgabe zugleich bedeutend und deutungslos zu seyn. Ich habe noch ein anderes im Sinne das aber, gera/de umgekehrt, ganz allegorisch werden soll und das also ein sehr subordinirtes Kunstwerk geben müßte, wenn ich nicht hoffte durch eine sehr lebhafte Darstellung die Erinnerung an die Allegorie in jedem Augenblick zu tilgen. Ich lege die Abschrifft einer Idylle bey, die ich für Schillers Almanach bestimme, ich bitte sie nicht aus Händen zu geben, und wünsche dieser Production, zu der ich selbst einige Neigung habe, eine gute Aufnahme. Daß Sie meine schöne Seele nicht in den Kreiß Ihrer Affection einschließen würden konnte ich ohngefähr voraussehen, bleiben Sie ihren Vettern und Nichten desto gewogener wenn das 7te und 8te Buch, das wohl bald vom Stapel laufen wird, sie zu Ihnen hinbringt. Schiller hat ja wohl von Ifflands Besuch bey uns etwas gesagt es war wirklich ein interessanter Moment. Schiller blieb über drey Wochen bey uns, jetzt aber setzt er sein altes Leben wieder fort und verläßt beym schönsten Wetter seine Stube nie / Meinen Cellini darf ich Ihnen ja wohl nicht empfehlen, ich hoffe dieser sonderbare Mann soll Ihnen in der Ubersetzung, wenn Sie das Original nicht kennen, noch manches Vergnügen machen. 2 eilig ⎡eile⎤ G 5 ⎡an?⎤ G 8 sSie 14 wWas 17 daßs 21 berstimme 22 Ich ⎡und⎤ G 24 Kreisß 27 Ssie 27 hinbrigbringt 28–29 er war d es war wirklich

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Meyer, der im Begriff ist nach Neapel abzugehen, grüßt auf das schönste, er fährt fort sowohl in Arbeit als in Betrachtung äußerst fleißig zu seyn. Die neuesten Fortschritte der Franzosen in Italien machen mich, wegen meiner Nachfahrt nicht wenig besorgt. Da sie den 11ten dieses in Mailand und Parma waren so können sie heute in Italien, ich möchte beynahe sagen, seyn wo sie wollen, wenn sie nur stark genug sind. Die Modenesische Gallerie und der schöne Corege von Parma sollten die nicht auch eine Reise nach Paris antreten? und was können sie nicht aufpacken, wenn sie nach Bologna kommen! Wir müssen das erwarten was wir nicht denken mögen in wenig Posttagen wird die Sache entschieden seyn.

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Es geht ein Expresser nach Weimar den der Profissions-Collecteur an den Forstmeister Cotta schickt um sich zum künftigen Sonntagsclubb etwas Wildpret auszubitten und ich ergreife die Gelegenheit mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen um zugleich zu berichten, daß es mir nach meiner Art und Weise ganz wohl geht. Wäre es zu thun daß man dem Manne, der freylich bey so viel Gästen oft wegen seines Bratens in Verlegenheit ist, diesmal aushülfe, so hätten Sie ja wohl die Güte beym Forstmeister ein Vorwort einzulegen, der auf einen schon vor acht Tagen an ihn deßhalb erlaßnen Brief nicht geantwortet hat. Verzeihen Sie auch diese Zudringlichkeit und behalten mich in freundschafftlichem Andenken. Jena den 29ten May. 1796. Goethe

7 Motdenesische 7 Coreg|e| 8 auch wohl eine 8 antreten|?| G? 9 ⎡nicht⎤ G? 14 aus∩zubitten 16–17 man mit dem

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53. An Christian Gottlob Voigt Jena, 31. Mai 1796. Dienstag Jena dl. 31 May 96. Für die gütige Verwendung, das Wildpret betreffend, danke in meinem und der künftig schmausenden Gesellschaft Nahmen aufs allerbeste. Künftigen Sonntag ist Frohnleichnam und wird also das Clubbfest erst Sonntag in 8 Tagen seyn. Heute haben die Soldaten auf der Landfeste gefeuert, wenn man so fortfährt und die kleine hießige Garnison nur in einer Art von Ansehn erhält, so wird man nicht zu befürchten haben, daß künftig jemals ein Schwärmer zum Trutz, oder eine Pistole zum Ernst hier wieder abgefeuert werde. / In der Beylage erscheint abermals ein kleines Ansuchen, Sie werden, nach Ihrer gewohnten Güte, entweder der Sache irgend eine günstige Wendung geben, oder mich deßhalb belehren. Für den armen Mediciner E i c h e l b e r g in Lobeda, der sich sauerer, als ein Mensch werden ließ und läßt um etwas zu lernen und zu leisten, wünschte ich, daß eine Kleinigkeit geschähe. Glauben Sie, daß ich etwa bey Serenissimo oder bey Fürstl. Cammer irgend ein Schritt thun oder begünstigen sollte? so will ich mich / dessen nicht entziehen. Übrigens ist hier unter Bürger und Bürgergenossen eine unglaubliche Thätigkeit und ich glaube daß es der Moment wäre Liederlichkeit und Unart auf ewig von hier zu verbannen, wenn man von oben herein, gerade jetzt, eingreifen wollte; jeder fängt an den Werth des Besitzthums zu fühlen, mancher wendet Geld und Kräfte hierher, weil er Geld und Kräfte findet, und es wäre doch schön wenn wir noch manches mit ofnen Augen sehen könnten, was wir der Nachwelt vielleicht hinter/lassen müssen zu thun, wenn wir sie zuschließen Sie sehen auch hieraus daß eine gewisse Kraft und Neigung nicht müssig seyn kann, und daß ich, da mir die Franzosen den Weg nach Italien abschneiden, zu Hause im kleinen nützlich zu seyn wünschte. Wie 3 meinenm 4 ⎡Nahmen⎤ G 7 gefeyuert 9 nichts 10 jemals hier 17 sich 19 sollte|?| G? 23 wollte|;| G? 26 könnten|,| W ⎡w⎤ as G 27 am Zeilenende Absatzzeichen eingefügt 28 durch ⎡und⎤

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BRIEF 54

wohl es mir thut mich auch hierinn an Sie wenden zu können sagt Ihnen unser alt Verhältniß. Erhalten Sie Sich den guten Muth und Ihre Gesundheit, die mir vor allen Unschätzbar sind. In Frankfurth hab ich wegen der Lotterie eine recht gute Addresse nur muß ich um eine Art von kleinem pro Memoria bitten, das ich dahin schicken kann. Von diesen, überhaupt unseligen, Dingen, die den gemeinen Geist des Menschen noch gemeiner, den verworrenen noch verworner machen, hab ich keinen Begriff, ich würde sie ab kaufen, denn dabey zu gewinnen ist nichts. G. 〈Beilage〉

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Gehorsamstes pro Memoria. Der Gerber Eckardt hat einen sehr wichtigen Bau unternommen, indem er ein altes, zwischen seinem Wohnhaus und dem Bären gelegenes, Gebäude, niedergerissen hat und nunmehr ein anderes, in gleicher Flucht, mit seinem bestehenden Hause aufführt, ein Unternehmen, das alle Aufmunterung verdient. Es ist ihm dabey folgender Umstand vorgekommen: Er hat einige lange, zu Thürsturzen und ähnlichen überbindenden Bedürfnissen nöthige, Steine, die so haltbar und vollkommen in hießigen Gegenden nicht gebrochen / werden. In Zwätzen, und zwar um des Transports willen B e h a u e n angeschafft. Uber diese hat ihm das hießige Mauerhandwerk Streit erregt, hat den Wagen einige Tage nicht in die Stadt gelassen, und was dergleichen mehr ist. Die Sache ist, wie ich höre, an Fürstl: Regierung. Ich zweifle nicht an einer Resolution, die den Umständen gemäß ist und die Frage für jetzt und künftig entscheidet. Der Gerechtsame des Maurerhandwerks unbeschadet, (denn daran ist in einzelnen Fällen nicht zu rühren,) kommt mir ein solcher Fall höchst zulässig vor. Es ist offenbahr, daß ein Bauherr keine Steine von Zwätzen hierher schleppen wird, wenn er sie näher haben / kann, es ist ungeschickt von ihm 2 sSich G 3 ×Gesundheit 5 daßs G 6 diesemn G 6 unsäglichen ⎡seligen⎤ G 11–12 in∩dem 15 verdient|.| eEs 20 ihnm G? 21 sStreit G 26 |(| G? 27 |,)| G? 27 eEs G 28 klkeine G?

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zu fordern, daß er die ganze rohe Masse über die Hügel schleppen soll, es ist unleidlich von ihm zu fordern, daß er statt tüchtiger, in einer gewissen Länge, die Last haltender und tragender Steine, wieder besser Wissen und Gewissen, bey seinem kostbaren Bau, schlechtere nehmen soll. Möchte doch in diesem, so wie in vielen andern Fällen, auf eine gelinde Weise, das Hinderniß weggehoben werden, das den einzelnen hindert, dem ganzen schadet und nicht dem einzelnen nützt, weil es das ganze lähmt!

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Göthe.

54. An Friedrich Schiller 〈Jena, Ende Mai/Anfang Juni 1796〉 Eine nicht hält mich zurück, gar zwey sinds die mir gebieten.

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––––––– –––– Die schöne Ubung in Distichen wird uns, wie ich hoffe, endlich dahin führen daß wir uns in einzelnen Hexametern bedeutend ausdrücken. Lassen Sie mich fragen: wann Sie Ihre Villegiatur antreten? Und ob ich Sie heute nach Tische zu Hause antreffe? Ich bitte um den Glas Cubus und das große hohle Prisma. Der Roman rückt gut von der Stelle. Ich befinde mich in einer wahrhaft poetischen Stimmung denn ich weiß in mehr als Einem Sinne nicht recht was ich will noch soll. So geht es auch mit meiner Rückkehr nach Weimar. Zur nächsten Lieferung Cellini habe ich einen Stammbaum der Medicis aufgesetzt, insofern sie in dieser Lebensbeschreibung genannt werden. Was macht das Frauchen. Leben Sie recht wohl und lieben mich? Auf Hero und Leander habe ich große Hoffnung, wenn mir nur der Schatz nicht wieder versinckt. G 1 mrohe (vom m Ansatz des ersten Bogens ausgeführt) 4 ×kostbaren 6 wdas G 8 lähmt.! 26 Hoffnung., (Punkt zu Komma korr.)

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BRIEFE 55–57

55. An Charlotte von Kalb Jena, 7. Juni 1796. Dienstag

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Meine eigne Absicht trifft mit Ihren Wünschen, wertheste Freundinn, recht gut überein. Zu Ende dieser Woche wollte ich so von hier abreisen und ich werde meine Abfahrt beschleunigen, um durch diese Kleine Aufmercksamkeit zu zeigen wie sehr ich Ihnen und Ihrer würdigen Frau Tante gefällig zu seyn wünsche. Leben Sie recht wohl. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und werde vor meiner Abreise dem Schloßvoigt anzeigen daß er sich auf einen neuen Besuch vorzubereiten hat. Jena. dl. 7. Juni. 1796 Goethe

56. An Friedrich Schiller Weimar, 10. 〈und 11.?〉 Juni 1796. Freitag 〈und Samstag?〉 10

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Nachdem ich glücklich in Weimar angekommen bin, habe ich mich sogleich dem strengsten Fleiß ergeben, Cellini, und ich hoffe der Roman, sollen bald davon zeugen. Haben Sie die Güte und mir das siebente Buch nächstens zurück zu schicken. Hier folgen die versprochenen Epigramme, es sind doch dreysig an der Zahl! leider ist auch hier der Haß doppelt so stark als die Liebe. Sobald Sie mit der Zusammenstellung fertig sind so schicken Sie mir das Ganze ja gleich. Dadurch wird manches Xenion, das noch unvollendet da liegt, gewiß völlig fertig, und zu neuen giebt es wieder Anlaß. Das eine, d e r G e f ä h r l i c h e habe ich nach Ihrer Idee gemacht, vielleicht nehmen Sie die Veränderung auf. Überhaupt wird mich beym Durchgehen der übrigen, im allgemeinen, der Gedanke leiten, daß wir bey aller Bitterkeit uns vor kriminellen Inkulpationen hüten / Die Idylle und noch sonst irgend ein Gedicht, sollen bald auch kommen. Ich genieße nun in meinem Hause den völligsten Urlaub, 2 uüberein 11 Cellini×, (unklare Überschreibung zu Komma korr.) 12 zeugen|.| hHaben G 14 Zahl|!| 15 ×doppelt 15 Liebe|.| sSobald G 15 sSie 16–17 gleich|.| dDadurch G 20 auf|.| üÜberhaupt G 21 beiym 21 leidten 22 Turbationen ⎣Inkulpationen⎦ G 24 kommen|.| iIch G

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und erfreue mich über die ungeheuern Pensa die ich vor mir sehe. Haben Sie nochmals Dank für alles gute. Leben Sie recht wohl und lassen mir ja von Sich und von den Ihrigen bald etwas hören. Weimar den 10ten Junius 1796. G

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Der Roman ist heute früh angekommen in wenig Tagen hören Sie und erhalten Sie mehr. Die Zeichnungen zu Hirts Manuscript lagen nicht bey es war wie es scheint eine Göpfertsche Papierprobe.

57. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 12. Juni 1796. Sonntag Mein Verlangen auch wieder etwas von dir zu hören ist denn endlich heute auch befriedigt worden, wofür ich dir den besten Dank sage und sogleich auch einige Worte erwiedere. Möchtest du dich ja in der schönen Jahrszeit vollkommen wieder erholen und auch um deinetwillen der Friede bald die Welt beglücken, daß du in deine schöne Heimath wieder zurückkehren könnest, ich traue denen nordischen Sumpf und Wassernestern, in denen du diese paar Jahre zugebracht hast, gar nichts gutes zu. Im August gedachte ich Meyern nach Italien zu folgen, nun bin ich abgeschnitten und muß abwarten, was es werden kann, indessen gehe ich in meinem Wesen und in meinem Plan gelassen fort. Ich habe so viel vor mir auch nur auszuarbeiten, daß es mir vor einem halbjährigen Gefängniß nicht bange wäre, wenn man mir nur Dinte, Feder, Papier und einen Schreiber lassen wollte. Der letzte Band meines Romans kommt auf Michael, ich hoffe er soll dir auch manches erfreuliche bringen, der zweyte und dritte steht eingepackt schon ein halbes Jahr hier auf dem Repositorio, / Der Unglaube hat sie zurück gehalten, so wie der Unglaube dich auch die Zueignung von Woldemar wegstreichen ließ, mit der nächsten fahrenden Post sollen sie nun abgehen.

19 iIch 23 tdir 26 Ssie

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BRIEFE 58/59

Sage mir doch gelegentlich an wen und wohin Klärchen verheirathet ist? Grüße Lenchen vielmals, auch Schlossers wenn sie kommen. Sage mir, was du von Max weißt? und laß mich wissen, daß deine Gesundheit immer zunimmt. W. dl. 12 Juni 96 G. / Dieser Brief war schon gesiegelt als mir die Abschrift einer meiner neuesten Arbeiten in die Hände fällt; ich schicke sie hiermit und ersuche dich nur sie nicht aus Händen zu geben.

58. An Jacob Philipp Hackert 〈Weimar, 13.? Juni 1796. Montag〉

〈Konzept〉 10

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Wohlgebohrner! insonders Hochgeehrtester Herr. Ew Wohlgebl. haben mir bey meinem Aufenthalte zu Neapel und Rom so viele Gefälligkeiten erzeigt, und mir durch Ihre Belehrung so viel Nutzen als Vergnügen verschafft, daß das Andenken daran bey mir niemals verlöschen wird. Durch Herrn Professor Meyer, dessen Talent und Character Ihnen schon bekannt sind, ergreife ich die Gelegenheit mich Ihrem freundschafftlichen Andenken zu empfehlen. Ich lasse diesen braven Mann, der sich schon mehrere Jahre bey uns aufhält, um so lieber wieder in das schöne Land reisen, weil ich Hoffnung habe bald nachzufolgen. Wenn mich nicht alle Hoffnung täuscht, so habe ich Anfangs November die Ehre Ihnen wieder aufzuwarten. Ich hoffe Ew Wohlgebl. in der besten Gesundheit zu finden und abermals Zeuge des Glückes zu seyn, mit welchem ein günstiges Geschick so seltene Verdienste, auf eine seltne Art, in Ihnen belohnt hat. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Bruder auf das beste, haben Sie einige Güte für meinen

2 und wenn 3 weißt|?| 12 erzeichgt G 16 Ich (h unklar korr.) 19 nachzufolgen|.| wWenn G 19 dtäuscht|,| G 20 aufzuwarten|.| iIch G 21 Bbesten G 24 Ihrenm

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Freund Meyer und erhalten Ihre Gewogenheit, demjenigen der sich mit vollkommenster Hochachtung unterzeichnet.

59. An Angelika Kauffmann 〈Konzept〉

〈Jena, 13.? Juni 1796. Montag〉

Mein Freund Meyer, dessen Talent und Character Sie wertheste Freundin schon bey seinem ersten Aufenthalte in Rom zu schätzen wußten hat Ihnen meine besten Empfehlungen überbracht und Sie meines fortdauernden Andenkens versichert. Ehe er nach Neapel geht, soll er Ihnen diesen Brief überbringen, den ich um so freudiger schreibe, als ich hoffen kann ihm bald nachzufolgen. Wenn Sie überzeugt sind daß die Dankbarkeit für Ihre Güte und Freundschaft in meinem Herzen sich immer gleich blieb, daß die Verehrung Ihres Characters und Ihres Talentes, lebhaft wie sie war, sich immer bey mir erhalten hat; so werden Sie sich auch die Freude denken können die ich empfinden muß Sie wieder zu sehen, und der Erfüllung eines Wunsches zu genießen die ich kaum hoffen konnte. Möge ich Sie gesund und glücklich antreffen! und so die Lücke weniger empfinden, welche durch den Verlust zwey so geprüfter Freunde neben Ihnen entstanden ist. Wie schön wäre es wenn wir, da ich im October einzutreffen gedenke, uns wieder auf dem Lande der vorigen Zeiten erinnern und jenes seelige Glück nochmals genießen könnten. Sollten Herr Abba Espina Herr Ricci und seine Schwester noch manch mal von Ihnen gesehen werden so bitte ich mich ihnen zu empfehlen.

1 der mjenigen G 2 vollkommen|st|er G 4 wissen ⎡wußten⎤ G 5 sSie G 11 Talentes|,| G 11 war|,| G 11 hat|;| G 14 ⎡Möge⎤ ich hoffe 〈…〉 anzutreffen|!| G 15 den Verlu die Lücke 15 weniger zu empfinden G 15 Verlus|t| G 16 ist|.| wWie G 19 Abbea 20 ⎡von Ihnen⎤ G

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60. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 13. Juni 1796. Montag

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Am 22ten May schickte ich noch einen recht langen und ruhigen Brief an Sie fort und den 25ten die Anweisung auf Neapel, seit der Zeit haben sich die Aussichten sehr geändert, Italien ist von den Franzosen überschwemmt und mir der Weg zu Ihnen abgeschnitten. Wahrscheinlich trifft Sie dieser Brief nicht mehr in Rom, ich will die alte Adresse darauf setzen und man wird ihn Ihnen nachschicken. In welches Unglück ist das schöne Land gerathen! wie unübersehlich sind die Folgen! Hier wissen wir noch nicht einmal gewiß ob die Franzosen in Bologna sind, aber das ist leider nur zu deutlich: daß sie um den Lago di Garda herum in Tirol, durch Graubündten in Deutschland einzudringen gedenken, vom Oberrheine muß man daher Verstärkungen in jene Gegenden schicken und in kurzem wird man alles was Clairfait über den Rhein wieder erobert hatte, verlassen und sich auf Mainz und Manheim zurückziehen müssen. Auf dem rechten Ufer haben die Franzosen auch schon wieder Glück gehabt und von Düsseldorf bis an die Lahn ist schon alles wieder in ihren Händen. Es läßt sich nicht voraussehen was zwischen heut und dem Tage da dieser Brief zu Ihnen gelangen kann für ungeheure Begebenheiten möglich sind. Fahren Sie fort wo Sie auch sind nach unsern Zwecken zu arbeiten und schreiben Sie mir nur oft, ich billige sehr, daß Sie nach Neapel gehen, Sie finden dort eine reiche Erndte, es ist nicht wahrscheinlich, daß die Franzosen dort hinkommen, die Italienischen Staaten müssen sämmtlich wie der König von Sardinien ungesäumt Friede machen. Ich habe bisher fortgearbeitet, eben als wollte ich im August meine Reise antreten. Mein Roman wird bald fertig seyn, für Schiller ist auch gesorgt und in meinem Hause ist alles in Ordnung, nun kann ich weiter nichts thun als irgend eine andere Arbeit vornehmen, meine Collectaneen zur Kenntniß von Italien zu vermehren und Ihnen von Hause aus entgegen zu arbeiten. Sehen Sie sich indessen in Neapel und in der Gegend um, wie Sie es in Rom gethan haben, ich fürchte / nicht, daß Sie etwas zu einem Rückzuge nöthigen soll. In kurzer Zeit muß sich vieles

27–28 Collectanieen

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aufklären und ich werde nichts vornehmen was von innen unsern Plane widerstreben könnte. Schreiben Sie mir doch ob Sie etwas von den beyden jungen Cudenhoven wissen? der jüngere ist nun auch nach Italien um als Maltheser seine Ritterzüge anzutreten, die Mutter hat lange nichts von beyden gehört. Alles grüßt Sie und erkundigt sich nach Ihnen leben Sie recht wohl. Hier liegt denn auch ein Brief an Hackert bey, lassen Sie mich ja bald etwas von Sich hören. Für die beyden kleinen Monumente danke ich recht sehr wir wollen es wohl bey dem Italienischen lassen indessen ist doch auch das andere in seiner Art eine recht freundliche Idee. Ich will Ihnen künftig alle 8 Tage schreiben und wenn es nur wäre Sie von der Lage der Sachen in Deutschland zu benachrichtigen den eine sonderbare Revolution bevorsteht. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns in unsern Wesen beharren, das Ganze kümmert sich nicht um uns warum sollten wir uns mehr als billig um das Ganze bekümmern. Weimar den 13ten Junius 1796.

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61. An Friederike Helene Unger Weimar, 13. Juni 1796. Montag 〈Konzept〉 Sie haben mir, wertheste Frau, durch Ihren Brief und die überschickten Lieder sehr viel Freude gemacht, die trefflichen Compositionen des Herrn Zelters haben mich in einer Gesellschafft angetroffen, die mich zuerst, mit seinen Arbeiten bekannt machte, seine Melodie des Liedes: i c h: d e n k e d e i n hatte einen unglaublichen Reitz für mich und ich konnte nicht unterlassen selbst das Lied dazu zu dichten, das in dem Schillerischen Musenalmanach steht. 3–4 Gutenhovens ⎡Cudenhoven⎤ (Erg. mit Bleistift) 4 Marlkese ⎡theser⎤ G 9 sSich 13 iIhnen 14 ⎡der⎤ 20 ⎡die⎤ 23 machten 23 Composition ⎡Melodie⎤ G 24 hat|te| G? 25 selbst ein ⎡das⎤ G

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Musik kann ich nicht beurtheilen, denn es fehlt mir an Kenntniß der Mittel deren sie sich zu ihrem Zwecke bedient, ich kann nur von der Wirkung sprechen, die sie auf mich macht, wenn ich mich ihr rein und wiederholt überlasse, und so kann ich von Herrn Zelters Compositionen meiner Lieder sagen: daß ich der Musik kaum solche herzliche Töne zugetraut hätte. Danken Sie ihm vielmals und sagen Sie ihm daß ich sehr wünschte ihn persönlich zu kennen und mich mit ihm über manches zu unterhalten. In dem achten Bande meines Romans wird zwar kein Raum für Gesänge bleiben, / doch ist der Nachlaß Mignons und des Harfenspielers noch nicht erschöpft, und ich werde alles, was davon das Licht erblicken kann, Herrn Zelter am liebsten anvertrauen. Indessen schicke ich vielleicht bald einige andere Lieder, mit der Bitte sie für den Schillerischen Musenalmanach zu componiren, die ich dieser Antwort beyzufügen hoffte, deswegen sie auch länger als billig zurück geblieben ist. Haben Sie Dank, wertheste Frau, für Ihre Bemühung und glauben Sie: daß ich den Antheil zu schätzen weiß den gute und gebildete Seelen an mir und an den Arbeiten nehmen, durch die ich einen Theil meiner Existenz auch entfernten mir unbekannten Gemüthern nahe bringen kann. Herrn Unger sagen Sie auf seinen letzten Brief: daß ich nicht aus Deutschland gegangen seyn würde, ohne den vierten Band in seine Hände zu liefern. Jetzt, da mir, wenigstens für den Augenblick, der Weg nach Italien abgeschnitten ist, so soll er ihn auch / nicht später erhalten. Es kommt nur darauf an, daß ich Muth fasse und das siebente Buch abschicke. Ich muß dabey, wie bey den vorigen Bänden immer denken: daß nicht aller Tage Abend sey, und daß an einer solchen Arbeit, wenn man sie erst einmal, im Ganzen, mit fremden Augen gesehen hat, künftig doch noch manches nachzuholen seyn wird. Leben Sie recht wohl und gedenken Sie meiner in Ihrem Kreise. Weimar den 13ten Junius. 1796,

4 Uund 6 hätte|.| dDanken G 6 Herrn Zelter ⎡ihm⎤ G 7 ih×m 9 ich ist 12–13 die für den ⎤ mit der Bitte sie für den S⎤ G (mit Einweisungszeichen erg.) 13 bestimmt sind und ⎡zu componiren⎤, G 15 geblieben (Unterlänge von b korr.) 18 aund 19 mitr 19–20 mittheilen ⎡nahe bringen⎤ G 22 gehgangen 22 letzten ⎡vierten⎤ G 23 hHände 27 aAbend G? 30 CKreise G? 30 ×den

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62. An Friedrich Schiller Weimar, 14. Juni 1796. Dienstag Hier kommt, mein Bester! eine ziemliche Sendung. Das Stück Cellini ist um fünf geschriebene Bogen kürzer geworden, die ich überhaupt auslassen will, sie enthalten die weitere Reise nach Frankreich und, weil er diesmal keine Arbeit findet, seine Rückkehr nach Rom. Ich werde davon nur einen kleinen Auszug geben und so kann das nächste Stück seine Gefangenschafft in der Engelsburg enthalten, deren umständliche Erzählung ich auch abkürzen und etwa wieder 14 bis 15 geschriebene Bogen liefern will. Zugleich kommt auch die I d y l l e und die Parodie. Nicht weniger die Schrifftprobe zurück. Das Gedicht ist gar schön gerathen, die Gegenwart und die Allegorie, die Einbildungskraft und Empfindung, das Bedeutende und die Deutung schlingen sich gar schön in einander, ich wünschte es bald zu besitzen. Die große Schrifft gefällt mir ganz wohl, wenn Sie einen Corrector finden, der vor dem Abdruck nicht allein die falschen, sondern auch die / schlechten, Ausgedruckten, ungleichen Buchstaben ausmärzt, und man sich beym Druck mit der Schwärze und sonst alle Mühe giebt, so wird kein großer Unterschied gegen den vorigen Almanach bemerklich werden. Es wäre recht gut wenn Sie sich auch wegen dem Papiere und sonst bald entschieden und sodann anfangen ließen zu drucken. Ich will meine kleinen Beyträge aufs möglichste beschleunigen. Das Gedicht des Cellini auf seine Gefangenschafft werden Sie und Herr Schlegel beurtheilen ob es der Mühe einer Übersetzung werth ist. Das Sonnet habe ich schon neulich geschickt, Sie werden es allenfalls an dem bezeichneten Orte einrücken, so wie ich bitte die beykommende Sendung Cellini mit der Feder in der Hand zu lesen, ich habe es nur ein einzigmal durchgehen können. Die Kupfer will ich sogleich besorgen. Wenn ich erst weiß wer sie macht und was sie kosten sollen, schreibe ich das weitere. /

4 Rom|.| iIch G 17 ausmeärzt 20 werden|.| eEs G 21–22 drucken|.| iIch G 24 uÜbersetzung 29 besorgen,. wWenn G (Komma zu Punkt korr.)

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Das siebente Buch des Romans geh ich nochmals durch und hoffe es Donnerstag abzuschicken. Es fehlt nur ein außeres Compelle so ist das achte Buch fertig und dann können wir uns doch auf manche Weise extendiren. Ich habe einen Brief von Meyer der die gegenwärtige Angst und Confusion in Rom nicht genug beschreiben kann, er selbst wird nun wohl nach Neapel seyn. Körnern danken Sie recht sehr für die Bemühung wegen der Victorie. Das Kunstwerk wird mir immer werther, es ist wirklich unschätzbar. Herders zwey neue Bände habe ich auch mit großem Antheil gelesen. Der siebente besonders scheint mir vortrefflich gesehen, gedacht und geschrieben, der achte so viel treffliches er enthält macht einem nicht wohl und es ist dem Verfasser auch nicht wohl gewesen, da er ihn schrieb. Eine gewisse Zurückhaltung, eine gewisse Vorsicht, ein Drehen und Wenden, ein Ignoriren, ein kärgliches Vertheilen von Lob und Tadel / macht besonders das was er von deutscher Litteratur sagt äußerst mager. Es kann auch an meiner augenblicklichen Stimmung liegen, mir kommt aber immer vor, wenn man von Schrifften, wie von Handlungen, nicht mit einer liebevollen Theilnahme, nicht mit einem gewissen partheiischen Enthusiasmus spricht, so bleibt so wenig daran das der Rede gar nicht werth ist. Lust, Freude, Theilnahme an den Dingen ist das einzige reelle, und was wieder Realität hervorbringt, alles andere ist eitel und vereitelt nur. Weimar den 14ten Junius 96. G

63. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 15. Juni 1796. Mittwoch 25

Ich muß mich nur entschließen Ihnen mit dem heutigen Posttage zu sagen, daß ich sowohl die Eingeweidelehre als die Schrifft über das Organ der Seele zur rechten Zeit erhalten habe, die erste hat mir zum sehr er-

2 abzuschicken|.| eEs G 7–8 Victorie|.| dDas G? 10–11 gelesen|.| dDer G? 14 schrieb|.| eEine G? 17 ameiner 26 Eingeweihddelehre G 27 R⎡r⎤ echten

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freulichen Unterricht gedienet, und über die zweyte ist, bey meinem sechswöchentlichen Aufenthalt in Jena, so viel disputirt worden, daß ich genug zu referiren hätte. Haben Sie Dank für beydes und gönnen Sie mir nur noch eine kurze Frist um Ihnen einen längern Brief schreiben zu können als ich gegenwärtig im Stande bin. Bisher hatte ich so manches rückständige wegzuarbeiten gesucht, indem ich mich zu einer Reise nach Italien vorbereitete, die ich im August unternehmen wollte und da ich nunmehr, durch die sonderbaren Kriegsbegebenheiten, gehindert werde, entsteht wieder eine neue Verwicklung in meinen Arbeiten und Vorsätzen. Möchten Sie doch nicht auch am Rhein und Main aufs neue leiden. Leben Sie recht wohl und erhalten mir Ihr Andenken. Weimar den 15ten Junius 1796.

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64. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 16.? Juni 1796. Donnerstag〉

〈Druck〉

Sollte, wie in der Stadt gesprochen wird, eine besondere Nachricht von der Lahn und unserm kleinen Corps hier seyn, so bitte um gefällige Mittheilung. Wollten Sie wohl Morgen Mittag Theil an einem kleinen freundschaftlichen Mahle nehmen? G.

2 sechsrwöchentlichen 2 Jena|,| 6 bin|.| bBisher 11 Vorsätzen,. mMöchten (Komma zu Punkt korr.)

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65. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Juni 1796. Samstag

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Es thut mir recht leid, daß ich Voß nicht sehe; gute persönliche Verhältnisse sollte man ja nicht versämen von Zeit zu Zeit durch die Gegenwart wieder zu erneuern. Leider darf ich mich gegenwärtig nicht einen Augenblick zerstreuen, der Roman ist so gut und glücklich im Gange, daß Sie, wenn es so fort geht, heute über acht Tage das achte Buch erhalten können, und da hätten wir denn doch eine sonderbare Epoche unter sonderbaren Aspecten geschlossen. Grüßen Sie Voßen recht sehr und erneuern auch in meinen Nahmen ein Verhältniß, das seiner Natur nach immer besser werden kann. Sollten noch andere Gäste, wie ich nicht hoffe, gegenwärtig seyn, so will ich für dieselben gleich ein Gastgeschenk eingelegt haben Komm nur von Giebichenstein, von Malepartus! Du bist doch Reineke nicht, du bist doch nur halb Bär und halb Wolf. –––––– Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Ihre liebe Frau und Schlegeln. Ich habe Ihnen viel zu sagen und werde es, wenn das Glück gut ist, gleich in solche Formen bringen daß Sie es zu den Horen und Almanach brauchen können. Adieu. Weimar den 18ten Jun. 96. G Fast hätte ich vergessen zu sagen daß R i c h t e r hier ist. Er wird Sie mit Knebeln besuchen und Ihnen gewiß recht wohl gefallen.

66. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 20. Juni 1796. Montag Weimar den 20ten Junius 1796.

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Ihren Brief vom 4ten Junius habe ich wieder, nach der alten Art, heute und also in 16 Tagen erhalten, wenn die meinigen auch so gegangen sind, so haben Sie zwischen den 5ten und 11ten meinen langen Brief, und 1 Vohsß 8 Vohßen 9 daßs

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sodann die Anweisung erhalten. Bertuch, der jetzt nur seine Fränkischen Eisenwerke im Sinne hat, hatte seinem Industrie Comptoir dazu Befehl gegeben, von dem ich sie erst so spät in Jena erhielt. Lassen Sie sich indessen nicht reuen auch einmal ausgeruht zu haben, Sie haben anhaltend und genugsam gearbeitet, wenn Sie nur glücklich und gesund durch die pontinischen Sümpfe kommen. Sonst ist aber, ich möchte wohl sagen, die Erde überall des Herrn, und wenn Sie sich ja entschließen sollten nach Florenz zu gehen, wie Sie in Ihrem Briefe einige Neigung zeigen, so würde auch da für Sie genug Gewinnst seyn. Am meisten betrübt mich bey der gegenwärtigen Lage der Sache, daß, indem ich länger Ihres Umgangs entbehre, Sie auch nun länger für sich bleiben und einer freundschafftlichen Theilnahme ermangeln. Es geht uns der ganze Gewinn des Lebens verlohren, wenn wir uns nicht mittheilen können, und eben in den zartesten Sachen, an denen man so selten Theilnehmer findet wünscht man Sie am lebhaftesten. Bey Ihrer Abwesenheit und bey der ganzen jetzigen Lage, tröstet mich das am meisten, daß wir, die wir nun einmal verbunden sind, einander so rein und sicher entgegen arbeiten, von Schillern bin ich gewiß daß er nicht rückwärts geht, dagegen hat Freund Humanus, in dem achten Bande der Briefe über Humanität, vor kurzem, noch ein böses Beyspiel gegeben was Willkührlichkeit im Urtheil, wenn man sie sich einmal erlaubt, bey dem größten Verstande für traurige Folgen nach sich zieht. Eine Parentation kann nicht lahmer seyn als das, was über deutsche Litteratur in gedachter Schrifft gesagt wird. Eine unglaubliche Dultung gegen das Mittelmäßige, eine rednerische Vermischung des Guten und des Unbedeutenden, eine Verehrung des Abgestorbenen und Vermoderten, eine Gleichgültigkeit gegen das Lebendige und Strebende, daß man den Zustand des Verfassers recht bedauern muß aus dem eine so traurige Composition entspringen konnte. Und / so schnurrt auch wieder durch das Ganze die alte, halbwahre Philisterleyer: daß die Künste das Sittengesetz anerkennen und sich ihm unterordnen sollen. Das erste haben Sie immer gethan und müssen es thun, weil ihre Gesetze so gut als das Sittengesetz aus der Vernunft ent-

2 seinenm 19–20 ↓in dem achten Band der Briefe über Humanität,↓ G (mit Einweisungszeichen erg.)

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BRIEF 66

springen, thäten sie aber das zweyte, so wären sie verlohren und es wäre besser daß man ihnen gleich einen Mühlstein an den Hals hinge und sie ersäufte, als daß man sie nach und nach ins nützlich:platte absterben ließe. Auf die Aldobrandinische Hochzeit freue ich mich unendlich. Es wird mir die Anschauung von Ihrem Thun und Wesen geben und den Vorschmack von so manchem Guten das ich jetzt vielleicht nur später genieße. Der jetzige Moment ist sehr bedeutend und lange kann das Schicksal von Europa nicht unentschieden bleiben. Ein Theil dessen, was ich in meinem vorigen Briefe geweissaget, ist geschehen, was Clairfait zuletzt wieder erobert hatte ist alles wieder verlohren. Die Franzosen sind Meister vom ganzen linken Ufer des Rheins, bis auf ein paar Stellungen nahe bey Mainz und Manheim, die Kaiserlichen haben ihre mögliche Gewalt an die Lahn gezogen und wehren sich von Wetzlar bis an den Rhein hinunter was sie können. Den 16ten dieses war eine allgemeine Attaque, welche zuletzt günstig für sie ausfiel. Die Chursachsen und unser kleines Contingent stehen auch jetzt in dieser Gegend. Das Preußische und Niedersächsische Observationscorps zieht sich in Westphalen zusammen und jene Gegenden sind also gedeckt. Sollten die Oesterreicher aber, entweder durch die Uebermacht der Franzosen am Niederrhein, oder durch ihr Glück in Tirol genöthigt werden diese letzte Stellung an der Lahn zu verlassen; so ist das übrige Deutschland im / Fall von Unteritalien. Wie hartnäckig sich biß jetzt die Kaiserlichen in Tirol gewehrt haben, werden Sie jetzt schon wissen. Leider streiten wir disseits auf der letzten Linie. Wir wollen nur sehen auf welche Bedingungen und Kosten Italien zum Frieden gelangt und da wird sich ja wohl eine Lücke finden durch die ich zu Ihnen durchdringen kann. Für das neue Project zum Grabmale danke ich recht sehr. Wenn Sie sonst zu nichts besserm aufgelegt sind, so notiren Sie doch auch gelegentlich etwas über Clima, Sitten und Gebräuche, augenblickliche Zustände und was sonst allenfalls wäre, auch etwas von Preißen. Alle solche Notizen haben in der Folge vielen Werth.

22 ⎡an der Lahn⎤ 24 bisß 31 ⎡zu⎤

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Der prismatische Streif unter dem alten Bild ist äußerst bedeutend. Es ist der entgegengesetzte vom Regenbogen gelb und blau nähmlich stehen außen, und das gelbrothe und blaurothe trifft in der Mitte zusammen und bildet den Purpur. Da nun auch von außen eine gelbrothe Linie das ganze von beyden Seiten einfaßt, und eine gelbe Schattirung von derselben wieder nach innen geht so erhält das Ganze dadurch eine besondere Anmuth und Lebhaftigkeit, indem es zugleich das möglichste reine Farbenspiel enthält. Ich will, wenn ich erst Ihre Copie erhalte, den Versuch machen und einen solchen Streifen so rein als möglich auf ein besonderes Papier ziehen lassen und darunter halten, auch dasselbe mit dem umgekehrten eigentlichen Regenbogenstreifen versuchen auch dasselbe, oder was ähnliches bey verschiedenen colorirten Zeichnungen anbringen und Ihnen sodann meine Meinung darüber vermelden. / R i c h t e r a u s H o f, der allzubekannte Verfasser des Hesperus ist hier. Es ist ein sehr guter und vorzüglicher Mensch, dem eine frühere Ausbildung wäre zu gönnen gewesen, ich müßte mich sehr irren, wenn er nicht noch könnte zu den unsrigen gerechnet werden. Heute über acht Tage schreibe ich wieder und hoffe auch bald von Ihnen zu hören. Da noch Platz ist, laße ich Ihnen eine Stelle aus Kant abschreiben, sie schlißt den Paragrav der überschrieben ist, v o n d e r S c h ö n h e i t a l s S y m b o l d e r S i t t l i c h k e i t. Die Rücksicht auf diese Analogie ist auch dem gemeinen Verstande gewöhnlich und wir benennen schöne Gegenstände der Natur, oder der Kunst, oft mit Nahmen, die eine sittliche Beurtheilung zum Grunde zu legen scheinen. Wir nennen Gebäude oder Bäume majestätisch und prächtig, oder Gefilde lachend und fröhlich; selbst Farben werden unschuldig, bescheiden, zärtlich genannt, weil sie Empfindungen erregen, die etwas mit dem Bewußtseyn eines durch moralische Urtheile bewirkten Gemüthszustandes Analogisches enthalten. Der Geschmack macht gleichsam den Uebergang vom Sinnenreitz zum habituellen moralischen Interesse, ohne einen zu gewaltsamen Sprung, möglich, indem er 2 Regenbogen wo nämlich gelb G 2–3 ⎡nähmlich stehen⎤ außen stehen G 3–4 ⎡trifft⎤ in 〈…〉 zusammen treffen G 4 ⎡bildet⎤ den Purpur bilden G 4 Purpur,. dDa (Komma zu Punkt korr.) 16 guter Mann und 23 S y m pb o l

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BRIEF 67

die Einbildungskraft auch in ihrer Freiheit als zweckmäßig für den Verstand bestimmbar vorstellt, und sogar an Gegenständen der Sinne auch ohne Sinnenreiz ein freyes Wohlgefallen zu finden lehrt. G

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Ihre zwey lieben und werthen Briefe, nebst dem Zwieback, habe ich erhalten und da heute früh das Pensum am Romane geschrieben ist, will ich dieses Blatt für Morgen voraus dictiren. Noch rückt das achte Buch ununterbrochen fort, und wenn ich die zusammentreffenden Umstände bedenke, wodurch etwas beynahe unmögliches, auf einem ganz natürlichen Wege, noch endlich wirklich wird so möchte man beynahe abergläubisch werden, so viel ist gewiß, daß mir gegenwärtig die lange Gewohnheit, Kräffte, zufällige Ereignisse, Stimmungen und wie sich uns angenehmes und unangenehmes aufdringen mag, im Augenblicke zu nutzen, sehr zu statten kommt; doch scheint meine Hoffnung es schon künftigen Sonabend zu schicken voreilig gewesen zu seyn. Ihr Gedicht, die K l a g e d e r C e r e s hat mich wieder an an verschiedene Versuche erinnert, die ich mir vorgenommen hatte um jene Idee, die Sie so freundlich aufgenommen und behandelt haben, noch weiter zu begründen. Einige sind mir auch ganz unvermuthet geglückt und da ich eben voraussehen kann in diesen schönen Sommermo/naten einige Zeit zu Hause zu bleiben, so habe ich gleich Anstalt gemacht eine Anzahl Pflanzen im Finstern zu erziehen um als dann meine Erfahrungen mit denen, die schon bekannt sind, zu vergleichen. Daß Voß nicht gekommen ist, gefällt mir nicht an ihm, besonders da Sie sich, wie ich erst aus Ihrem Briefe sehe, noch einander nicht persönlich kennen. Es ist das eine Art von Schluderey und Unattention, deren man sich wohl in jüngern Jahren leider schuldig macht, vor der 15 schon (s unklar korr.) 20 begründen|.| eEinige G 23 Feinstern 23 undm 24 ⎤ zu⎤ 26 sSie 27 kennen|.| eEs G 28 f vor

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man sich aber, wenn man einmal Menschen schätzen lernt, so sehr als möglich hüten sollte. Am Ende hat ihn doch Reichardt abgehalten, denn daß diesem bey seinem Halbverhältniß zu uns nicht wohl seyn kann ist nur zu deutlich. Zelter in Berlin ist präparirt. Es wäre gut, wenn Sie nun auch gleich an ihn schrieben. Ich habe ein Lied Mignons das ich gerne in Ihren Almanach setzen möchte, im Roman wird es nur erwähnt. Es wäre die Frage ob man Ungern selbst / darüber nicht ein vertraulich Wort sagen sollte, wenn auch eine solche Erklärung auskäme, so wäre doch die Kriegs Erklärung geschehen, zu der wir je eher, je lieber schreiten sollten. Xenien habe ich wieder einige Dutzend, nur gerade nicht von der nothwendigsten Gattung. Daß die Idylle bey näherer Betrachtung Stand und Stich hält, freut mich sehr. Für die Eifersucht am Ende habe ich zwey Gründe. Einen aus der Natur: weil wirklich jedes unerwartete und unverdiente Liebesglück die Furcht des Verlustes unmittelbar auf der Ferse nach sich führt, und einen aus der Kunst weil die Idylle durchaus einen pathetischen Gang hat und also das leidenschafftliche bis gegen das Ende gesteigert werden mußte, da sie denn durch die Abschiedsverbeugung des Dichters wieder ins leidliche und heitere zurückgeführt wird. So viel zur Rechtfertigung des unerklärlichen Instinktes, durch welchen solche Dinge hervorgebracht werden Richter ist ein so complicirtes Wesen, daß ich mir die Zeit nicht nehmen kann Ihnen meine Meinung über ihn zu sagen, Sie müssen und werden ihn / sehen und wir werden uns gern über ihn unterhalten. Hier scheint es ihm übrigens wie seinen Schrifften zu gehn, man schätzt ihn bald zu hoch, bald zu tief und niemand weiß das wunderliche Wesen recht anzufassen. Mit Cellini glückt es uns durchaus und da es auch unsere Convenienz ist, so lassen Sie uns das Eisen schmieden, so lange es warm bleibt. Sagen Sie mir wann Sie wieder eine Lieferung brauchen. Hier lege ich Ihnen ein Pasquil bey, das Sie in eine ganz eigene Welt führen wird, und das, ob es schon sehr ungleich ist, doch einige Ca1 Sschätzen 2 soll|t|e|.| aAm G 5 präparirt|.| eEs G 7 erwähnt|.| eEs G 9 auch ⎡doch⎤ G 9 geringste Kriegs G 10 soll|t|en 26 hHier 27 ni×emand 32 Pasquiel

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BRIEFE 68–70

pitalspäße enthält und gewisse Hasenfüsse, Heuchler, Philister und Pedanten toll genug durchnimmt, lassen Sie es niemand sehen und schicken es gleich wieder zurück. abgesch. dl. 22. Juni 96 G

68. An Friedrich Schiller Weimar, 25. Juni 1796. Samstag

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Es ist mir sehr lieb, daß Ihnen das Fastnachtsspiel aus der andern Welt den gehörigen Spaß gemacht hat, ich will doch nach den neuesten Reichstagssachen fragen, und besonders nach einigen Broschüren, die in dieser angeführt sind, es wäre lustig wenn wir auch ein Dutzend Xenien in jene Weltgegend werfen könnten. Schicken Sie mir diese lustigen Brüder nicht eher, als bis Sie den Roman haben, er kommt zu Anfang künftiger Woche, durch einen eigenen Bothen, der die Xenien, wenn Sie solche parat halten alsdann mit zurück nehmen kann. Lesen Sie das Manuscript erst mit freundschafftlichem Genuß und dann mit Prüfung und sprechen Sie mich los, wenn Sie können. Manche Stellen verlangen noch mehr Ausführung, manche fordern sie, und doch weiß ich kaum was zu thun ist, denn die Ansprüche, die dieses Buch an mich macht, sind unendlich und dürfen, der Natur der Sache nach, nicht ganz befriedigt werden, obgleich alles gewisser/masen, aufgelößt werden muß. Meine ganze Zuversicht ruht auf Ihren Forderungen und Ihrer Absolution. Das Manuscript ist mir unter den Händen gewachsen und überhaupt hätte ich, wenn ich in der Darstellung hätte wollen weitläufiger seyn, und mehr Wasser des Raisonnements hätte zugießen wollen, ganz bequem aus dem letzten Bande zwey Bände machen können; so mag er denn aber doch in seiner concentrirten Gestalt besser und nachhaltiger würken. Grüßen Sie Humbold wenn Sie ihm schreiben. An Zelter wollen wir ehestens etwas zusammenmachen, als dann können Sie ja auch die Ceres immer zum Versuche mitschicken. Leben Sie recht wohl, grüßen

2 Pätedanten 11 diesen 14 zuruück

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Sie die liebe Frau, und schreiben Sie mir bald etwas von Ihrem beyderseitigen Befinden. Weimar den 25ten Jun: 1796. G

69. An Friedrich Schiller Weimar, 26. Juni 1796. Sonntag Hier schicke ich endlich das große Werk und kann mich kaum freuen daß es so weit ist, denn von einem so langen Wege kommt man immer ermüdet an. Ich habe es auch nur einmal durchsehen können und Sie werden also manches nach der Intention zu suppliren haben. Es muß auf alle Fälle noch einmal durchgearbeitet und abgeschrieben werden. Wenn Sie dem Bothen die Xenien mit zurückgeben können, so soll es mir angenehm seyn. Ich habe in den nächsten 10 bis 12 Tagen manches in allerley Geschäfften nachzuholen, mit denen ich wenigstens in Connexion bleiben muß, alsdann hoffe ich die Horen und den Allmanach am besten zu bedenken. Das Lied von Mignon habe ich, wie Sie sehen werden, des Effects wegen, doch einschalten müssen. es giebt aber vielleicht ein anderes das im Allmanach nachzubringen ist. Leben Sie recht wohl möge Sie diese Sendung recht gesund antreffen. Ich wünsche dieses Buch nicht eher zurück als bis ich ganz bey mir aufgeräumt habe. Ich hoffe bald von Ihnen zu hören. Weimar den 26tn Jun. 96. G

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70. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 29. Juni 1796. Mittwoch Ich melde Ihnen heute nur so viel, daß es am Niederrhein besser geht und daß die Franzosen über die Sieg hinüber getrieben sind. Die Tyroler Siege waren nicht so glänzend wie die Zeitungen zuerst angaben, 25 gleänzend

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auch sagt die letzte Frankfurther daß sich die Kaiserlichen bis Botzen zurück ziehen würden, und Mantuva völlig blockirt sey. Geht nichts wichtiges vor, so pausire ich 14 Tage bis ich Ihnen schreibe und erhalte indessen vielleicht Briefe von Ihnen. Das achte Buch des Romans ist endlich fertig, und in Schillers Händen, ich brauche keine 4 Wochen mehr um alles was in den übrigen Geschäfften und Arbeiten noch nöthig ist, bey Seite zu schaffen und nun können Sie denken, wie unangenehm mir die äußern Umstände sind, die mich hindern Ihnen näher zu rücken. Ich werde wenigstens meine Schemata vollständiger zu machen suchen, meine Collectanien ordnen, noch einige Reisebeschreibungen studiren und den günstigen Augenblick zur Reise abwarten. Leben Sie recht wohl. Schiller grüßt herzlich und so auch die Hausfreunde, es wird unablässig an Sie gedacht. Weimar den 29ten Juni 1796. G

71. An Friedrich Schiller Weimar, 29. Juni 1796. Mittwoch

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Herzlich froh bin ich daß wir auch endlich diese Epoche erreicht haben und daß ich Ihre ersten Laute über das achte Buch vernehme. Unendlich viel ist mir das Zeugniß werth daß ich, im Ganzen, das was meiner Natur gemäß ist, auch hier, der Natur des Werks gemäß hervorgebracht habe. Ich schicke hier das siebente Buch und werde, wenn ich Ihre Gesinnungen erst umständlicher weiß mich mit Lust nochmals ans achte begeben. Etwa 8 Tage wird meine Zeit durch äußere Geschäffte aufgezehrt werden, welches auch recht gut ist, denn man würde zuletzt über die Mährchen selbst zur Fabel. Alsdann sollen die Xenien, Cellini und der Roman den übrigen Juli in sich theilen. Ich habe beynah Ihre Lebensart erwählt und geh auch kaum aus dem Hause. Die neuen Xenien von der würdigen, ernsten und zarten Art sind Ihnen sehr glücklich gerathen, ich habe zu Completirung dieser 2 mMan|tuva| für 3 iIhnen 9 rücken|.| iIch 13 |h|Herzlich 18 Zeiuchgniß G? 24 selb zuletzt 25 zu|r| erfahren ⎡Fabel⎤ G 26 theilen|.| iIch G

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Sammlung, auch von meiner Seite, allerley Aussichten wenn sich nur die Stimmung dazu findet. / Es ist mir doch lieb daß Sie Richtern gesehen haben, seine Wahrheitsliebe und sein Wunsch etwas in sich aufzunehmen hat mich auch für eingenommen. Doch der gesellige Mensch ist eine Art von Theoretischen Menschen und wenn ich es recht bedenke, so zweifle ich ob Richter im practischen Sinne sich jemals uns nähern wird, ob er gleich im Theoretischen viele Anmuthung zu uns zu haben scheint. Leben Sie recht wohl und lassen uns diesen Monat viel an einander schreiben, denn das, was geschehen soll verlangt viel Aufmunterung. Weimar den 29ten Juni. 1796. G

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72. An Gottlieb Hufeland Weimar, 1. Juli 1796. Freitag Mit Rücksendung des Eschenburgischen Briefes, danke Ew. Wohlgebl, auf das verbindlichste, für den überschickten englischen Cellini und bitte den gefälligen Mittheilern gleichfalls dafür meinen besten Dank zu sagen. In wenig Zeit werde ich wieder an diese Arbeit gehen und, sobald ich die englische Uebersetzung, nur in einigen Stellen, mit dem Original und mit meinem Versuche, verglichen habe, jene wieder zurück senden; sie scheint mir, nach dem ersten Einblick, sehr klar und treu, nur scheint ihr eine gewisse Anschauung der Kunst und Italienischen Natur abzugehn. Sollte ich mein Urtheil zu voreilig finden, so werde ich es gern widerrufen. In Noten und Erläuterungen hat er nichts vorgearbeitet. Wenn ich mir jetzt eine gute Stunde machen will, so erinnere ich mich der lebhaften geistreichen Jenaischen Zeiten und wünsche sie / sobald als möglich wieder erneuert zu sehen. Ich habe seit meiner Rückkunft eher Freund Schillern in seiner Lebensart nachgeahmt, nur daß mir mein Hausgarten eher einige Entschuldigung giebt. Man hat mir gesagt, daß Sie die Zeit über sich nicht wohl befunden haben, ich hoffe, daß Sie völlig wieder hergestellt sind. Empfehlen Sie 14 engli|s|chen 20 dtreu

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BRIEFE 73–75

mich Ihrer lieben Frau und allen werthen Freunden und Freundinnen Ihres Kreises. Sollten Sie nach Weimar kommen, so umgehen Sie mich nicht. Weimar den 1ten Julius 1796. Goethe

73. An Friedrich Schiller Weimar, 1. Juli 1796. Freitag 5

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Da ich nicht weiß, ob ich morgen früh Ihnen werde etwas sagen können, indem ich von allerley äußeren Dingen gedrängt bin; so schicke ich einstweilen das B e l o b u n g s s c h r e i b e n, welches ich von Humbold erhalten habe. Sowohl das viele Gute, was er sagt als auch die kleinen Erinnerungen nöthigen mich auf dem schmalen Wege auf dem ich wandle desto vorsichtiger zu seyn; ich hoffe von Ihren Bemerkungen über das achte Buch eine gleiche Wohlthat. Leben Sie recht wohl, nächstens mehr. Weimar den 1ten Julius. 1796. G

74. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar〉, 4. Juli 1796. Montag 〈Konzept〉 15

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dl. 4 Juli 96. Kaum würde ich Muth haben Sie abermals Porto für schlechte Nachrichten bezahlen zu lassen, wenn nicht Fräulein von Imhof mir die Inlage zugeschickt hätte, die ich Ihnen nicht vorenthalten kann. Kaum sind die Franzosen an der Lahn mit großem Verluste zurück getrieben so passiren sie unvermuthet den Rhein in der Gegend von Straßburg man hat sich ihnen zwar wacker und brav widersetzt, allein sie haben doch Offenburg weggenommen und wenn ihnen auch weiter

1 und Freunden 22 Ihne ihnen

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nichts gelingen sollte so werden sie Kehl in der Geschwindigkeit so viel als möglich befestigen um sich dort die Gelegenheit zu einem beliebigen Uebergang zu verschaffen. Weiter wüßte ich nichts bedeutendes zu sagen. Schillers Zufriedenheit mit dem achten Buche meines Romans ist mir viel werth und bey seinem motifirten

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75. An Friedrich Schiller Weimar, 5. Juli 1796. Dienstag Gleich, nachdem ich Ihren ersten Brief erhalten hatte, fing ich an Ihnen etwas drauf zu sagen, nun überaschen mich, in meinen wahrhaft irrdischen Geschäften, Ihre zwey folgenden Briefe, wahrhaft als Stimmen aus einer andern Welt, auf die ich nur horchen kann. Fahren Sie fort mich zu erquicken und aufzumuntern! Durch Ihre Bedenken setzen Sie mich in den Stand das achte Buch, sobald ich es wieder angreife zu vollenden. Ich habe schon fast für alle Ihrer Desideria eine Auskunft, durch die sich, selbst in meinem Geiste, das Ganze auch an diesen Puncten mehr verbindet, wahr und lieblicher wird. Werden Sie nicht müde mir durchaus Ihre Meinung zu sagen und behalten Sie das Buch noch diese acht Tage bey sich. Was Sie von Cellini bedürfen bringe ich indeß vorwärts, ich schreibe Ihnen nur summarisch was ich am achten Buche noch zu arbeiten denke und alsdann soll die letzte Abschrifft Anfang August aus unsern Händen seyn. Ihre Briefe sind jetzt meine Einzige Unterhaltung und wie dankbar ich Ihnen sey daß Sie mir so auf einmal über so vieles weghelfen, werden Sie fühlen. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die liebe Frau. Weimar den 5ten Juli 1796. G

2 asls 3 wWeiter 3 bedeudtendes 8 überaschten 10 kann,. fFahren G 1(Komma zu Punkt korr.) 11 aufzumuntern.! dDurch G (Punkt zu Ausrufezeichen korr.) 13 iIch 14 sich|,|

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BRIEF 76

76. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 2. und 7. Juli 1796. Samstag und Donnerstag〉

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Herzlich danke ich Ihnen für Ihren erquickenden Brief und für die Mittheilung dessen, was Sie bey dem Roman, besonders bey dem achten Buche, empfunden und gedacht. Wenn dieses nach Ihrem Sinne ist so werden Sie auch Ihren eigenen Einfluß darauf nicht verkennen, denn gewiß ohne unser Verhältniß hätte ich das Ganze kaum, wenigstens nicht auf diese Weise, zu Stande bringen können. Hundertmal, wenn ich mich mit Ihnen über Theorie und Beyspiel unterhielt, hatte ich die Situationen im Sinne die jetzt vor Ihnen liegen, und beurtheilte sie im Stillen nach den Grundsätzen über die wir uns vereinigten. Auch nun schützt mich Ihre warnende Freundschaft vor ein Paar in die Augen fallenden Mängeln, bey einigen Ihrer Bemerkungen habe ich das sogleich gefunden wie zu helfen sey und werde bey der neuen Abschrifft davon Gebrauch machen. Wie selten findet man bey den Geschäfften und Handlungen des gemeinen Lebens die gewünschte Theilnahme, und in diesem hohen ästhetischen Falle ist sie / kaum zu hoffen, denn wie viele Menschen sehen das Kunstwerk an sich selbst, wie viele können es übersehen, und dann ist doch nur die Neigung die alles sehen kann was es enthält und die reine Neigung, die dabey noch sehen kann was ihm mangelt. Und was wäre nicht noch alles hinzu zu setzen um den einzigen Fall auszudrucken, in dem ich mich nur mit Ihnen befinde. ________ So weit war ich gleich nach Ihrem ersten Briefe gekommen, äußere und innere Hindernisse hielten mich ab fortzufahren, auch fühle ich wohl, daß ich, selbst wenn ich ganz ruhig wäre, Ihnen gegen Ihre Betrachtungen keine Betrachtungen zurückgeben könnte, was Sie mir sagen muß, im Ganzen und Einzelnen, in mir practisch werden, damit das achte Buch sich Ihrer Theilnahme recht zu erfreuen habe. Fahren Sie fort mich mit meinem eigenen Werke bekannt zu machen, schon habe ich in Gedanken Ihren Erinnerungen entgegen gearbeitet, etwa

24 Hintdernisse 25 selbst, (Komma gestr.)

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künftigen Mittewoch will ich die / Art und Weise von dem was ich zu thun gedenke, nur summarisch anzeigen, Sonabend den 16ten wünschte ich das Manuscript zurück und am gleichen Tage soll Cellini aufwarten. Sobald die Xenien abgeschrieben sind schicke ich Ihr Exemplar zurück und arbeite indessen in meins hinein. Ich hatte die Idylle Knebeln gegeben, um sie in Umlauf zu setzen, einige Bemerkungen, die er mir ins Haus brachte, so wie die, welche Sie mir mittheilen überzeugen mich wieder aufs neue, daß es unsern Hörern und Lesern eigentlich an der A u f m e r k s a m k e i t fehlt, die ein so obligates Werk verlangt. Was ihnen gleich einleuchtet das nehmen sie wohl willig auf, über alles, woran sie sich nach ihrer Art s t o ß e n urtheilen sie auch schnell ab, ohne vor noch rückwärts, ohne auf den Sinn und Zusammenhang zu sehen, ohne zu bedenken daß sie eigentlich den Dichter zu fragen haben, warum er dieses und jenes so und nicht anders machte? / Ist doch deutlich genug ausgedruckt: S o r g l i c h reichte die Mutter ein n a c h b e r e i t e t e s Bündel. Es ist also keinesweges die ganze/ Equipage, die schon lange auf dem Schiff ist und dort seyn muß, die Alte erscheint nur, in ihrer Mutterund Frauenart, thätig im einzelnen, der Vater umfaßt die ganze Idee der Reise in seinem Segen. Der Sohn nimt das Päckchen selbst, da der Knabe schon wieder weg ist, und um der Pietät gegen die Mutter willen und um das einfache goldne Alter anzuzeigen, wo man sich auch wohl selbst einen Dienst leistete. Nun erscheint, in der Gradation, auch das Mädchen gebend, liebend und mehr als segnend, der Knabe kommt wieder zurück, drängt, und ist zum Tr a g e n bey der Hand, da Alexis sich selbst kaum nach dem Schiffe tragen kann. Doch warum sag ich das? und warum Ihnen? – Von der andern Seite betrachtet sollte man vielleicht die Menschen, sobald sie nur einen guten Willen gegen etwas zeigen, auch mit gutem Willen mit seinen ästhetischen Gründen bekannt machen. – Nun sieht man aber daß man nie ins Ganze wirken kann, und daß die Leser immer am einzelnen hängen, da vergeht einem denn Lust und Muth und man überläßt sie in Gottes Nahmen sich 8 mittheilten 8 überzeugten 10 |i|Ihnen 10–11 nehmen|s|Sie 11 wornach ⎡an⎤ 18 keines×weges 18 ⎡die⎤ G 18 ganz|e| 19 Mutter.- (Punkt zu Bindestrich korr.) 21 ⎡nimt das Päckchen selbst,⎤ G 25 ⎡mehr ⎡ ⎤ als⎤ G 33 ⎡man⎤ G

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BRIEF 77

selbst. Leben Sie recht wohl, grüßen Sie die liebe Frau und danken ihr für das Briefchen ich wünsche bald wieder von Ihnen zu hören. Donnerstag G

77. An Friedrich Schiller Weimar, 9. Juli 1796. Samstag

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Indem ich Ihnen, auf einem besondern Blatt, die einzelnen Stellen verzeichne, die ich, nach Ihren Bemerkungen, zu ändern und zu suppliren gedenke, so habe ich Ihnen für Ihren heutigen Brief den höchsten Dank zu sagen, indem Sie mich, durch die in demselben enthaltnen Erinnerungen, nöthigen auf die eigentliche Vollendung des Ganzen aufmerksam zu seyn. Ich bitte Sie nicht abzulassen, um, ich möchte wohl sagen, mich aus meinen eignen Grenzen hinauszutreiben. Der Fehler, den Sie mit Recht bemerken, kommt aus meiner innersten Natur, aus einem gewissen realistischen Tic, durch den ich meine Existenz, meine Handlungen, meine Schrifften den Menschen aus den Augen zu rücken behaglich finde. So werde ich immer gerne incognito reisen, das geringere Kleid vor dem bessern wählen, und, in der Unterredung mit Fremden oder Halbbekannten, den unbedeutendern Gegenstand, oder doch den weniger bedeutenden Ausdruck vorziehen, mich leichtsinniger betragen als ich bin und mich so, ich möchte sagen, zwischen mich selbst und zwischen / meine eigne Erscheinung stellen. Sie wissen recht gut, theils wie es ist, theils wie es zusammenhängt. Nach dieser allgemeinen Beichte will ich gern zur besondern übergehn: daß ich ohne Ihren Antrieb und Anstoß, wider besser Wissen und Gewissen, mich auch dieser Eigenheit bey diesem Roman hätte hingehen lassen, welches denn doch, bey dem ungeheuern Aufwand, der darauf gemacht ist, unverzeihlich gewesen wäre, da alles das, was gefordert werden kann theils so leicht zu erkennen, theils so bequem zu machen ist.

1 Lliebe 7 mich|,| 8 Erinnerungen|,| 9 iIch G 9 und ⎡um⎤ G 14 finde,. sSo G (Komma zu Punkt korr.) 17 Gegenstand der Unterredung, oder 19 stelle|n| 21–22 U übergehn

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So läßt sich, wenn die frühe Aufmerksamkeit des Abbés auf Wilhelmen rein ausgesprochen wird, ein ganz eigenes Licht und geistiger Schein über das Ganze werfen und doch habe ich es versäumt; kaum daß ich mich entschliessen konnte, durch Wernern, etwas zu Gunsten seines Aeußerlichen zu sagen. Ich hatte den Lehrbrief im siebenten Buch abgebrochen, in dem man bis jetzt nur wenige Denksprüche / über Kunst und Kunstsinn ließt. Die zweyte Hälfte sollte bedeutende Worte über Leben und Lebenssinn enthalten und ich hatte die schönste Gelegenheit, durch einen mündlichen Commentar des Abbés, die Ereignisse überhaupt, besonders aber die durch die Mächte des Thurms herbeygeführten Ereignisse zu erklären und zu legitimiren, und so jene Maschinerie von dem Verdacht eines kalten Romanbedürfnisses zu retten und ihr einen ästhetischen Werth zu geben, oder vielmehr ihren ästhetischen Werth ins Licht zu stellen. – Sie sehen daß ich mit Ihren Bemerkungen völlig einstimmig bin. Es ist keine Frage daß die scheinbaren, von mir ausgesprochenen Resultate viel beschränkter sind als der Inhalt des Werks und ich komme mir vor wie einer, der, nachdem er viele und große Zahlen über einander gestellt, endlich muthwillig selbst Additionsfehler machte um die letzte Summe, aus, Gott weiß, was für einer Grille, zu verringern. / Ich bin Ihnen, wie für so vieles, auch dafür den lebhaftesten Dank schuldig, daß Sie, noch zur rechten Zeit, auf so eine entschiedene Art, diese perverse Manier zur Sprache bringen und ich werde gewiß, in so fern es mir möglich ist, Ihren gerechten Wünschen entgegen gehn. Ich darf den Inhalt Ihres Briefes nur selbst an die schicklichen Orte vertheilen, so ist der Sache schon geholfen. Und sollte mirs ja begegnen, wie denn die menschlichen Verkehrtheiten unüberwindliche Hindernisse sind, daß mir doch die letzten bedeutenden Worte nicht aus der Brust wollten, so werde ich Sie bitten zuletzt, mit einigen keken Pinselstrichen, das noch selbst hinzu zu fügen, was ich, durch die sonderbarste Natur Nothwendigkeit gebunden, nicht auszusprechen vermag. Fahren Sie diese Woche noch fort mich zu erinnern und zu beleben, ich will indeß für Cellini und wo möglich für den Almanach sorgen. G Weimar den 9ten Juli. 1796. 2–3 geistige|r| ErsScheinung G 3 gGanze 6 in∫dem 10 Commendtar G 17 unfd 25 Sschicklichen 29 woll|t|en 31 Natur und Nothwendigkeit

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BRIEFE 78/79

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Z u m a c h t e n B u c h e. 1.) Die sentimentale Forderung bey Mignons Tod zu befriedigen. 2.) Der Vorschlag des balsamirens und die Reflexion über das Band zurück zu rücken. 3.) Lothario kann bey Gelegenheit, da er von Aufhebung des Feudal Systehms spricht, etwas äußern was auf die Heirathen am Schlusse eine freyere Aussicht giebt. 4.) Der Markese wird früher erwähnt, als Freund des Oheims. 5) Das Prädikat der schönen Seele wird auf Natalien abgeleitet. 6.) Die Erscheinung der Gräfin wird motivirt. 7.) Werners Kindern wird etwas von ihren Jahren abgenommen.

78. An Friedrich Schiller Weimar, 9. Juli 1796. Samstag

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Die Xenien erhalten Sie mit meinem Gutachten zurück, die ernsthaften und wohlmeinenden sind gegenwärtig so mächtig, daß man denen Lumpenhunden, die angegriffen sind, mißgönnt daß ihrer in so guter Gesellschafft erwähnt wird. Wegen des Portraits sehe ich nicht, wie wir es machen wollen. Es ist niemand hier der es zu diesem Entzweck copiren könnte, das Original selbst wegzugeben ist allzugefährlich, auch ist Bolt ein gefälliger aber, wie mir’s scheint, kein gründlicher Künstler, wie wär es? Sie versparten Ihre freundschafftliche Absicht bis auf Meyers Zurückkunft, da wir denn in jedem Sinne etwas gutes erwarten können. Grüssen Sie Ihre liebe Frau. Wollten Sie uns in dem Falle daß sich die Familie vermehrt, für die erste Zeit, Carln herüber schicken, so würde er Augusten sehr willkommen seyn und in Gesellschafft der vielen Kinder, die sich in meinem Hause und Garten versammeln, sich recht wohl befinden. Leben Sie wohl. G/ Weimar den 9ten Juli 96. 10 modtifvirt G 16 eEs G? 18 allzugefählrlich 18 Boldt 19 es|?| G 20 Ffreundschafftliche

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Muratori folgt. Vielleville werden Sie erhalten haben. Die Rechnung nächstens. Durch verschiedne Einschränckungen wird die nächste Sendung Cellini auch nur drey gedruckte Bogen und einige Blätter.

79. An Friedrich Schiller Weimar, 12. Juli 1796. Dienstag Zu dem neuen Ankömmling wünsche ich von Herzen Glück, mögen Sie recht viel Freude an dem Knabenpaar erleben. Grüßen Sie Ihre liebe Frau auf das beste und schönste von mir. Künftigen Sonabend, wenn mir es möglich ist, komme ich Sie zu besuchen. Ueber den Roman müssen wir nun nothwendig mündlich conferiren, auch wegen der Xenien und mancher anderer Dinge, die ich auf dem Herzen habe, bey jenem wird die Hauptfrage seyn: wo sich die L e h r j a h r e schließen die eigentlich gegeben werden sollen und in wie fern man Absicht hat künftig die Figuren etwa noch einmal auftreten zu lassen. Ihr heutiger Brief deutet mir eigentlich auf eine Fortsetzung des Werks, wozu ich denn auch wohl Idee und Lust habe, doch davon eben mündlich. Was rückwärts nothwendig ist muß g e t h a n werden, so wie man vorwärts d e u t e n muß, aber es / müssten Verzahnungen stehen bleiben, die, so gut wie der Plan selbst, auf eine weitere Fortsetzung deuten, hierüber wünsche ich mich recht mit Ihnen auszusprechen. Schicken Sie mir nichts mit den Bothenweibern und behalten das Manuscript. Die Xenien, Cellini und sonst noch was vielleicht bringe ich mit. Grüßen Sie Schlegeln und seine Frau, ich freue mich beyde dies mal zu finden. Daß die kleine Freundinn, bey so einen unangenehmen Anlaß, und in so einer kritischen Zeit, die Reise macht ist mir nicht halb recht, es sieht in Schwaben wie am Ober und Unterrheine höchst mißlich aus. Leben Sie recht wohl in Ihrem friedlichen Thal und genießen der schönen Jahrszeit wenigstens aus dem Fenster. Weimar den 12ten Juni. 1796. G

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BRIEFE 80–83

80. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 13. oder 14. Juli 1796. Mittwoch oder Donnerstag〉

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Viel Glück! zum guten Fortgang alles dessen was sich aufs neue lebendige bezieht. Grüßen Sie die liebe Frau und Frau Gevatterinn. Zur Taufe hätte ich mich ohngebeten eingestellt, wenn mich diese Ceremonien nicht gar zu sehr verstimmten. Ich komme dafür Sonnabends und wir wollen ein Paar frohe Tage genießen. Leben Sie wohl. Heute erlebe ich auch eine eigne Epoche, mein Ehstand ist eben 8 Jahre und die französche Revolution 7 Jahre alt. G/ Die Kupferstiche zu Hirts Abhandlung sind in der Arbeit und sollen gut werden. Den einen wollte man nicht unter vier Carolin machen, der andere soll etwas wohlfeiler kommen. Es ist freylich viel und genaue Arbeit daran. Knebel werde ich um Uz angehen.

81. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 13. und 15. Juli 1796〉

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Schiller wünscht Utzens Bildniß vor seinen Calender zu setzen konntest du uns wohl ein gutes Gemählde zu diesem Gebrauch, auf eine oder die andre Weise verschaffen? G

82. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, zwischen 6. und 19. Juli 1796〉

〈Konzept〉

Alle helfenden Wesen und Kräfte seyen uns gepriesen da Sie bester Fürst noch mit so frohem und heuterem Muthe unter den Lebenden an 3 ×eingestellt 4 verstimmt|en.| 5 Heu××te 13 ×angehen 19 Muth|e|

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die Schatten singen und nicht, wie wir vor kurzem noch befürchten mußten sich mit den Schatten unterhalten. Ich erfuhr Ihre gefährliche Krankheit zu einer Zeit, da ich mich zu einer Reise von ganz anderer Art vorbereitete und empfand zum voraus recht lebhaft wie hart es sey sich von denen zu trennen mit denen uns ein altes gutes Verhältniß so nahe verbindet. Nun sind wir beyde Sie Gott sey Dank und ich daß sich Gott erbarmen möge von unsern Wallfahrten abgehalten worden, und ich wünsche nun nichts sehnlicher da wir auf dem glücklichen Thüringischen Boden so nahe zusammen leben Sie sobald als möglich wieder zu sehen und mich Ihres Daseyns und Ihrer Lieder zu freuen. Der Beweiß, das Sie den deutschen Musen manchmal auch noch ein Ohr gönnen, hat mich als einen, der nichts anders als deutsch seyn kann, herzlich gefreut. Leben Sie recht wohl, und sammeln Sie bey der schönen Witterung recht viel Kräfte für Herbst und Winter.

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83. An Friedrich Schiller Weimar, 20. Juli 1796. Mittwoch In Hofrath Loders Gesellschaft bin ich gestern recht geschwinde herüber gekommen. Am Roman wird eifrig abgeschrieben. Heute früh beym Pyrmonter habe ich mir einen kleinen Aufsatz ausgedacht, durch den ich zuerst mir und Ihnen Rechenschafft, von meiner Methode die Natur zu beobachten zu geben gedenke, woraus künftig ein Vorbericht zu meinen Arbeiten dieser Art formirt werden kann. Hier ein Naturproduct das in dieser Jahrszeit geschwind verzehrt werden muß. Ich wünsche daß es wohl schmecken und bekommen möge. G Weimar den 20ten Juli. 96.

7 und (d unklar korr.) 9 ⎡so nahe⎤ G 9 gehalten werden ⎡leben⎤ G 18 Rechtenschafft

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84. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar〉, 22. Juli 1796. Freitag

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Ihren letzten Brief von Rom, und den ersten von Florenz, habe ich an Einem Tage, gestern den 21ten Juli, erhalten, die mir zur großen Beruhigung dienten, denn Sie können sich leicht denken daß ich mir diese Zeit her mancherley Gedanken machte, indessen sind noch drey Briefe an Sie abgegangen, dem letzten war einer von Fräulein von Imhof beygeschlossen, man wird sie Ihnen wohl von Rom nachschicken, sie enthalten eigentlich nichts als den sorglichen Zustand in welchem wir uns bisher befanden, indessen ist auch Frankfurth an die Franzosen übergegangen, sie sind in Schwaben eingedrungen mit der Erklärung Deutschland den Frieden geben zu wollen. Bleiben Sie indessen als Schweitzer und Künstler ruhig in Florenz, und studiren auch diese Stadt wie Sie Rom studirt haben, nehmen Sie sich irgend eine Arbeit vor, und bringen Sie mir, wenn ich nicht so glücklich seyn sollte Sie dort zu sehen, in Ihrem Geiste und Portefeuille die wünschenswerthen Schätze mit. Wegen des Geldes seyn Sie ganz ohne Sorge, es kann, sobald Sie es verlangen nach Zürch bezahlt werden, Ihre Sparsamkeit in Rom ist wirklich evangelisch. Studiren Sie sich ja recht in die alten Florentiner und nehmen Sie, wie Sie es bisher gethan haben, ja immer das würdigste zuerst, und als dann, wie es Gelegenheit und Laune giebt, nehmen Sie das übrige, subordinirte, Kunstwesen, gelegentlich mit; suchen Sie das, was sich auf Ihre Person bezieht, was Ihrer Neigung zunächst liegt, was nach Ihrer Schätzung den höchsten Werth hat zuerst zu ergreifen; gehen Sie, wie Sie es immer thun, zuerst in die Tiefe, arbeiten Sie sich selbst zu Dank und Sie werden für andere für mich und für unsern Zweck immer vollkommen sicher arbeiten. Das einzige bitte ich: setzen Sie sich gegenwärtig in Florenz fest, und gehen von da nicht ohne dringende Ursache weg, in kurzen müssen sich die allgemeinen Verhältnisse entscheiden und / unsere besondern werden dann auch dadurch ihre Bestimmung erhalten; genießen Sie ja der köstlichen Tage unter den florentinischen Kunstwerken, die mir jetzt bey der Uebersetzung vom Cellini so leb-

5 denm 7 sorlglichen 26 Aarbeiten 29 deann 30 Kköstlichen

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haft vor Augen stehn. Das was Sie von seinen Arbeiten sagen trifft mit seinem Character und seinem Schicksal vollkommen überein, seine Bildung ging vom einzelnen aus und bey seiner großen puren Sinnlichkeit wäre es ein Wunder gewesen wenn er sich durch Reflexion hätte zum ganzen erheben sollen. Wenn es möglich ist einige Abdrücke von seinen Münzen zu erhalten so würden sie zur Zierde unserer Sammlung gereichen. Die Beschreibung der silbernen Tafel hat mich sehr lüstern gemacht. Haben Sie Graf Geßlern auf seinem Durchfluge nicht gesehen er scheint in aller Eil nach Neapel gegangen zu seyn. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf Sie in Italien zu sehen, vielmehr wächst mein Verlangen da ich Sie um so viel näher weiß. Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir so oft als möglich, damit ich bald erfahre ob auch unter den gegenwärtigen Umständen meine Briefe bis zu Ihnen durchdringen können. den 22ten Jul. 96. Wo befindet sich denn die von Ihnen beschriebene Silberne Tafel? und wären nicht von diesem oder von ähnlichen Werken Gypsabgüsse zu haben? In Gotha sind, wie Sie wissen die Abgüsse der ehernen Thüren, vielleicht finden Sie kleinere und auch bedeutende Sachen. Nochmals muß ich Sie bitten, setzen Sie sich in Florenz fest und suchen Sie diesen Ort und dessen Kunst zu erschöpfen. Die Kriegsunruhen daselbst sind für Sie, als Schweitzer und Künstler, nicht schlimmer als irgendwo, Sie wissen wie negativ wir in Friedenszeiten sind und nun nimmt / Sorge und Furcht, Parteygeist und Schadenfreude auch beynah noch die letzte Spur von Selbstständigkeit und Communikabilität hinweg, wie viel wollte ich nicht darum geben um in diesem Augenblicke bey Ihnen zu seyn. Nur der Gedanke, daß jeder den seinigen gegenwärtig so nothwendig ist macht mir die Empfindung einer, wenigstens für den Augenblick, vereitelten Hoffnung erträglich. Ich wiederhole nochmals: richten Sie sich behaglich ein und seyn Sie wegen des bedürfenden unbesorgt; schreiben Sie mir nur recht oft. Ihr Aufsatz in den Horen hat auf Ihren Nahmen im December Monate das Publikum sehr aufmerksam gemacht, besonders scheinen die 2 Charaacter 3–4 ⎡puren⎤ Sinnlichkeit (puren war zunächst über der Zeile hinter Sinnlichkeit eingefügt) 4 wWunder 5 sollen|.| wWenn G 12 sSie 19 Thiere Thüren 19–20 Sachen|.| nNochmals G 20 ich sSie

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Herrn Buchhändler zu glauben, daß Sie gerade der Mann seyn müßten 〈…〉 ihren deutschen Sudeleyen und Minchionerien durch Ihren beygefügten Text den wahren Werth zu geben. Herr Leo in Leipzig hat sein Magazin für Freunde des guten Geschmacks, der bildenden und mechanischen Künste, Manufacturen und Gewerbe, mit dem Ersuchen an Sie geschickt künftig dazu einen, simplicirter b e s c h r e i b e n d e n, ja aber keinen c r i t i s c h e n Text zu liefern. Die Hefte, die ich mit einem höflichen Briefe zurückschicken will, sind mit einem unvernünftigen Aufwand von Papier und übrigens mit der allerhöchsten Armuth und Magerkeit ins Publikum getreten. Leben Sie nochmals wohl und besuchen mich fleißig mit Briefen in der Einsamkeit.

85. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 22. Juli 1796. Freitag 〈Druck〉

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Tausend Dank für Ihr Andenken und für die beruhigenden Nachrichten. Dießmal, wie so oft, wenn wir Zeit gewinnen ist alles gewonnen. Es mag jetzt ein schönes Treiben um Sie herum seyn. Ich habe dagegen nichts zu erzählen, wir erwarten die Früchte Ihrer Bemühungen. Sie können am besten beurtheilen ob der Brief an meine Mutter gelangen kann, darum schließe ich ihn bey. Leben Sie recht wohl und sagen mir bald etwas wieder. den 22. Jul. 96. G.

86. An Friedrich Schiller Weimar, 22. und 23. Juli 1796. Freitag und Samstag 20

Ich habe zwey Briefe von Meyer erhalten die mich sehr beruhigen er hat sich mit einem Landsmanne nach Florenz zurückgezogen und ist lustig und guter Dinge recensirt schon die Arbeiten des Cellini und ist unglaublich erbaut von den Arbeiten der ältern Florentiner.

2 Minchoionerien

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Hierbey ein Briefchen das ich niemand zu zeigen bitte, wenn ich etwas weiter erfahre so theile ich es mit. Frankfurth hat doch mehr gelitten als wahrscheinlich war. Am Roman wird fleißig abgeschrieben. Künftigen Mittwoch hoffe ich die größte Hälfte zu überschicken. Es ist recht gut, daß ich so weit bin und köstlich daß Sie mir in der Beurtheilung beystehn. In den jetzigen Augenbliken möchte die nöthige Sammlung und Concentration kaum möglich seyn. Leben Sie recht wohl. Weimar dl 22 Jul 96. G/ Den 23ten Juli. –––––––– Hier noch einige Nachrichten: Chursachsen macht Anstalten zu einem Cordon. Die Franzosen haben die Oesterreicher bey Gemünden repousirt und waren also nur noch 5 Meilen von Würzburg. Wahrscheinlich sind sie dort schon angelangt und finden erstaunliche Magazine und gerettete Schätze. Nach allen Nachrichten gehen die Sächsischen Contingenter zurück. Die Oesterreicher gehen hinter die Donau, Würzburg muß 12 000 Pferde stellen um sie retro zu spediren. Würtenberg macht Friede und hat schon Waffenstillstand Manheim soll so gut wie verlohren seyn. Der Kaiserl Hof läßt / 30,000 Mann aus Böhmen und Galizien kommen. Frankfurth hat 174 Häußer verlohren zahlt 8 Millionen Livers Geld 1 ½ Million Tuch und Zeug und eine Menge Vivres davor soll kein Einwohner ohne Urtheil und Recht modificirt werden. ––––– So lauten ohngefähr die tröstlichen Nachrichten von verschiedenen Orten und Enden. Das Schicksal unsrer Gegenden beruht bloß darauf: ob es möglich seyn wird Zeit zu gewinnen? Einem ersten Anlauf und einer Streiferey wird man allenfalls widerstehen können. Daß der König von Preußen in Pyrmont und also doch die letzte / Instanz bey der Hand ist, daß ihn und den Landgrafen von Hessen selbst viel daran ge7–8 Concendtration 15 wWürzburg 20 und um 21 wWaffenstillstand 23 Galiczien 29 dieser unsrer G 30 gewinnen|?| eEinem G

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legen seyn muß einen Frieden für Chursachsen zu vermitteln, daß die Franzosen genug zu thun haben den Oesterreichern durch Franken, Schwaben und Baiern nach Böhmen zu folgen und sie auf ihrem eignen Grund und Boden zu bezwingen, das zusammen läßt uns einige Hoffnung schöpfen wenn nicht diese, wie so viele andere, zu nichte wird. Von meiner Mutter habe ich noch keine Nachricht, sie wohnt auf dem großen Platz wo die Hauptwache steht und sieht gerade die Zeil hinauf, sie hat also den ganzen Halbkreis der Stadt der bombardirt / wurde vor ihren Augen . Ich habe indessen fortgefahren meine Tonne zu wälzen. Wie die Abschrifft des Romans vorrückt habe ich die verschiedenen Desiderata zu erledigen gesucht, mit welchem Glück werden Sie beurtheilen. Leben Sie recht wohl. Die Nachricht vom Koadjutor ist nicht wahrscheinlich, er hatte Raum und Zeit genug sich nach Ulm zurück zu ziehen sogar das Condeische Corps, das in Freyburg stand scheint sich gerettet zu haben. Was ich weiter vernehme erfahren Sie auch. G

87. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 24. Juli 1796. Sonntag〉

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Für das fortgesetzte gütige Andenken und die abermals überschriebenen Nachrichten danke ich aufs allerbeste. Ich kann mir die Bewegung in welcher Sie leben zwar lebhaft genug doch gewiß nicht so lebhaft als sie ist, vorstellen ich hoffe daß alles zum besten gehen soll. Daß Serenissimus in diesem Falle Ihre Assistenz hat ist mir kein geringer Trost. Ich habe Briefe von Meyer er hat sich auf Florenz zurück gezogen sein Brief ist vom 24ten Juni also von einer Zeit wo es noch nicht gar so bunt ging. Wenn man das ungeheure Interesse bedenkt was die Franzosen von Ancona bis Würzburg zu bedenken haben so sollte man hoffen daß wir in dem jetzigen Augenblicke kein be/deutender Gegenstand für sie wä-

3 und nach 4 Botden 8 Zeilen 11 wälzen|.| wWie G 12 Desitderata 13 ×Glück

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ren. Dagegen läßt sich aber auch sagen daß es für sie ein leichtes seyn müßte noch einen Grad nördlicher Breite weiter mitzunehmen. Da sie übrigens ein Bureau halb kriegerischer halb diplomatischer Art in Eisenach etablirt haben, ist doch wenn auch die Gefahr völlig vorüber ginge im Augenblick ein großer Trost und Beruhigung für viele und muß den Platz zu einem interessanten Mittelpuncte machen. Ich schicke einige Ilmenaviensia zur gefälligen Ansicht, Unterschrifft und was Sie etwa wegen des Holzbedürfnisses an die Cammer oder an den Hl Geh: Rath Schmiedt möchten gelangen lassen / damit die Sache nicht mehr als eben gerade nöthig ist gerührt werde. Das übrige werde ich zu dem berühmten 9ten folgenden Monats sogut als möglich vorbereiten bis dahin hoffe ich, besitzen wir Sie wieder und manches ist im klaren wills Gott im reinen. Fahren Sie fort mir manchmal auch nur weniges zu sagen einige unterstrichene Stellen Ihres Briefes sind mir für den Moment bedeutend genug. Z.B. daß Chursachsen nur c o r d o n i s i r e n will wenn die Franzosen kommen. Das heißt in meiner Sprache g a r n i c h t. Desto besser es müssen also schon gute Einleitungen zum Frieden gemacht seyn. Sagen Sie mir etwas näheres. Niemand soll es sehen odl. erfahren. Tausendmal Adieu G/

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Haben Sie die Güte mich Durchl dem Herzog zu empfehlen

88. An Friedrich Schiller Weimar, 26. Juli 1796. Dienstag Ich schicke hier einen guten Brief von Meyer, es ist der zweyte den ich von Florenz erhalte, wo er sich ganz wohl befindet, ich wünsche nur daß er sich mit recht breiter Ruhe daselbst fest setzen möge. Auf den Sonabend schicke ich wohl noch ein paar Dutzend Xenien. Könnten Sie mir nicht, wie Sie beym Almanach vorwärts rucken, das Manuscript erst herüber schicken, ich haben in den Xenien manche 3 k×riegerischer 4 Eiseniach 5 Augenblick f ein 5 vfür 6 machen. (danach Ansatz zu einem I) 16 ×daß 17 g × × a r n × × i c h t

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Stellen verändert, auch hie und da noch Ueberschriften gefunden, vielleicht wäre etwas davon zu brauchen. Die Abschrift des Romans geht vorwärts und ich finde noch mancherley darinne zu thun, ich hoffe ihn den 3ten oder den 6ten August zu schicken den 10ten besuche ich Sie und da hoff ich wollen wir bald zum Schluß kommen. Bis dahin wird sich auch wohl das politische Unheil mehr aufgeklärt haben Thüringen und Sachsen hat, so scheint es, Frist sich zu besinnen und das ist schon viel Glück. / Kants Aufsatz über die v o r n e h m e Art zu philosophiren, hat mir viel Freude gemacht, auch durch diese Schrifft wird die Scheidung dessen was nicht zusammen gehört immer lebhafter befördert. Die Auto da Fe der Stolberge und die Epigramme der Baggesen sollen ihn übel bekommen, sie haben ja so nur einen Credit weil man sie tolerirt hat und es wird keine große Mühe kosten sie in den Kreiß zu bannen wohin sie gehören. Leben Sie recht wohl; ich wünsche Ihrer Frau bey der Veränderung gute Gesundheit und dem Kleinen, bey seiner neuen Nahrung, Gedeihen. Ich werde indessen so fleißig als möglich seyn um einige Zeit in Ruhe bey Ihnen bleiben und mich über manche neue Unternehmung mit Ihnen unterhalten zu können. Weimar den 26.ten Jul. 1796. G

89. An Friedrich Schiller Weimar, 28. Juli 1796. Donnerstag

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Sie haben so oft, nebst andern Freunden gewünscht, daß unsere Schauspieler manchmal in Jena spielen möchten, so eben tritt eine Epoche ein, wo wir sie von Lauchstädt aus zu Ihnen schicken können, ist alsdann das Theater einmal eingerichtet, so versteht sich daß die Sache im Gang bleiben kann. Schreiben Sie mir doch ein wenig die Disposition der Gemüther, bringen Sie besonders die Frauens in Bewegung.

5 hoff (danach Ansatz zu e?) 18 ⎡neuen⎤ G 18 gGedeihen 19 ⎡mich⎤ G

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Der Herzog hat, |:unter uns gesagt,:| mir die Sache ganz überlassen, an Gotha hat man ein Compliment hierüber gemacht, und sie haben auch nichts dagegen, doch soll und mag ich die Sache nicht ohne Beystimmung der Academie vornehmen. Ich werde sie aber nicht eher durch den Prorector an den Senat bringen, als bis ich gewiß Majora vor mir habe. Lassen Sie also durch Ihre Bekannte und Freunde / das wünschenswerthe einer solchen neuen Erscheinung recht ausbreiten und sagen mir bald Nachricht wie es aussieht? Ich wünschte die Mere coupable auf kurze Zeit zu haben, ist sie noch in Ihren Händen oder können Sie solche geschwind haben, so kann Herr Hofkammerrath Kirms, der dieses bringt sie abends mitnehmen. Hier ein Brief von meiner Mutter. Schreiben Sie mir wie die Ihrigen sich befinden? Übrigens ist alles in solcher Confusion und Bewegung daß die ästhetische Stimmung die erforderlich wäre den Roman nach unsern Wünschen zu vollenden nur als eine Wundergabe erwartet werden kann. Indessen ist auch daran nicht ganz zu verzweifeln. Leben Sie recht wohl. Weimar den 28ten Juli. 1796. G

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90. An Friedrich Schiller Weimar, 30. Juli 1796. Samstag Die Xenien kommen sogleich wieder zurück, ich habe nur wenige Anmerkungen gemacht und erinnere nur noch daß wir in E u d ä m o n i a das i lang gebraucht haben, welches wohl nach dem Accent, nicht aber nach der Quantität richtig ist. Wahrscheinlich brauchen Sie diese paar Epigramme nicht. Ueberhaupt will ich Ihnen nicht leugnen, daß es mir einen Augenblick recht wehe gethan hat unser schönes Carten und Luftgebäude, mit den Augen des Leibes, so zerstöhrt, zerrissen, zerstrichen und zerstreut zu sehen. Die Idee war zu schon, zu eigen und einzig als daß ich

1 ||:unter uns gesagt:|| G 10 hHänden

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mich nicht, besonders da sich bey mir eine Idee, ein Wunsch leicht fixirt, darüber betrüben sollte für immer darauf renunciiren zu müssen. Doch mag es denn auch an dem Spase genug seyn den uns der Gedanke indessen gemacht hat, es mag genug seyn daß nun so viel Stoff da ist, der zu einem andern Körper nun wieder verarbeitet werden kann. Die Zusammenstellung in Ihrem Almanach wird mich schon wieder trösten, nur bitte ich meinen Nahmen so wenig als möglich unter die Gedichte / zu setzen. Die wenigen welche ich die Zeit hervorgebracht habe muß ich für den Augenblick liegen lassen, ich bringe sie mit, wenn ich komme, und bis dahin wird der neue Körper des Almanachs schon so lebendig und mächtig seyn um sie sich zu assimiliren. Noch eins ich wünschte daß alles wegbliebe, was in unserm Kreise und unsern Verhältnissen unangenehm wirken könnte in der ersten Form forderte, trug, entschuldigte eins das andere jetzt wird jedes Gedicht nur aus freyem Vorsatz und Willen eingeschaltet und wirkt auch nur einzeln für sich. Vom Roman ist gar nichts zu sagen, er hält einen Mittagsschlaf und ich hoffe er soll gegen Abend desto frischer wieder aufstehn. In meinen Beobachtungen über Pflanzen und Insecten habe ich fortgefahren und bin ganz glücklich darinne gewesen. Ich finde, daß wenn man den Grundsatz der Stetigkeit recht gefaßt hat und sich dessen mit Leichtigkeit zu bedienen weiß, man weder zum Entdecken noch zum Vortrag bey organischen / Naturen etwas weiter braucht. Ich werde ihn jetzt auch an elementarischen und geistigen Naturen probiren und er mag mir eine Zeit lang zum Hebel und zur Handhabe bey meinen schweren Unternehmungen dienen. Das französische Ungewitter streift noch immer jenseit des Thüringer Waldes hin, wir wollen das Gebürge, das uns sonst die kalten Winde schickt, künftig als eine Gottheit verehren, wenn es diesmal die Eigenschaften einer Wetterscheidung hat. Da in Rudolstadt Vogelschießen ist, so geht unsere Schauspielergesellschaft den 11ten dahin und die Wünsche des Jenaischen Publikums nach einer anmuthigen Unterhaltung im September können indessen laut werden.

18 austfstehn 21 Stetigkeit zu recht 23 probiren etwas

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Schreiben Sie mir wenn Sie wieder eine Lieferung vom Cellini brauchen. Ich wünsche zu hören daß Sie mit den Ihrigen sich recht wohl befinden. Was haben Sie vor Nachricht aus Schwaben? Die Sächsischen Contingenter sollen bey Cranach seyn. Ob man sie brauchen wird das Voigtland und den Saalgrund vor Streifereyen zu decken? ob man an der Werra / noch einen andern Cordon ziehen wird? ob man Neutralität und Waffenstillstand durch Preußen vermitteln wird? überhaupt welche Art von Gewitterableiter man brauchen kann und will? muß sich in Kurzem aufklären. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche eine ruhige und beruhigte Zeit bald in Ihrer Nähe zuzubringen. Weimar den 30ten Jul. 1796. G

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91. An Friedrich Schiller Weimar, 2. August 1796. Dienstag Sie werden, mein Lieber, noch manchmal in diesen Tagen zur Geduld gegen mich aufgefordert werden, denn jetzt, da die Zeit herbey kommt in welcher ich abreisen sollte, fühle ich nur zu sehr was ich verliere indem mir eine so nahe Hoffnung aufgeschoben wird, welches in meinem Alter so gut als vernichtet heißt. Was ich noch von Cultur bedarf konnte ich nur auf jenem Wege finden, was ich vermag konnte ich nur auf jene Weise nützen und anwenden, und ich war sicher in unsern engen Bezirk einen grossen Schatz zurück zu bringen, bey welchem wir uns der Zeit, die ich entfernt von Ihnen zugebracht hätte, künftig doppelt erfreut haben würden. Des guten Meyers Beobachtungen schmerzen mich, er hat selbst nur den halben Genuß davon, wenn sie für mich nur Worte bleiben sollen und daß ich jetzt keine Arbeit vor mir sehe die mich beleben und erheben könnte, macht mich auch verdrießlich. Eine große Reise und viele von allen Seiten zudringende Gegenstände waren mir nöthiger als jemals; ich mag es indessen nehmen wie ich will, so

3 wuünsche 4 ×Sie 10 Kur×zem 10 aufklären (u unklar korr.) 20 unsermn 21 welchenm 26 verdrießlich|.| eEine G 27 allen (n unklar korr.)

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wäre es thöricht / gegenwärtig aufzubrechen und wir müssen uns also drinn finden. Ich hoffe Sie bald zu besuchen und es freut mich, daß Sie sich einen Weg ausgedacht haben wie wir den Spas mit den Xenien nicht verliehren. Ich glaube es ist der ganz richtige und der Kalender behält seine vorige Form und zeichnet sich vor allen andern durch Vorspiel und Nachspiel aus, er wird nicht bunt durch Vermischung heterogener Dichtungsarten, und wird doch so mannigfaltig als möglich. Wer weiß was uns einfällt um übers Jahr wieder auf eine ähnliche Weise zu interessiren. Von allem übrigen sage ich heute nichts. Leben Sie recht wohl. Grüssen Sie Ihre liebe Frau ich wünsche Sie mit den Ihrigen wohl und vergnügt anzutreffen. Weimar den 2ten August 1796. G

92. An Friedrich Schiller Weimar, 6. August 1796. Samstag

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Die ci devant Xenien nehmen sich, in ihrer jetzigen Zusammenstellung, sehr gut aus, und wird diese ernste Gesellschaft gewiß auch gut aufgenommen werden. Könnten Sie noch die paar fehlenden Ueberschriften finden, so würde es sehr schön seyn, mir hat der Geist, in diesen kurzen Stunden, nichts eingeben wollen. Die nächste Woche bin ich bey Ihnen, und ich hoffe unser Zusammenseyn soll nicht unfruchtbar bleiben, wir werden manches vollenden und uns zu manchem entschließen können. Von naturhistorischen Dingen habe ich manches Gute zu erzählen. / Ich habe in diesen Tagen das schönste Phänomen, das ich in der organischen Natur kenne, (welches viel gesagt ist) entdeckt und schicke Ihnen geschwind die Beschreibung davon. Ich weiß nicht ob es bekannt ist, ist es aber; so verdienen die Naturforscher Tadel daß sie so ein wichtig Phänomen nicht auf allen Straßen predigen, an statt die Wißbegierigen mit so vielen matten Details zu quälen. Sagen Sie niemand 4–5 verliehren|.| iIch G 7 vVermischung 8 möglich;. wWer G 9 en× wieder 10 allenm 20 manchenm 22 dGute 22–23 erzählen|.| ich habe / Ich habe 25 iIch 27–28 wWißbegierigen

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nichts davon. Ich habe zwar die Beobachtung nur an Einer Art machen können, wahrscheinlich aber ist es bey allen so, welches sich noch / diesen Herbst entscheiden muß. Da die Veränderung so schnell vorgeht, und man nur wegen der Kleine des Raums die Bewegung nicht sehen kann, so ist es wie ein Mährchen wenn man den Geschöpfen zusieht, denn es will was heisen in 12 Minuten um ½ Zoll in der Länge und proportionirlich in der Breite zu wachsen und also gleichsam im Quadrate zuzunehmen! und die 4 Flügel auf einmal! Ich will sehen ob es nicht möglich ist Ihnen dieses Phänomen unter die Augen zu bringen. Leben Sie recht wohl! unter uns gesagt ich hoffe Ihnen Friede und Ruhe für Thüringen und Obersachsen mitbringen zu können. Weimar den 6ten August 1796. / N a c h s c h r i f t. Es versteht sich von selbst, daß man sich dieses Wachsthum nicht vorzustellen hat als wenn die festen Theile der Flügel in so kurzer Zeit um so vieles zunähmen, sondern ich denke mir die Flügel aus der feinsten tela cellulosa schon völlig fertig, die nun durch das Einstreben irgend einer elastischen Flüssigkeit, sie sey nun Luft- Dunst- oder Feuchtartig, in so großer Schnelle, ausgedehnt wird. Ich bin überzeugt daß man bey Entwickelung der Blumen eben so etwas wird bemerken können.

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93. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 1.–〉8. August 1796. Montag bis Montag Ihren dritten Brief von Florenz erhalte ich heute den ersten August, Ihr zweyter war schon vor einiger Zeit angekommen. In den seltsamen Zuständen, in denen wir, nicht leben, sondern schweben, kann mir nichts tröstlicheres seyn als Sie in Florenz zu wissen und ich freue mich in jedem Ihrer Briefe die Bestätigung des herrlichen Kunstgenusses zu vernehmen, dessen Sie sich an diesem Orte erfreuen. Meine einzige Hoffnung Sie noch in Italien zu sehen ruht auf Ihrem Aufenthalt in dieser

1 eEiner 8 Quatdrate 11 Rüuhe 18 Luft|-|∫Dunst|-|

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Stadt. Jetzt, da die Zeit herannahet, in der ich abreisen sollte fühle ich erst recht lebhaft wie nöthig mir die Cultur war, die mir eine so große und schöne Reise gegeben hätte, alles was ich mir statt derselben vornehmen kann ist ein kümmerliches Wesen und bringt mich nicht vom Flecke und doch muß ich an etwas denken, das mich zu Hause beschäftigt und mich nicht ganz verfallen läßt. Denn die Kriegsaspecten sind die wunderlichsten und traurigsten für unser Vaterland. Würzburg ist, da ich dieses schreibe schon seit einiger Zeit in den Händen der Franzosen so wie auch Stuttgard. Der Zeit und den Umständen nach, müssen sie schon viel weiter vorwärts seyn, von Schweinfurth aus sind ihre Seitenpatruillen bis gegen den Thüringer Wald gegangen man erwartet sie in Coburg und noch läßt sich die Grenze nicht denken wo sie stille stehen oder wo sie können aufgehalten werden. D e n 5. A u g u s t. Schon den 29ten Juli waren die Franzosen in Ulm, wo mögen sie seyn, wenn dieser Brief bey Ihnen eintrifft und das sey genug von Kriegsnachrichten. Fangen Sie ja bald irgend ein Werk an! Wenn Sie die Madonna della Seggiola kopiren können, so wäre es äußerst erwünscht. Ich erinnere mich auch keines Bildes das einen so angenehmen Eindruck hinterließe. Ueberhaupt wiederhole ich nur: richten Sie sich in Florenz ein als wenn Sie dort leben und sterben wollten. Die Zeit vergeht bey den würdigsten wie bey den unnützesten Beschäftigungen, in der besten / wie in der schlechtsten Gesellschaft. Ich darf jetzt nicht daran denken vom Platze zu gehn und ich will lieber aus der Noth eine Tugend machen, meine Gedanken inwärts richten und ausführen wozu sich mir Lust und Neigung darbietet. So werden wir ja wohl den Winter überstehen und ich habe keinen andern Wunsch als Sie mit dem ersten Frühjahr in Florenz zu finden und daselbst mit Ihnen eine Zeit lang ruhig zu leben, durch Sie die sinnlich ästhetische Cultur zu erneuern, und erst wieder ein Mensch zu werden, ehe ich etwas anders beginne. Ich hoffe das Clima soll Ihnen conveniren, vielleicht gehen Sie einige Win-

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termonate auf Siena oder Pisa das sey Ihnen alles überlassen, ich will indeß fleißig schreiben. Der seltsamen Massen florentinischer Bauart erinnere ich mich recht wohl. Finden Sie etwa einige dieser Palläste in Kupfer gestochen, so kaufen Sie solche doch ja, damit uns auch dieses nicht in unserer kleinen Sammlung fehle. Die Dresdner Geschmäcke sind nun auch heraus gekommen und die illuminirten Kupfer mit außerordentlicher Delicatesse und Reinlichkeit vollendet. Das ganze Werk qualificirt sich Prinzen und Prinzessinnen vorgelegt zu werden, wie es denn auch dem Churfürsten dedicirt ist. Was Schurcht in dieser Art machen kann hat er geleistet und hätte bey einer vernünftigern Idee, und einer weniger freyherrlichen Leitung, noch was besseres und schicklicheres hervorgebracht. Das Aegyptische Zimmer ist im höchsten Grade abgeschmackt, in den übrigen aber manches Gute und brauchbare, durchaus aber besticht einen die verwundersame Reinlichkeit und Zierlichkeit. Der Text sieht aus wie / ein altes Heft eines Schulrectors von 20 Jahren. Wundershalben lasse ich Ihnen den Anfang des Elogii abschreiben (ist unterblieben) wodurch das Werk im Modejournal introducirt wird, eigentlich sollte dieses Specimen im Chinesischen Zimmer vorgelesen werden. Um von dem Etrurischen Wesen etwas zu reden, so sagen Sie mir doch was nennen Sie Griechische Werke s p ä t e r e r Z e i t? von denen sich die Graburnen in der Florentinischen Sammlung im Styl nicht unterscheiden. Auf die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri bin ich voller Verlangen. Von Gotha höre ich daß das Römische Manuscript in Venedig angelangt sey, haben Sie denn Ihre Aldobrandinische Hochzeit dabey gelassen? Es ist ein wunderliches Werk von Diderot Sur la Peinture heraus gekommen, das er im Jahr 1765 geschrieben haben mag, wie man aus der Recension der Ausstellung der Pariser Academie von gedachtem Jahre, die zugleich mit abgedruckt ist, schließen kann. Beyde Schriften sind dieses seltsamen, genialischen Sophisten würdig. Paradoxen, schiefe

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und abgeschmackte Behauptungen wechseln mit den luminosesten Ideen ab, die tiefsten Blicke in das Wesen der Kunst, in die höchste Pflicht und die eigenste Würde des Künstlers, stehen zwischen trivialen, sentimentalen Anforderungen, so daß man nicht weiß wo einem der Kopf steht. Das Pariser Gesellschaftliche Gewäsch, die falschen, lügenhaften Wendungen verführen ihn oft, wider besser Wissen und Gewissen, und auf einmal dringt seine bessere Natur, sein großer Geist wieder durch und er / trifft, Schlag auf Schlag, wieder den rechten Fleck. Es wäre eine gar Artige und lustige Arbeit wenn man Muth genug hätte das Werk zu übersetzen, und immer mit seinem Texte zu controvertiren, oder ihm Beyfall zu geben, ihn zu erläutern oder erweitern. Vielleicht schicke ich Ihnen wenigstens ein Stückchen auf diese Art behandelt nächstens zu. Für heute will ich diesen Brief schließen, denn ich habe Ihnen von nichts zu sagen was aussähe wie die Capelle des Masaccio, zu der mein Geist in diesen Augenblicken so vergeblich strebt als die Geister der Christgläubigen nach dem Schauen des neuen Jerusalems. Von unsern Entstehungen in der Nachbarschaft mag ich Ihnen nichts sagen, das Römische Haus wird mit jedem Tage unrömischer, und die Seite der Luft und Hünertreppe immer abscheulicher je fertiger alles darum herum wird. Die Gegenseite nach Belvedere zu sieht indessen, auf oder ab, so ruhig und vernünftig aus, daß man sich wirklich daran erfreuen kann. Das hinterste Zimmer, durch das wir verzweifelten, macht nun, Gott sey Dank, auch die Verzweiflung aller derer die damit zu thun haben. Wenn es fertig ist, so verspreche ich daß kein Mensch, von welcher Art er auch sey, einen behaglichen Augenblick darinne haben soll. Leben Sie recht wohl; schreiben Sie mir oft! unsere Correspondenz scheint Glück zu haben, denn auch Ihre Briefe kommen mir zur rechten Zeit. Ehestens wird eine große Litaney Fragen über Florenz und was dem an- und abhängig erfolgen. Besuchen Sie ja F i e s o l e sobald als möglich und geben mir eine Schilderung. Den 8ten August 1796. Die Franzosen sind in Nürnberg Dominus vobiscum in Saecula Saeculorum. Amen!

5 gGesellschaftliche 9 Artige Sache 15 ausseähe 20 Hinüntertreppe 25 haben|.| wWenn

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94. An Friedrich Schiller Weimar, 10. August 1796. Mittwoch Mein Paket war gemacht, ich hoffte wieder einige gute Zeit mit Ihnen zuzubringen. Leider halten mich verschiedene Umstände zurück, und ich weiß nicht wenn ich Sie sehen werde. Was Sie eigentlich von den Herkulanischen Entdeckungen zu wissen wünschen möchte ich näher wissen, um Ihnen zweckmässig aushelfen zu konnen. Ich schicke Ihnen hierbey den Volkmann, auch ist in der Büttnerischen Bibliothek ein Buch: Beschreibung von Heracleia, aus dem Italiänischen des Don Marcello Venuti. Frankfurth und Leipzig 1749. Schicken Sie mir doch mein Blatt über die Schmetterlinge zurük. Das Phänomen scheint allgemein zu seyn, ich habe es indessen bey andern Schmetterlingen und auch bey Schlupfwespen bemerkt. Ich bin mehr als jemals überzeugt daß man durch den Begriff der S t e t i g k e i t den organischen Naturen trefflich beykommen kann, ich bin jetzt daran mir einen Plan zur Beobachtung aufzusetzen wodurch ich im Stande seyn werde jede einzelne Bemerkung an ihre Stelle zu setzen, es mag dazwischen fehlen was will, habe ich das einmal gezwungen, so ist alles was jetzt verwirrt, erfreulich und willkommen. Denn wenn ich meine vielen, ungeschickten Collectaneen ansehe; so möchte sich wohl schwerlich Zeit und Stimmung / finden sie zu sondern und zu nutzen. Der Roman giebt auch wieder Lebenszeichen von sich. Ich habe zu Ihren Ideen Körper nach meiner Art gefunden, ob Sie jene geistigen Wesen in ihrer irrdischen Gestalt wieder kennen werden, weiß ich nicht. Fast möchte ich das Werk zum Drucke schicken, ohne es Ihnen weiter zu zeigen. Es liegt in der Verschiedenheit unserer Naturen daß es Ihre Forderungen niemals ganz befriedigen kann, und selbst das giebt, wenn Sie dereinst sich über das Ganze erklären, gewiß wieder zu mancher schönen Bemerkung Anlaß. Lassen Sie mich von Zeit zu Zeit etwas vom Almanach hören. Hier ein kleiner Beytrag, ich habe nichts dagegen, wenn Sie ihn brauchen

9 17949 15 mehr ⎡mir⎤ G 19 Collectanieen 19 ansehen 21 sich|.| iIch G? 22 sSie 25 eEs G? 29 hören|.| hHier G?

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können, daß mein Nahme darunter stehe. Eigentlich hat eine arrogante Aeusserung des Herrn Richters, in einem Briefe an Knebel, mich in diese Disposition gesetzt. Lassen Sie mich ja wissen was Humbold schreibt. In einigen Tagen wird Herr Legationsrath M a t t e i sich bey Ihnen melden, nehmen Sie ihn freundlich auf, er war Hofmeister bey dem Grafen Forstenburg natürlichen Sohn des Herzogs v. Braunschweig. und zugleich an dessen Mutter Frau von Brankoni attachirt und hat mit beyden ein ziemliches Stück Welt gesehen. Leben Sie recht wohl. Weimar den 10ten Aug: 1796.

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Ihre freundliche Zuschrifft, begleitet von den ersten Bogen des Almanachs und den guten Zwibäcken, waren mir sehr erfreulich sie trafen mich mitten im Fleiße von allerley Art. Der Almanach macht wirklich ein staatliches Gesicht und das Ganze kann nicht anders als reich und mannigfaltig werden. Könnten Sie nicht, da Sie doch einige Blätter umdrucken lassen, auch gleich die E i s b a h n mitnehmen? Wie sie jetzt steht, verspricht sie ein Ganzes zu seyn, das sie nicht leistet, und die zwey einzelnen Distichen am Ende machen den Begriff daran noch schwankender. Ich schicke Ihnen hierbey wie ich wünschte daß sie abgedruckt würden. Die Distichen würden durch einen kleinen Strich getrennt und da ich noch einige hinzugethan habe, so machten sie eine Art von Folge und leiteten die künftigen ein, die auf eben diese Weise stehen werden. Sophie Mereau hat sich recht gut gehalten. Der Imperativ nimmt sich recht lustig aus. Man sieht recht bey diesem Falle wie die Pöesie einen falschen Gedanken wahr machen / kann, weil der Appell ans Gefühl sie gut kleidet. Mir ist aufgefallen wie das Gedicht von Conz doch eigentlich nur gute Prosa ist, und wie wunderlich die 1 stehe|.| eEigentlich G? 1 arrogandte 6 Ffreundlich 7 ↓natürlichen Sohn 〈…〉 Braunschweig.↓ G (mit Einweisungszeichen erg.) 16 mitnehmen.? wWie G 19 schwankender|.| iIch G 19 hiebrbey (von b nur Aufstrich ausgeführt) 22 e×ben 24 aus|.| mMan G

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Kobolde sich in der übrigen hellen Gesellschaft ausnehmen. Es ist aber recht gut daß Sie von allen diesen beliebten Arten etwas aufnehmen. Haben Sie nicht auch noch eine leidliche Romanze? Bey der Redaction der Xenien hoffe ich gegenwärtig zu seyn und meine neusten noch unterzubringen. Bis künftigen Mittwoch hoffe ich manches überstanden zu haben, bis dahin werde ich mir auch die Frage ob ich Ihnen das Achte Buch nochmals schicke? beantworten können. Ich müßte mich sehr irren oder ich muß künftig diesen letzten Band zu 2 Bänden erweitern, um etwas mehr Proportion in die Ausführung der verschiedenen Gegenstände zu bringen. Was sagen Sie zu beyliegender Wundergeschichte? sie ist aus der florentiner Zeitung genommen. / lassen Sie es doch abschreiben und theilen es einigen Freunden mit. Merkwürdig ist das Mandat das man zu gleicher Zeit, zur Sicherstellung der Französischen Commissarien, die man erwartet, vom Quirinal publicirt hat, es werden darinn die unmittelbarsten, strengsten Strafen demjenigen, der sie nur im mindesten beleidigte, oder sich bey allem was geschehen könnte (wahrscheinlich ist der Transport der Kunstsachen gemeynt) nur im mindesten regte und rührte, ohne prozeßualische Form, angedroht. Meyer hat geschrieben und ist recht gutes Muths, er hat schon angefangen die Madonna della Seggiola zu kopiren und wird sich nachher wahrscheinlich an einen Theil eines trefflichen Bildes von Michelange machen, er hofft immer noch auf mein nächstes Kommen. Die nächste Woche werde ich auch mehr sagen können wie unsere Politica stehen. Das Sächsische Contingent bleibt im Voigtlande, die übrigen Truppen sind denn doch so vertheilt daß der Cordon / eine Gestalt hat demohngeachtet wird wohl das beste was zu hoffen ist nicht von Macht und Gewalt sondern von höhern Verhältnissen und höhern Constellationen abhängen. Grüßen Sie alles was Sie umgiebt, ich freue mich Sie bald wieder zu sehen, wie ich denn von unserer Wechselwirkung noch Folgen hoffe die wir jetzt gar noch nicht ahnden können. Leben Sie recht wohl. G Weimar den 13ten August 1796. 1 ausnehmen|.| eEs G 3 hHaben 3 Retdaction 7 schicke,? G? (Komma zu Fragezeichen korr.) 13 ⎡man⎤ 21 Segg|i|ola 22 d eines 23 kKommen G? 28 g×höhern

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〈Beilage 1〉 Rom den 16 Juli.

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Wir sind in dieser Stadt Zuschauer von hohen Wundern. Es war bekannt, daß in Ancona, und andern Städten der Mark, einige heilige Bilder der Mutter Gottes die Augen geöffnet, geschlossen und bewegt hatten; nun bemerkten auch hier, am verflossenen Sonnabend, den 9ten dieses, gewisse Andächtige unter denen sich einige Geistlicher befanden, die bey der Madonna del Archetto genannt, um ihr Gebet zu verrichten, sich verweilt hatten, daß gedachtes Wunderbild die Augen bewegte und aufhub. Zu diesem Wunder lief das Volk in so großer Menge herbey, daß die Vorgesetzten für rathsam befanden eine Militarwache, zur Erhaltung der guten Ordnung, dabey zu stellen. Dies Wunder beschränkte sich nicht bey gedachtem heiligen Bilde, sondern man sah es auch an andern, deren eine große Menge an unsern Straßen angebracht sind. So vermehrte sich am Sonntag und Montag die Zahl der Wunder gleichfalls an Bildnissen einiger Kirchen, besonders in St. Maria del popolo, S. M. in Vallicella. S. Marcello, degli agonizzanti, de’ buon Fratelli und so weiter. Übrigens hat man auch bewundert daß zwey trockne Lilienstengel, die an der Mauer befestigt waren, wo das Bild der Madonna, die vom Arco de Pantani den Nahmen hat, sich befindet am vergangenen Sonnabend, vier grünende / Knospen trieben, welche noch immer wachsen und zunehmen. Indessen haben Ihro Heiligkeit, in Betrachtung so großer Wunder, und in der Absicht daß Volk zu einer aufrichtigen Versöhnung mit Gott anzufeuern, sogleich, durch seine Eminenz den Cardinal Vicarius, eine gottesfürchtige Einladung zu heiligen Umgängen in die 6 Hauptkirchen verkünden lassen, sie werden Sonntags der künftigen Woche anfangen und Mittwochs aufhören. Deßhalb hat sich ein zahlreiches Volk, in bußfertiger Prozession, von

2 zZuschauer 6 aAndächtige G 6–7 auch irgend ein ⎡sich einige⎤ gGeistlicher war ⎡befanden⎤ G 7 della 7 A×rchetto 7 gGebet 10 mMilitarwache 11 wWunder G? 16 delgli 16 b⎡u⎤on G 19 ×sich 21 Ihreo G? 23 z durch 24 eEminenz 24 demn G? 26 ×anfangen 27 dDeßhalb

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einem Bilde zum andern unter andächtigen Gebeten des Rosenkranzes und der Litaneyen begeben, auch Personen vom Stande und von hohem Range haben sich zu dieser andächtigen Handlung vereinigt, und man hat, an verschiedenen Abenden die Stadt erleuchtet, als wenn es Tag wäre, so daß alles zusammen die zärtlichste und andächtigste Zufriedenheit erregen mußte.

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96. An Friedrich Schiller 〈Weimar〉, 16. August 1796. Dienstag Künftigen Donnerstag Abend hoffe ich bey Ihnen zu seyn, indessen schicke ich hier ein Packet Allerley voraus. 1.) Die Aetzdrücke zu der Hirtischen Abhandlung; die durch den Grabstichel ausgearbeiteten sind zu nochmaliger Correctur in meiner Hand. 2.) Die Cottaischen Briefe. Eine Kupferblatte zum Deckel des Musenalmanachs kann in 14 Tagen fertig seyn, nur die Zeichnung wird einige Schwierigkeit machen. Meyer hat einige, die trefflich sind, ich weiß nicht zu was für Calendern erfunden und stechen lassen, ich bringe sie mit. Am Ende componiren wir selbst eine schickliche Bordüre, lassen das Mittelfeld frey, setzen vorne ein ernsthaftes und hinten ein lustiges Xenion drauf, so ist die Sache abgethan und doch wieder was neues. 3.) La Mère Coupable. 4.) Ein P u b l i k u m, welches die Situation von Rom, verbunden mit jenen Wundergeschichten, gar wohl erkennen läßt. / 5.) Ein nagelneues Mährchen, dessen Verfasser Sie wohl erkennen werden. Sollte man nicht aus diesem Product, wenn man es übersetzte und ihm etwas gäbe und nähme einen interessanten Beytrag zu den Horen machen können? Wenigstens ist die democratische Tendenz eines so rein aristokratischen Quellwassers einzig in ihrer Art, und 1–2 ↓unter andächtigen Gebeten des Rosenkranzes und der Litaneyen↓ (mit Einweisungszeichen erg.) 2 begeben, und auch 3–4 auch ⎡und man⎤ hat man G 6 erregten hat. mußte. G 15 ×stechen 16 eEnde 17 setzten 25–26 ⎡zu den Horen⎤ G 26 Kkönnen.? wWenigstens G 27 seiner ⎡ihrer⎤ G

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man könnte, wie ich mir’s imaginire, aus der Production, mit wenigem Aufwand noch manchen Vortheil ziehen. Das Achte Buch des Romans soll noch von hier abgehen, damit, was mir gelungen seyn möchte Sie im Druck überasche, und was daran ermangeln mag uns Unterhaltung für künftige Stunden gewähre, denn was den Augenblick betrifft so bin ich, wie von einer großen Debauche, recht ermüdet daran, und wünsche Sinn und Gedanken wo anders hinzulenken. Es thut mir sehr leid daß Ihre Familiennachrichten so traurig sind. Da es im allgemeinen so übel / geht, sollte man billig im einzelnen erfreut werden. Es soll mir sehr angenehm seyn Ihre Frau Schwägerin wieder zu sehen, und Ihren Herrn Schwager kennen zu lernen. Leben Sie recht wohl. Am 16ten. Aug 1796 G 〈Beilage 1〉 Aus der Florentinischen Zeitung. Rom den 16ten Juli.

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Mittwoch (den 13ten) Morgens begab sich der Cavalier Azara, nach seiner Rückkunft, zur Audienz des heiligen Vaters, und ward mit großer Freundlichkeit empfangen und lange unterhalten. Da die Ankunft der französischen Commissarien in dieser Hauptstadt zunächst erwartet wird, so ward gleichfalls Mittwoch nachstehendes Edict, von Ihro Eminenz dem Cardinal Zelada, dem Staatssecretair, bekannt gemacht: In Gefolg des übereinstimmigen Beschlusses mit der französischen Armee, wodurch man die Gefahr eines feindlichen Eindringens in diese hohe Stadt entfernt und einen festen beständigen Frieden zwischen den beyden Nationen entgegen sehen kann, hat man bedingt und erlaubt, 4 sich ⎡Sie⎤ G 4 Drüuck 6 Depbauche 9–10 sind|.| dDa G? 22 erwardtet 23 CZelada 23 Staatssecretair (re unklar korr.) 26 sich ⎡man⎤ G 27 entfernt sieht und man einen G

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mit ausdrücklichem Beyfall und Genehmigung seiner Heiligkeit, unseres Herrn, daß vielleicht in Kurzem einige französische Commissarien sich nach Rom begeben werden um über verschiedenes vorkommende zu handeln und sich zu besprechen, um durch Erfüllung gewisser Artickel, und einiger auf die Uebereinkunft bezüglicher Bedingungen, den Weg des Friedensschlusses zu erleichtern. Die Maximen unserer heiligen Religion, das heilige Recht der Gastfreundschaft, das unverbrüchliche Jus gentium, die öffentliche Treue und Glauben, die sich von der höchsten Beystimmung herleiten, die / Wichtigkeit einer förmlichen Uebereinstimmung zwischen zwey Mächten, die ehrwürdige Garantie und Vermittlung seiner catholischen Majestät, das öffentliche Interesse, das privat Interesse eines jeden die gute Ordnug, die Ruhe um den gemeinen Frieden zu erhalten, verlangen unweicherlich, daß jene französischen Commissarien von allen verehrlich und geziemlich behandelt werden. Der heilige Vater ist in dem festen Vertrauen daß sein Volk die Gewalt einer solchen Pflicht wohl erkennen und zugleich überzeugt seyn werde, daß, was auch der Gegenstand der Ankunft jener Commissarien seyn möge, jedermann, sobald sie der eigene Souvrain verfügt, blindlings darein ergeben müsse, weil dadurch nur der allgemeine Nutzen erzweckt werden kann und auch wirklich der Verlust und Schaden von einer Seite nützlich ist, der den Umsturz und die Auflösung des Ganzen verhindert. Demohngeachtet um die Gewaltthätigkeit irgend eines Unvorsichtigen, mehr aber noch die giftige Hinterlist irgend eines Feindseligen zu verhindern, der, unter dem Mantel des Eifers, vielleicht nicht unterlassen möchte heftige und unzufriedene Gesinnungen gegen jene Commissarien einzuflösen, hat uns seine Heiligkeit befohlen gegenwärtiges Edict zu publiciren, durch welches man in seinem / päpstlichen Nahmen befiehlt und allen bekannt macht: daß gedachte Commissarien auf alle Weise schicklich und geziemend behandelt werden sollen, als öffentliche Personen, die sich unter dem höchsten Schutz befinden und einer Nation angehören, mit welcher man eine Uebereinkunft getrof2 dasß G 3 ⎡sich⎤ nach Rom kommen ⎡begeben⎤ werden G 4 und ⎡um⎤ G 5 und ⎡einiger⎤ auf die G 11 ehrwürdige, (Komma gestr.) 12 In×teresse 12 jeden, (Komma gestr.) 17 dasß G 21 unsd sSchadend G 24 fFeindseligen G 25 verhintdern 26 möchte feindselige heftige

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fen hat, und mit welcher man einen wechselseitigen Frieden befestigen will. Deswegen ein jeder von welchem Alter, Stand, Geschlecht, oder irgend einer Art er sey die man etwa besonders und eigentlich nennen könnte, der sich unterstehen dürfte, zu irgend einer Zeit, die geringste Beleidigung oder den leichtesten Ausfall, mit Worten, Thaten, Schreiben, oder die leichteste Art des Hohnes gegen gedachte Comissarien oder andere Individuen der Französischen Nation oder ihre Diener und Gefolge sich zu erlauben oder ihnen irgend einen Schaden an ihren Sachen anzuthun, betrachtet und gerichtet werden soll als ein Feind des Vaterlands und des Staats, schuldig der Rebellion und unerläßlich deßwegen der Todesstrafe untergeben nicht weniger der Confiscation der Güter und ewiger Infamie, deßwegen denn seine Heiligkeit alle ordentliche Tribunale dieser hohen Stadt befehligt: mit der größten Genauigkeit auf die Erfüllung dieser Verordnung zu wachen. Gegen die Ubertreter soll auf alle Weise sträcklich zur Execution der angesetzten Strafen geschritten werden, sobald nur die That selbst bestätigt ist und zwar / was die Gültigkeit der Beweise und die Schnelligkeit des Urtheils betrifft, soll alles der Wichtigkeit eines solchen Verbrechens angemessen seyn, ohne daß jemanden die Entschuldigung, oder der Vorwand: angereitzt oder beleidigt worden zu seyn nützen könne, denn er hat sich deßwegen an seine rechtmässigen Obern zu wenden. Eben solche Strafen und Verfügungen hat ein jeder zu erwarten der solchen Verbrechern mit Rath, Hülfe oder Gunst beygestanden oder sich auf irgend eine Weise als Mitschuldiger oder Theilnehmer gezeigt hätte, wenn er auch nur öffentlich oder insgeheim solche Reden sollte geführt haben, die zur Anreitzung, Bestärkung, und Anfeurung einer solchen gesetzwidrigen That hätten gereichen können, wenn sie auch selbst nicht zur Wirklichkeit gekommen wäre. Übrigens erklärt man: daß jeder, der auch nicht Mitschuldiger und Theilnehmer wäre und doch Kenntniß von solchen Uebertretungen hätte, gehalten seyn solle bey gedachten ordentlichen Tribunalen, sogleich, davon Anzeige zu thun, unter 10jähriger unerläßlicher Galerenstrafe, im Fall er solches zu thun ermangelte. In solchem Fall wird der Denunciant nicht allein ver3 ⎡er⎤ G 7 Indivitduen 8 unterstünde ⎡zu erlauben⎤ G 9 anthäte ⎡anzuthun⎤ G 10 Rewbellion 15 streäcklich 17 Beweise betrifft und 19 jemand|en| G 20 seyn jemanden nützen 22 hatte ⎡ein⎤ G

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schwiegen werden, sondern er wird auch, wenn er es verlangt, eine Verehrung von 500 Scudi erhalten, sobald er hinreichende gesetzliche Anzeigen geben kann daß sich gegen die Schuldigen rechtlich verfahren lasse. Und so gedenke jeder zu gehorchen weil die angesetzten Strafen mit der größten Strenge und ohne Hoffnung von Gnade erfolgen werden. Vom Quirinal den 13ten Jul. 1796.

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97. An Friedrich Schiller Weimar, 17. August 1796. Mittwoch Ob wir gleich mehr als jemals vom Augenblick abhängen so hoffe ich doch es soll mich nichts hindern Morgen Abend bey Ihnen zu seyn die tabulas votivas bringe ich morgen wieder mit. Ihre Distichen sind außerordentlich schön und sie werden gewiß einen trefflichen Effect machen. Wenn es möglich ist daß die Deutschen begreifen daß man ein güter tüchtiger Kerl seyn kann ohne grade ein Philister und ein Matz zu seyn so müssen Ihre schönen Sprüche das gute Werk vollbringen indem die große Verhältnisse der menschlichen Natur mit so viel Adel, Freyheit und Kühnheit dargestellt sind. Weit entfernt daß ich die Aufnahme gewisser Arbeiten in den Almanach tadle, denn man sucht dort gesellige Mannigfaltigkeit Abwechslung des Tons und der Vorstellungsart man will Masse und Menge haben / der gute Geschmack freut sich zu unterscheiden und der schlechte hat Gelegenheit sich zu bestärken indem man ihn zum besten hat. Von so vielem andern mündlich. Ich hoffe wir wollen diesmal wieder zusammen eine gute Strecke vorwärts kommen. Da ich den Roman los bin so habe ich schon wieder zu tausend andern Dingen Lust. Leben Sie recht wohl. Weimar den 17ten August. 1796. G

3 dasß G 5 weil man die 6 ausrichten wird. ⎣erfolgen werden.⎦ G 9 dMorgen 18–19 Mannigfaltigkeit und Abwechslung

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BRIEFE 98/99

98. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 17. August 1796. Mittwoch

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Hierbey folgen die Verordnungen und der Erlaß an die Deputirten ich habe auch einige Pundte beygelegt die Sie wohl indeß gleichfalls besorgen lassen. Ich schicke die Acten sämmtlich ob Sie gleich dieser Waare genug im Hause haben. Ich gehe morgen Abend weg und frage auf alle Fälle noch einmal persönlich bey Ihnen an. Leben Sie recht wohl. den 17ten August. 1796.

99. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 17. und 18. August 1796. Mittwoch und Donnerstag

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Weimar den 17ten Aug: 96. Dieses Blatt soll heute nur Beylage zu der Idylle werden, der ich eine gute Aufnahme wünsche, sie eröffnet den Schillerischen Musenalmanach und ist dieses Frühjahr in Jena zu Stande gekommen. Ich habe noch manches andere im Sinne, wozu sich aber bis jetzt noch keine Stimmung finden wollen. Indessen die Franzosen an der Donau sind macht sich unsere Situation noch ganz leidlich. Die sämmtlichen sächsischen Contingenter sind zurück und es ist ein Cordon, vom Voigtlande an bis nach Creutzburg, am Thüringer Walde her, gezogen und in dieser Positur hofft man sächsischer Seits, durch preüßische Mediation, gleichfalls zur Neutralitat zu gelangen. Das ist das neuste, und wie Sie sehen, nicht das Schlimmste. / Für die Römischen Wundergeschichten danke ich, schicken Sie doch manchmal ein Stückchen Florentinische Zeitung, damit man wenigstens einen Blick in die Italiänischen Zustände thun möge. Wieland schreibt aus der Schweitz: daß S i e schon am Zürcher See angelangt seyen und daß er hoffe Sie ehster Tags zu sehen. Ich freue mich indessen Sie vor den florentinischen Kunstbildern zu wissen, möchten Sie doch noch lange dabey verweilen. Nehmen Sie, wenn Sie

3 sSie 16 Thuüringer 22 sSi e 24 mich S indessen

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mit dem Raphael fertig sind, ja die Arbeit vor, zu der Sie den meisten Trieb fühlen; es wäre fürtrefflich wenn Sie den interessanten Theil aus Michelagnolos Bild wählten. Schreiben Sie mir doch auch so ein bißchen / über die Lebensweise in Florenz und wie man auf eine leidliche Weise sich mit Quartier und Kost einrichtete, freylich eine hübsche Wohnung müßten wir haben, etwa auf den Arno hinaus. Doch davon künftig mehr wenn es wirklich möglich ist, daß ich mich in Bewegung setze. Über Ihre schematisirte Rezension des kleinen Bildes sage ich nächstens mehr, wenn ich sie besser werde studirt und mit unsern Rubriken zusammengehalten haben. Auf alle Weise scheint mir eine solche Beschreibung die einzig nützliche, denn obgleich niemals dadurch eine Anschauung erweckt werden kann, so sind doch darin alle Elemente des Urtheils enthalten und ist also sehr viel geleistet. / Ich gehe heute nach Jena um mit Schillern manches zu besprechen und zu berathen, wobey wir Ihrer im Besten gedenken werden. Die Hausfreundin grüßt und wünscht Ihnen bald wieder eine gute Suppe zu kochen und sie aufs beste zu pflegen, welche frommen Wünsche denn freylich, leider, mit den unsrigen in Widerspruch stehen. Nächstens schreibe ich mehr und schicke noch einige Blätter vom neuen Almanach und wünsche bald wieder von Ihnen zu hören. Cotta schreibt Tübingen habe wenig gelitten. Das Hauptquartier des General Jourdan war am 10ten in Erlangen. Es ist eine Erklärung von ihm da daß er, bis zur Ankunft einer Erklärung vom Directorio, die sächsischen Lande nicht berühren wolle. Er konnte sie um so mehr von sich stellen als es ohnehin sein Weg nicht ist. Den 18ten August. 1796. G.

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100. An Christian Gottlob Voigt Jena, 22. August 1796. Montag

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Da wir im Ganzen noch an einem Faden hängen, der wie ich hoffe nicht reißen soll, so ist, wie immer, die einzelne Thätigkeit nothwendig und lobenswerth, ich freue mich, und danke Ihnen daß Sie für unsern kleinen Kreiß, bey so mancherley äußern Sorgen, auch für den innern unverrückten Sinn behalten. Wenn man den k l e i n e n C h i r u r g u m nach Jena ziehen, und Hufeland diese Ruthe entweder brauchen kann, oder sie sich auf binden will, so habe ich nichts dagegen. Übrigens sollte ich denken daß er hier, in der beweglichen Masse, besser als dort, in der stockenden, gedeihen werde. Ich bin sehr für Ihren zweyten Entschluß die Caducität nur simpliciter zu verfügen; wir haben so vielerley Arten die reuichen zu rehabilitiren. Haben Sie nur die / Güte, die Nummern, sobald als möglich, mit der von mir zurückgelassnen Erklärung, an die weimarischen Benannten Deputirten, vielleicht auch an die ilmenauischen, gelangen zu lassen, damit Sie nur Anlaß haben den Johannistermin beyzutreiben. Übrigens werde ich Sie werthester Freund, da mir denn doch meine Italienische Reise, bey dem ersten günstigen Sonnenblick, bevorsteht, auf das dringenste bitten, in dieser Angelegenheit eine andere Organisation befördern zu helfen; denn, so wie es jetzt steht, ist es für uns und alle Theilnehmer, ein Ideal von einem verdrießlichem Geschäfte, das, in einzelnen Momenten, immer ungelegen kommt, und bey nah nur abgewießen wird, und dann wieder, als Masse, uns, in gewissen / Epochen, zustürzt, ohne daß wir uns ihm eigentlich gewachsen fänden. Durch Ihre mineralogische Beylage haben Sie meine und Loders Vergeßlichkeit beschämt, sie soll gleich besorgt werden. Die den Schloßbau betreffenden Papiere sind theils de facto resolvirt, theils mag der Inhalt, wie von so vielen andern, in Gottes Nahmen, auf sich beruhen; ich bringe sie wieder mit, wenn ich künftige Woche nach Weimar komme.

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Dann werde ich auch wegen eines publicandi in Bergwerkssachen meine Meinung eröfnen. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner. Könnten wir Sie einen Tag hier sehen, so würde Ihre freundschaftl: Gegenwart meinem hießigen Aufenthalt einen neuen Reitz geben. Jena den 22ten August. 1796. G

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101. An Christiane Vulpius Jena, 22. August 1796. Montag Durch den Bauverwalter, der zurückkehrt, sag ich dir nur ein Wort und Gruß. Mitwoch, mit den Botenweibern, hörst du mehr. Aus dem Feuerwerk wird nichts, vielleicht nehm ich euch was von hier mit, und wir brennen es bey uns ab. Mit der Küche stehts ein wie allemal, wenn mich nicht Schillers manchmal, mit Schwarzwurzeln und Spinat, erquickten, so sähe es schlecht aus, übrigens geht es mir ganz gut und meine Versuche und Arbeiten aller Art gehen bestens von statten. Lebe wohl, ich freue mich dich, zu Ende der Woche, wieder zu sehen, und werde euch, sobald ich nur einmal gewiß weiß daß ihr kommt, ein recht ordentliches Gastmal zubereiten. Jena den 22ten August 1796. G

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102. An Christiane Vulpius Jena, 23. August 1796. Dienstag Aus dem Feuerwerk, wie ich dir schon geschrieben habe, wird nichts und ich erwarte Nachricht ob du mich Sonabend besuchen wirst, worauf ich mich sehr freue; ich kann noch nicht mit hinüber gehen, ich kann euch aber auch nicht da behalten, denn es ist noch sehr viel zu thun, wobey ich mir ganz allein überlassen seyn muß. Schicke mir mit

2 er×öfnen 22 freue|;| G

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BRIEF 103

den zurück kehrenden Botenweibern drey kleine Fläschchen Pyrmonter und bringe mir etwa 6 große mit; desgleichen schicke drey Bout: rothen Wein und bringe 6 Stück mit. Sonst weiß ich weiter nichts als daß ich wünsche daß euch das Späßchen auf den Sonabend und Sontag wohl gerathen möge. Grüße den Kleinen und lebe wohl. Jena den 23ten August. 1796. G. / Willst du aber, wenn auch kein Ball wäre Sonabend herkommen und Sontag wieder fortfahren, so sollst du mir auch mit dem Kleinen willkomen seyn. Du könntest auch, wenn du Werners mitbringen wolltest Sonabend spät wieder wegfahren. Das heißt wenn kein Ball wäre, oder Sontags kommen, und auch Sontags wieder wegfahren, oder es noch 8 Tage verschieben da ich denn gewiß wieder mit zurück ginge; genug ich überlasse dir was du thun willst, wenn ich deine Entschliessungen nur morgen Abend weiß.

103. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 28. August 1796. Sonntag

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Freylich hätte ich, aus freundschaftlichem Gefühl gegen Sie und aus Dankbarkeit für den mannigfaltigen schönen Unterricht, den ich aus Ihren Schrifften gezogen habe, früher auch referiren sollen, was Ihre Schrifft, über das Organ der Seele, bey mir und in meinem Kreiße für Sensation macht, und doch kann ich auch jetzt, da ich wage etwas darüber zu äussern, nur sehr aphoristisch zu Werke gehen; die Zeit läuft dergestalt mit einem davon, daß man sich nicht zu retten weiß, und Correspondenz und Recension ist niemals meine Stärke gewesen. Wenn ich sagen soll, so scheint es mir Sie haben Ihren trefflichen Beobachtungen, und der Zusammenstellung so mancher Erfahrungen und Kenntnisse, durch den Titel und durch die Methode die Sie gewählt haben, geschadet, bey jenem stutzt der Physiolog und Philosoph, und diese, sobald sie bey solchen Gegenständen dogmatisch ist, erweckt 2 Bout: (o unklar korr.) 16 ×ich 18 refleriren G 22 weiß|,| G 24 soll|,| G 28 ×bey

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sie Mißtrauen und jedermann ist sogleich auf seiner Hut. Eine Idee über Gegenstände der Erfahrung ist gleichsam ein Organ, dessen ich mich bediene um diese zu fassen, um sie mir eigen zu machen. Die Idee kann mir bequem seyn, ich kann andern zeigen daß Sie es Ihnen auch seyn werde; aber es läßt sich nach meiner Vorstellungsart / nur sehr schwer, und vielleicht gar nicht beweisen, daß Sie wirklich mit den Objecten übereinkommen und mit Ihnen zusammentreffen müsse. Hätten Sie die Philosophen ganz aus dem Spiele gelassen, ihr Wesen und Treiben ignorirt und sich recht fest an die Darstellung der Natur gehalten, so hätte niemand nichts einwenden können, vielmehr hätte jeder Ihre Bemühungen, unbedingt, verehren müssen. Hätte ich zu rathen gehabt, so hätten Sie das Werk überschrieben von H i r n e n d e n d e r N e r v e n, hätten, nach einer kurzen Einleitung, mit dem 6ten Paragraph angefangen und hätten Ihre treffliche Darstellung bis zum 26ten verfolgt. Mit einer kurzen Aeußerung daß Sie nun glaubten als Physiolog Ihrer Pflicht genug gethan zu haben, daß Sie aber doch über die so lange und oft aufgeworfne Frage vom Sensorio Communi einiges beyzufügen hätten, wären alsdann die Paragraphen 28 bis 32 meiner Meynung nach mit einiger Veränderung gefolgt. Vielleicht wäre die Frage: l ä ß t s i c h a u c h e t w a a p r i o r i e i n s e h e n, d a ß d i e F e u c h tigkeit der Hir nhöhlen das gemeinschafftliche Sens o r i u m e n t h ä l t? umgangen worden, da man a priori nichts von den Hirnhöhlen noch ihrer Feuchtigkeit wissen kann; so wie sie in der folgenden aufgeworfnen Frage: k a n n e i n e F l ü s s i g k e i t a n i m i r t s e y n? vielleicht das Wort b e l e b t unzweydeutiger gebraucht / hätten, und so wäre das übrige, das so viel zweckmäßige Litteratur enthält, und die Bemühungen denkender Köpfe so schön zusammenstellt und umfaßt, vielleicht mit weniger Veränderung nachzubringen gewesen; aber auch dabey würde ich immer gerathen haben als ein Ueberredender, und nicht als ein Beweisender zu Werke zu gehen, um so mehr, da Sie im 27ten Paragraph selbst gestehn: daß Ihr folgendes Raisonnement nicht die Consequenz habe als Ihre erste Darstellung. Mancher hätte nach Endigung Ihrer Schrifft als dann gesagt: o ja, ich kann mir recht gut denken, daß das gemeinsame Sensorium in der Feuchtigkeit der

3 sie ⎡diese⎤ G 4 ×zeigen 14 hätte|n|

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BRIEF 104

Hirnhöhlen sich befindet, ein anderer hätte versichert daß ihm diese Idee mit zu denken unmöglich sey, ein dritter hätte die Sache auf sich beruhen lassen, und allen wär Ihre Schrifft von gleich großem und bestimmtem Werthe gewesen und jeder hätte für die mannigfaltige Belehrung die er daraus gezogen hätte, danken müssen. Nun ist aber, mehr oder weniger, jedermann gegen Sie auf seiner Hut, und die meisten glauben mit Ihnen polemisiren zu müssen. So hätten Sie auch meo voto der Seele nicht erwähnt; der Philosoph weiß nichts von ihr und der Physiolog sollte ihrer nicht gedenken. Ueberhaupt haben Sie Ihrer Sache keinen Vortheil gebracht, daß Sie die Philosophen mit ins Spiel gemischt haben; diese Classe versteht, vielleicht mehr als jemals ihr Handwerk, und treibt es, mit Recht, abge/schnitten, streng und unerbittlich fort; warum sollten wir Empiriker und Realisten nicht auch unsern Kreiß kennen und unsern Vortheil verstehn? für uns bleiben und wirken höchstens jene Herrn manchmal in die Schule horchen, wenn sie die Gemüthskräffte critisiren, mit denen wir die Gegenstände zu ergreifen genöthigt sind. Das sieht nun aus, als wenn ich recht viel gegen Ihre Schrift einzuwenden hätte, und doch gehen alle meine Erinnerungen nur gegen die Zusammenstellung der Theile, die, wenn sie nach meiner Art beliebt worden wäre, eigentlich nur politischer seyn, und eine allgemeinere Zufriedenheit des Publicums mit dem Ganzen erregt haben würde; Nehmen Sie heute mit diesen flüchtigen Worten vorlieb, die noch nicht abgehen würden, wenn ich vor mir sähe daß ich so bald Ihnen eine Recension die dem Werthe des Buchs angemessen wäre zuschicken könnte. Einige specielle Einwendungen gegen den 37sten und 39sten Paragraph bringe ich vielleicht ehestens weitläufiger vor. Fahren Sie fort mich von Zeit zu Zeit mit Ihren trefflichen Beobachtungen bekannt zu machen und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken. Weimar dl. 28 Aug 96 Goethe

13 Empyiriker 31–32 |Weimar 〈…〉 Goethe| G

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104. An Christian Gottlob Voigt Jena, 28. August 1796. Sonntag Ich danke recht herzlich für das Andenken das Sie mir schriftlich bezeigen, da Sie uns das Vergnügen nicht machen konnten persönlich zu uns zu kommen, wie wir doch bißher gewünscht und gehofft hatten. Es ist recht schön daß es Zeiten giebt wo man hören und sagen kann was man immer denkt, und so darf ich auf Ihre freundschaftliche Aeußerungen recht wohl erwiedern: daß ich Ihr Daseyn mit dem meinigen so verbunden fühle daß ich für mich nichts wünschen kann ohne Sie mit einzuschließen. Möchten wir doch noch recht lange zusammen in einem gemeinschaftlichen Kreise fortleben. Die Nachricht die an den General Lind gekommen ist, ist freylich von der größten Bedeutung, verbunden mit dem was die Bareuther Zeitung von der großen Schlacht bey Amberg sagt, man kann, wenn, wie von unserer Seite bißher geschehen, alles gethan ist, doch nur abwarten was die verschiedenen Wendungen die die Dinge nehmen auf uns für Einfluß haben könnten, diese Wendung scheint wenigstens auf einer Seite günstig zu seyn. / Was die Ilmenauer betrifft, so sind sie ernstlich anzugreifen; der Amtmann wird am besten wissen mit wie viel Mann auszulangen ist. Uberhaupt ist das Militar bey solchen Gelegenheiten eigentlich nur ein Symbol der Gewalt, doch muß es freylich so aussehen, daß man, im äußersten Fall, sich auch als Gewalt selbst darstellen könne. Übrigens wünsche ich zu allem was Sie vorhaben Glück und Gedeihen, das Ihnen den auch nicht außen bleibt, weil der Himmel sowohl den tapfern als auch den klugen beysteht und Sie auf beyde Weisen Anspruch auf seine Gunst zu machen haben. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen zu freundschaftlichem Andenken. Jena den 28ten August. 1796. G

8 einzuschließen|.| mMöchten 13 geschaehen 19 üUberhaupt 21 äußer nsten 21 ⎡sich⎤ G 21 ×Übrigens 22 iIhnen 23 anls 24 umdnd

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BRIEFE 105–107

105. An Christian Gottlob Voigt Jena, 30. August 1796. Dienstag

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Nur ein Wort des Danks für die neuste Nachrichten. Man kann wohl hier wieder sagen heute mir morgen dir. Leider geht dabey wieder so ein schöner Strich Landes zu Grunde. Wir kommen für dießmal im doppelten Sinne gut weg. Die Execution nach Ilmenau bitte bald möglichst zu veranlassen, es kann gar nicht schaden, wenn ein Officier mitgeht, damit übrigens alles in der Ordnung geschehe. Wir müssen zum erstenmal recht derb auffallen, damit sie lernen was das heiße eine zehnjährig vorbereitete Anstalt auf Bauernweise retardiren zu wollen, es könnte wohl noch 8 Tage währen bis ich zurückkomme und die Zeit verläuft. Den jungen Voigt, der sich in physicalischen recht hübsch qualificirt hat, könnte ich vor die erste Zeit einige Arbeit verschaffen, er scheint sich auf eine eigne Weise recht gut gebildet zu haben. Leben Sie recht wohl. Jena den 30ten August. 1796. G

106. An Marianne Meyer 〈Weimar, zweite Hälfte? August 1796〉

〈Konzept〉

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Hätten Sie mir liebe Freundin geschrieben daß Ende Septembers Ihr Weg durch Weimar gehe, und daß Sie sich freuen würden mich dort zu finden, so würde ich mich auch recht herzlich gefreut und alles mögliche gethan haben, zur rechten Zeit, um mit meinem besten Willen und Kräften Sie zu empfangen am Platze zu seyn; da Sie aber eigentlich nur durch einen Umweg zu uns gelangen, und unsere öffentliche und meine innere Lage ein wenig zweydeutig und zweifelhaft ist so möchte ich auf Ihren lieben Brief antworten: thun Sie was Ihnen Ihr Herzchen und Köpfchen sagt und machen Sie es alsdenn mit denen aus

2 wie sch wieder 3 diesßmal 6 k gar 6 überigens (n unklar korr.) 7 wWir 16 dasß 19 und ⎡um⎤ 21 uUmweg 22 sind ⎡ist⎤ 24 Herzchen unchd

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wenn etwas mißrathen sollte. Zu Hause bin ich höchst wahrscheinlich und ich kann es Ihnen bis dahin doch noch gewisser sagen und wenn ich gleich in meinen vielfachen Verhältnissen nicht eben immer mit Leib und Seele zu Hause bin, wie es wohl in Karlsbaad zwischen dem grünen Papageyen und den drey Karpen gewöhnlich war so werden Sie auch das zu recht zu legen / wissen. Schreiben Sie mir bald und ich will geschwinder antworten als dießmal, denn bey Ankunft Ihres Briefes war unsere äußere Lage gar ungewiß. Hier leg ich den ersten Bogen von Schillers neuen Musenalmanach bey und freue mich diese Blätter bald in Ihren Händen zu wissen, es ist mein neustes Gedicht und es ist mir zu verzeihen wenn ich, für den Augenblick, einige Zärtlichkeit dafür habe, seyn Sie ihm auch ein wenig günstig und versäumen Sie nicht in der Einsamkeit und der Gesellschafft manchmal an mich zu denken.

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107. An Christiane Vulpius Jena, 4. September 1796. Sonntag Da du dich beschwerst nichts durch den Boten von mir gehört zu haben so muß ich dir nur mit der Post etwas schreiben: Vor Ende dieser Woche werde ich hier mit meinen Sachen nicht fertig. Am Heft Cellini habe ich bis Freytag zu thun, wo es fortgeht. Die Raupen, deren noch viele eingekommen sind, beschäftigen mich in den übrigen Stunden, und das Licht das, auch wieder zur Sprache kommt, nimmt noch einen Theil weg. Erst künftigen Freytag kann ich dir sagen wenn ich komme. Dann wird die Camera Obscura stark besucht werden. Gieb doch dem Hofmedikus inliegendes Heft, er kennt es vielleicht noch nicht, es ist ein sehr hübscher Aufsatz / über das schwere Zahnen der Kinder darinn. es freut mich, wenn man die Meinung des Verfassers als wahr annehmen kann, daß er Gusteln bisher auch auf diese Weise, durch abführende Mittel, curirt hat.

1 estwas 4 sSeele 5 Karten ⎡pen⎤ 7 aAnkunft 18 fFreytag

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BRIEFE 108/109

Laß doch durch deinen Bruder auf beyliegenden Zettel das Buch von der Bibliothek holen und schick es mir Mittwoch mit den Bothenweibern wohl eingepackt. Du hast ja wohl meine Uhr auf dem Schreibtische gefunden? ich habe sie vermißt und sie kann nirgends anders liegen. Schicke inliegendes an Böttiger. Lebe recht wohl und behalte mich lieb. Jena den 4ten Sept: 1796. G/ Sollte das Buch nicht auf der Herzoglichen Bibliothek so kann man es durch Jagemann von der Bibliothek der Herzogin Mutter erhalten.

108. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, 5. oder 6. September 1796. Montag oder Dienstag〉

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Ich kann mir leicht denken, wie Sie manchmal, wenn Ihre große Arbeit nachläßt, eine Art vom trauriger hipochondrischer Stimmung haben können, doch zerstreut sie Ihre schöne Thätigkeit sogleich wieder. Wundersam genug geht das zurückkehrende Gewitter an unsern Grenzen vorbey und wenn ein Französischer Commissair gegen die Fuldische Hospitalität so dankbar ist, wie haben sie erst die Sächsische gewaffnete Neutralität in diesem Augenblicke anzuerkennen, denn wenn man ihnen gegenwärtig mit denen Truppen die man bey der Hand hat, durch alle Oefnungen des thüringer Waldes, auf den Hals gefallen wäre, so würde doch ganz ohne Frage die ganze Stellung der lustigen, bunten Reihe sich zu ihrer höchsten Desavantage verändert haben. Wie es dem guten Schleußner weiter ergehen mag wollen wir abwarten, indessen ist er doch recht gut instradirt. Die Politika sende ich Sonabends zurück und es wird sich als denn ausweisen ob ich zu dem für/trefflichen Dienstage kommen werde. Sollte ich ausbleiben, so schicke ich einige Notamina über die Proponenda und Resolvenda.

10 eMutter 13 Ssie 26 werde|.| 27 sSollte 27 über (b unklar korr.)

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Daß Sie bey so manchen moralischen und politischen Qualen auch noch physisch leiden sollen, und zwar von der eckelhaften Seite, wo man keinen Widerstand leisten kann, thut mir herzlich leid. Suchen Sie ja bald Mittel und Wege auch diese Seccatur loszuwerden, das G. C. ist ein Collegium das, wie mich dünkt, so wenig als irgend ein anderes, jemanden ins Haus folgen sollte. Leben Sie recht wohl, und gedenken meiner.

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109. An Christiane Vulpius Jena, 6. September 1796. Dienstag Noch kann ich dir heute nicht sagen wenn ich kommen werde. Auf den Sonabend wird sichs entscheiden lassen, die Sachen gehen nicht so geschwind als man denkt, man verrechnet sich im kleinen immer um Tage wie im großen um Wochen und Monate. Bringe ja deinen Haushalt recht in Ordnung und richte dich ein daß wir ein gut Stück des Octobers hier zubringen können, sorge für deine Reitequippage, und was dazu gehört, denn da wir die Reitbahn im Hause haben und der Stallmeister auf jede Art gefallig ist, so wäre es unverantwortlich, wenn ich dir den Spaß nicht machen sollte. Laß die Bücher, die ich auf beyliegendem Blättchen verzeichnet habe durch deinen Bruder in meiner Bibliothek aufsuchen und schicke mir sie durch die rückgehenden Botenweiber. Chokolade schicke mir auch. Grüße das Bübchen und schicke es fleißig zur Frau von Stein. Jena den 6ten September 1796. G

4 aufch 21 CGrüße

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BRIEFE 110–112

110. An Johannes Escher Weimar, 7. September 1796. Mittwoch 〈Konzept〉

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Herr Professor Meyer, gegenwärtig in Florenz, hat durch die Gefälligkeit Ihres Herrn Sohns eine Zahlung daselbst erhalten, welche ohngefähr 50 Laubthlr beträgt, und er wird indessen wohl noch 50 andere erhoben haben. Außer diesem wünscht er daß ich ihm bey Denenselben eine kleine Casse eröffne, damit er bedürfenden Falls sich derselben bedienen konne. Ich nehme mir daher die Freyheit Ihnen durch Herrn Buchhändler Cotta in Tübingen die Summe von 200 Laubthlr. für Rechnung obgedachten Herrn Professor Meyers, auszahlen zu lassen. Die Gefälligkeit, welche Ihr Herr Sohn für diesen braven und geschickten Mann bisher gehabt erkenne ich selbst mit dem besten Danke, so wie ich hoffe daß Denenselben die Bemühung welche dadurch verursacht wird nicht beschwerlich fallen werde. Der ich auf das beste zu leben wünsche. Weimar den 7tn Sept. 96.

111. An Charlotte von Stein Jena, 7. September 1796. Mittwoch

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Sie erhalten, liebe Freundinn, ein ostensibles Blatt um es allenfalls der Herzoginn zu zeigen; ich habe wie Sie sehen werden, in Absicht auf die S t e l l e meine Meynung geändert, und der Vorschlag hat so mehr Gestalt. Ich glaube aber nicht daß etwas zu wircken ist, der H. hat vor solchen Planen einen natürlichen und raisonnirten Abscheu. Indessen muß die Sache zur Sprache kommen und man thut wenigstens einen Vorschlag zum Gegengewicht gegen jene Anträge. Man wird sich weigern etwas festzusetzen, der Assessor wird in preusische Dienste gehen und die Sache wird mit einigen kleinen Unannehmlichkeiten abgethan seyn.

3 ⎡er⎤ 4 diesenm 4 dDenenselben 8 Recht Rechnung 11 dieselben ⎡Denenselben⎤ 20 zu|m| 22 preus|ische|

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Bey mir ist Friz ganz entschuldigt, wer gerne l e b e n mag und ein entschiedenes Streben in sich fühlt, einen / freyen Blick über die Welt hat, dem muß vor einem kleinen Dienst wie vor dem Grabe schaudern. Solche enge Verhältnisse können nur durch die höchste Consequenz, wodurch sie die Gestalt einer großen Haushaltung annehmen, interessant werden. Hierbey liegt auch ein Brief an Fritz, ich weiß ihm nichts weiter zu sagen, denn, wie ich Ihnen schon eröffnet habe, glaube ich daß die Sache gemacht ist. Leben Sie recht wohl, erlauben Sie, wenn ich zurückkomme daß ich weiter hierüber spreche. Erlauben Sie auch ferner meinem armen Jungen, daß er sich Ihrer Gegenwart erfreuen und sich an Ihrem Anblick bilden dürfe. Ich kann nicht ohne Rührung daran dencken daß Sie ihm so wohl wollen. Jena dl. 7 Sept. 1796 G

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112. An Christiane Vulpius Jena, 9. September 1796. Freitag Ich kann dir nicht sagen, mein liebes Kind ob ich in den nächsten Tagen kommen werde, es kommt alles darauf an ob sich die Lust bey mir zu einer neuen Arbeit einfindet, geschieht das, so bleibe ich hier, es ist nämlich die große Idylle, von der du weißt, könnte ich diese noch diesen Monat fertig machen so wäre ich über alle Masen glücklich. Schicke mir auf alle Fälle warme Strümpfe, denn es fängt schon an morgens sehr kalt zu werden. Auch liegt das Schlüsselchen zu meinem Schreibtische bey, in dem rechten Schränkchen desselben wirst du die ersten gedruckten Bogen des siebenten Buchs meines Romans finden. sag mir wie du lebst, grüße das Bübchen und behalte mich lieb. Jena den 9ten Sept. 96. G

12 erlfreuen 22 Ausch

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BRIEFE 113–116

113. An Christiane Vulpius Jena, 11. September 1796. Sonntag

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Ich habe mich, wie ich dir schon gestern schrieb, um so mehr entschlossen hier zu bleiben, als du die ersten Tage der Woche mit Vorbereitungen zu dem Hochzeitfeste, und die letzten mit dem Feste selbst zubringen wirst. Ich wünsche daß du recht vergnügt seyn mögest, schreibe mir was du brauchst und wie es mit dem Gelde steht. Ich denke bis heute über Acht Tage schon ziemlich weit in meiner Arbeit zu seyn und komme wohl alsdann hinüber. Wir haben als denn noch drey Wochen zur Weinlese, die eigentlich dießmal nur Gelegenheit zu einem Vergnügen geben wird, denn mit den Trauben selbst sieht es schlecht aus. Gestern war Pickenick, wobey ich vier Dreher getanzt habe. Du hast mir noch nicht geschrieben, ob du meine Uhr gefunden hast? ich vermuthe es aber, weil du nichts davon sagst. Was ich etwa sonst noch brauche schreibe ich Dienstag mit den Botenweibern lebe G recht wohl und grüße den Kleinen. Jena den 11ten Sept. 1796.

114. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, 12. September 1796. Montag〉 15

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Recht herzlich dancke ich für die baldige Nachricht wegen Franckfurt. Aus dem Packet, das ich nicht wieder aufmache, sehen Sie meine Sorge und Bitte. Nach der ganzen Lage der Sachen wäre es vielleicht das räthlichste wenn sich meine Mutter für ihre Person und mit ihrem Vermögen auf uns repliirte, doch kann ich es ihr bey ihrer Eingewohnheit in der großen und lustigen Stadt nicht dringend vorschlagen. Mit Ilmenau wird es auf die Weise recht gut gehen, sie werden Mores lernen. Da nun Nürnberg und die andern Stäte Preusisch werden, lassen Sie uns ja das Verhältniß mit dem fränckischen Kreise von unsrer Seite aufheben, wenn nur Chursachsen bey dem ohne dieß passiven Schritte

4 zubr×ingen 10 Pickenick (zweites c unklar korr.) 12 hast,? (Komma zu Fragezeichen korr.)

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nur auch passiv bleibt. Leben Sie recht wohl. ich dancke nochmal auf das lebhafteste. G

115. An Christian Gottlob Voigt Jena, 13. September 1796. Dienstag Mit vielem Dank schicke ich die Italienischen Zeitungen zurück, sie sehen freylich unter den gegenwärtigen Umständen wunderlich genug aus. Meyer schreibt von Florenz daß man auch daselbst in Ungewißheit und Sorgen lebe. Beyliegenden Zettel und Anschlag zu einer allerdings nöthigen Arbeit hat mir Wenzel gebracht, da ich mich aber in dergleichen Dinge nicht mische, so habe ich nur meine bona officia nicht ganz versagen wollen, und schicke ihn hier zu gefälliger, allenfalsiger, Beförderung. Hofrath Loder äußerte den Wunsch ob er nicht könnte, gegen Bezahlung, ein Deputat von einigen Rehen und Hasen festgesetzt erhalten. Sie wissen am besten in wie fern diese Sache thulich ist, und geben / mir einen Wink darüber. Ich danke Ihnen nochmals für die vergangenen Sonntag mir sobald überschriebene gute Nachricht, ich habe die dadurch mir gewordene gute Stimmung gleich zu einer Arbeit verwendet, die Ihnen vielleicht dereinst auch einiges Vergnügen machen soll. Ich wünsche recht wohl zu leben. Jena den 13ten Sept. 1796.

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116. An Christiane Vulpius Jena, 13. September 1796. Dienstag Hier ist, mein liebes Kind, die unterzeichnete Quittung schicke mir eine Rolle von 60 Stück Laubthaler mit den Bothenweibern herüber, ich habe eine Zahlung für Meyern nach Italien abzuschicken. Er grüßt dich schön, ist aber in Florenz sehr unruhig. Ich fürchte fast er packt auf

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und kommt zurück, da wäre denn dein Wunsch erfüllt. Er schickt sogar ein Recept zu forcirten Sauerkraut mit. Zu der Hochzeit wünsche ich dir viel Vergnügen, erkundige dich was die andern geben und gieb weder zu viel noch zu wenig. / Diese Woche will ich noch hier bleiben, mit meiner Idylle geht es sehr gut, sie wird aber viel größer als ich gedacht habe. Den Sonnabend erfährst du, was ich weiter vorhabe, vielleicht komm ich die andere Woche gerade zu hinüber, und wir können wegen der Weinlese immer noch beschließen was wir wollen, und wie sich die Umstände zeigen. Lebe recht wohl und verzehre das Obst das ich dir schicke, mit dem Kleinen, den du recht hübsch grüßen magst. Jena den 13ten Sept. 1796 G/ Laß dich doch bey Starken erkundigen ob ich etwa einen Probedruck von dem bey ihm bestellten Kupfer sehen kann und schicke mir ihn durch die Bothenweiber.

117. An Johann Heinrich Meyer 〈Jena〉, 15. September 1796. Donnerstag

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Ihre beyden Briefe No. ¯ 5 und 6, besonders den letzten, habe ich zu rechter und guter Zeit erhalten, und einige Tage angestanden darauf zu antworten, um nunmehr desto vollständiger seyn zu können. – ist zuförderst in Ordnung gebracht, und ich habe, durch Cotta, an Herrn Escher 200, sage zweyhundert Laubthaler auszahlen lassen, und wäre also in Zürch eine kleine Casse für Sie formirt. Sobald ich nach Hause komme, will ich Ihnen Ihre Rechnung schicken, woraus Sie ersehen werden daß Sie bisher meist Ihre eignen Capitalien aufgewendet haben. Ich setze Sie um so lieber darüber ins klare, damit Sie sich desto weniger Gewissen machen auch über meine Casse zu disponiren. Leben Sie nur vergnügt und zufrieden, denken Sie, daß der Augenblick unschätzbar ist, und daß Sie, bey so mannigfaltigem Genuß, durch Schreiben und Bilden große und herrliche Schätze sammeln. – Vielleicht erinnern Sie sich eines Göttingischen Unternehmens das die Geschichte aller Wissenschafften umfassen sollte, ich habe die Geschichte der neuern Kunst von F i o r i l l o stückweise vor mir, von der ich nur so viel sagen kann:

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daß sie viel Neigung zur Sache, auch eine gute Belesenheit verräth, aber ich müßte mich sehr irren, oder das Ganze muß unglaublich kraftlos werden, wenn man darinn ließt, so erfährt man etwas, aber man schaut nichts an, es ist wie die englische Uebersetzung des Cellini, wo gerade die kunstreichen Characterzüge worauf das höchste Interesse ruht ausgelöscht sind. Eben im Fiorillo fand ich die Recension gewisser Gegenstände, die mir sehr gegenwärtig sind, äußerst schal, dann schlägt er sich wieder mit Papierhelden herum wie z.B. mit R a m d o h r wo er zwar in der Sache recht hat, aber den Capitalfehler begeht daß er ihrer wenigstens gedenkt. Die Hauptfrage wird seyn, ob wir ihm bey unsern Unternehmen etwas zu danken haben werden, und dann wollen wir seiner m i t E h r e n gedenken. – Ihren Antrag an Leo habe ich sogleich befördert, mein Vorschlag ist der: sobald ich seine Erklärung weiß, und sie kömmt / wahrscheinlich vor Abgang dieses Briefes, so schreibe ich sie Ihnen und Sie schicken mir a l l e Zeichnungen, finde ich etwas darunter was ich zu künftigem Gebrauch, es sey nun für den Herzog oder für mich, zu verheimlichen wünschte, behalte ich zurück, das übrige schicke ich an Leo, dem ich promte Bezahlung an mich zur Pflicht mache, und ich lasse sogleich den Betrag des Ganzen, sowohl für die fortgeschickten als zurück behaltenen nach Zürch bezahlen. Dadurch kommen Sie aus allen Buchhändler und Meßverhältnissen, Retardaten und Quäkeleien. Sollte er ein zu geringes Gebot thun, so könnte man die sämmtlichen Zeichnungen, um einen ehrsamen Preiß, beym Schloßbau behalten. – Sollten Sie nicht überhaupt Aquarellcopien, im Großen, nach Raphaelischen Arabesken in Rom oder auf eine andere Weise dergleichen Muster, erhalten können, daß man bey vorkommenden Fällen doch irgend ein Anhaltens hätte. So werden nun z.B. die B l u m e n m o n s t r a (so will Cellini daß man sie heißen soll) im neuen Hause aufs betrübteste und auf eine rettungslose Weise verpfuscht, so daß sie wirklich Augenschmerzen erregen. H o r n y, dem seine Heirath das bischen Künstlerenergie noch ganz abzuzapfen scheint, hat ein paar Banden mit dem kleinlichsten Jammer, und der elendesten manierten Stricheley, ohne Sinn und ohne Effect gemahlt. Diese Kartenmuster nehmen sich desto schlechter aus, als er einige Blumen dazwischen,

8 R a nm d o h r 12 × E h r e n

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nach der Natur, mit glücklicher Hand und recht guter Farbenhaltung, gleichsam aus Verzweiflung angebracht hat, jene sind nun bunt und steif, diese lebhafft und wahr, und da die Sache so steht hat Krause endlich ein paar Musterblumen, von mäßiger und eher matter Färbung, in einer nicht verwerflichen Art hingemahlt, so, daß man, es mag nun eine von denen drey Methoden die Oberhand behalten, immer in Betrachtung dieser Zierrathen verworren und zerrissen seyn wird. / Sollten sie hierauf zu eigner Satisfaction und zu dem Gebrauch für die Zukunft, wenn man seine Pferde beschlagen zu lassen vielleicht vor die rechte Werkstadt gehen wird, etwas sammeln oder anschaffen können, so soll es an schneller Wiedererstattung nicht fehlen, besonders da wir jetzt den Weg über Zürch und Stuttgard so leicht offen haben. Cotta hat ohnedieß in Rücksicht meiner Italienischen Reise mir die Zahlung dessen was ich bey ihm stehen habe zu jeder Zeit zugesichert. – Lassen Sie sichs übrigens recht wohl in Florenz seyn, und danken Sie es Ihrer politischen Ahndungskrafft daß Sie den rechten und besten Weg ergriffen haben dahin zu gehen. Graf G e ß l e r, der bey Ihnen vorbey gegangen ist, schreibt aus Neapel es sey sehr unangenehm daselbst zu existiren, indem man in großer Verworrenheit lebe, und besonders die Ombrage gegen Fremde höchst lästig sey, man dürfe keinen Hügel besteigen so komme man schon in Verdacht einer Spionerie u. s. w Da mag es denn freylich dem Landschafftsmahler durchaus schlecht ergehen. Ich kann nur immer wiederholen: bleiben Sie ruhig am Arno, wie ich an der Ilm und Saale auszuharren denke, bis die Weltangelegenheiten sich einigermasen aufklären. – Die Kriegsbegebenheiten sind die sonderbarsten von der Welt, der linke Flügel unter Jourdan, der schon bis in die Oberpfalz hineindrang, ist dergestalt zurückgeschlagen, daß Bamberg, Würzburg und wahrscheinlich schon Aschaffenburg wieder in den Händen der Oesterreicher ist. Gedachter General hatte am 3ten Sept: sein Hauptquartier in Brückenau und kann sich wahrscheinlicherweise erst hinter der Lahn setzen, Frankfurth geht darüber ganz zu Grunde, man hat ohnerachtet der übermäßig weggeschleppten Geiseln mit Plünderung gedroht, weil die unerschwingliche Contribution nicht bezahlt werden konnte. Ueberhaupt ist dieser Rückzug / der Franzosen

16 rechten Weg und

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unglücklich, weil die Bauern im Fränkischen und andern Gegenden aufgestanden sind, sich zu einer Art von Corps formirt, die flüchtigen niedergemacht und ihnen alle Beute abgenommen haben. Dagegen haben die Franzosen an andern Orten viele Grausamkeiten verübt. – So sieht es gleich vor dem Thüringer Walde aus indessen wir hinter demselben, und unserm Cordon in gleichgültiger Ruhe fortleben. Der Bischoff von Fulda hat einige französische Commissairs von den nacheilenden Bauern gerettet, er ist in seiner Residenz geblieben und hat die Franzosen an seiner Tafel bewirthet. Man hat die Requisition gegen ihn suspendirt, das wenigstens als Frist für den Augenblick immer ein Glück ist. – Nun steht von der andern Seite Moreau bis München von dessen neuesten Thaten oder Leiden wir noch nichts wissen können. Die Franzosen sind in Tyrol bis gegen Roveredo und wie oder was dort weiter werden kann sollten Sie eigentlich früher als wir erfahren – Indem wir nun auf alles dieses nicht wirken und dabey nichts gewinnen, sondern nur verliehren können, so ist es desto mehr Pflicht unsere eignen Verhältnisse recht wohl zu beherzigen und das vortheilhafteste zu thun. Lassen Sie uns unsern Hauptplan nicht aufgeben, ich arbeite ihm durch Beobachtung, Betrachtung und besonders durch Schematisirung der interessanten Capitel und Rubriken immer entgegen. Lassen Sie sich durch das leichte Mignaturwesen der Welt nicht irre machen und wählen Sie immer das beste, denn wenn unsere Worte gelten sollen, so müssen die Sachen auch gelten, an die wir unsere Zeit wenden. Doch will ich dadurch nicht die nöthige Vorsicht ausschließen. Können Sie etwa diesen Winter irgend etwas in Oel mahlen, und einen Gegenstand finden der zugleich gründlich und gefällig für uns und die Welt ist, wie denn doch eigentlich das beste seyn sollte, so lassen Sie sich Zeit, Fleiß und Kosten nicht verdrießen ich will indeß vom rechten Wege auch nicht abweichen. / Auszug eines Briefes von Herrn Leo aus Leipzig. Da der Herr Professor Meyer bereits über 24 bis 30 Zeichnungen disponiren kann, so wünschte ich wohl um einen Preis bestimmen zu

6 ⎡und⎤ 14 kamnn 15 ×dabey

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können, daß ich wenigstens ein paar von ihm durch Sie erhalten könnte, nach welchen ich sogleich meine Gedanken wegen den Preis den ich dafür zu geben bereit bin Ihnen alsdann melden könnte. Ich bin mit der Größe der Zeichnungen, und denen darauf dargestellten Gegenständen pp von Ihnen nicht unterrichtet, folglich läßt sich da nichts bestimmen. Ich bitte also durch Ew. Wohlgebl. den Herrn Prof: Meyer, mir 2 bis 4 zur Probe zu senden, welche ich behalten will. Besser wäre es aber der Hl Prof: Meyer zeigte mir die Größe der Zeichnungen durch Sie an, meldete wie viel Gegenstände auf einer solchen Zeichnung dargestellt wären, und was der italienische Künstler dafür ohngefähr nach hießigem Geld für eine Zeichnung verlangte, so würde ich bald den ersten Versuch machen können. Damit Sie Ihrem Freund einigermaßen unterrichten können, was ich hier dem Künstler bezahle, so melde ich Ihnen, daß ich für ein Blatt, so groß wie mein Magazin ist, welches Meubeln enthält 5 f und für eine Zeichnung die eine Gartenparthie darstellt 7 rl: bezahle. Vielleicht gnügt dis zu einem Maasstabe. / Aus vorstehenden, werden Sie Leos Anerbieten sehen, das freilich sehr gering ist; ich beziehe mich aber deßhalb auf das, was ich auf dem vorigen Blatte gesagt und überlasse Ihnen das weitere. Indessen ist Ihr Brief No¯ 7. vom 20ten August auch angelangt, schreiben Sie nur immer fort. In diesen Tagen hat sich wieder das ganze Kriegsschicksal umgekehrt, der Franzosen linker Flügel ist in Einem Zug aus der Oberpfalz bis an die Lahn zurückgedrängt worden, Frankfurth ist wieder in den Händen der Kaiserlichen, die Franzosen haben an Contribution 8 Millionen Livres erhoben. Wie es mit dem rechten Flügel unter Moreau bey München aussieht, wissen wir noch nicht. In dieser allgemeinen Ungewißheit bleibt uns wohl beyden nichts übrig als auf dem Platze Stand zu halten ich wünsche nur daß der Aufenthalt in Florenz Ihnen nicht gar zu unangenehm fallen möge, freylich sind Sie so ganz allein und ohne Mittheilung, indem wir hier in der Mittheilung ohne Anschauen leben. – Ich will sehen, daß ich Ihnen durch Escher einen Musenalmanach nach Florenz schaffe, der äußerst toll gerathen ist und noch viel toller seyn könnte, wenn wir unsern Vor-

15 5×f 22 eEinem 28 zu Stand 30 hier zwar in

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rath nicht so gar mäßig gebraucht hätten. – Wir sind diese Tage ü b e r d i e Wa h l d e s G e g e n s t a n d e s b e y K u n s t w e r k e n sehr im Gespräch gewesen, sammeln Sie doch ja auch auf diesen Punct, es ist der erste und der letzte und da man die ganze Materie nicht dogmatisch sondern critisch behandeln könnte, da man überall glückliche und unglückliche Beyspiele könnte reden lassen, so wäre es eine recht schöne Gelegenheit in und mit dieser Frage so viele andere zur Sprache zu bringen. Versäumen Sie nicht mir manchmal auch eine recht ausführliche Beschreibung eines wichtigen Kunstwerks nach unserm beliebten Schema zu überschicken. – Ich muß nur schließen und den Brief auf die Post geben denn sonst findet sich immer noch was neues und veränderliches. Leben Sie indessen schönstens wohl. – Vom Sauerkraut soll nächstens eine Probe gemacht werden. – Die Hausfreunde wünschen sehnlich ihre Widerkunft und versprechen die allerbeste Bewirthung. Den 15ten Sept. 1796.

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118. An Gottlieb Hufeland Jena, 17. September 1796. Samstag 〈Druck〉 Heute Abend um 5 Uhr werde ich aufwarten und meine Waare vorlegen, bis gegen 7 Uhr wo ich mich wieder entfernen muß kann man diese Kunstwerke schon mit einiger Aufmerksamkeit durchsehen. Wollen Sie morgen früh um 10 Uhr einer Raupendemonstration beywohnen, so soll es mir auch viel Vergnügen seyn. Jena den 17ten Sept. 96. G.

119. An Christian Gottfried Körner Jena, 22. September 1796. Donnerstag Durch einen Mann, für den ich Ihren Rath und, nöthigen Falls, auch Ihren Beystand erbitte, sende ich dieses Blatt, das ich wegen seiner schnellen Abreise nur eilig schreibe. Einige Tage später sollte er nicht 7 sSprache

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BRIEF 120

leer abgehen, denn er könnte den neuen Musenalmanach mitnehmen, über dem bisher gebrütet worden ist. Der Client, den ich Ihnen empfehle, ist der hießige Steuerrevisor Wölfel, der eine Erbschafftangelegenheit in Dresden zu betreiben die Absicht hat. Schiller ist nach seiner Art ganz wohl, wie ich nach der meinigen. Wenn Sie die Idylle zu Anfang des Musenalmanachs sehen, so gedenken Sie jener guten Tage, in denen sie entstand. Ähnliche Arbeiten dieser Art machen mich hier im Saalgrunde vergessen daß ich jetzt eigentlich am Arno wandeln sollte. Meyer befindet sich in Florenz und ist fleißig. Empfehlen Sie mich den Frauenzimmern bestens so wie den letzten Band meines Romans, der sich ehestens ans Tageslicht wagen wird, und leben recht wohl. Goethe Jena den 22ten Sept. 1796.

120. An Christian Gottlob Voigt Jena, 24. September 1796. Samstag 〈Druck〉 15

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Durch Ihre neuste Verordnung wird ja wohl der Bergrath zufrieden gestellt seyn. Sie können oben das nöthigste Gegengewicht anbringen und wir sind doch auch wegen der auflaufenden Kosten beruhigt. Für die überschriebenen Nachrichten danke aufs beste, sie werfen manches Licht auf die zweydeutigen Zeitungsaussagen. Leider bleibt das Ganze immer sehr unbestimmt, und es ist zu befürchten daß die blutigen Wellen noch lange hin und wieder schlagen werden. Indessen sey es uns erlaubt den Künsten des Friedens nachzuhängen. Ve n t kann bey seiner neuen Incumbenz, wenn er nur wachsam, genau und thätig ist, wirklich Ehre einlegen, das Kunstmäßige wird nicht von ihm verlangt und das übrige coincidirt mit seinen bisherigen Beschäftigungen. Dem jungen Vo i g t will ich vorerst durch Bestellung einiger Barometer wenigstens meinen guten Willen erzeigen; er hat in so weit nicht

3 ichst 8 äÄhnliche

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unrecht sich auf die Medicin zu legen, und bey seinen Vorkenntnissen und bey der Bearbeitung seines Geistes muß ihm leichter als einem andern werden das Anwendbare von jener Wissenschaft sich eigen zu machen. Hederichen wäre etwas zu gönnen, in mehr als Einem Betracht. Vielleicht werden Sie auch an ihm, wie an so vielen, ein Wohlthäter. Mein diesmaliger Jenaischer Aufenthalt naht sich auch seinem Ende, ich hoffe Sie in der nächsten Woche wieder zu sehen. Schiller grüßt aufs beste. Frau Hofrath Loder ist von einer Tochter entbunden. Sonst geht alles hier wie gewöhnlich seinen lustigen halbverworrenen Gang. Die Assignation an Creutznacher ist noch nicht angekommen. Nächsten Mittwoch hoffe ich einen neuen Musenalmanach zu schicken, wir lassen da, zu gleicher Zeit, geflügelte Naturen aller Art, Vögel, Schmetterlinge und Wespen ausfliegen. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner mit den Ihrigen. Jena den 24. Sept. 1796. G. Beyliegendes war schon gesiegelt als ich Ihre werthen Zuschriften durch den Steinschneider erhielt. Es ist im doppelten Sinne gut wenn wir einen solchen Mann hier haben, theils des Anschleifens wegen, theils daß man, wenn man sich mit ihm auf einen gewissen Fuß setzt, da er ein Mineralienhändler ist, fürs Cabinet manches wohlfeiler als bisher vielleicht wird erhalten können. Den Steinerischen Anschlag will erst noch einmal durchdenken, die Anlage kommt freylich ein wenig hoch, indessen ist das Geld da, zu dem Entzwecke bestimmt, und da mir die Operation mit der Mühllache und der Leutra so gut gerathen ist, so möchte ich denn auch die Würkung eines solchen Baues im Flusse sehen. Wenn Sie die Güte haben für Holz zu sorgen, so wird man immer noch zur rechten Zeit anfangen können. Leben Sie indessen recht wohl und gedenken mein. Soll ich Sie hier nicht sehen, so habe ich bald das Vergnügen Sie in Weimar wieder zu finden. Jena den 24. Sept. 1796.

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BRIEF 121

121. An Christian Gottlob Voigt Jena, 25. September 1796. Sonntag

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Beyliegendes, allenfalls ostensibles, Blatt unterrichtet Sie werthester Freund von einer wunderlichen Mineralogischen Constellation, von der ich wünschte, daß wir sie benutzten und wovon ich Ihnen nur noch das nähere aufdecke. Wächtern hat man beym Cabinet die Sachen viel zu gut bezahlt, er ist in Weimar auch über seine Hoffnungen behandelt worden, und ich habe ihm bey seiner Rückkehr zu verstehen gegeben, daß er künftig einen ganz andern Weg, als den eines mineralogischen Juden einschlagen müsse. Nun weiß er nicht, wie er das nehmen soll und glaubt vielleicht mich persönlich zu gewinnen, wenn er mir die Sachen wohlfeil giebt, um so mehr da er baares Geld zu seinem Transport braucht; dadurch kommt der arme Teufel von Lenz der auch sehr schöne Goldstufen hat gleichfalls / im Preiße herunter, weil doch alle diese Dinge zufällig sind, und das Geld beym Becker und Bierbrauer immer den reinen Werth behält. Will sich der Leipziger das Drittel Rabat nicht gefallen lassen so überlegt manns als dann, nimmt einige eminente Stücke und schickt ihm die übrigen zurück. Behalte ich die ganze Behandlung der Sache, so will ich schon alles lenken und leiten denn so gering der Gegenstand ist so verdrießlich ist mirs, auch in Sachen der Liebhaberey, übersetzt und geprellt zu werden. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie meiner und nehmen Sie immerfort an allem Antheil was groß oder klein in Ihrem Wirkungskreise sich aufthut. Jena den 25ten Sept 96. G 〈Beilage〉

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Es kommt in diesem Augenblick eine so sonderbare mineralogische Constellation zusammen, daß ich Ihnen sogleich davon Nachricht geben und mir Ihren Rath und Mitwirkung erbitten muß.

5 müßte ⎡ist⎤ G 11 braucht|;| G 19 gestellt ⎡übersetzt⎤ G

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Der Steinschneider Wächter, der wahrscheinlich eine sehr gute Acquisition ist, gedenkt sogleich nach Bamberg zu gehen und was von seinen Sachen transportabel ist hierher zu schaffen. er braucht Geld und ich kaufe ihm seine sämmtlichen Goldstufen, wahrscheinlich um einen sehr leidlichen Preis ab. Die Leipziger Sendung ist auch angekommen, die Sachen sind sehr schön die Preiße aber hoch und ich lasse ihm, morgen, nur einen guten Absatz, unter der Bedingung eines Rabats von 33 13 pro C. anbieten alsdann sind die Körper, die alle ausgesucht sind, für das Geld zu brauchen. Nun hat Prof: Lenz mit sehr schönen Sachen, die er von Ungarn und Siebenbürgen und sonst eingetauscht bisher, als mit seinem Eigenthum, gespielt, / ist aber nunmehr geneigt diese Dinge auch für ein billiges abzulassen und die Concurrenz von diesen drey Fällen macht daß man vielleicht wohlfeiler als jemals sehr interessante Sachen haben kann. Meine Vorschläge welche ich wenn Sie solche billigen zu secundiren, und in jedem Falle zu rectificiren bitte sind folgende: 1.) Das C a b i n e t betreffend. Loder hat schon, bey dem Handel mit Wächtern, so viel vorgeschossen daß das Weihnachtsquartal nöthig ist um ihn zu remboursiren. Sie hätten also a.) entweder die Gütigkeit den Vorschuß von der Kammer auf die Quartale Ostern und Johannis zu bewirken, oder b.) Entschlössen sich vielleicht Serenissimus in diesem, beynah einzigen Falle, zu einem kleinen Extraordinario, welches gewiß das doppelte und dreyfache fruchten sollte. 2.) Das C a b i n e t d e s E r b p r i n z e n betreffend. Hätten vielleicht Durchl: die Herzogin die Gnade / irgend eine Summe zu bestimmen und die dafür angeschafften Mineralien bis Weihnachten aufzuheben, da denn nicht leicht ein ansehnlicheres Geschenk verhältnißmäßig sollte aufgestellt werden können. 3.) Wäre Ihnen selbst, und Freund Knebeln vielleicht etwas gefällig, so würde ich theils mit gutem Rath theils mit specieller Übersendung

7 ihnm 9 als∩dann 11 Ungearn 16 zu b wenn 17 rectivficiren 23 Johannies 32 ⎡und⎤

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BRIEFE 122/123

der Sachen an Hand gehen können. Was mich persönlich betrifft, so bedarf ich des eignen Besitzes immer weniger seitdem ich eine so große Zeit des Jahrs des Jenaischen Cabinets mich zu meinem Unterricht bedienen kann. Ich bitte den Geist, Sinn und die Absicht meines Schreibens freundschafftlich aufzunehmen, zu bessern, zu mehren und zu mindern und nach Ihrer, alles Gute befördernden, Weise von meinen Vorschlägen Gebrauch zu machen. Der gegenwärtige Moment ist von der Art, daß wenn es sich für meine Lage schickte und ich 300 rh. / einwenden wollte, ich solche mit Dank und Zufriedenheit aller Partheien und mit Gewinst dazu wieder einstreichen wollte, gegenwärtig offerire ich nur meine guten Officia, weil ich zum voraus überzeugt bin nicht allein das rechte sondern auch das Angenehme bewirken zu können. Verzeihen Sie mir meine eilige, theils zu methodische, theils nicht genug bestimmte Schreibart. Jena den 25ten Sep. 1796, G

122. An Christian Gottlob Voigt Jena, 27. September 1796. Samstag

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Ihre Vermuthung wegen Wächters, daß er verschiedene Cabinete um einen wohlfeilen Preiß erhandelt habe und deßhalb seine Waare auch wieder wohlfeil gebe, scheint sich dadurch zu bestätigen, daß er mir seine sämmtlichen Goldstufen sowohl gediegen als mineralisirte für 40 rh: überlassen hat. Sie machen, wenn man sie genau besieht, eine recht interessante Suite, die mit wenigem noch zu completiren wäre. Ich will sie der regierenden Herzogin Durchl. für den Prinzen anbieten, für ein solches Geld möchte sie wohl nie wieder zu haben seyn, sie sind, so viel ich nun weiß, sämmtlich aus dem Cabinet des alten Delius. Auch will ich bey der Herzogin Mutter anbauen ob sie vielleicht etwas von den englischen Sachen für den Prinzen nimmt; dadurch wäre also diese

9 an- / einwenden 10 solche× 19 geben 21 sSie 22 wenigenm 22 iIch 25 kCabinet

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Seite erledigt. Gäben nun Durchl: der Herzog etwa 50 rh. extra, so suchte ich mit Lenzen einen Handel zu schließen, und Hofrath Loder möchte alsdann mit dem Vorschuß der Quartale, um die ich in meinem Vorigen Brief bat, sich mit dem Leipziger zu vertragen suchen; wenn Sie diese Einrichtung billigen, so haben Sie ja wohl die Güte bey nächster Gelegenheit dazu mitzuwirken. / Den Schwansee bin ich einmal recht neugierig zu sehen, vielleicht giebt es einmal eine Winterparthie, wenn der Hauptgraben in Arbeit ist. Justitz Rath Hufeland wird Ihnen von einer sonderbaren militarisch theoretischen Acquisition geschrieben haben, die jetzt zu machen ist auf alle Weise wäre denn doch Serenissimo davon Nachricht zu geben, denn es müßte denn doch nicht unangenehm seyn, bey den Sammlungen, welche Durchl. der Herzog sowohl von Charten als militarischen Schrifften machen, einen Mann in der Nähe zu haben, der von allem dem gründlich unterrichtet wäre und sowohl im sammeln als ordnen an die Hand gehen könnte. Leben Sie recht wohl; so gut es mir hier geht, indem die Einsamkeit mich thätig läßt und die Gesellschafft mich zu der Art von Thätigkeit weckt, die mir am gemäßesten ist, so wünscht ich denn doch Sie wieder zu sehen und in meine Weimarischen Verhältnisse zurück zu kehren. Jena den 27ten Sept. 1796. G

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123. An Christian Gottlob Voigt Jena, 30. September 1796. Freitag Ich wünsche, daß die Expedition in Schwansee glücklich möge abgelaufen seyn und daß der Entzweck des Fischens und Ablassens sowohl jetzt als künftig vollkommen möge erreicht werden. Ich werde wohl noch einige Zeit hier bleiben, denn ich habe nicht Muth den guten Schiller in seiner gegenwärtigen Lage zu verlassen sein Vater ist vor kurzen gestorben und sein jüngster Knabe scheint auch in

10 ×Ihnen 11 ⎡haben⎤

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BRIEFE 124/125

kurzem wieder abscheiden zu wollen er trägt das alles mit gesetztem Gemüthe aber seine körperliche Leiden regen sich nur um desto stärker und ich fürchte sehr daß diese Epoche ihn äußerst schwächen wird um so mehr da er wie immer nicht aus dem Hause zu bringen ist dadurch außer aller Connexion kommt und ihn wenig Menschen wieder besuchen. Ich sage Ihnen das im Vertrauen, weil ich nicht gerade gerne öffentlich von diesem Zustande spreche. Sie erwähnen ja wohl gelegentlich / ein Wort gegen Serenissimum über diese Ursache meines längern Ausenbleibens. Für den Steinschneider Wächter, welchem der Professor Lenz ein Quartier aufsucht, damit seine Sachen, die er von Bamberg hierher schickt, sogleich untergebracht werden können, haben Sie ja wohl die Güte ein angemeßnes Quartiergeld auszuwirken, wegen seiner Maschinen und übrigen vielen Sachen wird er doch einige geräumige Zimmer beziehen müssen. Der alte Steinschneider Bayer ist gestorben und ist also dessen Pension der Kammer zugefallen. Hierbey schicke ich auch die Steinerische Zeichnung, den Anschlag, meine Meynung und eine Verordnung die ich sogleich an ihn zu erlassen bitte. Da das Wetter sehr schön und das Wasser klein ist und ich noch eine Zeit lang hier zu bleiben denke, so wünschte / ich sehr diese Arbeit selbst noch einleiten zu können haben Sie die Güte ihn ein wenig anzutreiben. So viel für diesmal mit dem herzlichen Wunsch, daß Sie sich recht wohl befinden mögen. Jena den 30ten Sept. 1796. G

124. An Christian Gottlob Voigt Jena, 1. Oktober 1796. Samstag

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Ihr Brief, werthester Freund, hätte mir nicht reicher erscheinen können, da er mir Ihre Ankunft ankündigt und mir verspricht daß die Sehnsucht einer Unterredung, die ich schon so lange hege, endlich gestillt werden sollte. 29 Unterredung|,|

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Für das zu Gunsten des Musäums Ausgewürkte danke aufs beste. Da ich Ihnen nun die sämmtlichen Körper von dem die Rede ist vorlegen kann, so wollen wir darüber gemeinschafftlich zu Rathe gehen von den 50 rh. extra ordinem sagen wir Lodern nichts, sondern da ich noch Auftrag für den Erbprinzen erwarte indem ich an die beyden Herzoginnen das Gesuch habe gelangen lassen, so arangiren wir erst den Handel im ganzen und machen ihm alsdann eine unvermuthete Freude. Mit Schillern und seinem Kinde hat sichs merklich gebessert und es stöhrt auch nichts von dieser Seite die Zufriedenheit dieser kleinen Excursion. Leben Sie recht wohl und seyn Sie versichert daß Sie mir durch Ihre Ankunft ein groses Fest machen. G Jena den 1ten Oct. 1796,

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125. An Friedrich Schiller Weimar, 8. Oktober 1796. Samstag Aus dem ruhigen Zustande, den ich in Ihrer Nähe zugebracht habe, bin ich gleich auf ganz andere Schauplätze gerufen worden, gestern und vorgestern war ich auf Ettersburg und in Schwansee und heute früh hat uns ein Brand in der Jacobsvorstadt in Bewegung gesetzt. Von Bertuchs Hause sieht man gerade hinüber in die Lücke. Indessen haben unsere mordbrennerischen Füchse auch schon angefangen ihre Wirkung zu thun. Des Verwunderns und Rathens ist kein Ende. Ich bitte Sie um alles ja kein zweifelhaftes zu gestehen, denn der Sinn der Rätzel wird wie ich sehe tausendfach. An dem Buchbinder will ich treiben was ich kann, Dienstag erhalten Sie eine Ladung, schicken Sie aber nur wieder Titelblätter und Kupfer ich schreibe bald möglichst wie wir überhaupt stehen. Wenn es Ihnen recht ist, so will ich das eine incomplete Exemplar dazu benutzen um die Druckfehler zu notiren, machen Sie sich auf die zweyte Ausgabe bereit und veranstalten / Sie solche in klein 8 wie Sie neulich sagten.

1 aAusgewürkte 9 kleinesn 16 vVon G 17 gegen ⎡hin⎤ über G 20 iIch G 20 bgestehen

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BRIEFE 126–128

Hier folgt ein reiner Abdruck der Hirtischen Platte, sie soll Montags nach Frankfurth wenn ich die Fortsetzung des Manuscripts erhalte corrigire ich auch die andere. Schreiben Sie mir nur bey Zeiten, worinn ich Ihnen beystehen kann, denn ich sehe viele Zerstreuung voraus. Sagen Sie doch Ihrem Herrn Schwager, nebst vielen Empfehlungen, er möge den Scheffhaurischen Antrag nicht gerade zu ablehnen, ich habe einen Gedanken darüber den ich Ihnen nächstens mittheilen will. Leben Sie recht wohl und grüßen die Frauenzimmer schönstens. Weimar den 8ten October 1796. G

126. An August Wilhelm Iffland 〈Jena, zwischen 2. September und 9. Oktober 1796〉

〈Konzept〉

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Sie können, verehrter Freund, versichert seyn daß ich das druckende in Ihrer gegenwärtiger Lage, völlig mit Ihnen fühle. Ein rechtschaffner Mann der Rücksichten als Gatte und Freund zu nehmen hat, und der im Begriff steht einen Entschluß wegen seines künftigen Lebens zu fassen und zwischen zwey so verschiedenen Situationen zu wählen, muß, wenn er dabey noch Ihr empfindliches und liebevolles Herz hat, sich in einer sehr peinlichen Lage befinden. Wir sind unter diesen Umständen weit entfernt lebhafter in Sie zu dringen um so mehr als der Termin den Sie zu Entscheidung der Sache festsetzen nicht gar weit entfernt ist. Was wir Ihnen anbieten können, und Ihnen so gerne anbieten wissen Sie, so wie unsere übrigen Verhältnisse und Gesinnungen. Indessen lernen Sie ja auch wohl, / jenes Terrain kennen, und Ihrer Einsicht entgeht es nicht was Sie zu wählen haben. Seyn Sie versichert daß der Wunsch Sie glücklich zu wissen bey uns eben so lebhafft ist als der Wunsch Sie zu besitzen, und daß, Ihre Wahl falle aus wie sie wolle, Sie sich hier eine fortdauernde allgemeine Achtung und die Freundschafft derer die Sie näher kennen lernten, erhalten werden. 2 welche wenn 5 eEmpfehlungen 6 ⎡den⎤ G 6 geraden 11 druckend|e| 12 ×. eEin 17 ×Umständen 19 wWas 20 A anbieten 21 iIndessen 22 mit ⎡und⎤ 23 sSeyn 25 iIhre

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Leben Sie recht wohl und erfreuen Sie mich bald, wenigstens mit der Nachricht daß Ihre Krankheit von keinen Folgen gewesen ist. Ich bin mit ausgezeichneter Hochachtung und Freundschaft Ihr

127. An Friedrich Schiller Weimar, 9. Oktober 1796. Sonntag Ihr Herr Schwager bringt mir, zu meiner großen Zufriedenheit, die Titelblätter und Kupfer wie auch die Melodieen wäre alles nur 14 Tage früher beysammen gewesen, so hätten wir uns der ganzen Expedition erfreuen können. Die hofmannische Buchhandlung prätendirt mit Cotta in Verhältniß zu stehen und verlangt 15 bis 20 Exemplare auf Rechnung. Soll ich sie ihr geben? oder baar Geld, versteht sich mit einem Viertel Rabat verlangen? Leben Sie recht wohl nächstens mehr. Weimar den 9ten Octobr 1796. G

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128. An Gottlieb Hufeland Weimar, 10. Oktober 1796. Montag Beykommende juristische Gelahrtheit ist zwar keine Last vieler Camele, aber doch immer eine gute Bürde für eine Botenfrau. Haben Sie die Güte diese Bücher in Ihre Bibliothek zu stellen, und wenn Sie die darin enthaltnen Materialien mit Klarheit, Methode und Geschmack benutzen und ordnen, so gedenken Sie meiner dabey freundlich. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen und nehmen meinen wiederholten Dank für die manchen guten Genüsse die Sie mir bey meinem Aufenthalt in Jena verschafft haben. Weimar den 10ten Octobr. 1796. Goethe 2–4 |Ich 〈…〉 Ihr| 18 Methotde

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BRIEF 129

Hierbey noch ein Exemplar Melodien zum Musenalmanach ins Haus, eins an Frau Hofrath Loder, eins an Frau Doctor Paulus.

129. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Oktober 1796. Montag 5

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Leider häufen und verdoppeln sich die Unannehmlichkeiten eines Geschäffts wie das ist das Sie übernommen haben, und ich fürchte Sie werden noch manches Unheil des Selbstverlags dabey erleben. Wir erinnern uns keiner Titelkupfer und Titelblätter als derer die wir abgeliefert haben. Geist hat alle Exemplare, die nach Jena in unser Quartier kamen, gezählt und gepackt und keine Titelblätter dabey gefunden. Ihr Brief vom 5ten October spricht von 200 Titelkupfern, die Sie auch geschickt haben, durch Ihren Herrn Schwager erhielt ich noch 100 und die wären also complet nun brauche ich noch 50 Titelblätter u. 72 Exemplare und so hat der Buchbinder alles was zu 300 gehört; complet. Abgeliefert sind 50 Hierbey kommen 124 174 / Uebergeben Sie ja, wenn es zur zweyten Auflage kommen sollte, das Ganze irgend jemand zur Besorgung. Man verdirbt sich durch dergleichen mechanische Bemühungen, auf die man nicht eingerichtet ist und die man nicht mit der gehörigen Präcision treibt, den ganzen Spas und hat erst am Ende, wo alles zusammen treffen soll den Verdruß weil es an allen Enden fehlt. Über die Musik kann ich noch nichts sagen. Ich habe sie gehört, aber das ist bey den Celterischen Compositionen noch nicht genug, er hat viel Eigenheit die man ihm erst abgewinnen muß 5 Unannehmlichkeiten (erstes e unklar korr.) 5 des ⎡eines⎤ G 6 das Sie (S unklar korr.) 12–13 ⎡auch⎤ abgeschickt G 16 50.. 50 (gestr., um Zahlen korrekt untereinandersetzen zu können) 17 1254 18 1754 20 Besorgung|.| mMan G 23 soll erst den 27 eEigenheit

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Leben Sie recht wohl. Ich schicke den Körnerschen Brief hier zurück. Da wir das Publikum kennen, so wird uns schwerlich auch bey dieser Gelegenheit eine neue Erscheinung entgegen kommen. Wenn ich Starken und den Buchbinder bezahlt habe, so schicke ich die Rechnung. G/ Weimar den 10ten Octobr 96. Hier noch zu besserer Uebersicht ein Auszug wie wir mit dem Buchbinder stehn. Er erhielt Exemplare: 50 1te Sendung - 100 2te ––––– - 50 3te ––– - 28 4te –– - –––––––––– 228 ––––––––––––––––––––– Titelkupfer - - - 200 te 100 2 Sendung – - – ––––– 300. –––––––––––––––– Titelblätter - - 150 100 2te Sendung . . . –––––– 250 –––––––––––––––––– Umschläge auf einmal 300.

22 Titielblätter

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130. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 12. Oktober 1796. Mittwoch

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Ihr Brief vom 20ten August ist der letzte den ich erhalten habe, und seit dem 15ten Sept habe ich Ihnen nicht wieder geschrieben. In diesen 4 Wochen sind wunderliche Dinge vorgegangen, die Franzosen sind in Deutschland so gut wie aufgerieben und die Oesterreicher operiren schon wieder gegen den Hundsrück und gegen das Elsas zu. Die Franzosen stecken zwar in Tyrol und haben Trient und Roveredo, doch hat Wurmser in der Lombardie große Vortheile erhalten, von denen Sie mehr Kenntniß haben werden als wir. Leider können alle diese Begebenheiten auf uns beyde nur so viel wirken, daß jeder vorerst auf seinem Platze bleibt und mit dem besten Fleiße dem Frühjahr entgegen hofft. Gerning schreibt mir er wollte diesen Herbst noch nach Neapel. Wenn es keine Rodomontade ist so schicke ich Ihnen allerley durch denselben, wäre er wirklich, wie zu vermuthen ist, wenn er die Reise unternimmt, mit guten Pässen und Empfehlungsschreiben versehen, so könnten Sie, wenn Sie in Florenz fertig wären, die Reise mit ihm machen und ich zahlte, was er für Sie auslegt, an seinen Vater nach Frankfurth. Er ist freylich sehr unzuverlässig, doch sind solche Menschen auch manchmal brauchbar. Es mag mir gehen wie es will, so wünschte ich nicht daß Sie nicht daß Sie nicht nach Hause zurückkehrten ohne den Schatz zu Portici genutzt zu haben. Da der Krieg sich so weit von Neapel entfernt, wird es auch dort für einen Fremden leidlicher Leben seyn, besonders wenn man sich als Künstler legitimirt und vielen Personen bekannt ist. Sagen Sie mir darüber Ihre Gedanken. Aus der beyliegenden Rechnung sehen Sie, daß Sie nach Abzug der 200 Laubthlr bey mir noch zu gute behalten, daß Sie Ihre Kunstarbeiten schon als reinen Profit mitbringen und daß Sie auf Ihrer Reise nicht so viel verzehren können als Ihnen Ihre Manuscripte bezahlt werden, sobald Sie solche künftig rangirt haben. / Werden Sie also nicht müde noch verdrießlich, wenigstens von Ihrer Seite Ihren Plan zu verfolgen und bedenken Sie daß das was Sie jetzt nicht ausführen schwerlich ein anderer in vielen Jahren leisten wird.

20 Porticei

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Schillers Almanach, den er aus mancherley Ursachen in Jena drucken ließ, und den Sie durch Gerning erhalten sollen, hat uns manchen Spas aber auch manche Beschwerlichkeiten gemacht. Ich habe zuletzt selbst noch die Decke zeichnen müssen und das Titelkupfer von Bolt ist nichts weniger als gut gerathen. Haben Sie deswegen die Güte uns sobald als möglich mit einer Zeichnung für beyde zum künftigen Almanach zu beglücken. Die schwarzen Linien, die ich auf die letzte Seite ziehe bezeichnen die Größe der Decke und die rothen des Titelkupfers, leider ist diesmal alles zu spät angeordnet und alsdann aus dem Stegreife behandelt worden. Noch muß ich eins bey Ihnen nachfragen. Es sind die Italiänischen nachgemachten Blumen bey uns, wegen Ihrer Natürlichkeit wieder seit einiger Zeit berühmt geworden, da der Medicus Hufeland aus Italien eine solche Garnitur zum Tischaufsatz, erhalten hat, Loder wünscht auch dergleichen, könnten Sie gelegentlich solche finden, anschaffen und herausspediren so würden Sie Ihr Andenken auch von dieser Seite erneuern. Die Decke zum Almanach wünscht ich, daß Sie als wenig erhobene Arbeit behandelten, gleichsam als in Gold oder Silber geprägt. Wenn Sie mir die Zeichnungen schicken, so melden Sie mir nur gleich den Preiß, denn der Arbeiter ist seines Lohnes Werth. W. den 12ten Octobr 1796. G/

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BRIEF 130

Abb. 1: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 (Nr 130), Beilage 1: Abrechnung

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Abb. 2: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 (Nr 130), Beilage 2: Schema zum Umschlag des „Musen-Almanach“

Soll

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15 Sald×a

Summa.

Sept. durch Cotta an Herrn Escher bezahlt 200 fl. Lbthlr.

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Nach Abrechnung in Casse behalten Desgleichen 3 Stl. Louisdor zu 5 rh 18 gl ferner 1 Maxdor ........

Hat.

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Hiervon abgezogen Bleibt für desselben Rechnung .............. G

Summa

— 1796. Oct: 10. Einjährige Besoldung ... Agio ..................... eod. Salda von Cotta wegen den Horen an 7 Louisdor a 5 rh 18 gl ......... von Reichardt für den — Apoll an 14 Ducaten à 3 rh. 3 gl ..................



Oct: 2

rh. gl. dl 1795. in Lbthlr zu 1 rh 15 gl

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18. 11 -

21.

150. 3.

43. 413. 325.

6. 8.

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rh. gl dl in Lbthlr zu 1 rh 15 gl

152 BRIEF 130–131

〈Beilage 1〉 Rechnung für Herrn Professor Meyer von Weimar, am 12ten Octobr 1796.

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〈Beilage 2〉

131. An Friedrich Schiller Weimar, 12. Oktober 1796. Mittwoch Nun hoffe ich bald zu hören, daß Sie von der Sorge und Qual, die Ihnen der Almanach gemacht hat, befreyt sind, wenn man nur auch der lieben Ruhe zu genießen recht fähig wäre, denn man lädt sich, wie die entbundenen Weiber, doch bald wieder eine neue Last auf. Die 2000 Exemplare der Decken sind nun abgeliefert. Hier folgen Titelblatter 26. Decken – 71. Titelkupfer. 81. Das ist nun alles theils zu viel, theils zu wenig, die 100 Exemplare, die Ihnen fehlen, müssen sich aber auf alle Fälle finden.

3 tfähig

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BRIEF 132

Morgen früh liefert mir der Buchbinder seine letzten Exemplare, ich will gleich 20 davon an Hofmanns geben, und die übrigen liegen lassen bis das Industrie-Comptoir von Leipzig zurückkommt. Die Berechnung von den Exemplaren die durch meine Hand gegangen sind schicke ich Sonabends es wird alles so leidlich zutreffen. / Alsdann soll auch die Geldrechnung folgen. Eine Abschrifft von Starke’s Rechnung, die ich bezahlt habe, liegt hierbey, Sie erhalten alsdenn alles auf Einem Blatte. Heute nichts weiter. Heil unserer Freundin S. daß Sie unsere Gedichte abschrifftlich verbreiten und sich um unsere Aushängebogen mehr als wir selbst bekümmern will! solchen Glauben habe ich in Israel selten funden. Die guten Exemplare für Hofmann schicken Sie mir ja wohl. 27 Melodien habe ich im letzten Pact erhalten. Leben Sie recht wohl, nächstens mehr Weimar den 12ten Octobr 1796. G

132. An Friedrich Schiller Weimar, 15. Oktober 1796. Samstag

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Sie erhalten hierbey auch die Rechnung, mit der Abschrifft der einzelnen Quittungen, und so wäre auch das berichtigt. Die 95 rh. 9 gl Ueberschuß wünschte ich für Rechnung Herrn Cotta’s inne zu behalten, indem er uns doch zu unserer Italiänischen Expedition Zwischenzahlungen auf das Honorar der Horen versprochen hat. Wegen der hiergebundenen Exemplarien liegt eine Berechnung bey. Können Sie mir beyliegenden, nur halbgedruckten Bogen, gegen einen vollkommenen auswechseln, so wird noch eins gebunden und wir sind vollkommen richtig. Ich schicke Ihnen das erste H o l l ä n d i s c h e zurück und eins von meinen Ve l i n, dagegen ich mir zwey geringe genommen habe. Eben so folgt auch eine Lage die zuviel war. 5 sSonabends 19 berichtigt|.| dDie G 23 bey,. kKönnen G (Komma zu Punkt korr.) 25 werird 26 richtig|.| iIch G

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Auch hat man mir noch Abdrücke der Decke geschickt, die sich, ich weiß nicht wo, versteckt hatten. Ich hoffe Sie sollen nun genug haben, auf alle Fälle läßt sich dieser Mangel am leichtesten ersetzen ich werde die Platte zu mir nehmen. / Weiter wüßte ich nun nichts, und wünsche diesem Werke gut zu fahren, im Ganzen finde ich nur einerley Wirkung: jedermann findet sich vom Phänomen frappirt und jedermann nimmt sich zusammen um mit anscheinender Liberalität und mehr oder weniger erzwungenem Behagen darüber zu sprechen und geben Sie einmal acht ob das nicht meist der Fall seyn wird. Für die sonderbare Nachricht, daß der P r o p h e t in Jena sey, danke ich aufs beste. Ich werde mich seiner zu enthalten suchen und bin sehr neugierig auf das was Sie von ihm sagen werden. Blumenbach war auch bey mir er hatte einen sehr interessanten Mumienkopf bey sich. Wenn die Conferenz zwischen dem Propheten und Paulus zu Stande kommt, so zieht der letzte wahrscheinlich den Kürzern und muß sich noch bedanken daß er beleidigt worden ist. Es kostet dem Propheten nichts sich bis zur niederträchtigsten Schmeicheley erst zu assimiliren, um seine / herschsüchtigen Klauen nachher desto sichrer einschlagen zu können. Sagen Sie mir doch etwas von der Geschichte der kleinen Schönheit. Ein Heft Cellini ohngefähr 12 Bogen Manuscript kommt bald alsdenn giebt es noch zwey Abtheilungen die ich gleich hinter einander vornehmen will, da ich mich völlig unfähig fühle etwas anders zu thun. Die zwey armen letzten Gesänge werden noch eine Zeit im Limbo verweilen müssen, es ist wirklich eine Art der fürchterlichsten Prosa hier in Weimar, wo von man außerdem nicht wohl einen Begriff hätte. Ich lege auch das letzte Buch meines Romans bey, da mir die letzten Bogen des siebenten Buchs fehlen. Wahrscheinlich hat Unger sie, nach seiner löblichen Gewohnheit, durch Einschlag geschickt und sie liegen, ich weiß nicht wo. Sobald die guten Exemplare kommen, erhalten Sie eins davon. /

6 wWirkung 8 er- mehr 9 sSie 10–11 |F / Für 12 beste|.| iIch G 15 Stande (S unklar korr.) 20–21 sa / Sagen 22 ⎡kommt bald⎤ G 24 will., 25 dDie 27 wWeimar 28 nunmir 29 fehlen|.| wWahrscheinlich G 31 wo|.| sSobald G?

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BRIEFE 133/134

Gestern ist meine Freytagsgesellschafft wieder angegangen, ich werde sie aber wohl nur alle 14 Tage halten und dazu einladen lassen. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie alles. Weimar den 15ten Octobr. 1796. G

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Noch etwas: können Sie mir nicht über einen gewissen Hauptmann Rösch aus Stuttgard einige Nachricht geben? vielleicht haben Sie ihn persönlich gekannt. Von seinen guten Kenntnissen sind wir informirt, es wäre jetzt hauptsächlich von seiner Person seinem Character und übrigem Wesen die Rede.

133. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 17. Oktober 1796. Montag

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Aus dem Brief an Max siehst du wie es mit mir steht und daß ich, da mein Flug nach Süden gehemt worden für diesen Winter wieder hier leibeigen bin. Es wäre mir von so viel Freude als Nutzen gewesen dich wieder zu sehen. Denn erstlich ist der Roman nun fertig, und ich hätte dich gern, über dieses Ganze ohne Ende, umständlich gehört; dann habe ich mich mit allen meinen Kräfften auf das e p i s c h e geworfen und will sehen, am Ende meiner Laufbahn, auch noch um diesen Eckstein herumzukommen, worüber ich denn sehr gerne theoretisch mit dir geschwatzt und dir meine Versuche vorgelegt hätte; eben so wichtig wäre es mir gewesen dir meine weiter verbreiteten und besser geordneten Plane über die Natürlichen Dinge darzustellen, weil es besonders jetzt auf Ausbildung des Subjects ankommt, daß es so rein und tief als möglich die Gegenstände ergreife und nicht bey mittlern / Vorstellungsarten stehen bleibe, oder wohl gar sich mit gemeinen helfe. Du würdest mich nicht mehr als einen so steifen Realisten finden, es bringt mir großen Vortheil daß ich mit den andern Arten zu denken et7 geben,? (Komma zu Fragezeichen korr.) 17 Ggeworfen

8 gekannt|.| vVon G? 12 Pflug Flug

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was bekannter geworden bin, die ich, ob sie gleich nicht die meinigen werden können, dennoch als Supplement meiner Einseitigkeit zum practischen Gebrauch äußerst bedarf. Du wirst wahrscheinlicher Weise meinen Roman eher aus dem Buchladen als von mir erhalten, ich habe selbst noch kein Exemplar weil das Glätten aufhält. Es war ungeschickt von mir daß ich dir nicht eins direct aus Berlin addressiren ließ; sobald mein Paket ankommt, sende ich eins ab. Auf Maxens Ankunft freue ich mich sehr. Ich hoffe er wird eine Zeit lang bey mir bleiben können. Da Meyer nicht hier ist, kann ich ihn recht / gut logiren. Lebe wohl und gedenke mein unter den deinigen, und behalte mich lieb. Humboldt kommt nun auch bald wieder ich freue mich besonders dessen was er von dir erzählen soll. Weimar den 17ten Octobr. 1796. G

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134. An Friedrich Schiller Weimar, 17. 〈18.〉 Oktober 1796. Dienstag Beyliegendes Packet war schon vorgestern Abend beysammen, ich lege noch das Heft Cellini bey, welches indessen fertig geworden. Sie sehen es ja wohl noch einmal durch und lassen es abschreiben. Aus dem Propheten ist ein Prophetenkind geworden, das ich aber auch nicht zu sehen wünsche, da ich, nach dem erhabenen Beyspiel des Judengottes, meinen Zorn bis in die 4te Generation behalte. Die drey ersten Gesänge des neuen Gedichtes sind nun so ziemlich durchgearbeitet, ich werde nunmehr an den 4ten gehen. Alle vier zusammen werden etwa 1400 Hexameter haben, so daß, mit den zwey letzten Gesängen, das Gedicht wohl auf 2000 anwachsen kann.

2 Einseiktigkeit 6 aGlätten 6 aufhält|.| eEs 9 sehr|.| iIch 23 gehen|.| aAlle G 24 mit, (Komma gestr.)

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BRIEFE 135/136

Auch werden Fisch und Vögel anatomirt, und geht alles neben einander seinen alten Gang. Leben Sie recht wohl und lassen Sie mich bald hören daß Sie leidlich gesund und fleißig sind. W. dl. 17 Octbr 96 G

135. An Friedrich Schiller Weimar, 19. Oktober 1796. Mittwoch

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Recht vielen Dank für den überschickten Körnerschen Brief. Eine so wahrhafft freundschafftliche und doch so critisch motivirte Theilnahme ist eine seltne Erscheinung. Ich will gedachte Blätter noch einige Tage behalten um verschiedne Gedichte, die ich noch nicht einmal gelesen habe, bey dieser Gelegenheit anzusehen. Grüßen Sie den Freund recht vielmals und danken ihm auch von mir, sagen Sie ihm etwas von meinem neuen Gedichte und versichern Sie ihn daß ich mich freue es dereinst in seinen Händen zu sehen. Den Spitz von Gibichenstein müssen wir nun eine Weile bellen lassen bis wir ihn einmal wieder tüchtig treffen. Überhaupt aber sind alle Oppositions Männer die sich aufs negiren legen und gern dem was ist etwas abrupfen möchten, wie jene Bewegungsleugner zu behandeln: man muß nur unablässig vor ihren Augen gelassen auf und abgehen. / Hinter seinem Anpreißen der ausgelassenen Stellen des Cellini, fürchte ich, steckt was anders. Da er das Original hat fürchte ich übersetzt er die fehlenden Stellen und läßt das Ganze nachdrucken. Denn er ist zu allen fähig. Ich will daher die zwey letzten Lieferungen, die ohnedem zusammen gehören, erst ins künftige Jahr geben, mein Manuscript indessen completiren und eine vollständige Ausgabe ankündigen denn das Gefrage darnach ist sehr stark und die zerstreute Lectüre im Journal macht schon jedermann ungeduldig. Wenn Sie an Boie schreiben so fragen Sie ihn doch ob er mir die englische Uebersetzung, die ich von ihm durch Eschenburg habe über-

6 eEines 7 freundschafftlichen 8 eErscheinung

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lassen will ich will gern bezahlen was sie kostet und noch ein Exemplar meiner Übersetzung wenn sie einmal ganz herauskommt, versprechen. Auf Humboldts Ankunft freue ich mich recht sehr sobald er da ist, besuche ich Sie wohl einmal, / wenn es auch nur ein Tag ist. Vom siebenten und achten Stück haben Sie mir von jedem zwey Exemplare eins auf blauligem eins auf gelblichem Papier geschickt. Ich bitte bald um die übrigen denn man quält mich gewaltig darum. Leben Sie recht wohl grüßen Sie alles und sagen Sie mir bald daß Sie eine neue Arbeit angefangen haben. Weimar den 19ten Octobr 1796.

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G Könnten Sie mir nicht ein fünftes Stück der Horen von diesem Jahr von welcher Papiersorte es auch sey, noch überlassen? Mein Pack Dienstag mit der fahrenden Post ist doch angekommen?

136. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 21. Oktober 1796. Freitag Mache dem letzten Bande des Romans, der hier ankommt, ein freundlich Gesicht und von dem manigfaltigen was er enthält eigne dir auch was zu. Eins von den beyliegenden Exemplaren besorge gefälligst an I f l a n d eins an S c h l o s s e r. Lebe wohl mit den deinigen. W. dl. 21 Octbr 1796 G Schicke mir Max bald

2 Übersetzung k wenn (vom k nur Aufstrich vorhanden) 4 aAnkunft 8 ba|l|d 10 übernommen ⎡angefangen⎤ G

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BRIEFE 137–140

137. An Friedrich Schiller Weimar, 22. Oktober 1796. Samstag

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Die Exemplare des letzten Bandes sind endlich angekommen und ich schicke gleich hier ein halb Duzend für Sie Loder JustitzR. Hufeland HofR. Hufeland Griesbach und Humboldt. Auch folgt der Körnerische Brief, den ich mit vielem Vergnügen mit den Gedichten verglichen habe. Ich wünsche bald zu erfahren, was er über den Roman sagt. Leben Sie recht wohl. Ich arbeite jetzt nur um diese paar Monate zu überstehen und die ungünstige Zeit der kurzen Tage und des traurigen Wetters nicht ganz unnütz zu verleben. Weimar G den 22ten Octobr 1796.

138. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, kurz nach dem 23. Oktober 1796〉 15

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Auf das beste dancke ich dir, mein werther, für das gute Wort das du mir zusprichst. Jemehr man bey seiner Bildung und bey seinen Arbeiten nur auf die strengsten Forderungen der Natur und der Kunst achtet, desto seltner kann man sich einen reinen Wiederklang von aussen versprechen. Sehr tröstlich, beruhigend und aufmunternd ist daher die Versicherung des Freundes der uns auf unsern Wegen gerne begleiten und begegnen mag. Ich habe mich jetzt wieder in das epische Fach gewendet, woraus ich dir einige Proben bald vorzutragen wünsche. Lebe recht wohl und gehe mit geneigtem Gemüthe an den letzten Theil des Romans. G

10 habe|.| iIch G

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139. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 24. Oktober 1796. Montag〉

〈Konzept〉

Ew. Durchl. erhalten hierbey den letzten Band des Romans ich wünsche daß Sie einige Winterstunden nicht ganz unangenehm in der wunderbaren Gesellschafft, die er darstellt, zubringen mögen. Durchl der Herzogin bitte ein Exemplar nebst beyliegendem Brief und Packet überreichen zu lassen und die beyden andern Herrn von Thümmel und Frau von Frankenberg in die Hände zu bringen. Die kleine liebenswürdige Prinzessin ist wieder glücklich bey mir angelangt und wird, so gut ich nur kann, verehrt und bewirthet. Ihre Bemerkungen wegen Uebersetzung und Umkleidung sind vollkommen richtig. Gewinnt man einer fremden Arbeit die Art nicht ab, wie sie behandelt werden will, so kann eine Uebersetzung oder Umbildung nicht gelingen. In wie fern ich bey dieser Arbeit Glück habe / sollen Ew. Durchl noch vor Ende des Jahrs beurtheilen. Ich hoffe die kleine außerordentliche Königin soll zu Weihnachten in doppelter Gestalt vor Ihnen wieder erscheinen. Vor mehr als einem Jahre cursirte hier ein Manuscript das sich, glaub ich, von Ew. Durchl herschrieb, es betraf eine wundersame Geschichte die der Klärung begegnet war dürfte ich mir dasselbe auf eine kurze Zeit ausbitten. Ich wünsche zu hören daß Sie sich recht wohl befinden und nicht aufhören meiner zu gedenken.

140. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 24. Oktober 1796. Montag〉

〈Konzept〉

Mit dem vierten Bande meines Romans der sich Ew. Durchl zu gnädiger Aufnahme empfiehlt, kommen auch noch ein paar französische 6 Herr r n 11 ab|,| mit Bleistift 17 hirer 18 Geschichte (zweites h unklar korr.) 19 der die 22 meines (m unklar korr.)

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BRIEFE 141/142

Partituren die in Ew. Durchl Sammlung gehören, und die sich erst jetzt bey Revision der Theatermusik gefunden haben. Verzeihen Ew. Durchl / diese späte Zurücklieferung erhalten mir ein gnädiges Andenken empfehlen mich Durchl dem Herzoge und lassen mein Andenken manchmal in dem Kreise leben der das Glück hat um Sie zu versammeln

141. An Friedrich Schiller Weimar, 26. Oktober 1796. Mittwoch

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Die Schachtel der Zwibacke kommt hier mit vielem Danke zurück. Ich habe statt dieser Speise ein paar Stück des philosophischen Journals hineingelegt, die ich doppelt habe und die ich Niethhammern wieder zu geben bitte. Den Hirtischen Aufsatz finde ich nicht, er wird wohl nachkommen. An das letzte Stück der Horen dieses Jahres wie an die ersten des folgenden habe ich auch schon gedacht, es ist mir aber leider noch kein Rath erschienen. Was ich von alten Sachen habe, hat keine rechte Gestalt und ist eigentlich verlegene Waare. Das Tagebuch meiner Reise von Weimar bis Rom, meine Briefe von dort her, und was sonst allenfalls davon unter meinen Papieren liegt könnte nur durch mich redigirt werden und dann hat alles, was ich in dieser Epoche aufgeschrieben mehr den Character / eines Menschen der einem Druck entgeht als der in Freiheit lebt, eines Strebenden, der erst nach und nach gewahr wird daß er den Gegenständen die er sich zuzueignen denkt, nicht gewachsen ist und der am Ende seiner Laufbahn erst fühlt, daß er erst jetzt fähig wäre von vorn anzufangen. Zu einer absichtlichen Composition umgearbeitet würden solche Actenstücke wohl einigen Werth erlangen, aber so in ihrer lieben Natur sind sie gar zu n a i v. Mit dem Weimarischen Publiko bin ich im Ganzen wegen des Almanachs ziemlich zufrieden, doch ist der Gang immer eben derselbe, die Xenien verkaufen die Tabulas votivas und was sonst gutes und ernsthaftes in dem Büchlein stehen mag. Daß man nicht überall mit uns

5 sSie 7 zuruück 14 erschienen|.| wWas G? 21 zueig zuzueignen

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zufrieden seyn sollte, war ja die Absicht und daß man in Gotha ungehalten ist, ist recht gut, man hat dort mit der größten Gemüthsruhe zugesehen, wenn man mir und meinen / Freunden höchst unartig begegnete und da das litterarische Faustrecht noch nicht abgeschafft ist, so bedienen wir uns der reinen Befugniß uns selbst Recht zu verschaffen und den nekrologischen Schnabel zu verrufen, der unserm armen Moritz, gleich nach dem Tode, die Augen aushackte; Ich erwarte nur daß mir jemand was merken läßt da ich mich denn so lustig und artig als möglich expectoriren werde. Ich wünsche sehr zu hören daß der Wallenstein Sie ergriffe, es würde Ihnen und dem deutschen Theater recht wohl bekommen. Ich habe diese Tage angefangen die Eingeweide der Thiere näher zu betrachten und wenn ich hübsch fleißig fortfahre, so hoff ich diesen Winter diesen Theil der organischen Natur recht gut durchzuarbeiten. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche gar sehr Sie bald wieder zu sehen. G Weimar den 26ten Octobr. 1796.

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142. An Friedrich Schiller Weimar, 29. Oktober 1796. Samstag Ich bin genöthigt auf einige Tage nach Ilmenau zu gehen und danke nur noch geschwind für die übersendeten Horen. Es ist lustig daß wir durch Humboldt den Rumor erfahren, den der Almanach in Berlin macht, er wird nun auch erzählen können wie es in Halle aussieht. Sobald ich wieder komme, besuche ich Sie. Gotha ist auch in großer Bewegung über unsere Verwegenheit. Hierbey ein Blättchen Distichen vom Prinzen August, der die Sache noch artig genug nimmt. Der Hirtische Aufsatz komt hier zurück. So füge ich auch die Kupferplatte bey. Ein schönes Glück wärs wenn mir in Ilmenau noch ein Stück des epischen Gedichts gelänge, die große Einsamkeit scheint etwas zu versprechen. Meyer hat wieder geschrieben seine Copie ist fertig, er geht nun an fernere Beschreibung der Alterthümer. Leben Sie recht wohl und

2 Gemuüthsruhe 6 unss ⎡erm ⎡ am armen (Schluss-s zu langem s) 24 bey|.| eEin G 25 w ⎡m⎤ ir G

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BRIEFE 143/144

schreiben mir nur immer hierher, man schickt mir die Briefe nach. Grüßen Sie Humboldts vielmal und Ihre liebe Frau. Mich verlangt recht Sie bald wieder zu sehen. G Weimar den 29ten Octobr 96.

143. An Charlotte von Stein 〈Weimar, 29. oder 30. Oktober 1796. Samstag oder Sonntag〉 5

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Diese Tage gedachte ich Ihnen aufzuwarten, über Fritz das weitere zu sprechen und, wenn es noch die Absicht ist, die verlangten Sachen einpacken zu helfen. Nun werde ich nach Ilmenau gerufen, wo ich etwa acht Tage bleiben und mir nach meiner Rückkunft die Erlaubniß erbitten werde Sie zu besuchen. Hier bringt indeß der kleine Bote 3 Stücke Horen, wenn Sie etwa die Fortsetzung des Cellini lesen und sie Ihrem Hl. Sohn nach Kochberg schicken wollen. Geben Sie dem Kleinen noch einen freundlichen Wunsch auf die Reise, ich will ihn mitnehmen. Leben Sie recht wohl G.

144. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 30. Oktober 1796. Sonntag 15

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Ich habe nun zwey Briefe von Ihnen vor mir No 8 und 9. Am 7ten Octobr als Sie den letzten schrieben, waren drey von mir abgegangene Briefe noch nicht in Ihren Händen. N o¯ 1 6. den ich mit einer gedruckten Idylle in der grossen Verwirrung der Dinge über Frankfurth schickte, vom 17ten August. N o. ¯ 1 7. worinn die Nachricht enthalten war, daß Ihr Credit bey Eschern gemacht sey, vom 15ten Sept. N o. ¯ 1 8. vom 12ten Octobr. worinn ich Ihnen Ihre Rechnung schickte und von Gernings Anzeige, daß er wieder nach Italien gehen wolle, Nachricht gab. 2 Frau|.| mMich G 3 sSie

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NB: Sie haben recht gemuthmaßt, es fehlt Ihnen keiner meiner Briefe

ich habe eine Nummer übersprungen. Herr Escher hat mir indess sehr höflich geantwortet und sowohl Ihnen als mir künftig seinen Credit angeboten. – Die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri ist angekommen, wir haben sie mit vieler Freude in die Horen gesetzt. Heute erhalte ich das 9te Stück worin sie steht. – Mit den hetrurischen Gefäßen ist es, wie Sie mir schreiben, doch eine gar sonderbare Sache, Sie werden aber gewiß, bey weiterer und näherer Betrachtung, auf den Grund dieses Phänomens kommen, man hat freylich immer nur zu sehr beym Erklären und Klassificiren alter Kunstwerke das materielle walten lassen und seltner Gestalt, Sinn und Kunstwerth um Rath gefragt -. Da ich eben in meinem Cellini an den Guß seines Perseus komme, und durch Sie von seinen herrlichen Vorgängern höre, so wird es mir recht deutlich wie man / von dem reinen Wege der Natur und der gefühlten und überlegten Kunst, durch Phantasie und Leidenschafft bey einem angebohrnen grossen Talent, auf den Weg der Phantasterey und Manier gerathen könne und müsse. Wenn man hört, wie er gearbeitet hat, und was er an sich rühmt, so ahndet man was seine Werke seyn müssen. Möchte ich doch die trefflichen Arbeiten seiner Vorgänger, die Sie mir nennen, bald mit Ihnen anschauen! Denn was nur durch die Sinne gefaßt werden kann, dessen Erzählung erregt im Gemüth eine lebhafte und beynah ängstliche Sehnsucht, und je genauer wir von solchen Gegenständen sprechen hören, desto gewaltsamer strebt der Geist nach ihnen. – Ihre Beschreibung ¯ 9 hat mich außerordentlich erfreuet, das wäre so ein von Fiesole in No. Anfang, wie ich dereinst unsere Topographie ausgeführt wünschte, an statt daß man die Leser immer mit Wiederholung der Straßen und Wegebeschreibungen ermüdet. – Es ist mir sehr lieb, daß Ihnen die vortreffliche reisende Dame aufgestoßen ist und daß Sie durch dieses Musterbild einen Begriff von dem christlich-moralisch-ästhetischen Jammer bekommen haben, der sich an den Ufern der Ostsee in der ohnmächtigsten Aufgeblasenheit versammelt. Es ist weder ein Bund noch eine Gesellschafft sondern der höchste Grad von Schwäche, Armuth, Verworrenheit und Eigendinkel, der sie verbindet, denn im 6–7 Gedruckt habe ich sie noch nicht ge-sehen. ⎡Heute 〈…〉 steht.⎤ G 11 materiell|e| 19 Mögchte 20 ⎡seiner Vorgänger⎤ G 24 Iihnen 26 Anfangen

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BRIEF 145

Grunde sind sie mit einander gar nicht einig als darinn, daß sie gerne alles was sich über den Niveau ihrer Missère erhebt dem Erdboden gleich machen möchten. / Wir haben in dem Schillerischen Musenalmanach eine sehr lebhaffte Kriegserklärung gegen das Volk gethan und sie so gewürzt daß sie wenigstens jedermann lesen wird, denn da die Gesellen mit ihrer Druckserey, Schmeicheley, Schleicherey und heiligen Kunstgriffen aller Arten, immer, theils im Stillen fortfahren, theils auch sich gelegentlich mit einem vornehmen Christenblicke öffentlich sehen lassen; so bleibt nichts übrig als ihnen hartnäckig und lebhaft zu zeigen, daß man in der Opposition verharren werde. – Der alte Kant hat sich, Gott sey Dank, endlich über die Herren auch ereifert und hat einen ganz allerliebsten Aufsatz: über die v o r n e h m e A r t z u p h i l o s o p h i r e n in die Berliner Monatschrifft setzen lassen, er hat niemand genannt aber die philosophischen Herrn Aristokraten recht deutlich bezeichnet. Ich hoffe wir sollen uns bey unserm bösen Ruf erhalten und ihnen mit unserer Opposition noch manchen bösen Tag machen. Sie haben zwar in Menge für sich aber es wird ihnen doch immer weh, wenn man auf ihre Schattengötzen auch nur mit der Laterne zugeht und dann ist es das lustigste daß, wie bey andern Partheyverhältnissen, die Familien unter sich nicht einig sind und ehe man sichs versieht einmal ein Sohn oder eine Tochter sich zu unserm credo herüberneigt. Hier steht ein kleines Gedicht von mir aus gedachtem Musenalmanach: / D e r C h i n e s e i n R o m. Einen Chinesen sah ich in Rom, die gesammten Gebäude, Alter und neuerer Zeit, schienen ihm lästig und schwer. Ach! so seufzt’ er, die Armen! ich hoffe sie sollen begreifen Wie erst Säulchen von Holz tragen des Daches Gezelt, Daß an Latten und Pappen, und Schnitzwerk und bunter Vergoldung Sich des gebildeten Aug’s feinerer Sinn nur erfreut. Siehe, da glaubt’ ich, im Bilde, so manchen Schwärmer zu schauen, Der sein luftig Gespinnst mit der soliden Natur Ewigem Teppich vergleicht, den ächten, reinen Gesunden, Krank nennt, daß ja nur er heise, der Kranke, gesund. _____________

2 Mis|s|ère 19 Parthey∩Vverhältnissen 22 kleiners 28 Dasß

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Da nun der allergrößte Verdruß, den man diesem pfuscherischen Volke anthun kann darinne besteht, wenn man jede Krafft die an einem ist, besser und lebhafter ausbildet und sich und sein Talent immer fortschreitend und fruchtbar sehen läßt; so gratulire ich zu der vollendeten Madonna, ich freue mich im Geiste sie dereinst bey uns aufgestellt zu sehen. Arbeiten Sie ja vor allen Dingen für sich und für uns und sorgen Sie für Hausgötter in das große noch immer leere Gebäude. Ich will das übrige nöthige nicht versäumen. Sobald Sie Ihre Kunstbemerkungen aufgeschrieben haben so machen Sie sich an das beste und liebste was Sie vor sich finden. Über die Farbenterminologie will ich Ihnen ehestens meine Gedanken aufsetzen. W. dl. 30 Ocktbr. 96 G

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145. An Christiane Vulpius Ilmenau, 31. Oktober und 1. November 1796. Montag und Dienstag Die Fahrt, war, ohngeachtet des bösen Wegs, doch bey so schönem Wetter sehr angenehm und Gustel war sehr lustig und unruhig so wie er auch heute Nacht sein Väterchen oft aufgeweckt hat. Nachdem wir erst den Ofen haben verschmieren lassen, der gestern Abend über die Maasen rauchte, wird nun unser Zimmer ganz freundlich werden und ich hoffe einzugewohnen und auch etwas zu arbeiten. Lebe recht wohl, Gustel läßt dich grüßen und fragen ob das Judenkrämchen nicht angekommen ist? Dieses bringt ein Kammerbote, der aber nicht zurückgeht. Ich schicke wahrscheinlich erst Donnerstags einen Boten. Ilmenau dl. 31 Oct. 96. / Das Wetter war heut früh trübe und klärt sich auf. Wenn es sich hält, so habe ich übrigens hier angenehme Zeit. Gestern Abend wollte mirs gar nicht gefallen. Es war so unwöhnlich in dem Wirthshause und der Rauch des Ofens machte meinen Wunsch

7 vöfür 8 versäumen|.| sSobald 14 Fahrt|,| (versehentlich?)

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BRIEFE 146–148

nach Hause rege. Nach und nach wird es schon besser gehn. Lebe wohl liebes Kind. Der Bube ist gar artig. G/

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Dienstag den 1ten Novembr. Das Vorstehende sollte schon gestern fort ist aber liegen geblieben, nun schicke ich diesen Brief durch eine Botenfrau, die wieder zurückkehrt. Wenn du also dieses erhältst so schicke alles was an mich eingekommen ist, versteht sich von Briefen und kleinen Paketen, an Herrn Geh: Rath Voigt. Noch will mirs hier nicht recht behagen, denn der Kleine, so artig er auch übrigens ist, läßt mich die Nächte nicht ruhig schlafen und Morgens nicht arbeiten. So geht mir die Zeit verlohren und ich habe noch nicht das mindeste thun können, ich werde deßhalb wohl, sobald meine Geschäffte einigermasen gethan sind, wieder zurück gehn, denn ich sehe nichts bessers vor mir, besonders, da das Wetter feucht und regnich ist. / Schreibe mir wie es im Hause aussieht und was etwa sonst vorgefallen ist. Lebe recht wohl. G.

146. An Christiane Vulpius Ilmenau, 3. November 1796. Donnerstag

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Ich bin gestern aus dem Löwen, wo ich in mehr als Einem Sinne höchst unangenehm lebte aus und zum Herrn Oberforstmeister von Fritsch gezogen, wo es mir sehr gut geht. Ich hätte mich in jenem Gasthofe noch so hingeschleppt, wenn nicht der unvermuthete Tod des Wirthes zu dieser Veränderung Anlaß gegeben hätte. Mein Geschäfft hier ist so leicht nicht abgethan und ich komme schwerlich vor künftigem Mittewoch. Ubrigens ist auch in müßigen Stunden keine Lust denn das Wetter ist ganz abscheulich, es ist nur gut daß ich eine hübsche Stube habe, einen freundlichen Wirth und nicht weit vom Bergrath wohne, an dessen Mineralienkabinet ich mich unterhalte. 15 feutcht 24 G×eschäfft 25 Mittewoch|.| üUbrigens G

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Der Kleine ist sehr vergnügt und findet den ganzen Tag etwas zu treiben und zu spielen; Bergraths Fritz, der nun auch sein Nachbar ist, ist nun auch gesetzter und verständiger geworden. Lebe recht wohl Ich sehe zwar gegenwärtig wie nothwendig es war daß ich hierher ging, und wie ich auch noch einige Zeit bleiben muß bis alles wieder im Gang ist, allein ich versichre daß mir die Expedition keinesweges Spaß macht und daß ich wieder recht bald bey dir zu seyn wünschte. Hast du mir etwas zu schicken oder zu schreiben so sende es nur an Herrn Geheime Rath Voigt. Ilmenau den 3ten Novembr. 1796. G

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147. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 9. und 11. November 1796. Mittwoch bis Freitag〉 Ich dancke für die gute Aufnahme des Romans. Dein Blat erhielt ich in Ilmenau, es machte mir eine heitre Stunde in den tiefen Nebeln. Du bist ja wohl so freundlich Sonntags mit mir zu essen. Wieland wird bey mir seyn, sonst niemand.

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G

148. An Friedrich Schiller Weimar, 12. November 1796. Samstag Ihre beyden Briefe, werthester Freund, habe ich erst spät in Ilmenau erhalten, wohin, wie nach Cimmerien, die Boten langsam gehen, die Sonne selten in dieser Jahrszeit dringt, der Almanach aber doch früh genug den Weg gefunden hat. Ich stehe vorerst dabey stille, daß wir mit beyden Werklein im Ganzen den gehörigen Effect gethan haben, einzelne Aeußerungen können dem Autor selten wohlthun. Man steht 3 gesetzt|er| G 14 Sontntags 19 Solnne 22 wohlthun,. mMan G? (Komma zu Punkt korr.)

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BRIEF 149

denn doch am Ziel, es mag nahe oder fern gesteckt seyn, wenn einen der Leser gewahr wird. Nun kommen Sie, gehen, rennen und trippeln auch wohl herbey, andere bleiben unterweges stehen, andere kehren gar um, andere winken und verlangen man solle wieder zu ihnen zurückkehren, ins platte Land, aus dem man sich mit so vieler Mühe heraus gearbeitet hat. So muß man die allgemeine Aufmerksamkeit für das Resultat nehmen und sich ganz im / Stillen mit denjenigen freuen die uns Neigung und Einsicht endlich am reinsten nähert; so habe ich Ihnen das nähere Verhältniß zu Körnern und Humbold zu verdanken, welches mir in meiner Lage höchst erquicklich ist. Durch die unmittelbare Berührung mit den Gebürgen und durch das Voigtische Mineraliencabinet, bin ich diese Zeit her wieder in das Steinreich geführt worden. Es ist mir sehr lieb, daß ich so zufälligerweise diese Betrachtungen erneuert habe, ohne welche denn doch die berühmte M o r p h o l o g i e nicht vollständig werden würde. Ich habe diesmal diesen Naturen einige gute Ansichten abgewonnen, die ich gelegentlich mittheilen werde. Sonst habe ich aber auch nicht den Saum des Kleides einer Muse erblickt, ja selbst zur Prosa habe ich mich untüchtig gefunden, und weder Production noch Reproduction ließ sich im / geringsten spüren. Das weitere müssen wir nun geduldig erwarten. Wann ich Sie sehen kann, weiß ich noch nicht, in der ersten Zeit darf ich von hier nicht weg, vielleicht komme ich nur einmal auf einen Tag, um Humbolds zu begrüßen und manches zu besprechen. Leben Sie recht wohl und grüßen alles was Sie umgiebt das Exemplar für Humbold liegt hier bey. Weimar den 12ten Nov. 1796. G

1 mag so nahe 2 wird|.| nNun G 3 da ⎡her⎤ bey|,| aber G 5 bplatte G 5 denen ⎡m⎤ G 6 hat|.| sSo G 9 jeIhnen G 13–14 zuvfälligerweise 15 würde|.| iIch G 20 Productionen 20 anoch 20 Reproductionen 23 komm⎣e⎦

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149. An Friedrich Schiller Weimar, 13. 〈14.〉 November 1796. Montag Die Actenstücke, die ich heute von Ihnen erhalte, kommen sogleich zurück. Bey dem einen ist es wirklich merkwürdig daß unsere Gegner bis jetzt das Element nicht finden können, worin wir uns bewegen; bey dem andern zeigt sich eine gewisse höhere Vorstellungsart, die denn auch ganz gut ist; sähe nur nicht die Neigung zu dem e r q u i c k l i c h e n Wa s s e r auch hier so klar mit durch. Die oberdeutsche Litteratur-Zeitung lege ich bey und bitte mir sie bald zurück. Eine solche leichte, oberflächliche, aber wohlmeynende Behandlung des Ganzen ist nicht unerwünscht. Der Recensent ist wenigstens von vorn bis hinten a son aise, ein Fall, in dem nicht jeder seyn möchte. Die Druckfehler in den angeführten Gedichten sind lustig genug. / Das verlangte Buch folgt auch. Ein solches Flick- und Lappenwerk ist nicht leicht erschienen. Wenn Künstler und Kunstwerke sich nicht immer, wie die Bleimännchen, wieder von selbst auf die Beine stellten, so müßten sie durch solche Freunde für ewig mit dem Kopf in den Quark gepflanzt werden. Bey der Ohnmacht des Verfassers ist es auffallend wie er sich durch gewisse Stiche selbst seinem eignen Helden formidabel machen will. Sein böser Wille gegen S i e leuchtet aus mehrern Stellen hervor. Ich habe einen boshaften Einfall wie man ihn, durch eine sophistische Wendung, in Tort setzen und ihn auf seinem eignen Grund und Boden schlagen könnte. Wenn der Spas Ihren Beyfall hat, so führe ich ihn aus, er ist, wie mich dünkt, Sans replique, wie jener vom / l i t t e r a r i s c h e n S a n s k ü l o t t i s m u s. Doch davon mündlich. Meyer grüßt schönstens er hält sich sehr wacker in Florenz sowohl arbeitend als betrachtend, nur wird ihm freylich die Einsamkeit mitunter sehr lästig. Leben Sie recht wohl. und grüßen alles was Ihnen nah ist. Weimar den 13ten Nov. 1796. G 2 zurück|.| bBey G 5 seähe 5 nNeigung 8 zuruück|.| eEine G (erste Korrektur Geist) 13 eEin 19 von Medtall ⎡formidabel⎤ G 22 könnte|.| wWenn G 24 S a n s k ü l o t t i v s m u s

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150. An Friedrich Schiller Weimar, 15. November 1796. Dienstag

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Einige Dinge, die ich gestern zurück ließ, will ich doch gleich nachbringen. Erstlich gratulire ich zu der zweyten Auflage; es war wohl nicht anders zu thun als daß Sie solche in Jena drucken ließen. Schicken Sie mir das Papier bald denn man wird hier nicht gleich gefördert. Einige Buchstabenbemerkungen, sonst Druckfehler genannt, schicke ich Ihnen ehestens. Wie stark gedenken Sie diese Auflage zu machen? wir können noch die dritte erleben. Voßens Almanach ist über die Maßen schlecht, es thut mir leid für ihn und unser Verhältniß zu ihm, denn man muß seinem Nebenbuhlern doch einigermasen gleich seyn wenn man sie nicht hassen soll. Die Mattherzigkeit der sämmtlichen Compagnie ist unglaublich und ohne die Paar Uebersetzungen wäre beynah das Bändchen völlig leer. Doch leugne ich nicht, / daß w i r den Creator Spiritus wohl zum Freunde haben müssen, wenn wir das nächste Jahr nicht zurück, sondern vorwärts treten wollen. Das Angenehmste, was Sie mir aber melden können, ist Ihre Beharrlichkeit an Wallenstein und Ihr Glaube an die Möglichkeit einer Vollendung; denn nach dem tollen Wagestück mit den Xenien müssen wir uns blos großer und würdiger Kunstwerke befleißigen und unsere proteische Natur, zu Beschämung aller Gegner, in die Gestalten des Edlen und Guten umwandeln. Die drey ersten Gesänge meines epischen Gedichts sind fleißig durchgearbeitet, und abermals abgeschrieben. Ich freue mich darauf sie Humboldts gelegentlich vorzulesen. Die englische Uebersetzung von Cellini, die ich durch Eschenburg erhalten habe, gehört B o i e, wie sein eingeschriebner Nahme zeigt. Wenn Sie ihm gelegentlich schreiben, so fragen Sie ihn doch, ob er mir sie überlassen will, ich will ihm gerne / dafür zahlen, was er verlangt, und ihm noch außerdem, wenn meine Arbeit künftig besonders gedruckt erscheint, ein Exemplar davon versprechen. Am englischen ist 1–2 nachbringen|.| eErstlich G 3 liesßen|.| sSchicken G (erste Korrektur Geist?) 4–5 gefördert|.| eEinige G 6 ehestens|.| wWie G 17 Möglich×keit 20 zur 21 gGuten G? 21–22 D / Die 23 abgeschrieben|.| iIch G

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mir in mehr als Einem Betracht gelegen, besonders hat es ein sehr wohlgestochenes Po r t r a i t, das ich ausschneiden müßte um es dereinst copiren zu lassen. Diese ganze Arbeit zu vollenden und auch nur ohne Noten zu ajüstiren brauche ich noch das Restchen vom Jahre. Die Naturbetrachtungen freuen mich sehr. Es scheint eigen und doch ist es natürlich daß zuletzt eine Art von subjectivem Ganzen herauskommen muß. Es wird wenn Sie wollen eigentlich d i e We l t d e s A u g e s die durch Gestalt und Farbe erschöpft wird. Denn wenn ich recht acht gebe, so brauche ich die Hülfsmittel anderer Sinne nur sparsam und alles Raisonnement verwandelt sich in eine Art von Darstellung. So viel vor heute mit einem herzlichen Lebe wohl. Weimar den G 15ten Nov 1796.

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151. An Friedrich Schiller Weimar, 19. November 1796. Samstag Der Körnerische Brief hat mir sehr viel Freude gemacht, um so mehr als er mich in einer entschiedenen ästhetischen Einsamkeit antraf. Die Klarheit und Freyheit, womit er seinen Gegenstand übersieht ist wirklich bewundernswerth, er schwebt über dem Ganzen, übersieht die Theile mit Eigenheit und Freyheit, nimmt bald da bald dort einen Beleg zu seinem Urtheil heraus, decomponirt das Werk um es nach seiner Art wieder zusammen zu stellen und bringt lieber das was die Einheit stöhrt, die er sucht oder findet, für diesmal bey Seite, als daß er, wie gewöhnlich die Leser thun sich erst dabey aufhalten, oder gar recht darauf lehnen sollte; die unterstrichene Stelle hat mir besonders wohlgethan, da ich besonders auf diesen Punct eine ununterbrochene Aufmerksamkeit gerichtet habe und nach meinem Gefühl dieses der Hauptfaden seyn mußte, der / im Stillen alles zusammenhält und ohne den kein Roman etwas werth seyn kann. Bey diesem Aufsatz ist es aber auch überhaupt sehr auffallend, daß sich der Leser productiv Verhalten muß wenn er an irgend einer Production Theil nehmen will. Von den pas3 lassen,. dDiese G (Komma zu Punkt korr.) 5 sehr|.| eEs G 7 muß|.| eEs G 9 anderesr 11 herz|l|ichen 14 antraf|.| dDie G 17 Neuheit ⎡Freyheit⎤ G 28 will|.| vVon G

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siven Theilnahmen habe ich leider schon die betrübtesten Beyspiele wieder erlebt und es ist nur immer eine Wiederholung des Refrains: i c h k a n n s z u K o p f n i c h t b r i n g e n! Freylich faßt der Kopf kein Kunstproduct als nur in Gesellschafft mit dem Herzen. So hat mir neulich jemand geschrieben, daß er die Stelle im zweyten Bande, Seite 138 „Nein! rief er aus, du bildest dir ein, du abgestorbener Weltmann, daß du ein Freund seyn könnest. alles was du mir anbieten magst ist der Empfindung nicht werth die mich an diese Unglücklichen bindet!“ Zum Mittelpunct des Ganzen gemacht und seinen Umkreiß daraus gezogen habe, dazu passe aber der letzte Theil nicht und er wisse nichts damit zu machen. / So versicherte mir ein andrer, meine Idylle sey ein fürtrefflich Gedicht, nur sey ihm noch nicht klar ob man nicht besser thäte es in zwey oder drey Gedichte zu separiren. Möchte bey solchen Äußerungen nicht die Hippokrene zu Eis erstarren und Pegasus sich mausen. Doch das war vor 25 Jahren als ich anfing, eben so und wird so seyn wenn ich lange geendigt habe. Indessen ist nicht zu leugnen daß es doch aussieht als wenn gewisse Einsichten und Grundsätze, ohne die man sich eigentlich keinem Kunstwerk nähern sollte, nach und nach allgemeiner werden müßten. Meyer grüßt herzlich von Florenz, er hat endlich auch die Idylle erhalten, es wäre doch gut wenn wir ihm durch Cotta und Escher einen ganzen Almanach zuspediren könnten. Ich hoffe daß die Coppenhagner und alle gebildete Anwohner der Ostsee aus unsern Xenien ein neues Argument für die wirkliche und unwiderlegliche / Existenz des Teufels nehmen werden, wodurch wir ihnen denn doch einen sehr wesentlichen Dienst geleistet haben. Freylich ist es von der andern Seite sehr schmerzlich daß ihnen die unschätzbare Freyheit leer und abgeschmackt zu seyn auf eine so unfreundliche Art verkümmert wird. Körners Aufsatz qualificirt sich, wie mich dünkt, recht gut zu den Horen, bey der leichten und doch so guten Art wie das Ganze behan3 b r i n g e n , ! fFreylich G (Komma zu Ausrufezeichen korr.) 6 nNein! 7 der du 9 bindet|!“| G? 12 gGedicht 15 Hippokräene 16 Pejgasus 17 habe|.| iIndessen G 18 wenn nach und nach gewisse 20 soll|te,| G 23 zu∩spediren 27–28 haben|.| fFreylich G

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delt ist, werden sich die Contorsionen, die sich von andern Beurtheilern erwarten lassen desto wunderlicher ausnehmen. Übrigens wird es höchst nothwendig daß ich Sie bald sehe, es ist doch gar manches zu besprechen. Ich verlange sehr Ihre Fortschritte an Wallenstein zu erfahren. Von dem Dienstgesuch habe ich etwas gehört aber keine Gesinnung oder Meynung darüber, doch zweifle ich auch am Gelingen. Leben Sie recht wohl und grüßen die Freunde. Weimar den 19ten Nov. 1796. G

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152. An Friedrich Schiller Weimar, 26. November 1796. Samstag Auf einem Kartenblatt finden Sie hier beyliegend einige Bemerkungen zu den Xenien, vielleicht können Sie noch Gebrauch davon machen. Humboldts werden erst Dienstag wieder von Erfurth hierher kommen und zu Mittag mit mir essen, ich wünschte Sie könnten sich entschließen an gedachtem Tage mit Ihrer lieben Frau herüber zu kommen. Sie blieben die Nacht hier und führen Mittwoch wieder mit Humboldts zurück. Die gegenwärtige Witterung fordert fast ein so heroisches Unternehmen. Da ich nicht sehe daß ich so bald einige Zeit bey Ihnen zubringen kann, so komme ich vielleicht nur auf einen Tag, denn es sind gar viele Dinge bey denen ich den Mangel Ihrer Theilnahme spüre. Ich lege einen Brief von Humboldt bey, der Ihnen Freude machen wird. Es ist doch sehr Tröstlich solche Theilnehmende Freunde und Nachbarn zu haben, aus meinem eignen Kreise ist mir noch nichts dergleichen zugekommen. Leben Sie recht und nehmen meine Einladung zu Herzen. Weimar den 26ten Nov. 1796. G

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153. An Friedrich Schiller Weimar, 30. November 1796. Mittwoch

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Mit Humboldts habe ich gestern einen sehr vergnügten Tag zugebracht, wobey ich bis gegen Mittag die Hoffnung unterhielt Sie hier zu sehen. Wenn übrigens diese Stunden auch für Sie nützlich und angenehm verflossen sind, so freut es mich recht sehr, möge es immer so fortgehen bis Sie Ihren Zweck erreichen. Starke verspricht mir noch auf heute Abdrücke und ich hoffe sie mit gegenwärtigen zu senden. Burgsdorf hat mir in seinem Betragen und in dem wenigen was er sprach, recht wohl gefallen. Ein neues Werk der Frau von Stael de L’influence des Passions pp ist sehr interessant, es ist im bestandigen Anschauen einer sehr weiten und großen Welt geschrieben in der sie gelebt hat und voll geistreichen, zarten und kühnen Bemerkungen. Weimar am 30ten Nov. 1796.

154. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 5. Dezember 1796. Montag

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Die Sonne steht so niedrig und man fühlt von außen gegenwärtig so wenig Reitz, daß auch das was in uns ist uns eben so wenig reitzend scheint, so daß man träge und lässig zu jeder Art von Mittheilung wird; ich habe indessen drey von Ihren Briefen erhalten und da die Franzosen von der Etsch vertrieben sind, so läßt sich hoffen daß künftig unsere Briefe nicht vier Wochen brauchen um ihren Weg zurück zu legen. – Ich fange mit einigen Nachrichten an, die ich bisher vergessen hatte. Die Nemesis im Fronton des neuen Hauses ist nunmehr aufgestellt und eingepasst, sie nimmt sich recht gut aus und giebt der ganzen Vorderseite ein Ansehn. Eine einzige Tafel hat sich im Brennen geworfen, die man früher hätte austauschen können, indessen da man bey Basreliefs so genau nicht auf die Glätte des Grundes zu sehen gewohnt ist, so hat es so gar viel nicht zu sagen. – In Berlin ist eine Auction in welcher manche 12 fordert ⎡voll⎤ G 20 hatte,. dDie (Komma zu Punkt korr.) 22 Vortderseite 23 ⎡im Brennen⎤

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Kunstbücher zu haben sind ich schicke hier einen Auszug derer am meisten für uns bedeutenden, sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber und welche Sie für die nothwendigsten halten? es sind grade ein paar dabey die Sie sonst wünschten. Ich will sehen, ob man vielleicht von Seiten hießiger Bibliothek etwas anwendet. Wäre das nicht, so wollte ich allenfalls diejenigen selbst anschaffen die Sie auszeichneten. Da die Auction erst im April ist, so kann ich Ihre Meynung recht gut erfahren. Ihr Brief vom 5ten Sept. über Leipzig habe ich den 10ten Nov. erhalten. Ich konnte ihn nicht vermissen weil er gleichfalls No¯ 8, wie schon ein anderer numerirt ist und meistens nur Wiederholungen der vorigen Briefe / enthält. Was Sie darin anfragen ist nun schon durch meine, inzwischen abgegangenen Briefe beantwortet. Für den Nachtrag zur Beschreibung von Fiesole danke ich Ihnen recht sehr, Sie haben mich dadurch recht erquickt, so auch durch alles was Sie mir von Kunstwerken und andern Beobachtungen und Aussichten schreiben, ich will dagegen auch etwas von dem was mich umgiebt, vermelden. Durch meine Idylle, über welche mir Ihr Beyfall sehr wohlthätig ist, bin ich in das verwandte epische Fach geführt worden, indem sich ein Gegenstand, der zu einem ähnlichen kleinen Gedichte bestimmt war, zu einem größern ausgedehnt hat, das sich völlig in der epischen Form darstellt, sechs Gesänge und etwa zweytausend Hexamiter erreichen wird, Zwey Drittel sind schon fertig und ich hoffe nach dem neuen Jahre die Stimmung für den Ueberrest zu finden. Ich habe das reine menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Schlacken abzuscheiden gesucht, und zugleich die großen Bewegungen und Veränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet. Die Zeit der Handlung ist ohngefähr im vergangenen August und ich habe die Kühnheit meines Unternehmens nicht eher wahrgenommen, als bis das Schwerste schon überstanden war. In Absicht auf die pöetische sowohl als prosodische Organisation des Ganzen habe ich beständig vor Augen gehabt was in diesen letzten Zeiten bey Gelegenheit der Voßischen Arbeiten mehrmals zur Sprache gekommen ist, und habe verschiedene / streitige Puncte pracktisch zu entscheiden gesucht wenigstens kann ich meine Ueberzeugung nicht besser ausdrücken als auf diese Weise. 10 nur merirt 30 Ppöetische

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Schillers Umgang und Briefwechsel bleibt mir in diesen Rücksichten noch immer höchst schätzbar. So ist wieder des zerbröckelten Urtheils nach der Vollendung meines Romans kein Maaß noch Ziel. Man glaubt manchmal, man höre den Sand am Meere reden, so daß ich selbst, der ich nun nicht mehr darüber denken mag, beynah verworren werden könnte. Gar schön weiß Schiller gleichsam wie ein Präsident diese Vota mit Leichtigkeit zusammen zu stellen und seine Meinung dazwischen hinein zu setzen, wobey es denn zu mancher angenehmen Unterhaltung Gelegenheit giebt. Uebrigens macht er selbst einen Versuch aus dem phylosophischen und critischen wieder ins Feld der Production zu gelangen, er arbeitet an seinen Wallenstein, einer Tragödie, deren Entstehen und die Art, wie er sich dabey benimmt, äußerst merkwürdig ist. Das was ich davon weiß läßt mich viel Gutes davon hoffen. – Herr von Humboldt ist nun auch wieder zurück er hat im Herbst eine Reise nach der Insel Rügen um das Meer zu begrüßen gemacht, ist von da nach Hamburg und dann über Berlin wieder hierher zurück gekommen. Er hat manches Interessante an Menschen und Dingen gesehen, das aber mehr Stoff zur Unterredung in Deutschland als zu einem Briefe nach Florenz geben könnte. / Von einem merkwürdigen Buche muß ich Ihnen auch noch melden, das den Einfluß der Leidenschafften auf das Glück der einzelnen und der Völker abhandelt und die Frau von Stael zum Verfasser hat. Eigentlich erfüllt aber dieser Erste Theil nur die erste Hälfte des auf den Titel versprochenen und giebt eine allgemeine Idee von dem was noch nachfolgen sollte. – Dieses Buch ist äußerst merkwürdig, man sieht eine sehr leidenschafftliche Natur, die im beständigem Anschauen ihrer selbst, der gleichzeitigen Begebenheiten, an denen sie so großen Antheil genommen, und der Geschichte, die sie sehr lebhafft übersieht, von den Leidenschafften schreibt und das Gewebe der menschlichen Empfindungen und Gesinnungen trefflich übersieht. Vielleicht ziehe ich Ihnen einmal den Gang, des Ganzen aus, der wirklich überaschend ist, so wie einzelne Stellen von der größten Wahrheit und Schönheit sind. Das Capitel vom Partheygeist finde ich besonders

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gut geschrieben auch dieses ist vorzüglich im Anschauen der neusten Begebenheiten aufgesetzt. Ich füge, bey dem wenigen Platze nur noch die Versichrung hinzu, daß mir die übersendeten Zeichnungen außerordentlich viel Freude gemacht haben. Ich will nun sehen, wie ich mit Leo zurecht komme und wie er mit den Zeichnungen zurecht kommt, wenigstens soll ihm alle Aufmerksamkeit darauf anempfohlen werden. Seine letzten Stücke sind freylich von der ärmsten Sorte, nächstens vernehmen Sie mehr davon. Weimar am 5ten Dec. 96. G.

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155. An Friedrich Schiller Weimar, 5. Dezember 1796. Montag Eine sehr schöne Eisbahn bey dem herrlichen Wetter hat mich abgehalten Ihnen diese Tage zu schreiben und ich sage Ihnen noch am Abend eines sehr heitern Tages einige Worte. Das Werk der Frau von Stael, wovon Ihnen Herr von Humboldt wird gesagt haben, kommt in einigen Tagen es ist äußerst interessant zu sehen wie eine so höchst passionirte Natur durch das grimmige Läuterfeuer einer solchen Revolution, an der sie so viel Antheil nehmen mußte, durchgeht und, ich möchte sagen nur das geistreich menschliche an ihr übrig bleibt, vielleicht ließ sich eine Art von Auszug der höchsten Sprüche in einer Folge machen und für die Horen gebrauchen vielleicht nähme man nur ein einzeln Capitel aber bald, denn zu Ostern ist die Uebersetzung gewiß da; hierüber überlasse ich Ihnen das Urtheil. Ob ich gleich vermuthe daß der böse Wille unserer G ä s t e auch Exemplare nach Jena geschafft haben wird so schicke ich doch hier das meinige. Es ist lustig zu sehen, was diese Menschenart eigentlich geärgert hat / was sie glauben daß einen ärgert wie schal, leer und gemein sie eine fremde Existenz ansehen wie sie ihre Pfeile gegen das Außenwerk der Erscheinung richten wie wenig sie auch nur ahnden in wel-

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cher unzugänglichen Burg der Mensch wohnt, dem es nur immer Ernst um sich und um die Sachen ist. So manche Umstände und Verhältnisse fesseln mich noch hier da ich jetzt nicht zu Ihnen kommen möchte ohne wenigstens einige Tage bey Ihnen zu bleiben das Theater kommt kaum durch einige gute Stücke und Repräsentationen in den Gang wobey eine neue Einrichtung bey der Regie meine Gegenwart erfordert. Auch erwarte ich den jungen Jacobi in diesen Tagen und werde also noch eine Zeit lang Ihrer persönlichen Aufmunterung entbehren müssen. Übrigens geht alles seinen Gang und ich habe in manchen Capiteln meiner Studien gute Hoffnung. / Grüßen Sie Humboldt recht vielmals und sagen mir bald ein Wort wie Sie sich befinden und wie Ihre Arbeit gelingt. Weimar den 5ten Dec. 1796. G

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Die auf den Berliner Almanach bezüglichen Papiere nebst dem Portofeuille schicke ich dankbar zurück. Die Blätter für Leo sollen nächstens folgen. Ich lege gleichfälls ein Manuscript bey über Kärnten es ist das Reiseproduct eines nicht unfähigen Mannes könnten Sie es vielleicht für den Merkur brauchen mir scheint es gut gesehen und lesbar. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und mich über einiges zu besprechen, Ich wünsche indessen recht wohl zu leben. G

1 wohlnt 5 Stüscke 6 unsere ⎡und⎤ 7–8 au / Auch

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157. An Johann Heinrich Voss d. Ä. Weimar, 6. Dezember 1796. Dienstag Sie erhalten, werthester Mann, hierbey die vier Bände meines Romans, eines freylich voluminosen Werkes, das Sie, wie ich hoffe, schon mit einiger Nachsicht gelesen haben; lassen Sie es unter ihren Büchern stehen und gedenken dabey manchmal meiner. Eigentlich bin ich aber sehr froh daß ich diese Composition, die ihrer Natur nach nicht rein poetisch seyn kann, nunmehr hinter mir sehe, um an etwas zu gehen das nicht so lang, und wie ich für mich und andere hoffe, befriedigender ist. Bald werden Sie vielleicht die Ankündigung einer epischen Arbeit sehen; was davon fertig ist war die Frucht der schönen Herbstzeit, zum Schluß und zur Ausarbeitung muß ich die neuen Frühlingstage erwarten. Ich werde nicht verschweigen wie viel ich bey dieser Arbeit unserm Wolf und Ihnen schuldig bin; Sie haben mir den Weg gezeigt und er hat mir Muth gemacht ihn zu gehen. / Herr von Humboldt, der von seiner Reise vergnügt und gesund zurückgekommen ist, sieht als einen lichten Punct derselben die Zeit an, die er bey Ihnen zugebracht hat, und hängt mit wahrer Neigung und Liebe an Ihnen. Möchten wir doch nie wieder einander so nahe seyn ohne uns zu sehen. Da Sie erst voriges Jahr in unsern Gegenden waren und ich in diesem Frühling, wenn es nur einigermasen möglich ist, über die Alpen zu gehen gedenke, so habe ich wenig Hoffnung dazu. Nun eine Bitte: Ein Engländer, der bey uns durchreiste und Ihre Homerische Uebersetzung suchte, aber im Buchladen nicht fand, sprach mit so viel Wärme und Freude von Ihrer Charte der alten Welt, daß ich mich nicht enthalten konnte, sie aus meinem Exemplare herauszuheben und sie ihm auf den Weg mitzugeben; könnten Sie mir wohl ein oder ein paar Exemplare dieser Charte verschaffen? sowohl um Ihren Homer / wieder zu completiren, als auch sie immer vor Augen zu haben. Wäre es doch überhaupt nur möglich daß Sie uns mit der 2 mirt 6 rein und poetisch 12 bin.; ~~~~~ /~~~ Sie (Wellenlinie am Ende und Anfang der Zeile zur Aufhebung eines Einzugs nach ursprünglichem Absatz) 18 so nahe wieder an einander ⎡so nahe⎤ G 19 wahren (h durch Radierung getilgt) 20 diesenm 27 so∩wohl

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subjectiven alten Geographie und mit dem objectiven Wachsthum derselben nach und nach bekannt machten. Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein liebevolles Andenken. Weimar am 6ten Dec. 1796. Goethe

158. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar〉, 7. Dezember 1796. Mittwoch 〈Konzept〉 5

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Ew. Wohlgebl: haben, wie ich höre, sich mit Untersuchung und practischer Ausbildung, der von Herrn von Humboldt vorgeschlagenen Lampe beschäftigt, ich wünschte gar sehr zu vernehmen in wie fern Sie glaubten daß der Gedanke ausführbar sey. Es findet sich eben jetzt eine Gelegenheit, wo wir sie, nicht zum Arbeiten, sondern zum recognosciren an Orten wo die Lichter nicht lange brennen, brauchen möchten. Man hat bey dieser Gelegenheit bemerkt, daß die Menschen noch lange und bequem athmen wo die Lichter schon auslöschen, es wäre also um so mehr der Mühe werth die Brauchbarkeit dieser Lampe zu constatiren. Herr Bergrath Buchholz hat mir die Hoffnung gemacht, daß Sie bald herüber kommen würden um den neuen Gesundbrunnen, / den man hinter dem Ettersberge bearbeitet, zu untersuchen, ich hoffe Sie bey dieser Gelegenheit zu sehen und mich über verschiedenes mit Ihnen zu unterhalten. am 7. Dez 96.

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Das Werk der Madam Stael liegt hiebey, es wird Sie gewiß erfreuen. Den Gedanken es für die Horen zu nutzen habe ich auch schon gehabt, 10–11 möchte|n.| mMan 12 auslösche,|n| (Schreibversehen) 13 Brauchbarlkeit 16 Bbearbeitet 16 untersuchen|,| 17 Ihne|n| 19 |am 7. Dez 96.| G 21 vofür G

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es ließ sich vielleicht machen daß man aus dem ganzen die eminentesten Stellen aushübe und sie in einer Folge hinstellte. Lesen Sie deshalb das Werk mit dem Bleistifft in der Hand und streichen an, und bitten Sie Herrn von Humboldt um ein gleiches, dadurch erhält meine Wahl eine schnellere Bestimmung; sobald ich es zurück erhalte, kann ich anfangen; eine Sendung Cellini ist fertig, wenn Sie derselben bedürfen. Sie finden auch wieder eine Elegie, der ich Ihren Beyfall wünsche. Indem ich darinn mein neues Gedicht ankündige, gedenke ich damit auch ein neues Buch Elegien anzufangen. Die zweyte wird wahrscheinlich die Sehnsucht ein drittes mal über die Alpen zu gehen enthalten, und so werde ich weiter, entweder zu Hause, oder auf der Reise fortfahren. / Mit dieser wünschte ich eröffneten Sie das neue Jahr der Horen, damit die Menschen durchaus sehen daß man auf alle Weise fest steht und auf alle Fälle gerüstet ist. Den Dückischen Ausfall habe ich, da ich die Deutschen so lange kenne, nicht besonders gefunden, wir haben dergleichen noch mehr zu erwarten. Der Deutsche sieht nur Stoff und glaubt wenn er gegen ein Gedicht Stoff zurückgäbe, so hätte er sich gleichgestellt, über das Sylbenmaaß hinaus erstreckt sich ihr Begriff von Form nicht. Wenn ich aber aufrichtig seyn soll, so ist das Betragen des Volks ganz nach meinem Wunsche, denn es ist eine nicht genug gekannte und geübte Politik daß jeder, der auf einigen Nachruhm Anspruch macht seine Zeitgenossen zwingen soll alles was sie gegen ihn in Petto haben, von sich zu geben, den Eindruck davon vertilgt er durch Gegenwart, Leben und Wirken jederzeit wieder. Was halfs manchem bescheidnen, verdienstvollen und klugen Mann, den ich überlebt habe, daß er durch un/glaubliche Nachgiebigkeit, Unthätigkeit, Schmeicheley und Rücken und Zurechtlegen, einen leidlichen Ruf zeitlebens erhielt? gleich nach dem Tode sitzt der Advokat des Teufels neben dem Leichnam und der Engel der ihm Widerpart halten soll, macht gewöhnlich eine klägliche Gebärde. Ich hoffe daß die Xenien auf eine ganze Weile wirken und den bösen Geist gegen uns in Thätigkeit erhalten sollen, wir wollen indessen un-

2 aush×××übe 7–8 wünsche|.| iIndem G 9 anzufangen|.| dDie G 15 tDürckischen G 17 erwarten|.| dDer G 17 S⎤ s⎤ ieht 19 Sylbenmaasß G

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sere positiven Arbeiten fortsetzen und ihm die Qual der Negation überlassen. Nicht eher als bis sie wieder ganz ruhig sind und sicher zu seyn glauben, müssen wir, wenn der Humor frisch bleibt sie noch einmal recht aus dem Fundament ärgern. Lassen Sie mir so lange als möglich die Ehre als Verfasser der Agnes zu gelten, es ist recht schade, daß wir nicht in dunklern Zeiten leben, denn da würde die Nachwelt eine schöne Bibliothek unter meinem Nahmen aufzustellen haben, neulich versicherte mich jemand er habe eine ansehnliche Wette verlohren, / weil er mich hartnäckig für den Verfasser des Herrn Starke gehalten. Auch mir geht ein Tag nach dem andern zwar nicht unbeschäftigt doch leider beynah unbenutzt herum, ich muß Anstalt machen meine Schlafstelle zu verändern damit ich morgens vor Tage einige Stunden im Bette dictiren kann. Mögten Sie doch auch eine Art und Weise finden die Zeit, die nur eigentlich höher organisirten Naturen kostbar ist, besser zu nutzen. Leben Sie recht wohl, und grüßen alles, was Sie umgiebt. Weimar den 7ten Dec. 96. G

160. An Carl August Böttiger Weimar, 8. Dezember 1796. Donnerstag 〈Konzept〉

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Ew Wohlgebl. erhalten hierbey vier Zeichnungen, welche mir von Florenz geschickt worden, und die der Erfindung und der Ausführung nach nicht besser seyn können. Herr Leo, für den dieselben bestimmt sind, erhält sie auf nachstehende Bedingung: erstlich zahlt er dafür sogleich 8 Louisdor an mich, ferner sorgt derselbe daß sie auf das sorgfältigste gestochen und illuminirt werden und daß man hierinne so viel als möglich das beste was in dieser Art vorhanden ist zu erreichen suche. Nach gemachtem Gebrauche erhalte ich die Zeichnungen wieder zurück. Es versteht sich von selbst daß sie zu keinem öffentlichen Gebrau1 umnd 1 inhm 2 ⎡als⎤ G 5 dVerfasser 14 kann|.| mMöget|en| G 15 hörhern 19 ich ⎡mir⎤ G 20 erhalte ⎡geschickt worden,⎤ G 21 de ⎡fü⎤ r G 25 möglich des Herrn von Rackwitz das G? 27 eEs

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che weiter genutzt werden. Sind diese Bedingungen Herrn Leo anständig so können in der Folge noch mehrere mitgetheilt werden, die, so wie diese, allen Personen von Geschmack gewiß angenehm seyn und dem / Magazin eine besondere Zierde geben werden. Weimar den 8ten Dec. 1796.

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161. An Christian Gottfried Körner Weimar, 8. Dezember 1796. Donnerstag Eigentlich sollte es keine äußere Veranlassung seyn die mich bewegte Ihnen zu schreiben, denn ich habe Ihnen genug für das zu danken, was Sie über den Almanach und über den letzten Band meines Romans an Schiller schrieben, ich habe mich über den Antheil zu freuen den Sie an meinen Productionen nehmen. Wenn man auch immer selbst wüßte, welchen Platz eine Arbeit, die wir eben geendigt haben, die nun einmal so seyn muß, weil sie so ist, in dem ganzen Reiche der Litteratur verdiene, welches doch eigentlich unmöglich ist; so würden immer noch gleichgestimmte und einseitige Urtheile anderer uns äußerst willkommen seyn. Da man aber (ich sollte sagen: i c h a b e r) niemals ungewisser ist als über ein Product das so eben fertig wird, bey dem man seine besten Kräffte und seinen besten Willen erschöpft hat, und wo doch demohngeachtet ein gewisses geheimes Urtheil noch manches zu fordern sich berechtigt glaubt, so bleibt ein inniger Antheil, der sich nicht ans einzelne hängt sondern in dem / ganzen lebt, eine sehr erquickliche Erscheinung. Wie ein Schiffer der von einer gefährlichen Fahrt zurück kommt, sich deswegen doch nicht im Hafen halten kann, sondern wieder sobald möglich ausfährt, so habe ich mich auch wieder auf eine neue Reise begeben. Ein episches Gedicht das etwa auf 6 Gesänge und 2000 Hexamiter steigen kann, ist jetzo meine Liebe und meine Sorge. Je mehr man dem Beyfall giebt was davon schon fertig ist, desto bänger bin ich, ob ich auch so endigen werde wie ich angefangen habe, doch hilft hier,

1 werden können. sSind G? 19 sich aber nicht 24 aus×fährt 25 begeben|.| eEin 26 Sorge|.| jJe 27 ⎡davon⎤ G

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wo bey einem für recht erkannten Plan die Ausführung bloß von dem Augenblick abhängt, weder hoffen noch sorgen, hier ist der Glaube eigentlich am Platz. Die zur Einleitung bestimmte Elegie lege ich in Abschrifft bey. Und nun zu dem Anliegen das mich zu diesem Briefe bewegt. In der Oper Il matrimonio Secreto, / die wir vor einigen Tagen gegeben haben, fehlt in unserer Partitur ein Duett, welches ich sobald als möglich zu besitzen wünschte. Es ist das Duett im ersten Acte zwischen dem fremden Grafen und dem heimlich verheiratheten jungen Manne, ich weiß nicht wie sie beyde im Italienischen heißen. Gewiß ist diese Oper beym Dresdner Theater, könnten Sie mir dieses Stück Musik, in Partitur, sobald als möglich verschaffen und schicken, so würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Die Oper hat hier gefallen und dieses Duett wird ihr bey folgenden Aufführungen noch eine besondere Zierde geben. Auf eine neue Schrifft mache ich sie bey dieser Gelegenheit aufmerksam: auf das Werk der Mad. de Stael über den Einfluß der Leidenschafften auf das Glück der Einzelnen und der Nationen Eine sonderbare tiefe leidenschafftliche Natur, / durch das gewaltsame Feuer der Revolution unbarmherzig geläutert, bringt hier den Metallkönig ihres Gehalts vor die Augen des Publikums. Leben Sie recht wohl. Grüßen Sie mir Ihre Frauenzimmer. Dorchen wird sehen, daß, ich weiß nicht durch welchen Zauber, meine neue Heldin schon wieder Dorothea heißt. Die kurzen Tage gehen uns jetzt ganz heiter vorüber wir haben zwar keine große aber doch eine muntere und gefällige Eisbahn. Vielleicht kann Ihnen oder jemanden von Ihrer Gesellschafft beyliegende Tonleiter zur Guitare nützlich seyn. Weimar den 8ten Dec. 1796. Goethe

10 ×Gewiß

14 Aufführüungen 20 der n

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DEZEMBER 1796

162. An Friedrich Schiller Weimar, 9. Dezember 1796. Freitag Der Wunsch Ihres Schwagers der anfangs abgelehnt worden war, kommt wieder, und zwar durch den Herz von Mein. zur Sprache die Erklärung daß Wollzogen mit einer mäßigen Besoldung und dem letzten Plaz in der Cammer zufrieden seyn wolle, macht die Gewährung eher möglich, da man ihm überhaupt nicht abgeneigt ist. Da nun die Sache wieder an mich kommt so finde ich in allen Rücksichten Ursache sie zu begünstigen, ich habe unter andern den Auftrag mich bey Ihnen näher um seinen moralischen Character zu erkundigen. Nun muß ich aber gestehen, es ist mit dem, was man moralischen Character nennt, eine eigene Sache, wer kann sagen wie sich jemand in einem neuen Verhältniß benehmen werde? Mir ist hierin genug daß Sie mit ihm in einem guten Verhältnisse stehen und daß Sie seine Nähe wünschen, beydes beweißt mir das Sie gut von ihm denken und daß Sie glauben, daß man, indem man ihn anstellt, gut mit ihm fahren werde. / Indessen haben Sie die Güte mir etwas über ihn zu schreiben, das ihn und sein Wesen näher bezeichnet und daß ich vorlegen kann, lassen Sie aber in jedem Sinne ein Geheimniß bleiben daß hierüber etwas unter uns verhandelt worden ist. Leben Sie recht wohl es sollte mich sehr freuen wenn auch ihn durch diese Annäherung eines Verwandten ein neues Gute zuwüchse. Weimar den 9ten Decembr. 1796. G Man schreibt Catharina sey endlich auch vom Throne ins Grab gestiegen.

1 |Ihres Schwagers| G (in einer Lücke nachträglich erg.) 2 |den Herz von Mein.| G (in einer Lücke nachträglich erg.) 3 |Wollzogen| G (in einer Lücke nachträglich erg.) 3–4 |dem letzten Plaz in| G (in einer Lücke nachträglich erg.) 4 ⎡der Cammer⎤ G 8 Nmoralischen 10 jemand (d aus unvollständigem d korr.) 11 werde|.| mMir G 15 daßs

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BRIEFE 163–165

163. An Friedrich Schiller Weimar, 10. Dezember 1796. Samstag

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Für das übersendete Exemplar zweyter Ausgabe danke ich schönstens, sie nimmt sich recht gut aus und wird wahrscheinlich nicht liegen bleiben. Daß Sie sich der Elegie erfreuen thut mir sehr wohl ich vermuthe daß einige Gesellen bald nachfolgen werden, was das Drucken betrifft darüber bleibt Ihnen das Urtheil ganz anheim gestellt, ich bin auch zufrieden daß sie noch ruht. Ich werde sie indeß in der Handschrifft Freunden und Wohlwollenden mittheilen denn ich habe aus der Erfahrung daß man zwar bey entstandenem Streit und Gährung seine Feinde nicht bekehren kann aber seine Freunde zu stärken Ursache hat. Man hat mir wissen lassen daß nächstens etwas f ü r den Almanach erscheinen werde, in welcher Form und in welchem Gehalt ist mir unbekannt. Ueberhaupt merke ich wird es schon Buchhändlerspeculation pro oder contra etwas drucken zu / lassen, das wird eine schöne Sammlung geben! Von dem edlen Hamburger dessen Exercitium ich hier zurückschicke wird es künftig heißen: –––––––– Auch erscheint ein Herr F* rhetorisch, grimmig-ironisch, Seltsam gebärdet er sich, platt deutsch, im Zeitungsformat. –––––––– Eine schnelle Uebersetzung des Staelischen Werkes ist zu vermuthen und ich weiß nicht ob man daher einen Auszug wagen soll? Nutzt doch am Ende jeder eine solche Erscheinung auf seine Weise. Vielleicht nähme man nur wenig heraus wodurch man dem Publiko und jenem Verleger den Dienst thäte, daß jedermann schnell darauf aufmerksam würde. Die Art, wie Voß sich beym Almanach benimmt, gefällt mir sehr wohl auf seine Ankunft freue ich mich recht sehr. / Auf meinen gestrigen Brief erwarte ich eine baldige Antwort. Diderots Werck wird Sie gewiß unterhalten. Leben sie recht wohl, grüßen 6 ganz (z unklar korr.) 19 sich|,| 19 deutsch|,| 23 Weise. / ~~~ Vielleicht (Wellenlinie am Anfang der Zeile zur Aufhebung eines Einzugs nach ursprünglichem Absatz)

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alles und erhalten mir Ihre so wohlgegründete Freundschaft und Ihre so schön gefühlte Liebe und seyn Sie das gleiche von mir überzeugt. W. dl. 10 Dec. 1796 G

164. An Friedrich Schiller Weimar, 14. Dezember 1796. Mittwoch Nur zwey Worte für heute, da meine Optika mir den ganzen Morgen weggenommen haben. Mein Vortrag reinigt sich immer mehr und das Ganze simplicirt sich unglaublich, wie es natürlich ist da eigentlich Elementarerscheinungen abgehandelt werden. Den Sontägigen Brief habe erhalten und Gebrauch davon gemacht, ich vermuthe daß er die Sache entscheiden wird, wozu ich zum voraus Glück wünsche. Leben Sie recht wohl. Hier sende ich noch Titelkupfer, mag die flinke Terpsigore zum Verdruß ihrer Widersacher noch weiter in die Welt hineinspringen. Weimar am 14ten Dec. 96. G

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165. An Auguste Duvau 〈Weimar〉, 17. Dezember 1796. Samstag Ein unvermuthetes Geschäfft das ich später hin abzuwarten habe, veranlaßt mich Herrn Chevalier du Vau zu bitten mir die Ehre seines Besuchs gleich nach 10 Uhr zu gönnen. Sonabend. 17tn 10br 96.

6 hatte. haben|.| mMein 7 sip simplicirt 13 weit|er|

Goethe

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BRIEFE 166–168

166. An Friedrich Schiller Weimar, 17. Dezember 1796. Samstag

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Daß es mit Wallenstein so geht, wie Sie schreiben, ist in der Regel, und ich habe desto mehr Hoffnung darauf als er sich nun selbst zu produciren anfängt, und ich freue mich den ersten Act nach dem Neuen Jahre anzutreffen. Eher werde ich aber auch nicht kommen, da mir noch eine Reise bevorsteht, von der ich das weitere melde, sobald sie gewiß ist. Die Optica gehen vorwärts, ob ich sie gleich jetzt mehr als Geschäfft als Liebhaberey Treibe, doch sind die Acten dergestalt instruirt daß es nicht schwer wird daraus zu referiren. Knebel nimmt Antheil daran, welches mir von großem Vortheil ist, damit ich nicht allein mir selbst sondern auch andern schreibe. Übrigens ist und bleibt es vorzüglich eine Übung des Geistes, eine Beruhigung der Leidenschafften und ein Ersatz für die Leidenschafften, wie uns Frau von Stael umständlich dargethan hat. / Schicken Sie mir doch dieses Buch bald zurück jedermann verlangt darnach. Im Merkur ist schon Gebrauch davon gemacht. Diderot können Sie länger behalten, es ist ein herrliches Buch und spricht fast noch mehr an den Dichter als an den bildenden Künstler, ob es gleich auch diesem oft mit gewaltiger Fackel vorleuchtet. Leben Sie wohl, grüßen Sie alles; unsere Eisbahn ist sehr lustig. Jakobi ist bey mir, er hat sich recht wacker ausgebildet. Nächstens mehr. Weimar am 17ten Dec. 1796. G

167. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 17.? Dezember 1796. Samstag〉

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Du wirst mir einen wahren Freundschafts Dienst erzeigen, wenn du beykommende Optica mit Aufmercksamkeit lesen und deine Desiderata über Stoff und Form mit Bleystift an den Rand schreiben magst.

2 ⎡er⎤ G 11 Leid×enschafften 14 sSchicken 15 gemacht (g unklar korr.) 16 H ⎡h⎤ errliches

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Auf diese hier vorgetragene Phänomene folgen die der Refracktion. Die Arbeit ist wircklich groß! zu so viel hundert Erscheinungen die Versuche zu finden und die einzelnen Fälle unter die Versuche zu ordnen und die Versuche selbst zu rangiren! Ich kann als gewiß sagen daß ich, ohne freundschaftlichen, antreibenden Antheil, auch diesmal nicht durchkomme. In deiner Einsamkeit mag es jetzt herrlch seyn. Mir scheint die Sonne durchs Prisma manigfaltiger Umgebungen. Für den Esbaren Theil deiner Sendung danckt das kleine Volck. M. de Stael ist leider noch in Jena. Hier ein Horenstück. Lebe recht wohl G

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168. An Friedrich Schiller Weimar, 21. Dezember 1796. Mittwoch Das Werk der Frau von Stael ist angekommen und soll wieder zurückkehren, sobald die Neugierde der Freunde befriedigt ist. Sie werden Knebeln bey sich sehen und ihn ganz munter finden, er hilft mir, auf eine sehr freundschafftliche Weise, gegenwärtig an meinem optischen Wesen fort. Ich zeichne jetzt die Tafeln dazu und sehe daran daß sich alles verengt eine mehrere Reife. Einen flüchtigen Entwurf zur Vorrede habe ich gemacht, ich communicire ihn nächstens um zu hören ob die Art, wie ichs genommen habe, Ihren Beyfall hat. Boies Brief kommt zurück, es ist mir sehr angenehm daß er mir den Cellini abtritt, ich will ihm etwa ein gutes Exemplar meines Romans dagegen geben und einen freundlichen Brief dazu schreiben. Es freut mich sehr daß die Elegie bey Körner gut gewirkt hat. Im Ganzen bin ich aber überzeugt, / daß Ihre Bemerkung richtig ist, daß sie nämlich öffentlich noch zu früh käme, ich bin auch privatim sehr sparsam damit umgegangen.

2 aus ⎡zu⎤ 10 Sta|e|l 16 munter, finden|,| (erstes Komma gestr.) 18 fort|.| iIch G 19 verhängt ⎡engt⎤ G 19 in ⎡eine⎤ G 25 dasß G

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BRIEFE 169–171

Den dritten Feyertag gehe ich mit dem Herzog nach Leipzig. Sagen Sie es außer Humboldten niemand und fragen Sie diesen Freund, ob er mir außer Professor Ludwig und Magister Fischer noch jemand zu sehen empfiehlt? Da wir wahrscheinlich auch auf Dessau gehen, so kommen wir unter 12 bis 14 Tagen nicht zurück, wünschten Sie also vor meiner Abreise noch etwas von mir, so haben Sie die Güte mir es bald zu sagen. Da mein armes Subject auf dieser Tour, besonders physisch, manches zu leiden haben wird, so hoffe ich, durch mancherley neue Objecte bereichert zu werden. Meine Fisch und Wurmanatomie hat mir in diesen Tagen auch wieder einige sehr fruchtbare Ideen erregt. / Leben Sie recht wohl und thätig ins neue Jahr hinein und fahren Sie fort in dem dramatischen Felde Platz zu gewinnen, wenn nur nicht auch der Januar hingeht ohne daß wir uns sehen. Leben Sie indessen recht wohl. Schlegels werden wahrscheinlich von einem großen, völlig Litterarischen Gastmahl erzählen, dem sie beygewohnt haben. Weimar den 21ten Dec. 1796. G

169. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, kurz nach dem 22. Dezember 1796. Donnerstag〉

〈Konzept〉

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Aus beyliegendem Schema werden Ew. Durchll: wenigstens die verschiedenen Rubriken sehen, welche ausgefüllt werden müßten wenn man sich von der Verwandlung der Insecten etwas mehr Rechenschafft geben wollte, Viele Puncte sind von den Naturforschern schon recht gut abgehandelt, aber noch gar manche Fragen würde man aufzuwerfen

1 Leipzig|.| sSagen G 6 ×etwas 8 diesesr 13 Leben sSie 24 woll|t|e G 24 vViele 24 ⎡Puncte⎤ G 25 ⎡Fragen⎤ G

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haben, wenn man erst tiefer in das Studium hineinkäm. Ich werde mich sehr glücklich finden, wenn ich Ew. Durchl nur einigermasen über die Puncte, welche Höchstdieselben am meisten interessiren, einige Erläuterung geben kann.

170. An Christoph Ernst Polex Weimar, 23. Dezember 1796. Freitag 〈Konzept〉 Ew Hochedlgebl:

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gefälliger Sorgfalt, wovon Sie mich in Ihrem Briefe vom 7ten Decembr unterrichten, bin ich es schuldig daß die lang erwartete Kiste endlich bey mir, wohlbehalten, angekommen ist. Indem ich nun Dieselben hiervon benachrichtige, danke ich zugleich für die übernommene Mühwaltung auf das beste, und wünschte dagegen gelegentlich etwas angenehmes erzeigen zu können. Weimar am 23ten Dec. 1796.

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JWvGoethe

171. An Christoph Martin Wieland Weimar, 24. Dezember 1796. Samstag Da unsere Schüttchen dieses Jahr wieder nicht übel gerathen sind, und sie dir sonst wohl zu schmecken pflegten, so schicke ich hier beykommend ein Stück, und füge noch etwas geräucherten Lachs hinzu. Ich hätte gewünscht daß du diese Gaben des Backhauses und der Nordsee bey mir verzehren möchtest, allein ich bin dienstags zu einer Reise nach Leipzig beordert, die ich in der Hoffnung antrete dich bald nach meiner Rückkunft wieder zu sehen. Indessen wünsche ich glücklich in die sich immer verlängernden Tage hinein zu leben. Weimar am 24ten Dec. 96. Goethe 1 erst selbst tiefer 1 hineinkäm|.| iIch 3–4 eErläuterung 5 WHochedlgebl: 6 gefällige|r|

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BRIEFE 172/173

172. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 26. Dezember 1796. Montag Weimar den 26ten Dec. 1796.

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Es sind diese Zeit her so viele Gaben nach einander von dir zu mir gelangt, daß es ein unerhörter Undank seyn würde, wenn ich länger schweigen wollte. Zuerst kam dein Brief, sodann die philosophische Abhandlung, sodann der wackre Max und zuletzt ein paar Kistchen geräuchertes, so daß also für Leib und Seele, Geist und Herz im Uebermaße gesorgt ist. Laß mich nun also über diese vier Puncte besonders einige Worte sagen. Du meldest mir daß du den vierten Band meines Romans mit Einem Ohre und nicht ganz zu deiner Zufriedenheit vernommen hast. Gebe der Himmel daß er eine bessere Aufnahme erfahre wenn du gelegentlich ihn vor beyden Ohren, oder vielleicht vor beyden Augen auftreten lässest, sollte es aber auch da nicht gehen, so wollen wir ihn bey Seite legen und etwas / anders vornehmen. Ich wünsche mir daß ich die Passion zu meinem neuen epischen Gedicht in das nächste Jahr, recht lebhaft, mit hinüber bringen möge. Die Art, wie Max solches genommen, hat mir wieder neuen Muth dazu gegeben. Die unartige Recension deines Woldemars habe ich nicht lesen können. Wenn einer, an statt eine vernünftige Silhouette zu machen, das Licht so schief stellt daß eine Fratze sich an der Wand bilden muß, und dergleichen Darstellungen unter dem Motto Fiat justitia et pereat mundus im Publiko ausbietet, so kann man eben nichts weiter thun als es geschehen lassen. Du scheinst mir auch für einen zwanzigjährigen Autor noch nicht abgehärtet genug. Das ganze Schrifftsteller und Recensentenwesen ist doch immer nur dem fabel/hafften Geisterstreite gleich, wo die gebeinlosen Heroen sich zur Lust in der Mitte von einander hauen und alle sogleich wieder hergestellt sich mit Vater Odin wieder zu Tische setzen. 4 ×kam 12 terfahre 13 beyde|n| 13 beyde|n| 17 möge|.| dDie 20 Woldema×rs 21 können|.| wWenn 26 genug|.| dDas 29 alles 29 Odien

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Baders Schrifft habe ich mit Vergnügen durchgesehen, ob sie uns gleich aus Regionen etwas erzählt in die ich mich niemals versteige. Könnte er jemals zu mir herunter auf den Grund und Boden kommen, auf dem ich zu Hause bin, so würde ich eher im Stande seyn, aus der Anwendung seiner Principien, die Principien selbst zu beurtheilen. Indessen habe ich den Versuch gemacht sie nach meiner Art und Weise zu brauchen und es scheint mir sehr viel schönes und passendes aus denselben entgegen. Die Gegenwart von Max hat mir in diesen kurzen und trüben Tagen sehr viel Freude gemacht, / er hat sich sehr gut ausgebildet und er scheint mir auf dem Wege zu seyn, den ich für den rechten halte. Er soll mir lieb und werth seyn so lange er bleiben will und ich hoffe sein Aufenthalt soll ihm nicht gereuen, wir haben so eine große Menge von litterarischen Wesen und Treiben bey uns, besonders auch in dem Fache das ihn interessirt, er kennt Menschen und Sachen von früherer Zeit, es imponirt ihm also nichts und er kann eher sich aus der Masse das nützliche zueignen, und indem er sich nach einer so schön Reise wieder in der thüringischen Beschränkung findet, so kann er desto eher mit sich selbst zu Rathe gehen und erfahren was sein eigen gehört. Er hat sowohl hier als in Jena nur gute Verhältnisse zurück gelassen und also auch wieder gefunden. Er hat bey allerley geistigen Uebungen auch einen Versuch auf Schrittschuh gemacht, der nicht übel gelungen ist. –– Und nun seh ich erst daß mir ein ganz kleiner Raum übrigbleibt um dir für die fürtreffliche Sendung der Esswaren zu danken. Ich hoffe Max wird bey uns bleiben bis sie sämmtlich verzehrt sind. Lebe recht wohl. G

173. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 26. Dezember 1796. Montag Ew. Wohlgebl: erhalten hierbey den vierten Band meines Romans, der vielleicht nur einen geringen Theil jener Erwartungen erfüllt welche die ersten Bände erregten. Indessen, da es mit dem menschlichen 1 PBatders 2–3 versteige|.| kKönnte 11 halte|.| eEr 12 Swerth 16 ihnm 17 schönen 23 dasß

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Leben selbst nicht besser geht, so stellt er wohl gerade durch diesen Mangel unsern planetarischen Zustand am besten dar, und ich erscheine damit immer gerne vor Ihnen, da Sie theils jedes Product nach seiner Art zu nehmen geneigt sind und dann doch wieder den Gegenständen auf eine freundliche Weise zu Hülfe kommen. Mit lebhaftem Antheil habe ich auch Ihre letzte Erklärung der Hogartischen Kupfer gelesen. Es erregt jene Behandlung immer eine eigne Sensation in mir. Ihre Auslegungen und Anspielungen, Ihr Scherz und Ernst gehen auf so einem schmalen Pfad, daß es einem bange werden könnte, wenn man nicht bald gewahr würde, daß alles sich unter einander / in einem glücklichen Gleichgewicht hält und daß in einer Gegend mit Leichtigkeit ein Weg zurück gelegt ist, wo man keinen Steig vermuthete. Nehmen Sie meinen Dank für diese und jede Aeußerung Ihres Geistes die bis zu mir reicht. Von manchem möchte ich Sie unterhalten und Sie über manches fragen, aber das Unreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die Rede lößt so leicht jeden Irrthum auf, der durch die Schrifft gleichsam erst recht consolidirt wird. Der Krieg und die allgemeine Unsicherheit hält mich zu Hause und nimmt mir die Lust nahe und ferne Freunde einmal wieder zu besuchen. Möge Ihnen Ihr körperlicher Zustand doch recht viele gute Augenblicke gönnen. Weimar den 26ten Dec. 1796.

174. An Julius Heinrich Gottlieb Schlegel Weimar, 26. Dezember 1796. Montag

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Den Theil Ihres Aufsatzes über Kärnten, den ich hier zurücksende, war man eben im Begriff in den Merkur einzurücken, als ich Ihren Brief erhielt, in welchem Sie das Manuscript zurück verlangten, ich wünsche daß Sie bald im Stande seyn mögen das Ganze dem Publiko zu geben. Die Nachricht, daß Ihre Gesundheit wieder hergestellt sey, erfreut mich ganz besonders, da ich uberzeugt daß Sie unsern Bergbewohnern auf mehr als Eine Weise nützlich seyn werden.

23 ü×ber

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Sammeln Sie doch ja Ihre Bemerkungen die sowohl den physischen als moralischen Zustand des Volks, das die thüringische Bergkette bewohnt, in ein mehreres Licht setzen, und lassen mich von Zeit zu Zeit etwas davon erfahren. Ich wünsche hiezu, so wie zu ihren Berufsgeschäfften eine dauerhaffte Gesundheit. Weimar den 26ten Dec. 1796. JWvGoethe

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175. An Friedrich August Wolf Weimar, 26. Dezember 1796. Montag Der Gartenliebhaber pflegt von den Früchten seines kleinen Bezirks, die er mit Sorgfalt gewartet, wenn sie reif werden, seinen Freunden gewöhnlich einen Theil zu übersenden, nicht eben weil er sie für köstlich hält, sondern weil er anzeigen möchte, daß er die ganze Zeit über, da er sich mit ihnen beschäfftigte, im stillen an diejenigen gedacht habe, die ihm werth sind. In diesem Sinne erhalten Sie meinen geendigten Roman, ein Buch das ich nicht in ein Museum schicken würde wo es unmittelbar neben die alten zu liegen kommt, wenn ich mir nicht von dem Bewohner einige Gunst und Nachsicht zu versprechen hätte. Vielleicht sende ich Ihnen bald mit mehrerem Muthe die Ankündigung eines epischen Gedichtes, in der ich nicht verschweige, wie viel ich jener Ueberzeugung schuldig bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben. Schon lange war ich geneigt mich in diesem Fache zu versuchen / und immer schreckte mich der hohe Begriff von Einheit und Untheilbarkeit der Homerischen Schrifften ab, nunmehr da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen, so ist die Kühnheit geringer sich in grössere Gesellschafft zu wagen und den Weg zu verfolgen den uns Voß in seiner Luise so schön gezeigt hat. Da ich nicht im Falle bin Ihre Schrifft theoretisch zu prüfen, so wünsche ich nur daß Sie mit diesem practischen Beyfall nicht unzufrieden seyn mögen; denn der thätige Mann will ja nicht allein überzeugen

10 hköstlich

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sondern auch wirken, und diese doppelte Freude erleben Sie an Ihren Schülern alle Tage. Warum kann ich doch nicht, da ich das, was mir von Zeit und Lebenskrafft übrig bleibt der Erkenntniß wahrer Kunst und, wenn der Genius will, ihrer Ausübung zu widmen hoffe, auch Ihnen näher seyn / um von Ihren Arbeiten unmittelbar den erwünschten Vortheil zu gewinnen. Leben Sie recht wohl und füllen die Lücken, die eine strenge Critik an meinen Arbeiten finden möchte durch ein fortgesetztes Wohlwollen aus. Weimar dl. 26 Dez. 1796 Goethe

176. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 27. Dezember 1796. Dienstag〉 Durch Zufall ist diese erste Seite leer geblieben. /

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Ihr Packet erhalte ich zu einer Zeit, da ich so äußerst zerstreut bin daß ich weder die Sache, wie sie verdient, überdenken, noch darüber etwas beschließen kann. Lassen Sie mich also nur vorläufig eine ohngefähre Meynung sagen und übereilen Sie nichts. Der Gegner hat sich zu seiner Replik sich alle Zeit genommen, lassen Sie uns ja, da uns kein Termin zwingt, den Vortheil der reifsten Überlegung nicht leidenschafftlich aus der Hand geben. Sie ist um desto nöthiger als die Sache prosaisch verhandelt werden soll und das erste Wort ist von der größten Bedeutung. Meo voto müßte unsere Prosa so ästhetisch als möglich seyn, ein rednerischer, juristischer, sophistischer Spaß, der durch seine Freiheit und Uebersicht der Sache wieder an die Xenien selbst erinnerte. Ihr Aufsatz scheint mir zu ernsthaft und zu gutmüthig. / Sie steigen freywillig auf den Kampfplatz der dem Gegner bequem ist, Sie contestiren litem und lassen Sich ein, ohne von den Exceptionen Gebrauch zu machen, die so schön bey der Hand liegen. Flüchtig betrachtet sehe ich die Sache so an:

17 ⎡sich⎤ G 17 alle∫zZeit G 18 reichfsten G 19 gehben 25 demn 25 denm

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Ein ungenannter Herausgeber von zwey Journalen greift einen genannten Herausgeber von einem Journal und einem Almanach deßhalb an daß er in einigen Gedichten verläumdet und als Mensch angegriffen worden sey. Nach meiner Meynung muß man ihn bey dieser Gelegenheit aus seinem bequemen Halbincognito heraustreiben und zuerst von ihm verlangen, daß er sich auf seinen Journalen nenne, damit man doch auch seinen Gegner kennen lerne, zweytens daß er die Gedichte wieder abdrucken lasse, die er auf sich zieht, damit man / wisse wovon die Rede sey und worüber gestritten wird. Diese beyden Präliminafragen müssen erst erörtert seyn, ehe man sich einläßt, sie incommodiren den Gegner aufs äußerste und er mag sich benehmen wie er will, so hat man Gelegenheit ihn zu persiffliren, die Sache wird lustig, die Zeit wird gewonnen, es erscheinen gelegentlich noch mehrere Gegner denen man immer beyher etwas abgeben kann, das Publikum wird gleichgültig und wir sind in jedem Sinne im Vortheil. Ich finde auf der Reise gewiß so viel Humor und Zeit um einen solchen Aufsatz zu versuchen da wir Freunde haben die sich für uns interessiren so lassen Sie uns nicht unberathen zu Werke gehen. Seitdem ich Ihnen jene Bemerkungen über die Elegie danke, habe ich manches erfahren und gedacht, und ich wünsche Ihnen bey der gegenwärtigen

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177. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, November oder Dezember 1796?〉 Beykommendes Kästchen bitte gelegentlich dem Hl. Bergrath zu senden, es enthält einige Mineralien die er wohl zum Verthauschen brauchen kann. Die Freytags Gesellschaft haben Sie ja wohl die Güte zu beleben. In der Hoffnung Sie bald wieder zusehen ein nochmaligs Lebewohl. G

7 seinemn Journal|en| G 8 Kkennen 8 ⎡zweytens⎤ G 9 äauf 14 Geg×ner 15 gleichgiültig 19 sSie 23 enthälte 23 Vert|h|auschen

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KONZEPTE

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3K. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 30. Dezember 1795. Mittwoch〉 , Weimar d. 30 December. 1795. Ihren Brief, mein Werthester, aus Rom, vom 22 Nov, hab|e| ich erst gestern erhalten, da meine Mutter ihn nicht sogleich spedirt hatte, schreiben Sie mir künftig nur grade hierher. Es ist einer von meinen lebhaftesten Wünschen erfüllt Sie gesund in Rom zu wissen, wenn Sie nur wieder an jenes Leben gewohnt sind, so werden Sie gewiß in einem hohen Grade glücklich seyn und wenn Sie erst etwas unternehmen und ×arbeiten, so wird wenig an Ihrer Zufriedenheit fehlen. Das Deraisonnement der Deutschen in Rom mag sich noch widerlicher ausnehmen als wenn man es in Deutschland hören muß, und doch ist das Gespräch überall nichts als ein Austausch von Irrthümern, und ein Creißlauf von beschränkten Eigenheiten. wWir wollen unsern Weg recht still aber auch recht eigensinnig verfolgen. / lLassen Sie nur ja niemand nichts von unsern Hypothesen, Theorien und Absichten merken, wenn die Leute von uns noch einig×e gute Meinung behalten sollen. eEs ist bloß mit der Masse unserer vereinigten Kräfte und mit der Ausführung des Ganzen, daß wir ihnen in der Folge imponiren können und doch werden Sie auszusetzen genug finden. Ich war von je her überzeugt, daß man entweder u n b e k a n n t oder u n e r k a n n t durch die Welt gehe, ⎡so⎤ 〈G〉 daß Sie ⎡ich⎤ 〈G〉 auf kleinen und grössern Reisen, in so fern es nur möglich war, meinen Nahmen verbargen und künftig will ich ihn gewiß nur zu besserer Ausführung unseres Zweckes aushängen. Ich habe diese Zeit her, so viel mir meine übrigen Zerstreuungen erlaubten, in den alten Büchern der Baukunst fortstudirent. Es ist eine Freude wie / wacker und brav die Leute sind, und wie ernst es ihnen um ihre Sache ist. S e r l i o war mir ein eignes Phänomen, in dem ernsthaften und soliden Theile der Baukunst ung und gleichsam in ihren ersten Anfängen ist er fürtrefflich. sSo habe ich die Rustika nirgends so gut behandelt gesehen und so sind auch viele Anlagen von Gebäuden, wenn sie gleich ein etwas unangenehmes Ansehn haben, voller Verstand und Sinn; allein wo er in Mannigfaltigkeit und zZierrath übergehen will, wird er oft, man kann sagen, abgeschmackt, ob gleich selbst aus diesen Schlacken noch manches Metallkorn heraus zu finden wäre. sSehr hüpbsch ist es aber, daß man aus seinen wenigen beygefügten Noten sieht: daß er nicht aus Wohl sondern um denm mannigfaltigen Geschmack der baulustigen zu dienen, dergleichen Ungeheuer / aufgestellt ⎡hat.⎤ 〈G〉 mMan 〈G〉 sieht, welche DHöhen

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der menschliche Geist überklettern muß ehe er zur Zierde wieder herabsteigen kann. Je mehr man den P a l l a d i o studiert, je unbegreiflicher wird einem das Genie, die Meisterschaft, der Reichthum, die Versatilitat und Grazie dieses Mannes. iIm einzelnen mag manches gegen seine Kühnheit zu erinnern seyn; im Ganzen sind seine Werke eine Grenzlinie die niemand erreicht ⎡ausfüllt⎤ 〈G〉 und die sobald überschritten ist. Als Buch ist des Scammozzi Werk vielleicht eins der ersten die geschrieben worden sind. eEine rFülle, ein Umfang, eine Naüchternheit, eine Methode die höchst erfreulich sind. sSeine Kenntnisse natürlicher Gegenstände so richtig und rein als es zu seiner Zeit nur möglich war. / eEr hat gereißt und studirt und er blickt frey und treffend in der Welt umher. iIch möchte aber auch beynah sagen die Baukunst ist der einzige Gegenstand für ⎡über⎤ 〈G〉 welchen man ein solches Buch schreiben kann, denn bey keiner Kunst ⎡nirgends⎤ 〈G〉 ist das erste Bedürfniß und der höchste Zweck so nah verbunden, des Menschen Wohnung ist sein halbes Leben, der Ort wo er sich niederläßt, die Luft die er einathmet bestimmen seine Existenz, unzählige Materialien, die uns die Natur anbietet, müssen zusammengebracht und genutzt werden wenn ein Gebäude von einiger bBedeutung aufgeführt werden soll. Wie schön sich über dieses alles Scamozzi genommen, muß man aus seinem Werke selbst sehen. / iIch habe auch diese Zeit die ⎤ berühmte⎤ 〈G〉 Abhandlung des Hippocrates de aëre aquis et locis gelesen und mich über die Aussprüche der reinen Erfahrung herzlich gefreuet, dabey aber auch zu meinem Troste gesehen daß es ihm, wenn er hippothetisch wird, gerade geht wie uns, nur möchte ich seine Hipothese|n| 〈G〉 eher den Schiffsäulen ⎡seilen⎤ 〈G〉 und unsere Zwirnsfäden vergleichen. Sie Ein TBuch daß den Titel führt: F i n k e Ve r s u c h e i n e r a l l g e m e i n e n m e d i c i n i s c h p r a c t i s c h e n G e o g r a p h i e ist sehr interessant, indem er aus allen Reisebeschreibungen was Clima, Nahrung, gesunden Zustand und Krankheiten betrifft, gesammelt hat; der Artikel von Italien ist zwar sehr mager, doch zeigt er eben was noch zu thun übrig ist / |(| 〈G〉 iIch könnte Ihnen noch vieles erzehlen wie ich, dem Koppenfelsischen Ubel ⎡Gipfel⎤ 〈G〉 gegenüber, mich aus Büchern erbaue, indessen Sie im seeligsten Anschauen leben, ich will aber vor heute schliessen und von Zeit zu Zeit ohne Ihre Antwort abzuwarten ein Blatt überschicken|)| 〈G〉 Bertuch hat leider erst vor 14 Tagen eine starke Neapolitanische Post bezogen er sagt aber daß in kurzer Zeit er wieder eine ansehnliche Summe daher zu erwarten habe, wovon, 〈Komma gestr.〉 so viel man verlanget zu Diensten stehe. Es wird daher nichts zu thun seyn wenn Sie mit dem mit-

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genommenen Gelde nicht reichen, als von dem Creditbrief gGebrauch zu machen und für diesma×l den Schaden zu tragen. Böttiger will den Catallogus von Tassie schon lange zurückgegeben haben, er ⎡das Buch⎤ 〈G〉 findet sich unter / meinen Büchern ⎡übrigen⎤ 〈G〉 nicht unter denen esr sich doch nicht leicht verstecken könnte; sagen Sie mir doch was Sie sich davon erinnern. Nachdem das Volk Sie schon lange, per acclamationem, zum Professor gemacht hatte hat iIhnen der Herzog denselben auch ⎤ den Charackter⎤ 〈G〉 mit aAnstellung bey der hiesigen Zeichenschule gegeben. Ich gehe heute nach Jena um zu sehen ob ich mich aus der Zerstreuung in der ich dies Jahr be beschlossen habe, wieder erholen und an meinem Roman weiter fortrücken kann er wird auf alle Fälle leider Ostern nicht errscheinen. |〈Absatzzeichen〉| Ich wünsche Glück in ⎡zu⎤ 〈G〉 der Acquisition des Pousseus ⎡Poussins,⎤ 〈G〉 leider geht es uns mit guten alten Kunstwerken meist wie mit den sibyllinischen Büchern, von denen der kleinste Theil immer noch unschätzbar ist.

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13K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 22. Januar 1796. Freitag Weimar den |2|52ten Januar. Es ist recht schön, daß gleich anfangs unsere Briefe im Wechsel gegangen sind, auf diese Weise können wir öfter Nachricht von einander haben|.| Ihren Brief vom 12ten habe ich in Jena erhalten wo ich mich aufhielt um das siebende Buch meines Romans in Ruhe zu schreiben. Schiller grüßt Sie bestens. Wir sind jetzt im Gusto Disticha zu Ehren unserer Freunde zu machen, wovon ich Ihnen einige beylegen werde. Sie sollen bald die Briefe für Neapel haben, um sich solcher nöthigen falls bedienen zu können, ich hoffe auch bis dahin eine Auszahlung an Heichelin ⎡Heigelein⎤ 〈G〉 zu bewirken. uUber Ihre Entdeckungen freue ich mich sehr, und ich bin überzeugt daß Sie nach und nach eine reiche Erndte finden werden und danke für die Nachrichten, ob sie gleich nicht alle tröstlich lauften. iIch wünsche Glück zu den Spatziergängen auf Piazza Nabvonna. Geben Sie doch auf die letzten Stücke der Horen acht, worin vielsagende Abhandlungen Schillers über die naiven und sentimentalen Dichter stehn, auch werden Sie, in den ersten Stücken der Litteraturzeitung dieses Jahres, das Elogium des poetischen Theils der Horen lesen, worüber sich die Widersacher männiglich erzürnen werden /

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Wenn Ihnen ein kleines Buch begegnet: Le Antichita di Roma per L u c i so M a u r o. aAppresso le statue antiche per U l i s s e A l d r o v a n d i. 5

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so sehen Sie doch hinein es ist merkwürdig, wegen des Anfangs, in welchem Aldrovandi die aAntiken R⎡r⎤ 〈G〉ezensirt, wie sie zu seiner Zeit in öffentlichen und pPrivatgebäuden zu Rom standen. Auch habe ich eine kleine Schrifft gefunden die sehr interessant ist, sie führt den Titel Quaestiones Forcianae und ist ein Dialog, in gutem Latein, in welchem die Sitten und Arten der verschiedenen Bewohner Italiens, mit großer Freymüthigkeit, gegen einander gestellt werden. Es mag in der Hälfte des 16ten Jahrhunderts geschrieben seyn, ging lange im Manuscript herum und ward zuletzt, nicht ohne Verdruß des Herausgebers, gedruckt. iIch will sehen daß ich einen Tabellarischen Auszug daraus mache um den Ueberblick der Verhältnisse zu erleichtern und Sie sollen alsdenn eine Abschrift erhalten, die Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Sie sehen, daß ich, indem Sie aus den lebendigen Quellen schöpfen, fortfahre mich aus Büchern vorzubereiten, wodurch wir denn doch, wie Sie auch bey Ihren / perusinischen Nachrichten bemerken, im Suchen und Untersuchen sehr gefördert werden müssen. aAuch fahre ich fort, indem Sie der heiligen Form huldigen, dem Element, der Masse und den geringern Organisationen nachzuspüren. iIn allen den ⎡die⎤ 〈G〉 Fächern deren Liebhaberey Sie minur kennen wird täglich etwas neues eingebracht. Wir haben hier unglaublich schönes Wetter meist heitern Himmel und oft wahre Sommertage wie sieht es damit in Rom aus? Was Sie zu den Horen schicken, wird sehr willkommen seyn. sSuchen Sie ja auch etwas brauchbares von andern zu erlangen. Schiller wüs wünscht selbst einige Zeit pausiren zu können und ich kann ihm, wegen des Romans und wegen anderer Umstände, nicht so wie ich wünschte beystehen. Die a Ich habe den Brief von Uden an Böttiger gesehen, der mir recht wohl gefällt. bBeobachten Sie doch diesen mMann und sehen Sie in wie fern es räthlich wäre sich mit ihm einzulassen|?| 〈G〉 worauf er gesammelt und was er vorzüglich beobachtet hat|?| 〈G〉 wWir können ihm auf alle Fälle seine Arbeiten besser bezahlen als ein Buchhändler thun würde. sSehen Sie doch auch was Hirt etwa besitzt und was man dem abnehmen könn|t|e 〈G〉. wWir brauchen und dürfen uns ja im Anfang nicht merken zu lassen wo wir hinauswollen / Die acht großen Pousseins wovon ich schon zwey besaß, habe ich durch die Aufmerksamkeit und Vorsorge der regierenden Herzogin, aus der Frauenholdischen Auction bekommen, leider sind 4 da von sehr ausgedruckt und 4 ausgestochen, so daß man nur die Ideen davon noch sehen

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kamnn. wWenn Ihnen alte Abdrücke begegnen, so versäumen Sie ja nicht sie einzukaufen hier ist das Verzeichniß dedicirt an den König Ludwig XIV. 1 Gegend damedna ⎡Etna.⎤ 〈G〉 Poliphöm, sidtzt auf dem Giepffel des Felsens unten Feldarbeiter, ein Fluß-Gott und Nüymphen. 2. Diogenes und der Jüngling der aus der Hand trinkt. 3. Der Mann von der Wasserschlange umwunden, die verschiedenen Stufen des Schreckens und der Furcht. 4. Orpheus und Euridice der Hintergrund dem Kastel St Angelo ähnlich. dedicirt an den Herzog von Bour×bon 1. Phocions Begräbniß. |(besitz ich)| 〈G〉 2. Eine Heerstraße, ein Mann der Wasser∫schöpf|t,| 〈G〉 ein Mann und Weib ruhend. 3. Phocions Grab |(besitz ich)| 〈G〉 4. Ländliche Gegend, großer Wassernapf im ×Vordergrund ein aAlter wascht die Füße, gegenüber ×an einem Monument ein Jüngling und ein Mädchen sitzend. / Was Sie von den Pfuschereyen in der Villa Borkese schreiben ist freilich traurig doch geht es in Paris nicht besser und wir können also von dort her Trost schöpfen. Des Bauens und Anlegens aus dem Stegereife und ohne Riß und Plan ist kein Ende, man fürchtet sich vor einer großen Idee, die auszuführen und vor einer großen Summe die auszugeben ist aber eben diese Summe nach und nach für Anstalten zu verzetteln die man am Ende gern wieder wegkaufte, muß unglaublich reitzend seyn so will es das unerbittliche Schicksal der Menschen und dabey mags denn auch bleiben.

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15K. An Paul Wranitzki Weimar, 4. Januar 1796. Montag Aus beyliegendem Aufsatz werden Sie sehen, was von dem Texte der Oper, nach welcher Sie sich erkundigen, erwartet werden kann. iIch wünsche bald nNachricht von Ihnen zu hören ob der Theaterdirection meine Bedingungen angenehm sind, 〈Komma gestr.〉|?| 〈G〉 da ich denn bald Anstalt machen würde meine Arbeit zu vollenden. Es sollte mir sehr angenehm seyn, dadurch mit einem so geschickten Manne in Connexion zu kommen. ⎤ Ich habe gesucht für den Componisten das weiteste Feld zu eröfnen und von der höchsten Empfindung bis zum leichtesten Scherz

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mich durch alle Dichtungsarten durch zu winden. |Ich wünsche indessen recht wohl zu leben. W. dl 4. Jan. 1796| 〈G〉⎤ 〈Beilage〉

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Der große Beyfall, den die Zauberflöte erhielt, und die Schwierigkeit, ein Stück zu schreiben was ⎡das⎤ 〈G〉 mit ihr wettei/fern könnte, hat mich auf die Gedanken gebracht aus ihr selbst die mModtive zu einer neuen Arbeit zu nehmen, um sowohl dem Pupbliko auf dem Wege seiner Liebhaberey zu begegnen, als auch den Schauspielern und Theater Direction|en| 〈G〉 die Aufführung eines neuen und complicirten Stücks zu erleichtern. iIch glaubte meine Absicht am besten erreichen zu können indem ich einen zweyten Theil der Zauberflöte schrieb|e| 〈G〉, die Personen sind alle bekannt, die Schauspieler auf diese Charactere geübt und man kann ohne Übertreibung, da man das erste Stück schon vor sich hat, die Situationen und Verhältnisse steigern und einem solchen Stücke viel Leben und Interesse geben. 〈Wellenlinie〉 / iIn wie fern ich meine Absicht erreicht habe muß die Wirkung zeigen. Damit dieses Stück sogleich durch ganz Deutschland ausgebreitet werden könnte, habe ich es so eingerichtet daß die Decorationen und Kleider der ersten Zauberflötte beynahe hinreichen um auch den zweyten Theil zu geben, wollte eine Direction mehr darauf verwenden, und ganz neue dazu anschaffen: so würde der Effect vielleicht noch größer seyn, ob ich gleich wünsche daß, selbst durch die Decorationen, die Erinnerung an die erste Zauberflöte immer angefesselt bliebe. Wäre man geneigt / Meine Bedingungen sind: |Einhundert Dukaten| 〈G〉 und eine vollständige Partitur für das hiesige Theater welche jedoch nicht weiter communicirt werden soll. Ich verspreche dagegen den Text selbst binnen einigen Jahren nicht wieder abbinden ⎡abdrucken⎤ zu lassen;, 〈Semikolon zu Komma〉 iIch ⎡und⎤ 〈G〉 wünschte bald zu erfahren ob man das Stück unter diesen Bedingungen zu aquiriren wünschte ⎡denckt⎤ 〈G〉, ich würde alsdann sobald als möglich die letzte Hand daran legen und die Zeit näher bestimmen in welcher ich es übersenden kann. Sollten ×sich bey der Composition und Aufführung in einem oder dem andern Puncte sSchwierigkeiten finden; so erbiete ich mich auf geschehene Anzeige die Stellen

23 Einhundert Dukaten in einer vom Schreiber offen gelassenen, aber etwas zu kleinen Lücke erg., weshalb der Betrag zum Teil in der linken Spalte hinzugefügt wurde.

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21K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 31. Januar 1796. Sonntag Weimar den 31. Januar 1796. Auf Ihren lieben Brief vom 8ten Januar will ich sogleich einiges erwiedern um den guten Gang unserer Correspondenz zu erhalten|.| iIch freue mich zu sehen wie es Ihnen geht und daß nur wie vorauszusehen war des guten zu viel ist. Sobald man die Dinge nicht nur ×eben nehmen will, wie sie sich uns zeigen und sie etwa nach seiner Art genießen oder verarbeiten will, wenn man tiefer in die Werke der Natur und Kunst einzudringen gedenkt und|,| wenn man seine Kentnisse auf das innigste und beste auszubilden gedenkt dann sieht man erst die Unzulässigkeit unserer Kräfte und die Eingeschränktheit der Kräfte ⎡Zeit⎤ die uns gegeben ist. Wir haben uns mein lieber Freund freylich ein sehr weites und breites Pensum vorgesteckt und das war, der Übersicht wegen, sehr gut; aber ich bin doch immer davor daß wir beym einzelnen gründlich sind und weder Ihre noch meine Natur wird in einer gewißen Allgemeinheit ein Vergnügen finden, in der Man je weiter man vorrückt immer deutlicher sieht daß man anders hätte anfangen sollen. Gehen Sie so genau zu Werke als ers ihre Natur heischt, seyn Sie in dem was Sie nachbilden so ausführlich um sich selbst genug zu thun, wählen Sie nach eigenem Gefühle ||:| 〈G〉 denn freilich die 3 Gegenstände, die Sie mir nennen sind alle 3 wünschenswerth|:|| 〈G〉 wenden Sie die nöthige Zeit auf und denken Sie immer: daß wir nur eigentlich vor refür uns selbst arbeiten. / kKann das jemand in der Folge gefallen oder dienen, so ist es auch gut|.| dDer Zweck des Lebens ist das Leben ⎡selbst⎤ 〈G〉 und so lassen Sie auch ihren Aufenthalt in Rom ihren Zweck seyn. In diesem Sinne bereit ich mich auch vor und wenn wir nach innen das unsrige gethan haben, so wird sich das n a c h a u s e n von selbst geben. Das Werk des S. Cellini über die Goldschmiede und Bildhauerkunst habe ich von Göttingen erhalten und zu lesen angefangen. Die Vorrede enthält re noch recht hübsche Nachrichten von ihm und in dem Werke selbst finden sich die bestimmtesten Mechanischen Anweisungen|.| vVielleicht findet sich in der Folge Gelegenheit den Zustand der jetzigen GoldschmiedeArbeit, ⎡Künste und Handwerke⎤ 〈G〉 was das Mechanische betrifft, mit jenen Zeiten zu vergleichen. Es ist mir dabey eine Bemerkung aufgefallen die ich Ihnen mittheilen will. iItalien lag in dem 15ten Jahrhundert mit der übrigen Welt noch in der Barbarey. Der Barbar weiß die Kunst nicht zu schätzen, als in so fern sie ihm unmittelbar zur Zierde dient, daher war die Goldschmiedearbeit in jenen Zeiten schon so weit getrieben, als man mit den übrigen noch so sehr

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zurück war und aus den Werkstädten der Goldschmiede gingen durch äußere Anlässe und Aufmunterung die ersten trefflichen Meister anderer Künste hervor. Donnatello, Brunellesco, Giberti, waren sämmtlich zuerst Goldschmiede|.| eEs wird dieses zu guten Betrach/tungen Anlaß geben|.| uUnd sind wir nicht auch wieder als Barbaren anzusehen|?| 〈G〉 da nun ⎡alle⎤ 〈G〉 unsere Kunst sich wieder auf Zierrath bezieht. Ich bin bey dieser Gelegenheit auch wieder an des Cellini Lebensbeschreibung gerathen, es scheint mir unmöglich einen Auszug daraus zu machen, denn was ist das menschliche Leben im Auszuge|?| 〈G〉 alle pragmatische biographische Characteristik muß sich vor dem naiven Detail eines bedeutenden Lebens begnügen ⎡verkriechen⎤ 〈G〉 ich will nun den Versuch einer Uebersetzung machen die aber schwerer ist als man glaubt. Sobald mein Roman fertig ist will ich sehen was mir sonst noch zu thun übrig bleibt und näher an meine Reise denken. Alles kommt darauf an was für Beschäftigung Sie in Rom finden und in wie fern sich Ihr Aufenthalt daselbst verlängern wird|.| lLassen Sie uns nur fleissig schreiben und es wird bis in den Juni schon klar werden was zu thun ist. Schreiben Sie mir doch etwas ××näheres über die Gegenstände der Kunst aus der Kantischen Philosophie, w×ir wollen dieser und andererer Späse in unsern Distichen nicht vergeßen. Fräulein Imhof hat das Portrait eines ihrer Geschwister mit Farbe gezeichnet, worüber ich erstaunen mußte|.| hHätte sie mir es nicht selbst zugeschickt, so hätte ich nicht gewußt wem ichs zuschreiben sollte: / Was den Auftrag Durchl des Herzogs betrifft so sehen Sie nur eben sachte zu ob sich etwas finden sollte, man ist weder sehr pressirt noch sehr entschieden, Gore hat schon wieder einen andern Vorschlag gethan: durch einen gewissen S c h n e i d e r von Mainz, einen Mann der ganz geschickt ist, ein paar Claude in Cassel copiren zu lassen, was daraus werden kann oder wird läßt sich schwerlich sagen. Schiller ist sehr flieissig und Sie werden gute Sachen von ihm in den Horen finden|.| eEr hat sich in dem ästethischen Fache zu einer großen Consequenz durchgedacht und ich bin neugierig, wie es mit dieser, gleichsam neuen Lehre gehen wird, wenn sie im Publiko zur Contestation kommt. Da sie mit unserer Denkungsart homogen ist; so wird uns auch auf unserm Wege dadurch großer Vortheil gebracht. Ich habe zu einer neuen Oper 13 Decorationen oder vielmehr nur 3 Hintergründe erfunden womit ich im Ganzen leidlich zufrieden bin, um so mehr als sie auch ihre Wirkung gethan und Beyfall erhalten haben. Die erste ist ein Bauernhof, im edlerenm Style, wo ich das was man vom Ursprung der Baukunst zu sagen pflegt, angebracht habe. Die zweyte eine Gegend mit Felsen und Palmen in dem Sinne wie Ihr|e| Bild Landschaft

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mit dem Altar. Es ist merkwürdig daß Eckebrecht den Hauptpunct, worauf es ankommt bey dieser Gelegenheit recht gut gefaßt hat. Die Absonderung und Entgegenstellung der Far/ben ist ihm recht gut gerathen sogar die farbigen Schatten hat er, wiewohl etwas outerirt, angebracht|.| iIch erwartete gar nicht daß er meine Anweisungen als Prinzip fassen sollte, denn ich gab sie nur als lLehre für den gegenwärtigen Fall, 〈Komma gestr.〉. iIch werde künftig keine Gelegenheit vorbeylassen um eben auf dem Theater im großen die Effecte zu sehen. Zur dritten Decoration hatte ich solche gewunden und gezierte Säulen componirt und transparent mahlen lassen wie sie in den Raphaelischen Cartons, bey der Heilung des Lahmen, in einer Vorhalle des Tempels stehn, diese haben, weil sie die pbrillantesten und reichsten am Schluße des Stückes sind natürlich den meisten Beyfall erhalten. So hielft man sich auf Leinwand und Pa|p|pe, um in dieser kunstlosen, höchst alltäglichen Welt wenigstens einigen Sinn und Interesse und Ahndung von einer ×künstlichen und harmonischen dDarstellung zu erhalten. |(| 〈G〉 Sollten Ihnen Kupferstiche von jenen grossen Festen und Aufzügen die ehemals in Florenz gegeben wurden, in die Hände fallen, so versäumen Sie nicht sich solche zuzueignen, auch dieses kann dereinst ein interessantes Kapitel machen, so wie den Tendenz der Italiäner zu einer gewissen Zeit (sie mag in den Anfang dieses Jahrhunderts fallen das einfache Theater der Alten wieder herzustellen unsere Aufmerksamkeit verdienet. |)| 〈G〉 /

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Wahrscheinlich werden Sie, ehe dieser Brief ankomt sich schon entschieden haben welches von den 3 Kunstwerken Sie nachbilden wollen

32K. An Johann Heinrich Meyer Jena, 3.–9. März 1796. Donnerstag bis Mittwoch Jena den 3ten März 1796. Die Erste Hälfte des vergangenen Monats hab‘ ich im Theater und Carnevals Anstalten zugebracht, In der zweyten ging ich hierher, und bin nun schon über 14 Tage hier. Außerdem daß mein Roman ziemlich vorruckt, so habe ich auch in denm Cellini ein gutes Stück hinein übersetzt, davon die erste Abtheilung in den April der Horen kommen wird, 〈Komma gestr.〉. Ees geht mit der Übersetzung eines Buchs wie mit ⎡Sie von⎤ 〈G〉 dem Copiren eines Gemäldes ⎡sagen⎤ 〈G〉, man lernt beyde, durch die Nachbildung erst recht kennen. Cellini mit seiner Kunst und seinem Lebenswandel ist für uns ein treffllicher Standpunct, von dem man, in Absicht auf neue Kunst vorwärzts und riz rückwärzts sehen kann. So wie uns das Leben eines ein-

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zelnen Menschen zu einem zwar beschränkten aber desto lebhaftern Mitgenossen vergangener Zeiten macht,. 〈Komma gestr.〉. eEs ist ausserordentlich hübsch wie sein Werk über die Kunst und seine Lebensbeschreibung auf einander hinweisen. |〈Absatzzeichen〉| Ich habe nun indessen zwey Briefe von Ihnen erhalten. No. ¯ 6. und 7. bey dem letzten wünsche ich uns Glück daß Sie die Erlaubniß erhalten haben das alte Bild zu copiren. Ihre neue Versicherung daß unsere Farben studien nachhaltig sind und zum Schlüssel der alten Werke dienen werden, ist mir aufs neue tröstlich und erfreulich, und muntert mich auf / in dieser und anderer ⎡n⎤ Elementarlehren recht sorgfältig und fleißig zu seyn. So schwer es fält sich daran fest zu halten, und sich der Allgemeinheit zu überlassen, so vielen Nutzen findet man nachher wenn man einmal in die Anwendung kommt. Ich bin überzeugt daß alles, was Sie arbeiten und schreiben den sSchatz unserer geistigen Besitzungen vermehren wird, und wir renunciiren deswegen lieber zuerst auf Ihre Beyträge zu den Horen. Schiller ist durch verschiedne Mitarbeiter und Beyträge gedeckt, und der Cellini geht auch schon ein wenig in die Breite. Schiller grüßt schönstens und wird uns gewiß immer wenn wir auch entfernt sind entgegenarbeiten. Wenn ich so bedenke daß mir der große Werth der Kunstwerke jetzt doch nur da wie in einer Art von Tradtition erscheinent und alle eErinnerung dieser Art mehr oder weniger stumpf ist, so ist ⎡wird⎤ 〈G〉 mir der Gedanke so angenehm als wunderbar: daß ich in iIhrer Gesellschaft wieder zum lebhaften Anschauen gelangen soll. Wegen des Neapolitanischen Aufenthalts denke ich soll es gut gehen, wie Sie schon an den gGravfen Münster einen gefälligen Mann gefunden haben, so bringt immer das gegenwärtige Leben mit sich, was zum gegenwärtigen Leben am besten tauchgt, wenn ich wieder nach Weimar ×ko×mme, so will ich alles, was von unserer Seite thulich / ist, betreiben; Bertuch wird nun auch bald aus Franken zurück kehren wo sein berühmtes Salzgeschäfft sehr gut zu gehen scheint. Hier indessen ein Blättchen von der Herzogin Mutter. Daß sie durch genaue Beobachtungen theils des Sinnes, in welchen die Kunstwerke gemacht sind, der Art, wie, und der Mittel wodurch sie gemacht sind neue und sichre Quellen des Beschauens und der Erkenntniß eröffnen würden war ich durch Ihre Versuche und durch Ihr ganzes Leben und Wesen überzeugt. Wer in dem immer fortdauernden Streben begriffen ist die Sachen in sich und nicht, wie unsere lieben Landsleute, sich nur in den Sachen zu sehen, der muß immer vorwärts kommen, indem er seine Kenntnißfähigkeit vermehrt und mehrere und bessere Dinge immer in sich aufnehmen kann. dDaß wir uns gefunden haben ist eine von den glücklichsten Ereignissen meines Lebens, ich wünsche nur daß wie lange zusam-

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men auf diesem Erdenrunde bleiben mögen, wir ich auch hoffe, daß Schiller ohngeachtet der ⎡seiner⎤ 〈G〉 anscheinenden Kraänkheit ⎡lichkeit⎤ 〈G〉 mit uns ausdauern wird. Ich hoffe, daß der Unfug den die neue Caravane aus Norden in Rom treibt sich seiner Zeit legitimiren und mit anderm Unkrautsbündlein bey einem grossen Feuerwerke verbrannt werden wird. 〈G〉 / Die fixen Ideen welche der gute Hirt uns ⎡schon⎤ 〈G〉 so ein dutzentd Jahre nährt, mögen denn freylich etwas steif und trocken geworden seyn, Mannigfaltigkeit des eignen Geistes, uUn ⎡und⎤ bBiegsamkeit 〈G〉 gegen fremde Gegenstände ist sind niemals seine Eigenschafften gewesen. I |〈Absatzzeichen〉| Ich erinnere mich nicht, daß wir den zweyten Theil des Stuartds Beschreibung von Athen zusammen angesehen haben es sind die Grund- und Aufrisse des Pardthenons äußerst merkwürdig, ingleichen die Abbildung der Basrelieve in so fern sie noch existiren sämmtlich scheinen sie vom größten Sinn obgleich die Figuren des Centhaurenstreites in den Metopen wegen ihrer auffallender componirt erscheinen, als die festlichen zZüge und anderes in dem Frieß der Zella bey Näherer Betrachtung sind denn aber auch diese voll des höchsten Sinnes und ihre Zweckmässigkeit am Orte läßt sich vermuthen hätte doch ein guter Geist Ludwig XIV eingegeben statt der Trajanischen Säule jene Arbeiten abgiessen zu lassen so hätte vielleicht die ganze Kunst ein ander Ansehn, doch sollte man wenigstens den vVersuch machen die tolle französische Nation, wenn sie Ruhe krichte auf so ein Unternehmen aufmerksam zu machen S ⎡s⎤ ie werden und müssen mit den Türken immer gut Freund bleiben und eigentlich / über folgende Puncte bitte ich gelegentlich um Antwort. 1.) Haben Sie den Perseus in Florenz näher angesehen und was ist davon zu halten? 2.) Vielleicht, da es gewiß auch Sammlungen neuerer Münzen in Rom giebt, kommt Ihnen von Cellinischen Münzen etwas unter die Augen|.| aAußer einigen grösseren Stücken hat er auch die gewöhnlichen Münzen für Clemens VII meißt geschnitten. Es sind auch Münzen von Herzog Alexander von ×××Florenz von ihm da. 3.) Könnten Sie mir nicht näher anzeigen, worinn die Versündigung unserer Landsleute gegen Raphael und andere Heiligthümer eigentlich bestehe, damit das heimliche Gericht auf ihre Bestrafung bey Zeiten denken könne. 4.) Wo steht jet der Porphyierne Sarg der ehemals vor der Rotonde gestanden hat? Leben Sie recht wohl, nächstens etwas über das Pardthenon und überhaupt über die Atheniensische Architectur, ich muß diesen Brief heute fortschicken, der sich ohne dieß einige Posttage verspätet hat Jena den 9ten März. 1796.

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36K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 15. April 1796. Freitag Weimar den 15ten April. 1796.

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Seit meinem letzten Brief, abgesandt Jena den 9ten März, habe ich zwey Briefe von Ihnen erhalten, davon der eine mit No¯ . 8 bezeichnet der andere vom 19ten März datirt war, auf beyde habe ich Ihnen verschiedenes zu erwiedern wenn ich Ihnen vorher von unsern Theatralischen Jubiläum werde erzählt haben. Iffland spielt schon seit drey Wochen hier, und durch ihn wird der gleichsam verlohrne Begriff von dramatischer Kunst wieder lebendig, es ist das an ihm zu rühmen was einem jeden ⎡ächten⎤ 〈G〉 Künstler eigentlich dieses Ehrenprädikat zu Wege bringt, ⎡bezeichnet:⎤ 〈G〉 er s o n d e r t seine Rollen so von einander ab, daß in der folgenden kein Zug von der vorhergehenden erscheint. Dieses Absondern ist der Grund von allem übrigen, eine jede Figur erhält durch diesen scharfen Umriß ihren Character, und eben so wie es dadurch dem Schauspieler gelingt bey der einen Rolle die andere völlig vergessend zu machen, so gelingt es ihm auch sich von seiner eigenen iIndivitdualität, so oft er will, zu separiren und sie nur da, wo ihn die Nachahmung verläßt, bey gemüthlichen, herzlichen und würdigen Stellen hervortreten zu lassen|,| dDer Vortheil durch die schwächsten Nieuanzen bedeutend und mannigfaltig zu werden, liegt auch gleich zur Hand, und alles übrige, was zur Erscheinung kommt entspringt aus dieser tiefen Quelle. Er hat eine große Gewandheit seines Körpers, / und ist Herr über alle seine Organe deren Unvollkommenheiten er zu verbergen, ja sogar zu benutzen weiß. SDie große Fähigkeit seines Geistes auf die Eigenheiten der Menschen aufzumerken und sie in ihren characteristischen Zügen wieder darzustellen, erregt Verwunderung, so wie die Waide ⎡Weite⎤ 〈G〉 seiner Vorstellungskrafft, so wie ⎡und⎤ 〈G〉 die Geschmeidigkeit seiner Darstellungsgaben. Schließlich aber, so wie anfänglich|,| ist mir der große Verstand bewundernswerth durch den er die einzelnen Kennzeichen des characteristischen auffaßt und so zusammenstellt, dasß sie ein von allen andern unterschiedenes Ganze ausmachen. Er wird noch eine Woche bleiben und zuletzt Egmont aufführen. Schiller, der auch schon diese Zeit hier ist, dhat das Stück dergestalt bearbeitet, daß die Vorstellung möglich wird. Es freut mich sehr, daß ich vor unserer großen Expedition wo wir doch auch manches Theater sehen werden einen solchen Typus, wornach man das übrige beurtheilen kann mit den Augen des Geistes und Leibes gesehen habe. Nu

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Nun zu Ihren Briefen. Da Sie anfang des May nach Neapel zu gehen gedenken, so wird dier beyliegende Brief von der Herzogin an Heigelein ihn ⎡Ihnen⎤ wohl den nöthigen Paß verschaffen, wenn Sie ihn nicht etwa schon, wie ich vermuthen kann, durch Ihre Römischen / Gönner und Freunde erlangt haben. Ich lege auch einen Brief an Hackert bey, den Sie nach Gutbefinden überschicken oder überbringen können. Das unendliche unserer Unternehmung macht mir manchmal bange, doch öfters giebt mirs Freude und Zutrauen, da man in dem hohen Grade vorbereitet ist, so weiß man wenigstens alles zudringende geschwind aufzufassen und zurecht zu stellen. Schon bemerk ich es beym Lesen Italiänischer Bücher wie sehr sich alles wiederholt und auf einander hindeutet, die bBearbeitung des Cellini ist in der ich schon ziemlich weit vorgerückt bin, ist für mich, der ich ohne unmittelbares Anschauen gar nichts begreife, vom größten Nutzen, ich sehe das ganze Jahrhundert viel deutlicher durch die Augen dieses confußen Indivitdui als im Vortrage des klärsten Geschichtschreibers. Sollte Ihnen irgend etwas von dieser Art ferner aufstoßen; so haben Sie ja besondere Acht darauf. Das Winklerische Kabinet ist nach dem STodte des Besitzers feil, der Herzog hat Lust etwas daraus zu kaufen, ich wünsche daß die Wahl aufs Beste fallen möge. Z Zu der Vollendung Ihrer Copien wünsche ich Glück, 〈Komma gestr.〉|!| 〈G〉 sSagen Sie mir doch, wie groß das Bild und die Figuren eigentlich ⎡des Originals⎤ 〈G〉 sind, und in welcher Größe Sie es copirt haben? iIch bin voll Verlangen dieses merkwürdige Werk von Ihrer Hand zu sehen / Dem Freund der Geschmäcke in Dreßden glückt es daß diejenigen, die dem Kindlein nach dem Leben strebten über die Alpen gezogen sind, denn dadurch ist er ⎡ist⎤ 〈G〉 vor kurzen mit einer Rezension in der Litteraturzeitung beseeligt worden, die denn freylich auf einige Jahre hinaus wirken und die deutsche Bereitwilligkeit ihr Geld für nichts hinzugeben, noch vermehren kann. wWenn sie Ihnen zu Gesichte kommt, werden Sie den Verfasser an demn Katzenbuckel|n| 〈G〉, den ⎡und⎤ 〈G〉 spanischen Reverenzen nicht verkennen, so wenig als an dem antiquarischen Nota bene womit sich die Lobeserhebung schließt. Es bleibt also vor dießmal nichts übrig als das Unkraut noch einige Zeit wachsen zu lassen, bis das Schrekensistem gegen alle die Pfuschereien mit Nachdruck durchgesetzt werden kann. So eben erhalte ich Ihren Brief No¯ . 10. und will nur geschwind schließen, damit dieses Blatt noch heute abgehen kann, 〈Komma gestr.〉. wWas Sie mir von der Altobrantdinischen Hochzeit sagen, giebt mir auf einmal einen Begriff von diesem wichtigen Werke, 〈Komma gestr.〉: fahren Sie in allen ihren Wesen und Arbeiten nur immer nach Ihrer eigentsten Überzeugung fort, und alles wird zum besten gehen.

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Die konfuße Kennerschaft der Liebhaber, die doch auf der Reise für ihr Geld, wie die Zuschauer in der Komödie, doch auch mit klatschen oder zischen wollen, bitte ich ja in ihren Details zu merken, damit sie künftig, unter Rubriken gebracht, entweder Stoff zu einem Kapitel oder zu einer Epistel liefern; alles ist uns werth und wichtig zu beobachten das was uns hindert, so gut als was uns fördert. Ich habe mit Schillern über die Art, wie unser Feldzug / zu eröfnen und zu führen seyn möchte, eine umständliche Conferenz gehabt. Die Angelegenheit mit Heigelin wegen des Gemähldes ist auf dem Wege abgethan zu werden, man ist überhaupt gegen ihn noch in einem kleinen Reste, Ludekus hat an ihn geschrieben, um seine Rechnung überhaupt zu verlangen und ist alsdann geneigt alles auf Einmal zu bezahlen. Was ich von Heigelins Antwort höre, und von dem Fortgang der Sache erfahre sche schreibe ich gleich. Das Recept zu Glaspasten erbitte ich mir aufs baldigste damit ich erfahre, wie die Abdrücke am schicklichsten zu machen sind, denn ich werde denn doch vor meiner Abreise der Fürstin die Sammlung zurück geben. D – Den Brief an Hackert schicke ich nächstens und lege sodann auch einen an Angelika bey. Bertuch verspricht mir nach der Messe eine Anweisung auf etwas Geld nach Neapel die ich dann sogleich senden will. Die Frau von Koppenfels wünscht ihrer jüngsten verstorbenen Tochter ein Monument zu setzen. Könnten Sie mir nicht ein paar Zeichnungen schicken, etwa in der Art wie das für Prinz Constantin, nur kleiner, zierlicher, jungfräulicher, es thut Ihnen ja wohl irgend ein Archidtect den Gefallen und unter den vielen Gegenständen, die Sie umgeben ist vielleicht etwas, das zu diesem Behuf nur bloß kopirt werden darf. Sie wissen, was Klauer machen kann und was in seeberger Stein zu machen ist.

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Ihr Brief mein Werthester vom 124ten April, der eigentlich No¯ . 11. ist, hat mich in Jena angetroffen, wo es mir seit 14 tTagen ganz gut geht; Körners und Graf Geßler waren hier, der erste ⎡letzte⎤ ist gestern, und zwar geradesweges, nach Italien abgereißt, Sie werden ⎤ ihn⎤ bald sehen, denn er denkt l geschwind zu gehen. Leider ist seine Gesundheit nicht die beste. Körners sind heute fort, es ist Ihrer in dieser Gesellschafft oft genug gedacht worden; auch hab‘ ich durch die Negotiation dieser Freunde die Wackeri-

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sche V i c t o r i e für einen leidlichen Preiß erhalten, sie steht wirklich vor mir und ich bin sehr zufrieden dieses Kunstwerk zu besitzen, vielleicht kann ich I|h|nen ehe dieser Brief noch ×abgeht eine kleine Rezension derselben vorlegen. Auf alles was Sie nachbilden und notiren freue ich mich herzlich, es geht nichts über den Genuß würdiger Kunstwerke wenn er ×nicht auf Vorurtheil sondern auf wackhrer Kenntniß ruht. Das Hirtische Manuscript hab ich erhalten, es betrifft einen interessanten Gegenstand, ist aber weitläufig und unter uns gesagt ungeschickt geschrieben, so, 〈Komma gestr.〉 daß es beynah noth thäte man retdigirte das gGanze. In einem beygelegten Briefe hat er auch solche miserable Fragen an mich gethan, worüber ich ihm nächstens eine Auskunft, die keine Auskunft ist zu geben gedenke. / Zu der Entdeckung des jungen Mannes wünsche ich Ihnen Glück, wenn er sich nur erst durchsicht Sie und nach Ihnen gebildet hat, so kann er uns gewiß großen Vortheil bringen, denn freylich auf junge Leute müssen wir denken mit denen man sich in Rapport und Harmonie setzen kann, von älteren, bey denen sich die Ideen schon fixirt und die sich schon eine eigene Lebensweise vorgesetzt haben, ist nichts zu hoffen. Wilhelm Schlegel ist nun hier und es ist nur höchst wahrscheinlich ⎡zu hoffen⎤ 〈G〉 daß er einschlägt. sSo viel ich habe vernehmen können dessen ⎡ist er in ästhetischen⎤ 〈G〉 Haubpt- und Grundideen mit uns einig ein sehr guter Kopf, lebhaft, thätig und gewandt. Leider ist freylich schon bemerklich, daß er einige demokratische Tendenz haben mag, wodurch denn manche Gesichtspuncte sogleich verrückt und die Uebersicht über gewisse Dinge wenn eben so schlau als durch die eingefleischt aristokratische Vorstelllungsart verhindert wird. Doch mehr von ihm wenn ich ihn näher kenne. Was die Bilder in dem Pallast Lancelodtdti betrifft, so wollen wir sie doch im Auge behalten, der Herzog hat keins von den Winklerischen Bilder|n| a|c|quirirt, man denkt die Sammlung im Ganzen zu verkaufen. hHorchen Sie doch gelegentlich wegen des Quercin und der Carache und schreiben mir die Größe und etwas detaillirtes über den Werth der Stücke und über dieen Preiß, vielleicht trifft entschließt sich der Herzog zu einem oder dem andern. Ich habe unter dieen ⎡den in⎤ 〈G〉 Kupfern ⎡gestochnen⎤ 〈G〉 merkwürdiger Gemählde|n|, auch wenn ich nicht irre, ⎡auch⎤ 〈G〉 die im Pallast Lanceloddtti befindlichen, auch ⎡von⎤ 〈G〉 Quercin und KCaragche und 23–27 Leider 〈…〉 wird mit Einweisezeichen erg.; Text auf Bl. 82 Vs. 36–218,4 Ich 〈…〉 bemerken Erg. mit Einweisezeichen; Text auf Bl. 82 Vs.

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kann also, wenn davon die Rede ist, sogleich den anschaulichen Begriff davon geben, es kommt nur darauf an, daß Sie die Größe und die Erhaltung, und was sonst aus dem Kupfer nicht ersichtlich seyn kann, bemerken. |〈Absatzzeichen〉| Nachfolgende Fragen wünsch|t| der O ⎡H⎤ K Coadjutor beantwortet: 〈Doppelpunkt gestr.〉. eEs ist löblich an daie Dauer der Kunstwerke zu denken, wenn nur auch viel entstünde was zu dauern verdiente. / 1.) Aus welchen verschiedenen Mischungen die Farbenmassen der Römischen Mosaik bestehen? 2.) Wie sie verfertigt werden? 3.) Ob irgend in einem gedruckten Werk davon vollständigige ⎡e⎤ Nachrichten enthalten sind? 4. Ob und wie theuer man dergleichen Glasfarben in Rom kaufen kann? Was Sie hierüber dem Hern Koadjudtor für Auskunft geben könnten, schrieben Sie ja wohl demselben gleich nach Mörsburg am Kostnitzer See und behielten eine Abschrifft für unsern Entzweck bey Ihren Papieren. Sie schreiben daß Sie die Aldobrandinische Hochzeit bald schicken wollen|.| sSollte es aber nicht besser seyn sie dort zu behalten und sie zuletzt mit dem ganzen Transporte abgehen zu lassen? Denn da ich noch im August abzugehen hoffe so könnte es leicht seyn daß wenn Sie solche mit Gelegenheit schicken daß sie mich nicht mehr anträfe, welches ich für einen sehr großen Verlust halten würde. So eben erhalte ich Ihren Brief No. ¯ 12. der vorhergehende ist, wie Sie aus dem Anfange dieses bBblattes sehen, glücklich angekommen, mit diesem überschicke ich die Briefe und die A n w e i s u n g von der letzten unten mehr. Wenn Sie über das was sSie in Ihrem Fach aufzeichnen, 〈Komma gestr.〉 ⎡und⎤ leisten sorglich s×ind, so habe ich es bey meiner Natur noch vielmehr uUrsache es zu seyn, da ich weitmehr als Sie von der Stimmung abhänge und so selten gerade eben das thun kann was ich mir vornehme. sSo geht es mir eben jetzt mit dem Roman, den zu endigen ich abermals hierher gegangen bin und in 14 Tagen mit allerley löbliche und erfreuliche Dinge zu Stande gebracht habe, nur gerade das nicht, was ich mir vorgenommen / hatte. Auch weiß ich recht gut, daß die sammlende Aufmerksamkeit auf äußere Gegenstände nur eine gewisse Zeit lang dauert und daß die verbindende und wenn Sie wollen poëtische Tendenz alsdann desto lebhafter und unaufhaltsamer sich in Bewegung setzt. wWir wollen von Selbstkenntniß und von der Uebung unserer geistlichen und leiblichen Kräffte zu leiten und zu nutzen das beste hoffen.

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Für die Zeichnungen zu dem Monumente danke zum voraus, ich werde sie gleich copiren lassen, damit sie uns doch auch bleiben. Haben Sie Gelegenheit einige he Zeichnungen zu freystehenden ländlichen Brunnen zu finden so wünschte ich auch daß Sie mir solche zuschickten es wird einer dergleichen nach Wilhelmsthal gesucht. Von unsern Anlagen überhaupt kann ich nichts sagen alles, was dabey geschieht, ist dem Zufall unterworfen. iIch hatte noch gestern Gelegenheit mich über die wunderliche und unsichere Art, wie diese Gegenstände behandelt werden, mich zu verwundern und zu betrüben: Es will kein Mensch die gesetzgebende Gewalt des guten Geschmacks anerkennen und weil er freylich nur durch Indivitduen spricht und diese auch durch die Eigenheit und Beschränktheit ihrer Natur nicht immer das letzte vollkommene und ausschließlich nothwendige hervorbringt ⎡en⎤ 〈G〉, so verliehrt man sich in einer Breite und Weite des Zweifels, leugnent die Regel weil man sie nicht findet oder nicht einsieht, geht von den Umständen aus, an statt ihnen zu gebieten, läßt sich vom Material gGesetze vorschreiben, an statt sie ihm zu geben. Bald will man abstracte Ideen darstellen / und bald bleibt man hinter dem gemeinsten zurück was sogar das Handwerk schon möglich macht. Bringt man ungeschickte und widerliche Dinge H hervor, so sollen sie sogar als Symbol verehrt werden, man arbeitet bloß, nach dunkeln Vorstellungen, auf unbestimmte Ideen loß und weil das was daraus entspringt niemand befriedigen kann, so nimmt man seine Zuflucht zum entern ⎡ändern⎤ und abermals zum ändern und so kommt alles zum schwanken, daß man immer moralischer Weise 〈G〉 von einem Erdbeben geschaukelt zu werden glaubt. Die ewige Lüge von Verbindung der Natur und Kunst macht alle Menschen irre, und die falsche Verbindung der Künste wieder unter einander, wo eine bald oben, bald unten steht, bald herschen will, bald dienen soll, macht die Confusion vollkommen, besonders wenn die bestimmtesten Künste, der Imagination, oder der Empfindung und wills Gott gar am Ende einer sittlichen Cultur unmittelbar zu Hülfe kommen sollen. Leider wird es Ihnen nicht an Beyspielen zu den verschiedenen Strophen dieser extemporirten Litaney nicht fehlen, diese Klagelieder erstrecken sich freylich, genau besehen über das Gebiet der Kunst weit hinaus und können also an verschiedenen Festen abgesungen werden. Ich will suchen von denen Steinen, die in meinen Händen sind wenigstens noch doppelte Abdrücke von dem Gemisch von Trisppel und Gips machen zu lassen, S|s|ie können alsdann bis zu unserer Rückkunft liegen, und zu gelegener Zeit in Glas ausgedruckt werden. Hierbey fällt mir ein, daß Facius eine seiner Landsmännin aus Gra ⎡e⎤|i|z und Horny Mamsel Ortelli geheirathet hat. oOb die Kunst mit der Bevöl-

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kerung in gleichem Grade zunehmen / werde daran ist sehr zu zweifeln indessen ist Horny fleisßig und seine R ⎡r⎤ adirten Landschafften werden immer besser, So so daß er künftig in unsern Plan recht gut eingreifen kann. Die Krausischen Landschaften von den Boroneischen Inseln sind sehr gut und glücklich gezeichnet bey der Illumination hingegen der gestochenen Umrisse haben sie viel verlohren und wie mich dünkt weil die Massen welche die Natur beym ersten Entwurf angab hier durch kleine Gesgenstände und Staffagen, wodurch man das gGanze interessant machen wollte getre zerschnitten und zerhackt sind. Der arme Waitz wird wohl nicht lange mehr leben ich hoffe ihn diesen Sommer in ein Baad zu bringen allein ich höre er ist sehr schlecht. So auch scheint Eckebrecht nicht lange mehr zu laufen ich will sehen daß er gegen eine Remuneration das megchanische was er weiß etwa an Horny nach und nach offenbahrt und überträgt. Der Herr Geheimde Rath Schnauß leidet auch wieder sehr an seinem Fuße und es ist zu befürchten, daß endlich einmal seine gute nNatur unterliegt. Da noch einiger Platz übrig ist, will ich eine Recension der neu acquirirten Statue versuchen, 〈Komma gestr.〉. sSie ist mit der wackerischen Sammlung an einen Herrn von Seckendorf in Dresden verkauft worden, der, weil er nur ein Liebhaber von Münzen ist, sie an mich überlassen hat. eEs ist eine Figur von Broncze die 7 Zoll hoch; mit der Kugel aber worauf sie steht ⎡und⎤ 〈G〉 der kleinen Platte in welcher die Kugel eingelassen ist, ⎡mit⎤ 〈G〉 den Flügeln, die in die Höhe gerichtet sind, ist sie accurat einen Leipziger Fuß hoch. Eine weibliche bekleidete Figur steht mit dem vorder Theil des linken Fußes auf einer Kugel und trägt den / rechten ein frey und ein wenig hinterwärts, der Körper steht im schönsten Gleichgewicht und die Linie desselben scheint ⎡des Korpers neigt⎤ sich nur ein wenig nach der linken Seite zu neigen ⎡und so steht das Ganze im schönsten Gleichgewicht⎤ 〈G〉, die beyden nackten Arme hat ⎡hält⎤ sie gebogen und über dem Kopf erhoben, doch so, daß die linke hHand etwas höher als die rechte steht, die Flügel sind gerade in die Höhe gerichtet. Die Figur ist sehr gut zgezeichnet und das nackte vollkommen verstanden, die Kniescheiben und Mukskeln der Schenkel und Füße besonders fürtrefflich ausgedruckt. Von der Drapperie ist vorzüglich zu reden die Figur hat eigentlich ein langes Gewand an, das, wenn es nicht zweymal gegürtet wäre, ihr weit über die Füße herab fallen müßte, es ist unter der Brust ist es mit einer Binde zum erstenmal gegürtet, der zweyte Gürtel über der Hüfte ist durch die herabfallenden schwankenden, in / der Mitte bis an den Nabel reichenden, an der Seite aber weit ⎡er⎤ 〈G〉 herunterfallenden Falten bedeckt, die Schenkel

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sind durch das bis zu den Füssen herabfallende, durch den Wind aber gleichsam angetrieben kKleid, so wie die Knie Schienbeine und Waden sichtbar. Dieser dreyfache Faltenwurf ist jeder in seiner Art vortrefflich und mit dem größten Verstande gedacht, an der Brust sind sie fest angeschlossen, um den Leib schwanken sie und um die Füsse sind sie in Bewegung. Ohngefahr wie bey meiner Diana, nur daß ihr das o ⎡hi bey dieser⎤ 〈G〉 der untere Theil viel langer ⎡des Gewands viel kürzer⎤ 〈G〉 ist. Das Gewand selbst scheint als das ×einfachste von der Welt gedacht zu seyn, es ist auf der einen Seite in seiner ganzen Länge zu und auf der andern offen und wird durch nichts als durch ein paar Knöpfe auf den Schultern, durch ⎡den ⎡ 〈G〉 sichtbaren und ⎡den⎤ 〈G〉 unsichtbaren Gürtel fest und zusammen gehalten. Der beste Standpunct ist zu ⎡se⎤ ⎣die Figur zu sehen⎦ 〈G〉 / ⎡ist⎤ sehen wenn das Auge gerade mit der Kugel in gleicher Höhe steht, das ganze zeigt sich mit der größten Leichtigkeit, ganz, en face auserordentlich schön und wenn man sich ein wenig hin und wieder bewegt so enste entsteht eine unglaublich anmuthige Bewegung in allen Theilen der Figur, besonders zeichnen sich die äußern Umrisse auf einer weissen Wand mit der größten Mannigfaltigkeit und zZierlichkeit. dDas oval des Kopfes ist rundlich und wird durch den Haarputz ganz rund der Ausdruck des Gesichts ist sehr still und edel, die Ecken des halbofnen Mundes ein wenig herunter gezogen. Der Hals steht mit außer ordentlicher Freyheit und Feinheit auf dem Körper durch ein sonderbares listiges Kunststück sieht man den Hals immer frey ob gleich die Flügel sich von der Seite und von hinten dem Kopfe sehr nähern. Die Flügel sind überhaupt mit der größten Zierlichkeit angesetzt sie gehen von den Schultern biß in die Weichen / erstrecken sich ein klein wenig über den Gürtel, und lassen als dann einen kleinen Raum zwischen sich und den schwankenden Falten der Hüfte. Erhalten sind sehr gut der Kopf und die Brust, welche der edle Grünspan sehr zart überzieht ingleichen die Flügel, welche in allen ihren Theilen mit großer Eleganz ausgestochen sind das untere Gewand hat sowohl als die freyen Arme durch Abblätterung der gesäuerten Metallrinde etwas weniges Epitder nmis verlohren, doch thut, sowohl das Ganze in gehöriger Entfernung seine vollkommene Würkung, so wie ⎡als⎤ 〈G〉 man in der Nähe die feins|t|en und zartesten Theile noch entdecken kann. eEs gehört mit zu den vorzüglichsten Kunstwerken, die wir besitzen und ich wünsche dasß es auf gute Nachfolge deuten möge. Die Rückseite, Qua∫rRückseite ist ver / nur im Großen bearbeitet, in so fern sie aber die Contur|n| der Vorterseite enthält und die Leichtigkeit des Hinwegschwebens vielleicht noch mehr als die Vortderseite des Heranschwebens vors Auge bringt, außerordentlich interessant. Soll ich eine Vermuthung angeben, so könnte es eine Victorie seyn deren Original eine berühmte Gottheit auf der Hand getragen und die hier

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⎡nun, in dieser Copie⎤ 〈G〉 als Zierde einer Fahne oder eines andern militarischen Vereinigungszeichens gedient haben möchte

60K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 13. Juni 1796. Montag

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Am 22ten May schickte ich noch einen recht langen und ruhigen Brief an Sie fort und den 25ten die Anweisung auf Neapel, seit der Zeit haben sich die Aussichten sehr geändert, Italien ⎡ist⎤ 〈G〉 von den Franzosen überschwemmt und mir der Weg zu Ihnen abgeschnitten. wWahrscheinlich trifft Sie dieser Brief nicht mehr in Rom, ich will die A alte Addresse darauf setzen und man wird ihn Ihnen nachschicken. iIn welches Unglück ist das schöne Land gerathen! wie unübersehlich sind die Folgen! hHier wissen wir noch nicht einmal gewisß ob die Franzosen in Bologna sind, aber das ist leider nur zu deutlich: daß sie um den Lago di Garda herum in Tirol, daß sie durch Graubündten und ⎡in⎤ 〈G〉 Deutschland einzutdringen gedenken, vom Oberrhein muß man daher Verstärkungen in jene Gegenden schicken und in kurzem wird man alles was Clairfait über dem Rhein wieder erobert hatte, verlassen und sich auf Mainz und Manheim zurück ziehen müssen. Auf dem rechten Ufer haben die Franzosen auch schon wieder Glück gehabt und von Düsseldorf bis an die Lahn ist schon alles wieder in ihren Händen. eEs läßt sich nicht voraussehen was zwischen heut und dem Tage da dieser Brief zu Ihnen gelangen kann für ungeheure Begebenheiten möglich sind. Fahren Sie fort, wo sSie auch sind nach unsern Zwecken zu arbeiten und schreiben Sie mir nur oft, ich billige sehr, daß Sie nach Neapel gehen, Sie finden dort eine reiche Erndte, es ist nicht wahrscheinlich, daß die Franzosen dort hinkommen, die Italienischen Staaten müssen sämmtlich wie der König von Sardinien ungesäumt fFriede machen. Ich habe bisher fortgearbeitet eben als wollte ich im August meine Reise antreten. mMein Roman wird bald fertig seyn, für Schiller ist auch gesorgt und in meinem Hause / ist alles in Ordnung, nun kann ich weiter nichts thun als irgend eine andere Arbeit vornehmen, Meine Collectanien zur Kenntniß von Italien ⎡zu⎤ 〈G〉 vermehren und denen ⎡Ihnen⎤ 〈G〉 von Hause aus entgegen zu arbeiten. Arbeiten ⎡Sehen⎤ 〈G〉 Sie ⎡sich⎤ 〈G〉 indeß ⎡in⎤ 〈G〉 Neapel und die Gegend durch ⎡um⎤ 〈G〉 bis ⎡wie⎤ 〈G〉 sie ⎡es in⎤ 〈G〉 Rom durchgearbeitet ⎡gethan⎤ 〈G〉 haben, ich fürchte nicht daß Sie etwas zu einem Rückzuge nöthigen soll. In kurzer Zeit muß sich vieles aufklären und ich werde nichts vornehmen was von innen unserm Plane widerstreben könnte.

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Schreiben Sie mir doch ob sSie etwas von den beyden jungen Gutenhowens wissen? Der jüngere ist nun auch nach Italien und um als Markese ⎡Maltheser⎤ 〈G〉 seine Ritterzüge anzutreten, die Mutter hat lange nichts von beyden gehört. Alles Grüßt Sie und erkundigt sich nach Ihnen leben Sie recht wohl. Hier liegt denn auch ein Brief an Hackert bey lassen Sie mich ja bald etwas von Sich hören. Für die beyden kleinen Monumente danke ich recht sehr wir wollen es wohl bey dem Italienischen lassen indessen ist doch auch das andere in seiner Art eine recht freundliche Idee. Ich will Ihnen künftig alle 8 tage schreiben und wenn es nur wäre Sie von der Lage der Sachen in Deutschland zu benachrichtigen dem eine sonderbare Revolution bevorsteht. Leben Sie recht wohl und lassen Sie uns in unsern Wesen beharren, das Ganze kümmert sich nicht um uns, warum sollten wir uns mehr als billig um das Ganze bekümmern. Weimar den 13ten Junius. 96.

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66K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 20. Juni 1796. Montag Weimar den 20ten Junius 1796. Ihren Brief vom 4ten Junius habe ich wieder, nach der alten Art, heute und also in 16 Tagen erhalten, wenn die meinigen auch so gegangen, sind so haben Sie zwischen denm 5ten und 11ten meinen Blangen Brief, und sodann die Anweisung erhalten. Bertuch, der jetzt nur seine Fränkischen Eisenwerke im Sinne hat, hat|te| seinen Industrie Comptoir dazu Befehl gegeben, von ⎡dem⎤ 〈G〉 ich sie erst so spät in Jena erhielt. Lassen Sie Sich indessen nicht reuen auch einmal ausgeruht zu haben, Sie haben anhaltend und genugsam gearbeitet, wenn Sie nur glücklich und dgesund durch die pontinischen Sümpfe kommen. sSonst ist aber, ich möchte wohl sagen, die Erde überall des Herrn und wenn Sie sich ja entschließen sollten nach Florenz zu gehen wie Sie in Ihrem Briefe einige Neigung zeigen, so würde auch da für Sie noch ⎡genug⎤ 〈G〉 Gewinst seyn. aAm meisten betrübt mich bey der gegenwärtigen Lage der Sache, daß, indem ich länger Ihres Umgangs entbehre, Sie auch nun länger für sich fbleiben und einer freundschafftlichen Theilnahme ermangeln. eEs geht uns der ganze Gewinn des Lebens verlohren, wenn wir uns nicht mittheilen können und eben in den zartesten Sachen, an denen man so selten Theilnahme findet wünscht man Sie am lebhaftesten. |〈Absatzzeichen〉| Bey Ihrer Abwesenheit und bey der

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ganzen jetzigen Lage, tröstet mich das am meisten, daß wir, die wir nun einmal verbunden sind, einander so rein und sicher entgegen arbeiten, von Schillern bin ich gewiß daß er nicht rückwärts geht, dagegen hat Freund Humanus vor kurzem noch ein böses Beyspiel gegeben was Willkührlichkeit im Urtheil, wenn man sie sich einmal erlaubt, bey dem größten Verstande für traurige / Folgen nach sich zieht, 〈Komma gestr.〉. eEine Parentation kann nicht lahmer seyn als das was über deutsche Litteratur in gedachter Schrifft gesagt wird. eEine unglaubliche Dultung gegen das Mittelmässige, eine rednerische Vermischung des Guten und des Unbedeutenden, eine En Verehrung des Abgestorbenen und Vermoderten, eine Gleichgültigkeit gegen das eLebendige und Strebende, daß man den Zustand des Verfassers recht bedauern muß aus dem eine so traurige Composition entspringen konnte. uUnd so schnurrt auch wieder durch das Ganze die alte, halbwahre Philisterleyer: dasß die Künste das Sittengesetz anerkennen und sich ihm unterordnen sollen. dDas erst haben Sie immer gethan und müssen es thun, weil ihre Ges SittengGesetze so gut als ⎡das Sittengesetz⎤ 〈G〉 aus der Vernunft entspringen, thäten sie aber das zweyte, so wären sie verlohren und es wäre besser dasß man ihnen gleich einen Mühlstein an den Hals ha ⎡i⎤ nge und Ssie ersäufte, als daß man sie nach und nach ins nützlich bplatte absterben ließe. Auf die Aldobrandinische Hochzeit freue ich mich unendlich. eEs wird mir die Anschauung von Ihrem Thun und Wesen geben und den Vorschmack von so manchem Guten daß ⎡s⎤ ich jetzt vielleicht nur später genieße der jetzige Moment ist sehr bedeutend und lange kann das Schicksal von Europa nicht unentschieden bleiben. Ein Theil dessen, was ich in meinem vorigen Briefe geweissagt, ist geschehen, was Clairfait zuletzt wieder erobert hatte ist alles wieder verlohren. dDie Franzosen sind mMeister vom ganzen linken Ufer des Rheins bis auf ein paar Stellungen nahe bey Mainz und Manheim, die Kaiserlichen haben ihre mögliche / Gewalt an die Lahn gezogen, und wehren sich von Wetzlar bis an den Rhein hinunter was sie können. dDen 16ten diese war eine allgemeine Attaque, welche zuletzt günstig für sie ausfiel. Die Chursachsen und unser kleines Contingent stehen auch jetzt in dieser Gegend. Das Preußische und Niedersächsische Observations corps zieht sich in Westphalen zusamen und jene Gegenden sind also gedeckt. Sollten die Oesterreicher aber, entweder durch die Übermacht der Franzosen am Niederrhein, oder durch ihr Glück in Tirol genöthigt werden diese letzte Stellung an der Lahn zu verlassen; so ist das übrige Deutschland im Fall vom Unternitalien. Wie hartnäckig ×sich biß jetzt die Kaiserlichen und ⎡in⎤ 〈G〉 Tirol gewehrt haben, werden Sie jetzt schon wissen. lLeider streiten wir disseits auf der letzten Linie.

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Wir wollen nur sehen auf welche Bedingungen und Kosten Italien zum Frieden gelangt und da wird sich ja wohl eine Lücke finden durch die ich zu Ihnen durchdringen kann. Für das N ⎡n⎤ eue pProject zum Grabmale danke ich |recht sehr.| 〈G〉 Wenn Sie sonst zu nichts besserm aufgelegt sind, so notiren Sie doch auch gelegentlich etwas über Clima Sitten und Gebräuche, augenblickliche Zustände und was sonst allenfalls wäre, auch etwas von Preißen. Alle solche Notizen haben in der Folge vielen wWerth. Der prismatische Streif unter dem alten Bild ist äußerst bedeutend. eEs ist der entgegengesetzte vom Regenbogen, wo nämlich gelb und blau außen stehen, und das gelbrothe und blaurothe in der Mitte zusammen treffen und den Purpur bilden, da nun auch von außen / eine gelbrothe Linie das ganze von beyden Seiten einfaßt, und eine gelbe Schattirung von dem ⎡r⎤ selben wieder nach innen geht so erhält das Ganze dadurch eine besondere Anmuth und Lebhaftigkeit, indem es zugleich das möglicheste reine Farbenspiel enthält. Ich will, wenn ich erst Ihre Copie erhalte, den Versuch machen und einen solchen Streifen so rein als möglich auf ein besonderes Papier ziehen lassen und darunter halten, auch dasselbe mit dem umgekehrten eigentlichen Regenbogenstreifen versuchen auch dasselbe, oder was ähnliches bey verschiedenen Ccolorirten Zeichnungen anbringen und Ihnen sodann eine Meinung darüber vermelden. Richter aus Hof, der allzubekannte Verfasser des Hesperus, ist hier. Es ist eine sehr guter und vorzüglicher Mensch, dem eine fruühere Ausbildung wäre zu gönnen gewesen, ich müßte mich sehr irren wenn er nicht noch könnte zu den unsrigen gerechnet werden. Heute über acht Tage schreibe ich wieder und hoffe auch bald von Ihnen zu hören.

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76K. An Friedrich Schiller 〈Weimar, 2. Juli 1796. Samstag〉 Herzlich danke ich Ihnen für Ihren erquickenden Brief und für die Mittheilung dessen, was Sie bey dem Roman, besonders bey dem achten Buche empfunden und gedacht. Wenn dieses nach Ihrem Sinne ist so werden Sie auch Ihren eigenen Einfluß darauf nicht verkennen, denn gewiß ohne unser Verhältniß hätte ich das Ganze kaum wenigstens nicht nicht auf diese Weise zu Stande bringen können. Hundertmal, wenn ich ⎡mich⎤ 〈G〉 mit Ihnen über Theorie und Beyspiel unterhielt, hatte ich die Situation|en| im 23 fruühere u-Bogen durch Umlautstriche ersetzt

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Sinne die jetzt vor Ihnen liegen und beurtheilte sie im Stillen nach den Grundsätzen über die wir uns vereinigten|.| aAuch 〈G〉 nun schützt mich Ihre W warnende Freundschafft vor ein Paar in die aAugen 〈G〉 fallenden Mängeln., 〈Punkt zu Komma〉 Ihre ⎡bey einigen Ihrer⎤ Bemerkungen sind ganz richtig und ich habe ⎡ich⎤ nun das eigentlich gehörige sogleich entdeckt ⎡gefunden wie zu helfen sey⎤ und werde bey der neuen aAbschrifft von allen Ihren Erinnerungen ⎡davon⎤ 〈alle Streichungen und Ergänzungen G〉 Gebrauch machen. |〈Absatzzeichen〉| Wie selten findet man bey den Geschäfften und Handlungen des gemeinsamen Lebens die gewünschte Theilnahme, und in diesem hohen ästhetischen / Falle ist sie kaum zu hoffen, denn wie viele Menschen sehen das Kunstwerk an sich selbst, wie viele können es übersehen und dann ist doch nur die Neigung die alles sehen kann was es enthält und die reine Neigung, die dabey noch sehen kann was ihm mangelt|.| uUnd 〈G〉 was wäre nicht noch alles hinzu zu setzen um den einzigen Fall auszudrucken, in dem ich mich nur mit Ihnen befinde. Sehr erwünscht ist es, daß Sie die ganze Masse noch einmal übersehen könnten ehe Sie mir das achte Buch zurück geben und mir Ihre Gedanken ausführlicher darüber sagen. Ich selbst werde vielleicht noch lange nicht im Stande seyn diesen Blick zu thun und was ich nicht durch Ihre Augen sehe kö×nnte mir viellleicht lange verborgen bleiben. Ich selbst glaube kaum, daß eine andere Einheit als die der fortschreitenden Stetigkeit in dem Buche zu finden seyn wird, doch das mag sich zeigen und da es eine Arbeit so vieler Jahre und wenn nicht ein Günstling doch ein Zögling der Zeit ist, so bin ich, wenn man kleines mit großen ver/gleichen darf hier zugleich Homer und Homeride bey einem obgleich nur im allgemeinen angelegten Plan, bey einer ersten Halbarbeit und der zweyten Umarbeitung bey einer tausendfältigen Abwechslung der Zustände war es vielleicht das Gemüth allein daß ⎡s⎤ 〈G〉 diese Masse bis auf den Grad organisiren konnte. Helfen Sie mir nun, da wir so weit sind, durch Ihre Lliebevolle Theilnahme, bis ans Ende und durch Ihre Betrachtung über das Ganze auch für die Zukunft. Ich werde, in so fern man in solchen Dingen Herr über sich selbst ist mich künftig nur an kleinere Arbeiten halten, nur den reinsten Stoff wählen um in der Form wenigstens alles thun zu können was meine Kräfte vermögen. Außer Hero und Leander habe ich eine bürgerliche Idylle im Sinn, weil ich doch so etwas auch muß gemacht haben. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit. Diese Woche habe ich manches im irrdischen ja in unterirrdischen Geschäfften zu thun, un×d es wird mir immer äußerst wohlthätig seyn, wenn mich ein Laut von Ihnen aus der Gesellschaft der Kobolde heraus ruft.

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84K. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar〉, 22. Juli 1796. Freitag Ihren letzten Brief von Rom und den ersten von Florenz habe ich an Einem Tage gestern den 2×1ten Juli erhalten die mir zur großen Beruhigung dienten denn Sie können sich leicht denken daß ich mir diese Zeit her mancherley Gedanken machte indessen sind noch drey Briefe an Sie abgegangen dem letzten war einer von Fräulein von Imhof beygeschlossen man wird Sie Ihnen wohl von Rom nachschicken, sie enthalten eigentlich nichts als den sorglichen Zustand in welchem wir uns bisher befanden indessen ist auch Frankfurth an die Franzosen übergegangen sie sind in Schwaben eingedrungen mit der Erklärung Deutschland den Frieden geben zu wollen. Bleiben Sie indessen als Schweitzer und Künstler ruhig in Florenz und studiren auch diese Stadt wie ×Sie Rom studirt haben nehmen Sie sich irgend eine Arbeit vor und bringen Sie mir wenn ich nicht so glücklich seyn sollte Sie dort zu sehen in Ihrem Geiste und Portefeuille die wünschenswerdthen Schätze mit. Wegen des Geldes seyn Sie ganz ohne Sorge es kann, sobald Sie es verlangen nach Zürch bezahlt werden Ihre Sparsamkeit in Rom ist wirklich evangelisch. Studiren Sie sich ja recht in die alten Florentiner und nehmen Sie, wie Sie es bisher gethan haben, ja immer das würdigste zuerst und alsdann wie es Gelegenheit und Laune giebt, nehmen Sie das übrige subordinirte Kunstwesen gelegentlich mit, suchen Sie das, was sich auf Ihre Person bezieht, was Ihrer Meinung zunächst liegt, was nach Ihrer Schätzung den höchsten Werth hat zuerst zu ergreifen; gehen Sie, wie Sie es immer / thun, zuerst in die Tiefe, arbeiten Sie sich selbst zu Dank und Sie werden für andere, für mich und für unsern Zweck immer vollkommen sicher arbeiten das einzige bitte ich setzen Sie sich gegenwärtig in Florenz fest, und gehen von da nicht ohne dringende Ursache weg in kurzen müssen sich die allgemeinen Verhältnisse entscheiden und unsere besondern werden denn auch dadurch ihre Bestimmung erhalten; genießen Sie ja der köstlichen Tage unter den florentinischen Kunstwerken, die mir jetzt bey der Uebersetzung vom Cellini sehr so lebhaft vor Augen stehn; dDas was Sie von seinen Arbeiten sagen trifft mit seinem Character und seinem Schicksal vollkommen überein, seine Bildung ging vom einzelnen aus und bey seiner großen Sinnlichkeit wäre es ein Wunder gewesen wenn er sich durch Reflexion hätte zum ganzen erheben sollen. Wenn es möglich ist einige Abdrücke von seinen Münzen zu erhalten so würden sie zur Zierde unserer Sammlung gereichen. Die Beschreibung der silbernen Tafel hat mich sehr lüstern gemacht.

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Haben Sie Graf Geßlern auf seinen Durchfluge nicht gesehen er scheint in aller Eil nach Neapel gegangen zu seyn. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf Sie in Italien zu sehen, vielmehr wächst mein Verlangen da ich sSie um so viel näher weiß. Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir so oft als möglich, damit ich bald erfahre ob auch unter den gegenwärtigen Umständen meine Briefe bis zu Ihnen durchdringen können. den 22ten Juli. 96. / Wo befindet sich denn die von Ihnen beschriebene silberne Tafel? und wären nicht von diesen oder von ähnlichen Werken Gypsabdrücke zu haben. In Gotha sind wie Sie wissen die Abgüsse der ehernen Thüren vielleicht finden Sie kleinere und auch bedeutende Sachen. Nochmals muß ich Sie bitten setzen Sie sich in Florenz fest und suchen Sie diesen Ort und dessen Kunst- zu erschöpfen. Die Kriegs∩unruhen daselbst sind für Sie als Schweitzer und Künstler nicht schlimmer als irgendwo, Sie wissen wie negativ wir in Friedens zeiten sind und nun nimmt Sorge und Furcht, Partheygeist und Schadenfreude auch beynah noch die letzte Spur von Selbstständigkeit und Communicabilität hinweg, wie viel wollte ich nicht darum geben um in diesem Augenblicke bey Ihnen zu seyn. Nur der Gedanke, daß jeder den seinigen gegenwärtig so nothwendig ist, macht mir die Empfindung einer, wenigstens für den Augenblick vereitelten Hoffnung erträglich. Ich wiederhole nochmals richten Sie sich behaglich ein und seyn Sie wegen des bedürfenden unbesorgt; schreiben Sie mir nur recht oft. Ihr Aufsatz in den Horen hat auf Ihren Nahmen im December Monate das Publikum sehr aufmerksam gemacht besonders scheinen die Herrn Buchhändler zu glauben daß Sie gerade der Mann seyn müßten um ihren deutschen Sudeleyen und Minchionerien durch Ihren beygefügten Text den wahren Werth zu geben. Herr Leo in Leipzig hat sein Magazin für Freunde des guten Geschmacks der bildenden und mechanischen Künste Manufacturen und Ge/werbe mit dem Ersuchen an Sie geschickt künftig dazu einer simpliciter b e s c h r e i b e n d e n ja aber keinen critischen Text zu liefern. Die Hefte die ich mit einem höflichen Briefe zurück schicken will sind mit einem unvernünftigen Aufwand von Papier und übrigens mit der allerhöchsten Armuth und Magerkeit ins Publikum getreten. Leben Sie nochmals wohl und besuchen mich fleißig mit Briefen in der Einsamkeit.

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93K. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 1.–8. August 1796. Montag bis Montag〉 Ihren dritten Brief von Florenz erhalte ich heute den ersten August, Ihr Zweyter war schon vor einiger Zeit angekommen In denen seltsamen Zuständen, in denen wir, nicht leben, sondern schweben, kann mir nichts tröstlicheres seyn als Sie in Florenz zu wissen und ich freue mich in jedem Ihrer Briefe die Bestätigung des herrlichen Kunstgenusses zu vernehmen, dessen Sie sich an diesem Orte erfreuen. Meine einzige Hoffnung sie noch in Italien zu sehen ruht auf Ihrem Aufenthalt in dieser Stadt. Jetzt, da die Zeit herannahet, in der ich abreisen sollte fühle ich erst recht lebhaft wie nöthig mir die Cultur war die mir eine so große und schöne Reise gegeben hätte, alles was ich mir statt dess ⎡r⎤ elben gebe ⎡vornehmen⎤ 〈G〉 kann ist ein kümmerliches Wesen und bringt mich nicht vom Flecke und doch muß ich ⎡an⎤ 〈G〉 etwas denken, das mich zu Hause beschäftigt und mich nicht ganz verfallen läßt. WDenn die Kriegsaspecten sind die wunderlichsten untd traurigsten für unser Vaterland. Würzburg ist, da ich dieses schreibe schon seit einiger Zeit in den Händen der Franzosen so wie auch Stuttgard. Der Zeit und den uUmständen nach, müssen sie schon viel weiter vorwärts seyn, von Schweinfurth aus sind ihre Seitepatruillen bis gegen den Thüringer Wald gegangen man erwartet sie in Coburg und noch läßt sich die Grenze nicht denken wo sie stille stehen oder wo sie können aufgehalten werden. / d e n 2 5 t e n A u g u s t. ten Schon den 29 Juli waren die Franzosen in Ulm. wWo mögen sie seyn, wenn dieser Brief bey Ihnen eintrifft und das sey genug von Kriegsnachrichten Fangen Sie ja bald irgend ein Werk an|!| wWenn sie die Madonna della Seggiola kopiren können, so wäre es äußerst erwünscht. iIch erinnere mich auch keines Bildes das einen so angenehmen Eindruck hinterließe. Uberhaupt wiederhole ich nur: richten Sie sich in Florenz ein a×ls wenn Sie dort leben und sterben wollten|.| dDie Zeit vergeht bey den würdigsten und b wie bey den unnuützesten Beschäftigungen, in der besten wie in der schlechtesten Gesellschafft. Ich darf jetzt nicht daran denken vom Platze zu gehn und ich will lieber aus der Noth ein|e| tTugend machen, meine Gedanken inwärts richten und ausführen wozu sich mir Lust und Neigung darbietet. sSo werden wir ja wohl den Winter überstehen und ich habe keinen andern Wunsch als Sie mit dem ersten Frühjahr in Florenz zu finden und daselbst mit Ihnen eine Zeit lang ruhig zu leben, durch Sie die 30 unnuützesten u-Bogen durch Umlautzeichen ersetzt

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sinnlich ästhetische Cultur zu erneuern, und erst wieder ein Mensch zu werden, ehe ich etwas anders beginne. Ich hoffe das Clima soll Ihnen conveniren, vielleicht gehen Sie einige Wintermonate auf Siena oder Pisa das sey Ihnen alles überlassen, ich will indeß fleissichg schreiben. Der seltsamen Massen florentinischer Bauart erinnere ich mich recht wohl. Finden Sie etwa einige dieser Palläste in Kupfer gestochen, so kaufen Sie solche doch ja, damit uns auch dieses nicht in unserer kleinen Sammlung fehle. / Die Dredner Geschmäcke sind nun auch herausgekommen und die illuminirten Kupfer mit außerordentlicher Delicadtesse und rReinlichkeit vollendet|.| dDas ganze Werk qualificirt sich Prinzen und Prinzessinen vorgelegt zu werden, wie es denn auch dem Churfürsten dedicirt ist. wWas Schuricht in dieser Art machen kann hat er geleistet und hätte bey einer vernünftigern Idee, und einer weniger freyherrlichen Leidtung, noch was besseres und schicklicheres hervorgebracht. Das Aegyptische Zimmer ist im höchsten Grade abgeschmackt, in den übrigen aber manches gGute und Brauchbare, durchaus aber besticht einemn die verwundersame Reinlichkeit und Zierlichkeit. Der Text sieht aus wie ein altes Heft eines Schulrectors vonr 20 Jahren. Wundershalbe lasse ich Ihnen den Anfang des Elogin abschreiben wodurch das Werk im Modejournal introducirt wird, eigentlich sollte Zdieses Specimen im Chinesischen Zimmer vorgelesen werden. Um von dem Etrurischen Wesen etwas zu reden, so sagen Sie mir doch was nenn×en Sie Griechische Werke s p ä t e r e r Z e i t? von denen sich die Graburnen in der Florentinischen Sammlung im Styl nicht unterscheiden. Auf die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri bin ich voller Verlangen. Von Gotha höre ich daß das Römische Manuscript in Venedig angelangt sey. haben Sie denn Ihre Aldobrandinische Hochzeit dabey gelassen? Es ist ein wunderliches Werk von Diderot Sur la Peinture ⎡herausgekommen⎤ 〈G〉 das er im Jahr 1765 geschrieben haben mag wie man aus der Recension der Ausstellung der Pariser Academie ⎡von gedachtem Jahre⎤ 〈G〉, die zugleich mit / abgedruckt ist, schließen kann. bBeyde Schrifften sind dieses seltsamen genialischen Sophisten würdig. Paradoxen|,| schiefe und abgeschmackte Behauptungen welchseln mit den luminosesten Ideen ab, die tiefsten Blicke in das Wesen der Kunst und ⎡in⎤ die höchste Plflicht und die eigenste Würde des Künstlers, wechseln ⎡stehen⎤ 〈G〉 mit ⎡zwischen⎤ 〈G〉 trivialen, sentimentalen Anforderungen, ab so deaß man nicht weiß wo einem der Kopf steht. dDas Pariser gesellschafftliche Gewäsch, die falschen lügenhaften Wendungen verführen ihn oft, wider besser Wissen und Gewissen, und auf einmal dringt seine bessere Natur, sein großer Geist

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wieder durch und er trifft, Schlag auf Schlag, wieder den rechten Fleck. eEs wäre eine gar artige und lustige Arbeit wenn man Muth genug hätte das Werk zu übersetzen, und immer mit seinem Texte zu controvertiren, oder ihm bBeyfall zu geben, ⎡ihn⎤ 〈G〉 zu erläutern oder erweitern|.| vVielleicht schicke ich Ihnen wenigstens ein Stückchen auf diese Art behandelt nächstens zu. Für heute will ich diesen Brief schließen, denn ich habe Ihnen von nichts zu sagen was aussähe wie die Capelle des Macscaccio, zu der mein Geist in diesen Augenblicken so vergeblich strebt als die Geister der Christgläubigen nach dem Schauen des neuen Jerusalems. Von unsern Entstehungen in der Nachbarschaft mag ich Ihnen nichts sagen, das Römische Haus wird mit jedem Tage unrömischer, und die Seite der Luft und Hünertreppe immer abscheulicher je fertiger alles darum herum wird. Die Gegenseite nach / Belvedere zu sieht indessen, auf oder ab, so ruhig und vernünftig aus, daß man sich wirklich daran erfreuen kann. Das hinterste Zimmer, durch das wir verzweifelten, macht nun, Gott sey dank, auch die Verzweiflung aller derer die damit zu thun haben. Wenn es fertig ist, so verspreche ich daß kein Mensch, von welcher Art er auch sey, einen behaglichen Augenblick darinn haben soll. Leben Sie recht wohl; schreiben Sie mir oft! unsere Correspondenz scheint gGlück zu haben, denn auch Ihre Briefe kommen mir zur rechten Zeit. Ehestens wird eine große Litaney Fragen über Florenz und was dem an- und abhängig erfolgen. Besuchen Sie ja F i e s o l e sobald als möglich und geben mir eine Schilderung. den 8ten August. 1796.

Die Franzosen sind in Nürnberg Dominus vobiscum in Sa|e|cula Saecu-

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lorum. aAmen!

99K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 17. und 18. August 1796. Mittwoch und Donnerstag Weimar den 17tn August. 1796. Dieses Blatt soll heute nur Beylage zu der Idylle werden der ich eine gute Aufnahme wünsche sie eröffnet den Schillerischen Musenalmanach und ist dieses Frühjahr in Jena zu Stande gekommen. Ich habe noch ×manches andere im Sinne wozu sich aber bis jetzt noch keine Stimmung finden wollen. Indessen die Franzosen an der Donau sind macht sich unsere Situation noch ganz leidlich. Die sämmtlichen sächsischen Contingenter sind zurüc×k und es ist ein Cordon vom Voigtlande an bis nach Creutzburg am Thüringer Walde her gezogen und in dieser Positur hofft man sächsischer

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Seits durch preußische Mediation gleichfalls zur Neutralität zu gelangen. Das ist das neuste, und wie Sie sehen nicht das Schlimmste. Für die Römischen Wundergeschichten danke ich, schike〈n〉 Sie doch manchmal ein Stückchen Florentinische Zeitung damit man wenigstens einen Blick in die Italiänischen Zustande thun möge. Wieland schreibt aus der Schweitz daß Sie schon am Zürcher See angelangt seyen und daß er hoffe Sie ehster Tags zu sehen. Ich freue mich indessen Sie vor den florentinischen Kunstbildern zu wissen, möchten Sie doch noch lange dabey verweilen. Nehmen Sie, wenn Sie mit dem Raphael fertig sind, ja die Arbeit vor, zu der Sie den meisten Trieb fühlen; es wäre fürtrefflich wenn sSie den interessanten Theil aus Michelagnolo’s Bild wählten. Schreiben Sie mir doch auch so ein bißchen über die Lebensweise in Florenz und wie man auf eine leidliche Weise sich mit Quartier und Kost einrichtet, freylich eine hübsche Wohnung müßten wir haben, etwa auf den Arno hinaus. Doch davon künftig / mehr wenn es wirklich möglich ist, daß ich mich in Bewegung setze. Ueber Ihre schematisirte Recension des kleinen Bildes sage ich nächstens mehr wenn ich sie besser werde studirt und mit unsern Rubriken zusammengehalten habe. Auf alle Weise scheint mir eine solche Beschreibung die einzig nützliche, denn da doch ⎡ob gleich⎤ 〈G〉 niemals dadurch eine Anschauung erweckt werden kann, so sind doch darin alle Elemente des Urtheils enthalten und ist also sehr viel geleistet. Ich gehe heute nach Jena um mit Schillern manches zu besprechen und zu berathen, wobey wir Ihrer im Besten gedenken werden. Die Hausfreundin grüßt und wünscht Ihnen bald wieder eine g×ute Suppe zu kochen und sie aufs beste zu pflegen, welche frommen Wünsche denn freylich, leider, mit den unsrigen in Widerspruch stehen. Nächstens schreibe ich mehr und schicke noch einige Blätter vom neuen Almanach und wünsche bald wieder von Ihnen zu hören. Cotta schreibt Tübingen habe wenig gelitten. Das Hauptquartier des General Jourdan war am 10ten in Erlangen. Es ist eine Erklärung von ihm da, daß er, bis zur Ankunft einer Erklärung vom Directorio, die sächsischen Lande nicht berühren wolle. Er konnte sie um so mehr von sich stellen als es ohnehin sein Weg nicht ist. den 18ten August. 1796.

3 schike〈n〉 Textverlust durch beschnittenen Rand

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103K. An Samuel Thomas Sömmerring Weimar, 28. August 1796. Sonntag Freylich hätte ich, aus freundschafftlichem Gefühl gegen Sie, und aus Danckbarkeit für den mannigfaltigen schönen Unterricht, den ich aus Ihren Schrifften gezogen habe, früher auch referiren sollen, was Ihre Schrifft, über das Organ der Seele, bey mir und in meinem Kreise für Sensation macht, und doch kann ich auch jetzt, da ich wage etwas darüber zu äussern, nur äußerst ⎡sehr⎤ 〈G〉 aphoristisch zu Werke gehen; die Zeit läuft dergestalt mit einem davon, daß man sich nicht zu retten weiß und Correspondenz und Recension ist niemals meine Stärke gewesen. Wenn ich sagen soll, so scheint es mir so ⎡Sie⎤ haben Sie Ihren trefflichen Beobachtungen, und der Zusammenstellung so mancher Erfahrungen und Kenntnisse, durch den Titel und durch die Methode die sie erregt ⎡gewählt⎤ 〈G〉 haben geschadet, bey jenem stutzt der Physiolog und Philosoph, und diese, sobald sie bey solchen Gegenständen / dogmatisch ist, erweckt sie mMißtrauen und jedermann ist sogleich auf seiner Hut, eEine Idee über Gegenstände der Erfahrung ist ⎡gleichsam⎤ 〈G〉 ein Organ, dessen ich mich bediene um sie zu fassen, um sie mir eigen zu machen. sie ⎡Die Idee⎤ 〈G〉 kann mir bequem seyn, ich kann andern zeigen daß ich es ⎡Sie es⎤ 〈G〉 Ihnen auch seyn werde; aber es läßt sich nach meiner Vorstellungsart nur sehr schwer, und vielleicht gar nicht bey beweisen, daß Sie wirklich mit den Objecten übereinstimmen ⎡kommen⎤ 〈G〉 und mit Ihnen übereinstimmen ⎡zusammentreffen⎤ 〈G〉 müssen. hHätten Sie die Philosophen ganz aus dem Spiele gelassen, und 〈G〉 ihr wWesen und Treiben ignorirt und sich recht fest an die Darstellung der Natur gehalten|,| 〈G〉 so hätte niemand nichts einwenden können, vielmehr hätte jeder iIhre Bemühungen, unbedingt, verehren müssen. Hätte ich zu rathen gehabt so hätten Sie das Werk überschrieben von den H i r n e n d e n d e r N e r v e n, / hätten mit, d nach einer kurzen Einleitung, mit dem 6ten Paragraph angefangen, und hätte|n| sIhre treffliche Darstellung bis zum 26ten verfolgt; mMit einer kurzen Aeusserung daß ⎤ Sie⎤ nun glaubten als Physiolog Ihrer P×flicht genug gethan zu haben, dasß Sie aber doch über die so lange und oft aufgeworfne Frage vom Sensorio Communi einiges beyzufügen hätten, und ⎡wären⎤ 〈G〉 als dann wären die Paragraphen 28 bis 32 meiner Meynung nach mit einiger Veränderung gefolgt. Vielleicht wäre sodann der ⎡die⎤ 〈G〉 Frage: l ä ß t s i c h a u c h e t w a aus a p r i o r i e i n s e h e n, d a ß d i e F e u c h t i g k e i t d e r H i r n h ö|h|l e n d a s g e m e i n s c h a f t l i c h e

15 zunächst hinter gleichsam ein eingefügt

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S e n s o r i u m e n t h ä l t, um∩gangen worden, da man a priori nichts von

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den Hirnhöhlen noch ihrer Feuchtigkeit wissen kann|;| umgangen werden so wie Sie ⎡in⎤ 〈G〉 dieer folgenden ⎤ folgenden, aufgeworfnen Frage: k a n n e i n e F l ü ß i g k e i t a n i m i r t s e y n?⎤ 〈G〉 vielleicht das Wort b e l e b t unzweydeutiger gebraucht hätten, und so wäre das übrige, das so viel zweckmäßige Litteratur enthält, und die Bemühungen denkender / Köpfe so schön zusammenstellt und umfaßt, vielleicht mit weniger Veränderung gefolgt; ⎤ nachzubringen gewesen;⎤ 〈G〉 aber auch dabey würde ich immer gerathen haben als ein Ueberredender, und nicht als ein Beweisender zu wWerke zu gehen, um so mehr, da Sie im 27ten Paragraph selbst gestehn: daß Ihr folgendes Raisonnement nicht die Consequenz habe als Ihre erste Darstellung. Mancher hätte nach Endigung Ihrer Schrift als dann gesagt: o ja ich kann mir recht gut denken, daß das gemeinsame Sensorium in der Feuchtigkeit der Hirnhöhle|n| 〈G〉 sich befindet, ein anderer hätte versichert daß ihm diese Idee um nach ⎡mit⎤ zu∫denken 〈G〉 unmöglich sey, ein dritter hätte die Sache auf sich beruhen lassen, und allen wär Ihre Schrifft von gleich großem und bestimmtem Werthe gewesen und jeder hätte für die mannigfältige Belehrung die er daraus gezogen hätte, danken müssen. Nun ist aber, mehr / oder weniger, jedermann gegen Sie auf seiner Hut, und die meisten glauben mit Ihnen polemisiren zu müssen|.| sSo hätten Sie auch meo voto der Seele nicht erwähnt|;| ×Der Philosoph weiß nichts von ihr und der Physiolog sollte ihrer nicht erwähnen ⎡gedencken⎤ 〈G〉. Überhaupt haben Sie Ihrer Sache keinen Vortheil gebracht daß Sie die Philosophen ins Spiel gemischt haben; diese Classe versteht, vielleicht mehr als jemals Ihr ⎡ihr⎤ 〈G〉 Handwerk, und treibt es, mit Recht, abgeschnitten, streng und unerbittlich fort|;| 〈G〉 warum sollten wir Empyriker und Realisten nicht auch unsern Kreiß kennen und unsern Vortheil verstehn|?| für uns bleiben und wirken und höchstens jenen Herrn manchmal in die Schule horchen, wenn sie die Gemüthskräffte credi⎤ criti⎤ siren 〈G〉, mit denen wir die Gegenstände zu ergreifen genöthigt sind. Das sieht nun aus, als wenn ich recht viel gegen / Ihre Schrifft einzuwenden hätte, und doch gehen alle meine Erinnerungen nur gegen die Zusammenstellung der Theile, die, wenn Sie nach meiner Art beliebt worden wären eigentlich nur politischer seyn, und eine allgemeinere Zufriedenheit des Publikums mit dem Ganzen erregt haben würde. Nehmen Sie heute mit diesen flüchtigen Worten vorlieb, die noch nicht abgehen würden, wenn ich vor mir sähe daß ich so bald Ihn|en| 〈G〉 eine Recension die dem Werthe des Buchs angemessen wäre zuschicken könnte. 4 folgenden 〈…〉 s e y n? mit Einweisezeichen erg.

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Einige specielle Einwendungen gegen den ×37sten und 39ten Paragraph bringe ich vielleicht ehestens weitläufiger vor. Fäahren Sie fort mich von Zeit zu Zeit mit Ihren trefflichen Beobachtungen bekannt zu machen |und erhalten mir ein freundschaftlichs Andencken. am 28. Aug 96.| 〈G〉

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117K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 15. September 1796. Donnerstag Ihre beyden Briefe No¯ . 5 und 6. besonders den letzten, habe ich zu rechter und guter Zeit erhalten, und einige Tage angestanden darauf zu antworten, um nunmehr desto vollständiger seyn zu können – Ihre Geldangelegenheit ist zuförderst in Ordnung gebracht, und ich habe, durch Cotta, an Herrn Escher 200, sage zweyhundert Laubthaler auszahlen laßen, und wäre also in Zürch eine kleine Casse für Sie formirt. Sobald ich nach Hause komme, will ich Ihnen Ihre Rechnung schicken, woraus Sie ersehen werden daß Sie bisher meist Ihre eignen Capitalien aufgewendet haben. Ich setze sSie um so lieber darüber ins klare, damit Sie sich desto weniger Gewissen machen auch über meine Casse zu disponiren. Leben Sie nur vergnügt und zufrieden, denken Sie, daß der Augenblick unschätzbar ist, und daß Sie, bey so mannigfaltigem Genuß, durch Schreiben und Bilden große und herrliche Schätze sammeln. – Vielleicht erinnern Sie sich eines gGöttingischen Unternehmens das die Geschichte aller Wissenschafften umfassen sollte, ich habe die Geschichte der neuern Kunst von F i o r i l l o wstückweise ×vor mir, von der ich nur so viel sagen kann: daß sie viel Neigung zur Sache, auch eine gute Belesenheit verräth, aber ich müßte mich sehr irren, oder das gGanze müußte 〈G〉 unglaublich kraftlos werden, wenn man darinn ließt, so erfährt man etwas, aber man schaut nichts an, es ist wie die englische Uebersetzung des Cellini, wo gerade die kunstreichen Character-züge worauf das höchste Interesse ruht ausgelöscht sind. Eben im Fiorillo fand ich die Recension gewisser Gegenstände, die mir sehr gegenwärtig sind, äußerst schal, dann schlägt er sich wieder mit Papierhelden herum, wie z. b. mit R a m d o h r wo er zwar in der / Sache recht hat, aber den Capitalfehler begeht daß er ihrer wenigstens gedenkt. Die Hauptfrage wird seyn, ob wir ihm bey unsern Unternehmen etwas zu danken haben werden, und dann wollen wir seiner m i t E h r e n gedenken – Ihren Antrag an Leo habe ich sogleich befördert, mein Vorschlag ist der: sobald ich seine Erklärung weiß, und sie kömt wahrscheinlich vor Abgang dieses Briefes, so 23 müußte Umlautzeichen durch u-Bogen ersetzt

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schreibe ich sie Ihnen und Sie schicken mir a l l e Zeichnungen, finde ich etwas darunter was ich zu künftigem Gebrauch, es sey nun für den Herzog oder für mich, zu verheimlichen wünschte, behalte ich zurück, das übrige schicke ich an Leo dem ich promte Bezahlung an mich zur Pflicht mache, und ich lasse sogleich den Betrag des Ganzen, sowohl für die fortgeschickten als zurück behaltenen nach Zürch bezahlen. dDadurch kommen Sie aus allen Buchhändler und Meßverhältnissen, Retardaten und Quäkeleien. Sollte er ein zu geringes Geboth thun, so könnte man die sämmtlichen Zeichnungen, um einen ehrsamen Preis, beym Schloßbau behalten –– Sollten Sie nicht überhaupt Aquarellcopien, im Großen, nach Raphaelischen Arabesken in Rom, oder auf eine andere Weise dergleichen Muster, erhalten können, daß man bey vorkommenden Fällen doch irgend ein aAnhaltens hätte sSo werden nun z|.|b. die B l u m e n m o n s t r a (so will Cellini daß man sie heißen soll) im neuen Hause auf betrübteste und auf eine rettungslose Weise verpfuscht, so daß sie wirklich Augenschmerzen erregen. H o r n y, dem seine Heirath das bischen Künstlerenergie noch ganz abzuzapfen scheint, hat ein paar Banden mit dem kleinlichsten Jammer, und der elendesten manierten Stricheley, ohne Sinn und ohne Effect gemahlt. Diese Kappen ⎡Karten⎤ muster 〈G〉 nehmen sich desto / schlechter aus, als er einige Blumen dazwischen, nach der Natur, mit glücklicher Hand und recht guter Farbe×nhaltung, gleichsam aus Verzweiflung angebracht hat, jene sind nun bunt und steif, diese lebhaft und wahr, und da die Sache so steht hat Krause endlich ein paar Musterblumen, von mäßiger und eher matter Färbung, in einer nicht verwesrflichen Art hingemahlt, so, daß man, es mag nun einen von denen drey Methoden die Oberhand behalten, immer in Betrachteung dieser Zierrathen verworren und zerrissen seyn wird. Sollten sie hierauf zu eigner Satisfaction und zu dem Gebrauch für die Zukunft, wenn man seine Pferde beschlagen zu lassen vielleicht für ⎡vor⎤ 〈G〉 die rechte Werkstatt gehen wird, etwas sammeln oder anschaffen können, so soll es an schneller Wiedererstattung nicht fehlen, besonders da wir jetzt den Weg über Zürch und Stuttgard so leicht offen haben. Cotta hat ohnedieß in Rücksicht meiner Italienischen Reise mir die Zahlung dessen was ich bey ihm stehen habe zu jeder∫zZeit 〈G〉 zugesichert. –– Lassen Sie sichs übrigens recht wohl in Florenz seyn, und danken Sie es Ihrer politischen Ahndungskrafft daß Sie den rechten und besten Weg ergriffen haben dahin zu gehen. Graf G e ß l e r, der bey Ihnen vorbey gegangen ist, schreipbt aus Neapel es sey sehr unangenehm daselbst zu existiren, indem man in großer Verworrenheit daselbst lebe, und besonders die Ombrage gegen Fremde höchst lästig sey, man dürfe keinen Hügel besteigen so komme man schon in Verdacht einer Spionerie u. s. w. da mag es denn freylich dem / Landschafftsmahler durchaus schlecht ergehen. iIch kann

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nur immer wiederholen: bleiben Sie ruhig am Arno, wie ich an der Ilm und Saale auszuharren denke, bis die Weltangelegenheiten sich einiger masen aufklären. –– Die Kriegsbegebenheiten sind die sonderbarsten von der Welt, der linke Flügel unter Jourdan der schon bis in die Oberpfalz hineindrang, ist dergestalt zurückgeschlagen, daß Bamberg, Würzburg und wahrscheinlich schon Aschaffenburg wieder in den Händen der Osterreicher ist. gGedachter General hat|te| 〈G〉 am 3ten Sept. sein Hauptquartier in Brückenau und kann sich wahrscheinlicherweise erst hinter der Lahn setzen, Frankfurth geht darüber ganz zu Grunde, man hat ohnerachtet der übermäßig weggeschleppten Geiseln mit BPlünderung gedrohet, weil die unerschwingliche Contribution nicht bezahlt werden konnte. uUberhaupt ist dieser Rückzug der Franzosen unglücklich weil die Bauern im Fränkischen und andern Gegenden aufgestanden sind, sich zu einer aArt vor Corps formirt, die flüchtigen niedergemacht und ihnen alle Beute abgenommen haben. dDagegen haben die Franzosen an andern Orten viele Grausamkeit|en| 〈G〉 verübt. –– So sieht es gleich hinter ⎡vor⎤ 〈G〉 dem Thüringer Walde aus indessen wir hinter ⎡demselben und⎤ 〈G〉 unserm Cordon in gleichgültiger Ruhe fortleben. Der Bischoff von Fulda hat einige ⎡französische⎤ 〈G〉 Commissairs von den nacheilenden Bauern gerettet, er ist in seiner Residenz geblieben und hat die Franzosen an seiner Tafel bewirthet. mMan hat die Requisition gegen ihn suspendirt, das wenigstens als Frist für den Augenblick immer ein Glück ist |–| 〈G〉 Nun steht von der andern Seite Moreau bis München, von dessen neusten Thaten oder Leiden wir in der neusten Zeit nicht wissen ⎡noch nichts wissen können.⎤ 〈G〉 dDie Franzosen sind in Tyrol bis gegen Roveredo und wie oder was dort weiter werden / kann sollten sSie eigentlich früher als wir erfahren –– Indem wir nun auf alles dieses nicht wirken und dabey nichts gewinnen, sondern nur verliehren können, so ist es desto mehr Pflicht unsere eignen Verhältnisse recht wohl zu beherzigen und das vortheilhafteste zu thun. Lassen Sie uns unsern Hauptplan nicht aufgeben, ich arbeite ihm durch Beobachtung, Betrachtung und dbesonders durch Schematisirung der interessanten Capitel und Rubriken immer entgegen. lLassen Sie sich durch das leichte Mignaturwesen der Welt nicht irre machen, und wählen Sie immer das beste, denn wenn unsere Worte gelten sollen, so müssen die Sachen auch gelten, an die wir unsere Zeit wenden. dDoch will ich dadurch nicht die nöthige Vorsicht ausschließen. Können Sie etwa diesen Winter irgend etwas in Oel mahlen, und einen Gegenstand finden der zuglei×ch gründlich und gefällig für uns und die Welt ist, wie denn doch eigentlich das bBeste seyn sollte, so lassen Sie sich Zeit fFleiß und Kosten nicht verdrießen, ich will indeß vom rechten Wege auch nicht abweichen. (Hier ward ein Auszug aus Leos Brief eingeschaltet.)

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Aus vorstehenden, werden Sie Leos Anerbieten sehen das freilich sehr gering ist ich bezieh mich aber deßhalb auf das, was ich auf dem vorigen Blatte gesagt und überlasse Ihnen das weitere. Indessen ist Ihr Brief No¯ . 7 vom 20ten August auch angelangt schreiben Sie nur immer fort. In diesen Tagen hat sich wieder das ganze Kriegsschicksal umgekehrt der Franzosen linker Flügel ist in einem Zuge aus der Oberpfalz bis an die Lahn zurück gedrängt wortden Frankfurdth ist wieder in den Händen / der Kaiserlichen die Franzosen haben an Contribution 8 Millionen Livres erhoben. Wie es mit dem rechten Fluch Flügel unter Moreau bey München aussieht, wissen wir noch nicht. In dieser allgemeinen Ungewissheit bleibt uns wohl beyden nichts übrig als auf dem Platze Stand zu halten ich wünsche nur daß der Aufenthalt in Florenz Ihnen nicht gar zu unangenehm fallen möge freylich sind Sie so ganz allein und ohne Mittheilung indem wir hier zwar in der Mittheilung ohne Anschauen leben. Ich will sehen, daß ich Ihnen durch Escher einen Musen-Almanach nach Florenz schaffe der äußerst toll gerathen ist und noch viel toller seyn könnte, wenn wir unsern Vorrath nicht so gar mäßig gebraucht hätten. Wir sind diese Tage über die Wahl des Gegenstandes bey Kunstwerken sehr in Gespräch gewesen, sammeln Sie doch ja auch auf diesen Punct es ist der erste und der letzte und da man die dganze Materie nicht dogmatisch sondern critisch behandeln könnte da man überall glückliche und unglückliche Beyspiele könnte reden lassen so wäre es eine recht schöne Gelegenheit in und mit dieser Frachge so viele andere zur Sprache zu bringen. Versäumen Sie nicht mir manchmal auf eine recht ausführliche Beschreibung eines wichtigen Kunstwerks nach unserm beliebten Schema zu überschicken. Ich muß nur schließen und den Brief auf die Post geben denn sonst findet sich immer noch was neues und veränderliches. Leben Sie indessen schönstens wohl. Vom Sauerkraut soll nächstens eine Probe gemacht werden. Die Hausfreunde wünschen sehnlich ihre Wiederkunft und versprechen die allerbeste Bewirthung. J den 15ten Sept. 1796.

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128K. An Gottlieb Hufeland Weimar, 10. Oktober 1796. Montag Beykommende juristische Gelahrtheit ist zwar keine Last vieler Camele, aber doch immer eine gute Bürde für eine Botenfrau. Haben Sie die Güte diese Bücher in Ihre Bibliothek zu stellen, und wenn Sie die darinn enthaltnen Materialien, mit CKlarheit, Methode und Geschmack benutzen und ordnen, so gedenken Sie meiner dabey freundlich. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen und nehmen meinen wiederholten Dank für die manchen guten Genüsse die Sie mir bey meinem Aufenthalt in Jena verschafft haben. Weimar den 10ten Oct: 1796.

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130K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 12. Oktober 1796. Mittwoch Ihr Brief vom 20ten August ist der letzte den ich erhalten habe, und seit dem 15ten Sept habe ich Ihnen nicht wieder geschrieben. iIn diesen 4 Wochen sind wunderliche Dinge vorgegangen, die Franzosen sind in Deutschland so gut wie aufgerieben und die Oesterreicher operiren schon wieder gegen den Hundsrück und gegen das Elsas zu. Die Franzosen stecken zwar in Tyrol und haben Trient und Roveredo, doch hat wWurmser in der Lombardie große Vortheile erhalten, von denen Sie mehr Kenntniß haben werden als wir. Leider können alle diese Begebenheiten auf uns beyde nur so viel wirken, daß jeder vorerst auf seinem Platze bleibt und mit dem besten Fleiße dem Frühjahr entgegen hofft. Gerning schreibt mir er wolle diesen Herbst noch nach Neapel. Wenn es keine Rodomeondtatde ist so schicke ich Ihnen allerley durch denselben, wäre er wirklich, wie zu vermuthen ist, wenn er die Reise unternimmt, mit guten bPässen und Empfehlungsschreiben versehen, so könnten Sie, wenn Sie in Florenz fertig wären, die Reise mit ihm machen und ich zahlte, was er für Sie auslegt an seinen Vater nach Frankfurth. Er ist freylich sehr unzuverlässig, doch sind solche Menschen auch manchmal brauchbar. Es mag mir gehen wie es will, so wünschte ich nicht daß Sie ⎡nicht⎤ 〈G〉 nach Hause kehrten ohne den Schatz zu Portice genutzt zu haben. Da der Krieg sich so weit von Neapel entfernt, wird es auch dort für einen Fremden leidlicher / Leben seyn, besonders wenn man sich als Künstler legitimirt und vielen Personen bekannt ist. Sagen Sie mir darüber Ihre Gedanken. Aus der Beyliegenden Rechnung sehen Sie, daß Sie nach Abzug der 200 Laubthlr bey mir noch zu gute behalten dasß Sie Ihre Kunstarbeiten schon als reinen Provfit mitbringen und daß Sie auf

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Ihrer Reise nicht so viel verzehren können als Ihnen Ihre Manuscripte bezahlt werden, sobald sSie solche künftig rangirt haben. wWerden Sie also nicht müde noch verdrießlich, wenigstens von Ihrer Seite Ihren Plan zu verfolgen und bedenken Sie daß das was Sie jetzt nicht ausführen, schwerlich ein anderer in vielen Jahren hinterlassen wird. ⎡leisten wird.⎤ 〈G〉 Schillers Almanach, den er aus mancherley Ursachen in Jena drucken ließ, und den Sie durch Gerning erhalten sollt sollen, hat uns manchen, Spas aber auch manche Beschwerlichkeit gemachet. iIch habe zuletzt selbst noch die Decke Zeichnen müssen und das Titelkupfer von Bolt ist nichts weniger als gut geratheen. hHaben Sie deswegen die Güte unds sobald als möglich mit einer Zeichnung für beyde zum künftigen Almanach zu beglückeen. dDie ×schwarzen Linien, die ich auf dieses Blatt ⎡die letzte Seite⎤ 〈G〉 ziehe bezeichnen die Größe der Decke und die d rothen des Titelkupfers, leider ist diesmal alles zu spät angeordnet und als dann aus dem Stegreife behandelt worden. / Noch muß ich eins bey Ihnen nachfragen. eEs sind die Italieänischen nachgemachten Blumen bey uns, wegen ihrer Natürlichkeit wieder seit einiger Zeit berühmt geworden, da der ×Medikus Hufeland aus Italien eine solche Garnitur zum Tischaufsatz erhalten hat, Loder wünscht auch dergleichen, könnten Sie gelegentlich solche finden, anschaffen und herausspediren so würden Sie Ihr Andenken auch von dieser Seite erneuern. Die Decke zum Almanach wünscht ich, daß sSie als er wenig erhobene Arbeit behandelten gleichsam als in Gold oder Silber geprägt ⎡trieben⎤ 〈G〉. Wenn Sie mir die Zeichnungen schicken so melden Sie mir nur gleich den Preis denn der Arbeiter ist seines Lohnes werth. Weimar den 12ten Octobr. 1796.

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29 rh 〈…〉 9 mit Bleistift erg.

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Nach Abrechnung in Casse behalten ................................... dDesgleichen 3 Stl. Louisdor zu 5 rh. 18 gl ............................. ferner 1 Maxdor ....................

Von der Litteraturzeitung für Honorar vid fol. ........................ Von Hl Hofrath Schiller Honorar für die Z i m m e r v e r z i e r u n g Besoldung auf ¾ Jahr von Michael 96 bis Joh: 97. ....................... Agio von 70 Stl. Lbthlr. ........... rh

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43. 413. 325. 88.

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6. 8. -

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17. 4.

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rh gl dl in Lbthlr zu 1 rh 15 gl

Hat

— 1796 Octbr. 10. Einjährige Besoldung .............. Agio.................................. eod Salda von Cotta wegen den Horen an 7 Louisdor à 5 rh 18 gl .......... — von Reichardt für den Apoll an 14 Ducaten à 3 rh. 3 gl ................ Summa Hiervon abgezogen: ................ Bleibt für deßelben Rechnung ....



Octbr. 2.

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Soll

Sept. durch Cotta an Herrn Escher bezahlt 200 stl. Lbthlr. 325. –

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〈Beilage〉

Rechnung für Herrn Professor Meyer avon Weimar, am 12 Octbr 1796.

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BRIEFE 141K/144K

141K. An Friedrich Schiller Weimar, 26. Oktober 1796. Mittwoch

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Die Schachtel der Zwibacke kommt hier mit vielem Danke zurück. Ich habe statt dieser Speise ein paar Stück des philosophischen Journals hineingelegt die ich doppelt habe und die ich Niethammern wieder zu geben bitte vielleicht kann er mir mit dem zweyten Stück des gegenwärtigen Jahres aushelfen, das mir fehlt. Den Hirtischen Aufsatz finde ich nicht er wird wohl nachkommen. An das letzte Stück der Horen dieses Jahres wie an die ersten des folgenden habe ich auch schon gedacht es ist mir aber leider noch kein Rath erschienen was ich von alten Sachen habe, hat keine rechte Gestalt und ist eigentlich verlegene Waare, das Tagebuch meiner Reise von Weimar bis Rom, meine Briefe von dort her, und was sonst allenfalls davon unter meinen Papieren liegt könnte nur durch mich redigirt werden. / und dann hat alles, was ich in dieser Epoche aufgeschrieben mehr den Character eines Menschen der einem Druck entgeht als der in Freiheit lebt, eines Strebenden der erst nach und nach gewahr wird daß er den Gegenständen die er sich zuzueignen denkt, nicht gewachsen ist und der am Ende seiner Laufbahn erst fühlt, daß er erst jetzt fähig wäre von vorn anzufangen. Zu einer absichtlichen Composition umgearbeitent würden solche aActenstücke wohl einigen Werth erlangen, aber so in ihrer lieben Natur sind sie gar zu n a i v. Ich habe auch schon gedacht, ob man nicht die drey Gesänge meines epischen Gedichts indessen sollte etwa ins erste Stück geben bis das liebe Frühjahr die übrigen brächte. Es ist aber auch gewagt den Anfang besonders von so einer kleinen Composition die sich leicht übersehen laßt zu publiciren und dann muß man doch auch den leidigen Mammon gedenken, / denn da das Ganze so stark wird als die Luise von Voß, so würde es wenigstens einen halben Band meiner Schrifften geben, wobey ich denn∫ ⎡n⎤ och den Spas hätte es auf Einmal gedruckt zu sehen ich weiß daher nicht recht was man thun oder lassen dsoll. Mit dem Weimarischen Publiko bin ich im Ganzen wegen des Almanachs ziemlich zufrieden doch ist der Gang immer eben derselbe, die Xenien verkaufen die Tabulas votivas und was sonst gutes und ernsthaftes in dem Büchlein stehen mag; daß man nicht überall mit uns zufrieden seyn sollte, war ja die Absicht und daß man in Gotha ungehalten ist, ist recht gut, man hat dort mit der größten Gemüthsruhe zugesehen, wenn man mir und meinen Freunden höchst unartig begegnete und da das litterarische Faustrecht noch nicht abgeschafft ist, so bedienen wir uns der reinen Befugniß uns selbst Recht zu verschaffen und den nekrologischen / Schnabel zu verrufen, der uns am armen Moritz gleich nach dem Tode die Augen

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aushackte; Ich erwarte nur daß mir jemand was merken läßt da ich mich denn so lustig und artig als möglich expectoriren werde. Ich wünschte sehr zu hören daß der Wallenstein Sie ergriffe es würde Ihnen und dem deutschen Theater recht wohl bekommen. Das zweyte Stück des philosophischen Journals hat sich so eben gefunden Freund Niethammer erhält daher beyliegende nur mit Dank zurück. Ich habe diese Tage angefangen die Eingeweide der Thiere näher zu betrachten und wenn ich hübsch fleißig fortfahre, so hoff ich diesen Winter diesen Theil der organischen Natur recht gut durchzuarbeiten. Leben Sie recht wohl. Ich wünsche gar sehr Sie bald wieder zu sehen. Weimar den 26ten Octobr. 1796.

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144K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 30. Oktober 1796. Sonntag Ich habe nun zwey Briefe von Ihnen vor mir No. 8. und 9. Am 7ten Octobr als Sie den letzten schrieben, waren drey von mir abgegangene Briefe noch nicht in Ihren Händen. |〈Absatzzeichen〉| No. 16. den ich mit einer gedruckten Idylle in der grossen Verwirrung der Dinge über Frankfurth schickte, vom 17ten August. No¯ . 17. worinn die Nachricht enthalten war, daß Ihr Credit bey Eschern gemacht sey vom 15ten Sept. No. 18. vom 12ten Octobr worinn ich Ihnen Ihre Rechnung schickte und von Gernings H Anzeige, daß er wieder nach Italien gehen wolle, Nachricht gab. NB. Sie haben recht gemuthmaßt, es fehlt Ihnen keiner meiner Briefe ich habe eine Nummer übersprungen. H Herr Escher hat mir indess sehr höflich geantwortet und sowohl Ihnen als mir künftig seinen Credit angeboten. Die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri ist angekommen, wir haben sie mit vieler Freude in die Horen gesetzt. gGedruckt habe ich sie noch nicht gesehen. Mit den hetrurischen Gefäßen ist es, wie Sie mir schreiben, doch eine gar sonderbare Sache, sSie werden aber gewiß bey weiterer und näherer Betrachtung auf den Grund dieses Phänomens kommen, man hat freylich immer nur zu sehr beym Erklären und Klassivficiren alter Kunstwerke das

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materielle walten lassen und seltner Gestalt und Sinn ⎡und Kunstwerth⎤ 〈G〉 um Rath gefragt. / Da ich eben in meinem Cellini an den Guß seines Perseus komme, und durch Sie von seinen herrlichen Vorgängern höre, so wird es mir recht deutlich wie man von dem reinen Wege der Natur und der gefühlten und überlegten Kunst, durch Phantasie und Leidenschafft, bey einem angebohrnen großen Talent, auf demn Weg der Phantasterey und Manier gerathen könne und müsse. wWenn man hört, wie er gearbeitet hat, und was er an sich rühmt, so ahndet man was seine Werke seyn müssen. mMögte ich doch die trefflichen Arbeiten, die Sie mir nennen bald mit Ihnen anschauen|!| können 〈G〉 denn was nur durch die Sinne gefaßt werden kann ⎡dessen Erzählung⎤ 〈G〉 erregt im Gemüth eine lebhaffte und beynah ängstliche Sehnsucht, und je genauer wir von solchen Gegenständen sprechen hören, desto gewaltsamer strebt der Geist nach ihnen. Ihre Beschreibung von Fiesole in No¯ . 9 hat mich ×außerordentlich erfreuet, das wäre so ein Anfangen wie ich dereinst unsere Topographie ausgeführt wünschte, an statt daß man die Leser immer mit Wiederholung der Straßen und Wegbeschreibungen ermüdet. Es ist mir sehr lieb, daß Ihnen die vortreffliche reisende Dame aufgestoßen ist und dasß Sie durch dieses Musterbild einen Begriff von dem Christlichmoralisch-ästhetischen Jammer bekommen haben der sich an den Ufern der Ostsee in der ohnmächtigsten / Aufgeblasenheit sversammelt. eEs ist weder ein Bund noch eine Gesellschafft sondern der höchste Grad von Schwäche, Armuth, Verworrenheit und Eigendinkel, der sie verbindet, denn im Grunde sind sie mit einander gar nicht einig als darinn, daß sie gerne alles was sich über dien den Niveau ihrer Missär|e| erhebt dem Erdboden gleich macht|en| möchten. wWir haben in dem schillerschen mMusenalmanach dieses Jahr eine sehr lebhaffte Kriegserklärung gegen das Volk gethan und sie so gewürzt daß sie wenigstens jedermann lesen wird, denn da sie ⎡die Gesellen⎤ 〈G〉 mit ihrer Dru×ckserey, Schleicherey, Schmeicheley und heiligen Kunstgriffen aller Arten, immer, theils im Stillen fortfahren, theils auch einmal ⎡sich gelegentlich⎤ 〈G〉 mit einem vornehmen Christenblicke öffentlich sehen lassen; so bleibt nichts übrig als ihnen hartnäckig und lebhaft zu zeigen daß man in der Opposition verharre und ewig verharren werden. |〈Absatzzeichen〉| Der alte CKant hat sich Gott sey dank endlich über die Herren auch ereifert und hat einen ganz allerliebsten Aufsatz: über die v o r n e h m e Art zu philosophiren in das ⎡ie⎤ Berliner Monatsschrifft setzen lassen er hat niemand genannt aber die philosophischen Herrn aAristokraten recht deutlich bezeichnet. Ich hoffe wir sollen uns bey unserm bösen Ruf erhalten und ihnen mit unserer Opposition / noch manchen bösen Tag machen. Sie haben zwar in Menge für sich

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aber es wird ihnen doch immer weh, wenn man auf ihre Schattengöttzen auch nur mit der Laterne zugeht und dann ist es das lustigste daß, wie bey andern Partheyverhältnissen, die Familien unter sich nicht einig sind und ehe man sichs versieht einmal ein Sohn oder eine Tochter ⎡sich⎤ 〈G〉 zu unserm credo herüberneigt. hHier steht ein kleines Gedicht von mir aus gedachtem Musenalmanach. Inferatur der Chinese in Ro×m. Da nun der allergrößte Verdruß den man diesem pfuscherischen Volke anthun kann darinne besteht, wenn man jede Krafft die an ihm ⎡einem⎤ 〈G〉 ist besser und lebhafter ausgebildet und sich und sein Talent immer fortschreitend und fruchtbar sehen läßt; so gratulire ich zu der vollendeten Madonna, ich freue mich im Geiste Sie sie dereinst bey uns aufgestellt zu sehen. aArbeiten Sie ja vor allen Dingen für sich und für uns und sorgen sSie vor Hausgötter in das große noch immerr leere Gebäude. iIch will das übrige nöthige nicht versäumen sobald sie Ihre Kunstbemerkungen aufgeschrieben haben, so machen Sie sich an das beste und liebste was Sie vor sich finden. üUber die Farbenterminologie will ich Ihnen ehestens meine Gedanken aufsetzen. W. dl. 30 Octbr 96.

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154K. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 5. Dezember 1796. Montag Die Sonne steht so niedrig und man fühlt von außen gegenwärtig so wenig Reitz, dasß auch das was in uns ist uns eben so wenig reitzend scheint, so daß man träge und lässig zu jeder Art von Mittheilung wirkt ⎡wird⎤ 〈G〉; ich habe indessen zwey ⎡drey⎤ von Ihren Briefen erhalten und da die Franzosen von der Etsch vertrieben sind, so läßt sich hoffen daß künftig unsere Briefe nicht vier Wochen brauchen um ihren Weg zurück zu legen. |〈Absatzzeichen〉| Ich fange mit einigen Nachrichten an, die ich bisher vergessen hatte die Nemesis in Fronton des neuen Hauses ist nunmehr aufgestellt und eingepasst sie nimmt sich recht gut aus und giebt der ganzen Vorderseite ein Ansehen. Eine einzige Tafel hat sich im Brennen geworfen, die man früher hätte ausdtauschen können, indessen da man ⎡es⎤ 〈G〉 bey Basreliefs so genau nicht auf die Glätte des Grundes zu sehen gewohnt ist, so hat es so gar viel nicht zu sagen. |〈Absatzzeichen〉| In Berlin ist eine Auction in welcher manche Kunstbücher zu haben sind ich sechicke hier einen Auszug derenr am meisten für uns bedeutenden, sagen Sie mir Ihre Gedanken darüber und welche Sie für die nothwendigsten halten? es sind gerade ein paar dabey die Sie sonst wünschten. iIch will sehen ob man vielleicht von Seiten hießiger Bibliothek etwas anwendet. Wäre das nicht so wollte ich allenfalls

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diejenigen selbst an schaffen die Sie auszeichneten. dDa die Auction erst im April ist so kann ich Ihre Meynung recht gut erfahren. Ihr Brief vom 5ten Sept. über Leipzig habe ich den 10ten Nov. erhalten. iIch konnte ihn nicht vermissen weil er / gleichfalls No¯ . 8 wie schon ein anderer numerirt ist und meistens nur Wiederholungen der vorigen Briefe enhält wWas Sie darin anfragen ist nun schon durch meine, inzwischen abgegangene Briefe beantwortet. fFür den Nachtrag zur Beschreibung von Fiesole danke ich Ihnen recht sehr, Sie haben mich dadurch recht erquickt, so auch durch alles was Sie mir von Kunstwerken und andern Beobachtungen und aAussichten schreiben ich will dagegen auch etwas von dem was mich um giebt, vermelden. Durch meine Idylle, über welche mir Ihr Beyfall sehr wohlthätig ist, bin ich in das verwandte epische Fach geführt worden, indem sich ein Gegenstand, der zu einem ähnlichen kleinen Gedichte bestimmt war zu einem größern ausgedehnt hat, da×s sich völlig in der epischen Form darstellt, sechs Gesänge und etwa zwey Tausend Hexamiter erreichen wird, Zwey drittel sind schon fertig und ich hoffe nach dem neuen Jahre die Stimmung für den Ueberrest zu finden. iIch habe das reine menschliche der Existenz einer kleinen deutschen Stadt in dem epischen Tiegel von seinen Sch×lacken abzuscheiden gesucht und zugleich die großen Bewegungen und vVeränderungen des Welttheaters aus einem kleinen Spiegel zurück zu werfen getrachtet. dDie Zeit der Handlung ist ohngefähr im vergangenen August und ich habe die Kühnheit meines Unternehmens nicht eher wahrgenomen / als bis ich das Schwerste schon überstanden hatte ⎡war⎤ 〈G〉. In Absicht auf die poëtische sowohl als prosodische Organisation des Ganzen habe ich beständig vor Augen gehabt was in diesen letzten Zeiten bey Gelegenheit der Voßischen Arbeiten mehrmals zur Sprache gekommen ⎡ist⎤ 〈G〉 und habe verschiedene streitige Puncte practisch zu entscheiden gesucht wenigstens kann ich meine Überzeugung nicht besser ausdrücken als auf diese Weise. Schillers Umgang und Briefwechsel bleibt mir in diesen Rücksichten noch immer höchst schätzbar. sSo ist wieder des zerbröckelten Urtheils nach der Vollendung meines Romans kein Maaß noch Ziel. mMan glaubt manchmal man höre den Sand am Meere dreden, so daß ich selbst der ich nun nicht mehr darüber denken mag, beynah darüber verworren werden könnte. gGar schön weiß ja doch ⎡sich⎤ 〈G〉 Schiller gleichsam wie ein Präsidendt diese Vota mit lLeichtigkeit zusammen zu stellen und seine Meynung dazwischen hinein zu setzen, wobey es denn zu mancher angenehmen Unterhaltung Gelegenheit giebt. Übrigens macht er selbst einen Versuch aus dem philosophischen und critischen wieder ins Feld der Production zu gelangen, er arbeitet an seinen

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Wallenstein, einer Trägodie, deren Entstehen und die Art, wie er sich dabey benimmt, äußerst merkwürdig ist. Das was ich davon weiß läßt mich viel Gutes / davon fassen. Herr von Humboldt ist nun auch wieder zurück er hat im Herbst eine Reise nach der Insel Rügen undm das Meer zu begrüßen gemacht, ist von da nach Hamburg und dann über Berlin wieder hierher zurück gekommen. eEr hat maches Interessante an Menschen und Dingen gesehen, das aber mehr Stoff zur Unterredung in Deutschland als zu einem Briefe nach Florenz geben könnte. Von einem merkwürdigen Buche muß ich Ihnen auch noch melden, das den Einfluß der Leidenschafften auf das Glück der einzelnen und der Völker abhandelt und die Frau von Staels zum Verfasser hat. Eigentlich erfüllt aber dieser Erste Theil d nur die erste Hälfte des auf den Titel versprochenen und giebt eine allgemeine Idee von dem was noch nachfolgen sollte. Dieses Buch ist äußerst merkwürdig, man sieht eine sehr leidensch×afftliche Natur die im beständigem Anschauen ihrer selbst, der gleichzeitigen Begebenheiten, an denen sie so großen Antheil genommen, umnd der Geschuichte die sie sehr lebhafft übersieht, ×von den Leidenschafften schreibt und das Gewebe der menschlichen Empfindungen und Gesinnungen trefflich übersieht. vVielleicht ziehe ich Ihnen einmal den Gang des gGanzen aus, der wirklich überaschend ist, so wie einzelne Stellen von der größten Wahrheit und sSchönheit sind. Das Capitel vom Partheygeist finde ich vorzüglich ⎡besonders⎤ 〈G〉 gut geschrieben auch dieses ist vorzüglich im Anschauen der / neusten Begebenheiten aufgesetzt. Ich füge, bey dem wenigen Platz nur noch die Versicherung hinzu, daß mir die übersendeten Zeichnungen außerordentlich viel Freude gemacht haben. Ich will nun sehen wie ich mit Leo zu×recht komme und wie er mit den Zeichnungen zurecht kommt, wenigstens soll ihm alle Aufmerksamkeit darauf anempfohlen werden. Seine letzten Stücke sind freylich von der ärmsten Sorte, nächstens vernehmen Sie mehr davon. Ich lege, um meinem Briefe einiges Gewicht zu geben, einige Blätter des Musenalmanachs bey so wie auch die Titel der im Briefe gedachten Bücher auf einem besondern Blättchen, beyliegend Leben Sie recht wohl, und schreiben mir bald wieder. Wenn ich nur erst wieder direct einen Brief von Ihnen erhalte der mir durch seine Eile anzeigt, daß die Straße wieder offen ist. Weimar am 5ten Dec. 1796.

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BRIEF 157K/161K

157K. An Johann Heinrich Voss d. Ä. 〈Weimar, 6. Dezember 1796. Dienstag〉

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Sie erhalten, werthester Mann, hierbey die vier Bände meines Romans, eines freylich voluminosen Werkes, das Sie wie ich hoffe, schon mit einiger Nachsicht gelesen haben; lassen Sie es unter denen ⎡ihren⎤ 〈G〉 Büchern stehen und de gedenken dabey manchmal meiner. Eigentlich bin ich aber sehr froh daß ich diese Compositionen die ihrer nNatur nach nicht rein pöetisch seyn kann, nunmehr hinter mir sehe, um an etwas zu gehen das nicht so lang, und vielleicht ⎡wie ich für mich und andere hoffe⎤ 〈G〉 befriedigender ist. bBeyliegendes Gedicht kündigt ⎤ Bald werden Sie vielleicht die Ankündigung⎤ 〈G〉 einer epischen Arbeit an, ⎡sehen,⎤ 〈G〉 was davon fertig ist war die Frucht der schönen Herbsttage⎡zeit⎤ 〈G〉 mit ⎡zum⎤ 〈G〉 Schluß und ⎡zur⎤ 〈G〉 Ausarbeitung muß ich die neuen Frühlingstage erwarten. iIch habe ⎡werde⎤ 〈G〉 nicht verschweigen können wie viel ich bey dieser Arbeit unserm Wolf und Ihnen schuldig bin; s S i e haben mir / den Weg gezeigt und er hat mir mMuth gemacht ihn zu gehen. Herr von Humboldt, der von seiner Reise vergnügt und gesund zurückgekommen ist, sieht als einen lichten Punct derselben die Epoche ⎡Zeit⎤ 〈G〉 an, die er bey Ihnen zugebracht ⎡hat⎤ 〈G〉 und hängt mit wahrer Neigung und Liebe an Ihnen. Mögten wir doch nie so nah wieder an einander seyn ohne uns zu sehen. dDa Sie erst voriges Jahr in unsern Gegenden waren und ich in diesen ⎡Frühling,⎤ 〈G〉 wenn es nur einiger masen möglich ist, über die Alpen zu gehen gedenke, so habe ich wenig Hoffnung dazu. Nun eine Bitte: Ein Engländer, der bey uns durchreiste und Ihre Homerische Übersetzung suchte, aber im Buchlanden nicht fand, sprach mit so viel Wärme und Freude von Ihrer Charte der alten Welt, daß ich mich nicht enthalten konnte sSie aus meinem / Exemplare heraus nahm ⎡zu heben⎤ 〈G〉 und sie ihm auf den Weg mitgab ⎤zu geben;⎤ 〈G〉 könnten Sie mir wohl ein oder ein paar Exemplare dieser Charte verschaffen|?| 〈G〉 so wohl um Ihren Homeer wieder zu completiren, als auch sie immer vor Augen zu haben. wWäre es doch überhaupt nur möglich daß Sie uns mit der subjectiven alten Geographie und mit dem objectiven Wachsthum ⎤ derselben⎤ 〈G〉 nach und nach bekannt machten. Leben Sie recht wohl, und erhalten mir ein liebevolles Andenken.

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161K. An Christian Gottfried Körner Weimar, 8. Dezember 1796. Donnerstag Eigentlich sollte es keine äußre Veranlaßung seyn die mich bewegte Ihnen zu schreiben, denn ich habe Ihnen genug für das zu danken, was Sie über den Almanach und über den letzten Band meines Romans an Schiller schrieben ich habe mich über den Antheil zu freuen den Sie an meinen Productionen nehmen. Wenn man auch immer selbst wüßte, welchen Platz eine Arbeit, die wir eben geendigt haben, edie nun einmal so seyn muß, weil sie so ist|,| 〈G〉 in dem ganzen Reiche der Litteratur verdiene|,| 〈G〉 welches doch eigentlich unmöglich ist; so würden immer noch gleichgestimmte und einsichtige Urtheile ange anderer un×s äußerst willkommen seyn. Da man aber (ich sollte sagen: ich aber) niemals ungewisser ist als über ein Product das so eben fertig / wird, bey dem sman seine besten Kräffte und seinen besten Willen erschö×pft hat, und wo doch demohngeachtet ein gewisses-geheimes Urtheil noch manches zu fordern sich berechtigt glaubt, so ist doch bleibt ein inniger Antheil der sich aber nicht ans einzelne hängt sondern in dem ganzen lebt, eine sehr erquickliche Erscheinung. Wie ein Schiffer der von einer gefährlichen fFahrt zurück kommt, sich des wegen doch nicht im Hafen halten kann, sondern wieder sobald möglich ausfährt, so habe ich mich auch wieder auf eine neue Reise begeben ein episches Gedicht das etwa auf 6 Gesänge und 2000 Hexamiter steigen kann, ist jetzo meine Liebe und meine Sorge je mehr man dem Beyfall giebt was schon fertig ist desto bänger bin ich ob ich auch / so endigen werde wie ich angefangen habe, doch hilft hier, wo bey einem für rechterkannten Plan die Ausführung bloß von dem Ende ⎤ Augenblick⎤ 〈G〉 abhängt, weder hoffen noch Sorgen, hier ist der Glaube eigentlich am Platz. ⎤ Die zur Einleitung bestimmte Elegie lege ich in Abschrift bey.⎤ 〈G〉 |〈Absatzzeichen〉| uUnd nun zu dem Anliegen das mich zu diesem Briefe bewegt: In der Oper Il matrimonio Secreto, die wir vor einigen Tagen gegeben haben, fehlt in unserer Partitur ein Duett, welches ich sobald als möglich zu besitzen wünschte. eEs ist das Duett im ersten Acte zwischen d××em fremden Grafen und dem heimlich verheiratheten jungen Manne, ich weiß nicht wie sie beyde im Italienischen heißen. gGewiß ist diese Oper beym Dresdner Theater, könnten Sie mir dieses Stück Musitk|,| 〈G〉 in Partitur, sobald a×ls möglich verschaffen und schicken, so würden Sie mir eine besondere Gefällig-/〈keit〉 erzeigen. Die Oper hat hier gefallen und dieses Duet wird ihr bey folgenden Aufführungen noch eine besondere zZierde 〈G〉 geben. 11 sman Aufstrich zum s ausgeführt

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BRIEFE BRIEF 173K/175K 173K/175K1

Auf ein|e| 〈G〉 paar neue Schrifften 〈G〉 mache ich Sie bey dieser Gelegenheit aufmertksam: auf das wWerk der Mad. de Stael über den Einfluß der Leidenschafften auf das Glück der einzelnen iund der Nation|en| 〈G〉 und auf ein anderes des |Retif de la Bretonne| 〈G〉 über das menschliche Herz. Ein paar ⎤ Eine⎤ 〈G〉 sonderbare ⎡tiefe leidenschaftliche⎤ 〈G〉 Naturen|,| 〈G〉 durch das gewaltsame Feuer der Revolution unbarmherzig geläutert, dbringent hier den Metallkönig ihres Gehalts vor die Augen des Publikums. Leben Sie recht wohl. Grüßen Sie mir Ihre Frauenzimer und sagen Sie Dorchen ⎡wird sehen⎤ 〈G〉, daß, ich weiß nicht durch welchen Zauber, meine neue Heldin schon wieder Dorothea heißt. Die kurzen Tage gehen uns jetzt ganz munter ⎡heiter⎤ 〈G〉 vorüber wir haben zwar keine große aber doch eine muntere ⎡hei⎤ 〈G〉 und gefällige Eisbahn.

173K. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 26. Dezember 1796. Montag

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Ew. Wohlgebl: erhalten hierbey den vierten Band meines Romans, der vielleicht nur einen geringen Theil jener Ewartungen erfüllt welche die ersten Bände erregten. Indessen, da es mit dem menschlichen Leben selbst nicht besser geht, so stellt er vielleicht ⎡wohl⎤ 〈G〉 gerade durch diesen Mange|l| 〈G〉 diesen ⎡unsern⎤ 〈G〉 planetarischen Zustand am besten dar, und ich erscheine lieber damit ⎡immer gerne⎤ 〈G〉 vor Ihnen als vor manchem andern, da sSie theils jedes Product nach seiner Art zu nehmen geneigt sind und dann doch wieder ×den gGegenständen auf eine freundliche Weise zu Hülfe kommen. M Mit lebhafftem Antheil habe ich auch Ihre letzte Erklärung der Hokgartischen Kupfer gelesen. Es errecht erregt eine ⎡jene⎤ 〈G〉 Behandlung immer / eine eigne Sensation in mir. iIhre Auslegungen und Anspielungen, Ihr Scherz und FErnst gehen auf so einem schmalen P|f|ad, daß es einem bange werden könnte wenn man nicht sogleich ⎡bald⎤ 〈G〉 gewahr würde, daß alles sich unter einander in einem glücklichen Gleichgewicht hält und ⎡daß ehe man sichs ⎣vers:⎦ daß mit Leichtigkeit⎤ 〈G〉 ein Weg zurück gelegt ist, wo man keinen Steig ××vermuthete nNehmen Sie meinen Dank für diese und jede Äußerung Ihres Geistes die bis zu mir reicht. Von manchem möchte ich Sie unterhalten und Sie über manches fragen; aber das uUnreife ist für das Gespräch und nicht für den Briefwechsel, die

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Rede lößt so leicht jeden Irrthum auf, der durch die Schrifft gleichsam erst recht consolidirt wird. Der Krieg und die allge/meine Unsicherheit hält mich zu Hause und nimmt mir die Lust nahe und ferne Freunde einmal wieder zu besuchen. mMöge Ihnen Ihr körperlicher Zustand doch rechte viele gute Augenblicke geben ⎡gonnen⎤ 〈G〉.

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175K1. An Friedrich August Wolf 〈Weimar, vor dem 6. Dezember 1796. Dienstag〉 Der Gartenliebhaber pflegt von den Früchten seines kleinen Bezirks, die er mit Sorgfalt gepfleget, wenn sie reif werden, einiges zu übersenden ⎡seinen Freunden gewöhnlich⎤ ⎤ etwas ⎡einen Theil⎤ zu übersenden⎤ 〈G〉 nicht eben, weil er sie für vförtrefflich hält, sondern weil er anzeigen möchte daß er sieh nicht nur jetzt, sondern auch die Zeit über da er sich mit ihnen beschäfftigte, im stillen an seine Freunde ⎡diejenigen die ihm werth sind⎤ 〈G〉 gedacht haben. iIn diesem Sinne erhalten Sie meinen geendigten Roman, ein Buch, das ich nicht in ein Musieum schicken würde, wo es unmittelbar neben die aAlten zu liegen kommt, wenn ich mir von dem Bewohner nicht einige Gunst und Nachsicht versprechen könnte Bey dieser Gelegenheit kann ich der Versuchung nicht widerstehen eine Elegie beyzulegen in der ich das nicht verschweige, wie viel ich jener Ueberzeugung schuldig / bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben|.| wie ⎡Schon⎤ 〈G〉 lange war ich nicht schon geneigt mich im epischen zu versuchen und immer schreckte mich der hohe Begriff der Einheit und Untheilbarkeit der Homerischen Schrifften ab, nunmehr da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen so ist es keine Arroganz sich auch zu derselbigen zu gesellen. ⎡die Kühnheit ⎤geringer sich zu großerer Gesell-⎤ ⎤ geringer sich in großerer Gesellschaft zu wagen.⎤ 〈G〉 Da ich nicht im Falle bin Ihre Schrifft theoretisch zu prüfen, so werden Sie ⎡wünsche ich nur⎤ 〈G〉 ⎤ daß Sie⎤ 〈G〉 mit diesem practischen Beyfalle nicht unzufrieden seyn ⎡mogen⎤ 〈G〉, denn der thätige Mann will ⎡ja⎤ 〈G〉 nicht allein überzeugen sondern auch wirken und diese doppelte Freude erleben Sie an Ihren Schülern alle Tage. Warum kann ich doch nicht, da ich das was mir von Zeit und Lebenskrafft übrig bleibt der Erkenntniß wahrer / Kunst ×und, wenn der Genius will, ihrer Ausübung zu widmen habe ⎡hoffe⎤ 〈G〉, auch Ihnen näher seyn, um von Ihren Arbeiten ⎤ unmittelbar⎤ 〈G〉 den erwünschten Vortheil zu gewinnen.

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BRIEF BRIEF 173K/175K 175K2

Leben Sie recht wohl und füllen die Lücken die im ⎡eine⎤ 〈G〉 strengen Credit ⎡Critick⎤ 〈G〉 an meinemn Wesen und ⎡an⎤ Arbeiten finden möchte, durch ein fortgesetztes Wohlwollen aus.

175K2. An Friedrich August Wolf 〈Weimar, 6. Dezember 1796. Dienstag〉 W. dl. 6 Dec. 96. 5

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Der Garten×liebhaber pflegt von den Früchten seines ⎡kleinen⎤ 〈G〉 Bezirks, die er mit Sorgfalt gewartet, wenn sie reif werden, seinen Freunden gewöhnlich einen Theil zu übersenden, nicht eben weil er sie für köstlich hält, sondern weil er anzeigen möchte, daß er die ganze Zeit über, da er sich mit ihnen beschäfftigte, im stillen an diejenigen gedacht habe, die ihm werth sind. In diesem Sinne erhalten Sie meinen geendigten Roman, ein Buch das ich nicht in ein Museum schicken würde wo es unmittelbar neben die alten zu liegen kommt, wenn ich mir nicht von den Bewohnern einige Gunst und Nachsicht zu versprechen hätte. / Vielleicht sende ich Ihnen bald mit mehrerem Muthe die Ankündigung eines epischen Gedichtes, in der ich nicht verschweige, wie viel ich jener Ueberzeugung schuldig bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben. Schon lange war ich geneigt mich in diesem Fache zu versuchen und immer schreckte mich der hohe Begriff vomn Einheit und Untheilbarkeit der Homerischen Schrifften ab, nunmehr da Sie diese herrlichen Werke einer Familie zueignen, so ist die Kühnheit geringer sich in größere Gesellschafft zu wagen und den Weg zu verfolgen den uns Voß in seiner Luise so schön gezeigt hat. Da ich nicht im Falle bin Ihre Schrifft theoretisch zu prüfen, so wünsche ich nur daß Sie mit diesem practischen Beyfall nicht unzufrieden seyn mögen, denn der thätige Mann will ja nicht allein überzeugen sondern auch wirken und diese doppelte Freude erleben Sie an Ihren Schülern alle Tage. wWarum kann ich doch nicht, da ich das was mir von Zeit und Lebenskrafft übrig bleibt der Erkentniß wahrer Kunst und, wenn der Genius will, ihrer Ausübung zu widmen hoffe, auch Ihnen näher seyn um von Ihrer n Arbeiten unmittelbar den erwünschten Vortheil zu gewinnen. Leben Sie recht wohl und füllen die Lücken, die eine cstrenge Critik an meinen Arbeiten finden möchte durch ein fortgesetztes Wohlwollen aus.

32 cstreng Ansatz von C ausgeführt

ERSCHLOSSENE BRIEFE

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Das Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis der Auswertung von Goethes Briefen, seinen Tagebuchaufzeichnungen sowie den im handschriftlichen Nachlass überlieferten Rechnungen für das Jahr 1796. Außerdem wurden die Briefe an Goethe sowie die für die Kommentierung herangezogenen Quellen ausgewertet, vor allem die Umkreisbriefwechsel. Verzeichnet werden einzelne nicht überlieferte Briefe Goethes, deren Existenz sich durch konkrete Anhaltspunkte belegen lässt. Ist nur die Existenz eines Briefes bekannt, bleibt es beim Nachweis der Quelle. In allen anderen Fällen schließen sich knappe Hinweise auf dessen mutmaßlichen Inhalt an, wie er aus den vorhandenen Quellen erschlossen werden kann. Vollständigkeit ist schwer zu erreichen. Im Fall der Rechnungsbücher, Abschlussrechnungen, Sonderrechnungen und der zugehörigen Belege werden sämtliche darin verzeichneten Sendungen Goethes – nicht, soweit erkennbar, die seiner Hausgenossen wie Christiane Vulpius, die 1796 des Öfteren Sendungen an Goethe nach Jena adressierte – aufgenommen, die an einen bestimmten Empfänger oder Ort adressiert sind, da sich nicht ausschließen lässt, dass auch den Paketsendungen Briefe beilagen. Die Sendungen sind in den Rechnungsbüchern und Belegen (vgl. Siglen und Abkürzungen für Archivalien, S. XXVI–XXVIII im Kommentarband) mit den Abkürzungen für Briefe, Schreiben, Stücke oder Pakete vermerkt (vgl. Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern, S. LII–LIII im Kommentarband). Zu berücksichtigen ist, dass die dort angegebenen Absendedaten und -orte nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten und -orten der Briefe identisch sein müssen. Nur an bestimmten, in Postberichten (vgl. Post-Bericht 1796) vermerkten Posttagen gingen Sendungen in Weimar ab. Sollte es Hinweise auf derartige Abweichungen geben, werden diese vermerkt. Die Nachweise aus den Rechnungsbüchern und Belegen werden so aufgenommen, dass in der Datumszeile jeweils der angegebene oder erschlossene Bestimmungsort mitgeteilt wird und in den Bemerkungen zu Quelle und Datierung der Ort, wohin der Brief adressiert wurde. Die Nachweise aus Goethes Rechnungsbüchern werden in gerader Schrift wiedergegeben – unter Beibehaltung aller orthographischen Eigenheiten des jeweiligen Schreibers –, die Nachweise aus den Belegen – in der Regel Rechnungen Dritter – werden dagegen als Zitate mit Anführungszeichen und kursiv abgedruckt. In spitzen Klammern werden Wiederholungszeichen (wie Dittostriche) erklärt (z.B. „1. ˝ 〈Stck.〉“). Das Porto für Briefe und Pakete wurde in der Regel quartalsweise abgerechnet, getrennt nach den verschiedenen Posthaltern: der Kaiserlichen Post, der sogenannten ‚reitenden Post‘, die am schnellsten und über große Entfernungen beförderte, der „Chursächsischen Post“ und dem „Herzoglich Sächsischen Post Amt“. Auf den Belegen wurden neben den abgehenden Sendungen auch die ankommenden eingetragen und abgerechnet. – Literaturhinweis: Werner Bühling: Die Post in Weimar. Das Postwesen und seine Entwicklung in und um Weimar in vier Jahrhunderten (Weimarer Schriften. 51). Weimar 1995.

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ERSCHLOSSENE BRIEFE 1–7

EB 1. An Georg Christoph Steffany 〈Weimar, 1. Januar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Billet vor den Bauverwalter (GR/RB 1796, 1, Bl. 8). – Möglicherweise handelte es sich um eine Nachricht, den Fortgang der Bauarbeiten am Weimarer Stadtschloss betreffend. Am selben Tag hatte Goethe von Christian Gottlob Voigt die Vorschläge des seit 1791 in Weimar tätigen Baumeisters Johann Friedrich Rudolf Steiner dazu erhalten (vgl. RA 2, Nr 7).

EB 2. An Unbekannt 〈Jena, 4. Januar 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. PL: p adr. nach Franckfurth“ (GR/Belege 1796, 2, Bl. 7).

EB 3. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 25. Januar 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 ˝ 〈Mr〉 Nothnagel. Frankf. a/m.“ (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). – Wahrscheinlich handelte es sich um die in den Briefen Schillers vom 22. und 24. Januar 1796 erwähnte und in dessen Auftrag vorgenommene Bestellung von Dekorationsartikeln in Frankfurt (vgl. RA 2, Nr 31 sowie RA 2, Nr 35). Die vier Stücke von grüner Papiertapete, zwei Rollen dazu passender „Bordure mit Roosen“ und einige andere „schöne Borduren Musters“ wurden mit Nothnagels Brief vom 30. Januar 1796 nach Weimar geliefert (vgl. RA 2, Nr 42) und als Beilage zu Goethes Brief vom 10. Februar 1796 an Schiller weitergeschickt (Nr 22). Beglichen wurde die Rechnung erst am 3. September 1796 (vgl. GR/Belege 1796, 5, Bl. 30). – Über den Frankfurter Tapetenfabrikanten Johann Andreas Benjamin Nothnagel vgl. GB 10 II, zu 42,26 und zu 42,27.

EB 4. An Marianne Meyer 〈Weimar, Ende Januar 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: Es handelt sich um den Bezugsbrief zu Marianne Meyers Brief vom 2. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 52), die vermutlich rasch geantwortet hat. Wie aus EB 5 und EB 12 hervorgeht, lagen zwischen Bezugs- und Antwort-

JANUAR/FEBRUAR 1796

257

briefen nur wenige Tage. In ihrem Brief bedankt sich die Adressatin für vorliegenden „lieben herzlichen Brief, und für den Ring“ (H: GSA 28/306, St. 6). Welches Schmuckstück Goethe ihr zum Geschenk gemacht hatte, ist unbekannt. Als Gegengaben erhielt Goethe eine Hemdnadel und Haarlocken; zudem wurde ihm die Sammlung Ulrich Boners „Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger“ (Zürich, 1757; in Goethes Bibliothek vorhanden [Ruppert, Nr 774]) in Aussicht gestellt.

EB 5. An Marianne Meyer 〈Weimar, 8. Februar 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. an Demoiselle Mayer“ (GR/Belege 1796, 2, Bl. 5). – Vermutlich handelte es sich um Goethes Antwort auf Marianne Meyers Brief vom 2. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 52) mit einem Dank für die erhaltenen und zu erwartenden Geschenke (vgl. die Erläuterung zu EB 4).

EB 6. An Christiane Vulpius 〈Jena, 18. Februar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Ich habe dir gestern gleich wegen des Krautlandes geschrieben, heißt es in Goethes Brief an Christiane Vulpius vom 19. Februar 1796 (Nr 27). Damit reagierte Goethe auf die Mitteilung der Adressatin, dass ein Stück Gemüsegarten vor der Stadt zum Verkauf stehe (vgl. RA 2, Nr 74). Zum Kontext vgl. zu 27,18).

EB 7. An Franz Kirms 〈Jena, 24. oder 25.? Februar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Dass er dessen Zuschrift „Eben jezt nach 9 Uhr“ erhalten habe (H: GSA 28/12, Bl. 83), lässt Franz Kirms Goethe am 25. Februar 1796 wissen (vgl. RA 2, Nr 88). Das Schreiben Goethes, das vermutlich vom selben Tag oder vom Tag davor stammt, dürfte im Zusammenhang mit dem bevorstehenden ersten Gastspiel von August Wilhelm Iffland in Weimar stehen. Bereits am 24. Februar 1796 hatte Kirms Goethe einen von Karl Schall überbrachten Brief Ifflands angekündigt und Goethe, seinen Kollegen in der Hoftheaterintendanz, um Anweisungen gebeten, wie in der Sache weiter zu verfahren sei (vgl. RA 2, Nr 84). Zum Kontext vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5.

258

ERSCHLOSSENE BRIEFE 8–14

EB 8. An Franz Kirms 〈Jena, 25. oder 26.? Februar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Von einem „Paquet“ Goethes ist in Franz Kirms’ Brief vom 26. Februar 1796 die Rede (H: GSA 28/12, Bl. 84; vgl. RA 2, Nr 90). Mit dieser Antwort reagiert Kirms wohl nicht nur auf eine Zuschrift August Wilhelm Ifflands, sondern auch auf Goethes Sendung, welche dessen in EB 7 erwähnte Stellungnahme zur Sache enthalten haben dürfte und am oder kurz vor dem 26. Februar abgeschickt worden sein wird.

EB 9. An Franz Kirms 〈Jena, 26. Februar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Mit dem Brief vom 26. Februar (vgl. RA 2, Nr 90) übersendet Franz Kirms einen eigenen Vorschlag, was auf August Wilhelm Ifflands Brief zu antworten sei, und bittet Goethe um dessen Korrekturen. Im Brief teilt Kirms Goethe mit, dass der Überbringer des Konzeptes Auftrag „auf eine Antwort zu warten“ habe (H: GSA 28/12, Bl. 84), die möglicherweise mit vorliegendem Brief erfolgte. – Vgl. auch die Erläuterungen zu EB 7 und EB 8.

EB 10. An Christiane Vulpius 〈Jena, 26.? Februar 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 27. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 95) beklagt Christiane Vulpius, dass Goethe länger als geplant in Jena bleibe. In Goethes Brief an seine Lebensgefährtin vom 20. Februar 1796 (Nr 28) ist davon noch nicht die Rede. Der Brief mit der Mitteilung wird kurz vor Christiane Vulpius’ Antwort, also möglicherweise am 26. Februar 1796, geschrieben worden sein. Zwischen den Briefen, die Goethe und Christiane Vulpius während dessen Aufenthalt in Jena wechselten, lag in der Regel nur ein Tag. Vgl. u.a. Goethes und Christiane Vulpius’ Briefe vom 19. und 20. Februar 1796 (Nr 27 und RA 2, Nr 78) sowie vom 20. und 21. Februar 1796 (Nr 28 und RA 2, Nr 81).

FEBRUAR–APRIL 1796

259

EB 11. An Carl August Böttiger 〈Weimar, 24.? März 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Vermutlich am 24. März 1796 bedankt sich Carl August Böttiger für eine Mitteilung Goethes, die er „so eben“ (H: GSA 28/11, Bl. 395; vgl. RA 2, Nr 139) erhalten habe. Goethe dürfte am selben Tag geschrieben haben. Sein Brief wird eine Erinnerung an August Wilhelm Ifflands Ankunft in Weimar und an dessen unmittelbar bevorstehendes Debüt auf der Hoftheaterbühne enthalten haben.

EB 12. An Marianne Meyer 〈Weimar, 4. April 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. Brief an Demois. Mayer“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 9). – Dabei handelte es sich wohl um die Antwort Goethes auf Marianne Meyers Brief vom 1. April (vgl. RA 2, Nr 158), worin u.a. nach dem Erscheinen des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und Goethes künftigen Reiseplänen gefragt worden war. Zudem berichtete Goethe, wie Meyers Antwort von Mitte April nahelegt (vgl. RA 2, Nr 168), von August Wilhelm Ifflands Debüt auf der Weimarer Bühne und trug der Adressatin auf, den preußischen Justizbeamten Friedrich Leopold von Kircheisen zu grüßen, den Goethe im Sommer 1795 in Karlsbad kennengelernt hatte.

EB 13. An Unbekannt 〈Weimar, 4. April 1796 → Göttingen〉 Quelle und Datierung: „2 # BrL: nach Goettingen“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 11). – Einer der Adressaten ist Georg Christoph Lichtenberg (vgl. Nr 35).

EB 14. An Paul Wranitzki 〈Weimar, 6. April 1796 → Wien〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Wranizky. Wien“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). – Dabei handelte es sich um Goethes abschlägige Antwort auf Paul Wranitzkis Bitte vom 6. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 54), bei der Inszenierung des Singspiels „Der Zauberflöte Zweyter Theil“ am Wiener Hoftheater Änderungen

260

ERSCHLOSSENE BRIEFE 15–21

an Goethes Libretto vornehmen zu dürfen. Möglicherweise war Goethe auch mit dem offerierten Honorar in Höhe von 25 Dukaten nicht einverstanden. Seine Fortsetzung von Mozarts „Zauberflöte“ kam daraufhin nicht zur Aufführung. Zum Kontext vgl. Nr 15 und die Erläuterungen dazu.

EB 15. An Unbekannt 〈Weimar, 7. April 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brief nach Jena (GR/RB 1796, 3, Bl. 5). – Möglicherweise antwortete Goethe auf Christoph Wilhelm Krügers Brief vom 28. März 1796. Darin hatte Krüger gebeten, seine Vertonungen von Goethes Gedichten vortragen zu dürfen (vgl. RA 2, Nr 148). Denkbar ist auch, dass es sich um Goethes Antwort auf Johann Georg Paul Goetzes Brief vom 30. März 1796 aus Jena handelt. Mit diesem Brief bat Goetze um Erstattung von verauslagtem Geld und übersandte Rechnungen und Quittungen, den Wasserbau an der Saale in Jena betreffend (vgl. RA 2, Nr 153).

EB 16. An Unbekannt 〈Weimar, 12. April 1796 → ?〉 Quelle und Datierung: Brief (GR/RB 1796, 3, Bl. 5).

EB 17. An Unbekannt 〈Weimar, 14. April 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: 2 Briefe nach Jena. / Packet nach Jena. (GR/RB 1796, 2, Bl. 6.) – Möglicherweise handelte es sich um die Antwortbriefe an Christoph Wilhelm Krüger und Johann Georg Paul Goetze, von denen in der Erläuterung zu EB 15 die Rede war. Vielleicht antwortete Goethe auch auf die Zusendung des Quartalsberichts über den Botanischen Garten in Jena durch August Johann Georg Carl Batsch in dessen Brief vom 12. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 166).

APRIL/MAI 1796

261

EB 18. An Unbekannt 〈Weimar, 20. April 1796 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: „1. # do 〈BrL:〉 ˝ 〈nach〉 Hamburg“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 11).

EB 19. An Unbekannt 〈Weimar, 25. April 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Brief nach Jena (GR/RB 1796, 2, Bl. 6).

EB 20. An Carl Friedrich Graf von Gessler 〈Jena, kurz vor dem 16. Mai 1796 → Jena?〉 Quelle und Datierung: Es könnte sich um das „Blatt“ handeln, das in einem Distichon erwähnt wird, welches Carl Friedrich Graf von Geßler in den Tagen vor seiner Abreise nach Italien am 16. Mai 1796 Goethe übersandte: „Reise so wunscht mir Dein Blatt, gluklich im gotlohsem Land, / Halte was Du versprachst. Selbst erfüllst Du den Wunsch! / Geßler.“ (H: GSA 28/13, Bl. 190; vgl. RA 2, Nr 201.) – Carl Friedrich von Geßler, von 1787 bis 1792 und nach 1800 bis 1813 preußischer Gesandter in Dresden, Kammerherr, später Geheimer Finanzrat, hielt sich in Gesellschaft seines Freundes Christian Gottfried Körner und dessen Familie seit dem 27. April 1796 in Jena zu einem Besuch Schillers auf. Goethe hatte laut Tagebuch Begegnungen mit Geßler (vgl. GT II 1, 68–70, unter dem 29. April sowie 1. und 16. Mai 1796; ferner zu 47,21–22). Weitere Briefe zwischen beiden sind nicht überliefert.

EB 21. An Christiane Vulpius 〈Jena, 13.? Mai 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In einem Brief, der laut Goethe-Christiane 1, 486 vom 14. Mai 1796 stammt, bekundet Vulpius ihre Freude darüber, dass sie Goethe mit ihrem Sohn August in Jena besuchen solle (vgl. Goethe-Christiane 1, 75; RA 2, Nr 197). Der vorliegende Brief, in dem die Einladung ausgesprochen wurde, dürfte kurz zuvor, vermutlich am 13. Mai 1796, auf jeden Fall nach Goethes Brief an Vulpius vom 10. Mai (Nr 46), geschrieben worden sein. Zwischen den Briefen, die

262

ERSCHLOSSENE BRIEFE 22–27

Goethe und seine Lebensgefährtin während dessen Aufenthalten in Jena wechselten, lag in der Regel nur ein Tag (vgl. zu EB 10). Am 19. Mai 1796 kam Christiane Vulpius, laut Tagebuch, mit August nach Jena (vgl. GT II 1, 70).

EB 22. An Caroline Paulus 〈Weimar, 20. Mai 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: In Goethes Brief an Schiller vom 20. Mai 1796 heißt es: Schicken Sie doch das Manuscr. mit diesem Billet an die kleine Frau (47,13–14). – Das Billett dürfte vom selben Datum stammen wie der Brief an Schiller, dem es beigelegt war. Goethe, der sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 in Jena aufhielt, war am 20. Mai für einen Tag in Weimar (Färber-Calender 1796, Bl. 11). – Caroline Paulus (1767–1844) war die Frau des Jenaer Theologieprofessors Heinrich Eberhard Gottlob Paulus (zur Biographie vgl. zu 47,14).

EB 23. An Johann Heinrich Meyer 〈Jena, 25. Mai 1796 → Rom〉 Quelle und Datierung: Auf der Rückseite eines Blatts seines Konzepts zum Brief an Meyer vom 20. Mai 1796 notierte Goethe nach dessen Absendung: Am 25. May schickete ich die Anweisung des Industrie Comptoirs vor 300f. Wiener Courant an Herrn Meyer mit einem kurzen Briefe. (Überlieferung zu K von Nr 49.) Dabei handelte es sich um die Zahlung von Friedrich Justin Bertuch (vgl. zu 5,29–30). Den Eingang des Briefes vom 20. Mai 1796 und des vorliegenden erschlossenen Briefes bestätigt Meyer am 15. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 238).

EB 24. An Friedrich Ludwig Schröder 〈Jena, 1. Juni 1796 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Mr: Schroeder. Hamburg.“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). – Über den Inhalt des Briefes ließ sich nichts ermitteln. Im Spielplan des Weimarer Theaters für das laufende Jahr findet sich Schröders Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ (aufgeführt in Weimar am 5. Januar, 5. und 21. April und am 1. November in Weimar sowie am 3. Juli und 12. August in Lauchstädt bzw. Rudolstadt [vgl. Theater/Musik Weimar]). – Über den Hamburger Theaterdirektor, Schauspieler und Dramatiker Friedrich Ludwig Schröder und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 19.

MAI/JUNI 1796

263

EB 25. An Carl Ignaz? Wedekind 〈Jena, 1. Juni 1796 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „1. Stck. dHL. Hofgerichtsrath Wedekind. Manheim“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). – Der Adressat war möglicherweise Carl (Franz) Ignaz Wedekind (1766/69–1837), der nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg, Mainz und Göttingen seit 1792 Professor für Natur- und Völkerrecht in Heidelberg wurde. In seinen Schriften vertrat er aufklärerische revolutionsfreundliche Auffassungen, die ihn mit Kollegen und Regierung in Konflikt brachten. Einem breiteren Publikum wurde er zuerst durch seine „Kurze Systematische Darstellung des Allgemeinen Staatsrechtes“ (Frankfurt a. M. und Leipzig 1794) bekannt. 1795 wurde Wedekind Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Erfurt, 1799 Regierungsrat. Wedekinds Lehrtätigkeit in Heidelberg endete, nachdem er 1810/11 als Hofgerichtsrat nach Mannheim versetzt worden war. – Über Goethes Beziehung zu Wedekind ist nichts weiter bekannt.

EB 26. An Johann Nicolaus Trabitius 〈Weimar, 12. Juni 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Billet vor Trab: (GR/RB 1796, 3, Bl. 5). – Nicolaus Trabitius war Schlosstorwärter in Jena, außerdem Bibliotheks- und Museumsdiener. Möglicherweise stand die Nachricht an ihn mit Goethes mehrwöchigem Aufenthalt in Jena vom 28. April bis 8. Juni 1796 in Zusammenhang. – Ein nennenswerter Briefwechsel Goethes mit Trabitius ist nicht überliefert. Vom Adressaten gibt es lediglich einen Brief vom 21. Oktober 1806 (vgl. RA 5, Nr 505).

EB 27. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, kurz vor dem 15. Juni 1796 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: In Jacobis Brief an Goethe vom 5. und 6. Juli 1796 heißt es: „Ich habe meinen Brief 〈den Briefteil vom 5. Juli aus Wandsbek〉 mit in die Stadt genommen um ihn hier auf die Post zu geben; da finde ich dein Packet – Herzlichen Dank Lieber! – auch für die Zueignung. Laß nur bald auch den 4ten Band kommen.“ (H: GSA 28/14, Bl. 266; RA 2, Nr 262.) – Das von Jacobi erwähnte „Paket“ enthielt den 2. und 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Goethe hatte die Exemplare Jacobi in seinem Brief vom 12. Juni 1796 angekündigt (vgl. zu 61,24). Die Sendung ging laut Goethes Brief mit der nächsten fahrenden Post (61,27–28) ab, also am Mittwoch, dem 15. Juni 1796, ver-

264

ERSCHLOSSENE BRIEFE 28–33

mutlich an die Adresse des Apothekers Herrmann in Hamburg, wo Jacobi sich damals aufhielt. Aus den Postrechnungen ergibt sich kein Hinweis auf die Sendung.

EB 28. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 15. Juni 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Unter dem 15. Juni 1796 notiert Goethe in seinem Tagebuch: der Mutter den Lotterieplan. (GT II 1, 73.) – Bezieht sich auf eine „kleine Note, die Lotterie betr〈effend〉“ (vgl. RA 2, Nr 233), die Christian Gottlob Voigt Goethe mit seinem Brief vom 8. Juni 1796 übersandt hatte (zum Kontext vgl. zu 58,4). Am 21. Juni 1796 bestätigte Goethes Mutter den Eingang der Sendung und die Weitergabe der Beilage (vgl. Pfeiffer-Belli, 701f.; RA 2, Nr 243).

EB 29. An Johann Friedrich Unger 〈Weimar, 16. Juni 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1 #. dergL. 〈Brief〉 an HL. Unger“ (GR/Belege 1796, 3, Bl. 9). – Unter dem 16. Juni 1796 heißt es dazu in Goethes Tagebuch: Siebentes Buch des Romans an Unger. (GT II 1, 73.) Dieser Tagebucheintrag bezieht sich auf eine Manuskriptsendung zu „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, die von dem vorliegenden Brief begleitet wurde.

EB 30. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels 〈Weimar, kurz vor dem 24. Juni 1796 → Rohrbach bei Weimar〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 24. Juni 1796 bedankt sich die Adressatin für die von Goethe „überschickten Zeichnungen“ (H: GSA 28/13, Bl. 247; vgl. RA 2, Nr 246). – Es handelte sich um Entwürfe für ein Grabmonument für Maria Christiana Kobe von Koppenfels’ im Jahr zuvor verstorbene Tochter Louise, die Johann Heinrich Meyer angefertigt hatte (vgl. im Einzelnen zu 40,25–26). Die Übersendung der Zeichnungen wird Goethe mit einem Brief begleitet haben, der in den Tagen zuvor geschrieben worden sein mag. – Über die Adressatin und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 192.

JUNI/JULI 1796

265

EB 31. An Maria Christiana Kobe von Koppenfels 〈Weimar, 27. oder 28.? Juni 1796 → Rohrbach bei Weimar〉 Quelle und Datierung: Im Brief der Adressatin an Goethe vom 29. Juni 1796 heißt es: „Diesen Augenblick erhalte ich Ihr Billet, ich eile Ihnen die Zeichnungen zu senden“ (H: GSA 28/13, Bl. 255; vgl. RA 2, Nr 255). – Goethes „Billet“, in dem es um „Zeichnungen“ Johann Heinrich Meyers ging (vgl. die Erläuterung zu EB 30), muss nach Koppenfels’ Worten unmittelbar zuvor geschrieben worden sein, vermutlich am 27. oder 28. Juni 1796.

EB 32. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 1. Juli 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Madam Goethe. Frankfurth“ (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). – Es handelt sich vermutlich um Goethes Antwort auf den Brief seiner Mutter vom 21. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 243). Darin war es um die Lotterie-Angelegenheit gegangen, mit der EB 28 in Zusammenhang steht, sowie um die militärische Lage in Frankfurt, das von den Franzosen bedroht und am 16. Juli 1796 eingenommen wurde (vgl zu 127,7).

EB 33. An Johann Justin Zapff 〈Weimar, 1. Juli 1796 → Suhl〉 Quelle und Datierung: „1. Stck. Mr: Zapf. Suhl“ (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). – Johann Justin Zapff (erwähnt zwischen 1786 und 1799) war Kaufmann für Spezerei- und Schnittwaren (Gewürze und Blumen) in Suhl, vor allem aber Weinhändler. Der Brief betraf vermutlich eine Weinbestellung oder -rechnung (vgl. Goethes Brief an den Adressaten vom 30. April 1799 [WA IV 30, 70f.] sowie Zapffs Briefe vom 3. April und Mitte? Mai 1799 [RA 3, Nr 141, und RA 3, Nr 199]). – Über Johann Justin Zapff und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 14 II, Nr 68.

266

ERSCHLOSSENE BRIEFE 34–38

EB 34. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 22. Juli 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt vom 22. Juli 1796 nach Eisenach heißt es: Sie können am besten beurtheilen ob der Brief an meine Mutter gelangen kann, darum schließe ich ihn bey. (92,16–17.) Aus dem Antwortbrief von Goethes Mutter vom 1. August 1796 geht hervor, dass der vorliegende Brief Goethes Bitte enthielt, ihm die „nähreren 〈sic〉 Umstände des Unglücks unserer Stadt“ mitzuteilen (Pfeiffer-Belli, 705; vgl. RA 2, Nr 311); er war als Beilage zu Christian Gottlob Voigts Brief vom 7. August 1796 in Weimar eingetroffen (vgl. RA 2, Nr 330). Goethe war angesichts der militärischen Auseinandersetzungen zwischen österreichischen und französischen Truppen und der Eroberung Frankfurts um das Schicksal seiner Mutter besorgt (vgl. die Erläuterung zu EB 32).

EB 35. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 29. Juli 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief an Goethe vom 7. August 1796 schreibt Catharina Elisabeth Goethe: „Deinen zweyten Brief vom 29ten Juli habe auch erhalten“ (Pfeiffer-Belli, 708; vgl. RA 2, Nr 329). – Im vorliegenden Brief wird Goethe für den Brief seiner Mutter vom 22. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 290) gedankt und um weitere Nachricht gebeten haben. Im zitierten Brief vom 7. August heißt es: Ich „übersende dir hirmit was du verlangt hast“ (Pfeiffer-Belli, 708). Dann berichtet sie über die Ereignisse nach der Eroberung Frankfurts durch die Franzosen am 16. Juli 1796.

EB 36. An Friedrich August Leo 〈Weimar, kurz vor dem 12. August 1796 → Leipzig〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Goethe vom 12. August 1796 dankt der Adressat für Goethes Unterstützung bei der Suche nach Mitarbeitern für sein „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ (vgl. RA 2, Nr 336). Der vorliegende Brief dürfte wenige Tage zuvor geschrieben worden sein, auf jeden Fall aber nach dem 22. Juli 1796. An diesem Tag hatte Goethe Johann Heinrich Meyer gegenüber seine Absicht bekundet, Leo die Hefte des Magazins zurückzusenden (vgl. 92,7–8). Aus demselben Brief geht hervor, dass die Hefte zuvor von Leo mit der Bitte an Meyer geschickt worden waren, sich künftig als Verfasser an diesem

JULI/AUGUST 1796

267

Magazin zu beteiligen (vgl. 92,3–7) Dass Meyer schon längere Zeit nicht mehr Goethes Hausgenosse am Weimarer Frauenplan war, hatte der Sender vemutlich nicht gewusst. Wie aus weiteren Briefen Leos vom 12. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 336) und vom 12. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 353) an Goethe hervorgeht, sollte dieser deshalb auch weiterhin bei Meyer nach dessen Bereitschaft zur Mitarbeit fragen. – Friedrich August Leo (1764–1842) war 1791 Mitbegründer der Buch- und Kunsthandlung „Voß und Leo“ in Leipzig, die er seit 1794 allein führte. Überliefert sind vier Briefe Leos an Goethe aus dem Jahr 1796, in denen es um Zeichnungen für seine Zeitschrift geht. Von Goethe sind keine Briefe an Leo überliefert. Das „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ erschien seit 1794, ausgestattet mit „theils colorirten, theils schwarzen Kupfertafeln“ und „bisweilen mit einem kleinen Aufsatze über Gegenstände der bildenden und mechanischen Künste und der schönen Gartenkunst“ (Vorbericht im 1. Heft 1794, [o. S.]). Zu Beiträgen für das Magazin war Meyer nicht bereit, wohl aber willens, Zeichnungen aus Italien zu vermitteln. Als vier Zeichnungen offenbar mit Carl August Böttigers Hilfe besorgt waren (vgl. Leos Brief an Goethe, 12. Dezember 1796; RA 2, Nr 504), schickte Leo diese am 17. Dezember 1796 als unbrauchbar nach Weimar zurück (vgl. RA 2, Nr 520). Damit ist die Korrespondenz beendet, soweit sie überliefert ist.

EB 37. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 18. August 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Madam Goethe. Frankfurth“ (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). – Der vorliegende Brief ist die Antwort auf die Briefe der Mutter vom 1. und 7. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 311, und RA 2, Nr 329), in denen sie dem Sohn über die Ereignisse nach der Besetzung Frankfurts a. M. durch die Franzosen am 16. Juli berichtet hatte. Catharina Elisabeth Goethe antwortete am 17. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 356): „Wir sind nun wieder in Kayserlichen Händen“ (Pfeiffer-Belli, 709).

EB 38. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, 26. August 1796 → Berlin〉 Quelle und Überlieferung: Absendung des 8ten Buchs Wilh. Mstrs. (GT II 1, 78.) – Der Tagebucheintrag vom 26. August 1796 bezieht sich auf eine Manuskriptsendung zu „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, die vermutlich von einem Brief begleitet wurde. Unger antwortete am 2. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 348).

268

ERSCHLOSSENE BRIEFE 39–42

EB 39. An Friedrich von Stein 〈Jena, 6. September 1796 → Breslau〉 Quelle und Überlieferung: Hierbey liegt auch ein Brief an Fritz (127,7–7). – Am 6. September 1796 hatte Goethe, laut Tagebuch (vgl. GT II 1, 78), Fritz von Stein auf dessen Brief vom 24. August 1796 aus Breslau (vgl. RA 2, Nr 344) geantwortet. Goethe hat den Brief dem vom 7. September 1796 an seine Mutter Charlotte in Weimar beigelegt (vgl. zu 127,7).

EB 40. An Christiane Vulpius 〈Jena, 10. September 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Goethes Brief an Christiane Vulpius vom 11. September 1796: Ich habe mich, wie ich dir schon gestern schrieb, um so mehr entschlossen hier zu bleiben (128,1–2). – Goethe, der sich seit dem 18. August 1796 in Jena aufhielt, kehrte erst am 5. Oktober nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 80).

EB 41. An Friedrich August Leo 〈Jena, kurz vor dem 12. September 1796 → Leipzig〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 12. September 1796 antwortet Friedrich August Leo auf ein Schreiben Goethes (vgl. RA 2, Nr 353), das wohl aus den Tagen zuvor stammt. Am 15. September 1796 teilte Goethe Johann Heinrich Meyer in Florenz mit, dass er dessen Antrag an Leo 〈…〉 sogleich befördert habe (131,12–13). – Im vorliegenden Brief teilte Goethe – wie Leos Brief zu entnehmen ist – mit, dass er sich an Meyer gewandt habe, um anzufragen, ob dieser an Leos „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ mitarbeiten wolle, dass dieser zwar zur Teilnahme nicht bereit sei, aber doch Zeichnungen für die Zeitschrift beschaffen könne. In seinem Brief an Goethe vom 11. August 1796 hatte Meyer Zeichnungen von Möbeln angeboten, die Hans Caspar Escher auf gemeinsamen Unternehmungen in Rom von Möbeln angefertigt habe (vgl. Goethe-Meyer 1, 315f.). Jener Brief enthält sogar einen Vorschlag, wie Goethe Leo antworten könne: „Wenn Sie nun billig achten sollten daß dieser Schatz nicht geheim bleibe, sondern glauben daß es den Deüschen Freünden des Geschmacks der Bildenden & Mechanischen Künste nicht schaden könte manchmahl eine Gute Form in dem Ihnen Gewidmeten Magazin zu finden und sollte es auch nur der Varietät wegen seyn. wenn Sie mit einem Worte kein Bedencken bey der Sache finden sondern solche gut

SEPTEMBER 1796

269

heißen. so haben Sie doch die Güte und laßen von Ihrem G e i s t 〈Goethes Schreiber Ludwig Geist〉 in meinem Nahmen einen Brief an den L e o abfaßen worin Ihm vermeldet werden müßte ‚Ich hätte von seinem Antrage Nachricht erhalten & thäte mir Leid wegen meiner Entfernung & sonst wichtigen Beschäftigungen Außer Stande zu seyn Ihm in seinem Begehren zu entsprechen. Möchte übrigens sehr gerne seinem Magazin deßen Nützlichen Zweck ich anerkennte nach Möglichkeit beförderlich seyn. und da ich gegenwärtig gleichsam aus der Quelle des schönen & guten Geschmacks schöpfen könte so wollte ich, wenn er billige Bedingniße zu machen gesonnen wäre, durch geschickte Künstler mit welchen ich in Verhaltniß stünde. allerley vorzügL. schöne Geräthschaften v. Tischen Stühlen Caminen p. zeichnen laßen & so zu seinem Magazin so viele Beyträge liefern als er nur verlangen würde gegenwärtig könte ich schon über 24 bis 30 Zeichnungen alles von auserlesenen Stücken disponiren – Er könte mir seine Gesinnungen hierüber – unter meiner Simplen Adreße nach Florenz. schreiben woselbst ich mich noch ein Pr 〈Paar〉 Monate aufzuhalten gedächte p.‘“ (H: GSA 28/1045, Bl. 124f.; vgl. GoetheMeyer 1, 316f.) – Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu EB 36.

EB 42. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, um den 17. September 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In Johann Friedrich Ungers Brief vom 24. September 1796 heißt es: „Nun aber seh ich aus Ihren Brief 〈…〉“ (H: GSA 28/15, Bl. 349; vgl. RA 2, Nr 363.) – Von Goethe an Unger gerichtete Begleitbriefe zu Manuskriptsendungen wurden in der Regel etwa eine Woche später beantwortet. Auf Goethes Sendung vom 16. Juni 1796 antwortete Unger am 21. Juni (vgl. RA 2, Nr 245); auf die Sendung vom 26. August 1796 erfolgte die Antwort am 2. September (vgl. RA 2, Nr 348); Ungers Brief vom 11. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 401) bezieht sich auf Goethes Sendung vom 6. Oktober 1796 (EB 46). Auf Goethes separat beförderten Brief vom 30. Januar 1798 antwortete Unger am 11. Februar (vgl. RA 2, Nr 1133). Demnach ist anzunehmen, dass der vorliegende Brief um den 17. September 1796 geschrieben wurde. – Unger hatte Mignons Abschiedslied „So laßt mich scheinen, bis ich werde 〈…〉“ (WA I 23, 159) im 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ durch Johann Friedrich Reichardt komponieren und es dann drucken lassen. Goethe aber zog Carl Friedrich Zelters Vertonung vor (vgl. zu 75,8).

270

ERSCHLOSSENE BRIEFE 43–48

EB 43. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Jena, 24. September 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief an Goethe vom 1. Oktober 1796 erwähnt die Mutter einen Brief des Sohnes „vom 24ten September“ (Pfeiffer-Belli, 711; vgl. RA 2, Nr 376). – In diesem Brief habe Goethe, so seine Mutter, geschrieben: „Ich schicke hir wieder einige Mercure und Modejournahle“ (Pfeiffer-Belli, 711). Dazu erklärt sie: „〈…〉 der Brief kam aber gantz Solo auf der reitendenpost – auch ist der Ort vergeßen von wannen der Brief kam“ (ebd., 711f.).

EB 44. An Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Jena, 3. Oktober 1796 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. # BrL: nach Gotha“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). – Am 10. Oktober 1796 dankte Prinz August Goethe für dessen Bereitschaft, sein französisch geschriebenes Märchen „Princesse Perruche“ zu übersetzen (vgl. RA 2, Nr 397), nachdem er am 29. September um Rücksendung des Manuskripts und Goethes Urteil darüber gebeten hatte (vgl. RA 2, Nr 373). Der vorliegende Brief vom 3. Oktober 1796 enthielt vermutlich das Manuskript und eine positive Antwort Goethes. Darauf scheint Prinz August das Manuskript – möglicherweise mit einem nicht überlieferten Brief – wieder nach Weimar geschickt zu haben, denn in Goethes Brief an ihn vom 24. Oktober 1796 heißt es: Die kleine liebenswürdige Prinzessin ist wieder glücklich bey mir angelangt (161,8–9).

EB 45. An Johann Friedrich Unger 〈Jena, 6. Oktober 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. Brief an HL. Unger“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20). – Der vorliegende Brief dürfte die Antwort auf Johann Friedrich Ungers Brief vom 24. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 363) enthalten haben. Sie betraf Goethes Entscheidung gegen die Komposition Johann Friedrich Reichardts zu Mignons Abschiedslied im letzten Buch des „Wilhelm Meister“ (vgl. die Erläuterung zu EB 42).

SEPTEMBER/OKTOBER 1796

271

EB 46. An Unbekannt 〈Weimar, 10. Oktober 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1. PL: nach Franckfurth“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21).

EB 47. An Marianne Meyer 〈Weimar, 13. Oktober 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Brief〉 an Demois. Meyer“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20). – Vermutlich antwortete Goethe mit dem vorliegenden Brief auf Marianne Meyers Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 390). Darin hatte die Absenderin eine französische Prosaübersetzung von Goethes Idylle „Alexis und Dora“ von Fürst Karl Joseph Lamoral von Ligne übersandt samt dessen Begleitbrief. Beides hatte sie sich bald wieder zurückerbeten.

EB 48. An Carl Wigand Maximilian Jacobi 〈Weimar, 17. Oktober 1796 → Wandsbek〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Brief〉 an HL. Jacobi“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20). – Dabei handelte es sich um die Antwort auf Max Jacobis Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 389), dem der Brief seines Vaters Friedrich Heinrich Jacobi an Goethe vom selben Datum beilag (vgl. RA 2, Nr 388). Den vorliegenden Brief schloss Goethe seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 17. Oktober 1796 (Nr 133) bei. Darin heißt es: Aus dem Brief an Max siehst du wie es mit mir steht und daß ich, da mein Flug nach Süden gehemt worden für diesen Winter wieder hier leibeigen bin. (156,11–13.) Damit spielt Goethe auf seine geplante Italienreise an, die wegen der militärischen Auseinandersetzungen mit den französischen Revolutionstruppen in Süddeutschland nicht stattfinden konnte. Max Jacobi spricht in seinem Antwortbrief vom 24. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 469) vom Empfang des „so gütigen, freundschaftlichen Briefes“ (H: GSA 28/447, Bl. 5), der Goethes Aufforderung enthielt, ihm den Termin des geplanten Besuchs in Weimar zu nennen, wo er ihm angeboten hatte, bei ihm im Hause zu logieren. Auch hatte er Max offenbar versprochen, ihm von seinen „neuen Ideen über den Theil der Naturgeschichte“ zu erzählen (ebd.).

272

ERSCHLOSSENE BRIEFE 49–55

EB 49. An Unbekannt 〈Weimar, 24. Oktober 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Packete nach Jena. (GR/RB 1796, 5, Bl. 4).

EB 50. An Unbekannt 〈Weimar, 26. Oktober 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Briefe nach Jena (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). – Zu den Briefen gehört Goethes Brief an Schiller vom 26. Oktober 1796 (Nr 141).

EB 51. An Joseph Keller 〈Weimar, 27. Oktober 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „1. dergL. 〈Brief〉 an HL. Keller“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20). – Joseph Keller (in Goethes Briefwechsel erwähnt von 1796 bis 1800) war Lackierer und Vergolder in Berlin. In seinem Brief an Goethe vom 9. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 451) schreibt er, er habe Goethes Brief vom 26. Oktober 1796 erhalten. Damit antwortete Goethe auf Kellers Brief vom 14. Oktober (vgl. RA 2, Nr 404). Darin hatte Keller in Erinnerung gerufen, dass er drei Monate zuvor einige Proben von Vergoldungen übersandt habe, und gebeten, ihm diese zurückzuschicken und ihm einen Bescheid über sein Ersuchen zukommen zu lassen, Aufträge im Rahmen des Weimarer Schlossneubaus zu erhalten. Wie weiter aus Kellers späterem Brief vom 9. November hervorgeht, enthielt der vorliegende Brief offenbar die Bitte, einige weitere Proben von Vergoldungen zu senden. – Von Joseph Keller sind zwei weitere Briefe aus den Jahren 1799 und 1800 überliefert, von Goethe kein Brief an ihn.

EB 52. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 28. Oktober 1796 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Prinz August. Gotha“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). – Dabei handelte es sich um die Antwort auf die beiden Briefe des Prinzen vom 27. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 426, und RA 2, Nr 427). Wie dem Antwortbrief des Prinzen vom 3. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 441) zu entnehmen ist, schickte Goethe mit dem vorliegenden Brief eine Probe seiner Überset-

OKTOBER 1796

273

zung des Märchens „Princesse perruche“, das Prinz August auf Französisch geschrieben und Goethe zur Beurteilung und Übersetzung vorgelegt hatte (vgl. zu 109,23 und zu 161,8–9).

EB 53. An Marianne Meyer 〈Weimar, um den 21. oder 22. Oktober? 1796 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In Marianne Meyers Brief vom 29. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 431) wird ein Brief Goethes erwähnt, mit dem dieser ihr offensichtlich den letzten Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ überschickt hatte, über den sich die Absenderin begeistert äußert. In Goethes Brief an Schiller vom 22. Oktober 1796 (Nr 137) heißt es, die Exemplare dieses Bandes seien endlich angekommen (160,1–1). Am 21. Oktober hatte Goethe bereits ein Exemplar an Friedrich Heinrich Jacobi geschickt (Nr 136). Vermutlich stammt der vorliegende Brief ebenfalls aus dieser Zeit.

EB 54. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Oktober 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: Packet nach Jena. (GR/RB 1796, 5, Bl. 4).

EB 55. An Johann Justin Zapff 〈Weimar, 30.? Oktober 1796 → Suhl〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Mr: Zapf. Suhl“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). Die Eintragung findet sich unter dem 31. Oktober 1796. – Goethes Brief an den Weinhändler Johann Justin Zapff, vermutlich eine Bestellung betreffend, wurde möglicherweise bereits am Tag zuvor geschrieben, bevor Goethe am selben Tag nach Ilmenau reiste. Sein Brief an Johann Heinrich Meyer vom 30. Oktober 1796 (Nr 144) ist in Goethes Rechnungsbüchern ebenfalls unter dem 31. Oktober 1796 verzeichnet (vgl. GR/Belege 1796, 6, Bl. 19).

274

ERSCHLOSSENE BRIEFE 56–61

EB 56. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Ilmenau, kurz nach dem 30. Oktober 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In Christian Gottlob Voigts Brief an Goethe vom 5. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 444) wird ein Brief Goethes an Herzog Carl August erwähnt, aus dem hervorgehe, daß die Operationen in Ilmenau glücklich genug vorangingen. Dabei handelte es sich um Bergwerksangelegenheiten. In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1796 war ein Teil des Martinröder Stollens eingestürzt (vgl. zu 163,17). Goethe berichtet darüber ausführlich in seinen Briefen an Christian Gottlob Voigt vom 31. Oktober und 1. November (Nr A 46) sowie vom 3. November 1796 (Nr A 47). Den vorliegenden Brief an den Herzog wird Goethe bald nach seiner Ankunft in Ilmenau am 30. Oktober geschrieben haben.

EB 57. An Friedrich Immanuel Niethammer 〈Weimar, 16. November 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. ˝ 〈Stck.〉 Mr: Niethamer. Jena.“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). – Friedrich Immanuel Niethammer (1766–1848) war seit 1793 Professor der Philosophie in Jena. Goethe antwortete auf dessen Brief vom 14. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 458), dem die sehr positive Rezension von Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ beilag, die in der „Oberdeutschen allgemeinen Litteraturzeitung“ vom 4. November 1796 (St. 132, Sp. 879–888; vgl. Fambach 2, 306–313) erschienen war (vgl. zu 171,7).

EB 58. An Unbekannt 〈Weimar, 30. November 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: 2 Briefe nach Jena. (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). – Bei einem der beiden Briefe handelt es sich um den Brief an Schiller vom 30. November 1796 (Nr 153).

OKTOBER–DEZEMBER 1796

275

EB 59. An Georg Christian Sartorius 〈Weimar, 3. Dezember 1796 → Jena〉 Quelle und Datierung: „1. Stck. Mr: Satorius. Jena“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). – Georg Friedrich Sartorius (1774–1838) war Baukondukteur in Jena, 1801 in Eisenach. 1804 wurde er Wegebauinspektor, 1819 sachsen-weimarischer Baurat. Mit dem vorliegenden Brief antwortete Goethe auf Sartorius’ Brief vom 2. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 480), mit dem dieser einen Sandstein übersandt hatte, der bei Reibung leuchtete. Er hatte angefragt, ob Goethe weitere Steine zu haben wünsche. Mit seinem Brief vom 9. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 496) schickte er Goethe „drey Stück von derselben Art Sandstein“ (H: GSA 28/15, Bl. 431). Von Sartorius sind nur diese beiden Briefe überliefert, von Goethe keiner.

EB 60. An Elisabeth Maria Gore 〈Weimar, kurz vor dem 6.? Dezember 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 6.? Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 486) bedankt sich Gore für ein Billett Goethes und die Übersendung einer Abschrift der „Apparition de Mademoiselle Clairon“ (vgl. zu 161,18). Sie hatte Goethe bereits in ihrem Brief von Mitte? Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 408) um die Rückgabe des (ebenfalls handschriftlichen) Originals gebeten. Vermutlich antwortete sie auf den vorliegenden Brief umgehend.

EB 61. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 8.? Dezember 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief von Freitag, dem 9. Dezember 1796, entschuldigt sich Christian Gottlob Voigt, dass er auf Goethes gestrige Einladung auf Sonntag, den 11. Dezember 1796, nicht – gemeint ist wohl: nicht sofort – geantwortet habe (vgl. RA 2, Nr 498). Am 12. Dezember bedankte sich Voigt für die angenehmen Stunden (vgl. RA 2, Nr 506). Vermutlich stammte Goethes schriftliche Einladung vom 8. Dezember 1796.

276

ERSCHLOSSENE BRIEFE 62–67

EB 62. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 9. Dezember 1796 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „2. ˝ 〈Stck.〉 Mr: le Prince August. Gotha“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). – Einer dieser beiden Briefe ist Goethes Antwort auf den Brief des Prinzen August vom 30. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 476), mit dem dieser eine selbst hergestellte tabellarische Tonleiter für Gitarre übersandt hatte, die für die Weimarer Hofdamen bestimmt war. Wie aus Prinz Augusts Brief vom 15. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 514) hervorgeht, schickte Goethe mit dem vorliegenden Brief auch ein Manuskript seiner Elegie „Herrmann und Dorothea“ nach Gotha. Der zweite in den Rechnungsbüchern erwähnte Brief dürfte an ein anderes Mitglied des gothaischen Fürstenhauses gerichtet gewesen sein, an den Herzog Ernst II. Ludwig oder die Herzogin Charlotte, mit denen Goethe ebenfalls korrespondierte.

EB 63. An Ernst II. Ludwig Herzog oder Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 9. Dezember 1796 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Vgl. zu EB 62.

EB 64. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 8.–10. Dezember 1796 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 17. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 518) schreibt Goethes Mutter, sie freue sich, „daß der Kasten mit dem Geräthe und der rahren Decke endlich einmahl“ in Weimar angekommen sei (Pfeiffer-Belli, 716). Sie hatte die Sendung mit ihrem Brief vom 4. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 483) abgeschickt: „ein gantz Musterhaftes stück Warndörfer Tuch vor den Lieben Augst zu Hembten“ (Pfeiffer-Belli, 715). In ihrem Brief vom 4. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 442) heißt es ferner: „Die Kupferplatte habe sogleich mit dem Postwagen abgeschickt.“ Aber: „Über die Langsamkeit des Fuhrmanns habe eine rechte Ärgernüß“ (Pfeiffer-Belli, 713). Da Briefe zwischen Goethe und seiner Mutter in der Regel etwa sieben bis neun Tage liefen, könnte der vorliegende Brief, in dem Goethe für alles gedankt haben wird, etwa vom 8. bis 10. Dezember 1796 geschrieben worden sein.

DEZEMBER 1796

277

EB 65. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, kurz vor dem 13.? Dezember 1796 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 13.? Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 508) bedankt sich Carl Ludwig von Knebel für Goethes „gutes Andenken, und für einen zierlichen Goldstein“ (H: GSA 28/492, Bl. 24). Ferner äußert Knebel seine Freude über Goethes Fortschritte bei seinen optischen Versuchen. Der vorliegende Brief ist vermutlich kurz zuvor geschrieben worden.

EB 66. An Barbara Schulthess? 〈Weimar, 26. Dezember 1796 → Zürich〉 Quelle und Datierung: „1. # BrL: nach Zürich“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). – Möglicherweise antwortet Goethe mit dem vorliegenden Brief auf den Brief von Barbara Schultheß vom 19. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 461). Darin hatte sie von ihrer Familie berichtet, der ersten Begegnung mit Goethe im Jahre 1779 gedacht und diesen ihrer Zuneigung versichert.

EB 67. An Johann Heinrich Voss d. Ä. oder Johann Georg Schlosser 〈Weimar, 26. Dezember 1796 → Eutin〉 Quelle und Datierung: „1. do 〈BL: PL:〉 ˝ 〈nach〉 Eutin“ (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). – Den vorliegenden Brief könnte Goethe an Johann Heinrich Voß d. Ä. gerichtet haben oder an eines von dessen in Eutin ansässigen Familienmitgliedern. Auch Goethes Schwager Johann Georg Schlosser war im Mai 1796 von Ansbach nach Eutin gezogen, wo dessen Tochter Louise mit ihrem Ehemann Ludwig Nicolovius lebte.

278

ERSCHLOSSENE BRIEFE 62–67

AMTLICHES

DEZEMBER 1796

281

A 1. An Franz Kirms 〈Weimar, 22. Januar 1796. Samstag〉 Im Hamlet waren Künftig einzulassen 1. Pl. 38. - - - - - 40 – 70 2. 410 - - - - - - 360 3. 44 - - - - - - 40 4. 239 - - - - - - 160 –––– –––– 731 600. Dieses müßte unverbrüchlich fest gestellt werden und deßhalb eine Verordl an den Cassier erlassen werden. Um so mehr als wir drey starcke Repräsentationen vor uns sehen. Um halb 3 werde ich im Theater seyn und wünsche Sie daselbst anzutreffe G

5

10

A 2. An Henriette Beck Weimar, 14. Februar 1796. Sonntag 〈Konzept〉 Mad. Beck hat sogleich, bey der Oberdirection des Theaters, eine genaue und umständliche Erzählung des gestrigen Vorfalls auf dem Theater schrifftlich, und zwar dergestalt einzureichen, wie sie allenfalls ihre Angabe eidlich zu erhärten bereit seyn möchte. Weimar den 14ten Febr. 1796.

15

A 3. An Henriette Beck Weimar, 15. Februar 1796. Montag 〈Konzept〉 Da aus dem gestrigen Exhibito der Mad Beck nicht zu ersehen ist welcher Worte sie sich gegen Dem: Malkolmi bedienet, deren Deutung der Schauspieler Herr Becker auf sich gezogen; so sind solche umständlich und genau schrifftlich anher anzuzeigen. Weimar den 15ten Febr. 1796.

2 ⎡– 70 ⎡ G? (mit Bleistift) 4 444 (erste Ziffer radiert) 15 anzuzeigen ⎡einzureichen⎤ 19 ge umständlich

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AMTLICHES 4–7

A 4. An Heinrich Becker Weimar, 15. Februar 1796. Montag 〈Konzept〉

5

Der Schauspieler Herr Becker hat sogleich, bey der Oberdirection, genau die Umstände des Vorfalls von vorgestern und was ihn zu seiner ungebührlichen Handlung veranlaßt, umständlich und genau anzuzeigen, so wie er dasselbe allenfalls eidlich zu bekräftigen bereit ist. Weimar den 15ten Febr. 1796.

A 5. An Franz Kirms 〈Konzept〉

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〈Weimar, 15. Februar 1796. Dienstag〉

Aus beyliegendem kleinen Actenstück werden Ew. Wohlgebl. ersehen, was Mad. Beck wegen des letzten Vorfalls gemeldet hat und wie ich vor nöthig gefunden habe auf eine nähere Anzeige ihrer Aeusserungen zu bestehn. Herr Oberstlieutenant von Germar wäre zu ersuchen, den Schauspieler Becker Nachmittag um 3 Uhr seines Arrestes zu entlassen, ich lege die zweyte Verordnung an Mad. Beck, ingleichen eine an Hl Beckern in mundo bey, jene wäre sogleich, diese nach seiner Loßlassung zu insinuiren. Morgen früh denke ich nach Jena zu gehn, sollte noch etwas zu bereden seyn, so bin ich um 10 Uhr noch zu finden G

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A 6. An Henriette Beck und Heinrich Becker Weimar, 16. Februar 1796. Dienstag 〈Konzept〉 Da der Schauspieler Herr Becker, wegen des, während der Vorstellung begangenen Excesses, durch seinen Arrest auf der Hauptwache, die verdiente Correction erlitten hat; so ist nunmehr der Schauspielerin Mad. Beck, wegen der geständigen Schimpfrede, wodurch sie den Ausbruch der That-

10 gegen Nachmittag 11 dBeck 12 diesen (mit Bleistift und Tinte gestr.) 19 Schimpfreden|,| (mit Bleistift und Tinte erg.)

FEBRUAR/MÄRZ 1796

283

handlung verursacht hat, eine wöchentliche Gage inne zu behalten, wodurch der Vorgang, so weit er in die Aufsicht der Oberdirection des Theaters einschlägt, erledigt wird. Sollte übrigens Mad. Beck, wegen allenfallsiger Privatsatisfaction, Herrn Becker in Anspruch nehmen wollen; so wird sie damit an die ordentliche Obrigkeit verwiesen. Weimar den 16ten Febr. 1796.

5

A 7. An Christian Gottlob Voigt Jena, 12. März 1796. Samstag Ew Hochwohlgebl: erhalten durch die Gefälligkeit des Herrn Professor Hufeland ein kleines Paket. Was über die Nothwendigkeit der gründlichsten Rechtskenntniß, bey Cammeralangelegenheiten, sagen ist so gründlich und gut und fließt so aus der Sache selber, daß man sich wundert, wenn es nicht allgemein anerkannt wird. Bey der Beylage Sub A wünsche ich, wenn ich das Vergnügen habe Sie wieder zu sprechen, das Rescript vom 30ten Octobr zu sehen, in demselben möchte denn doch wohl das Regulativ für das nächste räthliche Benehmen enthalten seyn. In der Steuersache benimmt sich der Amtmann gut genug, und da wir völlig seiner Meinung sind die Steuererhebung, nach dem neuen Fuß, auf das strengste einführen und aller allgemeinen und besondern Beschwerden ungeachtet, welche besonders zu untersuchen sind, durchsetzen zu lassen; so kann es an / einem glücklichen Erfolg nicht fehlen. Ist der Fall näher zur Sprache gekommen, wo man neulich bey der Fränkischen Conferenz des Ilmenauer Amtmanns Betragen tadelhaft fand? Mich verlangt sehr zu sehen, was wir beym Bergwerke unter den gegebenen Umständen werden vornehmen können. Das Concept an Gern mit dem angehängten pro Memoria haben Sie nur die Güte dem Herrn Hofkammerrath gleich zuzuschicken. So stark ich mich ausgedrückt habe hilft das doch, wie ich schon im voraus weiß, alles nichts, und ich muß mir in der nächsten Woche wieder einen solchen Fall gewärtigen. Doch scheinen solche Menschen dazu in der Welt zu seyn um uns recht lebhaft fühlen zu lassen welch ein Glück es ist mit so gewandten als partheylosen Männern in Geschäftsverbindung zu stehn. / 11 Rehchtskenntniß (Ansatz des h korr.) 29 dennm 30 hif lft

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AMTLICHES 8–10

Am Sonntage Palmarum denke ich wieder in Weimar einzutreffen und freue mich auf einige vertrauliche Stunden. Unser Contingent treffe ich ja wohl nicht mehr an. Leben Sie recht wohl und behalten mich in freundschafftlichen Andenken. Jena den 12ten März 1796. G

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〈Beilage〉 Gefällig zu gedenken

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1.) Der hießige Gastwirth zum Bären wünscht bey sich ein Billard aufzustellen, ich weiß nicht ob so etwas zulässig ist und von wem die Vergünstigung abhängt; Sie haben ja wohl die Güte mir gelegentlich ein Wörtchen darüber zu sagen. 2.) Ein junger Mediciner von Lobeda, nahmens E i c h e l b e r g, der über seinen besondern Fleiß und guten Character die besten Zeugniße hat, nährt sich auf eine kümmerliche und wirklich erbarmenswürdige Weiße sollte man nicht / zu seiner Unterstützung, und wäre es nur ein geringes augenblickliches Gnadengeschenk, erlangen können? irre ich mich nicht so hat er oder seine Mutter schon irgend ein unerhörtes Schreiben eingereicht

A 8. An Christian Gottlob Voigt Jena, 13. März 1796. Sonntag 〈Druck〉

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Der in dem botanischen Garten angestellte Gottlieb Wagner überbringt mir so eben die Ordre die er erhalten hat sich in Weimar zu stellen. Ew. Hochwohlgeb. wissen daß wir demselben, mit Vorbewußt des Herrn Oberst Lieutenants v. Germars, und in Hoffnung seiner Entbindung vom Militär hier angestellt haben. Er hat sich nunmehr mit dem hiesigen Geschäft bekannt gemacht, Professor Batsch ist sehr wohl mit ihm zufrieden und da seine Abrufung gerade in den Moment fällt, wo die Gartenanbeit angeht; so würde, bey denen übrigens bekannten Verhältnissen, eine fast unüberwindliche Stockung in die Behandlung dieses schönen und mit ansehnlichen Kosten angelegten Instituts kommen. Ich schicke einen expres15 können,? (Komma zu Fragezeichen korr.)

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FEBRUAR/MÄRZ 1796

sen Boten, damit, wenn auch nicht gleich seine Entlassung zu bewirken wäre, wenigstens sein Urlaub verlängert würde, da er sich nicht von Jena entfernen kann, ohne daß den sämmtlichen Pflanzen des Gewächshauses, besonders bey der jetzigen Witterung ein großer Schade bevorstehe. Der Bauverwalter Steffani, durch den damals die Sache gegangen, wird den nöthigen Aufschluß geben können. Ich wünsche recht wohl zu leben und empfehle mich zu geneigtem Andenken. Jena den 13. März 1796. Goethe.

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A 9. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, zwischen 23. Februar und 15. MÄrz 1796?〉 Sie haben ja wohl die Güte beykommende Quittung zu unterzeichnen und gelegentlich nach Jena abgehen zu lassen die ersten 50 rh. habe ich drüben quittirt und sollen die Hundert zusammen nunmehr an Götzen abgehn, der ihrer zu dem neuen Baue bedarf. Ich wünsche mich bald eine ruhige Stunde mit Ihnen zu besprechen.

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G

A 10. An Henriette Beck und Heinrich Becker Weimar, 23. März 1796. Mittwoch 〈Abschrift〉 Es hat der Schauspieler Herr Becker bey der Oberdirection des Theaters angezeigt: daß er nichts sehnlicher wünsche als sich mit Mad: Beck, welche wegen der erlittenen Beleidigung noch immer gegen ihn aufgebracht seyn müsse, bald möglichst zu versöhnen und die dadurch auf dem Theater so nöthige Harmonie wieder herzustellen, er bezeuge, daß ihm seine Uebereilung äußerst leid thue, daß er wünsche diesen unangenehmen Vorgang völlig aus dem Gedächtniß der Beleidigten zu vertilgen und sie deshalb mit aufrichtigem Herzen um Verzeihung bitte, zugleich verspreche, in der Folge niemals Anlaß zum Verdruß und Mißhelligkeit zu geben. Dagegen hat Mad: Beck gleichfalls bey der Oberdirection erklärt: daß sie sich bey 14 der m

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AMTLICHES 11–15

dieser Abbitte beruhigen, das Geschehene vergeben und vergessen und mit Herrn Becker künftig in guter Einstimmung leben wolle. Wie man nun beyderseits dieses hierdurch bekannt macht, so erwartet man, daß sie bey der nächsten Gelegenheit diese Erklärung offentlich gegen einander wiederholen und künftighin ein gutes Vernehmen fortsetzen werden. Weimar den 23ten März 1796. J W. Goethe.

A 11. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. März 1796. Donnerstag 〈Druck〉

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Ew. Wohlgeb. erhalten hiebey die halbjährigen hundert Thaler zur Bestreitung der Kosten beym Botanischen Institute, worüber ich mir eine Quittung erbitte. Für Wagnern hat das gute Zeugniß, das ich ihm geben konnte, wenigstens vorerst einen längern Urlaub bewirkt. Ich freue mich schon im voraus auf den Zustand in welchem wir diesen Sommer den Garten zu sehen hoffen können und wünsche indessen recht wohl zu leben. Weimar, den 24. März 96.

A 12. An Johann Christian Lindenzweig Weimar, 24. März 1796. Donnerstag 〈Konzept〉

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Der Cassier Herr Lindenzweig hat sowohl die schon vormals der Dem: Matizek inne behaltne halbe Gage als die von Mad. Beck neuerlich verwirkte ganze Gage, sogleich, gegen Quittung, an die Hofwittwen-Casse, als wohin man sie, in wohlthätiger Absicht, bestimmt, auszuzahlen. Weimar den 24ten März 96.

17 ⎤ sowohl⎤ G 18 Martizek

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A 13. An Heinrich Vohs Weimar, 24. März 1796. Donnerstag 〈Konzept〉 Was der Schauspieler Herr Becker und die Schauspielerin Mad. Beck gegen die Oberdirection erklärt, wird der Regicheur Herr Vohs aus beyliegender Copie ersehen können und hat derselbe Herrn Beckern zu veranlassen daß er, bey der heutigen Probe der Strelitzen, der Mad. Beck die schuldige Genugthuung gebe. Wie solches geschehen, hat Herr Vohs sogleich anher anzuzeigen. Weimar den 24tn März 1796.

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A 14. An Christian Gottlob Voigt 〈Druck〉

〈Weimar, Ende März? 1796〉

Sie haben ja wohl die Güte eine Bergwercks Besprechung vorzubereiten, und einen neueren Auszug des eingekommenen Geldes machen zu lassen. Ich sehe, bey meinen Theatralischen Abentheuern, in den nächsten drey Wochen keine Ruhe vor mir. Leben Sie recht wohl. G.

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A 15. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 25.? April 1796. Montag〉 Heute geht meine Theatralische Noth ziemlich, für diesmal, zu Ende, Sie haben ja wohl die Güte eine Stunde zu bestimmen in welcher wir uns sprechen konnen. Es wäre vor allem nöthig zu wissen wie unsre Bergwercks Kasse beschaffen ist und ob wir anfangen konnten zu gewältigen. Vielleicht sprächen wir Freytags vor der Gesellschaft mit unsern Freunden und Deputirten. G

3 Becker|n| 4 derselbe ⎡er⎤ 4 Strelitzen|,| 6 zusogleich 12 dies×mal 17 SGesellschaft

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AMTLICHES 16–19

A 16. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 28. April 1796. Donnerstag〉

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Hierbey die Papiere über die Steuer angelegenheit, Sie haben die Güte der Sache den letzten Anstos zu geben. Auch die Bergwercks konzepte Schraters Gutachten will ich mit nach Jena nehmen und es durchgehen. Die Wasserbau Sachen will ich nach meiner Rückkunft sämtlich berichtigen. Beym Schloßbau wäre erst zu bestimen was man aufwenden will. Mir scheint denn doch daß der Arbeit zu viel ist, und daß man, selbst wenn man den Aufwand machen wollte, nicht damit durch käme. Zu 18 – 20 / m rh würde ich aber doch rathen. Sie haben ja wohl die Güte wenn irgend etwas vorfällt mir einige Nachricht nach Jena zu geben.

A 17. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 20. Mai? 1796. Freitag〉

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Mit dem schonsten Lebewohl hir: 1) Die Verord: an den Untersteuerdir. 2.) Das Verzeichniß p wegen Rosla. ich habe durch den Bauverwalter besichtigen und bieten lassen. 3.) Ein Supplicat das einige Zeit bey mir lag. Können Sie es möglich machen, so kommen Sie einen Tag zu uns nach Jena. Auf alle Fälle komme ich bald zuruck G

A 18. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 14. Juni 1796. Dienstag Schon einige Tage bin ich hier und habe noch nicht das Vergnügen gehabt Sie zu sehen. Auch bey mir häufen sich eine Menge Dinge, und man mag noch so haushältisch werden, so übernimmt man mehr als man ausführen kann. Als Vortrab schicke ich hier verschiedene Kleinigkeiten, die ich,

8 man sie|,| selbst 16 bied bieten 24 Vortragb

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der bequemen Ubersicht willen, sogleich in verschiedene Päktchen separirt habe. No. ¯ 1. zu dem Crusischen Aufsatze über die Weiden Ansaat, ein kleines Gutachten von Batsch, das mit jenem völlig übereinkommt und die Nothwendigkeit der unmittelbaren Aussaat des Weidensaamens noch mehr zu bekräftigen scheint. Wäre das nicht eine Frage die in dem unendlich abgeschmackt nutzbaren Reichsanzeiger ventilirt werden sollte, es wäre eben noch Zeit um eine Menge Menschen mit einer solchen Anfrage in Bewegung zu setzen. No. ¯ 2. Ein Brief eines Grafs Hatsfeld. Sie haben ja wohl die Güte mir die Materialien zu einer Antwort zu verschaffen / No¯ . 3. Ein Brief des Herrn Köchy und ein Empfehlungsschreiben dazu, worüber mündlich mehr. No. ¯ 4. Ein Monstrum absurditatis, woran Sie wohl den jüngern Göchhausen erkennen werden. Das schlimmste ist, daß in der Idee etwas wahres liegt. So viel zur Eröfnung unserer fernern Unterhaltung. Da ich durch die sonderbaren und schrecklichen Kriegsbegebenheiten wahrscheinlich für dieses Jahr von dem schönen Lande abgeschnitten bin, so ist eine meiner angenehmsten Aussichten, daß ich Ihnen um so näher bleibe und daß wir so manche gute Stunde nach alter Art und Weise hoffen können. Ich hoffe Sie bald zu sehen. Weimar den 14ten Junius 1796. G.

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A 19. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 1. Juli 1796. Freitag Ich bin sehr erfreut daß wenigstens meine Form Ihren Beyfall hat, da der Inhalt nicht sonderlich tröstlich ist. Es soll mir lieb seyn die Ilmenauer Ankömmlinge heute Abend zu sehen, wenn sie sich auf gut Glück zu mir wagen wollen, denn ich bin nicht sicher ob sie mich zu Hause treffen. Auf alle Fälle würde es gut seyn wenn man die sämmtlichen Herrn auf morgen früh um 10 Uhr einlüde, Sie hätten ja wohl die Güte um 9 Uhr bey mir einzusprechen. Man sähe wie weit man käme und da Bertuch wahrscheinlich Sonntags nach Jena geht, / könnte man mit dem Bergrath und dem Einfahrer verschiedenes durcharbeiten und alsdenn beurtheilen wann es Zeit seyn möchte diese gerechte Loge wieder zu schließen.

6 in∫dem 20 UAnu×ssichten 20 s um 32 weann 32 Zeitt

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AMTLICHES 20–22

Auf beyliegende Anfragen bitte mir ohnschwer Antwort aus, und empfehle mich bestens. Weimar den 1ten Julius. 1796. G Die Summen beylieger Fragen auszufüllen hat bis morgen früh Zeit

A 20. An Johann Friedrich Kranz Weimar, 4. Juli 1796. Montag 5

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Da die Zeit, auf welche von dem Churfürstl-:Sächßil: Stift-Merseburg der hiesigen SchauspielerGesellschaft, während der Badezeit zu Lauchstädt, Schauspiele zu geben, die Erlaubniß ertheilt worden, mit dem jetzt laufenden Jahre zu Ende gehet, und man von Seiten der Ober-Direction wünscht, daß diese Erlaubniß der Gesellschaft anderweit auf 6. Jahre ertheilt werden möchte: So erhält der Herr Concertmeister Kranz, welcher bis jezt noch an der Direction thätigen Antheil hat, andurch den Auftrag, um sothane Erlaubniß abermahls nach zu suchen. Weimar den 4n July 1796. JWvGoethe

A 21. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 6. Juli 1796?〉 15

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Sie erhalten hierbey den Aufsatz zum Vortrage mit dem Anhange der Deliberanden. Bey den einen hab ich das Contra, bey dem andern das pro weggelassen, beydes werden uns die Herren wohl fourniren. Vielleicht können Sie meinen Aufsatz bei der Präparation brauchen. Könnte ich ihn Morgen bey Zeiten mit Ihren Notaminibus wieder erhalten, so würde ich ihn völlig ajustiren. Fiele Ihnen etwas auf was nicht Consilii zu sagen wäre, so bitte es zu bemercken. Leben Sie indessen recht wohl. G

4 zZeit

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A 22. An Edmund Graf von Hatzfeldt 〈Weimar, zwischen 8. und 11. Juli 1796〉 〈Konzept〉 Hochgebohrner Graf, insonders Hochzuverehrender Herr! Es haben Ew Exzell Ihre Wünsche, in Bezug auf die Succession in das Gut Maßbach, welche Sie unserm Gnädigsten Herrn zu erkennen gegeben, auch an mich gelangen zu lassen geruhet, und ich habe, ob schon Hochdieselben das, was in dieser Sache geschehen konnte, unmittelbar von Serenissimo erfahren werden, dennoch nicht ermangeln wollen, in Erwiederung des gegen mich gehegten Vertrauens, gleichfalls anzuzeigen: daß, obgleich die Vorlegung der Lehnsacten bey den Sächsischen Lehnshöfen nie verwilliget wird, sich doch Durchl. der Herzog aus personlicher Consideration bewogen gefunden haben eine öffentliche abfällige Resolution des Lehnhofes, durch einen genauen Extract der Lehnsacten, privatim, zu ersetzen, in Hoffnung, daß Ew Exzell durch diese Information sich von der Unfruchtbarkeit eines zu unternehmenden Rechtshandels überzeugen und daraus die Gründe sich zu beruhigen schöpfen würden. / Ob nun gleich eine solche Nachricht Hochdero Wünschen im Ganzen nicht gemäß seyn kann, so hoffe ich doch, daß Sich Hochdieselben von derjenigen Bereitwilligkeit überzeugen werden, womit ich, wenn es die Natur der Sache möglich gemacht hätte einen angenehmer Dienst zu erzeigen nicht verfehlt haben würde so wie ich bitte diejenig Verehrung als ungeheuchelt anzusehen womit ich mich unterzeichne womit ich mich unterschreibe und nenne Ew. Exzell

3 Hochdieselben ⎡Ew Exzell⎤ G 4 welches G 6 könn|t|e G (Umlautzeichen gestr.) 10 persohnlicher 11 sich bewohgen 11 ⎡haben⎤ G 13 in der Hoffnung G 13 Hoch dieselben ⎡Ew Exzell⎤ G 14–15 würden. ⎡und daraus⎤ |die Gründe 〈…〉 würden.| G 17 konnte ⎡kann⎤ G 17 sSich G 19 A angenehmer G 19 auchnicht 20 die|jenig| G 17–21 Verehrung überzeugen werden ⎤ Bereitwilligkeit 〈…〉 unterzeichne⎤ G (mit Einweisungszeichen erg.) 23 Hochgebl: ⎡Exzell⎤ G

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AMTLICHES 23/24

A 23. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz nach dem 15. Juli 1796. Montag〉

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Dürfte ich um Mittheilung der Krusischen Anmerkungen bitten, die er in den Sessionen aufgezeichnet hat, ich wollte alsdann sogleich das Schema zu den Protokollen machen und solches wäre nach vorhergegangner Besprechung auszuführen wie denn nun auch das fernere, nach und nach besorgt werden kann. G

A 24. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 25. Juli 1796. Montag

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Mit der heutigen Post habe ich allerley zu schicken und zu sagen und ich wünsche daß mein Brief Sie so wohl und vergnügt als geschäftig antreffen möge. Zuerst einige Bergwerkssachen. Die Gewährscheine haben Sie die Güte mir unterzeichnet zurück zu schicken, ich will sie sodann gleichfalls unterschreiben, besiegeln und mit einer Art von Verordnung an Bertuch, Seidel und den Bergrath abgeben. Von Höxter hat sich ein Amtmann K ü h n e zur Nachzahlung gemeldet, an den ich eine Vorantwort durch Kruse ergehen lassen. Sie haben ja wohl Gelegenheit Serenissimo etwas von der Lage der Sache zu eröfnen und auch von der vielleicht nothwendigen Garantie in Supplementum auf die zwey Jahre etwas vorläufig zu erwähnen. Wenn wir recht thätig sind sowohl mit Anspornen der alten Gewerken, als mit Beyziehung neuer, so hoffe ich sollen wir nicht nöthig haben zu zuschießen. Wegen des Theaters muß ich auch einige Worte erwähnen und bitten Serenissimo deßhalb Vortrag / zu thun; in Lauchstädt haben wir wie vor dem Jahr sehr gute Einnahmen und sie würden, wenn das Haus größer wär, noch besser seyn. Von da aus dachten wir sie nach Rudolstadt zu schicken, wo Vogelschießen seyn soll, unter den jetzigen Umständen zaudert man aber dieses Fest gewiß anzusetzen, und wir möchten nicht gerne nach Erfurth, weil wir nicht allein daselbst, wenn man uns auch aufnähme, unsern ganzen Lauchstädter Gewinst, sondern noch mehr zusetzen, und uns also auf den Winter verkürzen würden. Nun bleibt noch Jena übrig, wo man 8 dasß 9 zZuerst 9 Geweährscheine 10 gGüte 12 abgeben|.| vVon G 17 so∩wohl

JULI 1796

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das Theater lange gewünscht hat. Ich weiß Serenissimus sind gegen diese Idee und ich bin eigentlich nicht dafür. Ich will aber doch, theils weil man es von mir verlangt, theils weil mir das Heil der Casse am Herzen liegt, hiermit vorlegen was sich günstiges dafür sagen läßt. / In dem Ballhaus wäre sehr leicht ein anständiges Theater zu errichten. Viele Professoren wünschen es, die ältern weil sie nicht leicht nach Weimar herüber kommen, die jüngern weil sie das Theater gewohnt sind, von den Studenten versteht sichs von selbst. Alles scheint in dem gegenwärtigen Augenblick sowohl innerlich als äußerlich moralisch und policeymässig beruhigt daß man keinen Exceß zu fürchten brauchte, ja es wäre gewissermasen gut, wenn man durch einen solchen Versuch, mit der gehörigen Vorsicht, die Ruhe und Ordnung die auf der Academie herrscht augenscheinlich darlegte. Da jedoch Niemand für den Zufall stehen kann, so hängt es, möcht ich sagen, bloß davon ab wie Serenissimus die Sache ansehen. Die übrigen Höfe haben sich zwar in eine solche bloße Policeysache nicht zu mischen, es wäre aber doch, wenn Serenissimus nicht ganz abgeneigt sind vielleicht gut mit Herrn von Frankenberg darüber zu conferiren. / Noch einen andern Vorschlag hat die immer rege Sorge des Herrn Hofkammerraths für das Wohl der Casse, gethan: man solle nämlich die Erlaubniß zu erhalten suchen in M a g d e b u r g zu spielen, Bellomo hat dort schon einmal gute Einnahme gehabt und man hätte die Gesellschaft, selbst im Falle wenn die Franzosen sich nähern sollten, untergebracht. Es hat zwar schon eine Gesellschaft ein Privilegium die aber, so viel wir wissen, lange nicht daselbst gewesen ist. Die Zeit ist freylich sehr kurz, man könnte aber doch immer noch jemanden mit dem Freytägigen Cammerwagen auf Magdeburg und von da nach Berlin schicken, um in loco theils zu negotiiren theils sich umsehen zu lassen. Die Haupterfordernisse zu dieser Expedition würden freylich Briefe an General Kalkstein, als Comandant, und so dann nach Berlin an die obern Instanzen und die untern Hülfsorgane seyn. Wir nehmen vielleicht einen gescheuten Acteur / zu dieser Mission, der, wenn er in Magdeburg die Unthunlichkeit sähe sogleich wieder zurück kehren müßte. In dem Falle daß dieser Vorschlag gebilligt würde, wollte ich mir bald möglichst die nöthigen Depeschen und auch allenfalls einen Brief von Ihnen selbst an Bekannte in Berlin mit ausbitten. Sie sehen daß die kleine Welt der großen nachäfft und auch bald Stafetten, Emissare und Negotiateurs auszusenden wünscht.

2 eigendtlich 12 Ordnung, (Komma gestr.) 19 hatt 21 zsuchen 21 Bellomno 36 Emis|s|are

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AMTLICHES 25/26

Leben Sie recht wohl. Empfehlen mich Durchl dem Herzog. Wie befindet sich Ihr Herr Sohn in seiner neuen Karriere? Weimar den 25ten Juli. 96. G

A 25. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 30. Juli 1796. Samstag 〈Druck〉 5

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Die Nachricht, welche Ew. Wohlgeb. von dem Fortgange der botanischen Anstalt anher gelangen lassen, ist Fürstl. Commission besonders angenehm gewesen, so wie Ihre Zufriedenheit, welche Sie über die Bemühung des angestellten Wagners bezeigen. Da man auch diesseits zu diesem jungen Menschen ein gutes Zutrauen hat, so wünscht man um so mehr denselben bey seiner Stelle zu erhalten. Der Hofgärtner Dietrich, welcher Ew. Wohlgeb. diesen Brief überreichen wird, hat daher den Auftrag von Fürstl. Commission, bey seinem Aufenthalte in Jena in denen die Gärtnerkunst betreffenden Puncten, die jenem abgehen möchten, so viel es thulich durch Anweisung nachzuhelfen. Wahrscheinlich ist es die Schuld dieses Menschen nicht, daß verschiedene Gewächse ausgegangen oder wenigstens nicht bey Serenissimi Anwesenheit in dem besten Zustande befunden worden sind, wodurch höchst dieselben bewogen wurden einiges Mißtrauen in seine Fähigkeiten zu setzen. Man wünscht jedoch von Seiten Fürstl. Commission nichts mehr als zugleich Serenissimi höchsten Beyfall, das Beste der Sache, Ew. Wohlgeb. Zufriedenheit und die weitere Bildung eines Menschen, der so gute Hoffnungen von sich giebt, zu erzielen. Der ich in der fortdauernden Abwesenheit des Herrn Geheimde Rath Voigts die Ehre habe mich zu unterzeichnen. Weimar den 30. Jul. 1796.

1 mi×ch

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JULI/AUGUST 1796

A 26. An Carl August Böttiger Weimar, 12. August 1796. Freitag Ew: Wohlgebl: ist bekannt, wie sehr wir Herrn Ifflanden hier zu sehen, und, als wir ihn gesehen hatten, zu besitzen wünschten, er schien dem weimarischen Verhältniße nicht abgeneigt und daher entstand jene Unterhandlung die Ihnen bekannt ist. Herrn Ifflands Zusage war bedingt, wenn er sich nämlich von Manheim lossagen könnte. Schwierigkeiten, bey so alten und mannigfaltigen Verbindungen, ließen sich voraussehen, diejenigen, die er, in dem Briefe an Sie, gegenwärtig anführt, sind von der Art, daß man unbillig seyn würde, wenn man auf eine Entscheidung der Sache in diesem Augenblick dringen wollte. Sie mag also noch eine Zeit lang ruhen, nur müssen wir freylich von unserer Seite wünschen: daß Herrn Ifflands Entschluß sich nicht allzu lang verzögern möchte, indem, sobald wir die Unmöglichkeit sähen ihn zu besitzen, wir, bey unserm Theater, gewisse Masregeln ergreifen und manche Einrichtungen treffen würden, welche wir bisher, in Hoffnung seiner baldigen Mitwirkung aufgeschoben haben. Weimar, den 12ten August 1796.

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Goethe. / Beykommendes Blatt haben Sie wohl die Güte Ihrem Brief an Iffland beyzulegen, ich wüßte in gegenwärtigem Augenblick nichts weiter über dieses Verhaltniß zu sagen jedoch wünschte ich daß Sie gegen niemanden weiter von dieser Sache etwas erwähnten über die ich bald weiter mit Ihnen zu sprechen hoffe. Weimar den 12ten August. 1796. Goethe

11 aAugenblick 20 Ihrenm

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AMTLICHES 27–30

A 27. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 14. August 1796. Sonntag

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Beykommende Acten, die ich mit eben so viel Aufmerksamkeit als Zufriedenheit gelesen habe, sende mit vielem Dank zurück, und mit der Bitte mir solche, wenn sie einmal müßig liegen sollten, abermals anzuvertrauen, weil ich, besonders gewisse D i a r i a unmöglich sogleich von Wort zu Wort habe einnehmen können. Zugleich schicke ich einen sehr eiligen Aufsatz, dessen Inhalt ich zu beherzigen und Seren: gelegentlich vorzulegen bitte. Da einmal das Eisen heiß ist, warum soll man es nicht auch an seinen kleinen Enden schmieden? Weimar den 14ten Aug. 96.

A 28. An Johann Jacob Griesbach Jena, 24. August 1796. Mittwoch 〈Konzept〉

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Ew. Hochwürdl ist nicht unbekannt, daß öfters, sowohl von hiesige academischen Lehrern, als andern angesehenen Einwohner gewünscht worden: daß die weimarische Schauspielergesellschafft, von Zeit zu Zeit, hier einige Vorstellungen geben könnte; man ist daher auf den Gedanken gekommen: ob selbige nach ihrem Abgange von Rudolstadt, wo sie sich gegenwärtig befindet, nicht etwa, den September hin durch, alhier spielen, und dadurch die Einleitung machen könnte sich auch des Winters manchmal hier sehen zu lassen? Ob nun gleich gegenwärtig die neue Einrichtung des Locals, in einer so kurzen Zeit, große Hindernisse für diesmal in den Weg legen möchte, so hat man doch nicht verfehlen wollen eine Idee, welche Serenissimus selbst nicht ungünstig aufgenommen, einmal zur Sprache zu bringen, um zu vernehmen: ob etwa der Ausführung desselben einiges / Bedenken von Seiten der Academie entgegen gestellt, oder ein und andere Cautel, worauf in diesem Falle zu reflectiren, mitgetheilt werden wollte. Ich nehme mir daher die Freyheit Ew Hochwürdl, durch gegenwärtiges, um die Gefälligkeit zu ersuchen, die Sache bey dem academischen Senat zum Vortrag zu bringen und mir von den Resultaten der darüber geflogenen Berathungen, baldigst, inige Nachricht zu ertheilen; damit ich bald möglichst die nöthigen Anstalten treffen, und auch dadurch meine Bereitwilligkeit dem hießigen Pu9 WHochwürdl 15 etwa⎣, ⎦ 15 ⎡hin⎤ 20 wollen, (Komma gestr.) 20 Serenissim|us| 22 aAusführung 29 treffe|n|

AUGUST 1796

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bliko nützlich und gefällig zu seyn an den Tag legen könne. Der ich die Ehre habe, mich mit besonderer Hochachtung zu unterzeichnen. Jena dl. 24 Aug 96.

A 29. An Johann Jacob Graff Weimar, 26. August 1796. Freitag 〈Konzept〉 Sie irren nicht, wenn Sie glauben daß ich mich für Sie und Ihr Schicksal interessire. Von der ersten Zeit an habe ich Ihre Anlagen geschätzt, und habe Ursache gehabt mit Ihren Bemühungen, sich nach und nach den Beyfall unsers Publici zu erwerben, recht wohl zufrieden zu seyn; ich sehe daher den Ruf den Sie erhalten haben als eine Gelegenheit an diese Gesinnungen auch thätig an den Tag zu legen, und biete Ihnen hiermit, von Michaelis, einen dreyjährigen Contract an, mit 7 rh. Wöchentlicher Gage; in der Ueberzeugung daß Sie unablässig fortfahren werden Ihr Talent immer mehr und mannigfaltiger auszubilden, wobey ich Ihnen die Abwägung der Vortheile und Nachtheile auf beyden Seiten, bey einem zu fassenden Entschlusse, wie billig, überlasse. Weimar. den 26. August 1796.

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A 30 An Franz Kirms Jena, 28. August 1796. Sonntag Die Theatersache ist gestern im Senat vorgekommen, man hat sich, wie ich höre, sehr artig dabey benommen; indessen sind doch so mancherley W ü n s c h e dabey geäußert worden, welche mehr zur Hinderniß als zur Erleichterung gereichen möchten. Ich sende die schrifftliche Erklärung sobald ich sie erhalte. Ich glaube noch immer daß wir für dießmal davon abstrahiren müssen; da wir aber einmal so weit gegangen sind, so hielt ich dafür man setzte gewisse Puncte auf, über welche der Besitzer des Ballhauses zu befragen und zu hören seyn möchte, wenn es auch nur zur Demonstration unserer Thätigkeit dienen sollte, und uns Anlaß gäbe die Unmöglichkeit der Ausführung für den Augenblick zu zeigen. Die nothwendigen Veränderungen, die man mit dem Hause vornehmen muß und das Verhältniß vom Erbpacht geben ja wohl den Anlaß an die Hand. Denn wir müssen 1 könne,. dDer (Komma zu Punkt korr.) 3 ⎤ Jena 〈…〉 96.⎤ G 9 erbiete 10 mit ⎡in⎤ 19 erhalte|.| iIch 26 Erbbpacht

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AMTLICHES 31–33

doch wohl etwa in 14 Tagen dem Prorector etwas von der Unthulichkeit der Sache für den Moment eröffnen. Ich wünsche recht wohl zu leben. Jena den 28ten August. 1796. G.

A 31. An Johann Georg Paul Goetze Jena, 31. August 1796. Mittwoch 5

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Ich finde vor nöthig daß die Verwirrung, die die Leutra an unsern Bauen angerichtet, sogleich, wenigstens auf einige Weise wieder hergestellt werde; lege deßhalb Morgen wenigstens vier Leute an, sie mögen herkommen woher sie wollen, und laß vor allen Dingen die ausgerissenen Pfähle zusammenlegen, damit sie nicht weggeschleppt werden, sodann laß die Leute größere Pfähle schneiden und zuspitzen, so wie sie bey der noch stehenden Buhne gebraucht worden. Sodann komm bey zeiten zu mir damit ich dir meine Absichten weiters eröfnen kann. Jena den 31ten August. 1796. G.

A 32. An Henriette Beck Jena, 4. September 1796. Sonntag 〈Konzept〉

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Ich darf Ihnen kaum sagen, wertheste Madam Beck, daß Ihr Brief mir ganz unerwartet gekommen ist. Bey einem Theater wie das weimarische, wo so wenig willkührliches und veränderliches vorgeht, wo man durch längere Contracte zeigt daß man ein Talent zu schätzen weiß, und, durch gute und regelmäßige Bezahlung, den Schauspieler in den Fall setzt seine Einrichtung zu machen, kann man die Grundsätze nicht ändern, nach denen man sich von der Art und Weise zusammengelaufner und unsichrer Gesellschafften entfernen muß. Sie werden daher nicht erwarten daß ich Sie von denen, nicht gegen mich allein, sondern gegen den Hof und das Publicum eingegangenen Verbindlichkeiten, loßzähle, Sie werden von dem Gedanken völlig abstrahiren vor dem Ende Ihres Contractes unsere Bühne zu verlassen, und nur Ihre Bemühungen erneuern durch die Sie bisher so vielen Beyfall erworben haben. Ich wünsche recht wohl zu leben. Jena den 4ten Sept. 1796. 20 wWeise 22 Pdas

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AUGUST/SEPTEMBER 1796

A 33. An Franz Kirms Jena, 6. September 1796. Dienstag Den Ifflandischen Brief, mit meiner Antwort an Mad. Beck schicke ich zurück. Es erscheint aus jenem daß er meine Erklärung, die ich Böttigern zustellte, noch nicht erhalten hat, was mag das vorstellen? was aus der ganzen Sache werden soll sehe ich nicht ein! Ich mag, da doch eigentlich, wenn ich früh oder spät weggehe, die ganze Sache auf Ihnen ruht, nichts rathen und vorschlagen als was Ihren Wünschen gemäß ist. Was wäre denn aber zu riskiren, wenn man Ifflanden statt eines Engagements, wie wir gethan, Direction und Contract wie ihn Bellomo gehabt hat offerirte, / und ihm, außer der Bedingung daß er unsere dreyjährige Contracte aushalten müßte, Erlaubniß gäbe zu engagiren wen er wollte. Somit wäre die Sache abgethan und er möchte sehen wie er zu rechte käme, er müßte sich anstrengen dem Publiko gefällig zu seyn und es würde ihm gelingen, das war mein erster Vorschlag und es ist immer noch mein Wunsch, ob ich ihn gleich gegen Niemand als gegen Sie äußern werde. Wir haben für alle unsere Bemühungen weder von oben noch von unten eine Spur von Dank zu erwarten, und im Grunde / sehe ich es täglich mehr ein, daß das Verhältniß, besonders für mich, ganz unanständig ist. Ich will erwarten ob der Ballhauswirth zu mir kommt und alsdann seine Erklärungen registriren lassen, wahrscheinlich wird er sich so bedingen und verclausuliren, daß wir nichts damit machen können. Die Rudolstädter Nachrichten erwarte ich und was Ew. Wohlgebl: etwa sonst wegen des weitern Aufenthalts der Schauspieler räthlich finden. Das Stück von Bretzner ist, nach meiner Vorstellungsart, so entsetzlich schlecht, daß ich nichts weiter darüber zu sagen weiß; will / man es aber einlernen und spielen lassen, so habe ich nichts dagegen ich wünsche, daß es die erste Vorstellung überleben möge. Möchten Sie sich bey Ihren vielen Geschäften doch immer recht wohl und vergnügt befinden. Jena den 6ten Sept. 1796. G

7 demnn 10 eErlaubnis 11 A abgethan (nach A unklar korr.) 12 gefällichg 14 nNiemand 22 sondst

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AMTLICHES 34–36

A 34. An Franz Kirms Jena, 8. September 1796. Donnerstag

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Der Ballhauswirth und Besitzer hat sich heute früh bey mir eingestellt, und hat wegen des, in dem leeren Raume seines Gebäudes, aufzurichtenden Theaters, nachfolgendes vorgetragen: 1.) Er wolle zugeben, daß man in seinem Hause ein Theater errichte; 2.) daß aber, wenn das Haus zu diesem Entzwecke nicht mehr gebraucht würde die verwendeten Materialien ihm verbleiben sollten; 3.) daß er allein bey Vorstellungen Getränke und Eßwaren zu verkaufen habe; 4.) daß er jährlich 80 Thaler Miethe erhalte. Ich habe ihm auf diese absurden Forderungen gar nichts geantwortet sondern ihn simpliciter entlassen. Die Sache überhaupt ist noch viel zu unreif als daß man nur irgend darinne einen weitern Schritt thun könnte. Ich werde mir die Acten über die Vererbung dieses Hauses von Fürstl Kammer ausbitten; schicken Sie mir sobald als möglich Riß und Anschlag unseres Baumeisters, ich will alsdann einen Plan zu weiterer Ueberlegung entwerfen. Jena den 8 ten Sept. 1796. G

A 35. An Christian Gottlob Voigt Jena, 9. September 1796. Freitag

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Mit Dank kommen die mitgetheilten Politika zurück, was kann noch aus allen diesen werden? ich fürchte nur die schlimmsten Nachrichten von Frankfurth zu hören. Das Schützische Ansuchen, zu Gunsten des Professor Eichstädts scheint mir nicht genug m o t i v i r t. Anwartschafften der Art möchten nur in Nothfällen zu billigen seyn. In einem solchen befinden sich gegenwärtig weder die Nutritoren noch die Expedition der Litteraturzeitung, die Lücke welche daselbst durch Schreyvogels Abgang entsteht, ist von der Art daß sie durch mindere Subjecte ausgefüllt werden kann, und Schütz ist, bezüglich auf die Academie, in seinem Fache noch immer thätig genug; sollten wir ihn, was ich nicht wünsche, bald verliehren, so steht die Sache auf den einfachen Dilemma: will man einen entschieden berühmten Mann, mit größeren Kosten, herbeyziehn, oder nicht? im letzten Falle finden wir immer, 10 absurtden 11 son×dern 29 endtschieden 29 mMann 30 nicht|?|

SEPTEMBER 1796

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in der zweyten Generation, bey der jetzigen Lage der Litteratur, an Schützens Platz, und mit seiner Besoldung, gewiß noch ein gutes Subject. Das sind meine Gründe gegen die Anwartschafft. Wollte man / aber zu Gunsten eines so ansehnlichen Institutes wie die Litteraturzeitung, einem so geschickten Manne wie Eichstädt die extraordinäre Professur geben und sich, aus diesen Rücksichten, über die bekannten Einwendungen der Fakultäten hinaussetzen; so wüßte ich nicht eben etwas dabey zu erinnern. Unsere Speculationen, ein Theater hier zu errichten, gehen noch immer sachte fort, ob wir gleich für den Augenblick eine solche Einrichtung zu machen nicht moglich finden. Sie hätten ja wohl die Güte mir die Kammeracten, die Vererbung des Ballhauses betreffend zu überschicken. Da wir unsere Anstalt mit einem so schwankenden Gebäude consolidiren müssen, so ist denn doch eben sowohl auf einige civile wie auf einige architectonische Solidität zu sehen. Sollte ich Dienstags mich bey der Bergwerkssession nicht einfinden können, so übersende die Papiere und mein geringes Votum noch zur rechten Zeit. Die völlige Abgesondertheit in der ich hier lebe, setzt mich in sehr gute Stimmungen und macht mir die Ausführung von gewissen Arbeiten möglich, die mir sonst sehr / entfernt, ja unmöglich schienen, und da übrigens die Welt völlig ohne mich ihren wilden und ruhigen Gang geht und gehen kann, so erfreue ich mich um desto mehr meines abgeschiedenen Zustandes. Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein freundschafftliches Andenken. Jena den 9ten Sept. 96. G

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A 36. An Christian Gottlob Voigt Jena, 11. September 1796. Sonntag Indem ich die Bergwerkspapiere zurückschicke, lege ich einige Bemerkungen bey, wie sie mir über die Sachen in den Sinn kommen. Sie werden das weitere am besten bedenken und einleiten. Daß der Bergrath das Pochen erlaubt hat, ist schon wieder gegen alle Zucht und Ordnung, ich wünschte Sie sagten ihm privatim etwas darüber. Was sollen alle unsere Sessionen und Consultationen, wenn man oben in Ilmenau immer in dem Schlendrian der Insubordination und des unzeitigen Geldausgebens verharren will, und was spielen wir vor wie nach vor eine Figur gegen die Deputirten? Ich hielte deswegen dafür man untersagte die Pocharbeit sogleich, die wahrscheinlich jetzt nur angefangen worden, 5 gegben 30 wWas 33 untersachgte

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weil man einige Leute ernähren will; Nach dem Dienstage bitte ich die Acten arangiren und die neusten Fascikel mir zuschicken zu lassen. Für die mir gegebenen politischen Nachrichten danke aufs beste. Hören Sie etwas von Frankfurth / so lassen Sie mir es doch gleich wissen, ich bin wegen meiner Mutter sehr besorgt und weiß nicht ob ich sie nicht, wenn dieser Sturm vorbey ist, gleichsam nöthigen sollte zu mir nach Weimar zu kommen, denn, wie die Sachen jetzt stehn, können jene unglücklichen Gegenden noch mehrmals aus einer Hand in die andere fallen. Für die Ballhausacten danke ich, ich werde, wenn ich über diese Angelegenheit noch ein wenig gedacht und meinen Plan ins Reine gebracht habe, Ihnen denselben communiciren. Bauen wir ein Theater in das Haus, so wird das Grundstück sehr verbessert, und Fürstl Kammer würde Ursache haben uns dergestalt zu begünstigen, daß unser Recht, in diesem Hause zu spielen, bey allen Veränderungen unverruckt bliebe, voraus gesetzt daß der jetzige Besitzer darein consentirt. Ich würde also den Contract, den wir allenfalls mit ihm schließen an Fürstl Kammer, als Dominum directum, zur Confirmation bringen. Doch hiervon mehr, wenn die Sache reifer ist. / Sagen Sie mir doch ein Wort, wie weit es mit der Negotiation gekommen ist, die neulich in meiner Gegenwart eingeleitet wurde? Dem Erbprinzen von Gotha und Herrn von Ziegesar habe neulich einen Augenblick hier aufgewartet, letzterer fand Ihre Eisenacher Thätigkeit über alle Begriffe, auch hatte ihm die Summe der Staffettengelder einige Ehrfurcht eingeflößt. Leben Sie recht wohl, erhalten Sie mir Ihre Freundschafft und erfreuen mich manchmal mit einigen Zeilen von Ihrer Hand. Jena den 11ten Sept. 1796. G

A 37. An Franz Kirms Jena, 13. September 1796. Dienstag

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Beyliegend folgen die Rudolstädter Papiere, gleichfalls die Austheilung der W i l d e n bey welcher ich mich, weil ich mich des Stücks nicht erinnere zwischen Weyrauch und Gatto nichts zu entscheiden weiß es ist mir alles recht was Sie und der Concertmeister darüber bestimmen. Ehe ich nicht weiß wen der Concertmeister zu den Rollen der Hexen von den Schauspielern auslißt kann ich das übrige Stück nicht vertheilen ich wünsche daher vor allen Dingen hierüber Nachricht. 8 ×fallen 15 iIch 24 iIhre

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Aus unserem hießigen Theaterbaue wird bey den großen Ansprüchen und bey der wenigen ernsthaften Theilnehmung des hießigen Publikums wohl nichts werden. Ich schlug eine Subscription vor, wodurch man gegen eine gewisse Anzahlung das Recht auf gewisse bestimmte Plätze erwerben sollte ohne jedoch von dem Entregelde befreyt zu seyn allein man glaubte nicht über zwölf Personen zu einer solchen Subscription zusammen zu bringen. Haben Sie die Güte mir in diesen Tagen den Baumeister herüber zu schicken daß ich mich mit ihm / wegen dieser und anderer Angelegenheiten besprechen könne. Ich schicke das Buch von Macbeth zurück, Herr Vulpius muß es auf alle Fälle noch erst durchsehen und mir Vorschläge thun, wie einige Personen zusammen zu ziehen wären, doch die Veränderungen selbst noch nicht machen ich kann gegenwärtiges Stück weder durchlesen noch durchdenken ich habe zwar nichts dagegen daß es gespielt werde allein es wird Ihnen so viel und mehr Mühe als eine neue Oper machen. Leben Sie indessen recht wohl ich hoffe bald nach Weimar zurück zu kehren. Jena den 13tn Sept. 1796.

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G Der gegenwärtige Besitzer des Ballhauses hat 900 rh. wie solches die Cammeracten ausweisen, dafür bezahlt.

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A 38. An Christian Gottlob Voigt Jena, 15. September 1796. Donnerstag Für die überschriebenen politischen Nachrichten danke recht sehr. Es ist keine Frage daß Preußen nur so geneigt war im gegenwärtigen Fälle förderlich und dienstlich zu seyn weil man Chursachsen von dem Kaiser zu trennen hoffte. Sie haben wohl recht, daß man der kleineren und ihrer Dienstleistungen bald vergißt. Es bleibt uns jetzt nur die Hoffnung, und die Zufriedenheit den Augenblick leidlich überstanden zu haben. Hierbey ein Gedanke über den Ilmenauer Antrag. Ich bin vielleicht zu sorglich, aber dieses Geschäfft hat uns schon so viel Unannehmlichkeiten gemacht, daß es uns zu verzeihen ist, wenn wir nicht einen Schritt mehr trauen. Nach meinem Vorschlag würde doch wenigstens die Sache bis zur nächsten Zusammenkunft dergestalt präparirt und im Klaren seyn, daß sich 29 Ggemacht 31 Ssich

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darüber etwas sprechen ließe und die Sache schiene zu einer Beystimmung reif. Ich sehe zwar recht gut, daß diese / löblichen Zusammenkünfte uns die Sorge für die Mittel, und die Entscheidung in wichtigen Fällen immer auf den Halse lassen werden; da wir aber einmal diese Herrn Conscios und Complices herbeygezogen haben, so ist es doch gut und nöthig daß man nichts ohne ihre Mitwirkung thue. Auch liegen ein paar Worte wegen der Schloßbausache bey, ingleichen die Acten wegen des Ballhauses. Der fromme oder unfromme Wunsch, ein Theater hier zu sehen wird wohl schwerlich realisirt werden. Die Mineralien von Leipzig werden hoffentlich in diesen Tagen ankommen, ich gebe davon sogleich Nachricht. Ich hatte Lodern schon allerley Schwierigkeiten wegen seines Gesuchs opponirt, und er wird ja auch sich die produciblen Gründe Ihrer Antwort gefallen lassen. Leben Sie recht wohl und erhalten sich für das Ganze und für das Einzelne. Jena den 15ten Sept. 1796. G

A 39. An Christian Gottlob Voigt Jena, 15. September 1796. Donnerstag 〈Konzept〉

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Der Ilmenauische Antrag: Gewicht Kasten an die sämmtlichen Maschinen anzubringen, macht mir nicht wenig Sorge, es möchte durch diese Arbeit, bey unserer geringen Casse, ein neuer unerschwinglicher Aufwand entstehen. Wir kennen leiter durch die traurige Erfahrung die Art, wie man oben zu Werke geht, ihre Berathungen sind meist übereilt, ihre Anschläge unzuverlässig, und der Kostenaufwand ist nicht zu übersehen. Ich wollte daher rathen: man wendete noch einen Expressen dran und verlangte durch denselben 1.) Das anbefohlene Deliberationsprotocoll. 2.) Den vorläufigen Anschlag. 3.) Eine Zeichnung, woraus man sich einen deutlichen Begriff der vorhabenden Arbeit machen könne Dabey aber beschränkte man die ihnen in der Verordnung vom 14ten Sept. gegebene Erlaubniß diesen Bau anzufangen, ausdrücklich, blos auf

3 fFällen 3 uns aimmer 11 nNachricht 13 diese 20 köennen G? 21 damit ⎡oben⎤ 21 Iihre 23 ⎡daher⎤ G 25 Deliberationsprodtocoll 27–28 ⎤ 3.) 〈…〉 könne⎤

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E i n e Maschine, und verordnete daß sie nicht eher an den übrigen fortführen, als bis sie den Kostenbetrag der ersten eingemeldet haben. / Dadurch kämen wir mehr ins klare und da die Arbeit bey jeder Maschine besonders vorgenommen werden muß, so kann man gar wohl inne halten und warten, wozu wir uns weiter entschließen. Ueberhaupt seh ich nicht ein, wie eine solche Vorrichtung, da die Maschinen so lange ohne dieselbe gegangen, jetzt auf einmal so ganz unumgänglich nöthig werden soll. Sollte uns die Arbeit zu hoch kommen, und doch nicht zu vermeiden seyn, so wäre mein Rath daß man sie in verschiedene Quartale vertheilte. Das Geld kommt nur nach und nach ein, warum sollten wir uns nicht auch mit der Arbeit, die einigermasen aufgeschoben werden kann, darnach richten? Jena den 15ten Sept. 1796.

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A 40. An Christian Gottlob Voigt Jena, 17. September 1796. Samstag Durch eine Gelegenheit, die so eben fortgeht nur ein paar Worte: Geh: K. R. Griesbach hat mich vor einigen Tagen ersucht die Convictoriensache in Anregung zu bringen nämlich die Zulage die der Oekonomus verlangt hat betl: Er sagte die Weimarische Resolution sey noch zurück, und die Academie könne, da der Oekonomus zur rechten Zeit aufgekündigt habe, ihn nicht länger als Michael festhalten und sey, wegen des ihm allenfalls Zuzugestehenden, in Verlegenheit. Wenn ich nicht irre, so haben Sie mir schon einmal günstig von dem Manne und der Sache gesprochen. Verzeihen Sie mir diese abermalige Solicitation und gedenken meins Jena den 17ten Sept. 1796, G

6 bey den ⎡da die⎤ 11 nunr 12 adarnach 15 Confvictoriensache 18 Accademie 20 zZuzugestehenden 20 sSie 21 vgünstig 21–22 gesprochen|.| vVerzeihen

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AMTLICHES 41–44

A 41. An Christian Gottlob Voigt Jena, 20. September 1796. Dienstag 〈Druck〉

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Durch die übersendeten Acten Berichte und Zeichnung wird die Sache um vieles deutlicher und da man oben, nach der gegebenen Erlaubniß, nur erst die Gegengewichte bey Einer Maschine ausführen darf, so machen wir dabey die Erfahrung wegen des Aufwands und gewinnen etwas Zeit. Sie haben ja wohl die Güte Venten sogleich die Frage vorzulegen, damit er vorbereitet sey wenn die ausführlichere Zeichnung von Schreibern ankommt, wenn er vielleicht auch nicht gegenwärtig die Sache vollkommen beurtheilen könnte. Fahren Sie mit Ihrer gütigen Sorgsamkeit fort, denn wenn wir der Sache im einzelnen folgen, so erspart es uns die Anstrengung, die wir anwenden mußten wenn sie uns öfters als Masse auf den Hals fiel. Daß mich die unmittelbare Einwirkung in das Steuergeschäft nicht erfreut hat, können Sie leicht denken und ich bitte Sie inständigst, thun Sie alles mögliche daß dieses Geschäft in der jetzigen Crise nicht mißleitet werde, weil sonst uns eine unendliche neue Gefahr und Arbeit bevorsteht. Übrigens nur einen allgemeinen Dank und eine Versicherung meines aufrichtigen Antheils an allem was Sie interessiren kann. Empfehlen Sie mich den Ihrigen bestens und wenn es möglich ist so besuchen Sie uns einmal. Jena den 20. Sept. 1796. G.

A 42. An Johann Conrad Wagner Weimar, 10. Oktober 1796. Montag

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Indem ich Sie werther Her Cämmerier um die Auszahlung des Michaelquartals des kleinen Künstler Stipendii, auf beyliegende Quittung, ersuche; so füge ich zugleich eine Kleinstäuberische Rechnung mit bey. Die darauf verzeichneten Sachen habe ich, auf Befehl Serenissimi, nach der Ostermesse bestellt und erst jetzt erhalten. Weimar den 10ten Octobr 1796. Goethe

19 undm 19–20 Michalelquartals 21 bey|.| dDie

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SEPTEMBER/OKTOBER 1796

A 43. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 17. Oktober 1796. Montag 〈Konzept〉 Ich bin völlig Ihrer Meynung, nach den vorliegenden Umständen, daß man dem Gastwirth Heiße zu Stützerbach den Fischereypacht ließe, ja ihm sogar das Pachtgeld gegen gute Aufsicht gutthäte. Indessen könnte man allenfalls den Herzogischen Bericht noch einmal hinauf communiciren und hören was sie sonst noch allenfalls vorbringen, da die Sache ohnedem keine Eile hat. ––––––––– Sollte man wegen des Weidenverkaufs und Pachtes nicht mit fürstl Kammer dergestalt recommuniciren: Man glaube Serenissimi gnädigsten Befehl dahin interpretiren zu dürfen, daß die Verpachtungen oder der Verkauf der Korbmacher weiden nicht zum Schaden der Wasserbaue geschehen sollten; man ersuche daher fürstl Kammer die Rentbeamten dahin anzuweisen / daß sie bey dergleichen Vorkommenheiten an der Ilm dem Lieutenant Vent, und an der Saale dem Conducteur Goetze Nachricht zu geben hätten, welche beyderseits von fürstl. W. B Commission angewiesen werden sollten das Vortheilhafte des Uferbaues bey ihrer Entscheidung vor Augen zu haben, übrigens könne alles in der bisherigen Ordnung verbleiben und die Pachtungen sowohl von den Rentbeamten besorgt als die Pachtgeld〈er〉 zu den Rentämtern genommen werden. Weimar den 17ten Octobr 1796. G

A 44. An Franz Kirms 〈Weimar, 22. Oktober 1796. Samstag〉 Ich bin wohl zufrieden daß Sie ihm diesen Brief schreiben G

2 Gastwirdth 11 vVerpachtungen 13–14 bey dergleichen die Rentbeamten anweisen mögen bey dergleichen Vorkommenheiten 15 nNachricht 15 ⎡hätten⎤ 17 dabey ⎡bey ihrer Entscheidung⎤ G 19 Pachtungeld〈er〉

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AMTLICHES 45/46

A 45. An Justus Christian Loder Weimar, 22. Oktober 1796. Samstag 〈Konzept〉 Ew Wohlgebl. erhalten hierbey 1.) In Laubthalern zu 1 rh. 14 gl

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a.) Zwey Quartale Michael und Weihnachten b.) Außerordentl: Zuschuß

150. 50. ____ 200

Worüber ich mir die Quittungen erbitte und die Interimsquittungen, welche ich bey fürstl Cammer einstweilen eingelegt dagegen wieder einzulösen. Sie werden die Güte haben nunmehr sowohl die Leipziger Mineralien von diesem Gelde zu bezahlen, als auch Professor Lenzen, mit dem Sie wohl schon eine Uebereinkunft getroffen haben, wenigstens zum Theil befriedigen. Sodann erhalten Sie 2.) In Laubthlr zu 1 rh. 13 gl –– 42 rh 3 gl. Wogegen ich mir die auf beykommendem Blatte verzeichneten Mineralien auf das beste gepackt nächstens zu überschicken bitte. Ich wünsche recht wohl zu leben und freue mich über den Zuwachs den unser Cabinet hierdurch auf Einmal erhält. Weimar den 22ten Octobr 1796.

A 46. An Christian Gottlob Voigt Ilmenau, 31. Oktober und 1. November 1796. Montag und Dienstag Das schöne Wetter, das mich heraufbegleitet hat, ist zwar gleich in ein trübes verwandelt doch ist es noch trocken und angenehm frisch.

3 14 gl 12060 rh. / und zwar 5 1050 8 200 100. / Sodann / 2.) In Laubthalern zu 1 rh. 13 gl / 42 rh. 3. gl 9 Quittung|en| 18 Blatt|e|

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OKTOBER/NOVEMBER 1796

Der Bergrath wird referiren, wie die Sache steht, das beste ist daß wir den treuen Friedrich so leicht wieder fahrbar machen und daß wir mit den Tonnen des Treibewerks die Wasser nicht allein halten sondern auch dergestalt gewältigen, daß die Schachtwasser aus dem Stollen wieder heraus müssen und daß sie weder gegen das nasse Ort steigen, noch sich auch in so großer Masse hinter dem Bruch versammeln können, dadurch die Aufsäuberung des Bruches weniger gefährlich ist. Von allem übrigen nächstens, wenn ich es mehr übersehe. / S c h r a t e r ist heute Nacht gestorben, und es stirbt uns doch da auch etwas zu. Seine Witwe bleibt freylich mit vielen Kindern zurück, an der wohl auch einige Barmherzigkeit zu thun ist; doch wird man sie wohl mit einer kleinen Abfindung loß, weil sie wohl wieder nach Hessen zurück geht. Da die berühmte Ta b e l l e sich hier oben befindet, so will ich mich mit Ausfüllung einiger Rubriken beschäftigen. Leben Sie recht wohl und schreiben mir bald etwas, wenn sich Gelegenheit findet. Dieses bringt der Kammerbote mit. Ilmenau den 31 Octobr 1796.

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G/ Dienstag den 1ten Nov: Vorstehendes ist liegen geblieben und ich füge nur noch einiges heute dazu da der Bergrath seine Relation durch Bergleute schon wird erstattet haben. Es ist nun abzuwarten bis der treue Friedrich in Stand ist, ich hoffe sie sollen vor Ende der Woche damit und mit den Rettungsthüren fertig seyn und vielleicht einen Anfang zum Aufräumen des Bruches machen. Leider sind ein Paar Tonnen beym Wassergewältigen in den Schacht hinein gegangen, doch ist keine Sorge daß man die Wasser nicht wenigstens auf dem Stollen halten könne Ich will geruhig abwarten bis alles im Gang ist und alsdann zurück kehren. Das Regenwetter macht den hiesigen Aufenthalt sehr traurig und ich habe / ohngeachtet der Einsamkeit noch nicht zur Stimmung gelangen können etwas zu arbeiten; inzwischen giebt des Bergraths Mineralienkabinet eine recht angenehme und lehrreiche Unterhaltung. Leben Sie recht wohl ich hoffe Sie bald wieder zu sehen und bitte um einige Nachricht wie es in der politischen und weimarischen Welt aussieht.

4 uns die 4 nicht inaus 4 denm 4 Stollen eintreten wieder 33 uUnterhaltung

11 losß

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AMTLICHES 47–48

Beyliegendes bitte in mein Haus zu schicken man wird etwas dagegen einschicken das ich mit der Ueberbringerin dieses anher zu schicken bitte. Ich wünsche nochmals recht wohl zu leben. G

A 47. An Christian Gottlob Voigt Ilmenau, 3. November 1796. Donnerstag 5

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Beyliegendes habe ich ostensibel geschrieben, damit es nebst meinem schematischen Protocolle vorgelegt werden könne. Führen Sie immer unsere Herrn Deputirten in die Sache hinein, denn sie sieht sehr weitschichtig und zweifelhaft aus. Die Muthmasung wegen des zweyten Bruchs ist das allerschlimmste. Das was nunmehr zu thun seyn möchte will ich auf alle Weise discutiren und einschicken, und nicht eher abgehen, als bis alles nach unserer besten Ueberzeugung gegangen ist. Der gute Türk ist unvermuthet gestorben sein Tod hat Herrn von Fritsch veranlaßt mir Quartier anzubieten, welches ich mit Dank angenommen habe, da ich im Gasthofe äußerst unruhig und unbequem war. Bey dem äußerst üblen Wetter giebt mir die Mineraliensammlung des Bergraths, die er zum größten Theil wieder in gute Ordnung gebracht hat, eine angenehme Unterhaltung. Wollten Sie die Güte haben die indeß eingeschickten Relationen des Bergraths, so wie auch mein Protokoll und Brief auch Ihre etwaigen Desiderata zu den Acten hinzuzufügen und mir zurück zu schicken! Ich wünsche recht wohl zu leben. Ilmenau den 3ten Nov: 1796. G 〈Beilage 1〉

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Erst nach und nach fange ich an mich zu überzeugen daß meine Gegenwart hier von einigem Nutzen seyn wird. Hierbey schicke ich eine kurze Punctation und zugleich das Fascikel Acten. Einige neuere Berichte haben Sie drinne und Sie werden dadurch in den Stand gesetzt seyn zu übersehen was begegnet ist und was man gethan hat. Zwey Hauptpuncte müssen erst ganz ins Reine, denn sie machen das Fundament unserer Hoffnung.

6 Prod ⎡t⎤ ocolle 11 ueinschicken 17 Ortdnung 21 Desitderata

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NOVEMBER 1796

1.) Die Zugänglichkeit durch den treuen Friedrich zum Bruche von unten, und 2.) die Verminderung der Wasser durch den Johannes von oben. Dieses beydes war bisher unser Augenmerk und in einigen Tagen soll, hoffe ich, alles im völligen Gange seyn. Sie haben ja wohl die Güte die Acten und mein Blatt theils selbst genau durchzugehen, theils mit den Herrn Deputirten zu besprechen und mir, was Sie noch bey jedem Puncte erläutert wünschten, zu notiren, denn es wäre in jedem Sinne gut daß man eine vollständige Geschichte dieser Begebenheit erhielte, weil man die Folgen nicht übersehen kann. Nach Berichtigung dieser Präliminarpuncte kommt nun aber die Hauptsache selbst zur Sprache, ob man durch einen Umbruch oder durch Abbauung des Bruches den Stollen wieder in Gang setzen wolle? Wenn diese Frage ins gehörige Licht gesetzt / ist, schicke ich sie nebst meinem Voto zur Entscheidung ein denn ich wünschte, daß das, was geschieht sowohl von Ihnen als den Herrn Deputirten gebilligt werde, ja daß Serenissimus darum wisse, denn niemand kann für den Event stehen. Ich enthalte mich über diesen Punct etwas weiter zu sagen und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden. Ilmenau den 3ten Nov. 96.

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A 48. An Christian Gottlob Voigt Ilmenau, 6. November 1796. Sonntag Durch einen rückkehrenden Boten sage ich nur so viel: daß ich Sie bitte jener Botenfrau, die Ihnen etwas von mir gebracht hat, oder bringt, nichts mit zurück zu geben, weil ich erst jetzt erfahre, daß ihr Kommen und Gehen höchst unzuverlässig ist. Auf den Mittwoch erhalten Sie entweder einen expressen Boten von mir, oder Sie sehen mich selbst. Die Sache hier steht nicht schlimmer und nicht besser als Sie solche kennen, das was vorläufig geschehen konnte, ist geschehen; allein über das, was zu thun ist verändern sich die Meinungen, nach den Umständen, alle Tage und da ich einmal hier bin, so möchte ich gerne bleiben bis wenigstens, menschlicher Weise zu reden, eine neue Einrichtung im Gange wäre, kann ich das nicht abwarten, so müssen wir ihnen eben hier die Erlaubniß geben nach besten Wissen und Gewissen das Nöthige zu thun, auf Berichte kön-

2 ⎡2.)⎤ 12 aAbbauung 15 iIhnen 16 niemantd 16 v×für 22 zuruück 23 aAuf 28 einmals

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nen wirs nicht setzen, es ist ein K r i e g s z u s t a n d und ich / weiß noch nicht, was morgen räthlich und thulich seyn wird. Was alles abgehandelt worden ist, und unter welchen Gesichtspuncten man die Sache betrachtet, erfahren Sie, in einigen Tagen, entweder durch mich selbst, oder durch meine eingeschickten Aufsätze. Da ich einmal hier bin und schon so viel Zeit angewendet habe, so will ich gern, bey dem traurigen Wetter, der guten Sache wegen, noch einige Zeit aushalten, um so mehr, da ich einen so freundlichen Wirth habe. Empfehlen Sie mich Durchl dem Herzog zum besten und gedenken Sie mein. Ilmenau den 6ten Nov. 1796. Goethe

A 49. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar?, 9. November? 1796. Mittwoch〉

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Hierbey kommen die Ilmenauer Ackten untröstlichen Andenckens. Zu dem letzten Faszikel fehlen die und da noch einige Noten und Zeichen die ich nachbringen will. Haben Sie die Güte beym Durchlesen sich Desideranda zu bemercken, die ich vielleicht gleich, gewiß aber bey der nächsten Expedition suppliren kann. Nachmittag um 4 Uhr erscheine ich im Schlosse. G.

A 50. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 9. November? 1796.Mittwoch〉 20

Die vor uns liegende Bergwercks Sache wünschte ich vor allen Dingen mit Ihnen im Gespräch zu erörtern, wozu ich mir Morgen eine beliebige Stunde zu bestimmen bitte in welcher ich das Vergnügen haben kann Sie bey mir zu sehen. G.

1 K l r i e g s z u s t a n d 4 manche ⎡die⎤ 7 wWetter

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A 51. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 13. November 1796? Sonntag〉 Wegen der Courtoisie fällt mir ein Bedencken ein. Da wir mit Hochwohlgel zu thun haben würden wir wohl g e h o r s a m s t e setzen müssen. Wollten wir als Bergw. Comm. uns nicht so unterzeichnen; so könnte man oben statt u n s setzen die F ü r s t l. B e r g w C o m m. Da wäre aber das Schreiben nochmals zu mundiren. Ich überlasse Ihnen die Dejudicatur. Leben Sie recht wohl Goethe

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A 52. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. November 1796. Samstag 〈Druck〉 Der Herr Professor Batsch erhält hierbey die resolvirten Monita auf die drey Quartalrechnungen von Weihnachten 95 bis Michael dieses Jahrs, wodurch sich die vorgekommenen Erinnerungen erledigen. Außer diesem hat sich bey Durchgehung gedachter Rechnung gezeigt, daß die meisten Ausgabezettel von dem Gärtner Wagner gefertigt und quittirt worden sind. Da nun solches einer vollständigen Ordnung zuwider ist; so hat künftig jeder Lieferant und Handwerksmann seine Zettel selbst zu fertigen und zu quittiren und Wagner hat darauf bloß den Empfang zu bescheinigen oder die Richtigkeit zu attestiren. Da man übrigens in Rücksicht auf das gute Zeugniß, welches Herr Professor Batsch gedachtem Wagner ertheilt, denselben aufzumuntern geneigt ist, so hat man ihm ein Geschenk von zwey Carolin, zum Behuf anzuschaffender Kleidungsstücke, aus der Hauptkasse zugedacht und folgen solche gleichfalls angeschlossen hierbey. Weimar den 26. Nov. 1796.

5 dears 5 ××Ihnen 7 ××Goethe

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A 53. An Georg Christoph Steffany Weimar, 26. November 1796. Samstag 〈Druck〉

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Man hat von Seiten fürstl. Commission dem Gärtner Wagner, bey dem botanischen Institute zu Jena, wegen seines guten Verhaltens ein Geschenk von zwey Carolin zugedacht, der Bauverwalter Steffani hat selbige deßhalb anher einzureichen und vermittelst dieser Verordnung in Rechnungsausgabe zu verschreiben. Weimar den 26. Nov. 1796.

A 54. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 14. Dezember 1796. Mittwoch Ew Hochwohlgebl

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erhalten hierbey den von Serenissimo gnädigst genehmigten Vortrag und werden die Güte haben das weitere gefällig expediren zu lassen. Uber die Art wie uns der junge Steiner wird nützlich seyn können eröffne ich nächstens näher meine Gedancken. Die Ackten folgen hierbey mit dem Wunsche daß Sie solche noch lange ins neue Jahrhundert führen mögen. Unter Anwünschung eines glücklichen Eintrits ins nächste Jahr verharre mit wahrer, lebhafter Hochachtung Ew Hochwohlgel W. dl. 14 Dec. 96 gehorsamster Diener und treuer Freund Goethe

A 55. An Franz Kirms Weimar, 16. Dezember 1796. Freitag Es bleibt uns nun auch wohl nichts anders übrig als, vor Ende der Woche, Herrn Veltheim sein Schicksal anzukündigen. Wir können diese Leute nicht länger behalten, da besonders Er nicht die mindeste Spur zeigt sich

22 wWir

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umbilden zu wollen. Freylich wird es ihm in der gegenwärtigen Lage sehr hart fallen, indessen gebe ich Ew. Wohlgebl zu überlegen, ob man ihn nicht, von Fastnacht an, Urlaub anbieten solle um sich nach einem andern Engagement umzusehen, oder sich gar mit seiner Frau von hier wegzubegeben. Man zahlt ihm seine Gage bis Ostern, da wir ihn doch in neue Stücke nicht können einstudiren lassen und die übrigen Acteurs sich doch in seine und seiner Frauen ältere Rollen wieder einstudiren müssen. Ich erbitte mir Ihre Gedanken hierüber. G Weimar am 16tn Dec. 1796.

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A 56. An Johann Friedrich Rudolf Steiner Weimar, 20. Dezember 1796. Dienstag 〈späte Abschrift〉 Durchl. der Herzog haben die Gnad gehabt, Ihren ältesten Sohn als Lehrer bei der Zeichenschule, im Geometrischen und architektonischen Fache, mit 100rh Gehalt anzustellen. Es kann zwar derselbe bis Ostern noch sein Studium in Jena fortsetzen, allein ich wünschte dass er gegen Ende der Woche sich hier einfände um je eher je lieber zu erfahren, was man von ihm erwartet und worauf er sich vorzubereiten hat. Weimar den 20 Dez 96 Goethe

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A 57. An Marianne von Wedel und Lebrecht von Luck Weimar, 23. Dezember 1796. Freitag Die Frauenzimmer, mit Nahmen von Barst, die mir schon durch beyliegenden Brief des Hofrath Jung in Marburg empfohlen waren, und die der neulich hier gewesene Chur Trierische Cammerherr Weidre von Malberg angekündigt hat, sind nun angekommen und wünschen, wie beyliegendes Billet zeigt Durchl: der Herzogin ein Empfehlungsschreiben abzugeben und ihre Waaren bey Hof auszulegen, sie wenden sich an mich und ich ersuche hierdurch Frau Cammerherr von Wedel und Herrn Cammerherr von Luck gehorsamst, ihre Bitte zu begünstigen und entweder den Frau4–5 wegzubebgeben 21 Cammerherr von Weidre 21 ⎡von Malberg⎤

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AMTLICHES 57

enzimmern unmittelbar oder mir die Resolution auf ihr Gesuch um so mehr bald bekannt zu machen, als sie etwas spät einlangen um zum heiligen Christe noch etwas von ihren Waaren absetzen zu können. Weimar an 23ten Dec. 1796. Goethe

NACHTRÄGE

NOVEMBER/DEZEMBER 1796

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GB 7/156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, 〈zwischen 4. und 10. Juni 1788〉 Daß ich von Constanz an dich nach Rom zu schreiben habe, ist wohl eine seltsame Sache, die mir noch völlig den Kopf verwirren könnte. Gestern Abend lese ich in der Va t e r l a n d s k r o n i c k: du seyest würcklich mit Dalbergen verreist. Ich glaube es und ergebe mich drein, ob es gleich für mich ein sehr harter Fall ist. Reise glücklich und erbrich den Brief gesund, da wo ich in meinem Leben das erstemal unbedingt glücklich war. Angelika wird dir ihn geben. Vielleicht erhältst du zu gleicher Zeit noch einen, denn ich schreibe gleich wenn ich nach Hause komme und ihr haltet Euch wohl auf. Wenn ihr einen Antiquar braucht, wie ihr denn einen braucht; so nehmt einen Deutschen der H i r t heißt. Er ist ein Pedante, weiß aber viel und wird jedem Fremden nützlich seyn. Er nimmt des Tages mit einem Zechin vorlieb. Wenn ihr ihm etwas mehr gebt; so wird er danckbar seyn. Er ist übrigens ein durchaus redlicher Mensch. / Alsdann suche einen jungen Mahler B u r y incontro Rondanini. den ich lieb habe und laß dir die farbigen Zeichnungen weisen, welche er jetzt nach Carrache macht. Er arbeitet sehr brav. Mache daß sie Dalberg sieht und etwas bestellt. Dieser junge Mensch ist gar brav und gut; und wenn du etwa das Museum oder sonst eine wichtige Sammlung mit ihm, zum zweytenmal, aber NB. a l l e i n, sehen willst; so wird er dir Freude machen und Nutzen schaffen. Er ist kein großer Redner, besonders vor mehreren. Meyer der Schweizer, ist fürchte ich, schon in Neapel. Wo er auch sey mußt du ihn kennen lernen. Ich weiß nicht ob ich wache oder träume; da ich dir dieses schreibe. Es ist eine starcke Prüfung die über mich ergeht. Lebe wohl genieße was dir bescheert ist. Einer meiner angelegentlichsten Wünsche ist erfüllt. / Wenn du nach Castell Gandolfo kommst; so frage nach einer Pinie die nicht weit von Hl. Jenckins Hauß, nicht weit vom kleinen Theater 9 einemn 16 ⎤ incontro Rondanini.⎤ (quer zur Schreibrichtung, mit Einweisungszeichen erg.) 24 sich

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NACHTRÄGE GB 8/42A/GB8/133A/GB 10/A 19A

steht. Diese hatte ich in den Augen, als ich dich so sehnlich wünschte. Lebe wohl. Ich gehe zu den deinigen und will ihnen die Zeit deiner Abwesenheit verleben helfen. G. 5

Wahrscheinlich wird Euch Hofrath R e i 〈f f e n〉s t e i n an einige Orte führen, ich empfehle H i r t e n also zum Supplemente. Moritzen mußt du auch sehen. Du wirst noch andre finden: Lips pp

GB 8/42a. An Johannes Müller 〈Weimar, 12. Oktober 1788. Sonntag〉

10

Laßen Sie sich um vier Uhr, durch einen kleinen Herder an die sogenannte g o t h i s c h e K i r c h e, in des Herzogs Garten führen, ich will so bald als möglich da seyn und freue mich herzlich Sie zu sehn. G

GB 8/133a. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, zwischen 17. und 21. Juli 1789〉 Ew Wohlgebl

15

melde nur mit wenig Worten daß wir Donnerstags frühe abreisen werden und ersuche Sie einstweilen Anstalten darnach zu treffen, das nähere sprechen wir noch ab. vG.

OKTOBER 1788/JULI 1789/AUGUST 1794

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GB 10/a 19a. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz nach dem 21. August 1794〉 → 〈Weimar〉

〈Druck〉

Hierbey folgt die Adresskalender Proposition zurück, ich habe auch kein Votum als: l a t e a m u s. Was sagen Sie zu beyliegendem Oberreitiano? ist? und wie ist ihm zu helfen? In Hoffnung Sie recht balde wieder zu sehen. G.

5

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NACHTRÄGE GB 8/42A/GB8/133A/GB 10/A 19A

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ANHANG

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Verzeichnis der Adressaten

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Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „K“ verweist auf „Konzepte“, „EB“ auf „Erschlossene Briefe“ und „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist.

Batsch, August Johann Georg Carl A 11, A 25, A 52 Beck, Henriette A 2, A 3, A 6, A 10, A 32 Becker, Heinrich A 4, A 6, A 10 Böttiger, Carl August 156, 160; EB 11; A 26 Duvau, Auguste 165 Escher, Johannes 110 Geßler, Carl Friedrich Graf von EB 20 Goethe, Catharina Elisabeth EB 28, EB 32, EB 34, EB 35, EB 37, EB 43, EB 64 Göttling, Johann Friedrich August 158 Goetze, Johann Georg Paul A 31 Gore, Elisabeth Maria EB 59 Graff, Johann Jacob A 29 Griesbach, Johann Jacob A 28 Hackert, Jacob Philipp 58 Hatzfeldt, Edmund Graf von A 22 Herder, Johann Gottfried 10 Hufeland, Gottlieb 72, 118, 128, 128K Humboldt, Wilhelm von 51 Iffland, August Wilhelm 5, 34, 126 Jacobi, Carl Wigand Maximilian EB 48 Jacobi, Friedrich Heinrich 57, 133, 136, 172; EB 27 Kalb, Charlotte von 26, 39, 41, 50, 55

Kauffmann, Angelika 59 Keller, Joseph EB 51 Kirms, Franz EB 7, EB 8, EB 9; A 1, A 5, A 30, A 33, A 34, A 37, A 44, A 55 Knebel, Carl Ludwig von 2, 6, 11, 19, 20, 25, 47, 81, 138, 147, 167; EB 65 Körner, Christian Gottfried 119, 161, 161K Koppenfels, Maria Christiana Kobe von EB 30, EB 31 Kranz, Johann Friedrich A 20 Leo, Friedrich August EB 36, EB 41 Lichtenberg, Georg Christoph 35, 173, 173K Lindenzweig, Johann Christian A 12 Loder, Justus Christian A 45 Luck, Lebrecht von A 57 Meyer, Johann Heinrich 3, 3K, 13, 13K, 21, 21K, 32, 32K, 36, 36K, 49, 49K, 60, 60K, 66, 66K, 70, 74, 84, 84K, 93, 93K, 99, 99K 117, 117K, 130, 130K, 144, 144K, 154, 154K; EB 23 Meyer, Marianne 106; EB 4, EB 5, EB 12, EB 47, EB 53 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig 38 Niethammer, Friedrich Immanuel EB 57

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Verzeichnis der Adressaten

Nothnagel, Johann Andreas Benjamin EB 3 Paulus, Caroline EB 22 Polex, Christoph Ernst 170 Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von 82, 139; EB 44, EB 52, EB 62 Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte Herzogin von 140; EB 63* Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von EB 63* Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von EB 56 Sachsen-Weimar und Eisenach, Louise Herzogin von 169 Sartorius, Georg Christian EB 58 Schiller, Friedrich 1, 12, 14, 16, 17, 18, 22, 23, 24, 37, 43, 48, 54, 56, 62, 65, 67, 68, 69, 71, 73, 75, 76, 76K, 77, 78, 79, 80, 83, 86, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 96, 97, 125, 127, 129, 131, 132, 134, 135, 137, 141, 141K, 142, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 155, 159, 162, 163, 164, 166, 168, 176 Schlegel, Julius Heinrich Gottlieb 174 Schlosser, Johann Georg EB 67* Schnauß, Christian Friedrich A 54 Schröder, Friedrich Ludwig EB 24 Schultheß, Barbara EB 66* Soemmering, Samuel Thomas 63, 103, 103K Steffany, Georg Christoph EB 1; A 53 Stein, Charlotte von 111, 143 Stein, Friedrich von 33; EB 39 Steiner, Johann Friedrich Rudolf A 56

Trabitius, Johann Nicolaus EB 26 Unbekannt EB 2, EB 13, EB 15, EB 16, EB 17, EB 18, EB 19, EB 46, EB 49, EB 50, EB 54, EB 58 Unger, Friederike Helene 61 Unger, Johann Friedrich 31; EB 29, EB 38, EB 45 Vohs, Heinrich A 13 Voigt, Christian Gottlob d. Ä. 4, 29, 45, 52, 53, 64, 85, 87, 98, 100, 104, 105, 108, 114, 115, 120, 121, 122, 123, 124, 177; EB 61; A 7, A 8, A 9, A 14, A 15, A 16, A 17, A 18, A 19, A 21, A 23, A 24, A 27, A 35, A 36, A 38, A 39, A 40, A 41, A 43, A 46, A 47, A 48, A 49, A 50, A 51 Voß, Johann Heinrich d. Ä. 157, 157K; EB 67* Vulpius, Christiane 7, 8, 9, 27, 28, 30, 40, 42, 44, 46, 101, 102, 107, 109, 112, 113, 116, 145, 146; EB 6, EB 10, EB 21, EB 40 Wagner, Johann Conrad A 42 Wedekind, Carl Ignaz EB 25* Wedel, Marianne von A 57 Wieland, Christoph Martin 171 Wranitzki, Paul 15, 15K; EB 14 Wolf, Friedrich August 175, 175K1, 175K2 Zapf, Johann Justin EB 33, EB 55 Nachträge Herder, Johann Gottfried GB 7/156 Müller, Johannes GB 8/42a Ridel, Cornelius Johann Rudolf GB 8/133a Voigt, Christian Gottlob d. Ä. GB 10/A 19a

Verzeichnis der Adressaten

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Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1

Abb. 2

Goethe an Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 Beilage 1: Abrechnung KSW, GSA, Sign.: 64/69,1, [o. Fol.] . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Goethe an Johann Heinrich Meyer, 12. Oktober 1796 Beilage 2: Schema zum Umschlag des „Musen-Almanachs“ KSW, GSA, Sign.: 64/69,1, [o. Fol.] . . . . . . . . . . . . . . . . . 151

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Verzeichnis der Adressaten

Verzeichnis der Adressaten

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Inhalt Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Siglen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

V XVI

Briefe 1796 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 201 253 279 317

Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Verzeichnis der Adressaten

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe

Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs Klassik Stiftung Weimar herausgegeben von Frieder von Ammon, Jutta Eckle, Georg Kurscheidt und Elke Richter begründet von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter

Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 11 II 1796 Kommentar

Herausgegeben von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt

De Gruyter

IV Die Edition „Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe“ ist Teil des Vorhabens „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“, eines Kooperationsprojekts des Goethe- und Schiller-Archivs / Klassik Stiftung Weimar, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Dieses Kooperationsprojekt wird von der Bundesrepublik Deutschland, dem Freistaat Thüringen sowie dem Bundesland Hessen gefördert und ist Bestandteil des Akademienprogramms der Bundesrepublik Deutschland, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.

Redaktion: Edith Zehm Zitiertitel: GB 11 II

ISBN 978-3-11-068417-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-068419-3 Library of Congress Control Number: 2021933956 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbiblothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2021 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Beltz Bad Langensalza GmbH www.degruyter.com

Zu diesem Band

V

Zu diesem Band Der vorliegende Band umfasst Goethes Briefe aus dem Jahr 1796. Er enthält 177 Briefe aus seiner persönlichen Korrespondenz mit 35 Adressaten. Die Briefe stammen aus dem Zeitraum vom 2. Januar bis zum 27. Dezember 1796. Hinzu kommen 25 Konzepte zu 24 Briefen, von denen jeweils die Ausfertigung überliefert ist. Sie werden im Textband im Anschluss an den letzten Brief unter den entsprechenden Briefnummern abgedruckt, die durch den Zusatz „K“ erweitert sind. Die im Konzept vorgenommenen Korrekturen werden in Form einer integrierten Variantendarstellung kenntlich gemacht. Nachgewiesen werden außerdem 67 erschlossene Briefe an 38 Adressaten, von denen drei unsicher und nur 17 mit den Adressaten der überlieferten Briefe identisch sind, weiterhin zwölf erschlossene Briefe an unbekannte Empfänger. Da nur Briefe aufgenommen werden, die sich quellenmäßig belegen lassen, ist anzunehmen, dass die Zahl der nicht überlieferten Briefe höher liegt, ebenso die Zahl der Adressaten (vgl. die Vorbemerkungen zu den erschlossenen Briefen, S. 255 im Textband). Im Abschnitt „Amtliches“ finden sich 57 Schreiben an 21 Adressaten, von denen nur zwei mit den Adressaten der überlieferten Briefe identisch sind (über deren Aufnahme vgl. die Editionsgrundsätze, S. XI im vorliegenden Band). Drei Schreiben sind an zwei Adressaten zugleich gerichtet. Sie wurden von Goethe als Mitglied der für den Botanischen Garten in Jena, für den Wasserbau im Herzogtum, für die Bergwerke in Ilmenau, für den Schlossneubau oder für das Hoftheater in Weimar zuständigen Kommissionen in Ausübung seiner dienstlichen Verpflichtungen verfasst und deshalb aus dem Bestand seiner Privatbriefe ausgesondert. Für die Identifikation dieser amtlichen Schriftstücke entscheidende Kriterien sind 1) der Inhalt und die Sprache der epistolaren Mitteilung sowie 2) die äußere Form des Schriftstücks, 3) die Art der Beziehung, die Goethe zu dem jeweiligen Adressaten unterhielt, sowie 4) die archivalische Überlieferung der relevanten handschriftlichen Textzeugen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Frage, ob ein Stück ursprünglich zum handschriftlichen Nachlass Goethes oder zu den Aktenbeständen der herzoglichen Verwaltung gehörte. Mit einigen Korrespondenten – im vorliegenden Zeitraum ist dies neben Carl August Böttiger insbesondere Christian Gottlob Voigt d. Ä. – unterhielt Goethe sowohl amtliche als auch private Beziehungen: 21 Briefen an Voigt stehen 26 amtliche Schreiben gegenüber. Wenn Goethe in diesen Schreiben (abgesehen von Titulaturen und Grußformeln) umfangreichere persönliche Mitteilungen gemacht

VI

Zu diesem Band

hat, werden diese in der Regel als private Briefe Goethes aufgefasst und der persönlichen Korrespondenz zugeordnet. Den 234 überlieferten Briefen Goethes (unter Einschluss von „Amtlichem“) stehen im vorliegenden Zeitraum um die 544 überlieferte Briefe an ihn gegenüber (vgl. RA 2, Nr 1–538 in der Online-Ausgabe, wo die Nachträge und Berichtigungen bereits eingearbeitet sind). Dieses Missverhältnis bestätigt die Annahme, dass die Zahl der nicht überlieferten Briefe Goethes wesentlich höher liegt als dies im vorliegenden Band dokumentiert ist. Die bekannten Bezugs- und Antwortbriefe werden in den Erläuterungen nur in Ausnahmefällen vollständig abgedruckt und kommentiert, nur dann, wenn Goethe sie später seinen eigenen Briefen beilegte (vgl. das Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter, S. 543 im vorliegenden Band). In den Erläuterungen werden die Bezugsund Antwortbriefe jedoch immer unter Verweis auf die RA-Nummer nachgewiesen und für die Kommentierung vollumfänglich herangezogen. Die Volltexte der Briefe an Goethe werden auf der Forschungsplattform „PROPYLÄEN. Goethes Biographica“ sukzessive zugänglich gemacht. Ein Schreiben war bislang unbekannt (Nr A 56). Bei einem Zehntel der Briefe wurden die in der Weimarer Ausgabe (WA) unvollständigen oder nicht vorhandenen Datierungen korrigiert, präzisiert oder ergänzt, wobei einige der Neudatierungen erheblich von der bislang angenommenen zeitlichen Einordnung abweichen (vgl. z.B. Nr A 21, A 23). Im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben bietet die vorliegende Edition damit eine neue Anordnung der Briefe Goethe aus dem Jahr 1796. Der überwiegende Teil der Briefe konnte nach der Handschrift der Ausfertigung wiedergegeben werden. 14 Briefe mussten nach einem Druck und 32 nach dem Konzept, ein Schreiben musste nach einer Abschrift wiedergegeben werden. Die Handschriften der Ausfertigungen und Konzepte von Goethes Briefen befinden sich an 18 verschiedenen Standorten. 169 Ausfertigungen und Konzepte verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar und damit den weitaus größten Teil, 44 das Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, 16 Briefhandschriften das Freie Deutsche Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, elf das Goethe-Museum Düsseldorf, neun (zudem vier weitere Abschriften von fremder Hand) die Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), vier Manuskripte die Universitätsbibliothek Leipzig, zwei das Germanische Nationalmuseum Nürnberg und jeweils einen Brief die University of Michigan in Ann Arbor, die Universitätsbibliothek Basel, die Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, das

Zu diesem Band

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Tiroler Landesmuseum Innsbruck, die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Det Kongelige Bibliotek Købnhavn (Kopenhagen), das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Magdeburg, das Stadtarchiv Nürnberg, die Pennsylvania State University Library in University Park und die Yale University Library in New Haven. Zwei Briefe sind in Privatbesitz. Maßgebend für die Textkonstitution ist das Verständnis der Briefe als persönliche Dokumente, die ihre Adressaten in genau der äußeren Gestalt erreichten, in der sie von Goethe abgesandt worden sind. Daraus folgt, dass keinerlei Eingriffe in den Text (Lautstand, Orthographie, Interpunktion) vorgenommen werden, ebenso wenig Vereinheitlichungen, Glättungen und Emendationen, wie es noch zu den editorischen Gepflogenheiten der WA gehörte. Bei echten Schreibversehen erfolgt eine Berichtigung ausschließlich im Kommentar. Streichungen und Korrekturen werden als Bestandteile des Textes betrachtet und daher nicht von diesem getrennt in einem gesonderten Apparat im Kommentarband, sondern als Autorvarianten im Textband in den Fußnoten mitgeteilt. Der Dokumentcharakter eines Briefes verlangt auch die Berücksichtigung der Beilagen. Sind diese integraler Bestandteil des Brieftextes und stehen zu diesem in einem unmittelbaren inhaltlichen Bezug, erscheinen sie im Textband. Beilagen, die keinen unmittelbaren inhaltlichen Bezug zum Brieftext aufweisen, werden im Kommentarband vollständig abgedruckt, wenn es Art und Umfang der Beilagen zulassen. In allen anderen Fällen werden sie ebenso wie die nicht überlieferten Beilagen lediglich verzeichnet. Im Jahr 1796 lag Goethes Lebensmittelpunkt wie in den Jahren zuvor im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach. In der Residenzstadt Weimar hatte er sich als herzoglicher Beamter beruflich etabliert und privat mit Christiane Vulpius und dem 1789 geborenen gemeinsamen Sohn August in dem nach eigenen Wünschen umgestalteten Haus am Frauenplan eingerichtet. Dienstlich forderten der Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses, der Botanische Garten und die Wasserbauarbeiten an der Saale in Jena und ihrer Nebenflüsse, das Bergwesen in Ilmenau und die Leitung des Hoftheaterensembles seine volle Aufmerksamkeit. Besonders das lange geplante einmonatige Gastspiel von August Wilhelm Iffland konnte im März und April 1796 realisiert werden. Dagegen scheiterte das Vorhaben, den Regisseur und Autor als Intendanten zu engagieren und damit dauerhaft an die Weimarer Bühne zu binden. Vier längere Aufenthalte in Jena ermöglichten Goethe – abseits der Familie und des Hofes – nicht nur den Verfolg seiner dienstlichen Aufgaben in der Nachbarstadt, sondern ver-

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Zu diesem Band

schafften ihm Freiraum zur literarischen Arbeit und zur Pflege geselligen und wissenschaftlichen Austausches mit Schiller, dessen auswärtigen Gästen und anderen Angehörigen der Universität. Der seit 1792 andauernde Erste Koalitionskrieg lag wie ein langer Schatten über dem Jahr. Die militärischen Auseinandersetzungen zwischen den alliierten Truppen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der französischen Armee beeinträchtigten nicht nur die west-, mittel- und süddeutschen Territorien. Auch die ernestinischen Herzogtümer sahen sich im Laufe des Sommers durch die Erfolge der feindlichen Truppen an Rhein und Main sowie in Oberfranken zunehmend vom Krieg und seinen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen bedroht. Goethe fürchtete konkret um das Wohl seiner Mutter in Frankfurt a. M. Ihn selbst hinderte der Siegeszug der Franzosen unter der Führung Napoleon Bonapartes in Oberitalien daran, seinem Freund Johann Heinrich Meyer in den Süden zu folgen und mit ihm gemeinsam das geplante Werk über die Kultur Italiens vorzubereiten und vor Ort Material zu sammeln. 1796 endete mit zwei kleineren Reisen: Der Bruch im Martinröder Stollen zwang Goethe zwischen dem 30. Oktober und 9. November 1796 zu einem Aufenthalt in Ilmenau, wo die für den Bergbau so bedrohlichen Folgen des Unglücks unter seiner Leitung zu beseitigen waren. Die letzten Tage des Jahres verbrachte er zusammen mit Herzog Carl August in Rippach und Leipzig. Im Jahr 1796 verfolgte Goethe verschiedene wissenschaftliche und literarische Interessen. Es entstanden Studien zur Morphologie, darunter zur Physiologie der Pflanzen und zur Wirkung von farbigem Licht auf deren Wachstum, und zur vergleichenden Anatomie, ausgehend von der Osteologie. Goethe beschäftigte sich mit der Metamorphose der Insekten, der Eingeweidelehre von Wirbeltieren und gewann wieder Interesse an mineralogischen Stücken. Auf literarischem Gebiet arbeitete er u.a. am Libretto einer Fortsetzung von Mozarts „Zauberflöte“, an der Elegie „Alexis und Dora“, an „Herrmann und Dorothea“ und schloss das 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ ab. Eine Fortsetzung des Romans wurde erwogen. Von allen Briefen Goethes, die aus dem Jahr 1796 überliefert sind, richteten sich nur wenige an langjährige Freunde wie Johann Gottfried Herder oder Carl Ludwig von Knebel. Zwei sind an Charlotte von Stein adressiert. Vorerst zum Erliegen kam der Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobi. Dagegen setzt sich der intensive Austausch mit Friedrich Schiller fort, eine freundschaftliche Beziehung und enge Zusammenarbeit, die bis zu Schillers Tod im Mai 1805 währte. Zu den Projekten gehörten Goethes Arbeit an der Übersetzung von Benvenuto

Danksagung

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Cellinis Lebensbeschreibung für die „Horen“ und seine Beiträge zu Schillers „Musen-Almanach“ – darunter insbesondere die Distichen für die „Xenien“. Mit 62 Briefen ist Schiller erneut der Adressat, an den Goethe die meisten Briefe schrieb. Die Überlieferungslage der Briefe aus den Jahren von Juni 1794 bis Ende 1796 wie ihre Editionsgeschichte bedürfen übergreifender Erläuterungen, die über die sonst üblichen Angaben vor dem jeweils ersten Brief an einen Adressaten hinausgehen: Sie werden in GB 10 II, S. X–XII und S. 81f., gegeben.

Danksagung Die Herausgeber erfuhren Hilfe von vielen Seiten, durch Mitarbeiter von Archiven, Bibliotheken und anderen wissenschaftlichen Institutionen, durch den Kreis der Kollegen der Klassik Stiftung Weimar, insbesondere des Goethe- und Schiller-Archivs, der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und des Goethe-Nationalmuseums, sowie durch Vertreter verschiedener Disziplinen. Für die großzügige Bereitstellung der Handschriften und Digitalisate von Briefen Goethes sowie die freundliche Betreuung bei der Arbeit danken wir den Mitarbeitern des Hauptstaatsarchivs Weimar, besonders Katja Deinhardt, Stefan Schmidt, Iris Lemser, Karina Küthe und Anna Riemann von der Abteilung Ältere Bestände, dem Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum, insbesondere Konrad Heumann und Bettina Zimmermann, Steffen Hoffmann von der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Leipzig, dem Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, insbesondere Christof Wingertszahn, Heike Spies und Regine Zeller, dem Stadtarchiv Bamberg, dem Staatsarchiv in Dresden, der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, der Kongelige Bibliotek in Kopenhagen, der Biblioteka Jagiello´nska in Krakau, dem Stadtarchiv Nürnberg, ebenso den Kolleginnen des Goethe- und Schiller-Archivs, besonders Susanne Fenske, Elfie Gräfe, Christiana Herrgott, Gabriele Klunkert, Katrin Neumann und Barbara Hampe. Zahlreiche Hinweise zur Kommentierung einzelner Briefe sind Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, in Göttingen Thomas Nickol, in Weimar Johannes Barth, Héctor Canal, Volker Giel, Margrit Glaser, Claudia Häfner, Christian Hain, Peter-Henning Haischer, Silke Henke, Evelyn Liepsch, Ariane Ludwig, Annette Mönnich, Yvonne Pietsch, Alexander Rosenbaum,

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Danksagung

Sabine Schäfer, sowie den anderen Gesamtherausgebern Frieder von Ammon und Elke Richter. Unser besonderer Dank gebührt unseren Redakorinnen Uta Monecke (Texte) und Edith Zehm (Kommentare), Bettina Zschiedrich und Francis Haake für ihre Unterstützung unmittelbar vor der Manuskriptabgabe sowie der Lektorin Katrin Hofmann und dem Hersteller Stefan Diezmann vom Verlag De Gruyter bei Herstellung und Druck des Bandes. Dr. G. (Frankfurt a. M.) unterstützte die Edition in großzügiger Weise finanziell.

Text

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Editionsgrundsätze 1. Inhalt Die Ausgabe enthält sämtliche überlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarbänden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d.h. eigenhändig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich überlieferten Texte. Sie müssen persönliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfüllen. Adressaten können Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen verfasste sowie solche, die Goethe im Auftrag anderer Personen oder die andere Personen in seinem Auftrag schrieben, sowie von Goethe verfasste Teile (z.B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen. Die Briefe werden vollständig abgedruckt einschließlich ihrer Beilagen, wenn dies Art und Umfang der Beilagen gestatten. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische und wissenschaftliche Werke in Briefform und amtliche Schriftstücke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u.ä., die Goethe in Ausübung der ihm übertragenen Kommissionen und sonstigen Ämter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstücke zusätzliche über Anrede und Grußformel hinausgehende persönliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang „Amtliches“ erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke, die seit einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zählen.

2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht überliefert und auch nicht in Form einer Reproduktion zugänglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z.B. Abschrift, Druck) mit dem

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Editionsgrundsätze

höchsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept überliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes. Der Text gibt die zugrunde liegende Vorlage buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. Lässt der graphische Befund die Unterscheidung von Großund Kleinbuchstabe nicht zu (so vor allem bei D/d, F/f, H/h, T/t), sind der semantische Kontext wie zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten für die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch für die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abkürzungen nicht aufgelöst, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht ergänzt, das Abbruchzeichen (wie in Wohlgebl, Exzell, dergl) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Der Geminationsstrich (n, m) wird zur Doppelschreibung aufgelöst. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich in der heute üblichen Form (ue bel – übel). Dittographien bei Seitenwechsel werden ausgeschieden.

2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Sämtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der Schriftarten, Siglen und Zeichen im edierten Text, S. XVI–XVII im Textband). Die Urheberschaft von ergänzten Kommata ist in vielen Fällen ebensowenig sicher zu klären wie der Zeitpunkt ihrer Ergänzung. Die entsprechenden Angaben werden deshalb nur in sicheren Fällen gemacht. Schemata und Konzepte werden im Abschnitt „Konzepte“ abgedruckt. Der Nachweis der Varianten erfolgt in einem integrierten Apparat.

Text

XIII

2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Zählung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift über einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das späteste Datum für die Einordnung in die Chronologie ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag überliefert, dienen inhaltliche und/oder überlieferungsgeschichtliche Kriterien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. Lässt sich für einen Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das Gleiche gilt sinngemäß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr ermittelt wurden. In den Textbänden erscheinen sämtliche überlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollständig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden für den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke werden am Ende des Textbandes im Abschnitt „Amtliches“ abgedruckt. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Nummer verangestellten Kennzeichnung (A). Gleiches gilt für Briefe, bei denen die Autorschaft Goethes fraglich ist oder nicht mehr angenommen wird. Sie stehen in den Abschnitten „Zweifelhaftes“ (Z) und „Unechtes“ (U). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Ort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Hat Goethe den Brief gemeinsam mit anderen Personen verfasst, z.B. mit August von Goethe, heißt es im Briefkopf in der Adressatenzeile „An … mit August von Goethe“. Briefe, die nicht nach der Handschrift der behändigten Ausfertigung abgedruckt werden können, erhalten unter der Datumszeile in

XIV

Editionsgrundsätze

spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z.B. 〈Konzept〉, 〈Druck〉, 〈Abschrift〉). Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingeführten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Mädchennamen geführt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gültigen Familiennamen. Die räumliche Anordnung des Textes wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftragsbriefe erscheinen in kleinerer Geradschrift.

3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Ort und Datum. Zusätzlich werden Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollständig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfänger gegenüber dem in der Weimarer Ausgabe angegebenene Empfänger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die für oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.

3.2 Überlieferung Im Abschnitt „Überlieferung“ werden alle handschriftlich überlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der behändigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgenössische und spätere Abschriften) nachgewiesen. Nach der Handschrift der Ausfertigung erscheinen alle anderen Zeugen in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung. Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besit-

Kommentar

XV

zer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusätzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“. Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermöglichen. Zusätzlich können Angaben zur Schrift erfolgen (z.B. „flüchtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite × Höhe) angegeben, dazu Besonderheiten wie Zier- oder Trauerränder u.ä., Beschädigungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies für den Nachweis relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht. Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Ergänzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt der Brief einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der Überlieferung mitgeteilt. Die gedruckte Überlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Drucküberlieferung bis zum ersten vollständigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 …). Ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgeführt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der Überlieferung bilden der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe als Referenzausgabe. Erläuterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begründung bedarf.

3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Abweichungen zwischen textkritisch relevanten Textzeugen werden nicht explizit in einem Einzelstellenapparat nachgewiesen, lassen sich aber aus den Textzeugen selbst, die im Textband vollständig und einschließlich ihrer Varianten mitgeteilt werden, erschließen.

XVI

Editionsgrundsätze

Überlieferungsvarianten, d.h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der behändigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag.

3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden im Kommentar buchstaben- und satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zulassen, und analog zur Überlieferung der Briefhandschriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z.B. Zeitschriften, Bücher, Aushängebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z.B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht überliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie im Kommentar aufgeführt.

3.5 Erläuterungen Den Erläuterungen eines jeden Briefes gehen Angaben über Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwähnungen im Tagebuch und/oder in den Postsendelisten. Die Erläuterungen liefern die zum Verständnis des Textes notwendigen sprachlichen, sachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlüsse. Am Beginn der Erläuterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende Überblickskommentare zur Person des Adressaten und Goethes Beziehung zu ihm sowie zu den Besonderheiten der Korrespondenz. Direkte oder indirekte Zitate im Brieftext werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erläuterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, soweit es zum Verständnis des Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwähnte Briefe überliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind zum Ver-

Kommentar

XVII

ständnis des Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erläuterungen ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Ergänzung und Entlastung der Erläuterungen dienen Register der erwähnten Personen und deren Werke, der Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.

XVIII

Hinweise zur Benutzung

Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z.B. die Provenienz betreffend. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelbättern jeweils auf die Größe des Einzelblatts (Breite × Höhe in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 …) gelten diese jeweils nur für die Überlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht überliefert“ ist synonym mit ‚verschollen‘ zu verstehen, das heißt, zum Zeitpunkt des Erscheinens eines Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief überhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind als zusätzliche Information gedacht, ohne dass Vollständigkeit angestrebt wurde. Goethes Briefe an Charlotte von Stein und an Friedrich Schiller, die im Goethe- und Schiller-Archiv verwahrt werden, stehen als Digitalisate zur Verfügung und sind über das „Repertorium sämtlicher Goethe-Briefe“ im Internet zugänglich (vgl. die Angaben zu GB Rep im Verzeichnis der „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXI–XXII im vorliegenden Band). Im Rahmen der „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ werden sukzessive weitere Digitalisate veröffentlicht. Der vorliegende Band enthält Briefe, zu denen außer dem Textzeugen, der dem edierten Text zugrunde liegt, Konzepte überliefert sind. Diese werden in einem gesonderten Teil des Textbandes mitgeteilt. Sie tragen die Nummer des dazugehörigen Briefes mit nachgestelltem „K“ (z.B. „13K“. Im Unterschied zum edierten Text, dessen Varianten im Hinblick auf die bessere Zitierbarkeit in den Fußnoten mitgeteilt werden, erfolgt die Variantendarstellung der Konzepte in einem integrierten Apparat, doch unter Verwendung derselben Schriftarten, Siglen und Zeichen. Der Kommentar bietet Überlieferungsvarianten, also Varianten, die nicht auf den Autor selbst zurückgehen, in all den Fällen, in denen ein Brief nicht nach

Hinweise zur Benutzung

XIX

einem autorisierten Textzeugen, sondern nach einer von mehreren nicht autorisierten Abschriften oder nach einem von mehreren nicht autorisierten Drucken wiedergegeben werden muss. Damit soll der Benutzer in die Lage versetzt werden, die textkritischen Entscheidung der Herausgeber nachzuvollziehen und den Text auch derjenigen Textzeugen zu rekonstruieren, die mutmaßlich weniger zuverlässig sind. Die Erläuterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler lästiger Verweise für sich allein verständlich kommentiert sein soll. Verweise in den Einzelstellenerläuterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Kürzere Erläuterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 12,3–4“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 12, Zeile 3–4), Verweise in der Form „vgl. zu 12,3–4“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, nämlich auf die der Lemmazahl (12,3–6) folgende Erläuterung. Bei Verweisen in andere Bände tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (vgl. GB 3 II, zu 123,4–5). Erläuterungen zu den Konzepten finden sich im Anschluss an den Kommentar zur Ausfertigung unter der Zwischenüberschrift ERLÄUTERUNGEN ZU K. Goethes Werke werden nach der Weimarer Ausgabe zitiert, es sei denn, es gibt eine verbesserte Ausgabe, wie z.B. im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW), im Fall der naturwissenschaftlichen Schriften die Leopoldina-Ausgabe (LA) und im Fall der Tagebücher und der Begegnungen und Gespräche die am Goethe- und Schiller-Archiv erarbeiteten Ausgaben (GT und BuG). Zitate aus Werken Dritter werden nach den von Goethe benutzten Ausgaben, in der Regel nach deren Erstdruck, nachgewiesen. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zugänglich, werden andere zeitgenössische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben herangezogen. Bibelstellen sind nach der Ausgabe der Luther-Bibel zitiert, die Goethe selbst besessen hat (Luther-Bibel 1772), weil gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden übersetzt, in der Regel auch fremdsprachige Titel. Quellen, Werke, Ausgaben und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die mehrfach zitiert werden, erhalten eine Sigle oder werden abgekürzt zitiert. Diese

XX

Hinweise zur Benutzung

Siglen sowie die in Goethes Briefen verwendeten Abkürzungen werden in vorangestellten Verzeichnissen nachgewiesen (vgl. Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur, S. XXVIX–LI im vorliegenden Band). Geographische Namen und territoriale Bezeichnungen werden nach Maßgabe des damaligen historischen Kontextes wiedergegeben. Gleiches gilt für Amtsbezeichnungen. Wissenschaftliche Begriffe und Zusammenhänge werden auf dem Kenntnisstand der Goethezeit erklärt. Der Entlastung des Kommentars dienen kommentierte Personen- und Werkregister und eine chronologische und alphabetische Übersicht über die Beiträge in Schillers „Horen“ und den „Musen-Almanachen“ und deren Verfasser. Informationen zu zeitgenössischen Maßen und Münzen sind dem Verzeichnis „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“ (S. LIV–LV im vorliegenden Band) zu entnehmen.

Hinweise zur Benutzung

XXI

Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden Text Goethes petit Text von fremder Hand (in Goethes Briefen) Sperrung Hervorhebung Sperrung doppelte Hervorhebung S p e r r u n g dreifache Hervorhebung grotesk lateinische Schrift Sperrung Hervorhebung in lateinischer Schrift Sperrung doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift G? zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) ××× unlesbare Buchstaben unsichere Lesung abcd 〈abcd〉 Zusätze des Editors 〈 〉 Textverlust der Vorlage l Abbrechungszeichen q∫ Abkürzung im lateinischen Text für „que“ über der Zeile ergänzt ⎡abcd⎤ unter der Zeile ergänzt ⎣abcd⎦ |abcd| in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt ⎡abcd ⎡ am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt ⎤ abcd⎤ abcd am unteren Rand ergänzt ↓ ↓ ∫ nachträgliche Trennung ∩ nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen abcd gestrichen und durch Unterpungierung wiederhergestellt abcd ......... Streichung in der Streichung abcd Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder abcd efgh Zeichens (Sofortkorrektur) abcd efgh ijkl später ersatzlos gestrichen (Tilgung) abcd efgh Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestr. gestrichen ab a überschrieben durch b oder korrigiert zu b recte

XXII

/ |:abcd:|

Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes

Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

XXIII

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar kursiv Sperrung Abb. Anm. Bd, Bde bes. Bl. cm D dt. E ebd. egh. engl. f., ff. fol. franz. geb. gest. griech. H h H. Hd ital. Jg. K k km lat. m mhd. N. F.

Editortext Hervorhebung im Editortext Abbildung Anmerkung Band, Bände besonders Blatt Zentimeter textgeschichtlich bedeutsamer Druck deutsch Erstdruck ebenda Goethe eigenhändig englisch folgende Blattzählung (von lat. folio: Blatt) französisch geboren gestorben griechisch Handschrift; in der Überlieferung der Briefe Goethes: behändigte Ausfertigung, eigenhändig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand italienisch Jahrgang Konzepthandschrift Abschrift von K (nicht autorisiert) Kilometer lateinisch Meter mittelhochdeutsch Neue Folge

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Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

Nr o. Fol. o. J. o. Nr o. O. o. S. Ps. r Rs. S. s. Schreiberhd Sign. Slg Sp. Tgb. T., Tle u.a. v V. vgl. Vs. z.T. / // L

Nummer ohne Blattzählung ohne Jahresangabe ohne Nummerierung ohne Ortsangabe ohne Seitenzählung Postsendungen recto (Blattvorderseite) Rückseite Seite siehe Schreiberhand (von Goethes Schreibern) Signatur Sammlung Spalte Tagebuch Teil, Teile unter anderem, unter anderen verso (Blattrückseite) Vers, Verse vergleiche Vorderseite zum Teil Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten Seitenwechsel in Zitaten Abbrechungszeichen in Zitaten

FDH/FGM

Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter GoetheMuseum Goethe-Museum Düsseldorf, Anton- und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und SchillerArchiv Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek

GMD GNM GSA HAAB

Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar

HStA KSW LATh – HStA StA SUB ThULB UA UB ULB

XXV

Hauptstaatsarchiv Klassik Stiftung Weimar Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar Staatsarchiv Staats- und Universitätsbibliothek Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek in Jena Universitätsarchiv Universitätsbibliothek Universitäts- und Landesbibliothek

XXVI

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

Siglen und Abkürzungen für Archivalien Färber-Calender 1796

Färber-Calender 1797

FB 1789

FB 1796

FB 1797

GR/Belege 1794, 2

GR/Belege 1796, 1

Neuverbesserter Calender, für alle Stände, auf das Schalt-Jahr 1796. Weimar, gedruckt und zu haben bey C〈onrad〉 J〈acob〉 L〈eonhard〉 Glüsing 〈1795〉. [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann Heinrich David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachl. Martin q 20:12. Historischer Gespräch-Calender, zwischen Jochen, Claußen und Tobiesen, drey Bauern, und Moritzen, einen Fremden. Auf das Jahr nach der Geburt Christi 1797. Jena, privilegirter Wertherischer Calender, zu haben bey Philipp Jacob Lorenz Werther 〈1796〉. [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann Heinrich David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachl. Martin q, 20:13. Fourier-Buch / des Jahres / – 1789 – / dermalen geführet / von / Johann Christoph Waitz / Hof-Fourier / und / August Christian Friedrich / Martini / Reiße-Fourier / in / Weimar (Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August. 1. Jan. – 31. Dez. 1789). 130 Bl., pag. 1–260. LATh – HStA, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4537. – Online verfügbar. Fourier-Buch / auf das Jahr / 1796. / Geführet von denen beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz / und / August Christian Martini. 156 Bl. LATh – HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4545. – Online verfügbar. Fourier-Buch / auf das Jahr / 1797. Geführet von denen beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz / und / August Christian Martini. 152 Bl. LATh – HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4546. – Online verfügbar. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März–Juli 1794. GSA, Sign.: 34/XI,8,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–März 1796. GSA, Sign.: 34/XII,8,1.

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

GR/Belege 1796, 2

GR/Belege 1796, 3

GR/Belege 1796,°4

GR/Belege 1796, 5

GR/Belege 1796, 6

GR/Belege 1796, 7

GR/RB 1796,°1

GR/RB 1796,°2

GR/RB 1796,°3

GR/RB 1796,°4

GR/RB 1796,°5

GR/RB 1796, 6

GR/Sonderrechnungen 1796, 1

XXVII

Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März–Juni 1796. GSA, Sign.: 34/XII,8,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Juni–September 1796. GSA, Sign.: 34/XII,8,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung September–Dezember 1796. GSA, Sign.: 34/XII,8,4. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung unnumeriert Januar–Dezember 1796. GSA, Sign.: 34/XIII,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Oktober 1796 bis April 1797. GSA, Sign.: 34/XIII,5,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Oktober 1796 bis Mai 1797. GSA, Sign.: 34/XIII,5,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Januar–März 1796. GSA, Sign.: 34/XII,6,1. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe März–Juni 1796. GSA, Sign.: 34/XII,6,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe April–Juni 1796. GSA, Sign.: 34/XII,6,3. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Juli–September 1796. GSA, Sign.: 34/XII,6,4. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober–Dezember 1796. GSA, Sign.: 34/XII,6,5. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Dezember 1796–April 1797. GSA, Sign.: 34/XIII,3,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Küchenrechnungen 23. März bis 20. April 1796. GSA, Sign.: 34/XII,7,1.

XXVIII

Siglen und Abkürzungen für Archivalien

GR/Sonderrechnungen 1796, 2 GR/Sonderrechnungen 1796, 3 GR/Sonderrechnungen 1796, 4 GR/Sonderrechnungen 1796, 5 GR/Sonderrechnungen 1796, 6 Karlsbader Kurliste 1796

Knebel, Tgb. 1796 Theater/Musik Weimar

Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen mit Belegen. Oktober–November 1796. GSA, Sign.: 34/ XII,7,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Belege zur Jenaischen Reiserechnung Februar–März 1796. GSA, Sign.: 34/XIII,2,1. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Belege zur Jenaischen Reiserechnung Mai–August 1796. GSA, Sign.: 34/XIII,2,2. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Belege zur Jenaischen Reiserechnung August–Oktober 1796. GSA, Sign.: 34/XIII,2,3. Goethe. Rechnungen. Sonderrechnungen. Belege zur Leipziger Reiserechnung Dezember 1796. GSA, Sign.: 34/XIII,2,4. Verzeichniß der Badegäste, welche im 1796ten Jahre in der Königlichen Stadt Kaiser Karlsbad die Bade- und Gesundbrunnenkur gebrauchet haben. In: Archiv mˇesta Karlovy Vary, Bestand 75: Seznamy lázeˇnsk´ych host˚u. – Online verfügbar: Porta Fontium. Bayerisch-tschechisches Netzwerk digitaler Geschichtsquellen. (Die Kurlisten liegen sowohl handschriftlich als auch gedruckt vor.) Carl Ludwig von Knebel: Tagebücher 1796. GSA Sign.: 54/373. Theater und Musik in Weimar 1754–1969. – Online verfügbar.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

XXIX

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW

ADB

Adelung

ALZ

AS

Schriften der Jahre 1776–1786.

Aus Herders Nachlaß

Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe. (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. Allgemeine Deutsche Biographie. Auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des Königs von Bayern Maximilian II. hrsg. durch die historische Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften. 55 Bde. Leipzig 1875–1910. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. – Elektronische Volltext- und Faksimile-Edition nach der Ausgabe letzter Hand (Digitale Bibliothek 40). Berlin 2001. Allgemeine Literatur-Zeitung. 〈Hrsg. von Christian Gottfried Schütz und Gottlieb Hufeland.〉 Jena 1785–1803; Fortsetzung Halle 1804–1849. Goethes Amtliche Schriften. Veröffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Hrsg. von Willy Flach. 4 Bde. Weimar 1950–1987. – Bd 1: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. T. 1: Die Bearbeitet von Willy Flach (1950); Bd 2: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788–1797 (1968); 2. Halbbd: 1798–1819 (1970); Bd 3: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Erläuterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl (1972); Bd 4: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl (1987). Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock,

XXX

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Aus Weimars Glanzzeit

BuG

Bode

Bode, Ch. v. Stein

Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856–1857. Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt. Zum funfzigsten Jahrestage des Todes Schillers herausgegeben von August Diezmann. Leipzig 1855. Goethe: Begegnungen und Gespräche. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin 1965–1966; Bd 3, Bd 5, Bd 6, Bd 8 und Bd 14. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–2013; Bd 10f. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Renate Grumach und Bastian Röther. Berlin, New York 2018ff. – Bd 1: 1749–1776. Hrsg. von Renate Grumach (1965); Bd 2: 1777–1785. Hrsg. von Renate Grumach (1966); Bd 3: 1786–1792. Hrsg. von Renate Grumach (1977); Bd 4: 1793–1799. Hrsg. von Renate Grumach (1980); Bd 5: 1800–1805. Hrsg. von Renate Grumach (1985); Bd 6: 1806–1808. Hrsg. von Renate Grumach (1999); Bd 8: 1811–1812. Bearbeitet von Anke Schmidt-Peter (2013); Bd 10: 1815–1816. Bearbeitet von Angelika Reimann (2018); Bd 14: 1823–1824. Bearbeitet von Angelika Reimann (2011). Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen. Zusammengestellt von Wilhelm Bode. Neu hrsg. von Regine Otto und Paul-Gerhard Wenzlaff. 3 Bde. 2. Aufl. Berlin 1982. Wilhelm Bode: Charlotte von Stein. 6. Aufl. 〈postum hrsg. von Anna Bode〉 Berlin 1927. (1. Auflage. Berlin 1910).

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Böttiger, Literarische Zustände1

XXXI

Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl August Böttiger’s handschriftlichem Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger. 2 Bde. Leipzig 1838. Böttiger, Literarische Karl August Böttiger: Literarische Zustände und Zustände2 Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar. Hrsg. von Klaus Gerlach und René Sternke. Berlin 1998. Briefe, Wilhelm Humboldt Wilhelm von Humboldt Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Abteilung I: Briefe bis zum Beginn der diplomatischen Laufbahn 1781–1802. Berlin, Boston 2014ff. – Bd 1: 1781–Juni 1791. Hrsg. und kommentiert von Philipp Mattson. Berlin (2014); Bd 2: Juli 1791–Juni 1795. Hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2015); Bd 3: Juli 1795–Juni 1797. Hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2017). Burkhardt, Theater Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung 1791–1817. Bearbeitet und hrsg. von C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. Hamburg und Leipzig 1891. Campe Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke. Ein Ergänzungsband zu Adelungs Wörterbuche. 2 Bde. Braunschweig 1801. Carl August-Goethe1 Briefwechsel des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1775 bis 1828. Hrsg. von Carl Vogel. 2 Bde. Weimar 1863. Carl August-Goethe2 Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von Hans Wahl. 3 Bde. Berlin 1915–1918. Caroline Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hrsg. von Erich Schmidt. 2 Bde. Leipzig 1913. Charlotte von Schiller Charlotte von Schiller und ihre Freunde. (Hrsg. von Ludwig Urlichs.) 3 Bde. Stuttgart 1860–1865. Chronik Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger (ab Bd 6: von Robert Steiger und Angelika Reimann). 8 Bde und ein Registerbd. Zürich und München 1982–2011. – Bd

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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Corpus

Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“

1: 1749–1775 (1982). – Bd 1: 1749–1775 (1982); Bd 2: 1776–1788 (1983); Bd 3: 1789–1798 (1984); Bd 4: 1799–1806 (1986); Bd 5: 1807–1813 (1988); Bd 6: 1814–1820 (1993); Bd 7: 1821–1827 (1995); Bd 8: 1828–1832 (1996); Generalregister 1749–1832. Hrsg. von Siegfried Seifert (2011). Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Corpus der Goethezeichnungen. Bearbeiter der Ausgabe: Gerhard Femmel. 7 Bde in 10 Tlen. Leipzig 1958–1973. – Bd I. Nr 1–318: Von den Anfängen bis zur italienischen Reise 1786 (1958);Bd II. Nr 1–416: Italienische Reise 1786 bis 1788. Die Landschaften (1960); Bd III. Nr 1–271: Italienische Reise 1786 bis 1788. Antikenund Anatomiestudien. Architektur und Perspektive (1965); Bd IVa. Nr 1–348: Nachitalienische Landschaften (1966); Bd IVb. Nr 1–271: Nachitalienische Zeichnungen 1788 bis 1829. Antike. Porträt. Figurales. Architektur. Theater (1968); Bd Va. Nr 1–390: Die Zeichnungen zur Farbenlehre. Bearbeiter der Ausgabe: Rupprecht Matthaei (1936); Bd Vb. Nr 1–264: Die naturwissenschaftlichen Zeichnungen mit Ausnahme der Farbenlehre. Bestände der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar sowie aller übrigen öffentlichen und privaten Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe: Dorothea Kuhn, Otfried Wagenbreth, Karl Schneider-Carius. Gesamtredaktion Gerhard Femmel (1967); Bd VIa. Nr 1–302: Zeichnungen aus den Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs (1970); Bd VIb. Nr 1–285: Zeichnungen außerhalb der Goethe-Institute der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Nachträge. Berichtigungen zu C〈orpus〉 I–VIa. Abschreibungen. Gesamtkonkordanz (1971); Bd VII: Die Zeugnisse (1973). Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Heft 1–4. Frankfurter Goethe-Haus/Freies Deutsches Hochstift 2011.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Düntzer, Charlotte von Stein Eckermann, Gespräche

EGW

FA/Goethe

Fambach

Femmel/Heres

XXXIII

Charlotte von Stein, Goethe’s Freundin. Ein Lebensbild, mit Benutzung der Familienpapiere entworfen von Heinrich Düntzer. 2 Bde. Stuttgart 1874. Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823–1832. Von Johann Peter Eckermann. 3 Tle. Leipzig (T. 3 Magdeburg) 1836–1848. Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Begründet von Momme Mommsen. Fortgeführt und hrsg. von Katharina Mommsen. (Bd 1 und 2: Reprographischer Neudruck des vom Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Akademie Verlag 1958 herausgegebenen Erstdrucks). Berlin, New York 2006ff. – Bd 1: Abaldemus – Byron (2006); Bd 2: Cäcilia – Dichtung und Wahrheit (2006); Bd 3: Diderot – Entoptische Farben (2006); Bd 4: Entstehen – Farbenlehre (2008); Bd 5: Fastnachtsspiel – Faust (2017); Bd 6: Feradeddin – Gypsabgüsse (2010); Bd 7: Hackert – Indische Dichtungen (2015). Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde (45 Tle) in 2 Abt. 〈Frankfurter Ausgabe〉. Frankfurt a. M. 1985–2013. – I. Abt. Bd 26–27: Amtliche Schriften. Hrsg. von Reinhard Kluge (Texte) sowie Irmtraud und Gerhard Schmid (Erläuterungen). (1998–1999); II. Abt. Bd 1: Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 24. Juni 1794 bis zum 9. Mai 1805. Hrsg. von Volker C. Dörr und Norbert Oellers (1998). Oscar Fambach: Ein Jahrhundert deutscher Literaturkritik (1750–1850). 5 Bde. Berlin 1955–1963. – Bd 1: Goethe und seine Kritiker (1955); Bd 2: Schiller und sein Kreis in der Kritik ihrer Zeit (1957); Bd 3: Der Aufstieg zur Klassik in der Kritik der Zeit (1959); Bd 4: Das große Jahrzehnt in der Kritik seiner Zeit (1958); Bd 5: Der romantische Rückfall in der Kritik der Zeit (1963). Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und

XXXIV

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Fränkel, Goethe-Stein2

GB

Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. Goethes Briefe an Charlotte von Stein. Hrsg. von Jonas Fränkel. Umgearbeitete Neuausgabe. 3 Bde. Berlin 1960 und 1962. Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik-Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv / (ab 2017:) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. (ab 2020) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Frieder von Ammon, Jutta Eckle, Georg Kurscheidt und Elke Richter. Berlin 2008ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008); Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008); Bd 3 I–II: 8. November 1775–Ende 1779. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Bettina Zschiedrich (Kommentar) (2014); Bd 4 I–II: 1780–1781. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Héctor Canal unter Mitarbeit von Bettina Zschiedrich (Text); unter Mitwirkung von Ulrike Leuschner und Ariane Ludwig (Kommentar) (2020); Bd 6 I–II: Anfang 1785–3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2010); Bd 7 I–II: 18. September 1786–10. Juni 1788. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

GB Rep

Gespräche1

Gespräche2

Gespräche3

GJb

XXXV

von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2012); Bd 8 I–II: 20. Juni 1788–Ende 1790. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2017); Bd 9 I–II: 1791–1793. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2020); Bd 10 I–II: 1794–1795. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2019). Johann Wolfgang Goethe: Repertorium sämtlicher Briefe. 1764 – 1832. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Elke Richter unter Mitarbeit von Andrea Ehlert, Susanne Fenske, Eike Küstner und Katharina Mittendorf. Begründet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. – Online verfügbar. Goethes Gespräche. Anhang an Goethes Werke. Abtheilung für Gespräche. Hrsg. von Woldemar Freiherr von Biedermann. 10 Bde. Leipzig 1889–1896. Goethes Gespräche. Gesamtausgabe. Neu hrsg. von Flodoard Freiherrn von Biedermann unter Mitwirkung von Max Morris, Hans Gerhard Gräf und Leonhard L. Mackall. 5 Bde. Leipzig 1909–1911. Goethes Gespräche. Eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. Aufgrund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Freiherrn von Biedermann ergänzt und hrsg. von Wolfgang Herwig. 5 Bde in 6 Tlen. Zürich und Stuttgart 1965–1987. Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913; 〈Bd 35–43:〉 Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Bd 1–9: Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Gräf. Weimar (Bd 1–7 in Kommission beim Insel-Verlag in

XXXVI

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Leipzig) 1914–1922; 〈Bd 44–55:〉 Bd 10–21: Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Max Hecker. Weimar 1924–1963; 〈Bd 56–57:〉 Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937; 〈Bd 58–64:〉 Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Bd 3–9: Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–1944; 〈Bd 65:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 10: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947; 〈Bd 66:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 11: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl † und Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1950; 〈Bd 67–88:〉 Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Bd 12–33: Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1951–1971; Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973; Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer † und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974; Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–1989; Bd 107: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn † und Jörn Göres. Weimar 1990; Bd 108–116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1992–2000; Bd 117–118: Im Auftrage des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2001–2002; Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2003; Bd 120–121: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Christiane Goethe-Cotta

Goethe-Handbuch1

Goethe-Handbuch2

XXXVII

Golz und Edith Zehm. Weimar 2004–2005; Bd 122–123: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 〈2006–2007〉; Bd 124–127: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 〈2008–2011〉; Bd 128–131: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2012–2013, 〈2014〉, 2015; Bd 132: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2016; Bd 133–135: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2017–2019; Bd 136ff.: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz, Stefan Matuschek und Edith Zehm. Göttingen 2020ff. Goethes Briefwechsel mit seiner Frau. Hrsg. von Hans Gerhard Gräf. 2 Bde. Frankfurt a. M. 1916. Goethe und Cotta. Briefwechsel 1797–1832. Textkritische und kommentierte Ausgabe in drei Bänden. Hrsg. von Dorothea Kuhn. Stuttgart 1979–1983. – Bd 1: Briefe 1797–1815 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 31); Bd 2: Briefe 1816–1832 (1979; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 32); Bd 3/1: Erläuterungen zu den Briefen 1797–1815 (1983; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/1); Bd 3/2: Erläuterungen zu den Briefen 1816–1832 (1983; Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft 33/2). Goethe-Handbuch. In Verbindung mit H〈ugo〉 Bieber, H〈ermann〉 Bräuning-Oktavio, M〈ax〉 Geitel, H〈einrich〉 Gloël u.a. hrsg. von Julius Zeitler. 3 Bde. Stuttgart 1916–1918. – Bd 1: Aachen – Glück (1916); Bd 2: Göchhausen – Mythologie (1917); Bd 3: Nachdruck – Zwischenkieferknochen (1918). Goethe Handbuch. Goethe, seine Welt und Zeit in Werk und Wirkung. Zweite, vollkommen neugestal-

XXXVIII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe-Handbuch3

Goethe-Jacobi1 Goethe-Jacobi2

Goethe-Knebel

Goethe-Meyer

Goethe und Bergbau Goethe und Ilmenau

Goethe-Unger

tete Auflage unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Alfred Zastrau 〈2 Bde erschienen〉. Stuttgart 1956 und 1961. Bd 4: Karten der Reisen, Fahrten, Ritte und Wanderungen Goethes (1956). Goethe-Handbuch. 5 Bde. Hrsg. von Bernd Witte, Theo Buck, Hans-Dietrich Dahnke, Regine Otto und Peter Schmidt. Stuttgart, Weimar 1996–1999. – Goethe-Handbuch. Supplemente. Stuttgart, Weimar, 2008–2012: Bd 1: Musik und Tanz in den Bühnenwerken. Hrsg. von Gabriele Busch-Salmen (2008); Bd 2: Naturwissenschaften. Hrsg. von Manfred Wenzel (2012); Bd 3: Kunst. Hrsg. von Andreas Beyer und Ernst Osterkamp (2011). Briefwechsel zwischen Goethe und F. H. Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. „Ich träumte lieber Fritz den Augenblick …“ Der Briefwechsel zwischen Goethe und F〈riedrich〉 H〈einrich〉 Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Neu hrsg. von Andreas Remmel und Paul Remmel. Bonn 2005. Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel (1774–1832). Hrsg. von G〈ottschalk〉 E〈duard〉 Guhrauer. 2 Tle. Leipzig 1851. Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer. Hrsg. von Max Hecker. 4 Bde. Weimar 1917–1932. – Bd 1: Juli 1788 bis Juni 1797 (1917; SchrGG 32); Bd 2: Juni 1797 bis Dezember 1820 (1919; SchrGG 34); Bd 3: Januar 1821 bis März 1832 (1922; SchrGG 35.1); Bd 4: Register zu Band 1–3 (1932; SchrGG 35.2). Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Weimar 1983. Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen öffentlichen Materials dargestellt von Julius Voigt. Mit einem Geleitwort von Karl-Heinz Hahn und einem Nachwort von Rosalinde Gothe. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912. Leipzig 1990. Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Mit einer einleitenden Übersicht über Ungers Verlegertätigkeit von F〈lodoard〉 v. Biedermann. Berlin 1927.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

GoetheVoigt1 GoetheVoigt2

Goethe-Wolf Goethe-Zelter1

Grimm

Grun GT

XXXIX

Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt. Mit Voigts Bildniß. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1868. Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt. 4 Bde. Bearbeitet und hrsg. von Hans Tümmler (ab Bd 3 unter Mitwirkung von Wolfgang Huschke; SchrGG 53–56). Weimar 1949 (Bd 1), 1951 (Bd 2), 1955 (Bd 3), 1962 (Bd 4). Goethes Briefe an Friedrich August Wolf. Hrsg. von Michael Bernays. Berlin 1868. Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1796 bis 1832. Herausgegeben von Friedrich Wilhelm Riemer. 6 Tle. Berlin 1833–1834. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854–1961. – Bandzählung nach der Internet-Ausgabe; online verfügbar. Schlüssel zu alten und neuen Abkürzungen 〈…〉 von Paul Arnold Grun. Limburg/Lahn 1966. Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimar〉 hrsg. 〈Bd 1–6: von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm〉. Stuttgart, Weimar 1998ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Döhler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V 1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007); Bd VI 1–2: 1817– 1818. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2014); Bd VII 1–2: 1819–1820. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2014); Bd VIII 1–2: 1821–1822. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2015).

XL

GWb

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Goethe Wörterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1978–1989. – Bd 3ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln 1998ff. – Online verfügbar. Hagen Die Drucke von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR. Bearbeiter des Bandes Waltraud Hagen. 2., durchgesehene Aufl. Berlin 1983. HB Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe 1763–1803. 17 Bde (Bd 1–9: Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar; Bd 10–17: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar [Goethe- und Schiller-Archiv]). Bd 1–8: Bearbeitet von Wilhelm Dobbek und Günter Arnold; Bd 9–17: Bearbeitet von Günter Arnold. Weimar 1977–2014. – Bd 7: Januar 1793–Dezember 1798 (1982); Bd 14: Kommentar zu Band 7 (2009). Helbig Joachim Helbig: Postvermerke auf Briefen 15.–18. Jahrhundert. Neue Ansichten zur Postgeschichte der frühen Neuzeit und der Stadt Nürnberg. München 2010. Hirzel, Goethe-Bibliothek Salomon Hirzel: Neuestes Verzeichniß einer Goethe1874 Bibliothek. (1767–1874). Leipzig 1874. Hofkalender 1796 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hofund Addreß-Calender, auf das Schalt-Jahr 1796. Jena 〈o. J.〉. Humboldt, Tagebücher Wilhelm von Humboldts Tagebücher. Hrsg. von Albert Leitzmann. 2 Bde (Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften 14/15). Berlin 1916–1918. Humboldt, Wilhelm, Wilhelm von Humboldt Briefe. Historisch-kritische Briefe Ausgabe. 1. Abt.: Briefe bis zum Beginn der diplo-

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

HzM HzN

Inventare 2 I

IR I, II, III JALZ JB

JbFDH

XLI

matischen Laufbahn 1781–1802. Berlin, Boston 2014ff. – Bd 1: 1781–Juni 1791, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2014); Bd 2: Juli 1791–Juni 1795, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2015); Bd 3: Juli 1795–Juni 1797, hrsg. und kommentiert von Philip Mattson (2017). 〈Hefte zur Morphologie〉: Goethe. Zur Morphologie. 2 Bde. Stuttgart und Tübingen 1817–1824 〈Hefte zur Naturwissenschaft〉: Goethe. Zur Naturwissenschaft überhaupt. 2 Bde. Stuttgart und Tübingen 1817–1824. Inventare des Goethe- und Schiller-Archivs. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik / Goethe- und Schiller-Archiv. Bd 2: Goethe-Bestand. T. 1: Gedichte. Redaktor Gerhard Schmidt. Weimar 2000. Italiänische Reise. I. II. III. (WA I 30–32.) Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung. Jena, Leipzig 1804–1841. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Gesamtausgabe. Hrsg. von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff; ab Bd 3: Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff †. Hrsg. von Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider; ab Bd 4: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff †. Hrsg. von Michael Brüggen und Heinz Gockel. Bd 5–10: Hrsg. von Walter Jaeschke. ab Bd 11: Hrsg. von Walter Jaeschke und Birgit Sandkaulen. Reihe I 〈Text〉; Reihe II 〈Kommentar〉. Stuttgart-Bad Cannstatt 1981ff. – Bd I 10: Briefwechsel Juni 1792 bis September 1794. Nachtrag zum Briefwechsel 1769–1789. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann (2015); Bd I 11: Briefwechsel Oktober 1794 bis Dezember 1798. Hrsg. von Catia Goretzki (2017). Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. 〈Hrsg. von Otto Heuer.〉 Frankfurt 1902–1925. – Im Auftrag der Verwaltung hrsg. von Ernst Beutler. Frankfurt a. M. 1926–1931, Halle 1931–1940. – Hrsg. von Detlef Lüders. Tübingen 1962–1982. – Hrsg. von Arthur Henkel. Tübingen 1983. – Hrsg. von Chris-

XLII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Jean Pauls Sämtliche Werke I–III

Kalb-Goethe Keudell

Knebel, Nachlaß und Briefwechsel

Köpke, Kalb Krünitz

LA

toph Perels. Tübingen 1984–2002. Hrsg. von Anne Bohnenkamp und Christoph Perels. Tübingen 2003. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp. Tübingen 2004ff. Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Abt. I–III. Berlin 1927ff. – Abt. III. Briefe. Bd 2. Briefe 1794– 1797. Hrsg. von Eduard Berend (1958). Eduard von der Hellen: Briefe von Charlotte v. Kalb an Goethe. In: GJb 13 (1892), S. 41–79. Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearbeitet von Elise von Keudell. Hrsg. mit einem Vorwort von Werner Deetjen. Weimar 1931. K〈arl〉 L〈udwig〉 von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel. Hrsg. von K〈arl〉 A〈ugust〉 Varnhagen von Ense und Th〈eodor〉 Mundt. 3 Bde. Leipzig 1835–1836. Charlotte von Kalb und ihre Beziehungen zu Schiller und Göthe. Von Ernst Köpke. Berlin 1852. Oeconomische Encyklopädie 〈Bd 33ff.: Oekonomisch-technologische Encyklopädie), oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- u. Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von Johann Georg Krünitz 〈u.a.〉. 242 Bde. Berlin 1773–1858. Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begründet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt, 〈seit 2005〉 Irmgard Müller und 〈seit 2012〉 Friedrich Steinle. Weimar 1947– 2019. – I. Abteilung: Texte. 11 Bde. 1947–1970. II. Abteilung: Ergänzungen und Erläuterungen. 10 Bde. (in 18 Tlen). 1959–2011. III. Abteilung: Verzeichnisse und Register. 2014–2019. – Bd I 1: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1770– 1810. Hrsg. von Günther Schmid (1947); Bd I 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre 1790–1808. Hrsg. von Rupprecht Matthaei (1951);

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Lichtenberg, Briefwechsel

Luther-Bibel 1772 AT/ Apokryphen/NT

MA/Goethe

XLIII

Bd I 8: Naturwissenschaftliche Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1962); Bd I 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd I 10: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Morphologie. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1964); Bd I 11: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970); Bd II 1A und II 1B: Zur Naturwissenschaft im allgemeinen. Bearbeitet von Jutta Eckle (2011); Bd II 2: Zur Meteorologie und Astronomie. Bearbeitet von Gisela Nickel (2005); Bd II 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anfängen bis 1805. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd II 8A: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1806 bis 1820. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1997); Bd II 9B: Zur Morphologie. Von 1796 bis 1815. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1986). Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne. 5 Bde (in 6 Tlen). München 1983–2004. – Bd 4: 1793–1799 und Undatiertes. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne unter Mitwirkung von Julia Hoffmann (1992). Biblia, / Das ist: / Die ganze / Heilige Schrift / Alten und Neuen / Testamentes, / Nach der deutschen Uebersetzung / D. Martin Luthers, / mit vorgesetztem kurzen / Inhalt eines jeden Capitels, / wie auch mit richtigen / Summarien und vielen Schrift-Stellen / auf das allersorgfältigste versehen, nach den bewährtesten und neuesten Editionen / mit grossem Fleisse ausgefertiget. / Samt / einer Vorrede / von / Hieronymo Burckhardt, / der Heil. Schrift Doctor. / Basel 1772. (Vgl. Ruppert, 384, Nr 2604.) Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens 〈Münchner Ausgabe〉. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpferdt, Norbert Miller und Gerhard Sauder (Bd 7, 11 I 1, 11 I 2, 11 II, 13 I, 13 II, 15, 17, 18 I, 18

XLIV

NA

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

II, 20 I, 20 II, 20 III. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpferdt, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm). 21 (in 33) Bde und ein Registerbd. München 1985–1998 und 2014. – Bd 3 I: Italien und Weimar 1786– 1790. Hrsg. von Norbert Miller und Hartmut Reinhardt (1990); Bd 3 II: Italien und Weimar 1786–1790. Hrsg. von Hans J. Becker, Hans-Georg Dewitz, Norbert Miller, Gerhard H. Müller, Johann Neubauer, Hartmut Reinhardt und Irmtraut Schmidt (1990); Bd 4 I: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. Hrsg. von Reiner Wild (1988); Bd 4 II: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. Hrsg. von Klaus H. Kiefer, Hans J. Becker, Gerhard H. Müller, John Neubauer und Peter Schmidt (1986); Bd 8 I und II: Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1804. Text/Kommentar. Hrsg. von Manfred Beetz (1990). Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen † und Gerhard Fricke. Weimar 1943ff. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen † und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958; Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begründet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979; Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

XLV

von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980–1991; Bd 15 I, 26: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel †. Weimar 1992–1993; Bd 2 II B, 5 N, 8 N I, 8 N II, 8 N III, 9 N I, 9 N II, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimar〉 und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993ff. – Bd 1: Gedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens 1776–1799. Hrsg. von Julius Petersen † und Friedrich Beißner (1943); Bd 2 I: Gedichte in der Reihenfolge ihres Erscheinens 1799–1805 – der geplanten Ausgabe letzter Hand (Prachtausgabe) – aus dem Nachlaß. Hrsg. von Norbert Oellers (1983); Bd 2 II A: Gedichte (Anmerkungen zu Band 1). Hrsg. von Georg Kurscheidt und Norbert Oellers (1991); Bd 8 N III: Wallenstein (Anmerkungen). Hrsg. von Norbert Oellers. Mit einem Beitrag von Beate Agnes Schmidt (2013); Bd 13: Bühnenbearbeitungen. Erster Teil. Hrsg. von Hans Heinrich Borcherdt (1949); Bd 20: Philosophische Schriften. Erster Teil. Unter Mitwirkung von Helmut Koopmann hrsg. von Benno von Wiese (1962); Bd 22: Vermischte Schriften. Hrsg. von Herbert Meyer (1958); Bd 27: Briefwechsel. Schillers Briefe 18. 5. 1794–29. 6. 1795. Hrsg. von Günter Schulz (1958); Bd 28: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 7. 1795–31. 10. 1796. Hrsg. von Norbert Oellers (1969); Bd 29: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 11. 1796–31. 10. 1798. Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1977); Bd 30: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 11. 1798–31.12.1800. Hrsg. von Lieselotte von Blumenthal (1961); Bd 35: Briefwechsel. Briefe an Schiller 25. 5. 1794–31. 10. 1795. In Verbindung mit Lieselotte Blumenthal hrsg. von

XLVI

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Pasqué, Theaterleitung

Pestel, Weimar als Exil

Pfeiffer-Belli

Pierer

Plan der Stadt Weimar 1784 Politischer Briefwechsel

Post-Bericht 1796

Günter Schulz; Bd 36 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1. 11. 1795–31. 3. 1797. Hrsg. von Norbert Oellers (1972); Bd 36 II: Briefwechsel. Briefe an Schiller. 1. 11. 1795–31. 03. 1797 (Anmerkungen). Hrsg. von Norbert Oellers (1976); Bd 37 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller. 1. 4. 1797–31. 10. 1798 (Text). Hrsg. von Norbert Oellers und Frithjof Stock (1981); Bd 41 II A: Lebenszeugnisse II. Dokumente zu Schillers Leben. (Text). Hrsg. von Martin Schalhorn (2006). Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasqué. 2 Bde. Leipzig 1863. Friedemann Pestel: Weimar als Exil: Erfahrungsräume französischer Revolutionsemigranten 1792–1803 (Deutsch-französische Kulturbibliothek 28). Leipzig 2009. Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus (Erster Ergänzungsband der Goethe-Gedenkausgabe). Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zürich und Stuttgart 1960. Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, bearbeitet von mehreren Gelehrten (Bd 24/25: UniversalLexikon oder vollständiges encyclopädisches Wörterbuch), hrsg. von H〈einrich〉 A. Pierer (Bd 1 hrsg. von August D. von Binzer). 26 Bde. Altenburg 1822–1836. Plan von der Fürstlich. Sächsischen Residenz-Stadt Weimar, aufgenommen von F〈ranz〉 L〈udwig〉 Güssefeld. Nürnberg 1784. Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Hrsg. von Willy Andreas. Bearbeitet von Hans Tümmler. 3 Bde (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts 37–39). Stuttgart 1954–1973. – Bd 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundszeit 1791–1807 (1958). Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neuverbesserter Calender, für alle Stände, auf das Schalt-Jahr 1796. Weimar, 〈o. J.〉.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

QuZ

RA

XLVII

Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Einzeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984). Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform 〈Regestausgabe〉. Bd 1–5: Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv. Herausgeber: Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Ergänzungsband zu den Bänden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/ Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 1995; Bd 6–8: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv 〈Bd 8: Klassik Stiftung Weimar〉. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 2000, 2004, 2011; ab Bd 9: In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof, Christian Hain und Sabine Schäfer. Weimar 2017ff. – Bd 1: 1764–1795 (1980); Bd 2: 1796–1798 (1981); Bd 3: 1799–1801 (1983); Bd 4: 1802–1804 (1988); Bd 5 1805–1810 (1992); Ergänzungsband zu den Bänden 1 bis 5 (1995); Bd 6 1811–1815 (2000); Bd 7: 1816–1817 (2004); Bd 8: 1818–1819 (2011); Bd 9: 1820–1822 (2017). – Online verfügbar.

XLVIII

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Reichardt-Goethe

Riemer, Goethe-Briefe

Riemer, Mittheilungen

Ruppert

Satori-Neumann1

Satori-Neumann2

Schaeffer/Göres

Schiller-Cotta Schiller-Goethe1

Schiller-Goethe2

J〈ohann〉 F〈riedrich〉 Reichardt – J〈ohann〉 W〈olfgang〉 Goethe. Briefwechsel. Hrsg. und kommentiert von Volkmar Braunbehrens, Gabriele Busch-Salmen, Walter Salmen. Weimar 2002. Briefe von und an Goethe. Desgleichen Aphorismen und Brocardica. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer. Leipzig 1846. Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Von Friedrich Wilhelm Riemer. 2 Bde. Berlin 1841. Goethes Sammlungen zu Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethes Bibliothek. Katalog: Bearbeiter der Ausgabe: Hans Ruppert. Weimar 1958. Die Frühzeit des Weimarischen Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791 bis 1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th. Satori-Neumann (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 31). Berlin 1922. Lothar Schirmer: Die Frühzeit des Weimarischen Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791 bis 1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th. SatoriNeumann. Neu hrsg. und kommentiert. 2 Bde (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte 80/1 und 80/2). Berlin 2013. Goethe. Seine äußere Erscheinung. Literarische und künstlerische Dokumente seiner Zeitgenossen. Hrsg. von Emil Schaeffer und Jörn Göres. Frankfurt a. M. 1999. Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta. Hrsg. von Wilhelm Vollmer. Stuttgart 1876. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. 〈Hrsg. von Johann Wolfgang Goethe.〉 6 Tle. Stuttgart und Tübingen 1828– 1829 Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Zweite, nach den Originalhandschriften vermehrte Ausgabe. 〈Hrsg. von Hermann Hauff.〉 2 Bde. Stuttgart und Augsburg 1856.

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Schiller-Goethe3

Schiller-Goethe4

Schiller-Goethe5

Schillers Kalender Schmidt/Suphan

Schöll, Goethe-Stein

SchrGG Schuchardt

Schulte-Strathaus

Soemmerring, Werke

Sömmerrings Leben

XLIX

Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe in den Jahren 1794 bis 1805. Dritte Ausgabe. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1870. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe. Vierte Auflage. 〈Hrsg. von Wilhelm Vollmer.〉 2 Bde. Stuttgart 1881. Friedrich Schiller, Johann Wolfgang Goethe: Der Briefwechsel. Historisch-kritische Ausgabe. Hrsg. und kommentiert von Norbert Oellers unter Mitarbeit von Georg Kurscheidt. 2 Bde. Stuttgart 2009. Schillers Kalender. Hrsg. von Georg Kurscheidt. In: NA 41 I, 5–557. Xenien 1796. Nach den Handschriften des Goetheund Schiller-Archivs hrsg. von Erich Schmidt und Bernhard Suphan. Weimar 1893. Göthe’s Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826. Zum erstenmal herausgegeben durch A〈dolf〉 Schöll. 3 Bde. Weimar 1848 und 1851. Schriften der Goethe-Gesellschaft. Weimar 1885ff. Chr〈istian〉 Schuchardt: Goethe’s Kunstsammlungen. 3 Tle. Jena 1848–1849. – T. 1: Kupferstiche, Holzschnitte, Radirungen, Schwarzkunstblätter, Lithographien und Stahlstiche, Handzeichnungen und Gemälde. Jena 1848. T. 2: Geschnittene Steine, Bronzen, Medaillen, Münzen; Arbeiten in Marmor, Elfenbein und Holz; antike Vasen und Terracotten, Gypsabgüsse, Majolica u. A. Jena 1848 – Goethe’s Sammlungen. T. 3: Mineralogische und andere naturwissenschaftliche Sammlungen. Mit einer Vorrede der Gebrüder von Goethe. Jena 1849. (Reprint: Hildesheim, New York 1976.) Die Bildnisse Goethes. Hrsg. von Ernst SchulteStrathaus (Supplementband zur Propyläen-Ausgabe). München 〈1910〉. Samuel Thomas Soemmerring: Werke. Begründet von Gunter Mann. Hrsg. von Jost Benedum und Werner Friedrich Kümmel. Bd 1ff. Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm 1990ff. Samuel Thomas Sömmerring’s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Hrsg. von Rudolph Wagner.

L

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

Steenbuck, IlmenauBergwerk

Suphan, Goethe und Herder von 1789–1795 Ur-Xenien

Voigt

WA

WAN

Wahl, Bergwerkskommission

WB

Erste Abteilung: Briefe berühmter Zeitgenossen an Sömmerring. Leipzig 1844. Kurt Steenbuck: Silber und Kupfer aus Ilmenau. Ein Bergwerk unter Goethes Leitung. Hintergründe, Erwartungen, Enttäuschungen (SchrGG 65). Weimar 1995. Bernhard Suphan: Goethe und Herder von 1789– 1795. In: Preußische Jahrbücher 43 (1879), S. 142– 183. Ur-Xenien. Nach der Handschrift des Goethe- und Schiller-Archivs in Faksimile-Nachbildung hrsg. von Hans Wahl (SchrGG 47). Weimar 1934. Julius Voigt: Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unveröffentlichten Materials dargestellt. Leipzig 1912. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen 〈Weimarer Ausgabe〉. 143 Bde. – I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde. Weimar 1887–1918; II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. Weimar 1890–1904; III. Abtheilung: Goethes Tagebücher. 15 Bde. Weimar 1887–1919; IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde. Weimar 1887–1912. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. München 1990. (WA IV 51–53.) Volker Wahl: Die Ilmenauer Bergwerkskommission als Immediatkommission in der Behördenorganisation von Sachsen-Weimar-Eisenach (1777 bis 1814). Goetheforschung als Verwaltungsgeschichte. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 53 (1999), S. 151–200. Wielands Briefwechsel. Bd 1–2: Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin/Institut für deutsche Sprache und Literatur (Bd 2: durch Hans Werner Seiffert); Bd 3–5: Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut für Literaturgeschichte durch Hans Werner Seiffert; Bd 6–18, 20: Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. Berlin 1963–2007. – Bd 12: Juli 1793–

Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur

LI

Juni 1795. T. 1: Text. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1993). T. 2: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1995); Bd 13: Juli 1795–Juni 1797. T. 1: Text. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1999). T. 2: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (2000).

LII

Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern

Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern abgeschickt (bei Absendevermerken) Brief(e) den (bei Angabe des Datums); gelegentlich auch: der do, dito: desgleichen, ebenso (von ital. ditto, detto: ˝ das Gesagte); Ersatz für ein zuvor genannten Wort, Wiederholungszeichen (˝) (siehe auch unter „dergl.“) Dem:, Demois., Demoiss. franz. Demoiselle: Fräulein dergleichen; in den Rechnungen Ersatz für ein dergl. zuvor genanntes Wort (s. auch unter „d“) Durchlaucht(en): Prädikat, das vom Kaiser verDurchl, Durchl. liehen wurde und als Adelstitel nur fürstlichen Personen, auch Prinzen eines regierenden Hauses, zustand (von mhd. durchliuhtet: erleuchtet, Lehnübersetzung zu lat. perillustris: sehr angesehen) Ew, Ew., Ew: Euer (in Verbindung mit einer Anrede, einem Titel) Exzell Exzellenz: Auszeichnungstitel für hohe Staatsdiener, meist für die höchsten Hofbeamten wie Minister und Gesandte erster Klasse (von lat. excellentia: Vortrefflichkeit, Vorzüglichkeit) fr., frank. franco, frank, frei fol. Folio, Blatt (von lat. folium) Fr. Frau Frankf. a/m., Frankf. a/m, Frankf. a/m. Frankfurt a. M. fürstliche(r) fürstl Geh. Geheimer Herr(n) (auch in der Bedeutung: Herzog) H., Hl. Herzoglich (in Titulaturen) Herzogl. abgesch. Bl:, Brl: d., dl, dl.

Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern

Hochwohlgel, Hochwohlgebl:, Hochwohlgeb., Hochwohlgebl Hochwürdl HofR hor. vesper. J. Mad., Madam Mr:, Mr NB. Pl., Pl: p adr. P. B. p. O. pp P. M. pag. praes., ps: R. Reg. Stl., Stck., #, #. u, u. v, v. W. Wohlgebl, Wohlgebl., Wohlgebl: &

LIII

Hochwohlgeboren: Titulatur für adlige Personen. Hochwürden: Titulatur für Geistliche oder Theologen. Hofrat lat. hora vespertina: abends. Jena franz. Madame: Frau franz. Monsieur: Herr lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Paquet, Paket per Adresse, im Hause, wohnhaft bei; im Sinne von ‚c/o‘ (engl.‘ care of‘) per Boten lat. per occasionem: durch Gelegenheit (beim Transport von Briefen) lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ‚usw.‘ Pro Memoria, Denkschrift lat. pagina, franz. page: Seite lat. praesentatum; Eingangsvermerk auf amtlichen Schriftstücken Rath Regierungs- (in Titulaturen) Stück; in den Rechnungen steht das Doppelkreuz (#) für „Anzahl“ und von Weimar Wohlgeboren: Titulatur für einen mittleren Offizier oder Beamten lat. et: und

LIV

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen1 Längeneinheiten Meile Fuß

Zoll Linie

Preußische Meile = 7.532,5 m Weimarer Meile = 7.358,5 m Leipziger (sächsischer) Fuß = 0,28319 m Pariser Fuß (Pied de Roi) = 0, 324839 m Preußischer (rheinischer) Fuß = 0,31385 m Weimarer Fuß = 0,282 m meist 1⁄12, sonst auch ein 1⁄10 Fuß Weimarer Zoll = 2,3 cm meist 1⁄12, sonst auch ein 1⁄10 Zoll

Münze und Geldwerte rh, rh., rthl., Rthlr. fl, fl. gl, gl. dl

Reichstaler Gulden („Florin“) Groschen Pfennig („denarius“)

Carolin Dukat, Dukaten Laubthl, Laubthlr, Laubthlr, Laubthlr., Lbthl, Lbthlr. Louisdl. Livre

Franz. Goldmünze Goldmünze Laubthaler (deutsche Bezeichnung für den französischen Écu aux lauriers, eine Silbermünze mit Lorbeerzweigen) Louisdor, Louisd’or Französische Silberwährung (bis August 1795; danach „Franc“; danach „Franc“) Bayerische Goldmünze Italienische Gold- und Silberwährung (von verschiedenen Staaten ausgegeben, u.a. von Florenz)

Maxdor Scudo, Scudi

1

Vgl. Münzen, Maße und Gewichte in Thüringen. Hilfsmittel zu den Beständen des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt Informationshefte 7). Rudolstadt, 32006.

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen

Rechenstufen (nach dem so genannten 20 Gulden-Fuß) 1 Carolin 1 Louisdor 1 Laubthaler 1 Reichsthaler 1 Sächsischer Gulden

= 6 Reichstaler 8 Groschen = 5 Reichstaler = 1 Reichstaler 12 Groschen 6 Pfennige = 24 Groschen zu 12 Pfennigen = 288 Pfennige = 90 Kreuzer zu 4 Pfennigen = 17 Groschen 6 Pfennige

LV

LVI

Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen

BRIEFE 1796

KOMMENTAR

JANUAR 1796

3

1. An Friedrich Schiller Weimar, 2. Januar 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,6 × 27,3 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr.; am linken und rechten Rand Mitte Reste eines roten Siegels (Satyr mit zwei Flöten?; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 1, Nr 139. WA IV 11 (1892), 1, Nr 3250. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 30. Dezember 1795 (vgl. RA 1, Nr 1530). – Einen Antwortbrief gibt es nicht; Goethe reiste am nächsten Tag nach Jena. Über Friedrich Schiller, seine Freundschaft mit Goethe und über beider Briefwechsel, insbesondere die Korrespondenz der Jahre 1794 bis 1796, vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 24. 3,3 bey Ihnen einzutreffen hoffe] Goethe hielt sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf und wohnte im dortigen Schloss (vgl. GT II 1, 57f.; FärberCalender 1796, Bl. 3). Er wünschte, wie er am 30. Dezember 1795 an Johann Heinrich Meyer schrieb, der Zerstreuung (6,8) in Weimar zu entkommen, um sich der Arbeit am 7. Buch seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zu widmen. So hatte er sich auch im letzten Brief an Schiller geäußert (vgl. GB 10 I, 205,1–5). – In seinem Tagebuch notierte Goethe unter dem 4., 6., 11. und 14. Januar 1796 jeweils: Abends Schiller. (GT II 1, 57f.) Über Goethes Aufenthalt unterrichten dessen Briefe an Christiane Vulpius vom 8., 12. und 15. Januar 1796 (Nr 7, 8 und 9) sowie Schillers Briefe an Wilhelm von Humboldt vom 4. und vom 9. bis zum 11. Januar 1796 (NA 28, 154 und 163), an August Wilhelm Schlegel vom 9. Januar 1796 (NA 28, 159f.) und an Christian Gottfried Körner vom 18. Januar 1796 (NA 28, 166–168). Beobachtungen über Goethes Besuche in Schillers Haus schildert der sächsische Offizier und Schriftsteller Carl Wilhelm Ferdinand von Funck, der Jena und Schiller damals auch besuchte: „Goethe 〈…〉 kömmt alle Nachmittage um 4 Uhr und bleibt bis nach dem Abendessen. Gewöhnlich tritt er schweigend herein, setzt sich nieder, stützt den Kopf auf, nimmt auch wohl ein Buch oder einen Bleistift und Tusche und zeichnet. Diese stille Szene unterbricht etwa der wilde Junge 〈Schillers Sohn Carl〉 einmal, der Goethen mit der Peitsche ins Gesicht schlägt, dann springt dieser auf, zaust und schüttelt das Kind, schwört, daß er ihn einmal wurzeln 〈an eine Stelle heften〉 oder mit seinem Kopf Kegel schieben müsse und ist nun, ohne zu wissen wie, in Bewegung gekommen.

4

BRIEFE 2/3

Dann folgt gewöhnlich ein interessanter Discurs, der oft bis in die Nacht fortdauert.“ (Brief an Christian Gottfried Körner, 18. Januar 1796; Frankfurter Zeitung 1903. Nr 62 vom 3. März; zitiert nach NA 36 II, 103.) 3,3–4 Sie wieder zu sehen] Laut Goethes Tagebuch am Abend des 4. Januar 1796 (vgl. GT II 1, 57).

2. An Carl Ludwig von Knebel

〈Weimar〉, 3. Januar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: University of Michigan, Ann Arbor/MI (USA), The Harlan Hatcher Graduate Library, Manuscript Department, The German Literary Authors Collection. – 1 Bl. 19,3 × 23,2 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. an den Längsseiten, mittig, je ein Rest einer schwarzen Verschlussoblate. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 149, Anm. 1 (Heinrich Düntzer, Ferdinand Gottfried von Herder; nach einer Abschrift). WA IV 11 (1892), 2, Nr 3252 (nach E). BEIL AG E

eine Rolle Geld (3,7; vgl. zu 3,7–8). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl Ludwig von Knebel antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 8). In den elf Briefen Goethes an Carl Ludwig von Knebel (1744–1834), den Urfreund (WA I 4, 83), und den rund zwei Dutzend Briefen Knebels an Goethe aus dem Jahr 1796 geht es um Alltägliches (gegenseitige Gefälligkeiten, Einladungen, Nachrichten über Personen), um Literarisches (besonders Knebels Übertragung der Elegien des Properz, die Goethe fördernd begleitet, und den letzten Band von Goethes „Wilhelm Meister“) sowie um Naturwissenschaftliches (Goethes optische Arbeiten und Knebels Anteilnahme daran). – Über Knebel und seine langjährige Freundschaft mit Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 175. 3,6 einige Zeit nach Jena] Goethe begab sich noch am 3. Januar 1796 nach Jena und kehrte am 17. Januar zurück (vgl. GT II 1, 57f.; Färber-Calender 1796, Bl. 3). 3,6–7 in deiner einsamen Hütte] Knebel lebte westlich vor den Toren Weimars in seinem Garten mit Gartenhaus, die er 1792 von Christoph Martin Wieland erworben hatte, in der Nähe des Lottenbaches Richtung Erfurt, „wo man nur mit Krautländern umgeben ist“, wie ihm Herzoginmutter Anna Amalia am 5. Juli 1796 schrieb (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 207).

JANUAR 1796

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3,7 eine Rolle Geld] Geldmünzen wurden in abgepackten Rollen aus mehrlagigem Papier sortiert und aufbewahrt. In Goethes Dialog „Die guten Frauen“ (erschienen im „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1801“) ist von einem Körbchen voll Geldrollen (WA I 18, 304) die Rede: Die verschiedenen Münzsorten waren besonders gepackt, und der Inhalt jedes Röllchens war 〈…〉 darauf gezeichnet. (WA I 18, 304f.) 3,7–8 das Ordinarium von der Herzoginn] Herzogin Louises jährliche Zuwendung von 50 Reichstalern für ihr Patenkind Wilhelm Herder. – Ordinarium: regelmäßige Einnahme oder Ausgabe (lat. ordinarium: das Regelmäßige). 3,8 Die 600 rh] Sie waren für die Ausbildung von Herders Söhnen bestimmt. Knebel hatte in seinem Brief an Caroline Herder vom 22. Dezember 1795 angekündigt, „daß Ihnen nach dem Neuen Jahre 600. Thlr. sollten ausgezahlt werden.“ (Suphan, Goethe und Herder von 1789–1795, 171.) Vgl. GB 10 II, zu 176,28, für den Gesamtzusammenhang die einleitenden Erläuterungen zu GB 10 II, Nr 154 und Nr 169. 3,9–10 Besuch am Neujahrstage] Am Freitag, dem 1. Januar 1796, war Goethes Freitagsgesellschaft zusammengekommen (vgl. zu 6,26); im Tagebuch heißt es unter diesem Datum: Gesellschaft. Abends blieben Loder und mehrere zu tische. (GT II 1, 57.) Unter den nicht Genannten waren möglicherweise Christian Gottlob Voigt, der von diesem im Brief an Goethe vom Neujahrstag angekündigte eisenachische Hofjunker Carl von Bühler (vgl. Goethe-Voigt2 1, 215f.) und offenbar Johann Gottfried Herder. 3,10 uns doch bald auch etwas vorzulesen] Goethe wünschte, dass Herder bei nächster Gelegenheit eigene Texte in der Freitagsgesellschaft vortrage. 3,10–11 in Jena fleißig zu seyn] Goethe vollendete in Jena das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, entwarf Bühnendekorationen für die Oper „Die neuen Arkadier“ (vgl. zu 10,11–12), sprach mit Schiller über die „Xenien“ und las u.a. Gotthelf Fischers „Versuch über die Schwimmblase der Fische“ (Leipzig 1795); das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 4551). Vgl. zu all dem GT II 1, 58.

3. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 30. Dezember 1795–3. Januar 1796 → 〈Rom〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23,3) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (Meinen ersten 〈…〉 erhalten haben [3,13] und Leben Sie 〈…〉 G [6,15–21]), Tinte; S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N. 6. 27. Jan 96“, darüber Briefzählung: „No. 2.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit

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Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E2). – Die Nummerierung der jeweils eigenen Briefe entspricht dem Vorschlag aus Goethes Brief an den Adressaten vom 16. November 1795 (vgl. GB 10 I, 183,14–17); die zeitliche Abfolge sollte festgehalten werden, um die Korrespondenz in ihrer chronologischen Ordnung für beide beteiligten Partner überschaubar zu halten und den möglichen Verlust einzelner Briefe rasch feststellen zu können. Die Maßnahme bewährte sich. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 43–46. – 2 ineinandergelegte Doppelblätter 21 × 35 cm, 8 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Korrekturen und Ergänzungen zum Teil links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: No 3. und Absendevermerk, Tinte: Abgegangen dl. 3. Jan 96. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift von Schreiberhd, Tinte: „Meyers Reise / und Aufenthalt in Italien / betrL / 1795.“, darunter: „Goethe’s und Meyers Briefe / in den Jahren 1795–1797.“, zudem diverse Notizen von fremder Hd, violetter Stift und Bleistift, oben rechts von fremder Hd, Tinte: „No 1.“; am rechten Rand Papierverlust, Kante mit Pergamentpapierstreifen stabilisiert; 196 Bl., 2 Bl. Druck. E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 675, 682 (Teildruck: 4,35–5,2 Je mehr man den 〈…〉 überschritten ist. und 5,17–22 Ich habe auch diese Zeit her 〈…〉 vergleichen.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 19–21, Nr 8 (Teildruck: 4,4–16 Das Deraisonnement 〈…〉 seinem Werke selbst sehen.). E3: WA IV 10 (1892), 359–363, Nr 3249 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 22. bis zum 24. November 1795 (vgl. RA 1, Nr 1485). – Meyer antwortete mit zwei Briefen, vom 24. bis zum 27. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 34) und vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 61). Postsendungen: 5. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). K belegt eine am 3. Januar 1796 geplante Sendung (vgl. Überlieferung). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes, dem Jahr 1796, sind 17 Briefe Goethes an Johann Heinrich Meyer (1760–1832) und 27 Gegenbriefe überliefert. In den zwischen Rom, Florenz und Weimar gewechselten Briefen werden vor allem kunsttheoretische Fragen behandelt. Insbesondere die Geschichte der Kunst, das Kolorit von Gemälden und die Harmonie der Farben interessierten beide Männer, die ein enzyklopädisches Werk über die italienische Kultur vorbereiteten. Um Material für diese Publikation zu sammeln, war Meyer Anfang Oktober 1795 in den Süden gereist, wo er sich bis Juni 1797 aufhielt. In Rom und Florenz kopierte er zu diesem Zwecke antike und neuzeitliche Gemälde, besuchte neben Kirchen, Palästen und Villen Kunstgalerien, deren Werke er studierte; die dabei gewonne-

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nen Erkenntnisse hielt er schriftlich nach bestimmtem Muster fest. Die Anwesenheit vor Ort nutzend, sollte er auch Goethes dritten Italienaufenthalt (nach 1786 bis 1788 und 1790) vorbereiten. Vor Goethes Eintreffen in Italien galt es, „so gut es in einem Briefe angehen will von dem Zustand meiner Studien Forschungen bemerckungen, Zweifeln, Vorhaben, und von dem was schon verrichtet worden, bestimmte Nachricht zu geben.“ (Meyers Brief an Goethe, 8. Januar 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 52; vgl. Goethe-Meyer 1, 172.) Die Besetzung Italiens durch französische Truppen unter Führung Napoleon Bonapartes ließen Goethe schließlich von seinen Reiseplänen Abstand nehmen. Darüber hinaus ließen es die Kämpfe des Ersten Koalitionskrieges am Rhein und in Süddeutschland nicht geboten erscheinen, das sichere Weimar zu verlassen. Mit dem allmählichen Schwinden der Hoffnung, Weimar im Sommer verlassen zu können, stieg Goethes Sehnsucht nach einer Kultur des Sinnlichen, der konkreten Erfahrung des Schönen, wie sie allein in der unmittelbaren Anschauung von Werken der Bildenden Kunst möglich sei. – Über Johann Heinrich Meyer und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 29. 3,13 Meinen ersten an Hirt adressirten Brief] Der Brief Goethes vom 16. November 1795 (GB 10, Nr 176), der Meyer unter der Anschrift des seit 1782 in Rom lebenden Malers Aloys Hirt erreichte. Meyer war am 2. Oktober 1795 von Weimar zu einem zweijährigen Studienaufenthalt nach Italien aufgebrochen. Erstes Ziel seiner Reise war Rom. 3,15–16 Ihren Brief 〈…〉 spedirt hatte] Der Bezugsbrief traf offenbar als Beilage eines Briefes von Catharina Elisabeth Goethe von Mitte Dezember 1795 in Weimar ein (vgl. RA 1, Nr 1516). In diesem Brief erwähnt Goethes Mutter die Sendung: „Hir kommt ein Brief davon der Verfasser entweder ein geni oder ein Lustiger Spaßmacher ist – ließ nur meine Adreße!“ (Pfeiffer-Belli, 692); das erhaltene Manuskript des Bezugsbriefs (H: GSA 28/1045, Bl. 40–42) enthält weder den Brief an die Mutter noch die erwähnte Adressangabe. – Spedieren: kaufmannssprachlich für ‚versenden‘, ‚verschicken‘ (von ital. spedire). 4,4 Das Deraisonnement der Deutschen in Rom] Im Bezugsbrief hatte Meyer sich beklagt: „Ich befinde mich täglich als ein Zweiter Laurenzius wi geröstet und gebraten von allen den schönen Meynungen oder vielmehr Irrthümern di ich zu hören bekomme. zu meinem größten Unglück ist hier eine Lese gesellschaft welche di H o r e n und di L i t t e r a t u r zeitung hält und da können Sie dencken wi schlecht ich angesehen werde weil man meine Arbeit erkant hat. 〈…〉 In der That ich habe weder Hoffnung noch Herz genug nur jemandem etwas z.B. v. der F a r b e n l e h r e zu entdecken weil ich der guten Sache der Wahrheit zu schaden fürchten muß.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 42; vgl. Goethe-Meyer 1, 156.) – Déraisonnement: Unvernünftiges Gerede, Geschwätz, Gefasel (vgl. GWb 2, 1144f.) (von franz. déraisonnement). 4,7 Eigenheiten] Hier: problematische Eigentümlichkeiten, Albernheiten.

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BRIEF 3

4,16 meinen Nahmen verbarg] Um sich vor neugierigen Nachforschungen zu schützen, reiste Goethe seit seiner Harzreise 1777 häufig inkognito. Seine Italienreise 1786 hatte er unter dem Pseudonym Johann Philipp Möller, Maler aus Leipzig, begonnen. Vgl. dazu GB 6 II, zu 221,11–12 und zu 242,24, ferner den entsprechenden Abschnitt im Brief an Schiller vom 9. Juli 1796 (84,14–19). 4,20 in den alten Büchern der Baukunst fortstudiret] Im Zusammenhang mit der geplanten (dritten) Italienreise steht schon Goethes Beschäftigung mit der Baukunst und ihren theoretischen Grundlagen im Herbst 1795, von welcher er Meyer in seinem Brief vom 16. November 1795 berichtet (vgl. GB 10, Nr 176). 4,22 S e r l i o] Den posthum erschienenen Sammelband von Sebastiano Serlio „Tvtte L’Opere D’Architettvra, Et Prospetiva“ (Venedig 1619. – Ital.: Sämtliche Werke über Architektur und Perspektive). Goethe hatte das Werk am 4. November 1795 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, Nr 62). 4,23–24 ihren ersten Anfängen] In der Baukunst der Antike. 4,24 die Rustika] Die toskanische Säulenordnung beschreibt Serlio zu Beginn des 4. Buchs „Regole generali di architettvra 〈…〉 sopra le cinque maniere de gli edifici“ (ital.: Allgemeine Regeln der Architektur 〈…〉 über die fünf Ordnungen der Bauwerke). Damit eng verbunden ist das so genannte ‚opus rusticum‘, ein grobes, stark waagrecht gegliedertes Mauerwerk aus Bruchsteinen (teils mit vorgeblendeten Platten), Quader- oder Buckelsteinen, so genannten Bossen, welches Serlio anhand einiger Beispiele am Ende des 4. Buchs und in einem weiteren, dem „Libro estraordinario“ (ital.: Besonderes Buch), an 30 Beispielen von Portalen veranschaulicht. 4,26 ein etwas unangenehmes Ansehn] Die Stiche sind schlicht, die abgebildeten Entwürfe der Gebäude oder Bauteile in einfachen geometrischen Darstellungen wiedergegeben. 4,30 seinen wenigen beygefügten Noten] Die kurzen Erläuterungen zu den Abbildungen in der Publikation. 4,35 den P a l l a d i o] Andrea Palladios Bauten in Oberitalien, vor allem aber sein architekturtheoretisches Werk „I Qvattro Libri Dell’Architettvra“ (Venedig 1570. – Ital.: Vier Bücher über die Architektur); Goethe besaß einen Nachdruck der Erstausgabe (vgl. Ruppert, Nr 2362), welchen er am 27. September 1786 in Rom erworben und eingehend studiert hatte (vgl. GT I 1, 242). 4,36 Varsatilität] Versehentlich für ‚Versatilität‘: Beweglichkeit, Gewandtheit (von lat. versatilitas). 5,3 des Scamozzi Werk] Vincenzo Scamozzis „L’idea della architettvra vniversale 〈…〉 Gründ-Regeln der Bau-Kunst oder Klärliche Beschreibung der Fünff SäulenOrdnungen und der gantzen Architectur 〈…〉 Aus dem Italiänischen ins Hochdeutsch übersetzt“ (Nürnberg 1678). Goethe hatte das sechs Bücher umfassende Werk am 4. November 1795 aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, Nr 63). 5,3 eins der ersten] Im Sinne von: eins der hervorragendsten, qualitätvollsten. – In zeitlicher Perspektive steht das Beispiel aus Antike, Mittelalter und Gegenwart

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behandelnde Traktat am Ende einer Reihe von theoretischen Werken der Renaissance über die Baukunst. 5,7 Er hat gereißt und studirt] Seine Reisen führten den in Vicenza geborenen und in Venedig und im Veneto tätigen Baumeister u.a. nach Neapel und Rom, nach Prag, Paris und Salzburg. Objekte seiner Studien – für Scamozzi basierte die Architektur zeitlebens auf Regeln, die es wissenschaftlich zu ergründen galt – waren zunächst die auch von Goethe als mustergültig erachteten Bauten und Schriften Andrea Palladios, später auch die Werke der Antike und des Mittelalters. Zudem war Palladio ein vielseitig interessierter Gelehrter mit großer Privatbibliothek. 5,17–18 die Abhandlung 〈…〉 de äere aquis et locis gelesen] Bei der Schrift (lat.: Über Luft, Wasser, Ortslage), die schon zu Zeiten des griechischen Arztes Galenos von Pergamon ohne genau feststellbaren und deshalb im Laufe der Zeiten mit wechselndem Titel bekannt war, handelt es sich um ein Werk der antiken naturphilosophischen Medizin, in dem Krankheiten als von der Umwelt, von den Winden, dem Wasser und den jeweiligen Örtlichkeiten bedingt angesehen wurden. Goethes Bibliothek enthält eine Ausgabe der Aphorismen des griechischen Arztes Hippokrates von Kos (vgl. Ruppert, Nr 1275); sie flossen in den Lehrbrief in „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ ein. Welche Ausgabe Goethe – in K noch zu die berühmte Abhandlung (180,16–17) korrigiert – bei der Lektüre benutzte und welche ihm in späterer Zeit zur Verfügung stand, war nicht zu ermitteln (zu den vorhandenen Ausgaben vgl. É〈mile〉 Littré (Hrsg.): Œuvres Complètes D’Hippocrate, Traduction Nouvelle 〈…〉 Tome Premier, Paris 1839, zu Manuskripten und Ausgaben S. 502–554). Goethes Eintrag in einem von 1805 an benutzten Notizbuch, wo er im Mai 1810 mit Tinte vermerkte Traité d’Hippocrate sur l’Air, les lieux, et les Eaux, weist auf eine französischsprachige Ausgabe hin (H: GSA 27/64, S. 26; vgl. auch LA II 1A, 269f. [M 59] – Überlieferung zu H1). 5,20 hippothetisch] Wortspiel mit dem Namen des griechischen Arztes, dem antiken Begründer der Medizin als einer Erfahrungswissenschaft, und dem Adjektiv ‚hypothetisch‘. In seinem wissenschaftlichen Werk stützt sich Hippokrates von Kos in der Regel auf genaue empirische Beobachtungen; diese bestätigten letztlich aber nur ein zugrundeliegendes allgemeines theoretisches Konzept, spekulative naturphilosophische Annahmen, die sich weder aus diesen Erfahrungen ableiten noch stichhaltig beweisen ließen. – Das griechische und lateinische Zitat – At vero homines ex manifestis obscura considerare non noverunt (lat.: Aber eigentlich verstehen es die Menschen nicht, in dem Augenscheinlichen das Verborgene zu betrachten) – wählte Goethe als Motto für seine Vorarbeiten zur geplanten Reise nach Italien (vgl. WA I 34.2, 149). Es ist der erste Satz des 11. Kapitels, 1. Buch, aus der antiken Abhandlung „De diaeta“ (lat.: Von der geregelten Lebensweise) oder „De victu“ (lat.: Von der Speise) (um 400 v. Chr.). Das Motto kann als Kernsatz von Goethes eigenen wissenschaftlichen Arbeiten verstanden werden.

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5,21–22 seine Hipothese eher 〈…〉 vergleichen] Mit dem Vergleich entwirft Goethe ein Bild für die hohe Qualität der allgemeinen theoretischen Annahme des griechischen Arztes, Hipothese (5,21), die Zuverlässigkeit seiner naturphilosophischen Voraussetzungen. Wie Schiffseile reißt auch der aus mehreren Fäden gedrehte Zwirn erst bei deutlich höherer Belastung als andere einfache Garne. 5,23–24 F i n k e, Ve r s u c h e i n e r 〈…〉 G e o g r a p h i e] Leonhard Ludwig Finke: Versuch einer allgemeinen medicinisch-praktischen Geographie, worin der historische Theil der einheimischen Völker- und Staaten-Arzeneykunde vorgetragen wird. 3 Tle. Leipzig 1792–1795. Im 1. Band geht der Mediziner auf Italien ein. 5,27–28 zu thun übrig ist] Den an dieser Stelle in K vorgesehenen Briefschluss verwarf Goethe und setzte seinen Brief vermutlich am 3. Januar 1796 fort (vgl. 204,33–37). 5,29–30 Bertuch hat 〈…〉 Neapolitanische Post bezogen] Der Weimarer Unternehmer Friedrich Justin Bertuch pflegte u.a. Handelsverbindungen mit Neapel. Die durch den Verkauf von Waren im Königreich erzielten Erlöse konnten mittels Geldanweisungen transferiert oder aber mit Auszahlungen vor Ort verrechnet werden. Im Bezugsbrief hatte Meyer, die Finanzierung seiner Reise betreffend, deshalb angefragt, „ob es nicht durch Bertuch welcher bekantlich Gelt v. Neapel zi〈eht〉 / eingerichtet werden könnte daß man von dorther auf seine Rechnung Baare Münze bekäme welches dan viel wohlfeiler ausfallen müßte“ (H: GSA 28/1045, Bl. 40f.; vgl. Goethe-Meyer 1, 153) als der ihm bereits eingeräumte Kredit durch Bankzettel und Wechsel. Auf diese Kreditbriefe waren hohe Aufschläge zu entrichten. Von einem derartigen Kredit bei dem römischen Bankhaus der Familie Torlonia und dessen Abrechnung über Frankfurt a. M. berichtet Meyer Goethe, der ihm diesen eingeräumt hatte, im Brief vom 8. Januar 1796 (H: GSA 28/1045, Bl. 53; vgl. Goethe-Meyer 1, 176). – Post: Sendung (vgl. Grimm 13, 218). 5,34 den Schaden] Hier: der in Prozent bezifferte Aufschlag (ital. agio) auf den Nennwert einer Münze, der zusätzlich zum Kurswert verlangt wurde. 6,1–2 Böttiger will 〈…〉 zurück gegeben haben] Rudolf Erich Raspe: A Descriptive Catalogue of a General Collection of Ancient and Modern Engraved Gems, Cameos as well as Intaglios, Taken from the Most Celebrated Cabinets in Europe; and Cast in Coloured Pastes, White Enamel, and Sulphur. 2 Bde. London 1791. – Im zweiten Antwortbrief bestätigt Meyer zwar, dass Goethe das umfangreiche zweisprachige (englisch- und französischsprachige) Werk mit Abbildungen und Beschreibungen von 15.800 Stücken aus der Sammlung des schottischen Bildhauers, Gemmenschneiders und Modelleurs James Tassie schon vor langer Zeit an Carl August Böttiger geliehen und dass er es vor ungefähr einem Jahr noch bei diesem gesehen habe, vermag aber nichts mehr über dessen aktuellen Verbleib zu sagen (H: GSA 28/1045, Bl. 59; vgl. Goethe-Meyer 1, 193f.). 6,5 per acclamationem] Lat.: auf Zuruf.

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6,6–7 der Herzog den Character 〈…〉 gegeben] Der regierende Landesherr, Herzog Carl August, war am 11. Dezember 1795 dem Antrag Goethes und Christian Friedrich Schnauß’ gefolgt und hatte den Adressaten per Dekret zum Professor an der „Freyen Zeichenschule“ in Weimar ernannt. Vgl. dazu GB 10, Nr A 60 und A 62. – Character: Titel, Rang (vgl. GWb 2, 985). 6,8 Ich gehe heute nach Jena] Goethe hielt sich bis zum 17. Januar in Jena auf (vgl. zu 3,3). 6,9 dies Jahr] Das vorangegangene Jahr, also 1795. 6,9–10 an meinem Roman] Am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 3,10–11). 6,12 der Acquisition des Poussins] Im Bezugsbrief hatte Meyer vom Kauf einer Landschaftsdarstellung von Poussin berichtet. Damit ist wohl nicht der französische Maler Nicolas Poussins gemeint, sondern dessen Schüler und Schwager, der in Rom geborene Landschaftsmaler Gaspard Dughet, genannt Gaspard Poussin. Die Geschichte vom Verlust von zugehörigen Bildern aus dem Bezugsbrief wiederholt Böttiger 1838 im 1. Bändchen seiner „Literarischen Zustände und Zeitgenossen“: „Meyer hat einen Poussin für ihn 〈Goethe〉 in Gouache gekauft, den er eben noch vom Untergange rettete, da das Weib kurz vorher drei andere Poussins, um die Leinwand zu bekommen, ausgewaschen hatte.“ (BuG 4, 205.) Dabei könnte es sich um die in Deckfarben ausgeführte Skizze „Gebirgige italienische Landschaft mit Gebäuden auf einer Anhöhe rechts“ gehandelt haben, die Goethe einst besaß (KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch.I.244.0114). – Acquisition: Erwerbung (von lat. acquisitio). 6,13–14 mit den sibyllinischen Büchern] Anspielung auf den von Marcus Terentius Varro überlieferten mythischen Bericht, nach dem die Priesterin Sibylle von Cumae dem letzten römischen König Tarquinius Superbus neun Bücher mit Weissagungen zum Kauf angeboten habe. Als dieser den Preis für zu hoch erachtete und das Angebot ausschlug, verbrannte sie drei davon und bot die verbliebenen sechs Bücher abermals zu demselben Preis an, den zu zahlen der König sich wieder weigerte. Letztendlich erwarb er nur noch die nach einer weiteren Verbrennung übrigen drei Bücher zum ursprünglichen Preis. 6,17 Hufeland Medicus 〈…〉 an Franckens Stelle] Der Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland nahm die ihm von Johann Peter Frank angebotene Professur an der Medizinischen Klinik in Pavia nicht an, sondern blieb an der Universität in Jena. In zähen Verhandlungen mit dem Weimarer Herzog hatte er eine deutliche Erhöhung seiner Besoldung um 300 Taler, ein Witwenpension im Todesfall und einer Ernennung zum Hofrat und Leibarzt erreichen können (vgl. zu 29,21). Frank hatte 1795 seinen Lehrstuhl im lombardischen Pavia verlassen und war ans Allgemeine Krankenhaus nach Wien gegangen. Zu den Verhandlungen im Februar und März 1796 vgl. AS II 1, 480–483. 6,19 Convivium] Lat.: Gesellschaft geladener Gäste, (formelles) Gastmahl. 6,19 Tausendel] Vermutlich für ‚Tausendemale‘.

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BRIEF 4

ERL ÄUT ERUNGEN Z U K

204,34–35 Koppenfelsischen 〈…〉 Gipfel] Metaphorisch für den Giebel des von der Familie Kobe von Koppenfels bewohnten Eckhauses an der sonst unbebauten Ackerwand in Weimar. Diesen Giebel sah Goethe, wenn er aus den rückseitigen Fenstern seines Wohnhauses blickte. – Über Johann Friedrich Kobe von Koppenfels und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 49, über Maria Christiana Kobe von Koppenfels und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 192.

4. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 3. Januar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 14. – 1 Bl. 18,2 × 14,0(–14,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 153, Nr 29 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 1, Nr 3251. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Brief vom 9. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 13). Aus dem Jahr 1796 sind 47 Briefe Goethes an Christian Gottlob Voigt d. Ä. (1743–1819) erhalten, 26 davon werden als Schreiben betrachtet. Von Voigt haben sich aus dieser Zeit 67 Gegenbriefe erhalten. Der Geheime Rat war nicht nur eine hoher Beamter des Herzogtums, Mitglied der Regierung und des Geheimen Consiliums, sondern als Amtskollege Goethes in der Oberaufsicht verschiedener herzoglicher Einrichtungen auch ein wichtiger Ansprechpartner in dienstlichen Belangen. Neben 21 privaten Briefen mit persönlichen oder vertraulichen Mitteilungen über die aktuelle politische und militärische Lage, die – bedingt durch der die lange Vertrautheit beider Männer – häufig ohne besondere Höflichkeitsfloskeln und aufwendige rhetorische Stilmittel auskommen, hat sich eine beträchtliche Zahl an Schreiben erhalten, in denen Goethe und Voigt nahezu ausschließlich dienstliche Fragen klärten. Gemäß den Grundsätzen der historisch-kritischen Ausgabe von Goethes Briefen werden diese Schreiben, sofern sie bereits von WA aufgenommen wurden, in der Abteilung „Amtliches“ abgedruckt und summarisch erläutert. – Über Christian Gottlob Voigt d. Ä. und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes undatiertem Brief vom Herbst 1783 (GB 5). 6,22 Beckerische Brief] Im Brief vom 4. Dezember 1795 hatte der Kunstschriftsteller Wilhelm Gottlieb Becker mit Verweis auf eine Reihe anderer Verfasser auch

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Goethe um einen Beitrag zu seinem „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“ (Leipzig 1791–1814) gebeten (vgl. RA 1, Nr 1501). 6,22–23 Sie ihm schreiben] Becker war auch mit Voigt persönlich bekannt. In seinem Brief vom 17. Juli 1795 aus Dresden hatte Voigt Goethe von seinem Treffen mit dem Inspektor der Antikengalerie und des Münzkabinetts berichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 193). 6,24–25 doch gewiß zu dem folgenden Taschenbuch] Goethe lieferte keinen Beitrag, ebensowenig für die 1796 von Becker begonnene Zeitschrift für Damen „Erholungen“ (Leipzig 1796–1810). 6,26 die Gesellschaft] Bei der so genannten Freitagsgesellschaft handelt es sich um einen geselligen Kreis, der sich auf Initiative Goethes und Voigts von 1791 an zunächst an jedem ersten Freitag im Monat für drei Stunden, später in unregelmäßigen Abständen im Wittumspalais bei der Herzoginmutter Anna Amalia, die wie alle Mitglieder der herzoglichen Familie Ehrenmitglied der Sozietät war, oder im Haus am Frauenplan bei Goethe traf, um sich durch Unterhaltungen aller Art gemeinschaftlich zu bilden. Dazu gehörten jeweils mehrere halbstündige Vorträge und Lesungen der Mitglieder zu Wissenschaften und Künsten, zur Geschichte oder zu literarischen Themen. Gäste, insbesondere aus Jena, waren willkommen. Nachdem Stockungen eingetreten waren, bemühte sich Goethe Anfang 1796 intensiv um eine Wiederbelebung der Aktivitäten der Gesellschaft (vgl. dazu AS II 1, 452–478, 483f.). – In den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796 charakterisiert Goethe die Sozietät folgendermaßen: Eine Gesellschaft hochgebildeter Männer, welche sich jeden Freitag bei mir versammelten, bestätigte sich mehr und mehr. 〈…〉 Ein jedes Mitglied gab von seinen Geschäften, Arbeiten, Liebhabereien, beliebige Kenntniß, mit freimüthigem Antheil aufgenommen. 〈…〉 Nichts war ausgeschlossen, und das Gefühl der Theilhaber, welches Fremde sogar in sich aufnahmen, hielt von selbst alles ab, was einigermaßen hätte lästig sein können. Akademische Lehrer gesellten sich hinzu, und wie fruchtbar diese Anstalt selbst für die Universität geworden, geht aus dem einzigen Beispiel schon genugsam hervor, daß der Herzog, der in einer solchen Sitzung eine Vorlesung des Doctor Christian Wilhelm Hufeland angehört, sogleich beschloß ihm eine Professur in Jena zu ertheilen, wo derselbe sich durch mannichfache Thätigkeit zu einem immer zunehmenden Wirkungskreise vorzubereiten wußte. Diese Societät war in dem Grade regulirt, daß meine Abwesenheit zu keiner Störung Anlaß gab, vielmehr übernahm Geh. Rath Voigt die Leitung, und wir hatten uns mehrere Jahre der Folgen einer gemeinsam geregelten Thätigkeit zu erfreuen. (WA I 35, 68f.) – Zur Freitagsgesellschaft vgl. ferner die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 58. 6,27 meine Stelle] Goethe hielt sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf (vgl. zu 3,3). Während Goethes Abwesenheit übernahm Voigt am 8. Januar 1796

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die Leitung der Freitagsgesellschaft und berichtete Goethe von der Sitzung in seinem Brief vom 9. Januar 1796 (Goethe-Voigt2 1, 217): Carl August Böttiger hatte über die Nachbildung von Obst und Speisen in Wachs bei den Alten vorgetragen, Friedrich Justin Bertuch zu einem Aufsatz von Johann Georg Büsch über das seit 1675 eingeführte Papiergeld.

5. An August Wilhelm Iffland Weimar, 4. Januar 1796 → Mannheim ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/12, Bl. 2. – Doppelblatt 20,7 × 33,3(–33,5) cm, 1 ¼ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (S. 1–2 erstes Viertel Text, S. 2 zweites Viertel bis S. 4 erster Teil des Konzepts zu Nr 15), Schreiberhd (Geist), mit egh. Schlussformel, Ort- und Datumsangabe (Ich wünsche 〈…〉 1796 [7,11]), Tinte; S. 1 oben links Adresse, egh., Bleistift: An Iffland / Mannheim; S. 2 am oberen Rand Papier- und Textverlust durch Beschnitt des Blattes (7,10 wenn 〈× × × 〉 noch). – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, egh., Tinte: Briefe. / Januar, Februar, März / 1796., oben rechts die Bezeichnung des Stückes „5.a.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“), unten mittig „1796.“; 147 Bl. E: WA IV 11 (1892), 2, Nr 3253 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Ifflands Brief vom 5. Dezember 1795 (vgl. RA 1, Nr 1503). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 4. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). Die drei Briefe Goethes an August Wilhelm Iffland (1759–1814) und die vier Gegenbriefe desselben an Goethe aus dem Jahre 1796 thematisieren das lange anvisierte Gastspiel des Schauspielers, Regisseurs und Dramatikers, der von Ende März bis Ende April 1796 auf der Weimarer Bühne zu erleben war. Einzelheiten zum Aufenthalt zwischen dem 25. März und 26. April 1796 hielt Carl August Böttiger in seiner Schrift „Entwickelung des Ifflandischen Spiels in vierzehn Darstellungen auf dem Weimarischen Hoftheater im Aprillmonath 1796“ (Leipzig 1796) fest. In der Korrespondenz vor dem Gastspiel wurde die Besetzung einzelner Rollen besprochen. Goethe schätzte den Schauspieler und bewunderte dessen Vorstellungen bedeutender Stücke, welche für Weimar zum Grund eines dauer-

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haften Repertoriums werden könnten (WA I 35, 63). Der Gastaufenthalt in Weimar sollte sich für Iffland nicht allein finanziell lohnen (vgl. die Belege dazu in H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 31f.; weitere Dokumente sind abgedruckt in FA/Goethe I 27, 151–153; Nr 97–99; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 172–179); auch gesellschaftlich zog er daraus Gewinn. Wie Tagebucheinträge und die Theaterakten belegen, war er mehrmals zu Gast bei abendlichen Imbissen in Goethes privatem Wohnhaus am Frauenplan (vgl. GT II 1, 65–68); die Kosten für diese Veranstaltungen trug der Herzog (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 57). In dessen Auftrag verhandelten Goethe und der mit Iffland befreundete Hofkammerrat Franz Kirms, beide Mitglieder der Oberdirektion des Hoftheaters, ab April 1796 mit Iffland auch über dessen festes Engagement als Regisseur und Schauspieler in Weimar. Goethe bewunderte nicht allein das Talent und die hohe Kunst Ifflands, er erhoffte sich vor allem Entlastung von immer drückender gewordenen Verpflichtungen in der Theaterintendanz und den Freiraum, den er brauchen würde, sollte er tatsächlich 1796 für längere Zeit nach Italien aufbrechen. Die im Zusammenhang mit der dienstlichen Verpflichtung Ifflands gewechselten Schreiben, welche nur zu einem sehr kleinen Teil – soweit sie in WA abgedruckt waren – im vorliegenden Band als amtliche Dokumente aufgenommen werden (vgl. Nr A 26 und A33), sind in der Darstellung von Satori-Neumann2 (1, 156–165) vollständig berücksichtigt (Grundlage sind die Akten im LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a und 10349c). Die Vertragsverhandlungen zogen sich bis in den November des Jahres 1796 hinein. Nach 16-jähriger Arbeit für das Deutsche Nationaltheater in Mannheim zögerte Iffland verständlicherweise zunächst, die Spielstätte ohne die Zustimmung des Intendanten Wolfgang Heribert von Dalberg zu verlassen, mochte ihm das Angebot aus Weimar auch durchaus als verlockend erscheinen (vgl. Ifflands Brief an Goethe; H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 148; RA 2, Nr 161), zumal seine Vorstellungen, das Engagement betreffend, im ernestinischen Fürstentum durchweg auf Zustimmung gestoßen waren (vgl. Ifflands Brief an Herzog Carl August, 25. April 1796; H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 145–147). Lediglich seinem Wunsch, zusammen mit Heinrich Beck und dessen Ehefrau, der Sängerin Josepha Beck, an den neuen Spielort zu übersiedeln, konnte aus Kostengründen nicht entsprochen werden (vgl. Kirms Brief an Iffland, 23. Mai 1796; H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 1–4). Politische Ereignisse, französische Truppen, die sich Mannheim bedrohlich näherten, zwangen Iffland, am 11. Juli 1796 die Stadt fluchtartig zu verlassen und sich zusammen mit seiner seit Mai 1796 frisch angetrauten Ehefrau über Würzburg in seine Heimatstadt Hannover zu retten, wo das Paar bis zum 26. August 1796 bei Ifflands Ge-

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BRIEF 5

schwistern blieb. Die Gehaltsvorauszahlungen, die Kurfürst Carl Philipp Theodor auch in dieser Zeit leistete, verpflichteten Iffland zu einer Rückkehr in die Pfalz, sobald die Kriegsgefahr gebannt wäre (vgl. Ifflands Brief an Kirms, 18. Juli 1796; H. LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 154), weitere Klauseln seines alten Vertrags zum Verbleib am Nationaltheater bis September 1796. Die Weimarer Oberdirektion drängte gleichwohl auf eine Entscheidung, zumal allen Forderungen Ifflands zwischenzeitlich nachgegeben worden war. Carl August Böttiger, der mit Iffland befreundet war, schaltete sich an dessen Statt als Vermittler in die Verhandlungen ein und war inzwischen im Gespräch mit Goethe und Kirms (Nr A 26), die in ihren Bemühungen, Iffland nach Weimar zu holen, trotz aller Verzögerungen nicht nachließen (vgl. die Briefe von Kirms an Iffland, 28. und 31. September 1796, 3. und 14. November 1796; H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 17 und 20, 21f., 23, 24f.). Unterstützend sollte hier der verständnisvolle, sehr persönliche Brief Goethes wirken (Nr 126). Der Schauspieler beteuerte zwar fortgesetzt sein Interesse an dem Engagement (vgl. Ifflands Brief an Kirms, 21. Oktober 1796; H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 156). Mitte November 1796 entschied er sich dennoch für ein Angebot, das er aus Berlin erhalten hatte (vgl. Ifflands Brief an Kirms, 21. November 1796; H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sammlung Pasqué, Nr 254, Bl. 158). Das Angebot des preußischen Königs war derart großzügig – 3.000 Taler Gehalt, eine jährliche Wohltat und 1.200 Taler Pension –, dass Iffland es unmöglich ausschlagen konnte. Weiterhin war Friedrich Wilhelm II. bereit, Ifflands beträchtliche Schulden zu übernehmen. Als Direktor des Nationaltheaters blieb Iffland bis zu seinem Lebensende in Berlin. Weimar besuchte er nur noch zu kurzen Gastspielaufenthalten. – Über August Wilhelm Iffland und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 173. 7,1 Sie hier zu sehen] In seinem Brief vom 4. November 1795 hatte Goethe Iffland nach Weimar eingeladen (vgl. GB 10 I, Nr 173). Mit dem Bezugsbrief hatte Iffland den Besuch vorläufig abgesagt und dies unter Verweis auf die Unbegreiflichkeit des Schicksals begründet. Am 20. September 1795 war Mannheim von französischen Truppen besetzt worden. – Am 15. Dezember 1795 hatte Goethe Schiller von dem aufgeschobenen Vorhaben berichtet (GB 10 I, Nr 195) und dabei seinerseits auf den von den Ueberwindern in Manheim ausgeübten Zwang dort zu spielen hingewiesen (GB 10 I, 198,30–31). 7,3–4 Vor oder nach Ostern] Wie vorgesehen kam Iffland am 25. März 1796 für einen Monat (bis zum 26. April) nach Weimar zu seinem ersten Gastspiel (vgl. GT II 1, 65). Goethe berichtet auch Johann Heinrich Meyer davon am 18. April 1796 (vgl. 37,18). – Der Ostersonntag fiel 1796 auf den 27. März.

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7,4–5 in der Charwoche 〈…〉 nicht spielen] In der Karwoche, einer traditionell stillen Zeit des Gedenkens an das Leiden und Sterben Jesu zwischen Palmsonntag und Karsamstag, gab es keine Theatervorstellungen oder anderweitige Vergnügungen. Die letzte Aufführung vor Ostern fand deshalb am Samstag, dem 19. März 1796, statt. 7,8–9 Wollten Sie mir 〈…〉 aufzutreten wünschen] Ob dies geschah, ließ sich nicht ermitteln. – Iffland trat am Ostermontag, dem 28. März 1796, erstmals in Weimar auf, in der Rolle des Graf Wodmar in Otto Heinrich von Gemmingens Bearbeitung „Der deutsche Hausvater“ nach Denis Diderot. Es folgten weitere Rollen: Am 31. März 1796 wirkte er als Zar Peter in Joseph Marius von Babos „Die Strelitzen“, am 2. April als Stabschirurgus Rechtler in seinem eigenen Lustspiel „Schein-Verdienst“, am 4. April als Kriegsrat Dallner in seinem Schauspiel „Dienstpflicht“, am 5. und 21. April als Lieutenant Wallen in Friedrich Ludwig Schröders Bearbeitung „Stille Wasser sind tief“, am 7. April als Treumund in Wolfgang Heribert von Dalbergs „Die eheliche Probe“, am 9. April als vormaliger Hauptmann Posert in der Erstaufführung seines eigenen Schauspiels „Der Spieler“, am 11. April als Hofrat Reinhold in seinem Lustspiel „Die Hagestolzen“, am 12. April als Wallmann in der Erstaufführung seines Schauspiels „Die Aussteuer“, am 14. April als Oberpriester der Sonne in August von Kotzebues „Die SonnenJungfrau“, am 16. April als Franz Moor in Schillers „Die Räuber“, am 19. April als Wanner in seinem Schauspiel „Der Herbsttag“ und schließlich letztmalig am 25. April als Graf Egmont in Goethes gleichnamigen Trauerspiel (vgl. Theater/ Musik Weimar; zudem Satori-Neumann2 1, 145–151). Goethe trug viel zum Erfolg des Gastspiels bei, warb dafür und unterstützte die Proben und Aufführungen (vgl. die Akten dazu, LATh – HStAWeimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a). 7,10 〈× × × 〉] Geringfügiger Textverlust durch Beschnitt des Blattes am oberen Rand. 7,11 W. dl. 4 Jan.] Am 3. Januar 1796 verließ Goethe Weimar und hielt sich bis zum 17. Januar in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 3). Der Brief wurde vermutlich kurz vor seiner Abfahrt verfasst und dann umdatiert, als absehbar war, dass die Post in Weimar frühestens einen Tag später abgehen werde (vgl. Varianten). Die „Herzoglich Sächsische ordinäre fahrende Post“ über Frankfurt a. M. nach Mannheim ging in Weimar montags früh um 7 Uhr ab (Post-Bericht 1796).

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BRIEFE 6/7

6. An Carl Ludwig von Knebel Jena, 6. Januar 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 19,1(–19,3) × 13,9(–14,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn Major v. Knebel / Weimar, darunter rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/ Heres 71, Nr 3); Bl. 2 am äußeren Rand Siegelausschnitt; Papier (wie Faltung und korrekte Platzierung der Adresse nahelegen) vor Niederschrift des Briefes von einem bereits beschriebenen Bl. abgeschnitten (an der oberen Schnittkante der Seite Unterlängen von Buchstaben noch erkennbar, die nicht zum vorliegenden Brief gehören); Nachschrift durch senkrechte Bleistiftstriche gestr., vermutlich von fremder Hd (etwa Gottschalk Eduard Guhrauer, der die Nachschrift in E nicht abdruckt). E1: Goethe-Knebel (1851) 1, 126, Nr 128 (Gottschalk Eduard Guhrauer; Teildruck: ohne Nachschrift). E2: WA IV 11 (1892), 3, Nr 3255 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Carl Ludwig von Knebels Brief vom 3. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 8). – Knebel antwortete mit einem Brief vom 13. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 17). Postsendungen: 6. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 5, Bl. 1). 7,12 die 600 rh für H.] Beitrag zur Ausbildung von Herders Söhnen (vgl. zu 3,8). 7,13–14 eines Abends selbst abhohlen] Mit Brief vom 17. Januar 1796, dem Tag von Goethes Rückkunft aus Jena, bat Herzog Carl August Goethe seinerseits, er möge das Geld persönlich bei Herzogin Louise abholen (vgl. Carl AugustGoethe2 1, 205). Diese bat Goethe in einem Brief vom 17. oder 18. Januar um ein Gespräch über diese Angelegenheit (vgl. RA 2, Nr 24). Am 18. Januar war Goethe bey Hofe (GT II 1, 58) und bat Knebel, das Geld am Abend bei ihm in Empfang zu nehmen (vgl. 10,1–2). 7,14–15 damit man selbst bey mir 〈…〉 hinkommen] Um Diskretion bat auch Herzog Carl August im Brief an Goethe vom 17. Januar: „Mir wäre es lieb, wenn dieses Geld nicht durch Bediente in der Stadt herum getragen würde.“ (Carl August-Goethe2 1, 205.) 7,16 in deiner Einsamkeit] In Knebels Garten vor den Toren Weimars (vgl. zu 3,6–7). 7,16–17 meine Arbeit] Vgl. zu 3,10–11. 7,19 Ordre gestellt] ‚Ordre stellen‘: Anweisung geben (von franz. ordre).

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7. An Christiane Vulpius Jena, 8. Januar 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,5 × 27,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An / Demoiselle Vulpius / nach / Weimar, über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules, Fragment; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); Bl. 2 am Falz Siegelausriss. E: WA IV 11 (1892), 4, Nr 3256 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 9. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 14). Christiane (Johanna Christiana Sophia) Vulpius (1765–1816) war Goethes langjährige Lebensgefährtin. Er hatte sie 1788 kennen gelernt, heiratete sie aber erst 1806. Aus dem Jahr 1796 sind 19 Briefe Goethes an Christiane Vulpius überliefert, von ihr 13 Briefe an Goethe. Die Briefe stammen aus den Zeiträumen, in denen Goethe sich längere Zeit nicht zu Hause aufhielt, sondern etwa in Jena (vom 3. bis zum 17. Januar, vom 16. Februar bis zum 16. März, vom 28. April bis zum 8. Juni, vom 18. August bis zum 5. Oktober) und in Ilmenau (vom 30. Oktober bis zum 9. November). Die Briefe enthalten vielfach persönliche Nachrichten. Goethe berichtet über seine Fortschritte bei der Arbeit am „Wilhelm Meister“, bittet um Erledigung verschiedener Aufträge, schickt Geld und lässt sich Bücher und Lebensmittel aus Weimar schicken. Christiane Vulpius erzählt von Theatererlebnissen, vom Zustand des Haushalts, vom Befinden des gemeinsamen Sohnes August und von ihrem Wunsch, ein Stück Land zu kaufen (vgl. zu 27,18). – Über Christiane Vulpius und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 104. Zum vorliegenden Brief: Goethe hielt sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf (vgl. GT II 1, 57f.; Färber-Calender 1796, Bl. 3) und wohnte wie gewöhnlich im Schloss. Er suchte Ruhe, um an seinem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zu arbeiten. 8,2 mit dem siebenten Buche] Das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Am 14. Januar 1796 notierte Goethe in sein Tagebuch: Siebentes Buch geendigt. (GT II 1, 58.) 8,4 die Abende war ich bey Schillern] Im Tagebuch verzeichnete Goethe unter dem 4. und 6. Januar 1796 Besuche bei Schiller, ebenso am 11. und 14. Januar (vgl. GT II 1, 57f.) 8,4–5 in die Stadt geladen] Am Sonntag, dem 10. Januar 1796, nahm Goethe etwa am Professorenklub teil, dessen Treffen sonntags in den „Rosensälen“ (Fürs-

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BRIEF 8

tengraben) – Konzert-, Tanz- und Sitzungsräumen, die 1787 im Auftrag der Universität an der Rückseite der Gaststätte „Zur Rose“ (Johannisstraße) errichtet worden waren – stattzufinden pflegten, wo er u.a. mit Justus Christian Loder und Christoph Wilhelm oder Gottlieb Hufeland zusammentraf (vgl. GT II 1, 57). – Literaturhinweis: Hermann F. Weiss: Der Mittwochs- und der Professorenklub. Zur Geselligkeit in Jena am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts. In: JbFDH 1999, S. 94–120. 8,5–6 Das Wetter begünstigt mich sehr] Laut Goethes Tagebuch herrschte am 5. Januar 1796 Frühlings wetter. (GT II 1, 57), und unter dem 8. Januar heißt es: Schönes Wetter. (Ebd.) 8,6 leidl.] Leidlich: erträglich (vgl. Adelung 2, 2011). 8,6 Die Götzen] Maria Dorothea Goetze, die Mutter von Paul Goetze, dem Jenaer Baukondukteur und Goethes früherem Diener. Christiane Vulpius nennt die 65- oder 66-Jährige in ihrem Brief an Goethe vom 23. Mai 1798 die „allte Göze“ (H: GSA 28/21, Bl. 211; vgl. Goethe-Christiane 1, 183). 8,7 im Ofen kocht] Im mit Holz beheizten „Koch-Ofen“ wurde ebenso gekocht wie auf dem „Koch-Herd“ (vgl. Krünitz 42, 240–242 und 54, 265f.). 8,7–8 rauchrigt] Raucherig, räucherig: von Kerzen-, Herd- und Heizungsabgasen geschwärzt (vgl. GWb 7, 184f.). – Auch im Brief vom 19. Februar 1796 beklagt sich Goethe über das Essen (vgl. 28,1). 8,8 Vor einigen Tagen hatte ich Gäste] Laut Goethes Tagebuch waren am 6. Januar 1796 Christian Gottlob Voigt und der Kommandant der Jenaer Garnison Christian Wilhelm Gottlob von Milkau mittags bei Goethe zu tische (GT II 1, 57). 8,9 Hl. v Milkau] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 8,9 Engl. Bier] Englisches Ale wurde „in wohlverstopften Bouteillen nach vielen auswertigen Ländern verführt 〈…〉. Es ist hell und klar, durchsichtig, gelblicht, und scharf von Geschmacke“ (Krünitz 5, 19). 8,10 Presskopf] Gehacktes aus dem Fleisch von Rinds- oder Schweinsköpfen, das in Brühe mit Gewürzen gekocht und dann in eine Presskopfform oder in ein Tuch gefüllt und mit Gewichten beschwert wird, um die Flüssigkeit herauszupressen (vgl. Krünitz 117, 326). 8,11 Werthheimer] Nach der Stadt Wertheim am Main benannter Frankenwein. Christiane Vulpius schickte mit dem Antwortbrief „3 Poudehen 〈von franz. Bouteilles: Flaschen〉 Werheiner und Eine Reinwein“ (H: GSA 28/12, Bl. 11; vgl. Goethe-Christiane 1, 61). 8,12 Gusteln] Goethes sechsjähriger Sohn August.

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8. An Christiane Vulpius

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Jena, 12. Januar 1796 → 〈Weimar〉

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H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 3. – Doppelblatt 13,7 × 18,5 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 11 (1892), 4f., Nr 3257 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

Pakete (vgl. zu 8,15). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 9. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 14). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 13. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 20). Postsendungen: 13. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 5, Bl. 1). Goethe hielt sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf (vgl. GT II 1, 57f.; Färber-Calender 1796, Bl. 3) und wohnte wie gewöhnlich im Schloss. 8,15 die inliegenden Packete] Vielleicht handelte es sich u.a. um Büchersendungen. Am 13. Januar 1796 bedankte sich Herzog Carl August für die Zusendung des 4. Bandes der „Horen“ (vgl. Carl August-Goethe2 1, 204f.; auch RA 2, Nr 18); – das 12. Stück 1795 war am 8. Januar 1796 in Jena eingetroffen (vgl. Schillers Kalender, 23). Mit seinem Brief vom 3. Dezember 1795 (GB 10, Nr 190) hatte Goethe den 2. und 3. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ an Georg Christoph Lichtenberg geschickt; dieser dankte am 15. Januar 1796 dafür (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 551f., Nr 2607; vgl. RA 2, Nr 21). – Zu Schillers Zeitschrift „Die Horen“ vgl. die programmatische Einladungsschrift in GB 10 II, 82–84. 8,17–18 mein siebentes Buch zu Ende bringen] Das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Am 14. Januar 1796 notierte Goethe in sein Tagebuch: Siebentes Buch geendigt. (GT II 1, 58.) 8,20 so könntest du mich abhohlen] Obwohl Christiane Vulpius sich im Antwortbrief über die Einladung sehr erfreut zeigte – „es ist ser gehubst worden und daß Pübgen hat mit gehubst“ (H: GSA 28/12, Bl. 7; vgl. Goethe-Christiane 1, 62) – und Goethe dem Besuch seiner Familie im folgenden Brief vom 15. Januar 1796 mit Freuden (9,7) entgegensah, ist nicht sicher, dass es dazu kam. In Goethes Tagebuch wird der Besuch nicht erwähnt; unter dem 17. Januar 1796 steht nur: Nach Weimar. (GT II 1, 58.) Auch im Kalender David Färbers, des Bibliotheks- und Museumsdieners im Jenaer Schloss, heißt es lediglich: „Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe wieder nach Weimar.“ (BuG 4, 202.)

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BRIEFE 9/10

8,20–21 unsern gewöhnlichen Kutscher] Wer gemeint ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. In den Jahren zuvor hatte Paul Goetze u.a. als Goethes Kutscher fungiert. 8,25 Antwort] Vgl. zu 8,20. 9,2 das Bübchen] Goethes sechsjähriger Sohn August.

9. An Christiane Vulpius

Jena, 15. Januar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 4. – Doppelblatt 11,9(–12,1) × 17,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 11 (1892), 5, Nr 3258 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 13. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 20). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 16. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 5, Bl. 1). Goethe hielt sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena auf (vgl. GT II 1, 57f.; Färber-Calender 1796, Bl. 3) und wohnte wie gewöhnlich im Schloss. 9,7–8 Ich erwarte dich 〈…〉 Sonntag früh.] Ob Christiane Vulpius wie geplant nach Jena kam, ist nicht sicher (vgl. zu 8,20). 9,9–10 Mein siebentes Buch ist fertig] Das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ wurde in den folgenden Monaten überarbeitet. Zu diesem Zweck hielt sich Goethe längere Zeit in Jena auf (vom 16. Februar bis 16. März 1796 und vom 28. April bis 8. Juni 1796; vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5, 7, 9, 11 und 13). Am 16. Juni 1796 ging das Manuskript an den Verleger Unger nach Berlin (vgl. GT II 1, 73). 9,10 das achte wird auch bald nachfolgen] Das 8. Buch schickte Goethe am 26. August 1796 zum Druck (vgl. GT II 1, 78). 9,12 gleich im Schloße] Christiane Vulpius hatte im Bezugsbrief angefragt, ob sie „b〈e〉y dem Schloß ab Steigen sol oder vor der Bost“ (H: GSA 28/12, Bl. 7; vgl. Goethe-Christiane 1, 62). 9,13 Kabinet] Die im Jenaer Stadtschloß untergebrachte Kunst- und Naturaliensammlung.

JANUAR 1796

10. An Johann Gottfried Herder

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〈Weimar, 17. Januar? 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Der Brief wurde offenbar geschrieben, kurz nachdem Herzog Carl August am 17. Januar 1796 nach Eisenach aufgebrochen war (vgl. erste Erläuterung zu 9,16), vermutlich noch am selben Tag, bevor Goethe Carl Ludwig von Knebel am 18. Januar bat, das Geld bei ihm abzuholen und zu überbringen (vgl. Nr 11). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 149, Nr 96 (Heinrich Düntzer, Ferdinand Gottfried von Herder; mit der Datierung „im Frühjahr 1796“). WA IV 11 (1892), 3, Nr 3254 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aus dem Jahr 1796 ist von Goethe nur der vorliegende Brief an Johann Gottfried Herder (1744–1803) überliefert, von diesem kein Brief an Goethe. Dies hat mit dem Umstand zu tun, dass beide in Weimar in räumlicher Nähe wohnten, aber auch mit dem schwierigen Verhältnis, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Daran hatte zuletzt auch Herders Frau Caroline Anteil, die in Briefen aus dem Jahr 1795 in Goethes Augen unbillige Forderungen nach finanzieller Unterstützung ihrer Kinder erhob (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 154). – Über Johann Gottfried Herder und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 80, und zu GB 10 II, Nr 10. 9,16 Der Herzog hat mir vor seiner Abreise gesagt] In Briefen vom 13. und vom 17. Januar 1796, darüber hinaus möglicherweise mündlich hatte Herzog Carl August Goethe mitgeteilt, dass 100 Carolin (600 Reichstaler) bei ihm bzw. bei Herzogin Louise bereit lägen, und ihn gebeten, das Geld persönlich abzuholen und diskret an Herder gelangen zu lassen (vgl. Carl August-Goethe2 1, 204 und 205). – Über die Reise nach Eisenach vom 17. bis zum 22. Januar 1796 schreibt Carl August am 17. Januar an Goethe: „Schon lange schifte ich, um nach Eisenach zu kommen, lief aber immer nicht aus den Hafen; endlich bläst ein unglücklicher Brand mir in die Segel und ich reise so eben ab.“ (Carl August-Goethe2 1, 205; RA 2, Nr 18 und Nr 23.) 9,16 600 Rthlr.] Für die Ausbildung von Herders Söhnen (vgl. im Einzelnen die einleitenden Erläuterungen zu GB 10 II, Nr 154, Nr 169 und Nr 171).

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BRIEFE 11/12

9,17 Kammer] Behörde zur Verwaltung der fürstlichen Einkünfte. Daneben gab es die ‚Schatulle‘, in welcher die Mittel für die persönlichen Ausgaben des Fürsten verwaltet wurden. 9,18 Serenissimo] Lat.: Durchlauchtigster Herr (Superlativ zu lat. serenus: heiter, hell, klar); Titulierung des regierenden Fürsten, abgeleitet von dem Titelbeinamen der Kaiser des Römischen Reiches. – Gemeint ist Herzog Carl August. 9,20 des Herrn Geheimerath Schmidts] Johann Christoph Schmidt, Präsident der Weimarer Kammer.

11. An Carl Ludwig von Knebel

〈Weimar, 18. Januar 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Den beiliegenden Almanach hatte Goethe einer der beiden Lieferungen entnommen, die Schiller ihm mit Briefen vom 17. und 18. Januar 1796 geschickt hatte (vgl. NA 28, 166 und 168; RA 2, Nr 25 und Nr 26). Das Geld (vgl. zweite Erläuterung zu 10,1) hatte Goethe, der am 17. Januar nach vierzehntägigem Aufenthalt von Jena nach Weimar zurückgekehrt war, am 18. Januar bey Hofe (GT II 1, 58), d.h. bei Herzogin Louise, abgeholt (vgl. zu 7,13–14). An diesem Tage wurde aller Wahrscheinlichkeit nach auch der vorliegende Brief geschrieben. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 473. – 1 Bl. 11,6 × 19,1 cm, an der linken Seite der Vs im oberen Viertel Papierverlust durch Beschnitt (obere Breite: 10,9 cm); 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; unter dem Text von fremder Hd, mit Bleistift: „NB. Herder vom Grßhg / zum 6 Jan. 1796“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,7 × 29,3 cm; 6,5[–8,5] hoch), teilweise goldfarben mit Streicheisen- und Prägedekor; vorderer Deckel mit Wappen der königlich-preußischen Bibliothek; oben auf dem Buchrücken in Goldprägung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“, unten rotes Lederschild mit alter Bibliothekssignatur; auf der Innenseite des vorderen Deckels ältere Signatur: „Acc. 3083.“; 22 nicht paginierte Zwischenblätter mit Jahreszahlen „1774–1781.“ bis „1827–1831“, 485 oben rechts paginierte Blätter mit Nummerierung, davon einige Nummern nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. GoetheKnebel), einige von Knebels Hd, mit Korrekturen, nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Göthe und Knebel 〈vgl. Goethe-Knebel〉, Band 2. Leipz. 1851. 8°; und No. 5–14, ungedruckte“; Blätter in chronologischer Folge einzeln auf Falz geklebt, Papier mürbe, teilweise mit

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aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert, Wasserschäden (besonders in den Jahrgängen 1828–1830). E: WA IV 11 (1892), 6, Nr 3259 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Musen-Almanach für das Jahr 1796 (vgl. erste Erläuterung zu 10,1). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 10,1 Almanach] Schiller hatte Exemplare seines verspätet erschienenen „MusenAlmanachs für das Jahr 1796“ übersandt (vgl. Datierung). 10,1 Das Geld] 100 Carolin, die von Herzog Carl August als Beitrag zur Ausbildung von Herders Kindern bestimmt waren (vgl. dessen Brief vom 17. Januar 1796 [Carl August-Goethe2 1, 205; RA 2, Nr 23], ferner die Datierung des vorliegenden Briefes sowie die einleitende Erläuterung zu Nr 10). 10,2 abhohlen] Dies geschah vermutlich. Unter dem 18. Januar 1796 trug Goethe in sein Tagebuch ein: Die verschiedenen Geschäfte in Ordnung. (GT II 1, 58.) 10,2–3 Es ist meist in Golde und nicht schwer zu tragen] Ähnlich heißt es in Herzog Carl Augusts Brief an Goethe vom 17. Januar: Die 100 Carolin „sind zum Theile in Gold und leichte einzustecken.“ (Carl August-Goethe2 1, 205.)

12. An Friedrich Schiller

Weimar, 20. Januar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 6. – Doppelblatt 19(–19,3) × 23(–23,3) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 3, Nr 141. WA IV 11 (1892), 6, Nr 3260. BEIL AG E

Exemplare des „Musen-Almanachs für das Jahr 1796“ (vgl. zu 10,6). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe von Schiller, vom 17. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 25) und vom 18. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 26). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 22. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 31). 10,6 die schönen Exemplare] Mit seinem Brief vom 18. Januar 1796 hatte Schiller vom „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ „3 Exemplare auf Atlas“

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BRIEF 13

(NA 28, 168) übersandt, die er verspätet von dem Verleger Salomo Michaelis erhalten hatte. Es handelte sich um einige der wenigen Exemplare, die auf geglättetem englischen Velinpapier gedruckt wurden (vgl. Schillers Brief an Friedrich Haug, 18. Januar 1796; NA 28, 170). Für die meisten Exemplare wurde holländisches Schreibpapier verwandt (vgl. Hans von Müller: Schillers Musen-Almanach. Eine Bibliographie. In: Philobiblon 5 [1961], S. 105–140, hier S. 113). Auch die folgenden, von Johann Friedrich Cotta verlegten Almanache wurden auf Papiere unterschiedlicher Qualität gedruckt (vgl. zu 154,26–28). 10,7 Jedermann spricht gut von dem Almanach.] In Briefen an Goethe unter anderen Carl Ludwig von Knebel am 3. Januar 1796 (Goethe-Knebel 1, 126; vgl. RA 2, Nr 8) und Herzog Carl August am 13. Januar (Carl August-Goethe2, 204, Nr 142; vgl. RA 2, Nr 18). 10,9 Die Epigramme 〈…〉 noch nicht abgeschrieben] Eine Abschrift der „Xenien“, die entstanden waren, während sich Goethe vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena aufgehalten hatte, übersandte Goethe mit seinem Brief vom 4. Februar 1796 (vgl. 18,19). 10,11 viezehn] Schreibfehler. 10,11–12 Die neue Oper] „Die neuen Arkadier. Eine heroisch-komische Oper in zwei Aufzügen“ in der Bearbeitung von Christian August Vulpius mit der Musik von Franz Xaver Süßmayer. Sie wurde am 2. Februar 1796 erstmals in Weimar gegeben, mit Erfolg, so dass weitere Vorstellungen am 6. und 13. Februar sowie jeweils eine im Mai, Juli und August 1796 folgten (vgl. Burkhardt, Theater, 128; auch Theater/Musik Weimar). Goethe nahm nicht nur am 22. Januar und am 1. Februar 1796 an den Proben teil (vgl. GT II 1, 60), sondern entwarf auch die Dekorationen (vgl. 22,27–23,11). Auch in Jena war er damit beschäftigt; unter dem 11. Januar 1796 heißt es im Tagebuch: Die Palm Decoration gemahlt. (GT II 1, 58.) 10,14 Danck für alles Gute und Liebe] Goethe war vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena gewesen. 10,14–15 besuche ich Sie wieder] Goethes nächster Aufenthalt in Jena dauerete einen Monat: vom 16. Februar bis zum 16. März 1796.

13. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 22.–25. Januar 1796 → 〈Rom〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23,2) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (Leben 〈…〉 G [13,17–29]), mit egh. Korrekturen, Tinte, am Briefschluss drei Distichen aus den „Xenien“ (vgl. WA I 5.1, 207,28–34), Schreiberhd (Geist), Tinte, darunter egh. Schlusssatz, gestr., Tinte (vgl. Varianten); S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw.

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N. 7. 12 Febr.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). – Beischluss: Brief von Carl August Böttiger an Johann Heinrich Meyer, 24. Januar 1796 (vgl. zu 13,18). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 49–51. – Auf 2 ineinandergelegten Doppelblättern 21,2 × 34,6 cm, 4 ½ S. beschr. (S. 1–5 Brieftext, S. 7–8 Konzept zu Nr 21), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 4.; S. 5 Absendevermerk, egh., Tinte: abgegangen dl. 25 Jan 96. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 21–23, Nr 9 (Teildruck: 11,10–14 Geben Sie doch 〈…〉 erzürnen werden. und 13,9–17 Was Sie von den Pfuschereyen 〈…〉 auch bleiben., im Anschluss daran eine Stelle aus Nr 21 [vgl. die Überlieferung dazu]). E2: Einundvierzig Briefe von Goethe nebst 2 Briefen der Frau Rath und 1 Brief von K〈arl〉 Ph〈ilipp〉 Moritz. Mitgetheilt von W〈ilhelm〉 Arndt, K〈arl〉 Bartsch, L〈udwig〉 Geiger, R〈einhold〉 Köhler, G〈ustav〉 v〈on〉 Loeper, F〈ranz〉 Muncker. In: GJb 2 (1881), 237–315, hier 245–249, Nr 7 (Ludwig Geiger). WA IV 11 (1892), 7–11, Nr 3261. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 12. Dezember 1795 (vgl. RA 1, Nr 1510). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 61). Postsendungen: 25. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). – Im Tagebuch erwähnt Goethe den Brief am 22. Januar 1796 (GT II 1, 60); K belegt die Absendung am 25. Januar 1796 (vgl. Überlieferung). 10,18 unsere Briefe im Wechsel] Über die große Entfernung kreuzten sich die Briefe zwischen Italien und Weimar häufiger, so dass sich die starre chronologische Folge von Brief und Gegenbrief nicht aufrechterhalten ließ (vgl. Überlieferung zu Nr 3). 10,20–11,1 habe ich in Jena erhalten 〈…〉 in Ruhe zu schreiben] Goethe hatte sich vom 3. bis zum 17. Januar 1796 in Jena aufgehalten (vgl. GT II 1, 57f.; Färber-Calender 1796, Bl. 3), wo er am 14. Januar 1796 das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ fertiggestellt hatte (vgl. GT II 1, 58). 11,2–3 im Gusto Disticha, zu Ehren unserer Freunde] Fortsetzung der von Goethe und Schiller bereits im Vorjahr begonnenen Arbeit an den „Xenien“, einer Sammlung kritisch-satirischer Epigramme, die sich gegen unliebsame „Horen“-Kritiker richtete. Drei Xenien sandte Goethe am Ende seines Briefes (vgl. zu 13,18). – Gusto Disticha: Ital.: Geschmack oder Lust auf Distichen. 11,4 die Briefe für Neapel] Insbesondere Schreiben mit einer Bürgschaft, die zur Erlangung eines Reisepasses notwendig war, und für die Bankiers vor Ort, welche

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BRIEF 13

dem Adressaten bei Bedarf zu Geldmitteln verhelfen sollten (vgl. 5,29–30). Im Bezugsbrief hatte Meyer von den notwendigen Vorkehrungen vor Reiseantritt berichtet, „daß es gegenwärtig vieler Umstände bedarf wenn man nach Neapel reisen will es muß dort von einem angesehenen Mann ein Paß vom Minister ausgewirckt werden und dieser Mann muß für den dem der Paß ausgefertigt werden soll gut sagen daß seinetwegen keine Gefahr Revolutzionärer Gesinnungen p obwalte nach solcher Bürgschaft wird ein Paß zu Neapel ausgefertigt und wen man denselben hier [in Rom] erhalten hat so kan man die Reise dahin antretten. 〈…〉 Sie sehen also wie Nothwendig es seyn wird sich in zeiten vorzusehen, und daß ein Brief von Ihnen oder von der Herzogin erforderlich ist womit ich mich gegen das Frühjahr hin an HL Heigelin wenden kan der von unsern Bekanten wohl der Geschikteste seyn wird dieses zu besorgen“ (H: GSA 28/1045, Bl. 47; vgl. Goethe-Meyer 1, 158). Vgl. dazu 38,26–31. Zudem erwartete Meyer Empfehlungsschreiben, adressiert an in Neapel lebende Künstler, welche ihm bei dem mit Goethe geplanten Vorhaben, einer enzyklopädischen Darstellung über die italienische Kultur, hilfreich sein könnten: „Laßen Sie es also wenigstens auch nicht an einem schönen Briefe an 〈Jacob Philipp〉 Hackert mangeln den ich ihme zu seiner Zeit entweder voraus schicken oder selbst bringen kan.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 47; vgl. Goethe-Meyer 1, 159.) – Neapel und Umgebung, insbesondere Portici, lockten Meyer und Goethe mit einer Fülle an antiken Ausgrabungsstücken aus Herculaneum und Pompeji. 11,6 Heigelein] Der in Neapel lebende schwäbische Kaufmann und Bankier Christian Heigelin. 11,6 Ihre Entdeckungen] Im Bezugsbrief hatte Meyer berichtet: „Noch habe ich hier wenig gearbeitet 〈…〉 aber viel studirt vieles gefunden. eine reiche Ernde neuer unbekanter Sachen ist für uns daselbst [in Rom]. vor der Hand gebe ich ihnen nur von einem sehr wohlerhaltenen Koloßalische Juno Haupt Nachricht 〈…〉, Sie steckt in einem Winckel niemandem bekant. und von dieser art erfindungen werden nur allein im Capit. ein halbes Duzend zu machen seyn Peter von Cortona zeigt sich auch als einer der unsern in rücksicht auf Farben.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 47; vgl. Goethe-Meyer 1, 159). Zudem enthält Meyers Brief u.a. einen Bericht über die bei August Friedrich Prinz von England und späteren Herzog von Sussex besichtigten Sammlungen von Altertümern und geschnittenen Steinen, ferner über die Kunstwerke des neuen Museums in der Villa Borghese. 11,8–9 die Nachrichten 〈…〉 nicht alle tröstlich lauten] „Die Römer“, heißt es im Bezugsbrief, „haben übrigens seith der Zeit da wir Abwesend waren im Geschmack wenig zu genommen ja man stößt wircklich auf ganz empörende Dinge.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 47; vgl. Goethe-Meyer 1, 160.) 11,9 Glück zu den Spatziergängen auf Piazza Navonna] Für die Besuche der Trödlerstände auf dem großen längsovalen Platz mitten in Rom (vgl. zu 11,31).

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11,10 die letzten Stücke der Horen] Des Jahres 1795 in Schillers Zeitschrift „Horen“ (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591). 11,11–12 Abhandlungen Schillers 〈…〉 Dichter] „Ueber das Naive“ (1. Teil von Schillers Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“) im 11. Stück der „Horen“ 1795, „Die sentimentalischen Dichter“ (2. Teil) im 12. Stück der „Horen“ 1795 sowie „Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter, nebst einigen Bemerkungen einen charakteristischen Unterschied unter den Menschen betreffend.“ (3. Teil) im 1. Stück der „Horen“ 1796. 11,13 das Elogium des poetischen Theils der Horen] Die Rezension der poetischen Stücke in den „Horen“ von August Wilhelm Schlegel war im 4., 5. und 6. Stück der ALZ erschienen, zwischem dem 4. und 6. Januar 1796; die Besprechung der historischen und philosophischen Stücke sollte folgen. – Elogium: eine wohlwollende Rezension, Formulierung mit leicht ironischem Unterton (vgl. GWb 3, 47) (von lat. elogium: Ruhmesschrift [am Grab], Bericht). 11,14 männiglich] Allesamt (vgl. GWb 5, 1430). 11,16– 17 Le Antichita 〈…〉 per Ulisse Aldrovandi] Le Antichita de la Citta di Roma. / Breuißimamente raccolte da chiunque ne ha scritto, ò antico ò moderno; per Lvcio Mavro, che ha uoluto particularmente tutti questi luoghi uedere: onde ha corretti di molti errori, che ne gli altri scrittori di queste antichità si leggono. / Et insieme ancho Di tutte le statue antiche, che per tutta Roma in diuersi luoghi, e case particolari si veggono, raccolte e discritte, per M. Vlisse Aldroandi, opera non fatta piu mai da scrittore alcuno. 〈…〉 In Venetia, MDLVI. (ital.: Die Altertümer der Stadt Rom. Von demjenigen, der dies geschrieben hat, sehr kurz erzählt, seien diese nun antik oder modern; von Lucio Mauro, der insbesondere all die Orte sehen wollte: Dabei korrigierte er viele Fehler, die er bei anderen Autoren lesen konnte, die zu diesen Altertümern geschrieben haben. Und zusammen mit all den antiken Statuen, welche in ganz Rom an verschiedenen Orten und in bestimmten Häusern zu sehen sind, von Herrn Ulysses Aldroandi gesammelt und beschrieben, ein Werk, das andere Autoren nie mehr so vorlegen werden. In Venedig [gedruckt], 1556.) – Der aus Bologna stammende Jurist, Mediziner und Naturforscher Ulisse Aldrovandi hatte die Altertümer Roms seinerzeit sehr genau untersucht und seine Beobachtungen Lucio Mauro zur Veröffentlichung in einem fast 200 Seiten starken Anhang zu dessen erstmals 1552 erschienenem Reiseführer mitgeteilt. 11,17 sehen Sehen] Schreibversehen; in K fehlt diese Wortwiederholung. 11,21 Quaestiones Forcianae] Philolethes 〈Hortensius aus Chateau Landon〉: Qvaestiones Forcianae: Hoc Est, De Variis Italorum ingeniis: & de muliebris sexus præstantia, Dialoggi II. Singuli accuratè denuò recusi. Nürnberg 1591 (lat.: Gespräche in Forci, in denen verschiedene Eigenarten der Italiener erklärt werden sowie vieles andere Wissenswerte). – Der Autor des in zwei Bücher gegliederten Werks ist

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der italienische Arzt Ortensio Lando. Forci ist ein Flecken bei Lucca, wo der Autor sich im Frühsommer 1535 mehrere Wochen aufgehalten hatte. 11,21–22 in gutem Latein] In diesem Fall an der Sprache der antiken Autoren und Kirchenväter geschultem Latein. 11,25–26 Verdruß des Herausgebers] Die „Gespräche in Forci“ sind dem in Lyon lebenden Francesco Turchi gewidmet, der sich vehement gegen eine Veröffentlichung gewehrt hatte. In einem am Ende des Werks abgedruckten Brief an Turchi argumentiert der (fiktive) Herausgeber Antiochus Lovintus mit der herausragenden Qualität von Landos Werk, welche die Einhaltung des Versprechens, den Text nicht zu publizieren, verhindert habe. 11,26–27 einen Tabellarischen Auszug] Im Faszikel „Vorbereitung zur zweiten Reise nach Italien“ sind Exzerpte und Gedanken dazu überliefert (H: GSA 25/W 2637, Bl. 50 und Bl. 112), erstes Ergebnis von Goethes Lektüre von Landos Werk am 15. Januar 1796 (vgl. GT II 1, 58); weitere Arbeiten dazu sollten folgen. Ob Meyer die angekündigte Abschrift jemals erhielt, ist ungewiss; an keiner Stelle äußert er sich dazu. – Literaturhinweis: Judith Steiniger: Goethes Lektüre der „Forcianae quaestiones“ von Ortensio Lando. In: GJb 121 (2004), 276–282. 11,31 Ihren perusinischen Nachrichten] Meyer hatte im Bezugsbrief berichtet, dass er „ein Buch angeschafft“, „welches von Perusinischen Gemählden & Künstlern der ältern Zeit viele Nachrichten giebt es wird uns einst wichtige Dienste leisten & enthält viele Sachen die wir ohne daßelbe nie vernommen haben würden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 48; vgl. Goethe-Meyer 1, 164). Welche Darstellung der Malerei des 13. und 14. Jahrhunderts im umbrischen Perugia erworben wurde, ließ sich nicht ermitteln. – Auch diese Anschaffung war „eine Frucht“ von Meyers Spaziergängen auf der Piazza Navona, „von wo ich schon schöne Zeichnungen & ein sehr artiges kleines Bildniß auf Kupfer geholt habe diese Quelle versiegt nimmer, und die allgemeine Noth welche in Rom Herrscht macht sie nur reichhaltiger.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 48.) 11,33–34 dem Element 〈…〉 nachzuspüren] Der materialen Beschaffenheit der Natur, der sich Goethe in seinen naturkundlichen Studien zuwandte. 12,5 Was Sie zu den Horen schicken] Meyer übersandte am 26. Mai 1796 „eine Kleine Beschreibung eines Zimmers welches im Pallast Altieri für die Prinzeßin auf das Kostbarste & nachdem neüsten Geschmack dekorirt worden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 91; vgl. Goethe-Meyer 1, 254); der Beitrag wurde unter dem Titel „Neueste Zimmerverzierung in Rom“ in das 9. Stück der „Horen“ 1796 aufgenommen. Ein handschriftlicher Entwurf zu dem Aufsatz hat sich in Weimar erhalten (H: GSA 64/44,3). 12,8 wegen anderer Umstände] Wohl wegen der in Goethes Tagebuch verzeichneten gesellschaftlichen Verpflichtungen bei Hofe, als Intendant des Hoftheaters und anderweitiger amtlicher Geschäfte.

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12,10 den Brief von Uden an Böttiger] Der Brief des seit 1790 in Rom lebenden Privatgelehrten, Juristen und Archäologen Wilhelm Uhden an Carl August Böttiger vom 12. Dezember 1795 (H: SLUB Dresden, Nachlass Carl August Böttiger, Mscr. Dresd.h. 37, 4°, Bd 206, Nr 3). – Uhden, mit dem Meyer in Rom in fruchtbarem Austausch stand, hatte auf ausgedehnten Reisen die wichtigsten archäologischen Stätten in ganz Italien besucht, auf Sizilien, in Neapel und den etrurischen Städten, und verfügte zudem über ausreichend Mittel zum Erwerb von Kunstwerken. Als Beiträger für die „Horen“ kam Uhden durchaus in Frage. 12,14–15 (siehe Böttgrs Brief)] Der Beischluss (vgl. Überlieferung zu H; ferner zu 13,18). 12,15–16 was Hirt 〈…〉 abnehmen könnte] Im Bezugsbrief heißt es dazu, dass man für Aloys Hirts Abhandlung bereits die Pläne und Schnitte zeichne. Am 20. Mai 1796 erhielt Goethe das Manuskript von Hirts Aufsatz „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794“ (vgl. zu 48,11), der im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1796 erschien. 12,18 Die acht großen Poussins] Die im Brief aufgelisteten Suiten mit jeweils vier Kupferstichen von Étienne Baudet nach Landschaftsgemälden von Nicolas Poussin. Die Stücke der Folgen, deren heutige Titel sind im Register des vorliegenden Bandes unter dem Namen des Stechers genannt sind, befinden sich weder unter Goethes nachgelassenen Kunstwerken noch in anderen Weimarer Beständen. Lediglich das (572 × 765 mm) große Blatt mit dem Titel „Phocions Begräbnis“, das zur zweiten Folge von 1684 gehört, ist Teil von Goethes druckgraphischer Sammlung (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/Sch.I.208,136). Zu sehen ist hier der auf einer Bahre liegende, von zwei Männern getragene griechische Feldherr Phocion vor antiker Stadtansicht in heroischer Landschaft. Bei diesem Stück handelt es sich mit einiger Sicherheit um jenes Blatt, das Goethe zum Zeitpunkt des Kaufes bereits selbst besaß. 12,19 der regierenden Herzogin] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. Sie machte Goethe auf die Stücke aufmerksam, vermutlich veranlasste sie auch deren Erwerbung. Die nachgelassenen Rechnungen Goethes enthalten keinen Hinweis darauf, dass er die Stücke aus eigenen Mitteln kaufte. 12,20 der Frauenholzischen Auction] Bezieht sich auf die fünfte Auktion des Kunsthändlers Johann Friedrich Frauenholz in Nürnberg, der dort vor allem mit Druckgraphik handelte; sie fand am 26. Oktober 1795 und an den darauf folgenden Tagen statt. Das „Verzeichnis Einer Betraechtlichen Kupferstich-Sammlung, Alter Und Neuer Groestentheils Seltener Blaetter Aus Allen Schulen, Nebst Handzeichnungen, Kupferstich-Werken Und Kunstsachen 〈…〉 Nro. V.“ (Nürnberg 1795) gibt Auskunft über die verauktionierten Objekte. Davon erworben wurden die als Werke Nicolas Poussins angebotenen Folgen unter der Katalognummer 4974, „4 Bl. Suite der grossen Landschaften mit heroischen Figuren und antiken Tempeln und Gebäuden an den Pr. 〈Prinzen〉 Condé dedicirt, Monjer del. 〈lat. delineavit: hat ge-

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zeichnet〉, Steph. 〈Stephan; franz. Étienne〉 Baudet sc. 〈lat. sculpsit: hat gestochen〉 1684. sehr gr. 〈groß〉 real qu. 〈quer〉 fol. 〈folio [Angabe zur Blattgröße]〉“, und unter der Nummer 4975, „4 Bl. Andere Suite der grossen Landschaften in demselben Styl, an Ludwig den Grossen dedicirt, 1701. id. 〈lat. idem: derselbe〉 del. 〈lat. delineavit: hat gezeichnet〉 et sc. 〈lat. sculpsit: hat gestochen〉, eben so.“ (S. 378.) 12,21 ausgedruckt] Hier: Abzüge von einer durch häufiges Drucken abgenutzten Kupferplatte (vgl. GWb 1, 1125). 12,21 aufgestochen] Hier: Abzüge von einer verwendeten Kupferplatte, in der abgenutzte Stellen mit dem Grabstichel aufgefrischt wurden (vgl. GWb 1, 1023). 12,24 Dedicirt an den König Ludwig XIV] „Louis le Grand, Roi de France et de Navarre“ (franz.: Ludwig dem Großen, König von Frankreich und Navarra“), so die Zueignung von Étienne Baudet am unteren Rand der Blätter. 12,25 Etna] Ätna, Vulkan auf Sizilien. 12,30 Kastel S Angelo] Die Engelsburg in Rom, ursprünglich das Mausoleum des römischen Kaisers Hadrian. 13,1 Herzog von Bourbon] „Serenissimo Principi / Lud. Borbonio Condæo“ (lat.: Dem Durchlauchtigsten Fürsten Ludwig von Bourbon-Condé), so die Widmung des Stechers auf den Blättern. Gemeint ist Ludwig II. von Bourbon, Prinz von Condé, Feldherr unter Ludwig XIV. 13,9 den Pfuschereyen in der Villa Borkese] Dazu Meyer im Bezugsbrief: „〈…〉 in der Villa Borghese gibt es nun Indianisch Chinesische & Egiptische Außichten Gothische Festungen und gebaute Ruinen aus dem Mittelalter und man hat indem man wunderlich gekrümte Busen an dem See gegraben den Ehemahls so schönen und erfreulichen Park zu einem Sumpf gemacht die Pignen sind alle ihrer schönsten Äste beraubt und sehen jetz zwar licht aber Mager aus kurz alles ist gestuzt gekräuselt geleckt aber die Grazie ist meistentheils verschwunden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 47; vgl. Goethe-Meyer 1, 161.) Der am Anfang des 17. Jahrhunderts gestaltete, von jeher öffentlich zugängliche Park mit Wasserspielen im barocken Stil war, dem Zeitgeschmack des ausgehenden 18. Jahrhunderts entsprechend, in einen englischen Landschaftsgarten umgewandelt worden. 13,10 bey uns nicht besser] Wohl mit Bezug auf den laufenden Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Stadtschlosses in Weimar. 13,14 Anstalten] Gebäude, Anlagen (vgl. GWb 1, 695). 13,15 wegkaufte] ‚Wegkaufen‘: hier im Sinne von ‚verkaufen‘, ‚weggeben‘. 13,18 einige Disticha] Die am Ende des Briefes mitgeteilten Distichen zu den „Xenien“ von Goethe („Der Teleolog“ [gedruckt in: Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 202; vgl. WA I 5.1, 207], „Der Antiquar“ [„MusenAlmanach für das Jahr 1797“, S. 202; vgl. WA I 5.1, 207] und „Der Kenner“ [„Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 203; vgl. WA I 5.1, 207]). 13,18 ein Blat von Bottcher] Der Beischluss (vgl. Überlieferung zu H), der in Weimar abgefasste Brief Carl August Böttigers an Meyer vom 24. Januar 1796 (H:

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SLUB Dresden, Nachlass Carl August Böttiger, Mscr. Dresd.h. 37, 4°, Bd 128, Nr 82). In dem einzelnen Blatt nimmt Böttiger Bezug auf die gemeinsamen Projekte, darunter auf das von Meyer in Rom vermittelte, unter Beteiligung von Uhden geplante altertumskundliche Journal. Goethe und Meyer konnten sich von Uhdens Hinweisen und Beiträgen Unterstützung bei ihrem eigenen Vorhaben, einer enzyklopädischen Darstellung über die italienische Kultur, erhoffen, wenigstens durch „die Zeichnung von diesen Dingen“ (Meyers Brief an Goethe, 22. bis 24. November 1795; H: GSA 28/1045, Bl. 42; vgl. Goethe-Meyer 1, 157).

14. An Friedrich Schiller

〈Weimar〉, 23. Januar 1796 → Jena

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 8–9. – Doppelblatt 18,4 × 27,5 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und egh. Schluss (Leben Sie 〈…〉 G [14,27–29]), Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse, egh., Tinte: Herrn / Hofrath Schillers / Wohlgebl / Jena / fr. und rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss. – Bleistiftkorrektur Goethes: 14,14–26 (Die verlangten Papiertapeten 〈…〉 beschäftigt ist.) (vgl. zu E1). – Goethe nahm für den Erstdruck seines Briefwechsels mit Schiller egh. Bleistiftkorrekturen vor; diese Korrekturen betreffen – wie die redaktionelle Bearbeitung der handschriftlichen Texte für den Erstdruck überhaupt – vor allem die Unterdrückung von Namen seinerzeit noch lebender Personen (so änderte er z.B. in GB 10, Nr 131 Mad. Brun [GB 10 I, 143,1] zu Y. sowie Fernows [GB 10 I, 143,1] zu Fs) und die Milderung kritischer Äußerungen (so ersetzte Goethe z.B. in GB 10, Nr 195 die Bezeichnung der arme Teufel [GB 10 I, 197,28] für Johann Paul Friedrich Richter durch der gute Mann). Darüber hinaus entfernte Goethe Passagen, die in bestimmten persönlichen Beziehungen hätten unangenehm wirken können (so z.B. im Brief an Schiller vom 23. Dezember 1794 seinen Vorschlag zur Taktik der Honorarverhandlungen mit Johann Friedrich Cotta [vgl. GB 10 II, zu 95,4–8]). Diese Bleistiftkorrekturen werden im vorliegenden Band im Rahmen der Handschriftenbeschreibung mitgeteilt, da es sich nicht um Autorvarianten handelt, die vor Absendung der Ausfertigung eines Briefes entstanden sind und also nicht integraler Bestandteil des Briefes waren, den der Empfänger erhielt. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 8, Nr 144 (Teildruck: ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 133, Nr 147. WA IV 11 (1892), 11–13, Nr 3262.

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BRIEF 15

BEIL AG EN

Tapeten- und Bordürenmuster (vgl. 14,15 sowie zu 14,14). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 22. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 31). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 24. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 35). 14,2 die Darmstädter Herrschaft] Vom 23. bis zum 26. Januar 1796 waren der Landgraf von Hessen-Darmstadt Ludwig X., der Bruder der Weimarer Herzogin Louise, mit seiner Frau Louise Caroline Henriette und ihrer Tochter Louise Caroline Theodore Amalie Gäste des Weimarer Hofes. Im Fourierbuch wurde unter dem 23. Januar eingetragen: „Heüte Abend nach 6. Uhr trafen sämmtL. Herrschafften von Heßendarmstadt von Eisenach hier ein 〈…〉.“ (FB 1796, Bl. 12.) Außer den Genannten werden in deren Gefolge 22 weitere Personen aufgezählt. Goethe gehörte an allen Tagen zu den an die Fürstliche Tafel Geladenen. Einen Tag nach Abreise des Landgrafen traf der Herzog von Sachsen-Meiningen Georg Friedrich Carl in Weimar ein (vgl. FB 1796, Bl. 14). 14,2 Cour] Hof; feierlicher Empfang bei Hof (von franz. cour). 14,2 Diné] Festliches Mittagessen (von franz. dîner). 14,3 Soupé] Festliches Abendessen (von franz. souper). 14,3 Redoute] (Masken-)Ball (von franz. redoute nach ital. ridotto: Ort, an dem Spieler, Tänzer zusammenkommen). 14,3 Montag Don Jóuan] Am Montag, dem 25. Januar 1796, wurde Mozarts in Weimar seit 1792 oft aufgeführte Oper „Don Giovanni“ gegeben (vgl. Burkhardt, Theater, 133f.; auch Theater/Musik Weimar). 14,4 die A d v o k a t e n von Iffland] Die Advokaten. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen. Von August Wilhelm Iffland. Leipzig 1796. – Das Stück wurde am Samstag, dem 30. Januar 1796, mit Erfolg gespielt und bis zum August viermal, auch in Lauchstädt und Rudolstadt, wiederholt (vgl. Burkhardt, Theater, 120; auch Theater/Musik Weimar). 14,5 die n e u e O p e r] Die neuen Arkadier (vgl. zu 10,11–12). 14,6 Das achte Buch] Goethe, der noch mit dem 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ beschäftigt war (vgl. GB 10 II, zu 205,4–5), beendete das 8. und letzte Buch des Romans im Juni 1796; am 26. Juni ging das Manuskript an Schiller (vgl. 77,4) und, nach letzter Überarbeitung, am 26. August an den Verleger Johann Friedrich Unger (vgl. GT II 1, 78). 14,10 In den letzten Epigrammen] Weitere Distichen Schillers für die „Xenien“, vermutlich auf einem der beiden Blätter berüchtigter Xenien von Schillers eigener Hand (WA IV 26, 321), die Goethe einem Brief an Hans Graf von Schlitz vom 30. März 1816 beilegte (vgl. Ur-Xenien, S. 〈5f.〉 des Nachworts). Die Manuskripte enthielten 24 und 7 Epigramme (vgl. Ur-Xenien, S. 〈4〉). Außerdem fand Goethe am Schluss des Bezugsbriefs die Distichen „An einen gewissen

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moralischen Dichter 〈Friedrich Gottlob Klopstock〉“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 201; NA 1, 310, Nr 11) und „Jakob der Kantianer“ (nicht publiziert; NA 2 I, 98, Nr 602). 14,11 abschreiben lassen] Die Abschrift schickte Goethe am 4. Februar 1796 (vgl. 18,19). 14,14 Die verlangten Papiertapeten] Im Bezugsbrief hatte Schiller um „63 Ellen Tapeten von schöner grüner Farbe“ samt „Einfassung“ (NA 28, 171) gebeten, die Goethe bei einem gemeinsamen Bekannten, dem Frankfurter Kaufmann Johann Isaak Gerning, bestellen sollte. 14,22–23 könnte ich Montag Abends nach Frankfurth schreiben] Goethe schrieb am 25. Januar 1796, einem Montag, bevor dienstagsfrüh die Post nach Frankfurt abging (vgl. Werner Bühling: Die Post in Weimar. Das Postwesen und seine Entwicklung in und um Weimar in vier Jahrhunderten. Weimar 1995, S. 57), nicht an Johann Isaak Gerning, sondern an Johann Andreas Benjamin Nothnagel, der daraufhin Tapeten und Bordüre lieferte. Der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 3). 14,25 Eckebrecht] Der Dekorationsmaler Johann Friedrich Eckebrecht arbeitete am Bühnenbild für die Oper „Die neuen Arkadier“. Goethe berichtet Johann Heinrich Meyer in einem Brief vom 8. Februar 1796 darüber (vgl. 22,27–23,11).

15. An Paul Wranitzki Weimar, 24. Januar 1796 → Wien ÜBER L IEF ERU NG

H: Tiroler Landesmuseum Innsbruck/Ferdinandeum. – Doppelblatt 15,5 × 23,2 cm, 3/4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/12, Bl. 2. – Zwei Doppelblätter 20,7 × 33,3(–33,5) cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (Bl. 2 Rs. Mitte Text; Bl. 2 Vs. und Rs. oben Konzept zu Nr 5; Bl. 2 Rs. unteres Viertel Konzept zur Beilage (s. unten), Schreiberhd (Geist), Tinte; Bl. 2 Vs. in der linken Spalte Adresse, egh., Bleistift: An / / nach Wien (Enthält: 15,1–10 Aus beyliegendem 〈…〉 1796.) – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 5). E: Goethe und Karl August. Von 1790 bis 1805. Studien zu Goethes Leben von Heinrich Düntzer. Zweiter Theil: Goethe und Karl August von 1790 bis 1805 Leipzig 1865, S. 179 (Teildruck: Brieftext ohne Ort, Datum und Unterschrift). WA IV 11 (1892), 13, Nr 3263 (nach E).

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BRIEF 15

BEIL AG E

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 237. – Doppelblatt 19,3 × 23,0(–23,3) cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; Bl. 2 am Mittelfalz aufgeklebt auf einem Träger, Pappe. (Enthält: 15,12–16,6 P 〈…〉 Goethe.) K: GSA Weimar, Sign.: 28/12, Bl. 2–4. – Zwei Doppelblätter 20,7 × 33,3(–33,5) cm, 3 1⁄4 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (Bl. 2 Rs. unteres Drittel – Bl. 4 Vs.), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Grußformel und Datum (15,2–10 Ich wünsche 〈…〉 1796.), Tinte. (Enthält: 15,13–16,5 Der große Beyfall 〈…〉 angefesselt bliebe und 16,7–16 Meine Bedingungen 〈…〉 Stellen). – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 5). E: WA IV 11 (1892), 13–15, Nr 3263 (nach H und K; Eduard von der Hellen). Textgrundlage: H (15,12–16,6 P 〈…〉 Goethe) und K (16,7–16 Meine Bedingungen 〈…〉 Stellen). Danach bricht der Text der Beilage im Konzept ab. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwort einen Brief Paul Wranitzkis vom 28. November 1795 (vgl. RA 1, Nr. 1492). – Wranitzki antwortete mit einem Brief vom 6. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr. 54). Postsendungen: 25. Januar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). Der erste und einzige überlieferte Brief Goethes an Paul Wranitzki (1756– 1808), der am 30. Dezember als Pavel Vranick´y im mährischen Nová Ríˇ ˇ se (Neureisch) geboren worden und nach einer Ausbildung in Gesang, Orgel und Violine von 1776 an in Wien ansässig war, ist eine Reaktion auf das im Bezugsbrief bekundete Interesse des Konzertmeisters und (seit 1790) Leiters des Wiener Hofopernorchesters, das im Entstehen begriffene „Sujet zu einer Oper“ (H: GSA 28/11, Bl. 369) in Musik zu setzen und das Libretto mit Goethes „Der Zauberflöte. Zweyter Theil“ für die Wiener Hoftheater dafür als Grundlage anzukaufen. Im Spätsommer 1795 hatte der Frankfurter Kaufmann Simon Friedrich Küstner, Meister der Freimaurerloge „Zur Einigkeit“ und Mitglied der Frankfurter Theateroberdirektion, bereits den Kontakt nach Österreich vermittelt (vgl. Johann Isaak Gernings Brief, 25. August 1795, RA 1, Nr 1388). Die insgesamt vier Briefe umfassende Korrespondenz mit dem Vertreter des Wiener Musiklebens, einem Freund Wolfgang Amadeus Mozarts und wie dieser Freimauer, widmet sich den vertraglichen Bedingungen, unter denen die beiden Ziele – 1. die Vertonung von Goethes Textbuch durch Wranitzki und 2. die Aufführung des Stücks in der großen europäischen Kunstmetropole Wien – zu erreichen seien. Erhalten haben sich der Bezugs- und Antwortbrief Wranitzkis, der – was den letzten Punkt betraf – in enger Absprache mit dem leitenden Direktor der Wiener Hoftheater Peter von Braun agierte. Der vorliegende Brief Goethes beruht auf einem Konzept vom 4. Januar

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1796 (vgl. Nr 15K). Goethes nächster Brief vom 6. April 1796, mit dem die Verhandlungen endeten, ist verloren (vgl. EB 14). Goethe war offenbar nicht bereit, seinem bisherigen Entwurf, wie im Antwortbrief gefordert, „durch eine kleine Umänderung des Costumes oder des Personale dem Buche ein anderes Aussehen“ (H: GSA 28/12, Bl. 65) zu geben und damit den Komponisten von dem absehbaren Vorwurf zu entlasten, sich mit Mozarts genialer Musik messen zu wollen. Goethe verkannte dabei die Schwierigkeiten, die es dem Komponisten bereitet hätte, seine Interpretation des Erfolgsstücks so spannungsreich und theatralisch wie das Original zu vertonen. Zudem konnte er sich nicht entschließen, das fertige Textbuch für ein Viertel des geforderten Preises, für nur 25 Dukaten, aus der Hand zu geben, dem Honorar, das anderen Erfolgsautoren vorgeblich erst nach Prüfung des Werks gewährt worden sei. In Wien wäre man sogar bereit, das Werk ungesehen und ungelesen, ohne Rücksicht auf eventuelle Bedenken wegen der Zensur einzukaufen und Goethe trotzdem weiterhin das Recht auf freie Nutzung des eigenen Stücks zu gewähren. Die Aufführung seiner Neuinterpretation als Fortsetzungsoper – eine damals aus pragmatisch-finanziellen Gründen durchaus übliche Praxis – verbot sich allerdings aus Prestigegründen. Die ursprüngliche Fassung war am 30. September 1791 lediglich von einem Privatunternehmer, Emanuel Schikaneder, und überdies auf einer Vorstadtbühne gezeigt worden, mit welcher die Hofoper nicht rivalisieren wollte. Die Vorbehalte der Wiener Hoftheaterdirektion gegen Schikaneders Libretto teilte auch Goethe. Am 16. Januar 1794 war Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ erstmals mit dem im aufklärerisch-rationalistischen Sinne bearbeiteten, stark gekürzten und vereinfachten Text von Christian August Vulpius in Weimar zur Aufführung gekommen (vgl. zu GB 10 II, Nr A 2). Goethe, fasziniert von Mozart und seiner Musik, führte selbst Regie. Der überwältigende Erfolg des Stücks veranlasste ihn 1795 zu einer eigenen textlichen Fortsetzung des Singspiels: „Der Zauberflöte Zweyter Theil“. Die ersten Entwürfe dazu sind unbekannt und damit läßt sich kaum abschätzen, was zum Zeitpunkt der Korrespondenz mit dem Komponisten Wranitzki tatsächlich fertig war. Goethes Aussage im Brief, er sei dabei, seine Arbeit zu vollenden, lässt darauf schließen, dass Goethe sich im beiliegenden „Pro Memoria“ als pragmatischer Autor und geschickter Verhandler in eigener Sache präsentiert, der nicht nur ein für das Publikum nachvollziehbares und dennoch interessantes Stück zusagt, sondern auch eines, das leicht und kostengünstig zu inszenieren ist. Die erfolglos beendeten Verhandlungen mit dem Wiener Hoftheater dürfte die Arbeit an dem Stück zumindest verlangsamt haben. Ein Manuskript liegt erst aus dem Jahre 1798 vor (H: GSA 25/W 1293; vgl. WA I 12, 380f.). Der Dramatiker und Berliner Theaterdirektor August Wilhelm Iffland hatte Interesse daran geäußert. 1800 gab Carl Friedrich Zelter den Anstoß zur neuerlichen Wiederaufname der Arbeit. Das Opernbuch mit der Figurenkonstellation der Vorlage, mit den zentralen Motiven, Konflikten und Handlungssträngen, die für den Zu-

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BRIEF 16

schauer durchaus wiedererkennbar bleiben sollten, wurde nie abgeschlossen. Goethe veröffentlichte das Fragment erstmals im „Taschenbuch auf das Jahr 1802“, danach in einigen Werkausgaben (vgl. WA I 12, 181–221, 379–391, auch Gräf II,4, 493–505). 15,1 Aus beyliegendem Aufsatz] Der erste Teil der Beilage (vgl. 15,12– 16,6). – Aufsatz: Beschreibung, Einführung (vgl. GWb 1, 1004f.). 15,3 der Theater Direction] Der leitende Direktor der Wiener Hoftheater Peter von Braun. 15,4 meine Bedingungen] Diese werden im zweiten Teil der Beilage erläutert (vgl. 16,7–16). Die geforderte Summe wurde von Goethe nachträglich im Konzept vermerkt. 15,6 Connexion] Verbindung (von franz. connection). 15,9 alle Dichtungsarten] Hier: dichterische Behandlungs- und Darstellungsweisen (vgl. GWb 2, 1180). Erschwert wurde diese Arbeit durch den Zwang, sich an die Vorlage zu halten, diese zu zitieren, um das Werk wiedererkennbar zu halten. 15,12 P. M.] Pro Memoria, hier: ein Exposé zu dem geplanten Stück (von lat. pro memoria: zur Erinnerung). 15,13 Der große Beyfall, den die Zauberflöte erhielt] Nach der Erstaufführung am 30. September 1791 in Wien kam das Singspiel unzählige Male zur Aufführung auf Europas Opernbühnen. In Weimar war die „Zauberflöte“ das meistgespielte Stück in der Zeit von Goethes Theaterleitung. 15,16 Publiko] Dativform von lat. publicum. 15,16 Liebhaberey] Hier: Neigung, Vorliebe (vgl. GWb 5, 1206). 16,7 Einhundert Dukaten] Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. 16,7–8 eine vollständige Partitur für das hiesige Theater] Diese Forderung ließ sich nicht durchsetzen. Goethe sollte nur sein Stück jederzeit frei nutzen können. 16,8–9 communicirt] Veröffentlichen, publizieren (von franz. communiquer: mitteilen, weiterleiten). 16,11 aquiriren] Erwerben, ankaufen (von lat. acquirere). 16,16 die Stellen] An dieser Stelle bricht das Konzept ab. Der Antwortbrief enthält keine Hinweise auf den Umfang und Inhalt des folgenden Textes. ERL ÄUT ERUNGEN Z U K

207,27–208,1 iIch wünsche 〈…〉 zu winden] Das erhaltene Konzept unterscheidet sich deutlich von der Ausfertigung. Bemerkenswert sind die Gedanken zur Vertonung.

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16. An Friedrich Schiller

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Weimar, 27. Januar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 12. – 1 Bl. 19,2 × 23,1(–23,4) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 10f., Nr 146. WA IV 11 (1892), 15, Nr 3264. BEIL AG E

Manuskript zu den „Xenien“ (vgl. zu 16,18). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 24. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 35). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 27. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 39). 16,17 Sammlung unserer kleinen Gedichte] Die Abschrift der bisher entstandenen „Xenien“, die Goethe am 4. Februar 1796 schickte (vgl. 18,19). 16,18 mein Beytrag von dieser Woche] Es handelt sich um folgende 11 Distichen der Handschrift h2 (Ur-Xenien, Bl. 5–7; vgl. NA 2 II A, 336): „R× × × “ (publiziert im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 205, unter dem Titel „Neuste Schule“; NA 1, 312, Nr 27), „Hildegard von Hohenthal“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; NA 2 I, 85, Nr 504), „Erreurs et Verité“ (Musen-Almanach, S. 203; NA 1, 311, Nr 18), „Das Brüderpaar“ (Musen-Almanach, S. 230; NA 1, 324, Nr 125), „National Zeitung“ (Musen-Almanach, S. 278, unter dem Titel „Gelehrte Zeitungen“; NA 1, 348, Nr 319), „Auswahl“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; NA 2 I, 85, Nr 503), „An die Herren H. I. K.“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; Schmidt/Suphan, 82, Nr 721 unter dem Titel „Tropfen Öl auf Wasser“), „Moriz“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; NA 2 I, 83, Nr 490), „Woldemar und Allwill“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; Schmidt/Suphan, 83, Nr 728), „Triumph der Schule“ (Musen-Almanach, S. 240; NA 1, 329, Nr 164), „Zweifel des Beobachters“ (nicht unter die „Xenien“ aufgenommen; Schmidt/Suphan, 80, Nr 702, unter dem Titel „Der Gegner“ und in stark veränderter Fassung). – Faksimile: UrXenien, Bl. 5–7. 16,19 unsere vorgesetzte Zahl] An Christian Gottfried Körner schrieb Schiller am 1. Februar 1796: „Es werden nicht unter 600 solcher Monodistichen werden, aber der Plan ist, auf 1000 zu steigen.“ (NA 28, 178.) Diese Zahl nannte Schiller auch in Briefen an Goethe vom 24. Januar 1796 (vgl. NA 28, 171) und an Wilhelm von Humboldt vom 1. Februar (vgl. NA 28, 181). Insgesamt sind mehr als 920 Distichen überliefert; davon erschienen 414 als „Xenien“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“.

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BRIEF 17

16,21 wo das Herz voll ist geht der Mund über] „Weß das hertz voll ist, deß gehet der mund über.“ (Matthäus 12,34; Luther-Bibel 1772 NT, 15.) 17,1 recht bunt] Vgl. die Schilderung in Goethes vorhergehendem Brief an Schiller (vgl. 14,1–9).

17. An Friedrich Schiller

Weimar, 30. Januar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 14–15. – Doppelblatt 18,6 × 27,4 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 17,16 zu|,|; 17,23 wird dadurch die; 17,23 PBiographie; 17,24 befoördert; 17,26 Faßst. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 12–15, Nr 148. WA IV 11 (1892), 16–18, Nr 3265. BEIL AG EN

1) Beylage (17,9), die Redoute am 29. Januar 1796 betreffend (vgl. zu 17,5–6). 2) Exemplar des „Journals des Luxus und der Moden“ (vgl. zu 17,15). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 27. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 39). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 31. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 45). Postsendungen: 1. Februar 1796 (GR/RB 1796, 1, Bl. 7). 17,5–6 zur gestrigen Redoute] Maskenball am Vorabend des 39. Geburtstags der Weimarer Herzogin Louise; der Geburtstag selbst wurde „in aller stille zurück geleget“ (FB 1796, Bl. 16); die zugehörige Beilage ist nicht überliefert. – Eine Schilderung des von Goethe arrangierten Aufzugs findet sich in Amalie von Imhoffs Brief an Fritz von Stein vom 15. Februar 1796. In: Archiv für Litteraturgeschichte 4 (1875), S. 397f. 17,6 gut,] Komma versehentlich falsch gesetzt. 17,7–9 Da man jetzt 〈…〉 in dieser Versart darbringen] Als Sklavinnen und Sklaven verkleidete Damen und Herren übergaben der Herzogin ein „Denksprüchlein“, gesprochen von Henriette von Egloffstein, die als Sultan verkleidet war: Sclaven sollten wir haben in Deiner Gegenwart? Alle, Fürstin, machest Du frei, alle verbindest Du Dir. (Zitiert nach Amalie von Imhoffs Brief; vgl. zu 17,5–6; vgl. auch WA I 5.2, 361.)

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17,9 Beylage] Möglicherweise enthielt sie den Text des in der vorhergehenden Erläuterung erwähnten Distichons. 17,10 Zug von gemischten Masken] Einen Bericht über den Maskenzug brachte das „Journal des Luxus und der Moden“ (März 1796). Besondere Beachtung finden dabei die von Goethe im Folgenden erwähnten Irrlichter (17,11): „Die erste Idee dazu war ohne Zweifel aus dem witzigen und zur Verzweiflung aller Deutler und Exegeten noch immer nicht befriedigend ausgelegten Mährchen im 10ten Stücke der H o r e n 1795 genommen. Man mußte eingestehen, daß diese neuen Irrwische die Familienähnlichkeiten mit jenen im Mährchen sehr gut auszudrücken 〈…〉 wußten. Die mit mehr als 80 Ellen aufgetrießelten Goldzindel, der Frangenartig über einander aufgenäht war, reichbesetzten gelben Säcke, in welchen die Irrwischrepräsentanten eingehüllt waren, konnten durch geschicktangebrachte Züge bald höher, bald niedriger gemacht werden, so daß die luftigen Wesen sich bald emporhoben, und in der Höhe zu lodern schienen, bald wieder zusammen schrumpften, und wie kleine Flämmchen über dem Boden hinschwebten. 〈…〉 Sie ließen aber nicht bloß, wie jene Irrwische im Mährchen, das fleißig aufgeleckte Gold, woran im Getümmel so vieler reich ausgeschmückten Masken kein Mangel seyn konnte, in hundert verstreuten und ausgerauften Fäden von sich abgehen: sondern sie warfen auch, allerley, vermuthlich bey einer kleinen Irrfarth über den Parnaß, aufgelesenen artige Verse und Reimlein von sich“ (S. 143f.) 17,14–15 Die Disticha 〈…〉 gegen zweyhundert.] Ende Januar 1796 waren vermutlich 165 Distichen fertig, von denen über 100 in die „Xenien“ (NA 1, 309–360) und „Tabulae votivae“ (NA 1, 291–304) oder als Einzelepigramme aufgenommen wurden (vgl. Ur-Xenien, Nachwort S. 〈5〉 und 〈7〉). Geplant waren 1000 Distichen (vgl. zu 16,19). 17,15 das neuste Modenjournal] Im „Journal des Luxus und der Moden“ hatte Carl August Böttiger den Aufsatz „Gemahlte und geschriebene Neujahrsgeschenke der alten Römer“ (Januar 1796, S. 18–25) veröffentlicht. Darin werden folgende beiden Monodistichen aus Martials „Xenia“ (zum Begriff vgl. GB 10 II, zu 202,8) mitgeteilt (S. 25): Lukanische Würstchen. Ich Lukanisches Töchterchen eines Picenischen Schweines Gebe den lieblichsten Kranz deinem schneefarbigen Brey. Wein und Salbe. Laß dem Erben Geld nach. Aber Salben und Weine, Rath ich dir, gieb ihm nicht: alles dieß schenke dir selbst. Es handelt sich um die Epigramme 13,35 und 13,126. Zuvor schon hatte Böttiger das (aus vier Distichen bestehende) Epigramm 13,3 (Über die Epigrammen des

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BRIEF 17

dreyzehnten Buchs) zitiert (S. 24). Die Übersetzungen stammen von Carl Wilhelm Ramler (Marcus Valerius Martialis in einem Auszuge lateinisch und deutsch. T. 4. Leipzig 1790, S. 249, 295 und 231). Auch er wurde im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ mit einigen „Xenien“ bedacht: „Zeichen des Krebses“ (S. 217; NA 1, 318, Nr 74), „Spree“ (S. 225; NA 1, 322, Nr 106), „Unvermuthete Zusammenkunft“ (S. 288; NA 1, 353, Nr 358), „Der Leichnam“ (S. 288; NA 1, 353, Nr 359). 17,16–17 daß ihm auch eins fürs nächste Jahr zubereitet werde] Das einzige zweifellos an Böttiger adressierte Xenion stammt von Goethe und entstand im ersten Monat der „Xenien“-Produktion bis Ende Januar 1796: An die Herrn A. B. C. Kriechender Epheu du ranckest empor an Felsen und Bäumen, Faulen Stämmen; du ranckst, kriechender Epheu, empor. (Ur-Xenien, Bl. 9.) Dass Böttiger gemeint ist, ergibt sich aus der späteren Überschrift des Distichons in h8 (vgl. NA 2 II A, 337): „B. T. R.“ (NA 2 I, 84, Nr 494; vgl. die Erläuterungen dazu in NA 2 II B, 65). Das Xenion wurde nicht in den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ aufgenommen. 17,20 diesen feuerfarbenen Einband] Die Monatshefte des „Journals des Luxus und der Moden“ hatten einen leuchtend roten Einband. 17,21–22 Ich habe die Abhandlung Cellini’s 〈…〉 erhalten] Die Abhandlungen der 1568 in Florenz erstmals erschienenen Publikation „Dve Trattati Vno Intorno Alle Otto Principali Arti Dell’Oreficeria. L’altro in materia dell’Arte della Scultura; doue si veggono infiniti segreti nel lauorar le Figure di Marmo, & nel gettarle di Bronzo“ (ital.: Zwei Abhandlungen, eine über die acht wesentlichen Künste des Goldschmiedens, die andere über die Bildhauerei, wo man unendliche Geheimnisse über die Bearbeitung von Marmorfiguren und über deren Guss in Bronze sehen kann). – Georg Christoph Lichtenberg, den Goethe in einem Brief vom 7. Dezember 1795 um die Besorgung der Abhandlungen des florentinischen Goldschmieds und Bildhauers Cellini gebeten hatte (vgl. GB 10 II, zu 194,20–21 und zu 194,21–22), hatte die Ausgabe der „Due Trattati di Benvenuto Cellini Scultore Fiorentino Uno Dell’ Oreficeria L’ Altro Della Scultura“ (Florenz 1731; ital.: Zwei Abhandlungen von dem florentiner Bildhauer Benvenuto Cellini, eine von der Goldschmiedekunst, die andere von der Bildhauerei) am 13. Dezember 1795 aus der Göttinger Universitätsbibliothek entliehen und Goethe mit seinem Brief vom 15. Januar 1796 zugesandt (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 552, Anm. 4 und 5 zu Nr 2607; RA 2, Nr 21). 17,22–23 nun doch geschwind] Im Begleitschreiben hatte Lichtenberg gebeten, ihm den Band bis Ostern zurückzugeben, d.h. bis Ende März. Die Rückgabe erfolgte mit Nr 35.

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17,23–24 die kleine Piographie] In seinen „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796 berichtet Goethe, dass er bei den Vorarbeiten zu seiner geplanten Italienreise (vgl. GB 10 II, zu 157,5) auf Benvenuto Cellini gestoßen sei und den Entschluss gefasst habe, dessen Selbstbiographie zu übersetzen; besonders weil sie Schillern zu den Horen brauchbar schien (WA I 35, 66): Vita Di Benvenuto Cellini Orefice E Scultore Fiorentino, Da Lui Medesimo Scritta 〈…〉. Colonia 〈d. i. Neapel 1728〉 (ital.: Das Leben des Benvenuto Cellini, Goldschmieds und Bildhauers aus Florenz, von ihm selbst geschrieben); das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 54). Goethe benutzte ein Exemplar, das er von Charles Gore entliehen hatte und dann behielt, weil er Gebrauchsspuren darin hinterlassen hatte; das Exemplar in Goethes Bibliothek trägt den Besitzvermerk Gores, von Goethe eine Ende Mai 1796 eigenhändig verfertigte Stammtafel der Medici und auf der Innenseite des hinteren Einbands eine Tabelle zum Umgang der einzelnen Manuskriptlieferungen (von Goethes Übersetzung der Autobiographie), ferner Bleistiftnotizen zum Text (vgl. ebd.). Durch Christian Gottlob Voigt ließ sich Goethe das Werk neu beschaffen (vgl. GB 10 II, zu 123,7 und Voigts Antwort vom 19. August 1795 [Goethe-Voigt2 1, 195; RA 1, Nr 1384]), um es Gore zurückzuerstatten. – Goethes Übersetzung erschien in zwölf Teilen von April 1796 bis August 1797 in den „Horen“ (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591) und in selbstständiger Form, ergänzt und umgearbeitet, einige Jahre später bei Johann Friedrich Cotta: Leben des Benvenuto Cellini Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers von ihm selbst geschrieben. / übersezt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe. 2 Bde. Tübingen 1803. – Piographie: vermutlich Hörfehler für Biographie (E). 17,27 Brief von Meyer] Johann Heinrich Meyers Brief vom 8. Januar 1796 aus Rom (vgl. RA 2, Nr 12); Goethe antwortete mit einem Brief vom 8. Februar 1796 (Nr 21). 18,4 Brief an die Herzogin Mutter] Johann Heinrich Meyers Brief an Herzogin Anna Amalia vom 8. Januar 1796, der dem Brief an Goethe vom selben Datum beigelegt war, ist im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar überliefert (H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII [Anna Amalia] Nr 74, Bl. 7–8). – Darin heißt es: „Ew. Drchl. werden sich gewiß wundern wen 〈sic〉 ich Ihnen sage daß alle Mahler Bildhauer und Baumeister jetz aus allen Kräften Philosophie Studiren, & zwar K a n t i s c h e – zu nicht geringem Nutzen & Vortheil der Kunst. Z e i t & R a u m wird auf allerley Weise vorgestellt Z. Beyspiel wie Sie miteinander auf Einem Stuhle sitzen & ihr Erstgebohrner Sohn der U r a n o s sich im schleyer verbirgt. Wie Erde & Meer sich im Schooße der Muter die Hände reichen & H e l i o s der schönste Sohn den Vatter R a u m krönt & s. w.“ (Bl. 7f.) 18,5–6 Künstler, welche jetzt Kantische Ideen 〈…〉 darstellen] Goethe bat Meyer in seinem Brief vom 8. Februar 1796 um nähere Auskünfte über diese

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BRIEF 17

Bilder: 〈…〉 wir wollen dieser und anderer Späse in unsern Distichen nicht vergessen. (22,10–11.) 18,9 Einen Verfasser] Johann Friedrich Reichardt war von 1795 bis 1797 mit Pieter Poel Herausgeber des (anonym erscheinenden) Journals „Frankreich im Jahre 1795〈–1800〉“ (von 1798 an von Poel allein herausgegeben). Außerdem gab er das Journal „Deutschland“ (1796) heraus. Im Bezugsbrief hatte Schiller sich erbost über eine Rezension im 1. Stück des letzteren gezeigt (vgl. NA 28, 175), in welcher Reichardt, der mit der Französischen Revolution sympathisierte, die ersten sechs Stücke der „Horen“ 1795 besprochen und u.a. – ohne den Autor zu kennen – Goethes „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ scharf kritisiert hatte (1. Stück 1796, S. 55–90; vgl. Fambach 2, 225–237): Sie widersprächen der Ankündigung der „Horen“, sich Abstinenz in politischen Meinungen aufzuerlegen (vgl. NA 22, 106–109), und offenbarten, „daß es beim Autor derselben eine sehr geringe Meinung von der deutschen Lesewelt voraussetzt, wenn er weiterhin glaubt sie durch leere Gespenstergeschichtchen von dem zwar nicht r e i n e n aber wahren großen Interesse der Menschheit abziehen zu können“ (S. 63; Fambach 2, 227). 18,9 emancipiret] ‚Emanzipieren‘ hier im Sinne von „sich Freiheiten anmaßen, Frechheiten herausnehmen, als Signal der Lossagung von Autoritäten“ (GWb 3, 51). 18,10 Karnevals Gips-Drageen] Die Rede ist von den „Xenien“. – Goethe beschreibt in der „Italiänischen Reise“ den römischen Brauch, während der Karnevalstage bei Umzügen auf der Straße Bekannte und Unbekannte mit Gypsconfetti und Gypskörner〈n〉 (IR III; WA I 32, 249) zu bewerfen, die den Schein von Dragéen haben (WA I 32, 247). – Dragée: Bonbon mit Gewürzfüllung (vgl. GWb 2, 1252). 18,10 Büffelrock] Als ‚Büffel‘ wurde nach Adelung – „doch nur in den niedrigsten Sprecharten“ – ein „grober, plumper, ungesitteter Mensch“ bezeichnet (Adelung 1, 1246); ein ‚Büffelrock‘ war ein „grober Oberrock, von dickem und oft zotigem Tuche“ (ebd.). 18,11 daß man ihn für einen Perükenmacher halten soll] Der Vergleich dürfte sich auf den Rock eines Perückenmachers beziehen, der durch den Gebrauch von Färbemitteln, vor allem aber von Puder, staubig und weiß wurde. So konnte es auch dem Teilnehmer am römischen Karneval ergehen. Da die Karnevals Gips-Drageen auf der Kleidung des Getroffenen abfärben, so sieht ein solcher bald über und über weiß und grau punctirt aus. (IR III; WA I 32, 248.) 18,11–12 Wir kennen diesen falschen Freund schon lange] Reichardt war seit vielen Jahren als Komponist von Goethes Gedichten tätig. Zuletzt waren 1795 in den ersten drei Bänden von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ Vertonungen der eingetreuten Lieder erschienen (vgl. im Einzelnen GB 10 II, zu 200,16). Auch die Musik zu Goethes Singspiel „Claudine von Villa Bella“, das am 30. Mai

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1795 in Weimar aufgeführt worden war (vgl. Burkhardt, Theater, 17; auch Theater/Musik Weimar), stammt von Reichardt, und am 5. Dezember 1795 hatte dieser Goethe seine Komposition von „Jery und Bätely“ angekündigt (vgl. ReichardtGoethe, 123; RA 1, Nr 1505). Für Schiller hatte er ebenfalls komponiert: Lieder von Johann Heinrich Voß (Horen 1795. 7. Stück, nach S. 86; vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591), auch die Musikbeilagen zum „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (vgl. ebd). Über die Gründe, warum sich nun ein widerwärtiges Verhältniß (WA I 35, 47) mit Reichardt ergab, berichtet Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1795. Sie lagen demnach nicht nur im persönlichen Bereich, etwa in der vor- und zudringlichen Natur (ebd.) des Komponisten, den er als Musiker durchaus schätzte, sondern vor allem in dessen politischer Ausrichtung: Nun hatte sich Reichardt mit Wuth und Ingrimm in die Revolution geworfen; ich aber, die greulichen unaufhaltsamen Folgen solcher gewaltthätig aufgelös’ten Zustände mit Augen schauend 〈…〉, hielt ein- für allemal am Bestehenden fest, an dessen Verbesserung 〈…〉 ich mein Lebenlang bewußt und unbewußt gewirkt hatte, und konnte und wollte diese Gesinnung nicht verhehlen. (Ebd.) – Über Johann Friedrich Reichardt und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 119. 18,13 Tribut] Reichardts Kompositionen (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 18,15 Bassa von 3 brennenden Fuchsschwänzen] Bassa (oder Pascha) war der Titel eines hohen türkischen Würdenträgers, dem als Rangabzeichen eine Standarte mit zwei oder drei Rossschweifen vorangetragen wurde. Diese Pferdeschwänze verwandelt Goethe hier in Fuchsschwänze, um damit auf den alttestamentarischen Bericht im Buch der Richter anzuspielen: „Und Simson gieng hin, und fieng drey hundert füchse, und nahm brände, und kehrete je einen schwantz zum andern, und thät einen brand je zwischen zween schwäntze: Und zündete die an mit feuer, und ließ sie unter das korn der Philister 〈…〉.“ (15,4–5; Luther-Bibel 1772 AT, 228.) – Vgl. zu 143,18. 18,16 Ein Duzend Disticha] Sie sind handschriftlich in dieser ersten Fassung nicht überliefert (vgl. Ur-Xenien, Nachwort, S. 〈4〉). Insgesamt entstanden über 60 Distichen gegen Reichardt, der mit Friedrich Nicolai zu den beiden Hauptadressaten der „Xenien“ gehört. 28 dieser Epigramme erschienen im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. Auf S. 251–256 ist ihm eine ganze Serie von 21 „Xenien“ gewidmet (vgl. NA 1, 334–337, Nr 208–217 und 219–229). Bis auf vier Distichen stammen alle anderen nachweislich von Goethe (vgl. NA 2 II A, 350f.) 18,16–17 künftigen Mittewoch] 3. Februar 1796. Goethe schickte das Manuskript am 4. Februar (vgl. zu 18,19). 18,17 geliebt] ‚Gelieben‘ synonym mit ‚belieben‘ in der Formel ‚geliebt / beliebt es Gott‘, im Sinne von ‚gefallen‘ (vgl. GWb 3, 1392).

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18. An Friedrich Schiller

BRIEFE 18/19

Weimar, 4. Februar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 18–19. – Doppelblatt 19,2 × 23(–23,5) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Schluss (und grüßen 〈…〉 G [19,24–27]), Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 17–20, Nr 150. WA IV 11 (1892), 18–20, Nr 3267. BEIL AG E

Die erste Abschrift der Xenien (18,19; vgl. zu 18,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 31. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 45) – Schiller antwortete mit einem Brief vom 5. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 53). Postsendungen: 4. Februar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). 18,19 Die erste Abschrift der Xenien] Es handelt sich um die erste Reinschrift der von Weihnachten 1795 bis Ende Januar 1796 gegen zweyhundert (17,14–15) entstandenen „Xenien“. Das von Johann Jacob Ludwig Geist angefertigte Manuskript ist nicht überliefert (vgl. Ur-Xenien, Nachwort, S. 〈3〉 f.; ferner zur Überlieferung der „Xenien“ insgesamt NA 2 II A, 334–340). 18,20 vor den 14ten dieses] Goethe kam am 16. Februar 1796 für vier Wochen nach Jena (Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7). 18,23 meine letzten] Vermutlich die im vorhergehenden Brief an Schiller erwähnten Distichen gegen Johann Friedrich Reichardt (vgl. zu 18,16). 18,26 das 7te Buch meines Romans] Goethe arbeitete noch während seiner Aufenthalte in Jena vom 16. Februar bis zum 16. März und vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, dessen Manuskript er sich von Christiane Vulpius nachschicken ließ (vgl. Nr 28). Schiller berichtet erst in seinem Brief an Christian Gottfried Körner vom 23. Mai 1796, dass er das 7. Buch gelesen habe (vgl. NA 28, 220). 19,1 das 8te Buch] Goethe übersandte das Manuskript mit seinem Brief vom 26. Juni (vgl. 77,4). 19,3 das Werk des Cellini] „Due Trattati“ über Goldschmiede- und Bildhauerkunst von Benvenuto Cellini (vgl. zu 17,21–22). 19,4 von Gottingen erhalten] Durch Georg Christoph Lichtenberg (vgl. zu 17,21–22). 19,7 an sein Leben gemacht] Vgl. zu 17,23–24. 19,11 Partikulier] Privatmann (von franz. particulier).

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19,17 das neue Stück der Horen] Das Paket mit dem 1. „Horen“-Stück 1796 traf erst am 7. Februar 1796 mit der fahrenden Post bei Schiller ein (vgl. Schillers Kalender, 26). Ein Vorausexemplar hatte Schiller mit der schnelleren reitenden Post bereits am 1. Februar erhalten (vgl. ebd.). Im Antwortbrief erklärt Schiller die Verzögerung damit, dass er seinen Beitrag „Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter“ erst verspätet zum Druck geschickt habe (vgl. NA 28, 184). Er schickte Goethe das 1. Stück des neuen Jahrgangs mit seinem Brief vom 7. Februar 1796 (vgl. NA 28, 187). 19,18 Die erste Representation der neuen Oper] Am 2. Februar 1796 war erstmals die Oper „Die neuen Arkadier“ in der Bearbeiung von Christian August Vulpius mit Musik von Franz Xaver Süßmayer aufgeführt worden, mit Erfolg, wie Goethe auch an Johann Heinrich Meyer im Brief vom 8. Februar 1796 berichtete (vgl. 22,29–30). Auch die öffentliche Kritik war positiv, etwa im „Journal des Luxus und der Moden“ (Juni 1796, S. 307–312): Die Komposition erinnere an Mozarts „Zauberflöte“ (vgl. S. 308). 19,20 artig] Modewort des 18. Jahrhunderts; hier etwa im Sinne von ‚auf gehörige Art und Weise‘, ‚Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 839f.). 19,21 Decorationen thaten gute Wirkung] Die Dekorationen hatte Goethe selbst entworfen (vgl. darüber ausführlich 22,27–23,11). 19,21 ehestertags] An einem der nächsten Tage. – Das Wort gehörte der Umgangssprache an (vgl. Johann Gottlieb Radlof: Verbildete Genitive im Teutschen. In: Der Neue Teutsche Merkur. Dezember-Heft 1807, S. 294–324, hier S. 314). 19,22 das Buch schicken] Die neuen Arkadier. Eine heroisch-komische Oper in zwei Aufzügen. Nach dem Spiegel von Arkadien gearbeitet. Die Musik ist von Franz Süßmayer. 〈…〉 Weimar, in der Hoffmannischen Buchhandlung. 1796. – Ob Schiller das Buch erhielt, konnte nicht ermittelt werden. 19,24–25 meiner 〈…〉 Lebensart] Goethe hatte im Brief vom 23. Januar 1796 für die nächsten acht Tage ein sehr buntes Leben angekündigt (14,1). Vgl. die ersten acht Erläuterungen zu diesem Brief.

19. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 5. oder 6. Februar 1796〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Goethe erwähnt Schillers Wunsch nach neuen Properz-Übersetzungen für die „Horen“ (20,1) und bezieht sich damit auf Schillers Brief von Freitag, dem 5. Februar 1796 (NA 28, 184; RA 2, Nr 53), den er vermutlich am Tag darauf mit der reitenden Post um 5 Uhr morgens aus Jena erhalten hatte (Post-Bericht 1796). Da Schiller die Texte „binnen 8 Tagen“ haben wollte, dürfte sich Goethe umgehend an Carl Ludwig von Knebel gewandt haben, wahrscheinlich noch am 6. Februar. Am

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BRIEF 20

12. Februar bittet er Schiller um Aufschub (24,13); die Elegien seien noch nicht fertig, obwohl er schon seit 8 Tagen 〈…〉 darüber und mit Knebel in Conferrenz (24,11) stehe. Diese Zeitangabe dürfte cum grano salis zu nehmen sein, obwohl nicht auszuschließen ist, dass der vorliegende Brief bereits früher geschrieben wurde, jedoch nicht vor dem 5. Februar. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 141. – 1 Bl. 11,3(–11,5) × 19,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; linke untere Ecke des Blattes abgerissen. – In einem Konvoltut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 132, Nr 135 (Gottschalk Eduard Guhrauer). WA IV 11 (1892), 18, Nr 3266. BEIL AG E

Manuskript von Knebels Properz-Übersetzung (vgl. zu 20,2). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl Ludwig von Knebel antwortete mit einem auf Anfang Februar 1796 zu datierenden Brief (vgl. RA 2, Nr 49). 20,1 Da Schiller 〈…〉 wünscht] Vgl. Datierung. – Die erste Lieferung von Knebels Übersetzung der Elegien des Properz hatte Goethe am 9. Dezember 1795 übersandt (vgl. GB 10 II, zu 197,1). Im 1. „Horen“-Stück 1796 erschienen die Elegien 1–9, im 3. Stück die Elegien 10–16. 20,2 das Packet] Goethe hatte Knebels Manuskripte in Händen, um die Übersetzung zu überarbeiten: „Die Liebe die du meinen adoptirten Elegien erzeigt, ist unvergeltbar. Ich bin mit allem im voraus zufrieden was du ändern und ordnen wirst“, schrieb Knebel am 22. Dezember 1795 an Goethe (H: GSA 28/491, Bl. 11; vgl. Goethe-Knebel 1, 124). 20,4 in der Einsamkeit] In Knebels Garten außerhalb Weimars (vgl. zu 3,6–7). 20,5–6 mein Roman vor Ende dieses Monats fertig] Goethe arbeitete am 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 18,26). 20,6 Vale.] Lat.: Leb wohl.

FEBRUAR 1796

20. An Carl Ludwig von Knebel

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〈Weimar, 8. Februar 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Am Sonntag, dem 7. Februar, schickte Schiller das im vorliegenden Brief erwähnte „Horen“-Stück (vgl. zu 20,8) an Goethe, der die Sendung mit der ordinären fahrenden Post am nächsten Tag erhalten haben dürfte, die am Montagmorgen um 5 Uhr in Weimar ankam (Post-Bericht 1796). Darauf könnte sich die Angabe am frühen Morgen (20,8) beziehen, so dass der vorliegende Brief vom 8. Februar 1796 stammt. Dies wäre auch der Fall, wenn Goethe Schillers Sendung bereits am Sonntag durch einen Boten bekommen hätte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 472. – 1 Bl. 18,9(–19,2) × 11,5(–11,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; unter dem Text von fremder Hd, Tinte: „v. Weimar nach Jena an K“. – In einem Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11). E: WA IV 11 (1892), 20, Nr 3268 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) 1. Stück der „Horen“ 1796 (vgl. zu 20,8). 2) 15 Louisdors (vgl. zu 20,10). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl Ludwig von Knebel antwortete mit einem Brief von etwa dem 8.? Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 57). 20,8 Mit dem ersten Stück der Horen] 1. Stück der „Horen“ 1796; es war verspätet ausgeliefert worden (vgl. zu 19,17). 20,9 deine Elegien] Das übersandte Heft der „Horen“ enthält die ersten neun „Elegien von Properz“ in Knebels Übertragung. 20,10 15 Louisdl. auf Abschlag des Honorars] Nach Schillers Honorarabrechnung mit Johann Friedrich Cotta vom 19. Februar 1796 standen Knebel für die erste Lieferung seiner Übersetzung neun Louisdors zu (vgl. NA 41 II A, 357). Dies entspricht bei einem Umfang von „23½ Seiten“ (Schiller an Cotta, 21. März 1796; NA 28, 206), also aufgerundet anderthalb Bogen im Oktav-Format, einem Bogenhonorar von sechs Louisdors, womit Knebel, wie Goethe, Johann Gottfried Herder, Johann Heinrich Voß, zu den besser Honorierten gehörte (vgl. ebd.). Sechs Louisdors verstehen sich als Vorschuss auf Knebels weitere Beiträge. Aus Cottas Honorarabrechnung vom 6. Mai 1796 geht hervor, dass er im Fall der zweiten Lieferung der „Elegien“, die im 3. „Horen“-Stück erschienen, für anderthalb Bogen nur

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BRIEF 21

noch siebeneinhalb Louisdors berechnete (vgl. NA 41 II A, 359), was einem Bogenhonorar von fünf Louisdors entspricht. 20,11 in unsern Mauern] Innerhalb der Stadtmauern. Knebel wohnte in einem Gartenhaus vor den Toren Weimars (vgl. zu 3,6–7).

21. An Johann Heinrich Meyer

〈Weimar〉, 8. Februar 1796 → 〈Rom〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,1 × 22,9(–23,3) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Datumsangabe und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N. 8. dL 25. Febr. 1796.“, daneben Briefzählung: „No. 5.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, GoetheBriefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 54–56. – Auf zwei ineinandergelegten Doppelblättern, 21,2 × 34,6 cm, 5 ¼ S. beschr. (S. 1 Text zu Nr 13, S. 3–8 Brieftext), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 3 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 5.; S. 7 unten Absendevermerk, egh., Tinte: abgegangen dl. 8 Febrr 96. Größere Wasserflecken an den unteren Rändern. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 539–540 (Teildruck: 21,37–22,2 denn was 〈…〉 verkriechen. und 21,24–34 Italien lag 〈…〉 bezieht.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 22f., Nr 9 (als Teil von Nr 13 [Nr 284]; vgl. die Überlieferung dazu) und 23–25, Nr 10 (Teildruck: 22,27–23,11 Ich habe zu einer neuen Oper 〈…〉 Darstellung zu erhalten. und 20,14–22,3 Ich freue mich zu sehen 〈…〉 ist als man glaubt.). E3: WA IV 11 (1892), 21–25, Nr 3269 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 8. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 12). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 25. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 89). Postsendungen: 8. Februar 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 4). 20,16 des guten zu viel] Im Bezugsbrief hatte sich Meyer von der Vielfalt der Altertümer und Kunstwerke aus neuerer Zeit in Rom überwältigt gezeigt und die Schwierigkeiten angesprochen, die sich bei jeder vergleichenden Beobachtung ergeben, wenn allgemeine Annahmen mit Einzelheiten zu vereinbaren wären.

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21,1–2 ein sehr weites und breites Pensum] Mit Blick auf das geplante enzyklopädische Werk über die italienische Kultur (vgl. Nr 3 und die einleitende Erläuterung dazu). 21,3 davor] Dafür. 21,16 Das Werk des Cellini 〈…〉 Bildhauerkunst] „Due Trattati“ über Goldschmiede- und Bildhauerkunst von Benvenuto Cellini (vgl. zu 17,21–22). 21,17 von Göttingen erhalten] Durch Georg Christoph Lichtenberg (vgl. zu 17,21–22). 21,19 Mechanischen Anweisungen] Die handwerklichen Aspekte der Goldschmiedekunst betreffend. 21,30–31 Donnatello, Brunellesco, Giberti] Die Bildhauer der italienischen Frührenaissance Donatello, Filippo Brunelleschi und Lorenzo Ghiberti. 21,35–36 des Cellini Lebensbeschreibung] Vita Di Benvenuto Cellini (vgl. zu 17,23–24). 22,2–3 den Versuch einer Uebersetzung] Vgl. zu 17,23–24. 22,4 Sobald mein Roman fertig ist] Goethe schloss das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ im Juni, das 8. Buch im Oktober 1796 ab. 22,5 meine Reise] Die Reise nach Italien, wo Goethe den Adressaten im Sommer 1796 treffen und zusammen mit diesem Material für das Werk zur italienischen Kultur sammeln wollte. Wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Italien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich ließ er den Plan schließlich fallen (vgl. GB 10 II, zu 157,5). 22,9–10 die Gegenstände der 〈…〉 Philosophie] In seinem Brief an Herzogin Anna Amalia vom 8. Januar 1796 hatte Meyer darüber berichtet (vgl. zu 18,4); daraufhin hatte die Herzogin Meyer offenbar gebeten, diese Kunstwerke zu kopieren, was unterblieb (vgl. Meyers Brief an die Herzogin, 3. April 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 75). – In seiner Antwort an Goethe berichtet Meyer von dem Gemälde „Zeit und Raum“ von Asmus Jacob Carstens und einem ähnlichen von Johann Erdmann Hummel, beides in Italien lebenden deutschen Malern. Zeit und Raum sind nach Kant apriorische Formen der Anschauung, als solche selbst also anschaulicher Erfahrung nicht zugänglich. Vgl. Näheres in der Erläuterung zu 25,6). – Unter den „Xenien“ des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ ist folgendes Xenion an Carstens adressiert: Das neueste aus Rom. Raum und Zeit hat man wirklich g e m a h l t, es steht zu erwarten, Daß man mit ähnlichem Glück nächstens die Tugend uns t a n z t. (S. 232; NA 1, 325, Nr 135.)

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BRIEF 21

22,12 Fräulein Imhof] Amalie von Imhoff, Meyers Zeichenschülerin in Weimar. 22,12 das Portrait eines ihrer Geschwister] Die kolorierte Zeichnung konnte nicht ermittelt werden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelte es sich um ein Porträt der Schwester Käthchen, weiterhin kommen aber auch Bildnisse der jüngeren Schwester Louise oder des Bruders Ernst in Frage. 22,15 den Auftrag Durchl des Herzogs] Die Bitte von Carl August, in Italien ästhetisch ansprechende Bilder gegen eine geringe oder mäßige Summe für die Weimarer Kunstsammlung zu erwerben. 22,16 pressirt] ‚Pressirt sein‘: unter Druck stehen (von franz. presser). 22,17 entschieden] Festgelegt, klar umrissen. 22,17 Gore] Der seit 1791 in Weimar ansässige englische Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler Charles Gore. 22,18 einen gewissen S c h n e i d e r von Mainz] Der Maler Johann Caspar Schneider, der sich seit Herbst 1795 als Kriegsflüchtling in Erfurt aufhielt. 22,19 ein paar Claude in Cassel] Claude Lorrains Zyklus „Vier Tageszeiten“ in der Gemäldegalerie von Schloss Wilhelmshöhe (seit 1806 im Louvre in Paris, seit 1815 in der Emeritage in Sankt Petersburg). – Kopien der Gemälde von Schneiders Hand sind nicht bekannt. 22,21–22 Sie werden 〈…〉 finden] Vgl. zu 11,11–12. 22,24–25 Contestation] Hier: Bestreitung, Anfechtung (von lat. contestatio: feierliche Anrufung von Zeugen, Beschwörung). 22,27–28 Ich habe zu einer neuen Oper 〈…〉 erfunden] Dabei handelt es sich um die Oper „Der Spiegel von Arkadien“, die unter dem Titel „Die neuen Arkadier“ erstmals am 2. Februar 1796 in Weimar zur Aufführung kam (vgl. zu 10,11–12 und zu 19,18). Für die Inszenierung hatte Goethe drei Bühnenhintergründe entworfen. Eine Rezension im „Journal des Luxus und der Moden“ von „V.“ (vermutlich Christian August Vulpius) geht auf die Spezifika der Weimarer Fassung ein und beschreibt zwei der drei gemalten Prospekte: „Bey den Dekorationen hat man den Bauerhof, in welchem Jupiter als Hausvater erscheint, nach der Idee, wie man die Anfänge der Architektur sich zu denken pflegt, mit Einfalt, ohne Roheit und Niedrigkeit, auszuführen gesucht; so wie man die gewundenen, transparenten Säulen der letzten Dekoration dieses Stücks, in einem Sinne ausgeführt hat, wie sie selbst dem strengen Baukünstler, unter gegebenen Umständen, zuläßig scheinen dürften.“ (Ueber die Aufführung der Oper: d i e n e u e n A r k a d i e r, zu Weimar.“ In: Journal des Luxus und der Moden 11 [1796], Junius, S. 307–312, hier S. 312). – Die Prospekte auf Stoff oder Papier schlossen den Bühnenraum nach hinten hin ab. Die von Theatermalern angefertigten, nicht selten überaus wirkungsvollen, weil perspektivischen Darstellungen waren – oben an einer horizontalen Stange hängend oder in einen Holzrahmen gespannt – einfach zu wechseln. Mit ihnen ließen sich die verschiedenen Schauplätze des Bühnengeschehens charakterisieren und damit die illusionistische Wirkung des Spiels erhöhen. Wie Ende des

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18. Jahrhunderts weithin üblich, waren die gemalten Hintergründe auch in Weimar die wichtigsten Elemente der Bühnendekoration. 22,28 leidlich] Hier: einigermaßen, mehr oder weniger (vgl. GWb 5, 1107). 22,30 Die erste ist ein Bauernhof] Weder der Entwurf noch die Ausführung sind überliefert, so dass nur die Beschreibungen Goethes und des Rezensenten (vgl. zu 22,27–28) einen Eindruck von dem Bühnenhintergrund vermitteln. Offenbar war die Behausung Jupiters inmitten der urbildlichen Landschaft Arkadiens zu sehen. Dort belebte der Göttervater in der Gestalt eines Bauern die aus Samen heranwachsenden Erdgeborenen. 22,30–31 in edlerm Style, wo 〈… 〉 angebracht habe] Goethe spielt hier auf die bis weit ins 19. Jahrhundert hinein gängige, aus Vitruvs Hauptwerk „De architectura libri decem“ (lat.: Zehn Bücher über die Architektur) bekannte Vorstellung an, nach der alle Baukunst mit der schilf- oder laubgedeckten Hütte aus Holz und Lehm begonnen habe (vgl. Des Marcus Vitruvius Pollio Baukunst. Aus Der Römischen Urschrift Übersetzt Von August Rode. Erster Bd. Leipzig 1796, S. 63–68: Ursprung der Häuser). Wenn er von einem Bauwerk in edlerm Style spricht, ist darunter trotzdem eine von der natürlichen Umgebung beeinflusste simple Konstruktion zu verstehen, allerdings von weniger rohem Charakter als bei Vitruv beschrieben. – Goethe hatte im Oktober 1786 die italienische Übersetzung des architekturtheoretischen Werks von Vitruv in Venedig erworben (Neapel, 1758; Ruppert, Nr 1461) und eingehend in Rom studiert (vgl. GB 7 I, 17,13–18, zudem GT I 1, 264 und 281f.). 22,31–32 Die zweyte eine Gegend mit Felsen und Palmen] Der Entwurf dazu hat sich erhalten: Auf Goethes Zeichnung (Bleistift, Feder mit Sepia und Sepialavierung) sind auf der rechten Seite und im mittleren Vordergrund drei Gruppen mit Kokospalmen zu erkennen, links, jenseits eines Tales, üppig bewachsene Felsen; am Horizont erhebt sich hinter einer breiten Ebene ein Bergmassiv (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GGz/1213; abgebildet in: Corpus IV B, Nr 213). – Wie aus dem Tagebucheintrag hervorgeht, entstand der Entwurf am 11. Januar 1796: Die Palm Decoration gemahlt. (GT II 1, 58.) 22,32–33 wie Ihre Landschaft mit dem Altar] Möglicherweise die Federzeichnung Meyers, die sich in der Graphischen Sammlung in Weimar erhalten hat (HAAB Weimar, Graphische Sammlung, A-Format, Kassette 112): Wie sich bei Goethe die Baumgruppen rechts über mehrere Geländestufen den Hügel hinaufziehen, führt hier eine steile Treppe bergauf zur Front eines antiken Tempels. Im Konzept schrieb Goethe zunächst ganz allgemein Bild (vgl. Nr 21K). 22,33 merkwürdig] Im wörtlichen Sinn von ‚würdig, in Erinnerung behalten zu werden‘, ‚beachtenswert‘. 22,33 Eckebrecht] Carl Friedrich Eggebrecht, Tapezierer in Weimar. Als Theatermaler fertigte er, ausgehend von Goethes Entwürfen, die Bühnenhintergründe an. 22,34 Hauptpunct] Vgl. die nächste Erläuterung.

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BRIEF 22

22,35 Absonderung und Entgegenstellung der Farben] Was Goethe hier meint, kann nur vermutet werden, da der farbig ausgeführte Bühnenhintergrund verloren ist. Die Anweisungen (22,37) zur Auswahl, Intensität und Leuchtkraft der Farben sowie zu deren Verteilung auf der Bildfläche wurden Eggebrecht offenbar mündlich mitgeteilt. Goethes Zeichnung mit ihren verschiedenen Grauwerten zeigt nur die intendierte Wechselwirkung von stark kontrastierenden hellen und dunklen Flächen: Die zentrale Fläche in der Bildmitte ist hell. Sie wird von dunklen Flächen vorn und an den Seiten umschlossen. Den Bildhintergrund mit einem Ausblick in die Ferne links, in der sich die Konturen der Gegenstände aufzulösen beginnen, dominieren helle Flächen, die eine scharfe dunkle Linie vom hellen Zentrum des Bildvordergrunds trennt. Die dunklen Palmwedel begrenzen diesen Bildraum nach oben. 22,36 die farbigen Schatten] Die in Blau- oder Grüntönen ausgeführten größeren Flächen befanden sich wahrscheinlich im linken Bildvordergrund, im Bereich des Schattenwurfes der Felsen. – Das optische Phänomen, dass Schatten bei tiefstehender Sonne farbig wahrgenommen werden, hatte Goethe schon früh interessiert. 1770 erwähnte er in den „Ephemerides“ eine einschlägige Publikation dazu (vgl. LA II 1A, 3, Z. 16 f [M 1]). Die 1792/93 entstandene Abhandlung „Von den farbigen Schatten“, für das 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ vorgesehen, blieb unveröffentlicht (vgl. LA I 3, 64–81; erläutert in: LA II 3, 203–212). Mit Samuel Thomas Soemmerring sowie mit Georg Christoph Lichtenberg diskutierte er das Phänomen eingehend, vgl. GB 10, Nr 38, und GB 9, Nr 213. 22,36 outrirt] ‚Outriren‘: übertreiben, überziehen (von franz. outrer). 23,3 Effecten] Versehentliche Verwendung der falschen Pluralform von ‚Effect‘; im Konzept heißt es korrekt Effecte, so auch in den Erstdrucken. 23,3–4 Zur dritten Decoration] Weder Entwurf noch Ausführung haben sich erhalten; die Beschreibung Goethes vermittelt nur eine grobe Vorstellung davon (vgl. zu 22,27–28 und zu 23,5–6). 23,5 transparent mahlen] Hier: ‚durchscheinend malen‘, in der Art, dass hinter den Säulenreihen der ganze Bildraum erkennbar blieb, was den Eindruck von Raumtiefe und damit die Wirkung des Bühnenhintergrundes erhöht haben dürfte. 23,5–6 wie sie in den Raphaelischen Cartons 〈…〉 des Tempels stehn] Auf dem Entwurf Raffaels tragen gewundene Säulen mit dorischen Basen und korinthischen Kapitellen das Gebälk. Schmale Wirtel (Schaftringe) teilen den mächtigen Säulenschaft in einzelne Bildfelder: Felder mit plastischem Bilddekor, Putten in Weinstöcken, wechseln mit Feldern aus spiralig gekrümmten Kanneluren. Die schräg in die Tiefe des Bildraums verlaufenden Säulenreihen gehören nach Apostelgeschichte 3,1–11 zu einer Vorhalle des Tempels zu Jerusalem: Vor dessen schöner Pforte heilen Petrus und Johannes einen gelähmen Bettler. – Goethe und seine Zeitgenossen waren mit den von Papst Leo X. 1515/16 in Auftrag gegebenen Entwürfen Raffaels für zehn großformatige Bildteppiche durch graphische Reproduktionen und durch später angefertigte Kopien der in der Sixtinischen Kapelle präsentierten

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Teppiche vertraut. Ende des 18. Jahrhunderts befanden sich die erhaltenen Originale der in Öl auf Karton ausgeführten Entwürfe Raffaels in England, in Schloss Hampton Court an der Themse. Am Fronleichnamstag des Jahres 1787, dem 7. Juni, hatte Goethe die Teppiche nach Raphaels Zeichnungen in Rom selbst gesehen (vgl. GB 7 I, 156,27–28 und 7 II, 351). – Als ‚Karton‘ bezeichnet man die vom Künstler in Originalgröße angefertigte Vorlage für die mit der Herstellung des Kunstwerks beauftragte Manufaktur. ERL ÄUT ERUN GEN Z U K

211,16–22 Sollten 〈…〉 verdienet.] In dem von Goethe eingefügten und im Konzept vom 31. Januar 1796 nicht gestrichenen Abschnitt wurde Meyer aufgefordert, Kupferstiche von den historischen Festen und Aufzügen in Florenz zu sammeln, um sie in der geplanten Publikation über Italien als Illustrationen verwenden zu können. 211,23–24 Wahrscheinlich 〈…〉 wollen] Im Bezugsbrief hatte Meyer mit der Kopie eines Kunstwerks, durch Abzeichnen desselben, eine Arbeitsmethode favorisiert, um sich den versteckten Kunstgriffen der Meister vergangener Epochen nähern und sie so gut wie möglich erfassen zu können. Als mögliche Gegenstände, die dafür in Frage kämen, hatte er die Madonna von Raffael in der Galleria Borghese und von Leonardo da Vinci einen segnenden jugendlichen Christus vorgeschlagen (ein Gemälde, das heute Marco da Oggiono zugeschrieben wird), zudem das Freskogemälde die „Aldobrandinische Hochzeit“, ein antikes Werk, das Meyer schon im Bezugsbrief als lohnendstes Objekt für eine Kopie favorisiert hatte. – Welches Werk Meyer mit der Raffaelischen Madonna meint, ist unklar, möglicherweise, wie von Max Hecker vorgeschlagen, die ohnmächtige Maria in der „Grablegung Christi“ (vgl. Goethe-Meyer 4, 191). Die berühmte, auf Kardinal Scipione Borghese Caffarelli zurückgehende Gemäldesammlung wurde bis 1891 im prachtvollen Palazzo Borghese, am rechten Tiberufer in Rom gelegen, präsentiert.

22. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. Februar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048 Bl. 24. – Doppelblatt 19,3 × 22,9(–23,1) cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 23,17 Gewandte und 24,1–8 Die Bordüren 〈…〉 zusammennotiren. (vgl. zu E1). E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 25f., Nr 153 (Teildruck: ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 141, Nr 156. WA IV 11 (1892), 25f., Nr 3270.

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BRIEF 23

BEIL AG E

Paket mit Tapeten und Bordüren (vgl. zu 24,7). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 7. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 55). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 62). Postsendungen: 10. Februar 1796 Brief (GR/Belege 1796, 2, Bl. 7) und Paket (GR/RB 1796, 1, Bl. 7). 23,14 die Redoute] Maskenball am 9. Februar 1796, Karnevalsdienstag, der „4te und letzte“ der Saison (FB 1796, Bl. 21). 23,15 das angekommene Paket] Es enthielt Tapeten und Bordüren, die Goethe auf Schillers Wunsch aus Frankfurt a. M. beschafft hatte (vgl. zu 14,14). 23,16–17 die Horen in ihrem neuen Gewandte] Schiller hatte mit dem Bezugsbrief „die neuverjüngte Hore des 1796sten Jahrs“ (NA 28, 187) übersandt. Mit Beginn des zweiten Jahrgangs erhielten die „Horen“ ein neues Äußeres: glatteres Papier, zierlichere Schrift, Kolumnentitel, daher Seitenzahlen am oberen Rand außen statt in der Mitte, 28 Zeilen pro Seite statt 32, Anbringung diverser Zierlinien, violetter statt weißer Einband. Schiller hatte Johann Friedrich Cotta in einem Brief vom 30. Oktober 1795 um diese „Neuerungen“ gebeten (NA 28, 90). – Gewandte: verschrieben für Gewande (E). 23,18 nebest dem beyliegenden Gelde] 15 Louisdors als Vorschuss auf das Honorar für Carl Ludwig von Knebels Übertragung der Elegien von Properz, von denen neun im aktuellen „Horen“-Stück erschienen waren. 23,18 Die Elegien] Der zweite Teil (Elegie 10–16) von Knebels Properz-Übersetzung. 23,19 Sonabend] 13. Februar 1796. Goethe schickte die Elegien mit seinem Brief von diesem Tag (vgl. 25,11). 23,20–20 Montag darauf] 15. Februar 1796. Goethe kam erst am Dienstag, dem 16. Februar, nach Jena und blieb vier Wochen. 23,22–23 Beschluß der Abhandlung 〈…〉 Menschen] Schillers „Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter, nebst einigen Bemerkungen einen charakteristischen Unterschied unter den Menschen betreffend“ war im 1. Stück der „Horen“ 1796 (S. 75–122) erschienen. 23,24 höre ich von auswärts] Aus dem Brief Marianne Meyers vom 2. Februar 1796 hatte Goethe erfahren, dass sie Schillers Beiträge „Ueber das Naive“ und „Die sentimentalischen Dichter“ im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1795 mit großem Vergnügen gelesen habe (vgl. RA 2, Nr 52). 24,1 Die Bordüren] Schiller hatte Goethe in seinen Briefen vom 22. und 24. Januar 1796 (RA 2, Nr 31, und RA 2, Nr 35) gebeten, ihm „4 Stücke von der grünen Tapete und 2 von R o s a-Bordüren“ aus Frankfurt a. M. zu besorgen (NA 28, 172). Goethe veranlasste die entsprechende Bestellung am 25. Januar 1796 (EB 3).

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24,4 daß die Boukets f a l l e n] Das sind florale Muster, die nach unten zeigen. – Boukets: Blumensträuße (von franz. bouquets). 24,7 das Paket] Goethe schickte das Paket mit den Tapeten und der zugehörigen Einfassung mit Rosenmuster noch am selben Tag mit vorliegendem Brief nach Jena. Schiller notierte unter dem 10. Februar 1796: „Göthe nebst Bordüren und Tapeten.“ (Schillers Kalender, 26.)

23. An Friedrich Schiller

Weimar, 12. Februar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 27–28. – Doppelblatt, Bl. 2 untere Hälfte abgeschnitten, Bl. 1: 19,5 × 23 cm, Bl. 2: 19,3(–19,5) × 11,6 cm, 2 S. und 3 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 26–28, Nr 154. WA IV 11 (1892), 26–28, Nr 3271 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 217). BEIL AG E

Manuskript der „Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt“ (vgl. zu 24,21). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. Dessen letzten Brief vom 7. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 55) hatte Goethe am 10. Februar (Nr 22) beantwortet. – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 24 – am 14. Februar 1796 (vgl. Schillers Kalender, 27); der Brief ist nicht überliefert. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 62). 24,9 die versprochene Elegien] Goethe hatte im vorhergehenden Brief an Schiller vom 10. Februar 1796 (Nr 23) die zweite Lieferung von Knebels Übertragung von Elegien des Properz angekündigt (vgl. 23,18–19). 24,10 einhalten] Im Sinn von ‚eine Frist einhalten‘ (vgl. GWb 2, 1459). 24,13 noch 8 Tage Aufschub] Die Elegien kamen bereits mit Goethes nachfolgendem Brief vom 13. Februar. Schiller schickte sie am 19. Februar zum Druck an Johann Friedrich Cotta, und sie erschienen im 3. Stück der „Horen“ 1796 (S. 1–25). 24,14–15 Ich leide 〈…〉 am Carneval] Zuletzt hatte eine Redoute am Karnevalsdienstag (9. Februar) Goethe eine Nacht weggenommen (23,14). 24,15–16 durch die abermalige Ankunft 〈…〉 gehäuft] Am Vortag waren Prinz Friedrich von Sachsen-Gotha und Altenburg und Erbprinz Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin in Weimar eingetroffen (vgl. FB 1796, Bl. 22). Am

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BRIEF 23

Abb. 1: „Aldobrandinische Hochzeit“ (zu Nr 23) Kopie des antiken Gemäldes von Johann Heinrich Meyer Aquarell

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17. Februar 1796 „früh nach 7. Uhr, reiseten die Prinzen von Schwerin und Gotha ab!“ (FB 1796, Bl. 25.) Es gab „Comédie“ (11. Februar), „Abends 〈…〉 Ball und Suppé“ (12. Februar), wieder „Comédie“ (13. Februar), „Spiel und Redoute“ (14. Februar; vgl. darüber Amalie von Imhoffs Brief an Fritz von Stein, 15. Februar 1796. In: Archiv für Litteraturgeschichte 4 [1875], S. 398), „Comödiè“ (15. Februar) sowie „Theé-dançent 〈Tanztee〉, und 60. Couverts, an zerstreuten kleinen Tafeln“ (16. Februar; vgl. FB 1796, Bl. 22–24). Zuvor waren vom 23. bis zum 26. Januar 1796 der Landgraf von Hessen-Darmstadt Ludwig X. samt Frau und Tochter in Weimar zu Gast gewesen (vgl. zu 14,2). 24,17 zum dritten Stücke] Das 3. „Horen“-Stück 1796 enthält keinen Beitrag Goethes. 24,21 eine sehr subjective Schweitzerreiße] Aus den übersandten Manuskripten, die sich auf Goethes Reise durch die Schweiz 1779/80 beziehen, wurden die „Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt“ im 8. Stück der „Horen“ 1796 (S. 29–94) publiziert. Diese bilden die „Zweite Abtheilung“ der „Briefe aus der Schweiz“, die 1808 im 11. Band von „Goethe’s Werken“ bei Cotta in Tübingen (S. 197–308) erschienen (vgl. WA I 19, 221–306). Die dazu gehörige „Erste Abtheilung“ sollte offenbar auch für Schillers Journal bearbeitet werden. Unter dem 18. Februar 1796 hielt Goethe im Tagebuch fest: 〈…〉 fing an zu dicktiren an Werthers Reise. (GT II 1, 61.) Die Bezeichnung ‚Werthers Reise‘ bezieht sich auf das Vorwort: Als vor mehreren Jahren uns nachstehende Briefe abschriftlich mitgetheilt wurden, behauptete man sie unter Werthers Papieren gefunden zu haben 〈…〉. (WA I 19, 195.) 24,22–23 ein leidenschäftliches Mährchen] Ein solches kam nicht zustande. 25,2 Sie wieder zu sehen] Goethe kam am 16. Februar für einen Monat nach Jena. 25,3 Meyer hat wieder geschrieben] Johann Heinrich Meyers Brief an Goethe vom 24. bis 27. Januar 1796 (RA 2, Nr 34). 25,3 negotiirt] ‚Negotiiren‘: verhandeln (von franz. négocier). 25,3–4 die aldobrandinische Hochzeit copiren] Ein antikes Wandgemälde, wahrscheinlich „eine Neuschöpfung augusteischer Zeit unter Verwendung älterer Anregungen“ (Max Wegner: Goethes Anschauung antiker Kunst. Berlin 1949, S. 121), das Anfang des 17. Jahrhunderts in einem unterirdischen Raum auf dem Esquilin in Rom entdeckt und als Ganzes gesichert werden konnte. Das Fresko aus der Zeit von 20 v. Chr. bis 40 n. Chr. ist nach seinem ersten Besitzer, dem Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini, benannt, in dessen römischer Familienresidenz der Fund zunächst präsentiert wurde. Erst 1818 kam er in die vatikanischen Museen. In der eigens für das antike Gemälde gestalteten Gartenloggia der Villa Aldobrandini, am Quirinalshügel gelegen, arbeitete Meyer von Anfang Februar 1796 zwei Monate lang an der Kopie des Gemäldes, die sich seit ihrem Eintreffen in Weimar im November 1797 im Juno-Zimmer von Goethes Wohnhaus am Frauenplan be-

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BRIEF 24

findet (KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch.I.334.0054; vgl. Schuchardt 1, 334, Nr 54). Vgl. Abb. 1 im vorliegenden Band. – Über die Entstehung der Kopie unterrichtet ausführlich Willy Handrick: Die „Aldobrandinische Hochzeit“. Kopie eines antiken Gemäldes in Goethes Kunstsammlung. In: GJb N. F. 25 (1963), 142–166. 25,5–6 von den kantischen Gemählden] Vgl. zu 18,5–6. 25,6 Nachricht im Merkur] In seinem Beitrag „Ueber einige neue Kunstwerke des Hrn. Prof. Carstens“ im „Neuen Teutschen Merkur“ vom Juni 1795 (S. 158–189) hatte der in Rom lebende Kunstwissenschaftler und Schriftsteller Carl Ludwig Fernow über eine Ausstellung des Malers Asmus Jacob Carstens berichtet. Unter den ausgestellten Gemälden war auch ein von Kants Philosophie beeinflusstes: „Zeit und Raum, eine Mahlerey in Tempera. Eine anschauliche Darstellung dieser abstrakten Formen der Sinnlichkeit; in ihnen befinden sich alle Erscheinungen. Der Raum umfaßt das Weltall; die Zeit ist ewig jung, nur die Dinge in ihr verändern sich.“ (S. 163.) Fernow kommentiert: „Die Darstellung übersinnlicher Gegenstände, die immer nur symbolisch geschehen kann, wird, wie ich denke, immer zulässig seyn 〈…〉. Die personificierte Darstellung des Raums hat, meines Wissens, bisher noch kein Dichter oder Künstler geliefert, und ich will nicht geradezu entscheiden, ob Herr C. für die Wahl dieses Süiets Beyfall oder Tadel verdiene. Aber meines Bedünkens ist die Darstellung ihrem Gegenstande angemessen, und das Symbol des Raums das passendste und verständlichste was gewählt werden konnte; denn eine Kugel war immer das Bild des Universums. Die Figur des Raums ist ein ernster, rüstiger Alter mit grauem Barte, der eine Kugel von azurner Farbe im Arme hält. Er schwebt Arm in Arm mit der Zeit, die als eine idealische, kraftvolle Jünglingsgestalt, mit den gewöhnlichen Attributen, dem Stundenglase und der Sense, abgebildet ist, durch den Aether hin.“ (S. 172f.) Fernow wurde 1803 Professor der Ästhetik in Jena, 1804 Bibliothekar der Herzoginmutter Anna Amalia in Weimar.

24. An Friedrich Schiller

Weimar, 13. Februar 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 29–30. – Doppelblatt 19,3 × 22,9(–23,2) cm, 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Ergänzungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), Datum und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 25,15 Für die überschickten 〈…〉 aufs beste. (vgl. zu E1). E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 30–32, Nr 156 (Teildruck: ohne den in H eingeklammerten Satz). E2: WA IV 11 (1892), 28–30, Nr 3272 (Eduard von der Hellen).

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BEIL AG E

Manuskript von Knebels Übersetzung einiger Elegien des Properz (vgl. zu 25,10). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 62). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 14. Februar 1796 (vgl. Schillers Kalender, 27); der Brief ist nicht überliefert. 25,10 die Elegien] Vermutlich enthielt das Manuskript Knebels Übersetzung von sieben der „Elegien von Properz“, die im 3. Stück der „Horen“ 1796 erschienen (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591). 25,13–14 hinüber komme] Goethe kam am 16. Februar 1796 nach Jena. Laut seinem Tagebuch traf er am 18. Februar Abends Schiller (GT II 1, 61). Schon am 19. Februar gingen die Elegien zum Druck an Johann Friedrich Cotta (vgl. Schillers Kalender, 27; ferner Schillers Brief an Cotta vom 19. Februar 1796 [NA 28, 193]). 25,15 Für die überschickten 〈…〉 aufs beste.] Bei dem Geld handelte es sich um das Honorar für Knebels Properz-Übersetzung in den „Horen“, das Schiller am 7. Februar 1796 an Goethe gesandt hatte (vgl. NA 28, 187). Knebel hatte diesen in einem Brief von etwa dem 8. Februar 1796 gebeten, „Schillern etwas Verbindliches“ zum Dank zu sagen (Goethe-Knebel 1, 129). 25,16 Medailleur Abramson] Der Berliner Münzmeister und Medailleur Abraham Abramson hatte Schiller um eine Zeichnung gebeten, um ein Medaillon danach zu arbeiten. Der entsprechende Brief war am 6. Februar 1796 in Jena eingetroffen (vgl. Schillers Kalender, 26); er ist nicht überliefert, auch Schillers Antwort vom 12. Februar (vgl. Schillers Kalender, 27) nicht. Schiller hatte im Bezugsbrief um Auskunft über den Künstler gebeten. Auch bei Wilhelm von Humboldt fragte er nach, vermutlich in seinem nicht überlieferten Brief vom 22. Februar 1796 (vgl. ebd.). Aus Humboldts Antwortbrief vom 5. März 1796 geht hervor, dass Schiller Abramson die Erlaubnis gab, ihn „zu medailliren“ (NA 36 I, 142). Ferner berichtet Humboldt, Abramson wünsche auch von Goethe eine Medaille zu machen und plane zu diesem Zweck für den Sommer eine Reise nach Weimar und Jena (NA 36 I, 143). Weiteres konnte nicht ermittelt werden. Von der Angelegenheit ist jedenfalls in Goethes und Schillers Briefen, soweit sie überliefert sind, nicht mehr die Rede. – In Tassilo Hoffmanns Werk „Jacob Abraham und Abraham Abramson. 55 Jahre Berliner Medaillenkunst 1755–1810“ (Frankfurt a. M. 1927, S. 31) wird berichtet, Abramson habe im Mai 1796 Urlaub erhalten, um u.a. in Jena „eine Reihe von Gelehrten nach der Natur zu modellieren.“ Darunter sei auch Schiller gewesen. Dessen „Eisenmedaillon“ wird jedoch als „unerkannt“ bezeichnet (vgl. S. 144, Nr 273), ebenso das als Vorlage dienende „Wachsmodell“ von Martin Gottlieb Klauer (vgl. die folgende Erläuterung). Dazu heißt es: „In der Kunstausstel-

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BRIEF 24

lung der Berliner Akademie von 1797 erscheint unter den sechs Wachsmedaillons Abramsons auf Jenaer Professoren auch Schiller (Kat.-Nr. 226).“ (Hoffmann, S. 144, Nr 273.) Dieser Hinweis bezieht sich auf die „Beschreibung derjenigen Kunstwerke, welche von der Königlichen Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften in den Zimmern der Akademie 〈…〉 den 26. September und folgende Tage 〈…〉 öffentlich ausgestellt sind“ (Berlin 1797). Dort allerdings findet sich keine Abbildung eines Schiller-Medaillons, sondern nur eine Liste von Porträt-Medaillen „Vom Königl. Medailleur Herrn Abramson“, darunter auch die Schillers neben denen von Johann Jacob Griesbach, Justus Christian Loder, Heinrich Eberhard Gottob Paulus, Johann Friedrich August Goettling und Christian Gottfried Schütz (vgl. S. 45, Nr 226). 25,18 Klauer] Martin Gottlieb Klauer. Ob der Weimarer Bildhauer ein Modell für Abramsons Schiller-Medaille angefertigt hat, konnte nicht sicher ermittelt werden. Hinweise darauf blieben bisher ohne Beleg (vgl. Wilhelm Bode: Martin Klauer, der Bildhauer im klassischen Weimar. In: Stunden mit Goethe 5 [1909], 241–288, hier S. 273 und Abb. nach S. 288; Walter Geese: Gottlieb Martin Klauer. Der Bildhauer Goethes. Leipzig 〈1935〉, S. 211 und 226). 25,18 en Medaillon] Franz.: als Medaillon. 25,18 bossiren] Eine „erhabene Arbeit aus Wachs, Gyps oder einer andern weichen Materie verfertigen“ (Adelung 1, 1136) (von franz. bosseler: verbeulen, eine Reliefarbeit machen). 25,21 Meyer] Johann Heinrich Meyer hielt sich seit November 1795 in Rom auf. 25,24 ein Dutzend Xenien] Im Brief vom 7. Februar 1796 hatte Schiller geschrieben: „Hier einige Dutzend neue Xenien, die seit heut und gestern in Einem Raptus 〈Anfall von Tollheit〉 entstanden. Laßen Sie das wandernde Exemplar bald reich ausgestattet wieder zu mir gelangen.“ (NA 28, 188.) Offenbar hatte er vergessen, das Manuskript beizulegen. 25,25–26 die beyliegenden Horenexemplare] Schiller hatte mit dem Brief vom 7. Februar Exemplare des 1. „Horen“-Stücks vom Jahrgang 1796 geschickt (vgl. NA 28, 187). 26,2 Montags] 15. Februar 1796. Goethe kam am Dienstag, dem 16. Februar, nach Jena und blieb bis zum 16. März (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7). 26,4 so viel gelitten] Schiller hatte im Bezugsbrief wie so oft „viel schlaflose Nächte“ erwähnt und von „Krämpfen“ gesprochen (NA 28, 192). Vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 24, sowie GB 10 II, zu 74,1–3 und zu 76,7. 26,5–6 Zerstreuung] Vgl. zu 14,2, zu 24,14–15 und zu 24,15–16. 26,6 wünschenswerthen Thätigkeit] Vor allem die Arbeit am 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Die beiden letzten Bücher von Goethes Roman wurden im Juni und im Oktober 1796 fertig.

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26,7 einige Worte von Humbold] Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom 9. Februar 1796 (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 193–199; RA 2, Nr 58). Zuletzt hatte Humboldt am 22. August 1795 geschrieben (ebd., 50–52; RA 1, Nr 1386). 26,8 weichen Wetter] Gemeint ist Tauwetter, das Wege und Straßen aufweichte (vgl. Grimm 28, 461). 26,8 keinen Caviar zu schicken] Schiller hatte Humboldt in seinem Brief vom 25. Januar 1796 gebeten, Goethe „6 Fäßgen guten Caviar von Berlin schicken zu lassen“ (NA 28, 174), und Humboldt hatte geschrieben, die Sendung werde zugleich mit seinem Brief vom 9. Februar (vgl. zu 26,7) eintreffen. Das war offenbar nicht der Fall. Der Kaviar aber war auf dem Wege und traf später ein, denn am 16. Februar schickte Goethe ein Fässchen davon Charlotte von Kalb (vgl. 27,12–13). Der Kaviar kostete acht Reichstaler, was Schiller „für eine g e n o ß e n e Speise ziemlich viel“ fand (Brief an Goethe, 5. Juli 1796; NA 28, 248). 26,9 Schweitzerreise] Vgl. zu 24,21. Goethes Reiseschilderungen wurden zusammenhängend abgedruckt. 26,10–11 das Münsterthal] Die Reise durch das Birstal von Basel nach Münster (Moutier) fand am 3. Oktober 1779 statt; vgl. die Aufzeichnungen Philipp Seidels in Goethes Brief an Charlotte von Stein vom 15. und 16. Oktober 1779 (GB 3 I, 317–319; WA I 19, 223–226). 26,11 Aussicht vom Jura] Goethe durchreiste das Schweizer Juragebirge vom 24. bis zum 26. Oktober 1779. Am 26. Oktober 1779 bestieg er den Berg La Dôle. Er berichtete darüber im Brief an Charlotte von Stein vom 28. Oktober 1779 (GB 3 I, 329–337; WA I 19, 226–240). 26,15 Meyer hat wieder geschrieben] Der in Nr 23 erwähnte Brief Johann Heinrich Meyers vom 24. bis zum 27. Januar 1796. 26,16 Aldobrandinischen Hochzeit] Vgl. zu 25,3–4. 26,17 in Dresden angefangen] Meyer hatte sich 1794 einige Monate zu Studien in Antikensammlung und Gemäldegalerie in Dresden aufgehalten. 26,18–21 Nun kommt es 〈…〉 gefolgt sey.] Goethe bezieht sich teilweise wörtlich auf Meyers Brief vom 24. Januar 1796 (vgl. Goethe-Meyer 1, 185). 26,22 Raphael] Raffael Santi. – In seinem schon zitierten Brief hatte Meyer sehr ähnlich geschrieben, er sei seit einigen Tagen im Vatikan, „um zu sehen ob nicht dem Raphael auch etwas Neües oder noch wenig bekantes abzugewinnen ist“ (H: GSA 28/1045, Bl. 57; vgl. Goethe-Meyer 1, 186). Vgl. Meyers Aufsatz „Rafaels Werke besonders im Vatikan“ in Goethes periodischer Schrift „Propyläen“ (1 [1798], 1. St., S. 101–127; 1 [1799], 2. St., S. 82–163; 3 [1800], 2. St., S. 75–96).

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25. An Carl Ludwig von Knebel

BRIEFE 25/26

〈Weimar, 15. Februar 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Goethe trat die im vorliegenden Brief für morgen (26,25) angekündigte Abreise nach Jena am 16. Februar 1796 an. Am Mittwoch, dem 17. Februar 1796, hatte er den Comte Du Manoir zu Gast (vgl. erste und zweite Erläuterung zu 26,26). Der vorliegende Brief stammt demnach vom 15. Februar 1796. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 137. – 1 Bl. 19,2 × 19,3(–19,6) cm, 2 S. jeweils untere Hälfte beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Hl. Major von Knebl, daneben ausgeschnittenes dreieckiges Papierstück, mit rotem Siegellack auf der Rs. befestigt; Vs. und Rs. zwischen den Zeilen und Rs. über dem Text einige Erläuterungen von fremder Hd. – In einem Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 118, Nr 118 (Gottschalk Eduard Guhrauer). WA IV 11 (1892), 32, Nr 3277. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Carl Ludwig von Knebels vom 15.? Februar 1796 (RA 2, Nr 69 und RA 2, Nr 70). – Knebel antwortete mit einem Brief vermutlich ebenfalls vom 15. Februar 1796 (RA 2, Nr 71). 26,25 nach Jena zu gehen] Goethe blieb vier Wochen; am 16. März kehrte er nach Weimar zurück. Er wohnte wie gewohnt im Jenaer Schloss; der Schlossvogt David Färber trug den Gast unter dem 16. Februar 1796 in seinen Kalender ein: „Sind d. H. Geh. Rath v. Göthe ein logirt.“ (BuG 4, 206.) 26,26 Mittwochs] Goethes Tagebuch vom 17. Februar 1796: Waren Dümanoir, Mounier, Chanorier bey mir zu tische. (GT II 1, 61; vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5). 26,26 Dumanoir] Jean Louis le Chanoine Comte Du Manoir, französischer Offizier; er hielt sich als Emigrant in Weimar auf und hatte seinen Besuch Goethe am 14. Februar 1796 angekündigt (vgl. RA 2, Nr 64). Begleitet wurde er von zwei weiteren französischen Emigranten: Jean Joseph Mounier und Jean Chanorier (vgl. vorhergehende Erläuterung). – Über das ‚Koloniebewusstsein‘ unter den Emigranten vgl. Pestel, Weimar als Exil, 87 und 128–135. 26,27 M i l k a u] Christian Wilhelm Gottlob von Milkau, Stadtkommandant von Jena. 26,27 nach dem Graben] Der damalige Stadt-Graben (heute: Fürstengraben).

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27,2 Bären] Das Gasthaus Zum Bären (heute Hotel Schwarzer Bär, Lutherplatz 2) lag nicht weit vom Schloss entfernt. 27,3 um zu arbeiten] Vor allem am 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und an der Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis. 27,6–7 könnten wir morgen zusammen fahren] Im Antwortbrief sagte Knebel die Reise ab. 27,9 Coffre] Behältnis zur Aufbewahrung des Reisegepäcks, bei Goethe oft in dieser französischen Lehnform (vgl. GWb 5, 498), hier wohl ein Reisekasten, der auf der Kutsche befestigt werden kann.

26. An Charlotte von Kalb

〈Weimar, 16. Februar 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Der erwähnte Aufbruch nach Jena (vgl. 27,12) fand am 16. Februar 1796 statt. Kurz zuvor hatte Goethe von Wilhelm von Humboldt aus Berlin eine Lieferung Kaviar erhalten (vgl. zweite Erläuterung zu 26,8). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – 1946 angeboten bei Gutekunst & Klipstein, Auktion vom 20. November 1946, Versteigerungskatalog XL, S. 8: „Eigh. Br. m. U. ‚G‘. O. O. u. J. 2⁄3 S. Kl.-4o.“ E: WA IV 11 (1892), 33, Nr 3279 (Eduard von der Hellen; nach H). Textgrundlage: E. BEIL AG E

Kaviar (vgl. zu 27,12–13). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Charlotte von Kalb (1761–1843) lebte von Ende Dezember 1794 bis Anfang Juli 1799 mit Unterbrechungen in Weimar. Die meisten der überlieferten Briefe Goethes an sie stammen aus den Jahren 1794 bis 1796. In den fünf Briefen aus dem Jahr 1796 antwortet Goethe freundlich auf ausführliche Zuschriften Charlotte von Kalbs, in denen es um ihre Beziehung zu ihm sowie zu Schiller und Christian Gottfried Körner geht, um das Verhältnis der Menschen überhaupt zueinander, um Einladungen, Besuche und Theatererlebnisse. Goethe sendet Kaviar und den letzten Band seines „Wilhelm Meister“ (vgl. Charlotte von Kalbs Brief an Goethe von Ende Oktober 1796 [Kalb-Goethe, 65; vgl. RA 2, Nr 436]). – Über Charlotte von Kalb und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 198.

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BRIEF 27

27,12 nach Jena zu gehen] Goethe hielt sich vom 16. Februar bis zum 16. März 1796 in Jena auf. 27,12–13 ein Fäßchen Caviar zuschicken] Goethe hatte kurz zuvor sechs Fässchen Kaviar von Wilhelm von Humboldt aus Berlin erhalten (vgl. zweite Erläuterung zu 26,8). 27,13 Herrn Gemahl] Heinrich von Kalb. 27,14 wunderliche Speise] Schiller nannte sie eine „ge n o ß e n e Speise“ (Brief an Goethe vom 5. Juli 1796; NA 28, 248).

27. An Christiane Vulpius

Jena, 19. Februar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 5–6. – Doppelblatt 11,2(–11,5) × 19,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 quer beschr., von fremder Hd, Tinte: „Ihr“. E: WA IV 11 (1892), 33f., Nr 3280 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Paket an den Comte Du Manoir (vgl. erste und zweite Erläuterung zu 28,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 17. oder 18. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 74). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 20. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 78). Goethe hielt sich vom 16. Februar bis zum 16. März 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Jenaer Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7). Dort wünschte er u.a. in Ruhe an seinem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ arbeiten zu können. 27,18 Ich habe dir 〈…〉 wegen des Krautlandes geschrieben.] Der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 6). – Christiane Vulpius hatte im Bezugsbrief von einem ‚Krautland‘ (Gemüsegarten [vgl. Grimm 11, 2121]) geschrieben, das für 60 Reichstaler zu kaufen sei. Nach den Kaufdokumenten handelte es sich um ein nördlich des Lottenbaches gelegenes Grundstück, das dem (im August 1796 verstorbenen) Wachtmeister Johann Gottlieb Kratz gehörte (vgl. Goethe-Christiane 1, 485). Laut Urkunde vom 26. März 1796 kaufte Johann Ehrhard Stichling als Vormund von Christiane Vulpius am 23. März 1796 das Grundstück mit deren Vollmacht für den genannten Preis (vgl. ebd.).

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27,20–21 beschreibe mir es doch genauer] Im Antwortbrief berichtete Christiane Vulpius über das Grundstück: „〈…〉 es licht ganz ann der loote nicht weiet vom knäbels gardenn 〈…〉.“ (H: GSA 28/12, Bl. 67; vgl. Goethe-Christiane 1, 65.) Über Knebels Garten vgl. zu 3,6–7. 28,1 Mit dem Essen 〈…〉 recht schlecht] Im Brief vom 8. Januar 1796 hatte sich Goethe schon über ‚räucheriges‘ Essen beklagt (vgl. 8,6–8). 28,2 oberweim. Bier] Im südöstlich von Weimar gelegenen Ort Oberweimar wurde seit Anfang des 17. Jahrhunderts Bier gebraut. Goethe bezog das Getränk aus der fürstlichen Kellerei, wie aus einer Bestellung vom 13. April 1795 hervorgeht, nach welcher Johann Heinrich Meyer in Goethes Namen „Sechs Flaschen Oberweimarisches Bier, auf EngL. Art gebraut“ bestellte (H: GSA 161/155). – Außer dem hellen Oberweimarer Bier trank Goethe (später jedenfalls) dunkel- oder hellbraunes Köstritzer Bier (vgl. Wilhelm von Humboldts Brief an seine Frau Caroline vom 17. November 1823; Humboldt-Caroline 7, 183). – Im Brief vom 24. Februar 1796 schreibt Christiane Vulpius: „Hir folget wieder Bir keine lehren Flaßenn habe ich nicht bekomen sehen sie daruf daß sie 〈Ludwig〉 Geist ordenlich Rüber sück.“ (H: GSA 28/12, Bl. 79; vgl. RA 2, Nr 87.) Am 5. März 1796 schickte Christiane Vulpius eine weitere Lieferung: „Hir folgen auch fir bar bücklinge zu früstük mit und Schü〈n〉kün und bir“ (H: GSA 28/12, Bl. 102; vgl. RA 2, Nr 112). 28,3 Packet] Über den Inhalt des Pakets, das Goethe auch im Tagebuch erwähnt (vgl. GT II 1, 62), konnte nichts Näheres ermittelt werden. Am 24. Februar 1796 bedankte sich Du Manoir bei Goethe lediglich für das ihm übersandte „papier“ (H: GSA 28/12, Bl. 82; vgl. RA 2, Nr 83 [franz.: Dokument, Schriftstück]). 28,3 Graf Dumanoir] Jean Louis le Chanoine Comte Du Manoir, französischer Offizier; er hielt sich als Emigrant in Weimar auf. Er war laut Goethes Tagebuch am 17. Februar 1796 in Jena bei ihm zu tische (GT II 1, 61) gewesen (vgl. zweite Erläuterung zu 26,26). 28,7 deinem Bruder] Christian August Vulpius. 28,7 daß ich das 〈…〉 schicken werde] Über den Inhalt der Sendung, die möglicherweise für Carl August Böttiger bestimmt war (vgl. zu 124,5–6), konnte nichts ermittelt werden, auch nicht, wann die Sendung aufgegeben wurde. Am 21. Februar 1796 schrieb Christian August Vulpius Goethe einen Brief nach Jena mit der Bitte, „beikommenden Zettel“ (H: GSA 28/12, Bl. 73; vgl. RA 2, Nr 80) zu unterschreiben; ob es einen Zusammenhang mit der vorliegenden Briefstelle gibt, ist ungewiss. 28,8 Commödie] Im 18. Jahrhundert allgemein für ‚Theater‘ (vgl. GWb 5, 542f.). 28,10 den eingesiegelten Schlüssel] Im Antwortbrief schrieb Christiane Vulpius beruhigend: „wechen des Hausses kans du ohne Sorge seyn daß Schlüßlichen habe ich Sobalt du weche warst zu mir genommen.“ (H: GSA 28/12, Bl. 67; vgl. RA 2, Nr 78.)

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BRIEFE 28/29

28,12 Blos meldet sich 〈…〉 Göchhausen.] Johann Andreas Blos war Theatermeister in Weimar. – Christiane Vulpius hatte im Bezugsbrief geschrieben: „Blos bietet ume Nach richt wo er daß Gelt bekome vor die 12 Mann Sta〈t〉isten und 4 Jungen zu lölnen.“ (H: GSA 28/12, Bl. 64; vgl. RA 2, Nr 74.) Die Statisten waren für eine Redoute zu Ehren der Prinzen Friedrich von Sachsen-Gotha und Altenburg und Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin am 14. Februar 1796 benötigt worden, die sich vom 11. bis zum 17. Februar 1796 in Weimar aufgehalten hatten (vgl. FB 1796, Bl. 22–25). Zur Redoute vgl. die Briefe Louise von Göchhausens an Goethe von vor dem 14., vom 15. und von Mitte Februar 1796 (RA 2, Nr 63, RA 2, Nr 66, und RA 2, Nr 67). Goethe hatte an dem Ball wegen einer Erkrankung nicht teilgenommen (vgl. Louise von Göchhausens Brief, 15. Februar 1796; RA 2, Nr 66).

28. An Christiane Vulpius

Jena, 20. Februar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 7. – 1 Bl. 19,2 × 22,7(–23,0) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 34f., Nr 3281 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Schreibtischschlüssel (vgl. 28,19). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Goethes vorhergehenden Brief vom 19. Februar 1796 (Nr 27). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 21. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 81). – Christiane Vulpius’ Brief vom 20. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 78) kreuzte sich mit dem vorliegenden. Nach bisheriger Überlieferung ist der vorliegende der erste Brief Goethes an Christiane Vulpius, der nicht eigenhändig geschrieben worden ist. 28,13 beym Einpacken] Vor Goethes Abreise am 16. Februar 1796 nach Jena, wo er bis zum 16. März blieb, um abseits des Weimarer Hoflebens u.a. an seinem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ arbeiten zu können. 28,13–14 das siebende Buch 〈…〉 aufs achte beziehen] Das 7. und 8. von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“; sie wurden endgültig Mitte Juni bzw. im Oktober 1796 fertig. 28,17 August Herder] Johann Gottfried Herders zweitgeborener Sohn August; er studierte in Jena Naturwissenschaften.

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28,18 der Schlüssel] Wohl der Schlüssel zu Goethes privaten Wohn- und Arbeitsräumen im Weimarer Wohnhaus, möglicherweise auch zu seinem Schreibtisch oder einem anderen Möbel mit wertvollem Inhalt (vgl. zu 28,10). 28,21–22 schicke mir 〈…〉 wieder zurück] Die verlangten Manuskripte erhielt Goethe mit dem Antwortbrief.

29. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 3. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-15275. – Doppelblatt 19,3 × 22,7 (–23,0) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte; am rechten Rand der Vs. Wasserschaden. E: Goethe-Voigt1 (1868), 154f., Nr 30 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 35–37, Nr 3282. BEIL AG EN

1) Anfragen zum Bergbau in Ilmenau: Da ich noch einige Zeit hier zu bleiben gedenke; so bitte ich nachstehende Fragen, das Bergwerk betreffend, gefällig zu beantworten, und mich dadurch einigermasen zu beruhigen. 1.) Wie viel Kuxe haben bezahlt, und wie viel Geld ist also eingekommen? 2.) Was sind für sonstige Aussichten, uns scheint die Gewerkschaft sehr ins kleine zusammen zu schwinden? / 3.) Da die Summe, so viel ich vermuthe noch nicht so stark ist, daß man die Gewältigung hat verordnen können; so fragt sich, ob man nicht solle einstweilen das Ort aus der Rathstube forttreiben, oder ist vielleicht deßhalb schon Verfügung geschehen

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4.) Da man keinen Vorrath zum Pochen mehr hat; so müssen also wohl die grossen ehemals als Vorrath angegebenen Haufen gänzlich vor unnütz erklärt worden seyn / 5.) Ist ausser der Fristzugestehung noch eine andere Resolution, die auf Bertuchs Rückkunft wartet?

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BRIEF 29

(H: GSA Weimar, Sign.: 28/12, Bl. 113–114. – Doppelblatt 19,2 × 22,7(–9) cm, 2 ¼ S. zweispaltig (Fragen links, Antworten von Christian Gottlob Voigt rechts) beschr., egh., Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 5). E: WA IV 11 (1892), 43, Nr 3285 [Eduard von der Hellen]). 1 einige Zeit hier] Goethe blieb noch bis zum 16. März 1796 in Jena (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 7). 4 1.) Wie viel Kuxe 〈…〉 eingekommen?] In seiner Antwort weist Voigt darauf hin, dass 157 Anteilsscheine am Bergwerk (Kuxe) und die entsprechende Anzahl an Carolin eingekommen seien. 5 Gewerkschaft] Die Gesamtheit aller Anteilseigner (Gewerken) an dem Bergwerk. Voigt verbreitet hierauf einige Zuversicht, weist darauf hin, dass möglicherweise einige, nicht aber 350 Gewerken ihre Kuxe verfallen lassen werden. 8 Gewältigung] Instandsetzung des Grubenbaus, hier durch Abpumpen von eingedrungenem Grubenwasser. 9 das Ort aus der Rathstube] Goethes Vorschlag geht dahin, den Grubenbau von der Radstube aus voranzutreiben. In der Radstube befand sich das Wasserrad zum Antrieb einer so genannten bergmännischen Kunst, der Maschinerie, der Wasserhaltung im Bergwerk. Voigt Antwort ist zustimmend. 11 Pochen] Zerkleinerung des Erzes mittels eines Stempels. 12 Haufen] Aus Porphyr-Knollen. 14 Fristzugestehung] Die Verlängerung der Kaduzierungsfrist, d.h. des Zeitpunkts drei Monate später, an welchem die Anteile verfallen. 14 Resolution] Entscheidung von offiziellem Charakter (von lat. resolutio). 15 Bertuchs] Von Friedrich Justin Bertuch, dem Schatullier von Herzog Carl August, Deputierter der Ilmenauer der Gewerken. 2) Schreiben der herzoglichen Kammer (vgl. zu 29,7). 3) Schreiben der Regierung (vgl. zu 29,9–10). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Christian Gottlob Voigts, vom 21. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 79) und vom 27. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 93). – Voigt antwortete mit zwei Briefen, vom 5. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 117) und vom 8. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 117). 29,2–3 hier meine Zeit 〈…〉 zugebracht] Goethe hielt sich seit dem 16. Februar 1796 in Jena auf; er blieb bis zum 16. März (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 5 und 7). 29,4–5 das Bergwerk betreffender, Anfragen] Die Antworten des Adressaten vom 7. März 1796 befinden sich in der rechten Spalte auf demselben Blatt, jeweils auf derselben Höhe wie die linksspaltig notierten Fragen Goethes. Am 8. März 1796 sandte Voigt sie an Goethe; sie sind abgedruckt in Goethe-Voigt2 1, 233f.). 29,5–6 einer auslöschenden Lampe] Metaphorisch für die prekäre Situation der Unternehmung (kurz vor dem Scheitern). – Der Bergbau in Ilmenau befand sich bereits längere Zeit in der Krise, war kostenintensiv und wenig ertragreich. Die An-

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teilseigner (Gewerken) hielten sich deshalb mit Beiträgen zu den Betriebskosten (Zubußen) zurück. Wegen Geldmangels mußten durch Einbrüche von Wasser notwendige Arbeiten am Neuen Johannesschacht immer wieder aufgeschoben, einige Örter konnten nicht mehr mit Bergleuten besetzt werden. 29,7 Communicat von der Cammer] Die Verfügung der herzoglichen Kammer – der Finanzbehörde in der landesherrlichen Verwaltung – konnte nicht ermittelt werden. – Communicat: Offizielles Schreiben, das ein Beamter zur Beantwortung erhält (vgl. GWb 5, 539). 29,9–10 Communicat von Fürstl: Regierung] Die Verfügung der Regierung, die sich offenbar auf den Wasserbau an der Jenaer Saale bezog, konnte nicht ermittel werden. 29,10 hießigen] Von Jena. 29,11 200 rh. Quaest:] Die fraglichen 200 Reichstaler (von lat. quaestio: Frage). Zu „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. 29,11–12 den Conducteur Götze] Paul Goetze, der Aufseher über die Wasserbauarbeiten an der Saale. 29,14–15 die munda mit Ihrer und des Herrn Geheimen Raths Unterschrifft] Die Ausfertigungen (von lat. mundus: sauber, rein) mit den Unterschriften des Adressaten und von Johann Christoph Schmidt, ebenfalls Mitglied der Wasserbaukommission. Sie konnten nicht ermittelt werden. 29,19 die Schlevoigtische Anzeige] Nicht ermittelt. Am ehesten handelte es sich dabei um eine Anzeige des Jenaer Stadtrichters Christian Anton August Slevogt oder des Waldecker Oberförsters Gottfried Christian Traugott Slevoigt. – Anzeige: Amtsprachlich für ‚Eingabe‘, ‚schriftlicher Bericht‘, der an eine Behörde gerichtet ist (GWb 1, 757). 29,20 Venten] Der Ingenieursoffizier Johann Christoph Gottlob Vent, der in der Regel sich um baulich-technische Angelegenheiten kümmerte. 29,21 die Sache mit dem bewußten Freunde] Der Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland hatte, nachdem ihm eine Professur in der oberitalienischen Stadt Pavia offeriert worden war, in harten Verhandlungen mit dem Herzogtum – wie Voigt im ersten angedeutet und im zweiten Bezugsbrief berichtet hatte – verschiedene Vorteile für sich erreichen können (vgl. zu 6,17). Den bei den Hörern beliebten Hochschullehrer und angesehenen, äußerst produktiven Wissenschaftler wollte man auf keinen Fall ziehen lassen; gleichwohl konnte man ihm aber nicht mehr als kleinere finanzielle Anreize für seine Dozentur in Jena gewähren, die er ergänzend zu seiner ärztlichen Tätigkeit ausübte (vgl. die Akten in H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 6333). – Literaturhinweis: Stefan Goldmann: Christoph Wilhelm Hufeland im Goethekreis. Eine psychoanalytische Studie zur Autobiographie und ihrer Topik. Stuttgart 1993, S. 147–157.

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BRIEFE 30/31

29,26 Serenissimi] Genitiv von lat. Serenissimus (vgl. zu 9,18). Gemeint ist Herzog Carl August. 29,27 Partikulier] Privatmann (von franz. particulier). 29,30–31 Aus einem Briefe 〈…〉 in Wien wirklich Ernst macht] Der Brief konnte ebensowenig ermittelt werden wie dessen Verfasser. Darin dürfte Justus Christian Loder, erst Lehrer, dann Kollege Hufelands, mitgeteilt worden sein, dass Johann Peter Frank seinen Lehrstuhl in Pavia tatsächlich verlassen und nach Wien gehen werde. Damit erhöhte sich die Gefahr, dass Hufeland seine Dozentur in Jena aufgeben werde. 30,3 die Freytagsgesellschafft] Im ersten Bezugsbrief hatte Voigt von den Vorträgen der letzten Sitzung berichtet, welche er bei Abwesenheit Goethes leitete. Zu dieser Gelehrtenvereinigung vgl. zu 6,26. 30,4 lebt und webt] Häufige Formulierung Goethes bis ins Alterswerk hinein, Ausdruck des fortgesetzten tätigen Bemühens um eine Sache.

30. An Christiane Vulpius

Jena, 7. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 8. – Doppelblatt 19,0 × 23,9(–24,1) cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (Ich habe soviel 〈…〉 G [30,18–26]), Tinte. E: WA IV 11 (1892), 43f., Nr 3286 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 5. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 112). – Den erbetenen Antwortbrief gibt es nicht (vgl. Nachschrift des vorliegenden Briefes). Goethe hielt sich vom 16. Februar bis zum 16. März 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7). 30,13 mit dem Kleinen] Goethes sechsjähriger Sohn August. Im Bezugsbrief hatte Christiane Vulpius geschrieben: „Daß Pübgen läst fragen ob es balt kom soll.“ (H: GSA 28/12, Bl. 102; vgl. Goethe-Christiane 1, 72.) 30,14 Var sehen. (Schreibe mir 〈…〉 übermorgen.) Du] Der Text wurde gestrichen, nachdem Goethe erfahren hatte, dass der genannte Bote nicht wieder von Weimar nach Jena zurückkehren werde (vgl. die Nachschrift zum vorliegenden Brief). Goethe erhielt am Dienstag, dem 8. März 1796, Besuch von Weimar (GT II 1, 64), wie er im Tagebuch notierte. Unter dem 12. März heißt es: Ging mein Besuch fort. (Ebd.) 30,14 deinen Bruder] Christian August Vulpius.

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30,14 Ernestinen] Christiane Vulpius’ Halbschwester Sophia Ernestina Louise, die in Goethes Haus lebte. 30,15 im Bären] Das Gasthaus „Zum Bären“ (heute „Hotel Schwarzer Bär“) lag nicht weit vom Schloss entfernt (heute Lutherplatz). 30,18 Ich habe soviel gearbeitet] Vor allem am 7. und 8. Buch des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und an der Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis für Schillers „Horen“, deren Anfang im Ende April 1796 erschienenen 4. Stück des Journals veröffentlicht wurde. Wie aus seinem Tagebuch hervorgeht, erholte sich Goethe mit seinen Weimarer Besuchern vom 9. bis zum 11. März täglich Auf dem Eise (GT II 1, 64) der zugefrorenen Saale am Jenaer Paradies. Der Geschichtsstudent Johannes Ignaz Weitzel erinnerte sich: „Mit Goethe fand ich Gelegenheit, einige Worte bei dem Eislaufe auf der Saale zu wechseln, wo ich einem Knaben, der sich nicht fest auf seinen Schlittschuhen zu halten wußte und öfter fiel, hülfreich an die Hand gehen wollte. Der Junge war, wie ich hörte, Goethe’s Sohn, und quälte sich verlassen auf der glatten Bahn, während der Vater in dem Gewühle rüstiger Läufer sich auf ihr noch ziemlich gewandt bewegte.“ (Das Merkwürdigste aus meinem Leben und aus meiner Zeit. Bd 1. Leipzig 1821, S. 174; vgl. BuG 4, 210.) 31,1 der Bothe] Seine Identität konnte nicht ermittelt werden.

31. An Johann Friedrich Unger

〈Jena, 7. oder 8.? März 1796〉 → 〈Berlin〉

DAT IERUN G

Der Brief stammt aus dem Zeitraum, der durch Johann Friedrich Ungers Bezugsbrief vom 16. Februar und seinem Antwortbrief vom 26. März 1796 bestimmt wird. Goethe schreibt, er habe dieses Jahr schon 5 Wochen in Jena zugebracht (31,18–19). Dies bezieht sich auf Aufenthalte vom 3. bis zum 17. Januar und vom 16. Februar bis zum 16. März, insgesamt sechs Wochen. Goethes Angabe, er sei fünf Wochen in Jena gewesen, verweist auf den 8. März 1796. An diesem Tag kamen seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius und der gemeinsame Sohn August zu Besuch nach Jena; sie blieben bis zum 12. März. Vom 9. bis zum 11. März verzeichnet Goethe tägliches Vergnügen Auf dem Eise (GT II 1, 64). Es ist anzunehmen, dass er den vorliegenden Brief in der Zeit davor geschrieben hat, entweder am 7. März oder 8. März 1796 vor Eintreffen der Weimarer Besucher. Ein späteres Datum ist freilich nicht auszuschließen. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/12, Bl. 117. – Doppelblatt 20,4(–20,6) × 34,5 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist?), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (zu

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BRIEF 32

erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), Schlussformel (und leben recht wohl [32,10]), Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 5). E: WA IV 11 (1892), 41f., Nr 3284 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Johann Friedrich Ungers Brief vom 16. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 73). – Unger antwortete mit einem Brief vom 26. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 146). Der vorliegende ist der einzige überlieferte Brief Goethes an den Adressaten aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes bei zehn Gegenbriefen Ungers. In allen Briefen geht es um den Druck von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Vermutlich sind einige Begleitbriefe Goethes für Manuskriptsendungen zum Druck des „Wilhelm Meister“-Romans nicht überliefert (vgl. EB 29 und EB 45). – Über den Berliner Verleger Johann Friedrich Unger und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 31, und zu GB 10 II, Nr 27. 31,5–6 wieder einmal etwas von Ihnen zu hören] Soweit überliefert, hatte Unger zuletzt am 13. November 1795 geschrieben (H: GSA 28/11, Bl. 353 vgl. RA 1, Nr 1472). 31,6–7 dem letzten Band des Romans] Dem 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit dem 7. und 8. Buch. Der 3. Band war Ende Oktober/Anfang November 1795 erschienen. 31,9 ihn abschicken] Das Manuskript zum 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ ging laut Goethes Tagebuch am 16. Juni 1796 an Unger, das 8. Buch am 26. August 1796 (vgl. GT II 1, 73 und 78). 31,12 obligateste] Obligat: nach Albrecht Schöne Bezeichnung für „einen streng geregelten, kunstvoll durchkomponierten, enggeführten Text“ (Götterzeichen, Liebeszauber, Satanskult: Neue Einblicke in alte Goethetexte. 3., ergänzte Aufl. München 1993, S. 67). Im Sinne von ‚ästhetisch anspruchsvoll‘ findet sich der Begriff wiederholt in Goethes Briefen, z.B. im Brief an Unger vom 7. oder 8. März 1796 (Nr 31) oder im Brief an Johann Heinrich Meyer über ein Gemälde vom 19. Januar 1797; dort heißt es, die Anordnung der Figuren und deren Glieder seien schon sehr obligat (WA IV 12, 18). 31,14–15 dazu bedarf es denn freylich Zeit und Stimmung] Seit Beendigung des 6. Buches Anfang Oktober 1795 arbeitete Goethe an der Weiterführung des Romans, nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. In seinem Brief an Schiller vom 21. November 1795 erklärte er: Die ästethische und sentimentale Stimmung ist in diesem Augenblick ferne von mir, was denken Sie wie es dem armen / Roman gehen werde? Ich brauche die Zeit indessen wie ich kann und es ist bey der Ebbe zu hoffen daß die Fluth wiederkehren werde. (GB 10 I, 186,14–17.)

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31,16 künstlicher] Künstlich: hier im Sinne von ‚schwierig‘, ‚heikel‘ (vgl. GWb 5, 838). 31,16 genaue] Genau: hier im Sinne ‚eng‘, ‚fest‘ (vgl. GWb 3, 1435). 31,16–17 Freunde und Bekannte] Unter ihnen Wilhelm von Humboldt, der sich nach der Lektüre des 6. Buches der „Lehrjahre“ in seinem Brief an Goethe vom 9. Februar 1796 sehr „neugierig“ zeigte, „wie Sie 〈Goethe〉 diese Episode mit dem Ganzen in der Folge verknüpfen, und wie Sie überhaupt die mannigfaltigen bis jetzt geschürzten Knoten wieder auflösen werden.“ (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 194.) Wie Unger im Antwortbrief mitteilte, gab es auch in Berlin (außer Humboldt) sehr viele, die behaupteten, „daß es nicht möglich sei, dies Werk in Einen Bande zu endigen“ (H: GSA 28/12, Bl. 151; vgl. Goethe-Unger, 66). 31,19 5 Wochen in Jena] Vgl. Datierung. 31,24 in den Weg stellt] Das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, das die „Bekenntnisse einer schönen Seele“ enthält, unterbricht retardierend den Fortgang der Romanereignisse. 31,26 hat auch ein Emigrirter 〈…〉 übersetzt] Der Kavallerieoffizier François Pernay hatte Goethe mit einem Brief vom 2. Februar 1796 eine Übersetzung der „Bekenntnisse einer schönen Seele“ zukommen lassen (vgl. RA 2, Nr 72). Dabei hatte er allerdings nicht die Absicht zu erkennen gegeben, die Übersetzung veröffentlichen zu wollen. 32,2 Sollen] Vermutlich irrtümlich für ‚Sollten‘. 32,3 diese Übersetzung zu drucken] Im Antwortbrief lehnte Unger eine Veröffentlichung der Übersetzung ab, weil er „mit den Franzosen oder Engländern in nicht den mindesten Verkehr stehe“ (H: GSA 28/12, Bl. 151; vgl. Goethe-Unger, 66). – Die erste vollständige französische Übersetzung des „Wilhelm Meister“-Romans stammt von Charles Louis de Sévelinges: Alfred, ou les années d’apprentissage de Wilhelm Meister, par Goethe, auteur de Werther. 3 Bde. Paris 1802.

32. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 3.–9. März 1796 → 〈Rom〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,3 × 24,3 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist) und egh., Tinte (G 〈…〉 bey mir. [34,28–30]); S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N. 10. 3 Apr. 96“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). – Beischluss: Brief von Herzogin Anna Amalia an Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 33,26–27).

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BRIEF 32

K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 62–64. – Auf zwei Doppelblättern 21 × 34,7 cm, 5 S. beschr. (S. 1–5 Text, S. 7 Brieftext zu Nr 36, S. 8 Abschrift eines Briefes von Meyer an Herzogin Anna Amalia, Rom, 3. April 1796), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 Briefzählung, Tinte: No 6. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 539, 677 (Teildruck: 32,17–25 Es geht 〈…〉 hinweisen. und 34,7–10 Die fixen Ideen 〈…〉 Eigenschaften gewesen.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 26–27, Nr 11 (Teildruck: 32,17–25 Es geht 〈…〉 hinweisen., 33,15–19 Wenn ich so bedenke 〈…〉 gelangen soll., 33,28–34,10 Daß Sie durch genaue Beobachtungen 〈…〉 Eigenschaften gewesen. und Paraphe). E3: WA IV 11 (1892), 37–41, Nr 3283 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 24. bis zum 27. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 34) und vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 61). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 3. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 159). 32,12–13 Die erste Hälfte 〈…〉 Carnevals-Anstalten zugebracht] Im Tagebuch verzeichnet Goethe diverse Theaterproben und Aufführungen, zudem Teilnahmen an der Fürstlichen Tafel und an Gesellschaften (vgl. GT II 2, 61). 32,13 in der zweyten ging ich hierher] Goethe war am 16. Februar 1796 von Weimar gekommen und blieb insgesamt vier Wochen in Jena. 32,14 mein Roman] Das 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 32,15–17 Cellini 〈…〉 Horen kommen wird] Goethe arbeitete an der Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis (vgl. zu 17,23–24). Veröffentlicht wurde sie ab Ende April 1796 (4. Stück) in Schillers Zeitschrift (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 585). 32,19 Cellini] Der italienische Goldschmied, Medailleur und Bildhauer Benvenuto Cellini hatte ein abenteuerliches Leben in Italien und Frankreich geführt. In seiner Kunst orientierte sich der Manierist an antiken Vorlagen. 32,26 N¯o. 6. und 7.] Der Brief Meyers aus Rom vom 24. bis zum 27. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 34), oben links mit der Nummerierung „No 6.“ versehen (H: GSA 28/1045, Bl. 57f.), und der Brief vom 12. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 61) mit der Zählung „N. 7.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 59–61). 32,28 das alte Bild zu copiren] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer berichtet, dass er endlich dazu gekommen sei, das alte Bild, die „Aldobrandinische Hochzeit“ (vgl. zu 25,3–4), zu kopieren. Meyer verfasste dazu auch Bemerkungen. 33,1 nachhallig] Versehentlich für ‚nachhaltig‘ im Sinne von ‚anhaltend wirksam‘.

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33,2 zum Schlüssel der alten Werke dienen werden] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer dazu mitgeteilt: „Es ist ohnmöglich zu sagen wie neu wie weit & groß aber auch zugleich wie einfach & klar die Außichten sind welche dieses Werck in betracht auf die Alte Mahlerey & Kunst überhaupt mir zu eröffnen scheint Wird es ihnen nicht wie ein Unbegreiflicher Zauber, ein Zufall od: Verhängniß düncken wenn Sie vernommen daß bloß das Studium der Farben 〈…〉 mich gegenwärtig in den Stand Setzt mehr von dem / Sinn der Behandlung & den Grundsätzen zu faßen nach welchen dieses Werck Gemacht ist als sonst jemand, und daß außer Sie & ich od. wer unser Geheimniß sonst vollkommen weiß auch niemand die Verdienste & zarten Nuanzen, ja ich möchte sagen die Weisheit seiner Farben Gebung einsehen kan.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 59; vgl. Goethe-Meyer 1, 194f.) 33,4 Elementarlehren] Wissenschaftliche Systeme, die sich mit Grundphänomenen beschäftigen, die bestrebt sind, das Angeschaute und Erkannte sprachlich zu erfassen, so wie dies in Goethes Tabelle „Physische Wirkungen“ geschehen ist (vgl. LA I 11, 41–44; erläutert in: LA II 1B, 1159–1174). – Methodologische Gedanken dieser Art hatte Goethe schon im Frühjahr 1792 zu Papier gebracht (vgl. „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793“; LA I 8, 305–315; erläutert in: LA II 1B, 1319–1333). Der ersten Fassung des Aufsatzes war ein mit „Über die Notwendigkeit von Hypothesen“ betitelter, zu Goethes Lebzeiten unveröffentlichter Text vorausgegangen (LA I 11, 35f.; erläutert in: LA II 1B, 1141–1147). Gegen Ende der 1790er Jahre verfeinerte und erweiterte Goethe diese Überlegungen zur Genese von Erkenntnissen in der Naturforschung in einer Reihe von Beiträgen, u.a. in dem Aufsatz „Das reine Phänomen“ (LA I 11, 39–40; erläutert in: LA II 1B, 1154–1158), in denen er den Begriff des Grundoder Urphänomens entwickelte. 33,9–10 renunciiren] Verzichten (von lat. renunciare: ablehnen). 33,10 Ihre Beyträge zu den Horen] Vgl. zu 12,5. 33,15–16 der große Werth 〈…〉 erscheinet] Die Betrachtung von Artefakten in ihrem spezifischen historischen Entstehungszusammenhang ist für Goethes Kunstanschauung konstitutiv. Bereits während seines ersten Aufenthalts in Italien in den Jahren 1786 bis 1788 hatte sich diese Ansicht herausgebildet, wie Goethes Brief an Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach aus Rom vom 〈12?〉–23. Dezember 1786 belegt (GB 7 I, Nr 37): Es ist viel Tradition bey den Kunstwercken, die Naturwercke sind immer wie ein erstausgesprochnes Wort Gottes. (GB 7 I, 60,24–26.) 33,16–17 alle Erinnerung 〈…〉 stumpf ist] Auf die Notwendigkeit der unmittelbaren Anschauung geht Meyer in seiner Antwort ein: „Jetz da ich im Anschauen aller vortreffL Kunstsachen bin geht es mir fast wie es Ihnen geht ehe sie zu demselben gelangen alles vergangene alle Erinnerung erscheint mit wie / bloße Tradition, wie ein Traum, und ich bin wie zu einem neuen Leben erwacht“ (H: GSA 28/1045, Bl. 70; vgl. Goethe-Meyer 1, 217).

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BRIEF 32

33,20 Wegen des Neapolitanischen Aufenthalts] Um die Stätten und Kunstwerke, vor allem die Bilder der Alten, sehen zu können, plante Meyer einen Aufenthalt in Neapel und Umgebung, vor allem in Portici. Seinen Plan musste er allerdings aufgeben, als französische Truppen die Stadt zu besetzen drohten (vgl. Brief an Goethe, 15. Juni 1796; Goethe-Meyer 1, 263f.). Er ging stattdessen nach Florenz und setzte dort seine in Rom begonnenen Studien fort. 33,21 Grafen Münster] Von Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster, der August Friedrich Prinz von England auf seiner Italienreise begleitete, erhoffte er sich Fürsprache beim Antrag auf Erlaubnis, die antiken Kunstwerke in Neapel und Portici zu studieren. 33,23–24 wieder nach Weimar komme] Am 16. März 1796 kehrte Goethe zurück (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 7). 33,25–26 Bertuch 〈…〉 sehr gut zu gehen scheint] Der in vielen wirtschaftlichen Bereichen aktive Friedrich Justin Bertuch verfolgte in Franken diverse bergbauliche Aktivitäten, vor allem die Erschließung und Nutzung von Salinen und Salzwerken an verschiedenen Orten im Fürstbistum Würzburg (vgl. dazu Walter Steiner, Uta Kühn-Stillmark: Friedrich Justin Bertuch. Ein Leben im klassischen Weimar zwischen Kultur und Kommerz. Köln, Weimar, Wien, 2001, bes. S. 137 und 140). – Damit verfügte Bertuch über die geschäftlichen Verbindungen und das notwendige Vermögen, um in Italien den Adressaten mit Kredit und Geld zu versorgen. In seinem Brief vom 15. Juni 1796 erbat Meyer, den „Bertuchischen Wechsel“ von Neapel nach Florenz senden zu lassen, nachdem sich Meyers Reisepläne geändert hatten (H: GSA 28/1045, Bl. 97; vgl. Goethe-Meyer 1, 265). Goethe hatte die Anweisung bereits am 25. Mai 1796 abgesandt (vgl. zu 64,2); in Florenz war diese allerdings wertlos. 33,26–27 ein Blättchen von der Herzogin Mutter] Der dem Brief Goethes hinzugefügte Beischluss von Herzogin Anna Amalia an den Adressaten, ein nicht überliefertes Billett mit Bestellungen und Aufträgen, darunter ein „Auftrag an die Mad: Angelika“ Kauffmann (vgl. die Abschrift von Meyers Antwort an die Herzogin, 3. April 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 75). 33,31 Ihre Versuche in Dresden] Von April bis September 1794 hatte sich Meyer dort aufgehalten und in der Kurfürstlichen Gemäldegalerie und der Antikensammlung Kunstwerke studiert und kopiert. 34,7–8 Die fixen Ideen, welche der gute Hirt 〈…〉 nährt] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer von Aloys Hirts Werk über die Baukunst berichtet, an dem „der Arme Hirt“ „schon Jahr & Tage“ schreibe und wofür er fleißig zeichnen lasse, was seinen Ruhm allerdings unwiederbringlich zugrunderichten werde; „er bemüht sich darin alle Ordnungen & Glieder der Gebäude aus der Uranfänglichen Holzkonstruction herzuleiten. Urtheilen Sie selbst ob das Glücklich ablaufen kan.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 60; vgl. Goethe-Meyer 1, 199.)

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34,12 den Perseus in Florenz] Benvenuto Cellinis Hauptwerk, die Bronzestatue des Perseus mit dem Medusenhaupt, auf welche er auch in seiner Lebensbeschreibung eingeht (vgl. WA I 44, 148–152). – In seiner Antwort verneint Meyer die im vorliegenden Brief von Goethe gestellte Frage; er habe das Kunstwerk bei seiner Durchreise durch Florenz nicht betrachten können: „Ich weiß aber noch wohl von frühern Zeiten her 〈…〉 daß der Styl an diesem Cellinischen Meisterstück gut & Edel ist, die Formen voll, gedrungen, der Charackter eine kräftige Jugendliche Helden Natur das Studium der Antike ist daran unverkennbar vielleicht nur etwas zu Auffallend, die Stellung gut und wohlgewählt.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 70; vgl. Goethe-Meyer 1, 218.) 34,15 von Cellinischen Münzen] In seiner Antwort führt Meyer dazu aus: „Von Münzen des Cellini habe nichts anders in Erfahrung bringen können als daß vermuthlL unter den Münzen in der Vatikanischen Sammlung sich einige befinden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 70; vgl. Goethe-Meyer 1, 218). In seinem Brief vom 4. Mai bedauert er abermals, dass es ihm nicht gelungen sei, Münzen aufzutreiben (vgl. Goethe-Meyer 1, 235). – Zu den Medaillen von Cellini in Goethes Kunstsammlung vgl. Schuchardt 2, 47, Nr 42–44, darunter eine Medaille mit dem Porträt von Papst Clemens VII. (Schuchardt 2, 47, Nr 42). 34,17 Münzen für Clemens VII] Die Münzen und Medaillen, die Cellini, seit 1529 Münzeisenschneider an der päpstlichen Münze, für seinen Gönner Giulio de Medici, Papst Clemens VII., zum Teil mit dessen Porträt hergestellt hatte. – Literaturhinweis: Julius Friedländer: Münzen und Medaillen des Benvenuto Cellini, Berlin 1855–1858. 34,17–18 Münzen von Herzog Alexander von Florenz] Die Münzen und Medaillen, die Cellini mit dem Porträt von Alessandro de Medici, seit 1532 Herzog von Florenz, versehen hatte. 34,19–20 die Versündigung unserer Landsleute gegen Raphael] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer von der ‚Verklärung‘ Raffaels berichtet: „Der Arme Raphael 〈…〉 muß es entgelten besonders ist seine Verklährung das Ziel worauf alle Pfeile abgedrückt werden. Ich höre gar unter der Hand daß sich auch Matthison & die Fr. Brunn an ihr zu reiben gedencken.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 60; vgl. GoetheMeyer 1, 199.) – Auf die Vorwürfe der Widersacher Raffaels, darunter Friedrich Matthisson, Friederike Brun und Aloys Hirt, geht Meyer in seiner Antwort ein. 34,21–22 das heimliche Gericht 〈…〉 denken könne] Gegen Friederike Brun richtet sich das Xenion „An Madame B** und ihre Schwestern“, das Ende September 1796 im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 267; vgl. WA I 5.1, 244) erschien. 34,23 der Porphyrne Sarg 〈…〉 gestanden hat] Der prächtige Sarg aus rotem Porphyr, der im Portikus des Pantheon gestanden hatte, befindet sich seit 1740 in der Lateransbasilika; dort ist er Teil des Grabmals von Papst Clemens XII. Cellini erwähnt ihn im ersten Teil seiner Lebensbeschreibung (vgl. WA I 43, 42). – Meyers

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BRIEF 33

Antwort enthält neben den Informationen zum Sarkophag auch eine Skizze zu dessen Aussehen (H: GSA 28/1045, Bl. 70; vgl. Goethe-Meyer 1, 218). 34,24–25 nächstens etwas über das Parthenon und 〈…〉 die Atheniensische Architectur] Das Vorhaben wurde nicht umgesetzt. Vgl. auch die „Erläuterungen zu K“ zum vorliegenden Brief. 34,25–26 diesen Brief heute fortschicken] Laut Post-Bericht 1796 traf mittwochs der sodtgenannte „CammerWagen“ von Jena in Weimar ein und fuhr um 12 Uhr von dort weiter nach Erfurt und Gotha. Am Donnerstag besorgte die reitende Post den Weitertransport des Briefes über Frankfurt a. M. 34,29 Die Genoßen] Vom 8. bis zum 12. März 1796 waren Christiane Vulpius mit Goethes Sohn August, ihr Bruder Christian August und ihre Halbschwester Ernestine Sophie Louise Vulpius zu Besuch in Jena. Vgl. Nr 30. ERL ÄUT ERUNGEN Z U K

213,11–12 den zweyten Theil 〈…〉 Beschreibung von Athen] James Stvart und Nicolas Revett: Antiqvities of Athens. Measvred And Delineated. Volvme The Second. London 1787. – Der Band enthält u.a. Kupfertafeln zum Tempel der Minerva auf der Akropolis. 213,19 Trajanische Säule] Antike Ehrensäule für Kaiser Trajan in Rom mit spiralförmig aufsteigendem Bildfries. – Ab 1667 waren im Auftrag des französischen Königs Ludwig XIV. Abgüsse sämlicher Reliefs angefertigt worden. 33. An Friedrich von Stein Jena, 15. März 1796 → Breslau ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/495,I, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,7 × 23,5 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte: S. 4 quer beschr. Adresse: An Herrn / Herrn von Stein / Herzogl. Sachs〈en〉 Weimarischen / Kammerjunker / nach / B r e s l a u / f r., darunter rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3). Bl. 2 am äußeren Rand Siegelausriss mit geringem Textverlust (vgl. 35,30 [sel〈bst〉]). E: Düntzer, Charlotte von Stein (1874) 2, 39f. (Heinrich Düntzer; Teildruck: ohne Ort und Datum). WA IV 11 (1892), 47–49, Nr 3289 (nach E; Textkorrekturen in den Berichtigungen in WA IV 30 [1905], 259). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Fritz von Steins, vom 24. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 86) und vom 4. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 109). – Stein antwortete am 29. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 150).

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Postsendungen: 21. März 1796 (GR/Belege 1796, 2, Bl. 5). Der vorliegende ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Friedrich (Fritz) von Stein (1772–1844) aus dem Jahr 1796 bei acht Gegenbriefen. In diesen geht es wie auch zu Beginn des vorliegenden Briefes wesentlich um Steins Volontariat in Breslau und seine Karrierepläne in preußischen Diensten. – Über Friedrich von Stein und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 44. 35,1 deine zwey Briefe] Vgl. die Angaben zu Bezugs- und Antwortbriefen. 35,2–3 die vielen neuen Gegenstände und Verhältnisse] Seit Oktober 1795 hielt sich Fritz von Stein im preußisch verwalteten Breslau auf, um dort staatswirtschaftliche Studien zu treiben (vgl. GB 10 II, zu 121,8–9 und zu 121,10). 35,5 in Warschau] Im Bezugsbrief vom 24. Februar 1796 hatte Fritz von Stein angekündigt, er werde „mit dem Minister 〈Carl Georg von Hoym〉 nach Warschau zur Huldigung“ reisen (H: GSA 28/12, Bl. 103). In der Folge der so genannten Dritten Polnischen Teilung erhielt Preußen Warschau sowie das Gebiet zwischen Weichsel, Bug und Njemen erhalten. Die Übernahme der neuen Besitzungen von der russischen Besatzung wurde durch die feierliche Huldigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. abgeschlossen: „Die feyerliche Huldigung wurde am 6ten Julius in Wa r s c h a u durch den königl. dirigirenden geheimen Staatsminister, G r a f e n v o n H o y m, im Namen des Königs eingenommen.“ (Kurze StaatenGeschichte des Jahres 1796 als zweyter Theil der National-Zeitung der Teutschen. Hrsg. von Rudolph Zacharias Becker. Gotha 1797, Sp. 313.) 35,5–6 bin ich äußerst neugierig] Ein Brief Steins an Goethe über die Huldigungsfeierlichkeiten in Warschau ist nicht überliefert. 35,8 unser anderer Plan] Der Plan einer gemeinsamen Italienreise (vgl. die folgende Erläuterung). 35,9 meine Reise] Goethe beabsichtigte, im Sommer 1796 zu seiner dritten Reise nach Italien aufzubrechen. 35,14–15 würde der Herzog 〈…〉 unterbrächst] Herzog Carl August finanzierte Fritz von Steins kameralistische Ausbildung in Breslau. Er hatte den Wunsch, Stein nach Abschluss seiner Studien in weimarischen Dienst zu nehmen. Stein entschied sich jedoch für Schlesien und Preußen. 35,17 sein Organ] Hörfehler des Schreibers; es muss ‚dein Organ‘ heißen. – Fritz von Stein hatte Goethe schon als Kind auf Reisen begleitet, z.B. auf der Reise in den Harz vom 6. September bis zum 6. Oktober 1783. Zuletzt hatte sich Goethe durch Stein über dessen Erlebnisse und Erfahrungen während seines Aufenthalts in Hamburg 1793/94 und auf seiner Englandreise 1794/95 unterrichten lassen (vgl. Datierung und einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 8, sowie GB 10 II, erste und zweite Erläuterung zu 8,5). 35,26 Was die Mineralien betrifft 〈…〉 meldet] Im Bezugsbrief vom 4. März 1796 heißt es: „Kürzlich habe ich schon gewagt Ihnen 〈im Brief vom 24. Februar

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BRIEF 34

1796〉 mit der Bitte lästig zu fallen mir Christallisirten Speck Stein zu verschaffen; iezt da mir ein hiesiger Mineralien Händler 〈in Breslau〉 sagt daß seine Bemühungen mir ein paar Stück Tungstein zu verschaffen vergebens gewesen wären, nehme ich auch hierin meine Zuflucht zu Ihnen. Beydes Speck Stein und Tungstein sind nach England bestimt.“ (H: GSA 28/12, Bl. 123.) 35,27 Tungstein] Tungstein (von schwed. tung sten: schwerer Stein), Scheelit, Calciumwolframat, ein häufig vorkommendes Mineral. 35,28 diesen Sommer aus Karlsbad] Der Sommer 1795, als Goethe sich vom 4. Juli bis zum 8. August zur Kur in Karlsbad aufgehalten hatte. 35,29–30 das Mineral mit einem Quarzcristall verwachsen] Zu einer Mineralstufe, einem Aggregat aus tetragonalen Scheelitkristallen und einem trigonal-trapezoedrischen Quarzkristall (Siliciumdioxid). 36,1 Wegen des kristallisirten Specksteins] Pseudomorphose von Speckstein/ Talk nach Quarz von dem bekannten Vorkommen in Göpfersgrün bei Wunsiedel im Fichtelgebirge (Prescher, Goethes Sammlungen, 532). Diese Rarität hatte Goethe bereits im September 1785 erworben (vgl. LA II 7, 163 [M 74] und 347f.). 36,1 aufstellen] Hier im Sinne von ‚nachforschen lassen‘ (Adelung 1, 543). 36,4 Wo dich auch dieser Brief antrifft] In Breslau oder in Warschau (vgl. zu 35,2–3 und zu 35,5).

34. An August Wilhelm Iffland

〈Weimar, 30. März 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung auf den 30. März 1796 ergibt sich aus Ifflands Antwort, die rasch erfolgt sein dürfte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 30. – 1 Bl., am rechten Rand unregelmäßig abgerissen, ursprünglich wohl ein Doppelblatt, von dem Bl. 2 fehlt, 17,6 × 21,3 cm, 1 ¼ S. beschr. (S. 1–2 erstes Viertel Text), Schreiberhd (Geist), mit Korrekturen und Ergänzungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, Schreiberhd (Geist), Tinte: „Acta / des Herrn Ifflands / Aufenthalt dahier / betrL / 1796.“, 59 Bl., heute in modernem Pappeinband. E: Goethe’s Egmont für die Bühne bearbeitet von Schiller. Stuttgart, Augsburg 1857, S. 4f. (August Diezmann; Teildruck: 36,8–18 Ich vernehme 〈…〉 auf-

MÄRZ 1796

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lösen werden und 36,14–18 Mit dem größten Vergnügen 〈…〉 wiedergeschenkt wird.). WA IV 30 (1905), 59, Nr 3293 a (nach E). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet August Wilhelm Ifflands Brief vom 28. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 147). – Iffland antwortet am 30. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 154). 36,8–9 die Gefälligkeit 〈…〉 den Posert zu spielen] In dem am Ostertag verfassten Bezugsbrief hatte Iffland, nachdem er tags zuvor bei Goethe zu Tische war, vorgeschlagen, aus einer „verzeihlichen Eitelkeit“ den Baron von Wallenfeld zu spielen, eine „Rolle von Feuer“; Posert sollte der Schauspieler Karl Schall übernehmen (H: GSA 28/12, Bl. 141). Auch in einem Verzeichnis der Stücke, in denen Iffland sich aufzutreten verpflichtete, ist dies die Rolle des Barons (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 23). Was die Meinungsänderung letztlich veranlasste – vermutlich ein Gespräch –, lässt sich nicht belegen. – In Ifflands Familienstück „Der Spieler“ ist der Hauptmann von Posert ein Gauner und Betrüger, dem sich der hoch verschuldete Baron von Wallenfeld anzudienen gezwungen ist. Die Aufführung des Stücks in Weimar fand am 9. April 1796 statt (GT II 1, 66; Theater/Musik Weimar), nur wenige Monate nach der Erstaufführung des Stückes am Wiener Burgtheater am 4. Dezember 1795. 36,11 etwa Freytag früh] Im Tagebuch ist am 1. April 1796 keine Probe verzeichnet. 36,14–15 Bearbeitung und Aufführung Egmonts] In seiner Antwort vom selben Tag zeigt sich Iffland erfreut, die Titelrolle im „Egmont“ spielen zu dürfen. Die Aufführung in Weimar fand als letzte Vorstellung des Gastspiels am 25. April 1796 statt (vgl. GT II 1, 68). – Die Bühnenbearbeitung von Goethes Trauerspiel „Egmont“ durch Schiller ist abgedruckt in NA 13, 1–72; zur Überlieferung vgl. NA 13, 321–347; zur Entstehungsgeschichte vgl. EGW 3, 183–243, bes. 211–218. 36,15 das eigenste] Hier: das eigentliche Wesen, das Innerste, Tiefste ausmachend. 36,16–17 längst Verzicht gethan habe] Die Entstehung des Dramas hatte sich lange hingezogen und lag bereits einige Jahre zurück: Nach einer ersten Konzeption 1774 und ersten Niederschrift 1775 hatte Goethe mit Unterbrechnungen bis 1781 an dem Stück weitergeschrieben. 1782 nahm er die Arbeit daran wieder auf; von Juni bis September 1787 überarbeitete er einzelne Szenen und schloss das Drama im September ab; im Druck erschien es 1788 bei Georg Joachim Göschen (vgl. EGW 3, 183–243). Bereits im Herbst 1794 hatte Goethe Schiller um eine Bearbeitung des Dramas mit der Begründung gebeten, weil er es selbst nicht wage (vgl. Schillers Brief an Charlotte Schiller, 20. September 1794; NA 27, 49).

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BRIEFE 35/36

36,19 Ihr Cliente] Schützling, Schutzbefohlener (von lat. cliens); wohl Ifflands Schreiber und Diener Georg, der den Schauspieler auf seiner Reise begleitete. 36,19 Zehrpfennig] Das zum Unterhalt auf einer Reise oder bei längerer Abwesenheit notwendige Geld, hier offenbar ein Geschenk der Theaterdirektion an Ifflands Begleiter. 36,21 Festtagen] Hier im übertragenen Sinne von ‚Freudentagen‘.

35. An Georg Christoph Lichtenberg

Weimar, 30. März 1796 → 〈Göttingen〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SUB Göttingen, Sign.: Cod. Ms. Lichtenberg III, 75 (Acc. Mss. 1960.6). – Doppelblatt, 18,8 × 23,5 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. – Faksimile: Martin Domke: Meine Lichtenberg-Sammlung. In: Philobiblon 4 (1931), S. 325–328, hier S. 325. E: Briefwechsel zwischen Goethe und Lichtenberg. Hrsg. von Albert Leitzmann. In: GJb 18 (1897), 32–48, hier 44. WA IV 30 (1905), 59, Nr 3293 b. BEIL AG E

„Due Trattati“ über Goldschmiede- und Bildhauerkunst von Benvenuto Cellini (Florenz 1731) (vgl. zu 37,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Georg Christoph Lichtenbergs Brief vom 15. Januar 1796 (vgl. RA 2, Nr 21). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 4. April 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 11). 37,3 das mir übersendete Buch] Das von Lichtenberg am 13. Januar 1796 aus der Göttinger Bibliothek entliehene Exemplar der „Due Trattati di Benvenuto Cellini“ (vgl. zu 17,21–22). Das Exemplar hatte Goethe mit dem Bezugsbrief erhalten. 37,4 etwas länger als es sollte] Im Bezugsbrief hatte Lichtenberg darum gebeten, den Band bis Ostern zurückzusenden, damit er ihn in der Bibliothek der Ausleihe wieder vorlegen könne. Im Jahre 1796 fiel der Ostersonntag auf den 28. März.

MÄRZ/APRIL 1796

36. An Johann Heinrich Meyer

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Weimar, 18. April 1796 → 〈Rom〉

DAT IERUN G

Nach der Datierung des Konzepts zu vorliegendem Brief (15. April 1796; vgl. Nr 36K) und dessen Inhalt ist die Monatsangabe der Ausfertigung von März auf April zu berichtigen. ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 18,8 × 23,5 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Ergänzung (zu erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), (Leben Sie 〈…〉 G [40,22–23]), Tinte; S. 1 am oberen Rand Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antwort No. XII. 4 May No XIII. .. No. XIV. dL 28 May.“, links Briefzählung: „N¯o. 7.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). – Beischluss: Brief von Herzogin Anna Amalia an Christian Heigelin (vgl. zu 38,27–28). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 73–75. – Auf zwei Doppelblättern 21 × 34,7 cm, 5 3/4 S. beschr. (S. 3–7 Text, S. 1 Konzept zu Nr 32, S. 8 Abschrift eines Briefes von Meyer an Herzogin Anna Amalia, Rom, den 3. April 1796), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 7. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 658–659 (Teildruck mit abweichender Datierung: 37,18–19 Iffland spielt schon 〈…〉 Ganze ausmachen. und 38,22–25 Es freut mich 〈…〉 gesehen habe.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 27–29, Nr 12 und 29–31, Nr 13 (Teildruck: 39,13–40,8 Zu der Vollendung 〈…〉 umständliche Conferenz gehabt. und, als eigenständiger Brief aus Weimar, 3. April 1796, 37,18–25 Iffland spielt schon 〈…〉 Leibes gesehen habe.). E3: WA IV 11 (1892), 52–57, Nr 3296 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Zettel 11,7 × 9,2 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; Rs. lavierte Federzeichnung von Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 40,25–26). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 75. – Als Teil des Briefkonzepts (vgl. Überlieferung zu K des Briefes). E: WA IV 11 (1892), 315 (Eduard von der Hellen; nach K).

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BRIEF 36

Abb. 2: Grabmonument für Louise Kobe von Koppenfels (zu Nr 36) Entwurf von Johann Heinrich Meyer Lavierte Federzeichnung

APRIL 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 25. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 89) und vom 19. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 136). Der Brief vom 3. April 1796 traf kurz vor Abschluss des vorliegenden Briefs ein (vgl. RA 2, Nr 159). – Meyer antwortete mit drei Briefen, vom 4. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 186), vom 18. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 203) und vom 26. Mai bis 4. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 213). Postsendungen: 18. April 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). 37,12 März] Irrtümlich für April (vgl. Datierung). 37,13 meinem letzten Brief] Das ist Nr 32. 37,14 N¯o. 8] Der Brief vom 25. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 89) mit der Zählung „N. 8.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 65). 37,14–15 der andere vom 19ten März] Der Brief vom 19. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 136) mit der Zählung „N. 9“ (H: GSA 28/1045, Bl. 67–68), der zum Zeitpunkt des Empfangs offenbar noch ohne Nummer war. 37,16–17 von unserm Theatralischen Jubiläum] Zu August Wilhelm Ifflands erstem Gastspiel in Weimar vom 25. März bis zum 26. April 1796, auf das Goethe lange Zeit hingearbeitet hatte (vgl. Nr 5 und die Erläuterungen dazu). 37,18 Iffland] August Wilhelm Iffland. 38,20 zuletzt Egmont aufführen] Goethes „Egmont“, in der Bearbeitung von Schiller, wurde am 25. und 26. April 1796 in Weimar aufgeführt. In der Titelrolle trat Iffland auf. 38,21 Schiller, der 〈…〉 hier ist] Schiller hielt sich vom 23. März bis zum 20. April 1796 in Weimar auf, in den Tagen, in denen seine „Egmont“-Bearbeitung zur Aufführung kam. Seine Frau Charlotte und sein Sohn Carl waren ebenfalls dabei. 38,23 unserer großen Expedition] Die gemeinsame Reise durch Italien (vgl. zu 22,5). 38,26–27 Da Sie anfang des May nach Neapel zu gehen gedenken] Meyer wollte Rom verlassen und Anfang Mai weiter nach Süden reisen. Zur Änderung seiner Pläne im Juni 1796 vgl. zu 68,6. 38,27–28 der beyliegende Brief 〈…〉 an Heigelein] Bei dem nicht erhaltenen Beischluss, einem Brief der Herzoginmutter Anna Amalia an den in Neapel lebenden schwäbischen Kaufmann und Bankier Christian Heigelin, handelte es sich um eine „Empfehlung“ (Meyers Brief an Goethe, 15. Juni 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 97; vgl. Goethe-Meyer 1, 267). Meyer hatte sie, um damit den notwendigen Pass für die Reise nach Neapel baldmöglichst bekommen zu können, am 3. Mai 1796 an Heigelin weitergeleitet (H: GSA 28/1045, Bl. 78; vgl. Goethe-Meyer 1, 234).

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BRIEF 36

38,29 Ihre Römischen Gönner und Freunde] Darunter der Graf zu Münster (vgl. zu 33,21). 38,30 einen Brief an Hackert] Das Vorhaben wurde so nicht umgesetzt, sondern auf Mitte Juni 1796 verschoben (vgl. Nr 58). 39,3 die Bearbeitung des Cellini] Übersetzung der Lebensbeschreibung von Benvenuto Cellini (vgl. zu 41,1). 39,6 dieses confußen Individui] Hier im Sinne von ‚verworrenem Einzelnen‘ (vgl. GWb 5, 565) – Individui: Genitiv von lat. individuum. 39,10 Das Winklerische Kabinet ist 〈…〉 feil.] Der Leipziger Kaufmann Gottfried Winkler besaß zum Zeitpunkt seines Todes im Jahre 1795 eine bedeutende Kunstsammlung mit rund 1.300 Gemälden, 8.000 Zeichnungen und mehr als 100.000 Kupferstichen. In seinem Brief vom 4. Mai 1796 riet Meyer zum Erwerb von ausgewählten Stücken daraus (vgl. Goethe-Meyer 1, 236). Anders als von Goethe angenommen, wurden die Kunstwerke allerdings nicht umgehend verauktioniert (vgl. 48,32–33), sondern gingen zunächst in den Besitz der erwachsenen Söhne des Erblassers über, an Friedrich Daniel, Gottfried und Christian, die sich erst nach 1802 von einzelnen Sammlungsteilen trennten. – feil sein: verkäuflich, zum Verkauf stehen. 39,10–11 Der Herzog] Herzog Carl August. 39,13 Zu der Vollendung Ihrer Copie] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer den nahen Abschluss der Arbeiten, eine dem Original möglichst getreue, gezeichnete, getuschte und kolorierte Kopie der „Aldobrandinischen Hochzeit“ (vgl. zu 25,3–4), in Aussicht gestellt. Diesen Abschluss konnte er in seinem Brief vom 3. April 1796, welcher Goethe noch während der Niederschrift des vorliegenden Briefes erreichte, bestätigen (H: GSA 28/1045, Bl. 70; vgl. Goethe-Meyer 1, 216). 39,17 Dem Freund der Geschmäcke in Dresden] Joseph Friedrich von Racknitz, Verfasser des kostspieligen Prachtwerks „Darstellung Und Geschichte Des Geschmacks Der Vorzüglichsten Völker In Beziehung Auf Die Innere Auszierung Der Zimmer Und Auf Die Baukunst“ (6 Lieferungen. Leipzig 1796–1799). Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer Goethe vom bevorstehenden Erscheinen dieses Werks berichtet. 39,17–18 diejenigen, die dem Kindlein nach dem Leben strebten] Die Kritiker des Vorhabens, worunter sich offenbar auch der Adressat befunden hatte. Die Formulierung ist eine Anspielung auf Herodes und den im Neuen Testament geschilderten Bethlehemitischen Kindermord (Matthäus 2, 16). 39,19–20 einer Rezension in der Litteraturzeitung] Das 20-seitige Probeheft mit der „Darstellung und Geschichte des Geschmacks an Arabesken“ in der ALZ 1796, 1. Bd., Nr 103, Sp. 821–824 (von Carl August Böttiger). 39,23–24 spanischen Reverenzen] Besonderen Respekt zollende Verneigungen mit kreuzweise gebogenen Füßen, die nach der Hofetikette vor allem dem Kaiser

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und den Mitgliedern seiner Familie entgegengebracht werden (vgl. Friedrich Carl von Moser: Teutsches Hof-Recht, Bd. 2, Frankfurt a. M. und Leipzig, 1761, S. 680). 39,24 antiquarischen] ‚Antiquarisch‘: hier im Sinne von ‚altertümlich‘, ‚antiquiert‘. 39,24 – 25 Nota bene] Lat.: Merke wohl. 39,26–27 das Schreckensistem] Mit Bezug auf das ’Strafgericht’ der „Xenien“, insbesondere auf Goethes Xenien „Neuste Schule“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 205; WA I 5.1, 209, Nr 27) und „An deutsche Baulustige“ („Musen-Almanach für das Jahr 1797“, S. 205; WA I 5.1, 209, Nr 28). Zu einem derartigen Vorgehen hatte Meyer im zweiten Bezugsbrief Goethe bereits ermuntert, „den es wird mir immer klarer & einleüchtender daß das System des Schreckens das einzige ist wodurch die Herrschaft erlangt werden kann, und daß es auch sonst wahrlich zeit ist solche Todsünden in der Kunst hart und ernstlich zu bestraffen“ (H: GSA 25/1045, Bl. 68; vgl. Goethe-Meyer 1, 215). 39,29 N¯o 10] Der Brief vom 3. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 159) mit der Zählung „N 10.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 70.) 39,30–31 Was Sie mir von der Altobrandinischen Hochzeit sagen] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer sich beeindruckt von dem Werk als eines lehrreichen Beispiels antiker Wandmalerei gezeigt: „es ist ein Stück welches uns lange erfreuen & eine Unerschöpfliche Quellen nüzlicher Betrachtung und belehrung werden wird. Ich kan wohl sagen daß ich keinen Augenblick darvor gestanden habe ohne Unterricht zu empfangen, und daß ich in dieser kurzen Zeit mehr von der Mahlerey gelernt und begriffen habe als sonst in meinem ganzen Leben vorher. und dieses ist wircklich im Ernst und aus Überzeugung gesprochen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 67; vgl. Goethe-Meyer 1, 211.) Im Brief vom 3. April 1796 geht Meyer auf das Wandbild ein, ferner auf seine eigene Kopie und seine Bemerkungen dazu (vgl. Goethe-Meyer 1, 216–218). 40,1 Die konfuße Kennerschafft der Liebhaber] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer von anderen Deutschen berichtet, die im Begriff stünden, über Rom und Italien zu schreiben, darunter Friedrich Matthisson, Friederike Brun und Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster (vgl. Goethe-Meyer 1, 214). Im ersten Antwortbrief betont er die eigenen Vorzüge verglichen mit diesen Konkurrenten (vgl. GoetheMeyer 1, 234). – ‚konfuß‘: hier am ehesten im Sinne von ‚unsystematisch‘, ‚unübersichtlich‘, ‚unklar‘ (vgl. GWb 5, 565). 40,5 Epistel] Hier: ein offener Brief (vgl. GWb 3, 220). 40,9 Die Angelegenheite mit Heigelin, wegen des Gemähldes] Im Sommer 1793 war Angelika Kauffmann im Auftrag von Herzoginmutter Anna Amalia gebeten worden, die Kopie von Annibale Carraccis „Pietà“, welche Friedrich Bury bei Christian Heigelin versetzt hatte, zu erwerben (vgl. Goethes Brief an Meyer, 22. Juni 1793; GB 9 I, Nr 177 und die Erläuterungen dazu).

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BRIEF 37

40,11 Ludekus hat an ihn geschrieben] Der Brief des Schatulliers Johann August Ludecus an Christian Heigelin ist nicht überliefert. 40,15 Das Recept zu Glaspasten] Im Brief vom 3. April 1796 hatte Meyer seine Absicht bekundet, das Rezept für Glaspasten zur Nachbildung geschnittener Steine nächstens zu senden. Das Gewünschte zusammen mit einer Beschreibung des technischen Verfahrens folgte mit Meyers Brief vom 4. Mai 1796 (vgl. GoetheMeyer 1, 237f.) 40,17–18 der Fürstin die Sammlung zurück geben] Die Gemmensammlung des Frans Hemsterhuis, die nach dessen Tod an Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin übergegangen war, hatte Goethe im November 1792 in Münster zu treuen Händen bekommen und nach Weimar mitnehmen dürfen (vgl. Brief der Fürstin Gallitzin an Goethe, 27. Dezember 1792; RA 1, Nr 491) sowie die entsprechende Stelle in der autobiographischen Schrift „Campagne in Frankreich 1792“ (WA I 33, 233–259). Goethe schickte die Sammlung am 6. Februar 1797 an die Fürstin zurück (vgl. Goethes Brief unter diesem Datum; WA IV 12, 32–35). Vor der Rückgabe, im Januar 1797, hatte er noch Gipsabgüsse von 56 bedeutenden Stücken daraus anfertigen lassen. Zur späteren Geschichte der Sammlung vgl. Goethes Aufsatz „Hemsterhuis-Galizinische Gemmen-Sammlung“ (WA I 49.2, 101–105). 40,18–19 Den Brief an Hackert 〈…〉 einen an Angelika] Goethes Briefe an Jacob Philipp Hackert (Nr 58) und Angelika Kauffmann (Nr 59) lagen seinem Brief vom 20. Mai 1796 (Nr 49) nicht bei, sondern erst seinem Brief vom 13. Juni 1796 (Nr 60). 40,20–21 Bertuch verspricht 〈…〉 senden will.] Goethe konnte die Geldanweisung erst am 25. Mai 1796 senden (vgl. zweite Erläuterung zu 49,31 und zu 64,2). Zum Geldtransfer nach Italien vgl. zu 5,29–30. – Die potentielle Barschaft wurde von Meyer bereits sehnlich erwartet, hatte er sich doch bereits Geld für die Reise nach Florenz von seinem Landsmann Hans Caspar Escher, einem jungen Architekten aus Zürich, leihen müssen. 40,22 meinen Roman] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. 40,22–23 dann mach ich mich auf] Die geplante (dritte) Italienreise Goethes fand nicht statt. 40,24–25 Die Frau von Koppenfels 〈…〉 ein Monument zu setzen.] Maria Christiana Kobe von Koppenfels wollte ihrer am 18. Oktober 1795 im Alter von nur 18 Jahren verstorbenen Tochter Louise ein Grabdenkmal setzen lassen. Zum Kontext vgl. die Erläuterungen zu Goethes Brief an die Mutter, 〈Anfang Dezember 1795〉; GB 10 II, Nr 192. 40,25–26 ein paar Zeichnungen schicken] Die Rückseite der Beilage enthält bereits einen ersten Entwurf für das Monument (vgl. Abb. 2 im vorliegenden Band). Zu sehen ist eine weibliche Figur in Rückenansicht, die flehend die Arme zum Himmel erhebt. Die weiteren, nicht überlieferten Zeichnungen folgten später, zwei

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Entwürfe mit Meyers zweitem Antwortbrief, ein weiterer in der dritten Antwort vom 4. Juni 1796. An diesem letztgenannten Entwurf hatte auch Hans Caspar Escher mitgewirkt. 40,26 das für Prinz Constantin] Das Kenotaph aus dem Jahre 1795 für Prinz Friedrich Ferdinand Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach (verstorben 1793), den jüngeren Bruder von Herzog Carl August, am rechten Ufer der Ilm im Park von Tiefurt. Das von der Herzoginmutter Anna Amalia bei Martin Klauer in Auftrag gegebene Denkmal aus Sandstein ist einem antiken Sarkophag nachempfunden; außer zwei Inschriften sind auf der vorderen Langseite im Relief zwei geflügelte Putten mit Lorbeerkränzen zu sehen, im Bogensegment darüber ein Schmetterling; auf den Schmalseiten befinden sich eine Lyra bzw. ein antikischer Helm. 40,30 was Klauer machen kann] Das Monument wurde von Martin Klauer ausgeführt; Goethe betrachtete es am 21. Juni 1799 (vgl. GT II 1, 307). Das heute stark verwitterte Relief auf dem Friedhof von Rohrbach, nördlich von Weimar, stellt eine große sitzende Frauengestalt dar, die sich über eine Urne beugt (vgl. Wilhelm Bode: Martin Klauer, der Bildhauer im klassischen Weimar. In: Stunden mit Goethe. Für die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hrsg. von Wilhelm Bode. Bd 5. Berlin 1909, S. 280). 40,30 seeberger Stein] Sandstein des Oberen Keuper, der am Großen Seeberg bei Gotha gebrochen wurde.

37. An Friedrich Schiller

Weimar, 21. April 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 34. – 1 Bl. 19,3 × 22,9(–23,2) cm, Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 35, Nr 159. WA IV 11 (1892), 57, Nr 3297. 2) Beilage 1: Manuskript zur Cellini-Übersetzung (vgl. zu 41,1). 3) Beilage 2: Besetzungsplan zur Weimarer „Egmont“-Aufführung (vgl. zu 41,3). H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 25. – Doppelblatt 20,6 × 34, 7 cm, 2 S. beschr., egh. und von Schillers Hd 〈Text in Petitdruck wiedergegeben〉, Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Ein-

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BRIEF 38

band die Aufschrift, Schreiberhd (Geist), Tinte: Acta / des Herrn Ifflands / Aufenthalt dahier / betrl / 1796., 59 Bl., heute in modernem Pappeinband. E: August Diezmann: Goethe’s Egmont für die Bühne bearbeitet von Schiller. Stuttgart und Augsburg 1857, S. 6f. – Danach gedruckt in: NA 13, 323. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. Goethe hatte zuletzt am 13. Februar 1796 (Nr 24) geschrieben, Schiller am 18. März (vgl. RA 2, Nr 133). Goethe war vom 16. Februar bis zum 16. März in Jena (Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7), Schiller vom 23. März bis zum 20. April in Weimar gewesen. Der vorliegende Brief nahm die unterbrochene Korrespondenz wieder auf. – Schiller antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 171). Postsendungen: 21. April 1796 (GT II 1, 68). 41,1 Cellini] Manuskript zur 1. Fortsetzung von Goethes „Benvenuto Cellini“, der Übersetzung der Autobiographie des italienischen Goldschmieds und Bildhauers (vgl. zu 17,23–24). Der Beitrag erschien im 5. „Horen“-Stück 1796. Den Anfang der Übersetzung hatte Goethe am 24. Februar 1796 in Jena fertiggestellt (vgl. GT II 1, 62) und Schiller persönlich übergeben. 41,1 ehe Sie zurück kommen] Schiller war nach fast vierwöchigem Aufenthalt in Weimar am 20. April 1796 nach Jena zurückgekehrt. Anlass seines Besuchs waren die Vorbereitung der Inszenierung von „Egmont“, den er für die Weimarer Bühne bearbeitet hatte, sowie das Gastspiel August Wilhelm Ifflands, der an 14 Abenden in 13 Rollen auftrat. Am 25. April kam er nach Weimar, um die erste „Egmont“-Aufführung zu besuchen. Am 26. April fuhr er nach Hause zurück. 41,2 der folgenden Lieferung] Die 2. Fortsetzung der Cellini-Übersetzung war am 4. Mai 1796 fertig; vgl. Goethes Notiz im italienischen Exemplar der Autobiographie (S. 102): dritte Lieferung 15 Bogen d. 4. May 96 (zitiert nach: Ruppert, S. 8). 41,3 Anzeige zu Egmont] Es handelte sich um den Entwurf des Theaterzettels mit dem Besetzungsplan zur Weimarer „Egmont“-Aufführung vom 25. April 1796. Von Goethes Hand stammen die Namen der Schauspieler (Heinrich Vohs in der Titelrolle, August Wilhelm Iffland als Alba), von Schillers Hand die Personen des Dramas sowie die weiteren Angaben zu den im Chor sprechenden Standesvertretern (Fabrikanten, Bäcker, Barbier u.a.m.) und den Dekorationen. Schiller verzichtete auf die Eintragung der Titulaturen (41,4), der Standes- und Ehrenbezeichnungen, vermutlich weil sich die Planungen bereits geändert hatten. – Iffland übernahm nicht die Rolle des Alba, sondern als letzte Gastrolle die Titelpartie. 41,4–5 Ich wünsche das Blatt 〈…〉 zurück zu erhalten.] Schiller schickte das Blatt am Tag darauf – „specifiziert und tituliert“ (NA 28, 212) – zurück. 41,6 unserer vierwochentlichen Abentheuer] Die gemeinsam in Jena und Weimar verbrachten Wochen.

APRIL 1796

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41,8–9 für den treuen Beystand] Schillers Unterstützung in den Theaterangelegenheiten während des einmonatigen Gastspiels von August Wilhelm Iffland, besonders durch die Bearbeitung des „Egmont“. Goethe wollte Schiller enger mit dem Theater verbinden; Charlotte von Stein schrieb in ihrem Brief an ihren Sohn Fritz vom 4. bis 18. April 1796: „Goethe macht Anschläge im Fall er Iflanden nicht hier fürs Theater engagiren kan, den Schiller die Theater Wirthschafft, welche er zeither verwaltet, zu übergeben, da er nach Italien geht.“ (H: GSA 122/101.) Die geplante Italienreise Goethes fand nicht statt; vgl. GB 10 II, zu 157,5.

38. An Georg Heinrich Ludwig Nicolovius

Weimar, 25. April 1796 → 〈Eutin〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Det Kongelige Bibliotek Købnhavn (Kopenhagen), Bestand: Nachlass H. C. Andersen, Sign.: Ny k. S., Fol. 1299g, IV. – Doppelblatt 18,5 × 23,0 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn Nico〈lo〉vius, darüber und darunter Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3); S. 3 Widmung von Friedrich von Müller, Tinte: „Dem theuren Freunde Andersen / übereignet zum herzlichsten Lebewohl! / Weimar 6 Febr. 1846. / vonMüller.“ – Faksimile: GSA 29/357,V. E: WA IV 18 (1895), (237), Nr 3297a (Eduard von der Hellen; nach einer späten Abschrift der Ausfertigung von Louis Bobé). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Ludwig Nicolovius’ Brief vom 31. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 156). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Georg Heinrich L u d w i g Nicolovius (1767–1839) wurde als Sohn des ostpreußischen Ministerialbeamten Balthasar Nicolovius in Königsberg geboren. Er studierte Jura und Theologie in seiner Heimatstadt, hörte Kant und trat in freundschaftliche Beziehung zu Johann Georg Hamann. Als Kandidat der Theologie unternahm Nicolovius 1789/90 eine Reise nach Holland und London. Dabei lernte er u.a. Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf kennen und durch dessen Vermittlung Friedrich Leopold zu Stolberg, zu dem er eine enge persönliche Beziehung entwickelte. Mit ihm unternahm er von 1791 bis 1793 eine Reise durch Deutschland, die Schweiz, Italien und Sizilien. Nach seiner Rückkehr begegnete er bei Jacobi Louise Schlosser, Goethes Nichte, der Tochter von dessen früh verstorbener Schwester Cornelia. Die beiden heirateten 1795. Im gleichen Jahr wurde Nicolovius durch Stolbergs Vermittlung Erster Sekretär der fürstlich-lübeckischen Rentkammer in Eutin. 1797 reiste er mit Stolberg in diplomatischer Mission nach Russland. Nach

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BRIEF 39

dessen Konversion zum Katholizismus im Jahr 1800 suchte Nicolovius nach Möglichkeiten, in die Heimat zurückzukehren. 1805 erhielt er die Stelle eines Kammerassessors bei der Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg, wo ihm die Verwaltung des Schulwesens und der Angelegenheiten der katholischen Kirche oblag. Im gleichen Jahr wurde er Konsistorialrat. 1808 übernahm er das Amt eines Staatsrats beim Ministerium des Inneren, zuständig für die Sektion Kultus und öffentliches Schulwesen, und wechselte 1810 nach Berlin. Dort knüpfte er Beziehungen zu Wilhelm von Humboldt an, der 1809/10 mit der Reformierung des preußischen Bildungswesens befasst war. Nach dem Ende der Freiheitskriege wurde Nicolovius 1817 zum Mitglied des Staatsrats und Wirklichen Geheimen Regierungsrat berufen. Als Direktor des Ministeriums für Kultus und öffentliche Schulen sowie Religionsangelegenheiten gewann er Bedeutung als Vermittler zwischen protestantischem Fürsten und katholischer Kirche, insbesondere in den Auseinandersetzungen mit den preußischen Westprovinzen Rheinland und Westfalen. Goethe lernte den Ehemann seiner Nichte nie persönlich kennen. Dennoch stand er mit ihm in einem gelegentlichen Briefwechsel, der von beiden Seiten in herzlichfreundschaftlichem Ton geführt wurde. Es sind etwa ein Dutzend Briefe Goethes an Nicolovius überliefert, bei knapp 20 Gegenbriefen. Aus dem Jahr 1796 stammen nur der vorliegende Brief sowie der Bezugsbrief. Im Wesentlichen geht es um Persönliches, um Einladungen zu Besuchen, Familiennachrichten und Grüße. Einige Male übersendet Goethe eigene Werke und erkundigt sich nach dem Fortschritt der Ausgabe der Werke Johann Georg Hamanns, deren Edition Nicolovius plante, die aber nicht zustandekam. 42,25 daß der Kleine 〈…〉 wächst und zunimmt] Im Bezugsbrief hatte Nicolovius die Geburt seines ersten Sohnes Eduard am 26. März 1796 mitgeteilt. Er starb früh mit 12 Jahren am 10. September 1808.

39. An Charlotte von Kalb

〈Weimar, 26. April 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Der Brief wurde am Tag nach der „Egmont“-Aufführung vom 25. April 1796 geschrieben (vgl. zu 43,1). ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtarchiv Nürnberg, Bestand: Adressen und Diplome, Sign.: A 3 Nr 102. – 1 Bl. 19,4 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An Frau / Major von Kalb. sowie Reste eines roten Siegels (Motiv undeutlich), Bl. 2 am Rand oben Siegelausriss.

APRIL 1796

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E: Köpke, Kalb (1852), 120f. (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung Kasten 71, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin]). WA IV 11 (1892), 58, Nr 3298 (nach E). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 26. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 175). – Charlotte von Kalb antwortete Ende April 1796 (vgl. RA 2, Nr 176). 43,1 gestrigen Aufführung] Im Bezugsbrief hatte sich Charlotte von Kalb enthusiastisch über „Egmont“ geäußert, der am 25. April 1796 in Schillers Bearbeitung aufgeführt worden war. In der Titelrolle trat August Wilhelm Iffland auf, der vom 25. März bis zum 26. April 1796 ein Gastspiel in Weimar gab. 43,3 solche ernsthafte Versuche] Versuche, durch Anschauung und Beispiel eines großen Schauspielers das Niveau des eigenen Ensembles zu heben. – In seinem Aufsatz „Weimarisches Hoftheater. Februar 1802“ schreibt Goethe, die Weimarer Bühne habe stets den Grundsatz verfolgt, der Schauspieler müsse seine Persönlichkeit verläugnen und dergestalt umbilden lernen, daß es von ihm abhange, in gewissen Rollen seine Individualität unkenntlich zu machen. (WA I 40, 74.) Dem hätten jedoch ein falsch verstandner Conversationston sowie ein unrichtiger Begriff von Natürlichkeit (ebd.) entgegengestanden. Dann heißt es mit Blick auf das Gastspiel Ifflands: Die Erscheinung Ifflands auf unserm Theater lös’te endlich das Räthsel. Die Weisheit, womit dieser vortreffliche Künstler seine Rollen von einander sondert, 〈…〉 und sich sowohl in’s Edle als in’s Gemeine, und immer kunstmäßig und schön, zu maskiren versteht, war zu eminent, als daß sie nicht hätte fruchtbar werden sollen. (Ebd.) Mehrere weimarische Schauspieler hätten dadurch große Fortschritte gemacht. 43,10–11 gewisse Verhältnisse] Möglicherweise spielt Goethe auf die Unannehmlichkeiten an, die ihm seine Beziehung zu Christiane Vulpius nach wie vor im gesellschaftlichen Leben Weimars bereitete. So scheint Charlotte von Kalb ihn jedenfalls verstanden zu haben. In ihrem Antwortbrief bedauert sie, dass Goethe durch ein „Ve r h ä l t n i s“ gefesselt werde, „dass Sie sich nicht selbst h i n g e b e n; für uns – und das andere unschuldig dabey darben müßen!“ (H: GSA 28/13, Bl. 170; vgl. Kalb-Goethe, 57.) Dann spricht sie von ihrer Sehnsucht nach Aufrichtigkeit und Offenheit in menschlichen Beziehungen: „Aber es gehört Liebe dazu – diese freie grose – himmlische Liebe; nicht die Elende dumme beschränkte. 〈…〉 aber wie himlisch ist das z u s a m m e n f i n d e n. – von Wesen die sich geben wie s i e s i n d – Nur der Wahrheit – Schönheit, und den Verstand huldigen das höchste lieben – mit allen leben u seyn!“ (H: GSA 28/13, Bl. 170 und 171; vgl. KalbGoethe, 57.)

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BRIEFE 40–42

40. An Christiane Vulpius Jena, 29. April 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 9. – Doppelblatt 11,8 × 18,4 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Adresse: An Demoiselle / Christiane Vulpius / Weimar.; Bl. 1 am rechten Rand oben und unten Spuren eines roten Siegels. E: WA IV 11 (1892), 59, Nr 3300 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Goethe hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796, unterbrochen von einer Fahrt nach Weimar und zurück am 20. Mai, in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9, 11 und 13). 43,15 Götzen] Paul Goetze, Goethes früherer Diener, Baukondukteur in Jena. 43,15 Schock] Das Schock bezeichnete unterschiedliche Mengen, am häufigsten aber eine Menge von 60 Stück (vgl. Adelung 3, 1616). 43,15 Kohlrabipflanzen] Kohlrabisetzlinge. 43,18 Meine Sachen] Dazu gehörte die Arbeit am 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (beendet im Juni bzw. August 1796) sowie die Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis, die von April 1796 an in Fortsetzungen in Schillers „Horen“ erschien.

41. An Charlotte von Kalb

〈Jena〉, 1. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – Doppelblatt 11,7 × 18,6(–18,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Köpke, Kalb (1852), 146 (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung Kasten 71, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin]). WA IV 11 (1892), 60, Nr 3302 (nach E; vgl. auch den Hinweis auf H und die Berichtigung in WA IV 30, 259). BEIL AG EN

Ein Buch (vgl. erste Erläuterung zu 44,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief von Ende April 1796 (vgl. RA 2, Nr 176). – Charlotte von Kalb antwortete mit einem Brief vom 4. Mai 1796 (vgl.

APRIL/MAI 1796

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RA 2, Nr 185) und schickte einen Brief aus der Zeit vom 1. bis zum 4. Mai mit (vgl. RA 2, Nr 180). 44,1 das Buch] Gegen Ende des zwölf Seiten langen Bezugsbriefs (H: GSA 28/13, Bl. 170–175) heißt es: „〈…〉 ich lege diese blätter in ein Buch – damit mann nicht bemerkt daß ich Ihnen so viel geschrieben – sonderbaar – einfältig“ (ebd., Bl. 175; vgl. Kalb-Goethe, 60). Um welches Buch es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. 44,1 hier] Goethe hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 in Jena auf. 44,4–5 daß ich ihn zu kurz fand] Der Antwortbrief Charlotte von Kalbs umfasst wieder vier Seiten (H: GSA 28/13, Bl. 176–177), der beigelegte Brief acht Seiten (H: GSA 28/13, Bl. 178–181).

42. An Christiane Vulpius

〈Jena〉, 1. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 10. – Doppelblatt 11,7 × 18,7(–18,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 11 (1892), 59f., Nr 3301 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius. – Der Antwortbrief, auf den Nr 44 antwortet, ist ebenfalls nicht überliefert. Goethe scheint auf Christiane Vulpius’ Klagen über sein langes Ausbleiben zu antworten. Er hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796, unterbrochen von einer Fahrt nach Weimar und zurück am 20. Mai, in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9, 11 und 13). 44,12 meine schwere Arbeit] Die Arbeit am 7. und 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (beendet im Juni bzw. August 1796) sowie die Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis, die von April 1796 an in Fortsetzungen in Schillers „Horen“ erschien. 44,14 nach Ilmenau] Nach Ilmenau ging Goethe erst am 30. Oktober und blieb dort bis zum 9. November 1796, wo er sich um Bergwerksangelegenheiten kümmerte. 44,14 das Bübchen] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August. 44,14–15 ihr sollt mich bald besuchen] Christiane Vulpius besuchte Goethe mit dem gemeinsamen Sohn August am 19. Mai 1796 in Jena (vgl. GT II 1, 70: Besuch von Weimar). Alle zusammen reisten am 8. Juni zurück nach Weimar (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 13).

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43. An Friedrich Schiller

BRIEFE 43/44

〈Jena, 3.? Mai 1796〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Der Brief wurde, wie die Adresse zeigt, von Haus zu Haus befördert, und zwar in Jena. Goethe hielt sich seit dem 28. April 1796 in Jena auf, wo er auf Sammlung (44,12) hoffte, um den Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zu Ende zu bringen. Der Brief scheint in den ersten Tagen seines Aufenthalts geschrieben worden zu sein, bevor sich Goethe am 4. Mai im Brief an Christiane Vulpius unzufrieden darüber äußerte, daß der Roman nicht rücken will. (45,13.) Aus dem Tagebuch geht hervor, dass Goethe am 29. April bey Schiller mit Körners u. Graf Geßler (GT II 1, 68) war, am 1. Mai desgleichen und am 2. Mai zunächst mit „Benvenuto Cellini“ beschäftigt und dann Den ganzen Tag spaziren (GT II 1, 69) war. Der nächste Eintrag stammt vom 5. Mai: Abends Huflands. (Ebd.) Demnach könnte der vorliegende Brief am 3. Mai 1796 geschrieben worden sein. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 36–37. – Doppelblatt 11,9 × 18,6 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: An / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl: und rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); Bl. 2 obere Ecke ausgerissen. E: Schiller-Goethe4 1 (1881), 119, Nr 160. WA IV 11 (1892), 60f., Nr 3303. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 44,19 in der künstlichen Wüste] Das Jenaer Schloss, das Goethe wiederholt die gewünschte Ruhe zur Arbeit bot (vgl. GB 10 I, 170,22–24 sowie zu 3,3). – Künstlich: hier im Sinne von ‚nicht natürlich‘, ‚von Menschenhand geschaffen‘ (vgl. GWb 5, 837). 44,21 die Freunde] Schiller hatte (vom 27. April bis zum 17. Mai 1796) Besuch aus Dresden: seinen Freund Christian Gottfried Körner, dessen Frau Minna, die gemeinsamen Kinder Emma und Theodor, Minnas Schwester Dora Stock sowie den gemeinsamen Freund Carl Friedrich Graf Geßler. Gesellige Unterhaltungen fanden am 29. April 1796 und an den folgenden Tagen bei Schiller statt, an denen Goethe teilnahm (vgl. GT II 1, 68f.). 45,1 Victoria] Eine Bronzestatuette, die nach Goethes Vermuthung 〈…〉 eine Victorie seyn könnte (53,25), aus dem Nachlass des Inspektors der Dresdner Antikenkabinette und des Münzkabinetts Johann Friedrich Wacker. Goethe beschreibt die Plastik ausführlich in seinem Brief an Johann Heinrich Meyer vom 20. Mai 1796 (vgl. 52,1–28, außerdem zu 48,3–5).

MAI 1796

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45,1 kommen lassen] Das Kunstwerk traf am 16. Mai 1796 in Weimar ein; in Goethes Tagebuch ist vermerkt: Vicktoria accquirirt (GT II 1, 70). 45,2 Preiß] August von Seckendorff, der Wackers nachgelassene Bronzestatuetten erworben hatte, verlangte in einem Brief an Körner vom 24. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 210) neun Louisdors, Goethe zahlte schließlich acht, nachdem er zunächst sieben geboten hatte (vgl. Körners Briefe an Goethe, 29. Mai 1796 [Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 (1887), 3–161, hier 53f.; vgl. RA 2, Nr 216] sowie an Schiller, 7. Juni 1796 [NA 36 I, 221]). Gottlieb Hufeland hatte vermittelnd gewirkt (vgl. dessen Brief an Körner, 25. März 1796 [RA 2, Nr 143] sowie dessen Briefe an Goethe, 7. März 1796 [RA 2, Nr 115] und 16. April 1796 [RA 2, 169]).

44. An Christiane Vulpius

Jena, 4. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 11. – Doppelblatt 18,8 × 23,5(–23,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 11 (1892), 61, Nr 3304 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Möglicherweise Geld (vgl. 45,9–10). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius (vgl. zu 45,6–45,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethe hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796, unterbrochen von einer Fahrt nach Weimar und zurück am 20. Mai, in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9, 11, und 13). 45,6–7 So mag ich es 〈…〉 sorgfältig bist.] Goethe antwortete offensichtlich auf einen nicht überlieferten Brief, in dem Christiane Vulpius über Hausarbeit und Vergnügungen berichtete. Zuletzt hatte Goethe ihr Samen und Setzlinge von Gemüsepflanzen geschickt, die sie säen und einpflanzen sollte (vgl. 43,15–17). In den vorangegangenen Briefen aus dem Jahr 1796 hatte Christiane von Wäschemachen, Flachsspinnen, Schlittschuhlaufen auf dem Schwansee und vor allem von Theaterbesuchen geschrieben (vgl. Goethe-Christiane 1, 60–72). 45,9 Da Hl. Cotta sich 〈…〉 wohl gehalten hat] Johann Friedrich Cotta, der Tübinger Verleger, hatte auf der Rückreise von der Leipziger Ostermesse vom 4. bis zum 7. Mai 1796 Schiller besucht. Bei dieser Gelegenheit nahm er am 6. Mai eine Honorarabrechnung für Goethes Beiträge zu den „Horen“ vor (abgedruckt in: NA

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BRIEF 45

41 II A, 359); demnach erhielt Goethe für die 1795 erschienenen Beiträge 52 Louisdors (vgl. auch Schillers Honorarberechnung vom 19. Februar 1796; NA 41 II A, 357), für die bis April 1796 erschienenen Beiträge (Übersetzungen von Madame de Staëls „Versuch über die Dichtungen“ und den Anfang der Lebensbeschreibung Benvenuto Cellinis) 33 Louisdors und 2 Reichstaler, also insgesamt 83 Louisdors und 2 Reichstaler. Diesen Betrag zahlte Cotta in verschiednen Geldsorten; laut seinem Tagebuch vom 6. Mai 1796 erhielt Goethe 58 ½ Louisdl. und 22 Caroll. (GT II 1, 69). In der Summe entsprechen diese Beträge umgerechnet dem von Cotta berechneten Honorar von etwas mehr als 83 Louisdors. 45,11 den Kleinen] Goethes sechseinhalbjährigen Sohn August. 45,11 Carl] Schillers zweieinhalbjähriger Sohn, gelegentlich Spielkamerad Augusts. Als im Juli 1796 die Geburt von Schillers zweitem Kind bevorstand, bot Goethe an, Carl eine Zeitlang in sein Haus aufzunehmen (vgl. zu 86,23). 45,13 der Roman] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, an deren 7. und 8. Buch Goethe arbeitete. Schon am 4. Mai 1796 hatte Goethe über das langsame Fortschreiten der Arbeit geklagt (vgl. 45,13). Die beiden letzten Bücher des Romans wurden im Juni bzw. August 1796 fertig. 45,13 rücken] Bezeichnet die „verschiedenen Arten langsamer Bewegungen“ (Adelung 3, 1187).

45. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 10. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Von Schreiberhd (nach E). E: Goethe-Voigt1 (1868), 158f., Nr 34 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 62f., Nr 3306. Textgrundlage: WA. – Vor 1891 im Privatbesitz von Rechtsanwalt Arthur Osann in Darmstadt (WA IV 9, 333), der „die grosse Masse gedruckter wie ungedruckter Briefe Goethes an C. G. Voigt dem Goethe- und Schiller-Archiv zur Benutzung übersandte“ (ebd., 329), so dass die Handschriften den Herausgebern von WA vorlagen. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN

45,17 Bergwerks-Acten] Bergwerksacten E 45,21 rh.] Thlr. E 46,3 neugierig] neugierig, E 46,13 angekommen,] angekommen E 46,16 Zeit,] Zeit E.

MAI 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet drei Briefe Christian Gottlob Voigts, vom 2. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 183), vom 6. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 189) und vom 9. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 191). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 11. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 194). 45,16 die verschiedenen Briefe] Mit den Bezugsbriefen war neben den Akten zum Ilmenauer Bergbau auch ein Brief von Heinrich von Trebra an Goethe gelangt; dieser hatte dem dritte Bezugsbrief beigelegen. 45,17 hierher] Goethe hielt sich mit kurzen Unterbrechungen vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13). 45,17–18 die Bergwerks-Acten] Die Akten bezogen sich auf die von der Bergwerkskommission für den 2. Mai 1796 festlegten Verfallserklärungen (Kaduzierungen) derjenigen Anteilsscheine (Kuxe) von Eignern (Gewerken), welche mit den jährlich ausgeschriebenen Nachzahlungen im Rückstand waren oder diese nicht leisten wollten (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16279). Im dritten Bezugsbrief hatte Voigt von den Streitigkeiten deswegen berichtet und eine Strategie zur Beruhigung der Lage vorgeschlagen (vgl. Goethe-Voigt2 1, 247). Beschlossen wurde die Kaduzierung der Kuxe auf der Sitzung der Bergwerkskommission und der Deputierten am 15. Juli 1796. 45,21–22 Daß 〈…〉 zum Schloßbau verwilligt worden] Mit dem Reskript vom 6. Mai war – trotz drohender Kriegsgefahr, die personell wie finanziell fast alle Kräfte im Herzogtum beanspruchte – diese Summe für das Jahr 1796 von Herzog Carl August bewilligt worden (H: LATh – HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8982); Voigt hatte diesen Betrag im zweiten Bezugsbrief erhofft (vgl. Goethe-Voigt2 1, 246) und von dem erfolgreichen Abschluss der Angelegenheit im dritten Bezugsbrief berichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 247f.). – Verwilligen: genehmigen, zulassen. – Zu Reichstalern vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. 45,24 Wochenextract] Wöchentliche Kostenübersicht mit Einnahmen und Ausgaben. Als Mitglied der Schlossbaukommission gehörte die Kontrolle dieser Kosten auch zu Goethes dienstlichen Pflichten. 45,24–25 an den Bauverwalter 〈…〉 den Baumeister zu bedeuten] Goethe sollte sich an Georg Christoph Steffany und Johann Friedrich Rudolf Steiner wenden. 46,3–4 wo noch unser Contingent hin verschlagen wird] Laut Antwortbrief verließ das Weimarer Jägerbataillon das Herzogtum am 13. Mai 1796 und begab sich zunächst (bis 1. Juni 1796) nach Eisenach; am 1. Juni 1796 brach es nach Kirn an der Nahe auf (vgl. Goethe-Voigt2 1, 263). Zu diesem militärischen Verband aus sächsischen und kursächsischen Kontigenten, die schließlich am Feldzug an der Lahn und am Rhein teilnahm (vgl. zu 69,16). Noch im ersten Bezugsbrief hatte Voigt seine Freude mit Goethe geteilt, dass der Abzug der Soldaten wenn

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BRIEFE 46/47

nicht vereitelt, so doch zumindest verzögert werde (vgl. Goethe-Voigt2 1, 243f.). Dass Landeskinder in den Kriegseinsatz geschickt wurden, sah auch der Herzog nicht gern. In den weiteren Briefen berichtete Voigt regelmäßig vom Standort, Erfolgen und Mißerfolgen des Weimarer Bataillon, so am 8. Juni 1796 (vgl. GoetheVoigt2 1, 263). 46,5–6 der Durchstich der Mühllache ist fertig] Mit dem Durchbruch sollte der ungünstige Ausfluss des südlich von Jena gelegenen Mühllache, eines am Stauwehr bei der Rasenmühle beginnenden und nach der Mühlwiese endenden kurzen Seitenarms der Saale, verbessert werden. Durch die geplante und vorgenommene Begradigung des Mündungsbereichs veränderten sich die Strömungsverhältnisse des Wasserlaufs, auch diejenigen der Saale, wodurch die Ablagerung von Kieß günstig beeinflußt wurde. Weiterhin wurde der benachbarte deltaartige Unterlauf der Leutra, ein aus dem Mühltal kommender linker Nebenfluss der Saale, unter derselben Zielsetzung optimiert; hier wurden Dämme angelegt. Die Wasserbauarbeiten waren bereits Ende März/Anfang April 1796 von der dafür zuständigen Kommission an den zuständigen Baukondukteur Paul Goetze dekretiert worden. Goethe berichtete in seinem Votum vom 2. April 1796 von den Planungen (H: GSA 30/104, Bl. 123 und 124f.; abgedruckt in: FA I 27, 133). Ein von Goetze im Mai 1796 angefertigter kolorierter Okularriss zeigt mittels einer aufklappbaren Skizze die topographische Situation vor Beginn und nach Abschluss der Arbeiten (H: GSA 30/104, Bl. 126). Vgl. Abb. 3 im vorliegenden Band. – Zu diesem Thema vgl. FA/Goethe I 27, 133f., Nr 76–78; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 144–145. 46,7 nach dem Feste] Nach dem Pfingstfest am 15. Mai 1796 (Pfingstsonntag). 46,9 Körners und Graf Geßler sind noch hier] Vgl. zu 44,21. Körners Freund Carl Friedrich Graf von Geßler verließ die Stadt schon einen Tag früher als die Familie, am 16. Mai 1796, um seine Reise nach Italien fortzusetzen (vgl. 47,21–23. – Zu Graf Geßler vgl. GB 8 II, zu 213,9. 46,11 Polizey] Hier: ‚vernünftige Ordnung‘ (bezogen auf die persönliche Lebensführung) (vgl. Grimm 13, 1981). 46,13 mehrere Schweizer hier angekommen] Die Bemerkung steht im Zusammenhang mit den Befürchtungen der Universitätsleitung, dass durch das konsequente Vorgehen der Weimarer Regierung gegen reaktionäre Studentenverbindungen, wie dies in jüngerer Vergangenheit geschehen war, sich die Zahl der Immatrikuationen auswärtiger Studierender aus Süddeutschland und der Schweiz in Jena verringern werde. Insbesondere Theologie- und Jurastudenten schlossen sich mit Vorliebe diesen auch untereinander rivalisierenden Orden an, den Schwarzen Brüdern (Harmonisten), Unitisten und Konstantisten. Welche Personen aus der Schweiz sich 1796 tatsächlich an der juristischen Fakultät immatrikulierten, wurde nicht ermittelt. 46,16 herüber] Nach Jena kam der Adressat nicht.

MAI 1796

46. An Christiane Vulpius

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Jena, 10. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 12. – Doppelblatt 11,7 × 18,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte, mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 61f., Nr 3305 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Brezeln (46,20). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der nächste überlieferte Brief von Christiane Vulpius vom 14. oder 18. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 197) antwortet vermutlich auf einen nicht überlieferten Brief Goethes (vgl. EB 21). Goethe hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796, unterbrochen von einer Fahrt nach Weimar und zurück am 20. Mai, in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9, 11 und 13). 46,22 dem Kleinen] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August. 46,23–24 dem Roman] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, an deren 7. und 8. Buch Goethe arbeitete. Während einer Unterbrechung der Arbeit entstand – laut Tagebuch vom 12. bis zum 14. Mai – die Idylle „Alexis und Dora“ (vgl. GT II 1, 69). Die beiden letzten Bücher des Romans wurden im Juni bzw. August 1796 fertig.

47. An Carl Ludwig von Knebel

〈Jena, 14.? Mai 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Bei der erwähnten Idylle (47,6) handelt es sich um „Alexis und Dora“, die Goethe laut Tagebuch am 14. Mai 1796 geendigt hatte (GT II 1, 69), nachdem er sich seit dem 28. April gut vierzehn Tage (47,4) in Jena aufgehalten hatte. Diese Zeitangabe lässt annehmen, dass der Brief eher am 14. Mai 1796 geschrieben wurde als an einem der folgenden Tage. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 140. – 1 Bl. 11,6(–11,8) × 16,3(–16,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Text-

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BRIEF 48

verlust durch eine kleine runde Fehlstelle im Papier: 47,2 fleiß〈i〉g. – In einem Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 131, Nr 133 (Gottschalk Eduard Guhrauer). WA IV 11 (1892), 64, Nr 3307. BEIL AG E

Blätchen von Meyer (47,1; vgl. zu 47,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Carl Ludwig von Knebel antwortete mit einem Brief vom 18. Mai 1799 (vgl. RA 2, Nr 202). 47,1 Blätchen von Meyer] Seinem Brief an Goethe vom 24. April 1796 hatte Johann Heinrich Meyer „Worte der Erinnerung an Herder Knebel Böttiger“ beigelegt (H: GSA 28/1045, Bl. 77; vgl. Goethe-Meyer 1, 233). Sie sind nicht überliefert. 47,3 Bemühungen] Meyer berichtete in seinem Brief u.a., er habe die Werke Raffaels im Vatikan katalogisiert und „den Kopf des Reuters im Heliodor in Aquarellfarben gemahlt“ (H: GSA 28/1045, Bl. 44; vgl. Goethe-Meyer 1, 228). Gemeint ist Raffaels Gemälde „Die Vertreibung des Heliodors aus dem Tempel“. Meyers Kopie ist (in den Weimarer Sammlungen) nicht überliefert. 47,4 meines hießigen Aufenthaltes] Goethe hielt sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 in Jena auf. 47,4–5 gesellig] Goethes Tagebuch verzeichnet Begegnungen mit Christian Gottfried Körner, Carl Friedrich Graf Geßler, Christoph Wilhelm oder Gottlieb Hufeland sowie den Jenaer Professoren im Professorenklub (vgl. GT II 1, 68f.) 47,6 Idylle] Alexis und Dora (vgl. Datierung). – Das Gedicht erschien in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 1–17; WA I 1, 263–271). 47,6–7 dir bald vorzutragen] Ob dies geschah, ist nicht bekannt. Doch erhielt Carl Ludwig von Knebel die Idylle auf jeden Fall als Manuskript (vgl. 83,6). Ein Urteil Knebels ist seinem Briefwechsel mit Goethe nicht zu entnehmen. 47,8 liebe mich] Zum Adressaten vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 12.

48. An Friedrich Schiller

〈Jena, 20. Mai 1796〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Der Anfang des Briefes bezieht sich auf den 20. Mai 1796; in seinem Tagebuch vermerkt Goethe unter diesem Datum: Nach Weimar und zurück. (GT II 1, 70.)

MAI 1796

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In Goethes Brief an Charlotte von Kalb vom 22. Mai 1796 aus Jena heißt es: Vorgestern war ich auf einige Stunden in Weimar 〈…〉. (54,4.) ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 38. – 1 Bl. 19 × 11,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Schiller-Goethe4 1 (1881), 120, Nr 161. WA IV 11 (1892), 64, Nr 3308. BEIL AG EN

1) Manuskript einiger Xenien (47,16). 2) Manuskript von „Alexis und Dora“ (vgl. erste Erläuterung zu 47,14). 3) Brief an Caroline Paulus (vgl. zweite Erläuterung zu 47,14). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 47,10 Boten] Über ihn konnte nichts weiter ermittelt werden (vgl. im Allgemeinen zu 117,8 und zweite Erläuterung zu 123,15). – Boten zu Fuß (mit einer Geschwindigkeit von 5–6 km/h) waren auf kurze Distanzen deutlich schneller und flexibler als die Beförderung einer Sendung mit der fahrenden Post (die nur an bestimmten Tagen, zu festgelegten Zeiten zur Verfügung stand), also mit einer Kutsche (die sich auf den schlechten Wegen nur mit durchschnittlich 3 km/h fortbewegen konnte); der reitenden Post allerdings waren beide Beförderungsformen unterlegen. 47,10 nach Weimar berufen] Vermutlich durch Herzog Carl August. Dem Fourierbuch des Weimarischen Hofes ist zu entnehmen, dass Goethe am 20. Mai 1796 an der Fürstlichen Mittagstafel teilnahm, zusammen mit Carl Ludwig von Knebel, Johann Gottfried Herder sowie zwei französischen Adligen, „Graf Henrici d’Mallet“ und „ChevaL: d’Vau“ (FB 1796, Bl. 62), möglicherweise Emigranten (vgl. Pestel, Weimar als Exil, 361 und 367). Zudem dürften dienstliche Belange eine Rolle gespielt haben (vgl. zu 50,18–19). 47,11 sehe Sie Morgen] Es ist ungewiss, ob Goethe am 21. Mai 1796 mit Schiller zusammentraf. Laut Goethes Tagebuch war er Mit Loders in Lobeda. Abends dort zu tische. (GT II 1, 70.) 47,12 nach unsrer gestrigen Lecktüre] Sie betraf vermutlich das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Im Brief an Christian Gottfried Körner schrieb Schiller am 23. Mai 1796: „Vom Meister habe ich das 7te Buch in Mscrpt gelesen 〈…〉.“ (NA 28, 220.) 47,14 das Manuscr.] Vermutlich die (erste) Reinschrift der Idylle „Alexis und Dora“, die Goethe laut Tagebuch am 14. Mai 1796 geendigt (GT II 1, 69) und wahrscheinlich noch am selben Abend – Abends Paulus (ebd.) – im Hause von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus vorgelesen hatte, der in seinen Erinnerungen be-

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BRIEF 49

richtet: „Die kleine Frau (so pflegte G ö t h e 〈…〉 meine liebe K a r o l i n e zu nennen) hatte schon bei dem ersten Zusammentreffen die Aufmerksamkeit des Menschenkenners gewonnen. Er weilte später öfters vertraulich in unserem Kreise. Noch besitze ich die erste Reinschrift von A l e x i s und D o r a, wie er sie uns vor einem solchen Abendessen überraschend vorlas, und darauf der dem Geheimnisse der sinnreichen Darstellung nachforschenden Hörerin zur wiederholten Erwägung zum Geschenke machte.“ (Heinrich Eberhard Gottlob Paulus und seine Zeit, 〈…〉 dargestellt von Karl Alexander Freiherrn von Reichlin-Meldegg. Bd 1. Stuttgart 1853, S. 335f.) – Das Manuskript ist nicht überliefert. 47,14 Billet] Nicht überliefert (vgl. EB 22). 47,14 die kleine Frau] Caroline Paulus (vgl. erste Erläuterung zu 47,14). 47,15 Erweiterung des Publici] Goethe war daran gelegen, seine Idylle, die in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschien, in Umlauf zu setzen (83,6), um deren Aufnahme bei den Lesern zu testen (vgl. 83,6). – Publici: Genitivform von lat. publicum. 47,16 einige Xenien] Um welche Distichen es sich im Einzelnen handelte, konnte nicht ermittelt werden. 47,16–17 der Frauen] Alter schwach flektierter Dativ Singular (vgl. Grimm 4, 71f.). 47,17 August freut sich auf Carlen.] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August spielte gern mit Schillers gut zweieinhalbjährigem Sohn Carl. In einem Brief an ihren Sohn Fritz schrieb Charlotte von Stein am 14. April 1796: „Sein 〈Goethes〉 kleiner August kommt jetzt oft als Spielkamerad vom kleinen Schiller zu mir.“ (Zitiert nach Bode 2, 62.) Entweder brachte Goethe August bei seiner Rückkehr aus Weimar mit nach Jena, oder er war bereits am Vortag mit seiner Mutter Christiane Vulpius angekommen; in Goethes Tagebuch heißt es unter dem 19. Mai: Besuch von Weimar (GT II 1, 70). – Carlen: schwach flektierter Akkusativ von ‚Carl‘.

49. An Johann Heinrich Meyer

Jena, 20. 〈und 21.〉 Mai 1796 → 〈Rom〉

DATIERUN G

Die Bemerkung – Ich hatte noch gestern Gelegenheit 〈…〉 zu verwundern (50,18–20) – kann sich nur auf Goethes Besuch in Weimar am 20. Mai 1796 beziehen (vgl. zu 50,18–19), der Brief muss also am Folgetag, dem 21. Mai 1796, fortgesetzt worden sein, nach Goethes Rückkehr nach Jena. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – 2 Doppelblätter 18,7 × 23,5(–23,7) cm, 8 S. beschr. (S. 1–8 Text), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergän-

MAI 1796

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Abb. 3: Wasserbau an der Saale (zu Nr 49) Durchstich der Mühllache in Jena (Zustand vor und nach den Arbeiten) Kolorierter Okularriss mit aufklappbarer Partie von Paul Goetze

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BRIEF 49

zungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), Tinte; S. 1 am oberen Rand Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. dL 15 Jun. 1796.“, links Briefzählung: „No. 8.“; S. 8 unten rechts Absendevermerk egh., Tinte, Jahreszahl von fremder Hd, Bleistift: Abgeg. dl. 22 ten May / 1796; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 81–86, 89 und 110. – Auf einem Doppelblatt, zweites Bl. davon senkrecht beschnitten 28,7 (insgesamt; Bl. 1; 20,9 und Bl. 2: 7,8 cm) × 34,6 cm, einem Doppelblatt 20,9 × 34 cm, zwei Doppelblättern 16,7 × 22,3 cm, 6 Seiten beschr., dazwischen 5 ½ Seiten auf Oktavbl. mit zwei Einfügungen: 1) auf der Rückseite von Bl. 89 egh. Absendevermerk zu Goethes nicht erhaltenem Brief No 9: Am 25. May schickte ich die Anweisung des Industrie Comptoirs von 300 f Wiener Courrant an Hl. Meyer mit einem kurzen Briefe.; 2) auf dem beschnittenen Teil von Bl. 110, quer beschr., Abschrift mit dem Schluss des Briefes von Meyer an Knebel von Juli 1796, Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 8. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) I, 189 (Teildruck: 50,6–9 Auch weiß ich 〈…〉 Bewegung setzt.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 31–37, Nr 14 (Teildruck: 48,8–16 Auf alles was Sie 〈…〉 zu geben gedenke., 48,23–30 Wilhelm Schlegel 〈…〉 näher kenne, 49,33–50,11 Wenn Sie über das 〈…〉 das beste hoffen., 50,17–51,12 Von unsern Anlagen 〈…〉 abgesungen werden. und 52,1–28 Da noch einiger Platz 〈…〉 gedient haben möchte.). E3: WA IV 11 (1892), 65–75, Nr 3310 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 24. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 173) und vom 4. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 186). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 15. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 238). Postsendungen: 22. Mai 1796 (vgl. 64,1–2). 47,20 Ihr Brief 〈…〉 No. ¯ 11 ist] Der erste Bezugsbrief mit der Zählung „N. 11.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 76). 47,21 in Jena] Goethe war vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 dort (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13). 47,21–22 Körners und Graf Geßler waren hier] Christian Gottfried Körner, dessen Frau Minna, die gemeinsamen Kinder Emma und Theodor, Minnas Schwester Dora Stock sowie Carl Friedrich Graf Geßler (vgl. zu 44,21). 48,3–5 auch hab’ ich 〈…〉 für einen leidlichen Preiß erhalten] Die Kleinplastik aus Bronze – die römische Siegesgöttin, auf einer Kugel balancierend (KSW, Museen, Inv.-Nr GPl/01303; Schuchardt 2, 14, Nr 36) – aus dem Nachlass des

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Inspektors der Dresdner Antikenkabinette und des Münzkabinetts Johann Friedrich Wacker hatte Goethe laut Tagebuch am 16. Mai 1796 bekommen (vgl. GT II 1, 70). Gottfried Körner hatte sie im Auftrag Goethes von Ernst August von Seckendorff, in dessen Besitz die gesamte Sammlung von Wackers Bronzestatuetten übergegangen war, zum Preis von acht Louisdors erworben (vgl. erste Erläuterung zu 45,1 und zu 45,2). Eine detaillierte Erwerbungsgeschichte enthält NA 36 II, 189f. und 228. – Bei der Statuette handelt es sich nicht um ein antikes Original, sondern um die neuzeitliche Replik einer römischen Kleinbronze aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., der so genannten Victoria von Fossombrone (heute Museumslandschaft Hessen Kassel, Schloss Wilhelmshöhe, Inv.Nr. B 121). Meyer hatte die Statuette in Dresden gesehen und Goethe am 22. September 1794 davon berichtet (vgl. GB 10, Nr 51). Vgl. Abb. 4 im vorliegenden Band. 48,7 eine kleine Rezension] Die Beurteilung folgt am Schluss des vorliegenden Briefes (vgl. 52,1–28). – Goethe könnte schon zu dieser Zeit an eine archäologische Abhandlung gedacht haben, die streng der kritischen Methode der zeitgenössischen Wissenschaft folgen sollte. Näher geplant wird diese unter dem Titel „Eigne Antiken zu ediren“ um 1800 (WA I 53, 397), blieb aber unausgearbeitet (vgl. EGW 3, 248–252). Im Vorfeld von jener Abhandlung erwarb Goethe einen Gipsabguss der Victoria von Fossombrone, der sich ebenfalls in Weimar befindet (KSW, Museen, Inv.-Nr GPl/00328; Schuchard 2, 334f., Nr 96). 48,11 Das Hirtische Manuscript] Das Manuskript von Aloys Hirts Aufsatz „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794“, der im 11. und 12. Stück der „Horen“ 1796 erschien. 48,14 In einem beygelegten Briefe] Im Brief an Goethe vom 12. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 167). Darin hatte Hirt mit Blick auf die „Horen“ nach den Kriterien der Themenauswahl gefragt und sich nach seinem Honorar erkundigt (H: GSA 28/13, Bl. 160). Goethe blieb auf beide Fragen Antworten schuldig. 48,17 des jungen Mannes] Hans Caspar Escher, der aus Zürich stammte und von 1794 bis 1797 in Rom Architektur studierte; Meyer hatte seinen „jungen Landsman 〈…〉 der die Architecktur mit einem recht / hübschen Sinne studirt“ (H: GSA 28/1045, Bl. 76; vgl. Goethe-Meyer 1, 229f.), wie er im ersten Bezugsbrief berichtete, dort im Frühjahr kennen gelernt. Wie Meyer begab sich auch Escher auf Wunsch seines Vaters im Juni 1796 ins bereits befriedete und damit vor weiteren Kriegsfolgen geschützte Florenz (vgl. Meyers Brief vom 15. Juni 1796; GoetheMeyer 1, 264). 48,20 Rapport] Verhältnis, Verbindung (von franz. rapport). 48,23 Wilhelm Schlegel ist nun hier] August Wilhelm Schlegel hielt sich seit Mitte Mai 1796 in Jena auf und wohnte bis 1801 dort. An der Universität lehrte er seit 1795, 1798 wurde er Professor für Ästhetik. 48,23 einschlägt] Sich positiv entwickeln, Erfolg haben (vgl. GWb 2, 1509).

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BRIEF 49

48,26–27 demokratische Tendenz] Schlegel favorisierte wie sein Bruder Friedrich und seine Braut Caroline Böhmer republikanische Vorstellungen. 48,31 die Bilder in dem Pallast Lancelotti] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer berichtet, dass aus der Kunstsammlung im römischen Palazzo Lancellotti ai Coronari ein Gemälde zu erwerben sei: die „Heilige Familie“ von Federico Barocci. Dass möglicherweise auch weitere Bilder von Guercino, Annibale Carracci oder Guido Reni zu erlangen seien, deutete er an. Zu dem in Aussicht gestellten Verkauf kam es nicht. In seiner Antwort beklagt sich Meyer über die Weitläufigkeit der Verhandlungen (vgl. Goethe-Meyer 1, 260f.). 48,32–33 der Herzog hat keins 〈…〉 acquirirt] Vgl. zu 39,10. – Acquirieren: erwerben (vgl. GWb 1, 321). 48,34 Quercin] „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ von Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino. Dazu im Antwortbrief: „Der Guercino ist ohnstreitig eins der besten bilder des Mstrs. 〈Meisters〉 S t a r c k d u n c k e l aber Klar Gemüth & Wahrheit des Ausdrucks sind ganz unvergleichlich |wage es aber keiner solch ein Bild auf Hellgraue Grünlichte oder Gelblichte Wand zu hängen| halb Fig. 〈Figur〉 in lebensgröße ohngef 4 Fuß hoch. 5 od. etwas mehr breit. sehr wohl erhalten.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 96; vgl. Goethe-Meyer 1, 261.) 48,34 Carache] „Apollo und Silen“ von Annibale Carracci. Dazu heißt es im Antwortbrief: „Der Carachi ist ein Kleines Bildchen ohngefer 2 ½ Fuß lang etwas über ein Fuß hoch, in Wasserfarben |:Leimfarben mit Corpus| gemahlt. wir würden wohl nicht viel Ehre damit erlangen denn das Colorit ist etwas roth & trocken. die Luft & Ferne Grünlich geworden. es war ehemahls ein Deckel zu einem Clavier. In seiner Art doch ein Capital Stück, Griechisch gedacht & ausgeführt“ (H: GSA 28/1045, Bl. 96; vgl. Goethe-Meyer 1, 261). 49,2 der Herzog] Herzog Carl August. 49,4–5 die im Pallast Lancelotti 〈…〉 von Quercin und Carrache] In Goethes Sammlung befinden sich noch heute die Kupferstiche „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ nach Guercino (KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/Sch.I.007.0038) und „Apollo und Silen“ nach Annibale Carracci (KSW, Museen, Inv.-Nr GGr/ Sch.I.026.0232), gestochen von Domenico Cunego im Jahre 1770. 49,9 der Herr Coadjutor] Carl Theodor von Dalberg, der Statthalter des Fürstbischofs und Kurfürsten von Mainz in Erfurt. Die Fragen zur römischen Mosaikkunst hatte Dalberg im Brief vom 5. Mai 1796 an Goethe formuliert (vgl. RA 2, Nr 187). Im Antwortbrief bestätigt Meyer, dass er sich in der Mosaikfabrik von Sankt Peter erkundigen werde: „so viel ich weiß hält man die Art der Verfertigung sowie die Bestandtheile der gefärbten Glasmaße die zur Mosaick gebraucht wird geheim. Verkauft werden bey der Fabrick alle Glasfarben, und die Römischen Mosaikisten kaufen sämtL. das was Sie bedürfen daselbst.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 96; vgl. Goethe-Meyer 1, 261.) Meyers Brief an Dalberg mit den „begehrten Nachrichten über die Arbeit in Mosaick“ (Meyers Brief, 5. Juli 1796; H: GSA

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Abb. 4: Victoria (zu Nr 49) Replik (18. Jh.) einer antiken römischen Kleinbronze Messing (Hohlguss), Marmorpostament

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BRIEF 49

28/1045, Bl. 103; vgl. Goethe-Meyer 1, 283) ging demnach mit derselben Post ab wie sein Brief an Goethe vom 24. und 25. Juni 1796. 49,20–21 nach Mörsburg am Kostnitzer See] Gemeint ist Meersburg am Bodensee, wohin sich Dalberg begeben hatte. Im Neuen Schloss residierte der Fürstbischof von Konstanz, Maximilian von Rodt, welcher die Friedensverhandlungen des Schwäbischen Kreises mit den Franzosen führte. In diese Verhandlungen war Dalberg eingebunden. – Kostnitz: Eine der vielen, seit dem Mittelalter gängigen Bezeichnungen für die größte Stadt am Bodensee, Konstanz. 49,21 eine Abschrift] Nicht ermittelt. 49,23–24 daß Sie die Aldobrandinische Hochzeit bald schicken wollen] Vgl. zu 25,3–4 und zu 39,13. – Vom Versand der Aquarellkopie durch den Archäologen Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden berichtete Meyer am 26. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 213). Von dem Versand des prismatischen Streifens, der sich unter dem Gemälde befindet, ist im Briefteil vom 4. Juni 1796 die Rede (vgl. ebd.). Während ein Stückchen dieses prismatischen Streifens bald darauf in Weimar eintraf (vgl. Nr 66 und Abb. 5 in vorliegendem Band), ging die Kopie des Gemäldes zeitweilig in die Obhut Uhdens über, bevor Meyer sie wieder zurückverlangte (vgl. zu 72,5). – Goethe sah die Kopie (erstmals auf der dritten Schweizer Reise, am 17. Oktober 1797 in Stäfa [vgl. GT II 1, 221]). Von dort nahm er sie im November 1797 mit nach Weimar. Meyers Kopie in der Größe des Originals befindet sich bis heute im Junozimmer (im ersten Obergeschoss) von Goethes Wohnhaus am Frauenplan (KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch.I.334.0054; vgl. Schuchardt 1, 334, Nr 54). Vgl. Abb. 1 im vorliegenden Band. 49,25–26 da ich noch im August abzugehen hoffe] Goethe trat die geplante (dritte) Reise nach Italien wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien nicht an (vgl. GB 10 II, zu 157,5). 49,29 Ihren Brief No. ¯ 12] Der zweite Bezugsbrief, auf dem Meyer notierte: „ich glaube dieses ist N. XII. der letzte Brief ist zu Nummeriren vergeßen worden.“(H: GSA 28/1045, Bl. 78; vgl. Goethe-Meyer 1, 233.) 49,31 überschicke ich die Briefe] Die beiden Briefe an Jacob Philipp Hackert und Angelika Kauffmann waren nicht beigeschlossen. Goethe sandte sie vermutlich erst mit seinem Brief vom 13. Juni 1796 (Nr 60). 49,31 die A n w e i s u n g] Die Geldanweisung für Meyer lag dem vorliegenden Brief ebenfalls nicht bei. Goethe konnte sie erst am 25. Mai 1796 senden (vgl. EB 23 und zu 64,2). Auf der Rückseite von K findet sich der entsprechende Absendevermerk (vgl. Überlieferung [Bl. 89]). Zum Geldtransfer nach Italien vgl. zu 5,29–30. 49,32 unten mehr] Das von Goethe angekündigte Vorhaben wurde nicht umgesetzt.

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49,33 in Ihrem Fach] Der Malerei (im Hinblick auf die gemeinsame Publikation zur italienischen Kultur). 49,34 sorglich] Hier: genau, ordentlich (vgl. Grimm 16, 1804). 50,3 mit dem Roman 〈…〉 endigen] Goethe arbeitete am 8. und letzten Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, das er in der zweiten Hälfte des Juni 1796 vollendete (vgl. 77,4). 50,3–4 hierher gegangen] Goethe hielt sich seit dem 28. April 1796 in Jena auf und blieb bis zum 8. Juni 1796 dort (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13). 50,4–5 allerley 〈…〉 zu Stande gebracht] Darunter die (erste) Reinschrift der Idylle „Alexis und Dora“ und einige Xenien (vgl. die Beilagen und Erläuterungen zu Nr 48). 50,12 die Zeichnungen zu dem Monumente] Meyers Entwürfe zum Grabmal für Louise von Kobe von Koppenfels (vgl. zu 40,24–25 und zu 40,25–26). Weder die Zeichnungen selbst, die Goethe an die Familie der Verstorbenen weiterleitete, noch die Kopien davon haben sich erhalten. Maria Christiana Kobe von Koppenfels bedankte sich bei Goethe für die Zeichnungen (vgl. ihren Brief an Goethe, 24. Juni 1796 [RA 2, Nr 246]) und stellte deren Rücksendung in Aussicht (vgl. ihren Brief vom 29. Juni 1796 [RA 2, Nr 255]). 50,14–15 einige Zeichnungen zu freystehenden ländlichen Brunnen] Dazu teilte Meyer Goethe am 15. Juni 1796 mit: „Auf meinen Wanderungen habe ich zwar eine Menge Alter Fontainen gefunden viele Figuren die Waßer goßen Schalen 3füße. aber gleichwohl kan ich mich auf nichts besinnen / was unserm gegenwärtigen Bedürfnißen angemeßen wäre es ist alles entweder zu groß oder zu klein zu künstlich oder zu einfach. wen Ich den Orth kennte wo sie hin sollte so ließe sich helfen aber ich bin nie in Wilhelmsthal gewesen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 96; vgl. Goethe-Meyer 1, 262.) 50,16 nach Wilhelmsthal] Für die Gartenanlagen von Schloss Wilhelmsthal bei Eisenach, Sommerresidenz des Weimarer Hofes. 50,17 Von unsern Anlagen] Wohl das im Wiederaufbau befindliche Stadtschloss in Weimar und die umliegenden Freiflächen, insbesondere die 1796 noch vorhandenen Reste des alten Schlossgrabens, der aufgefüllt werden sollte. 50,18–19 gestern Gelegenheit] Am 20. Mai 1796 hatte Goethe auf Geheiß des Herzogs den Aufenthalt in Jena unterbrochen und war für einen Tag nach Weimar zurückgekommen: Besuch von Weimar, heißt es im Tagebuch unter dem 19. Mai (GT II 2, 70). Neben der Teilnahme an der Fürstlichen Mittagstafel (vgl. 47,10–11) dürften vor allem dienstliche Belange für den Abstecher nach Weimar verantwortlich gewesen sein. Seit dem Weggang von Johann August Arens 1791 überwachte Goethe den Fortgang der Bauarbeiten am 1774 durch einen Brand zerstörten Residenzschloss. Seit 1794 führten finanzielle Engpässe immer wieder dazu, dass Bauteile nicht oder nur teilweise ausgeführt werden konnten und teure Vorschläge durch kostengünstigere Lösungen ersetzt werden mussten. Zudem waren

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BRIEF 50

weitreichende Veränderungen des Landschaftsgartens im Gespräch. Als Parkverwalter war hierfür Friedrich Justin Bertuch zuständig. – Ein unmittelbarer Bezug auf konkrete Planungen oder Ereignisse lässt sich nicht sicher herstellen (die in Goethes Besitz befindlichen Akten zum Schlossbau haben sich erhalten unter H: GSA 30/116 und GSA 30/117; darin werden vielerlei Planungsschwierigkeiten thematisiert). In Goethes Reaktion ist noch seine Entrüstung über die in der Diskussion am Vortag unterbreiteten Lösungsvorschläge zu spüren. 50,29 dem gemeinsten] Hier im Sinne von ‚gewöhnlichsten‘, ‚alltäglichsten‘. 51,10 Litaney] Wechselgebet (in der katholischen Liturgie), hier im übertragenen Sinne für eine ‚oft wiederholte Äußerung‘ (vgl. GWb 5, 1250). 51,13–15 Ich will suchen 〈…〉 machen zu lassen] Zu den geplanten Abgüssen der aus Münster entliehenen Gemmen vgl. zu 40,17–18. – Trippel: Tripel, Sedimentgestein des Muschelkalks, gelbliches Mineral aus Quarzsand, Ton und Eisenoxid. In Pulverform ist es ein Poliermittel. 51,16 ausgedruckt] Ausdrucken: Hier im Sinne von ‚die Form mit Glas ausgießen‘. 51,17 Facius eine seiner Landsmännin aus Graiz] Der Medailleur Friedrich Wilhelm Facius hatte im Frühjahr Wilhelmine Baldauf geheiratet. Beide stammten aus Greiz im Vogtland. 51,18 Horny Mamsel Ortelli] Der Maler und Kupferstecher Conrad Horny, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, hatte am 11. April 1796 Josepha Maria Bernhardina Ortelli geheiratet (vgl. Satori-Neumann2, 1, 154, Anm. 114). 51,18–19 Bevölkerung] Hier scherzhaft-ironisch für die ‚zu erwartende Vergrößerung der beiden Familien‘ (vgl. GWb 2, 582). 51,22 Die Krausischen Landschafften von den Boromeischen Inseln] Drei Landschaftsbilder von den Borromäischen Inseln im südlichen Teil des Lago Maggiore von Georg Melchior Kraus, auf denen die Isola Bella, die Isola Madra, die Isola dei Pescatori sowie die beiden kleinsten Inseln zu sehen sind. Die originalen Aquarelle, mit denen Goethe die Stiche (aquarellierte Kupferstiche) vergleichen konnte, waren auf einer Reise nach Oberitalien entstanden, die Kraus mit Charles Gore im Sommer 1795 unternommen hatte. Sie gehören noch heute zu den Weimarer Sammlungen (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nrn G 1177, G 1178, Gr 2007/238, Gr 2007/239, KK 892). Beschrieben und abgebildet sind die Stiche unter dem Titel „Kraus, mahlerische Ansichten aus verschiedenen Ländern Europa’s. Dritte Lieferung“ im „Journal des Luxus und der Moden“ 11 (1796), Januar, S. 32–34 [mit Kupfertafeln] (vgl. auch KSW, Museen, Inv.-Nr DK 253/95, DK 254/95). 51,28 Der arme Waitz] Johann Waitz, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, starb – laut Register der Stadtkirche in Weimar – am 18. Juli 1796. Der Badekur konnte er sich nicht mehr unterziehen. 51,30 Eckebrecht] Der Theatermaler Carl Friedrich Eckebrecht wurde am 5. November 1796 in Weimar beerdigt (vgl. Satori-Neumann2, 1, 154, Anm. 113).

MAI 1796

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51,31 Remuneration] Gratifikation (von lat. remuneratio). 51,31 das mechanische] Hier: das die technische Umsetzung Betreffende. 51,33 Der Herr Geheimde Rath Schnauß] Christian Friedrich Schnauß starb erst Ende 1797. Näheres zu seiner Krankheit konnte nicht ermittelt werden. 51,34 endlich] Hier im Sinne von ‚schließlich‘ (GWb 3, 89). 52,1–2 eine Recension der neu acquirirten Statue] Zum Erwerb der Kopie einer antiken Kleinbronze (vgl. zu 48,3–5). 52,5 7 Zoll] Sieben Weimarer Zoll sind ungefähr 16,1 cm (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 52,7 accurat] Genau (von lat. accuratus). 52,7 einen Leipziger Fuß] Das sind 29,9 cm (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 52,16 der Drapperie] Hier: der Peplos, das Gewand der Figur mit kunstvollem Faltenwurf (von franz. drap: Tuch). 52,28 bey meiner Diana] Bei der römischen Bronzestatuette der Jagdgöttin Diana aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. aus Goethes Besitz (KSW, Museen, Inv.-Nr GPl/01206; Schuchard 2, 11f., Nr 22). 52,35 en face] Franz: von vorn. 53,15–16 der gesäuerten Metallrinde] Eine künstlich aufgetragene grünliche Patina, die eine korrodierte Metalloberfläche imitieren sollte. 53,21 Qua Rückseite] Hier: die Seite, die der Rückseite entspricht, dieser gemäß ist (von lat. qua: als, insofern). 53,25 eine Victorie] Die Personifikation des Sieges (lat. victoria), Schutzgöttin der römischen Kaiser. – Die Hände der so genannten Victoria von Fossombrone (vgl. zu 48,3–5), die Goethe offenbar nicht vor Augen hatte, sind leer; der rechte Arm ist eine moderne Ergänzung.

50. An Charlotte von Kalb

Jena, 22. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – 1 Bl. 19,2 × 22,7(–22,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Köpke, Kalb (1852), 145f. (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung Kasten 71, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin]; mit abweichender Datierung). WA IV 11 (1892), 75, Nr 3311 (nach E; vgl. den Hinweis auf H und die Berichtigung in WA IV 30 [1905], 259).

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BRIEF 51

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 21. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 205). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 54,1 Den Brief vor 14 Tagen] Charlotte von Kalb hatte angefragt: „Haben Sie am Mitwoch vor 14 Tagen – einen Bf 〈Brief〉 von mir erhalten? –“ (H: GSA 28/13, Bl. 202; vgl. Kalb-Goethe, 64.) Sie meinte ihren Brief vom 4. Mai 1796 (Kalb-Goethe, 60–64; vgl. RA 2, Nr 185). 54,2 Körners sind fort] Christian Gottfried Körner und seine Frau Minna mit den gemeinsamen Kindern und Minnas Schwester Dora Stock aus Dresden waren in Begleitung von Carl Friedrich Graf von Geßler, alle mit Schiller befreundet, am 27. April 1796 zu einem Besuch in Jena eingetroffen; am 17. Mai war die Familie Körner wieder abgereist. 54,3 Ihr Verhältniß gegen diese Societät] Charlotte von Kalb hatte geschrieben: „Es ist eine Spannung zwischen mir Schiller u Körners in einer hipocondern Stimmung, nahm ich es schmerzL: 〈schmerzlich〉 dass ich Ihn 〈Schiller〉 bey seinen hiersein gar nicht gesehn – u Korners unter so v i e l e n. nur auf wenige stunden sehen könnte. Denn ein längerer aufenthalt von mir in Jena gL: 〈glaube〉 ich wär S. 〈Schiller〉 nicht recht.“ (H: GSA 28/13, Bl. 202; vgl. Kalb-Goethe, 64.) Schiller war vom 23. März bis zum 20. April sowie am 25./26. April 1796 zum Gastspiel Ifflands in Weimar gewesen. Schon am 25. März (vgl. RA 2, Nr 141) hatte Charlotte von Kalb Goethe gefragt: „Sie haben heute Abend Geseelschaft 〈an der auch Schiller teilnahm〉 darf ich auch mit kommen?“ (H: GSA 28/12, Bl. 145; vgl. Kalb-Goethe, 54.) In einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 142) jedoch hatte sie ihren Wunsch, „Sie u Schillern zu besuchen“ (H: GSA 28/12, Bl. 154; vgl. Kalb-Goethe, 54), zurückgenommen, weil sie „etwas Catharfieber“ (H: GSA 28/12, Bl. 155; vgl. Kalb-Goethe, 55) habe, möglicherweise aber auch, weil sie von Goethe nichts gehört hatte. Darüber, dass Schiller seinerseits sie auch nicht besucht hatte, war Charlotte von Kalb „recht empfindlich gewesen“ (Charlotte von Steins Brief an Charlotte Schiller, 14. Mai 1796; Charlotte von Schiller 2, 309). Zu einem Besuch in Jena war es ebenfalls nicht gekommen, obwohl Charlotte Schiller und Körner sie (in einem nicht überlieferten Brief) dazu eingeladen hatten, wie Charlotte von Kalb am 4. Mai Goethe mitgeteilt, dann aber erklärt hatte: „ich kann nicht ehr bis mein Mann wieder zurückist – und dieser wird mich wohl sehr bitten, nicht Schillern zu besuchen – Es war ihm S c h m e r z h a f t u e r k a n n e s n i c h t v e r g e ß e n – daß mich S. 〈Schiller〉 bey seinem 4. wöchentL: aufenthalt nicht besucht – das er für alle, nur für mich nicht war.“ (H: GSA 28/13, Bl. 176; vgl. Kalb-Goethe, 60.) 54,4 auf einige Stunden in Weimar] Am 20. Mai 1796 begab sich Goethe nach Weimar und kam am selben Abend zurück nach Jena (vgl. zweite Erläuterung zu 47,10).

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MAI 1796

54,5 noch acht Tage hier] Goethe, der sich seit dem 28. April 1796 in Jena aufhielt, kehrte erst am 8. Juni nach Weimar zurück 1796 (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13). 54,6–7 den Gebrauch machen den Sie wünschen] Darüber ist nichts weiter bekannt.

51. An Wilhelm von Humboldt

〈Jena, 27. Mai 1796〉 → Berlin

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich aus der Antwort, in der auf Goethes „freundschaftlichen Brief vom 27st. v. M.“ Bezug genommen wird (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 253). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/245, II, Bl. 4–5. – Doppelblatt 20,8 × 34,6(–35,2) cm, 4 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn von Humbold in Berlin. E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 603 (Teildruck: 55,15–20 Es war freilich 〈…〉 Augenblick zu tilgen.). E2: Goethe’s Briefwechsel mit den Gebrüdern von Humboldt (1795–1832). Im Auftrage der von Goethe’schen Familie herausgegeben von F〈ranz〉 Th〈omas〉 Bratranek. Leipzig 1876, S. 12–14 (nach K). WA IV 11 (1892), 76–78, Nr 3312 (nach E). Textgrundlage: K. BEIL AG E

1) Prospectus (54,17–18; vgl. zu 54,17–18). 2) Abschrift von „Alexis und Dora“ (vgl. zu 55,20). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen Brief Wilhelm von Humboldts vom 19. April 1796 (vgl. RA 2, Nr 170). – Humboldt antwortete mit einem Brief vom 25. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 249 sowie Beilage zu Nr 73). Aus dem Jahr 1796 ist nur der vorliegende Briefe Goethes an Wilhelm von Humboldt (1767–1835) überliefert. Humboldt richtete sechs Briefe an Goethe, in denen er sich vor allem mit den von Goethe veröffentlichten literarischen Arbeiten ausführlich und differenziert beschäftigte, mit „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, den

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BRIEF 51

„Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“, besonders mit dem darin enthaltenen „Mährchen“, und den ersten Teilen der „Cellini-Übersetzung“. Weiterhin wird versucht, persönliche Verbindungen Goethes zu aufstrebenden jungen Männern zu stiften, zu dem angehenden Mediziner Carl Johann Christian Grapengießer und zu dem Zoologen Gotthelf Fischer. – Über Wilhelm von Humboldt und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 188. 54,11–13 mir 〈…〉 Antwort zu geben] Die von Goethe veranlasste Anfrage Schillers vom 10. April 1796 ist nicht überliefert. In ihr hatte sich Schiller bei Humboldt nach einem geeigneten Lehrer für Mathematik und verwandte Wissenschaften erkundigt, der für die Erziehungsanstalt für junge Adlige, vornehmlich Franzosen, Livländer, Engländer und Schotten, angeworben werden könnte. Der Bezugsbrief enthält Humboldts Antwort mit seinem Vorschlag. 54,14 Der junge Mann] Der Name des „jungen Genfer〈s〉 〈…〉 von einigen zwanzig Jahren“, wie ihn Humboldt in seinem Bezugsbrief beschrieben hat, ist unbekannt. Auf die im weiteren Verlauf des Briefes vorgetragene Bitte Goethes, ihm diesen Namen zu nennen, ging Humboldt offenbar nicht ein. – Der junge Mann war nach der Beschreibung Humboldts kein fertiger und bekannter Gelehrter in den mathematischen Wissenschaften, sondern ein vor allem in Mechanik fortgeschrittener Lernender, der „erst der Vollendung seines Studiums“ entgegengehe (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 228). – 1797 übernahm der französische Emigrant, Ingenieur und Verfasser eines Lehrbuches zur Hydraulik, Pierre Louis Georges Du Buat den Posten des Mathematik- (und Physik)lehrers am Institut. 54,16 zu dem neuen Institute] Die Gründung dieser Erziehungsanstalt für junge Adlige durch Jean Joseph Mounier war seit Frühjahr 1796 geplant. Anfang April 1796 hatte Goethe in einem Votum die Einrichtung der Anstalt befürwortet (abgedruckt in: AS 2, 491 f.). Am 27. April 1796 genehmigte Herzog Carl August die Ausbildungsstätte, für die er kostenfrei die möblierten Räumlichkeiten in den Kavaliershäusern von Schloss Belvedere bei Weimar, ein Gartenstück und ein Brennholzkontingent zur Verfügung zu stellen bereit war, als private Unternehmung, die sich ansonsten finanziell selbst zu tragen habe. Die zügige Eröffnung des Instituts unterblieb allerdings, weil die laut Prospekt (vgl. zu 54,17 – 18) notwendige Anzahl von zwölf Voranmeldungen nicht erreicht wurde, womit vorerst auch jedes weitere Bemühen obsolet wurde, sich um geeignetes internationales Personal zu kümmern. Erst im August 1797 konnte die Schule, die vor allem zukünftige Diplomaten ausbilden sollte, ihren Lehrbetrieb aufnehmen. 54,17 unsere Franzosen] Insbesondere der Jurist Jean Joseph Mounier, der seit 1789 als Abgeordneter des Dritten Standes in den Generalständen und nach dem Ballhausschwur als Sprecher und Präsident der verfassungsgebenden Nationalversammlung in Paris die Politik entscheidend mitbestimmt hatte, 1790 aber als Sympathisant einer Verfassung nach britischem Vorbild über die Schweiz und Dresden

MAI 1796

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hatte nach Weimar fliehen müssen, wo er sich seit 1795 bis September 1801 aufhielt, sowie die anderen in Weimar ansässigen französischen Emigranten. 54,17–18 dem beyliegenden Prospectus] Ein achtseitiger Druck in Oktav, ohne Verfasserangabe und Titel, datiert auf den 12. April 1796; der Druck ist in Goethes Bibliothek vorhanden (Ruppert, Nr 3239). Der zur Anwerbung von zahlungskräftigen Kunden, Eltern vornehmer Herkunft, gedachte Text enthält Überlegungen zur Bedeutung der Erziehung für die Jugend im allgemeinen und des Instituts im besonderen; zudem wird dessen vorteilhafte geographische Lage sowie dessen umfassendes Lehrangebot hervorgehoben. 54,18 ihren Eleven eine ziemliche Summe abzunehmen] Laut Prospekt sollten als Pension stattliche 150 französische Louisdors jährlich fällig werden, die im Voraus und ohne Wechselkursverlust zu entrichten waren. Davon wurden die Lehrkräfte, die Zimmer der Schüler, Nahrung, Heizung und Bediente bezahlt. – Eleven: Zöglinge, Schüler (von franz. élèves). Die Schüler des Instituts mussten zu Beginn ihrer zweijährigen Ausbildung mindestens 14 Jahre und durften maximal 20 Jahre alt sein. 54,23–55,1 sich 〈…〉 zu etwas bestimmten] ‚Sich zu etwas bestimmen‘: hier ‚sich zu etwas entschließen‘, nämlich zur Eröffnung des Unternehmens. 55,2 Sie möchten von Berlin abreisen] Humboldt hielt sich seit Anfang Mai 1796 in Berlin auf. Der kritische Gesundheitszustand seiner Mutter Maria Elisabeth – sie war unheilbar erkrankt – zwang ihn regelmäßig zu ausgedehnteren Aufenthalten auf dem Gut der Familie in Tegel. Erst nach ihrem Tod am 19. November 1796 konnten Humboldt und seine Familie nach 16-monatiger Abwesenheit an ihren Wohnort Jena zurückkehren. 55,2–3 mit dieser Vorantwort] Im Bezugsbrief hatte Humboldt in fünf Fragen um „nähere Nachricht über das Institut“ gebeten, um bei Bedarf nach weiteren Kandidaten suchen zu können (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 229). 55,6 reflectiren] Hier: beachten, Interesse haben (von lat. reflectere: zurückbeugen, umwenden). 55,8–9 Anwesenheit des Grafen Geßler und Körners] Vgl. zu 44,21. 55,10 Funk] Der sächsische Rittmeister Carl Wilhelm Ferdinand von Funck, der Schiller bereits zwischen dem 7. und dem 11. Januar 1796 in Jena besucht hatte, war offenbar erneut Gast, möglicherweise gleichzeitig mit Körners und dem Grafen Geßler (vgl. Schillers Brief an Christian Gottlieb Körner, 21. März 1796; NA 28, 209). 55,11 Schlegels] August Wilhelm Schlegel hielt sich seit 1795 in Jena auf, wo er sich Mitte Mai 1796 niederließ. 55,14 Was Sie über das Mährchen sagen] Goethes „Mährchen“ war als 5. und letzter Teil der „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ im 10. „Horen“Stück 1795 erschienen. Humboldt analysiert es in seinem Brief vom 9. Februar 1796 ausführlich (vgl. Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 193–197). Zuvor hatte er

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BRIEF 52

sich bereits in einem Brief an Schiller vom 20. November 1795 begeistert darüber geäußert („〈…〉 ist das Mährchen meinem Urtheil nach, das Vorzüglichste. Es strahlt ordentlich unter den Unterhaltungen hervor 〈…〉“; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 143), was Schiller Goethe mitgeteilt hatte (vgl. GB 10 II, zu 192,16–17). 55,15–16 zugleich bedeutend und deutungslos zu seyn] Ganz ähnlich die Ankündigung des Erzählers in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“: Diesen Abend verspreche ich Ihnen ein Mährchen, durch das Sie an nichts und an alles erinnert werden sollen. (WA I 18, 224.) 55,16 ein anderes] Möglicherweise das neue Mährchen, vom dem bereits in den Briefen Goethes an Schiller vom 21. November 1795 (vgl. GB 10 I, 187,4) und vom 15. Dezember 1795 (vgl. GB 10 I, 198,20–24) die Rede war. 55,20 die Abschrifft einer Idylle] „Alexis und Dora“; das Manuskript ist nicht erhalten. Das Gedicht erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. 55,24 meine schöne Seele] Die Tante Natalies, deren „Bekenntnisse“ das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ enthält. Bereits am 9. Februar 1796 hatte Humboldt Goethe dazu mitgeteilt: „Ungeachtet ich fast von keiner Seite mit dem Subjecte zu sympathisiren vermag, 〈…〉, so habe ich dennoch die Kunst bewundert, mit der Sie diesen so schwierigen Charakter so schön angelegt u. so glücklich durchgeführt haben. Ich habe mich bloß nach Ihrer Schilderung in diese mir so total fremde Individualität vollkommen versetzen können, 〈…〉. Aeußerst wohlthätig wirkt das Erscheinen des Oheims. Man ruht bei seinem freundlichen, liberalen Wesen, u. bei den vielen Objecten, 〈…〉, so gern von der düstern, verworrenen, ganz u. gar subjectiven Stimmung des armen Mädchens aus.“ (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 194.) Sein Missfallen angesichts des 6. Buches brachte Humboldt bereits in seinen Briefen an Schiller vom 31. August und vom 4. Dezember 1795 zum Ausdruck (vgl. Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 68 und 162f.). 55,25–26 ihren Vettern und Nichten] Außer der Nichte Nathalie auch deren Geschwister Lothario, Friedrich und die Gräfin, die stellvertretend für alle Protagonisten des 7. und 8. Buches stehen. 55,26–27 wenn das 7te und 8te Buch 〈…〉 bald vom Stapel laufen wird] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erschien erst zur Michaelismesse 1796. 55,28 Ifflands Besuch] August Wilhelm Iffland debütierte in Weimar in der Zeit vom 28. März bis zum 25. April 1796. Zu diesem Gastspiel liegen keine Berichte Schillers in Briefen an Humboldt vor. 55,29–30 Schiller blieb über drey Wochen bey uns] Schiller war vom 25. März bis zum 20. April und vom 25. bis zum 26. April 1796 bei Goethe zu Gast in Weimar. 55,32–34 Meinen Cellini 〈…〉 noch manches Vergnügen machen] Im 4. Stück der „Horen“ war der erste Teil von Goethes Übersetzung von Cellinis Lebensbeschreibung erschienen (vgl. zu 17,23–24).

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56,1 Meyer 〈…〉 nach Neapel abzugehen] Johann Heinrich Meyer wollte Rom verlassen und Anfang Mai weiter nach Süden reisen. Zur Änderung seiner Pläne im Juni 1796 vgl. zu 68,6. 56,3 Die neuesten Fortschritte der Franzosen in Italien] Anfang Mai waren die Truppen Napoleons in die Lombardei vorgestoßen, hatten am 7. Mai den Po bei Piacenza überschritten. Es kam zu Kämpfen mit österreichischen Truppen, die in der Schlacht bei Lodi am 10. Mai von den Franzosen besiegt wurden und in den folgenden Tagen weitere Städte verloren. Am 15. Mai 1796 hatte Sardinien-Piemont kapituliert; das Herzogtum Savoyen und die Grafschaft Nizza waren an Frankreich gefallen. 56,4 wegen meiner Nachfahrt] Goethes Hoffnung auf eine Reise nach Italien zerschlug sich; dort sollte – zusammen mit Johann Heinrich Meyer – Material zu einem enzyklopädischen Werk über die italienische Kultur gesammelt werden. Wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich gab er den Plan jedoch auf (vgl. GB 10 II, zu 157,5). 56,4–5 den 11ten dieses in Mailand und Parma] Die Truppen Napoleons nahmen erst am 14. Mai 1796, die Hauptstadt der Lombardei ein. Mit dem Herzogtum Parma schloss Napoleon am 9. Mai bei Piacenza einen Waffenstillstand, mit dem Herzogtum Modena am 17. Mai. Beide Herzogtümer hatten den Franzosen Geld- und Sachleistungen zu übergeben, darunter wertvolle Kunstwerke. 56,7 Die Modenesische Gallerie] Die Kunstwerke aus der Galleria Estense in Modena. Die Stadt in der Emilia-Romagna hatte Goethe neben Bologna und Parma Mitte Mai 1788 besucht (vgl. GB 7 II, zu 256,1–2). 56,7 der schöne Corege von Parma] Die Gemälde und Fresken von Correggio in Parma, wo der italienische Renaissancemaler seit 1516 vorwiegend arbeitete. Vgl. GB 7 II, zu 270,21. 56,8 auch eine Reise nach Paris] Während des erfolgreichen Italienfeldzugs von Napoleon gelangten viele Kunstwerke in den Besitz des „Muséum central des arts de la République“, das im August 1793, im Galerieflügel des Louvre, der ehemaligen Residenz der französischen Könige in Paris, eingerichtet worden war.

52. An Christian Gottlob Voigt Jena, 29. Mai 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2273/1997. – Doppelblatt 21,2 × 16,6 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn GeheimdeRath Voigt / Hochwohlgebl: / We i m a r / f r., darun-

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BRIEF 53

ter rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules, vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3), oben Siegelausriss. E: Goethe-Voigt1 (1868), 160, Nr 35 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 78f., Nr 3313. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Brief vom 30. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 218). 56,12 ein Expresser] Mit einem wichtigen, eiligen Einzelauftrag losgeschickter Bote (vgl. GWb 3, 504). Diese Nachricht wurde nicht ermittelt. 56,12 Profissions-Collecteur] Humoristische Bezeichnung für den Manne (56,17), der für das nächste sonntägliche Treffen des Jenaer Professorenklubs bzw. das anstehende Clubbfest (57,5) den Mundvorrat zu beschaffen hatte (von franz. collecteur: Sammler). Wer diese Aufgabe wahrnahm, wurde nicht ermittelt. – Provision: der (nötige) Vorrat zum Lebenunterhalt, besonders Lebensmittel (vgl. Adelung 3, 851). 56,13 Forstmeister Cotta] Nicolaus Heinrich Cotta, Oberforstmeister in Allstedt und teilweise in Weimar, dort auch wohnhaft. 56,13 Sonntagsclubb] Der Jenaer Professorenklub, die ‚Sozietät der Unternehmer des Rosen-Instituts‘, welche sich sonntags in den zur Universität gehörigen „Rosensälen“ trafen (vgl. zu 8,4–5). 56,19 Vorwort] Fürsprache, Empfehlung (vgl. Grimm 26, 1963). 56,20 deßhalb erlaßnen Brief] Dieser wurde ebenfalls nicht ermittelt. In der Antwort weist Voigt als Erklärung für das Versäumnis auf die räumliche Abwesenheits Cottas hin.

53. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 31. Mai 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-30414. – Doppelblatt 11,8 × 18,5 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII in vorliegendem Band), Orts- und Datumsangabe, Paraphe, Tinte. Ab Von diesen 〈…〉 (58,6) kleinere Schrift, um den Text noch auf das Blatt zu bringen, vielleicht auch nachträgliche Ergänzung. E: Goethe-Voigt1 (1868), 160–162, Nr 36 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 79–83, Nr 3314.

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2) Beilage: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: 30414. – Doppelblatt 11,8 × 18,5 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII in vorliegendem Band), Tinte. – Gerber Eckardt (58,11) und Bären (58,12) nachträglich mit Bleistift unterstrichen. E: Goethe-Voigt1 (1868), 162f., Nr 36 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 81–82, Nr 3314. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 30. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 218). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 8. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 233). 57,3 die gütige Verwendung, das Wildpret betreffend] Zur Versorgung des Jenaer Professorenklubs mit Lebensmitteln vgl. Nr 52 und die Erläuterungen dazu. Da Nicolaus Heinrich Cotta abwesend sei, solle, so Voigts Vorschlag im Bezugsbrief, Christian Wilhelm Ludwig Schnell die Besorgung des Fleisches übernehmen (vgl. Goethe-Voigt2 1, 253). 57,5–6 erst Sonntag in 8 Tagen] Das katholische Fest Fronleichnam war bereits am 26. Mai 1796, am zehnten Tag nach Pfingstsonntag, gefeiert worden. Vermutlich legte es Goethe irrtümlicherweise auf den 5. Juni 1796 legte. Das Fest des Jenaer Sonntagsklub hätte demnach am 12. Juni 1796 stattgefunden. 57,7 auf der Landfeste] Mit Sand befestigtes Stück Land am linken Ufer der Saale östlich von Jena, das unter anderem als Exerzier- und Schießplatz (mit Schießmauer) genutzt wurde. 57,9–10 ein Schwärmer 〈…〉 zum Ernst] Anspielung auf die Nutzung des großen Terrains als Versammlungsort (wie dies wiederholt während der Studentenunruhen geschehen war, bei denen es zu Zusammenstößen mit dem in der Garnison stationierten Militär gekommen war) und auf seine Geschichte als Richtstätte. – zum Trutz: zur Gegenwehr. 57,12 In der Beylage] In der Beilage geht es um einen Verstoß gegen die Handwerksordnung (das Privileg der Innungsmitglieder, sämtliche Arbeiten in Jena ausführen zu dürfen), zu dem es beim Neubau des Gerbermeisters Johann Heinrich Christian Eckardt gekommen war. Der Bau schloss sich östlich an den Gasthof „Zum Bären“ an (am Schloss jenseits des Stadtgrabens in der nördlichen Vorstadt gelegen, heute Lutherplatz) und füllte damit die nach dem Abriss eines älteren Gebäudes entstandene Baulücke neben dem Wohnhaus des Bauherrn. Zum Streit des Gerbers mit der Maurerinnung in Jena vgl. AS 2, 497–499; erläutert in: AS 3, 210. 57,14 belehren] Hier im Sinne von ‚sachverständig beraten‘ (vgl. GWb 2, 343). 57,15 Mediciner Eichelberg in Lobeda] Johann Philipp Albert Eichelberg aus Lobeda, südlich von Jena gelegen, hatte ein Gesuch an das Konsistorium gerichtet, ihm ein Stipendium zu gewähren (vgl. die Beilage zu Nr A 7 und die Erläuterung

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BRIEF 54

dazu). Voigt trug das Gesuch am 16. März 1796 vor (vgl. seinen Brief an Goethe, 16. März 1796; Goethe-Voigt2 1, 239). Ob der junge Mann daraufhin eine Zahlung des Herzogtums erhielt, konnte nicht ermittelt werden. Zur Unterstützung des Studenten vgl. AS 2, 489f., 496f.; erläutert in: AS 3, 209. 57,18 Serenissimo] Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. zu 9,18). Gemeint ist Herzog Carl August. 57,18 Fürstl. Cammer] Die Fürstliche Kammer war in Weimar die Behörde, die für die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben im Herzogtum zuständig war. 57,20 Bürger und Bürgergenossen] Möglicherweise Bürger und Stadtbewohner, denen die vollen Bürgerrechte nicht zukamen (vgl. GWb 2, 951). 57,29–30 da mir die Franzosen den Weg nach Italien abschneiden] Die Besetzung Oberitaliens durch französische Truppen unter Führung Napoleons vereitelte Goethes Plan, Johann Heinrich Meyer nach Italien zu folgen. 58,4 wegen der Lotterie] Im Bezugsbrief hatte Voigt Goethe gebeten, sich auch in Frankfurt a. M. nach einem neuen Unternehmer zu erkundigen, der die privilegierte Klassen-Lotterie in Weimar übernehmen wolle (vgl. Goethe-Voigt2 1, 254). Zur Neueinrichtung der Lotterie vgl. AS 2, 494f.; erläutert in: AS 3, 207–209. 58,5 eine Art von kleinem pro Memoria] Die erbetene „kleine Note“ schickte der Adressat mit seinem Antwortbrief (Goethe-Voigt2 1, 262). Goethe übermittelte den (nicht erhaltenen) „Lotterieplan“ am 15. Juni 1796 seiner Mutter (vgl. EB 28). Sie gab ihn umgehend an Goethes Jugendfreund Johann Jacob Riese weiter (vgl. Catharina Elisabeth Goethes Brief, 21. Juni 1796; Pfeiffer-Belli, 701f.; RA 2, Nr 243). Eine Empfehlung Rieses, wie die Lotterie in Weimar in rechten Schwung zu bringen sei, ist nicht überliefert. – pro Memoria: Eigentlich ein Immediatbericht an den Landesherrn und an die höchsten Behörden zum internen Dienstgebrauch. 58,6–7 die den gemeinen Geist 〈…〉 gemeiner] Wortspiel mit dem Namen des Lotterieunternehmers Johann Gottfried Gemeiner, der von 1791 bis 1816 Direktor der Lotterie war. Anstatt im Lande erzeugte Waren zu verlosen, produzierte Gemeiner zum Leidwesen der Regierung in eigenen Fabriken, was in erster Linie seinem eigenen Gewinn zuträglich war (vgl. AS 3, 207f.). 58,19 Zwätzen] Dorf mit Kalksteinbrüchen im Saaletal, nördlich von Jena gelegen. Von Jena aus ist es auf dem Wasserweg zu erreichen, was für den Transport schwerer Lasten von Vorteil war. 58,23 Fürstl: Regierung] Fürstliche Regierung, der Herzog und seine obersten Beamten. 58,24 Resolution] Hier die Entscheidung des Herzogs in dieser Sache (von lat. resolutio). 58,25 Der Gerechtsame] Hier das ‚Vorrecht der Zunft‘, das Privileg (vgl. GWb 3, 1513).

MAI/JUNI 1796

54. An Friedrich Schiller

125

〈Jena, Ende Mai/Anfang Juni 1796〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Am 4. Mai 1796 hatte Goethe im Brief an Christiane Vulpius darüber geklagt, dass die Arbeit an der Vollendung seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ nicht rücken wolle (45,13). Im Brief an Johann Heinrich Meyer vom 20. Mai zeigte sich Goethe ähnlich unzufrieden: Er habe in 14 Tagen (50,4) keine rechten Fortschritte gemacht. Demgegenüber berichtet er in seinem Tagebuch für die Zeit vom 27. Mai bis zum 3. Juni von regelmäßiger Arbeit am Roman (vgl. GT II 1, 70f.). Im vorliegenden Brief, der noch in Jena geschrieben wurde (vgl. 59,16–17), heißt es: Der Roman rückt gut von der Stelle. (59,19.) Es ist also anzunehmen, dass er Ende Mai/Anfang Juni 1796 geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 39. – 1 Bl. 18,5 × 23,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E1: Schiller-Goethe2 1 (1856), 214, Nr 216 (Teildruck: ohne den letzten Satz). E2: Schiller-Goethe4 1 (1881), 120, Nr 162. WA IV 11 (1892), 83f., Nr 3315. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief Schillers sind nicht bekannt. 59,10–11 Eine nicht 〈…〉 gebieten.] Der Bezug des Hexameters konnte nicht ermittelt werden. Möglicherweise ist er in Gesprächen mit Schiller zu suchen. Dass im Zusammenhang mit Goethes Italienplänen Christiane Vulpius und Schiller gemeint sein könnten oder ein Bezug zu „Hero und Leander“ (vgl. zu 59,26) gegeben sei (vgl. MA/Goethe 8 II, 233), ist unwahrscheinlich. 59,14 Ubung in Distichen] Die gemeinschaftliche Arbeit an den „Xenien“ (vgl. GB 10 II, zu 132,6 und zu 202,7–8). 59,16 Villegiatur] Ital. villeggiatura: Urlaub, Sommerfrische. – Eine Reise hatte Schiller nicht geplant. Sein Gartengrundstück in Jena kaufte er erst 1797. Vermutlich bezieht sich Goethe auf Schillers Vorsatz, seine Gesundheit durch Bewegung an der frischen Luft zu fördern. Nach seinem Besuch in Jena mahnte Schillers Freund Christian Gottfried Körner am 29. Mai 1796 aus Dresden: „Gehe fleißig spazieren 〈…〉.“ (NA 36 I, 218.) Am selben Tag schreibt er an Goethe: „〈…〉 muntern Sie ja Schillern zum Spazierengehen auf.“ (Mittheilungen aus dem Goethe-Archiv. In: GJb 8 [1887], 3–101, hier 54.) 59,17 zu Hause antreffe] Ob der Besuch stattfand, konnte nicht ermittelt werden. 59,17–18 um den Glas Cubus und das große hohle Prisma] Würfel (von lat. cubus) aus massivem Glas, die sich noch heute in Goethes physikalischem Apparat

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BRIEFE 55/56

befinden, wurden vermutlich für Lichtbrechungsexperimente benutzt, vielleicht auch zur Betrachtung von Kantenspektren (farbige Säume, die an einer kontrastreichen Kante entstehen). – Hohle Prismen (griech. : das Zersägte), die mit Wasser befüllt werden konnten, dienten ebenfalls zur Beobachtung der Brechung und Reflexion an den Grenzflächen zwischen Glas, Luft und Wasser. Auch solche Wasserprismen gibt es heute noch in Goethes Sammlung. – Die physikalischen Geräte befanden sich bei Schiller, weil Goethe dort mit ihnen gearbeitet hatte, vermutlich, um seine Versuche vorzuführen. In seinem Brief an Schiller vom 24. Januar 1798 heißt es: Sie erinnern sich des Versuches mit einem gläsernen Cubus, wodurch ich so deutlich zeigte daß die senkrechten Strahlen eben so gut verändert und das Bild aus dem Grund in die Höhe gehoben wird. (WA IV 13, 33f.) 59,19 Der Roman] Goethe arbeitete am 8. und letzten Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, das er in der zweiten Hälfte des Juni vollendete (vgl. 77,4). 59,22 Rückkehr nach Weimar] Goethe ging am 8. Juni 1796 nach Weimar zurück. In Jena hatte er sich bereits seit dem 28. April 1796 aufgehalten. 59,22–23 Zur nächsten Lieferung Cellini] Die 3. Fortsetzung von Goethes Übersetzung der Autobiographie des Goldschmieds und Bildhauers Benvenuto Cellini; Schiller erhielt sie mit Goethes Brief vom 14. Juni 1796 (Nr 62; vgl. zu 67,1). Sie erschien im 7. Stück der „Horen“ 1796. 59,23 Stammbaum der Medicis] In Goethes Exemplar der italienischen Ausgabe (vgl. zu 17,23–24). Er findet sich am Schluss des Beitrags (Horen 1796. 7. Stück, S. 58f.). 59,25 Was macht das Frauchen.] Hier ist Charlotte Schiller gemeint (vgl. erste Erläuterung zu 47,14), die ihr zweites Kind erwartete. Am 17. Mai 1796 schrieb Charlotte von Stein an ihren Sohn Fritz: „Die Schillern war zeither sehr kranck, sie ist leider guter Hoffnung, und war ihr deßwegen der 3 Wöchige Besuch von Körners ein wenig beschwerlich“ (H: GSA 122/101). Ernst Schiller wurde am 11. Juli 1796 geboren. 59,25 und lieben mich] Vgl. schon GB 10 II, zu 156,21. 59,26 Hero und Leander] Leander durchschwimmt jede Nacht den Hellespont, um mit seiner Geliebten, der Aphroditepriesterin Hero, zusammenzusein. Diese stellt ein Licht in ihr Fenster, das Leander den Weg weist. In einem Sturm erlischt das Licht, und Leander ertrinkt. – Die Geschichte stammt aus der antiken Mythologie (vgl. Vergil, Georgica 3,258–263; Ovid, Heroides, Brief 18f.). Goethe bearbeitete sie nicht, weil er meinte, „es sei ein fremdes Sujet, das sich nie recht frei würde behandeln lassen.“ (Wilhelm von Humboldt an seine Frau Caroline, 7. April 1797; Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 365.) Schiller nahm sich später des Stoffes an; seine Ballade „Hero und Leander“ erschien 1801 in Cottas „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802“ (S. 153–162).

JUNI 1796

55. An Charlotte von Kalb

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Jena, 7. Juni 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: acc. ms. 1937. 156. – 1 Bl. 11,7 × 18,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Jeweils zwei kleine Löcher am oberen und unteren Rand, mehrere am rechten Rand. E: Köpke, Kalb (1892), 146 (nach h [Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Varnhagen-Sammlung Kasten 71, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin]). WA IV 11 (1892), 84, Nr 3316 (nach E). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Kalbs Brief vom 6. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 229). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 60,1 Ihren Wünschen] Charlotte von Kalb hatte Goethe im Bezugsbrief gebeten, sich für ihre Tante Susanne von Stein zu Nord- und Ostheim nach einer ruhigen Wohnung in Jena umzusehen. Sie wolle sich dort operieren lassen. Herzog Carl August habe erlaubt, dass die Tante im Jenaer Schloss wohnen könne. Die Erlaubnis könnten sie nicht in Anspruch nehmen, da Goethe selbst sowie der Kommandant der Jenaer Garnison Christian Wilhelm Gottlob von Milkau zur Zeit im Schloss wohnten: „also ist kein Plaz für die Tante.“ (H: GSA 28/13, Bl. 240.) Herzog Carl August schrieb (ebenfalls) am 7. Juni 1796 an Goethe: „Keinen andern Platz habe ich ihr einzuräumen als die ganze mittlere Etage des Schloßes, und da du diese jezt mit Milkau einnimmst, und es wohl nicht unbillig ist, daß die gesunden einer sehr Krancken weichen, so muß ich dich bitten der Frau von Stein diesen Raum abzutreten.“ (Carl August-Goethe2 1, 206.) Dieser Bitte kam Goethe nach. 60,3 ich werde meine Abfahrt beschleunigen] Goethe reiste am Mittwoch, dem 8. Juni, nach Weimar zurück, um der Kranken die Unterkunft zu überlassen. 60,7 Schloßvoigt] Nicolaus Trabitius, der Schlosstorwärter in Jena.

56. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. 〈und 11.?〉 Juni 1796 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Möglicherweise bezieht sich die Angabe heute früh (61,6) in der Nachschrift des Briefes auf den 11. Juni 1796. Goethe meldet die Ankunft des „Wilhelm Meister“-Manuskripts, um dessen Zusendung er im Brief selbst noch gebeten hatte (vgl. 68,1). Demnach hätte Goethe Schillers Brief vom 10. Juni erst am Tag darauf er-

128

BRIEF 56

halten. Dazu passt, dass er auch nur in der Nachschrift darauf Bezug nimmt. Der handschriftliche Befund lässt allerdings nicht erkennen, ob die Nachschrift später hinzugefügt wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 40. – Doppelblatt 18,8(–19) × 23,8 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Hinter Anlaß (60,18) ist mit Bleistift ein Schrägstrich eingefügt. Der folgende Absatz Das eine, d e r G e f ä h r l i c h e 〈…〉 ist am Anfang ebenfalls mit Bleistift durch eine Winkelklammer markiert; eine schließende Klammer fehlt. Von wem die Bleistiftstriche stammen, ist ungewiss. Sie gehören jedoch offensichtlich nicht zu Goethes Bleistiftkorrekturen (vgl. Überlieferung zu Nr 14). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 37f., Nr 161. WA IV 11 (1892), 84f., Nr 3317. BEIL AG E

Manuskript zu den „Xenien“ (vgl. zu 60,14). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 10. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 235). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 12. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 237). Postsendungen: 12. Juni 1796 (GR/RB 1796, 3, Bl. 5). 60,10 in Weimar angekommen] Goethe war am 8. Juni von einem knapp sechswöchigen (nur kurz unterbrochenen) Aufenthalt in Jena zurückgekehrt. 60,11 Cellini] Vgl. zu 59,22–23. 60,12 Roman] Vgl. zu 59,19. 60,12 und] Versehentlich nicht gestrichen. Vermutlich hatte es zunächst heißen sollen: ‚und schicken mir das siebente Buch nächstens zurück‘. 60,12–13 das siebente Buch nächstens zurück zu schicken] Goethe hatte das 7. Buch des „Wilhelm Meister“ in Jena vollendet und Schiller zur Lektüre zurückgelassen. Das Manuskript erhielt Goethe noch vor Absendung des vorliegenden Briefs (vgl. Datierung). 60,14 Epigramme] Monodistichen für den „Xenien“-Zyklus im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. Um welche es sich im Einzelnen handelte, konnte nicht ermittelt werden. 60,15 der Haß doppelt so stark als die Liebe] Die „Xenien“ sollten nicht nur satirisch-kritische Epigramme enthalten, sondern, wie Schiller im Antwortbrief schreibt, auch solche aus dem „Gebiet des frohen Humors“: „Sind doch die Musen keine Scharfrichter!“ (NA 28, 226.) 60,16 schicken Sie mir das Ganze] Schiller schickte die „Xenien“ mit seinen Briefen vom 27. und 28. Juni 1796 (vgl. NA 28, 231 und 232). Es handelt sich

JUNI 1796

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um die Abschrift, nach welcher Goethes Schreiber Johann Jacob Ludwig Geist die Reinschrift herstellte, die von Schmidt/Suphan (S. 221f.) als Handschrift Hb bezeichnet wurde, nach NA 2 II A, 337 Handschrift h8. 60,19 d e r G e f ä h r l i c h e] Ein Xenion dieses Titels ist nicht überliefert. Möglicherweise wurde die Überschrift geändert. 60,22 uns vor kriminellen Inkulpationen hüten] Auf diese Warnung erwiderte Schiller im Antwortbrief: „Ich bin auch sehr dafür, daß wir nichts criminelles berühren 〈…〉. Aber schenken wollen wir den Herren auch nichts.“ (NA 28, 226.) – Inkulpationen: Beschuldigungen (von franz. inculpations). 60,23 Die Idylle] „Alexis und Dora“; das Gedicht erschien wie die „Xenien“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. Das Manuskript schickte Goethe am 14. Juni 1796 (vgl. erste Erläuterung zu 67,9). 60,23 ein Gedicht] Seinem Brief vom 14. Juni 1796 (Nr 62) legte Goethe auch das parodistische Gedicht „Musen und Grazien in der Mark“ bei, das sich auf den „Calender der Musen und Grazien für das Jahr 1796“ von Friedrich Wilhelm August Schmidt bezieht und gleichfalls in den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ aufgenommen wurde. 61,3 mir] Möglicherweise Hörfehler für mich (E). 61,6 Der Roman ist heute früh angekommen] Vgl. Datierung. 61,7 erhalten Sie mehr] Am 26. Juni 1796 übersandte Goethe das 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. 77,4). 61,7 Zeichnungen zu Hirts Manuscript] Zeichnungen Aloys Hirts zu Anlage und Umgebung des Fucinischen Sees, die für seinen „Horen“-Beitrag „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino, im October 1794“ bestimmt waren. Schiller hatte sie im Bezugsbrief angekündigt. Goethe besorgte die Kupferstiche dazu (vgl. 88,9–12). Im 12. Stück der „Horen“ 1796 wurde Hirts Abhandlung (nach S. 19) nur ein Kupferstich beigegeben: „Risse über den Emissär des Fucinischen Sees“, nachdem die Druckplatte für eine weitere Abbildung („Karte des Fucinischen Sees mit der umliegenden Gegend“; Johann Friedrich Cottas Brief an Schiller, 30. November 1796 [NA 36 I, 395]) beim Transport von Weimar nach Tübingen verloren gegangen war. 61,8 eine Göpfertsche Papierprobe] Nach dem Bezugsbrief „Schriftproben für den Druck des Almanachs“, der bei dem Jenaer Verleger und Buchdrucker Johann Christian Gottfried Göpferdt gedruckt wurde.

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57. An Friedrich Heinrich Jacobi

BRIEF 57

Weimar, 12. Juni 1796 → 〈Wandsbek〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2744. – Doppelblatt 18,7 × 23,5 (–23,7) cm, 1 ½ S. und auf S. 3 5 Zeilen quer beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk von Jacobi, rote Tinte: „e. dL 18t Juni 1796. / b – 6t Juli –“, davor „Goethe.“; S. 3 zum Mittelfalz hin Reste einer Verschlussoblate, Bl. 2 am äußeren Rand Papierausriss durch Öffnen der Verschlussoblate. E: Goethe-Jacobi (1846), S. 210f., Nr 101 (Max Jacobi). WA IV 11 (1892), 86f., Nr 3318. BEIL AG E

Abschrift von „Alexis und Dora“ (vgl. zu 62,7–8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet einen Brief Friedrich Heinrich Jacobis vom 4. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 225). – Jacobi antwortete mit einem Brief vom 5. und 6. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 262). Postsendungen: 13. Juni 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). In den vier Briefen Goethes an Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) und ebenso vielen Gegenbriefen aus dem Jahre 1796 wird Alltägliches thematisiert, ebenso familiäre Vorkommnisse, persönliche Begegnungen und Vorlieben, darunter nicht ausgeführte Reisepläne, sowie die Fortschritte bei den jeweils eigenen literarischen Arbeiten. Sie wie aktuelle Publikationen Dritter werden mit den Briefen ausgetauscht und in diesen kurz besprochen. Zu einer Begegnung der Korrespondenten in Wandsbek bei Hamburg, wo Jacobi sich vorwiegend aufhielt, kam es nicht. – Über Friedrich Heinrich Jacobi und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 134. 61,9–10 ist denn endlich heute auch befriedigt worden] Mit dem Bezugsbrief Jacobis endete eine lange Periode des Schweigens. Goethe hatte Jacobi letztmalig am 11. März 1795 geschrieben und ihm dabei mitgeteilt, dass er ihn in seinem Exil im Norden Deutschlands nicht besuchen könne. Dorthin war Jacobi aus seiner angestammten Heimath (61,14), Pempelfort bei Düsseldorf, vor den auf die Stadt zurückenden Truppen des Gegners im Ersten Koalitionskrieg mit Frankreich geflohen. Seit September 1794 fand er an verschiedenen Orten in und um Hamburg und vor den Toren Kiels Aufnahme bei Freunden (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 11). 61,12–13 Möchtest du dich 〈…〉 wieder erholen] Im Bezugsbrief hatte Jacobi berichtet, dass er seit Frühjahr 1795 an schweren Krankheiten gelitten habe, die sich

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erst seit Anfang Mai 1796 deutlich gebessert hätten. Nachdem er Eutin verlassen habe, wo er sich den Winter über aufgehalten, sei er nach Wandsbek bei Hamburg zurückgekehrt. Er beabsichtige nun, sofern er nicht nach Pempelfort ins Rheinland zurückkehren könne, sich vor den Toren Hamburgs, in Hamm, niederzulassen. – Im Oktober 1799 siedelte sich Jacobi in Eutin an. 1805 folgte er einem Ruf der Bayerischen Akademie der Wissenschaften nach München. Von 1807 bis 1812 bekleidete Jacobi dort das Amt des Akademiepräsidenten. 61,13 auch 〈…〉 die Welt beglücken] Jacobi hatte im Bezugsbrief geschrieben: „Ich gedachte damals 〈Anfang 1796〉 selbst im Herbste eine Reise nach Italien zu machen, wenn nicht Friede würde, und es lag mir sehr daran mehr von Deinen Anschlägen zu wißen; aber ich war zu krank zum schreiben.“ (JB I 11, 113.) 61,17–18 Im August 〈…〉 was es werden kann] Johann Heinrich Meyer war Anfang Oktober 1795 in den Süden aufgebrochen, um seine 1790 dort abgebrochenen Kunststudien fortzusetzen. Dort sollte er ebenso Goethes Reise vorbereiten wie die geplante umfassende Publikation über Italien. Die Kriegsereignisse, vor allem die anhaltenden Kämpfe in Ober- und Mittelitalien, ließen Goethe zunächst zögern aufzubrechen, dann vereitelten sie den ursprünglichen Plan insofern, als Goethe nach seinem Aufbruch am 30. Juli 1797 in der Schweiz aufgehalten wurde. – Jacobi hatte schon Anfang des Jahres 1796 durch Gräfin Julie von Reventlow von Goethes Reiseplänen erfahren, wie er im Bezugsbrief mitteilte. 61,22–23 Der letzte Band meines Romans kommt auf Michael] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit dem 7. und 8. Buch des Romans. – Michael: Jahresfest des Erzengels Michael am 29. September, hier: Anspielung auf die um diese Zeit stattfindende Buchmesse. 61,24 der zweyte 〈…〉 ein halbes Jahr hier] Mit der nächsten fahrenden Post (61,27–28), wohl am Mittwoch, dem 15. Juni 1796, sandte Goethe den 2. (zur Ostermesse 1795 erschienenen) und 3. (in der zweiten Novemberwoche 1795 erschienenen) Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ nach Hamburg, vermutlich an die Adresse des Apothekers Herrmann, welche ihm im Bezugsbrief genannt worden war (vgl. EB 27). – Jacobi bedankte sich am 6. Juli 1796 für das Paket mit wenigen, flüchtig auf die Innenseite des Umschlags geschriebenen Zeilen (H: GSA 28/14, Bl. 266; gedruckt in: JB I 11, 125 〈hier als Postscriptum wiedergegeben〉). Nach Weimar gelangten diese zusammen mit dem noch in Wandsbek verfassten Brief vom 5. Juli 1796. Der Dank für die überraschend in Hamburg vorgefundenen Exemplare wurde im Hause des Arztes Johann Albert Heinrich Reimarus zu Papier gebracht; er enthält auch die Bitte, zu gegebener Zeit den 4. Band der „Lehrjahre“ zu senden, der Goethe am 21. Oktober 1796 nachkam (vgl. Nr 136). 61,25 auf dem Repositorio] Das Büchergestell in Goethes Arbeitszimmer im Wohnhaus am Frauenplan, das ihm auch als Ablage für Papiere diente (Ablativform von lat. repositorium).

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BRIEF 58

61,25 auf dem Repositorio] Das Büchergestell in Goethes Arbeitszimmer im Wohnhaus am Frauenplan, das Goethe auch als Ablage für Papiere diente (Ablativform von lat. repositorium). 61,26 der Unglaube] Hier: der Zweifel Goethes daran, dass Jacobi entgegen der Versicherung im Bezugsbrief – dort hatte er von dem „mannigfaltigen großen Genuß“ nicht schreiben wollen, den ihm die Fortsetzung des „Wilhelm Meister“ bereitet habe (JB I 11, 113) – der Roman gefallen werde. Kritische Anmerkungen zum 1. Band, die Jacobi in seinem Brief vom 18. Februar 1795 geäußert hatte, hatten Goethe von Sendungen der weiteren Teile absehen lassen (vgl. GB 10 II, zu 113,21–22). Er konnte sich ohnehin sicher sein, dass in Jacobis Umgebung ausreichend Leseexemplare vorhanden sein würden, was ihm der Bezugsbrief bestätigte, in dem es heißt: „Der dritte Theil besonders hat mich eine mögliche Entwickelung ahnden laßen, die vielleicht gar so nicht erfolgen wird, aber darum nicht weniger Dir zugehört, so wie der Dank, die Liebe und Bewundrung, die ich während meiner Entzückung fühlte, und in meinem Herzen behalten habe. Ich hoffte gewiß auf den vierten Theil in dieser Meße, und frage Dich, warum er nicht erschienen ist.“ (JB I 11, 113.) 61,26–27 dich auch die Zueignung von Woldemar wegstreichen ließ] Jacobi hatte der zweiten Auflage seines „Woldemar“ (Königsberg 1794) eine lange Widmung „An Goethe“ vorangestellt. Sie entfiel in der gerade erschienenen neuen verbesserten Auflage des Romans, nachdem der Geehrte sich bereits in seinem Brief vom 26. April 1794 über das in höchsten Tönen vorgetragene Lob der Freundschaft indigniert gezeigt hatte: „Ich habe“, heißt es im Bezugsbrief, „die Zueignungsschrift dießmal weggelaßen, weil Du mir genug zu erkennen gegeben, daß Du kein Wohlgefallen daran hattest.“ (JB I 11, 113.) Vgl. GB 10 II, zu 38,6. 61,27–28 mit der nächsten fahrenden Post] Die von Goethe für seinen Brief nach Hamburg gewählte Kaiserliche Reichspost, die Weimar am Montag verließ (vgl. Postsendungen), ging jeweils montags und mittwochs ab, also am 15. Juni 1796 (vgl. EB 27). 62,1–2 an wen und wohin Klärchen verheirathet ist] Jacobis jüngste Tochter Clara Franziska hatte ihren Vetter Ludwig Arnold von Clermont geheiratet und war deshalb in die Gegend von Aachen zurückgekehrt. Dort lebte sie in vermögenden Verhältnissen in Vaals. 62,2 Lenchen] Helene Jacobi, die im September 1794 Pempelfort zusammen mit ihrem Halbbruder verlassen hatte. Die Halbschwester Charlotte Jacobi war ihnen in den Norden gefolgt. 62,2 Schlossers] Goethes Schwager Johann Georg Schlosser und seine zweite Ehefrau Johanna Fahlmer hatten mit ihren Kindern Ansbach verlassen und lebten seit Mai 1796 in Eutin. Im Bezugsbrief hatte Jacobi von ihrem anstehenden Besuch in Wandbek berichtet. Sie hatten sich für den 14. Juni 1796 angekündigt und blieben bis zum 21. Juni 1796, so Jacobi in seiner Antwort.

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62,3 Max] Carl Wigand Maximilian Jacobi, der jüngste Sohn des Adressaten, hatte Jena an Ostern 1795 verlassen, um nach einem längeren Besuch bei seinem Vater zunächst ab Mai 1795 in Göttingen (vgl. dazu auch EB 24. Juni 1795), dann ab Mitte Oktober 1795 in Edinburgh und in London sein Medizinstudium fortzusetzen; überall entsprach das Angebot nicht seinen hohen Erwartungen. Trotz der freundschaftlichen Verbindung zu Goethe, die sich während der gemeinsam in Weimar verlebten Zeit entwickelt hatte, unterließ es der junge Mann seit seinen Briefen vom 21. Juni 1795 (vgl. RA 1, Nr 1349) und 25. September 1795 (vgl. RA 1, Nr 1414) darauf, Goethe weiterhin zu schreiben. In seiner Antwort bedauerte Jacobi dieses Verhalten. 62,7–8 Abschrift einer meiner neuesten Arbeiten] Der Idylle „Alexis und Dora“, die noch im selben Jahr in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschien. 62,8–9 ersuche dich 〈…〉 zu geben] Dieser Bitte kam der Empfänger nur insofern nach, dass er die Abschrift für sich behielt. Zum Umgang mit dem Werk selbst bemerkte er in seiner Antwort: „Herzlichen Dank für Deine schöne wahrhaft Theokritische Idylle; sie hat auch 〈Matthias〉 Claudius entzückt, der, im Vorbeygehen gesagt, Dir immer gut bleibt; und die Schloßerinn hat sie gelobt, und Voß wird sie loben, wen〈n〉 anders im Hexameter nichts versehen ist, und sich alles ins Griechische oder lateinische leicht übersetzen läßt (seine allgemeine u Hauptprobe auch für die Prosa!) was ich nicht genug beurtheilen kann. Daß ich dies köstliche Gedicht nicht aus Händen geben werde, darauf kannst Du Dich verlaßen.“ (JB I 11, 124.)

58. An Jacob Philipp Hackert

〈Weimar, 13.? Juni 1796〉 → Neapel

DAT IERUN G

Der Brief war eine Beilage zu Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer vom 13. Juni 1796 (vgl. 65,8). Vermutlich wurde er – zusammen mit Nr 59 (vgl. Überlieferung) – am selben Tag geschrieben. Angekündigt hatte Goethe diesen Brief bereits in seinem Brief an Meyer vom 18. 〈April〉 1796 (vgl. 40,18), abermals am 20. Mai 1796 (vgl. 49,30–31). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/13, Bl. 234. – Doppelblatt 20,7(–21,2) × 34,8 cm, 1 S. beschr. (S. 1 Text; S. 2 Konzept zu Nr 59), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Hackert / in Neapel. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, egh., Tinte: April May Juni / 96., oben rechts die Bezeichnung des Stückes „5.b.“ (Zählung in:

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BRIEF 58

Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 98 Bl., 3 Bl. Drucke. E: WA IV 11 (1892), 90, Nr 3320 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Jacob P h i l i p p Hackert (1737–1807) wurde in Prenzlau in der Uckermark als Sohn des Porträtmalers Jacob Philipp Hackert d. Ä. geboren. Nach einer Ausbildung als Dekorations- und Tapetenmaler in Berlin (1753–1755) fasste er den Entschluss, Landschaftsmaler zu werden. Er studierte und kopierte insbesondere Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts (Claude Lorrain, Frederik de Moucheron, Nicolaes Pieterzoon Berchem u.a.). 1758 trat Hackert in die Berliner Akademie der Künste ein, hatte mit einigen Veduten Erfolg und fand Anschluss an die intellektuellen Kreise in Berlin. Er lernte den Philosophen Johann Georg Sulzer kennen, dessen kunsttheoretische Ansichten seiner eigenen „Neigung zum realistischen Landschaftsbild“ mit großer Natur- und Detailtreue entgegenkamen (Claudia Nordhoff: Jakob Philipp Hackert. Leben und Werk. In: Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit. Ostfildern 2008, S. 11). Nach drei Jahren auf Einladung seines Mäzens Adolf Friedrich von Olthof in Stralsund, auf Rügen und in Schweden ging der Maler 1765 nach Paris, wo er sich mit zahlreichen verkauften kleinformatigen Natur- und Landschaftsgemälden Bekanntheit erwarb. 1768 schließlich reiste Hackert mit seinem Bruder Johann Gottlieb nach Italien, wo er bis zu seinem Tod lebte, zunächst in Rom, wo er mit dem Kunstagenten Johann Friedrich Reiffenstein Freundschaft schloss. Dieser vermittelte ihm 1771 den Auftrag der russischen Zarin Katharina II., sechs großformatige Gemälde zum Sieg der russischen Flotte über die Türken bei Çe¸sme (an der türkischen Westküste gegenüber von Chios) in der Seeschlacht vom 5. bis zum 7. Juli 1770 anzufertigen. Diese Werke verschafften Hackert den Ruf des bedeutendsten Landschaftsmalers Europas. Als solcher wurde Hackert 1786 von König Ferdinand IV. von Neapel als Hofmaler in Dienst genommen. In der süditalienischen Stadt lebte er, bis ihn 1799 französische Besatzungstruppen zwangen, sich wieder nach Norden zu wenden, zunächst über Livorno nach Pisa, 1800 schließlich nach Florenz. Goethe kannte Hackert und sein Werk vermutlich bereits, seit der Maler mit seinen Çe¸sme-Gemälden berühmt geworden war, nachweislich aber, nachdem er von dem Weimarer Maler und Kupferstecher Georg Melchior Kraus 1775 auf den Künstler in Paris aufmerksam gemacht worden war (vgl. AA DuW 1, 637 [20. Buch]). Dass er Hackerts Werk bewunderte, geht aus einem Brief Goethes an Charlotte von Stein vom 14. Juni 1783 hervor, in dem er ein Paar schöne Landschafften von Hackert in Gotha beschrieb, deren Fernen, und Himmel un-

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glaublich schön seien (WA IV 6, 171). Persönlich lernte Goethe Hackert während seiner Italienreise in Neapel kennen; unter dem 28. Februar 1787 heißt es in der „Italiänischen Reise“: Heute besuchten wir Philipp Hackert, den berühmten Landschaftsmahler 〈…〉. Es ist ein sehr bestimmter kluger Mann, der, bei unausgesetztem Fleiß, das Leben zu genießen versteht. (WA I 31, 18.) Ergänzend schrieb Goethe am 15. März 1787 über den Maler: Immerfort beschäftigt mit Zeichnen oder Mahlen, bleibt er doch gesellig und weiß die Menschen an sich zu ziehen, indem er einen jeden zu seinem Schüler macht. Auch mich hat er ganz gewonnen, indem er mit meiner Schwäche Geduld hat 〈…〉. (WA I 31, 50.) Es entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung zwischen beiden Männern, die bis zu Hackerts Tod andauerte. Im Sommer 1787 verbrachte Goethe in Rom erneut einige Wochen mit Hackert. Er besuchte mit ihm Galerien und Sammlungen und unternahm Exkursionen, selbst zeichnend und den Künstler bei dessen Arbeit beobachtend: Ich war mit Herrn Hackert draußen 〈in Tivoli〉, der eine unglaubliche Meisterschaft hat, die Natur abzuschreiben und der Zeichnung gleich eine Gestalt zu geben. (Italiänische Reise, 16. Juni 1787; WA I 32, 4.) In dieser Hinsicht galt Hackert Goethe als Muster eines Landschaftsmalers, der seinen Auftrag darin sehe, die Schönheit seiner Kunst in die Wahrheit der Darstellung zu legen. Zu einer Wiederbegegnung mit Hackert kam es nicht mehr. Doch blieb die Hochschätzung des Malers auch nach Goethes Rückkehr nach Weimar erhalten. Am 14. Januar 1804 berichtete Goethe Schiller enthusiastisch über die angekommenen Hackertischen Landschaften; es seien ganz außerordentliche Werke, die kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind. (WA IV 17, 14.) Ein Jahr nach dem Erscheinen des von ihm herausgegebenen Sammelbandes „Winkelmann und sein Jahrhundert“ regte Goethe Hackert an, eine S e l b s t b i o g r a p h i e a u f z u s e t z e n 〈…〉 u n d m i r s o l c h e a n z u v e r t r a u e n. (Brief an Hackert, 4. April 1806; WAN 1, 189.) Im Frühjahr 1807, nach Hackerts Tod, erhielt Goethe das gesammelte Material, und nach mühevoller Redaktionsarbeit und Auseinandersetzungen mit Hackerts Erben (vgl. „Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1807; WA I 36, 30f.) erschien 1811 bei Johann Friedrich Cotta in Tübingen: „Philipp Hackert. Biographische Skizze, meist nach dessen eigenen Aufsätzen entworfen von Goethe“. Nach eigener Aussage Goethes regte ihn die Beschäftigung mit Hackerts Biographie zur eigenen an: 〈…〉 ich hatte Ursache mich zu fragen, warum ich dasjenige was ich für einen andern thue nicht für mich selbst zu leisten unternehme? („Tag- und JahresHefte“ auf das Jahr 1811; WA I 36, 62.) Der überlieferte Briefwechsel zwischen Goethe und Philipp Hackert umfasst lediglich drei Briefe Goethes, außer dem vorliegenden zwei Briefe aus den Jahren 1803 und 1806, sowie (bisher) drei erschlossene Briefe aus den Jahren 1787/88. Von Hackert sind sechs Briefe an Goethe aus den Jahren 1803 und 1806 überlie-

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fert. Darin geht es im Wesentlichen um die Bestellung zweier Landschaftsbilder für Herzog Carl August im Jahr 1803, um die Übersendung einer Medaillensammlung und die Autobiographie Hackerts im Jahr 1806. 62,11–12 bey meinem Aufenthalte zu Neapel und Rom] Goethe hatte sich im Februar/März sowie im Mai/Juni 1787 in Neapel aufgehalten und war am 6. Juni nach Rom zurückgekehrt. Zur Begegnung mit Hackert vgl. die einleitende Erläuterung. 62,12 Ihre Belehrung] Goethe hatte von Hackert Zeichenunterricht erhalten (vgl. die einleitende Erläuterung). 62,14–16 Durch Herrn Professor Meyer 〈…〉 zu empfehlen.] Johann Heinrich Meyer hatte von 1784 bis 1790 in Italien gelebt. Anfang Oktober 1795 war er zu einem zweijährigen Aufenthalt erneut nach Rom aufgebrochen. Offenbar sollte Meyer den vorliegenden Brief Hackert persönlich in Neapel aushändigen. Seinen Plan, dorthin zu gehen, gab Meyer allerdings auf (vgl. seinen Brief an Goethe, 15. Juni 1796; Goethe-Meyer 1, 263). 62,19–20 so habe ich 〈…〉 Ihnen wieder aufzuwarten] Vgl. zu 56,4. 62,22 ein günstiges Geschick] Schon bei seinem Besuch Hackerts in Neapel 1787 hatte Goethe die Verhältnisse bewundert, in denen der Maler dank der Unterstützung durch König Ferdinand IV. lebte: Hackert wohnt im alten Schlosse gar behaglich, es ist räumlich genug für ihn und Gäste. (Italiänische Reise, 15. März 1787; WA I 31, 50.) Unter demselben Datum ist von dem besondern Vertrauen die Rede, womit ihn die Königin 〈Maria Karolina〉 beehrt (WA I 31, 51). Als Hofmaler hatte er die Erlaubnis, drei Monate im Jahr nach eigenem Gutdünken zu verbringen. 62,24 Herrn Bruder] Georg Hackert, der als Kupferstecher vor allem für seinen Bruder arbeitete, den er in Italien begleitete.

59. An Angelika Kauffmann

〈Weimar, 13.? Juni 1796〉 → Rom

DATIERUN G

Der Brief war eine Beilage zu Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer vom 13. Juni 1796 (vgl. 65,8); Meyer sollte ihn nach der Lektüre Angelika Kaufmann aushändigen. Vermutlich wurde der Brief – zusammen mit Nr 58 (vgl. Überlieferung) – am selben Tag geschrieben. Bereits am 4. Mai 1796 hatte Meyer Goethe mitgeteilt, dass er auch dessen Brief an Angelika Kauffmann erwarte (vgl. RA 2, Nr 186). Angekündigt hatte Goethe ihn bereits mit seinem Brief an Meyer vom 18. 〈April〉 1796 (vgl. 40,18–19), abermals am 20. Mai 1796 (vgl. 49,30–31).

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ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/13, Bl. 234. – Doppelblatt 20,7(–21,2) × 34,8 cm, 1 S. beschr. (S. 2 Text, S. 1 Konzept zu Nr 58), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Madame Angelika / in Rom. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 58). E: WA IV 11 (1892), 91, Nr 3321 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Aus dem Jahr 1796 ist nur der vorliegende Brief Goethes an Maria Anna Angelika Katharina Kauffmann, verheiratete Zucchi (1741–1807) überliefert. Durch die Nennung der Namen von alten Freunden und Bekannten versucht Goethe darin, an jene gemeinsam in Rom und Umgebung verbrachten, längst vergangenen Zeiten zu erinnern, in denen er noch das seelige Glück der Bekanntschaft mit der Schweizerischen Malerin erlebte (vgl. 63,18). Goethe hatte Angelika Kauffmann bald nach seiner Ankunft in Rom im November 1786 kennengelernt. Er verkehrte häufig in ihrem Kreis und verbrachte viel Zeit mit ihr, in ihrem Wohnhaus und Atelier an der Strada Felice (heute Via Sistina), bei geselligen Zusammenkünften in ihrem Salon, während der Besuche in den Kunstsammlungen der Stadt oder auf Ausflügen in die ländliche Umgebung. In dieser Zeit war sie Goethe zu einer engen Freundin und zu einer verlässlichen Beraterin in Kunstfragen geworden. Die im vorliegenden Brief ausgedrückte Hoffnung, Angelika Kauffmann im Oktober 1796 in Rom wiedersehen und an jenen früheren Zustand ihrer vertrauensvollen Beziehung anknüpfen zu können, sollte sich bald zerschlagen. Die militärischen Siege, die Napoleon auf seinem Feldzug in Italien feiern konnte, ließen Goethe von seinen Reiseplänen Abstand nehmen. Nach dem Tod ihres viel älteren Ehemanns hatte sich die Malerin mehr und mehr aus dem gesellschaftlichen Leben in Rom zurückgezogen; selbst das Schreiben und Versenden von Briefen bereitete ihr zunehmend Mühe. Am 18. Januar 1797 schrieb ihr Goethe ein letztes Mal (vgl. WA IV 12, 14–16), sie antwortete nicht mehr. – Über Angelika Kauffmann und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 151. 63,3 Mein Freund Meyer] Johann Heinrich Meyer hatte von 1786 bis 1788 in Rom gelebt und dort nicht nur Goethe kennen gelernt, sondern auch Angelika Kauffmann, in deren stattlichem Wohnhaus er häufig zu Gast gewesen war. Schon bald nach seiner neuerlichen Ankunft in Rom, im November 1795, hatte er Goethe, offenbar nach einem Treffen, von der Malerin berichtet: „Die Angelika ist noch immer Munter Sie Sieht Gesunder Fetter und jünger aus als ehmahls und Mahlt noch eben sogut oder beßer als zu unserer Zeit“ (Brief Meyers, 22. bis 24. November 1795; (H: GSA 28/1045, Bl. 41; vgl. Goethe-Meyer 1, 155).

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63,6 Ehe er nach Neapel geht] Meyer wollte Rom verlassen und weiter nach Süden reisen. Zu Änderung seiner Pläne im Juni 1796 vgl. zu 68,6. 63,15–16 den Verlust zwey so geprüfter Freunde] Die Malerin war seit Sommer 1781 in zweiter Ehe mit dem Vedutenmaler Antonio Zucchi verheiratet, der am 26. Dezember 1795 nach langer Krankheit verstorben war und den Großteil seines Vermögens seiner venezianischen Verwandtschaft hinterlassen hatte. Angelika Kauffmanns enger Freund Johann Friedrich Reiffenstein, den Goethe als Cicerone in Rom sehr geschätzt hatte, lebte seit Anfang Oktober 1793 nicht mehr. 63,19 Abba Espina] Abbate Giuseppe Spina, ein persönlicher Freund der Malerin, dem schon Goethe in Rom begegnet war. 63,19–20 Herr Ricci und seine Schwester] Der aus Mailand stammende Geschäftsmann und Bankier Carlo Ambrogio Riggi, der seit 1783 in Rom ansässig war, und seine Schwester Maddalena, die Goethe im Oktober 1787 in Castel Gandolfo kennen gelernt hatte. An seine Liaison mit der Mailänderin erinnert Goethe in der „Italiänischen Reise“ (IR; vgl. WA I 32, 110, ferner 121–123).

60. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 13. Juni 1796 → Rom ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 18,7 × 23,6 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Zählung von fremder Hd (Johann Heinrich Meyer), Tinte: „N¯o. 10.“; S. 3 quer beschr. Adresse, egh., Tinte: A Monsieur / Monsieur Meyer / Professeur en Peinture / al Caffé in faccia alla / Barcaccia / R o m e / fr. Tr e n t e, rechts über der Adresse schwarzer Poststempel: „DE WEIMAR“, darunter rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules, Fragment; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3), über und unter der Adresse weitere Reste eines roten Siegels; S. 2 am äußeren Rand Siegelausriss. – Beischlüsse: 1) Goethes Brief an Jacob Philipp Hackert (Nr 58) und 2) Goethes Brief an Angelika Kauffmann (Nr 59). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 90. – Auf einem Doppelblatt 20,8 × 34,5 cm, 1 ¾ S. beschr. (S. 1–2 Text, S. Konzept zu Nr 84), Schreiberhd ¯ 10 (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: No. 〈korr. aus 9〉). – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 87–89, Nr 3319 (Eduard von der Hellen).

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Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 18. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 203). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 5. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 263). Postsendungen: 13. Juni 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). 64,1 einen recht langen und ruhigen Brief] Die Rede ist von Nr 49. 64,2 die Anweisung auf Neapel] Über die Geldanweisung vgl. zweite Erläuterung zu 49,31. 64,5 die alte Adresse] Vgl. Überlieferung. Die Barcaccia (Piazza di Spagna) befindet sich am Fuß der Spanischen Treppe; an dem Platz mit diesem Brunnen lag das Caffè Greco, der Treffpunkt der deutschen und französischen Künstler in Rom. 64,8 ob die Franzosen in Bologna sind] Die Stadt wurde wenige Tage später, am 19. Juni 1796, von französischen Truppen besetzt. 64,9–10 daß sie um den Lago di Garda 〈…〉 einzudringen gedenken] Diese Befürchtungen Goethes bestätigten sich vorerst nicht. Die französischen Truppen drangen nicht so weit in den Norden vor. Sie konnten sich gegen die starken Tiroler Verbände nicht durchsetzen. 64,12–13 was Clairfait über den Rhein wieder erobert hatte] Charles Joseph de Croix Graf von Clerfayt hatte im Oktober und November 1795 die französischen Truppen aus den rechtsrheinischen Gebieten bei Düsseldorf, Mainz und Mannheim vertrieben und mit den Franzosen zum Jahresende einen für die Reichstruppen des Kaisers günstigen Waffenstillstand ausgehandelt. Dieser hielt bis zur Aufkündigung desselben durch Österreich am 21. Mai 1796. 64,14–16 Auf dem rechten Ufer 〈…〉 wieder in ihren Händen.] Am 31. Mai 1796 hatten die Franzosen unter General Jean Baptiste Kléber den Rhein überquert und waren in Richtung der Flüsse Sieg und Lahn marschiert. – Von den aktuellen Kriegsereignissen am Mittelrhein war Goethe durch die Briefe Christian Gottlob Voigts informiert (vgl. RA 2, Nr 233, und RA 2, Nr 236). 64,19 nach unsern Zwecken zu arbeiten] Ein enzyklopädisches Werk über die italienische Kultur, das Goethe gemeinsam mit dem Adressaten vorbereitete. Dafür sammelte Meyer Material, trieb künstlerische Studien in Galerien und Museen und fertigte Kopien von Gemälden an. 64,20–21 daß Sie nach Neapel gehen] Wegen der aktuellen Entwicklungen in Oberitalien musste Meyer seine Reisepläne ändern; seine Kunststudien führte er nicht, wie geplant, in Neapel, sondern in Florenz fort. 64,23 wie der König von Sardinien] Victor Amadeus III. Maria, König von Sardinien-Piemont und Herzog von Savoyen, hatte nach dem Waffenstillstand von Cherasco am 15. Mai 1796 Frieden mit Frankreich geschlossen und im Zuge dieses Vertrags die Regionen Savoyen und Nizza verloren. 64,24–25 eben als wollte ich 〈…〉 meine Reise antreten] Goethes Hoffnung auf eine bevorstehende (dritte) Italienreise schwand mehr und mehr. Noch am 24.

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Juni 1796 hatte Meyer die Reise mit preußischem Pass für möglich gehalten (vgl. Goethe-Meyer 1, 277). Die militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien, die von beiden Männern auf das Genaueste beobachtet und in der Korrespondenz ausführlich thematisiert wurden, ließen das Unternehmen zunehmend riskant erscheinen. 64,25 Mein Roman wird bald fertig seyn] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ schloss Goethe am 26. Juni 1796 ab (vgl. GT II 1, 73). 64,25–26 für Schiller ist auch gesorgt] Goethe hatte das Manuskript zur 4. Lieferung der Cellini-Übersetzung für die „Horen“ fertiggestellt. Am 18. Juni ging es an Schiller (vgl. zu 70,17–18). 64,27–28 meine Collectaneen zur Kenntniß von Italien zu vermehren] Die Vorarbeiten zu dem Werk über die italienische Kultur sind überliefert (H: GSA 25/W 2637 bis GSA 25/W 2645; WA I 34.2, 149–251; MA/Goethe 4 II, 519–605). 65,3–4 ob Sie etwas von den beyden jungen Cudenhoven wissen?] Im April 1796 war Goethe von Fritz von Stein gebeten worden, sich der Brüder Carl von Coudenhove und seines jüngeren Bruder Edmunds anzunehmen (vgl. RA 2, Nr 164). In seiner Antwort geht Meyer ausführlich auf den Aufenthalt der Brüder in Italien ein, die inzwischen nach Malta abgereist seien (vgl. die Beilage zu Nr 88). – Goethe kannte die Familie über die engen Verbindungen, die zwischen Herzog Carl August und Sophie Gräfin von Coudenhoven bestanden; die Hofdame und ihre Söhne nahmen bisweilen in Weimar an der Herzoglichen Tafel teil. – Literaturhinweis: Hans Tümmler: Carl August von Weimar und Sophie von Coudenhove. Politik, Galanterie und Intrige um das Kurfürstentum Mainz in der Spätzeit des Heiligen Römischen Reiches. In: Ders.: Weimar, Wartburg, Fürstenbund 1776–1820. Geist und Politik in Thüringen der Goethezeit. Gesammelte Aufsätze. Bad Neustadt a. d. Saale 1995. S. 53–92. 65,4 der jüngere 〈…〉 als Maltheser] Edmund von Coudenhove, ausgebildet an einer Kadettenanstalt in Berlin, war Ritter des katholischen Malteserordens. 65,5 die Mutter] Gräfin Sophie von Coudenhove, Vertraute des Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Erthal. 65,8 ein Brief an Hackert] Die Rede ist von Nr 58]. Goethe hatte diesen Brief lange angekündigt, aber erst mit vorliegendem Brief geschickt. 65,10 die beyden kleinen Monumente] Meyers Entwürfe zum Grabmal für Louise von Kobe von Koppenfels (vgl. zu 40,24–25 und zu 40,25–26). Weder die Zeichnungen selbst, die Goethe vermutlich an die Familie der Verstorbenen weiterleitete, noch die Kopien davon sind überliefert. 65,14 den] Schreibversehen bei der Ausfertigung. Im Konzept findet sich noch dem, mit eindeutigem Bezug des Relativpronomens auf Deutschland (vgl. 223,12).

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61. An Friederike Helene Unger Weimar, 13. Juni 1796 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/515,II, Bl. 1–2. – Doppelblatt 20,9 × 34,5 cm, 2 ½ S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse und eine Korrektur links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse, egh., Tinte: Mad. Unger in Berlin. E1: Goethe-Zelter1 1 (1833), 4f., Nr 2 (Friedrich Wilhelm Riemer; Teildruck: 65,20 Sie haben mir 〈…〉 bringen kann. und Ort- und Datumsangaben mit ergänzter Unterschrift Goethes). E2: WA IV 11 (1892), 92f., Nr 3322 (Eduard von der Hellen; nach E1: 65,20 Sie haben mir 〈…〉 bringen kann. und 66,30–31 Weimar 〈…〉 1796., nach K: 66,21–30 Herrn Unger 〈…〉 Ihrem Kreise.) (vgl. die Lesarten in WA IV 11, 320). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Friederike Ungers Brief vom 3. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 184), zugleich Johann Friedrich Ungers Brief vom 2. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 222). – Ein Antwortbrief Friederike Ungers ist nicht bekannt. Johann Friedrich Unger antwortete mit einem Brief vom 21. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 245). Postsendungen: 13. Juni 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 9). F r i e d e r i k e Helene Unger (1741/51–1813) war die Tochter von Graf Friedrich Rudolf von Rothenburg, preußischem Generalleutnant und Herrn von Rothenburg a. d. O. in Niederschlesien (poln.: Czerwie´nsk). Über die Identität ihrer Mutter besteht Unsicherheit, ebenso über das Jahr ihrer Geburt. Wegen andauernder Abwesenheit des Vaters und seines frühen Todes wuchs Friederike im Hause des Pfarrers Johann Peter Bamberger und dessen Frau Antoinette in Berlin und Potsdam auf. Sie erhielt eine gute Ausbildung, kam durch ihre Pflegemutter, die sich selbst schriftstellerisch betätigte, mit Literatur in Berührung und lernte Französisch. Ende der 1770er Jahre kam sie – wohl als Erzieherin – in die Familie des Berliner Holzschneiders Johann Georg Unger in Berlin, des Vaters von Johann Friedrich Unger. Dieser heiratete sie (vermutlich) 1785. Zuvor schon hatte sie mit schriftstellerischer Arbeit begonnen: Sie übersetzte Rousseaus (gerade erschienenen 1. Teil der) „Confessions“ (J. J. Rousseau’s Bekenntnisse. 2 Tle. Berlin 1782) sowie „J. J. Rousseau’s Selbstgespräche auf einsamen Spaziergängen. Ein Anhang zu den Bekenntnissen“ (Berlin 1782). Beide Werke wie auch die meisten ihrer folgenden, vor allem Romane, aber auch Sachbücher (wie das „Neueste Berlinische Kochbuch“ [2 Tle. Berlin 1785–1789]), erschienen im Verlag Johann Friedrich Ungers. Litera-

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rische Aufmerksamkeit erregte erstmals ihr anonym erschienener Roman „Julchen Grünthal. Eine Pensionsgeschichte“ (Berlin 1784), der drei Auflagen erreichte. Friederike Unger führte mit ihrem Mann in Berlin ein großes Haus, in dem viele Schriftsteller, Künstler und Gelehrte verkehrten (Carl Philipp Moritz, Johann Jacob Engel, Johann Friedrich Reichardt, August Wilhelm Iffland, die Brüder Schlegel, Ludwig Tieck). Nach dem Tod Ungers 1804 führte sie Druckerei und Verlag weiter, konnte aber nach vergeblichen Versuchen, das Unternehmen zu verkaufen, nicht verhindern, dass dieses 1811 in Konkurs ging. Der vorliegende ist der einzige überlieferte Brief Goethes an Friederike Unger. Auch von dieser sind nur zwei Briefe an Goethe überliefert, außer dem Bezugsbrief ein Brief vom 6. Januar 1805, in dem sie bittet, ihren Verlag auch nach dem Tod ihres Mannes weiter mit Aufträgen zu unterstützen (vgl. RA 5, Nr 8). Friederike Ungers „warme und innige Verehrung“ Goethes, von der sie im Bezugsbrief spricht (H: GSA 28/13, Bl. 188; vgl. Goethe-Unger, 67), erwiderte dieser freundlich zurückhaltend. Von dieser Art war auch seine Einschätzung der Adressatin als Schriftstellerin. Über ihren Roman „Bekenntnisse einer schönen Seele. Von ihr selbst geschrieben“ (Berlin 1806), mit dem die Verfasserin auf das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ Bezug nimmt, schrieb Goethe in einer Rezension für die JALZ (Nr 167 vom 16. Juli 1806, Sp. 105–112): Das Ganze ist durchaus tüchtig, vernünftig und verständig zusammenhangend; das Romaneske darin besteht in einer wenig erhöhten, geläuterten Wirklichkeit; die Schilderungen zeigen viel Einsicht in die Welt und ihr Wesen; die Reflexionen sind meistens tief, geistreich, überraschend. (WA I 40, 368.) Bedeutung erlangte Friederike Unger für Goethe dadurch, dass sie ihm die Beziehung zu Carl Friedrich Zelter vermittelte (vgl. die folgenden Erläuterungen zum vorliegenden Brief). 65,20–21 die überschickten Lieder] Mit dem Bezugsbrief hatte Friederike Unger „Zwölf Lieder am Klavier zu singen“ (Berlin und Leipzig 1796) übersandt, Kompositionen von Carl Friedrich Zelter, darunter Vertonungen von fünf Liedern aus Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (Nr 5: Nur wer die Sehnsucht kennt 〈…〉; Nr 9: Wer nie sein Brod mit Thränen aß 〈…〉; Nr 10: Wer sich der Einsamkeit ergibt 〈…〉; Nr 11: Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen 〈…〉; Nr 12: Kennst du das Land, wo die Citronen blühn 〈…〉). Beigelegt hatte sie Zelters an sie gerichteten Brief vom 1. Mai 1796, in dem der Komponist bittet, ein Exemplar seiner Liedersammlung an Goethe gelangen zu lassen (vgl. RA 2, Nr 182). 65,22 in einer Gesellschaft] Aus Goethes Tagebuch geht hervor, dass er am 15. Mai 1796 im Hause Gottlieb Hufelands Zelters Lieder hörte (GT II 1, 69). Unter ihnen waren außer dem im Folgenden genannten Lied „Ich denke dein 〈…〉“ vermutlich auch Kompositionen aus der übersandten Liedersammlung. 65,24 i c h: d e n k e d e i n] „Ich denke dein, wenn sich im Blütenregen / Der Frühling mahlt 〈…〉“: fünfstrophiges Gedicht von Friederike Brun, zuerst gedruckt

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im von Johann Heinrich Voß herausgegebenen „Musen-Almanach fürs Jahr 1795“ (Hamburg, S. 177f.), danach – um drei Strophen vermehrt – in ihren „Gedichten“ (Zürich 1795, S. 44f.), die von Friedrich Matthisson herausgegeben wurden. In Schillers „Horen“ (11. Stück 1796, S. 105f.) erschien ein weiteres Gedicht Bruns mit dem Titel „Ich denke dein“, in gleichem Versmaß und ebenfalls in acht Strophen, aber mit anderem Text: „Ich denke dein, wenn über R o m s Ruinen / Die Sonne sinkt!“ 65,25 selbst das Lied dazu zu dichten] Goethe ließ sich durch Brun zu seinem Gedicht „Nähe des Geliebten“ (Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer / Vom Meere strahlt. 〈…〉) anregen, zuerst erschienen in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (S. 5; vgl. WA I 1, 58). 66,6–7 daß ich sehr wünschte ihn persönlich zu kennen] Erst drei Jahre später, nachdem Goethe in einem Brief an Johann Friedrich Unger vom 5. August 1799 sich erneut hatte Zelter empfehlen lassen (vgl. WA IV 14, 144), schrieb der Komponist am 11. August 1799 seinen ersten Brief an Goethe (vgl. RA 3, Nr 291). Damit und mit Goethes Antwortbrief vom 26. August (vgl. WA IV 14, 166f.) setzte ein Briefwechsel ein, der lebenslang fortgeführt wurde. Er wurde erstmals von Friedrich Wilhelm Riemer herausgegeben (6 Bde. Berlin 1833–1834). 66,8–9 In dem achten Buche 〈…〉 für Gesänge bleiben] Das 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ erschien zusammen mit dem 7. Buch im 4. und letzten Band des Romans zur Michaelismesse 1796. Es enthält gegen Goethes Ankündigung ein Gedicht, das zunächst für Schillers „Musen-Almanach“ bestimmt war, dann aber doch in den Roman aufgenommen wurde, Mignons Abschiedslied „So laßt mich scheinen, bis ich werde 〈…〉“ (WA I 23, 159). Zelter komponierte es; seine Vertonung erschien in der Musikbeilage zu Schillers „MusenAlmanach für das Jahr 1797“ (vor S. 161). 66,9–10 der Nachlaß Mignons und des Harfenspielers] Aus dem Umkreis des „Wilhelm Meister“-Romans stammt Goethes Gedicht „An Mignon“ (Über Thal und Fluß getragen 〈…〉; WA I 1, 91). Es erschien in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ (S. 179f.) ebenso wie Zelters Vertonung in der Musikbeilage (vor S. 179). 66,12–13 Indessen schicke ich 〈…〉 zu componiren] Die Übersendung der Gedichte übernahm schließlich Schiller, der sie mit seinem Brief vom 18. August 1796 an Zelter nach Berlin schickte (vgl. NA 28, 287). Die fertigen Kompositionen trafen am 8. Oktober 1796 wieder in Jena ein (vgl. Schillers Kalender, 43 und 330 sowie Schillers Brief an Zelter vom 16. Oktober 1796 [NA 28, 310]) und wurden in der Musikbeilage des Almanachs für 1797 veröffentlicht (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“, S. 494–521 im vorliegenden Band). 66,17–20 daß ich den Antheil 〈…〉 nahe bringen kann] Friederike Unger hatte Goethe im Bezugsbrief überschwänglich ihrer Verehrung versichert; u.a.

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schrieb sie: „Den was ist natürlicher, als daß man den liebenswürdigsten Dichter und Philosophen liebt, nie nannte ich Ihren Nahmen ohne Herzklopfen, und geheime Ahndung, wie wenn man den Geliebten, der frühern Jugend begegnet!“ (H: GSA 28/13, Bl. 188; vgl. Goethe-Unger, 67.) 66,21–23 Herrn Unger sagen Sie 〈…〉 zu liefern.] In seinem Brief an Goethe vom 2. Juni 1796 hatte Johann Friedrich Unger die Befürchtung geäußert, Goethes Italienreise könnte die Beendigung des „Wilhelm Meister“-Romans verhindern: „Ach wie grausam wäre es, wenn Deutschland nicht noch vorher seinen Lieblingshelden Meister noch vollendet bekäme!“ (H: GSA 28/13, Bl. 237; vgl. GoetheUnger, 68.) 66,23–24 der Weg nach Italien abgeschnitten] Goethe trat die für den Sommer 1796 geplante dritte Reise nach Italien wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich nicht an (vgl. vgl. GB 10 II, zu 157,5). 66,24 nicht später erhalten] Das 7. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ schickte Goethe laut Tagebuch wenige Tage später, am 16. Juni 1796, nach Berlin (vgl. GT II 1, 73). Unger bedankte sich mit einem Brief an Goethe vom 21. Juni 1796 (vgl. Goethe-Unger, 70f., Nr 103). Das Manuskript zum 8. Buch folgte am 26. August 1796 (vgl. GT II 1, 78). Begleitbriefe sind in beiden Fällen nicht überliefert.

62. An Friedrich Schiller

Weimar, 14. Juni 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 43–44. – Doppelblatt 18,8 × 23,3(–23,8) cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 44–47, Nr 165. WA IV 11 (1892), 94–96, Nr 3323. BEIL AG EN

1) Manuskript zu Goethes „Benvenuto Cellini“ (vgl. zu 67,1). 2) Manuskript zu „Alexis und Dora“ (vgl. erste Erläuterung zu 67,9). 3) Manuskript zu den „Musen und Grazien in der Mark“ (vgl. zweite Erläuterung zu 67,9). 4) Eine Schrifftprobe (67,10; vgl. zu 67,10). 5) Gedicht Benvenuto Cellinis (vgl. zu 67,22–23).

JUNI 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 10. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 235) und vom 12. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 237). – Schiller antwortete mit zwei Briefen, vom 17. Juni 1796 (RA 2, Nr 240) und vom 18. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 241). 67,1 Das Stück Cellini] Vgl. zu 59,22–23. 67,3 auslassen] Goethe gibt zu Beginn der 4. Fortsetzung seiner Cellini-Übersetzung im 9. „Horen“-Stück 1796 (S. 1f.) eine Inhaltsangabe des Abschnitts mit der Reisebeschreibung. Die Auslassung betrifft die Passagen WA I 43, 281, Z. 16, bis 299, Z. 15 in der Buchausgabe der Übersetzung. 67,3 Reise nach Frankreich] Im Jahr 1537 reiste der Florentiner Goldschmied und Bildhauer Benvenuto Cellini (zum ersten Mal) über die Schweiz und Lyon nach Paris. Nachdem jedoch keine Aufträge zustandekamen, kehrte er nach Rom zurück und eröffnete dort eine Werkstatt. 67,5 das nächste Stück] Der Abdruck der Cellini-Übersetzung wurde erst im 9. Stück der „Horen“ 1796 fortgesetzt. 67,6 Gefangenschafft in der Engelsburg] Im Dezember 1537 nach Rom zurückgekehrt, wurde Cellini unter dem Verdacht gefangengenommen, er habe Juwelen gestohlen, die eigentlich der Kirche angehörten (Horen. 9. Stück 1796, S. 4; WA I 43, 302), und zwei Jahre lang inhaftiert. 67,9 die I d y l l e] Goethes Gedicht „Alexis und Dora“, das den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ eröffnet. 67,9 die Parodie] Goethes Gedicht „Musen und Grazien in der Mark“ (vgl. zweite Erläuterung zu 60,23). 67,10 die Schrifftprobe] Vgl. zu 61,8). 67,11 Das Gedicht] Der Probedruck für den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ enthielt Schillers Gedicht „Klage der Ceres“ (vgl. zu 74,17–20). 67,15 Die große Schrifft] Der „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ war bei Salomo Michaelis in Neustrelitz erschienen. Weil Schiller wegen der Unzuverlässigkeit des Verlegers und der verspäteten Auslieferung Mitte Dezember 1795 unzufrieden war, hatte er den Verlag Cotta anvertraut. Der „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, der bei Johann Christian Gottfried Göpferdt in Jena gedruckt wurde, weist eine im Verhältnis zum vorhergehenden Almanach größere Schrift auf, sowohl in den Gedichttexten als auch in den Überschriften. 67,15 einen Corrector] Ob ein solcher gefunden wurde, konnte nicht ermittelt werden. 67,20 wegen dem Papiere] Schon am 10. Juni 1796 hatte Schiller Johann Friedrich Cotta mitgeteilt, das von Göpferdt benutzte Papier gefalle ihm nicht, und gebeten, Cotta möge das für die „Horen“ verwendete Druck- und Postpapier nach Jena liefern (vgl. NA 28, 224). Cotta konnte jedoch wegen Papierknappheit nichts liefern (vgl. seinen Brief an Schiller, 24. Juni 1796; NA 36 I, 240f.). Nach einer

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BRIEF 62

Notiz Cottas auf der Rückseite von Schillers Brief an ihn vom 30. August 1796 wurden vom „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ schließlich 60 Stück auf Velin-, 440 auf holländischem und 1500 auf ‚ordinärem‘ Druckpapier hergestellt (vgl. NA 28, 619). 67,22 meine kleinen Beyträge] Vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“ (GB 10 II, 600). 67,22–23 Das Gedicht des Cellini] Goethe hat das Gedicht nicht übersetzt. Es handelt sich, wie Goethe im „Anhang“ der Buchausgabe mitteilt, um ein langes, sogenanntes Capitolo, in Terzinen, zum Lobe des Kerkers. 〈…〉 Es enthält die Umstände seiner 〈Cellinis〉 Gefangenschaft 〈…〉 auf eine bizarre Weise dargestellt (WA I 44, 374). 67,23–24 Herr Schlegel] August Wilhelm Schlegel, ein sehr guter Kopf (48,25), wie Goethe nach der ersten Bekanntschaft fand, lebte seit Mitte Mai 1796 in Jena. Er war Mitarbeiter der ALZ sowie von Schillers „Horen“ und „MusenAlmanach“. 1798 wurde er Professor der Ästhetik in Jena. 67,24–25 Das Sonnet] Das Sonett „Wer wird uns trösten, Freund?“ (Horen. 7. Stück 1796, S. 27; WA I 43, 245f.). 67,25 neulich] Wann Goethe das Gedicht übersandt hatte, konnte nicht ermittelt werden. Möglicherweise lag es einem seiner vorhergehenden Briefe bei. 67,29 Die Kupfer will ich sogleich besorgen.] Schiller hatte Zeichnungen geschickt, welche als Kupferstiche dem „Horen“-Beitrag „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino“ von Aloys Hirt beigegeben werden sollten (vgl. zu 61,7). 67,29–30 wer sie macht] Die Kupferplatten wurden von dem Weimarer Kupferstecher Thomas Starcke hergestellt (vgl. dessen Rechnung vom 12. Oktober 1796 [Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 369, Nr 371.1]). 68,1 Das siebente Buch des Romans] Das Manuskript des 7. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ hatte Schiller mit dem Bezugsbrief vom 10. Juni geschickt. 68,2 Donnerstag] 16. Juni 1796. Unter diesem Datum notierte Goethe in seinem Tagebuch: Siebentes Buch des Romans an Unger. (GT II 1, 73.) 68,2 Compelle] Nötigung, Zwang (von lat. compellere: drängen, nötigen). – Im biblischen Gleichnis vom großen Gastmahl erhält der Gastgeber von allen Eingeladenen Absagen. Daraufhin befiehlt er seinem Knecht, die Armen und Kranken der Stadt hereinzuführen und Leute auf der Straße anzusprechen: „compelle intrare“ (Lukas 14,23), lat.: „nöthige sie herein zu kommen“ (Luther-Bibel 1772 NT, 79). 68,2–3 das achte Buch fertig] Unter dem 26. Juni 1796 heißt es in Goethes Tagebuch: Roman fertig. (GT II 1, 73.) 68,4 extendiren] ‚Sich extendiren‘: die Aktivitäten ausdehnen (vgl. GWb 3, 505) (von lat. extendere: ausdehnen, vergrößern).

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68,4 Brief von Meyer] Johann Heinrich Meyers Brief vom 18. Mai 1796 (RA 2, Nr 203; vgl. Goethe-Meyer 1, 238–242). 68,5 Angst und Confusion in Rom] Seit März 1796 war unter dem Oberbefehl Napoleons der Feldzug der französischen Truppen in Oberitalien im Gang, in dessen Verlauf bereits im Sommer die Lombardei, Emilia und Romagna besetzt wurden. Der Vatikanstaat wurde im Jahr darauf angegriffen und besetzt, Neapel im Jahr 1799, gegen die Einschätzung Meyers im genannten Brief an Goethe: „So unwahrscheinlich es auch ist, daß die 〈…〉 Franzosen Rom einen Besuch abstatten oder gar bis nach Neapel gehen werden so ist doch die Furcht das Schrecken 〈…〉 allgemein 〈…〉.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 87; vgl. Goethe-Meyer 1, 238f.) 68,6 nach Neapel] Am 15. Juni 1796 schrieb Meyer an Goethe, er habe sich entschlossen, „anstatt nach Neapel lieber den Weg nach Florenz einzuschlagen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 96; vgl. Goethe-Meyer 1, 263.) Anders als von Neapel aus werde Meyer beim Vorrücken der französischen Truppen immer ein Ausweg aus Florenz offen stehen. Sein nächster Brief vom 24. Juni kam aus Florenz (vgl. GoetheMeyer 1, 272). 68,7–8 Bemühung wegen der Victorie] Schillers Freund Christian Gottfried Körner hatte Goethe den Kauf einer Bronzestatuette der römischen Siegesgöttin Victoria bei dem Dresdner Kunstsammler August von Seckendorff vermittelt (vgl. erste Erläuterung zu 45,1 und zu 45,2). 68,10 Herders zwey neue Bände] Briefe zu Beförderung der Humanität. Hrsg. von J.〈ohann〉 G.〈ottfried〉 Herder. Siebente 〈und Achte〉 Sammlung. Riga 1796. – Goethes im Folgenden vorgebrachte Kritik an Herders als konservativ aufklärerisch und moralisierend empfundenen „Confessionen über die deutsche Litteratur“ (NA 28, 228) wird von Schiller im Antwortbrief vom 18. Juni 1796 aufgenommen und verstärkt: „Seine Verehrung gegen 〈…〉 alles verstorbene und vermoderte hält gleichen Schritt mit seiner Kälte gegen das Lebendige.“ (Ebd.) Sehr ähnlich äußerte sich Goethe im Brief an Johann Heinrich Meyer vom 20. Juni 1796 (vgl. 71,26–28). 68,16 was er von deutscher Litteratur sagt] Bezieht sich auf die nach Auffassung Goethes Überbewertung der moralisierenden Aufklärungsliteratur der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der 8. Sammlung der „Briefe zu Beförderung der Humanität“. – Ähnlich wie im vorliegenden Brief äußerte sich Goethe im Brief an Johann Heinrich Meyer vom 20. Juni 1796 (vgl. 71,19–72,4). 68,22 reelle] ‚Reell‘: hier im Sinne von ‚ehrlich‘, ‚gründlich‘, ‚echt‘, ‚wesentlich‘; in diesem Sinn auch Realität (68,22). 68,23 eitel] Hier im Sinne von ‚leer‘, ‚nichtig‘, ‚ungewichtig‘ (vgl. GWb 3, 23).

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BRIEFE 63/64

63. An Samuel Thomas von Soemmerring Weimar, 15. Juni 1796 → Frankfurt a. M. ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5023. – 1 Bl. 18,7 × 23,4 (–23,6) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Korrekturen und Unterschrift, Tinte; Rs. quer beschr. Adresse: An / Herrn Hofrath Sömmering / nach / F r a n k f u r t h a m M a i n, darunter rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3), Vs. links Siegelausriss. E: Sömmerrings Leben (1844), 18, Nr 19 (Rudolph Wagner). WA IV 11 (1892), 97f., Nr 3325 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Samuel Thomas Soemmerrings Brief vom 10. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 192). – Soemmerring antwortete mit einem Brief vom 6. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 327). Postsendungen:15. Juni 1796 (vgl. GT II 1, 73). Aus dem Jahr 1796 sind zwei Briefe Goethes an Samuel Thomas Soemmerring (1755–1830) und vier Gegenbriefe überliefert. In ihrer Korrespondenz setzten beide Naturforscher den Austausch der letzten Jahre über Anatomie und Physiologie fort (dazu GB 10 II, 11f.). – Über Samuel Thomas Soemmerring und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 198. 68,25 Ich muß mich nur entschließen] Mit dieser beschwichtigenden Formulierung reagiert Goethe auf Soemmerrings fortgesetztes Drängen im Bezugsbrief, nicht nur den Erhalt von längst übersandten Publikationen zu bestätigen, sondern ihn auch seine Meinung dazu wissen zu lassen (vgl. Soemmerring, Werke 20, 314). Nach seiner Rückkehr aus Jena am 8. Juni 1796 empfand Goethe seine Antwort als überfällig: Soemmerrings Briefe vom 27. Februar 1796 (vgl. RA 2, Nr 92) und vom 6. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 113) waren unbeantwortet geblieben. 68,25 mit dem heutigen Posttage] Hier: Umgehend, ohne weitere Verzögerung. – Die reitende Post nach Frankfurt a. M. ging in Weimar am Dienstag und Donnerstag früh um 6 Uhr ab (Post-Bericht 1796). 68,26 die Eingeweidelehre] Die Splanchnologie, die Lehre von den Viszera (griech.:  : Eingeweide, 

«: Wort, Lehre, Kunde). Goethe hatte den ausstehenden letzten Teil von Soemmerrings mehrbändigem Lehrbuch „Vom Baue des menschlichen Körpers“, den unter dem Titel „Eingeweidlehre, oder von der Beschaffenheit und Wirkung der Werkzeuge des Athmens und der Verdauung“ (Frankfurt a. M. 1796) erschienenen 2. Teil der 5. Abteilung, vom Adressaten mit dessen Brief vom 6. März erhalten (vgl. Soemmerring, Werke 20, 278f., Nr 757).

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Das gesamte Werk zur Anatomie des Menschen befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, Nr 5119). 68,26–27 die Schrifft über das Organ der Seele] Goethe war die Schrift „Über das Organ der Seele“ (Königsberg 1796) mit Soemmerrings Brief vom 27. Februar 1796 angekündigt worden (Soemmerring, Werke 20, 275–277, Nr 755). Er hatte die „flüchtigen Gedancken über das Seelenorgan“ kurz nach der Auslieferung des schmalen Bändchens erhalten (Soemmerring, Werke 20, 278). Das Exemplar ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 5123). – Am 6. März 1796 erinnerte der Adressat Goethe, ihm alsbald seine Gedanken darüber mitzuteilen (vgl. Soemmerring, Werke 20, 278f., Nr 757). Mit den Inhalten setzte sich Goethe erst im Brief vom 28. August 1796 (Nr 103) auseinander. 69,1–2 bey meinem 〈…〉 viel disputirt worden] Goethe hielt sich zwischen dem 28. April und dem 8. Juni 1796 fast durchgängig in Jena auf (Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13), logierte im Schloss und nutzte die Zeit zu dienstlichen Geschäften und zur eigenen literarischen und wissenschaftlichen Arbeit. 69,5 einen längern Brief] Der Plan wurde erst mit dem Brief vom 28. August 1796 (Nr 103) umgesetzt. 69,7–9 Reise nach Italien 〈…〉 gehindert werde] Wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Italien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich ließ Goethe den Plan schließlich fallen. 69,11–12 aufs neue leiden] Nach dem aufgekündigten Waffenstillstand waren die Kämpfe am Mittelrhein wieder aufgeflammt. Goethe fürchtete, dass Soemmerring neuerliche kriegsbedingte Beeinträchtigungen erleben werde. Schon 1794 hatte er in Mainz und Frankfurt a. M. persönlich stark unter den militärischen Auseinandersetzungen gelitten.

64. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 16.? Juni 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Aus dem vorliegenden Brief scheint hervorzugehen, dass man in Weimar auf Nachrichten über das Schicksal des sachsen-weimarischen Jägerbataillons wartete, das sich im Juni 1796 an der Lahn aufhielten und an den unter Führung Österreichs stattfindenen Kämpfen bei Wetzlar am 15. und 16. Juni 1796 teilnahmen (vgl. zu 69,15–16). Die Einladung für Morgen Mittag (69,18), die Goethe ausspricht, könnte sich auf den 17. Juni 1796 beziehen, als Knebel und Richter von Hof 〈bei ihm〉 zu tische waren (GT II 1, 73). Demnach würde der vorliegende Brief vom 16. Juni 1796 stammen.

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BRIEF 65

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Adresse von Schreiberhd (Geist): Des Herrn Geheimderath Voigt Hochwohlgeb. (WA IV 10, 419). E: WA IV 10 (1892), 304f., Nr 3207 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 69,15–16 besondere Nachricht von der Lahn] Nachrichten über die militärischen Auseinandersetzungen an der Lahn. Diese führten am 15. und 16. Juni 1796 zu einem Gefecht bei Wetzlar. Wann genau darüber Informationen nach Weimar gelangten, ist ungewiss. 69,16 unserm kleinen Corps] Das Kontingent des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, das Weimar nicht, wie zunächst geplant, Anfang April 1796 (vgl. Voigts Brief, 21. Februar 1796; Goethe-Voigt2 1, 200, sowie Nr A 7), sondern erst am 13. Mai 1796 verlassen hatte (vgl. Voigts Brief, 11. Mai 1796; Goethe-Voigt2 1, 250), um als Teil der kaiserlichen Verbände an den Kämpfen gegen die französischen Truppen an der Lahn teilzunehmen. Das Jägerbataillon gehörte zu einem größeren militärischen Verband von sächsischen Truppen, welchen das Fürstliche Sächsische Gesamthaus nach der Reichsverfassung zu stellen hatte (vgl. zu 46,3–4). – Zu den zwischen September 1795 und Januar 1796 geführten Beratungen aller sächsischen Herzogtümer und des Kurfürstentums Sachsen über das notwendige Maß der militärischen Beteiligung am Ersten Koalitionskrieg, an denen Voigt regelmäßig teilgenommen hatte, vgl. die einschlägigen Akten in H: LATh – HStA Weimar, Krieg und Frieden Nr 1710; zudem Politischer Briefwechsel 2, 107–112. – Neben den als Soldaten aktiven Landeskindern, die Herzog Carl August nur widerwillig hatte in den Krieg ziehen lassen, finanzierten die Einwohner des Herzogtums über Kriegssteuern, Beiträge und außerordentliche Abgaben die Kriegshandlungen der kaiserlichen Truppen. 69,18 Morgen Mittag] Am 17. Juni 1796 waren Carl Ludwig von Knebel und Johann Paul Richter, der sich seit 10. Juni 1796 in Weimar aufhielt, bei Goethe zu Tische (vgl. GT II 1, 73). Voigt folgte der Einladung nicht.

65. An Friedrich Schiller Weimar, 18. Juni 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 47–48. – Doppelblatt 19,1(–19,4) × 28,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe und Nachschrift (am linken Rand quer zur Schreibrichtung), Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An /

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Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl: / nach / Jena / fr. und rote Verschlussoblate; darunter eine Zeichnung (Tabelle?) und eine Berechnung von Schillers Hd. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 49f., Nr 167. WA IV 11 (1892), 98f., Nr 3326. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 17. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 240). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 20. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 242). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 241). Postsendungen: 18. Juni 1796 (GR/RB 1796, 3, Bl. 5). 70,1 daß ich Voß nicht sehe] Im Bezugsbrief hatte Schiller Goethe über einen für den Abend des 17. Juni erwarteten Besuch von Johann Heinrich Voß informiert. Dieser hatte Schiller eine Reise nach Weimar und Jena schon in einem Brief vom 7. Februar 1796 angekündigt (vgl. NA 36 I, 112) und den Besuch bei Schiller in einem (nicht überlieferten) „Brieflein“ (NA 28, 226) avisiert, das dieser am 16. Juni erhalten hatte (vgl. Schillers Kalender, 35). Der Besuch kam nicht zustande. Über den Grund, den Goethe richtig vermutet (vgl. 75,2), berichtet Voß’ Frau Ernestine in einem Brief an Johann Abraham Peter Schulz vom 24. Juni 1796: „Sein 〈Voß’〉 Vorsaz nach Jena zu gehn war so fest, daß er schon von Reichhardt 〈in Giebichenstein bei Halle〉 aus an Schiller schrieb, und doch ward er dort von den Leuten so getrieben, daß er halb unwillig seinen Plan aufgeben muste.“ (Briefwechsel zwischen Johann Abraham Peter Schulz und Johann Heinrich Voss. Hrsg. von Heinz Gottwaldt und Gerhard Hahne. Kassel und Basel 1960, S. 148.) Johann Friedrich Reichardt seinerseits gab in einem Brief an August Wilhelm Schlegel vom 23. Juni 1796 an, Voß sei „durch die Unpäslichkeit seiner Frau“ (H: SLUB Dresden, Sign.: Mscr. Dresd. e. 90, XIX, Bd.18, Nr 15) am Besuch Jenas gehindert worden (vgl. Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Zürich, Leipzig und Wien 1930. T. 1, S. 32). 70,1–2 gute persönliche Verhältnisse] Goethe hatte Voß kennen und schätzen gelernt, als dieser am 5. und 6. Juni 1794 erstmals Weimar besuchte: Voß war hier, ein recht wackrer, liebenswürdiger Mann, offen und dem es strenger Ernst ist um das was er thut 〈…〉. Es war mir sehr lieb ihn gesehen und gesprochen und die Grundsätze wornach er arbeitet von ihm selbst gehört zu haben. (Brief an Johann Heinrich Meyer, 9. Juni 1794; GB 10 I, 53,12–17.) Dabei ging es um Voß’ Bemühungen, antike Versmaße, insbesondere den Hexameter, korrekt in die deutsche Sprache zu übertragen. Dies hatte er in maßgeblichen Homer-Übersetzungen versucht: „Homers Odüßee“ (Hamburg 1781) und „Ilias“ (2 Bde. Altona 1793). Voß, der auch für die „Horen“ tätig war (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“ in GB 10 II, 599–604), wurde in den „Xenien“ freundlich-humorvoll behandelt, z.B. im Distichon „Zeichen des Löwen“:

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BRIEF 66

Jetzo nehmt euch in Acht vor dem wackern E u t i n i s c h e n Leuen, Daß er mit griechischem Zahn euch nicht verwunde den Fuß. (NA 1, 318, Nr 75.) Vgl. die „Xenien“ Nr 120, 129, 130, 247 und 248. 70,2 versämen] Versehentlich für ‚versäumen‘. 70,4 der Roman] Goethe arbeitete am Abschluss von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Der Roman wurde wenige Tage später, am 26. Juni, fertig (vgl. GT II 1, 73) und ging Schiller zu (vgl. 77,4). 70,6–7 eine sonderbare Epoche unter sonderbaren Aspecten] Wohl mit Bezug auf die Zusammenarbeit am Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. – ‚Sonderbar‘: hier im Sinne von ‚ungewöhnlich‘, ‚besonders‘ (vgl. Adelung 4, 142); ‚Aspekt‘: hier im Sinne von ‚Vorzeichen‘ (vgl. GWb 1, 856). 70,10 andere Gäste] Vor allem Reichardt, den Voß auf dessen Gut in Giebichenstein besucht hatte (vgl. zu ). Über das gespannte Verhältnis Goethes zu dem Komponisten vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 197. 70,12–13 Komm nur 〈…〉 halb Wolf.] Das Xenion wurde nicht in den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ aufgenommen. – Malepartus (von franz. mal pertuis: übles Loch) wird in Tierfabeln die Höhle des Fuchses genannt. 70,15 Schlegeln] August Wilhelm Schlegel hielt sich seit Mitte Mai 1796 in Jena auf. Christian Gottfried Körner berichtete in seinem Brief an Schiller vom 15. Juni 1796: Schlegel „rühmt sehr, wie wohl es ihm dort geht, und wie sehr Du Dich für ihn interessirst.“ (NA 36 I, 232.) Schiller schätzte Schlegel als Dante- und Shakespeare-Übersetzer und machte ihn zum Mitarbeiter der „Horen“. Er überredete ihn zudem, die Zeitschrift zu rezensieren (vgl. seinen Brief an Schlegel, 29. Oktober 1795; NA 28, 88). 70,17–18 daß Sie es 〈…〉 brauchen können] Über Goethes Beiträge zum 7. Stück der „Horen“ 1796 und den folgenden (vor allem die Cellini-Übersetzung) sowie zum „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“ (GB 10 II, 579–591) und „Chronologisches Verzeichnis in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“ (S. 494–521 im vorliegenden Band). 70,20 daß R i c h t e r hier ist] Johann Paul Richter hielt sich vom 10. Juni bis zum 3. Juli 1796 in Weimar auf – „ein wunderbares phenomen“ (Charlotte von Stein an ihren Sohn Fritz, 11. und 13. Juni 1796, Briefteil vom 13. Juni; H: GSA 122/101). Unter dem 17. Juni notierte Goethe in sein Tagebuch: Knebel und Richter von Hof zu tische. (GT II 1, 73.) Richter schilderte den Besuch in seinem Brief an Christian Otto vom 18. Juni 1796: „〈…〉 eine Kühle der Angst presset die Brust – endlich trit der Gott 〈Goethe〉 her, kalt, einsylbig, ohne Akzent. 〈…〉 Seine Gestalt ist markig und feurig, sein Auge ein Licht (aber ohne eine angenehme Farbe) Aber endlich schürete ihn nicht blos der Champagner sondern die

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Gespräche über die Kunst, Publikum etc. sofort an, und – man war bei Göthe.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 2, 211f.) 70,20–21 Er wird Sie mit Knebeln besuchen] Am 25. Juni 1796. Tags darauf schrieb Richter an Christian Otto: „Ich trat gestern vor den felsigten Schiller, an dem wie an einer Klippe alle Fremde zurükspringen 〈…〉. Seine Gestalt ist verworren, hartkräftig, vol Eksteine, vol scharfer schneidender Kräfte, aber ohne Liebe.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 2, 217.) Doch fügt er hinzu: „Er war ungewöhnlich gefällig 〈…〉.“ (Ebd.) Schiller seinerseits fand seinen Besucher „fremd wie einer der aus dem Mond gefallen ist“ (Brief an Goethe, 28. Juni 1796; NA 28, 234).

66. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 20. Juni 1796 → 〈Rom〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 18,7 × 23,5 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Einfügung (in dem achten 〈…〉 Humanität, [71,19–20]), egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 1 oben Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. Florenz 11 Jul. N. III“, links Briefzählung: „N¯o. 11.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 93–94. – Doppelblatt 21 × 35 cm, 3 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 11. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 658 (Teildruck: 71,19–29 Freund Humanus 〈…〉 entspringen konnte.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 37–39, Nr 15 (Teildruck: 71,10–72,4 Am meisten betrübt 〈…〉 absterben ließe. und 73,1–18 Der prismatische Streif 〈…〉 gerechnet werden.). E3: WA IV 11 (1892), 99–104, Nr 3327 (Eduard von der Hellen; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 50, 217). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 26. Mai bis zum 4. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 213). – Meyer antwortete mit zwei Briefen, vom 11. Juli 1796 (vgl. RA 2, 273) und vom 19. bis zum 21. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 285). Postsendungen: 20. Juni 1796 (GR/Belege 1796, 3, Bl. 8). 70,23 Ihren Brief vom 4ten Junius] Der Bezugsbrief. 70,25 meinen langen Brief] Die Rede ist von Nr 49.

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BRIEF 66

Abb. 5: Prismatischer Streifen zur „Aldobrandinischen Hochzeit“ (zu Nr 66) Studienmaterial von Johann Heinrich Meyer Aquarellierte Bleistiftzeichnung, Tinte

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71,1 die Anweisung] Die Geldanweisung für Neapel (vgl. zweite Erläuterung zu 49,31, ferner zu 5,29–30). 71,1–2 Bertuch, der 〈…〉 im Sinne hat] Der Unternehmer Friedrich Justin Bertuch, u.a. Gründer des Weimarer Landes-Industrie-Comptoirs, investierte in die Gründung von Eisenwerken auf dem Territorium des Fürstbischofs von Würzburg (vgl. zu 33,25–26). 71,4 auch einmal ausgeruht zu haben] Durch das späte Eintreffen von Bertuchs Wechsel in Rom, war Meyer länger in der Stadt geblieben als dies eigentlich notwendig gewesen wäre. Seine Aufgaben habe er längst erledigt, hatte er Goethe im Bezugsbrief mitgeteilt: „Dich böser B e r t u c h und deine Langsamkeit will ich nimmermehr Loben. Der Schaden ist wesentlich der mir dadurch zugefügt wird wenn ich gewußt hätte daß sich die Reise nach Neapel so lange verziehen würde so wäre in dieser Zeit irgendeine hübsche Madonna verfertigt worden oder ich würde in Zeiten Gelt aufgenommen und meine Noten von Rom ganz vollstandig gemacht haben im ungewißen warten geschahe keines von beyden, & jetz geht es gar nicht mehr an daß ich von meinem Credit gebrauch mache als in der aüßersten Noth“ (H: GSA 28/1045, Bl. 92; vgl. Goethe-Meyer 1, 256). 71,6 die pontinischen Sümpfe] Das Sumpfgebiet in Latium südöstlich von Rom, voller Mücken und deshalb für Reisende gefährlich. Sie konnten sich dort mit tödlicher Malaria anstecken. 71,7 die Erde überall des Herrn] Anspielung auf Psalm 24,1: „DIe erde ist des Herrn, und was darinnen ist; der erdboden, und was darauf wohnet.“ (Luther-Bibel 1772, AT, 474.) Vgl. ferner 2. Mose 19,5: „〈…〉 denn die gantze erde ist mein.“ (Luther-Bibel 1772, AT, 65.) 71,8–9 wie Sie in Ihrem Briefe einige Neigung zeigen] Im Bezugsbrief hatte Meyer lediglich die beiden Möglichkeiten angedeutet, entweder in Rom zu bleiben oder nach Florenz zu gehen, und die Entscheidung zum einen von Goethes Meinung und zum anderen vom Eintreffen der Bertuchischen Geldanweisung abhängig gemacht. Ausführlich begründen sollte Meyer seine Entscheidung erst im Brief vom 15. Juni 1796 (vgl. Goethe-Meyer 1, 263f.), der Goethe zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht vorlag. – Meyer traf nach kurzen Aufenthalten in Siena und im toskanischen Buonconvento am 20. Juni 1796 in Florenz ein. Dort wandte er sich zunächst den Werken Benvenuto Cellinis zu, wie er Goethe in seinem ersten Brief aus Florenz vom 24. Juni 1796 mitteilte (vgl. Goethe-Meyer 1, 273). – Das Großherzogtum Toskana war nach dem Friedensschluss mit Frankreich vom 9. Februar 1795 neutral und ein relativ sicherer Ort in den Wirren des Ersten Koalitionskriegs. 71,9 Gewinnst] Variante Form von ‚Gewinn‘. 71,19–20 Freund Humanus 〈…〉 Briefe über Humanität] Vgl. zu 68,10 und zu 68,16. – Freund Humanus: Leicht spöttisch für Johann Gottfried Herder und dessen „Briefe zu Beförderung der Humanität“ (von lat. humanus: menschlich).

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BRIEF 67

71,23 Parentation] Trauerrede (von lat. parentatio: Totenfeier). 71,23–24 das, was über deutsche Litteratur 〈…〉 gesagt wird] Insbesondere im 104. Brief, wo er auf Goethe und dessen Werk eingeht, und im 105. Brief äußert sich Herder zur deutschen Literatur. 72,5 Auf die Aldobrandinische Hochzeit freue ich mich unendlich.] Dem Bezugsbrief hatte Goethe entnommen, dass Meyer die Kopie des antiken Wandgemäldes auf einen Stock gewickelt und mit anderen Kopien und Zeichnungen Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden übergeben habe, welche jener einer größeren Sendung nach Gotha als Beiladung hinzufügen wolle, von wo die für Goethe bestimmten Stücke nach Weimar weiterzubefördern seien (vgl. Goethe-Meyer 1, 252). Der Transport sei wegen der Kriegshandlungen nicht zustandegekommen, teilte Meyer Goethe am 15. Juni 1796 mit; deshalb behalte er die Stücke bis auf weiteres bei sich (vgl. Goethe-Meyer 1, 262). – Vgl. zu 49,23–24. 72,10–12 Ein Theil dessen 〈…〉 wieder verlohren] Zur politischen Lage hatte sich Goethe bereits in seinem Brief vom 13. Juni 1796 geäußert (vgl. zu 64,12–13). 72,16 Den 16ten dieses war eine allgemeine Attaque] Am 15. und 16. Juni 1796 war es den kaiserlichen Truppen im Gefecht bei Wetzlar gelungen, den Vormarsch der Franzosen für kurze Zeit aufzuhalten. 72,17 unser kleines Contingent] Das Weimarer Jägerbataillon, das an der Schlacht bei Wetzlar teilgenommen hatte (vgl. zu 69,16). – Contingent: Pflichtanteil eines Staats am Gesamtheer (von franz. contingent: Anteil, Quote). 72,30 das neue Project zum Grabmale] Meyers Entwürfe zum Grabmal für Louise von Kobe von Koppenfels (vgl. zu 40,24–25 und zu 40,25–26 sowie zu 65,10). 73,1 Der prismatische Streif unter dem alten Bild] Das kleine Stückchen mit der Farbenfolge des prismatischen Streifens war mit dem Bezugsbrief in Weimar eingetroffen (H: GSA 28/1045, Bl. 113; in der archivalischen Überlieferung wurde er versehentlich auf Meyers Brief vom 19. bis zum 21. Juli 1796 aufgeklebt [auf die Rs. von H: GSA 28/1045, Bl. 220]; vgl. RA 2, Nr 285). Meyer hatte den Streifen gesondert kopiert und ein Stückchen davon dem Bezugsbrief beigelegt, weil es beim Einpacken der Aquarellkopie vergessen worden sei (vgl. Goethe-Meyer 1, 257). Seine erklärende Bemerkung für Goethe dazu lautet: „Stellt den Grund des Bildes dar auf dem die Fig. stehen“. Vgl. Abb. 5 im vorliegenden Band. 73,8 wenn ich erst Ihre Copie erhalte] Goethe erhielt die Kopie des antiken Wandgemäldes nicht, wie erwartet, in Weimar, sondern erst am 17. Oktober 1797 im schweizerischen Stäfa (vgl. GT II 1, 221). 73,15 R i c h t e r a u s H o f] Jean Paul Richter hielt sich auf Einladung Charlotte von Kalbs vom 10. Juni bis zum 3. Juli 1796 in Weimar auf (vgl. zu 70,20). 73,21 eine Stelle aus Kant abschreiben] Exzerpt aus Immanuel Kants „Critik der Urtheilskraft“ (Berlin und Libau 1790); das Werk ist in Goethes Bibliothek

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vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 3085). – Meyer bedankt sich für die Abschrift in seiner zweiten Antwort: Er finde das Gesagte „immer wahr- und wahrer und allgemeiner.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 〈110–114〉; vgl. Goethe-Meyer 1, 292.) 73,22–23 den Paragrav 〈…〉 v o n d e r S c h ö n h e i t a l s S y m b o l d e r S i t t l i c h k e i t] Das Kapitel „§. 59.“ mit der genannten Überschrift, S. 251– 257, insbesondere S. 256f.

67. An Friedrich Schiller

〈Weimar〉, 21. Juni 1796 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Aus der Bemerkung im ersten Absatz des Briefes – will ich dieses Blatt für Morgen voraus dictiren – sowie aus der Schlussbemerkung abgesch. dl. 22. Juni 96 (76,4) ergibt sich, dass Goethe den Brief am 21. Juni 1796 diktierte und am Tag darauf befördern ließ, vermutlich mit der Botenfrau, die mittwochs und samstags Post nach Jena brachte. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 52–53. – Doppelblatt 18,9 × 23,6(–23,8) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Schlussbemerkung (abgesch. dl. 22. Juni 96 [76,4]) und egh. Paraphe, Tinte; S. 4 unter der Paraphe Berechnung von Schillers Hd. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 56–60, Nr 170. WA IV 11 (1892), 104–107, Nr 3328. BEIL AG E

„Germania im Jahr 1795“ (vgl. zu 75,32). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 18. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 241) und vom 20. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 242). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 24. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 248). 74,5 Zwieback] Backwerk „zur Näschery“ (Adelung 4, 1791). Schiller hatte es mit dem Bezugsbrief vom 18. Juni geschickt. 74,6 am Romane] Wilhelm Meisters Lehrjahre. 74,15 künftigen Sonabend] Im Brief vom 18. Juni 1796 (Nr 65) hatte Goethe geschrieben, er hoffe das 8. und letzte Buch seines Romans heute über acht Tage (70,5), also am Samstag, dem 25. Juni, schicken zu können. Er tat es einen Tag später (vgl. 77,4).

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BRIEF 67

74,17 die K l a g e d e r C e r e s] Schiller hatte das Gedicht am 12. Juni als Schriftprobe seines „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“, in dem es auch erschien (S. 34–41), an Goethe geschickt (vgl. zu 67,11). 74,17–20 an verschiedene Versuche 〈…〉 zu begründen] Aus Goethes „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796 geht hervor, dass Goethe botanische Versuche anstellte: Den Sommer über fand ich die schönste Gelegenheit Pflanzen unter farbigen Gläsern und ganz im Finstern zu erziehen, so wie die Metamorphose der Insecten in ihren Einzelnheiten zu verfolgen. (WA I 35, 66.) Am 20. Juni 1796, einen Tag vor dem Diktat des vorliegenden Briefs, notierte Goethe in sein Tagebuch: Pflanzen und Samen unter den Kasten. (GT II 1, 73.) Unter dem 16. Juni heißt es: Die Bohnen und Kreßen unter die farbigen Gläßer. (Ebd.) Unter dem 17. Juni: Bohnen und Kressen unter den Topf. (Ebd.) Vgl. dazu Goethes Versuchsprotokolle in „Wirkung des Lichts auf organische Körper“ (H: GSA 26/LV,16, Bl. 1–18 und GSA 26/LXI,5,8, Bl. 8; gedruckt in: LA I 10, 145–167; erläutert in: LA II 9B, 434–439; zudem LA II 9B, 20–22 [M 20 – M 23]). – Schillers Gedicht „Klage der Ceres“ greift die Geschichte von Ceres, der römischen Göttin des Ackerbaus und Mutter Erde, und ihrer Tochter Proserpina auf. Letztere wird von Hades in die Unterwelt entführt. Darauf lässt Ceres keine Saaten mehr wachsen. Durch Vermittlung des Göttervaters wird ein Vertrag geschlossen, wonach Proserpina nur ein Drittel des Jahres in der Dunkelheit der Unterwelt leben muss. Dieses Ende der Erzählung klammert Schiller jedoch aus und gewinnt so die Möglichkeit, das Motiv vom alljährlichen Wiedererscheinen der Proserpina in Samenkorn und Blume einzuführen. Damit verbindet sich die Vorstellung des periodischen Wechsels von Blühen und Vergehen in der Natur. Was Schiller mythologisch behandelte, untersuchte Goethe naturwissenschaftlich: die Wirkung von Licht und Dunkel auf das Wachstum der Pflanzen. 74,25 Daß Voß nicht gekommen ist] Vgl. zu 70,1. 74,27 Unattention] Unaufmerksamkeit in gesellschaftlichem Verhalten (vgl. GWb 1, 895) (von franz. attention: Aufmerksamkeit). 75,2 Am Ende hat ihn doch Reichardt abgehalten] Mit dieser Vermutung hatte Goethe Recht (vgl. zu 70,1). 75,3 seinem Halbverhältniß zu uns] Vgl. zu 18,11–12 sowie die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 119. 75,5–6 Zelter in Berlin 〈…〉 an ihn schrieben.] Schiller hatte im Brief vom 10. Juni 1796 Goethe darum gebeten, bei Carl Friedrich Zelter um Kompositionen für den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ anzufragen (vgl. NA 28, 223). Diese Bitte hatte Goethe schon in seinem Brief vom 13. Juni Friederike Helene Unger, der Frau seines Berliner Verlegers, vorgetragen (vgl. Nr 61). Diese hatte ihn am 3. Mai 1796 durch Übersendung von Zelters „Zwölf Liedern am Klavier zu singen“ (Berlin und Leipzig 1796) mit dem Komponisten in Verbindung ge-

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bracht (vgl. RA 2, Nr 184), der darin fünf Gedichte aus „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ vertont hatte. Schiller schrieb am 8. August 1796 selbst an Zelter (vgl. NA 28, 280f.); dieser erklärte sich in seiner Antwort vom 13. August zur Mitarbeit bereit (vgl. NA 36 I, 303). In der Musikbeilage des „Musen-Almanachs“ erschienen schließlich sieben „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“; S. 494–521 im vorliegenden Band). 75,6 ein Lied Mignons] Mignons Abschiedslied „So laßt mich scheinen“; Goethe nahm es schließlich doch ins 8. Buch seines Romans auf (4. Bd. Berlin 1796, S. 259f.), so dass der Abdruck in Schillers Almanach unterblieb. Erschienen ist dort jedoch Zelters Komposition (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“; S. 494–521 im vorliegenden Band). 75,8 ob man Ungern 〈…〉 sagen sollte] Goethe dachte daran, seinen Verleger Johann Friedrich Unger darüber zu informieren, dass für die Kompositionen zum 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ nicht mehr wie bisher Johann Friedrich Reichardt, sondern Carl Friedrich Zelter zuständig sein sollte, was Ersterer wohl als Kriegs Erklärung (75,9–10) verstehen musste. Reichardt vertonte dennoch – wie Zelter – Mignons Abschiedslied, weil Unger ihm in Unkenntnis von Goethes Entschluss den Text zum Komponieren gab. Reichardts Komposition erschien zunächst als Beilage zum gedruckten Band, wurde dann aber auf Goethes Wunsch wieder entfernt (vgl. Ungers Briefe an Goethe vom 2. und vom 24. September sowie vom 11. Oktober 1796; vgl. RA 2, Nr 348, RA 2, Nr 363, und RA 2, Nr 401). – Reichardt veröffentlichte seine Komposition in seiner Zeitschrift „Deutschland“ (1796. Bd 3, nach S. 344, Text S. 347f.). 75,9 auskäme] ‚Auskommen‘: hier im Sinne von ‚bekannt werden‘ (vgl. GWb 1, 1174). 75,11–12 von der nothwendigsten Gattung] Im Bezugsbrief vom 18. Juni 1796 hatte Schiller geschrieben: „Zur Verknüpfung der verschiedenartigen Materien sind noch manche neue 〈Xenien〉 nöthig, wobey ich auf Ihren guten Genius meine Hofnung setze.“ (NA 28, 228.) 75,13 die Idylle] Goethes Gedicht „Alexis und Dora“. 75,13 Stich hält] ‚Stich halten‘: standhaft, dauerhaft sein. In der Handwerkersprache hält ein Leder, ein Stoff Stich, wenn es bzw. er beim Nähen nicht ausreißt (vgl. Adelung 4, 365). 75,14 Eifersucht am Ende] Schiller fand, dass Goethe die Eifersucht zu „dicht“ neben „die glückliche Trunkenheit, mit der Alexis das Mädchen verläßt und sich einschifft“, gestellt habe (Brief vom 18. Juni 1796; NA 28, 227). 75,15–16 weil wirklich 〈…〉 nach sich führt] Ähnlich äußerte sich Goethe noch in den späten Gesprächen mit Johann Peter Eckermann am 25. Dezember 1825. Er verteidigte „den starken leidenschaftlichen Schluß“ der Elegie und „jene eifersüchtige Aufwallung“: „Ich selbst habe einen jungen Menschen gekannt, der in

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BRIEF 67

leidenschaftlicher Liebe zu einem schnell gewonnenen Mädchen ausrief: aber wird sie es nicht einem andern eben so machen wie mir?“ (Eckermann, Gespräche 1, 229.) 75,19–20 Abschiedsverbeugung des Dichters] Mit Bezug auf die vier Schlussverse des Gedichts, in denen die Musen angerufen werden: Heilen könnet die Wunden ihr nicht, die Amor geschlagen; Aber Linderung kommt einzig, ihr guten, von euch. (WA I 1, 271.) In Theokrits 11. Idylle heißt es zu Beginn: Gegen die Liebe, mein Nikias, wächst kein anderes Heilkraut, Giebt es nicht Salben noch Tropfen, die Musen nur können sie lindern. (Theokrits Idyllen und Epigramme aus dem Griechischen metrisch übersetzt und mit Anmerkungen von Ernst Christoph Bindemann. Berlin 1793, S. 122.) 75,23 Richter] Johann Paul Friedrich Richter, der Goethe besucht hatte (vgl. zu 70,20). 75,24–25 Sie müssen und werden ihn sehen] Vgl. zu 70,20–21). 75,26 wie seinen Schrifften] Vgl. etwa zur Aufnahme von Richters Roman „Hesperus“ die Erläuterung in GB 10 II, zu 197,26. 75,29 Cellini] Goethes Übersetzung der Autobiographie von Benvenuto Cellini. Er arbeitete daran laut Tagebuch wieder vom 3. bis 16. Juli und brachte die nächste Lieferung mit der 4. Fortsetzung für das 9. Stück der „Horen“ 1796 am Abend des 16. mit nach Jena (vgl. GT II 1, 74f.). 75,32 ein Pasquil] Germania im Jahr 1795. Aus den Himmeln herabgesandt den 6 Nivose des Jahrs 4, und ehrerbietigst gewidmet Seiner hochreichsfreiherrlichen Excellenz dem hochwohlgebohrnen, hochweisen, hochgelahrten, hocherfahrnen, hochuneigennüzzigen, und hochdemokratischen Herrn Christoph Albrecht Reichsfreiherrn von Seckendorf Herrn zu Markt Sugenheim, Ezelheim, Duzenthal, Deutenheim, Wonfurth, Reinhardswinden, ehemaligen hochverdienten Marggräflich Anspachischen geheimen Staats- und Finanzminister, nunmehrigen hochbetrauten Seiner Herzoglichen Durchlaucht zu Würtemberg wirklichen geheimen Rathe, auch von Seiner Durchlauchten zur allgemeinen Nationalen deutschen Reichsversammlung bevollmächtigten Minister und Gesandten, Ritterschaftshauptmanne des Kantons Baunach in Franken etc. etc. Gedruckt zu Stuttgard im Jahr 1796, der irdischen christlichen Zeitrechnung. – Die anonym erschienene, von dem Juristen, Publizisten, Diplomaten, Geheimagenten und Unternehmer Karl GlaveKolbielski stammende Schrift umfasst zehn „Akte“ und „Auftritte“ mit Dialogen, die mit z.T. überbordenden Anmerkungen und Kommentaren versehen sind (S. 3–149), sowie einen musikalischen Anhang „Die Liebe im Reichsnarrenspitale. Ein Nachspiel mit Gesang in einem Aufzuge nach Herrn Stephanie dem jüngern,

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mit der Musik des Herrn Ditters Edlen von Dittersdorf“ (S. 151–174). – Der Verfasser, seit Anfang 1795 in österreichischen Diensten, nachdem er sich vergeblich bemüht hatte, in französische, preußische oder russische Dienste zu kommen, hatte den Auftrag, propagandistisch gegen eine Unzahl von antiösterreichischen Schriften vorzugehen, mit denen der Separatfrieden Preußens mit Frankreich (in Basel am 5. April 1795), die Aufkündigung der Koalition mit Österreich und das preußische Verhalten auf dem Reichstag zu Regensburg gerechtfertigt werden sollten. Unter den Dutzenden Publikationen, die Glave-Kolbielski in diesem Zusammenhang veröffentlichte, erregte die „Germania“ das größte Aufsehen. Die satirische Schrift lässt wie in einem Drama beim Regensburger Reichstag handelnde Personen auftreten und Dialoge führen. Sie enthält besonders scharfe Angriffe gegen den Grafen Johann Eustach von Görtz, kurbrandenburgischen Reichstagsgesandten, und den Grafen Dietrich Heinrich Ludwig von Ompteda, kurfürstlich braunschweigisch-lüneburgischen Reichstagsgesandten, sowie einige andere Gesandte. Im letzten „Auftritt“ (S. 142–149), der vor dem Rathaus zu Regensburg spielt, scheitert auf groteske Weise der Versuch, in Deutschland eine Revolution anzuzetteln. Einer der Rädelsführer, der Lizentiat Krummfuß, schreit in die Menge: „Friede den Hütten, Feuer den Pallästen! und denn marsch vorwärts! in alle Häuser wo Grafen und Baronen wohnen! Bürger! ich verstehe eine Revolution zu machen! folgt mir! Wer mir folgt, erlebt ein Paradieß auf Erden. Wein sollt ihr haben, Brandwein, Braten, Gold, Silber, weiche Betten, saubere Mädel, und alles ohne andere Arbeit, als revolutioniren!“ (S. 146.) Die Aufrührer aber werden vom Volk verprügelt, bis sie „versprechen in Deutschland nie wieder zu revolutioniren“ (S. 148). – Karl Glave-Kolbielski geriet Jahre später in Ungnade. In Verschwörungsgerüchte gegen Napoleon verstrickt, ließ ihn der österreichische Kaiser Franz I. im Jahr 1810 verhaften, um diplomatische Verwicklungen zu vermeiden, und nahezu 20 Jahre lang ohne Prozess und Urteil in Wien und in einer ungarischen Festung gefangen halten. – Literaturhinweise: Alfred Francis Pribram und Erich Fischer: Ein politischer Abenteurer (Karl GlaveKolbielski, 1752–1831). (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-historische Klasse. 216. Bd. 5. Abhandlung). Wien und Leipzig 1937; Eduard Castle: Glave-Kolbielski im Urteil Goethes und Schillers. In: Chronik des Wiener Goethe-Vereins 43 (1938), S. 38f. – Schiller fühlte sich, wie er im Antwortbrief mitteilte, durch die Schrift „recht divertiert“; ihm gefiel, „daß die politischen Feindschaften doch auch einen humoristischen Ausdruck zu nehmen anfangen.“ (NA 28, 229f.)

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68. An Friedrich Schiller

BRIEFE 68/69

Weimar, 25. Juni 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 56. – Doppelblatt 18,8 × 23,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 63–65, Nr 172. WA IV 11 (1892), 107f., Nr 3329. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 24. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 248). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 27. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 252). 76,6 das Fastnachtsspiel] Die satirische Schrift „Germania im Jahr 1795“ von Karl Glave-Kolbielski (vgl. zu 75,32). – Die Fastnachtsspiele des Spätmittelalters waren derb-komische volkstümliche Darbietungen zur Karnevalszeit, deren satirische Angriffe sich auf allgemeinmenschliche Schwächen und Missstände in den verschiedenen Gesellschaftsklassen bezogen, besonders im Klerus. Von Goethe selbst stammt das „Fastnachtsspiel 〈…〉 vom Pater Brey“ aus dem Jahr 1773. 76,7 den gehörigen Spaß] Schiller hatte im Bezugsbrief geschrieben: „Mein Lebenlang hätte ich in mir selbst so eine Fratzensammlung nicht zusammen bringen können, und jeder Strich trägt den Stempel daß man aus der Natur geschöpft hat. Es ist wirklich kein unmerkwürdiges Machwerk, so grob und plump es auch ist und hat mich recht divertiert.“ (NA 28, 229.) 76,8 Broschüren] In Glave-Kolbielskis Schrift werden u.a. folgende Titel genannt: Epistel an den jungen Mann, der an Teutschlands Reichsstände ein Wort zu seiner Zeit verfasset hat. Regenburg 1795 (vgl. S. 3); – Rescript des Herrn Herzogs von ..... an seinen Comitialgesandten in Regensburg. Mannheim 1795 (vgl. ebd.); – Ueber den Frieden zwischen Preussen und Frankreich. Schreiben eines deutschen Comitialgesandten an das Ministerium seines Hofes. Germanien 1795 (vgl. S. 4); – Preussens Benehmen nach seinem Separatfrieden mit Frankreich verglichen mit dem kaiserlichen Hofdekrete vom 29sten Julius 1795. / Neueres Schreiben eines deutschen Comitialgesandten an das Ministerium seines Hofes. Germanien 1795; – Fragmente / In Beziehung auf die Königlich-Preussische Erklärung an die allgemeine Reichsversammlung, in Betreff des zu Basel am 3ten April 1795 geschloßnen Friedens, und die dawider erschienenen Anmerkungen eines Ungenannten. 〈Erlangen〉 1795 (vgl. S. 28); – Fernere Beiträge zur Beleuchtung des Basler Friedensschlusses. Erlangen 1795 (vgl. S. 28f.); – Epistel an den jungen Mann, der an Teutschlands Reichsstände ein Wort zu seiner Zeit verfasset hat. Regensburg 1795 (vgl. S. 35); – Europa in Bezug auf den Frieden. eine Rede des Abt Sieyes gehalten nach der Auflösung der Jacobiner in dem geheimen Aus-

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schusse der Revolution am 12ten Frimaire im dritten Jahre der Französischen Republik. 〈London〉 1794 (vgl. S. 64). 76,9–10 ein Dutzend Xenien] Epigramme zu tagespolitischen Entwicklungen, den Ersten Koalitionskrieg betreffend, entstanden nicht. 76,12 Anfang künftiger Woche] Goethe schickte den Schluss von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit seinem Brief vom folgenden Tag, Sonntag, dem 26. Juni 1796. Schiller erhielt das Manuskript am Montag, dem 27. Juni (vgl. seinen Brief von diesem Datum; NA 28, 231). 76,12–13 einen eigenen Bothen] Über ihn konnte nichts ermittelt werden. Gewöhnlich beauftragten Goethe und Schiller für Sendungen zwischen Weimar und Jena die samstags und mittwochs verkehrenden Botenfrauen; sie gingen durch das Mühltal nach Jena und kehrten am Tag darauf zurück. 76,13–14 mit zurück nehmen] Schiller gab seine neu entstandenen „Xenien“ dem Boten mit. Weitere etwa 80 Distichen folgten mit seinem Brief vom 28. Juni 1796 (vgl. NA 28, 234). 76,15 sprechen Sie mich los] ‚Lossprechen‘ im Sinne von ‚Absolution erteilen‘, wie es wenig später heißt (vgl. 76,21). – Schiller äußerte sich ausführlich über Goethes Roman in seinen Briefen vom 28. Juni, 2. Juli, 3. Juli, 5. Juli, 8. Juli und 11. Juli 1796 (vgl. NA 28, 232–234, 235–247, 251–261). 76,27 wenn Sie ihm schreiben] Schillers nächster Brief an Wilhelm von Humboldt stammt vom 4. Juli 1796 (vgl. Schillers Kalender, 36); er ist nicht überliefert. 76,27–28 An Zelter 〈…〉 etwas zusammenmachen] Mit Bezug auf ein geplantes Schreiben an Carl Friedrich Zelter wegen dessen Mitarbeit an Schillers „Musen-Almanach“ (vgl. zu 75,5–6 und zu 75,8). 76,29 Ceres] Schiller schickte sein Gedicht „Klage der Ceres“ mit seinem Brief vom 8. August 1796 an Zelter (vgl. NA 28, 280f.), der es jedoch nicht vertonte.

69. An Friedrich Schiller

Weimar, 26. Juni 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 57. – Doppelblatt 18,9 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 65f., Nr 173. WA IV 11 (1892), 109, Nr 3330. BEIL AG E

Manuskript zum 8. Buch von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. zu 77,4).

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BRIEFE 70/71

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf Goethes Brief vom Vortag (Nr 68; vgl. zu 76,12). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 27. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 252). 77,4 Hier schicke ich endlich das große Werk] Goethe übersandte das Manuskript zum 8. und letzten Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. Im Tagebuch heißt es am selben Tag: Roman fertig. (GT II 1, 73.) Nach intensiver schriftlicher und mündlicher Beratung mit Schiller wurde laut Tagebuch am 16. August 1796 der Schluß des Romans revidirt (GT II 1, 77) und am 26. August an den Verleger Johann Friedrich Unger geschickt (vgl. GT II 1, 78). Im Oktober 1796 erschienen das 7. und 8. Buch als 4. und letzter Band des Romans. 77,5 von einem so langen Wege] Goethe hatte seit Frühjahr 1793 an dem Roman gearbeitet, zunächst an Entwürfen und Schemata auf der Grundlage des Fragments „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“. Im Frühjahr 1794 hatte er mit der Ausarbeitung der einzelnen Bücher begonnen. 77,9 die Xenien] Vgl. zu 76,13–14. 77,11–12 in allerley Geschäfften] Wie aus dem Tagebuch hervorgeht, ging es vor allem um Bergbauangelegenheiten. Im Juli 1796 fanden in Weimar vier Bergwerkssessionen statt, die erste am 2. Juli (vgl. Nr A 19 und die Erläuterung dazu). 77,15 Das Lied von Mignon] Das Abschlusslied des Romans „So laßt mich scheinen, bis ich werde“ (vgl. zu 75,6). 77,16 ein anderes] Im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ gibt es kein anderes Lied Mignons. Erst im Almanach des folgenden Jahres (S. 179f.) erschien Goethes Gedicht „An Mignon“ (Vgl. zu 66,9–10).

70. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 29. Juni 1796 → Rom ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt, 18,7 × 23,6 cm, Bl. 2 obere Ecke ausgeschnitten (es fehlen 11,4 × 6 cm), 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte, S. 1 oben Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. Florenz No V. 29 Jul.“; S. 4 quer beschr. Adresse, egh. Tinte: A Monsieur / Monsieur Henry Meyer / Professeur en Peinture / al caffé in faccia alla / barcaccia / Rome / fr. Trente., rechts über der Adresse schwarzer Poststempel „DE WEI-

MA〈R〉“, darunter Rest eines roten Siegels, Bl. 2 am äußeren Rand Siegelausriss. E: WA IV 11 (1892), 110, Nr 3331 (vgl. WA IV 50, 217) (Eduard von der Hellen).

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Johann Heinrich Meyers. – Meyer antwortete mit einem Brief vom 29. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 303). 77,23–24 daß 〈…〉 über die Sieg hinüber getrieben sind] Goethe referiert die militärischen Entwicklungen im Rheinland, am Niederrhein und die Ergebnisse des Gefechts von Wetzlar. Die Zeitungen berichteten von den aktuellen Entwicklungen an allen Kriegsschauplätzen. 77,24–25 Die Tyroler Siege] Die Siege der Kaiserlichen Verbände gegen die französischen Truppen in Südtirol. 78,1 die letzte Frankfurther] Vermutlich das „Frankfurter Staats-Ristretto“ (der Jahrgang 25 [1796)], 94. Stück, 14. Juni, S. 489f.; 95. Stück, 17. Juni, S. 498]. Dort wurde aus Südtirol berichtet. Die jeweils neuesten Nachrichten von der Belagerung Mantuas, südlich von Verona gelegen, finden sich in mehreren Meldungen. 78,3–4 so pausire ich 〈…〉 bis ich Ihnen schreibe] Goethe schrieb wieder am 4. Juli 1796 (Nr 74). 78,5–6 Das achte Buch 〈…〉 in Schillers Händen] Goethe übersandte das letzte Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ am 26. Juni 1796 (vgl. 77,4). 78,8–9 die äußern Umstände 〈…〉 Ihnen näher zu rücken] Die Kriegsereignisse nährten Goethes Zweifel, ob er im August nach Italien werde reisen und den Adressaten dort treffen können. 78,10–11 meine Schemata 〈…〉 meine Collectanien ordnen] Die Vorarbeiten zu einem enzyklopädischen Werk über die italienische Kultur sind überliefert (H: GSA 25/W 2637 bis GSA 25/W 2645; WA I 34.2, 149–251; MA/ Goethe 4 II, 519–605). 78,11 einige Reisebeschreibungen studiren] Goethes Vorarbeiten zum Werk über die Kultur Italiens enthalten ein „Verzeichniß einiger Reisen in Italien“ von Christian Gottlob Voigts Hand (H: GSA 25/W 2637, Bl. 48–49; WA I 34.2, 184f.). Darin sind 36 Titel von Publikationen des späten 17. und 18. Jahrhunderts aufgelistet. – Welche Titel Goethe davon studierte, ist unbekannt. 78,13 die Hausfreunde] Christiane Vulpius und der kleine August, Meyers ehemalige Hausgenossen in Goethes Wohnhaus am Weimarer Frauenplan. Vor seiner Abreise nach Italien hatte er dort die Mansardenzimmer bewohnt.

71. An Friedrich Schiller

Weimar, 29. Juni 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 62. – 1 Bl. 18,9 × 23,7 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 1 oben

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BRIEF 72

rechts von Schillers Hd: „Nro 1.“ (möglicherweise – wie bei den Briefen Nr 75, Nr 76, Nr 77 und Nr 79, die von Schiller mit ‚Nr 2–5‘ nummeriert wurden – mit Bezug auf die Thematik dieser Briefe, in denen von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ die Rede ist). – Faksimile der 1. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 2, (17). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 74f., Nr 176. WA IV 11 (1892), 111f., Nr 3332. BEIL AG E

Manuskript zum 7. Buch von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (vgl. 78,20). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 27. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 252) und vom 28. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 254). – Schiller antwortete – zugleich auf Nr 73 – am 2. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 260). 78,17 das achte Buch] Das letzte Buch des Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“; Goethe hatte das Manuskript dazu Schiller am 26. Juni 1796 geschickt (vgl. zu 77,4). 78,20 das siebente Buch] Das 7. Buch hatte Schiller schon im Mai 1796 gelesen, als sich Goethe in Jena aufgehalten hatte (vgl. zu 18,26). Am 16. Juni war es an Johann Friedrich Unger gegangen (vgl. Tagebuch; GT II 1, 73). Was Goethe hier schickte, war das Johann Jacob Ludwig Geist diktierte Konzept. Es verblieb in Schillers Besitz. Das Manuskript ist das einzig überlieferte handschriftliche Stück des Romans (H: FDH/FGM, Sign.: Hs-485/Hs-Bd. 125). 78,21 umständlicher] ‚Umständlich‘: hier ‚ausführlich‘ (vgl. Grimm 23, 1178). 78,23 äußere Geschäffte] Sie betrafen den Bergbau (vgl. zu 77,11–12). 78,25 Cellini] Goethes Tagebuch vermerkt vom 4. bis zum 16. Juli 1796 fast tägliche Arbeit an der Übersetzung der Autobiographie von Benvenuto Cellini, die für Schillers „Horen“ bestimmt war (vgl. GT II 1, 74f.). 78,25–26 der Roman] Unter dem 20. Juli 1796 notierte Goethe im Tagebuch: Anfang der Abschrift des 8. Buchs. (GT II 1, 75.) 78,26–27 Ich habe beynah Ihre Lebensart erwählt] Ähnlich schreibt Goethe am 1. Juli 1796 an Gottlieb Hufeland (vgl. 79,26–27). Anspielung auf Schillers zurückgezogene Lebensweise, die er seiner Kränklichkeit wegen pflegte. Am 13. September 1795 hatte Schiller geschrieben: „Aus dem Zimmer kann ich noch immer nicht 〈…〉.“ (NA 28, 51.) 78,28 Die neuen Xenien 〈…〉 zarten Art] Distichen nicht polemischer Art, sondern solche philosophischen, literarischen und poetologischen Charakters. Viele dieser „freundlichen“ Epigramme (Bezugsbrief vom 27. Juni 1796; NA 28, 231) nahm Schiller außerhalb der „Xenien“ in die „Tabulae votivae“ auf oder veröffent-

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lichte sie einzeln oder in Distichengruppen im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. 79,3 daß Sie Richtern gesehen haben] Johann Paul Friedrich Richter hatte Schiller am 25. Juni 1796 besucht (vgl. zu 70,20–21). 79,5 für eingenommen] In E korrekt: für ihn eingenommen. 79,8 im Theoretischen viele Anmuthung zu uns] Richter und Goethe hatten sich über Kunst und Literatur unterhalten (vgl. zu 70,20). Es fanden sich offenbar Übereinstimmungen, denn Goethe war danach geneigt, Richter zu den unsrigen zu rechnen (73,18). Nur ein paar Wochen später jedoch ärgerte sich Goethe über eine vermeintlich arrogante Aeusserung des Herrn Richters (106,2), was ihn zu dem satirischen Epigramm „Der Chinese in Rom“ veranlasste, das im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschien (vgl. zu 106,1–2). Auch in den „Xenien“ wird Richter unter dem Vorwurf der Verschwendung ‚poetischen Reichtums‘ kritisch behandelt (vgl. die Distichen „Jean Paul Richter“ und „Erholungen. Zweytes Stück“ [Nr 41 und Nr 276; NA 1, 314, 343] sowie die nicht im Almanach publizierten Distichen „Verfasser des Hesperus“ und „Richter“ [Nr 499 und Nr 502; NA 2 I, 84f.]).

72. An Gottlieb Hufeland

Weimar, 1. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 238. – 1 Bl. 18,9 × 23,7 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; Rs. am rechten Seitenrand aufgeklebt auf einem Träger, Pappe. E: Zwischen Weimar und Jena. Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S. H. 〈Salomon Hirzel〉. Leipzig 〈1855〉, S. 5f. (Hermann Hartung). Gleichzeitig: Aus Weimars Glanzzeit (1855), 2f., Nr 3 (August Diezmann). – Beide Drucke sind textidentisch. Während es sich bei Ersterem laut Titelblatt um einen Privatdruck 20 „bisher unbekannter“ Goethe-Briefe handelte, der von dem Verleger Hermann Hartung als „Manuscript für S〈alomon〉 H〈irzel〉“ angefertigt wurde, bietet der zweite Druck eine größere Sammlung „Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller, nebst einer Auswahl ungedruckter vertraulicher Schreiben von Goethe’s Collegen, Geh. Rath v. Voigt“, die zum „funfzigsten Jahrestage des Todes Schillers“ (9. Mai 1855) im Verlag Hermann Hartungs herauskommen sollte. Da sich nicht eindeutig entscheiden lässt, welcher Druck zuerst vorlag, werden hier beide Ausgaben als Erstdruck genannt. WA IV 11 (1892), 113f., Nr 3334.

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BRIEF 72

BEIL AG E

Brief von Johann Joachim Eschenburg an Gottfried Hufeland, 21. Mai 〈Juni?〉 1796:

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Die englische Uebersetzung von dem Leben des Cellini besaß ich nicht selbst, sondern musste sie erst aus Süder-Ditmarschen von dem Etatsrath Boie in Meldorf verschreiben, der sie Lessingen und mir vor achtzehn Jahren mitgetheilt hatte. Er ist so willfährig gewesen, sie mir bald zu übersenden und hier erhalten Sie sie also, mit der Bitte, für ihre nicht allzuspäte Zurücksendung gütigst besorgt zu sein. Empfehlen Sie bei dieser Gelegenheit dem Herrn v. Goethe mein Andenken bestens und versichern ihn meiner herzlichen Vorfreude auf diese seine neue Arbeit. In bessere Hände hätte sie nicht kommen können etc.“ Braunschweig, 21. Mai 1796. Der Ihrige. Eschenburg. (H: Verbleib unbekannt. D: Aus Weimars Glanzzeit, 2, Anm. *).) 1 Die englische Uebersetzung] Vgl. zu 79,14. 2 Süder-Ditmarschen] Region in Nordfriesland, nordwestlich von Hamburg. 2 Etatsrath Boie] Der Landvogt von Süderdithmarschen Heinrich Christian Boie war 1790 zum dänischen Etatsrat ernannt worden. 2 Meldorf] Geburts- und Wohnort Boies in Nordfriesland. 2–3 verschreiben] Hier: schriftlich anfordern, brieflich in Erinnerung bringen. 3 Lessingen] Gotthold Ephraim Lessing. 3 mitgetheilt] ‚Mitteilen‘: hier in Sonne von ‚informieren‘, ‚in Kenntnis setzen‘. 5 nicht allzuspäte Zurücksendung] Dazu kam es nicht, weil Boie Goethe das Buch überließ (vgl. zu 158,29 und zu 191,22). 7 diese seine neue Arbeit] Vgl. zu 17,23–24. 9 Mai] Vgl. zu 79,13. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Gottlieb Hufelands Brief vom 28. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 253). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Postsendungen: 2. Juli 1796 (GR/RB 1796,°4, Bl. 5). Für das Jahr 1796 sind drei Briefe Goethes an den Juristen Gottlieb Hufeland (1760–1817) und fünf Gegenbriefe überliefert. Die Korrespondenz dient häufig der Vor- und Nachbereitung von persönlichen Treffen (vgl. Nr 118) und dem Austausch von Publikationen, die während dieser Begegnungen in Jena zur Sprache gekommen waren. Dazu gehört die englische Übersetzung von Benvenuto Cellinis Lebensbeschreibung, die Hufeland Goethe am 28. Juni 1796 gesandt hatte. Umgekehrt überließ Goethe dem Rechtsgelehrten gerne Bücher aus seiner Bibliothek, 1796 einige juristische Werke zur Rechtsgeschichte Frankfurts a. M. (vgl. Nr 128). Die guten Kontakte Hufelands nutzte Goethe weiterhin, um Informationen über Kunstwerke einzuholen, an deren Erwerb er dachte, so geschehen im Falle der

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kleinen Bronzestatuette der antiken Siegesgöttin Viktoria in Dresden. – Über Gottlieb Hufeland und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 224. 79,13 des Eschenburgischen Briefes] Die Beilage. Der Brief war Goethe mit dem Bezugsbrief zugegangen. Hufeland hatte sich darin erstaunt über die „unerwartete Abkunft“, die überraschende Provenienz, des Exemplars gezeigt. Zudem hatte er die Datierung des Briefes bezweifelt und vermutet, dass die Monatsangabe Mai ein „Schreibfehler“ sein müsse, schließlich sei die Sendung erst „seit ein paar tagen“ in seinen Händen (H: GSA 28/13, Bl. 256). 79,14 englischen Cellini] Die englische Übersetzung der Autobiographie des florentinischen Goldschmieds, Bildhauers und Medailleurs durch Thomas Nugent: The Life Of Benvenuto Cellini: A Florentine Artist. 〈…〉 Written By Himself In The Tuscan Language, And Translated From The Original. 2 Bde. London 1771; in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 55). Vgl. auch zu 131,4. 79,15 den gefälligen Mittheilern] Das Exemplar von Heinrich Christian Boie war über Eschenburg und Hufeland zu Goethe gelangt. Es war ihm zunächst leihweise überlassen worden, ging später aber in sein Eigentum über (vgl. zu 131,4, zu 158,29 und zu 191,22). 79,18 Original] Vita Di Benvenuto Cellini (vgl. zu 17,23–24). 79,18 mit meinem Versuche] Der Übersetzung der Lebensbeschreibung (vgl. zu 17,23–24). 79,22 In Noten und Erläuterungen] Anders als Goethes Übersetzung enthält die englische keine kritischen Anmerkungen. 79,25 der lebhaften 〈…〉 Zeiten] Goethe hatte sich vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 in Jena mit dem anregenden akademischen Leben aufgehalten (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 9 und 13) und war in dieser Zeit mehrmals – laut Tagebuch am 5., 15. und 25. Mai 1796 (vgl. GT II 1, 69f. – mit Hufeland zusammengetroffen. 79,27 eher Freund Schillern 〈…〉 nachgeahmt] Schiller war fortgesetzt in die Arbeit vertieft und verließ selten das Haus (vgl. zu 78,26–27). 79,28 Entschuldigung] Hier: Ausrede, Vorwand, Ausflucht (vgl. GWb 3, 182). 80,1 Ihrer lieben Frau] Wilhelmine Hufeland. 80,1–2 allen 〈…〉 Ihres Kreises] Vermutlich die Mitglieder des Mittwochsklubs, an dessen geselligem Treffen Goethe laut Tagebuch am 25. Mai 1796 teilgenommen hatte (vgl. GT II 1, 70). Vgl. zu 8,4–5.

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73. An Friedrich Schiller

BRIEF 73

Weimar, 1. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 63. – 1 Bl. 11,9 × 18,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 76, Nr 177. WA IV 11 (1892), 114f., Nr 3335. BEIL AG E

Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom 25. Juni 1796 (vgl. 80,7–8): Berlin, 25. Jun. 96.

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Verzeihen Sie, verehrungswürdigster Freund, wenn ich Ihnen auf Ihren freundschaftlichen Brief vom 27.sten v. M. erst so spät antworte, und Ihnen Ihre schöne Idylle so lange vorenthalten habe. Allein ob ich gleich seit dem Anfange des Mays hier ein recht ungestörtes und völlig einsames Leben führe, so hat ein unglücklicher Zufall es in diesen letzten Wochen immer so gefügt, daß ich den Posttag entweder auf dem Lande bei meiner Mutter habe zubringen müssen, oder durch unerwarteten Besuch abgehalten worden bin. Lassen Sie Sich diesen Verzug nur ja nicht hindern, ich bitte Sie recht herzlich darum, mir künftig einmal wieder eins Ihrer neueren Producte mitzutheilen; Schiller wird Ihnen sagen, daß ich sonst nur selten gegen die Pünktlichkeit im Antworten verstoße. Wegen des mathematischen Lehrers an dem neuen französischen Institut haben die Unternehmer ganz recht, wenn sie für eine solche Bezahlung, als sie bei einer solchen Einnahme, auf die sie, dem Prospectus nach, zu rechnen scheinen, leisten können, einen M a n n, u. sogar einen von Gewicht und Nahmen verlangen. Nur fürchte ich sehr für das Gelingen der ganzen Anstalt, da ich nicht absehe, wie sich bei einer so theuren Pension eine hinreichende Anzahl junger Leute zusammenfinden soll. Den Namen u. die Adresse des jungen Genfers könnte ich Ihnen leicht mittheilen; indeß möchte ich Ihnen auf jeden Fall die Mühe ersparen, sich unmittelbar an ihn zu wenden. Sollte ja noch eine Aussicht für ihn übrig seyn, woran ich jedoch bei dieser Lage der Sachen zweifle, so kann die Sache immer durch mich, wenn ich gleich nicht hier seyn sollte, betrieben werden. Für jetzt habe ich ihm so gut als alle Hofnung dazu benommen. In Ihrer Idylle vereinigt sich alles, was diese schöne Gattung anziehend und reizend machen kann, einfache Wahrheit der Empfindungen, liebliche Natur der Schilderungen, hohe dichterische Schönheit und eine bewundernswürdige Zierlichkeit u. Leichtigkeit der Diction. Ich habe mich mit unglaublichem Vergnügen bei der Vergleichung dieses Stücks mit andern derselben Gattung der übrigen neueren Dich-

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ter verweilt, und habe darin besonders zwei Eigenthümlichkeiten sehr stark ausgedrückt gefunden, die überhaupt meinem Gefühl nach, Ihren Dichtercharakter vorzugsweise bezeichnen. Die erste ist zu auffallend, als daß sie irgend jemanden entgehen könnte, es ist der Ernst, den immer auch das Spiel annimmt, sobald es ein s c h ö n e s Spiel ist, die Tiefe, bis zu der Sie allemal die Empfindung verfolgen, und der Umfang, den Sie ihr geben. Daher erscheint z.B. die Liebe, selbst in ihren leichtesten Aeußerungen und in ihren flüchtigsten Aufwallungen bei Ihnen immer groß, über den ganzen Charakter ausgegossen, mit Allem in Verknüpfung gebracht, vollkommen frei und rein und doch durchaus wahr und natürlich. So in den Elegien und in dieser Idylle. Durch den Eindruck des Ganzen, und besonders bei einigen einzelnen Stellen, wie z.B. gleich Anfangs: „In mich selber kehr ich zurück u. s. w.“ dann den einzig schönen Verse: „Wie man die Sterne sieht u. s. w.“ u. endlich: „Ewig, sagtest du leise u. s. w.“ sieht sich der irgend empfängliche Leser auf einmal mit tieferen u. ernsteren Gefühlen überrascht, als ihn die spielende Leichtigkeit andrer und selbst des Ganzen anfangs erwarten läßt. Einen ähnlichen Eindruck macht die lebendige Stärke des Wechsels der Empfindung am Ende, der so schön und wahr geschildert ist. Aber was bei der Vergleichung mit den besten Produkten dieser Gattung noch auffallender wird, und Ihnen gleich eigenthümlich, aber noch ausschließender angehört, ist die Verbindung dieser gehaltvollen Natur, mit einer so leichten und so zierlichen Form, in welcher nicht der Künstler, aber doch das Kunstwerk erscheint. Ich zweifle, ob ich mich Ihnen deutlich genug ausgedrückt haben werde; aber gewiß ist es doch, daß es zwei entgegengesetzte Arten der Poesie giebt, deren eine mit zu vieler und zu formloser Materie, die andre mit einer zu leeren Form auftritt. Der erstere Fehler ist den Deutschen häufig eigen, und muß jeder Nation gefährlich seyn, die mehr Gefühl als Phantasie hat, von deren beider glücklicher Mischung doch wohl die höchste Poesie abhängt. Man findet ihn z.B. dünkt mich hie und da (um nur aus den besseren Dichtern Beispiele anzuführen) in Voß Gedichten, bei denen man nicht selten, wenn man genau auf sich achtet, eine recht ächt ästhetische Stimmung in sich vermißt. Von dem entgegengesetzten Fehler liefern die Ausländer Proben genug. Die Griechischen u. Römischen Dichter zeigen im Grunde denselben Unterschied. In den besten der ersteren ist bloß Natur, Einfachheit u. Wahrheit, bloß immer der Gegenstand selbst, ohne daß jedoch darum der Eindruck nur im mindesten weniger ästhetisch wäre, mehr, so in den Rednern oder Geschichtschreibern, abgesondert das Gefühl, als die Einbildungskraft ergriffe, worin unstreitig der unnachahmliche Vorzug der griechischen Natur bestand. In den vorzüglichsten unter den Römern ist dagegen offenbar schon Kunst, Manier u. Schmuck sichtbar, ohne daß man ihnen doch den Vorwurf des Spielenden und Tändelnden machen könnte, der die späteren u. ihnen gleichzeitigen Griechen offenbar trift. Die Vereinigung dieser verschiedenen Eigenthümlichkeiten nun ist es, die ich in so vielen Ihrer Gedichte und fast vor allen in dieser Idylle bewundre, in

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welcher ächt Homerische Einfachheit (z.B. nur in der Beschreibung der Geschenke) mit der feineren und reineren Entwicklung der Empfindungen, die nur das Eigenthum der neueren Zeit ist, und mit jener leichten Zierlichkeit gepaart ist, die so lebhaft an die Römischen Dichter erinnert. Für diese ist es nicht möglich, einzelne Stellen anzuführen; sie webt und lebt in jedem einzelnen Verse und in dem Ganzen; nur der einzige Vers schien mir beinah ein wenig zu sehr in dieser Ovidischen Gattung: Noch schlagen die Herzen Für einander, doch ach! nun a n einander nicht mehr! der, wenn Sie mir dieß zu bemerken erlauben, zugleich die Unbequemlichkeit hat, daß das a n, der Scansion nach, nicht den Ton bekommt, den man ihm, dem Sinn nach, nothwendig geben muß. Vorzüglich leicht und schön entläßt den Leser der Anruf der Musen am Schluß. Ich wünschte sehr, daß es mir gelungen wäre, Ihnen hier meine Idee ganz deutlich zu machen, ich wünschte es um so mehr, als ich in ihr den Aufschluß der Verschiedenheit der Griechischen, neueren ausländischen, und unsrer Deutschen Poesie aufsuche. Soviel wenigstens scheint mir gewiß, daß auf die Art der Verbindung der Natur mit der Kunst allein in dem Dichter alles ankommt, und daß eine solche, bei welcher die Natur nie, auch nicht im kleinsten Grade, schwer und drückend, und die Kunst nie leer und kalt wird, nur in dem Dichter Statt finden kann, der zugleich vollkommen objectiv und vollkommen ästhetisch gestimmt ist, der immer die wahre Beschaffenheit der Gegenstände rein in sich aufnimmt, und sie immer wieder gleich treu in seiner Einbildungskraft darstellt. Der nachsichtsvollen Güte, die Sie mir über mein Urtheil über Ihr Mährchen bewiesen, müssen Sie es zuschreiben, daß ich heute über die Idylle so ausführlich bin. Sehr gern verweilte ich noch bei so vielen einzelnen Stellen. Sie ist durch und durch schön und gehört gewiß zu Ihren gelungensten Stücken. Auch das Silbenmaaß haben Sie vortreflich behandelt. Nur folgenden zwei Hexametern wünschte ich einen bessern Abschnitt: S. 3. V. 7. Und nun / trennt uns die / gräßliche / Woge Du u. s. w. – 5. – 2. v. unt. Warlich es / soll zur / Kette / werden das u. s. w. Ihren Pentametern haben Sie dadurch, daß Sie ihnen mit so großer Sorgfalt eine ganz entschiedene Länge zur Abschnittssilbe gegeben, einen großen Wohlklang ertheilt. In nur noch wenigen ließe sich vielleicht noch etwas nachhelfen. S. 4. V. 6. Nimm aus dem / Garten / noch / einige u. s. w. – 6. – 2. Spangen / sollen / dir / reichlich verzieren die Hand. – 4. – 12. Schönere / Frucht fiel / dir / leise berührt u. s. w. N o c h und d i r schließt man dünkt mich in den beiden ersten dieser Verse im Skandiren zu nah an die vorhergehenden Trochäen an. In dem letzten kann man zwar nicht anders, als Sie es wollen, skandiren. Aber bei einem natürlichen Lesen, ohne Rücksicht auf den Vers verliert das Pronomen d i r doch durch das vorherge-

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hende Verbum u. die auch nachfolgende Länge allen Ton. Aber ich breche endlich ab und bitte Sie nur, schon diese Krittelein zu verzeihen. Meine Frau empfiehlt sich Ihrem freundschaftlichen Andenken, und dankt Ihnen herzlich für den Genuß, den ihr die Idylle verschaft hat. – Ihren Wunsch, diese sonst niemand zu zeigen, habe ich pünktlich erfüllt. Jacobi hat mir einen Besuch hier versprochen. Soviel Freude es mir auch macht, ihn wiederzusehn, bin ich doch etwas bange, wie ihm übrigens die Berliner behagen werden, und wenn er nicht in den nächsten 3 Wochen kommt, findet er mich, wie ich ihm auch geschrieben, nicht mehr. Bloß die Rückfälle und Folgen eines kalten Fiebers meines kleinen Jungen haben mich so lange hier noch zurückgehalten. Ich gehe alsdann zu meinem Schwiegervater aufs Land, und hoffe Sie von da aus recht bald zu sehen. Leben Sie bis dahin recht wohl, und erhalten Sie mir Ihre gütige Freundschaft! Humboldt. Der Cellini hat uns große Freude gemacht. Fahren Sie ja recht bald fort. (H: GSA 28/439, Bl. 9–12; vgl. RA 2, Nr 249; D: Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 253–257.) Der Brief ist die Antwort auf Goethes Brief an Humboldt vom 27. Mai 1796 (Nr 51), mit dem er eine Abschrift seiner Idylle „Alexis und Dora“ übersandt hatte. 7 auf dem Lande bei meiner Mutter] Maria Elisabeth von Humboldt lebte auf einem Gut in Tegel. Sie war erkrankt und starb am 19. November 1796. 12 Wegen des mathematischen Lehrers] Jean Joseph Mounier, seit 1795 als Emigrant in Weimar lebend, plante die Einrichtung einer Erziehungsanstalt. Sie kam nicht zustande, weil es nicht genügend Anmeldungen gab (vgl. zu 54,16). 18 des jungen Genfers] Sein Name ist nicht bekannt (vgl. zu 54,14). 37 Elegien] Im 6. Stück von Schillers „Horen“ 1795 waren zwanzig „Elegien“ Goethes erschienen, später „Römische Elegien“ genannt. 39 „In mich selber kehr ich zurück u. s. w.“] V. 21 (WA I 1, 266). 40 „Wie man die Sterne sieht u. s. w.“] V. 48 (WA I 1, 267). 41 „Ewig, sagtest du leise u. s. w.“] V. 101 (WA I 1, 269). 56 Voß] Johann Heinrich Voß, u.a. Herausgeber und Beiträger des Göttinger und Hamburger „Musen-Almanachs“. Von ihm stammt auch „Luise / Ein Laendliches Gedicht / In Drei Idyllen“ (Königsberg 1795). 70 Beschreibung der Geschenke] V. 76–88 und 117–133 (WA I 1, 268–270). 77–78 Noch schlagen die Herzen 〈…〉 nicht mehr!] V. 13f. (WA I 1, 265). Goethe änderte nichts. 93 mein Urtheil über Ihr Mährchen] Vgl. zu 55,14. 99 Und nun 〈…〉 Woge] V. 53 (WA I 1, 267). Im Erstdruck blieb der Vers unverändert (vgl. Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 6). Später änderte Goethe „Woge“ zu Fluth (Göthe’s neue Schriften. Bd 7.

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BRIEF 74

Berlin 1800, S. 184). 100 Warlich es / soll zur / Kette / werden das] V. 117 (WA I 1, 269). Im Erstdruck unverändert (vgl. Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 13); in den „Neuen Schriften“ lautet der Vers: Warlich! zur Kette soll das Kettchen werden, o Dora! (S. 190.) 102 Abschnittssilbe] Der sechsfüßige Pentameter ist dadurch charakterisiert, dass nach der dritten Hebung unmittelbar eine weitere folgt und der Vers auf diese Weise durch eine Zäsur zweigeteilt wird. 104 Nimm aus dem / Garten / noch / einige] V. 76 (WA I 1, 268). Der Vers blieb unverändert. 105 Spangen / sollen / dir / reichlich verzieren die Hand] V. 120 (WA I 1, 269). Im „Musen-Almanach“ (S. 13) unverändert; in den „Neuen Schriften“ heißt es: Spangen sollen dir auch reichlich verzieren die Hand (S. 191). 106 Schönere / Frucht fiel / dir / leise berührt] V. 82 (WA I 1, 268). Im „Musen-Almanach“ (S. 9) und in den „Neuen Schriften“ (S. 187) unverändert. 108 Trochäen] Versfuß aus einer betonten und einer unbetonten Silbe. 113 Meine Frau] Caroline von Wolzogen. 115 pünktlich] Hier im Sinn von ‚sorgfältig‘, ‚genau‘ (vgl. Grimm 13, 2240). 116 Jacobi hat 〈…〉 versprochen] Friedrich Heinrich Jacobis Besuch in Berlin fand nicht statt. Humboldt besuchte ihn auf seiner Reise durch Norddeutschland seinerseits im August in Wandsbek (vgl. zu 106,4 und zu ). 120 meines kleinen Jungen] Humboldts zweijähriger Sohn Wilhelm; über dessen fiebrige Erkrankung hatte Humboldt schon in seinem Brief an Schiller vom 31. Mai 1796 berichtet (vgl. NA 36 I, 218). Als ‚kaltes Fieber‘ wurde Wechselfieber mit Schüttelfrost und Hitze bezeichnet. 126 Cellini] Im 4. und 5. Stück der „Horen“ waren (Ende April und Ende Mai) die ersten beiden Teile von Goethes „Benvenuto Cellini“, der Übersetzung von dessen Autobiographie, erschienen. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. Dessen letzten Brief vom 28. Juni 1796 hatte Goethe bereits mit Nr 71 beantwortet. – Schiller antwortete mit einem Brief vom 3. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 261). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 2. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 260). Postsendungen: 2. Juli 1796 (GR/RB 1796, 4, Bl. 5). 80,5 morgen früh] Goethe hatte mit Bergbauangelegenheiten zu tun (vgl. zu 77,11–12). Unter dem 2. Juli 1796 vermerkte er im Tagebuch: Erste Gewerckschaftliche Zusammenkunft. (GT II 1, 73.) Vgl. dazu Nr A 19 und die Erläuterung dazu. 80,6 von allerley äußeren Dingen] Vgl. vorhergehende Erläuterung. 80,7 das B e l o b u n g s s c h r e i b e n] Vgl. Beilage. 80,8–9 die kleinen Erinnerungen] Humboldt wünschte in einigen Fällen eine strengere Beachtung des Versmaßes (vgl. dazu im Einzelnen die Erläuterungen zur Beilage). – ‚Erinnerungen‘: hier im Sinn von ‚kritischen Bemerkungen‘ (vgl. GWb 3, 327).

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80,10–11 Ihren Bemerkungen über das achte Buch] Schiller würdigte den Schlussteil von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ ausführlich und ebenso bewundernd wie kritisch in seinen Briefen vom 28. Juni, 2. Juli, 3. Juli, 5. Juli, 8. Juli und 11. Juli 1796 (vgl. NA 28, 232–234, 235–247, 251–261).

74. An Johann Heinrich Meyer

〈Weimar〉, 4. Juli 1796 → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Beischluss: Brief Amalie von Imhoffs an Johann Heinrich Meyer (vgl. zu 80,17–18). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 95. – Auf einem Doppelblatt 20,5(–20,8) × 34,5 cm, ¾ S. beschr. (S. 1 Text; S. 3–4 Konzept zu Nr 84), Schreiberhd (Geist), Tinte, unter dem Text die egh. Bemerkung, Tinte: |: NB war nur auf Couvert des Ein/schlußes geschrieben:|, S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: No 12. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 116, Nr 3337 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. – Johann Heinrich Meyer antwortete mit einem Brief vom 29. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 303). Postsendungen: 4. Juli 1796 (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). 80,16–17 Sie abermals Porto 〈…〉 bezahlen zu lassen] Auch für eingehende Sendungen war in einem dezentralisierten Postwesen mit einer Vielzahl von Anbietern, wie es am Ausgang des 18. Jahrhunderts existierte, Porto zu entrichten. Der Absender konnte die Gebühren, das Franko, nur für die erste Beförderungsstrecke selbst bezahlen, für die restliche Strecke, die – wie im Falle der Strecke von Weimar nach Italien – verschiedene Posten über mehrere Zwischenstationen enthielt, musste der Empfänger aufkommen. Die zusätzlichen Gebühren sind, meistens mit Rötel, auf dem Umschlag vermerkt (zur Frankatur und den dabei verwendeten Zeichen vgl. Helbig). 80,17–18 die Inlage] Nicht überlieferter Brief, vermutlich mit einem Gedicht oder einer Zeichnung von Amalie von Imhoff, einer ehemaligen Schülerin Meyers an der Freien Zeichenschule in Weimar. – Inlage: Einlage in postalischen Sendungen (vgl. GWb 5, 9) (vgl. 90,5–6). 80,19–20 die Franzosen an der Lahn 〈…〉 zurück getrieben] Die aktuelle Lage am Mittelrhein, im wesentlichen das Ergebnis des Gefechtes von Wetzlar, nach dem sich die französischen Truppen über die Sieg zurückziehen mussten.

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BRIEFE 75/76

80,20–21 so passiren sie 〈…〉 in der Gegend von Straßburg] In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni 1796 hatten die Franzosen unter General Jean-Victor Moreau den Rhein überquert und die Festung Kehl besetzt. Am 27. Juni 1796 griffen französische Truppen die Oberrheinarmee der Kaiserlichen an. Das schwäbische Korps wurde aus Offenburg nach Westen, ins Kinzigtal hinein zurückgedrängt. Am 6. Juli 1796 floh Markgraf Karl Friedrich zu Baden außer Landes, nach Ansbach (die Markgrafschaft Ansbach-Bayreuth war seit 1792 preußisches Verwaltungsgebiet). Am 25. Juli 1796 schloss Baden einen Waffenstillstand mit Frankreich und begann im August mit Friedensverhandlungen in Paris. Die Markgrafschaft sollte alle linksrheinischen Besitzungen und die Festung Kehl abtreten und Kontributionen leisten, Karl Friedrich sollte auf seine Stellung als Reichsfürst verzichten. Der Einmarsch von österreichischen Truppen Anfang September 1796 verhinderte vorerst die Ratifizierung des Separatfriedens. 81,1–2 so werden sie Kehl 〈…〉 befestigen] Nach dem Rückzug von Moreau verstärkten die französischen Eroberer unter General Louis Charles Antoine Desaix die Befestigungen von Kehl. Die Festung konnte erst am 9. Januar 1797 von österreichischen Truppen zurückerobert werden. 81,5 Schillers Zufriedenheit mit dem achten Buche meines Romans] Goethe hatte das letzte Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ am 26. Juni 1796 übersandt (vgl. 77,4). Schillers Brief vom 27. Juni 1796 enthielt zunächst nur seinen Dank (vgl. RA 2, 252), seine Zufriedenheit bekundete er bereits am Folgetag, in seinem Brief vom 28. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 254). 81,6 motifirten] Motivieren: begründen (vgl. Campe 2, 474). – Danach Verlust des restlichen Textes; er war auf dem Umschlag, wie Goethe dies nachträglich festhielt (vgl. Überlieferung).

75. An Friedrich Schiller

Weimar, 5. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 74–75. – Doppelblatt 18,9 × 23,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte; S. 4 rotes Siegel (Satyr auf einem Weinschlauch sitzend mit zwei Flöten; vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41) und Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl: / nach / Jena. / mit einem Paket / in blau Papier. / frank. Bl. 2 Rand Mitte Siegelausriss; S. 1 oben rechts von Schillers Hd: „Nro 2“ (vgl. Überlieferung zu Nr 71). – Faksimile: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 3, (21). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 107f., Nr 181. WA IV 11 (1892), 116f., Nr 3338.

JULI 1796

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BEIL AG E

Paket unbekannten Inhalts (vgl. Überlieferung). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet drei Briefe Schillers, vom 2. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 260), vom 3. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 261) und vom 5. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 264). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 6. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 266). 81,7 Ihren ersten Brief] Schillers Brief vom 2. Juli 1796. 81,7–8 fing ich an Ihnen etwas drauf zu sagen] Im ersten Teil von Goethes Brief vom 2. und 7. Juli 1796 (vgl. 82,1–21). 81,8–9 irrdischen Geschäfften] Bergbauangelegenheiten (vgl. zu 77,11–12 und zu 80,5). 81,9 Ihre zwey folgenden Briefe] Schillers Briefe vom 3. und 5. Juli 1796. Laut Goethes Tagebucheintrag vom 4. Juli: zweyter Brief von Schiller über das achte Buch (GT II 1, 74); vom 5. Juli: dritter Brief von Schiller. (Ebd.) 81,13 Ihrer] Versehentlich nicht korrigiert, oder es handelt sich um einen Genitiv: „alle von Ihren Wünsche‘. 81,13 Desideria] Wünsche, Bitten (Plural von lat. desiderium). 81,13 Auskunft] Hier im Sinne von ‚Ausweg‘, ‚Abhilfe‘ (vgl. Adelung 1, 608). – Was er am 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zu ändern gedachte, darüber äußerte sich Goethe des Näheren in seinem Brief vom 9. Juli 1796 (Nr 77) und in der Beilage dazu. 81,17 Was Sie von Cellini bedürfen] Goethe brachte die 4. Fortsetzung seiner Übersetzung von Benvenuto Cellinis Autobiographie am 16. Juli 1796 mit nach Jena. Sie erschien im 9. Stück der „Horen“ 1796. 81,19–20 Anfang August aus unsern Händen] Erst unter dem 26. August 1796 heißt es in Goethes Tagebuch: Absendung des 8ten Buchs Wilh. Mstrs. 20 Lagen zu 2 Bogen. (GT II 1, 78.)

76. An Friedrich Schiller

〈Weimar, 2. und 7. Juli 1796〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der Anfang des Briefes bezieht sich auf Schillers Brief vom 2. Juli 1796 (NA 28, 235–239), der wahrscheinlich noch am selben Tag in Weimar eingetroffen war. Goethe begann gleich (82,22) nach dem Empfang mit einem Antwortbrief (vgl. auch 81,7–8, den er jedoch nicht zu Ende brachte (vgl. 82,23), sondern erst am Donnerstag (84,3), dem 7. Juli, fortsetzte.

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BRIEF 76

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 82–83. – Doppelblatt 18,8 × 23,7 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Angabe des Wochentags unter dem Brief und Paraphe, Tinte; S. 1 oben rechts von Schillers Hd: „Nro 3“ (vgl. Überlieferung zu Nr 71). – Faksimile der 1. und 2. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 3, (22). K: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 8–9. – Doppelblatt 18,6 × 23,5 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – Faksimile: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 3, (20). E: Schiller-Goethe2 1 (1856), 175–177, Nr 184 (der in H fehlende Text aus K zuerst in: Die Grenzboten 32 [1873], 2. Semester, 2. Bd, S. 80 [Carl August Hugo Burkhardt]). WA IV 11 (1892), 117–121, Nr 3339 (der in H fehlende Text aus K in den „Lesarten“ in WA IV 11, 323; vgl. auch WA IV 50, 218). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief bezieht sich auf vier Briefe Schillers, vom 2. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 260), vom 3. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 261), vom 5. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 264) und vom 6. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 266). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 8. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 267). Postsendungen: 7. Juli 1796 (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). Als Goethe den vorliegenden Brief am 7. Juli 1796 fortsetzte, knüpfte er nicht dort an, wo er am 2. Juli aufgehört hatte. Er ließ etwa die erste Hälfte des Konzepts abschreiben, das er überdies an einer Stelle korrigierte (vgl. zu 82,11–13), unterdrückte die zweite Hälfte (vgl. 226,16–40) und fuhr dann mit einem neuen Gedanken fort (vgl.82,23–84,2). 82,1 Ihren erquickenden Brief] Schillers Brief vom 2. Juli 1796. 82,2 Roman] Wilhelm Meisters Lehrjahre. – Am 26. Juni 1796 hatte Goethe das Manuskript des 8. Buches nach Jena gesandt (vgl. zu 77,4). 82,11–13 Mängeln 〈…〉 Gebrauch machen] Vgl. hierzu die ursprüngliche Fassung dieser Briefstelle im Konzept (vgl. 226,4–8), in der die Bedeutung von Schillers kritischen Anmerkungen und Goethes Bereitschaft, darauf einzugehen, noch kräftiger zum Ausdruck kamen. – Mit der ‚neuen Abschrift‘ wurde laut Goethes Tagebuch am 20. Juli begonnen (vgl. GT II 1, 75). – Zu den von Schiller bemerkten Mängeln, für die Goethe Abhilfe schaffen will, gehören diejenigen, die Goethe in der Beilage zu seinem Brief vom 9. Juli unter Nr 1, 2 und 4 erwähnt (vgl. zu 86,2, zu 86,3–4 und zu 86,8). 82,23 So weit war ich 〈…〉 gekommen] Vgl. die einleitende Erläuterung. 82,24 Hindernisse] Vom 2. bis zum 6. Juli 1796 hatten drei Bergwerkssessionen stattgefunden (vgl. GT II 1, 73f.; ferner zu 80,5).

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83,1 künftigen Mittewoch] 13. Juli 1796. – Goethe berichtete schon in seinem Brief vom 9. Juli (Nr 77) und dessen Beilage, wie er die Überarbeitung seines Romans anlegen wolle. 83,2 Sonabend den 16ten] Nach der vierten Bergwerkssession am 15. Juli (vgl. GT II 1, 75) kam Goethe am 16. nach Jena und blieb bis Dienstag, den 19. Juli. Das Manuskript nahm er mit zurück. 83,3 Cellini] Vgl. zu 81,17. 83,4–5 schicke ich Ihr Exemplar zurück] Schiller hatte am 27. und 28. Juni 1796 „Xenien“-Manuskripte nach Weimar geschickt. Goethe ließ durch Johann Jacob Ludwig Geist eine Reinschrift (Hb [vgl. Schmidt/Suphan, 221f.], h8 [vgl. NA 2 II A, 337]) anfertigen und brachte sie am 16. Juli 1796 mit nach Jena. Schillers Manuskript schickte er mit seinem (zweiten) Brief vom 9. Juli 1796 (Nr 78) zurück. 83,6 die Idylle] Alexis und Dora. – Goethe hatte das am 14. Mai 1796 vollendete Gedicht Carl Ludwig von Knebel in einem Brief vom selben Tag angekündigt (vgl. Nr 47). 83,7–8 welche Sie mir mittheilen] In seinem Brief vom 6. Juli hatte Schiller über die Aufnahme von Goethes Gedicht „Alexis und Dora“ berichtet: „Trotz aller Entzückung darüber scandalisierte sich doch die Familie Kalb an dem Päckchen, das dem Helden nachgetragen würde, welches sie für einen großen Fleck an dem schönen Werke hält. Das Produkt sey so r e i c h, und der Held führe sich doch wie ein armer Mann auf.“ (NA 28, 248f.) Vgl. zu 83,17. 83,10 obligates Werk] Obligat: hier im Sinne von ‚ästhetisch anspruchsvoll‘ (vgl. zu 31,12). 83,17 S o r g l i c h reichte 〈…〉 Bündel.] Alexis und Dora (V. 61). – Noch viele Jahre später erinnerte sich Goethe an die verfehlte Kritik dieser Szene in seiner Idylle; in einem Gespräch mit Johann Peter Eckermann am 25. Dezember 1825 äußerte er: „‚Und dann giebt es wieder andere, die durchaus am Realen kleben, und, weil es ihnen an aller Poesie fehlt, daran gar zu enge Forderungen machen. So verlangten z.B. Einige bey dieser Elegie, daß ich dem Alexis hätte einen Bedienten beygeben sollen, um sein Bündelchen zu tragen; die Menschen bedenken aber nicht, daß alles Poetische und Idyllische jenes Zustandes dadurch wäre gestört worden.‘“ (Eckermann, Gespräche 1, 230.) 83,18 Equipage] Persönliche Reiseausstattung (vgl. GWb 3, 227) (von franz. équipage). 83,24 Gradation] Abstufung; Steigerung (von lat. gradatio). 83,31–32 daß man nie ins Ganze wirken kann] Klagen über das Publikum finden sich auch in Goethes Briefen an Schiller vom 10. Oktober 1796 (vgl. 147,2), 7. Dezember 1796 (vgl. 183,15–19), ferner vom 9. August 1797 (vgl. WA IV 12, 217), 31. Januar 1798 (vgl. WA IV 13, 49), 25. Juli 1798 (vgl. WA IV 13, 226) und vom 22. Juni 1799 (vgl. WA IV 14, 116–120). 84,2 das Briefchen] Charlotte Schillers Brief an Goethe vom 1. Juli 1796 (NA 28, 579f.; vgl. RA 2, Nr 259).

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77. An Friedrich Schiller

BRIEF 77

Weimar, 9. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 90–91. – Doppelblatt 18,8 × 23,7 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 1 oben rechts von Schillers Hd: „Nro 4“ (vgl. Überlieferung zu Nr 71). – Faksimile der 1. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 4, (23). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 121–124, Nr 184 (ohne Beilage). WA IV 11 (1892), 121–123, Nr 3340 (ohne Beilage). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 92. – 1 Bl. 18,8 × 23,5(–23,8) cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – Faksimile: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 4, (24). E: WA I 21 (1898), 333 (Carl Schüddekopf; vgl. WA IV 30 (1905), 60, zu Nr 3340). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 267). Die Beilage bezieht sich auf Schillers Briefe vom 2. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 260), vom 3. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 261) und vom 5. Juli (vgl. RA 2, Nr 264). – Schiller antwortete mit seinem Brief vom 9. bis zum 11. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 271). – Zur Reihenfolge von Nr 77 und Nr 78, beide vom 9. Juli 1796, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 78. 84,4 besondern Blatt] Die Beilage zur geplanten Überarbeitung des 8. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 84,5 suppliren] Ergänzen (von franz. suppléer). 84,8 Erinnerungen] Kritische Bemerkungen (vgl. GWb 2, 327). 84,10–11 Der Fehler, den Sie mit Recht bemerken] Es geht um den von Schiller immer wieder vorgetragenen Wunsch nach „etwas deutlicherer Pronunciation der HauptIdee“ des Romans (Brief an Goethe, 19. Oktober 1796; NA 28, 314). Im Bezugsbrief hatte Schiller zu bedenken gegeben, ob durch die Verselbstständigung von Einzelnem nicht das Verständnis des „I d e e nInnhalts“ (NA 28, 254) und der Blick „in die Oeconomie des Ganzen“ (NA 28, 252) erschwert würde. Er fand, dass es einen „a e s t h e t i s c h e n Aufschluß über den innern Geist, über die poetische Nothwendigkeit 〈…〉 nicht befriedigend genug“ gebe und „daß bey dem großen und tiefen Ernste, der in allem einzelnen herrscht, und durch den es so mächtig wirkt, die Einbildungskraft zu frey mit dem Ganzen zu spielen scheint“ (ebd.). Noch Jahrzehnte später konnte Goethe diese Kritik nicht gelten lassen; am 18. Ja-

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nuar 1825 sagte er in einem Gespräch über den Roman: „Man sucht einen Mittelpunct, und das ist schwer und nicht einmal gut. Ich sollte meinen, ein reiches mannigfaltiges Leben, das unsern Augen vorübergeht, wäre auch an sich etwas ohne ausgesprochene Tendenz, die doch bloß für den Begriff ist.“ (Eckermann, Gespräche 1, 194.) – Nachdem der 4. Band des Romans gedruckt war, relativierte Schiller seine Kritik als „Grille“ (Brief an Goethe, 19. Oktober 1796; NA 28, 314). 84,12 realistischen Tic] Als ‚Realisten‘ hatte sich Goethe bereits in Nr 18 als den stärcksten Realisten (19,24–25) bezeichnet. Im Brief an Schiller vom 3. oder 4. April 1801 heißt es später, die Dichtkunst verlangt, im Subject das sie ausüben soll, eine gewisse gutmüthige, ins Reale verliebte Beschränktheit (WA IV 15, 213). – Überlegungen zum „sehr merkwürdigen psychologischen Antagonism“ (Horen. 1. Stück 1796, S. 104; vgl. NA 20, 491) zwischen ‚Realisten‘ und ‚Idealisten‘ hatte Schiller im „Beschluß der Abhandlung über naive und sentimentalische Dichter“ angestellt. Zuvor schon hatte er zu Beginn des Briefwechsels mit Goethe ihre beiden Dichterpersönlichkeiten als ‚intuitiv‘ und ‚spekulativ‘ zu definieren versucht (vgl. GB 10 II, zu 69,8). Im Brief vom 10. August 1796 (Nr 94) spricht Goethe von der Verschiedenheit unserer Naturen (105,25–25), die ihn hindere, Schillers Forderungen den Roman betreffend befriedigend zu erfüllen. 84,14–15 gerne incognito reisen] Über seine Vorliebe, unerkannt zu reisen, hatte Goethe auch Johann Heinrich Meyer im Brief vom 30. Dezember 1795 bis 3. Januar 1796 berichtet (vgl. 4,14–18). Auch in „Dichtung und Wahrheit“ ist davon die Rede (vgl. AA DuW 1, 488 [13. Buch]). 85,4–5 durch Wernern 〈…〉 zu sagen] Im 1. Kapitel des 8. Buches heißt es: Werner behauptete, sein Freund sei größer, stärker, gerader, in seinem Wesen gebildeter und in seinem Betragen angenehmer geworden. (WA I 23, 132.) Wenig später sagt Werner im Gespräch mit Wilhelm: Deine Augen sind tiefer, deine Stirn ist breiter, deine Nase feiner und dein Mund liebreicher geworden. (WA I 23, 133.) 85,6 Lehrbrief im siebenten Buch] Im 9. Kapitel des 7. Buches übergibt der Abbé Wilhelm einen Lehrbrief 〈…〉 von wichtigem Inhalt (WA I 23, 124), der mit dem Satz beginnt: Die Kunst ist lang, das Leben kurz, das Urtheil schwierig, die Gelegenheit flüchtig. (Ebd.) Der Brief wird auf der folgenden Seite bereits abgebrochen. 85,7–8 Die zweyte Hälfte] Einige Abschnitte aus dem ‚Lehrbrief‘ nahm Goethe noch ins 5. Kapitel des 8. Buches auf (vgl. WA 23, 213, Z. 17–23; 215, Z. 7–15; 216, Z. 24–217, Z. 20). 85,12–14 jene Maschinerie 〈…〉 zu geben] Schiller hatte im Bezugsbrief mit Blick auf die Mächte des Thurms (85,11) den Wunsch geäußert, „daß Sie das Bedeutende dieser Maschinerie, die nothwendige Beziehung derselben auf das In-

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nere Wesen, dem Leser ein wenig näher gelegt hätten. 〈…〉 Viele Leser, fürchte ich, werden in jenem geheimen Einfluß bloß ein theatralisches Spiel und einen Kunstgriff zu finden glauben, um die Verwicklung zu vermehren, Ueberraschungen zu erregen u.dgl. Das achte Buch giebt nun zwar einen h i s t o r i s c h e n Aufschluß über alle einzelnen Ereigniße, die durch jene Maschinerie gewirkt wurden, aber den a e t h e t i s c h e n Aufschluß über den innern Geist, über die poetische Nothwendigkeit jener Anstalten giebt es nicht befriedigend genug“ (NA 28, 252). Goethe kam Schiller insofern entgegen, als er einige Denksprüche aus der zweiten Hälfte des Lehrbriefs ins 8. Buch aufnahm (vgl. zu 85,7–8), um daraus die Lenkung des Helden durch die Gesellschaft des Turms zu motivieren. Schiller riet nachdrücklich dazu in seinem Brief vom 9. bis zum 11. Juli, um den „philosophischen Gehalt des Werkes“ (NA 28, 258) deutlicher zu machen und mit Blick auf das Publikum eine „Rechtfertigung des Titels der vor dem Buche steht“ (ebd.) zu haben. Schiller wünschte klarer dargestellt, dass die „Mächte des Thurms“ als ein „verborgen wirkender höherer Verstand“ (Brief an Goethe, 8. Juli 1795; NA 28, 251) als integraler Bestandteil des Romans erkennbar seien. 85,20 Grille] „Einfall, Gedanke, Laune“ (GWb 4, 475). 85,23 perverse] Verdreht, verkehrt (von lat. pervertere) 85,23 Manier] In seinem 1789 in Wielands „Teutschem Merkur“ (FebruarHeft, S. 113–120) erschienenen Aufsatz „Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Styl“ charakterisiert Goethe ‚Manier‘ im Unterschied zur ‚einfachen Nachahmung‘ als ein ästhetisches Verfahren, bei welchem der Künstler nicht der Natur ihre Buchstaben 〈…〉 nur gleichsam nachzubuchstabiren versucht, sondern sich selbst eine Sprache schafft, um das, was er mit der Seele ergriffen, wieder nach seiner Art auszudrücken (S. 115: vgl. auch WA I 47, 78f.). 85,30–31 das noch selbst hinzu zu fügen 〈…〉 vermag] Dazu kam es nicht. Goethe legte Schiller das 8. Buch seines Romans vor dem Druck nicht noch einmal vor. Er fühlte sich durch die Überarbeitung recht ermüdet daran (110,7). Dass er das Manuskript am 26. August 1796 während eines Aufenthalts in Jena nach Berlin schickte, könnte jedoch vermuten lassen, dass Schiller zumindest Einblick bekam oder mündlich über die Bearbeitung unterrichtet wurde. Am 12. Juli kündigte Goethe an, über den Roman mit Schiller nothwendig mündlich conferiren (87,9–10) zu wollen. 85,33 Cellini] Vgl. zu 81,17. 85,33 für den Almanach] Außer den „Xenien“ und „Alexis und Dora“ lieferte Goethe für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ einige Epigramme sowie das parodistische Gedicht „Musen und Grazien in der Mark“ (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“, S. 494–521 im vorliegenden Band). 86,2 1.) Die sentimentale Forderung 〈…〉 zu befriedigen.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 2. Juli 1796, in dem empfohlen wird, Rücksicht auf „die ‚sen-

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timentalischen‘ 〈hier: empfindsamen〉 Foderungen der Leser“ zu nehmen und den Eindruck der Szene von Mignons Tod „durch nichts zu stören“ (NA 28, 238), etwa indem der Arzt eine medizinische „Speculation auf ihren Leichnam macht“ (er möchte Mignon einbalsamieren) oder Wilhelm „in diesem Augenblick für jene Instrumententasche 〈des jungen Chirurgus〉 Augen hat“ und sich „in Erinnerungen vergangener Scenen“ verliert (ebd.). – Goethe berücksichtigte die ersten beiden Hinweise Schillers, indem er die kritisierten Passagen, wie er unter 2.) sagt, weiter ‚zurück rückte‘ (vgl. WA I 23, 204–207; 8. Buch, 5. Kapitel). Es blieb jedoch dabei, dass Wilhelm unmittelbar nach Mignons Tod mit großer Schnelle eine Reihe von Schicksalen durchdachte (vgl. WA I 23, 204). Schiller zeigte sich mit einer Einschränkung zufrieden: „In der unmittelbaren Scene nach Mignons Tod fehlt nun auch nichts mehr, was das Herz in diesem Augenblick fodern kann; nur hätte ich gewünscht, daß der Uebergang zu einem neuen Interesse mit einem neuen Capitel möchte bezeichnet worden seyn.“ (Brief an Goethe, 19. Oktober 1796; NA 28, 314.) 86,3–4 2.) Der Vorschlag des balsamirens 〈…〉 zu rücken.] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. Die Reflexion über das Band stellt Wilhelm angesichts der Instrumententasche des jungen Chirurgus an (vgl. WA I 23, 207). 86,5–7 3.) Lothario kann 〈…〉 Aussicht giebt.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 5. Juli 1796: „Manchem wird es wunderbar vorkommen, daß ein Roman, der so gar nichts ‚s a n s c ü l o t t i s c h e s‘ hat, vielmehr an manchen Stellen der Aristokratie das Wort zu reden scheint, mit drey Heurathen endigt, die alle drey Mißheurathen sind.“ (NA 28, 247.) Daher gibt Schiller „zu bedenken, ob der falschen Beurtheilung nicht noch durch ein paar Worte ‚in Lotharios Munde‘ zu begegnen wäre.“ (Ebd.) – Goethe griff den Vorschlag auf (vgl. WA I 23, 146f.; 8. Buch, 2. Kapitel). 86,8 4.) Der Markese 〈…〉 Freund des Oheims.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 2. Juli 1796, in dem er empfiehlt, die Erscheinung des Marchese besser zu motivieren: „Wäre nicht aus diesem Markese eine alte Bekanntschaft des Lothario oder des Oheims zu machen und seine Herreise selbst mehr ins Ganze zu verflechten?“ (NA 28, 239.) – Goethe ging auf die Anregung ein (vgl. WA I 23, 148 und 240f.; 8. Buch, 2. und 7. Kapitel). 86,9 5) Das Prädikat 〈…〉 abgeleitet.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 3. Juli 1796: „Ich wünschte, daß die Stiftsdame ihr 〈Natalie〉 das Prædikat einer schönen Seele nicht weggenommen hätte, denn nur Natalie ist eigentlich eine rein aesthetische Natur.“ (NA 28, 240.) – Goethe erfüllte diesen Wunsch (vgl. WA I 23, 307; 8. Buch, 10. Kapitel). 86,10 6.) Die Erscheinung der Gräfin wird motivirt.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 3. Juli 1796: „Bey Gelegenheit der Gräfinn muss ich bemerken, daß mir ihre Erscheinung im achten Buche nicht gehörig motiviert zu seyn scheint.“

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BRIEF 78

(NA 28, 242.) – Goethe beherzigte diesen Rat (vgl. WA I 23, 180; 8. Buch, 3. Kapitel). 86,11 7.) Werners Kindern 〈…〉 abgenommen.] Bezieht sich auf Schillers Brief vom 3. Juli 1796, in dem er einen „wichtigen chronologischen Verstoß“ (NA 28, 242) moniert: „Ohne Zweifel ist es Ihre Meinung nicht, daß Mignon wenn sie stirbt 21 Jahre und Felix zu derselben Zeit 10 oder 11 Jahre alt seyn soll. Auch der blonde Fridrich sollte wohl bey seiner letzten Erscheinung noch nicht etliche und zwanzig Jahr alt seyn 〈…〉.“ (NA 28, 242f.) – Goethe nahm entsprechende Änderungen vor (vgl. WA I 23, 135; 8. Buch, 1. Kapitel).

78. An Friedrich Schiller

Weimar, 9. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 93. – 1 Bl. 18,9 × 23,7 cm, 1 S. und 6 Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur, Paraphe und Nachschrift, Tinte. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 137f., Nr 186 (Teildruck: ohne die Nachschrift). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 184, Nr 188. WA IV 11 (1892), 124, Nr 3341 BEIL AG EN

1) „Xenien“-Manuskript (vgl. zu 86,12). 2) Muratori: Rerum Italicarum Scriptores, Bd 5 (vgl. erste Erläuterung zu 87,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 267). – Schiller antwortete mit seinem Brief vom 9. bis zum 11. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 271). Zur Reihenfolge der beiden Briefe Goethes an Schiller vom 9. Juli 1796: Aus Schillers Brief vom 9. bis 11. Juli 1796 geht hervor, dass sich die beiden ersten Briefteile vom 9. und 10. Juli 1796 auf den vorhergehenden Brief Nr 77 beziehen; erst der Briefteil vom 11. Juli antwortet auf den vorliegenden Brief Nr 78, der also später als Nr 77 geschrieben worden ist. 86,12 Die Xenien] Vgl. zu 83,4–5. 86,12 mit meinem Gutachten] Schiller hatte im Brief vom 8. Juli 1796 Goethe gebeten, ihm mitzuteilen, was er geändert wünschte (vgl. NA 28, 255). 86,12–13 die ernsthaften und wohlmeinenden] Für den Druck im „MusenAlmanach“ trennte Schiller die Distichen dieser Art von den satirisch-kritischen und

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veröffentlichte jene unter dem Titel „Tabulae votivae“ (S. 152–182) und auch einzeln, diese hingegen unter dem Titel „Xenien“ (S. 197–203 〈recte: 302〉). 86,16 Wegen des Portraits] Im Bezugsbrief hatte Schiller den Wunsch geäußert, seinem „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ als Titelkupfer ein Porträt Goethes nach dem (zwischen 1792 und 1795 entstandenen) Aquarell von Johann Heinrich Meyer voranzustellen (vgl. Schaeffer/Göres, 104f., Abb. 35). Dies geschah nicht. Als Titelvignette des Almanachs wurde eine (trotz Goethes Vorbehalten im Folgenden) von Johann Friedrich Bolt gestochene tanzende Terpsichore gewählt. Ein Porträt Goethes erschien in Schillers „Musen-Almanachen“ nicht. 86,18 Bolt] Johann Friedrich Bolt, Zeichner und Kupferstecher in Berlin; er hatte bereits das Titelkupfer von Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ gestochen, den Kopf des Apollo von Belvedere. Schiller hatte bei Bolt schon am 8. Juli 1796 wegen des Goethe-Porträts angefragt (vgl. NA 28, 250f.). 86,20 Meyers Zurückkunft] Der seit Ende Oktober 1795 in Italien weilende Johann Heinrich Meyer kehrte erst im November 1797 nach Weimar zurück. 86,22–23 daß sich die Familie vermehrt] Am 11. Juli 1796 wurde Schillers zweites Kind, Ernst, geboren. 86,23 Carln] Schillers fast dreijähriger Sohn Carl; Goethes Sohn August spielte gern mit ihm (vgl. zu 47,17). Schiller nahm Goethes Angebot nicht an, weil er, wie er im Antwortbrief mitteilte, „einige Personen mehr zur Bedienung angenommen“ habe und Carl „nicht stört“ (NA 28, 261). 87,1 Muratori] Lodovico Antonio Muratori: Rerum Italicarum Scriptores Ab Anno Æræ Christianae Quingentesimo Ad Millesimumquingentesimum 〈…〉. 25 Bde. Mailand 1723–1751 (lat.: Geschichte von Italien, Nach Ordnung der Jahre, vom Anfange der Christlichen Zeit-Rechnung bis auf das Jahr 1500 〈…〉. Nebst einer Vorrede Herrn Christian Gottlieb Jöchers 〈…〉. 9 Tle. Leipzig 1745–1750). – Der sächsische Offizier und Schriftsteller Carl Wilhelm Ferdinand von Funck hatte Schiller in einem Brief vom 28. Juni 1796 um den 5. Band (1724) dieses Werkes für seinen „Horen“-Beitrag „Robert Guiscard Herzog von Apulien und Calabrien“ gebeten (vgl. NA 36 I, 251). Goethe hatte den Band am selben Tag (9. Juli) aus der Weimarer Bibliothek entliehen (vgl. Keudell, 12, Nr 65). 87,1 Vielleville] Vincent Carloix: Mémoires De La Vie De François De Scepeaux, Sire De Vieilleville Et Comte De Duretal. 5 Bde. Paris 1757 (franz.: Erinnerungen an das Leben von François de Scepeaux 〈…〉). – Schiller hatte am 5. Juli 1796 für die nächsten acht Tage um das Werk gebeten (vgl. NA 28, 248). Goethe hatte es vermutlich schon mit seinem Antwortbrief vom selben Tag (5. Juli [mit Nr 75]) übersandt. Laut der Gegenantwort zum vorliegenden Brief hatte Schiller die Sendung erhalten. 87,2 Die Rechnung] Goethe hatte in Frankfurt Tapeten und Bordüren für Schiller besorgt (vgl. zu 14,14 und zu 24,7). Außerdem hatte Goethe Geld für ein

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BRIEF 79

„Horen Petschaft“ (NA 28, 248) ausgelegt. Wann Goethe die Rechnung schickte, geht aus dem Briefwechsel nicht hervor. 87,3–4 die nächste Sendung Cellini] Vgl. zu 81,17. Das Manuskript, das Goethe schließlich am 16. Juli mit nach Weimar brachte, machte im Druck, anders als hier angekündigt, mehr als vier Bogen aus (Horen 1796. 9. Stück, S. 1–71).

79. An Friedrich Schiller

Weimar, 12. Juli 1796 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Aus dem Inhalt des Briefes geht hervor, dass es sich bei der Monatsangabe Juni (87,28) um ein Versehen handelt. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 99. – 1 Bl. 18,9 × 23,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben rechts von Schillers Hd: „Nro. 5.“ (vgl. Überlieferung zu Nr 71). – Faksimile: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 4, (25). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 42f., Nr 164 (unter dem falschen Datum vom 12. Juni 1796). WA IV 11 (1892), 125f., Nr 3342. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 9. bis 11. Juli (vgl. RA 2, Nr 271) und vom 11. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 274). – Einen Antwortbrief Schillers – vor Goethes Ankunft in Jena am 16. Juli 1796 – gibt es nicht. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 277). 87,5 neuen Ankömmling] Schillers Sohn Ernst, der am 11. Juli geboren worden war. 87,6 Knabenpaar] Schillers erster Sohn, Carl, war am 14. September 1793 geboren worden. 87,8 Künftigen Sonabend] 16. Juli 1796; an diesem Tag kam Goethe für drei Tage nach Jena. 87,9 Roman] Wilhelm Meisters Lehrjahre. 87,10 Xenien] Sammlung mehrerer Hundert Distichen Goethes und Schillers, die für dessen nächsten „Musen-Almanach“ bestimmt waren. 87,11–12 wo sich die L e h r j a h r e schließen] Vgl. zu 87,14–15. 87,13–14 künftig die Figuren etwa noch einmal auftreten zu lassen] Erster Gedanke an eine Fortsetzung des Romans. Der erste Teil von „Wilhelm Meisters Wanderjahren oder Die Entsagenden“ erschien jedoch erst 1821.

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87,14–15 heutiger Brief 〈…〉 Fortsetzung des Werks] In Schillers Brief vom 9. bis zum 11. Juli 1796 hatte dieser zum wiederholten Mal den Wunsch ausgesprochen, Goethes Roman möge sich in größerem Umfang der Philosophie und der philosophischen Bildung seines Protagonisten widmen: „Ich gestehe es, es ist etwas stark, in unserm speculativischen Zeitalter einen Roman von diesem Innhalt und von diesem weiten Umfang zu schreiben, worinn ‚das einzige was Noth ist‘ so leise abgeführt wird – einen so sentimentalischen Charakter, wie Wilhelm doch immer bleibt, seine Lehrjahre ohne Hülfe jener würdigen Führerinn 〈der Philosophie〉 vollenden zu lassen.“ (NA 28, 258.) Schiller hatte hinzugefügt: „Es fragt sich jetzt: ist er 〈Wilhelm〉 Realist genug, um nie nöthig zu haben, sich an der reinen Vernunft zu halten? Ist er es aber nicht – sollte für die Bedürfniße des Idealisten nicht etwas mehr gesorgt seyn?“ (NA 28, 259.) Schiller sah den Helden am Ende des Romans noch nicht am Ziel, sondern „auf einem Wege, der zu einer endlosen Vollkommenheit führet.“ (Brief an Goethe, 8. Juli 1796; NA 28, 254.) Was er meint, versuchte Schiller im Bezugsbrief mit dem Hinweis auf seine Briefe „Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen“ und sein Gedicht „Das Reich der Schatten“ zu verdeutlichen (vgl. NA 28, 260). Im genannten Gedicht entwirft er die Vorstellung eines schon im gegenwärtigen Leben erreichbaren ästhetischen Zustandes, wie er ihn in der genannten Abhandlung entwickelt: als Zustand der Synthese der sinnlichen und vernünftigen Anlagen des Menschen. 87,17–18 Verzahnungen] So steht am Ende der „Lehrjahre“ etwa Wilhelms Plan einer Reise (vgl. WA I 23, 290, 308f.). 87,21 Die Xenien] Die Reinschrift (Hb [vgl. Schmidt/Suphan, 221f.], h8 [vgl. NA 2 II A, 337]), die Johann Jacob Ludwig Geist angefertigt hatte. 87,21 Cellini] Vgl. zu 81,17. 87,22 Schlegeln und seine Frau] August Wilhelm Schlegel und seine Frau Caroline, seit dem 1. Juli verheiratet, wohnten seit dem 8. Juli 1796 zusammen in Jena. 87,24 die kleine Freundinn] Caroline Paulus, die Frau des Orientalisten und Theologen Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, war nach Württemberg gereist, um ihre kranke Mutter Friederike Elisabetha Paulus in Schorndorf zu besuchen. Goethe pflegte sie ‚die kleine Frau‘ zu nennen (vgl. erste Erläuterung zu 47,14). 87,25 kritischen Zeit] Während des Ersten Koalitionskriegs hatten französische Truppen Teile Württembergs besetzt; die feindlichen Soldaten ohne eigenen Nachschub lebten buchstäblich „vom Land“, das sie ausplünderten. Eine anschauliche Schilderung der Situation in und um Stuttgart enthält der Brief von Schillers Schwester Christophine Reinwald an ihren Mann Wilhelm Friedrich Hermann vom 1. Juli 1796 (abgedruckt in: NA 36 II, 286–288). 87,27 in Ihrem friedlichen Thal] Jena liegt im Saaletal. – Goethe benutzt das Wort ‚Tal‘ aber auch im übertragenen Sinn für ‚Refugium‘ o. Ä., besonders für das Ilmtal, an dessen Hängen sein Gartenhaus und -grundstück lagen (vgl. z.B. seinen Brief an Charlotte von Stein, 2. Juni 1778; GB 3 I, 211, Z. 9f.).

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80. An Friedrich Schiller

BRIEFE 80/81

〈Weimar, 13. oder 14. Juli 1796〉 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Der Brief antwortet auf Schillers Brief vom 12. Juli 1796 (NA 28, 263f.), der „Dienstag Abend“ (NA 28, 263) geschrieben und möglicherweise noch von der Botenfrau, die Jena dienstagabends Richtung Weimar verließ, mitgenommen wurde. Goethe dürfte ihn jedenfalls erst tags darauf erhalten und umgehend beantwortet haben. Vermutlich ist er am selben Tag durch die Botenfrau, die mittwochs von Weimar nach Jena ging, befördert worden. Schiller vermerkt in seinem Kalender unter dem 13. Juli 1796 einen Brief Goethes, bei dem es sich um den vorliegenden handeln könnte (vgl. Schillers Kalender, 37). Möglicherweise aber bezieht sich der Eintrag auch nur auf Goethes Brief vom 12. Juli 1796 (Nr 79), und der vorliegende wäre später, etwa am 14. Juli 1796, geschrieben, sein Empfang von Schiller aber nicht vermerkt worden. In jedem Fall wäre Goethes Hinweis auf seine achtjährige Verbindung mit Christiane Vulpius cum grano salis zu nehmen: Als ‚Hochzeitstag‘ feierten Goethe und Christiane den 12. Juli (vgl. Christiane Goethe an Goethe, 18. Juli 1810 [RA 5, Nr 1520]; Goethe an Christiane Vulpius, 3. Juli 1810 und 16. Juli 1813 [WA IV 21, 338, und 23, 402]). Der Hinweis auf den Beginn der Französischen Revolution, der gemeinhin auf den Tag der Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 datiert wird, könnte zutreffen. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 102–103. – Doppelblatt 12 × 18,6 cm, 1 2⁄3 S. beschr. (S. 1 und 3 Text), egh., Tinte. E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 137f. (Teildruck: ohne die Nachschrift). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 192, Nr 193. WA IV 11 (1892), 126f., Nr 3343. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 12. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 277). – Schiller antwortete vor Goethes Ankunft in Jena am 16. Juli 1796 nicht mehr. 88,1–2 aufs neue lebendige] Schillers zweiter Sohn Ernst, der am 11. Juli geboren worden war. 88,2 Frau Gevatterin] Charlotte von Kalb; sie war eine der Taufpaten. Schiller erwähnt sie im Bezugsbrief. 88,3 Taufe] Sie fand am 14. Juli 1796 statt. 88,3–4 wenn mich diese Ceremonien nicht 〈…〉 verstimmten] Im 13. Kapitel des 5. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ heißt es: Man feire nur, was glücklich vollendet ist; alle Ceremonien zum Anfange erschöpfen Lust

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und Kräfte 〈…〉. Unter allen Festen ist das Hochzeitfest das unschicklichste 〈…〉. (WA I 22, 212f.) 88,4 Sonnabends] 16. Juli 1796; Goethe kam an diesem Tag für drei Tage nach Jena. 88,6 mein Ehstand] Vgl. Datierung. – Goethe und Christiane waren (damals noch) nicht verheiratet, Goethe verstand die Beziehung jedoch als rechtmäßige Ehe. Charlotte von Stein berichtet in einem Brief an ihren Sohn Fritz vom 17. Mai 1796 über ein Gespräch Goethes mit dem in Jena zu Besuch weilenden Carl Friedrich Grafen Geßler; darin habe Goethe gesagt: „〈…〉 ich bin verheyrathet nur nicht mit cermonie.“ (BuG 4, 222.) 88,6–7 französche Revolution] Vgl. Datierung. 88,9 Die Kupferstiche zu Hirts Abhandlung] Vgl. zu 61,7. 88,13 Knebel werde ich um Uz angehen.] Schiller wünschte als Titelkupfer seines „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ ein Porträt von Johann Peter Uz, der am 12. Mai 1796 gestorben war. Goethe schrieb deswegen Mitte Juli an Carl Ludwig von Knebel (vgl. Nr 81). Schiller wählte jedoch schließlich eine Terpsichore als Frontispiz (vgl. seinen Brief an Wilhelm von Humboldt vom 22. Juli 1796; NA 28, 269).

81. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 13. und 15. Juli 1796〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Am 13. Juli 1796 teilte Goethe Schiller mit, er werde Carl Ludwig von Knebel um Uz angehen (88,13; vgl. zu 88,14). Es ist anzunehmen, dass er dies am selben Tag oder an einem der beiden nächsten Tage tat, bevor er am 16. Juli 1796 nach Jena reiste. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 142. – 1 Bl. 18,3 × 11,5 cm, ½ S. besch., egh., Tinte; Rs. Adresse von Schreiberhd (Geist), Tinte: Des / Herrn Major von / Knebel.; Bl. an der unteren linken Ecke abgerissen, am rechten Rand ausgerissen, beide Stellen mit Papier hinterlegt. – In einem Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11). E: Goethe-Knebel (1851) 1, 132, Nr 136 (Gottschalk Eduard Guhrauer). WA IV 11 (1892), 127, Nr 3344.

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BRIEFE 82/83

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 88,14 Schiller wünscht Utzens Bildniß] Diesen Wunsch hatte Schiller in seinem Brief vom 12. Juli 1796 geäußert (NA 28, 263f.; vgl. zu 88,13). Bereits am 22. Juli jedoch verfolgte Schiller einen anderen Plan (vgl. ebd.). 88,14 Calender] Musen-Almanach für das Jahr 1797.

82. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, zwischen 6. und 19. Juli 1796〉 → 〈Gotha〉 DATIERUN G

Mit einem Brief vom 5. Juli 1796 übersandte Prinz August sein Gottfried August Bürger gewidmetes Gedicht, auf das sich Goethe am Schluss des vorliegenden Briefes bezieht (vgl. zu 89,10–12), an Johann Gottfried Herder und bat diesen in der Nachschrift, die Verse Goethe mitzuteilen (H: Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Sign: Ms. germ. qu. 1336, fol. 304r). Im Antwortbrief an Goethe vom 20. Juli 1796 bedankte sich der Prinz für die freundliche Aufnahme des Gedichts. Demnach stammt der vorliegende Brief, jeweils einen Tag Beförderungsdauer vorausgesetzt, aus der Zeit zwischen dem 6. und dem 19. Juli 1796. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/408,II, Bl. 1. – 1 Bl. 18,8 × 27,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. E: WA IV 18 (1895), 73, Nr 3315a (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Prinz August antwortete mit einem Brief vom 20. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 286). Aus dem Jahr 1796 sind nur zwei Briefe Goethes an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (1747–1806) überliefert, bei acht Gegenbriefen, in denen es vor allem um die geplante Übersetzung des vom Prinzen auf Französisch verfassten Märchens „Princesse Perruche“ durch Goethe geht (vgl. zu 109,23 und zu 161,8–9 ). – Über Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 4 II, Nr 355. 88,19 heuterem] ‚Heuter‘: gelegentlich für ‚heiter‘ (vgl. Grimm 10, 1297). 89,2–3 Ihre gefährliche Krankheit] In seinem Tagebuch notierte Prinz August unter dem 7. Februar 1796 den „Anfang meiner großen Krankheit“ und unter dem

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7. März „Gefährlichster Tag meiner Krankheit“. Erst unter dem 20. Mai heißt es: „Novus incipit ordo 〈lat.: Ein neuer Lebensabschnitt beginnt〉. 〈…〉 Zum ersten Mahle spazieren gefahren.“ (Vgl. Verbesserter Gothaischer Historien-Calender auf das Schalt-Jahr nach Christi Geburt 1796; Forschungsbibliothek Gotha, Chart. B 1401.) Über die Art der Erkrankung konnte nichts weiter ermittelt werden. (Nach freundlichen Hinweisen von Cornelia Hopf, Forschungsbibliothek Gotha.) 89,3–4 Reise von ganz anderer Art] Goethe beabsichtigte, im Sommer 1796 zu seiner dritten Reise nach Italien aufzubrechen. Am 13. Juni 1796 hatte er an Jacob Philipp Hackert geschrieben, er hoffe, ihn Anfang November in Neapel wiederzusehen (vgl. 62,19–20). Wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Italien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich ließ Goethe den Plan jedoch fallen. 89,9–10 Sie sobald als möglich wieder zu sehen] Zuvor fehlt aus Versehen ein ‚als‘. 89,10–12 Beweiß, das Sie 〈…〉 gönnen] Bezieht sich auf ein panegyrisches Gedicht des Prinzen August „An Gottfried August Bürger, als man mir die neueste Ausgabe seiner Gedichte überbrachte“ (H: Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. qu. 1336, Bl. 304f., Beilage zu Prinz Augusts Brief an Herder vom 5. Juli 1796; Teilabdruck in: Bernhard Suphan: Goethe und Prinz August von Gotha. In: GJb 6 [1885], 27–58, hier 54). Goethe hatte das „kleine Reimwerk“ (Bl. 304) durch Herder erhalten (vgl. Datierung). Die Veranlassung des Gedichts war vermutlich folgende Ausgabe von Bürgers Gedichten: Gottfried August Bürger’s Gedichte. Herausgegeben von Karl Reinhard. 1. Theil. Göttingen 1796.

83. An Friedrich Schiller

Weimar, 20. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 104–105. – Doppelblatt 12 × 18,6 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 von Schillers Hd eine Berechnung. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), S. 142f., Nr 190. WA IV 11 (1892), 127, Nr 3345. BEIL AG E

Ein Fisch (vgl. Schillers Antwortbrief vom 22. Juli 1796; NA 28, 267).

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BRIEF 84

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. Er bezieht sich auf Goethes Besuch in Jena vom 16. bis zum 19. Juli 1796. – Schiller antwortete mit einem Brief vom 22. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 291). 89,15 In Hofrath Loders Gesellschaft] Justus Christian Loder, Professor der Medizin in Jena. Im Tagebuch notierte Goethe unter dem 19. Juli 1796: fuhr ich Abends mit Loder nach Weimar (GT II 1, 75). Goethe hatte sich seit dem 16. Juli 1796 in Jena aufgehalten. 89,16 Roman] Goethe war mit der Überarbeitung des 8. und letzten Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ beschäftigt. Unter dem 20. Juli 1796 heißt es in seinem Tagebuch: Anfang der Abschrift des 8. Buchs. (GT II 1, 75.) Die Arbeit dauerte bis zur letzten August-Woche. Am 26. August 1796 ging das Manuskript zum Druck (vgl. Goethes Tagebuch; GT II 1, 78). Schiller sah das Manuskript nicht noch einmal. 89,17 beym Pyrmonter] Gemeint ist Pyrmonter Mineralwasser, das für „das erste und stärkste aller bekannten Mineralwasser“ gehalten wurde (Henrich Matthias Marcard: Kurze Anleitung zum innerlichen Gebrauche des Pyrmonter Brunnens, zu Hause und an der Quelle. Pyrmont und Hannover 1791, S. 3). Es galt als vielfältig nützlich: u.a. bei „Kopfschmerzen“, „Engbrüstigkeit“, „Zufällen des Magens“ (S. 41), „Krankheiten der übrigen Eingeweide des Unterleibes“ (S. 43), „Krankheiten der Harnwege“ (S. 45), bei „einigen Fehlern der Werkzeuge der Fortpflanzung beyder Geschlechter“ (S. 46), „Gicht und Podagra“ (S. 47), „Hypochondrie“ und „Hysterie“ (S. 48). 89,17 einen kleinen Aufsatz] Laut Goethes Tagebuch sollte er Uber Methode in der Physick (GT II 1, 75) handeln. Der Aufsatz ist nicht überliefert, Weiteres dazu ist nicht bekannt. 89,19–20 Vorbericht zu meinen Arbeiten dieser Art] Goethes Plan, bei Johann Friedrich Unger in Berlin einen Band mit seinen naturkundlichen Schriften herauszugeben, wurde nicht verwirklicht (vgl. GB 10, Nr 114 und die Erläuterungen dazu). 89,20–21 Naturproduct] Ein Fisch.

84. An Johann Heinrich Meyer

〈Weimar〉, 22. Juli 1796 → Florenz

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – 2 Bl. 18,7 × 23,5 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; Bl. 2 Rs. quer beschr. Adresse, egh., Tinte: A Monsieur / Monsieur Meyer / de Zuric / Professeur en Peinture / Florence / p〈ar〉 Couvert., über und unter der Adresse Reste einer schwarzen Verschlussoblate; auf

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Bl. 2 Vs. am rechten Rand Textverlust durch durchgeschlagenen Kleber; S. 1 Vs. oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N. 6. 11. 〈…〉 Aug. 96“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], in der Ausgabe nicht verwendet). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 100–101. – Auf zwei Doppelblättern 20,7 × 34,5 cm (Bl. 3–4 Text; auf Bl. 1–2 von Bl. 66 Konzept zu Brief No. 12, auf Bl. 1–2 von Bl. 67 Konzept zu No 10), 3 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 Briefzählung, Tinte: N¯o 14. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: Briefe an Heinrich Meyer und Kanzler von Müller. In: GJb 3 (1882), 220–247, hier 220–223, Nr 1 (Ludwig Geiger). WA IV 11 (1892), 128–131, Nr 3346. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 15. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 238) und vom 24. und 25. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 247). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 11. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 335). Postsendungen: 22. Juli 1796 an „Saluetti, Florence“ (GR Belege 1796, 4, Bl. 4; franz.: [Gebrüder] Salvetti, 〈Handelshaus in〉 Florenz). – Meyer hatte Goethe die Adresse im zweiten Bezugsbrief mitgeteilt; die Post sollte zu Händen von Hans Caspar Escher adressiert werden (vgl. Goethe-Meyer 1, 278). In der Nachschrift zu seiner Antwort sprach er sich dafür aus, lediglich die einfache Adresse zu verwenden: „Ich finde es bequemer wenn Sie künftig meine Briefe bloß mit meiner Adreße versehen nach Florenz gehen laßen, ohne weiter Couvert & Adreße an Escher & Salvetti zu brauchen Ich gehe sonst täglich an der Post vorbey & es ist hier Sitte daß jeder seine Briefe daselbst abhollt habe solche auch um deß willen immer einen Tag früher“ (H: GSA 28/1045, Bl. 125; vgl. Goethe-Meyer 1, 318). 90,1 Ihren letzten Brief von Rom, und den ersten von Florenz] Den Eingang der beiden Bezugsbriefe vermerkte Goethe im Tagebuch unter dem 21. Juli 1796: Meyers Briefe von Rom und Florenz (GT II 1, 76). 90,4–5 sind noch drey Briefe an Sie abgegangen] Die Briefe vom 20. Juni (Nr 66), vom 29. Juni (Nr 70) und vom 4. Juli 1796 (Nr 74). 90,5 einer von Fräulein von Imhof] Vgl. 80,17–18. 90,8–9 indessen ist auch Frankfurth 〈…〉 übergegangen] Nach einem Bombardement in der Nacht vom 12. auf den 13. und vom 13. auf den 14. Juli 1796 war die Stadt von französischen Truppen eingenommen worden (vgl. zu 93,2–3). Christian Gottlob Voigt hatte Goethe mit seinem Brief vom 18. Juli 1796 Einzelheiten zur Kapitulation der Stadt mitgeteilt (vgl. RA 2, Nr 284). 90,9 eingedrungen] Französische Truppen hatten nach den Gefechten am Kniebis, bei Herrenalb und Cannstatt Teile Württembergs besetzt. Am 17. Juli 1796 schloss Herzog Friedrich Eugen einen Waffenstillstand, am 7. August 1796 einen

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BRIEF 84

Separatfrieden mit Frankreich. In den Tagen zwischen dem 18. und 28. Juli bezog der französische General Jean-Victor Moreau in Stuttgart Quartier (vgl. Karl von Martens: Geschichte der innerhalb der gegenwärtigen Gränzen des Königreichs Württemberg vorgefallenen kriegerischen Ereignisse vom Jahr 15 vor Christi Geburt bis zum Friedensschlusse 1815. Stuttgart 1847, S. 636–694). Vgl. zu 87,25 und zu 99,4. 90,13–14 wenn ich nicht 〈…〉 Sie dort zu sehen] Die Stelle belegt die zunehmenden Zweifel Goethes, ob er tatsächlich im August 1796 nach Italien werde reisen können. Aus diesem Grunde beobachtete er das aktuelle Kriegsgeschehen in Süddeutschland und Oberitalien genauer als sonst. Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer ausführlich von der Lage berichtet; dabei hatte er noch auf Frieden der französischen Truppen mit Rom und Neapel gehofft, damit Goethe ungehindert werde kommen können. Auch der zweite Bezugsbrief enthält einen Bericht von den aktuellen Kriegshandlungen, darunter über die Besetzung von Bologna und die Errichtung einer Republik. 90,15–17 Wegen des Geldes 〈…〉 nach Zürch bezahlt werden] Von Hans Caspar Escher hatte Meyer sich Geld leihen müssen und Goethe von diesem Umstand in seinen Bezugsbriefen berichtet (vgl. Goethe-Meyer 1, 264f. und 278). Im zweiten Bezugsbrief ist von zunächst 12 Florentinischen Scudi die Rede, einem Betrag, der sich im Laufe der Zeit erhöhte. Am 5. September 1796 (jener Brief kam erst am 10. November 1796 in Weimar an) spricht Meyer bereits von 50 Scudi, die in Florenz aufgenommen worden seien. Damit schulde er Eschers Vater in Zürich nun 124 Gulden und etliche Kreutzer, was mit der Übersendung von 50 Laubtalern (bei 8 bis 10 Groschen Überschuss) getilgt werden könne (vgl. Goethe-Meyer 1, 328; vgl. ferner „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). Die Rückzahlung der gesamten Summe erfolgte am 7. September 1796 an Johann Caspar Escher im Thalacker in Zürich (vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu). 90,17 evangelisch] Hier: einfach, bedürfnislos (vgl. GWb 3, 480), nach den Evangelien des NT ein vorbildlicher Lebensstil. 90,18 die alten Florentiner] Im Bezugsbrief heißt es dazu: „Was sind aber die alten Florentiner g u t! da Fiesole Ghiberti Massaccio Lippi & Ghirlandajo. sind herrliche Menschen & ihre Wercke unschätzbare Kleinodien.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 98; vgl. Goethe-Meyer 1, 274.) Gemeint sind: der Maler Fra Giovanni da Fiesole (Fra Angelico), der Bildhauer Lorenzo Ghiberti, der Masaccio genannte Maler Tommaso di Giovanni di Simone Guidi sowie die Maler Fra Filippo Lippi und Domenico Ghirlandaio. An anderer Stelle nennt Meyer noch Orcagna, Filippo Brunelleschi, Donatello, Luca della Robbia, Perugino (Goethe-Meyer 1, 341f.). Ideen zur Geschichte der neueren Kunst in Florenz im Zeitalter der Renaissance entwirft Meyer erst in seinem Brief vom 21. Dezember 1796 (vgl. GoetheMeyer 1, 408).

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90,21 subordinirte] ‚Subordiniren‘: unterordnen (von franz. subordonner). 90,25 für unsern Zweck] Das gemeinsame Werk über die italienische Kultur (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 3). 90,31 bey der Uebersetzung vom Cellini] Goethe hatte mit der 5. Fortsetzung der Übersetzung von Benvenuto Cellinis Autobiographie begonnen, die im 10. Stück von Schillers „Horen“ erscheinen sollte (vgl. zu 99,1). 91,1 was Sie von seinen Arbeiten sagen] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer die Arbeiten des Bildhauers und Medailleurs als in die Klasse der manierierten Stücke gehörig beschrieben und bereits einleitend zu dieser Passage geurteilt: Cellini sei „ein guter aber kein verständiger Künstler“ (H: GSA 28/1045, Bl. 98; vgl. Goethe-Meyer 1, 273). 91,5–6 einige Abdrücke von seinen Münzen] Vgl. zu 34,15. 91,7 Die Beschreibung der silbernen Tafel] Der zweite Bezugsbrief enthielt eine ausführliche Beschreibung der silbernen Altarverkleidung (Paliotto, Antependium) von Lorenzo Ghiberti aus dem Baptisterium San Giovanni in Florenz (heute im Museo dell’Opera del Duomo, Florenz; vgl. Goethe-Meyer 1, 274– 276); ergänzende Informationen folgten in Meyers Brief vom 11. August 1796 (vgl. Goethe-Meyer 1, 313). – In einer zentralen Nische auf dem Antependium steht die teilweise vergoldete Figur von Johannes dem Täufer; die umgebenden acht Basreliefs der längsrechteckigen Tafel zeigen Szenen aus dem Leben dieses Heiligen. Die Einfassung besteht aus kleinen Figürchen (allein 47 an der Zahl im oberen Fries), die in gotische Architekturelemente eingestellt sind. Bei dem Werk aus dem 14. und 15. Jahrhundert handelt es sich um die größte Florentiner Goldschmiedearbeit. 91,9 Graf Geßlern] Carl Friedrich Graf von Geßler (vgl. 47,21–23). In seiner Antwort bestätigt Meyer, dass er den Grafen nicht gesehen habe (vgl. Goethe-Meyer 1, 313). 91,18–19 die Abgüsse der ehernen Thüren] Vermutlich die Gipsabgüsse der zehn großformatigen Relieffelder der so genannten Paradiestür von Lorenzo Ghiberti am Baptisterium San Giovanni in Florenz. Ob sich auch Kopien der ersten Tür Ghibertis (am Nordportal) und der entstehungsgeschichtlich ältesten Tür (am Südportal) von Andrea Pisano in der Herzoglichen Sammlung in Gotha befanden, ist unsicher. Die Sammlung wurde aufgelöst; die Stücke kamen nur zum Teil ins Archäologische Seminar der Universität Leipzig (freundliche Auskunft von Timo Trümper, Gotha). – Der Gipsabguss von Ghibertis Bronzetür im Lindenau-Museum in Altenburg hat eine andere Provenienz. 91,25–26 Communikabilität] Mitteilbarkeit, Möglichkeit der Verständigung (vgl. GWb 5, 538). 91,32–33 Ihr Aufsatz 〈…〉 sehr aufmerksam gemacht] Meyers Abhandlungen „Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst“ (1.–3. Stück; 1795, 2. Stück) und „Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“ (1795, 9. Stück), wa-

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ren, wie die meisten Beiträge in den „Horen“, anonym erschienen, erst das Inhaltsverzeichnis im Dezemberheft (1795, 12. Stück) enthielt die Namen der Verfasser. 92,2 〈…〉] Textverlust (vgl. Überlieferung). 92,2 ihren deutschen Sudeleyen und Minchionerien] Auf die zahlreich erscheinenden deutschsprachigen Veröffentlichungen zu Italien und der italienischen Kunst ohne substantiellen Wert wird hier Bezug genommen, darunter das ‚magere und arme Magazin‘ des Buchhändlers Leo aus Leipzig (vgl. die nächste Erläuterung), wie Meyer in seiner Antwort schreibt (vgl. Goethe-Meyer 1, 315). – Minchionerien: Vermutlich Verschreibung nach Diktat Goethes. Gemeint sind wohl ‚Mignonnerien‘ (von franz. mignon: niedlich, klein, artig). 92,3–7 Herr Leo in Leipzig 〈…〉 zu liefern] Friedrich August Leo, seit 1794 Inhaber der Buch- und Kunsthandlung „Voß und Leo“ in Leipzig, war Herausgeber des im vorliegenden Text mit vollem Titel genannten Periodikums.– Zu einer Mitarbeit Meyers an diesem Magazin kam es nicht. In seiner Antwort schlug Meyer allerdings vor, Goethe könne Leo schreiben (vgl. EB 〈kurz vor dem 12. September 1796〉) und ihm die Lieferung von Zeichnungen, etwa von Hans Caspar Escher, vorschlagen. Dieser habe auf gemeinsamen Unternehmungen in Rom für Leos Zweck geeignete Zeichnungen von mancherlei Möbeln, Tischen, Stühlen, Wandleuchtern oder Kaminen aus der Renaissance, angefertigt (vgl. Goethe-Meyer 1, 315f.). 92,7–8 Die Hefte, die ich 〈…〉 zurückschicken will] Vermutlich mit einem nicht überlieferten Brief, kurz vor dem 12. August 1796 entstandenen Brief (vgl. EB 36 und die Erläuterung dazu).

85. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar〉, 22. Juli 1796 → 〈Eisenach〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Egh. (nach E). – Beischluss: Brief Goethes an Catharina Elisabeth Goethe (vgl. EB 34). E: Goethe-Voigt1 (1868), 165f., Nr 40 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 131f., Nr 3347 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Christian Gottlob Voigts, vom 18. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 284) und vom 20. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 287). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 26. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 297). Postsendungen: 22. Juli 1796 (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4).

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92,12–13 die beruhigenden Nachrichten] Der Adressat hatte sich am 16. Juli 1796 mit Herzog Carl August nach Eisenach begeben, um von dort aus die Lage in den vom Krieg betroffenen westlichen und südlichen Gebieten besser beurteilen und geeignete politische und militärische Maßnahmen zur Sicherung des eigenen Territoriums ergreifen zu können. Am Ende der in Eisenach von Carl August geführten Verhandlungen schloss sich das Herzogtum der so genannten norddeutschen Neutralität unter Führung Preußens an (vgl. zu 93,12). In beiden Bezugsbriefen hatte der Adressat ausführlich von den aktuellen politischen Entwicklungen berichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 272–274), die geeignet waren, Goethe etwas zu beruhigen. 92,16–17 ob der Brief an meine Mutter gelangen kann] Der beigeschlossene Brief erreichte Goethes Mutter in Frankfurt a. M. Die Stadt war am 14. Juli 1796 von französischen Truppen besetzt worden. Im ersten Bezugsbrief hatte der Adressat Goethe Genaueres von den Kapitualtionsbedingungen berichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 272).

86. An Friedrich Schiller

Weimar, 22. und 23. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 108–110. – 2 hintereinander liegende Doppelblätter 11,9 × 18,6 cm, 5 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphen, Tinte. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 144–147, Nr 192f. (als zwei separate Briefe, Teildruck ohne den Text 94,10–17 gehabt. 〈…〉 erfahren Sie auch. G). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 193f., Nr 196f. (als zwei separate Briefe; als ein zusammenhängender Brief zuerst in: Schiller-Goethe4 1 [1881], 157–159, Nr 195). WA IV 11 (1892), 132–134, Nr 3348. BEIL AG E

Ein Briefchen (93,1; vgl. zu 93,1). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 22. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 291). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 23. 〈25.?〉 Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 294). 92,20 zwey Briefe von Meyer] Johann Heinrich Meyers Briefe vom 15. Juni 1796 (RA 2, Nr 238) sowie vom 24. und 25. Juni (RA 2, Nr 247). 92,20 die mich sehr beruhigen] Goethe machte das Vordringen der französischen Truppen in Oberitalien Sorge (vgl. zu 68,5). Meyer hatte im Brief vom 15.

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BRIEF 86

Juni 1796 aber berichtet: „〈…〉 es scheint 〈…〉 den Franzosen nicht darum zu thun für jetz weder den KirchenStaat noch Neapel anzugreiffen sondern sie werden sich mit Contribution begnügen und man behauptet daß der Friede mit Rom schon so gut als geschloßen“ sei (H: GSA 28/1045, Bl. 97; vgl. Goethe-Meyer 1, 266). Im Brief vom 24. und 25. Juli heißt es, Goethe könne „mit Preüßischem Paß ohne Anstoß nach Italien kommen“, da die Franzosen „die Neütralen Paßiren“ ließen (H: GSA 28/1045, Bl. 99; vgl. Goethe-Meyer 1, 277). 92,21 Landsmanne] Hans Caspar Escher (vgl. zu 48,17). 92,21 nach Florenz zurückgezogen] Das Großherzogtum Toskana unter Ferdinand III. von Habsburg-Toskana war nach dem Friedensschluss mit Frankreich vom 9. Februar 1795 neutral. 92,22 recensirt schon die Arbeiten des Cellini] Meyer schildert in seinem Brief vom 24. Juni 1796 einige bildhauerische Werke Benvenuto Cellinis, dessen Autobiographie Goethe für Schillers „Horen“ übersetzte. Vgl. zu 91,1. 92,23 Arbeiten der ältern Florentiner] Vgl. zu 90,18. 93,1 Briefchen] Wenn es sich, wie angenommen (vgl. NA 36 II, 307), um Christian Gottlob Voigts Brief vom 21. Juli 1796 handelt (Goethe-Voigt2 1, 274f.; vgl. RA 2, Nr 289), stellt sich die Frage, warum Goethe den Inhalt des Briefes dann noch im Briefteil vom 23. Juli weitgehend wörtlich zitiert. Zur Beantwortung dieser Frage ließe sich überlegen, ob Goethe das ‚Briefchen‘ wirklich beigelegt hat. Möglicherweise entschied er sich am 23. Juli, den tags zuvor angekündigten Brief nicht mitzuschicken, sondern bloß zu exzerpieren. Die Ankündigung im ersten Briefteil hat er allerdings nicht gestrichen. Goethe könnte auch einen anderen Brief beigelegt haben, etwa den Brief des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 20. Juli. Darin dankt er Goethe in launiger Art für dessen Glückwünsche zur Wiedergenesung von lebensgefährlicher Erkrankung und beklagt das Schicksal der von den Franzosen besetzten Stadt Frankfurt: „Sollten mich, statt der †††, die Franckreicher, a l s G e i ß e l, holen; so wäre das eine ganz anmuthige Gelegenheit Paris zu sehen 〈…〉. Wir leben in verruchten Zeiten, mein Herr Geheimerrath; und wissen nicht aus, nicht ein! Da sitzen die .... zosen schon wieder in Dero Vaterstadt, und trinken aus Euren Fässern, und beschlafen Eure Gattinnen und Töchter, und predigen auf Euren Kanzeln, und nehmen Euch das Wort und das Brot aus dem Munde, und thun Euch nichts wieder dafür hinein. Das 〈sic〉 alle elftausend Jungfrauen erbarme! Ich bedaure das Schicksal dieser arm-reichen Stadt 〈…〉.“ (H: GSA 28/764, Nr 13.) Dies könnte Goethes Bemerkung über Frankfurt im unmittelbar folgenden Satz des vorliegenden Briefes veranlasst haben. Die Bezeichnung ‚Briefchen‘ würde sich nicht auf das Format von Prinz Augusts Brief (18,8 × 23 cm) beziehen, sondern auf den Brief als eine „vertrauliche, intime 〈…〉 briefl Mitteilung“ (GWb 2, 893). Dies wäre auch eine Erklärung für Goethes Bitte, den Brief niemandem zu zeigen.

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93,2–3 Frankfurth hat doch mehr gelitten] Nach heftigem Bombardement durch die Truppen des französischen Generals Jean-Baptiste Jourdan war Frankfurt a. M. Mitte Juli 1796 eingenommen worden: „Zum Unglücke für die Stadt 〈Frankfurt〉 beschlossen die Oestreicher, sich in derselben wenigstens einige Tage zu halten. Indessen waren die Franzosen am 12ten näher gerückt. Die Oestreicher feuerten sogleich auf dieselben, und da sie zugleich die Aufforderung zur Uebergabe abschlugen, so fing sich um 2 Uhr ein Bomben-Feuer an, welches eine Stunde lang fortgesetzt wurde. Man unterhandelte wegen einer Capitulation; da man aber wegen derselben nicht einig werden konnte, so wiederholten in der darauf folgenden Nacht um 11 Uhr die Franzosen ihr Bomben-Feuer von drey Batterien so schrecklich, daß an mehrern Orten der Stadt zugleich Feuer ausbrach. Am unaufhaltsamsten wüthete es in der engen Juden-Gasse, wo die Flammen-Hitze und die Gefahr, von den herbeyfliegenden glühenden Kugeln getödtet zu werden, das Löschen fast unmöglich machten. Auf 142 Häuser brannten in derselben völlig ab. In andern Theilen der Stadt wurden viele große Waaren-Lager von den Flammen verzehrt, und mancher Mensch büßte dabey sein Leben ein.“ (Fortsetzung der Algemeinen Welthistorie durch eine Gesellschaft von Gelehrten in Teutschland und England ausgefertiget. Zwey und sechzigster Theil. Verfasset von Johann Georg August Galletti. Halle 1796, S. 510f.) – Nach dem Bericht von Goethes Mutter in ihrem Brief an Goethe vom 22. Juli 1796 rückten die Franzosen am 16. Juli 1796 in Frankfurt ein (vgl. die Beilage zu Nr 89). 93,4 Am Roman wird fleißig abgeschrieben.] Vgl. zu 89,16. 93,5 die größte Hälfte zu überschicken] Goethe schickte Schiller vor der Drucklegung nichts mehr von der Überarbeitung des 8. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zur Ansicht (vgl. zu 85,30–31). 93,12 einige Nachrichten] Goethe verdankte die folgenden Nachrichten vom Kriegsschauplatz in Süddeutschland Christian Gottlob Voigts Brief vom 21. Juli 1796 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 274f.; RA 2, Nr 289). Voigt hielt sich als Begleiter und Berater Carl Augusts seit dem 16. Juli in Eisenach auf. Der Herzog suchte der Kriegsgefahr für Sachsen-Weimar und Eisenach durch Verhandlungen mit Preußen zur Aufnahme des Obersächsischen Reichskreises (dem auch die ernestinischen Herzogtümer angehörten) in die so genannte norddeutsche Neutralität unter Führung Preußens zu begegnen. Im Berliner Vertrag vom 5. August 1796 akzeptierte Frankreich diese Neutralität. Am 13. August wurde unter preußischer Vermittlung in einem in Erlangen geschlossenen Abkommen der Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Obersächsischen Kreis zum Abschluss gebracht. Vgl. Voigts Brief an Goethe vom 29. Juli 1796 (Goethe-Voigt2 1, 286f.; vgl. RA 2, Nr 305) sowie den Voigts Brief beigelegten Brief Herzog Carl Augusts an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. vom 27. Juli 1796 (Politischer Briefwechsel 2, 122; vgl. RA 2, Nr 299), weiterhin zu 115,23–24. – Literaturhinweise: Paul von Bojanowski (Hrsg.): Niederschriften des Herzogs Carl August von Sachsen-

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Weimar über den Schutz der Demarkationslinie, den Rennweg (1796) und die Defension Thüringens (1798). Weimar 1902; Hans Tümmler: Der Friede des klassischen Weimar. Wege und Erfolge weimarischen Friedensbemühens am Beginn der hohen Klassik 1795/96. Ein Nachspiel zum Frieden von Basel. In: Ders.: Goethe in Staat und Politik. Gesammelte Aufsätze. Köln und Graz 1964, S. 104–131. Zur Korrespondenz Carl Augusts mit Preußen und Sachsen im Sommer/Herbst 1796 vgl. Politischer Briefwechsel 2, 112–146. 93,13 Chursachsen macht Anstalten zu einem Cordon.] Auf Herzog Carl Augusts Vorschlag begannen kursächsische und ernestinische, weimarische und gothaische, Truppen Ende Juli 1796, einen Verteidigungsgürtel an der Grenze des Obersächsischen Reichskreises zu ziehen. Zu den Verhandlungen im Vorfeld vgl. Politischer Briefwechsel 2, 115–118 und 138–144. – Cordon: Postenkette des Militärs zur Verteidigung und Grenzsicherung (vgl. GWb 5, 637) (von franz. cordon: Kordel, Schnur). 93,14 Die Franzosen haben 〈…〉 repousirt] Die Österreicher hatten nach ihrem Rückzug aus Frankfurt a. M. am 17. Juli 1796 die Orte Lohr und Gemünden am Main besetzt, um die nachrückenden Franzosen am Übergang über den Fluss zu hindern. Am 18. Juli rückten französische Truppen auf Gemünden vor: „Überall wichen die österreichischen Posten vor den französischen Patrouillen.“ (Grundsätze Der Strategie Erläutert Durch Die Darstellung Des Feldzugs Von 1796 In Deutschland. 2. Theil. Wien 1814, S. 229). Am 19. Juli zogen sich die Österreicher aus Lohr und Gemünden, zurück. „Die Vorhut des Generals 〈François-Joseph〉 Lefebvre 〈…〉 verjagte ein Corps Oesterreicher von 5–600 Pferden von Gemünden und nahm 16, mit Bomben beladene Schiffe, welche den Main herauffuhren, weg.“ (Franz Joseph Adolph Schneidawind: Geschichte des Feldzuges der Franzosen in Deutschland 1796 und 1797. Erstes Bändchen. Darmstadt 1837, S. 79.) 93,15 5 Meilen von Würzburg] Gemünden liegt etwa 40 km von Würzburg entfernt. – Würzburg wurde am 25. Juli 1796 von den Franzosen eingenommen. 93,18 die Sächsischen Contingenter] Seit Beginn des Ersten Koalitionskriegs kämpften Truppen des Fürstlich Sächsischen Gesamthauses, sowohl Kontingente der sächsischen Herzogtümer als auch des Kurfürstentums Sachsen, auf Seiten der kaiserlichen Truppen gegen die französische Armee. Von Oktober 1795 an, nach dem Frieden von Basel, wurden die Kontingente nach und nach zurückgeführt, um die Westgrenze Kursachsens und der ernestinischen Herzogtümer zu schützen. Nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes mit Frankreich am 21. Mai 1796 durch Österreich kam es zu neuerlichen Kampfhandlungen am Rhein, an denen sich auch sächsische Truppen beteiligten. Zu diesem militärischen Gesamtverband gehörte das Weimarer Jägerbataillon (vgl. zu 43,3–4), das sich aktiv an der Schlacht bei Wetzlar beteiligt hatte (vgl. Nr 64). – Am 13. August 1796 schloss der Obersächsische Reichskreis, zu dem auch Kursachsen und die ernestinischen

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Fürstentümer gehörten, einen Waffenstillstand mit Frankreich und trat am 29. Dezember 1796 offiziell dem bereits am 5. August 1796 geschlossenen preußischfranzösischen Neutralitätsvertrag von Berlin bei. 93,19 Die Oesterreicher gehen hinter die Donau] Die österreichischen Truppen unter Feldzeugmeister Graf Wilhelm Ludwig Gustav von Wartensleben wichen bis zur Donau zurück, wo sie sich – nach der siegreichen Schlacht bei Amberg am 24. August 1796 – mit Verbänden des Erzherzogs Carl von Österreich vereinigten. Gemeinsam schlugen sie am 2./3. September 1796 die Franzosen unter JeanBaptiste Jourdan bei Würzburg, die sich danach an die Lahn zurückzogen. 93,20 retro zu spediren] Lat. retro: zurück; ‚spediren‘: befördern (von lat. spedire). 93,21 Würtenberg macht 〈…〉 Waffenstillstand] Württemberg hatte am 17. Juli 1796 einen Waffenstillstand mit Frankreich vereinbart; am 7. August wurde ein Separatfrieden geschlossen. 93,21–22 Manheim soll so gut wie verlohren seyn.] Mannheim stand bereits seit dem 11. Juli 1796 unter französischer Besatzung. 93,23 Galizien] Das Gebiet im Südosten Polens und Südwesten der Ukraine war nach der ersten Teilung Polens 1772 an Österreich gefallen. 93,24 Frankfurth hat 174 Häußer verlohren] Vgl. zu 93,2–3. 93,24–25 zahlt 8 Millionen Livers 〈…〉 und eine Menge Vivres] Es wird von „6 Millionen Livres in klingender Münze, und 2 Millionen in Naturalien-Lieferungen“ berichtet (Fortsetzung der Algemeinen Welthistorie [vgl. zu 93,2–3]. Zwey und sechzigster Theil, S. 511). „Jene sollten in Zeit von 3 Wochen, vom 21sten Jul. bis zum 6ten Aug. bezahlt werden. Jetzt fehlte es an baarem Gelde, weil die Ausgewanderten fast allen Vorrath mitgenommen hatten. 〈…〉 Nun wurden mehrere der vornehmsten und angesehensten Männer als Geiseln weggeführt. Die Bürger-Capitaine gingen nun von Haus zu Haus, um die Beyträge einzusammeln, und ließen sich sogar silberne Schnallen und andres Silber-Geräthe geben.“ (Ebd.) – Livre: französische Währung, Rechnungsmünze im Wert von etwa 0,43 Reichstalern. – ‚Vivres‘: Lebensmittel (von franz. vivre: Nahrung, Speise). 93,26 modificirt] Hörfehler; gemeint ist mortificirt (E) (von lat. mortificere: töten). 93,29 Das Schicksal unsrer Gegenden] Vgl. zu 93,18. 93,31–32 König von Preußen] Friedrich Wilhelm II., seit 1786 König. – Herzog Carl August sandte den Eisenacher Geheimen Rat Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim nach Pyrmont und ließ ihn dem König den Wunsch vortragen, er möge die Aufnahme Sachsen-Weimars in die norddeutsche Neutralität vermitteln (vgl. dazu Politischer Briefwechsel 2, 118f.). 93,33 Landgrafen von Hessen] Ludwig X., Schwager des weimarischen Herzogs Carl August, der eine ‚Schaukelpolitik‘ zwischen Reichstreue und Verständigung mit Frankreich betrieb. Er hatte zunächst gehofft, durch aktive Teilnahme am Koa-

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litionskrieg gegen Frankreich seine verlorenen linksrheinischen Besitzungen HanauLichtenberg zurückzugewinnen und Subsidienverträge mit Österreich und England geschlossen. Der ungünstige Kriegsverlauf und die Besetzung seines Landes durch feindliche und verbündete Truppen, die ihn zeitweilig zum Verlassen Darmstadts zwangen, bewogen ihn jedoch, nach Neutralität zu streben. Im März 1799 wurde eine Neutralitätskonvention mit Frankreich geschlossen. 94,1 Frieden für Chursachsen] Vgl. zu 93,18. 94,7 Von meiner Mutter 〈…〉 keine Nachricht] Catharina Elisabeth Goethe schrieb am 22. Juli 1796 einen Brief an ihren Sohn, den Goethe am 28. Juli an Schiller weiterschickte (vgl. 97,13). Darin schildert sie die Ereignisse vom 12. bis 16. Juli in Frankfurt (vgl. zu 93,2–3). Sie selbst hielt sich während des Bombardements bei Sophie la Roche auf: „Ich bin keine von den verzagten Seelen, aber diese schreckliche Nacht die ich gantz ruhig in Offenbach bey Mama la Roche zubrachte, hätte mir in Franckfurth vielleicht Leben oder doch Gesundheit gekostet 〈…〉.“ (Pfeiffer-Belli, 704.) 94,7–8 sie wohnt auf dem großen Platz] Nach dem Verkauf des Wohnhauses der Familie Goethe am Hirschgraben im Mai 1795 wohnte Catharina Elisabeth Goethe in einer Wohnung im Haus „Zum goldenen Brunnen“ am Frankfurter Rossmarkt. 94,8 die Zeil] Im 18. Jahrhundert die Prachtstraße Frankfurts. 94,11 meine Tonne zu wälzen] Bezieht sich auf den griechischen Philosophen Diogenes von Sinope. Von dem bekanntesten Vertreter des Kynismus, der Philosophie der Bedürfnislosigkeit, berichten Anekdoten, er habe in einer Tonne gewohnt. In Lukians Schrift „Wie soll man Geschichte schreiben?“ wird erzählt, Diogenes habe beim Anmarsch Philipps von Makedonien auf Korinth, als die Stadt „in zitternde Bewegung und Verwirrung“ geriet, seine Tonne immer wieder „im Kraneion auf und ab“ gerollt und auf die Frage, was er da mache, geantwortet: „〈…〉 ich wälze meine Tonne, damit ich nicht der einzige Faullenzer unter so vielen beschäfftigten Leuten sey.“ (Lucians von Samosata Sämtliche Werke. Aus dem Griechischen übersetzt 〈…〉 von C. M. Wieland. T. 4. Leipzig 1789. S. 80f.) Der dort geschilderten Situation entspricht hier die von Goethe erwähnte drohende politische Unruhe. Vgl. schon GB 10 II, zu 159,13. 94,11 Abschrifft des Romans] Vgl. zu 89,16. 94,12 Desiderata] Vgl. Goethes Liste geplanter Änderungen im 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ in Nr 77 und die Erläuterungen dazu. 94,14 Nachricht vom Koadjutor] Im Bezugsbrief hatte Schiller vom Gerücht geschrieben, Carl Theodor von Dalberg, der Koadjutor des Erzbischofs von Mainz, sei gefangen genommen worden. Die Nachricht erwies sich als falsch. 94,15 nach Ulm] Dalberg hielt sich in Meersburg auf. 94,16 das Condeische Corps] Ludwig-Joseph von Bourbon, Prinz von Condé, nach der Revolution aus Frankreich geflohen, sammelte andere geflohene Adlige so-

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wie königstreue Offiziere und Soldaten um sich und bildete 1791 aus ihnen ein Emigrantencorps, das sich, finanziert durch englische Unterstützung, in den Dienst Österreichs stellte. Der Prinz konnte sich vor der Gefangennahme retten. Vgl. GB 9 II, zu 116,12–13 und zu 116,13–14. 94,16 in Freyburg] Nach Freiburg im Breisgau hatte sich das Condéische Corps nach einem Gefecht bei Rastatt am 5. Juli 1796 zurückgezogen.

87. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 24. Juli 1796〉 → 〈Eisenach〉

DAT IERUN G

Aus inhaltlichen Gründen ist der vorliegende Brief auf die Zeit vor oder am 24. Juli 1796 zu datieren (vgl. (vgl. Goethe-Voigt2 1, 277f.). ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1249/1971. – Doppelblatt 18,5 × 11,8 cm, 3 S. und zwei Zeilen beschr., Schreiberhd (Geist) und egh. (bedeutend genug 〈…〉 empfehlen [95,15–22]), Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 169f., Nr 42 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 138f., Nr 3350. BEIL AG E

Ilmenaviensia (95,7; vgl. zu 95,7). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Christian Gottlob Voigts, vom 21. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 289) und von etwa 22. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 292). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 24. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 298). 94,18–19 das fortgesetzte gütige Andenken 〈…〉 überschriebenen Nachrichten] Mit beiden Bezugsbriefen aus Eisenach waren in Weimar weitere Nachrichten über die aktuellen politischen und militärischen Entwicklungen eingetroffen. 94,21 – 22 Serenissimus] Herzog Carl August (vgl. zu 9,18). 94,22 Ihre Assistenz hat] Der Adressat begleitete den Herzog bei seinen Verhandlungen in Eisenach als Berater (vgl. zu 92,12–13). 94,24 sein Brief ist vom 24ten Juni] Johann Heinrich Meyers erster Brief an Goethe aus Florenz (vgl. RA 2, Nr 246). 94,26–27 von Ancona bis Würzburg] Die italienische Hafenstadt in den Marken und der Bischofssitz in Unterfranken stehen stellvertretend für all jene Orte südlich wie nördlich der Alpen, die von französischen Truppen unmittelbar bedroht waren. 95,3 ein Bureau] Hier: Verwaltungsstelle, eine Amtsstube (von franz. bureau).

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BRIEF 88

95,7 einige Ilmenaviensia] Unter den Akten zum Ilmenauer Bergwerk befand sich wohl auch Goethes Bericht über die Berkwerkssession vom 15. Juli 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 85–88; gedruckt in: LA I 1, 251–253). – Ilmenaviensia: Dokumente, die Ilmenau betreffen, in diesem Falle das dortige Bergwesen. 95,8–9 an die Cammer oder an den Hl Geh: Rath Schmiedt] Das Holz für den Stollenausbau war bei der herzoglichen Kammer – der Finanzbehörde in der landesherrlichen Verwaltung – oder bei deren Präsidenten, dem Geheimrat Johann Christoph Schmidt, zu beantragen. 95,11 dem berühmten 9ten folgenden Monats] Am 9. August 1796 sollte die nächste Sitzung der Berkwerkskommission und der Deputierten stattfinden. 95,14–15 einige unterstrichene Stellen Ihres Briefes] Im zweiten Bezugsbrief sind einige Stellen unterstrichen. Vermutlich von besonderem Interesse für Goethe waren zwei Stellen, in denen Voigt mitgeteilt hatte, dass die Ziehung eines (von Sachen-Weimar, Sachsen-Gotha und vor allem von Kursachen zu ziehenden) Verteidigungsgürtel an der Grenze des Obersächsischen Kreises von der Bewegung der französischen Truppen abhänge: „Alsdann wird wegen Besetzung eines Cordons, wozu alle Voranstalten von Chursachsen im Werk sind, etwas geschehen; e h e r a b e r n i c h t. 〈…〉 Ich stehe so, dass vor Rükkehr einer nach Dresden erlassenen S t a f f e t t e ich nicht vom Platze kommen kann.“ (H: GSA 28/946, Bl. 29.) 95,16 daß Chursachsen nur c o r d o n i s i r e n will] Vgl. zu 93,13. – ‚cordonisiren‘: ‚eine Truppenkette bilden‘. 95,22 Durchl dem Herzog] Carl August.

88. An Friedrich Schiller

Weimar, 26. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 113. – Doppelblatt 18,9 × 23,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 96,4 ihn|en|. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 151–153, Nr 195. WA IV 11 (1892), 139–141, Nr 3351. BEIL AG E

Johann Heinrich Meyers Brief an Goethe vom 5. Juli 1796: Florenz dL 5. Jul 96. Ihr Brief vom 13. vergangenen Monats kömt mir über Rom hieher nach. und um so unerwarteter weil schon seit 14. Tagen alle deütschen Briefe für Florenz selbst auf

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dem graden Wege ausgeblieben es scheint daß Rom ein eigenes & beßeres Schicksal hat als andere Orthe. man Erwartete nicht daß Livorno etwas zu leiden haben werde, und dennoch ist’s von den Francken besetzt worden. Man dachte nachdem Bologna weggenommen war das Rom den Überwindern ohnefehl in die Hände fallen werde, und siehe es hat Friede oder wenigstens Frist. Die Sachen in Italien nemmen überhaupt eine ziemlich friedliche Wendung, und ich fange wieder an zu hoffen daß wir unsere vorhabenden Reisen dennnoch fortsetzen können mit Schweizer & Hamburger Päßen versehen reisen Kaufleute & andere ungehindert über Bologna nach Venedig. & gestern kam einer aus der Schweiz selbst über Meyland & Genua nach Livorno & von da hieher Ich finde hier ungemein viel merckwürdiges, und an dem Direcktor der Gallerie Cavalliero Puccini einen Gefälligen Mann. vielleicht gelingt es mir gar die Erlaubniß zu Erhalten die Madonne della Segiola zu Copiren und das wäre freylich schon der Mühe werth hergereiset zu seyn, denn ohne was die Fehler der Zeichnung anbetrifft, ist das Werck himmlisch vollkomen. es ist eine Sammlung der schönsten zartesten Menschlichsten Gefühle. vielleicht ist es eine Schwachheit, aber ich schäme mich ihrer nicht zu sagen, daß ich, von allen Kunstwercken & Bildern von dennen wir Kunde haben, Neü & Alt, dieser am liebsten g e d a c h t / und gemacht haben wollte. Ein pr Stücke bey den Serviten v. Andreas del Sarto, aber auch nur diese pr. Stücke sind im Geist der Wahrheit & der Einfalt gemacht & gedacht, & des Raphaels Arbeiten fast gleich zu schäzen. Über wen ich aber am meisten erstaunt bin und mich vom übermaß der Verwunderung fast nicht wieder zurecht finden kan ist – Massaccio – In der berühmten Capelle Brancacci in der Kirche del Carmine. Wen man die Zeit betrachtet da diese Bilder Gemahlt worden so läßt sich so etwas gar nicht dencken nicht beschreiben man muß es nur sehen Erstaunen & schweigen. Alle vernünftige Idee die man sich von einem Gang & steigen der Kunst von gesammelten Erfahrungen von Theorien & Regeln die sich auf jene Erfahrungen gründen machen kan wird von diesen Bildern möcht ich sagen zernichtet nahe an den Zeiten der Kindheit der Kunst sieht man hier einen Mann aufsteigen der da seine Zeitgenoßen noch mit der Barberey ringen bloß durch die Kraft überschwenglicher Naturgaben ein gantz Jahrhundert überspringt, und Empirisch jetz das macht was das Nachdencken & die Forschung von 3. 4. oder mehr Generationen beschäftigen wird, es in Regel zu bringen & lehrsätze daraus zu formen. Auch auf der Gallerie giebts manches Gutes & verschiedenes schönes Neües welches aus dem Staub der Vorathskammern hervorgezogen worden unter anderm ein vortreffL Bildniß einer schönen Frau von Raphael und mehr als E i n Tizian allein die Geschnittenen Steine haben sich nicht vermehrt Ich vermiße eine gute Anzahl von den Berühmten & / vortreffL Stücken welche vermuthL nach Wien gekommen sind. Eine Menge Merkwürdiger Dinge von Bronze sind auch vorhanden. es giebt eine Viktoria fast wie die Ihrige ist nur nicht so wohlgemacht.

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Hoffentlich ist der Brief welchen ich vor 10. Tagen gleich nach meiner Ankunft geschrieben ihnen zugekommen. mit derselben Post ließ ich auch einen Brief an den HL. Koadjutor Abgehen der die begehrten Nachrichten über die Arbeit in Mosaick enthielt – Die G u t e n h o v e n sind beyde mit einem Emigrirten der Ihnen zum Hofmstr: gesetzt ist nach Malta abgegangen. Der Ältere war den ganzen Winter in Rom woselbst ihn ein Alter Grämmlicher Abbate welcher Maynzischer Chargé D’Affaire daselbst ist aufs schlimste geplagt hat. und unter seinem neüen Oberhaupt wird es ihm schwerlich beßer gehen wie wohl er auf eine andere Art zu leiden hat. dem ersten war um die Seele der Jungen Menschen bang, ihm Graute daß ein Catholischer Maynzer, Kezerische Bekantschaften hatte, und schlug fleißig ein Kreuz wen er von Jena p hörte der andere sorgte fast zu ängstlich für die Würde des Grafen diesem schien deßelben Tischgesellschaft zu Unadelich /es war Hirt & die Künstler Diehs Reinhard & Mechau/ und er wurde darüber bescholten. nun stellen sie sich das Ungluck des Jungen Gutenhoven vor der zu Jena & – b e y K n e b e l. von dergleichen nichts gehört hatte. Es war in derthat nicht wohl gethan diesem Jungen & Gutmüthigen Menschen jenen Emigrirten zuzuordnen einer der rohesten Eingebildetesten seiner ganzen Kaste Ich kan Sie einmahl wenn wir uns widersehen vieleicht einen ganzen Abend Lustig und Lehrreich zugleich von den Leiden unsers Armen Grafen unterhalten. Sie haben nun wohl auch den 3ten Entwurf zu dem Monumente erhalten & können also wieder wählen, wenn’s mehr bedarf. so wincken / Sie nur, ich bin ein alzeit fertiger M o n u m e n t e n S c h m i d t. und habe noch Helffer obendrein. Es liegt hier ein dicht Beschriebener Bogen. welcher die versprochene Beschreibung von den Zimmern der Prinzeßin Altieri enthält diesen gedachte ich heute beyzuschließen allein Herders Brief dem ich schon eine Weile Antwort schuldig bin & der Herzogin wo eben der Fall ist nehmen Raum ein. zudem gehen die Posten hieher und von hier unrichtig, so daß ich Jenes Blatt noch einmahl zurückbehalten will. denn da ich solches nicht Zeit habe abzuschreiben so wäre es mir unangenehm wenn es verlohren gehen sollte Auch habe ich zum Zeügniß daß ich, seith ich wieder hier bin wie wohl ich fast mehr in der Betrachtung der Kunst als in der Aus übung derselben gelebt doch nichts verlernt habe einen Entwurf zu einem Bild gemacht, wie Juno & Minerva den Griechen zu helfen aus den Thoren des Olymps herausfahren die Horen Öffnen die Pforten & halten die sich baümenden Pferden. Davon will ich Ihnen auch bald einmahl einen Umriß schicken. Von den Politischen Angelegenheiten in Italien läßt sich gegenwärtig wenig schreiben & sagen zum theil weil der Ausgang der Sachen in Ober Italien ungewiß ist & man wenig Nachrichten hat zum theil weil es nicht Rathsam ist sich viel & weitläuffig darauf einzulaßen. 2 Dinge sind es nur die ich Ihnen anzeigen muß, nemmlich daß wen die Sachen Ihren ordentlichen Weg fortgehen so werden Sie gegen

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den Herbst hin gewiß herkommen könen, es wäre dann daß sich Ihnen in DeütschL: selbst Hinderniße die ich nicht weiß & nicht kenne in den Weg legen sollten. hernach ist zu wißen /& dieses hat wieder auf das erste Bezug/ daß es scheint als habe die Liebe zur Freyheit & die Lust Republikaner zu werden bey den Italiänern seith 6 oder 8 Wochen viel von Ihrem Reize verloren. Ich erwarte mit Verlangen mit brennender banger Neugier Ihre weitern Nachrichten von den Ereignißen in Deutschland. Viel Grüße den lieben Haußgenoßen. an Schiller & andere Freunde M. / Ich sende ihnen hier noch einmahl die Adreße unter welcher ich Briefe von ihnen geraden Weges hieher bekommen kan es ist die Adreße meines Landsmanns der Ihnen aus ehemahligen Berichten bekant ist. er hält sich gut wiewohl in Florenz gegen die allgemeine Meynung wenig für die schöne Baukunst zu lernen ist. – / á. Mrs les Freres Salvetti. pour remettre a Mr. J. Gaspar Escher – architecte Suisse á Florence (H: Weimar, Sign.: GSA 28/1045, Bl. 102–104. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). – D: Goethe-Meyer 1, 280–285, vgl. RA 2, Nr 263.) 2 Brief vom 13. vergangenen Monats] Nr 60. 5 Livorno] Am 28. Juni 1796 hatten französische Truppen die an der Mündung des Arno gelegene Stadt trotz des bestehenden Neutralitätsabkommens mit dem Großherzogtum Toskana besetzt. 6–7 nachdem Bologna weggenommen war] Am 19. Juni 1796 waren die Besitzungen des Kirchenstaates von den Truppen Napoleons eingenommen worden; der Papst sah sich am 23. Juni 1796 in Bologna zu einem Waffenstillstandsabkommen gezwungen. 10 unsere vorhabenden Reisen] Goethe sollte im Herbst ebenfalls in Italien eintreffen, um gemeinsam mit Meyer Kultur- und Kunstwerke vor allem in Florenz, Rom und Neapel studieren zu können. 10 dennnoch] Versehentlich mit Geminationsstrich. 15 Cavalliero Puccini] Tommaso Puccini, Direktor der Kunstgalerien in Florenz und der dortigen Akademie der Schönen Künste. 16 Madonne della Segiola] Vgl. zu 102,19–20. 22 bey den Serviten v. Andreas del Sarto] Fresken von Andrea del Sarto im Vorhof und Kreuzgang von Santissima Annunziata in Florenz aus der Zeit von 1509 bis 1514 (darunter Szenen aus dem Leben des Gründers des katholischen Bettelordens „Ordo Servorum Mariae“ (OSM), Filippo Benizzi, einem Zug der Heiligen Drei Könige und einer Geburt Mariens. 22 pr.] paar. 26 Massaccio] Vgl. zu 104,15. 37 Gallerie] Die Galleria degli Uffizi in Florenz. 39 Bildniß einer schönen Frau] Eines der Frauenporträts von Raffael, nicht eindeutig zu identifizieren. 43 Viktoria] Statuette der römischen Siegesgöttin. Zu Goethes Erwerbung einer solchen vermeintlich antiken Figur vgl. zu

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45,1. 44–45 der Brief welchen ich vor 10. Tagen 〈…〉 geschrieben] Der Brief vom 24. bis zum 25. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 247). 45–46 einen Brief an den HL. Koadjutor] Zu Meyers Brief an Carl Theodor von Dalberg, dem Statthalter des Erzbischofs von Mainz in Erfurt, vgl. zu 49,9. 48 Die G u t e n h o v e n] Carl von Coudenhove und sein jüngerer Bruder Edmund. 48 mit einem Emigrirten] Der französische Erzieher wurde nicht ermittelt. 48 Hofmstr:] Hofmeister, Erzieher und Begleiter der adligen jungen Männer. 50 Abbate] Titel eines Weltgeistlichen. – Um wen es sich handelte, konnte nicht ermittelt werden. 50–51 Maynzischer Chargé D’Affaire] ‚Chargé d’affaires‘ ist die Amtsbezeichnung für den Gesandten des Erzbischofs und Kurfürsten Friedrich Carl Joseph von Erthal von Mainz in Rom (von franz. chargé: Beauftragter und franz. affaires: Anlegenheiten, Geschäfte). 56–57 Hirt & die Künstler Diehs Reinhard & Mechau] Der Antiquar und Archäologe Aloys Hirt sowie die Maler Albert Dies, Johann Christian Reinhart und Jacob Mechau. 58 K n e b e l] Carl Ludwig von Knebel, der den Studenten (seit Sommersemester 1792 in Jena) kennengelernt hatte. In dieser Zeit kam Graf Carl von Coudenhove auch in Kontakt mit Goethe, der ihm Geld von Coudenhoves in Düsseldorf lebender Mutter Sophie überbringen sollte (vgl. GB 9 II, zu 129,15–16 und zu 130,4; GT II 1, 24; ferner Carl von Coudenhoves Brief an Goethe, 30. Dezember 1792; RA 1, Nr 496). 64 dem Monumente] Dem Grabdenkmal für Louise von Kobe von Koppenfels (vgl. zu 40,24–25 und zu 40,25–26). 67–68 Beschreibung 〈…〉 Prinzeßin Altieri] Vgl. zu 103,25. 69 Herders Brief] Vom 9. Mai 1796; gedruckt in: HB 7, 227–229. 69–70 der Herzogin] Der Brief der Herzogin Louise wurde nicht ermittelt; darin dürfte es u.a. um den Ankauf von Kunstwerken gegangen sein, den Meyer im Auftrag des Herzogshauses in Italien tätigen sollte. 76 Entwurf zu einem Bild] Zwei Fassungen von Meyers lavierten, teilweise aquarellierten Federzeichnungen (auf Graphitvorzeichnung) „Juno und Minerva aus den Toren des Olymp fahrend“ sind in Weimar überliefert (KSW, Museen, Inv.-Nrn KK 2339 und KK 2440). Zu sehen sind die antiken Göttinnen Juno und Minerva auf einem von vier Pferden gezogenen zweirädrigen Wagen. Drei Horen erfüllen ihre Aufgaben als Hüterinnen der olympischen Pforten und als Pflegerinnen der Pferde Junos. 79 Umriß] Umrisszeichnung, die vor allem die Konturen der Komposition wiedergibt. Bei zweitgenannter Version des Themas könnte es sich um diese Zeichnung handeln. 85 DeütschL:] Deutschland. 91–92 Haußgenoßen] Christiane Vulpius und der kleine August. 95 meines Landsmanns] Hans Caspar Escher, vgl. zu 48,17. 98–100 á. Mrs les Freres Salvetti 〈…〉 Florence] Franz.: An die Herrn Gebrüder Salvetti, zurückzulegen für Herrn Hans Caspar Escher, Schweizerischer Architekt in Florenz. – Das Handelshaus der ‚Fratelli Salvetti‘ lag am Borgo Santi Apostoli, südwestlich des Zentrums.

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Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 23. 〈25.?〉 Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 294). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 28. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 302). 95,23 Brief von Meyer] Vgl. die oben abgedruckte Beilage zu vorliegendem Brief. 95,23 der zweyte] Aus Florenz hatte Meyer bereits am 24. und 25. Juni 1796 geschrieben (RA 2, Nr 247; vgl. Goethe-Meyer 1, 272–278). 95,26 Sonabend] 30. Juli 1796 (vgl. Nr 90). 95,26 Xenien] Sammlung satirisch-kritischer Distichen für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (vgl. GB 10 II, zu 132,6). 95,27–28 das Manuscript erst herüber schicken] Schiller übersandte es mit seinem Brief vom 28. Juli 1796 (vgl. NA 28, 273). 95,28 ich haben] Schreibversehen. 96,3 Die Abschrift des Romans] Goethe ließ eine Abschrift des überarbeiteten 8. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ herstellen. Trotz der folgenden Ankündigung schickte er das Manuskript Schiller nicht mehr zur Durchsicht (vgl. zu 85,30–31 und zu 105,21–25). 96,5 den 10ten besuche ich Sie] An diesem Tag konnte Goethe nicht kommen (vgl. 105,2). Erst am 18. August 1796 kam er nach Jena und blieb dort bis zum 5. Oktober (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 96,5–6 zum Schluß kommen] Das Manuskript des Romans ging am 26. August 1796 zum Druck nach Berlin. 96,7 das politische Unheil] Die drohende Verwicklung in den Ersten Koalitionskrieg (vgl. die Erläuterungen zu Nr 86, Briefteil vom 23. Juli 1796). 96,10 Kants Aufsatz 〈…〉 philosophiren] In seinem Beitrag „Von einem neuerdings erhobenen v o r n e h m e n To n in der Philosophie“ (Berlinische Monatsschrift. Bd 27. Mai-Heft 1796, S. 387–426) wendet sich Kant gegen eine „vorgebliche Philosophie, bei der man nicht arbeiten, sondern nur das Orakel in sich selbst anhören und genießen darf“ (S. 389f.), eine „Philosophie aus Gefühlen“ (S. 400). Gemeint sind damit die Gegner der kritischen Philosophie, unter ihnen vor allem Goethes Schwager Johann Georg Schlosser und Graf Friedrich Leopold zu Stolberg. Der Aufsatz gab Anlass zu dem Distichon „An Kant“: Vornehm nennst du den Ton der neuen Propheten? Ganz richtig, Vornehm philosophiert heißt wie R o t ü r e gedacht. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 214; vgl. WA I 5.1, 214, Nr 63; franz. roture: Nichtadel; roturier: Nichtadliger.) 96,13 Auto da Fe der Stolberge] Im Bezugsbrief hatte Schiller berichtet: „Neulich erfuhr ich, daß Stolberg 〈…〉 den Meister feierlich verbrannt habe, biß auf das VIte Buch, welches er 〈…〉 rettete und besonders binden ließ. Er hält es in allem

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Ernste für eine Anempfehlung der Herrenhuterey, und hat sich sehr daran erbaut.“ (NA 28, 270.) Das 6. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ enthält die „Bekenntnisse einer schönen Seele“. – Schillers Quelle und die Zuverlässigkeit der Meldung sind nicht bekannt. – Auto da fé (port.: Akt des Glaubens, von lat. actus fidei): öffentliche Hinrichtung von Ketzern; feierliche Verbrennung verbotener Bücher. 96,13 Epigramme der Baggesen] Im Bezugsbrief heißt es: „Von Baggesen spuckt ein Epigramm auf meinen MusenAlmanach, worinn die Epigramme übel wegkommen sollen. Die Pointe ist, daß ‚nachdem man erst idealische Figuren an dem Leser vorübergehen lassen, endlich ein venetianischer Nachttopf über ihn ausgeleert werde‘ 〈…〉.“ (NA 28, 270.) Gemeint ist Jens Immanuel Baggesens Epigramm „Schiller’s Musenalmanach 1796“ (Jens Baggesen’s poetische Werke in deutscher Sprache. Hrsg. von den Söhnen des Verfassers, Carl und August Baggesen. Leipzig 1836. T. 2, S. 261f.). Darin werden Schillers Beiträge gelobt; der Ausfall gegen Goethes „Epigramme. Venedig 1790“ findet sich hier nicht, scheint aber doch bekannt gewesen zu sein. In seinem Brief an Schiller vom 20. September 1796 erwähnt Wilhelm von Humboldt das „Epigramm, das ich schon im Winter hier sah, 〈…〉 in dem Sie sehr lobend, Göthes Epigramme aber schändlich behandelt werden.“ (NA 36 I, 329.) Vgl. das Xenion „Schillers Almanach von 1796“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 261; vgl. auch WA I 5.1, 241) und Schillers Zeilen „Ueber der Kammerthüre manches Berühmten“ (NA 2 I, 71) sowie die Erläuterungen dazu (NA 2 II A, 541 u. 2 II B, 40). 96,13–14 sollen ihn übel bekommen] Stolberg und Baggesen wurden mit etlichen „Xenien“ bedacht (vgl. Nr 128 und Nr 275 sowie Nr 15–17, 26, 49, 52, 63, 72, 116–118, 125, 247, 278f., 357). – ihn: Schreibversehen für ‚ihnen‘ (vgl. Überlieferung). 96,17 dem Kleinen] Schillers Sohn Ernst, geboren am 11. Juli 1796. 96,18 neuen Nahrung] Charlotte Schiller konnte den Säugling nicht länger stillen (vgl. Bezugsbrief).

89. An Friedrich Schiller

Weimar, 28. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 114. – Doppelblatt 19,4 × 22,9(–23,1) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 153–155, Nr 196. WA IV 11 (1892), 141f., Nr 3352.

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Catharina Elisabeth Goethes Brief an ihren Sohn vom 22. Juli 1796: den 22ten Juli 1796 Lieber Sohn! Aus den Zeitungen wirst du die jetzige Lage deiner Vatterstadt erfahren haben – da aber das Tagebuch von Frau Aja zuverläßig nicht darinnen steht und ich doch mit Zuversicht glaube daß es dir nicht gleichgültig ist wie ich diese Epoche überstanden habe; so werde eine kleine Relation davon abstatten. Vor denen Frantzosen und ihrem hereinkommen hatte ich nicht die mindeste Furcht daß sie nicht Plündern würden war ich fest überzeugt – wozu also einpacken? ich ließe alles an ort und stelle und war gantz ruhig – auch glaubte kein Mensch daß die Käyerlichen sich hir halten wollten – es war wie die Folge auch gezeigt hat wahrer Unsinn – da sie es aber doch thaten; so fing die Sache an bedencklich zu werden – das Hauß wo ich wohne ist in Zeiten der Ruhe eins der schönsten in der Stadt – aber desto fürchterlicher in solchen Tagen wie die vergangenen wahren – der Käyerliche Commandtant wohnte gegen mir über, nun sahe ich all den Specktackel – die Frantzosen mit verbundenen Augen – unsern Burgemeister – alles in Furcht was das werden solte u. s. w. Den 12ten gegen Abend fing das Bombardement / an wir setzen uns alle in die untere Stube unsers Haußherrn wie es etwas nachließ ging ich schlafen – gegen 2 uhr früh morgens fings wieder an wir wieder aus den Betten – nun fing ich an auszuräumen nicht vor den Frantzosen aber wohl vor dem Feuer – in ein paar Stunden war alles im Keller biß auf die Eißerne Kiste die uns zu schwer war – ich ließ meines Schwager Major Schuler seinen Fourirschütz nebst noch einem starcken Mann holen – die brachten sie dann glücklich in Keller. Biß an diesen periodt war ich noch gantz berugigt – jetzt kamen aber so schreckliche Nachrichten wie der wie jener /:es waren Leute die ich kante:/ der von einer Haupitze Todt geschlagen dem der Arm dem der Fuß vom Leibe weg u. d. g. nun fing mir an Angst zu werden und ich beschloß fortzugehn freylich nicht weit – nur dem Bombardement auszuweichen – da war aber kein Fuhrwerck ums Geld zu haben – endlich hörte ich, daß in meiner Nachbahrschaft eine Familie nach Offenbach führe – ich ließe sie bitten mich mitzunehmen – und es wurde mit vieler Höfflichkeit bewilliget. Ich bin keine / von den verzagten Seelen, aber diese schreckliche Nacht die ich gantz ruhig in Offenbach bey Mama la Roche zubrachte, hätte mir in Franckfurth vielleicht Leben oder doch Gesundheit gekostet – den 12ten 13ten und 14ten bliebe ich also in meiner Freystadt – den 15ten früh kam die Nachricht daß die Capitulation geschloßen und nichts mehr Leib und Leben betrefendt zu befahen sey – nur müßte mann machen den Tag noch zurückzukommen weil den 16ten die Frantzosen einrücken würden und alsdann die Thore geschloßen seyn würden – nun wäre ich um keinen Preiß in Offenbach geblieben – einmahl weil

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mann mich vor Emigrirt hätte halten können – zweytens weil meine schöne Zimmer als gantz lehr stehend /:denn meine Mägde hatte ich auch mitgenommen:/ hätten weggenommen werden können. Nun war wieder Holland in Noth. war wieder kein Fuhrwerck zu haben – Da erbarmte unser alter Freund Hans Andre über mich, gab mir sein artiges Küschgen und rasch war ich wieder im goldenen Brunne Danckte Gott von gantzem Hertzen vor meine und vor die Bewahrung / meiner Wohnung. Es ist gantz begreiflich daß ein größerer Unglück das kleinere verdrängt – wir die Canonade aufhörte – waren wir wie im Himel – wie sahen die Frantzosen als Retter unsers Haab und Beschützer unserer Haußer an – denn wenn sie gewolt hätten so stünde kein Hauß mehr – und zum löschen spantten sie ihre Pferde vor die Spritzen die von den Dorfschafften zum löschen herbey eilten. Gott! Schencke uns den Frieden! Amen! Lebe wohl! Grüße alles in deinem Hauße, und behalte lieb deine treue Mutter Goethe. N. S. vor die überschickten journarle und Mercur dancke bestens – villeicht finden sich die 3 fehlende Mercure noch, bemühen solst du dich aber deßwegen nicht. (H: GSA 28/356, Bl. 97–98 (vgl. RA 2, Nr 290); D: Pfeiffer-Belli, 703–705) 4 Frau Aja] Dieser Spitzname Catharina Elisabeth Goethes bezieht sich auf die mittelalterliche Geschichte der vier Haimonskinder. Diese werden als Wanderer von einer Frau Aja gastfreundlich aufgenommen. Am Schluss stellt sich heraus, dass sie deren Söhne sind. Bei einem Besuch der vier Freunde – Goethe, die Brüder Friedrich Leopold und Christian zu Stolberg sowie Christian von Haugwitz – im Mai 1775 in Frankfurt wurde Goethes Mutter scherzhaft Frau Aja genannt. Sie benutzte diesen Namen seitdem auch selbst gern. 6 Relation] Bericht (von lat. relatio). 9–10 daß die Käyerlichen sich hir halten wollten] Käyerlichen: Kaiserlichen. – Der österreichische Feldzeugmeister Wilhelm Ludwig Gustav von Wartensleben hatte – entgegen der Hoffnung der Einwohner – beschlossen, Frankfurt gegen die heranrückenden französischen Truppen unter Jean-Baptiste Jourdan zu verteidigen. – der Käyerliche Commandtant] Der kaiserliche Kommandant war Oberst Anton Ulrich Freiherr von Mylius. 15 unsern Burgemeister] Friedrich Carl Schweitzer. 17 unsers Haußherrn] Johann Heinrich Bauer, Braumeister und Besitzer des Hauses „Zum Goldenen Brunnen“. Im Juli 1795 hatte Catharina Elisabeth Goethe dort nach dem Verkauf von Goethes Elternhaus eine Wohnung bezogen. 20–21 Schwager Major Schuler] Georg Heinrich Cornelius von Schuler, Oberst und Stadtkommandant von Frankfurt, verheiratet mit Catharina Elisabeth Goethes jüngster Schwester

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Anna Christine geb. Textor. 21 Fourirschütz] Soldat zur persönlichen Bedienung eines Offiziers. 24 Haupitze] Hier: die Granate aus einer Haubitze. 30 Mama la Roche] Sophie von La Roche; sie wohnte in Offenbach im so genannten Grillenhäuschen (über sie vgl. des Näheren die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 117). 32 Freystadt] Freistatt (Asyl). 34 befahen] Befahren, schon zeitgenössisch veraltet für ‚befürchten‘. 39 Nun war wieder Holland in Noth.] Bezieht sich auf eine ironische Redewendung, die aus dem 16. Jahrhundert und von den Holländern selbst stammen soll: ‚Wenn den ein Floh beißt, dann ist gleich Holland in Not.‘ Damit werden Menschen verspottet, die aus einer Winzigkeit eine Katastrophe machen, wie sie tatsächlich einträte, wenn die Deiche brechen und große Teile der unter dem Meeresspiegel liegenden Niederlande überflutet würden. 40 Hans Andre] Johann André, Seidenfabrikant in Offenbach. 41 Küschgen] Kütschchen. 41 im goldenen Brunne] Vgl. oben zu „unsers Haußherrn“. 53 N. S.] Nachsatz (Postskriptum). 53 die überschickten journarle und Mercur] Nicht ermittelt. Goethes Brief vom 1. Juli 1796, auf den seine Mutter mit dem vorliegenden Brief antwortete, ist nicht überliefert (vgl. EB Nr 32). Mit dem „Mercur“ dürfte Wielands „Neuer Teutsche Merkur“ gemeint sein. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers; auf dessen letzten Brief vom 23. 〈25.〉 Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 294) hatte Goethe mit Nr 88 geantwortet. – Schiller antwortete auf diesen sowie den vorliegenden Brief am 28. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 302). 96,23–24 daß unsere Schauspieler 〈…〉 in Jena spielen möchten] Über den Plan, in Jena im Ballhaus regelmäßige Gastspiele des Weimarer Theaters stattfinden zu lassen, um dessen Einnahmen zu vermehren, hatte Goethe am 25. Juli 1796 Christian Gottlob Voigt in Eisenach brieflich informiert und um Rücksprache mit Herzog Carl August gebeten (vgl. 292,20–293,18). Das Vorhaben wurde nicht verwirklicht (vgl. Nr A 24 und die Erläuterung dazu). 96,25 von Lauchstädt aus] Das Weimarer Theater gastierte vom 24. Juni bis zum 8. August 1796 in Lauchstädt und vom 12. August bis zum 30. September in Rudolstadt (vgl. Burkhardt, Theater, 21–23; auch Theater/Musik Weimar). 97,1 Der Herzog hat 〈…〉 ganz überlassen] Goethe hatte in seinem Schreiben an Voigt vom 25. Juli 1796 (Nr A 24) angeregt, die Möglichkeit zu prüfen, das Weimarer Theaterensemble in Jena und in Magdeburg spielen zu lassen. Von Carl Augusts Ansichten über diese Vorschläge hatte Voigt Goethe in seinem Brief vom 26. Juli 1796 unterrichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 284) unterrichtet. Die Gastspiele des Weimarer Theaters in Jena und Magdeburg kamen nicht zustande.

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BRIEF 90

97,2 an Gotha hat man ein Compliment 〈…〉 gemacht] Voigt hatte auf sich genommen, an den sachsen-gothaischen Geheimen Rat Sylvius Ludwig von Franckenberg zu schreiben (vgl. Voigts Brief an Goethe, 26. Juli 1796; Goethe-Voigt2 1, 284.) – ‚Kompliment‘: hier im Sinne von „höfliches Angebot“ (GWb 5, 550). 97,4 Academie] Universität Jena. 97,5 Prorector] Johann Jacob Griesbach, Professor der Theologie, Schillers Hauswirt. Goethe schrieb an ihn am 28. Juli 1796. Dieses Schreiben wurde aber nicht abgeschickt; es ist als erste Fassung des Schreibens vom 24. August 1796 überliefert (Nr A 28). 97,5 Majora] Stimmenmehrheit (von lat. maior: mehr). 97,9 Mere coupable] L’autre Tartuffe, ou La mère coupable, drame moral en cinq actes, Représenté pour la premiere fois à Paris, le juin 1792. Paris 〈1794〉 (franz.: Der andere Tartuffe oder Die schuldige Mutter). – Um die Komödie von PierreAugustin Caron de Beaumarchais hatte die Weimarer Hofdame Louise von Göchhausen in einem Brief an Goethe von etwa dem 26. Juli 1796 gebeten (vgl. RA 2, Nr 295). Goethe schickte sie am 16. August nach Jena zurück (vgl. 109,20 und zu 109,20). 97,11 Kirms] Franz Kirms, Mitglied der Oberdirektion des Weimarer Hoftheaters. 97,13 ein Brief von meiner Mutter] Vgl. Beilage. 97,14 wie die Ihrigen sich befinden] Nach der Geburt von Schillers Sohn Ernst am 11. Juli 1796. 97,15 Confusion und Bewegung] Grund waren Befürchtungen, die sächsischen Länder könnten in die Kampfhandlungen des Ersten Koalitionskriegs mit den Franzosen hineingezogen werden. Ein Neutralitätsvertrag verhinderte dies schließlich (vgl. zu 93,18). 97,16 Roman] Wilhelm Meisters Lehrjahre (vgl. zu 89,16).

90. An Friedrich Schiller

Weimar, 30. Juli 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 117–118. – Doppelblatt 19,8(–20) × 28,5 cm, 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 99,5 CKraonach. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 158–161, Nr 198. WA IV 11 (1892), 142–144, Nr 3353 (Textkorrektur [Goethes Bleistiftkorrektur] in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50, 218).

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BEIL AG E

Manuskript zu den „Xenien“ (vgl. zu 97,21). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 28. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 302). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 31. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 306). 97,21 Die Xenien kommen sogleich wieder zurück] Darum hatte Schiller im Bezugsbrief gebeten. 97,22 E u d ä m o n i a] Griech.  : Glück(seligkeit). – Der Begriff findet sich in den „Xenien“ „Zeichen der Hunde“ und „Der Bär wehrt die Fliegen“ (Nr 449 und Nr 519; NA 2 I, 78 und 87), die sich auf die Zeitschrift „Eudämonia, oder deutsches Volksglük ein Journal für Freunde von Wahrheit und Recht“ (1795–1798) beziehen, die von Leopold Alois Hoffmann herausgegeben wurde. Beide wurden nicht in den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ aufgenommen, vermutlich wegen der von Goethe hier geäußerten metrischen Bedenken. 97,23–24 nach dem Accent, nicht aber nach der Quantität] Der Hinweis zeigt, dass Goethe die auf der Quantität, d.h. der Länge und Kürze von Silben, beruhende antike Prosodie (noch) für verbindlicher hielt als diejenige, die sich nach der Qualität, d.h. nach Hebung und Senkung von Silben, also nach dem ‚Akzent‘ richtet, wie in der deutschen Sprache üblich. 97,27 unser schönes Carten und Luftgebäude] Schiller hatte den Plan aufgegeben, die Vielzahl der unterschiedlichsten Distichen für den Druck in eine geschlossene Komposition zu bringen: „Zu einem Ganzen 〈…〉 fehlte noch unübersehlich viel“, schrieb er im Antwortbrief (NA 28, 274). Im Brief vom 1. August konnte er Goethe jedoch eine Lösung mitteilen: die Trennung der „unschuldigen“ Distichen unter der Überschrift „Tabulae votivae“ von den kritisch-satirischen unter der Überschrift „Xenien“. Über diese heißt es: „Auf Einem Haufen beysammen und mit keinen ernsthaften untermischt, verlieren sie sehr vieles von ihrer Bitterkeit, der allgemein herrschende Humor entschuldigt jedes einzelne 〈…〉 und zugleich stellen sie wirklich ein gewißes Ganzes vor.“ (NA 28, 276.) 98,2 renunciiren] Aufsagen, Verzicht leisten (von lat. renuntiare). 98,7–8 bitte ich meinen Nahmen 〈…〉 zu setzen] Die überwiegend von Schiller stammenden Distichen der „Tabulae votivae“ erschienen unter der Sigle „G. und S.“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 182 und im Inhaltsverzeichnis), so auch die vermutlich von Goethe allein stammenden Distichen unter dem Titel „Vielen“ und „Einer“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 187–195 und im Inhaltsverzeichnis), die „Xenien“ hingegen erschienen anonym. 98,9 ich bringe sie mit] Ob Goethe außer dem gegen Jean Paul gerichteten Gedicht „Der Chinese in Rom“, das er schon am 10. August 1796 nach Jena schickte (vgl. zu 105,30), am 18. August 1796 noch weitere Almanach-Beiträge mitbrachte, ist nicht bekannt.

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BRIEF 90

98,10 wenn ich komme] Goethe kam am 18. August 1796 für fast sieben Wochen nach Jena (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 98,12 unserm Kreise] Schiller versprach im Antwortbrief, insbesondere zwei Adressaten zu schonen: „Wieland soll mit der zierlichen Jungfrau in Weimar wegkommen, worüber er sich nicht beklagen kann. 〈…〉 Um Ifland nicht weh zu thun, will ich in dem Dialog mit Shakespear lauter Schröderische und Kotzebuische Stücke bezeichnen.“ (NA 28, 275.) Dies bezieht sich einerseits auf Xenion Nr 76, „Zeichen der Jungfrau“ (NA 1, 318), andererseits auf die „Xenien“ Nr 390–412 (NA 1, 357–360; später im 1. Teil von Schillers „Gedichten“ [Leipzig 1800] zusammengefasst unter dem Titel „Shakespears Schatten“), die sich mit der zeitgenössischen Trivialdramatik befassen. 98,17 Roman] Vgl. zu 96,3 und zu 96,5–6. 98,19 Beobachtungen über Pflanzen und Insecten] Goethes Tagebuch, 25. Juli 1796: Früh Beobachtungen der Pflanzen im Finstern erzogen (GT II 1, 76); 30. Juli 1796: Beobachtung des Wachsthums der Schmetterlings flügel (ebd.); 18. August 1796: Phalaena grossularia. Harlekin (GT II 1, 78). Von Ergebnissen berichtet Goethe Schiller am 6. und 10. August 1796 (Nr 92; vgl. zu 100,23–24 und zu105,11–12). – Über die botanischen Studien finden sich unter dem Titel „Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 1796“ Versuchsprotokolle vom 18. Juni, 10. Juli, 25. Juli sowie vom 9., 10., 16. und 17. August 1796 (H: GSA 26/LV,16 und GSA/LXI,5,8; gedruckt in: LA I 10, 145–167; erläutert in: LA II 9B, 434–439). – Entomologische Studien betrieb Goethe von 1796 bis 1798. Die vorliegende Briefstelle dokumentiert deren Beginn. Sie dienten der Beobachtung der gesetzlichen Veränderungen der Raupe zur Puppe und zum ausgebildeten Schmetterling, hier zunächst der Entwicklung der Flügel der Phalaena grossularia (des Stachelbeerspanners). Es entstanden eine Bleistiftzeichnung dazu (abgebildet in: LA II 9B, 82; Corpus V B, Nr 44a) und das erste der im Nachlass erhaltenen Stücke zu Goethes „Entomologischen Studien“ (vgl. LA I 10, 168–193), der auf den 30. Juli 1796 datierte Abschnitt (H: GSA 26/LIV,6,42, Bl. 21–22; gedruckt in: LA I 10, 168f.; erläutert in: LA II 9B, 440–446). – An all diese Experimente erinnert sich Goethe später in den „Tagund Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796: Auch die Naturwissenschaften gingen nicht leer aus. Den Sommer über fand ich die schönste Gelegenheit Pflanzen unter farbigen Gläsern und ganz im Finstern zu erziehen, so wie die Metamorphose der Insecten in ihren Einzelnheiten zu verfolgen. / Galvanismus und Chemismus drängten sich auf; die Chromatik ward zwischen allem durch getrieben; und um mir den großen Vortheil der Vergegenwärtigung zu gewähren, fand sich eine edle Gesellschaft, welche Vorträge dieser Art gern anhören mochte. (WA I 35, 66.) 98,21 Grundsatz der Stetigkeit] Er geht von einer unverrückbaren Ordnung der Entwicklung aus, nach welcher die einzelnen Schritte unter gewissen Umständen

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immer aufeinanderfolgen. Alles in der Natur läuft in einem Kontinuum ab, laut Carl von Linné: ‚Natura non facit saltus.‘ (lat.: Die Natur macht keine Sprünge.) Seine naturkundlichen Beobachtungen führten Goethe immer wieder zu der Überzeugung: Alle Wirkungen, von welcher Art sie seyen, die wir in der Erfahrung bemerken, hängen auf die stetigste Weise zusammen, gehen in einander über; sie unduliren von der ersten bis zur letzten. (Geschichtliches. In: HzN I 4, 320; LA I 8, 232.) 98,27 Das französische Ungewitter] Das Vordringen französischer Truppen auf süddeutsches und rechtsrheinisches Gebiet während des Ersten Koalitionskriegs. Goethe hatte Schiller in seinem Brief vom 22. und 23. Juli 1796 (Nr 86) berichtet, was er von Christian Gottlob Voigt aus Eisenach über die aktuelle Entwicklung erfahren hatte (vgl. im Einzelnen die Erläuterungen zu dem Brief, besonders zu 93,12). In weiteren Briefen von etwa dem 22. bis zum 29. Juli hatte Voigt Goethe auf dem Laufenden gehalten (vgl. Goethe-Voigt2 1, 275–287). 98,29–30 Eigenschaften einer Wetterscheidung] Thüringen blieb durch ein Neutralitätsabkommen von Kriegshandlungen verschont (vgl. zu 93,12 und zu 93,18). 98,31 in Rudolstadt Vogelschießen] Das Vogelschießen – ein Wettbewerb, bei dem ein hölzerner Vogel von einer Stange zu schießen ist – fand am 15. August 1796 statt. 98,31–32 unsere Schauspielergesellschaft] Das Ensemble des Weimarer Theaters, das vom 24. Juni bis zum 8. August 1796 in Lauchstädt spielte, reiste nicht wie geplant nach Jena (vgl. zu 96,23–24), sondern gastierte vom 12. August bis zum 30. September im 1793 eröffneten Rudolstädter Komödienhaus am Anger. Zum Programm vgl. Burkhardt, Theater, 22f., Satori-Neumann2 1, 171–173 und Theater/Musik Weimar. 98,32 Wünsche des Jenaischen Publikums] Sie wurden nicht erfüllt. Das Publikumsinteresse an einem Abonnement war zu gering (vgl. 303,5–7), die sonstigen Widerstände zu groß (vgl. Nr A 24 und die Erläuterung dazu). 99,1 wieder eine Lieferung vom Cellini] Unter dem 7. September 1796 vermerkte Goethe im Tagebuch: Cellini Abtheilung. abgegeben. (GT II 1, 79.) Es handelte sich um die 5. Fortsetzung von Goethes Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis, die im 10. Stück der „Horen“ 1796 erschien. 99,4 Nachricht aus Schwaben] Schillers Mutter Elisabetha Dorothea und seine Schwester Christophine Reinwald berichteten in Briefen vom 6. bzw. 7. August 1796 aus Stuttgart über die Kriegsereignisse (vgl. NA 36 I, 295–297). In Jena trafen die Briefe jedoch erst am 15. August ein (vgl. Schillers Kalender, 39), zusammen mit Briefen Johann Friedrich Cottas vom 5. und 8. August (vgl. ebd.), die Nachrichten aus Tübingen enthielten. Im erstgenannten Brief berichtete Cotta: „Wir Tübinger sind bei dem Eindringen der Franzosen am besten bis jezo durchgekommen, da nur einige hundert Mann hier einquartirt wurden; das Unterland hat

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desto mehr, und besonders einige Dörfer durch Plünderung sehr viel gelitten, doch können wir immerhin noch sehr froh seyn, daß der Frieden uns nicht mehr kostet, und daß der allgemeine Friede so nahe seyn soll. Ohne disen wäre unsre Existenz immer sehr precaire, besonders die eines Kaufmannes.“ (NA 36 I, 292f.) 99,4–5 Die Sächsischen Contingenter] Vgl. zu 93,18. 99,5 Cranach] Hörfehler; gemeint ist Kronach in Oberfranken (vgl. Überlieferung), etwa 130 km südlich von Weimar. 99,7 Cordon] Vgl. zu 93,13. 99,7–8 ob man Neutralität 〈…〉 vermitteln wird?] Die Hoffnung erfüllte sich (vgl. zu 93,12, zu 93,18 und zu 93,31–32). 99,11 in Ihrer Nähe] Goethe kam am 18. August 1796 nach Jena und blieb mit Unterbrechungen fast sieben Wochen bis zum 5. Oktober (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21).

91. An Friedrich Schiller Weimar, 2. August 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 123–124. – Doppelblatt 19,3 × 23 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 3 Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / nach / J e n a. / f r. und rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); S. 3 oben quer zur Schreibrichtung eine untereinander geschriebene Zahlenreihe (Berechnung?) von Schillers Hd: „17. / 7 / 3 / 5. / 15. / 3 / 5. / 3. / 3. / 3.“; Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 169–171, Nr 201. WA IV 11 (1892), 151f., Nr 3356. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 31. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 306) und vom 1. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 313). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 5. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 321). 99,16 abreisen] Goethe hatte für August den Aufbruch zu einer dritten Reise nach Italien (nach denen von 1786–1788 und 1790) vorgesehen. Wegen der militärischen Lage in Süddeutschland und Italien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich konnte er jedoch nicht abreisen und gab den Plan schließlich auf. 99,17–18 in meinem Alter] Goethe stand kurz vor Vollendung seines 47. Lebensjahres. 99,18 so gut als vernichtet] Goethe kam nicht mehr nach Italien.

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99,18–19 Was ich noch 〈…〉 Wege finden] Ähnliches schreibt Goethe gleichzeitig im Brief an Johann Heinrich Meyer vom 1. bis zum 8. August 1796 (Nr 93; vgl. 102,1–3). 99,23 Des guten Meyers Beobachtungen] Goethe hatte am Vortag, dem 1. August, Meyers dritten Brief von Florenz (101,22) vom 11. Juli 1796 erhalten (RA 2, Nr 273; vgl. Goethe-Meyer 1, 285–291). Darin berichtete Meyer von antiken Statuen, der Kunst der Etrusker, der Architektur in Florenz, aber auch über die Landwirtschaft in der Toskana. 100,3 Sie bald zu besuchen] Goethe ging am 18. August nach Jena und blieb dort mit Unterbrechungen bis zum 5. Oktober 1796 (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 100,3–4 einen Weg ausgedacht] Vgl. zu 97,27. 100,6–7 Vorspiel und Nachspiel] Im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschienen die Distichen in zwei Gruppen: vorweg die nicht polemischen einzeln oder in Gruppen im Almanach zerstreut, vor allem in den 103 Epigramme umfassenden „Tabulae votivae“ (S. 152–182), dann die kritisch-satirischen in dem 414 Distichen umfassenden Block der „Xenien“ zum Schluss (S. 197–203 〈recte 302〉). 100,9–10 übers Jahr wieder auf eine ähnliche Weise zu interessiren] Der „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ brachte nichts den „Xenien“ Vergleichbares, im Gegenteil: Goethe riet im Brief vom 15. November 1796 Schiller, sie beide sollten sich nach dem tollen Wagestück mit den Xenien 〈…〉 bloß großer und würdiger Kunstwerke befleißigen (172,18–19). Auf den ‚Xenien-Almanach‘ folgte der ‚Balladen-Almanach‘.

92. An Friedrich Schiller

Weimar, 6. August 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 126–127. – Doppelblatt 11,9 × 18,6 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 173–176, Nr 203. WA IV 11 (1892), 152–154, Nr 3357. BEIL AG E

Beschreibung (100,25) entomologischer Beobachtungen (vgl. zu 100,25). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 5. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 321). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 8. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 331). Postsendungen: 6. August 1796 (GR/RB 1796, 4, Bl. 5).

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100,14 Die ci devant Xenien] Franz. ci-devant: früher, ehemalig. – Gemeint sind die ‚ehemals‘ den „Xenien“ zugehörigen Distichen ‚ernsten‘ Inhalts, vor allem die „Tabulae votivae“, die Schiller für seinen Almanach aus den eigentlich polemischen „Xenien“ aussonderte und vor diesen abdrucken ließ (vgl. zu 100,6–7). 100,18–19 Die nächste Woche bin ich bey Ihnen] Goethes Abreise nach Jena verzögerte sich wegen diverser Geschäfte bis zum 18. August 1796. Unter anderem nahm er (am 9. August) an einer Bergwerkssession teil und kümmerte sich um das geplante feste Engagement August Wilhelm Ifflands in Weimar (vgl. Nr A 26). Am Mittag des 13. August 1796 kehrte Herzog Carl August von Eisenach zurück, wo er Verhandlungen mit Preußen und Sachsen geführt hatte, die das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach vor einer militärischen Konfrontation mit den französischen Truppen schützen sollten (vgl. Nr A 27 und die Erläuterungen dazu, ferner zu 93,12, zu 93,18 und zu 93,31–32). Goethe war am selben Tag zur Mittagstafel geladen (vgl. GT II 1, 77; FB 1796, Bl. 95), ebenso zwei Tage später (vgl. GT II 1, 77; FB 1796, Bl. 96). Ferner war er laut Tagebuch vom 14. August 1796 mit Ackten der bißherigen Verhandlungen. in Eisenach und einem Promem. 〈Promemoria〉 wegen Ilmenau (GT II 1, 77) beschäftigt (vgl. Nr A 27 und die Erläuterung dazu). Schließlich brachte Goethe am 16. August seinen Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zu Ende: Schluß des Romans revidirt. (Tagebuch vom 16. August 1796; GT II 1, 77.) 100,19–20 nicht unfruchtbar] Goethes Tagebuch verzeichnet vom 11. September 1796 an Beginn und rasche Fortschritte der Arbeit am Epos „Herrmann und Dorothea“ (vgl. GT II 1, 79f.), ferner unter dem 25. September 1796 Beschäftigung mit Morphologie (GT II 1, 80). 100,23–24 das schönste Phänomen, das ich 〈…〉 kenne] Die Metamorphose der Raupe zum Schmetterling, das Schlüpfen des Tieres aus der Puppenhülle und damit das Erreichen von dessen entelechisch angelegter vollendeter Gestalt. 100,25 die Beschreibung davon] Vermutlich übersandte Goethe eine Abschrift der ersten, auf den 30. Juli 1796 datierten „Beobachtungen, über die Entwickelung, der Flügel des Schmetterlings Phalaena grossularia“ (H: GSA 26/LIV,6,42, Bl. 21–22; gedruckt in: LA I 10, 168f.; erläutert in: LA II 9B, 440–446). Der lateinische Name des Stachelbeerspanners lautet heute Abraxas grossulariata; er gehört zur Familie der Geometridae. 100,28 mit so vielen matten Details] Goethe kannte die einschlägige entomologische Literatur (vgl. LA II 9B, 443). Deren rein wissenschaftliche Mitteilungen blieben ihm vermutlich ‚matte Details‘, weil ihnen die symbolische Ebene fehlte, die mit dem Vorgang der Metamorphose seit der Antike verbunden wurde und zu Aristoteles’ Begriff der Entelechie führte. Dieser kommt allem zu, was sein Ziel (griech.  «) in sich selbst trägt. Die Metamorphose des Schmetterlings exemplifiziert das Prinzip der Form, die sich im Stoff verwirklicht. Goethe wünscht sich eine populäre Vermittlung der Schönheit und Bedeutsamkeit dieses Vorgangs durch öffentliche

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‚Predigt‘ (die auch auf der Exegese der Bibeltexte beruht, die nach theologischer Lehre ‚vierfachen Schriftsinn‘ besitzen). 101,6–8 denn es will was heisen 〈…〉 zuzunehmen] In den „Beobachtungen“ heißt es: In der Puppe ist der Teil der Hülse, welcher die Flügel einschließt 3 L i n i e n l a n g. 〈…〉 Mit der 18ten Minute fangen die Flügel zu w a c h s e n an. 〈…〉 Mit der 30ten Minute ist das Wachstum vollendet. 〈…〉 Die obern 〈Flügel〉 sind nunmehr 9 Linien lang und sind also in 12 Minuten um ½ Zoll gewachsen. (LA I 10, 168f.) – Geht man wie in LA II 9B, 445, von französischen Maßen aus (Zoll: 2,66 cm, Linie: 0,22 cm), wären die Flügel von 0,66 cm auf 1,98 cm angewachsen, also wie angegeben um rund die Hälfte eines Zolls. – ‚Gleichsam im Quadrat‘ sind die Flügel nicht in mathematisch-exponentieller Weise gewachsen, sondern insofern, als sie sich gleichzeitig in Länge und Breite ausdehnten. 101,9–10 Ihnen dieses Phänomen unter die Augen zu bringen] Goethe setzte seine Untersuchungen zum Wachstum der Schmetterlingsflügel in Jena fort. Davon zeugen Aufzeichnungen vom 19. August 1796 (H: GSA 26/LIV,6,42, Bl. 22–23; gedruckt in: LA I 10, 169–171; erläutert in: LA II 9B, 440–446) und das Tagebuch; dort heißt es unter dem 21. August 1796: Schiller Abends. / |:Beobachtungen an Raupen angefangen:| (GT II 1, 78). Einen genauen Ablauf des Vorgangs enthalten die tabellarischen Übersichten aus dieser Zeit „Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe“ (H: GSA 26/LIV,6,42, Bl. 11–19 und Bl. 24 sowie H: GSA 26/LIV,6,43, Bl. 5–49; gedruckt in: LA I 10, 176–193; erläutert in: LA II 9B, 447–456). 101,10–11 Friede 〈…〉 für Thüringen und Obersachsen] Durch Briefe von Christian Gottlob Voigt vom 3. und 4. August 1796 war Goethe davon unterrichtet worden, dass die Verhandlungen über die Neutralität des Herzogtums SachsenWeimar und Eisenach unmittelbar vor dem Abschluss ständen. Durch Neutralitätsund Waffenstillstandsabkommen mit Frankreich in Berlin vom 5. August 1796 und in Erlangen vom 13. August blieben Thüringen und Sachsen von der Verwicklung in den Ersten Koalitionskrieg verschont (vgl. zu 93,12). 101,17 tela cellulosa] Lat.: Zellgewebe. – Gemeint sind die Gefäße (Lakunen), in welche die Hämolymphe (Blutflüssigkeit) gepumpt wird und zur Ausbreitung der Flügel führt. 101,17 schon völlig fertig] Goethe vertrat die so genannte Einschachtelungshypothese, auch Präformationslehre genannt, begründet von dem niederländischen Naturforscher Jan Swammerdam, dessen „Biblia Naturae; Sive Historia Insectorum“ zu den entomologischen Werken gehörte, die Goethe benutzte (2 Bde. Leiden 1737; lat.: Bibel der Natur oder Geschichte der Insekten; deutsche Übersetzung: Bibel der Natur, worinnen die Insekten in gewisse Classen vertheilt, sorgfältig beschrieben, zergliedert, in saubern Kupferstichen vorgestellt 〈…〉 werden. 〈…〉 Aus dem Holländischen übersetzt. Leipzig 1752). Die Hypothese geht davon aus, dass

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BRIEF 93

alle Organe schon im Keim (Ei) auf kleinstem Raum angelegt sind und sich im Laufe der Individualentwicklung nur noch ‚entfalten‘. Dagegen nimmt die (schon von Aristoteles vertretene und noch heute anerkannte) Epigenesishypothese an, dass sich die Organe neu bilden. 101,17 Einstreben] In Schiller-Goethe2 1, 206, und Schiller-Goethe3 1, 200 heißt es ‚Einströmen‘. 101,17–18 irgend einer elastischen Flüssigkeit] Nach heutiger Kenntnis besitzen Insekten einen offenen Blutkreislauf. Die Hämolymphe, eine meist farblose Füssigkeit ohne rote Blutkörperchen, die zugleich Gewebsflüssigkeit ist, transportiert Nährstoffe und Stoffwechselprodukte.

93. An Johann Heinrich Meyer

〈Weimar, 1.–〉8. August → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,3 × 22,7(–22,9) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N VIII. No IX 7 8brs 96.“, darunter Briefzählung: „N¯o. 15.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 107–109. – 1 Bl., beschnitten, 22,2 (insgesamt, Bl. 1: 20,7 und Bl. 2: 1,5 cm) × 34,7 cm, und ein Doppelblatt 20,8 × 34,7 cm, ineinandergelegt, 4 2⁄3 S. beschr. (S. 1–5 Text, S. 6 Abschrift eines Briefes von Meyer an Knebel aus Florenz, Jul. 96), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 15. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 39–42, Nr 16 (Teildruck: 101,22–102,14 Ihren dritten Brief 〈…〉 können aufgehalten werden., 102,23–33 Ueberhaupt wiederhole ich 〈…〉 etwas anders beginne. und 103,7–29 Die Dresdner Geschmäcke 〈…〉 dabey gelassen?). E2: Briefe an Heinrich Meyer und Kanzler von Müller. In: GJb 3 (1882), 220–247, hier 223–227, Nr 2 (Ludwig Geiger). WA IV 11 (1892), 146–151, Nr 3355. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 5. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 263) und vom 11. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 273). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 18. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 358) und einem Brief vom 7. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 392).

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Postsendungen: 8. August 1796 an „Saluetti, Florence“ (GR Belege 1796, 4, Bl. 4; franz.: [Gebrüder] Salvetti, 〈Handelshaus in〉 Florenz). 101,22 Ihren dritten Brief von Florenz] Der zweite Bezugsbrief. 101,22–23 Ihr zweyter] Der erste Bezugsbrief. 102,1 in der ich abreisen sollte] Wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien während des Ersten Koalitionskrieges mit Frankreich konnte Goethe seinen Plan, im August nach Italien zu reisen (vgl. zu 49,25–26), nicht umsetzen. Meyer nährte bis zuletzt die Hoffnung auf eine gemeinsame Zeit im Süden: „〈…〉 und also ist es gut wenn etwas voraus gearbeitet wird. wir werden einst zusammen denn noch immer zu thun genug finden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 105; vgl. Goethe-Meyer 1, 286). Dabei warnte er Goethe, aus gesundheitlichen Gründen nicht im Dezember und Januar nach Florenz zu kommen (vgl. Goethe-Meyer 1, 291). 102,2 wie nöthig mir die Cultur war] Ähnliches schreibt Goethe auch im Brief an Schiller vom 2. August 1796 (vgl. 99,18–19). 102,8–9 Würzburg ist 〈…〉 in den Händen der Franzosen] Am 24. Juli 1796 hatten die französischen Truppen unter General Jourdan Würzburg besetzt; der Fürstbischof war bereits am 17. Juli 1796 nach Prag (ins Königreich Böhmen) geflohen. Die Festung kapitulierte sofort, am 25. Juli 1796. Am 7. August 1796 schloss der Fränkische Kreis ein Abkommen mit den Franzosen, deren Truppen bis in die Oberpfalz zogen. 102,9 wie auch Stuttgard] Am 18. Juli 1796 hatte General Jean-Victor Moreau mit seinem Stab in Stuttgart Quartier bezogen (bis 28. Juli 1796) (vgl. 90,9 und zu 90,9). 102,10–11 von Schweinfurth aus] Die Reichsstadt war – wie ganz Franken – von französischen Truppen besetzt. 102,12 man erwartet sie in Coburg] Damit war erstmals die Residenzstadt eines sächsich-ernestinischen Herzogtums bedroht (von Sachsen-Coburg-Saalfeld). Zur Gefahr vgl. 122,21–22. 102,19–20 Wenn Sie die Madonna della Seggiola kopiren können] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer Goethe seine Einschätzung mitgeteilt, dass allein dieses Madonnengemälde der Hochrenaissance die Mühe der Reise rechtfertige, „denn ohne was die Fehler der Zeichnung anbetrifft, ist das Werck himmlisch vollkomen es ist eine Sammlung der schönsten zartesten Menschlichsten Gefühle.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 102; vgl. Goethe-Meyer 1, 281.) Gemeint ist das 1513/14 entstandene Gemälde Raffaels in der „Galleria“ degli Uffizi (Palazzo Pitti) in Florenz, das im Italienischen auch „Madonna della Sedia“ genannt wird. Auch dieses Gemälde wurde nach Paris verbracht und blieb dort von 1799 bis 1815. – Meyer wolle eine Kopiererlaubnis einholen. Von deren Erteilung berichtet er im Briefteil vom 21. Juli 1796 (vgl. Goethe-Meyer 1, 296f.), von den Fortschritten seiner Arbeiten am 29. Juli 1796 (Goethe-Meyer 1, 302f.), am 20. August 1796

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(Goethe-Meyer 1, 321) und am 5. September 1796 (vgl. Goethe-Meyer 1, 326f.), von deren kürzlich erfolgtem Abschluss endlich am 7. Oktober 1796 (vgl. GoetheMeyer 1, 351); „keins von Raphaels Bildern ist so schwer nachzuahmen & vielleicht verdient keins die äußerste Sorgfalt in der Nachahmung wie dieses“, so Meyers Fazit zu (H: GSA 28/1045, Bl. 140; vgl. Goethe-Meyer 1, 351f.). Die getuschte und kolorierte Kopie Meyers (in Originalgröße) wurde nach Goethes Rückkehr von der dritten Schweizer Reise im November 1797 in seinem Haus ausgestellt (vgl. Carl August Böttigers Bericht über eine Besichtigung des Bildes mit Christoph Martin Wieland und Meyer Ende Dezember 1797; Literarische Zustände2, 231). Im März 1798 ließ Goethe die Kopie durch Meyer nach Jena schicken (vgl. GoetheMeyer 2, 32 und 34f.). Später wurde das Bild offensichtlich verkauft (über Meyers Verkaufabsichten vgl. seinen Brief an Goethe vom 5. August 1798; Goethe-Meyer 2, 47), denn als Meyer 1804 für die Weimarische Kunstausstellung eine in Gotha befindliche Kopie der Madonna kopierte, hatte er seine in Italien hergestellte Kopie nicht mehr zur Verfügung (vgl. Goethe-Meyer 2, 161 und 164). – Seggiola: „Sitz“, vorwiegend in der Toskana verwendet, synonym mit ital. „sedia“. 102,30–32 ich habe 〈…〉 eine Zeit lang ruhig zu leben] Auch in den ersten Monaten des Jahres 1797 war – kriegsbedingt – eine sichere Reise nach Italien nicht möglich. Dennoch versuchte Meyer weiterhin, Optimismus zu verbreiten. In seiner ersten Antwort bekundet er: „wenn Sie im Frühjahr kommen so müßen wir machen daß wir bis auf Pfingsten zu Neapel ankommen, und darum darf kein Schritt gethan werden welcher nicht unmittelbar uns unsern Zwecken näher führt.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 138; vgl. Goethe-Meyer 1, 343f.) 102,34 conveniren] Hier: passen, gefallen (vgl. GWb 5, 610) (von lat. convenire). 102,34–103,1 vielleicht gehen Sie 〈…〉 auf Siena oder Pisa] Eine Reise nach Pisa schloss Meyer im zweiten Antwortbrief selbst aus; er fürchtete, Teile der französischen Truppen könnten dort ebenfalls Winterquartier nehmen, eine Annahme, die er im Brief vom 7. Oktober 1796 wieder revidierte (vgl. Goethe-Meyer 1, 354). 103,4–5 Finden Sie 〈…〉 so kaufen Sie solche doch ja] Meyer erwarb eine große Zahl druckgraphischer Blätter in Italien; ob er auch solche Blätter fand, ist unklar. 103,7 Die Dresdner Geschmäcke] Joseph Friedrich von Racknitz hatte das opulente Werk „Darstellung Und Geschichte Des Geschmacks Der Vorzüglichsten Völker In Beziehung Auf Die Innere Auszierung Der Zimmer Und Auf Die Baukunst“ (Leipzig 1796) vorgelegt. Vgl. zu 39,17. 103,10 dem Churfürsten dedicirt ist] Dem Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen war das Werk zugeeignet. – Dedizieren: widmen (von lat. dedicare). 103,11 Schurcht] Der in Dresden tätige Hofbaukondukteur Christian Friedrich Schuricht hatte Zeichnungen, die Vorlagen zu den illuminirten Kupfer (103,8),

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angefertigt. Ein Album mit 49 seiner Zeichnungen, in Sepia, Tusche (Titelblätter und Vignetten) und in Gouache (kolorierte Tafeln), hat sich in Weimar erhalten (KSW, HAAB, Ku 2° I A – 23; online verfügbar). 103,13–14 Das Aegyptische Zimmer] Die Illustration zum ägyptischen Geschmack (Bl. 2 des Albums [vgl. vorausgehende Erläuterung]) zeigt eine Kolonnade mit typischen ägyptischen Motiven wie einer großen Sphinx, einem Krokodil, Geiern, Grillen, Skarabäen, Schakalen, Hermen mit Pharaonenköpfen, Hieroglyphen und Caduceen. Durch die Öffnungen fällt der Blick auf den Haupteingang des IsisTempels auf der Insel Philae (bei Assuan) und auf das Schloss von Rosette (Nildelta). 103,14 abgeschmackt] Hier: nicht wohlschmeckend, nicht schmackhaft, reizlos (vgl. GWb 1, 65). 103,17 Wundershalben] Zur Illustration, als Beispiel (vgl. Grimm 30, 1963). 103,18–19 Anfang des Elogii 〈…〉 im Modejournal] Die wohlwollende Rezension von Carl August Böttiger: Neue Aussichten für Zimmerverzierung und Baukunst, durch eine Geschichte derselben, vom Herrn Hausmarschall von R a c k n i t z (Journal des Luxus und der Moden 11 [1796], August, S. 401–413). – Elogii: eigentlich (rühmende) Grabinschrift (Genitiv von lat. elegium). 103,19 introducirt] ‚Introduciren‘: einführen (von lat. introducere). 103,19–20 Specimen] Lat.: Probe, Muster. 103,21 Etrurischen Wesen] Für die Kunst des antiken Volkes der Etrusker in Mittelitalien interessierte sich Meyer trotz des im ausgehenden 18. Jahrhundert vorherrschenden Primats griechischer Kunst. Mit ihrer Form- und Farbgebung entsprachen diese etrurischen Kunstwerke nicht in jedem Falle dem klassizistischen Ideal. Meyer bemerkte bei ihrer Betrachtung dennoch Gemeinsamkeiten mit der griechischen Plastik, was in der Folge dazu führt, dass auch die etruskische Kunst in Goethes Zeitschrift „Propyläen“ in zwei Briefen beschrieben wird (vgl. Meyers Beitrag „Ueber Etrurische Monumente“ in: Propyläen 1 (1798), 1. St., S. 66–100). 103,22 was nennen Sie Griechische Werke s p ä t e r e r Z e i t?] Die Frage bezieht sich auf die Stelle im zweiten Bezugsbrief: „Indeßen ein Wort im Vertrauen, ich fürchte sehr die Etrurische Kunst wird wenn wir sie recht besehen Ihr Alterthum Ihre Würde & ihre Originalität großentheils verlieren, alle die Graburnen welche hier vorhanden sind unterscheiden sich bloß durch Vorstellungen & Schrift & durch den Volterranischen Alabaster |viele sind indeß Terra Cotta| von Griechischen Wercken S p ä t e r e r Z e i t aber keinesweges durch Styl“ (H: GSA 28/1045, Bl. 105; vgl. Goethe-Meyer 1, 289). In seiner Antwort wiederholt und bekräftigt Meyer diese Ansicht (vgl. Goethe-Meyer 1, 339–341). 103,23 die Graburnen in der Florentinischen Sammlung] Die Vasen in den Uffizien (Galleria degli Uffizi; heute im Archäologischen Nationalmuseum im Pa-

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lazzo della Crocetta). 1797 erschien Meyers Beitrag über die dortige Graburnensammlung „Nachrichten über die griechischen Vasen aus Briefen [19. Februar 1797]“ in Carl August Böttigers Werk „Griechische Vasengemälde. Mit archäologischen und artistischen Erläuterungen der Originalkupfer“ (1. Bd., 1. H. [Weimar 1797], S. 71–75) und später Meyers Aufsatz „Sammlung von Gefäßen in gebrannter Erde zu Florenz“ (1. Bd., 2. H. [Weimar 1798], S. 1–21). Die Zeitschrift ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 2013). 103,25 die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri] Dazu Meyer im ersten Bezugsbrief: „Es liegt hier ein dicht Beschriebener Bogen, welcher die versprochene Beschreibung von den Zimmern der Prinzeßin Altieri enthält diesen gedachte ich heute beyzuschließen 〈…〉 zudem gehen die Posten hieher und von hier unrichtig, so daß ich Jenes Blatt noch einmahl zurückbehalten will. Denn da ich solches nicht Zeit habe abzuschreiben so wäre es mir unangenehm wenn es verloren gehen sollte“ (H: GSA 28/1045, Bl. 103; vgl. Beilage zu Nr 88). Im zweiten Bezugsbrief stellte er die Beilage für die nahe Zukunft in Aussicht (vgl. Goethe-Meyer 1, 291). Das Konzept mit zahlreichen Korrekturen kam mit Meyers Brief vom 29. Juli 1796 (H: GSA 28/1045, Bl. 120–121; vgl. RA 2, Nr 303). – Gemeint ist eine Beschreibung der Zimmer von Prinzessin Marianne Altieri im Obergeschoss des Palazzo Altieri in Rom, die unter dem Titel „Neueste Zimmerverzierung in Rom“ in das 9. Stück von Schillers „Horen“ 1796 aufgenommen wurde (vgl. zu 12,5). 103,27–28 Von Gotha höre ich 〈…〉 angelangt sey] Ob Meyer tatsächlich seine eigenen Aufzeichnungen dem Transport von Rom über Venedig nach Gotha anvertraute hatte, ist fraglich. Möglicherweise handelte es sich bei dem Römischen Manuscript um eines von Johann Daniel Wilhelm Otto Uhden, der den Transport organisierte. 103,28–29 haben Sie denn 〈…〉 dabey gelassen] Meyer hatte seine Kopie der Aldobrandinischen Hochzeit wieder an sich genommen (vgl. zu 49,23–24). 103,30 ein wunderliches Werk von Diderot Sur la Peinture] Essais Sur La peinture; Par Diderot. A Paris, Chez Fr. Buisson 〈…〉. L’an quatrième de la republique 〈1795/1796〉; die Sammlung mit sieben Aufsätzen zur Malerei und Architektur ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 2398). – Wunderlich: erstaunlich, bemerkenswert (vgl. Grimm 30, 1907). 103,31 das er im Jahr 1765 geschrieben haben mag] Dass Diderot das Werk erst im Juli 1766 beenden konnte, wusste Goethe nicht. Er dürfte bereits die Erstausgabe der „Essais“ gekannt haben: in den von Paris aus handschriftlich verbreiteten Kopien von Friedrich Melchior Grimms Zeitschrift „Correspondance littéraire“ waren sie zwischen 15. Oktober und 15. Dezember 1766 erschienen. Die Zeitschrift zirkulierte auch am Gothaer Hof. 103,31–32 aus der Recension der Ausstellung der Pariser Academie] Die Ausstellungsberichte „Observations sur le salon de peinture de 1765“ (franz.:

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Beobachtungen zum Salon für Malerei 1765) machen den größten Teil der „Essais“ aus. 103,34 Sophisten] Lehrer der Philosophie und Redekunst in der Antike, seit Sokrates synonym für spitzfindige Rhetoriker und Wortverdreher. 104,1 luminosesten] Geistreich, erhellend (vgl. GWb 5, 1325) (von lat. luminosus: lichtvoll, hell). 104,9–10 wenn man Muth genug hätte das Werk zu übersetzen] Goethes kommentierte Übersetzung der ersten beiden „Essais“ (zur Zeichnung und zur Farbe) erschienen in der Zeitschrift „Propyläen“ unter den Titeln „Diderots Versuch über die Mahlerey. Uebersetzt und mit Anmerkungen begleitet“ und „Diderots Versuch über die Malerey. Zweytes Capitel. Meine kleine Idee über Farbe“ (Propyläen 1 [1799], 2. St., S. 1–44, und 2 [1799], 1. St., S. 4–47; vgl. auch WA I 45, 245–322). Goethe arbeitete an der Übersetzung in der Zeit von August 1798 bis Februar 1799. Die Anmerkungen – in Form eines literarischen Streitgesprächs mit dem verstorbenen Verfasser – enthielten Goethes eigene ästhetische Anschauungen, die sich mit denen Diderots nicht deckten. 104,11 controvertiren] Sich streiten, einen Disput führen (vgl. GWb 5, 609) (von lat. controversus: strittig, der Erörterung unterworfen). 104,12–13 schicke ich Ihnen 〈…〉 nächstens zu] In seiner ersten Antwort bekundet Meyer sein Interesse und äußert sich kritisch über die Fähigkeit und Kunst der Franzosen (vgl. Goethe-Meyer 1, 344). 104,15 die Capelle des Masaccio] Die Fresken von Masolino da Panicale und Masaccio in der Cappella der Familie Brancacci aus dem 15. Jahrhundert, in einer Seitenkapelle von Santa Maria del Carmine in Florenz; die 15 großen Bildfelder zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Meyer hatte im ersten Bezugsbrief berichtet, dass ihn dieses Werk am meisten, ja über alle Maßen – vermutlich im Hinblick auf die neue perspektivische Raumauffassung – erstaunt habe: „Alle vernünftige Idee die man sich von einem Gang & steigen der Kunst von gesammelten Erfahrungen von Theorien & Regeln die sich auf jene Erfahrungen gründen. machen kan wird von diesen Bildern möcht ich sagen zernichtet nahe an den Zeiten der Kindheit der Kunst sieht man hier einen Mann aufsteigen der da seine Zeitgenoßen noch mit der Barbarey ringen bloß durch die Kraft überschwenglicher Naturgaben ein gantz Jahrhundert überspringt, und Empirisch jetz das macht was das Nachdencken & die Forschung von 3. 4. oder mehr Generationen beschäftigen wird, es in Regel zu bringen & lehrsätze daraus zu formen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 102; vgl. Beilage zu Nr 88.) 104,17 des neuen Jerusalems] Bildhaft für das Ziel allen Strebens und allen Verlangens. Das Himmlische Jerusalem wird nach der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament (21,9–22,5) am Ende der Zeiten vom Himmel herabkommen. 104,19 das Römische Haus] Das seit 1792 (bis 1797) im Bau befindliche klassizistische Gartenhaus im südlichen Teil des Parks an der Ilm. Goethe betreute im

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Auftrag des Herzogs Carl August die Bauarbeiten, wobei er sich vor allem um künstlerische Aspekte der Gestaltung zu kümmern hatte; vor seiner Abreise nach Italien hatte Meyer ihn dabei unterstützt. – Literaturhinweis: Das römische Haus in Weimar. Hrsg. von Andreas Beyer. München, Wien 2001. 104,19–20 die Seite der Luft und Hünertreppe] Die Nordseite mit einer bogenbrückenartigen Freitreppe vom Obergeschoss zum nördlichen Hof und einer geraden Treppe von diesem Hof bis zum mittleren Weg. Nicht gemeint ist wohl die schmale Felsentreppe, die den Steilhang hinab zum Wasserfall und von dort in die Flussaue und zum Ufer der Ilm führte, wo man mit der Badehausfähre zum Badehaus übersetzen konnte. 104,21 Die Gegenseite nach Belvedere zu] Die Südseite, auf der sich, folgt man der aus der Stadt hinausführenden Allee weiter, das Lustschloss Belvedere mit Park befindet. 104,22 auf oder ab] Von unten, vom Fluss aus, oder von oben, vom Plateau des linken Ilmufers aus, vom Breiten Weg und Vorplatz aus, an dem sich der Haupteingang des Römischen Hauses befindet. 104,23 Das hinterste Zimmer, durch das wir verzweifelten] Wohl der gelbe Salon in der Nordostecke des Römischen Hauses, welches der Herzog ganzjährig als Audienz-, Wohn- und Arbeitszimmer nutzen wollte. Goethe wie Meyer dürfte die üppige Pracht der ersten (1805 umgestalteten) Ausstattung dieses Raumes im Obergeschoss verdrossen haben, die eher dem auf Repräsentation sinnenden Geschmack des Regenten entsprach als den klassizistischen Vorstellungen Goethes und Meyers von einem einfachen Landhaus in der Funktion eines abgeschiedenen Rückzugsortes. In seiner ersten Antwort riet Meyer deshalb mit Blick auf Carl August (nicht ohne Seitenhieb auf den Dresdner Architekten Christian Friedrich Schuricht): „es scheint mir an der Zeit zu sein zu dem Römischen Haus ein Muster vorzuzeichnen & dem Mann der Geschmäcke zu zeigen daß es noch andere als die seinen giebt.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 137; vgl. Goethe-Meyer 1, 339). 104,26 behaglichen] Hier: sinnen- und herzerfeuend (vgl. GWb 2, 252). 104,29 eine große Litaney Fragen über Florenz] Die Fragen in Form einer längeren Liste folgten nicht (vgl. zu 51,10). 104,30 Besuchen Sie ja F i e s o l e] Von seiner Reise in die nordöstlich von Florenz gelegene etrurische Stadt und von ihren Bau- und Kunstwerken aus der Antike, dem Mittelalter und der Renaissance (Dom, Piazza, Bischofspalast, Klöster, Badia Fiesolana, Villen) berichtet Meyer in seinem zweiten Antwortbrief (vgl. Goethe-Meyer 1, 345–349) und im Brief vom 13. Oktober 1796 (vgl. GoetheMeyer 1, 359–362). Die Sommerhitze hatte die Reise bis in die zweite Septemberhälfte hinein verzögert, zudem litt er an Schmerzen am Fußnagel, was er Goethe am 18. September 1796 mitteilte (vgl. Goethe-Meyer 1, 343). – Der zweite Brief von Meyers Abhandlung, „Architectonische Reste“ überschrieben, enthält seine Beschreibung von Fiesole, gedruckt in Goethes Zeitschrift „Propyläen“ (1 [1798], 1.

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St., S. 90–100). Die zugehörige 2. Kupfertafel zeigt Relikte aus der etrurischen Kunst, das Tor von Fiesole, die Widerlager der Stadtmauer und die Hupfbrücke bei Florenz. 104,32 Die Franzosen sind in Nürnberg] Nach dem Abkommen des Fränkischen Kreises vom 7. August 1796 war – abgesehen von den preußischen Verwaltungsgebieten Ansbach und Bayreuth – ganz Franken inzwischen von französischen Truppen besetzt, überall litt die Bevölkerung unter Plünderungen. Am 9. August 1796 rückten die Franzosen in die freie Reichsstadt Nürnberg und ihre Gebiete ein. 104,32–33 Dominus vobiscum in Saecula Saeculorum. Amen!] Lat./spätlat.: Der Herr sei mit Euch in alle Ewigkeit. So sei es! – Anspielung auf traditionelle Gruß- und Segensformeln in der christlichen Liturgie, der Akklamation des Priesters an die Gemeinde, „Der Herr mit Euch“ (nach Ruth 2,4 und 2. Timotheus 4,22), die in der Offenbarung und in den Episteln des Neuen Testaments häufige Wendung „von Ewigkeit zu Ewigkeit“ und die zustimmende Formel der Versammlung zu Gebet und Segen „Amen“.

94. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. August 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 130–131. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 2 S. und 1 Zeile (S. 3 unten) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, S. 3 unten die erläuternde Zeile natürlichen Sohn 〈…〉 Braunschweig. [106,27] egh., Tinte. – Faksimile der 2. Seite: Dialog über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ 4, (26). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 178–181, Nr 205. WA IV 11 (1892), 154–156, Nr 3358 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50, 218). BEIL AG EN

1) „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“ (vgl. zu 105,6). 2) Goethes Gedicht „Der Chinese in Rom“ (vgl. zu 105,30). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 8. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 331). – Schiller antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 334). 105,2 verschiedene Umstände] Vgl. zu 100,18–19. 105,3 wenn ich Sie sehen werde] Goethe kam am 18. August 1796 nach Jena (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17).

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BRIEF 94

105,4 Herkulanischen Entdeckungen] Die römische Stadt Herculaneum am Golf von Neapel wurde wie das nahe gelegene Pompeji durch den Vesuv-Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. verschüttet und Anfang des 18. Jahrhunderts wiederentdeckt. Schiller interessierte sich für Einzelheiten der Ausgrabungen, weil er mit der Arbeit an seinem Gedicht „Pompeji und Herkulanum“ beschäftigt war. 105,6 den Volkmann] Historisch-kritische Nachrichten von Italien, welche eine genaue Beschreibung dieses Landes 〈…〉 enthalten. 〈…〉 zusammengetragen von D. 〈Dr〉 J〈ohann〉 J〈acob〉 Volkmann. 3 Bde. Leipzig 1770–1771. – Das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 2184). Vor allem den 3. Band benutzte Schiller für sein Gedicht (vgl. die Erläuterungen dazu; NA 2 II A, 304–307). 105,7 in der Büttnerischen Bibliothek] Der Naturhistoriker und Sprachforscher Christian Wilhelm Büttner hatte 1783 seine umfangreiche Bibliothek von 14.000 Bänden Umfang an Herzog Carl August verkauft. Dafür erhielt er eine Leibrente und eine Wohnung im Jenaer Schloss, in der ihm seine bereits veräußerten Bücher, katalogisiert und geordnet, zur privaten Nutzung weiterhin zur Verfügung standen. Nach der Übersiedlung von Göttingen nach Jena erwarb Büttner weitere Bücher, zwischen 6.000 und 8.000 Exemplare, darunter über 2.500 Dubletten. Dieser Bestand wurden nach Büttners Tod im Oktober 1801 erstmals von dem Bibliothekssekretär Christian August Vulpius gesichtet, geordnet und systamtisch verzeichnet. Nach 1817 wurde der Großteil der Bücher aus Büttners ehemaligem Besitz in die Bestände der Jenaer Universitätsbibliothek eingegliedert (jetzt Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena). 105,8 Beschreibung von Heracleia] Ausführliche Beschreibung samt hinlänglicher Nachricht von Heracleja oder Hercules-Stadt, welche, nachdem sie 1800. Jahr unter der Erde vergraben gelegen, vor weniger Zeit 〈…〉 wieder entdecket worden, 〈…〉 heraus gegeben von Marchese Don Marcello de Venuti. Anjetzo aus dem Italiänischen ins Teutsche übersetzet. Frankfurt und Leipzig 1749. 105,10 mein Blatt über die Schmetterlinge] Goethe hatte es mit Nr 92 nach Jena geschickt. Es enthielt die Beschreibung des raschen Wachstums der Flügel des Stachelbeerspanners (vgl. zu 100,25). – Schiller schickte das Manuskript mit dem Antwortbrief zurück. 105,11–12 bey andern Schmetterlingen 〈…〉 Schlupfwespen] In Goethes Nachlass sind Notizen über weiterreichende Beobachtungen zur Metamorphose von Schmetterlingen und Schlupfwespen überliefert (vgl. Entomologische Studien; gedruckt in: LA I 10, 168–176). Dazu gehörten Wolfsmilchschwärmer (Deilephila euphorbiae) und Windenschwärmer (Agrius convolvuli). Schlupfwespen sind Parasiten der Schmetterlinge. Sie legen ihre Eier in deren Kokon ab, in dem sich ihre Larven entwickeln. Auch ihre Entwicklung verläuft ‚stetig‘, einem ‚Plan‘ folgend. – Raupenbeobachtungen finden sich auch in Nr 107 (vgl. 123,18–19), Nr 118

AUGUST 1796

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(vgl. 135,19) und Nr 169 (vgl. 192,23). Goethes Studien dazu sind abgedruckt in: LA I 10, 168–193; erläutert in: LA II 9B, 440–456. 105,13 Begriff der S t e t i g k e i t] Vgl. zu 98,21. 105,15 Plan zur Beobachtung] Damit ist Goethes Arbeitsweise beschrieben: genaues Beobachten von Einzelphänomenen, die, gedanklich zu einem Ganzen verbunden, zu einer möglichst lückenlosen Folge zusammengesetzt werden, damit daraus Hypothesen über allgemeine Gesetzmäßigkeiten gebildet werden zu können. Goethe beschäftigte sich im Zeitraum des vorliegenden Bandes wiederholt mit diesen Problemen; in seinem Nachlass haben sich einige einschlägige Texte zur Methodologie erhalten: „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793“ (H: GSA 26/LIX,2; gedruckt in: LA I 8, 305–315; erläutert in: LA II 1B, 1319–1333), „Über die Notwendigkeit von Hypothesen“ (H: GSA 26/LVIII,44; gedruckt in: LA I 11, 35f.; erläutert in: LA II 1B, 1141–1147), „Das reine Phänomen“ (H: GSA 26/LIX,9,2, Bl. 11–12; gedruckt in: LA I 11, 39f.; erläutert in: LA II 1B, 1154–1158), „Beobachten und Ordnen“ (H: GSA 26/LIX,9,2; gedruckt in: LA I 11, 44f.; erläutert in: LA II 1B, 1175–1178). 105,16 Bemerkung] Hier im Sinne von ‚Wahrnehmung‘, ‚Beobachtung‘ (vgl. GWb 2, 364). 105,18–19 meine vielen, ungeschickten Collectaneen] Auch dies gehörte zu Goethes Arbeitsprinzip: Sammeln und Aufbewahren von Notizen, Artefakten und Präparaten, die später, oft mehrfach durchgesehen und geordnet, Grundlage übergreifender Texte wurden. 105,21 Der Roman] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, an deren Abschluss Goethe arbeitete. Das letzte Manuskript ging am 26. August 1796 zum Druck (vgl. GT II 1, 78). 105,21–25 Ich habe 〈…〉 zu zeigen.] Schiller hatte sich in Briefen vom 28. Juni, 2. Juli, 3. Juli, 5. Juli, 8. Juli und 11. Juli 1796 (vgl. NA 28, 232–234, 235–247, 251–261) ausführlich über das 8. Buch des Romans geäußert. Dabei war er über Detailkritik zu grundsätzlichen Einwänden gekommen, den „Id e e n Innhalt“ (Schillers Brief vom 8. Juli; NA 28, 254) und den „philosophischen Gehalt des Werkes“ (Schillers Brief vom 9. bis 11. Juli; NA 28, 258) betreffend (vgl. zu 84,10–11, 84,12 und 87,14–15). Während Goethe einigen konkreten Hinweisen Schillers nachging (vgl. etwa die Beilage zu Nr 77), gestattete es die Verschiedenheit ihrer Naturen Goethe nicht, die grundsätzliche Konzeption des Romans Schillers Vorstellungen anzupassen. Deshalb legte er Schiller die überarbeitete Fassung des 8. Buches nicht mehr vor (vgl. zu 85,30–31) und beendete mit dem vorliegenden Brief die Diskussion um „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Schiller akzeptierte dies in seinem Antwortbrief: „In Absicht auf den Roman thun Sie sehr wohl, fremden Vorstellungen, die sich Ihrer Natur nicht leicht assimilieren lassen, keinen Raum zu geben.“ (NA 28, 281.) Goethe fand später (wenn Johann Peter

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BRIEF 95

Eckermann ein Gespräch vom 23. März 1829 richtig wiedergibt), Schiller habe zu den Menschen gehört, „die zu sehr von der Idee ausgehen. Auch hatte er keine Ruhe und konnte nie fertig werden, wie Sie an den Briefen über den W i l h e l m M e i s t e r sehen, den er bald so und bald anders haben will. Ich hatte nur immer zu thun, daß ich fest stand und seine wie meine Sachen von solchen Einflüssen frey hielt und schützte.“ (Eckermann, Gespräche 2, 88f.) 105,25 Verschiedenheit unserer Naturen] Über den Gegensatz zwischen einem ‚Realisten‘ und einem ‚Idealisten‘ vgl. zu 84,12. 105,27 sich über das Ganze erklären] Im seinem Brief vom 19. Oktober 1796 urteilte Schiller nach der Lektüre der gedruckten Fassung des Romans: „Ihre Veränderungen finde ich zureichend und vollkommen in dem Geiste und Sinne des Ganzen. 〈…〉 Meine Grille mit etwas deutlicherer Pronunciation der H a u p tIdee abgerechnet wüßte ich nun in der That nichts mehr, was vermißt werden könnte.“ (NA 28, 314.) Vgl. Schillers Brief an Goethe vom 23. Oktober 1796 (NA 28, 316f.) und vom 20. Oktober 1797 (NA 29, 148–150). 105,30 ein kleiner Beytrag] Goethes parodistisches Gedicht „Der Chinese in Rom“, das an Jean Paul adressiert war. Es erschien in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (S. 110f.; WA I 2, 132). 106,1–2 eine arrogante Aeusserung des Herrn Richters] Richter hatte am 3. August 1796 an Carl Ludwig von Knebel geschrieben: „Ihre Elegien erhielt ich die vorige Nacht richtig und gut kondizioniert; als ich aber aufwachte, erschrak ich sehr, weil Träume allemal das Gegentheil bedeuten. Jezt indes braucht man einen Tyrtäus mehr als einen Properz. Die Oesterreicher haben sich in lauter schnelfüssige Achilles verwandelt 〈…〉.“ (Jean Pauls Sämtliche Werke III 2, 227.) Aus der Briefstelle geht hervor, dass Richter, der von Knebels Übersetzung der Elegien des Properz geträumt hatte, wohl in erster Linie eben diesen und nicht Goethe im Blick hatte, als er in Anspielung auf den Krieg zwischen Österreich und Frankreich Tyrtaios, den griechischen Dichter von Kriegsliedern, für zeitgemäßer hielt als Properz, den römischen Dichter von Liebes-Elegien. Trotzdem bezog Goethe, den Schiller in seinem Aufsatz „Die sentimentalischen Dichter“ im 12. „Horen“-Stück 1795 als Autor der „Römischen Elegien“ den „d e u t s c h e n P r o p e r z“ (S. 44; NA 20, 465) genannt hatte, Richters Äußerung auf sich. Knebel hatte ihm Richters Brief zu lesen gegeben (vgl. Knebels Brief an Goethe, 6.? August 1796; H: GSA 28/14 [vgl. RA 2, Nr 326]). 106,4 was Humbold schreibt] Schiller hatte nach Empfang von Wilhelm von Humboldts Brief vom 2. August 1796 (NA 36 I, 290–292) im Bezugsbrief angekündigt, Humboldt werde eine Reise nach Norddeutschland machen und u.a. „die Freunde und Feinde in Eutin und Wandsbeck besuchen und uns allerley kurzweiliges zu melden haben.“ (NA 28, 280.) Gemeint waren Johann Heinrich Voß und Johann Georg Schlosser in Eutin sowie Matthias Claudius und Friedrich Heinrich Jacobi in Wandsbek, allesamt Adressaten der „Xenien“.

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106,5 Legationsrath M a t t e i] Carl Matthaei, der von 1776 bis 1793 Sekretär Maria Antonia von Branconis war und Lehrer Carl Anton Ferdinand von Forstenburgs, eines Sohnes des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel und der Branconi, hielt sich im Sommer 1796 einige Wochen in Weimar auf. Am 9. August hatte er Goethe mitgeteilt, er werde am 13. nach Jena weiterreisen (vgl. RA 2, Nr 333). Er brach schließlich bereits am 12. August auf (vgl. seinen Brief an Goethe vom selben Tag; RA 2, Nr 337). 106,8 Frau von Brankoni] Goethe hatte sie im Oktober 1779 auf seiner zweiten Schweizer Reise in Lausanne kennen gelernt (vgl. GB 3 II B, zu 323,26). 106,8 attachirt] ‚Attachiren‘: binden, verbinden (von franz. attacher).

95. An Friedrich Schiller

Weimar, 13. August 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 135–136. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 185–188, Nr 208. WA IV 11 (1892), 158–160, Nr 3360. 2) Beilage 1 (vgl. zu 107,11): H (K?): GSA Weimar, Sign.: 28/1049. – Doppelblatt 20,8 × 34,1 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd. (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. E: Eine Ergänzung des Goethe-Schillerischen Briefwechsels, eine bislang unbekannte Übersetzung Goethes. In: GJb N. F. 20 (1934), 71–83, hier 79f. (Max Hecker). 3) Beilage 2: Druckanweisung für Goethes Gedicht „Die Eisbahn“ (vgl. zu 106,16). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 10. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 334) und vom 12. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 338). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 15. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 340). 106,11 Ihre freundliche Zuschrifft] Der zweite Bezugsbrief. 106,11–12 den ersten Bogen des Almanachs] Schiller hatte die Bogen A–C des (im Duodez-Format erscheinenden) „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (S. 1–72) überschickt (vgl. Schillers Brief vom 12. August 1796; NA 28, 282). 106,14 staatliches] So auch in E; trotzdem vermutlich (nicht korrigierter) Hörfehler; es sollte wohl ‚stattliches‘ heißen (vgl. Schiller-Goethe4 1, 171).

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BRIEF 95

106,16 die E i s b a h n] Nicht überlieferter Gedichtzyklus Goethes, der ursprünglich vermutlich auf dem ersten Druckbogen stand, erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ auf dem sechsten und siebten Bogen (S. 143–145). Die von Goethe im Folgenden geäußerten Wünsche zur Druckgestaltung wurden berücksichtigt. Statt eines Strichs sorgte jeweils ein vergrößerter Durchschuss dafür, dass die 16 Distichen als separate Monodistichen erkennbar waren. Goethe nahm sie später mit dem Titel „Winter“ in seinen Zyklus „Vier Jahreszeiten“ auf (vgl. WA I 1, 358–360). 106,17–18 die zwey einzelnen Distichen am Ende] In der Ende Juni 1796 angefertigten Reinschrift h8 (Schmidt/Suphan, 221f.: Hb; vgl. NA 2 II A, 337) bilden die Epigramme „Mittelalter“ und „Die Individualität“ den Schluss der zur „Eisbahn“ gehörenden Distichen (vgl. Schmidt/Suphan, 18, Nr 154f.). Ob diese hier gemeint sind oder zwei andere, selbstständige Monodistichen, konnte nicht ermittelt werden. 106,18 daran] Vielleicht Hörfehler für davon (E). 106,21 noch einige hinzugethan] In der Reinschrift h8 (Hb) bestand „Die Eisbahn“ nur aus 12 Distichen. Möglicherweise kamen jetzt vier weitere hinzu, die zuvor fehlten, das 4., 5., 14. und 15. Distichon des Zyklus, überliefert in dem Konvolut h6–7 (vgl. NA 2 II A, 337; GSA 25/W 686 12 f, g, m, n). 106,23 Sophie Mereau hat sich recht gut gehalten.] Sophie Mereau, Frau des Juraprofessors Friedrich Ernst Carl Mereau in Jena, war eine eifrige Beiträgerin nicht nur zu Schillers Almanachen, sondern auch zu den „Horen“ (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“; S. 533–542 im vorliegenden Band). Von ihr stammen die Gedichte „Andenken“ (S. 57f.) und „Die Landschaft“ (S. 147–151) im Almanach für 1797. 106,23–24 Der Imperativ] In Johann Gottfried Herders Gedicht „Die verschiedene Weise der Moral“ (Musen-Almanach, S. 25–27) wird Kritik an Kants als rigide empfundener Pflichtethik geübt: „Auf offnem Markte mit Gebieterton / Erschien in Herrscherpracht der Gott I m p e r a t i v u s.“ (V. 1f.) Diesem wird „die sanfte Menschenliebe“ (V. 16) entgegengestellt, deren „sanfte Stimme“ (V. 26) wirkungsvoller sei als das laute „Trommeln“ (V. 25) des befehlenden Gottes. 106,25 Pöesie] Verschrieben für ‚Poësie‘. 106,26–27 das Gedicht von Conz] „Die Musen“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 42–49) von Schillers Jugendfreund Carl Philipp Conz. 106,27–107,1 die Kobolde] Mit Bezug auf das Gedicht „Königin Kobold“ von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer (ebd., S. 63–65). 107,3 Romanze] Goethe braucht den Begriff weitgehend synonym mit dem der Ballade. Diese Gattung bildet erst im folgenden Jahr im so genannten ‚BalladenAlmanach‘ einen Schwerpunkt. 107,5 künftigen Mittwoch] Am 17. August 1796. Goethe kam am Tag darauf nach Jena (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17).

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107,5 manches überstanden] Vgl. zu 100,18–19. 107,6–7 das Achte Buch nochmals schicke] Goethe sandte den Abschluss seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ nicht mehr nach Jena (vgl. zu 85,30–31 und zu 105,21–25). 107,8–9 zu 2 Bänden erweitern] Dies geschah nicht, auch nicht bei der Neuveröffentlichung des Romans in Goethes Werkausgaben von 1806, 1816 und 1828/1830. 107,11 zu beyliegender Wundergeschichte] Vgl. die im Textband abgedruckte Beilage. – Johann Heinrich Meyer hatte seinem Brief vom 19. bis 21. Juli 1796 „ein Zeitungsblatt“ beigelegt (H: GSA 28/1045, Bl. 112; vgl. Goethe-Meyer 1, 297). Es stammt aus der in Florenz erscheinenden „Gazzetta universale: o sieno notizie istoriche, politiche, di scienze, arti, agricoltura ec.“ (Bd 23, Nr 58 vom 19. Juli 1796, S. 463; ital.: Allgemeine Zeitung oder Nachrichten aus Geschichte, Politik, Wissenschaften, Künsten, Landwirtschaft usw.). Offensichtlich diktierte Goethe seinem Schreiber eine Übersetzung des Artikels und korrigierte sie eigenhändig. Ob Goethe diese Fassung auf Folioblättern an Schiller schickte oder eine Reinschrift davon, ist ungewiss. Da eine solche jedoch nicht überliefert ist, wird hier die Übersetzung in ursprünglicher Form als Beilage wiedergegeben. (Literaturhinweis: Max Hecker: Eine Ergänzung des Goethe-Schillerischen Briefwechsels, eine bislang unbekannte Übersetzung Goethes. In: GJb N. F. 20 [1934], 71–83.) – Über die ‚Wundergeschichte‘ berichteten auch deutsche Zeitungen, z.B. die „Kurfürstlich gnädigst privilegirte Münchner-Zeitung“ (vom 2. August 1796, S. 634), die ebenfalls eine Übersetzung des Artikels aus der „Gazzetta universale“ brachte. 107,13 das Mandat] In einem zweiten ebenfalls von Goethe übersetzten Artikel, dessen vollständige Übersetzung dem Brief an Schiller vom 16. August 1796 (Nr 96) beigelegt wurde, wird von einer Verlautbarung der päpstlichen Regierung berichtet, in welcher feindselige Akte gegen Unterhändler der französischen Invasionstruppen unter Napoleon, die erwartet wurden, mit strengen Strafen belegt wurden. Vgl. Beilage zu Nr 96. 107,15 Quirinal] Verwaltungsgebäude des Kirchenstaates. 107,18 Transport der Kunstsachen] Frankreich forderte, Italien solle u.a. Kunstwerke ausliefern als Gegenleistung für einen Waffenstillstand. Im November-Heft des „Neuen Teutschen Merkur“ 1796 berichtete Carl Ludwig Fernow in einem Beitrag „Ueber die Kunstplünderungen in Italien und Rom“ (S. 249– 279) und druckte ein 232 Stücke umfassendes Verzeichnis der geraubten Kunstschätze ab (S. 256–268). Weitere Listen veröffentlichte das „Journal des Luxus und der Moden“ im September-Heft (Erstes Verzeichniß der Kunst- und Alterthumsschätze, die von den Franzosen aus der Lombardey nach Paris geschickt worden sind; S. 465–470) und im November-Heft (Ueber die von den Franzosen angezeichneten, aber noch nicht entführten Kunstwerke in Rom und im Kirchenstaate; S. 560–568).

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BRIEF 96

107,20 Meyer hat geschrieben] Johann Heinrich Meyers Brief vom 19. bis 21. Juli 1796 aus Florenz (RA 2, Nr 285; vgl. Goethe-Meyer 1, 291–298). 107,21 Madonna della Seggiola] Vgl. zu 102,19–20. 107,22 Bildes von Michelange] Michelangelos Gemälde „Die heilige Familie“ (1506–1508) in den Uffizien: „Maria Sitzt auf der Erde hinter ihr der Hlge Joseph welcher das Kind hält & es der Muter über ihre Schulter herein zureicht 〈…〉.“ (Brief Meyers, 19. bis 21. Juli 1796; H: GSA 28/1045, Bl. 111; vgl. GoetheMeyer 1, 293.) Ob Meyer eine Kopie anfertigte, konnte nicht ermittelt werden. Es ist aber unwahrscheinlich, denn „die Arbeit ist weitlaüftig. und es frägt sich ob denn am Ende eine Zeichnung die keinen gar großen Efeckt von Weiß & schwarz machen wird einen Werth behält welcher der Mühe & dem Aufwand die Sie kostet angemeßen ist“ (H: GSA 28/1045, Bl. 111; vgl. Goethe-Meyer 1, 294). 107,23 mein nächstes Kommen] Obwohl er den Plan einer (dritten) Reise nach Italien seit Längerem erwog (vgl. GB 10 II, zu 157,5), reiste Goethe wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien während des Ersten Koalitionskriegs mit Frankreich nicht dorthin. 107,24–25 wie unsere Politica stehen] Sachsen und Thüringen blieben vom Krieg mit Frankreich verschont. Unter dem Datum des vorliegenden Briefes, am 13. August 1796, kam in Erlangen ein Waffenstillstandsabkommen zwischen Frankreich und dem Obersächsischen Kreis zustande; später folgte ein Neutralitätsvertrag (vgl. zu 93,12, zu 93,18 und zu 93,31–32). 107,25–27 Das Sächsische Contingent 〈…〉 eine Gestalt hat] Vgl. zu 93,13 und zu 93,18. 108,3 in Ancona] Dort, in der Hauptstadt der italienischen Region Marken, erlebte der österreichische Orientalist Joseph Freiherr von Hammer(-Purgstall) im Jahr 1825 die Feier des Jahrestags des Marienwunders: „Ich bestieg den Hügel, auf dem die Nische des Madonnenbildes steht, auf dessen kristallene Augen ein so magischer Schimmer des Lampenlichtes fiel, daß es nicht vieler Einbildung bedurfte, um eine Bewegung der Augen zu sehen.“ (Erinnerungen aus meinem Leben 1774–1852. Hrsg. von Karl-Maria Guth. Berlin 2014, S. 207.) 108,7 Madonna del Archetto] Um 1690 entstandenes Gemälde von Domenico Muratori in der Cappella della Madonna dell’Archetto (Chiesa di Maria Causa Nostrae Laetitiae), der kleinsten Marienkirche Roms. 108,15–16 St. Maria del popolo] Die Basilika befindet sich an der Piazza del Popolo. 108,16 S. M. in Vallicella] Die Kirche Santa Maria in Vallicella an der Piazza della Chiesa Nuova. 108,16 S. Marcello] Die Kirche San Marcello (al Corso) an der Piazza di San Marcello.

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108,16 degli agonizzanti] Die Kirche Santa Maria degli Agonizzanti (der Sterbenden) an der Piazza di Pasquino. 108,16 de’ buon Fratelli] Vermutlich die zum Hospital der Fatebenefratelli (Barmherzigen Brüder) gehörige Kirche San Giovanni Calibita (nach dem heiligen Johannes Kalybites aus dem 5. Jahrhundert) auf der Tiberinsel. 108,18–19 Bild der Madonna 〈…〉 den Nahmen hat] Das Bildnis der Madonna dell’Arco dei Pantani in einer Mauernische in der Via Baccina. 108,21 Ihro Heiligkeit] Papst Pius VI. 108,24 Cardinal Vicarius] Giulio Maria Conte della Somaglia. – Der Kardinaloder Generalvikar Seiner Heiligkeit für das Bistum Rom hatte als Stellvertreter des Papstes in dessen Eigenschaft als Bischof von Rom sowohl die geistliche als auch die politische Leitung des Bistums inne. 108,25 6 Hauptkirchen] Im Allgemeinen wird von sieben Hauptkirchen Roms gesprochen: die vier Patriarchalbasiliken San Pietro (Peterskirche), San Giovanni in Laterano, Santa Maria Maggiore, San Paolo fuori le mura sowie ferner San Lorenzo fuori le mura, Santa Croce in Gerusalemme, San Sebastiano alla catacombe. – In der italienischen Vorlage (vgl. zu 107,11) ist von „6. primarie Piazze“ die Rede, also von ‚sechs Hauptplätzen‘. 109,1 Rosenkranzes] Vielgliedrige Gebetskette in Gestalt einer Perlenschnur zum Beten des Rosenkranzgebets, eines Gebetszyklus, der im Wesentlichen aus fünf ‚Gesätzen‘ besteht, in denen jeweils ein „Vater unser“ und zehn „Gegrüßet seist du, Maria“ gebetet werden. 109,2 Litaneyen] In der italienischen Vorlage (vgl. zu 107,11) heißt es auch nur allgemein „Litanie“; gemeint ist vermutlich die ‚Lauretanische Litanei‘ (nach dem italienischen Wallfahrtsort Loreto in der Nähe von Ancona), in der die Jungfrau Maria angerufen wird.

96. An Friedrich Schiller

〈Weimar〉, 16. August 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 138–139. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Grußformel (Leben Sie recht wohl. [110,12–13]), egh. Datum und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 190–192, Nr 210. WA IV 11 (1892), 161f., Nr 3362.

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2) Beilage 1 (Text; vgl. zu 109,21): H: GSA Weimar, Sign.: 28/1049. – Doppelblatt 20,8 × 34,6 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. E: Eine Ergänzung des Goethe-Schillerischen Briefwechsels, eine bislang unbekannte Übersetzung Goethes. In: GJb N. F. 20 (1934), 71–83, hier 80–83 (Max Hecker). 3) Beilage 2: Probedrucke von Kupferstichen für Schillers „Horen“ (vgl. zu 109,9). 4) Beilage 3: Zwei Briefe von Johann Friedrich Cotta an Schiller (vgl. zu 109,12). 5) Beilage 4: Pierre Augustin Caron de Beaumarchais’ Komödie „La mère coupable“ (vgl. zu 109,20). 6) Beilage 5: Manuskript eines ‚Märchens‘ von Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 109,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 15. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 340). – Wegen Goethes bevorstehender Ankunft in Jena antwortete Schiller nicht. – Der Brief kreuzte sich mit einem nicht überlieferten Brief Schillers vom selben Tag (vgl. Schillers Kalender, 39). Postsendungen: 16. August 1796 (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). 109,7 Künftigen Donnerstag Abend] 18. August 1796. Goethe blieb mit Unterbrechungen bis zum 5. Oktober in Jena. 109,9 Aetzdrücke zu der Hirtischen Abhandlung] Sie stammten vom Weimarer Kupferstecher Thomas Starcke und waren für Kupferstiche zu dem Beitrag „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino“ von Aloys Hirt in den „Horen“ bestimmt (vgl. zu 61,7). – Ein Ätzdruck ist ein erster Abdruck von der Kupferplatte vor deren Feinkorrektur (vgl. GWb 1, 899). Anhand dieses Abdrucks arbeitet der Kupferstecher die Platte mit dem Grabstichel oder dem Schabeeisen nach (vgl. Krünitz 56, 418). 109,12 Die Cottaischen Briefe] Cottas Briefe an Schiller vom 5. August 1796 (NA 36 I, 292f.) und 8. August 1796 (NA 36 I, 299), in denen es um die militärische Lage in Schwaben (vgl. zu 99,4), das Erscheinen des aktuellen „Horen“Hefts (7. Stück 1796) und den Druck des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ geht. Schiller hatte sie mit dem Bezugsbrief übersandt. 109,12–13 Eine Kupferblatte zum Deckel des Musenalmanachs] Vermutlich ist nicht ‚Deckel‘, sondern die ‚Decke‘ des kommenden „Musen-Almanachs“ gemeint. – Cotta hatte im Brief an Schiller vom 8. August 1796 den Vorschlag gemacht, den Umschlag wegen der „KriegsUnruhen“ (NA 36 I, 299) und der da-

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Abb. 6: „Musen-Almanch für das Jahr 1797“ (zu Nr 96) Umschlag, Vorderseite, gestochen von Thomas Starcke

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mit verbundenen Transportprobleme in Weimar anfertigen zu lassen (der „MusenAlmanach für das Jahr 1796“ war in Neustrelitz noch bei Salomo Michaelis erschienen). Wie von Goethe im Folgenden angedeutet, wurde der Umschlag mit von ihm selbst erfundenen Blüten- und Fruchtranken mit Thyrsosstäben als Bordüre (mit einem lorbeergekrönten Apollo-Haupt im Strahlenkranz am oberen und einer Urne mit Opferflamme am unteren Rand) und (statt des von Goethe zunächst vorgesehenen Xenions) folgendem Titel in dem zentralen Schild der Vorderseite versehen: „SHILLERS. / ALMANACH. / FYR. / MDCCXCVII.“ Die Rückseite hat die gleiche ornamentale Dekoration; das Mittelfeld ist jedoch leer. Gestochen wurde der Umschlag ebenfalls von Thomas Starcke (vgl. Corpus VI B, 111, E 20). Vgl. Abb. 6 im vorliegenden Band. 109,14 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 109,20 La Mère Coupable.] Goethe hatte die Komödie von Beaumarchais für Louise von Göchhausen von Schiller ausgeliehen (vgl. zu 97,9). 109,21 Ein P u b l i k u m] Möglicherweise Hörfehler für ‚Publicandum‘ oder ‚Publicatum‘ (von spätlat. publicare: öffentlich bekannt machen); in E allerdings nicht korrigiert. – Gemeint ist die als Beilage im Anschluss an den vorliegenden Brief abgedruckte Übersetzung Goethes aus der in Florenz erscheinenden „Gazzetta universale“ (Bd 23, Nr 58, 19. Juli, S. 463f.; vgl. zu 107,11). Ob Goethe diese Fassung an Schiller schickte oder eine Reinschrift davon, ist ungewiss. Da eine solche jedoch nicht überliefert ist, wird hier die Übersetzung in ursprünglicher Form als Beilage wiedergegeben. 109,21–22 mit jenen Wundergeschichten] Sie betrafen Bilder von Madonnen in Rom und anderen italienischen Städten, die ihre Augen bewegten (vgl. die Beilage 1 zu Nr 95 und die Erläuterungen dazu). 109,23 Ein nagelneues Mährchen] Das von Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg in französischer Sprache verfasste Märchen „Princesse Perruche“ (franz. perruche: Wellensitich; Schnattergans [o. ä]). Goethe wollte eine Übersetzung vornehmen, die aber nicht zu Ende gebracht wurde, obwohl der Prinz wiederholt mahnte. Nachdem er am 25. November und am 10. Dezember 1797 dringend um Rückgabe gebeten hatte (vgl. RA 2, Nr 1025; RA 2, Nr 1046), schickte Goethe das Manuskript mit einem (nicht überlieferten) Brief vom 18. Dezember 1797 zurück (vgl. WA IV 12, 460; weiterhin den Dankbrief von Prinz August vom 20. Dezember 1796; RA 2, Nr 1060). Weder das Märchen noch Fragmente der Übersetzung sind überliefert. 109,26 die democratische Tendenz] Der mit der Französischen Revolution sympathisierende Prinz August spricht sich in seinem Märchen für die Selbstaufhebung der Monarchie aus. Die Titelheldin bleibt nur vorübergehend Königin, um eine ‚demokratische‘ Neuordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu ermöglichen: „Meine Prinzessinn that, was Ludwig der XVI hätte thun sollen, und was vielleicht auch seine Absicht war, wenn ihn nur seine Brüder und die Ausgewander-

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ten nicht daran gehindert hätten 〈…〉.“ (Prinz Augusts Brief an Goethe, 29. September 1796; GJb 94 [1977], 296; vgl. RA 2, Nr 373.) – Literaturhinweis: Irmtraut Schmid: Ein verschollenes Gegenstück zu Goethes „Märchen“. In: GJb 94 (1977), 286–303. 110,3 Das Achte Buch 〈…〉 abgehen] Am 26. Juni 1796 hatte Goethe das Manuskript des 8. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zur Durchsicht an Schiller geschickt (vgl. zu 77,4) und nach dessen ausführlicher Kritik (vgl. zu 80,10–11 und zu 84,10–11, ferner die Beilage zu Nr 77) am 20. Juli mit der Überarbeitung begonnen (vgl. GT II 1, 75). Die bearbeitete Fassung wollte er Schiller ursprünglich noch einmal zeigen. Obwohl er sich anders entschied, schickte Goethe das Manuskript nicht von Weimar aus, sondern erst am 26. August von Jena aus zum Druck (vgl. GT II 1, 78). Möglicherweise erhielt Schiller also doch noch Einblick. 110,6 Debauche] Ausschweifung (von franz. débauche). 110,9 Ihre Familiennachrichten] Im Bezugsbrief hatte Schiller von der schweren Erkrankung seines Vaters berichtet. Johann Caspar Schiller starb am 7. September 1796. 110,11 Ihre Frau Schwägerin] Caroline von Wolzogen war mit ihrem Mann Wilhelm von Wolzogen vom 4. bis zum 6. August bei Schiller zu Gast gewesen. Am 12. August waren sie erneut in Jena (vgl. Schillers Brief vom 12. August 1796; NA 28, 282). Caroline war die Tochter von Louise von Lengefeld in Rudolstadt, einer Freundin Charlotte von Steins. Über sie kannte Goethe die Familie seit vielen Jahren (vgl. Charlotte von Steins Brief an Louise von Lengefeld, 5. Oktober 1782; Charlotte von Schiller 2, 252f.). 110,12 Ihren Herrn Schwager] Wilhelm von Wolzogen, württembergischer Legationsrat, bemühte sich um eine Anstellung in sachsen-weimarischen Diensten. Im Dezember wurde er, auch dank Goethes Fürsprache, weimarischer Kammerherr. 110,16 Aus der Florentinischen Zeitung.] Vgl. zu 109,21. 110,18 Cavalier Azara] José Nicolás de Azara, spanischer Gesandter beim Heiligen Stuhl. 110,23 Cardinal Zelada] Francesco Saverio de Zelada, Kardinalstaatssekretär unter Pius VI. 110,25 Beschlusses] Nach der Einnahme von Bologna und Ferrara durch französische Truppen war am 23. Juni 1796 ein Waffenstillstand geschlossen worden, „auf sehr harte Bedingungen 〈…〉, vermöge deren die französische Armee im Besitz der Provinzen B o l o g n a und F e r r a r a bleiben, auch F a e n z a und die Citadelle von A n c o n a besetzen, und der Pabst 100 der schönsten Gemählde und Statuen, 500 ausgesuchte Manuscripte, 21 Mill. Livres baares Geld 〈vgl. zu 93,24–25〉 liefern, den französischen Truppen freyen Durchzug durch seine übrigen Staaten gestatten, und ihren Feinden seine Häfen verschließen sollte.“ (Kurze Staaten-Geschichte des Jahres 1796 als zweyter Theil der National-Zeitung der

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BRIEF 97

Teutschen. Hrsg. von Rudolph Zacharias Becker. Gotha 1797, Sp. 280.) Am 28. Juli kamen französische „Commissarien“ in die Stadt, um die Kunstwerke auszuwählen. „Das römische Volk war über die Beraubung dieser Schätze so aufgebracht: daß die Commissarien ihres Lebens kaum sicher waren, und durch Militair geschützt werden mußten. Auch wurden mehrere Personen, welche sie thätlich angegriffen hatten, arretirt und zwey davon zur Galeerenstrafe verurtheilt.“ (Sp. 281.) 110,27 festen beständigen Frieden] Anderthalb Jahre später besetzten französische Truppen den Kirchenstaat und riefen am 15. Februar 1798 die Republik Rom aus. Pius VI. wurde abgesetzt und verbannt. Er starb im August 1799 in Frankreich. 110,28 bedingt] Vereinbart (vgl. Adelung 1, 782). 111,1 seiner Heiligkeit] Papst Pius VI. 111,2 Commissarien] Beauftragte (von lat. committere: anvertrauen). 111,8 Jus gentium] Lat.: Recht zwischen Völkern und Staaten. 111,13 Ordnug] Versehentlich für ‚Ordnung‘. 111,13 um] Hörfehler für ‚und‘; in der italienischen Vorlage heißt es: „e la pace comune“. 112,12 Infamie] Ehrlosigkeit (lat. infamia: Schande). 112,15 sträcklich] Unverzüglich; energisch (vgl. Grimm 19, 600); in der italienischen Vorlage heißt es „rigorosamente“ (streng). 112,28 Übrigens] Im Übrigen. 113,2 Verehrung] Geschenk (vgl. Grimm 25, 271); in der Vorlage heißt es „premio“ (Preis). 113,2 500 Scudi] Scudo: Der „neue römische Scudo (scudo romano nuovo)“, eine silberne Münze im Kirchenstaat, entsprach an Wert etwa 1 Reichstaler und 9 Groschen (vgl. Neu eröfnete Academie der Kaufleute, oder encyclopädisches Kaufmannslexicon 〈…〉. Sechster und letzter Theil. Leipzig 1801, Sp. 23; vgl. GB 7 II, XLVIII).

97. An Friedrich Schiller Weimar, 17. August 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 140–141. – Doppelblatt 16,4(–16,6) × 20,5 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Reste einer Verschlussoblate und quer beschr. Adresse: Des / Herrn Hofrath Schillers / Wohlgebl. / nach / J e n a. / f r a n k. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 193f., Nr 211. WA IV 11 (1892), 162f., Nr 3363.

AUGUST 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Schillers vom 16. August 1796 (vgl. Schillers Kalender, 39). – Schiller antwortete nicht; Goethe kam am 18. August 1796 nach Jena. 113,8–9 Ob wir gleich 〈…〉 bey Ihnen zu seyn] Goethe spielt auf die unsichere politische Lage an, die ihn ebenso beschäftigte wie Studien zur Metamorphose des Schmetterlings, die Fertigstellung seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ sowie Ilmenauer Bergbauangelegenheiten, mit denen er noch am Vortag seiner Abreise zu tun hatte (vgl. zu 100,18–19 und zu 100,23–24 sowie Nr 98). 113,10 tabulas votivas] Akkusativ Plural von lat. „Tabulae votivae“. Unter diesem Titel erschienen im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ die ‚ernsthaften‘, d.h. nicht polemischen Distichen, getrennt von den eigentlichen „Xenien“. Die „Tabulae votivae“ behandeln philosophische, literarische und poetologische Themen. 113,11 trefflichen Effect] Für Christian Gottfried Körner waren die „Tabulae votivae“ ein „herrlicher Genuß“ (Brief an Schiller, 11. bis 14. Oktober 1796; NA 36 I, 345), Wilhelm von Humboldt empfand „großen Respect“ (Brief Schillers an Goethe, 23. Oktober 1796; NA 28, 316), Gotthard Ludwig Kosegarten nannte sie „geflügelte Siebenweisensprüche“ (Brief an Schiller, 15. Dezember 1796; NA 36 I, 406). In der öffentlichen Kritik wurden sie unterschiedlich beurteilt; Friedrich Schlegel fand, die Distichen seien „nicht sowohl Gedanken der Art, die aus dem Leben entsprungen, ihren Eigenthümer auch wieder, wie lebendige Freunde, durchs Leben begleiten, als versifizirte Antithesen und Gemeinplätze, die von den Vorposten oder aus dem Train irgend einer philosophischen Rede desertirt zu sein scheinen.“ (Deutschland. 10. Stück. 4. Band. Berlin 1796, S. 87f.; vgl. Fambach 2, 334.) 113,13 güter] Schreibversehen. 113,13 Philister] Im Verständnis des 18. Jahrhunderts: ein pedantischer, beschränkter Mensch (vgl. Grimm 13, 1827; Goethe-Wortschatz, 478); ursprünglich Name eines nichtsemitischen Volkes an der Küste Palästinas. 113,13 Matz] Ein einfältiger Mensch (vgl. Grimm 12, 1769). 113,17 gewisser Arbeiten] In Nr 95 hatte Goethe zu einigen Almanach-Beiträgen kritische Anmerkungen gemacht (vgl. 106,23–107,2). Möglicherweise war im nicht überlieferten Bezugsbrief davon die Rede. 113,21–22 indem man ihn zum besten hat] Ähnlich in Goethes Brief an Schiller vom 21. November 1795 (GB 10 I, Nr 180, hier 186,26–30). 113,24–25 Da ich den Roman los bin] Am Vortag hatte Goethe das 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zu Ende gebracht: Schluß des Romans revidirt. (GT II 1, 77.) Das Manuskript nahm er mit nach Jena und schickte es am 26. August 1796 von dort aus zum Druck nach Berlin. 113,25 tausend andern Dingen] Dazu gehörte das Versepos „Herrmann und Dorothea“, mit dessen Ausarbeitung Goethe laut Tagebuch am 11. September 1796 begann: Anfang die Idylle zu versificiren. (GT II 1, 79.) Das Werk

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BRIEFE 98/99

wurde im Juni 1797 fertig; am 13. Juni 1797 schickte Goethe das Manuskript des letzten Gesangs an Carl August Böttiger, der es an den Verleger Friedrich Vieweg weiterleitete (vgl. WA IV 12, 155).

98. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar〉, 17. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17542. – 1 Bl. 11,7(–11,9) × 18,5 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 171, Nr 44 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 163f., Nr 3364. BEIL AG E

Akten zum Ilmenauer Bergbau (vgl. zu 114,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 114,1 die Verordnungen und der Erlaß an die Deputirten] Dabei handelt es sich um nicht überlieferte Akten zum Ilmenauer Bergbau. Sie enthielten die für den Gewerkenausschuss bestimmten Aufzeichnungen Goethes (vgl. zu 116,14). 114,2 Pundte] Verschreibung für ‚Punkte‘. 114,4 Ich gehe morgen Abend weg] Goethe verließ Weimar und blieb (mit kurzer Unterbrechung) bis zum 5. Oktober 1796 in Jena (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21).

99. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 17. und 18. August 1796 → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 11,3 × 15,9 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. No. X. 13. 8br“, darunter Briefzählung, Tinte: „No 16.“ K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 117. – Doppelblatt 20,8 × 30,8 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 16. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: Briefe an Heinrich Meyer und Kanzler von Müller. In: GJb 3 (1882), 220–247, hier 227f., Nr 3 (Ludwig Geiger). WA IV 11 (1892), 164–166, Nr 3365.

AUGUST 1796

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BEIL AG E

„Alexis und Dora“ (vgl. zu 114,8). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen Brief Johann Heinrich Meyers vom 19. bis zum 21. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 285). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 13. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 403). Der Brief wurde über Frankfurt a. M. nach Italien geschickt (vgl. 164,18–19). 114,8 zu der Idylle] „Alexis und Dora“ auf dem ersten Druckbogen (Bogen A [S. 1–24] des Musen-Almanachs für das Jahr 1797, S. 1–17]). Vgl. erste Erläuterung zu 47,14 und zu 106,11–12. 114,10 dieses Frühjahr in Jena zu Stande gekommen] Goethes Gedicht war im Frühjahr 1796 in Jena entstanden. Am 14. Mai 1796 meldet Goethe im Tagebuch den Abschluss: Alexis und Dora geendigt. (GT II 1, 69.) Vgl. zu 46,23–24. 114,10–11 Ich habe noch manches andere im Sinne] Wohl mit Bezug auf den Almanach, vermutlich die „Tabulae votivae“ und die „Xenien“ sowie einige Gedichte (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Musen-Almanach‘ 1796–1800“, S. 494–521 im vorliegenden Band), aber auch mit Bezug auf die Idyllen (neben „Alexis und Dora“ vor allem auf die Elegie „Herrmann und Dorothea“). 114,13 die Franzosen an der Donau sind] Vgl. zu 93,19. 114,13–14 unsere Situation noch ganz leidlich] Im Gegensatz zu den meisten anderen deutschen Territorien litten die ernestinischen Herzogtümer nicht unter Kampfhandlungen. Es kam weder zur Besetzung der Gebiete noch zu Plünderungen durch feindliche Truppen. – In seiner Antwort beschreibt Meyer sein Leben in Florenz und zieht dabei einen kulturhistorischen Vergleich mit dem Leben, wie es in Jena üblich sei (vgl. Goethe-Meyer 1, 364–366). 114,14 Die sämmtlichen sächsischen Contingenter] Dabei handelte es sich um den militärischen Verband der sächsischen Truppen, die das Fürstliche Sächsische Gesamthaus nach der Reichsverfassung im Rahmen der Truppenkontingente zum Reichskrieg zu stellen hatte. Nach der Neutralität Preußens war dies für die Koalitionäre wichtiger denn je (zum politischen und militärischen Hintergrund, der sich in der Korrespondenz von Herzog Carl August spiegelt, vgl. Politischer Briefwechsel 2, 106–148). Nach der Aufkündigung des Waffenstillstandes mit Frankreich am 21. Mai 1796 durch Österreich hatten diese Kontingente sich zunächst an den Kämpfen am Rhein beteiligt (vgl. zu 69,16 und zu 93,18). 114,15 ein Cordon, vom Voigtlande an bis nach Creutzburg] Der auf Vorschlag von Herzog Carl August seit Ende Juli 1796 aufgebaute Verteidigungsgürtel an den Grenzen des Obersächsischen Kreises. Vgl. zu 93,12, zu 93,13 und zu 93,18. – Vogtland: landschaftliche Bezeichnung für das Gebiet zwischen Böhmen,

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BRIEF 99

Sachsen, Franken und Thüringen, welches die ehemaligen Reichsvögte von Weida, Gera, Plauen und Greiz besaßen, die Vorfahren der Grafen und Fürsten Reuß; Creutzburg: nordwestlich von Eisenach gelegenes Amt. 114,16 Positur] Hier: Lage (von lat. positura). 114,17–18 durch preüßische Mediation 〈…〉 zur Neutralitat zu gelangen] Zum Abschluss eines Waffenstillstandes durch preußische Vermittlung vgl. zu 93,12 und zu 93,31–32. – Mediation: diplomatisch-militärische Vermittlung (vgl. GWb 5, 1535) (von franz. médiation). 114,19 die Römischen Wundergeschichten] Vgl. zu 107,11. 114,22 Wieland schreibt aus der Schweitz] In seinem Brief vom 31. Juli 1796 an Louise von Göchhausen (vgl. WB 13.I, 334f., Nr 332). In Zürich lebte Christoph Martin Wieland den ganzen Sommer über bei seiner Tochter Charlotte und seinem Schwiegersohn, dem Verleger Heinrich Geßner. – Zur Genese der Annahme, Meyer sei am Zürichsee eingetroffen, erläutert Meyer in seiner Antwort: „Das Gerücht daß ich in der Schweiz erwartet werde mag daher gekommen seyn daß ich gleich anfangs wie ich nach Florenz gekommen bin mir einen Paß von Zürich aus verschrieben habe um allenfalls wenn die Sachen eine schlimme Wendung nemmen sollten nach Hause ziehen zu können“ (H: GSA 28/1045, Bl. 144; vgl. Goethe-Meyer 1, 362). 114,24 vor den florentinischen Kunstbildern] Neben antiken Kunstwerken berichtet Meyer vor allem über das Studium von Gemälden und Skulpturen der italienischen Renaissance. 115,1 mit dem Raphael] Zu Meyers Kopie von Raffaels „Madonna della Seggiola“ vgl. zu 102,19–20. 115,2–3 den interessanten Theil aus Michelagnolos Bild] Meyers Kopie von Michelangelo „Die Heilige Familie mit dem Jesuskind“ („Tondo Doni“ genannt; Florenz, Uffizien). Meyer hatte das zwischen 1504 und 1506 entstandene Ölgemälde im Briefteil vom 19. Juli 1796 beschrieben und einen Ausschnitt zum Kopieren vorgeschlagen: „Maria Sitzt auf der Erde hinter ihr der Hlge 〈Heilige〉 Joseph welcher das Kind hält & es der Muter über ihre Schulter herein zureicht es hat dieses Bild 〈…〉 eine solche Reinheit & Genauigkeit in der Gelehrten Zeichnung daß meines erachtens gar kein anderes neüeres Kunstwerck mit ihm zu vergleichen ist. Die Kunst der Anordnung verdient unsere Aufmercksamkeit besonders in dem obern theil der Gruppe wohin der Künstler das ganze Intereße / des Stücks zu legen gedachte & darum die Hände Arme Köpfe versammelt hat. Von diesem Obern Theil ließe sich nun eine schöne Zeichnung Machen 〈…〉“ (H: GSA 28/1045, Bl. 111f.; vgl. Goethe-Meyer 1, 293f.). – Michelagnolos: Hörfehler nach Diktat (vgl. auch K). 115,6 den Arno] Fluss in der nördlichen Toskana, der das Zentrum von Florenz durchquert. 115,7–8 daß ich mich in Bewegung setze] Goethe hatte den Plan einer (dritten) Reise nach Italien seit Längerem erwogen (vgl. GB 10 II, zu 157,5), die Ab-

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reise aber wegen der militärischen Auseinandersetzungen in Süddeutschland und Oberitalien immer wieder verschoben; letztlich verzichtete er auf das Vorhaben. 115,9 Ihre schematisirte Rezension des kleinen Bildes] Meyers Beschreibung von Correggios Ölgemälde „Madonna, das Kind anbetend“ (Florenz, Uffizien), dem – wie es im im Briefteil vom 19. Juli heißt – „freündlichste Bildchen auf der gantzen Welt mit hellen lachenden Farben“ (H: GSA 28/1045, Bl. 111; vgl. Goethe-Meyer 1, 294). Die beiden Blättchen mit der Beschreibung des Renaissancegemäldes nach bestimmten Kriterien wie Gattung des Kunstgegenstands, der Erfindung, Anordnung, Zeichnung, Ausdruck, Stil, Manier, Licht und Schatten, den Farben und dem Kolorit der Farben, hatten dem Bezugsbrief beilagen (H: GSA 28/1045, Bl. 115–116). Vgl. nachfolgende Erläuterung. 115,10 unsern Rubriken] Meyer hatte von Beginn seiner Reise an Kunstwerke, dieser Methode der Beschreibung folgend, aufgenommen (vgl. GB 10 II, zu 180,14–15). Die Bemerkungen folgten den Rubriken „Gattung des Kunstwercks / M e i s t e r“, „Gegenstand“, „Erfindung“, „Anordnung“, „Zeichnung“, „Ausdruck“, „Nachahmung“, „Licht und Schatten“, „Haltung“, „Kolorit“, „Farben“, „Ton“, „Faltenwurf“, „Maßen“, „Allgem: Wirkung“, „Allegorie“ und „Gegenwärtiger Zustand“ (H: GSA 28/1045, Bl. 12–16). 115,15 Ich gehe heute nach Jena] Mit kurzen Unterbrechungen hielt sich Goethe vom 18. August bis zum 5. Oktober 1796 in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 115,16–17 Die Hausfreundin] Christiane Vulpius, die ihren und Goethes Hausgenossen Meyer in Weimar stets mitversorgt hatte. 115,20–21 schicke noch einige Blätter vom neuen Almanach] Goethe legte einige Bogen von Schillers „Musen-Almanach auf das Jahr 1797“ seinem Brief vom 5. Dezember 1796 bei (Nr 154). Weitere Bogen und Stücke ließ Johann Friedrich Cotta über das Handelshaus Johannes Escher in Zürich an Meyer übersenden (vgl. die Erläuterungen zu Nr 110). 115,22 Cotta schreibt Tübingen habe wenig gelitten.] Die beiden Briefe dieses Inhalts von Cotta hatte Schiller am 15. August 1796 an Goethe übersandt (vgl. zu 109,12). 115,23–24 Das Hauptquartier des General Jourdan 〈…〉 Erklärung von ihm] Im Berliner Vertrag vom 5. August 1796 mit Preußen hatte Frankreich die Neutralität akzeptiert, womit Frieden für große Teile Norddeutschlands und Westfalens erreicht war. Am 13. August 1796 wurde unter preußischer Vermittlung in einem in Erlangen mit dem Oberbefehlshaber der französischen Sambre-Maas-Armee Jean-Baptiste Jourdan geschlossenen Abkommen, der Erklärung (115,24), der Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Obersächsischen Kreis zum Abschluss gebracht. Vgl. zu 93,12. Zur Vorgeschichte und den Verhandlungen mit Preußen zum Neutralitätsabkommen vgl. Politischer Briefwechsel 2, 121–134 und 144–146.

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BRIEF 100

115,25 Directorio] Das Direktorium (franz.: Le Directoire) war das oberste Kontrollorgan der Exekutive in der französischen Republik. Dem 1. Direktorium, das seit 31. Oktober 1795 amtierte, gehörten fünf gewählte Mitglieder an.

100. An Christian Gottlob Voigt Jena, 22. August 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 17–18. – Doppelblatt 16,3 × 20,3(–20,5) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe; S. 4 quer beschr. Adresse: Des / Herrn Geheimde Rath Voigts / Hochwohlgebl / nach / Weimar., über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules, Fragment; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3); kleiner Wasserschaden am oberen Rand. E: Goethe-Voigt1 (1868), 171f., Nr 45 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 169f., Nr 3368 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und Antwortbrief sind nicht bekannt. 116,1 Da wir im Ganzen noch an einem Faden hängen] Anspielung auf die Bedrohung des Herzogtums durch den Ersten Koalitionskrieg. 116,6 den k l e i n e n C h i r u r g u m] Der Ilmenauer Chirurg Johann Gottlob Bernstein, der an die medizinisch-chirurgischen Krankenstalten in Jena geholt werden sollte. 116,7–8 Hufeland diese Ruthe 〈…〉 binden will] Der Weimar Hofarzt Christoph Wilhelm Hufeland hielt seit 1793 als Honorarprofessor medizinische Vorlesungen an der Jenaer Universität, wo auch Bernstein in Zukunft unterrichten sollte. – Die Ruthe (116,7) – ein langer, biegsamer Stab, eigentlich das Instrumtent des Erziehers zur Züchtigung seiner Zöglinge – spielt auf Bernsteins Charakter an, der Kritik am Verhalten seiner Kollegen keineswegs scheute. – Die redensartliche Wendung ‚eine Ruthe aufbinden‘ bedeutet eine ‚lästige Verpflichtung übernehmen‘. 116,11–12 Ihren zweyten Entschluß 〈…〉 zu verfügen] Zur Kaduzierung der Kuxe von rückständigen Gewerken im Ilmenauer Bergwesen vgl. zu 45,17–18. – simpliciter: lat.: einfach, schlechtweg. 116,12 reuichen] Hier: die reuigen Nichtzahler, die dadurch ihr Kuxe verloren hatten. 116,14 mit der von mir zurückgelassenen Erklärung] Goethe hatte sie mit Nr 98 geschickt. In ihr wandte er sich an die sachkundigen Deputierten des Gewerkenausschusses. – Der gewählte Gewerkenausschuss vertrat alle Anteilseigner am

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Bergwerk, die sogenannen Gewerken, und somit sämtliche in einer bergrechtlichen Gewerkschaft zusammengeschlossenen Kuxebesitzer. Der Ausschuss war befugt, anstehende Entscheidungen zur Verbesserung des Silber- und Kupferbergbaus in Ilmenau und damit auch dessen Finanzierung zu treffen. 116,16 den Johannistermin beyzutreiben] Die bereits zu Johannis (24. Juni) und damit im Sommerquartal zur Zahlung fälligen Gelder sollten beschafft werden (vgl. zu 139,22). – ‚beytreiben‘: (Rückstände) eintreiben. 116,17–18 da mir denn doch meine Italienische Reise 〈…〉 bevorsteht] Lange hielt Goethe an seinem Plan fest, Johann Heinrich Meyer nach Italien zu folgen. Letztendlich konnte er nicht reisen. – Sonnenblick: Lichtblick, günstige Gelegenheit. 116,19–20 in dieser Angelegenheit 〈…〉 befördern zu helfen] Goethe bemühte sich schon seit längerer Zeit um eine Stärkung der Gewerkenausschüsse gegenüber der Vollversammlung aller Eigner von Anteilen am Bergwerk. Die Verantwortung für das Ilmenauer Bergwesen trug – unabhängig von diesen gewählten Gremien – die vom Herzog beauftragte Bergwerkskommission und das mit herzoglichen Beamten besetzte Bergamt vor Ort. Die in finanzieller Hinsicht bedrohliche Lage, in der sich der Bergbau Herzogtums befand, verdeutlicht die metaphorische Rede von den stürzenden (Fels)massen. 116,25 Ihre mineralogische Beylage] Diese ist nicht sicher zu identifizieren, da sie und der Bezugsbrief nicht überliefert sind. Möglicherweise das Verzeichnis mit verschiedenen Fossilien aus England, das sich unter Goethes eingegangenen Briefen ohne Datum und Adresse erhalten hat (H: GSA 28/14, Bl. 331; abgedruckt in: LA II 7, 430). Das Verzeichnis enthält Offerten des Mineralienhändlers Gottlob Geissler aus Leipzig. Einige der Stücke daraus wurden in den nächsten Tagen tatsächlich erworben (vgl. zu 139,6). 116,25 Loders] Der Anatom Justus Christian Loder, der hier in seiner Funktion als Leiter des Jenaer Naturalienkabinetts erwähnt wird. 116,27 Die den Schloßbau betreffenden Papiere] Die Akten sind nicht mehr zu ermitteln. 116,27 de facto] Lat.: tatsächlich. 116,29–30 wenn ich künftige Woche nach Weimar komme] Goethe unterbrach seinen Aufenthalt in Jena und kam am 1. September 1796 für einen Tag nach Weimar (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 19). 117,1 eines publicandi] Lat.: das, was zu veröffentlichen ist. 117,3 Könnten wir Sie einen Tag hier sehen] Voigt kam nicht nach Jena, sandte aber etwas zu Goethes Geburtstag (vgl. zu 121,1), zu dem auch Christiane Vulpius und der kleine August nach Jena reisten (vgl. GT II 1, 78).

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BRIEFE 101/102

101. An Christiane Vulpius Jena, 22. August 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 13–14. – Doppelblatt 16,2 × 20,3 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An / Dem: Christiana Vulpius. / nach / We i m a r.; über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules; Fragment; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 168, Nr 3367 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius (vgl. zu 117,9). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethe hielt sich vom 18. August bis zum 5. Oktober 1796, mit einer eintägigen Unterbrechung in Weimar am 1. September (vgl. GT II 1, 78), in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17, 19 und 21). 117,7 Bauverwalter] Georg Christoph Steffany. Er hatte in Jena mit der Koordination von Arbeiten an den Gebäuden im Botanischen Garten zu tun. 117,8 Botenweibern] Neben der herzoglichen Landespost transportierten Boten, häufig Frauen, Briefe und Pakete zwischen Weimar und den umliegenden Orten; sie gingen samstags und mittwochs von Weimar durch das Mühltal nach Jena und kehrten am Tag darauf zurück. – Literaturhinweis: Werner Bühling: Die Post in Weimar. Das Postwesen und seine Entwicklung in und um Weimar in vier Jahrhunderten. Weimar 1995, hier S. 90f. 117,8 hörst du mehr] Goethe schrieb bereits wieder am Dienstag, dem 23. August 1796 (Nr 102). 117,9 Aus dem Feuerwerk wird nichts] Aus Anlass der Weinlese fand in der Regel in Jena ein besonderes Fest mit Feuerwerk und anderen Vergnügungen statt (vgl. GB 10 II, zu 293,24). 117,11 Mit der Küche stehts ein wie allemal] Über schlechte Verpflegung in Jena hatte Goethe wiederholt geklagt (vgl. 8,6–8 und 28,1). 117,13 übrigens] Im Übrigen (Adelung 4, 788). 117,13–14 meine Versuche und Arbeiten aller Art] Neben literarischen Arbeiten (u.a. die Fertigstellung des 8. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, das Goethe am 26. August 1796 zum Druck nach Berlin schicken konnte, und der Cellini-Übersetzung) auch naturwissenschaftliche (botanische Studien zur Wirkung des Lichts auf organische Körper [vgl. zu 74,17–20] und morphologische, zur Entwicklung von Raupen und adulten Schmetterlingen [vgl. zu 98,19]). Über

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seine Tätigkeiten berichtet Goethe auch im Brief an Christiane Vulpius vom 4. September 1796 (vgl. 123,17–21). 117,15–16 dich, zu Ende der Woche, wieder zu sehen] Am Samstag, dem 27. August 1796, am Vorabend von Goethes 47. Geburtstag, kam Christiane Vulpius mit dem Sohn August nach Jena und kehrte am folgenden Tag wieder zurück (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17).

102. An Christiane Vulpius

Jena, 23. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.:37/IX,2,1, Bl. 15. – Doppelblatt 16,2(–16,4) × 20,3 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh.? Korrekturen und Ergänzungen (zu erg. Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band) und egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 170f., Nr 3369 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Der Brief folgt unmittelbar dem Brief vom Vortag (Nr 101). – Ein Antwortbrief von Christiane Vulpius ist nicht bekannt. Goethe hielt sich vom 18. August bis zum 5. Oktober 1796, mit einer eintägigen Unterbrechung in Weimar am 1. September (GT II 1, 78), in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17, 19 und 21). 117,20 Aus dem Feuerwerk 〈…〉 wird nichts] Vgl. zu 117,9. 117,21 ob du mich Sonabend besuchen wirst] Vgl. zu 117,15–16. 117,23–24 es ist noch sehr viel zu thun] Vgl. zu 117,13–14. 118,1 Botenweibern] Vgl. zu 117,8. 118,1–2 Pyrmonter] Mineralwasser (vgl. erste Erläuterung zu 89,17). 118,2 Bout:] Bouteillen, Flaschen (von franz. bouteilles). 118,4 das Späßchen] Hier: das kurzweilige Vergnügen, eine kleine Erheiterung (welche der Besuch für Goethe bedeutete). 118,5 den Kleinen] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August. 118,8 wenn auch kein Ball wäre] Bezieht sich vermutlich auf einen Ball im Rahmen des Festes zur Weinlese in Jena (vgl. GB 10 II, zu 293,24), das mit Feuerwerk und anderen Vergnügungen verbunden war. 118,9–10 auch mit dem Kleinen willkomen] Geplant war offenbar, dass Goethes Sohn August in Weimar bleiben sollte, wenn es einen Ball gäbe, an dem Goethe und Christiane Vulpius in diesem Falle teilzunehmen geplant hatten. 118,10 Werners] Möglicherweise der Weimarer Hoflakai Johann Christian Wilhelm Werner und seine Frau.

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BRIEF 103

118,13 da ich denn gewiß wieder mit zurück ginge] Goethe ging erst am 5. Oktober 1796 nach Weimar zurück.

103. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 28. August 1796 → 〈Frankfurt a. M.〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5024. – Doppelblatt 19(–19,2) × 24,3(–24,5) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Ortsund Datumsangabe und Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 29/472, II, Bl. 5–7. – 2 Doppelblätter 20,8(–21,0) × 34,0(–34,3) cm, 6 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Korrekturen zum Teil links) beschr., Schreiberhd (Goetze), mit egh. Korrekturen und Zusatz, Tinte (und erhalten mir ein freundschaftlichs Andencken. am 28. Aug 96. [120,30–31]); S. 1 Adresse, in der linken Spalte, egh., Bleistift: An Sömmering. E: Sömmerrings Leben (1844), S. 18–20, Nr 20 (Rudolph Wagner). WA IV 11 (1892), 174–178, Nr 3373 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Samuel Thomas Soemmerrings Brief vom 6. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 327). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 29. August 1796 (GR/Belege 1796, 4, Bl. 4). 118,18 früher auch referiren sollen] Anknüpfung an die in Nr 63 geäußerte Absicht, dem Adressaten zu berichten. 118,18–19 Ihre Schrifft, über das Organ der Seele] Vgl. zu 68,26–27. – Behandelt wird darin die Frage, wo die Seele im menschlichen Körper ihren Sitz habe. Soemmerring lokalisiert diese gemeinschaftliche Stelle aller Empfindungen (lat. sensorium commune) somatisch in dem die vier Hirnventrikel (lat. ventriculi: Kammern) ausfüllenden Gehirnwasser (lat. liquor cerebrospinalis, bei Soemmerring: aqua ventriculorum cerebri). Die Schrift besteht aus zwei deutlich voneinander zu unterscheidenden Teilen: Der erste bis Paragraph 33 reichende Teil enthält eine genaue Beschreibung der Anatomie des Gehirns, insbesondere der Ursprünge der Hirnnerven auf den Wänden der flüssigkeitsgefüllten Hirnhöhlen. Im zweiten Teil widmet sich der Anatom der Frage, ob diese Flüssigkeit animiert oder organisiert sein könne und sich dort die Seele verorten lasse. Als Belege führt er Stellen aus verschiedenen älteren und zeitgenössischen Schriften an. 118,19 in meinem Kreiße] Wilhelm von Humboldt etwa hatte das Buch schon im Manuskript gelesen und Schiller bereits vor dessen Erscheinen mit den Inhalten vertraut gemacht (vgl. dessen Brief an Schiller, 28. September 1795, NA 35, 359f.). Zahlreiche Rezeptionszeugnisse belegen, dass die Schrift von den Zeitgenossen häu-

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fig wahrgenommen und ihre zentralen Annahmen lebhaft diskutiert wurden: Wie Goethe begegneten viele Gelehrte insbesondere dem zweiten Teil mit Skepsis. Meistens vermieden sie es allerdings, ihre Kritik Soemmerring direkt mitzuteilen. 118,20 Sensation] Hier: Eindruck, Aufsehen (von franz. sensation: Gefühl). 118,21 aphoristisch] Hier: skizzenhaft, fragmentarisch (vgl. GWb 1, 769). 118,21–23 die Zeit läuft 〈…〉 niemals meine Stärke gewesen] Die naheliegenden Gründe für die späte Antwort – die Knappheit der Zeit und mangelhafte Fähigkeit zum kritischen Urteil –, die Goethe hier anführt, sind eher Ausflüchte. Sie sollen die tatsächlichen Schwierigkeiten überdecken, die es Goethe bereitete, seine deutlichen Vorbehalte Soemmerrings Werk gegenüber offen auszusprechen: Goethe missfiel die aus seiner Sicht unzulässige Verquickung von Faktizität und Spekulation, von Beobachtung und nicht beweisbarer Idee. 118,26 den Titel] Im Titel seines Werks verbindet Soemmerring den theologischphilosophischen, somatisch schwer zu fassenden Begriff der Seele mit dem physiologischen Begriff des Organs und damit mit einer funktional spezialisierten anatomischen Struktur. 118,26 die Methode] Soemmerring geht deduktiv von einer Hypothese aus, die durch verschiedene empirische Beobachtungen gestützt wird, in welchen sich anatomische Befunde mit Annahmen über Subjektivität, Bewusstsein oder Seele, Theorien aus der Naturkunde mit Metaphysik auf für Goethe problematische Weise verbinden. 119,1 auf seiner Hut] Redensartlich, im ausgehenden 18. Jahrhundert häufig mit Possessivpronomen verbunden: ‚auf seiner Hut stehen‘. – Vom Nomen ‚die Hut‘: der Wache, dem Posten zum Schutz vor feindlichen Überfällen. 119,2 ein Organ] Hier: ein Hilfsmittel des Denkens und Empfindens von griech.   : Werkzeug). 119,3 diese] Die Gegenstände der Erfahrung (119,2). 119,8 Hätten Sie die Philosophen ganz aus dem Spiele gelassen] Soemmerring belegt seine zentrale Hypothese mit antiken und neuzeitlichen Zitaten aus der theologischen und philosophischen Literatur. Stellen aus Briefen von Immanuel Kant an den Verfasser werden im Werk als Nachwort abgedruckt (vgl. Soemmerring, Organ, 81–86). 119,13–15 mit dem 6ten Paragraph 〈…〉 bis zum 26ten verfolgt] Neben Begriffserläuterungen enthält der Abschnitt eine systematische Grundlegung des Gegenstandes, in welchem die wichtigsten Publikationen genannt und die neuroanatomischen Zusammenhänge erläutert werden (vgl. Soemmerring, Organ, 7–31). 119,17 Sensorio Communi] Gemeinschaftliche Stelle aller Empfindungen (Dativ Singular von lat. sensorium commune). Im zweiten Teil von Soemmerrings Schrift wird diese Stelle mit der Seele, dem Bewusstsein des Subjekts, gleichgesetzt. 119,18 die Paragraphen 28 bis 32] In diesen Abschnitten belegt Soemmerring seine Entdeckung, dass das Sensorium Commune in der Feuchtigkeit der Hirnhöh-

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BRIEF 104

len liege, indem er sich mit Ansichten aus der bisherigen Forschung auseinandersetzt und allen Meinungen widerspricht, die die menschliche Seele in soliden Teilen des menschlichen Körpers annehmen wollen (vgl. Soemmerring, Organ, 31–37) 119,20–22 l ä ß t s i c h a u c h e t w a a p r i o r i 〈…〉 e n t h ä l t?] Zitat aus Soemmerring, Organ, 37 (§ 34). – Lat. a priori: von vornher, hier: ‚vor oder ohne Erfahrung‘, ‚einzig aus Vernunftsgründen‘. 119,24–25 k a n n e i n e F l ü s s i g k e i t a n i m i r t s e y n?] Zitat aus Soemmerring, Organ, 37 (§ 34). Es enthält die zentrale Frage, die vom physiologischen zum transzendentalen Teil der Darstellung führt. Soemmerring argumentiert im philosophischen Teil weitgehend analogisch. Ausgehend vom Beginn der alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte 1. Mose 1,2 – „Und der Geist Gottes schwebte auf den Wassern“ (Soemmerring, Organ, 38) – zieht er aus der antiken und neuzeitlichen Literatur alles heran, was dem Nachweis zuträglich ist, dass Flüssigkeiten wirkende Kräfte haben. Die Folgerung daraus, das Zitat aus Johann Gottfried Herders „Ideen“ – „Keine Kraft der Natur ist ohne Organ“ (Soemmerring, Organ, 44) –, unterstreicht Goethe in seinem Exemplar mit Rötel (vgl. Ruppert, Nr 5123). – Animieren: in der doppelten Bedeutung von ‚belebt‘ – was auf alles Lebendige zutrifft – und ‚beseelt‘ (von franz. animer). 119,30–32 da Sie 〈…〉 als Ihre erste Darstellung] Der Paragraph lautet folgendermaßen: „Bis hieher glaube ich so ziemlich einen systematischen – zusammenhängenden – Gang eingehalten zu haben, welcher für das Folgende nicht so leicht möglich war. Indeß habe ich doch die mannichfaltigen, zu sehr verschiedenen Zeiten und bei sehr verschiedenen Gelegenheiten mir beigekommenen Gedanken so zu ordnen gesucht, daß die vorhergehenden Sätze die folgenden erläutern.“ (Soemmerring, Organ, 31.) 120,7–8 meo voto] Lat.: nach meinem Wunsche, nach meiner Meinung. 120,8–9 der Philosoph weiß nichts 〈…〉 nicht gedenken] Dazu auch Goethe an Johann Peter Eckermann, 1. September 1829: Zudem sind die Natur Gottes, die Unsterblichkeit, das Wesen unserer Seele und ihr Zusammenhang mit dem Körper, ewige Probleme, worin uns die Philosophen nicht weiter bringen. (Eckermann, Gespräche 2, 148.) 120,12–13 abgeschnitten] Hier: scharf abgrenzt (von der Denk- und Betrachtungsweise der Naturforscher [vgl. GWb 1, 151]). 120,13 Empiriker] Wissenschaftler, der sich – anders als die Philosophen – auf Beobachtung und sinnliche Wahrnehmungen stützt (vgl. GWb 3, 73). 120,15–16 höchstens jene Herrn 〈…〉 die Gemüthskräffte critisiren] Mit Bezug auf Philosophen und ihre Überlegungen zu den Grenzen des vom Subjekt Erkennbaren, wie sie vor allem Kant in seinen kritischen Schriften vorgelegt hatte. Die „Critik der reinen Vernunft“ sowie die „Critik der Urtheilskraft“ studierte Goethe im Herbst/Winter 1790/91 intensiv (vgl. LA II 1A, 32–105 [M 6–11]), im Mai 1794 zudem Fichtes „Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre

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oder der sogenannten Philosophie“ (vgl. LA II 1A, 110–129 [M 14]). – Gemütskräfte die vier Hauptkräfte des menschlichen Geistes. Zu diesen gehören neben der Einbildungskraft, wie schon für Kant, die Sinnlichkeit als Vermögen der Anschauung, der Verstand als Vermögen, Anschauungen unter Begriffe zu bringen, und schließlich die Vernunft als das Vermögen nach Prinzipien zu denken. 120,20 beliebt] Hier: durchgeführt, für zweckdienlich gehalten (vgl. GWb 2, 349). 120,21 politischer] Hier: geschickter, schlauer, weniger anstößig. 120,27–28 Einige specielle Einwendungen 〈…〉 weitläufiger vor] In den von Goethe genannten Abschnitten bezeichnet Soemmerring das Ohr als den wichtigsten Sinn des Menschen (vgl. Soemmerring, Organ, 46–49). Für Goethe blieb dagegen stets das Sehen der vornehmste Sinn. Die in Aussicht gestellten schriftlichen Bemerkungen fertigte Goethe nicht an. 120,29 Fahren Sie fort] Goethe unterließ es, weitere Kritik zu üben. Ob Soemmerring die vorliegende subtile Kritik an seiner Veröffentlichung übelnahm, ist nicht bekannt. Nach einem Treffen am 3. August 1797 in Frankfurt a. M. mit einem Gespräch übers Auge und Soemmerrings schöne Arbeiten über dieses Organ (GT II,1, 125) war es Goethe, der die Korrespondenz mit dem Brief vom 4. August 1797 wieder aufnahm (vgl. WA IV 50, 18). An dem Thema war Goethe weiterhin interessiert, wie ein Brief an Gabriel Jonathan Schleußner aus dem Jahr 1797 zeigt (vgl. WA IV 12, 10). Die Möglichkeit, mit Soemmerring einschlägige wissenschaftliche Probleme zu besprechen, erschien ihm unverzichtbar.

104. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 28. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1250/1971. – Doppelblatt 23,8 × 18,8(-19,0) cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 173f., Nr 46 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 178f., Nr 3374. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 121,1 das Andenken] Wahrscheinlich ein nicht überlieferter Gruß zu Goethes Geburtstag. 121,2 uns] Am Tag zuvor waren Christiane Vulpius und Sohn August für eine Nacht nach Jena gekommen (vgl. GT II 1, 78). 121,9–10 Die Nachricht die an den General Lind gekommen ist] Die sächsischen Truppen, zu denen auch das Weimarer Korps gehörte, lagen derzeit unter

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Führung des kursächsischen Generalleutnants Anton Franz Hermann von Lindt in Bayreuth. 121,11–12 was die Bareuther Zeitung von der großen Schlacht bey Amberg sagt] Die „Bayreuther Zeitung“ hatte vom Sieg der kaiserlichen Truppen bei Amberg berichtet. Am 24. August 1796 war dort der Vormarsch der Franzosen in die Oberpfalz erfolgreich gestoppt worden. Ob Goethe die entsprechende Ausgabe tatsächlich vorlag, darf nicht als sicher angenommen werden; er könnte die Nachricht auch gehört oder den Pressespiegeln anderer Blätter entnommen haben. – Bareuther: Variante Form zu ‚Bayreuther‘. 121,17 Was die Ilmenauer betrifft] Die Dörfer des Amtes Ilmenau, deren Ackerflächen sich durch Urbarmachung erheblich vergrößert hatten, weigerten sich, ihre Steuern nach dem neuen, für sie eher nachteiligen Steuerfuß zu entrichten. Vgl. auch Voigts Briefe vom 9. Januar 1796 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 217) und vom 1. Juni 1796 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 257). Um die Zahlung zu erzwingen, hatte die Steuerkommission eine Eintreibung der Steuerrückstände durch militärische Verbände beantragt. 121,17–18 der Amtmann] Der Ilmenauer Jurist Ernst Wilhelm Ackermann.

105. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 30. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2437/2007. – 1 Bl. 24,5 × 19,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 174, Nr 47 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 179f., Nr 3375. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 122,1 für die neuste Nachrichten] Der Bezugsbrief des Adressaten erhielt wahrscheinlich Nachrichten von den neusten Entwicklungen des Kriegsgeschehens, von den Niederlagen der französischen Truppen nach der Schlacht bei Amberg (vgl. zu 121,11–12), wodurch sich die Bedrohung der sächsischen Territorien deutlich verringerte. 122,5 Die Execution nach Ilmenau] Vgl. zu 121,17. 122,11–12 Den jungen Voigt 〈…〉 einige Arbeit verschaffen] Der Mechaniker und Instrumentenbauer Friedrich Wilhelm Voigt, den Goethe in der Folge (und später) mit dem Bau und der Repatur von Barometern beauftragte (vgl. LA II 2, 243f.). Am 14. Dezember 1796 bezahlt er ihn für einen meteorologischen Apparat (vgl. GR/Belege 1796, 5, Bl. 51).

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106. An Marianne Meyer 〈Weimar, zweite Hälfte? August 1796〉 → 〈Karlsbad oder Teplitz〉 DAT IERUN G

Der Brief antwortet auf Marianne Meyers Brief vom 3. August 1796 aus Karlsbad. Darin hatte die Absenderin angefragt, ob Goethe Ende September oder Anfang Oktober in Weimar anzutreffen sei (vgl. RA 2, Nr 314). Der Brief ist zugleich der Bezugsbrief zu Meyers Brief vom 5. September 1796 aus Teplitz (vgl. RA 2, Nr 351). Dort dankt die Absenderin für Goethes „Idylle“, womit „Alexis und Dora“ gemeint ist (vgl. 123,11). Der vorliegende Brief wird demnach im August 1796 geschrieben worden sein, vermutlich in der zweiten Hälfte des Monats, weil Goethe schreibt, er habe die Antwort auf Meyers Brief vom 3. August lange anstehen lassen (vgl. 123,6–7). ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/14, Bl. 325a. – Doppelblatt 17,2 × 20,5(–20,8) cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, egh., Tinte: Juli August Sept / 96, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „5.c.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 84 Bl., 3 Bl. Drucke. E: WA IV 18 (1895), 74f., Nr 3354a (Albert Leitzmann; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Marianne Meyers Brief vom 3. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 314). – Marianne Meyer antwortete mit einem Brief vom 5. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 351). Caroline Esperance M a r i a n n e Meyer (1770 oder 1775/76–1812) war die Tochter des Berliner Bankiers Aaron Moses Meyer. 1797 verband sie sich in morganatischer Ehe mit Prinz Heinrich XIV. von Reuß-Greiz, dem österreichischen Gesandten in Berlin. Nach dessen Tod erhob sie der österreichische Kaiser Franz II. zur Frau von Eybenberg. Ausgestattet mit einer österreichischen Pension lebte sie vorwiegend in Wien. Dort führte sie wie in Berlin einen Salon. In Wien starb sie nach langer Krankheit und vielen Prozessen um die väterliche Erbschaft. Goethe lernte Marianne Meyer zusammen mit deren Schwester Sara, seit 1797 verheiratete Grotthuß, durch Vermittlung von Friederike Brun während seines Kuraufenthalts in Karlsbad vom 2. Juli bis zum 11. August 1795 kennen. Am 8. Juli 1795 schrieb er Schiller, er habe einen kleinen Roman angeknüpft (vgl. GB 10

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BRIEF 107

II, zu 138,3). Damit war Marianne Meyer gemeint. Wie beeindruckt Goethe von der schönen jungen Frau war, die sich gern als Mittelpunkt von Gesellschaften sah und umringt von Verehrern (26. August 1810; Gespräche1 2, 326), geht aus einem Brief Wilhelm von Humboldts an Schiller vom 12. Oktober 1795 hervor, in dem „allerlei possierliche Geschichten“ erzählt werden: Goethe habe Marianne und ihrer Schwester „erstaunlich viel vorgelesen, in Stammbücher und auf Fächer geschrieben, und ihre Productionen corrigirt“; ferner habe er ihnen über die „einzelnen Gelegenheiten erzählt 〈…〉, die ihn zu den 〈Römischen〉 Elegien veranlaßt, namentlich die zu dem Vers: und der Barbar beherrscht Römischen Busen und Leib!“ Insgesamt habe Goethe die Schwestern mit solch ausnehmender Zuvorkommenheit behandelt, dass „einige sogenannte aufgeklärte Männer und denkende Köpfe 〈…〉 über ihre Zurücksetzung sehr mismuthig schienen“ (alle Zitate: NA 35, 378). Marianne Meyer schätzte an Goethe ebenso die berühmte Persönlichkeit wie den Dichter, dessen Werken sie sowohl in Berlin – gerade in der Zeit nach dem „Xenien“-Streit – als auch in Wien Anerkennung zu verschaffen suchte. Nach der Begegnung in Karlsbad folgten weitere Treffen: Ende Juli 1797 besuchte Marianne Meyer Goethe in Weimar (vgl. ihren Brief vom 28. September 1797; RA 2, Nr 985), im Sommer 1808 und 1810 trafen sich beide in Karlsbad. Beim letzten Zusammensein kam es nach Goethes Berichten in Briefen an seine Frau Christiane vom 22. Juli und 1. August 1810 (vgl. WA IV 21, 358 und 367) zu Verstimmungen wegen unterschiedlicher politischer Auffassungen, die sich möglicherweise auf die Einschätzung Napoleons und der französischen Vorherrschaft in Europa bezogen. Nach dem Tod Marianne von Eybenbergs schrieb Goethe ihrer Schwester Sara Grotthuß am 2. August 1812 einen Kondolenzbrief; darin heißt es: Sie kennen meine Liebe und Verehrung für Ihre unvergeßliche Schwester (WA IV 23, 49). Von Goethe sind etwas mehr als zwei Dutzend Briefe an Marianne Meyer überliefert, von dieser annähernd 60 Briefe an Goethe. Der Briefwechsel erstreckt sich von 1795 bis 1810. In vertraulichem Ton werden persönliche Mitteilungen ausgetauscht, Reise- und Besuchspläne besprochen, Begegnungen mit vielerlei Personen geschildert, Neuigkeiten Theater, Literatur und Gesellschaft betreffend übermittelt. Goethe übersandte seine neu erschienenen Werke, Marianne Meyer Aufmerksamkeiten wie Lebensmittel (Schokolade, Fasane, Kaviar) oder auch Münzen, Kupferstiche und Steine. 122,16–17 daß Ende Septembers Ihr Weg durch Weimar gehe] Marianne Meyer hielt sich seit dem 3. Juli 1796 in Karlsbad auf (vgl. die gedruckte Karlsbader Kurliste 1796, S. 42). Den Plan, auf der Rückreise nach Berlin über Teplitz und Dresden Goethe in Weimar zu besuchen, verwirklichte sie nicht. 122,21–22 unsere öffentliche und meine innere Lage 〈…〉 zweifelhaft] Bezieht sich auf die Gefahr, das Herzogtum könnte in die militärischen Auseinandersetzungen während des Krieges gegen die französischen Revolutionstruppen verwickelt werden (vgl. zu 93,13 und zu 93,18, zu 101,10–11 und zu 107,24–25).

SEPTEMBER 1796

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123,4–5 zwischen dem grünen Papageyen und den drey Karpen] Im Karlsbader Haus „Zum Grünen Papagei“ auf der „Alten Wiese“, der Hauptflaniermeile am linken Ufer der Tepl, hatte Goethe im Juli/August 1795 logiert (vgl. GB 10 II, zu 137,16), im Haus „Zu den Drei Karpfen“ auf der „Neuen Wiese“ (der anderen Flußseite) offenbar Marianne Meyer. Bei diesen Häusern handelte es sich nicht um Gasthäuser im eigentlichen Sinne, sondern um Privatquartiere, die Gäste aufnahmen. Zu adressieren waren die Häuser über die Hausnamen, nicht über die Angabe von Strassenbezeichnung und Hausnummer. – Karpen: niederdeutsche Nebenform von ‚Karpfen‘ (vgl. GWb 5, 283). 123,9–10 den ersten Bogen von Schillers neuen Musenalmanach] Der 1. Bogen von Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ enthält auf S. 1–17 Goethes Idylle „Alexis und Dora“ (vgl. 123,11).

107. An Christiane Vulpius

Jena, 4. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 16–17. – Doppelblatt 12,2 × 19,1 cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh.? Korrekturen und Ergänzungen (zu ergänzten Kommata vgl. S.XII im vorliegenden Band) sowie egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 181f., Nr 3377 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) „Magazin für die pathologische Anatomie und Physiologie“ für den Hofmedikus Huschke (vgl. zu 123,24). 2) Bibliothekszettel (vgl. zu 124,1). 3) inliegendes an Böttiger (124,5–6; vgl. zu 124,5–6). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius (vgl. erste Erläuterung zu 123,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Goethe hielt sich seit dem 18. August 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17). 123,15 Da du dich beschwerst] Bezieht sich auf einen Brief von Christiane Vulpius, der nicht überliefert ist. 123,15 Boten] Neben der regulären Post transportierten Boten, häufig Frauen, Briefe und Pakete zwischen Weimar und den umliegenden Orten (vgl. zu 117,8). 123,16–17 Vor Ende dieser Woche 〈…〉 nicht fertig.] Goethe kehrte erst am 5. Oktober 1796 nach Weimar zurück.

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BRIEF 107

123,17–18 Cellini] Goethe arbeitete an der Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis, die in Fortsetzungen in Schillers „Horen“ erschien. Die nächste, die 4. Fortsetzung, wurde ins 9. Stück der „Horen“ 1796 aufgenommen, das im Oktober erschien. 123,18 Raupen] Goethe hatte nach Beobachtungen zur Entwicklung des Schmetterlingsflügels (vgl. Nr 92 und die Erläuterungen dazu) – wie bereits am 21. August 1796 und abermals am 25. September 1796 (vgl. GT II 1, 78) – sein Blickfeld auf das Studium der Raupen erweitert. Offenbar teilte er die Ergebnisse seiner Jenaer Umgebung gerne mit; das belegt nicht nur Nr 118, sondern auch ein Brief von Caroline Schlegel an Louise Gotter vom 4. September 1796: „Göthe ist jezt wieder hier 〈…〉 sonst giebt er sich diesmal viel mit Raupen ab, die er todt macht und wieder auferweckt.“ (BuG 4, 241.) 123,20 Licht das, auch wieder zur Sprache kommt] Mit Bezug auf Gespräche über die Wirkung des Lichts auf Pflanzen (vgl. zu 98,19), oder – im Anschluss an den Austausch mit Samuel Thomas Soemmerring – über die Physiologie des Sehens und Wahrnehmens (vgl. Nr 63 und die Erläuterungen dazu). Auch der Austausch über Galvanismus und Chemismus ist möglich. An all diese Themen erinnert sich Goethe in den „Tag- und Jahres-Heften“ auf das Jahr 1796, zudem an den Umstand, dass die Chromatik 〈…〉 zwischen allem durch getrieben ward (WA I 35, 66). Mit wem und über was genau die Gespräche geführt wurden, konnte nicht ermittelt werden; möglicherweise geschah dieser Austausch bereits mit Carl Ludwig von Knebel (vgl. 190,6–8) oder im Rahmen von Goethes Vorträgen bei der Freitagsgesellschaft (vgl. zu 6,26): und um mir den großen Vortheil der Vergegenwärtigung zu gewähren, fand sich eine edle Gesellschaft, welche Vorträge dieser Art gern anhören mochte („Tag- und Jahres-Hefte“ auf das Jahr 1796; WA I 35, 66). – Das nachträglich eingefügte Komma wurde versehentlich hinter das anstatt davor gesetzt. 123,21–22 Erst künftigen Freytag 〈…〉 wenn ich komme.] Weder in seinem Brief von Dienstag, dem 6. September 1796 (Nr 109), noch im Brief von Freitag, dem 9. September (Nr 112), konnte Goethe das Datum seiner Rückkehr nach Weimar ankündigen. Im Brief vom 11. September teilte er Christiane Vulpius mit, noch länger in Jena zu bleiben (Nr. 113, vgl. 128,1–2). 123,22 Camera Obscura] Lat.: dunkle Kammer. Dabei handelt es sich entweder um ein abgedunkeltes Zimmer oder einen tragbaren geschlossenen Kasten, in welchen durch eine kleine Öffnung Licht einfällt und sich spiegelverkehrte Außenbilder auf der Rückwand zeigen. Im ersten Fall wird eine Camera obscura u.a. für physikalische Zwecke genutzt, im zweiten Fall als Hilfsmittel beim Landschaftszeichnen. – In Weimar hatte Goethe in seiner Wohnung im Kleinen Jägerhaus, die er von Ende 1789 bis Ende 1792 bewohnte, eine solche Dunkelkammer eingerichtet, ebenso in seinem Arbeitszimmer im Haus am Frauenplan. Als Goethe 1791 die Leitung des Hoftheaters übernahm, nutzte er auch den Saal des Komödienhauses

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als Camera obscura. Auch in Jena gab es an der Camsdorfer Brücke über die Saale in einem kleinen Gebäude eine Camera obscura, ebenso im Altan des Jenaer Stadtschlosses (vgl. Kerrin Klinger, Matthias Müller: Goethe und die Camera obscura. In: GJb 125 [2008], 221 und 232–235). Der Besuch einer Camera obscura diente nicht nur wissenschaftlichen Zwecken, sondern auch der gesellschaftlichen Unterhaltung (vgl. ebd., S. 231f.). Goethe verzeichnet für das Jahr 1808 einige Besuche der Dunkelkammer in Begleitung verschiedener Damen (unter dem 28. Oktober sowie 10. und 14. November 1808; GT III 1, 494 und 497). Aus der vorliegenden Briefstelle geht nicht eindeutig hervor, welcher der als Camera obscura genutzten Räume gemeint ist. 123,24 Hofmedikus] Wilhelm Ernst Christian Huschke. 123,24 inliegendes Heft] Magazin für die pathologische Anatomie und Physiologie. Heft 1. Altona 1796. – Das Journal wurde von dem Erfurter Medizinprofessor August Friedrich Hecker herausgegeben. Von ihm stammt auch der Beitrag „Von dem schweeren Zahnen der Kinder“ (S. 98–116). Darin wird die Auffassung vertreten, allzu scharfer Speichel sei für die kleinkindlichen Beschwerden verantwortlich, welcher durch Brech- und Abführmittel aus dem Körper entfernt werden müsse. 123,27 Gusteln] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August. 124,1 deinen Bruder] Christian August Vulpius, dem Goethe im nachfolgenden Jahr 1797 die feste Stelle eines Bibliotheksregistrators in Weimar verschaffte. 124,1 beyliegenden Zettel] Nicht überliefert. 124,1 das Buch] Nicht ermittelt. 124,2–3 Bothenweibern] Vgl. zu 117,8 und zweite Erläuterung zu 123,15. 124,4 meine Uhr auf dem Schreibtische] Vermutlich hatte Goethe sie dort liegen lassen, als er am 1. September 1796 für einen Tag in Weimar war. 124,5–6 Schicke inliegendes an Böttiger.] Die Beilage ist nicht überliefert. – Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit einem Brief des Leipziger Buchhändlers Friedrich August Leo an Goethe vom 12. August 1796 (H: GSA 28/14, Bl. 320; vgl. RA 2, Nr 336), den Goethe mit einem Brief Carl August Böttigers vom 15. August 1796 (H: GSA 28/14, Bl. 321; vgl. RA 2, Nr 339) erhalten hatte. Darin geht es um Leos „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ und die Mitarbeit Johann Heinrich Meyers in Rom an diesem Journal. Zugleich hatte Böttiger einen Brief Leos übersandt, den dieser an ihn selbst gerichtet hatte. Diesen betreffend hatte Böttiger am Schluss seines Briefes an Goethe vom 15. August geschrieben: „Den Brief 〈Leos〉 an mich erbitte ich mir gelegentlich zurück.“ (H: 28/14, Bl. 321). Leo hatte Goethe auch einige Hefte seines Magazins übersandt und „um die Gefälligkeit“ gebeten, „die Hefte des Magazins selbigen 〈Böttiger〉 zu übergeben.“ (H: GSA 28/14, Bl. 320.) 124,10 Jagemann] Christian Joseph Jagemann, Bibliothekar der Herzoginmutter Anna Amalia.

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BRIEFE 108/109

108. An Christian Gottlob Voigt

〈Jena, 5. oder 6. September〉 → Weimar

DATIERUN G

Die Datierung folgt – mangels weiterer Quellen – den Vorschlägen von WA und Hans Tümmler (vgl. Goethe-Voigt2 1, 297f.). ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1271/1972. – Doppelblatt 24,3(–24,4) × 19,3 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Des / Herrn Geheimde Rath Voigt / Hochwohlgebl / nach / We i m a r., darüber und darunter Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen der Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3). – Faksimile: GSA Weimar, Sign.: 29/528, V. E: Goethe-Voigt1 (1868), 254f., Nr 113 (Otto Jahn; irrtümlich in das Jahr 1806 eingeordnet; auf S. 254 wird in Fußnote 1 auf das wahrscheinlichere Entstehungsjahr 1796 verwiesen). WA IV 11 (1892), 182f., Nr 3378. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 124,14–15 das zurückkehrende Gewitter an unsern Grenzen vorbey] Mit Blick auf die Gebietsverluste der französischen Truppen, die sich in Franken auf dem Rückzug befanden, nachdem sie bereits im August in die Oberpfalz bis Amberg vorgedrungen waren (vgl. zu 121,11–12). 124,15–16 wenn ein Französischer Commissair 〈…〉 so dankbar ist] Von den Ereignissen in Fulda berichtet Goethe ausführlicher in seinem Brief an Johann Heinrich Meyer vom 15. September 1796 (vgl. 133,6–11). – Commissair: Kommissar, ein vom militärischen Stab mit Vollmachten ausgestatteter Beauftragter (vgl. GWb 5, 343) (von franz. commissaire); Hospitalität: Gastfreundschaft (vgl. GWb 4, 1409) (von franz. hospitalité). 124,16–17 die Sächsische gewaffnete Neutralität] Zu den Bemühungen der sächsischen Herzogtümer, ein Neutralitätsabkommen mit Frankreich zu erreichen, vgl. zu 93,12 und zu 92,12–13. 124,21 Desavantage] Nachteil, Schaden (von franz. desavantage). 124,23 dem guten Schleußner] Näheres konnte nicht ermittelt werden. Vermutlich ging es um die berufliche Laufbahn des Mediziner Gabriel Jonathan Schleußner, vor allem um dessen Anstellung an der Kranken- und Entbindungsanstalt in Jena. 124,24 instradirt] ‚Instradiren‘: auf einen bestimmten Weg bringen, leiten (von ital. instradare).

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124,25 Die Politika] Vermutlich Schriftstücke zum Ilmenauer Bergbau, die im Hinblick auf den herausragenden, fürtrefflichen Dienstage (124,26), den 13. September 1796, ausgefertigt wurden. An dem Tag sollte eine Sitzung des Gewerkenausschusses stattfinden. Goethe nahm daran nicht teil. Im Vorfeld unterbreitete er deshalb seine Vorschläge schriftlich. Darin setzte er sich für eine massive Reduzierung nicht unbedingt notwendiger Kosten ein und plädierte für die Schließung des unrentablen Poch- und Waschwerks in Ilmenau (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077; vgl. Nr A 35 und Nr A 36). – Politika: hier vermutlich ‚amtliche Schriftstücke‘, ‚Akten‘ (von politscher Bedeutung für die Gemeinschaft der Teilhaber des Bergwerks) (vgl. GWb 6, 1386f.) 124,27 Notamina] Plural von Notamen: Aufzeichnung, Anmerkung, Notiz (vgl. GWb 6, 823) (von lat. notamen: Kennzeichen, Merkmal). 124,27–28 die Proponenda und Resolvenda] Pluralformen der rechtssprachlichen Ausdrücke ‚Proponendum‘: Vorschlag (eigentlich das, was vorzuschlagen ist‘), Eingabe (von lat. proponere) und ‚Resolvendum‘: Beschluss (von lat. resolvere). 125,2 physisch leiden] Im Hinblick auf die oben erwähnte traurige hypochondrische Stimmung, das somatische Leiden des Beamten bei der Ausübung seiner dienstlichen Geschäfte. 125,4 Seccatur] Quälerei (von ital. seccatura). 125,4 G. C.] Das Geheime Consilium, das oberste Organ des Staates (noch über der Regierung und der Kammer stehend), dessen Mitglied der Adressat seit 1791 war.

109. An Christiane Vulpius Jena, 6. September 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 18–19. – Doppelblatt 18,8(–19,1) × 24 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An / Demoiselle Christiana Vulpius. / nach / We i m a r; über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 184, Nr 3379 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Eine Bücherliste (vgl. zu 125,18).

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BRIEF 110

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Goethe hielt sich seit dem 18. August 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17). 125,9 wenn ich kommen werde] Im vorhergehenden Brief vom 4. September 1796 (Nr 107) hatte Goethe davon gesprochen, Ende dieser Woche (123,16–17), also am 10./11. September 1796, mit seiner Arbeit in Jena fertig zu sein. Er ging erst am 5. Oktober zurück nach Weimar. 125,9–10 Auf den Sonabend] 10. September 1796. Am Tag zuvor meldete Goethe, er könne nicht sagen, ob er in den nächsten Tagen zurückkommen könne (vgl. 127,15–16). 125,14 ein gut Stück des Octobers hier zubringen] Dazu kam es nicht. 125,15 Reitequippage] Hier wohl insbesondere zum Reiten geeignete Kleidung. 125,15 Reitbahn] Platz zum Zureiten von Pferden; hier ist das im Jenaer Schloss untergebrachte Reithaus gemeint. 125,16 Stallmeister] August Gottfried Ludwig Seidler, akademischer Stallmeister in Jena. 125,18 Bücher] Nicht ermittelt. 125,18 beyliegendem Blättchen] Nicht überliefert. 125,19 deinen Bruder] Christian August Vulpius. 125,20 die rückgehenden Botenweiber] Frauen, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete zwischen Weimar und Jena transportierten. Sie gingen mittwochs und samstags von Weimar nach Jena (vgl. zu 117,8). 125,21 Chokolade] Darum hatte Goethe schon im Brief vom 9. April 1795 gebeten (vgl. GB 10 I, 119,18). 125,21 das Bübchen] Goethes sechseinhalbjähriger Sohn August. 125,21–22 schicke es fleißig zur Frau von Stein] Seit etwa März 1796 hatte August Charlotte von Stein des öfteren besucht. In seinem Brief an diese vom 7. September 1796 bittet Goethe darum, dass sie weitere Besuche erlaube, damit er sich an ihrem Anblick bilden dürfe (127,12–13).

110. An Johannes Escher Weimar, 7. September 1796 → Zürich ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 122. – Doppelblatt 20,8 × 34,0(–34,3) cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Paraphe links) beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 in der linken Spalte Adresse: An Herrn

SEPTEMBER 1796

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Johann Escher. / im Thalacker in Zürch, darunter egh. paraphiert (Visum). – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 186, Nr 3381 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. – Johannes Escher antwortete mit einem Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 387). J o h a n n e s Caspar Escher vom Glas (1754–1819) wurde als zweiter Sohn von Hans Caspar Escher und seiner Frau Elisabeth in Zürich geboren. Als Spross einer der einflussreichsten und wohlhabendsten Geschlechter gehörte er von Geburt an zum herausgehobenen Patriziat der Stadt. Als Freihauptmann war er Offizier der Infanterie. Als Kaufmann führte er zusammen mit nahen Verwandten die am Ende des 17. Jahrhunderts gegründete, im 18. Jahrhundert florierende Eschersche Kreppfabrik im Seidenhof. 1774 heiratete er Anna Barbara Landolt, mit der er einen Sohn und fünf Töchter hatte. Die Familie lebte in einem stattlichen Gebäude im Talacker mit dem Hausnamen „Zum Felsenhof“ (Pelikanstraße). Zudem besaß Johannes Escher das Landgut „Zur Schipf“ in Herrliberg am Ostufer des Zürichsees. Seit 1803 war er Mitglied des Großen Rats. Escher starb am 10. September 1819 in Zürich. – Literaturhinweis: C〈arl〉 Keller-Escher: Fünfhundert und sechzig Jahre aus der Geschichte der Familie Escher zum Glas 1320–1885. Festgabe zur Feier des fünfhundertsten Jahrestages ihrer Einbürgerung zu Zürich. 2 Tle. Zürich 1885, bes. Teil 1, S. 94 f. und Teil 2, Stammtafel XI. Goethes Verbindung zu Johannes Escher vom Glas diente zunächst allein dem Zweck, die weitreichenden Geschäftsverbindungen des Züricher Handelsherrn zu nutzen. Ob Goethe, als er im November 1779 zusammen mit Herzog Carl August die Eschersche Kunst- und Naturaliensammlungen in Zürich besuchte, Gelegenheit hatte, auch Johannes Escher kennenzulernen, ist nicht bekannt (vgl. GB 3 II B, zu 359,27). Belegt ist dagegen ein Besuch Goethes und Johann Heinrich Meyers auf dem Landgut in Herrliberg am 21. September 1797 (vgl. GT II 1, 195), in dessen Nachgang zwei Briefe mit naturhistorischem Inhalt gewechselt wurden. Der vorliegende Brief ist der erste Brief Goethes an den Adressaten. Der Briefwechsel über die Frage, wie man Meyers Kredit begleichen und diesen in Italien auch weiterhin mit Barmitteln ausreichend versorgen könne, diente vor allem dazu, die ordentliche Abwicklung des Geschäftsvorgangs in den Jahren 1796 und, nach der Rückkehr Meyers, 1797 zu organisieren. Sie besteht aus einem Brief Goethes und zwei Gegenbriefen Eschers. 126,1 Herr Professor Meyer] Johann Heinrich Meyer.

266

BRIEF 111

126,2 Ihres Herrn Sohns] Von Hans Caspar Escher, der von 1794 bis 1797 in Rom Architektur studierte, hatte sich Meyer Geld geliehen und Goethe am 15. Juni 1796 und am 24./25. Juni 1796 davon berichtet (vgl. Goethe-Meyer 1, 264f. und 277f.). 126,3 50 Laubthlr] 50 Laubtaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). Diese Summe war Goethe von Meyer am 11. August 1796 genannt worden: „Über die 50. Florentiner Scudi welche ich zu Anfang aufgenommen habe Ich eine Berechnung erhalten, |Sie haben etwa 3. GGr: 〈Groschen〉 mehr Werth als die Spanischen Thaler| welche bis auf wenige Groschen nach Zürcher Münze so viele Laubthaler ausmacht die Provision v. 5 PrCt. 〈Prozent〉 welcher der Banquier zu Livorno nimt mit einbegriffen, wenn Sie allso wollten so gütig seyn & an M r. Jean Escher im Thalacker in Zürich 50. Laubthaler auszahlen laßen so bin ich außer Schuld, & der kleine Überschluß kan mit seinem Sohn ausgeglichen werden. Dieser Hr Escher mein gegenwärtiger schreibt zwar verbindlich daß die Sache keine Eile habe sondern mir noch mehr auf seine Rechnung hin zu Diensten stehe. allein Sie wißen daß Kaufleute sich gerne bezahlt sehen besonders wo nichts für sie zu verdienen ist. es wäre sogar gut wen Sie die Summe verdoppelten oder mir sonst einen kleinen Fond bey diesem Manne machten weil ich das Gelt auf diesem Wege wie mich däucht wohlfeiler erhalte als sonst geschieht.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 125; vgl. Goethe-Meyer 1, 317f. und 354). 126,4 Denenselben] Ausgesucht höflich-förmliche Anrede im Dativ des pluralischen Demonstrativums ‚Dieselben‘ (vgl. GWb 2, 1150). 126,5 eine kleine Casse] Zur Finanzierung künftiger Ausgaben in Italien. In seiner Antwort bestätigt Escher den Eingang des auf Initiative von Schiller durch Friedrich Justin Bertuch in den Süden transferierten Geldes (vgl. 130,18–21 sowie zu 130,18–21). 126,6–7 Herrn Buchhändler Cotta in Tübingen] Vor allem dessen Buchhandlung, die weitläufige Geschäftsverbindungen unterhielt. 126,7 die Summe von 200 Laubthlr.] Laut Beilage 1 von Nr 130 wurden im September 1796 durch Cotta an Herrn Escher bezahlt 200 fl. Lbthlr., was 325 Reichstalern entspricht. Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. Dass er nun über ein Guthaben in Höhe von 100 Florentinischen Scudi verfüge, darüber war auch Meyer von Zürich aus unterrichtet worden, wie er Goethe am 13. Oktober 1796 mitteilte (vgl. Goethe-Meyer 1, 362). 126,8 obgedachten] Oben genannten.

SEPTEMBER 1796

111. An Charlotte von Stein

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Jena, 7. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/492,I, S. 1. – Doppelblatt 19,0 × 23,8(–24,0) cm, S. 4 ganzflächig auf die erste Seite eines Trägers, eines Doppelblattes aus weißem Papier geklebt (21,5 × 36,8 cm), 2 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut in schwarzem Kunstledereinband, dessen Rücken mit goldfarbenen Streicheisenlinien verziert. Auf dem vorderen Deckel (22,8 × 37,5 cm) mittig die goldfarbene Aufschrift: „BRIEFE VON GOETHE / 1796–1826.“, darüber ein weißes Schild mit der Zählung: „VII“. Nach einem Schmutztitel 77 foliierte Blätter aus weißem Papier mit 132 in chronologischer Folge, jeweils auf der Vs. eines Blattes aufgeklebter Briefe, die mit Bleistift nummeriert sind; die Briefe einzelner Jahrgänge durch braune Zwischenblätter voneinander getrennt. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 339f. (Adolf Schöll). WA IV 11 (1892), 187f., Nr 3382. BEIL AG EN

1) Ein ostensibles Blatt (126,14) für Herzogin Louise (vgl. zu 126,14). 2) Brief an Fritz von Stein (vgl. zu 127,7). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Steins Brief vom 4. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 349). – Charlotte von Stein antwortete mit einem Brief vom 10. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 352). Postsendungen: 6. September 1796 (GT II 1, 78). Nach dem Bruch der langjährigen Freundschaft zwischen Goethe und Charlotte von Stein (1742–1827) im Frühsommer 1789 (nachdem Goethe 1788 aus Italien zurückgekehrt war und mit Christiane Vulpius zusammenlebte) hatte sich erst im Frühjahr 1796, vermittelt auch durch Schiller und dessen Frau, Patenkind Charlotte von Steins, eine vorsichtige Wiederannäherung ergeben. Der vorliegende Brief ist der erste überlieferte nach sieben Jahren Pause. Für den Zeitraum des vorliegenden Bandes sind überhaupt nur zwei Briefe Goethes an Charlotte von Stein sowie 14 Briefe von dieser an Goethe überliefert. In den meisten geht es um Charlotte von Steins Sohn Fritz, Goethes ehemaligen Zögling, der von 1783 bis 1786 in seinem Haus gelebt hatte. Fritz von Stein, seit 1789 Kammerassessor in Weimar, volontierte seit 1795 an der preußischen Domänenkammer in Breslau. Er trug sich mit dem Gedanken, eine vorteilhafte Anstellung in preußischen Diensten anzustreben. Er zögerte jedoch, weil er Konflikte mit seinem Dienstherrn, Herzog Carl August, befürchtete. In einem Brief aus Breslau vom 24. August 1796 hatte er sich deswegen an

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BRIEF 112

Goethe um Rat gewandt (H: GSA 28/14, Bl. 323–324; vgl. RA 2, Nr 344). Der Mutter hatte dieser in einem Gespräch am 1. September 1796, als er für einen Tag von Jena nach Weimar gekommen war, empfohlen, über die Herzogin Louise Herzog Carl August mitteilen zu lassen, er, Goethe, halte es für gut, Fritz von Stein bei nächster Vakanz die Stelle des Kammerpräsidenten in Eisenach zu versprechen. Das geht aus Charlotte von Steins Brief an ihren Sohn vom 2. September 1796 hervor (vgl. BuG 4, 242f.). Im Bezugsbrief vom 4. September hatte Charlotte von Stein berichtet, sie habe der Herzogin gegenüber von Goethes „Vorschlag nichts erwähnt, den wegen des Herzogs veränderlicher Vorstellungs-Art ist’s gar zu ungewiß sich mit ihm einzulaßen“ (H: GSA 28/14, Bl. 327; vgl. RA 2, Nr 349). – Über Charlotte von Stein und deren Beziehung zu Goethe vgl. die ausführliche einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 18. 126,14 ein ostensibles Blatt] Das Schreiben an Herzogin Louise ist nicht überliefert. – Ostensibles: ‚ostensibel‘: hier im Sinne von ‚vorzeigbar‘ (von franz. ostensible). 126,15–16 ich habe 〈…〉 meine Meinung geändert] Zunächst hatte Goethe an die Eisenacher Kammerpräsidentenstelle gedacht (vgl. die einleitende Erläuterung). Welche Stelle er jetzt im Auge hatte, ist unklar. Auf jeden Fall war der Plan, Fritz von Steins Bewerbung um eine hohe Stelle in weimarischen Diensten durch Herzog Carl August ablehnen zu lassen, um sich so Gelegenheit zu verschaffen, in preußische Dienste zu wechseln, ohne den Herzog durch ein direktes Entlassungsgesuch zu kränken. 126,17 H.] Herzog. 126,18 raisonnirten] ‚Räsonnieren‘: hier ‚aus Vernunftgründen sich ergeben‘ (von franz. raisonner: nachdenken, argumentieren). 126,21–22 der Assessor wird in preusische Dienste gehen] Die Angelegenheit entwickelte sich nur langsam. Im Dezember 1796 hatte Charlotte von Stein noch Hoffnung, „daß Fritz in hiesigen Diensten bleibt; der Minister 〈Carl Georg Heinrich Graf von Hoym, dirigierender Minister für Schlesien〉 hat ihm ein Departement versprochen, 〈…〉 ohne zu verlangen, daß er hier abdanke, und das war Alles, was Fritz wünschte.“ (Brief an Charlotte Schiller, 12. Dezember 1796; Charlotte von Schiller 2, 316f.) Doch Fritz von Steins Vorhaben, nur zeitweilig in preußische Dienste zu gehen, um dann wieder nach Weimar zurückzukommen, wies Herzog Carl August in einem Brief an Goethe vom 23. August 1797 entschieden zurück und erklärte, „ihn zu entlaßen, wenn er nicht seinen Sinn ändert und sich entschließet puré in hiesigen Dienst zu bleiben.“ (Carl August-Goethe2 1, 239.) Nach seiner Entlassung wurde Fritz von Stein schließlich erst am 1. Dezember 1798 zum preußischen Kriegs- und Domänenrat ernannt. 126,22–23 mit einigen kleinen Unannehmlichkeiten] Die kompromisslose Entlassung Fritz von Steins durch den Herzog führte auf beiden Seiten zu Kränkungen. Das weimarische Herzogpaar fühlte sich beleidigt, weil der junge Mann das

SEPTEMBER 1796

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preußische Königreich dem kleinen Herzogtum vorzog. Der Herzog sprach von „égoism“ (vgl. Carl August an Goethe, 23. August 1797; Carl August-Goethe2 1, 239). Die Herzogin war empört darüber, dass Fritz eine Anstellung im Weimarischen als „Di e n s t o h n e E h r e“ bezeichnet habe, worüber sie mit Charlotte von Stein (im Dezember 1797) in Streit geriet (vgl. Düntzer, Charlotte von Stein 2, 82). 127,4 Consequenz] Hier im Sinne einer inneren, geistig-intellektuellen Haltung (vgl. GWb 5, 587). 127,7 ein Brief an Fritz] Am 6. September 1796 hatte Goethe Fritz von Stein auf dessen Brief vom 24. August 1796 (vgl. die einleitende Erläuterung) geantwortet (vgl. sein Tagebuch; GT II 1, 78) und den Brief dem vorliegenden beigelegt (Beilage 2); er ist nicht überliefert (vgl. EB 39). 127,10 wenn ich zurückkomme] Goethe kehrte am 5. Oktober 1796 von Jena nach Weimar zurück. 127,11–12 meinem armen Jungen] Goethes fast siebenjähriger Sohn August. Im Bezugsbrief hatte Charlotte von Stein geschrieben, „daß mich gestern Augustgen besuchte, er thut meinen Augen und meinen Hertzen wohl.“ (H: GSA 28/14, Bl. 328.) Im Charlotte von Steins Antwortbrief heißt es: „Sie müßens meinen Hertzen eigendlich sehr natürlich finden daß ich ihr Kind so lieb haben muß.“ (H: GSA 28/14, Bl. 329.) An ihren Sohn Fritz schreibt sie am 8. September 1796: „Der kleine August hat eine rechte Anhänglichkeit an mich und besucht mich immer, und ist ein recht besonnenes Kind, aber er hat etwas trauriges als wen er schon einmahl den Trug dieses Lebens erfahren hätte.“ (H: GSA 122/101.) – Das Attribut ‚arm‘ lässt daran denken, dass Goethe in seinem Brief an Charlotte von Stein vom 1. Juni 1789 auch von Augusts Mutter als einem armen Geschöpf (GB 8 I, 117) sprach.

112. An Christiane Vulpius

Jena, 9. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 20. – Doppelblatt 12,3 × 19,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 189, Nr 3384 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Schreibtischschlüssel (vgl. 127,22).

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BRIEF 113

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Ein Brief Goethes vom folgenden Tag, dem 10. September 1796, ist nicht überliefert (vgl. EB 40). Goethe hielt sich seit dem 18. August 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17). 127,15–16 ob ich in den nächsten Tagen kommen werde] Mit dieser Mitteilung bezieht sich Goethe auf seinen vorhergehenden Brief vom 6. September 1796, in dem er erklärt hatte, es werde sich Sonabend (125,10) entscheiden, wann er nach Hause komme. Er kehrte erst am 5. Oktober 1796 nach Weimar zurück. 127,18 die große Idylle] Das Hexameter-Epos „Herrmann und Dorothea“, mit dessen Ausarbeitung Goethe laut Tagebuch am 11. September 1796 begann (vgl. GT II 1, 79). Bis zum 19. September notierte Goethe täglich weitere Arbeit an der Dichtung (vgl. GT II 1, 79f.). In seinem Brief an Christiane Vulpius vom 13. September 1796 schreibt Goethe, mit der Idylle geht es sehr gut (130,5). 127,18–19 noch diesen Monat fertig machen] Das Epos wurde erst im Juni 1797 fertig (vgl. zu 113,25). 127,23–24 die ersten gedruckten Bogen 〈…〉 meines Romans] Johann Friedrich Unger hatte die Druckbogen des 7. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit seinem Brief vom 6. August 1796 geschickt (vgl. RA 2, Nr 328). 127,25 das Bübchen] Goethes fast siebenjähriger Sohn August.

113. An Christiane Vulpius

Jena, 11. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 21. – 1 Bl. 19,0 × 24,0(–24,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 191f., Nr 3386 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Wie aus dem Anfang des vorliegenden Briefes hervorgeht (vgl. zu 128,1), hatte Goethe am Tag zuvor, am 10. September 1796, einen weiteren Brief an Christiane Vulpius geschrieben, der nicht überliefert ist (vgl. EB 40). Goethe hielt sich bereits seit dem 18. August 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17). 128,1 wie ich dir schon gestern schrieb] Der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 40).

SEPTEMBER 1796

271

128,3 Hochzeitfeste] Möglicherweise ist die Hochzeit gemeint, die am Donnerstag, dem 15. September 1796, stattfand. Aus dem Traubuch der Weimarer Stadtkirche 1784–1821 (S. 118c) geht hervor, dass an diesem Tag der Bäckermeister und Weimarer Johann Andreas Ludwig Reinhardt und Caroline Christiane Henriette Bürcke, Tochter des Hofböttchers Theodor Daniel Bürcke, getraut wurden. Beide Familien wohnten in der Nähe des heutigen Herderplatzes und sind über Jahrzehnte als Vertreter ihrer Handwerke in Weimar nachweisbar. Christiane Vulpius, deren Elternhaus im Winkelgässchen (heute: Luthergasse 5) nicht weit entfernt lag, könnte in einem nachbarschaftlichen oder freundschaftlichen Verhältnis zu den Eheleuten oder anderen Familienmitgliedern gestanden haben. (Nach freundlicher Auskunft von Eva Beck, Weimar.) 128,6 bis heute 〈…〉 weit in meiner Arbeit] Vom 11. bis zum 19. September 1796 verzeichnete Goethe täglich fortgesetzte Arbeit an seiner Hexameter-Dichtung „Herrmann und Dorothea“ (vgl. GT II 1, 79f.). Er kam bis zum 4. Gesang in der ursprünglichen Aufteilung in sechs Gesänge (in der gedruckten Fassung 5. und 6. Gesang [vgl. zu 157,22–23]). Fertig wurde das Epos erst im Juni 1797 (vgl. zu 113,25). 128,7 komme wohl alsdann hinüber] Goethe kehrte erst am 5. Oktober 1796 nach Weimar zurück. 128,8 Weinlese] Von Weinbau in landesherrlichen und adligen Besitzungen abgesehen, wurde in Weimar und Jena auch in privaten bürgerlichen Hausgärten Wein angebaut (vgl. Hermann Töpfer: Zur Geschichte des Weinbaus und Weinverbrauchs in Thüringen. Sondershausen 1909, S. 32), so wie von Goethe auf seinem 1798 erworbenen Gut Oberroßla, an seinem Weimarer Gartenhaus und am Haus am Frauenplan (vgl. Dorothee Ahrendt, Gertraud Aepfler: Goethes Gärten in Weimar. Leipzig 1994, S. 21 und 109). Aus Jena schickte Goethe wiederholt Weintrauben nach Weimar: am 15. Oktober 1798 an Christian Gottlob Voigt, den er auch zur Weinlese einlud (vgl. Goethe-Voigt2 2, 99), ebenso an den Prinzen Carl Friedrich (vgl. Brief an Christiane Vulpius vom 15. Oktober 1798; GoetheChristiane 1, 216), Ende September 1800 und Anfang November 1803 an seinen Sohn August (vgl. dessen Antwortbriefe vom 1. Oktober 1800 und 9. November 1803; Goethe-Christiane 1, 301 und 436). 128,8–9 Gelegenheit zu einem Vergnügen] Zur Weinlese fand in Jena alljährlich ein Fest mit Feuerwerk und anderen Vergnügungen statt (vgl. GB 10 II, zu 293,24). 128,10 Gestern war Pickenick] Im Tagebuch notierte Goethe unter dem 10. September 1796: Abends Picknick. (GT II 1, 79.) – Picknick (von engl. picknick, franz. piquenique): „ein gesellschaftlicher schmaus, wozu jeder theilnehmer einen beitrag an speisen oder getränken mitbringt“ (Grimm 13, 1841) 128,10 Dreher] Deutscher Tanz, Vorläufer des Walzers.

272

BRIEFE 114/115

128,11 meine Uhr gefunden] Goethe hatte danach in seinem Brief vom 4. September 1796 gefragt (vgl. zu 124,4). 128,13 schreibe ich Dienstag] Am 13. September 1796 (vgl. Nr 116). 128,13 Botenweibern] Frauen, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete zwischen Weimar und Jena transportierten (vgl. zu 117,8). 128,14 den Kleinen] Goethes fast siebenjährigen Sohn August.

114. An Christian Gottlob Voigt

〈Jena, 12. September 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem inhaltlichen Zusammenhang zu dem Schreiben vom 11. September 1796 (Nr A 36). Goethe wiederholt im vorliegenden Brief – getrieben von Sorge um das Wohlergehen der Mutter –, sein bereits im amtlichen Zusammenhang vorgetragenes Anliegen, mehr über die politischen und militärischen Umstände zu erfahren, in der sich seine Heimatstadt Frankfurt gegenwärtig befand. ÜBER L IEF ERU NG

H: UB Basel, Sign.: G IV 47,6. – Doppelblatt 19,4× 23,4 cm, 1 S. sehr flüchtig beschr., egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn / Geh. Reg. Rath / Voigt / nach / Weimar; minimaler Textverlust am ersten t von 128,25 Schritte, am unteren und rechten Rand geringfügiger Papierverlust, restauriert, Wasserschaden. – Beischluss Nr A 36. E: Goethe-Voigt1 (1868), 180, Nr 51 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 194f., Nr 3388. ERL ÄUT ERUNGEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht (vgl. Datierung). – Eine Antwort ist nicht bekannt. 128,16 Aus dem Packet] Das Paket bildeten Goethes Schreiben vom 11. September 1796 und die zugehörige Beilage (Nr A 36). 128,18–19 wenn sich meine Mutter 〈…〉 auf uns repliirte] Catharina Elisabeth Goethe blieb in ihrer Wohnung im Haus „Zum goldenen Brunnen“ am Frankfurter Rossmarkt. Nur zeitweise brachte sie sich in Offenbach in Sicherheit. – Am 8. September 1796 waren die österreichischen Truppen nach der Schlacht bei Würzburg in die Stadt eingerückt; die unterlegene französische Armee befand sich auf dem Rückzug nach Westen, was befürchten ließ, dass Frankfurt erneut zum Schauplatz von Kriegshandlungen werden könnte. – sich 〈…〉 repliierte: ‚Sich repliiren‘: sich zurückziehen, sich verschanzen (von franz. se replier). 128,19 Eingewohnheit] Verbundenheit mit der Umgebung (vgl. GWb 2, 1456).

SEPTEMBER 1796

273

128,21–22 Mit Ilmenau 〈…〉 sie werden Mores lernen.] Die Sitzung des Gewerkenausschusses am 13. September 1796 stand unmittelbar bevor. Die Deputierten sollten sich möglichst in die Beschlüsse der Bergwerkskommission fügen. – Mores lernen: hier im Sinne von ‚energisch zurechtgewiesen werden‘ (von lat. mores: Denkart, Charakter). 128,23 Da nun Nürnberg 〈…〉 Preusisch werden] Am 2. September 1796 hatte sich Nürnberg, unter Verzicht auf seine Stellung als Freie Reichsstadt, Preußen unterstellt (ebenso die fränkischen Hochstifte); preußische Truppen rückten in die Stadt ein. Mit Rücksicht auf Österreich verzichtete Preußen jedoch auf die Angliederung Nürnbergs (der bereits vorliegende Vertrag wurde nicht ratifiziert) und gab die Pläne auf, sein Hoheitsgebiet in Franken zu erweitern. 128,24–25 das Verhältniß mit dem fränckischen Kreise 〈…〉 aufheben] Vgl. Goethes Denkschrift vom 14. August 1796 (Beilage zu Nr A 27 und die Erläuterung dazu).

115. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 13. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2302/1999. – 1 Bl. 19,1 × 12,2 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 180f., Nr 52 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 196f., Nr 3390. BEIL AG EN

1) die Italienischen Zeitungen (129,4, vgl. zu 129,4). 2) Zettel und Anschlag (129,8, vgl. zu 129,8–9). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und Antwortbrief sind nicht bekannt. 129,4 die Italienischen Zeitungen] Vermutlich die Zeitungen aus Italien, die dort von den Kriegsereignissen in den verschiedenen Regionen berichteten. Welche Zeitungen Christian Gottlob Voigt geschickt hatte, lässt sich nicht mehr ermitteln, da der Bezugsbrief nicht überliefert ist. 129,5 wunderlich] Hier im Sinne von ‚erstaunlich‘, ‚sonderbar‘ (auch im Hinblick auf die durch die Kämpfe in Oberitalien beeinträchtigten Postverbindungen) (vgl. Grimm 30, 1903); etwas später nennt Goethe die Aussagen in den Zeitungen auch ‚zweydeutig‘ (vgl. 136,19).

274

BRIEF 116

129,6 Meyer schreibt von Florenz] Der Brief vom 20. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 342), in dem Johann Heinrich Meyer von einer möglichen Bedrohung der Stadt durch Kampfhandlungen berichtet hatte. 129,8–9 Beyliegenden Zettel 〈…〉 hat mir Wenzel gebracht] Die Beilage ist nicht überliefert, so dass nicht bekannt ist, um welche Arbeit es sich im Einzelnen handelte und wer die Rechnung und den Kostenvoranschlag verfasste. In Frage käme der Jenaer Mauermeister Johann Carl Wenzel. 129,10 bona officia] Lat.: gute Dienste. 129,11 allenfallsiger] ‚Allenfallsig‘: hier im Sinne von ‚eventuell‘, ‚etwaig‘ (vgl. GWb 1, 360). 129,11 Beförderung] Hier: Unterstützung der Angelegenheit (vgl. GWb 2, 192). 129,12–13 Hofrath Loder äußerte den Wunsch 〈…〉 Rehen und Hasen] Zu Justus Christian Loders Versuch, ein Deput an Wild aus der herzoglichen Jagd (eine festgelegte Leistung an Naturalien, wie sie auch im Rahmen der Beamtenbesoldung gewährt wurde) zu erhalten, vgl. AS 2, 513f., erläutert in: AS 3, 219f. 129,17 gute Nachricht] Am 8. September 1796 war Frankfurt a. M. von der französischen Besatzung befreit worden (vgl. zu 132,31). 129,18 zu einer Arbeit] Am 11. September 1796 hatte Goethe in Jena mit der Arbeit an dem Epos „Herrmann und Dorothea“ begonnen (vgl. GT II 1, 79). Nach mehreren Unterbrechungen wurde es erst im Sommer des kommenden Jahres fertig.

116. An Christiane Vulpius

Jena, 13. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,2,1, Bl. 22–23. – Doppelblatt 12,1 × 19,1(–19,3) cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 197f., Nr 3391 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Eine Quittung (129,23, vgl. zu 129,23). 2) Obst (130,10). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt (vgl. zu 129,23). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 14? September 1796 (vgl. RA 2, Nr 355). Goethe hielt sich bereits seit dem 18. August 1796 in Jena auf und wohnte wie gewöhnlich im Stadtschloss (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17).

SEPTEMBER 1796

275

129,23 Hier ist 〈…〉 die unterzeichnete Quittung] Ob sich Goethe hiermit auf einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius bezieht, ist ungewiss. Die Quittung ist nicht überliefert. 129,24 eine Rolle] Vgl. zu 3,7. 129,24 Laubthaler] Silbermünze im Wert von anderthalb Reichstalern. 129,24 Bothenweibern] Frauen, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete zwischen Weimar und Jena transportierten (vgl. zu 117,8). 129,25 eine Zahlung für Meyern nach Italien] Johann Heinrich Meyer hielt sich seit Ende Oktober 1795 in Italien auf. Er hatte in seinem Brief vom 11. August 1796 aus Florenz, den Goethe als letzten erhalten hatte, mitgeteilt, dass seine Geldvorräte zu Ende gingen (H: GSA 28/1045; Bl. 125; vgl. Goethe-Meyer 1, 318). In seinem Antwortbrief vom 15. September 1796 (Nr 117) konnte Goethe nach Florenz melden, dass die Geldangelegenheit zuförderst in Ordnung gebracht (130,18–19) sei (vgl. im Übrigen zu 130,18–21). 129,26 ist aber in Florenz sehr unruhig] Bezieht sich auf das Vordringen französischer Truppen in Oberitalien unter Napoleon (vgl. zu 68,5). Im Brief vom 11. August 1796 hatte Meyer aus Florenz gemeldet: „Die Lombardie ist voll Schlachten und Getümmel Jede Partie will Siege erfochten haben Venedig stellt auch ein Heer auf. es weiß kein Mensch wo alles noch endigen will wenns nicht bald Friede giebt.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 123; vgl. Goethe-Meyer 1, 313f.) 129,26–130,1 Ich fürchte fast er packt auf 〈…〉 dein Wunsch erfüllt.] Goethe plante eine Reise nach Italien (vgl. GB 10 II, zu 157,5). Christiane Vulpius wünschte, dass er zu Hause bliebe. In seinem Brief vom 15. September 1796 (Nr 117) drängte Goethe Meyer, in Florenz auszuharren, bis die Weltangelegenheiten sich einigermasen aufklären (132,24–25). Meyer setzte seinen Aufenthalt in Italien fort; Goethe reiste schließlich nicht dorthin. 130,2 Recept zu forcirten Sauerkraut] Meyer hatte es mit seinem Brief vom 20. August 1796 geschickt: „Das Kraut wird klein geschnitten und in einem Topf mit Eßig & Saltz also gearbeitet oder durchknettet bis es wie gekocht außieht, nachher wird solches wie gewöhnliches Sauerkraut mit Butter oder Schweinefett abgekocht.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 131; vgl. Goethe-Meyer 1, 323.) – ‚Forciert‘: hier im Sinne von ‚gewürzt‘, ‚scharf‘ (vgl. GWb 3, 799). 130,3 Hochzeit] Vgl. zu 128,3. 130,3–4 erkundige dich 〈…〉 noch zu wenig] Aus Christiane Vulpius’ Antwortbrief scheint hervorzugehen, dass sich dieser Hinweis nicht auf die Hochzeit bezieht, sondern auf die Höhe des Quartiergeldes für durchziehende Soldaten (vgl. Goethe-Christiane 1, 82). 130,5–6 mit meiner Idylle geht es sehr gut] Bezieht sich auf die Arbeit an „Herrmann und Dorothea“ (vgl. zu 128,6).

276

BRIEF 117

130,6–7 Den Sonnabend erfährst du, was ich weiter vorhabe] Samstag war der 17. September 1796. Ein entsprechender Brief Goethes an Christiane Vulpius ist nicht überliefert. 130,7–8 vielleicht komm ich 〈…〉 hinüber] Goethe kehrte erst am 5. Oktober 1796 nach Weimar zurück (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 21). Zuvor kamen Christiane Vulpius und Sohn August vom 19. bis zum 25. September nach Jena zu Besuch (vgl. GT II 1, 80). Am 30. September schrieb Goethe an Christian Gottlob Voigt, er wolle Schiller in seiner gegenwärtigen Lage (141,28) (wegen Schillers körperlicher Leiden und dessen familiärer Sorgen) noch nicht verlassen. 130,8 Weinlese] Vgl. zu 128,8. 130,11 Kleinen] Goethes fast siebenjähriger Sohn August. 130,13–14 bey Starken erkundigen, ob ich 〈…〉 Kupfer sehen kann] Der Weimarer Kupferstecher Thomas Starcke hatte den Auftrag, die (von Goethe selbst entworfene) Umschlagzeichnung für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ zu stechen (vgl. zu 109,12–13). Aus Christiane Vulpius’ Antwortbrief geht hervor, dass die Abdrucke noch nicht fertig waren (vgl. Goethe-Christiane 1, 82). 130,15 Bothenweiber] Vgl. im vorliegenden Brief zweite Erläuterung zu 129,24.

117. An Johann Heinrich Meyer

〈Jena〉, 15. September 1796 → 〈Florenz〉

DATIERUN G

Wiederholungen von Informationen im Text sind Hinweise auf einen längeren, sich zumindest über mehrere Stunden erstreckenden Schreibzeitraum des Briefes. Er muss daher nicht unbedingt allein am 15. September 1796 zu Papier gebracht worden sein. Durch das Fehlen von Postbelegen bleibt unklar, wann er versendet wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,2 × 24,2(–24,4) cm und 1 Bl. 18,9(–19,1) × 24 cm, 6 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 am oberen Rand Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N. XI dL 24 8brs“, links Briefzählung: „N¯o. 17.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], in der Ausgabe nicht verwendet). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 126–128. – 2 Doppelblätter 20,7 × 34,7 cm, 6 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Ergänzungen (zu ergänzten Kommata vgl. S XII im vorliegenden Band), Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 17. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3).

SEPTEMBER 1796

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E1: Riemer, Mittheilungen (1841) II, 671–672 (Teildruck mit abweichender Datierung: 130,30–131,6 ich habe die Geschichte 〈…〉 ausgelöscht sind. und 131,7–10 dann schlägt 〈…〉 wenigstens gedenkt.). E2: Briefe an Heinrich Meyer und Kanzler von Müller. Mitgetheilt von Ludwig Geiger. In: GJb 3 (1882), 220–247, hier 229–234, Nr 4. WA IV 11 (1892), 200–207, Nr 3393. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet drei Briefe Johann Heinrich Meyers, vom 29. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 303), vom 11. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 335) und vom 20. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 342). – Meyer antwortete Mitte Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 409). 130,16 Ihre beyden Briefe No. ¯ 5 und 6] Der erste und zweite Bezugsbrief. 130,18–21 Ihre Geldangelegenheit 〈…〉 Casse für Sie formirt] Über seine Geschäftsverbindungen hatte Johann Friedrich Cotta die Summe von 200 Laubtalern anweisen lassen (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). Empfänger war der Züricher Kaufmann Johannes Escher (vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu). Meyer hatte sich in Italien Geld von dessen Sohn geliehen, was zurückzuzahlen war. 130,21–22 Sobald ich nach Hause komme] Goethe kehrte am 5. Oktober 1796 aus Jena zurück (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 21). 130,22 Ihre Rechnung] Sie erreichte Meyer mit Goethes Brief vom 12. Oktober 1796 (Nr 130). 130,23 Capitalien] Geldmittel (vgl. GWb 5, 267). 130,25 disponiren] Hier: verfügen, bestimmen (vgl. GWb 2, 1221) (von lat. disponere). 130,29–30 eines Göttingischen Unternehmens 〈…〉 umfassen sollte] Die von Johann Gottfried Eichhorn initiierte „Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts“. Diese Reihe selbstständiger Publikationen wurde von „einer Gesellschaft gelehrter Männer“ aus Göttingen verfasst. 1796 erschien als Einleitung der 1. Band (der 1. Abteilung) mit Johann Gottfried Eichhorns „Allgemeine Geschichte der Cultur und Litteratur des neueren Europa“ (Göttingen 1796). 130,30–31 ich habe die Geschichte 〈…〉 stückweise vor mir] Die 2. Abteilung der „Geschichte der Künste und Wissenschaften“ enthält Giovanni Domenico Fiorillos „Geschichte der zeichnenden Künste von ihrer Wiederauflebung bis auf die neuesten Zeiten“ (5 Bde. [in 9 Tlen]. Göttingen 1798–1808). Der 1. Band (1798 erschienen) enthält die Geschichte der Malerei von der Römischen und Florentinischen Schule seit dem Ausgang des Mittelalters. – Goethe könnte über Fiorillos Freund und Mitarbeiter August Wilhelm Schlegel vorab an Auszüge aus dem Werk gekommen sein; spätestens seit Anfang 1797 zirkulierten die Aushängebogen

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BRIEF 117

ohnehin in Weimar (vgl. Brief Carl August Böttigers an August Wilhelm Schlegel, 7. Januar 1797; Briefe von und an August Wilhelm Schlegel. Gesammelt und erläutert durch Josef Körner. Zürich, Leipzig und Wien 1930. T. 1, S. 49f.). Goethe lagen zum gegebenen Zeitpunkt vermutlich Passagen aus der ersten Hälfte des Bandes vor. In seiner Antwort teilt Meyer Goethes Ansicht, plädiert ebenfalls für die Unabdingbarkeit der Anschauung der Kunstwerke vor Ort und deren vergleichendes Studium, welches erst zu einem Urteil befähige (vgl. Goethe-Meyer 1, 367f.). – Literaturhinweis: Achim Hölter: Goethe, Meyer und der Kunsthistoriker Johann Dominik Fiorillo. Mit einem ungedruckten Brief. In: GJb 109 (1992), 115–130. 131,4 die englische Uebersetzung des Cellini] Die englische Übersetzung von Thomas Nugent (vgl. zu 79,14; engl.: Das Leben des Benvenuto Cellini, eines Künstlers aus Florenz 〈…〉 Von ihm selbst in toskanischer Sprache geschrieben, und nach dem Original 〈ins Englische〉 übersetzt). – Zu dieser Übersetzung hatte Goethe schon im Brief an Gottlieb Hufeland vom 1. Juli 1796 (Nr 72) kritisch angemerkt: 〈…〉 nur scheint ihr eine gewisse Anschauung der Kunst und Italienischen Natur abzugehn (79,20–21). 131,7 schal] Hier: einem lebendigen Erleben des Geschilderten nicht förderlich. – In seiner Antwort betont auch Meyer die Notwendigkeit der Anschauung, um eine Geschichte der Kunst und ihres Wachsens schreiben zu können, hält dabei aber fest: „Ich glaube aber daß Fiorillo uns mit seinem Werck und wenn es auch noch so schlecht gerathen wird doch einen Dienst thut, den gerade aus Mangel der Anschauung & weil er es nicht beßer zu machen wußte wird so ein Mann alle Bücher aufgeschlagen die Jahrzahlen berechnet mancherley widerspruch & zweifel ins reine gebracht mit einem Wort er wird wie ich hoffe mit seiner Muße & der Göttingischen Bibliotheck das gethan haben wozu uns immer Laune & Zeit gebricht“ (H: GSA 28/1045, Bl. 148; vgl. Goethe-Meyer 1, 368). 131,8 mit R a m d o h r] Fiorillo geht im 1. Band seiner Darstellung auf zwei Publikationen von Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr ein: 1) Ueber Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. 3 Tle. Leipzig 1787 und 2) Beschreibung der Gemälde-Galerie des Freiherrn von Brabek zu Hildesheim. Hannover 1792. 131,11 Unternehmen] Enzyklopädische Darstellung zur italienischen Kultur. Meyer kopierte dafür Kunstwerke vor Ort und fertigte Noten (Anmerkungen) zur alten und neueren Kunst an, studierte die Harmonie der Farben. Dazu heißt es in Meyers Brief vom 7. Oktober 1797: „Das beschwerlichste bey den Noten die ich über Farben mache, ist die Sprache, die Reich & bestimmt seyn sollte um die Nüanzen zu bemercken.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 140; vgl. Goethe-Meyer 1, 353.) Das Werk wurde nicht abgeschlossen. 131,12–13 Ihren Antrag an Leo habe ich sogleich befördert] Mit einem nicht erhaltenen Brief an Friedrich August Leo kurz vor dem 12. September 1796

SEPTEMBER 1796

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(vgl. EB 36). Der Leipziger Buchhändler hatte Meyer als Beiträger für sein „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ gewinnen wollen; die Korrespondenz führte Goethe im Auftrag des in Florenz weilenden Hausgenossen. Zum Kontext vgl. zu 92,3–7, zu 124,5–6 und EB 36. 131,13 seine Erklärung] Vgl. den Auszug eines Briefes von Herrn Leo aus Leipzig im vorliegenden Brief (133,30–134,16). 131,15 Sie schicken mir a l l e Zeichnungen] Meyer hatte in seinem zweiten Bezugsbrief angeboten, für Leos „Magazin“ einen größeren Posten Zeichnungen aus Italien zu liefern (vgl. Goethe-Meyer 1, 315–317). Im weiteren Verlauf des Gesprächs, am 5. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 350), unterbreitete er zudem den alternativen Vorschlag, auch Arbeiten des jungen Architekten Hans Caspar Escher an Leo zu senden, darunter Zeichnungen von Tischen, Stühlen, Kaminen und Wandverzierungen vorwiegend aus Rom (vgl. Goethe-Meyer 1, 325). Sie alle sollten, zusammen mit geeigneten Beschreibungen Meyers, die zum Verständnis der Zeichnungen notwendig erschienen (vgl. Goethe-Meyer 1, 326), als den Geschmack des deutschen Publikums bildende Muster dienen, die auch in Goethes Wohnhaus und bei anderen Freunden Anwendung finden könnten (vgl. GoetheMeyer 1, 325.) 131,16–17 für den Herzog oder für mich] Nicht nur Goethe, sondern auch Herzog Carl August war am Erwerb von Zeichnungen für seine Sammlung sehr interessiert. 131,20 nach Zürch] Die Zahlung ging an den Züricher Kaufmann Johannes Escher. Einige der Zeichnungen, die Meyer angekündigt hatte, stammten von dessen Sohn Hans Caspar Escher. 131,21 Buchhändler und Meßverhältnissen] Die wirtschaftlichen Erfordernisse und finanziellen Zwänge des Buchhandels und des Marktes, die sich vor allem auf den jährlichen Buchmessen zeigten. 131,21 Retardaten] Zahlungsrückstände (von lat. retardatum: das Verzögerte). 131,22 Quäkeleien] Auch ‚Quakelei‘: Geschwätz, Faselei, dummes Zeug (lautmalerischer Ausdruck, an das Quaken von Fröschen erinnernd). 131,23–24 beym Schloßbau] Mit Bezug auf den laufenden Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Stadtschlosses in Weimar und dessen Innenausstattung. 131,25 nach Raphaelischen Arabesken in Rom] Die Arabeskendekorationen von Raffael und dessen Schule in den Loggien des Vatikans und in der Villa Lante. Diesen Umgang mit dem Ornament sahen Goethe wie Meyer als vorbildlich an (vgl. Meyers Antwort; Goethe-Meyer 1, 373f.). Grotesken und Arabesken sind Schöpfungen der römischen Antike, die in der Renaissance in den unterirdischen Grabanlagen (Grotten) in Italien wiederentdeckt und aufgenommen worden waren. – In seiner Antwort sichert Meyer zu, sich um Abzeichnungen von Arabesken zum wohlfeilen Preis zu bemühen, gibt dabei aber zu bedenken, dass diese Muster für Dekorationen keine Bedeutung hätten, seien sie doch keine Kunststücke; für 40

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BRIEF 117

bis 50 Taler jedoch könne er auf Dauer zu diesem Zwecke tauglichere Abgüsse antiker Ornamente besorgen (vgl. Goethe-Meyer 1, 374). 131,27–28 die B l u m e n m o n s t r a 〈…〉 heißen soll)] Im 1. Buch, 6. Kapitel seiner Lebensbeschreibung schlägt Cellini 1524 vor, dass die „grotteschi“ aus floralem Rankenwerk „monstri“ heißen sollten (hier in der Übersetzung Goethes): 〈…〉 so sollten auch diese Verbindungen verschiedener Pflanzen und Blätterarten Monstra und nicht Grottesken genannt werden. (WA I 43, 85.) 131,28–29 im neuen Hause 〈…〉 verpfuscht] Bezieht sich auf die Dekoration des Gelben Salons in der Nordostecke des 1797 fertiggestellten Römischen Hauses. Die Wände dieses Zimmers wurden – während Meyers Abwesenheit und offenbar gegen Goethes Einspruch – von Adolf Temler, Conrad Horny und Georg Melchior Kraus mit gemalten vertikalen Arabeskenbändern geschmückt, farbigen Blumen auf weißem Grund. Die Wandflächen dazwischen wurden auf altertümliche Weise mit zitronengelbem Seidenstoff bespannt. Meyers Wandentwurf mit antikisierenden Motiven, gerahmt von Arabeskenbändern, aus dem Jahr 1796 wurde nicht umgesetzt (KSW, Museen, Inv.-Nr AK Nr 1647/8/9; vgl. dazu Goethe-Meyer 1, 373). – Zur Kritik Goethes und Meyers an der vom Herzog veranlassten prunkvollen Ausstattung des Römischen Hauses vgl. bereits zu 104,23. 131,30–31 H o r n y, dem seine Heirath 〈…〉 scheint] Der Weimarer Maler und Kupferstecher Conrad Horny, Lehrer am Freien Zeicheninstitut, hatte am 11. April 1796 in Erfurt Josepha Maria Bernhardina Ortelli, der Tochter eines italienischen Wein- und Lebensmittelhändlers, geheiratet. – In seiner Antwort stimmt Meyer mit Goethe überein, auch in der kritischen Bewertung der Dekorationsmalerei (vgl. Goethe-Meyer 1, 372f.). 131,32 Banden] Ornamentbänder mit Arabesken im Gelben Salon. 131,33 Kartenmuster] Starre Vorlagen, Schablonen. 132,3 Krause] Der Weimarer Maler und Kupferstecher Georg Melchior Kraus, Direktor des Freien Zeicheninstituts. 132,8 Satisfaction] Befriedigung (von lat. satisfaction). 132,9 rechte] Hier: richtig, d.h. den Anforderungen Goethes und Meyers genügend. 132,12 den Weg über Zürch und Stuttgard] Über die Geschäftsverbindungen des Handelsherrn Johannes Escher und der J. G. Cotta’schen Buchhandlung in Tübingen (mit der Hofdruckerei in Stuttgart), die den Transfer von Kapitalien und Warensendungen von und nach Italien ermöglichten. 132,12 Cotta] Der Verlagsbuchhändler Johann Friedrich Cotta. 132,13 in Rücksicht meiner Italienischen Reise] Die lange geplante, aber schließlich nicht unternommene (dritte) Reise Goethes nach Italien.

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132,15–16 Ihrer politischen Ahndungskrafft] Meyer hatte sich gegen eine Reise nach Neapel entschieden und war stattdessen nach Florenz gegangen. Das Großherzogtum Toskana unter Ferdinand III. von Habsburg-Toskana war nach dem Friedensschluss mit Frankreich vom 9. Februar 1795 neutral. 132,17–18 Graf G e ß l e r 〈…〉 schreibt aus Neapel] Goethe hatte dies von Schiller erfahren, dem Christian Gottfried Körner am 29. August 1796 aus Dresden mitgeteilt hatte, dass er von Graf Carl Friedrich von Geßler – der Rom passiert hatte, ohne Meyer zu sehen – Post aus Neapel habe. In Körners Brief heißt es: „Die Existenz der Fremden ist jetzt in Italien sehr unangenehm. Da alles abreist, ist man mistrauisch gegen jeden der hinkommt. Nicht einmal einen Berg darf man zu mineralogischem Behuf besteigen ohne Verdacht zu erregen.“ (NA 36 I, 312.) 132,19 die Ombrage] Mißtrauen, Argwohn (von franz. ombrage: eigentlich der durch einen Baum verursachte Schatten). 132,21 Spionerie] Auch ‚Spionerei‘: wie ein Spion handeln. 132,23 am Arno] Fluss, der das Zentrum von Florenz durchquert, metonymisch für die Stadt und deren Umgebung. 132,26–27 der linke Flügel 〈…〉 in die Oberpfalz hineindrang] Die Franzosen unter General Jean-Baptiste Jourdan waren bis in die Oberpfalz vorgedrungen. In der Schlacht bei Amberg am 24. August 1796 wurde ihr Vormarsch von den österreichischen Truppen gestoppt. Sie mussten sich aus Franken westwärts bis hinter die Lahn zurückziehen. Am 30. August 1796 verloren sie die Kontrolle über Bamberg, am 4. September 1796 über Würzburg. 132,30 Brückenau] Ort in Unterfranken, im Sinntal gelegen, in den westlichen Ausläufern der Kuppenrhön. 132,31 Frankfurth geht darüber ganz zu Grunde] Am 8. September 1796 war Frankfurt a. M. wieder in den Händen österreichischer Truppen (vgl. GT II 1, 79). Die Stadt war in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1796 von französischen Truppen bombardiert, dabei schwer zerstört und am 16. Juli 1796 eingenommen worden (vgl. Catharina Elisabeth Goethes Brief, 22. Juli 1796; Beilage zu Nr 89). Die Franzosen verlangten immense Kontributionszahlungen. – Am 18. Oktober 1796 erkannte die französische Republik die Neutralität der freien Reichsstadt Frankfurt an, aus Dankbarkeit für das Wohlverhalten der Stadt während der Besetzung. Die zunächst geheime Vereinbarung wurde am 2. Dezember 1796 vom Pariser Direktorium bestätigt. 132,33 Contribution] Von der Bevölkerung erhobene Zwangsabgabe zum Unterhalt der Besatzungstruppen (vgl. GWb 5, 607). 133,1 die Bauern im Fränkischen und andern Gegenden] Die Landbevölkerung, vor allem in der Rhön und im Spessart, die sich gegen die sich zurückziehenden und dabei brandschatzenden französischen Truppen zur Wehr setzte. 133,6 unserm Cordon] Über den Verteidigungsgürtel der sächsischen Truppen vgl. zu 93,13 und 93,18.

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133,6–7 Der Bischoff von Fulda] Der Fürstbischof Adalbert III. (Adalbert von Harstall). Vgl. zu 124,15–16. 133,9 die Requisition] Beschlagnahmung von Gütern (für die Truppen) (von lat. requirere: fordern). 133,10 suspendirt] ‚Suspendiren‘: unterbrechen, aussetzen (von lat. suspendere). 133,11 Nun steht von der andern Seite Moreau bis München] Der französische General Jean-Victor Moreau war am rechten Donauufer bis zur Isar vorgedrungen. Dadurch hatte er Bayern zum Abschluss des Vertrags von Pfaffenhofen am 7. September 1796 zwingen können. In der Folge zwangen ihn die Niederlagen von General Jourdan in Franken allerdings wieder zum Rückzug nach Westen. 133,13 Die Franzosen sind in Tyrol bis gegen Roveredo] Südlich der Alpen, im Trentino, waren die französischen Truppen am 4. September 1796 in der Schlacht bei dem Städtchen Rovereto siegreich gewesen. 133,18 unsern Hauptplan] Das oben bereits erwähnte enzyklopädische Werk über die italienische Kultur. Dazu schreibt Meyer in seiner Antwort: „so bald ich das Hauptsächlichste in den Kirchen Pällasten Gallerien p zu Florenz gesehen & bemerckt haben werde, welches doch unser großes Vorhaben als d a s e r s t e N o t h w e n d i g e erheischt, alsdan will ich die Hauptmeister dieser Schule einen jeden aus seinen Weitläuffigen Wercken, wo sie sich auf allen Seiten zeigen, ein Bild mit dem anderen vergleichend & aus dem ganzen Schlüße ziehend, unter die Rubriken unsers Schema bringen. Wir kommen auf diese Weise zur allgemeinen Charackteristick eines jeden und dieses kan auch hernach unsere andern schon früher gemachten Betrachtungen & Urtheile regeln, indem man sonst doch nie sicher ist ob nicht Laune oder Zufall im Urtheil auch ein wenig Einfluß hatten.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 148; vgl. Goethe-Meyer 1, 369.) 133,18–20 ich arbeite ihm 〈…〉 entgegen] Goethes Vorarbeiten zu der Publikation haben sich im Nachlass erhalten, im Faszikel „Vorbereitung zur zweiten Reise nach Italien“ (H: GSA 25/W 2637 bis GSA 25/W 2645; WA I 34.2, 149–251; MA/Goethe 4 II, 519–605). 133,21 Mignaturwesen] Kleinigkeiten, Artigkeiten, Details (von franz. mignon: niedlich). 133,30 Auszug eines Briefes von Herrn Leo aus Leipzig] Aus der Ausfertigung des Briefes von Friedrich August Leo an Goethe vom 12. September 1796 (H: GSA 28/1045, Bl. 129 und 132; vgl. RA 2, Nr 353). 133,31–32 disponiren] Hier: beschaffen, zur Verfügung stellen (von lat. disponere: verteilen, anordnen). 134,7 2 bis 4 zur Probe zu senden] Mit seinem Antwortbrief sandte Meyer Proben, Zeichnungen von Tischen und Suppenschüsseln (vgl. Goethe-Meyer 1, 376); am 7. November erinnerte Meyer abermals an die Sendung (vgl. Goethe-Meyer 1, 385). Diese Zeichnungen ließ Goethe über Carl August Böttiger an den Leipziger Buchhändler Leo gelangen (vgl. Nr 160). Die Zeichnungen nach römischen Vor-

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bildern konnten nicht ermittelt werden; die handschriftlichen Legenden und Erläuterungen zu vier Zeichnungen von Meyer dazu haben sich allerdings erhalten (H: GSA 28/1045, Bl. 156); beschrieben werden zwei geschmückte Tische (einer davon aus dem Palazzo Chigi), eine silberne Vase mit Schale und ein Kamin aus weißem Marmor. 134,14 mein Magazin] „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ in Quart. 134,15 Meubeln] Mobilien, die Gesamheit der Ausstattungsgegenstände eines Innenraumes, Hausrat (von franz. meubles). 134,15 5 f] Fünf Gulden (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 134,15–16 eine Gartenparthie] Gartengestaltung. 134,16 7 rl:] Sieben Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 134,18–19 was ich auf dem vorigen Blatte gesagt] Wiederholungen von Informationen zum aktuellen Kriegsgeschehen in Franken, Frankfurt a. M. und in Bayern lassen auf einen längeren, sich zumindest über mehrere Stunden erstreckenden Schreibzeitraum des Briefs schließen (vgl. Datierung). 134,19–20 Ihr Brief N o¯ 7.] Der dritte Bezugsbrief mit dieser Zählung (H: GSA 28/1045, Bl. 130). 134,24–25 8 Millionen Livres] Französische Silberwährung, seit August 1795 eigentlich durch die Bezeichnung „Franc“ ersetzt (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 134,30 Mittheilung] Hier: mündlicher Austausch, Gespräch. 134,31–32 daß ich Ihnen 〈…〉 nach Florenz schaffe] Über geschäftliche Verbindungen der J. G. Cotta’schen Buchhandlung in Tübingen zu dem Handelsherrn Johannes Escher in Zürich und von diesem wiederum nach Italien, vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu. 134,33–135,1 unsern Vorrath] Mit Bezug auf den Gesamtbestand an „Xenien“. 135,3 auf diesen Punct] Zu diesem von Goethe angesprochenen zentralen Problem der klassizistischen Kunstauffassung konnte sich Meyer nicht ausführlich im Antwortbrief äußern (vgl. Goethe-Meyer 1, 369–376). Er plädierte für Aufschub und deutete darin lediglich an: „Indeßen glaube ich daß man als allgemeine Regel annemmen kan. je vollständiger sich eine Handlung durch den Sinn des Gesichts begreifen faßen läßt je beßer Paßt Sie für die bildenden Künste.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 148; vgl. Goethe-Meyer 1, 369.) – Eine Antwort enthält die von Meyer nach seiner Rückkehr aus Italien verfasste Abhandlung „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (Propyläen 1 (1798), 1. St., S. 20–54; 2. St., S. 45–81). 135,9–10 nach unserm beliebten Schema] Vgl. zu 115,9 und zu 115,10.

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135,12–13 Vom Sauerkraut soll nächstens eine Probe gemacht werden.] In seinem dritten Bezugsbrief hatte Meyer ein Rezept für eine wohlschmeckende Art von Sauerkraut für Christiane Vulpius übermittelt, mit der Bitte, es auszuprobieren und bei dessen Genuss seiner zu gedenken (vgl. zu 130,2). 135,13 Die Hausfreunde] Christiane Vulpius und der kleine Sohn August. Als Mitbewohner wurde in Goethes Haushalt auch für Meyers leibliches Wohl gesorgt.

118. An Gottlieb Hufeland Jena, 17. September 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: Zwischen Weimar und Jena. Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S. H. 〈Salomon Hirzel〉 Leipzig 〈1855〉, S. 6 (Hermann Hartung). Gleichzeitig: Aus Weimars Glanzzeit (1855), 3, Nr 4 (August Diezmann). – Beide Drucke sind textidentisch, vgl. dazu die Bemerkung in der Überlieferung von Nr 72. WA IV 11 (1892), 209, Nr 3395 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 135,16 meine Waare] Aus dem weiteren Verlauf des Briefes geht hervor, dass es sich um Kunstwerke (135,18) handelte. Von welcher Art diese waren, konnte nicht ermittelt werden. Vermutlich geschah diese Kunstdemonstration ebenso wie die für den folgenden Tag in Aussicht gestellte Raupendemonstration (135,19) zur Unterhaltung und Bildung eines kleinen gesellschaftlichen Zirkels. Unbekannt ist auch, warum sich Goethe bereits nach zwei Stunden wieder entfernen musste. 135,19 morgen früh um 10 Uhr] Möglicherweise handelt es sich bei dem genannten Termin auch um ein Treffen der Mitglieder des seit 1786 existierenden Professorenklubs in Jena, der ‚Sozietät der Unternehmer des Rosen-Instituts‘, die sich immer sonntags trafen, (vgl. zu 8,4–5). Im Laufe des Jahres 1796 entstanden engere Verbindungen dieses Klubs mit der privateren (1789/90 gegründeten) Mittwochsgesellschaft, zu deren thematischem Rahmen derartige naturwissenschaftliche Demonstrationen in Form eines Vortrags mit anschließender Diskussion durchaus passen würden. Sowohl Goethe als auch der Jurist Hufeland nahmen an den Treffen beider geselligen Vereinigungen teil, Goethe immer dann, wenn er sich ohnehin in Jena aufhielt.

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135,19 einer Raupendemonstration] Der Metamorphose zum Schmetterling, mit der sich Goethe seit August beschäftigte und sich deshalb dem Studium der Raupen zuwandte. Vgl. zu 101,9–10 und zu 123,18.

119. An Christian Gottfried Körner Jena, 22. September 1796 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 239. – Doppelblatt 19,3 × 24,5 cm, 1 S. beschr. (S. 1 Text), Schreiberhd (Geist?), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 3 Adresse: Des / Herrn Ober-Appellations Rath / Körner. / Wohlgebl / D r e s d e n. / p. O. 〈möglicherweise lat. per occasionem: durch Gelegenheit〉; darunter Reste eines roten Siegels; Bl. 2 oberes Drittel (19,3 × 6,2 cm) abgeschnitten; Bl. 2 am Mittelfalz aufgeklebt auf einem Träger, Pappe. E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 206 (Teildruck: 135,22–23 Durch einen Mann 〈…〉 dieses Blatt und 136,6–10 Schiller ist nach seiner Art 〈…〉 wandeln sollte.). E2: WA IV 11 (1892), 211, Nr 3398 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Goethe richtete seinen Empfehlungsbrief spontan an Christian Gottfried Körner. – Körner antwortete mit einem Brief vom 28. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 372). Aus dem Jahr 1796 sind nur zwei Briefe Goethes an den Dresdner Appellationsgerichtsrat Christian Gottfried Körner überliefert, bei vier Gegenbriefen. Es geht in den Briefen um neu erschienene Werke Goethes, um Nachrichten von gemeinsamen Bekannten sowie um Gefälligkeiten, die Goethe erbat. – Über Christian Gottfried Körner, den langjährigen Freund Schillers, und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 225. 135,22 einen Mann] Johann Ernst Wölfel, Steuer- und Erbzinsrevisor in Jena. 136,1 den neuen Musenalmanach] Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, der wegen der in ihm veröffentlichten satirischen „Xenien“ Schillers und Goethes große Aufmerksamkeit erregte. Er erschien Ende September 1796. 136,4 eine Erbschafftangelegenheit] Wie aus dem Antwortbrief hervorgeht, konnte Wölfel seine Erbschaftsangelegenheit ohne Körners Hilfe regeln. 136,6 Schiller ist nach seiner Art ganz wohl] Vermutlich bezieht sich die relativierende Feststellung auf Schillers chronisch schwache Gesundheit. In seinem Brief an Körner vom 29. September 1796 berichtete Schiller: „Schon seit 9 Tagen leide ich, neben meinen Krämpfen, an einem Zahngeschwür, welches mir das Leben or-

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dentlich verleidet.“ (NA 28, 298.) – Goethe hielt sich vom 18. August bis zum 5. Oktober in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 136,7 die Idylle zu Anfang des Musenalmanachs] Alexis und Dora (MusenAlmanach für das Jahr 1797, S. 1–17; WA I 1, 265–271). 136,8 jener guten Tage, in denen sie entstand] Goethes Gedicht war im Frühjahr 1796 in Jena entstanden; unter dem 14. Mai heißt es im Tagebuch: Alexis und Dora geendigt. (GT II 1, 69.) In Jena hatte sich Goethe vom 28. April bis zum 8. Juni 1796 aufgehalten. In dieser Zeit war auch Körner in der Stadt (vom 27. April bis zum 17. Mai). 136,8–9 Ähnliche Arbeiten dieser Art] Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ (Berlin 1797); im Tagebuch heißt es mit Bezug darauf unter dem 11. September: Anfang die Idylle zu versificiren. (GT II 1, 79.) Goethe nennt beide Dichtungen ‚Idylle‘. Im ersten Fall wählte er die Distichenform, im zweiten den Hexametervers. 136,9–10 daß ich jetzt eigentlich am Arno wandeln sollte] Über die von Goethe geplante, dann aber abgesagte dritte Italienreise vgl. GB 10 II, zu 157,5. – Der Arno fließt durch die nördliche Toskana, auch durch Florenz. 136,10 Meyer befindet sich in Florenz und ist fleißig.] Johann Heinrich Meyer war im Juni 1796 von Rom nach Florenz gegangen. Er trieb dort künstlerische Studien in Galerien und Museen, fertigte Kopien von Gemälden an und sammelte Material für ein mit Goethe gemeinsam geplantes enzyklopädisches Werk über die italienische Kultur (welches jedoch nicht zustandekam). 136,11 den Frauenzimmern] Körners Frau Minna und deren Schwester Dora Stock. 136,11–12 den letzten Band meines Romans] Der 4. und letzte Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“; er erschien im Oktober 1796. 136,12 ehestens] Superlativ von ‚ehe‘: in sehr kurzer Zeit (vgl. Adelung 1, 1647).

120. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 24. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Von Schreiberhd, Adresse: Des Herrn Geheimde Rath Voigt / Hochwohlgeb. / Weimar. (nach E). Katalogdrucke in: Stargardt 549 (1960), Nr 90 und Bassenge AK 94, S. 253, Nr 2628. E: Goethe-Voigt1 (1868), 184–186, Nr 56 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 211–214, Nr 3399. Textgrundlage: WA. – Vor 1891 im Privatbesitz von Rechtsanwalt Arthur Osann in Darmstadt (WA IV 9 (1891), 333), der „die grosse Masse gedruckter wie ungedruckter Briefe Goethes an C. G. Voigt dem Goethe- und Schiller-Archiv zur

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Benutzung übersandte“ (ebd., 329), so dass die Handschriften den Herausgebern von WA vorlagen. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN

136,25 bisherigen] bißherigen E

137,6 vielen] Vielen E.

ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet drei Briefe Christian Gottlob Voigts, vom 22. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 361), vom 23. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 362) und vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 364). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 26. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 369). 136,15–16 Durch Ihre neuste Verordnung 〈…〉 Bergrath zufrieden gestellt seyn.] Mit dem ersten Bezugsbrief war Goethe ein Antrag von Johann Friedrich Wilhelm Voigt zugegangen, zum leichteren Gang der Kunstgezeuge im zu gewältigenden Ilmenauer Johannesschacht an den Gestängen Gewichtkästen anbringen zu dürfen. Der Adressat hatte deren Einrichtung – ohne Goethe in die Entscheidung miteinzubeziehen – bereits am 14. September 1796 zugestimmt und den Bergrat am 16. September 1796 durch Eilboten eine entsprechende Anweisung erteilt (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 25f.). Zu Goethes anfänglichen Bedenken und seiner letztlichen Zustimmung zu der vorgeschlagenen Maßnahme vgl. Nr A 38, Nr A 39 und Nr A 41 sowie die Erläuterungen dazu. 136,18 Für die überschriebenen Nachrichten] Mit den Bezugsbriefen hatten Goethe die neuesten Nachrichten von der militärischen Lage in Franken und vom Rhein und von der Lahn erreicht, darunter auch politische Nachrichten von den Friedensverhandlungen des Obersächsischen Kreises mit Frankreich (vgl. GoetheVoigt2 1, 306f.). 136,22 den Künsten des Friedens] Hier: die Künste, insbesondere Baukunst und Gartengestaltung, und Wissenschaften. 136,23 Ve n t kann bey seiner neuen Incumbenz] Dem Ingenieuroffizier Johann Christoph Gottlob Vent war die Führung der Parkrechnungen übertragen worden. Davon hatte Voigt im ersten Bezugsbrief berichtet (vgl. Goethe-Voigt2 1, 307). Zuvor war Vent vor allem mit der Lösung praktischer Bauaufgaben betraut worden. – Incumbenz: amtlich zugewiesene Aufgabe, Verantwortung (vgl. GWb 5, 9) 136,27–28 Dem jungen Voigt will ich 〈…〉 meinen guten Willen erzeigen] Zur Unterstützung von Friedrich Wilhelm Voigt vgl. zu 122,11–12. Vermutlich wollte der junge Mechaniker sich dem Bau medizinischer Instrumente zuwenden. 137,5 Hederichen wäre etwas zu gönnen] Zur finanziellen Unterstützung von Friedrich Christian Leberecht Hederich aus Weimar vgl. AS 2, 515, erläutert in: AS 3, 221; zudem NA 37 II, 178. Möglicherweise lag dem Brief ein Gesuch Hederichs bei.

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BRIEF 121

137,7 Mein diesmaliger Jenaischer Aufenthalt] Goethe war am 18. August 1796 nach Jena gekommen, wo er bis zum 5. Oktober 1796 blieb (vgl. FärberCalender 1796, Bl. 17 und 21). 137,9–10 Frau Hofrath Loder ist 〈…〉 entbunden.] Louise Loder war am Tag des Briefdatums mit einem Mädchen niedergekommen. Das Berta genannte Kind war das fünfte des Paars. 137,13 Die Assignation an Creutznacher] Eine Geldanweisung für den Jenaer Amtsschreiber Heinrich Friedrich Sigismund Creutznacher, wohl zugunsten des Botanischen Gartens. – Assignation: Zahlungsanweisung (vgl. GWb 1, 860) (von lat. assignatio). 137,15 geflügelte Naturen aller Art] Anspielung auf Schillers und Goethes „Xenien“, die im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ Ende September 1796 veröffentlicht wurden. 137,19 Beyliegendes] Wohl der Brief mit dem vorstehend wiedergegebenen Text. Da H nicht erhalten ist, fehlen die Siegelspuren auf der Ausfertigung, welche die Aussage stützen könnten. Vermutlich wurde das Siegel erbrochen, und der Brief – nach Einlage des weiteren Teils – erneut gesiegelt. 137,19–20 Ihre werthen Zuschriften durch den Steinschneider] Möglicherweise eine Liste mit 57 Mineralien aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Schweden von Jakob Wächter. Das im naturwissenschaftlichen Nachlass Goethes erhaltene Doppelblatt ist weder datiert noch an eine bestimmte Person adressiert, so dass unklar ist, an wen sich das Warenangebot ursprünglich richtete (H: GSA 26/ LXVII,4,414, Bl. 17–18). – Schon am 23. September 1796 hatte Voigt sich positiv über den erst jüngst angeworbenen Wächter geäußert, der offenbar nicht nur seine praktischen Dienste in Herzogtum offeriert, sondern auch verschiedene Stücke zum Ankauf vorgeschlagen hatte: „Er ist ein guter Mensch, soviel ich bemerken können; er hat auch artige Sachen, billigen Preißes. Ich habe einen schönen Aventurier-Crystall und einen artigen Saphir von ihm gekauft. Seine Goldstufen sind vorzüglich; das Museum sollte billig ein paar davon nehmen da er so gar arm daran ist.“ (Brief an Goethe, H: GSA 28/946, Bl. 130.) – Die Hoffnung, die Stücke für einen verhältnismäßig geringen Preis, erwerben zu können, erfüllten sich nur zum Teil, vgl. dazu Nr 121 und Nr 122. 137,20–21 wenn wir 〈…〉 hier haben] Der Bamberger Steinschneider, Kunstund Naturalienhändler war bisweilen auswärtig tätig; darauf weisen die Akten des Stadtarchivs Bamberg hin (freundliche Auskunft des Archivs). Dass er sich längere Zeit in Jena bzw. Weimar aufhalten wollte, dafür fehlen sichere Belege; die Gewährung eines kleinen Holzdeputats durch die herzogliche Kammer und weiterhin die Aussicht auf ein kleines Quartiergeld, um seine Maschinen und vielen Sachen unterbringen zu können, legen dies allerdings nahe; Voigt berichtete davon im Bezugsbrief (vgl. zu 142,9).

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137,22 sich mit ihm auf einen gewissen Fuß setzt] Hier: eine gute geschäftliche Beziehung aufbauen. 137,23 Cabinet] Naturalienkabinett in Jena mit seiner mineralogischen Sammlung. 137,25 Den Steinerischen Anschlag will 〈…〉 durchdenken] Die Kostenplanung des Baumeisters Johann Friedrich Rudolf Steiner hat sich nicht herhalten. Zum konkreten Bauvorhaben ist somit nichts Näheres bekannt. Aus dem Kontext des vorliegenden Briefes ergibt sich ein Bezug zu den Wasserbauarbeiten an der Saale und ihren Nebenflüssen zum Schutz Jenas vor Hochwasser, die vor Beginn des Winters abzuschließen waren. Die hierzu erhaltenen Akten berichten in der fraglichen Zeit von Uferbefestigungsarbeiten durch Buhnen und dringenden Reparaturen an der Camsdorfer Brücke; explizit erwähnt wird Steiner nicht (H: GSA 30/104). – Anschlag: Kostenvoranschlag (vgl. GWb 1, 664). 137,27–28 Operation mit der Mühllache und der Leutra] Die im Mai 1796 durchgeführten Wasserbauarbeiten im Südwesten von Jena, vgl. zu 46,5–6. 137,32–33 Soll ich Sie hier nicht sehen 〈…〉 Weimar wieder zu finden] In Jena blieb Goethe bis zum 5. Oktober 1796 (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 21). Am 2. September 1796 kam es dort zu einem Gespräch mit dem Adressaten, in dem allerlei Dienstliches diskutiert wurde (vgl. GT II 1, 80).

121. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 25. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 20a. – 1 Bl. 19,1 × 24,0(–24,4) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 186–189, Nr 57 und 58 (Otto Jahn; als zwei Briefe separat gedruckt). WA IV 11 (1892), 214–217, Nr 3400 (Brief als Nachschrift und Beilage als Brieftext abgedruckt). 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 19–20. – Doppelblatt 18,9 × 24,3 cm, 3 1⁄2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; Wasserschafen am oberen Rand, Vergilbung am äußeren Rand.

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BRIEF 121

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 24. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 364). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 26. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 369). 138,1 allenfalls ostensibles Blatt] Hier bekräftigend: ein ‚in jedem Fall zeigenswertes Blatt‘ (von lat. ostentare: zeigen, offenbaren). 138,2 einer wunderlichen Mineralogischen Constellation] Der bemerkenswerte Umstand, dass zur selben Zeit drei konkurrierende Mineralienangeboten im Raum standen, an denen viele Sammler und Institutionen in Weimar und Jena Interesse zeigten. Zu diesen Offerten vgl. zu 116,25, zu 137,19–20 und zu 138,11. 138,4–5 Wächtern 〈…〉 zu gut bezahlt] Die Verteilung der von dem Steinschneider, Kunst- und Naturalienhändler angebotenen „Sächsischen Mineralien“ dokumentieren die Namenkürzel, die jeweils mit Bleistift vor den einzelnen Posten auf der Angebotsliste vermerkt sind (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 17–18), zudem die nach Erwerber spezifizierten Einzelaufstellungen mit den Benennungen der Mineralien und die jeweils erzielten Preise (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 13–15 und 19–22). Zu den Käufern gehörten neben Goethe die Herzogin Anna Amalie, die für sich und ihren Enkel, den Erbprinzen Carl Friedrich, Stücke erwarb, Christian Gottlob Voigt und Johann Carl Wilhelm Voigt, Carl Ludwig von Knebel und das im Jenaer Schloß beheimatete Naturalienkabinett der herzoglichen Sammlungen. Der Preis der für dieses Kabinett erworbenen Stücke, 21 an der Zahl, belief sich auf 14 Reichstaler, 9 Groschen und 8 Pfennige (H: GSA 26/ LXVII,4,414, Bl. 14). 138,5–6 über seine Hoffnungen behandelt] Vgl. zu137,20–21. Die Bemühungen des Adressaten, Jakob Wächter für seine Dienste in Jena ordentlich zu entlohnen, waren erfolgreich (vgl. zu 142,15–16). 138,6 bey seiner Rückkehr] Der Mineralienhändler betrieb seine Geschäfte bis zu einem Tode 1834 im wesentlichen von seinem Wohnort Bamberg aus, wo er die Stücke lagerte. Die ausgewählten Stücke waren offenbar schon unterwegs nach Weimar. 138,8 Juden] Hier: eines geschäftstüchtigen, den Anderen übervorteilenden Kaufmanns (vgl. GWb 5, 160). 138,10 wohlfeil] Zum niedrigen Preis. 138,11 der arme Teufel von Lenz] Johann Georg Lenz, der sich in finanziellen Schwierigkeiten befand, sah sich gezwungen, aus seiner mineralogischen Sammlung Petrefakte und Mineralien zu veräußern. Goethe erwarb daraus Stücke im Gesamtwert von 6 Reichstalern (vgl. GR/Sonderrechnungen 1796 2, Bl. 1). Am 28. Oktober 1796 trafen eine Suite von Braunkohlen aus Artern ein (vgl. RA 2, Nr 429), am 8. November 1796 Torf aus Bremen (vgl. RA 2, Nr 449). – Auch die naturwissenschaftlichen Sammlungen des Herzogs in Jena gehörten zu den Käu-

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fern; entsprechende Vereinbarungen wurden von Justus Christian Loder getroffen (vgl. Nr A 45 und die Erläuterung dazu). 138,14–15 das Drittel Rabat] Die Preisreduktion um jeweils ein Drittel – Goethes Bedingung für den, aus Sicht des Händlers, guten Absatz (139,7–8) der Ware – ist auf der Liste mit den Leipziger Mineralien explizit vermerkt und in den erhaltenen Rechnungen berücksichtigt (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 22). Gleiches gilt für die von Jakob Wächter erworbenen Stücke, die ebenfalls zum reduzierten Preis angekauft wurden. 138,15–16 eminente] Eminent: herausragend, vorzüglich (von lat. eminens, Partizip von eminere). 138,17 Behandlung] Hier: Ausführung, Erledigung. 138,19 übersetzt] Ausdruck aus der Handelssprache, hier: höher angesetzt als üblich oder gerecht. 139,2 Acquisition] Nach dem Tode des Edelsteinschneider Albert Beyer Ende März 1796 suchte man nach einem geeigneten Nachfolger (vgl. zu 142,15–16). – Acquisition: Zuwachs, Erwerbung, Gewinn (von lat. acquisatio). 139,4–5 ich kaufe ihm seine sämmtlichen Goldstufen 〈…〉 ab] Vgl. zu 137,19–20. – Goldstufen sind Mineralaggregate, so wie das Edelmetall in Assoziationen, in Erz oder in gediegener Form, natürlicherweise vorkommt. 139,6 Die Leipziger Sendung ist auch angekommen] Dabei handelte es sich um ‚Fossilien‘, um Gruben- und Berggut, aus England, welche Gottlob Geissler zu Preisen bis zu 10 Reichstaler pro Stück angeboten hatte (vgl. zu 116,25). Am 25. September 1796 und damit noch am selben Tag war die Ware auch in Weimar eingetroffen (vgl. GT II 1, 80). – Goethe hatte sich zum Erwerb einzelner Stücke entschlossen, wie die erhaltene Liste der für ihn bestimmten Mineralien zeigt (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 22), vor allem zu drei Stücken des seltenen Witherit, Bariumcarbonat, und einen titanhaltigen Manakanit. 139,7 ihm] Gottlob Geissler. 139,9 pro C.] Pro Cent, hier ‚für hundert‘, ‚bezogen auf Hundert‘ (von ital. per cento). 139,9–10 Körper, die alle ausgesucht sind] Die recht seltenen Stücke weckten Begehrlichkeiten. Auch Voigt zeigte persönliches Interesse an einem Witherit, den er erhielt. Goethe zuliebe nahm er Abstand vom Erwerb eines Manakanit. Eine erhaltene Notiz zeigt, wie um die wenigen zu verteilenden Stücke zwischen den herzoglichen und privaten Sammlern sowie den Vertretern der wissenschaftlichen Einrichtungen gerungen wurde (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 20). – Körper: Hier im Sinne von ‚anorganischem Gebilde‘, ‚Mineral‘, ‚Gesteins- und Kristallbildung‘ (vgl. GWb 5, 641). 139,11–12 von Ungarn und Siebenbürgen] Die Verbindungen basierten im wesentlichen auf Kontakten zu Mitgliedern der im Aufbau begriffenen Mineralogischen Gesellschaft. In dieser Zeit kamen besonders viele Studierende aus diesen Ge-

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bieten nach Jena. – Literaturhinweis: Johanna Salomon: Dominik Teleki von Szék und Mitglieder aus Ungarn und Siebenbürgen. In: Dies.: Die Sozietät für gesamte Mineralogie zu Jena unter Goethe und Johann Georg Lenz, Köln, Wien, 1990, S. 82–101. 139,13 gespielt] Spielen: hier ‚zum Vergnügen und Zeitvertreib benutzt‘. – Goethe, selbst Kenner und Liebhaber des Steinreichs, besuchte gerne Sammlung von Petrefakten und Mineralien, erweiterte im Austausch mit Johann Georg Lenz seine naturkundlichen Kenntnisse. 139,14 Concurrenz von diesen drey Fällen] Vgl. zu 138,2. 139,16–17 secundiren] ‚Secundiren‘: hier ‚beistehen‘, ‚unterstützen‘ (von lat. secundare: begünstigen, gefällig sein). 139,17 rectificiren] ‚Rectificiren‘: hier ‚verbessern‘, ‚berichtigen‘ (von lat. rectificare). 139,19 Loder] Das verauslagte Geld wurde dem Leiter des Jenaer Naturalienkabinetts Justus Christian Loder mit Nr A 45 erstattet. 139,20 remboursiren] ‚Remboursiren‘: hier ‚vergüten‘, ‚ersetzen‘ (von franz. rembourser). 139,22 Vorschuß von der Kammer] Der Vorschuss belief sich auf 150 Reichstaler (vgl. zu 143,1–1). – Die für die einzelnen wissenschaftlichen Institutionen bestimmten Gelder wurden von der herzoglichen Kammer, der für die Finanzen zuständigen Einrichtung in der landesherrlichen Verwaltung, quartalsweise ausbezahlt. Unterschieden wurden die verwaltungstechnisch wichtigen Zeiträume, die man jeweils mit den wichtigsten Feste im Kirchenjahr bezeichnete: Ostern (im Frühjahr, nach dem Mondkalender variierend), Johannis (im Sommer, 24. Juni), Michaelis (Herbst, 29. September) und Weihnachten (Winter, 24. Dezember). In Ausnahmefällen konnte Gelder, die eigentlich für spätere Perioden vorgesehen waren, vorab gewährt werden. 139,24 Serenissimus] Von lat. Serenissimus (vgl. zu 9,18). Gemeint ist Herzog Carl August. 139,25 Extraordinario] Der außerordentliche Zuschuss in Höhe von 50 Laubtalern (vgl. zu 141,1, zu 143,1 sowie Nr A 45 und die Erläuterung dazu). 139,27 C a b i n e t d e s E r b p r i n z e n] Die Naturaliensammlung von Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach. 139,28 Durchl: die Herzogin] Anna Amalie von Sachsen-Weimar und Eisenach. Zu den Ankäufen von 18 bzw. 25 Mineralstufen für ihren 13-jährigen Enkelsohn vgl. die Listen, die sich unter der in Goethes handschriftlichem Nachlass zur Naturwissenschaft erhalten haben (H: GSA 26/LVII,4,414, Bl. 19 und 21). 139,30–31 ein ansehnlicheres Geschenk] Der Herzoginmutter gefiel Goethes Vorschlag. Sie ließ über Louise von Göchhausen am 2. Oktober 1796 bitten, aus der Sammlung von Lenz Mineralien im Wert von 30 bis 40 Reichstalern auszuwählen (vgl. RA 2, Nr 377). Die regierende Herzogin Louise unterstützte die Ini-

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tiative zugunsten ihres Sohnes. Goldstufen sollten angekauft werden (vgl. Brief von Cornelius Johann Rudolf Ridel, 2. Oktober 1796; RA 2, Nr 379). Vgl. zu 140,22. Nach dem 9. Oktober 1796 informierte Louise von Göchhausen über die Auszahlung der vereinbarten Summe von 40 Reichstalern (vgl. RA 2, Nr 395). 139,33 specieller] ‚Speziell‘: hier im Sinne von ‚einzeln‘. 140,9 300 rh.] Dreihundert Reichstaler. Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. 140,9 einwenden] Hier: aufwenden, daransetzen. 140,11 Gewinst] Von Goethe seltener benutzt, gleichbedeutend mit ‚Gewinn‘. 140,12 Officia] Hier: Obliegenheiten und Pflichten, die aus seiner amtlichen Funktion folgen (von lat. officium: Amtsverrichtung Verpflichtung, Schuldigkeit). 140,14 methodische] Methodisch: hier im Sinne von ‚ordentlich‘, ‚genau‘.

122. An Christian Gottlob Voigt Jena, 27. September 1796. Samstag → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2439/2007. – Doppelblatt 24,2 × 19 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Am äußeren Rand leicht stockfleckig. E: Goethe-Voigt1 (1868), 189f., Nr 59 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 217–219, Nr 3401. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 26. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 369). – Voigt antwortete mit einem Brief vom 30. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 374). 140,17–18 Ihre Vermuthung 〈…〉 Preiß erhandelt habe] Im Bezugsbrief hatte Voigt pauschal auf Kabinette in Holland hingewiesen, die günstig verkauft worden sein könnten. – Zum Ankauf von Mineralien vgl. zu 138,4–5. 140,20 seine sämmtlichen Goldstufen] Vgl. zu 139,4–5. 140,21 40 rh:] Vierzig Reichstaler. Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. 140,22 Suite] Eine Gruppe von Stücken, die verschiedene Varianten eines Minerals in Form und Farbe zeigen (von franz. suite: Folge). 140,22 Ich will sie 〈…〉 anbieten] Als Geschenk von Herzogin Louise für das persönliche Naturalienkabinett von Erbprinz Carl Friedrich (vgl. zu 139,30–31). 140,25 aus dem Cabinet des alten Delius] Der Sammlung des Christan Traugott Delius, Professor für Metallurgie und Chemie an der Bergakademie in Schemnitz, Verfasser bekannter Werke zum Bergwesen.

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140,26 der Herzogin Mutter] Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 139,30–31). 140,26 anbauen] Abgeleitet vom bergmannssprachlichen Ausdruck ‚Anbau‘, womit der Ausbau eines Bergwerks, eines Stollens bezeichnet ist. Hier im metaphorischen Sinne: ‚die Sache vorantreiben‘. Nicht: vorfühlen, anfragen (vgl. GWb 1, 474). 140,26–27 sie vielleicht etwas 〈…〉 für den Prinzen nimmt] Vgl. zu 139,6. Die erhaltenen Listen, wie die von dem Leipziger Händler Gottlob Geissler angekauften Mineralien verteilt wurden, belegen, dass die zunächst von Goethe erworbenen Stücke, ein Witherit und der Manakanit, später dem Erbprinzen überlassen wurden, zudem ein Bitterspat in Chloritschiefer, der in der Transportkiste gefunden worden war (H: GSA 26/LXVII,4,414, Bl. 19). 141,1 Durchl: der Herzog etwa 50 rh. extra] Carl August gewährte die Summe von 50 Reichstalern als Extraordinario (vgl. zu 139,25 sowie Nr A 45 und die Erläuterungen dazu). 141,2 Lenzen] Johann Georg Lenz (vgl. zu 138,11 und Nr A 45 und die Erläuterung dazu). 141,2–3 Hofrath Loder 〈…〉 Vorschuß der Quartale] Vgl. zu 139,22 und Nr A 45 und die Erläuterung dazu. 141,7 Schwansee] See bei dem gleichnamigen Dorf im Amt Großrudestedt, rund 24 Kilometer nordöstlich von Weimar gelegen. Das im 15. Jahrhundert künstlich aufgestauten Gewässer, das seitdem vor allem zur Fischzucht genutzt worden war, sollte trockengelegt und das gewonnene Gelände aufgeforstet werden. Goethe war am 7. Oktober 1796 dort (vgl. GT II 1, 81). 141,10–11 von einer sonderbaren militarisch theoretischen Acquisition] Zur geplanten Anstellung des württembergischen Ingenieuroffiziers und Majors Jacob Friedrich Rösch vgl. AS 2, 515–517, 518, erläutert in: AS 3, 221, 223. 141,12 wäre denn doch 〈…〉 davon Nachricht zu geben] Die am Abend des 27. September verfasste Weisung von Herzog Carl August zeigt (vgl. AS 2, 516), dass Voigt dies umgehend erledigte. – Serenissimo: Dativ/Ablativ von lat. Serenissimus (vgl. zu 9,18).

123. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 30. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 21–22. – Doppelblatt 19,0(–19,2) × 24,0(–24,4) cm, 2 1/3 S. beschr., Schreiberhand (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 190–192, Nr 60 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 219f., Nr 3402.

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BEIL AG E

Aktenstücke zum Wasserbau an der Saale (vgl. zu 142,17–18). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 26. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 369). – Voigt antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 385). 141,24 die Expedition in Schwansee] Zur Reise nach Schwansee am 7. Oktober 1796 vgl. zu 141,7. 141,27 einige Zeit hier bleiben] In Jena blieb Goethe – anders als zunächst geplant – bis zum 5. Oktober 1796 (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 21). Eine weitere Verlängerung des Aufenthalts erübrigte sich, da sich Schillers Befinden rasch merklich besserte (vgl. 143,8). 141,28 in seiner gegenwärtigen Lage] Schiller war nicht nur selbst krank, sondern litt auch stark unter seiner gegenwärtigen familiären Situation. 141,28–29 sein Vater ist vor kurzen gestorben] Johann Kaspar Schiller hatte am 7. September 1796 in Württemberg auf Schloss Solitude sein Leben vollendet und war am 9. September im nahegelegenen Gerlingen begraben worden. 141,29 sein jüngster Knabe] Der am 11. Juli 1796 in Jena geborene zweite Sohn Ernst litt an Krämpfen. Wider Erwarten überlebte er die starken Anfälle. 142,9 Steinschneider Wächter] Vgl. zu 137,20–21 und zu 138,4–5. 142,9 Professor Lenz] Johann Georg Lenz, der in Jena im herzoglichen Kabinett die Petrafakten- und Mineraliensammlung betreute. 142,9–10 ein Quartier] Ob Jakob Wächter überhaupt in Jena Quartier bezog und wo sich diese geräumigen Zimmer befanden, war nicht zu ermitteln. 142,15–16 Der alte Steinschneider Bayer 〈…〉 der Kammer zugefallen] Der braunschweigische Edelsteinschneider Albert Beyer war schon am 29. März 1796 in Jena verstorben und sein Leichnam auf die Anatomie gebracht worden (vgl. Goethe-Voigt2 1, 516). Die frei gewordenen Finanzmittel sollten künftig Jakob Wächter zugute kommen, so die Absicht Goethes, was allerdings nicht durchzusetzen war. 142,17–18 Steinerische Zeichnung 〈…〉 und eine Verordnung] Die Akten zum Wasserbau mit den genannten Stücken sind nicht überliefert (vgl. auch zu 137,25).

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BRIEFE 124/125

124. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 1. Oktober 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 23–24. – Doppelblatt 18,8(–19,0) × 24,3 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Des / Herrn Geheimen Rath Voigts. / Hochwohlgebl. / We i m a r., darüber rotes Siegel (Amor und Psyche), am äußeren Rand Siegelausriss. E: Goethe-Voigt1 (1868), 192, Nr 61 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 221, Nr 3403. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortete Christian Gottlob Voigts Brief vom 30. Septemer 1796 (vgl. RA 2, Nr 374). – Eine Antwort ist nicht bekannt. 142,27 Ihr Brief] Mit dem Bezugsbrief hatte Voigt in Aussicht gestellt, dass er am 2. Oktober nach Jena kommen werde (vgl. Goethe-Voigt2 1, 317). 143,1 zu Gunsten des Musäums Ausgewürkte] Im Bezugsbrief hatte Voigt mitgeteilt, dass die Sammlung in Jena mit einem Vorschuss in Höhe von zwei Quartalszahlungen, d.h. mit 150 Reichstalern, rechnen dürfe. Darüberhinaus werde vom Herzog eine Sonderzahlung in Höhe von 50 Reichstaler gewährt, um die Mineralien für das Naturalienkabinett bezahlen zu können (vgl. Goethe-Voigt2 1, 317). Vgl. zu 139,22. 143,2 Körper] Hier im Sinne von ‚anorganische Gebilde‘, ‚Mineralien‘, ‚Gesteins- und Kristallbildungen‘ (vgl. GWb 5, 641). 143,4 50 rh.] 50 Reichstaler. Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV in vorliegendem Band. 143,4 extra ordinem] Lat.: außer der Reihe (vgl. GWb 3, 505). 143,4 Lodern] Justus Christian Loder. 143,5 Auftrag für den Erbprinzen] Dabei handelt es sich um einen Mineralienkauf für das Kabinett des 13-jährigen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 138,4–5). 143,5–6 an die beyden Herzoginnen] Das sind die Großmutter des Erbprinzen, Anna Amalia, und dessen Mutter Herzogin Louise (vgl. zu 139,30–31). 143,8 Mit Schillern und seinem Kinde] Über Schiller und seinen Sohn zweiten Ernst vgl. zu 141,28 und zu 141,29. 143,9–10 dieser kleinen Excursion] Zu Goethes Reise nach Ettersburg und Schwansee am 6. und 7. Oktober 1796 vgl. zu 143,15 und zu 141,7. Diese Orte hatten der Herzog zusammen mit dem Adressaten am 29. und 30. September 1796 ebenfalls besucht (vgl. Goethe-Voigt2 1, 317).

OKTOBER 1796

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125. An Friedrich Schiller Weimar, 8. Oktober 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 143–144. – Doppelblatt 19,3 × 23 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl. / nach / Jena. / fr. und rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3); Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 196f., Nr 213. WA IV 11 (1892), 221–223, Nr 3404. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 391). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 9. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 394). 143,13 Aus dem ruhigen Zustande, den ich 〈…〉 zugebracht habe] Goethe war am 5. Oktober 1796 auf Wunsch des Herzogs (vgl. dessen Brief an Goethe vom 3. Oktober 1796; RA 2, Nr 382) nach Weimar zurückgekehrt, nachdem er sich (mit Unterbrechungen) vom 18. August 1796 an in Jena aufgehalten hatte (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). Goethe war länger als geplant geblieben, um dem erkrankten Schiller beizustehen (vgl. 141,27–142,8). 143,15 auf Ettersburg] Nach Schloss Ettersburg am Fuß des Ettersbergs nordnordwestlich von Weimar hatte Herzog Carl August Goethe eingeladen (vgl. dessen Brief an Goethe vom 3. Oktober 1796; Carl August-Goethe 1, 207f.; RA 2, Nr 382). Goethe hatte sich am Morgen des 6. Oktober 1796 dorthin begeben (vgl. GT II 1, 81). 143,15 Schwansee] Der Wasserstand des beim gleichnamigen kleinen Dorf im Amt Großrudestedt gelegenen Sees war zum Zwecke des Fischens und Ablassens (141,25) zu regulieren. Das verschilfte und teilweise verlandete Gelände sollte dauerhaft trockengelegt und das gewonnene Land mit Bäumen bepflanzt werden (vgl. zu 141,7). 143,16 Jacobsvorstadt] Das nördlich vor der Stadtmauer, auf einem Hügel gelegene ‚Jakobsviertel‘, benannt nach der 1168 dort gegründeten Jakobskirche mit dem seit 1530 genutzten städtischen Friedhof. Der Brand war „in der 〈heute noch so genannten〉 Roll Gaße“ ausgebrochen (Charlotte von Stein an ihren Sohn Fritz, 19. Oktober 1796; BuG 4, 252). 143,16–17 Bertuchs Hause] Klassizistisches Wohn- und Geschäftshaus von Friedrich Justin Bertuch (in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße, jetzt Stadtmuseum).

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BRIEFE 124/125

Abb. 7: „Musen-Almanch für das Jahr 1797“ (zu Nr 125) Titelkupfer, gestochen von Johann Friedrich Bolt

OKTOBER 1796

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143,18 unsere mordbrennerischen Füchse] Die „Xenien“ (vgl. zu 18,15), die seit dem Erscheinen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ Ende September in aller Munde waren. Ein Xenion mit dem Titel „Feindlicher Einfall“ lautet: Fort ins Land der Philister, ihr Füchse mit brennenden Schwänzen, Und verderbet der Herrn reife papierene Saat. (Musen-Almanach, S. 209; NA 1, 314, Nr 43.) 143,19 Wirkung] Hier ist die Wirkung der „Xenien“ im unmittelbaren Umfeld Goethes und Schillers gemeint. Darüber hinaus verursachten die Epigramme den erwarteten öffentlichen Skandal. Es gab eine Vielzahl von Rezensionen, in denen die epigrammatischen Invektiven zurückgewiesen wurden (vgl. die Zusammenstellung in: Fambach 2, 306–397; ferner Franz Schwarzbauer: Die Xenien. Studien zur Vorgeschichte der Weimarer Klassik. Stuttgart 1993, S. 340–360). Besonders heftig wehrte sich der vielfach angegriffene Johann Friedrich Reichardt, der im Dezember 1796 in seinem Journal „Deutschland“ dem Herausgeber des Almanachs Verleumdung vorwarf und ihn aufforderte, „seine Beschuldigungen öffentlich zu beweisen.“ (Deutschland. 10. Stück. 4. Band 1796, S. 105; vgl. zu 198,13.) Es entstanden auch eine Reihe von ‚Anti-Xenien‘, mit denen ihre Verfasser in gleicher Münze heimzahlen wollten. Noch 1796 erschienen in Leipzig die „Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar“ von Johann Caspar Manso und Johann Gottfried Dyk, in denen sie Schiller als „Kants Affen in Jena“ und Goethe als „stößigen Bock“ (S. 9 und 19) bezeichneten. Es folgten die „Trogalien zur Verdauung der Xenien“ (Halle 1797) von Christian Fürchtegott Fulda. Die Nachfrage nach dem Almanach war so groß, dass bis Ende Februar 1797 zwei Neuauflagen veranstaltet werden konnten. 143,19–20 Des Verwunderns 〈…〉 ist kein Ende.] Am 15. Oktober 1796 schrieb Caroline Schlegel an Louise Gotter: „Wie ich höre, sind der falschen Deutungen unzähliche. Schüzens 〈Christian Gottfried Schütz und seine Frau Anna Henriette〉 waren in Leipzig und haben den Specktakel recht mit angesehn.“ (Caroline 1, 399.) 143,22 Buchbinder] Johann Heinrich Christoph Unruh. Die letzten gebundenen Almanach-Exemplare erwartete Goethe für den 13. Oktober 1796 (vgl. 154,1). 143,22 Dienstag] 11. Oktober 1796. Unter diesem Datum verzeichnete Schiller den Empfang von Goethes Brief vom 10. Oktober 1796 (Nr 129) mit der Lieferung von 124 Exemplaren des Almanachs (vgl. Schillers Kalender, 43). 143,23 Titelblätter und Kupfer] Beides ließ Schiller durch seinen Schwager Wilhelm von Wolzogen nach Weimar bringen (vgl. zu 144,5 und zu 145,5). – Das Titelkupfer, eine tanzende Terpsichore, war von dem Berliner Kupferstecher Johann Friedrich Bolt gestochen worden. Vgl. Abb. 7 im vorliegenden Band.

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BRIEF 126

143,24 wie wir überhaupt stehen] Vgl. die Übersicht in Goethes Brief vom 10. Oktober 1796 (Nr 129). 143,26–27 die zweyte Ausgabe] Der so genannte „Xenien“-Almanach verkaufte sich so gut, dass Schiller eine 2. Auflage veranstalten konnte; sie erschien Anfang Dezember 1796. Ende Februar 1797 folgte sogar eine 3. Auflage. 143,27 klein 8] Klein-Oktav. Beim Oktavformat wird ein Druckbogen dreimal gefaltet, so dass er acht Blätter (= 16 Seiten) umfasst. – Die drei Auflagen des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ erschienen im kleineren Duodez-Format (der Bogen zu 12 Blättern = 24 Seiten). 144,1 ein reiner Abdruck] Im Gegensatz zu den ‚Ätzdrucken‘, die Goethe am 16. August 1796 mit Nr 96 übersandt hatte (vgl. zu 109,9). 144,1 der Hirtischen Platte] Sie enthielt eine Karte für Aloys Hirts „Horen“-Beitrag „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino“. Die Platte ging auf dem Transport verloren. 144,1 Montags] 10. Oktober 1796. 144,2 Fortsetzung des Manuscripts] Schiller kündigte sie für den 11. Oktober an (vgl. seinen Brief an Goethe vom 10. Oktober 1796; NA 28, 304). 144,3 die andere] Die Druckplatte für den zweiten Kupferstich zu Hirts Abhandlung: „Risse über den Emissär des Fucinischen Sees“ (vgl. zu 61,7). Sie stellt die zur Trockenlegung des Sees durch Kaiser Claudius ergriffenen Maßnahmen dar. 144,4 viele Zerstreuung] Unter anderem hatte Goethe mit Ilmenauer Bergwerksangelegenheiten zu tun (Bergsession am 11. Oktober 1796; GT II 1, 81), verbrachte viel Zeit mit dem an einer Erkältung erkrankten Herzog Carl August (am 11., 19., 21. und 23. Oktober 1796; vgl. GT II 1, 81 und 83), war am Hofe wegen des Besuchs der Landgräfin Louise Henriette von Hessen-Darmstadt (12. Oktober 1796; vgl. GT II 1, 81) und mit den Proben zur Oper „Die Wilden“ von Nicolas d’Allayrac beschäftigt, die am 24. Oktober 1796 in Weimar erstaufgeführt wurde (vgl. GT II 1, 83). 144,5 Ihrem Herrn Schwager] Wilhelm von Wolzogen; er hielt sich in Jena auf und bemühte sich, in weimarische Dienste zu treten (vgl. zu 110,12). Im Dezember 1796 wurde er, auch dank Goethes Fürsprache, weimarischer Kammerherr. 144,6 den Scheffhaurischen Antrag] Philipp Jacob Scheffauer, Bildhauer und Mitschüler Schillers an der Karlsschule. Was es mit dem Antrag auf sich hatte, konnte nicht ermittelt werden. 144,7 einen Gedanken darüber] Goethe hat ihn vermutlich Wilhelm von Wolzogen, der am 9. Oktober 1796 nach Weimar kam (vgl. zu 144,5 und 145,5–6), mündlich mitgeteilt. 144,8 die Frauenzimmer] Die Schwestern Charlotte Schiller und Caroline von Wolzogen.

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126. An August Wilhelm Iffland 〈Jena, zwischen 2. September und 9. Oktober 1796〉 → 〈Hamburg?〉 DAT IERUN G

Der Inhalt des Briefs legt nahe, dass sich Iffland in einer außerordentlichen Situation befand. Mannheim, von französischen Truppen bedroht, hatte er am 11. Juli 1796 mit seiner Ehefrau verlassen müssen und war bis zum 26. August 1796 in seine Heimatstadt Hannover zu den Familien seiner Geschwister übersiedelt. Vom 2. September bis zum 9. Oktober 1796 gastierte er in Hamburg. In dieser Zeit war er von Krankheit geplagt und wusste, dass er eigentlich, wollte er den Anweisungen Wolfgang Heribert von Dalbergs Folge leisten, nach Mannheim zurückkehren müsse. Während dieses Gastspiels in Hamburg könnte ihn Goethes Brief erreicht haben. Er steht in Zusammenhang mit den offiziellen Verhandlungen der Oberdirektion des Hoftheaters, der Goethe ebenso wie Franz Kirms angehörte, mit dem Regisseur und Schauspieler über dessen Verpflichtung für das Weimarer Ensemble und fällt in eine Zeit, als Iffland sich zu diesem Schritt noch nicht entschließen konnte oder wollte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 29. – 1 Bl. 23 × 34,3 cm, 1 ¾ S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. – In einem Faszikel mit blauem Umschlag, auf dessen Vorderseite die Aufschrift: „Briefwechsel / mit / Herrn Iffland / deßen Auffenthalt und Gastrollen / alhier im Jahr 1796 / und / 1798 / betrL“, 41 Bl., heute in modernem Pappeinband. E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). 1. Semester. 1. Bd, S. 121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 188 (Carl August Hugo Burkhardt; Teildruck: ohne Grußformel, 145,2–3 Ich bin 〈…〉 Freundschaft, mit Paraphe). WA IV 11 (1892), 208, Nr 3394 (nach E). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 144,12 Ihrer gegenwärtiger Lage] Vom 2. September 1796 bis zum 9. Oktober 1796 gastierte Iffland in Hamburg (vgl. August Wilhelm Iffland „Meine theatralische Laufbahn“ [Leipzig 1798], S. 283–287, bes. S. 286). Um seine prekäre Situation wusste Goethe bereits durch Carl August Böttiger, mit dessen Brief vom 9. August 1796 (RA 2, Nr 332), ihn eine ausführliche Darlegung Ifflands von dessen persönlicher und beruflicher Situation erreicht hatte (H: LATh – HStA

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BRIEFE 127/128

Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 7–9; gedruckt in: Satori-Neumann2 1, 160–161; vgl. Nr A 26 und die Erläuterung dazu). Zudem kannte Goethe die Berichte seines Amtskollegen in der Hoftheaterdirektion Kirms, der mit Iffland befreundet war und in engem brieflichem Kontakt stand. Kirms war es auch, der im Auftrag des Herzogs Iffland wiederholt zu einer Entscheidung für oder gegen eine Tätigkeit in Weimar drängte. 144,13 Gatte] Iffland hatte am 19. Mai 1796 die Kammerzofe Luise Greuhm geheiratet. 144,13 Freund] Von Wolfgang Heribert von Dalberg, Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, den mit Iffland eine sechzehnjährige Zusammenarbeit verband. Iffland empfand – trotz so mancher Misshelligkeiten – auch eine gewisse Verpflichtung ihm gegenüber. 144,15 zwischen zwey so verschiedenen Situationen] Die Rückkehr zum Mannheimer Nationaltheater oder die Annahme des festen Engagements in Weimar. Von dem am 5. September 1796 bei Iffland eingegangenen Angebot aus Berlin dürften Goethe und sein Amtskollege zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst haben. 144,19 Entscheidung der Sache] Bis Ende September 1796 war Iffland noch durch Kontrakt und Gehaltszahlungen an Mannheim gebunden, was Goethe bekannt war. Zu den Vertragsverhandlungen der Oberdirektion des Hoftheaters mit Iffland vgl. Nr 5 und die Erläuterungen dazu. 145,2 Ihre Krankheit] Noch im Brief an Franz Kirms vom 21. Oktober 1796 ist von einer mit Schmerzen verbundenen tödlichen Krankheit die Rede, die Iffland von Hamburg nach Berlin mitgebracht habe (Satori-Neumann2 1, 163). In „Meine theatralische Laufbahn“ (Leipzig 1798) erwähnt er dieses Leiden nicht. Möglicherweise handelte es sich dabei bereits um die ersten Anzeichen der Erkrankung des rechten Lungenflügels, der Iffland 1814 in Berlin erlag. Der Arzt Johann Ludwig Formey berichtet darüber in „A. W. Iffland’s Krankheitsgeschichte“ (Berlin 1814), betont in seiner Darstellung aber auch die von Natur aus robuste Konstitution des Schauspielers.

127. An Friedrich Schiller

Weimar, 9. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 145. – Doppelblatt 11,9 × 18,6 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 201, Nr 215. WA IV 11 (1892), 223, Nr 3405.

OKTOBER 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete mit einem Brief vom 10. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 398). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 394). 145,5 Ihr Herr Schwager] Wilhelm von Wolzogen (vgl. zu 144,5). 145,6 Titelblätter und Kupfer] Wolzogen brachte jeweils 100 Abdrucke des Titelblatts und des Titelkupfers (einer tanzenden Terpsichore von Johann Friedrich Bolt) für den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ mit. 145,6 die Melodieen] Die von Carl Friedrich Zelter komponierten „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (eingebunden zwischen S. 160 und 161 des Almanachs) hatte Schiller erst am 8. Oktober 1796 mit einem nicht überlieferten Brief des Komponisten bekommen (vgl. Schillers Kalender, 43). Sie enthalten Vertonungen von Johann Gottfried Herders Gedichten „Zauberey der Töne“, „Macht der Liebe“ und „Der Wechsel der Dinge“, von Schillers Gedicht „Der Besuch“, von August Ernst von Steigenteschs „Lied“ sowie von Goethes Gedichten „Musen und Grazien in der Mark“ und „Mignon“ (So laßt mich scheinen) aus dem 8. Buch von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 145,9 Die hofmannische Buchhandlung] Die Buchhandlung, die Heinrich Siegmund Hoffmann 1732 in Weimar gegründet hatte. Sie wurde von Carl Ludolf Hoffmann und nach dessen Tod 1780 unter der Firma C. L. Hoffmanns sel. Witwe und Erben fortgeführt (vgl. GB 3 II B, zu 212,20). 145,9 prätendirt] ‚Prätendiren‘: die Absicht haben (von franz. prétendre). 145,9 Cotta] Johann Friedrich Cotta, Schillers (später auch Goethes) Verleger in Tübingen. 145,10–11 Soll ich sie ihr geben?] Im Antwortbrief sprach sich Schiller dafür aus, der Buchhandlung „Exempl. des Almanachs auf Rechnung abliefern“ zu lassen (NA 28, 303). 145,11 einem Viertel Rabat] Buchhändlerrabatt.

128. An Gottlieb Hufeland

Weimar, 10. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Library of the Boston Athenaeum, Boston/Mass., Bestand: Collection of the Boston Athenaeum. – 1 Bl. 18,4 × 22,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/15, Bl. 362. – Doppelblatt 20,7(–21,2) × 34,2(–34,4) cm, 2⁄3 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr. (S. 1 zweites Drittel Text), Schreiberhd (Geist), Tinte; oben links Adresse, egh., Bleistift: Hufeland Jena. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die Auf-

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BRIEF 129

schrift, egh., Tinte: Briefe / Octbr Nov. Dec. / 96., oben rechts die Bezeichnung des Stückes „5.d.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 129 Bl., 7 Bl. Drucke. E: Zwischen Weimar und Jena. Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S. H. 〈Salomon Hirzel〉 Leipzig 〈1855〉, S. 6 (Hermann Hartung). Gleichzeitig: Aus Weimars Glanzzeit (1855), 3, Nr 5 (August Diezmann). – Beide Drucke sind textidentisch, vgl. dazu die Bemerkung in der Überlieferung von Nr 72. WA IV 11 (1892), 223f., Nr 3406 (nach E). BEIL AG EN

1) Bücher zur Frankfurter Rechtsgeschichte (vgl. zu 145,15). 2) 3 Exemplare der „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (vgl. zu 146,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Gottlieb Hufeland antwortete mit einem Brief vom 11. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 399). 145,15 Beykommende juristische Gelahrtheit] Bücher aus Goethes Besitz, die er dem geschichtlich interessierten Professor der Rechte zum Geschenk machte. Laut Tagebuch hatte Goethe den 9. Oktober 1796 dazu genutzt, manches in Ordnung zu bringen (GT II 1, 81). Der Antwortbrief enthält Hinweise auf die Verfasser und Titel der juristischen Werke. Dazu gehörte das Hauptwerk des Frankfurter Juristen und Historikers Johann Philipp Orth „Nöthig- und nützlich-erachtete Anmerckungen Uber die 〈…〉 Der so genannten Erneuerten Reformation der Stadt Franckfurt am Mayn 〈…〉“ (6 Bde. Frankfurt a. M. 1731–1775) und die Zusätze „Ausfürliche Abhandlung von den berümten zwoen Reichsmessen so in der Reichsstadt Frankfurt am Main järlich gehalten werden 〈…〉“ (Frankfurt a. M. 1765). Weiterhin genannt wird ein handschriftlich annotiertes Exemplar eines Stadtrechts von Frankfurt; zu denken wäre vielleicht an einzelne Teile von Orths Zeitschrift „Samlung merkwürdiger Rechtshändel, samt ihren Zweifels- und Entscheidungsgründen, wie auch verschiedener rechts- und anderer materien 〈…〉“ (Frankfurt a. M., 1763–1778). Möglicherweise stammen die Bücher und Hefte aus der Frankfurter Bibliothek von Goethes Vater Johann Caspar, aus welcher der Sohn eine Reihe von Exemplaren übernommen und nach Weimar geholt hatte (vgl. GB 10 II, zu 49,1–2 und zu 49,3). – ‚Gelahrtheit‘: schon zu Goethes Zeit veraltet für ‚Gelehrtheit‘ auf einem Wissensgebiet (vgl. GWb 3, 1387).

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145,15–16 Last vieler Camele] Bildhaft für die Fülle an Waren (hier die umfangreichen Werke), die eine Kamelkarawane durch die Wüste transportiert. Der Ausdruck wird in scherzhafter Weise mit der Fügung gute Bürde für eine Botenfrau (145,16) parallelisiert. 145,16 eine Botenfrau] Eine Frau, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete zu Fuß zwischen Weimar und Jena hin- und herlieferte. Vgl. zu 117,8 und zweite Erläuterung zu 123,15. 145,20 die Ihrigen] Dessen Frau Wilhelmine Hufeland und die beiden kleinen Töchter Mathilde und Therese. 145,21 die manchen guten Genüsse] Wohl insbesondere während der geselligen Treffen des Mittwochsklubs am 7. und 14. September 1796 (vgl. GT II 1, 79). Vgl. zu 8,4–5). 145,21–22 bey meinem Aufenthalt in Jena] Goethe hatte sich vom 18. August an bis zum 5. Oktober 1796 (mit einer kurzen Unterbrechung) fast sieben Wochen in Jena aufgehalten (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 146,1–2 Melodien zum Musenalmanach] Die Musikbeilage mit Kompositionen von Carl Friedrich Zelter: „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (vgl. zu 145,6). Im Konzept zum vorliegenden Brief fehlt dieses Postskriptum (vgl. Nr 128K). – In seiner Antwort teilte Hufeland mit, dass die Melodien in seinem Hause schon fleißig gespielt würden. 146,3 Frau Hofrath Loder] Louise Loder, die Frau des Medizinprofessors Justus Christian Loder. 146,4 Frau Doctor Paulus] Caroline Paulus, die Frau des Orientalisten und Theologieprofessors Heinrich Eberhard Gottlob Paulus. Vgl. zu 87,24.

129. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 148–149. – Doppelblatt 19,3 × 22,9(–23,1) cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur (vermutlich) Goethes (vgl. Schiller-Goethe4 1, 361, zu S. 177, Nr 219, sowie Überlieferung zu Nr 14): Aufstellung S. 3 diagonal durchgestrichen. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 202f., Nr 216 (ohne den Text 147,7–27 Hier noch zu besserer Uebersicht 〈…〉 Umschläge auf einmal 300.). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 218f., Nr 221. WA IV 11 (1892), 224–226, Nr 3407.

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BRIEF 129

BEIL AG E

Brief Christian Gottfried Körners an Schiller vom 5. Oktober 1796, den Schiller mit dem Bezugsbrief übersandt hatte: Dresden, den 5. Oct. 96.

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Es ist doch traurig, daß gerade bei der Vollendung des Almanachs soviel sich vereinigte, Dir Deine Existenz zu verbittern. Eine Erleichterung hat Dir’s vielleicht gegeben, daß Du über den mancherlei Geschäften bei Besorgung des Drucks u. dergl. nicht zu Dir selbst kommen konntest. Aber ich hätte Dir so gern den Genuß gegönnt, den Dir im Zustande der Unbefangenheit eine solche Sammlung gegeben haben würde, wenn sie nun gedruckt vor Dir gelegen hätte. An mir hast Du ein sehr gutes Werk gethan, daß Du mir gleich ein Exemplar geschickt hast. Ich fand manchen neuen Schatz darin. Unter den Gedichten von Dir, die ich noch nicht kannte, sind meine Lieblinge: Das Mädchen aus der Fremde und Pompeji. Goethens Schwank: Die Musen in der Mark, hat mir großen Spaß gemacht. Unter den Distichen fand ich manches Neue, manches geändert. Ich habe gesucht mir die Xenien fremd zu machen, und alles Persönliche dabei zu vergessen, und es sind nur wenige unter den polemischen, die ihren Werth nicht behaupteten. Eine gewisse vis comica, wovon es im Deutschen so wenig Beispiele giebt, herrscht bei weitem in dem größten Theile, und macht sie zu einem bedeutenden Kunstwerke für jeden, der für das Komische Sinn hat, er mag sich nun für literarische Streitigkeiten interessiren oder nicht. Freilich ist der Sinn für’s Komische selten in unsern Tagen, und mancher möchte seine Stumpfheit gern für Gutherzigkeit verkaufen. Manchem fehlt es auch an Unbefangenheit, weil er irgend einen werthen Bekannten gegeisselt findet. Darum wundere Dich nicht, wenn diese Producte auch von dem nicht interessirten Theile des Publicums anders aufgenommen werden, als sie sollten. Daß Du auch Friedrich Schlegeln gezüchtigt hast, kann ihm nicht schaden. Nur gieb ihn nicht ganz auf. In seinen Fehlern ist doch Vermögen, wenn auch zur Zeit noch die Richtung fehlt. An Kopf fehlt es ihm nicht, und da verzeihe ich selbst Unbescheidenheit. Klarheit, Ordnung und Geschmack kann er vielleicht noch erwerben. Die Post geht ab und ich muß heute schließen. Nächstens mehr. Unterdessen erhalte ich hoffentlich Nachricht, daß es bei Dir besser geht. Schreib ja bald, oder bitte Dein Weibchen zu schreiben. Tausend Grüße von M〈inna〉 und D〈ora〉. Dein Körner. (D: NA 36 I, 337.) 3 Dir Deine Existenz zu verbittern] Schillers Vater Johann Caspar war am 7. September gestorben, nach einem „langwierigen traurigen Krankenlager“ (Schillers Brief an Körner vom 29. September 1796; NA 28, 299). Schiller selbst litt an einem „Zahngeschwür“ und „Krämpfen“, die auch seinen zweieinhalb Mo-

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nate alten Sohn Ernst befallen hatten (vgl. ebd.). 6 eine solche Sammlung] Der gerade erschienene „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, der u.a. die „Xenien“ enthielt. 8 mir gleich ein Exemplar geschickt] Mit Schillers Brief an Körner vom 29. September 1796 (NA 28, 298f.). 10 Das Mädchen aus der Fremde] Musen-Almanach, S. 17f. 10 Pompeji] Pompeji und Herkulanum (Musen-Almanach, S. 19–24). 11 Musen in der Mark] Musen und Grazien in der Mark (Musen-Almanach, S. 68–71). Der Titel des parodistischen Gedichts bezieht sich auf den „Calender der Musen und Grazien“ (1794–1796), der von Friedrich Wilhelm August Schmidt aus Werneuchen herausgegeben wurde. 14 vis comica] Lat., etwa: Wesen des Komischen. 23 Friedrich Schlegeln gezüchtigt] Folgende „Xenien“ sind an Friedrich Schlegel adressiert: „Litterarischer Adreßcalender“, „Neuste Kritikproben“, „Eine zweyte“, „Eine dritte“, „Schillers Würde der Frauen“, „Pegasus, von eben demselben“, „Das ungleiche Verhältniß“, Neugier“ sowie „Die zwey Fieber“, „Griechheit“, „Warnung“, „Uebertreibung und Einseitigkeit“, „Neueste Behauptung“, „Griechische und moderne Tragödie“, „Entgegengesetzte Wirkung“, „Die höchste Harmonie“, Aufgelößtes Räthsel“, „Gefährliche Nachfolge“, „Geschwindschreiber“, „Die Sonntagskinder“ (Musen-Almanach, S. 274–276 und 279–281; NA 1, 346–349, Nr 301–308 und 320–331). 29 Nachricht, daß es bei Dir besser geht] Am 17. Oktober 1796 schrieb Schiller an Körner: „Das Zahnweh hat mich verlassen, der kleine Ernst ist auch wieder besser und so fang ich denn an, wieder aufzuleben.“ (NA 28, 312.) ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 394). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 11. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 400). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 398). 146,5–6 eines Geschäffts] Die Spedition des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“. Auf Wunsch Johann Friedrich Cottas besorgte Schiller auch die Herstellung des Umschlags (vgl. zu 109,12–13). 146,8 Wir erinnern uns keiner Titelkupfer und Titelblätter] Schiller hatte angenommen, dass Abdrucke von beiden „schon längst nach W〈eimar〉 geliefert gewesen“ wären (NA 28, 301). 146,8–9 derer die wir abgeliefert haben] Am Vortag hatte Goethe durch Wilhelm von Wolzogen je 100 Titelkupfer und Titelblätter erhalten (vgl. zu 145,5) und an den Buchbinder Johann Heinrich Christoph Unruh weitergeleitet. 146,9–10 nach Jena in unser Quartier] Goethe hatte sich bis zum 5. Oktober 1796 (mit Unterbrechungen) fast sieben Wochen in Jena aufgehalten und dort im Schloss gewohnt (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17 und 21). 146,12 Ihr Brief vom 5ten October] Vgl. NA 28, 299 (RA 2, Nr 391). 146,13 noch 100] Vgl. zu 146,8–9.

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BRIEF 130

146,19–20 Uebergeben Sie 〈…〉 zur Besorgung.] Die 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ erschien Anfang Dezember 1796. Auch diesmal übernahm Schiller die Aufsicht über den Druck (vgl. seinen Brief an Goethe, 13. November 1796; NA 29, 4f.; vgl. RA 2, Nr 457). 146,25 die Musik] Die Musikbeilage mit Kompositionen von Carl Friedrich Zelter: „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (vgl. zweite Erläuterung zu 145,6). 147,1 Körnerschen Brief] Vgl. Beilage. 147,4 Starken] Thomas Starcke; der Weimarer Kupferstecher hatte den Kupferstich für den Umschlag des Almanachs hergestellt. 147,4 Buchbinder] Johann Heinrich Christoph Unruh in Weimar. 147,4–5 schicke ich die Rechnung] Sie kam mit Goethes Brief vom 15. Oktober 1796 (vgl. 154,18). 147,7 ein Auszug] Er beruht auf einer Übersicht über die in Weimar gebundenen Exemplare des „Musen-Almanachs“, die Goethe seit Anfang Oktober angelegt hatte (vgl. Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 370f., Nr 371.3). 147,17 200] Vgl. Schillers Brief an Goethe, 5. Oktober 1796 (NA 28, 299). 147,18 100] Die von Wilhelm von Wolzogen am 9. Oktober überbrachten Titelkupfer (vgl. zu 146,8–9). 147,22 150] Vgl. Schillers Brief an Goethe, 5. Oktober 1796 (NA 28, 299). 147,23 100] Die von Wilhelm von Wolzogen am 9. Oktober überbrachten Titelblätter (vgl. zu 146,8–9). 147,27 Umschläge auf einmal 300.] Die Einbanddecken, die Goethe selbst entworfen hatte (vgl. zu 109,12–13), gingen von Starcke direkt über Goethe an den Buchbinder Unruh.

130. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 12. Oktober 1796 → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19 × 24,2(–24,5) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw No. XII. dL 8 9brs 1796“, darunter Briefzählung: „N¯o 18.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], in der Ausgabe nicht verwendet). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 133–134. – Doppelblatt 20,4(–20,7) × 33,6(–34,1) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen,

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Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 18. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 227–229, Nr 3409 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage 1: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19 × 24,2(–24,5) cm, Tabelle (S. 3), Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 135–136. Doppelblatt 17 × 20,7 cm, 2 S. (S. 2–3) beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: Goethe-Meyer 1, 358 (Max Hecker). 3) Beilage 2: H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19 × 24,2(–24,5) cm, Zeichnung (S. 4), mit egh. Beschriftung, schwarze und rote Tinte. E: Goethe-Meyer 1, 357 (Max Hecker; einfarbig, in kleinerem Maßstab). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Meyers Brief vom 20. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 342). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 7. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 447). Postsendungen: 12. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 148,1 Ihr Brief vom 20ten August] Der Bezugsbrief. 148,1–2 seit dem 15ten Sept] Die Rede ist von Nr 117. 148,3 wunderliche Dinge] Durch eine Folge von Siegen der österreichischen Truppen wurden die französischen Besatzungsarmeen nicht nur aus Franken, sondern auch aus Bayern und Schwaben nach Westen zurückgedrängt. – Wunderlich: erstaunlich, außerordentlich. 148,5–6 Die Franzosen 〈…〉 haben Trient und Roveredo] Südlich der Alpen, im Trentino, konnte die Italienarmee der Franzosen ihre Stellungen behaupten, nach mehreren Siegen sogar ausbauen. 148,6–7 doch hat Wurmser 〈…〉 Vortheile erhalten] Nach Niederlagen hatte sich Feldmarschall Graf Dagobert Siegmund von Wurmser am 13. September 1796 in die Festung Mantua zurückziehen müssen. Zu seiner Unterstützung sandten die Österreicher im Oktober eine neue Entsatzarmee, die bis an die Etsch vorrücken konnte. – Die Annahme Goethes, dass Meyer in Italien über weitergehende Kenntnisse zum Kriegsgeschehen verfügen werde, verneinte dieser im Antwortbrief (vgl. Goethe-Meyer 1, 387). 148,11–12 Gerning 〈…〉 nach Neapel.] Die Nachricht erhielt Goethe in Johann Isaak Gernings Brief vom 3. Oktober (vgl. RA 2, Nr 381). In seiner Antwort verspricht Meyer, Gerning mit den notwendigen Informationen zu versorgen, wie er sich in Neapel Zugang zu den Kunstwerken verschaffen könne. Meyer selbst

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plane, erst im kommenden Frühjahr nach Rom und Neapel zu reisen (vgl. GoetheMeyer 1, 383f.). 148,12 Rodomontade] Prahlerei, Aufschneiderei (nach dem König der Sarazenen Rodomonte in Ariosts „Orlando Furioso“). 148,17 seinen Vater nach Frankfurth] Bankier Johann Christian Gerning. 148,20 den Schatz zu Portici] Die Antiken aus den Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeji, die in Kampanien bei Neapel gelegenen Stadt Portici im Palazzo Reale gezeigt wurden. 148,21 der Krieg sich so weit von Neapel entfernt] Nach den Erfolgen der französischen Truppen in Oberitalien und der damit verbundenen Schwächung der Österreicher hatte sich das Königreich Neapel unter Ferdinand IV. schon Anfang Juni 1796 zu einem Neutralitätsabkommen mit der französischen Republik entschlossen. Im Oktober 1796 folgte ein Friedensvertrag. 148,22 für einen Fremden leidlicher Leben seyn] Vgl. dagegen zu 132,17–18. 148,25–26 daß Sie 〈…〉 mitbringen] Mit Blick auf den Verkauf der Kunstwerke an Verleger und Buchhändler, aber auch auf deren Wert für zukünftige Publikationen zur Geschichte der Kunst. 148,27–28 Ihre Manuscripte] Für Buchveröffentlichungen und Zeitschriften, darunter für Schillers „Horen“, Goethes „Propyläen“ oder Friedrich August Leos „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“. 148,28 rangirt] Rangieren: ordnen, in eine Reihenfolge bringen (vgl. GWb 7, 143) (von franz. ranger). 148,30 Ihren Plan] Dazu heißt es in Meyers Antwort ergänzend: „Mein hiesiger Aufenthalt muß noch Immerhin bis gegen dem neüen Jahre hin dauern 〈…〉; denn Ich habe bemerckt daß es mir ohnmöglich ist anhaltend zu observiren – das heißt Critische betrachtungen über die Kunstwercke ohnausgesetzt zu machen 〈…〉 es ist bereits schon ein dicker Stoß über Florentinische Dinge zusammen getragen – und ich hoffe ziemlich vollständig zu werden“ (H: GSA 28/1045, Bl. 153; vgl. Goethe-Meyer 1, 382). 149,1 Schillers Almanach 1797] Musen-Almanach für das Jahr 1797 (vgl. dazu Nr 131 vom selben Tag und die Erläuterungen dazu). 149,1–2 in Jena drucken ließ] Vgl. zu 172,3. 149,2 den Sie durch Gerning erhalten sollen] Der Kaufmann sollte das Heft von Schillers Zeitschrift nach Italien mitnehmen. 149,4 die Decke] Vgl. zu 109,12–13. – Decke: Einband, um den Buchblock zu schützen, hier: das Titelblatt für die Vorderseite des Pappeinbands, in dem der Almanach ausgeliefert wurde. 149,4 das Titelkupfer von Bolt] Johann Friedrich Bolt, Zeichner und Kupferstecher in Berlin, hatte außer der Decke auch das Titelkupfer von Schillers „Mu-

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sen-Almanach für das Jahr 1797“ gestochen, eine auf einer Waldlichtung tanzende Terpsichore. 149,6–7 mit einer Zeichnung für beyde zum künftigen Almanach] Meyer entwarf Titelkupfer und Decke für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1798“. Das Titelkupfer, von Adam Ludwig d’Argent gestochen, zeigt Apoll, mit den Grazien in einer bergigen Landschaft tanzend. Die Decke wird gerahmt von einem antikisierenden Palmettenfries, im Zentrum ein aufgespanntes Tuch mit der in verschiedenen Typen gesetzten Inschrift „Musen- / ALMANACH / von / Schiller / 1798.“ 149,11–12 die Italiänischen nachgemachten Blumen] Die so genannten „welschen Blumen“, Kunstblumen aus Seidenstoff und -gaze, waren ein beliebter Exportartikel von Seidenmanufakturen aus Norditalien. Die handwerkliche Tradition der Herstellung natürlich aussehender Blüten reicht bis in die Antike zurück; zunächst waren es Nonnenklöster, die sie fortführten. In seiner Antwort weist Meyer darauf hin, dass in Genua die schönsten Blumen gemacht würden, aber auch die römischen Hersteller noch sehr gut seien (vgl. Goethe-Meyer 1, 386). 149,13 der Medicus Hufeland aus Italien] Christoph Wilhelm Hufeland, der die Kunstblumen vermutlich aus Pavia erhalten hatte, wohin er als Professor berufen werden sollte (vgl. zu 6,17). 149,14 solche Garnitur] Arrangement künstlicher Blumen (vgl. GWb 3, 1098) (von franz. garniture: Besatz zur Zierde). 149,14 Loder] Meyer wolle die Blumen für den Jenaer Medizinprofessor Justus Christian Loder in einer der römischen Manufakturen bestellen, teilte er Goethe in seiner Antwort mit. Zeichnungen für zwei Vasen aus blauem Glase, die in Ilmenau zu fertigen seien (vgl. dazu den Antwortbrief; Goethe-Meyer 1, 386) stellte er Goethe am 21. November 1796 in Aussicht, „damit Loder schon voraus ein Muster sieht wie er diejennigen machen laßen muß zu welchen ich ihmemit der Zeit Blumen sende.“ (H: 28/1045, Bl. 161; vgl. Goethe-Meyer 1, 394.) 149,16 herausspediren] Die Ausfuhr von Waren veranlassen (vgl. GWb 4, 931). 149,19–21 Wenn Sie mir die Zeichnungen 〈…〉 den Preiß] Auch wenn beide Entwürfe erst später ausgeführt wurden, werden Ideen dazu bereits in der Antwort entwickelt: „Die Zeichnungen 〈…〉 will ich machen sobald mich die Musen einst wider besuchen. Ich dencke vorderhand daß ein Apollo welcher mit den Horen tanzt auf dem Titel Plaz finden kan. Die Decke möchte ich so zierlich als möglich machen aber hier sind wenig Muster vorhanden aus welchen man etwas schöpfen kan“ (H: GSA 28/1045, Bl. 154; vgl. Goethe-Meyer 1, 386). – Beide Zeichnungen wurden erst Ende des Jahres bzw. in den ersten beiden Monaten von 1797 fertig. Dazu Meyers Brief vom 21. bzw. 26. Dezember 1796: „Das Tittelblatt für den könftigen Almanach wird den nächsten Regentag fertig, und noch anderes schlechtes Wetter wird den Deckel fördern. woran es uns Steinbock & Wassermann

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nicht fehlen laßen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 169; vgl. Goethe-Meyer 1, 409.) Und im Brief vom 18. Februar 1797 berichtet er davon, dass die Zeichnung zum Titelblatt bereits vor drei oder vier Wochen abgegangen sei, während diejenige zum Überzug oder Deckel nun beiliege. Sollte Goethe beide Zeichnungen brauchbar finden, erbitte er ein Angebot des Buchhändlers wegen des Preises (vgl. Goethe-Meyer 1, 425). 152,6–8 durch Cotta an Herrn Escher bezahlt] Von Johann Friedrich Cotta an Johannes von Escher überwiesene Summe zur Abgeltung des Kredits, den Meyer in Italien nutzen konnte, vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu. 152,6–7 Nach Abrechnung in Casse behalten] Wohl der Betrag, der nach Meyers Abreise nach Italien am 2. Oktober 1795 in der Haushaltskasse in Weimar verblieben war. 152,11 Maxdor] Goldmünze (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 152,15–16 wegen den Horen] Für Meyers Artikel in Schillers „Horen“, dazu „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 599–604. 152,18–19 von Reichardt für den Apoll] Von Johann Friedrich Reichardt für eine Zeichnung mit der Darstellung von Apollon. Der zunächst von Goethe mit Reichardt verrechnete Betrag wurde nun Meyer gutgeschrieben, vgl. GB 10 II, zu 200,7–8 und zu 200,8.

131. An Friedrich Schiller

Weimar, 12. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 153. – Doppelblatt 19 × 24,3 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben Rand von Schillers Hd: „läßt sich in keiner Rücksicht etc“. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 208–210, Nr 219. WA IV 11 (1892), 229f., Nr 3410. BEIL AG EN

1) Titelblätter, Titelkupfer und Umschläge für den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (vgl. 153,6–9). 2) Abschrift einer Rechnung des Weimarer Kupferstechers Starcke (vgl. zu 154,6–7).

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 10. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 398) und vom 11. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 400). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 12. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 402). 153,1–2 Sorge und Qual 〈…〉 gemacht hat] Schiller war mit Herstellung und Spedition des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ beschäftigt, der in einer Erstauflage von 2010 Exemplaren erschien (vgl. Bernhard Fischer: Der Verleger Johann Friedrich Cotta. Chronologische Verlagsbibliographie 1787–1832. Aus den Quellen bearbeitet. Bd 1: 1787–1814, München 2003, S. 241 [Nr 170]). 153,5 2000 Exemplare der Decken] Sie waren von Thomas Starcke in Weimar hergestellt worden; vgl. seine Rechnung vom 12. Oktober 1796 (Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 36). – Decken: Einbände, um den Buchblock zu schützen. 153,6 Hier folgen] Der „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ wurde nicht nur in Weimar von Johann Heinrich Christoph Unruh gebunden, der insgesamt 228 Exemplare lieferte (vgl. dessen Rechnung vom 14. Oktober 1796 [Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 370, Nr 371.2), sondern auch in Jena von Friedrich Ernst Bauer. Dessen Rechnung vom 18. Oktober 1796 über 58 Reichstaler 10 Groschen für 1200 Stück wird im DLA Marbach, Cotta-Archiv aufbewahrt (H: Cotta-Briefe, Friedrich Schiller Nr 372, Beilage d). 154,1 seine letzten Exemplare] Unruh lieferte am 13. Oktober 1796 noch 54 Exemplare (vgl. Goethes Aufstellung von Mitte Oktober 1796 [Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 371, Nr 371.3). 154,2 Hofmanns] Die Hoffmannsche Buchhandlung in Weimar (vgl. erste Erläuterung zu 145,9). 154,3 das Industrie-Comptoir] Geschäftsunternehmen Friedrich Justin Bertuchs, zu dem auch ein Verlag gehörte. Hier ist Bertuch persönlich gemeint, der offenbar die Leipziger Michaelismesse besuchte. Schiller hatte im Brief vom 10. Oktober angeregt, auch an ihn Exemplare des Almanachs „auf Rechnung“ (NA 28, 303) zu liefern. 154,3–4 Die Berechnung 〈…〉 gegangen sind] Vgl. Goethes Übersicht der in Weimar gebundenen Exemplare des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 371f., Nr 371.3). 154,5 Sonabends] 15. Oktober 1796. 154,5 leidlich] Im Sinn von ‚mehr oder weniger zufriedenstellend‘ (vgl. GWb 5, 1107). 154,6–7 Abschrifft von Starke’s Rechnung] Thomas Starcke hatte den Umschlag zum Almanach gestochen und abgezogen sowie das Papier dazu gefärbt. Das geht aus der von Johann Jacob Ludwig Geists Hand aufgestellten und von Starcke quittierten Rechnung vom 12. Oktober 1796 hervor (vgl. Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 369, Nr 371.1). Danach belief sich seine Forderung nach

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BRIEF 132

Abzug der Arbeiten für die „Horen“ (Kupferplatten zu Aloys Hirts Beitrag „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino“; vgl. zu 61,7) auf rund 32 Reichstaler. In Schillers Abrechnung mit Cotta vom 24. Oktober findet sich der Betrag von 31 Reichstalern und 17 Groschen (vgl. NA 41 II A, 371, Z. 13). 154,9 Freundin S.] Caroline Schlegel; sie hatte einige „Xenien“ abgeschrieben und mit einem Brief vom 3. Oktober 1796 an Louise Gotter geschickt: die an Johann Caspar Friedrich Manso adressierten Distichen „Manso von den Grazien“, „Tassos Jerusalem von demselben“, „Die Kunst zu lieben“, „Der Schulmeister zu Breslau“, „Amor, als Schulcollege“ sowie das Xenion „Charis“, das sich auf Friedrich Wilhelm Basilius von Ramdohr bezieht (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 207f. und 228; NA 1, 313, Nr 33–37 und 323, Nr 119). Caroline Schlegels Kommentar: „Uebrigens, liebster Schaz, zwingt mich das Wizige freylich zum Lachen, aber zur Billigung nicht.“ (Caroline 1, 399.) 154,11–12 solchen Glauben 〈…〉 selten funden.] Anspielung auf Jesu Wort bei der Begegnung mit dem heidnischen Hauptmann von Kapernaum (Kapharnaum) am Nordufer des Sees Genezareth nach Matthäus 8,10 und Lukas 7,9. Das Dorf liegt in Galiläa; als Jesus es besuchte, kam er aus Judäa (vgl. Johannes 4,47). 154,13 Die guten Exemplare] Die auf hochwertigem Velinpapier gedruckten Exemplare (vgl. zu 67,20). 154,13 schicken Sie mir ja wohl] Was er noch vorrätig hatte, schickte Schiller mit dem Antwortbrief. 154,14 Melodien] Carl Friedrich Zelters „Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach“ (vgl. zweite Erläuterung zu 145,6). 154,14 Pact] Vermutlich hatte Goethe – wie er selbst eigenhändig am 19. Oktober 1796 schrieb (vgl. 159,14) – ‚Pack‘ diktiert. In E heißt es Paket.

132. An Friedrich Schiller

Weimar, 15. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 158–159. – Doppelblatt 19,3 × 24,5 cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte; S. 1 und 3 vor den Zeilen, die mit Sie erhalten (154,18), mir beyliegenden (154,24), richtig. Ich schicke Ihnen (154,26), Auch hat man mir (155,1) und Ich lege auch (155,28) beginnen, Beilagestriche vermutlich von Goethe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 214–218, Nr 222. WA IV 11 (1892), 231–233, Nr 3411.

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BEIL AG EN

1) Rechnung (154,18), die Herstellung des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ betreffend (vgl. zu 154,18). 2) Berechnung (154,23) der in Weimar gebundenen Exemplare des Almanachs. 3) Ein unvollständig gedruckter Bogen (154,24) des Almanachs. 4) Ein Exemplar des Almanachs auf holländischem Postpapier (vgl. 154,26). 5) Ein Exemplar des Almanachs auf Velinpapier (vgl. 154,27). 6) Eine Lage (154,28) überzähliger Druckbögen des Almanachs. 7) Das letzte Buch (155,28) von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 12. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 402) und vom 14. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 406). – Schiller antwortete mit zwei Briefen, vom 16. und 17. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 413) und vom 19. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 418). 154,18 die Rechnung] Die Abrechnung betraf von Goethe bezahlte Arbeiten zur Herstellung des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“, darunter Rechnungen des Kupferstechers Thomas Starcke und des Buchbinders Johann Heinrich Christoph Unruh (gedruckt in: Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 369f., Nr 371.1f.). Goethes Abrechnung ist nicht überliefert. 154,18–19 Abschrifft der einzelnen Quittungen] Nicht überliefert. – Im DLA Marbach, Cotta-Archiv (H: Cotta-Briefe, Friedrich Schiller Nr 372, Beilage d) findet sich das „Duplum“ der Quittung von Johann Heinrich Christoph Unruh über 9 Reichstaler und 12 Groschen vom 14. Oktober 1796; es gehört zur Rechnung vom selben Datum (vgl. NA 41 II A, 370, Nr 371.2). 154,21 Italiänischen Expedition] Über Goethes geplante, schließlich aber nicht angetretene (Forschungs-)Reise nach Italien vgl. GB 10 II, zu 157,5. Die Reise sollte der Sammlung von Material zu einem von Goethe und Johann Heinrich Meyer geplanten enzyklopädischen Werk über Italien dienen. Dieses kam ebenso wenig zustande wie ein „gemeinschaftliches Werk 〈Goethes und Meyers〉 über ihre Kunsterfahrungen in einer Suite von kleinen Bändchen“ (NA 29, 222), das Schiller am 28. März 1798 Cotta ankündigte. 154,21–22 Zwischenzahlungen auf das Honorar der Horen] In GoetheCotta 3 I, 23 wird mitgeteilt, Johann Friedrich Cotta habe „von Schiller und Goethe ein Buch über Italien“ erwartet und einen Vorschuss darauf angeboten. In seinem Brief an Meyer vom 15. September 1796 (Nr 117) schreibt Goethe, Cotta habe ihm in Rücksicht seiner Italienischen Reise mir die Zahlung dessen was ich bey ihm stehen habe zu jeder Zeit zugesichert (132,13–14). 154,23 Berechnung] Möglicherweise die (von Anfang bis zum 13. Oktober geführte) „Übersicht der in Weimar gebundenen Exemplare“ des „Musen-Almanachs

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BRIEF 132

für das Jahr 1797“ (abgedruckt in: Dokumente zu Schillers Leben; NA 41 II A, 370f., Nr 371.3). 154,26–28 Ich schicke 〈…〉 genommen habe.] Der Almanach wurde auf Papier unterschiedlicher Qualität gedruckt (vgl. erste Erläuterung zu 154,13). ‚Geringe‘ Exemplare waren solche auf einfachem Druckpapier. 154,28 eine Lage] Zusammengelegte und gefalzte Druckbögen (vgl. GWb 5, 916). 155,1 Abdrücke der Decke] Der Umschlag des Almanachs wurde von Thomas Starcke hergestellt. 155,4 die Platte] Die Kupferplatte, von der die Umschläge gedruckt wurden. 155,7 Phänomen] Die Rede ist von den „Xenien“. 155,11 der P r o p h e t] Als solchen pflegte Goethe – nach seinem Bruch mit ihm – Johann Caspar Lavater zu bezeichnen (vgl. Brief an Charlotte von Stein, zwischen 2. und 9. Februar 1785? [GB 6 I, 13, Z.11]; an dieselbe, 21. Juli 1786 [GB 6 I, 218, Z.13] u. ö.). Im Antwortbrief vom 16. und 17. Oktober 1796 teilte Schiller jedoch mit, es halte sich nicht Johann Caspar Lavater, sondern dessen Bruder Diethelm in Jena auf (vgl. NA 28, 311). 155,12 Ich werde mich seiner zu enthalten suchen] Über Goethes Beziehung zu Lavater und deren Beendigung vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 67. 155,13 Blumenbach] Johann Friedrich Blumenbach, Professor der Medizin und Anatomie in Göttingen. Goethe führte mit ihm einen regen Briefwechsel über vergleichende Anatomie und Morphologie (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 222). Blumenbach hatte am 13. Oktober 1796 Schiller besucht. 155,15 Conferenz zwischen dem Propheten und Paulus] Zwischen Lavater und dem Jenaer Theologen und Orientalisten Heinrich Eberhard Gottlob Paulus hatte es Anfang des Jahres 1796 eine Auseinandersetzung gegeben, die Lavater durch eine derbe Kritik an einer Übersetzung von Paulus ausgelöst hatte: Dieser hatte in einem Aufsatz „Von Jesu Gehen über dem Meer, oder ob es philologische Wunder gäbe?“ in seinen „Memorabilien. Eine philosophisch-theologische Zeitschrift“ (6. Stück. 1794, S. 70–83) und noch einmal im Artikel „Neue Erörterung der Frage: Ob Jesu Gehen über dem Meere ein Beispiel von einem blos philologischen Wunder sei“ im „Neuen theologischen Journal“ (Fünfter Band. Erstes Stück 1795, S. 167–195) mit Bezug auf Markus 6,48 davon gesprochen, die Jünger hätten Jesus nicht ‚auf dem Wasser‘ gesehen, sondern „herumgehend am Seeufer“ (S. 170). Paulus’ philologische Argumente hatte Lavater daraufhin in seinem „Vermächtniß an Seine Freünde. Größtentheils Auszüge aus Seinem Tagebuch, vom Jahr 1796“ (Zürich 1796) in Bemerkungen „Ueber des neuen Paulus saubere Wegerklärung des (uns) wunderbaren Wandelns, Jesu auf dem Wasser“ (S. 65–68) als „philologische Zaubereyen“ und „intolerablen Schiefsinn“ bezeichnet (S. 68) und den Verfasser als „dumm und frech“ (S. 65). Die Kontroverse wurde in

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einem Briefwechsel zwischen beiden weitergeführt, bis Lavater schließlich öffentlich erklärte, er habe Paulus nicht beleidigen wollen (vgl. Vermächtniß an Seine Freunde 〈…〉. Zürich 1796. 2. Heft. S. 275–278). – Literaturhinweis: Karl Alexander von Reichlin-Meldegg: Heinrich Eberhard Gottlob Paulus und seine Zeit. Nach dessen literarischem Nachlasse, bisher ungedrucktem Briefwechsel und mündlichen Mitteilungen dargestellt. Bd 1. Stuttgart 1853, S. 266–308. 155,21 Geschichte der kleinen Schönheit] Es ging um Sophie Mereau, die sowohl mit Schiller als auch mit Goethe in einem herzlichen Freundschaftsverhältnis stand (vgl. Norbert Oellers: Sophie Mereau und Friedrich Schiller. In: Sophie Mereau: Verbindungslinien in Zeit und Raum. Hrsg. von Katharina von Hammerstein und Katrin Horn. Heidelberg 2008, S. 293–306). Schiller berichtet in seinem Brief an Goethe vom 18. oder 19. Oktober 1796, die Dichterin in Jena habe ihm „vor ein paar Tagen“ in einem (nicht überlieferten) Brief „ihre Geschichte mit ihrem Mann und Liebhaber gebeichtet. Sie gesteht, das Leben mit jenem sey ihr fast unerträglich geworden und sie habe ihn vor einiger Zeit verlassen wollen. Doch habe sie sich zusammengenommen, und sich zur Pflicht gemacht, ferner und verträglich mit ihm zu leben. Doch hätte sie nothwendig noch vorher von ihrem Liebhaber Abschied nehmen müssen, dieß sey die Veranlassung ihrer letzten Reise gewesen, und diesen Vorsatz habe sie wirklich, obgleich nicht ohne grossen Kampf, vollführt.“ (NA 28, 315.) Sophie Mereau hatte seit 1794 eine Affäre mit dem Studenten Johann Heinrich Kipp aus Lübeck. Nachdem dieser im Juni 1795 wegen Schulden aus Jena geflohen war, hatten beide einen heimlichen Briefwechsel unterhalten. Vom 26. September bis zum 3. Oktober 1796 hatten sich beide in Berlin getroffen. Das Gefühl der Entfremdung veranlasste Sophie Mereau, die Beziehung zu beenden. – Literaturhinweis: Anja Dechant: Harmonie stiftete unsere Liebe, Phantasie erhob sie zur Begeisterung und Vernunft heiligte sie mit dem Siegel der Wahrheit. Der Briefwechsel zwischen Sophie Mereau und Johann Heinrich Kipp. Frankfurt a. M. u.a. 1996 (Einleitung, S. 11–181; Briefwechsel, S. 183–467). 155,22 Ein Heft Cellini 〈…〉 kommt bald] Goethe übersandte das Manuskript seiner Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis mit seinem Brief vom 18. Oktober 1796 (Nr 134; vgl. 157,16–17). Ein Teil der Lieferung erschien als 7. Fortsetzung im 1. Stück der „Horen“ 1797, S. 59–101, also auf etwa 3 1⁄3 Bogen. 155,23 noch zwey Abtheilungen] Es folgten noch vier weitere Fortsetzungen (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591). 155,25 Die zwey armen letzten Gesänge] Der 5. und 6. Gesang von Goethes „Herrmann und Dorothea“. Am 11. September 1796 hatte Goethe in Jena mit der Arbeit an dem Epos begonnen (vgl. GT II 1, 79), das schließlich mit Bezug auf die Anzahl der antiken Musen neun Gesänge umfasste.

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155,25 Limbo] Lat. Dativ/Ablativ von limbus: Rand. – In der Theologie der Vorraum der Hölle (Fegefeuer), in dem sich die Seelen der unschuldig vom Himmel Ausgeschlossenen aufhalten (ungetaufte Kinder, die Gerechten des Alten Bundes). 155,26 wirklich] Hier im Sinne von ‚gegenwärtig‘, ‚augenblicklich‘ (vgl. Grimm 30, 581). 155,26 Prosa] Hier: ‚geistlose‘, ‚trockene‘, ‚alltägliche‘ Verhältnisse (vgl. Grimm 13, 2171). 155,27 außerdem] Hier im Sinne von ‚anderswo‘ (vgl. GWb 1, 1230). 155,28 das letzte Buch meines Romans] Goethe schickte offensichtlich Aushängebogen des 8. Buches von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 155,30 durch Einschlag] Als Einlage in eine andere Postsendung (vgl. GWb 2, 1508). 155,31–32 erhalten Sie eins davon] Den letzten Band mit dem 7. und 8. Buch des Romans übersandte Goethe mit seinem Brief vom 22. Oktober (vgl. 160,1–2). 156,1 Freytagsgesellschafft] Vgl. zu 6,26). 156,6–7 Hauptmann Rösch] Jacob Friedrich Rösch, Mathematiker, Historiker und Architekt, von 1771 bis 1794 Professor für Kriegswissenschaften an der Karlsschule in Stuttgart. Nach Schillers Urteil im Antwortbrief vom 19. Oktober war er zwar ein „braver und sanfter Mann“, aber „sehr beschränkt und ungebildet“ und ein pedantischer Lehrer (NA 28, 315). Er wurde nicht wie beabsichtigt (vgl. AS 2 I, 515–518) in weimarische Dienste genommen.

133. An Friedrich Heinrich Jacobi

Weimar, 17. Oktober 1796 → 〈Wandsbek〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2745. – Doppelblatt 19,3 × 22,7(–22,9) cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Schumann), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 unten links quer beschr. Adresse, egh., Tinte: An den Vater; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk Jacobis, rote Tinte: „empfL dL 24t Oct 1796. / b – 9t Nov –“, davor „Goethe.“. – Beischluss zu Goethes Brief an Max Jacobi (EB 47; vgl. zu 156,11). E: Goethe-Jacobi (1846), S. 211–213, Nr 102 (Max Jacobi). WA IV 11 (1892), 233–235, Nr 3412. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 388). – Jacobi antwortete mit dem Brief vom 9. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 450). Postsendungen: 17. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20).

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156,11 Aus dem Brief an Max] Der Brief an Maximilian Jacobi, dem der vorliegende Brief beigeschlossen war (vgl. Überlieferung), ist nicht überliefert (vgl. EB 47). Goethe beantwortete damit den Brief des jüngsten Sohnes von Johann Heinrich Jacobi vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 389). – Max war Anfang September 1796 nach einem längeren Studienaufenthalt aus England zurückgekehrt, lebte vorübergehend in der seinem Vater von Carl Christian Graf von Schimmelmann zur Verfügung gestellten Wohnung im Wandsbeker Schloss und arbeitete an seiner medizinischen Dissertation, die er in Jena einzureichen beabsichtigte. 156,12 mein Flug nach Süden gehemt worden] Zu Goethes geplanter Italienreise vgl. zu 61,17–18. 156,13 leibeigen] Hier: mit dienstlichen Pflichten belastet (vgl. GWb 5, 1084), aber auch mit gesellschaftlichen Verpflichtungen. – Goethe litt zeitlebens unter den Aufgaben, die sich aus seinen amtlichen Verpflichtungen in Weimar ergaben und die den Fortgang seiner literarischen, künstlerischen und wissenschaftlichen Werke behinderten. 156,14 dich wieder zu sehen] Der Adressat brauchte die Einladung nur zu wiederholen, die bereits sein Sohn ausgesprochen hatte: „Ich erscheine nämlich nun als ein Abgeordneter der Sie im Nahmen aller sich hier befindenden Jacobi’s auf das dringenste und herzlichste bitten soll, doch nun Ihren Entschluß vom vorigen Jahre in Erfüllung zu bringen und einmal herzukommen. Es war diese Zeit über so oft von Ihnen geredet worden, ein jeder hatte so oft den Wunsch geäussert, Sie doch auch nun einmal wieder in dem ruhigen Familiencirkel unter uns zu sehen, daß wir endlich ganz vertraut mit dem Gedanken wurden und Muth faßten zu hoffen, daß es wahr werden könnte. Wie viel Freude Sie dem Vater durch Ihr kommen machen würden, wißen Sie, da Sie wißen mit welcher Liebe er an Ihnen hängt.“ (H: GSA 28/447, Bl. 3f.; vgl. RA 2, Nr 389.) Anders als Max wollte Friedrich Heinrich Jacobi nicht recht glauben, dass Goethe tatsächlich kommen werde. Schon im Winter und Frühjahr des Vorjahres hatte dieser mehrere Einladungen in den Norden ausgeschlagen. „Es wäre“, so Jacobi im Bezugsbrief, „viel dafür zu sagen, daß du dich bereden ließest; aber ich mag nichts dazu thun, daß ich mich noch mehr über dich ärgere.“ (H: GSA 28/445, Bl. 66.) Vier Jahre lang hatten sich beide Männer nicht mehr persönlich getroffen, letztmalig im November 1792, anlässlich von Goethes Besuch in Pempelfort vor den Toren Düsseldorfs. 156,14 der Roman nun fertig] Sowohl im Bezugsbrief als auch in Max Jacobis Brief war nach dem 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ gefragt worden. Goethe übersandte laut Tagebuch das Manuskript zum 8. Buch erst am 26. August 1796 an den Verlag (vgl. GT II 1, 78). 156,16 auf das e p i s c h e] Das Manuskript der Idylle „Herrmann und Dorothea“. Am 9. September 1796 hatte Goethe den neuen Antrieb zur großen Idylle verspürt (GT II 1, 79), am 11. September 1796 begonnen, diese zu ver-

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BRIEF 134

sificiren (ebd.). Vorgesehen waren zunächst sechs Gesänge in Hexametern. Vgl. zu 113,25, zu 157,22–23 und zu 163,25. 156,17–18 um diesen Eckstein herumzukommen] Bei den Pferde- oder Wagenrennen der alten Griechen markierten zwei Zeichen, Termen genannt (von griech. : äußerstes Ende, Grenze, Ziel), die beiden Wendepunkte in der Kampfbahn. Häufig waren es Pfeiler aus Stein, welche die Reiter oder Gespanne zu umrunden und danach das Rennen in Gegenrichtung fortzusetzen hatten. – Hier von Goethe bildhaft verwendet für den mit der Fertigstellung von „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ nahezu abgeschlossenen literarischen Zyklus; nach dem großen Prosawerk galt es noch, das Epos „Herrmann und Dorothea“ in antiken Metren zu beenden. 156,19 theoretisch] Hier: nach der Lehre, besonders der antiken Metrik. 156,20 verbreiteten] Hier: erweiterten, vermehrten. 156,22 weil es besonders jetzt auf Ausbildung des Subjects ankommt] Methodologische Gedanken zur Rolle des Beobachters bei Versuchen hatte Goethe schon im Frühjahr 1792 zu Papier gebracht, vgl. „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793“ (LA I 8, 305–315; erläutert in: LA II 1B, 1319–1333). Der ersten Fassung des Aufsatzes vorausgegangen war ein mit „Über die Notwendigkeit von Hypothesen“ betitelter, zu Goethes Lebzeiten unveröffentlicht gebliebener Text (LA I 11, 35f.; erläutert in: LA II 1B, 1140–1147). Gegen Ende der 1790er Jahre verfeinerte und erweiterte Goethe diese ersten Überlegungen zur Genese von Erkenntnissen in der Naturforschung in einer Reihe von Beiträgen. Dazu gehört insbesondere der Anfang 1798 entstandene Beitrag „Das reine Phänomen“ (LA I 11, 39f.; erläutert in: LA II 1B, 1154–1158). 156,23–24 bey mittlern Vorstellungsarten] Alle Haltungen zwischen transzendentalem Idealismus und Realismus. 156,26 so steifen Realisten] Mit Bezug auf einen strengen Empiriker, der sich einzig auf das mit den Sinnen in der Natur Erfahrbare verlässt. 156,27 andern Arten zu denken] Dazu gehörten insbesondere die Bekanntschaft mit der kritischen und idealistischen Philosophie, die nicht zuletzt von Friedrich Schiller angeregt worden war. 157,2 Supplement] Ergänzung (von lat. supplementum: Ergänzungsmittel, Verstärkung). 157,4–5 Du wirst 〈…〉 erhalten] Zur Übersendung des vierten Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ durch Goethe vgl. Nr 136. 157,7 aus Berlin] Vom Verleger Johann Friedrich Unger, der auf Goethes Wunsch hin, einzelne Exemplare des Bandes von Berlin aus direkt an die Empfänger verschickte. 157,9 Maxens Ankunft] Im seinem Brief hatte Max angekündigt, „in etwa vier Wochen“ in Weimar zu sein (H: GSA 28/447, Bl. 4.) Der Termin ließ sich nicht einhalten, da seine Arbeit an einer medizinischen Dissertation mehr Zeit forderte: Deshalb revidierte Max seinen Plan in seinem Brief vom 24. November 1796 (vgl.

OKTOBER 1796

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RA 2, Nr 469) und kündigte seinen Besuch für das „Ende der nächstkünftigen Woche“ an, für die Zeit „zwischen dem 7ten und 9ten December“ (H: GSA 28/447, Bl. 5f.). Der Besuch erfolgte erst in der Mitte des Monats. 157,10 Meyer] Da sich Goethes Hausgenosse Johann Heinrich Meyer in Italien aufhielt, standen dessen Zimmer in der Mansarde im Wohnhaus am Weimarer Frauenplan leer und konnten von Gästen bezogen werden. 157,11 unter den deinigen] Zu den Mitgliedern der Familie, die in Wandsbek lebten, gehörten Jacobis Halbschwestern Charlotte (‚Lotte‘) und Helene (‚Lene‘), zudem sind Jacobis Kinder gemeint, die häufiger zu Besuch kamen. 157,12 Humboldt kommt nun auch bald wieder] Im Bezugsbrief hatte Jacobi vom Besuch von Wilhelm und Caroline von Humboldt berichtet, die zwischen dem 29. August und 13. September 1796 zu Gast in Wandsbek gewesen waren. Humboldt berichtet davon in seinem Reisetagebuch (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 260, 327–352). Nach der Reise durch den Norden ging das Ehepaar zunächst nach Berlin und war am 1. November 1796 zurück in Jena.

134. An Friedrich Schiller

Weimar, 17. 〈18.〉 Oktober 1796 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der vorliegende Brief begleitete ein Packet (157,16), das nach Nr 135 am Dienstag, dem 18. Oktober 1796, abgeschickt wurde, und zwar mit der fahrenden Post (159,14). Diese ging um vier Uhr am Nachmittag nach Jena ab (vgl. Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischen Hof- und Adreß-Calender, auf das SchaltJahr 1804). Der Brief dürfte kurz vorher, also auch am 18. Oktober, geschrieben worden sein. Schiller erhielt ihn erst am 19. Oktober (vgl. Schillers Kalender, 44). Vermutlich hat sich Goethe bei der Tagesangabe geirrt. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 162. – 1 Bl. 24 × 19,1 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Datum und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe2 1 (1856), 226f., Nr 229. WA IV 11 (1892), 236, Nr 3414. BEIL AG E

Ein Packet (157,16; vgl. zu 157,16). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 16. und 17. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 413). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 19. Oktober 1796 (vgl. RA

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BRIEF 135

2, Nr 418). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom 18. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 416). Postsendungen: 18. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 157,16 Packet] Es enthielt, wie aus Schillers Antwort hervorgeht, die am 15. Oktober angekündigten Druckbogen des 8. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ und eine Lieferung von Goethes Cellini-Übersetzung (vgl. zu 155,22 und zu 155,28). 157,19 Aus dem Propheten ist ein Prophetenkind geworden] Goethe hatte einen Besuch von Johann Caspar Lavater erwartet (und befürchtet), von Schiller aber erfahren, nicht Johann Caspar Lavater, sondern dessen Bruder Diethelm halte sich in Jena auf (vgl. zu 155,11). 157,21 Zorn bis in die 4te Generation] Der Herr, heißt es im 4. Buch Mose (14,18), „heimsuchet die missethat der vätter über die kinder ins dritte und vierte glied.“ (Luther-Bibel 1772 AT, 130.) – Goethe hatte seit 1774 in freundschaftlicher Beziehung zu Lavater gestanden. Nach seiner zweiten Schweizer Reise allerdings setzte eine Entfremdung ein. Goethe konnte Lavaters religiöse Schwärmerei und Intoleranz ebenso wenig wie seinen poetischen Dilettantismus ertragen. Zum Bruch kam es, als Lavater in der Widmung seines Epos „Nathanaél“ (1786) Goethe einen Nathanael (einen der Jünger Jesu) nannte, „Dessen Stunde noch nicht gekommen ist.“ Vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 67. 157,22–23 Die drey ersten Gesänge 〈…〉 durchgearbeitet] Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ war zunächst auf sechs Gesänge konzipiert, nach einer Mitteilung Carl August Böttigers vermutlich entsprechend der erzählten Zeit von sechs Stunden „von Nachmittag um 3 Uhr bis Abends um 9 Uhr“ (Literarische Zustände, 83). Im März/April 1797 nahm Goethe eine neue Gliederung in neun Gesänge vor, indem er jeden Gesang einer der neun Musen der Antike zuordnete. Zu diesem Zweck machte er aus den drei längsten Gesängen der ursprünglichen Fassung (dem dritten, vierten und sechsten) durch Halbierung jeweils zwei. Demnach entsprechen den hier erwähnten drey ersten Gesängen die späteren ersten vier Gesänge. 157,23 den 4ten] Nach der endgültigen Gliederung der 5. und 6. Gesang (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 157,23–24 Alle vier zusammen werden etwa 1400 Hexameter haben] Die (nach endgültiger Gliederung) ersten sechs Gesänge des Epos zählen 1408 Hexameter. 157,25 auf 2000 anwachsen] Das gesamte Epos umfasst 2034 Hexameter. 158,1 Fisch und Vögel anatomirt] Goethes Tagebuch zeugt davon unter dem 25. Oktober (vgl. GT II 1, 83). Einen Tag später berichtete Goethe Schiller davon (zum Zweck der Studien vgl. zu 163,12–13).

OKTOBER 1796

135. An Friedrich Schiller

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Weimar, 19. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 165–166. – Doppelblatt 19,1(–19,3) × 24,2(–24,6) cm, 2 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur, Paraphe und letztem Satz der Nachschrift (159,14 Mein Pack 〈…〉 angekommen?), Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 223–225, Nr 225. WA IV 11 (1892), 237f., Nr 3415. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 16. und 17. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 413) und vom 18. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 416). – Einen Antwortbrief Schillers gibt es nicht. Dessen nächster Brief vom 23. Oktober 1796 antwortet auf Nr 137. – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (NA 28, 314f.; vgl. RA 2, Nr 418). 158,6 Körnerschen Brief] Christian Gottfried Körners Brief an Schiller vom 11.〈–14?〉 Oktober 1796 (NA 36 I, 340–345), in dem er sich ausführlich über den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ äußert. 158,6–7 Eine so wahrhafft freundschafftliche 〈…〉 Theilnahme] In seinem Brief bespricht Körner eine Vielzahl von Gedichten aus dem Almanach, indem er sie jeweils mit einer kurzen Beurteilung versieht. Unter den von Goethe stammenden Gedichten finden sich „Alexis und Dora“, „Der Chinese in Rom“ und „Die Eisbahn“. Über die gemeinschaftlich mit Schiller verfassten „Xenien“ und „Tabulae votivae“ heißt es: „Für mich ist es ein herrlicher Genuß eine solche Reihe von Kindern vor mir zu sehen, die Eure geistige Heyrath zur Welt gebracht hat. Eben aus der Verschiedenheit Eurer Naturen sind die köstlichsten Mischungen entstanden 〈…〉. In dem polemischen Theile der Xenien ist vielleicht manchmal noch zuviel Ernst.“ (NA 36 I, 345.) 158,8–9 einige Tage behalten] Goethe schickte Körners Brief am 22. Oktober 1796 zurück (vgl. 160,9). 158,10 Grüßen Sie den Freund] In seinem Brief an Körner vom 28. Oktober 1796 teilte Schiller diesem mit, Goethe sei von seinem, Körners, Brief über den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ „sehr 〈…〉 erbaut worden“ und habe ihm, Schiller, aufgetragen, „Dir dieses in seinem Nahmen zu versichern.“ (NA 28, 323.) 158,11–12 sagen Sie ihm etwas von meinem neuen Gedichte] Im selben Brief vom 28. Oktober berichtete Schiller: „Göthe hat jetzt ein neues poetisches Werk unter der Arbeit, das auch größtentheils fertig ist. Es ist eine Art bürgerlicher Idylle. 〈…〉 die Ausführung, die gleichsam unter meinen Augen geschah, ist mit ei-

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BRIEF 135

ner mir unbegreiflichen Leichtigkeit und Schnelligkeit vor sich gegangen, so daß er, 9 Tage hinter einander, jeden Tag über anderthalb 100 Hexameter niederschrieb.“ (NA 28, 323.) 158,12–13 dereinst in seinen Händen] Die Druckausgabe erschien im Oktober 1797. Zuvor aber sandte Goethe bereits die (nach ursprünglicher Gliederung) ersten drei Gesänge an Körner, der sich darüber in seinem Brief an Goethe begeistert äußerte (vgl. RA 2, Nr 519). Als Körner das gedruckte Werk gelesen hatte, schrieb er am 27. September 1797 an Schiller: „Das ganze Produkt gehört unstreitig unter Göthens Werke vom ersten Range.“ (NA 37 I, 144.) 158,14 Spitz von Gibichenstein] Johann Friedrich Reichardt, einer der Hauptadressaten der „Xenien“ (vgl. erste Erläuterung zu 18,9 und zu 18,11–12); er lebte auf seinem Gut Giebichenstein bei Halle. Als ‚Spitz‘ wird er im Xenion „Verschiedene Dressuren“ bezeichnet: Aristokratische Hunde, sie knurren auf Bettler, ein ächter Demokratischer Spitz klafft nach dem seidenen Strumpf. (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 251; NA 1, 335, Nr 211.) Das vorhergehende, ebenfalls auf Reichardt zielende Epigramm „Der Wächter Zions“ lautet: Meine Wahrheit bestehet im Bellen, besonders wenn irgend Wohlgekleidet ein Mann sich auf der Straße mir zeigt. (Musen-Almanach, S. 251; NA 1, 335, Nr 210.) Schiller hatte in seinem Brief vom 16. und 17. Oktober mit Bezug auf Reichardt geschrieben: „Das Insekt hat das Stechen wieder nicht lassen können. Wirklich, wir sollten es noch zu Tode hetzen, sonst ist keine Ruhe vor ihm.“ (NA 28, 311.) Im Dezember 1796 konnte Goethe Schiller zurückhalten, als dieser öffentlich gegen Reichardt vorgehen wollte (vgl. Nr 504 und die Erläuterungen dazu). – Auch in den „Xenien“ wird Reichardt ‚Insekt‘ genannt; das Distichon „Zeichen des Scorpions“ lautet: Aber nun kommt ein böses Insekt, aus G – b – n her, Schmeichelnd naht es, ihr habt, flieht ihr nicht eilig, den Stich. (Musen-Almanach, S. 218; NA 1, 319, Nr 80.) In Reichardts Journal „Deutschland“ war Anfang 1796 eine von ihm selbst stammende sehr kritische Rezension der „Horen“ erschienen (Bd 1, S. 55–90, 241–256, 373–381, 383–386; vgl. Fambach 2, 225–252). Nun hatte er Ende September im selben Journal den ersten Teil von Friedrich Schlegels „Horen“-Kritik veröffentlicht (Bd 3, S. 74–97 und 217–221; vgl. die ganze Rezension in: Fambach 2, 276–295),

OKTOBER 1796

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die Schiller so verdross, dass er die Beziehung zu Schlegels Bruder August Wilhelm abbrach (vgl. seinen Brief an ihn vom 31. Mai 1797; NA 29, 80). 158,17 jene Bewegungsleugner] Wie etwa der griechische Philosoph Zenon von Elea oder (zeitlich wahrscheinlicher) ein anderer Sophist, welchen – wie Christoph Martin Wieland in der „Geschichte des Agathon“ (2 Tle. Frankfurt und Leipzig 1766–1767) erzählt – Diogenes widerlegte, indem er ihn schwatzen ließ und dann vor seinen Augen gelassen auf und ab ging (vgl. T. 1. Vorbericht, o. S.). Vgl. Goethes „Zahme Xenien“ (III, V. 794–797): Es mag sich Feindliches eräugnen, Du bleibe ruhig, bleibe stumm; Und wenn sie dir die Bewegung läugnen, Geh’ ihnen vor der Nas’ herum. (WA I 3, 284.) 158,20 Anpreißen der ausgelassenen Stellen des Cellini] Friedrich Schlegel hatte in seiner „Horen“-Rezension (vgl. zu 158,14) Goethes Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis „Weitschweifigkeit“ vorgeworfen. Er bedauert, dass gerade interessante Passagen unübersetzt geblieben seien und bringt zum Beleg eine selbst übersetzte Anekdote aus Cellinis Kinderzeit, in der ein Salamander eine Rolle spielt (vgl. Deutschland. Bd 3, S. 93–95; Fambach 2, 283f.). – Möglicherweise stammt die Cellini-Kritik samt Anekdote nicht von Schlegel, sondern von Ludwig Tieck. Dies scheint aus dessen auf das Jahr 1829 zu datierendem Brief an Friedrich von Raumer hervorzugehen; darin schreibt Tieck, es habe ihm damals Leid getan, „daß die Anekdote mit dem Salamander, die dem Knaben Cellini eine Ohrfeige vom Vater zuzieht, von Göthe ausgelassen sei.“ (Edwin H. Zeydel, Percy Matenko (Hrsg.): Unpublished Letters of Ludwig Tieck to Friedrich von Raumer. In: The Germanic Review 5 [1930], S. 19–37 und 147–163, hier S. 37.) 158,22 läßt das Ganze nachdrucken] Dazu kam es nicht. 158,23 die zwey letzten Lieferungen] Es folgten vier weitere Fortsetzungen der Cellini-Übersetzung in den „Horen“ von 1797 (vgl. „Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 579–591). 158,25 eine vollständige Ausgabe] Leben des Benvenuto Cellini Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers von ihm selbst geschrieben. übersezt und mit einem Anhange herausgegeben von Goethe. 2 Tle. Tübingen 1803. – Die Ausgabe erschien bei Johann Friedrich Cotta. 158,28 Wenn Sie an Boie schreiben] Schiller richtete Goethes Anliegen, die englische Cellini-Übersetzung betreffend, in seinem Brief an Heinrich Christian Boie vom 23. November 1796 aus (vgl. NA 29, 12f.).

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BRIEF 136

158,29 englische Uebersetzung] The Life Of Benvenuto Cellini: A Florentine Artist. 〈…〉 Written By Himself In The Tuscan Language, And Translated From The Original By Thomas Nugent. 2 Bde. London 1771 (vgl. zu 79,14). 158,29 durch Eschenburg] Die englische Cellini-Übersetzung war über Johann Joachim Eschenburg in Braunschweig und über Gottlieb Hufeland (vgl. Nr 72 und die Erläuterungen dazu) zu Goethe gekommen. Eschenburg hatte sie von Boie in Meldorf ausgeliehen (vgl. Beilage zu Nr 72). – Boie überließ Goethe das Buch, wie er schrieb, „als einen Beweis meines Andenkens, meiner Verehrung und meiner Dankbarkeit“ (Brief an Schiller, 12. Dezember 1796; NA 36 I, 402). Als kleine Artigkeit (Brief an Gottlieb Hufeland, 3. Mai 1797; WA IV 12, 114) schickte Goethe am 6. Juni 1797 die ersten sechs Bände seiner „Neuen Schriften“ (Berlin 1792–1796; Bd 7: 1800) nach Meldorf (vgl. Goethes Brief an Schiller, 3. Juni 1797 [WA IV 12, 136]; an Boie, 6. Juni 1797 [WA IV 12, 139]). 159,2 wenn sie einmal ganz herauskommt] Vgl. zu 158,12–13. 159,4 Humboldts Ankunft] Wilhelm von Humboldt hatte sich am 1. Juli 1796 zu seiner erkrankten Mutter nach Berlin begeben. Er kehrte am 1. November zurück nach Jena. 159,5 besuche ich Sie wohl einmal] Nach Jena kam Goethe das nächste Mal erst am 13. Januar 1797. Zuvor besuchte Wilhelm von Humboldt am 29. November 1796 Goethe in Weimar (vgl. zu 175,13–14). 159,6 siebenten und achten Stück] Die Stücke in den „Horen“. 159,8 man quält mich gewaltig darum] Aus der Nachschrift zum vorliegenden Brief geht hervor, dass Goethe vier Exemplare der „Horen“-Stücke erhielt. Davon gingen Exemplare an Herzog Carl August, an Johann Gottfried Herder und an Christian Gottlob Voigt. 159,10 eine neue Arbeit] Seit März 1796 war Schiller mit seinem lange geplanten „Wallenstein“-Drama beschäftigt (vgl. zur Entstehungsgeschichte NA 8 N III, 589–597). 159,12 ein fünftes Stück der Horen] Wohl für Charlotte von Stein (vgl. 164,9–10). 159,13 Papiersorte] Auf dem Titelblatt seines Schreibkalenders von 1796 hatte Schiller notiert, dass Goethe je drei Exemplare auf Post- und einfachem Druckpapier bekommen sollte (vgl. Schillers Kalender, 22). 159,14 Mein Pack Dienstag] Vgl. zu 157,16.

OKTOBER 1796

136. An Friedrich Heinrich Jacobi

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Weimar, 21. Oktober 1796 → 〈Wandsbek〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.:Hs-2746. – Doppelblatt 12,2 × 19(–19,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links Empfangs- und Antwortvermerk Jacobis, rote Tinte: „e. dL 5t Nov. b. dL 9t 1796 -“, davor „Goethe.“ E: Goethe-Jacobi (1846), S. 213, Nr 103 (Max Jacobi). WA IV 11 (1892), 239, Nr 3416. BEIL AG E

Drei Exemplare des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 159,15). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 388). – Jacobi antwortete mit einem Brief vom 9. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 450). Postsendungen: 24. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). 159,15 dem letzten Bande des Romans] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, der das 7. und 8. Buch enthält. Das Paket mit den Freiexemplaren hatte Goethe offenbar zwischen dem 17. und 21. Oktober 1796 aus Berlin erhalten, nachdem ihm Johann Friedrich Unger die Sendung bereits am 11. Oktober 1796 angekündigt hatte (vgl. RA 2, Nr 401). Jacobi war einer der ersten Adressaten, an den er Exemplare sandte. – Wie die vorausgegangenen Bände waren auch die letzten beiden Bücher von „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ zur Michaelismesse 1796 erschienen (vgl. AA Erg-Bd 21, S. 321, Nr 710), als Doppeldruck, sowohl als einzelne Titelauflage (vgl. Hagen, S. 144, 221 und 221a) wie als 6. Band der „Neuen Schriften“ (vgl. Hagen, S. 20f., Nr 6). 159,15–16 ein freundlich Gesicht] Auf den 1. Band hatte Jacobi seinerzeit mit Kritik reagiert (vgl. GB 10 II, zu 114,17–18). 159,18 besorge] ‚Besorgen‘: hier ‚Sorge für etwas tragen‘, ‚sich kümmern‘, ‚erledigen‘. 159,18 I f l a n d] August Wilhelm Iffland. 159,19 S c h l o s s e r] Vgl. zweite Erläuterung zu 62,2. 159,20 den deinigen] Vgl. zu 157,11. 159,21 Schicke mir Max bald] Vgl. zu 157,9.

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137. An Friedrich Schiller

BRIEFE 137/138

Weimar, 22. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 169. – Doppelblatt 12,2(–12,5) × 19,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 229, Nr 227. WA IV 11 (1892), 240, Nr 3418. BEIL AG E

Sechs Exemplare des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 160,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 418). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 23. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 421). 160,1 Exemplare des letzten Bandes] Der 4. und letzte Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ mit dem 7. und 8. Buch des Romans, erschienen bei Johann Friedrich Unger in Berlin. 160,4 Loder] Justus Christian Loder, Professor der Anatomie in Jena; Goethe gehörte wiederholt zu den Hörern von dessen Vorlesungen und trieb mit ihm anatomische Studien. 160,5 JustizR. Hufeland] Gottlieb Hufeland, Professor der Rechte in Jena, Mitherausgeber der ALZ, mit Schiller befreundet. 160,6 HofR. Hufeland] Christoph Wilhelm Hufeland, Professor der Medizin in Jena, Goethes Hausarzt von 1783 bis 1793 in Weimar, Mitglied von Goethes Freitagsgesellschaft (vgl. zu 6,26). 160,7 Griesbach] Johann Jacob Griesbach, Professor der Theologie in Jena, Hauswirt Schillers, mit Goethe befreundet. 160,8 Humboldt] Wilhelm von Humboldt, der nach mehrmonatiger Abwesenheit in Jena zurückerwartet wurde (vgl. zu 159,4). 160,9 der Körnerische Brief] Vgl. zu 158,6. 160,10 den Gedichten] In Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, die Christian Gottfried Körner in seinem Brief vom 11. bis 14.? Oktober 1796 (NA 36 I, 340–345) kritisch besprochen hatte. 160,10–11 was er über den Roman sagt] Über den „Wilhelm Meister“ äußerte sich Körner ausführlich im Brief an Schiller vom 5. 〈bis 13?〉 November 1796 (NA 36 I, 368–375). Schiller schickte ihn am 18. November an Goethe (vgl. NA 29, 8). Über Wilhelms Charakter heißt es: „Was der Mensch nicht von aussen empfangen kann – Geist und Kraft – ist bey Meistern in einem Grade vor-

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handen für den der Phantasie keine Gränzen gesetzt sind. Sein Verstand ist mehr als die Geschicklichkeit ein gegebenes endliches Ziel zu erreichen. Seine Zwecke sind unendlich und er gehört zu der Menschenklasse, die in ihrer Welt zu herrschen beruffen ist. In der Ausführung dessen, was er mit Geist gedacht hat, zeigt er Ernst, Liebe und Beharrlichkeit.“ (NA 36 I, 370.) Dieser Charakterisierung hat Wilhelm von Humboldt widersprochen (vgl. die Beilage zu Nr 152). – Goethe nahm Körners Brief mit sehr viel Freude (173,13) auf, und auf seinen Vorschlag (vgl. die Beilage zu Nr 152) veröffentlichte Schiller ihn als „Horen“-Beitrag im 12. Stück 1796. 160,12 die ungünstige Zeit] Goethe schätzte Licht und Wärme als Voraussetzungen literarischen Schaffens. Schiller berichtete in seinem Brief an August Wilhelm Iffland vom 18. Dezember 1800: „〈…〉 Göthe hat einmal den Glauben, daß er Winters nichts Poetisches arbeiten könne, und weil er es glaubt, so ist es biß jezt auch wirklich der Fall gewesen.“ (NA 30, 223.)

138. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, kurz nach dem 23. Oktober 1796〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Der Brief bezieht sich auf einen undatierten Brief Carl Ludwig von Knebels, in dem sich dieser für „den letzten Wilhelm“ bedankt (Goethe-Knebel 1, 133; RA 2, Nr 411). Nach Goethes Brief an Schiller vom 22. Oktober waren die Exemplare des letzten Bandes zu diesem Zeitpunkt endlich angekommen (160,1). Es ist anzunehmen, dass Knebel wie Schiller und andere Freunde sogleich ein Exemplar erhielt. Demnach stammen Knebels erstgenannter Brief ebenso wie der vorliegende, der darauf antwortet, aus den Tagen nach dem 22. Oktober 1796. Dazu passt als Terminus ante quem, dass Knebel am 1. November schreibt, er habe nun den Band „durchgelesen“ (Goethe-Knebel 1, 135; RA 2, Nr 438). ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, alte Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 66. – Doppelblatt 19,3 × 22,6(–22,9) cm, 1 S. beschr. (S. 1 Text), egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse, Schreiberhd (Geist), Tinte: Herrn Major von Knebel., daneben, rotes Siegel (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3), Bl. 2 an der linken oberen Ecke Papierverlust durch Öffnen des Siegels; am Falz Heftspuren; eingeheftet zwischen Goethes Briefen an Knebel vom 28. März 1785 (GB 6 I, Nr 59) und 2. April 1785 (GB 6 I, Nr 65). – In einem Konvolut in schwarzem Ledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 11).

330

BRIEF 139

E: Goethe-Knebel (1851) 1, 61, Nr 57 und 134f., Nr 140 (Gottschalk Eduard Guhraurer; Doppeldruck, zuerst zwischen 28. März und 2. April 1785 eingeordnet; vgl. Handschriftenbeschreibung). WA IV 11 (1892), 250f., Nr 3425. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet einen undatierten Brief Carl Ludwig von Knebels aus der letzten Oktoberwoche 1796 (vgl. RA 2, Nr 411). – Knebel antwortete mit einem Brief vom 1. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 438). 160,15 das gute Wort] Im Bezugsbrief heißt es u.a.: „Glaube, daß ich den Werth Deiner Talente und Geistesprodukte erkenne und sie zu schätzen weiß.“ (Goethe-Knebel 1, 133.) 160,22 in das epische Fach gewendet] Mit Bezug auf die im September begonnene Arbeit am Hexameter-Epos „Herrmann und Dorothea“ (vgl. zu 113,25). 160,23 bald vorzutragen] Vielleicht am 13. November 1796, als Knebel bei Goethe zum Essen eingeladen war (vgl. GT II 1, 85). 160,24–25 letzten Theil des Romans] Vgl. Datierung.

139. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 24. Oktober 1796〉 → Gotha DATIERUN G

Der Antwortbrief des Prinzen August, mit der er sich für die Zusendung des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ bedankte, stammt vom 27. Oktober 1796; die Herzogin Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg, für die ein Brief beilag (Nr 140), antwortete am 26. Oktober 1796. Es ist daher anzunehmen, dass sich eine Paketsendung nach Gotha, die ohne Angabe des Adressaten unter dem 24. Oktober 1796 in Goethes Rechnungsbüchern (vgl. EB 49) verzeichnet ist, auf die Übersendung des Bandes an den Prinzen und weiterer Exemplare, darunter eines für die Herzogin, bezieht. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 68/745. – Doppelblatt 21,0 × 34,8 cm, einspaltig rechts beschr. (S. 1–2 zweites Drittel Text; S. 2–3 Konzept zu Nr 140), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 oben links Adresse, egh., Bleistift: An Prinz August / Gotha. E: WA IV 11 (1892), 241f., Nr 3419 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

OKTOBER 1796

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BEIL AG E

Goethes Brief an Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 24. Oktober 1796 (Nr 140; vgl. zu 161,5). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Prinz Augusts Brief vom 10. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 397). – Prinz August antwortete mit zwei Briefen, beide vom 27. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 426 und RA 2, Nr 427). Postsendungen: 24. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). 161,2 den letzten Band des Romans] Goethe übersandte den kurz zuvor erschienenen 4. und letzten Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“. 161,3–4 wunderbaren] Wunderbar: ‚bewunderungswürdig‘ oder ‚seltsam‘ (vgl. Adelung 4, 1622), auch ‚außerordentlich‘ (vgl. Grimm 30, 1845). 161,5 beyliegendem Brief] Nr 140. 161,5 Packet] Es dürfte die Partituren enthalten haben, die Goethe in Nr 140 erwähnt (vgl. 161,23). 161,6 Herrn von Thümmel] Moritz August von Thümmel, Schriftsteller und Übersetzer in Gotha. Für frühere Sendungen hatte sich dieser am 6. Januar 1795 beim Adressaten bedankt (vgl. RA 1, Nr 1157), am 26. Januar 1795 hatte er Goethe direkt angeschrieben (vgl. RA 1, N 1193). 161,7 Frau von Frankenberg] Friederike von Franckenberg, die Ehefrau des gothaischen Geheimen Rats Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg. Sie und der zuvor erwähnte Moritz August von Thümmel hätten sich über Goethes Geschenk sehr gefreut, berichtet Prinz August im (ersten) Antwortbrief. 161,8–9 Die kleine liebenswürdige Prinzessin 〈…〉 angelangt] Prinz August hatte unter dem Titel „Princesse Perruche“ ein Märchen in französischer Sprache verfasst, das Goethe ins Deutsche übersetzen sollte. Mit seinem Brief vom 29. September 1796 hatte Prinz August dringend um Rücksendung des Manuskripts und um Goethes Urteil gebeten (vgl. Irmtraut Schmid: Ein verschollenes Gegenstück zu Goethes „Mährchen“. In: GJb 94 [1977], 286–303, hier 295f.; vgl. RA 2, Nr 373). Der Bitte war Goethe offenbar nachgekommen, möglicherweise mit einem nicht überlieferten Brief vom 3. Oktober 1796 (vgl. EB 43). Nachdem sich Goethe – vermutlich im selben Brief – positiv über das Märchen geäußert und seine Bereitschaft erklärt hatte, es zu übersetzen, wird Prinz August das Manuskript wieder nach Weimar geschickt haben. – Die Übersetzung kam nicht zustande (vgl. zu 109,23). 161,10 Ihre Bemerkungen wegen Uebersetzung und Umkleidung] In dem nicht überlieferten Brief vom 3. Oktober 1796 (vgl. die vorhergehende Erläuterung) hatte Goethe offenbar auf Schwierigkeiten hingewiesen, die er für die Übersetzung befürchte. Darauf hatte ihm Prinz August im Bezugsbrief völlige Freiheit eingeräumt, „nach Willkühr, mit ihrem 〈der Prinzessin〉 Gewande, umzugehen“. Er schrieb sogar: „Streuen Sie, wo Sie es für nöthig halten, eigene Gedanken, eigenes

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BRIEF 140

Salz ein, und lassen Sie diejenigen aus, die Ihnen im Wege sind.“ (Irmtraut Schmid 〈vgl. vorhergehende Erläuterung〉, S. 297.) 161,15–16 in doppelter Gestalt] Im Original und in Übersetzung. 161,18 eine wundersame Geschichte] Die Geschichte „L’Apparition de Mademoiselle Clairon“ (franz.: Die Erscheinung der Mademoiselle Clairon), die Goethe in der „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ (1753–1790) kennen gelernt hatte, einer in Paris erscheinenden handschriftlichen Publikation von Friedrich Melchior von Grimm (und seinem Nachfolger Jacob Heinrich Meister), die in einem ausgewählten, meist aristokratischen Leserkreis kursierte (u.a. am Hof zu Gotha). In seinem Brief vom 9. Oktober 1794 bat Prinz August (RA 1, Nr 1075) um Goethes Urteil über die Geschichte in der „Correspondance littéraire“, die er der Gesellschaft in Weimar zugänglich gemacht habe (vgl. GB 10 II, zu 91,11–12). Die Gespenstergeschichten der Schauspielerin Claire Josèphe Clairon de la Tude nahm Goethe zur Vorlage für die Erzählung von der Sängerin Antonelli in den „Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten“ (erschienen im 2. Stück der „Horen“ 1795). 161,19 Klärung] Hörfehler; Goethe hatte ‚Clairon‘ diktiert.

140. An Charlotte Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 24. Oktober 1796〉 → 〈Gotha〉 DATIERUN G

Der Brief war eine Beilage zu Goethes Brief an den Prinzen August von SachsenGotha und Altenburg, der auf den 24. Oktober 1796 datiert werden kann (vgl. zur Datierung von Nr 139), und dürfte vom selben Datum stammen. Dafür spricht auch die Überlieferung. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 68/745. – Doppelblatt 21,0 × 34,8 cm, einspaltig rechts beschr. (S. 2 drittes Drittel–S. 3 erstes Viertel Text; S. 1–2 Konzept zu Nr 139), Schreiberhd (Geist), Tinte. E: WA IV 11 (1892), 242, Nr 3420 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herzogin Charlotte antwortete mit einem Brief vom 26. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 425). Charlotte von Sachsen-Gotha und Altenburg geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1751–1827) wurde als älteste Tochter des Herzogs Anton Ulrich von

OKTOBER 1796

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Sachsen-Meiningen in Frankfurt a. M. geboren und lebte bis zu ihrem 12. Lebensjahr in Goethes Heimatstadt. Erst nach dem Tod ihres Vaters 1763 zog sie nach Meiningen um. Dort lernte ihr Cousin, Erbprinz Ludwig Ernst von Sachsen-Gotha und Altenburg, sie kennen. Beide heirateten 1769. Bis 1777 brachte sie vier Söhne zur Welt (Ernst, August, Friedrich und Ludwig). 1772 übernahm ihr Mann als Herzog Ernst II. Ludwig die Regentschaft. Er galt als aufgeklärter Herrscher, führte eine liberale Regierung und betätigte sich als Förderer der Naturwissenschaften, besonders der Astronomie. Herzogin Charlotte teilte diese Interessen, war aber darüber hinaus auch eine Liebhaberin der schönen Künste, besonders der Musik und des Theaters. Ein besonders enges Verhältnis verband sie mit dem Astronomen Franz Xaver von Zach, den Herzog Ernst II. 1786 nach Gotha holte, um mit seiner Hilfe eine Sternwarte zu errichten, die 1792 in Betrieb genommen wurde. Nach dem Tod des Herzogs 1804 wurde Zach Oberhofmeister. Als ihr Vertrauter begleitete er 1804/05 die Herzoginwitwe Charlotte auf einer Reise nach Südfrankreich und in die Schweiz, ebenso 1807 auf einer Reise nach Süddeutschland und Italien, die Ende 1809 nach Marseille führte, wo Charlotte bis 1814 ihren Wohnsitz nahm. Nach einer weiteren Reise durch Italien bis Neapel bestimmte sie schließlich 1815 Genua zu ihrem Alterssitz, wo sie auch gestorben ist. – Literaturhinweis: Gisa Steguweit: Von Gotha zu den Sternen. Charlotte Amalie (1751–1827) – Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg. Bucha bei Jena 2018. Goethe kannte Herzogin Charlotte seit seinem ersten Besuch am Gothaer Hof Ende Dezember 1775, wo er bei ihr, dem Herzog und dem Prinzen August stets ein gern gesehener Gast war. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte Brief Goethes an die Adressatin, bei fünf Gegenbriefen aus den Jahren 1782 bis 1796. Darin geht es um Einladungen, die Bitte um Gefälligkeiten und den Dank für überschickte Werke Goethes. 161,22 Mit dem vierten Bande meines Romans] Goethe übersandte den kurz zuvor erschienenen 4. und letzten Band seines Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. 161,23–162,1 ein paar französische Partituren] Näheres konnte nicht ermittelt werden. 162,1 Sammlung] Die Herzogin sammelte nicht nur Musik, sondern komponierte auch selbst. Einige Kompositionen sind in Abschriften überliefert (Hessisches Musikarchiv Marburg, Sign. HA IV 190, 193 und 307 [die letztgenannte Abschrift wird vermisst]) (nach freundlicher Auskunft von Uwe Henkhaus, Hessisches Musikarchiv Marburg). 162,4 dem Herzoge] Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg. 162,5–6 um Sie zu versammeln] Schreibfehler: ‚sich um Sie zu versammeln‘.

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141. An Friedrich Schiller

BRIEF 141

Weimar, 26. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 174–175. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit einer egh. Korrektur und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 162,11 (Hirtischen) ⎡––⎤. K: GSA Weimar, Sign.: 29/432,II, Bl. 10–11. – Doppelblatt 19,3 × 22,6(–22,8) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte (verworfene Reinschrift). E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 236–238, Nr 230 (der in H fehlende Text aus K zuerst in: Die Grenzboten 32 [1873], 2. Semester, 2. Bd, S. 80 [Carl August Hugo Burkhardt]). WA IV 11 (1892), 242–244, Nr 3421 (der in H fehlende Text aus K WA IV 11, 337f.; Hinweis auf die verworfene Reinschrift in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50, 218). BEIL AG E

Eine Schachtel (162,7) mit einigen Heften von Friedrich Immanuel Niethammers „Philosophischem Journal“ (vgl. zu 162,8). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 25. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 423). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 28. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 430). Postsendungen: 26. Oktober 1796 (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). 162,7 Zwibacke] Charlotte Schiller hatte sie senden lassen. 162,8 ein paar Stück des philosophischen Journals] Das von Friedrich Immanuel Niethammer herausgegebene „Philosophische Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten“. Von welchen Stücken die Rede ist, konnte nicht ermittelt werden. In E heißt es nur noch: ein Stück (möglicherweise irrtümlich, weil der folgende Relativsatz wie in H mit „die“ beginnt). 162,11 Den Hirtischen Aufsatz] Schluss von Aloys Ludwig Hirts Aufsatz „Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino“. Schiller hatte ihn beizulegen vergessen. Er wurde offenbar nachgeliefert, denn Goethe schickte ihn am 29. Oktober 1796 zurück (vgl. 163,23–24). 162,15–16 Das Tagebuch meiner Reise von Weimar bis Rom] Schiller hatte sich von Goethe einen „Horen“-Beitrag wie dessen „Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt“ im 8. Stück 1796 gewünscht. Seine italienische Reise nahm sich Goethe erst zwei Jahrzehnte später vor, als Fortsetzung seiner Lebensbeschreibung „Dichtung und Wahrheit“ (vgl. seinen Brief an Heinrich Carl Abraham Eichstädt, 29. Januar 1815; WA IV 25, 178–181).

OKTOBER 1796

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162,17–18 könnte nur durch mich redigirt werden] Schiller hatte im Bezugsbrief seine redaktionellen Dienste angeboten. 162,19 eines Menschen der einem Druck entgeht] Im genannten Brief an Eichstädt nennt Goethe den Aufbruch nach Italien im Jahr 1786 eine Zeit, wo das bisher beengte und beängstigte Natur-Kind in seiner ganzen Losheit wieder nach Luft schnappt (WA IV 25, 180). 162,25 n a i v] Im Sinn von Schillers Abhandlung „Ueber naive und sentimentalische Dichtung“: ‚eins mit der Natur‘. 162,28 die Xenien verkaufen die Tabulas votivas] Der Verkaufserfolg des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“, der zwei Neuauflagen möglich machte, beruhte auf dem literarischen Skandal, den die polemisch-satirischen „Xenien“ auslösten. Die „Tabulae votivae“, die ursprünglich zu den „Xenien“ gehörten, behandeln dagegen ernsthafte (u.a. philosophische, poetologische) Themen. 163,1–2 daß man in Gotha ungehalten ist] Schiller hatte im Bezugsbrief berichtet, Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg sei verärgert über den Almanach, weil sich einige „Xenien“ gegen den von ihm geschätzten Friedrich Schlichtegroll wenden. Es sind dies die Epigramme „Nekrolog“ (Nr 44), „Zeichen des Raben“ (Nr 77) und „Sections Wut“ (Nr 178), die sich alle auf Schlichtegroll als Herausgeber des „Nekrologs auf das Jahr 〈…〉. Enthaltend Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen 〈ab dem 5. Jg.: Deutschen〉“ (Gotha 1791–1806) beziehen. 163,3 unartig] Unanständig 163,6 den nekrologischen Schnabel] Das Distichon „Zeichen des Raben“ lautet: Vor dem Raben nur sehet euch vor, der hinter ihr krächzet, Das Nekrologische Thier setzt auf Kadaver sich nur. (Musen-Almanach, S. 218; NA 1, 318, Nr 77; das Pronomen ‚ihr‘ im Hexameter bezieht sich auf das im Almanach vorhergehende Distichon „Zeichen der Jungfrau“, das auf Christoph Martin Wieland zielt). 163,6–7 unserm armen Moritz 〈…〉 die Augen aushackte] In Schlichtegrolls „Nekrolog“ war 1795 eine abfällig urteilende Biographie des mit Goethe befreundeten Carl Philipp Moritz erschienen (Bd 2, S. 169–276). Verfasser war der Gothaer Gymnasialdirektor Carl Gotthold Lenz. Ein Xenion Goethes mit dem Titel „Moritz“, das nicht in den „Musen-Almanach“ aufgenommen wurde, lautet: Armer Moritz! Wie viel hast du nicht im Leben erlitten Aeakus sey dir gerecht; Schlichtegroll war es dir nicht. (NA 2 I, 83, Nr 490.) So findet der Biograph in Moritz’ Schriften Zeugnisse „seines Hin- und Herschwankens in sittlichen Angelegenheiten, seiner Kraftlosig-

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BRIEF 142

keit, Maximen die er sich machte, treu zu bleiben, 〈…〉 seiner überspannten Begriffe, der Ungebundenheit seiner Einbildungskraft und des Strebens nach Beyfall, als der Haupttriebfeder seiner Handlungen.“ (S. 265f.) – Literaturhinweis: Christof Wingertszahn; „Armer Moritz!“ Karl Gotthold Lenz’ und Andreas Riems Totengericht über Karl Philipp Moritz. In: „Das Dort ist nun Hier geworden“. Karl Philipp Moritz heute. Hrsg. von Christof Wingertszahn unter Mitarbeit von Yvonne Pauly. Hannover 2010, S. 235–251. 163,8 artig] Hier: ‚geschickt‘ oder ‚wunderlich‘ (vgl. Adelung 1, 441f.). 163,9 expectoriren] Hier: sich öffentlich aussprechen (lat. expectorare: aus der Brust entfernen). 163,10 daß der Wallenstein Sie ergriffe] Im März 1796 hatte sich Schiller – während Goethes Anwesenheit – zur Arbeit an seiner „Wallenstein“-Tragödie entschlossen (vgl. zur Entstehungsgeschichte NA 8 N III, 589–597). 163,12–13 Eingeweide der Thiere näher zu betrachten] Dies hatte Goethe schon im Brief vom 18. Oktober erwähnt (vgl.158,1). Im Tagebuch notierte er unter dem 25. Oktober 1796: Fisch Anatomie (GT II 1, 83). Überliefert ist eine Zeichnung Goethes vom Magen eines Kaulbarsches mit parasitischem Wurm (LA II 9B, 19 [M 17]). Die anatomischen Studien waren Vorarbeiten zu den 1796 entstandenen, aber erst 1820 in den HzM I 2 erschienenen „Vorträgen, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie. 1796“ (LA I 9, 193–209). Ziel der vergleichenden Betrachtung war die Entdeckung eines allgemeinen Schemas, eines Typus’ in den Erscheinungen der Lebewesen. 163,15 Sie bald wieder zu sehen] Goethe und Schiller trafen erst wieder am 13. Januar 1797 in Jena zusammen, wo sich Goethe für einen Tag aufhielt (vgl. Goethes Tagebuch; GT II 1, 93). ERL ÄUT ERUNGEN Z U K

242,38 uns am] Hörfehler, der sich in der Ausfertigung wiederholt und zu unserm korrigiert wurde (vgl. 163,6 und die Varianten dazu).

142. An Friedrich Schiller

Weimar, 29. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 178. – 1 Bl. 19,3 × 22,9(–23,1) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrekturen Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 163,22–23 vomn (Prinzen August) ⎡–⎤; 163,23 (Hirtische) ⎡–⎤.

OKTOBER 1796

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E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 242f., Nr 232. WA IV 11 (1892), 244f., Nr 3422. BEIL AG E

Manuskript mit Distichen von Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 163,22–23). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 28. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 430). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 31. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 434). 163,17 einige Tage nach Ilmenau] In Begleitung seines fast siebenjährigen Sohnes August begab sich Goethe am 30. Oktober 1796 nach Ilmenau: Nach Ilmenau, mit Gusteln. War ein schöner Tag, notierte er im Tagebuch (GT II 1, 83). Dort war in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1796 ein Teil des Martinröder Stollens eingestürzt. Goethe berichtet darüber ausführlich in seinen Briefen an Christian Gottlob Voigt vom 31. Oktober bis zum 1. November (Nr A 46) und 3. November 1796 (Nr A 47). Am 9. November kehrte er laut Tagebuch nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 85). 163,18 die übersendeten Horen] Schiller hatte einige Exemplare des 9. „Horen“-Stücks 1796 übersandt. 163,18–19 durch Humboldt den Rumor erfahren] Im Bezugsbrief hatte Schiller berichtet, dass der „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ in Berlin „gewaltiges Aufsehen“ erregt habe; Friedrich Nicolai habe ihn „den Furien-Almanach“ genannt (NA 28, 322). Caroline von Humboldt, die am 28. Oktober wenige Tage vor ihrem Mann in Jena angekommen war (vgl. zu 159,4), wird davon erzählt haben. Wilhelm von Humboldt hatte zuvor in einem Brief an Schiller vom 18. Oktober 1796 mitgeteilt: „Spaßhafte Anekdoten sind mir gar nicht zu Ohren gekommen. Interesse wecken sie natürlich überall, u. mein Exemplar ist leider schon ganz zerlesen. Aber die wenigen Geschmackvollen ausgenommen, belachen entweder einige indistincte alles, oder, u. diese Zahl ist größer sehen beständig sauer u. debitiren moralische Gemeinplätze. Das Beste ist, daß alles Göthe in die Schuhe geschoben wird, u. Hufeland der hier war, hat dazu noch mehr beigetragen, da er versichert hat, alle von G’s Hand gelesen zu haben.“ (Philip Mattson: „Bloss zufällige Versäumniss“? Zwei unbekannte Briefe Wilhelm von Humboldts an Schiller. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 40 [1996], S. 14–29, hier S. 16.) – Rumor: öffentliche Meinung (von lat. rumor). 163,20 in Halle] Dort machte Humboldt auf dem Weg von Berlin vom 27. bis zum 31. Oktober Station und besuchte von dort aus am 29. Johann Friedrich Reichardt in Giebichenstein, einen der Hauptadressaten der „Xenien“ (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 353). Was er von Humboldt darüber hörte, berichtete Schiller in sei-

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BRIEFE 143/144

nem Brief an Goethe vom 2. November 1796 (NA 29, 2f.; vgl. RA 2, Nr 440), u.a.: „Er 〈Reichardt〉 soll sich bey den Xenien sehr sentimentalisch benehmen, und weil ihm 〈Friedrich〉 Schlegel versichert, S i e hätten keinen Antheil an denen, die auf ihn gehen, so soll er sehr getröstet seyn 〈…〉.“ (NA 29, 2f.) 163,21 besuche ich Sie] Goethe kam erst am 13. Januar 1797 für einen Tag wieder nach Jena (mit Carl Ludwig von Knebel) (vgl. Färber-Calender 1797, Bl. 3). 163,22–23 ein Blättchen Distichen vom Prinzen August] Das Manuskript ist nicht überliefert. 163,23 artig] Hier: ‚geschickt‘ (vgl. Adelung 1, 441). 163,23 Der Hirtische Aufsatz] Vgl. zu 162,11. 163,24 die Kupferplatte] Für den Kupferstich, der Hirts Aufsatz beigegeben wurde: „Risse über den Emissär des Fucinischen Sees“. Die Platte hatte der Weimarer Kupferstecher Thomas Starcke angefertigt. 163,25 des epischen Gedichts] Herrmann und Dorothea. – Am 18. Oktober 1796 waren die ersten drei Gesänge fertig (vgl. 157,22–23). In Nr 148 teilt Goethe mit, er habe in Ilmenau nichts Poetisches arbeiten können (vgl. 170,18–19). 163,27 Meyer hat wieder geschrieben] Johann Heinrich Meyers Brief vom 7. Oktober 1796 aus Florenz (RA 2, Nr 392; vgl. Goethe-Meyer 1, 345–355). 163,27 Copie] Von Raffaels Gemälde „Madonna della Seggiola“; mit der Kopie hatte Meyer im Juli begonnen (vgl. zu 102,19–20). 163,28 Beschreibung der Alterthümer] Meyer spricht von „Bemerckungen über die Kunstwercke in Florenz“ (H: GSA 28/1045, Bl. 140; vgl. Goethe-Meyer 1, 352). 164,2 Humboldts] Wilhelm von Humboldt befand sich noch auf der Reise von Berlin nach Jena (vgl. zu 163,18–19).

143. An Charlotte von Stein 〈Weimar, 29. oder 30. Oktober 1796〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Goethe reiste am 30. Oktober 1796 nach Ilmenau. Der Brief wurde unmittelbar vor dem Aufbruch geschrieben, am 29. Oktober oder noch am 30. Oktober. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/492,I, S. 73. – 1 Bl. 19,1 × 22,7(–22,9) cm, Rs. ganzflächig auf die erste Seite eines Trägers, eines Doppelblattes aus weißem Papier geklebt (21,5 × 36,8 cm), 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut in schwarzem Kunstledereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 111). E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 341 (Adolf Schöll). WA IV 11 (1892), 245f., Nr 3423.

OKTOBER 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Charlotte von Steins Brief vom 10. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 352). – Charlotte von Stein antwortete mit einem Brief vom 29. oder 30. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 433) sowie zwei Briefen aus der Zeit vom 9. bis 24. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 453, und RA 2, Nr 454). 164,5–6 über Fritz das weitere zu sprechen] Charlotte von Steins Sohn Fritz stand vor der Entscheidung, in preußische Dienste zu wechseln. In seinem letzten Brief vom 7. September 1796 (vgl. Nr 111 und die Erläuterungen dazu) hatte Goethe angekündigt, nach seiner Rückkunft aus Jena (am 5. Oktober) das Thema mit der Adressatin mündlich besprechen zu wollen (vgl. 127,10–11). 164,6–7 die verlangten Sachen einpacken zu helfen] Im Bezugsbrief hatte Charlotte von Stein um Goethes „guten Rath beym Einbacken von Fritzens Bücher“ (H: GSA 28/14, Bl. 329; vgl. Fränkel, Goethe-Stein2 2, 393) aus dessen Bibliothek gebeten, die er nach Breslau zugeschickt zu haben wünschte. Am 22. November 1796 schrieb Charlotte von Stein an ihren Sohn: „Heute oder Morgen wird das Einpacken Deiner Kiste vollendet, und zwar hat Goethe schon 2 Vormittage mit zugebracht und wird heute auch noch einige Stunden mit zubringen, er macht es sehr ordentlich und gern 〈…〉.“ (H: GSA 122/101.) 164,7 nach Ilmenau gerufen] In Bergwerksangelegenheiten begab sich Goethe gemeinsam mit seinem Sohn August am 30. Oktober 1796 nach Ilmenau und blieb dort bis zum 9. November 1796 (vgl. zu 163,17]). 164,9 Sie zu besuchen] In einem der nicht auf den Tag genau zu datierenden Antwortbriefe aus der Zeit vom 9. bis zum 24. November 1796 bittet Charlotte von Stein Goethe „Morgen, oder, auser Montag, welchen Tag Sie wollen“ (H: GSA 28/15, Bl. 404; vgl. Fränkel, Goethe-Stein2 2, 393), zu sich. 164,9 der kleine Bote] Goethes fast siebenjähriger Sohn August. 164,10 3 Stücke Horen] Schiller hatte mit seinem Brief vom 28. Oktober 1796 (NA 28, 322) einige Exemplare des 9. „Horen“-Stücks 1796 übersandt. 164,10 Fortsetzung des Cellini] Das 9. „Horen“-Stück enthält die 4. Fortsetzung von Goethes Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis. 164,11 Ihrem Hl. Sohn] Carl von Stein.

144. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 30. Oktober 1796 → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,2 × 22,6(–22,8) cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe von Ort und Datum und Paraphe, Tinte; S. 1 oben Verweis auf die Antwort Meyers: „Antw. N. XIII dL 26 9brs 1796“, daneben Briefzählung: „N¯o. 19.“; im Text Hervorhebungen einzelner

340

BRIEF 144

Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, GoetheBriefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 142–143. – Doppelblatt 21,1 × 34,4 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Briefzählung, Tinte: N¯o. 19. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen (1841) I, 195 und II, 691 (Teildruck: 165,21–24 Denn was nur 〈…〉 nach ihnen. und 166,10–21 Der alte Kant 〈…〉 herüberneigt.). E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 42–45, Nr 17 (Teildruck: 165,7–24 Mit den hetrurischen 〈…〉 in Rom und 167,1–8 Da nun der allergrößte Verdruß 〈…〉 nöthige nicht versäumen.). E3: WA IV 11 (1892), 246–250, Nr 3424 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Meyers, vom 18. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 358) und vom 7. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 392). – Meyer antwortete mit einem Brief vom 21. bis zum 26. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 462). Postsendungen: 31. Oktober 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 164,15 zwey Briefe von Ihnen] Die beiden Bezugsbriefe. – Die Zählung, auf die im vorliegenden Brief Bezug genommen wird, findet sich jeweils am Beginn der Ausfertigung (H: GSA 28/1045, Bl. 137 und 139). 164,18 N o¯ 1 6 .] Die Rede ist von Nr 99, vgl. zu 114,8. – Zur Nummerierung vgl. dort die Überlieferung von H. 164,20 N o¯ 1 7.] Die Rede ist von Nr 117, vgl. zu 130,18–21. – Zur Nummerierung vgl. dort die Überlieferung von H. 164,22 N o¯ . 1 8.] Die Rede ist von Nr 130, vgl. Beilage 1 und zu 148,11–12. – Zur Nummerierung vgl. dort die Überlieferung von H. 165,1–2 Sie 〈…〉 eine Nummer übersprungen] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer diese Frage erwogen (vgl. Goethe-Meyer 1, 338). 165,3–4 Herr Escher hat 〈…〉 seinen Credit angeboten] Im Brief Johannes Eschers vom 5. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 387) war die Bereitstellung von Geldmitteln angeboten worden. Zu Goethes Anfrage bei dem Züricher Geschäftsmann vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu. 165,4–5 Die Beschreibung der Zimmer der Prinzessin Altieri] Zu Meyers „Horen“-Beitrag vgl. zu 103,25. 165,7 den hetrurischen Gefäßen] Auf die etruskischen Kunstwerke, insbesondere die Graburnen, war Meyer im ersten Bezugsbrief eingegangen (vgl. GoetheMeyer 1, 339–341). Zum Kontext vgl. zu 103,21 und zu 103,22. 165,12–13 in meinem Cellini an den Guß seines Perseus komme] In Goethes Übersetzung geht es vor allem im 2. Teil, 4. Buch, 2. bis 4. Kapitel (vgl. WA I 44, 148–185) um den 1549 ausgeführten Guss von Benvenuto Cellinis

OKTOBER 1796

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Bronzefigur des Perseus mit dem Medusenhaupt (und den vier kleinen Nischenfiguren am Sockel) (in Florenz in der Loggia dei Lanzi). – Eine kritische Haltung zu Cellinis Bronzen hatte Meyer bereits in seinem Brief vom 29. Juli 1796 zu erkennen gegeben (vgl. RA 2, Nr 303): „Eine sehr reich geziert Büste von Bronze des Collini Arbeit die den Herzog Cosm: I. vorstellt, über lebensgröße, steht hier in dem Zimmer der Bronzen 〈…〉 ohnstreitig hat es viel Verdienst. aber man sieht doch die Zeit der Manieristen und sieht auch den Goldschmied darinnen fast in allen seinen Wercken kan er mit zieren & Putzen, mit Masken & schnörcklen & schwänzen fast nicht fertigwerden dabey ist auch die Composition seine Sache nicht“ (H: GSA 28/1045, Bl. 118 f; vgl. Goethe-Meyer 1, 303f.). 165,13–14 von seinen herrlichen Vorgängern] Im ersten Bezugsbrief hatte Meyer an prominente Meisterwerke der Frührenaissance aus Bronze erinnert: „Brunelleschi war fast ein eben so guter Bildhauer als Architeckt. wir bewundern den Ghiberti in seinen Thüren v. Bronze. aber es sind in der Kirche St Lorenzo 2 Kanzeln Mit Basreilefs 〈Basreliefs〉 ebenfalls v. Bronze geziert Arbeiten des Donatello worin er einen höhern Geist, glücklichern Genius zeigte“ (H: GSA 28/1045, Bl. 137; vgl. Goethe-Meyer 1, 341f.). Gemeint sind die Bronzetüren von Brunelleschi und Ghiberti am Baptisterium San Giovanni und die zwischen 1460 und 1465 entstandene Bronzekanzel von Donatello in San Lorenzo in Florenz. Mit Donatellos Namen eng verbunden sind zudem der Florentiner David und seine frühen Meisterwerke in Padua, die Bronzereliefs am Hochalter in Sant’Antonio und das Reiterstandbild des Erasmo di Narni, genannt Gattamelata, auf dem Platz vor der Wallfahrtskirche. 165,20–21 bald mit Ihnen anschauen] Goethe erwog mittlerweile, ob er seine (dritte) Italienreise vielleicht im Frühjahr werde beginnen können. Der Plan ließ sich auch dann nicht umsetzen. 165,24–25 Ihre Beschreibung von Fiesole in No. ¯ 9] Meyers Beschreibung im zweiten Bezugsbrief beginnt mit einer anschaulichen Schilderung der Topographie der Landschaft. Er nähert sich dem Ort Fiesole und seinen Sehenswürdigkeiten zu Fuß und berichtet von seinen Eindrücken (vgl. Goethe-Meyer 1, 345–349). Zum Kontext vgl. zu 104,30. 165,28–29 die vortreffliche reisende Dame] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer von einem – zu seinem Bedauern – unvermeidbaren Zusammentreffen mit der Schriftstellerin Friederike Brun „auf der Gallerie“ berichtet, ohne ihren Namen dabei explizit zu nennen (vgl. Goethe-Meyer 1, 349–351). Für Goethe war der Hinweis auf Karlsbad ausreichend, wo er vom 2. Juli bis zum 11. August 1795 während seines Kuraufenthalts Umgang mit der Dame gepflegt hatte. Meyer stand den empfindsam-pietistischen Zirkeln in Norddeutschland und der Schweiz, in denen sie sich von Jugend an bewegt hatte und mit denen sie weiterhin in intensivem Austausch stand, genauso kritisch-ablehnend gegenüber wie Goethe. In seiner Antwort stimmt er deshalb Goethes sarkastischen Bemerkungen über die Vertreter dieser

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BRIEF 145

Gruppen in vollem Umfang zu (vgl. Goethe-Meyer 1, 387–389). Vgl. ferner zu 34,19–20 und zu 40,1. – An wen Goethe im vorliegenden Brief im Einzelnen dachte, ist schwer zu sagen. Gesellschaftlich verkehrte Friederike Brun, die weitgereiste Tochter eines Lübecker Predigers und Ehefrau eines dänischen Kaufmanns und Konsuls, im deutschen Kreise Kopenhagens, war eng mit Karl Viktor von Bonstetten befreundet. Dichterisch wurde sie von Friedrich Gottlieb Klopstock und Friedrich Matthisson beeinflusst, kunsttheoretisch von Carl Ludwig Fernow, Aloys Hirt und dem Kreis der deutschen Künstler um Angelika Kauffmann in Rom. – Literaturhinweis: Kerstin Gräfin von Schwerin: Friederike Brun. Weltbürgerin in der Zeitenwende. Eine Biographie. Göttingen 2019. 165,34 Eigendinkel] Eigendünkel. 166,3–4 Wir haben 〈…〉 Kriegserklärung gegen das Volk] In den „Xenien“ (vgl. zu 34,21–22). 166,10–13 Der alte Kant 〈…〉 Berliner Monatschrifft setzen lassen] Zu einem seiner letzten selbstständigen Beiträge, „Von einem neuerdings erhobenen v o r n e h m e n To n in der Philosophie“ (Berlinische Monatsschrift 1796, Mai, S. 387–426) vgl. zu 96,10. 166,18 Schattengötzen] Anspielung auf das Schattenreich des Hades und die dortigen Schemen, die bei Licht nicht zu sehen sind. 166,21 credo] Lat.: ich glaube (von lat. credere), hier: das Glaubensbekenntnis, die Kunstauffassung. 166,22 aus gedachtem Musenalmanach] Das satirische, zunächst gegen Jean Paul gerichtete Gedicht „Der Chinese in Rom“ – hier in einem umfassenderen Sinne auf jede Art von Schwärmertum, auf Phantasterei jeglicher Art zielend – erschien im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. Goethe hatte es am 10. August 1796 an Schiller geschickt (vgl. zu 105,30, ferner zu 79,8). 167,4–5 zu der vollendeten Madonna] Im zweiten Bezugsbrief hatte Meyer vom kürzlich erfolgten Abschluss der Arbeiten berichtet (vgl. Goethe-Meyer 1, 351). Zum Kontext vgl. zu 102,19–20. 167,7 Hausgötter] Hier: verehrte und begehrte Dinge (vgl. GWb 4, 787). Gemeint ist das Material für das zusammen mit dem Adressaten vorbereitete enzyklopädische Werk über die Kultur Italiens. 167,10–11 Über die Farbenterminologie 〈…〉 meine Gedanken aufsetzen] Mit der Nomenklatur der Farben, insbesondere der Etymologie und Semantik ihrer antiken Benennungen, beschäftigte sich Goethe mehrmals, ohne dass im hier betrachteten Zeitraum etwas Konkretes dazu nachweisbar wäre.

OKTOBER/NOVEMBER 1796

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145. An Christiane Vulpius Ilmenau, 31. Oktober und 1. November 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.:37/IX,2,1, Bl. 24–25. – Doppelblatt 11,8 × 18,5 cm, 3 S. beschr. (S. 2 zwei Drittel, S. 4 vier Zeilen), Schreiberhd (Geist), mit egh. Ergänzung (S. 2 Das Wetter 〈…〉 G [167,24–168,3]) und egh. Paraphe (S. 4), Tinte. E: WA IV 11 (1892), 253–255, Nr 3427 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Goethe war erst am Vortag, dem 30. Oktober 1796, nach Ilmenau gereist. – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 6. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 446), zugleich auf Nr 146. Goethe hielt sich in Begleitung seines fast siebenjährigen Sohnes August wegen eines Stollenbruchs vom 30. Oktober bis zum 9. November 1796 in Ilmenau auf (vgl. zu163,17). 167,14 bösen] ‚Böse‘: hier im Sinne von ‚schlecht‘, ‚schlimm‘ (vgl. GWb 2, 841). 167,15 Gustel] August von Goethe. 167,17 den Ofen haben verschmieren lassen] Vermutlich ließ Goethe die Ritzen des Ofens mit Lehm abdichten (vgl. Adelung 4, 1126). 167,18 unser Zimmer] Goethe wohnte wie sonst häufig im Gasthof „Zum Löwen“ (vgl. 168,19) in der Lindenstraße, der heute nicht mehr existiert. 167,19 etwas zu arbeiten] Dazu kam es nicht; vgl. Goethes nächsten Brief an Christiane Vulpius vom 3. November 1796 (vgl. 168,24–29). 167,20 Judenkrämchen] Reisemitbringsel (Stoffe und Haushaltswaren) von einem jüdischen Händler (vgl. GWb 5, 161). Der Begriff „Judenkrämchen“ taucht wiederholt in Goethes Briefen an Christiane Vulpius auf (vgl. u.a. den Brief vom 17. August 1796 [GB 9 I, 95,23], den Brief vom 20. August 1792 [GB 9 I, 97,11] oder den Brief vom 〈25.〉 August 1792 [GB 9 I, 98,21], zuletzt im Brief vom 10.–15. Oktober 1792 [GB 9 I, 117,14]). In ihrem Brief vom 24. August 1795 kündigte Goethes Mutter Catharina Elisabeth eine Sendung für Christiane Vulpius an: „Nun ich weiß daß du wieder in Weimar bist, soll auch der Judenkram bald erscheinen – das beste davon sind zwey Neßeltüchern Kleider wovon das eine recht hübsch ist 〈…〉.“ (Pfeiffer-Belli, 689.) 167,21 Kammerbote] Um wen es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. 167,22 Donnerstag einen Boten] Der (nicht bekannte) Bote brachte Goethes Brief von Donnerstag, dem 3. November 1796 (Nr 146), mit (vgl. zu 117,8 und zweite Erläuterung zu 123,15). 167,25 übrigens] Hier im Sinne von ‚im Übrigen‘ (vgl. Adelung 4, 788). 167,26 Gestern Abend wollte mirs gar nicht gefallen.] Goethe zog, wie aus seinem Brief an Christiane Vulpius vom 6. November 1796 (Nr 146) hervorgeht,

344

BRIEFE 146/147

in die (später so genannte) Alte Försterei um, den Amtssitz des Oberforstmeisters Friedrich August von Fritsch (vgl. 168,19–21). 168,6 Botenfrau] Eine der Frauen, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete transportierten (vgl. zu 117,8). 168,9 Voigt] Johann Carl Wilhelm Voigt, Bergrat in Ilmenau, Bruder von Christian Gottlob Voigt. Er gehörte zu den Teilnehmern von Sessionen der Bergwerkskommission, die Goethe am 3., 4. und 8. November 1796 einberief. 168,13 meine Geschäffte] Es waren Anordnungen wegen des Stollenbruchs im Ilmenauer Bergwerk zu treffen, der sich am 22. Oktober 1796 ereignet hatte (vgl. Nr A 46 und die Erläuterung dazu).

146. An Christiane Vulpius Ilmenau, 3. November 1796 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.:37/IX,2,1, Bl. 26–27. – Doppelblatt 19,1 × 28,2 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An / Demoiselle Christiana Vulpius / We i m a r., über und unter der Adresse Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waffen des Herkules, Fragment; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 255f., Nr 3428 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht. Der Brief schließt unmittelbar an Nr 145 an. – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief vom 6. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 446), zugleich auf Nr 145. Goethe hielt sich in Begleitung seines fast siebenjährigen Sohnes August wegen eines Stollenbruchs vom 30. Oktober bis zum 9. November 1796 in Ilmenau auf (vgl. zu 163,17). 168,19 Löwen] Der Ilmenauer Gasthof „Zum Löwen“ in der Lindenstraße. 168,19–20 höchst unangenehm lebte] In Nr 145 hatte Goethe über Ofenrauch in seinem Zimmer geklagt (vgl. 167,16–18 und 167,26–168,1). 168,20 Fritsch] Friedrich August von Fritsch, seit 1794 Oberforstmeister in Ilmenau (vgl. zu 167,26). 168,22 Tod des Wirthes] Johann Christian Türck, Wirt des Gasthauses „Zum Löwen“ in Ilmenau. Der Todesfall veranlasste den Oberforstmeister Friedrich August von Fritsch, Goethe ein Quartier anzubieten (vgl. 310,13–15). 168,24 Mein Geschäfft] Es betraf den Bruch des Martinröder Stollens, der sich in den Abendstunden des 22. Oktober 1796 ereignet hatte, und die Beseitigung der dadurch entstandenen Schäden (vgl. Nr A 46 und die Erläuterung dazu).

NOVEMBER 1796

345

168,25 künftigem Mittewoch] Am 9. Dezember 1796; unter diesem Tag heißt es in Goethes Tagebuch: Nach Weimar zurück. (GT II 1, 85.) 168,25 Ubrigens] Im Übrigen, ansonsten (vgl. Adelung 4, 788). 168,28 Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt, Bergrat in Ilmenau, Bruder von Christian Gottlob Voigt. 168,28 Mineralienkabinet] Mit Johann Carl Wilhelm Voigt verband Goethe eine freundschaftliche Beziehung, obwohl er dessen ‚plutonistische‘ Auffassungen nicht teilte, nach welchen Erd- und Gesteinsbildung aus vulkanischer Tätigkeit zu erklären sind, während Goethe dem Neptunismus des Freiberger Geologen Abraham Gottlob Werner zuneigte, der Gebirge und Gesteine als Sedimentablagerungen abgesunkener Urozeane verstand. Den Besuch von Voigts Mineraliensammlung in Ilmenau erwähnte Goethe auch in Nr A 46 und in Nr A 47. Überliefert sind Notizen Goethes über die Gespräche mit dem Bergrat Voigt (vgl. LA II 7, 220–223 [M 113]). Goethe hielt die Sammlung für so bedeutend, dass er Voigt im Jahr 1810 dabei half, sie an das naturkundliche Museum im Jenaer Schloss zu verkaufen (vgl. Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt, 10. Januar 1810; WA IV 21, 163–166). 169,1 Der Kleine] Goethes fast siebenjähriger Sohn August. 169,2 Bergraths Fritz] Bernhard Friedrich, der neunjährige Sohn von Johann Carl Wilhelm Voigt. 169,9 Geheime Rath Voigt] Christian Gottlob Voigt in Weimar, der Postsendungen zwischen Goethe in Ilmenau und Christiane Vulpius vermittelte (vgl. 310,1–2 sowie Voigts Brief an Goethe, 6. November 1796; Goethe-Voigt2 1, 327).

147. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 9. und 11. November 1796〉 → 〈Weimar?〉 DAT IERUN G

Der Brief bezieht sich auf Carl Ludwig von Knebels Brief vom 1. November 1796 (Goethe-Knebel 1, 135–137; RA 2, Nr 438), den Goethe in Ilmenau erhalten hatte, wo er sich vom 30. Oktober bis zum 9. November 1796 aufgehalten hatte. Am Sonntag, dem 13. November, war Knebel zum Essen bei Goethe (vgl. GT II 1, 85). Der vorliegende Brief mit der Einladung für Sonntags (169,14) dürfte nach Goethes Rückkehr in Weimar geschrieben worden sein, also zwischen dem 9. und 11. November 1796, vermutlich nicht am Samstag, dem 12., weil Goethe dann wohl für ‚morgen‘ eingeladen hätte. ÜBER L IEF ERU NG

H: Yale University Library New Haven, Beineke Rare Book and Manuscript Library, Bestand: The William A. Speck Collection, Sign.: YCGL MSS 6 / Box 9,

346

BRIEF 148

folder 285. – Doppelblatt 11,9 × 18,7 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, Schreiberhd (Geist), Tinte: Herrn Major von Knebel, darunter rotes Siegel (geflügelter Amor); unter dem Text: „This paper was given to me, as the Autograph of the great GOETHE by my friend Knebel (the translator of Lucretius & Propertius) at Jena in the year 1829 – H. C. Robinson / Plowden Buildings Temple / London – Dec. 1832.“ (Engl.: Dieses Schriftstück wurde mir geschenkt als Autograph des großen Goethe von meinem Freund Knebel [dem Übersetzer von Lukrez und Properz] in Jena 1829). – Henry Crabb Robinson, englischer Jurist und Schriftsteller; er hatte Goethe und Knebel als Student in Jena 1801 kennen gelernt.) – Faksimile: Carl Friedrich Schreiber: The William A. Speck Collection of Goetheana in the Yale University Library (1940), nach S. 164. E: WAN 1 (1990), 116, Nr 3430 a (Paul Raabe). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Carl Ludwig von Knebels Brief vom 1. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 438). – Knebel antwortete mit einem Brief aus der Zeit zwischen dem 9. und 11. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 452). 169,12 des Romans] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“, den Goethe Knebel in den Tagen nach dem 22. Oktober hatte zukommen lassen (vgl. Datierung zu Nr 138). 169,12–13 in Ilmenau] Vgl. Datierung. – Unter dem 5. November 1796 heißt es in Goethes Tagebuch: Die Angelegenheiten wegen des im Stollen entstandenen Bruches besorgt (GT II 1, 85). 169,14 Sonntags mit mir zu essen] Vgl. Datierung. 169,14–15 Wieland wird bey mir seyn] Christoph Martin Wieland kam nicht. Er hatte Georg Joachim Göschen zu Gast (vgl. seinen Brief an Goethe, 11. November 1796; WB 13 I, 417; RA 2, Nr 455).

148. An Friedrich Schiller

Weimar, 12. November 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, 183–184. – Doppelblatt 19,5 × 22,9(–23,1) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 248–250, Nr 235. WA IV 11 (1892), 259–261, Nr 3431.

NOVEMBER 1796

347

BEIL AG E

Ein Exemplar des letzten Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 170,25). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 31. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 434) und vom 2. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 440). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 13. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 457). Postsendungen: 12. November 1796 (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). 169,17 in Ilmenau] Dort hielt sich Goethe eines Stollenbruchs wegen auf (vgl. zu 163,17). 169,18 Cimmerien] Griech.  «: (poetisch) dunkel, finster. – Nach Homers „Odyssee“ (11,13–19) war Kimmerien ein Land an den äußersten Grenzen des Okeanos, niemals beschienen von den Strahlen des Helios. An Johann Gottfried Herder hatte Goethe am 3.? und 4. September 1788 geschrieben: Uebrigens drücken wir uns unter dem cimmerischen Himmel, der unglaublich auf mich lastet. (GB 8 I, 26.) 169,19 der Almanach] Musen-Almanach für das Jahr 1797. 169,21 beyden Werklein] Wohl mit Bezug auf den Almanach, also außer den „Xenien“ vermutlich die „Tabulae votivae“. 170,9 das nähere Verhältniß zu Körnern] Dieses (im Juli 1790 geknüpfte) Verhältnis wurde zuletzt vor allem durch Christian Gottfried Körners Anteilnahme am „Musen-Almanach“ und „Wilhelm Meister“ gefördert. Körners Briefe über diese Werke gab Schiller Goethe zur Kenntnis (vgl. zu 158,6). Am 18. November schickte Schiller einen ausführlichen Brief Körners über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, den Goethe mit sehr viel Freude (173,13) aufnahm. Schiller publizierte ihn im 12. Stück der „Horen“ 1796. 170,9 Humbold] Zur engeren Beziehung zu Wilhelm von Humboldt kam es, seitdem dieser im Frühjahr 1794 in Jena in Schillers Nähe wohnte. 170,11–12 das Voigtische Mineraliencabinet] Die Mineraliensammlung des Ilmenauer Bergrats Johann Carl Wilhelm Voigt (vgl. zu 168,28). 170,14–15 die berühmte M o r p h o l o g i e] Der von Goethe eingeführte Terminus – Lehre von Gestalt und Umbildung (Metamorphose) der Naturerscheinungen – begegnet zum ersten Mal in seinem Tagebuch unter dem 25. September 1796, als er sich in Jena aufhielt: Morphologie. (GT II 1, 80.) Im vorliegenden Zusammenhang ist der Begriff in einer umfassenden Bedeutung zu verstehen, indem er nicht nur eine Lehre, sondern auch eine Methode bezeichnet, mit welcher alle naturgeschichtlichen Erscheinungen, organische wie unorganische, zu untersuchen sind. Über ein großes Werk im Sinne einer allgemeinen Naturkunde hatte Goethe mit Schiller vermutlich schon länger gesprochen, worauf das Attribut ‚berühmt‘ hindeuten könnte. Das Projekt findet bereits in Goethes Brief an Johann Friedrich Unger vom 18. Mai

348

BRIEF 149

1795 Erwähnung (vgl. GB 10 II, zu 128,12–13). Die Einschränkung des Begriffs speziell auf die Betrachtung von Lebewesen erfolgte erst später. In dem auf 1796 zu datierenden Text „Morphologie“ aus Goethes Nachlass heißt es dagegen noch ausdrücklich: Wir wenden uns gleich zu dem was Gestalt hat. Das unorganische, das vegetative, das animale das menschliche deutet sich alles selbst an, es erscheint als das was es ist unserm äußern unserm inneren Sinn. 〈…〉 Gestaltenlehre ist Verwandlungslehre. Die Lehre der Metamorphose ist der Schlüssel zu allen Zeichen der Natur. (LA I 10, 128.) Möglicherweise bezieht sich die Tagebucheintragung vom 25. September auf die Arbeit an diesem Text. 170,15–17 Ich habe diesmal 〈…〉 mittheilen werde.] Die Einsichten in das Naturreich der Steine und Mineralien gingen u.a. in Goethes „Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie. 1796“ ein (gedruckt in: LA I 9, 193–209). Sie entstanden 1796, erschienen aber erst 1820 in den HzM I 2 (vgl. zu 163,12–13). Im 3. Abschnitt (LA I 9, 202–209) benutzt Goethe die Mineral-Körper als unvollkommene Wesen, um den Begriff der organischen Wesen zu erläutern (vgl. LA I 9, 202f.) 170,18–19 nicht den Saum 〈…〉 erblickt] Goethe hatte gehofft, an seinem Epos „Herrmann und Dorothea“ weiterarbeiten zu können (vgl. zu 163,25). 170,21 Wann ich Sie sehen kann] Goethe besuchte Schiller erst am 13. Januar 1797 wieder, als er für einen Tag nach Jena kam. 170,25 das Exemplar für Humbold] Der 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 159,15).

149. An Friedrich Schiller

Weimar, 13. 〈14.〉 November 1796 → 〈Jena〉

DATIERUN G

Der Brief antwortet auf Schillers Brief von Sonntag, dem 13. November 1796 (NA 36 I, 381f.). Dieser wurde mit der abends fahrenden Post von Jena nach Weimar befördert, wo er am Montagmorgen, dem 14. November, um 6 Uhr eintraf (Post-Bericht 1796). Außerdem übersandte Friedrich Immanuel Niethammer die „Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung“, die Goethe beilegte, erst am 14. November (vgl. RA 2, Nr 458). Demnach wurde der vorliegende Brief am 14. November und nicht am 13. geschrieben, so dass Schiller ihn erst am 15. November erhielt (vgl. Schillers Kalender, 49). Dementsprechend heißt es in Goethes nächstem Brief vom 15. November 1796 (Nr 150): Einige Dinge, die ich gestern zurück ließ, will ich doch gleich nachbringen. (172,1–2) – Vgl. Wilhelm Fielitz: Zum GoetheSchillerschen Briefwechsel. In: Archiv für Litteraturgeschichte 4 [1875], S. 464–481, hier S. 470.

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ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 187–188. – Doppelblatt 19,4 × 22,9(–23,1) cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 254f., Nr 237. WA IV 11 (1892), 261f., Nr 3432. BEIL AG EN

1) Actenstücke (171,1; vgl. zu 171,1). 2) Rezension des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (vgl. zu 171,7). 3) Carl August Böttigers Buch über August Wilhelm Iffland (vgl. zu 171,13). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet – ebenso wie Nr 150 – Schillers Brief vom 13. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 457). – Schiller antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 16. November 1796 (vgl. Schillers Kalender, 49). Postsendungen: 14. November 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). 171,1 Actenstücke] Ein „Blättchen Hexameter“ (NA 29, 5), das nicht überliefert ist, sowie Carl Theodor von Dalbergs Brief an Schiller vom 6. November 1796 (NA 36 I, 375f.), in dem er sich für die Zusendung des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ und des 7. und 8. Stücks der „Horen“ 1796 bedankt. 171,2 dem einen] Die Hexameter stammen nach Schillers Auskunft „von einem Champion 〈Mitstreiter〉 des Herrn Manso“ (NA 29, 5). Der Breslauer Gymnasialdirektor Johann Caspar Friedrich Manso gehörte zu den mit einer ganzen Serie von Distichen angegriffenen „Xenien“-Adressaten (vgl. Musen-Almanach, 207–209; NA 1, 313f., Nr 33–42; vgl. GB 10 II, zu 197,26 und zu 154,9). Er antwortete mit „Gegengeschenken an die Sudelköche in Jena und Weimar von einigen dankbaren Gästen“ (〈Leipzig〉 1797; erschienen Ende 1796), die er zusammen mit Johann Gottfried Dyk herausgab. Goethe legte das Buch seinem Brief vom 5. Dezember 1796 (Nr 155) bei. 171,4 dem andern] Dalbergs Brief. 171,5–6 Neigung zu dem e r q u i c k l i c h e n Wa s s e r] Am 29. Oktober 1796 (Nr 142) hatte Goethe einige (nicht überlieferte) Distichen des Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg übersandt. Das Fragment eines der Pentameter zitiert Schiller im Brief vom 31. Oktober: „U n s e r Wa s s e r e r f r i s c h t etc.“ (NA 28, 327.) Das dazugehörige Distichon sei, so Schiller, „ganz erstaunlich expressiv für diese ganze Klaße“ (ebd.), womit er diejenige Gruppe von „Xenien“-Lesern meint, deren Haltung „ganz liberal“ (NA 28, 326) sei, im Grunde jedoch bloß auf fatale Weise „eine Schonung der Leerheit und Flachheit“ (ebd.) verberge. Eine solche Einstellung will Goethe auch in Dalbergs Brief erkennen.

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BRIEF 149

171,7 oberdeutsche Litteratur-Zeitung] In der in Salzburg erscheinenden „Oberdeutschen allgemeinen Litteraturzeitung“ vom 4. November 1796 (Stück 132, Sp. 879–888; vgl. Fambach 2, 306–313) war die Rezension eines mit „–ßm.“ unterzeichnenden Verfassers erschienen, in welcher der „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ sehr positiv beurteilt wird. Die meisten Gedichte stammten von Schiller und Goethe selbst: „Das heißt mit dem Publikum gewissenhaft umgehen.“ (Sp. 879.) Selbst die „Xenien“ werden als „in ihrer Art eben so kühn, als unterhaltend“ (Sp. 883) charakterisiert. Am Schluss werden die Leser aufgefordert: „〈…〉 zugegriffen, gekauft, und gelesen!“ (Sp. 888.) 171,10 a son aise] Franz. (être) à son aise: entspannt sein, sich wohlfühlen. 171,11 Druckfehler] Dem Rezensenten unterliefen diverse Zitierfehler, darunter auch sinnentstellende wie im Fall des Xenions „Zeichen des Widders“. Im „Musen-Almanach“ lautet das Distichon: Auf den Widder stoßt ihr zunächst, den Führer der Schaafe, Aus dem D y k i s c h e n Pferch springet er trotzig hervor. (S. 216; NA 1, 317, Nr 69.) In der Rezension wird der Pentameter wie folgt zitiert: „Aus den dyckischen Pferden springet er trotzig hervor.“ (Sp. 885.) In Vers 29 von Schillers Gedicht „Klage der Ceres“ (Musen-Almanach, S. 39; NA 1, 279) heißt es: „Jedem solchen 〈statt wie im Almanach: „selgen“〉 Aug verschlossen / Bleibt das nächtliche Gefild.“ (Sp. 880.) 171,13 Das verlangte Buch] Carl August Böttigers Schrift „Entwickelung Des Ifflandischen Spiels In Vierzehn Darstellungen Auf Dem Weimarischen Hoftheater Im Aprillmonath 1796“ (Leipzig 1796). Sie bezieht sich auf August Wilhelm Ifflands Gastspiel vom 25. März bis zum 26. April 1796. 171,15 Bleimännchen] Mit Blei beschwertes Stehaufmännchen (vgl. GWb 2, 771). 171,17 Quark] Hier in der Bedeutung ‚Schmutz‘, ‚Dreck‘ (vgl. Adelung 3, 881). 171,18 gewisse Stiche] In Böttigers über 400 Seiten starker, weitgehend panegyrischen Schrift finden sich hier und da kritische Bemerkungen, die er als ‚Meinung einiger Zuschauer‘ deklariert, um sie anschließend zu entkräften. So wird z.B. einmal „etwas wankendes im Ton und Vortrag“ bemerkt, jedoch damit erkärt, Iffland habe erkunden wollen, wie weit das Publikum „für leisere oder stärkere Berührungen“ (S. 13) empfänglich sei. An anderer Stelle zitiert Böttiger einen Sitznachbarn im Theater, der einen „stärkern Ausdruck im Mienenspiel und Stimme“ gewünscht hätte, was seiner Meinung aber „die schöne Einheit des Spieles gestört“ hätte (S. 75). 171,19 formidabel] Achtung oder Furcht erregend (vgl. GWb 3, 818) (von franz. formidable). 171,19 Sein böser Wille gegen S i e] Zu Beginn des Abschnitts über „Iffland als Franz Moor“ in der Aufführung von Schillers „Räubern“ vom 16. April 1796

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druckt Böttiger – ohne Angabe des Absenders – Charlotte von Kalbs Brief an Iffland vom 17. April 1796 ab: Ich muß es mein erstes Geschäft an diesem Morgen seyn lassen, Ihnen, großer Schöpfer dramatischer Gestalten, für den Genuß zu danken, den ich mit Hunderten gestern Ihrem Spiele verdankte. Mit Widerwillen – was soll ich heucheln? – ging ich in die Vorstellung. Denn ich hasse das Stück. In den ersten drey Acten konnt’ ich mich selbst über Ihr Spiel nicht ganz entscheiden. Er läßt das Pasquill auf die Menschennatur fallen, hörte ich Stimmen um und neben mir. Es waren Geschmacksmäkler, denen Sie mit zu wenig I n n i g k e i t d e r B o s h e i t zu spielen schienen. Ich mochte nicht absprechen, und wärmte mich dankbar an den einzelnen Strahlen Ihres Spiels. Aber wie vermöchte ich die niederschmetternde, furchtbare Allgewalt desselben in den zwey letzten Acten zu beschreiben? Welche Blicke in die Tiefe des menschlichen Geistes und in die Geheimnisse der Menschendarstellung haben Sie uns thun lassen! Das Gespenst Ihres Spiels wird mich noch lange verfolgen. Welcher Teufel stand Ihnen zur Copie? – (S. 291f.) – Von diesen Bekenntnissen ausgehend, tadelt Böttiger im Folgenden Schiller, indem er Iffland lobt: Der Autor habe die charakterliche Verworfenheit Franz Moors „mit seiner körperlichen Verkrüppelung in Verbindung gedacht 〈…〉. Allein Iffland glaubte dieses äußern Zusatzes von Häßlichkeit völlig entbehren zu können, und der verständigere Zuschauer wird ihm dieß gern als Verdienst anrechnen. Denn ist nicht überhaupt Spott über körperliche Mißgestaltung des Dichters und Schauspielers unwürdig, der sich besserer Hülfsmittel bewußt ist?“ (S. 294.) Darüber hinaus nahm Böttiger die Aufführung des „Egmont“ am 25. April zum Anlass, um Schillers Bearbeitung von Goethes Drama zu kritisieren: Er wirft ihm vor, durch neue Auftritte unnötige „Wiederholungen“ zu veranlassen, „und Egmont wird ein Großsprecher, wie Fiesco“, und erscheint dadurch, dass Schiller ihn „zum zweyten und dritten Mal warnen“ lässt, „ein gar zu blödsinniger Thor“ (S. 364). 171,20 einen boshaften Einfall] Nicht ermittelt. Mit Nr 152 schickte Goethe einige Bemerkungen zu den Xenien (175,11–12); ob sie mit dem Einfall in Verbindung zu bringen sind, ist ungewiss. 171,21 sophistische] Hier wohl im Sinne von ‚ausgeklügelt‘, ‚spitzfindig‘ (nach der Bezeichnung ‚Sophisten‘ für antike Philosophen, denen spitzfindige, wortklauberische Argumentation vorgeworfen wurde). 171,21 in Tort setzen] Ins Unrecht setzen, Verdruss bereiten, einen Streich spielen (vgl. Grimm 21, 896; von franz. tort: Unrecht, Schaden). 171,23 Sans replique] Franz.: ohne Antwort; hier im Sinne von ‚unbeantwortbar‘. 171,24 l i t t e r a r i s c h e n S a n s k ü l o t t i s m u s] Goethes Beitrag „Litterarischer Sanscülottismus“ war im 5. Stück der „Horen“ 1795 erschienen, als Entgeg-

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BRIEF 150

nung auf einen Aufsatz von Daniel Jenisch (vgl. GB 10 II, zu 157,15). Zur Replik vgl. GB 10 II, zu 158,6. 171,24–25 Doch davon mündlich.] Goethe kam erst am 13. Januar 1797 wieder für einen Tag nach Jena. 171,26 Meyer grüßt] Bezieht sich auf Johann Heinrich Meyers Brief an Goethe vom 13. Oktober 1796 (RA 2, Nr 403; vgl. Goethe-Meyer 1, 359–367).

150. An Friedrich Schiller

Weimar, 15. November 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 189–190. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 172,8–15 Voßens Almanach 〈…〉 vorwärts treten wollen. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 256–258, Nr 238 (Teildruck: ohne den in H eingeklammerten Text). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 241f., Nr 244. WA IV 11 (1892), 262–264, Nr 3433 (mit einer Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50, 219). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet – ebenso wie Nr 149 – Schillers Brief vom 13. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 457). – Schiller antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 16. November 1796 (vgl. Schillers Kalender, 49). Postsendungen: 16. November 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 172,1 die ich gestern zurück ließ] Bezieht sich auf Nr 149. 172,2 zweyten Auflage] Die 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“, des ‚Xenien-Almanachs‘, war am 3. Dezember 1796 fertiggestellt (vgl. Schillers Brief an Johann Friedrich Cotta vom 30. November 1796; NA 29, 20). Sie hatte eine Höhe von „500 Exemplar, aber auf lauter gutem Papier“ (Schillers Brief an Goethe vom 18. November 1796; NA 29, 8), und wurde bei Johann Christian Gottfried Göpferdt in Jena gedruckt (vgl. Cottas Verlagskonto unter dem 21. Januar 1797; DLA Marbach, Cotta-Archiv, Geschäftsbücher, Honorarbuch 1, Bl. 63r). Ende Februar 1797 folgte sogar eine 3. Auflage; diese ließ Cotta bei Wilhelm Heinrich Schramm in Tübingen drucken. 172,3 in Jena drucken] Goethe hatte Schiller geraten, sich im Fall einer 2. Auflage nicht selbst mit der Aufsicht über Herstellung und Spedition zu belasten (vgl. 146,19–24).

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172,3–4 Schicken Sie mir das Papier bald] Am 18. November sandte Schiller Papier zum Abdruck des Titelkupfers und zum Färben für die Umschläge des Almanachs nach Weimar (vgl. NA 29, 10). Wie für die 1. Auflage übernahm diese Arbeiten der Weimarer Kupferstecher Thomas Starcke (vgl. 176,6). 172,6 ehestens] In nächster Zukunft (vgl. Adelung 1, 1647). – Am 26. November schickte Goethe einige Bemerkungen zu den Xenien (175,11–12); sie sind nicht überliefert. 172,6 Wie stark] 500 Exemplare (vgl. zu 90,18). 172,8 Voßens Almanach] Musenalmanach für das Jahr 1797. Herausgegeben von Johann Heinrich Voß. Hamburg 〈1796〉, bei Carl Ernst Bohn. 172,9–10 Nebenbuhlern] Unkorrigierter Schreibfehler. 172,11 der sämmtlichen Compagnie] Mit über 20 stammen die meisten Beiträge von Voß selbst. Zu den anderen Autoren gehören – nach der Zahl ihrer Beiträge: Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Jens Immanuel Baggesen, Friedrich Haug, Heinrich Christian Boie, Christian Adolf Overbeck, Johann Gaudenz von Salis, Gottlieb Conrad Pfeffel, Friedrich Leopold zu Stolberg und Gerhard Anton von Halem. Die Musikbeilagen stammen u.a. von Johann Friedrich Reichardt. – Literaturhinweis: Gerhard Hay: Die Beiträger des Voss’schen Musenalmanachs. Ein Verzeichnis. Hildesheim, New York 1975. 172,12 Uebersetzungen] Der Almanach enthält folgende Übersetzungen und Adaptionen antiker Vorlagen: Voß: Die Wettsänger. Theokrits achte Idylle (S. 3–12); Voß: An einen dunkelen Dichter. Nach Martial (S. 18); Overbeck: Polla. Nach Martial (S. 95); Voß: Der todte Adonis. Theokrits dreißigste Idylle (S. 101–103); P. (= Voß): Sittenspruch des Demokrates (S. 109); Voß: Rath des Pittakos von Mitylene (S. 117); Voß: Die Fischer. Theokrits einundzwanzigste Idylle (S. 119–126); N. (= Friedrich Matthisson; vgl. Hay, S. 44): Auf eine Bildseule der Venus (S. 126); Overbeck: Ruhiges Leben. Nach Martial (S. 129); Voß: Des Jägers Grab. Nach der Anthologie (S. 133); P. (= Voß): Sittenspruch des Demokrates (S. 133); Voß: Das Bild des Hermes. Nach der Anthologie (S. 136); P. (= Voß): Sittenspruch des Demokrates (S. 137); Overbeck: Lebensgenuss. An Voss. (Nach Martial.) (S. 191). 172,13 Creator Spiritus] Lat.: Schöpfer Geist; in der christlichen Theologie der Heilige Geist, neben Vater und Sohn die dritte Person der göttlichen Trinität. Hier ist Johann Heinrich Voß als Herausgeber des Almanachs gemeint. Goethe schätzte ihn persönlich, aber auch als Übersetzer und Prosodiker, wenn er auch nicht immer seiner Meinung war (vgl. zu 70,1–2). 172,17 Wallenstein] Im März 1796 hatte sich Schiller zur Arbeit an dem Drama entschlossen. Im Bezugsbrief hatte er nun von fleißigem Quellenstudium gesprochen und von Fortschritten „in der Oeconomie des Stücks“ (NA 29, 5). 172,17–18 Vollendung] Das Stück als ganzes wurde erst 1799 fertig. „Wallensteins Lager“ wurde am 12. Oktober 1798 in Weimar uraufgeführt, „Die Piccolo-

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BRIEF 151

mini“ am 30. Januar 1799 und am 20. April dann „Wallenstein“ (später: „Wallensteins Tod“). Die Buchausgabe der drei Stücke erschien 1800. 172,19–20 proteische Natur] Proteus, der Meeresgott in der griechischen Mythologie, besaß die Fähigkeit zu spontaner Verwandlung seiner Gestalt. Dies erlebt z.B. Menelaos auf der Heimfahrt von Troja, als er von dem Gott Auskunft über seine weitere Reise haben will. Proteus verwandelt sich nacheinander in einen Löwen, eine Schlange, einen Leoparden, einen Eber, sogar in Wasser und einen Baum (vgl. Odyssee 4, 384–463). 172,22 meines epischen Gedichts] Herrmann und Dorothea. – Goethe hatte am 11. September begonnen, die Idylle zu versificiren (GT II 1, 79). 172,23–24 sie Humboldts gelegentlich vorzulesen] Gelegenheit dazu bot sich am 29. November 1796, als Wilhelm von Humboldt und seine Frau Goethe in Weimar besuchten. Caroline von Humboldt berichtete darüber in einem Brief an Rahel Levin vom 1. Dezember 1796: „Er 〈Goethe〉 las uns sein neuestes Gedicht so weit vor, als es vollendet ist. Man kann nichts darüber sagen, man muß es hören um das Gefühl der innigsten Anbetung gegen den göttlichen Menschen voll zu genießen, dem es gegeben ist die tiefste Wahrheit, die vollste Menschlichkeit so in Worten auszusprechen.“ (Briefwechsel zwischen Karoline von Humboldt, Rahel und Varnhagen. Hrsg. von Albert Leitzmann. Weimar 1896, S. 11.) 172,25–26 Die englische Uebersetzung 〈…〉 gehört B o i e] Vgl. Beilage zu Nr 72 sowie zu 131,4, zu 158,28 und zu 158,29. 172,26 sein eingeschriebner Nahme] Auf dem Vorsatzblatt des 1. Bandes der englischen Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis, die Goethe von Heinrich Christian Boie bekommen hatte, steht: „HC Boie“ (vgl. Ruppert, Nr 55). 172,27 so fragen Sie ihn doch] Diese Bitte hatte Goethe bereits im Brief vom 19. Oktober 1796 geäußert (vgl. 158,28–159,3). Entweder war ihm dies entfallen, oder Schiller hatte vergessen, bei Boie anzufragen. Boie schenkte Goethe schließlich das Buch (vgl. zu 158,29), das Goethe bereits im Sommer durch Gottlieb Hufeland leihweise erhalten hatte (vgl. Nr 72 und die Erläuterungen dazu). 173,2 P o r t r a i t] Den 1. Band von Thomas Nugents Übersetzung schmückt ein Frontispiz mit dem Porträt Cellinis, gestochen von Joseph Collyer nach einem Ölgemälde von Giorgio Vasari. 173,2–3 es dereinst copiren zu lassen] In der Erstausgabe von Goethes Übersetzung – 2 Bde. Tübingen 1803 – findet sich im 1. Band als Frontispiz das Porträt Cellinis aus der englischen Ausgabe von 1771 in einer freien Adaption, gestochen von dem Stuttgarter Kupferstecher Ludwig Friedrich Autenrieth (vgl. Bernhard Fischer: Der Verleger Johann Friedrich Cotta. Chronologische Verlagsbibliographie 1787–1832. Aus den Quellen bearbeitet. Bd 1. Marbach a. N., München 2003, S. 459). Die Zeichnung dazu schickte Goethe am 7. Januar 1803 an Cotta (vgl. QuZ 4, 106, Nr 192).

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173,3 vollenden] Die letzte Fortsetzung von Goethes Cellini-Übersetzung erschien erst im folgenden Jahr im 6. Stück der „Horen“ (August 1797). 173,4 Noten] Anmerkungen (von lat. nota: Merkmal, Kennzeichen). – Erst nach Erscheinen der Übersetzung in Schillers Journal machte sich Goethe daran, diese für eine Buchausgabe zu vervollständigen und in einem Anhang mit Erläuterungen zu versehen. Weil Johann Friedrich Cotta mit einer Veröffentlichung kurz nach der Journal-Ausgabe zögerte, erschien die vollständige Übersetzung erst 1803. 173,4 ajüstiren] ‚Ajüstiren‘: in Ordnung bringen, einrichten (von franz. ajuster). 173,5 Naturbetrachtungen] Goethe hatte in den vergangenen Wochen Studien zur Mineralogie, Anatomie und Osteologie getrieben (vgl. zu 163,12–13, zu 170,14–15 und zu 170,15–17). 173,7–8 d i e We l t d e s A u g e s] Goethes naturkundliches Studium gründet auf sinnlich Wahrnehmbarem. Von den Phänomenen ausgehend wird der Weg zu den Gesetzen und Strukturen der Natur gesucht. Das Schauen, befand Goethe später, gehöre den zu den Fühlhörner〈n〉 〈…〉, mit denen der Mensch in’s Universum tastet (Brief an Christian Dietrich von Buttel, 3. Mai 1827; WA IV 42, 167).

151. An Friedrich Schiller

Weimar, 19. November 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 193–194. – Doppelblatt 19,5 × 22,9 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. – Bleistiftkorrektur Goethes (vgl. Überlieferung zu Nr 14): 175,6–7 Von dem Dienstgesuch 〈…〉 Gelingen. E1: Schiller-Goethe1 2 (1828), 263–266, Nr 240 (Teildruck: ohne den in H eingeklammerten Satz). E2: Schiller-Goethe2 1 (1856), 245f., Nr 246. WA IV 11 (1892), 265–267, Nr 3434. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 460). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 22. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 466). 173,13 Der Körnerische Brief] Schiller hatte Christian Gottfried Körners an ihn gerichteten Brief vom 5. 〈bis 13?〉 November 1796 (NA 36 I, 368–375) übersandt, in dem sich der Dresdner Freund ausführlich über „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ äußert (vgl. zu 160,10–11).

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173,14 ästhetischen Einsamkeit] Nach der Rückkehr aus Ilmenau, wo er sich vom 30. Oktober bis zum 9. November 1796 aufgehalten hatte (vgl. zu 163,17), war Goethe, wie aus dem Weimarer Fourierbuch hervorgeht, fast täglich an den Hof geladen (vgl. FB 1796, Bl. 132–135). Vom 17. bis zum 19. November waren die Prinzessin Louise von Hessen-Darmstadt und drei ihrer Brüder in Weimar zu Gast (vgl. FB 1796, Bl. 135f.). 173,22 die unterstrichene Stelle] Zu Beginn des vierten Abschnitts heißt es in Körners Brief: „Besondere Kunst finde ich in der Verflechtung zwischen den Schicksalen und den Charakteren.“ (NA 36 I, 369.) Diesen Satz hat Goethe mit Bleistift unterstrichen. 174,3 i c h k a n n s z u K o p f n i c h t b r i n g e n!] In seinem „Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker“ hatte Johann Gottfried Herder die Fabel „Kukuk und Nachtigall“ abgedruckt (in: Von Deutscher Art und Kunst. Einige fliegende Blätter. Hamburg 1773, S. 54f.). Vers 18 lautet: „Ich kanns in Kopf nicht bringen.“ (Im Original hervorgehoben.) Es spricht der Esel, der zwischen Kuckuck und Nachtigall den Schiedsrichter machen soll. 174,5 So hat mir neulich jemand geschrieben] Friedrich Heinrich Jacobi in seinem Brief vom 9. November 1796 (vgl. JB I 11, 155). Vgl. GB 10 II, zu 114,17–18 (zu Jacobis Urteil den 1. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ betreffend). 174,5–6 im zweyten Bande, Seite 138] Das Zitat stammt aus dem 11. Kapitel des 3. Buchs von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ im 2. Band des Romans (Berlin 1795, S. 138f.; vgl. WA I 21, 313f.). Vorweg zitiert Jacobi noch folgende Stelle aus dem Roman: Ich hab’ es oft mit Ekel und Verdruß gesehen, wie Sie, um nur einigermaßen leben zu können, Ihr Herz an einen herumziehenden Bänkelsänger und an ein albernes zwitterhaftes Geschöpf hängen mußten. (S. 136; vgl. WA I 21, 312.) Gemeint sind der Harfner und Mignon. Zur moralisierenden Beurteilung des Romans durch Jacobi vgl. GB 10 II, zu 114,17–18. 174,12 ein andrer] Nicht ermittelt. 174,12 meine Idylle] „Alexis und Dora“ im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“. 174,15 Hippokrene] Eigentlich: Hippukrene (griech. Π   : Quelle des Pferdes): Quelle auf dem Helikon in Böotien, einem der Musensitze in der griechischen Mythologie. Sie soll durch den Hufschlag des gefügelten Musenrosses Pegasos entstanden sein. Der Genuss ihres Wassers erfüllt mit poetischer Begeisterung. 174,16 Pegasus] Vgl. vorhergehende Erläuterung. 174,21–22 Meyer grüßt 〈…〉 Idylle erhalten] Im Brief vom 13. Oktober 1796 konnte Johann Heinrich Meyer endlich den Empfang von Goethes Brief vom 17. und 18. August 1796 (Nr 99) melden, mit dem er „Alexis und Dora“ erhielt (vgl. Goethe-Meyer 1, 359).

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174,22 durch Cotta und Escher] Über geschäftliche Verbindungen der J. G. Cotta’schen Buchhandlung in Tübingen zu dem Handelsherrn Johannes Escher in Zürich vgl. Nr 110 und die Erläuterungen dazu. 174,23 Almanach zuspediren] Schiller sagte dies im Antwortbrief zu. Ob es geschah, ist seinem Briefwechsel mit Johann Friedrich Cotta nicht zu entnehmen. 174,24 die Coppenhagner] Schiller hatte mit Bezug auf einen Brief von Charlotte von Schimmelmann, der Frau des dänischen Finanzministers Graf Ernst Heinrich von Schimmelmann, vom 1.? und 8. November 1796 (NA 36 I, 365–367) geschrieben: „In Coppenhagen ist man auf die Xenien ganz grimmig, wie mir die Schimmelmann heute schreibt 〈…〉. Mir wird bey allen Urtheilen dieser Art, die ich noch gehört, die miserable Rolle des Verführten zu Theil, Sie haben doch noch den Trost des Verführers.“ (NA 29, 8.) 174,31–32 Körners Aufsatz 〈…〉 zu den Horen] Der Brief wurde im 12. Stück der „Horen“ veröffentlicht. 175,1 Contorsionen] Verzerrungen, Geschraubtheiten (von lat. contorquere: verdrehen). 175,3 daß ich Sie bald sehe] Goethe kam erst am 13. Januar 1797 für einen Tag nach Jena. 175,5 Wallenstein] Schiller hoffte, wie er im Bezugsbrief schrieb, das Stück bis zum Sommer des kommenden Jahres vollenden zu können (vgl. zu 172,17 und zu 172,17–18). Die Arbeit dauerte jedoch viel länger. Es entstanden insgesamt drei Stücke: „Wallensteins Lager“, uraufgeführt am 12. Oktober 1798, „Die Piccolomini“, uraufgeführt am 30. Januar 1799, und „Wallensteins Tod“, uraufgeführt am 20. April 1799 jeweils in Weimar. Die Buchausgabe erschien im Juni 1800 in zwei Teilen bei Cotta in Tübingen. – Zur Entstehungsgeschichte vgl. im Einzelnen NA 8 N III, 589–598. 175,6 Dienstgesuch] Wilhelm von Wolzogen, Schillers Schwager, württembergischer Hofarchitekt und Legationsrat, wünschte in weimarische Dienste zu treten. Im November 1796 war ein erstes Gesuch abgelehnt worden (Charlotte von Stein berichtet darüber am 26. November an ihren Sohn Fritz; H: GSA 122/101). Aus Herzog Carl Augusts Brief an Goethe vom 8. Dezember 1796 geht hervor, dass er das Ersuchen abgelehnt hatte, weil er „den untersten, u. gering besoldeten platz in der Cammer ihn nicht anbiethen“ konnte (AS 2, 519). Wolzogen erklärte, dass ihn das „nicht abschrecke“ (ebd.), und bewarb sich ein weiteres Mal. Carl August bat Goethe, sich bei Schiller diskret zu erkundigen, „wie eigentl. der moralische Charackter des Mannes beschaffen wäre“ (AS 2, 520). Goethe kam diesem Wunsch im Brief an Schiller vom 9. Dezember 1796 (Nr 162) nach, der Wolzogen am 10. Dezember umgehend ein gutes Zeugnis ausstellte (vgl. NA 29, 24; RA 2, Nr 500). Am 27. Dezember 1796 konnte Christian Gottlob Voigt Schiller mitteilen, dass Wolzogen Kammerherr werde: „So mäßig die Bedingungen sind, die hiebey statt gefunden haben, so wohlgegründet sind die Aussichten für die Zukunft“

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BRIEF 152

(NA 36 I, 411). In der Tat wurde Wolzogen 1801 Oberhofmeister und Mitglied des Geheimen Consiliums und 1803 Geheimer Rat. Besondere Verdienste erwarb er sich als außerordentlicher Gesandter in Sankt Petersburg von 1801 bis 1806, wo er die Vermählung der Großfürstin Maria Pawlowna, der Tochter des Zaren Paul I., mit dem weimarischen Erbprinzen Carl Friedrich vermittelte, die im Jahr 1804 stattfand.

152. Friedrich Schiller

Weimar, 26. November 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 197. – Doppelblatt 19 × 28,1(–28,3) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 269f., Nr 242. WA IV 11 (1892), 267f., Nr 3435. BEIL AG EN

1) Ein Kartenblatt (175,11; vgl. zu 175,11 und zu 175,11–12). 2) Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom 24. November 1796 (vgl. zu 175,22): Erfurt, 24. 9br. 1796

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Wie ich gestern hier ankam, fand ich Hern von Wollzogen nicht hier. Geschäfte haben ihn abgehalten, seine Frau selbst abzuholen, und er bittet sie nunmehr allein dorthin zu kommen. Auf diesen Fall hatte ich schon vorlaufig versprochen, sie bis Meinungen zu begleiten, u. so reise ich mit ihr morgen dahin ab u. werde erst Sonntag früh wieder hier seyn können. Dieß verspätet nun zugleich meine ganze Rückreise nach Jena, so daß es mir nicht möglich seyn wird, früher als Dienstag in Weimar u. Mittwoch in Jena zu seyn. Ich bin deshalb so frei, liebster Freund, Sie zu fragen, ob wir Ihre gütige Einladung zum Sonnabend wohl zum Dienstag Mittag verlegen dürfen? Meine Frau, die Sie auf das freundlichste grüßt, freut sich unendlich der Aussicht, Sie dann wiederzusehn, und Herr von / Burgsdorff Ihre erste Bekanntschaft zu machen. Wir alle erwarten mit doppelter Ungeduld den Dienstag, da Sie mir Hofnung machten, uns auch Ihr neuestes Product hören zu lassen. Körners Brief über Ihren Meister, den Schiller Ihnen, soviel ich weiß, mitgetheilt hat, habe ich hier gelesen. Er scheint zu den seltnen geistvollen Beurtheilungen zu gehören, die Hauptansicht des Werks ist, dünkt mich, sehr richtig gefaßt. Aber in einigen einzelnen Punkten kann ich nicht seiner Meynung seyn, am wenigsten über

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Meisters Charakter selbst. Er scheint in ihm einen Gehalt zu finden, mit dem die Oekonomie des Ganzen, wie ich glaube, nicht würde bestehen können, u. dagegen hat er, wie mich dünkt, seine durchgängige Bestimmbarkeit, ohne fast alle wirkliche Bestimmung, sein beständiges Streben nach allen Seiten hin, ohne entschiedne natürliche Kraft nach Einer, seine unaufhörliche Neigung zu Raisonniren, u. seine Lauigkeit, wenn ich nicht Kälte sagen soll, der Empfindung, ohne die sein / Betragen nach Marianens u. Mignons Tode nicht begreiflich seyn würden, nicht genug getroffen. Und doch sind wohl diese Züge gerade für den ganzen Roman von der größesten Wichtigkeit. Denn sie sind es, die ihn zu einem Punkte machen, um den sich eine Menge von Gestalten versammlen müssen, die ihn zu einem Menschen werden lassen, der ewig Knoten schürzt, ohne fast je einen durch eigne Kraft zu lösen. Das aber ist eigentlich, meiner Ansicht nach, das hohe Verdienst, das den Meister zu einem einzigen Werk unter allen seinen Mitbrüdern macht, daß er die Welt u. das Leben ganz wie es ist, völlig unabhängig von seiner einzelnen Individualität, u. eben dadurch offen für jede Individualität schildert. In allen übrigen auch den Meisterwerken dieser Gattung trägt alles durch Aehnlichkeit oder Contrast den Charakter der Hauptpersonen Im Meister ist Alles u. für Alle u. doch jedes Einzelne u. das Ganze für den Verstand und die Phantasie durchaus bestimmt. Darum wird auch jeder Mensch im Meister s e i n e Lehrjahre wiederfinden. Auch in ganz andern Situationen, als der Meister schildert, wird er das / Leben genießen u. benutzen lehren. Denn es sind nicht einzelne Exempel u. Fälle, es ist die ganze Kunst u. Weisheit selbst poetisch dargestellt, der Dichter, um völlig bestimmt zu seyn, nöthigt den Leser diese Weisheit sich selbst zu schaffen, u. das Product in dieser letztern hat nun keine andern Gränzen, als die seiner eigenen Fähigkeit. Der Meister wirkt im höchsten Verstande productiv aufs Leben. Es ist schlimm, daß der Titel der L e h r j a h r e von einigen nicht genug beachtet, von andern misverstanden wird. Die letzteren halten darum das Werk nicht für vollendet. Und allerdings ist es das nicht, wenn M. L e h r j a h r e, M. v ö l l i g e A u s b i l d u n g, E r z i e h u n g heißen sollte. Die wahren Lehrjahre sind geendigt, der Meister hat nun die Kunst des Lebens inne, er hat nun begriffen, daß man um etwas zu haben, Eins ergreifen u. das andre dem aufopfern muß. Und was heißt Kunst zu leben anders, als der Verstand das Eine zu wählen, und der Charakter ihm das Uebrige aufzuopfern? – Aber ich habe das ganze Blatt beschrieben, da ich Ihnen nur unsern veränderten Reiseplan sagen wollte. Verzeihen Sie es mir, liebster Freund, u. im Fall Ihnen Dienstag Mittag nicht genehm seyn sollte, so seyn Sie so gütig es mich wissen zu lassen. Hören wir nichts, so kommen wir. H. (H: GSA 28/439, Bl. 13–14; vgl. RA 2, Nr 468; D: Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 310–312.)

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BRIEF 153

2 Hern von Wollzogen] Wilhelm von Wolzogen; er erwartete seine Frau Caroline in Meiningen 5 reise ich mit ihr morgen dahin ab] Aus einem Brief Caroline von Humboldts an Charlotte Schiller vom 27. November 1796 geht hervor, dass Humboldt und Caroline von Wolzogen ihre Reise am 25. November abbrechen mussten, weil es Probleme mit dem Pferdegespann gab. Sie brachen am 26. November erneut auf (vgl. Schiller und Lotte. 1788–1805. Zweite 〈…〉 Ausgabe, bearbeitet von Wilhelm Fielitz. 3. Buch. Stuttgart 1879, S. 104f.). 10 zum Dienstag Mittag verlegen] Der Besuch Humboldts bei Goethe am Dienstag, dem 29. November 1796, fand statt. In Goethes Brief an Schiller vom 30. November heißt es: Mit Humboldts habe ich gestern einen sehr vergnügten Tag zugebracht (176,1–2). 12 Herr von Burgsdorff] Wilhelm von Burgsdorff, 1795/96 Kammerreferendar in Berlin (vgl. zu 176,8). 14 Ihr neuestes Product] In Frage kommt die Elegie „Herrmann und Dorothea“. 15 Körners Brief über Ihren Meister] Christian Gottfried Körners Brief an Schiller vom 5. bis 13? November 1796 (NA 36 I, 368–375), von dem Humboldt vermutlich vor seiner Abreise nach Erfurt am 23. November 1796 durch Schiller in Jena in Kenntnis gesetzt worden war. Vgl. zu 160,10–11. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 22. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 466). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 28. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 474). 175,11 Kartenblatt] Nicht überliefert. 175,11–12 Bemerkungen zu den Xenien] Sie betrafen die Rezeption der im „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ erschienenen Epigramme, deren Satire erhebliches Aufsehen erregt hatte (vgl. zu 171,20). Soweit ersichtlich, hat Schiller keinen Gebrauch davon gemacht. 175,13–14 Humboldts werden 〈…〉 kommen] Vgl. die Beilage und die Erläuterungen dazu. 175,15–16 herüber zu kommen] Im Antwortbrief sagte Schiller seines schlechten Gesundheitszustandes wegen ab (vgl. NA 29, 14). 175,20 nur auf einen Tag] Goethe kam erst am 13. Januar 1797 für einen Tag nach Jena. 175,20–21 viele Dinge] Möglicherweise dachte Goethe dabei u.a. an seine Arbeit an „Herrmann und Dorothea“. Auch hatte er gerade durch einen Brief Carl August Böttigers vom 25. November 1796 erfahren, dass Friedrich Vieweg in Berlin ihm den Plan zur Herausgabe eines Kalenders vorzulegen wünsche (vgl. Nr 156 und die Erläuterungen dazu). 175,22 Brief von Humboldt] Wilhelm von Humboldts Brief an Goethe vom 24. November 1796 (vgl. Beilage), in dem ausführlich von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ die Rede ist und von Christian Gottfried Körners Stellungnahme zu dem Ro-

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man. Humboldt findet, Körner verleihe Wilhelms Charakter zuviel „Gehalt“ und betont demgegenüber „seine 〈Wilhelms〉 durchgängige Bestimmbarkeit, ohne fast alle wirkliche Bestimmung, sein beständiges Streben nach allen Seiten hin, ohne entschiedne natürliche Kraft nach Einer“. In seinem Antwortbrief vertritt Schiller die Ansicht, beide Kritiker gingen zu weit: „Körner hat diesen Character 〈Wilhelms〉 zu sehr als den eigentlichen Held des Romans betrachtet 〈…〉.“ (NA 29, 15.) Humboldt seinerseits sei „gegen diesen Character auch viel zu ungerecht“, wenn er Wilhelm zu einem „bestimmungslosen und gehaltlosen Geschöpf“ (NA 29, 16) erkläre. 175,25 Leben Sie recht] Versehentlich fehlt ‚wohl‘ (vgl. E).

153. An Friedrich Schiller

Weimar, 30. November 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 200. – 1 Bl. 19,5 × 23 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 275f., Nr 244. WA IV 11 (1892), 270, Nr 3438. BEIL AG E

Möglicherweise Abdrücke (176,6) zum „Musen-Almanach“ (vgl. zu 176,6–7). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 28. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 474). – Schiller antwortete erst auf Goethes Brief vom Tag zuvor (Nr 155) am 6. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 487). Postsendungen: 30. November 1796 (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). 176,1–2 Mit Humboldts 〈…〉 Tag zugebracht] Wilhelm und Caroline Humboldt besuchten Goethe am 29. November 1796 (vgl. die Beilage zu Nr 152 und die Erläuterungen dazu). 176,2–3 Sie hier zu sehen] Im Antwortbrief sagte Schiller seines schlechten Gesundheitszustandes wegen ab (vgl. NA 29, 14). 176,5 Ihren Zweck] Im Bezugsbrief vom 28. November 1796 heißt es: „Was die dramatische Handlung, als die Hauptsache, anbetrift, so will mir der wahrhaft undankbare und unpoetische Stoff 〈…〉 noch nicht ganz parieren 〈…〉.“ (NA 29, 15.) Ähnlich hatte Schiller an seinen Freund Christian Gottfried Körner geschrieben: „Ich brüte noch immer ernstlich über dem Wallenstein, aber noch immer liegt das unglückselige Werk formlos und endlos vor mir da.“ (NA 29, 16.) 176,6 Starke] Thomas Starcke, der Weimarer Kupferstecher, fertigte die Umschlagzeichnung für die 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ an und

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BRIEF 154

stellte Abzüge davon her (vgl. dessen Rechnung vom 29. April 1797 über den „Nachdruck von Musenalmanach von 30. November 1796“; GR/Belege 1796, 7, Bl. 24). 176,6–7 hoffe sie mit gegenwärtigen zu senden] Vermutlich bezieht sich gegenwärtigen auf den vorliegenden Brief (und nicht auf die zuvor erwähnten Abdrücke). Der Kasus dürfte auf einen Hörfehler des Schreibers zurückgehen. Ob Goethe Abzüge des Umschlags mitschickte, ist ungewiss. Schiller, der Goethes Brief am selben Tag, dem 30. November, erhielt (vgl. Schillers Kalender, 50), schrieb ebenfalls am selben Tag an Cotta: „In 3 Tagen ist der Almanach fertig 〈…〉.“ (NA 29, 20.) 176,8 Burgsdorf] Wilhelm von Burgsdorff, der Kammerreferendar in Berlin gewesen war, gehörte zum Freundeskreis von Wilhelm und Caroline von Humboldt. Schiller bestätigte Goethes positives Urteil über ihn im Brief an Körner vom 21. November 1796 (vgl. NA 29, 10). 176,10 Ein neues Werk der Frau von Stael] De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations. Par Mad. La Baronne Stael De Holstein. Lausanne 1796 (franz.: Vom Einfluss der Leidenschaften auf das Glück des Einzelnen und der Nationen). – Schiller, der sich „durch die Energie und durch das Geistreiche“ des Buches angezogen fühlte (Brief an Körner, 27. Dezember 1796; NA 29, 30), dachte nach Anregung Goethes (vgl. 179,19–21) daran, es auszugsweise in den „Horen“ zu veröffentlichen (vgl. den Brief an Goethe, 6. Dezember 1796; NA 29, 22). Dazu kam es jedoch nicht. In den „Horen“ war Anfang 1796 bereits eine Übersetzung Goethes von Madame de Staëls „Essai sur les fictions“ erschienen (vgl. GB 10 II, zu 164,16).

154. An Johann Heinrich Meyer

Weimar, 5. Dezember 1796 → 〈Florenz〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 64/69,1. – Doppelblatt 19,3 × 22,7 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben Verweis auf die Antwort Meyers, Tinte: „antw. N XIV. 26 Xbrs 96 N. 15. 5 Jan. 97“, darunter Briefzählung: „N¯o 20.“; im Text Hervorhebungen einzelner Passagen durch eckige Klammern mit Bleistift (Vorarbeiten zu Riemer, Goethe-Briefe [1846], vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 150–152. – Doppelblatt 20,5 × 35,1 cm, 4 2/3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben Briefzählung, Tinte: N¯o. 20. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E1: Riemer, Mittheilungen II, 585–586, 594 (Teildruck: 177,23–35 Ich habe das reine menschliche 〈…〉 auf diese Weise. und 178,2–6 So ist wieder des zerbröckelten 〈…〉 werden könnte.).

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E2: Riemer, Goethe-Briefe (1846), 45–48, Nr 18 (Teildruck: 176,14–26 Die Sonne steht 〈…〉 nicht zu sagen., 177,17–178,14 Durch meine Idylle 〈…〉 davon hoffen. und 178,21–179,2 Von einem merkwürdigen 〈…〉 Begebenheiten aufgesetzt.). E3: WA IV 11 (1892), 271–275, Nr 3440 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Auszug eines Auktionskatalogs (vgl. zu 177,1). 2) „Musen-Almanach für das Jahr 1797“ (vgl. zu 247,31–32). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet drei Briefe von Johann Heinrich Meyer, vom 13. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 403), von Mitte Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 409) und vom 7. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 447). – Meyer antwortete mit dem Brief vom 21. bis 26. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 523). Postsendungen: 5. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 176,16 lässig] Hier: nachlässig (vgl. GWb 5, 973). 176,17 drey von Ihren Briefen] Die Bezugsbriefe mit der Zählung „N. X“ – der laut Empfangsvermerk am 10. November 1796 in Weimar angekommen war (H: GSA 28/1045, Bl. 144) – mit „N. XI“ (Bl. 148) und „N XII.“ (Bl. 153). 176,17–18 da die Franzosen von der Etsch vertrieben sind] Die Österreicher waren in der ersten Novemberhälfte – vor der Schlacht bei Arcole am 15. und 17. November 1796 – durch Tirol, der Etsch folgend, vorgerückt. Die Hauptarmee der Kaiserlichen hatte, aus Friaul kommend, am 11. November1796 Verona erreicht. – Im Antwortbrief berichtet Meyer von den heftigen Kämpfen in der Lombardei; dabei wird die Erwartung zum Ausdruck gebracht, dass „wahrscheinlich 〈…〉 sich der Schicksalsknoten in kurzem“ lösen werde (H: GSA 28/1045, Bl. 161; vgl. Goethe-Meyer 1, 395). Das erhoffte Kriegsende ließ noch weit bis ins nächste Jahr hinein auf sich warten. 176,21 Nemesis im Fronton des neuen Hauses] Das Giebelrelief mit einer allegorischen Darstellung der Nemesis, das Anfang Dezember 1796 an der Eingangsfront des Römischen Hauses im Park an der Ilm angebracht worden war (nach einem Entwurf des Adressaten, ausgeführt von Martin Gottlieb Klauer; 1819 ersetzt). Die noch vor der Abreise Meyers nach Italien am 2. Oktober 1795 entstandene lavierte Federzeichnung dazu (KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2011/401) zeigt die griechische Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, einen Friedenskranz am Arm haltend, auf einem von zwei Greifen gezogenen Wagen, in den spitzen Winkeln Genien mit einem Tropaion einerseits und einem aufgerichteten Füllhorn andererseits. – Fronton: flacher Dreiecksgiebel in einem antiken oder an antiken Vorbildern orientierten Säulenportikus. Derartige Säulenportici waren im Altertum nur an

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Tempeln üblich, seit dem 16. Jahrhundert wurden zudem repräsentative Wohnhäuser damit geschmückt. 176,23 Tafel] Das Flachrelief mit der skulpturalen Darstellung war aus Kunstbackstein zusammengesetzt worden; die Platten aus Ziegelsteinmasse waren zunächst geformt und dann gebrannt worden. Diese so genannten ‚Toreutica‘ kamen aus der 1789 gegründeten, mit Friedrich Justin Bertuch betriebenen Klauerschen Kunst-Fabrik in Weimar. 176,26 In Berlin ist eine Auction] Nicht ermittelt, vermutlich eine Versteigerung von Büchern im April 1797, zu welcher Goethe bereits vorab ein gedruckter Katalog vorlag. 177,1 Auszug] Nicht überliefert. Meyers Antwort lässt Rückschlüsse auf die in dem Bücherverzeichnis genannten Verfasser und Titel zu (vgl. Goethe-Meyer 1, 401–403). Auf diesem Weg zu ermitteln sind: 1) Pellegrino Antonio Orlandi: Abecedario Pittorico (Bologna 1704; ital.: Fibel für Maler), 2) Lione Pascoli: Vite De’ Pittori, Scultori, Ed Architetti Perugini (Rom 1732; ital.: Leben der Maler, Bildhauer und Architekten aus Perugia), 3) Giovanni Battista Armenini: De’ Veri Precetti Della Pittvra (Ravenna 1587; ital.: Von den wahren Regeln der Malerei), 4) Henry Testelin: Sentimens Des Plus Habiles Peintres Sur La Pratique De La Peinture Et Sculpture (Paris 1696; franz.: Ansichten der geschicktesten Maler über die Ausübung der Malerei und Skulptur), 5) Abraham Bosse: Le Peintre Converty Avx Precises Et Universelles Regles De Son Art (Paris 1667; franz.: Der von den genauen und universellen Regeln seiner Kunst überzeugte Maler), weiterhin Schriften von französischen Verfassern, namentlich von Roger de Piles, Antoine-Joseph Dézallier d’Argenville und Claude-Henri Watelet, von Italienern, Deutschen und Engländern, hier Daniel Webb, Sir Joshua Reynolds. – Vom Kauf sämtlicher Titel riet Meyer ab. Stattdessen bot er in seiner Antwort an, für die Herzogliche Bibliothek in Rom gute Sachen zu einem günstigen Preis zu beschaffen (vgl. GoetheMeyer 1, 406). – 1797 übernahmen Goethe und Christian Gottlob Voigt offiziell die Oberaufsicht über die Herzoglichen Bibliotheken in Weimar und Jena. 177,4–5 von Seiten hießiger Bibliothek] Die Herzogliche Bibliothek in Weimar (heute Herzogin Anna Amalia Bibliothek). 177,8 Ihr Brief vom 5ten Sept. über Leipzig] Meyer hatte diesen Brief über seine Handelsverbindungen, über die Schweiz (Zürich) und Leipzig transportieren lassen, weil er fälschlicherweise angenommen hatte, dass seine letzten Briefe in Weimar nicht angekommen seien (vgl. Goethe-Meyer 1, 323; RA 2, Nr 350). 177,9–10 gleichfalls No¯ 8 〈…〉 numerirt ist] Auch Meyers späterer Brief vom 18. September 1796 trägt die römische Nummerierung „N. VIII“ (H: GSA 28/1045, Bl. 137). 177,12–13 Für den Nachtrag zur Beschreibung von Fiesole] Im ersten Bezugsbrief (vgl. zu 165,24–25).

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177,17 meine Idylle] Alexis und Dora. Meyer hatte den ersten Bogen von Schillers „Musen-Almanach“ mit Goethes Brief vom 17. und 18. August 1796 erhalten (vgl. zu 114,8). 177,17 Ihr Beyfall] Meyer hatte im ersten Bezugsbrief geschrieben: „Ich habe Sie seith heüte morgen mehrmahl & öfter gelesen und immer mit neüem Vergnügen es ist gemüthlich zart & wahr & schön & rund wie ein wahres Kunstwerck dünckt mich seyn muß und überdem recht nach meinem Herzen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 145; vgl. Goethe-Meyer 1, 363.) 177,18–20 indem sich ein Gegenstand 〈…〉 ausgedehnt hat] Mit der Ausarbeitung des Versepos „Herrmann und Dorothea“ hatte Goethe laut Tagebuch am 11. September 1796 begonnen: Anfang die Idylle zu versificiren. (GT II 1, 79.) Bis Mitte November waren die ersten vier Gesänge (von zunächst sechs vorgesehenen Gesängen) diktiert, war das Manuskript mehrfach durchgearbeitet und neu abgeschrieben worden (vgl. zu 157,22–23 und zu 163,25). Danach beschäftigte sich Goethe mit dem 5. und 6. Gesang, bevor er die Arbeit zur Seite legte. Das Werk wurde erst im Januar 1797 wieder in Angriff genommen. Im Frühjahr 1797 nahm Goethe eine Neueinteilung in neun Gesänge vor, die er mit Überschriften versah, die sich auf die Gesänge beziehen, und außerdem mit den Namen der neun Musen bezeichnete. Das Epos war im Juni 1797 fertig. Zur Entstehungsgeschichte im Einzelnen vgl. EGW 7, 202–319. 177,21 etwa zweytausend Hexamiter] In der Endfassung umfasst das Epos – wie angekündigt – etwas über 2.000 Verse (vgl. zu 157,23–24). – Hexamiter: versehentlich für ‚Hexameter‘, sechshebiger daktylischer Vers, dessen letzter Versfuß unvollständig ist und dessen erste vier Versfüße durch Spondeen ersetzt werden können. Der Hexameter ist das klassische Versmaß des Epos. Das tiefere Verständnis der antiken Metrik verdankte Goethe vor allem Johann Heinrich Voß (vgl. zu 181,11–12). In seinen eigenen Umsetzungen des antiken Versmaßes jedoch folgte Goethe – wie die häufige Verwendung von Daktylen und Trochäen zeigt – eher den Vorlagen von Friedrich Gottlieb Klopstock. 177,25 Tiegel von seinen Schlacken] Die Metaphorik entstammt der Metallurgie und bezieht sich auf das Trennverfahren von metallischen und nichtmetallischen Bestandteilen bei der Schmelze des Erzes in einem feuerfesten Gefäß, dem Tiegel. 177,32–33 was in diesen letzten Zeiten 〈…〉 zur Sprache gekommen ist] Im Hinblick auf die Möglichkeiten und Grenzen der Nachbildung des antiken Versmaßes in der deutschen Sprache (besonders bei der Umsetzung der antiken Spondeen) zum einen und der Transformation des antiken Stoffes der Idylle in die Gegenwart der bürgerlichen Gesellschaft zum anderen. Über Goethes Auseinandersetzung mit dem Werk von Johann Heinrich Voß vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 126. 178,2–3 des zerbröckelten Urtheils] Mit Bezug auf die Heterogenität der vielen zeitgenössischen Beurteilungen.

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178,3 nach der Vollendung meines Romans] „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ waren abgeschlossen worden. 178,4 man höre den Sand am Meere reden] Bildhaft für die ungeheure Zahl an Stimmen (in Anlehnung an 1. Mose 22,17, 32,12 und vergleichbare Bibelstellen). 178,7 Vota] Stellungnahmen (Plural von lat. votum). 178,10–11 phylosophischen und critischen] Darunter die Abhandlungen zur Ästhetik „Ueber naive und sementimentalische Dichtung“ und „Ueber den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten“ sowie die satirischen Arbeiten für Schillers Zeitschriften, allen voran die mit Goethe zusammen verfassten „Xenien“ (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 592–598). 178,12 Wallenstein] Schon im März 1796 hatte sich Schiller – in Goethes Anwesenheit – zur Arbeit an seiner „Wallenstein“-Tragödie entschlossen (vgl. zu 163,10). 178,14 Herr von Humboldt] Wilhelm von Humboldt hatte zusammen mit seiner Ehefrau Caroline von Tegel aus vom 3. August bis zum 16. September 1796 eine Reise nach Norddeutschland unternommen. Die Route führte beide über Stettin und Stralsund nach Rügen, von dort nach Rostock, Doberan, Lübeck, Eutin, Plön und Hamburg zurück nach Berlin, wo sie bis zum 24. Oktober 1796 blieben. Nach der Rückreise über Leipzig und Halle war Humboldt am 2. November wieder in Jena (Humboldt, Tagebücher 1, 353f.). Am 29. November hatte Humboldt auf dem Rückweg von Schmalkalden Goethe für einige Stunden in Weimar getroffen (vgl. ebd., 355). 178,17–18 manches Interessante an Menschen und Dingen] Über die Stationen der Reise und die Begegnungen im Einzelnen gibt Humboldts Reisetagebuch ausführlich Auskunft (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 258–352). 178,21 merkwürdigen Buche] Die Schrift „De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“ von Madame Anne Louise Germaine de Staël-Holstein (franz.: Vom Einfluss der Leidenschaften auf das Glück des Einzelnen und der Nationen; vgl. zu 176,10). Im 1. Abschnitt der philosophisch-soziologischen Abhandlung – die in der Einleitung von der Verfasserin explizit als 1. Teil eines Werks präsentiert wird – geht es um Leidenschaften. Die Rede ist von der Begierde nach Ruhm und Ehre, Eitelkeit, Liebe, Spiel, Geiz, Neid, Rachsucht, Parteigeist und Verbrechen. Im 2. Abschnitt werden Freundschaft, kindliche, elterliche und eheliche Liebe und Religiosität behandelt. Im 3. Abschnitt schließlich werden Philosophie, Studium und Wohlfahrt in den Blick genommen. Goethes angesichts des Titels naheliegende Erwartung, es handle sich auch um eine Geschichte der französischen Nation, wurde nicht erfüllt. – Merkwürdig: im Sinne von ‚bemerkenswert‘. 178,32 Vielleicht ziehe ich 〈…〉 aus] Ein Auszug entstand nicht, auch nicht für Schillers ‚Horen‘ (vgl. zu 176,10). Schon früh wurde eine deutsche Übersetzung des Textes angekündigt und von Leonhard Meister vorgelegt (vgl. zu 179,22).

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179,4 daß mir die übersendeten Zeichnungen] In der Antwort heißt es dazu: „Hiemit folgen wiederum ein pr 〈paar〉 Tische aus dem Pallaste Chigi ein Tabouret & ein Canapee die alle zusammengehören und in einem großen Fürstlichen Saal wegen ihrer Pracht & Solidität Paßen & gut aussehen.“ (H: GSA 28/1045, Bl. 161; vgl. Goethe-Meyer 1, 394.) 179,5–6 wie ich mit Leo 〈…〉 zurecht komme] Vgl. zu 92,3–7 und zu 131,12–13. 179,7 Seine letzten Stücke] Die Ausgaben des „Magazins für Freunde des guten Geschmacks“. ERL ÄUT ERUN GEN Z U K

247,31–32 Ich lege 〈…〉 einige Blätter des Musenalmanachs bey] Meyers Antwortbrief zeigt, dass Bogen des Musen-Almanachs mitgeschickt wurden (vgl. Goethe-Meyer 1, 400). Er erhielt wohl die Bogen F und G (S. 121–168), vielleicht noch den Bogen H (S. 169–192). 247,32–33 die Titel 〈…〉 auf einem besondern Blättchen] Vgl. zu 177,1. 155. An Friedrich Schiller

Weimar, 5. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 201–202. – Doppelblatt 19,5 × 23 cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 276–278, Nr 245. WA IV 11 (1892), 275–277, Nr 3441. BEIL AG E

Johann Caspar Friedrich Mansos und Johann Gottfried Dyks „Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar“ (vgl. zu 179,25). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers, der zuletzt am 28. November 1796 geschrieben hatte (vgl. RA 2, Nr 474). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 6. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 487). Postsendungen: 5. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). 179,11 Eisbahn] Vermutlich diente der zugefrorene Schwansee hinter dem Haus von Friedrich Justin Bertuch als Eisbahn. Goethe, seit seiner Jugend ein begeisterter Schlittschuhläufer (vgl. GB 2 II, zu 70,17, zu 135,1 und zu 135,2), war laut Tagebuch u.a. am 3. Dezember Auf dem Eise (GT II 1, 85), zusammen mit Carl Ludwig von Knebel (vgl. dessen Tagebucheintrag; BuG 4, 261).

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BRIEF 155

179,14 Das Werk der Frau von Stael] Die Schrift „De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“ von Anne Louise Germaine de Staël-Holstein (vgl. zu 176,10). 179,14 Herr von Humboldt] Wilhelm von Humboldt, den Goethe am 29. November 1796 in Weimar gesehen hatte, war am Tag darauf nach Jena zurückgekehrt (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 355). 179,15 kommt in einigen Tagen] Goethe schickte das Buch der Madame de Staël mit seinem nächsten Brief vom 7. Dezember 1796 (vgl. 182,20). 179,16 passionirte] Leidenschaftlich erregte, hitzige (vgl. Grimm 13, 1490). 179,17–18 Revolution 〈…〉 Antheil nehmen mußte] Germaine de StaëlHolstein war die Tochter des mehrmaligen französischen Finanzministers Jacques Necker, der 1790 zurückgetreten und sich auf Schloss Coppet am Genfer See zurückgezogen hatte. In den Revolutionsjahren führte sie ein gefährliches, unstetes Leben. Zunächst Sympathisantin der Französischen Revolution und Anhängerin einer konstitutionellen Monarchie, geriet sie nach der Radikalisierung der Verhältnisse in persönliche Bedrängnis. Vor den Septembermorden des Jahres 1792 konnte sie unter Lebensgefahr in die Schweiz fliehen. Nach der Geburt ihres Sohnes Albert, den sie bei ihren Eltern zurückließ, ging sie von Dezember 1792 bis Mai 1793 nach England, wo sie in einer Emigrantenkolonie lebte. Im Mai 1793 kehrte sie nach Coppet zurück. Nach dem Tod Robespierres (am 28. Juli 1794) reiste sie im Mai 1795 nach Paris zurück, das sie jedoch noch im selben Jahr wegen des Verdachts, einer royalistischen Verschwörung anzugehören, wieder verlassen musste, um sich erneut nach Coppet zurückzuziehen, wo sie seither lebte. Im Dezember 1796 zog sie mit ihrem Lebensgefährten Benjamin Constant in die Abtei Hérivaux nördlich von Paris. 179,19–20 Auszug der höchsten Sprüche] Eine Veröffentlichung in den „Horen“ kam nicht zustande. 179,22 Uebersetzung] Das Werk wurde von dem Zürcher Professor für Geographie und Geschichte Leonhard Meister übersetzt, der im Xenion „Herr Leonhard **“ (Musen-Almanach für das Jahr 1797, S. 265; NA 1, 341, Nr 266) als Vielschreiber verspottet wird: Ueber den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück ganzer Nationen und einzelner Menschen. Von der Frau Baronin Stael von Holstein. Aus dem Französischen. Zürich und Leipzig 1797. 179,24 unserer G ä s t e] Anspielung auf die Rolle des Gastgebers, in welcher Goethe und Schiller ihre ‚Gäste‘ nach antikem Brauch mit Gastgeschenken, lat. xenia, griech.  , bedacht hatten. 179,25 Exemplare] Als Antwort auf die „Xenien“ hatten Johann Caspar Friedrich Manso und Johann Gottfried Dyk „Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar von einigen dankbaren Gästen“ (〈Leipzig〉 1797 [anonym erschienen Ende 1796]) veröffentlicht. Die 31 Seiten starke Schrift enthält 84 Epigramme, in denen sich die Verfasser, beide wiederholt Adressaten der „Xenien“ (vgl. zu 171,2

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bzw. die Distichen Nr 45, 46, 292 [NA 1, 314 und 345]), zu revanchieren versuchen. – Schiller fand im Antwortbrief, diese Distichen seien „die glänzendste Rechtfertigung der unsrigen, und wer es jetzt noch nicht merkt, daß die Xenien ein poetisches Produkt sind, dem ist nicht zu helfen“ (NA 29, 21f.). Ähnlich urteilte der Breslauer Schriftsteller Christian Garve in einem Brief an Christian Felix Weiße vom 6. Dezember 1796: „Hätte mein Freund Manso mich zu Rathe gezogen, so hätte er sie 〈die Distichen〉 unterdrückt. Der Unwille, nicht die Muse, hat sie ihm eingegeben. Sie sind zuweilen persönlich beleidigend 〈…〉.“ (Zitiert nach: Die Schiller-Goethe’schen Xenien. Erläutert von Ernst Julius Saupe. Leipzig 1852, S. 259, Anm.) So wird Goethe z.B. als „stößiger Bock“ (S. 19) und „Hanswurst“ (S. 26), Schiller als „Kants Affe“ (S. 9) und „Hammel in Jena“ (S. 19) bezeichnet, und über seine „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung“ heißt es etwa: Leere Träume die Menge und abgeschmackte Tiraden, Hat uns ein kecker Phantast hier für Geschichte verkauft. (S. 12.) Ein Distichon mit dem Titel „Egmont an Göthe“ lautet: Warlich, ich liebelte nicht mit Dirnen, als Belgien seufzte. Glaubst du denn, lockrer Gesell, jedermann fasle, wie du? (S. 23.) Auf diese Weise werden weitere Werke Schillers und Goethes zu verunglimpfen versucht. Ablehnend äußerten sich in Weimar auch Christoph Martin Wieland („Unrath“ [Brief an Sophie Katharina Susanna und Karl Leonhard Reinhold, 26. November und 2. Dezember 1796; WB 13 I, 431]; „grob u schmutzig“ [Brief an Georg Joachim Göschen, 29. November 1796; WB 13 I, 434]) und selbst Carl August Böttiger („sehr plump“ [Brief an Johannes von Müller, 7. Dezember 1796; BuG 4, 258]). Ganz anders hingegen urteilten Charlotte von Stein im Brief an ihren Sohn Fritz vom 15. Dezember 1796 und demnach auch der Weimarer Hof: „Herzog und Herzogin, und so wir alle, findens nicht Unrecht daß man den zwey Herrns welche glaubten allein auf den Parnas zu befehlen, in ihrer Manier geantwortet hat; besonders wird hier über den Goethe gelacht, auf welchen sehr viele Antworten sehr treffend, witzig, und recht poetisch sind, in manchen hat man ihm auch die Wahrheit ganz trocken und prosaisch gesagt.“ (H: GSA 122/101.) 180,5–6 das Theater kommt kaum 〈…〉 in den Gang] Goethe beschreibt die Situation des Theaters, nachdem sich der Plan, August Wilhelm Iffland nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Direktor nach Weimar zu holen (vgl. 299,7–9), zerschlagen hatte. Am 22. Oktober 1796 hatte Goethe in einem Erlass von dem Ensemble gefordert: Da kein großer Vorrat an neuen Stücken sich gegenwärtig findet und wir das Publikum mit Wiederholung der bekannten meist zu

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unterhalten haben, so ist die Pflicht eines jeden Schauspielers, seine Rollen sich mit Aufmerksamkeit wieder eigen zu machen und sie mit Anstand, Munterkeit und Geist darzustellen. (Neue Urkunden zu Goethes Theaterleitung. Erläutert von Georg Witkowski. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 10 [1935], S. 49–117, hier S. 77.) Anfang Dezember gab es zwei Neuinszenierungen: die Oper „Die heimliche Heirath“ von Domenico Cimarosa (mit einem von Christian August Vulpius bearbeiteten Libretto) am 3. Dezember, die nach Goethes Brief an Christian Gottfried Körner vom 8. Dezember 1796 gefallen hatte (186,13), und am 6. Dezember das Lustspiel „Der Eheprocurator“ von Christoph Friedrich Bretzner (ebenfalls in einer Bearbeitung durch Vulpius), welches nicht ein weiteres Mal aufgeführt wurde. 180,6–7 neue Einrichtung bey der Regie] Nach dem Rücktritt des Schauspielers Heinrich Vohs als Regisseur im Anschluss an einen Streit mit dem Schauspieler Anton Genast um eine Statistenrolle (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 63–66; Satori-Neumann2 1, 175–177) wurden von 1797 an nach dem Beispiel anderer Bühnen wie in Wien und Berlin so genannte Wöchner berufen, die Woche für Woche abwechselnd die Regie übernahmen. Dies waren zunächst Heinrich Becker, Anton Genast und Karl Schall. 180,8 den jungen Jacobi] Maximilian Jacobi, ein Sohn von Friedrich Heinrich Jacobi, um den sich Goethe gekümmert hatte, als er von 1793 bis 1795 in Jena Medizin studierte. Seither war Goethe ihm freundschaftlich verbunden. Jacobi traf, aus Wandsbek kommend, Mitte Dezember 1796 in Weimar ein und wohnte bei Goethe. Dieser berichtete am 26. Dezember 1796 (Nr 172) dem Vater über den Besuch (vgl. 195,9–25). 180,11 Übrigens] Hier im Sinne von ‚im Übrigen‘ (vgl. Adelung 4, 788). 180,12 meiner Studien] Goethes Naturbetrachtungen (vgl. zu 173,5). 180,12 Humboldt] Wilhelm von Humboldt. 180,13 Ihre Arbeit] Wallenstein. – Schiller klagte im Antwortbrief, dass er „einige Tage wieder durch schlechtes Schlafen beynahe ganz verloren“ habe, obwohl seine Arbeit „sonst ganz gut vorrückt“ (NA 29, 21).

156. An Carl August Böttiger

〈Weimar, Anfang Dezember 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung ergibt sich aus dem inhaltlichen Bezug auf den Brief von Carl August Böttiger an Goethe vom 25. November 1796 (Terminus post quem) und aus dem Umstand, dass Goethe die für die nahe Zukunft angekündigten Blätter für Leo (180,17) dem Leipziger Buchhändler am 8. Dezember 1796 (Terminus ante

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quem) zukommen ließ (vgl. zu 180,17). Der Brief dürfte einige Tage zuvor geschrieben worden sein, also Anfang Dezember 1796. ÜBER L IEF ERU NG

H: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Bestand: Historisches Archiv, Nachlässe: Böttiger, Karl August, Sign.: K.9. – Doppelblatt 14 × 18,9 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 270f., Nr 3439 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Brief von Friedrich Vieweg an Carl August Böttiger vom 14. November 1796: Berlin am 14ten Novbr 1796. Der Brief welchen Sie mein sehr wertgeschäzter Freund mir unterm 1tn dieses gesandt, ist nebst Bode’s Leben und Ihrem Buche über Ifland, an unserm Schulz in Mitau abgegangen, von deßen italien. Reise ich Ihnen hier das 1te Heft übersende. Das 2te soll Ostern und das 3te u 4te Michael des nächsten Jahres erscheinen und lezteres das ganze Werck schließen. Schulz ist wohl, und das kurländische Land ihm gut bekommen; nur soll er nach dem Willen seines Arztes weniger schreiben und so werde ich wohl auf die Fortsetzung seines „Uber Paris“ Verzicht thun müßen. Ich entbehre diese sehr ungern und bin gewiß, daß die Vollendung es der Vergeßenheit entrißen haben würde, in die es nun zu früh gekommen. S. hat offenbahr gegen dies Buch, gewiß eines seiner besten, zu stiefväterlich gehandelt und ich kann ihm meine Wünsche nicht angelegentlicher empfehlen, als ichs schon gethan. Sie vermögen viel über ihn; nehmen Sie sich doch meiner und des verlaßenen Buchs gütig an, doch bitte ich so, daß S. m e i n e Veranlaßung nicht merkt. Die Ausführung meines Kalender-Projekts habe ich um ein ganzes Jahr hinnaus geschoben, weil die jetzigen Zeit einem Unternehmen der Art mir zu ungünstig schien. Ich hofte auf / den Frieden und wünsche auch deshalb daß er bald kommen möge! Uberdem hatte mich Genz mit dem Ms. bis vor einigen Wochen hingehalten und Chodowiecky mir zu meinem großen Verdruß und Schaden bewiesen, daß er alt und stumpf geworden. Nun ist endlich das Ms. in der Druckerey und Bold und Kohl beschäftigen die zur Geschichte der Marie von Schottland bestimten Kupfer, nach denen in der prächtigen Ausgabe des Hume von Bowyer zu stechen. Von Bold sind 2 fertig die Ihnen Freude machen sollen. Stat der Anfangs diesem ersten Kalender bestimten Attitüden der H. muß ich eine, gleichfals ausgemahlde, Abbildung des hiesigen neuen Münzthurms aufnehmen, der nach der Zeichnung und unter Aufsicht des Bauinspektor G e n z ausgeführt werden soll. Dieses Blat wird für die preuß. Lande ein großes Intereße haben, den andern Häusern aber gewiß auch nicht mißfallen, denn ich zweifele daß ein Gebäude der Art schon in Deutschland existirt.

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Also die Hamelton und Viganoschen Attitüden bleiben vor der Hand noch zurück. Wir werden letzere hier wieder sehen und ich diese Gelegenheit zu einer beßeren Zeichnung benutzen. / Wollen Sie liebster Freund aber die Güte haben, mir 12 alte und 12 neue Feste für den Zeichner anzugeben, so werden Sie mich auserordentlich verbinden. Ich weiß es leider nur durch eine sehr kostbare Erfahrung, daß ich für die Kupfer nicht früh genug sorgen kann und so würden Sie mir einen wahren Freundschaftsdienst erzeigen, wenn Sie die Güte hätten meinen Wunsch recht b a l d zu erfüllen. Sie erinnern sich deßen wohl noch? – ich möchte 12 Monats-Festen aus den Zeiten der Griechen und Römer, 12 der neuern Zeit gegen über stellen und dann einen Kommentar von Ihnen! dazu haben. Diesen Kommentar würde ich aber natürlich erst dann von Ihrer Güte erwarten dürfen, wenn ich Ihnen die Bilder selbst vorlegen könte. Sie haben mir Ihre Theilnahme an diesen Unternehmungen so freundlich gezeigt, daß ich nicht fürchten kann, Ihnen durch die Mittheilung meiner Wünsche für die Folge, Langeweile zu machen. In einem der nächsten Kalender, möchte ich eine p o p u l ä r und a n g e n e h m vorgetragene A s t r o n o m i e liefern und schrieb deshalb an Fischer in Halberstadt, weil mir deßen astronom. Briefe in der deutschen Monatschrift ein fielen. Noch habe ich keine Antwort und da / ich auf diese nun schon seit 4 Wochen warte, so fürchte ich, daß dies der Mann nicht ist, dem mann eine Arbeit übertragen kann, die zu einer b e s t i m t e n Zeit fertig seyn muß. Ich will noch einige Tage auf seine Antwort warten und komt sie dann nicht, mit Z ö l l n e r über diese Idee sprechen. Sagen Sie mir doch was Sie von ihr halten und ob Sie mit mir an die Möglichkeit glauben, sie in dem Raume eines Kalenders aus zu führen? Von HL Zöllner fürchte ich, bei seinen vielen Amtsgeschäften und andern Zerstreuungen auch eine abschlägliche Antwort. Könten Sie mir auf dem Fall dann nicht einen andern vorschlagen? – Mit unserm Bode mag ich gar nicht sprechen, so sehr ich auch seine großen Verdienste um diese Wißenschaft ehre, denn der würde gründliche Erkenntniss oder keine wollen und sich wohl nicht zu dem Faßungs-Vermögen s o l c h e r Leser, die nur im allgemeinen und auf eine leichte angenehme Weise belehrt seyn wollen, herabstimmen können. Nun eine Frage, die ich, an die Behörde selbst zu thun den Muth nicht habe. HL G. R. von Göthe hat seinen Meister geendet. Glauben Sie / wohl daß er sich geneigt finden laßen würde, die Herausgabe eines Kalenders zu übernehmen? Meine Kalender sollen immer 4½ grosse, oder 9 kleine Bogen enthalten. Aber eine Erzählung von Göthe dürfte nur 5 oder 6 kleine Bogen füllen und ich bin gewiß, das Publikum würde bei s o l c h einem Geschenk mit mir über die Bogen-Anzahl nicht rechten und ich in eben dem Maße den Aufwand mit Vergnügen vergrösseren, als mich solch’ ein Inhalt zu größeren Erwartungen berechtigte. Sie haben schon in Leipzig gesehen, was ich für das Äussere dieser Kalender thun will. Auf dem Fall aber, daß Sie es rathsam fänden mit dem Herrn von Göthe über meinen Wunsch zu

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sprechen, lege ich Ihnen hier den ersten eben fertigen, nur noch ungeglätteten Bogen des nächsten Kalenders bei und zugleich 2 Kupfer von Bold, deßen Bild der Maria aber ein bloßer Probedruck ist. Auch finden Sie das, n u n bloß für die preuß. P r o v i n z e n bestimte Titelkupfer; es i s t von – Chodowiecky und soll die KönigL. Familie vorstellen. Für die andern Gegenden zeichnet und sticht Wm Meil ein allegor. Titelkupfer. Die den Kalendern bestimmten Maroquin-Bände sind auch schon gröstentheils fertig. Von den / feineren mit Instrumenten finden Sie gleichfals einen, doch sende ich dies Alles n u r I h n e n und nur zu diesem Gebrauch. Wolten oder konnten Sie diesen machen, so bitte ich alles an meinem Kommißionär Herrn Wilh. Rein nach Leipzig zurück zu senden. Mir liegt gar sehr daran, daß von allen diesen Dingen keines vor der Erscheinung des Kalenders selbst bekannt werde, denn ich fürchte die Nachmacher mehr als die Nachdrucker. Da ich bei diesem ersten Versuche nichts spare bei den folgenden Kalendern manches auch noch beßer und eleganter werden soll, so können Sie leicht denken, daß es mir nicht einfallen wird am Honorar sparen zu wollen, wenn es HL v. Göthe gefiel meinen Wunsch zu erfüllen. Ich ertheile Ihnen daher recht gern die Vollmacht, ihm was er verlangt zu bewilligen und will er, was er diesem Kalender zur Zierde gab, nach 2 Jahren in seine Schriften aufnehmen, so bin ich auch des gern zufrieden. Mir liegt nur daran diesem Kalender auch in Rüksicht des innern Gehalts einen vorzüglichen Werth zu geben; erlange ich diesen so ist mir kein Aufwand zu groß. – / Die starcke Geldbusse von der man dort gesprochen, ists an sich nicht welche mich aus Berlin treiben könte, denn sie besteht in 50 rh; aber wenn man auf dieser Strafe bestünde – ich werde sie nie bezahlen – so könte diese Ungerechtigkeit mich veranlaßen mir einen andern Wohnort zu suchen. Ob dies aber wie Sie glauben Br. seyn würde, daran zweifele ich, unter uns gesagt, sehr. – Iflands Spiel hat meine großen Erwartungen noch übertroffen und er selbst ist ein gar lieber Mann. Wir waren schon einigemahle sehr froh zusammen und ich denke wir wollen es nächsten Freitag wieder seyn, wo ich ihm unsern alten liebenswürdigen Teller eingeladen. Wenn sein Hierbleiben nur erst ganz sicher wäre! Der K. wünscht es, aber – das ist bei weitem noch nicht genug! – Auf jeden Fall bleibt er den Karnevall über noch hier. Wie liebster Freund wenn auch Sie Ihre Ferien endlich einmahl dazu benuzten, uns Berliner zu besuchen. Wie herzlich willkommen würden Sie meiner Lotte und mir seyn! Wir laden Sie aufs freundlichste ein und bitten bei uns zu wohnen. / Warlich Sie würden uns eine große Freude machen, denn wir schmeicheln uns Beide mit der Hoffnung, daß uns unser Bemühn, Ihnen Ihr Hierseyn angenehm zu machen, nicht mißlingen solle. Leben Sie recht wohl! und verzeihen Sie mir diese lange Schreiberey, die eben darum wie ich glaube solang geworden, weil ich so oft unterbrochen wurde. Ich bin mit vorzüglichster Hochachtung und herzlicher Freundschaft Ihr Fried Vieweg

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(H: SLUB Dresden, Nachlass Böttiger, Sign.: Mscr.Dresd.h.37,4°, Bd. 208, Nr. 10. D: Friedr.〈ich〉 Vieweg & Sohn in 150 Jahren deutscher Geistesgeschichte 1786–1936. Hrsg. von Ernst Adolf Dreyer unter Mitarbeit von Walter Schnoor. Braunschweig [1936], S. 144 [Teildruck: Z. 60–87 Nun eine Frage 〈…〉 gern zufrieden.]). 3 Bode’s Leben] Der vom Adressaten anonym verfasste biographische Abriss über Johann Joachim Christoph Bodes literarisches Leben im 6. Band von dessen deutscher Übersetzung von „Michael Montaigne’s Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände“ (Berlin 1795). 3 Ihrem Buche über Ifland] Entwickelung Des Ifflandischen Spiels In Vierzehn Darstellungen Auf Dem Weimarischen Hoftheater Im Aprillmonath 1796 (Leipzig 1796). 3–4 unserm Schulz in Mitau] Der Roman- und Reiseschriftsteller Friedrich Schulz, der im Januar 1791 im kurländischen Mitau die Stelle eines Gymnasialprofessors angenommen hatte und nach einer längeren Reise durch Italien (1793/94) und Deutschland Mitte 1795, nach wie vor kränklich, wieder dorthin zurückgekehrt war. 4 italien. Reise] Neue Reise durch Italien (Berlin 1797); davon erschien nur des 1. Bandes 1. Heft; textgleich mit dem ebenfalls 1797 erschienenen 7. Heft der „Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau 〈…〉 nach Botzen in Tyrol“ (Berlin 1793–1797). 8 „Uber Paris“] Ueber Paris und die Pariser. Erster Band (Berlin 1791). 12 angelegentlicher] Nachdrücklicher, dringender (vgl. GWb 1, 555). 15 meines Kalender-Projekts] Das bei Vieweg erschienene „Taschenbuch“ (Berlin 1798–1803). Das „Taschenbuch 1797“ kam offenbar nicht auf den Markt. 18 Genz] Der Publizist Friedrich Gentz. Sein Beitrag anlässlich der Thronbesteigung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. am 16. November 1797 erschien als eigenständige Schrift (Berlin 1797), seine Geschichte der schottischen Königin „Maria Stuart“ erst im „Taschenbuch für 1799“. 18 Ms.] Manuskript. 19 Chodowiecky] Der Maler, Radierer und Zeichner Daniel Chodowiecki. 20 Bold und Kohl] Die Kupferstecher Johann Friedrich Bolt aus Berlin und Clemens Kohl aus Wien. 22 Ausgabe des Hume von Bowyer] Die von Robert Bowyer verlegten Prachtausgaben von David Humes „The History of England“ bzw. „The History of Great Britain“. Die Ausgaben erschienen seit 1793 in einzelnen Lieferungen, die Titelblätter der sechs Bände erst 1806. 22–23 Von Bold sind 2 fertig] Welche weiteren Stiche außer dem im weiteren Verlauf des Briefes erwähnten Bildnis der Maria Stuart gemeint sind, ließ sich nicht ermitteln. Sie sind im archivalischen Zusammenhang nicht überliefert. 24 Attitüden] Klassizistisch-formalisierte Stellung, Bewegung, Gebärde eines Schauspielers, Sängers oder Tänzers (vgl. GWb 1, 897) (von franz. attitude: Haltung), hier vor allem: die im ausgehenden 18. Jahrhundert in der Gesellschaft beliebten Darstellungen von (antiken) Statuen oder Gemälden als „lebende Bilder“. 24 H.] Entweder für „Herren“ (d.h. von Bolt oder Kohl) oder „Hamilton“ (vgl. nachfolgende Er-

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läuterungen). 24–25 hiesigen neuen Münzthurms] Die von Heinrich Gentz ab 1796 geplante Neue Münze am Werderschen Markt in Berlin. 26 preuß.] Preußischen. 29 Hamelton und Viganoschen Attitüden] Die Darstellungen von Emma Hamilton, genannt Lady Hamilton, und von der populären Balletttänzerin an der Wiener Hofoper Maria Viganò als „lebende Bilder“ in ausdrucksstarken Posen. 32–33 12 alte und 12 neue Feste 〈…〉 anzugeben] Ob dies erfolgte, ließ sich nicht ermitteln. 45 Fischer] Gottlob Nathanael Fischer. 46 astronom. Briefe in der deutschen Monatschrift] Die „Astronomischen Vorlesungen“ in der vom Vieweg verlegten „Deutsche Monatsschrift 1792“. 50 Z ö l l n e r ] Johann Friedrich Zöllner, Propst und Oberkonsistorialrat in Berlin. 55 Bode] Johann Elert Bode, Direktor der Berliner Sternwarte. 60 die Behörde] Metaphorisch für ‚geistige Instanz‘ (vgl. GWb 2, 278). 61 G. R.] Geheimer Rat. 61 seinen Meister] Wilhelm Meisters Lehrjahre. 66 rechten] Hier: seine Ansprüche geltend machen, streiten (vgl. Grimm 14, 408f.). 71 Bild der Maria] Wohl von Maria Stuart, Königin von Schottland, nach der Ausgabe von Robert Bowyer (vgl. vorausgehende Erläuterungen); ein Exemplar ist in Weimar überliefert (vgl. KSW Museen, Inv.-Nr. GR-2008/163). 74 Wm Meil] Der Berliner Zeichner und Radierer Johann Wilhelm Meil. 75 Maroquin-Bände] Vorzugsausgaben mit feinen Einbänden aus Ziegenleder. 76 mit Instrumenten] Mit Darstellungen von Musikinstrumenten. 78–79 Komißionär Herrn Wilh. Rein] Der Verlagsbuchhändler und Agent des Adressaten Wilhelm Rein. 90 starcke Geldbuße] Wohl wegen Verstößen gegen Zensurauflagen; der genaue Zusammenhang wurde nicht ermittelt. 91 50 rh] 50 Reichstaler (vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band). 94 Br.] Braunschweig, wohin Vieweg im Frühjahr 1799 übersiedelte. 95 Iflands Spiel] August Wilhelm Iffland, der seit Oktober 1796 im Rahmen eines Gastspiels im Theater am Berliner Gendarmenmarkt zu sehen war. 98 Teller] Der Theologe Wilhelm Abraham Teller. 99 K.] Der preußische König Friedrich Wilhelm II. 102 meiner Lotte] Charlotte Vieweg, seit 1795 die Frau des Briefschreibers. 2) Der 1. Bogen des „Taschenbuchs für 1797“ (vgl. Beilage 1: Z. 70–71 den ersten eben 〈…〉 des nächsten Kalenders). 3) 2 Kupfer des Stechers Johann Friedrich Bolt (vgl. Beilage 1: Z. 71) 4) Mappe mit einer ausführlichen Projektdarstellung (vgl. zu 180,16–17). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Carl August Böttigers Brief vom 25. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 470). – Böttiger antwortete mit einem Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 13. und 19. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 507).

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Carl August Böttiger (1760–1835), als Sohn des Konrektors Carl Böttiger und dessen Ehefrau im vogtländischen Reichenbach geboren, ging nach einer sechsjährigen Ausbildung in Schulpforta 1778 zum Studium der klassischen Philologie und Theologie nach Leipzig. Finanzielle Schwierigkeiten der Familie zwangen ihn, sein Studium 1781 vorzeitig aufzugeben und verschiedene Hofmeisterstellen anzunehmen. Erst 1784 konnt er seine akademische Ausbildung in Wittenberg abschließen. Noch im selben Jahr wurde er Rektor des Lyzeums in Guben in der Niederlausitz. 1786 heiratet er Eleonore Adler, die Tochter eines Bruders aus der Dresdner Loge „Zum goldenen Apfel“. 1790 wurde der erste gemeinsame Sohn Carl Wilhelm geboren; drei weitere Söhne folgten. 1790 war Böttiger Direktor des Gymnasiums in Bautzen. 1791 wechselte er auf Vermittlung Johann Gottfried Herders auf die entsprechende Stelle in Weimar, wo er zugleich Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten wurde. In Weimar fand der Verfasser von kleineren pädagogischen, philologischen und altertumskundlichen Arbeiten rasch Zugang zu verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen. Zahlreiche, zum Teil lebenslange Freundschaften entstanden, darunter mit Christoph Martin Wieland, Carl Ludwig von Knebel, Johann Heinrich Meyer oder Friedrich von Müller. Böttiger arbeitete für verschiedene Zeitschriften, darunter für die „Horen“ und die „Propyläen“. Von 1795 bis 1803 leitete er Friedrich Justin Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“ und redigierte von 1797 an Wielands „Neuen Teutschen Merkur“. 1804 verließ Böttiger Weimar und ging nach Dresden, wo er Studiendirektor an der Pagerie und (bis 1821) an der Ritterakademie war, zudem arbeitete er seit 1814 als Oberinspektor der Sammlungen für Altertümer. In diesen Jahren entstanden weitere Beiträge zur Archäologie, Philologie und zur Geschichte des Theaters, zudem zahlreiche journalistische Arbeiten. Der Hofrat Böttiger starb 75-jährig in Dresden. Sein ältester Sohn Carl Wilhelm verwaltete zunächst den umfangreichen handschriftlichen Nachlass, dessen größerer Teil sich seit 1855 in die Königlichen Bibliothek zu Dresden befindet. In den beiden Bändchen der „Literarischen Zustände und Zeitgenossen“ (Dresden 1838) veröffentlichte er daraus Dokumente aus der Zeit von 1772 und 1804. Die regelmäßigen Treffen der Freitagsgesellschaft brachte Böttiger in Kontakt mit Goethe, der in dem Philologen und Altertumskundler zunächst einen gewandten Gesprächspartner und hilfsbereiten Berater gefunden zu haben glaubte, der ihm insbesondere bei der Redaktion und Veröffentlichung von „Herrmann und Dorothea“ von Nutzen sein könne. Der anfänglich fruchtbare Austausch über antike Literatur und Kunst versiegte bereits nach wenigen Jahren der Bekanntschaft 1798. Wegen Böttigers umtriebiger Vielgeschäftigkeit und seinem Hang zur Indiskretion nannten ihn Goethe und Schiller bald spöttisch den „Herrn Ubique“, den „Herrn Überall“. Böttigers Kritik an einer Aufführung von August Wilhelm Schlegels „Ion“ im Winter 1801/02 im Weimarer Hoftheater führte schließlich zum endgültigen Bruch mit Goethe. Er verhinderte die Veröffentlichung der Rezension im „Journal

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des Luxus und der Moden“, worauf die Besprechung in August von Kotzebues Zeitung „Der Freimüthige“ erschien. Die überlieferte Korrespondenz spiegelt die fortschreitende Entfremdung beider Männer. Von Goethe sind 25 Briefe an Böttiger aus der Zeit von 1796 bis 1803 bekannt. Die meisten entstammen dem Jahr 1797. Zwischen Juni 1795 und Oktober 1803 schrieb Böttiger insgesamt 51 Briefe an Goethe, seit 1798 mit deutlich abnehmender Frequenz. Ein weiterer von 1818 steht weit außerhalb der Reihe. Aus dem Jahr 1796 sind zwei Briefe und ein Schreiben Goethes an Böttiger überliefert. Bekannt sind acht Gegenbriefe. Sie zeigen den Adressaten als dienstbaren Vermittler bei den Verhandlungen der Hoftheaterkommission mit August Wilhelm Iffland über dessen festes Engagement in Weimar, bei den Gesprächen mit Friedrich Vieweg über die Veröffentlichung von „Herrmann und Dorothea“ und bei den von Goethe moderierten Verhandlungen Johann Heinrich Meyers mit dem Herausgeber des „Magazins für Freunde des guten Geschmacks“, dem Leipziger Verleger Friedrich August Leo. 180,16–17 Die 〈…〉 Papiere nebst dem Portofeuille] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe einen Brief von Friedrich Vieweg Carl August Böttiger vom 14. November 1796 erhalten (vgl. Beilage 1). Darin wird der Versuch des Verlegers offenbar, Goethe für die Herausgabe des „Taschenbuchs für 1798“ zu gewinnen (vgl. Ludwig Geiger: Die erste Ausgabe von Goethes „Hermann und Dorothea“ und ihr Verleger. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 1 [1897/98], S. 143–149, hier S. 143). Böttiger hatte in den Tagen zwischen dem 25. und 28. November 1796 überdies die Gelegenheit erhalten, während eines Treffens Goethe weiterführende Informationen zu dem buchhändlerischen Kalenderprojekt zu übergeben. In diesen Zusammenhang gehören die weiteren Beilagen, die auf den Almanach bezüglichen Papiere (vgl. die Beilagen 2, 3 und 4). Goethe hatte durchaus Interesse an der Offerte und nannte seine finanziellen Bedingungen, wie sein Brief an Vieweg vom 16. Januar 1797 zeigt (WA IV 12, 11f.). Vgl. ferner Viewegs Briefe an Böttiger, 21. Januar 1797 (RA 2, Nr 564) und Goethe, 21. Januar 1797 (RA 2, Nr 565) sowie Böttigers Brief an Goethe aus der Zeit vor dem 28. Januar 1797 (RA 2, Nr 572). – Zur Veröffentlichungsgeschichte von „Herrmann und Dorothea“ bei Vieweg in Berlin vgl. Siegfried Scheibe: Neue Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes „Hermann und Dorothea“. In: GJb, N. F. 23 (1961), S. 265–298; zur Entstehungs- und Druckgeschichte allgemein EGW 7, 202–319. – Portofeuille: Mappe (von franz. porte-feuille: Pappe, um fliegende Blätter oder Zeichnungen aufzubewahren). 180,17 Blätter für Leo] Die Zeichnungen, die Johann Heinrich Meyer für Friedrich August Leos „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ Mitte Oktober 1796 aus Italien übermittelt und die Goethe bislang noch nicht an Böttiger weitergeleitet hatte. Sie folgten am 8. Dezember 1796 mit Nr 160 (vgl. zu 184,19–20 und zu 184,21).

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BRIEF 157

180,19 ein Manuscript bey über Kärnten] Teil eines Aufsatzes, den der Mediziner Julius Heinrich Gottlieb Schlegel über seine Bildungs- und Studienreise in die Steiermark und nach Kärnten angefertigt und Goethe übergeben hatte (vgl. zu 196,23). Mit seiner Antwort sandte Böttiger das Manuskript zurück, nachdem der Verfasser am 13. Dezember 1796 mit Goethe deswegen in Kontakt getreten war (vgl. RA 2, Nr 509). 180,22–23 Sie bald wieder zu sehen 〈…〉 zu besprechen] Ob dieses Gespräch stattfand, ist unbekannt. Einen Besuch an den Weihnachtstagen des Jahres erlaubte Goethe. Böttiger bedankte sich dafür und erbat sich, den Schotten James Macdonald zu dem Treffen am 24. oder 25. Dezember 1796 mitbringen zu dürfen (vgl. RA 2, Nr 530). An den Festtagen dürfte ein gezieltes Gespräch über die verschiedenen Publikationsvorhaben allerdings nicht möglich gewesen sein.

157. An Johann Heinrich Voß d. Ä. Weimar, 6. Dezember 1796 → Eutin ÜBER L IEF ERU NG

H1: Verbleib unbekannt. H2: GSA Weimar, Sign.: 29/531,II, Bl. 5–6 – Doppelblatt 19,2 × 22,7(–22,9) cm, 2 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Unterschrift, Tinte (verworfene Reinschrift). K: GSA Weimar, Sign.: 29/531,II, Bl. 3–4. – Doppelblatt 20,7(–21,0) × 34,5(–34,7) cm, 2 2⁄3 S. zweispaltig (Text links, Adresse und zum Teil Korrekturen links) beschr. (S. 3 drittes Drittel und S. 4 Konzept zu Nr 175), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Rector Voß / nach Eutin. E: Klassische Findlinge. Briefe Goethe’s an Voß, Knebel, Voigt, Graf Reinhard, Herder – Brief von Kraus an Einsiedel. In: Die Grenzboten 32 (1873), 2. Semester, 2. Bd, S. 91–99, hier S. 91f. (Carl August Hugo Burkhardt; nach H2). WA IV 11 (1892), 277–279, Nr 3442 (nach E mit Varianten in K [vgl. WA IV 11 (1892), 341f.]) (vgl. Hinweis auf H2 und Berichtigungen in WA IV 50 [1912]), 219). Textgrundlage: H2. BEIL AG E

Ein Exemplar von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 181,1). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Johann Heinrich Voß’ Brief vom 1. Oktober 1795 (vgl. RA 1, Nr 1420). – Voß antwortete erst am 24. April 1797 (vgl. RA 2, Nr 739).

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Der vorliegende Brief Goethes an den Eutiner Schulrektor, Altphilologen, Schriftsteller und Übersetzer Johann Heinrich Voß d. Ä. (1751–1826) ist der einzige aus dem Jahr 1796 überlieferte. Ein weiterer könnte am 26. Dezember 1796 an Voß adressiert gewesen sein (vgl. EB 67). Gegenbriefe aus diesem Jahr sind nicht überliefert. – Über Johann Heinrich Voß und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 126. 181,1 die vier Bände meines Romans] Band 1–4. Berlin 1795–1796; der 4. und letzte Band von Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ war im Oktober 1796 erschienen (vgl. GB 10 II, zu 105,7). 181,2–3 schon mit einiger Nachsicht gelesen haben] Aus dem Bezugsbrief geht hervor, dass Voß die ersten Bände des Romans „mit großer Begierde verschlungen“ habe: „Welch ein Leben und Regen der wahrsten Natur! Und doch wie entfernt vom Alltäglichen! 〈…〉 Lassen Sie uns bald die Auflösung aller der sonderbaren Verwickelungen vernehmen.“ (H: GSA 28/965, Nr 2.) 181,5–6 die ihrer Natur nach nicht rein poetisch seyn kann] Mit dieser Bemerkung nahm Goethe vorweg, was Schiller in seinem Brief vom 20. Oktober 1797 nach der erneuten Lektüre der „Lehrjahre“ erklärte: „Die Form des Meisters, wie überhaupt jede Romanform ist schlechterdings nicht poetisch, sie liegt ganz nur im Gebiete des Verstandes, steht unter allen seinen Foderungen und participiert auch von allen seinen Grenzen.“ (NA 29, 149.) Dieser Auffassung schloss sich Goethe im Antwortbrief auf den zitierten Brief ausdrücklich an: Was Sie vom Meister sagen verstehe ich recht gut, es ist alles wahr und noch mehr. (Brief an Schiller, 30. Oktober 1797; WA IV 12, 352.) 181,9 einer epischen Arbeit] Herrmann und Dorothea. – Das Hexameterepos erschien im Oktober 1797. 181,9–10 die Frucht der schönen Herbstzeit] Laut Tagebuch begann Goethe am 11. September 1796, die Idylle 〈Herrmann und Dorothea〉 zu versificiren (GT II 1, 79), und arbeitete bis zum 19. September täglich daran (vgl. GT II 1, 79f.). Am 28. Oktober 1796 teilte Schiller seinem Freund Christian Gottfried Körner mit: „Göthe hat jetzt ein neues poetisches Werk unter der Arbeit, das auch größtentheils fertig ist.“ (NA 28, 323.) 181,11–12 wie viel ich unserm Wolf und Ihnen schuldig bin] Friedrich August Wolf hatte Goethe im Mai 1795 persönlich kennen gelernt (vgl. GB 10 II, zu 163,4–5). Wolfs These zur ‚Homerischen Frage‘, dass „Ilias“ und „Odyssee“ nicht das Werk eines einzigen Verfassers seien, sondern das Produkt mehrerer Kompilatoren, beschäftigte Goethe mehrfach und auf unterschiedliche Weise. Während der Arbeit an „Herrmann und Dorothea“ ließ er sich dadurch Muth machen (181,13); in Goethes Elegie „Herrmann und Dorothea“ heißt es mit Bezug auf Wolf:

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BRIEF 158

Erst die Gesundheit des Mannes, der, endlich vom Namen Homeros Kühn uns befreiend, uns auch ruft in die vollere Bahn. Denn wer wagte mit Göttern den Kampf? und wer mit dem Einen? Doch Homeride zu sein, auch nur als letzter, ist schön. (WA I 1, 294.) – Voß verdankte Goethe ein vertieftes Verständnis der antiken Metrik, insbesondere des klassischen Epenverses, des Hexameters (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 126). Nach Schillers Brief an Körner vom 28. Oktober 1796 wurde Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ „durch die Louise von Voß in ihm zwar nicht veranlaßt, aber doch neuerdings dadurch geweckt“ (NA 28, 323). 181,14 Herr von Humboldt] Wilhelm von Humboldt hatte von Tegel aus vom 3. August bis zum 16. September 1796 eine Reise nach Norddeutschland unternommen. Dabei war er in Eutin, wo er sich vom 21. bis zum 27. August aufhielt (Humboldt, Tagebücher 1, 260), mit Voß zusammengetroffen (Humboldt, Tagebücher 1, 311–320). Am 2. November 1796 war er nach Jena zurückgekehrt und hatte am 29. November Goethe in Weimar besucht (Humboldt, Tagebücher 1, 355). 181,18–19 Möchten wir doch 〈…〉 ohne uns zu sehen.] Voß hatte im Juni 1796 Johann Friedrich Reichardt in Giebichenstein bei Halle besucht, war aber nicht nach Weimar gekommen (vgl. zu 70,1). 181,19 erst voriges Jahr in unsern Gegenden] Im Jahr 1795 war Voß nicht in Weimar oder dessen Umgebung. Möglicherweise dachte Goethe an den Sommer des zu Ende gehenden Jahres (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 181,19–21 in diesem Frühling 〈…〉 über die Alpen zu gehen] Schon im Sommer 1795 hatte Goethe eine dritte Reise nach Italien (nach 1786–1788 und 1790) geplant (vgl. GB 10 II, zu 157,5; ferner zu 22,5), die er jedoch wegen der unsicheren politischen Situation infolge des Ersten Koalitionskriegs gegen die französischen Revolutionstruppen nicht antrat. Im Frühjahr 1797 griff er den Plan erneut auf (vgl. seinen Brief an Johann Heinrich Meyer vom 8. Mai 1797; WA IV 12, 119f.). Wegen einer Erkrankung Meyers, der sich seit Oktober 1795 in Italien aufhielt, und dessen Rückkehr in die Schweiz im Juni 1797, verzichtete Goethe auf die Reise (vgl. seinen Brief an Meyer vom 7. Juli 1797; WA IV 12, 184f.). Statt nach Italien begab sich Goethe vom 30. Juli bis zum 20. November 1797 zum dritten Mal in die Schweiz. 181,21 so habe ich wenig Hoffnung dazu] Goethe und Voß sahen sich nicht wieder, bevor Letzterer im September 1802 nach Jena zog. 181,22 Ein Engländer] Vermutlich handelt es sich um den reisenden Engländer, von dem in Elisabeth Maria Gores Brief an Goethe vom 14. Juli 1797 die Rede ist. Darin berichtet sie, sie habe Briefe an einen Herrn Stuart geschickt (vgl. RA 2, Nr 889), vermutlich denselben, dem Goethe ein Empfehlungsschreiben an den Berghauptmann Heinrich von Trebra in Bretleben an der Unstrut (50 km nördlich

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von Weimar) mitgab (vgl. von Trebras Brief an Goethe, 6. September 1797; RA 2, Nr 963). 181,23 Homerische Übersetzung] Vermutlich ist Voß’ vierbändige Übersetzung der „Ilias“ und der „Odyssee“ (Altona 1793) gemeint (vgl. die folgende Erläuterung). 181,24 Charte der alten Welt] Auf Hesiod beruhende Karte des homerischen Weltkreises, Beilage zu Voß’ Übersetzung von 1793. Mit seinem Antwortbrief schickte Voß Goethe zwei Exemplare seiner Welttafel. 181,29–182,1 der subjectiven alten Geographie] Eine Geographie, die auf dem vorwissenschaftlichen geographischen Weltbild früherer Zeiten beruht (vgl. GWb 3, 1494). Über ‚alte Geographie‘ veröffentlichte Voß 1804 in Jena sein Werk „Alte Weltkunde“ nebst der Hesiodischen Welttafel; das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 3938).

158. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar〉, 7. Dezember 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/15, Bl. 422. – Doppelblatt 20,7 × 34,7 cm, 1 ¼ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe des Datums, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Professor Göttling / in Jena. – Ehemals eingeheftet, heute lose in einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 128). E: WA IV 11 (1892), 281f., Nr 3444 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief von Johann Friedrich August Göttling gibt es nicht. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 182,5 wie ich höre] Friedrich Johann Justin Bertuch hatte Goethe in seinem Brief vom 3. Dezember 1796 gebeten, Göttling mit der Weiterentwicklung der von Alexander von Humboldt erfundenen Grubenlampe zu beauftragen, die nach mehreren Stollenbrüchen im Ilmenauer Bergbau dort so rasch wie möglich zum Einsatz kommen sollte (vgl. RA 2, Nr 482). 182,6–7 Herrn von Humboldt 〈…〉 Lampe] Dem Brief von Bertuch beigelegen hatte eine Nachricht über die von Humboldt entwickelte Lampe (182,7) aus der „Gothaischen Handels Zeitung“. Diese Beilage hat sich in der archivalischen Überlieferung nicht erhalten, weil Goethe sie vermutlich, dem Wunsch des Absenders gemäß, nach der Lektüre zurückgab. Nicht einmal der genaue Wortlaut der

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BRIEF 158

Nachricht ist bekannt, da kein Exemplar der Zeitung in öffentlichen Bibliotheksbeständen ermittelt werden konnte. Die Meldung enthielt in knapper Form zusammengefasst all jene Informationen, die der Erfinder, bis Ende 1796 preußischer Oberbergmeister in Franken, preisgegeben hatte, als er die im Herbst 1796 in Bayreuth entwickelte Grubenlampe in Lorenz von Crells Zeitschrift vorstellte: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsflasche und eines Lichterhalters. Aus einem Briefe des Hrn. Oberbergraths von Humboldt an den Herrn Berghauptmann von Trebra. In: Chemische Annalen 2 (1796), St. 8, S. 99–110, und St. 9, S. 195–210. Ein in einem zylindrischen Blechgefäß mitgeführter Vorrat an sauerstoffreicher ‚Lebensluft‘, welche mittels kontrolliert in das Gefäß einfließenden Wassers gleichmäßig über eine Verbindung in einen Argandschen Brenner gedrückt wurde, sollte zusammen mit einer zusätzlich angebrachten elastischen Blase, durch die durch Zusammendrücken Luftstöße erzeugt werden konnten, garantieren, dass die Flamme auch bei matten Wettern länger weiterbrannte, bei besonders geringem Sauerstoffgehalt in der Umgebungsluft also, bei dem die sonst gebräuchlichen Grubenlampen verlöschten. 182,7–8 ich wünschte gar sehr 〈…〉 ausführbar sey] Aus Bertuchs Brief hatte Goethe erfahren, dass dieser bereits seinen Sohn Carl, der in Jena bei Göttling Chemie höre, beauftragt habe, den akademischen Lehrer nach dessen Einschätzung der Erfindung zu fragen. Göttling halte die Lampe und ihre Konstruktion, so die Aussage im Brief, für zu kompliziert und habe versprochen, eine leichtere Methode zu entwickeln. Im Brief des Sohnes an den Vater vom selben Tag wurden offenbar erste von Göttling vorgeschlagene Verbesserungsmöglichkeiten der Humboldt‘schen Erfindung dargelegt. Dieser Brief lag Goethe ganz oder in abschriftlichen Auszügen vor, hat sich aber wie der Zeitungsartikel aus der „Gothaischen Handels Zeitung“ (vgl. zu 182,6–7) nicht erhalten, so dass unbekannt bleibt, an welche Modifikationen Göttling zunächst gedacht hatte. – Ein eigenhändig paraphiertes Protokoll von Ludwigs Geists Hand zu einer Unterredung mit dem Einfahrer Schreiber vom 7. Februar 1797 in dem Aktenfaszikel „Acta / den Stollenbruch / zwischen dem Johannis Schacht / und dem Treuen Friedrich / betrL“ erlaubt Rückschlüsse auf die von Göttling vorgesehenen technischen Veränderungen, die in der Praxis den Einsatz der Lampe vor Ort erleichtern sollten: Offenbar dachte er zum einen an eine Vergrößerung des mitgeführten Gasvorrats, zum anderen an einen Betrieb der Lampe mit Luftsauerstoff, d.h. ohne den eigens aus Salpeter oder Eisenoxid herzustellenden reinen Sauerstoff: Um nun bey noch ermangelnden Wettern weiter vorwärts zu kommen, so wurde die Humboldtische Lampe in nähere Betrachtung gezogen, eine Vergrößerung derselben durch zwey übereinander gestellte Fäßchen verabredet und der Versuch mit athmosphärischer Luft

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empfohlen. (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 244–245, hier Bl. 244.) 182,8 eben jetzt] Im Brief Bertuchs war Goethe aufgefordert worden, Göttling unverzüglich um eine leichter handhabbare Konstruktion des von Alexander von Humboldt entwickelten ‚Lichterhalters‘ zu bitten, zum unverzüglichen Einsatz im Ilmenauer Bergbau. Dort war es einige Wochen zuvor, in den Abendstunden des 22. Oktober 1796, im Stollen zwischen dem Treuen Friedrich und Johannis Schacht zu einem Bruch gekommen (vgl. Nr A 46 und die Erläuterung dazu). Weitere Brüche folgten, was die Aufwältigung zudem erschwerte. Die schlechte Luft im Stollen, die dazu führte, dass die Lampen der Bergleute rasch erloschen, behinderte die seit Anfang Dezember betriebenen Explorations- und Instandsetzungsarbeiten unter Tage erheblich. 182,9–10 recognosciren] Hier: untersuchen, erkunden (von lat. recognoscere: wiedererkennen). 182,11–12 daß die Menschen 〈…〉 schon auslöschen] Der für die Verbrennung von Unschlitt oder Öl in Grubenlampen mindestens notwendige Sauerstoffgehalt der Luft liegt mit 16 bis 17 Prozent rund sechs Prozent über dem Wert, bei welchem Menschen bewusstlos werden. Die Ilmenauer Bergleute konnten deshalb auch nach dem Erlöschen der Lampen ihren Einsatz unter Tage fortsetzen. Eine länger brennende Lichtquelle war in der aktuellen Situation verständlicherweise äußerst willkommen, zumal die im Dunkeln gewonnenen Vorstellungen über das Ausmaß des Bruchs nur vage waren. Ohne offene Flamme, die bei sinkendem Sauerstoffgehalt zunächst ihre Farbe veränderte, dann jenseits des kritischen Wertes ausging, fehlte zudem der für das sichere Überleben der Männer notwendige Indikator für die Qualität der Umgebungsluft. 182,14 Bergrath Buchholz] Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz. 182,14–15 Sie bald herüber kommen] Von Jena nach Weimar. 182,15–16 den neuen Gesundbrunnen 〈…〉 bearbeitet] Über die Erkundung einer Quelle hinter dem Ettersberg, einem bewaldeten Höhenzug nördlich von Weimar, ist nichts Näheres bekannt. Das Unternehmen dürfte nicht erfolgreich, das Wasser von seiner chemischen Zusammensetzung her für medizinische Zwecke (Bäder und Trinkkuren) nicht ausreichend wertvoll gewesen sein. – Gesundbrunnen: Quelle, die neben vielen mineralischen Bestandteilen, in der Regel auch große Mengen an Kohlensäure enthält.

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159. An Friedrich Schiller

BRIEF 159

Weimar, 7. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 205–206. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 282–286, Nr 247. WA IV 11 (1892), 279–281, Nr 3443 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50, 219). BEIL AG EN

1) Madame de Staëls Schrift „De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“ (vgl. zu 182,20). 2) Goethes Elegie „Herrmann und Dorothea“ (vgl. zu 183,7). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 6. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 487). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 9. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 497). 182,20 Werk der Madam Stael] Vgl. Beilage 1 sowie zu 176,10. Das Exemplar, das sich noch heute in Goethes Bibliothek in Weimar befindet (vgl. Ruppert, Nr 3134), enthält auf der Innenseite des Umschlags eine handschriftliche Widmung der Verfasserin für Goethe. 182,21 für die Horen zu nutzen] Dies geschah nicht. 182,21 auch schon gehabt] In Nr 155 (vgl. 179,19–21), zuvor bereits Nr 154 (vgl. 178,32–34). 183,1–2 daß man aus dem ganzen 〈…〉 aushübe] Dazu ist es nicht gekommen (vgl. zu 178,32). 183,4 Humboldt] Wilhelm von Humboldt. 183,6 eine Sendung Cellini] Die 8. Fortsetzung der Übersetzung von Benvenuto Cellinis Autobiographie erschienen im 2. Stück der „Horen“ 1797. 183,7 eine Elegie] Herrmann und Dorothea. 183,8 mein neues Gedicht] Das Versepos „Herrmann und Dorothea“, das im Oktober 1797 erschien. 183,9 neues Buch Elegien] Nach dem ‚ersten‘ Buch mit den „〈Römischen〉 Elegien“, auf welche die Elegie gleich zu Anfang Bezug nimmt, indem Properz und Martial erwähnt werden (vgl. WA I 1, 293). 183,9 Die zweyte] Eine zweite Elegie aus damaliger Zeit ist nicht bekannt (vgl. aber die folgende Erläuterung). 183,10 ein drittes mal über die Alpen] Nach Goethes Italien-Reisen von 1786 bis 1788 und 1790. Eine weitere Reise kam nicht zustande (vgl. GB 10 II, zu

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157,5). Von Juli bis November 1797 aber unternahm Goethe seine dritte Reise in die Schweiz. Dort entstand seine nächste Elegie „Amyntas“ (WA I 1, 288f.), die er mit einem Brief vom 24. und 25. November 1797 an Schiller schickte (vgl. WA IV 12, 362). Sie hat jedoch nicht Goethes Italien-Sehnsucht zum Gegenstand. 183,12–13 eröffneten Sie das neue Jahr der Horen] Schiller riet im Antwortbrief von einer Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab, weil es den Lesern, wie er glaubte, wegen der „Xenien“ an der rechten Stimmung fehle. Auch Charlotte von Stein stellte eine Beziehung zum „Xenien“-Streit her; Goethe habe die Elegie „Herrmann und Dorothea“ geschrieben, „um sich wegen der Xenien zu rechtferdigen“ (Brief an ihren Sohn Fritz, 11. Februar 1797; H: GSA 122/101). So nahm Goethe die Elegie erst 1800 in den 7. Band seiner „Neuen Schriften“ auf. 183,15 Dückischen Ausfall] Johann Caspar Friedrich Mansos und Johann Gottfried Dyks ‚Anti-Xenien‘ in den „Gegengeschenken an die Sudelköche in Jena und Weimar von einigen dankbaren Gästen“ (vgl. zu 179,25). – Dückischen: von Goethe verbessert aus ‚türkischen‘ (vgl. Varianten); ob dabei ein Hörfehler vorliegt oder damit ein Wortspiel beabsichtigt ist (vgl. MA/Goethe 8 II, 286), sei dahingestellt. 183,23 in Petto haben] Bereithalten (in der Brust [ital. petto] haben). 183,29 Advokat des Teufels] In der katholischen Kirche übernimmt bei Seligund Heiligsprechungen ein ‚Advocatus diaboli‘ die Aufgabe, die Argumente und Zeugnisse für eine Kanonisation anzufechten. Als Befürworter haben ‚Advocati dei‘ (Anwälte Gottes) die Aufgabe, ihn zu widerlegen. – Möglicherweise bezieht sich Goethe hier aber auf bildliche Darstellungen des Streites zwischen Teufel und Engel um einen Leichnam (vgl. NA 36 II, 415). So kannte Goethe z.B. Friedrich Müllers Gemälde „Kampf zwischen dem Erzengel Michael mit Satan um den Leichnam Mosis“; in einem Brief an den Maler vom 21. Juni 1781 schrieb Goethe ganz im Sinne der vorliegenden Briefstelle: Wenn er Moses, da ihn kaum der Athem des Lebens verlassen und der Abglanz der Herrlichkeit noch auf seiner Stirne zukt, dem Teufel unter den Füßen sehe, so zürne ich mit dem Engel, der einige Augenblike früher hätte herbeieilen und den Körper des Mannes Gottes von der scheidenden Seele in Ehren übernehmen sollen. (GB 4 I, 282,4–9 [Nr 426].) 184,1 positiven] Hier soviel wie ‚konstruktiv‘, ‚schöpferisch‘ im Sinne großer und würdiger Kunstwerke (172,19), die Goethe in Nr 150 sich selbst und Schiller anempfohlen hatte. Der nächste „Musen-Almanach für das Jahr 1798“ wurde der ‚Balladen-Almanach‘. 184,3 Humor] Im 18. Jahrhundert verbreitet noch wie franz. ‚humeur‘: ‚Laune‘, ‚Stimmung‘ (vgl. Grimm 10, 1906). 184,3–4 sie noch einmal 〈…〉 ärgern] Dies geschah nicht.

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184,5 Verfasser der Agnes] Der Roman „Agnes von Lilien“ von Caroline von Wolzogen erschien seit November 1796 in Fortsetzungen anonym in den „Horen“. Im Bezugsbrief hatte Schiller mitgeteilt, „daß unsre großen hiesigen Critiker, die Schlegels, nicht einen Augenblick daran gezweifelt“ hätten, „daß das Produkt von Ihnen sey“ (NA 29, 22). Caroline Schlegel habe erklärt, er, Goethe, habe „noch keinen so reinen und vollkommenen weiblichen Character erschaffen“ (ebd.). 184,8 jemand] Nicht ermittelt. 184,10 Verfasser des Herrn Starke] Verfasser des ebenfalls in den „Horen“ erschienenen Romanfragments „Herr Lorenz Stark. Ein Charaktergemälde“ ist Johann Jacob Engel. 184,14 im Bette dictiren] Von dieser Angewohnheit ist auch in einem Brief von Christiane Vulpius vom 25. September 1799 die Rede; dem seit Längerem in Jena weilenden Goethe schreibt sie, sie wünsche sich seine baldige Rückkehr: „Es würde vielleicht mit den Arbeiten hier besser gehen als sonst. Du kannst hier wie in Jena im Bette dictiren, und ich will des Morgens nicht ehr zu Dir kommen, bis Du mich verlangst.“ (Goethe-Christiane 1, 261.)

160. An Carl August Böttiger

Weimar, 8. Dezember 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1045, Bl. 155. – 1 Bl. 23,1 × 34,7 cm, 1 S. und 3 Zeilen zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Oberconsistorialrath / Böttiger. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 3). E: WA IV 11 (1892), 282f., Nr 3445 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Vier Zeichnungen (vgl. zu 184,19–20). ERL ÄUT ERUNGEN

Einen Bezugs- und einen Antwortbrief gibt es nicht. 184,19–20 vier Zeichnungen 〈…〉 geschickt worden] Die Zeichnungen mit Darstellungen von Möbeln und Dekorationen, die Johann Heinrich Meyer für Friedrich August Leos „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ Mitte Oktober 1796 aus Italien übermittelt hatte. Goethe hatte sie bereits angekündigt. Zum Kontext vgl. zu 124,5–6, zu 131,15, zu 134,7 und EB 36.

DEZEMBER 1796

387

184,21 Herr Leo] Der Leipziger Buchhändler Friedrich August Leo antwortete Goethe am 12. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 504). In seinem Brief zeigt er sich mit der raschen Zusendung der Zeichnungen durch Böttiger einverstanden. – Zu einem Handel kam es gleichwohl nicht. 184,23 8 Louisdor] Vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV-LV im vorliegenden Band. 185,1–2 anständig] Angemessen, genehm (vgl. GWb 1, 698). 185,2 in der Folge noch mehrere mitgetheilt werden] Am 17. Dezember 1796 sandte Leo die vier Zeichnungen vorzeitig an Goethe zurück, mit der Auskunft, dass sie sich für seine Zeitschrift nicht eigneten (vgl. RA 2, Nr 520). Zur Begründung lag dem Brief eine gedruckte Voranzeige für das „Magazin für Freunde des guten Geschmacks“ von Januar 1794 bei (H: GSA 28/1045, Bl. 158); sie enthielt eine genauere Beschreibung des Vorhabens. Damit erübrigten sich alle weiteren Verhandlungen.

161. An Christian Gottfried Körner Weimar, 8. Dezember 1796 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG

H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 240. – Doppelblatt 19,3(–19,5) × 22,9 cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; Bl. 2 am Mittelfalz aufgeklebt auf einen Träger, Pappe. K: GSA Weimar, Sign.: 29/274,II, Bl. 1–2. – Doppelblatt 35,0 × 21,0 cm, 4 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Adresse und einige Korrekturen links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Ober Appellations- / Rath Körner nach Dresden. E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 206 (Teildruck: 185,6–9 Eigentlich 〈…〉 schrieben). E2: WA IV 11 (1892), 283–285, Nr 3446 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Abschrift des Gedichts „Herrmann und Dorothea“ (vgl. 186,3–4). 2) Tonleiter (vgl. 186,28). ERL ÄUT ERUN GEN

Einen Bezugsbrief gibt es nicht, wie aus dem Anfang des Briefes hervorgeht. – Christian Gottfried Körner antwortete mit einem Brief vom 17. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 519). Postsendungen: 8. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 20).

388

BRIEF 162

185,7–9 was Sie 〈…〉 an Schiller schrieben] Körner hatte sich in zwei vielseitigen Briefen an Schiller vom 11. (bis 14.?) Oktober und vom 5. (bis zum 13.?) November 1796 ausführlich über Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1797“geäußert sowie über Goethes Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, dessen 4. und letzter Band im Oktober 1796 erschienen war (vgl. NA 36 I, 340–345, Nr 299, und 368–375, Nr 317). Wie sehr Goethe Körners Bemerkungen schätzte, geht aus seinem Brief an Schiller vom 19. November 1796 hervor (Nr 151). 185,14 einseitige Urtheile] Vermutlich Schreibversehen; im Konzept heißt es einsichtige Urtheile (249,9). 185,25 Ein episches Gedicht] Herrmann und Dorothea. 185,25–26 6 Gesänge und 2000 Hexamiter] Das Epos umfasste zunächst sechs Gesänge; im Frühjahr 1797 nahm Goethe eine Neueinteilung in neun Gesänge vor. Die Dichtung umfasst wie angekündigt etwas über 2000 Verse. – Hexamiter: Wie schon im Konzept versehentlich für ‚Hexameter‘ (vgl. zu 177,21). 186,3 Die zur Einleitung bestimmte Elegie] Das Gedicht „Herrmann und Dorothea“; es umfasst 23 Distichen. – Das Distichon, ein Doppelvers aus einem Hexameter und einem Pentameter (einem sechsshebigen daktylischen Vers mit einer Zäsur in der Mitte), war der Vers der antiken Elegie. 186,6 Il matrimonio Secreto] Il Matrimonio Segreto: Die heimliche Heirat. Die zweiaktige komische Oper von Domenico Cimarosa mit einem Libretto von Giovanni Bertati war in einer Bearbeitung von Christian August Vulpius am 3. Dezember 1796 in Weimar erstaufgeführt worden (vgl. Theaterzettel Weimar 1784–1967). 186,8–9 das Duett 〈…〉 jungen Manne] Das Duett singen Paolino, der heimlich mit Carolina, der Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Geronimo, verheiratet ist und Graf Robinsone, Paolinos Nebenbuhler. 186,12 sobald als möglich verschaffen und schicken] Körner sandte die Partitur mit seinem Antwortbrief vom 17. Dezember 1796. 186,14 bey folgenden Aufführungen] Die Oper wurde am 17. Dezember 1796 aufgeführt und am 28. Januar 1797 in Weimar wiederholt, danach am 4. Juli 1797 in Lauchstädt gegeben, am 29. August in Rudolstadt und am 28. Oktober 1797 wieder in Weimar. 186,17–18 Einfluß der Leidenschafften 〈…〉 der Nationen] De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations. Par Mad. La Baronne Stael de Holstein. Lausanne 1796 (vgl. zu 176,10). 186,19–20 durch das gewaltsame Feuer 〈…〉 geläutert] Über Madame de Staël und ihr Schicksal während der Französischen Revolution vgl. zu 179,17–18. 186,21 Metallkönig] In der Bergbausprache das nach dem Schmelzen entstehende reine Metall (vgl. Grimm 12, 2144).

DEZEMBER 1796

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186,22 Ihre Frauenzimmer] Körners Frau Minna und seine Schwägerin Dora (Dorchen) Stock. 186,26 Eisbahn] Vgl. zu 179,11. 186,28 Tonleiter zur Guitare] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg hatte sie angefertigt und einige Exemplare mit seinem Brief vom 30. November 1796 an Goethe geschickt, der sie an musizierende Damen in seiner Umgebung austeilen sollte (vgl. RA 2, Nr 476). Körners Frau Minna spielte Gitarre (vgl. seinen Antwortbrief). ERL ÄUT ERUN GEN Z U K

249,9 einsichtige Urtheile] In der Ausfertigung heißt es – vermutlich versehentlich – einseitige Urtheile (249,9). 249,34 Gefällig-/〈keit〉] Die Endsilbe fehlt; Schreibversehen nach Seitenwechsel. 250,4–5 und auf ein anderes 〈…〉 über da menschliche Herz] Bezieht sich auf die Autobiographie von Nicolas Edme Restif (Rétif) de la Bretonne: Monsieur Nicolas; Ou Le Cœur-humain Dévoilé. Publié Par Lui-Même. 8 Bde. Paris 1794–1797 (franz.: Monsieur Nicolas oder das enthüllte Menschenherz. Veröffentlicht von ihm selbst.) – Die Erwähnung dieses Werks im vorliegenden Brief ist vermutlich gestrichen worden, weil Goethe es erst später gelesen hat. Zunächst wurde er von Herzog Carl August durch dessen Brief vom 22. März 1797 darauf aufmerksam gemacht (vgl. Carl August-Goethe2 1, 218; RA 2, Nr 688), dann von Schiller durch dessen Brief vom 2. Januar 1798 (vgl. NA 29, 180f.; RA 2, Nr 1076). Goethe antwortete am 3. Januar: Das Buch von Retif habe ich noch nicht gesehen, ich will es zu erhalten suchen. (WA IV 13, 4.) Goethe las die Autobiographie, die er aus der Weimarer Bibliothek entlieh (vgl. Keudell, Nr 113), erst im Juni und Juli 1798 in Jena (vgl. Tagebuch; GT II 1, 247f. und 252).

162. An Friedrich Schiller

Weimar, 9. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 207. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Einfügungen (vgl. Varianten), Paraphe und Nachschrift, Tinte. E1: Schiller-Goethe2 1 (1856), 254f., Nr 254 (Teildruck: ohne die Nachschrift). E2: Schiller-Goethe4 1 [1881], 206f., Nr 251. WA IV 11 (1892), 286f., Nr 3447.

390

BRIEF 163

ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet keinen Brief Schillers. – Schiller antwortete mit einem Brief vom 10. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 500). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 497). Postsendungen: 9. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). Der vorliegende Brief, in dem es um das Gesuch von Schillers Schwager Wilhelm von Wolzogen, in weimarische Dienste zu treten, geht, wurde durch einen Brief von Herzog Carl August an Goethe vom 8. Dezember 1796 (AS 2, 519f.) veranlasst, Goethe möge sich bei Schiller über Wolzogen erkundigen. Zur Sache vgl. AS 3, 223–225 sowie zu 175,6–6. 187,2 Herz von Mein.] Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen; er war der Familie Wolzogen, die auf ihrem Gut in Bauerbach 10 km südlich von Meiningen lebte, wohlgesinnt. Wilhelm war der Sohn von Schillers mütterlicher Freundin Henriette von Wolzogen. Herzog Carl August hatte geschrieben: „〈…〉 sie 〈Herzog Georg und Wilhelm von Wolzogen〉 kennen sich von kindesbeinen auf 〈…〉.“ (AS 2 I, 519.) 187,8 moralischen Character] Den Begriff hatte der Herzog in seinem Brief vom 8. Dezember gebraucht (AS 2 I, 520). 187,13 das] Irrtümlich für ‚dass‘. 187,16 daß] Irrtümlich für ‚das‘. 187,17 ein Geheimniß bleiben] Aus Gründen der Diskretion schloss Goethe den vorliegenden Brief von einer Veröffentlichung im Erstdruck des Briefwechsels mit Schiller (1828/29) aus. Caroline von Wolzogen lebte noch. 187,19 ihn] Irrtümlich für ‚Ihnen‘. 187,22 Catharina] Die russische Zarin Katharina II., die Große, Regentin seit 1762, war am 17. November 1796 im Alter von 66 Jahren in Sankt Petersburg gestorben.

163. An Friedrich Schiller

Weimar, 10. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 210–211. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. letztem Absatz (188,29–189,2 Auf meinen 〈…〉 überzeugt.), Datum und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 290–292, Nr 249. WA IV 11 (1892), 287f., Nr 3448. BEIL AG EN

1) Rezension des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (vgl. zu 188,15). 2) Denis Diderots „Essais Sur La Peinture“ (vgl. zu 188,29–30).

DEZEMBER 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 9. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 497). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 12. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 505). – Der Brief kreuzte sich mit Schillers Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 500). 188,1 Exemplar zweyter Ausgabe] Exemplar der 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“. 188,2–3 wird wahrscheinlich nicht liegen bleiben] Nachdem die 2. Auflage in Höhe von 500 Exemplaren vergriffen war, wurde Ende Februar 1797 eine 3. Auflage veranstaltet. 188,4 Elegie] Herrmann und Dorothea. 188,5 einige Gesellen bald nachfolgen] Soweit bekannt, entstand erst im September 1797 eine weitere Elegie (vgl. zu 183,10). 188,5 was das Drucken betrifft] Die Elegie wurde vorerst nicht gedruckt; Schiller hatte davon abgeraten, weil er glaubte, das Publikum sei wegen der „Xenien“ für ein solches Produkt noch nicht aufnahmebereit (vgl. zu 183,12–13). 188,8 Freunden und Wohlwollenden] Darunter Christian Gottfried Körner (mit 186,3–4), Carl Ludwig von Knebel (vgl. dessen Dankbrief von etwa 10. Dezember; Goethe-Knebel 1, 137; RA 2, Nr 499), Henriette Wolfskeel von Reichenberg (vgl. deren nach dem 10. Dezember geschriebenen Brief; RA 2, Nr 502), Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. dessen Brief vom 15. Dezember; RA 2, Nr 514). 188,11 etwas f ü r den Almanach] Um was es sich handelte und von wem die Mitteilung stammte, konnte nicht ermittelt werden. In NA 36 II, 419, wird die Frage gestellt, ob die anonym erschienene Schrift „Ein paar Worte zur Ehrenrettung unsrer deutschen Martiale“ (o. O. 1797) gemeint sein könnte. Der Verfasser setzt sich – ironisch, parodistisch – sowohl mit den „Xenien“ als auch mit deren Kritik und Interpretation auseinander. 188,15 Exercitium] In der „Hamburger Neuen Zeitung“ war im Dezember im 3. Stück der „Beiträge von gelehrten Sachen“ eine in Distichenform verfasste Kritik des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (gedruckt in: Fambach 2, 320–323), in der insbesondere die „Xenien“ mit Ironie bedacht werden: Nicht gemeine Natur sieht man hier, nur Göttergestalten, Kein alltäglich Gesicht, keinen geistlosen Blick. Hört man sie reden, so hört man unerhörte Gedanken, Wie seit Sekulen nie Menschengehirn sie gedacht. Bald (zum Beispiel des H o h e n) wird Jakob zum E s e l verwandelt, Oder weicht man nicht aus, stößt uns der hallische O c h s.

392

BRIEF 164

(S. 321.) – Der mit „F*.“ unterzeichnete Verfasser konnte nicht ermittelt werden. Schiller dachte im Bezugsbrief an Johann Friedrich Reichardt oder Jens Baggesen (vgl. zu 96,13 und zu 96,13–14). Caroline Schlegel schrieb am 25. Dezember 1796 an Louise Gotter: „Ich glaubte Trapp darinnen zu erkennen, aber nun wißen wir, daß Ebeling in Hamburg der Verfaßer ist 〈…〉.“ (Caroline 1, 412.) Eine Quelle wird nicht angegeben. Gemeint sind Ernst Christian Trapp, Pädagoge und Schriftsteller in Wolfenbüttel, und Christoph Daniel Ebeling, Gymnasialprofessor in Hamburg. Christian Felix Weiße erwähnt in einem Brief an einen unbekannten Adressaten den Hallenser Naturforscher Johann Reinhold Forster (vgl. Aus Weimars Glanzzeit. Ungedruckte Briefe von und über Goethe und Schiller 〈…〉 hrsg. von August Diezmann. Leipzig 1855, S. 40; Fambach 2, 327f.). 188,21–22 Eine schnelle Uebersetzung 〈…〉 wagen soll?] Über Madame de Staëls Schrift De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“ und deren Übersetzung vgl. zu 176,10. 188,27 wie Voß sich beym Almanach benimmt] Schiller hatte einen Brief von Johann Heinrich Voß übersandt, den er am 7. Dezember 1796 erhalten hatte (vgl. Schillers Kalender, 51). Der Brief ist nicht überliefert. Voß’ Sohn Abraham schildert die Reaktion des Vaters auf die „Xenien“: „Der Xenien-Almanach machte einen sehr üblen Eindruck auf Vo ß, den er lange nicht verschmerzte, so viel anziehendes für ihn sie auch enthalten mochten; nur fühlte er, Wiz und Laune dürften nicht angewandt werden, anderen wehzuthun oder gar zu schaden.“ (Briefe von Johann Heinrich Voß nebst erläuternden Beilagen hrsg. von Abraham Voß. 3. Bd. 2. Abt. Leipzig 21840, S. 49.) 188,28 seine Ankunft] Voß hatte wohl in dem nicht überlieferten Brief einen Besuch in Jena und Weimar angekündigt. Ein für Juni geplanter Besuch war nicht ausgeführt worden (vgl. zu 70,1). Auch jetzt kam Voß nicht, weil er erkrankte. 188,29 Auf meinen gestrigen Brief 〈…〉 baldige Antwort] Schillers Antwort auf Nr 162 war in seinem Brief vom 10. Dezember 1796 enthalten, der sich mit dem vorliegenden kreuzte. Er enthielt die gewünschte Charakteristik Wilhelm von Wolzogens (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 162). 188,29–30 Diderots Werck] Essais Sur La Peinture; Par Diderot. A Paris, Chez Fr. Buisson 〈…〉. L’An Quatrième De La Republique 〈1795/1796〉; die Schrift ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 2398). – Vermutlich legte Goethe das Werk dem Brief bei. In der Gegenantwort äußerte sich Schiller begeistert. 189,1–2 Ihre so schön gefühlte Liebe] Zur Formulierung vgl. GB 10 II, zu 156,21.

DEZEMBER 1796

164. An Friedrich Schiller

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Weimar, 14. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 216. – Doppelblatt 19,4 × 22,9 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 295, Nr 251. WA IV 11 (1892), 289, Nr 3449. BEIL AG E

Titelkupfer für die 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ (vgl. zu 189,11–12). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet zwei Briefe Schillers, vom 10. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 500) und vom 12. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 505). – Schiller antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 510). Postsendungen: 14. Dezember 1796 (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). 189,5 meine Optika] Die genauen Beobachtungen und Aufzeichnungen zur Farbenlehre, mit denen sich Goethe seit Mitte November 1796 beschäftigte (vgl. zu 173,7–8). Die Experimente wurden am 17. Dezember 1796 (vgl. Nr 166) und laut Tagebuch am 20. Dezember (GT II 1, 86) bis ins neue Jahr hinein fortgeführt (GT II 1, 98). An seinen optischen Aufsätzen ließ Goethe auch Carl Ludwig von Knebel als kritischen Leser teilhaben (vgl. 191,15–18; vgl. Knebels Briefe an Goethe, Mitte Dezember; RA 2, Nr 508, RA 2, Nr 513 und RA 2, Nr 521, sowie Schillers Brief an Goethe, 25. Dezember 1796; RA 2, Nr 534). Die Farben zeigten sich nach dem Durchgang des Lichts durch verschiedene brechende Medien, vor allem durch ein großes, mit verschiedenfarbigem Wasser gefülltes und partiell abgedecktes Prisma. Zur Illustration fertigte Goethe Ende Dezember und im Januar 1797 mehrere kolorierte Tafeln an. Dabei handelte es sich vermutlich um vier im Nachlass überlieferte aquarellierte Tuschezeichnungen (Corpus V A, Nr 113, 205, 206 und 208). Auch die Bemerkung Goethes in seinen Notamina zum 29. Dezember 1796, Bemerkung wegen dem helleren Schein des Schnees im ausgeruhten Auge (H: GSA 25/W 2641; gedruckt in: LA I 3, 266), gehört in den Kontext dieser ersten Vorarbeiten zu Goethes grundlegendem, 1810 erschienenen Werk „Zur Farbenlehre“ und zwar dessen erstem Teil, dem didaktischen. Die letzten Wochen des Jahres 1796 waren besonders kalt, stürmisch und außergewöhnlich schneereich (vgl. Knebel, Tgb. 1796, Bl. 36–40). 189,6 Vortrag] Hier: wissenschaftliche Abhandlung. Hierfür ordnete Goethe, von Beobachtungen einzelner Phänomene ausgehend, seine neuen Erkenntnisse – schon während der Entstehung seiner „Beyträge zur Optik“ hatte er sich intensiv mit

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BRIEF 165

Farberscheinungen durch Lichtbrechung auseinandergesetzt –, um zu allgemeineren Einsichten in die Zusammenhänge der Natur zu gelangen. 189,7 simplicirt] Irrtümlich für simplificirt, wie es in E heißt. – ‚simplificiren‘: vereinfachen (von lat. simplex: einfach). 189,7–8 Elementarerscheinungen] Von Goethe auch Ur- oder Elementarphänomene genannt. In dem Aufsatz „Das reine Phänomen“ hat Goethe sich Anfang 1798 um eine Erläuterung dessen bemüht, was er unter einem ‚reinen Phänomen‘ versteht. Es ist ein wesentliches Element seines gegenständlichen Denkens. Goethe unterscheidet dabei das ‚empirische Phänomen‘ (das was jeder Mensch in der Natur wahrnimmt) und das ‚wissenschaftliche Phänomen‘ (was nachher durch Versuche erhoben wird, indem man es unter andern Umständen und Bedingungen als es zuerst bekannt gewesen, und in einer mehr oder weniger glücklichen Folge darstellt) von einer ‚reinen Erscheinung‘, welche zuletzt als Resultat aller Erfahrungen und Versuche dasteht. An ihr lassen sich grundlegende Gesetzmäßigkeiten erkennen. Niemals ist sie isoliert zu sehen, sondern zeigt sich immer in einer stetigen Folge der Erscheinungen (vgl. Das reine Phänomen; gedruckt in: LA I 11, 39–40; erläutert in: LA II 1B, 1154–1158). 189,9 Den Sontägigen Brief] Gemeint ist Schillers Brief von Samstag, dem 10. Dezember 1796, der erst am Tag darauf abgeschickt wurde (vgl. Schillers Kalender, 51) und in Goethes Händen war. Der Brief enthält eine Würdigung Wilhelm von Wolzogens, der sich um eine Anstellung in weimarischen Diensten beworben hatte (vgl. Nr 162 und die Erläuterungen dazu). 189,10 daß er die Sache entscheiden wird] Ende Dezember 1796 wurde von Wolzogen weimarischer Kammerherr. Am 27. Dezember schrieb Christian Gottlob Voigt an Schiller: „Nun kann ich Ihnen melden, daß Ihr Herr Schwager unser seyn wird 〈…〉.“ (NA 36 I, 411.) 189,11–12 noch Titelkupfer] Weitere Abdrucke der Titelvignette zur 2. Auflage des „Musen-Almanachs für das Jahr 1797“ – eine tanzende Frauenfigur –, die in Weimar hergestellt wurden (vgl. zu 172,3–4). 189,12 Terpsigore] Irrtümlich für ‚Terpsichore‘, die Muse des Tanzes (vgl. zu 143,23). 189,12 Verdruß ihrer Widersacher] Der „Xenien“-Gegner. – August Hennings, einer der Kritiker des „Musen-Almanachs“, wollte in der tanzenden Tochter des Zeus eine „üppiche, halbtrunkene Mänade“ erkennen, „die unter Baumgerippen auf gepflastertem Boden in elfenbeinener Figur, martialisch einherschreitet. Der gelösete Gürtel fliegt rauh im Sturmwinde hinter ihr her.“ (Der Genius der Zeit. 9. Bd. 12. St. Dezember 1796, S. 432; vgl. Fambach 2, 316f.)

DEZEMBER 1796

165. An Auguste Duvau

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〈Weimar〉, 17. Dezember 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1421/1974. – 1 Bl. 11,8 × 18,7 cm, ½ S. quer beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe des Datums und Unterschrift, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn Chevalier / du Vau.; am unteren Rand in den Ecken rechts und links Rest einer Verschlussoblate und mehrere kleine Löcher im Papier, untere linke Ecke Papierverlust durch Öffnen der Oblate. E: WAN 1 (1990), 118, Nr 3451 a (Paul Raabe). ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Auguste Duvaus Brief vom 17? Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 517). – Ein Antwortbrief Duvaus ist nicht bekannt. Louis A u g u s t e Duvau (1771–1831), in Tours als Sohn des Alexis Auguste Duvau, eines hohen königlichen Finanzbeamten, geboren, in Paris zur Schule gegangen, emigrierte, nach einer kurzen Zeit in der Emigrantenarmee von LouisJoseph de Bourbon, Prinzen von Condé (vgl. zu 94,16) im Jahre 1792, wie viele seiner Landsleute im Zuge der Französischen Revolution nach Deutschland. Nach einem Aufenthalt in Bocholt kam Duvau im Frühjahr 1795 nach Erfurt und im September dieses Jahres für längere Zeit nach Weimar. Vor allem Carl August Böttiger nahm sich seiner an und vermittelte ihm die Bekanntschaft mit Literaten und Gelehrten, die den Franzosen mit Sympathie aufnahmen, nicht zuletzt, weil er die deutsche Sprache schätzte und fließend sprach. Duvau versuchte zunächst, durch Übersetzungen sein Auskommen zu finden. Er übersetzte u.a. Christoph Martin Wielands „Göttergespräche“ („Dialogues des Dieux“, erschienen als 1. Band der „Œuvres Choisies de Mr. Wieland“, Zürich 1796), Christoph Wilhelm Hufelands viel gelesenes Werk „Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“ (L’Art de prolonger la vie humaine. Jena 1799) und Wilhelm Gottlieb Beckers „Augusteum“ (Augusteum ou description des monumens antiques qui se trouvent à Dresde. 1. Bd. Leipzig 1804). Im September 1797 wurde Duvau Lehrer an dem von seinem Landsmann Jean Joseph Mounier gegründeten Erziehungsinstitut in Belvedere (vgl. zu 54,16) und unterrichtete bis zur Schließung des Instituts 1801 Französisch, Deutsch und Latein. Ende September 1801 verließ Duvau Weimar und kehrte nach einer Rhein- und Italienreise im August 1802 nach Paris zurück. Über seine Eindrücke verfasste er die Schrift „Wie fand ich mein Vaterland wieder im Jahre 1802?“ (Leipzig 1803; vgl. GB 10 II, zu 159,17–18). Weil eine erhoffte Anstellung ausblieb, kam Duvau im April 1803 als Hofmeister von Alphonse Perrégaux, der in Leipzig studierte, erneut nach Deutschland, bevor er das Land im September 1804 endgültig verließ und nach einem Aufenthalt in Genf schließlich Ende 1805 wieder in Frankreich eintraf. Ohne Anstellung privatisierte er auf dem

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BRIEF 166

Château de la Farinière in der Nähe von Tours und widmete sich botanischen Studien, bis er als Sekretär Edouard Mouniers, des Sohnes von Jean Joseph Mounier, seinerseits 1809 kaiserlicher Kabinettsekretär, nach Paris ging. Dort wurde er im Mai 1810 zum Chef des Übersetzungsbüros berufen sowie Mitarbeiter an der von 1811 bis 1828 erscheinenden „Biographie universelle ancienne et moderne“. Duvau lieferte u.a. Artikel über Schiller (Bd 41. Paris 1825, S. 133–151) und Wieland (Bd 50. Paris 1827, S. 501–538). 1813 wurde Duvau Generalsekretär der Intendanz der königlichen Gebäude. Goethe lernte Duvau offenbar im Frühjahr 1795 kennen, als dieser im April von Erfurt aus einen ersten Besuch in Weimar machte. In einem Empfehlungsschreiben an Goethe aus der Zeit vor dem 27. April 1795 (vgl. RA 1, Nr 1293) bat Johann Gottfried Herder, Goethe möge Duvau „einige Augenblicke“ schenken und ihm auch „Schillers Bekanntschaft“ vermitteln (HB 7, 152). In seinem ersten Brief an Goethe vom 30. April 1795 bedauerte Duvau, dass er Goethe während seines Besuchs in Weimar nicht öfter seine Ehrerbietung zum Ausdruck habe bringen können (vgl. Charles Joret: Un professeur à l’Institut du Belvédère. Auguste Duvau 〈…〉. In: Revue germanique 3 [1907]. Nr 5, S. 509). Der weitere Briefwechsel beschränkt sich auf wenige Briefe, zwei Briefe von Goethe, neun Briefe von Duvau, sieben davon aus den Jahren 1795–1797. Es geht um Besuchstermine, Büchersendungen und Duvaus Übersetzungen. Was Goethe von dem Franzosen hielt, geht aus einem späten Brief an ihn vom 16. August 1828 hervor. Darin heißt es mit Bezug auf Duvaus (oben erwähnte) Artikel über Schiller und Wieland in der „Biographie universelle“: Wenn Sie auch, mein hochgeschätztester Herr, bey Ihrem Aufenthalt in Weimar manches Gute, erfreulich Fördernde mögen erlebt haben, so bleibt doch Ihre dagegen erwiesene Dankbarkeit immer musterhaft. Sie haben die Ehrenmänner, welche jener Zeit so kräftig wirkten, in einem treuen Sinne festgehalten, ihr Andenken nicht allein mit wahrem Gefühl, sondern auch mit ernsten Studien zu ehren gewußt. (WA IV 44, 277.) 189,15 Ein unvermuthetes Geschäfft] Was genau gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. Im Fourierbuch findet sich für die Fürstliche Tafel am Mittag des 17. Dezember 1796 der Eintrag: „DurchL: Herzog. / DurchL: Herzogin / Herr Geh: R: v. Göthe / alleine“ (FB 1796, Bl. 147). Ob der Besuch Duvaus stattfand und worüber gesprochen wurde, lässt sich nicht angeben.

166. An Friedrich Schiller Weimar, 17. Dezember 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 221–222. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrektur und Paraphe, Tinte; S. 4

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quer beschr. Adresse: Des / Herrn Hofrath Schiller / Wohlgebl. / J e n a. / f r a n k und rotes Siegel (zwei Figuren mit Flügeln?, die sich umarmen); Bl. 2 am Rand Mitte Siegelausriss. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 296–298, Nr 253. WA IV 11 (1892), 290f., Nr 3451. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 16. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 515). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 18. 〈19.〉 Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 522). 190,1 Daß es mit Wallenstein so geht] Schiller hoffte, um „den Dreykönig Tag“ (NA 29, 27) am 6. Januar 1797 den 1. Akt des „Wallenstein“ soweit fertiggestellt zu haben, dass Goethe ihn lesen könnte. Als Goethe am 13. Januar 1797 für einen Tag in Jena war, scheint Schiller ihm nichts vorgelegt zu haben. In seinem Brief an Goethe vom 24. Januar schreibt er nämlich: „Das seh ich jetzt klar, daß ich Ihnen nicht eher etwas zeigen kann, als biß ich über alles m i t m i r s e l b s t im reinen bin.“ (NA 29, 38.) 190,3 nach dem Neuen Jahre] Goethe kam am 13. Januar 1797 für einen Tag nach Jena. 190,4–5 eine Reise] Goethe reiste in Begleitung Herzog Carl Augusts am 28. Dezember 1796 nach Leipzig, von wo aus beide vom 2. bis zum 6. Januar 1797 die anhalt-dessauische Herzogsfamilie besuchten. Am 10. Januar war Goethe wieder in Weimar. 190,6 Die Optica] Die optischen und chromatischen Versuche Goethes (vgl. zu 189,5). 190,7 instruirt] ‚Instruieren’: hier in rechtssprachlichem Sinn: (eine Sache, einen Prozess) vorbereiten, einleiten (von lat. instruere: einrichten; rüsten). 190,8 referiren] Ebenfalls amtssprachlich: (bei einer Stelle, Behörde) Bericht erstatten (von lat. referre). 190,8 Knebel nimmt Antheil daran] Vgl. Nr 167 und die Erläuterungen dazu. 190,12–13 wie uns 〈…〉 dargethan hat] In ihrem Werk „De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“, das Goethe Schiller am 7. Dezember 1796 mit Nr 167 geschickt hatte (vgl. 182,20). – Umständlich: ausführlich. 190,14–15 jedermann verlangt darnach] Carl Ludwig von Knebel hatte in einem Brief an Goethe von Mitte Dezember um Madame de Staëls Werk gebeten; sie werde „sehr begierige Leserinnen erhalten.“ (Goethe-Knebel 1, 138; vgl. RA 2, Nr 513.) Schiller ließ das Buch am 20. Dezember „mit d〈em〉 BotenMädchen“ (NA 29, 28) nach Weimar befördern (vgl. zu 117,8 und zweite Erläuterung zu 123,15). 190,15 Im Merkur ist schon Gebrauch davon gemacht.] Das Dezember-Heft 1796 des „Neuen Teutschen Merkur“ hatte unter dem Titel „Neuestes Werk der

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BRIEFE 167/168

Frau von Stael“ (S. 415–420) eine Ankündigung von Carl August Böttiger gebracht. 190,15 Diderot] Essais Sur La Peinture. Paris 1796. – Goethe hatte das Buch mit seinem Brief vom 10. Dezember 1796 (Nr 163) übersandt. 190,19 Eisbahn] Vgl. zu 179,11. 190,19–20 Jakobi] Max Jacobi (vgl. zu 180,8).

167. An Carl Ludwig von Knebel

〈Weimar, 17.? Dezember 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Goethe schickte Carl Ludwig von Knebel das 11. Stück der „Horen“ 1796 (vgl. 191,11), das er selbst mit weiteren Exemplaren von Schiller mit dessen Brief vom 16. Dezember 1796 erhalten hatte, mit dem Wunsch, „das bezeichnete bitte an H〈errn〉 von Knebel abgeben zu lassen.“ (NA 29, 27.) Am 17. Dezember bat Goethe Schiller – aus Anlass der Nachfrage Knebels im Bezugsbrief –, Madame de Staëls Schrift „De L’Influence Des Passions“ (vgl. zu 191,10) zurückzuschicken, denn: jedermann verlangt darnach (190,14–15). Im selben Brief an Schiller vom 17. Dezember berichtete Goethe von seinen Optica (190,24) und Knebels Anteilnahme daran (vgl. zweite Erläuterung zu 190,8). Davon ist auch im vorliegenden Brief die Rede. Es ist gut möglich, dass er ebenfalls vom 17. Dezember 1796 stammt. BEIL AG E

Manuskript zu optischen Versuchen (vgl. zu 190,24). ÜBER L IEF ERU NG

H: Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek, Sign.: Bestand 964, Slg. Anton Baer, T. 2, Nr 2. – 1 Bl. 18,7 × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Seitenrand aufgeklebt auf einen Träger, Papier (18,8 × 23,7 cm); Papier beschädigt, an den unteren Ecken restauriert. E: 〈Wilhelm Dorow:〉 Denkschriften und Briefe zur Charakteristik der Welt und Litteratur. Bd 4. Berlin 1840, S. 174f. WA IV 18 (1895), 75, Nr 3439a (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Carl Ludwig von Knebels wohl von Mitte Dezember 1796 stammenden Brief (vgl. RA 2, Nr 513). – Knebel antwortete mit einem etwa vom 18. Dezember 1796 stammenden Brief (vgl. RA 2, Nr 521). 190,24 beykommende Optica] Das Manuskript und die Tafeln sind nicht überliefert. Zu den Farbenversuchen Goethes vgl. zu 189,5.

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191,1 Refracktion] Die Brechung des Lichtsstrahls am Übergang von einem Medium zu einem anderen mit abweichender optischer Dichte, an der brechenden Kante eines Prismas beispielsweise von Luft zu Glas. 191,4 rangiren] Ordnen, in eine Reihenfolge bringen (vgl. GWb 7, 143) (von franz. ranger). 191,5 freundschaftlichen, antreibenden Antheil] Auch im Brief an Schiller würdigt Goethe Knebels Hilfe bei seinen optischen Arbeiten (vgl. 190,8–10). 191,7 herrlch] Verschreibung für ‚herrlich‘. 191,9 Esbaren Theil] Weder im Bezugsbrief noch in anderen Briefen Knebels von Dezember 1796 findet sich ein Hinweis darauf, worum es sich handelte. 191,9 das kleine Volck] Goethes (fast siebenjähriger) Sohn August und möglicherweise andere Kinder. 191,10 M. de Stael ist leider noch in Jena.] Gemeint ist Madame de Staëls Schrift „De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations“ (Lausanne 1796). Goethe hatte sie am 30. November 1796 an Schiller gesandt (vgl. 182,20). Dieser schickte sie am 20. Dezember zurück (vgl. zu 190,14–15). 191,11 Hier ein Horenstück.] Vgl. Datierung.

168. An Friedrich Schiller

Weimar, 21. Dezember 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 224–225. – Doppelblatt 19,5 × 23 cm, 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte. E: Schiller-Goethe1 2 (1828), 301–304, Nr 256. WA IV 11 (1892), 291f., Nr 3452. BEIL AG E

Heinrich Christian Boies Brief an Schiller vom 12. Dezember 1796 (vgl. zu 191,22): Meldorf. 12 Dzmbr. 1796 Ihr Schreiben vom 23.sten N〈o〉v〈e〉mb〈e〉r, mein hochgeehrtester Herr und Freund, hat mir alle die Freude gemacht, die es mußte, und ich beantworte es Ihrem Wunsche gemäß gleich. Mein Exemplar von Cellinis Leben, das von England aus so leicht nicht zu bekommen sein mögte, weil es sich schon ziemlich selten gemacht haben soll, steht dem H〈errn〉 G〈eheimen〉R〈ath〉 v. Göthe sehr zu Befehl, und ich will froh sein, wenn ers als einen Beweis meines Andenkens, meiner Verehrung und meiner Dankbarkeit

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für so manche aus seinen Schriften geschöpfte Belehrung und Unterhaltung annehmen will. Seine Uebersezung soll mir künftig statt des Originals dienen, und wird dadurch auch ein〈en〉 größern Werth für mich bekommen, daß ich sie aus seiner eigenen Hand erhalte. Wenn ich ihn jezt einmal wieder sähe, würden wir vermuthlích mehrere Berührungspunkte finden, als vor zwanzig Jahren. Es war mir schon leid, daß ich gewagt hatte, einem Meister und Kenner, wie Sie, Reime eines blossen Liebhabers, zwischen Aktenstaub und nur diesen einmal abzuschütteln versucht, zuzusenden, und ihre Einrückung in eine Monatsschrift zu verlangen, die nur Meisterstücke enthalten solte, und ihrer wirklich so manche enthält. Ihre Erklärung, daß Sie sie aufnehmen wollen, macht mir indeß, was soll ich es leugnen? Vergnügen, weil ich dabei vorausseze, daß diese Erklärung, wie Ihr Wunsch, auch einige Stücke von mir in den Almanach aufzunehmen, nicht bloß Höflichkeit ist. Ist sie das, so bitte ich Sie, und das ganz ernsthaft, legen Sie sie ohne alles Bedenken hin. Ich habe wenigstens nicht mehr die Eitelkeit der mittelmäßigen Reimer, und weis ganz, was meinen Versuchen fehlt. Ich habe, seitdem ich Ihnen schrieb, so viele Geschäfte und Zerstreuungen gehabt, daß auch nicht Eine Stanze mehr von der größeren Erzählung fertig geworden ist, und ich zweifle sehr, daß sie diesen Winter vollendet werden wird. Im Sommer giebt mir der Garten die Erholung, die ich brauche, und ich bin dann durch die gezogenen Blumen und Pflanzen gewisser, als durch Gedichte, auch andern Vergnügen zu machen. Für den Almanach habe ich unter meinen Papieren noch manches, was wenigstens als Füllstück dienen kan, und ich will gelegentlich etwas für Sie aussuchen. Die kriegrische Gestalt Ihres lezten hat mich nicht abgeschreckt, wiewohl ich mit einigen der Gegeißelten Mitleid gehabt habe. Uebrigens ist es mir lieb gewesen, mein Urtheil über so manches neue Produkt von dem Meister bestättigt zu finden, von dessen Hand die Xenien nur sein können. Anziehender als diese satirischen Distichen sind mir indeß die gewesen, die eine tiefe Empfindung, eine grosse Wahrheit oft so glücklich in zweien wie hingeblasenen Zeilen sagen, und die bedeutenden Blicke, die manche andere ins Innere der Kunst und Wissenschaft werfen. Manche, ich bekenne es Ihnen, verstehe ich gar nicht, weil mir der Schlüßel fehlt. Wegen meines Freundes und Schwagers Voß, an dem, als einem der edelsten Menschen, die ich kenne, meine ganze Seele hängt, bin ich in großer Sorge gewesen. Henslers Kunst, hoffe ich indeß jezt, hat über ein Nervenfieber gesiegt, das gefährlich zu werden drohte. Meine Frau freut sich innigst des Andenkens von der Ihrigen, und will, wenn nicht mit diesem Briefe (ihre vier Kinder, von denen sie immer umringt ist, lassen sie so selten ans Schreiben kommen,) doch bald einmal die Schuld abtragen, in der sie bei ihr seit Jahren zu stehen sich Vorwürfe macht. Ich bin froh, daß diese gegenseitige Achtung und Freundschaft unserer Frauen auch ein Band zwischen uns werden zu wollen verspricht, das zwischen Männern nie beßer und fester geknüpft wird, als

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durch gute Weiber, wie die unsrigen gewiß sind. Ich emphele mich mit meiner Sara Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin, und umarme Sie am Schluss dieses Briefes als Ihr Freund Boie.

Dürfen Sie mir den Verfasser der treflichen, leider abgebrochenen Erzählung im lezten Stücke der Horen nennen? Auch Nathan ist dem Bokkaz nacherzählt, daß der was ähnliches versuchen wolte, verzweifeln mögte. (H: Privatbesitz. – E: Schiller-Cotta [1876], 219–221. – Textgrundlage: NA 36 I, 401–403 [nach H].) 2 Ihr Schreiben vom 23.sten N〈o〉v〈e〉mb〈e〉r] Heinrich Christian Boie antwortet auf Schillers Brief vom 23. November 1796 (NA 29, 12f.). Darin hatte Schiller in Goethes Auftrag angefragt, um welchen Preis ihm Boie seine englische Übersetzung der Autobiographie Benvenuto Cellinis überlassen wolle (vgl. Nr 72 sowie die Erläuterungen zum Brief und zur Beilage). 5 Mein Exemplar von Cellinis Leben] Thomas Nugent: The Life Of Benvenuto Cellini: A Florentine Artist. 〈…〉 Written By Himself In The Tuscan Language, And Translated From The Original. 2 Bde. London 1771. 13 vor zwanzig Jahren] Am 15. und 17. Oktober 1774 war Boie in Frankfurt a. M. gewesen und hatte Goethe besucht (vgl. BuG 1, 298). 15–16 Reime 〈…〉 zuzusenden] Mit einem Brief vom 10. September 1796 hatte Boie Schiller Gedichte zugesandt (vgl. NA 36 I, 326f.). Einige nahm Schiller in seine „Horen“ auf (vgl. „Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers ‚Horen‘ 1795–1797“; GB 10 II, 599). 20 in den Almanach] In Schillers „Musen-Almanachen“ erschienen keine Gedichte Boies. 25 der größeren Erzählung] In Boies Brief an Schiller vom 10. September 1796 ist von einer „größeren Erzählung in Stanzen, Cimon und Ifigenia nach dem Bokkaz“ die Rede (NA 36 I, 327). Sie kam nicht zustande. 30 etwas für Sie aussuchen] Mit seinem Brief vom 5. Februar 1797 übersandte Boie weitere Gedichte an Schiller (vgl. NA 36 I, 435). 30–31 Die kriegrische Gestalt Ihres lezten] Mit Bezug auf den „Musen-Almanach für das Jahr 1797“, in dem die „Xenien“ erschienen. 34–35 die eine tiefe Empfindung 〈…〉 werfen] Tabulae votivae. 39 Freundes und Schwagers Voß] Johann Heinrich Voß war seit 1777 mit Boies Schwester Ernestine verheiratet. 40 in großer Sorge gewesen] Voß war Anfang Dezember an einer Hirnhautentzündung erkrankt. 41 Henslers Kunst] Philipp Gabriel Hensler, Professor der Medizin in Kiel. 43 Meine Frau] Sara Boie, geb. von Hugo. Sie hatte Schillers Frau Charlotte 1786 in Karlsbad kennengelernt, wo diese mit ihrer Mutter Louise von Lengefeld und ihrer Schwester Caroline zur Kur weilte. 44 vier Kinder] Friedrich (geb. 1789), Louise (geb. 1790) sowie die Zwillinge Heinrich

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und Julia Constantia Maria Sophia (geb. 1794). 53–54 Erzählung im lezten Stücke der Horen] Der Anfang von Caroline von Wolzogens Roman „Agnes von Lilien“ im 10. Stück der „Horen“ 1796. 54 Nathan] Im 9. Stück der „Horen“ 1796 war Sophie Mereaus Übersetzung „Nathan. (Aus dem Decam. des Boccaz.)“ erschienen. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 18. 〈19.〉 Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 522). – Schiller antwortete mit einem Brief vom 25. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 534). 191,14 Das Werk der Frau von Stael] De L’Influence Des Passions Sur Le Bonheur Des Individus Et Des Nations. Lausanne 1796. – Vgl. zu 176,10. 191,15 Neugierde der Freunde] Carl Ludwig von Knebel hatte um das Buch gebeten (vgl. zu 190,14–15). 191,16 bey sich sehen] Knebel hielt sich seinem Tagebuch zufolge (Knebel, Tgb. 1796, Bl. 76f.) vom 21. bis zum 23. Dezember 1796 in Jena auf. Schiller berichtete in seinem Antwortbrief von Knebels Besuch. 191,16 er hilft mir] Nach Schillers Antwortbrief hatte Knebel z.B. die „Idee, daß Sie 〈Goethe〉 das Ganze in einige HauptMaßen ordnen möchten“ (NA 29, 29). 191,17–18 meinem optischen Wesen] Die optischen und chromatischen Versuche Goethes (vgl. zu 189,5). 191,18 Tafeln] Die von Goethe zur Illustration angefertigten Darstellungen. Dabei handelte es sich vermutlich um vier im Nachlass überlieferte aquarellierte Tuschezeichnungen (Corpus V A, Nr 113, 205, 206 und 208). 191,19 Entwurf zur Vorrede] Eine nicht überlieferte frühe Fassung eines Vorworts zur „Farbenlehre“. 191,20 ich communicire ihn nächstens] Aus dem Briefwechsel geht darüber nichts hervor. Möglicherweise geschah dies bei Gelegenheit von Goethes Besuch in Jena im Februar/März 1797. Unter dem 21. Februar ist in Goethes Tagebuch von Gesprächen über die Farbenlehre die Rede (vgl. GT II 1, 97). 191,22 Boies Brief] An Schiller vom 12. Dezember 1796 (NA 36 I, 401–403). Darin überließ er Goethe seine englische Ausgabe der Lebensbeschreibung von Benvenuto Cellini (vgl. zu 131,4 , zu 158,28 und zu 158,29). Erhalten hatte Goethe sie durch Gottlieb Hufeland (vgl. Nr 72 und die Erläuterungen dazu). 191,23–24 ich will ihm 〈…〉 dazu schreiben] Das Versprechen erfüllte Goethe im Juni 1797 (vgl. zu 158,29). 191,25 daß die Elegie bey Körner gut gewirkt hat] Goethe hatte seine Elegie „Herrmann und Dorothea“ am 8. Dezember 1796 an Christian Gottfried Körner geschickt (vgl. 186,3–4). In seinem Brief an Goethe vom 17. Dezember hatte sich Körner begeistert darüber geäußert (vgl. Nachträge zu Goethe-Correspondenzen.

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Im Auftrage der von Goetheschen Familie aus Goethes handschriftlichen Nachlass, hrsg. von F.〈rantiˇsek〉 Th.〈omáˇs〉. In: GJb 4 [1883], 230–315, hier 300f.; RA 2, Nr 519), ebenso in seinem Brief an Schiller vom 15. 〈14?〉 Dezember (vgl. NA 36 I, 405). 191,26 Ihre Bemerkung] Schiller hatte von einer Veröffentlichung abgeraten, weil das Publikum wegen der „Xenien“ noch verstimmt sei (vgl. zu 183,12–13). 192,1 Den dritten Feyertag 〈…〉 nach Leipzig.] Goethe reiste erst am 28. Dezember mit Herzog Carl August „früh nach 7. Uhr“ (FB 1796, Bl. 151) ab, besuchte vom 2. bis zum 6. Januar 1797 Dessau und war am 10. Januar 1797 „Abends um 11 Uhr“ (GT II 1, 93) wieder zurück. 192,2 fragen Sie diesen Freund] Wilhelm von Humboldt, der zuletzt auf der Rückreise von Berlin nach Jena am 26. Oktober 1796 in Leipzig war (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 353), empfahl in einem Brief an Goethe vom 23. Dezember, außer den Genannten den Arzt und medizinischen Schriftsteller Christian Erhard Kapp zu besuchen (Humboldt, Wilhelm, Briefe I 3, 323f.; RA 2, Nr 527). – Dass Goethe ihn gesehen hat, ist nicht belegt. Wem er in Leipzig sonst begegnete, geht im Einzelnen aus seinem Tagebuch hervor (vgl. GT II 1, 86–93); u.a. traf er (am 30. Dezember) zum letzten Mal mit seinem früheren Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser zusammen (vgl. GT II 1, 86). 192,3 Professor Ludwig] Christian Friedrich Ludwig, Professor der Naturgeschichte, seit 1796 Professor der Pathologie in Leipzig. Dass Goethe ihn besuchte, geht aus Briefen und Tagebuch nicht hervor. 192,3 Magister Fischer] Gotthelf Fischer, Naturforscher in Leipzig: „Sein Lieblingsfach ist Zootomie.“ (Humboldt, Tagebücher 1, 354.) Laut Tagebuch traf Goethe – wie bereits zu Beginn des Jahres, am 15. Januar 1796 (vgl. GT II 1, 58) – am 30. Dezember 1796 und am 7. Januar 1797 mit ihm zusammen (vgl. GT II 1, 86 und 92). Am 31. Dezember 1796 las Goethe dessen Abhandlung von der Schwimmblase (vgl. GT II 1, 88); das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 4551). 192,8–9 physisch, manches zu leiden] Über die Reisestrapazen bei schlechten Witterungsbedingungen berichtet Goethe in Briefen an Schiller vom 1. Januar und an Christiane Vulpius vom 3. Januar 1797 (WA IV 12, 1 und 3f.). Im Tagebuch beklagt er unter dem 2. Januar eine sehr schlechte Bahn (GT II 1, 91). 192,11 Meine Fisch und Wurmanatomie] Im Tagebuch heißt es unter dem 22. Dezember 1796: bey der reg Herzoginn früh / Demonstration der Raupen Anatomie. (GT II 1, 86.) In diesen Zusammenhang gehört das kurz zuvor oder danach entstandene Konzept eines Briefes an Herzogin Louise (Nr 169). – Unmittelbar darauf beziehen lässt sich auch eine eine Tuschpinselzeichnung, auf der Goethe einen parasitischen Wurm (Kratzer) abbildet, wie er ihn außen am Magen eines Kaulbarsches durch Zufall gefunden hatte (H: GSA 26/LXI,1,1; gedruckt in: LA II 9B, 19 [M 17]; Corpus V B, Nr 45). Am 18. Oktober 1796 werden Fisch und

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Vögel anatomirt (158,1), laut Tagebuch ebenso am 25. Oktober (GT II 1, 83) sowie am 26. Oktober die Eingeweide der Thiere näher betrachtet (163,12). 192,14 in dem dramatischen Felde] Schiller arbeitete an „Wallenstein“ (vgl. zu 190,1). 192,15 daß wir uns sehen] Goethe kam am 13. Januar 1797 für einen Tag nach Jena (vgl. Färber-Calender 1797, Bl. 3). 192,17–18 Litterarischen Gastmahl] Außer August Wilhelm Schlegel und seiner Frau Caroline hatten an der mittäglichen Gesellschaft am 19. Dezember 1796 bei Goethe auch Johann Gottfried Herder und Knebel teilgenommen (vgl. dessen Tagebuch; BuG 4, 262). Caroline Schlegel berichtet in ihrem Brief an Louise Gotter vom 25. Dezember 1796 davon: „Göthe gab ein allerliebstes Diner, sehr nett, ohne Überladung, legte alles selbst vor, und so gewandt, daß er immer dazwischen noch Zeit fand, uns irgend ein schönes Bild mit Worten hinzustellen 〈…〉 oder sonst hübsche Sachen zu sagen.“ (Caroline 1, 410f.)

169. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, kurz nach dem 22. Dezember 1796〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Am 22. Dezember 1796 fand laut Goethes Tagebuch bey der reg Herzogin früh / Demonstration der Raupen Anatomie (GT II 1, 86) statt. Kurz danach dürfte Goethe der regierenden Herzogin Louise das Schema (192,21) dazu übermittelt haben. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/15, Bl. 466. – 1 Bl. 18,7 × 23,3(–23,5) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte, Bemerkung am oberen Rand, egh., Bleistift: Grund des Versuch.; am rechten und unteren Rand Einrisse, am unteren Rand eine ausgerissene Stelle, Papierverlust. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr 128). E: WA IV 11 (1892), 301, Nr 3458 (Eduard von der Hellen; nach K; zunächst Herzogin Amalia zugeschrieben, was in den Lesarten korrigiert wird, vgl. WA IV 11 [1892], 345). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe (vgl. zu 192,21).

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ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der einzige Brief Goethes an L o u i s e Auguste von Sachsen-Weimar und Eisenach (1757–1830) aus dem Jahre 1796; er blieb unbeantwortet. Darin gibt Goethe der regierenden Herzogin, die wie viele Damen ihrer Zeit und ihres Standes ausgeprägte naturwissenschaftliche Interessen verfolgte, einen Leitfaden an die Hand, wie Beobachtungen durchgeführt werden könnten. Der Brief folgt einem persönlichen Treffen am 22. Dezember 1796, bei dem Goethe ihr (und einem Kreis Interessierter) die Raupen Anatomie anschaulich vorgeführt hatte (vgl. Datierung). Das Treffen ist nicht das erste seiner Art: Bereits am 22. Juli 1796 hatte Goethe laut Tagebuch sich mit der Herzogin über Botanick ausgetauscht (GT II 1, 76). Man darf annehmen, dass er ihr dabei einige seiner Experimente zur Wirkung von farbigem Licht oder von Dunkelheit auf die Entwicklung von Samen und Pflanzen vorführte (vgl. zu 74,17–20). Ihre Anwesenheit an weiteren naturwissenschaftlichen Vorträgen ist anzunehmen: Durch Goethes nachgelassene Vorlesungsmanuskripte und die Mitschriften der Hörerinnen belegt sind seine Vorträge zur allgemeinen und besonderen Naturlehre, Geognosie und Botanik, die er zwischen 1805 und 1808 in einem Kreis von Damen der Gesellschaft hielt, zu dem auch die Herzogin gehörte (gedruckt in: LA I 11, 55–101, 121–123, 124–127, LA II 9B, 67–69 [M 58]; erläutert in: LA II 1B, 1204–1270, 1271–1279, LA II 8A, 645–647. – Über Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach und deren Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 37. 192,21 beyliegendem Schema] „Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe“, nicht überlieferte Abschrift der im naturwissenschaftlichen Nachlass Goethes noch vorhandenen Reinschrift (H: GSA 26/LIV,6,43, Bl. 5–49 [H3]; gedruckt in: LA I 10, 176–192; erläutert in: LA II 9B, 447–456) oder einer früheren Fassung derselben (möglicherweise noch ohne die eigentlichen Beobachtungen und die dort vorgenommenen Korrekturen und Ergänzungen Goethes). – Bei der Aufzeichnung handelt es sich um ein tabellarisches Schema zur Beobachtung der Metamorphose von Insekten. Zur Beschäftigung Goethes mit diesem Themenfeld vgl. zu 98,19, zu 100,23–24 und zu 105,11–12. 192,21–22 die verschiedenen Rubriken] Die Rubriken bilden die Matrix, der die Beobachtung des Lebens, der Entwicklung vom Ei bis zur Raupe, der Verpuppung, dem Erreichen eines neuen Lebensstadiums bis zum Tod des Individuums folgt. 193,2–4 über die Puncte 〈…〉 Erläuterung geben] Am 20. Januar 1797 kam es zu einem erneuten Treffen mit der regierenden Herzogin: Fortsetzung der Demonstration über die Metamorp〈h〉ose der Inseckten, vermerkte Goethe dazu im Tagebuch (GT II 1, 94). Am 27. Januar 1797 wurden die Demonstr. fortgeführt (GT II 1, 95).

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BRIEFE 170/171

170. An Christoph Ernst Polex Weimar, 23. Dezember 1796 → Langensalza ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/15, Bl. 472. – 1 Bl. 19,2 × 22,9 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte, Bemerkung oben links, egh., Bleistift: Polex, oben rechts Zählung, Bleistift: 160; Einrisse und Heftspuren am rechten Rand. – Ehemals eingeheftet, heute lose in einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu 128). E: WA IV 11 (1892), 293, Nr 3453 (Eduard von der Hellen; nach K „Cassirtes Mundum“ genannt). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Christoph Ernst Polex’ Brief vom 7. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 489). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 23. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). Der vorliegende Brief ist der einzige Brief Goethes an Christoph Ernst Polex (1747–1810) überhaupt. Von diesem ist nur der Bezugsbrief an Goethe bekannt. – Der Kaufmann, Pulverfabrikant, Öl- und Branntweinhändler, Sohn eines gleichnamigen Waidherrn aus Langensalza, war durch eine Heirat mit Marie Sophie Schmidt im November 1786 Teil des weiteren Bekanntenkreises von Goethes Mutter Catharina Elisabeth in Frankfurt a. M. geworden. Wie seine Schwester Marie Sophie stammte der mit Goethes Mutter befreundete Handelsmann und Bankier Nicolaus Schmidt aus Langensalza, dem wohlhabenden, zwischen Erfurt und Mühlhausen gelegenen Ort im Thüringer Becken. Der Vater der Geschwister, Christian Ludwig Schmidt, hatte Langensalza zusammen mit dem Sohn verlassen, um 1773 in Frankfurt am Kleinen Hirschgraben eine Flachs- und Farbwarenhandlung und ein Bankhaus für Wechsel- und Kreditgeschäfte zu gründen. Der im thüringischen Langensalza ansässige Christian Ernst Polex war ein ebenso willkommener wie als Handelsmann erfahrener Helfer, wenn es um den Transport von Gütern nach Weimar ging. Langensalza lag verkehrsgünstig an der Route der fahrenden Post von Kassel nach Leipzig. Eine persönliche Begegnung von Goethe mit Polex oder dessen Ehefrau Marie Sophie ist nicht belegt. 193,6–7 Briefe vom 7ten Decembr] Im Bezugsbrief hatte Polex Goethe unterrichtet, dass der Frachtbrief der in Weimar erwarteten Kiste (vgl. die folgende Erläuterung) durch Verschulden des Fuhrmanns Wienert verlorengegangen und sie deshalb ob der fehlenden Angaben zum Bestimmungsort nach Erfurt gelangt sei. Polex habe die Verwandten des Fuhrmanns daraufhin angewiesen, die Kiste so rasch wie möglich und ohne weitere Kosten nach Weimar zu bringen.

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193,7–8 lang erwartete Kiste] Laut Bezugsbrief hatte die Kiste bereits am 24. September 1796 Frankfurt a. M. verlassen. Sie enthielt wertvolle, nicht näher bekannte Gegenstände aus dem Besitz von Goethes Mutter, die diese aus Angst vor Plünderungen aus der Stadt bringen wollte. Nicolaus Schmidt hatte sich um den Versand der Stücke gekümmert. Schon 1794 hatte Goethe einigen Adressaten von derartigen Sendungen aus Frankfurt an den Kaufmann Polex in Langensalza berichtet (vgl. GB 10 I, Nr 39 und GB 10 I, Nr 47 sowie die Erläuterungen dazu). – Frankfurt war in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1796 von französischen Truppen bombardiert, dabei schwer zerstört und am 16. Juli 1796 eingenommen worden (vgl. Catharina Elisabeths Brief an Goethe vom 22. Juli 1796; Beilage zu Nr 383). Die Franzosen verlangten immense Kontributionszahlungen. Am 8. September 1796 war die Stadt wieder in die Hände verbündeter österreichischer Truppen gekommen (vgl. GT II 1, 79). Am 18. Oktober 1796 erkannte die französische Republik die Neutralität der freien Reichsstadt Frankfurt an, aus Dankbarkeit für das Wohlverhalten der Stadt während der Besetzung. Die zunächst geheime Vereinbarung wurde am 2. Dezember 1796 vom Pariser Direktorium bestätigt. 193,9 Dieselben] Mit dem Demonstrativpronomen verwendet Goethe eine ausgesucht höfliche Anrede. 193,10 Mühwaltung] Kanzleisprachlich für eine mit einer Kraftanstrengung verbundene Handlung, zu der der Bezeichnete eigentlich nicht verpflichtet war (vgl. Adelung 3, 305). 193,11 etwas angenehmes] Ob Goethe dem Adressaten etwas angenehmes erwies, ließ sich nicht ermitteln.

171. An Christoph Martin Wieland

Weimar, 24. Dezember 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Pennsylvania State University Library, University Park, PA (USA), Bestand: Allison-Shelley-Collection. – Doppelblatt 19,9 × 22,9 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: Herrn Hofrath Wieland. / Wohlgebl.; Bl. 2 am oberen Rand Reste eines roten Siegels; am oberen Rand Siegelausriss. E: Vier Briefe Goethes. Mitgetheilt von L〈udwig〉 Geiger, M〈ax〉 Grunwald, C〈arl〉 Schüddekopf. In: GJb 18 (1897), 108–112, hier 109. WA IV 30 (1905), 60f., Nr 3453a.

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BRIEF 172

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christoph Martin Wieland antwortete mit einem Brief vom selben Tag (vgl. RA 2, Nr 533). Mit dem einzigen Brief Goethes an Christoph Martin Wieland (1733–1813) aus dem Jahre 1796 übermittelte Goethe seine Weihnachtswünsche und -gaben, eingedenk der langjährigen freundschaftlichen Verbindung mit dem Adressaten und dessen Familie. Die Antwort auf vorliegenden Brief eingeschlossen, sind insgesamt vier Briefe von Wieland an Goethe aus dem genannten Zeitraum überliefert. Es sind kurze Mitteilungen, die immer dann verfasst wurden, wenn getroffene Verabredungen aus bestimmten Gründen (Reisen, Krankheit) nicht eingehalten werden konnten oder ein lesenswerter Aufsatz noch vor der nächsten Zusammenkunft zugestellt werden sollte. Goethes Tagebuch und andere Quellen belegen die persönlichen Treffen bei gemeinsamen Essen oder Treffen im kleinen Kreis, so am 21. Januar, 27. März oder am 15. November 1796 (vgl. GT II 1, 60, 65, 85). Seit 1795 hatte Goethes vertraulich familiärer Umgang mit Wieland und dessen Familie etwas an Intensität verloren, was sich erst nach Schillers Tod 1805 wieder ändern sollte. Wieland selbst war zum Hof und der Weimarer Gesellschaft zunehmend auf Distanz gegangen. 1797 kehrte er der Stadt sogar ganz den Rücken und zog sich in die ländliche Ruhe und Abgeschiedenheit seines Gutes in Oßmannstedt zurück. – Über Christoph Martin Wieland und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 II, Nr 84. 193,13 Schüttchen] In Thüringen auch „Schittchen“ oder „Schietchen“ genannt, regionale Bezeichnungen für den Weihnachts- oder Christstollen. Das in der Adventszeit hergestellte längliche Gebäckstück besteht aus schwerem, sehr butterhaltigem Hefeteig, in den Mandeln, Korinthen oder Sultaninen, Zitronat und Orangeat eingearbeitet sind. – In Goethes Rechnungsbüchern sind „2 Schüttchen“ aufgeführt, für die am 13. Dezember 1796 12 Groschen bezahlt wurden (GR/RB 1796, 5, Bl. 180). Es ist wahrscheinlich, dass man in der Advents- und Weihnachtszeit mehr als diese zwei Stollen verzehrte oder diese an Dritte verschenkte; einige Stücke wurden offenbar gekauft, andere wohl unter der Leitung Christianes im Haushalt selbst hergestellt. Die Formulierung wieder nicht übel gerathen (vgl. 193,13) deutet darauf hin, dass die offerierten Gebäckstücke wohl aus eigener Produktion stammten. 193,15 geräucherten Lachs] Den durch Räuchern haltbar gemachten Seefisch hatte Goethe mußmaßlich von Friedrich Heinrich Jacobi erhalten (vgl. Nr 172 und die Erläuterungen dazu). In seiner Antwort bedankte sich Wieland für die kulinarischen Aufmerksamkeiten. 193,17–18 dienstags 〈…〉 Reise nach Leipzig] Anders als ursprünglich geplant, brach Goethe mit Herzog Carl August am Mittwoch, dem 28. Dezember 1796, nach Leipzig auf, das sie nach einer Übernachtung in Rippach am Vormittag des 29. Dezember 1796 erreichten (vgl. GT II 1, 86). Der Reisegesellschaft ge-

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hörten der Jäger Stötzer, wohl Johann Wilhelm Julius Stötzer, und Goethes Bediente an. Der Kammerdiener und ein weiterer Bedienter des Herzogs waren bereits am Dienstag, dem 27. Dezember 1796, abgefahren (vgl. FB 1796, Bl. 150f.). Weshalb sich die Abreise der Herrschaften um einen Tag verzögerte, ließ sich nicht ermitteln. 193,18–19 dich bald 〈…〉 wieder zu sehen] Am 10. Januar 1797, um 11 Uhr nachts, kehrten Goethe und der Herzog nach Weimar zurück (vgl. GT II 1, 93; FB 1797, Bl. 5). Einige Tage später, am 17. Januar 1797, sahen sich Goethe und Wieland bei der mittäglichen Fürstlichen Tafel in größerem Kreise wieder (FB 1797, Bl. 9).

172. An Friedrich Heinrich Jacobi

Weimar, 26. Dezember 1796 → 〈Wandsbek〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2747. – Doppelblatt 19,3 × 22,8 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 1 oben links Empfangsvermerk, rote Tinte: „e. dL 2t Jan 97.“, davor „Goethe.“. E: Goethe-Jacobi (1846), S. 215–218, Nr 105 (Max Jacobi). WA IV 11 (1892), 293–296, Nr 3454. ERL ÄUT ERUN GEN

Der Brief beantwortet Friedrich Heinrich Jacobis Brief vom 9. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 450). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 26. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 19). 194,4–5 dein Brief, sodann die philosophische Abhandlung] Der Bezugsbrief und das Paket mit der soeben erschienenen Abhandlung von Franz Baader (vgl. zu 195,1) trafen getrennt voneinander in Weimar ein. Das Blatt mit dem Brieftext sei, so Jacobi in seiner Nachschrift, beim Siegeln des Pakets unbemerkt herausgefallen. 194,5 der wackre Max] Vgl. zu 157,9. Der jüngste Sohn des Adressaten war mindestens einen Tag früher in Weimar eingetroffen als geplant. Unter dem 6. Dezember 1796 sind erstmals in Goethes Rechnungsbüchern diesbezügliche Ausgaben verzeichnet (H: GSA 34/XII,6,5, Bl. 3). Bis weit ins neue Jahr hinein – die letzte Erwähnung findet sich unter dem Datum des 19. Februar 1797 – logierte Max Jacobi in der Mansarde im Haus am Frauenplan: Goethe bezahlte in dieser Zeit u.a. für Speisen, Zucker, Licht, Briefporto, Siegellack oder Puder (GR/RB 1796, 6, Bl. 3f.). – Wacker: im Sinne von ‚brav‘. 194,5–6 zuletzt ein paar Kistchen geräuchertes] Am 12. November 1796 sollte ein „Kasten mit nordischen Victualien“ an Goethe abgehen, so war es zu-

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BRIEF 172

mindest im Bezugsbrief angekündigt worden: „Alles ist beysammen, bis auf die Plöner Aale, die, wie Max versichert, am wenigsten ausbleiben dürfen, u, leider! am schwersten zu haben sind. Ich hätte Dir schon längst, ohne Anmahnung, wieder eine Kiste geschickt, wenn das Herbeyschaffen, packen u spedieren nicht so beschwerlich wäre. Gefällig sind die Hamburger Menschen über alle Maaßen, aber sie vermögen es nicht auszuführen. Wegen Deiner Bedürfniße habe ich nun doch auch für die Zukunft Anstalten gemacht, die meine Gegenwart über leben werden.“ (JB I 11, 155.) Wie aus Goethes Rechnungsbüchern hervorgeht, traf am 7. Dezember 1796 diese Sendung „von der Küste von Frankfurth“ in Weimar ein (GR/RB 1796, 5, Bl. 4). – Zum Inhalt des Pakets gehörte auch etwas von dem „geräucherten Lachs“, den Goethe zum Weihnachtsfest mit Christoph Martin Wieland teilte (vgl. Nr 171 und die Erläuterungen dazu). Zu Neujahr gab Goethe einen Teil dieses Geschenks auch an Charlotte von Stein weiter (vgl. ihren Brief an Fritz von Stein, 2. Januar 1797; Düntzer, Charlotte von Stein 2, 61). 194,10–11 daß du den vierten Band 〈…〉 vernommen hast] Im Bezugsbrief hatte Jacobi sich über den 4. Band von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ zunächst positiv geäußert, aber schon hier darauf verwiesen, dass er den Roman erst ein zweites Mal lesen müsse. Bislang habe er ihn lediglich gehört, durch den Vortrag Lenes, seiner Halbschwester, in größerer Runde. Kritische Töne folgten umgehend: „Die Entwickelung ist aber nicht im Ganzen wie ich sie nach dem 3ten Theile, der ein H ö c h s t e s v Entwickelungsa n l a g e für mich ist, erwartet hatte.“ (JB I 11, 155.). Jacobi bemängelt allerdings die fehlende „Haltung für das Ganze“ (ebd.). 194,16–17 zu meinem neuen epischen Gedicht] Alexis und Dora (vgl. zu 62,7–8). 194,20 Die unartige Recension deines Woldemars] Wo l d e m a r. Neue verbesserte Ausgabe; Königsberg 1796, bei Friedrich Nikolovius. Erster Theil, VI. S. und 286 S. Zweiter Theil 300 S. In: Deutschland 3 (1796), 8. St., S. 185–213. – Friedrich Schlegel hatte die anonyme Rezension im August 1796 in Johann Friedrich Reichardts Zeitschrift veröffentlicht. In ihr verurteilt er den philosophischen Roman in seiner künstlerischen Qualität auf das Heftigste, wendet sich gegen die moral- und religionsphilosophische Intention Jacobis, indem er den Text als theologisches Werk, als „Einladungsschrift zur Bekanntschaft mit Gott“ (S. 213) lesen will. – Im Bezugsbrief hatte Jacobi bereits von der Lektüre berichtet. Er zeigte sich entrüstet. Der Name des Verfassers, ein „junger Mensch in Jena, der viel Lärm dort macht“, sei ihm nicht mitgeteilt worden (H: GSA 28/445, Bl. 68). 194,20–21 habe ich nicht lesen können] Die lange Rezension missfiel Goethe scheinbar ebenso wie Jacobi, so dass er erklärt, die Lektüre vorzeitig abgebrochen zu haben. Jacobi andererseits wusste natürlich um Goethes Vorbehalte seinem Werk gegenüber. 194,21 vernünftige Silhouette] Hier: ein Schattenriss (von franz. silhouette: Umriss), ein Scherenschnitt, bei dem die Proportionen des Abbilds denen des Ab-

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gebildeten entsprechen. Dafür muß die Lichtquelle zentral hinter dem Porträtierten stehen, so dass dessen Schatten unverzerrt auf den senkrechten Schirm fallen kann, auf dem die Konturen nachgezeichnet werden. 194,23–24 Motto Fiat justitia et pereat mundus] Dabei handelt es sich um das auf dem Titelblatt der Zeitschrift „Deutschland“ wiedergegebene Motto: „Fiat justitia, pereat mundus! / Es herrsche Gerechtigkeit, die Schelme in der Welt mögen auch insgesamt darüber zu Grunde gehen! / K a n t. Z u m e w i g e n F r i e d e n.“ – In der Abhandlung „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“ (Königsberg 1795) hatte Kant das verbreitete Sprichwort zitiert und, wie oben wiedergegeben, übersetzt, den Rechtsgrundsatz als wahr erklärt und als „Verbindlichkeit der Machthabenden“ gedeutet, „niemanden sein Recht aus Ungunst oder Mitleiden gegen Andere zu weigern oder zu schmälern“ (S. 87). 194,25–26 für einen zwanzigjährigen Autor] Gemeint ist ein Autor, der seit 20 Jahren veröffentlicht. Die ersten Beiträge in Wielands „Teutschem Merkur“ waren Mitte der 1770er Jahre erschienen. 194,28–30 wo die gebeinlosen Heroen 〈…〉 zu Tische setzen] Anspielung auf eine Erzählung aus der nordischen Mythologie. Dort wird berichtet, dass die Einherier (Einherjer), die auserwählten gefallenen Krieger, sich bei täglichen Kampfspielen schwere Verletzungen zufügten, die rasch wieder heilten. Danach kehrten sie unversehrt an den Tisch Odins, des Göttervaters und Königs der Totenwelt, in der Walhall zurück. 195,1 Baders Schrifft] Mit dem Bezugsbrief hatte Goethe Franz Baaders soeben erschienene „Beyträge zur Elementar-Phisiologie“ (Hamburg 1797) erhalten; das Exemplar ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 4342). – Im Sommer 1796 war Franz Xaver Baader von einem mehrjährigen Arbeitsaufenthalt im englischen und schottischen Berg- und Hüttenwesen zurückgekehrt. Wilhelm von Humboldt lernte den Mediziner und Naturforscher während seines Aufenthalts bei Jacobi in Hamburg kennen. Im Reisetagebuch betrachtet er dessen Person, vor allem aber die von Baader praktizierte Metaphysik der Naturwissenschaften skeptisch (vgl. Humboldt, Tagebücher 1, 342–344), eine Auffassung, die Goethe mit Humboldt verbindet. 195,1–2 sie uns gleich 〈…〉 niemals versteige] In der als Einleitung zu weiteren Abhandlungen über einzelne physiologische und chemische Gegenstände gedachten Schrift macht der Verfasser den Versuch einer umfassenden Betrachtung zur elementaren Physik von Körpern. Von den kritischen Schriften Immanuel Kants ausgehend und auf eine „Phisiologie des inneren Sinnes“ hinführend, enthält das Werk mitunter schwer nachvollziehbare, weit in das Gebiet der Metaphysik reichende Darlegungen zu den mechanischen, dynamischen und chemischen Wechselwirkungen von so genannten ‚Raum-Individuen‘. 195,11 auf dem Wege] Max war dabei, in Jena zu promovieren (vgl. zu 157,9). 195,16 imponirt] ‚Imponiren’: hier ‚Ehrfurcht einflößen‘.

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BRIEF 173

195,17 nach einer so schön Reise] Vor allem die in Schottland und in England verbrachte Studienzeit. 195,22 einen Versuch auf Schrittschuh gemacht] Wohl am 8. Dezember 1796 auf dem Schwansee in Weimar. Wenige Tage zuvor war Goethe laut Tagebuch schon einmal Auf dem Eise (GT II 1, 85) gewesen; Goethe genoss dieses Vergnügen. Am 8. Dezember 1796 könnte ihn Max auf die Eisbahn begleitet haben: In Goethes Rechnungsbüchern ist vermerkt, dass an diesem Tag „2 paar Schrittschuh zu putzen“ waren (GR/RB 1796, 5, Bl. 2); den Tag zuvor hatte Goethe „1 paar Schrittschuh“ von „Götzen“ erhalten (GR/RB 1796,°5, Bl. 4).

173. An Georg Christoph Lichtenberg 〈Weimar, 26. Dezember 1796〉 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: 1992 Privatbesitz (im „Lichtenbergischem Familienbesitz“, vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 668, Nr 2715), heutiger Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/306,II, Bl. 2–3. – Doppelblatt 17,4 × 20,7(–20,9) cm, 2 ¼ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 297–299, Nr 3456 (Eduard von der Hellen; nach K). E: Lichtenberg, Briefwechsel 4 (1992), 668, Nr 2715 (Ulrich Joost, Albrecht Schöne, Julia Hoffmann; nach H). Textgrundlage: Xerokopie von H. BEIL AG E

Ein Exemplar des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 195,27). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Georg Christoph Lichtenbergs Brief vom 17. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 357). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 26. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). 195,27 vierten Band meines Romans] Vgl. zu 159,15. 195,29 die ersten Bände] Sie hatten den Adressaten bereits 1795 erreicht (vgl. GB 10 II, zu 194,17). 196,2 planetarischen Zustand] Mit Bezug auf die Planeten oder Wandelsterne, Sternen, die ihren Stand im Lauf um die Sonne beständig verändern, hier in metaphorischer Übertragung auf das menschliche Individuum und seine Position in der Gesellschaft gebraucht. 196,6–7 Ihre letzte Erklärung der Hogartischen Kupfer] Die dritte Lieferung von „G. C. Lichtenberg’s ausführlicher Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche“

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(Göttingen 1796). Das broschierte Oktavbändchen mit zeitgenössischem Buntpapierumschlag ist noch heute in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 2459). An gleichem Ort erhalten haben sich auch die zugehörigen acht Kupferstiche zum „Weg des Liederlichen“ in Folio (vgl. Schuchardt 1, S. 220, Nr 49; Ruppert, Nr 2454). Zur Sendung der ersten beiden Lieferungen vgl. GB 10 II, zu 64,14–15 und zu 194,6. – Wie im Bezugsbrief angekündigt, sollte Martin Heinrich Ingversen die dritte Fortsetzung überbringen. Der Besuch des jungen Chemikers in Weimar hinterließ in schriftlichen Quellen keinerlei Spuren, so dass unklar bleibt, wann Goethe die Sendung tatsächlich erhielt. – Die weiteren Lieferungen von Lichtenbergs „Ausführlichen Erklärungen“ unterblieben. 196,7 jene Behandlung] Die in satirische Absicht überzeichnende karikierende Darstellung des realen Lebens, wie sin in den von Lichtenberg erläuterten Gemäldeund Kupferstichzyklen von Hogarth vorgenommen wird (vgl. GB 10 II, zu 194,11). 196,8 Sensation] Empfindung, emotionale Reaktion (von franz. sensation: Gefühl). 196,12 Steig] Synonym zu Pfad (196,9) und Weg (196,12) (vgl. Grimm 18, 1856). 196,18 consolidirt] ‚Consolidiren‘: verfestigen (von franz. consolider: stärken). 196,18–19 Der Krieg 〈…〉 Unsicherheit] Der Erste Koalitionskrieg der europäischen Mächte gegen die französische Republik bedrohte Weimar zum Jahresausklang 1796 nicht unmittelbar: Nach der Schlacht bei Schliengen versuchten die kaiserlich-österreichischen Truppen im Südwesten, das erneute Vordringen der französischen Armee in rechtsrheinisches Gebiet zu verhindern. In Oberitalien hatten sich Mitte Oktober 1796 die Städte Modena, Reggio Emilia, Ferrara und Bologna und ihr Umland zum cispadanischen Bund, einer Föderation aus Kleinstrepubliken nach französischem Vorbild, zusammengeschlossen. – Wenige Tage später, am 28. Dezember 1796, ging Goethe mit dem Herzog auf Reisen (vgl. zu 193,17–18). 196,20–21 Ihr körperlicher Zustand] Im Bezugsbrief sprach Lichtenberg von „Hypochondrie“, die ihn verleitet habe, die Sendung an Goethe zu verschieben (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 625, Nr 2674), aber mit Sicherheit wusste Goethe auch um die körperlichen Beschwerden, welche Lichtenberg die zunehmende Deformation seiner Brustwirbelsäule und das periodisch wiederkehrende Asthma verursachten.

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BRIEFE 174/175

174. An Julius Heinrich Gottlieb Schlegel Weimar, 26. Dezember 1796 → 〈Ilmenau〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Privatbesitz Meiningen (Fanny Schreiber; vgl. WAN 2, 123). – Einzelblatt, 1 S. beschr., Schreiberhd (Färber), mit egh. Unterschrift und Ergänzungen (zu ergänzten Kommata vgl. S. XII im vorliegenden Band), Tinte. E: Georg Gustav Wießner: Ein unbekannter Goethe-Brief. In: Dichtung und Volkstum. Neue Folge des Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 39 (1938), S. 339–341, hier S. 339 (ohne Adressatenangabe). WAN 1 (1990), 119f., Nr 3455 a. BEIL AG E

Manuskript einer Reisebeschreibung Julius Heinrich Gottlieb Schlegels über Kärnten (vgl. zu 196,23). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Julius Heinrich Gottlieb Schlegels Brief vom 13. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 509). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Julius Heinrich Gottlieb Schlegel (1772–1839), Sohn des Musikdirektors Johann Christian Schlegel in Jena, studierte in seiner Heimatstadt Medizin. Nach der Promotion 1795 brach er im Juni dieses Jahres zu einer mehrmonatigen Bildungsund Studienreise in die Steiermark und nach Kärnten auf. Nach seiner Rückkehr war er zunächst als Arzt in Jena tätig. Im Oktober 1796 wurde er Amtsphysikus in Ilmenau, später auch Stadtphysikus. 1810 erhielt er die Stelle eines Hofmedikus in Weimar, 1817 in Meiningen. 1811 wurde er zum Hofrat, 1824 zum Geheimen Hofrat ernannt. Von Goethe sind lediglich drei Briefe an Schlegel überliefert. Im vorliegenden sowie in einem Brief vom 1. Februar 1798 geht es um Schlegels Beschreibung einer Reise durch Deutschland, Österreich und Italien (vgl. zu 196,23). In den frühen der neun überlieferten Gegenbriefe aus den Jahren 1796 bis 1826 ist von dieser Reisebeschreibung u.a. ebenfalls die Rede, ferner von medizinischen Schriften Schlegels sowie von der Frage nach einer Besoldungszulage. 196,23 Theil Ihres Aufsatzes über Kärnten] Schlegel hatte Goethe ein Teilmanuskript der Beschreibung seiner Reise nach Kärnten zukommen lassen (vgl. die einleitende Erläuterung), welches bereits mit Goethes Brief an Carl August Böttiger von Anfang Dezember 1796 (Nr 156) zur Veröffentlichung im „Neuen Teutschen Merkur“ gegangen war (vgl. zu 180,19). 196,24 Ihren Brief] Den Bezugsbrief vom 13. Dezember 1796. 196,26 das Ganze dem Publiko zu geben] Als Ganzes erschien Schlegels Reisewerk später anonym: Reise durch einige Theile vom mittäglichen Deutschland

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und dem Venetianischen. Erfurt 1798 (2. Aufl. Gießen und Wetzlar 1807). Der Verfasser widmete das Buch „Den Herren Freih. von F.**, von G.**, G. V.** Geh. Räthen in **“ (Jacob Friedrich von Fritsch, Goethe und Christian Gottlob Voigt). Schlegel übersandte Goethe ein Exemplar mit seinem Brief vom 28. Dezember 1797 (vgl. RA 2, Nr 1070). Es ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 3968). – Publiko: Dativform von lat. publicum. 196,27 Ihre Gesundheit wieder hergestellt] Wie aus dem Bezugsbrief hervorgeht, hatte Schlegel unter einem „rheumatische〈n〉 Nervenfieber“ gelitten, das ihn „dem gänzlichen Untergange nahe brachte“ (H: GSA 28/15, Bl. 456). 196,28–29 daß Sie 〈…〉 nützlich seyn werden] Schlegel hatte gerade die Stelle eines Amtsarztes in Ilmenau im Thüringer Wald angetreten. 197,1–3 Sammeln Sie doch 〈…〉 Licht setzen] Goethe wiederholte diese Bitte in seinem Brief an Schlegel vom 1. Februar 1798 (vgl. WAN 1, 130). Schlegel erfüllte sie im 2. Teil seiner Aufsatzsammlung „Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft und praktische Heilkunde“ (Jena 1801); das Werk ist in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 4203). Das 5. Kapitel enthält „Medicinisch-topographische Bemerkungen über das Thüringer Waldgebirg überhaupt und das Amt und die Stadt Ilmenau insbesondere“ (S. 81–136).

175. An Friedrich August Wolf Weimar, 26. Dezember 1796 → Halle a. d. S. ÜBER L IEF ERU NG

H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe. – Doppelblatt 19,4 × 22,4 cm, 2 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe von Ort und Datum sowie Unterschrift, Tinte. K1: GSA Weimar, Sign.: 29/556,II, Bl. 3–4. – Doppelblatt 20,5(–20,8) × 34,7 cm, 2 1⁄3 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und zum Teil Korrekturen links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 oben links Adresse: An Herrn Professor Wolf / nach Halle. K2: GSA Weimar, Sign.: 29/531,II, Bl. 4. – Doppelblatt 20,7(–21,0) × 34,5(–34,7) cm, 1 1⁄3 S. beschr. (S. 3 zweites Drittel bis S. 4 Text; S. 1–3 zweites Drittel Konzept zu Nr 157), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte; über dem Text Adresse, Schreiberhd (Geist), mit egh. Angabe von Ort und Datum, Tinte: An Herrn Professor Wolf nach Halle W. dl. 6 Dec. 96. E: Goethe-Wolf (1868), 90f., Nr 2 (Michael Bernays). WA IV 11 (1892), 296f., Nr 3455 (nach E). BEIL AG E

Ein Exemplar des 4. Bandes von „Wilhelm Meisters Lehrjahren“ (vgl. zu 197,14).

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BRIEF 176

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 26. Dezember 1796 (GR/Belege 1796, 6, Bl. 21). Mit dem einzigen Brief an Friedrich August Wolf (1759–1824) aus dem Jahre 1796, der ohne Erwiderung des Altphilologen blieb, übersendet Goethe seinen Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ und bittet um Wolfs günstiges Urteil zu seinem Werk. Dass ihm die Zeilen nicht leicht aus der Feder flossen, zeigen die beiden Konzepte, die sich in Goethes Nachlass erhalten haben. Selbst in der letzten Fassung, die Goethe ausfertigen ließ, wirken die Formulierungen noch schwerfällig, die Bildlichkeit des Erntens und Schenkens gesucht. – Über Friedrich August Wolf und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 160. 197,8 Gartenliebhaber] Hier im übertragenen Sinne für den ‚Verehrer‘ und ‚Schöpfer‘ eines vollendeten künstlerischen Werks. Goethe sah in den Werken Homers die fruchtbarsten Gärten des ästethischen Reichs (Brief an Schiller, 17. Mai 1795; GB 10 I, 127,8–9). – Der Vergleich des Künstlers mit einem Gärtner und des Werks mit reifen Früchten, die anderen angeboten werden, erinnert darüber hinaus an Voltaires Zitat am Ende seiner satirischen Novelle „Candide ou l‘optimisme“ (franz.: Candide oder die beste aller Welten): „mais il faut cultiver notre jardin“ (franz.: aber unser Garten muß bestellt werden). Übertragbar sind die konsequente Zuwendung zur diesseitigen Welt und die Einsicht in die Notwendigkeit, die Realität durch fortgesetzte Arbeit gemeinschaftlich zu verbessern, Ideen, denen auch Goethes Roman zuneigt. 197,14 meinen geendigten Roman] Vgl. zu 159,15. 197,15 Museum] Ursprünglich das Heiligtum der Musen, das Museion, in neuerer Zeit der Ort, an dem Kunstwerke aller Epochen aufbewahrt und präsentiert werden; es ermöglicht den Vergleich mit den Klassikern der Alten. In der Antike war das Museion zudem eine Stätte der Forschung, an dem die Gelehrten lebten und lehrten, was Goethe und Zeitgenossen durchaus präsent war; der Adressat gehörte als Bewohner (197,16) zum Kreis dieser altphilologisch gebildeten Menschen. 197,18–19 Ankündigung eines epischen Gedichtes] Auf Anraten Schillers unterblieb die Ankündigung von „Herrmann und Dorothea“ in den „Horen“. Wie das erste Konzept zum vorliegenden Brief zeigt (vgl. Nr 175K1), war zunächst geplant, dem Adressaten eine Elegie beizulegen: Bey dieser Gelegenheit kann ich der Versuchung nicht widerstehen eine Elegie beyzulegen in der ich das nicht verschweige, wie viel ich jener Ueberzeugung schuldig / bin, die Sie mir so fest eingeprägt haben|.| (251,16–18) 197,22–23 hohe Begriff 〈…〉 Schrifften] Goethe folgte lange der Ansicht seiner Zeitgenossen, die in Homer den Prototyp und das Leitbild eines Originalgenies zu erkennen glaubten. Diese Ansicht hatte vor allem Robert Wood in seinem Essay „An Essay on the Original Genius of Homer“ (London [1769]; engl.: Versuch über das Originalgenie des Homer [Frankfurt 1773]) vertreten.

DEZEMBER 1796

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197,23–24 da Sie diese herrlichen Werke einer Familie] In der lateinischen Vorrede, den „Prolegomena“ zum 1. Band einer geplanten Gesamtausgabe der Werke Homers, betrachtete Wolf 1795 die Schriften Homers nicht als geschlossenes Werk eines einzigen Dichters, sondern als Kompilationen relativ eigenständiger Rhapsoden (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 160). 197,25–26 Voß in der Luise] Johann Heinrich Voß d. Ä. hatte in „Luise / Ein Laendliches Gedicht / In Drei Idyllen“ (Königsberg 1795) versucht, eine zeitgenössische Geschichte, die Liebe Luises zu Walter und deren Vermählung, im antiken Versmaß zu erzählen. Die ersten Fassungen der drei Stücke waren bereits 1783 bzw. 1784 in verschiedenen Zeitschriften erschienen (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 10 II, Nr 126). Die erste Buchausgabe, die Goethe vom Verfasser erhielt, hat sich in seiner Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, Nr 1183). Die Idyllen regten ihn an, mit „Herrmann und Dorothea“ selbst ein Epos in Hexametern zu beginnen. 197,27 Ihre Schrifft] Prolegomena Ad Homerum Sive De Operum Homericorum Prisca Et Genuina Forma Variisque Mutationibus Et Probabili Ratione Emendandi. Scripsit Frid. Aug. Wolfius. Volumen I, Halis Saxonum 1795; griech./lat.: Vorbemerkungen zu Homer oder über die alte und ursprüngliche Form sowie die verschiedenen Veränderungen der Homerischen Werke und die plausible Begründung ihrer Emendation, geschrieben von Friedrich August Wolf. Band I. Halle an der Saale 1795. – Goethe hatte das Werk im Brief von dessen Verfasser vom 22. Juni 1795 schon angekündigt, als Beischluss eines Briefes von Carl August Böttiger vom 25. Juni 1795 erhalten. In seinem Antwortbrief hatte Goethe damals darauf verzichtet, sich zum Inhalt des Werks zu äußern, und eine mündliche Auskunft darüber in Aussicht gestellt (vgl. Goethes Brief an Wolf, 5. Oktober 1795; GB 10 I, Nr 160). Das Geschenk ist noch heute in Goethes Bibliothek vorhanden (vgl. Ruppert, Nr 1300). 198,1–2 an Ihren Schülern] Zu denen sich in gewissem Sinn auch Goethe selbst zählte. 198,4 der Genius] Hier: die schöpferische Potenz des Künstlers (vgl. GWb 3, 1471f.).

176. An Friedrich Schiller

〈Weimar, 27. Dezember 1796〉 → 〈Jena〉

DAT IERUN G

Der Brief bezieht sich auf das „Packet“, das Schiller mit seinem Brief vom 25. Dezember 1796 abgeschickt hatte (vgl. NA 29, 29; RA 2, Nr 534). Schiller erhielt ihn am 29. Dezember (vgl. Schillers Kalender, 52). Am 28. Dezember brach Goethe mit Herzog Carl August – „früh nach 7. Uhr“ (FB 1796, Bl. 151) – zu einer Reise nach Leipzig auf. Da er an diesem Tag kaum an Schiller geschrieben haben

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BRIEF 177

wird, wohl aber – äußerst zerstreut (198,13) – offensichtlich kurz vor der Abreise stand, stammt der vorliegende Brief wohl vom 27. Dezember 1796 ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 28/1048, Bl. 228–229. – Doppelblatt 19,4 × 23 cm, 2 Zeilen (S. 1) egh., 3 S. (S. 2–4) von Schreiberhd (Geist) beschr., mit egh. Korrekturen, Tinte; unvollständig überliefert. E1: Schiller-Goethe4 1 (1881), 215, Nr 263 (Teildruck: ohne den ersten Satz). E2: WA IV 11 (1892), 299f., Nr 3457 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN

Der Brief beantwortet Schillers Brief vom 25. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 534). – Schiller antwortete erst wieder am 11. Januar 1797 (vgl. RA 2, Nr 550) auf Goethes Brief vom 11. Januar 1797 (WA IV 12, 4f.). 198,13 Ihr Packet] Darin enthalten war das im Dezember erschienene 10. Stück des von Johann Friedrich Reichardt herausgegebenen Journals „Deutschland“ von 1796. Dort hatte Reichardt, einer der am meisten bedachten Adressaten der „Xenien“ (vgl. zu 18,16), eine „Erklärung des Herausgebers an das Publikum, über die Xenien im Schillerschen Musenalmanach. 1797.“ (S. 103–106) abgedruckt (vgl. Fambach 2, 349f.). Dort hatte er Schiller als den Hauptakteur am „Pasquillantenunfug“ (S. 104) der „Xenien“ bezeichnet und mit Goethe zu entzweien gesucht: „Seine 〈des Herausgebers〉 herzliche Verachtung gegen Schillers nichtswürdiges und niedriges Betragen ist ganz unvermischt: da desselben schriftstellerische Talente und Anstrengungen keinesweges auf derselben Stufe mit jenem echten Genie stehen, welches auch selbst dann, wenn es sich durch Unsittlichkeit befleckt, noch Ansprüche an Ehrfurcht behält. – Er hält sich an ihn, als den Herausgeber des Almanachs, und fordert ihn hiedurch laut auf, den Urheber der Verleumdungen anzugeben, oder falls er sich selbst dazu bekennt, seine Beschuldigungen öffentlich zu beweisen. Kan er dies nicht, so ist er für ehrlos zu achten.“ (S. 105.) 198,13 äußerst zerstreut] Goethe stand unmittelbar vor einer Reise mit Herzog Carl August nach Leipzig und Dessau vom 28. Dezember 1796 bis zum 10. Januar 1797. 198,17 sich] Versehentlich eingefügt. 198,21 Meo voto] Lat.: nach meiner Meinung. 198,23 Ihr Aufsatz] Schiller hatte im Bezugsbrief den Entwurf zu einer Erwiderung geschickt: „Ignorieren darf ich seinen 〈Reichardts〉 insolenten Angriff nicht, wie Sie selber sehen werden; die Replique muß schnell und entscheidend seyn. Ich sende Ihnen hier das Concept, ob es Ihnen so recht ist.“ (NA 29, 29.) Das Konzept ist nicht überliefert. 198,25 contestiren litem] Rechtssprachlich: einen Prozess durch Aufrufen von Zeugen einleiten (lat. contestor: als Zeugen anrufen; lat. lis, litis: Rechtsstreit).

DEZEMBER 1796

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198,26 Exceptionen] Rechtssprachlich: Einwand, Einspruch (gegen den Kläger) (von lat. exceptio). 199,1 zwey Journalen] Reichardt war Herausgeber der Zeitschriften „Deutschland“ (1796) und „Frankreich im Jahre 1795〈–1800〉“ (vgl. zu 18,9). 199,10 Präliminafragen] Versehentlich für ‚Präliminarfragen‘: vorläufige Fragen (lat. prae: vor; lat. limen: Schwelle). 199,11 incommodiren] ‚Incommodiren‘: beschwerlich fallen (von franz. incommoder). 199,17 Humor] Hier wie im 18. Jahrhundert verbreitet in der Bedeutung ‚Laune‘, ‚Stimmung‘ (vgl. Grimm 10, 1906) (von franz. humeur). 199,17–18 einen solchen Aufsatz] Er kam nicht zustande. – Nach Goethes Rückkehr aus Leipzig schrieb ihm Schiller am 11. Januar 1797: „Die Reichardtische Sache habe ich mir diese Zeit über aus dem Sinne geschlagen, weil ich mich darinn mit Freuden in Ihren Rath ergeben will.“ (NA 29, 34.) 199,19–20 Seitdem ich Ihnen 〈…〉 danke] Mit Bezug auf Schillers Brief vom 9. Dezember 1796, in dem er von einer Veröffentlichung der Elegie „Herrmann und Dorothea“ zum damaligen Zeitpunkt abriet (vgl. zu 183,12–13).

177. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, November oder Dezember 1796?〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Die Aufforderung, an der nächsten Sitzung der Freitagsgesellschaft teilzunehmen oder sich als Vortragender daran zu beteiligen, zeigt, dass der vorliegende Brief vor der ersten Sitzung dieser Societät am 5. September 1791 geschrieben worden sein muß (vgl. zu 6,26). In der Anfangszeit der Vereinigung ist allerdings noch nicht von Freytags Gesellschaft (199,25) die Rede. Diese inoffizielle, vom Wochentag der Treffen abgeleitete Bezeichnung für die gelehrte Gesellschaft etablierte sich erst im Laufe der Zeit: Goethe verwendete sie erstmals im Brief an Wilhelm von Humboldt vom 3. Dezember 1795 (vgl. GB 10 I, Nr 189 und die Erläuterung dazu). Im Laufe der Zeit werden die Erwähnungen der Freitagsgesellschaft in Goethes Biographica spärlicher, ab dem Winter 1796/97 fehlen sie ganz, weil keine Zusammenkünfte mehr stattfanden. – Einen weiteren Anhaltspunkt für die Datierung bietet die Zusendung von Mineralien an den Bruder des Adressaten, den Ilmenauer Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt. Ein Tausch von Stücken – wahrscheinlich nach dem Aufenthalt Goethes in Ilmenau zwischen dem 25. Oktober und 9. November 1796 – ist nicht sicher mit dem vorliegenden Brief in Verbindung zu bringen, könnte aber einen Hinweis darauf liefern, dass der vorliegende Brief von November oder Dezember 1796 stammt.

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BRIEF 177

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 88. – 1 Bl., 11,5 × 19,3(–19,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 147, Nr 21 (Otto Jahn). WA IV 18 (1895), 13, Nr 5080 (nach E). BEIL AG E

Ein Kästchen (199,22) mit Mineralien (vgl. zu 199,23–24). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 199,22–23 Hl. Bergrath] Johann Carl Wilhelm Voigt. Offenbar stand der Adressat mit seinem Bruder regelmäßig in Kontakt, traf sich mit ihm von Zeit zu Zeit, was Goethe bekannt war. 199,23–24 einige Mineralien] Welche Mineralien Goethe aus seiner eigenen Sammlung an den Ilmenauer Bergrat abzugeben beabsichtigte, ist nicht bekannt. Eine vierseitige Tabelle verzeichnet auf der ersten Seite in der linken Spalte verschiedene Stücke Zur Mineralogie / Herrn Bergrath Voigt / versprochen. (LA II 7, 220–223 [M 113], hier 220); es folgen verschiedene Einsichten, die Goethe offenbar aus den Unterhaltungen mit dem Mineralogen gewonnen hatte. Während seiner Zeit in Ilmenau – zwischen dem 25. Oktober und 9. November 1796 – hatte er sich eingehender mit der Mineraliensammlung des Bergrats (vgl. zu 168,28) beschäftigt, wie er schon am 3. November 1796 dem Bruder Christian Gottlob Voigt berichtet hatte (vgl. Nr A 47 und die Erläuterung dazu). 199,25 Die Freytags Gesellschaft 〈…〉 zu beleben] Welche Sitzung der Freitagsgesellschaft im Herbst 1796 gemeint ist, ließ sich nicht klären, da nur aus den Jahren 1791 und 1792 Protokolle zu den Sitzungen erhalten sind. Die Berichte „Über den Weimarschen Gelehrten-Verein von 1791“ von Carl August Böttiger belegen zudem, dass Voigt in der Anfangszeit häufiger über historische und juristische Themen referierte (vgl. Böttiger, Literarische Zustände 1, 23–47, bes. 27, 33 und 47), was sich vermutlich auch später nicht änderte. Als Gründungsmitglied der Gesellschaft war Voigt jederzeit zur Teilnahme an den Sitzungen und zum Vortrag berechtigt; die Wahl des Themas stand ihm dabei frei. – Zur Freitagsgesellschaft vgl. zu 6,26. 199,26 Sie bald wieder zusehen] Wann dies geschah, läßt sich aufgrund der unsicheren Datierung des Briefes nicht sagen; die Begegnungen in Weimar in dienstlicher Mission waren häufig.

AMTLICHES

DEZEMBER 1796

A 1. An Franz Kirms

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〈Weimar, 22. Januar 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich durch den Bezug auf die Verordl (281,8) von Franz Kirms an die Mitarbeiter der Theaterkasse. Die Verordnung an den Inspektor Johannes Seyfarth und den Kassierer Johann Christian Lindenzweig ist auf den 23. Januar 1796 datiert (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349a, Bl. 35). Tags zuvor, am 22. Januar 1796, besuchte Goethe laut Tagebuch nachmittags die Probe der heroisch-komischen Oper „Die neuen Arkadier“ (vgl. GT II,1, 60). Auf dem Theater (281,10) dürfte er vom Adressaten die Besucherzahlen der Aufführung des Hamlet (281,1) am 16. Januar 1796 erfahren haben. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/266,I, Bl. 17. – Doppelblatt 18,7 × 27,1(–27,3) cm, 3⁄4 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 5f., Nr 5061 (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das Schreiben ist an den Hofkammerrat Franz Kirms (1750–1826) gerichtet. In der Korrespondenz aus dem Jahr 1796 mit Goethes Amtskollegen in der Hoftheaterleitung, die acht Schreiben Goethes (nebst drei erschlossenen) und 34 Gegenbriefe umfasst, werden Organisatorisches und Personelles zum Spielbetrieb besprochen: Darunter fielen Fragen zum Ablauf der Proben und Vorstellungen, zur Ausgestaltung des Spielplans, zur Organisation auswärtiger Gastspiele oder zur Entlassung und Neueinstellung von Akteuren. Ein zentrales Thema stellen die sich von April bis in den Herbst hineinziehenden, letztlich erfolglosen Vertragsverhandlungen mit dem Schauspieler, Regisseur und Dramatiker August Wilhelm Iffland dar (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5). – Über Franz Kirms und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 6. In vorliegendem Schreiben geht es um die Besucherzahlen, die am 16. Januar 1796 bei der Aufführung von Shakespeares Trauerspiel „Hamlet, Prinz von Dänemark“ erreicht worden waren (vgl. Theater/Musik Weimar). Mit 731 Zuschauern war die Vorstellung sehr gut besucht. Goethe notierte sich diese verwaltungstechnisch relevanten Zahlen meist auf kleinen Zetteln, von denen sich einige im LATh – HStA Weimar erhalten haben. Das Weimarer Komödienhaus mit seinem zweigeschossigen Zuschauerraum besaß keine feste Bestuhlung, so dass die Anzahl der in vier Kategorien verfügbaren Plätze in gewissen Grenzen variabel war. Das Ansinnen, die Zahl der Karten künftig auf 600 Personen zu reduzieren, dürfte im Zu-

424

BRIEF A 2

sammenhang mit dem schlechten baulichen Zustand des Gebäudes stehen. Das Haus wurde 1798 umgebaut. – Pl. (281,2): Plätze; Verordl (281,8): Verordnung.

A 2. An Henriette Beck

Weimar, 14. Februar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 4–5. – Doppelblatt 21,5 × 34,9 cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, egh. Paraphe und Absendevermerk links) beschr. (S. 1 Text; darunter Konzept zu Nr A 3; S. 2 Konzept zu Nr A 4), Schreiberhd (Geist), Tinte; in der linken Spalte Adresse: An die Schauspielerin Mad. Beck., mit egh. Paraphe (Visum) und Absendevermerk: bestellt eod / G. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Umschlag die Aufschrift von Schreiberhd (Geist), Tinte: Acta / in SaalinjurienSachen des Schauspielers / Herrn Becker und der Schauspielerin / Madam Beck allhier / Weimar 1796–1799., 29 Bl. E: WA IV 11 (1892), 30, Nr 3273 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Henriette Beck antwortete mit einem Schreiben vom selben Tag (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 2 und 6). Diesem Schreiben lag ein „Pro Memoria“ bei (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 3). Die Schauspielerin Christiane H e n r i e t t e Beck (um 1744–1833), geb. Zeitheim, verwitwete Wallenstein, geboren in Greiz im Vogtland, war seit Januar 1786 in zweiter Ehe mit Hans Beck verheiratet. Während ihr Mann bereits seit April 1793 Mitglied im Hoftheaterensemble war, spielte sie erst ab dem 29. April 1794 (bis zu ihrer Pensionierung) auf der Weimarer Bühne. Als Großherzogliche Hofschauspielerin starb Henriette Beck am 24. Februar 1833 in Jena. Zu ihrer Biographie vgl. Satori-Neumann2 1, 100f. und 2, 167f. Eine persönliche Beziehung Goethes zu Henriette Beck oder zu einem der anderen im vorliegenden Zusammenhang genannten Mitglieder des Ensembles und ihren Familien bestand nicht. In der Korrespondenz Goethes sind deshalb Schreiben an Schauspieler und Schauspielerinnen in aller Regel in der dritten Person Singular abgefasst (vgl. u.a. GB 10 I, Nr A 33). In dieser Er- bzw. Sie-Form der Anrede drückt sich das soziale Gefälle zwischen dem Schreibenden und den Empfängern aus, welche sich dabei gleichwohl höflich-respektvoll angesprochen fühlen konnten.

FEBRUAR 1796

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Auf der Skala der möglichen Anredepronomen liegt diese Form etwas unter dem pluralischen ‚Sie‘ und weit unter der ehrerbietigsten Anredeform überhaupt, dem Demonstrativum ‚Dieselben‘. Mit vorliegendem Schreiben wurde die Schauspielerin aufgefordert, Näheres über eine Streitigkeit innerhalb der Theatertruppe zu berichten, die sich am 13. Februar 1796 bei der Aufführung der heroisch-komischen Oper „Die neuen Arkadier“, einer Bearbeitung von Franz Xaver Süßmayers „Der Spiegel von Arkadien“, ereignet hatte. Die Schauspielerin war in der Garderobe von einem ihrer Kollegen, dem Schauspieler Heinrich Becker, geohrfeigt worden, nachdem dieser glaubte, sie habe ihn einen ‚dummen Jungen‘ genannt. Nach dem Bericht von Henriette Beck (vgl. Nr A 3) habe Becker damit auf eine verbale Äußerung reagiert, die eigentlich an ihre Schülerin Amalie Malcolmi – Dem: Malkolmi (281,18) – gerichtet gewesen sei, welche auf der Bühne angesichts der schauspielerischen Übertreibungen Beckers unschicklich gelacht habe. Dafür sei Amalie auch von ihrer Stiefmutter Helene Malcolmi gerügt worden. Nach der Darstellung Beckers (vgl. zu Nr A 4) sei nicht Amalie, sondern das Publikum in Gelächter ausgebrochen, weshalb er von Henriette Beck für sein Spiel in beleidigender Weise kritisiert worden sei. Nach der Tätlichkeit war Becker umgehend festgenommen worden. Als Mitglied der dem Hofmarschallamt in der so genannten „Bastille“ des Weimarer Schlosses angegliederten Oberdirektion des Theaters gehörte es zu Goethes Aufgaben, derartige Vorkommnisse zu untersuchen. Sein Kollege Franz Kirms beauftragte damit den Theatersekretär Georg Burkhardt. Die angesichts der widersprüchlichen Darstellungen der Beteiligten schwierige Aufklärung des Vorfalls ist in den Akten ausführlich dokumentiert (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588). Nach Goethes Abreise nach Jena am 16. Februar 1796 setzte Kirms die Untersuchung allein fort und veranlasste bis zu Goethes Rückkehr alles Weitere. Der Prozess der Aussöhnung der Kontrahenten und ihrer jeweiligen Sympathisanten dauerte bis in die zweite Hälfte des März 1796 hinein. Kirms hielt Goethe dabei auf dem Laufenden (vgl. dessen Schreiben, 5. März 1796; RA 2, Nr 110). Die Theaterleitung agierte in diesem Konflikt weiterhin vermittelnd (vgl. Nr A 10). Der unter der Aufsicht von Oberstleutnant Wilhelm Heinrich von Germar stehende Heinrich Becker kam am 15. Februar 1796 aus dem Arrest frei (vgl. Nr A 5). Henriette Beck wurde für die Schmähung ihres Kollegen zunächst mit Abzug von sieben Reichstalern von ihrer Wochengage bestraft (vgl. Nr A 6; zudem H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 11); die Strafe wurde allerdings im weiteren Verlauf des Verfahrens ausgesetzt (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 13) und schließlich ganz erlassen (vgl. Nr A 12).

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A 3. An Henriette Beck

BRIEFE A 3–A 5

Weimar, 15. Februar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 4–5. – Doppelblatt 21,5 × 34,9 cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Absendevermerk links) beschr. (S. 1 Text, darüber Konzept zu Nr A 2; S. 2 Konzept zu Nr A 4), Schreiberhd (Geist), Tinte; in der linken Spalte Adresse: An die Schauspielerin Mad. Beck., am unteren linken Rand Absendevermerk, von fremder Hd (Georg Burkhardt), Tinte: „Ist dem Theaterdiener heute Vormit/tag zur Insinuation der Mad. / Beck, eingehändigt worden. / Weimar den 15. Febr. 1796. / Burkhard.“ – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 30, Nr 3274 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet Henriette Becks Zuschrift vom 14. Februar 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 2 und 6), mit dem Goethe das Exhibito (281,17) 〈von lat. exhibitum: Bericht〉 mit der ersten Schilderung des Vorfalls erhalten hatte („Pro Memoria“; H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 3). – Henriette Beck antwortete mit einem Schreiben vom 15. Februar 1796, dem das ergänzende „Pro Memoria“ mit der zweiten Schilderung des Vorfalls beilag (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 7). Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2.

A 4. An Heinrich Becker

Weimar, 15. Februar 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 4–5. – Doppelblatt 21,5 × 34,9 cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext und Absendevermerk rechts, Adresse links) beschr. (S. 2 Brieftext; S. 1 Konzept zu Nr 296 und Konzept zu Nr 297), Schreiberhd (Geist), Tinte, in der linken Spalte Adresse: An den Schauspieler Herrn Becker., S. 3 Absendevermerk, fremde Hd (Georg Burkhardt): „Actum / Weimar den 15 Febr. 1796. / Heute Vormittag wurde vor/ stehende Verordnung / dem Theaterdiener / mit dem Befehl selbige heute / Nachmittag noch vor 3 Uhr dem HLn / Becker einzuhändigen und demselben anzukün-

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digen, dass er seines Arrests entlaßen sey, zugestellt. / Hiernächst wurde demselben // befohlen, sogleich zu dem HL. Obrist Lieutenant von Germar / zu gehen, und zu sagen, dass die Oberdirection ihn um die Entlassung des Schauspielers HLn Becker von der Hauptwache Nachmittag um 3. Uhr, ersuchen laße. / NachrichtL. / Burkhard.“ – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 31, Nr 3275 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Heinrich Becker antwortete mit einem Schreiben vom 16. Februar 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 8–9). Der Schauspieler Johann H e i n r i c h Christian Ludwig Becker (1764–1822), in Berlin geboren, gehörte seit der ersten von Goethe geleiteten Spielzeit 1791 dem Weimarer Ensemble an. Einen Briefwechsel mit Becker unterhielt Goethe nicht. Zu seiner Biographie vgl. Satori-Neumann2 1, 33f. und 2, 49. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2.

A 5. An Franz Kirms

〈Weimar, 15. Februar 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Die Datierung ergibt sich zum einen aus dem Hinweis auf Goethes Schreiben vom 15. Februar 1796 an Henriette Beck (vgl. 282,7–8), in dem Goethe auf eine nähere Anzeige ihrer Aeusserungen (282,8) bestanden hatte (vgl. die Erläuterung zu Nr A 3). Zum andern weist Goethe selbst auf seine unmittelbar bevorstehende Abreise nach Jena hin (vgl. 282,13), die am 16. Februar 1796 erfolgte (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 12. – Doppelblatt 21,4 × 34,8 cm, 1 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 31, Nr 3276 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) „Pro Memoria“ von Henriette Beck, welches laut Präsentatsvermerk am 14. Februar 1796 vorgelegt worden war. (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 3.)

428

BRIEFE A 6/A 7

2) Ergänzendes „Pro Memoria“ von Henriette Beck, 15. Februar 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 7.) 3) Munda der Verordnung an Henriette Beck und Heinrich Becker (vgl. Nr A 6). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. – in mundo: in Form einer Reinschrift (von lat. mundus: rein, sauber); insinuiren: vorlegen, zustellen (von lat. insinuare: ins Innere dringen lassen).

A 6. An Henriette Beck und Heinrich Becker Weimar, 16. Februar 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 10. – Doppelblatt 21,5 × 34,7 cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, egh. Paraphe links) beschr. (S. 1 Text; S. 3 Konzept eines Briefes an den Theaterkassierer Lindenzweig, 16. Februar 1796), Schreiberhd (Geist), Tinte, in der linken Spalte Adresse: An die Schauspieler Mad Beck. / in Simile 〈lat.: desgleichen〉 / An den Schauspieler Herrn Becker, darunter egh. Paraphe (Visum); am unteren Rand Absendevermerk, von fremder Hd (Georg Burkhardt), Tinte: „Insinuirt der Mad. Beck und / Herrn Becker durch den / Theaterdiener, den 16tn / Febr. 1796. / Burkhard.“. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 32f., Nr 3278 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Bezugs- und Antwortschreiben von beiden Adressaten sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. – Correction: Zurechtweisung (von lat. correctio); allenfallsig: eventuell (vgl. GWb 1, 360); Privatsatisfaction: Strafe, Abbitte (von lat. satisfactio), die auf zivilrechtlichem Weg vor Gericht erreicht wird.

FEBRUAR/MÄRZ 1796

A 7. An Christian Gottlob Voigt

429

Jena, 12. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17582. – Doppelblatt 18,8 × 23,5 (–23,7) cm, 2 1⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 155–157, Nr 31 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 45f., Nr 3287. 2) Beilage: H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 16a. – Doppelblatt 11,7 × 18,4 cm, 1 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 163, Nr 37 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 82–83, Nr 3314 (als Beilage zum Brief vom 31. Mai 1796). ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet drei Schreiben Christian Gottlob Voigts, vom 5. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 111), vom 6. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 114) und vom 8. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 117). – Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 13. oder 14. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 125) und einem Schreiben vom 16. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 130). In vorliegendem Schreiben, das Gottlob Hufeland am 13. März 1796 durch Gefälligkeit (283,9) von Jena nach Weimar transportierte, geht Goethe auf verschiedene amtliche Angelegenheiten ein, zu denen er in den drei Bezugsbriefen aus Weimar in Jena um Rat gefragt worden war. Goethe hielt sich seit dem 16. Februar 1796 in Jena auf. Vier Tage vor dem Sonntage Palmarum (284,1), d.h. am 16. März 1796, kehrte er nach Weimar zurück (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 5 und 7). 1) Mit dem Rescript (283,16) des Herzogs Carl August vom 30. Oktober 1795 war Voigts Sohn Christian Gottlob als Regierungsassessor in den Weimarer Staatsdienst aufgenommen worden (H: LATh – HStA Weimar, B 25189). – 2) Der neue Steuerfuß war nach Neuvermessungen im Amt Ilmenau in Kraft gesetzt worden. Die erhöhten Steuersätze stießen auf den Widerstand der davon betroffenen Bürger (vgl. zu 121,17). Als Amtmann (283,19) war Ernst Wilhelm Ackermann für die Eintreibung der Abgaben vor Ort zuständig. Zur Geschichte der Ilmenauer Steuerkommission und zu Goethes Funktion darin vgl. FA/Goethe I 26, 773– 812, Nr 327–338; erläutert in: FA/Goethe I 26 K, 609–627. Inwiefern Ackermann bey der Fränkischen Conferenz (283,24–25) durch Fehlverhalten aufgefallen war, ist unbekannt (zum möglichen Kontext, zur Lösung der Bindung des

430

BRIEFE A 8/A 9

Herzogtums an dem Fränkischen Reichskreis, vgl. die Erläuterung zu Nr A 27). – 3) Als Intendant des Weimarer Hoftheaters übermittelte Goethe dem Herrn Hofkammerrath (283,29) Franz Kirms das Konzept zu einem Schreiben an den Sänger Georg Gern und eine zum Vorgang gehörige Denkschrift, pro Memoria (283,28) genannt. Zu diesem Personalvorgang sind keine Akten überliefert, weshalb nur zu vermuten ist, dass der Bassist, der sich im September 1795, in den Wirren des Krieges, gezwungen gesehen hatte, das Nationaltheater in Mannheim zu verlassen, sich in Weimar zunächst mit Erfolg um ein Engagement beworben hatte, das er später nicht mehr annehmen konnte oder wollte, weil er in der Zwischenzeit bereits bei dem Münchner Hoftheater einen Vertrag unterschrieben hatte. – 4) Zum Weimarer Jägerbataillon, unserem Contingent (284,2), vgl. zu 69,16). – Sub A: Lat.: (in der Akte) unter (dem Punkt) A; gewärtigen: (auf etwas Unangenehmes) gefasst machen (vgl. GWb 4, 180). Die Beilage zu vorliegendem Schreiben wurde in WA noch Goethes Schreiben vom 31. Mai 1796 zugeordnet. Da Voigt allerdings in seinem zweiten Antwortbrief auf darin behandelte Themen eingeht, erfolgt der Abdruck der Beilage an vorliegender Stelle (vgl. AS 2, 489f., erläutert in: AS 3, 203). Für diese Entscheidung spricht auch, dass Goethe ein kleines Paket (283,10), also mindestens eine Beilage zum Schreiben, ankündigte; ob diesem weitere Aktenstücke beigefügt waren, kann nicht ausgeschlossen werden. – Zu 1) Das Ersuchen des Wirts vom Gasthaus „Zum Bären“ in Jena (am Schloss jenseits des Stadtgrabens in der nördlichen Vorstadt gelegen, heute Lutherplatz), einen Billardtisch mit Zubehör aufzustellen, wurde genehmigt. – Zu 2) Johann Philipp Albert Eichelberg aus Lobeda sollte mit einem Stipendium und einer Extrahilfe unterstützt werden (vgl. zu 57,15); Akten dazu sind nicht überliefert. Deshalb ist unbekannt, ob die Angelegenheit zugunsten des jungen Mediziners entschieden wurde. Ein weiteres bislang nicht beachtetes und beantwortetes Schreiben – ein unerhörtes Schreiben (284,16) – konnte nicht ermittelt werden.

A 8. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 13. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh – HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 96, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd (vgl. WA IV 11, 313). E: WA IV 11 (1892), 46f., Nr 3288 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E.

FEBRUAR/MÄRZ 1796

431

ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 13. oder 14. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 125). Mit vorliegendem Schreiben kam Goethe seiner Verpflichtung als Beamter der Oberaufsicht über den Botanischen Garten nach und versuchte, das im Frühjahr und Sommer dort dringend benötigte Personal, den Gartenburschen Gottlieb Wagner, vor der Einberufung zum Militärdienst zu bewahren. Die Kriegskommission willigte in die Lossagung Wagners ein (vgl. Nr A 25). Zum Hintergrund des Stellungsbefehls vgl. zu 69,16. – Gottlieb Wagner hatte am 26. September 1795 die vakante Stelle von Conrad Dietzel auf Probe übernommen. Er erledigte seine Arbeit derart zur Zufriedenheit aller Beteiligten, auch des Gartendirektors August Johann Georg Carl Batsch, dass sein Jahreskontrakt verlängert wurde (vgl. Nr A 25). Zu Wagners Anstellung und Tätigkeit vgl. FA/Goethe I 27, 365–371, Nr 318–325; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 526–533. – Ordre: (Militärischer) Befehl (von franz. ordre); mit Vorbewußt: ‚mit Wissen von‘ (vgl. Adelung 4, 1254); Oberst Lieutenants v. Germars: Wilhelm Heinrich von Germar, Kommandant der Weimarer Garnison; expressen Boten: mit wichtigem, eiligem Einzelauftrag auf den Weg geschickter Bote (vgl. GWb 3, 504); Urlaub: Erlaubnis (des Vorgesetzten), sich zu entfernen; Bauverwalter Steffani: Georg Christoph Steffany, der für das Bauwesen – auch im Botanischen Garten – zuständige Beamte bei der herzoglichen Kammer in Weimar.

A 9. An Christian Gottlob Voigt 〈Jena, zwischen 23. Februar und 15. März 1796〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Das Schreiben ist auf die Zeit zwischen 23. Februar und 15. März 1796 zu datieren und nicht auf die Zeit „Ende 1796?“, wie E (S. 584) und entsprechend WAN 2 (S. 122) vermuten. Eine Quittung von Frühjahr 1796, die von Goethe, der sich vom 16. Februar bis zum 15. März in Jena aufhielt und am 16. März 1796 nach Weimar zurückkehrte, und dem Baukondukteur Paul Goetze unterzeichnet wurde, bestätigt den Erhalt von 100 Talern, der Jahreszahlung der Jenaischen Fürstlichen Landschaftskasse (H: GSA 30/104, Bl. 120). Bei der bereits vorliegenden Summe könnte es sich um die 50 Reichstaler handeln, die am 23. Februar 1796 vom Rentsekretär Johann Gottfried Eckhardt aus den jährlichen Mitteln des städtischen Magistrats von Jena eingegangen waren (H: GSA 30/104, Bl. 118).

432

BRIEFE A 10/A 11

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 128. – 1 Bl. 18,9 × 15,8(–16,1) cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist?), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt2 (1962), 4, 408f., Anhang A, Nr 10 (Hans Tümmler/Wolfgang Huschke). WAN 1 (1990), 118, Nr 3439 b. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Die Wasserbauarbeiten in Jena an den Ufern der Saale und ihren Zuflüssen hatte Goethe bereits am 4. Januar 1796 mit Paul Goetze besprochen (vgl. GT II 1, 57). Am 30. März 1796 berichtete ihm Goetze von den Arbeiten am Ausfluss der Leutra und vom Durchstich der Mühllache (vgl. RA 2, Nr 153). Zu diesen Arbeiten vgl. die Erläuterungen zu Nr 45.

A 10. An Henriette Beck und Heinrich Becker Weimar, 23. März 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. h: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 26. – Doppelblatt 20,9 × 34,3 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 über dem Text: „Copia.“; S. 4 Adresse: an / die Schauspielerin Mad: / Beck. / in simile 〈lat.: desgleichen〉 / an / Den Schauspieler Herrn / Becker., darüber „Copia.“ – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 19. – Doppelblatt 21,5 × 34,7 cm, 1 ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, egh. Randsignatur, zum Teil egh. Korrekturen und Absendevermerk links) beschr. (S. 1–2 Text; S. 3 Konzept zu Nr A 13; S. 4 Konzept zu Nr A 12), Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 in der linken Spalte Adresse: An die Schauspielerin Mad. Beck / und / den Schauspieler Herrn Becker., darunter egh. Paraphe (Visum) und Absendevermerk: Nebst nachstehenden Verordl. / durch den Theatermster / bestellt. / am. 24 März / G. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 49f., Nr 3290 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: h. – Die Abschrift in der Aktenablage folgt der Ausfertigung; sie wird daher als Textgrundlage herangezogen. Das Konzept wurde am selben Tag zur Niederschrift diktiert; die von Goethe vorgenommenen Korrekturen sind in h vollständig berücksichtigt.

433

MÄRZ 1796 ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2.

A 11. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 24. März 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh – HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sig: Vol. III, fol. 100, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd, mit Adresse: An Herrn Professor Batsch nach Jena., und egh. Absendevermerk: Freytags den 25. Mit dem Cammerwagen abgegangen. Signirt G. (vgl. WA IV 11, 314). E: WA IV 11 (1892), 51, Nr 3293 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 11, 314). Textgrundlage: E. BEIL AG E

100 Reichstaler. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Im Zeitraum des vorliegenden Bandes richtete Goethe drei Schreiben an August Johann Georg Carl Batsch (1761–1802), zwei Gegenbriefe sind in Goethes persönlichem Nachlass überliefert. In der Korrespondenz des Jahres 1796 mit Batsch stehen dienstliche Belange im Vordergrund: Als Mitglied der Oberaufsicht über den Botanischen Garten in Jena war Goethe zusammen mit Christian Gottlob Voigt der Dienstvorgesetzte des 1794 ernannten Direktors des Botanischen Gartens. Zu dessen Gründung im Jahre 1794 vgl. GB 10 I, Nr 1 und die Erläuterungen dazu. – Über August Johann Georg Carl Batsch und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 35. Mit vorliegendem Schreiben kam Goethe seiner Verpflichtung als Mitglied der Oberaufsicht über den Botanischen Garten nach und übermittelte Batsch zum 1. April 1796 die aus den Mitteln der Fürstlichen Kammer gewährten, zum Unterhalt des Botanischen Gartens und des angegliederten Botanischen Instituts notwendigen Gelder in Höhe von 100 Reichstalern. Goethes Intervention wegen des Gartenburschen Gottlieb Wagner war notwendig geworden, nachdem dieser zum Militärdienst eingezogen werden sollte (vgl. Nr A 8). – Urlaub: Erlaubnis (des Vorgesetzten), sich zu entfernen.

434

BRIEFE A 12–A 14

A 12. An Johann Christian Lindenzweig

Weimar, 24. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 20. – Doppelblatt 21,5 × 34,7 cm, 1⁄3 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, egh. Paraphe und zum Teil egh. Korrekturen links) beschr. (S. 4 Text; S. 1–2 Konzept zu Nr A 10; S. 3 Konzept zu Nr A 13), Schreiberhd (Geist), Tinte; in der linken Spalte Adresse: An den Cassier Herrn Lindenzweig., darunter egh. Paraphe (Visum). – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 50f., Nr 3292 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Johann Christian Lindenzweig (1762–1839) war Beamter in der herzoglichen Verwaltung. Seit 1794 war er als Kassierer für die Weimarer Theaterkasse tätig, 1802 wurde er Registrator beim Hofmarschallamt, ohne deshalb sein Amt als Hauptkassierer des Hoftheaters aufzugeben. Lindenzweig starb 1839 als Großherzoglicher Stallkassierer. Es sind lediglich einige amtliche Schreiben an ihn überliefert (vgl. z.B. Überlieferung zu Nr A 6). Zu Lindenzweigs Biographie vgl. SatoriNeumann2 1, 88. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. Zunächst war Lindenzweig von Franz Kirms aufgefordert worden, die Gagen der Schauspielerin und Sängerin M. Anne Matiegzeck und von Henriette Beck als Strafgelder in der angegebenen Höhe einzubehalten (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 13). Der Grund für die Geldstrafe an die Aktrice Matiegzeck konnte nicht ermittelt werden. Die Gelder wurden für wohltätige Zwecke verwendet.

A 13. An Heinrich Vohs

Weimar, 24. März 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 20. – Doppelblatt 21,5 × 34,7 cm, ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Paraphe links) beschr. (S. 3 Text; S. 1–2 Konzept zu Nr A 10; S. 4 Konzept zu Nr A 12), Schreiberhd (Geist), Tinte; in der linken Spalte Adresse: An den

MÄRZ 1796

435

Regisseur Herrn Vohs., darunter egh. Paraphe (Visum). – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 2). E: WA IV 11 (1892), 50, Nr 3291 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K. BEIL AG EN

1) Abschrift des Briefes von Heinrich Becker an Goethe, 26. Februar 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 14.) 2) Abschrift des Pro Memoria von Henriette Beck, 18. März 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 15–18.) ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Heinrich Vohs antwortete mit einem Schreiben vom 25. März 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 9588, Bl. 25). Johann H e i n r i c h Andreas Vohs (1762–1804), als Sohn von Heinrich Matthias Vohs und seiner Frau Elisabeth in Pettau im Herzogtum Steiermark geboren, gehörte seit Ende Mai 1792 zum Weimarer Ensemble. Mit dem Dekret der Theaterleitung vom 25. März 1793 war ihm die Aufgabe des Regisseurs und damit die künstlerische Leitung der Inszenierungen übertragen worden (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar Nr 1/1, Bl. 19f.; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 143, Nr 86; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 156f.). Zu seiner Biographie vgl. Satori-Neumann2 1, 66 und 2, 106. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. In seinem Antwortschreiben bestätigte Vohs, dass Heinrich Becker in Gegenwart der versammelten Gesellschaft Henriette Beck um Verzeihung gebeten habe. Die Entschuldigung sei von ihr angenommen worden. – Strelitzen: Joseph Marius von Babos heroisches Schauspiel „Die Strelitzen“. Die Aufführung fand am 31. März 1796 statt.

A 14. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 30? März 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Nach dem Inhalt – Goethe spricht von seinen Theatralischen Abentheuern (287,9) und meint damit das Gastspiel August Wilhelm Ifflands in Weimar zwischen dem 25. März 1796 und dem 26. April 1796 – lässt sich das Schreiben auf Ende März 1796 datieren. Da noch von drei weiteren Wochen außerordentlichen Theaterbetriebs die Rede ist, dürfte Iffland bereits in Weimar eingetroffen, der Pro-

436

BRIEFE A 15/A 16

benbetrieb unter Goethes Leitung gerade angelaufen sein. Eine Bergwercks Besprechung (287,7) fand am 31. März 1796 statt. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Egh., mit Adresse: H. G. R. Voigt / Hochwohlgeb. (nach E) und Herrn Geh. R. Voigt Wohlgeb. (vgl. WA IV 11, 314). E: Goethe-Voigt1 (1868), 157, Nr 32 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 51f., Nr 3294. Textgrundlage: WA. – H vor 1891 im Privatbesitz von Rechtsanwalt Arthur Osann in Darmstadt (vgl. WA IV 9, 333), der „die grosse Masse gedruckter wie ungedruckter Briefe Goethes an C. G. Voigt dem Goethe- und Schiller-Archiv zur Benutzung übersandte“ (ebd., 329), so dass die Handschrift den Herausgebern von WA vorlag. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN

287,7 Bergwercks] Bergwerks E 287,7 vorzubereiten,] vorzubereiten E 287,9 Theatralischen] theatralischen E. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit zwei undatierten Schreiben (vgl. RA 2, Nr 152 und RA 2, Nr 155). Zum Kontext vgl. die Beilage von Nr 29. Aus den erhaltenen Akten ist bekannt, dass eine Besprechung zum Ilmenauer Bergbau am 31. März 1796 stattfand (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16279). Die Deputierten Friedrich Heinrich Gotthelf Osann, Philipp Seidel und Friedrich Justin Bertuch nahmen daran teil (vgl. Voigts Brief an Goethe, 30. März 1796; Goethe-Voigt2 1, 242).

A 15. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 25.? April 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Nach dem Inhalt – Goethe charakterisiert seine Lage als Theatralische Noth (287,12) – könnte sich das Schreiben auf das Ende von August Wilhelm Ifflands Gastspiel in Weimar beziehen, durch das Goethe als Intendant des Hoftheaters zeitlich stark beansprucht worden war. Am 25. April 1796 trat Iffland letztmalig auf der Weimarer Bühne auf.

APRIL 1796

437

ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.:29/528, I, Bl. 15. – Doppelblatt 11,4(–11,7) × 19,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 quer beschr. Adresse: Hl. Geh. R. Voigt / Hochwohl, daneben und darunter Spuren einer roten Oblate (Blatt war ursprünglich größer, da sich beide Teile nur dann zur Deckung bringen lassen); Bl. 1 unten rechts Einrisse und geringfügiger Oblatenausriss. E: Goethe-Voigt1 (1868), 158, Nr 33 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 52, Nr 3295. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Beilage zu Nr 29 sowie die Erläuterung zu Nr A 14. Am Freitag, dem 29. April 1796, waren Goethe mit Christian Gottfried Körner und seiner Familie sowie mit Graf Carl Friedrich Geßler bei Schiller zu Gast (vgl. GT II 1, 68), somit dürfte es nicht zu dem geplanten Treffen in Weimar gekommen sein. – gewältigen: einen Stollen wieder zugänglich machen, entwässern (vgl. GWb 4, 172); Deputirte: Abgeordnete der Gewerken (vgl. GWb 2, 1142), die durch den Kauf von Anteilen (Kuxe) und über Zubußen Geld in die Bergwerkskasse brachten.

A 16. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 28. April 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Das Schreiben scheint unmittelbar vor Goethes Abreise nach Jena geschrieben worden zu sein (vgl. den Schluss des Schreibens) und wird deshalb auf den 28. April 1796 datiert (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 9). ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17583. – 1 Bl. 18,5 × 18,7(–19,2) cm, am unteren Rand beschnitten, 1 S. beschr., egh., Tinte; am rechten Rand der Vs. Wasserschaden. E: WA IV 11 (1892), 58f., Nr 3299 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Papiere über die Steuer angelegenheit (288,1), wahrscheinlich Akten zum Amt Ilmenau. (H: Nicht überliefert.) 2) Bergwercks konzepte (288,3), Akten zum Ilmenauer Bergbau. (H: Nicht überliefert.)

438

BRIEFE A 17/A 18

ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 9. Mai 1796 (vgl. RA 2, Nr 191). Wohl kurz vor seiner Abreise nach Jena übersandte Goethe seinem Amtskollegen noch verschiedene Aktenstücke: 1) zum Steuerwesen im Amt Ilmenau (vgl. Nr A 7) und 2) zum Bergbau in Ilmenau. Bei dem in diesem Zusammenhang erwähnten Gutachten (288,3) dürfte es sich um ein Gutachten des Hüttenmeisters Johann Friedrich Schrader handeln. Als leitendes Mitglied verschiedener Kommissionen war Goethe weiterhin 3) für die aktuellen Maßnahmen beim Wasserbau an der Saale in Jena und 4) für die Planung des Wiederaufbaus des 1774 abgebrannten Schlosses in Weimar zuständig. Der Bericht zu den Schlossbaukosten, den Herzog Carl August am 3. März 1796 von der Schlossbaukommission gefordert hatte, war vorzubereiten (H: LATh – HStA Weimar, Schloßbau-Commissions Acta B 8982). Im vorliegenden Schreiben riet Goethe mit einer Summe von 18 – 20 / m rh (288,9) zu rechnen, d.h. einer Summe von 18.000 bis 20.000 Reichstalern. Am 6. Mai 1796 kam der Schlossbaubericht zum Vortrag (vgl. zu 45,21–22).

A 17. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 20. Mai? 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung des flüchtig zu Papier gebrachten Billetts ist schwierig. Vermutlich nutzte Goethe die Gelegenheit, dringenden dienstlichen Verpflichtungen nachzukommen, als er am 20. Mai 1796 für einen Tag aus Jena nach Weimar, nach hir (288,13), zurückgekehrt war (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 11). ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 16. – 1 Bl. 20,3(–20,5) × 15,0(–15,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte, in flüchtiger Schrift. E: WA IV 11 (1892), 65, Nr 3309 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Verordnung an den Ilmenauer Untersteuerdirektor Ernst Christian Wilhelm Ackermann. (H: Nicht überliefert). 2) Verzeichniß (288,15) und Unterlagen zum Verkauf des Guts in Oberroßla. (H: Nicht überliefert.) 3) Supplicat (288,17), Bittschrift. (H: Nicht überliefert.)

MAI/JUNI 1796

439

ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben ließ Goethe seinem Amtskollegen verschiedene Aktenstücke zukommen: 1) zum Steuerwesen im Amt Ilmenau (vgl. Nr A 7), 2) zur Zwangsversteigerung eines Gutes in Oberroßla, an dessen Erwerb Goethe Interesse zeigte (der Versteigerungstermin sollte nur wenige Tage später öffentlich bekanntgegeben werden; Georg Christoph Steffany hatte – offenbar in Goethes Auftrag – bereits vorab ein Gebot abgegeben) und schließlich 3) ein nicht näher bestimmbares Gesuch. Goethe blieb bis zum 8. Juni 1796 in Jena (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 13). – Literaturhinweis: Adolf Doebber: Goethe und sein Gut Ober-Roßla. Nach den Akten im Goethe- und Schiller-Archiv und im Geh. Haupt- und StaatsArchiv zu Weimar. In: GJb N.F. 6 (1919), 195–239.

A 18. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 14. Juni 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: 2001 Antiquariat Ingo Nebehay Wien. – 1 Bl., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – Teilfaksimile: Hauswedell & Nolte 1995, Auktion 314, Nr 2782 (N¯o. 3 〈…〉 G. [289,12–23]). E: Goethe-Voigt1 (1868), 163f., Nr 38 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 96f., Nr 3324. Textgrundlage: Kopie von H (im GSA Weimar). BEIL AG EN

1) Gutachten von August Johann Georg Carl Batsch zu Leopold Kruses Aufsatz über die Weidenaussaat. (H: Nicht überliefert.) 2) Abschrift eines Briefes von Graf Edmund von Hatzfeldt an Goethe, 19. November 1795, mit dessen Gesuch vom 20. November 1795 an Herzog Carl August. (H: GSA 28/14, Bl. 298–299 und Bl. 301–304.) 3) Schreiben von Christian Heinrich Gottlieb Köchy. (H: Nicht überliefert.) 4) Schreiben von Carl Siegmund Anton von Göchhausen, 14. Mai 1796, mit einem Entwurf zur Errichtung einer Anstalt zur Gewinnung von Salpeter. (H: GSA 28/13, Bl. 199–200; gedruckt in: AS 2, 503f. Der Entwurf ist nicht überliefert.)

440

BRIEF A 19

ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet vier Schreiben Christian Gottlob Voigts, vom 2. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 223), vom 4. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 226), vom 8. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 233) und vom 11. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 236). – Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 15. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 239). Am 8. Juni 1796 war Goethe (zusammen mit Christiane Vulpius) aus Jena nach Weimar zurückgekehrt (vgl. Färber, Calender 1796, Bl. 13). Aus Weimar übermittelte Goethe seinem Amtskollegen verschiedene, während seiner Abwesenheit aufgelaufene dienstliche Vorgänge: 1) das Gutachten zur richtigen Aussaat von Weidensamen, wie Leopold Kruse dies in einem nicht überlieferten Aufsatz beschrieben hatte, war Goethe mit einer Sendung von August Johann Georg Carl Batsch zugegangen (vgl. RA 2, Nr 224). Im „Reichsanzeiger oder Allgemeines Intelligenz-Blatt zum Behuf der Justiz, der Polizei und der bürgerlichen Gewerbe im Teutschen Reich“ war nichts über die Aussaat von Weiden als ökonomisch bedeutsames Mittel zur Nutzbarmachung von schlammigen Feuchtgebieten und zur Befestigung von Ufern und Inseln erschienen. Beobachtungen zu den Samen der Salweide hatte Goethe mit dem ersten Bezugsbrief von Voigt erhalten, zu denen der Ulme im zweiten Bezugsbrief. Das Gelände des abgelassenen Schwansees sollte durch Aufforstungen befestigt werden (vgl. zu 141,7). – 2) Zum Rechtsstreit mit Graf Edmund von Hatzfeldt vgl. die Erläuterung zu Nr A 22. – 3) Zur Berufung des in Braunschweig gebürtigen Juristen Christian Heinrich Gottlieb Köchy als außerordentlicher Professor an der Universität in Jena kam es nicht. Vgl. AS 2, 502f., erläutert in: AS 3, 212. – 4) Der Vorschlag von Carl Siegmund Anton von Göchhausen zur Gründung einer Anstalt, in der künstlich Salpeter hergestellt werden sollte, wurde ebenfalls ad acta gelegt. In seiner Antwort bezweifelte Voigt, dass damit große Einnahmen zu erzielen seien und rechnete eher mit in Zukunft sinkenden Einkaufspreisen (vgl. Goethe-Voigt2 1, 267). Salpeter war vor allem in Kriegszeiten ein begehrter Rohstoff, der mit hohen Gewinnen weltweit gehandelt wurde; England importierte große Mengen aus Indien. Das Salz wurde u.a. bei der Herstellung von Schießpulver benötigt. Göchhausen erinnerte am 21. Januar 1797 nochmals an seinen Vorschlag, der nicht überliefert ist (vgl. RA 2, Nr 563). Vgl. AS 2, 503–505, erläutert in: AS 3, 212f. – Vortrab: Vortrupp (vgl. Grimm 26, 1748), im übertragenen Sinne als ‚Vorabsendung‘; Monstrum absurditatis (289,14): lat.: Ungeheuer an Ungereimtheit; dem schönen Lande (289,19): Italien, in das Goethe zu reisen plante.

JULI 1796

A 19. An Christian Gottlob Voigt

441

Weimar, 1. Juli 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 82. – Doppelblatt 11,9 × 18,4 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse egh., Tinte: Des Herrn / Geh. R. Voigt / Hochwohll, links daneben Klebereste. – In einem Faszikel, auf dem Titelblatt aus brauner Pappe die Aufschrift: „Voigt’sche Privatacten. / 1791–1798. / Acten, chron. geordn / Rechnungen u. Belege / Hist. Bergm. Extracte.“, 220 Bl. E: Goethe-Voigt1 (1868), 165, Nr 39 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 115, Nr 3336 (nach E, vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 218). BEIL AG E

Anfragen (290,1). (H: Nicht überliefert.) ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 15. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 239). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben bezieht sich auf Goethes Tätigkeit für die Bergwerkskommission (vgl. Wahl, Bergwerkskommission). Für den 1. Juli 1796 fehlt der Eintrag im Tagebuch. Am 2. Juli 1796 ist die Erste Gewerckschaftliche Zusammenkunft verzeichnet (GT II 1, 73); weitere Konferenzen folgten (bis zum 5. Juli 1796) (GT II 1, 73f.), bei welchen – in wechselnder Besetzung – der Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt und der Einfahrer Johann Gottfried Schreiber aus Ilmenau, Friedrich Johann Justin Bertuch, der gewerkschaftliche Rechnungsführer Johann Georg Seeger und der Kammerarchivar Leopold Kruse – beide waren wenige Wochen zuvor als Emissäre in Ilmenau gewesen, um sich ein Bild von der dortigen, insbesondere wirtschaftlichen Lage zu machen –, Friedrich Heinrich Gotthelf Osann und der Rentsekretär Philipp Friedrich Seidel anwesend waren. Die Konferenzen dienten der Vorbereitung des Gewerkentags am 6. Juli 1796 in Weimar, auf dem Goethe einen Vortrag hielt (vgl. die Erläuterung zu Nr A 21). Die dem vorliegenden Schreiben beiliegenden Anfragen bezogen sich vermutlich darauf. Der Ilmenauer Bergbau hatte nicht nur mit immensen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, ihm fehlten vor allem ausreichend finanzielle Mittel zur Bewältigung aller anstehenden Aufgaben. – Literaturhinweise: Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, 258–261 und 274–276; FA/Goethe I 26, 678–681, Nr 279–281; erläutert in: FA/Goethe I 26 K, 510–513.

442

BRIEFE A 20/A 21

A 20. An Johann Friedrich Kranz

Weimar, 4. Juli 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Standort Wernigerode, Sign.: D 22, Anhang I Nr 58. – Doppelblatt 20,1 × 33 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Schumann), am Briefanfang große geschweifte Initiale, mit egh. Unterschrift, Tinte. – In einem Faszikel, auf dessen Vorderseite die Aufschrift, Tinte: „Acta / Die dem Directeur einer Schau / Spieler Gesellschafft zu Weimar / ertheilte Erlaubniß während der / Bade Zeit allhier zu Lauchstädt drey / Jahre hinter einander Schau Spiele / aufführen zu durfen, und was dem / anhängig betrL. / Ergangen / Amte Lauchstädt / 1785“, 130 Bl., 4 Bl. Drucke. E: A〈dolf〉 Doebber: Lauchstädt und Weimar. Eine theaterbaugeschichtliche Studie. Berlin 1908, S. 46f. WAN 1 (1990), 114, Nr 3337 a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Der Violinist und Komponist Johann Friedrich Kranz (1752–1810), als Sohn des Pächters Georg Kranz in Weimar geboren, war Schüler des Konzertmeisters Carl Gottlieb Göpfert und des Kapellmeisters Ernst Wilhelm Wolf. Bereits als Jugendlicher trat er in die Weimarer Hofkapelle ein, die ihn 1778 als Kammermusiker unter Vertrag nahm. 1780 schickte ihn Herzog Carl August auf Studienreise nach Süddeutschland, Italien und Österreich. Nach seiner Rückkehr 1787 wurde er zweiter Konzertmeister der Hofkapelle, 1791 Leiter der Oper, von 1799 bis Januar 1803 Hofkapellmeister. Nach einem Streit verließ er Weimar und leitete von März 1803 an (bis 1807) die Hofkapelle in Stuttgart, wo er 1810 auch starb. Soweit dies bekannt ist, standen Goethe und Kranz in keinem brieflichen Austausch. Zur Biographie von Kranz vgl. Satori-Neumann2 1, 15 und 2, 28. Mit vorliegendem Schreiben beauftragte Goethe als Mitglied der Ober-Direction (290,8) des Weimarer Hofttheaters Johann Friedrich Kranz, sich um die Verlängerung der zum Jahresende 1796 auslaufenden Konzession für die jährlich abgehaltenen Gastspiele des Weimarer Ensembles in Lauchstädt zu bemühen, deren Eigner Kranz seit der Übernahme des Privilegs von der Truppe Joseph Bellomos am 31. März 1791 war (vgl. Satori-Neumann2 1, 16f. und 2, 34f.). Die kursächsischen Behörden entsprachen dem Antrag von Kranz vom 9. Juli 1796 nur teilweise: Am 25. Juli 1796 wurde die Konzession zwar erneut erteilt, aber nicht für sechs, sondern lediglich für drei weitere Jahre (vgl. ebd., 1, 168 und 2, 234). – sothane: so beschaffene, derartige (vgl. Grimm 16, 1817f.).

JULI 1796

443

A 21. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 6. Juli 1796?〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Durch den Bezug zu Nr A 19 ist das vorliegende Schreiben wahrscheinlich auf die Tage vor dem am 6. Juli 1796 stattfindenden Gewerkentag zu datieren, den der Adressat vorbereitete und auf dem Goethe den hier beiliegenden Vortrag hielt. – Das Schreiben könnte auch in den letzten Monaten des Jahres 1796 entstanden sein, wie dies E (S. 408) und WAN 2 (S. 122) vermuten; dann stünde es im Zusammenhang mit den Papieren zum Martinröder Stollenbruch. Aus dieser späteren Zeit ist nicht bekannt, dass Goethe einen Vortrag vorbereitete. Einen solchen hielt Voigt Anfang November für den regierenden Herzog Carl August (vgl. Nr A 47). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 122. – Doppelblatt 11,8 × 18,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt2 (1962), 4, 408, Anhang A, Nr 9 (Hans Tümmler/Wolfgang Huschke). WAN 1 (1990), 117, Nr 3438 c. BEIL AG E

Aufsatz zum Vortrage (290,15). (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 87–89; gedruckt in: LA I 1, 250f. und FA/Goethe I 26, 678–680, Nr 280.) ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 19. – Aufsatz: Schriftstück (von offiziellem Charakter); Deliberanden: Beratungsgegenstände (vgl. GWb 2, 1119); fournieren: ergänzen (vgl. GWb 3, 854); Notaminibus: Dativ Plural von lat. notamen: Aufzeichnung, Anmerkung, Notiz (vgl. GWb 6, 447); ajustiren: berichtigen (vgl. GWb 1, 316); Consilii: hier ‚ratsam‘ (vgl. GWb 5, 590) (von lat. consilium).

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BRIEF A 22

A 22. An Edmund Graf von Hatzfeldt 〈Weimar, zwischen 8. und 11. Juli 1796〉 → 〈Düsseldorf〉 DATIERUN G

Das Schreiben ist auf die Zeit vor dem 11. Juli 1796 zu datieren, jenem Tag, an dem die offizielle Antwort des Herzogs auf das Ersuchen des Grafen die Geheime Kanzlei in Weimar verließ: „Ich lege doch die Expedition an den Graf von Hatzfeldt bei; ehe ich solche weiter zirkulieren lasse. Vermutlich wird Morgen abend die Absendung aus der Kanzlei erfolgen können“ (Schreiben Christian Gottlob Voigts an Goethe, 10. Juli 1796; Goethe-Voigt2 1, 270; vgl. RA 2, Nr 272). Goethe übernimmt in seinem Entwurf Formulierungen, die ihm Voigt am 8. Juli 1796 vorgeschlagen hat (vgl. Goethe-Voigt2 1, 268; RA 2, Nr 239), nachdem Goethe den Amtskollegen um Materialien zu einer Antwort gebeten hatte (289,11). Es kann deshalb mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Goethes Schreiben in den Tagen zwischen dem 8. Juli und dem 11. Juli 1796 konzipiert wurde. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. Wohl nicht ausgefertigt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/14, Bl. 263. – Doppelblatt 20,9(–21,3) × 34,6(–34,8) cm, 1 1⁄3 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Korrekturen zum Teil links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Ergänzungen und Korrekturen, Tinte (und daraus 〈…〉 schöpfen würden. [291,14–15] und Bereitwilligkeit 〈…〉 unterzeichne [291,17–21]); S. 1 oben rechts Zählung, egh., Bleistift: 16. – In einem Faszikel, auf dem vorderen Einband die egh. Aufschrift, Tinte: Juli August Sept / 96, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „5.c.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); 84 Bl., 3 Bl. Drucke. E: WA IV 11 (1892), 112f., Nr 3333 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet Graf Edmund von Hatzfeldts Schreiben vom 19. November 1795 (vgl. RA 1, Nr 1480). – Ein Antwortschreiben ist nicht bekannt. E d m u n d Gottfried Wilhelm Cornelius Graf von Hatzfeldt-Weisweiler (1746–1806), Sohn von Karl Eugen Innozenz Hatzfeldt-Weisweiler und seiner Gemahlin Maria Isabella Theresia Karoline, war seit 1779 kurpfälzischer Kammerherr, Landmarschall des Herzogtums Jülich und Oberamtmann in Düsseldorf, Eschweiler und Wilhelmstein. Eine juristische Auseinandersetzung – die Versuche des vermögenden Grafen, die im Gothaischen gelegenen ehemaligen Lehen der Familie in Gleichen und Wandersleben sowie die an den unterfränkischen Gütern

JULI 1796

445

Maßbach und in Poppenlauer (beide bei Kissingen) wieder in Besitz zu nehmen (vgl. Voigts Schreiben an Goethe, 20. Juni? 1794; Goethe-Voigt2 1, 139f.) – brachte ihn in Kontakt mit dem Weimarer Herzogshaus, insbesondere mit dem regierenden Herzog Carl August und seinen hohen Beamten, an die er sich mit seinem Anliegen ebenfalls gewandt hatte. Die Schriftstücke, das Schreiben des Grafen und eine Abschrift von dessen Gesuch an den Herzog (H: GSA 28/14, Bl. 298–299 und Bl. 301–304), waren bereits am 19. November 1795 an Goethe gelangt (vgl. RA 1, Nr 1480) und damit deutlich früher als an die herzogliche Geheime Kanzlei, wo das Gesuch erst am 23. Mai 1796 eintraf (vgl. AS 3, 211). Am 14. Juni 1796 hatte Goethe, selbst um eine juristisch adäquate Reaktion verlegen, beides ratsuchend an Voigt übermittelt (vgl. Nr A 18). Am 15. Juni 1796 informierte ihn dieser über die aktuelle Rechtslage und riet ihm zum vorliegenden Entwurf einer unverfänglichen Antwort, um den Grafen von der Aussichtslosigkeit seiner juristischen Ansprüche zu überzeugen (vgl. Goethe-Voigt2 1, 268f.; RA 2, Nr 239). Eine persönliche Verbindung Goethes zu dem Grafen von Hatzfeldt bestand zu keinem Zeitpunkt. Dessen Bemühungen um Wiedereinsetzung in seine heimgefallenen Lehnsrechte – seine ausgedehnten Besitzungen waren teilweise vom Krieg verwüstet worden, was die Sache für ihn wirtschaftlich noch dringlicher machte – endeten erfolglos. Die früheren Lehen der ausgestorbenen Linie der Familie im Thüringischen zog Kurmainz als erledigte Lehen ein, 1803 fielen sie an Preußen. Die ehemaligen Lehnsgüter in Unterfranken, früher hennebergischer Besitz, der nach der Teilung an Sachsen-Weimar und Eisenach gegangen war und auf die das Weimarer Herzogshaus weiterhin Anspruch erhob, gingen an das Fürstbistum Würzburg. Vgl. AS 2, 499–502, 505–508, erläutert in: AS 3, 210f., 213–215. – Literaturhinweis: Jens Friedhoff: Die Familie von Hatzfeldt. Adlige Wohnkultur und Lebensführung zwischen Renaissance und Barock. Düsseldorf 2004 (Vereinigte Adelsarchive im Rheinland e. V., 1). – Succession: Rechtsnachfolge (von lat. successio), Eintritt einer Person in ein bestehendes Rechtsverhältnis; Hochdieselben: rückweisendes Pronomen auf Ew Exzell (291,3), höflich-förmliche Anrede des Adressaten (vgl. GWb 4, 1313); Serenissimo: Herzog Carl August (vgl. zu 9,18); Lehnshöfe: hier ‚Lehnsgerichte‘ zur Beilegung von lehnsrechtlichen Streitigkeiten; verwilligen: bewilligen, genehmigen; Consideration: Erwägung (von franz. consideration); abfällig: ablehnend (vgl. GWb 1, 53); Resolution: Entscheidung mit offiziellem Charakter, hier ‚Urteil‘ (von lat. resolutio); privatim: lat.: als Privatmann, persönlich.

446

BRIEFE A 23/A 24

A 23. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz nach dem 15. Juli 1796〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Die im Schreiben erwähnte Session (292,2) fand am 15. Juli 1796 statt. Gestützt wird diese Datierung durch die archivalische Überlieferung (vgl. Goethe-Voigt2 4, 408 und 584). Damit ist die in E und WA vorgeschlagene Datierung auf Ende Juni 1795 obsolet, die das Schreiben auf die Sitzungen vom 21. und 23. Juni 1795 beziehen wollten (vgl. WA IV 10, 414). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 84. – Doppelblatt 9,4 × 14,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Woldemar von Biedermann: Goethe und das sächsische Erzgebürge. Nebst Ueberblick der gesteinkundigen und bergmännischen Thätigkeit Goethe’s. Stuttgart 1877, S. 126f. (mit abweichender Datierung). WA IV 10 (1892), 272f., Nr 3171 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben bat Goethe seinen Amtskollegen in der Bergwerkskommission um die Übersendung von Aufzeichnungen des Kammerarchivars Leopold Kruse, die dieser auf der vierten Bergwerks Session zu Papier gebracht hatte (GT II 1, 75). Goethe wollte daraus das Schema zu den Protokollen (292,2–3) erstellen. Möglicherweise handelt es sich dabei um eines der wenigen erhaltenen Aktenstücke zum Ilmenauer Bergbau aus dieser Zeit (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 85–88; gedruckt in: LA I 1, 251–253).

A 24. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 25. Juli 1796 → 〈Eisenach〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 801 A+B/1963. – Doppelblatt und 1 Bl. beide 22,8(–23,1) × 19,4 cm (der linke Rand des Bl. um 3,4 cm eingeschlagen, Ecken abgeschrägt), 4 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 166–168, Nr 41 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 134–137, Nr 3349.

JULI 1796

447

BEIL AG E

Gewährscheine (292,9), Belegscheine über erworbene Anteile (Kuxen) am Ilmenauer Bergwerk. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 26. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 298). Mit vorliegendem Schreiben sandte Goethe Unterlagen zum Ilmenauer Bergbau an seinen Amtskollegen Christian Gottlob Voigt, der von seinem gleichnamigen Sohn nach Eisenach begleitet worden war. Die zur Finanzierung des Ilmenauer Bergbaus auszugebenden Gewährscheine – 50 verfallene Anteile (Kuxe) am Bergwerk, die neu verkauft werden sollten und für deren Wert der Landesherr Herzog Carl August bürgte – wollte Goethe nach Rückgabe durch Voigt mit einer Verordnung an die Mitglieder der Bergwerkskommission, an Friedrich Johann Justin Bertuch, den Rentsekretär Philipp Seidel und den Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt senden. Dem Amtmann Kühne aus Höxter im Fürstentum Corvey sollte der Kammerarchivar Leopold Kruse wegen seiner nachgezahlten Zubuße antworten. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 19. Zur Neuvergewerkung der Kuxe vgl. FA/Goethe I 26, 681f., Nr 282; erläutert in: FA/Goethe I 26 K, 513f. – Als Mitglied der Hoftheaterkommission entwickelte Goethe den (bald wieder aufgegebenen) Plan, nicht nur in Lauchstädt (vom 24. Juni 1796 bis zum 8. August 1796) und in Rudolstadt (vom 12. August bis zum 30. September 1796), sondern auch auf einer zu errichtenden Bühne in Jena regelmäßig Gastspiele zu geben. Dafür vorgesehen war das 1670 für die Universität nach französischem Vorbild am Fürstengraben (auf der Höhe der Schlossbrücke) errichtete Ballhaus (im 19. Jahrhundert abgebrochen). Es wurde schon längere Zeit nicht mehr zum Ballspiel, sondern als gastronomische Einrichtung genutzt. Herzog Carl August war, wie Voigt Goethe in seiner Antwort bestätigte, nicht nur gegen diese Idee (vgl. dazu Nr 89, bes. zu 96,23–24), Nr A 28, Nr A 30, Nr A 33, Nr A 34, Nr A 35, Nr A 37 und Nr A 38), sondern auch vehement gegen den von Franz Kirms entwickelten Plan, das Ensemble in Magdeburg spielen zu lassen. Anders als die Idee Goethes wurde dieser Plan überhaupt nicht verfolgt. – Serenissimo: Herzog Carl August (vgl. zu 9,18); Supplementum: Zusatz (von lat. supplementum: Ergänzung); Gewerken: Teilhaber an einem Bergwerk, Inhaber von Kuxe; Vortrag: amtliches Schriftstück, das für den regierenden Herzog zum Zwecke der Berichterstattung angefertigt wird; Gewinst: Gewinn; policeymässig: der Ordnung entsprechend; Policeysache: das Gemeinwesen betreffende Angelegenheit; Herrn von Frankenberg: der sachsengothaische Wirkliche Geheime Rat Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg; Bellomo: Joseph Bellomo, Prinzipal einer bedeutenden Schauspielergesellschaft; eine Gesellschaft: Die Theatertruppe von Carl Döbbelin, die bis Februar 1796 in Magdeburg mit Privileg auftrat. Im September 1796 konnte dort ein stehendes

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BRIEFE A 25/A 26

Theatergebäude mit festem Ensemble eröffnet werden; Freytägigen Cammerwagen: Postkutsche, die freitags verkehrte; in loco: lat.: vor Ort; General Kalkstein: Ludwig Carl von Kalckstein, Gouverneur von Magdeburg; Emissare: Abgesandte, Beauftragte (von franz. émissaires); Negotiateurs: Unterhändler (von franz. négociateurs).

A 25. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 30. Juli 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh – HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 109, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd, mit Adresse: Herrn Professor Batsch nach Jena. und Vermerk „Besorgt durch den Hofgärtner Dietrich“ (vgl. WA IV 11, 326). E: WA IV 11 (1892), 145f., Nr 3354 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 11, 326). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet August Johann Georg Carl Batschs Schreiben vom 28. Juli 1796 (vgl. RA 2, Nr 301). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben reagierte Goethe auf die Zusendung eines Quartalsberichts zum Botanischen Garten in Jena durch Johann August Johann Georg Carl Batsch. Zum Verfahren der Berichterstattung und zur Rechnungslegung vgl. GB 10 II, zu 3,4–5, zu 275,16–17, zu 293,13 und zu 293,18; FA/Goethe I, 27 K, 519f. Der erfahrene Hofgärtner Friedrich Gottlieb Dietrich, der das Schreiben überbringen sollte, war von der für den Botanischen Garten zuständigen Kommission damit beauftragt worden, den jungen Gärtner Gottlieb Wagner fachlich zu unterweisen (vgl. Nr A 11). Auf welchen Besuch des Herzogs Carl August im Botanischen Garten sich Goethe hier bezieht, ist unbekannt; am 9. Juli 1796 hatte Carl August die Stadt in Gesellschaft besucht (vgl. FB 1796, 80). Zum Kontext vgl. FA/Goethe I 27, 367f., Nr 321; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 530.

JULI/AUGUST 1796

A 26. An Carl August Böttiger

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Weimar, 12. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Bestand: Historisches Archiv, Nachlässe: Böttiger, Karl August. – Doppelblatt 12,9 × 17,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte (Ew: Wohlgebl: 〈…〉 Goethe. [295,1–19]) und Doppelblatt 11,8 × 18,5 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte (Beykommendes Blatt 〈…〉 Goethe [295,20–25]). K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 12. – Doppelblatt 20,5 × 33,7 cm, 1 ¼ S. rechtsspaltig (Brieftext rechts, Adresse links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Paraphe, Tinte (Ew: Wohlgebl: 〈…〉 Goethe. [295,1–19]). S. 1 in der linken Spalte Adresse: An Herrn Oberconsistorialrath / Böttiger. – In einem Faszikel mit blauem Umschlag, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, Tinte: „Briefwechsel / mit / Herrn Iffland / deßen Auffenthalt und Gastrollen / alhier im Jahr 1796 / und / 1798. / betrL.“ 41 Bl. E1: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). 1. Semester. 1. Bd, S. 121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 187 (Carl August Hugo Burkhardt; Teildruck: (295,1–19 Ew: Wohlgebl: 〈…〉 Goethe.). E2: WA IV 11 (1892), 156–157, Nr 3359 (Eduard von der Hellen; Schreiben und Beilage in anderer Reihenfolge). BEIL AG E

Schreiben von Franz Kirms an August Wilhelm Iffland, 13. August 1796, mit einer Beilage. (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 10–11 und 13–14.) ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Carl August Böttigers Schreiben vom 9. August 1796 (vgl. RA 2, Nr 332), dem August Wilhelm Ifflands Bericht von seiner gegenwärtigen Lage in Abschrift beigelegen hatte (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 7–9; gedruckt in: Satori-Neumann2 1, 160f.). – Eine Antwort Böttigers ist nicht bekannt. Als Freund Ifflands war Carl August Böttiger Vermittler in den Verhandlungen des Weimarer Hoftheaters mit dem Schauspieler, Regisseur und Dramatiker. Ziel der Mitglieder der Hoftheaterleitung war es, August Wilhelm Iffland als Intendanten zu gewinnen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5). Laut Präsentatsvermerk auf Ifflands Bericht beschäftigten sich Herzog Carl August und die Mitglieder der Oberdirektion am 10. August 1796 mit den Einlassungen. Die Haltung der

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BRIEFE A 27/A 28

Kommission dokumentiert die von Franz Kirms verfasste Beilage zum vorliegenden Schreiben, welche Goethe Böttiger mit der Bitte um Ifflands rasche Entscheidung – die Formulierung in diesem Augenblick ist eine eigenhändige Ergänzung Goethes im Konzept – übermittelte.

A 27. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 14. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2443/2007. – Doppelblatt 18,5 × 11,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 170, Nr 43 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 160, Nr 3361. BEIL AG EN

1) Ackten der bißherigen Verhandlungen in Eisenach (GT II 1, 77). (H: LATh – HStA Weimar H 1725 und LATh – HStA Weimar H 1724, Bl. 17–56 [alte Zählung].) 2) Aufsatz (296,5), Goethes Pro Nota, 14. August 1796. (H: LATh – HStA Weimar H 1725, Bl. 123–124; gedruckt in: Goethe-Voigt2 1, 292–294, Nr 246; AS 2, 508–510, Nr 108). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Goethe hatte die Geheimakte über die (seit dem 15. Juli 1796) in Eisenach geführten Verhandlungen des Herzogshauses mit Preußen zur Minderung der Kriegsgefahr für den Obersächsischen Reichskreis (dem die ernestinischen Herzogtümer angehörten) tags zuvor bekommen (vgl. Nr 86, ferner zu 93,12). Weil das Geheime Consilium von Voigt zeitnah (am 15., 16. und 17. August 1796) über das Ergebnis der Gespräche zu unterrichten war (vgl. AS 3, 216), gab sie Goethe umgehend an den Adressaten zurück. Am 13. August 1796 war in Erlangen ein Waffenstillstand zwischen Frankreich und dem Obersächsischen Kreis geschlossen worden. Die D i a r i a (296,4) enthielten die Aufzeichnungen des Eisenacher Geheimen Rats Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim (H: LATh – HStA Weimar H 1725, Bl. 55–64) über die Ende Juli 1796 mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. und dem Landgrafen von Hessen Ludwig X. in Pyrmont geführten Verhandlungen (vgl. Nr 86, ferner zu Nr 93,31–32 und zu 93,33). In dem im Tagebuch erwähnten Aufsatz Promem. wegen Ilmenau (vgl. GT II 1, 77) behandelte Goethe die Frage der Ablösung der aus der hennebergischen Erbschaft stammenden Bindung Sachsen-Weimar und Eisenachs an den

AUGUST 1796

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Fränkischen Kreis (vgl. AS 2, 508–510, 512, erläutert in: AS 3, 215–217, 218f.). – Literaturhinweis: Ulrich Crämer: Unbekanntes aus Goethes amtlicher Tätigkeit. In: Euphorion 33 (1932), S. 308–309.

A 28. An Johann Jacob Griesbach Jena, 24. August 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K1: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 4. – Doppelblatt 20,7 × 34 cm, 1 ½ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, Paraphe, Orts- und Datumsangabe links) beschr. (S. 3–4 Text; S. 1 „Auszug aus einem Schreiben des Herrn Geh: Rath Voigts Eisenach den 25ten Juli.“), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Angaben von Ort und Datum, Tinte, S. 3 oben links Adresse: An Herrn Kirchenrath Griesbach / nach Jena. und egh. Paraphe (Visum); S. 4 unter dem Text Absendevermerk, von fremder Hd (Franz Kirms), Tinte: „Dieser Brief ist nicht abgegeben / worden NachrichtL FK.“ (Verworfene Fassung, die bereits am 28. Juli 1796 geschrieben wurde). – In einem Faszikel in blauem Umschlag, auf dessen Vs. die Aufschrift von Schreiberhd (Geist), Tinte: Acta. / Den Aufenthalt der Schauspieler / in Jena betreffl / 1796., 11 Bl. K2: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 6. – Doppelblatt 20,7(–20,9) × 34,3 cm, 1 ¾ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und Orts- und Datumsangabe links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Angaben von Ort und Datum, Tinte, S. 1 oben links Adresse: An Herrn Geheime Kirchenrath / Griesbach. Hochwürdl.; Bl. 1 am äußeren Rand im oberen Teil geringfügig beschnitten, dadurch Textverlust vgl. 296,10 hießige〈n〉 und 296,11 Einwohner〈n〉. – In einem Faszikel in blauem Umschlag (vgl. Überlieferung zu H). E1: WA IV 11 (1892), 329 (nach K1; Eduard von der Hellen)). E2: WA IV 11 (1892), 171, Nr 3370 (nach K2; Eduard von der Hellen). Textgrundlage: K2. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Johann Jacob Griesbach antwortete mit einem Schreiben vom 27. August 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 7–8). Johann Jacob Griesbach (1745–1812) war seit 1775 ordentlicher Professor der Theologie an der Universität in Jena und Schillers Hauswirt. Das vorliegende Schreiben ist das einzige überlieferte Goethes an Griesbach aus dem Jahre 1796. In

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BRIEF A 29

seiner Funktion als Prorektor der Universität in Jena wandte er sich mit dem Antwortbrief an Goethe. – Über Johann Jacob Griesbach und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief vom 13. Dezember 1784 (GB 5). Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. Der Prorektor Griesbach sollte – auf Wunsch des Herzogs (vgl. Voigts Brief an Goethe, 26. Juli 1796; GoetheVoigt2 1, 284) – das Vorhaben der Weimarer Hoftheaterleitung im akademischen Senat vorstellen. Von den Ergebnissen der am 27. August 1796 stattfindenden Sitzung berichtete er Goethe noch am selben Tag (vgl. Nr A 30). Das ins Auge gefasste Gastspiel des Weimarer Ensembles in Jena im September 1796 fand ebenso wenig statt wie die für die Wintermonate 1796/97 vorgesehenen gelegentlichen Vorstellungen. Zwar befürworteten die Mitglieder des akademischen Senats grundsätzlich Aufführungen von Schauspielen, die dazu geeignet seien, die jungen Menschen zu bilden. Gleichzeitig befürchteten die Senatoren eine Störung des geordneten Lehrbetriebs, vor allem bei längerer Dauer der Gastspiele. Sie formulierten deshalb eine Reihe von Bedingungen und Wünschen, an die sie ihre Zustimmung knüpften (vgl. Nr A 30). – Das erste Konzept zu Goethes Schreiben an Griesbach (K1), datiert auf den 28. Juli 1796 (vgl. Überlieferung), enthält eine ausführliche Darlegung des Plans. Zu dieser Zeit war Goethe noch von einem Gastspiel in Jena ausgegangen, das sich unmittelbar an den Aufenthalt in Lauchstädt anschließen sollte. – Serenissimus: Herzog Carl August (vgl. zu 9,18); Cautel: Vorbehalt (von lat. cautela: Vorsicht).

A 29. An Johann Jacob Graff

Weimar, 26. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10004, Bl. 5. – Doppelblatt 21,2 × 34,2 cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse und egh. Paraphe links) beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 oben links Adresse: An den Schauspieler Herrn Graff., in der linken Spalte egh. Paraphe (Visum). – In einem Faszikel in blauem Umschlag, auf dem vorderen Einband die Aufschrift, von Schreiberhd (Geist?) und egh., Tinte: Acta / den zwischen der Direction / des Hiesigen Theaters / und / dem Schauspieler Herrn Graff / geschloßenen Contract und sonst. 〈dessen Angelegenheiten bis zur Pensionierung [erg. G]〉 betrel. / Weimar 1793 〈– / 1841 erg.〉, 115 Bl. E: WA IV 11 (1892), 173, Nr 3371 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K.

AUGUST 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Johann Jacob Graffs Schreiben vom 20. August 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10004, Bl. 3–4). – Graff antwortete mit einem Schreiben vom 31. August 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10004, Bl. 6). Johann Jacob Graff (1768–1848), geboren als Sohn des Pfarrers Johann Heinrich Graff in Munster westlich von Colmar, studierte zunächst Theologie in Straßburg. Er brach das Studium jedoch ab, wozu ihn ein tödlich verlaufenes Duell oder die politischen Unruhen in Frankreich im Revolutionsjahr 1789 veranlasst haben sollen. Er hielt sich wohl eine Zeitlang in den Niederlanden auf, bevor er sich in Köln im selben Jahr der Schauspielkunst zuwandte, zuerst bei der Schauspielgesellschaft von Carl August Dobler, wo er als Cassio in Shakespeares „Othello“ debütierte, dann bei der Truppe von Friedrich Wilhelm Bossan, mit dem er an vielen Orten in Deutschland gastierte. 1793 nahm Graff durch Vermittlung Friedrich Heinrich Jacobis Verhandlungen mit Weimar auf. Am 10. April 1793 wurde er engagiert und debütierte am 5. Juni dieses Jahres als Hofrat Reinhold in August Wilhelm Ifflands „Die Hagestolzen“ (vgl. Satori-Neumann2 1, 86). Christian August Vulpius war von Graff so beeindruckt, dass er dem im Feldlager Marienborn weilenden Goethe in einem Brief vom 14. Juni 1793 schrieb, er wünsche, dass Graff einen (längerfristigen) Vertrag in Weimar erhalte, bevor andere Theater ihn kennen lernten (vgl. RA 1, Nr 612). Graff blieb in Weimar. Er galt als gebildet, ausdrucksvoll und temperamentvoll, und obwohl ihm gelegentlich undeutliches Sprechen an emotionalen Textstellen und allzu heftige Gefühlsausbrüche vorgeworfen wurden (vgl. etwa Herzog Carl Augusts Brief an Goethe, 31. Januar 1799; RA 3, Nr 33), wurde Graff seit Ende der 1790er Jahre als bedeutendster Schauspieler des Weimarer Ensembles betrachtet. Im „Genius der Zeit“ findet sich folgende Charakterisierung: „Aus dem männlichen Personale tritt Herr G r a f ohnstreitig am glänzendsten hervor. Seine Darstellungen tragen fast durchgängig das Gepräge des Ideals. Doch fehlt ihnen noch hie und da die feinere Schattirung und Verbindung des Schönen. Dagegen wird der strengste Kritiker diesem geistvollen Schauspieler in dem pathetischen Felde seine Bewunderung nicht versagen. Sein Ausdruck ist lebendig, ergreifend, erschütternd, sein Feuer reissend, wie ein Orkan. Bey fortgeseztem Studium, und einer strengern Zucht der Einbildungskraft kann es diesem jungen Talentvollen Künstler nicht fehlen, ein großer Meister zu werden.“ (Fortsetzung der Bemerkungen über Weimar. In: Genius der Zeit. 7. Stück. Juli 1800, S. 374f.) Zu Graffs größten Erfolgen gehört die Darstellung des Wallenstein in den Uraufführungen der „Piccolomini“ und von „Wallensteins Tod“ am 30. Januar bzw. 20. April 1799. Goethe fand, dass Graff die dunkle, tiefe, mystische Natur des Helden vorzüglich glüklich zum Ausdruck gebracht habe (Allgemeine Zeitung, Nr 90 vom 31. März 1799; gedruckt in: Fambach 2, 455). Schiller bescheinigte dem Schauspieler in seinem Brief an ihn vom 3. Februar 1799: „Nicht so leicht soll

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BRIEFE A 30/A 31

es einem andern werden, Ihnen den Wallenstein nachzuspielen“ (NA 30, 27). Weitere bedeutende Rollen spielte Graff als Götz von Berlichingen, Alba (in „Egmont“), König Philipp (in „Don Karlos“), Shrewsbury (in „Maria Stuart“) und Odoardo (in „Emilia Galotti“). Graff vermochte offenbar, die kritisierten Fehler abzustellen. Goethe bestätigte ihm in späteren Jahren: Er 〈Graff〉〉 spricht sehr gut, deutlich und bedeutsam (Anlage zum Brief an Carl Cäsar von Leonhard, 14. Januar 1815; WA IV 25, 148). Gesprächsweise soll Goethe Graff den „Stolz unserer Bühne“ genannt haben (Gespräch mit Friedrich von Müller, 19. April 1819; Gespräche3, III,1, 111). Mit seiner letzten Rolle, dem Abbé l’Epée in Jean Nicolas Bouillys „Der Taubstumme“, verabschiedete sich Graff am 12. Mai 1841 von der Weimarer Bühne, nach fast einem halben Jahrhundert. Der Briefwechsel zwischen Goethe und Graff umfasst, soweit er überliefert ist, drei Briefe Goethes und – außer den oben genannten Schreiben – einen weiteren Briefs Graffs vom 11. März 1796 (vgl. RA 2, Nr 122), bei dem es sich nicht um ein Bezugsschreiben zum vorliegenden handelt. Dass Goethe den Schauspieler schätzte und förderte, geht aus dem vorliegenden Schreiben ebenso hervor wie aus dem vom 13. Mai 1803, in dem Goethe dem Schauspieler eine Pension für den Krankheitsfall und als Alterssicherung sowie ein Darlehen zur Begleichung von Schulden in Aussicht stellt (WA IV 16, 227f.). Dass Goethe auch privaten Umgang mit Graff hatte, zeigt ein Einladungsschreiben (WA IV 51, 525) und Goethes Tagebuch, in dem immer wieder Besuche des Schauspielers in seinem Hause vermerkt sind. Goethe geht mit dem vorliegenden Schreiben auf Graffs Mitteilung ein, er habe von Franz Seconda das Angebot eines Engagements in Leipzig erhalten. Der Schauspieler blieb in Weimar; er bekam einen Vertrag von „Michaelis 1796 bis Michaelis 1799“, d.h. vom dritten Quartal des Jahres 1796 an bis zu dem des Jahres 1799, sowie die Zusicherung einer „sechs wöchentliche〈n〉 Gage“ als Abfindung für den Fall, dass das Weimarer Theater geschlossen werden müsse (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10004, Bl. 7).

A 30. An Franz Kirms

Jena, 28. August 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 5 und 11. – Doppelblatt 19,0(–19,2) × 24,3(–24,5) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: Des / Herrn Hofkammerrath Kirms / Wohlgebl. / nach / We i m a r. / P. B. 〈Per Boten〉, über und unter der Adresse rote Siegelreste (Amor mit

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den Waffen des Herkules, Fragment; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3), darunter die egh. Bemerkung, Tinte: Nachdem der Brief schon geschloßen, / erhalte beyliegende Erklärung die / ich mit meinem Antrag noch hie / zukommen laße. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 28). E: WA IV 11 (1892), 173f., Nr 3372 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E

Erklärung (vgl. Überlieferung von H), Schreiben von Johann Jacob Griesbach, 27. August 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 7–8). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext des vorliegenden Antrags (Überlieferung von H) vgl. die Erläuterung zu Nr A 28. Die W ü n s c h e (297,17) des Senats und der Professorenschaft der Jenaer Universität für die einzurichtende Bühne im Jenaer Ballhaus hatte Johann Jakob Griesbach in seinem Schreiben vom 27. August 1796 mitgeteilt (vgl. Beilage zu vorliegendem Brief). Sie betrafen u.a. die Dauer der Gastspiele und die Zahl der Vorstellungen, deren Anfangszeiten, die Art und Weise, wie die Plätze an Honoratioren zu vergeben seien, und die Eintrittspreise.

A 31. An Johann Georg Paul Goetze

Jena, 31. August 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: ThULB Jena, Sammlung der Goethe-Briefe Nr 3. – 1 Bl. 20,7 × 34,0 cm, ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. E: Nachträge zu Goethes Werken (Weimarer oder Sophien-Ausgabe). In: GJb N. F. 5 (1918), 195–201, hier 198 (Hans Gerhard Gräf). WAN 1 (1990), 115f., Nr 3375 a. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Johann Georg P a u l Goetze (1761–1835) wurde als Johann Paul August Goetze als Sohn des Weimarer Regimentsmusikers Johann Ernst Goetze und dessen Frau Maria Dorothea geb. Güntzel in Weimar geboren. Nachdem der Vater die Stadt 1773 verlassen hatte, litt die Familie Not. Goethe stellte Goetze 1777 als Sechzehnjährigen in Dienst, ebenso wie dessen Mutter und den jüngsten Bruder Johann Gottfried. Er verwendete ihn zunächst als Laufburschen, verschaffte ihm aber

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BRIEF A 32

auch Unterricht in Mathematik und Französisch. Während Goethe sich in Italien aufhielt, kam Goetze bei Carl Ludwig von Knebel unter. Nachdem Goethe zurückgekehrt war und sein bisheriger Diener und Sekretär Philipp Seidel das Haus verlassen hatte, übernahm 1788 Goetze dessen Stelle. Er lernte, Diktate aufzunehmen und Zeichnungen anzufertigen. In den folgenden Jahren begleitete er Goethe auf dessen Reisen (1789 nach Aschersleben, 1790 nach Venedig und Schlesien, 1792 nach Frankreich). Im März und April 1794 erhielt Goetze von Goethe den Auftrag, Pläne zur Auffüllung des Jenaer Stadtgrabens sowie zur Straßenentwässerung auszuarbeiten. Bei dieser Gelegenheit wandte sich Goethe am 20. März 1794 mit einem Promemoria an Herzog Carl August (GB 10 I, Nr A 12) und bat diesen, Goetze das Amt eines Baukondukteurs (Bauaufsehers) zu geben. Der Herzog kam Goethes Wunsch am selben Tag nach und gewährte Goetze ein Gehalt von 50 Reichstalern im Jahr (vgl. das Dekret, abgedruckt im Anschluss an die Erläuterungen in GB 10 II, Nr A 12), das durch nach wie vor gewährte Zuwendungen aus Goethes privater Kasse ein wenig verbessert wurde (vgl. Quittungen Goetzes und seiner Mutter vom 4. April 1794; GR/Belege 1794, 2, Bl. 35). Im Rahmen seiner neuen Funktion zog Goetze mit seiner Mutter nach Jena, kümmerte sich um den Straßenbau sowie um die baulichen Arbeiten am Botanischen Garten. Weitere Aufgaben wie die Regulierung der Saale kamen hinzu (vgl. den vorliegenden Brief). 1803 wurde Goetze zum Wegebaukommissar ernannt, 1807 zum Wegebauinspektor. Goethe verband mit Goetze ein stets vertrauensvolles Verhältnis; er schätzte dessen Zuverlässigkeit und Organisationstalent, das sich auch auf persönliche Belange erstreckte: Goetze verschaffte Goethe Unterkünfte für seine Aufenthalte in Jena, kümmerte sich um Holz- und Weinvorräte, half auch Schiller beim Verkauf seines Jenaer Gartenhauses vor dem Umzug nach Weimar 1802. Alle Schreiben der Korrespondenz handeln von geschäftlichen Belangen. Im vorliegenden Schreiben geht es um Hochwasserschäden, die durch die Leutra, einen linken Nebenfluss der Saale südlich von Jena, angerichtet worden waren. In Goethes Tagebuch heißt es unter dem 31. August 1796: War in der Nacht das grose Wasser in der Leutra gewesen. (GT II 1, 78.) Nach einem Aktenvermerk hatte Goethe dem Adressaten bereits am 9. November 1795 offiziell die Aufsicht auf den sämmtlichen Waßerbau an der Saale anvertraut, 〈…〉 da er einige Jahre her schon bey vorkommenden Bauen gebraucht worden und solche zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten aus geführt habe. (H: GSA 30/104, Bl. 101; gedruckt in: FA/Goethe I 27, 128f., Nr 72; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 141.) Entsprechend beauftragte die Wasserbaukommission Goetze mit der Beseitigung der Hochwasserschäden. Von der Verdämmung der Uferbereiche in der Oberaue und unter der Camsdorfer Brücke durch Flussbuhnen berichtete Goetze Goethe am 16. Oktober und 27. November 1796 (H: GSA 30/104, Bl. 133–136), der Wasserbaukommission am 10. Dezember 1796

SEPTEMBER 1796

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(ebd., Bl. 137f.). – Buhne: Vorbau aus Holzpfählen und Reisigbündeln (Faschinen; von lat. fascis: Bündel) zur Regulierung der Strömung und damit zum Uferschutz.

A 32. An Henriette Beck

Jena, 4. September 1796 → 〈Rudolstadt〉

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H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10003, Bl. 8. – 1 Bl. 21,9 × 34,9 cm, 1 S. zweispaltig (Brieftext rechts, Adresse, egh. Paraphe und Absendevermerk links) beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 Adresse: An die Schauspielerin Mad: Beck / gegenwärtig in Rudolstadt.; am linken Rand egh. paraphiert (Visum), darunter Absendevermerk: „Abgeschickt mit der Post. / den 7ten Sept. 96.“ – In einem gebundenen Faszikel, auf dem vorderen Einband die Aufschrift: „Contracte / zwischen der Oberdirection des hiesigen / Theaters und der Schauspielerin / Madame B e c k. / u. deren Angelegenheiten überhaupt / 1793–1800“, 20 Bl., heute in modernem Pappeinband. E: WA IV 11 (1892), 180f., Nr 3376 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Henriette Becks Schreiben vom 30. August 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10003, Bl. 6–7). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben reagierte Goethe als Mitglied der Hoftheaterleitung auf eine Zuschrift der Schauspielerin Henriette Beck, die ihm darin eröffnet hatte, dass sie das Weimarer Ensemble zu Michaelis, zum dritten Quartal 1796 vorzeitig verlassen wolle. Der hoch verschuldeten Darstellerin habe man andernorts eine höhere Gage offeriert, zudem einen Vorschuss und Reisegeld. Zu einer Auflösung des auf die Zeit von 6. Februar 1795 bis zu Ostern 1798 geschlossenen Kontrakts kam es nicht. Henriette Beck blieb in Weimar, wo ihr Vertrag bis Ostern 1800 verlängert wurde. Vgl. FA/Goethe I 27, 156–161, Nr 104–111; erläutert in: FA/ Goethe I 27 K, 184–195. – loszählen: lossprechen, lossagen, entpflichten (vgl. GWb 5, 1306); abstrahiren: absehen (vgl. GWb 1, 185).

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A 33. An Franz Kirms

BRIEFE A 33–A 35

Jena, 6. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10349c, Bl. 18–19. – Doppelblatt 12,2 × 19,0(–19,2) cm, 3 ½ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 26). E: Goethe als Theaterdirector. In: Die Grenzboten 16 (1857). 1. Semester. 1. Bd, S. 121–126, 183–192, 221–228, 257–262, hier S. 187f. (Carl August Hugo Burkhardt). WA IV 11 (1892), 184–186, Nr 3380 (nach E). BEIL AG EN

1) Den Ifflandischen Brief (299,1). (H: Nicht überliefert). 2) Antwort an Mad. Beck (299,1), Schreiben Goethes an Henriette Beck, 4. September 1796 (Nr A 32). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben steht im Zusammenhang mit den Bemühungen der Hoftheaterleitung, den Schauspieler August Wilhelm Iffland als Intendanten für Weimar zu gewinnen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5). Goethe hatte sein Angebot Carl August Böttigern (299,2) am 12. August 1796 übermittelt (vgl. Nr A 26). Goethe erinnert an die Möglichkeit, Iffland wie Joseph Bellomo (der von 1784 bis 1791 als selbstständiger Direktor einer freien Gesellschaft in Weimar gewirkt hatte) für mindestens drei Jahre auf eben diese Art zu beschäftigen. Damit verbunden war Goethes Hoffnung, die ungeliebte Theaterleitung bald abgeben und Johann Heinrich Meyer nach Italien folgen zu können. Auf das aktuelle Gastspiel des Ensembles in Rudolstadt und das zukünftige im Jenaer Ballhaus (vgl. die Erläuterung zu Nr A 24) kommt er am Ende des Schreibens zu sprechen. – Mad. Beck: Die Schauspielerin Henriette Beck (vgl. Nr A 32); Stück von Bretzner: Christoph Friedrich Bretzners Lustspiel „Das Räuschchen“, das am 22. November 1796 in Weimar aufgeführt wurde (vgl. Theater/Musik Weimar).

SEPTEMBER 1796

A 34. An Franz Kirms

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Jena, 8. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 9. – Doppelblatt 20,6(–20,8) × 34,1 cm, 1 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 28). E: WA IV 11 (1892), 188f., Nr 3383 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. Weder der gezeichnete Entwurf noch der Kostenvoranschlag, welche der Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner für Goethe erarbeiten sollte, haben sich erhalten. Die Akten zur Vererbung des Ballhauses aus der Fürstlichen Kammer, der Behörde zur Verwaltung der fürstlichen Einkünfte, forderte Goethe mit Nr A 35 an; sie sind nicht überliefert. Christian Gottlob Voigt übersandte sie unverzüglich (vgl. Nr 112). – absurd: hier ‚närrisch‘, ‚lächerlich‘ (vgl. GWb 1, 198); simpliciter: lat.: einfach, schlechtweg.

A 35. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 9. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-31028. – Doppelblatt 19,2 × 23,3 cm, 2 1⁄4 S. besch., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; teilweise stockfleckig. E: Goethe-Voigt1 (1868), 176–178, Nr 49 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 189–191, Nr 3385. BEIL AG E

Politika (300,18), vermutlich Papiere zum Ilmenauer Bergbau. (H: Nicht überliefert.) ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben sandte Goethe Papiere zurück, die er von seinem Amtskollegen zuvor erhalten hatte, vermutlich Schriftstücke zum Bergwesen in Ilmenau (vgl. 124,25 und zu 124,25). Goethes eigene Bemerkungen zu den angesprochenen dienstlichen Vorgängen folgten am 11. September 1796 (vgl. Nr A

460

BRIEFE A 36/A 37

36). Der Rückzug der französischen Truppen aus Franken – der Adressat dürfte in einem nicht erhaltenen Brief davon berichtet haben (vgl. 302,3) – ließ befürchten, dass Frankfurt a. M. erneut unter Kriegshandlungen leiden werde (vgl. zu 128,18–19). Im vorliegenden Schreiben werden weiterhin zwei, die Universität in Jena und das Weimarer Hoftheaterensemble betreffende dienstliche Angelegenheiten besprochen: 1) Christian Gottfried Schütz und Gottlieb Hufeland wollten den klassischen Philologen und Leipziger außerordentlichen Professor Heinrich Carl Abraham Eichstädt nach Jena holen, da sie an dessen Mitarbeit an der 1785 gegründeten „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (ALZ) interessiert waren. Durch die Rückkehr des Schriftstellers Joseph Schreyvogel nach Wien war in der Redaktion der Zeitschrift eine Vakanz entstanden. Da Eichstädt eine ordentliche Professur in Jena zur Bedingung für seinen Ortwechsel gemacht hatte, richtete Schütz eine entsprechende Bitte an die Förderer der Hochschule (Nutritoren, eigentlich ‚Ernährer‘, ‚Erhalter‘), die vier ernestinischen Fürstentümer, die laut Universitätsverfassung für die Alma Mater verantwortlich zeichneten. Sie sollten Eichstädt auch die Anwartschaft auf die Professur der Eloquenz und Poesie zusichern, die der gesundheitlich angeschlagene Schütz gegenwärtig innehatte. Zur Berufung Eichstädts auf eine Honorarprofessur im Jahr 1797 vgl. AS 2, 511, erläutert in: AS 3, 217f. 2) Zur geplanten Einrichtung einer Bühne für Gastspiele in Jena vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. Zu den nicht überlieferten Akten zur Vererbung des Ballhauses vgl. Nr A 34. – Goethe blieb bis zum 5. Oktober 1796 in Jena und arbeitete dort an „Herrmann und Dorothea“ (vgl. zu 127,18). – Expedition: Auslieferung (vgl. GWb 3, 498) (von lat. expedire).

A 36. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 11. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-13940. – Doppelblatt 19,7 × 24 cm, 2 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; am äußeren Rand Wasserschaden. – Beischluss zu Nr 114. E: Goethe-Voigt1 (1868), 178f., Nr 50 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 192–194, Nr 3387. BEIL AG E

1) Bergwerkspapiere (301,25), darunter die Wochenberichte des Bergmeisters Johann Gottfried Schreiber. (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 23–24.) 2) Goethes Bemerkungen (301,25) (H: Nicht überliefert.)

SEPTEMBER 1796

461

ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Im vorliegenden Schreiben geht es um Folgendes: 1) Goethe übersandte seinem Amtskollegen in der Bergwerkskommission Christian Gottlob Voigt Aktenstücke zum Ilmenauer Bergwesen samt eigener Bemerkungen (301,25) dazu. Die Akten bezogen sich auf eine am Dienstage (124,26), dem 13. September 1796, stattfindende Sitzung des Gewerkenausschusses, an der Goethe nicht persönlich teilnehmen konnte. Goethe hatte sich für die dauerhafte Schließung des seit März 1796 stillgelegten Poch- und Waschwerks in Ilmenau eingesetzt, eine Maßnahme zur Kostenreduktion, der sich der Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt seit Ende August 1796 widersetzte, wie Goethe den beiliegenden Wochenberichten hatte entnehmen können. – 2) Zur geplanten Einrichtung einer Bühne im Jenaer Ballhaus vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. Die Akten hierzu hatte Goethe vorab von Voigt erhalten (vgl. 302,9). – 3) Mit der Negotiation 〈…〉, die neulich in meiner Gegenwart eingeleitet wurde (302,18–19), könnte Goethes Aufsatz vom 14. August 1796 zusammenhängen (vgl. die Erläuterung zu Nr A 27). – 4) Goethes große Sorge um das Wohl seiner in Frankfurt a. M. verbliebenen Mutter (vgl. Nr A 35) veranlasste ihn anderntags zu einem privaten Brief an den Adressaten (vgl. Nr 114), dem er vorliegendes Schreiben kurzerhand beischloss. – 5) Zum Zusammentreffen mit Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg und August von Ziegesar (vgl. 302,20–21) in Jena ist nichts Näheres bekannt. – privatim: lat.: als Privatmann, persönlich; Insubordination: eigenwilliges Handeln eines Untergebenen unter Umgehung des regulären Dienstwegs, Eigenmächtigkeit (vgl. GWb 5, 44); Fürstl Kammer: Behörde zur Verwaltung der fürstlichen Einkünfte; Dominum directum (302,16; lat.: unmittelbarer Eigentümer (im Hinblick auf die Zuständigkeit und Befugnis der Kammer); Confirmation: Bestätigung (von lat. confirmare).

A 37. An Franz Kirms

Jena, 13. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Generalintendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Nr 1272/50, Bl. 10. – Doppelblatt 18,9(–19,2) × 24,4 cm, 1 ¾ S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 28). E: WA IV 11 (1892), 195f., Nr 3389 (Eduard von der Hellen).

462

BRIEF A 38

BEIL AG EN

1) Rudolstädter Papiere (302,28), Akten zum Gastspiel des Hoftheaterensembles in Rudolstadt. (H: Nicht überliefert.) 2) Rollenplan zur Oper „Die Wilden“. (H: Nicht überliefert.) 3) Buch von Macbeth (303,11), deutsche Übersetzung von Shakespeares Tragödie (vgl. die Erläuterung). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben steht im Zusammenhang mit Goethes Leitung des Weimarer Hoftheaterensembles. Die Truppe hatte vom 12. August bis zum 30. September 1796 in Rudolstadt gastiert. Neben Akten zu dieser Zeit, die nach Weimar zu senden waren – Goethe hielt sich seit dem 18. August 1796 in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1796, Bl. 17) –, galt es, die kommende Spielzeit in Weimar vorzubereiten. Am 24. Oktober 1796 sollten „Die Wilden“ mit der Musik von Nicolas Dalayrac erstaufgeführt werden (in der deutschen Übersetzung von Heinrich Gottlieb Schmieder). In die Entscheidung, welche Sänger welche Rolle darin zu übernehmen hatten, sollte auch der Konzertmeister Carl Gottlieb Göpfert einbezogen werden. Die Wahl fiel letztlich auf Franz Gatto, nicht auf Vincent Weyrauch (vgl. Theater/Musik Weimar). Die Aufführung einer deutschen Übersetzung von Shakespeares Tragödie „Macbeth“, die Goethe im vorliegenden Schreiben weiterhin erwähnt und für die Göpfert ebenfalls Besetzungsvorschläge machen sollte, kam nicht zustande. Die Inszenierung sollte vermutlich auf der revidierten Fassung von Gottfried August Bürgers Bearbeitung „Macbeth ein Schauspiel in fünf Aufzügen nach Shakespear“ (Göttingen 1783) basieren, was Schillers Brief an August Wilhelm Schlegel vom 11. März 1796 nahelegt: „Göthe 〈…〉 findet sie 〈Bürgers „Macbeth“ und seine Übersetzungen der Hexengesänge〉 greulich, und er hat, da er den Macbeth gern einmal in Weimar spielen lassen wollte, schon darauf gedacht, wie er sie anders übersetzt bekommen könnte.“ (NA 28, 199.) Eine Revision des Bürgerschen Textes durch Christian August Vulpius oder Goethe selbst ist nicht bekannt. „Macbeth“ kam in Weimar erst am 14. Mai 1800 in einer Bearbeitung Schillers auf die Bühne (vgl. NA 13, 73–162). – Zur geplanten Einrichtung einer Bühne im Jenaer Ballhaus vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. Für alle baulichen Fragen, die den Umbau und die Einrichtung dieses Gebäudes betrafen, war der Baumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner zuständig. Dass der Plan an vielem, darunter auch am fehlenden Interesse des Publikums scheiterte, Anrechte auf Eintrittskarten im Voraus zu erwerben, belegt vorliegendes Schreiben. – Entregelde: Eintrittsgeld (vgl. GWb 3, 163).

SEPTEMBER 1796

A 38. An Christian Gottlob Voigt

463

Jena, 15. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 91. – 1 Bl. 19,1 × 24,3 ( –24,5) cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt1 (1868), 181f., Nr 53 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 198–200, Nr 3392 (nach E, vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 218). BEIL AG EN

1) Akten zum Schlossbau in Weimar. (H: Nicht überliefert.) 2) Akten zum Ballhaus in Jena. (H: Nicht überliefert.) ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Im vorliegenden Schreiben werden neben vertraulichen politischen Angelegenheiten – die Sicherung der Rechte des Herzogtums beim Übergang geistlicher Besitztümer in weltliche Hand nach einem Friedensschluss mit Preußen (vgl. AS 2, 514, erläutert in: AS 3, 220) – verschiedene dienstliche behandelt: 1) Als Mitglied der Bergwerkskommission trugen Goethe und Christian Gottlob Voigt für das unterfinanzierte, wenig ertragreiche Geschäfft (303,28) mit dem Bergwesen im Thüringer Wald Verantwortung. In ihren Entscheidungsbereich fiel damit der Ilmenauer Antrag (303,27) (vgl. zu 136,15–16; ferner die Erläuterung zu Nr A 39 und Nr A 41), den Goethe mit den Deputierten der Gewerken, den Herrn Conscios und Complices (304,4–5) 〈scherzhaft für ‚Mitwisser‘ und ‚Teilhaber‘ [vgl. GWb 2, 1020; von lat. conscius und complex, -icis]〉, auf der nächsten Zusammenkunft (303,31) besprechen sollte. – 2) Zum Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses vgl. die Erläuterung zu Nr A 16. – 3) Zur geplanten Errichtung einer Bühne im Jenaer Ballhaus vgl. die Erläuterung zu Nr A 24. – 4) Zur Mineraliensendung aus Leipzig vgl. zu 139,6. – 5) Über Justus Christian Loders Gesuch vgl. zu 129,12–13. – opponiren: hier ‚entgegenhalten‘ (von lat. opponere); producible: vorlegbar, vorzeigbar.

464

BRIEFE A 39–A 41

A 39. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 15. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 32. – 1 Bl. 20,4 × 34 cm, 1 ¾ S. zweispaltig (Brieftext rechts, Ergänzungen links) beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen, Tinte. – In einem fadengehefteten Konvolut in grünem Leineneinband, mit Buntpapier überzogen, auf dem vorderen Deckel (21,3 × 36,4 cm) jeweils ein Schild mit Besitznachweis und Signaturangabe, moderner Schmutztitel. Auf dem ersten Titelblatt (Bl. 1) die Aufschrift, Tinte: „Acta Commissiones / Das Bergwerk zu Ilmenau / betrL: / 1796. 1797. / M. Juli, 1796 bis M. Dec. 1797. / Volum: LXIII. / Die Wiedergewältigung, die Baue auf dem Flötz und / was sonst in I l m e n a u vorgeht enthaltend.“, 154 pag. Bl. (Bl. 1–154), auf dem zweiten Titelblatt (Bl. 155) die egh. Aufschrift, Tinte: Acta / den Stollenbruch / zwischen dem Johannis Schacht / und dem Treuen Friedrich / betrl, darunter von fremder Hd, Tinte: „M. Oct. 1790 bis M. Dec. / 1797. / Volum. LXIV.“, 133 pag. Bl. (Bl. 155–288). E: Goethe und Ilmenau (1912), 253f. (Julius Voigt). WAN 1 (1990), 115f., Nr 3392 a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. Nr 120 (zu 136,15–16), ferner die Erläuterung zu Nr A 38. Die gewünschten Unterlagen erhielt Goethe mit Nr A 41. – Deliberationsprotocoll: Protokoll der Beratung von Sachkundigen in einem offiziellen Gremium (vgl. GWb 2, 1119); Anschlag: Kostenvoranschlag (vgl. GWb 1, 664).

A 40. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 17. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17584. – Doppelblatt 19(–19,3) × 24,5(–24,7) cm, Bl. 2 mit großem Papier- und Textverlust durch Ausriss, schräg von oben links nach unten rechts, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte; S. 4 Adresse: H 〈Textverlust〉 p. O. 〈möglicherweise lat. per occasionem: durch Gelegenheit〉, darunter rote Siegelreste (Amor mit den Waffen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3). E: Goethe-Voigt1 (1868), 182, Nr 54 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 209, Nr 3396.

SEPTEMBER 1796

465

ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben ging Goethe – angeregt durch den Geheimem Kirchenrat und Prorektor der Universität Johann Jacob Griesbach – auf das erneute Gesuch des Ökonomen Jacob Rudolph Lamprecht beim Konviktorium in Jena ein, der wegen kriegsbedingter allgemeiner Teuerung um einen finanziellen Zuschuss gebeten hatte. Am 16. September 1796 wurde ihm dieser gewährt (vgl. AS 2, 514f., erläutert in: AS 3, 220f.) – Academie: die Universität in Jena; Michael: Fest des Erzengels Michael (29. September), das dritte Quartal eines Jahres; Solicitation: Ersuchen (von lat. sollicitatio: Beunruhigung, Aufwiegelung).

A 41. An Christian Gottlob Voigt

Jena, 20. September 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. – Von Schreiberhd (vgl. WA IV 11, 333). E: Goethe-Voigt1 (1868), 183, Nr 55 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 210, Nr 3397. Textgrundlage: WA. – Vor 1891 im Privatbesitz von Rechtsanwalt Arthur Osann in Darmstadt (WA IV 9 (1891), 333), der „die grosse Masse gedruckter wie ungedruckter Briefe Goethes an C. G. Voigt dem Goethe- und Schiller-Archiv zur Benutzung übersandte“ (ebd., 329), so dass die Handschriften den Herausgebern von WA vorlagen. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN

306,2 vieles] Vieles E 306,2 deutlicher] deutlicher, E 306,11 das Steuergeschäft] Steuergeschäften E 306,15 Übrigens] Uebrigens E. ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 18. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 359). – Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 22. September 1796 (vgl. RA 2, Nr 361). Zum Kontext vgl. Nr 120 (zu 136,15–16), ferner die Erläuterungen zu Nr A 38 und zu Nr A 39. Zum militärischen Vorgehen gegen die Ilmenauer Landgemeinden, die sich geweigert hatten, Steuern nach einem neuen Steuerfuß zu entrichten, vgl. die Erläuterung zu Nr A 7. – Venten: Johann Christoph Gottlob Vent; Schreibern: Johann Gottfried Schreiber.

466

BRIEFE A 42/A 43

A 42. An Johann Conrad Wagner

Weimar, 10. Oktober 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Großherzoglich Sächsisches Hausarchiv, Abth. C. Litt. G. No. 4. – Doppelblatt 11,8 × 18,5 cm, 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte. E: WA IV 11 (1892), 226, Nr 3408 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN

1) Quittung (306,20). (H: Verbleib unbekannt). 2) Rechnung von Ernst Kleinsteuber, 23. März 1796. (GR/Belege 1796, 2, Bl. 6). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Johann Conrad Wagner (1737–1802), Sohn des Reiters bei der Garde und späteren Reitknechts Conrad Wagner in Weimar, war Lakai am weimarischen Hof. 1776 war er zweiter Kammerdiener von Carl August geworden. In dieser Eigenschaft begleitete Wagner den Herzog jahrelang auf dessen Reisen (1779 in die Schweiz, 1790 nach Schlesien, 1792 nach Frankreich, 1793 nach Mainz), an denen Goethe ebenfalls teilnahm. 1787 wurde Wagner in Weimar zum Kämmerer ernannt, nach dem Abgang Friedrich Justin Bertuchs 1796 wurde er Schatullier, und in dieser Funktion erreichte ihn das vorliegende Schreiben. In dem Schreiben geht es um Geldanweisungen, die Wagner aus der herzoglichen Schatulle vorzunehmen hatte: zunächst um die Bezahlung von Stipendien für Künstler, weiterhin um die Begleichung einer Rechnung des Hofmechanikers Ernst Kleinsteuber in Höhe von fünf Reichstalern und acht Groschen. Dafür waren auf Befehl Serenissimi (306,22), des regierenden Herzogs (vgl. zu 9,18), ein Mikroskop geputzt und poliert sowie Zubehör angefertigt worden, ein Spiegel und ein doppeltes Objektiv nebst Vorrichtung.

A 43. An Christian Gottlob Voigt

Weimar, 17. Oktober 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 101. – 1 Bl. 22,2 × 34,4 cm, 2 S. rechtsspaltig beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Para-

OKTOBER 1796

467

phe, Tinte; Textverlust durch Einheften in den Faszikel: 307,19 Pachtgeld〈er〉. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt1 (1868), 193, Nr 62 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 235f., Nr 3413 (nach E, vgl. Hinweise auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 218). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 17. Oktober 1796 (RA 2, Nr 415). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben reagierte Goethe auf zwei dienstliche Anfragen: 1) Wie der Amtskollege Voigt in der Bergwerkskommission votiert auch Goethe dafür, dem Gastwirt Heiße in Stützerbach, einem Dorf südlich von Ilmenau an einem der drei Quellbäche der Ilm gelegen, die Gelder für das verpachtete Fischereirecht zu belassen und dem Beamten vor Ort zur Klärung weiterer Nachfragen den Bericht des Rentbeamten Johann Adolph Herzog, Rechnungsführer des Ilmenauer Bergamtes, zuzusenden. Bei dem verpachteten Gewässer handelte es sich vermutlich um den angestauten Stützerbacher Teich, dessen Wasser in den mittleren und damit wichtigsten Kunstgraben des Ilmenauer Bergbaugebiets eingespeist wurde. Das Wasser diente dem Antrieb der Pumpenanlagen in den Gruben. 2) An Ilm und Saale waren die Uferflächen mit Weiden bepflanzt worden, deren schlagreifes Holz und deren geschnittene Ruten von beträchtlichem ökonomischem und wasserwirtschaftlichem Wert waren. Aus dem Holz schnitt man Pfähle; aus Weidenruten wurden Faschinen (Reisig- oder Rutenbündel), Schanzkörbe oder Deckwerke geflochten, um damit die Uferkanten und Dämme zu stabilisieren und Brücken zu sichern. Die Rentbeamten vor Ort, welche die Verpachtung bzw. den Verkauf des Holzes und der Ruten durchführten, unterstanden dem Ingenieuroffizier Johann Christoph Gottlob Vent und dem Kondukteur Paul Goetze, diese wiederum der fürstl. W. B Commission (307,16), der Fürstlichen Wasserbaukommission und damit Goethe und seinem Amtskollegen Voigt. – Zu beiden Punkten konnte nichts Weiteres ermittelt werden. Damit bleibt unklar auf welchen Bericht Serenissimi (307,10), des Herzogs Carl August, sich Goethe und Voigt beziehen und wie man sich mit der Fürstlichen Kammer, der obersten Finanzbehörde im Herzogtum, schließlich einigte.

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A 44. An Franz Kirms

BRIEFE A 44/A 45

〈Weimar, 22. Oktober 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Die Datierung ergibt sich aus der archivalischen Überlieferung: Das Bezugsschreiben vom 22. Oktober 1796 befindet sich auf demselben Doppelblatt wie das vorliegende Schreiben (vgl. Überlieferung). Die knappe Antwort Goethes dürfte mit einiger Wahrscheinlichkeit unmittelbar nach der Lektüre des Bezugsschreibens zu Papier gebracht worden sein. ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10352, Bl. 1. – Doppelblatt 19 × 27,7 cm, 3 Zeilen sehr flüchtig geschr., egh., Bleistift (unter einem Schreiben von Franz Kirms vom 22. Oktober 1796). – In einem Faszikel mit blauem Umschlag, auf dessen Vorderseite die Aufschrift, Tinte: „Hof-Theater Directions Commissions / Acta / Oeffentliche Concerte und Oratoria zum / Besten fremder Künstler, wie auch der herzogL: Capelle / betrL / a¯ o¯ 1809. / bis 1819. / Vol. I.“, 77 Bl. E: WA IV 30 (1905), 60, Nr 3418 a (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet Franz Kirms’ Schreiben vom 22. Oktober 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 10352, Bl. 1). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben übermittelte Goethe als Mitglied der Hoftheaterleitung dem Amtskollegen Kirms seine Zustimmung, auf die Bewerbung des Bassisten Hartmann Christian Wunder abschlägig zu antworten. Wunder war Goethe von dem Kammernherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel-Scharfenstein empfohlen worden, insbesondere für die Rolle des Fürsten Sarastro in Mozarts Singspiel „Die Zauberflöte“ (vgl. dessen Brief an Goethe, Mitte Oktober? 1796; RA 2, Nr 407). Er hatte am 20. Oktober 1796 mit einem Vortrag von drei Arien auf der Weimarer Bühne zwar gesanglich, nicht aber darstellerisch überzeugen können (vgl. Journal für Theater und andere schöne Künste [hrsg. von Heinrich Gottlieb Schmieder]. 1. Bd, 1. H. Hamburg 1797, S. 57f.). Heinrich Vohs, dessen Frau vor kurzem in Rudolstadt entbunden hatte, sollte das (nicht überlieferte) Schreiben mit der Absage überbringen; der reisende Sänger konzertierte zu dieser Zeit in Rudolstadt (vgl. Satori-Neumann2 1, 177).

OKTOBER 1796

A 45. An Justus Christian Loder

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Weimar, 22. Oktober 1796 → 〈Jena〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 26/LXVII,4,114, Bl. 24. – Doppelblatt 20,5 × 24,7 cm, 1 S. beschr. (S. 3 Text), Schreiberhd (Geist), Tinte; über dem Text Adresse: An Herrn Hofrath Loder.; S. 1 mittig die Aufschrift, Tinte: Mineralogie / 1796. – In einem alten Umschlag mit der Aufschrift, egh. Bleistift: Mineral Versendung, darunter die egh. Adresse, Tinte, rote Siegelreste mit Siegelausriss, oben rechts die Bezeichnung des Stückes „6.“ (Zählung in: Repertorium über die Goethesche Repositur. 〈Im Auftrag Goethes 1822 von Theodor David Kräuter angelegt, später von ihm ergänzt〉. Maschinenschriftliche Abschrift, GSA; Rubrik „Correspondenz“); auf der Rs die frühere Aufschrift, egh., Tinte: Herrn Vicepräsident Herder. E: WA IV 11 (1892), 239f., Nr 3417 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E

Liste mit 79 Mineralien, die Goethe erworben hatte. (H: Verbleib unbekannt.) ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Im Jahr 1796 wandte sich Goethe nur einmal an den Mediziner Justus Christian Loder (1753–1832). Aus demselben Zeitraum sind fünf Gegenbriefe erhalten. Loders Briefe begleiteten seine Sendungen von Büchern und Kunstwerken; sie enthielten Hinweise auf die anatomischen und chirurgischen Demonstrationen des Jenaer Universitätsprofessors oder widmeten sich wissenschaftlichen Themen. Das Interesse für die Anatomie verband Goethe, wie diese Briefe zeigen, eng mit Loder, von dem er in den 1780er Jahren zu präparieren gelernt und einen Großteil seiner Kenntnisse auf diesem Gebiet erworben hatte. – Über Justus Christian Loder und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 8. Januar 1799 (GB 13). Mit vorliegendem Schreiben wurden die zum Unterhalt der naturkundlichen und naturhistorischen Sammlungen in Jena im Herbst- und Winterquartal notwendigen Mittel aus der herzoglichen Kasse, der fürstl Cammer (308,10), überwiesen (vgl. zu 139,22), zudem ein außerordentlicher Zuschuss gewährt (vgl. zu 139,25). Für dessen Gegenwert hatte Loder – hier in seiner amtlichen Funktion als Leiter des Naturalienkabinetts – Mineralien angekauft (vgl. 139,19–20). Zudem erhielt der Adressat Geld für Stücke, die Goethe erworben hatte. Die Objekte waren mehrheit-

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BRIEFE A 46/A 47

lich von Jakob Wächter angeboten worden (vgl. Nr 100, Nr 121, Nr 122 und Nr 123). Weitere stammten aus dem Handel von Gottlob Geissler (vgl. zu 139,6) und aus der Sammlung von Johann Georg Lenz (vgl. zu 138,11). Wann die Transportkiste mit den Stücken in Weimar eintraf, ist nicht bekannt. – Zu den Währungsangaben vgl. „Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen“, S. LIV–LV im vorliegenden Band. Die Angabe des entsprechenden Wertes in Reichstalern und Groschen bezieht sich vermutlich auf den amtlichen oder tatsächlichen Kurs kurant, mit dem im Handel gerechnet und nach dem Waren bezahlt wurden.

A 46. An Christian Gottlob Voigt Ilmenau, 31. Oktober bis 1. November 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 105 und 107. – Doppelblatt 11,9× 18,4 cm, 4 S. beschr. (S. 4 Text), Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). – Beischluss: Brief an Christiane Vulpius (Nr 145). E: Goethe-Voigt1 (1868), 194f., Nr 63 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 251–253, Nr 3426 (nach E, vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 218). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben gibt es nicht. – Eine Antwort ist nicht bekannt. Als Mitglied der Bergwerkskommission hielt sich Goethe vom 30. Oktober bis zum 9. November 1796 in Ilmenau auf (vgl. zu 163,17). In den Abendstunden des 22. Oktober 1796 war es im Martinröder Stollen, der seit Ende des 16. Jahrhunderts von dem im Tal des Reichenbachs gelegenen Dorf Martinroda zur Entwässerung des Bergwerks aufgefahren worden war, zu einem Bruch gekommen, mit dem Ergebnis, dass das Wasser aus den Schächten Getreuer Friedrich und aus dem Neuen Johannesschacht nicht mehr in ausreichender Menge abfließen konnte. Nachdem Goethe sich einen Eindruck vor Ort verschafft hatte, entschied er über erste Maßnahmen zur Sicherung und Behebung des Schadens. Am 31. Oktober 1796 konnten erste Inspektionen unter Tage durchgeführt werden und selbst danach, waren weitere Brüche an anderen Stellen nicht auszuschließen. Diese wurden später tatsächlich entdeckt. Am 2., 3., 4. und 8. November 1796 fanden Sessionen mit den vor Ort verantwortlichen Bergbeamten und Bergleuten statt. Am 5. November 1796 wurde der Landesherr, Herzog Carl August, durch Christian Gottlob Voigt unterrichtet; Goethe lieferte dazu die notwendigen Informationen aus Ilmenau: Die Angelegenheit wegen des im Stollen entstandenen Bruches besorgt (GT II 1, 85). Am 6. November 1796 hielt Voigt mit den Deputierten, Friedrich Hein-

OKTOBER/NOVEMBER 1796

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rich Gotthelf Osann und Philipp Friedrich Seidel, eine Beratung in Weimar ab. Eine genaue Darstellung der Ereignisse und eingeleiteten Maßnahmen enthält das zum Ereignis angefertigte Aktenfaszikel (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 155–288 [vgl. Überlieferung K zu Nr A 39]; Teildruck in: FA/ Goethe I 26, 683–701, Nr 284–291; erläutert in: FA/Goethe I 26 K, 516–523); im Faszikel findet sich auch eine Zeichnung Goethes zum Stollenbruch, vermutlich vom 8. November 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 200; gedruckt in: Corpus, Bd. Vb, Nr 199). – Literaturhinweise: Voigt, 256–264 (Goethe und Ilmenau); Steenbuck, Ilmenau-Bergwerk, bes. 300–317; Goethe und Bergbau, 77–85. Mit vorliegendem Schreiben kündigte Goethe den Bericht des Bergrats Johann Carl Wilhelm Voigt an, verfasst am 23. Oktober 1796 (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 158–159). In dessen Mineralienkabinett suchte Goethe wegen des regnerischen Wetters und der Schwere der Ereignisse – am 6. November 1796 spricht er von einem K r i e g s z u s t a n d (312,1) –, die weitreichende, Folgen für die Zukunft des Bergbaus in Ilmenau zeitigen sollten, unterhaltsame Ablenkung (vgl. zu 168,28). Weiterhin informierte Goethe seinen Amtskollegen über den Tod des Hüttenmeisters Johann Friedrich Schrader, der aus Richelsdorf in Hessen 1793 nach Ilmenau gekommen war. Die berühmte Tabelle (309,13) war vermutlich die von Goethe korrigierte und unterzeichnete Liste mit Kriterien, unter welchen am 3. November 1796 die Geschichte des Martinröder Stollenbruchs dokumentiert wurde (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 176–179; gedruckt in: FA/Goethe I 26, 684–689, Nr 285). – Relation: Meldung, Bericht (von lat. relatio: Berichterstattung); Ueberbringerin: hier eine Botenfrau, die außerhalb des regulären Postverkehrs Briefe und Pakete zwischen Weimar und Ilmenau hin- und hertransportierte; ihr Name ist nicht bekannt.

A 47. An Christian Gottlob Voigt

Ilmenau, 3. November 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

1) Schreiben: H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 108. – 1 Bl. 19,2 × 28 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Paraphe, Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E1: Goethe-Voigt1 (1868), 195–196, Nr 64 (Otto Jahn; nur Brief). E2: WA IV 11 (1892), 256–258, Nr 3429 (Eduard von der Hellen) (vgl. WA IV 50, 219) (Brief mit Beilage).

472

BRIEFE A 48/A 49

2) Beilage 1: Bericht H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 180–181. – Doppelblatt 18,9 × 28,3 cm, 1 1⁄3 S. beschr. (S. 1–2 Text, S. 3 Konzept von Voigt vom 5. November 1796 [mit der Mitteilung, dass der Herzog unterrichtet worden sei], Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 Präsentatsvermerk, Tinte: „praes. 5. Nov. 1796 / hor.〈a〉 V. vesper.〈tina〉 〈lat.: um 5 Uhr abends〉“. – In einem fadengehefteten Konvolut (vgl. Überlieferung K zu Nr A 39). E1: Goethe-Voigt1 (1868), 196–197, Nr 65 (Otto Jahn; Beilage). E2: WA IV 11 (1892), 256–258, Nr 3429 (Eduard von der Hellen) (vgl. WA IV 50, 219) (Brief mit Beilage). 3) Beilage 2: Schematisches Protokoll Goethes zur Geschichte des Martinröder Stollenbruchs. (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283, Bl. 176–179; gedruckt in: FA/Goethe I 26, 684–689, Nr 285.) 4) Beilage 3: Fascikel Acten (168,22) mit neueren Berichten. (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283.) ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 6. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 445). Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 46. Der Adressat nutzte Goethes Bericht als Grundlage, um daraus einen Vortrag für den regierenden Herzog Carl August aufzusetzen (vgl. Goethe-Voigt2 1, 327). Zum Tod des Wirtes vom Gasthaus „Zum Löwen“, Johann Christian Türck, bei dem Goethe in Ilmenau logierte, vgl. zu 168,22. – ostensibel: hier ‚vorzeigbar‘ (von franz. ostensible); Punctation: nicht verbindlicher Entwurf; Voto: Stimme, Haltung (von lat. votum); Serenissimus: Herzog Carl August (vgl. zu 9,18); Event: Resultat, Erfolg, Ausgang (einer Angelegenheit) (von lat. eventum); Umbruch: Umfahrung, Umtrieb, bogenförmiger Nebenort zur Umgehung eines Bruchs.

A 48. An Christian Gottlob Voigt

Ilmenau, 6. November 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 113–114. – Doppelblatt 19 × 28,3 cm, 1 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Unterschrift, Tinte; S. 3 quer beschr. Adresse: Des / Herrn Geheimde Rath Voigt / Hochwohlgebl: / We i m a r. / frey., darunter Reste eines roten Siegels (Amor mit den Waf-

NOVEMBER 1796

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fen des Herkules; vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3); Bl. 2 rechter Rand Siegelausriss, weitere Reste eines roten Siegels. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt1 (1868), 197f., Nr 66 (Otto Jahn). WA IV 11 (1892), 258f., Nr 3430 (nach E, vgl. Hinweis auf H und die Textkorrekturen in WA IV 50, 219). ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Schreiben vom 6. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 445). – Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 7. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 448). Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 46. Die Akten von und nach Ilmenau wurden nicht mit der ordentlichen Post befördert, sondern durch Boten transportiert. Schon der Bezugsbrief war mit einem Eilboten angekommen (vgl. GoetheVoigt2 1, 326). Am Mittwoch, dem 9. November 1796, kehrte Goethe nach Weimar zurück. – expressen Boten: mit eiligem Einzelauftrag auf den Weg geschickter Bote (vgl. GWb 3, 504); Aufsätze: Schriftstücke (von offiziellem Charakter) (vgl. GWb 1, 1003).

A 49. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar?, 9. November? 1796〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Das Schreiben lässt sich nicht sicher datieren. E weist das Schreiben ins Jahr 1795 (S. 407). WAN 2 widerspricht und ordnet es in die Zeit des Martinröder Stollenbruchs und damit in den Oktober 1796 ein (S. 121). Die hier vorgeschlagene Datierung auf den 9. November 1796 geht von der Annahme aus, dass Goethe unmittelbar nach seiner Rückkunft aus Ilmenau die Vorkommnisse mit seinem Amtskollegen besprechen wollte. Zu dem Treffen am Nachmittag des 9. November 1796 kam es offenbar nicht. Goethe bat deshalb ein zweites Mal – mit mehr Nachdruck – um ein persönliches Gespräch (vgl. Nr A 50). ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 39. – Doppelblatt 11,9 × 18,8 cm, ¾ S. beschr. (S. 2 Text), egh., Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: H. Geh. R. Voigt / Hochwohlgel. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt2 (1962), 4, 407, Anhang A, Nr 5 (Hans Tümmler/Wolfgang Huschke). WAN 1 (1990), 117, Nr 3438 b.

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BRIEFE A 50/A 51

BEIL AG E

Ackten (312,12), Faszikel mit Berichten zum Martinröder Stollenbruch. (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16283.) ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 46. – Noten: Anmerkungen (von lat. nota: Merkmal); Desideranda: Wünschenswertes (vgl. GWb 2, 1153) (von lat. desiderare); Expedition: Versendung (vgl. GWb 3, 498); suppliren: das Fehlende hinzusetzen, ergänzen (von franz. suppléer).

A 50. An Christian Gottlob Voigt

〈Weimar, 9. November? 1796〉 → 〈Weimar〉

DATIERUN G

Das Schreiben lässt sich nicht sicher datieren. Deshalb kann nur angenommen werden, dass es vermutlich am Tag von Goethes Rückkehr aus Ilmenau, am 9. November 1796, zu Papier gebracht wurde. Am 10. November 1796 entschuldigte sich Christian Gottlob Voigt, dass er gestern gerne zu Goethe gekommen wäre, es ihm aber nicht möglich gewesen sei. Stattdessen kündigte er sich nun nach vier Uhr für den Nachmittag an (vgl. Goethe-Voigt2 1, 329f.). Der Bruch im Martinröder Stollen gefährdete den Fortbestand des Bergbaus in Ilmenau derart grundsätzlich, dass eine persönliche Aussprache über die Ereignisse der vergangenen Wochen offenbar unverzüglich geboten erschien. E (S. 584) und entsprechend WAN 2 (S. 121) datieren das Stück auch in diese Zeit, „wahrscheinlich November oder Dezember 1796“. ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 123. – 1 Bl. 11,8 × 18,3(–18,4) cm, ½ S. flüchtig beschr., egh., Tinte; S. 2. quer beschr. Adresse: Des Herrn / Geh. Rath Voigt / Hochwohlgel.; Klebereste. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt2 (1962), 4, 408, Anhang A, Nr 8 (Hans Tümmler/Wolfgang Huschke). WAN 1 (1990), 116f., Nr 3438 a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugsschreiben ist nicht bekannt. – Christian Gottlob Voigt antwortete mit einem Schreiben vom 10. November 1796 (vgl. RA 2, Nr 456). Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 46. Dass am 10. November 1796 vormittags unter vier Augen über die Bergwercks Sache (312,20) gesprochen

NOVEMBER 1796

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wurde, ist möglich, aber nicht belegt. Am 10. November 1796 nahm Goethe laut Fourierbuch als Gast an der mittäglichen Tafel des Herzogs teil (vgl. FB 1796, Bl. 132), nicht jedoch sein Amtskollege Voigt.

A 51. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz vor dem 13. November 1796?〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Das Schreiben lässt sich nicht sicher datieren. Die Anregungen Goethes könnten im Vorfeld eines von Goethe und Christian Gottlob Voigt unterzeichneten Mundums vom 13. November 1796 erfolgt sein, wo sämtliche Formulierungen in der vorgeschlagenen Weise zu finden sind (H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 120). Damit erfährt die die Datierung in WAN 2, wo November oder Dezember 1796 vermutet worden war (S. 118), eine Präzisierung; E ging von 1795 aus. ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16077, Bl. 40. – 1 Bl. 20,7 × 14,6 cm, 1 S. sehr flüchtig beschr., egh., Tinte. – In einem Faszikel (vgl. Überlieferung zu Nr A 19). E: Goethe-Voigt2 (1962), 4, 407, Anhang A, Nr 6 (Hans Tümmler/Wolfgang Huschke). WAN 1 (1990), 118, Nr 3438 d. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Mit vorliegendem Schreiben wandte sich Goethe an seinen Amtskollegen in der Bergwerkskommission, um mit ihm Formulierungen von einem offiziellen Schreiben an die Gewerken zu besprechen. Die Anrede der Adressaten, die Wahl der Grußformel und die Selbstbezeichnung der Verfasser waren in diesem Falle – sollte es sich tatsächlich um das Schreiben vom 13. November 1796 handeln – besonders delikat, hatten doch Goethe und Voigt den säumigen Zahlern von Zubußen darin mitzuteilen, dass ihre Anteilsscheine (Kuxe) als verfallen erklärt (kaduziert) und sie aus dem Gewerkenbuch ausgestrichen würden. Zum Kontext vgl. die Erläuterungen zu Nr 29, Nr A 19 und Nr A 24. – Courtoisie: hier Form und Titelei in Briefen und Schriftstücken (vgl. GWb 2, 1026); B e r g w C o m m.: Bergwerkskommission; Dejudicatur: Entscheidung (vgl. GWb 2, 1115).

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BRIEFE A 52/A 53

A 52. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 26. November 1796 → Jena ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; vor 1945 LATh – HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. IV, fol. 128, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd, mit Adresse: An Herrn Professor Batsch in Jena und Randsignaturen „G V“ (vgl. WA IV 11, 340). E: WA IV 11 (1892), 268f., Nr 3436 (Eduard von der Hellen; nach K; vgl. die Textkorrekturen in WA IV 11, 340). Textgrundlage: E. BEIL AG EN

1) „Monita Ueber die Rechnung bey dem botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena, auf die Zeit von WeyhnL. 1795. bis Ostern 1796.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 230–231.) 2) „Monita über die Rechnung bey dem botanischen Institut im Fürstengarten zu Jena auf die Zeit von Ostern bis JohannL. 1796.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 277–278.) 3) „Monita über die Rechnung bey dem botanischen Institut im Fürsten Garten zu Jena auf die Zeit von Johannis bis Michaelis. 1796.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 7654, Bl. 312–313.) ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben verfasste Goethe als Mitglied der für den Botanischen Garten zuständigen Kommission. In dieser Eigenschaft waren ihm die Tätigkeitsberichte und Quartalsabrechnungen mit allen Belegen zur Prüfung zugegangen. Darauf reagierte er mit entsprechenden Monita (313,8; lat.: Beanstandungen und Rückfragen), hier Erinnerungen (313,10) genannt. Nachdem August Johann Georg Carl Batsch dazu Stellung genommen und das Angemahnte verbessert hatte, wurden die Berichte von der Kommission genehmigt und die entsprechenden dienstlichen Anweisungen zugestellt. Die hier erteilte Anweisung zum ordnungsgemäßen Umgang mit Ausgabebelegen bezieht sich auf das irreguläre Vorgehen des Gärtners Gottlieb Wagner (vgl. Nr A 11), dem die Kommission wegen seiner guten Arbeitsleistung gleichwohl eine Gratifikation genehmigte (vgl. Nr A 53). – resolvirten:

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‚Resolviren‘ hier ‚korrigieren‘ (von lat. resolvere); Monita: lat.: Erinnerungen, hier: Beanstandungen oder Rückfragen der Kommission; zum Behuf: zur Ermöglichung (vgl. GWb 2, 280).

A 53. An Georg Christoph Steffany

Weimar, 26. November 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. K: Verbleib unbekannt; 1945 LATh – HStA Weimar, Kommissionsakten, alte Sign.: Vol. III, fol. 128, Faszikel: „Acta Commissionis die neue botanische Anstalt im Fürstengarten zu Jena betr. 1795. 96. 97.“; Kriegsverlust. – Von Schreiberhd, mit Adresse: An den Bauverwalter Steffani und Randsignaturen „G V“ (vgl. WA IV 11 (1892), 340). E: WA IV 11 (1892), 269, Nr 3437 (Eduard von der Hellen; nach K). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Georg Christoph Steffany (um 1749–1807), als Sohn eines Kantors in Wandersleben bei Gotha geboren, war als Bauverwalter nicht nur zuständig für den Schlossbau in Weimar, sondern auch für den Botanischen Garten. In Jena hatte er sich um die Errichtung, Instandhaltung und Reparatur der Anlagen und Bauten zu kümmern, einschließlich der damit verbundenen finanziellen Belange. Über die Ein- und Ausgaben erstattete er der für den Botanischen Garten zuständigen Kommission regelmäßig Bericht (zur Rechnungsführung der Garten- und Baukasse durch August Johann Georg Carl Batsch und Steffany vgl. die Erläuterung zu Nr A 25). Aus dem Jahr 1796 sind keine weiteren Schreiben Goethes an Steffany bekannt, auch keine Schreiben des Bauverwalters an Goethe. In der Korrespondenz Goethes sind Schreiben an untergebene Beamte häufig in der dritten Person Singular abgefasst, selbst der Direktor des Botanischen Gartens in Jena, der in Nr A 11 und Nr A 25 noch mit dem pluralischen ‚Sie‘ adressiert wird, wird bisweilen so angesprochen (vgl. Nr A 52); zu den Anredepronomen vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. Mit vorliegendem Schreiben dekretierte Goethe die Ausführung einer von der Kommission beantragten Entscheidung des Herzogs: Dem Gärtner Gottlieb Wagner war wegen seiner guten Arbeitsleistung eine Gratifikation in Höhe von zwei Carolin aus der Baukasse zuerkannt worden. Zum Kontext vgl. die Erläuterung zu Nr A 53; ferner FA/Goethe I 27, 368, Nr 322; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 531.

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BRIEFE A 54/A 55

A 54. An Christian Friedrich Schnauß Weimar, 14. Dezember 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 100. – Doppelblatt 19,5 × 22,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Präsentatsvermerk, Tinte: „ps: dL 14〈korr. aus 5〉n Dec. 1796“. – In einem gebundenen Faszikel, auf dem vorderen Aktendeckel in Rokokokartusche auf hellblauem Grund in ovalem Aufkleber die Aufschrift: „Acta Commissionis / die / Freye Zeichen-Schulen / 1792–97. betrL. / Vol. II.“. 108 Bl. E: A〈lbert〉 von Zahn: Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Akten der Grossh. Kunstanstalten zu Weimar. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft 2 (1869). H. 4, S. 325–347, hier S. 329, Nr 4. WA IV 11 (1892), 289f., Nr 3450 (nach E, vgl. Hinweis auf H in den Lesarten in WA IV 11, 343). BEIL AG EN

1) Vortrag (314,9) von Christian Friedrich Schnauß und Goethe, 8. Dezember 1796, mit der Entscheidung (Resolutio) von Herzog Carl August vom 14. Dezember 1796 im zweiten Band der Kommissionsakten. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 101–103; [Konzept vom selben Tag; H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 17–19]; gedruckt in FA I 27, 292–294, Nr 244.) Zugehörig: a) Eingabe von Adolf Friedrich Rudolph Temler, 24. August 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 82 und 85.) b) Eingabe von Christian Müller und Conrad Horny, 1. September 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 86 und 91.) c) Eingabe von Johann Heinrich Hose, Eisenach, 6. September 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 87–90.) d) Verzeichnis der Schüler und Schülerinnen der Zeichenschule in Eisenach 1796, Aufstellung, 31. August 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 92–95.) e) Verzeichnis der Zeichenschüler in Ruhla 1796, Aufstellung, 29. August 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 98.) f) Verzeichnis der Schüler und Schülerinnen der Zeichenschule in Weimar 1796. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 104–106.) 2) Ackten (314,13), „Vol. I der Commiss. Acten“ (vgl. H: GSA 28/15, Bl. 429), erster Band der Kommissionsakten zur Freien Zeichenschule in Weimar, Eisenach und Jena aus der Zeit von von 1781 bis 1791. (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a.)

DEZEMBER 1796

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ERL ÄUT ERUN GEN

Das Schreiben beantwortet Christian Friedrich Schnauß’ Schreiben vom 7. Dezember 1796 (vgl. RA 2, Nr 490). – Eine Antwort ist nicht bekannt. Die vorliegende Sendung, die einzige im Jahr 1796 an den weimarischen Regierungsbeamten Christian Friedrich Schnauß (1722–1797), mit dem Goethe in guter dienstlicher und persönlicher Beziehung stand, wird begleitet vom Wunsch, dass Schnauß seine Tätigkeit noch viele Jahre werde ausführen können. Im Bezugsbrief hatte der 74-Jährige darauf hingewiesen, dass er die Akten bei seinem Ausscheiden aus dem Amt geordnet übergeben wolle. Schnauß starb ein knappes Jahr später, am 4. Dezember. – Über Christian Friedrich Schnauß und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung in GB 3 II, Nr 537. Im vorliegenden Schreiben an den Amtskollegen in der Oberaufsicht der Freien Zeichenschule geht es um ein von Schnauß veranlasstes Mundum, das Goethe mit dem Bezugsbrief zur Mitunterschrift und schließlich zur Vorlage beim Herzog bekommen hatte (H: GSA 28/15, Bl. 429). Die Oberaufsicht hatte 1) sich für die Wiederbesetzung der vakanten Stelle des am 29. Januar 1796 verstorbenen Registrators der herzoglichen Kammer Johann Friedrich Loßius durch Carl Friedrich Christian Steiner (vgl. Nr A 56) eingesetzt ebenso wie für die Nachfolge des am 18. Juli 1796 verstorbenen Kupferstechers und Zeichners Johann Christian Wilhelm Waitz durch Adolf Friedrich Rudolf Temler, 2) das Gesuch der Unterlehrer Christian Müller und Conrad Horny, jeweils eine finanzielle Zulage zu erhalten, vorgebracht und 3) sich für den Zeichenmeister Hose aus Eisenach eingesetzt, der wegen seiner Dienste, die er mittlerweile ein- bis zweimal wöchentlich in der Zeichenschule in Ruhla leiste, einen Gehaltszuschuss erbeten hatte. Wie der Marginalvermerk auf dem Vortrag (314,9) zeigt, entschied Herzog Carl August darüber am 14. Dezember 1796, worauf die zu Absendung an untergeordnete Behörden notwendigen Schriftstücke vorbereitet und als ordentliche Schreiben expediert wurden. Zur Anstellung von Lehrkräften an der Zeichenschule vgl. FA/Goethe I 27, 291–295, Nr 243–245; erläutert in: FA/Goethe I 27 K, 436–439. – Serenissimo: Herzog Carl August (vgl. zu 9,18); Vortrag: amtliches Schriftstück, das für den regierenden Herzog zum Zwecke der Berichterstattung angefertigt wird.

A 55. An Franz Kirms

Weimar, 16. Dezember 1796 → 〈Weimar〉

ÜBER L IEF ERU NG

H: SUB Hamburg Carl von Ossietzky, Theatersammlung, Sign.: AHT : 30–31: 24 , Bl. 17. – 1 Bl. 20,7 × 34 cm, 1 S. zweispaltig beschr. (Brieftext rechts, Angaben von Ort und Datum links), Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen (zu erg. Kommata vgl. S. XII in vorliegendem Band) und Paraphe, Tinte.

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BRIEFE A 56/A 57

E: Vom Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. Mit zwei Briefen von Goethe und einem von Heinrich Becker. In: GJb 29 (1908), 22–26, hier 25 (Albert Köster). WA IV 50 (1905), 17f., Nr 3450 a. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben gibt es nicht. In vorliegendem Schreiben an den Amtskollegen in der Hoftheaterleitung geht es um die aus Goethes Sicht notwendige Entlassung des Schauspielers Friedrich Veltheim und dessen Ehefrau Sophie, da deren Spiel nicht zu der Art und Weise passe, wie in Weimar Theater gespielt werde. Beide Akteure waren im März 1796 aus Breslau nach Weimar gekommen (zu Veltheims Ersuchen um Anstellung vgl. GB 10, Nr A 58). Das in der Folge ausgefertigte, nicht überlieferte Schreiben von Franz Kirms erreichte das Schauspielerehepaar am 24. Dezember 1796. Am folgenden Tag teilte Friedrich Veltheim Goethe seine Betroffenheit über die erfolgten Kündigungen mit (vgl. RA 2, Nr 535). Friedrich und Sophie Veltheim kehrten im Frühjahr 1797 nach Breslau zurück (vgl. Satori-Neumann2 1, 187).

A 56. An Johann Friedrich Rudolf Steiner Weimar, 20. Dezember 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt (1949 Privatbesitz, Frankfurt a. M.). h: Abschrift von W. Heydenreich, Frankfurt a. M., mit Adresse: An den Baumeister Hr. F. R. Steiner (Typoskript im GSA Weimar). Ungedruckt. Textgrundlage: h. ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortschreiben sind nicht bekannt. Das vorliegende Schreiben Goethes an den Hofbaumeister in weimarischen Diensten Johann Friedrich Rudolf Steiner (1742–1804) ist das einzige aus dem Jahr 1796. Schreiben von ihm an Goethe sind keine bekannt. – Über Johann Friedrich Rudolf Steiner und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 9 II, Nr 64. Im vorliegenden Schreiben übermittelt Goethe in seiner Funktion als Mitglied der Oberaufsicht der Freien Zeichenschule dem Vater die Entscheidung des Herzogs vom 14. Dezember 1796, dass Carl Friedrich Christian Steiner, sein Sohn, die Stelle des am 29. Januar 1796 verstorbenen Lehrers für Geometrie Johann Friedrich Loßius übernehmen könne (vgl. Nr A 54). Neben dem Freihandzeichnen war

DEZEMBER 1796

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die Geometrie das zweite zentrale Fach in der Ausbildung der Zeichenschüler. Ihnen, angehenden Künstlern und Handwerkern, sollten darin die Grundlagen für ihre zukünftige praktische Tätigkeit vermittelt werden, neben Reißkunst, Perspektivlehre und Messkunst die Grundlagen der Architektur, die Kenntnis von Bauaufgaben und Stilelementen. Nach einer Lehre beim Vater, in der beide vorwiegend auf der (seit 1790 bestehenden) Baustelle des Weimarer Stadtschlosses gearbeitet hatten, wurde der junge Mann zum Sommersemester 1795 an der Universität in Jena unter der laufenden Nummer 25 als „Carol. Frider. Steiner, Vinariensis 〈lat.: aus Weimar〉, h. c. 〈lat. honoris causa: ehrenhalber [wegen seiner Herkunft als Sohn eines weimarischen Beamten]〉“ immatrikuliert (vgl. Matrikeleintrag vom 23. April 1795 in Bd 8 [1764–1801]; H: Universitätsarchiv Jena [in der ThULB], Ms. Prov. fol. 116, Bl. 137). Da keine Abgangsdokumente vorliegen, bleibt unklar, wann er die Akademie wieder verließ, um seine Tätigkeit an der Zeichenschule in Weimar zum auskömmlichen Gehalt von 100 Reichstalern aufzunehmen. Zuvor hatte ihm Goethe offenbar seine Erwartungen mitteilen können. Ob diese Instruktion tatsächlich zwischen dem 22. und dem 24. Dezember 1796 in Weimar erfolgte, ist fraglich. Erst in seinem Brief an Herzog Carl August von Anfang März 1797 meldete Goethe: Der junge S t e i n e r t macht seine Sachen auch ganz gut und bereitet sich zu seiner Lehrstelle vor. Er hat angefangen nach meiner Angabe einige Vorschriften auszuarbeiten. (WA IV 12, 54, Nr 3494; vgl. GB 12.) Am 4. April 1797 kam es laut Tagebuch vormittags zu einer persönlichen Begegnung: Früh. Junge Steinert wegen der Zeichenschule. (GT II 1, 104.)

A 57. An Marianne von Wedel und Lebrecht von Luck Weimar, 23. Dezember 1796 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG

H: GMD Düsseldorf, Slg. Kippenberg, Sign.: K. K. 50. – Doppelblatt 27,8(–28,3) × 19 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Geist), mit egh. Korrekturen und Unterschrift, Tinte; S. 4 quer beschr. Adresse: An / Frau Cammerherr von Wedel / und / Herrn Cammerherr von Luck / Hochwohlgebl. E: Conrad Höfer: Neue Goethebriefe. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 2 (1922), S. 5–15, hier S. 15. WAN 1 (1990), 119, Nr 3453 a. BEIL AG EN

1) Empfehlungsschreiben von Johann Heinrich Jung (gen. Jung-Stilling), 23. Oktober 1796. (H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-565; vgl. RA 2, Nr 420.)

482

BRIEFE A 56/A 57

2) Billett von Marie Gabrielle Adelaide Forget de Barst. (H: GSA 28/15, Bl. 458–459; vgl. RA 2, Nr 526.) ERL ÄUT ERUNGEN

Bezugs- und ein Antwortschreiben von beiden Adressaten gibt es nicht. Johanna M a r i a n n e Henriette von Wedel geb. von Woellarth-Essingen (1752–1815) war seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise. Seit 1782 war sie mit dem Kammerherrn und Oberforstmeister Otto Joachim M o r i t z von Wedel verheiratet. Aus dem Jahr 1796 ist kein weiteres Schreiben Goethes an die Adressatin bekannt; von 1813 hat sich ein Brief erhalten. Aus späterer Zeit stammen vier Briefe von Marianne von Wedel an Goethe. Sie enthalten durchweg Mitteilungen der Herzogin Louise an Goethe und andere Nachrichten vom Hof. Johann Georg L e b r e c h t von Luck (1751–1814) war Offizier und Beamter des Weimarer Hofes, 1791 Kammerherr und seit 1794 Hofmarschall. 1791 hatte er Sophie von Lichtenberg geheiratet. Ein weiteres Schreiben Goethes an von Luck aus dem Jahr 1796 ist nicht überlierfert. In seinem Schreiben vom 7. Juni 1796 (vgl. RA 2, Nr 230) übermittelte von Luck Goethe lediglich eine Nachricht des Herzogs. Ihren Charakter veränderte die Korrespondenz erst 1797, als von Luck Mitglied der Hoftheaterkommission und ihm fortan auch Privates mitgeteilt wurde. In der Korrespondenz Goethes sind Schreiben an die Inhaber von Hofämtern in der der dritten Person Singular abgefasst; zu den Anredepronomen vgl. die Erläuterung zu Nr A 2. Mit vorliegendem Schreiben von offiziellem Charakter bat Goethe für drei ihm persönlich unbekannte Mitglieder einer lothringischen Emigrantenfamilie um Audienz bei der Herzogin Louise. Dabei ist er, der Beamte in weimarischen Diensten, der vielen Mitgliedern des Herzogshauses persönlich bekannt war, gezwungen, sich den strengen Regularien des höfischen Protokolls zu unterwerfen. Sein Anliegen trägt Goethe deshalb den Inhabern der entsprechenden Hofämter vor, der Hofdame der Herzogin und dem Hofmarschall, in dessen Verantwortungsbereich die alltäglichen zeremoniellen Angelegenheiten fielen. Die jungen adligen Damen aus Lothringen wollten der Hofgesellschaft ihre Galanteriewaren, Näh- und Stickarbeiten, präsentieren. Nach der Flucht vor dem Terrorregime Maximilien de Robespierres und dem dadurch erlittenen Verlust des gesamten französischen Besitzes waren sie im Erfurter Exil gezwungen, einen Teil ihres Lebensunterhalts mit dem Verkauf dieser Arbeiten zu verdienen. Die drei Damen Forget de Barst, darunter Marie Gabrielle Adelaide, und ihr Handel waren bereits von einem Verwandten bei Hofe ins Gespräch gebracht worden: Ende November 1796 hatte der kurtrierische Kammerherr Carl Veyder von Mahlberg Weimar besucht und am 26. dieses Monats als Gast an der mittäglichen Hoftafel teilgenommen (vgl. FB 1796, S. 139; ferner dessen Brief an Goethe vom

DEZEMBER 1796

483

selben Tag; RA 2, Nr 472). Goethe legte seinem Audienzgesuch das französischsprachige Billett von Marie Gabrielle Adelaide Forget de Barst bei (vgl. RA 2, Nr 526), die vorher vergeblich versucht hatte, es ihm persönlich in Weimar zu übergeben (vgl. RA 2, Nr 525). Weiterhin übermittelte Goethe das Empfehlungsschreiben des Marburger Professors Johann Heinrich Jung vom 23. Oktober 1796 (vgl. RA 2, Nr 420), mit dem dieser sich bei ihm wie bei Ernst August Anton von Göchhausen und Prinz August für die Damen verwendet hatte. Bei der Audienz sollte der Herzogin ein (nicht überliefertes) Empfehlungsschreiben (315,23) von Fürstin Louise von Nassau-Usingen übergeben werden, von dem Marie Gabrielle Adelaide Forget de Barst Goethe in ihrem Billett berichtet hatte (vgl. RA 2, Nr 526).

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BRIEFE A 56/A 57

NACHTRÄGE

DEZEMBER 1796

487

GB 7/156. An Johann Gottfried Herder Konstanz, 〈zwischen 4. und 10. Juni 1788〉 → 〈Rom〉 Der Brief konnte in GB 7 I nur nach E wiedergegeben werden; dem vorliegenden Abdruck liegt die Handschrift zugrunde, die 2020 vom Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum erworben wurde. DAT IERUN G

Vgl. GB 7 II, zu Nr 156. ÜBER L IEF ERU NG

H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-31352. – Doppelblatt 18,9 × 23,3 cm, 2 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn Herder / nach / Rom., Reste eines roten Siegels; Bl. 2 Papierverlust durch Siegelausriss mit Textverlust bei 320,5 R e i〈f f e n〉s t e i n; S. 1 am oberen Rand rechts Präsentatsvermerk, Tinte: „C o n s t a n z i m A u g. / praes. Rom 19 Sept.“, daneben von anderer Hand, Tinte, gestr.: „1788“. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 89–92, Nr 47. WA IV 8 (1890), 378f., Nr 2656 (nach E). ERL ÄUT ERUN GEN

Vgl. GB 7 II, zu Nr 156.

GB 8/42a. An Johannes Müller

〈Weimar, 12. Oktober 1788〉 → 〈Weimar〉

DAT IERUN G

Im Erstdruck wurde der Brief im Zusammenhang mit Johannes Müllers Aufenthalt in Weimar im März 1782, und zwar „kurz vor 25. März“ datiert (WA IV 18, 19; vgl. ebd., 98). An diesem Tag reiste jedoch nicht Johannes Müller von Weimar ab, sondern sein jüngerer Bruder Johann Georg Müller, der sich ein halbes Jahr bei Johann Gottfried Herder aufgehalten hatte (vgl. den Brief des Ehepaars Herder an Anna Maria Müller, 24. März 1782; HB 4, 210–212). So wurde der Brief auf den Zeitraum von Johannes Müllers Besuch bei seinem Bruder und Herder vom 10. bis 14. März 1782 umdatiert (vgl. BuG 2, 352). Diese Datierungen im Jahr 1782 sind deswegen auszuschließen, weil das erwähnte Gebäude im Park an der Ilm, das so genannte Tempelherrenhaus, erst 1786/87 erbaut wurde (vgl. zu 320,8–9). – Das korrekte Datum ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes (vgl. BuG 3, 244). Am 12. Oktober 1788 schrieb Caroline Herder an ihren Mann: „Heute Mittag 〈…〉 meldete sich ein Fremder; und wer hereintrat war Johannes Müller aus

488

BRIEFE GB8/133A

Mainz! 〈…〉 Unser Hauptgespräch war von Dir, von Deinen Arbeiten vorzüglich. 〈…〉 vom Herzog und Goethe ward auch gesprochen; er verlangte sehr, letztern zu sehen, und Gottfried hat ihn um 4 Uhr ins Tempelhaus zu Goethe geführt, wohin er ihn beschieden hatte; um halb 5 Uhr hat er die Postpferde wieder bestellt.“ (Düntzer, Herder Italien, 125.) Johannes Müller berichtete im Brief vom 18. Oktober 1788 an seinen Bruder Johann Georg: In Weimar „überraschte ich die Herderin mitten im Essen 〈…〉 da wurde 〈…〉 viel gesprochen; bis der kleine Gottfried – an den Hof ging, Goethe zu holen, und dann mich bei die gothische Kirche in des Herzogs Garten brachte“ (BuG 3, 244). ÜBER L IEF ERU NG

H: Stadtbibliothek Schaffhausen, Sign.: Msc Müll 109/2. – 1 Bl. 18,8 × 11 cm, 1 S. beschr., egh., Bleistift. E: WA IV 18 (1895), 19, Nr 1438 a (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Zu Johannes Müller und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 26. Juli 1782 (GB 5). 320,8 einen kleinen Herder] Der vierzehnjährige Gottfried, Herders ältester Sohn (vgl. Datierung). 320,8–9 die sogenannte g o t h i s c h e K i r c h e] Der 1787 fertiggestellte ‚Gotische Salon‘ stand oberhalb der 1783 gestaltenen ‚Kalten Küche‘, an den Steilhängen am linken Ilmufer. Der im gotischen Geschmack errichtete Sommersalon, dessen architektonische Formen an ein gotisches Kirchengebäude mit Turm erinnerte, ersetzte ein altes Orangen- oder Gewächshaus im Welschen Garten, dessen östlichen Teile dem Landschaftspark im englischen Stil am linken Ilmufer angegliedert worden waren. Wegen der vier 1788 aufgestellten Holzskulpturen der Tempelherren von Gottlieb Martin Klauer wurde das Gebäude später als Tempelherrenhaus bekannt (vgl. Wolfgang Huschke: Das Tempelherrenhaus im Weimarer Park. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 34 [1940], S. 278–288; Müller-Wolff, Landschaftsgarten, 162–164). 320,10 Sie zu sehn] Die Begegnung mit Müller schilderte Goethe Caroline Herder am darauffolgenden Tag: „Goethe kam den Montag zu mir. Von Müller sagte er, er sähe völlig wie ein Domherr aus; und das ist wahr. Uebrigens gefällt er ihm so halbwegs; die Zeit war freilich zu kurz.“ (Caroline Herder an Johann Gottfried Herder, 14. Oktober 1788; Düntzer, Herder Italien 127.)

JULI 1789

489

GB 8/133a. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, zwischen 17. und 21. Juli? 1789〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G

Einen Anhaltspunkt für die Datierung ergibt sich aus der bislang unbekannten Adresse (vgl. Überlieferung), in welcher der Jurist Cornelius Johann Rudolf Ridel als ‚Land Cammer Rath‘ angesprochen wird, eine Funktion, die er zwischen 1786 und 1794 ausübte. Seit 1787 wirkte er als Erzieher des kleinen Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach. Auf dessen erste größere Reise überhaupt könnte sich auch der vorliegende Brief beziehen. Am Donnerstag, dem 23. Juli 1789, sollte die Reisegruppe, bestehend aus Goethe und Ridel, zwei Bedienten und dem Spielgesellen des Erbprinzen, dem zwölfjährigen August von Herder, nach Eisenach aufbrechen, wo sie am Freitag, dem 24. Juli 1789 eintraf. Dort war als Überrraschung für den Vater eine Zusammenkunft mit Herzog Carl August vorgesehen: „Heüte vormittag gingen DurchL: Erb-Prinz zum 1sten mahl von hier nachher Eisenach in Bekleidung 〈sic〉 des Herr Geh: Rath von Göthen Herr Land Camerath Ridel 〈…〉, alwo Sie, DurchL: Herzog erwardeten“, heißt es im Fourierbuch (FB 1789, S. 146). Die in Eisenach grassierenden Masern machten vorsorgliche Vorkehrungen vor Reiseantritt des sechsjährigen Jungen umso nötiger. Zum Kontext vgl. Goethes Briefe an Carl Christian von Herda, 10. Juli 1789 und 20. Juli 1789, GB 8, Nr 129 und Nr 133 und die Erläuterungen dazu. – Nicht auszuschließen ist, dass es sich bei der erwähnten Abfahrt auch um eine der jährlich im Oktober unternommenen Ausflüge nach Jena handeln könnte, wo Goethe und Ridel mit dem Erbprinzen die Feierlichkeiten anlässlich der Weinlese besuchten. ÜBER L IEF ERU NG

H: GSA Weimar, Sign.: 29/400,I, Bl. 2–3. – Ursprünglich Doppelbl. (heute 2 Bll.) 12,8(–13,3) × 16,3 cm, 1⁄2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Hl. L. C. Rath / Riedl, darunter Siegelreste. E: A. Cohen 214 (1897), Nr. 135 (vgl. WAN 2, S. 340) (Teildruck: 320,12–14 Ew Wohlgebl 〈…〉 abreisen werden.). WAN 1 (1990), 586, Nr 58213a (Teildruck nach E). ERL ÄUT ERUN GEN

Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Cornelius Johann Rudolf Ridel und dessen Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 350. 320,13–14 Donnerstags frühe] Vermutlich am 23. Juli 1789, wie im Fourierbuch vermerkt (vgl. Datierung). 320,15 das nähere sprechen wir noch ab] Wann dies geschah, ist nicht bekannt.

490

BRIEFE GB 10/A 19A

GB 10/A 19a. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, kurz nach dem 21. August 1794〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G

Das vorliegende Schreiben – von WA auf den Herbst 1783 datiert, weil im Adresskalender von 1784 erstmals die Bergwerkskommission erwähnt worden sei (vgl. WA IV 18, 98f.) – bezieht sich wahrscheinlich auf das Schreiben Christian Gottlob Voigts vom 21. August 1794, mit dem Goethe die erste Beilage zu vorliegendem Schreiben erhalten hatte. In seinem Antwortbrief von Ende August 1794 unterbreitet Voigt Vorschläge, wie Jacob Hermann Obereit geholfen werden könne. Damit dürfte vorliegendes Schreiben kurz nach dem 21. August 1794 zu Papier gebracht worden sein, in aller Regel reagierte Goethe umgehend auf amtliche Anfragen. ÜBER L IEF ERU NG

H: Verbleib unbekannt. E: WA IV 18 (1895), 19, Nr 1795 a. (Eduard von der Hellen) Textgrundlage: E. BEIL AG EN

1) Aufsatz von Franz Ludwig Albrecht von Hendrich (vgl. zu 321,1). 2) Oberreitiano (vgl. zu 321,3). ERL ÄUT ERUNGEN

Das Schreiben beantwortet Christian Gottlob Voigts Brief vom 21. August 1794 (vgl. RA 1, Nr 1026). – Voigt antwortete mit einem Schreiben von Ende August 1794 (vgl. RA 1, Nr 1042). 321,2 Proposition] Die nicht überlieferte Beilage mit den Vorschlägen des Kammerherrn Franz Ludwig Albrecht von Hendrich zur Verbesserung der Einrichtung des Weimarer Hof- und Adresskalenders: Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1794. Jena 〈o. J.〉. Da sich weder Titel, Aufbau oder Inhalt des Kalenders in den folgenden Jahren veränderten, ist unklar, auf welche Aspekte sich die Vorschläge bezogen. – Proposition: Darlegung (von lat. propositio). 321,2 l a t e a m u s] Lat.: freuen wir uns, seien wir froh. Goethe stimmte dem Vorschlag zu. 321,3 Oberreitiano] Der Eigenname von Jacob Hermann Obereit, erweitert um das lateinische Postfix -(i)ano (dt.: gehörig zu), bezeichnet ein Schriftstück oder Werk, das der in Jena ansässige Schweizer verfasst hatte. Es kann sich dabei aber auch um ein Dokument oder einen Text handeln, der diesen unmittelbar betraf oder auf ihn bezogen werden muss. Vermutlich lag dem Schreiben eine Schilderung von Obereits prekärer finanziellen Lage bei. Voigts Antwort enthält dementsprechend

AUGUST 1794

491

Überlegungen, wie Obereit ein kleines Einkommen zu vermitteln sei: Der Herzog solle bei Vertretern der Universität anfragen, ob Obereit nicht zeitweilig eine Lehrerlaubnis erhalten könne, ohne die Summe für die hierfür notwendige Magisterwürde bezahlen zu müssen. Falls die Summe für den akademischen Grad dennoch zu entrichten sei, könne die Barschaft mittels einer Kollekte beschafft werden (vgl. Goethe-Voigt2 1, 146). – Obereit lebte von einer kleinen Pension, die ihm Carl August gewährte, die seinen Lebensunterhalt jedoch nicht vollständig sicherte. Er war dauerhaft auf Unterstützung von Freunden angewiesen. Goethe sorgte wiederholt für diese unentbehrliche Hilfe. Vgl. GB 10 II, zu 95,20. 321,4 ist?] Vermutlich eine Frage nach der Richtigkeit der in der Beilage enthaltenen Informationen zum gegenwärtigen Zustand Obereits.

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ANHANG

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 495

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 Musen-Almanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bei dem Hofbuchhändler Michaelis (14. Bl., 260 S., 〈4〉 S., 8 Bl. Musikbeilagen)

〈erschienen Mitte Dezember 1795; vgl. Salomo Michaelis’ Brief an Schiller vom 15. Dezember 1795; NA 36 I, 52f.〉 Bl. 1v Bl. 2r Bl. 3–14 vor S. 1 S. 〈1〉–3 S. 4 S. 4 vor S. 5 S. 5 S. 6 S. 7–12 S. 13–16 S. 17–21 S. 22f. vor S. 23 S. 24 S. 24 S. 25–28 S. 28 S. 29f. S. 30 S. 31 S. 32–35 S. 35

〈Titelkupfer: Apollo-Kopf, gezeichnet und gestochen von Johann Friedrich Bolt〉 〈Titel〉 〈Kalendarium〉 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Schillers Gedicht „Die Macht des Gesanges“〉 Die Macht des Gesanges (Schiller) Apollo (E. = Herder) Das Kind in der Wiege (Schiller) 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Goethes Gedicht „Nähe des Geliebten“〉 Nähe des Geliebten (Goethe) Odysseus (Schiller) Madera (D. = Herder) Der Besuch (Goethe) Rudolf von Erlach (Karl Ludwig Woltmann) Minnelied. Nach Kristan von Hamle (Friedrich Haug) 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Friedrich Haugs Gedicht „Minnelied“〉 Das Unwandelbare (Schiller) Die Harmonie der Welt (E. = Herder) Abendphantasie nach einem schwülen Sommertage (Karl Philipp Conz) Zevs zu Herkules (Schiller) Die Gegenwart. Ein Persisches Lied (D. = Herder) Amor. auf einem Wagen von Schmetterlingen gezogen (E. = Herder) Uneigennützige Freundschaft (F. = Herder) Der Tanz (Schiller) Der Schmetterling und die Rose (E. = Herder)

496 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 36f. S. 38 S. 39 S. 40–42 S. 43–45 S. 46f. S. 48 S. 49–53 S. 53 S. 54 vor S. 55 S. 55–58 S. 58 S. 59–61 S. 62–67 S. 68 S. 69 S. 70–77 S. 78 S. 79f. S. 80 S. 81f. S. 82 vor S. 83 S. 83 S. 83 S. 84–87 S. 88f. vor S. 89 S. 90f. S. 91 S. 92–94 S. 94 S. 95–97 S. 97 S. 98–100

Einer jungen Freundin ins Stammbuch (Schiller) Das Orakel (E. = Herder) Spruch des Confucius (Dreyfach ist der Schritt der Zeit 〈…〉) (Schiller) Verschiedene Empfindungen an Einem Platze (Goethe) Sylfenlied (Karl Ludwig Woltmann) Die Schmetterlinge (Karl Gottlieb Lappe) Würden (Schiller) Die Kunst (Karl Ludwig Woltmann) Deutschland und seine Fürsten (Schiller) Die flüchtige Freude, nach Sarbievius (S. B. M. = Herder) 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Sophie Mereaus Gedicht „Frühling“〉 Frühling (Sophie Mereau) Venus, die dem Amor die Flügel nimmt (E. = Herder) Lied eines Gefangenen. Eine Spanische Romanze (D. = Herder) Pegasus in der Dienstbarkeit (Schiller) Nacht und Tag (D. = Herder) Das innere Olympia (E. = Herder) Das Roß aus dem Berge. Eine Bohmische Sage (D. = Herder) Laura, nach Petrarch (Friedrich Haug) Der spielende Knabe (Schiller) Psyche schiffend mit Delphinen (E. = Herder) Die Treue (Karl Ludwig Woltmann) Kato (Friedrich Haug) 〈2 Faltblätter: Johann Friedrich Reichardts Kompositionen von Goethes Gedichten „Meeresstille“ und „Glückliche Fahrt“〉 Meeresstille (Goethe) Glückliche Fahrt (Goethe) Mondscheingemählde (Christian Ludwig Neuffer) Kophtische Lieder (Goethe) 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Goethes (2.) „Kophtischem Lied“〉 Die Ritter des Spitals zu Jerusalem (Schiller) Die Flöte (E. = Herder) Die Rache der Elfen (Karl Ludwig Woltmann) Innschrift über eine Felsenquelle (Friedrich Haug) Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel (Goethe) Der Sämann (Schiller) Die Verheißung (Karl Ludwig Woltmann)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 497

S. 101 S. 102–104 S. 105f. S. 107–109 S. 110 S. 111–118 S. 118 S. 119–121 S. 122 S. 123 S. 124–130 S. 130 S. 131–133 S. 134 S. 135–140 S. 141–143 S. 144 S. 145–147 S. 148 S. 149–151 S. 152–155 S. 155 S. 156f. S. 157 S. 158–162 S. 163f. S. 165–166 S. 166 S. 167–170 S. 170 S. 171 S. 172f. S. 174–176 S. 177f. S. 179 S. 180–182 S. 183–185

England und Deutschland (E. = Herder) Die Entfernte. Aus dem Spanischen (D. = Herder) Die zwei Verdammten (Gottlieb Konrad Pfeffel) Vergangenheit (Sophie Mereau) Die zwei Tugendwege (Schiller) Aus einem ungedruckten Roman (August Wilhelm Schlegel) Der Schmetterling auf einem Grabmahl (E. = Herder) An Ruhheims Fluren (Gotthard Ludwig Kosegarten) Das Gesetz der Welten im Menschen (D. = Herder) Die Boten (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) Parthenope. Ein Seegemählde bei Neapel (P. = Herder) Frömmlinge (Friedrich Haug) Biondina (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) Der Herzenswechsel (Y. = Herder) Die Ideale (Schiller) Prolog zu dem Schauspiele: Alte Zeit und neue Zeit bei der Wiedereröfnung des Weimarischen Theaters 1794 (Goethe) Der Kaufmann (Schiller) Das Lieblingsörtchen (Sophie Mereau) Die Luft (D. = Herder) Erinnerung und Phantasie (Sophie Mereau) Der Gott der Jugend (Friedrich Hölderlin) Ein Wort an die Proselytenmacher (Schiller) Der Weltgeist (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) Der beste Staat (Schiller) Schön Sidselil und Ritter Ingild. Nach dem Altdänischen (Gotthard Ludwig Kosegarten) An einen Freund (Karl Gottlieb Lappe) Der Abend, nach einem Gemählde (Schiller) Ein Kind setzt den Schmetterling auf den Altar (E. = Herder) Ellwieens Schwanenlied. Zu singen im Herbste (Gotthard Ludwig Kosegarten) Phantasie, nach Shakespeare (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) Der Metaphysiker (Schiller) Der Freund (Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald) Die Sterne (Gotthard Ludwig Kosegarten) Die Farbengebung. Ein Gemählde der Angelika Kaufmann (D. = Herder) Columbus (Schiller) Mathilde (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) Der Hain der Eumeniden (Karl Philipp Conz)

498 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 186–192 vor S. 187

Würde der Frauen (Schiller) 〈1 Faltblatt: Johann Friedrich Reichardts Komposition von Schillers Gedicht „Würde der Frauen“〉 S. 193–203 Der Kirchenbau in Aachen. Eine Legende (August Friedrich Ernst Langbein) S. 203f. Stanzen an den Leser (Schiller) S. 205–260 Epigramme. Venedig 1790 (Goethe) S. 〈261〉–〈264〉 Verzeichniß der Gedichte Musen-Almanach für das Jahr 1797. herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung (10 Bl., 302 S., 〈8〉 S., 8 Bl. Musikbeilagen)

〈erschienen Ende September 1796; vgl. Schillers Brief an Christian Gottfried Körner vom 29. September 1796; NA 28, 298f.〉 Bl. 1v Bl. 2r Bl. 3–9 Bl. 10r S. 〈1〉–17 S. 17–18 S. 19–24 S. 24 S. 25–27 S. 28

S. 29

S. 30

S. 31

〈Titelkupfer: Tanzende Terpsichore, gezeichnet und gestochen von Johann Friedrich Bolt〉 〈Titel〉 〈Kalendarium〉 〈Zwischentitel:〉 Gedichte Alexis und Dora. Idylle (Goethe) Das Mädchen. aus der Fremde (Schiller) Pompeji und Herkulanum (Schiller) Das Leichtere und Schwerere (Gotthard Ludwig Kosegarten) Die verschiedene Weise der Moral (V. = Herder) Väterlichster Rath Der Biedermann Würde des Kleinen Der Würdigste Der Erste Ultima ratio Wer will die Stelle Zum ewigen Frieden Zum ewigen Krieg Unterschied Ursache An den Selbstherscher Der Minister Der Hofmann

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 499

S. 32

S. 33

S. 34–41 S. 41 S. 42–49 S. 49 S. 49 S. 50f. S. 51 S. 51 S. 52 S. 53–56 S. 56 S. 56 S. 57f. S. 59–62 S. 62 S. 63–65 S. 66–67 S. 67 S. 67 S. 67 S. 68–71 S. 71 S. 71 S. 72–74 S. 75–85 S. 85 S. 86f. S. 87 S. 87 S. 88 S. 89

Der Rathsherr Der Nachtwächter (alle von Goethe) Politische Lehre Die beste Staatsverfassung An die Gesetzgeber Würde des Menschen Majestas populi Das Ehrwürdige (alle von Schiller) Klage der Ceres (Schiller) Das Heilige und Heiligste (Goethe) Die Musen (Karl Philipp Conz) Jetzige Generation (Schiller) Falscher Studiertrieb (Schiller) Macht der Liebe. Nach dem Spanischen (T. = Herder) Jugend (Schiller) Quelle der Verjüngung (Schiller) Der Wechsel der Dinge. Ein Echo. Nach dem Spanischen (W. = Herder) Die Harmonie der Sphären (Gotthard Ludwig Kosegarten) Der Aufpasser (Schiller) Der Freund (Goethe) Andenken (Sophie Mereau) Die Geschlechter (Schiller) Der Naturkreis (Schiller) Königin Kobold (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer) An Auroren (O. = Herder) Der epische Hexameter (Schiller) Das Distichon (Schiller) Die achtzeilige Stanze (Schiller) Musen und Grazien in der Mark (Goethe) Das Geschenk (Schiller) Grabschrift (D. = Schiller) Die Göttergabe (W. = Herder) Arkona (Gotthard Ludwig Kosegarten) Der Homeruskopf als Siegel (Schiller) Der Entschluß, nicht zu lieben (U. = Herder) Die Schwäne (Gotthard Ludwig Kosegarten) Der Genius mit der umgekehrten Fackel Macht des Weibes Tugend des Weibes Weibliches Urtheil

500 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 90f. S. 91 S. 92f. S. 93 S. 94–99 S. 99 S. 100f. S. 101 S. 102–104 S. 104 S. 104 S. 105f. S. 107 S. 107 S. 108f. S. 110f. S. 111 S. 111 S. 112 S. 113f. S. 114 S. 114 S. 115f. S. 116 S. 117–119 S. 120f. S. 122 S. 123–125 S. 125 S. 125 S. 126–141 S. 142 S. 143–146 S. 147–151 S. 151 S. 152–182 S. 152 S. 152

Forum des Weibes Das weibliche Ideal. An Amanda Die schönste Erscheinung (alle von Schiller) Der Bund. Sie an Ihn (Friedrich Matthisson) Der Bach (Sicher verdankst du 〈…〉) (Karl Ludwig Woltmann) Das Exil. Aus der noch ungedruckten Uebersetzung des Mönchs a. d. E. (N. = Friedrich von Oertel) An die Astronomen (Schiller) Gefälligkeit (O. = Herder) Die todte Natur (Karl Ludwig Woltmann) Die höchste Weihe (Friedrich Matthisson) Innerer Werth und äussere Erscheinung (Schiller) Freund und Feind (Schiller) Reim, Verstand und Dichtkunst (V. = Herder) Frostblumen (Gotthard Ludwig Kosegarten) Der griechische Genius. an Meyer, in Italien (Schiller) Sonnenuntergang im Walde. Nach einem Gewitter (Christian Ludwig Neuffer) Der Chinese in Rom (Goethe) Erwartung und Erfüllung (Schiller) Das gemeinsame Schicksal (Schiller) Diogen und der Bettler (Gottlieb Konrad Pfeffel) Das Kind (Karl Philipp Conz) Menschliches Wirken (Schiller) Der Vater (Schiller) Zauberei der Töne. Die Mutter (W. = Herder) Lied (August Ernst von Steigentesch) Der Wunsch. Legende (August Friedrich Ernst Langbein) Der Besuch (Schiller) Die Liebe und das Glück (T. = Herder) Das erträumte Paradies. Romanze (V. = Herder) Liebe und Begierde (Schiller) Güte und Größe (Schiller) Pygmalion (August Wilhelm Schlegel) Der Fuchs und der Kranich. An F. Nicolai (Schiller) Die Eisbahn (Goethe) Die Landschaft (Sophie Mereau) Die Sachmänner (D. = Schiller) Tabulae votivae (G. und S. = Goethe und Schiller) 1 Was der Gott mich gelehrt 〈…〉 (Schiller) 2 Die verschiedene Bestimmung (Schiller)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 501

S. 153 S. 153 S. 153 S. 153 S. 154 S. 154 S. 154 S. 154 S. 155 S. 155 S. 155 S. 155 S. 156 S. 156 S. 156 S. 156 S. 157 S. 157 S. 157 S. 158 S. 158 S. 158 S. 159 S. 159 S. 159 S. 159 S. 160 S. 160 S. 160 S. 160 vor S. 161

S. 161 S. 161 S. 161

3 Das Belebende (Schiller) 4 Zweyerley Wirkungsarten (Schiller) 5 Unterschied der Stände (Schiller) 6 Das Werthe und Würdige (Schiller) 7 Der moralische und der schöne Character (Schiller) 8 Die moralische Kraft (Schiller) 9 Mittheilung (Schiller) 10 An * (Theile mir mit 〈…〉) (Schiller) 11 An ** (Du willst wahres mich lehren? 〈…〉) (Schiller) 12 An *** (Dich erwähl ich 〈…〉) (Schiller) 13 Das blinde Werkzeug (Goethe) 14 Wechselwirkung (Goethe) 15 An die Muse (Was ich ohne dich wäre 〈…〉) (Schiller) 16 Der Philister (Schiller) 17 Das ungleiche Schicksal (Schiller) 18 Pflicht für jeden (Schiller?) 19 Der schöne Geist und der Schöngeist (Schiller?) 20 Philister und Schöngeist (?) 21 Die Uebereinstimmung (Schiller) 22 Natur und Vernunft (Goethe?) 23 Der Schlüssel (Schiller) 24 Das Subjekt (Schiller?) 25 Glaubwürdigkeit (Goethe) 26 Was nutzt (Goethe) 27 Was schadet (Goethe) 28 Zucht (Goethe) 29 Das Schooßkind (Goethe) 30 Trost (Goethe) 31 Die Zergliederer (Goethe) 32 Metaphysiker und Physiker (Schiller) 〈8 Faltblätter: Carl Friedrich Zelters Kompositionen der Gedichte „Zauberey der Töne“, „Macht der Liebe“ (von Herder), „Der Besuch“ (von Schiller), „Lied“ (von August Ernst von Steigentesch), „Musen und Grazien in der Mark“ (von Goethe), „Der Wechsel der Dinge“ (von Herder), „Mignon als Engel verkleidet“ (von Goethe; Mignons Abschiedslied „So laßt mich scheinen, bis ich werde 〈…〉“ aus „Wilhelm Meisters Lehrjahren“)〉 33 Die Versuche (Schiller) 34 Die Quellen (Goethe?) 35 Empiriker (Schiller?)

502 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 161 S. 162 S. 162 S. 162 S. 162 S. 163 S. 163 S. 〈164〉 S.〈164〉 S. 165 S. 165 S. 165–〈166〉 S. 〈166〉 S. 〈166〉 S. 〈166〉 S. 167 S. 167 S. 167 S. 167 S. 168 S. 168 S. 168 S. 168 S. 169 S. 169 S. 169 S. 170 S. 170f. S. 171 S. 171 S. 171 S. 172 S. 172 S. 173 S. 173 S. 173 S. 174 S. 174 S. 174 S. 174 S. 175

36 Theoretiker (Schiller?) 37 Letzte Zuflucht (Schiller?) 38 Die Systeme (Schiller?) 39 Die Philosophien (Schiller) 40 Die Vielwisser (Goethe) 41 Mein Glaube (Schiller) 42 Moralische Schwätzer (Schiller?) 43 Meine Antipathie (Schiller) 44 Der Strengling und der Frömmling (Goethe?) 45 Theophagen (Goethe?) 46 Fratzen (Goethe?) 47 Moral der Pflicht und der Liebe (Schiller?) 48 Der Philosoph und der Schwärmer (Goethe?) 49 Das irdische Bündel (Goethe?) 50 Der wahre Grund (Goethe) 51 Die Triebfedern (Goethe) 52 An die Mystiker (Schiller) 53 Licht und Farbe (Schiller?) 54 Wahrheit (Schiller?) 55 Schönheit (Schiller?) 56 Aufgabe (Schiller?) 57 Bedingung (Schiller?) 58 Das eigne Ideal (Schiller) 59 Schöne Individualität (Schiller) 60 Der Vorzug (Schiller?) 61 Die Erzieher (Schiller?) 62 Die Mannichfaltigkeit (Schiller) 63 Das Göttliche (Schiller?) 64 Verstand (?) 65 Phantasie (?) 66 Dichtungskraft (?) 67 Der Genius (Schiller) 68 Der Nachahmer und der Genius (Schiller) 69 Genialität (Schiller) 70 Witz und Verstand (Schiller?) 71 Aberwitz und Wahnwitz (Schiller?) 72 Der Unterschied (Goethe?) 73 Die schwere Verbindung (Schiller?) 74 Korrektheit (Schiller) 75 Lehre an den Kunstjünger (Goethe?) 76 Das Mittelmäßige und das Gute (?)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 503

S. 175 S. 175 S. 175 S. 176 S. 176 S. 176 S. 177 S. 177 S. 177 S. 177 S. 178 S. 178 S. 178 S. 178 S. 179 S. 179 S. 179 S. 179 S. 180 S. 180 S. 180f. S. 181 S. 181 S. 181f. S. 182 S. 182 S. 182 S. 183–186 S. 187–191 S. 187 S. 187 S. 187 S. 188 S. 188 S. 188 S. 188 S. 189 S. 189 S. 189 S. 189

77 Das Privilegium (Goethe?) 78 Die Sicherheit (?) 79 Das Naturgesetz (Schiller) 80 Vergebliches Geschwätz (Goethe) 81 Genialische Kraft (Goethe) 82 Delikatesse im Tadel (Goethe) 83 Wahl (Schiller) 84 Sprache (Schiller) 85 An den Dichter (Schiller) 86 Der Meister (Schiller) 87 Dilettant (Schiller) 88 Der berufene Richter (?) 89 Der berufene Leser (Goethe) 90 An **** (Du vereinigest 〈…〉) (Schiller) 91 Das Mittel (Goethe) 92 Die Unberufenen (Schiller?) 93 Die Belohnung (Goethe?) 94 Das gewöhnliche Schicksal (Goethe?) 95 Der Weg zum Ruhme (?) 96 Bedeutung (Goethe) 97 An die Moralisten (Goethe) 98 An die Muse (Nimm dem Propheten 〈…〉) (Goethe) 99 Die Kunstschwätzer (Schiller) 100 Deutsche Kunst (Schiller?) 101 Todte Sprachen (?) 102 Deutscher Genius (Schiller?) 103 Guter Rath (Schiller) Amors Schicksale. Nach dem Spanischen (W. = Herder) Vielen (ohne Unterschrift; Inhaltsverzeichnis: „G und S.“; vermutlich von Goethe allein) 1 Auf ihr Distichen frisch! 〈…〉 2 Mannichfaltigkeit 3 L. B. 4 C. G. 5 L. D. 6 H. W. 7 N. Z. S. O. A. D. 8 A. L. 9 Tuberrose 10 Klatschrose 11 A. F. K. N. H. D.

504 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 190 S. 190 S. 190 S. 190 S. 191 S. 191 S. 191 S. 192–195 S. 196 S. 197–〈302〉 S. 〈198〉 S. 199 S. 199 S. 199 S. 199 S. 200 S. 200 S. 200 S. 200 S. 201 S. 201 S. 201 S. 201 S. 〈202〉 S. 〈202〉 S. 〈202〉 S. 〈202〉 S. 〈203〉 S. 〈203〉 S. 〈203〉 S. 〈203〉 S. 204 S. 204 S. 204 S. 204 S. 205 S. 205 S. 205 S. 205 S. 206 S. 206

12 W. R. L. K. W. J. 13 Geranium 14 Ranunkeln 15 M. R. 16 Kornblume 17 C. F. 18 L. W. Einer (G. und S.; vermutlich von Goethe allein) Hölty’s Geist (Karl Ludwig Woltmann) Xenien (ohne Unterschrift; Goethe und Schiller) 〈Motto〉 Triste supercilium 〈…〉 (Schiller) 1 Der ästhetische Thorschreiber (Goethe?) 2 Xenien (Distichen sind wir 〈…〉) (Goethe?) 3 Visitator (Goethe?) 4 Xenien (Coffers führen wir nicht 〈…〉) (Goethe?) 5 Der Mann mit dem Klingelbeutel (Goethe?) 6 Helf Gott (Goethe?) 7 Der Glückstopf (Goethe?) 8 Die Kunden (Goethe) 9 Das Widerwärtige (Schiller) 10 Das Desideratum (?) 11 An einen gewissen moralischen Dichter (Schiller) 12 Das Verbindungsmittel (Goethe) 13 Für Töchter edler Herkunft (Schiller) 14 Der Kunstgriff (Schiller) 15 Der Teleolog (Goethe) 16 Der Antiquar (Goethe) 17 Der Kenner (Goethe) 18 Erreurs et Verité (Goethe) 19 H. S. (Goethe) 20 Der Prophet (Goethe) 21 Das Amalgama (Goethe) 22 Der erhabene Stoff (Schiller) 23 Belsatzer ein Drama (Goethe?) 24 Gewisse Romanhelden (Goethe?) 25 Pfarrer Cyllenius (?) 26 Jamben (Schiller?) 27 Neuste Schule (Goethe) 28 An deutsche Baulustige (Goethe?) 29 Affiche (Goethe) 30 Zur Abwechslung (Goethe?)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 505

S. 206 S. 206 S. 207 S. 207 S. 207 S. 207 S. 208 S. 208 S. 208 S. 208 S. 209 S. 209 S. 209 S. 209 S. 〈210〉 S. 〈210〉 S. 〈210〉 S. 〈210〉 S. 211 S. 211 S. 211 S. 211 S. 212 S. 212 S. 212 S. 212 S. 213 S. 213 S. 213 S. 213 S. 214 S. 214 S. 214 S. 214 S. 215 S. 215 S. 215 S. 215 S. 216 S. 216 S. 216

31 Der Zeitpunkt (Schiller?) 32 Goldnes Zeitalter (Goethe) 33 Manso von den Grazien (Schiller?) 34 Tassos Jerusalem von demselben (Schiller) 35 Die Kunst zu lieben (Schiller) 36 Der Schulmeister zu Breslau (Schiller?) 37 Amor, als Schulcollege (Schiller?) 38 Der zweyte Ovid (Schiller?) 39 Das Unverzeihliche (Schiller) 40 Prosaische Reimer (Schiller) 41 Jean Paul Richter (Schiller?) 42 An seinen Lobredner (Schiller) 43 Feindlicher Einfall (Goethe/Schiller) 44 Nekrolog (Schiller) 45 Bibliothek schöner Wissenschaften (Schiller?) 46 Dieselbe (Schiller?) 47 Die neuesten Geschmacksrichter (Schiller?) 48 An Schwätzer und Schmierer (Goethe?) 49 Guerre ouverte (?) 50 An gewisse Collegen (Goethe) 51 An die Herren N. O. P. (Goethe) 52 Der Commissarius des jüngsten Gerichts (Goethe?) 53 Kant und seine Ausleger (Schiller) 54 J – b (Schiller?) 55 Die Stockblinden (Schiller?) 56 Analytiker (Schiller?) 57 Der Geist und der Buchstabe (Schiller?) 58 Wissenschaftliches Genie (Goethe?) 59 Die bornierten Köpfe (Schiller?) 60 Bedientenpflicht (Schiller?) 61 Ungebühr (Schiller?) 62 Wissenschaft (Schiller) 63 An Kant (Goethe?) 64 Der kurzweilige Philosoph (Schiller) 65 Verfehlter Beruf (Schiller) 66 Das philosophische Gespräch (Schiller?) 67 Das Privilegium (Goethe?) 68 Litterarischer Zodiacus (Schiller) 69 Zeichen des Widders (Schiller) 70 Zeichen des Stiers (Schiller) 71 Zeichen des Fuhrmanns (Schiller)

506 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 216 S. 〈217〉 S. 〈217〉 S. 〈217〉 S. 〈217〉 S. 218 S. 218 S. 218 S. 218 S. 219 S. 219 S. 219 S. 219 S. 220 S. 220 S. 220 S. 220 S. 221 S. 221 S. 221 S. 221 S. 222 S. 222 S. 222 S. 222 S. 223 S. 223 S. 223 S. 223 S. 224 S. 224 S. 224 S. 224 S. 225 S. 225 S. 225 S. 225 S. 226 S. 226 S. 226 S. 226

72 Zeichen der Zwillinge (Schiller) 73 Zeichen des Bärs (Schiller) 74 Zeichen des Krebses (Schiller) 75 Zeichen des Löwen (Goethe?) 76 Zeichen der Jungfrau (Schiller) 77 Zeichen des Raben (Schiller) 78 Locken der Berenice (Schiller) 79 Zeichen der Waage (Schiller) 80 Zeichen des Scorpions (Schiller) 81 Ophiuchus (Schiller) 82 Zeichen des Schützen (Goethe?) 83 Gans (Schiller) 84 Zeichen des Steinbocks (Schiller) 85 Zeichen des Pegasus (Schiller) 86 Zeichen des Wassermanns (Schiller) 87 Eridanus (Schiller) 88 Fische (Schiller) 89 Der fliegende Fisch (Schiller) 90 Glück auf den Weg (Schiller) 91 Die Aufgabe (Goethe) 92 Wohlfeile Achtung (Goethe) 93 Revolutionen (Goethe) 94 Partheygeist (Goethe) 95 Das deutsche Reich (Schiller) 96 Deutscher Nationalcharacter (Goethe) 97 Rhein (Schiller) 98 Rhein und Mosel (Schiller) 99 Donau in B** (Schiller) 100 Donau in O** (Schiller) 101 Mayn (Schiller) 102 Saale (Schiller) 103 Ilm (Schiller) 104 Pleisse (Schiller) 105 Elbe (Schiller) 106 Spree (Schiller) 107 Weser (Schiller) 108 Gesundbrunnen zu *** (Schiller) 109 P** bey N*** (Schiller) 110 Die **chen Flüsse (Schiller) 111 Salzach (Schiller) 112 Der anonyme Fluß (Schiller)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 507

S. 227 S. 227 S. 227 S. 227 S. 228 S. 228 S. 228 S. 228 S. 229 S. 229 S. 229 S. 229 S. 230 S. 230 S. 230 S. 230 S. 231 S. 231 S. 231 S. 231 S. 232 S. 232 S. 232 S. 232 S. 233 S. 233 S. 233 S. 233 S. 234 S. 234 S. 234 S. 235 S. 235 S. 235 S. 235 S. 236 S. 236 S. 236 S. 236 S. 237 S. 237

113 Les fleuves indiscrets (Schiller) 114 An den Leser (Schiller?) 115 Gewissen Lesern (Goethe?) 116 Dialogen aus dem Griechischen (Goethe) 117 Der Ersatz (Schiller?) 118 Der moderne Halbgott (Schiller?) 119 Charis (Schiller) 120 Nachbildung der Natur (Schiller?) 121 Nachäffer (Schiller?) 122 Klingklang (?) 123 An gewisse Umschöpfer (Schiller?) 124 Aufmunterung (Goethe) 125 Das Brüderpaar (Goethe) 126 K** (Schiller?) 127 An die Moralisten (Goethe) 128 Der Leviathan und die Epigramme (Goethe?) 129 Louise von Voß (Schiller?) 130 Jupiters Kette (Schiller?) 131 Aus einer der neuesten Episteln (Schiller?) 132 B**s Taschenbuch (Schiller?) 133 Ein deutsches Meisterstück (Schiller?) 134 Unschuldige Schwachheit (Schiller) 135 Das neueste aus Rom (Goethe?) 136 Deutsches Lustspiel (Schiller?) 137 Das Mährchen (Schiller?) 138 Frivole Neugier (Schiller?) 139 Beyspielsammlung (Schiller) 140 Mit Erlaubniß (Schiller) 141 Der Sprachforscher (Schiller?) 142 Geschichte eines dicken Mannes (Schiller?) 143 Anecdoten von Fridrich II. (Schiller?) 144 Litteraturbriefe (Schiller) 145 Gewisse Melodien (Schiller?) 146 Ueberschriften dazu (Schiller?) 147 Der böse Geselle (Goethe) 148 Karl von Karlsberg (Schiller) 149 Schriften für Damen und Kinder (Schiller) 150 Dieselbe (Goethe) 151 Gesellschaft von Sprachfreunden (Goethe) 152 Der Purist (Schiller) 153 Vernünftige Betrachtung (?)

508 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 237 S. 237 S. 238 S. 238 S. 238 S. 238 S. 239 S. 239 S. 239 S. 239 S. 240 S. 240 S. 240 S. 240 S. 241 S. 241 S. 241 S. 241 S. 242 S. 242 S. 242 S. 242 S. 243 S. 243 S. 243 S. 243 S. 244 S. 244 S. 244 S. 244 S. 245 S. 245 S. 245 S. 245 S. 246 S. 246 S. 246 S. 246 S. 247 S. 247 S. 247

154 An ** (Gerne plagt ich auch dich 〈…〉) (Schiller) 155 An *** (Nein! Du erbittest mich nicht 〈…〉) (Schiller) 156 Garve (Schiller?) 157 Auf gewisse Anfragen (Schiller?) 158 Stoßgebet (Goethe?) 159 Distictionszeichen (Goethe) 160 Die Adressen (Goethe?) 161 Schöpfung durch Feuer (Goethe) 162 Mineralogischer Patriotismus (Goethe) 163 Kurze Freude (Goethe) 164 Triumph der Schule (Goethe) 165 Die Möglichkeit (Goethe) 166 Wiederholung (Goethe) 167 Wer glaubts? (Goethe) 168 Der Welt Lauf (Goethe) 169 Hoffnung (Goethe) 170 Exempel (Goethe) 171 Der letzte Märtyrer (Goethe) 172 Menschlichkeiten (Goethe) 173 Und abermals Menschlichkeiten (Goethe) 174 Der Widerstand (Goethe) 175 Neueste Farbentheorie von Wünsch (Goethe) 176 Das Mittel (Goethe) 177 Moralische Zwecke der Poesie (Schiller) 178 Sections Wut (Schiller?) 179 Kritische Studien (Schiller?) 180 Der astronomische Himmel (Schiller) 181 Naturforscher und Transcendental Philosophen (Schiller?) 182 An die voreiligen Verbindungsstifter (Schiller?) 183 Der treue Spiegel (Schiller?) 184 Nicolai (Schiller) 185 Der Wichtige (Schiller) 186 Der Plan des Werks (Schiller) 187 Formalphilosophie (Schiller) 188 Der Todfeind (Schiller) 189 Philosophische Querköpfe (Schiller) 190 Empirischer Querkopf (Schiller) 191 Der Quellenforscher (Schiller) 192 Derselbe (Schiller) 193 N. Reisen XI. Band. S. 177 (Schiller) 194 Der Glückliche (Schiller)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 509

S. 247 S. 248 S. 248 S. 248 S. 248 S. 249 S. 249 S. 249 S. 249 S. 250 S. 250 S. 250 S. 250 S. 251 S. 251 S. 251 S. 251 S. 252 S. 252 S. 252 S. 252 S. 253 S. 253 S. 253 S. 253 S. 254 S. 254 S. 254 S. 254 S. 255 S. 255 S. 255 S. 255 S. 256 S. 256 S. 256 S. 256 S. 257 S. 257 S. 257 S. 257

195 Verkehrte Wirkung (Schiller) 196 Pfahl im Fleisch (Schiller) 197 Die Horen an Nicolai (Schiller) 198 Fichte und Er (Schiller) 199 Briefe über ästhetische Bildung (Schiller) 200 Modephilosophie (Schiller) 201 Das grobe Organ (Schiller) 202 Der Lastträger (Schiller) 203 Die Waidtasche (Schiller) 204 Das Unentbehrliche (Schiller) 205 Die Xenien (Schiller) 206 Lucri bonus odor (Schiller) 207 Vorsatz (Schiller) 208 Nur Zeitschriften (Goethe) 209 Das Motto (Goethe) 210 Der Wächter Zions (Goethe) 211 Verschiedene Dressuren (Goethe) 212 Böse Gesellschaft (Goethe) 213 An die Obern (Goethe) 214 Baalspfaffen (Goethe) 215 Verfehlter Beruf (Goethe) 216 An mehr als Einen (Goethe) 217 Das Requisit (Goethe) 218 Verdienst (Schiller) 219 Umwälzung (Goethe?) 220 Der Halbvogel (Goethe) 221 Der letzte Versuch (Goethe) 222 Kunstgriff (Goethe?) 223 Dem Großsprecher (Goethe) 224 Mottos (Goethe) 225 Sein Handgriff (Goethe) 226 Die Mitarbeiter (Goethe?) 227 Unmögliche Vergeltung (Goethe) 228 Das züchtige Herz (?) 229 Abscheu (Goethe) 230 Der Hausierer (Goethe) 231 Deutschlands Revanche an Frankreich (Goethe?) 232 Der Patriot (Goethe) 233 Die drey Stände (Goethe) 234 Die Hauptsache (Goethe) 235 Anacharsis der Zweyte (Goethe?)

510 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 258 S. 258 S. 258 S. 258 S. 259 S. 259 S. 259 S. 259 S. 260 S. 260 S. 260 S. 260 S. 261 S. 261 S. 261 S. 261 S. 262 S. 262 S. 262 S. 262 S. 263 S. 263 S. 263 S. 263 S. 264 S. 264 S. 264 S. 264 S. 265 S. 265 S. 265 S. 265 S. 266 S. 266 S. 266 S. 266 S. 267 S. 267 S. 267 S. 267 S. 268

236 Historische Quellen (Goethe?) 237 Der Almanach als Bienenkorb (?) 238 Etymologie (Schiller?) 239 Ausnahme (Goethe) 240 Die Insekten (Goethe) 241 Einladung (Goethe) 242 Warnung (Goethe) 243 An die Philister (Goethe?) 244 Hausrecht (Goethe?) 245 Currus virum miratur inanes (Goethe?) 246 Kalender der Musen und Grazien (Goethe) 247 Taschenbuch (Goethe) 248 Vossens Almanach (Goethe) 249 Schillers Almanach von 1796 (Goethe) 250 Das Paket (Goethe?) 251 Das Journal Deutschland (Schiller?) 252 Reichsanzeiger (Goethe) 253 A. d. Ph. (Schiller) 254 A. D. B. (Schiller) 255 A. d. Z. (Goethe?) 256 Deutsche Monatschrift (Goethe) 257 G. d. Z. (Goethe) 258 Urania (Goethe) 259 Merkur Goethe) 260 Horen. Erster Jahrgang (Goethe) 261 Minerva (Goethe) 262 Journal des Luxus und der Moden (Goethe) 263 Dieser Musenalmanach (Goethe) 264 Der Wolfische Homer (Schiller?) 265 M*** (Schiller) 266 Herr Leonhard ** (Schiller) 267 Pantheon der Deutschen I Band (Schiller) 268 Borussias (Schiller) 269 Guter Rath (Schiller?) 270 Reinecke Fuchs (Schiller) 271 Menschenhaß und Reue (Schiller) 272 Schinks Faust (?) 273 An Madame B** und ihre Schwestern (Schiller?) 274 Almansaris und Amanda (?) 275 B** (Schiller?) 276 Erholungen. Zweytes Stück (?)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 511

S. 268 S. 268 S. 268 S. 269 S. 269 S. 269 S. 269 S. 270 S. 270 S. 270 S. 270 S. 271 S. 271 S. 271 S. 271 S. 272 S. 272 S. 272 S. 272 S. 273 S. 273 S. 273 S. 273 S. 274 S. 274 S. 274 S. 274 S. 275 S. 275 S. 275 S. 275 S. 276 S. 276 S. 276 S. 276 S. 277 S. 277 S. 277

277 Moderecension (Goethe) 278 Dem Zudringlichen (Goethe?) 279 Höchster Zweck der Kunst (Goethe?) 280 Zum Geburtstag (?) 281 Unter vier Augen (Goethe) 282 Charade (Goethe?) 283 Frage in den Reichsanzeiger W. Meister betreffend (Schiller) 284 Göschen an die deutschen Dichter (Schiller) 285 Verleger von P** Schriften (Schiller) 286 Josephs II. Dictum, an die Buchhändler (Schiller?) 287 Preisfrage der Academie nützl. Wissenschaften (Schiller) 288 G. G. (Schiller) 289 Hörsäle auf gewissen Universitäten (Schiller) 290 Der Virtuose (Schiller) 291 Sachen so gesucht werden (Schiller) 292 Französische Lustspiele von Dyk (Schiller) 293 Buchhändler Anzeige (Schiller) 294 Auction (?) 295 Gottesurtheil (Zwischen einem Göttinger und Berliner) (Goethe?) 296 Sachen so gestohlen worden. (Immanuel Kant spricht) (Schiller) 297 Antwort auf obigen Avis (Schiller) 298 Schauspielerin (Schiller?) 299 Professor Historiarum (Schiller) 300 Recension (Schiller?) 301 Litterarischer Adreßcalender (Schiller) 302 Neuste Kritikproben (Schiller) 303 Eine zweyte (Schiller) 304 Eine dritte (Schiller) 305 Schillers Würde der Frauen (Schiller) 306 Pegasus, von eben demselben (Schiller) 307 Das ungleiche Verhältniß (Schiller) 308 Neugier (Schiller) 309 Jeremiaden aus dem Reichs-Anzeiger (Schiller) 310 Böse Zeiten (Schiller) 311 Scandal (Schiller) 312 Das Publicum im Gedränge (Schiller) 313 Das goldne Alter (Schiller) 314 Comödie (Schiller)

512 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 277 S. 278 S. 278 S. 278 S. 278 S. 279 S. 279 S. 279 S. 279 S. 280 S. 280 S. 280 S. 280 S. 281 S. 281 S. 281 S. 281 S. 282 S. 282 S. 282 S. 282 S. 283 S. 283 S. 283 S. 283 S. 284 S. 284 S. 284 S. 284 S. 285 S. 285 S. 285 S. 285 S. 286 S. 286 S. 286 S. 286 S. 287 S. 287 S. 287 S. 287

315 Alte deutsche Tragödie (Schiller) 316 Roman (Schiller) 317 Deutliche Prosa (Schiller) 318 Chorus (Schiller) 319 Gelehrte Zeitungen (Goethe) 320 Die zwey Fieber (Schiller) 321 Griechheit (Schiller) 322 Warnung (Schiller) 323 Uebertreibung und Einseitigkeit (Schiller) 324 Neueste Behauptung (Schiller) 325 Griechische und moderne Tragödie (Schiller) 326 Entgegengesetzte Wirkung (Schiller) 327 Die höchste Harmonie (Schiller) 328 Aufgelößtes Räthsel (Schiller) 329 Gefährliche Nachfolge (Schiller) 330 Geschwindschreiber (Schiller) 331 Die Sonntagskinder (Schiller) 332 Xenien (Muse, wo führst du uns hin? 〈…〉) (Schiller) 333 Muse (Schiller) 334 Acheronta movebo (Schiller) 335 Sterilemque tibi Proserpina vaccam (Schiller) 336 Elpänor (Schiller) 337 Unglückliche Eilfertigkeit (Schiller) 338 Achilles (Schiller) 339 Trost (Schiller) 340 Seine Antwort (Schiller) 341 Frage (Du verkündige mir 〈…〉) (Schiller) 342 Antwort (Freylich walten sie noch 〈…〉) (Schiller) 343 Frage (Melde mir auch 〈…〉) (Schiller) 344 Antwort (Ach! ihm mangelt leider 〈…〉) (Schiller) 345 Ajax (Schiller) 346 Tantalus (Schiller) 347 Phlegyasque miserrimus omnes admonet (Schiller) 348 Die dreyfarbige Kokarde (Schiller) 349 Agamemnon (Schiller) 350 Porphyrogeneta, den Kopf unter dem Arme (Schiller) 351 Sisyphus (Schiller) 352 Sulzer (Schiller) 353 Haller (Schiller) 354 Moses Mendelsohn (Schiller) 355 Der junge Werther (Schiller)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 513

S. 288 S. 288 S. 288 S. 288 S. 289 S. 289 S. 289 S. 289 S. 290 S. 290 S. 290 S. 290 S. 291 S: 291 S. 291 S. 291 S. 292 S. 292 S. 292 S. 292 S. 293 S. 293 S. 293 S. 293 S. 294 S. 294 S. 294 S. 294 S. 295 S. 295 S. 295 S. 295 S. 296 S. 296 S. 296 S. 296 S. 297 S. 297 S. 297 S. 297 S. 298

356 L*** (Schiller) 357 Dioscuren (Schiller) 358 Unvermuthete Zusammenkunft (Schiller) 359 Der Leichnam (Schiller) 360 Peregrinus Proteus (Schiller) 361 Lucian von Samosata (Schiller) 362 Geständniß (Schiller) 363 Alcibiades (Schiller) 364 Martial (Schiller) 365 Xenien (Nicht doch! Aber es schwächten 〈…〉) (Schiller) 366 Rapsoden (Schiller) 367 Viele Stimmen (Schiller) 368 Rechnungsfehler (Schiller) 369 Einer aus dem Chor. (fängt an zu recitiren) (Schiller) 370 Vorschlag zur Güte (Schiller) 371 Philosophen (Schiller) 372 Aristoteles (Schiller) 373 Dringend (Schiller) 374 Einer aus dem Haufen (Schiller) 375 Ich (Denk ich, so bin ich! Schiller) 376 Ein zweyter (Schiller) 377 Ein dritter (Schiller) 378 Ein Vierter (Schiller) 379 Ein Fünfter (Schiller) 380 Ein Sechster (Schiller) 381 Ein Siebenter (Schiller) 382 Ich (Damit lock ich, ihr Herrn 〈…〉) (Schiller) 383 Ein Achter (Schiller) 384 Ich (Dacht’ ichs doch! 〈…〉) (Schiller) 385 David Hume (Schiller) 386 Rechtsfrage (Schiller) 387 Puffendorf (Schiller) 388 Gewissensscrupel (Schiller) 389 Decisum (Schiller) 390 Hercules (Schiller) 391 Heracliden (Schiller) 392 „Pure Manier“ (Schiller) 393 Er (Welche noch kühnere That 〈…〉) (Schiller) 394 Ich (Wegen Tiresias mußt ich herab 〈…〉) (Schiller) 395 Er (Glauben sie nicht der Natur 〈…〉) (Schiller) 396 Ich (O die Natur 〈…〉) (Schiller)

514 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 298 S. 298 S. 298 S. 299 S. 299 S. 299 S. 299 S. 300 S. 300 S. 300 S. 300 S. 301 S. 301 S. 301 S. 301 S. 〈302〉 S. 〈302〉 S. 〈302〉 S. 〈303〉–〈310〉

397 Er (Wie? So ist wirklich 〈…〉) (Schiller) 398 Ich (Nichts mehr 〈…〉) (Schiller) 399 Er (Auch gut! Philosophie 〈…〉) (Schiller) 400 Ich (Ja, ein derber und trockener Spaß 〈…〉) (Schiller) 401 Er (Also sieht man bey euch 〈…〉) (Schiller) 402 Ich (Keines von beyden! 〈…〉) (Schiller) 403 Er (Was? Es dürfte kein Cesar 〈…〉) (Schiller) 404 Ich (Nichts! man siehet 〈…〉) (Schiller) 405 Er (Aber ich bitte dich Freund 〈…〉) (Schiller) 406 Ich (Was? Sie machen Kabale 〈…〉) (Schiller) 407 Er (Woher nehmt ihr 〈…〉) (Schiller) 408 Ich (Das sind Grillen! 〈…〉) (Schiller) 409 Er (Aber das habt ihr ja 〈…〉) (Schiller) 410 Ich (Nimms nicht übel 〈…〉) (Schiller) 411 Er (Also e u r e Natur 〈…〉) (Schiller) 412 Er (Der Poet ist der Wirth 〈…〉) (Schiller) 413 Muse zu den Xenien (Schiller) 414 An die Freyer (Schiller/Goethe) Innhalts-Verzeichniß

Musen-Almanach für das Jahr 1798. herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung (2 Bl., 318 S., 〈4〉 S.)

〈erschienen Anfang Oktober 1797; vgl. Schillers Brief an Goethe vom 2. Oktober 1797; NA 29, 140〉 Bl. 1v

Bl. 2r S. 〈1〉–18 S. 18 vor 19 S. 19–23 S. 23 S. 24–29 S. 30–31

〈Titelkupfer: Diana mit drei Nymphen, tanzend in einer Berglandschaft, gezeichnet von Johann Heinrich Meyer, gestochen von A. L. d’Argent〉 〈Titel〉 Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen (Goethe) Der Ehemann (B. = Christian Heinrich Boie?) 〈1 Faltblatt: Johann Rudolf Zumsteegs Komposition von Amalie von Imhoffs Gedicht „Mein Traum“〉 Mein Traum (A. = Amalie von Imhoff) Die Verwandlung (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Der Ring des Polykrates. Ballade (Schiller) Sängers Einsamkeit (Siegfried Schmid)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 515

vor 31 S. 32–37 S. 37 S. 38–40 S. 40 S. 41–44 S. 45 S. 46–48 S. 48 S. 49–73 S. 73 S. 74–79 S. 79 S. 80–86 S. 87 S. 88–99 S. 99 S. 100–104 S. 104 S. 105–109 S. 110–114 S. 114 vor 115 S. 115f. S. 116 S. 117f. S. 119–130 S. 130 S. 131–136 S. 136 vor 137 S. 137–140 S. 140 S. 141–143 S. 144–147 S. 147

〈1 Faltblatt: Johann Rudolf Zumsteegs Komposition von Siegfried Schmids Gedicht „Sängers Einsamkeit“〉 Der Zauberlehrling (Goethe) Liebe (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Feenreigen (Friedrich Matthisson) Genie und Talent (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Der Handschuh. Erzählung (Schiller) Sonett (Wo ist die Zeit 〈…〉) (F. = Amalie von Imhoff) Der Schatzgräber (Goethe) Die verlohrne Geliebte (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Prometheus (August Wilhelm Schlegel) Der Adler Jupiters (Karl Philipp Conz) Die Liebe auf dem Lande (Jakob Michael Reinhold Lenz) Wunsch (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Der verlorne Maitag (F. = Amalie von Imhoff) Sonett (Froh und ruhig lebt’ ich 〈…〉) (August Ernst von Steigentesch) Die Braut von Corinth. Romanze (Goethe) Schlimm und Schlimmer (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Lindor und Mirtha (Sophie Mereau) Psyche (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Ritter Toggenburg Ballade (Schiller) Die Dioskuren aus Pindars zehnter Nemeischer Ode (Wilhelm von Humboldt) Das Herz (R. = Karl Gustav von Brinckmann) 〈1 Faltblatt: Carl Friedrich Zelters Komposition von Schillers Gedicht „Elegie an Emma“〉 Elegie an Emma (S. = Schiller) Die Leier des Herzens (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Abendphantasie (Karl Philipp Conz) Der Taucher. Ballade (Schiller) Die Wahl (R. = Karl Gustav von Brinckmann) An den Aether (D. = Friedrich Hölderlin) Die Menschen (R. = Karl Gustav von Brinckmann) 〈1 Faltblatt: Christian Jakob Zahns Komposition von Schillers Gedicht „Reiterlied. Aus dem Wallenstein“〉 Reiterlied. Aus dem Wallenstein (Schiller) Die Erinnerung (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Das Meer (Johann Jakob Jägle) Legende (Goethe) Die Urne und das Skelet (E. = Schiller)

516 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 143–154 S. 155f. S. 156 S. 157 S. 158f. S. 160–174 S. 175–178 vor 179 S. 179–180 S. 181–185 S. 186–187 S. 188–193 vor 189 S. 194–198 S. 199–203 S. 203 S. 204–215 S. 216–220 S. 221f. vor 223 S. 223 S. 224–236 S. 237–239 S. 240 S. 240 S. 240 S. 240 S. 241 S. 242–255 S. 255 S. 256f. S. 257 S. 258 S. 259–262 S. 262 S. 263

Die Hunde (Gottlieb Konrad Pfeffel) Frühlingsspatziergang (Siegfried Schmid) Das Regiment (E. = Schiller) Gesang und Kuß. Sonett (August Wilhelm Schlegel) Trost des Edlen (Friedrich Matthisson) Phaeton (Johann Diederich Gries) Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia (August Wilhelm Schlegel) 〈1 Faltblatt: Carl Friedrich Zelters Komposition von Goethes Gedicht „An Mignon“〉 An Mignon (Goethe) Lied auf dem Rigiberg gesungen (Friederike Brun) Guidos Aurora (Louise *** = Louise Brachmann) Der Gott und die Bajadere. Indische Legende (Goethe) 〈1 Faltblatt: Carl Friedrich Zelters Komposition von Goethes Gedicht „Der Gott und die Bajadere“〉 Die Mode (F. = Amalie von Imhoff) Die entführten Götter (August Wilhelm Schlegel) Liebe und Hofnung (B. = Heinrich Christian Boie?) Elegien (K. = Heinrich Keller) Der Garten zu Wörlitz (Sophie Mereau) Die Worte des Glaubens (Schiller) 〈1 Faltblatt: Johann Rudolf Zumsteegs Komposition von Goethes Gedicht „Erinnerung“〉 Erinnerung (Goethe) Tantalus. Ein Dramolet, auf dem Olymp (Jakob Michael Reinhold Lenz) Nadoweßische Todtenklage (Schiller) Der Obelisk (Schiller) Der Triumphbogen (Schiller) Die schöne Brücke (Schiller) Das Thor (Schiller) Abschied (Goethe) Die Jungfrau des Schlosses. Romanze (F. = Amalie von Imhoff) Die Peterskirche (E. = Schiller) Götterhilfe (Siegfried Schmid) Thränen der Liebe (R. = Karl Gustav von Brinckmann) Licht und Wärme (Schiller) An Julius (Karl Ludwig Methusalem Müller) Kindheit und Jugend (Louise *** = Louise Brachmann) Breite und Tiefe (Schiller)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 517

S. 264–266

An Alexander v. H. bey Uebersendung eines Lukrez (R. = Karl Gustav von Brinckmann) S. 267–277 Die Kraniche des Ibycus. Ballade (Schiller) S. 278–286 Arion. Romanze (August Wilhelm Schlegel) S. 287 Der neue Amor (Goethe) S. 288–291 An Daphne (F. = Amalie von Imhoff) S. 291 Erziehung (R. = Karl Gustav von Brinckmann) S. 291 Begeisterung (R. = Karl Gustav von Brinckmann) S. 292f. Licht und Schatten (Sophie Mereau) S. 294–296 Terracina an Louise Fürstin von Dessau und Matthisson (Friederike Brun) S. 297f. Macht der Sinne (Johann Friedrich Cordes) S. 298 Halbe Thorheit (B. = Heinrich Christian Boie?) S. 299f. Das Geheimniß (Schiller) vor 301 〈1 Faltblatt: Johann Rudolf Zumsteegs Komposition von Amalie von Imhoffs Gedicht „Die Freuden der Gegenwart“〉 S. 301–303 Die Freuden der Gegenwart (F. = Amalie von Imhoff) S. 303 Lebewohl (Johann Friedrich Cordes) S. 304f. Täuschung (Siegfried Schmid) S. 306–318 Der Gang nach dem Eisenhammer. Ballade (Schiller) S. 〈319〉–〈322〉 Verzeichniß der Gedichte Musen-Almanach für das Jahr 1799. herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J. G. Cottaischen Buchhandlung (9 Bl., 247 S., 〈5〉 S.)

〈erschienen Mitte Oktober 1798; vgl. Schillers Brief an Cotta vom 19. Oktober 1798; NA 29, 291〉 Bl. 1v

Bl. 2r Bl. 3–9 S. 〈1〉–13 S. 14–16 S. 16 S. 17–23 S. 24 S. 25

〈Titelkupfer: Frauengestalt in antikem Gewand, die unter einem Weinstock Amor die Brust gibt; gezeichnet von Johann Heinrich Meyer, gestochen von Heinrich Guttenberg〉 〈Titel〉 〈Kalendarium〉 Euphrosyne (Goethe) Die Musageten (Justus Amman = Goethe) An die Nymfen (Friedrich Matthisson) Die Metamorphose der Pflanzen (Goethe) Liebeszuruf (Karl Philipp Conz) Tibur. Am letzten Abend des Jahres 1795 (Friedrich Matthisson)

518 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

S. 26f. S. 27 S. 28–31 S. 32f. S. 34f. S. 36f. S. 38f. S. 40f. S. 42–44 S. 45–47 S. 47 S. 48–51 S. 52 S. 53–57 S. 58–61 S. 61 S. 62–68 S. 63 S. 69–73 S. 73 S. 74 S. 75–76 S. 77–85 S. 86–89 S. 90 S. 91–101 S. 102–104 S. 105f. S. 107–110 S. 111–115 S. 116–119 S. 120–128 S. 129–132 S. 133f. S. 135 S. 136–143 S. 143

Herbstlied (Ludwig Tieck) Stummes Dulden (Friedrich Matthisson) Die Ueberraschung (Samuel Gottlieb Bürde) Hexenfund (Friedrich Matthisson) Erinnerung. An Lyda (August Ernst von Steigentesch) Kunst und Liebe (Ludwig Tieck) Weissagung (Friedrich Matthisson) Wiegenlied (August Ernst von Steigentesch) Auf der Reise (Ludwig Tieck) An mein Reitpferd (August Ernst von Steigentesch) Sokrates und Alcibiades (Friedrich Hölderlin) Der neue Frühling (Ludwig Tieck) Widerspruch der Liebe (August Ernst von Steigentesch) Sappho (Jonathan Ludwig Lebrecht Noeller) Die Elementargeister. Sylfen (Friedrich Matthisson) Am 1. October 1797 (Goethe) Das Glück (Schiller) Tag und Nacht (Friederike Brun) Das Blümlein Wunderschön. Lied des gefangenen Grafen (Goethe) An Friederike Unzelmann. als Nina (August Wilhelm Schlegel) Lebensgenuß (Karl Mathias Hirt) Die Locken der Mägdlein. Ein Opfer der Mutter an Hebe (Friederike Brun) Die Rettung. Idylle. Leukethos (Louise = Louise Brachmann) Kampaspe (August Wilhelm Schlegel) Einladung (Karl Mathias Hirt) Sängerwürde (Justus Amman = Goethe) Der Edelknabe und die Müllerinn. Altenglisch (Goethe) Der neue Pygmalion / 1790 (Friedrich Matthisson) Der Junggesell und der Mühlbach. Altdeutsch (Goethe) Lebensmelodien (August Wilhelm Schlegel) Der Müllerinn Verrath (Goethe) Sehnsucht nach Rom (Friedrich Matthisson) Reue. Altspanisch (Goethe) Lied der Nixen (Friedrich Matthisson) An die Muse (Karl Philipp Conz) Hymnen, aus dem Griechischen. An die Musen und Apollon (Friedrich August Eschen) Die Schatten (Friedrich Matthisson)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 519

S. 144 S. 145–148 S. 149f. S. 150 S. 151–164 S. 165–169 S. 170 S. 171 S. 172f.

Der neue Pygmalion / An Iffland (August Wilhelm Schlegel) Amyntas. Elegie (Goethe) Armuth der Sprache (Johann Bernhard Vermehren) Fantasie und Gefühl (Louise = Louise Brachmann) Der Kampf mit dem Drachen. Romanze (Schiller) Die Geister des Sees (F*** = Amalie von Imhoff) Das Plätzchen im Walde (Johann Diederich Gries) Die Schiffende (Jonathan Ludwig Lebrecht Noeller) Die Gelegenheit. Nach dem Ital. des Nic. Macchiavelli (Johann Diederich Gries) S. 173 Der Werth / nach Pope (Albrecht Heinrich Matthias Kochen) S. 174 An die Horen (Louise = Louise Brachmann) S. 175 Der Bach (Lieblicher fleußt 〈…〉) (Johann Diederich Gries) S. 176–182 Die Bürgschaft (Schiller) S. 183–188 Der Arzt (Johann Diederich Gries) S. 188 Am 30. März 1798 (A Gr. = Franz Karl von Grüner?) S. 189–199 Bürgerlied (Schiller) S. 200f. Die weiblichen Erscheinungen (D. = Amalie von Imhoff) S. 202f. Poesie des Lebens / An *** (Schiller) S. 204f. Stanzen (Goethe) S. 206f. Das Grab (Johann Ludwig Christoph Thilo) S. 208f. Des Mädchens Klage (Schiller) S. 209 An unsre Dichter (Friedrich Hölderlin) S. 210–222 Die Lehre der Bescheidenheit. Idylle (Friedrich August Eschen) S. 223f. Genuß des Vergangnen (Samuel Gottlieb Bürde) S. 225–230 Schwärmerei der Liebe (Sophie Mereau) S. 231 An meine Lieder (Justus Amman = Goethe) S. 232–234 Der Abschied. Den 20ten Juny 98 (F*** = Amalie von Imhoff) S. 235f. An Mignon (Johann Ludwig Christoph Thilo) S. 236 Die Spinnen (Albrecht Heinrich Matthias Kochen) S. 237–240 An Louise. Mit einem Gedichte von Ossian (Friedrich August Eschen) S. 241–247 Prolog zu Wallensteins Lager Gesprochen bei Wiedereröfnung der Schaubühne in Weimar im October 1798 (Schiller) S. 〈248〉 Anzeige (von Schillers „Wallenstein“ bei Cotta und seiner Sammlung „Gedichte“ bei Siegfried Lebrecht Crusius) S. 〈249〉–〈252〉 Inhaltsverzeichniß

520 Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Musen-Almanach für das Jahr 1800. herausgegeben von Schiller. Tübingen, in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung (8 Bl., 264 S., 〈2〉 S., VIII S.)

〈erschienen Mitte Oktober 1799; vgl. Goethes Brief an Schiller vom 19. Oktober 1799; WA IV 14, 203〉 Bl. 1r Bl. 2–7 Bl. 8r

S. 〈1〉–182 S. 〈183〉–264 S. 〈185〉–198 S. 198 S. 〈199〉–202 S. 202 S. 〈203〉–208 S. 208 S. 〈209〉–210 S. 210 S. 210 S. 〈211〉–216 S. 216 S. 〈217〉–218 S. 218 S. 〈219〉–221 S. 〈222〉–223 S. 223 S. 〈224〉–225 S. 225 S. 〈226〉–229 S. 〈230〉 S. 〈231〉–232

〈Titel〉 〈Kalendarium〉 〈1 Kupferstich (von fünf Kupferstichen) zu Amalie von Imhoffs Versepos „Die Schwestern von Lesbos“, gezeichnet von Johann Heinrich Meyer, gestochen von Johann Gottlieb Boettger; die übrigen Kupferstiche zwischen S. 44 und 45, S. 72 und 73, S. 100 und 101, S. 150 und 151〉 Die Schwestern von Lesbos (ohne Unterschrift; nach dem Inhaltsverzeichnis von A. v. I = Amalie von Imhoff) Vermischte Gedichte Alexanders Fest (Gotthard Ludwig Kosegarten) Herz und Zunge (D. = Herder) Die sieben Wünsche. (Nach einem alten deutschen Liede.) Ein Rundgesang (E. = Herder) Geheimnisse (D. = Herder) Die Stunden (v. K. = Carl Ludwig von Knebel) Das Leben ein Traum (D. = Herder) Spruch des Konfucius (Schiller) Mittel gegen den Neid (D. = Herder) Honig (D. = Herder) Die neuen Argonauten (Friedrich Matthisson) Hoffnung (D. = Herder) Amor, der den Bogen spannt. (Eine berühmte Statüe.) (F. = Herder) Wohlthat (D. = Herder) Die Menschenalter (August Ernst von Steigentesch) Vereinigung des Schönen (F. = Herder) Das Mitgefühl (D. = Herder) Des Menschen Herz (E. = Herder) Ein Arabischer Fluch (D. = Herder) Die Erwartung (Schiller) An den Kunstprosector (D. = Herder) Die Erscheinung (E. = Herder)

Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 521

S. 〈233〉–236

Rückkehr nach Schwarzburg. Im Herbst 1799 (Johann Diederich Gries) S. 〈237〉–241 Unter der Rose. Ein Symposion (Der König des Festes) (E. = Herder) Amor und Psyche. (Eine berühmte Gruppe.) (F. = Herder) S. 〈242〉 S. 〈243〉–264 Das Lied von der Glocke. Vivos voco Mortuos plango. Fulgura frango (Schiller) S. 〈265〉–〈266〉 Verzeichniß der Gedichte Lafontaine’s Damenkalender auf 1800 (Verlagsanzeige der J. G. S. 〈I〉VIII Cotta’schen Buchhandlung)

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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 Abendphantasie (Karl Philipp Conz; MA 1798, 117f.) Abendphantasie nach einem schwülen Sommertage (Karl Philipp Conz; MA 1796, 25–28) Abschied (Goethe; MA 1798, 241) Alexanders Fest (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1800, 185–198) Alexis und Dora (Goethe; MA 1797, 1–17) Am 1. October 1797 (Goethe; MA 1799, 61) Am 30. März 1798 (A Gr. = Franz Karl von Grüner?; MA 1799, 188) Amor auf einem Wagen von Schmetterlingen gezogen (E. = Herder; MA 1796, 30) Amor, der den Bogen spannt. (Eine berühmte Statüe.) (F. = Herder; MA 1800, 217f.) Amor und Psyche. (Eine berühmte Gruppe.) (Herder; MA 1800, 242) Amors Schicksale. Nach dem Spanischen (W. = Herder; MA 1797, 183–186) Amyntas (Goethe; MA 1799, 145–148) An Alexander v. H. bey Uebersendung eines Lukrez (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 264–266) An Auroren (O. = Herder; MA 1797, 66f.) An Daphne (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 288–291) An den Aether (D. = Friedrich Hölderlin; MA 1798, 131–136) An den Kunstprosector (D. = Herder; MA 1800, 230)

An den Selbstherscher (Goethe; MA 1797, 30) An die Astronomen (Schiller; MA 1797, 99) An die Gesetzgeber (Schiller; MA 1797, 32) An die Horen (Louise = Louise Brachmann; MA 1799, 174) An die Muse (Karl Philipp Conz; MA 1799, 135) An die Nymfen (Friedrich Matthisson; MA 1799, 16) An einen Freund (Karl Gottlieb Lappe; MA 1796, 163f.) An Friederike Unzelmann. als Nina (August Wilhelm Schlegel; MA 1799, 73) An Julius (Karl Ludwig Methusalem Müller; MA 1798, 259–262) An Louise. Mit einem Gedichte von Ossian (Friedrich August Eschen; MA 1799, 237–240) An mein Reitpferd (August Ernst von Steigentesch; MA 1799, 45–47) An meine Lieder (Justus Amman = Goethe; MA 1799, 231) An Mignon (Goethe; MA 1798, 179f.) An Mignon (Johann Ludwig Christoph Thilo; MA 1799, 235f.) An Ruhheims Fluren (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1796, 119–121) An unsre Dichter (Friedrich Hölderlin; MA 1799, 209) Andenken (Sophie Mereau; MA 1797, 57f.)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel (Goethe; MA 1796, 95–97) Apollo (E. = Herder; MA 1796, 4) Arion (August Wilhelm Schlegel; MA 1798, 278–286) Arkona (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1797, 75–85) Armuth der Sprache (Johann Bernhard Vermehren; MA 1799, 149f.) Auf der Reise (Ludwig Tieck; MA 1799, 42–44) Aus einem ungedruckten Roman (August Wilhelm Schlegel; MA 1796, 111–118) Begeisterung (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 291) Biondina (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1796, 131–133) Breite und Tiefe (Schiller; MA 1798, 263) Bürgerlied (Schiller; MA 1799, 188–199) Columbus (Schiller; MA 1796, 179) Das Blümlein Wunderschön. Lied des gefangenen Grafen (Goethe; MA 1799, 69–73) Das Distichon (Schiller; MA 1797, 67) Das Ehrwürdige (Schiller; MA 1797, 33) Das erträumte Paradies. Romanze (V. = Herder; MA 1797, 123–125) Das Exil. Aus der noch ungedruckten Uebersetzung des Mönchs a. d. E. (N. = Friedrich von Oertel; MA 1797, 94–99)

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Das Geheimniß (Schiller; MA 1798, 299f.) Das gemeinsame Schicksal (Schiller; MA 1797, 111) Das Geschenk (Schiller; MA 1797, 71) Das Gesetz der Welten im Menschen (D. = Herder; MA 1796, 122) Das Glück (Schiller; MA 1799, 62–68) Das Grab (Johann Ludwig Christoph Thilo; MA 1799, 206f.) Das Heilige und Heiligste (Goethe; MA 1797, 41) Das Herz (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 114) Das innere Olympia (E. = Herder; MA 1796, 69) Das Kind (Karl Philipp Conz; MA 1797, 113f.) Das Kind in der Wiege (Schiller; MA 1796, 4) Das Leben ein Traum (D. = Herder; MA 1800, 208) Das Leichtere und Schwerere (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1797, 24) Das Lieblingsörtchen (Sophie Mereau; MA 1796, 145–147) Das Lied von der Glocke (Schiller; MA 1800, 243–264) Das Mädchen aus der Fremde (Schiller; MA 1797, 17f.) Das Meer (Johann Jakob Jägle; MA 1798, 141–143) Das Mitgefühl (D. = Herder; MA 1800, 223) Das Orakel (E. = Herder; MA 1796, 38) Das Plätzchen im Walde (Johann Diederich Gries; MA 1799, 170)

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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Das Regiment (E. = Schiller; MA 1798, 156) Das Roß aus dem Berge. Eine Bohmische Sage (D. = Herder; MA 1796, 70–77) Das Thor (Schiller; MA 1798, 240) Das Unwandelbare (Schiller; MA 1796, 24) Das weibliche Ideal. An Amanda (Schiller; MA 1797, 90f.) Der Abend, nach einem Gemählde (Schiller; MA 1796, 165f.) Der Abschied. Den 20ten Juny 98 (F*** = Amalie von Imhoff; MA 1799, 232–234) Der Adler Jupiters (Karl Philipp Conz; MA 1798, 73) Der Arzt (Johann Diederich Gries; MA 1799, 183–188) Der Aufpasser (Schiller; MA 1797, 56) Der Bach (Lieblicher fleußt 〈…〉) (Johann Diederich Gries; MA 1799, 175) Der Bach (Sicher verdankst du 〈…〉) (Karl Ludwig Woltmann; MA 1797, 93) Der beste Staat (Schiller; MA 1796, 157) Der Besuch (Goethe; MA 1796, 13–16) Der Besuch (Schiller; MA 1797, 120f.) Der Biedermann (Goethe; MA 1797, 28) Der Bund. Sie an Ihn (Friedrich Matthisson; MA 1797, 92f.) Der Chinese in Rom (Goethe; MA 1797, 110f.) Der Edelknabe und die Müllerin (Goethe; MA 1799, 102–104)

Der Ehemann (B. = Christian Heinrich Boie?; MA 1798, 18) Der Entschluß, nicht zu lieben (U. = Herder; MA 1797, 86f.) Der epische Hexameter (Schiller; MA 1797, 67) Der Erste (Goethe; MA 1797, 29) Der Freund (Wilhelm Friedrich Hermann Reinwald; MA 1796, 172f.) Der Freund (Goethe; MA 1797, 56) Der Fuchs und der Kranich. An F. Nicolai (Schiller; MA 1797, 142) Der Gang nach dem Eisenhammer (Schiller; MA 1798, S. 306–318) Der Garten zu Wörlitz (Sophie Mereau; MA 1798, 216–220) Der Genius mit der umgekehrten Fackel (Schiller; MA 1797, 87) Der Gott der Jugend (Friedrich Hölderlin; MA 1796, 152–155) Der Gott und die Bajadere (Goethe; MA 1798, 188–193) Der griechische Genius. an Meyer, in Italien (Schiller; MA 1797, 107) Der Handschuh (Schiller; MA 1798, 41–44) Der Hain der Eumeniden (Karl Philipp Conz; MA 1796, 183–185) Der Herzenswechsel (Y. = Herder; MA 1796, 134) Der Hofmann (Goethe; MA 1797, 31) Der Homeruskopf als Siegel (Schiller; MA 1797, 85) Der Junggesell und der Mühlbach (Goethe; MA 1799, 107–110) Der Kampf mit dem Drachen (Schiller; MA 1799, 151–164) Der Kaufmann (Schiller; MA 1796, 144)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Der Kirchenbau in Aachen. Eine Legende (August Friedrich Ernst Langbein; MA 1796, 193–203) Der Metaphysiker (Schiller; MA 1796, 171) Der Minister (Goethe; MA 1797, 31) Der Müllerinn Verrath (Goethe; MA 1799, 116–119) Der Nachtwächter (Goethe; MA 1797, 31) Der Naturkreis (Schiller; MA 1797, 62) Der neue Amor (Goethe; MA 1798, 287) Der neue Frühling (Ludwig Tieck; MA 1799, 48–51) Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen (Goethe; MA 1798, 1–18) Der neue Pygmalion / An Iffland (August Wilhelm Schlegel; MA 1799, 144) Der neue Pygmalion / 1790 (Friedrich Matthisson; MA 1799, 105f.) Der Obelisk (Schiller; MA 1798, 240) Der Rathsherr (Goethe; MA 1797, 31) Der Ring des Polykrates (Schiller; MA 1798, 24–29) Der Sämann (Schiller; MA 1796, 97) Der Schatzgräber (Goethe; MA 1798, 46–48) Der Schmetterling auf einem Grabmahl (E. = Herder; MA 1796, 118) Der Schmetterling und die Rose (E. = Herder; MA 1796, 35) Der spielende Knabe (Schiller; MA 1796, 79f.) Der Tanz (Schiller; MA 1796, 32–35)

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Der Taucher (Schiller; MA 1798, 119–130) Der Triumphbogen (Schiller; MA 1798, 240) Der Vater (Schiller; MA 1797, 114) Der verlorne Maitag (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 80–86) Der Wechsel der Dinge. Ein Echo. Nach dem Spanischen (W. = Herder; MA 1797, 52) Der Weltgeist (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1796, 156f.) Der Werth / nach Pope (Albrecht Heinrich Matthias Kochen; MA 1799, 173) Der Würdigste (Goethe; MA 1797, 28) Der Wunsch. Legende (August Friedrich Ernst Langbein; MA 1797, 117–119) Der Zauberlehrling (Goethe; MA 1798, 32–37) Des Mädchens Klage (Schiller; MA 1799, 208f.) Des Menschen Herz (E. = Herder; MA 1800, 224f.) Deutschland und seine Fürsten (Schiller; MA 1796, 53) Die achtzeilige Stanze (Schiller; MA 1797, 67) Die beste Staatsverfassung (Schiller; MA 1797, 32) Die Boten (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1796, 123) Die Braut von Corinth (Goethe; MA 1798, 88–99) Die Bürgschaft (Schiller; MA 1799, 176–182) Die Dioskuren aus Pindars zehnter Nemeischer Ode (Wilhelm von Humboldt; MA 1798, 110–114)

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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Die Eisbahn (Goethe; MA 1797, 143–146) Die Elementargeister (Friedrich Matthisson; MA 1799, 58–61) Die Entfernte. Aus dem Spanischen (D. = Herder; MA 1796, 102–104) Die entführten Götter (August Wilhelm Schlegel; MA 1798, 199–203) Die Erinnerung (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 140) Die Erscheinung (E. = Herder; MA 1800, 231f.) Die Erwartung (Schiller; MA 1800, 226–229) Die Farbengebung. Ein Gemählde der Angelika Kaufmann (D. = Herder; MA 1796, 177f.) Die Flöte (E. = Herder; MA 1796, 91) Die flüchtige Freude (S. B. M. = Herder; MA 1796, 54) Die Freuden der Gegenwart (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 301–303) Die Gegenwart. Ein Persisches Lied (D. = Herder; MA 1796, 29f.) Die Geister des Sees (F*** = Amalie von Imhoff; MA 1799, 165–169) Die Gelegenheit (Johann Diederich Gries; MA 1799, 172f.) Die Geschlechter (Schiller; MA 1797, 59–62) Die Göttergabe (W. = Herder; MA 1797, 72–74) Die Harmonie der Sphären (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1797, 53–56) Die Harmonie der Welt (E. = Herder; MA 1796, 24) Die höchste Weihe (Friedrich Matthisson; MA 1797, 102–104)

Die Hunde (Gottlieb Konrad Pfeffel; MA 1798, 143–154) Die Ideale (Schiller; MA 1796, 135–140) Die Jungfrau des Schlosses (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 242–255) Die Kraniche des Ibycus (Schiller; MA 1798, 267–277) Die Kunst (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 49–53) Die Landschaft (Sophie Mereau; MA 1797, 147–151) Die Lehre der Bescheidenheit (Friedrich August Eschen; MA 1799, 210–222) Die Leier des Herzens (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 116) Die Liebe auf dem Lande (Jakob Michael Reinhold Lenz; MA 1798, 74–79) Die Liebe und das Glück (T. = Herder; MA 1797, 122) Die Locken der Mägdlein. Ein Opfer der Mutter an Hebe (Friederike Brun; MA 1799, 75f.) Die Luft (D. = Herder; MA 1796, 148) Die Macht des Gesanges (Schiller; MA 1796, 1–3) Die Menschen (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 136) Die Menschenalter (August Ernst von Steigentesch; MA 1800, 219–221) Die Metamorphose der Pflanzen (Goethe; MA 1799, 17–23) Die Mode (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 194–198) Die Musageten (Justus Amman = Goethe; MA 1799, 14–16)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Die Musen (Karl Philipp Conz; MA 1797, 42–49) Die neuen Argonauten (Friedrich Matthisson; MA 1800, 211–216) Die Peterskirche (E. = Schiller; MA 1798, 255) Die Rache der Elfen (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 92–94) Die Rettung (Louise = Louise Brachmann; MA 1799, 77–85) Die Ritter des Spitals zu Jerusalem (Schiller; MA 1796, 90f.) Die Sachmänner (D. = Schiller; MA 1797, 151) Die Schatten (Friedrich Matthisson; MA 1799, 143) Die Schiffende (Jonathan Ludwig Lebrecht Noeller; MA 1799, 171) Die schöne Brücke (Schiller; MA 1798, 240) Die schönste Erscheinung (Schiller; MA 1797, 91) Die Schmetterlinge (Karl Gottlieb Lappe; MA 1796, 46f.) Die Schwäne (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1797, 87) Die Schwestern von Lesbos (ohne Unterschrift; nach dem Inhaltsverzeichnis von A. v. I = Amalie von Imhoff; MA 1800, 1–182) Die sieben Wünsche. (Nach einem alten deutschen Liede.) (E. = Herder; MA 1800, 199–202) Die Spinnen (Albrecht Heinrich Matthias Kochen; MA 1799, 236) Die Sterne (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1796, 174–176) Die Stunden (v. K. = Carl Ludwig von Knebel; MA 1800, 203–208) Die todte Natur (Karl Ludwig Woltmann; MA 1797, 101)

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Die Treue (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 81f.) Die Ueberraschung (Samuel Gottlieb Bürde; MA 1799, 28–31) Die Urne und das Skelet (E. = Schiller; MA 1798, 147) Die Verheißung (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 98–100) Die verlohrne Geliebte (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 48) Die verschiedene Weise der Moral (V. = Herder; MA 1797, 25–27) Die Verwandlung (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 23) Die Wahl (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 130) Die weiblichen Erscheinungen (D. = Amalie von Imhoff; MA 1799, 200f.) Die Worte des Glaubens (Schiller; MA 1798, 221f.) Die zwei Tugendwege (Schiller; MA 1796, 110) Die zwei Verdammten (Gottlieb Konrad Pfeffel; MA 1796, 105f.) Diogen und der Bettler (Gottlieb Konrad Pfeffel; MA 1797, 112) Ein Arabischer Fluch (D. = Herder; MA 1800, 225) Ein Kind setzt den Schmetterling auf den Altar (E. = Herder; MA 1796, 166) Ein Wort an die Proselytenmacher (Schiller; MA 1796, 155) Einer (G. und S.; vermutlich von Goethe allein; MA 1797, 192–195) Einer jungen Freundin ins Stammbuch (Schiller; MA 1796, 36f.)

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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Einladung (Karl Mathias Hirt; MA 1799, 90) Elegie an Emma (S. = Schiller; MA 1798, 115f.) Elegien (K. = Heinrich Keller; MA 1798, 204–215) Ellwieens Schwanenlied. Zu singen im Herbste (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1796, 167–170) England und Deutschland (E. = Herder; MA 1796, 101) Epigramme. Venedig 1790 (Goethe; MA 1796, 205–260) Erinnerung (Goethe; MA 1798, 223) Erinnerung. An Lyda (August Ernst von Steigentesch; MA 1799, 34f.) Erinnerung und Phantasie (Sophie Mereau; MA 1796, 149–151) Erwartung und Erfüllung (Schiller; MA 1797, 111) Erziehung (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 291) Euphrosyne (Goethe; MA 1799, 1–13) Falscher Studiertrieb (Schiller; MA 1797, 49) Fantasie und Gefühl (Louise = Louise Brachmann; MA 1799, 150) Feenreigen (Friedrich Matthisson; MA 1798, 38–40) Forum des Weibes (Schiller; MA 1797, 89) Freund und Feind (Schiller; MA 1797, 104) Frömmlinge (Friedrich Haug; MA 1796, 130) Frostblumen (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1797, 107) Frühling (Sophie Mereau; MA 1796, 55–58)

Frühlingsspatziergang (Siegfried Schmid; MA 1798, 155f.) Gefälligkeit (O. = Herder; MA 1797, 100f.) Geheimnisse (D. = Herder; MA 1800, 202) Genie und Talent (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 40) Genuß des Vergangnen (Samuel Gottlieb Bürde; MA 1799, 223f.) Gesang und Kuß (August Wilhelm Schlegel; MA 1798, 157) Glückliche Fahrt (Goethe; MA 1796, 83) Götterhilfe (Siegfried Schmid; MA 1798, 256f.) Grabschrift (D. = Schiller; MA 1797, 71) Güte und Größe (Schiller; MA 1797, 125) Guidos Aurora (Louise *** = Louise Brachmann; MA 1798, 186f.) Halbe Thorheit (B. = Heinrich Christian Boie?; MA 1798, 298) Herbstlied (Ludwig Tieck; MA 1799, 26f.) Herz und Zunge (D. = Herder; MA 1800, 198) Hexenfund (Friedrich Matthisson; MA 1799, 32f.) Hölty’s Geist (Karl Woltmann; MA 1797, 196) Hoffnung (D. = Herder; MA 1800, 216) Honig (D. = Herder; MA 1800, 210) Hymnen, aus dem Griechischen (Friedrich August Eschen; MA 1799, 136–143)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Innerer Werth und äussere Erscheinung (Schiller; MA 1797, 104) Innschrift über eine Felsenquelle (Friedrich Haug; MA 1796, 94) Jetzige Generation (Schiller; MA 1797, 49) Jugend (Schiller; MA 1797, 51) Kampaspe (August Wilhelm Schlegel; MA 1799, 86–89) Kato (Friedrich Haug; MA 1796, 82) Kindheit und Jugend (Louise *** = Louise Brachmann; MA 1798, 262) Klage der Ceres (Schiller; MA 1797, 34–41) Königin Kobold (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1797, 63–65) Kophtische Lieder (Goethe; MA 1796, 88f.) Kunst und Liebe (Ludwig Tieck; MA 1799, 36f.) Laura, nach Petrarch (Friedrich Haug; MA 1796, 78) Lebewohl (Johann Friedrich Cordes; MA 1798, 303) Lebensgenuß (Karl Mathias Hirt; MA 1799, 74) Lebensmelodien (August Wilhelm Schlegel; MA 1799, 111–115) Legende (Goethe; MA 1798, 144–147) Licht und Schatten (Sophie Mereau; MA 1798, 292f.) Licht und Wärme (Schiller; MA 1798, 258) Liebe (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 37)

529

Liebe und Begierde (Schiller; MA 1797, 125) Liebe und Hofnung (B. = Heinrich Christian Boie?; MA 1798, 203) Liebeszuruf (Karl Philipp Conz; MA 1799, 24) Lied (August Ernst von Steigentesch; MA 1797, 116) Lied auf dem Rigiberg gesungen (Friederike Brun; MA 1798, 181–185) Lied der Nixen (Friedrich Matthisson; MA 1799, 133f.) Lied eines Gefangenen. Eine Spanische Romanze (D. = Herder; MA 1796, 59–61) Lindor und Mirtha (Sophie Mereau; MA 1798, 100–104) Macht der Liebe. Nach dem Spanischen (T. = Herder; MA 1797, 50f.) Macht der Sinne (Johann Friedrich Cordes; MA 1798, 297f.) Macht des Weibes (Schiller; MA 1797, 88) Madera (D. = Herder; MA 1796, 7–12) Majestas populi (Schiller; MA 1797, 33) Mathilde (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1796, 180–182) Meeresstille (Goethe; MA 1796, 83) Mein Traum (A. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 19–23) Menschliches Wirken (Schiller; MA 1797, 114) Minnelied. Nach Kristan von Hamle (Friedrich Haug; MA 1796, 22f.) Mittel gegen den Neid (D. = Herder; MA 1800, 210) Mondscheingemählde (Christian Ludwig Neuffer; MA 1796, 84–87)

530

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Musen und Grazien in der Mark (Goethe; MA 1797, 68–71) Nacht und Tag (D. = Herder; MA 1796, 68) Nadoweßische Todtenklage (Schiller; MA 1798, 237–239) Nähe des Geliebten (Goethe; MA 1796, 5) Odysseus (Schiller; MA 1796, 6) Parthenope. Ein Seegemählde bei Neapel (P. = Herder; MA 1796, 124–130) Pegasus in der Dienstbarkeit (Schiller; MA 1796, 62–67) Phaeton (Johann Diederich Gries; MA 1798, 160–174) Phantasie, nach Shakespeare (Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer; MA 1796, 170) Poesie des Lebens / An *** (Schiller; MA 1799, 202f.) Politische Lehre (Schiller; MA 1797, 32) Pompeji und Herkulanum (Schiller; MA 1797, 19–24) Prolog zu dem Schauspiele: Alte Zeit und neue Zeit bei der Wiedereröfnung des Weimarischen Theaters 1794 (Goethe; MA 1796, 141–143) Prolog zu Wallensteins Lager. Gesprochen bei Wiedereröfnung der Schaubühne in Weimar im October 1798 (Schiller; MA 1799, 241–247) Prometheus (August Wilhelm Schlegel; MA 1798, 49–73) Psyche (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 104)

Psyche schiffend mit Delphinen (E. = Herder; MA 1796, 80) Pygmalion (August Wilhelm Schlegel; MA 1797, 126–141) Quelle der Verjüngung (Schiller; MA 1797, 51) Reim, Verstand und Dichtkunst (V. = Herder; MA 1797, 105f.) Reiterlied. Aus dem Wallenstein (Schiller; MA 1798, 137–140) Reue (Goethe; MA 1799, 129– 132) Ritter Toggenburg (Schiller; MA 1798, 105–109) Rückkehr nach Schwarzburg. Im Herbst 1799 (Johann Diederich Gries; MA 1800, 233–236) Rudolf von Erlach (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 17–21) Sängers Einsamkeit (Siegfried Schmid; MA 1798, 30f.) Sängerwürde (Justus Amman = Goethe; MA 1799, 91–101) Sappho (Jonathan Ludwig Lebrecht Noeller; MA 1799, 53–57) Schlimm und Schlimmer (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 99) Schön Sidselil und Ritter Ingild. Nach dem Altdänischen (Gotthard Ludwig Kosegarten; MA 1796, 158–162) Schwärmerei der Liebe (Sophie Mereau; MA 1799, 225–230) Sehnsucht nach Rom (Friedrich Matthisson; MA 1799, 120–128) Sokrates und Alcibiades (Friedrich Hölderlin; MA 1799, 47)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Sonett (Froh und ruhig lebt’ ich 〈…〉) (August Ernst von Steigentesch; MA 1798, 87) Sonett (Wo ist die Zeit 〈…〉) (F. = Amalie von Imhoff; MA 1798, 45) Sonnenuntergang im Walde. Nach einem Gewitter (Christian Ludwig Neuffer; MA 1797, 108f.) Spruch des Confucius (Dreyfach ist der Schritt der Zeit 〈…〉) (Schiller; MA 1796, 39) Spruch des Konfucius (Dreifach ist des Raumes Maaß 〈…〉) (Schiller; MA 1800, 209f.) Stanzen (Goethe; MA 1799, 204f.) Stanzen an den Leser (Schiller; MA 1796, 203f.) Stummes Dulden (Friedrich Matthisson; MA 1799, 27) Sylfenlied (Karl Ludwig Woltmann; MA 1796, 43–45) Tabulae votivae (G. und S. = Goethe und Schiller; MA 1797, 152– 182) Täuschung (Siegfried Schmid; MA 1798, S. 304f.) Tag und Nacht (Friederike Brun; MA 1799, 63) Tantalus. Ein Dramolet, auf dem Olymp (Jakob Michael Reinhold Lenz; MA 1798, 224–236) Terracina an Louise Fürstin von Dessau und Matthisson (Friederike Brun; MA 1798, 294–296) Thränen der Liebe (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 257) Trost des Edlen (Friedrich Matthisson; MA 1798, 158f.) Tibur (Friedrich Matthisson; MA 1799, 25)

531

Tugend des Weibes (Schiller; MA 1797, 89) Ultima ratio (Goethe; MA 1797, 29) Uneigennützige Freundschaft (F. = Herder; MA 1796, 31) Unter der Rose. Ein Symposion (E. = Herder; MA 1800, 237–241) Unterschied (Goethe; MA 1797, 30) Ursache (Goethe; MA 1797, 30) Väterlichster Rath (Goethe; MA 1797, 28) Venus, die dem Amor die Flügel nimmt (E. = Herder; MA 1796, 58) Vergangenheit (Sophie Mereau; MA 1796, 107–109) Vereinigung des Schönen (F. = Herder; MA 1800, 222f.) Verschiedene Empfindungen an Einem Platze (Goethe; MA 1796, 40–42) Vielen (ohne Unterschrift; Inhaltsverzeichnis: „G und S.“; vermutlich von Goethe allein; MA 1797, 187–191) Weibliches Urtheil (Schiller; MA 1797, 89) Weissagung (Friedrich Matthisson; MA 1799, 38f.) Wer will die Stelle (Goethe; MA 1797, 29) Widerspruch der Liebe (August Ernst von Steigentesch; MA 1799, 52) Wiegenlied (August Ernst von Steigentesch; MA 1799, 40f.) Wohlthat (D. = Herder; MA 1800, 218) Würde der Frauen (Schiller; MA 1796, 186–192)

532

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“

Würde des Kleinen (Goethe; MA 1797, 28) Würde des Menschen (Schiller; MA 1797, 33) Würden (Schiller; MA 1796, 48) Wunsch (R. = Karl Gustav von Brinckmann; MA 1798, 79) Xenien (ohne Unterschrift; Goethe und Schiller; MA 1797, 197–〈302〉)

Zauberei der Töne. Die Mutter (W. = Herder; MA 1797, 115f.) Zevs zu Herkules (Schiller; MA 1796, 28) Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia (August Wilhelm Schlegel; MA 1798, 175–178) Zum ewigen Frieden (Goethe; MA 1797, 29) Zum ewigen Krieg (Goethe; MA 1797, 30)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

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Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 A Gr. (= Franz Karl von Akáts, gen. Grüner?) Am 30. März 1798 (MA 1799, 188) Boie, Christian Heinrich Der Ehemann (B. = Christian Heinrich Boie?; MA 1798, 18) Halbe Thorheit (B. = Heinrich Christian Boie?; MA 1798, 298) Liebe und Hofnung (B. = Heinrich Christian Boie?; MA 1798, 203) Brachmann, Louise An die Horen (Louise; MA 1799, 174) Die Rettung (Louise; MA 1799, 77–85) Fantasie und Gefühl (Louise; MA 1799, 150) Guidos Aurora (Louise ***; MA 1798, 186f.) Kindheit und Jugend (Louise ***; MA 1798, 262) Brinckmann, Karl Gustav von An Alexander v. H. bey Uebersendung eines Lukrez (R.; MA 1798, 264–266) Begeisterung (R.; MA 1798, 291) Das Herz (R.; MA 1798, 114) Die Erinnerung (R.; MA 1798, 140) Die Leier des Herzens (R.; MA 1798, 116) Die Menschen (R.; MA 1798, 136)

Die verlohrne Geliebte (R.; MA 1798, 48) Die Verwandlung (R.; MA 1798, 23) Die Wahl (R.; MA 1798, 130) Erziehung (R.; MA 1798, 291) Genie und Talent (R.; MA 1798, 40) Liebe (R.; MA 1798, 37) Psyche (R.; MA 1798, 104) Schlimm und Schlimmer (R.; MA 1798, 99) Thränen der Liebe (R.; MA 1798, 257) Wunsch (R.; MA 1798, 79) Brun, Friederike Die Locken der Mägdlein. Ein Opfer der Mutter an Hebe (MA 1799, 75f.) Lied auf dem Rigiberg gesungen (MA 1798, 181–185) Tag und Nacht (MA 1799, 63) Terracina an Louise Fürstin von Dessau und Matthisson (MA 1798, 294–296) Bürde, Samuel Gottlieb Die Ueberraschung (MA 1799, 28–31) Genuß des Vergangnen (MA 1799, 223f.) Conz, Karl Philipp Abendphantasie (MA 1798, 117f.) Abendphantasie nach einem schwülen Sommertage (MA 1796, 25–28)

534 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

An die Muse (MA 1799, 135) Das Kind (MA 1797, 113f.) Der Adler Jupiters (MA 1798, 73) Der Hain der Eumeniden (MA 1796, 183–185) Die Musen (MA 1797, 42–49) Liebeszuruf (MA 1799, 24) Cordes, Johann Friedrich Lebewohl (MA 1798, 303) Macht der Sinne (MA 1798, 297f.) Eschen, Friedrich August An Louise. Mit einem Gedichte von Ossian (MA 1799, 237–240) Die Lehre der Bescheidenheit (MA 1799, 210–222) Hymnen, aus dem Griechischen (MA 1799, 136–143) Goethe, Johann Wolfgang von Abschied (MA 1798, 241) Alexis und Dora (MA 1797, 1–17) Am 1. October 1797 (MA 1799, 61) Amyntas (MA 1799, 145–148) An den Selbstherscher (MA 1797, 30) An meine Lieder (Justus Amman; MA 1799, 231) An Mignon (MA 1798, 179f.) Antwort bey einem gesellschaftlichen Fragespiel (MA 1796, 95–97) Das Blümlein Wunderschön. Lied des gefangenen Grafen (MA 1799, 69–73) Das Heilige und Heiligste (MA 1797, 41) Der Besuch (MA 1796, 13–16) Der Biedermann (MA 1797, 28)

Der Chinese in Rom (MA 1797, 110f.) Der Edelknabe und die Müllerin (MA 1799, 102–104) Der Erste (MA 1797, 29) Der Freund (MA 1797, 56) Der Gott und die Bajadere (MA 1798, 188–193) Der Hofmann (MA 1797, 31) Der Junggesell und der Mühlbach (MA 1799, 107–110) Der Minister (MA 1797, 31) Der Müllerinn Verrath (MA 1799, 116–119) Der Nachtwächter (MA 1797, 31) Der neue Amor (MA 1798, 287) Der neue Pausias und Sein Blumenmädchen (MA 1798, 1–18) Der Rathsherr (MA 1797, 31) Der Schatzgräber (MA 1798, 46–48) Der Würdigste (MA 1797, 28) Der Zauberlehrling (MA 1798, 32–37) Die Braut von Corinth (MA 1798, 88–99) Die Eisbahn (MA 1797, 143–146) Die Metamorphose der Pflanzen (MA 1799, 17–23) Die Musageten (Justus Amman; MA 1799, 14–16) Einer (G. und S.; vermutlich von Goethe allein; MA 1797, 192–195) Epigramme. Venedig 1790 (MA 1796, 205–260) Erinnerung (MA 1798, 223) Euphrosyne (MA 1799, 1–13) Glückliche Fahrt (MA 1796, 83) Kophtische Lieder (MA 1796, 88f.)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Legende (MA 1798, 144–147) Meeresstille (MA 1796, 83) Musen und Grazien in der Mark (MA 1797, 68–71) Nähe des Geliebten (MA 1796, 5) Prolog zu dem Schauspiele: Alte Zeit und neue Zeit bei der Wiedereröfnung des Weimarischen Theaters 1794 (MA 1796, 141–143) Reue (MA 1799, 129–132) Sängerwürde (Justus Amman; MA 1799, 91–101) Stanzen (MA 1799, 204f.) Tabulae votivae (G. und S. = Goethe und Schiller; MA 1797, 152–182) Ultima ratio (MA 1797, 29) Unterschied (MA 1797, 30) Ursache (MA 1797, 30) Väterlichster Rath (MA 1797, 28) Verschiedene Empfindungen an Einem Platze (MA 1796, 40–42) Vielen (ohne Unterschrift; Inhaltsverzeichnis: „G und S.“; vermutlich von Goethe allein; MA 1797, 187–191) Wer will die Stelle (MA 1797, 29) Würde des Kleinen (MA 1797, 28) Xenien (ohne Unterschrift; Goethe und Schiller (MA 1797, 197–302) Zum ewigen Frieden (MA 1797, 29) Zum ewigen Krieg (MA 1797, 30) Gr. siehe A Gr. Gries, Johann Diederich Das Plätzchen im Walde (MA 1799, 170) Der Arzt (MA 1799, 183–188)

535

Der Bach (Lieblicher fleußt 〈…〉) (MA 1799, 175) Die Gelegenheit (MA 1799, 172–173) Phaeton (MA 1798, 160–174) Rückkehr nach Schwarzburg. Im Herbst 1799 (MA 1800, 233–236) Haug, Friedrich Frömmlinge (MA 1796, 130) Innschrift über eine Felsenquelle (MA 1796, 94) Kato (MA 1796, 82) Laura, nach Petrarch (MA 1796) Minnelied. Nach Kristan von Hamle (MA 1796, 22f.) Herder, Johann Gottfried Amor auf einem Wagen von Schmetterlingen gezogen (E.; MA 1796, 30) Amor, der den Bogen spannt. (Eine berühmte Statüe.) (F.; MA 1800, 217f.) Amor und Psyche. (Eine berühmte Gruppe.) (F.; MA 1800, 242) Amors Schicksale. Nach dem Spanischen (W.; MA 1797, 183–186) An Auroren (O.; MA 1797, 66f.) An den Kunstprosector (D.; MA 1800, 230) Apollo (E.; MA 1796, 4) Das erträumte Paradies. Romanze (V.; MA 1797, 123–125) Das Gesetz der Welten im Menschen (D.; MA 1796, 122) Das innere Olympia (E.; MA 1796, 69)

536 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Das Leben ein Traum (D.; MA 1800, 208) Das Mitgefühl (D.; MA 1800, 223) Das Orakel (E.; MA 1796, 38) Das Roß aus dem Berge. Eine Bohmische Sage (D.; MA 1796, 70–77) Der Entschluß, nicht zu lieben (U.; MA 1797, 86f.) Der Herzenswechsel (Y.; MA 1796, 134) Der Schmetterling auf einem Grabmahl (E.; MA 1796, 118) Der Schmetterling und die Rose (E.; MA 1796, 35) Der Wechsel der Dinge. Ein Echo. Nach dem Spanischen (W.; MA 1797, 52) Des Menschen Herz (E.; MA 1800, 224f.) Die Entfernte. Aus dem Spanischen (D.; MA 1796, 102–104) Die Erscheinung (E.; MA 1800, 231f.) Die Farbengebung. Ein Gemählde der Angelika Kaufmann (D.; MA 1796, 177f.) Die Flöte (E.; MA 1796, 91) Die flüchtige Freude (S. B. M.; MA 1796, 54) Die Gegenwart. Ein Persisches Lied (D.; MA 1796, 29f.) Die Göttergabe (W.; MA 1797, 72–74) Die Harmonie der Welt (E.; MA 1796, 24) Die Liebe und das Glück (T.; MA 1797, 122) Die Luft (D.; MA 1796, 148)

Die sieben Wünsche. (Nach einem alten deutschen Liede.) (E.; MA 1800, 199–202) Die verschiedene Weise der Moral (V.; MA 1797, 25–27) Ein Arabischer Fluch (D.; MA 1800, 225) Ein Kind setzt den Schmetterling auf den Altar (E.; MA 1796, 166) England und Deutschland (E.; MA 1796, 101) Gefälligkeit (O.; MA 1797, 100f.) Geheimnisse (D.; MA 1800, 202) Herz und Zunge (D.; MA 1800, 198) Hoffnung (D.; MA 1800, 216) Honig (D.; MA 1800, 210) Lied eines Gefangenen. Eine Spanische Romanze (D.; MA 1796, 59–61) Macht der Liebe. Nach dem Spanischen (T.; MA 1797, 50f.) Madera (D.; MA 1796, 7–12) Mittel gegen den Neid (D.; MA 1800, 210) Nacht und Tag (D.; MA 1796, 68) Parthenope. Ein Seegemählde bei Neapel (P.; MA 1796, 124–130) Psyche schiffend mit Delphinen (E.; MA 1796, 80) Reim, Verstand und Dichtkunst (V.; MA 1797, 105f.) Uneigennützige Freundschaft (F.; MA 1796, 31) Unter der Rose. Ein Symposion (E.; MA 1800, 237–241) Venus, die dem Amor die Flügel nimmt (E.; MA 1796, 58)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Vereinigung des Schönen (F.; MA 1800, 222f.) Wohlthat (D.; MA 1800, 218) Zauberei der Töne. Die Mutter (W.; MA 1797, 115f.) Hirt, Karl Mathias Einladung (MA 1799, 90) Lebensgenuß (MA 1799, 74) Hölderlin, Friedrich An den Aether (D.; MA 1798, 131–136) An unsre Dichter (MA 1799, 209) Der Gott der Jugend (MA 1796, 152–155) Sokrates und Alcibiades (MA 1799, 47)

537

zeichnis von A. v. I; MA 1800, 1–182) Die weiblichen Erscheinungen (D.; MA 1799, 200f.) Mein Traum (A.; MA 1798, 19–23) Sonett (Wo ist die Zeit 〈…〉) (F.; MA 1798, 45) Jägle, Johann Jakob Das Meer (MA 1798, 141–143) Keller, Heinrich Elegien (K.; MA 1798, 204–215) Knebel, Carl Ludwig von Die Stunden (v. K.; MA 1800, 203–208)

Humboldt, Wilhelm von Die Dioskuren aus Pindars zehnter Nemeischer Ode (MA 1798, 110–114)

Kochen, Albrecht Heinrich Matthias Der Werth / nach Pope (MA 1799, 173) Die Spinnen (MA 1799, 236)

Imhoff, Amalie von An Daphne (F.; MA 1798, 288–291) Der Abschied. Den 20ten Juny 98 (F***; MA 1799, 232–234) Der verlorne Maitag (F.; MA 1798, 80–86) Die Freuden der Gegenwart (F.; MA 1798, 301–303) Die Geister des Sees (F***; MA 1799, 165–169) Die Jungfrau des Schlosses (F.; MA 1798, 242–255) Die Mode (F.; MA 1798, 194–198) Die Schwestern von Lesbos (ohne Unterschrift; nach dem Inhaltsver-

Kosegarten, Gotthard Ludwig Alexanders Fest (MA 1800, 185–198) An Ruhheims Fluren (MA 1796, 119–121) Arkona (MA 1797, 75–85) Das Leichtere und Schwerere (MA 1797, 24) Die Harmonie der Sphären (MA 1797, 53–56) Die Schwäne (MA 1797, 87) Die Sterne (MA 1796, 174–176) Ellwieens Schwanenlied. Zu singen im Herbste (MA 1796, 167–170) Frostblumen (MA 1797, 107)

538 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Schön Sidselil und Ritter Ingild. Nach dem Altdänischen (MA 1796, 158–162) Langbein, August Friedrich Ernst Der Kirchenbau in Aachen. Eine Legende (MA 1796, 193–203) Der Wunsch. Legende (MA 1797, 117–119) Lappe, Karl Gottlieb An einen Freund (MA 1796, 163f.) Die Schmetterlinge (MA 1796, 46–47) Lenz, Jakob Michael Reinhold Die Liebe auf dem Lande (MA 1798, 74–79) Tantalus. Ein Dramolet, auf dem Olymp (MA 1798, 224–236) Matthisson, Friedrich An die Nymfen (MA 1799, 16) Der Bund. Sie an Ihn (MA 1797, 92f.) Der neue Pygmalion / 1790 (MA 1799, 105f.) Die Elementargeister (MA 1799, 58–61) Die höchste Weihe (MA 1797, 102–104) Die neuen Argonauten (MA 1800, 211–216) Die Schatten (MA 1799, 143) Feenreigen (MA 1798, 38–40) Hexenfund (MA 1799, 32f.) Lied der Nixen (MA 1799, 133f.) Sehnsucht nach Rom (MA 1799, 120–128) Stummes Dulden (MA 1799, 27) Trost des Edlen (MA 1798, 158f.)

Tibur (MA 1799, 25) Weissagung (MA 1799, 38f.) Mereau, Sophie Andenken (MA 1797, 57f.) Das Lieblingsörtchen (MA 1796, 145–147) Der Garten zu Wörlitz (MA 1798, 216–220) Die Landschaft (MA 1797, 147–151) Erinnerung und Phantasie (MA 1796, 149–151) Frühling (MA 1796, 55–58) Licht und Schatten (MA 1798, 292f.) Lindor und Mirtha (MA 1798, 100–104) Schwärmerei der Liebe (MA 1799, 225–230) Vergangenheit (MA 1796, 107–109) Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm Biondina (MA 1796, 131–133) Der Weltgeist (MA 1796, 156f.) Die Boten (MA 1796, 123) Königin Kobold (MA 1797, 63–65) Mathilde (MA 1796, 180–182) Phantasie, nach Shakespeare (MA 1796, 170) Müller, Karl Ludwig Methusalem An Julius (MA 1798, 259–262) Neuffer, Christian Ludwig Mondscheingemählde (MA 1796, 84–87)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Sonnenuntergang im Walde. Nach einem Gewitter (MA 1797, 108f.) Noeller, Johann Ludwig Lebrecht Die Schiffende (MA 1799, 171) Sappho (MA 1799, 53–57) Oertel, Friedrich von Das Exil. Aus der noch ungedruckten Uebersetzung des Mönchs a. d. E. (N.; MA 1797, 94–99) Pfeffel, Gottlieb Konrad Die Hunde (MA 1798, 143–154) Die zwei Verdammten (MA 1796, 105f.) Diogen und der Bettler (MA 1797, 112) Reinwald, Wilhelm Friedrich Hermann Der Freund (MA 1796, 172f.) Schiller, Friedrich An die Astronomen (MA 1797, 99) An die Gesetzgeber (MA 1797, 32) Breite und Tiefe (MA 1798, 263) Bürgerlied (MA 1799, 188–199) Columbus (MA 1796, 179) Das Distichon (MA 1797, 67) Das Ehrwürdige (MA 1797, 33) Das Geheimniß (MA 1798, 299f.) Das gemeinsame Schicksal (MA 1797, 111) Das Geschenk (MA 1797, 71) Das Glück (MA 1799, 62–68) Das Kind in der Wiege (MA 1796, 4) Das Lied von der Glocke (MA 1800, 243–264)

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Das Mädchen aus der Fremde (MA 1797, 17f.) Das Regiment (E.; MA 1798, 156) Das Thor (MA 1798, 240) Das Unwandelbare (MA 1796, 24) Das weibliche Ideal. An Amanda (MA 1797, 90f.) Der Abend, nach einem Gemählde (MA 1796, 165f.) Der Aufpasser (MA 1797, 56) Der beste Staat (MA 1796, 157) Der Besuch (MA 1797, 120f.) Der epische Hexameter (MA 1797, 67) Der Fuchs und der Kranich. An F. Nicolai (MA 1797, 142) Der Gang nach dem Eisenhammer (MA 1798, S. 306–318) Der Genius mit der umgekehrten Fackel (MA 1797, 87) Der griechische Genius. an Meyer, in Italien (MA 1797, 107) Der Handschuh (MA 1798, 41–44) Der Homeruskopf als Siegel (MA 1797, 85) Der Kampf mit dem Drachen (MA 1799, 151–164) Der Kaufmann (MA 1796, 144) Der Metaphysiker (MA 1796, 171) Der Naturkreis (MA 1797, 62) Der Obelisk (MA 1798, 240) Der Ring des Polykrates (MA 1798, 24–29) Der Sämann (MA 1796, 97) Der spielende Knabe (MA 1796, 79f.) Der Tanz (MA 1796, 32–35) Der Taucher (MA 1798, 119–130) Der Triumphbogen (MA 1798, 240)

540 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Der Vater (MA 1797, 114) Des Mädchens Klage (MA 1799, 208f.) Deutschland und seine Fürsten (MA 1796, 53) Die achtzeilige Stanze (MA 1797, 67) Die beste Staatsverfassung (MA 1797, 32) Die Bürgschaft (MA 1799, 176–182) Die Erwartung (MA 1800, 226–229) Die Geschlechter (MA 1797, 59–62) Die Ideale (MA 1796, 135–140) Die Kraniche des Ibycus (MA 1798, 267–277) Die Macht des Gesanges (MA 1796, 〈1〉–3) Die Peterskirche (E.; MA 1798, 255) Die Ritter des Spitals zu Jerusalem (MA 1796, 90f.) Die Sachmänner (D.; Schiller; MA 1797, 151) Die schöne Brücke (MA 1798, 240) Die schönste Erscheinung (MA 1797, 91) Die Urne und das Skelet (E.; Schiller; MA 1798, 147) Die Worte des Glaubens (MA 1798, 221f.) Die zwei Tugendwege (MA 1796, 110) Ein Wort an die Proselytenmacher (MA 1796, 155) Einer jungen Freundin ins Stammbuch (MA 1796, 36f.)

Elegie an Emma (S. = Schiller; MA 1798, 115f.) Erwartung und Erfüllung (MA 1797, 111) Falscher Studiertrieb (MA 1797, 49) Forum des Weibes (MA 1797, 89) Freund und Feind (MA 1797, 104) Grabschrift (D.; MA 1797, 71) Güte und Größe (MA 1797, 125) Innerer Werth und äussere Erscheinung (MA 1797, 104) Jetzige Generation (MA 1797, 49) Jugend (MA 1797, 51) Klage der Ceres (MA 1797, 34–41) Licht und Wärme (MA 1798, 258) Liebe und Begierde (MA 1797, 125) Macht des Weibes (MA 1797, 88) Majestas populi (MA 1797, 33) Menschliches Wirken (MA 1797, 114) Nadoweßische Todtenklage (MA 1798, 237–239) Odysseus (MA 1796, 6) Pegasus in der Dienstbarkeit (MA 1796, 62–67) Poesie des Lebens / An *** (MA 1799, 202f.) Politische Lehre (MA 1797, 32) Pompeji und Herkulanum (MA 1797, 19–24) Prolog zu Wallensteins Lager. Gesprochen bei Wiedereröfnung der Schaubühne in Weimar im October 1798 (MA 1799, 241–247)

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Quelle der Verjüngung (MA 1797, 51) Reiterlied. Aus dem Wallenstein (MA 1798, 137–140) Ritter Toggenburg (MA 1798, 105–109) Spruch des Confucius (Dreyfach ist der Schritt der Zeit 〈…〉) (MA 1796, 39) Spruch des Konfucius (Dreifach ist des Raumes Maaß 〈…〉) (MA 1800, 209f.) Stanzen an den Leser (MA 1796, 203f.) Tugend des Weibes (MA 1797, 89) Weibliches Urtheil (MA 1797, 89) Würde der Frauen (MA 1796, 186–192) Würde des Menschen (MA 1797, 33) Würden (MA 1796, 48) Zevs zu Herkules (MA 1796, 28) Schlegel, August Wilhelm An Friederike Unzelmann. als Nina (MA 1799, 73) Arion (MA 1798, 278–286) Aus einem ungedruckten Roman (MA 1796, 111–118) Der neue Pygmalion / An Iffland (MA 1799, 144) Die entführten Götter (MA 1798, 199–203) Gesang und Kuß (MA 1798, 157) Kampaspe (MA 1799, 86–89) Lebensmelodien (MA 1799, 111–115) Prometheus (MA 1798, 49–73) Pygmalion (MA 1797, 126–141)

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Zueignung des Trauerspiels Romeo und Julia (MA 1798, 175–178) Schmid, Siegfried Frühlingsspatziergang (MA 1798, 155f.) Götterhilfe (MA 1798, 256f.) Sängers Einsamkeit (MA 1798, 30f.) Täuschung (MA 1798, S. 304f.) Steigentesch, August Ernst von An mein Reitpferd (MA 1799, 45–47) Die Menschenalter (MA 1800, 219–221) Erinnerung. An Lyda (MA 1799, 34f.) Lied (MA 1797, 116) Sonett (Froh und ruhig lebt’ ich 〈…〉) (MA 1798, 87) Widerspruch der Liebe (MA 1799, 52) Wiegenlied (MA 1799, 40f.) Thilo, Johann Ludwig Christoph An Mignon (MA 1799, 235f.) Das Grab (MA 1799, 206f.) Tieck, Ludwig Auf der Reise (MA 1799, 42–44) Der neue Frühling (MA 1799, 48–51) Herbstlied (MA 1799, 26f.) Kunst und Liebe (MA 1799, 36f.) Vermehren, Johann Bernhard Armuth der Sprache (MA 1799, 149f.)

542 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Woltmann, Karl Ludwig Der Bach (Sicher verdankst du 〈…〉) (MA 1797, 93) Die Kunst (MA 1796, 49–53) Die Rache der Elfen (MA 1796, 92–94) Die todte Natur (MA 1797, 101) Die Treue (MA 1796, 81f.)

Die Verheißung (MA 1796, 98–100) Hölty’s Geist (MA 1797, 196) Rudolf von Erlach (MA 1796, 17–21) Sylfenlied (MA 1796, 43–45)

Die entsprechenden Verzeichnisse zu Schillers „Horen“ 1795–1797 finden sich im Anhang von GB 10 II, S. 579–604.

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

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Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Johann Joachim Eschenburg an Gottfried Hufeland, 21. Mai 〈Juni?〉 1796 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wilhelm von Humboldt an Goethe, 25. Juni 1796 . . . . . . . . . . . . . Johann Heinrich Meyer an Goethe, 5. Juli 1796 . . . . . . . . . . . . . . . Catharina Elisabeth Goethe an Goethe, 22. Juli 1796 . . . . . . . . . . . Christian Gottfried Körner an Schiller, 5. Oktober 1796 . . . . . . . . Wilhelm von Humboldt an Goethe, 24. November 1796. . . . . . . . Friedrich Vieweg an Carl August Böttiger, 14. November 1796 . . Heinrich Christian Boie an Schiller, 12. Dezember 1796 . . . . . . .

168 170 204 211 306 358 371 399

544 Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

Verzeichnis der Abbildungen Abb. 1

„Aldobrandinische Hochzeit“ (zu Nr 23) Kopie des antiken Gemäldes von Johann Heinrich Meyer Aquarell KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch.I.334.0054 . . . . . . . . . . 58 Abb. 2 Grabmonument für Louise Kobe von Koppenfels (zu Nr 36) Entwurf von Johann Heinrich Meyer Lavierte Federzeichnung KSW, GSA, Sign.: 64/69,1, [o. Fol.] . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 Abb. 3a Wasserbau an der Saale (zu Nr 49) und Durchstich der Mühllache in Jena (Zustand vor und Abb. 3b nach den Arbeiten) Kolorierter Okularriss von Paul Goetze KSW, GSA, Sign.: 30/104, Bl. 126 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Abb. 4 Victoria (zu Nr 49) Replik (18. Jh.) einer antiken römischen Kleinbronze Messing (Hohlguss), Marmorpostament KSW, Museen, Inv.-Nr GPl/01303 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 Abb. 5 Prismatischer Streifen zur „Aldobrandinischen Hochzeit“ (zu Nr 66) Studienmaterial von Johann Heinrich Meyer Aquarellierte Bleistiftzeichnung, Tinte KSW, GSA, Sign.: 28/1045, Bl. 113 . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 Abb. 6 „Musen-Almanch für das Jahr 1797“ (zu Nr 96) Umschlag, Vorderseite, gestochen von Thomas Starcke KSW, HAAB, Sign.: A 300 (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 Abb. 7 „Musen-Almanch für das Jahr 1797“ (zu Nr 125) Titelkupfer, gestochen von Johann Friedrich Bolt KSW, HAAB, Sign.: A 300 (2) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“

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Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliches“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist; ein der Briefnummer nachgestelltes „K“ verweist auf ein mitabgedrucktes Konzept. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwähnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwähnungen in den Erläuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einführenden Erläuterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwähnte Werke und Personen. Aufgrund der Häufigkeit, in der Friedrich Schiller im vorliegenden Kommentarband erwähnt wird, sind im Register nur die Nummern der an ihn gerichteten Briefe sowie die Erwähnungen in den Erläuterungen der Briefe an andere Adressaten verzeichnet. Auf den Bearbeiter zurückgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z.B. 〈Porträt Benvenuto Cellinis〉 oder 〈Rezension der „Horen“〉. Um unnötige oder irreführende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberücksichtigt, ebenso die Übersetzungen fremdsprachiger Texte. Fürstlichkeiten und Könige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z.B. Preußen, Friedrich II. [der Große], König von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Päpste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Relativpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwähnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete. Als Plural ist das Pronomen deren zu verstehen, wenn beide Elternteile zu Beginn des Eintrags genannt sind. Einträge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Das Register der Anonyma und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit möglich in originaler Orthographie.

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Register

Personen und Werke Abramson, Abraham (1745–1811), Stempelschneider und Medailleur, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin 25; 61f. 〈Porträtmedaille Schillers〉 25; 61 Ackermann, E r n s t Christian W i l h e l m (1761–1835), Jurist und Beamter, von 1782 bis 1788 Amtsakzessist in Ilmenau, seit 1790 Amtsadjunkt, 1793 Rat und Amtmann 121, 283; 256, 429, 438 Aldobrandini, C i n z i o Passeri (1551 oder 1560–1610), italienischer Kleriker, Kardinal in Rom 59 Aldrovandi (Aldroandi), Ulisse (1522– 1605), italienischer Jurist, Mediziner und Naturforscher 11, 206; 29 Le Antichita de la Citta di Roma 11, 206; 29 Altieri, Maria Anna (M a r i a n n e) Violante Katharine Martha Xaveria, Prinzessin, geb. von Sachsen, Gräfin von der Lausitz (1770–1845), Tochter von Franz Xaver Prinz von Sachsen, seit 1793 Frau von Paluzzo Prinz Altieri 103, 165, 230; 206, 208, 226 André, Johann (1741–1799), Seidenfabrikant in Offenbach a. M., Komponist und Musikverleger, von 1777 bis 1784 Kapellmeister in Berlin 212f. Angelico (Fra Giovanni da Fiesole; eigentlich Guido di Pietro) (um 1395– 1455), italienischer Maler 194 Arens (Ahrens), Johann August (1757–1806), Maler und Architekt in Hamburg, Reisender in Frankreich, England und Italien, 1791 herzoglicher Baurat in Weimar 113 Argand, François Pierre A m i (Aimé) (1750–1803), schweizerischer Physiker und Chemiker 382

Argent, Adam Ludwig d‘ (1748–1828), Kupferstecher und Emailleur, 1798 württembergischer Hofkupferstecher in Stuttgart 311 〈Titelkupfer von Schillers „MusenAlmanach für das Jahr 1798“〉 311 Ariosto, Lodovico (1474–1533), italienischer Dichter, Diplomat und Beamter der d’Este 310 Orlando furioso 310 Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph 220 Armenini (Armanini), Giovanni Battista (1530–1609), italienischer Kunstschriftsteller 364 De’ veri precetti della pittura 364 Autenrieth, Ludwig Friedrich (1773–1857), Kupferstecher, Zeichenlehrer in Stuttgart 354 Azara (Azara y Perera), José Nicolás de (1730–1804), spanischer Diplomat, Kunstsammler und Mäzen, von 1785 bis 1798 spanischer Gesandter beim Vatikan, 1801 Botschafter in Paris 110; 241 Baader, Benedikt F r a n z Xaver (1765– 1841), Philosoph, Mediziner, Bergbaufachmann und Theologe, von 1786 bis 1788 Arzt in München, von 1792 bis 1796 Bergingenieur in England und Schottland, seit 1797 bayerischer Bergrat, 1807 Oberbergrat, von 1826 bis 1838 Professor in München 194, 195; 409, 411 Beyträge zur Elementar-Phisiologie 194, 195; 409, 411 Babo, Joseph Marius (Franz Joseph) von (1756–1822), Schriftsteller, von 1792 bis 1810 Leiter des Hoftheaters in München 287; 17, 435 Die Strelitzen 287; 17, 435

Personen und Werke

Baden –, Karl Friedrich zu (1728–1811), seit 1771 Markgraf, davor von BadenDurlach 176 Baggesen, Jens Immanuel (1764–1826), deutsch-dänischer Schriftsteller und Reisender, von 1811 bis 1814 Professor für dänische Sprache und Literatur in Kiel 96; 210, 353, 392 〈Gedichte〉 Schiller’s Musenalmanach 1796 96; 210 Bamberger, Johann Peter (1722–1804), Pfarrer in Berlin und Kirchenrat, seit 1780 Hof- und Garnisonsprediger in Potsdam, Pflegevater von Friederike Unger 141 –, Antoinette Charlotte Victoria, geb. Sack (1732/33–1805), dessen Frau 141 Barocci, Federico (eigentlich Federico Fiori) (1526–1612), italienischer Maler und Kupferstecher 110 Heilige Familie (Gemälde) 110 Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, seit 1787 Professor in Jena, 1793 Direktor der Naturforschenden Gesellschaft zu Jena, 1794 Direktor des Botanischen Gartens A 11, A 25, A 52; 260, 284, 289; 431, 433, 439, 440, 477 Bauer, Friedrich Ernst (1755–1803), Buchbinder in Jena 313 Bauer, Johann Heinrich (1751–1821), Bierbrauer in Frankfurt a. M., Besitzer des Hauses „Zum Goldenen Brunnen“, Hauswirt von Catharina Elisabeth Goethe 211f. Baudet, Étienne (1638–1711), französischer Kupferstecher 12, 22, 205f., 210; 31f. Landschaft mit Diogenes (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit einem von einer Schlange getöteten Mann (Kupfer-

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stich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit sich die Füße am Brunnen waschenden Mann (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit einem Wasser aus einem Bach schöpfenden Mann (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit Orpheus und Euridike (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit Phocions Begräbnis (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit Phocions Grab (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Landschaft mit Polyphem (Kupferstich nach Nicolas Poussin) 12, 205f.; 31 Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732–1799), französischer Schriftsteller 97, 109; 214, 238, 240 L’autre Tartuffe, ou La mère coupable 97, 109; 214, 238, 240 Bechtolsheim s. Mauchenheim, Johann Ludwig von Beck, Christiane H e n r i e t t e (Hinriette), geb. Zeitheim, verw. Wallenstein (1744–1833), Schauspielerin, seit 1794 in Weimar A 2, A 3, A 6, A 10, A 32; 282f., 286f., 299; 424f., 427f., 434f., 458 –, Johann H a n s Christoph (geb. 1754/56–nach 1800), Schauspieler, seit 1793 in Weimar, seit 1786 deren zweiter Mann 424 Beck, H e i n r i c h Christian (1760–1803), Schauspieler, Regisseur und Theaterdichter, seit 1779 in Mannheim 15 –, Josepha, geb. Scheffler (Schäfer, Scheefer) (1769–1827), Sängerin in

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Register

Mannheim, seit 1788 dessen zweite Ehefrau 15 Becker, Johann H e i n r i c h Christian Ludwig (Johann Friedrich Carl Heinrich), genannt Heinrich von Blumenthal (1764–1822), Schauspieler, von 1791 bis 1809 in Weimar A 4, A 6, A 10; 281f., 287; 370, 425, 427f., 435 Becker, Wilhelm Gottlieb (1753–1813), Schriftsteller und Kunsthistoriker, 1795 Inspektor des Münzkabinetts und der Antikengalerie 6; 12f., 395 Augusteum 395 Erholungen (Hrsg.) 13 Taschenbuch zum geselligen Vergnügen (Hrsg.) 13 Bellomo, Joseph (1753/54–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, von 1784 bis 1791 in Weimar 293, 299; 442, 447, 458 Berchem, Nicolaes Piertzoon (1620– 1683), niederländischer Landschaftsmaler 134 Bernstein, Johann Gottlob (1747– 1835), Mediziner, Barbier und Chirurg in Ilmenau, seit 1791 in Weimar, 1796 herzoglicher Chirurg am Hof und an der Krankenanstalt in Jena, 1806 in Halle/S., 1810 Professor in Berlin, 1820 wieder in Ilmenau und 1822 in Neuwied 116; 248 Bertati, Giovanni (1735–1815), italienischer Librettist 186, 249; 370 Il matrimonio segreto (CimarosaOper) 186, 249; 370, 388 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Verlagsbuchhändler, Unternehmer, Schriftsteller und Übersetzer, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekretär und Schatullverwalter von Herzog Carl August, Inhaber des 1791 gegründeten Indu-

strie-Comptoirs in Weimar 5, 17, 33, 40, 71, 103, 143, 204, 212, 216, 223, 230, 270, 289, 292; 10, 14, 40–42, 52, 69f., 78, 114, 155, 225, 235, 266, 297, 313, 364, 367, 376f., 381–383, 436, 441, 447, 466 Journal des Luxus und der Moden (Hrsg.) 17, 103, 230, 270; 40–42, 52, 225, 235, 376f. –, C a r l Friedrich (1777–1815), Buchhändler und Schriftsteller, seit 1802 schwarzburg-rudolstädtischer Landkammerrat, 1804 im Landes-Industrie-Comptoir in Weimar tätig, 1810 Teilhaber, dessen Sohn 382 Beyer (Bayer), Albert (gest. 1796), braunschweigischer Edelsteinschneider, etwa seit 1775 in Jena 142; 291, 295 Blos (Bloß), Johann Andreas (1766– 1804), Theatermeister in Weimar 68 Blumenbach, Johann Friedrich (1752– 1840), Naturforscher und Mediziner, seit 1776 Professor in Göttingen 155; 316 Boccaccio, Giovanni (1313–1375), italienischer Schriftsteller 402 Il Decamerone 402 Bode, Johann Elert (1747–1826), Astronom, seit 1772 in Berlin, von 1787 bis 1825 Direktor der Sternwarte 372, 375 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Archäologe und Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialdirektor und Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten in Weimar 156, 160; EB 11; A 26; 6, 12f., 28, 103, 124, 171, 205f., 230, 299; 11, 14, 16, 31f., 42, 67, 224–226, 244, 261, 278, 282, 301, 322, 349f., 351, 360, 369, 371–375, 376–378, 395, 397f., 414, 417, 420, 458 Bodes literarisches Leben 371, 374

Personen und Werke

Darstellung und Geschichte des Geschmacks an Arabesken 39; 88 Entwickelung des Ifflandischen Spiels 171; 14, 349f., 371, 374 Gemahlte und geschriebene Neujahrsgeschenke der alten Römer 17; 41 Griechische Vasengemälde 226 Neue Aussichten für Zimmerverzierung und Baukunst (Rezension) 103, 230; 225 Neuestes Werk der Frau von Stael 397f. –, Caroline E l e o n o r e , geb. Adler (1766–1832), seit 1786 dessen Frau 376 –, Carl Wilhelm (1790–1862), Historiker, seit 1821 Professor und Bibliothekar in Erlangen, dessen Sohn 11, 376, 420 Literarische Zustände und Zeitgenossen (Hrsg.) 11, 376, 420 –, Carl (1730–1776), dessen Vater 376 –, Johanna, geb. Pietzsch, dessen Mutter 376 Bohn, Carl Ernst (1749–1827), Verlagsbuchhändler in Hamburg 353 Boie, Heinrich Christian (1744–1806), Jurist, Schriftsteller und Lyriker, 1776 Stabssekretär in Hannover, seit 1781 als Landvogt von Süderdithmarschen in Meldorf in dänischen Diensten, 1772 Mitgründer des Göttinger Hains, von 1770 bis 1774 Herausgeber des Göttinger „Musen Almanachs“, von 1776 bis 1788 des „Deutschen Museums“ 158, 172, 191; 168f., 325f., 353, 354, 399–402 〈Gedichte〉 400f. –, S a r a Henriette Helene, geb. von Hugo (1754–1842), dessen Frau 400f. –, Friedrich (1789–1870), deren Sohn 400f.

549

–, Louise (1790–1867), deren Tochter 400f. –, Heinrich (1794–1827), deren Sohn 400f. –, Julia Constantia Maria Sophia (1794–1841), deren Tochter 400f. Bolt (Bold), Johann Friedrich (1769– 1836), Kupferstecher in Berlin 86, 149, 240; 185, 299, 303, 310, 371, 374f. 〈Titelkupfer von Schillers „MusenAlmanach für das Jahr 1796“〉 185 〈Titelkupfer von Schillers „MusenAlmanach für das Jahr 1797“〉 86, 149, 240; 185, 299, 303, 310f. Bonstetten, Karl Viktor von (1745– 1832), schweizerischer Politiker und Schriftsteller, seit 1775 Mitglied des Großen Rates in Bern, von 1787 bis 1793 Landvogt in Nyon, 1798 Flucht nach Dänemark, 1801 Rückkehr in die Schweiz, seit 1803 in Genf 342 Bossan, Friedrich Wilhelm (1756– 1813), Schauspieler, Theaterdirektor, von 1794 bis 1810 am Hoftheater in Dessau 453 Bosse, Abraham (um 1604–1676), französischer Maler und Druckgrafiker 364 Le peintre converty aux precises et universelles regles de son art 364 Bouilly, Jean Nicolas (1763–1842), französischer Dramatiker 454 Der Taubstumme 454 Bourbon-Condé –, Louis (Ludwig) II., Prinz von Condé (1621–1686), französischer Feldherr unter Ludwig XIV. 12, 207; 31f. –, Louis-Joseph (Ludwig-Joseph), Prinz von Condé (1736–1818), französischer Offizier, von 1789 bis 1814 im Exil, Gegner der Französischen Revolution und Napoleons 94; 202f., 395

550

Register

Bowyer, Robert (1758–14834), englischer Verleger, Buchhändler und Miniaturmaler 371, 374 David Hume: The History of England / The History of Great Britain 371, 374 Branconi, Maria Antonia von, geb. von Elsener (1746–1793), seit 1766 Mätresse des Erbprinzen und späteren Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, des Bruders von Herzogin Anna Amalia 106; 233 Braun, Pe t e r Andreas Gottlieb Franz von (1758–1819), Seidenfabrikant, seit 1794 leitender Direktor beider Hoftheater und Komponist in Wien 36f., 38 Braunschweig-Wolfenbüttel –, Carl Wilhelm Ferdinand Herzog von (1735–1806), Regent seit 1780 106; 233 Bretzner, Christoph Friedrich (1748– 1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig 299; 370, 458 Das Räuschen 458 Der Eheprocurator 299; 370 Brun, Sophie Christiane F r i e d e r i k e, geb. Münter (1765–1835), Schriftstellerin, seit 1783 Frau des dänischen Kaufmanns und Konsuls Constantin Brun 65, 165, 244; 79, 89, 142f., 257, 341f. 〈Gedichte〉 Gedichte 143 Ich denke dein, wenn sich im Blüthenregen 65; 142 Ich denke dein, wenn über Roms Ruinen 65; 143 Brunelleschi, Filippo (1377–1446), italienischer Bildhauer und Architekt 21, 210; 51, 194, 341 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734–1798), Naturforscher, Pharmazeut und Arzt, seit 1773 Besitzer

der Hofapotheke in Weimar, 1777 Hofmedikus und Amtsphysikus, 1782 Bergrat 182; 383 Bühler, Carl von, Hofjunker und Regierungsassessor in Eisenach, seit 1796 Regierungsrat 5 Bürcke, Theodor Daniel, Hofböttcher in Weimar, Vater von Caroline Christiane Henriette Reinhardt 271 Bürger, Gottfried August (1747–1794), Schriftsteller, 1784 Privatdozent, 1789 Professor in Göttingen 303; 190f., 462 Bürgers Gedichte 191 Macbeth (Shakespeare-Übersetzung) 303; 462 Büsch, Johann Georg (1728–1800), Volkswirt, Pädagoge und Schriftsteller, Lehrer und Gründer einer Handlungsakademie in Hamburg 14 Büttner, Christian Wilhelm (1716– 1801), Natur- und Sprachforscher, von 1758 bis 1782 Professor in Göttingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena 105; 230 Burgsdorff (Burgsdorf), W i l h e l m Friedrich Theodor Joachim von (1772–1822), Jurist und Kunstfreund, 1795/96 Kammerreferendar in Berlin, später auf Reisen nach Paris, Spanien und England 176; 358, 360, 362 Burkhardt (Burckhard), G e o r g Gottfried Theodor (1756–1819), Beamter, seit 1783 Regierungsregistrator in Weimar, 1794 Hofmarschallamtssekretär, auch Theatersekretär, zuletzt Hofsekretär 425 Bury, Johann Friedrich (1763–1823), Historien- und Porträtmaler, bis 1799 zeitweise in Rom, Neapel und Oberitalien, dann in Weimar, später in Berlin, Hanau und Kassel 89 Buttel, Christian Dietrich von (1801– 1878), Jurist und Politiker 355

Personen und Werke

Carloix, Vincent (1535–1571), französischer Schriftsteller 87; 185 Mémoires de la vie de François de Scepeaux Sire de Vieilleville et Comte de Duretal 87; 185 Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 48f., 217; 89, 110 Apollo und Silen (Gemälde) 48 f., 217; 110 Pietà (Gemälde) 89 Carstens, A s m u s Jacob (1754–1798), aus Schleswig stammender Maler, von 1787 bis 1792 in Berlin, danach bis zu seinem Tod in Rom 60 Zeit und Raum (Gemälde) 60 Cellini, Benvenuto (1500–1571), italienischer Bildhauer und Goldschmied 17, 19, 21, 32, 34, 37, 41, 67, 79, 90–92, 191, 209–212, 215, 227, 236; 42f., 46, 76, 79, 84, 144–146, 155, 160, 169, 195, 198, 280, 325, 340f. Due trattati 〈…〉 uno dell’oreficeria l’altro della scultura (s. auch Nugent, Thomas) 17, 19, 21, 32, 37, 41, 67, 79, 90f., 131, 191, 209–212, 215, 227, 236; 42f., 46, 76, 79, 84, 144, 145f., 160, 169, 195, 198, 280 〈Gedicht〉 144, 146 〈Münzen〉 34, 91, 213, 227; 79, 195 Perseus (Bronzefigur) 34, 165, 213, 244; 79, 340f. Chanorier, Jean (1746–1806), französischer Agronom und Politiker, 1790 Bürgermeister von Croissy, 1795/96 Emigrant in der Schweiz und in Weimar, 1799 Mitglied des Rates der Fünfhundert in Paris, 1798 Mitglied des Instituts de France 64 Chodowiecki (Chodowiecky), D a n i e l Nikolaus (1726–1801), Maler, Radierer und Zeichner in Berlin 371, 373f. Cimarosa, Domenico (1749–1801), italienischer Komponist 186, 249; 370

551

Il matrimonio segreto (Oper) 186, 249; 370, 388 Clairon, Hippolyte (Claire Josèphe Hippolyte Léris de la Tude) (1723– 1803), Schauspielerin und Sängerin in Paris 332 Claudius (Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus) (10 v. Chr.– 54 n. Chr.), seit 41 römischer Kaiser 300 Claudius, Matthias (1740–1815), Dichter, Übersetzer und Publizist in Hamburg, später in Wandsbek 133, 232 Clemens VII. (eigentlich Giulio de’ Medici) (1478–1534), seit 1523 Papst 34, 213; 79 Clemens XII. (eigentlich Lorenzo Corsini) (1652–1740), seit 1730 Papst 79 Clerfayt (Clairfait), Karl Joseph de Croix Graf von (1733–1798), seit 1795 österreichischer Reichsfeldzeugmeister 64, 72, 222, 224; 139 Clermont, C l a r a (C l ä r c h e n, K l ä r c h e n) Franziska von (1777–1849), Tochter von Friedrich Heinrich Jacobi, seit 1795 verh. mit dem Kaufmann Ludwig Arnold von Clermont 62; 132, 321 Collyer, Joseph d. J. (1748–1827), englischer Kupferstecher in London 354 〈Porträt Benvenuto Cellinis〉 354 Constant de Rebecque, Henri B e n j a m i n (1767–1830), französischer Schriftsteller und Politiker schweizerischer Herkunft, Begleiter von Germaine de Staël 368 Conz, Carl Philipp (1762–1827), Diakon in Vaihingen, 1798 in Ludwigsburg, 1804 Professor der klassischen Philologie in Tübingen, Jugendfreund Schillers 106; 234 〈Gedichte〉 Die Musen 106f.; 234

552

Register

Cortona, Pietro da (eigentlich Pietro Berrettini) (1596/97–1669), italienischer Maler, Zeichner und Architekt 28 Cotta, Johann Friedrich (1764–1832), Verlagsbuchhändler, Politiker und Unternehmer, seit 1787 Inhaber der J. G. Cotta’schen Verlagsbuchhandlung in Tübingen, 1810 in Stuttgart 45, 109, 115, 126, 130, 132, 145, 152, 154, 174, 232, 235f., 241; 26, 33, 43, 49, 56, 99f., 135, 217, 238, 247, 266, 277, 280, 283, 303, 307, 312, 314, 325, 354f., 357 Cotta, Nicolaus Heinrich (1730–1796), Förster in Weimar, seit 1795 Oberförster 56; 122f. Correggio (eigentlich Antonio Allegri) (1489 oder 1494–1534), italienischer Maler 56, 115, 232; 121, 247 Madonna, das Kind anbetend (Gemälde) 115, 232; 247 Coudenhove, (Coudenhoven, Gutenhof, Gutenhowen), Sophie Gräfin von, geb. Gräfin von HatzfeldtWildenburg (1747–1825), Tochter des kurkölnischen Oberhofmarschalls Graf Karl Ferdinand von Hatzfeldt-Wildenburg, verh. mit dem späteren kurmainzischen Feldmarschall-Leutnant Georges Louis de Coudenhove, 1786 verw. 65, 223; 140, 208 –, Franz C a r l Maria Ludwig Graf von (1774/75–1838), Theologe, von 1792 bis 1793 Student in Jena, deren Sohn 65, 223; 140, 206, 208 –, Franz E d m u n d Graf von (1780– 1853), Offizier, Mitglied des Malteserritterordens, deren Sohn 65, 223; 140 Crell, L o r e n z Florenz Friedrich von (1744–1816), Chemiker, Professor in Helmstedt und Göttingen 382 Chemische Annalen (Hrsg.) 382

Creutznacher, Heinrich Friedrich Sigismund (1759–1818), Beamter, seit 1786 Akzessist in Jena, 1795 Amtsschreiber, seit 1793 Tranksteuereinnehmer 137; 288 Cunego, Domenico (1727–1803), italienischer Kupferstecher 110 Dalayrac (d’Alayrac), N i c o l a s Maria d’ (1753–1809), französischer Komponist 302; 300 Die Wilden (Oper) 302; 300, 462 Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria von (1744–1817), Domherr und Politiker, von 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fürstbischofs, von 1800 bis 1817 Fürstbischof von Konstanz, 1802 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, 1802 bis 1817 Fürstbischof von Worms, 1803 Administrator und 1805 bis 1817 Erzbischof von Regensburg, von 1806 bis 1813 Fürstprimas des Rheinbundes, von 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt 49, 94, 218, 319; 110, 112, 202, 206, 208, 349 –, Wo l f g a n g H e r i b e r t Tobias Otto Maria Johann Nepomuk von (1750–1806), pfälzischer und badischer Beamter, Dramatiker und Übersetzer, von 1778 bis 1803 Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, 1803 Staatsminister und Obersthofmeister in Karlsruhe, dessen Bruder 15, 17, 301f. Die eheliche Probe 17 Dante Alighieri (1265–1321), italienischer Dichter 152 Delius, Christian Traugott (1728– 1779), Professor für Metallurgie und

Personen und Werke

Chemie an der Bergakademie in Schemnitz 140; 293 Desaix, Louis Charles Antoine (1768– 1800), französischer General 176 Dézallier d’Argenville, Antoine Joseph (1680–1765), französischer Kunstschriftsteller und Kupferstecher 364 Diderot, Denis (1713–1784), französischer Schriftsteller, Philosoph und Enzyklopädist 103, 188, 190, 230f.; 17, 226f., 390, 392 Essais sur la peinture 103f., 188, 190, 230f.; 226f., 390, 392 Observations sur le salon 103f.; 226f. Dies, A l b e r t Christoph (1755–1822), Maler und Kupferstecher, von 1775 bis 1796 in Rom, seit 1797 in Wien 206, 208 Dietrich, Friedrich Gottlieb (eigentlich Johann Christian Gottfried) (1765– 1850), Botaniker, Gartengestalter, Autodidakt und Fachschriftsteller, 1785 Goethes Reisebegleiter nach Karlsbad, seit 1791 Gärtner und 1794 Hofgärtner in Weimar, 1801 Hofgärtner in Eisenach 294; 448 Dietzel (Diezel), Conrad (1753–1826), Gärtner, 1794/95 im Botanischen Garten in Jena 431 Diogenes von Sinope (um 412–um 323 v. Chr.), griechischer Philosoph 12, 206; 202, 325 Dobler (Tobler), Carl August (1733– nach 1793), Schauspieler und Theaterleiter, um 1792/93 in Köln und Düsseldorf 453 Döbbelin, Conrad C a r l Casimir (1763–1821), Schauspieler und Theaterleiter 447 Donatello (eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi) (um 1386–1466), italienischer Bildhauer 21, 210; 51, 194, 341

553

Du Buat, Pierre Louis Georges (1734– 1809), französischer Ingenieur, von 1761 bis 1791 Militäringenieur, 1793 Flucht über Belgien und Holland nach Deutschland, seit 1797 Lehrer am Mournierschen Institut in Weimar, 1802 Rückkehr nach Frankreich 118 Du Manoir (Dumanoir), Jean Louis Le Chanoine Comte (1743–1805), französischer Offizier, seit 1770 Kapitän, 1772 Major, 1788 Oberst und 1791 Brigadegeneral (Maréchal de camp), 1796 Emigrant in Weimar 26, 28; 64, 66f. Dughet, Gaspard (1615–1675), italienischer Landschaftsmaler 6; 11 Gebirgige italienische Landschaft mit Gebäuden (Zeichnung) 6; 11 Duvau, Louis A u g u s t e (1771–1831), französischer Botaniker und Zoologe, Übersetzer und Biograph, von 1795 bis 1801 Emigrant in Weimar, Lehrer für Französisch und Latein in Belvedere, 1801/02 Rhein- und Italienreise, 1802 Rückkehr nach Frankreich, 1813 Generalsekretär der königlichen Gebäudeintendanz, später bei der Departementsverwaltung 165; 105, 395f. Augusteum ou description des monumens antiques qui se trouvent à Dresde (Becker-Übersetzung) 395 Dialogues des Dieux (Wieland-Übersetzung) 395 L’Art de prolonger la vie humaine (Hufeland-Übersetzung) 395 Oeuvres Choisies de Mr. Wieland 395 Wie fand ich mein Vaterland wieder im Jahre 1802? 395 –, Alexis Auguste (1732–1813), französischer Finanzbeamter in Tours, dessen Vater 395

554

Register

Dyk, Johann Gottfried (1750–1813), Schriftsteller und Übersetzer, Verlagsbuchhändler in Leipzig 183; 299, 349f., 367–369, 385 Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar 183; 299, 349, 367–369, 385 Ebeling, Christoph Daniel (1741– 1817), Theologe, Historiker und Schriftsteller in Hamburg, 1784 Gymnasialprofessor, 1799 Leiter der Stadtbibliothek 392 Eckardt, Johann Heinrich Christian (1753–1823), Gerbermeister in Jena, Viertelsmeister 58; 123 Eckebrecht (Eggebrecht), Johann Friedrich (Carl Friedrich) (1746–1796), Theatermaler in Weimar 14, 22, 51, 211, 220; 35, 53 Eckermann, Johann Peter (1792–1854), Schriftsteller und Privatgelehrter, seit 1823 in Weimar und bis 1832 Mitarbeiter und Vertrauter Goethes, seit 1824 auch Sprachlehrer britischer Bildungsreisender, später Lehrer des Erbprinzen Carl Alexander, seit 1837 Bibliothekar in Weimar, von 1844 bis 1846 in Hannover lebend 159, 179–181, 231f., 254 Gespräche 159, 179–181, 231f., 254 Eckhardt (Eckardt), Johann Gottfried, Rentsekretär in Jena 431 Egloffstein, H e n r i e t t e Sophie Franziska Friederike Albertine von und zu (1773–1864), von 1789 bis 1803 verh. mit ihrem Cousin Graf Leopold von Egloffstein, seit 1804 mit Carl von Beaulieu-Marconnay, u.a. von 1795 bis 1797 und um 1802 in Weimar lebend 40 Eichelberg, Johann Philipp Albert, Medizinstudent aus Lobeda, 1800 in Halle/S. 57, 284; 123f., 430

Eichhorn, Johann Gottfried (1752– 1827), Theologe, Orientalist und Literaturhistoriker, seit 1775 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, 1783 Hofrat, 1788 Professor der Philosophie in Göttingen 130, 235; 277 Allgemeine Geschichte der Cultur und Literatur des neueren Europa 277 Geschichte der Künste und Wissenschaften seit der Wiederherstellung derselben (Hrsg.) 130, 235; 277 Eichstädt, Heinrich Carl Abraham (1772–1848), Altphilologe, seit 1795 Professor in Leipzig, 1797 Professor in Jena 300, 301; 334f., 460 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Kammerherr in Weimar 468 Engel, Johann Jacob (1741–1802), Schriftsteller und Übersetzer, Professor der Philosophie und der schönen Wissenschaften am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, Erzieher des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm 184; 142, 386 Herr Lorenz Stark 184; 386 Erthal, Friedrich Carl Joseph von und zu (1719–1802), Kleriker, seit 1774 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Worms 140, 206, 208 Eschenburg, Johann Joachim (1743– 1820), Literarhistoriker, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1773 Professor für schöne Literatur und Philosophie am Collegium Carolinum in Braunschweig 79, 158, 172; 168f., 326 Escher vom Glas (Escher-Keller), J o h a n n e s (Johann, Hans) Caspar (Casper) (1754–1819), schweizerischer Freihauptmann, Kreppfabrikant und Ratsherr in Zürich 110;

Personen und Werke

130, 134, 152, 164f., 174, 235, 238, 241, 243; 109, 194, 247, 265, 277, 279f., 283, 312, 340, 357 –, Anna Barbara, geb. Landolt (1753– 1829), dessen Frau 265 –, Johannes (Johann, H a n s) C a s p a r (1775–1859), schweizerischer Industrieller, Sozialreformer, Politiker, seit 1794 Student der Architektur in Rom, 1805 Mitbegründer der Maschinenfabrik Escher, Wyss & Co., dessen Sohn 48, 92, 126, 268; 90f., 109, 193f., 196, 198, 207f., 266, 279 –, Hans Caspar (1729–1805), dessen Vater 265 –, Elisabeth, geb. Escher (1732–1758), dessen Mutter 265 Eybenberg, Karoline Esperance M a r i a n n e von s. Meyer, Caroline Esperance M a r i a n n e Facius, Friedrich Wilhelm (1764– 1843), Medailleur, Graveur, Steinund Stempelschneider, seit 1788 in Weimar 51, 219; 114 –, Wilhelmine, geb. Baldauf (um 1776– 1837), seit 1796 dessen Frau 51, 219; 114 Färber, Johann Heinrich D a v i d (1775–1814), Schlosstorwärter in Jena, Bibliotheks- und Museumsdiener im Schloss in Jena, 1807 Schlossvogt 21 Fernow, Carl L u d w i g (1763–1808), Kunstschriftsteller, von 1794 bis 1803 in Italien und Rom, 1803 Professor in Jena, 1804 Bibliothekar in Weimar 25; 60, 235, 342 Ueber die Kunstplünderungen in Italien und Rom 235 Ueber einige neue Kunstwerke des Hrn. Prof. Carstens 25; 60 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), Philosoph, seit 1794 Professor in

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Jena, 1799 vorwiegend in Berlin, 1805 Professor in Erlangen, 1806 in Königsberg, 1807 wieder in Berlin, 1810 Professor, 1811/12 Rektor der Universität 254 Ueber den Begriff der Wissenschaftslehre 254 Fiesole, Fra Giovanni da s. Angelico Finke (Fincke), Leonhard Ludwig (1747–1837), Mediziner 5, 204; 10 Versuch einer allgemeinen medicinisch-praktischen Geographie 5, 204; 10 Fiorillo, Johann Dominikus (Giovanni Domenico) (1748–1821), Maler und Kunsthistoriker, von 1769 bis 1781 Hofmaler in Braunschweig, dann Privatgelehrter in Göttingen, 1785 Aufseher über die Kupferstichsammlung der Universität, 1799 Professor 130f., 235; 277f. Geschichte der zeichnenden Künste 130, 235; 277f. Fischer, Gottlob Nathanel (1748– 1800), Pädagoge und Theologe, Schulrektor in Halberstadt 372, 374 Astronomische Vorlesungen 372, 375 Fischer, Johann G o t t h e l f (1771– 1853), Naturforscher und Zoologe, Paläontologe in Leipzig, 1796 Doktorand, 1798 Professor an der Zentralschule in Mainz, 1804 Professor in Moskau 192; 5, 118, 403 Versuch über die Schwimmblase der Fische 5, 403 Forget de Barst, Marie Anne T h é r è s e de (1764–1840), französische Emigrantin, Galanteriewarenhändlerin in Erfurt, seit 1798 Frau von Carl von Veyder von Malberg 315; 482f. –, Marie Gabrielle Adelaide de, geb. de Reboucher (gest. 1825), französische Emigrantin, Galanteriewarenhändle-

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Register

rin in Erfurt, seit 1784 Frau von Pierre Ernest Joseph de Forget de Barst, deren Schwägerin 315; 482f. Formey, Johann Ludwig (1766–1823), Mediziner in Berlin 302 A. W. Iffland’s Krankheitsgeschichte 302 Forstenburg, C a r l Anton Ferdinand von (1767–1794), Militär, 1785 Offizier im Dragonerregiment Schonberg in Lothringen, Sohn von Maria Antonia von Branconi und Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel 106; 233 Forster, Johann Reinhold (1729–1798), Naturwissenschaftler und Forschungsreisender, seit 1779 Professor der Naturkunde und Mineralienforschung in Halle/S. 392 Franckenberg (Frankenberg) und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig von (1728–1815), sachsen-gothaischer Geheimer Rat und Obersteuerdirektor 293; 214, 331, 447 –, F r i e d e r i k e Dorothea Caroline von, geb. von Rüxleben (1745– 1832), dessen Frau 161; 11, 331 Frank, Johann Peter (1745–1821), Mediziner, Arzt in Rastatt und Bruchsal, Professor in Göttingen, Pavia, Wien und Wilna (Vilnius), von 1795 bis 1805 Generaldirektor des medizinischen Dienstes in der Lombardei, von 1805 bis 1808 Leibarzt des Zaren in St. Petersburg, zuletzt wieder in Wien 6; 11, 72 Frankreich –, Ludwig XIV. König von Frankreich und Navarra (1638–1715), seit 1661 Regent 12, 207, 213; 32, 80 –, Ludwig XVI. König von (1754– 1793), seit 1774 Regent, 1793 hingerichtet 240 Frauenholz, Johann Friedrich (1758– 1822), Kunstsammler und Verle-

ger, Kunsthändler in Nürnberg 12; 31 Fritsch, Friedrich August von (1768– 1845), Hof- und Jagdjunker, 1794 Oberforstmeister in Ilmenau 168, 310; 344 Fritsch, Jacob Friedrich von (1731– 1814), Beamter, seit 1762 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, von 1767 bis 1800 Präsident, seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat 415 Fulda, Fürchtegott Christian (1768– 1854), Lehrer am Pädagogium und Pfarrer in Halle/S. 299 Trogalien zur Verdauung der Xenien 299 Funck, Carl Wilhelm Ferdinand von (1761–1828), sächsischer Offizier und Historiker, seit 1787 Student in Göttingen, 1791 Rittmeister, zuletzt Generalleutnant und Divisionskommandeur 3, 119, 185 Robert Guiscard Herzog von Apulien und Calabrien 185 Galenos (Galenus, Galen) von Pergamon (129/131–um 199/201 oder 216), griechischer Arzt und Anatom, seit 161 in Rom u.a. als kaiserlicher Leibarzt 9 Gallitzin (Gallizin, russ. Golizyn), Adelheid A m a l i a Fürstin von, geb. Gräfin von Schmettau (1748–1806), seit 1768 Frau des Fürsten Dmitri Alexejewitsch Golizyn, 1774 von ihm getrennt, seit 1779 in Münster 40, 216; 90 Garve, Christian (1742–1798), Schriftsteller in Breslau 369 Gatto, F r a n z Anton (1755–1826), Sänger und Schauspieler, von 1791 bis 1797 in Weimar 302; 462 Geissler, Johann G o t t l o b (1738– 1799), Gold- und Silberarbeiter,

Personen und Werke

Juwelier und Mineralienhändler in Leipzig 138, 141; 249, 291, 294, 470 Geist, Johann Jacob L u d w i g (1776– 1854), von 1795 bis 1804 Goethes Diener und Schreiber, 1805 Registrator beim Hofmarschallamt, 1814 Hofrevisor in Weimar 146, 269; 46, 67, 129, 166, 185, 313, 382 Gemeiner, Johann Gottfried (1750– 1820), Lotterie- und Industrieunternehmer in Weimar 124 Gemmingen(-Hornberg), Otto Heinrich von (1755–1836), Schriftsteller und Diplomat, Dramaturg in Mannheim 17 Der deutsche Hausvater (Dramen-Bearbeitung) 17 Genast, Anton (um 1765–1831), Schauspieler, Sänger und Regisseur, seit 1791 in Weimar, 1817 pensioniert 370 Gentz, Friedrich (1764–1832), Publizist und Politiker, von 1785 bis 1802 in preußischen Diensten, 1793 Kriegsund Domänenrat, Mitarbeiter von Friedrichs Viewegs „Taschenbuch“ 371, 374f. Maria Stuart 371, 374 Seiner Königlichen Majestät Friedrich Wilhelm dem III 371, 374 Germar, Wilhelm Heinrich von (1735– 1796), Offizier, seit 1788 Kommandant der Weimarer Garnison, 1795 Oberstleutnant 282, 284; 425, 431 Gern, Johann G e o r g (1757/59– 1830), Sänger und Schauspieler, seit 1780 in Mannheim, von 1795 bis 1800 in München, seit 1801 in Berlin 283; 430 Gerning, Johann Isaak (1767–1837), Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller und Kunstsammler in Frankfurt a. M., 1793 Student in Jena, 1793/94 und 1797/98 in Italien, Legationsrat,

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1798 Gesandter Neapels auf dem Rastatter Kongress, 1804 hessenhomburgischer Geheimer Rat, 1816 Gesandter beim Bundestag in Frankfurt a. M. und 1818 in London 148f., 164, 239f., 243; 35f., 309f. –, Johann Christian (1745–1802), Bankier in Frankfurt a. M., dessen Vater 148, 239; 310 Geßler, Carl Friedrich Graf von (1753– 1829), preußischer Beamter, von 1787 bis 1792 Gesandter in Dresden, dann privatisierend, von 1796 bis 1797 in Italien EB 20; 44, 46–48, 54f., 91, 132, 216, 228, 236; 98, 102, 104, 108, 116, 119, 189, 195, 281, 437 Geßner, Heinrich (1768–1813), Verleger und Buchhändler in Zürich, Schwiegersohn von Christoph Martin Wieland 246 –, C h a r l o t t e Wilhelmine, geb. Wieland (1776–1816), seit 1795 dessen Frau 246 Ghiberti, Lorenzo (1378/81–1455), italienischer Bildhauer 21, 91, 210; 51, 194f., 341 〈Antependium〉 (Silberarbeit) 91, 227f.; 195 〈Paradiestür〉 (Bronzetür) 91, 228; 195 Ghirlandaio, Domenico (eigentlich Domenico di Tommaso Bigordi del Ghirlandaio) (1449–1494), italienischer Maler 194 Glave-Kobielski (Glave von Kobielski), Karl (Karl Friedrich, Karl Georg Gottfried) (1752–1831), preußischer Beamter, österreichischer politischer Agent, Publizist, Abenteurer und Unternehmer 75f.; 160f. Germania im Jahre 1795 75, 76; 160–162 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (1719–1803), Dichter, seit 1747

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Register

Domsekretär, später Kanonikus in Halberstadt 353 Göchhausen, Carl Siegmund Anton von (1744–1816), Beamter, seit 1785 Assessor, von 1788 bis 1790 Oberkonsistorialrat in Eisenach, danach im Schwarzburgischen lebend, Cousin von Louise von Göchhausen 289; 439f. Göchhausen, Ernst August Anton von (1740–1824), Schriftsteller und Beamter, bis 1769 Offizier in preußischen Diensten, dann Kammerjunker, Kammerassessor in Eisenach, 1777 Kammerrat, 1784 Geheimer Kammerrat, 1802 Kammerdirektor, 1809 Geheimer Rat und Schloßhauptmann 483 Göchhausen, L o u i s e Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), Gesellschafterin und seit 1783 erste Hofdame der Herzogin Anna Amalia 28; 68, 214, 246, 292, 293 Göpferdt, Johann Christian Gottfried (1755–1814), Verlagsbuchhändler und Buchdrucker in Jena 61; 129, 145, 352 Göpfert, Carl Gottlieb (1733–1798), Violinist und Komponist, seit 1770 Orchesterdirektor und Konzertmeister in Weimar 302; 442, 462 Goertz, Johann Eustach(ius) Graf von (1737–1821), Jurist, Diplomat und Schriftsteller, von 1762 bis 1775 Erzieher von Carl August und des Prinzen Constantin, danach in preußischen Diensten, u.a. von 1779 bis 1785 preußischer Gesandter in St. Petersburg 161 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Verlagsbuchhändler in Leipzig 346, 369 Goethe, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), Goethes Mutter EB 28, EB 32, EB 34, EB 35,

EB 37, EB 43, EB 64; 3, 92, 94, 97, 128, 302; 7, 124, 197, 202, 211f., 272, 281, 343, 406f., 461 –, Johann Caspar (1710–1782), Jurist, 1742 kaiserlicher Rat, danach Privatier in Frankfurt a. M., Goethes Vater, seit 1748 deren Mann 304 –, A u g u s t Walter von (1789–1830), deren Enkel s. Vulpius, A u g u s t Walter von Goettling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker und Pharmazeut, Professor in Jena 158; 62 Goetze (Götze), Johann Georg P a u l (eigentlich Johann Paul August) (1761–1835), Bedienter und Beamter, von 1777 bis 1794 Goethes Diener und Schreiber in Weimar, seit 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor A 31; 29, 43, 260, 285, 307; 20, 22, 71, 96, 102, 412, 431f., 455f., 467 –, Johann Ernst, Regimentsmusiker in Weimar, dessen Vater 455 –, Maria Dorothea, geb. Güntzel (1730–1812), dessen Mutter 8; 20, 455f. –, Johann Gottfried (um 1766–1816), seit 1804 Stadtmusiker in Jena, dessen Bruder 455 Gore, Elisabeth (E l i z a) Maria (1753– 1802), englische Malerin EB 59; 380 –, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, seit 1791 in Weimar, deren Vater 22, 210; 43, 52, 114 Gotter, Louise, geb. Stieler (1760– 1826), seit 1780 Frau von Friedrich Wilhelm Gotter in Gotha 260, 299, 314, 392, 404 Graff, Johann Jacob (1768–18148), Schauspieler, seit 1793 in Weimar A 29; 453f.

Personen und Werke

–, Johann Heinrich (1729–1782), Pfarrer in Munster (Elsass), dessen Vater 453 Grapengießer, Carl Johann Christian (1773–1813), Arzt in Berlin 118 Griesbach, Johann Jacob (1745–1812), Theologe, Professor in Jena, Schillers Hauswirt A 28; 97, 160, 305; 62, 214, 328, 451f., 455, 465 Grimm, Friedrich M e l c h i o r von (1723–1807), Diplomat, Schriftsteller und Gelehrter, seit 1776 sachsengothaischer Gesandter am Hof in Versailles, später in französischen und russischen Diensten 161, 275; 226, 332 Correspondance littéraire, philosophique et critique (Hrsg.) 161; 226 L’Apparition de Mademoiselle Clairon 161, 275; 332 Großbritannien –, August Friedrich Prinz von (1773– 1843), seit 1801 Herzog von Sussex, sechster Sohn von König Georg III. 28, 78 Guercino (eigentlich Giovanni Francesco Barbieri) (1591–1666), italienischer Maler 48, 217; 110 Die Rückkehr des verlorenen Sohnes (Gemälde) 48f., 217; 110 Habsburg-Toskana –, Ferdinand III. Joseph Johann Baptist von (1769–1824), Regent seit 1791 198, 281 Hackert, Jacob P h i l i p p (1737–1807), Landschaftsmaler, seit 1753 in Ausbildung als Dekorationsmaler in Berlin, 1758 als Landschaftsmaler an der Berliner Akademie der Künste, 1762 Stralsund, Rügen und Südschweden, von 1765 bis 1768 in Paris, danach in Italien, seit Dezember 1768 in Rom, 1786 Hofmaler König Ferdinands IV.

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von Neapel, 1799 Flucht vor französischen Truppen nach Livorno, zuletzt bei Florenz 58; 38, 40, 65, 215f., 223; 28, 90, 112, 134–136, 191 –, G e o r g Abraham (1755–1805), Kupferstecher, Radierer und Kunsthändler, seit 1786 in Neapel, 1799 in Livorno und Pisa, 1800 in Florenz, dessen Bruder 62; 134f. –, Jacob Philipp d.Ä. (1712–1768), Porträtmaler in Prenzlau (Uckermark), dessen Vater 134 Halem, Gerhard Anton von (1752– 1819), Jurist, Schriftsteller und Publizist in Oldenburg 353 Hamann, Johann Georg (1730–1788), Philosoph und Schriftsteller in Königsberg 93f. Hamilton, Emma (eigentlich Amy Lyon), geb. Harte (Hart) (1761/65–1815), Tochter eines englischen Hufschmieds, Vertraute der Königin Maria Karolina in Neapel, seit 1786 Geliebte und 1791 Ehefrau des britischen Gesandten in Neapel Sir William Hamilton, von 1798 bis 1805 Geliebte von Horatio Lord Nelson 371f., 374f. Hammer, Joseph von (seit 1836: Hammer-Purgstall) (1774–1856), österreichischer Orientalist, Diplomat, Dolmetscher und Übersetzer 236 Erinnerungen aus meinem Leben 236 Harstall, Wilhelm Adolf Heinrich A d a l b e r t von (1737–1814), Kleriker und Mitglied der Benediktiner, seit 1761 Ordenspriester, 1788 als Adalbert III. Fürstbischof von Fulda 133, 237; 282 Hatzfeldt (Hatzfeld; Hatzfeldt-Weisweiler), E d m u n d Gottfried Wilhelm Cornelius Graf von (1746–1806), kurpfälzischer Kammerherr, Land-

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Register

marschall des Herzogtums Jülich A 22; 289; 439f., 444f. –, Maria Anna Antonetta, geb. von Cortenbach, dessen Frau 444 –, Karl Eugen Innozenz (1719–1785), dessen Vater 444 –, Maria Isabella Theresia Karoline, geb. von Loe zu Wissen, dessen Mutter 444 Haug, Johann Christoph F r i e d r i c h (1761–1829), Schriftsteller, seit 1793 Geheimer Sekretär in Stuttgart 26, 353 Hecker, August Friedrich (1763–1811), Mediziner, seit 1790 Professor in Erfurt, 1805 am Medizinisch-chirurgischen Collegium in Berlin 123; 261 Von dem schweeren Zahnen der Kinder 123; 261 Magazin für die pathologische Anatomie und Physiologie (Hrsg.) 123; 261 Hederich, Friedrich Christian Leberecht (1770–1797), Sohn eines Pfarrers in Krautheim bei Buttelstedt, seit dem Alter von zwei Jahren als Vollwaise auf Unterstützung angewiesen, Besuch des Weimarer Gymnasiums, von 1789 bis 1794 Studium der Philosophie in Jena, Wendung zur Medizin, seit Herbst 1796 in Wien 137; 287 Heigelin (Heigelein), Christian (1744– 1820), Kaufmann und Bankier in Neapel, dänischer Generalkonsul, von 1790 bis 1793 Geschäftsträger der dänischen Gesandtschaft 11, 38, 40, 214, 216; 28, 87, Heiße, Gastwirt in Stützerbach 307; 467 Hemsterhuis, Frans (Franz, François) (1721–1790), niederländischer Philosoph und Ästhetiker, Freund von Adelheid Amalia von Gallitzin

in Den Haag, später in Münster 90 Hendrich, F r a n z L u d w i g Ernst A l b r e c h t Karl Friedrich von (1754–1828), Beamter und Militär, seit 1781 Kammerrat in Weimar, 1784 auch Kammerherr, 1796 pensioniert 490 Hennings, A u g u s t Adolph Friedrich von (1746–1826), Jurist und Schriftsteller, dänischer Beamter und Diplomat, 1771 Archivsekretär in Kopenhagen, von 1772 bis 17762 holsteinisch-dänischer Legationssekretär in Berlin und Dresden, 1776 wieder in Kopenhagen, 1779 Staatsrat, 1783 Kammerherr, 1787 Amtmann in Plön, seit 1807 Administrator der Grafschaft Rantzenau und Intendant verschiedener Güter 394, 453 Der Genius der Zeit (Hrsg.) 394, 453 Hensler, Philipp Gabriel (1733–1805), Schriftsteller und Mediziner, seit 1789 Professor in Kiel 400f. Herda zu Brandenburg, Carl Christian von (1726/28–1802), Beamter, seit 1776 Kammerpräsident in Eisenach, 1781 Geheimer Rat, (Ober-)Steuerund Kassendirektor 489 Herder, Johann Gottfried (1744–1803), Theologe, Philosoph und Schriftsteller, seit 1776 Generalsuperintendent und Oberkonsistorialrat in Weimar, 1789 Vizepräsident, 1801 Präsident des Oberkonsistoriums 10; Nachtrag GB 7/156; 3, 7, 68, 71, 224; 5, 23, 49, 105, 147, 155f., 190, 206, 208, 234, 254, 303, 326, 347, 356, 376, 396, 404, 487 Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker 356

Personen und Werke

–,

–,

–,

–,

–,

–,

Briefe zu Beförderung der Humanität 68, 71, 224; 147, 155f. 〈Gedichte〉 Der Wechsel der Dinge 303 Die verschiedene Weise der Macht der Liebe 303 Moral 106; 234 Zauberey der Töne 303 Von deutscher Art und Kunst 356 Maria Carolina (C a r o l i n e, L i n a), geb. Flachsland (1750–1809), dessen Frau 3, 7; 5, 23, 487f. Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), von 1792 bis 1796 Student der Medizin in Jena, später Arzt in Weimar, deren ältester Sohn 3, 7; 5, 18, 23, 25, 488 Siegmund A u g u s t Wolfgang (1776–1838), von Oktober 1794 bis September 1795 in Pension in Neufchâtel, 1795 Student der Naturwissenschaften in Jena, 1796 in Göttingen, 1797 an der Bergakademie in Freiberg, 1800 Student der Rechte in Wittenberg, 1802 Bergamtsassessor in Marienberg und Schneeberg, Patenkind Goethes, deren zweiter Sohn 3, 7, 28; 5, 18, 23, 25, 68, 489 W i l h e l m Ludwig Ernst (1778– 1842), 1794/95 in Pension in Neufchâtel, von 1796 bis 1800 Kaufmannslehre in Hamburg, 1805 Kaufmann in Petersburg, deren dritter Sohn 3, 7; 5, 18, 23, 25 Karl Emil A d e l b e r t (1779–1857), 1794/95 Landwirtschaftslehrling in Hedersleben, von 1797 bis 1799 in Oberweimar, 1800 Verwalter von Völkerndorff in Colmberg, 1801 Besitzer der Hofmark Stachesried in der Oberpfalz, deren vierter Sohn 3, 7; 5, 18, 23, 25 deren Kinder 3, 7; 5, 18, 23, 25

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Herrmann, Friedrich Carl (1738– 1816), Apotheker in Hamburg 264; 131 Herzog, Johann Adolf (1745/46–1807), Beamter, 1782 Rentkommissar in Ilmenau, zuletzt Schichtmeister 467 Hesiod (Hesiodos) (um 700 v. Chr.), griechischer Dichter 381 Hessen-Darmstadt –, Ludwig X. von (1753–1830), seit 1790 Landgraf, 1806 als Ludwig I. Großherzog, Sohn Ludwigs IX., Bruder von Herzogin Louise 14, 93; 34, 59, 201f., 450 –, L o u i s e Caroline H e n r i e t t e Landgräfin von (1761–1829), Frau Ludwigs X. 14; 34, 59, 300 –, L o u i s e Caroline Theodore Amalie Prinzessin von (1779–1811), deren Tochter 34, 59, 356 Hippokrates von Kos (um 460–um 370 v. Chr.), griechischer Arzt 5, 204; 9f. Corpus Hippocraticum 9 De aere aquis et locis 5, 204; 9 De diaeta 9 Hirt, A l o y s (Alois) Ludwig (1759– 1837), Archäologe und Kunsthistoriker, von 1782 bis 1796 in Rom, 1796 Hofrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Akademie der Künste in Berlin, 1810 Professor der Altertumskunde, Mitgründer der Berliner Museen 3, 12, 34, 48, 61, 67, 88, 109, 144, 162f., 206, 217, 242; 7, 31, 78f., 109, 129, 146, 206, 208, 238, 300, 314, 334, 342 Reise von Grottaferrata nach dem Fucinischen See und Monte Cassino 48, 61, 67, 88, 109, 144, 162f., 217; 31, 109, 129, 146, 238, 300, 314, 334

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Register

Risse über den Emissär des Fucinischen Sees (Kupferstich) 129, 146, 238, 300, 338 Hoffmann (Hofmann), Heinrich Siegmund (1699–1765), 1732 Gründer der Hoffmannischen Buchhandlung in Weimar 303 –, Carl Ludolph (1729–1780), Inhaber der Hoffmannischen Buchhandlung in Weimar, dessen Sohn 303 –, Eva Dorothea, Witwe von Carl Ludolph Hoffmann, seit 1780 Inhaberin der Hoffmannischen Buchhandlung in Weimar 145, 154; 303, 313 Hoffmann, Leopold Alois (1748–1806), Professor für Rhetorik in Wien 215 Eudämonia, oder deutsches Volksglük (Hrsg.) 215 Hogarth, William (1697–1764), englischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 196, 250; 412f. Weg des Liederlichen (Zyklus) 413 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.) 181, 197, 226, 248, 251, 252; 347, 379–381, 416 Ilias 181, 197; 379, 381, 416 Odyssee 181, 197; 347, 379, 381, 416 Horny, Conrad (1764–1807), Maler und Kupferstecher, von 1789 bis 1792 Lehrer an der Zeichenschule in Eisenach, danach in Weimar 51, 131, 220, 236; 114, 280, 478 –, Maria J o s e p h a Bernhardina, geb. Ortelli (1770–1854), Kunst- und Papierwarenhändlerin in Weimar, seit 1796 dessen Frau 51, 219; 114, 280 Hose, Johann Heinrich (1765–1841), Zeichenlehrer an der Zeichenschule in Eisenach 478 Hoym, Carl Georg Heinrich Graf von (1739–1807), Politiker, von 1770 bis 1806 preußischer dirigierender

Minister für Schlesien in Breslau 81, 268 Hufeland, C h r i s t o p h W i l h e l m Friedrich (1762–1836), Mediziner, seit 1784 Hofmedikus in Weimar, 1793 Professor der Medizin in Jena, 1796 Leibarzt und Hofrat in Weimar, 1801 königlicher Leibarzt in Berlin 6, 116, 149, 160, 240; 11, 20, 71f., 98, 104, 248, 311, 328, 395, 429 Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern 395 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Rechtsgelehrter, 1788 Professor der Rechte in Jena, Mitherausgeber der ALZ, 1803 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatspräsident und Bürgermeister von Danzig, 1813 erneut Professor in Landshut, 1816 in Halle/S., Onkel von Christoph Wilhelm Hufeland 72, 118, 128, 128K; 141, 160, 283; 20, 98f., 104, 142, 166, 168f., 278, 326, 328, 354, 402, 460 –, Conradine Louise W i l h e l m i n e, geb. Wiedemann (1776–1823), seit 1793 dessen Frau 80; 98, 305 –, Anna Rosalie M a t h i l d e (1794–1863), dessen Tochter 305 –, Johanna Friederieka T h e r e s i a (T h e r e s e) (1796–1833), dessen Tochter 305 Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767–1835), preußischer Staatsmann, Sprachforscher und Schriftsteller, Privatgelehrter in Berlin, von Februar 1794 bis April 1797 zeitweise in Jena, danach in Paris und Spanien, von 1802 bis 1808 preußischer Gesandter beim Vatikan, später in Wien und London, 1817 Mitglied des preußischen Staatsrats, Mitbegründer der Universität zu Berlin 51; 26, 76, 80, 106, 159f., 163f.,

Personen und Werke

170, 172, 175f., 178, 180, 183, 192, 247; 3, 39, 61, 63, 65, 67, 75, 94, 117f., 126, 163, 170, 189, 210, 232, 243, 252, 258, 321, 326, 328f., 337f., 347, 354, 358–362, 366, 368, 370, 380f., 403, 411, 419 –, C a r o l i n e (Li) Friederike, geb. von Dacheröden (1766–1829), dessen Frau 164, 172, 175, 176; 67, 119, 126, 173, 321, 337, 354, 360–362, 366 –, Alexander August Ferdinand Karl W i l h e l m von (1794–1803), deren Sohn 119, 173f. –, Maria Elisabeth von, geb. von Colomb, verw. von Holwede (1741– 1796), von 1766 bis 1779 verh. mit dem preußischen Kammerherrn und Major Alexander Georg von Humboldt, dessen Mutter 119, 170, 173, 326 –, Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von (1769–1859), preußischer Bergbaubeamter, von 1792 bis 1796 in Steben, Arzberg und Goldkronach in Franken, im Frühjahr 1797 in Jena, von 1799 bis 1805 Forschungsreise nach Südamerika, von 1805 bis 1807 in Berlin, von 1808 bis 1827 in Paris, danach in Berlin, 1829 Forschungsreise nach Russland und Sibirien, dessen Bruder 182; 381–383 Ueber die einfache Vorrichtung 382 Hume, David (1711–1776), schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker 371, 374 History of England / The History of Great Britain 371, 374 Huschke, Wilhelm Ernst Christian (1760–1828), Mediziner, seit 1788 Leibarzt der Herzogin Anna Amalia in Weimar, 1792 Hofmedikus, 1804

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Hofrat, 1816 Geheimer Hofrat, Goethes Hausarzt 123; 261 Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler, Theaterdirektor und Bühnenschriftsteller in Mannheim, seit 1796 als Direktor des Nationaltheaters in Berlin 5, 34, 126; 14, 36f., 55, 159, 214, 257–259, 295, 299; 14–17, 34, 37, 83, 87, 92f., 95, 116, 120, 142, 216, 220, 301, 327, 329, 351, 369, 373, 375, 377, 423, 435f., 449f., 453, 458 Der Herbsttag 17 Der Spieler 36; 17, 83 Die Advokaten 14; 34 Die Aussteuer 17 Die Hagestolzen 17, 453 Dienstpflicht 17 Meine theatralische Laufbahn 301 Schein-Verdienst 17 –, L u i s e Margarete, geb. Greuhm (1760–1819), seit 1796 dessen Frau 15, 301f. Imhoff, Anna Amalia (A m a l i e) von (1776–1831), Schriftstellerin und Malerin, von etwa 1791 bis 1804 in Weimar, 1800 Hofdame der Herzogin Louise, 1803 Frau von Carl von Helvig, in Schweden, Heidelberg und Berlin lebend 22, 80, 90, 210, 227; 40, 52, 59, 175 〈Porträt eines Geschwisters〉 (Zeichnung) 22, 210; 52 –, Philipp E r n s t Karl von (1781–1803), deren Bruder 52 –, Katharina (K ä t h c h e n) Maria Anna (M a r i a n n e) Sophia Karolina von (1782/83–1840), Malerin, seit 1810 Frau des schwedischen Bankiers Gustaf de Ron, deren Schwester 52 –, L o u i s e Henriette (Luise Concordia) von (1787–1848), Malerin, seit 1817 Frau des preußischen Regie-

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Register

rungsrats Leopold Otto Ferdinand von Kloch, deren Schwester 52 Ingversen, Martin Heinrich (1773– 1810), norwegischer Chemiker, von 1795 bis 1796 Student in Göttingen, zuletzt Apotheker in Kongsberg bei Oslo 413 Jacobi, Carl Wigand M a x i m i l i a n (M a x) (1775–1858), Mediziner, 1793/94 Student der Medizin in Jena, dann in Göttingen und Edinburgh, von 1797 bis 1800 Arzt in Vaels bei Aachen, später u.a. in Eutin, Sohn von Friedrich Heinrich Jacobi EB 48; 62, 156f., 180, 190, 194f.; 133, 319, 327, 370, 398, 409f., 411f. Jacobi, F r i e d r i c h (F r i t z) Heinrich (1743–1819), Philosoph, Schriftsteller und Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jülisch-bergischen Hofkammer in Düsseldorf, 1779 Geheimer Rat in München, Privatier in Pempelfort bei Düsseldorf, 1794 in Wandsbek und Eutin, 1807 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 57, 133, 136, 172; EB 27; 61, 174, 271, 273; 93, 130, 132, 173f., 232, 319, 356, 370, 408, 453 Woldemar 61, 194; 132, 410 –, Clara (C l ä r c h e n, K l ä r c h e n), s. Clermont, C l a r a Franziska von –, Anna Catharina C h a r l o t t e (L o l l o, L o t t e) (1752–1832), dessen Halbschwester 132, 321 –, Susanna H e l e n e (L e n e, L e n c h e n), dessen Halbschwester 62; 132, 321, 410 Jagemann, Christian Joseph (1735– 1804), Romanist, Bibliothekar von Herzogin Anna Amalia in Weimar 124; 261

Jean Paul s. Richter, Johann Paul Friedrich Jenisch, Daniel (1762/64–1804), Prediger und Schriftsteller in Berlin 352 Jourdan, Jean-Baptiste Comte (1762– 1833), französischer General, 1804 Marschall von Frankreich 115, 132, 232, 237; 199, 201, 212, 223, 247, 281f. Jung, Johann Heinrich (genannt JungStilling) (1740–1817), Mediziner, Kameralist und Schriftsteller, ursprünglich Schneidergeselle, 1770 Student in Straßburg, Augenarzt in Elberfeld, 1778 Professor an der Kameralschule in Kaiserslautern, seit 1784 in Heidelberg, seit 1787 Professor in Marburg 315; 481, 483 Kalb, C h a r l o t t e Sophia Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761– 1843), Schriftstellerin, von 1787 bis 1792 sowie von 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin 26, 39, 41, 50, 55; 88; 63, 65, 95, 105, 179, 188, 351 –, H e i n r i c h Julius Alexander von (1752–1806), Offizier in französischen Diensten, seit 1786 deren Mann, 1799 Trennung 27; 66, 179 Kalckstein, Ludwig Karl von (1725– 1800), preußischer Generalfeldmarschall, seit 1798 Gouverneur von Magdeburg 293; 448 Kant, Immanuel (1724–1804), Professor der Philosophie in Königsberg 18, 22, 25, 73, 96, 166, 210, 244; 43, 93, 209, 234, 253f., 299, 342, 411 Critik der reinen Vernunft 254, 411 Critik der Urtheilskraft 73; 156f., 254, 411 Von einem neuerdings erhobenen

Personen und Werke

vornehmen Ton in der Philosophie 96, 166, 244; 209, 342 Zum ewigen Frieden 411 Kapp, Christian Erhard (1739–1824), Arzt und medizinischer Schriftsteller in Leipzig, seit 1808 in Dresden 403 Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), schweizerische Malerin, seit 1782 in Rom, 1767/68 Frau des schwedischen Grafen Frederick de Horn, 1781 Frau des italienischen Malers Antonio Zucchi 59; 40, 216; 78, 89f., 112, 137, 342 Keller, Joseph (erwähnt 1796–1800), Vergolder und Lackierer in Berlin EB 51 Kipp, Johann Heinrich (1773–1834), Student der Rechte in Jena, 1811 Richter in Lübeck, 1833 Bürgermeister 317 Kircheisen, Friedrich Leopold (1749– 1825), Jurist und preußischer Beamter, seit 1795 Vizepräsident des Kammergerichts in Berlin, 1809 Präsident, 1810 Justizminister 259 Kirms, Franz (1750–1826), Beamter, seit 1174 Hofkassierer in Weimar, 1786 Assessor beim Hofmarschallund Stallamt, 1789 Land- und 1794 Hofkammerrat, 1813 Geheimer Hofrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant EB 7, EB 8, EB 9; A 1, A 5, A 30, A 33, A 34, A 37, A 44, A 55; 97, 283, 293; 15f., 214, 301f., 423, 425, 430, 434, 447, 449f. Klauer, M a r t i n Gottfried (1742– 1801), Bildhauer, zunächst in Rudolstadt, seit 1773 weimarischer Hofbildhauer, seit 1777 in Weimar, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 25, 40, 216; 61f., 91, 208, 363f., 488

565

〈Giebelrelief Römisches Haus〉 363f. 〈Grabmal für Louise Kobe von Koppenfels〉 40, 216; 91, 208 〈Kenotaph für Prinz Constantin〉 91 Kléber, Jean Baptiste (1753–1800), französischer General 139 Kleinsteuber, E r n s t Wilhelm Gottfried, Mechaniker in Gotha, seit 1794 Hofmechaniker in Weimar 306; 466 Klopstock, Friedrich Gottlob (1724– 1803), Dichter 35, 342 Knebel, Carl Ludwig von (1744–1834), Militär, Schriftsteller und Übersetzer, von 1765 bis 1773 preußischer Fähnrich in Potsdam, 1774 sachsenweimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin in Weimar und Tiefurt, 1780 Major, 1781 pensioniert, seit 1784 in Jena, von 1798 bis 1804 in Ilmenau, dann wieder in Jena, Freund Goethes 2, 6, 11, 19, 20, 25, 47, 81, 138, 147, 167; EB 65; 20, 23–25, 70, 83, 88, 106, 139, 190f., 277; 4, 23, 26, 47f., 49f., 56f., 61, 105, 149f., 152f., 189, 206, 208, 232, 260, 290, 338, 367, 376, 391f., 397, 402, 404, 455 Elegien von Properz (Übersetzung) 20, 23–25; 47f., 49f., 56f., 61, 232 Köchy, Christian Heinrich Gottlieb (Pseudonym Friedrich Glover) (1769– 1828), Jurist und Schriftsteller aus Braunschweig, seit 1800 Privatdozent in Leipzig 289; 439, 440 Körner, Christian Gottfried (1756– 1831), Jurist und Beamter, seit 1781 Konsistorialadvokat in Leipzig, 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, 1815 Staatsrat im preußischen Innenministerium, 1817 Geheimer Oberregierungsrat im Kultusministerium 119, 161, 161K; 44, 46–48, 54f., 68, 146,

566

Register

158, 160, 170, 173, 191, 216; 3f., 39, 46, 65, 98f., 102, 104–106, 109, 116, 119, 125, 147, 152, 243, 281, 285, 306, 323f., 328f., 347, 355, 358, 360–362, 370, 379f., 391, 402, 437 –, Anna Maria Jakobine (M i n n a), geb. Stock (1762–1843), Malerin, Schwester von Dora Stock, seit 1785 dessen Frau 44, 46–48, 54f., 136, 186, 216, 250; 98, 102, 108, 116, 119, 286, 389, 437 –, E m m a Sophie (1788–1815), deren Tochter 44, 46, 47f., 54f., 186, 216, 250; 98, 102, 108, 116, 119, 437 –, Carl T h e o d o r (1791–1813), deren Sohn 44, 46, 47f., 54f., 216; 98, 102, 108, 116, 119, 437 Kohl, Clemens (Kliment) (1754–1807), böhmisch-österreichischer Kupferstecher, Radierer und Illustrator 371, 374 Koppenfels, M a r i a Christiana Kobe von, geb. Kühn (1748–1810), Tochter des Kaufmanns Johann Wilhelm Kühn in Eisenach EB 30, EB 31; 40, 204, 216; 12, 90, 113, 140, 156 –, Johann Friedrich Kobe von (1738– 1811), Beamter, seit 1789 Kanzler in Weimar, 1794 Geheimer Rat, von 1783 bis 1809 Direktor der jenaischen Landschaftskasse, 1809 privatisierend, seit 1763 deren Mann 204; 12 –, Amalie Kobe von, deren Tochter von s. Meyer, Amalia –, Johanna L o u i s e Bernhardine Kobe von (1776–1795), deren Tochter 40, 216, 264; 90, 113, 140, 156, 208 Kosegarten, Gotthard Ludwig (Theobul Ludwig) (1758–1818), Pfarrer in Altenkirchen (Rügen), 1808 Professor in Greifswald 243

Kotzebue, A u g u s t Friedrich Ferdinand von (1761–1819), Schriftsteller und Diplomat, bis 1795 russischer Beamter, 1798 Hoftheaterdichter in Wien, 1799 in Weimar 17, 216, 377 Der Freimüthige (Hrsg.) 377 Die Sonnen-Jungfrau 17 Kräuter, Friedrich T h e o d o r David (1790–1856), Sekretär und Bibliothekar, 1805 Schreiber und 1814 Akzessist an der Bibliothek in Weimar, 1816 Sekretär, 1837 Bibliothekar, seit 1814 in Goethes Diensten, 1817 Verwalter von dessen Bibliothek, 1832 von dessen Sammlungen 14, 134, 257, 304, 444, 469 Kranz (Crantz), Johann Friedrich (1752–1810), Violinist und Komponist, seit 1787 Konzertmeister in Weimar, 1799 Kapellmeister, 1786/ 87 in Italien, 1803 in Stuttgart A 20; 442 –, Georg, Pächter in Weimar, dessen Vater 442 Kraus, Georg Melchior (1737–1806), Zeichner, Maler und Kupferstecher in Frankfurt a. M., seit 1775 in Weimar, seit 1776 Direktor der Freien Zeichenschule 51, 61, 220; 114, 134, 280 〈Landschaftsbilder von den Borromäischen Inseln〉 51, 61, 220; 114 Krüger, Christoph Wilhelm (um 1740/50–1810), Jurist, mecklenburg-schwerinischer Beamter, Komponist aus Malchin, 1768 Student in Greifswald, seit 1776 oder früher Amtsrat in Waren und Advokat am Hof- und Landgericht in Güstrow, 1796 zeitweise in Jena, 1806 Flucht aus Mecklenburg, zuletzt in Jena lebend 260 Kruse (Cruse), Friedrich L e o p o l d (1766–1850), Beamter, seit 1792

Personen und Werke

Kammerarchivar in Weimar 289, 292; 439–441, 446f. Kühne, Amtmann aus Höxter 292; 447 Küstner (Kistner), Simon Friedrich (1745–1799), Handelsmann in Frankfurt a. M., Mitgründer des dortigen Theaters 36 La Roche, Marie S o p h i e von, geb. Gutermann von Gutershofen (1730– 1807), Schriftstellerin, seit 1786 in Offenbach 202, 211, 213 Lando (Landi), Ortesio (Philolethes) (vor 1512–nach 1556), italienischer Arzt 11, 206; 29f. Quaestiones Forcianae 11, 206; 29f. Lamprecht (Lambrecht), Jacob Rudolf (1748–1828), Fleischermeister und Universitätsökonom in Jena, seit 1809 Landkommissar 305; 465 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), schweizerischer Theologe und Schriftsteller, 1786 Pfarrer in Zürich 155, 157; 316f., 322 Nathanaél 322 Vermächtniß an Seine Freünde 316f. Ueber des neuen Paulus saubere Wegerklärung des (uns) wunderbaren Wandelns, Jesu auf dem Wasser 316f. –, Diethelm (1743–1826), Arzt und Apotheker in Zürich, dessen Bruder 316, 322 Lefebvre, François-Joseph (1755–1820), französischer General, seit 1804 Marschall von Frankreich 200 Lengefeld, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743–1823), seit 1789 Hofmeisterin in Rudolstadt, Mutter von Caroline von Beulwitz und Charlotte Schiller 241, 401 –, Caroline von, deren Tochter s. Wolzogen, Caroline

567

–, Charlotte von, deren Tochter s. Schiller, Charlotte Lenz (Lentz), Carl Gotthold (1763– 1809), Philologe, Student der Theologie und Philologie in Jena, von 1797 bis 1800 Redakteur, seit 1799 Gymnasiallehrer in Gotha, 1807 auch Aufseher über das Münzkabinett 335f. Lenz, Johann Georg (1745–1832), Mineraloge, seit 1781 Unteraufseher, 1781 Sekretär des Naturalienkabinetts in Jena, 1794 Professor, 1796 auch Direktor der mineralogischen Gesellschaft 138f., 141f., 308; 290, 292, 294f., 470 Leo X. (eigentlich Giovanni de’ Medici) (1475–1521), seit 1516 Papst 54 Leo, Friedrich August (1764–1842), Verlagsbuchhändler, seit 1795 in eigener Firma in Leipzig EB 36, EB 41; 92, 131, 133f., 179f., 184f., 228, 235–238, 247, 266–269; 196, 261, 278f., 282f., 310, 367, 377, 386f. Magazin für Freunde des guten Geschmacks (Hrsg.) 92, 134, 179f., 184f., 228, 247, 266–269; 196, 261, 278f., 283, 310, 367, 377, 386f. Leonardo da Vinci (1452–1519), italienischer Maler, Bildhauer, Baumeister, Naturforscher und Erfinder 55 Leonhard, Carl Cäsar (1779–1862), Mineraloge und Geologe 454 Lessing, Gotthold Ephraim (1729– 1781), Schriftsteller, Philosoph und Kritiker 168, 454 Emilia Galotti 454 Levin, Rahel (1771–1833), Schriftstellerin und Salonnière in Berlin 354 Lichtenberg, Georg Christoph (1742– 1799), Physiker, Naturforscher und Schriftsteller, seit 1767 Professor der Mathematik in Gießen, 1770 Professor der Philosophie in Göttingen,

568

Register

1775 Professor der Physik 35, 173, 173K; 196, 250, 259; 21, 42, 46, 54, 412f. Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche 196, 250; 412f. Ligne, Charles (K a r l) Joseph Lamoral Fürst von (1735–1814), österreichischer Militär, Diplomat und Schriftsteller, 1750/52 Eintritt ins Militär, 1764 Generalmajor, 1771 Feldmarschall-Leutnant, 1784 Feldzeugmeister, 1789 seines Kommandos enthoben, bis 1793 Gouverneur von Mons, seit 1794 in Wien lebend, 1808 Feldmarschall 271 〈Alexis und Dora〉 (Übersetzung) 271 Lindenzweig, Johann Christian (1762–1839), Beamter, seit 1794 Theaterkassierer in Weimar, 1802 Registrator, 1805 Stallkassierer A 12; 281, 286; 434 Lindt (Lind), Anton Franz Hermann von (1730–1805), sächsischer General, seit 1777 Oberst, 1784 Generalmajor, 1790 Generalleutnant, 1799 General der Infanterie 121; 255f. Linné, Carl von (Carl Nilsson Linnæus) (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala 217 Lippi, Fra Filippo (um 1406–1469), italienischer Maler 194 Loder, Justus Christian (1753–1832), Mediziner, seit 1778 Professor in Jena, 1803 in Halle/S., 1810 Leibarzt des russischen Zaren Alexander I. A 45; 29, 89, 116, 129, 139, 141, 143, 149, 160, 240, 304; 5, 20, 62, 72, 105, 192, 249, 274, 291, 292, 296, 305, 311, 328, 463, 469f. –, Charlotte L o u i s e Auguste, geb. Richter (1773–1847), dessen Frau 137, 146; 288, 305 –, Berta (1796–1842), deren Tochter 137; 288

Lorrain, Claude (eigentlich Claude Gelée) (1600–1682), französischer Landschaftsmaler 52; 134 Vier Tageszeiten (Gemäldezyklus) 52 Loßius, Johann Friedrich (1735–1796), Beamter, um 1773 Kanzlist und 1785 Registrator an der Kammer in Weimar, Unterlehrer an der Freien Zeichenschule 479f. Luck, Johann Georg L e b r e c h t von (1751–1814), Beamter und Offizier, seit 1790 Hauptmann in Weimar, 1791 Kammerherr, seit 1794 Hofmarschall, seit 1791 Mann von Sophie von Lichtenberg A 57; 482 Ludecus (Ludekus), Johann August (1741–1801), Beamter, seit 1775 Geheimer Sekretär der Herzogin Anna Amalia in Weimar, 1777 auch Schatullier 40, 216; 90 Ludwig, Christian Friedrich (1757– 1823), Botaniker und Mediziner, 1783 Professor der Naturgeschichte in Leipzig, 1796 Professor der Pathologie 192; 403 Lukian (Lucianus, Lukianos) (um 120– nach 180), griechischer Schriftsteller 202 Wie soll man Geschichte schreiben? 202 Macdonald, James (1771/72–1810), schottischer Theologe 378 Malcolmi (Malcolmy), H e l e n e (Hermine) Elisabeth, geb. (von) Schma(h)lfeld, gesch. Baranius, gesch. von Kloppmann (1761– 1798), Schauspielerin und Sängerin in Weimar 425 –, Anna Amalia (A m a l i e) Christiane (1783–1851), Schauspielerin, seit 1791 in Weimar, von 1816 bis 1844 in Berlin, seit 1803 verh. mit Heinrich Becker, deren Tochter 281; 425

Personen und Werke

Mallet (Malet), Graf Henrici de, französischer Emigrant in Weimar 105 Manso, Johann Caspar Friedrich (1758/59–1826), Schriftsteller und Philologe, seit 1790 Prorektor in Breslau, 1793 Rektor 183; 299, 314, 349, 367, 368f., 385 Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar 183; 299, 349, 367, 368f., 385 Martial (Marcus Valerius Martialis) (um 40–104), römischer Epigrammatiker 41f., 353, 384 Xenia 41 Masaccio (eigentlich Tommaso di Giovanni di Simone Guidi) (1401–1438), italienischer Maler 104, 231; 194, 205, 227 Masolino da Panicale (eigentlich Tommaso di Cristoforo Fini) (1383–1447), italienischer Maler 227 Matiegzeck (Maticzeck), M. Anna (auch Franziska Maximiliane) (1778–nach 1824), Schauspielerin und Sängerin, von 1794 bis 1801 in Weimar 286; 434 Matthaei (Mattei), C a r l Johann Conrad Michael (vorher Samson Geithel) (1744–1830), Pädagoge, von 1776 bis 1793 Privatsekretär von Maria Antonia von Branconi, Erzieher ihres Sohnes Graf Karl Anton Ferdinand von Forstenburg, später u.a. in Dessau, Wien und Neustrelitz, Hofund Legationsrat 106; 233 Matthisson, Friedrich (1761–1831), Schriftsteller und Bibliothekar, 1795 Vorleser der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, von 1812 bis 1828 Theaterintendant und Oberbibliothekar in Stuttgart, zuletzt in Wörlitz bei Dessau lebend 79, 89, 143, 342, 353 Auf eine Bildseule der Venus 353

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Gedichte von Friederike Brun (Hrsg.) 143 Mauchenheim, Johann Ludwig von (genannt Bechtolsheim) (1739– 1806), Beamter in Gotha und Eisenach, seit 1776 Vizekanzler der Regierung in Eisenach, 1781 Kanzler und Oberkonsistorialpräsident, 1784 Geheimer Rat, 1802 auch Direktor der Landschaftskasse 296; 201, 450 〈Diaria〉 296; 450 Mauro, Lucio (erw. 1556–1562), italienischer Jurist, Historiker und Übersetzer 11, 206; 29 Le Antichita de la Citta di Roma 11, 206; 29 Mechau, J a c o b Wilhelm (1745– 1808), Landschaftsmaler, von 1776 bis 1780 und von 1790 bis 1798 in Italien 206, 208 Mecklenburg-Schwerin –, Friedrich Ludwig Erbprinz von (1778–1819), Sohn des regierenden Herzogs Friedrich Franz I. 57, 68 Medici –, Alessandro (Alexander) de’ (1510– 1537), Stadtherr von Florenz, seit 1532 Herzog 34, 213; 79 –, Cosimo I. de’ (1519–1574), seit 1537 Herzog von Florenz und 1569 Großherzog von Toskana 341 –, Giulio s. Clemens VII. –, 〈Stammbaum der Familie〉 59; 43, 126 Meil, Johann Wilhelm (1733–1805), Zeichner und Radierer, seit 1752 in Berlin 373, 375 Meister, Jacques-Henri (auch Jacob Heinrich) (1744–1826), deutschschweizerischer Theologe, Journalist und Übersetzer, Sekretär von Friedrich Melchior Grimm, von 1773 bis 1793 Redaktionsleiter der „Correspondance littéraire, philosophique et

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Register

critique“ von Friedrich Melchior Grimm und dessen Nachfolger als Herausgeber 332 Meister, Leonhard (1741–1811), Schriftsteller und Publizist, von 1773 bis 1791 Professor für Geographie und Geschichte an der Kunstschule Zürich, von 1791 bis 1799 Pfarrer in St. Jakob an der Sihl bei Zürich, später an anderen Orten 179, 188; 366, 368 Ueber den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück ganzer Nationen und einzelner Menschen (de StaëlÜberssetzung) 179, 188; 366, 368 Mereau, Friedrich Ernst Carl (1765– 1825), Jurist, 1790 Hofgerichtsadvokat in Jena, von 1793 bis 1800 auch Universitätsbibliothekar und 1794/95 Professor der Rechte, 1803 Amtmann in Themar, 1806/07 Oberamtmann in Saalfeld 234 –, S o p h i e Friederike, geb. Schubart (1770–1806), Schriftstellerin, seit 1793 dessen Frau, 1803 Ehefrau von Clemens Brentano 106, 155; 234, 317, 400f. 〈Gedichte〉 Andenken 106; 234 Die Landschaft 106; 234 Nathan (Boccaccio-Übersetzung) 400f. Meyer, Caroline Esperance M a r i a n n e (1770 oder 1775/76– 1812), Salonnière in Berlin und Wien, seit 1797 heimlich verh. mit Prinz Heinrich XIV. von ReußGreiz, 1799 verw., seither unter dem Nachnamen von Eybenberg vorwiegend in Wien lebend, Schwester von Sophie von Grotthuß 106; EB 4, EB 5, EB 12, EB 47, EB 53; 56, 257f. –, S a r a (um 1760–1828), von 1778 bis 1788 verh. mit dem Kaufmann Lip-

mann Wulff in Berlin, seit 1797 als S o p h i e Leopoldine Wilhelmine von Grotthuß verh. mit Friedrich Dietrich Wilhelm von Grotthuß, deren Schwester 257f. –, Aaron Moses (1737–1795), Kaufmann und Bankier in Berlin, deren Vater 257 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1759–1840), Schriftsteller und Bibliothekar, 1783 Regierungsauditor in Stade, von 1785 bis 1788 Kustos der Universitätsbibliothek Göttingen, bis 1791 Reise durch Großbritannien, Frankreich und Italien, danach in Berlin und seit 1797 auf seinem Gut Bramstedt in Holstein 106f.; 234 〈Gedichte〉 Königin Kobold 106f.; 234 Meyer, Johann H e i n r i c h (1760–1832), schweizerischer Maler und Kunsthistoriker, von 1784 bis 1790 in Italien, seit 1791 in Weimar, 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar, von 1795 bis 1797 erneut in Italien, 1807 der Direktor 3, 3K, 13, 13K, 21, 21K, 32, 32K, 36, 36K, 49, 49K, 60, 60K, 66, 66K, 70, 74, 84, 84K, 93, 93K, 99, 99K, 117, 117K, 130, 130K, 144, 144K, 154, 154K; EB 23; 17, 25f., 47, 55, 61–63, 65, 68, 86, 91f., 94f., 99, 102, 107, 109, 115, 126, 129f., 133f., 136, 157, 163, 171, 174, 215, 218, 224f., 228–230, 232, 241–243, 245, 264– 268, 273; 3, 6f., 35, 43, 46, 63, 67, 74, 76, 88f., 98, 112, 121, 124f., 131, 133, 136f., 147, 151, 156, 181, 185, 197, 203–209, 219, 223– 226, 228f., 235f., 240, 249, 261f., 265, 274f., 286, 311f., 315, 321 , 352, 356, 363, 376f., 380, 386, 458

Personen und Werke

Architectonische Reste 228f. Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst 91, 228; 195f. Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst 91, 228; 195f. Nachrichten über die griechischen Vasen aus Briefen 226 Neueste Zimmerverzierung in Rom 103, 165, 230, 241–243; 30, 208, 226, 340 Rafaels Werke besonders im Vatikan 63 Sammlung von Gefäßen in gebrannter Erde 226 Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst 283 Ueber Etrurische Monumente 225 Worte der Erinnerung an Herder Knebel Böttiger 104 Aldobrandinische Hochzeit (Kopie des antiken Wandgemäldes mit prismatischem Streifen) 25f., 39, 49, 72, 103, 215, 218, 224, 230; 55, 58–60, 76, 88f., 112, 156, 226 Die heilige Familie (Michelangelo-Kopie) 107, 115; 236, 246 Die Vertreibung des Heliodors aus dem Tempel (Raffael-Kopie) 104 〈Giebelrelief Römisches Haus〉 363 〈Grabmal für Louise Kobe von Koppenfels〉 (Entwurf) 40, 50, 65, 72, 216, 219, 225, 264, 265; 90f., 113, 140, 156, 206, 208 Juno und Minerva aus den Toren des Olymp fahrend (Zeichnung) 208 Madonna della Seggiola (Raffael-Kopie) 102, 107, 115, 163, 167, 229, 232, 245; 205, 207, 223f., 246, 338, 342 〈Titelkupfer von Schillers „MusenAlmanach für das Jahr 1798“ (Entwurf)〉 311f.

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Michaelis, Carl Heinrich August S a l o m o (1768/69–1844), Philologe, Publizist und Schriftsteller, 1792 Hauslehrer in Hameln, seit 1794 Hofbuchhändler und Verleger in Neustrelitz, von 1799 bis 1807 in Frankreich, zeitweise in Haft, 1807 Privatdozent in Heidelberg, 1810 Professor für französische Sprache und Literatur, 1811 für deutsche Sprache in Tübingen 26, 240 Michelangelo Buonarroti (1475–1564), italienischer Baumeister, Maler und Bildhauer 107, 115, 232; 236, 246 Die heilige Familie (Gemälde) 107, 115, 232; 236 Milkau auf Wormstädt, Christian Wilhelm Gottlob von (1739–1802), Offizier und Kammerherr, Kommandant der Garnison in Jena 8, 26; 20, 64, 127 Moreau, Jean Victor (1763–1813), französischer Militär, seit 1794 Divisionsgeneral, 1804 Verhaftung und Emigration nach Nordamerika, 1813 Generaladjutant Zar Alexanders I. von Russland 133f., 237f.; 176, 194, 223, 282 Moritz, Carl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1777 in Wittenberg, 1778 Waisenhausinformator in Potsdam, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und 1784 Professor am Köllnischen Gymnasium in Berlin, von 1786 bis 1788 in Rom, 1789 Professor der Ästhetik an der Kunstakademie in Berlin 162, 242; 142, 335 Moucheron, Frederik de (1634–1686), niederländischer Landschaftsmaler 134 Mounier, Jean Joseph (1758–1806), französischer Jurist und Politiker, seit

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Register

1779 Anwalt und 1783 Richter in Grenoble, 1789 Präsident der Nationalversammlung in Paris, 1790 Flucht in die Schweiz, später in Dresden und seit 1795 in Weimar, Gründer und seit 1797 Leiter des Erziehungsinstituts in Belvedere, 1801 Rückkehr nach Frankreich, 1802 Präfekt des Departements Illeet-Vilaine, 1805 Staatsrat 64, 118f., 170, 173, 395f. Biographie universelle ancienne et moderne 396 –, Claude Philibert E d o u a r d (1784– 1843), französischer Politiker, dessen Sohn 396 Mozart, Johannes Chrysostomus Wolfgang Gottlieb (genannt Wolfgang Amadeus) (1756–1791), österreichischer Komponist 14–16, 260; 34, 36–38, 468 Die Zauberflöte (Singspiel) 15, 207, 260; 36, 468 Don Giovanni (Oper) 14; 34 Müller, F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich (1779–1849), Jurist, von 1801 bis 1848 Mitglied der Regierung in Weimar, 1801 Assessor, 1803 Regierungsrat, 1806/07 Geheimer Regierungsrat, von 1813 bis 1815 Mitglied des Landespolizeikollegiums, von 1815 bis 1848 Kanzler, 1829 Geheimer Rat 376, 454 Müller, Johann C h r i s t i a n Ernst (1766–1824), Kupferstecher, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, 1820 Professor 478f. Müller, Johannes (seit 1791: Müller von Sylvelden) (1752–1809), schweizerischer Historiker, seit 1772 Gymnasialprofessor in Schaffhausen, 1774 Hauslehrer in Genf, von 1781 bis 1783 Professor der Geschichte in Kassel, seit 1792 Mitglied der Gehei-

men Hof- und Staatskanzlei in Wien, 1793 Hofrat Nachtrag GB 8/42a; 369 –, Johann G e o r g (1759–1819), schweizerischer Theologe, Philologe, Pädagoge und Politiker, von 1794 bis 1815 Gymnasialprofessor in Schaffhausen, 1798/99 Unterstatthalter für den Distrikt Schaffhausen, von 1803 bis 1809 Mitglied des Kleinen Rates, seit 1800 Leiter der Stadtbibliothek, 1801 Oberschulherr, dessen Bruder 487 –, Anna Maria, geb. Schoop (1724– 1790), deren Mutter 487 Müller, Johannes F r i e d r i c h (genannt Maler Müller) (1749–1825), Maler, Radierer und Schriftsteller, 1778 in Rom lebend, seit 1804 bayerischer Hof-Kunstagent 385 Kampf zwischen dem Erzengel Michael mit Satan um den Leichnam Mosis (Gemälde) 385 Münster (Münster-Ledenburg), E r n s t Friedrich Herbert Graf zu (1766– 1839), hannoverscher Politiker, 1786/87 Auditor in Göttingen, seit 1791 Hof- und Kanzleirat in Hannover, von 1793/94 bis 1798 als Prinzenbegleiter vorwiegend in Italien 33, 212; 78, 88f. Muratori, D o m e n i c o Maria (1661– 1742/44), italienischer Maler und Radierer 108; 236 Madonna dell’ Archetto (Gemälde) 108; 236 Muratori, Lodovico Antonio (1672–1750), italienischer Theologe, Historiker und Bibliothekar 87; 185 Rerum Italicarum scriptores 87; 185 Mylius, Anton Ulrich von (1742– 1812), österreichischer Oberst, um 1796/97 Stadtkommandant von Frankfurt a. M. 211f.

Personen und Werke

Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1796 französischer General, von 1799 bis 1804 Erster Konsul, 1804 bis 1814 Kaiser der Franzosen 7, 121, 124, 137, 147, 161, 207, 258, 275 Nassau-Usingen –, Louise Fürstin von, geb. zu Waldeck und Pyrmont (1751–1816), seit 1775 Frau von Herzog Friedrich August 483 Neapel und Sizilien –, Ferdinand IV. von (1751–1825), seit 1759 König, 1816 als Ferdinand I. König beider Sizilien 134, 136, 310 –, Maria Karolina, geb. Erbherzogin von Österreich (1752–1814), seit 1768 dessen Frau 136 Necker, Jacques (1732–1804), schweizerischer Bankier, französischer Finanzminister unter Ludwig XVI., Vater von Germaine de Staël-Holstein 368 Nicolai, Christoph F r i e d r i c h (1733–1811), Verleger, Buchhändler und Schriftsteller in Berlin 45, 337 Nicolovius, Georg Heinrich L u d w i g (1767–1839), Jurist und Theologe, 1795 Kammersekretär in Eutin, 1805 Konsistorialrat in Königsberg, 1808 Staatsrat im Innenministerium und Leiter der Sektion Kultus und Unterricht, seit 1810 in Berlin, 1817 Mitglied des Staatsrates und Geheimer Oberregierungsrat, Direktor im Kultusministerium 38; 42, 277; 93f. –, L o u i s e Anna Maria, geb. Schlosser (1774–1811), Nichte Goethes, seit 1795 dessen Frau 42, 277; 93 –, Johann Georg E d u a r d (1796– 1808), deren Sohn 42; 94 –, Matthias B a l t h a s a r (1717–1778), Jurist, seit 1739 Hofgerichtsadvokat in Königsberg, 1743 Hofrat, 1748

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Obersekretär beim Etatsministerium, 1757 zeitweise in Danzig, dessen Vater 93 Niethammer, Friedrich Immanuel (1766–1848), Theologe, Philosoph und Pädagoge, 1791 Hauslehrer in Gotha, 1792 Privatdozent und 1793 Professor der Philosophie in Jena, 1804/05 Professor in Würzburg, dann Landesdirektionsrat für Schulund Kirchenwesen in Bamberg, 1808 Zentralschulrat und Oberkirchenrat in München, von 1818 bis 1845 Oberkonsistorialrat EB 57; 162, 242f.; 334, 348 Philosophische Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten (Hrsg.) 162, 242, 243; 334 Nothnagel, Johann Andreas Benjamin (1729–1804), Maler und Tapetenfabrikant in Frankfurt a.M. EB 3; 35 Nugent, Thomas (um 1700–1772), irischer Historiker und Reiseschriftsteller 79, 131, 158, 172f., 235; 168f., 278, 325, 354, 399, 401f. The Life of Benvenuto Cellini (Cellini-Übersetzung) 79, 131, 158, 172f., 235; 168f., 278, 325, 354, 399, 401f. Obereit (Oberreit), Jacob Hermann (1725–1798), schweizerischer Arzt, Philosoph und Schriftsteller, 1786 in Meiningen, seit 1791 in Jena 490f. Oeser, Adam Friedrich (1717–1799), Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer, Kunsterzieher in Leipzig, seit 1764 Direktor der Kunstakademie, von 1765 bis 1768 Goethes Zeichenlehrer 403 Österreich (Habsburg) –, Franz II., Kaiser (1768–1835), Regent seit 1792, seit 1804 als Franz I. 303; 161, 257

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Register

Österreich-Teschen –, C a r l Ludwig Johann Joseph Laurentius Erzherzog von, Herzog von Teschen (1771–1847), österreichischer Feldherr, seit 1796 Reichsgeneralfeldmarschall, 1801 Feldmarschall und Präsident des Hofkriegsrates 201 Oggiono, Marco d’ (um 1475–um 1530), italienischer Maler und Zeichner 55 Olthof (Olthoff), Adolf Friedrich Baron von (1718–1793), schwedischer Regierungsrat in Stralsund, Förderer Jacob Philipp Hackerts 134 Ompteda, Dietrich Heinrich L u d w i g von (1746–1803), Jurist, Diplomat und Staatsrechtler, seit 1783 bevollmächtigter hannoverscher Minister in München, braunschweigisch-lüneburgischer Reichstagsgesandter in Regensburg 161 Orcagna (eigentlich Andrea di Cione) (1308–1368), italienischer Maler, Bildhauer und Baumeister 194 Orlandi, Pellegrino Antonio (1659/60– 1727), italienischer Schriftsteller, Karmeliter 364 Abecedario pittorico 364 Orth, Johann Philipp (1698–1783), Jurist und Historiker in Frankfurt a.M. 304 Nöthig- und nützlich-erachtete Anmerckungen 304 Ausführliche Abhandlung von den berümten zwoen Reichsmessen 304 Samlung merkwürdiger Rechtshändel 304 Osann, Friedrich Heinrich Gotthelf (1753–1803), Beamter, seit 1794 Regierungsrat in Weimar und Mitglied der Ilmenauer Bergwerkskommission, 1795 Konsistorialrat 436, 441, 470

Otto, Georg C h r i s t i a n (1763– 1828), Schriftsteller 152f. Overbeck, Christian Adolf (1755– 1821), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1792 Syndikus des Domkapitels in Lübeck, 1800 Senator, 1814 Bürgermeister 353 〈Gedichte〉 Lebensgenuss. An Voss. (Nach Martial.) 353 Polla. Nach Martial 353 Ruhiges Leben. Nach Martial 353 Ovid (Publius Ovidius Naso) (43 v. Chr.– 18. n. Chr.), römischer Dichter 126, 172 Heroides 126 Palladio, Andrea (eigentlich Andrea di Piero della Gondola) (1508–1580), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker 4f., 204; 8f. I quattro libri dell’architettura 4f., 204; 8 Pascoli, Lione (1674–1744), italienischer Historiker und Sammler 364 Vite de’ pittori, scultori, ed architetti perugini 364 Paulus, Elisabeth Friederike C a r o l i n e, geb. Paulus (1767–1844), Schriftstellerin EB 22; 47, 87, 146; 105f., 187, 305 –, Heinrich Eberhard Gottlob (1761– 1851), Theologe und Orientalist, seit 1789 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, 1793 Professor der Theologie, 1803 Professor in Würzburg, deren Cousin und seit 1789 deren Mann 155; 62, 105, 187, 305, 316 Neue Erörterung der Frage: Ob Jesu Gehen über dem Meere ein Beispiel von einem blos philologischen Wunder sei 316

Personen und Werke

Von Jesu Gehen über dem Meere, oder ob es philologische Wunder gebe? 316 Memorabilien (Hrsg.) 316 Neues theologisches Journal (Hrsg.) 316 –, Friederike Elisabetha, geb. Bilfinger (1737–1803), Frau von Gottlieb Friedrich Paulus, Hofrats und Oberamtmanns in Schorndorf und Stuttgart, deren Mutter 187 Pernay, F r a n ç o i s Marie Joseph Daniel de (geb. 1765), französischer Offizier und Übersetzer, von 1791 bis 1797 Emigrant, seit 1795 in Weimar 75 〈Übersetzung von Goethes „Bekenntnisse einer schönen Seele“〉 75 Perrégaux, Alphonse (1785–1841), Sohn des schweizerischen Bankiers und französischen Senators Alphonse Claude Charles Bernardin Comte Perrégaux, 1801 Schüler am Erziehungsinstitut in Belvedere bei Weimar, Zögling von Auguste Duvau 395 Perugino, Il (eigentlich Pietro di Cristoforo Vannucci) (um 1448–1523), italienischer Maler, Lehrer Raffaels 194 Pfalz-Bayern –, C a r l Philipp T h e o d o r (1724– 1799), seit 1742 als Carl IV. Kurfürst von der Pfalz, seit 1777 als Carl II. Kurfürst von Bayern 16 Pfeffel, Gottlieb Konrad (1736–1809), Pädagoge und Schriftsteller in Colmar 353 Philipp II. (um 382–336 v. Chr.), König von Makedonien 202 Pisano, Andrea (eigentlich Andrea da Pontedera) (1290–1348), italienischer Bildhauer, Goldschmied und Architekt 195

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Pius VI. (eigentlich Giovanni Angelo Graf Braschi) (1717–1799), seit 1775 Papst 110–113; 242 Poel, Pieter (1760–1837), Privatgelehrter, Diplomat in russischen Diensten, Schriftsteller und Übersetzer in Altona 44 Polex, Christoph Ernst (1747–1810), Kaufmann in Langensalza 170; 406 –, Marie Sophie, geb. Schmidt (gest. 1817) Schwester von Philipp Nicolaus Schmidt, seit 1786 dessen Frau 406 –, Eduard (1795–1863), Geschäftsnachfolger von Philipp Nicolaus Schmidt, deren Sohn 406 –, Christoph Ernst (1701–1747), Kaufmann in Langensalza, dessen Vater 406 Poussin, Gaspard s. Dughet, Gaspard Poussin, Nicolas (1594–1665), französischer Maler 12, 22, 205, 210; 31f. (s. auch Baudet, Étienne) Preußen –, Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), seit 1786 König 93; 16, 81, 201, 373, 375, 450 Properz (Sextus Propertius) (um 50–15 v. Chr.), römischer Dichter 47, 49, 56f., 61, 232, 384 Elegien 47, 49, 56f., 61, 232, 384 Puccini, Tommaso (1749–1811), italienischer Kunstkenner und Kunsttheoretiker, Direktor der Galerien in Florenz und der Akademie der Schönen Künste 205, 207 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744–1818), Schriftsteller, Komponist und Geologe, seit 1774 Kammerherr am Hof in Dresden, 1790 Hausmarschall 39, 103, 215, 230; 88, 224

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Register

Darstellung und Geschichte des Geschmacks der vorzüglichsten Völker 39, 103, 215, 230; 88, 224 Raffael (Raphael, Raffaello Santi) (1483–1520), italienischer Renaissancemaler und Architekt 23, 26, 34, 102, 114, 131, 211, 213, 229, 236; 54f., 63, 79, 205, 207, 223f., 246, 279 Die Heilung des Lahmen im Tempel (Gemälde) 23, 211; 54f. Madonna della Seggiola (Gemälde) 102, 107, 114, 229; 205, 207, 223f., 246, 338 Ramdohr, Friedrich Wilhelm B a s i l i u s von (1757–1822), Jurist, Diplomat und Kunstschriftsteller, seit 1787 Oberappellationsgerichtsrat in Celle, 1803 Diplomat in hannoverschen Diensten in Paris, 1816 preußischer Gesandter in Neapel 131, 235; 278, 314 Beschreibung der Gemälde-Galerie des Freiherrn von Brabek 131, 235; 278 Ueber Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom 131, 235; 278 Ramler, Carl Wilhelm (1725–1798), Schriftsteller, Übersetzer und Lyriker, seit 1748 Professor der Philosophie am Kadettenkorps in Berlin, 1786 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Mitdirektor des Nationaltheaters 42 Marcus Valerius Martialis in einem Auszuge 42 Raspe, Rudolf Erich (1737–1794), Bibliothekar, Schriftsteller und Übersetzer, von 1767 bis 1775 Professor der Altertumskunde und Bibliothekar in Kassel, danach in England 6, 205; 10 A Descriptive Catalogue of a General Collection of Ancient and Modern Engraved Gems 6, 205; 10

Raumer, F r i e d r i c h Ludwig Georg von (1781–1873), Jurist, Historiker und Publizist, seit 1801 Referendar und 1804 Assessor in Berlin, 1806 bei der Domänenkammer in Königswusterhausen, 1808 Regierungsrat in Potsdam und 1810 in Berlin, 1811 Professor in Breslau und 1819 wieder in Berlin 325 Reichardt, Johann Friedrich (1752– 1814), Komponist und Schriftsteller, seit 1773 Kammersekretär in Königsberg, 1776 Hofkapellmeister in Berlin, 1794 auf seinem Gut in Giebichenstein bei Halle/S. lebend, 1796 Salineninspektor, 1808 Hofkapellmeister in Kassel 18, 70, 75, 152, 158, 199, 241, 269f.; 44–46, 142, 151f., 158f., 243, 299, 312, 324f., 337f., 353, 380, 392, 410f., 418f. 〈Rezension zu den „Horen“〉 158; 324 Deutschland (Hrsg.) 18, 199; 44, 159, 243, 299, 324f., 410f., 418f. Frankreich im Jahre 1795〈–1800〉 (Hrsg.) 18, 199; 44, 419 〈Kompositionen für Goethes „Claudine von Villa Bella“〉 44 〈Kompositionen für Goethes „Jery und Bätely“〉 45 〈Kompositionen für Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“〉 269f.; 44f. 〈Kompositionen für Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“〉 45 〈Kompositionen für Johann Heinrich Voß’ „Die Dichtkunst“〉 45 〈Zeichnungen〉 Apoll 152, 241; 312 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719– 1793), Altertumsforscher und Kunsthändler, russischer und sach-

Personen und Werke

sen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom 134, 138 Reimarus, Johann Albert Heinrich (1729–1814), Arzt und Naturforscher in Hamburg 131 Rein, Georg Karl W i l h e l m (1767– 1844), Verlagsbuchhändler in Leipzig, 1795 Gründer und bis 1818 Inhaber einer Buchhandlung 373, 375 Reinhardt, Johann Andreas Ludwig, Bäckermeister in Weimar 271 –, Caroline Christiane Henriette, geb. Bürcke, seit 1796 dessen Frau 271 Reinhart, Johann Christian (1761– 1847), Maler, Radierer und Schriftsteller, seit 1789 in Rom 208 Reinhold, Karl Leonhard (1758–1823), Philosoph, Ordensgeistlicher in Wien, 1783 Flucht nach Leipzig, seit 1784 in Weimar, Übertritt zum Protestantismus, Mitarbeiter am „Teutschen Merkur“, 1787 Professor in Jena, 1794 in Kiel 369 –, Sophie Katharina Susanna, geb. Wieland (1768–1837), Tochter von Christoph Martin Wielands, seit 1785 dessen Frau 369 Reinwald, Wilhelm Friedrich Hermann (1737–1815), Bibliothekar und Hofrat in Meiningen 187 –, Elisabeth C h r i s t o p h i n e Friederike, geb. Schiller (1757–1847), Schwester Schillers, seit 1786 dessen Frau 187, 217 Restif (Rétif) de la Bretonne, Nicolas Edme (1734–1806), französischer Schriftsteller 250; 389 Monsieur Nicolas ou le Cœur-humain dévoilé 250; 389 Reuß-Greitz –, Heinrich XIV. Prinz von (1749– 1799), Mann von Marianne Meyer 257

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Reventlow, Friederike Juliane (J u l i e) Gräfin von, geb. (Gräfin) von Schimmelmann (1763–1816), Schriftstellerin, seit 1789 vorwiegend auf dem Gut Emkendorf lebend 131 Revett, Nicolas (1720–1804), englischer Architekt 80 The Antiquities of Athens 80 Reynolds, Joshua (1723–1792), englischer Maler, Präsident der Malerakademie in London 364 Richter, Johann Paul Friedrich (genannt Jean Paul) (1763–1825), Schriftsteller, von 1787 bis 1789 Hauslehrer in Töpen bei Hof, von 1790 bis 1794 Lehrer in Schwarzenbach an der Saale, von 1798 bis 1800 in Weimar, dann in Berlin, Meiningen und Coburg, seit 1804 in Bayreuth 70, 73, 75, 79, 106, 225; 33, 149f., 152f., 156, 160, 167, 215, 232, 342 Hesperus 73, 225; 160 Ridel (Riedel), Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), Jurist, von 1787 bis 1799 Erzieher des weimarischen Prinzen Carl Friedrich, 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, von 1787 bis 1799 Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich, 1787 Landkammerrat, seit 1791 verh. mit Amalie Buff, 1794 Kammerrat Nachtrag GB 8/133a; 293 Riese, Johann Jacob (1746–1827), Jurist, seit 1773 Verwalter der Armenkasse in Frankfurt a.M., Jugendfreund Goethes 124 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774– 1845), Philologe, 1798/99 Privatdozent in Halle/S., 1801 Hauslehrer der Kinder Wilhelm von Humboldts in Tegel und Rom, seit 1803 in Weimar, Goethes Sekretär und Mitarbeiter, bis 1805 Hauslehrer von Goethes

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Register

Sohn August, von 1812 bis 1820 Gymnasialprofessor, 1814 zweiter Bibliothekar, 1837 Oberbibliothekar 143 Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter (Hrsg.) 143 Riggi, Carlo Ambrogio (gest. 1808), italienischer Geschäftsmann und Bankier aus Mailand, seit 1783 in Rom 63; 138 –, Maddalena s. Volpato, Maddalena Robbia, Luca della (1400–1482), italienischer Bildhauer 194 Robespierre, M a x i m i l i e n (François) Marie Isidore de (1758–1794), französischer Politiker, 1792 Führer der Jakobiner im Nationalkonvent 368, 482 Rodt, M a x i m i l i a n Augustinus Christoph von (1717–1800), Kleriker, seit 1775 Fürstbischof von Konstanz 112 Rösch, Jacob Friedrich (1743–1841), Mathematiker, Historiker und Architekt, von 1771 bis 1794 Professor an der Karlsschule in Stuttgart, 1805 Lehrer am Kadetteninstitut 156; 294, 318 Rothenburg, Friedrich Rudolf Graf von (1710–1751), preußischer Generalleutnant, Vater von Friederike Unger 141 Russland –, Katharina II. (die Große), Zarin von, geb. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (1729– 1796), seit 1745 verh. mit Zar Peter III., seit 1762 Regentin 187; 134, 390 –, Paul I. (Pawel Petrowitsch), Großfürst von, Zar von (1754–1801), Regent seit November 1796, Sohn Katharinas II. 358 –, Maria Pawlowna, Großfürstin von (1786–1859), Erbprinzessin, dessen

Tochter, seit 1804 Frau des Erbprinzen Carl Friedrich 358 Sachsen (Kurfürstentum) –, Friedrich August III. von (1750– 1827), 1763 nach dem Tod seines Vaters Friedrich Christian von Sachsen unter Vormundschaft seines Onkels Clemens Wenzeslaus von Sachsen Kurfürst, Alleinregierung seit 1768, 1806 als Friedrich August I. König 103, 230; 199, 224 Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig Herzog von (1745–1804), Regent seit 1772 EB 63*; 162, 276; 333, 335 –, Marie C h a r l o t t e Amalie Ernestine Wilhelmine Philippine Herzogin von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1751–1827), seit 1769 dessen Frau 140; EB 63*; 276; 330f., 332f. –, Emil Leopold A u g u s t von (1772– 1822), deren Sohn 302; 333 –, Ernst von (1770–1779), deren Sohn 333 –, Emil Leopold A u g u s t von (1772– 1822), deren Sohn 302; 333 –, Friedrich von (1774–1825), deren Sohn 57, 68, 333 –, Ludwig von (geb. und gest. 1777), deren Sohn 333 –, August Prinz von (1747–1806), holländischer und sachsen-gothaischer General, Bruder von Herzog Ernst II. Ludwig 170; 109, 161, 163, 270; 190, 198, 238, 240f., 331f., 333, 337f., 389, 391, 461, 483 〈Gedichte〉 An Gottfried August Bürger 191 〈Distichen〉 337f., 349 Princesse Perruche (Märchen) 109f., 161, 270, 272f.; 190, 238, 240f., 331f.

Personen und Werke

Sachsen-Meiningen –, Anton Ulrich Herzog von (1687–1763), Regent seit 1743 332f. –, Charlotte Prinzessin von, Tochter von Herzog Anton Ulrich s. Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte –, Georg I. Friedrich Carl Herzog von (1761–1803), Regent seit 1782, Sohn von Herzog Anton Ulrich 187; 34, 390 Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August von (1757–1828), seit 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog EB 56; 6, 9, 22, 30, 35, 39, 48f., 57, 94f., 97, 126, 131, 141f., 192, 205, 210, 215, 217, 236, 274, 291, 292–294, 296, 306f., 314f.; 11, 15, 18, 21, 23–26, 52, 70, 72, 81, 88, 91, 101, 102, 105, 110, 113, 118, 124, 127, 140, 150, 197, 199–201, 203, 213, 220, 228, 230, 245, 248, 265, 267–269, 279f., 290–292, 294, 296f., 300, 326, 357, 369, 389f., 397, 403, 408f., 413, 418, 429, 438f., 442–445, 447f., 452f., 456, 466f., 470, 472, 475, 477, 479–482, 488f., 491 –, L o u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), seit 1775 dessen Frau 169; 3, 12, 17, 126, 139f., 143, 161, 315; 5, 18, 23f., 28, 31, 34, 40, 77, 206, 208, 267–269, 292f., 296, 369, 403, 405, 482f. –, Carl Friedrich Erbprinz von (1783–1853), deren Sohn 139f., 143; 271, 290, 292–294, 296, 358, 489 –, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1739–1807), seit 1755 Regentin, dessen Mutter 18, 33, 38,

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124, 140, 143, 212, 215; 4, 13, 43, 78, 87, 89, 91, 290, 292, 294, 296 –, Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), dessen Bruder 40, 216; 91 Salis-Seewis, J o h a n n G a u d e n z Gubert von (1762–1834), schweizerischer Dichter und Offizier 353 Salvetti, Gebrüder, Handelshaus in Florenz 193, 207f., 223 Sardinien-Piemont –, Victor Amadeus III. Maria (1726– 1796), seit 1773 König von Sardinien und Herzog von Savoyen 64; 139 Sarto, Andrea del (eigentlich Andrea d’Agnolo di Francesco di Luca di Paolo del Megliore) (1486–1530), italienischer Maler 205, 207 Sartorius, Georg Christian (1774– 1838), Beamter, seit 1796 Baukondukteur in Jena EB 58 Scamozzi, Vicenzo (1548–1616), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker 5, 204; 8f. L’idea della architettura universale 5, 204; 8f. Schall, K a r l Heinrich (Christian Heinrich; Charles Hildon Shall) (um 1764–1806), Sprachlehrer, Schauspieler und Übersetzer englischer Herkunft, seit 1795 Schauspieler in Weimar, 1803 Gymnasialprofessor für Englisch und Italienisch 257; 83, 370 Scheffauer, Philipp Jacob (1756–1808), Bildhauer, von 1775 bis 1780 Zögling der Militär-Akademie in Stuttgart, Hofbildhauer, 1789 Professor an der Hohen Karlsschule 144; 300 Schikaneder, Emanuel (eigentlich Johann Joseph Schickeneder) (1751–1812), Schauspieler, Sänger, Regisseur, Theaterdirektor und Dramatiker, seit

580

Register

1784 in Wien, 1787 Leitung des Hoftheaters in Regensburg, 1789 wieder in Wien, 1801 Gründung des Theaters an der Wien, 1807 in Brünn, Librettist Mozarts 37, 468 Die Zauberflöte (Libretto) 37, 468 Schiller, Friedrich (1759–1805) 1, 12, 14, 16, 17, 18, 22, 23, 24, 37, 43, 48, 54, 56, 62, 65, 67, 68, 69, 71, 73, 75, 76, 76K, 77, 78, 79, 80, 83, 86, 88, 89, 90, 91, 92, 94, 95, 96, 97, 125, 127, 129, 131, 132, 134, 135, 137, 141, 141K, 142, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 155, 159, 162, 163, 164, 166, 168, 176; 8, 11f., 20, 22, 27, 33f., 38, 40, 46, 54f., 64, 71, 78f., 81, 84, 88, 115, 117, 136f., 141, 143, 185, 205f., 210, 212–214, 216, 222, 224, 232, 240f., 246, 256, 262, 272–274; 3, 8, 16, 19, 24, 29, 43, 45–49, 56, 65f., 74, 83, 91–95, 99, 116, 118, 120, 135, 145f., 153, 169, 252, 257f., 267, 281, 285f., 295, 303, 306f., 314, 335, 350f., 360, 366, 369, 379f., 388f., 398– 402, 408, 437, 451, 453, 456, 462 Die Räuber 17, 350f. Don Karlos 454 Egmont (Goethe-Bearbeitung) 36, 38, 41, 43, 214; 17, 83, 87, 91–95, 351, 369 〈Gedichte〉 Das Mädchen. aus der Fremde 306f. Der Besuch 303 Hero und Leander 126 Im Reich der Schatten 187 Klage der Ceres 67, 74, 76; 145, 158, 163, 350 Pompeji und Herkulanum 230, 306f. Tabulae votivae (mit Goethe; s. auch unter „Xenien“) 113, 162f., 169, 242; 41, 166, 184f., 215, 219f., 243, 245, 323, 335, 347

Xenien (mit Goethe; s. auch „Werke Goethes“) 10f., 16–18, 22, 25f., 47, 60f., 70, 75–79, 83, 86f., 95f., 97f., 100, 154, 162f., 166, 169, 172, 174f., 183, 194, 197f., 205f., 212, 216, 242, 246f.; 5, 26, 27, 32, 34f., 39, 41, 44–46, 62, 89, 105, 113, 125, 128f., 151, 159, 163f., 166, 179, 182, 184–186, 209f., 215f., 219f., 232, 243, 245, 258, 283, 285, 288, 297, 299f., 306f., 316, 323, 335, 337, 342, 347, 350f., 357, 360, 366, 368f., 385, 391f., 394, 401, 403, 418 Amor, als Schulcollege (Nr 37) 314 An einen gewissen moralischen Dichter (Nr 11) 34f. Aufgelößtes Räthsel (Nr 328) 307 Charis (Nr 119) 314 Das ungleiche Verhältniß (Nr 307) 307 Der Bär wehrt die Fliegen (Nr 519) 215 Der Leichnam (Nr 359) 42 Der Schulmeister zu Breslau (Nr 36) 314 Der Wolfische Homer (Nr 264) Die höchste Harmonie (Nr 327) 307 Die Kunst zu lieben (Nr 35) 314 Die Sonntagskinder (Nr 331) 307 Die zwey Fieber (Nr 320) 307 Eine dritte (Nr 304) 307 Eine zweyte (Nr 303) 307 Entgegengesetzte Wirkung (Nr 326) 307 Feindlicher Einfall (Nr 43) 299 Gefährliche Nachfolge (Nr 329) 307 Geschwindschreiber (Nr 330) 307 Griechheit (Nr 321) 307

Personen und Werke

Griechische und moderne Tragödie (Nr 325) 307 Herr Leonhard ** (Nr 266) 368 Jakob der Kantianer 35 Jean Paul Richter (Nr 41) 167 Litterarischer Adreßcalender (Nr 301) 307 Manso von den Grazien (Nr 33) 314 Nekrolog (Nr 44) 335 Neueste Behauptung (Nr 324) 307 Neugier (Nr 308) 307 Neuste Kritikproben (Nr 302) 307 Pegasus, von eben demselben (Nr 306) 307 Richter (Nr 502) 167 Schillers Würde der Frauen (Nr 305) 307 Sections Wut (Nr 178) 335 Spree (Nr 106) 42 Tassos Jerusalem von demselben (Nr 34) 314 Uebertreibung und Einseitigkeit (Nr 323) 307 Unvermuthete Zusammenkunft (Nr 358) 42 Verfasser des Hesperus (Nr 499) 167 Warnung (Nr 322) 307 Zeichen der Hunde (Nr 449) 215 Zeichen der Jungfrau (Nr 76) 216, 335 Zeichen des Krebses (Nr 74) 42 Zeichen des Raben (Nr 77) 335 Zeichen des Scorpions (Nr 80) 324 Zeichen des Widders (Nr 69) 350 Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande 369 Maria Stuart 454 Ueber den moralischen Nutzen ästhetischer Sitten 366

581

Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen 187 Ueber naive und sentimentalische Dichtung 11, 23, 205; 29, 46, 56, 181, 232, 335, 366 Wallenstein 159, 163, 172, 175, 178, 190, 243, 246f.; 326, 336, 353f., 357, 366, 370, 397, 404, 453 〈Zeitschriften〉 Die Horen (s. unter „Anonyma und Periodika“) Musen-Almanach für das Jahr 1796〈–1800〉 (s. unter „Anonyma und Periodika“) –, Louise Antoinette C h a r l o t t e (L o l o), geb. von Lengefeld (1766– 1826), dessen Frau 17, 19, 47, 59, 70, 77, 81, 86–88, 97, 100, 107, 117, 144, 164, 175, 178; 83, 87, 116, 126, 179, 210, 267f., 360, 401 –, C a r l Friedrich Ludwig (1793– 1857), deren erster Sohn 45, 47, 86f., 97; 3, 87, 100, 106, 185f. –, E r n s t Friedrich Wilhelm (1796– 1841), deren zweiter Sohn 86f., 97, 141, 143; 100, 126, 185f., 188, 210, 214, 295, 307 –, Johann Caspar (1723–1796), seit 1759 württembergischer Leutnant, 1767 Hauptmann, 1794 Obristwachtmeister in Stuttgart, 1775 außerdem herzoglicher Garteninspektor, dessen Vater 110, 141; 241, 295, 306 –, Elisabetha Dorothea, geb. Kodweiß (1732–1802), dessen Mutter 217 Schimmelmann, Carl Christian Graf von (1767–1842), seit 1782 Besitzer des Schlosses in Wandsbek 319 Schimmelmann, E r n s t Heinrich Graf von (1747–1831), dänischer Politiker und Unternehmer, seit 1768 Kammerherr, 1773 Deputierter des Kommerzkollegiums, 1775 Assessor der Schatzkammer, 1779 Geheimer

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Register

Rat, 1782 Kommerz- und von 1784 bis 1814 auch Finanzminister, 1788 Mitglied des Staatsrats und Geheimer Staatsminister, von 1814 bis 1815 und seit 1824 Außenminister, Mäzen Schillers 174; 357 –, Charlotte Gräfin von, geb. von Schubart (1757–1816), dessen Frau 174; 357 Schlegel, August Wilhelm (1767– 1845), Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, seit 1795 in Jena, 1798 Professor, von 1801 bis 1804 in Berlin, dann u. a. auf dem Landsitz der Madame de Staël in Coppet am Genfer See und bis 1817 deren Reisebegleiter 11, 48, 67, 70, 87, 192, 205, 217; 3, 29, 109f., 119, 142, 146, 151f., 187, 243, 277f., 306f., 324f., 376, 386, 404, 462 Ion 376 –, Dorothea C a r o l i n e Albertine, geb. Michaelis, verw. Böhmer, spätere Schelling (1763–1809), von 1796 bis 1803 dessen Frau 87, 154, 192; 110, 187, 260, 299, 314, 386, 392, 404 –, Carl Wilhelm F r i e d r i c h (1772– 1829), Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1800/01 Privatdozent in Jena, dann in Berlin, Dresden und Paris, 1804 in Köln, seit 1808 in Wien, 1809 Sekretär bei der Hofund Staatskanzlei, von 1815 bis 1818 erster Legationssekretär der österreichischen Gesandtschaft beim Bundestag in Frankfurt a. M., zuletzt in Dresden, dessen Bruder 110, 142, 324f., 338, 410 〈Rezension zu Jacobis „Woldemar“〉 410 Schlegel, Julius Heinrich Gottlieb (1772–1839), Mediziner, seit 1796 Amts-, dann Stadtphysikus in Ilmenau, 1810 Hofmedikus in Wei-

mar, 1817 in Meiningen 174; 180, 196; 378, 414f. 〈Manuskript über eine Reise in die Steiermark und nach Kärnten〉 180, 196; 378, 414f. Materialien für die Staatsarzneiwissenschaft und praktische Heilkunde 415 –, Johann Christian, Musikdirektor in Jena, dessen Vater 414 Schleußner, Gabriel Jonathan (1763/67– 1798), Mediziner, seit 1798 Subdirektor der Entbindungsanstalt in Jena 124; 255, 262 Schlichtegroll, Adolf Heinrich F r i e d r i c h (1765–1822), Biograph und Archäologe, von 1787 bis 1800 Gymnasialprofessor in Gotha, von 1799 bis 1807 Konservator am Münzkabinett, seit 1807 in München, Direktor und Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften 335 Nekrolog 335 Schlitz, Hans Graf von (1763–1831), Gutsherr in Mecklenburg und Publizist, seit 1798 Stifter und bis 1817 Hauptdirektor der Mecklenburgischen Landwirtschaftsgesellschaft 34 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, von 1773 bis 1794 markgräflich-badischer Beamter, Hof- und Regierungsrat in Emmendingen und Karlsruhe, 1794 in Ansbach, seit 1796 Privatgelehrter in Eutin, 1798 Syndikus in Frankfurt a. M. EB 67*; 62, 159, 277; 132, 209, 232, 327 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), von 1773 bis 1777 dessen erste Frau, Schwester Goethes 93 –, J o h a n n a Catharina Sibylla, geb. Fahlmer (1744–1821), seit 1778 des-

Personen und Werke

sen zweite Frau, Freundin Goethes 62; 132 –, Louise, dessen Tochter aus erster Ehe, Goethes Nichte s. Nicolovius; Louise Schmid, Johann Wilhelm (1744–1798), Professor der Theologie in Jena, 1795 Prorektor der Universität 298 Schmidt, Johann Christoph (1727– 1807), Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788 Geheimer Rat und Kammerpräsident 29, 95; 24, 204 Schmidt, Philipp N i c o l a u s (1750– 1823), Handelsmann und Bankier in Frankfurt a. M., befreundet mit Catharina Elisabeth Goethe, Bruder von Marie Sophie Polex 406f. –, Christian Ludwig, dessen Vater 406 Schmidt von Werneuchen, Friedrich Wilhelm August (1764–1838), Pfarrer und Schriftsteller in Werneuchen (nordöstlich von Berlin) 129, 307 Calender der Musen und Grazien (Hrsg.) 129, 307 Schmieder, Heinrich Gottlieb (Gottlob) (1763–1815?), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer 302; 300, 462, 468 Die Wilden (Oper) 302; 300, 462 Journal für Theater und andere schöne Künste (Hrsg.) 468 Schnauß, Christian Friedrich (1722– 1797), Beamter in Eisenach und Weimar, seit 1743 Kabinettssekretär, 1763 Regierungsrat, 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Münzkabinetts, 1788 in der Oberaufsicht der Freien Zeichenschule A 54; 51, 220; 11, 115, 479

583

Schneider, Johann Caspar (1753–1839), Landschafts- und Porträtmaler, von 1795 bis 1797 in Erfurt 22, 210; 52 Schnell, Christian Wilhelm Ludwig (um 1758–1838), Beamter, um 1781 Jagdlakai und 1789 Büchsenspanner in Weimar, seit 1799 Hofjäger mit der Zuständigkeit für das Forstrevier Tannroda, zuletzt Revierförster 123 Schrader (Schrater), Johann Friedrich (um 1760–1796), Hüttenmeister in Richelsdorf, seit 1793 in Ilmenau 288, 309; 438, 471 Schreiber, Johann Gottfried d.J. (1761–1806), Beamter, seit 1786 Kunststeiger in Ilmenau, 1793 Einfahrer, 1797 Geschworener, Amtsnachfolger und Schwiegersohn von Johann Gottfried Schreiber d.Ä. 289, 306, 382, 441, 460 Schreyvogel, Joseph (Pseudonym Karl August West, Thomas West) (1768– 1832), österreichischer Schriftsteller und Journalist, von 1794 bis 1796 in Jena, von 1802 bis 1813 Mitunternehmer des „Kunst- und IndustrieComptoirs“ in Wien, seit 1814 Sekretär bei den Hoftheatern 300; 460 Schröder, Friedrich Ludwig (1744– 1816), Schauspieler und Theaterdichter, Theaterdirektor in Hamburg EB 24; 262; 17, 216 Stille Wasser sind tief (Dramen-Bearbeitung) 262; 17 Schütz, Christian Gottfried (1747– 1832), Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 300f.; 62, 299, 460 –, Anna Henriette, geb. Danovius (um 1751–1823), dessen Frau 299 Schuler, Georg Heinrich Cornelius von (1730–1810), Oberst und Stadtkom-

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Register

mandant von Frankfurt a. M., Goethes Onkel 211f. –, Anna C h r i s t i n e , geb. Textor (1743–1819), Schwester von Catharina Elisabeth Goethe, seit 1767 dessen Frau 211f. Schultheß, Anna Barbara (B ä b e), geb. Wolf (1745–1818), Frau des Seidenfabrikanten David Schultheß in Zürich, Freundin Lavaters und Goethes EB 66* Schulz, Johann Abraham Peter (1747– 1800), Komponist, von 1787 bis 1795 königlich-dänischer Hofkapellmeister in Kopenhagen, danach in Lüneburg 151 Schulz, Johann Christoph F r i e d r i c h (1762–1798), Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialprofessor in Kurland 371, 374 Neue Reise durch Italien 374 Reise eines Liefländers von Riga nach Warschau 374 Ueber Paris und die Pariser 371, 374 Schuricht, Christian Friedrich (1753– 1832), Architekt und Zeichner in Dresden 103, 230; 224, 228 Schweitzer, Friedrich Carl (1749– 1808), Jurist, seit 1783 Ratsmitglied in Frankfurt a. M., 1783 Senator, mehrfach (u. a. 1796) jüngerer Bürgermeister, 1806 Schulthess 211f. Seckendorff (Seckendorff-Gudent/ Gudend), Ernst A u g u s t von (1765–1835), Beamter, seit 1782 Silberpage in Dresden, 1787 Kammerpage, Kunstsammler 52, 220; 99, 109, 147 Seconda, Jacob Bartholomäus F r a n z (1755–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, seit 1794 vorwiegend in Dresden, Prag und Leipzig 454 Seeger, Johann Georg (um 1748–1802), Beamter, seit 1777 Kanzlist in der

Kriegskommission in Weimar, 1789 Kriegssekretär sowie Rechnungsführer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergbaus, 1796 auch Kassierer der Kriegskommission 441 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755– 1820), Hauslehrer Cornelia Goethes in Frankfurt a. M., Sekretär Johann Caspar Goethes, von 1775 bis 1785 Sekretär Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator, 1789 Rentkommissar an der Kammer 292; 63, 436, 441, 447, 456, 470 Seidler, August Gottfried Ludwig (1759–1825), akademischer Stallmeister in Jena 125; 264 Serlio, Sebastiano (1475–um 1554), italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker 4, 203; 8 Tutte l’opere d’architettura, et prospetiva 4, 203; 8 Sévelinges, Charles Louis de (1767– 1831), französischer Schriftsteller, Publizist und Übersetzer 75 Alfred, ou les années d’apprentissage de Wilhelm Meister (Goethe-Übersetzung) 75 Shakespeare, William (1564–1616), englischer Dramatiker 281, 303; 152, 216, 423, 453, 462 Hamlet, Prinz von Dänemark 281; 423 Macbeth 303; 462 Othello 453 Slevogt (Schlevoigt, Slevoigt), Christian Anton A u g u s t (1764–1819), Jurist, Amts- und seit 1796/97 Hofadvokat in Jena, auch Stadtrichter 29; 71 Slevoigt (Schlevoigt), Gottfried Christian Traugott (1753–1797), Oberförster in Waldeck bei Bürgel 29; 71

Personen und Werke

Soemmerring, Samuel Thomas (1755–1830), Anatom und Naturforscher, seit 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, 1795 Arzt in Frankfurt a. M 63, 103, 103K; 68, 118–120, 233–235; 54, 148, 252–255, 260 Über das Organ der Seele 68, 118– 120, 233–235; 149, 252–255 Vom Baue des menschlichen Körpers 68; 148 Somaglia, Giulio Maria Conte della (1744–1830), italienischer Kleriker, von 1795 bis 1818 Kardinalvikar des Papstes für das Bistum Rom 108; 237 Spina (Espina), Giuseppe (1756–1828), italienischer Jurist und Theologe, Abbate in Rom, seit 1796 Priester, 1798 Titularbischof von Korinth, 1801/02 Kardinal, 1802 Erzbischof von Genua 63; 138 Staël-Holstein, Anne Louise G e r m a i n e de, geb. Necker (1766– 1817), französische Schriftstellerin, von 1803 bis 1814 u.a. in Weimar und Berlin, in Italien, Österreich und der Schweiz, Frau des schwedischen Gesandten Eric Magnus Staël von Holstein 176, 178f., 182f., 186, 188, 190f., 247, 250; 362, 366f., 384, 388, 392, 397, 398f., 402 De l’influence des passions sur le bonheur des individus et des nations 176, 178f., 182f., 186, 188, 190f., 247, 250; 362, 366f., 384, 388, 392, 398f., 402 Essai sur les fictions 362 –, Matthias A l b e r t de (1792–1813), schwedischer Offizier, im Duell zu Tode gekommen, deren Sohn 368 Starcke (Stark, Starke), Johann Christian T h o m a s (1764–1840), Maler, Zeichner und Kupferstecher in Weimar 61, 67, 88, 109, 130, 154, 176;

585

146, 238f., 276, 308, 312–316, 338, 353, 361f. Steffany (Stephani), Georg Christoph (um 1749–1807), Beamter, seit 1777 Bauschreiber in Weimar, 1789 Bauverwalter, 1799 Bauinspektor EB 1; A 53; 45, 117, 285, 288, 314; 101, 250, 431, 439, 477 Steigentesch, Andreas A u g u s t Ernst Wilhelm von (1774–1826), österreichischer Offizier, Diplomat und Schriftsteller 303 〈Gedichte〉 Lied 303 Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), Schriftstellerin, seit 1758 Hofdame der Herzogin Anna Amalia, 1764 verh. mit Josias von Stein auf Kochberg, 1793 verw. 111, 143; 125, 268; 63, 93, 106, 126, 134, 152, 187, 189, 241, 264, 267f., 316, 326, 357, 369, 385, 410 –, Gottlob C a r l Wilhelm Friedrich von (1765–1837), mecklenburgschwerinischer Kammerjunker, später Kammerherr, 1796 Gutsherr auf Kochberg, deren Sohn 339 Stein, Gottlob F r i e d r i c h (F r i t z) Constantin von (1772–1844), preußischer Beamter, von 1783 bis 1786 Goethes Zögling, 1791 Student in Jena, von 1794 bis 1797 sachsenweimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volontär der preußischen Domänenkammer in Breslau, von 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domänenrat in Breslau, Gutsbesitzer in Schlesien, Sohn von Charlotte von Stein 33; EB 39; 126f., 164; 40, 59, 81, 126, 140, 152, 189, 267–269, 339, 357, 369, 385, 410

586

Register

Stein zu Nord- und Ostheim, S u s a n n e Wilhelmine Elisabeth von, geb. von und zu der Tann (1737–1797), seit 1760 Frau von Dietrich Philipp August von Stein zu Nord- und Ostheim, Tante Charlotte von Kalbs 60; 127 Steiner (Steinert), Johann Friedrich Rudolf (1742–1804), Architekt aus Braunschweig, um 1770 in Sondershausen, seit 1775 Baukontrolleur in Weimar, Lehrer der mathematischen Wissenschaften an der Freien Zeichenschule in Weimar A 56; 45, 142, 256, 300, 303, 314; 101, 289, 295, 458, 462, 480 –, Carl Friedrich Christian (1774– 1840), Architekt, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, dessen Sohn 315; 479–481 Stichling, Johann Ehrhard (1732/33– 1801), Gürtler in Weimar, um 1762 Viertelsmeister, seit 1772 Vizebaukämmerer, 1773 Baukämmerer, Vormund von Christiane Vulpius 66 Stock, Johanna D o r o t h e a (D o r a) (1760–1832), Malerin in Dresden, Tochter des Zeichners und Kupferstechers Johann Michael Stock in Nürnberg, seit 1764 in Leipzig, Schwester von Minna Körner 44, 46–48, 54f., 136, 186, 216, 250; 98, 102, 108, 115, 119, 286, 437 Stötzer, Johann Wilhelm Julius (um 1776–1852), Beamter bei der Kammer in Weimar 409 Stolberg-Stolberg, F r i e d r i c h (Fritz) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und Übersetzer, seit 1791 Kammerpräsident in Eutin, 1800 Privatier in Münster, dessen Bruder 96; 93, 209f., 353 Stuart (erwähnt 1796/97), englischer Reisender 380f.

Stuart, James (1713–1788), englischer Maler, Architekt und Altertumsforscher 213; 80 The Antiquities of Athens 213; 80 Süßmayer, Franz Xaver (1766–1803), österreichischer Komponist, Kapellmeister in Wien 10, 14, 19, 22, 210; 5, 26, 34f., 47, 52, 425 Die neuen Arkadier (Oper) 10, 14, 19, 22, 210; 5, 26, 34f., 47, 52, 425 Sulzer, Johann Georg (1720–1779), Philosoph und Ästhetiker in Berlin 134 Swammerdam, Jan (1637–1680), niederländischer Naturforscher, Anatom und Zoologe 221f. Biblia naturae; sive historia insectorum 221f. Tassie, James (1735–1799), schottischer Bildhauer, Gemmenschneider und Modelleur 6, 205; 10 Teller, Wilhelm Abraham (1734–1804), Theologe, seit 1753 Prediger in Leipzig, 1761 Professor und Generalsuperintendent in Helmstedt, 1767 Oberkonsistorialrat und Propst in Berlin 373, 375 Temler (Temmler), A d o l p h Friedrich Rudolf (1766–1835), Zeichner, seit 1786 Hilfslehrer an der Zeichenschule in Eisenach, 1790 Lehrer in Weimar 280, 478f. Testelin, Henri (Henry) (1616–1695), französischer Maler, Radierer und Kunstschriftsteller 364 Sentimens des plus habiles peintres 364 Theokrit (Theokritos) (um 305 v. Chr.), griechischer Dichter 160, 353 Idyllen 160, 353 Thümmel, Moritz August von (1738– 1817), Schriftsteller und Übersetzer,

Personen und Werke

von 1768 bis 1783 Geheimer Rat und Minister in Coburg, danach Privatier in Gotha 161; 331 Tieck, Johann L u d w i g (1773–1853), Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber, 1799/1800 in Jena, von 1801 bis 1819 überwiegend in Ziebingen bei Frankfurt a. d. O. und Berlin, von 1819 bis 1841 in Dresden 142, 325 Torlonia, italienisches Adelsgeschlecht, Bankiers in Rom 10 Trabitius, Johann N i c o l a u s (1739– 1807), Bibliotheks- und Museumsdiener, Schlossvogt in Jena EB 26; 60; 127 Trajan (Marcus Ulpius Traianus) (53–117), römischer Kaiser 213; 80 Trapp, Ernst Christian (1745–1818), Pädagoge und Schriftsteller, seit 1777 Lehrer am Philanthropinum in Dessau, 1779 Professor in Halle/S., 1783 Leiter einer Erziehungsanstalt bei Hamburg, 1786 Mitglied des Schuldirektoriums in Braunschweig, seit 1790 in Wolfenbüttel lebend 392 Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h von (1740–1819), Mineraloge, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Bretleben an der Unstrut lebend 101, 380–382 Türck (Türk), Johann Christian (gest. 1796), Gastwirt des Gasthofs „Zum Löwen“ in Ilmenau 168, 310; 344, 472 Turchi, Francesco (1515–599), italienischer Kleriker und Schriftsteller 30

587

Tyrtaios (Tyrtaeus) (7. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter 232 〈Elegien〉 232 Uhden (Uden), Johann Daniel W i l h e l m Otto (1763–1835), Jurist und Kameralist, preußischer Beamter und Altertumsforscher, seit 1789 in Göttingen, 1790 Privatgelehrter in Rom, 1795 stellvertretender, 1798 preußischer Ministerialresident am Vatikan, 1802 Berlin 12, 206; 31, 33, 112, 156, 226 Unger, F r i e d e r i k e Helene, geb. von Rothenburg (1751–1813), Schriftstellerin, seit 1785/86 Frau von Johann Friedrich Gottlieb Unger 61; 141f., 158 Bekenntnisse einer schönen Seele 142 J. J. Rousseau’s Bekenntnisse (Übersetzung) 141 J. J. Rousseau’s Selbstgespräche auf einsamen Spaziergängen (Übersetzung) 141 Julchen Grünthal 142 Neuestes Berlinisches Kochbuch 141 Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Verleger, Buchdrucker, Buchhändler und Holzschneider in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Künste 31; EB 29, EB 38, EB 45; 66, 75, 155; 22, 34, 74, 141, 143f., 146, 159, 166, 192, 270, 327, 328 –, Johann Georg(e) (1715–1788), Buchdrucker und Holzschneider in Berlin, dessen Vater 141 Unruh, Johann Heinrich (Friedrich) Christoph (1753–1809), Buchdrucker in Weimar 143, 146; 299, 307f., 313, 315 Uz, Johann Peter (1720–1796), Jurist und Schriftsteller in Ansbach und Nürnberg 88; 189f.

588

Register

Varro, Marcus Terentius (116–27 v. Chr.), römischer Politiker, Gelehrter und Schriftsteller 11 Vasari, Giorgio (1511–1574), italienischer Architekt und Maler in Florenz, Biograph italienischer Künstler 354 〈Porträt Benvenuto Cellinis〉 354 Veltheim, Friedrich (Friedrich Meister) (um 1770–nach 1825), Schauspieler und Prinzipal, um 1795 in Breslau, 1796 in Weimar, 1797 wieder in Breslau, 1805 in Danzig, 1808 in Königsberg, Gründer einer Theatergesellschaft 314; 480 –, Marianne, geb. Krüger (um 1780nach 1825), Sängerin und Schauspielerin, um 1795 in Breslau, 1796 in Weimar, 1797 wieder in Breslau, 1805 in Danzig, 1808 in Königsberg, seit 1796 dessen Frau 315; 480 Vent, Johann Christoph Gottlob (Gottlieb) (1752–1822), Ingenieuroffizier in Weimar, Baukondukteur, seit 1792 Leutnant 29, 136, 306f.; 71, 287, 465, 467 Venuti, Niccolò Marcello Marchese di (1700–1755), italienischer Archäologe 105; 230 Ausführliche Beschreibung samt hinlänglicher Nachricht von Heracleja oder Hercules-Stadt 105; 230 Vergil (Publius Vergilius Maro) (70–19 v. Chr.), römischer Dichter 126 Georgica 126 Veyder von Malberg (Veyder-Malberg), Heinrich C a r l Maria Joseph Anton (Joseph Henri Charles) von (1766/67–1834), kurtrierischer Kammerherr, seit 1798 Ehemann von Thérèse de Forget de Barst 315; 482 Vieweg, Johann F r i e d r i c h d. Ä. (1761–1835), Verlagsbuchhändler in Berlin, 1799 in Braunschweig 180; 244, 360, 371–375, 377

Deutsche Monatsschrift (Hrsg.) 372, 375 Taschenbuch (Hrsg.) 180; 374, 375, 377 –, Charlotte, geb. Campe (1774–1834), Tochter von Joachim Heinrich Campe, seit 1795 dessen Frau 373, 375 Viganò, Josefa M a r i a, geb. Mayer (1769–1821), österreichische Balletttänzerin, Mitglied der Wiener Staatsoper, seit 1789 Frau von Salvatore Viganò 372, 375 Vinci, Leonardo da s. Leonardo da Vinci Vitruv (Vitruvius Pollio) (1. Jh. v. Chr.), römischer Architekt und Ingenieur 53 De architectura libri decem 53 Vohs, Johann H e i n r i c h Andreas (1762–1804), Schauspieler und Regisseur, von 1792 bis 1802 in Weimar, danach Theaterdirektor in Stuttgart A 13; 92, 370, 435, 468 –, Heinrich Matthias, dessen Vater 435 –, Elisabeth, dessen Mutter 435 Voigt, Christian Gottlob d.Ä. (1743– 1819), von 1777 bis 1791 Mitglied der Regierung und von 1788 bis 1814 der Kammer, seit 1794 Geheimer Rat 4, 29, 45, 52, 53, 64, 85, 87, 98, 100, 104, 105, 108, 114, 115, 120, 121, 122, 123, 124, 177; EB 60; A 7, A 8, A 9, A 14, A 15, A 16, A 17, A 18, A 19, A 21, A 23, A 24, A 27, A 35, A 36, A 38, A 39, A 40, A 41, A 43, A 46, A 47, A 48, A 49, A 50, A 51, Nachtrag GB 10/A 19a; 256, 264, 266, 274, 294; 5, 12, 13, 20, 43, 139, 165, 193, 198f., 213, 217, 221, 271, 276, 326, 337, 344f., 357, 394, 415, 433, 444, 447, 459, 470 Verzeichniß einiger Reisen in Italien 165

Personen und Werke

–, Christian Gottlob d. J. (1774–1813), Beamter, seit 1796 Regierungsassessor, dessen Sohn 294; 429, 447 Voigt, Franz F r i e d r i c h W i l h e l m (1772–1803), Mechaniker und Instrumentenbauer in Weimar, Sohn des Schatullamtmanns Johann Friedrich Christian Voigt 122, 136; 256, 287 Voigt, Johann Carl Wilhelm (1752– 1821), Geologe und Mineraloge, seit 1789 Bergrat in Ilmenau, Bruder von Christian Gottlob Voigt d.Ä. 136, 168, 170, 199, 289, 292, 301, 309, 310; 287, 290, 344f., 347, 419f., 441, 447, 461, 471 –, Bernhard Friedrich (Fritz) (1787– 1859), Buchhändler und Verleger u.a. in Basel, Freiburg i. B. und Sondershausen, seit 1822 Verleger in Ilmenau, 1825 Mitbegründer des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig, 1834 Verleger und Buchdrucker in Weimar, dessen Sohn 169; 345 Volkmann, Johann Jacob (1732–1803), Verfasser und Übersetzer von Kunstund Reiseliteratur, ab 1757 Reisen durch Europa, u.a. nach Italien, Frankreich und den Niederlanden, seit 1764 auf seinen Landgütern bei Leipzig 105; 229f. Historisch-kritische Nachrichten von Italien 105; 229f. Volpato, Maddalena, geb. Riggi (1765– 1825), italienische Bekannte Goethes aus Mailand, seit 1786 in Rom, Schwester von Carlo Ambrogio Riggi, seit 1788 Frau von Giuseppe Volpato 63; 138 Voltaire (eigentlich François Marie d’Arouet) (1694–1778), französischer Philosoph und Schriftsteller 416 Candide ou l’optimisme 416

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Voß, Johann Heinrich (Hinrich) d. Ä. (1751–1826), Schriftsteller, Übersetzer und Philologe, 1782 Schulrektor in Eutin, 1802 Privatgelehrter in Jena, 1805 in Heidelberg 157, 157K; EB 67*; 65f., 70, 74, 172, 177, 181, 188, 197, 242, 252; 45, 49, 143, 151, 158, 171, 173, 232, 353, 379, 380f., 392, 400f., 417 Alte Weltkunde 381 An einen dunklen Dichter. Nach Martial 353 Das Bild des Hermes. Nach der Anthologie 353 Der todte Adonis. Theokrits dreißigste Idylle 353 Des Jägers Grab. Nach der Anthologie 353 Die Dichtkunst 45 Die Fischer. Theokrits einundzwanzigste Idylle 353 Die Wettsänger. Theokrits achte Idylle 353 Homers Ilias 181, 248; 151, 381 Homers Odyssee (Odüßee) 181, 248; 151, 381 Luise 197, 242, 252; 171, 173, 380, 417 Rath des Pittakos von Mitylene 353 Sittenspruch des Demokrates 353 Musen-Almanach für das Jahr 1776〈–1798; 1800〉 (Hrsg.) 65f., 172; 143, 171, 173, 353 –, Marie Christiane (Christine) Henriette E r n e s t i n e, geb. Boie (1756– 1834), Schwester von Heinrich Christian Boie, seit 1777 dessen Frau 151, 401 –, A b r a h a m Sophus (1785–1847), Philologe, Übersetzer und Pädagoge, seit 1810 Gymnasialprofessor in Rudolstadt, 1821 in Kreuznach, deren Sohn 392 Vulpius, Christian August (1762–1827), Schriftsteller und Dramaturg in Wei-

590

Register

mar, 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar, 1816 herzoglich-weimarischer Rat 10, 14–16, 19, 22, 28, 30, 34, 124f., 210, 303; 5, 26, 34f., 47, 52, 67, 72, 230, 261, 264, 364, 370, 388, 453, 462 Die heimliche Heirat (Libretto-Bearbeitung) 370, 388 Die neuen Arkadier (Libretto-Bearbeitung) 10, 14, 19, 22, 210; 5, 26, 34f., 47, 52, 425 Die Zauberflöte (Libretto-Bearbeitung) 15f.; 37 Macbeth (Dramen-Bearbeitung) 303; 462 –, Sophia E r n e s t i n a Louisa (1775– 1806), dessen Halbschwester 30, 34; 73, 80 Vulpius, Johanna Christiana Sophia (C h r i s t i a n e) (1765–1816), Schwester von Christian August Vulpius, seit 1788 Lebensgefährtin von Goethe, seit 1806 dessen Frau 7, 8, 9, 27, 28, 30, 40, 42, 44, 46, 101, 102, 107, 109, 112, 113, 116, 145, 146; EB 6, EB 10, EB 21, EB 40; 34, 44, 78, 115, 135, 232, 238; 3, 19, 46, 73, 80, 95, 98, 125, 165, 188f., 207f., 247, 249, 251, 255, 258, 260, 267, 269, 271, 284, 386, 403, 408, 440 –, A u g u s t Walther (1789–1830), seit Mai 1801 A u g u s t Walther von Goethe, Jurist, von 1808 bis 1811 Student in Heidelberg, seit 1810 Kammerassessor in Weimar, deren und Goethes Sohn, gest. als Julius August Walther von Goethe 8, 9, 30, 34, 44–46, 78, 86, 118, 123, 125, 127f., 135, 164, 167–169, 191, 238, 261, 276; 19–22, 72f., 80, 97, 100, 103, 106, 165, 185, 207f., 249, 251, 255, 261, 264, 269–272, 276, 284, 337, 339, 343–345, 399

Wacker, Johann Friedrich (1730–1795), Inspektor des Münzkabinetts in Dresden 45, 48, 52, 216f., 220; 98f., 109 Wächter, Jakob (um 1768–1834), Steinschneider, Kunst- und Naturalienhändler, seit 1793 in Bamberg 137–140, 142; 288, 290f., 295 Wagner, Johann Conrad (1737–1802), Kammerdiener von Herzog Carl August, seit 1787 Kämmerer, 1796 Schatullier A 42; 466 –, Conrad, Reiter bei der Garde und Reitknecht in Weimar, dessen Vater 466 Wagner, Johann G o t t l i e b Daniel (1774–1824), Gärtner in Jena, von 1795 bis 1819 im Botanischen Garten, seit 1803 Hofgärtner 284, 286, 294, 313f.; 431, 433, 448, 476f. Waitz, J o h a n n Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 51, 220; 114, 479 Wartensleben, Wilhelm Ludwig Gustav Graf von (1734–1798), österreichischer Offizier, seit 1794 Feldzeugmeister, 1797 kommandierender General in Siebenbürgen 201, 212 Watelet, Claude-Henri (1718–1786), französischer Beamter, Schriftsteller, Zeichner und Kunstsammler 364 Webb, Daniel (1718/19–1798), irischer Schriftsteller 364 Wedekind, Carl Ignaz (1766–1837), Jurist, Professor in Heidelberg, Hofgerichtsrat in Mannheim EB 25* Kurze Systematische Darstellung des Allgemeinen Staatsrechtes 263 Wedel, Johanna M a r i a n n e Henriette von, geb. von Woellwarth-Essingen (1752–1815), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise, seit 1804 Oberhofmeisterin, seit 1782 Frau von

Personen und Werke

Otto Joachim Moritz von Wedel A 57; 482 Weitzel, Johannes Ignaz (1771–1837), Bibliothekar und Publizist, Student in Mainz, 1795/96 in Jena und Göttingen, 1798 Beamter im Departement Donnersberg, 1798 Journalist in Wiesbaden, 1805 Professor am Lyzeum in Mainz, seit 1813 wieder in Wiesbaden, 1816 nassauischer Hofrat, 1821 Leiter der Landesbibliothek 73 Weiße, Christian Felix (1726–1804), Schriftsteller und Übersetzer in Leipzig 369, 392 Wenzel, Johann Carl (um 1738–1809), Maurermeister in Jena, Pächter der Ratsziegelhütte, Hofmaurer und Viertelsmeister 129; 274 Werner, Abraham Gottlob (1749– 1817), Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen) 345 Werner, Johann Christian Wilhelm (1765–1813), Hofbedienter und Kirchner in Weimar, seit 1788 Hoflakai und Diener von Johann Gottfried Herder, von 1788 bis 1789 dessen Reisebegleiter in Italien 118; 251 –, dessen Frau 118; 251 Weyrauch, Vincent (1765–1802), Schauspieler und Sänger, 1785 und von 1793 bis 1800 in Weimar, zuletzt in St. Petersburg 302; 462 Wieland, Christoph Martin (1733– 1813), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist und Pädagoge, 1754 Hauslehrer in Zürich und 1759 in Bern, 1760 Kanzleiverwalter in Biberach, 1769 Professor der Philosophie in Erfurt, 1772 Erzieher des minderjährigen Herzogs Carl August in Weimar, 1775 pensioniert, von 1797 bis 1803 auf seinem Gut in Oßmanns-

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tedt lebend, Begründer und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ und „Neuen Teutschen Merkur“ 171; 25, 114, 169, 180, 232, 270; 4, 60, 182, 216, 212f., 224, 235, 246, 325, 335, 346, 369, 376, 395, 397, 408, 410f., 414 Geschichte des Agathon 325 Göttergespräche 395 Der Neue Teutsche Merkur (Hrsg.) 25, 180, 270; 60, 182, 212f., 235, 376, 397, 414 Der Teutsche Merkur (Hrsg.) 411 Wienert (erwähnt 1796), Fuhrmann in Langensalza 406 Winkler (Winckler), Gottfried (1731– 1795), Kaufmann, Ratsherr und Kunstsammler in Leipzig 39, 48, 215, 217; 88 –, Friedrich Daniel (1760–1809), Bankier in Leipzig, dessen Sohn 88 –, Gottfried (1764–1833), Bankier in Leipzig, dessen Sohn 88 Wranitzki (Vranick´y), Paul (Pavel) (1756–1808), mährisch-österreichischer Komponist und Dirigent, Freimaurer, seit 1785 Konzertmeister, 1790 Leiter und 1795 Direktor des Wiener Hofopernorchesters im Theater am Kärtnertor, Freund von Mozart, Haydn und Beethoven 15, 15K; EB 14; 36–38 Wölfel, Johann Ernst (1760–1844), Beamter, seit 1796 Steuer- und Erbzinsrevisor in Jena, 1805 Kammerkalkulator in Weimar, 1807 Kammerrevisor 136; 285 Wolf, Ernst Wilhelm (1735–1792), Pianist und Komponist, seit 1768 Konzertmeister in Weimar, 1772 Kapellmeister, 1775 Hofkapellmeister 442 Wolf, Friedrich August (1759–1824), Altphilologe, Professor der Beredsamkeit in Halle/S. 175, 175K1,

592

Register

175K2; 181, 197, 251f.; 379, 416f. Prolegomena ad Homerum 197, 251f.; 417 Wolfskeel von Reichenberg, H e n r i e t t e Albertine Antonie (1776– 1859), Hofdame der Herzogin Anna Amalia 391 Wolzogen, W i l h e l m Friedrich Ernst Franz August von (1762–1809), Karlsschüler, württembergischer Leutnant und Hofarchitekt in Stuttgart, seit Ende 1796 weimarischer Kammerherr, 1801 Oberhofmeister und Mitglied des Geheimen Consiliums, 1803 Geheimer Rat, von 1801 bis 1806 außerordentlicher Gesandter in St. Petersburg, Sohn Henriette von Wolzogens 110, 144–146, 187; 241, 299f., 303, 307f., 357f., 360, 390, 392, 394 –, Friederike Sophie C a r o l i n e von, geb. von Lengefeld, gesch. von Beulwitz (1763–1847), Schriftstellerin, Schwester von Schillers Frau Charlotte, seit 1797 vorwiegend in Weimar, seit 1826 in Jena, seit 1794 dessen Frau 110, 144, 184; 241, 300, 360, 386, 390, 400f. Agnes von Lilien 184; 386, 400f. –, Henriette von, geb. Marschalk von Ostheim (1745–1788), Gutsbesitzerin in Bauerbach südlich von Meiningen, dessen Mutter 390 Wood, Robert (1716/17–1771), irischer-englischer Reisender, Altertumsforscher und Politiker 416 An Essay on the Original Genius of Homer 416 Württemberg –, Friedrich Eugen Herzog von (1732– 1797), seit 1795 Regent 193f. Wunder, Hartmann Christian (1754–nach 1807), Offizier in

Gotha, dann Opernsänger, seit 1797 vorwiegend in Russland 468 Wurmser, Dagobert Sig(is)mund Graf von (1724–1797), österreichischer Militär, Feldmarschall im Ersten Koalitionskrieg 148, 239; 309 Zach, Franz Xaver von (1754–1832), Astronom und Militär, seit 1786 Offizier in Gotha, von 1787 bis 1804/05 Leiter der Sternwarte auf dem Seeberg, von 1804 bis 1827 Oberhofmeister der verwitweten Herzogin Charlotte von SachsenGotha und Eisenach und deren Reisebegleiter in Frankreich, Italien und der Schweiz 333 Zapf (Zapff), Johann J u s t i n (1749– 1834), Weinhändler in Suhl, auch Händler für Material-, Spezerei- und Schnittwaren EB 33, EB 55 Zelada, Francesco Saverio de (1717–1801), Jurist, von 1789 bis 1796 Kardinalstaatssekretär des Vatikans 110; 241 Zelter (Celter), Carl Friedrich (1758– 1832), Maurer und Baumeister, Komponist, Dirigent und Musikpädagoge in Berlin, 1800 Direktor der Singakademie, seit 1809 Professor an der Akademie der Künste 65f., 75f., 145f., 154, 269; 37, 142f., 158f., 163, 303, 305, 308, 314 Lied von Mignon (Vertonung) 269; 143 Melodieen zum Schillerschen Musenalmanach 145f., 154; 159, 303, 305, 308, 314 Zwölf Lieder am Klavier zu singen 65; 142, 158f. Zenon (Zeno) von Elea (490–430 v. Chr.), griechischer Philosoph 325 Ziegesar, August Friedrich Carl von (1746–1813), sachsen-gothaischer Beamter, seit 1785 Vizekanzler, 1790

Personen und Werke

Kanzler der Regierung und Geheimer Rat, 1795 auch Mitglied des Geheimen Ratskollegiums in Gotha 302; 461 Zöllner, Johann Friedrich (1753–1804), Theologe, Propst und Oberkonsistorialrat in Berlin 372, 375

593

Zucchi, Antonio (1726–1795), italienischer Maler und Graphiker, seit 1781 Mann von Angelika Kauffmann 137f.

594

Register

Werke Goethes Aus meinem Leben s. Dichtung und Wahrheit Auszug (Redoute am 29. Januar 1796) 17; 41 Bekenntnisse einer schönen Seele s. Wilhelm Meisters Lehrjahre Bekenntnisse einer schönen Seele (Rezension von Friederike Ungers Autobiographie) 142 Benvenuto Cellini (Übersetzung) 17, 19, 21f., 32f., 39, 55, 60, 67, 75, 78f., 81, 83, 85, 87, 90f., 99f., 123, 155, 157–159, 164f., 183, 211f., 215, 227; 43, 65, 73, 76, 79f., 88, 91f., 96f., 100, 118, 120, 126, 140, 144–146, 152, 160, 166, 176, 186f., 195, 198, 217, 250, 260, 280, 317, 322, 325, 339–341, 354f., 384 Wer wird uns trösten, Freund? (Sonett) 146 Beobachten und Ordnen 230 Beobachtungen, über die Entwickelung, der Flügel des Schmetterlings Phalaena grossularia 220f., 230 Beyträge zur Optik 54, 393 Briefe aus der Schweiz 24, 26; 59, 334 Zweyte Abteilung: Briefe auf einer Reise nach dem Gotthardt 24, 26; 59, 334 Briefwechsel mit Carl Friedrich Zelter 143 Campagne in Frankreich 1792 90 Claudine von Villa Bella 44 Das reine Phänomen 77, 231, 320, 394 Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 1793 77, 231, 320

Der Zauberflöte Zweyter Theil 15f., 207f., 259f.; 36f. Dichtung und Wahrheit 181, 334 Die guten Frauen 5 Diderots Versuch über die Mahlerey (Übersetzung) 227 Drei günstige Rezensionen 360f. Egmont (s. auch Bearbeitung von Schiller) 36, 38, 41, 43, 214; 17, 83, 87, 91–95, 351, 369, 454 Eigne Antiken zu ediren 109 Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil 182 〈Entomologische Studien〉 216, 230 〈Enzyklopädisches Werk über Italien〉 (mit Johann Heinrich Meyer) 38, 64, 78, 133, 215, 222; 6f., 30, 33, 121, 131, 139f., 165, 195, 278, 282, 286, 315 Ephemerides 54 Fastnachtsspiel 〈…〉 vom Pater Brey 162

〈Gedichte〉 Alexis und Dora 47, 55, 60, 62, 67, 75, 83, 114, 123, 136, 164, 174, 177, 226, 231, 243, 246; 103–106, 113, 120, 129, 133, 144f., 159f., 170, 179, 182, 245, 257, 259, 286, 323, 356, 365, 410 An Mignon 66, 75, 77; 143, 159, 164 Amyntas 385, 391 Der Chinese in Rom 105f., 166, 245; 167, 215, 229, 232, 323, 342 Die Eisbahn 106; 234, 323 Mittelalter 234 Die Individualität 234 Eine nicht hält mich zurück, gar zwey sinds 59

Werke Goethes

Einer 215 Elegien s. 〈Römische〉 Elegien Epigramme. Venedig 1790 210 Hero und Leander 59, 226; 125f. Herrmann und Dorothea 183, 185f., 188, 191, 249, 251f., 276; 245, 358, 360, 379f., 384f., 387, 391, 402, 416, 419 Lied von Mignon 77, 269; 143, 164, 303 Nähe des Geliebten 143 Musen und Grazien in der Mark 60, 67; 129, 144f., 182, 303, 306f. 〈Römische〉 Elegien 171, 173, 258, 384 Tabulae votivae (mit Schiller; s. auch unter „Xenien“) 113, 162f., 169, 242; 41, 166, 184f., 215, 219f., 243, 245, 323, 335, 347 Vielen 215 Vier Jahreszeiten 234 Winter 234 Xenien (mit Schiller; s. auch dort) 10f., 16–18, 22, 25f., 47, 60f., 70, 75–79, 83, 86f., 95–98, 100, 154, 162f., 166, 169, 172, 174f., 183, 194, 197f., 205f., 212, 216, 242, 246f.; 5, 26f., 32, 34f., 39, 41, 44–46, 62, 89, 105, 113, 125, 128f., 151, 159, 163f., 166, 179, 182, 184–186, 209f., 215f., 219f., 232, 243, 245, 258, 283, 285, 288, 297, 299f., 306f., 316, 323, 335, 337, 342, 347, 350f., 357, 360, 366, 368f., 385, 391f., 394, 401, 403, 418 An deutsche Baulustige (Nr 28) 89 An die Herren H. I. K. 39 An die Herrn A. B. C. 〈B. T. R. (Nr 494)〉 42 An Kant (Nr 63) 209 Auswahl (Nr 503) 39 Das Brüderpaar (Nr 125) 39 Der Antiquar (Nr 16) 32

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Der Kenner (Nr 17) 32 Der Telelog (Nr 15) 32 Der Wächter Zions (Nr 210) 324 Erholungen. Zweytes Stück (Nr 276) 167 Erreurs et Verité (Nr 18) 39 Feindlicher Einfall (Nr 43) 299 Gelehrte Zeitungen (Nr 319) 39 Hildegard von Hohenthal (Nr 504) 39 Jean Paul Richter (Nr 41) 167 Komm nur von Giebichenstein (Nr 761) 70; 152 Moritz (Nr 490) 39, 335 Neuste Schule (Nr 27) 39; 89 Richter (Nr 502) 167 Schillers Almanach von 1796 (Nr 249) 210 Triumph der Schule (Nr 164) 39 Verfasser des Hesperus (Nr 499) 167 Verschiedene Dressuren (Nr 211) 324 Woldemar und Allwill (Nr 728) 61; 39 Zeichen des Löwen (Nr 75) 151f. Zweifel des Beobachters (Nr 702) 39 Zahme Xenien 325 Geschichtliches 217 Götz von Berlichingen 454 Hemsterhuis-Galinzinische GemmenSammlung 90 Herrmann und Dorothea 127, 130, 155–158, 160, 163, 172, 177, 181, 183, 185, 188, 191, 242, 246, 249, 251f.; 220, 243f., 270f., 274f., 286, 317, 319f., 322–324, 330, 338, 348, 354, 360, 376f., 379, 384, 388, 416f. Italiänische Reise 162, 242; 44, 135f., 138

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Register

Jery und Bätely 45 Litterarischer Sanscülottismus 171; 351f. Mährchen s. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten Morphologie 348

〈Neues Mährchen〉 120, 171, 173 Philipp Hackert. Biographische Skizze 135 Physische Wirkungen 77 Princesse Perruche (Übersetzung) 161, 270, 272f.; 190, 240, 331f. Punkte zur Beobachtung der Metamorphose der Raupe 221, 404f. Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1795 45 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1796 13, 43, 158, 216, 260 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1807 135 Tag- und Jahres-Hefte auf das Jahr 1811 135 Über die Notwendigkeit von Hypothesen 77, 231, 320 〈Über Methode die Natur zu beobachten〉 89; 192 Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten 44, 118–120, 332 Mährchen 55; 41, 118–120 Versuch über die Dichtungen (Madame de Staël-Übersetzung) 100 Von den farbigen Schatten 54 Vorträge, über die drei ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie 336, 348

Weimarisches Hoftheater. Februar 1802 95 〈Werkausgaben〉 Goethe’s neue Schriften (7 Bde. Berlin: Johann Friedrich Unger, 1792–1800) 242; 173f., 326, 327 Goethe’s Werke (13 Bde. Tübingen: Johann Friedrich Cotta, 1806–1810) 59 Wilhelm Meisters Lehrjahre (auch: Goethe’s neue Schriften. Bd 3–6) 6, 8f., 11, 14, 18–20, 22, 28, 31f., 40, 46, 50, 55, 59–61, 64, 66, 68, 70, 74–78, 80–87, 89, 93f., 96–98, 105, 107, 110, 113, 136, 155–157, 159– 161, 169, 174, 178, 181, 185, 191, 194f., 197, 205f., 210, 218, 222, 225f., 246, 248–252, 259, 263f., 267, 269, 273; 3, 5, 11, 19, 21f., 27, 34, 44, 46, 48, 62, 65f., 68, 73–76, 90, 96–98, 100, 103, 105, 113, 117, 125–129, 131f., 140, 142–144, 146, 152, 157, 159, 163–166, 175–184, 186–189, 192, 199, 202, 209f., 214, 220, 231f., 235, 241, 243, 250, 270, 286, 303, 315, 318– 320, 322, 327–331, 333, 346–348, 355f., 358–361, 366, 372, 378f., 388, 410, 412, 415 1. Band (1. und 2. Buch) 181, 195, 248 2. Band (3. und 4. Buch) 61, 181, 195, 248, 263 3. Band (5. und 6. Buch, Bekenntnisse einer schönen Seele) 31, 61, 181, 195, 197, 248, 263; 74f., 120, 142, 210 4. Band (7. und 8. Buch) 6, 8f., 11, 14, 18–20, 22, 28, 31, 40, 46, 50, 55, 59–61, 64, 66, 68, 70, 74–78, 80–87, 89, 93f., 96–98, 105, 107, 110, 113, 136, 155–157, 159–161, 169, 174, 178, 181, 185, 191, 194f., 197, 205f., 210, 218, 222, 225f., 246,

Werke Goethes

248–252, 259, 263f., 267, 269, 273; 3, 5, 11, 19, 21f., 27, 34, 44, 46, 48, 62, 65f., 68, 73–76, 90, 96–98, 100, 103, 105, 113, 117, 125–129, 131f., 140, 142–144, 146, 152, 157, 159, 163–166, 175–184, 186–189, 192, 199, 202, 209f., 214, 220, 231f., 235, 241, 243, 250, 270, 286, 303, 315, 318–320, 322, 327–331, 333, 346–348, 355f., 358–361, 366, 372, 378f., 388, 410, 412, 415 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 164 Wilhelm Meisters Wanderjahre oder Die Entsagenden 186f.

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Winckelmann und sein Jahrhundert 135 Wirkung des Lichts auf organische Körper im Sommer 1796 158, 216

〈Zeitschriften〉 Propyläen. Eine periodische Schrifft 63, 225, 227–229., 283, 310, 376 Zur Farbenlehre 393, 402 Didaktischer Teil 393 Historischer Teil 402 Konfesssion des Verfassers 402 Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (HzN und HzM) 217, 336, 348

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Register

Anonyma und Periodika Allgemeine Literatur-Zeitung (ALZ) 11, 39, 215, 241, 301; 7, 29, 88, 146, 328, 460 Allgemeine Zeitung 453 Bayreuther Zeitung 121; 256 Berlinische Monatsschrift 166, 244; 342 Bibel Altes Testament 45, 155, 229, 254, 322, 366 Neues Testament 40, 54, 88, 146, 227, 229, 314, 316 Calender der Musen und Grazien 129, 307 Chemische Annalen 382 Correspondance littéraire, philosophique et critique 226, 332 Der neue Teutsche Merkur 25, 180, 270; 60, 182, 212f., 235, 376, 397, 414 Der Teutsche Merkur 411 Der Freimüthige 377 Der Genius der Zeit 394, 453 Deutsche Monatsschrift 372, 375 Deutschland 18, 199; 44, 159, 243, 299, 324, 325, 410, 411, 418, 419 Die Horen 11f., 19f., 22–25, 31f., 70, 77, 152, 154, 159, 162–165, 174f., 179, 182f., 228, 241–243; 7, 21, 29–31, 43f., 47–49, 56f., 59, 61f., 73, 76, 92, 96, 99, 109, 119f., 126, 129, 140, 143, 145f., 151,f., 160, 166, 174, 177, 185f., 195, 198, 217, 232, 234, 238, 260, 310, 312, 314, 317, 324–326, 329, 332, 334, 337, 339f., 347, 349, 351, 355, 357, 362, 366, 368, 376, 384, 386, 398, 401

Ein paar Worte zur Ehrenrettung unsrer deutschen Martiale 391 Erholungen 13 Eudämonia, oder deutsches Volksglük 215 Frankfurter Staats-Ristretto 78; 165 Frankreich im Jahre 1795〈–1800〉 18, 199; 44, 419 Gazzetta universale 107, 110–113, 114, 232; 235, 237, 240 Germania im Jahre 1795 75, 76; 160–162 Gothaische Handels Zeitung 381 Hamburger Neue Zeitung 188; 391 Hochfürstlich S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender 490 Jenaische Allgemeine Literaturzeitung (JALZ) 142 Journal des Luxus und der Moden 17, 103, 230, 270; 40–42, 52, 225, 235, 376f. Journal für Theater und andere schöne Künste 468 Kurfürstlich gnädigst privilegirte Münchner-Zeitung 235 Magazin für die pathologische Anatomie und Physiologie 261 Magazin für Freunde des guten Geschmacks 92, 134, 179f., 184f., 228, 247, 266–269; 196, 261, 279, 283, 310, 367, 377, 386f. Memorabilien 316 Musen-Almanach für das Jahr 1776 〈–1798; 1800〉 (Voß) 65f., 172; 143, 171, 173, 353

Anonyma und Periodika

Musen-Almanach für das Jahr 1796 〈–1800〉 (Schiller) 10, 65, 67, 70, 75, 77f., 98, 100, 105f., 109, 113–115, 123, 134, 136f., 143, 145f., 149, 153–155, 160, 162f., 166, 169, 172, 174, 185, 188, 231f., 238, 240, 242, 244, 247f., 274; 25f., 32, 39, 42, 45, 79, 104, 106, 120, 128f., 133, 143, 145f., 152, 158f., 163f., 166, 173f., 182, 184f., 189f., 209f., 215, 232–234, 238f., 243, 245, 247, 259, 276, 285f., 288, 297, 299f., 303, 306–308, 310–313, 315f., 323, 328, 335, 337, 342, 347, 349f., 352f., 356, 360–363, 365, 367, 388, 390–394, 401 Musen-Almanach für das Jahr 1796 10, 65, 67; 25f., 143, 145, 239f. Musen-Almanach für das Jahr 1797 (Schiller) 67, 75, 77f., 86, 98, 100, 106, 109, 113–115, 123, 134, 136f., 143, 145f., 149, 153–155, 160, 162f., 166, 169, 172, 174, 185, 188, 231f., 238, 240, 242, 244, 247f., 274; 32, 39, 42, 45, 79, 104, 106, 120, 128, 129, 133, 143, 145f., 152, 158f., 163f., 167, 173f., 182, 184f., 189f., 209f., 215, 232–234, 238f., 243, 245, 247, 259, 276, 285f., 288, 297, 299f., 303, 306–308, 310, 312f., 315f., 323, 328, 335, 337, 342, 347, 349f., 352f., 356, 360–363, 365, 367, 388, 390–394

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Musen-Almanach für das Jahr 1798 143, 311f., 385 Neues theologisches Journal 316 Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung 171, 274; 348, 350 Philosophisches Journal einer Gesellschaft Teutscher Gelehrten 162, 242; 334 Propyläen (s. „Werke Goethes“) Reichsanzeiger oder Allgemeines Intelligenz-Blatt 289; 440 Taschenbuch (Vieweg) 180; 374f., 377 Taschenbuch auf das Jahr 1802 38 Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1801 5 Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1802 126 Taschenbuch zum geselligen Vergnügen 13 Verbesserter Gothaischer Historien-Calender 191 Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie (s. unter „Werke Goethes“)

600

Register

Anonyma und Periodika

601

Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar . . . . . Siglen und Abkürzungen für Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen in Goethes Briefen und Rechnungsbüchern . . Maßeinheiten und Geldrechnung in Goethes Briefen . . . . . . Briefe 1796 Kommentar

V IX XI XVIII XXI XXIII XXVI XXIX LII LIV

1

Anhang Chronologisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alphabetisches Verzeichnis der Beiträge in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alphabetisches Verzeichnis der Beiträger in Schillers „Musen-Almanach“ 1796–1800 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

543 544

Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

546 594 598

495 522 533

602

Register