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German Pages 1127 [1134] Year 2020
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
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Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 9 II 1791 – 1793 Kommentar
Herausgegeben von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch
De Gruyter
IV Dieser Band entstand mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Textredaktion: Dietmar Pravida
Zitiertitel: GB 9 II
ISBN 978-3-11-063380-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-063640-6 Library of Congress Control Number: 2019948034 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com
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Zu diesem Band Band 9 der vorliegenden Ausgabe enthält 232 Privatbriefe an 56 Adressaten aus dem Zeitraum von Anfang 1791 bis Ende 1793. Hinzugefügt wurden vier Konzepte der überlieferten Briefe (95K, 142K, 162K [Beilage], 213K). In den Anhang „Amtliches“ sind vier Dokumente aufgenommen, die eindeutig dienstlichen Charakter tragen. Es handelt sich dabei um Berichte, Stellungnahmen oder Vorschläge zu verschiedenen administrativen Vorgängen, die in den entsprechenden Aktenüberlieferungen der herzoglichen Verwaltungsbereiche enthalten sind. Ein Schreiben trägt die eindeutig dienstliche Bezeichnung „Pro Memoria“ und ist an Herzog Carl August gerichtet (A 2). Zwei gingen an das Geheime Consilium (A 3 und A 4), eines an die Schlossbaukommission (A 1). Sie sind nur deshalb hier wiedergegeben, weil sie in die Weimarer Ausgabe (WA IV 18, WAN 1) aufgenommen wurden und daher zum Teil seit über einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zählen, deren Textkorpus auf jeden Fall gewahrt werden sollte. Die Herausgeber sind sich der damit verbundenen Problematik bewusst, zumal sich in den herzoglichen Verwaltungsakten noch eine Vielzahl solcher oder ähnlicher Dokumente Goethes befinden. Außerdem sind 243 erschlossene Briefe an 79 Adressaten nachweisbar, von denen 27 mit den Adressaten der überlieferten Briefe identisch sind. Bei weiteren 19 Briefen, die erschlossen werden konnten, ist der Empfänger unbekannt. Da für das Jahr 1792 keine Portolisten (Rechnungsbelege) der Weimarer Postämter überliefert sind, ist die tatsächliche Zahl der Briefe nicht bekannt; es ist davon auszugehen, dass es weitaus mehr Briefe waren, als nun registriert sind. Die „Erschlossenen Briefe“ lassen erkennen, dass Goethe mit einer Reihe von Personen in enger Korrespondenz stand, ohne dass ein einziger Brief Goethes an sie überliefert ist. So konnten allein 15 Briefe an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, 7 an Karl Philipp Moritz, 6 an Heinrich Christian Beck, ebenfalls 6 an Johann Georg Schlosser, 5 an Barbara Schultheß und 4 an Friedrich Bury erschlossen werden. An seinen Verleger Johann Friedrich Unger schrieb Goethe nachweislich vierzehnmal, aber nur das Konzept eines Briefes ist überliefert (Nr 31). Den 236 überlieferten Briefen Goethes steht fast die doppelte Zahl überlieferter Briefe an ihn gegenüber. 419 (sind in RA 1 (S. 171–276, Nr 425–843) sowie in RA Ergänzungsbd zu den Bänden 1–5 (S. 561, Nr 428a+ und 444a+) zusammengestellt. Zudem finden 7 Briefe an Goethe aus dem umfangreichen Aktenmaterial der herzoglichen Administration, die
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nicht in der RA stehen, im vorliegenden Kommentarband Erwähnung. Werden indes die 243 erschlossenen Briefe Goethes mitgezählt, stellt sich das Verhältnis als ziemlich ausgeglichen dar. Es ist auch davon auszugehen, dass etliche an Goethe gerichtete Briefe nicht überliefert sind. Das erklärt sich damit, dass Goethe mehrfach, zuletzt im Juli 1797 kurz vor der geplanten dritten Italienreise, ‚Autodafés‘ der seit 1772 erhaltenen Briefe veranstaltet hat (vgl. sein Tagebuch vom 9. Juli 1797; GT II 1, 120 und „Tag- und Jahres-Hefte“ [1797]; WA I 35, 73). Drei Briefe Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind in der Weimarer Ausgabe (WA) nicht enthalten (Nr 86, 149 und 205), zwei davon waren bis jetzt noch unveröffentlicht (Nr 86 und 149). Ein weiterer Brief (Nr 31) ist nicht in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe, sondern lediglich in den Paralipomena zur „Italienischen Reise“, also in den Erläuterungen der Werkabteilung abgedruckt worden (WA I 31, 330f.). 20 Briefe (Nr 3, 20, 35, 54, 60, 62, 99, 121, 132, 134, 141, 170, 174, 182, 198, 200, 202, 219, 225 und A 2) und die Nachschrift eines Briefes (Nr 93) erschienen erst 1990 im Nachtragsband 51 der Weimarer Ausgabe (WAN 1). In zwei Fällen konnten die Namen der unbekannten Adressaten mit großer Wahrscheinlichkeit ermittelt (Nr 61 und 205) und bei einem Brief die bisher vermutete Zuschreibung korrigiert werden (Nr 31). Bei einem weiteren Brief ließ sich der angenommene Adressat nicht bestätigen (Nr 39). Für zwei der überlieferten Briefe konnte mithin die Frage nach dem Adressaten nicht geklärt werden (Nr 39 und 149). Knapp ein Drittel der Briefe, nämlich 74, musste überhaupt erstmals oder neu datiert werden. Bei zwei Drittel dieser Fälle (49) führten die neu gewonnenen Erkenntnisse zu teilweise erheblichen Korrekturen und Präzisierungen der Angaben in den bisherigen Drucken. Die Zahl der Briefe, denen nicht oder nicht vollständig die Handschrift der Ausfertigung zugrunde gelegt werden konnte, ist mit 46, also nahezu einem Fünftel aller aufgenommenen Briefe, relativ hoch. 21 Briefe wurden nach einem Druck, 14 nach Konzepten von Schreiberhand und je einer nach einem Faksimile (Nr 219) bzw. einer Kopie der Originalhandschrift (Nr 86) wiedergegeben. Für den Abdruck von fünf Briefen sind Abschriften herangezogen worden (Nr 20, 68, 166, A 3 und A 4). Die Textgrundlage von drei Briefen (Nr 19, 93, 231) setzt sich aufgrund ihrer besonderen Überlieferungslage aus unterschiedlichen Textzeugen zusammen (Druck/Faksimile, Konzept/Faksimile und Handschrift/Faksimile). In allen anderen Fällen ist die Handschrift der Ausfertigung Textgrundlage. Im Vergleich zur WA konnte damit zusätzlich für
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24 Briefe die vollständige Originalhandschrift selbst statt eines Drucks (19: Nr 13, 21, 22, 26, 28, 33, 34, 35, 40, 47, 48, 56, 59, 77, 88, 95, 210, 218 und 224) oder einer Kombination aus Druck und Abschrift (4: Nr 105, 162, 168 und 173) oder eines Drucks und der Handschrift (1: Nr 148) zugrunde gelegt werden. In sieben weiteren Fällen ersetzt die Originalhandschrift eine Abschrift oder ein Konzept (Nr 7, 25, 32, 152, 213, 222 und 229), einmal ein Faksimile (Nr 204). Ein weiterer Brief (Nr 29) bietet gegenüber dem Abdruck in der WA nun den vollständigen Text. Die Handschriften der heute bekannten Ausfertigungen von Goethes Briefen aus dem Zeitraum dieses Bandes sind auf 25 verschiedene Standorte verteilt. Den mit Abstand größten Teil verwahrt das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar mit 63 Briefen. 48 Briefe befinden sich im Freien Deutschen Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum in Frankfurt a. M., 27 im Landesarchiv Thüringen, Hauptstaatsarchiv Weimar, 18 in der Biblioteka Jagiello´nska in Kraków (bis 1945 Autographensammlung der Preußischen Staatsbibliothek Berlin), jeweils neun im Goethe-Museum Düsseldorf und in der Universitätsbibliothek Leipzig. Zwei Briefe gehören zu den Beständen der Pierpont Morgan Library in New York, ebenso je zwei zu denen der Staatsbibliothek Berlin, der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, der Stadtbibliothek Trier und dem Blumenbach Familien-Archiv in Hannover. Die Kunstsammlungen der Veste Coburg, das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt in Dessau, die Stadtarchive von Dresden und Hannover, die Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, die Universitätsbibliothek Frankfurt a. M., das Thüringische Hauptstaatsarchiv Gotha, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die British Library in London, die Yale University New Haven, die Bibliothèque Nationale Paris und die Stiftung Sankturbanhof Sursee (Schweiz) besitzen jeweils einen Brief. Zwei Briefe stammen aus Privatbesitz. Maßgebend für die Textkonstitution ist das Verständnis der Briefe als persönlicher Dokumente, die ihre Adressaten in exakt der äußeren Gestalt erreichten, in der sie von Goethe abgesandt worden sind. Daraus folgt, dass keinerlei Eingriffe in den Text (Lautstand, Orthographie, Interpunktion) vorzunehmen waren, ebenso wenig Vereinheitlichungen, Glättungen und Emendationen, wie es noch zu den editorischen Gepflogenheiten der WA gehörte. Auch bei echten Schreibversehen erfolgt eine Berichtigung ausschließlich im Kommentar. Streichungen und Korrekturen werden als Bestandteile des Textes betrachtet und daher nicht von diesem getrennt in einem gesonderten Apparat im Kommentarband, sondern als Autorvarianten im Textband mitgeteilt.
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Der Dokumentcharakter eines Briefes verlangt schließlich auch die Berücksichtigung der Beilagen. Die Briefe Goethes, die als Bei- oder Nachschrift zu Briefen Dritter verfasst und verschickt wurden (Nr 96 und 206), werden in ihrer vollständigen Überlieferung, also auch mit dem Briefteil, der nicht von Goethe stammt, wiedergegeben; zur visuellen Unterscheidung erscheint der Goethe nicht zugehörige Text in Petitdruck. Auch überlieferte Textbeilagen, die den jeweils vorliegenden Brief unmittelbar ergänzen, wurden in den Textband aufgenommen (vgl. Nr 162 und 188). In drei Fällen hat Goethe solche Zusatztexte auch als integralen Bestandteil des jeweiligen Briefes belassen (Nr 14, 29 und 31). Goethes Briefe von Anfang 1791 bis Ende 1793 werden in Band 9 II dieser Ausgabe erstmals umfassend wissenschaftlich kommentiert. In der Briefabteilung der WA finden sich dafür nur ansatzweise Vorarbeiten. Verpflichtet ist der Kommentar selbstverständlich neueren kommentierten Ausgaben sowie der weiteren Forschungsliteratur. Begriffs- und Sacherklärungen, die Identifikation von Personen und der Nachweis von Zitaten dienen der möglichst lückenlosen Erschließung der Sachinhalte der Briefe. Konnte etwas nicht ermittelt werden, wird dies dem Leser expressis verbis mitgeteilt. Auch sprachliche Erklärungen werden gegeben, und zwar immer dort, wo Wendungen oder Wörter in Goethes Sprache heute gar nicht mehr oder schwer verständlich oder mit anderer Bedeutung gebräuchlich sind. Über den Sachkommentar hinaus, der allein für das Verständnis der Briefe nicht ausreichend erscheint, widmet sich die Kommentierung vor allem dem sich verändernden persönlich-biographischen Umfeld des Absenders wie auch den Persönlichkeiten der Adressaten und deren Beziehungen zu Goethe. Auf diesen sozial-kommunikativen Aspekt eines persönlichen Briefes, der als Teil eines schriftlich geführten Dialogs verstanden wird, gehen übergreifende Erläuterungen ein, die nicht nur den Einzelbrief, sondern auch die Gesamtkorrespondenz Goethes mit einem Adressaten betrachten. Sie informieren, in der Regel im Zusammenhang mit dem ersten Brief Goethes an den jeweiligen Empfänger, über dessen Biographie, über Beginn und Verlauf der Beziehung zu Goethe sowie über Charakter und Entwicklung des Briefwechsels. Soweit möglich, wird der Verlauf des Briefwechsels dokumentiert, und zwar durch Mitteilung der Korrespondenzstelle eines Briefes, also durch Hinweise auf Bezugs- und Antwortbriefe, und durch die Verknüpfung mit der Regestausgabe der Briefe an Goethe (RA). Die Briefe aus den Jahren 1791 bis 1793 zeigen Goethe auf der einen Seite fest eingebunden in die Belange der Weimarer Residenz, des Hofes wie der Ad-
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ministration, und auf der anderen Seite als Privatmann in der neuen Situation einer eigenen Familie mit Christiane Vulpius und dem gemeinsamen Sohn August. In der wachsenden Fülle der Dienstgeschäfte rücken vor allem der Wiederaufbau des Weimarer Schlosses, die Organisation des neuen Hoftheaters, die Weiterführung des Ilmenauer Bergbauunternehmens sowie die administrativen Belange der Jenaer Landesuniversität in den Vordergrund. Auf wissenschaftlichem Gebiet verlagert sich Goethes Interesse immer mehr auf die Erschließung eines völlig neuen Themenfeldes, das der Optik und Farbenlehre, das ihn nicht zuletzt durch sein stets komplexer werdendes wissenschaftliches Experimentieren zunehmend in den Bann zieht. 1792 erscheint der erste Band der neuen Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin. Daneben gibt es aber außer dem relativ kontinuierlich fortgesetzten Schaffen auf lyrischem Gebiet nur noch wenig Raum für literarische Arbeiten. Außer den beiden Lustspielen „Der Groß-Cophta“ und „Der Bürgergeneral“ sowie dem Versepos „Reinecke Fuchs“ bleibt anderes weiter nur Fragment, so der Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, die Komödie „Die Aufgeregten“ und „Die Zauberflöte. Zweiter Teil“. Das Vorhaben eines Librettos für eine von Johann Friedrich Reichardt zu vertonende große deutsche Oper wird auch in Ansätzen nicht umgesetzt. Die Jahre 1792 und 1793 sind wesentlich geprägt durch mehrmonatige Abwesenheiten Goethes von Weimar. Herzog Carl August, als preußischer General Teilnehmer an den militärischen Auseinandersetzungen zwischen der alliierten deutschen Reichsarmee und den Truppen des revolutionären Frankreich, beordert ihn als Vertrauten und Begleiter während des scheiternden Feldzuges gegen Paris 1792 sowie bei der Belagerung von Mainz 1793 jeweils für mehrere Wochen an seine Seite. Goethe verbindet damit mehrtägige Besuche in Frankfurt a. M. bei seiner Mutter, 1792 auch bei Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf. Das auf diesen Reisen Erlebte prägt seine Korrespondenz wesentlich. Im privaten Bereich wird Christiane Vulpius zur wichtigsten Briefpartnerin. Der Briefwechsel mit ihr, dessen erste Jahrgänge Goethe vernichtet hat, ist seit 1792 überliefert. Die notwendigen dienstlichen Belange bespricht Goethe brieflich mit seinem Amtskollegen Christian Gottlob Voigt. Johann Heinrich Meyer ist erster Austauschpartner im künstlerischen Bereich. Die befreundeten Carl Ludwig von Knebel und Friedrich Justin Bertuch sowie das Ehepaar Herder bleiben wie in den Jahren zuvor als Weimarer Korrespondenzpartner Goethe so nahe wie Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf.
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Danksagung
Danksagung Die Herausgeber haben bei ihrer Arbeit an dem vorliegenden Band von vielen Archiven und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen sowie von verschiedenen Privatpersonen Hilfe erfahren, für die an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Gedankt sei zunächst den Leiterinnen und Leitern der Biblioteka Jagiello´nska in Kraków (Krakau), der Pierpont Morgan Library in New York, des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a. M., des Goethe-Museums in Düsseldorf, ferner den Universitätsbibliotheken in Jena und Leipzig, der Staatsbibliothek Berlin, der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, der Stadtbibliothek Trier, dem Blumenbach Familien-Archiv in Hannover, dem Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar und nicht zuletzt dem Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar. Sie haben die Veröffentlichung der in ihrem Besitz befindlichen Goethe-Briefe wie selbstverständlich gestattet und durch zusätzliche Informationen sowie andere Hilfestellungen gefördert. Ein besonderer Dank für fachkundigen Rat und vielfältige Unterstützung gilt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Goethe- und Schiller-Archivs, die mit der Bearbeitung der Tagebücher Goethes sowie mit den Briefen von ihm und an ihn beschäftigt sind: Dr. Hector Canal, Dr. Jutta Eckle, Susanne Fenske, Dr. Silke Henke, Christina Herrgott, Dr. Manfred Koltes, Dr. Evelyn Liepsch, Dr. Ariane Ludwig, Dr. Annette Mönnich, Dr. Ulrike Müller-Harang, Dr. Alexander Rosenbaum, Sabine Schäfer, Anja Stehfest und Dr. Bettina Zschiedrich. Zu danken ist außerdem einzelnen Personen, die mit ihren spezifischen Kenntnissen öfter oder im wichtigen Einzelfall unverzichtbares Wissen zu bestimmten Erläuterungen oder ganzen Briefen beigetragen haben: Dr. Günter Arnold (Weimar), Dr. Joachim Bauer (Jena), Dr. Michael von Cranach (München), Dr. Katja Deinhardt (Weimar), Dr. Diedrich Deseniss (Hamburg), Prof. Dr. Heinz Gerd Ingenkamp (Bonn), Dr. Jochen Klauß (Weimar), Gisela Maul (Weimar), Margarete Oppel (Weimar), Dr. Dietmar Pravida (Frankfurt a. M.), Franca Schankweiler (Sankt Augustin), Peter Schmidt (Weimar), Prof. Dr. Volker Wahl (Weimar), Dr. Bettina Werche (Weimar), Regine Zeller (Düsseldorf). Nicht zuletzt haben wir dem Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs Dr. Bernhard Fischer zu danken, der das Zustandekommen der Ausgabe nach Kräften beförderte.
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Editionsgrundsätze 1. Inhalt Die Ausgabe enthält sämtliche überlieferten Briefe Goethes. Sie besteht aus Text- und Kommentarbänden. Briefe im Sinne der Ausgabe sind alle von Goethe verfassten, d.h. eigenhändig geschriebenen, diktierten oder inhaltlich vorgegebenen, an einen oder mehrere Adressaten gerichteten schriftlich überlieferten Texte. Sie müssen persönliche Mitteilungen enthalten und durch die nachweisbare Tatsache oder die Absicht der Zustellung die Funktion von Briefen erfüllen. Adressaten können Privatpersonen, Firmen oder Institutionen sein. Aufgenommen werden auch Briefe, die Goethe gemeinsam mit anderen Personen verfasste sowie solche, die Goethe im Auftrag anderer Personen oder die andere Personen in seinem Auftrag schrieben, sowie von Goethe verfasste Teile (z.B. Nachschriften) zu Briefen anderer Personen. Die Briefe werden vollständig abgedruckt einschließlich ihrer Beilagen, wenn dies Art und Umfang der Beilagen gestatten. Von der Ausgabe ausgeschlossen bleiben literarische und wissenschaftliche Werke in Briefform und amtliche Schriftstücke wie Voten, Aktenvermerke, Gutachten u.ä., die Goethe in Ausübung der ihm übertragenen Kommissionen und sonstigen Ämter verfasst hat, auch wenn sie von ihm allein unterzeichnet sind. Enthalten amtliche Schriftstücke zusätzliche über Anrede und Grußformel hinausgehende persönliche Mitteilungen, gelten sie als Briefe und werden in die Ausgabe aufgenommen. In einem separaten Anhang „Amtliches“ erscheinen die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke, die seit über einem Jahrhundert zum gedruckten Bestand der Goethe-Briefe zählen.
2. Text 2.1 Textgrundlage und Textkonstitution Textgrundlage ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung des Briefes. Ist die Handschrift nicht überliefert und auch nicht in Form einer Reproduktion zugänglich, tritt an ihre Stelle der Textzeuge (z.B. Abschrift, Druck) mit dem
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höchsten Grad der Autorisation. Ist ein Brief nur als Konzept überliefert, bildet dieses die Grundlage des edierten Textes. Der Text gibt die zugrunde liegende Vorlage buchstaben- und satzzeichengetreu wieder. Erfolgt die Textwiedergabe nach einem Druck, werden eindeutige Druckfehler der Vorlage im edierten Text emendiert. Groß-, Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibungen werden originalgetreu wiedergegeben. Lässt der graphische Befund die Unterscheidung von Großund Kleinbuchstabe nicht zu (so vor allem bei D/d, F/f, H/h, T/t), sind der semantische Kontext wie zeit- und autorspezifische Schreibgewohnheiten für die Entscheidung mit heranzuziehen. Dies trifft auch für die Schreibung des Anredepronomens zu, die sich im Verlauf des Entstehungszeitraums der Briefe wandelt. Grammatische und orthographische Fehler werden nicht korrigiert, Abkürzungen nicht aufgelöst, fehlende Buchstaben, Satzzeichen, Akzente und Umlautstriche nicht ergänzt, das Abbruchzeichen (wie in Wohlgebl, Exzell, dergl) wird in Angleichung an den handschriftlichen Befund wiedergegeben. Verschleifungen am Wortende werden ausgeschrieben. Bei mehrdeutigem Befund erscheinen die ergänzten Endungen in Winkelklammern, so z.B. bei Dativ- oder Akkusativformen oder bei Singular- oder Pluralsuffixen. Der Geminationsstrich (n, m) wird zur Doppelschreibung aufgelöst. Doppelte Binde- und Trennungsstriche erscheinen einheitlich als einfache Bindeoder Trennungsstriche, Umlautschreibungen durch hochgestelltes e einheitlich in der heute üblichen Form (ue bel – übel).
2.2 Textkritischer Apparat Die Varianten des dem Text zugrunde liegenden Zeugen erscheinen, mit Zeilenzahl auf den edierten Text bezogen, am Fuß der Textseite. Sämtliche Varianten sind in Form eines negativen Einzelstellenapparats verzeichnet, wobei der Korrekturvorgang selbst in visualisierter Form dargestellt wird (vgl. Verzeichnis der „Schriftarten, Siglen und Zeichen“ im edierten Text, S. XXIV im Textband). Schemata und Konzepte werden im Abschnitt „Konzepte“ abgedruckt. Der Nachweis der Varianten erfolgt in einem integrierten Apparat.
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2.3 Anordnung und Darbietung der Briefe Die Anordnung der Briefe erfolgt chronologisch, ihre Zählung bandweise. Erstreckt sich die Niederschrift über einen Zeitraum von mehr als einem Tag, ist das späteste Datum für die Einordnung in die Chronologie ausschlaggebend. Sind mehrere Briefe vom gleichen Tag überliefert, dienen inhaltliche und/oder überlieferungsgeschichtliche Kriterien zu deren Anordnung. Gelingt mithilfe der genannten Kriterien eine Anordnung nicht zweifelsfrei, erfolgt sie alphabetisch nach den Namen der Adressaten, wobei Briefe an Unbekannt ans Ende gestellt werden. Lässt sich für einen Brief nur der Entstehungsmonat und das Jahr erschließen, wird er an das Ende des entsprechenden Monats gestellt. Betrifft dies mehrere Briefe, werden sie nach den Namen der Adressaten in alphabetischer Folge angeordnet. Das Gleiche gilt sinngemäß, wenn das Jahr, aber nicht der Monat, der Zeitraum, aber nicht das Jahr ermittelt wurden. In den Textbänden erscheinen sämtliche überlieferten abgesandten und nicht abgesandten Briefe Goethes sowie die Auftragsbriefe. Nicht abgesandte Briefe und Auftragsbriefe werden im Briefkopf besonders gekennzeichnet. Die Briefe werden vollständig und einschließlich ihrer Beilagen gedruckt, wenn diese integraler Bestandteil der Briefe sind und es deren Art und Umfang erlauben. Erschlossene Briefe werden am Ende des Textbandes für den jeweiligen Zeitraum des Bandes mitgeteilt einschließlich ihrer Erschließungsquellen. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Briefnummer vorangestellten Kennzeichnung (EB). Die in der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe edierten amtlichen Schriftstücke werden im Abschnitt „Amtliches“ des Textbandes abgedruckt. Sie erhalten eine eigenständige Zählung mit einer der Nummer vorangestellten Kennzeichnung (A). Der Abdruck beginnt einheitlich mit einem Briefkopf des Editors, bestehend aus Briefnummer, Adressat, Ort und Datum. Erschlossene Angaben erscheinen in spitzen Klammern. Briefe, die nicht nach der Handschrift der behändigten Ausfertigung abgedruckt werden können, erhalten unter der Datumszeile in spitzen Klammern den Hinweis auf die Art der Textgrundlage (z.B. 〈Konzept〉, 〈Druck〉, 〈Abschrift〉).
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Der Adressat erscheint mit Familiennamen und, wenn dieser bekannt ist, mit Rufnamen oder mit dem oder den eingeführten Vornamen. Frauen werden bis zu ihrer Eheschließung unter ihrem Mädchennamen geführt. Mehrmals verheiratete Frauen erscheinen unter ihrem jeweils gültigen Familiennamen. Die räumliche Anordnung des Textes wird nicht in urkundlicher, sondern in struktureller Entsprechung wiedergegeben. Nachschriften auf dem Rand der Vorlage erscheinen im Druck am Ende des Briefes nach Datum und Unterschrift. Briefteile, die von anderen Personen stammen, sowie Auftragsbriefe erscheinen in kleinerer Geradschrift.
3. Kommentar 3.1 Briefkopf, Datierung, Zum Adressaten Der Briefkopf des Kommentarteils entspricht dem des Textteils, bestehend aus Briefnummer, Adressatennamen, Absendeort und Datum. Zusätzlich werden Bestimmungs- oder Empfangsort angegeben. Ermittelte Angaben erscheinen in spitzen Klammern. – Angaben zur Datierung erfolgen bei undatierten und unvollständig datierten Briefen oder bei korrigierten Datierungen. – Ist die Person des Adressaten unsicher oder weicht ein ermittelter Empfänger gegenüber dem in der Weimarer Ausgabe (WA) angegebenenen Empfänger ab, werden in der Rubrik „Zum Adressaten“ die Argumente, die für oder gegen die Ansetzung eines Adressaten sprechen, mitgeteilt.
3.2 Überlieferung Im Abschnitt „Überlieferung“ werden alle handschriftlich überlieferten textkritisch relevanten Zeugen eines Briefes (Schemata, Konzepte, Handschrift der behändigten Ausfertigung, bei verschollenen Handschriften zeitgenössische und spätere Abschriften) nachgewiesen. Nach der Handschrift der Ausfertigung erscheinen alle anderen Zeugen in der Reihenfolge ihrer nachweisbaren oder ermittelten Entstehung. Zu jeder Handschrift erfolgen Angaben zum Besitzer und/oder zum Aufbewahrungsort, bei verschollenen Handschriften zum letzten nachweisbaren Besitzer sowie zum Zeitpunkt des letzten Nachweises. Zusätzlich folgt die Angabe „Verbleib unbekannt“.
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Die Handschriftenbeschreibung soll – durch Angabe von Umfang und Anzahl der beschriebenen Seiten sowie des Schreibers und Schreibmaterials – die eindeutige Identifizierung einer Handschrift ermöglichen. Zusätzlich können Angaben zur Schrift erfolgen (z.B. „flüchtig geschrieben“). Das Papierformat wird in Zentimetern (Breite × Höhe) angegeben, dazu werden Besonderheiten wie Zier- oder Trauerränder u. ä., Beschädigungen des Papiers sowie das Vorhandensein eines Kuverts mitgeteilt. Wasserzeichen werden nur beschrieben, wenn bei undatierten Briefen im Abschnitt „Datierung“ darauf Bezug genommen wird. Angaben zur Faltung werden nur gemacht, wenn dies für die Frage relevant ist, ob ein Brief abgesandt wurde oder nicht. Handschriftliche Beilagen, die als integraler Bestandteil des Briefes im Textband erscheinen, werden analog zu den Briefhandschriften nachgewiesen und beschrieben. Ergänzende Angaben von Faksimiledrucken der Handschrift erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. War der Brief einem anderen Brief beigelegt oder enthielt der Brief einen anderen Brief als Beischluss, wird das in der Überlieferung mitgeteilt. Die gedruckte Überlieferung wird nur soweit mitgeteilt, wie sie textkritisch und/oder überlieferungsgeschichtlich relevant ist. Verzeichnet wird der Erstdruck (E); wenn dieser ein Teildruck war, wird die Drucküberlieferung bis zum ersten vollständigen Druck nachgewiesen (E1, E2, E3 …). Ist die Handschrift der behändigten Ausfertigung (H) verschollen, werden weitere Drucke (D) aufgeführt, wenn diesen nachweislich oder mutmaßlich H zugrunde lag und sie E vorzuziehen sind. Den Abschluss der Überlieferung bildet der Nachweis des Druckortes in der Weimarer Ausgabe als Referenzausgabe. Erläuterungen zur Textgrundlage erfolgen nur, wenn bei verschollener Handschrift die Wahl der Textgrundlage einer besonderen Begründung bedarf.
3.3 Textkritischer Apparat im Kommentar Abweichungen zwischen textkritisch relevanten Textzeugen werden nicht explizit in einem Einzelstellenapparat nachgewiesen, lassen sich aber aus den Textzeugen selbst, die im Textband vollständig und einschließlich ihrer Varianten mitgeteilt werden, erschließen.
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Editionsgrundsätze
Überlieferungsvarianten, d.h. Abweichungen zwischen nicht autorisierten Textzeugen, werden mitgeteilt, wenn bei verschollener Handschrift der behändigten Ausfertigung mehrere voneinander abweichende Drucke und/oder Abschriften vorliegen, denen nachweislich oder mutmaßlich die Handschrift zugrunde lag.
3.4 Beilagen Beilagen, die kein integraler Bestandteil des Briefes sind und die daher nicht im Textband erscheinen, werden im Kommentar buchstaben- und satzzeichengetreu mitgeteilt, wenn es Art und Umfang der Beilage zulassen, und analog zur Überlieferung der Briefhandschriften beschrieben. Umfangreiche gedruckte Beilagen (z.B. Zeitschriften, Bücher, Aushängebogen) werden mit ihren bibliographischen Angaben verzeichnet, sonstige Beilagen (z.B. Stoffproben) beschrieben. Sind Beilagen nicht überliefert, geht aus dem Brieftext oder aus anderen Quellen ihre Existenz jedoch eindeutig hervor, werden sie im Kommentar aufgeführt.
3.5 Erläuterungen Den Erläuterungen eines jeden Briefes gehen Angaben über Bezugs- und Antwortbriefe voraus. Als Referenzausgabe der Briefe an Goethe wird der Druckort in der Regestausgabe (RA) nachgewiesen. Mitgeteilt werden außerdem die Erwähnungen im Tagebuch und/oder in den Postsendelisten. Die Erläuterungen liefern die zum Verständnis des Textes notwendigen sprachlichen, sachlichen, historischen, literarischen und biographischen Aufschlüsse. Am Beginn der Erläuterungen des jeweils ersten Briefes an einen Adressaten stehen zusammenfassende Überblickskommentare zur Person des Adressaten und Goethes Beziehung zu ihm sowie zu den Besonderheiten der Korrespondenz. Direkte oder indirekte Zitate im Brieftext werden nachgewiesen, die von Goethe benutzten Quellen angegeben. In den Erläuterungen wird aus den Bezugs- und Antwortbriefen zitiert, gegebenenfalls werden die Briefe ganz oder teilweise mitgeteilt, wenn es zum Verständnis des goetheschen Textes notwendig ist. Sind andere im Text erwähnte Briefe überliefert, aber ungedruckt oder an entlegener Stelle gedruckt, und sind
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zum Verständnis des goetheschen Textes zusammenfassende Angaben zu ihrem Inhalt nicht ausreichend, werden sie in den Erläuterungen ebenfalls ganz oder teilweise mitgeteilt. Zur Ergänzung und Entlastung der Erläuterungen dienen Register der erwähnten Personen und deren Werke, der theologischen Schriften, Anonyma und Periodika sowie der Werke Goethes.
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Hinweise zur Benutzung
Hinweise zur Benutzung Die Angaben zur Handschrift (H) sind so gegliedert, dass dem Besitznachweis und der Handschriftenbeschreibung im engeren Sinne (Umfang, Schreiber, Schreibmaterial usw.) Angaben allgemeiner Art folgen, z.B. die Provenienz betreffend. Die Formatangaben beziehen sich auch bei Doppelblättern jeweils auf die Größe des Einzelblatts (Breite × Höhe in cm). Bei Siglen mit Exponenten (h1, h2, E1, E2 …) gelten diese jeweils nur für die Überlieferung des betreffenden Briefes. Die Formulierung „Verbleib unbekannt“ bedeutet: Die Existenz des Briefes ist sicher, die Handschrift aber nicht nachweisbar. Die Formulierung „nicht überliefert“ ist synonym mit ‚verschollen‘ zu verstehen, das heißt, zum Zeitpunkt des Erscheinens des Bandes ist der Aufbewahrungsort des Briefes den Herausgebern nicht bekannt. Die Formulierung „vernichtet“ wird nur verwendet, wenn es konkrete Hinweise auf die Vernichtung einer Handschrift gibt. Im Fall der Formulierung „nicht bekannt“ ist es zweifelhaft, ob ein Brief überhaupt existiert hat. Hinweise auf Faksimiles sind als zusätzliche Information gedacht, ohne dass Vollständigkeit angestrebt wurde. Eine wachsende Zahl der Briefe Goethes, unter anderem die an Charlotte von Stein und an Friedrich Schiller, die im Goethe- und Schiller-Archiv verwahrt werden, stehen als Digitalisate zur Verfügung und sind über das „Repertorium sämtlicher Goethe-Briefe“ im Internet zugänglich (vgl. die Angaben zu GB Rep im Verzeichnis der „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXIX–LV im vorliegenden Band). Im Rahmen der „PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica“ werden sukzessive weitere Digitalisate veröffentlicht. Der vorliegende Band enthält Briefe, zu denen außer dem Textzeugen, der dem edierten Text zugrunde liegt, Konzepte überliefert sind. Diese werden in einem gesonderten Teil des Textbandes mitgeteilt. Sie tragen die Nummer des dazugehörigen Briefes mit nachgestelltem „K“ (z.B. 95K). Im Unterschied zum edierten Text, dessen Varianten im Hinblick auf die bessere Zitierbarkeit in den Fußnoten mitgeteilt werden, erfolgt die Variantendarstellung der Konzepte in einem integrierten Apparat, doch unter Verwendung derselben Schriftarten, Siglen und Zeichen. Der Kommentar bietet Überlieferungsvarianten, also Varianten, die nicht auf den Autor selbst zurückgehen, in all den Fällen, in denen ein Brief nicht nach
Hinweise zur Benutzung
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einem autorisierten Textzeugen, sondern nach einer von mehreren nicht autorisierten Abschriften oder nach einem von mehreren nicht autorisierten Drucken wiedergegeben werden muss. Damit soll der Benutzer in die Lage versetzt werden, die textkritischen Entscheidung der Herausgeber nachzuvollziehen und den Text auch derjenigen Textzeugen zu rekonstruieren, die mutmaßlich weniger zuverlässig sind. Die Erläuterungen folgen dem Grundsatz, dass jeder Brief unter Vermeidung allzu vieler Verweise für sich allein verständlich kommentiert sein soll. Verweise in den Einzelstellenerläuterungen finden in der Regel nur innerhalb eines Bandes statt. Kürzere Erläuterungen werden wiederholt und gelegentliche Redundanzen in Kauf genommen. Verweise in der Form „vgl. 17,11–12“ beziehen sich auf den jeweils vorliegenden Textband (S. 17, Zeile 11–12), Verweise in der Form „vgl. zu 17,11–12“ auf den jeweils vorliegenden Kommentarband, nämlich auf die der Lemmazahl (17,11–12) folgende Erläuterung. Bei Verweisen auf andere Bände tritt jeweils Sigle und Bandzahl davor (vgl. GB 8 II, zu 211,28). Goethes Werke werden nach der Weimarer Ausgabe zitiert, es sei denn, es gibt eine verbesserte Ausgabe, wie z.B. im Fall von Goethes Autobiographie die von Siegfried Scheibe besorgte Akademie-Ausgabe „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW), im Fall der naturwissenschaftlichen Werke die Leopoldina-Ausgabe (LA) und im Fall der Tagebücher und der Begegnungen und Gespräche die am Goethe- und Schiller-Archiv erarbeiteten Ausgaben (GT und BG). Zitate aus Werken Dritter werden nach den von Goethe benutzten Ausgaben, in der Regel nach deren Erstdruck, nachgewiesen. Sind diese nicht bekannt oder nicht mehr zugänglich, werden andere zeitgenössische oder, wenn vorhanden, historisch-kritische Ausgaben herangezogen. Bibelstellen sind nach der Ausgabe der Luther-Bibel zitiert, die Goethe selbst besessen hat (Luther-Bibel 1772), weil gelegentlich nicht nur der Nachweis eines Zitats, sondern auch dessen Wortlaut von Bedeutung sein kann. Fremdsprachige Zitate aus Briefen und Werken werden übersetzt, in der Regel auch fremdsprachige Titel. Quellen, Werke, Ausgaben und wissenschaftliche Veröffentlichungen, die mehrfach zitiert werden, erhalten eine Sigle oder werden abgekürzt zitiert. Diese Siglen sowie die in Goethes Briefen verwendeten Abkürzungen werden in vorangestellten Verzeichnissen nachgewiesen (vgl. „Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur“, S. XXIX–LV im vorliegenden Band).
XX
Hinweise zur Benutzung
Geographische Namen und territoriale Bezeichnungen werden nach Maßgabe des damaligen historischen Kontextes wiedergegeben. Gleiches gilt für Amtsbezeichnungen. Wissenschaftliche Begriffe und Zusammenhänge werden auf dem Kenntnisstand der Goethezeit erklärt. Der Entlastung des Kommentars dienen kommentierte Personen- und Werkregister sowie eine Reihe vorangestellter Verzeichnisse, die sowohl von den Herausgebern als auch von Goethe verwendete Abkürzungen auflösen.
Hinweise zur Benutzung
XXI
Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden recte Sperrung Sperrung grotesk Sperrung Sperrung
G? ××× abcd 〈abcd〉 〈 〉 l ⎡abcd⎤ ⎣abcd⎦ |abcd| ⎡abcd ⎡ ⎤ abcd⎤ ↓abcd↓ ∫ ∩ abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd
gestr. aA / |:abcd:|
Text Goethes Hervorhebung doppelte Hervorhebung lateinische Schrift Hervorhebung in lateinischer Schrift doppelte Hervorhebung in lateinischer Schrift zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im Text Goethes und in den Varianten unsichere Lesung im Text Goethes und in den Varianten Zusätze des Editors im Text Goethes Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen über der Zeile ergänzt unter der Zeile ergänzt in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt am unteren Rand ergänzt nachträgliche Trennung nach Zusammenschreibung nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) später ersatzlos gestrichen (Tilgung) Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a überschrieben durch A oder korrigiert zu A Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen
XXII
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar kursiv Sperrung Abb. Abt. Anm. Bd, Bde bes. Bl. ca D ders. E egh. f., ff. franz. geb. gen. gest. griech. H h H. Hd hebr. Inv.-Nr ital. Jg K lat. Ms. ndl. N. F. Nr
Editortext Hervorhebung im Editortext (z.B. in Zitaten) Abbildung, Abbildungen Abteilung, Abteilungen Anmerkung, Anmerkungen Band, Bände besonders Blatt circa textgeschichtlich bedeutsamer Druck derselbe Erstdruck Goethe eigenhändig folgende französisch geboren, geborene, geborener genannt gestorben griechisch Handschrift; in der Überlieferung der Briefe Goethes: behändigte Ausfertigung, eigenhändig oder diktiert Abschrift von H (nicht autorisiert) Heft Hand hebräisch Inventarnummer italienisch Jahrgang Konzepthandschrift lateinisch Manuskript niederländisch Neue Folge Nummer
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
o. J. o. O. o. S. poln. r Rs. S. Sign. Slg Sp. sS St. Tgb. T., Tle tschech. u.a. v V. vgl. Vol. Vs. zS / L
DNT FDH/FGM GMD GNM GSA HAAB HStA
XXIII
ohne Jahresangabe ohne Ortsangabe ohne Seitenzählung polnisch recto; S.r: Vorderseite Rückseite Seite Signatur Sammlung Spalte späterer Schreiber Stück Tagebuch Teil, Teile tschechisch und andere (in Aufzählungen), unter anderem verso; S.v: Rückseite Vers vergleiche Volume (dt.: Band) Vorderseite zeitgenössischer Schreiber Absatzzeichen in den Lesarten und in Zitaten; Seitenumbruch im Text Abbrechungszeichen in Zitaten
Deutsches Nationaltheater Weimar Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe-Museum Goethe-Museum Düsseldorf, Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung Klassik Stiftung Weimar/Goethe-Nationalmuseum Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv Klassik Stiftung Weimar/Herzogin Anna Amalia Bibliothek Hauptstaatsarchiv
XXIV
Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar
KSW LATh – HStA SBB/PK UB ThULB
Klassik Stiftung Weimar Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Universitätsbibliothek Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
XXV
Siglen und Abkürzungen für Archivalien Briefverzeichnis 1790/91 Färber-Calender 1790
Färber-Calender 1791
Färber-Calender 1792
Färber-Calender 1793
FB 1791
〈Verzeichnis Goethes über abgesandte Briefe 1790– 1791.〉 GSA, Sign.: 29/1. Neuer verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr 1790. darinnen ein lustig doch unergerliches BauernGespräch. Jena, privilegierter Wertherischer Calender, zu haben bey Christoph Friedrich Poller, Buchbinder daselbst. 〈1789.〉 [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachlass Martin. Q 20:6. Neuer verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr 1791. darinnen ein lustig doch unergerliches BauernGespräch. Jena, privilegierter Wertherischer Calender, zu haben bey Christoph Friedrich Poller, Buchbinder daselbst. 〈1790.〉 [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachlass Martin. Q 20:7. Neuer verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr 1792. darinnen ein lustig doch unergerliches BauernGespräch. Jena, privilegierter Wertherischer Calender, zu haben bey Christoph Friedrich Poller, Buchbinder daselbst. 〈1791.〉 [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachlass Martin. Q 20:8. Neuer verbesserter Historien-Calender, auf das Jahr 1793. darinnen ein lustig doch unergerliches BauernGespräch. Jena, privilegierter Wertherischer Calender, zu haben bey Christoph Friedrich Poller, Buchbinder daselbst. 〈1792.〉 [Darin handschriftliche Notizen des Besitzers Johann David Färber.] ThULB Jena, Sign.: Nachlass Martin. Q 20:9. Fourier Buch / auf das Jahr 1791. – / Dermahlen geführet von / denen Hof-Fouriers / Waitz und Martini. / zu Weimar (Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August. 1. Jan. – 31. Dez. 1791). 145 Bl., pag. 1–289. LATh – HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4540.
XXVI
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
FB 1792
FB 1793
FB Gotha 1791
Gerning, Tagebuch
Gewerken-Buch
GR/Belege 1791, 3
GR/Belege 1791, 6
GR/Belege 1791, 9
GR/Belege 1791, 12
Fourier Buch / auf das Jahr 1792. – / Dermalen geführet von denen / beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz / und / August Christian Friedrich Martini (Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August. 1. Jan. – 31. Dez. 1792). 121 Bl., pag. 1–241. LATh – HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4541. Fourier Buch / auf das Jahr 1793. – / Dermalen geführet von denen / beyden Hof-Fouriers / Johann Christoph Waitz / und / August Christian Friedrich Martini (Fourierbuch zur Hofhaltung des Herzogs Carl August. 1. Jan. – 31. Dez. 1793). 138 Bl., pag. 1–275. LATh – HStA Weimar, Sign.: Hofmarschallamt, Nr 4542. Gothaer Fourierbücher des Herzoglichen Hofes 1791. Fourier Buch im Quartale Crucis 1791. 102 Bl. Forschungsbibliothek Gotha, Sign.: Nr 1754. (Dauerleihgabe des Thüringischen Staatsarchivs Gotha. Oberhofmarschallamt, Nr 681c/1791 III.) Johann Isaac Gerning: Tagebuch. T. 1: 1. 4. 1791 – 14. 3. 1792; T. 2: 1. 6. 1793 – 14. 11. 1793. UB Frankfurt a. M., Sign.: Ms. Ff. J. I. v. Gerning 1. Bd 1/2. Gewerken-Buch über die zu dem am 24. Februar 1784. eröffneten neuen Bergwerk zu Ilmenau gehörigen Bergtheile oder Kuxe. Behalten bey FürstL. SächsL. zu Dirigirung dieses Bergwerks gnädigstverordneter Immedial-Commission. LATh – HStA Weimar, Sign.: B 16350, Nr 175–178, Bd 1–4. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 7,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Juni 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 8,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung September 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 9,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Dezember 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 9,6.
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
GR/Belege 1792, 1
GR/Belege 1793, 2
GR/Belege 1793, 3
GR/Belege 1793, 6
GR/Belege 1794, 1
GR/Belege 1794, 2
GR/RB 1783, 1
GR/RB 1791, 2
GR/RB 1791, 6 GR/RB 1791, 7 GR/RB 1791, 9 GR/RB 1791, 10
GR/RB 1791, 12
GR/RB 1791, 14
XXVII
Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Dezember 1791 – Dezember 1792. GSA, Sign.: 34/XI, 1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Februar 1793. GSA, Sign.: 34/XI, 5,2. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März 1793. GSA, Sign.: 34/XI, 5,3. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–10. Mai und 1. Oktober–Dezember 1793. GSA, Sign.: 34/XI, 5,6. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung Januar–März 1794. GSA, Sign.: 34/XI, 8,1. Goethe. Rechnungen. Belege zur Einnahme- und Ausgabe-Rechnung März–Juli 1794. GSA, Sign.: 34/XI, 8,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. CassaRechnung oder Einnahme und Ausgabe des baaren Geldes im Jahr 1783. Januar bis Dezember 1783. GSA, Sign.: 34/V, 2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Februar 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,2. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Mai 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,6. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Juni 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,7. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Juli 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,9. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe August 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,10. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,12. Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Einnahme und Ausgabe Oktober – Dezember 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,14.
XXVIII
Siglen und Abkürzungen für Archivalien
GR/RB 1791, 15 GR/RB 1791, 16 GR/RB 1791, 17 GR/RB 1791, 18 GR/RB 1793, 1 GR/RB 1793, 2 GR/Sonderrechnungen 1792, Reise GR/Sonderrechnungen 1792, Seidel GR/Sonderrechnungen 1793, Goetze GR/Sonderrechnungen 1793, Reise Knebel, Tgb. 1790 Knebel, Tgb. 1791 Knebel, Tgb. 1792 Knebel, Tgb. 1793 P/ChS Post P/HS Post P/KR Post Theaterzettel Weimar
Goethe. Rechnungen. Rechnungsbücher. Ausgabe 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 4,15. Goethe Rechnungen. Abschlussrechnung Januar– März 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 5,1. Goethe Rechnungen. Abschlussrechnung April–Juni 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 5,2. Goethe Rechnungen. Abschlussrechnung Juli–September 1791. GSA, Sign.: 34/IX, 5,3. Goethe Rechnungen. Abschlussrechnung Neujahr– Ostern 1793. GSA, Sign.: 34/XI, 3. Goethe Rechnungen. Einnahme und Ausgabe April– Juni 1793. GSA, Sign.: 34/XI, 2,2. Goethe Rechnungen. Sonderrechnungen. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (Geführt von Paul Goetze). GSA, Sign.: 34/X,1,2. Goethe Rechnungen. Sonderrechnungen. Abrechnung Seidels. August–Dezember 1792. GSA, Sign.: 34/X,1,1. Goethe Rechnungen. Sonderrechnungen. Abrechnung Goetzes. September–Oktober 1793. GSA, Sign.: 34/XI,4,4. Goethe Rechnungen. Sonderrechnungen. Mainzer Reiserechnung 12. Mai – 25. August 1793 (Geführt von Paul Goetze). GSA, Sign.: 34/XI,4,3. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1790. GSA, Sign.: 54/367. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1791. GSA, Sign.: 54/368. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1792. GSA, Sign.: 54/369. Carl Ludwig von Knebel: Tagebuch 1793. GSA, Sign.: 54/370. Portolisten der Chur Sächsischen Post. Weimar. Portolisten der Herzoglich Sächsischen Post. Weimar. Portolisten der Kayserlichen Reichspost. Weimar. Weimarer Theaterzettel. 1784–1967. Einzelblattsammlung. HAAB, Sign.: ZC 120.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
XXIX
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur AA DuW
AA Epen
Adelung
AS
Aus Herders Nachlaß
BG
Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1970. Bd 2: Überlieferung, Variantenverzeichnis und Paralipomena. Berlin 1974. Goethe. Epen. Historisch-kritische Ausgabe bearbeitet von Siegfried Scheibe (Akademie-Ausgabe). Bd 1: Text. Berlin 1958. Bd 2: Überlieferung, Varianten und Paralipomena. Berlin 1963. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberdeutschen. Zweyte vermehrte und verbesserte Ausgabe. 4 Tle. Leipzig 1793–1801. Goethes Amtliche Schriften. Veröffentlichung des Staatsarchivs Weimar. Hrsg. von Willy Flach. 4 Bde. Weimar 1950–1987. – Bd 1: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. T. 1: Die Schriften der Jahre 1776–1786. Bearbeitet von Willy Flach. Weimar 1950. – Bd 2: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Seine Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. 1. Halbbd: 1788– 1797. Weimar 1968; 2. Halbbd: 1798–1819. Weimar 1970. – Bd 3: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Erläuterungen zu den Schriften der Jahre 1788–1819. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1972. – Bd 4: Goethes Tätigkeit im Geheimen Consilium. Register. Bearbeitet von Helma Dahl. Weimar 1987. Aus Herders Nachlaß. Ungedruckte Briefe von Herder und dessen Gattin, Goethe, Schiller, Klopstock, Lenz, Jean Paul, Claudius, Lavater, Jacobi und andern bedeutenden Zeitgenossen. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Frankfurt a. M. 1856–1857. Goethe: Begegnungen und Gespräche. Bd 1–2. Hrsg. von Ernst Grumach und Renate Grumach. Berlin
XXX
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
1965–1966. – Bd 3–6. Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Berlin, New York 1977–1999. – Bd 8: Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Bearb. von Anke Schmidt-Peter. Berlin, New York 2013. Bd 10: Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach und Bastian Röther. Bearb. von Angelika Reimann. Berlin, New York 2018. Bd 14: Begründet von Ernst Grumach und Renate Grumach. Hrsg. von Renate Grumach. Bearb. von Angelika Reimann. Berlin, New York 2011. – Bd 3: 1786–1792 (1977). – Bd 4: 1793–1799 (1980). Biedermann, Unger Briefe Johann Friedrich Unger im Verkehr mit Goethe und Schiller. Briefe und Nachrichten. Mit einer einleitenden Übersicht über Ungers Verlegertätigkeit von Flodoard Freiherrn von Biedermann. Berlin 1927. Blumenbach, Dougherty, Frank William Peter: The corresponCorrespondence dence of Friedrich Wilhelm Blumenbach. Revised, augmented an edited by Norbert Klatt. Vol. 1–5, Göttingen 2006–2013. – Vol. 4: 1791–1795. Letters 645–945 (Brosamen zur BlumenbachForschung. Begründet und hrsg. von Norbert Klatt. Der Reihe fünfter Band). Göttingen 2012 (Online-Edition). Bobé, Reventlowske Efterladte Papirer fra den Reventlowske FamilieFamiliekreds kreds i tidsrummet 1770–1827. 10 Bind. Udgivne 〈…〉 ved Louis Bobé. Kjøbenhavn 1895–1931. – Bind 3: Grevinde Louise Stolbergs Breve. I Udvalg. Samt Breve fra Greverne Christion og Frederik Leopold Stolberg. Kjøbenhavn 1896. Bojanowski, Carl August P〈aul〉 von Bojanowski: Carl August als Chef des 6. Preuß. Kürassier-Regiments 1787–1794. Weimar 1894. Bothe, Residenzschloß Rolf Bothe: Dichter, Fürst und Architekten. Das Weimarer Residenzschloß vom Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Ostfildern-Ruit 2000. Böttiger, Literarische Literarische Zustände und Zeitgenossen. In Schilderungen aus Karl Aug. Böttiger’s handschriftlichem Zustände1 Nachlasse. Hrsg. von K. W. Böttiger, Hofrathe und Professor zu Erlangen. 2 Bde. Leipzig 1838.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Böttiger, Literarische Zustände2
Brachvogel, Theater Berlin
Burkhardt, Repertoire
Büsch, Handlungs-Akademie
Callot bis Greuze
Carl August-Anna Amalia
Carl August-Goethe1
Carl August-Goethe2
Charlotte von Schiller
XXXI
Karl August Böttiger: Literarische Zustände und Zeitgenossen. Begegnungen und Gespräche im klassischen Weimar. Hrsg. von Klaus Gerlach und René Sternke. Berlin 1998. A〈lbert〉 E〈mil〉 Brachvogel: Geschichte des Königlichen Theaters zu Berlin nach Archivalien des Königl. Geh. Staats-Archivs und des Königlichen Theaters. 2 Bde. Berlin 1877/78. – Bd 2: Die Königliche Oper unter Freiherrn von der Reck und das National-Theater bis zu Iffland. Ein Beitrag zur Geschichte Berlins und des deutschen Theaters. Nach Originalquellen. 1878. Das Repertoire des Weimarischen Theaters unter Goethes Leitung 1791–1817. Bearbeitet und hrsg. von Dr. C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. Hamburg und Leipzig 1891 (Theatergeschichtliche Forschungen. Hrsg. von Berthold Litzmann. I). Die Hamburgische Handlungs-Akademie. Johann Georg Büsch. Hrsg. von Klaus Friedrich Pott und Jürgen Zabeck. Paderborn 2001 (Wirtschaftspädagogisches Forum hrsg. von Dieter Erler und Peter F. E. Sloane. Bd 17). David Mandrella, Hermann Mildenberger, Benjamin Peronnet, Pierre Rosenberg: Von Callot bis Greuze. Französische Zeichnungen des 17. und 18. Jahrhunderts (Im Blickfeld der Goethezeit. Bd V). Berlin 2005. Briefe des Herzogs Carl August von SachsenWeimar an seine Mutter die Herzogin Anna Amalia. Oktober 1774 bis Januar 1807. Hrsg. von Alfred Bergmann (Jenaer Germanistische Forschungen. Bd 30. Hrsg. von A〈lfred〉 Leitzmann). Jena 1938. Briefwechsel des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach mit Goethe in den Jahren von 1775 bis 1828. Hrsg. von Carl Vogel. 2 Bde. Weimar 1863. Briefwechsel des Herzogs-Großherzogs Carl August mit Goethe. Hrsg. von Hans Wahl. 3 Bde. Berlin 1915–1918. Charlotte von Schiller und ihre Freunde. Hrsg. von Ludwig Urlichs. 3 Bde. Stuttgart 1860, 1862, 1865.
XXXII
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Corpus
Düntzer, Knebels Nachlaß Eigenmann, Hamburger Theater Ereignis Weimar
Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Corpus der Goethezeichnungen. Bearbeiter der Ausgabe: Gerhard Femmel. 7 Bde in 10 Teilen. Leipzig 1958–1973. – Bd I. Nr 1–318: Von den Anfängen bis zur italienischen Reise 1786 (1958); Bd II. Nr 1–416: Italienische Reise 1786 bis 1788. Die Landschaften (1960); Bd III. Nr 1–271: Italienische Reise 1786 bis 1788. Antikenund Anatomiestudien. Architektur und Perspektive (1965); Bd IVa. Nr 1–348: Nachitalienische Landschaften (1966); Bd IVb. Nr 1–271: Nachitalienische Zeichnungen 1788 bis 1829. Antike. Porträt. Figurales. Architektur. Theater (1968); Bd Va. Nr 1–390: Die Zeichnungen zur Farbenlehre. Bearbeiter der Ausgabe: Rupprecht Matthaei (1963); Bd Vb. Nr 1–264: Die naturwissenschaftlichen Zeichnungen mit Ausnahme der Farbenlehre. Bestände der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar sowie aller übrigen öffentlichen und privaten Sammlungen. Bearbeiter der Ausgabe: Dorothea Kuhn, Otfried Wagenbreth, Karl Schneider-Carius. Gesamtredaktion Gerhard Femmel (1967); Bd VIa. Nr 1–302: Zeichnungen aus den Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs (1970); Bd VIb. Nr 1–285: Zeichnungen außerhalb der Goethe-Institute der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Nachträge. Berichtigungen zu C〈orpus〉 I–VIa. Abschreibungen. Gesamtkonkordanz (1971); Bd VII: Die Zeugnisse (1973). Zur deutschen Literatur und Geschichte. Ungedruckte Briefe aus Knebels Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Düntzer. 2 Bde. Nürnberg 1858. Susanne Eigenmann: Zwischen ästhetischer Raserei und aufgeklärter Disziplin. Hamburger Theater im späten 18. Jahrhundert. Stuttgart, Weimar 1994. Ereignis Weimar. Anna Amalia, Carl August und das Entstehen der Klassik 1757–1807. Katalog zur Ausstellung im Schlossmuseum Weimar. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar und dem Sonderforschungsbereich 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
FA/Goethe
FA/Herder
Femmel/Heres
Forster, Werke
XXXIII
um 1800“ der Friedrich Schiller Universität Jena. Leipzig 2007. Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. 40 Bde in 2 Abt. 〈Frankfurter Ausgabe〉. Frankfurt a. M. 1985– 2011. – I. Abt. Bd 1: Gedichte 1756–1799. Hrsg. von Karl Eibl (1987); Bd 2: Gedichte 1800–1832. Hrsg. von Karl Eibl (1988); Bd 15/2: Italienische Reise. T. 2. Hrsg. von Christoph Michel und HansGeorg Dewitz (1993); Bd 26 und Bd 27: Amtliche Schriften. T. 1 (Bd 26): Geheimes Consilium und andere bis zur Italienreise übernommenen Aufgabengebiete. Hrsg. von Reinhard Kluge (1998). T. 2 (Bd 27): Aufgabengebiete seit der Rückkehr aus Italien. Hrsg. von Irmtraut und Gerhard Schmidt (1999). Bd 26 K und 7 K (CD-ROM, 2011): Kommentar zu Bd 26 und Bd 27. Hrsg. von Reinhard Kluge (Bd 26 K), Gerhard und Irmtraut Schmid (Bd 27 K); II. Abt. Bd 3: Briefe, Tagebücher und Gespräche vom 3. September 1786 bis 12. Juni 1794. Hrsg. von Karl Eibl (1991). Johann Gottfried Herder. Werke 〈Frankfurter Ausgabe〉. Hrsg. von Martin Bollacher, Jürgen Brummack, Ulrich Gaier u.a. 10 Bde. Frankfurt a. M. 1985– 2000. Die Gemmen aus Goethes Sammlung. Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Bearbeiter der Ausgabe Gerhard Femmel. Katalog Gerald Heres. Leipzig 1977. Georg Forsters Werke. Sämtliche Schriften, Tagebücher, Briefe. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften zu Berlin (1958–1972), von der Akademie der Wissenschaften der DDR (1973–1990) und von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (2003). 18 Bde. Berlin 1958–2003. – Bd 9: Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich im April, Mai und Junius 1790. Bearbeitet von Gerhard Steiner (1958); Bd 16: Briefe 1790 bis 1791. Bearbeitet
XXXIV
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Fünfte Nachricht
GB
von Brigitte Leuschner und Siegfried Scheibe (1980); Bd 17: Briefe 1792 bis 1794 und Nachträge. Bearbeitet von Klaus-Georg Popp (1989); Bd 18: Briefe an Forster. Bearbeitet von Brigitte Leuschner, Siegfried Scheibe, Horst Fiedler, Klaus-Georg Popp, Annerose Schneider (1982). Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Fünfte Nachricht von dem neuen Bergbaue zu Ilmenau. Wodurch der Erfolg des am Sechsten Junius 1791 eröffneten Gewerkentages bekannt gemacht wird. Weimar 1791. Johann Wolfgang Goethe: Briefe. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Klassik-Stiftung Weimar/ Goethe- und Schiller-Archiv / (ab 2017:) In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter. Berlin 2008ff. – Bd 1 I–II: 23. Mai 1764–30. Dezember 1772. Text und Kommentar. Hrsg. von Elke Richter und Georg Kurscheidt (2008); Bd 2 I–II: Anfang 1773–Ende Oktober 1775. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter (2008); Bd 3 I–II: 8. November 1775–Ende 1779. Text und Kommentar. Hrsg. von Georg Kurscheidt und Elke Richter unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Bettina Zschiedrich (Kommentar) (2014); Bd 6 I–II: Anfang 1785–3. September 1786. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2010); Bd 7 I–II: 18. September 1786–10. Juni 1788. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel unter Mitarbeit von Susanne Fenske und Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch, Markus Bernauer und Gerhard Müller (Kommentar) (2012); Bd 8 I–II: 20. Juni 1788–Ende 1790. Text und Kommentar. Hrsg. von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
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Gespräche2
Gespräche3
GJb
XXXV
Yvonne Pietsch (Text); unter Mitarbeit von Gerhard Müller und Yvonne Pietsch (Kommentar) (2017); Bd 10 I–II: 1794–1795. Text und Kommentar. Hrsg. von Jutta Eckle und Georg Kurscheidt (2019). Johann Wolfgang Goethe. Repertorium sämtlicher Briefe. 1764–1832. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Elke Richter unter Mitarbeit von Andreas Ehlert, Susanne Fenske, Eike Küstner und Katharina Mittendorf. Begründet von Paul Raabe an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Gefördert von der Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. – Online verfügbar. Goethes Gespräche. Gesamtausgabe. Neu hrsg. von Flodoard Freiherrn von Biedermann unter Mitwirkung von Max Morris, Hans Gerhard Gräf und Leonhard L. Mackall. 5 Bde. Leipzig 1909–1911. Goethes Gespräche. Eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. Aufgrund der Ausgabe und des Nachlasses von Flodoard Freiherrn von Biedermann ergänzt und hrsg. von Wolfgang Herwig. 5 Bde (in 6 Tlen). Zürich und Stuttgart (Bd 3–5: Zürich und München) 1965–1987. Goethe-Jahrbuch. Bd I–XXXIV. Hrsg. von Ludwig Geiger. Frankfurt a. M. 1880–1913. – Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstandes hrsg. von Hans Gerhard Gräf (Bd 10–21 hrsg. von Max Hecker). Bd 1–9. Leipzig (Bd 8: Weimar) 1914–1922; Bd 10–21. Weimar 1924–1935. – Goethe. Bd 1–2: Vierteljahresschrift der GoetheGesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1936–1937; Bd 3–9: Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Neue Folge des Jahrbuchs. Unter Mitwirkung von Ernst Bertram, Rudolf Buttmann, Anton Kippenberg u.a. hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1938–1944; Bd 10: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1947; Bd 11: Neue
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Hans Wahl † und Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1950; Bd 12–33: Neue Folge des Jahrbuchs der Goethe-Gesellschaft. Im Auftrage des Vorstands hrsg. von Andreas B〈runo〉 Wachsmuth. Weimar 1951–1971; Goethe Jahrbuch. Bd 89–90: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer. Weimar 1972–1973; Bd 91: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Helmut Holtzhauer † und Karl-Heinz Hahn. Weimar 1974; Bd 92–106: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Weimar 1975–1989; Bd 107: Im Auftrage des Vorstandes der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Karl-Heinz Hahn † und Jörn Göres. Weimar 1990; Bd 108– 116: Im Auftrage des Vorstandes (Bd 109ff.: Im Auftrag des Vorstands) der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Keller. Weimar 1991–1999; Bd 117– 118: Im Auftrage des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Bernd Leistner und Edith Zehm. Weimar 2000–2001; Bd 119: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2002; Bd 120–121: Im Auftrag des Vorstands der GoetheGesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Weimar 2003–2004; Bd 122–123: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2005–2006; Bd 124–127: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Werner Frick, Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2007–2010; Bd 128– 131: Im Auftrag der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Jochen Golz, Albert Meier und Edith Zehm. Göttingen 2011–2014; Bd 132: Im Auftrag der GoetheGesellschaft hrsg. von Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2015; Bd 133–135: Im Auftrag des Vorstands der Goethe-Gesellschaft hrsg. von Frieder von Ammon, Jochen Golz und Edith Zehm. Göttingen 2016–2018.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe-Christiane
Goethe-Friedrich von Stein
Goethe in Trier und Luxemburg
Goethe-Jacobi1 Goethe-Knebel
Goethe-Lavater3 Goethe-Meyer
Goethes Briefe an Leipziger Freunde Goethe und Bergbau Goethe und Ilmenau
Goethe und Kreis von Münster
XXXVII
Goethes Briefwechsel mit seiner Frau. Hrsg. von Hans Gerhard Gräf. 2 Bde (Erster Band 1792– 1806. Zweiter Band 1807–1816). Frankfurt a. M. 1916. Briefe Goethes und dessen Mutter an Friedrich Freiherr von Stein, nebst einigen Beilagen. Hrsg. von Johann Jacob Heinrich Ebers und August Kahlert. Leipzig 1846. Goethe in Trier und Luxemburg. 200 Jahre Campagne in Frankreich 1792. Katalog der Ausstellung der Stadtbibliothek Trier, der Nationalbibliothek Luxemburg und der Stiftung Weimarer Klassik. Trier, Luxemburg 1992. Briefwechsel zwischen Goethe und F〈riedrich〉 H〈einrich〉 Jacobi. Hrsg. von Max Jacobi. Leipzig 1846. Briefwechsel zwischen Goethe und Knebel. (1774– 1832.) 〈Hrsg. von G[ottschalk] E[duard] Guhrauer.〉 2 Tle. Leipzig 1851. Goethe und Lavater. Briefe und Tagebücher. Hrsg. von Heinrich Funck (SchrGG 16). Weimar 1901. Goethes Briefwechsel mit Heinrich Meyer. Hrsg. von Max Hecker. 4 Bde. Weimar 1917–1932. – Bd 1: Juli 1788 bis Juni 1797 (1917; SchrGG 32). Bd 2: Juni 1797 bis Dezember 1820 (1919; SchrGG 34). Bd 3: Januar 1821 bis März 1832 (1922; SchrGG 35.1). Bd 4: Register zu Bd 1 – 3 (1932; SchrGG 35.2). Goethes Briefe an Leipziger Freunde. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1849. Otfried Wagenbreth: Goethe und der Ilmenauer Bergbau. Weimar 1983. Goethe und Ilmenau. Unter Benutzung zahlreichen unveröffentlichten Materials dargestellt von Julius Voigt. Mit einem Geleitwort von Karl-Heinz Hahn und einem Nachwort von Rosalinde Gothe. Reprint der Originalausgabe Leipzig 1912. Leipzig 1990. Goethe und der Kreis von Münster. Zeitgenössische Briefe und Aufzeichnungen. In Zusammenarbeit mit Waltraud Loos hrsg. von Erich Trunz (Veröffentlichungen der Historischen Kommission West-
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe und Soemmerring
Goethe und Werther1
Goethe-Voigt1 Goethe-Voigt2
Goschen
Grimm GT
falens XIX. Westfälische Briefwechsel und Denkwürdigkeiten. Bd 6). Münster 1971. Goethe und Soemmerring. Briefwechsel 1784– 1828. Textkritische und kommentierte Ausgabe. Bearbeitet und hrsg. von Manfred Wenzel (Soemmerring-Forschungen. Beiträge zur Naturwissenschaft und Medizin der Neuzeit. Hrsg. von Günter Mann, Jost Benedum, Werner F. Kümmel. Band V). Stuttgart, New York 1988. Goethe und Werther. Briefe Goethe’s, meistens aus seiner Jugendzeit, mit erläuternden Documenten. Hrsg. von A〈ugust〉 Kestner. Stuttgart und Tübingen 1854. Goethes Briefe an Christian Gottlob Voigt. Mit Voigts Bildniß. Hrsg. von Otto Jahn. Leipzig 1868. Goethes Briefwechsel mit Christian Gottlob Voigt. 4 Bde. Bearbeitet und hrsg. von Hans Tümmler (ab Bd 3 unter Mitwirkung von Wolfgang Huschke; SchrGG 53–56). Weimar 1949 (Bd 1), 1951 (Bd 2), 1955 (Bd 3), 1962 (Bd 4). Das Leben Georg Joachim Göschens. Von seinem Enkel Viscount Goschen. Deutsche, vom Verfasser bearbeitete Ausgabe, übersetzt von Th〈omas〉 A. Fischer. 2 Bde. Leipzig 1905. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854–1961. Johann Wolfgang Goethe: Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈ab Bd V (2007): Klassik Stiftung Weimar〉 hrsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolfgang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm. Bd Iff. Stuttgart, Weimar 1998ff. – Bd I 1–2: 1775–1787. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Andreas Döhler (1998); Bd II 1: 1790–1800. Text. Hrsg. von Edith Zehm (2000); Bd II 2: 1790–1800. Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht und Edith Zehm (2000); Bd III 1–2: 1801–1808. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2004); Bd IV 1–2: 1809–1812. Text und Kommentar. Hrsg. von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2008); Bd V
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
GWb
Hagen
Harnack, Nachgeschichte
Hartung, Reichardts Entlassung
Haym HB
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1–2: 1813–1816. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2007); Bd VI 1–2: 1817– 1818. Text und Kommentar. Hrsg. von Andreas Döhler (2014); Bd VII 1–2: 1819–1820. Text und Kommentar. Hrsg. von von Edith Zehm, Sebastian Mangold und Ariane Ludwig (2014); Bd VIII 1–2: 1821–1822. Text und Kommentar. Hrsg. von Wolfgang Albrecht (2015). Goethe Wörterbuch. Bd 1–2. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1978–1989. – Bd 3ff. Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Akademie der Wissenschaften in Göttingen und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Stuttgart, Berlin, Köln 1998ff. Die Drucke von Goethes Werken. Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR. Bearbeitet von Waltraud Hagen. 2., durchgesehene Aufl. Berlin 1983. Zur Nachgeschichte der italienischen Reise. Goethes Briefwechsel mit Freunden und Kunstgenossen in Italien 1788–1790. Hrsg. von Otto Harnack (SchrGG 5). Weimar 1890. Günter Hartung: Reichardts Entlassung. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe. Jg X, H. 4 [Mai]. Halle 1961, S. 971–980. Rudolf Haym: Herder. 2 Bde. Berlin 1954. Johann Gottfried Herder: Briefe. Gesamtausgabe 1763–1803. Unter Leitung von Karl-Heinz Hahn hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar 〈ab Bd 10: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar〉 (Goethe- und Schiller-Archiv). 17 Bde 〈Bd 1–8: Bearbeitet von Wilhelm Dobbek † und Günter Arnold. Bd 9–17: Bearbeitet von Günter Arnold〉. Weimar 1977–2014. – Bd 6: August 1788–Dezember 1792 (1989); Bd 7: Januar 1793–Dezember 1798
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
(1982); Bd 9: Nachträge und Ergänzungen 1763– 1803 (1988); Bd 13: Kommentar zu Band 6 (2009); Bd 14: Kommentar zu Band 7 (2009). Henninger, Bethmann Wolfgang Henninger: Johann Jakob von Bethmann. 1717–1792. Kaufmann, Reeder und kaiserlicher Konsul in Bordeaux. 2 Tle (Dortmunder Historische Studien. Bd 4. Tle 1 und 2) Bochum 1993. Herting, Maximilian Jacobi Carl Wigand Maximilian Jacobi ein deutscher Arzt (1775–1858). Ein Lebensbild nach Briefen und anderen Quellen von Sanitätsrat Dr. Johannes Herting. Görlitz 1930. Heyderhoff, Die Hausgeister von Pempelfort. Familien- und Freundschaftsbriefe Freundschaftsbriefe des Jacobi-Hauses gesammelt und herausgegeben von Julius Heyderhoff. Düsseldorf 1939. Hirzel, Salomon Hirzel: Neuestes Verzeichniß einer GoetheGoethe-Bibliothek 1874 Bibliothek (1767–1874). Leipzig 1874. Holtei, Goethe in Goethe in Breslau. Auszüge aus des Freiherrn von Breslau 1 Schuckmann Briefen an Capellmeister Fr〈iedrich〉 Reichardt. Mitgetheilt von Karl Holtei. In: Westermann’s Illustrirte Deutsche Monatshefte. Nro. 1 der zweiten Folge. Der ganzen Reihe Nro. 97. October 1864. Braunschweig 1864, S. 76–84 (Westermann’s Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte. Ein Familienbuch für das gesammte geistige Leben der Gegenwart. Siebzehnter Band. Der neuen Folge erster Band. October 1864–März 1865). Holtei, Goethe in Goethe in Breslau. Mitgetheilt von Karl Holtei. II. Breslau 2 (Vier Briefe von Goethe an Freih〈errn〉 v〈on〉 Schuckmann.) In: Westermann’s Illustrirte Deutsche Monatshefte. Nro. 8 der zweiten Folge. Der ganzen Reihe Nro. 104. Mai 1865. Braunschweig 1865, S. 154–157 (Westermann’s Jahrbuch der Illustrirten Deutschen Monatshefte. Ein Familienbuch für das gesammte geistige Leben der Gegenwart. Achtzehnter Band. Der neuen Folge zweiter Band. April–September 1865). IR I; II; III Italiänische Reise. I. II. III. (WA I 30–32.) Italiänische Reise I, II, III Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Erster Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tübingen 1816. – Aus meinem Leben. Von Goethe. Zwey-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
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ter Abtheilung Zweyter Theil. Auch ich in Arcadien! Stuttgard, Tübingen 1817. – Zweiter Römischer Aufenthalt vom Juni 1787 bis April 1788. Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Neunundzwanzigster Band. Stuttgart, Tübingen 1829. Friedrich Heinrich Jacobi: Briefwechsel. Gesamtausgabe. Hrsg. von Michael Brüggen und Siegfried Sudhof (ab Bd 3: Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhof †. Hrsg. von Michael Brüggen, Heinz Gockel und Peter-Paul Schneider; ab Bd 4: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Begründet von Michael Brüggen und Siegfried Sudhof †. Hrsg. von Michael Brüggen und Heinz Gockel; ab Bd 5: Hrsg. von Walter Jaeschke). Reihe I 〈Text〉. Bd 1–11; Reihe II 〈Kommentar〉. Bd 1–5 und 9. Stuttgart-Bad Cannstatt 1981– 2017 – Bd I 1: Briefwechsel 1762–1775. Hrsg. von Michael Brüggen und Siegfried Sudhoff in Zusammenarbeit mit Peter Bachmeier, Reinhard Lauth und Peter-Paul Schneider (1981); Bd II 1: Briefwechsel 1762–1775. Kommentar von Michael Brüggen und Reinhard Lauth unter Mitwirkung von Peter Bachmeier, Albert Mues und Isabel Schmidt (1989); Bd I 2: Briefwechsel 1775–1781. Hrsg. von Peter Bachmeier, Michael Brüggen, Reinhard Lauth und Siegfried Sudhoff † in Zusammenarbeit mit Peter-Paul Schneider (1983); Bd II 2: Briefwechsel 1775– 1781. Kommentar von Michael Brüggen unter Mitwirkung von Reinhard Lauth sowie Albert Mues und Gudrun Schury (1997); Bd I 3: Briefwechsel 1782–1784. Hrsg. von Peter Bachmeier, Michael Brüggen, Heinz Gockel, Reinhard Lauth und PeterPaul Schneider (1987); Bd II 3: Briefwechsel 1782–1784. Kommentar von Michael Brüggen unter Mitwirkung von Albert Mues und Gudrun Schury (2001); Bd I 4: Briefwechsel 1785. Nachtrag zum Briefwechsel 1764–1784. Hrsg. von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (2003); Bd II 4.1: Briefwechsel 1785. Nachtrag zum Briefwechsel 1764–1784. Kommentar begonnen von Michael Brüggen unter Mitwirkung von Albert Mues, Gudrun
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JbFDH
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Schury und Jutta Torbi † weitergeführt von Peter Kriegel und Rebecca Paimann. Teilbd 1: Nr 1108–1230 (2013); Bd II 4.2: Briefwechsel 1785. Nachtrag zum Briefwechsel 1764–1784. Kommentar begonnen von Michael Brüggen unter Mitwirkung von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi † weitergeführt von Peter Kriegel und Rebecca Paimann. Teilbd 2: Nr 1231–1306 und 23.01 und 1106.1 (2013); Bd I 5: Briefwechsel 1786. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann. Unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi (2005); Bd II 5,1–2. Briefwechsel 1786. Kommentar von Irmgard Huthmacher (2014); Bd I 6: Briefwechsel Januar bis November 1787. Hrsg. von Jürgen Weyenschops. Unter Mitarbeit von Albert Mues, Gudrun Schury und Jutta Torbi † (2012); Bd I 7: Briefwechsel November 1787 bis Juni 1788. Hrsg. von Jürgen Weyenschops, Albert Mues, Gudrun Schury Jutta Torbi † und Walter Jaeschke (2012); Bd I 8: Briefwechsel Juli 1788 bis Dezember 1790. Hrsg. von Manuela Köppe (2015); Bd I 9: Briefwechsel Januar 1791 bis Mai 1792. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann (2015); Bd II 9: Briefwechsel Januar 1791 bis Mai 1792. Kommentar von Walter Jaeschke unter Mitwirkung von Rebecca Paimann und Konstanze Sommer (2016); Bd I 10: Briefwechsel Juni 1792 bis September 1794. Nachtrag zum Briefwechsel 1769–1789. Hrsg. von Walter Jaeschke und Rebecca Paimann (2015); Bd I 11: Briefwechsel Oktober 1794 bis Dezember 1798. Hrsg. von Walter Jaeschke und Birgit Sandkaulen (2017). Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. 〈Hrsg. von Otto Heuer.〉 Frankfurt 1902–1925. – Im Auftrag der Verwaltung hrsg. von Ernst Beutler. Frankfurt 1926–1930; Halle 1931–1940. – Hrsg. von Detlef Lüders. Tübingen 1962–1982. – Hrsg. von Arthur Henkel. Tübingen 1983. – Hrsg. von Christoph Perels. Tübingen 1984–2002. Hrsg. von Anne Bohnenkamp und Christoph Perels. Tübingen 2003. – Hrsg. von Anne Bohnenkamp. Tübingen 2004ff.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Journal von Tiefurt
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Das Journal von Tiefurt. Mit einer Einleitung von Bernhard Suphan hrsg. von Eduard von der Hellen (SchrGG 7). Weimar 1892. Kant AA XI, 2 Kant’s gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Bd XI. 2. Abteilung: Briefwechsel. Bd 2: 1789–1794. Berlin 1900. Katalog Schloss Katalog der Zeichnungen, Graphiken und Gemälde zur Baugeschichte des Weimarer Schlosses. In: Rolf Bothe: Dichter, Fürst und Architekten. Das Weimarer Residenzschloß vom Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Ostfildern-Ruit 2000, S. 114–145. Keudell, Goethe-Bibliothek Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Bearbeitet von Elise von Keudell. Hrsg. mit einem Vorwort von Prof. Dr. Werner Deetjen. Weimar 1931. Knebel, Nachlaß K〈arl〉 L〈udwig〉 von Knebel’s literarischer Nachlaß und Briefwechsel und Briefwechsel. Hrsg. von K〈arl〉 A〈ugust〉 Varnhagen von Ense und Th〈eodor〉 Mundt. 3 Bde. Leipzig 1835–1836. Krünitz, Enzyklopädie Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft, in alphabetischer Ordnung; von D. Johann Georg Krünitz. 242 Tle. Berlin 1773–1858. – T. 81–123: D. Johann Georg Krünitz’s oekonomisch-technologische Encyclopädie, oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- u. Landwirthschaft, und der Kunstgeschichte; Zuerst fortgesetzt von Friedrich Jakob Floerken, nunmehr von Heinrich Gustav Floerke. Berlin 1801–1813. – T. 197–242: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Land- Haus- und Staats-Wirthschaft, in alphabetischer Ordnung; Aus dem Französ〈ischen〉 übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen vermehrt von Georg Krünitz. Früher fortgesetzt von Friedrich Jakob und Heinrich Gustav Floerke, und jetzt von Johann Wilhelm David Korth, und Ludwig Koßarski. Berlin 1849–1858. Kruse, Lips Joachim Kruse: Johann Heinrich Lips. 1758–1817. Ein Zürcher Kupferstecher zwischen Lavater und
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LA
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethe. [Ausstellung:] 30.7.–5.11.1989. Kunstsammlungen der Veste Coburg. Coburger Landesstiftung (Kataloge der Kunstsammlungen der Veste Coburg). Coburg 1989. Goethe: Die Schriften zur Naturwissenschaft. Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) zu Halle begründet von Karl Lothar Wolf und Wilhelm Troll. Hrsg. von Dorothea Kuhn, Wolf von Engelhardt, 〈seit 2005〉 Irmgard Müller und 〈seit 2012〉 Friedrich Steinle. Weimar 1947ff. – I. Abteilung: Texte. 11 Bde. 1947–1970. II. Abteilung: Ergänzungen und Erläuterungen. 10 Bde (in 18 Tlen). 1959–2011. III. Abteilung: Verzeichnisse und Register. 2014–2019. – Bd I 1: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1770–1810. Hrsg. von Günther Schmid (1947); Bd I 2: Schriften zur Geologie und Mineralogie 1812–1832. Hrsg. von Günther Schmid (1949); Bd I 3: Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre 1790–1808. Hrsg. von Rupprecht Matthaei (1951); Bd I 4: Zur Farbenlehre. Widmung, Vorwort und Didaktischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1955); Bd I 5: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1958); Bd I 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1957); Bd I 7: Zur Farbenlehre. Anzeige und Übersicht, statt des supplementaren Teils und Erklärung der Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei (1957); Bd I 8: Naturwissenschaftliche Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1962); Bd I 9: Morphologische Hefte. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1954); Bd I 10: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Morphologie. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1964); Bd I 11: Aufsätze, Fragmente, Studien zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Wolf von Engelhardt (1970); Bd II 1A und II 1B: Zur Naturwissenschaft im Allgemeinen. Bearbeitet von Jutta Eckle (2011); Bd II 2: Zur Meteorologie und Astronomie. Bearbeitet von Gisela Nickel (2005); Bd II 3: Beiträge zur Optik und An-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Lachmann/Muncker
Lichtenberg, Briefwechsel
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fänge der Farbenlehre. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und Dorothea Kuhn (1961); Bd II 4: Zur Farbenlehre. Didaktischer Teil und Tafeln. Bearbeitet von Rupprecht Matthaei und Dorothea Kuhn (1973); Bd II 5A: Zur Farbenlehre. Polemischer Teil. Bearbeitet von Horst Zehe (1992); Bd II 5B/1 und II 5B/2: Zur Farbenlehre und Optik nach 1810 und zur Tonlehre. Bearbeitet von Thomas Nickol unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn und Horst Zehe (2007); Bd II 6: Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Bearbeitet von Dorothea Kuhn und Karl Lothar Wolf (1959); Bd II 7: Zur Geologie und Mineralogie. Von den Anfängen bis 1805. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1989); Bd II 8A: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1806 bis 1820. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1997); Bd II 8B/1 und II 8B/2: Zur Geologie und Mineralogie. Von 1821 bis 1832. Bearbeitet von Wolf von Engelhardt unter Mitwirkung von Dorothea Kuhn (1999); Bd II 9A: Zur Morphologie. Von den Anfängen bis 1795. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1977); Bd II 9B: Zur Morphologie. Von 1796 bis 1815. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1986); Bd II 10A: Zur Morphologie. Von 1816 bis 1824. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (1995); Bd II 10B/1 und II 10B/2: Zur Morphologie. Von 1825 bis 1832. Bearbeitet von Dorothea Kuhn (2004); Bd III 1: Verzeichnisse. Bearbeitet von Bastian Röther und Uta Monecke (2014); Bd III 2: Register. Bearbeitet von Carmen Götz, Simon Rebohm und Bastian Röther (2019). Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hrsg. von Karl Lachmann. Dritte, auf’s neue durchgesehene und vermehrte Ausgabe, besorgt durch Franz Muncker. 23 Bde. (Bd 1–11 Stuttgart; Bd 12–21 Leipzig; Bd 22–23 Berlin und Leipzig.) 1886–1924. Georg Christoph Lichtenberg: Briefwechsel. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne. 5 Bde (in 6 Tlen). München 1983–2004. – Bd 2:
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Luther-Bibel 1772 AT/Apokryphen/NT
Lüttwitz, Biographie Schuckmann MA/Goethe
1780–1784. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne (1985); Bd 3: 1785–1792. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne (1990); Bd 4: 1793–1799 und Undatiertes. Hrsg. von Ulrich Joost und Albrecht Schöne unter Mitwirkung von Julia Hoffmann (1992). Biblia, / Das ist: / Die ganze / Heilige Schrift / Alten und Neuen / Testamentes, / Nach der deutschen Uebersetzung / D. Martin Luthers, / mit vorgesetztem kurzen / Inhalt eines jeden Capitels, / wie auch mit richtigen / Summarien und vielen Schrift-Stellen / auf das allersorgfältigste versehen, nach den bewährtesten und neuesten Editionen / mit grossem Fleisse ausgefertiget. / Samt / einer Vorrede /von / Hieronymo Burckhardt, / der Heil. Schrift Doctor. / Basel 1772. (Vgl. Ruppert, 384, Nr 2604.) 〈Hans Ernst〉 von Lüttwitz: Biographie des königl〈ich〉 preuß〈ischen〉 Staatsministers Freiherrn von Schuckmann. Leipzig 1835. Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens 〈Münchner Ausgabe〉. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller und Gerhard Sauder (Bd 7, 11 I 1, 11 I 2, 11 II, 13 I, 13 II, 15, 17, 18 I, 18 II, 20 I, 20 II, 20 III. Hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G〈eorg〉 Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm). 21 Bde. München, Wien 1985–1998. – Bd 3 II: Italien und Weimar 1786–1790. Hrsg. von Hans J. Becker, Hans-Georg Dewitz, Norbert Miller, Gerhard H. Müller, John Neubauer, Hartmut Reinhardt und Irmtraut Schmidt (1990); Bd 4 I: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. 〈T.〉 1. Hrsg. von Reiner Wild (1988); Bd 4 II: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. 〈T.〉 2. Hrsg. von Klaus H. Kiefer, Hans J. Becker, Gerhard H. Müller, John Neubauer und Peter Schmidt (1986); Bd 13 I: Die Jahre 1820–1826. Hrsg. von Gisela Henckmann und Irmela Schneider (1992); Bd 14: Autobiographische Schriften der frühen Zwanzigerjahre.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
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Hrsg. von Reiner Wild (1986); Bd 15: Italienische Reise. Hrsg. von Andreas Beyer und Norbert Miller (1992); Bd 18 II: Letzte Jahre 1827–1832. 〈T.〉 2. Hrsg. von Johannes John, Hans J. Becker, Gerhard H. Müller, John Neubauer und Irmtraut Schmid (1996). Meier, Andreas Meier: ‚Die triviale Klassik‘ – UnterhalUnterhaltungsliteratur tungsliteratur als kulturelles Komplement. In: Christian August Vulpius: Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hrsg. von Andreas Meier. Bd 1: Brieftexte. Berlin, New York 2003, S. XI–CLXXXVII. Meyer, Schröder Leben Friedrich Ludwig Schröder: Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers von F. L. W. Meyer. Friedrich Ludwig Schröders Leben. 2 Tle (T. 1; T. 2. Abt. 1; T. 2. Abt. 2). Hamburg 1819. Mommsen Momme Mommsen unter Mitwirkung von Katharina Mommsen: Die Entstehung von Goethes Werken in Dokumenten. Bd 1: Abaldemus bis Byron. Bd 2: Cäcilia bis Dichtung und Wahrheit. Berlin 1958. Müller, Universität Jena Gerhard Müller: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen. Hrsg. von Klaus Manger. Bd 6). Heidelberg 2006. Muller, Goethe in Mertert Jean-Claude Muller: Goethe in Mertert (21.–22. Oktober 1792). Ein neuentdeckter Brief. In: Les cahiers luxembourgeois. Zu J. W. Goethe. Aus Luxemburg. Hrsg. von Nic Weber. Mai 1999. Luxemburg 1999. NA Schillers Werke. Nationalausgabe. Bd 1: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs, des Schiller-Nationalmuseums und der Deutschen Akademie hrsg. von Julius Petersen † und Gerhard Fricke. Weimar 1943. – Bd 3, 5, 8, 9, 13, 16, 22, 23, 27: Im Auftrag des Goethe- und Schiller-Archivs und des Schiller-Nationalmuseums hrsg. von Julius Petersen † und Hermann Schneider. Weimar 1948–1958. – Bd 6, 7 I, 11, 17, 18, 20, 25, 28, 29, 30, 35, 36 I, 36 II, 38 I, 42: Begründet von Julius Petersen. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
(Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Weimar 1961–1979. – Bd 2 I, 2 II A, 4, 7 II, 10, 12, 24, 31, 32, 33 I, 34 I, 37 I, 37 II, 39 I, 40 I: Begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Goethe- und Schiller-Archiv) und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel. Weimar 1980–1991. – Bd 15 I, 26: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal und Benno von Wiese. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik und des Schiller-Nationalmuseums Marbach von Norbert Oellers und Siegfried Seidel †. Weimar 1992–1993. – Bd 2 II B, 5 N, 8 N 1, 8 N 2, 8 N 3, 9 N 1, 9 N 2, 15 II, 19 I, 33 II, 34 II, 40 II, 41 I, 41 II A: 1940 begründet von Julius Petersen. Fortgeführt von Lieselotte Blumenthal, Benno von Wiese, Siegfried Seidel. Hrsg. im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik 〈Bd 41 II A (2006): Klassik Stiftung Weimar〉 und des Schiller-Nationalmuseums in Marbach von Norbert Oellers. Weimar 1993ff. – Bd 1: Gedichte in der Reihenfolge ihres Entstehens 1776–1799. Hrsg. von Julius Petersen † und Friedrich Beißner (1943); Bd 15 I: Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen. Hrsg. von Heinz Gerd Ingenkamp (1993); Bd 26: Briefwechsel. Schillers Briefe 1.3.1790–17.5.1794. Hrsg. von Edith Nahler und Horst Nahler (1992); Bd 34 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.3.1790–24.5.1794. Hrsg. von Ursula Naumann (1991); Bd 34 II: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.3.1790–24.5.1794. Hrsg. von Ursula Naumann (1997); Bd 36 I: Briefwechsel. Briefe an Schiller 1.11.1795–31.3.1797. Hrsg. von Norbert Oellers (1972). Neuper, Vorlesungsangebot Das Vorlesungsangebot an der Universität Jena von Jena 1749 bis 1854. Hrsg. von Horst Neuper unter Mitarbeit von Katarina Kühn und Matthias Müller. 2 Bde. Weimar 2003.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Neuß, Giebichensteiner Dichterparadies
Pasqué
Pfeiffer-Belli
Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde
Politischer Briefwechsel
Post-Bericht 1792
Prescher, Goethes Sammlungen Priestley
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Erich Neuß: Das Giebichensteiner Dichterparadies. Johann Friedrich Reichardt und die Herberge der Romantik. 3. Aufl. Hrsg. vom Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e. V. Halle (Saale) 2007. Goethe’s Theaterleitung in Weimar. In Episoden und Urkunden dargestellt von Ernst Pasqué. 2 Bde. Leipzig 1863. Johann Caspar Goethe / Cornelia Goethe / Catharina Elisabeth Goethe: Briefe aus dem Elternhaus. Erster Ergänzungsband der Goethe-Gedenkausgabe. Hrsg. von Wolfgang Pfeiffer-Belli. Zürich, Stuttgart 1960. Igor J. Polianski: Die Kunst, die Natur vorzustellen. Die Ästhetisierung der Pflanzenkunde um 1800 und Goethes Gründung des botanischen Gartens zu Jena im Spannungsfeld kunsttheoretischer und botanischer Diskussionen der Zeit (Minerva. Jenaer Schriften zur Kunstgeschichte. Bd 14. Hrsg. von Franz-Joachim Verspohl & Ulrich Müller in Zusammenarbeit mit Karl-Michael Platen). Köln 2004. Politischer Briefwechsel des Herzogs und Großherzogs Carl August von Weimar. Hrsg. von Willy Andreas. Bearbeitet von Hans Tümmler. 3 Bde (Quellen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Bd 37–39). Stuttgart 1954 und 1958. Göttingen 1973. – Bd 1: Von den Anfängen der Regierung bis zum Ende des Fürstenbundes 1778–1790 (1954); Bd 2: Vom Beginn der Revolutionskriege bis in die Rheinbundszeit 1791–1807 (1958); Bd 3: Von der Rheinbundzeit bis zum Ende der Regierung 1808–1828 (1973). Post-Bericht, wie die Posten allhier abgehen und ankommen. In: Neuverbesserter Calender, für alle Stände, auf das Schalt-Jahr 1792. Weimar [1791], S. 〈36〉. Hans Prescher: Goethes Sammlungen zur Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Katalog. Berlin 1978. Dr. Joseph Priestleys Mitgliedes der Königl. Großbrittanischen Gesellschaft der Wissenschaften Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, vorzüglich in
L
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Pröpper, Bühnenwerke Reichardts
QuZ
RA
Absicht auf den physikalischen Theil dieser Wissenschaft. Aus dem Englischen übersetzet und mit Anmerkungen und Zusätzen begleitet von Georg Simon Klügel Professor der Mathematik zu Helmstädt, Correspondenten der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, und Mitgliede einiger anderer gelehrten Gesellschaften. Zween Theile. Leipzig 1776. Rolf Pröpper: Die Bühnenwerke Johann Friedrich Reichardts (1752–1814). Ein Beitrag zur Geschichte der Oper in der Zeit des Stilwandels zwischen Klassik und Romantik. In Verbindung mit dem Verzeichnis der literarischen Werke und einem Katalog der Bühnenwerke Johann Friedrich Reichardts. – Bd 1: Textteil; Bd 2: Werkverzeichnis (Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft. Bd 25). Bonn 1965. Quellen und Zeugnisse zur Druckgeschichte von Goethes Werken. Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. (T. 2–4: Hrsg. vom Zentralinstitut für Literaturgeschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR). 4 Tle. Berlin 1966–1984. – T. 1: Gesamtausgaben bis 1822. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen unter Mitarbeit von Edith Nahler (1966); T. 2: Die Ausgabe letzter Hand. Bearbeiter des Bandes: Waltraud Hagen (1982); T. 3: Die nachgelassenen Werke und die Quartausgabe. Bearbeiter des Bandes: Edith Nahler und Horst Nahler (1986); T. 4: Die Einzeldrucke. Bearbeiter des Bandes: Inge Jensen (1984). Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform 〈Regestausgabe〉. Bd 1–5: 〈Im Auftrag der〉 Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethe- und Schiller-Archiv hrsg. von Karl-Heinz Hahn. Redaktor: Irmtraut Schmid. Weimar 1980–1992; Ergänzungsband zu den Bänden 1–5. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. Weimar 1995; Bd 6: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik/Goethe- und Schiller-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt
Reichardt-Goethe
Riemer
Roethe, Campagne in Frankreich
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Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. 2 Tle. Weimar 2000; Bd 7: Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes unter Mitarbeit von Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. 2 Tle. Weimar 2004; Bd 8: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof und Sabine Schäfer. 2 Tle. Weimar 2011; Bd 9: Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar/Goethe- und Schiller-Archiv. Bearbeitet von Manfred Koltes, Ulrike Bischof, Christoph Hain und Sabine Schäfer. 2 Tle. Weimar 2017. Werner Rackwitz: „… Ich hätte Ihm weggejagt wen ich den Esel nicht über wichtigern Dingen vergeßen häte …“. Collectaneen zu Johann Friedrich Reichardts Lebensumständen in den Jahren 1790 bis 1795. In: Johann Friedrich Reichardt (1752–1814). Zwischen Anpassung und Provokation. Goethes Lieder und Singspiele in Reichardts Vertonung. Bericht über die wissenschaftlichen Konferenzen in Halle anlässlich des 250. Geburtstages 2002 und zum Goethejahr 1999. Hrsg. vom Händel-Haus Halle, vom Institut für Musikwissenschaft und vom Germanistischen Institut der Universität Halle durch Manfred Beetz, Kathrin Eberl, Konstanze Musketa und Wolfgang Ruf unter Mitarbeit von Katrin Keym, Götz Traxdorf und Jens Wehmann (Schriften des Händel-Hauses in Halle. Bd 19). Halle an der Saale 2003. J〈ohann〉 F〈riedrich〉 Reichardt – J〈ohann〉 W〈olfgang〉 Goethe. Briefwechsel. Hrsg. und kommentiert von Volkmar Braunbehrens, Gabriele Busch-Salmen, Walter Salmen. Weimar 2002. Briefe von und an Goethe. Desgleichen Aphorismen und Brocardica. Hrsg. von Friedrich Wilhelm Riemer. Leipzig 1846. Goethes Campagne in Frankreich 1792. Eine philologische Untersuchung aus dem Weltkriege von Gustav Roethe. Berlin 1919.
LII
Ruppert
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Goethes Sammlungen zu Kunst, Literatur und Naturwissenschaft. Hrsg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Goethes Bibliothek. Katalog. Bearbeiter der Ausgabe Hans Ruppert. Weimar 1958. Salmen, Reichardt Walter Salmen: Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwaltungsbeamter der Goethezeit. Zweite erweiterte und ergänzte Auflage mit einer neuen Bibliographie. Hildesheim, Zürich, New York 2002. Lothar Schirmer: Die Frühzeit des Weimarischen Satori-Neumann2 Hoftheaters unter Goethes Leitung (1791–1798). Nach den Quellen bearbeitet von Bruno Th〈omas〉 Satori-Neumann. Neu hrsg. und kommentiert. 2 Bde (Schriften der Gesellschaft für Theatergeschichte. Bd 80/1,2). Berlin 2013. Schnauß, Lebens-Notizen Christian Friedrich Schnauß: Lebens-Notizen. In: Carl von Beaulieu-Marconay: Ein Weimarer Beamter des achtzehnten Jahrhunderts. Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. Neue Folge. IV. Jg. Hrsg. von Dr. J. H. Müller. Hannover 1875, S. 655–702. Schneider, Oper Berlin L〈ouis〉 Schneider: Geschichte der Oper und des Königlichen Opernhauses in Berlin. Berlin 1852. SchrGG Schriften der Goethe-Gesellschaft. Schulte-Strathaus Die Bildnisse Goethes. Hrsg. von Ernst SchulteStrathaus. München 1910 (Supplementband zur Propyläen-Ausgabe). Sedlarz, Moritz’ Claudia Sedlarz: Rom sehen und darüber reden. Karl Italienreise Philipp Moritz’ Italienreise 1786–1788 und die literarische Darstellung eines neuen Kunstdiskurses (Berliner Klassik. Eine Großstadtkultur um 1800. Studien und Dokumente, hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, betreut von Conrad Wiedemann. Bd 12). Hannover 2010. Sigismund, Volker L. Sigismund: Ein unbehauster Prinz – ConPrinz Constantin stantin von Sachsen-Weimar (1758–1793), der Bruder des Herzogs Carl August. Ein biographischer Essay. In: GJb 106 (1989), 250–277. Sömmerrings Leben Samuel Thomas Sömmerring’s Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen. Hrsg. von Rudolph Wagner.
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Soemmerring, Werke
Steiger
Stunden mit Goethe
Suphan Theater in Berlin
Verzeichniß Ostermesse 1792
Vierte Nachricht
Von und an Herder
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Erste Abteilung: Briefe berühmter Zeitgenossen an Sömmerring. Leipzig 1844. Samuel Thomas Soemmerring: Werke. Begründet von Gunter Mann. Hrsg. von Jost Benedum und Werner Friedrich Kümmel. 23 Bde. Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm 1990–1998 und Basel 1999–2011. – Bd 20: Briefwechsel November 1792 – April 1805. Hrsg. und erläutert von Franz Dumont. Basel 2001. Goethes Leben von Tag zu Tag. Eine dokumentarische Chronik von Robert Steiger. 8 Bde (Bd 1–5 von Robert Steiger. Bd 6 von Robert Steiger und Angelika Reimann. Bd 7–8 von Angelika Reimann). Zürich, München 1982–1993 (Bd 1–6) und Zürich 1995– 1996 (Bd 7–8). – Bd 3: 1789–1798 (1984). – Generalregister. Hrsg. von Siegfried Seifert. Berlin, Boston 2011. Stunden mit Goethe. Für die Freunde seiner Kunst und Weisheit. Hrsg. von Wilhelm Bode. 10 Bde. Berlin 1905–1921. – Bd 8 (1912). Herders Sämmtliche Werke. Hrsg. von Bernhard Suphan. 33 Bde. Berlin 1877–1913. Die Königlichen Theater in Berlin. Statistischer Rückblick auf die künstlerische Thätigkeit und die Personal-Verhältnisse während des Zeitraums vom 5. December 1786 bis 31. December 1885. Zusammengestellt von C. Schäffer und C. Hartmann. Berlin 1886. Allgemeines Verzeichniß der Bücher, welche in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse des 1792 Jahres entweder ganz neu gedruckt, oder sonst verbessert, wieder aufgeleget worden sind, auch inskünftige noch herauskommen sollen. Leipzig 1792. Johann Wolfgang von Goethe, Christian Gottlob Voigt: Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau. Womit zugleich ein auf den Sechsten Junius 1791 zu eröffnender Gewerkentag ausgeschrieben wird. Weimar 1791. Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. Hrsg. von Heinrich Düntzer und Ferdinand Gottfried von Herder. 3 Bde. Leipzig 1861– 1862. – Bd 1: Herders Briefwechsel mit Gleim und
LIV
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
Vulpius-Korrespondenz
WA
Wagner, Tagebuch
Wahle, Weimarer Hoftheater WAN
Wartenberg, Familienkreis Jacobi
Nicolai (1861); Bd 2: Herders Briefwechsel mit Hartknoch, Heyne und Eichhorn, Briefe an Grupen, Herders Gattin und J〈ohannes von〉 Müller, nebst Briefen von Fr〈iedrich〉 L〈udwig〉 W〈ilhelm〉 Meyer und A〈ugust〉 von Einsiedel (1861); Bd 3: Herders Briefwechsel mit Knebel, Karl von Dalberg, Joh〈ann〉 Friedr〈ich〉 Hugo von Dalberg, einzelne Briefe an Herder, ungedruckte Gedichte und Uebersetzungen Herders, hodegetische Abendvorträge Herders, aus Briefen von Herders Gattin an J〈ohann〉 G〈eorg〉 Müller, Herders Antwort an den Kirchenconvent der Petersgemeine zu Petersburg (1862). Christian August Vulpius: Eine Korrespondenz zur Kulturgeschichte der Goethezeit. Hrsg. von Andreas Meier. Bd 1: Brieftexte. Bd 2: Kommentar (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte. Hrsg. von Ernst Osterkamp und Werner Röcke. Bd 28/1–2). Berlin, New York 2003. Goethes Werke. Hrsg. im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen 〈Weimarer Ausgabe〉. 143 Bde. – I. Abtheilung: Goethes Werke. 55 Bde. Weimar 1887–1918; II. Abtheilung: Goethes Naturwissenschaftliche Schriften. 13 Bde. Weimar 1890–1904; III. Abtheilung: Goethes Tagebücher. 15 Bde. Weimar 1887–1919; IV. Abtheilung: Goethes Briefe. 50 Bde. Weimar 1887–1912. Johann Conrad Wagner: „Meine Erfahrungen in dem gegenwärtigen Kriege“. Tagebuch des Feldzugs mit Herzog Carl August von Weimar. Hrsg. von Edith Zehm. Mit einer Einführung von Gustav Seibt (Schriften der Goethe-Gesellschaft 78). Göttingen 2018. Das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung. Aus neuen Quellen bearbeitet von Julius Wahle (SchrGG 6). Weimar 1892. Goethes Werke. Weimarer Ausgabe. Nachträge und Register zur IV. Abteilung: Briefe. Hrsg. von Paul Raabe. 3 Bde. München 1990 (WA IV 51–53). Jan Wartenberg: Der Familienkreis Friedrich Heinrich Jacobi und Helene Elisabeth von Clermont. Bildnisse und Zeugnisse. Hrsg. vom Goethe-Museum Düsseldorf Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stif-
Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
WB
Wilson, Weimar und Revolution Wingertszahn, Moritz-Vieweg
Zedler
Zehm, Frankreichfeldzug
LV
tung. Mit einem Geleitwort von Volkmar Hansen und einer Einführung von Gudrun Schury. Bonn 2011. Wielands Briefwechsel. 18 Bde. Berlin 1963–2005. Bd 1–2: Hrsg. von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin/Institut für deutsche Sprache und Literatur (Bd 2: durch Hans Werner Seiffert); Bd 3–5: Hrsg. von der Akademie der Wissenschaften der DDR/Zentralinstitut für Literaturgeschichte durch Hans Werner Seiffert; Bd 6–18: Hrsg. von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durch Siegfried Scheibe. – Bd 10: April 1788 – Dezember 1790. Erster T.: Text. Bearbeitet von Uta Motschmann (1992). Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Uta Motschmann (1993). Bd 11: Januar 1791 – Juni 1793. Erster T.: Text. Bearbeitet von Uta Motschmann (2001). Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Uta Motschmann (2003). Bd 12: Juli 1793 – Juni 1795. Erster T.: Text. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1993). Zweiter T.: Anmerkungen. Bearbeitet von Klaus Gerlach (1995). Goethes Weimar und die Französische Revolution. Dokumente der Krisenjahre. Hrsg. von W. Daniel Wilson. Köln, Weimar, Wien 2004. Christoph Wingertszahn: „zu einer vorläufigen Ankündigung ist es immer genug“. Unbekannte Mitteilungen von Karl Philipp Moritz an seinen Verleger Johann Friedrich Vieweg. In: Berliner Aufklärung. Kulturwissenschaftliche Studien. Bd 1. Hrsg. von Ursula Goldenbaum und Alexander Koˇsenina. Hannover 1999, S. 220–230. Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschaften und Künste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. 〈…〉. Leipzig und Halle. Verlegts Johann Heinrich Zedler. 64 Bde. 1732–1750. 4 Supplementbde. Leipzig 1751–1754. – Bd 6: 1733; Bd 18: 1738; Bd 44: 1745. Edith Zehm: Der Frankreichfeldzug von 1792. Formen seiner Literarisierung im Tagebuch Johann Conrad Wagners und in Goethes „Campagne in Frank-
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Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wiss. Literatur
reich“ (Europäische Hochschulschriften 1). Frankfurt a. M. u.a. 1985. Zoeppritz, Jacobis Nachlaß Aus F. H. Jacobi’s Nachlaß. Ungedruckte Briefe von und an Jacobi und Andere. Nebst ungedruckten Gedichten von Goethe und Lenz. Hrsg. von Rudolf Zoeppritz. 2 Bde. Leipzig 1869.
Abkürzungen in Goethes Briefen
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Abkürzungen in Goethes Briefen Abh., Abhandl. abschlägl. A., Apr, Apr. AssRath, Ass. R., Ass. Rath Aug, Aug. Baukontr. betl. Br Cammerj. Carol., Carol. Churfürstl., Churf.ürstl. d., dl, dl. D., Dr, Dr. Dec, Dec., Dec:, Decbr. dergl. Durch, Durchl, Durchl., Durchl. Ew, Ew., Ew:, Ewl Eisenachl., Eisenachil. Erzbischöfl, Erzbischöffl etc. Excell., Exzell, Exzell. Exempl. Fr. Frl. Febl, Febr, Febr. Fr., Franckf. freundl friedl. furstl, fürstl, fürstl. fürtreffl gl. G., Geh.
Abhandlung abschlägig April Assistenzrat August Baukontrolleur betreffend Bruder Kammerjunker Carolin Kurfürstlich(e/en/er/es) den Diener Dezember dergleichen Durchlaucht Eure, Eurer, Eures Eisenachisch(e/en) Erzbischöfflich(e/en/er/es) lat. et cetera : und das Übrige, und so weiter Exzellenz Exemplar(e) Frau Fräulein Februar Frankfurt a. M. freundlich friedlich fürstlich(e/en/er/es) fürtrefflich (vortrefflich Groschen Geheim(e/en/er)
LVIII
Abkürzungen in Goethes Briefen
GehR. Gen. gnäd. H., Hl, Hl., Hr., Hrn, Hlrn, H., Herz. Herzl, hrzl. hies. Hochwohlgebl, Hochwohlgebl., Hochwohlgebohrl Hofr. ingl. Jan, Jan. Jenail. Joh. Jul, Jul. Jun, Jun. l. Laubth. Ldl. Leg-Rath leidl. Mad. Mag. mancherl. Mdlle, Mlle Mich. mögl. Mspt NB, NB. No, No. Nov, Nov. Obr. O., Ockt, Octb, Octbr, Octbr., Octobr., Octobl:, Okt.
Geheimrat General gnädigst(e/en/er) Herr(n) Herzog herzoglich(e/en/er/es) hiesig(e/en/er/es)
Hochwohlgeboren Hofrat ingleichen Januar Jenaisch(en) Johannes Juli Juni lieber Laubtaler Louisd’or Legationsrat leidlich Madame Magister mancherlei Mademoiselle (franz.: Fräulein) Michaelis möglich Manuskript lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Nummer November Obrist
Oktober
Abkürzungen in Goethes Briefen
p p p., pp, pp. pag. Pr. preussil. Prof. P. S. R. Rechn. Reg. Reg. resp. rh, rh. Rittmstr sämtl. Schäckesp. schließl. s. S., Ste S., Sept, Sept. Seren., Seren:, Sereniss. sogll. treffll u, u. unterthänigsl unvorgreifl. u.s.w., u. s. w., und s. w. v, v. Vermittl. Verordl. W, W. wahrscheinl
LIX
lat. perge: fahre fort; im Sinn von ‚usw.‘ lat. perge perge (fahre fort, fahre fort) oder pergite (fahret fort); im Sinn von ‚usw.‘ lat. pagina, franz. page: Seite Prinzessin preußisch(e/en/er/es) Professor lat. postscriptum (nachträglich hinzugeschrieben) Rat(s) Rechnung Regierende(r) Regiment respektive Reichstaler Rittmeister sämtlich(e) Shakespeare schließlich siehe franz. sainte (heilig) September Serenissimus sogleich trefflich und untertänigster unvorgreiflich(e) und so weiter von Vermittlung Verordnung Weimar wahrscheinlich
LX
Abkürzungen in Goethes Briefen
Wohlgl, Wohlgl. Wohlgel, Wohlgeb, Wohlgeb.,Wohlgebl, Wohlgebl., Wohlgebrl. z.B., Z.B.
Wohlgeboren zum Beispiel
Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung
Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung 7br., Sept, Sept., Septbr, 9br, Nov, Nov. Apr. Aug, Aug. b, b. beschr. betr., betrL, betrL. Bl. D d, d., dL, dL., dl. Dbr, Dbr., Dec., Xbr, Xbr. E egh. e, e., erh. Erzbischöffl f. Febr. fr, fr. Freyh. Frkfrth FürstLn Geh., Geh: GehRath, Geh. R., G. R. Geh. Assr geschriebL h HL, HL., H., Hl. H, Hs. Hd Hochwohlgl, Hochwohlgebl, HochwohlgebohrL. hrsg.
September November April August beantwortet beschrieben betreffend Blatt Druck den Dezember Erstdruck eigenhändig erhalten Erzbischöflich(e) folgende Februar frankiert, franco Freiherr Frankfurt a. M. Fürstlich(en) Geheim(e/er/es) Geheimrat Geheimer Assistenzrat geschrieben Abschrift Herr(n) Handschrift Hand
Hochwohlgeboren herausgegeben
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Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung
ingL. Jan, Jan., Jan. Jg JuL., Jul. Jun. K Leg. R. NB. Nr Oct, Oct., Octbr o. S. Prof. ps., Praes. Rs., Rücks. S. Sächs., SächsL. Schreiberhd Sign. Slg Sp. sS u, u. v., v, v. vgl. Vicepr. Vol, Vol. Vs. W. Wohlgl, Wohlgeb., Wohlgebl, Wohlgebl. zS L, L.
ingleichen Januar Jahrgang Juli Juni Konzept Legationsrat lat. nota bene: Wohlgemerkt! Beachte! Nummer Oktober ohne Seite Professor lat. präsentatum: eingereicht, überreicht (Tag der Übergabe) Rückseite Seite Sächsisch(e/en/er/es) Schreiberhand Signatur Sammlung Spalte späterer Schreiber und von vergleiche Vizepräsident Volumen (lat.: Buch, Band) Vorderseite Weimar Wohlgeboren zeitgenössischer Schreiber Abbrechungszeichen
BRIEFE 1791 – 1793
KOMMENTAR
JANUAR 1791
1. An Carl Ludwig von Knebel
3
〈Weimar〉, 1. Januar 〈1791〉 → 〈Ansbach〉
DAT IERUN G
Aus dem Briefinhalt ergibt sich eindeutig, dass es sich bei der Jahresangabe am Ende des Briefes um einen Schreibfehler, wahrscheinlich bedingt durch den Jahreswechsel, handelt und der Brief 1791 geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 118 und 119. – Doppelblatt 18,7(–19) × 23,1(–23,5) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Bleistift: „nach Anspach“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „1790 / 1. Januar 90 / 1 Januar 91.“; auf S. 3 und 4 ist der Textabschnitt 3,27–4,9 (Ich habe mich diesen Winter 〈…〉 so käme man schon etwas weiter.) am äußeren Blattrand durch einen senkrechten Bleistiftstrich markiert. – In einem 6,5(–8,5) cm starken Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,5 × 29 cm); vorderer Deckel mit Wappen der königlich-preußischen Bibliothek; auf dem Rücken oben Goldprägung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“, unten rotes Lederschild mit Signatur: „Ms. Germ. / Quart. 521.“ Auf der Innenseite des vorderen Deckels, Tinte: „Acc. 3083.“, auf dem Vorsatzblatt oben, Tinte: „Ms. Germ. 4o. 521.“; 22 nicht paginierte Zwischenblätter mit Jahreszahlen. 485 Blätter; Paginierung oben rechts, Bleistift, oben Nummerierung, meist Bleistift, einige nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. E), einige von Knebels Hd, mit Korrekturen (für geplante Veröffentlichung?); Blätter einzeln auf Falz geklebt; Papier mürbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert. Wasserschäden, besonders in den Jahrgängen 1828–1830. Siegel auf den Adress-Seiten oft dreieckig ausgeschnitten, Ausschnitt meist unter der Adresse aufgeklebt. Nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift in Tinte: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Göthe und Knebel 〈vgl. E〉, Bd. 2. Leipz. 1851. 8°; und No. 5–14, ungedruckte“. Auf der Innenseite des hinteren Deckels mit Bleistift: „482 gez Bll. / 485 gez Bll; dazu Bll. 441a u. 449a“. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 99–101, Nr 95. WA IV 9 (1891), 238–240, Nr 2848. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den nicht überlieferten Brief Knebels vom 26. Dezember 1790 (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 50). – Knebels Antwort vom 17. Januar 1791 ist nicht überliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 4). Postsendungen: 3. Januar 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 3, Bl. 26).
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BRIEF 1
Über das Verhältnis Goethes zu Carl Ludwig von Knebel (1744–1834) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 28. Dezember 1774 (GB 2 II, Nr 175) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. – Knebel gehörte in Goethes Weimarer Zeit zu dessen engsten Freunden, mit dem Goethe sowohl im Gespräch als auch in der kontinuierlich gehaltenen Korrespondenz einen intensiven Austausch über private wie über literarische, künstlerische und wissenschaftliche Themen führte. Aus dem dreijährigen Zeitraum des vorliegenden Bandes sind 18 Briefe Goethes an Knebel überliefert. Ein weiterer konnte erschlossen werden (EB 29). Von den Briefen Knebels, der in der Regel immer auf Goethes Schreiben zu antworten pflegte, haben sich keine erhalten. Knebel befand sich bis Mai 1791 in Ansbach und kehrte nicht zuletzt auf Betreiben Goethes zusammen mit seiner Schwester Henriette, die eine Stelle als Hofmeisterin der sachsen-weimarischen Prinzessin Caroline Louise antrat, wieder nach Weimar zurück. Sein Verhältnis zu Goethe gestaltete sich danach wieder gewohnt vertraut. Goethe unterrichtete Knebel über die Entstehung seiner literarischen Werke, etwa der „Venetianischen Epigramme“, der „Römischen Elegien“, des „Wilhelm Meister“-Romans oder des Versepos „Reinecke Fuchs“, und er begleitete andererseits auch Knebels Arbeiten, wie die Abhandlung „Ueber die Sprache“ oder dessen Lukrez-Übersetzung. Am eingehendsten waren Goethes Bemühungen, Knebel stets an seinen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen teilhaben zu lassen, vor allem in seinen neuen Forschungsgebieten Optik und Farbenlehre. Darüber hinaus wurde Knebel immer auch über die Entwicklungen in den amtlichen Arbeitsfeldern Goethes, so dem Theater, dem Schlossbau oder dem Bergbau, auf dem Laufenden gehalten. 3,1 deinen lieben Brief] Am 26. Dezember 1790 hatte Knebel einen Brief aus Ansbach an Goethe geschrieben: „An Göthe“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 50), der wahrscheinlich kurz vor dem Jahreswechsel in Weimar eintraf. Er ist nicht überliefert. 3,2 meines langen Stillschweigens] Goethe hatte seinen letzten Brief an Knebel vor rund zweieinhalb Monaten geschrieben, am 17. Oktober 1790 (GB 8 I, Nr 223), und danach auf Knebels Antworten vom 25. und vom 31. Oktober nicht reagiert (vgl. GB 8 II, zu 225,21). 3,2–3 zur rechten Zeit das Schächtelchen erhalten] Wahrscheinlich handelt es sich um eine Geschenksendung Knebels für die Herzoginmutter Anna Amalia aus Anlass ihres 51. Geburtstages am 24. Oktober 1790, der offensichtlich auch etwas für Goethe beigefügt war. Die Sendung war an diesem Tag mit einen Brief an Anna Amalia über deren Geheimsekretär Johann August Ludecus abgeschickt worden: „An Herzogin Mutter 〈…〉 An Ludecus, nebst SchächtelchL.“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 41.) Am 4. November bedankte sich Anna Amalia für Knebels besondere Aufmerksamkeit: „Ihre Theilnehmung, lieber K n e b e l, an meinem Geburtstag, ist mir sehr schmeichelhaft; er wird mir dadurch werth und schätzbar, weil meine Freunde veranlaßt werden sich meiner zu erinnern.“ (H: GSA 54/248, Bl. 86; vgl. auch Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 202.)
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3,5 noch mehr gute Briefe unbeantwortet] Seit seiner Rückkehr aus Schlesien schrieb Goethe immer seltener Briefe. Lassen sich für den Oktober 1790 noch 20 Briefe nachweisen, so sind es für November nur noch 12 und für Dezember lediglich vier (vgl. Nr 220–228 und „Erschlossene Briefe“). 3,6 Rückkehr aus Schlesien] Am 6. Oktober 1790. 3,6–7 nach einer unruhigen Zeit] Goethe war seit Anfang März 1790 mit nur einer kurzen Unterbrechung nahezu ein halbes Jahr auf Reisen gewesen, zuerst in Venedig, um die Herzoginmutter Anna Amalia aus Italien abzuholen, danach in Schlesien als Begleiter Herzog Carl Augusts während des preußischen Militäraufmarschs dort. Zuvor, im Herbst 1789 war Goethe aus seinem langjährigen Domizil im Haus am Frauenplan in das ‚Kleine Jägerhaus‘ umgezogen, wo er nun mit seiner Geliebten Christiane Vulpius wohnte (vgl. GB 8 II, zu 152,19). Am 25. Dezember 1790 wurde dort Goethes Sohn August geboren. 3,8–9 Dresden hat mir 〈…〉 Lust an Kunst zu dencken wieder belebt.] In Dresden hatte sich Goethe sowohl auf der Hin- wie auf der Rückreise nach und von Schlesien jeweils für einige Tage aufgehalten, nicht zuletzt um dort die kurfürstlichen Kunstsammlungen zu besuchen (vgl. GB 8 II, zu 210,25–26). 3,11–12 zu Hause 〈…〉 Versuch über die Gestalt der Thiere zu schreiben] Goethe hatte bereits auf seiner Schlesienreise (Juli bis Oktober 1790) mit der Ausarbeitung der anatomischen Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“ begonnen (vgl. GB 8 II, zu 178,2–3, zu 199,24–25 und zu 218,1–2). 3,13 Sammlung Thierscelete welche ich in Dresden fand] Während seines zweiten Aufenthaltes in Dresden vom 25. September bis zum 3. Oktober 1790 konnte Goethe die Königliche Naturalienkammer im Zwinger besuchen und dort auch die reichhaltige Tierskelettsammlung studieren: Bei dieser Gelegenheit muß ich dankbar anerkennen wie mir in Dresden, durch die Herren Vorsteher des Naturalien-Kabinetts, große Gefälligkeit erzeigt, und meine Tabelle zu füllen die bequemste Gelegenheit gegeben worden. (Auszüge aus alten und neuen Schriften. Nachträge, LA I 9, 181; vgl. Kurzer Entwurf der königlichen Naturalienkammer zu Dresden. Dresden, Leipzig 1755, S. 39–60.) Es entstanden Aufzeichnungen zu verschiedenen Tierskeletten, in denen Goethe wichtige Knochenpartien der Extremitäten, der Wirbelsäule und des Kopfes z.B. beim Flusspferd, Löwen, Bären, Biber, Wildschwein, Dromedar, Steinbock oder bei der Antilope verglich (vgl. M 97 – M 99, LA II 9A, 140–148), sowie eine Vorstudie zu seinem Versuch über die Gestalt der Thiere mit einem Vergleich der Skelette des Löwen, des Bibers und des Dromedars (vgl. LA I 9, 182f.). 3,14 ohngefähr drey Wochen daran gedacht und dicktirt] Während der genannten Zeit, also wahrscheinlich im Oktober und November 1790, hatte Goethe den Anfang seiner Schrift und weitere konzeptionelle Überlegungen seinem Schreiber Paul Goetze diktiert. – Schon in seine Arbeitsagenda vom Sommer 1789 war eine Darstellung mit dem Titel Uber die Gestalt der Thiere aufgenommen wor-
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BRIEF 1
den (GSA 27/50,1; vgl. GB 8 II, zu 130,12). Nach vorbereitenden Studien, die in zahlreichen erhaltenen Aufzeichnungen und Konzepten Niederschlag fanden (vgl. LA II 9A, 140–169), begann Goethe etwa im August 1790 mit der Ausarbeitung (vgl. auch GB 8 I, 225,6–7). Er stellte die Abhandlung aber nicht fertig, sondern widmete sich spätestens seit Anfang 1791 verstärkt optischen Studien (vgl. LA II 9A, 565). Es sind so lediglich die Anfänge der Arbeit in der genannten Abschrift Paul Goetzes überliefert (GSA 26/LVI, 18, Bl. 44–55 und 26/LXIII 1, 3, Bl. 43 und 56–62; vgl. auch LA I 10, 74–87). Goethe hatte versucht, mittels morphologischen Vergleichs des Knochenbaus verschiedener Säugetiere eine typisierende Ordnung zu entwickeln (vgl. LA II 9A, 566f.). 3,16–17 vorgerückt und habe mir für das nächstemal viel vorgearbeitet] Zu einer Fortsetzung kam es nicht, obwohl Goethe noch im März 1791 nach etwa einem Jahr Unterbrechung daran dachte, die Abhandlung fertigzustellen. Das Werk blieb fragmentarisch und unveröffentlicht (vgl. zu 17,17–18). 3,18 Die Büchlein Elegien und Epigramme] Gemeint sind die vor, während und nach der Venedigreise vom Frühjahr 1790 entstandenen Gedichte, die so genannten „Römischen Elegien“ und die „Venetianischen Epigramme“. Sie waren nun von Goethe überarbeitet, abgeschrieben und zu zwei eigenständigen Sammlungen zusammengestellt worden (vgl. GB 8 II, zu 190,28–29 und zu 210,18–19). 3,18–19 gefaltet und gelegt] Hier sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne zu verstehen: ‚Falten‘ und ‚(ab)legen‘ der Gedichthandschriften in der vorgesehenen Reihenfolge als physischer Akt sowie als metonymische Umschreibung für den geordneten Abschluss eines Werks (aus den Händen gelegt), ohne fortgesetzt werden zu müssen (vgl. GWb 3, 547 und 1061). 3,19–20 nicht abgeneigt die ersten herauszugeben] Es ist nicht bekannt, ob Goethe die „Römischen Elegien“ vereinbarungsgemäß Carl Wilhelm Ettinger in Gotha angeboten hat. Mit der Veröffentlichung der Schrift „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ hatte dieser das Vorrecht auf die Veröffentlichung von Goethes Werken erworben (vgl. GB 8 II, zu 164,5). Zwar gab es Briefe von Goethe an Ettinger vom 20. Oktober 1790 (GB 8 I, EB 367) und vom 3. Januar 1791 (EB 3), diese sind jedoch nicht überliefert. Eine entsprechende Kontaktaufnahme über Friedrich Justin Bertuch wäre ebenfalls denkbar. Seinen früheren Verleger Georg Joachim Göschen informierte Goethe erst später, am 4. Juli 1791, über die fertigen Manuskripte der beiden Sammlungen (vgl. zu 39,28–29 und zu 39,29–30). Eines der Gedichte der Sammlung, das später unter der Nr „XIII.“ veröffentlichte „Amor bleibet ein Schalk 〈…〉“ erschien schließlich 1791 im JuliHeft der Berliner „Deutschen Monatsschrift“ unter dem Titel „Elegie. Rom, 1789“ (S. 185–188). Die komplette Sammlung gab Goethe 1795 an Schiller zur Veröffentlichung in dessen neuer Monatsschrift „Die Horen“, die bei Cotta in Tübingen herauskam. Die Gedichte erschienen hier anonym unter dem Titel „Ele-
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gien“ im 6. Stück (Juni-Heft) des 2. Bandes (S. 1–44). Die Epigramme kamen in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ heraus (S. 207–260). 3,20 Herder widerrieth mirs und ich habe blindlings gefolgt] Herders Urteil und sein Einspruch gegen eine Veröffentlichung der Elegiensammlung sind nicht bekannt. Es ist aber zu vermuten, dass Herder vor allem an den teilweise freizügigen erotischen Sujets und einigen besonders anzüglichen Stellen in den Gedichten Anstoß genommen hat. Goethe hatte Herder über die Entstehung der Elegien stets unterrichtet (vgl. zu GB 8 II, zu 137,13, zu 140,11 und zu 190,28–29) und die Arbeiten dem als literarischen Mentor angesehenen Freund sicher auch zur Kritik überlassen. 3,21–22 Durch Aufmunterung 〈…〉 Wilhelm Meister wieder vorgenommen] Herder berichtete Knebel wenige Tage später davon: „Göthe hat eine Zeitlang an seiner Osteologie gearbeitet: neulich haben wir ihm sehr zugeredet, wieder an seinen W〈ilhelm〉 Meister zu gehen.“ (7. Januar 1791; HB 6, 223.) Dies geschah möglicherweise während eines der Lese- und Deklamationsabende der Hofgesellschaft, zu denen Herzogin Anna Amalia seit ihrer Rückkehr von Schloss Belvedere Anfang November 1790 regelmäßig einlud: „Bei der Herz〈ogin〉 Mutter wird gewöhnlich Montags gelesen 〈…〉. Einige Shak〈espearsche〉 Stücke, Leßings Nathan u. Emilie, Göthes Iphigen〈ie〉, Tasso, die Vögel p“ (Herder an Knebel, 6. März 1791; ebd., 228). Die Wiederaufnahme des seit Mai 1786 unterbrochenen Romanprojekts (vgl. GB 6 II, zu 178,7 und zu 198,12), von Goethe selbst bis 1788 immer wieder angekündigt (vgl. GB 8 II, zu 9,19), bestätigen dann auch Einträge in seinem Tagebuchfragment vom Januar 1791, so am 2. und in den Tagen vom 4. bis 11. Januar (vgl. GT II 1, 15f.). Die Arbeit am „Wilhelm Meister“ erwähnte Goethe noch einmal im Juli 1791 gegenüber dem Verleger Göschen: Ich habe einen größern Roman in der Arbeit (39,26). Die intensive Fortsetzung der Arbeit begann aber erst seit Anfang 1794. Unter dem Titel „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ erschien der Roman 1795/96 in vier Bänden zu acht Büchern in der Werkausgabe im Berliner Verlag von Johann Friedrich Unger „Goethe’s neue Schriften“ (Bd 3–6). 3,25 jetzt Becks von Manheim hier] Heinrich Beck und seine Frau Josepha, Schauspieler und Sängerin am kurfürstlichen Theater in Mannheim, dem so genannten Deutschen Nationaltheater, waren Anfang Dezember 1790 für ein zweimonatiges Gastspiel an die Weimarer Bühne gekommen (vgl. Schiller an Huber, 29. November 1790; NA 26, 60). Heinrich Beck hatte seinen ersten Auftritt am 27. Dezember als Hamlet in Shakespeares gleichnamigem Stück. Josepha Beck sang am Tag darauf die Konstanze in Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“ (vgl. Pasqué 2, 319). Bis zum 7. Februar 1791 folgten zahlreiche weitere Auftritte in verschiedenen Stücken des Weimarer Repertoires (vgl. ebd.). Die Urteile über die Künstler waren allgemein positiv. Charlotte von Stein berichtete z.B. am 5. Januar 1791 ebenfalls an Knebel: „Heute gehts wieder in die Comedie die ich jetz fleisiger besuche den unser theater hat durch die Becks gewonnen es ist schade
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daß er durch die Nase spricht, auserdem ist er ein sehr angenehmer Acteur.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 5. und 10. Januar 1791; H: GSA 54/274,2, Bl. 53.) Und zwei Tage später urteilte Herder: „Daß Becks aus Mannheim hier sind, werden Ihnen mehrere schöne Damen bereits gemeldet haben. Sie singt, u. Er spielt sehr gut: u. Sie können denken, wie das mit dem Uebrigen absticht.“ (Herder an Knebel, 7. Januar 1791; HB 6, 223.) Noch während seines Aufenthalts in Weimar, am 31. Januar 1791, erbat sich Beck von Goethe einen Eintrag in sein Stammbuch. Goethe widmete ihm den Vers: Blumen reicht die Natur es windet die Kunst sie zum Kranze. (Faksimile: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. Handschriftensammlung. Slg Schirmer, Sign.: Autogr. K 19; vgl. auch WA I 4, 229.) 3,27 mich diesen Winter in den untern Zimmern eingerichtet] Goethe hatte in seiner neuen Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ die Beletage bezogen (vgl. GB 8 II, zu 152,19). 4,1 Die Sammlung Steine] Knebel hatte Herzogin Anna Amalia Mitte November 1790 den Erwerb einer wertvollen Gemmen- und Pastensammlung aus der Erbschaft des Leipziger Archäologen und Kunsthistorikers Johann Friedrich Christ angeboten. Auch Goethe war darüber informiert, der sich seit seiner ersten Italienreise verstärkt für die Kunst geschnittener Steine interessierte. Die Steinsammlung war wahrscheinlich schon seit Goethes und Anna Amalias Begegnung mit Knebel in Nürnberg Mitte Juni 1790 immer wieder ein Thema in Weimar (vgl. GB 8 II, zu 211,18–19). 4,3 wenn sie fertig sind an mich adressiren] Nachdem Knebel zuerst zur Prüfung „einige Abdrücke in Siegelwachs verschaffen“ zu können versprach (Knebel an Anna Amalia, 14. November 1790; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 59; vgl. auch Femmel/Heres, 154), sandte er zunächst lediglich zwei Dutzend Kupfertafeln der Steine nach Weimar: „Ich nehme mir die Erlaubniß Euer Durchlaucht 24. von diesen Kupferplatten hier zu überschicken um einen Begrif von dem Werthe der Steine zu geben. Die Anzahl der Kupferplatten beläuft sich auf Zweyhundert etlich und vierzig Stück, die sämmtliche mit dem Kabinet weggegeben würden.“ (Knebel an Anna Amalia, 30. November 1790; H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 60; vgl. auch Femmel/Heres, 154.) Drei Wochen später schickte Anna Amalia „die kupferne Platten zurück“ (Anna Amalia an Knebel, 20. Dezember 1790; H: GSA 54/248, Bl. 92; vgl. auch Femmel/Heres, 154) und forderte zur genaueren Prüfung Abgüsse der Steine: „〈…〉 doch glaube ich in Schwefelabgüßen oder in Siegellack kan man noch mehr und beßer von der arbeit urtheilen; 〈…〉 lieber Knebel, Sie sind wohl noch so gut, u sorgen dafür daß ich einige dergleichen Abdrücke bekomme.“ (Ebd.; vgl. auch Femmel/Heres, 155.) Am 17. Januar schickte Knebel schließlich 40 Exemplare der erbetenen Abdrücke an Goethe nach Weimar (vgl. GB 8 II, zu 211,19).
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4,6–7 Wenn ich die Schwefel gesehen 〈…〉 meine Gedancken sagen.] Bereits am 31. Januar sandte Goethe die Steine mit einer offenkundig negativen Expertise an Knebel zurück (vgl. zu 9,1). 4,7–8 Könntest du die Kupferplatten zugleich abdrucken lassen?] Möglicherweise beabsichtigte Goethe, solche Kupferstiche als Angebot an weitere potenzielle Interessenten, so etwa Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg oder dessen Bruder Prinz August, zu versenden. Ob die Drucke tatsächlich gefertigt wurden, ist nicht bekannt. 4,10 Der grüne Feldspat den du mir geschickt] Wahrscheinlich war das Mineralgestein in dem schon Ende Oktober 1790 nach Weimar gesandten Schächtelchen (3,3) mit Geschenken enthalten gewesen (vgl. zu 3,2–3). Näheres ist dazu nicht bekannt. 4,11–12 grünen Theil des Verde di Corsica auch für Feldspat] ,Verde di Corsica‘, ital.: Grün(er) von Korsika. – Ein derartiges Exemplar ist in Goethes Mineraliensammlung nicht überliefert. Allerdings wird Grüner Feldspath verte di Corsica in einer von Goethes Notizensammlungen, wahrscheinlich aus dem Jahr 1796, erwähnt (H: GSA 26/LXIV,3,26, Bl. 34; vgl. auch LA II 7, 220), die im Zusammenhang eines Mineralientauschs mit dem Mineralogen und Ilmenauer Bergrat Johann Carl Wilhelm Voigt entstand: Zur Mineralogie Herrn Bergrath Voigt versprochen. (Ebd.) Dieses Gestein wird nochmals bei den Mineralien aus unterschiedlichen Gegenden Deutschlands und Europas als Grüner, sehr schöner Speckstein aus Corsika verzeichnet (ebd., Bl. 35; vgl. auch LA II 7, 222). – Das im Folgenden erwähnte ähnliche Steinchen (4,12) aus der Saale lässt sich nicht identifizieren (vgl. dazu auch Prescher, Goethes Sammlungen, 92, 108 und 550, Nr 1590, 1840, 1843 und 8600). 4,14–15 dich und deine Frl Schwester 〈…〉 aufs Frühjahr zu sehen] Dass Knebel mit seiner Schwester Henriette ins Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach zurückkehren wollte, hatte er Goethe wahrscheinlich schon in seinen beiden Briefen vom Oktober 1790 mitgeteilt (vgl. GB 8 II, zu 225,18–19 und zu 225,21). Anfang 1791 stand das kommende Frühjahr als Übersiedlungstermin bereits fest und war den engsten Freunden in Weimar auch schon mitgeteilt worden. Charlotte von Stein bot Henriette von Knebel in ihrem Haus in Weimar Quartier an: „Die Imhofen und ich freuen uns gar sehr auf die Liebe Henriette, wir haben auch ihre Wohnung arrangirt, und zwar werde ich mir sie ausbitten wen ich ihr Fritzens niedriges Stübgen welches Sie kennen, anbieten darf: Fritz geht auf Ostern nach Jena, und so wird sie doch mit mehrerer Bequemlichkeit bey mir als bey der Imhofen seyn können 〈…〉.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 5. Januar 1791; H: GSA 54/274,2, Bl. 53.) Carl Ludwig und Henriette von Knebel kamen am 12. Mai nach Jena und hielten sich ab dem 16. Mai in Weimar auf (vgl. GB 8 II, zu 211,28).
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4,16 Was du arbeitest] Die Frage beantwortete Knebel indirekt mit der Übersendung seines Manuskripts zum Aufsatz „Ueber die Sprache“ mit einem Brief an Herder vom 31. Januar 1791: „An Herder nebst Abschrift über die Sprache.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 6.) Die Abhandlung war für Wielands „Neuen Teutschen Merkur“ bestimmt, wo sie im März-Heft 1791 erschien (3. Stück, S. 263–280). Herder bedankte sich für die Zusendung am 6. März 1791: „Ihr lieber Br〈ief〉, mein theurer H〈err〉 u. Freund, ist mir mit der Abhandlung über die Sprache richtig zugekommen“ 〈…〉 (Herder an Knebel, 6. März 1791; HB 6, 227). Auch Goethe hatte den Aufsatz erhalten, wie aus seinem Brief an Knebel vom 31. März hervorgeht (vgl. zu 19,1). 4,17–18 Schreibe mir ja manchmal und wecke mich wenn ich schlummer.] Die nächsten Briefe an Goethe aus Ansbach sandte Knebel am 17. Januar, am 13. Februar sowie am 24. März 1791 (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 4, 8 und 14). Goethe antwortete am 31. Januar und am 31. März 1789 (Nr 7 und 17).
2. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 1. Januar 1791〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Für die Datierung des Briefes auf den 1. Januar 1791 wird in E darauf verwiesen, dass der vorliegende Brief, der den Herausgebern der WA noch vorlag (vgl. WA IV 9, 369), auf dem gleichen Papier geschrieben worden sei wie die Briefe an Voigt vom 15. Oktober 1790 (GB 8 I, Nr 222) und vom 13. Februar 1791 (Nr 10). Hinzu kommt, dass Goethe in seinem Tagebucheintrag vom 1. Januar 1791 einen Brief an Voigt erwähnt: Briefe. Kn. Moriz. Voigt. (GT II 1, 15.) Die im vorliegenden Brief ausgesprochene Einladung an Voigt, Goethe noch am Neujahrstag zu besuchen (vgl. zu 4,21), konnte Voigt offensichtlich am 1. Januar 1791 nicht mehr wahrnehmen, allerdings vermerkt Goethe ein Zusammentreffen für den Folgetag, den 2. Januar 1791, in seinem Tagebuch: Spaziren mit V. (GT II 1, 15.) Daraus lässt sich schließen, dass der vorliegende Brief wahrscheinlich der am 1. Januar 1791 in Goethes Tagebuch erwähnte ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: WA IV 9 (1891), 238, Nr 2847.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Zur Person des bereits seit 1770 in der Weimarer Verwaltungsadministration tätigen und später bis an die Spitze der wichtigsten Gremien aufgestiegenen engen Freundes und Kollegen Goethes in Weimar, Christian Gottlob Voigt (1743–1819), vgl. die einleitenden Erläuterungen zum ersten überlieferten Brief in GB 5, zum Brief vom 18. September 1786 (GB 7 II, Nr 4) und vom 16. August 1788 (GB 8 II, Nr 15). – Voigts Aufstieg begann mit seiner Kooptierung in die 1783 gegründete und von Goethe geführte herzogliche Bergwerkskommission. Auch danach blieb der berufliche Werdegang Voigts durch das enge Zusammenwirken mit Goethe in vielen administrativen Bereichen geprägt. Seit 1788 war Voigt Mitglied im Kammerkollegium, der obersten Finanzbehörde im Herzogtum. Im Jahr darauf übernahmen Goethe und Voigt gemeinsam die Koordinierung beim geplanten Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Weimarer Stadtschlosses in der neu gegründeten Schlossbaukommission. Im November 1791 schließlich wurde Voigt mit Unterstützung Goethes ins Geheime Consilium, dem höchsten Entschluss- und Beratungsgremium im Herzogtum, berufen. Aus der amtlichen Beziehung beider Persönlichkeiten entstand wachsendes Vertrauen, wurde schließlich Freundschaft. Insgesamt sind 28 Briefe Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes überliefert, von Voigts Bezugsbriefen fast ebenso viele, 27. Ein Brief ist zusätzlich erschlossen worden (EB 233). Die tatsächliche Zahl der gewechselten Briefe dürfte weitaus höher gewesen sein, wahrscheinlich sogar um ein Mehrfaches. Einzelne Schreiben tragen rein amtlichen Charakter, die anderen sind zwar in der Regel durch dienstliche Belange veranlasst, suchen darüber hinaus aber immer öfter den vertraulichen persönlichen Dialog. Neben den anhaltenden Problemen beim Ilmenauer Bergbau waren die Reformbemühungen im Steuerwesen und bei der Aufsicht über die Landesuniversität in Jena mit den dort anstehenden Strukturveränderungen zentrale Themen des Meinungsaustauschs. Voigt wickelte als verantwortliches Mitglied der herzoglichen Kammer 1792 zudem die notwendigen Hauskäufe Herzog Carl Augusts ab, damit der geplante Umzug Goethes in das Haus am Frauenplan realisiert werden konnte. Während der Teilnahme Goethes als Begleiter Carl Augusts am Feldzug der preußischen Armee in Frankreich 1792 und der Belagerung von Mainz 1793 gehörte Voigt zu den wichtigsten Korrespondenzpartnern Goethes. 4,21 bey mir zu sehen. Ich bin den ganzen Tag zu Hause] Voigt folgte Goethes Einladung erst am 2. Januar 1791 (vgl. Datierung). Den Neujahrstag hatte Goethe laut seinen Tagebucheintragungen wie angekündigt offenbar zu Hause verbracht (vgl. GT II 1, 15). 4,22 über die nötigen Maasregeln] Was Goethe mit Voigt besprechen wollte, ist nicht bekannt.
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BRIEF 3
3. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 7. Januar 1791 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: The British Library London, Sign.: Add. Ms 33964ff., Bl. 424–425. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung Adresse, Schreiberhd (zS), Tinte: „An / den Herrn Professor Batsch / in / Jena.“, darunter am Rand Mitte Siegelreste, darüber am Rand Mitte dreieckiger Papierausschnitt zur Siegelöffnung. E: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 91, Nr 2848a. BEIL AG EN
1) Ein Stück Kupferschiefer (5,4; vgl. zu 5,5). 2) Einige Bücher (5,7; vgl. zu 5,7–8). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Zur Person August Johann Georg Carl Batschs (1761–1802) und Goethes Beziehung zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 35. – Goethe und der aus Jena stammende Batsch lernten sich Anfang 1786 persönlich kennen, als Batsch an die Jenaer Universität zurückgekehrt war, um seine Promotion abzuschließen und eine wissenschaftliche Laufbahn zu beginnen. Nachdem Batsch im Folgejahr in Jena eine Berufung zum außerordentlichen Professor im Fach allgemeiner Naturkunde mit den Schwerpunkten Botanik und Chemie erhalten hatte, intensivierte sich der auf dem wissenschaftlichen Interesse beider aufbauende Austausch. Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind vier Briefe Goethes an Batsch von Anfang 1791 bis März 1792 überliefert. Drei weitere Briefe, vom Juni und November 1791 (EB 62 und EB 114) sowie vom Januar 1793 (EB 137), lassen sich erschließen. Hinzu kommt noch eine Paketsendung ebenfalls aus dem Juni 1791 (EB 67). Von Batschs Antwortbriefen sind nur drei überliefert, zwei vom März 1792 und einer vom Januar 1793. Die Briefe zeigen, wie dicht die wissenschaftliche Kommunikation inzwischen geworden war. Neuerscheinungen vieler Disziplinen wurden empfohlen und ausgetauscht, und Goethe suchte bei Batsch verstärkt die fachliche Begleitung und die Kritik seiner neuesten Forschungen vor allem auf den Gebieten der Optik und Farbenlehre. Die enger gewordene Beziehung ließ darüber hinaus die gemeinsamen Bemühungen um das seit geraumer Zeit ins Stocken geratene Projekt der Einrichtung eines botanischen Gartens an der Universität Jena weiter vorankommen. 5,3 meiner Anwesenheit in Jena] Goethe war zuletzt gemeinsam mit dem Kupferstecher Johann Heinrich Lips vom 27. Oktober bis 7. November 1790 in Jena gewesen. Er hörte dort unter anderem wie schon 1788 Justus Christian Loders
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Anatomievorlesungen (Anatomie nach seinem Handbuche [zugleich Uebungen in Zerlegung der Cadaver]; vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 256), wohl vor allem die zur Muskellehre (vgl. GB 8 II, zu 56,28 und Loder an Knebel, 28. Februar 1791; GSA 54/217; vgl. auch Düntzer, Knebels Nachlaß 1, 147). Auch gab es während dieses zwölftägigen Aufenthaltes wohl mehrfach die Gelegenheit, Batsch zu treffen und mit ihm das Projekt des botanischen Gartens in Jena (vgl. zu 5,9) und beider neueste wissenschaftliche Arbeiten zur Botanik zu besprechen. Offenkundig hatte sich Goethe außerdem in geologisch-mineralogischen Fragen an Batsch gewandt (vgl. die folgenden Erläuterungen). Dieser beschäftigte sich seit Ende der 1780er Jahre im Rahmen seiner umfassenden Studien zur Naturkunde auch mit Mineralogie und Geologie und hatte in der Akademischen Buchhandlung in Jena 1788/89 den zweibändigen „Versuch einer Anleitung, zur Kenntniß und Geschichte der Thiere und Mineralien“ veröffentlicht. Später folgte dann 1796 bei Christian Ernst Gabler in Jena und Leipzig das Handbuch „Versuch einer Mineralogie für Vorlesungen und anfangende Sammler von Mineralien“. Und 1800 begann Batsch mit „Mineralreich. Erster Theil: Mineral- und Steinarten“ im Verlag des Industrie-Comptoirs in Weimar ein umfassendes Kompendium zur Naturgeschichte unter dem Titel „Beyträge und Entwürfe zur pragmatischen Geschichte der drey Natur-Reiche nach ihren Verwandtschaften“. 5,4 Bearbeitung der Kupferschiefer] Goethe war als Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission verantwortlich für die 1784 begonnene Wiedereinrichtung des Bergwerks in Ilmenau, die vor allem zur Kupfergewinnung unternommen wurde. Die Errichtung einer neuen Schachtanlage, des Johannisschachts, und das Abteufen wurden immer wieder durch Wassereinbrüche unterbrochen und dauerten nun schon fast sieben Jahre. Um den Wassereinbrüchen zu begegnen, war ein neues leistungsstarkes Pumpsystem installiert worden und seit September 1790 in Betrieb. Nun rückten Fragen der Kupfer- und Erzgewinnung in den Mittelpunkt des Interesses. Das Thüringer Schiefergestein enthielt nur geringe und sehr fein verteilte Anteile von Erzmineralien, die in einem Schmelz- und Amalgamierungsverfahren zur Metallgerinnung gewonnen wurden. Dieses Verfahren war aufwändig und wenig ertragreich. Goethe war deshalb auf der Suche nach effizienteren und kostengünstigeren Alternativen. In Schlesien hatte er am 4. September 1790 die Blei- und Zinkbergwerke in Tarnowitz (poln.: Tarnowskie Góry) besucht und ergänzende Verfahren kennen gelernt. In Tarnowitz unterzog man das Schiefergestein einer mechanischen Vorbehandlung durch Pochen (Zerkleinern, Zerstoßen) und Schlämmen (Auswaschen im Schwimm- und Sinkverfahren). Damit trennte man schon vorher taubes Gestein von dem Material (Schlich), das dem Schmelzprozess zugeführt wird, und erhöhte den Metallgehalt des Schlichs (vgl. GB 8 II, zu 223,8–9). Seither beschäftigte sich Goethe intensiv mit diesen Fragen und beriet sich auch mit Batsch, der jüngst sowohl auf dem Gebiet der Chemie (Erste Gründe der systematischen Chemie zum Unterricht der Anfänger, und zur leichteren Uebersicht tabel-
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larisch vorgetragen [Jena 1789]) als auch der Mineralogie (vgl. vorhergehende Erläuterung) hevorgetreten war. Batsch hatte offensichtlich angeboten, Goethes Ideen zur Erzgewinnung experimentell zu prüfen und gegebenenfalls Verbesserungen vorzuschlagen. 5,5 Stück Sangerhäuser] Es handelt sich um ein Schieferstück des Kyffhäusergebiets um Sangerhausen, das Goethe aus seiner so genannten „Folge der Gebirgsarten des Thüringer Waldes“ ausgesucht hatte. Er hatte sie Anfang der 1780er Jahre von Johann Carl Wilhelm Voigt erworben: „Bituminöser Mergelschiefer mit Kupferglas 〈…〉 von seltener Schönheit, aus dem Jacobus in dem Sangerhäuser Kreutzschächtenrevier“ (Prescher, Goethes Sammlungen, 196f., Nr 3482 und 3484). Das dem Ilmenauer Gestein ähnliche Material sollte Batsch für Experimente zur mechanischen oder chemischen Gewinnung des Kupferschiefers verwenden. Die Förderung von Kupferschiefer aus dem Johannisschacht in Ilmenau konnte erst im September 1792 aufgenommen werden. Bis dahin suchten Goethe und Batsch weiter nach effizienteren Möglichkeiten der Kupfergewinnung. 5,6–7 erforschen wie das Metall sich 〈…〉 erdigen Theilen trennen lasse] Von den Experimenten und eventuellen Ergebnissen ist nichts bekannt. Am Ilmenauer Bergwerk wurde schließlich 1793 ein Hüttengebäude in Betrieb genommen, in dem das Fördergestein mit Pochwerken und Stoßherden vorbehandelt wurde, ehe es in die Schmelze gelangte. 1795 wurde neben dem Ausgang des Johannisschachts eine weitere Erzwäsche mit Pochwerken und Auswaschanlage vorgeschaltet (vgl. Goethe und Bergbau, 60–62). 5,7–8 Bücher kommen mit Danck zurück] Die Bücher sind nicht bekannt. Es ist zu vermuten, dass es sich um Fachliteratur zur Botanik, Zoologie, Mineralogie oder Bergbautechnik handelte, die Goethe wahrscheinlich schon bei seinem letzten Besuch in Jena im Herbst 1790 von Batsch erhalten hatte (vgl. zu 5,3). 5,8 welche mir bestimmt] Nicht bekannt. Wahrscheinlich waren darunter auch Werke von Batsch selbst, der Goethe regelmäßig seine Neuerscheinungen zukommen ließ (vgl. GB 8 II, zu 210,2; zu 37,12; zu 55,10; zu 62,13). Unter den bis 1790 erschienenen Arbeiten Batschs sind in Goethes Bibliothek neben der Dissertation von 1786 (Dissertatio inauguralis botanica sistens dispositionem generum plantarum Ienensium secundum Linnaeum et familias naturales) folgende Werke vorhanden: „Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen“ (2 Bde. Halle 1788/89), „Versuch einer historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besonderen Geschichte der cörperlichen Grundstoffe. Theil 1: Chemischer Theil“ (Halle 1789), „Elenchi fungorum continuatio secunda describens 49 species et varietates totidem iconibus 184–232 repraesentatas“ (Halle, Magdeburg 1789), „Analyses florum e diversis plantarum generibus“ (Bd 1, T. 1.2. Halle, Magdeburg 1790). Vgl. Ruppert, 624f. und 627, Nr 4351, 4364, 4353, 4347. 5,9 Für das botanische Institut habe ich noch wenig thun können] Gemeint ist der von Batsch initiierte herzogliche botanische Garten in Jena, dessen Einrich-
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tung seit Februar 1790 ins Stocken geraten und insgesamt gefährdet war (vgl. GB 8 II, zu 210,6; zu 210,6–7; zu 210,7–8). 5,10 Sie schickten mir ein ostensibles Promemoria] Das Promemoria (vgl. zu 68,30–70,1) ist nicht überliefert. Zur Wiederaufnahme und Realisierung des Projektes kam es erst ab Frühjahr 1792. Zwei Jahre später konnte der botanische Garten in Jena unter der Leitung Batschs offiziell seiner Bestimmung übergeben werden (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 253–256).
4. An Joseph Friedrich von Racknitz
Weimar, 10. Januar 1791 → 〈Dresden〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 212. – Doppelblatt 19 × 23,3 cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 roter Siegelrest mit Bildmotiv: Frau mit Speer in linker Hand, rechtes Bein angewinkelt, rechte Hand darauf gelehnt (Minerva?); am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 5,18–19 Für die mir 〈…〉 aufs beste. Und: 5,20–6,2 Ehstens schicke ich 〈…〉 noch etwas gesellen zu wollen.). E2: WA IV 9 (1891), 241f., Nr 2849. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Racknitz’ vermutlich von Ende 1790 oder Anfang 1791 (vgl. zu 5,18). – Racknitz antwortete Mitte Januar 1791 (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 20–21). Über Joseph Friedrich von Racknitz (1744–1818), seit 1774 kursächsischer Kammerherr, seit 1790 sächsischer Haus- und Hofmarschall in Dresden, den Goethe auf seiner Reise nach Schlesien Ende Juli und wahrscheinlich auch auf der Rückreise noch einmal Ende September/Anfang Oktober 1790 – vor allem wegen dessen umfangreicher Sammlung erlesener Mineralien – besucht hatte, vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 26. August 1790 (GB 8 II, Nr 214); außerdem Goethes Brief an ihn vom 18. September 1790 (GB 8 I, Nr 219). Nach dem vorliegenden Brief ist kein weiterer Brief Goethes an Racknitz überliefert; erschlossen werden kann ein Brief vom 14. März 1791 (EB 20). Racknitz schrieb noch einmal an Goethe Mitte Oktober 1795 (vgl. RA 1, Nr 1441). 5,18 Stücke Feldspat vom Gotthart] Goethe hatte den Kalifeldspat (Adular, Adularia) in der mineralogischen Sammlung Joseph Friedrich von Racknitz’ gesehen, als er diesen Ende Juli 1790 besucht hatte. Goethes undatierte Notiz: Adu-
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laria v. Racknitz fürs Cabinet (LA II 7, 196) bezieht sich vermutlich auf den empfangenen Feldspat vom Gotthart. Vgl. LA II 7, M 101 u. S. 418. 5,19 Die kleinen Trümmer] Vgl. GB 8 II, zu 221,22–23 und Goethes Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 1. Januar 1791 (Nr 1). 5,20–21 schicke ich einige Beyträge zu Ihrer Sammlung] Wann Goethe mineralische Sammlungsstücke an Racknitz schickte, ist nicht bekannt. 6,3–6 Es haben Ihro Churfürstl. Durchl 〈…〉 auf mehrere Jahre ertheilt.] Goethe vermutete, Joseph Friedrich von Racknitz, zuständig für die Theaterangelegenheiten in Kursachsen, könne auch behilflich sein bei der Ablösung des Vertrags, nach dem Joseph Bellomo 1785 die Erlaubnis zum Bau eines auf eigene Kosten zu errichtenden hölzernen Komödienhauses in Bad Lauchstädt (unmittelbar hinter dem Schloss) erhalten hatte, zugleich mit der Befugnis, während der Sommermonate mit der Weimarer Theatertruppe dort zu gastieren (vgl. zu 7,18–19). Die Gastspiel-Konzession erlosch mit der Kündigung des Vertrags, den Bellomo noch 1790 für drei weitere Jahre mit dem Weimarischen Hof geschlossen hatte. Das Komödienhaus war indes sein Eigentum und musste von ihm für das neu zu bildende Weimarer Hoftheater erworben werden. Erworben werden musste auch die Spielerlaubnis in Lauchstädt, und zwar von der Stiftsregierung in Merseburg (vgl. Goethes Brief an Christian Friedrich von Gutschmid vom 17. Januar 1791 [Nr 5] und dessen Antwort vom 5. Februar 1791 [LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 30]). Darauf wies Racknitz in seiner Antwort hin. Die Aufhebung der Konzession sei, so Racknitz, „bey der Empfelung Sr: DurchL: des Herzogs gantz leicht zu erlangen 〈…〉. Der jetzige Cantzler der Stiftsregierung zu Merseburg durch welchen diese gantze Sache gehen muß ist der Stifts Cantzler Freyherr von Gutschmidt, Sohn des Ministers.“ (Ebd., Bl. 20.) Die Übertragung der Konzession wurde durch den Stiftskanzler am 31. März 1791 verfügt (vgl. ebd., Bl. 53). – Vgl. auch Wahle, Weimarer Hoftheater, 16–32; außerdem Alexander Weichberger: Goethe und das Komödienhaus in Weimar 1779–1825. Leipzig 1928, S. 27–31. 6,6–7 eine neue Truppe] Nach der Auflösung des Vertrags mit Bellomo war zunächst als Leiter des neu zu bildenden Hoftheaters der Schauspieler Andreas Dietrich Krako (genannt Einer) (gest. 1812 durch Freitod) im Gespräch, dann bewarb sich auf Anregung von Franz Kirms Joseph Seconda, der Prinzipal einer vornehmlich in Leipzig und Dresden tätigen Theatergesellschaft, um die Stelle (vgl. sein Bewerbungsschreiben an Kirms vom 26. Januar 1791, in: Pasqué 1, 41f.). Schließlich wurde Goethe Bellomos Nachfolger. Vgl. seine Erinnerung in den „Tag- und Jahres-Heften“ 1791: 〈…〉 übernahm ich mit Vergnügen die Leitung des H o f t h e a t e r s. Eine solche neue Einrichtung ward veranlaßt durch den Abzug der Gesellschaft Bellomo’s, welche seit 1784 in Weimar gespielt und angenehme Unterhaltung gegeben hatte. 〈…〉 Nun waren die Stellen der Abziehenden desto leichter zu ersetzen, weil man die Theater von ganz
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Deutschland zur Auswahl vor sich sah. 〈…〉 Sodann blieben auch von jener abziehenden Gesellschaft verdienstvolle Individuen zurück 〈…〉. (WA I 35, 17f.) Am 7. Mai 1791 fand nach Goethes „Prolog“ (Der Anfang ist an allen Sachen schwer 〈…〉 [WA I 13.1, 155f.]) mit Ifflands „Die Jäger“ die erste Aufführung des Weimarer Hoftheaters statt. 6,9–10 mit Bellomo wegen seines Lauchstädter Hauses abfinden] Vgl. Goethes Brief an Franz Kirms vom 30. Januar 1791 (Nr 6) und die Erläuterungen dazu. 6,11 exhibiren] Lat. exhibere: sich ausstellen, sich zeigen. 6,18 einige Nachricht von dem Erfolg geben] In welcher Weise von Racknitz auf diese Bitte reagierte, ist nicht bekannt. 6,20 Bald hören Sie mehr] Ein weiterer Brief Goethes an von Racknitz ist nicht bekannt.
5. An Christian Friedrich von Gutschmid Weimar, 17. Januar 1791 → Merseburg ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sign.: 1404/1, Bl. 17. – Doppelblatt 20,3(–21,4) × 34,4 cm, 1 ¾ S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr. (Text rechts, Korrekturen und Ergänzungen links), Schreiberhd (Geist) mit egh. Ergänzungen, Tinte; S. 1 am oberen Rand links, Adresse, egh.: Herrn Stifts-kanzler / von Gutschmidt / nach Merseburg.; am unteren Rand links, Abgangsvermerk, egh.: dl. 17 durch Bellomo bestellt.; darunter Orts- und Datumsangabe sowie Paraphe, egh.: W. dl. 17 Jan. 1791 G. (7,16–17.) – In einem gebundenen Konvolut mit grau-marmoriertem, festem Schmuckeinband mit grünem Buchrücken aus Leinen, 22,5 × 37 cm, enthält 145 Bl.; auf dem vorderen Deckel gedrucktes Etikett: „GI des DNT / 1404/1“; Bl. 1, Tinte: „Acta / Die Aquirirung des Schauspiel Hauses / zu L a u c h s t ä d t, ingleichen des Chur SächsL. / P r i v i l e g i i daselbst, / betrL. / ad 1791. / Vol. I“; darunter, Bleistift: „1796 / 1797 / 1798 / 1799“. E: WA IV 9 (1891), 242f., Nr 2850 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Gutschmids. – Gutschmid antwortete am 5. Februar 1791 (H: LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 30).
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Der aus Dresden stammende Christian Friedrich Freiherr von Gutschmid (1756–1813) schlug nach dem Vorbild seines Vaters, des einflussreichen kursächsischen Staatsmannes und Ministers Christian Gotthelf von Gutschmid, die Beamtenlaufbahn ein und kam bereits 1788 mit der Berufung zum Kanzler in der Regierung des kursächsischen Verwaltungskreises des Stiftes Merseburg in eine gehobene Stellung. Goethe und Gutschmid kannten sich bisher nicht persönlich. Dieser erste briefliche Kontakt Anfang 1791 war rein administrativer Natur. Goethe wandte sich in seiner neuen Funktion als Oberaufseher des neu zu gründenden Weimarer Hoftheaters an den höchsten Beamten des Stifts Merseburg mit der Bitte um Konzession für Theaterauftritte der Weimarer Hofschauspieler im zum Merseburger Stiftsbereich gehörenden Badeort Lauchstädt. Außer diesem Brief ist noch das Konzept eines weiteren Briefs an Gutschmid vom 18. März 1799 überliefert, der ebenfalls die Lauchstädter Theaterkonzession und die Auftrittsmöglichkeiten im Komödienhaus dort thematisiert (vgl. WA IV 14, 47f., Nr 4012). Neben dem Antwortbrief Gutschmids vom 5. Februar 1791 auf den vorliegenden Brief Goethes ist noch ein weiteres Schreiben vom 12. August 1803 überliefert (vgl. RA 4, Nr 856). Das Verhältnis zu Gutschmid ging über einen gelegentlichen förmlichen Austausch in behördlichen Angelegenheiten nicht hinaus. 6,24 P. P.] Abgekürzt für lat. praemissis praemittendis: Vorausgeschickt, was vorauszuschicken ist. – Hier in der Konzeptniederschrift stellvertretend für die obligatorische standesgemäße Anrede mit Titel im auszufertigenden Brief, etwa: ‚Ew. Hochwohlgeboren‘. – Dies wurde in „Canzleyen 〈…〉 über die Abschrifften und Concepte gesetzet und soll heißen: Praemissis Praemittendis, das ist, mit Vorsetzung der ausgelassenen Titulatur und anderer Formalien, die gewöhnlich vorher zu gehen pflegen.“ (Zedler 26, 3.) 6,25 Direcktor der hiesigen Schauspieler Gesellschafft] Seit Anfang 1784 war die so genannte ‚Deutsche Schauspieler-Gesellschaft‘ des aus Graz stammenden Prinzipals und Schauspielers Joseph Bellomo für die Weimarer Bühne engagiert (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1785. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1784], S. 196–198 und Pasqué 1, 35). Bellomo hatte mit seiner Schauspielertruppe zuletzt in Dresden sowie vorher in Prag, Mainz, Augsburg und Münster gespielt. 6,25–26 in den verflossenen Jahren] Bellomo besaß bereits seit 1785 die Konzession der Kurfürstlich Sächsischen Stiftsregierung zu Merseburg, während der Badezeit im Sommer im Kurbad Lauchstädt Theateraufführungen zu veranstalten (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1786. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1785], S. 157 und die folgende Erläuterung). 6,26–27 Erlaubniß 〈…〉 zu Lauchstedt Schauspiel aufführen zu dürfen] Da die sechsjährige Konzession im Sommer 1790 auslief, hatte Bellomo eine Verlängerung des Spielrechts in Lauchstädt um weitere sechs Jahre, also bis 1796, beantragt. Die zuständige Stiftsregierung in Merseburg mit Kanzler Gutschmid an der
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Spitze hatte am 2. August 1790 dem Antrag stattgegeben: „N a c h d e m m a n d e m D i r e c t e u r e i n e r S c h a u s p i e l e r - G e s e l l s c h a f t z u We i m a r, J o s e p h B e l l o m o, a u f d e s s e l b e n v o n d e m B e a m t e n z u L a u c h s t a e d t g e z i e mend einberichtetes unterthänigstes Ansuchen, die Erlaubniß, nach Verfluß der ihm bereits anderweit gestatteten, mit dem ietztlaufenden 1790sten Jahre zu Ende gehenden Frist, fernerhin die nächstfolgenden sechs Jahre, 1791. 1792. 1793. 1794. 1795. und 1796. während der Badezeit zu Lauchstädt, daselbst Schauspiele aufführen zu dürfen, gegen einen, für Ausfertigung der Concession zu der hiesigen Versorgungs- und Arbeits-Anstalt zu erlegenden Beytrag von Z e h e n T h a l e r n, und gegen Entrichtung eines jährlich mit F ü n f u n d D r e y s i g T h a l e r n zum Amte Lauchstädt, vor Ausgang des Monats Julii, zu bezahlenden Q u a n t i, unter dem Vorbehalte, die Concession, bey Anwesenheit der Höchsten Landes-Herrschaft zu Lauchstädt, oder aus andern bewegenden Ursachen, entweder einzuschränken, oder aufzuheben, verstattet hat; als ist demselben darüber dieses Concessions-Decret, unter Vordruckung des Churfürstlich-Sächsischen Stift Merseburgischen Canzley-Secrets, ertheilet worden.“ (LATh – HStA Weimar, GeneralIntendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 27.) 7,1 derselbe gegenwärtig nach Grätz abgehet] Bellomos Vertrag für den Theaterbetrieb in Weimar war zuletzt am 23. Februar 1790 bis März 1793 verlängert worden (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 9525, Bl. 137–138 und Bl. 140; vgl. auch Satori-Neumann2 1, 12). Aber vermutlich schon vor Beginn der Weimarer Herbstsaison Anfang November 1790, spätestens aber zum Jahresende zeichnete sich offenbar bereits ab, dass Bellomo nicht länger als bis zum Ende der laufenden Spielzeit, Ostern 1791, in Weimar bleiben würde. In einem Promemoria an Herzog Carl August vom 14. Januar 1791 wies der im Hofmarschallamt für die Verwaltung des Theaterbetriebs zuständige Franz Kirms ausdrücklich auf diesen Umstand hin, indem er daran erinnerte, dass „der D i r e c t e u r B e l l o m o um seine Entlassung vor Endigung des Contracts nachsuchte“ (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 3; vgl. auch Wahle, Weimarer Hoftheater, 27). Damit ist belegt, dass Bellomo selbst um seine Entlassung nachgesucht hatte. Ihm lag das Angebot vor, die Direktion des Ständischen Schauspielhauses in Graz zu übernehmen (vgl. auch Satori-Neumann2 2, 21). Vermutungen in der Literatur zum Weimarer Theater, der Grund für Bellomos Abgang sei in der wachsenden Unzufriedenheit mit der künstlerischen Qualität seiner Inszenierungen und der eher durchschnittlichen Leistungsfähigkeit seines Ensembles zu suchen, erübrigen sich (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 19f. und Satori-Neumann2 1, 12). Bellomos Bitte um Vertragsauflösung bot Carl August die Gelegenheit, die Finanzierung des Theaters grundsätzlich zu überdenken. Die Überlegung, dass das Engagement eines festen Hoftheaterensembles vielleicht sogar kostengünstiger wäre als die Zahlung hoher Zuschüsse für eine freie Theatergesellschaft (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 22–27), hat möglicher-
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weise dazu beigetragen, Bellomo vorzeitig aus seinem Vertrag zu entlassen. Anfang 1791 jedenfalls war Bellomos Weggang nach Graz bereits entschieden. Er erfüllte seine Verpflichtungen in Weimar noch bis Anfang April und ging unmittelbar danach zurück in seine Heimatstadt an das dortige Theater. Kirms sprach in einem Brief an Johann Jacob Graf von Hohenthal vom 27. März davon, dass „der SchauspielD i r e c t e u r B e l l o m o 〈…〉 in 8 bis 10 Tagen von hier abgehen muß“ (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 40). 7,2–3 Conzession an 〈…〉 zu errichtende Schauspieler Gesellschaft abzu treten] Bei der Vertragsauflösung ging es in erster Linie darum, die Übertragung von Bellomos Spielkonzession für Lauchstädt und Erfurt zu sichern (vgl. zu 43,11–12). Kirms dringt in seinem Promemoria vom 14. Januar 1791 darauf, schnellstmöglich mit den kursächsischen Behörden des Stiftes Merseburg zu verhandeln, um die mit Bellomo vereinbarte Abtretung seiner Konzession an eine Nachfolgergesellschaft umzusetzen: „E w. H e r z o g L: D u r c h L. mögen nun eine eigene Gesellschaft errichten, oder aber einen D i r e c t e u r mit seiner Gesellschaft hieher kommen laßen, so kann doch keine von beyden s u b s i s t i ren, wenn sie nicht im Sommer in Lauchstedt und den Herbst in Erfurth spielen kann. Aus diesen Gesichts Punct betrachtet, machten E w: H e r z o g L: D u r c h L: als der D i r e c t e u r B e l l o m o um seine Entlaßung vor Endigung des Contracts nachsuchte es zur Bedingung, daß er dem hiesigen Theater das Lauchstedter auf 6. Jahre noch stehende P r i v i l e g i u m ohnentgeldlich überlaßen müße, welches derselbe auch versprach, daferne sein in Lauchstedt befindliches Hauß ihn für einen billigen Preiß abgekauft würde.“ (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 3.) 7,3–4 wegen seines erbauten Haußes zu Conteniren] Bellomo hatte für die Gastspielauftritte seiner Schauspielgesellschaft in Lauchstädt 1785 ein einfaches Theaterhaus in Holzbauweise errichten lassen. 1790 war es im Fachwerkstil erneuert und erweitert worden. Es stand auf dem so genannten Tonberg, nahe dem Lauchstädter Schloss. Vgl. Satori-Neumann2 1, 46f. Der Erwerb des Theaterhauses war ebenso wie die Übertragung der Spielkonzession zwischen Bellomo und Herzog Carl August vereinbart worden. In einem Schreiben an Kirms vom 14. Januar 1791 hatte Bellomo ein Preisangebot von „1500 rh Sächsisch Geld“ für das Haus samt der dazugehörigen Theaterdekorationen sowie Requisiten unterbreitet und alternativ eine Pacht vorgeschlagen (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 5). Am Ende der Verhandlungen ließ sich Bellomo auf einen Gegenvorschlag Goethes ein (vgl. Kirms an Bellomo, 31. Januar 1791; ebd., Bl. 24) und stimmte einem geringeren Preis für das Gebäude und der kostenlosen Übertragung seiner Lauchstädter Theaterkonzession zu, obwohl es mit dem in Leipzig wirkenden Theaterprinzipal Joseph Seconda noch einen weiteren Kaufinteressenten gab (vgl. Bellomo an Kirms, 14. Januar 1791;
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ebd., Bl. 5). Am 31. Januar 1791 antwortete er diesbezüglich an Kirms: „Was kann ich also anders thun, alß ich bin zufrieden und nehme die gebotnen 1200 rh hiesig C o r r e n t für dL Lauchstädter Hauß sammt cedirung des P r i v i l e g i j und D e c o r a t i o n e s an, wünsche viel Glück dazu, und mir schmeichle S e r e n i s s i m i Gnade bey andern Gelegenheiten dadurch verdient zu haben.“ (Bellomo an Kirms, 31. Januar 1791; ebd., Bl. 25.) – Conteniren (von franz. contenir: etwas enthalten, einschließen): sich mit jemanden ins Einvernehmen setzen. 7,4–5 gegenwärtig der Nahme des Direcktors 〈…〉 noch nicht angezeigt] Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung zur Einrichtung eines Hoftheaters mit einem fest engagierten Theaterensemble für die neue Theatersaison zwar schon gefallen, aber wer die künstlerische Leitung übernehmen sollte und welche Schauspieler ausgewählt würden, war noch offen. Favoriten für den Posten des Schauspieldirektors in Personalunion mit dem des Regisseurs waren zunächst die ehemaligen Mitglieder der bellomoschen Gesellschaft Johann Christian Neumann und Andreas Dietrich Krako (gen. Einer). Es hatte aber auch schon Gespräche mit dem im Winter 1790/91 in Weimar gastierenden Heinrich Beck vom Mannheimer Nationaltheater gegeben (vgl. Satori-Neumann2 1, 12). Bewerber waren außerdem Joseph Seconda aus Leipzig, Johann Ludwig Rennschüb aus Mannheim und Franz Joseph Fischer aus Prag (vgl. Seconda an Kirms, 26. Januar 1791; Fischer an Kirms, 20. Januar 1791 und Rennschüb an Kranz, 6. Februar 1791; Pasqué 1, 43f. und 54–57). Schließlich wurde Ende Februar 1791 Franz Joseph Fischer zum Leiter der neuen Schauspielgesellschaft und zum Regisseur bestellt (vgl. ebd., 63 und 65f. sowie Satori-Neumann2 1, 16 und 26f.). Bis zu dieser Entscheidung übernahm Ende Januar der Violinist und Konzertmeister der Hofkapelle Johann Friedrich Kranz die Abwicklung der geschäftlichen Angelegenheiten. Der Vertrag mit Bellomo musste geschlossen und mit den kursächsischen Behörden in Merseburg ausgehandelt werden, zumal auch Joseph Seconda Interesse an der Konzession angemeldet hatte (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 29). Kranz handelte bereits am 31. Januar im Auftrag des Weimarer Hofes und fungierte im Vertrag als Käufer des Lauchstädter Schauspielhauses von Bellomo, der dafür „die baare Summe von Neun hundert Thalern in hiesigem curranten Geld“ und „300 rh. für die D e c o r a t i o n e s und Zubehör“ erhielt (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 29 und Kirms an Bellomo, 4. Februar 1791; ebd., Bl. 26). Am 26. Februar 1791 wandte sich Kranz wegen der Lauchstädter Theaterkonzession, die nun offiziell auf seinen Namen ausgestellt werden sollte, an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. persönlich (vgl. ebd., Bl. 34), und am 20. März reichte er die geforderte rechtsverbindliche Beglaubigung seiner „Mit Direction über die hier errichtet werdende Schauspieler Gesellschaft“ für die Erteilung des Konzessionsprivilegs bei der Merseburger Stiftsregierung ein (vgl. ebd., Bl. 38).
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BRIEF 6
7,7–8 gewöhnlichen Zeit das Lauchstedter Theater eröffnen zu können] Die Badesaison im kursächsischen Lauchstädt lief etwa von Ende Mai bis Ende August. Das neue Weimarer Hoftheater nahm seinen Spielbetrieb in dem Kurort erstmals am 13. Juni 1791 auf und absolvierte bis zum 14. August im Durchschnitt fünf bis sechs Aufführungen pro Woche, wobei das Repertoire von Lustspielen, komischen Opern und heiteren Singspielen bestimmt war (vgl. Burkhardt, Repertoire, 1f. und Satori-Neumann2 1, 51). 7,9–10 Privelegium auf 〈…〉 Weimarische Schauspieler Gesellschaft übertragen] Das Gesuch auf Übertragung der Konzession für die Veranstaltung von Theateraufführungen während der Badezeit in Lauchstädt beantwortete Gutschmid am 5. Februar 1791 nach einer ersten Prüfung gegenüber Goethe zunächst mit einem positiven Zwischenbescheid: „Da man sich allhier vollkommen überzeugt hält, daß eine Schauspieler Gesellschaft, welche des Herrn Herzogs zu Weimar DurchL. einer gnädigen Aufmerksamkeit würdigen und die unter Ew. HochwohlgebL. Aufsicht errichtet wird, nicht anders, als gut ausfallen kann, so wird kein Bedenken seyn, auf B e l l o m o Ansuchen, das ihm ertheilte P r i v i l e g i u m, auf die neue We i m a r i s c h e Gesellschafft zu übertragen.“ (LATh – HStA Weimar, GeneralIntendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 30.) Am 31. März 1791 wurde im Namen Gutschmids dann schließlich offiziell von der Merseburger Stiftskanzlei per Dekret die gewünschte Konzession an Johann Friedrich Kranz stellvertretend für das Weimarer Theater erteilt: „〈…〉 wird gedachtem Concertmeister Kranz für die Weimarische Schauspieler-Gesellschaft die Erlaubniß in dem jetztlaufenden 1791sten. und folgenden 1792sten., 1793sten., 1794sten., 1795sten. und 1796sten. Jahren, zu Lauchstädt, während der Badezeit, Schauspiele aufführen zu dürfen, gegen Entrichtung eines jährlich mit F ü n f u n d D r e y ß i g T h a l e r n zum Amte Lauchstädt, vor Ausgang des Monats Julii, zu bezahlenden Q u a n t i, unter dem Vorbehalte, diese Concession, bey Anwesenheit der Höchsten Landes-Herrschaft zu Lauchstädt, oder aus andern bewegenden Ursachen, entweder einzuschränken, oder aufzuheben, hiermit verstattet, und demselben darüber dieses Concessions-Decret, unter Vordruckung des Churfürstlich-Sächsischen Stift Merseburgischen Canzley-Secrets, ertheilet.“ (Ebd., Bl. 53.) 7,11 Durchlauchtigsten Herzog] Durchlauchtigsten (von mhd. durchliuhten: durchstrahlen; Lehnübersetzung von lat. perillustris: sehr angesehen): Adelsprivileg und offizielle Anrede einer Person aus fürstlicher Familie; hier ist Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach gemeint.
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6. An Franz Kirms
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Weimar, 30. Januar 1791 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 23. – 1 Bl. 18,8 × 23,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 243, Nr 2851. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Franz Kirms, geboren am 21. Dezember 1750 in Weimar, trat, wie sein Bruder Carl (1741–1821), schon in jungen Jahren in herzogliche Dienste, wurde 1774 Sekretär im Hofmarschallamt, stieg dann zum Assessor auf, wurde 1789 Landkammerrat, 1794 Hofkammerrat und 1813 Geheimer Hofrat. Von 1791 bis 1824 war Kirms Mitglied der Hoftheaterleitung; nachdem er im Frühjahr 1791 die Geschäfte mit Joseph Bellomo (vgl. zu ihm Goethes Briefe an Joseph Friedrich von Racknitz vom 10. Januar 1791 [Nr 4] und an Christian Friedrich von Gutschmid vom 17. Januar 1791 [Nr 5] und die Erläuterungen dazu) abgewickelt und damit die Gründung des Weimarer Hoftheaters tatkräftig befördert hatte. Er war zuständig für die Verwaltung, nicht zuletzt für die Finanzen des Theaters, dessen Ensemble er auch auf dessen Gastspielreisen, die im Sommer regelmäßig nach Bad Lauchstädt führten, begleitete. Die Verpflichtung von Schauspielern und Sängern war nicht weniger seine Sache als die Goethes; darum war er, obwohl so sparsam wie gründlich, an den Erfolgen des von Goethe künstlerisch geleiteten Hoftheaters wesentlich beteiligt. Das Verhältnis Goethes zu Kirms war sachlich-nüchtern, gelegentlich ein wenig gestört, aber nie ernsthaft gefährdet. Nachdem Kirms 1824 in den Ruhestand gegangen war (ein Jahr nach seiner Eheschließung mit Caroline Krackow), deutete Goethe im Gespräch mit Kanzler von Müller am 16. März 1824 an, was er an seinem Kollegen gehabt hatte: „Ei nun, sagte er, Kirms hat sich in einer Zeit Verdienste erworben, wo es noch galt zu sparen, mit wenigem viel zu machen. 〈…〉 Ja wir sind aus einer alten, andern Zeit her und brauchen uns ihrer nicht zu schämen.“ (Gespräche2 3, 87.) Kirms starb am 3. Mai 1826 in Weimar. – Der vorliegende Band enthält neun Briefe an Kirms von Januar 1791 bis Oktober 1793; außerdem konnten drei Briefe erschlossen werden (vgl. EB 175, EB 176 und EB 194). Von Kirms sind in den Jahren 1791–1793 16 Briefe an Goethe, fast ausschließlich ‚geschäftlichen‘ Inhalts, überliefert (vgl. RA 1). 7,18–19 das Hl. Bellomo gethane Gebot] Joseph Bellomo, Direktor der „Deutschen Schauspieler-Gesellschaft“, war mit seiner Truppe seit 1784 in Weimar verpflichtet, wo er wöchentlich drei Vorstellungen im Redouten- und Komödienhaus bot. Herzog Carl August war spätestens seit Anfang 1790, als er mit
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BRIEF 7
Johann Friedrich Reichardt in Berlin über die Möglichkeit der Verbesserung des Theaterlebens gesprochen hatte, geneigt, in seiner Residenzstadt ein Hoftheater einzurichten. Wie die Pläne zu konkretisieren seien, zeigen des Herzogs Überlegungen, die er Ende 1790/Anfang 1791 in neun Punkten zusammenfasste; sie behandeln im Wesentlichen die Möglichkeit, mit sparsamen Mitteln ein gutes stehendes Theater zu etablieren, wobei offenbar Kirms bereits eine wichtige Rolle zugedacht war, wenn es heißt: „Damit ich / 3o aber nicht das ungemach einer Hoftruppe erleide, so will ich einen folgsamen, stillen Menschen nehmen der unter seiner Firma die Leute engagiren soll, und die Gesellschaft sowohl hier als in Lauchstedt und Erfurth dirigire. Dieser Mensch / 4o bleibt in derselben Cathegorie wie zeither Bellomo, das heist, er hat mit dem Hof Amte und das Publicum mit ihm zu thun.“ (Wahle, Weimarer Hoftheater, 23.) Schon am 14. Januar 1791 hatte Kirms dem Herzog berichtet, wie im Hofmarschallamt über die Zukunft des Weimarer Theaters in Hinblick auf die Überlegungen des Herzogs diskutiert worden war (vgl. ebd., 26f.). In dem Bericht ist auch von Bellomos Erwartung die Rede, dass sein „in Lauchstädt befindliches Haus ihm für einen billigen Preis abgekauft würde“ (ebd., 27). Bellomo hatte den Wert seines Lauchstädter Besitzes mit etwas über 1775 Reichstalern angegeben, aber erklärt, er sei mit 1500 Reichstalern einverstanden. Kirms verhandelte mit Bellomo weiter, erreichte zunächst, dass dieser sich mit 1200 Reichstalern in sächsischer Währung zufrieden gab, und drückte den Preis noch ein wenig, indem er – am 31. Januar 1791 – 1200 Reichstaler in „hiesig Courant“ (ebd., 28) als letztes Angebot nannte, mit dem Bellomo dann auch resigniert einverstanden war. Vgl. zu 7,3–4. Die Differenz der beiden genannten Währungen betrug etwas über 92 Reichstaler, also 7,7 % (nach freundlicher Mitteilung von Diedrich Deseniss, Hamburg). Vgl. auch den Kommentar zu FA/Goethe I 27, 141f., Nr 82 und 83 (27 K, 149–152: Übernahme der Konzession und des Theatergebäudes in Lauchstädt von dem Theaterdirektor Giuseppe Bellomo).
7. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 31. Januar 1791 → 〈Ansbach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Kunstsammlungen Veste Coburg, Sign.: A.IV,708,(1),8. – 1 Bl. 11,8 × 18,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 244, Nr 2852 (nach einer Abschrift [sS, Wilhelm Arndt]; GSA Weimar, Sign.: 29/272,IV).
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BEIL AG EN
1) Steine (9,1; vgl. zu 9,1). 2) ein Blättchen (9,1–2; vgl. zu 9,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den nicht überlieferten Brief Knebels vom 17. Januar 1791 (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 4). – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 13. Februar 1791 (vgl. ebd., Bl. 7). Postsendungen: 31. Januar 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 3, Bl. 28). 9,1 die Steine, die ich hier wieder zurückschicke] Es handelt sich um die von Knebel erst am 17. Januar 1791 nach Weimar gesandten 40 Ansichtsstücke von geschnittenen Steinen aus der Sammlung Christ, die Knebel als Vermittler der Herzoginmutter Anna Amalia zum Kauf angeboten hatte (vgl. zu 4,1 und zu 4,3). 9,1–2 ein Blättchen dicktirt] Wahrscheinlich eine Expertise Goethes über den künstlerischen und materiellen Wert der angebotenen Stücke; nicht überliefert (vgl. auch zu 9,4). 9,3–4 Danck für deine Bemühung] Seit Juni 1790 bemühte sich Knebel darum, die zum Kauf stehende Sammlung Christ nach Weimar zu vermitteln (vgl. GB 8 II, zu 211,18–19), und stand deshalb sowohl mit den Anbietern, den Erben des 1756 gestorbenen Leipziger Kunsthistorikers Johann Friedrich Christ, als auch mit Goethe und Anna Amalia in stetem Austausch. Er schickte Kupferstiche der Steine zur Ansicht nach Weimar wie dann auch die hier erwähnten Probestücke (vgl. zu 4,3). 9,4 war ein guter Fang zu thun] Goethes Einschätzung zu den angebotenen Steinen war wahrscheinlich eher zurückhaltend bis kritisch ausgefallen. Er hielt offensichtlich die Qualität und den materiellen Wert der Sammlung für deutlich überschätzt, nachdem er die Probestücke geprüft hatte, was er vermutlich in seiner nicht überlieferten Expertise auch so ausführte. Knebel dagegen hatte in seinem Brief an Anna Amalia vom 14. November 1790 anders geurteilt: „〈…〉 in der That ist es eine von den schönsten Sammlungen welche ich noch gesehen. 〈…〉 Einige Kameen und Onyxe von der ersten Vortreflichkeit sind darunter, unter andern der Kopf des Sept. Severus auf einem der schönsten Steine, dessen Werth der alte Christ zu 200. Dukaten schätzte. 〈…〉 Sie schätzen, wie ich höre, die Sammlung auf 3000. fL. Vielleicht könnte man sie für 2000. fL. erhandeln, und ich wollte es wohl wagen einstweilen 300. Dukaten darauf zu bieten. Wohlfeiler kann man schwerlich so was kaufen, wenn man auch 1200 rL. (d.h. das Stück zu E i n e m Thaler) geben müßte. Die Steine selbst sind dieß beynahe werth.“ (LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 59; vgl. auch Femmel/Heres, 154f.) Als Knebel die Probestücke schließlich übersandte, war er jedoch schon wesentlich kritischer geworden: „Alle sind sie wohl nicht von gleicher Wichtigkeit; ei-
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BRIEFE 8/9
nige sind offenbar modern: ein paar Pasten mögen auch darunter seyn. Ich habe sie so zusammengeschmissen, um Euer Durchlaucht von dem unterschiedlichen Werthe urtheilen zu lassen 〈…〉.“ (Knebel an Anna Amalia, 16. Januar 1791; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 61; vgl. auch Femmel/Heres, 155.) 9,5 besuche uns bald] Die Rückkehr Knebels aus Ansbach war für das kommende Frühjahr avisiert. Er traf am 12. Mai 1791 wieder in Jena ein (vgl. zu 4,14–15).
8. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 4. Februar 1791 → 〈Leipzig〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: SBB/PK Berlin, Sign.: Slg Härtel: Goethe, Mp. 6, Bl. 10. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 23,1(–23,4) cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (zS), egh. Unterschrift, Tinte; Rs. am oberen Rand Empfangsvermerk von fremder Hd (Breitkopf?), Tinte: „1791. / 4. Februar. / 7. ––––“, daneben „We i m a r / v o n / G o e t h e“. E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 212, Nr V. WA IV 9 (1891), 244, Nr 2853. BEIL AG EN
1) Clavier-Sonaten nebst einigen Rondos fürs Forte-Piano für Kenner und Liebhaber, Sr. Koenigl. Hoheit Friedrich Heinrich, Marggrafen zu Schwed unterthänig gewidmet und componirt von Carl Philipp Emanuel Bach. Zweyte Sammlung. Leipzig 1780. 2) Clavier-Sonaten nebst einigen Rondos fürs Forte-Piano für Kenner und Liebhaber, Sr. Excellenz dem Herrn Freyherrn von Swieten unterthänig zugeeignet und componirt von Carl Philipp Emanuel Bach. Dritte Sammlung. Leipzig 1781. 3) Clavier-Sonaten und freye Fantasien, nebst einigen Rondos fürs Forte-Piano für Kenner und Liebhaber, Sr. Herzogl. Durchl. Peter Friedrich Ludewig, Herzogen zu Holstein und Fürst-Bischofen zu Lübeck unterthänigst gewidmet und componirt von Carl Philipp Emanuel Bach. Fünfte Sammlung. Leipzig 1785. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: Vermutlich 3. Februar 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 3, Bl. 25). Die Bekanntschaft mit dem Leipziger Buchdrucker, Musikalienverleger und seit 1777 Chef eines traditionsreichen Familienunternehmens Johann Gottlob Immanuel
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Breitkopf (1719–1794) geht auf Goethes Studienzeit 1765 bis 1768 zurück. Goethe verkehrte im Hause der Breitkopfs durch den freundschaftlichen Umgang mit Johann Gottlob Immanuels Söhnen Bernhard Theodor und Christoph Gottlob. Die Kontakte lockerten sich nach Goethes Weggang aus Leipzig wieder, doch nutzte Goethe die Beziehungen gelegentlich vor allem für Buchbestellungen aus dem breitkopfschen Verlagssortiment oder auch zu Protektionszwecken. Von den insgesamt fünf überlieferten Briefen an Breitkopf seit 1780 ist der vorliegende der einzige, der in die Jahre 1791–1793 fällt; ein Brief Breitkopfs an Goethe aus diesem Zeitraum ist ist nicht überliefert. – Weiter vgl. die einleitenden Erläuterungen zum Brief vom 18. Mai 1780, GB 4 II und zum Brief vom 31. August 1789, GB 8 II, Nr 145. 9,8–9 die noch fehlenden Bachischen Sonaten, 〈…〉 nicht erhalten habe] Gemeint sind die „Erste“, „Vierte“ und „Sechste Sammlung“ der „Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber“ von Carl Philipp Emanuel Bach (vgl. GB 8 II, zu 222,15–17 und zu 222,17–18). 9,10–11 die drey Stüke der Sammlung, 〈…〉 zurück zu schicken] Goethe hatte im Juni 1790 die sechs Teile umfassenden bachschen „Clavier-Sonaten“ bei Breitkopf bestellt, aber nur drei erhalten. Da Breitkopf die fehlenden drei Sammlungsbände nicht wie versprochen nachgeliefert hatte (vgl. GB 8 II, zu 222,15–17), schickte Goethe die erhaltenen Teile jetzt zurück (vgl. ebd., zu 222,20–21 und Beilagen).
9. An August Ferdinand Graf von Zech 〈Weimar, zwischen 31. Januar und 12. Februar 1791〉 → Merseburg DAT IERUN G
Im vorliegenden Brief wendet sich Goethe an den Adressaten in der Angelegenheit eines zwischen Joseph Bellomo und Johann Friedrich Kranz vereinbarten Verkaufs des Schauspielhauses in Lauchstädt, zu dem es der behördlichen Billigung der zuständigen Kammer des Stiftes Merseburg bedurfte, deren Direktor der Adressat damals war. Der in Rede stehende Kaufvertrag war am 31. Januar 1791 geschlossen worden (vgl. zu 9,17–18), so dass dieser Tag auch als das früheste Datum für die Abfassung dieses Briefes angenommen werden kann. Die Merseburger Kammer beriet den Sachverhalt am 14. Februar 1791 (vgl. zu 10,1–2), so dass der Brief spätestens am 12. Februar 1791 geschrieben und umgehend verschickt worden sein muss.
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H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sign.: 1404/1, Bl. 29. – Doppelblatt 20,5 × 34,5 cm, 1 ½ S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr. (Text rechts, Korrekturen und Ergänzungen links), Schreiberhd (Sutor) mit Ergänzungen (zS) und egh. Korrekturen, Tinte; S. 1 am oberen Rand links, Adresse von Schreiberhd: Des Herrn Grafen von Zech / Hochgeborn, nach Merse-/burg. – In einem gebundenen Konvolut mit graumarmoriertem, festem Schmuckeinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 5). E: WA IV 9 (1891), S. 244f., Nr 2854 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der Geheime Rat August Ferdinand Graf von Zech (1719–1793), ein altgedienter kursächsischer Beamter, war schon seit längerem Direktor des Kammerkollegiums im Verwaltungskreis des Stiftes zu Merseburg. Zech war außerdem Probst der Stiftskirche zu Wurzen und Dekan am Stift Zeitz. Goethe und Graf von Zech kannten einander nicht persönlich. Der vorliegende Brief ist das einzige überlieferte Briefzeugnis Goethes, das an diesen Adressaten gerichtet ist. Ein weiterer Brief aus dem März 1791 konnte erschlossen werden (EB 23). Ein Brief Zechs an Goethe ist nicht bekannt. 9,15 P. P.] Abgekürzt für lat. praemissis praemittendis: Vorausgeschickt, was vorauszuschicken ist (weiter vgl. zu 6,24). 9,16 Schauspiel Direktor Bellomo] Vgl. zu 6,25. 9,17–18 Kranz des Schauspielhaus zu Lauchstedt käuflich überlassen] Joseph Bellomo, Prinzipal der in Weimar engagierten Schauspielergesellschaft, hatte sich ob der vorzeitig gewährten Vertragsauflösung durch Herzog Carl August mit diesem auf einen Verkauf seines Schauspielhauses in Lauchstädt verständigt, damit die Gastspieltradition zur Lauchstädter Badesaison auch weiterhin von Weimar aus fortgesetzt werden konnte (vgl. zu 7,2–3 und zu 7,3–4). Da ein Nachfolger für Bellomo in der neu zu gründenden Weimarer Hoftheatergesellschaft noch nicht gefunden war, wurde Ende Januar 1791 der Konzertmeister der Hofkapelle Johann Friedrich Kranz kurzerhand zum Mitdirektor des neuen Weimarer Theaterunternehmens und damit zur natürlichen Rechtsperson für den notwendigen Vertragsabschluss ernannt (vgl. zu 7,4–5). Am 31. Januar schlossen Bellomo und Kranz den Kaufvertrag: „Kund und zu wißen sey hiermit allen, den daran gelegen, daß zwischen dem Herrn Schauspiel D i r e c t e u r, Joseph B e l l o m o alhier und dem Herrn ConcertMeister, Johann Friedrich Kranz hirselbst, umstehender KaufContract verabredet und geschloßen worden. Es verkauft nehmlich der Herr Schauspiel D i r e c t e u r, B e l l o m o das in Lauchstedt befindliche – mit ChurfürstL: SächßL:
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Höchsten Erlaubniß von ihm erbauete Schauspiel Hauß frey von allen Schulden und Abgaben 〈…〉 nebst allen in demselben anjezt befindlichen beweglL: und unbeweglichen Geräthschaften und Pertinenzien angedachten Herrn ConcertMeister Kranz hieselbst, um und für die baare Summe von Neun hundert Thalern in hiesigem currenten Geld, erb- und eigenthümlich 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 29.) 10,1–2 Beendigung der Sache 〈…〉 Merseburg zu ertheilenden Erlaubniß] Der Kaufvertrag wurde rechtskräftig, sobald die zuständige Kammer der Stiftsverwaltung in Merseburg diesem zustimmte, da der Grund und Boden, auf dem das Schauspielhaus von Bellomo stand, Eigentum des zum Merseburger Stift gehörigen Amtes Lauchstädt war. Bereits am 14. Februar 1791 war daraufhin ein Beschluss der Merseburger Kammer ergangen, den angezeigten Verkauf des Lauchstädter Theaters zu befürworten, wie aus der Beurkundung des Verkaufs vom 30. März 1791 hervorgeht: „〈…〉 soviel die gebetene Confirmation anbelangt 〈…〉 von E. ChurfürstL. SächßL. Stift Merseburgischen HochlöbL. Cammer-C o l l e g i o, mittelst hoher Verordnung vom 14.den huius daß bey der gebetenen Confirmation dieses Kaufs, wenn derselbe blos die Materialien von sothanen Comödien-Hauße concernire, an und für sich kein Bedenken sich finden dürfte.“ (LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1404/1, Bl. 49f.) Die Angelegenheit verzögerte sich aber noch fast sechs Wochen. Erst nach einer erneuten Intervention des von Weimarer Seite mit der Sache befassten Kammerrates Franz Kirms bei dem zuständigen Mitglied der Merseburger Kammer Johann Jacob Graf von Hohenthal vom 22. März (vgl. ebd., Bl. 40) kam es am 30. März 1791 zur Bestätigung des Kaufs durch eine vom Lauchstädter Amtmann Johann Paul Clauswitz ausgestellte Urkunde: „Als habe Amtswegen sothanen Kaufcontract in solcher Maase, daß nämlich derselbe blos die Materialien von den oben gedachten Comödien-Hauße concerniren, mithin keinesweges auch zugleich auf den zum Eigenthum des allhiesigen Amts gehörigen 〈…〉 eingeräumten Platz sich erstrecken solle, auf und angenommen, und ist solches alles registriret und 〈…〉 des Amts Handelsbuche in Kraft der, unter nur erwehnter Restriction andurch ertheilten Confirmation einverleibet, auch gegenwärtige Urkunde darüber 〈…〉 ausgefertigt worden.“ (Ebd., Bl. 50f.) 10,2–4 gedachtes Haus 〈…〉 Schauspieler Gesellschaft eigentlich einzurichten] Zu einer umfassenden bautechnischen Überholung des Theaterhauses in Lauchstädt scheint es nicht gekommen zu sein. Die neue Weimarer Schauspielergesellschaft war erst im April 1791 komplett, konzentrierte sich sogleich auf den Anfang Mai beginnenden Spielbetrieb in Weimar, der am 7. Juni endete (vgl. Burkhardt, Repertoire, 1), und brach kurz darauf, am 10. Juni, mit drei Wagen voller Requisiten ins etwa 80 km entfernte Lauchstädt auf (vgl. Satori-Neumann2 1, 45). Schon am 13. Juni wurde dort die erste Vorstellung gegeben, so dass nur wenig Zeit für einige provisorische Ausbesserungsarbeiten im und am Gebäude blieb
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BRIEF 10
(vgl. ebd., 49). Ein Neubau wurde allerdings in den Folgejahren in Angriff genommen und schließlich im Juni 1802 eröffnet. 10,5–6 Kaufgeschäft vor der Abreise des Schauspiel Direktor Bellomo] Bellomo verließ Weimar wahrscheinlich unmittelbar nach der letzten von ihm verantworteten Vorstellung am 5. April 1791 und ging als Theaterleiter nach Graz (vgl. zu 7,1). Damit konnte das Kaufgeschäft über das Schauspielhaus in Lauchstädt gerade noch rechtzeitig abgewickelt werden, um Bellomo vor seiner Abreise die vereinbarte Kaufsumme auszuzahlen (vgl. zu 10,1–2). 10,7–8 Ew. Hochgeborn] Wahrscheinlich Schreibfehler, gemeint ist ‚Ew. Hochwohlgeboren‘ (vgl. GB 8 II, zu 94,21). 10,8–9 bey gedachten Cammer Collegio 〈…〉 gefällig zu interponiren] Zech als Direktor des Kammerkollegiums im Stift Merseburg setzte das Votum zum Kaufvertrag über das Lauchstädter Schauspielhaus rasch auf die Tagesordnung seines Gremiums, das seine Zustimmung gab (vgl. zu 10,1–2). – Interponiren (von lat. interponere: ineinssetzen, einschieben): vermitteln.
10. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar〉, 13. Februar 1791 → 〈Weimar〉
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-15359. – 1 Bl. 11,1(–11,6) × 18,6(–18,9) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 245f., Nr 2855. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 10,14 Das neuste Fascikel Ackten] Gemeint war die aktuelle Aktensammlung zum Ilmenauer Bergwerk, die den Zeitraum seit Oktober 1789 umfasste: „Acta Commissionis. Die Fortsetzung des IlmenauerBergbaues betrL. 〈…〉 M. Octbr. 1789. bis M. Febr. 1791. Vol. XXXII. der neuen BergwerksActen.“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16258.) Voigt hatte sie wahrscheinlich gerade an Goethe überstellt. Goethe interessierte sich dabei sicher hauptsächlich für das jüngste, seit dem Januar 1791 aufgelaufene Aktenmaterial (vgl. ebd., Bl. 256–292). Darin geht es neben Besoldungs- und Finanzierungsfragen hauptsächlich um den erreichten Stand der Wassergewältigung im Ilmenauer Bergwerk und Vorschläge zur Erweiterung der notwendigen Kunstzeuge zum Abpumpen der gefluteten Schachtanlagen. 10,14 mit einem approbatorischen Rescripte] Approbierter, das heißt obrigkeitlich bereits gebilligter, amtlicher Bescheid oder Erlass. Wahrscheinlich das herzogliche Reskript Carl Augusts vom 26. Januar 1791, durch das „ein Geld-Quantum
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von fünfhundert Rthlr aus der Krieg-Cassa, als ein verzinßliches Anlehen 〈…〉 zu nöthiger Forttreibung des gedachten Bergbaues“ in Ilmenau bewilligt wurde (ebd., Bl. 285). 10,16 No. IV Conferenz Acten] Gemeint sind die Akten, die in Bezug auf die Vorbereitung, Durchführung und Folgen der Ilmenauer Bergwerkskonferenz vom 25. bis 28. Juni 1781 angefertigt und gesammelt worden sind: „Acta Commissionis. Die mit dem Churhaus Sachsen und Sachsen Gotha gepflogenen Unterhandlungen über die gewerkschaftlichen Gerechtsame und Ansprüche an dem Ilmenauer Bergwerk betrL. 1780–1784. Vol. IV. der Bergwerkscommissionis Acten“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16231, Bl. 1–167). Die Konferenz, auf der bevollmächtigte Deputierte der beteiligten Bergwerkseigner, des Kurfürstentums Sachsen und der Herzogtümer Sachsen-Gotha und Altenburg sowie Sachsen-Weimar und Eisenach, über neu aufgetretene Interessenkonflikte, ihre Beilegung und den weiteren Fortgang des gemeinsamen Bergwerksprojekts in Ilmenau berieten, war von Goethe persönlich geleitet worden. Weiter vgl. Goethe und Ilmenau, 146–151. 10,17 XXIII Jun. – Dec. 87] „Acta die Fortsetzung des Ilmenauer Bergbaues betrL. 〈…〉 M. Jun. – Decembr. 1787. Vol. XXIII der neuen Bergwerks-Acten“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16249, Bl. 1–307). 10,18 XXVIII Jul. 88 – Sept. 89] „Acta die Fortsetzung des Ilmenauer Bergbaues betrL. 〈…〉 Weimar 1788. M. Jul. 1788 – M. Sept. 1789. Vol. XXVIII. der neuen BergwerksActen“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16254, Bl. 9–231). 10,19 habe ich von Ihnen erhalten] Wann und auf welchem Weg dies geschah, ist nicht bekannt. 10,19–20 fehlte mir noch der Band enthaltend 〈…〉 Januar biß Juni 88] „Acta die Fortsetzung des Ilmenauer Bergbaues betrL. Weimar 1788. M. Januar. – Junii; Vol. XXVII. der neuen BergwerksActen“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16253, Bl. 8–225). Wann Voigt dieses Aktenkonvolut übersandte, ist ebenfalls nicht bekannt. Wahrscheinlich benötigte Goethe das gesamte Material für die Abfassung der „Vierten Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“, die unter dem Datum 24. Februar 1791 erschien (vgl. zu 11,1–2).
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11. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, etwa Januar bis Mitte Februar 1791〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Den vorliegenden Brief hat Goethe in seiner Eigenschaft als leitendes Mitglied der für das Ilmenauer Bergwerk zuständigen herzoglichen Bergwerkskommission geschrieben. Er stammt aus der Vorbereitungsphase eines so genannten Gewerkentages, einer Vollversammlung der Anteilseigner des Unternehmens. Speziell geht es um die Abstimmung mit Mitkommissionär Voigt darüber, was in der Einladung für die Anteilseigner stehen sollte, so die Ankündigung weiterer Schritte zur Absicherung des Bergwerksbetriebes wie die zur Schuldendeckung der Gewerkschaft erforderliche Zubuße und die arbeitstechnischen Veränderungen (vgl. zu 11,1–2 und zu 11,5–6). Der Brief fällt also in einen Zeitraum, in dem in der Bergwerkskommission schon konkret an einer entsprechenden Einladung gearbeitet wurde. Offiziell fanden nur zwei ordentliche Gewerkentage in Ilmenau statt, vom 6. bis 11. Juni 1791 und am 9. und 10. Dezember 1793. Danach wurde diese Beratungs- und Beschlussform wieder aufgegeben und durch einen flexibleren Gewerkenausschuss von Deputierten ersetzt, der mindestens einmal jährlich zusammentreten sollte (vgl. Goethe und Ilmenau, 238–255). Die Einladung zum ersten Gewerkentag im Juni 1791 erfolgte am 24. Februar 1791 über die „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“, die zum zweiten über ein von Voigt verfasstes Rundschreiben an die Gewerkenmitglieder vom 31. Oktober 1793 (vgl. LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16272, Bl. 98f.). Die Forderung nach einer bis zum Termin des Gewerkentages zu entrichtenden Zubuße spielte aber nur in der Einladung vom 24. Februar 1791 eine Rolle (vgl. zu 11,2). Neuerliche Zubußen für 1793 waren bereits mit der „Sechsten Nachricht von dem Bergbaue zu Ilmenau“ am 12. April des Jahres für den Johannistag, den 24. Juni 1793, eingefordert worden (vgl. S. 6). Für die Einladung zum Gewerkentag im Dezember hatte diese Angelegenheit keine Relevanz mehr. Auch die später, von 1794 bis 1796, in unregelmäßigen Abständen tagenden Konvente der neuen Gewerkenausschüsse beschlossen zwar immer wieder neue Zubußen, verbanden die Fristen dafür aber nicht mehr mit den oft recht kurzfristig anberaumten Terminen ihrer Zusammenkünfte. Goethes Brief ist somit nur auf die Zeit der Konzeption oder Niederschrift der „Vierten Nachricht“, also etwa Januar bis Mitte Februar 1791 zu datieren. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528, I, Bl. 91. – Doppelblatt 17,0 × 19,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 am inneren Rand und S. 4 am äußeren Rand Spuren roter Siegelreste. E: WA IV 18 (1895), 15, Nr 5086.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 11,1–2 warum wir den Termin prolongiren sollten] Goethe antwortete wahrscheinlich auf einen Vorschlag seines Mitkommissionärs in der herzoglichen Bergwerkskommission Voigt für die bereits beschlossene, aber noch im Detail auszugestaltende Einladung der Kommission zu einem ersten Gewerkentag der Anteilseigner des 1783 ins Leben gerufenen Ilmenauer Bergwerksunternehmens zur Kupfer- und Silbergewinnung. Die Einladung erging schließlich über die von Goethe und Voigt im Namen der herzoglichen Bergwerkskommission herausgegebenen „Vierte[n] Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (Weimar, den 24. Februar 1791). Voigt wollte offenbar noch einmal die vorläufig festgelegte Zahlungsfrist für die in der Einladung mitzuteilende Nachforderung an die Anteilseigner (Kuxbesitzer), die so genannte Zubuße, diskutieren. Möglicherweise hatte Voigt sogar schon einen Entwurf zur „Vierten Nachricht“ übersandt. 11,2 kein andrer denckbar als der Gewerckentag selbst] Der erste so genannte Gewerkentag, die Vollversammlung der Kuxbesitzer bzw. ihrer bevollmächtigten Vertreter, wurde für den 6. Juni 1791 nach Ilmenau einberufen (vgl. Vierte Nachricht, 1 und zu 16,24). Der Zahlungstermin für die Zubuße der Kuxbesitzer blieb, wie von Goethe und Voigt bereits festgelegt, auf das Ende des Gewerkentages festgesetzt. Bei Nichtbefolgung der Zahlungspflicht drohte den Anteilseignern die Kaduzierung, also der Entzug der Besitzrechte. Vgl. Vierte Nachricht, 11. 11,3–4 die Schuld loß werden] Um die Nachzahlungsforderung zu begründen, wurde in der „Vierten Nachricht“ auch eine Bilanz der Ilmenauer Gewerkschaft veröffentlicht (S. 8–11). Diese wies aus, dass sich die aktuelle Schuld der Gesellschaft bei Gesamtkosten von gut 30 800 Talern und bisherigen Einnahmen pro Kux (Anteilsschein) von 25 Talern bei 1000 ausgegebenen Kuxen auf fast schon 6000 Taler belief (vgl. ebd., S. 11) und somit ein Weiterbetrieb der Bergwerksarbeiten nur durch einen raschen Ausgleich dieser Summe und die Bereitstellung von frischem Geld möglich war. Um den erreichten „Paßivzustand“ zu beheben, wurde mithin festgelegt, dass „zu dessen Ausgleichung und Erstattung des indessen fortgehenden Aufwandes ein anderweiter gewerkschaftlicher Beytrag Eines neuen Louisd’or oder vier Laubthaler für jeden Kux unumgänglich erforderlich ist.“ (Ebd.) 11,5–6 Punckt der Veränderungen 〈…〉 Brief noch zu inseriren seyn] Verweis auf die in Anlehnung an die Briefform abgefassten und „Nachrichten“ genannten Berichte über den „Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“, die in unregelmäßigen Abständen für die Ilmenauer Gewerkschaftsmitglieder (Anteilseigner) erstellt wurden. In der geplanten „Vierten Nachricht“ wurde ausführlich auf die anstehenden bergtechnischen Aufgaben hingewiesen, insbesondere den Einbau eines leistungsfähigeren dritten und möglicherweise sogar eines vierten Kunstzeugs im Johannisschacht zur Beseitigung der dort in jüngster Zeit immer wieder auftretenden Wassereinbrüche sowie zum fortgesetzten Ausbau der angelegten Vortriebsstollen
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BRIEF 12
zur Erschließung der vermuteten Erzflöze und ihrer Bebauung (vgl. ebd., S. 11–14). Dazu hieß es in der „Vierten Nachricht“ explizit, dass die „deshalb vorzunehmende Veränderung auf die künftige Behandlung des Werks den größten Einfluß hat, und dadurch gegenwärtig eine neue Epoche eintritt“ (ebd., S. 13f.). Ferner wurde am Schluss des Berichts darauf hingewiesen, dass man sich in Zukunft über alternative Finanzierungsmöglichkeiten für das Bergwerk Gedanken machen müsse, wozu auch die Option des Verkaufs bisher nur verpachteten gewerkschaftseigenen Landes zählen könnte, und dass man weiter an technischen Verbesserungen arbeiten müsse, um die Lohnkosten des Betriebs zu senken (vgl. ebd., S. 16). 11,7 Das übrige habe ich das Vergnügen Sontags zu besprechen.] Näheres ist darüber nicht bekannt.
12. An Johann Christian Kestner
Weimar, 10. März 1791 → 〈Hannover〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 14 (Depositum Kestner). – Doppelblatt 18,7 × 23,3 cm, 1 S. beschr., Tinte. E: Goethe und Werther1 (1854), 281, Nr 136. WA IV 9 (1891), 246, Nr 2856. BEIL AG E
„Goethe’s Schriften. Achter Band“ (vgl. zu 11,11–12). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kestners, wahrscheinlich von Anfang 1791 (vgl. zu 11,9–10). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: Vermutlich 14. März 1791 (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2). Über das Verhältnis Goethes zu Johann Christian Kestner (1741–1800) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 8. August 1772 (GB 1 II, Nr 99) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. – Die 1772 während Goethes Aufenthalt als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar entstandene enge Freundschaft zu Kestner und dessen Frau Charlotte war bereits seit Mitte der 1770er Jahre deutlich abgekühlt. Der bis dahin intensive Briefwechsel kam nun über den gelegentlichen Austausch zu persönlichen und familiären Neuigkeiten kaum mehr hinaus. Auch die Übersiedlung von Amalie Ridel, geb. Buff, der Schwägerin Kestners, Anfang 1791 nach Weimar konnte daran nichts mehr ändern. Der vorliegende Brief blieb auf mehrere Jahre der letzte, den Goethe an Kest-
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ner schrieb. Nur kurzzeitig kam es im Sommer 1798 zu einem Wiederannäherungsversuch, ohne dass die Korrespondenz dadurch eine dauerhafte Fortsetzung gefunden hätte. 11,9–10 Zeichen Eures Lebens und freundschaftlichen Andenckens] Vermutlich hatte Charlotte Kestners Schwester Amalie Buff, verheiratete Ridel, bei ihrer Ankunft in Weimar Anfang 1791 eine nicht überlieferte Nachricht des Ehepaars Kestner an Goethe übermittelt. 11,10–11 willkommen war mir der Anblick Amaliens 〈…〉 verjüngte und älter machte] Amalie Ridel war Anfang 1791 als frisch Vermählte nach Weimar gekommen. Ihr Ehemann war der aus Hamburg stammende, seit 1787 als Prinzenerzieher in Weimar tätige Landkammerrat Cornelius Johann Rudolf Ridel. Ihre Hochzeit fand am 1. Januar 1791 in Hannover statt (vgl. GB 8 II, zu 222,2–3). Goethe hatte Amalie davor zum letzten Mal wahrscheinlich während seines Aufenthalts in Wetzlar zwischen 6. und 9. November 1772 gesehen. Sie war damals 7 Jahre alt. 11,11–12 Hier ist mein achter Band.] Goethe hatte den Kestners bislang alle erschienenen Bände seiner bei Göschen publizierten „Schriften“ geschickt. Die Übersendung des sechsten Bandes war in seinem vorangegangenen Brief an die Kestners angekündigt worden (vgl. GB 8 II, zu 176,20). Der achte Band war bereits im Frühjahr 1789 erschienen. Zu Inhalt und Konzeption vgl. GB 8 II, zu 18,10. 11,12 Da ich ein so böser Correspondente bin] Der letzte überlieferte Brief Goethes an das Ehepaar Kestner war fast genau ein Jahr zuvor geschrieben worden, am 2. März 1790 (vgl. GB 8 I, Nr 183). Als übler Correspondente (GB 8 I, 222,6) bezeichnete sich Goethe auch in einem Brief vom 3. Oktober 1790 an den späteren Schwager Kestners, Cornelius Johann Rudolf Ridel (GB 8 I, Nr 220). 11,15–16 Botanischen Versuche nicht schicke, 〈…〉 Euch nichts nützen] Gemeint ist der im Frühjahr bei Carl Wilhelm Ettinger in Gotha erschienene „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (vgl. GB 8 II, zu 177,23–24). Goethe nahm wohl an, dass Charlotte und Johann Christian Kestner das nötige Vorwissen zum Verständnis seiner naturwissenschaftlichen Schriften fehle, ähnlich wie dies bei Friedrich Heinrich Jacobi der Fall gewesen war (vgl. zu 17,11–12). Goethe plante zu diesem Zeitpunkt die Veröffentlichung einer weiteren Abhandlung: „Versuch über die Gestalt der Thiere“ (vgl. zu 3,14), und beschäftigte sich außerdem seit kurzem mit optischen Phänomenen (vgl. zu 25,2–4). 11,16–17 Wenn ich etwas l e s b a r e s drucken laße, soll es aufwarten.] Offenbar hielt Goethe sein Versprechen nicht. Wie Kestner in einem Brief vom 18. Oktober 1798 nach jahrelanger Schreibpause an ihn schrieb, wäre er für jede Zusendung von Goethes „geistigen Producten“ dankbar gewesen und hätte eine „Continuation wünschen mögen, da ich mir, ausser dem Hausbedarf, nichts anschaffen kann 〈…〉.“ (H: GSA 28/478.)
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11,18 Lotten und die Kinder] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte Kestner, geb. Buff, verheiratet. Das Ehepaar hatte im März 1791 acht Kinder: Georg (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1775), Carl (geb. 1776), August (geb. 1777), Theodor (geb. 1779), Eduard (geb. 1784), Hermann (geb. 1786) und Charlotte (geb. 1788). Die erste Tochter Charlotte (geb. 1783) war 1785 gestorben. Am 1. August 1791 kam die Tochter Luise zur Welt.
13. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 10. März 1791 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2083/1991. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,1(–23,5) cm, 1 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 quer zur Schreibrichtung, Adresse von Schreiberhd (zS), Tinte: An / Herrn Kapellmeister / R e i c h a r d t / nach / Berlin / fr; darunter Siegel mit Bildmotiv: Stehende Figur (Genaueres nicht mehr erkennbar). – Teilfaksimile: Goethe-Museum Düsseldorf. Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung: „… von der musikalischen Seite unser Freund, von der politischen unser Wiedersacher…“. Der Tonkünstler Johann Friedrich Reichardt und Goethe. Ausstellung und Katalog: Walter Salmen und Regine Zeller. Düsseldorf 2002, S. 64, Kat. Nr 31 (nur Vs.; 12,1–11: Die mir überschickte 〈…〉 zugleich um Nachricht). E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. (Beschluss.) In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 19ten Januar 1842. No 3. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 49, Nr VII. WA IV 9 (1891), 246f., Nr 2857 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts aus der zweiten Februarhälfte oder von Anfang März 1791 (vgl. zu 12,1). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Mai 1791 (vgl. zu 26,1–2). Postsendungen: 10. März 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 3, Bl. 25). Goethe und der Komponist Johann Friedrich Reichardt (1752–1814), von 1776 bis 1791 erster Kapellmeister der königlich-preußischen Hofkapelle in Berlin, kannten sich seit Reichardts Besuch in Weimar vom Frühjahr 1789 persönlich. Zu Reichardt und seiner Beziehung zu Goethe insgesamt vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 15. Juni 1789 (GB 8 II, Nr 119). Die folgende regelmäßige Korrespondenzbeziehung basierte auf dem Austausch über die mit Reichardt vereinbarten Vertonungen goethescher Werke, vor allem seiner Singspiellibretti, aber
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immer wieder auch von Gedichten. Nachdem das geplante gemeinsame Projekt einer großen deutschen Oper für die Berliner Hofbühne 1790 scheiterte und Reichardt nach Streitigkeiten und Intrigen Anfang 1791 seinen Posten als preußischer Hofkapellmeister aufgeben musste, begann sich beider Beziehung zu lockern. Lassen sich für 1791 noch sieben Briefe Goethes an Reichardt nachweisen, von denen drei überliefert sind (Nr 13, 26, 59; vgl. weiter EB 11, EB 16, EB 83 und EB 107), ist es in den beiden Folgejahren jeweils nur noch einer, der überliefert ist (Nr 100 und Nr 221). Von Reichardts regelmäßig erfolgten Antworten haben sich nur zwei aus dem Herbst 1793 erhalten. Zwar blieben ältere und neue Kompositionsprojekte Reichardts zu Werken Goethes weiterhin ein Thema, doch die gegenseitige Entfremdung wurde nun unübersehbar. Goethes vorherrschendes Interesse für seine neuen naturkundlichen Forschungen auf dem Gebiet der Optik und Farbenlehre sowie Reichardts rapide schwindender Einfluss im öffentlichen Musikleben und die offen gezeigten Sympathiebekundungen für die Ideen der Französischen Revolution waren sicher nicht unmaßgebliche Gründe dafür. Goethe ließ die Beziehung schließlich Ende 1795 mit einem vorläufig letzten Brief ausklingen. 1801 kam es nochmals zu einer vorsichtigen Wiederannäherung. Der Briefwechsel wurde wieder aufgenommen, ohne dass sich die frühere Intensität wieder einstellte. 12,1 mir überschickte Species facti] Lat. species: Gestalt, Erscheinung; factum: Tat (Tatsache), Handlung (Verfahren). – Juristischer Terminus, die in sich geschlossene Darstellung einer Tat mit Ablauf, Umständen und kausalen Zusammenhängen von allen Einzelheiten bis zur verallgemeinernden Einschätzung und Bewertung durch den vortragenden Ankläger oder Anwalt vor Gericht, Teil der so genannten ‚Relation‘ zu Beginn eines Verfahrens, zu der ferner Aktenlage und Gutachten gehörten. – Einen solchen umfassenden Bericht hatte Reichardt offenbar in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief zu den Geschehnissen und Schwierigkeiten erstattet, die Ende Januar 1791 zu seiner Beurlaubung geführt hatten. Der Bezugsbrief war wahrscheinlich erst kurz zuvor, in der zweiten Februarhälfte oder Anfang März 1791, geschrieben worden. Der letzte nachweisliche Brief Reichardts an Goethe stammt von Ende Oktober oder Anfang November 1790 (vgl. GB 8 II, zu 228,13) und hatte nichts von den schon seit geraumer Zeit bestehenden persönlichen Schwierigkeiten auch nur angedeutet. Goethe hatte noch zweimal an Reichardt geschrieben, am 3. sowie am 14. Februar 1791 (vgl. EB 11 und EB 16), aber erst jetzt wurde er von Reichardt über die sich überstürzenden Ereignisse der vergangenen Monate detailliert informiert. Reichardts Schilderung ist zwar nicht bekannt, wohl aber einiges von den Umständen, die zu den einschneidenden Veränderungen geführt hatten. Im November 1790 war Reichardt an einem inneren Brustleiden so schwer erkrankt, dass im Nachhinein von einer „tödtlichen Krankheit“ gesprochen wurde (Nachrichten aus Briefen. In: Musikalisches Wochenblatt. Nr VII, Berlin 1792, S. 54). Er konnte die Komposition der Opera seria „L’Olimpiade“ (Li-
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bretto: Pietro Metastasio) nicht beenden, die kurz vor dem Probenbeginn stand und in der Anfang Januar beginnenden Karnevalssaison 1791 an der Berliner Hofoper uraufgeführt werden sollte. Die Inszenierung musste abgesetzt werden. Da sich sein Gesundheitszustand im Laufe des Winters kaum besserte, begann Reichardt zunehmend daran zu zweifeln, ob er sein Amt je wieder werde ausüben können. Auch die seit Jahren anhaltenden internen Widerstände, gezielte persönliche Angriffe und Intrigen seitens der Künstler und der Theaterleitung in Berlin hatten ihm zu schaffen gemacht. So versuchte z.B. Carl Friedrich Leopold Freiherr von der Reck, seit 1788 Intendant der Hofoper, wiederholt mit Beschwerden beim König gegen Reichardts administrative und künstlerische Entscheidungen vorzugehen (vgl. Schneider, Oper Berlin, 226f. und 236). Seit 1788 gab es zermürbende Kompetenzstreitigkeiten bei der alltäglichen Proben- und Aufführungspraxis (vgl. Hartung, Reichardts Entlassung, 972) mit dem zum „Sur-Intendant de la Musique“ ernannten ersten Cellisten des Hofopernorchesters Jean-Pierre Duport. Und im Herbst 1789 bekam Reichardt mit Felice Alessandri, der aus der von Reichardt abgelehnten neoneapolitanischen Operntradition kam, einen direkten Konkurrenten als Hofkomponist (vgl. ebd., S. 972f. und Schneider, Oper Berlin, 234f.), da es der einflussreichen italienischen Fraktion um den Hofpoeten Antonio de Filistri da Caramondani gelungen war, Alessandri das Amt eines zweiten Kapellmeisters zu verschaffen. Als Reichardt dann im Juni 1790 erfolglos von einer mehrmonatigen Werbereise für neue Sänger und Sängerinnen in Italien zurückkehrte (vgl. GB 8 II, zu 153,21 und Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 1, 27), bekam das Vertrauensverhältnis zu König Friedrich Wilhelm II. erste Risse (vgl. Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt, 59). Zudem wurde Reichardt immer klarer, dass auch das dem König gegebene Versprechen, gemeinsam mit Goethe bis zum Frühjahr 1791 eine große deutsche Oper zu erarbeiten, nicht zu halten sein würde (vgl. GB 8 II zu 227,14–15). So reifte schließlich der Entschluss, sein Amt aufzugeben, um damit möglicherweise auch einer befürchteten Absetzung zuvorzukommen (vgl. 26,3–4). Am 23. Januar suchte Reichardt bei Friedrich Wilhelm II. um seine Demission als Hofkapellmeister und um Versetzung in den Ruhestand nach, erbat sich jedoch die Fortzahlung seines Grundgehalts (vgl. Hartung, Reichardts Entlassung, 973). Der Bitte Reichardts wurde in der gewünschten Form zwar nicht entsprochen, doch gewährte ihm der König einen dreijährigen Urlaub bei vollen Bezügen mit freier Wahl des Wohnsitzes (vgl. insgesamt auch Brachvogel, Theater Berlin 2, 239–241; Salmen, Reichardt, 69–72; Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt, 58–61). Weil er sich zu den Ideen der Französischen Revolution bekannt hatte, wurde Reichardt im Herbst 1794 endgültig aus dem preußischen Dienst entlassen. Seine Pensionsansprüche erloschen (vgl. Hartung, Reichardts Entlassung, 974–980 und Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt, 60–80). 12,6–7 diese Veränderung zu Ihrem Wohl] Reichardt hatte offensichtlich bereits konkrete Pläne, von Berlin wegzugehen und sich in eher ländlicher Umgebung
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anzusiedeln, um dort ganz der Musik leben zu können. Im Mai 1791 fand er ein geeignetes Anwesen in Giebichenstein bei Halle/S. (vgl. zu 26,1–2). 12,7 Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit] Reichardt und Goethe standen im laufenden Jahr weiterhin regelmäßig in Briefkontakt, in der Folgezeit aber immer seltener. Die nächsten Briefe Reichardts erhielt Goethe im Mai sowie wahrscheinlich im Juni oder Juli (vgl. zu 26,1–2 und zu 26,29–30). Zwischen den folgenden Briefen Goethes vom 1. August und vom 26. September (vgl. EB 83 und EB 107) lag vermutlich mindestens ein Gegenbrief Reichardts und es folgte wahrscheinlich auch noch eine Antwort auf den Septemberbrief (vgl. zu 54,3). Goethes Brief vom 17. November 1791 (vgl. Nr 59) hingegen wurde wahrscheinlich nicht mehr prompt beantwortet, da Reichardt in den ersten Tagen des neuen Jahres bereits zu einer größeren Frankreichreise aufbrach. Der nächste nachweisbare Briefkontakt kam erst wieder im Juli 1792 zustande und wurde von Reichardt initiiert (vgl. zu 90,20). Danach dauerte es wieder über ein Jahr bis die Korrespondenz mit Reichardts Brief vom 29. September 1793 (vgl. Reichardt-Goethe, 116) und Goethes Antwort vom 18. November 1793 fortgesetzt wurde (vgl. Nr 221). Auf fünf weitere Briefe Reichardts von Ende November 1793 bis April 1795 antwortete Goethe offenkundig nur zwei Mal am 27. Januar und am 21. Juli 1794, ehe er ein vorläufig letztes Mal auf Reichardts Schreiben vom 7. April und vom 5. Dezember 1795 in höflich distanzierter Weise reagierte (vgl. Reichardt-Goethe, 117–124). Im Januar 1801 begann ihr Briefwechsel wieder neu und hatte dann noch einmal über ein gutes Jahrzehnt Bestand (vgl. ebd., 124–166). 12,9 Partitur des Te Deum, ingl. Claudine und Erwin und Jery] Bei den hier von Goethe gewünschten Partiturabschriften handelt es sich ausschließlich um Kompositionen Reichardts. Mit dem ‚Te Deum‘ ist wahrscheinlich die Komposition „Te Deum laudamus“ (lat.: Gott, dich loben wir) gemeint, die Reichardt 1786 für die Krönungsfeier Friedrich Wilhelms II. von Preußen geschrieben hatte, die aber erst am 20. Dezember 1789 während des Dankgottesdienstes für die Wiedergenesung des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm im Berliner Dom uraufgeführt worden war (vgl. Brachvogel, Theater Berlin 2, 196). Dabei handelt es sich um eine Komposition für zwei Chöre, Orchester und Orgel, mit der Reichardt den klassischen liturgischen Lobgesang „Te Deum“ aus dem 4. Jahrhundert neu vertonte. Die in der Aufzählung folgenden Kompositionen sind Vertonungen goethescher Singspieltexte. Die 1789 entstandene Partitur zu „Claudine von Villa Bella“ hatte Goethe bereits spätestens im Oktober des gleichen Jahres erhalten (vgl. GB 8 II, zu 152,8). Die Musik zu „Erwin und Elmire“ komponierte Reichardt im Jahr darauf (vgl. GB 8 II, zu 171,3–5). Die musikalische Bearbeitung von „Jery und Bätely“ stand noch aus. Diese Vertonung wurde erst 1795 im dritten Band von Reichardts „Musik zu Göthe’s Werken“ veröffentlicht (vgl. GB 8 II, zu 227,11) und deren Zusendung an Goethe für Ende des Jahres versprochen (vgl. Reichardt an Goethe, 5. Dezember 1795; Reichardt-Goethe, 123). So erhielt Goethe wahrscheinlich mit
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Reichardts Brief vom Mai 1791 auch nur die gewünschten Abschriften des „Te Deum“ und der Partitur von „Erwin und Elmire“ (vgl. zu 26,4–5 und zu 26,5–6). 12,11 Nachricht was ich Ihnen für die Abschriften schuldig] Vgl. zu 26,5–6.
14. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 13. März 1791 → 〈Stäfa〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 2 hintereinander gelegte Doppelblätter 19,8 × 27,8 cm; Bl. 1: 4 S. beschr.; S. 1–2 egh., Tinte, S. 3–4 Schreiberhd (Schumann), Tinte; Bl. 2: 2 ½ S. beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte. E1: Riemer (1846), 9–13 (ohne den Text von Hierbey schicke ich bis Goethe. [13,8–16]). E2: Harnack, Nachgeschichte (1890), 209–213, Nr 90. WA IV 9 (1891), 247–252, Nr 2858. BEIL AG EN
1) 47 Stück Laubth. (13,8). 2) einige Worte über Ihre Arbeiten (13,17; vgl. zu 13,17). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Johann Heinrich Meyer (1760–1832), den Schweizer Maler, den Goethe 1786, schon bald nach seiner Ankunft in Rom, kennen gelernt hatte und mit dem er bis zu seinem Tod freundschaftlich verbunden war, vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 19. September 1788 (GB 8 II, Nr 29). Von den im vorliegenden Band wiedergegebenen neun Briefen Goethes an Meyer ist nur der vorliegende in Weimar geschrieben und nach Stäfa, Meyers Heimatort, adressiert worden. Die folgenden sechs Briefe (Nr 111, 115, 124, 126, 133 und 137) schrieb Goethe von verschiedenen Orten, wohin ihn seine Teilnahme an der Campagne in Frankreich geführt hatte; er schickte sie nach Weimar an die Adresse seines Hauses am Frauenplan, in dem Meyer, der im November 1791 einer Einladung Goethes nach Weimar gefolgt war, seit Ende Juni 1792 lebte. Während der viermonatigen Abwesenheit Goethes beaufsichtigte Meyer die notwendigen Restaurierungsarbeiten, von denen auch in Goethes Briefen hauptsächlich die Rede ist. Die beiden Briefe vom 22. Juni und 10. Juli 1793 (Nr 177 und 185) schrieb Goethe, der in dieser Zeit an der Belagerung von Mainz teilnahm, aus dem Lager bei Ma-
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rienborn. Nur der vorliegende Brief schließt an die ästhetischen Überlegungen an, die in Goethes überlieferten Briefen der Jahre 1788 und 1789 vorherrschen. Zahlreicher als die überlieferten Briefe Goethes an Meyer aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind die nicht bekannten, vermutlich auch nicht überlieferten, aber erschließbaren, nämlich 15 (hinzu kommt ein weiterer [EB 92], der wahrscheinlich an Meyer gerichtet war). – Aus den Jahren 1790 bis 1792 ist kein einziger Brief Meyers an Goethe bekannt. Umso reicher ist der Ertrag der Monate Mai bis Juli 1793; aus dieser Zeit der Abwesenheit Goethes von Weimar sind zehn – zum Teil sehr umfangreiche – Briefe Meyers an diesen überliefert (vgl. Goethe-Meyer 1, 62–79). 12,16 wieder hergestellt] Meyer litt schon in den letzten Jahren seines ItalienAufenthalts an verschiedenen (auch lebensbedrohlichen) Krankheiten. Welcher Art die Krankheit war, an der er in der Schweiz, seinem Vaterlande, wo er seit Mitte 1790 wieder lebte, litt, ist nicht bekannt. 12,16–17 bey mir zu sehen] Meyer kam Anfang November 1791 nach Weimar. 12,19 wenig zu Hause] Goethe war im Sommer 1791 meistens in Weimar. Vom 11. bis zum 30. Juli hielt er sich in Eisenach und Gotha auf. 12,24 Canon männlicher und weiblicher Proportion] Goethe bezieht sich auf Albrecht Dürers posthum erschienene Schrift „Vier Bücher von menschlicher Proportion“ (Nürnberg 1528), in der die Anatomie idealer menschlicher Gestalten beschrieben wird. Sie musste Goethe interessieren, weil Dürer den Kreis der von ihm gesuchten Modelle nicht auf Männer beschränkte (wie vor ihm etwa Leon Battista Alberti und Leonardo da Vinci in Italien), sondern in gleichem Maße weibliche Idealfiguren entwarf, ja auch Kinder in Betracht zog. Vgl. den Nachdruck des Werkes, mit einem Katalog der Holzschnitte hrsg., kommentiert und in heutiges Deutsch übertragen von Berthold Hinz. Berlin 2011, S. 13–16. Vgl. außerdem des Herausgebers zusammenfassenden Bericht der Voraussetzungen des Dürer’schen Werks („Von menschlicher Proportion“: Ablauf und Gliederung; ebd., S. 331f.). 12,25 Abweichungen zu suchen wodurch Characktere entstehen] Nach diesen Besonderheiten, durch die Typen zu charakterisieren sind, suchte die klassizistische Kunsttheorie immer wieder, so auch Dürer: Wie verhalten sich einzelne (besondere) Charaktere zu ihrer Gattung? Wie lässt sich Artgemäßes in einem Einzelnen zur Darstellung bringen? 13,4 manches vorgearbeitet] Goethe bezieht sich mit dieser Bemerkung wohl in erster Linie auf seine anatomischen Arbeiten, die er seit 1775 (verstärkt seit 1790) betrieb, nicht zuletzt mit dem Ziel, die Bedeutung der Anatomie für die bildende Kunst zu erweisen oder wenigstens anzudeuten. Vgl. dazu die erst aus dem Nachlass veröffentlichten Abhandlungen „Versuch über die Gestalt der Tiere“ (LA I 10, 74–87), und „Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie“ (datiert: „Jena, im Januar 1795“; LA I 9, 119–151), außerdem die Abhandlung, die Goethe am 30. August 1794
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Schiller zuschickte und die auch erst aus dem Nachlass bekannt wurde: „In wiefern die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen angewendet werden könne“ (LA I 10, 125–127). Vgl. auch Goethes Brief an Samuel Thomas Soemmerring vom 31. Mai 1791 (Nr 28) und die Erläuterungen dazu. Die „Studie nach Spinoza“, die in alle kritischen Goethe-Ausgaben aufgenommen worden ist (vgl. z.B. LA I 11, 6–9 und MA 2.2, 479–482), deren Entstehungszeit mit 1784/85 oder 1788/89 vermutet wurde, stammt wahrscheinlich im Wesentlichen von Karl Philipp Moritz, entstanden während seines Aufenthaltes in Weimar im Dezember 1788 und Januar 1789 (vgl. Alessandro Costazza: Ein Aufsatz aus der Zeit von Moritz’ Weimarer Aufenthalt. Eine Revision der Datierung und Zuschreibung von Goethes Spinoza-Studie. In: GJb 112 [1995], 259–274). 13,5 In dem Stücke von Albr Dürers Wercke] Da der Bezugsbrief Meyers nicht überliefert ist, lässt sich nicht angeben, auf welches ‚Stück‘ Goethe hingewiesen wurde. Da er wünscht, dass die Sprüche Dürers in neuere Sprache übersetzt würden, ist denkbar, dass Meyer von Dürers 1525 in Nürnberg erschienenem Werk „Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien 〈…〉“, das sich in Goethes Bibliothek findet (vgl. Ruppert, 596, Nr 4137), gesprochen hatte. 13,9 Pension] Im Brief vom 21. August 1789 (GB 8 I, Nr 142) hatte Goethe versprochen, Meyer für die beiden Jahre, die er noch in Rom (oder: noch nicht in Weimar) leben werde, jährlich 100 Scudi (etwa 140 Reichstaler) zu überweisen; das geschah gewöhnlich in vierteljährlichen Raten zu Weihnachten, zu Ostern, zum Johannestag (24. Juni) und zum Michaelstag (29. September). Die nun angewiesenen 47 Laubthaler entsprechen etwa 70 Reichstalern. 13,9 Termin Michael] 29. September. 13,11 Joh. Quartal] Die Zeit zwischen dem Johannestag (24. Juni) und dem Michaelstag (29. September). 13,13 Schreiben Sie mir den Empfang] Wahrscheinlich geschah dies in Meyers nicht überliefertem Antwortbrief. 13,17 einige Worte über Ihre Arbeiten] Die Beilage ist nicht überliefert. 13,17–18 ein höchstfauler Schreiber] Nach der Rückkehr aus Italien ging Goethe immer mehr dazu über, seine Briefe zu diktieren. 1791 standen Johann Georg Paul Goetze und Christoph Erhard Sutor, gelegentlich auch (wie im vorliegenden Fall) Friedrich Wilhelm Schumann als Schreiber in seinen Diensten. 13,19 in einem Briefe] Der Brief ist nicht überliefert. 13,19–20 Ihr Gemälde] „Ödipus und das Rätsel der Sphinx“. Von dem Gemälde war schon in Meyers Briefen vom 5. April, 23. Juli, 24. September und 21. November 1789 (vgl. Goethe-Meyer 1, 34, 40, 46f. und 52) sowie in Goethes Brief vom 27. April 1789 (GB 8 I, Nr 103) die Rede gewesen. 13,20–21 die Zeichnung der Aurora] „Triumph der Aurora“ (vgl. KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr KK 2456 [GB 9 I, Abb. 2]; vgl. auch die Abbildung in:
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Zeichnungen von Johann Heinrich Meyer. Hrsg. von Hans Wahl [SchrGG 33]. Weimar 1918, 3. Tafel. 13,23–24 mich dereinst 〈…〉 unterhalten zu können] Dazu gab es nach Meyers Übersiedlung nach Weimar im November 1791 reichlich Gelegenheit. 13,26 Die Entzwecke 〈…〉 vorgesezt] Der Brief, der dem Gemälde beilag und es erklärte (der von Goethe erwähnte Brief Meyers vom 22. Dezember 1790), ist nicht überliefert. 14,7 Die Haupt-Figur] Ödipus. 16,17 und / und] Doppelung durch Seitenwechsel. 16,22–23 schön wenn Sie dieses Bild zu Ihrer Sommer arbeit machten] Die Zeichnung, so hofft Goethe, werde die Grundlage für ein auszuführendes Gemälde werden. Ob Meyer eine solche Arbeit, von der es keine Spuren gibt, auch nur in Angriff nahm, ist wegen des Fehlens seiner Briefe nicht bekannt.
15. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 20. März 1791 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2705. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,1(–23,3) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 26tL M a r t. 1791. / b. dL 12tL April“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 125–127, Nr 55. WA IV 9 (1891), 252–254, Nr 2859. BEIL AG E
Zwei Exemplare der „Vierten Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (vgl. zu 16,24 und zu 18,7). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 12. April 1791 (JB I 9, 30f., Nr 2765; vgl. RA 1, Nr 429). Postsendungen: 21. März 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 3, Bl. 6). Zur Person des Adressaten und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 13. und 14. August 1774 (GB 2 II, Nr 134) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden (GB 4, GB 6, GB 7 und GB 8). – Goethe und der Düsseldorfer Kaufmann Friedrich Heinrich Jacobi (1743–1819) waren seit 1774 freundschaftlich verbunden. Neben einigen wenigen Besuchen – zuletzt weilte Goethe im November 1792 vier Wochen bei Jacobi in
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Pempelfort bei Düsseldorf – war es vor allem der geistige Austausch über Briefe, der ihre Beziehung trotz immer wieder aufbrechender Kontroversen mit nachfolgenden Entfremdungsphasen und im Kern unterschiedlicher weltanschaulicher Prägungen dauerhaft trug. Die Jahre 1792 und 1793 bildeten die intensivste Phase ihrer Korrespondenz. Den 31 Briefen Goethes – einer davon ist nicht überliefert (EB 144) – stehen in diesem Zeitraum mindestens 24 Jacobis gegenüber. Im Jahr davor, 1791, waren es lediglich drei Briefe Goethes (Nr 15, Nr 30 und EB 97) und zwei von Jacobi gewesen. Dieser rege Austausch fand nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden existenziellen Gefahren durch Krieg und Besatzung im Zusammenhang mit der Französischen Revolution statt. Die politisch-historische Reflexion, aber auch über die jeweils aktuellen eigenen Arbeiten und Werke sowie über besondere Erfahrungen mit künstlerischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Zeit prägten die Korrespondenz in erster Linie. Hinzu kamen Berichte über private Geschehnisse in den jeweiligen Familien, die Situation im sachsen-weimarischen Herzogtum oder den Fortgang im Ilmenauer Bergbau, an dem Jacobi durch den Besitz von Anteilsscheinen unmittelbar beteiligt war. 16,24 Die vierte Nachricht vom Fortgange des Ilmenauer Bergbaues] Die (vierte) offizielle Information für die Anteilseigner (Kuxbesitzer) des 1784 neu begonnenen Ilmenauer Bergwerksprojektes. – Die „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ war am 24. Februar 1791 von den Leitern der herzoglichen Bergwerkskommission Goethe und Christian Gottlob Voigt in Weimar herausgegeben worden. Neben dem obligatorischen Rechenschaftsbericht über die letzten drei Jahre (vgl. S. 1–11) fungierte die Schrift vor allem als Einladung für einen ersten Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft (vgl. S. 11–16), explizit in der Unterzeile des Haupttitels erwähnt: „Womit zugleich ein auf den Sechsten Junius 1791 zu eröffnender Gewerkentag ausgeschrieben wird“. In dem Rechenschaftsbericht war eine Finanzierungslücke von gut 5000 Reichstalern festgestellt worden (vgl. S. 10f.), zu deren Ausgleich ein erneuter „gewerkschaftlicher Beytrag Eines neuen Louisd’or oder vier Laubthaler für jeden Kux unumgänglich erforderlich“ (S. 11) sei, dessen Zahlungsfrist auf den Beginn des vorgesehenen „Gewerkentags, welcher den 6ten Junius dieses Jahres eröffnet werden soll“ (ebd.), bestimmt wurde. Vgl. zu 19,4–5. 16,26 Gewerckentag Anlas geben könnte in unsre Gebirge zu kommen] Der so genannte Gewerkentag, die beschlussgebende Versammlung der Vertreter des gesamten Anteilskapitals der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft (1000 Kuxanteile zu 25 Reichstaler), fand vom 6. bis zum 11. Juni 1791 im Rathaus von Ilmenau statt (vgl. Fünfte Nachricht, 3 und 5). Jeder Anteilseigner (Kuxbesitzer) war teilnahmeberechtigt und somit geladen, Stimmrecht besaßen aber nur die so genannten Deputierten, Vertreter eines kumulierten Anteilskapitals. Deputierter konnte werden, wer „für sich selbst 10 Kuxe besitzt, und noch von 90 einen Auftrag hat; so daß er also für hundert Kuxe spricht“ (Vierte Nachricht, 14). Auch Jacobi war als
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Kux-Besitzer Mitglied der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft (vgl. GewerkenBuch; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 177, Bd 3, Kux 652) und zum Gewerkentag eingeladen (vgl. GB 8 II, zu 26,13). Er nahm an der Versammlung aber nicht teil. Zu den Verhandlungen des Gewerkentages vgl. zu 19,4–5. 17,1–2 als hätte ich dir das ganze vorige Jahr nicht geschrieben] Den letzten Brief an Jacobi hatte Goethe vor gut einem Jahr, am 3. März 1790, geschrieben (vgl. GB 8 I, Nr 185) und bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort erhalten (vgl. Bezugsbrieferläuterung zu GB 8 II, Nr 185). Schon im Jahr davor war nur im Februar je ein Brief gewechselt worden, obwohl sich nach Goethes Rückkehr aus Italien im Juni 1788 zunächst ein regelmäßigerer Briefaustausch angedeutet hatte (vgl. GB 8 II, zu 177,18). Auf vorliegenden Brief antwortete Jacobi am 12. April und schrieb vermutlich noch einen weiteren Brief im Mai (vgl. zu 17,30–31), den Goethe am 1. Juni 1791 (Nr 30) beantwortete. Danach war der Briefwechsel bis April 1792 wieder unterbrochen (vgl. Nr 75), ehe er sich dann wieder verstetigte. 17,2–3 Ich war wieder in Venedig] Es war Goethes zweite Italienreise vom Frühjahr 1790, die er unternahm, um die Herzoginmutter Anna Amalia von Venedig nach Weimar zu begleiten. Goethe trat die Reise am 13. März an und weilte knapp acht Wochen vom 31. März bis zum 22. Mai in Venedig, ehe er mit der Herzoginmutter am 18. Juni 1790 nach einer vierwöchigen Rückreise wieder in Weimar eintraf (vgl. GB 8 II, zu 210,21). Goethe hatte die Reise in seinem letzten Brief an Jacobi vom 3. März 1790 bereits angekündigt (vgl. GB 8 II, zu 178,13–14). Während seiner ersten Reise nach Italien hatte Goethe auf dem Hinweg nach Rom schon einmal für gut zwei Wochen in Venedig Station gemacht (vgl. GB 7 II, zu 13,5–6). 17,3–4 die Lombardey zum zweytenmal mit viel Nutzen gesehen] Wahrscheinlich sind damit die nördlich des Po gelegenen Gebiete der heutigen norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien und Trentino gemeint. 1790 gehörten die lombardischen Herzogtümer Mailand und Mantua sowie Südtirol zum Habsburgerreich, Venedig war selbstständige Republik. – Goethe reiste nach Venedig und auch zurück über die Brennerroute, also über Trient in Südtirol (23./24. März und 2. Juni), Verona (25.–28. März und 26.–28. Mai sowie 30. Mai bis 1. Juni), Vicenza (28./29. März und 24.–26. Mai) sowie Padua (29.–31. März und 22.–24. Mai), die alle schon auf dem Gebiet der Republik Venedig lagen. Auf der Rückreise machten Goethe und die Gesellschaft Anna Amalias einen dreitägigen Abstecher in das lombardische Mantua (28.–30. Mai), um dort die Kunstschätze und Bauwerke der Stadt zu besichtigen. Die Lombardeiregion im engeren Sinne hatte Goethe schon einmal während der ersten Italienreise im Mai 1788 auf der Heimfahrt durchquert. Von Florenz und Bologna kommend, reiste er damals über Reggio Emilia zunächst nach Parma (18.–21. Mai) und dann weiter über Pia-
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cenza bis Mailand, wo er eine Woche blieb (22.–28. Mai), ehe er über Como ins Schweizer Graubünden weiterfuhr (vgl. GB 7 II, zu 256,1–2). 17,4–5 nachher reiste ich nach Schlesien 〈…〉 Vorbereitungen zu einem Kriege] Nur gut fünf Wochen nach seiner Rückkehr aus Venedig brach Goethe am 26. Juli 1790 wieder zu einer längeren Reise auf. Carl August hatte ihn ins preußische Feldlager bei Zirlau in Schlesien beordert, wo der Herzog als preußischer General mit seinem Ascherslebener Kürassierregiment seit Ende Juni als Teil eines großen preußischen Heeresaufzugs stationiert war. Das Heerlager als Drohkulisse flankierte die Verhandlungen mit Österreich im nahegelegenen Reichenbach und wurde Ende September wieder aufgelöst. Vgl. GB 8 II, zu 210,23–24, zu 210,24–25, zu 225,1 und zu 225,3. Goethe nutzte die fast zweieinhalb Monate in Schlesien, um vom Riesengebirge bis nach Oberschlesien und sogar bis nach Krakau im Königreich Polen zu reisen, ehe er am 6. Oktober wieder in Weimar eintraf. 17,9 du mir kennst] Schreibversehen Goethes. Durch eine fehlende Präposition, wahrscheinlich ‚an‘, wird die syntaktische Einheit der Phrase und der Sinn der Aussage gestört. 17,11–12 mein botanisches Werckchen wirst gesehen haben] In seinem letzten Brief vom 3. März 1790 hatte Goethe Jacobi die bevorstehende Veröffentlichung seiner botanischen Abhandlung angekündigt, die wie geplant zur Ostermesse Ende April 1790 zustande kam (vgl. GB 8 II, zu 177,23–24). Jacobi erwarb und studierte Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zwar, doch fehlten ihm als Laie die Voraussetzungen zum Verständnis der Schrift, wie er in seinem Antwortbrief vom 12. April freimütig bekannte: „Ich habe mir die Botanischen Lehrbücher des Linnäus angeschafft, um deine Schrift über die Metamorphose der Pflanzen lesen zu konnen; aber es fehlt mir ein Beystand um mich das A. B. C. u das Buchstabieren zu lehren. Ich will nun mit Gewalt Rath dazu schaffen.“ (JB I 9, 31.) 17,12–13 setze ich meine Betrachtungen über alle Reiche der Natur fort] Goethe beschäftigte sich intensiv mit einem wachsenden Spektrum naturkundlicher Themen: Anatomie und Osteologie, Geologie und Mineralogie (vgl. GB 6 II, zu 202,8–9) sowie Botanik und Zoologie (vgl. GB 8 II, zu 210,16–17). Neuerdings interessierte ihn auch das Phänomen der physikalischen Farben (vgl. zu 25,2–4). 17,17–18 Den Versuch über die Gestalt der Thiere 〈…〉 Ostern herauszugeben] Von dem Plan zu einer zootomisch-morphologischen Abhandlung unter dem Titel „Versuch über die Gestalt der Thiere“ hatte Goethe ebenfalls schon in seinem letzten Brief vom März des vergangenen Jahres berichtet. Die im Sommer 1790 begonnene Ausarbeitung war seit Ende des Jahres nicht fortgesetzt worden (vgl. zu 3,14). 17,18 noch ein Jahr reifen müssen] Goethe setzte die Arbeit an der Abhandlung nicht fort (vgl. ebd.).
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17,19–20 einwärts] Nach innen, im Sinne von einer Tendenz (des Auffassens, Erkennens) zum Ideellen, Wesentlichen, Typischen (vgl. GWb 2, 1535). 17,22–23 Oberdirecktion des Theaters das hier errichtet wird] Anfang 1791 hatte Goethe von Herzog Carl August die Gründung und administrative Leitung eines fest an den Weimarer Hof gebundenen Theaters übertragen bekommen. Das neu zu verpflichtende Ensemble sollte noch im Frühjahr 1791 seine Spieltätigkeit aufnehmen, nachdem das seit Anfang 1784 bestehende Engagement der Schauspieltruppe Joseph Bellomos gelöst worden war. Das neue Amt der Oberdirektion des Theaters war zwar formal dem Hofmarschallamt angegliedert, jedoch frei in allen Entscheidungen. Da Goethe in den ersten Wochen der Vorbereitung zunächst mehr oder minder im Geheimen agieren sollte, gibt es kein offizielles Ernennungsdekret. Erst mit der Weisung Carl Augusts vom 17. Januar 1791 an den bisher für Theaterfragen im Hofmarschallamt zuständigen Assessor Franz Kirms machte er Goethes neue Position bekannt: „Es dringen schon von allen Ecken potenzen ein welche den od. jenen Ackteur, die u. die Acktrice begünstigen u. annehmen machen wollen; diesem unwesen zu steuern, u. zu verhindern daß nicht schon bey der ersten empfängniß der Embryo verunstaltet werde, habe ich mit Göthen die Abrede genommen, daß ich schon öffentl. bekenne ich habe ihm die direcktion dieser sache übertragen. Laßen auch Sie also diesen vorsatz kund werden, u. behandeln nun das Geschäfte ganz öffentl. u. mit Göthen: ich werde dadurch aller zudringlichkeiten loß, u. schiebe alles letzterem zu.“ (Wahle, Weimarer Hoftheater, 30.) 17,23 piano] Ital.: Sachte, gemach, leise. 17,25–26 alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben] Goethe hat sich nur in den ersten Jahren darum bemüht. Im Sommer 1791 schrieb er das Lustspiel „Der Groß-Cophta“, das am 17. Dezember 1791 in Weimar uraufgeführt wurde. Im April 1793 entstand die Revolutionskomödie „Der Bürgergeneral“, die schon am 2. Mai auf die Weimarer Bühne kam. Goethes Singspiel „Claudine von Villa Bella“, das Reichardt bereits 1789 vertont hatte und das in Berlin uraufgeführt worden war, erlebte schließlich am 30. Mai 1795 seine Premiere in Weimar (vgl. GB 8 II, zu 125,16–17), ebenso „Erwin und Elmire“ mit der Musik der Herzogin Anna Amalia am 1. Juni 1796. Daneben standen deutsche Bearbeitungen von zwei italienischen Opern für das Weimarer Theater, so Domenico Cimarosas Buffostück „L’impresario in angustie“, das unter dem Titel „Die theatralischen Abentheuer“ am 24. Oktober 1791 erstmals präsentiert wurde, sowie Pasquale Anfossis „La maga circe“, deren deutsche Fassung „Circe“ ab dem 22. November 1794 zum Weimarer Spielplan gehörte (vgl. Burkhardt, Repertoire, 1–22 [1791–1796]). Pläne zu weiteren dramatischen Arbeiten wie der Prosakomödie „Die Aufgeregten“ (vermutlich 1792/93) oder zu einer Fortsetzung von Mozarts und Schikaneders Erfolgsoper „Die Zauberflöte“ (Zweiter Theil; vermutlich 1794) kamen über einzelne Entwürfe, anderes wie „Die Befreiung des Prometheus“ oder „Das Mädchen von Oberkirch“ (vermutlich 1795/96) nicht über Ansätze hinaus. Das Ende 1790 ge-
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gebene Versprechen, für den Berliner Hofkomponisten Johann Friedrich Reichardt ein Libretto für eine große deutsche Oper nach Motiven der nordischen Mythologie zu verfassen, blieb uneingelöst (vgl. GB 8 II, zu 228,18–19 und zu 228,19–20). 17,28 Mein Leben im Ganzen ist vergnüglich und gut] In ganz ähnlicher Weise hatte sich Goethe gegenüber Jacobi auch schon in seinem vorangegangenen Brief geäußert: Meine Lage ist glücklich, wie sie ein Mensch verlangen kann. (GB 8 I, 177,19–20; weiter vgl. GB 8 II, zu 177,19–20.) 17,30–31 Schreibe mir doch ein Wort von dir] Jacobi antwortete mit einem Brief vom 12. April 1791, erwähnte zwar eine „Krankheit“ (JB I 9, 30), beschrieb seine Lebenslage sonst aber nur sehr allgemein und fast philosophisch: „Du fragst was mich beschäftigt? Ein Ende zu suchen, irgend wo, an irgend was, das nur lang genug wäre, um es zu faßen u halten zu können. Je länger ich lebe und je mehr ich lerne, desto weniger kan ich aus Himmel u Erde klug werden. Die französische Revolution hat mir eine Zeitlang viel zu schaffen gemacht; ich habe auch bey dieser Gelegenheit einiges für mich geschrieben, das vielleicht noch gedruckt wird.“ (Ebd., 31.) Im Mai hat Jacobi dann offenbar noch einen persönlicheren Brief an Goethe gerichtet, denn in seiner Antwort vom 1. Juni stellt dieser noch einige Nachfragen zu Jacobis Kindern (vgl. zu 31,15; zu 31,16–17; zu 31,17; zu 31,18). 17,32 Lips hat mein Portrait gezeichnet und ist beschäftigt es zu stechen] Der mit Goethe befreundete Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips lebte seit November 1789 in Weimar (vgl. GB 8 II, zu 108 und zu 141,1–2) und hatte wahrscheinlich im November oder Dezember 1790 eine Porträtzeichnung von Goethe in Kreide und en face als Rundbild gefertigt (FDH/ FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-7901), die als Vorlage für einen Kupferstich dienen sollte. Am 28. Dezember 1790 berichtete er Johann Caspar Lavater in Zürich darüber: „Kürzlich habe ich das Portrait von Goethe gezeichnet, welches mir nach meinem Sinn recht gut gerathen ist, und auch hier allgemein gefallen hat. Nun werde ichs ehestens anfangen in Kupfer zu stechen, und noch bis Ostern herausgeben; ich glaube auch, daß ich als Speculation gut darmit fahren wird, weil es wirklich häuffig verlangt wird, und noch kein gutes heraus ist.“ (Kruse, Lips, 193.) Ob es noch letzte Arbeiten an der Zeichnung bis etwa Mitte Januar 1791 gegeben hat, worauf einzelne Tagebuchnotizen Goethes aus dieser Zeit deuten, muss offen bleiben (vgl. GT II 1, 16 [13., 14. und 16. Januar 1791]). Dass Lips bereits an dem Kupferstich arbeitete, wird im vorliegenden Brief erstmals erwähnt, aus Goethes Briefen von Ende Mai und Anfang Juni 1791 geht hervor, dass Lips die Platte zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestochen hatte (vgl. zu 27,6–7 und zu 32,28). Dies geschah wohl erst Anfang oder Mitte des Sommers (vgl. zu 47,12). 17,33–34 Anzeige 〈…〉 in dem Mode Journal und der Litteratur Zeitung] Eine von Johann Heinrich Lips unterzeichnete und auf den 9. Februar 1791 da-
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tierte Ankündigung seines Kupferstichs erschien zuerst im März-Heft (Nr 3) des „Intelligenz-Blattes“ des „Journals des Luxus und der Moden“: „Portrait des Hrn. G. R. v. Göthe von Hrn. Lips. Endesunterzeichneter hat das Portrait des Herrn Geheimen Rath von Göthe gezeichnet, und ist eben beschäftigt, solches in Kupfer zu stechen. Das Gesicht ist e n F a c e genommen, und der Kopf 5 ½ Pariser Zoll hoch. Er wünscht nach Vollendung dieser Arbeit Liebhabern sogleich die besten Abdrücke davon übersenden zu können, welches nach der Ordnung geschehen soll wie die Subscriptionen bey ihm einlaufen, welche er noch vor der Leipziger Oster-Messe, jedoch postfrey sich erbittet. Zugleich wünscht er, um der Bequemlichkeit der Versendung willen, daß an entferntern Orten sich Collekteure finden möchten, an welche sodann die Abdrücke zusammen überschickt werden können. Wer auf 6 Exemplare subscribirt, erhält das 7te für seine Bemühung. Sobald die Platte fertig ist, wird das Publikum davon benachrichtiget, und gegen Einsendung des Geldes, die Abdrücke sogleich abgesendet werden. Der Preis ist ein Laubthaler.“ (S. XXIII.) Eine gleichlautende Anzeige wurde kurz danach auch in das „Intelligenz-Blatt“ der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Jena und Leipzig) eingerückt (Nr 37, Sp. 304). Es handelt sich bei dieser Arbeit um das bekannte runde Halbbrustbild von vorn mit weißem Halstuch und hohem Rockstehkragen (Abbildungen in: Schulte-Strathaus, Nr 76 und Kruse, Lips, 195, Nr 113), das Teil eines Kupferstich-Triptychons mit Porträts auch von Wieland und Herder werden sollte, das jedoch nicht vollendet wurde (vgl. Kruse, Lips, 193–200 und 203). 17,34–18,1 Willst du einige so schreibe es mir] Jacobi bestellte mehrere Kupferstiche: „Von deinem Portrait nehme ich sechs Exemplare.“ (Jacobi an Goethe, 12. April 1791; JB I 9, 31.) Er erhielt sie Ende August oder Anfang September von Goethe zugesandt (vgl. zu 47,12). 18,2–3 Lips wird sich mit den Abdrücken 〈…〉 nach Cassel reisen.] Ob und wann Lips nach Kassel reiste, um dort die Kupferstichabzüge seines Goethe-Porträts herzustellen oder herstellen zu lassen, ist nicht bekannt. In seinem nächsten Brief an Jacobi vom 1. Juni 1791 wiederholte Goethe jedoch diese Ankündigung (vgl. 31,31–32). 18,4 die deinigen] Nach dem Tod seiner Frau Helene Elisabeth am 9. Februar 1784 war Jacobi Witwer. Seine Halbschwester Susanna Helene Jacobi führte den Hausstand in Pempelfort, und Anna Catharina Charlotte, die zweite Halbschwester Jacobis, lebte ebenfalls zeitweilig in der Familie. Zu dieser gehörten ferner die vier Kinder Jacobis, Johann Friedrich (geb. 1765), Georg Arnold (geb. 1768), Carl Wigand Maximilian (geb. 1775) und Clara Franziska (geb. 1777). Der älteste Sohn lebte seit 1784 unter der Obhut seines Onkels Johann Arnold von Clermont in Vaals und Aachen und war inzwischen bereits verheiratet (1787). Georg Arnold Jacobi studierte seit 1787 in Göttingen. 18,7 Das zweyte Exemplar sende doch der Fürstinn Gallizin] Ein weiteres Exemplar der neuesten Informationsschrift zum herzoglichen Bergwerksunterneh-
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men in Ilmenau, die „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (Weimar 1791), sollte auf diesem Wege auch an Amalia Fürstin von Gallitzin gehen, die wie Jacobi 1784 eine Kux, einen Anteilsschein, zur Finanzierung des Ilmenauer Bergwerksprojektes erworben hatte (vgl. GB 8 II, zu 26,13; zu 16,24). Die Fürstin war eine enge Vertraute Jacobis und lebte in Münster und auf ihrem nahegelegenen Landsitz Angelmodde. Goethe hatte sie während ihres Besuches in Weimar im September 1785 kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 66,5). Jacobi bestätigte Goethe in seinem Antwortschreiben vom 12. April, dass er das Schreiben nun weiterleiten werde: „Der Prinzeßinn schicke ich die Nachricht übermorgen; ich vergaß es vorige Woche.“ (JB I 9, 31.)
16. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. März 1791 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 143. – 1 Bl. 20,1(–20,4) × 23,5(–23,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863), 166f., Nr 71. WA IV 9 (1891), 254f., Nr 2860 (Druck auch in: WA I 4 [1891], 230). BEIL AG E
Dem Brief lag wahrscheinlich ein Gedicht von Johanne Susanne Bohl vom 18. März 1791 bei. Das Gedichtblatt folgt in der Aktenaufbewahrung unmittelbar auf Goethes Briefgedicht für Herzog Carl August und steht diesem auch inhaltlich nahe: Freund, mein Wonne Mond ist schon erschienen, Dessen Anfang war der fünfte Mertz. Heil dem angenehmen Tage grünen, Die nach leeren Fluhren, vor mein Hertz. Jenen Tag, so hallt mirs Täglich wieder, war mein Vielgeliebter Fürst bey mir und die Hoffnung schmeichelt auch schon wieder, wenn die Fluhren blühn, kommt er zu Dir. Meine Kraft und mein Gefühl der Freude, schien fast Todt, doch gäntzlich mir entflohn. Aber von dem Tage an, biß heute springt die Freude fast mit mir davon.
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Denn Du weist, wie ich den Guten Liebe, und Sein hertzig liebes Ehemahl. O wer weiß wo ich vor Freude bliebe, Kämen Sie zusammen in mein Thal. Warlich Lieber Goethe alle Kräuter, Wurtzeln, Säfte, die ich Schwache tranck, machten mich nicht so gesund und heiter, Als mein Fürst, Ihm sey der wärmste Danck. Schütze Gott des besten Hertzogs Leben, bet ich oft auß meines Hertzens Grund. Stärcke und Erhalte auch darneben, Sein, und meinen G ö e t h e stets gesund. Lobeda dL 18 Mertz 1791
J S Bohlin
LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 144. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über das Verhältnis zwischen Goethe und Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach (1757–1828) und dessen Entwicklung vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 23. und 24. Dezember 1775 (GB 3 IIA, Nr 8) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes haben sich acht Briefe Goethes an den Herzog erhalten (Nr 16, 24, 27, 36, 38, 44, 77 und 82). Aufgenommen wurde ferner ein amtliches Schreiben (Pro Memoria) in Bergwerksangelegenheiten, das auch schon in den Ergänzungsbänden der Weimarer Ausgabe abgedruckt worden war (A 2). 13 weitere Briefe, darunter fünf von September und Oktober 1793, konnten erschlossen werden (vgl. EB 32, EB 119, EB 132, EB 133, EB 143, EB 150, EB 153, EB 199, EB 202, EB 205, EB 207, EB 209 und EB 216). Die tatsächliche Zahl der goetheschen Briefe dürfte noch höher gewesen sein, zumal wenn man berücksichtigt, dass außer dem Pro Memoria lediglich zwei der überlieferten Briefe innerhalb Weimars verschickt wurden (Nr 16 und Nr 44), obwohl angenommen werden kann, dass diese Art des Briefverkehrs wesentlich intensiver war. Eine regelrechte Korrespondenz entstand vor allem immer dann, wenn sich Carl August auf Reisen befand, was in dieser Zeit besonders durch sein Engagement als Kommandeur des preußischen Kürassier-Regiments von Rohr (Nr 6) in Aschersleben (vgl. GB 7 II, zu 224,6) häufig der Fall war. Die meisten goetheschen Briefe gingen
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BRIEF 17
zum Regimentsstandort oder auch nach Wilhelmsthal, wo die Herzogsfamilie 1791 zur Sommerfrische weilte. Goethe begleitete den Herzog auf zwei größeren Feldzügen persönlich, so bei der Kampagne der alliierten österreichisch-preußischen Armeen gegen das revolutionäre Frankreich im August und September 1792 sowie bei der Belagerung des französisch besetzten Mainz von Mai bis Anfang August 1793. In dieser Zeit sind keine Briefe gewechselt worden. Goethe informierte Carl August in seinen Schreiben über Neuigkeiten in Weimar, vor allem über Administratives (Schlossbau, Theater, Universität, Bergbau, Personal), aber auch Gesellschaftliches oder anderweitig Interessantes. Er diskutierte mit ihm über Politisches, Kulturelles und Persönliches, war Ratgeber und Auftragshelfer gleichermaßen. Auch über die eigene literarische Arbeit sowie die Entwicklungen seiner intensiver werdenden naturkundlichen Forschungen, vor allem auf dem Gebiet der Optik und Farbenlehre, hielt er den Herzog auf dem Laufenden. Jeder Brief wurde in der Regel mit einer Antwort bedacht, denn auch der Herzog suchte den Austausch, berichtete von seinen Erlebnissen, Gedanken und Intentionen, fragte nach und überantwortete seinem ‚ersten Vertrauten‘ in Weimar spezielle Aufträge. 18,10 Bey diesem Wetter hierzubleiben] Herzog Carl August hatte eine geplante Reise nach Aschersleben zu seinem dortigen Regiment verschoben. Er holte die Reise im Mai nach und hielt sich vom 12. Mai bis zum 1. Juni 1791 dort auf. 18,11 Send’ ich des Wissens Uberfluß] Vermutlich schickte Goethe ein Buch philosophischen Inhalts. Karl Eibl vermutet Kants „Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“ (FA/Goethe I 1, 1244). Goethe besaß die erste und zweite Auflage des Werks (erschienen Riga 1786 und 1787; vgl. Ruppert, 450, Nr 3082f.). Die folgenden Verse des Gedichts sprechen allerdings eher gegen diese Vermutung. 18,17 draussen vor dem Thor] Goethe wohnte im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Marienstraße, vor dem Frauentor. 18,18 allerliebste Kätzchen] Die Weidenkätzchen werden geblüht haben; und Goethe freute sich an Christiane Vulpius, seinem allerliebste〈n〉 Kätzchen, wie durch den letzten Vers nahe gelegt wird. 18,19 alle zwölf Categorien] Anspielung auf Kants „Tafel der Categorien“ in seiner „Critik der reinen Vernunft“ (im Kapitel „Von den reinen Verstandesbegriffen oder Categorien“), deren dritte Auflage (Riga 1790) Goethe besaß. Nach Kant gibt es zwölf Kategorien, und zwar je drei der Quantität (Einheit, Vielheit, Allheit), der Qualität (Realität, Negation, Limitation), der Relation (Inhärenz und Subsistenz, Kausalität und Dependenz, Gemeinschaft) und der Modalität (Möglichkeit / Unmöglichkeit, Dasein / Nichtsein, Notwendigkeit / Zufälligkeit). – Unter Goethes zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlichten „Römischen Elegien“ endet die zweite der ‚priapeischen‘ Elegien (V. 18–22) mit dem Hinweis auf zwölf Liebesstellungen:
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Häßlich bin ich nicht mehr, bin ungeheuer nur stark. Dafür soll dir denn auch halbfußlang die prächtige Rute Strotzen vom Mittel herauf, wenn es die Liebste gebeut. Soll das Glied nicht ermüden als bis ihr die Dutzend Figuren Durchgenossen wie sie künstlich Philaenis erfand. (MA/Goethe 3.2, 82.) Philainis (latinisiert Philaenis) ist der Name einer Hetäre, der in der Antike eine Schrift über zwölf „Figurae Veneris“ genannte ‚Stellungen‘ zugeschrieben wurde.
17. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 31. März 1791 → 〈Ansbach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 121. – 1 Bl. 18,8(–19) × 23,2(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 101f., Nr 97. WA IV 9 (1891), 255, Nr 2861. BEIL AG E
„Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (vgl. zu 19,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet die nicht überlieferten Briefe Knebels vom 13. Februar und vom 24. März 1791 (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 7 und 14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 19,1 Gegen dein zierliches Bändchen] Goethe meint wahrscheinlich Knebels Abhandlung „Ueber die Sprache“, die dieser einige Wochen zuvor nach Weimar geschickt hatte und die in Wielands „Neuem Teutschem Merkur“ erscheinen sollte (vgl. zu 4,16). Möglicherweise hatte Goethe angenommen, der Text sei zusammen mit weiteren Aufsätzen für eine Buchveröffentlichung vorgesehen. 19,1–2 Nachrichten von dem Ilmenauer Wercke] „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (Weimar 1791). Vgl. zu 16,24.
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19,2–3 Im Juni ist Gewercke Tag] Der so genannte Gewerkentag, die beschlussgebende Versammlung der Eigner der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft, war für den 6. Juni 1791 einberufen worden und fand bis zum 11. Juni im Rathaus von Ilmenau statt (vgl. Fünfte Nachricht, 3 und 5; weiter vgl. zu 16,26). 19,3–4 wohnst du ihm bey und siehst das alte Ilmenau einmal wieder] Knebel war als Besitzer von zwei Kuxen Teil der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft (vgl. Gewerken-Buch; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 177, Bd 3, Kux 512 und 513) und so zum Gewerkentag geladen. Er nahm an der Versammlung aber nicht teil, obwohl er seit dem 12. Mai 1791 nach einem einjährigen Aufenthalt bei seiner Familie im fränkischen Ansbach wieder in Jena und Weimar weilte (vgl. GB 8 II, zu 211,28). Das letzte Mal war Knebel knapp drei Jahre zuvor im Juni 1788 für zwei Wochen in Ilmenau gewesen (vgl. Knebel, Tgb. [15.–28. Juni] 1788, Bl. 49–52). Sein nächster Besuch fand erst wieder vom 3. bis 9. Juli 1793 statt (vgl. Knebel, Tgb. [3.–9. Juli] 1793, Bl. 28 und 29). 19,4–5 Gewerckschaft zu einem Haupt Entschluße Muth] Der Gewerkentag hatte über den Fortgang des Ilmenauer Bergbauprojektes zu beraten. Seit dem verheerenden Grundwassereinbruch in dem neu angelegten Johannisschacht Ende 1787 war die Abteufung, das Vordringen zu erzführenden Gesteinsschichten, ins Stocken geraten. Stattdessen kämpfte man seitdem trotz des Einsatzes zweier Kunstzeuge zum Abpumpen des Wassers (vgl. zu 105,13–14) vergeblich gegen immer neue Grundwassereinbrüche. Dieses Problem gefährdete allmählich das gesamte Unternehmen. Der Freiberger Berggeschworene Carl Gottfried Baldauf betrachtete den Einbau eines dritten und sogar eines vierten, leistungsstärkeren Kunstzeugs als unumgänglich, sollte überhaupt an dem Bergbauprojekt festgehalten werden. Die Finanzierung dieser Kunstzeuge sowie die Schließung der bereits entstandenen Finanzierungslücke von rund 5000 Reichstalern musste vom Gewerkentag beschlossen werden (vgl. zu 16,24). Es stand somit ein Antrag auf einen weiteren gewerkschaftlichen Beitrag „Eines neuen Louisd’or oder vier Laubthaler für jeden Kux“ (Vierte Nachricht, 11) zur Abstimmung. Die Deputierten beschlossen diesen Zusatzbeitrag mit einer mehrmonatigen Zahlungsfrist: „Die Kosten beyzubringen, war der Beschluß folgender: der gegenwärtige Termin, welcher 6500 Rthlr. Current einträgt, würde sogleich zu Fortsetzung des Werks angewendet werden, die Frist zu Bezahlung desselben würde bis Michaelis diese Jahres erstreckt“ (Fünfte Nachricht, 12f.). Vorausschauend beschloss der Gewerkentag darüber hinaus die Zahlung eines zweiten Zuschusses in gleicher Höhe bis Jahresende 1791 zur Deckung des zukünftigen Finanzbedarfs der Gewerkschaft: „Um nun theils das Erforderliche für die vorzunehmenden Baue völlig aufzubringen, auch den Receß binnen hier und Ostern abzutragen, ist auf Weihnachten dieses Jahrs ein abermaliger Termin von Einem neuen Louisd’or oder 4 Laubthalern verwilligt worden.“ (Ebd., 13.) Gleichzeitig wurde verfügt, dass „Kuxe caducirt“, das heißt als verfallen erklärt werden sollten, sofern die be-
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schlossene Zahlung ausbliebe, um „den geringen Nachtrag von Seiten der Gewerkschaft selbst zu übernehmen, und die Societät dadurch ins Enge zu ziehen.“ (Ebd.) 19,5 Ich bin so zerstreut] Möglicherweise hatte Knebel Goethe schon den Termin seiner Rückkehr nach Jena und Weimar angekündigt und auch nach Goethes Meinung zu seinem Aufsatz „Ueber die Sprache“ gefragt. Goethe war aber offenbar sehr stark in Anspruch genommen vom Hoftheaterprojekt und der Vorbereitung der Gewerkenversammlung des Ilmenauer Bergwerks. 19,7–8 Ich bin fleisig und bringe nach und nach allerley zusammen.] Neben den aufwändigen administrativen Projekten hatte Goethe auch die Arbeit an dem Roman „Wilhelm Meister“ wieder aufgenommen, wovon er Knebel in seinem vorigen Brief vom 1. Januar 1791 berichtet hatte (vgl. zu 3,21–22), und sich zunehmend optischen Studien zugewandt (vgl. zu 25,2–4). 19,8–9 erfreue uns bald mit deiner Gegenwart] Knebels Rückkehr stand kurz bevor (vgl. zu 4,14–15). Am 12. Mai 1791 traf er in Jena ein, und am 16. Mai war er wieder in Weimar (vgl. GB 8 II, zu 211,28).
18. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, Anfang April 1791〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Bei dem Aufsatz, den sich Goethe erbittet und den er mit seinem Brief vom 11. April 1791 an Sylvius Friedrich von Franckenberg (Nr 20) schickt, handelt es sich um das Gutachten „Unmaasgeblicher Entwurf zur Einrichtung des Fürstlichen Alumnats in Jena“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6024, Bl. 11–23), das Herder am 28. Februar 1791 Herzog Carl August vorgelegt hatte (vgl. HB 13, 247). Die Datierung des vorliegenden Briefes geht von der Annahme aus, dass zwischen dem erwähnten Brief Franckenbergs und Goethes Antwort ein Zeitraum von etwa 10 Tagen gelegen haben wird. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 11,6 × 18,4 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 255f., Nr 2862.
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BRIEF 19
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Goethes langjähriges Verhältnis zu Herder vgl. die einleitenden Erläuterungen zu seinen Briefen aus der Zeit zwischen Ende April und Mitte Mai? 1771 (GB 1 II, Nr 80) und wahrscheinlich von Anfang August 1788 (GB 8 II, Nr 11). – Von den 14 überlieferten Briefen aus den Jahren 1791–1793 (von denen drei auch für Caroline Herder bestimmt waren) gingen die meisten (nämlich neun) in Weimar von Haus zu Haus. Sie enthalten hauptsächlich kurze private, insbesondere literarische Mitteilungen und Fragen; gelegentlich betreffen sie in aller Kürze eine amtliche Angelegenheit, für die auch Herder zuständig war, wie die Reform des Konviktoriums der Jenaer Universität. Die fünf Briefe an Herder, die Goethe aus der Ferne schrieb (1792 aus Frankfurt und Luxemburg, 1793 aus dem Feldlager bei Marienborn), unterrichten im Wesentlichen über sein Befinden; an guten Wünschen, der Freund, der im Sommer 1792 zu einer Kur in Aachen weilte, möge bald gesund werden, fehlt es auch nicht. Ein erschlossener Brief vom 20. Juni 1791 (EB 61), den Goethe an Herder nach Karlsbad schickte, wird auch im Wesentlichen dessen Gesundheit gegolten haben. 19,11 Beyliegendes 〈…〉 Franckenbl.] Zu Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 2. September 1785 (GB 6 II, Nr 141). Vgl. auch Goethes Brief an Franckenberg vom 11. April (Nr 20). Möglicherweise ist das Schreiben von Georg von Sachsen-Meiningen an Carl August vom 11. März 1791 (vgl. den Kommentar zu FA/Goethe I 27, 17–21, Nr 3 [FA/Goethe I 27 K, 16–20]) auch über Gotha geschickt worden, und Franckenberg hat seinen Inhalt an Goethe weitergegeben. 19,14 deinen Aufsatz] Das Gutachten „Unmaasgeblicher Entwurf 〈…〉“ (vgl. Datierung). Vgl. dazu HB 13, 247f. und den Kommentar zu FA/Goethe I 27, 17–21, Nr 3 (FA/Goethe I 27 K, 16–20); außerdem Haym 2, 488–490.
19. An Friedrich Ludwig Schröder
Weimar, 6. April 1791 → 〈Hamburg〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz (Verbleib unbekannt). – Doppelblatt, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte (Angaben nach Faksimile und Handschriftenbeschreibung in E3). – Faksimile: Musik und Kunst. Aus der Sammlung Wolfgang Kerber. Eberhard Köstler. Autographen & Bücher. Juni 2015. Katalog 138. Tutzing 2015, o. S. (Deckblatt; Teildruck: 19,17–20,6 Wäre die Empfehlung 〈…〉 Ubung sind mitheilen,).
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E1: WA IV 9 (1891), 256, Nr 2863 (nach einer nicht überlieferten Abschrift Julius Wahles, die auf einer Kollationierung von H durch Berthold Litzmann beruht; vgl. WA IV 9, 371). E2: Versteigerung LIII. Autographen, sowie Goethe und der Weimarer Kreis in Bild und Schrift. Im Auftrage und aus dem Besitze der Firma Karl Ernst Henrici durch den beeidigten Versteigerer Herrn Werner Haehnel. Ausstellung: Montag den 16. bis Donnerstag den 19. Juni 1919. Versteigerung: Freitag den 20. Juni 1919. Berlin 〈1919〉, S. 46, Nr 287 (Teildruck nach H: 20,2–8 Danckbar für den Antheil 〈…〉 seiner Kunst anerkennt.). E3: Musik und Kunst. Aus der Sammlung Wolfgang Kerber. Eberhard Köstler. Autographen & Bücher. Juni 2015. Katalog 138. Tutzing 2015, S. 10, Nr 25 (Teildruck: 19,17–20,8 Wäre die Empfehlung 〈…〉 seiner Kunst anerkennt.). Textgrundlage: Faksimile (nach S. 1 von H) und E1 (nach S. 2 von H). – E1 bis E3 bieten eine identische Transkription der Brieffortsetzung auf S. 2 von H, aber nur E1 hat auch den vollständigen Text mit Orts- und Datumsangabe sowie der Unterschrift Goethes. Deshalb wurde für die Textgrundlage in Ergänzung des Faksimiles für den Briefschluss E1 zugrunde gelegt. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Schröders, wahrscheinlich aus dem Zeitraum März bis Anfang April 1790 (vgl. zu 19,17). – Schröder antwortete mit einem Brief vom 7.–9. Mai 1791 (vgl. RA 1, Nr 431 und Pasqué 1, 90–93). Friedrich Ludwig Schröder (1744–1816) wurde als Kind fahrender Schauspieler in Schwerin geboren und wuchs in diesem Milieu heran. Früh übernahm er kleinere Bühnenrollen und wurde als Charakterdarsteller und Tänzer ausgebildet. Mit 20 Jahren war er festes Mitglied in der Theatertruppe seines Stiefvaters Konrad Ernst Ackermann in Hamburg und übernahm die Truppe 1771 nach Ackermanns Tod zusammen mit seiner Mutter, Sophie Charlotte Schröder. Gemeinsam leiteten sie das bald sehr angesehene so genannte Komödienhaus am Gänsemarkt bis 1780. Ein Engagement Schröders als Schauspieler am Wiener Hoftheater wurde nach kurzer Zeit beendet, und Schröder kehrte nach Hamburg zurück, wo er sein Theater 1786 neu gründen konnte und sehr erfolgreich bis 1798 weiterführte. Danach zog er sich auf sein Landgut in Rellingen bei Hamburg zurück und widmete sich vorrangig der Schriftstellerei. 1811 unternahm er im fortgeschrittenen Alter von 66 Jahren schließlich noch einmal den Versuch einer Theatergründung in Hamburg. Er genoss auch als Schauspieler und versierter Dramatiker hohes Ansehen. Sein Verdienst als Theatermann besteht darin, literarischen Anspruch und kommerziellen Geschäftserfolg effizient miteinander verbunden zu haben. Neuen Tendenzen der modernen Dramatik begegnete er aufgeschlossen und bot ihnen genauso Raum wie
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klassischer Theaterkunst, insbesondere den Stücken Shakespeares. – Seit wann sich Goethe und Friedrich Ludwig Schröder kannten, ist nicht eindeutig feststellbar. Ein erster Brief Goethes an Schröder in Hamburg vom März 1776 ist über Goethes Rechnungsbücher belegt (vgl. GB 3 I, EB 49). Am 15. August 1780 traf er Schröder während dessen Besuchs in Weimar wohl zum ersten Mal auch persönlich. Zu einer weiteren Begegnung kam es, als Schröder sich auf einer Theaterreise durch Deutschland vom 20. bis 22. April 1791 erneut in Weimar aufhielt. In das Umfeld dieses Besuches, als Goethe gerade mit den Vorbereitungen für die Etablierung eines festen Hoftheaterensembles in Weimar beschäftigt war, fällt auch die Phase eines kurzen brieflichen Kontaktes mit Schröder. Dieser hatte Goethe kurz zuvor Schauspieler für das neue Weimarer Ensemble empfohlen, und Goethe konsultierte den erfahrenen Theaterleiter bezüglich der Kassenführung und des Verhaltensregelwerks für die Schauspieler. Nach jeweils zwei Briefen im April bzw. Mai 1791 riss die Verbindung aber wieder ab. Im Oktober 1798 wandte sich Goethe noch einmal an Schröder, um ihn als Darsteller für die Rolle des Wallenstein in Schillers gleichnamigem Drama an der Weimarer Bühne zu gewinnen, was Schröder jedoch kurz darauf ablehnte. 19,17 die Empfehlung des Böttcherischen Ehpaars] Die Schauspieler August Wilhelm und Charlotte Christiane Bötticher waren Ensemblemitglieder des Deutschen Nationaltheaters in Berlin seit dessen Gründung Ende 1786 (vgl. Theater in Berlin, 210 und 220). Seit ihrer überraschenden Entlassung durch den Vorsitzenden des Theaterdirektoriums der Königlichen Theater, Johann Jacob Engel, zum 1. Oktober 1790 (vgl. Brachvogel, Theater Berlin 2, 263f.) waren sie auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Den Winter überbrückten sie mit Gastengagements in Schröders Schauspielhaus in Hamburg (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 101). Schröder, der von der Neugründung des Weimarer Theaters wusste (vgl. GB 8 II, zu 170,8–9), hatte sie wohl im Bezugsbrief, wahrscheinlich vom März oder von Anfang April 1791, empfohlen. 19,20 dieses Fach auf unserm angehenden Theater schon besetzt] August Wilhelm und Charlotte Christiane Bötticher waren zuletzt in Berlin vor allem in den Fächern „ältliche und militärische Rollen“ sowie „tragische und komische Mütter“ aufgetreten (Theater-Kalender, auf das Jahr 1791. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1790], S. 192f.). Die Zusammenstellung des neuen Hoftheaterensembles in Weimar hatte Goethe im April 1791 weitgehend abgeschlossen (vgl. Pasqué 1, 45–83). Rollen von Alten, Militärs usw. konnten sowohl mit Carl Friedrich Malcolmi, Franz Joseph Fischer als auch Peter Amor besetzt werden, für Mütterrollen standen Josepha Fischer und Caroline Amor zur Verfügung (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1792. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1791], S. 330f.). Das Ehepaar Bötticher fand noch im gleichen Jahr ein neues Engagement in der in Hannover und Kassel spielenden Großmann’schen Theatertruppe (vgl. ebd., S. 280).
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20,5–6 Gesetze und Regeln 〈…〉 Ihrer Gesellschaft in Ubung sind mittheilen] Schröder führte sein Theater am Hamburger Schauspielhaus wie ein kommerzielles Unternehmen. Er organisierte den Theaterbetrieb nach strengen Kriterien der Kosteneffizienz und der reibungslos funktionierenden Zusammenarbeit, die durchzusetzen er ein Theaterreglement eingeführt hatte. Die so genannten „Gesetze des Hamburgischen Theaters“, die seit 1788 an seinem Haus in Kraft waren, schrieben Rechte und Pflichten aller Ensemblemitglieder sowie Verhaltensvorschriften fest, differenziert nach den jeweiligen Aufgaben der einzelnen Theatermitarbeiter (vgl. Neues Theater-Journal für Deutschland. H. 2. Leipzig 1789, S. 22–25; vgl. auch Eigenmann, Hamburger Theater, 126–146), und wurden ständig weiterentwickelt (vgl. die Fassung von 1791/92 in: Annalen des Theaters. H. 9. Berlin 1792, S. 3–22). Die Finanzen verwaltete Schröder nach den Regeln kaufmännischer Buchführung, für die Kontrolle des Kassenwesens hatte er ein ausgeklügeltes System entwickelt. Letzteres beschrieb er Goethe minutiös in seinem Antwortbrief aus Mannheim vom 7. bis 9. Mai 1791 (vgl. zu 25,7–8). Ob er Goethe auch seine Theatergesetze überließ, ist nicht bekannt. Möglicherweise stellte er sie Goethe während seines Aufenthalts in Weimar vom 20. bis 22. April 1791 persönlich vor. Goethe orientierte sich in der Leitung des Weimarer Theaterbetriebs zum Teil auch an den schröderschen Kassenvorschriften (vgl. zu 25,9–10) und führte im März 1793 auch ein hauseigenes Theaterreglement ein (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 47–50).
20. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 11. April 1791〉 → 〈Gotha〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: LATh – HStA Gotha, Acta das academische Convictorium zu Jena betr. 1786. 1790. 1791, Sign.: M (11.) 35, Bl. 16. – Doppelblatt 18,9 × 23 cm, 1 ½ S. beschr., fremde Hd (zS), Tinte, keine egh. Unterschrift; S. 1 oben Mitte über dem Brieftext, von fremder Hd (zS), Tinte „C o p i a!“; S. 2 untere Blatthälfte ½ S. beschr., zweite fremde Hd (Franckenberg?), Tinte, Notizen (Aktenvermerke) zu Goethes Brief (vgl. zu 20,14–15). – In einem gebundenen Konvolut mit gelblichem Papiereinband, 20,9(–21,1) × 33,2(–33,4) cm, enthält 32 beschr. Bl.; auf der Vorderseite Mitte, Tinte: „Acta / das academische / Convictorium zu / Jena betrL / 1786. / 1790. /1791.“; in der Mitte Stempel des Archivs; unten links Sign.: „M (11.) 35.“, darunter: „Loc 105a Convictorium“. E: AS 2.1 (1968), 189–190 (Teildruck nach h: 21,5–10 Ich lege eine Nachricht 〈…〉 überlegen zu helfen. pp. fehlt)
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WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 91f., Nr 2863a (Teildruck nach h: 21,5–10 Ich lege eine Nachricht 〈…〉 überlegen zu helfen. pp. fehlt). Textgrundlage: h. BEIL AG EN
1) Johann Gottfried Herders Denkschrift „Unmaasgeblicher Entwurf zur Einrichtung des Fürstlichen Alumnats in Jena“ (vgl. zu 20,11–12). 2) „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (vgl. zu 21,5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: Vermutlich 11. April 1791 (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2). Über die Person des Geheimen Rats und einflussreichen Beamten am Hof des Herzogs von Sachsen-Gotha und Altenburg, Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg (1728–1815), dessen Beziehung zu Goethe und ihren Briefwechsel insgesamt vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen vom 23. April 1781 (GB 4 II) und vom 2. September 1785 (GB 6 II, Nr 141). – Der vorliegende Brief ist der einzige erhaltene Brief Goethes an Franckenberg aus dem Zeitraum dieses Bandes. Von Franckenberg hingegen sind sechs Briefe an Goethe überliefert, alle aus den letzten vier Monaten des Jahres 1793 (vgl. RA 1, Nr 726, 773, 805, 819, 823 und 825). Sie entstanden vorrangig aus dienstlichen Anlässen, zeigen aber auch die durchaus enge private Beziehung der Korrespondenzpartner. Darüber hinaus sind vier Briefe Goethes an Franckenberg, drei aus dem Jahr 1791 und einer aus dem Jahr 1793, erschließbar (vgl. EB 14, EB 39, EB 44 und EB 239). 20,11–12 Herderischen Aufsatz über das Jenaische Convicktorium] Johann Gottfried Herders gutachterliche Denkschrift „Unmaasgeblicher Entwurf zur Einrichtung des Fürstlichen Alumnats in Jena“, die er Herzog Carl August am 28. Februar 1791 vorgelegt (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6024, Bl. 11–23) und die sich Goethe Anfang April 1791 von Herder erbeten hatte (vgl. zu 19,14). Herder analysierte darin die bisherige Organisation des Jenaer Konviktoriums, der von den Erhaltern geförderten studentischen Essensversorgungsanstalt an der Universität, beleuchtete dessen undurchsichtige Rechtsund Eigentumsstrukturen, die Verwaltung und das Rechnungswesen. 20,13–14 Geschäfte darnach angegriffen 〈…〉 Institut eingerichtet werde] Den Vorschlägen Herders folgend wurde zur weiteren Überprüfung und Restrukturierung des Konviktoriums eine Kommission ins Leben gerufen und Goethe und Herder mit dem Dekret vom 18. August 1791 als verantwortliche Kommissare für die Neuordnung berufen (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6022, Bl. 1). Bereits zuvor, am 6. Juli 1791, wurde Goethe ange-
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wiesen, die Umsetzung des von Herder eingereichten Plans vorzubereiten (vgl. Dekret an Goethe: Ad mandatum Serenissimi speciale, 6. Juli 1791; Eingangsvermerk Goethes vom 12. Juli). Dem Dekret lag zugleich die Kopie eines diesbezüglichen Ministerialschreibens von Franckenberg vom 18. Juni 1791 bei (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6022, Bl. 11). 20,14–15 Abschrift davon nehmen 〈…〉 das Original zurückschicken] Dies ist wahrscheinlich so geschehen. Näheres ist dazu nicht bekannt. 20,15–16 Ihrem gnädigsten Herrn vorlegen] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg wurde als Miterhalter der Jenaer Universität laufend über die dortigen Vorgänge und die zu treffenden Entscheidungen informiert. 20,16 allenfalls privatim nach Meiningen communiciren] Information an den Miterhalter der Jenaer Universität, Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen. Näheres ist dazu nicht bekannt. 20,17 Modum] Lat.: Die Art und Weise des Vorgehens. 20,18–19 nach dem Antrag des Weimarischen Ministerii vom 19. Octobl: 1786.] Aufgrund eines weimarischen Initiativantrages vom September 1786 war am 19. Oktober 1786 eine Serie von Reskripten an die Universität ergangen, in denen verordnet wurde, das Concilium arctius, den engeren Ausschuss des Senats, mit weitreichenden Vollmachten auszustatten, um ohne Mitwirkung des Senats gegen das Wiederaufleben der verbotenen Studentenverbindungen vorgehen und der geheimbündlerischen Betätigung überführte Studenten von der Universität verweisen zu können. Von der Administration von Sachsen-Gotha und Altenburg war bereits zuvor vorgeschlagen worden, den Universitätspedellen, welche die Überwachung der so genannten geheimen Verbindungen zu führen hatten, auch die Kontrolle des Konviktoriums zu übertragen, da gerade hier „unter denjenigen Studenten, die mehrentheils die ungesittensten sind, ein viel zu genauer und eben dadurch der Universität immer gefährlicher Zusammenhang unterhalten wird“ (Votum vom 15. September 1786; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8471, Bl. 125, vgl. weiter ebd., Bl. 115–152). Diese Maßnahme war bereits im Frühjahr 1786 durch mehrere Denkschriften Goethes angeregt worden (vgl. Müller, Universität Jena, 229–238). Im Februar 1791 waren die 1786 eingeführten kommissarischen Sonderkompetenzen des Concilium arctius schließlich wieder aufgehoben worden, weil sie sich als unpraktikabel und wenig wirkungsvoll erwiesen hatten und so von der Universitätsleitung weitgehend ignoriert worden waren (vgl. Reskript an die Universität, 24. Mai 1791; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8471, Bl. 252). 20,19–21 übrigen Höfe dem Weimarischen die Regulirung 〈…〉 Entzweck absenden wollen] Die Erhalter der Universität entschieden sich dafür, die Neuorganisation des Konviktoriums einer Kommission zu übertragen, in die Goethe und Herder berufen wurden (vgl. zu 20,13–14). Auch Franckenbergs Stellungnahme zu Goethes Brief und Herders Denkschrift, die in der Gothaer
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Aktenanlage auf die Kopie von Goethes Brief folgt, tendierte bereits zu dieser Lösung: „Das hierbey liegende anonymische Schreiben veranlaßte des Herzogs DurchL, mir den Gnädigsten Befehl zu ertheilen, dem HLn Geh. R. v. Göthe in den Maßen erkennen zu geben, wie sehr sie wünschten, daß Er es übernehmen möchte, dem Conviktorien-Wesen auf den Grund zu gehen und Mittel an Hand zu geben, wie eine bessere u. zweckmässigere Einrichtung zu faßen wäre. Endlich habe ich nach Verfluß eines Jahrs die obstehende Antwort erhalten nebst dem HerderL. Aufsatze. Ich hatte dem HLn v. Göthe das Weim. Minist. Schreib. vom 19ten Oct. 1786, u. die mither c o m m u n i c i r t e n 2 fasc. act. mitgetheilt, nicht aber das anonymische Schreiben. HL. Herder hat eine gleiche Veranstaltung, wie Er sie vorschlägt, bey dem Weim: C o n v i c t o r i o seit einigen Jahren zu Stande gebracht, welche sich durch den Erfolg sehr bewährt gezeigt haben soll. pp“. (LATh – HStA Gotha, Acta das academische Convictorium zu Jena betr. 1786. 1790. 1791, M (11.) 35, Bl. 16.) 20,21–23 wie Seren: Meiningensis vorschlagen 〈…〉 einiger Profeßoren zu legen] Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen hatte in einem Handschreiben vom 11. März 1791 an Carl August den Vorschlag unterbreitet, den auch Herder in seiner Denkschrift vertreten sollte, eine gründliche Untersuchung der Missstände am Konviktorium durch unparteiische Kommissarien vornehmen zu lassen. Ferner erwog er, das Konviktorium als nicht mehr zeitgemäße Einrichtung sogar ganz abzuschaffen. Vgl. auch zu 20,18–19. 20,24–26 die Klagen so laut 〈…〉 Herren Nutritores aufmercksam sind] Die Angelegenheit hatte eine immer breiter werdende Debatte über die Lösung der Probleme hervorgerufen, in die sich auch die Erhalter (lat.: Nutritores) der Universität immer wieder einschalteten (vgl. den Bericht der Universität Jena über die Untersuchungsergebnisse zu den Beschwerden über die Zustände im Konviktorium vom 30. April 1791 und den sich anschließenden Schriftwechsel der fürstlichen Erhalter dazu vom 2. Mai 1791; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6024, Bl. 24–36). 20,27 Lector, Mag. Lenz hat seine Stelle freywillig niedergelegt] Im Januar 1791 war eine Untersuchung gegen den Jenaer Konviktsökonomen Jacob Rudolph Lamprecht wegen Unterschleifs und schlechter Beköstigung der Konviktoristen eingeleitet worden (vgl. die Untersuchungsprotokolle vom 31. Januar bis 24. März 1791; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6025, Bl. 3–41). In diesem Zusammenhang waren auch Beschuldigungen gegen den verantwortlichen Konviktslektor Johann Georg Lenz erhoben worden, der daraufhin zwar sein Amt niederlegte, das ihm vorgeworfene Fehlverhalten aber bestritt (vgl. Johann Georg Lenz an den Prorektor der Universität Jena, 12. und 13. April 1791; ebd., Bl. 42–49 und 50–55). 21,5 Ich lege eine Nachricht vom Ilmenauer Bergbau hinzu] Der Ende Februar 1791 erschienene und von Goethe und Christian Gottlob Voigt als den Ver-
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antwortlichen der Bergwerkskommission herausgegebene neueste Rechenschaftsbericht über das Ilmenauer Bergwerksunternehmen „Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ (vgl. zu 16,24). 21,6 schon werden durch Voigt erhalten haben] Wahrscheinlich die offizielle Zusendung der Schrift durch Christian Gottlob Voigt an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg als Kuxbesitzer und damit Teilhaber der Bergwerksgewerkschaft (vgl. Gewerken-Verzeichniß; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 164, Kux 71–80, Bl. 1; ebenso B 16350, Nr 168, Kux 71–80, Bl. 1). 21,6–7 Leider quälen wir uns mit dem unterirdischen Neptunus] Neptunus: Römische Gottheit der Gewässer. – Goethe meint die vom Grundwasser geflutete Schachtanlage in Ilmenau, deren Entwässerung weiterhin Probleme bereitete (vgl. zu 19,4–5). 21,7–8 unsere Mittel waren und sind zu eingeschränckt] Die finanziellen Mittel für die Hebung des Schachtwassers im Ilmenauer Bergwerk sollten durch den bevorstehenden Gewerkentag aufgestockt werden. Kostenintensiv würde vor allem die technische Nachrüstung mit leistungsfähigeren Kunstzeuganlagen für die Schachtentwässerung sein (vgl. ebd.). 21,9 einen wackern Mann zum Gewercken Tage] Wer vom Gothaer Herzog als Vertreter zum Gewerkentag Anfang Juni 1791 nach Ilmenau geschickt wurde, ist nicht bekannt (vgl. auch zu 16,26).
21. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar, 14. April 1791 → 〈Breslau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/456,I, Bl. 3–4. – Doppelblatt 19,7 × 27,6 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Lüttwitz, Biographie Schuckmann (1835), 7f. WA IV 9 (1891), 257–259, Nr 2866 (nach Holtei, Goethe in Breslau 2, 156). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Schuckmanns, wahrscheinlich aus der ersten Dezemberhälfte 1790 (vgl. GB 8 II, zu 229,29). – Schuckmann antwortete vermutlich mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen Ende April und Anfang Mai 1791 (vgl. zu 36,17). Postsendungen: 18. April 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 6, Bl. 17). Den seit 1786 in leitender Position in der preußischen Oberamtregierung der Provinz Schlesien in Breslau tätigen Juristen Caspar Friedrich von Schuck-
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mann (1755–1834) hatte Goethe während seines Aufenthaltes in Breslau im August 1790 kennen gelernt. Goethe überzeugte Herzog Carl August anschließend davon, Schuckmann die durch Goethes eigenes Ausscheiden schon länger vakante Position im Geheimen Consilium, der obersten Landes- und Verwaltungsbehörde des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, anzubieten. Dies erfolgte mit Goethes Brief vom 25. November 1790 (vgl. GB 8 I, Nr 228). Die Verhandlungen über den angestrebten Wechsel Schuckmanns nach Weimar wurden über einen sich bis Sommer 1791 fortsetzenden Briefwechsel zwischen Goethe und Schuckmann geführt. Goethe warb noch drei Mal um eine Zusage Schuckmanns (Nr 21, EB 41 und Nr 34), ehe dieser mit seinem insgesamt dritten Antwortbrief das Angebot aus Weimar endgültig ausschlug. Von Schuckmann blieb im preußischen Staatsdienst und machte dort weiterhin Karriere bis hin zum Minister des Innern. Weiter vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 8 II, Nr 228. 21,12 Ich habe von einer Zeit zur andern meine Antwort aufgeschoben] Schuckmanns Brief mit seiner ersten Reaktion auf Goethes Angebot vom 25. November 1790, ins Geheime Consilium in Weimar einzutreten (GB 8 I, Nr 228), hatte Goethe wahrscheinlich schon vor Weihnachten 1790 erhalten. Schuckmann hatte sich darin sehr interessiert und offen für die Offerte gezeigt (vgl. GB 8 II, zu 229,29). Goethe antwortete darauf aber erst mit dem vorliegendem Brief, der laut Portorechnung am 18. April, also erst weitere vier Tage später abgeschickt wurde (vgl. P/KR Post, 30. Juni 1791; GR/Belege 1791, 6, Bl. 17), so dass er nicht vor Ende April, über vier Monate nach dem Eingang von Schuckmanns Schreiben, bei dem Adressaten eintraf. Mitte Mai wird das Schreiben in einem Brief Schuckmanns an Reichardt erwähnt: „Darum ist mir ein Brief von Goethe lieb, den ich Ende vorigen Monats erhielt.“ (Schuckmann an Reichardt, 15. Mai 1791; Holtei, Goethe in Breslau 1, 83.) 21,14–15 unsre Constitution wird nun 〈…〉 eine Weile so hingehen] Herzog Carl August scheute die dringend notwendigen personellen Entscheidungen im Consilium, zu denen die Berufung Schuckmanns gehören sollte. Auch wenn das Consilium zeitweilig nur noch eingeschränkt arbeits- und beschlussfähig war, blieb vorerst alles, wie es war. Vgl. AS 2.1, 58–84. Das Consilium, das wichtigste administrative Beratungs- und Entscheidungsgremium des Herzogs, sollte von Grund auf erneuert werden, da das Vertrauensverhältnis des Herzogs zu den langjährigen Consiliumsmitgliedern seit längerem gestört war (vgl. auch GB 8 II, zu 229,20–21). Das ranghöchste Gremiumsmitglied, Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch, widersetzte sich, teilweise verdeckt, teilweise offen, dem Versuch, einen neuen, aufwändigeren, aber stärker praxisorientierten Arbeitsstil im Consilium einzuführen. Der fast 70-jährige Christian Friedrich Schnauß war immer häufiger krank und Johann Christoph Schmidt durch seine Tätigkeit als Kammerpräsident und andere Aufgaben stark absorbiert.
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21,16 mit Ihren Wünschen zusammentrifft] In seiner Antwort auf Goethes Angebot vom Dezember 1790 hatte Schuckmann erklärt, dass familiäre Rücksichten einen gewissen Aufschub der Angelegenheit erforderten (vgl. GB 8 II, zu 229,29). 21,19–20 2000 biß 2200 rh 〈…〉 das höchste was unser Dienst trägt.] Die hier angebotene Besoldung für den Consiliumsposten in Weimar war um etwa 50% höher als das erste Angebot, das offenbar weit unter dem aktuellen Verdienst Schuckmanns in Berlin lag (vgl. GB 8 II, zu 229,25–26). Das spätere verbindliche Gehaltsangebot an Schuckmann belief sich schließlich auf 2000 Reichstaler im Jahr (vgl. zu 36,23–24). Goethe erhielt insgesamt 1800 Reichstaler, 1600 davon offiziell für sein Amt als Consiliumsmitglied (vgl. GB 6 II, zu 61,18–19). 21,24 exigeant] Franz.: anspruchsvoll, auf äußeren Aufwand bedacht (vgl. GWb 3, 492). 21,26 Gastirungen] Die Ausrichtung von Banketten als (freigestellter) Teil ministerieller Pflichten (vgl. GWb 3, 1122). 22,5 aus dem grössern kommt] Die Problematik eines solchen Wechsels hatte Goethe bereits in seinem ersten Brief an Schuckmann thematisiert (vgl. GB 8 I, 229,9–14). 22,9 Geschäftsmannes] Hier in der Bedeutung eines mit öffentlichen Geschäften Betrauten, eines Staatsmanns, Beamten (vgl. GWb 4, 9). 22,11–13 alsdann 〈…〉 Verändrung in dem gegenwärtigen Personal vorginge] Eine sukzessive Ablösung der bisherigen, bereits in einem höheren Alter stehenden Consiliumsmitglieder gehörte offensichtlich nach wie vor zu den Erneuerungs- und Reformplänen des Herzogs (vgl. zu 21,14–15). 22,13–14 Entlassung 〈…〉 Herzog selbst zu bewircken sich angelegen seyn] Herzog Carl August verfügte über gute persönliche Beziehungen zum preußischen Königshaus der Hohenzollern. Seine Mutter Anna Amalia war eine Nichte des 1786 verstorbenen Königs Friedrich II. Unter dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. war Carl August als Verbündeter im so genannten Fürstenbund Ende 1787 zum General und Oberbefehlshaber eines preußischen Kürassierregiments ernannt worden (vgl. GB 6 II, zu 224,6 und 259,28–29). Um Schuckmann ein rasches und möglichst reibungsloses Ausscheiden aus dem preußischen Staatsdienst zu ermöglichen, war offensichtlich daran gedacht, dies direkt mit dem preußischen König zu regeln (vgl. 36,26–27). 22,15–16 Hofnung Sie einmal näher zu sehen] Schuckmann entschied sich schließlich gegen das Weimarer Angebot. Die Begegnung kam nicht zustande (vgl. zu 36,28). 22,20 Creise der sich meiner erinnert] Während Goethes und Carl Augusts Aufenthalt in Breslau im August und September 1790 war es zu zahlreichen Be-
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gegnungen mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt, vor allem mit preußischen Staatsbeamten gekommen (vgl. GB 8 II, zu 220,25).
22. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, Anfang Mai 1791〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Herders Aufsatz über das Convictorium (22,23) hatte Goethe am 11. April 1791 an Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg geschickt. Dessen im vorliegenden Brief erwähnte Antwort ist im Schreiben des gothaischen Geheimen Rates an das Geheime Consilium in Weimar vom 2. Mai 1791 (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6021, Bl. 17–20) enthalten. Da Goethe nach seinem Briefverzeichnis am 13. Mai 1791 wieder an Franckenberg geschrieben (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, S. 4 und EB 39) und ihm dabei vermutlich die von Herder erbetene – nicht überlieferte – Antwort auf die Bitte zur Weitergabe der Schrift mitgeteilt hat, lässt sich als Datum des vorliegenden Briefes Anfang Mai 1791 annehmen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 8,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Tinte: „1901“, darunter von fremder Hd, Bleistift: „Göthe an Herder“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Tinte: „1791.“ E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 134, Nr 82. WA IV 9 (1891), 256f., Nr 2864 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 22,23 Hl. v. Franckenberg] Vgl. zu Nr 20. 22,23 Aufsatz über das Convictorium] Herders Denkschrift „Unmaasgeblicher Entwurf zur Einrichtung des Fürstlichen Alumnats in Jena“ (vgl. zu 20,11–12). 22,24–25 an Hl. v Türckheim] Franz Christian Eckbrecht von Dürckheim, seit 1767 sachsen-meiningischer Hofmeister, seit 1770 Oberhofmeister und Wirklicher Geheimer Rat. Da die Angelegenheiten der Landesuniversität Jena von allen Erhalterstaaten einvernehmlich geregelt wurden, war auch im vorliegenden Fall die Zustimmung Sachsen-Meiningens und Sachsen-Coburgs zur angestrebten Verbesserung des Konviktoriums erforderlich.
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22,26–27 die Comm. 〈…〉 hat ergehn lassen] Comm.: Commission. Gemeint ist vermutlich das Schreiben des gothaischen Geheimen Rates an das Geheime Consilium in Weimar vom 2. Mai 1791 (vgl. zu 20,18–19).
23. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 14. Mai 1791 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 120. – 1 Bl. 19,5(–19,7) × 25,2 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten; S. 1 am unteren Rand rechts von fremder Hd, Tinte: „nach Jena“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 101, Nr 96. WA IV 9 (1891), 257, Nr 2865. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 14. Mai 1791 (vgl. GR/RB 1791, 6, Bl. 2 und GR/RB 1791, 17, Bl. 3). 23,1 Ich begrüße dich und deine Frl. Schwester] Knebel siedelte nach einem einjährigen Aufenthalt bei seiner Familie im fränkischen Ansbach wieder ins Herzogtum Sachsen-Weimar über. Zusammen mit seiner Schwester Henriette war er nach sechstägiger Reise am 12. Mai 1791 zunächst in Jena angekommen: „Nach 8. Uhr in Jena.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 21; vgl. auch dasselbe [6.–12. Mai] 1791, Bl. 20f.; vgl. GB 8 II, zu 225,4–5). Henriette von Knebel hatte Goethe bei dem Zusammentreffen der Reisegesellschaft Anna Amalias mit den Geschwistern Knebel im Juni 1790 kennen gelernt (vgl. GB 8 II, zu 211,11–12). Sie erhoffte sich – ermuntert auch durch Goethe – in Weimar eine Anstellung und wurde schließlich Hofmeisterin für die fünfjährige Prinzessin Caroline Louise (vgl. ebd., zu 225,21). 23,2 ginge ich Euch entgegen] Hier in der Weise einer Geste, eines besonderen Zeichens gemeint zur Begrüßung von Gästen (vgl. auch GWb 3, 134). – Im Gegensatz zu Goethe machten Charlotte von Stein, ihr Sohn Friedrich und ihre Schwester Louise von Imhoff aus Weimar noch am Tag seiner Ankunft, am 12. Mai, ihre Aufwartung bei Knebel in Jena. Am Tag darauf folgten Charlotte von Kalb und Wilhelmine Henriette von Oertel. Am 14. Mai suchten ihn Anna Amalias Geheimsekretär Johann August Ludecus und der Jenaer Professor Karl Batsch
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mit seiner Frau Amalie auf, am 15. Mai kamen mit Friederike Juliane Griesbach und dem Mediziner Justus Christian Loder weitere Jenaer Bekannte (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 21). Goethe fuhr nicht nach Jena (vgl. zu 23,4–5). 23,3–4 Der solide Bau des Schlosses und der leichte des Theatralischen Gerüstes] Mit der Gründung der Schlossbaukommission im März 1789, in die auch Goethe von Herzog Carl August berufen worden war, wurde der Wiederaufbau des im Mai 1774 durch einen Brand zerstörten Weimarer Residenzschlosses begonnen. Im Mittelpunkt der ersten Arbeitsphase standen neben Maßnahmen zur Grundsicherung der noch vorhandenen Bausubstanz vor allem architektonische Planungs- und Vorbereitungsarbeiten, an denen sich Goethe intensiv beteiligte und für die er im Sommer 1789 den Hamburger Architekten Johann August Arens gewonnen hatte. Dessen bislang dritten Arbeitsbesuch in Weimar am 24. Mai galt es gerade vorzubereiten (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). Eine Woche zuvor, am 7. Mai, hatte die Weimarer Bühne, deren Aufbau seit Anfang des Jahres unter die Oberdirektion Goethes gestellt war, mit Ifflands „Die Jäger“ den Spielbetrieb aufgenommen. Auch hier war Goethe durch den institutionellen Neubeginn konzeptionell wie organisatorisch stark beansprucht (vgl. zu 17,22–23). 23,4–5 komme bald herüber] Am 16. Mai gingen Knebel und seine Schwester nach Weimar (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 21), wo sie in den folgenden Tagen sicher auch mit Goethe zusammentrafen. Den ersten Besuch bei Goethe vermeldet Knebels Tagebuch allerdings erst für den 4. Juni 1791: „Bey Göthe.“ (Ebd., Bl. 24.)
24. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 17. und 18. Mai 1791 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 145–146 und 152. – 2 Doppelblätter, 4 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte: 1) Doppelblatt (Bl. 145–146.) 18,8(–19,2) × 23,6 cm, 4 S. beschr; 2) Doppelblatt (Bl. 152) 18,7(–18,9) × 23,5 cm, 1⁄3 S. beschr. E: Carl August-Goethe1 (1863), 167–169 und 193, Nr 72 und Nr 88 (Briefschluss, unter falschem Datum gedruckt). WA IV 9 (1891), 259–261, Nr 2867. BEIL AG E
Rezension zu Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ aus der „Hamburger Neuen Zeitung“ (vgl. zu 24,21–22).
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Der Brief beantwortet Carl Augusts Brief vom 12. Mai 1791 (Carl AugustGoethe2 1, 158, Nr 97; vgl. RA 1, Nr 432). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 23,7 konfus] Hier im Sinne von verworren als ein vorübergehender Zustand von Unkonzentriertheit, Rat- und Orientierungslosigkeit (vgl. GWb 5, 565). 23,7–8 wenn Arens kommt] Der Hamburger Architekt Johann August Arens (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65) kam am 24. Mai 1791 nach Weimar und blieb bis zum 8. Juni, um die weiteren Schritte zur Vorbereitung des Wiederaufbaus des Weimarer Stadtschlossen vor allem auch mit dem Schlossbaukommissionsmitglied Goethe abzustimmen. 23,10–11 Das Schauspiel überwindet alle feindseligen Einflüsse, die Einnahme ist gut] Das Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung war am 7. Mai 1791 mit einem Prolog Goethes – Der Anfang ist an allen Sachen schwer (WA I 13.1, 155f.) – und August Wilhelm Ifflands Drama „Die Jäger“ erfolgreich eröffnet worden. Die Saison wurde fortgesetzt mit ebenso bekannten wie gängigen Stücken und Singspielen vor allem des heiteren Genres (vgl. zu 25,10–11). Am 25. September 1791 wurde während der Gastspielwochen in Erfurt mit Schillers „Dom Karlos“ das erste ‚klassische‘ Drama auf die Bühne gebracht. Das Drama hielt sich im Repertoire. Am 17. Dezember 1791 hatte Goethes „Der GroßCophta“ Premiere, allerdings ohne großen Erfolg. Das Stück wurde noch am 26. Dezember sowie am 10. März und am 15. Juli 1792 aufgeführt. Vgl. Burkhardt, Repertoire, 1–6. 23,13 in einem Jahre soll es anders aussehen] Das Repertoire der Weimarer Theaters unterschied sich 1792 in Anspruch und Qualität nicht wesentlich von dem des Vorjahres (vgl. ebd., 4–8). 23,14 Kirms Weigerung] Carl Kirms, Geheimer Sekretär bei der Generalpolizeidirektion in Weimar, war offenbar gefragt worden, ob er sich als Mitarbeiter der Theaterdirektion zur Verfügung stellen könne. Dass er seinen Bruder, Franz Kirms, der im Hofmarschallamt für die Verwaltung des Theaterbetriebs zuständig war, ablösen sollte, ist nicht wahrscheinlich. 23,17 Wegen Facius hätte ich ein Anliegen] Über Goethes Verwendung für den begabten, aber nach seiner Überzeugung nicht genügend geförderten Stecher und Graveur Friedrich Wilhelm Facius vgl. GB 8 II, zu 131,19–22 und zu 211,16–18. 23,19 die Maschine] Goethe hatte Facius die Steinschneidemaschine bezahlt. 24,1–2 Sie Venten jetzt nach Schlesien schicken] Johann Christoph Gottlob Vent, Offizier und Architekt, Mitglied der Wegebau- und der Wasserbaukommission, wurde wahrscheinlich nicht wie vorgesehen ins schlesische Glatz beordert, um dort Kenntnisse für seine Tätigkeit in Weimar zu sammeln (vgl. zu 27,20–21).
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24,2 Facius mit hin schickten] Das geschah nicht. Vgl. zu 48,11–12. 24,7 was Sie an / was Sie auf] Neuer Ansatz der Fortsetzung des Satzes nach Seitenwechsel. 24,10–11 Ihren, Ihrer Fr. Gemahlinn Wohlthaten] Ob Facius ein Stipendium oder eine andere Form regelmäßiger oder unregelmäßiger Zahlungen vom Herzog und/oder Herzogin Louise erhielt, ist nicht bekannt. 24,11 dem hiesigen Institute] Gemeint ist die Freie Zeichenschule. Seit wann und in welcher Weise Facius sich dort weiterbildete, ist nicht bekannt. Für das Jahr 1789 ist allerdings in den Akten der Zeichenschule die Gewährung einer Prämie an den „Pettschaftsstecher u Graveur F a c i u s aus Graitz“ vermerkt (LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 116), und im Verzeichnis der jährlichen Schülerausstellungen anlässlich des Geburtstages von Herzog Carl August wird für das Jahr 1789 Facius ebenfalls als Teilnehmer genannt (vgl. ebd., Bl. 118), der eine Preis-Medaille für seine Arbeit erhielt (vgl. ebd., Bl. 143). Im Jahr 1790 wird Facius dann erneut in der entsprechenden Liste der Schülerausstellung geführt, allerdings ohne Nennung der eingereichten Arbeit (vgl. Kerrin Klinger: Die Anfänge der Weimarer Zeichenschule [1774–1806]. Weimar 2013, S. 256). 24,15 Dresden sehen] Im Juni 1792 ging Facius nach Dresden und nahm bei dem dortigen Steinschneider Gottfried Benjamin Tettelbach Unterricht bis Februar 1793 (vgl. Goethes Briefe an Körner vom 31. Mai 1792 und vom 14. Juni 1792, Nr 87 und Nr 89; vgl. auch zu 78,3). 24,15–16 auf den Herbst Mayer kömmt] Auf Vermittlung Goethes kam Johann Heinrich Meyer Mitte November 1791 nach Weimar, wo er ein herzogliches Stipendium bezog und an der Freien Zeichenschule angestellt wurde. 24,17 AKIO] Umschrift von ‚Facius‘ ins Griechische: ‚Fakios‘. 24,18 PIXE] In lateinischer Schrift: PICHLER. Signet der bedeutendsten Gemmenschneider der Zeit um 1800, Johann Anton Pichlers und seiner Söhne Johann Anton (Giovanni) und Luigi Pichler. 24,19–20 Die Theorie der blauen Farbe 〈…〉 in irgend ein Journal einrucken lassen.] Goethes vor allem aus Natur- und Umgebungsbeobachtung entstandene Betrachtungen und Überlegungen zum Grundcharakter der Farbe Blau, die im Zusammenhang seiner Beschäftigung mit dem Phänomen der physikalischen Farben insgesamt und der sich daraus entwickelnden spezifischen Lehre von den Farben in einem relativ frühen Stadium entstanden (vgl. zu 25,2–4), hatte er in einem Aufsatz „Über das Blau“ zusammengefasst. Der Aufsatz ist nur in fragmentarischer Form als Teil eines etwas später geschriebenen Briefkonzepts an den Jenaer Mathematik- und Physikprofessor Johann Heinrich Voigt überliefert (vgl. 29,20–31,10). Er wurde erst aus Goethes Nachlass veröffentlicht. Vgl. LA I 3, 447–449.
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24,21–22 In der Hamburger Zeitung 〈…〉 von meiner Metamorphose gesprochen] Am 6. Mai 1791 war in der Beilage zu Nr 72 der „Kaiserlich Privilegierten Hamburgischen Neuen Zeitung“ unter der Rubrik „Beiträge von gelehrten Sachen. Viertes Stück“ eine anonyme Rezension von Goethes im Frühjahr 1790 erschienener botanischer Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ veröffentlicht worden. Die Rezension ist insgesamt sehr wohlwollend und anerkennend für die erbrachte wissenschaftliche Leistung, zumal sie nicht, wie betont wird, von einem Fachgelehrten erreicht worden sei: „Es gibt keinen bessern Kommentar über die Linnéische Idee von der Metamorphose der Pflanzen und der Prolepsis als diese kurze Abhandlung, und wir empfehlen sie jedem, der nur einigermaßen iniziiert ist.“ (Zitiert nach: LA II 9A, 402.) Die Rezension ist mit „G….e.“ unterzeichnet, so dass auf den Hamburger Arzt, Botaniker und Bibliothekar Paul Dietrich Giseke als Verfasser zu schließen ist. 24,24– 25 mit meinen übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Glück zu machen] Die nächsten naturwissenschaftlichen Publikationen Goethes waren die „Beyträge zur Optik“ (Verlag des Industrie-Comptoirs Weimar). Die beiden Stücke erschienen im Herbst 1791 (1. Stück) und zu Ostern 1792 (2. Stück). In der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ wurde das 1. Stück beginnend auf der Titelseite von Nr 31 vom 28. Januar 1792 (Sp. 241–245), das 2. Stück auf der Titelseite der Nr 316 vom 3. Dezember 1792 (Sp. 457 f.) jeweils wohlwollend besprochen. Das in Gotha erscheinende „Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“ brachte 1792 im 1. Stück des 8. Bandes (S. 119–126) ebenfalls eine anerkennende Rezension beider Stücke. Vgl. auch den Auszug aus der Rezension im Leipziger „Journal der Physik“ von 1793 aus der Feder des Herausgebers Friedrich Albrecht Carl Gren (Bd 7, S. 3–21; vgl. LA II 3, 72). 24,27 Hendrich hat den Kupferstecher Müller zum Spritzenwesen citirt] Franz Ludwig Ernst Albrecht von Hendrich, Kammerrat bei der Generalpolizeidirektion in Weimar, glaubte, eine seiner Aufgaben erfüllt zu haben, die ihn dazu verpflichtete, Bürger der Stadt zu Wachtfronen (Wachen als Frondienst) zu verpflichten, zu denen auch der Dienst beim städtischen Feuerlöschwesen gehörte. Deshalb war eine entsprechende Aufforderung auch an den Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller, Unterlehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, ergangen. 24,28 ich habe den Actum wenigstens suspendirt] Damit hatte Goethe den Vollzug der Anweisung gestoppt. 24,29 Vortheile der Academisten] Akademiker waren ebenso wie herrschaftliche Diener von der Wachtfron befreit. Den Kreis der Begünstigten wollte Goethe nun auf das Personal der Zeichenschule ausgedehnt wissen. 25,2–4 gestern die Phänomene der Farben 〈…〉 das einfachste Principium reducirt] Es handelt sich hier um den ersten expliziten Hinweis auf die wahr-
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scheinlich schon seit einigen Tagen oder gar Wochen unternommenen prismatischen Experimente (mit Prismen, Linsen, Kugeln) sowie die beginnende theoretische Aufbereitung ihrer Ergebnisse zu einer physikalischen Bestimmung des Phänomens der Farben. Die Ergebnisse der Untersuchungen zur Farbbrechung des Lichts führte Goethe in den nächsten Wochen in einer Abhandlung zusammen, der als erster Teil seiner optischen Studien Anfang Oktober 1791 unter dem Titel „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. LA I 3, 6–37; die 27 beigefügten Karten in 13 Tafeln ebd. in der dem Band beigefügten Tafelmappe) in Bertuchs Verlag Industrie-Comptoir in Weimar erschien und den Beginn von Goethes Beschäftigung mit dem Thema der Farbenlehre dokumentiert. Goethe schickte der Veröffentlichung in der SeptemberNummer des „Intelligenz-Blattes des Journals des Luxus und der Moden“ von 1791 eine „Ankündigung eines Werks über die Farben“ (S. CI–CIII; vgl. auch LA I 3, 3–5) voraus. Der im vorliegenden Brief angedeutete Erkenntnisstand, der auf eine grundlegende Gesetzmäßigkeit der Farbentstehung und -wahrnehmung verweist, ist wahrscheinlich der, den Goethe in dem Kapitel „Prismatische Erscheinungen im Allgemeinen“ (§§ 33–37) seiner Abhandlung zusammengefasst hat. In §§ 45–52 werden die verschiedenen Erscheinungen des Regenbogens mit Verweisen auf die Karten 6–14 analysiert. 25,5–6 durch einen Widerspruch Herders dazu animirt] In welchem Punkt Herder den Überlegungen Goethes widersprochen hat (wahrscheinlich mündlich), ist nicht bekannt.
25. An Friedrich Ludwig Schröder
Weimar, 24. Mai 1791 → 〈Wien?〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Yale University Library, Beinecke Rare Book and Manuscript Library New Haven (USA), William A. Speck Collection of Goetheana, Sign.: YCGL MSS 6, Box 9, Folder 297. – Doppelblatt 20 × 23,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 262, Nr 2868 (nach einer nicht überlieferten Abschrift Julius Wahles, die auf einer Kollationierung von H durch Berthold Litzmann beruht; vgl. WA IV 9, 371f.).
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P r o l o g. –––––– Gesprochen bey Eröffnung des neuen Theaters. Weimar den 7ten May 1791. –––––––––––––––––––––– Der Anfang ist an allen Sachen schwer Bey vielen Werken fällt er nicht ins Auge. Der Landmann deckt den Samen mit der Egge Und nur ein guter Sommer reift die Frucht. Der Meister eines Baues gräbt den Grund Nur desto tiefer als er hoch und höher Die Mauern führen will. Der Mahler gründet Sein aufgespanntes Tuch mit Einer Farbe Eh er sein Bild gedankenvoll entwirft, Und langsam nur entsteht was jeder wollte. Nun – dächten wir, die wir versammelt sind, Euch manches Werk der Schauspielkunst zu zeigen, Nur an uns selbst, so träten wir vielleicht Getrost hervor und jeder könnte hoffen Sein weniges Talent Euch zu empfehlen. Allein bedenken wir: daß Harmonie Des ganzen Spiels allein verdienen kann Von Euch gelobt zu werden, daß ein jeder Mit jedem stimmen, alle mit einander Ein schönes Ganze vor euch stellen sollen, So reget sich die Furcht in unsrer Brust. Von allen Enden Deutschlands kommen wir Erst jetzt zusammen, sind einander fremd Und fangen erst nach jenem schönen Ziel Vereint zu wandeln an und jeder wünscht Mit seinem Nebenmann es zu erreichen. Denn hier gilt nicht, daß einer athemlos Dem andern heftig vorzueilen strebt Um einen Kranz für sich hinweg zu haschen. Wir treten vor Euch auf und jeder bringt Bescheiden seine Blume, daß nur bald
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Ein schöner Kranz der Kunst vollendet werde, Den wir zu Eurer Freude knüpfen möchten. Und so empfehlen wir mit bestem Willen Uns Eurer Billigkeit und Eurer Strenge. G ö t h e. (Deutsche Monatsschrift. May bis August. Zweyter Band. Juni 1791. Berlin, S. 183f.; vgl. auch WA I 13.1, 155f.) ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Schröders vom 7. und 9. Mai 1791 (Pasqué 1, 90–93; vgl. RA 1, Nr 431). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 25,7–8 für die Mittheilung Ihrer Einrichtungen bey der Kasse] Am 7. und 9. Mai hatte Schröder von Mannheim aus, wo er auf seiner Theaterreise durch Deutschland (vgl. zu 25,23) am 3. Mai angekommen war (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 69), einen Brief an Goethe geschrieben. Beide waren gerade kurz zuvor während Schröders Aufenthalt in Weimar vom 20. bis 22. April zusammengetroffen (vgl. ebd., 57). Der Austausch über Probleme der Theaterarbeit und -organisation dürfte eine zentrale Rolle in ihren dabei geführten Gesprächen gespielt haben, denn die Eröffnung der neuen Weimarer Hofbühne stand am 7. Mai unmittelbar bevor. Schon in seinem Brief vom 6. April hatte Goethe bei dem Hamburger Theaterleiter Schröder um die Gesetze und Regeln welche bey Ihrer Gesellschaft in Ubung sind (20,5–6) nachgesucht. Schröder informierte Goethe in seinem Brief aus Mannheim unter anderem auch detailliert über „die Einrichtung meiner Kasse“ (Pasqué 1, 90). Das Kassenwesen war in Schröders Theater in einem mehrstufigen System von persönlicher Verantwortung und gegenseitiger Kontrolle minutiös geregelt, um Unterschlagung und Betrug vorzubeugen, aber auch um schnellstmöglich den Ertrag einer Vorstellung beziffern zu können. Schröder schrieb dazu: „Der Kassier ist beeidigt, so auch der Kontroleur. Der Kontroleur hat einen Kasten wie eine Sparbüchse gebaut – in dem Verhältnisse groß, als Billete das Haus füllen. Einen ähnlichen Kasten, doch kleiner, hat jeder Billeteur. – Der Zuschauer bezahlt den Kassier, und empfängt von ihm ein Billet, welches er bei dem Kontroleur abgibt, und von diesem ein Gegenbillet erhält, das der Zuschauer bei dem Billeteur abgibt. Der Kontroleur und Billeteur sind gehalten, die ihnen von dem Zuschauer gegebenen Billete sogleich in ihre Kasten zu stecken. – Im vierten Aufzuge 〈…〉 muß der Kassier dem Direkteur oder Regisseur schriftlich anzeigen, wie viel Billete er auf jedem Platz verkauft habe, und der Kontroleur (nach denen ihm übrig gebliebenen), wie viel er Gegenbillete ausgegeben habe. Die Billete in dem verschlossenen Kasten des Kontroleurs, so wie die Kasten der Billeteurs werden von einem D r i t t e n, den
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die Direktion dazu bestellt, gezählt, und die Zahl ebenfalls schriftlich dem Direkteur oder Regisseur zugestellt. 〈…〉 Keine Rechnung muß direkte an den Kassier gehen. Der Musikdirektor muß die Musikoriginalien untersuchen und sein ‚Richtig‘ auf die Rechnung setzen; dann unterschreibt der Regisseur und der Kassier bezahlt. So geht es mit der Rollenschreiberei durch den Souffleur und Regisseur, so mit den Farben und der Leinwand durch den Maler und Regisseur, so mit den Zeugen, Zwirn, Seide etc. durch den Gardrobier und Regisseur. Alle Ausgaben müssen auf numerirte Rechnungen bezahlt werden, damit sie der Direktor leicht nachsehen kann.“ (Ebd., 90–92.) 25,9–10 die unserige darnach 〈…〉 noch besser beurtheilen können] Offensichtlich hat Goethe zumindest einige von Schröders Regelungen auf das System der Weimarer Theaterkasse übertragen, insbesondere was die Abrechnung der Vorstellungen betrifft. 25,10–11 sieben Repräsentationen die unsre neue Gesellschaft gegeben] Gemeint sind sieben Neuinszenierungen. Das Ensemble des neuen Weimarer Hoftheaters hatte gerade erst seinen Spielbetrieb im Weimarer Komödienhaus (vgl. GB 6 II, zu 10,16–17) aufgenommen. Eröffnet wurde die Saison am Samstag, dem 7. Mai 1791, mit August Wilhelm Ifflands Erfolgsdrama „Die Jäger“. Es folgten bis zum 21. Mai im gewohnten Rhythmus von drei Spieltagen pro Woche (dienstags, donnerstags, samstags) das Lustspiel „Verstand und Leichtsinn“ von Johann Friedrich Jünger (10. Mai), Friedrich Justin Bertuchs Trauerspiel „Elfride“ (12. Mai) und zwei Stücke von Kotzebue, sein Schauspiel „Das Kind der Liebe“ (14. Mai) sowie die Komödie „Der Indianer in England“ (17. Mai). Am 19. Mai kam eine deutsche Adaptation des Singspiels „Una cosa rara, bellezza ed onestà“, geschrieben von Lorenzo Da Ponte und komponiert von Vicente Martín y Soler, unter dem Titel „Lilla, oder Schönheit und Tugend“ auf die Bühne, ehe am 21. Mai mit einer von Friederike Helene Unger eingedeutschten Bearbeitung der Posse mit Gesang „Der Mondkaiser“ von Nolant de Fatouville eine erste echte Premiere stattfand (ergänzt durch das Divertissement-Ballett „Der listige Bauer“). Die vorangegangenen Aufführungen waren lediglich Wiederaufnahmen aus dem Repertoire der davor in Weimar engagierten Theatertruppe Joseph Bellomos gewesen. In allen Stücken führte der eigens dafür aus Prag geholte Franz Joseph Fischer Regie. Von den 21 Ensemblemitgliedern des Hoftheaters waren bis auf zwei alle Akteure bereits zum Einsatz gekommen (vgl. Theaterzettel Weimar 1786–1791). 25,12–13 Einen Prolog den ich vorausschickte lege ich bey.] Goethe hatte für den Eröffnungsabend der neuen Weimarer Hoftheatergesellschaft einen „Prolog“ verfasst, der vor Beginn der ersten Vorstellung am 7. Mai 1791 auf der Bühne des Weimarer Komödienhauses vom Schauspieler Johann Friedrich Karl Domaratius vorgetragen worden war (vgl. Beilage). Der Text erschien danach zuerst im JuniHeft der Berliner „Deutschen Monatsschrift“ (S. 183f.).
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25,16–17 Wegen Mdlle Boudet habe ich 〈…〉 an Hl. Beck geschrieben.] Heinrich Beck, Schauspieler am kurfürstlichen Theater in Mannheim, hatte Goethe während seines zweimonatigen Gastspiels in Weimar bis Anfang Februar 1791 kennen gelernt (vgl. zu 3,25). Wahrscheinlich hatte Goethe dabei schon von Beck erfahren, dass das Engagement der als sehr talentiert geltenden jungen Schauspielerin und Sängerin Sophie Boudet (vgl. die folgende Erläuterung) am Mannheimer Theater nicht verlängert werden sollte, und sein Interesse an einer Verpflichtung für das neue Hoftheater in Weimar bekundet (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 71f.). In einem nicht überlieferten Brief vom 25. April schrieb Goethe Beck dann vermutlich schon, dass er Sophie Boudet nicht für Weimar engagieren werde (vgl. EB 34). 25,18–20 Engagement für dieses junge Frauenzimmer 〈…〉 nicht statt finden kann] Sophie Boudet war 17 Jahre alt (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 76) und wurde am Mannheimer Theater vor allem für das Fach einer Ersten Geliebten in Schauspiel und Oper ausgebildet, spielte bislang aber oft noch junge Mädchen und Knaben (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1790. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1789], S. 251). In Weimar konnte in der Zwischenzeit die Besetzung des Ensembles für das neue Hoftheater Ende April abgeschlossen werden, ohne Sophie Boudet zu berücksichtigen. Für das Fach der jungen Geliebten standen mehrere Schauspielerinnen mit sängerischen Fähigkeiten zur Verfügung: Franzisca Malcolmi, Anna Theresia Mattstedt und Caroline Demmer. In Mädchen- und Knabenrollen hatten sich bereits Caroline Malcolmi und Christiane Neumann und gelegentlich auch Kinder von Ensemblemitgliedern bewährt (vgl. Satori-Neumann2 1, 23–25, 30f. und 35). Während Schröders Aufenthalt in Weimar vom 20. bis 22. April war das offenkundig noch nicht so gewesen, und Goethe hatte Schröder gebeten, ihm von Mannheim aus über Sophie Boudet zu berichten. Schröder teilte daraufhin in seinem Brief vom 7. und 9. Mai von dem Auftritt Sophie Boudets als Savoyardenjunge Josepho in Nocolas-Marie Dalayracs Singspiel „Die beyden kleinen Savoyarden“ (übersetzt von Heinrich Gottlieb Schmieder) mit: „Ich habe gestern Dlle. B o u d e t in den ‚beiden kleinen Savoyarden‘ gesehen. – Man kann nun freilich nach einer Jungensrolle, mit einer verstümmelten Sprache, – nicht von einer Schauspielerin urtheilen – aber sie schien mir Anlage zu verrathen, denn sie hat Munterkeit und Dreistigkeit.“ (Pasqué 1, 92.) 25,20–22 sie unter Ihrer Leitung mehr 〈…〉 auszubilden Gelegenheit finden wird] Goethe bestärkte Schröder hier in der in dessen Bezugsbrief geäußerten Absicht, Sophie Boudet nach Hamburg an sein Theater zu verpflichten, falls Goethe ihr in Weimar kein Engagement anbieten könne. Schröder hatte in seinem Brief sein Interesse an Sophie Boudet bekundet: „Die hiesigen Schauspieler versichern mich, daß etwas aus ihr werden könne, wenn sie in gute Hände geräth. Ich würde sie also ohne Bedenken nehmen, weil mir Personen lieber sind, die Anlage verrathen, als die so genannten jetzigen großen Schauspielerinnen. – Nach dem Ver-
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trauen, welches Sie mir geschenkt haben, werde ich keinen Schritt thun, kein Wort verlieren, um sie an mich zu locken. Aber B e c k und einige andere Schauspieler glauben, daß es des Mädchens g r ö ß e r e s G l ü c k w ä r e, w e n n s i e z u m e i n e m T h e a t e r k ä m e; und ich als Schauspieldirektor darf ein Subjekt nicht abweisen, das etwas verräth.“ (Ebd., 92f.) In seinem Tagebuch vom 8. Mai 1791 klang das noch entschiedener: „Joseph. Dem. Boudet. Meisterhaft, nur etwas zuviel Bewegung der Hände. Starke Stimme, auch im Gesange. Das Mädchen wäre ein wichtiger Erwerb für mich.“ (Meyer, Schröder Leben 2.1, 75; vgl. auch ebd., 79f.) Sophie Boudet erhielt schließlich ab Oktober 1791 ein Engagement in Schröders Hamburger Ensemble und avancierte rasch zum Publikumsliebling. Als es kompromittierende Schwangerschaftsgerüchte gab, verließ sie das Theater jedoch am 2. Januar 1792 fluchtartig, um nach Frankfurt a. M. zu gehen (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 97–106 und C〈arl〉 Lebrün: Geschichte des Hamburger Theaters, bis zum Jahre 1817. In: Jahrbuch für Theater und Theaterfreunde hrsg. von C〈arl〉 Lebrün. Jg 1. Hamburg 1841, S. 164–176). 25,23 Reisen Sie glücklich] Schröder war im Frühjahr 1791 auf großer Theaterreise durch Deutschland und hielt sich seit dem 20. Mai gerade in Wien auf, ehe er am 30. Mai nach Prag weiterreiste, wo er vom 1. bis 3. Juni Station machte. Die Rückreise führte ihn über Dresden (4. Juni) und Berlin, wo er vom 6. bis 11. Juni blieb. Am 14. Juni war er wieder in Hamburg. Die Reise hatte er schon am 17. April begonnen und bereits Weimar (20. bis 22. April), Frankfurt a. M. (24. April bis 3. Mai), Mannheim (3. bis 11. Mai), München (14. bis 17. Mai) und Linz (19. und 20. Mai) besucht (vgl. Meyer, Schröder Leben 2.1, 56–95). 25,24 bey vorfallenden Umständen Ihren Rath zu erfragen] Dazu kam es nicht. Der Briefwechsel mit Schröder wurde vorerst nicht weitergeführt. Erst im Oktober 1798 sandte Goethe anlässlich der Uraufführung von Schillers „Wallensteins Lager“ in Weimar einen Brief (vgl. WA IV 13, 287, Nr 3896), der kurz darauf auch erwidert wurde (vgl. RA 2, Nr 1530).
26. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 30. Mai 1791 → Giebichenstein ÜBER L IEF ERU NG
H: A Magyar Tudományos Akadémia Könyvtárának, Kézirattárar és Régi Könyvek Gy˝ujteménye, Budapest (Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Handschriftenabteilung und Sammlung Alter Drucke), Sign.: K 115/22. – Doppelblatt 18,8 × 23,3 cm, 2 S. (S. 2 und 3) beschr., Schreiberhd (Vulpius), egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 obere Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse von Schreiberhd (Vulpius), Tinte: An Herrn Kapellmeister R e i -
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c h a r d / nach / G i e b i c h e n s t e i n. / bey Halle / F r c o., dabei Postvermerke; darunter rotes Siegel mit Bildmotiv: wahrscheinlich Figur eines Amor; Bl. 1 am äußeren Rand Mitte dreieckiger Papierausschnitt durch Siegelöffnung sowie Siegelreste, Bl. 2 am Siegel Papierausriss ebenfalls durch Siegelöffnung. E: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. (Beschluss.) In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 19ten Januar 1842. Nr 3. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 49, Nr VIII. WA IV 9 (1891), 263f., Nr 2869 (nach E; Hinweis auf die Handschrift in den „Berichtigungen“; vgl. WA IV 50, 217). BEIL AG E
Blättchen (27,5); vermutlich eine Zeichnung, eine Rezension oder eine Anzeige (vgl. zu 27,4–5). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts aus dem Mai 1791 (vgl. zu 26,1–2). – Reichardt antwortete vermutlich mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen Anfang Juni und Ende Juli 1791. Postsendungen: 30. Mai 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 6, Bl. 21). 26,1 nach einem gefährlichen Sturm] Gemeint sind Reichardts Probleme in seinem Amt als erster königlicher Kapellmeister am preußischen Hof in Berlin, die zu einer dreijährigen Beurlaubung Reichardts geführt hatten (vgl. zu 12,1). 26,1–2 auf ein ruhiges Plätzchen in Sicherheit gesetzt] Diese Formulierung wie auch die Adressierung des vorliegenden Briefes lassen den Schluss zu, dass Reichardts Bezugsbrief bereits aus dem nördlich von Halle am östlichen Saaleufer gelegenen Dorf Giebichenstein geschrieben worden war. Reichardt hatte seine Beurlaubung zum Anlass genommen, sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen und sich mit seiner wachsenden Familie in ländlicher Umgebung niederzulassen, um dort in Ruhe zu komponieren und Engagements in großen Konzert- oder Opernhäusern Europas vorzubereiten. Zunächst hatte er sich im April 1791 in und um Hamburg, der Heimatregion seiner zweiten Frau Johanna Wilhelmine Dorothea, umgesehen (vgl. Neuß, Giebichensteiner Dichterparadies, 42). Spätestens im Mai dürfte er aber auf das großzügige und idyllisch an der Saale gelegene Landgut (Brunnengehöft) in Giebichenstein bei Halle aufmerksam geworden sein, das er vom Besitzer, dem Amtmann Christian Friedrich Stöcklein aus Gutenberg, pachten konnte (vgl. ebd., 22–29). Offenbar hielt sich Reichardt deshalb im Mai 1791 mehrere Tage in Giebichenstein auf (vgl. ebd., 41f.), wo er seinen Bezugsbrief an Goethe schrieb, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen. Im Juli 1794 kaufte Reichardt das Giebichensteiner Anwesen schließlich für 9300 Reichstaler (vgl. ebd., 29). 26,4–5 Die Partitur von Erwin u Elmire ist meinen Händen.] Mit seinem Bezugsbrief hatte Reichardt wahrscheinlich auch eine Abschrift seiner Komposition
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Abb. 1: Aufzeichnungen Goethes zu einem optischen Farbexperiment „Conservanda. Farbenlehre. Neueres und Aelteres zu sondern zu vertheilen“
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zu Goethes Singspiel „Erwin und Elmire“ übersandt, wie von Goethe gewünscht (vgl. zu 12,9). Die Abschrift ist nicht überliefert. Da Reichardt seine Partitur 1791 als Klavierauszug bei Friedrich Unger in Berlin drucken ließ (vgl. Carl von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlin’s von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Berlin 1861, S. 437 und Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 2, 104), könnte Goethe möglicherweise auch schon diese Druckversion erhalten haben. 26,5–6 Das Geld dafür, wie auch für das Te Deum, 〈…〉 überschicken.] Goethe hatte neben der Singspielpartitur von „Erwin und Elmire“ wunschgemäß auch eine Abschrift des „Te Deum laudamus“ von Reichardt erhalten (vgl. zu 12,9). In Goethes Notensammlung hat sich eine Abschrift der Partitur von Reichardts „Te Deum“ erhalten (GSA 32/328). Ob es sich dabei um das von Reichardt zugeschickte Exemplar handelt, ist nicht sicher. Den von Goethe in seinem Brief vom 10. März erfragten Aufwand für die Abschriften hatte Reichardt offenbar in seinem Bezugsbrief beziffert (vgl. 12,10–11). Rechnungsbelege oder Nachweise über Zahlungen von Goethe oder der Hoftheaterkasse an Reichardt sind nicht überliefert. 26,6–8 Aufführung jenes Stücks 〈…〉 künftigen Winter anstehen müßen] Reichardt hatte vermutlich die Hoffnung geäußert, dass die von ihm komponierten goetheschen Singspiele „Erwin und Elmire“ sowie „Claudine von Villa Bella“ möglichst bald in Weimar auf die Bühne gebracht werden könnten. „Claudine von Villa Bella“ hatte sich im Sommer 1789 nur ein paar Abende auf dem Spielplan des Königlichen Nationaltheaters in Berlin halten können (vgl. GB 8 II, zu 125,16–17), und „Erwin und Elmire“ war lediglich für eine nicht öffentliche Aufführung zum 38. Geburtstag der engen Vertrauten Friedrich Wilhelms II., Wilhelmine Enke, im Dezember 1790 gespielt worden (vgl. Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt, 59). Da Goethe seit Anfang 1791 die Neuorganisation des Weimarer Hoftheaters leitete (vgl. zu 7,4–5), lag es nahe, dass sich Reichardt eine baldige Aufführung der Stücke hier erhoffte. Doch Goethe sah in der Anfangsphase des neuen Weimarer Theaters und seines Ensembles, das sich erst etablieren musste, keine Möglichkeit, solch aufwändige wie anspruchsvolle Inszenierungen zu bewältigen. Erst vier Jahre später stellte man sich in Weimar dieser Herausforderung und brachte am 30. Mai 1795 „Claudine von Villa Bella“ auf die Bühne (vgl. Burkhardt, Repertoire, 17). 26,8 Gatto] Franz Anton Gatto, ein aus dem niederösterreichischen Krems stammender Bassist und Schauspieler, war im Frühjahr 1791 vor allem für das Buffofach in Weimar engagiert worden. Er kam mit seiner Frau, der Schauspielerin Elisabeth Gatto, von der zuletzt in Hannover, Kassel und Pyrmont verpflichtet gewesenen Großmann’schen Gesellschaft (vgl. Pasqué 1, 78f. und Theater-Kalender, auf das Jahr 1790. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1789], S. 210). Nach seinen Auftritten in Nebenrollen in den Kotzebue-Stücken „Das Kind der Liebe“ und „Die Indianer in England“ am 14. und 17. Mai hatte Gatto am
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19. Mai 1791 sein Sängerdebüt in der Rolle des Bauernburschen Tita im Singspiel „Lilla, oder Schönheit und Tugend“ von Martin y Soler gegeben. Auch in dem Singspiel „Die eingebildeten Philosophen“ (nach Giovanni Paisiellos Oper „I filosofi immaginari“) hatte er am 26. Mai die Hauptrolle, den Philosophen Petronio, gesungen (vgl. Burkhardt, Repertoire, 1). 26,9–10 Wißen Sie nicht irgendwo eine Sängerin] Ob Reichardt entsprechende Empfehlungen gegeben hat, ist nicht bekannt. Unter den zehn Frauen des neuen Weimarer Theaterensembles war zunächst noch keine wirkliche Erste Sängerin. Für die Gesangsrollen in der Oper und im Singspiel standen zum Beginn im Frühjahr 1791 vier Schauspielerinnen mit Gesangserfahrung zur Verfügung (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1792. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1791], S. 330f.). Erst im August gelang es, mit Louise Rudorf, einem hochgeschätzten, erst 14-jährigen Talent aus Landsberg (Warte), das bereits mit ersten Auftritten in Berlin bekannt geworden war, eine Sopranistin für Weimar zu gewinnen: „Kraft gegenwärtigen Contracts verbindet sich M a d e m o i s e l l e Rudorf zu Berlin, als Sangerin und auch als Schauspielerin zu dem Weimarischen HofTheater zu treten.“ (Verpflichtungserklärung von Louise Rudorf, 22. August 1791; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10000, Bl. 23; vgl. auch Theaterzettel Weimar 1791.) Bei der ersten größeren Ensembleumbildung für die Spielzeit 1793/94 kam mit Maria Weyhrauch im Februar 1793 eine zweite junge Sängerin hinzu (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1794. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1793], S. 337 und Theaterzettel Weimar 1793). 26,11 Die arme Lebrun ist ihrem Manne bald nachgefolgt.] Das aus Mannheim stammende Musikerehepaar Ludwig August und Franziska Dorothea Lebrun hatte in den 1780er Jahren eine außergewöhnliche Erfolgskarriere mit Gastspielen und Engagements an vielen großen Konzert- und Opernhäusern Europas begonnen. Sie galt als eine der besten Sopranistinnen ihrer Zeit, er war virtuoser Oboist. Anfang 1790 erhielt das Paar nicht zuletzt auf Reichardts Empfehlung ein Engagement an der Königlich-Preußischen Hofoper in Berlin. Dort starb Ludwig August Lebrun unerwartet am 16. Dezember 1790 im Alter von 38 Jahren. Seine Frau überlebte ihn nur fünf Monate und starb 35-jährig am 14. Mai 1791 ebenfalls in Berlin. Ihr Tod wurde in weiten Teilen der Öffentlichkeit als eine unvermeidliche Folge des Schmerzes über den Verlust des Mannes verklärt. 26,12–13 mir unser Theater Vergnügen 〈…〉 vieles besser, als das vorige] Nur sieben Akteure der zuvor in Weimar spielenden Theatertruppe von Joseph Bellomo waren Anfang 1791 in das 23-köpfige Hoftheater-Ensemble Weimars übernommen, alle anderen Mitglieder neu engagiert worden (vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1792. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1791], S. 330f. und Satori-Neumann2 1, 21–38). Für die Auswahl war in erster Linie Goethe verantwortlich. Der Neubeginn am Weimarer Hoftheater gab Anlass zu be-
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rechtigten Hoffnungen, wie auch das „Journal des Luxus und der Moden“ im August 1791 konstatierte: „Unser neues Hoftheater, welches unter der Oberaufsicht des Hrn. Geh. Raths von Göthe steht, eröfnete mit einem von ihm verfertigten Prolog und den Jägern, v. Ifland, Sch. in 5 A. am 7. May die Bühne. Die getroffenen Anstalten und Verfügungen, die gute Wahl der meisten Mitglieder der Gesellschaft, die Hoffnung, die wir von künftigen Einrichtungen und Veranstaltungen zu haben berechtigt sind, lassen uns die Drangsale wieder vergessen, die unser Geschmack durch die sonst hier spielende Bellomoische Gesellschaft erlitten hat, und wir schauen freudig angenehmeren Winterabenden im Schauspielhause entgegen, als wir sonst in demselben genießen konnten.“ (Nr 8, S. 419.) 26,17–18 Ich werde selbst einige Stücke schreiben] Vgl. zu 17,25–26. 26,20–21 Moriz hat mir einige sehr vergnügte Tage gemacht.] Karl Philipp Moritz, mit Goethe befreundet seit ihrem gemeinsamen Aufenthalt in Rom 1786 bis 1788, war Ende April 1791 für eine Woche zu Besuch bei Goethe in Weimar. Goethes Rechnungsbuch vom Mai 1791 vermerkt die „Ausgaben beym Hierseyn des HrL. Professor Moritz“ in seinem Hause über den Zeitraum vom 29. April bis zum 5. Mai 1791 (vgl. GR/RB 1791, 6, Bl. 4). Über den Aufenthalt selbst ist Näheres nicht bekannt, ebensowenig über Anlass, Ziel und Dauer von Moritz’ Reise insgesamt. Es war der erste persönliche Kontakt seit über zwei Jahren, seit Moritz im Februar 1789 nach Berlin übergesiedelt war. Zuvor hatte ihn Goethe noch für zwei Monate in Weimar beherbergt (vgl. GB 8 II, zu 78,7), doch seit dem Antritt seiner Professur an der Königlichen Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin bestand kaum noch Kontakt nach Weimar. Mehrfach schon hatte sich Goethe bei Reichardt nach Moritz erkundigt (vgl. GB 8 II, zu 153,29, zu 171,13 und zu 228,6). 26,21 So krank er wär] Moritz’ Gesundheit war seit Jahren durch ein chronisches Lungen- und Herzleiden angegriffen (vgl. Marcus Herz: Etwas Psychologisch-Medizinisches. Moriz Krankengeschichte. In: Journal der practischen Arzneykunde und Wundarzneykunst. Hrsg. von C〈hristoph〉 W〈ilhelm〉 Hufeland. Fünfter Bd. 2. Stück. Jena 1798, S. 259–339; vgl. auch Ders.: Philosophisch-medizinische Aufsätze. Mit einem Nachwort hrsg. von Martin L. Davies. St. Ingbert 1997, S. 60–84). Die wahrscheinlich von einer Tuberkuloseinfektion ausgelöste Krankheit schwächte seinen Körper zunehmend und schränkte ihn in seiner Beweglichkeit stark ein. Moritz starb gut zwei Jahre später, am 26. Juni 1793. 26,23–24 allen denen Sachen die er unternommen hat] Moritz war seit seiner Abreise aus Weimar am 1. Februar 1789 (vgl. GB 8 II, zu 78,7) an der Königlichen Preußischen Akademie in Berlin nicht nur als Lehrender mit weithin anerkannten Vorlesungen zur Kunsttheorie und Kunstgeschichte hervorgetreten und hatte sich in Künstler- und Gelehrtenkreisen der preußischen Metropole eine herausgehobene Stellung und eine große Anhängerschaft erworben, sondern war auch als Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber vielbeachtet (vgl. Sedlarz, Moritz’ Ita-
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lienreise, 239–294). 1790 waren seine beiden Romane „Anton Reiser“ und „Andreas Hartknopf“ mit dem vierten bzw. zweiten Teil abgeschlossen worden, und er übersetzte James Beatties „Grundlinien der Psychologie, natürlichen Theologie, Moralphilosophie und Logik“ ins Deutsche. Neben einer 1791 erschienenen „Italiänischen Sprachlehre für Deutsche“ und einem neuen Lehrkonzept, den „Grundlinien zu meinen Vorlesungen über den Styl“, fanden auch seine kultur- und kunstgeschichtlichen Publikationen mit der „Götterlehre“ der griechischen Antike und dem Buch über die Kultur der Römer, „ANOYA oder Roms Alterthümer“, ihre Fortsetzung. Darüber hinaus war Moritz Herausgeber der Akademieorgane „Monats-Schrift“ (1789/90) und „Annalen“ (1791), und er hatte 1789 mit „Italien und Deutschland in Rücksicht auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst“ eine neue Kulturzeitschrift gegründet. 26,25–26 ich sowohl in der Kunst als Naturlehre und Naturbeschreibung vorhabe] Nach dem Abschluss der großen Elegien- und Epigrammsammlungen Ende 1790 war Goethe seit Anfang des neuen Jahres wieder zum Projekt seines Wilhelm-Meister-Romans zurückgekehrt (vgl. zu 3,21–22). Auch die Idee, den schon länger anstehenden Stoff der Halsbandaffäre nun doch nicht für ein Opernlibretto, sondern für ein Lustspiel zu nutzen, dürfte zu dieser Zeit entstanden sein (vgl. GB 8 II, zu 152,16). Weiterhin gab es den im Brief schon erwähnten Plan (vgl. zu 26,17–18), neue Stücke für das Weimarer Hoftheater zu schreiben. Sein Studium der Hauptwerke Kants in den vergangenen Wochen und Monaten hatte Goethe wieder stärker an Grundfragen der Ästhetik herangeführt (vgl. zu 31,21–22 und zu 32,1–2). Goethes größtes Interesse aber galt seit 1789 naturkundlichen Themen. Nach der Hinwendung zur Botanik mit seiner Schrift „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ vom Frühjahr 1790 war Goethe mit der Fortsetzung und Ergänzung durch eine zootomisch-morphologische Arbeit beschäftigt. Seit Ende 1790/Anfang 1791 kamen Untersuchungen auf dem Gebiet der Farbenlehre hinzu (vgl. zu 26,30–27,1). 26,29–30 Laßen Sie mich bald hören, wie Sie sich in Ihrer neuen Lage befinden.] Gemeint war Reichardts neue Situation nach der Beurlaubung von seinem Amt als preußischer Hofkapellmeister (vgl. zu 12,1 und zu 26,1–2). Reichardts nächster Brief erreichte Goethe vermutlich noch im Juni oder im Juli, da Goethe bereits am 1. August 1791 wieder antwortete (vgl. EB 83). Auch in den Wochen danach wurde der Briefwechsel fortgesetzt, bis sie einander ab Ende 1791 immer seltener schrieben (vgl. zu 12,7). 26,30–27,1 Arbeiten 〈…〉 eine neue Theorie des Lichts, des Schattens u der Farben] Goethes erster Hinweis an Reichardt auf die begonnenen Untersuchungen zu einer experimentell gestützten Theorie über das Phänomen der physikalischen Farben (vgl. zu 25,2–4 und die folgende Erläuterung). 27,2–3 angefangen sie zu schreiben, 〈…〉 sie zu Michaëli fertig zu haben] Goethe hatte vorrangig auf der Grundlage eigener prismatischer Versuche eine Theo-
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rie der Entstehung und Bestimmung der physikalischen Farben entwickelt und wollte diese veröffentlichen. Die Abhandlung sollte zum nächsten Messetermin, zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791, erscheinen. Spätestens Anfang Juli hatte er dafür mit dem neugegründeten Industrie-Comptoir von Friedrich Justin Bertuch in Weimar einen Verlag gefunden (vgl. zu 39,22–23). Die Arbeiten daran, zu denen auch die Anfertigung von 27 aufwändig gestalteten Experimentier- und Illustrationskärtchen gehörte, waren wahrscheinlich nicht vor Mitte bis Ende August abgeschlossen (vgl. die am 28. August 1791 verfasste „Ankündigung eines Werks über die Farben“, in: Intelligenz-Blattes des Journals des Luxus und der Moden. September 1791, S. CI–CIII). Die Schrift erschien unter dem Titel „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ wie vorgesehen zur Michaelismesse im Verlag des IndustrieComptoirs (vgl. zu 50,3–4). Schon zur nächsten Ostermesse Ende April 1792 kamen im gleichen Verlag Goethes „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ heraus, die der nächste Teil einer ganzen Folge von Abhandlungen sein sollten, welche die Entwicklung hin zu einer umfassenden Theorie der Farben dokumentieren würden. In seinem Brief an Georg Forster vom 25. Juni und 2. Juli 1792 erwähnte Goethe weitere Abhandlungen (vgl. 82,5–83,13; vgl. auch LA II 3, 220–222). An einem dritten und vierten Teil arbeitete er 1792/93, veröffentlichte diese aber nicht (vgl. zu 186,13 und zu 214,3). Sie gingen wie die Ergebnisse weiterer Studien der folgenden Jahre später teilweise in Goethes Hauptwerk „Zur Farbenlehre“ (2 Bde. Tübingen 1810) ein. 27,4–5 Beiliegendes Blättchen macht sie auf einen Namen aufmerksam] Um was es sich handelt, ist nicht zu ermitteln. – Möglicherweise schickte Goethe hier eine Zeichnung von Johann Heinrich Meyer, den Goethe in Rom kennen gelernt hatte und der vor der Übersiedlung nach Weimar stand (vgl. zu 12,16–17). Denkbar ist auch, dass Goethe die sehr positive Rezension seiner botanischen Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ mitschickte, wie er es schon im Brief an Herzog Carl August vom 17. und 18. Mai getan hatte (vgl. zu 24,21–22 und 24,21–23). Ebensogut könnte Goethe aber auch die Anzeige des Kupferstichs von Johann Heinrich Lips’ Goethe-Porträt beigefügt haben, die im März 1791 in Zeitschriften erschienen war (vgl. die nachfolgende Erläuterung). 27,6–7 Lips wird etwa in 14. Tagen mit meinem Bildniß fertig seyn.] Gemeint ist der Kupferstich von Goethes Porträt, den Johann Heinrich Lips nach seiner wahrscheinlich Ende 1790 entstandenen Kreidezeichnung fertigte. Es ist ein Porträt en face im Rundbild (vgl. zu 17,32). Spätestens seit Mitte März arbeitete Lips an der Platte, deren Abzüge er bereits zum Kauf für die Ostermesse Mitte Mai avisiert hatte. Das entsprechende Inserat war mit dem Datum vom 9. Februar 1791 in Zeitschriften Bertuchs veröffentlicht worden (vgl. zu 17,32 und zu 17,33–34). Dass Lips die Arbeiten an dem Kupferstich, wie hier avisiert, zwei Wochen später beenden konnte, ist nicht belegt.
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27,7–9 Da er aber nach Kassel 〈…〉 die Ausgabe deßelben verziehen.] Ob und wann Lips nach Kassel reiste, um dort die Kupferstichabzüge seines GoethePorträts herstellen zu lassen, ist nicht bekannt. Der Subskriptionsverkauf der Drucke, der über die Expedition des „Journals des Luxus und der Moden“ erfolgen sollte, verzögerte sich bis wahrscheinlich Anfang September 1791 (vgl. Journal des Luxus und der Moden. Intelligenz-Blatt. Nr 3. März 1791, S. XXIII und zu 47,12). Andererseits wurde der Kupferstich schon in der Juni-Nummer (Nr 6) des „Intelligenz-Blattes“ des Journals in der Kommission des Bertuch’schen IndustrieComptoirs wieder zum Kauf angeboten: „Porträt des Hrn. G. R. v. Göthe, gestochen von Lips. 1 Lbthlr.“ (S. LXII.) In den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar haben sich ein Probedruck sowie mehrere Kupferstichblätter dieses Porträts erhalten (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nrn KGr1993/00768; KGr1993/00442; KGr1993/00443; KGr1993/00444). Abgebildet und mit ausführlichen Erläuterungen versehen findet sich der Kupferstich im Katalog der Coburger Lips-Ausstellung von 1989 (vgl. Kruse, Lips, 193–200, Nr 113, bes. 195 und 198; vgl. auch Schulte-Strathaus, Nr 76).
27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Mai 1791〉 → 〈Aschersleben〉 DAT IERUN G
Goethes Frage, ob er schon gemeldet habe, dass er den ganzen Kreis der Farbenlehre glücklich durchlaufen (28,6–7) sei, setzt das Postskriptum zu seinem Brief vom 17. und 18. Mai 1791 (Nr 24) voraus. Die Erwähnung des Baumeisters Arens und der Mittelsperson (27,12), die er sich wünscht, macht deutlich, dass sich der Hamburger Baumeister schon in Weimar aufhielt. Er war am 24. Mai 1791 angekommen und blieb bis zum 8. Juni. Herzog Carl August hielt sich vom 12. Mai bis zum 1. Juni 1791 bei seinem Regiment in Aschersleben auf (vgl. FB 1791, S. 100 und 112). ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 153–154. – Doppelblatt 11,9 × 18,9 cm, 3 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand Mitte von fremder Hd, Tinte: „1794.“; 27,12–28,1: Es wäre gut 〈…〉 anfeuern wollte. s. m. in Klammern gesetzt von fremder Hd, Bleistift. E: Carl August-Goethe1 (1863), 141f., Nr 57. WA IV 9 (1891), 266f., Nr 2872.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 27,12–13 durch eine Mittelsperson mit Arens in Connexion kämen] Zum Hamburger Architekten Johann August Arens, der sich vom 24. Mai bis zum 8. Juni 1791 in Weimar aufhielt, vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65. Zur Mittelsperson vgl. die folgende Erläuterung. 27,13 Sohn des Baukontr.] Carl Friedrich Christian Steiner, Sohn des Baumeisters und Baukontrolleurs Johann Friedrich Rudolf Steiner; er war als Unterlehrer der mathematischen Wissenschaften an der Freien Zeichenschule in Weimar tätig. 27,15–16 Er verlangt jemanden der ihm beystehe für ihn copire] Vermutlich wurde der Baukontrolleur Steiner selbst Arens als Kontaktperson und Ansprechpartner zugewiesen. Im Januar 1792 wurde er zu weiteren Beratungen über den Fortgang der Arbeiten am Wiederaufbau des Schlosses nach Hamburg geschickt (vgl. zu 59,1). 27,20–21 einen andern in die Schule schickten. Ich bin auf den Schlesier gefallen] Vermutlich ist der Baukondukteur Johann Christoph Gottlieb Vent gemeint, von dem im Brief Goethes an Carl August vom 17. und 18. Mai 1791 (Nr 24) im Zusammenhang einer geplanten Schlesien-Reise die Rede ist. Die Reise hat offenbar nicht stattgefunden, woraus sich erklären ließe, dass Vent dem Herzog nun gewissermaßen zur Last liegt. (27,21.) 27,22–23 in Mathematicis prüfen] In seinen mathematischen Kenntnissen. 27,23 Risse] Grundrisse, Architekturzeichnungen. 27,25 sähe Arens die großen Garten anlegen] Vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an Arens vom 30. Januar 1792 (Nr 65). 28,1 s. m.] Abgekürzt für lat. salvo meliore: Vorbehaltlich eines besseren Vorschlags, des Besseren unbeschadet. – Gängige Abkürzung im amtlichen Schriftverkehr, gebräuchlicher Bestandteil der Petitio am Ende eines Schreibens, der Bitte um Antwort (Votum auf Vorbehalt). 28,2 höllischen Feuer einer spanischen Fliege] Das so genannte Spanischfliegenpflaster, das aus dem Gift des Pflasterkäfers (der ‚Lytta‘) gewonnen wird, wurde verwendet, um Blasen zu ziehen oder um Eiterungen von Hautstellen zu behandeln; es kann bei empfindlicher Haut stark brennen. 28,6–7 ganzen Kreis der Farbenlehre glücklich durchlaufen bin] Vgl. zu 25,2–4 und zu 27,2–3. 28,8 das. Werck mit Fleiß zu vollbringen anfange] Es vergingen noch fast zwei Jahrzehnte, bis Goethe sein Werk „Zur Farbenlehre“ (2 Bde. Tübingen 1810) veröffentlichen konnte. – das. Werck: Falsche Zeichensetzung; nicht korrigiert.
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28. An Samuel Thomas Soemmerring
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Weimar, 31. Mai 1791 → 〈Mainz〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5016. – Doppelblatt 19,9 × 27,7 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Vulpius), egh. Unterschrift, Tinte; S. 4 in der oberen Blatthälfte rechts in umgekehrter Schreibrichtung, fremde Hd, Bleistift: Berechnungen, Brüche. E: Sömmerrings Leben (1844), 11, Nr 10. WA IV 9 (1891), 265f., Nr 2870 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Soemmerrings, wahrscheinlich vom Mai 1791 (vgl. zu 28,11–12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 3. Juni 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 6, Bl. 17). Goethe und der Anatom Samuel Thomas (seit 1808: Ritter von) Soemmerring (1755–1830), die sich im Herbst 1783 in Kassel kennen gelernt hatten, standen seit 1784, als Soemmerring Professor für Anatomie in Mainz geworden war, in brieflichem Kontakt, der zwar immer wieder auch eine Zeit lang unterbrochen sein konnte, aber über vier Jahrzehnte bis 1828 bestehen blieb (weiter vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 14. Mai 1784 [GB 5 II]). Im Mittelpunkt ihres Austauschs standen dabei immer Diskussionen zu naturwissenschaftlichen Fragen, die anfangs hauptsächlich auf anthropologisch-morphologischem Gebiet geführt wurden (vgl. auch die einleitende Erläuterung zum Brief vom 7. Januar 1785 [GB 6 II, Nr 6]). Im Zeitraum des vorliegenden Bandes rückten zunehmend von Goethes neuen Studien zur Optik und Farbenlehre aufgeworfene physikalische Problemstellungen in den Vordergrund. Die insgesamt fünf Briefe, die Goethe in den Jahren 1791 bis 1793 an Soemmerring schrieb und die im Gegensatz zu Soemmerrings Antworten auch alle überliefert sind (Nr 28, 56, 95, 198, 224), zeigen dies deutlich und zeugen von der anhaltend hohen Wertschätzung der Korrespondenzpartner füreinander. 28,11–12 Ihr Werk über den Bau des menschlichen Körpers 〈…〉 Geschenk] Goethe bedankt sich für die kurz zuvor, wahrscheinlich im Laufe des Mai erfolgte Zusendung der ersten Bände von Soemmerrings anatomischem Grundlagenwerk „Vom Baue des menschlichen Körpers“. Zur am 15. Mai 1791 beginnenden Ostermesse waren im Frankfurter Verlag von Varrentrapp und Wenner vier Teile erschienen: „Erster Theil. Knochenlehre“, „Zweiter Theil. Bänderlehre“, „Dritter Theil. Muskellehre“ und „Fünfter Theil. Hirnlehre und Nervenlehre“. In Goethes Bibliothek ist das vollständige sechsbändige Werk vorhanden, also auch die „Gefäßlehre“, die erstmals 1792 erschienen war, die Goethe aber in späteren Jahren in der zweiten, umgearbeiteten Ausgabe von 1801 erwarb, und die „Eingeweidlehre“, die
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als des „Fünften Theils zweite Abtheilung“ 1796 den Abschluss von Soemmerrings Kompendium bildete. Anzunehmen ist, dass Goethe im Mai 1791 alle vier gerade erschienenen Theile von Soemmerring erhalten hat, zumindest aber den ersten Teil „Knochenlehre“, worin Soemmerring bei der Behandlung des Oberkiefers und des Zwischenkieferknochens Goethes Arbeit lobend erwähnt (S. 159f.), die dieser 1784 unter dem Titel „Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den übrigen Thieren gemein sey“ öffentlich gemacht hatte. 28,13 da ich sehr zerstreut] Schon zwei Monate zuvor hatte Goethe Knebel gegenüber seine Situation in ganz ähnlicher Weise beschrieben (vgl. 19,5). Und im Brief an Herzog Carl August von Mitte Mai sprach er davon, dass es konfus (23,7) mit ihm gehe. Gemeint ist damit wohl, dass seine Aufmerksamkeit von zu vielen Dingen gleichzeitig beansprucht wurde, darunter vor allem von zahlreichen ‚äußeren‘, amtlichen Aufgaben. Im Mai war die neue Hofbühne, deren Leitung Goethe übernommen hatte, gerade eröffnet worden (vgl. zu 23,3–4). Es galt den für den 6. Juni einberufenen Gewerkentag des Ilmenauer Bergwerksbaus vorzubereiten, auf dem richtungsweisende Entscheidungen zu dessen Fortbestehen getroffen werden sollten (vgl. zu 19,2–3 und zu 19,4–5). Und mit dem nach Weimar eingeladenen Architekt Johann August Arens waren die nächsten Schritte des Schlossneubaus zu beraten (vgl. zu 23,3–4). Daneben vertiefte sich Goethe in selbst entwickelte Experimente, die ihn zu einer neuen Theorie der Farben führen sollten (vgl. zu 25,2–4). 28,13–14 einige Zeit zu verreisen] In seinem Brief an Jacobi vom folgenden Tag sprach Goethe davon, dass er acht Wochen abwesend sein werde (vgl. 31,13–14). Vom 6. bis 11. Juni 1791 war der erste Gewerkentag des neuen Bergwerksprojekts des Herzogtums nach Ilmenau einberufen, dessen Durchführung Goethe als dem Vorsitzenden der Bergwerkskommission oblag. Goethe reiste dafür am 5. Juni nach Ilmenau und blieb bis zum 16. Juni (vgl. Goethe und Ilmenau, 212–216 und 326f.). Für die Zeit danach waren Aufenthalte in Wilhelmsthal bei Eisenach und am herzoglichen Hof in Gotha geplant. In Wilhelmsthal hatten das Herzogspaar und der Weimarer Hof seit dem 19. Juni ihren Sommeraufenthalt begonnen (vgl. FB [13. und 19. Juni] 1791, S. 118 und 123), und für Gotha lag Goethe eine persönliche Einladung vor (vgl. 38,23–24). Goethe kehrte dann aber von Ilmenau noch einmal nach Weimar zurück und reiste erst am 11. Juli über Erfurt nach Wilhelmsthal und war anschließend vom 18. bis 30. Juli in Gotha (vgl. zu 38,22–23). 28,15 Ihr Werk zu studiren] Ob und wann das geschah, ist nicht bekannt. 28,16–18 verschiedene Abhandlungen 〈…〉 vielleicht zu vollenden] Goethe hatte im Laufe des Jahres 1790 zunächst eine Fortsetzung seiner im Frühjahr erschienenen Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ geplant und danach den Sommer und Herbst über mit einer anatomischen Vergleichs-
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studie, dem „Versuch über die Gestalt der Thiere“, begonnen. Beide Aufsätze hatte er nicht zu Ende geführt, die Arbeiten Ende des Jahres abgebrochen und später auch nicht wieder aufgenommen (vgl. GB 8 II, zu 178,2 und zu 178,2–3). 28,19–20 Ihre frühern Schriften] Von Soemmerrings Schriften besaß Goethe zu diesem Zeitpunkt die Abhandlungen „Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer“ (Mainz 1784) und „Vom Hirn- und Rückenmark“ (Mainz 1788; vgl. Ruppert, 735f., Nr 5128 und 5121) sowie zwei anatomische Dissertationen, die Mitte der 1780er Jahre unter Soemmerrings Betreuung in Mainz entstanden waren (vgl. GB 6 II, zu 214,20–21 und Ruppert, 693, Nr 4825 und 710, Nr 4940). Bekannt waren ihm wahrscheinlich auch die Aufsätze „Etwas Vernünftiges vom Orang Utang“ von 1781 (vgl. GB 6 II, zu 25,11) und „Ueber die Vereinigung / Durchkreuzung der Sehenerven“ von 1785 (vgl. GB 6 II, zu 214,20–21). 28,21–22 Ihr Beruf Sie zur Untersuchung des thierischen Gebäudes führt] Nach seinem Medizinstudium in Göttingen bekam Soemmerring 1779 eine Professur für Anatomie am Collegium Carolinum in Kassel und wechselte 1784 an die Universität Mainz, wo die Anatomie und Anthropologie seine wissenschaftlichen Hauptbetätigungsfelder blieben.
29. An Johann Heinrich Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Mai oder 1. Juni 1791〉 → Jena DAT IERUN G
Anlass für Goethes vorliegenden Brief war, dem Adressaten, dem Jenaer Professor Johann Heinrich Voigt, seine neueste naturkundliche Abhandlung „Über das Blau“ zur Kenntnis zu bringen, da nicht zuletzt Voigt es gewesen war, mit dem er sich über seine Auffassung von der natürlichen Entstehung blauen Lichts und blauer Schatten und der besonderen Bedeutung dieser Phänomene für seine farbtheoretischen Überlegungen ausgetauscht hatte (vgl. zu 29,17–18). Der Aufsatz war zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefkonzepts offenbar schon vollendet und in seiner vollständigen Form in der nicht überlieferten Ausfertigung des Briefs an Voigt auch mitgeteilt worden (vgl. Überlieferung). Den Abschluss der Arbeiten an der Schrift hatte Goethe zuvor Herzog Carl August in einem Brief vom 17. Mai 1791 angezeigt (vgl. 24,19–20). Möglicherweise dachte Goethe hierbei sogar an eine Veröffentlichung in der von Voigt bei Ettinger in Gotha herausgegebenen Zeitschrift „Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“. Der Brief an Voigt wird also wahrscheinlich kurz nach der Mitteilung an Carl August geschrieben worden sein. Dies ist nicht zuletzt auch deshalb anzunehmen, weil Goethe Ende Mai bereits wieder einen neuen Ansatz bei der Entwicklung seiner Far-
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bentheorie verfolgte, den er in den „Beyträgen zur Optik. Erstes Stück“ vorstellen wollte. Diese Abhandlung sollte zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791 erscheinen (vgl. zu 27,2–3). Da Goethe für die Zusammenfassung seiner Abhandlung „Über das Blau“ für Voigt zunächst das vorliegende Konzept entwarf, kann davon ausgegangen werden, dass er für den Brief einige Tage gebraucht hat. In Goethes Postverzeichnis für das Jahr 1791 ist unter dem 1. Juni auch ein Brief an Prof. Voigt nach Jena vermerkt (Briefverzeichnis 1790/91, S. 3), bei dem es sich um den vorliegenden gehandelt haben dürfte, so dass anzunehmen ist, dass Goethe ihn im Zeitraum der letzten Maitage bis zum 1. Juni verfasst hat. Eine Niederschrift des Briefes später im Juni oder Juli 1791, bevor sich Goethe am 11. Juli auf eine dreiwöchige Reise nach Wilhelmsthal und Gotha begab, ist zwar nicht gänzlich auszuschließen (vgl. Datierung in E und EB 73 sowie EB 77), aber wegen des raschen Erkenntniszuwachses, den er bereits in die „Beyträge zur Optik“ einzuarbeiten begonnen hatte, eher unwahrscheinlich. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/530,II. – Doppelblatt 20,7 × 34,1 cm, 4 S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr. (Text rechts, Korrekturen und Ergänzungen links), Schreiberhd (Goetze) mit egh. Korrekturen und Ergänzungen, Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts Adresse, egh.: An Herrn Professor Voigt in Jena.; Blätter in der Mitte gefaltet; Bl. 1: Brieftext (eine Seite und zwei Zeilen), Bl. 1–2: Aufsatztext (unvollständig: Mittelstück [Schluss von Absatz 2 bis Anfang Absatz 7] fehlt durch Verlust von wahrscheinlich einem oder auch mehreren ursprünglich noch dazwischen eingelegten Bogen Schreibpapiers). E: WA IV 18 (1895), 43, Nr 2877a (nach K; Teildruck: 29,8–19 Als ich in den 〈…〉 gefälligen Gebrauche mitzutheilen.). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der aus Gotha stammende Johann Heinrich Voigt (1751–1823) war nach seinem 1770 begonnenen Jurastudium in Jena, das er auch zur Ausbildung in naturkundlichen Fächern wie der Physik, zum Teil auch der Mathematik nutzte, 1774 in seine Heimatstadt zurückgekehrt und bekam dort eine Anstellung zunächst als Lehrer, 1776 als Professor für den mathematischen und physikalischen Fachunterricht im städtischen Gymnasium. In der Folgezeit erarbeitete sich Voigt mit diversen Veröffentlichungen und Rezensionen die Anerkennung der Gelehrtenwelt. In den 1780er Jahren unterstützte er zunächst den Göttinger Professor der Physik Georg Christoph Lichtenberg bei der Herausgabe des „Magazins für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“, dessen Leitung er 1788 übernahm, und wurde kor-
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respondierendes Mitglied der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen. Goethe lernte Voigt vermutlich Anfang 1789 im Berufungsverfahren für die vakant gewordene Professur für Mathematik an der Universität Jena persönlich kennen. Voigt war von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, einem der Erhalter der ernestinischen Gemeinschaftsuniversität, als Nachfolger Johann Ernst Basilius Wiedeburgs vorgeschlagen worden (vgl. Knebel an Herder, 20. Februar 1789; Von und an Herder 3, 51). Offenkundig hat Goethe nach der Berufung Voigts gelegentlich den Kontakt gesucht, um sich mit ihm über naturkundliche Themen auszutauschen. Wie aus dem vorliegenden Brief hervorgeht, dem einzigen aus der Zeit von Voigts Jenaer Anfangsjahren überlieferten Zeugnis eines goetheschen Schreibens neben vier erschließbaren Briefen (EB 73, EB 77, EB 82 und EB 218), war Voigt für Goethe auch ein wichtiger Ansprechpartner in Fragen der Farbenlehre. Die Kontakte blieben aber sporadisch. Im Zentrum der überlieferten Briefe, vier von Goethe aus den Jahren 1816, 1820 und 1821 sowie sechs Briefe Voigts zwischen 1793 und 1817, stehen naturwissenschaftliche Themen und Literatur oder Universitätsangelegenheiten. 1801 wurde Voigt zusätzlich Professor für Physik in Jena und bereits 1798 für seine Verdienste mit dem Titel Hofrat geehrt. Er wurde zum Mitdirektor des physisch-mechanischen Instituts der Jenaer Universität und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Akademien und naturforschender Gesellschaften. In den Jahren 1810/11 bekleidete Voigt außerdem noch das Amt des Dekans der philosophischen Fakultät in Jena. Zu seinen wissenschaftlichen Hauptwerken zählen der „Versuch einer neuen Theorie des Feuers, der Verbrennung, der künstlichen Luftarten, des Athmens, der Gährung, der Elektricität, des Lichts und des Magnetismus“ (Jena 1793), die „Grundlehren der angewandten Mathematik“ (Jena 1794) sowie die „Allgemeine Witterungslehre oder Entwickelung des physischen Zustandes unserer Atmosphäre und der daher rührenden Witterung“ (Rudolstadt 1808). 29,8–9 vierten Hefte des Journals der Physic 〈…〉 Herr Gren herausgiebt] Seit Mitte 1790 erschien als Monatszeitschrift das „Journal der Physik“. Es wurde von Friedrich Albrecht Carl Gren, Professor für Medizin, Chemie und Physik an der Universität Halle/S. herausgegeben und in Kommission bei Ambrosius Barth in Leipzig und Halle verlegt. Das Journal brachte neben Originalbeiträgen, Auszügen aus Veröffentlichungen von Wissenschaftsakademien sowie Rezensionen und Buchanzeigen in einer weiteren festen Rubrik auch „Auszüge und Abhandlungen aus Journalen physikalischen Inhalts“. Im 4. Heft des Eröffnungsjahrganges (Des zweyten Bandes erstes Heft), das wahrscheinlich im Oktober 1790 erschienen war, druckte die Zeitschrift in dieser Rubrik unter dem Titel „Ueber einige Phänomene des Sehens“ die Übersetzung eines Aufsatzes des französischen Mathematikers, Physikers und Mitgliedes der Académie des sciences in Paris Gaspard Monge, der 1789 in den Pariser „Annales de Chimie“ veröffentlicht worden war (T. 3, S. 131ff.).
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29,9–10 Seite 145 die Meynungen 〈…〉 über die blauen Schatten] Ausgehend von der experimentell gestützten These, dass diejenigen homogenen Lichtstrahlen von Gegenständen in unterschiedlichen Farben bei der Brechung an einem durchlässigen einfarbigen Medium (gefärbtes Glas) reflektiert werden, die nicht denen der Farbe des Mediums oder der Farbe Weiß entsprechen, welche ihrerseits wiederum hinter dem Medium in Weiß erscheinen, schildert Monge als Beispiel für einen gegenteiligen Effekt die Veränderung der Schatten eines Kerzenlichts vor dem Hintergrund eines blauen Morgenhimmels, wenn diese beispielsweise auf ein weißes Blatt Papier treffen: „Wenn man früh an einem heitern Tage einige Zeit vor dem Aufgang der Sonne, und wenn die Erhellung schon gross genug ist, dass der Himmel schön blau erscheint, das Tageslicht in ein Zimmer durch ein offnes Fenster so fallen läst, dass ein weisses Object, zum Beyspiel, ein Blatt Papier, zu gleicher Zeit sowohl durch die Lichtstrahlen einer noch brennenden Kerze, als durch die, welche die Atmosphäre reflectirt, erleuchtet werde; so erscheint der Schatten eines kleinen Körpers, welcher auf das Papier gestellt wird, von einem schönen Blau, und von derselben Farbe, als der Himmel.“ (Journal der Physik. Bd 2. H. 1. Halle, Leipzig 1790, S. 145.) Goethe hat diese Beobachtung im § 2 seiner Abhandlung „Über das Blau“ aufgegriffen und in ähnlicher Weise beschrieben (vgl. 30,2–10). Nach Monge wird dieser Effekt allerdings dann wieder aufgehoben, wenn man das schattenwerfende Kerzenlicht entfernt und nurmehr das angenommene blaue Licht des Himmels allein wirkt, so dass es dann wiederum weiß erscheint. Monge erklärt dies mit einem angeblich festen Anteil weißer Strahlung neben der jeweils vorherrschenden Farbstrahlung im homogenen Licht (vgl. Journal der Physik. A. a. O., S. 146–154). Das erwähnte Heft des Journals befindet sich nicht in Goethes Bibliothek. 29,10–12 im März des Journal de Physique pag. 199 〈…〉 von Herrn de Saussure] Horace-Bénédict de Saussure, ein in Genf lehrender Schweizer Naturforscher, der sich in seiner Zeit besonders auf den Gebieten der Geologie, Botanik und Meteorologie sowie bei der Erkundung der Alpen einen Namen gemacht hatte, veröffentlichte im März-Heft des „Journal de Physique“ des 38. Bandes der Wissenschaftsreihe „Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et sur les arts et métiers“ (Paris, London 1791) einen Aufsatz über die unterschiedliche Farbintensität der blauen Himmelsfarbe anhand eigener Messungen und Beobachtungen in der Bergwelt der Savoyer Alpen rund um den Mont Blanc unter dem Titel „Description d’un Cyanomètre, ou d’un Appareil destiné à mesurer l’intensité de la Couleur bleue du Ciel“ (S. 199–208). Saussure hatte diese Messungen mit einem 1789 von ihm eigens dafür entwickelten so genannten Cyanometer durchgeführt, einem einfachen Messinstrument, das aus einem Papp- oder Papierkreis mit unterschiedlichen Blautönen von hell- bis schwarzblau und einer den Farbabstufungen zugeordneten Wertskala bestand. Der zu beobachtende Himmelsausschnitt wurde mit den Farbtönen des Cyanometers verglichen und mit dem entsprechenden Wert quantifi-
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ziert, so dass Messreihen für die Farbintensität des Himmelsblaus zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten erstellt werden konnten. – Das erwähnte Heft des Journals befindet sich nicht in Goethes Bibliothek. 29,12–13 Beobachtungen, welche ich über die blaue Farbe 〈…〉 gehabt] Auf welche besonderen Beobachtungen und Erfahrungen Goethe hier rekurriert, lässt sich nicht feststellen. Mit dem Phänomen der Farben, ihrer Entstehung und Wirkung hatte sich Goethe spätestens seit den nachhaltigen Eindrücken während seiner Italienreisen 1786/88 und 1790 zu beschäftigen begonnen, wobei ihm zum einen die intensiven Naturerlebnisse und zum anderen die bildende Kunst diesen Weg eröffnet hatten (vgl. Zur Farbenlehre. Des Zweyten Bandes Erster, historischer Theil. Konfession des Verfassers, S. 668–671; vgl. auch LA I 6, 414f.). Das Geheimnis des Kolorits und des Kolorierens, das Goethe dabei besonders faszinierte, führte ihn bald zu dem Sonderphänomen Blau, das er schon zu dieser Zeit nicht eigentlich als eine Farbe anzusehen bereit war (vgl. ebd., S. 670–674; vgl. auch LA I 6, 415–417). Blau als die Erscheinungsform des Himmels und der Luft zu begreifen, brachte ihn auf die Analyse der physikalischen Natur bestimmter Alltagsphänomene, wie etwa das der Schattenbildung an Schneeflächen oder des gebündelten Lichteinfalls in einem abgedunkelten Raum und seiner Reflexion an weißen Flächen. Das und anderes mehr griff er in einer ersten theoretischen Aufbereitung seiner Beobachtungen in der Abhandlung „Über das Blau“ auf (vgl. ferner: Beyträge zur Optik. Erstes Stück. §§ 5 und 30; LA I 3, 7f. und 15 sowie Zur Farbenlehre. Historischer Teil. Konfession des Verfassers, S. 673f.; vgl. auch LA I 6, 417). 29,13–14 überdachte aufs neue die Theorie, die ich mir darüber gebildet] Im frühen Stadium seiner farbtheoretischen Überlegungen vor den spätestens im Mai 1791 beginnenden prismatischen Experimenten nahm die Beschäftigung mit der Farbe Blau offenkundig eine Schlüsselrolle ein. Goethe wollte ein komplexes und methodisch abgesichertes Modell zur Farbenlehre entwickeln (vgl. auch die vorhergehende Erläuterung), das in dieser frühen Phase von einer Urpolarität von Dunkelheit und Helligkeit (Licht) ausging. Die Farbe Blau war in Korrelation zu Schwarz und als Gegensatz zu Weiß als eigenständiger Basischarakter definiert, was in die Grundthese der Abhandlung „Über das Blau“ mündete, d a ß e i n e r e i n e B e r a u b u n g d e s L i c h t s a n u n d v o r s i c h b l a u s e y. (30,18–19). 29,16 da sie den Erklärungen gedachter Naturforscher widerspricht] Die Formulierung lässt offen, ob Goethe sie lediglich auf die oben genannten Gren, Monge und Saussure oder auch auf die in der Gelehrtenwelt allgemein anerkannte physikalische Theorie der Farbenlehre von Isaac Newton bezogen wissen wollte, die Goethe aus seinem ganzheitlichen physiologischen Ansatz heraus zu widerlegen suchte.
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29,17–18 der Beyfall, den Ew. Wohlgebrl. meinen Gedanken gegeben] Offenkundig stand Goethe schon seit geraumer Zeit mit Johann Heinrich Voigt in gelegentlichem Austausch über naturkundliche Fragen und hatte wahrscheinlich in persönlichen Begegnungen in Jena auch über seine farbtheoretischen Überlegungen mit ihm gesprochen. Näheres ist darüber aber nicht bekannt. Goethe hatte sich zuletzt Anfang März 1791, vom 4. bis 6. sowie am 11. des Monats, in Jena aufgehalten (vgl. Färber-Calender 1791, Bl. 7), zuvor vom 27. Oktober bis 7. November 1790 (vgl. Färber-Calender 1790, Bl. 21 und 23). Bis auf die Ausnahme des vorliegenden Briefes scheinen diese Diskussionen nicht über regelmäßige Korrespondenzen fortgesetzt oder vertieft worden zu sein. Allerdings erinnerte sich Goethe in seiner „Konfession des Verfassers“ genannten Darstellung der Entstehungsgeschichte seiner Farbenlehre an eine kontroverse Diskussion mit einem benachbarten Physiker (Zur Farbenlehre. Historischer Theil, S. 680; vgl. auch LA I 6, 421) darüber, inwieweit seine Schlussfolgerungen zu Isaac Newtons Farbtheorie im Widerspruch standen (vgl. ebd., S. 679–682; vgl. auch LA I 6, 421f.). Bei dem angesprochenen Physiker könnte es sich durchaus um Voigt in Jena gehandelt haben. 29,20 Ü b e r d a s B l a u.] Die nur in der Konzepthandschrift als fragmentarischer Text überlieferte Abhandlung ist Goethes erster Versuch zu einer neuen Farbenlehre. Eine beabsichtigte Veröffentlichung kam nicht zustande (vgl. Datierung). Einzelne Gedankengänge fanden später in überarbeiteter Form Eingang in Goethes Schrift „Zur Farbenlehre“ von 1810 (vgl. Zur Farbenlehre. Des Ersten Bandes Erster, didaktischer Theil, §§ 74, 79, 155 und 577, S. 31f., 34f., 59 und 215; vgl. auch LA I 4, 46, 48, 65f., 175). Die Schrift „Über das Blau“ stammt aus der vorexperimentellen Phase von Goethes Farbbeobachtungen und beschreibt die Selbsterfahrung mit besonderen Erscheinungen der Farbe Blau im Grenzbereich von Licht und Schatten. Sie greift noch auf frühe Eindrücke und Erkenntnisse aus der ersten intensiveren Beschäftigung mit dem Phänomen der Farben während Goethes erster Italienreise zurück (vgl. zu 29,12–13). 30,2 Berliner Blau] Beim so genannten Berliner Blau, unter anderem auch Preußischblau oder Eisenblau genannt, handelt es sich um ein künstlich erzeugtes anorganisches Farbpigment aus der Verbindung von Kaliumferrocyanid und gelösten Eisensalzen mit tiefblauer Farbsättigung und hoher Deckungsstärke, das erstmals um die Mitte des ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts in Berlin erzeugt und beschrieben wurde. Seine Erfindung geht auf den Maler und Kupferstecher Johann Leonhard Frisch und seinen Mitarbeiter Johann Jacob Diesbach zurück und wurde zunächst vor allem in der bildenden Kunst (Malerei) und später immer mehr auch in der manufakturellen sowie industriellen Warenproduktion verwendet. 30,10 wenn keine reflecktirende / 〈…〉 / entsteht, so nah und an Orten] Der offenkundige Satzabbruch am Seiten- bzw. Blattende und die unvermittelte Fortsetzung nach fehlenden Satzteilen am Seitenanfang des folgenden Blattes markieren den Verlust des Mittelteils des Gesamttextes, eines oder mehrerer beschriebe-
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ner Blätter, die den Schluss von Punkt 2, die Punkte 3 bis 6 und den Anfang von Punkt 7 der insgesamt neun Punkte umfassenden Textstruktur beinhaltet haben. Da kein weiterer Textzeuge zur Verfügung steht, ist der Verlust auch nicht rekonstruierbar. Ob neben den geschilderten Erfahrungen mit blaufarbiger Schattenbildung an Gegenständen bei verschiedenem Lichteinfall in ein Zimmer (§§ 2 und 7) sowie an Schneeflächen (§§ 8 und 9) noch andere Beispiele für Blauschattierungen demonstriert wurden, muss demnach offen bleiben.
30. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 1. Juni 1791 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2706. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,1(–23,6) cm, 3 ¼ S. beschr., S. 1 bis 3 (31,11–32,32: Die Anweißung auf 〈…〉 abdrucken zu laßen.) Schreiberhd (Vulpius), S. 4 egh., Tinte (33,1–4: Verzeih die fremde 〈…〉 1 Juni 1791. Goethe); S. 1 am oberen Rand links Eingangsvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e e dL 8tL Juni 1791.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 129–131, Nr 57 (mit Beilage). WA IV 9 (1891), 268–271, Nr 2874 (mit Beilage). BEIL AG E
Will ich die Blumen des frühen, die Früchte des späteren Jahres, Will ich was reitzt und entzückt, will ich was sättigt und nährt, Will ich den Himmel die Erde mit Einem Nahmen begreifen; Nenn ich S a k o n t a l a dich und so ist alles gesagt. H: FDH/FGM: Hs-2758. – 1 Bl. 11,7 × 18,7 cm ½ S. beschr., quer, Schreiberhd (zS), Tinte. In E, in dem der Briefwechsel zwischen Goethe und Jacobi aus den sich noch im jacobischen Familienbesitz befindlichen Originalquellen mitgeteilt wird, kommt die Beilage unter dem vorliegenden Brieftext zum Abdruck, als ein zum Brief selbst gehörender Teil. Erläuterungen dazu werden nicht mitgeteilt. Nach den Angaben in der WA, deren Herausgebern die Briefe Goethes an Jacobi zur Benutzung für ihre Edition 1889 von ihrem damaligen Besitzer Alexander Meyer-Cohn aus Berlin zur Verfügung gestellt worden sind (vgl. WA IV 6, 432, zu Nr 1584), waren diese Gedichtzeilen Goethes, in „Schreiberhand“ geschrieben, dem vorliegenden Brief „auf besonderem Octavblatt beigelegt“ (WA IV 9, 374). In den 1910 erarbeiteten Lesarten zum Abdruck des Gedichts in der WA unter der Rubrik „Aus dem Nach-
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laß. Antiker Form sich nähernd“ (vgl. WA I 4, 122) wird die zur Textkritik herangezogene und so bezeichnete Handschrift H 365 ebenfalls als „Beilage, von Schreiberhand, zu dem Briefe Goethes an F. H. Jacobi vom 1. Juni 1791 (WA IV 9, 271 und 374)“ beschrieben, die sich „im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts zu Frankfurt a. M.“ (WA I 5.2, 83) befinde. Bei dieser Handschrift kann es sich nur um das sich noch heute dort unter der Signatur Hs-2758 verwahrte Blatt mit dem genannten Epigramm handeln. – Das Epigramm war nach der Lektüre von Georg Forsters Übersetzung des indischen Dramas „Shakuntala“ von Kalidasa entstanden, die Goethe mit einem nicht überlieferten Brief Forsters vom 17. Mai 1791 erhalten hatte (vgl. zu 51,4–5). Am 30. Mai 1791 bedankte sich Goethe in einem ebenfalls nicht überlieferten Brief an Georg Forster (vgl. EB 49) für das Drama und schickte ihm im Gegenzug das Shakuntala-Epigramm (vgl. auch Albert Leitzmann: Zu Goethes Briefwechsel mit Georg Forster. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte. Unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suphan herausgegeben von Bernhard Seiffert. 6. Bd. Weimar 1893, S. 155). Ein weiterer Hinweis darauf, dass Goethe die Verse auch einem Brief an Jacobi beigelegt hatte, geht aus einem Brief Forsters an Jacobi vom 6. August 1791 hervor: „Auch mir hat Göthe diese Stanze von Sacontala geschrieben.“ (Forster, Werke 16, 326.) Dadurch wäre die Mitteilung zusätzlich gestützt, dass Goethe die Verse im gleichen Zeitraum, also am 1. Juni an Jacobi, am 2. Juni an Forster, verschickt hat, zumal ein weiterer Brief Goethes an Jacobi aus dem Jahr 1791 nicht überliefert ist. Wahrscheinlich kurz darauf kam es dann auch zur Einsendung des Gedichts für eine Veröffentlichung in der Berliner „Deutschen Monatsschrift“. Dort erschien der Text unter dem Titel „Sinngedicht“ in der Juli-Nummer des 2. Jahrgangs der Zeitschrift von 1791 auf S. 264. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 12. April 1791 (JB I 9, 30f., Nr 2765; vgl. RA 1, Nr 429) und wahrscheinlich vom Mai 1791 (vgl. zu 17,30–31). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 3. Juni 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 6, Bl. 17). 31,11 Die Anweißung auf Göschen habe ich erhalten] Es handelt sich um die Anweisung zur Auszahlung von sechs Laubtalern an Goethe, die Jacobi in seinem Brief an Göschen vom 25. Mai 1791 bestimmte: „Ich schicke Goethen eine Anweisung auf Sie von sechs Stück Laubthalern, die ich Sie abzuführen bitte.“ (JB I 9, 36.) Goethe hatte zwar den jacobischen Zahlungsbeleg von Göschen erhalten, die Zahlung des Geldbetrages selbst erfolgte aber erst etwa zwei Monate später (vgl. zu 47,12). Jacobi beglich damit die Kaufsumme für die erworbenen Kupferstiche eines von Lips gefertigten Goethe-Porträts, die 6 Laubtaler betrug (vgl. zu 17,33–34 und zu 17,34–18,1). Er hatte dieses Verfahren für die Bezahlung in seinem Bezugsbrief vom 12. April 1791 angekündigt: „Von Deinem Portrait nehme ich
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sechs Exemplare. 〈…〉 Die Bezahlung verfüge ich in der Leipziger Meße, zugleich mit dem neuen Beytrag für die Kuxen.“ (JB I 9, 31.) 31,11–12 das andere Geld wird auch wohl zur rechten Zeit ankommen] Den bis zum 6. Juni 1791 geforderten Gewerkenzuschuss für seine Kux des Ilmenauer Bergwerkes über vier Laubtaler hatte Jacobi entgegen seiner Ankündigung vom April offenbar noch nicht beglichen (vgl. zu 16,24 und zu 19,4–5). Die Zahlungsfrist für den Zusatzbeitrag auf die Bergwerkskuxe wurde auf dem Gewerkentag in Ilmenau im Juni noch einmal verlängert (vgl. ebd.). Wann Jacobi bezahlte, ist nicht bekannt. 31,13–14 ich von hier abgehe 〈…〉 vor 8 Wochen nicht wieder zurück] Zu den von Goethe geplanten Aufenthalten in Ilmenau, Wilhelmsthal und Gotha vgl. zu 28,13–14. 31,15 Deinem Sohn wünsche ich zur Reise Glück.] Offenbar hatte Jacobi in einem nicht überlieferten Brief an Goethe vom Mai 1791 mitgeteilt, dass sein zweitältester Sohn, der 23-jährige Georg Arnold, eine Reise nach Italien unternehmen werde. Jacobi verfolgte zu dieser Zeit wahrscheinlich schon den Plan, seinen Sohn in Begleitung seines Freundes Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg reisen zu lassen, der Anfang Juli 1791 von Altona bei Hamburg nach Italien aufbrach. Die endgültige Entscheidung dazu fiel aber erst während Stolbergs Aufenthalt in Pempelfort vom 11. bis zum 30. Juli. Georg Arnold hielt in seinen autobiographischen Aufzeichnungen dazu fest: „Ich war beschäftigt, mich mit den Landesgesetzen und Ordnungen bekannt zu machen, als Graf Friedrich Leop. Stolberg mit der Gräfin, seinem ältesten Sohn und Nicolovius auf der Reise nach Italien bey uns eintrafen 〈…〉. Ich hatte das ausgezeichnete Glück, daß Stolberg, der herrliche, mir gewogen ward u. mich zu seinem weiteren Begleiter auf der schönen Reise erwählte 〈…〉.“ (Wartenberg, Familienkreis Jacobi, 139f.) Die stolbergische Reisegesellschaft setzte am 30. Juli 1791 ihren Weg nach Italien mit den Hauptstationen Frankfurt a. M., Karlsruhe, Zürich und Genf fort, ehe sie am 21. Oktober Turin, am 14. November Mailand, am 7. Dezember Florenz und am 24. Dezember Rom erreichte. Am 7. Februar 1792 traf man schließlich in Neapel, dem Hauptziel der Reise, ein. Am 27. April brachen Stolberg und Georg Arnold Jacobi von dort aus noch zu einer Rundreise durch Kalabrien und Sizilien auf, von der sie erst am 14. Juli nach Neapel zurückkehrten. Am 26. September 1792 begann die Rückreise über Rom, Venedig, Wien und Prag, ehe Stolberg am 27. Dezember in Dresden ankam. Georg Arnold Jacobi muss sich unterwegs schon von der Reisegruppe getrennt und einen eigenen Weg über Bayern ins Rheinland eingeschlagen haben. Am 1. Januar 1793, nach fast anderthalb Jahren, kehrte er wieder nach Hause, nach Pempelfort zurück (vgl. Jacobi an Goethe, 24. Januar 1793; JB I 10, 188). 31,16 hat er Gesellschaft] Zur Gruppe gehörten neben dem Grafen dessen zweite Ehefrau Sophie Charlotte Eleonore, der Sohn aus erster Ehe, Christian Ernst, der
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am 30. Juli 1791 acht Jahre alt wurde, sowie der als Hauslehrer engagierte Georg Heinrich Ludwig Nicolovius aus Königsberg. 31,16–17 was vor eine Absicht hast Du ihn dorthin zu senden] Georg Arnold Jacobi galt lange als das Problemkind der Familie, charakterlich labil, wenig strebsam und mit einer Neigung zu unkonventionellem Verhalten, was schwer auf dem Verhältnis von Vater und Sohn lastete (vgl. Carmen Götz: Friedrich Heinrich Jacobi im Kontext der Aufklärung. Diskurse zwischen Philosophie, Medizin und Literatur. Hamburg 2008, S. 186–233). Goethe war über die Entwicklung Georg Arnolds und die Erziehungsschwierigkeiten informiert und hatte die Haltung des Vaters mehrfach kritisiert (vgl. GB 8 II, zu 27,28 und zu 27,28–29). Die Ankündigung einer großen Europareise des Sohnes, möglicherweise sogar ohne Aufsicht, hatte ihn deshalb sicher überrascht. Jacobi selbst ermahnte seinen Sohn ausdrücklich, die Reise als Entwicklungschance zu sehen und zu nutzen: „Lieber George, willst du nicht deinem Freunde u Vater zu Liebe 〈…〉 noch einmahl ganz von frischem einen Angriff auf dich wagen; einen Angriff, als hättest du noch nie einen gewagt, als wär es der erste? Willst du es thun, so nim dir fest vor 〈…〉 nichts zu thun der angenehmen, nichts zu laßen der der unange[neh]men Empfindungen wegen, sondern einmahl einzig u allein nach Begriffen des guten u des anständigen zu handeln. Nim dir zur Uebung vor, einmahl gefällig blos gegen andre, u ungefällig gegen dich selbst zu seyn. 〈…〉 Sieh Lieber, das Behagen, die Fröhlichkeit u Freyheit, die mit einem nach Begriffen des Guten, Anständigen u Schönen eingerichteten Lebens verknüpft sind, die Wonne der Selbstbeherrschung ist so groß, daß wer einmahl davon gekostet hat, kaum mehr davon ablaßen kann.“ (Jacobi an Georg Arnold Jacobi, 2. August 1791; JB I 9, 43f.) Dass Georg Arnold die Reise unter der Obhut des hochgeschätzten Freundes Friedrich Leopold zu Stolberg unternehmen konnte, mit dem Friedrich Heinrich Jacobi weltanschaulich und moralphilosophisch nahezu vollständig übereinstimmte, schien einen positiven Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung des Sohnes zu versprechen. Georg Arnold Jacobi schrieb während der über 18 Monate dauernden Reise regelmäßig Berichte über das Gesehene und Erlebte nach Hause, die er einige Jahre später als Buch veröffentlichte: „Briefe aus der Schweiz und Italien von Georg Arnold Jacobi in das väterliche Haus nach Düsseldorf geschrieben“ (2 Bde. Lübeck, Leipzig 1796/97). Friedrich Heinrich Jacobi konnte schließlich mit dem offenkundig tatsächlich auch eingetretenen Persönlichkeitswandel des Sohnes nach der Reise zufrieden sein. Susanna Helene Jacobi traf diesbezüglich folgende Einschätzung ihres Neffen: „In Sitten und Wesen hat er noch zu seinem Vortheil sich geändert und dies bringt auch mehr Feinheit selbst in seine Züge 〈…〉.“ (Susanna Helene Jacobi an Caroline Marie Jacobi, 13. Februar 1793; Wartenberg, Familienkreis Jacobi, 140.) 31,17 Wie hat sich der jüngere ausgebildet] Der dritte Sohn Jacobis, der 16-jährige Carl Wigand Maximilian Jacobi, lebte noch im väterlichen Hause und
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wurde von Hauslehrern betreut, zuletzt seit Sommer 1790 von Ferdinand Hildebrandt, einem Bruder Charlotte Diedes, der Freundin Wilhelm von Humboldts (vgl. GB 8 II, zu 26,20–21), und ehemaligem Kommilitonen Georg Arnold Jacobis in Göttingen. Maximilian galt zwar als eher zurückhaltender Charakter, gleichwohl als sehr begabt und wissbegierig. Jacobi war durchaus stolz auf die bisherige Entwicklung des Kindes. Helene Jacobi, die Halbschwester des Vaters, berichtete am 27. Dezember 1790 darüber in einem Brief an Georg Arnold Jacobi: „Auch wird Max gar brav, u. ist über die Maaße fleißig. Morgens um 4 Uhr läßt er sich schon wecken u. Abends nach 10 Uhr wollte er noch lesen, welches ihm aber abgerathen wurde. Wie das uns alle, besonders aber Deinen Vater freut, kannst Du denken.“ (Heyderhoff, Freundschaftsbriefe, 40.) Goethe lernte den Jungen ein gutes Jahr später während seines Aufenthaltes im Hause Jacobis im November 1792 kennen und unterstützte ihn bei der Aufnahme seines Medizinstudiums an der Jenaer Universität im April 1793 (vgl. zu 136,11). 31,18 Ist Kläre zu meinem Schwager] Clara Franziska, das jüngste Kind Friedrich Heinrich Jacobis, war damals 14 Jahre alt. Nach der bisherigen häuslichen Erziehung hatte der Vater sie im April 1791 zur weiteren Bildung nach Karlsruhe zu Johanna Catharina Schlosser (geb. Fahlmer) gegeben, der zweiten Frau Johann Georg Schlossers, Goethes Schwager aus dessen erster Ehe mit seiner Schwester Cornelia. Johanna Catharina Schlosser war eine Halbschwester von Jacobis Mutter Johanna Maria Jacobi (geb. Fahlmer) und war gemeinsam mit ihren beiden nur wenig älteren Neffen Johann Georg und Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf aufgewachsen. Vor ihrer Heirat 1778 stand sie in einem engen Freundschaftsverhältnis auch zu Goethe. Die gemeinsame Erziehung Clara Franziska Jacobis mit den beiden Töchtern Schlossers, Louise (geb. 1774) und Julie (geb. 1777), sollte etwa zwei Jahre dauern, wie Helene Jacobi ihrem Neffen Georg Arnold Jacobi am 27. Dezember 1790 mitteilte: „Vermutlich hat Max Dir auch erzählt, daß Clärchen auf Ostern zu Tante Schloßer nach Carlsruh reist, wo sie zu ihrer ferneren Ausbildung, statt in einer Pension, zwey Jahre bleiben soll. Wie sich die gute Schloßer darauf freut, ein Kind ihrer Betty, zumahl dies Mädchen, eine Zeitlang zu besitzen, ist schön u. rührend.“ (Heyderhoff, Freundschaftsbriefe, 40.) Im Oktober 1792 kehrte Clara Jacobi nach Pempelfort zurück (vgl. Wartenberg, Familienkreis Jacobi, 163 und zu 67,17). 31,20 Du uns wieder auf einige Zeit besuchtest] Goethes Vorschlag vom 20. März 1791, Jacobi möge doch am bevorstehenden Gewerkentag des herzoglichen Bergwerksunternehmens in Ilmenau vom 6. bis 11. Juni teilnehmen und ihn bei der Gelegenheit treffen (vgl. zu 16,26), hatte Jacobi in seinem Antwortbrief indirekt krankheitsbedingt abgelehnt: „Ich bin noch immer derselbe Krüppel und das Alter hat mich nicht verjüngt, wie die Ärzte mir verhießen 〈…〉. Lieber Göthe, wie so herzlich gern sähe u spräche ich dich einmahl wieder. Deine Briefe gleichen dem Anklopfen, dem Vorüberrauschen eines Gespenstes.“ (Jacobi an Goethe, 12. April
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1791; JB I 9, 30.) Goethe und Jacobi waren zuletzt während Jacobis Besuch in Weimar im September 1784 zusammengetroffen (vgl. GB 6 II, zu 64,21–22). Ihre nächste Begegnung fand erst Anfang November 1792 statt, als Goethe auf seiner Rückreise von der Campagne in Frankreich für vier Wochen in Jacobis Haus in Pempelfort Station machte (vgl. zu 126,19). 31,21–22 Jena wo die neue Philosophie so feste Wurzeln geschlagen] Gemeint ist die Philosophie Immanuel Kants. Insbesondere seit im Frühjahr 1790 mit der „Critik der Urtheilskraft“ Kants „Critik“-Trilogie abgeschlossen war, wurde sein philosophisches Erkenntnis-, Moral-, und Politiksystem in Deutschland diskutiert (vgl. auch GB 8 II, zu 228,3). An der Universität Jena war 1787 mit dem Wiener Theologen und Philosophen Carl Leonhard Reinhold einer der wichtigsten Anhänger Kants zum außerordentlichen Professor berufen worden. Mit seinem Engagement für die Popularisierung der kantschen Ansichten (Briefe über die Kantische Philosophie. 2 Bde. Leipzig 1790 und 1792) trug er wesentlich dazu bei, dass sich die Universität Jena in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Zentren der philosophischen Lehre und Forschung in Deutschland entwickelte. Auch Jacobi hatte sich seit Jahren, zum Teil kritisch, mit der Philosophie Kants auseinandergesetzt und stand seit den späten 1780er Jahren mit Reinhold in einem engen wissenschaftlichen Austausch. 31,26 wirst du zwischen hier und Ostern, manches erhalten] Traditionell kamen die meisten Neuerscheinungen zur dreiwöchigen Ostermesse auf den deutschen Buchmarkt, die 1792 am 29. April in Leipzig begann. Goethes Arbeitsschwerpunkt in dieser Zeit lag auf dem Gebiet der Farbenlehre, in das er sich mit einer wissenschaftlichen Abhandlung einführte, den „Beyträgen zur Optik“, die in zwei Teilen im Verlag von Bertuchs Industrie-Comptoir in Weimar erschienen. Der erste Teil kam zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791 heraus, der zweite dann zur Ostermesse 1792 (vgl. zu 27,2–3). Literarische Arbeiten veröffentlichte Goethe in diesem Zeitraum nur wenige und vor allem ältere. Die „Deutsche Monatsschrift“ in Berlin brachte im Juni-Heft (Bd 2) ihres zweiten Jahrgangs 1791 eine Auswahl von zwölf Stücken der Sammlung „Epigramme. Venedig 1790“ unter dem Titel „Sinngedichte“ (S. 81–87; vgl. zu 32,14–15), den Prolog zur Eröffnung des Weimarer Hoftheaters am 7. Mai 1791 („Der Anfang ist an allen Sachen schwer 〈…〉“; S. 183f.) sowie im Juli-Heft eine Dichtung aus den „Römischen Elegien“ (Nr XIII: „Amor bleibet ein Schalk 〈…〉“; S. 185–188) und das auch hier beigefügte so genannte Sinngedicht „Will ich die Blumen 〈…〉“ (S. 264). Im Oktober-Heft folgte eine kleine Fortsetzung der „Sinngedichte“ (Bd 3, S. 89–95). Ins August-Heft des „Neuen Teutschen Merkurs“ in Weimar ließ Goethe seine Besprechung des neuen Kupferstichs von Daniel Berger nach dem Gemälde Johann Christoph Frischs, „Schwerins Tod“, einrücken (S. 445f.), und im April 1792 erschien das Lustspiel „Der Groß-Cophta“ bei Johann Friedrich Unger in Berlin (vgl. zu 66,18). Unger brachte zur Oster-
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messe 1792 außerdem den ersten Band der Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“ heraus, der neben dem „Groß-Cophta“ und dem bereits 1790 erschienenen Essay „Das Römische Carneval“ noch den Aufsatz „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ enthielt (vgl. zu 33,6). – Jacobi erhielt bis zum nächsten Frühjahr die beiden Teile der „Beyträge zur Optik“, den „Groß-Cophta“ und auch den ersten Band der „Neuen Schriften“ (vgl. zu 50,3–4; zu 66,26; zu 66,27; zu 82,6–7). 31,27–28 fast in allen Theilen der Naturlehre 〈…〉 Abhandlungen entworfen] Vgl. zu 17,12–13 und zu 28,16–18. 32,1 sie in der Folge hintereinander wegarbeite] Vgl. zu 17,18. 32,1–2 In der Theorie der bildenden Künste 〈…〉 vieles vorgearbeitet] Trotz einer verstärkten Hinwendung zu den Naturwissenschaften blieb das während des Italienaufenthaltes 1786 bis 1788 besonders gepflegte Interesse für bildende Kunst, Kunsttheorie und Ästhetik auch nach der Rückkehr Goethes nach Weimar ein wichtiges Anliegen und ein Feld steter Auseinandersetzung. Kritisch verfolgte Goethe die Debatten und Veröffentlichungen auf diesem Gebiet (vgl. GB 8 II, 89,24–26). Zu seines Freundes Karl Philipp Moritz’ Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ (Braunschweig 1788) verfasste er 1789 eine Rezension für Wielands „Teutschen Merkur“ und besprach dort zwei Jahre später einen neuen Kupferstich Daniel Bergers (vgl. zu 31,26). Zum Entwurf oder der Veröffentlichung eigener Beiträge kam es allerdings nicht. Dies sollte sich erst später, etwa ab 1794/95 allmählich ändern. Dass sich Goethe, obwohl keine direkten Zeugnisse dafür überliefert sind, offenkundig aber bereits, im Frühjahr 1791 mit Ideen zu einer ‚Theorie der bildenden Kunst‘ beschäftigt hat, bestätigt die hier getroffene Aussage. Goethe dachte dabei möglicherweise an ein Gemeinschaftsprojekt mit Johann Heinrich Meyer, dessen Ankunft in Weimar er erwartete. Am 13. März 1791 hatte er dem befreundeten Maler geschrieben, dass er einer solchen aus anatomischen Grundlagen zu entwickelnden Erörterung bereits manches vorgearbeitet habe (13,4). 32,3–4 mit mehrern denkenden Künstlern in Verbindung stehe] Goethes wichtigster Partner im Gespräch über theoretische und praktische Fragen der bildenden Kunst war Johann Heinrich Meyer, den er 1786 in Rom kennen gelernt hatte und mit dem er nach seiner Rückkehr aus Italien in engem Briefkontakt stand. Sie tauschten sich über Charakter und Qualität zahlreicher Bilder und Kunstobjekte aus, dem sich vor allem in Goethes Briefen kunsttheoretische Erörterungen anschlossen. Goethe schätzte Meyer als erfahrenen Kenner, als ‚denkenden‘ oder, wie er es später in der „Italiänischen Reise“ formulieren sollte, als belehrende(n) Künstler (IR I, 205). Neben Meyer war Goethe auch Johann Heinrich Lips in Kunstfragen ein wichtiger Ansprechpartner. Lips war durch Vermittlung Goethes im November 1789 von Rom nach Weimar gekommen und hatte eine Stelle als Lehrer an der Freien Zeichenschule angetreten.
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32,6–8 Eine neue Theorie des Lichts 〈…〉 Viertel Jahre aus zu arbeiten denke] Vgl. zu 25,2–4 und zu 27,2–3. 32,9 lesbarer und allgemeiner faßlich seyn als meine botanischen Schriften] In seinem Bezugsbrief vom 12. April 1791 hatte Jacobi von seinen Schwierigkeiten berichtet, Goethes botanische Abhandlung von 1790 „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zu verstehen (vgl. zu 17,11–12). 32,10 meine anatomischen, nicht seyn können] Goethe beabsichtigte offensichtlich nach wie vor, die 1790 abgebrochenen Arbeiten an seiner Studie zur vergleichenden Anatomie „Versuch über die Gestalt der Thiere“ fortzusetzen (vgl. GB 8 II, zu 178,2–3). Die Studie sollte der erste Teil einer typologischen Anatomielehre sein. 1795 entstand zumindest noch das Manuskript „Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie. Ausgehend von der Osteologie“ (LA I 9, 119–151). 32,12 attachire] Franz. attacher: anschließen, verbinden, anhängen. 32,13–14 in der Folge mich vielleicht ausschließlich beschäftigen werden] Sein Interesse für naturkundliche Themen hatte Goethe zuletzt immer wieder betont (vgl. GB 8 I, 171,10–12 und 210,16–18; 17,11–15). Zu einer einseitigen Ausrichtung auf diese Themen kam es jedoch nie (vgl. auch zu 39,19–20). 32,14–15 Deutschen Museum das zu Berlin herauskömmt] Goethe verwechselt hier den Titel der Zeitschrift. Gemeint war die seit 1790 von Gottlob Nathanael Fischer und Friedrich Gentz im Verlag von Johann Friedrich Vieweg in Berlin herausgegebene Zeitschrift „Deutsche Monatsschrift“ und nicht das seit 1776 ebenfalls als Monatsmagazin in Leipzig erscheinende „Deutsche Museum“ von Heinrich Christian Boie, das seit Juli 1789 „Neues Deutsches Museum“ hieß und bei Goethes bisherigem Verleger Georg Joachim Göschen herauskam. Göschen hatte versucht, Goethe als Mitarbeiter für die Zeitschrift zu gewinnen (vgl. GB 8 II, zu 177,15). Zu den Veröffentlichungen von Gedichten Goethes in der Zeitschrift 1791 vgl. zu 31,26. Bei den unter der Überschrift „I. Sinngedichte“ im Juni-Heft 1791 abgedruckten „Venetianischen Epigrammen“ handelt es sich um folgende Stücke (S. 81–87): „Kaum erblickt’ ich den blaueren Himmel 〈…〉“ (Nr 2); „Emsig wallet der Pilger! 〈…〉“ (Nr 21); „Diese Gondel vergleich ich der Wiege 〈…〉“ (Nr 8); „Ruhig saß ich in meiner Gondel 〈…〉“ (Nr 5); „Hast du Bajä gesehn, so kennst du 〈…〉“ (Nr 25); „Vor dem Arsenal stehn zwey noch griechische Löwen, 〈…〉“ (Nr 20); „Süß, den sprossenden Klee im Frühling 〈…〉“ (Nr 13); „Einen zierlichen Käfig erblickt’ ich, 〈…〉“ (WA I 53, 13, Nr 26); „Schöne Kinder tragt ihr und steht 〈…〉“ (Nr 30); „Warum macht der Schwärmer sich Schüler 〈…〉“ (Nr 15); „Wie sie klingeln, die Pfaffen“ 〈…〉“ (Nr 11); „Traurig Midas war dein Geschick! 〈…〉“ (Nr 100). 32,15 wirst einige] Vermutlich durch den Seitenwechsel bedingter Schreibfehler: Das Subjekt des Satzes, ‚du‘, wurde vergessen.
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32,15–16 neusten Gedichten sehen können] Vgl. zu 32,14–15. 32,17–18 Cagliostro’s Stammbaum 〈…〉 wohl auch jetzt herausgeben] Goethe hatte sich zu dieser Zeit offensichtlich bereits mit dem Berliner Verleger Johann Friedrich Unger auf die Veröffentlichung einer Darstellung des Lebens und vor allem der Herkunft und Identität des meist unter dem Namen Alessandro Graf von Cagliostro auftretenden Hochstaplers, Betrügers und Esoterikers Giuseppe Balsamo verständigt. Von Goethe war während seines Aufenthaltes in Palermo im April 1787 Quellenmaterial zusammengetragen worden, das er schließlich in dem Aufsatz „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ auswertete. Der Aufsatz erschien 1792 im ersten Band seiner „Neuen Schriften“. Jacobi erhielt die Druckbogen dieses Bandes im April und Juli 1792 über eine Sendung an Georg Forster in Mainz (vgl. zu 66,26; zu 82,6–7; zu 82,9–11). 32,20–21 Auszug von seinem Prozesse 〈…〉 den man in Rom hat drucken laßen] Ende April 1791 war in der Druckerei der Apostolischen Kammer des Vatikans in Rom eine Enthüllungsschrift zum Wirken und zu den betrügerischen sowie ketzerischen Machenschaften Cagliostros veröffentlicht worden. Giovanni Barberi hatte darin aus den Akten von Cagliostros Prozess vor dem Inquisitionsgericht des Vatikans Fakten zusammengetragen, die ihn als Teil einer Verschwörung darzustellen suchte, die dem europaweit agierenden Freimaurertum zuzurechnen und gegen die katholische Kirche und das bestehende politische System gerichtet sei. Cagliostro wurde als Häretiker und Magier sowie führendes Mitglied des von der Kirche verbotenen Netzes geheimer Organisationen wie Freimaurer und Illuminaten Ende Dezember 1789 in Rom verhaftet und nach einjährigen Verhandlungen vom „Heiligen Officium“ zunächst am 21. März 1791 zum Tode verurteilt und am 7. April zu lebenslanger Kerkerhaft begnadigt. Die zur Rechtfertigung des Vorgehens des Vatikans wie zur Abschreckung verfasste Schrift mit dem Titel „Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo, denominato il conte Cagliostro che si è estratto dal processo contro di lui formato in Roma l’Anno 1790 e che può sevire di scorta per conoscere l’indole della Setta de’ liberi muratori“ (Roma 1791) wurde unter anderem ins Deutsche übersetzt und in mehreren Ausgaben bereits im Jahre 1791 verbreitet, und zwar einmal von Christian Joseph Jagemann im Verlag der Hoffmann’schen Buchhandlung in Weimar in zwei Heften unter dem Titel „Leben und Thaten Josephs Balsamo, des sogenannten Grafen Cagliostro, gezogen aus dem wider ihn zu Rom im Jahr 1790 angestellten Prozeß; worin zugleich auch Nachrichten von der Freymäurerey gegeben werden. Aus dem Italiänischen übersetzt von C. J. J.“; außerdem von Charlotte Elisabeth Constantia von der Recke im Zürcher Verlag von Orell, Geßner, Füßli und Compagnie unter dem Titel „Leben und Thaten des Joseph Balsamo, sogenannten Grafen Cagliostro. Nebst einigen Nachrichten über die Beschaffenheit und den Zustand der Freymaurersekten. Aus den Akten des 1790. in Rom wider ihn geführten Prozesses gehoben, und aus dem in der päbstlichen Kammerdruckerey erschienenen italienischen Originale übersetzt“. Hinzu kamen Übersetzun-
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gen im Verlag von Johann Nepomuck Styr in Augsburg (Kurzgefaßte Beschreibung des Lebens und der Thaten des Joseph Balsamo oder sogenannten Grafen Kagliostro, gezogen aus dem wider ihn zu Rom 1790. angestellten Prozesse: zur Beleuchtung der wahren Beschaffenheit der Freymaurersekte. Aus dem Italiänischen ins Deutsche übersetzt), im Verlag von Michael Hermann Ambros in Graz (Kurzer Inbegriff von dem Leben und den Thaten des Joseph Balsamo, genannten Grafen Cagliostro, welcher aus dem wider ihn im Jahre 1790 zu Rom abgeführten Prozeß gezogen worden ist, und welcher zum Leitfaden dienen kann um die Beschaffenheit der Freimauersekte zu erkennen) und eine deutsche Ausgabe ohne Verlagsangabe in Rom (Kurzer Inbegriff von dem Leben und den Thaten des Joseph Balsami oder des sogenannten Grafen Cagliostro. Ein Auszug aus dem wider denselben im Jahre 1790 in Rom angestellten Untersuchungsprocesse, wordurch man zugleich mit dem Geiste der Freymäurerey bekannt wird). Es ist nicht ganz eindeutig, ob Goethe hier auf die italienische Originalausgabe oder eine der Übersetzungen hinwies, etwa die von Jagemann aus Weimar, die Anfang Juni eventuell schon erschienen war. Goethe hat das Werk sowohl für seine Cagliostro-Schrift (vgl. die vorhergehende Erläuterung) wie auch für das Lustspiel „Der Groß-Cophta“ zu Rate gezogen. 32,27 manchmal Nachricht von Deinem Befinden zu geben] Dies geschah zunächst nicht. Jacobi antwortete erst wieder auf Goethes nächsten Brief vom 2. April 1792 (vgl. zu 17,1–2). Schon bisher hatte Jacobi in seinen Briefen über Krankheiten geklagt (vgl. zu 17,30–31 und zu 31,20). In den nächsten Jahren sollte sich Jacobis Gesundheitszustand unter anderem durch ein zunehmendes Augenleiden weiter verschlechtern (vgl. zu 173,16; zu 177,19; zu 207,1–2; zu 207,2–3). 32,28 Lips ist sehr fleißig über meinem Portrait] Der seit November 1789 in Weimar lebende Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips arbeitete seit geraumer Zeit an einem Kupferstich nach dem von ihm gezeichneten GoethePorträt (vgl. zu 27,6–7). Schon in seinem Brief vom 20. März 1791 hatte Goethe Jacobi davon berichtet (vgl. zu 17,32) und ihm Abdrücke zum Kauf angeboten, worauf Jacobi auch eingegangen war (vgl. zu 17,34–18,1). 32,29–30 er es unter einigen Monaten nicht wird aus geben können] Die Fertigstellung der Kupferstichs verzögerte sich immer weiter. Am 30. Mai hatte Goethe gegenüber Reichardt allerdings davon gesprochen, dass der Stich in etwa 14 Tagen vollendet sein könnte (vgl. zu 27,6–7). Die Herstellung der Abdrücke erfolgte schließlich wohl erst Anfang oder Mitte des Sommers (vgl. zu 47,12). 32,31 er mit der Platte nach Kassel reisen muß] Auch darauf hatte Goethe Jacobi schon in seinem letzten Brief vom 20. März aufmerksam gemacht (vgl. zu 18,2–3). 33,1 die fremde Hand des Briefs] Goethe beschäftigte seit Ende Mai 1791 Christian August Vulpius als Schreiber, dem er unter anderem viele seiner persönlichen Briefe diktierte (vgl. Überlieferung zu Nr 26, 28, 31–33, 48 und 56). Vul-
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pius hielt sich seit Ende 1790/Anfang 1791 in Weimar auf und wirkte vorrangig am Theater mit (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XXVII). Seit Sommer 1788 hatte Goethe mehrfach versucht, Vulpius bei der Suche nach einer Anstellung zu helfen (vgl. GB 8 II, zu 23,16–18).
31. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, wahrscheinlich 1. Juni 1791〉 → 〈Berlin〉 ZUM A D RESSATEN
Julius Wahle, der den vorliegenden Brief zuerst 1904 veröffentlichte (in den Paralipomena zur „Italiänischen Reise“ [WA I 31, 330f.]), war sich über die möglichen Adressaten – ohne nähere Begründung – sicher: „In Betracht kommen nur Göschen und Bertuch.“ (Ebd., 329.) Allerdings neigte er dazu, Bertuch als Empfänger des Briefs anzusehen, weil Goethes Verhältnis zu Göschen seit längerer Zeit getrübt war. Doch kommen beide Verleger kaum in Frage. Goethes Verhältnis zu Göschen hatte in der Tat nach dem Erscheinen von „Goethe’s Schriften“ gelitten; unter anderem hatte der Verleger es abgelehnt, Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zu verlegen (vgl. Goethes Brief an Göschen vom 4. Juli 1791 [Nr 37]; dazu: Goethe an Christoph Ludwig Friedrich Schultz vom 10. Januar 1829 [WA IV 45, 114–119]; außerdem Carl Batsch an Goethe vom 19. Januar 1790 [Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 132–134; RA 1, Nr 396]). Und Bertuch erscheint fraglich, weil es keinerlei Spuren gibt, die als Reaktion auf den vorliegenden Brief (dessen Inhalt auch problemlos in Weimar hätte besprochen werden können) angesehen werden können. Allenfalls ließe sich spekulieren, Goethe habe Bertuch um den Druck seines Cagliostro-Aufsatzes gebeten, weil dieser übernommen hatte, was Göschen abgelehnt hatte: den von Ettinger in Gotha angenommenen „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zu drucken (1790), und weil er auch Goethes „Beyträge zur Optik“ (1. Stück: 1791, 2. Stück: 1792) in seinem – seit März 1791 bestehenden – Industrie-Comptoir erscheinen ließ. Doch hatte sich Goethe inzwischen an seinen Freund Karl Philipp Moritz, einen Vertrauten Ungers (vgl. dazu etwa Unger an Goethe vom 10. Mai 1794 [Biedermann, Unger Briefe, 20f.]), gewandt und ihm am 30. Mai 1791 seinen Cagliostro-Plan vorgestellt (vgl. Goethes Briefverzeichnis dieses Tages: Moritz. Cagliostro. 〈…〉 Anerbieten; Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch EB 50). In dem nicht überlieferten Brief wird Goethe sein Interesse bekundet haben, künftig seine Werke von Unger verlegen zu lassen. Und um diese Absicht dürfte es auch im vorliegenden Brief gehen, bei dem es sich vermutlich um den unter dem 1. Juni 1791 in Goethes Briefverzeichnis 1790/91 (Bl. 2; vgl. auch EB 50) und unter dem 3. Juni 1791 in der Postrechnung vom Juni 1791 genannten Brief –
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à Mr. Unger. Berlin (GR/Belege 1791, 6, Bl. 17) – handelt. Unter diesem Datum finden sich dort auch die Briefe an Samuel Thomas Soemmerring vom 31. Mai 1791 (Nr 28) und an Friedrich Heinrich Jacobi vom 1. Juni 1791 (Nr 30). – Zur Ostermesse 1792 erschien, von Unger verlegt, der 1. Band von Goethes „Neuen Schriften“, enthaltend „Der Groß-Cophta“, „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ und „Das Römische Carneval“. Dass der vorliegende Brief an Unger gerichtet ist, wird inzwischen in der Goethe-Literatur als wahrscheinlich angenommen; vgl. beispielsweise Mommsen 2, 10, Anm. 4; QuZ 1, 227; MA/ Goethe 4.2, 1103f. (In FA/Goethe I 15/2, 1116 wird allerdings an der Vermutung festgehalten, Bertuch könne der Adressat des Briefes gewesen sein.) – Den Aufsatz über Cagliostro trug Goethe bei der vom 6. April auf den 23. März 1792 vorverlegten Sitzung der Freitagsgesellschaft (vgl. zu 181,7) vor. Vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 62–65. DATIERUN G
Das angemessene Datum des Briefes richtet sich nach dem Zusammenhang, der zwischen seinem Inhalt und dem des Briefes an Friedrich Heinrich Jacobi vom 1. Juni 1791 (Nr 30) besteht. Die Eintragungen in Goethes Briefverzeichnis sprechen für die Annahme, der Brief sei wie der an Jacobi am 1. Juni 1791 geschrieben worden. Vgl. Zum Adressaten. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 25/W 2400. – Doppelblatt 20 × 27,7 cm, 3 S. beschr. (S. 1, 3, 4), von fremder Hd (Vulpius), Tinte. E: WA I 31 (1904), 330–331 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 1. Juni 1791 (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2); 3. Juni 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 6, Bl. 17). Johann Friedrich Gottlieb Unger (1753–1804) wurde Ende August 1753 als Sohn des Berliner Holzschneiders Johann Georg Unger (1715–1788) in Berlin geboren. Sein genauer Geburtstag ist nicht bekannt; am 26. August 1753 wurde er in der Dorotheenstädtischen Kirche getauft. Bevor er Anfang 1780 das Privilegium zur Errichtung einer Buchdruckerei (und damit zur Gründung einer Verlagsbuchhandlung) erhielt, war er als Lehrling in der Decker’schen Hofbuchdruckerei beschäftigt. Nach Anweisungen seines Vaters erlernte er die Holzschneiderkunst, die er zeitlebens ausübte. 1788 wurde Unger von der Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zum Akademischen Buchdrucker ernannt, 1790 wurde
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er deren Mitglied. Zu seinen Freunden zählten Karl Philipp Moritz und Johann Friedrich Reichardt, die vermutlich beide Goethe ermuntert haben, mit Unger in nähere Beziehung zu treten. Aufmerksam auf Unger wurde Goethe spätestens im Herbst 1788, als er die von Unger verlegten Anekdoten Friedrichs II. von Preußen zur Kenntnis nahm (vgl. GB 8 II, zu 46,25–26). Wenig später wird ihm Friedrich Justin Bertuch, der die verlegerische Betreuung von „Das Römische Carneval“ übernommen hatte, vorgeschlagen haben, Unger mit dem Druck dieses Werkes zu beauftragen. Goethe war einverstanden, übte aber, nachdem „Das Römische Carneval“ zur Ostermesse 1789 erschienen war, an dem von Unger Geleisteten wegen zahlreicher Druckfehler heftige Kritik (vgl. GB 8 II, zu 129,12). Am 12. Mai 1789 schrieb Georg Joachim Göschen, der Leipziger Verleger von „Goethe’s Schriften“ (8 Bde. 1787–1790), an Goethe, Friedrich Justin Bertuch habe ihm mitgeteilt, Herzog Carl August wünsche sich, „bey Ungern in Berlin die Iphigenie auf geglättetes Papier mit Didotschen Lettern drucken zu laßen“ (QuZ 1, 167, Nr 363; vgl. GB 8 II, zu 100,21–22). Zur Ausführung dieses Plans ist es offenbar nicht gekommen. Die „Didotschen Lettern“ Ungers waren eine Weiterentwicklung einer von François Ambroise Didot 1775 in Paris geschaffenen Antiqua-Schrift, die zu gießen und zu drucken der Berliner Verleger, dem die Fraktur-Schrift zu ‚weitschweifig‘ war, das Privileg erworben hatte. In Ungers ‚Didotischen Lettern‘ ist auch „Das Römische Carneval“ gedruckt. – Da Goethe nicht willens war, Göschen weiterhin als Verleger anzunehmen, folgte er offenbar einem Vorschlag von Moritz, sein Glück aufs Neue mit Unger zu versuchen (vgl. Datierung). Der Brief, der nur als Konzept überliefert ist, markiert den Beginn eines neuen Abschnitts in der Publikationsgeschichte der Werke Goethes, führte er doch dazu, dass Unger es mit Vergnügen übernahm, im folgenden Jahrzehnt „Goethe’s neue Schriften“ zu verlegen; sie wurden allerdings nicht mit Ungers ‚Didotischen Lettern‘ gedruckt, sondern mit der von ihm entworfenen Frakturschrift. Der erste Band erschien 1792; er enthält „Der Groß-Cophta“, „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ und „Das Römische Carneval“. Der 1794 erschienene zweite Band enthält das Epos „Reinecke Fuchs“; danach folgte 1795 und 1796 in vier Bänden „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Die Ausgabe fand 1800 mit dem siebten Band, der Goethes neuere Lyrik enthält, ihren Abschluss. – Zu einer persönlichen Begegnung zwischen Goethe und Unger ist es nicht gekommen. Der Briefwechsel ist lückenhaft erhalten. Für den Zeitraum des vorliegenden Bandes sind zwar neun Briefe Ungers überliefert (vgl. Biedermann, Unger Briefe, 4–15), aber außer dem vorliegenden Brief kein weiterer von Goethe vor 1794. 13 Briefe Goethes an Unger zwischen September 1791 und Ende Dezember 1793 lassen sich allerdings erschließen (vgl. EB 99, EB 103, EB 108, EB 113, EB 131, EB 135; EB 165, EB 182, EB 183, EB 212, EB 225, EB 236 und EB 243). Auch aus dem folgenden Jahrzehnt sind nur ein Dutzend Briefe Goethes an Unger überliefert, die hauptsächlich die Edition der „Neuen Schriften“ (Bde 2–7) betreffen. Von Unger
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gibt es aus diesem Zeitraum ein Mehrfaches an Sendungen, die für seinen berühmtesten Autor bestimmt waren, etwa 40 allein in den Jahren 1794 und 1795. – Nach Goethe gewann Unger noch weitere angesehene belletristische Autoren für seinen Verlag, unter Anderen Schiller mit seiner Tragödie „Die Jungfrau von Orleans“ (1801), dessen Schwägerin Caroline von Wolzogen mit ihrem anonym veröffentlichten Roman „Agnes von Lilien“ (1798) sowie August Wilhelm Schlegel mit seiner Shakespeare-Übersetzung (1797ff.) und Ludwig Tieck mit seiner Übersetzung von Cervantes’ „Don Quijote“ (4 Bde. 1799–1801). – Unger starb am 26. Dezember 1804 in Berlin. Seine Ehefrau Friederike Helene, geb. von Rothenburg (1751–1813), führte den Verlag weiter, allerdings ohne Erfolg, so dass sie ihn 1811 aufgeben musste. 33,5 Stammbaum des Cagliostro] Vgl. Mommsen 2, 6–16; ferner IR II, 13. und 14. April 1787 (WA I 31, 126–144); dazu WA I 31, 299–304; außerdem zu 32,17–18. 33,6 Briefe seiner Familie] Darüber berichtet Goethe ausführlich in seiner „Italiänischen Reise“ unter dem Datum des 13. und 14. April 1787 (IR II; WA I 31, 132–144). Vgl. den Abdruck der Familienbriefe ebd., 300–304. 33,6 in Palermo kennen lernte] Goethe war vom 1. bis zum 18. April 1787 in Palermo gewesen. Vgl. die Erläuterungen zu seinem Brief an Friedrich von Stein vom 17. April 1787 (GB 7, Nr 84). 33,8 für sich selbst bestehende Schrift] Goethe nennt den Titel und den Inhalt der nie selbstständig erschienenen Schrift im Folgenden. Die Veröffentlichung im 1. Band der „Neuen Schriften“ (Berlin 1792, S. 243–384 [recte: 284]), die sich an den „Groß-Cophta“ unmittelbar anschließt, hat die Überschrift „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie“. 33,9–10 Abschluß der Akten] In der Tat kamen nach 1791, und das heißt nach Goethes Veröffentlichung seiner Akten, keine nennenswerten Einzelheiten der betrügerischen Umtriebe Cagliostros mehr ans Tageslicht. Vgl. zu 32,20–21. 33,12 eine französische Übersetzung] Die gab es nicht. 33,16 der Stammbaum als Titelkupfer] Der Stammbaum, den Peter im Baumgarten nach einer Vorlage Goethes gestochen hatte, wurde als Kupferstich der Erstausgabe (1792, 244) und den folgenden Ausgaben vorangestellt. Vgl. die Wiedergabe des Originals in MA/Goethe 4.2, 451 und ebd., 1113; außerdem die Übertragung in WA I 31, 294 sowie die Wiedergabe der von Goethe stammenden (im GNM bewahrten) Vorlage für den Kupferstich – unterschrieben: Arbre genealogique de Joseph Balsamo de Palerme pretendu Comte de Cagliostro. –
(In: MA/Goethe 15, 1033; in: Ereignis Weimar, 159 und in: Klaus H. Kiefer: „Die famose Hexen-Epoche“. Sichtbares und Unsichtbares in der Aufklärung. Kant – Schiller – Goethe – Swedenborg – Mesmer – Cagliostro. München 2004, S. 89.)
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33,19–20 der ganzen römischen Inquisition] Goethe bezieht sich auf die Übersetzung des 1791 in Rom veröffentlichten, von Giovanni Barberi zusammengestellten „Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo denominato il conte Cagliostro“. Zu Christian Joseph Jagemanns, des Bibliothekars der Herzogin Anna Amalia, Übersetzung vgl. zu 32,20–21. 34,9 Baron Bivona] Gemeint ist Antonio Vivona, Frankreichs Rechtsvertreter in Sizilien, der Goethe in Palermo den Stammbaum Cagliostros vorgewiesen und ihm Daten über die Familie Joseph Balsamos aus einem „Memoire“ verschafft hatte (vgl. IR II, 13. April 1787; WA I 31, 127–131). Vgl. den „Auszug aus dem Aufsatze des Baron Bivona 〈!〉 eines Palermitanischen Rechtsgelehrten Joseph Balsamo genannt Graf Cagliostro betreff.“ (In: FA/Goethe 15/2, 1114–1116.) 34,21 einen Brief an Cagliostro] Vgl. den Brief von Felice Balsamo, der Mutter Cagliostros, vom 16. April 1787 in Goethes Übersetzung in: WA I 31, 145f. und 300f. 34,26 Felicitas Balsamo geborne Brakonieri] Die Lebensdaten von Felicitas Bracconieri (Bracconeri), der Mutter Cagliostros, konnten nicht ermittelt werden. 34,28 Maria Capitummino] Die Schwester Cagliostros; ihre Lebensdaten konnten nicht ermittelt werden. Der Brief an Cagliostro vom 25. Dezember 1788, den sie und ihre Mutter unterschrieben, gelangte zu Goethe, der ihn übersetzte und in seinem Cagliostro-Aufsatz veröffentlichte (WA I 31, 301–303). 34,29 resp. Sohn u Bruder] Goethe hatte Cagliostros Mutter und Schwester nach seiner Rückkehr aus Italien für die erhaltenen Auskünfte anonym einen Geldbetrag übermacht, den die Empfängerinnen als von Cagliostro überwiesen ansahen. Im Brief vom 18. April 1787 hatte die Mutter gebeten: „〈…〉 schick mir nur so viel, daß ich mir einigermaßen helfen kann, indem ich nicht einmal die nöthigen Kleidungsstücke habe, um die Pflichten einer katholischen Christin zu erfüllen; denn mein Mantel und Überkleid sind ganz zerrissen.“ (WA I 31, 300.) Im Dankesbrief vom 25. Dezember 1788 heißt es: „Ihr habt eine Mutter und eine Schwester 〈…〉 durch die Hülfe, die Ihr ihnen übersendet, mit der größten Freude und Vergnügen erfüllt.〈…〉 Unser Mensch gewordene Jesus hat Euer Herz bewegt, uns diese Summe zu übermachen, die nicht allein gedient hat, unsern Hunger zu stillen, sondern auch uns zu bedecken, weil uns wirklich alles mangelte.“ (Ebd., 301f.)
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32. An Johann Georg Lenz
Weimar, 2. Juni 1791 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: SBB/PK Berlin, Sign.: Slg Härtel: Goethe, Mp. 3, Bl. 3. – 1 Bl. 17,6(–17,9) × 14,2(–14,5) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Vulpius), egh. Unterschrift, Tinte. E: WA IV 9 (1891), 271f., Nr 2875 (nach einer Abschrift [sS Erich Schmidt]; GSA Weimar, Sign.: 29/299,IV, vgl. auch WA IV 9, 374). BEIL AG E
Wahrscheinlich ein Buch (vgl. zu 35,17–18). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Lenz, wahrscheinlich aus der zweiten Maihälfte oder den ersten beiden Tagen des Juni 1791 (vgl. zu 35,9). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Johann Georg Lenz (1748–1832) stammte aus dem südthüringischen Schleusingen und war dort in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Dennoch konnte er ab 1765 ein Studium der Theologie in Jena aufnehmen und blieb danach als Privatdozent an der Philosophischen Fakultät der Jenaer Universität. 1773 wurde er zum Magister und Lektor am Jenaer Konviktorium ernannt. Angeregt vor allem durch die Lehre des Freiberger Mineralogen Abraham Gottlob Werner begann Lenz sich seit der zweiten Hälfte der 1770er Jahre allerdings immer stärker mit Mineralogie als Wissenschaft zu beschäftigen und veröffentlichte seit Anfang der 1780er Jahre erste Schriften zur Mineralogie auf der Grundlage des neptunistischen Systems Werners. 1781 wurde ihm schließlich die Stelle des so genannten Unteraufsehers des unter Leitung des Anatomen Justus Christian Loder stehenden Naturalienkabinetts der Universität im Jenaer Schloss übertragen (weiter vgl. zu 35,10–11). In dieser Funktion stand Lenz in häufigem Kontakt zu Goethe, der das Naturalienkabinett und dessen Bibliothek oft für seine naturwissenschaftlichen Studien nutzte. In diesen Zusammenhang gehört auch der erste überlieferte Brief Goethes an Lenz vom April 1784 (vgl. GB 5 II). Im vorliegenden Brief, dem einzigen überlieferten aus dem Zeitraum dieses Bandes, bedankt sich Goethe für die Zusendung der neuesten mineralogischen Buchveröffentlichung Lenzens. Von Lenz sind darüber hinaus drei Briefe aus dem Jahr 1793 erhalten, in denen es ebenfalls um neue Schriften von Lenz sowie um die Ausleihe von Werken aus der Bibliothek des Naturalienkabinetts durch Goethe geht. 1794 bekam Lenz, nicht zuletzt auch durch Goethes Fürsprache, die Möglichkeit, mit der Ernennung zum außerordentlichen Professor an der Philosophischen Fakultät der Universität Jena eine akademische Laufbahn einzuschlagen, die 1810 schließlich in eine ordentliche Professur mündete. Lenz
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blieb mit zahlreichen Veröffentlichungen vor allem auf seinem Spezialgebiet der Mineralogie bis zu seinem Tod aktiv. Seit Ende der 1790er Jahre setzte ein kontinuierlicher Briefverkehr mit Goethe ein, der vor allem dem wissenschaftlichen Austausch diente. 35,9 Das Buch welches Sie mir überschickt] Zur Ostermesse Mitte Mai 1791 war im Verlag von Johann Gottfried Hanisch in Hildburghausen ein von Lenz verfasstes „Mineralogisches Handbuch“ erschienen, das schon im Untertitel auf seine wissenschaftliche Grundlage, das Klassifikationssystem des Freiberger Mineralogen Abraham Gottlob Werner, hinwies: „durch weitere Ausführung des Wernerschen Systems geliefert“ (vgl. zu 35,13–14). Lenz hatte Goethe ein Exemplar zukommen lassen, wahrscheinlich gleich nach Erscheinen, also in der zweiten Hälfte des Mai oder an den ersten beiden Tagen des Juni 1791. 35,10–11 des Ihnen anvertrauten Kabinets] Das Naturalienkabinett der Universität Jena war 1781 eingerichtet worden. Goethe war an der Gründung maßgeblich beteiligt. Die Leitung wurde dem Jenaer Professor, Arzt und Anatom Justus Christian Loder übertragen. Lenz war zum Unteraufseher des Kabinetts ernannt worden und hatte 1785 den Titel eines Sekretärs verliehen bekommen (vgl. GB 6 II, zu 288,26–27, 288,28 und 288,29–289,1). In dieser Funktion war er sowohl für die Ordnung und Pflege der Sammlungen als auch für die Aufsicht über die Bestände verantwortlich, die osteologisch-anatomische, botanische und mineralogische Objekte umfassten. 35,13–14 wohldurchdachten Tabellen 〈…〉 Werners weiter ausgeführt] Im Aprilheft 1789 des in Freiberg erscheinenden „Bergmännischen Journals“ (2. Jg. Bd 1. Hrsg. von Alexander Wilhelm Köhler) hatte Christian August Siegfried Hoffmann, Mineraloge und Schüler Abraham Gottlob Werners, das Ende der 1780er Jahre erarbeitete und bisher wohl umfassendste System einer Klassifizierung der Mineralien seines Lehrers veröffentlicht: „Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C. A. S. Hoffmann“ (S. 369–398). Gegenstand der Veröffentlichung war eine tabellarische Ordnung der als Mineralien angesehenen Stoffe in einer differenzierten Gliederung nach Klassen, Geschlechtern (Genera), Gattungen (Familiae) und Arten (Species), so dass Gruppierungen und Verwandtschaften der einzelnen Minerale untereinander besonders gut deutlich wurden (vgl. ebd., S. 373–386). Werners System unterschied vier Hauptklassen, die „Erd- und Steinarten“, die „Salzarten“, die so genannten „Brennlichen Wesen“ sowie die „Metalle“, und setzte sich aus über 30 Geschlechtergruppen und über 180 Gattungen und deren zahlreichen Arten zusammen. Lenz nutzte dieses tabellarische System für sein Handbuch, ergänzte es durch eigene Entdeckungen sowie die anderer Gelehrter (vgl. die folgende Erläuterung) und fügte für den Laien die bekannteren Trivialnamen vieler Stoffe hinzu (vgl. Mineralogisches Handbuch. Hildburghausen 1791, S. XIII–XXVIII). Das Hauptverdienst von Lenz’ Arbeit bestand aber in den sich anschließenden detaillierten Beschreibun-
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gen der einzelnen Arten nach Farbe, Beschaffenheit, (chemischer) Zusammensetzung und Vorkommen (vgl. ebd., S. 1–262) sowie einem Glossar der verwendeten mineralogischen Begriffe im Anhang (Die Mineralogische Karakteristik in alphabetischer Ordnung; ebd., S. 287–314). Ergänzend hatte Lenz eine Klassifizierung der Gebirgssteinarten auf der Grundlage der wernerschen Theorie erarbeitet (Die Gebürgsarten; ebd., S. 263–286). 35,15–16 die Autoren die von 〈…〉 Mineralien handeln, fleißig angeführt] Lenz hatte das wernersche Klassifizierungssystem in seinem Handbuch durch eine Reihe von neueren Bestimmungen weiterer Mineralienarten durch andere Mineralogen angereichert und nach den Quellen aufbereitet, so unter anderem nach Johann Friedrich Lempe, Christian August Siegfried Hoffmann, Alexander Wilhelm Köhler und Dietrich Ludwig Gustav Karsten (vgl. ebd., S. X und die Anmerkungen, S. 1–262). 35,16–17 Ich hoffe Sie bald zu sehen 〈…〉 andern Punkt mit Ihnen zu besprechen.] Vermutlich wollte Goethe mit Lenz das Problem der anstehenden Neuordnung des Konviktoriums der Jenaer Universität erörtern, einer Einrichtung, an der Lenz bisher zusätzlich als Lektor beschäftigt war (vgl. zu 20,13–14 und zu 20,27). Ob es dazu kam, ist nicht bekannt. Goethe selbst reiste erst wieder am 4. April 1792 nach Jena, unter anderem auch in der Angelegenheit des Konviktoriums (vgl. zu 68,21 und zu 68,22). 35,17–18 Innliegendes übergeben Sie Herrn Hofrath Püttner] Um was es sich handelte, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist ein Buch gemeint, das sich Goethe aus der wissenschaftlichen Privatbibliothek des seit 1783 in Jena lebenden emeritierten Göttinger Professors für Natur- und Sprachkunde, Christian Wilhelm Büttner, ausgeliehen hatte (vgl. GB 6 II, zu 5,30 und zu 35,20). Lenz war auch als Unteraufseher für die büttnersche Bibliothek zuständig.
33. An Christian Gottfried Körner Weimar, 4. Juni 1791 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG
H: Stadtarchiv Dresden, Nachlass der Familie Körner, Sign.: Mappe 17. – 1 Bl. 18,8 × 23,4 cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Vulpius), Datumszeile und Unterschrift egh., Tinte; Vs. am linken Rand (wie Rs. am rechten Rand) ausgerissen; restauriert; Siegelspuren am rechten Rand der Rs. E: Woldemar Freiherr von Biedermann: Goethe-Forschungen. Frankfurt a. M. 1879, S. 434. WA IV 9 (1891), 272, Nr 2876 (nach E; Hinweis auf den Standort der Ausfertigung 1905, Textkorrekturen in den „Berichtigungen“: WA IV 30 [1905], 258).
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BEIL AG E
eine kleine Landschaft (36,10; nicht überliefert, vgl. zu 36,10). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Körner und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zu dessen Brief an ihn vom 21. Oktober 1790 (GB 8 II, Nr 225). – Der vorliegende Band enthält sechs Briefe Goethes an Körner, die das im Sommer 1790 in Dresden begonnene Gespräch fortsetzen. Sie kreisen allerdings nicht nur um die, wie es im vorliegenden Brief heißt, Gegenstände unserer Unterredung (36,5–6), sondern betreffen auch einige andere Themen, besonders die Zukunft des von Goethe geförderten Steinschneiders Friedrich Wilhelm Facius, den Körner dem Dresdner Kabinettssteinschneider Benjamin Tettelbach als Schüler empfehlen möge. – Antworten Goethes auf die drei im Februar 1793 geschriebenen Briefe Körners an ihn (dazu gehört der nicht überlieferte Brief vom 14. Februar 1793 [EB 145]; vgl. RA 1, Nr 521, 526 und 529) sind nicht bekannt. Über einen wahrscheinlich im April oder Mai 1791 geschriebenen Brief Goethes an Körner vgl. EB 43. 36,2 Sie in Leipzig zu sehen] Körner war am 7. Mai 1791 nach Leipzig gereist, wo er sich wenigstens 14 Tage aufhielt. Vgl. seinen Brief an Schiller vom 31. Mai 1791 (NA 34 I, 67f., Nr 63 und 34 II, 136). Goethe hat möglicherweise in einem nicht überlieferten Brief an Körner eine Reise zur Jubilate-Messe in Leipzig, die 1791 am 15. Mai begann, angekündigt, nachdem er von Körner dessen Reisepläne erfahren hatte (vgl. EB 43). 36,3 reise ich nach Ilmenau] Vom 4. bis zum 16. Juni 1791 war Goethe, zusammen mit Christian Gottlob Voigt, in Ilmenau. Grund war der erste ‚Gewerkentag‘, die Versammlung der Anteilseigner oder deren Vertreter; das Ziel: Beschlüsse zu fassen über notwendige Maßnahmen zur Wiedereröffnung und zum Ausbau des Bergwerks. Vgl. Goethes und Voigts Bericht vom 1. Juli 1791 „Fünfte Nachricht von dem neuen Bergbaue zu Ilmenau / Wodurch der Erfolg des am sechsten Junius 1791 eröffneten Gewerkentages bekanntgemacht wird“ (LA I 1, 207–217). Darin sind Goethes Ansprache vom 7. Juni und sein Schlusswort vom 11. Juni 1791 dokumentiert. Vgl. auch Goethe und Ilmenau, 210–216 und 359–366. 36,5–6 Gegenstände unserer Unterredung] Vgl. dazu Körners Bericht in seinem Brief an Schiller vom 6. Oktober 1790 (GB 8 II, zu 213,9). 36,7 uns wiedersähen] Goethe und Körner begegneten sich erst wieder im April und Mai 1796, als Körner mit seiner Familie Schiller in Jena besuchte (vom 27. April bis zum 17. Mai 1796). 36,8–9 In der deutschen Monatschrift 〈…〉 einiges von mir finden.] Über Goethes Beiträge für die „Deutsche Monatsschrift“ von Juni bis Oktober 1791 vgl. zu 139,13.
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36,10 eine kleine Landschaft] Die Beilage ist nicht überliefert. 36,10 Ich schike bald mehr] Goethes nächster überlieferter Brief an Körner stammt vom 12. September 1791 (Nr 50). Ihm war keine Beilage beigegeben. 36,12 Ihrer lieben Frau und Schwägerin] Minna Körner, geb. Stock, und deren Schwester Dora Stock. 36,12 schönen Freundin] Vielleicht ist die Schauspielerin Sophie Albrecht, mit der Schiller sehr vertraut war und die in Körners Haus oft zu Besuch war, gemeint. Das rege gesellschaftliche Leben Körners kann Goethe, als er bei Körner zu Besuch war, natürlich auch angesichts einer anderen anwesenden Frau den Eindruck einer schönen Freundin des Gastgebers gemacht haben. 36,13 Graf Geßler] Carl Friedrich Graf von Geßler, preußischer Gesandter in Dresden; er war mit Körner befreundet. 36,14 Hausmarschall von Racknitz] Joseph Friedrich von Racknitz. Vgl. Goethes Brief an ihn vom 26. August 1790 (GB 8 I, Nr 214) und die einleitenden Erläuterungen dazu (GB 8 II, 597f.); außerdem die ergänzenden Erläuterungen zum Brief Goethes an Racknitz vom 10. Januar 1791 (Nr 4).
34. An Caspar Friedrich von Schuckmann 〈Ilmenau〉, 12. Juni 1791 → 〈Breslau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-15775. – Doppelblatt 18,6(–19) × 23,1 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Lüttwitz, Biographie Schuckmann (1835), 9. WA IV 9 (1891), 273f., Nr 2877 (nach Holtei, Goethe in Breslau 2, 156f.). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Schuckmanns wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Mai und Anfang Juni 1791 (vgl. zu 36,18). – Schuckmann antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang August 1791 (vgl. zu 36,28). 36,17 Blieb mein voriger Brief lange aus] Goethe erinnert hier wahrscheinlich an seinen Brief vom 14. April 1791 (Nr 21), mit dem er erst nach etwa vier Monaten auf Schuckmanns Brief vom Dezember 1790 geantwortet hatte (vgl. GB 8 II, zu 229,29). Schuckmann hatte sich darin sehr zugänglich für Goethes Vorschlag, Mitglied im Weimarer Geheimen Consilium zu werden, gezeigt (vgl. zu 21,12). Ein weiterer Brief Goethes, vom 13. Mai 1791, ist nicht überliefert und beschränkte sich vermutlich auf den Dank für Schuckmanns umgehend erfolgte Erwiderung von Ende April oder Anfang Mai, ohne in der Sache essentiell Neues zu
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bieten (vgl. EB 41). – Der Versuch Helma Dahls, den vorliegenden Brief im Zusammenhang seiner Veröffentlichung in der Ausgabe von Goethes „Amtlichen Schriften“, die freilich noch nicht auf der Kenntnis der Originalhandschrift beruhte (vgl. AS 2.1, 192f.), auf den 12. Mai 1791 vorzudatieren und so an die Stelle des genannten nicht überlieferten Briefs zu rücken (vgl. EB 41), besitzt zwar durchaus Überzeugungskraft und ist letztlich auch nicht völlig auszuschließen, kann aber den Widerspruch zur eigenhändigen Datierung am Ende des Briefes nicht erklären (vgl. AS 3, 49). Die Annahme, Goethe habe den Monat verwechselt, ist nicht sehr überzeugend. 36,17–18 dilatorisch] Von lat. dilatorius: aufschiebend, hinhaltend, verzögernd. – Goethe hatte in seinem Brief vom 14. April 1791 (Nr 21) zwar versucht, einige von Schuckmanns Nachfragen bezüglich der offerierten Stelle in Weimar zu beantworten (vgl. zu 21,19–20 und zu 22,5 und GB 8 II, zu 229,28), ein verbindliches Angebot oder gar eine offizielle Entscheidung für die Person Schuckmanns konnte er aber noch nicht übermitteln. 36,18 der gegenwärtige der schnell folgt desto entschiedener] Goethe hatte erst kurz vor seiner Abreise nach Ilmenau am 5. Juni 1791 den Antwortbrief Schuckmanns von Ende Mai oder Anfang Juni 1791 auf seinen nicht überlieferten Brief vom 13. Mai (EB 41) erhalten und den Herzog neuerlich zu einem förmlichen Entschluss in der Sache gedrängt (vgl. zu 37,3). 36,20 durch einige eintretende Umstände] Welche Umstände zu diesem Zeitpunkt den Ausschlag für die Entscheidung des Herzogs gaben, ist nicht bekannt. Die Situation im Geheimen Consilium mit faktisch nur noch drei handelnden Mitgliedern, die sich zudem entweder krank, überlastet oder reformunwillig präsentierten, war nach wie vor unbefriedigend (vgl. zu 21,14–15). Carl August selbst sollte zudem mehrere Wochen nicht in Weimar sein. Bereits am 9. Juni reiste er über Ilmenau in die Sommerresidenz nach Wilhelmsthal (vgl. zu 37,3), um von dort am Ausschusstag der Landstände teilzunehmen, der vom 16. Juni bis zum 14. Juli in Eisenach stattfand (vgl. FB [9. Juni] 1791, S. 116 und Schnauß, LebensNotizen, 694f.). Anschließend, am 21. Juli, begab er sich mit seiner Frau, der Herzogin Louise, auf eine dreiwöchige Badereise nach Pyrmont (vgl. FB [21. Juli und 13. August] 1791, S. 151 und 167). Das ursprüngliche Angebot an Schuckmann, nach Weimar zu kommen, lag inzwischen über ein halbes Jahr zurück (vgl. GB 8 II, zu 229,16–17), so dass ein weiteres Hinauszögern der Angelegenheit kaum noch möglich schien (vgl. zu 36,19–20). 36,22–23 den Charackter als Geheimerrath] Charakter: Hier im Sinne eines mit einer Funktion, einem Amt verbundenen Titels gemeint, wodurch einer Person sozusagen ein öffentlicher Charakter (Rang und Bedeutung) zuerkannt wurde (vgl. GWb 2, 985f.). – Geheimrat: Nichtakademischer Titel, der in den Territorien des Heiligen Römischen Reiches von den jeweiligen regierenden Nobilitäten hohen Staatsbeamten, vorrangig den Mitgliedern ihrer engsten Beratungs- und Führungs-
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gremien, die in der Regel Geheime Ratskollegien waren, verliehen wurde (vgl. auch GWb 3, 1290). 36,23–24 2000 rh Besoldung, nähmlich 1500 durchs Dekret und 500 aus Durchl Händen] Das verbindliche Gehaltsangebot entsprach ziemlich genau der von Goethe in seinem Brief vom 14. April 1791 in Aussicht gestellten Summe, die etwas über dem üblichen Jahressalär für einen Spitzenbeamten der Weimarer Administration lag (vgl. zu 21,19–20). Goethe z.B. erhielt für seine Consiliumsmitgliedschaft 1600, sein älterer Kollege Schnauß 1650 Reichstaler (vgl. GB 6 II, zu 61,18–19 und Schnauß, Lebens-Notizen, 695). Um Schuckmanns Gehalt offiziell dem der höheren Beamtenschaft anzupassen, sollte ein Viertel der Summe aus der Privatschatulle des Herzogs aufgebracht werden. In der Ernennungsurkunde (,Dekret‘) sollte dann eine Summe stehen, die weder den Rahmen des Gehaltsgefüges der Administration sprengen noch die herzogliche Kammer über Gebühr belasten würde. 36,25 Veränderung] Übersiedlung, Umzug nach Weimar. 36,26–27 Herzog Ihre Entlassung bey Ihro Majestät auszuwircken suchen] Vgl. zu 22,13–14. 36,28 Ihr Entschluß] Schuckmanns Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Der entsprechende Brief ist nicht überliefert, muss aber im Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang August 1791 geschrieben worden sein. Schuckmann lehnte ab. Er hatte sich für den Verbleib im preußischen Staatsdienst entschieden, was nach rund sieben Monaten des Hinhaltens und Verzögerns vonseiten Weimars kaum überraschen konnte (vgl. auch GB 8 II, zu 229,27–28). Herzog Carl August musste auf die neue Lage reagieren. Mitte August 1791, als er vom Badeaufenthalt in Pyrmont nach Weimar zurückgekehrt war, beorderte er vorläufig den erfahrenen und vielseitig einsetzbaren Christian Gottlob Voigt ins Consilium und stellte ihn dem seit geraumer Zeit allein im Amt zurückgebliebenen Christian Friedrich Schnauß zur Seite (vgl. AS 2.1, 87). Schnauß beschreibt die Situation in seinen Erinnerungen: „Den 14. Juli war Landtags-Abschied 〈…〉. Ich 〈…〉 kam den 27. glücklich in Weimar an. 〈…〉. Unterdessen war der Herr Geh. Rath von Fritsch mit Urlaub auf seine Güter nach Sachsen gereist, und Herr Geh. Rath Schmidt lag in Eisenach krank. Eine Menge Sachen lagen zum referat und Vortrag parat; 〈…〉. Ich war allein und konnte nichts expediren, 〈…〉 bis endlich Serenissimus nach Ihrer Zurückkunft mir ad interim einen Gehülfen in der Person des Herrn Geh. Reg. Raths Voigt zuordnete, mit welchem ich alle Reste und die currenten neu eingegangenen Sachen 〈…〉 aufgearbeitet habe, so daß, als Serenissimus den 12. September nach Berlin abreiste, nicht eine Nummer mehr übrig war, worüber Sie eine große Freude bezeigten.“ (Schnauß, Lebens-Notizen, 695.) Voigts Bestallung erwies sich als gute Wahl, und so wurde er schließlich per Dekret vom 12. November 1791 zum „Geheimen A s s i s t e n z Rath“ und zu einem ordentlichen Mitglied „mit Sitz und Stimme in dem Geheimen Raths-C o l l e g i o“ ernannt (LATh – HStA Weimar, Dienersa-
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chen B 25190–2, Bl. 153; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 29). Das Gremium war damit wieder vollständig besetzt und die Angelegenheit um Schuckmanns Berufung endgültig erledigt. Schnauß hielt dazu fest: „Nach Serenissimi und des Herrn Geh. Raths von Fritsch Mitte Octobers erfolgter Zurückkunft bestand das Geheime Raths Collegium, das bishero so invalid gewesen, wieder aus 4 Referenten. In der Mitte des Novembers wurde Herr Geh. Reg. Rath Voigt mit einer Besoldungszulage von 500 rh würklicher Geheimer Assistenz Rath cum voto.“ (Schnauß, Lebens-Notizen, 695.) 37,3 Weimar] Die Ortsangabe in der Datumszeile ist bewusst so gewählt, obwohl der Brief während Goethes Aufenthalt in Ilmenau verfasst wurde (vgl. zu 28,13–14). Die Absprache mit Herzog Carl August für die endgültige Entscheidung, Schuckmann nun so schnell wie möglich ein konkretes Angebot für den Eintritt ins Weimarer Geheime Consilium zu unterbreiten, ist wahrscheinlich erst hier in Ilmenau gefallen, wo der Herzog auf der Durchreise nach Eisenach und Wilhelmsthal seit dem 9. Juni einen Zwischenaufenthalt eingelegt hatte: „Heute Mittag gehen DurchL. Herzog nacher Ilmenau, von dorten aus Trefen Sie zu Eisenach mit ein!“ (FB [9. Juni] 1791, S. 116.) Das Schreiben Goethes erhielt so einen eindeutig offiziösen Charakter, und es musste nicht umständlich erklärt werden, warum Goethe es von einer Reise, fernab vom Zentrum des Weimarer Hofes, verfasst hatte. Die Umstände erklären darüber hinaus auch, weshalb der Brief weder in Goethes Briefverzeichnis noch in einer der Portolisten der Weimarer Postämter für diesen Zeitraum auftaucht (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, S. 4 und P/KR Post, 30. Juni 1791; GR/Belege 1791, 6, Bl. 17). 37,6–7 mit dem dortigen Finanz Wesen 〈…〉 einige Zeit beschäftigen] In einem kleinen, nur über begrenzte Mittel verfügenden Herzogtum wie dem von Sachsen-Weimar und Eisenach waren Bemühungen um die Erhöhung der Einnahmen und um die Effektivität des Steuerwesens insgesamt eine ständige Aufgabe, mit der sich Goethe in den vergangenen Jahren insbesondere durch seine Führungsrolle in der herzoglichen Kammer, als Leiter der Ilmenauer Steuer- oder auch der Bergwerkskommission immer wieder konfrontiert sah. Durch den 1789 begonnenen Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses, an dem Goethe in der Schlossbaukommission führend unmittelbar beteiligt war, hatte die Problematik wegen der nun entstehenden Zusatzkosten noch einmal an Brisanz gewonnen. Schuckmann war in Breslau von seiner Amtsstellung als Amtsgerichtsrat und Oberbergrichter eher auf juristischem Gebiet tätig, hätte sich also tatsächlich in Strukturfragen des weimarischen Finanzwesens erst einarbeiten müssen. 37,10–11 wie hoch man jetzt die Pfandscheine kauft] In den preußischen Territorien gab es seit mehreren Jahren insbesondere für die jeweiligen Landstände die Möglichkeit einer günstigen Kreditfinanzierung über die Ausgabe so genannter Pfandbriefe, die über Grundbesitz abgesichert waren und zusätzlich die Haftung der für die Emission verantwortlichen staatlichen Organisation vorsahen. Angesichts der
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steigenden Kosten für den Schlossneubau in Weimar dachte man im Herzogtum offensichtlich darüber nach, ähnliche Papiere zur Deckung des enorm gestiegenen Finanzbedarfs des Landes einzusetzen. Auch in der Korrespondenz Goethes mit Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, Mitglied des Geheimen Rats in Gotha, scheint das Thema zu der Zeit erörtert worden zu sein. In Goethes Briefverzeichnis findet sich zu einem nicht überlieferten Brief unter dem 13. Mai 1791 ein entsprechender Eintrag: Franckenbl Varia. Prolog. Pfandschein. Convictorium. (Briefverzeichnis 1790/91, S. 4; vgl. auch EB 39.)
35. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 22. Juni 1791 → 〈Jena〉
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H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 2427/2006. – Doppelblatt 19,7 × 27,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte, quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn Professor / Batsch / nach / Jena / fr.“, darunter Siegel. – Faksimile: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 21. und 22. November 2006 im Opernpalais Berlin, Unter den Linden 5. Katalog 685. J. A. Stargardt Antiquariat. Berlin 2006, S. 41. E1: Auktion XXV. Wertvolle Autographen, mittelalterliche Manuskripte, Seltenheiten der alten Musik. Versteigerung in Basel unter Leitung der Gesamtbeamtung der Stadt Basel, Donnerstag, 26. Mai 1955. L’Art ancien S. A. Zürich, Haus der Bücher AG Basel. Basel 1955, S. 31, Nr 197 (Teildruck: 37,15 bin fehlt; 37,16–19 Vielleicht habe ich 〈…〉 Ew Wohlgl fehlt; 37,20 ergebenst fehlt). E2: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 92, Nr 2877b (nach E1). E3: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 21. und 22. November 2006 im Opernpalais Berlin, Unter den Linden 5. Katalog 685. J. A. Stargardt Antiquariat. Berlin 2006, S. 39, Nr 80 (Teildruck: 39,19–20 Ew Wohlgl 〈…〉 ergebenst fehlt). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Batschs, wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 1791 (vgl. zu 37,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 37,12 übersendeten zweyten Band Ihrer historischen Naturlehre] Der „Versuch einer historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besondern Geschichte der cörperlichen Grundstoffe. Für Naturfreunde entworfen von D〈oktor〉 A〈ugust〉 J〈ohann〉 G〈eorg〉 C〈arl〉 Batsch. Zweyter physicalischer Theil“ war zur Ostermesse Mitte Mai 1791 im Verlag von Johann Jacob Gebauer in Halle erschie-
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nen und anschließend, entweder noch im Mai oder in der ersten Junihälfte 1791, von Batsch an Goethe gesandt worden. Goethe besaß auch schon den „Ersten chemischen Theil“, den Batsch 1789 ebenfalls bei Gebauer veröffentlicht hatte (vgl. Ruppert, 627, Nr 4364). 37,14–15 gegenwärtig selbst mit 〈…〉 darin abgehandelten Gegenstande beschäftigt] Batsch widmet sich in seinem Buch in umfänglichen Kapiteln, untergliedert nach zahlreichen Einzelaspekten, insgesamt sechs physikalischen Phänomenen, der „Schwere“ (XXIV., S. 1–60), der „Anhängung“ (XXV., S. 61–137), der „Wärme“ (XVI., S. 138–211), dem „Licht“ (XXVII., S. 212–282), der „Elektricität“ (XXVIII., S. 283–365) und dem „Magnetismus“ (XXIX., S. 366–410). Goethe interessierte sich sicher in erster Linie für Batschs Kapitel über das Licht, und da vor allem für die Abschnitte, die von der Brechung des Lichts (§§ 232ff.) und den dabei entstehenden Farbwirkungen handeln (§§ 241ff.), war dies doch auch Gegenstand seiner jüngsten naturkundlichen Forschungen zu dieser Zeit. 37,16–18 in weniger Zeit 〈…〉 Versuche zur Beurtheilung vorzulegen] Goethe experimentierte seit mehr als vier Wochen intensiv mit prismatischen Versuchen zur Lichtbrechung, um dem Phänomen der Farbentstehung und den Prinzipien der Farbkohärenzen auf die Spur zu kommen (vgl. zu 25,2–4). Über eine Begegnung mit Batsch kurze Zeit danach ist nichts bekannt. Auf einer Sitzung der im Juli 1791 gegründeten Freitagsgesellschaft am 4. November 1791, an der auch Batsch teilnahm, stellte Goethe die Ergebnisse der Experimente zu einer neuen Farbentheorie vor (vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 48–51). Erst im April 1792 kam Goethe für einen einwöchigen Aufenthalt wieder nach Jena (vgl. zu 68,21).
36. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Juli 1791 → 〈Wilhelmsthal〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 148–149. – Doppelblatt 18,8(–19,1) × 23,4(–23,8) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863), 169–171, Nr 73. WA IV 9 (1891), 274–276, Nr 2878. BEIL AG E
Zwei Blatt Papier (vgl. zu 38,4–5 und zu 38,5–6).
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herzog Carl August antwortete mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen 3. und 8. Juli 1791 (vgl. zu 43,12–13). 38,1 Von meinen Zuständen hätte ich längst einige Nachricht geben] Goethe hatte zuletzt Ende Mai an den Herzog geschrieben (vgl. Nr 27). Am 9. Juni war Herzog Carl August über Ilmenau und das Thüringer Oberland zu einem längeren Sommeraufenthalt nach Eisenach und Wilhelmsthal aufgebrochen (vgl. zu 36,20). 38,3–4 Bittschrifften, Anschlage Zettel 〈…〉 dephlogistisirten Salzsäure] Von den Dokumenten ist nichts überliefert. – Der Versuch von Göttling mit der dephlogistisirten Salzsäure bezieht sich vermutlich auf Johann Friedrich August Göttlings Vorlesung zur pharmazeutischen Chemie in Jena, die traditionell als Lehrgebiet von der medizinischen Fakultät in Anspruch genommen wurde. Göttling, Professor der Chemie und Pharmazie an der Landesuniversität, gehörte aber der philosophischen Fakultät an. Der Versuch Göttlings, den Goethe erwähnt, demonstrierte die Reaktion von Braunstein (Mangandioxid) mit Salzsäure, aus der dephlogistierte, eine ihres Phlogiston (griech. «: brennbarer [verbrannter] Stoff) beraubten Salzsäure entsteht. Dass es sich bei diesem gasförmigen Stoff um Chlor handelt, war bis 1810 noch unbekannt. Vgl. Georg Schwedt: Goethes chemische Experimente. Köln 1999, S. 70 (24. Experiment zu Chlor und Chlorbleiche). 38,4–5 gedrucktes Papier von dem ein Blat beyliegt] Das Chlorbleichverfahren als Methode zum Bleichen von Papier und Textilfasern war erst 1785/86 von Claude Louis Berthollet entwickelt worden. Seine große wirtschaftliche Bedeutung für die Baumwoll- und Papierherstellung wurde erst nach und nach erkannt. Göttling gehörte zu den Ersten, die versuchten, es in Deutschland bekannt und nutzbar zu machen. – Zu dem benutzten Papier ist Näheres nicht bekannt. 38,6–7 Papier daraus machen lassen wie es beyliegt] Die Behandlung mit Chlor führt zur chemischen Veränderung des Holzfarbstoffs Lignin und anderer auf dem Papier haftender Farbstoffe, so dass sie sich anschließend mit Natronlauge herauslösen lassen. Da bei diesem Verfahren gesundheitsschädliche Nebenprodukte entstehen, wird es in der modernen Papierherstellung nicht mehr angewendet. 38,10–11 alte Idee: hier eine gelehrte Gesellschaft zu errichten] Die Gründung des ‚Weimarer Gelehrtenvereins‘, der in der Regel am ersten Freitag jeden Monats seine Vortragsveranstaltungen abhielt, nach denen er oft auch ‚Freitagsgesellschaft‘ genannt wird, wurde von Goethe unter dem Eindruck der chemischen Versuche Göttlings angeregt. Goethe, der die Statuten der Gesellschaft mit Christian Gottlob Voigt entwarf, die am 5. Juli 1791 unterschrieben werden konnten (vgl. AS 2.1, 193–195), wurde auch ihr Präsident und eröffnete am 9. September 1791 die erste Sitzung. Die Gesellschaft bestand bis 1797. Vgl. auch Carl Schüd-
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dekopf: Die Freitagsgesellschaft. Eine Erläuterung zum Briefwechsel mit Schiller. In: GJb 19 (1898), S. 14–19. 38,14 Reunionspunckt] Vereinigungspunkt (franz. réunion: Vereinigung, Versammlung). 38,14–15 Biß Sie wiederkommen soll das Projeckt reifer seyn.] Von seinen Sommeraufenthalten in Wilhelmsthal und Pyrmont kehrte Herzog Carl August erst am 13. August wieder nach Weimar zurück (vgl. zu 36,20). 38,15–16 Ich habe diese Zeit nur im Lichte und in reinen Farben gelebt] Vgl. zu 25,2–4. 38,17–18 die Regenbogen zu großer Vollkommenheit gebracht] Vgl. ebd. und zu 82,26–28. 38,18 der alte Neubert] Johann Christoph Neubert war seit 1775 Hofmechaniker in Weimar. Er half Goethe beim Aufbau und bei der Durchführung seiner optischen Experimente. 38,19–20 Auf der Mich. Messe 〈…〉 das Tracktätchen herauszugeben.] Das 1. Stück der „Beyträge zur Optik“ erschien in der 2. Woche der Michaelismesse, die am Sonntag, dem 2. Oktober 1791, in Leipzig eröffnet wurde (vgl. zu 49,19 und zu 50,3–4). 38,21 Beym Schloßbau ist manches vorgekommen das uns beschäftigt hat] In den Sessionen der Schlossbaukommission vom 27. Mai, 3. Juni und 7. Juni 1791 (vgl. Protokollakten; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8919, Bl. 52–73) waren die Grundsatzentscheidungen für die weitere Arbeit am Wiederaufbau des Schlosses getroffen worden. Diese betrafen insbesondere den Ausbau der Beletage und des gesamten Ostflügels des Schlosses, die Verfüllung des Schlossgrabens und des Küchteiches sowie die künftige Schlossbedachung. Die daraufhin einsetzenden Schlossbaumaßnahmen dokumentiert der Schriftwechsel zwischen der Schlossbaukommission und dem Baurat Arens sowie dem Baukontrolleuer Steiner (vgl. ebd., Bl. 74–85). Zu Goethes wöchentlichen Übersichten über die Schlossbauarbeiten und die weiteren Planungen vom 8. Juli 1791 vgl. FA/Goethe I 27, 69–72. 38,22–23 In etwa acht Tagen 〈…〉 Coadjutor besuchen dann auf Gotha gehen] Goethe reiste am 11. Juli nach Erfurt (vgl. Friedrich Münter, Tagebuch [11. Juli] 1791; Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe 1772–1832. Hrsg. von L〈ouis〉 Bobé, L〈udwig〉 Geiger, M〈ax〉 Grunwald. I. Mittheilungen Verschiedener. In: GJb 18 [1897], 115) und erschien am Abend desselben Tages zur Hoftafel in Wilhelmsthal (vgl. FB 1791, S. 144). Ob er den Statthalter und Koadjutor Carl Theodor von Dalberg in Erfurt aufgesucht hat, ist nicht bekannt. In seinem Brief nach Erfurt vom 10. Juli sagte Goethe einen Besuch bei Dalberg allerdings wieder ab (vgl. zu 43,11–12). Am Abend des 18. Juli traf Goethe auf dem Gothaer Schloss Friedenstein ein, wo er bis zum 30. Juli blieb. Möglicherweise machte er auf seiner Rückreise nach Weimar erneut in Erfurt Station und holte seinen Besuch nach (vgl. zu 43,13).
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38,23–24 gestern eine erneute Einladung erhalten] Die Einladung ist nicht überliefert. 38,25 Sie in den Wäldern und an den Heilsamen Quellen aufzusuchen] Goethe reiste noch am 11. Juli nach Wilhelmsthal, wo sich Herzog Carl August und seine Gemahlin Louise und Gefolge seit Mitte Juni aufhielten; er blieb wahrscheinlich bis zum 17. Juli (vgl. FB 1791, S. 144–150 und zu 43,13). 38,26 Die hübschen Weiber sterben hier] Neben den im folgenden genannten Wilhelmina Christina Weidner und Dorothea Maria Köhler (vgl. die beiden nächsten Erläuterungen) war mit Anna Barbara Obermann, der Tochter eines Weimarer Hofdieners, bereits am 16. Juni 1791 eine weitere junge Frau im Alter von 26 Jahren an so genannter Auszehrung gestorben (vgl. Totenregister 1791–1804 der Evangelisch Lutherischen Stadtkirche Weimar. Jahr 1791, Bl. 6). 38,27–28 Die Weidner ist an einer Indigestion 〈…〉 gestorben.] Martha Wilhelmina Christina Weidner, die Frau des Weimarer Regierungskanzlisten Friedrich Ernst Weidner, war am 3. Juli 1791 im Alter von 23 Jahren am so genannten Faulfieber verstorben (vgl. ebd., Bl. 7b). – Indigestion: Störung des Magen-Darm-Trakts (franz.: verdorbener Magen). 38,29 Einer andern stand eine Mannsperson bey der Geburt bey] Dorothea Maria Köhler, die 28-jährige Frau des Leinewebers Johann Gottfried Köhler in Weimar war am 27. Juni 1791 in „Kindsnöthen“ (vgl. ebd., Bl. 6) gestorben. Näheres ist über die aufsehenerregende Geburt und den anschließenden Tod der Frau nicht bekannt. 39,1 Indecenz] Franz. indécence: Anstößigkeit, Unanständigkeit. 39,4 In Lauchstädt geht es ganz leidl.] Das Weimarer Hoftheater gastierte seit dem 13. Juni 1791 in Lauchstädt und blieb dort bis zum 14. August. Über die Aufführungen vgl. Burkhardt, Repertoire, 1f. 39,5 Inconvenienzen] Von franz. inconvenance: Unart, Unschicklichkeit, Unannehmlichkeit. 39,5 Hl. Fischer] Franz Joseph Fischer aus Prag war im Februar 1791 als Regisseur für das Weimarer Hoftheater gewonnen worden. Er war auch für die Leitung des Gastspiels in Lauchstädt zuständig. 1793 ging er als Theaterdirektor nach Innsbruck. 39,7 Ihre Frau Mutter] Herzogin Anna Amalia. 39,7–8 bedient sich Tiefurths auf eine kluge Weise] Nach ihrer Rückkehr aus Italien (im Juni 1790) schuf sich Anna Amalia in Tiefurt einen Rückzugsort, der ab 1792 ihr ständiger Sommeraufenthaltsort wurde. Neben ihrer Italienliebhaberei und ihrer geistvollen Unterhaltung, die ihren Witwensitz bleibend zu einem wichtigen Ort der musischen Geselligkeit machte, widmete sie sich dort vor allem der Pflege der Musik. Vgl. Joachim Berger: „Tieffurth“ oder „Tibur“? Herzogin Anna Amalias Rückzug auf ihren ‚Musensitz‘. In: Der ‚Musenhof‘ Anna Amalias. Ge-
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selligkeit, Mäzenatentum und Kunstliebhaberei im klassischen Weimar. Hrsg. von Joachim Berger. Köln, Weimar, Wien 2001, S. 125–164. 39,11 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise.
37. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 4. Juli 1791 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt (1877 in Gräflich Yorck von Wartenburgscher Fideicommiß-Bibliothek zu Schleibitz). – 2½ S. beschr., egh., mit Adresse und Siegel (Angaben nach E [S. 3]). E: Goethe an Göschen. Am 28. August 1877 mitgetheilt von H〈ans〉 G〈raf〉 Y〈orck〉 v〈on〉 W〈artenburg〉. Weimar 1877, S. 〈1f.〉. WA IV 9 (1891), 276f., Nr 2879 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Göschens, wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Mai und Anfang Juli 1791 (vgl. zu 39,14–15). – Göschen antwortete wahrscheinlich mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief von Ende August oder Anfang September 1791 (vgl. zu 47,12). Postsendungen: 4. Juli 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 9, Bl. 31). Der Leipziger Verlagsbuchhändler Georg Joachim Göschen (1752–1828) war im Sommer 1786 zum Verleger Goethes geworden. Von 1787 bis 1790 erschien in seinem Verlag die erste autorisierte Gesamtausgabe von Goethes Werken in acht Bänden unter dem Titel „Goethe’s Schriften“, die bis zu ihrem Abschluss im Frühjahr 1790 zu einem intensiven Briefwechsel zwischen Autor und Verleger geführt hatte (vgl. auch die einleitenden Erläuterungen zu GB 6 II, Nr 341, GB 7 II, Nr 47 und GB 8 II, Nr 4). Nachdem Göschen anschließend sein Privileg zur Erstveröffentlichung goethescher Werke in Bezug auf die Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ nicht wahrgenommen hatte (vgl. zu 39,16–17), brach der Briefwechsel im Sommer 1790 ab. Der Versuch Göschens aus Anlass einer über ihn abzuwickelnden Geldsendung Friedrich Heinrich Jacobis an Goethe Mitte 1791 eine Wiederannäherung zu erreichen, gelang nicht mehr. Mit zwei diesbezüglichen Briefen Goethes vom 4. Juli und vom 12. September 1791 (Nr 37 und 49) sowie den zwei nicht überlieferten Bezugsbriefen Göschens in der Angelegenheit endet ihre Korrespondenzbeziehung. 39,14–15 übersendeten Bücher 〈…〉 Ihrem Briefe gezeigten Gesinnungen] Der Briefverkehr zwischen Goethe und Göschen war kurz nach der Fertigstellung
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der in Göschens Verlag erschienenen Ausgabe „Goethe’s Schriften“ zur Ostermesse 1790 zum Erliegen gekommen (vgl. Bezugsbrieferläuterungen zu GB 8 II, Nr 184 und 204). Der Anlass für Göschens Bezugsbrief war eine Geldsendung, die er für Friedrich Heinrich Jacobi übermitteln sollte (vgl. zu 31,11). Aber er wollte offensichtlich auch an das vorherige gute Verhältnis mit Goethe wieder anknüpfen. Er schickte Goethe außerdem Bücher, vermutlich aus seinem neuesten Messeprogramm, und verfasste einen wohlmeinenden Begleitbrief. 39,16–17 Sie den kleinen Versuch der Metamorphose ausschlugen] Im Verlagsvertrag über die Herausgabe der achtbändigen Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ zwischen Göschen und Goethe vom 1. Oktober 1786 war unter Punkt 10 auch vereinbart worden, dass Göschen das erste Zugriffsrecht zum Verlag künftiger Werke seines Autors erhält: Seine folgenden Schriften wird der Hl. Verfaßer Hln. Göschen vor Andern anbiethen; behält sich aber nach den Umständen vor deshalb besondere Bedingungen zu machen. (GB 6 I, 240.) Vermutlich Ende 1789 war Göschen daraufhin von Goethe auch die Abhandlung über die Metamorphose der Pflanzen zur Veröffentlichung angeboten worden, Göschen lehnte aber ab (vgl. GB 8 II, zu 151,19–20 und zu 164,5). In seinem Brief vom 25. Juni 1790 hatte Göschen schon versucht, dies im Nachhinein als Folge eines Missverständnisses herunterzuspielen, um Goethe als Autor nicht vollends zu verlieren: „Solten Ew Hochwohlgebohrnen in Ihrer gütigen Gesinnung gegen mich fortfahren und mich auch in der Zukunft würdig finden mich zu den Geschäftsträger zu machen wenn Sie das Publikum wieder mit Etwas beschenken wollen; so kann vieleicht bey zunehmenden merkantilischen Kräften mehr geleistet werden als der Anfänger leisten konnte. Durch Mittelspersohnen entstehen so oft Misverständniße. Darf ich mir alsdann Dero Befehl unmittelbar erbitten. Es entstehen durch Mittelspersohnen so leicht Mißverständnisse! wie der Fall bey der Metamorphos der Pflanzen gewesen ist –“ (H: GSA 30/297, Bl. 99; vgl. auch QuZ 1, 190f.). Offenbar hatte Goethe sein Angebot von einem Dritten übermitteln lassen, wobei es dann vermutlich zu Unstimmigkeiten über die geforderten Verlagsbedingungen gekommen war. Möglicherweise handelte es sich dabei wie schon bei der Einfädelung des Vertrags zu „Goethe’s Schriften“ um Friedrich Justin Bertuch, der schließlich selbst als Geschäftspartner Göschens an der Werkausgabe beteiligt war (vgl. Vereinbarung zwischen Göschen und Bertuch, 11. Juni 1786; QuZ 1, 5f.). Ob Göschen darüber hinaus für seine Entscheidung Fachmeinungen über die naturkundliche Schrift bei Botanikern eingeholt hatte, wie Goethe und Göschens Biograph George Joachim Viscount Goschen später vermuteten (vgl. Schicksal der Handschrift; LA I 9, 63 und Goschen 1, 201), oder ob ihm nach dem finanziellen Misserfolg mit der goetheschen Werkausgabe – über ein Viertel der Kosten konnte nicht gedeckt werden (vgl. Abrechnung Göschens; QuZ 1, 211–223) – das geschäftliche Risiko der Veröffentlichung einer naturkundlichen Arbeit eines Laien, zumal in seinem in dieser Hinsicht in keiner Weise profilierten Verlag, einfach zu
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hoch erschien, muss offen bleiben (vgl. GB 8 II, zu 151,19–20). Göschens Äußerungen als Unternehmer an anderen Stellen legen Letzteres nahe. 39,17–18 genötigt mich nach einem andern Verleger umzusehen] Über Friedrich Justin Bertuch hatte Goethe wahrscheinlich schon im November oder Anfang Dezember 1789 den Kontakt zum Verleger Carl Wilhelm Ettinger in Gotha gesucht, um einen Verlag für seine neue Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zu finden. Ob dies noch vor oder erst nach der diesbezüglichen Absage Göschens erfolgte, ist nicht klar. Ettinger, der im Frühjahr 1789 schon den Vertrieb der der bei Unger in Berlin erschienenen bibliophilen Ausgabe von Goethes Text-Bild-Essay „Das Römische Carneval“ besorgt hatte, übernahm schließlich auch den Verlag der botanischen Abhandlung, nicht ohne sich dazu das Verlagsrecht für alle künftigen Schriften Goethes zusichern zu lassen. Die Abhandlung erschien wie geplant zur Ostermesse, Ende April 1790 (vgl. GB 8 II, zu 164,5). 39,19–20 in der Folge ebensoviel in der Naturlehre als in der Dichtkunst arbeiten] Goethe hatte sich seit seiner Rückkehr aus Italien mehrfach dahingehend geäußert, sich in Zukunft noch stärker mit naturkundlichen Themen beschäftigen zu wollen, so dass entsprechende Studien und Untersuchungen mindestens gleichberechtigt neben seiner poetischen Arbeit stehen sollten (vgl. zu 31,26 und GB 8 II, zu 210,16–17). Über Goethes Pläne und Arbeiten 1790/91 vgl. die folgende Erläuterung. 39,20–21 von beyderlei Manuscripten manches vorräthig] Auf dem Gebiet der Naturlehre lagen zwei angefangene, aber nicht zu Ende geführte Arbeiten aus dem vergangenen Jahr vor, eine Fortsetzung seiner botanischen Abhandlung von Anfang 1790 unter dem vorläufigen Titel „Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch“ sowie eine zootomisch-morphologische Untersuchung „Versuch über die Gestalt der Thiere“ (vgl. zu 28,16–18). Seit Mai 1791 schrieb Goethe zudem an einer Darstellung zum Phänomen der physikalischen Entstehung der Farben, „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 27,2–3). Von den literarischen Arbeiten waren seit geraumer Zeit zwei Lyriksammlungen im Nachgang der beiden Italienreisen von 1786/88 und 1790, die so genannten „Römischen Elegien“ und die „Venetianischen Epigramme“, fertiggestellt (vgl. GB 8 II, zu 137,13 und zu 210,18–19). Seit Anfang des Jahres arbeitete Goethe wieder an dem 1786 abgebrochenen Wilhelm-Meister-Roman (vgl. zu 3,21–22). Außerdem war er gerade mit der Niederschrift eines Lustspiels für die Bühne des neuen Weimarer Hoftheaters beschäftigt, das den Titel „Der Groß-Cophta“ erhalten sollte. Daneben entstand die deutsche Bearbeitung des Librettos von Domenico Cimarosas Buffooper „L’impresario in angustie“, ebenfalls für die Weimarer Bühne. Ob Goethe seinen Plan, ein Libretto zu einer großen deutschen Oper für die Berliner Hofoper zu schreiben, noch verfolgte, muss hingegen eher bezweifelt werden. Vgl. auch zu 17,25–26 und zu 26,25–26.
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39,22–23 Auf Michael 〈…〉 neue Theorie der Farben ins Publicum wagen.] Goethes „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ erschien zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791 in Friedrich Justin Bertuchs Verlag Industrie-Comptoir in Weimar (vgl. zu 27,2–3). 39,24–25 gewünscht hätte alles in Einer Hand zu sehen] Goethe war auf der Suche nach einer neuen verlässlichen und dauerhaften Verlegerbeziehung. Nach der in Uneinigkeit geendeten Zusammenarbeit mit Georg Joachim Göschen in Leipzig bei der Herausgabe seiner ersten Werkausgabe (vgl. zu 39,16–17) hatte Goethe nach dem vorübergehenden Wechsel zum Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha (vgl. zu 39,17–18) nun mit Friedrich Justin Bertuch in kürzester Zeit den dritten Verleger für seine Schriften gewählt (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Für die ab Frühjahr 1792 erscheinende Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“ wechselte Goethe schließlich erneut den Verlag und arbeitete mit Johann Friedrich Unger in Berlin zusammen (vgl. zu 31,26). 39,26 größern Roman in der Arbeit] Entstehung des Wilhelm-MeisterRomans („Wilhelm Meisters Lehrjahre“). Vgl. zu 3,21–22. 39,26–27 mehr Veranlassung finden für das Theater zu arbeiten als bisher] Seit Anfang 1791 hatte Goethe die Oberdirektion der neugegründeten Weimarer Hofbühne inne und hatte sich vorgenommen, deren Spielplan stärker als bisher mit eigenen neuen Stücken aufzuwerten (vgl. zu 17,22–23 und zu 17,25–26). 39,28 Von meinen italienischen Reisen ist auch noch alles zurück.] Wahrscheinlich sind hiermit erste Überlegungen zu einer umfassenderen Darstellung seiner Reise nach Italien gemeint, die Goethe aber erst über 20 Jahre später, ab etwa 1813 in Angriff nahm (vgl. Italiänische Reise I, II, III). 39,28–29 Ein Büchlein Elegien die ich in Rom schrieb] Die Sammlung der so genannten „Römischen Elegien“ hatte Goethe nach der Rückkehr von seiner ersten Italienreise 1788 zu schreiben begonnen und Ende 1790 fertiggestellt (vgl. GB 8 II, zu 190,28–29). 39,29–30 Epigramme die in Venedig entstanden] Die Sammlung der so genannten „Venetianischen Epigramme“ war von Goethe während seines zweiten Italienaufenthaltes im Frühjahr 1790 und danach erarbeitet worden (vgl. GB 8 II, zu 210,18–19). 39,30–31 liegen auch noch da und warten 〈…〉 erscheinen können] Die „Römischen Elegien“ erschienen als eigenständige Sammlung erst Mitte 1795 in Schillers „Horen“ (vgl. zu 3,19–20). Nach einer Vorabauswahl, die Goethe im Juni- und im Oktober-Heft 1791 der Zeitschrift „Deutsche Monatsschrift“ veröffentlichte (vgl. zu 32,14–15), wurde die vollständige Sammlung der „Venetianischen Epigramme“ mit 103 Gedichten im Dezember 1795 im ebenfalls von Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ unter dem Titel „Epigramme. Venedig 1790“ veröffentlicht (S. 205–260).
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40,1 current] Nachgefragt, beliebt, im Schwange sein (von lat. currere: laufen, eilen; vgl. GWb 5, 881). 40,4–5 der Verlag meiner künftigen Schriften gänzlich zerstreuen] Vgl. zu 39,24–25. 40,6 Meine ersteren] Gemeint ist die achtbändige, zwischen 1787 und 1790 im Verlag von Göschen erschienene erste autorisierte Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. GB 6 II, zu 205,14–15 und zu 206,12–13). 40,6–7 korrigire ein Exemplar wie es mir die Zeit erlaubt] Wegen verschiedener Mängel der Ausgabe hatte Goethe im Hinblick auf eine Nachauflage bereits im Februar 1788, als erst vier Bände erschienen waren, von Rom aus mit der Revision der „Schriften“ begonnen und dies auch gegenüber Göschen erwähnt (vgl. GB 7 II, zu 244,5–6): Ich halte mir ein Exemplar, in welches ich wie die Zeit erlaubt, hineinschaue um alle Druckfehler, Auslassungen und was mir sonst vorkommt zu korrigiren und zu notiren. Es ist dieses eine gute Vorarbeit zu einer künftigen Ausgabe. (GB 7 I, 244,10–13.) Dieses Revisionsexemplar ist nicht überliefert. In Goethes Bibliothek findet sich nur ein vollständiges Exemplar dieser Ausgabe ohne Korrekturen (vgl. Ruppert 258, Nr 1796). Schon im Verlagsvertrag von 1786 hatte Goethe in Bezug auf das Göschen zugestandene Recht, eine zusätzliche Auflage in groß Oktav für Liebhaber herauszubringen (vgl. Verlagsvertrag zwischen Goethe und Göschen, 1. Oktober 1786, Punkt 7; GB 6 I, 240), festschreiben lassen, dass er dafür ein nochmals genau revidirtes Exemplar der kleinern Auflage dem Herrn Verleger zu stellen wird (ebd., 240,10–11). 40,8 wenn eine neue Ausgabe für nötig oder räthlich gehalten] Nachauflagen von „Goethe’s Schriften“ sowie Auflagen in verändertem Format und/oder Ausstattung waren dem Verleger laut Verlagsvertrag von 1786 ausdrücklich erlaubt (vgl. Verlagsvertrag zwischen Goethe und Göschen, 1. Oktober 1786, Punkt 5 und 7; GB 6 I, 239f.). So hatte Göschen auch bereits damit begonnen, eine Titelauflage der „Schriften“ in einfacherer Ausstattung ohne Wissen und so auch ohne Korrekturen Goethes unter der Jahreszahl 1790 herauszugeben (vgl. Hagen, 13f.). Danach erfolgte noch ein weiterer fingierter Nachdruck der Ausgabe, allerdings in vier Bänden (vgl. ebd., 14f.). Eine zweite, verbesserte Auflage kam nicht mehr zustande. Die nächste autorisierte Gesamtausgabe mit dem Titel „Goethe’s Werke“ erschien ab 1806 in 13 Bänden in der Cotta’schen Buchhandlung in Tübingen (vgl. ebd., 26–35). 40,13 Die sechs Laubthaler habe ich nicht in den Packeten gefunden.] Göschen hatte in seinem Bezugsbrief offensichtlich mitgeteilt, dass er in den mitgesandten Bücherpaketen eine Geldsendung von Friedrich Heinrich Jacobi beifüge, hatte das dann wohl aber vergessen (vgl. zu 31,11–12 und zu 39,14–15). Goethe erhielt das Geld wahrscheinlich erst Ende August oder Anfang September 1791 von Göschen nachgereicht (vgl. zu 47,12).
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38. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. Juli 1791 → 〈Wilhelmsthal?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 150. – 1 Bl. 20(–20,3) × 23,3(–23,8) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863), 171f., Nr 74. WA IV 9 (1891), 277f., Nr 2880. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts aus dem Zeitraum zwischen 3. und 8. Juli 1791 (vgl. zu 43,12–13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 40,14 das Optische Studium eine große Last] Vgl. zu 25,2–4. 40,16 artig] Hier im Sinne von gehörig, angemessen, passend, treffend (vgl. GWb 1, 839). 40,17–18 meine Abhandlung gerne Michael wollte drucken lassen] Das 1. Stück der „Beyträge zur Optik“ erschien wie geplant Anfang Oktober 1791 zur Michaelismesse (vgl. zu 27,2–3). 40,18 dreysig Tafeln dazu gehören] Der Abhandlung wurden 27 Karten auf 13 Tafeln beigefügt (vgl. zu 25,2–4). 40,19–20 bey Sutorn muß arbeiten lassen] Goethes Diener Christoph Erhard Sutor war Spielkartenfabrikant. Zu Sutor vgl. auch Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin, Weimar 1965, S. 90–96. 40,22–23 ich hoffe aber doch Montag oder Dienstag abzureisen] Goethe reiste am Montag, dem 11. Juli 1791, nach Wilhelmsthal, wo die herzogliche Familie weilte (vgl. zu 38,25). 40,23–24 Allen denen ich die Theorie vorgetragen 〈…〉 Freude gemacht] Dazu gehörten wahrscheinlich Carl Ludwig von Knebel und Johann Friedrich August Göttling, vermutlich das Ehepaar Herder, vielleicht auch Wieland, Friedrich Justin Bertuch, Christian Gottlob Voigt und Friedrich Hildebrand von EinsiedelScharfenstein. 40,25 liquorem acidulum] Lat. liquor acidulus: scharfe (dephlogistierte) Flüssigkeit (Salzsäure). Vgl. zu 38,3–4. 40,26–43,1 gleich selbst versucht und Göttling darüber gesprochen] Goethe hatte das Experiment von Göttling zum Bleichen von Textilfasern mit dephlogistierter Salzsäure (Chlor) praktisch nachzuvollziehen versucht und dabei nur ein unvollkommenes Resultat erzielt. Göttlings Hinweis, dass die Leinwand nach dem Bleichen mit dephlogistierter Salzsäure gewaschen werden müsse, um den Farbfleck vollständig zu entfernen, deutet bereits die später im technischen Verfahren der Chlorbleiche übliche Nachbehandlung mit dem als Wasch- und Reinigungs-
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mittel bekannten Soda (Natriumkarbonat) an. Vgl. zu 38,3–4; zu 38,4–5; zu 38,6–7. 43,5 In Lauchstädt geht alles ganz artig.] In dieser Weise hatte Goethe Herzog Carl August auch schon in seinem letzten Brief vom 1. Juli 1791 über das Sommergastspiel des neuen Weimarer Theaterensembles in Lauchstädt berichtet (vgl. zu 39,4). 43,8 Der neue Weg von den Ruinen hinunter] Nachdem der herrschaftliche Grundbesitz im Bereich des oberen Teils des Weimarer Ilmparks 1789 durch den Erwerb des Reichertschen Gartens und anderer in Privatbesitz befindlicher Ackerflächen arrondiert worden war, wurde im Sommer 1791 die an der ehemaligen Schießmauer gestaltete künstliche Ruine unter Einbau eines eindrucksvollen Bruchstücks eines gotischen Türgewändes nach Süden hin erweitert und ein Weg, der an der Ruine vorbei hinunter zum Luisenkloster führte, angelegt. Vgl. Wolfgang Huschke: Die Geschichte des Parkes von Weimar. Weimar 1951, S. 85.
39. An Unbekannt
Weimar, 10. Juli 1791 → 〈Erfurt?〉
ZUM A D RESSATEN
An wen der vorliegende Brief gerichtet war, lässt sich nicht eindeutig klären. Aus dem Inhalt geht aber zumindest hervor, dass es sich beim Adressaten um einen Vertrauten, wahrscheinlich aus dem engeren Zirkel um den kurmainzischen Statthalter und bischöflichen Koadjutor Carl Theodor von Dalberg in der Erfurter Verwaltungsadministration gehandelt haben muss. – Für die bisher geäußerte Vermutung, Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternau könnte der Adressat gewesen sein (vgl. WA IV 18, 44, Nr 2880 a und Satori-Neumann2 1, 51), lassen sich durchaus einige Anhaltspunkte finden, völlig überzeugend sind diese jedoch nicht. Zum einen würde die Annahme voraussetzen, dass Bentzel-Sternau bereits 1791 als Regierungsrat in die Statthalterregierung in Erfurt berufen worden war, und zum anderen passt die Anrede des Briefes nicht zu einer dem Reichsfreiherrenstand angehörenden und in den Grafenstand erhobenen adeligen Persönlichkeit. BentzelSternau hätte standesgemäß mit ‚Euer Hochwohlgebohren‘ angesprochen werden müssen (vgl. GB 8 II, zu 94,21), was Goethe in seinem nachweislich an diesen gerichteten Brief vom Oktober 1793 auch tat. Die hier verwendete Formel ‚Euer Wohlgebohren‘ dagegen war bei Angehörigen des niederen Adels oder besonders verdienstvollen Personen bürgerlichen Standes üblich (vgl. GB 7 II, zu 85,23). Da Goethe mit dem Brief einen Besuch bei Dalberg absagte, ist zu vermuten, dass es sich um das Anfang Juli 1791 geplante Treffen in Theaterangelegenheiten handelte
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(vgl. zu 43,11–12). Diese fielen zwar in die Zuständigkeit des Regierungsrates in Erfurt, wie aus dem im Thüringer Hauptstaatsarchiv in Weimar überlieferten Briefwechsel zwischen Bentzel-Sternau und dem im Weimarer Hofmarschallamt für Theaterfragen zuständigen Franz Kirms und auch aus Goethes einzigem überlieferten Brief an Bentzel-Sternau vom Oktober 1793 hervorgeht (vgl. Nr 211), doch ist es äußerst fraglich, ob Bentzel-Sternau 1791 tatsächlich schon in die Erfurter Regierung eingetreten war. Der „Kurmainzische Hof- und Staats-Kalender auf das Jahr 1792“ (Mainz 〈1791〉) weist ihn jedenfalls dort noch nicht aus (vgl. S. 253f.). – Eine andere These bestimmt Jakob Dominikus als Adressaten dieses Briefes (vgl. WA IV 18, 100, zu Nr *2880a). Er war seit 1789 außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Erfurt (vgl. Kurmainzischer Hof- und Staats-Kalender auf das Jahr 1790. Mainz 〈1789〉, S. 247). Dominikus wurde von Dalberg sehr gefördert und gehörte zu dessen engerem persönlichen Umfeld. Dominikus wohnte in der Erfurter Statthalterei, betreute Dalbergs Bibliothek und diente ihm offenbar auch als Partner und Berater in gelehrten Fragen. Über persönliche Kontakte zwischen Dominikus und Goethe zu dieser Zeit ist jedoch nichts bekannt. Und dass Dominikus wirklich als Privatsekretär Dalbergs angesehen wurde, so dass Goethe über ihn mit Dalberg, den er selbst persönlich gut kannte, Kontakt aufnahm, ist zu bezweifeln. Über die gebotene Mutmaßung hinaus fehlen jegliche konkrete Hinweise oder Belege (vgl. auch Albert Pick: Professor Jakob Dominikus, der Freund des Koadjutors von Dalberg. Ein Beitrag zur erfurtischen Gelehrtengeschichte. Hamburg 1894, bes. S. 10f. und 31f.). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/87,I. – 1 Bl. 16,7(–16,9) × 18,9(–19,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 44, Nr 2880a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 43,11–12 Entschuldigen mich Ew Wohlgl 〈…〉 Coadjutors Erzbischöffl Gnaden.] Carl Theodor von Dalberg war kurmainzischer Statthalter von Erfurt (Kurfürstlich-Mainzischer Erfurter Staat), seit 1787 Koadjutor der Erzbistümer von Mainz und Worms sowie seit 1788 auch des Fürstbistums Konstanz und hatte im gleichen Jahr vom Papst die Weihen zum Bischof von Tarsus erhalten. Goethe hatte mit Dalberg für die Zeit um den 9. oder 10. Juli 1791 ein Treffen in Erfurt verabredet, wie er Herzog Carl August in seinem Brief vom 1. Juli nach Wilhelmsthal mitteilte (vgl. 38,22–23). Der Zweck dieses Treffens dürften Verhandlungen über die Konzession für das unter der Oberdirektion von Goethe stehende Weimarer Hoftheater gewesen sein, in der Sommersaison in Erfurt spielen zu dürfen. Zuvor hatte die bis dahin in Weimar engagierte Schauspielgesellschaft des Joseph Bellomo
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ein solches Gastspielrecht für Erfurt besessen, wo kein festes Theaterensemble existierte (vgl. auch Satori-Neumann2 1, 51 und 53). Die Verhandlungen mit der Erfurter Landesregierung über eine neue Gastspiellizenz liefen wahrscheinlich schon geraume Zeit, ähnlich wie die mit der kursächsischen Stiftsverwaltung in Merseburg über entsprechende Saisonauftritte in Lauchstädt (vgl. Nr 5 und 9 sowie die dazugehörigen Erläuterungen). Zu den Vorgängen in Erfurt ist allerdings kein Aktenmaterial überliefert (vgl. Satori-Neumann2 1, 54). Die Weimarer Hofbühnengesellschaft trat zum ersten Mal vom 19. August bis zum 25. September 1791 in Erfurt auf und setzte diese Gastspiele bis zur Saison 1795 fort (vgl. ebd., 52–56, 70f., 90–92, 116f. und 131f.). – Die Anrede des Adressaten als ‚Euer Wohlgebohren‘ zeigt an, dass es sich bei dem Adressaten wahrscheinlich um einen Beamten aus der gehobenen mittleren Verwaltungsebene der Erfurter Regierungsbehörde handelte (vgl. Zum Adressaten). 43,12–13 Ein Brief Serenissimi heißt mich nach Eisenach eilen] Mit Serenissimus (vgl. GB 8 II, zu 94,27) war Herzog Carl August gemeint. Dessen Brief mit der Aufforderung, umgehend in die herzogliche Sommerresidenz nach Wilhelmsthal bei Eisenach zu kommen, wo sich das Herzogspaar schon seit dem 19. Juni aufhielt (vgl. zu 28,13–14), war wahrscheinlich in der Woche zuvor, in den Tagen zwischen dem 3. und 8. Juli 1791, bei Goethe eingetroffen. Am 1. Juli hatte Goethe dem Herzog noch brieflich mitgeteilt, dass er zu einem Aufenthalt an den herzoglichen Hof nach Gotha eingeladen sei und in reichlich einer Woche dahin aufbrechen wolle (vgl. zu 38,22–23 und zu 38,23–24). Am 8. Juli bestätigte Goethe, dass er am 11. oder 12. Juli nach Wilhelmsthal kommen werde (vgl. zu 40,22–23). Vermutlich wollte der Herzog seinen engen Berater zum Abschluss des seit Mitte Juni in Eisenach tagenden Ausschusstages der Landstände am 14. Juli an seiner Seite wissen. Auch wollte er wohl vor seiner Abreise zur Badekur in Pyrmont am 21. Juli mit Goethe noch einmal die wichtigsten aktuellen Belange am Hof in Weimar besprechen, so zum Beispiel die Neubesetzung des Ratspostens im Geheimen Consilium (vgl. zu 36,20; zu 36,23–24; zu 36,28). Goethe reiste am 11. Juli nach Wilhelmsthal und blieb dort wahrscheinlich bis zum 17. Juli (vgl. zu 38,25). 43,13 auf meiner Rückreise verfehle ich nicht aufzuwarten] Von Wilhelmsthal begab sich Goethe nach Gotha, um seinen Besuch am herzoglichen Hof nachzuholen. Am Mittag des 18. Juli war er in Gotha eingetroffen: „Dito ist der HL. Geh Rath von Göthe von Weimar ankommen und bey Hofe auf die Stein Gallerie in Nro 6. u 7 logieret worden“ (FB Gotha [18. Juli] 1791, Bl. 26). Goethe blieb bis zum 30. des Monats und reiste am Morgen dieses Tages zurück nach Weimar: „Der Herr Geh Rath von Göthe sind heute früh wieder abgereiset“ (FB Gotha [30. Juli] 1791, Bl. 38), wo er bereits wieder am 31. Juli an der mittäglichen Hoftafel anzutreffen war (vgl. FB 1791, S. 159). Ob er auf der Rückreise noch die Möglichkeit fand, in Erfurt Carl Theodor von Dalberg seinen avisierten Besuch ab-
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BRIEFE 40/41
zustatten, muss offenbleiben (vgl. zu 38,22–23). Zeugnisse darüber sind nicht überliefert. 43,14 Sie nicht mehr anzutreffen] Da der Adressat nicht bekannt ist, lässt sich über ein Treffen nichts sagen.
40. An Friedrich Justin Bertuch
〈Weimar, Anfang August? 1791〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
In den ersten zehn Julitagen 1791 war Goethe – bevor er am 11. Juli Weimar verließ, wohin er am 30. Juli zurückkehrte (vgl. seinen Brief an Herzog Carl August vom 8. Juli 1791 [Nr 38]) – mit der Vorbereitung zur Veröffentlichung des 1. Stücks seiner „Beyträge zur Optik“ beschäftigt. Das Stück erschien Anfang Oktober zur Michaelismesse. Der vorliegende Brief ist inhaltlich dem Brief an Friedrich von Stein vom 6. August 1791 (Nr 41) nahe, in dem es heißt: die Cärtchen werden nächstens Sutor’s Fabrik in Bewegung setzen 〈…〉 (44,7–8). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 06/628. – Doppelblatt 19,7 × 27,5 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 obere Blatthälfte links, auf dem Kopf stehend egh. Adresse: Hl. Leg. R. Bertuch; rotes Siegel mit Bildmotiv (vgl. Femmel/Heres, Abb. 27); Papierausriss durch Siegelöffnung. E: GJb 4 (1883), 226, Nr 29 (Ludwig Geiger). WA IV 9 (1891), 279, Nr 2881 (nach E; Ergänzungen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 258). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über den Weimarer Verleger, Geheimen Sekretär und Schattulier Herzog Carl Augusts, Friedrich Johann Justin Bertuch (1747–1822), und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitenden Erläuterungen zu Goethes Briefen vom 11. Dezember 1776 (GB 3 IIA, Nr 200), vom 26. Juni 1786 (GB 6 II, Nr 338), vom 27. Oktober 1787 (GB 7 II, Nr 115) und mit unbestimmtem Datum zwischen September und November 1788 (GB 8 II, Nr 50). – Im vorliegenden Band gibt es sechs Briefe Goethes an Bertuch (Nr 40, 129, 152, 158, 166 und 182); außerdem ist ein Brief erschlossen (EB 148). Goethes Briefe sind durchweg geschäftlichen Inhalts und betreffen Zahlungen, an denen Bertuch direkt oder indirekt beteiligt war, außerdem Dienste, die er während Goethes Abwesenheit von Weimar übernommen hatte oder übernehmen sollte; schließlich gibt Goethe in den drei Briefen
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aus der Ferne (aus Frankfurt [vgl. Nr 158] und aus dem Lager bei Marienborn [vgl. Nr 166 und 182]) kurze Auskünfte über sein Befinden. 43,16 meiner Schrift] Beyträge zur Optik. Erstes Stück mit XXVII. Tafeln. Weimar, im Verlag des Industrie-Comptoirs 1791. Vgl. LA I 3, 6–37, 450–452 und die Tafelmappe I–XIII im Anhang. 43,16 vier Louisdor] Da die Schrift fast genau 4 Bogen, nämlich 62 Seiten umfasst, konnte Goethe mit einem Honorar von 16 Louisd’or rechnen. 43,16–17 faux frais] Franz.: Unkosten; das heißt, Goethe verzichtete auf die Erstattung der Kosten, die ihm bei der Herstellung der Tafeln entstanden.
41. An Friedrich von Stein
Weimar, 6. August 1791 → 〈Jena?〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 57, Nr 19. WA IV 9 (1891), 279, Nr 2882 (nach E). Textgrundlage: E. – WA folgt E. Dem Abdruck in E lag noch die Handschrift zugrunde. Deshalb dient E als Textgrundlage. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Das enge Verhältnis Goethes zu Friedrich von Stein (1772–1844), dem jüngsten Sohn Charlotte von Steins, um dessen Erziehung und Bildung Goethe sich viele Jahre in nahezu väterlicher Weise gekümmert hatte, blieb auch nach der Lösung von Goethes Beziehung zu der Mutter Mitte 1789 weitgehend intakt. Vgl. dazu die einleitende Erläuterung zum Brief vom 10. März 1785 (GB 6 II, Nr 44) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. Goethe begleitete den Werdegang seines mittlerweile ins Erwachsenenalter eingetretenen Schützlings weiterhin interessiert, aber vieles von der Nähe und Unmittelbarkeit der früheren Bindung ließ sich so nicht mehr aufrecht erhalten. Im April 1791 hatte Friedrich von Stein ein Jura- und Kameralistikstudium in Jena aufgenommen, und im September 1793 wechselte er zur weiteren Ausbildung an die Handlungs-Akademie von Johann Georg Büsch nach Hamburg. In seinen Briefen aus dieser Zeit (EB 84, Nr 41, 199 und 214) erkundigte sich Goethe nach Friedrichs neuen Erfahrungen, gab Hinweise und Ratschläge, berichtete aber auch aus seinem Leben in Weimar. Friedrich informierte im Gegenzug über Neuigkeiten und Erlebnisse. Von seinen Briefen an Goethe haben sich aus dem Zeitraum zwischen Oktober 1792 und Dezember 1793 neun Schreiben erhalten. Auch nachdem Friedrich von Stein 1795 Weimar endgül-
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BRIEF 42
tig verließ, um in die preußische Verwaltungsadministration der Provinz Schlesien in Breslau einzutreten, blieben Goethe und er über Briefe weiterhin in stetem Kontakt. 44,2 Dich wieder einmal zu sprechen] Vermutlich war Goethe seinem Schützling Friedrich von Stein nicht mehr begegnet, seit dieser im April 1791 zum Studium nach Jena gegangen war (vgl. zu 44,10–11), und sie hatten offensichtlich seitdem auch keine Briefe mehr ausgetauscht. Möglicherweise hielt sich Friedrich in den Semesterferien auch gerade in Weimar auf. 44,3–4 Manches zu erzählen, denn es ist mir Einiges geglückt] Gemeint sind vermutlich die prismatischen Experimente zur Farbenlehre, die Goethe seit Mai 1791 systematisch durchführte und in der Abhandlung „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ beschrieb und auswertete, welche zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791 erschien (vgl. zu 27,2–3). Die Beschäftigung mit dem Phänomen der physikalischen Farben reichte aber auch schon in die Zeit davor zurück (vgl. zu 25,2–4 und zu 29,12–13). Weiter vgl. auch zu 51,10–11. 44,5–6 In Gotha 〈…〉 physikalischen Apparats mit großem Nutzen bedient] Seinen jüngsten Besuch am herzoglichen Hof in Gotha vom 18. bis 30. Juli 1791 hatte Goethe unter anderem zu weiteren Experimenten für eine eigene Farbenlehre genutzt, bei denen er sich der physikalischen Apparaturen und Instrumente aus der umfangreichen Sammlung des Gothaer Herzogs Ernst II. Ludwig bediente (vgl. GB 6 II, zu 118,13–14). Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der Goethe freundschaftlich verbunden war, berichtete Herder am 28. Juli 1791 von solchen „Farbenversuchen“, die Goethe offensichtlich im physikalischen Kabinett des Herzogs durchführte: „Unser Göthe ist noch hier, und erst gestern ward mir von ihm, zu Farbenversuchen des künstlichen Regenbogens, eine alte Schlauchspritze vorgezogen, als ich seinen freundlichen Besuch erwartete.“ (Zitiert nach: BG 3, 387.) Auch Goethe erinnert sich später dankbar, dass er das herzogliche Kabinett nutzen konnte. In der Entstehungsgeschichte seiner Farbenlehre unter dem Titel „Konfession des Verfassers“ schreibt er: Der Herzog Ernst von Gotha eröffnete mir sein physikalisches Kabinett, wodurch ich die Versuche zu vermannigfaltigen und ins Größere zu führen in Stand gesetzt wurde. Der Prinz August von Gotha verehrte mir aus England verschriebene köstliche, sowohl einfache als zusammengesetzte, achromatische Prismen. (Zur Farbenlehre. Des Zweyten Bandes Erster, historischer Theil, S. 683; vgl. auch LA I 6, 423.) 44,6–7 Der dritte Akt meines Lustspiels ist auch geschrieben] Gemeint ist „Der Groß-Cophta“. Mit der Arbeit an dem Stück hatte Goethe vermutlich im Frühjahr 1791 (etwa Ende April/Anfang Mai) begonnen, als die neu eingerichtete Weimarer Hofbühne (vgl. 17,22–23) ihren Spielbetrieb gerade aufnahm. Er wollte regelmäßig dramatische Werke für das Ensemble schreiben (vgl. zu 17,25–26). Der Stoff des „Groß-Cophta“ hatte Goethe schon seit Anfang 1787 beschäftigt, er sollte für das Libretto einer komischen Oper verwendet werden (vgl. GB 8 II, zu
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152,16), die jedoch nie fertiggestellt wurde. Im Mittelpunkt der so genannten Halsbandaffäre 1785/86 am französischen Königshof stand der Hochstapler Alexander Graf von Cagliostro, mit dessen Prozess im April 1791 weitere Details und Hintergründe der Affäre an die Öffentlichkeit gelangten, die neuerlich das Interesse Goethes an dem Fall geweckt hatten (vgl. zu 32,20–21). Handschriften des Werks sind nicht überliefert, aber spätestens Anfang September 1791 konnte Goethe die Erstfassung des Stücks abschließen (vgl. zu 45,14). Ende September gingen die letzten Teile des Druckmanuskripts an den Verleger Johann Friedrich Unger (vgl. EB 108), der das Werk Ende April 1792 herausbrachte (vgl. zu 31,26). Die Uraufführung am Weimarer Theater fand am 17. Dezember 1791 statt (vgl. Burkhardt, Repertoire, 4). 44,7–8 die Cärtchen werden nächstens Sutor’s Fabrik in Bewegung setzen] In seiner Abhandlung „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“, an der Goethe gerade arbeitete, legte er die Ergebnisse seiner prismatischen Versuche zur Entstehung von Farbeffekten an Objekträndern bei Lichteinfall vor. Dazu nutzte er Bildtafeln mit verschiedenen geometrischen Schwarz-Weiß-Figurationen. Diese Bildtafeln im Format von Spielkarten (6 × 10 cm) legte er seinem Aufsatz bei, so dass die Versuche in der direkten Verknüpfung von Text und Bild mithilfe eines einfachen Prismas vom Leser nachvollzogen und verifiziert werden konnten. Ergänzt wurden diese Experimentierkärtchen durch Karten mit farbigen Ergebnisbildern (vgl. dazu auch LA II 3, 166–169, sowie LA I 3, Tafeln I–XIII). Bereits am 8. Juli hatte Goethe in einem Brief an Herzog Carl August von der Anfertigung getuschter Kartonschablonen für die insgesamt 27 Karten berichtet (vgl. 40,17–21). Diese dienten wiederum als Vorlage für die Spezialherstellung, die Goethes Sekretär Christoph Erhard Sutor in der von ihm betriebenen Spielkartenfabrik in Weimar übernahm. Die „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ erschienen schließlich samt Kärtchen in Bertuchs Verlag Industrie-Comptoir in Weimar (vgl. zu 44,3–4). 44,10–11 zu hören, wie Dir das akademische Leben anschlägt] Friedrich von Stein studierte seit Ostern 1791 an der Universität Jena (vgl. auch Datierung).
42. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 8. August 1791 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 122–123. – Doppelblatt 13,8 × 19,7(–19,9) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Hälfte rechts Adresse, egh., Tinte: Hl. Major / v. K n e b e l; darunter
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links mit abgeschnittener Papierecke aufgeklebtes rotes Siegel mit Bildmotiv: Amor mit den Waffen des Herkules nach rechts schreitend (vgl. Femmel/Heres, 71, Nr 3); Bl. 2 untere äußere Ecke weggeschnitten (Siegelöffnung). – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: WA IV 9 (1891), 280, Nr 2883. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 44,13 dich morgen frühe zu sprechen] Einen Besuch bei Goethe am 9. August 1791 erwähnt Knebel nirgends, auch nicht in seinem Tagebuch, in dem sonst jeder Kontakt mit dem Freund vermerkt wird. Auch über den Empfang eines Briefes findet sich keine Notiz. Möglicherweise hatte Knebel das wahrscheinlich über einen Boten beförderte Schreiben gar nicht erreicht, da er sich am 8. August vor allem in Tiefurt aufhielt: „Mittags mit Herz. M. nach Tiefurth. Etwas Regen. Abends gespielt da.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 33.) Ob es demnach am 9. August zu einer Begegnung zwischen Goethe und Knebel gekommen ist, muss offen bleiben. Knebel hielt für den 9. August im Tagebuch lediglich fest: „Zu Haus. Spazieren.“ (Ebd.) Für Goethe ist nur belegt, dass er an diesem Tag sein Haus verließ, da er mit Wieland zur herzoglichen Mittagstafel geladen war, an der neben Herzogin Louise auch Prinz Constantin teilnahm (vgl. FB 1791, S. 165). Goethe und Knebel begegneten sich spätestens am 11. August, als beide die herzogliche Mittagstafel besuchten (vgl. ebd., Bl. 166). 44,15 angefangne Cur des Eger Wasser] Das aus dem Quellgebiet des Schladebachs bei Eger (tschech.: Cheb) gewonnene Mineral- und Heilwasser wird traditionell als Trinkkur vor allem bei Verdauungs- und Zirkulationsstörungen sowie bei chronischen Katarrhen angewendet. Es handelt sich um einen alkalischen Säuerling und wurde deshalb auch Egerer Säuerling genannt. Im 18. Jahrhundert wurden Herstellung und Vertrieb des Egerwassers stark kommerzialisiert, so dass sein Absatz einen großen Aufschwung erlebte. Ab 1793 wurde das Wasser als Franzensquelle, benannt nach dem 5 km nördlich von Eger gelegenen Franzensbad (tschech.: Frantiˇskovy Lázn˘e), zum beliebtesten Mineral- und Gesundheitsbrunnen in Deutschland. Warum Goethe sich in diesen Tagen einer Egerwasserkur unterzog, ist nicht bekannt. 44,17 Vale] Lat.: Lebe wohl.
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43. An Christian Gottlob Voigt
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〈Weimar, 13. August 1791〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Datierung nach Voigts Empfangsvermerk (vgl. Überlieferung). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Empfangsvermerk Voigts: „d. 13. Aug. 1791.“ (Angaben nach WA IV 9, 375.) E: WA IV 9 (1891), 280, Nr 2884. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 45,1–2 Auf Befehl Durchl. 〈…〉 Wohlgeb. heute Abend noch sprechen] Herzog Carl August war am 13. August 1791 von seinem Badaufenthalt in Pyrmont nach Weimar zurückgekehrt (vgl. FB [21. Juli und 13. August] 1791, S. 151 und 167). Zu diesem Zeitpunkt war Voigts Berufung ins Geheime Consilium bereits geplant. Die formelle Verpflichtung in das neue Amt erfolgte zwar erst zum 12. November 1791 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 29), Voigt wirkte aber schon seit August an der Arbeit des Gremiums mit. Bereits am 17. August nahm er erstmals an einer Sitzung des Geheimen Consiliums teil (vgl. AS 2.1, 87f.). Das von Goethe hier gewünschte Treffen diente offensichtlich der Information und der unmittelbaren Vorbereitung Voigts auf diese neue Situation. 45,2 Kämen Sie nicht gar zu spät zurück] Wohin Voigt gereist war und wann er wieder in Weimar eintraf, ist nicht bekannt.
44. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 3. September 1791 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 151 und 155. – Doppelblatt 18,8(–19,2) × 23,6 cm, 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Blatthälfte links Adresse, egh., Tinte: Serenissimo; rechts daneben rotes Siegel mit Bildmotiv: Zwei kombinierte, in entgegengesetzte Richtungen blickende Masken im Profil; links Pan mit spitzen Hörnern, rechts kahlköpfiger Silen (vgl. Femmel/Heres, 80). E: Carl August-Goethe1 (1863), 173, Nr 75. WA IV 9 (1891), 280, Nr 2885.
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BRIEF 45
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 45,7 heutige Tag] Herzog Carl August, geboren am 3. September 1757, wurde 34 Jahre alt. 45,7–8 alles Gute bestätigen 〈…〉 in dieser Zeit die angenehme Hoffnung zeigte] Goethes Glückwunsch konnte sowohl auf die äußere politische Lage Weimars in einer Zeit bezogen werden, die nach dem Regierungsantritt des Kaisers Leopold II. und der Beilegung des preußisch-österreichischen Interessengegensatzes durch den Vertrag von Reichenbach vom 27. Juli 1790 in eine ruhige und friedliche Phase einmündete, als auch auf die unter Goethes Leitung erreichten Fortschritte in der Residenz selbst, etwa beim Schlossbau, im Theaterwesen (vgl. zu 23,3–4), im geistigen Leben der Stadt, das durch die Gründung der Freitagsgesellschaft (vgl. zu 38,10–11) neue Impulse erhielt. An die Fortschritte, die bei der Bewältigung von Problemen im Ilmenauer Bergbau erzielt wurden (vgl. zu 36,3), mag Goethe auch gedacht haben, ganz sicher an das persönliche Wohlergehen des Herzogs nach verschiedenen Krankheitsfällen, die in den vergangenen Jahren zur Sorge Anlass gegeben hatten. Dass Herzogin Louise schon schwanger war (am 30. Mai 1792 kam ihr Sohn Carl Bernhard zur Welt), konnte Goethe noch nicht wissen.
45. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 5. September 1791〉 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 13,8 × 19,7 cm, 1 ¼ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Bleistift: „40.“. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 131f., Nr 77. WA IV 9 (1891), 281, Nr 2886. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 45,14 Groß-Cophta] Goethes Lustspiel in fünf Akten wurde von der so genannten Halsbandaffäre angeregt, die 1785/86 in Frankreich für einen außerordentlichen Gesellschaftsskandal gesorgt hatte. Der Fürstbischof von Straßburg, Kardinal Louis René Edouard de Rohan, war durch den Betrüger Giuseppe Balsamo, der als Alessandro Graf von Cagliostro auftrat und sich als Wundertäter und Geisterseher ausgab, dazu gebracht worden, ein Verhältnis mit der Königin Marie Antoinette einzugehen und für den Kauf eines teuren Halsbands zu bürgen, das die
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Königin angeblich besitzen wollte. Vgl. dazu im Einzelnen GB 7 II, zu 166,20–21. Die Affäre und der anschließende Prozess hatten Goethe auf seiner italienischen Reise beschäftigt und Material sammeln lassen für eine nicht ausgeführte Oper „Die Mystificirten“, an deren Stelle dann im Frühjahr 1791 das Projekt „Der Groß-Cophta“ trat. Vgl. Herder an Carl Ludwig von Knebel vom 6. März 1791 (HB 6, 228). Am 6. August 1791 heißt es im Brief an Friedrich von Stein (Nr 41): Der dritte Akt meines Lustspiels ist auch geschrieben 〈…〉. (44,6–7). – In den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1789 notierte Goethe: Schon im Jahr 1785 hatte die Halsbandgeschichte einen unaussprechlichen Eindruck auf mich gemacht. In dem unsittlichen Stadt-, Hof- und StaatsAbgrunde, der sich hier eröffnete, erschienen mir die greulichsten Folgen gespensterhaft, deren Erscheinung ich geraume Zeit nicht los werden konnte; wobei ich mich so seltsam benahm, daß Freunde, unter denen ich mich eben auf dem Lande aufhielt, als die erste Nachricht hievon zu uns gelangte, mir nur spät, als die 〈Französische〉 Revolution längst ausgebrochen war, gestanden, daß ich ihnen damals wie wahnsinnig vorgekommen sei. Ich verfolgte den Proceß mit großer Aufmerksamkeit, bemühte mich in Sicilien um Nachrichten von Cagliostro und seiner Familie, und verwandelte zuletzt, nach gewohnter Weise, um alle Betrachtungen los zu werden, das ganze Ereigniß unter dem Titel: d e r G r o ß - C o p h t a, in eine Oper, wozu der Gegenstand vielleicht besser als zu einem Schauspiele getaugt hätte. (WA I 35, 11.) Am 17. Dezember 1791 wurde das Lustspiel auf dem Weimarer Hoftheater ohne großen Erfolg uraufgeführt, nach drei weiteren Aufführungen (zuletzt am 15. Juli 1792 in Lauchstädt) vom Spielplan abgesetzt. Es erschien zur Ostermesse 1792. 46,1 Thue an diesen Heften die Liebe wie an den ersten] Wann Herder die ersten Akte des Lustspiels von Goethe erhalten und beurteilt hatte, ist nicht bekannt. 46,1–2 heut abgehen] An den Verleger Unger nach Berlin (vgl. EB 99). Die beiden letzten Akte schickte Goethe am 26. September 1791 (vgl. EB 108). 46,3 deinem Befinden] Über Herders Krankheiten und seine anhaltende Kränklichkeit nach seiner Rückkehr aus Italien vgl. Haym 2, 478–481.
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46. An Franz Kirms
BRIEFE 46/47
〈Weimar, wahrscheinlich 8. September 1791〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Der Bezugsbrief spricht von Theatereinnahmen in Erfurt, wo das Weimarer Hoftheater vom 19. August bis zum 25. September gastierte. Wahrscheinlich ist die Einnahme vom 7. September gemeint. An diesem Tag wurde (wie am Tag zuvor) die Oper „Das rothe Käppchen“ von Carl Ditters von Dittersdorf gegeben. – Goethes Vorschlag, den Kontrakt mit vierteljähriger Kündigung – auf Weynachten (46,7–8) – auszustellen, spricht, in Verbindung mit Kirms’ Bemerkung, der Kontrakt müsse „heute abgehen“, für einen früheren Termin als Ende September, weil Christian Hermann Benda noch in Berlin war, wohin der Kontrakt geschickt und von wo er wieder zurück nach Weimar geschickt werden musste. Für das frühe Datum spricht auch die Tatsache, dass der Vertrag mit dem Souffleur Carl Willms, von dem gesprochen wird, am 14. September offenbar bereits geschlossen war, wie der Brief des Schauspielers Carl Krüger an Kirms von diesem Tag nahelegt: „Meinen besten herzlichsten Dank für die Eilfertigkeit mit der Sie meinen Bitten nachkommen in Ansehung des Herrn W i l l m s 〈…〉. Ich habe gestern an ihn geschrieben, und ich zweifle nicht, daß er das Engagement annehmen wird.“ (Pasqué 2, 73.) – Wer Kirms über die Einnahmen, die am Vortag in Erfurt zusammengekommen waren („In Erfurth sind gestern 97 Thlr. 12 gr. eingegangen.“ [Ebd., 245]), informiert hatte, ist nicht bekannt. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Pasqué 2 (1863), 246. WA IV 9 (1891), 284, Nr 2891 (nach E). Textgrundlage: E. – Es handelt sich um Antworten Goethes auf demselben Papier, auf dem Kirms die entsprechenden Fragen notierte (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Kirms’ wahrscheinlich vom 8. September 1791 (vgl. Pasqué 2, 245f.; RA 1, Nr 435). – Kirms antwortete wahrscheinlich mit einem nicht überlieferten Brief vom 8., 9. oder 10. September 1791 (vgl. Datierung zu Nr 47). 46,6 Bendai’schen Contrakt] Der bis Ostern 1792 befristete, mit einer Ausstiegsklausel für beide Seiten zum Jahresende 1791 versehene erste Vertrag mit dem Schauspieler und Sänger Christian Hermann Benda, der von 1791 bis zu seinem Tod 1805 Mitglied des Hoftheaters blieb. Benda hatte in einem Brief an Christian August Vulpius vom 19. Juli 1791 aus Berlin darum gebeten, sein Ersuchen um ein Engagement in Weimar zu unterstützen. Im Verlauf der schriftlichen Verhand-
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lungen mit Kirms erklärte Benda, er werde sich gegen Ende des Monats in Weimar einfinden. Vgl. Pasqué 1, 81–83. – Benda debütierte am 13. Oktober 1791 in „Die Entführung aus dem Serail“ als Belmonte. Kirms hatte geschrieben: „Hier ist der Bendaische Contrakt, den ich zu approbiren oder abzuändern bitte. Es muß derselbe heute abgehen.“ (Pasqué 2, 245.) – Wie 1791, so wurden auch 1792 alle Theater-Verträge bis Ostern des jeweils folgenden Jahres befristet. Vgl. dazu das Dekret der Theaterleitung an das Schauspielensemble vom 24. Dezember 1792 (FA/Goethe I 27, 142). 46,9 Souffleur] Carl Willms (Wilms); er war von 1791 bis 1794 Souffleur am Weimarer Hoftheater; im März 1793 wurde er zum Regisseur ernannt. Kirms hatte geschrieben: „Anbei der Brief des Souffleur Wilms. Ich dächte wenn derselbe sich verbindet, die Rollen und resp. die Musik von denen von Zeit zu Zeit gegeben werdenden Stücken und Opern auszuschreiben, so könnte man sich füglich mit ihm einigen.“ (Pasqué 2, 246.) Neben Willms agierte Johann Andreas Seyfarth als Souffleur am Weimarer Hoftheater. 46,10 das Druckenlassen der Arienbücher] Offenbar hatte Kirms in einem Vertragsentwurf dem Souffleur diese Aufgabe zugedacht. Dagegen wird Willms im Brief an Kirms protestiert haben. Der folgende Brief Goethes an Kirms (Nr 47) setzt einen neuen Vertragsentwurf von Kirms für Willms voraus. Die Billigung Goethes ist die Voraussetzung für die Reaktion Carl Krügers im Brief an Kirms vom 14. September (vgl. Datierung).
47. An Franz Kirms
〈Weimar, etwa 10.〉 September 1791 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Der Brief ist nur wenige Tage nach dem vorangegangenen Brief Goethes an Kirms (Nr 46), der auf den 8. September datiert werden kann, geschrieben worden. Er war eine Reaktion auf eine Antwort von Kirms, die wahrscheinlich postwendend, vermutlich noch am 8., 9. oder 10. September, erfolgt war. In beiden Fällen geht es um den Vertrag mit dem Souffleur Carl Willms, der diesem in verbindlicher Form vor dem 14. September von Kirms in Weimar zugestellt wurde. Über sein Einverständnis berichtete er dem in Erfurt weilenden Schauspieler Carl Krüger, der sich an eben diesem 14. September für den Vertrag bei Kirms bedankte (vgl. Datierung zu Nr 46).
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BRIEF 48
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 214. – Doppelblatt 18,2(–18,5) × 29,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; an den Seitenrändern gerissen, am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). – Beischluss: Briefe (nicht überliefert; vgl. zu 47,5). E: GJb 11 (1890), 76f., Nr 5 (C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt). WA IV 9 (1891), 285, Nr 2892 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kirms’ wahrscheinlich vom 8., 9. oder 10. September 1791 (vgl. Datierung). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 46,13 Die Vorschrift für den Souffleur] Vgl. zu 46,10. 46,15 der Neumannische Contrackt] Gemeint ist der Vertrag mit der Schauspielerin Johanna Elisabeth Neumann, der Mutter von Christiane Amalie Louise Neumann. Diese sollte, da sie erst 13 Jahre alt war, ebenso wie die 14-jährige Louise Rudorf (vgl. die folgende Erläuterung) nicht ohne Abstimmung mit der Herzogin Louise vertraglich an das Theater gebunden werden. 46,16 wegen der Rud.] Louise Dorothea Ulrike Emilie Rudorf, geb. 1778. Sie verließ 1794 das Theater; 1798 heiratete sie Carl Ludwig von Knebel. 46,16 Neumann] Christiane Amalie Louise Neumann, geb. 1778, die Tochter Johanna Elisabeth Neumanns. Sie heiratete 1793 den Schauspieler Heinrich Becker. Auf die Nachricht vom Tod der von ihm sehr geschätzten Schauspielerin schrieb Goethe die Elegie „Euphrosyne“, erschienen zuerst im Herbst 1798 in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1799“ (S. 1–13). 46,17 der Herzoginn letzte Befehle] Der Herzogin Louise letzte Befehle, die sich auf die Verträge mit Louise Rudorf und Christiane Neumann bezogen und wahrscheinlich Bestimmungen zum Umgang mit jungen Schauspielerinnen waren, sind nicht bekannt. 46,18 Hunnius] Anton Christian Hunnius, Schauspieler (in der Bellomo’schen Gesellschaft) und Schriftsteller, erfolgreich mit dem Lustspiel „Der Taubstumme“ (Schwerin und Wismar 1791), das Goethe auch in Weimar spielen ließ (zuerst am 13. Dezember 1791). Hunnius wurde nicht ins Ensemble des Hoftheaters aufgenommen, und weitere Dramen, die er Goethe anbot, fanden nicht dessen Billigung. Hunnius soll nach einem Medizinstudium in Erfurt praktiziert haben, 1797 nach Amerika ausgewandert sein und 1817 als Schauspieler in Düsseldorf gastiert haben. 46,20 Die Faßbinder] Von einer Schauspielerin dieses Namens ist nicht bekannt, dass sie in Mannheim war. In Weimar fehlt von ihr auch jede Spur. 46,21 Mit Bellomo] Joseph Bellomo war inzwischen Theaterdirektor in seiner Heimatstadt Graz (Österreich) geworden. Vgl. zu 7,1.
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47,1 Genast] Anton Genast, Schauspieler und Regisseur, 1793–1817 ‚Wöchner‘ der Weimarer Hoftheatergesellschaft; das heißt er war einer von drei Regisseuren (seit März 1793 waren dies neben ihm Johann Heinrich Vohs und Carl Willms), die wöchentlich im Wechsel für die Regiearbeit zuständig waren. Als Gerichtsschreiber Barthel war Genast in Ifflands „Die Jäger“ bei der Eröffnungsveranstaltung des Hoftheaters am 7. Mai 1791 aufgetreten. 47,3 Hl. Benda in beyliegendem] Zu Christian Hermann Benda vgl. zu 46,6. Sein Brief an Goethe ist nicht überliefert. Dass dieser Brief einen Brief Goethes beantwortet, ist nicht anzunehmen. Goethes Formulierung behalten wollen (47,4) ist wohl als ‚haben wollen‘ zu verstehen. 47,5 Beyliegende Briefe] Sie sind nicht bekannt.
48. An Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz 〈Weimar, 12. September 1791〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Datierung nach dem Empfangsvermerk (vgl. Überlieferung). ÜBER L IEF ERU NG
H: Niedersächsische Landesbibliothek Gottfried Wilhelm Leibniz, Hannover, Sign.: Noviss. 450: A76. – 1 Bl. 13,8 × 19,6 cm, ½ S. beschr., Schreiberhd (Vulpius), egh. Unterschrift, Tinte; auf der Vs. am linken Rand unter dem Brieftext Eingangsvermerk von fremder Hd (Buchholz?), Tinte: „dL 12ten 7br. 91“; darunter am unteren Seitenrand von fremder Hd (Buchholz?), Tinte: „Herrn“; auf der Rs. untere Seitenhälfte rechts Adresse, egh., Tinte: Hl. Bergrath / Buchholz; untere Seitenhälfte links rotes Siegel mit Bildmotiv: Amor mit Flügeln. E: 〈Ludwig Geiger〉: Einundvierzig Briefe von Goethe nebst 2 Briefen der Frau Rath und 1 Brief von K. Ph. Moritz. Mitgetheilt von W〈ilhelm〉 Arndt; K〈arl〉 Bartsch, L〈udwig〉 Geiger, R〈einhold〉 Köhler, G〈ustav〉 v. Loeper, F〈ranz〉 Muncker. In: GJb 2 (1882), 244f., Nr 6. WA IV 9 (1891), 282, Nr 2888 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Buchholz antwortete mit einem Brief aus dem Zeitraum zwischen 12. und etwa 15. September 1791 (vgl. zu 47,7–9). Der aus Bernburg/Saale stammende Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz (1734–1798) war nach einer medizinischen Ausbildung mit Promotion 1763 nach Weimar gekommen und praktizierte zunächst als Arzt. 1772 übernahm er die Weimarer Apotheke und wurde zum Hofapotheker sowie 1777 zum Hofmedikus
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und Amtsphysikus, später noch zum Stadtphysikus ernannt. 1782 wurde ihm der Titel eines Bergrats verliehen. Über seine Ämter und seine medizinische und pharmazeutische Profession hinaus zeichnete Buchholz insbesondere sein starkes und breitgefächerten naturkundliches Interesse aus. Als Autodidakt forschte und experimentierte er vor allem auf den Gebieten der Botanik, der Physik und Chemie. Mitunter ließ sich Goethe seine Experimente von ihm vorführen und erklären (vgl. Pro Memoria an Goethe, 18. Februar 1785; GB 6 II, 594f. und zu 52,8). Goethe schätzte Buchholz’ weitreichende Kenntnisse, seine oft sehr praktischen Ideen und seinen ausgeprägten Forschungsdrang, nicht zuletzt auch seinen Ratschlag hinsichtlich der eigenen wissenschaftlichen Ambitionen. Im Rückblick auf seine botanischen Anfänge würdigte Goethe die großen Verdienste von Buchholz nicht nur für die eigene naturkundliche Entwicklung, sondern auch für Weimar insgesamt. In seinem Aufsatz von 1831 „Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“ schrieb Goethe, er habe diesbezüglich vor allen Dingen eines Mannes zu gedenken, welcher in jeder Hinsicht die Hochschätzung seiner Weimarischen Mitbürger verdiente. Dr. B u c h h o l z, Besitzer der damals einzigen Apotheke, wohlhabend und lebenslustig, richtete mit ruhmwürdiger Lernbegierde seine Tätigkeit auf Naturwissenschaften. 〈…〉 Jede neue, vom Aus- oder Inland entdeckte, chemisch-physische Merkwürdigkeit ward unter des Prinzipals Leitung geprüft, und einer wißbegierigen Gesellschaft uneigennützig vorgetragen. 〈…〉 Chemie und Botanik gingen damals vereint aus den ärztlichen Bedürfnissen hervor, und wie der gerühmte Dr. Buchholz von seinem Dispensatorium sich in die höhere Chemie wagte, so schritt er auch aus den engen Gewürzbeeten in die freiere Pflanzenwelt. (LA I 10, 322f.) Buchholz gehörte im Sommer 1791 auch zu den Gründungsmitgliedern der von Goethe und Christian Gottlob Voigt initiierten so genannten Freitagsgesellschaft, einem Kreis Weimarer Intellektueller, in dem über neuere Entwicklungen in Wissenschaft, Kunst und geistigem Leben debattiert wurde (vgl. zu 38,10–11 und die einleitende Erläuterung zu Nr 58). – Einen kontinuierlichen Briefwechsel zwischen Goethe und Buchholz scheint es zwar nicht gegeben zu haben, aber doch wohl gelegentlich Briefe zur gegenseitigen Information über zumeist wissenschaftliche Neuheiten oder zu einer Absprache zwecks gemeinsamer Aktivitäten. Überliefert ist neben dem vorliegenden Brief jedoch nur ein weiterer von Goethe an Buchholz vom Juni 1798 (vgl. WA IV 13, 201, Nr 3829). Von den Briefen Buchholz’ an Goethe haben sich ebenfalls nur zwei erhalten, einer vom 4. Oktober 1782 und einer vom 15. September 1798 (vgl. RA 1, Nr 166 und RA 2, Nr 1477). 47,7–9 Prozeß aufsetzen 〈…〉 Waßer durch das Kohlenpulver zu verbeßern] Goethe bat Buchholz um die schriftliche Anleitung zu einem chemischen Versuch der Wasseraufbereitung durch Absorption mittels präparierten Kohlestaubs. Buchholz hatte dieses Experiment am 9. September 1791 auf der ersten Versamm-
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lung der neu gegründeten „Literarischen Societät“, der so genannten Freitagsgesellschaft, durchgeführt. Im von Goethe geführten Protokoll der Versammlung ist Buchholz’ Vortrag als erster von insgesamt fünf Beiträgen dieses Abends vermerkt: Herr Bergrath Bucholz zeigte die merkwürdige Würkungen pulverter Kohlen auf faulendes Waßer in einigen Versuchen. (H: GSA 30/384, Bl. 4.) Buchholz kam der Bitte Goethes wahrscheinlich umgehend nach, indem er noch am selben Tag oder an einem der folgenden Tage mit einem nur noch fragmentarisch und ohne Datum überlieferten Brief die gewünschte Versuchsbeschreibung übermittelte, die sich vollständig erhalten hat: Die Kohlen, welche zur Verbeßerung des verdorbenen Waßers angewendet werden sollen, müßen in einem verdekten Schmelztiegel, verdekt 〈„verdekt“ gestr., darüber von fremder Hd „nochmals“〉 geglühet werden. Nachdem selbige in etwas verkühlt, werden sie in einen reinen metallenen Mörser gestoßen, durch ein fein Haarsieb getrieben – das durchgesiebte wird in eine gläserne oder irdene Flasche gethan, welche mit einem Kork gut verwahrt, und die Flasche nach u. nach, wie die Kohlen durchgesiebt worden, vollgefüllt. Von diesem Kohlen-Pulver werden drey Quentgen abgewogen, und in drey Quartiergen, oder Zwölf Unzen verdorbenes Waßer mit einem hölzernen Stäbgen gerührt. Nachdem diese Mischung in einer halben Stunde einige mal umgerührt worden, so wird selbige auf ein Filtrum von weißem Papier gebracht, wodurch das Waßer seines üblen Geruchs u. Geschmacks durchaus beraubt wird. Die Kohlen verbeßern nicht nur faules Waßer so in Tümpfeln oder Lachen faul geworden, sondern sie nehmen auch jenem Waßer den verdorbenen Geruch u. Geschmack, welches in hölzernen Gefäßen 48. oder mehrere Stunden gestanden, u. dadurch zum Genuße untüchtig geworden. D. Bucholtz (H: GSA 161/151, Bl. 2.) 47,9 Man hat das Rezept von mir verlangt] Wer bei Goethe um die Anleitung der buchholzschen Wasseraufbereitungsmethode nachgesucht hat, ist nicht bekannt. Buchholz hatte mit seiner Demonstration in der Freitagsgesellschaft besonders ob ihrer Einfachheit und des verblüffend guten Ergebnisses einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, so dass sich die Nachricht schnell verbreitet und ein reges Interesse ausgelöst haben dürfte. Carl August Böttiger berichtet in seinen Weimarer Aufzeichnungen z.B. fasziniert von einer Wiederholung der buchholzschen Vorführung am 17. Februar 1792: „Der Bergrath B u c h o l z verband hierauf mit einer kleinen Vorlesung ein chemisches Experiment. Eine Flasche mit faulem Selterswasser erfüllte das ganze Zimmer mit häßlichem faulen Eiergeruch. Es mußte so gleich geräuchert werden. Durch einen beigemischten Zuschlag von Kohlestaub ward so
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gleich dießer Geruch getilgt, und durch eine kleine Eindünstung ihm auch sein stechender Geist so gut wiedergegeben, daß man zwischen dem frischesten neuen Selterwasser und diesem restituirten nicht den geringsten Unterschied finden konnte. Die ganze Operation ist eben so leicht, als wohlfeil, und ihre Wichtigkeit wird dann erst einleuchtend, wenn man bedenkt, daß oft ganze Schiffsladungen solches Wassers z.B. nach Ostindien, nach Batavia, wo jeder rechtliche Mann fast nichts anders trinkt, auf der weiten und warmen Reise ganz umschlagen, die nun durch dieß einfache Mittel volkommen rehabilitirt werden können.“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 54.) Goethe ließ noch im September eine Abschrift von Buchholz’ Anleitungstext durch seinen Schreiber Friedrich Wilhelm Schumann anfertigen (vgl. GR/Belege 1791, 9, Bl. 24). Buchholz hat offenkundig selbst versucht, seine Methode in einem Aufsatz bekannt zu machen. Schon auf der nächsten Versammlung der Gesellschaft am 21. Oktober 1791 wurde das Thema der buchholzschen Methode erneut aufgegriffen, wozu es in Goethes Protokoll heißt: Hl. Bergrath Buchholz laß die Folge seines Aufsatzes von der Wirkung der Kohle auf faulendes Wasser und zeigte einige Versuche. (H: GSA 30/384, Bl. 9.) 47,10 unsere neuliche Zusammenkunft] Gemeint war die erste Versammlung der Freitagsgesellschaft, die am 9. September im Wittumspalais der Herzoginmutter Anna Amalia stattgefunden hatte (vgl. zu 47,7–9) und in der neben Buchholz auch die Gründungsmitglieder Johann Joachim Christoph Bode über Tendenzen der menschlichen Kräfte, Christian Gottlob Voigt über Neuentdeckungen an der Westküste Nordamerikas, Carl Ludwig von Knebel über die Eule der Minerva und Goethe selbst zur Farbenlehre gesprochen hatten (vgl. Protokoll vom 9. September 1791; H: GSA 30/384, Bl. 4; vgl. auch AS 2.1, 197f.). Durch die eingetretenen Reaktionen sah Goethe den Gesellschaftszweck bestätigt, sich mit allem zu beschäftigen, was angenehm oder nützlich seyn konnte, und öffentlich zu machen, was man von Zeit zu Zeit hier erfährt, denkt, und hervorbringt. (H: GSA 30/384, Bl. 8 und 6.)
49. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 12. September 1791 → 〈Leipzig〉
ZUM A D RESSATEN
Aus dem Inhalt des Briefes lässt sich unzweifelhaft schließen, dass der Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen der Adressat des Schreibens war (vgl. zu 47,12 und zu 47,12–13). Unterstützt wird diese Feststellung durch die Nachweise sowohl in Goethes Briefverzeichnis wie in den Portoabrechnungen der Herzoglich Sächsischen Post, die unter dem Datum des 12. September 1791 ebenfalls einen Brief an Göschen aufführen: An Herr Goeschen in Leipzig (Briefverzeichnis
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1790/91, S. 6); 1. 〈St.〉 á Mr. Goeschen. Leipzig (P/HS Post, 30. September 1791; GR/Belege 1791, 9, Bl. 31). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Quartblatt, S. 1 beschr., Schreiberhd mit Orts- und Datumsangabe: Weimar, den 12. September 1791; Unterschrift, egh.: J. W. v. Goethe (Angaben nach E). E: Karl W〈ilhelm〉 Hiersemann. Buchhandlung und Antiquariat in Leipzig. Turnerstrasse 1: Catalog No. 8. Goethe. Ein reichhaltiges Verzeichniss von Werken und Kunstblättern zur Goethe-Literatur. Leipzig 1885, S. 11, Nr 229 (Teildruck: 47,12–16 Die 6 Taubthaler 〈…〉 Es thut mir leid). WA IV 9 (1891), 281, Nr 2887 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Anweisung (Quittungsbeleg) über sechs Laubtaler (nicht überliefert; vgl. zu 47,14). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Göschens, vermutlich von Ende August oder Anfang September 1791 (vgl. zu 47,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 12. September 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 9, Bl. 31). 47,12 Die 6 Taubthaler habe ich erhalten] Taubthaler: Transkriptionsversehen in E. Goethe schrieb sicher ‚Laubthaler‘. – Bei dem Geld handelte es sich um die von Friedrich Heinrich Jacobi Ende Mai 1791 an Göschen zur Weiterleitung an Goethe angewiesene Kaufsumme für sechs Kupferstiche des Goethe-Porträts von Johann Heinrich Lips. Das Geld war für Lips bestimmt (vgl. zu 47,14). Eine frühere, bereits im Juni oder Anfang Juli beabsichtige Überstellung des Betrages an Goethe war durch ein Versehen Göschens nicht zustande gekommen und konnte danach wegen des Sommeraufenthalts von Göschen in Karlsbad vom 5. Juli bis 4. August (vgl. NA 26, 525) auch nicht sofort nachgeholt werden, so dass das Geld erst verspätet Ende August oder Anfang September an Goethe weitergeleitet wurde (vgl. zu 31,11; zu 31,11–12; zu 39,14–15; zu 40,13). 47,12–13 die von 〈…〉 Jacobi verlangte Abdrücke meines Portraits an denselben abgesendet] Am 12. April 1791 hatte Jacobi sechs Exemplare eines Kupferstichs von Johann Heinrich Lips mit Goethes Porträt bestellt. Die Herstellung der Kupferstichdrucke hatte sich bis in den Sommer 1791 hinein verzögert (vgl. zu 17,32; zu 17,33–34; zu 17,34–18,1). Nun, wahrscheinlich wenige Tage zuvor, also etwa Ende August oder Anfang September 1791, konnte Goethe die Kupferstiche an Jacobi senden (vgl. EB 97).
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47,14 schicke seine Anweisung an Herrn Lips quittirt] Mit der Kaufsumme hatte Friedrich Heinrich Jacobi auch einen Quittungsbeleg über den Betrag an Göschen zur Weiterleitung nach Weimar gesandt (vgl. zu 31,11). Diesen konnte Goethe nun mit der quittierenden Unterschrift von Lips über die Aushändigung des Geldes versehen auf dem gleichen Weg an Jacobi zurückschicken. Der Beleg ist nicht überliefert.
50. An Christian Gottfried Körner
Weimar, 12. September 1791 → 〈Dresden〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 213. – Doppelblatt 19,9 × 27,7 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte; an der Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). Auf dem Blatt findet sich kein Siegelabdruck mit dem Kopf der Meduse (48,15). Vgl. Femmel/Heres, 17. E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 48,1–3 In dieser letzten Zeit 〈…〉 Aufschub leidet). E2: WA IV 9 (1891), 282–284, Nr 2889. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 12. September 1791 (vgl. GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3). 48,1 vielerlei unternommen] Goethe war in den Sommermonaten 1791 vor allem mit seinem Lustspiel „Der Groß-Cophta“, das 1792 bei Unger in Berlin erschien, sowie mit seinen optischen Studien, die im Oktober 1791 zur Veröffentlichung des 1. Stücks der „Beyträge zur Optik“ führten, beschäftigt. Außerdem hatte er im „Journal des Luxus und der Moden“, und zwar im „Intelligenzblatt“ Nr 9 (September 1791, S. CI–CIII), sein Werk über die Farben ausführlich angekündigt, und in Wielands „Neuem Teutschen Merkur“ war im August 1791 (S. 445f.) unter der Überschrift „Kunstsachen“ ohne weitere Überschrift die Beschreibung eines Gemäldes erschienen, die in späteren Veröffentlichungen (nach Goethes Tod) die Überschrift „Schwerins Tod. Gemalt von Frisch, gestochen von Berger“ erhielt (vgl. WA I 47, 242–244). Über die vom Juni bis zum Oktober in der „Deutschen Monatsschrift“ erschienenen Gedichte Goethes vgl. GB 8 II, zu 190,30. 48,5–6 D e r G r o s C o p h t a, welches in der Michaelis Messe] Das Lustspiel erschien noch nicht zur Herbst- (oder Michaelis-)Messe 1791, sondern erst zur Oster- (oder Jubilate-)Messe 1792. Vgl. zu 45,14.
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48,7 mein erster Beitrag zur Optik] Das 1. Stück der „Beyträge zur Optik“, verlegt von Bertuch, erschien pünktlich zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791. 48,11–12 ein junger Künstler] Friedrich Wilhelm Facius, geb. 1764. Vgl. zu ihm die Erläuterungen zu Goethes Briefen an Herzog Carl August vom 5. und 10. Juli 1789 (GB 8 II, zu 131,19–22) und vom 17. und 18. Mai 1791 (zu 23,17); außerdem Goethes Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 9. Juli 1790 (GB 8 I, Nr 208; GB 8 II, zu 211,16–18) und den an Körner vom 14. Juni 1792 (zu 78,3). In mehreren dieser (und anderer) Briefe wird Goethes große Sorge für und um Facius dokumentiert. 48,15 Kopf der Meduse] Das Siegel, das Goethe mit seinem Brief vom 17. April 1793 (Nr 150) an Jacobi schickte, ist nicht überliefert. 48,19 Steinschneider in Dresden] Gottfried Benjamin Tettelbach; er wurde 1793 kurfürstlich-sächsischer Hof- und Kabinettssteinschneider, 1800 Mitglied der königlichen Akademie der bildenden Künste in Berlin. Er gab Facius Unterricht. Vgl. Goethes Brief an Körner vom 14. Juni 1792 (Nr 89). 48,26 seine Maschine] Das Werkzeug des Steinschneiders. „Die M e t h o d e d e r A r b e i t in der S〈teinschneidekunst〉 ist zu allen Zeiten ziemlich die gleiche gewesen. Die Werkzeuge bestehen aus Eisen oder Messing von verschiedenen Größen, die einen R u n d s ä g e n genannt, die andern R u n d p e r l e n. Sie arbeiten durch rasche Drehungen, in Bewegung gesetzt durch ein kleines stählernes Rad, welches in der Mitte des Arbeitstisches auf einem Fuße von Messing angebracht ist und in Verbindung mit einem unter dem Arbeitstische befindlichen hölzernen Rade steht, das durch den Fußtritt des Steinschneiders in Schwung gesetzt wird.“ (Brockhaus’ Konversations-Lexikon. 14. Aufl. Bd 15. Leipzig, Berlin, Wien 1903, S. 299.) 49,4 Ihrer lieben Frau] Minna Körner.
51. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 26. September 1791 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 124–125. – Doppelblatt 18,7(–19,1) × 23,1(–23,5) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte, quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn Major von Knebel / Hochwohlgebl / nach / Jena.; Bl. 2 am inneren und äußeren Blattrand Mitte Papierausschnitte zur Siegelöffnung. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1).
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E: Goethe-Knebel 1 (1851), 102f., Nr 99. WA IV 9 (1891), 284, Nr 2890. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 27. September 1791 (vgl. zu 49,8–10). 49,8–10 Prof. Batsch 〈…〉 Erklärung seiner microscopischen Muscheln fertige] Gemeint ist die Sammlung „Sechs Kupfertafeln mit Conchylien des Seesandes. Gezeichnet und gestochen von A. I. G. C. Batsch“. Der Jenaer Naturkundler August Johann Georg Carl Batsch beschäftigte sich seit 1784 mit der Thematik der Klassifizierung von Conchylien und war für Goethe die maßgebliche Autorität auf diesem Gebiet (vgl. LA II 9A, 172 und 329). Nun hatte Batsch in dieser Broschüre sechs zum Teil kolorierte Kupferstichtafeln der Außen- wie Querschnittsansichten von Gehäusen von 16 Kleinstschalentieren (Muscheln, Schnecken etc.) versammelt und eine kurze Beschreibung der Tiere hinzugefügt. Die Broschur war im Selbstverlag erschienen und wurde in Kommission von der Academischen Buchhandlung in Jena vertrieben. Der vorgesehene Erscheinungstermin zur Ostermesse im Mai 1791 war nicht zu halten gewesen, und der Verkauf lief nur schleppend, wie sich Batsch in einem Brief an Knebel, wahrscheinlich vom 24. September 1791, beklagte: „Von meinen Conchÿlien ist noch kein einziges ausgemahltes Exemplar ins Publicum gekommen. Die ganze Unternehmung ist mir im hohen Grade verunglückt, und mein Schade ist so beträchtlich, daß es sehr sonderbar zugehen müste, wenn ich zur Fortsetzung, die soviel Geduld und Sehkraft aufzehrt, gereitzt werden sollte. In allem habe ich 30. Subscribenten. Von diesen sind 20. durch die Buchhandlungen eingelaufen, beÿ welchen letztern ich nach Abzug des Rabatts und der Illumination gegen 5. gL. vom Exemplare gewinne, welches ich für Denken, Zeichnen, Stechen, Papier und Druckerlohn zu rechnen habe.“ (H: GSA 54/113, Bl. 2.) Am Abend des 24. September war Knebel bei Goethe zu Gast und berichtete ihm sicher von Batschs Brief. Knebels Tagebucheintrag lautet: „Mittags bey Hof. Brief von Batsch. Abends bey Göthe.“ (Knebel, Tgb. [24. September] 1791, Bl. 40.) Am 26. September 1791 reiste Knebel zu einem gut zweiwöchigen Aufenthalt nach Jena (vgl. Knebel, Tgb. [26. September und 12. Oktober] 1791, Bl. 40 und 42). Der vorliegende Brief Goethes erreichte ihn dort am Nachmittag oder Abend des nächsten Tages und wurde umgehend beantwortet: „Nachmittags bey Griesbach im Garten. 〈…〉 Brief von Göthe. Antwort. Batsch hier.“ (Knebel, Tgb. [27. September] 1791, Bl. 40.) Am 28. September konnte Knebel von Jena aus dann auch ein von Batsch persönlich überreichtes Freiexemplar der Stichsammlung an den Grafen Platen nach Ansbach schicken (vgl. Knebel, Tgb. [28. September] 1791, Bl. 40). Auch an Goethe dürfte ein Exemplar gegangen sein (vgl. Ruppert, 626, Nr 4357). Eine lateinische Ausgabe kam in Kommission der Academischen Buchhandlung in Jena schließlich noch 1791 zustande: „Testa-
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ceorum Arenulae marinae tabulae sex priores“. Ob dafür allerdings die hier geäußerte Anregung Goethes ausschlaggebend war, ist nicht bekannt. 49,11–13 das Stück, 〈…〉 er vor einigen Jahren bemerckte] Auf welche Veröffentlichung Batschs Goethe hier Bezug nahm, konnte nicht ermittelt werden. Wahrscheinlich hatte Batsch Farbwirkungen bei der Lichtbrechung am Mikroskop beschrieben. Auf jeden Fall hatten sich Batschs physikalische Studien der letzten Jahre systematisch auch auf die Farbenlehre erstreckt (vgl. zu 37,14–15). 49,13–14 ihrer in meiner Abhandl. gedencken] Gemeint waren Goethes „Beyträge zur Optik“, an deren Fortsetzung, „Zweytes Stück“, er gerade zu arbeiten begonnen hatte (vgl. zu 50,6–7). Ideen von Batsch sind allerdings in Goethes Abhandlung nicht direkt eingegangen. 49,14–15 Schooße wissenschaftlicher Demokratie] Knebel pflegte in Jena engen Kontakt zu den Gelehrten der Universität. Während seines Aufenthaltes dort vom 26. September bis zum 12. Oktober 1791 kam es zu zahlreichen Begegnungen mit befreundeten Professoren, so mit dem Botaniker Carl Batsch (27. September), dem Arzt und Anatomen Justus Christian Loder (29. September, 1., 3. und 11. Oktober), dem Physiker und Mathematiker Johann Heinrich Voigt (30. September, 7. Oktober), dem Historiker Friedrich Schiller (9. Oktober) sowie dem Emeritus, Sprach- und Naturkundler Christian Wilhelm Büttner (30. September, 1. und 7. Oktober). Vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 40–42.
52. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 5. Oktober 1791 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 126. – 1 Bl. 19,6(–19,8) × 25 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 103, Nr 100. WA IV 9 (1891), 285f., Nr 2893. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 3. Oktober 1791 (vgl. zu 49,17–18). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 49,17–18 diese schönen Tage nicht mit dir in Jena zubringen kann] Am 26. September 1791 war Knebel wohl aus Anlass der bevorstehenden Weinlese zu einem längeren Aufenthalt nach Jena gereist: „Nachmittags mit H. Frau v. Imhof u.
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BRIEF 52
Käthchen nach Jena gefahren“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 40). Am 27. September und noch einmal am 3. Oktober hatte er von dort an Goethe geschrieben: „An Göthe.“ (Ebd., Bl. 41.) Die nicht überlieferten Briefe enthielten wahrscheinlich auch Nachfragen, wann Goethe nach Jena kommen werde. Das Wetter in Jena und Umgebung war seit dem am 28. September abgezogenen Regen bis zum 6. Oktober durchweg heiter und sonnig (vgl. Knebel, Tgb. [27. September – 6. Oktober] 1791, Bl. 40–42). 49,19 die Ausgabe des optischen Versuchs] Goethe war offensichtlich noch mit letzten Korrekturen seiner Abhandlung „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ beschäftigt (vgl. 50,13–14), deren Erscheinen für die Michaelismesse vorgesehen war (vgl. zu 27,2–3), die bereits am 2. Oktober begonnen hatte (am ersten Sonntag nach dem Michaelistag am 29. September). Weiter vgl. zu 50,3–4. 49,19 – 20 die Einrichtung des Schauspiels] Anfang 1791 hatte Goethe die Oberdirektion des neu gegründeten Weimarer Hoftheaters übernommen (vgl. zu 17,22–23), das im Mai mit einem neuen Schauspielerensemble den Spielbetrieb in Weimar aufgenommen hatte (vgl. zu 26,12–13). Es folgten in der Sommerpause mehrwöchige Gastspielaufenthalte vom 13. Juni bis 15. August im kursächsischen Lauchstädt und vom 17. August bis zum 26. September im kurmainzischen Erfurt (vgl. Satori-Neumann2 1, 45–56 und Burkhardt, Repertoire, 1–3). Am 1. Oktober war bereits die Wintersaison in Weimar begonnen worden (vgl. ebd.). Goethe hatte sich an der Spielplangestaltung mit zahlreichen Neuinszenierungen beteiligt – allein für Oktober waren fünf Premieren vorgesehen (vgl. Satori-Neumann2 1, 59). Er führte außerdem alle Vertragsverhandlungen mit neuen Ensemble-Mitgliedern (vgl. Nr 46 und 47) und erarbeitete ein internes Reglement für das Verhalten der Schauspieler und ihre Zusammenarbeit (vgl. zu 20,5–6). Darüber hinaus sah sich Goethe verpflichtet, selbst Einfluss auf die künstlerische Gestaltung der Theaterarbeit zu nehmen. So hatte er sich vorgenommen, regelmäßig neue Stücke für das Weimarer Theater zu schreiben, was er mit dem Lustspiel „Der Groß-Cophta“, welches am 17. Dezember in Weimar uraufgeführt wurde, zunächst auch umsetzte (vgl. zu 17,25–26). Vorher, am 29. November, inszenierte Goethe auch erstmals selbst, und zwar Shakespeares „Leben und Tod des Königs Johann“ in einer Übersetzung von Johann Joachim Eschenburg (vgl. Satori-Neumann2 1, 61), und am 24. Oktober kam Domenico Cimarosas opera buffa „L’impresario in angustie“ in deutscher Bearbeitung von Goethe unter dem Titel „Die theatralischen Abentheuer“ auf die Weimarer Bühne (vgl. ebd., 59). 50,1–2 nächsten Sonntag abkommen, ich schreibe dir es Sonnabend] Die Hoffnung Goethes, am kommenden Sonntag, dem 9. Oktober, noch für einige Tage nach Jena reisen zu können, erfüllte sich nicht. Die Aufgaben in Weimar hielten ihn zurück. Am Samstag, dem 8. Oktober, sagte er Knebel endgültig ab (vgl. zu 50,12–13). Knebel kehrte daraufhin bereits am 12. Oktober nach Weimar zurück:
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„Nachmittags gegen 3. Uhr von Jena weg 〈…〉. Abends in Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 42.) 50,3–4 du zu meinem ersten Stücke der optischen Beyträge sagen wirst] Die „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ lagen offensichtlich zu Beginn der folgenden Woche nach einigen Verzögerungen gedruckt vor. Am 12. Oktober verschickte Goethe bereits einige Exemplare, unter anderem an die befreundeten Naturforscher Georg Forster und Samuel Thomas Soemmerring in Mainz (vgl. zu 51,8 und zu 52,19), und am selben Tag erhielt auch Knebel die Schrift (vgl. zu 52,1–2). Knebel war als enger Freund über Goethes Versuche und Forschungen zur Farbenlehre stets auf dem Laufenden und hatte außerdem als Mitglied der Freitagsgesellschaft Goethes Vortrag zu seiner Farbentheorie dort gehört (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 58). Reaktionen Knebels auf die in den „Beyträgen“ vorgestellten Experimente und ihre Ergebnisse sind nicht überliefert. Nach seiner Rückkehr aus Jena traf Knebel am 13. und 16. Oktober bereits mit Goethe zusammen (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 43). 50,4–5 es ist sehr kurz und wird kaum drey gedruckte Bogen] Die „Beyträge zur Optik“ wurden im Druckformat Oktav hergestellt, also von Druckbögen zu jeweils acht Blättern (16 Druckseiten). Der Gesamtumfang des „Ersten Stücks“ belief sich dann doch auf 62 Seiten, also knapp vier Druckbogen. Der Verlag Industrie-Comptoir honorierte „4. Bogen a 4 Louisd’or“ (Verlagsabrechnung vom 21. Juni 1792; GR/Belege 1792, 1, Bl. 32). 50,6–7 Indessen arbeite ich schon am zweyten Stücke] Erste nachweisbare Äußerung, dass Goethe mit der Fortsetzung seiner „Beyträge zur Optik“ begonnen hatte. Das „Zweyte Stück“ der geplanten größeren Schriftenreihe erschien zur Ostermesse Ende April 1792 (vgl. zu 27,2–3 und zu 52,4–5). 50,7–8 auch dazu noch eine Sammlung Tafeln nöthig] Offensichtlich plante Goethe, seiner Abhandlung mehrere Bildtafeln beizufügen, die es wie beim ersten Stück der „Beyträge zur Optik“ erlaubten, die Experimente nachzustellen (vgl. zu 44,7–8). Während Goethe im „Ersten Stück“ mit Schwarz-Weiß-Kontrasten gearbeitet hatte, konzentrierte sich das „Zweyte Stück“ auf die Entstehung von prismatischen Farben. Dort genügte ihm schließlich die Beigabe nur einer großen kolorierten Tafel (55 × 38,2 cm) mit Figurationen zu den Themenfeldern Grau und Bunt auf der Vorder- und Rückseite. Es sind heute nur noch wenige Exemplare der Tafel der Originalausgabe von Bertuchs Industrie-Comptoir vorhanden. 1928 konnte sie erstmals originalgetreu nachgebildet und wiederveröffentlicht werden (vgl. Goethe. Große Tafel zu der Beyträge zur Optik zweytem Stück 1792. Originalgetreu mit einer historischen Skizze hrsg. von Julius Schuster. Berlin 1928). Eine verkleinerte Nachbildung findet sich auch als Beilage in LA I 3 (Tafel XIV und XV).
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BRIEF 53
53. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 8. Oktober 1791 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 127–128. – Doppelblatt 19,6 × 23,8(–24,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An / Herrn Major von K n e b e l / nach / J e n a / f r.; Bl. 2 am inneren und äußeren Rand Mitte jeweils Papierausschnitt zur Siegelöffnung. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 104, Nr 101. WA IV 9 (1891), 286f., Nr 2894. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 8. Oktober 1791 (vgl. GR/RB 1791, 12, Bl. 2). 50,12–13 Wetter ists nicht allein was mich abhält Morgen kommen] Goethe musste hier endgültig einen geplanten Jena-Aufenthalt absagen (vgl. die beiden folgenden Erläuterungen), auf den er am 5. Oktober noch gehofft hatte. Knebel war seit 26. September in Jena und erwartete Goethe dort (vgl. zu 50,1–2). In der Nacht vom 7. zum 8. Oktober hatte zudem ein heftiges Unwetter mit „Sturm und Regen“ (Knebel, Tgb. [7. Oktober] 1791, Bl. 42) eine längere Schönwetterperiode beendet (vgl. zu 49,17–18). 50,13 Correcktur der kleinen Schrift] Goethe arbeitete offenkundig noch immer an einer letzten Durchsicht der bereits gesetzten Abhandlung „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“, die noch zur bereits laufenden Michaelismesse im Verlag IndustrieComptoir in Weimar erscheinen sollte (vgl. zu 49,19). Am 12. Oktober konnte er dann tatsächlich die ersten, druckfrischen Exemplare versenden (vgl. zu 50,3–4). 50,13 Theater Angelegenheiten] Vgl. zu 49,19–20. 50,16 Jesuiten Grimaldi] Francesco Maria Grimaldi, der 1618 in Bologna geborene Theologe und Naturforscher, war mit 14 Jahren der Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu in seiner Heimatstadt beigetreten und lehrte nach einer theologischen Promotion 1647 am dortigen Jesuitenkolleg unter anderem Mathematik und Naturkunde. Bedeutung erlangte er vor allem durch seine physikalischen Untersuchungen des Lichtes und der Farben sowie als Astronom. 50,16–17 eben der Zeit mit Neuton 〈…〉 Licht und die Farben bekümmerte] Grimaldi gilt mit seinen Studien über das Licht und seine Farberscheinungen der 1650er und frühen 1660er Jahre als Wegbereiter der optischen Wissenschaften im 17. Jahrhundert und als unmittelbarer Vorläufer des Begründers der modernen Optik Isaac Newton. Newton begann schon Mitte der 1660er Jahre mit
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eigenen Forschungen auf diesem Gebiet, die ihn Anfang der 1670er Jahre als Professor in Cambridge zur Erkenntnis der Grundlagen der Dispersion des Lichts in Farben und zu seiner Theorie von der Teilchennatur des Lichts führten. 50,18–20 Sein Buch de Lumine Coloribus et Iride 〈…〉 früher als er seine Optik herausgab.] Grimaldi hatte seine optischen Studien und Erkenntnisse in einem Buch zusammengefasst, das aber erst posthum 1665, über ein Jahr nach seinem Tod, in Bologna unter dem Titel „Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride“ (Physikalisch-mathematische Beschreibung über das Licht, die Farben und den Regenbogen) erschien. Newton begann, unmittelbar nachdem er 1669 die Professur für Mathematik in Cambridge erhalten hatte, bis Anfang 1672 Vorlesungen zur Optik und Farbentheorie zu halten. Diese Vorlesungen wurden aber erst kurz nach Newtons Tod (1727) auf Englisch und Latein veröffentlicht (Optical lectures read in the publick schools of the university of Cambridge. London 1728; Lectiones opticae. London 1729). 1704, fast 40 Jahre nach Grimaldis Buch und nach dem Beginn von Newtons Beschäftigung mit optischen Problemen, erschien schließlich in London dessen Hauptwerk „Opticks: Or, a treatise of the reflexions, refractions, inflexions and colours of light. Also two treatises of the species and magnitude of curvilinear figures“ (Optik: Oder eine Abhandlung über die Reflektion, Brechung, Krümmung und die Farben des Lichts. Außerdem zwei Abhandlungen über Art und Größe gekrümmter Flächen). In Goethes Bibliothek findet sich ein Exemplar der 4. Auflage, die Goethe aber erst 1794 erworben hat (London 1730; vgl. Ruppert, 708, Nr 4932). Grimaldis über 500 Seiten starkes Werk dagegen hatte sich Goethe am 5. Oktober 1791 aus der herzoglichen Bibliothek in Weimar entliehen (vgl. Keudell, Goethe-Bibliothek, 5f., Nr 25 und 28), ebenso den zweiten Band von Newtons dreibändiger Werkausgabe „Opuscula mathematica, philosophica et philologica. Continens philosophica“ (Lausanne, Genf 1744), der unter anderem die „Lectiones opticae“ enthielt. 50,21–22 auf dem rechten Wege 〈…〉 uns dieser Kirchenvater abgebracht] Hier wird Goethes Grundskepsis gegenüber der damals in der Wissenschaft unangefochtenen Farbtheorie Newtons deutlich, deren Widerlegung zunehmend das bestimmende Ziel bei der Entwicklung seiner eigenen Farbenlehre wurde. Grimaldis experimentelle Beobachtungen hingegen, mit denen er noch nicht wie später Newton zu gesetzmäßigen Brechungseigenschaften des Lichts vorstieß, sondern Farberscheinungen beim Durchgang durch ein anderes Medium als Folge einer Beugung oder Ablenkung des Lichts beschrieb, lagen Goethes Ansatz und bisherigen Erkenntnissen über die Farbentstehung näher. Goethe würdigte Grimaldis Verdienste auf dem Gebiet der Optik später mit einem entsprechenden Abschnitt im „Historischen Teil“ seines Buches „Zur Farbenlehre“ (Des Zweyten Bandes Erster, historischer Theil, S. 306–311; vgl. auch LA I 6, 192–195). Goethes fortgesetzte Studien von Grimaldis „Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride“ sind durch vereinzelte Notizen (vgl. LA II 3, 6) und eigenhändige Bemerkungen im benutzten Bi-
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bliotheksexemplar (HAAB, Sign.: 17,4:23; vgl. auch LA II 6, 600–602) sowie durch spätere Tagebucherwähnungen 1806 und vor allem 1809 im unmittelbaren Vorfeld der Entstehung von „Zur Farbenlehre“ belegt (vgl. GT III 1, 257 [12. September 1806: Bibliotheksausleihe]; GT IV 1, 22–24 [19.–22. und 26.–27. März 1809]).
54. An Georg Forster
Weimar, 12. Oktober 1791 → 〈Mainz〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Frankfurt a. M., Sign.: Autogr. J. W. v. Goethe, Mappe I. – 1 Bl. 19,5(–19,7) × 27,5 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Vulpius?), egh. Unterschrift und eine egh. Korrektur, Tinte. E: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 93f., Nr 2895a. BEIL AG E
„Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 51,8). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Forsters vom 5. September 1791 (vgl. zu 51,3–4). – Forster antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief vom 1. Dezember 1791 (vgl. Forsters Postbuch 1791. In: Forster, Werke 16, 610). Goethe und der Naturwissenschaftler Johann Georg Adam Forster (1754– 1794) waren sich bereits drei Mal, 1779, 1783 und 1785, persönlich begegnet, ehe sich mit Forsters Übersendung seiner Übersetzung von George Keates Reisebericht „Nachrichten von den Pelew-Inseln“ (vgl. GB 8 II, zu 155,25) im Herbst 1789 ein Briefwechsel entwickelte. 1791 schickte Forster eine englische Übersetzung eines indischen Sanskritdramas (vgl. zu 51,3–4) und Goethe revanchierte sich mit seinen „Beyträgen zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 51,8). Goethe hoffte so, mit Forster in eine Fachdebatte um seinen neuen Forschungsgegenstand, Optik und Farbenlehre, eintreten zu können. 1792 schickte er deshalb auch die Fortsetzungsarbeit „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ (vgl. zu 82,5–6). Forster hatte Goethe zuvor bereits seine „Ansichten vom Niederrhein“ zukommen lassen (vgl. zu 81,22). Zwischen April 1791 und Juli 1792 schrieb Goethe insgesamt sechs Briefe an Forster, der vermutlich auch alle Briefe Goethes beantwortet hat. Von Goethes Briefen sind zwei überliefert (Nr 54 und 93; vgl. weiter EB 28, EB 49, EB 91 und EB 112), von Forsters Briefen keiner. Mit dem politischen Engagement Forsters auf Seiten der Französischen Revolution und als Akteur der Mainzer Re-
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publik entwickelten sich die persönlichen Lebenswege aber so konträr, dass der Kontakt nicht aufrecht erhalten wurde. Zur Person Forsters und der Beziehung zu Goethe insgesamt vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 16. November 1789 (GB 8 II, Nr 159). 51,1 in diesen letzten Tagen so mancherlei Arbeiten vorgenommen] Vgl. zu 49,19–20; zu 50,13; zu 51,9–10; zu 51,13–14; zu 51,15–16. 51,3–4 für die englische Sakontala gedankt 〈…〉 ich vor einiger Zeit erhielt] Georg Forster hatte Goethe am 5. September 1791 die englische Übersetzung des indischen Dramas „Abhijñ¯ana´sa¯ kuntala“ ([Das Drama von der durch das] Erkennungszeichen [wiedergefundenen] Shakuntala) des indischen Dichters Kalidasa geschickt: „Göthe cum Sacontala Englisch.“ (Forsters Postbuch 1791. In: Forster, Werke 16, 607.) Kalidasa, der wichtigste Autor der klassischen indischen Kunstdichtung (wahrscheinlich 4. oder 5. Jahrhundert n. Chr.) verarbeitete in seinem Drama eine Geschichte, die auch als Episode im „Mahabharata“ vorkommt, einem der wichtigsten Epen der indischen Literatur. Das teilweise in der Literatursprache Sanskrit, teilweise in mittelindischen Dialekten (Prakrits) gehaltene Stück handelt von der Liebe der schönen Einsiedlerin Shakantula und des Königs Dushyanta und von den Hindernissen, die Shakuntala bis zum gücklichen Ende überwinden muss. Die Übersetzung unter dem Titel „Sacontalá; or, the Fatal Ring: an Indian Drama. By Calidás. Translated from the Original Sanscrit and Pracrit“ (Calcutta 1789), die erste in einer europäischen Sprache, stammte vom britischen Sprachforscher William Jones, der seit 1783 als Richter am Obersten Gericht in Kalkutta lebte und dort Sanskrit gelernt hatte, was außerhalb Indiens seinerzeit nicht möglich gewesen wäre. Forster hatte die Ausgabe, möglicherweise aber auch die zweite, 1790 in London erschienene Auflage, von seinem Aufenthalt in der britischen Hauptstadt im Mai und Juni 1790 mitgebracht und danach ins Deutsche übersetzt (vgl. die folgende Erläuterung). 51,4–5 Wer sie angesehen 〈…〉 deutsche Styl beßer sey als der englische] Forsters Übersetzung der englischen Fassung von Kalidasas Drama „Shakuntala“ war Mitte Mai zur Ostermesse 1791 im Verlag von Johann Peter Fischer (Mainz und Leipzig) erschienen: „Sakontala oder der entscheidende Ring ein indisches Schauspiel von Kalidas. Aus den Ursprachen Sanskrit und Prakrit ins Englische und aus diesem ins Deutsche übersetzt mit Erläuterungen von Georg Forster“. Schon am 17. Mai hatte Forster Belegexemplare unter anderem an Herder (vgl. Forster, Werke 16, 288) und wohl auch an Goethe gesandt (vgl. Forsters Postbuch 1791, in: Forster, Werke 16, 602). Forsters Buch wurde in Weimar an Freunde und Bekannte weitergereicht, und es entstand der Wunsch, Forsters Übersetzung mit der englischen Vorlage zu vergleichen. Deshalb bat Goethe Forster wahrscheinlich mit seinem Brief vom 22. August um die englische Übersetzung von William Jones (vgl. EB 91), die er wenig später erhielt (vgl. die vorherige Erläuterung) und am 2. Juli 1792 wieder zurücksandte (vgl. zu 83,13). Forsters Übersetzung wurde
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in Weimar allenthalben wegen ihrer hohen Qualität und überhaupt als Pionierleistung sehr geschätzt. Herder schrieb z.B. am 14. November 1791 an Forster: „Angenehmer als dies ist mir soleicht keine Production des menschlichen Geistes gewesen, u. eine so unerwartete Production, eine wahre Blume des Morgenlandes, und die Erste, schönste ihrer Art. 〈…〉 Sie sind glücklich, daß Sie mir ein solches Geschenk geben konnten, und Sie haben es uns so trefflich gegeben. Selbst Engländerinnen sagen, daß es sich schöner im Deutschen als im Englischen lese. So etwas erscheint freilich nur alle 2000. Jahre einmal.“ (HB 6, 260.) Die erwähnten englischen Muttersprachlerinnen waren wahrscheinlich Emily und Eliza Gore, die sich mit ihrem Vater Charles Gore seit Mitte August 1791 in Weimar aufhielten. Die Bewertung der Übersetzungen ging wohl nicht unwesentlich von Forster selbst aus, der zwar selbst kein Sanskrit oder Prakrit beherrschte, aber in den „Erläuterungen“ seiner Ausgabe unter Berufung auf einige Werke englischer Gelehrter sprachhistorische und -kritische Betrachtungen anstellte. So wies er auch auf die wichtigste Abweichung beider Übersetzungen vom Original hin. Das zwischen Prosa und verschiedenen Versmaßen wechselnde Original Kalidasas wurde von Jones durchweg in Prosa wiedergegeben, so dass „viel auf diesem Wege von der Energie der Sprache und der Eigenthümlichkeit ihres Ausdrucks verlohren gehen mußte“ (S. 252); Forster musste diese Entscheidung des englischen Übersetzers seinerseits übernehmen. Ein weiterer Nachteil der englischen Fassung war nach Forsters Urteil, dass die Wortbildung der englischen Sprache „beinah keine Zusammensetzungen leidet, wozu sich die unsere schon ungleich mehr bequemt, die sanskrititische hingegen vor allen andern geschickt ist, da es in derselben gestattet wird, eine ungeheure Menge Worte miteinander zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verbinden“ (S. 252f.). Ferner merkte Forster kritisch an, dass Jones’ Übersetzung mit ihrem einheitlichen Sprachduktus dem Original nicht gerecht werden konnte, dessen Figuren in unterschiedlichen Sprachen agieren. Auch die einheitliche Anrede mit ‚you‘ im Englischen habe zu einer gewissen Angleichung der Charaktere beigetragen (vgl. S. 253f.). Forster habe als deutscher Übersetzer versucht, sich bei der Schreibweise der fremden Namen an deutschen Aussprachegewohnheiten zu orientieren (vgl. S. 254). Schließlich erleichterte Forster die Benutzung seiner deutschen Bearbeitung durch alphabetisch geordnete Erläuterungen unbekannter Ausdrücke und Begriffe der indischen Kultur (vgl. S. 249–252 und 256–366). 51,8 hierbei das Erste Stück meiner Beiträge zur Optik] Goethe schickte Forster die Schrift „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“. Noch wenige Tage zuvor hatte er an letzten Revisionen für den Druck gearbeitet und nun vom Verlag, Bertuchs Industrie-Comptoir in Weimar, Belegexemplare des gedruckten Heftes mit seiner Kartenbeilage erhalten, von denen er auch Carl Ludwig von Knebel, Samuel Thomas Soemmerring und Friedrich Heinrich Jacobi eines zukommen ließ (vgl. zu 25,2–4; zu 50,13, zu 52,1–2; zu 52,19; zu 66,27).
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51,9–10 Ich hoffe in dem folgenden Stücke noch interessanter zu werden] Wie schon aus dem Untertitel seiner Schrift hervorgeht, plante Goethe weitere Veröffentlichungen zur physikalischen Farbenlehre. Mit neuen Experimenten hatte er schon begonnen (vgl. zu 50,6–7 und zu 50,7–8). Die „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ erschienen zur Ostermesse Ende April 1792, ebenfalls im Verlag Industrie-Comptoir in Weimar. Forster erhielt diese Schrift mit Goethes Brief vom 25. Juni und 2. Juli 1792 (vgl. zu 82,5–6). Goethe arbeitete in der Folgezeit an weiteren Fortsetzungen, veröffentlichte diese jedoch nicht. Die Untersuchungen gingen später in Goethes Hauptwerk „Zur Farbenlehre“ (2 Bde. Tübingen 1810) ein (vgl. zu 27,2–3). 51,10–11 Versuche geglückt die jedermann in Verwunderung setzen 〈…〉 vorzeige] Spätestens Mitte Mai 1791 hatte Goethe damit begonnen, prismatische Experimente zur Beobachtung entstehender Farbspektren des Lichts an Rändern geometrischer Figuren durchzuführen, die er dann in den „Beyträgen zur Optik“ erläuterte. Die mit Prisma und geometrischen Experimentkärtchen leicht nachzuvollziehenden Versuche und ihre oft verblüffenden Ergebnisse führte Goethe engen Vertrauten und Gästen gern selbst vor. Zwar fehlen detaillierte Berichte über solche Demonstrationen, doch ist davon auszugehen, dass neben Johann Gottfried Herder, der Goethe nach eigener Aussage sogar zu seinen Forschungen angeregt haben soll (vgl. zu 25,5–6 und 64,19–21), vor allem Carl Ludwig von Knebel sowie gelegentlich auch Herzog Carl August und Friedrich von Stein gern zu Zeugen der Experimente gemacht wurden (vgl. zu 40,14; zu 40,23–24; zu 44,3–4; zu 50,3–4). Auch Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg und wohl weitere Mitglieder der Gothaer Herzogsfamilie und des Hofes hatte Goethe während seines Aufenthaltes am Gothaer Hof im Juli 1791 an seinen fortgesetzten Forschungen teilhaben lassen (vgl. zu 44,5–6). Dass auch der Verleger Friedrich Justin Bertuch und Goethes Diener Christoph Erhard Sutor, der den Druck der Experimentkarten für das erste Stück der „Beyträge zur Optik“ zu besorgen hatte, Goethes Versuche kannten, ist anzunehmen (vgl. Nr 40 und zu 44,7–8). Friedrich Münter berichtet in seinem Tagebuch vom 5. Juli 1791, dass er auf der Durchreise in Weimar Goethe „über die Theorie der Farben“ arbeitend vorgefunden habe (Mittheilungen von Zeitgenossen über Goethe 1772–1832. Hrsg. von L〈ouis〉 Bobé, L〈udwig〉 Geiger, M〈ax〉 Grunwald. I. Mittheilungen Verschiedener. In: GJb 18 [1897], 115). Von einem überschwänglichen Lob des Hofmechanikus Christoph Friedrich Neubert für eine gelungene Nachahmung des Regenbogens hatte Goethe in einem Brief an Herzog Carl August berichtet (vgl. 38,15–19). Am 9. September sprach Goethe in einem Vortrag vor der neugegründeten „Literarischen Societät“ (Freitagsgesellschaft) in Weimar zum ersten Mal vor einem größeren Kreis Interessierter über seine optischen Versuche (vgl. Protokoll vom 9. September 1791; GSA 30/384, Bl. 4; vgl. auch AS 2.1, 198), um schließlich am 21. Oktober eben dort noch einmal die Ergebnisse seiner Forschungen zu demonstrieren und die Teilnehmer stark zu beein-
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drucken, wie von Carl August Böttiger überliefert ist: „Diesen Abend wohnte ich zum erstenmal einer Sitzung der neuen gelehrten Geselschaft bei 〈…〉. Der Präsident der Geselschaft der Geheime Rath v. Göthe eröffnete sie mit fortgesetzten Betrachtungen über das Farbenprisma. Er wiederholte erst ganz kurz die Resultate dessen, was er im e r s t e n H e f t e s e i n e r B e i t r ä g e z u r O p t i k weitläuftiger erwiesen und durch 24 kleine illuminirte Kupfertäfelchen, die dazu ausgegeben werden, veranschaulicht hat. Die Hauptsätze demonstrirte er an einer schwarzen Tafel, wo er die Figur schon vorher angezeichnet hatte, so lichtvoll vor, daß es ein Kind hätte begreifen können. 〈…〉 Er erklärte sich hier im kleinen Zirkel grade zu gegen Neutonsfarbentheorie, die durch seine Versuche ganz umgeworfen wird 〈…〉.“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 47f.) Zur Fortsetzung von Goethes optisch-prismatischen Versuchen vgl. zu 52,4–5 und zu 52,5. 51,13–14 Newton durch 〈…〉 d i v e r s e n R e f r a n g i b i l i t ä t auf 100 Jahre gebannt] Goethe hatte durch seine Versuche und Studien zur Licht- und Farbtheorie die newtonschen Axiome nicht bestätigt gefunden und ging dazu über, Newton widerlegen zu wollen. Die von Isaac Newton rund 120 Jahre zuvor entdeckte Brechbarkeit des Lichts in unterschiedliche Farben (diverse Refrangibilität) und Teilbarkeit der Strahlen des (weißen) Lichts beim Durchgang durch ein Medium in Strahlen unterschiedlicher Farbigkeit galt als gesichert und war als Gesetzmäßigkeit der Optik wissenschaftlich anerkannt. Goethe stellte sie dagegen als unbewiesene Annahme wieder zur Diskussion. Im soeben erschienenen „Ersten Stück“ der „Beyträge zur Optik“ klang das noch recht zurückhaltend (vgl. §§ 10–14): Demungeachtet kann man sich nicht läugnen, daß große und wichtige Einwendungen gegen das Neutonsche System gemacht worden. Ob sie widerlegt sind, bleibt noch eine Frage: denn wer wäre stolz genug, in einer so verwickelten Sache sich zum Richter aufzuwerfen? 〈…〉 Dieses wird schwer, weil die Versuche verwickelt und beschwerlich nachzumachen sind, weil die Theorie abstrakt ist und die Anwendung derselben ohne die genauste Einsicht in die höhere Rechenkunst nicht beurtheilt werden kann. (§§ 12–13, S. 7f.; vgl. auch LA I 3, 9f.) Jedes weitere Experiment führte Goethe jedoch zu einer noch intensiveren Auseinandersetzung mit Newton, wofür er sich auch gerade Newtons Cambridger Vorlesungen zur Optik aus der herzoglichen Bibliothek entliehen hatte (vgl. zu 50,18–20). In einem wahrscheinlich 1793 entstandenen Vorwort war daraus schließlich eine Polemik gegen Newton mit dem bezeichnenden Titel „Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität“ erwachsen: Newton habe keineswegs erwiesen, daß das farblose Licht aus mehreren andern Lichtern, die zugleich an Farbe und an Brechbarkeit verschieden sind, zusammengesetzt sei; ich erkläre vielmehr die diverse Refrangibilität nur für eine künstliche Hypothese, die vor genauer Beobachtung und scharfer Beurteilung verschwinden muß. (LA I 3, 155.) In seinem Hauptwerk „Zur Farbenlehre“ von 1810 widmete Goethe der Widerlegung der
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newtonschen Theorie dann sogar ein ganzes Buch, den so genannten „Polemischen Teil“ (Bd 1.2, S. 353–650). 51,15–16 sein Vorgänger Grimaldi 〈…〉 höheren Standpunkt erreicht] Vgl. zu 50,18–20 und zu 50,21–22. 51,17–18 Ostern wieder ein paar Stücke 〈…〉 ausgegeben werden] „Die Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ (vgl. zu 51,9–10). 51,19–20 die spitzwincklichen Prismen erhalte 〈…〉 überschicke ich eins] Die dem Brief beigelegte Abhandlung „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ beschreibt Goethes bisherige prismatische Versuche zur Bestimmung physikalischer Farben. Der Schrift ist eine Kärtchensammlung mit Abbildungen der für die Experimente benutzten geometrischen Schwarz-Weiß-Figurationen beigefügt (vgl. zu 44,7–8). Das außerdem zum Experimentieren notwendige Prisma von hellem Glase (Ankündigung eines Werks über die Farben; LA I 3, 4), hoffte er, ließe sich von jedem selbst leicht anschaffen, wie er am Beginn des „Zweyten Stücks“ der „Beyträge zur Optik“ im Kapitel „Beschreibung eines großen Prisma“ erläutert (S. 1; vgl. LA I 3, 38). Dies hatte sich aber als Fehleinschätzung erwiesen, da, wie er im Weiteren einräumen musste, die Prismen beynahe gänzlich aus dem Handel verschwunden sind (ebd.). Er empfahl dem Interessierten nun für die Experimente ein auch von ihm verwendetes großes Wasserprisma (vgl. ebd., S. 2f.; vgl. auch LA I 3, 39). Auch habe er sich ursprünglich gewünscht, daß man die von mir angegebenen Erfahrungen mit sehr spitzwinklichen Prismen von funfzehn bis zwanzig Graden wiederhohlen möge, als durch welche die Ränder sehr zart gefärbt und nur mäßig strahlend erscheinen, auch der weiße Raum zwischen beyden seine unverfälschte Reinhalt behält. (Ebd., S. 2; vgl. LA I 3, 38.) – Goethe ließ sich danach in der ersten Jahreshälfte 1792 über Bertuchs Industrie-Comptoir vier Dutzend Prismen aus Böhmen und Sachsen beschaffen (vgl. Rechnungsbeleg des Industrie-Comptoirs, 15. Juli 1792; GR/Belege 1792, 1, Bl. 36). Bei der Übersendung des „Zweyten Stücks“ der „Beyträge zur Optik“ an Forster am 2. Juli 1792 (vgl. zu 82,5–6) schickte Goethe auch ein Prisma, wahrscheinlich aus dieser böhmischen Lieferung, mit (vgl. 83,7–8). 51,21 Der Groß-Kophta wird auch ehestens seine Aufwartung machen.] Das Lustspiel „Der Groß-Cophta“, an dem Goethe im Sommer 1791 intensiv gearbeitet hatte, konnte im September fertiggestellt werden. Das Druckmanuskript war bereits an den Verleger Johann Friedrich Unger in Berlin geschickt worden, der es zur Ostermesse Ende April 1792 sowohl als Einzeldruck als auch als Teil des ersten Bandes der Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“ herausbrachte (vgl. zu 44,6–7). Ende März oder Anfang April 1792 ließ Goethe unter anderem Georg Forster die noch ungebundenen Bogen des ersten Bandes der „Neuen Schriften“ mit dem Stück zukommen (vgl. zu 82,7–8), der sich über die Qualität des Dramas sehr enttäuscht zeigte, wie z.B. aus seinem Brief an Jacobi vom 6. April 1792 hervorgeht: „Neulich bin ich indeß so sehr erschreckt worden, wie ein armer Schriftsteller nur erschrecken
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kann – Göthe schickte mir seinen Groß-Cophta, den er uns schon lange und mit einiger Emphase angekündigt hatte. – Wir waren sehr darauf gespannt, hatten lange, lange kein gutes Buch gelesen. Ich that einen Sprung, als ich das Petschaft aufriß und sah, daß es der Groß-Cophta war. Und nun! o what a falling-off was there! Dieses Ding ohne Salz, ohne einen Gedanken, den man behalten kann, ohne eine schön entwickelte Empfindung, ohne einen Charakter, für den man sich interessirt, dieser platte hochadelige Alltagsdialog, diese gemeinen Spitzbuben, diese bloß höfische Rettung der Königin, – doch Ihnen hat er es gewiß auch geschickt, was beschreib’ ich es also noch weiter.“ (Forster, Werke 17, 92.) 51,22 den Ihrigen] Seit September 1785 war Forster mit Maria Theresia Wilhelmine Forster (geb. Heyne) verheiratet. Zur Familie gehörten drei kleine Töchter, Maria Theresia (geb. 1786), Klara (geb. 1789) und die erst vier Monate alte Johanna Ludowika Georgia.
55. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 12. Oktober 1791 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 129. – 1 Bl. 18,7(–19) × 23,1(–23,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „1791, 12 Oct“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 104f., Nr 102. WA IV 9 (1891), 288, Nr 2896. BEIL AG EN
1) „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 52,1–2). 2) Glasprismen (vgl. zu 52,12–13). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 12. Oktober 1791 (vgl. GR/RB 1791, 12, Bl. 2). 52,1–2 erste Stück der Beyträge zur Optik das 〈…〉 nicht starck geworden] Goethe schickte ein Exemplar seiner gerade erschienenen Schrift „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 50,13). Bereits eine Woche zuvor hatte Goethe Knebel angekündigt, dass er sehr bald seine Abhandlung mit prismatischen Versu-
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chen zur Farbenlehre erhalten werde, und ebenfalls den geringen Umfang des Werks hervorgehoben (vgl. zu 50,3–4 und zu 50,4–5). 52,2 specifisch schwerer] Hinweis auf die wissenschaftliche Bedeutung seiner Veröffentlichung. – Das spezifische Gewicht eines Körpers ist das Verhältnis seiner Gewichtskraft zu seinem Volumen. 52,3 neugierig wie man es anfassen wird] Damit meinte Goethe wohl nicht nur Knebels Urteil, sondern vor allem das der wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Diese ignorierte Goethes erste Veröffentlichung auf dem Gebiet der Optik jedoch weitgehend. Es gab einige Besprechungen in regionalen Zeitschriften und Rezensionsorganen, die sich auf neutrale bis wohlwollende Beschreibungen beschränkten, wie etwa in der ebenfalls vom Verleger des Werks, Friedrich Justin Bertuch, herausgegebenen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Nr 31, 28. Januar 1792. Jena, Leipzig, Sp. 241–245; vgl. auch LA I 3, 54–58) und in Johann Heinrich Voigts „Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“ (Achter Band. Erstes Stück. Gotha 1792, S. 119–126; vgl. auch Auszug in: LA II 3, 60), oder die kritisch ablehnend waren, wie in Carl Wilhelm Ettingers „Gothaischen gelehrten Zeitungen“ (26. September 1792, S. 713–719; vgl. auch LA I 3, 453–457). Enttäuscht formulierte Goethe später in den „Tag- und Jahres-Heften“, dass das erste Stück seiner „Beyträge zur Optik“ mit schlechtem Dank und hohlen Redensarten der Schule bei Seite geschoben worden sei (WA I 35, 17). In den folgenden Jahren musste Goethe gar eine brüske Zurückweisung und Marginalisierung seines Ansatzes zu einer neuen Farbenlehre durch die etablierte Klasse der Naturgelehrten erleben, was er noch 1810 nicht ohne Verbitterung in der „Konfession des Verfassers“ im „Historischen Teil“ seines Werks „Zur Farbenlehre“ resümierte: Allein ich kannte damals 〈…〉 die Beschränktheit der wissenschaftlichen Gilden noch nicht 〈…〉. In gelehrten Zeitungen, Journalen, Wörterbüchern und Kompendien sah man stolzmitleidig auf mich herab 〈…〉. Mit mehr oder weniger dünkelhafter Selbstgefälligkeit betrugen sich Green in Halle, die gothaischen gelehrten Zeitungen, die allgemeine jenaische Literaturzeitung, Gehler und besonders Fischer, in ihren physikalischen Wörterbüchern. Die göttingischen gelehrten Anzeigen, ihrer Aufschrift getreu, zeigten meine Bemühungen auf eine Weise an, um sie sogleich auf ewig vergessen zu machen. (Bd 2, S. 686f.; vgl. auch LA I 6, 425f.) 52,4–5 in dem zweyten Stücke 〈…〉 etwas weitere Aussicht zu eröffnen] Das „Erste Stück“ der „Beyträge zur Optik“ enthielt bereits die Ankündigung, die experimentelle Erzeugung prismatischer Farben durch die Einbeziehung von grauen und farbigen Flächen weiter zu variieren: Diese Reihe von Experimenten deren eins sich an das andere anschließt, entwickelt die Phänomene der Farben wie sie uns durch das Prisma erscheinen, wenn die Ränder an denen sie gesehen werden, entschieden schwarz auf weiß sind. Grau auf Schwarz, Weiß und Grau läßt uns zarte und sonderbare Phänomene sehen, eben so
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die übrigen Farben, gegen schwarz und weiß, gegen einander selbst gehalten und durchs Prisma betrachtet. In dem nächsten Stücke dieser Beyträge werden auch diese Wirkungen umständlich ausgeführt werden 〈…〉. (§ 63, S. 37f.; vgl. auch LA I 3, 26.) 52,5 Einige sehr schöne Experimente] Goethe hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit den Experimenten für das „Zweyte Stück“ der „Beyträge zur Optik“ begonnen (vgl. zu 50,6–7), für die er Tafeln mit grau abgestuften und farbigen Vierecken verwendete und erstmals auch das Gestell eines großen Wasserprismas benutzte (vgl. zu 52,12–13). Die grauen und bunten Vierecke wurden abwechselnd vor weißem oder schwarzem Hintergrund (Ränder) in verschiedener Weise und Kombination durch das Prisma betrachtet, und die dabei entstehenden Farbspektren beschrieben (Graue Flächen, durchs Prisma betrachtet, §§ 93–100 und Farbige Flächen, durchs Prisma betrachtet, §§ 101–122, in: Beyträge zur Optik. Zweytes Stück. Weimar 1792, S. 9–11 und 12–24; vgl. auch LA I 3, 42f. und 43–50). 52,6–7 Erfahrungen 〈…〉 immer mehr um Einen Punckt zu versammeln] Vermutlich meinte Goethe bereits seine Kernthese, dass das von Isaac Newton aufgestellte Axiom von der ‚diversen Refrangibilität‘ des Lichts falsch sei und widerlegt werden könne (vgl. zu 51,13–14). 52,8 Die Theater Quaal hält mich noch immer fest] Vgl. zu 49,19–20. 52,9–10 genieße die guten letzten Tage] Knebel hielt sich bereits über zwei Wochen in Jena auf. Am Tag, als Goethe ihm den vorliegenden Brief schickte, am 12. Oktober 1791, trat Knebel allerdings schon seine Fahrt nach Weimar an. Er erhielt den Brief noch unterwegs: „Nachmittags gegen 3. Uhr von Jena weg, in Gesellschaft von HL. v. Laffert. Abends in Weimar. Unterwegs Brief von Göthe.“ (Knebel, Tgb. [12. Oktober] 1791, Bl. 42.) Am nächsten Morgen stattete er Goethe einen ersten Besuch in Weimar ab: „Morgens mit HL. v. Laffert bey Fr. v. Stein, bey Göthe p 〈…〉.“ (Ebd., Bl. 43.) 52,12–13 zwey Prismen welche H. Büttner gehören 〈…〉 zurück] Christian Wilhelm Büttner lebte seit 1783 in Jena (vgl. GB 6 II, zu 5,30) und besaß sowohl eine umfangreiche naturkundliche Bibliothek als auch eine Sammlung wissenschaftlicher Apparaturen und Hilfsmittel. Mit Prismen aus Büttners Sammlung begann Goethe im Frühjahr 1791 seine ersten Farbuntersuchungen und führte auch die prismatischen Experimente für das erste Stück der „Beyträge zur Optik“ damit durch, obwohl Büttner sie bereits zurückgefordert hatte (vgl. Zur Farbenlehre. Historischer Theil. Konfession des Verfassers, S. 676f.; vgl. auch LA I 6, 418f.). Offensichtlich hatte sich Goethe später noch einmal Prismen von Büttner geliehen, die Knebel in Jena hätte zurückgeben sollen. Knebel war jedoch bereits auf der Rückfahrt nach Weimar, so dass er den Auftrag nicht ausführen konnte. Wann und wie die Prismen ihrem Besitzer zurückgegeben wurden, ist nicht bekannt. – Goethe benötigte die relativ kleinformatigen Glasprismen nicht mehr, da er inzwischen mit einer Großapparatur arbeitete, einem Wasserprisma aus zwei geschliffenen Glastafeln,
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die mit Blei zusammengefügt waren. Dafür hatte er sich vom Weimarer Glasermeister Johann Ernst Wilhelm Beinitz am 4. Oktober 1791 eigens „ein Prisma von geschliffen Glaß Bley“ anfertigen lassen (GR/Belege 1791, 12, Bl. 5). Am 24. November ließ er sich zwei weitere solche Prismen nachliefern (vgl. ebd.). Seinen „Beyträgen zur Optik. Zweytes Stück“ (Gotha 1792) schickte Goethe die „Beschreibung eines großen Prisma“ dieser Art voran (S. 1–4; vgl. auch LA I 3, 38–40), das außerdem als Kupferstich abgebildet wurde (vgl. S. 28–30; vgl. auch LA I 3, 52f.).
56. An Samuel Thomas Soemmerring
Weimar, 12. Oktober 1791 → 〈Mainz〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5017. – Doppelblatt 19(–19,7) × 26,4(–27,4) cm, 1 S. beschr., Schreiberhd (Vulpius), egh. Unterschrift, Tinte; beide oberen Blattecken abgerissen. E: Sömmerrings Leben (1844), 12, Nr 11. WA IV 9 (1891), 287f., Nr 2895 (nach E). BEIL AG E
„Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 52,19). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Soemmerring antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vermutlich aus dem Zeitraum von Ende Oktober bis Ende Dezember 1791 (vgl. zu 84,17–18). 52,15– 17 Vor einem Jahre um diese Zeit 〈…〉 Rechenschaft geben zu können] Ein Jahr zuvor, im Oktober 1790, war Goethe mit der Niederschrift einer anatomisch-zootomischen Abhandlung beschäftigt, seinem so genannten „Versuch über die Gestalt der Thiere“. Die Schrift, die zur Ostermesse im Mai 1791 erscheinen sollte, vollendete Goethe allerdings nicht. Er brach die Arbeit schon Ende 1790 ab (vgl. 3,14). Ein Brief Goethes an Soemmerring aus dem Herbst oder Winter 1790 ist nicht bekannt. In seinem letzten Brief an Soemmerring vom 31. Mai 1791 hatte er lediglich ganz allgemein erwähnt, dass er sich durch Soemmerrings Wirken ermuntert fühle, verschiedene Abhandlungen die ich vorigen Winter zu schreiben angefangen, fortzusetzen und vielleicht zu vollenden (28,16–18). Genaueres wusste Soemmerring also nicht. Er kannte weder die naturkundlichen Vorhaben Goethes (vgl. zu 28,16–18), noch
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war ihm bekannt, dass Goethe sein Forschungsinteresse seit dem Frühjahr 1791 auf das Gebiet der Optik und Farbenlehre ausgerichtet hatte (vgl. zu 27,2–3). 52,19 kleinen Schrift sehen die ich hiermit überschicke] „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (vgl. zu 50,3–4 und zu 50,4–5). 52,20–21 ihr einige Aufmerksamkeit zu schenken] Soemmerring äußerte sich in dem nicht überlieferten Antwortbrief offenbar wohlwollend zu Goethes Arbeit (vgl. zu 84,17–18 und zu 84,20–21). 52,22–23 ohne genaue Kenntniß des menschlichen Auges 〈…〉 nicht weit fortgeführt] Goethe bezeichnete die Art seines bisherigen experimentellen Vorgehens, wie es in den „Beyträgen zur Optik“ angewandt worden war, als ‚subjektive Versuche‘, das heißt, die Versuche gründeten alle auf der Methode der einfachen Beobachtung mit dem menschlichen Auge des Betrachters. Um auf diesem eingeschlagenen Weg fortfahren zu können, dabei aber ein höheres Maß an Plausibilität und Beweiskraft zu erreichen, war Goethe recht bald klar, dass er auch die physiologischen Vorgänge im Sinnesorgan Auge und ihren Anteil an den festgestellten Ergebnissen in Zukunft stärker berücksichtigen müsse, was ihn schließlich in den folgenden Jahren zur Entdeckung der ‚physiologischen Farben‘ führen sollte. Dass Goethe sich in dieser Hinsicht auch Hilfe von Soemmerring versprach, ist durchaus nachvollziehbar, hatte dieser doch bereits 1785 eine Untersuchung „Ueber die Vereinigung der Sehenerven“ veröffentlicht (Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst. Band 1. Stück 2. Frankfurt a. M. 1785, S. 185–207), und weitere Forschungen hatten Soemmerring zuletzt Anfang 1791 zur Entdeckung des so genannten ‚Gelben Flecks‘ (lat.: Macula lutea) auf der Netzhaut geführt, die er aber erst 1795 öffentlich zu machen begann (vgl. Goethe und Soemmerring, 74). 53,1–2 bald wieder Ihrem Fache nähern] Eine erneute Hinwendung Goethes zu anatomischen oder anthropologisch-osteologischen Forschungen, den Hauptfächern Soemmerrings als Professor in Mainz, gab es danach nicht, auch nicht im Zusammenhang mit dem menschlichen Auge und den Grundlagen des Sehens. Goethe blieb in den nächsten Jahren vor allem dem Gebiet der Optik und Farbenlehre verhaftet, näherte sich dabei aber vor allem ab 1795/96 immer mehr physiologischen Fragestellungen.
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57. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Oktober oder Anfang November 1791〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Die Erwähnung des Abschlusses der Jahresrechnung der Ilmenauer Bergwerksgesellschaft (vgl. zu 53,7–8) und die Übersendung der neuesten Bücher Georg Forsters (vgl. zu 53,9–10) legen eine Datierung des Briefes auf den Herbst oder das Jahresende 1791 nahe. Nimmt man noch die gewählte Anrede Voigts mit ‚Wohlgeboren‘ hinzu, die Goethe nur bis zur Ernennung Voigts zum Geheimen Assistenzrat und seiner Kooptierung ins Geheime Consilium am 12. November 1791 gebrauchte (vgl. Datierung zu GB 8 II, Nr 121), so ergibt sich, dass der vorliegende Brief wahrscheinlich im Zeitraum Oktober/Anfang November 1791 geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-16387. – Doppelblatt 11,7 × 18,8 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 9 (1891), 291, Nr 2899. BEIL AG EN
Bücher Georg Forsters (vgl. zu 53,9–10). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 53,7–8 Seeger hat die Gewährung der 13 Kuxe 〈…〉 Rechnung geschlossen wird.] Kriegssekretär Johann Georg Seeger fungierte als Rechnungsführer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse zu Ilmenau und verwaltete deshalb auch die Abrechnungen der zur Finanzierung des Ilmenauer Bergwerksunternehmens ausgegebenen Anteilsscheine, der so genannten Kuxe, sowie die entsprechenden Nachzahlungen (vgl. GB 8 II, zu 26,13 und LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16267, Bl. 43–45). Auf dem letzten Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft vom 6. bis 11. Juni 1791 war ein Kapitalzuschuss für die Anteilseigner von 6500 Reichstalern für neue Kunstzeuge zur Schachtentwässerung beschlossen worden, der auf den Besitz jeder einzelnen Kuxe umzulegen war (vgl. Fünfte Nachricht, 12f.). Die Nachzahlungen sollten bis Michaelis 1791 erfolgen. Bei Zahlungsweigerung oder -versäumnis drohte der Gewerkschaftsausschluss und der Verfall der Anteilsscheine (vgl. ebd., 13). Auf dieser Grundlage mussten zum Jahresabschluss der Ilmenauer Bergwerksgesellschaft für 1791 eine Neubewertung des Kuxbestandes und eventuelle Berichtigungen durch notwendige Weiterverkäufe vorgenommen werden, die Goethe als Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission zu prüfen hatte. Voigt als Goethes enger Mitarbeiter in der Kommission wurde über diese Abläufe ebenfalls stets informiert.
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53,9–10 Hier die Paar Bände Forsterische Arbeiten] Es handelt sich um Georg Forsters neueste Buchveröffentlichungen, die er Goethe am 17. Mai 1791 zugeschickt hatte, zum einen die Übersetzung des Dramas „Shakuntala“ unter dem Titel „Sakontala oder der entscheidende Ring ein indisches Schauspiel von Kalidas“ (vgl. zu 51,4–5) und zum anderen den zweiten Band der forsterschen Reisebeschreibungen „Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich, im April, Mai und Junius 1790“ (vgl. zu 81,22). Diese Arbeiten Forsters wie auch die am 5. September 1791 noch nachgesandte Übersetzung des indischen Dramas durch William Jones (vgl. zu 51,3–4) kursierten unter den literarisch Interessierten in Weimar (vgl. zu 51,4–5).
58. An die Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 21. Oktober und 4. November 1791〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief fordert die Mitglieder der so genannten Weimarer Freitagsgesellschaft auf, über die Aufnahme neuer Mitglieder abzustimmen. Der beigefügte Stimmzettel (vgl. Beilage) enthielt eine Liste der abstimmungsberechtigten ordentlichen Mitglieder. Dazu gehörten die acht Gründungsmitglieder sowie als neues Mitglied Friedrich Hildebrand von Einsiedel (vgl. die einleitende Erläuterung). Kandidaten für eine Mitgliedschaft waren Carl August Böttiger, Johann Friedrich Kästner und Christoph Wilhelm Hufeland. Daraus lässt sich ableiten, dass der Brief eher in die Anfangszeit der Freitagsgesellschaft gehört. Die ersten beiden Zusammenkünfte der Vereinigung hatten am 9. September sowie am 21. Oktober 1791 offenkundig noch ohne die hier genannten Kandidaten und späteren Mitglieder stattgefunden (vgl. Protokolle vom 9. September und vom 21. Oktober 1791; GSA 30/384, Bl. 4 und 9–10). An der dritten Versammlung am 4. November 1791 nahmen Böttiger und Hufeland bereits teil, wie aus den Weimarer Aufzeichnungen Böttigers hervorgeht: „Diesen Abend wohnte ich zum erstenmal einer Sitzung der neuen gelehrten Geselschaft bei, die sich jeden ersten Freitag im Monat bei der Herzogin Mutter versammelt. 〈…〉 Am Ende wurde noch eine artige Entdeckung mitgetheilt, die der Hofmedicus Hufeland von der Wirkung des Lichtes an einem im Rahmen gefaßten Schattenriß des Herzogs gemacht hatte.“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 47 und 51.) Wenn man davon ausgeht, dass Böttiger und Hufeland schon als Mitglieder der Gesellschaft teilnahmen, da geladene Gäste kein Vortragsrecht besaßen, muss die Abstimmung über ihre Aufnahme zwischen der zweiten und dritten Zusammenkunft, also zwischen 21. Oktober und 4. November 1791, stattgefunden haben. Sollte es sich bei der von Böttiger berichteten Mitteilung Hufelands jedoch nicht um
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einen offiziellen Vortrag gehandelt haben, und sie hätten doch nur als Gäste an der Versammlung vom 4. November teilgenommen, käme auch der Zeitraum vom 4. November bis zur vierten Versammlung der Gesellschaft am 2. Dezember infrage. Für die fünfte Zusammenkunft am 6. Januar 1792 ist ein Vortrag Hufelands bezeugt und damit seine Mitgliedschaft in der Gesellschaft (vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 57). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 30/384, Bl. 10. – Doppelblatt 18,6(–19,1) × 23(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; eingeheftet in ein Faszikel mit dem Titel „Literarische Societet / betrL / 1791.“ E: Goethe-Voigt1 (1868), 452 (ohne Beilage). WA IV 9 (1891), 291f., Nr 2900 (ohne Beilage). BEIL AG E
Votir Zettel (53,16).
Ja
Sollen als Mitglieder unsrer monatlichen Zusammen kunft aufgenommen werden?
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Hl. Direcktor Böttcher
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Hl. Professor Kestner
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Hl. HofMed. Hufland.
Denen Herren Bertuch praesl. FJBertuch. / Bode Buchholz / v Einsiedel praes Einsiedel / v. Knebel / Herder pr. H. Voigt / Wieland.
Nein.
zugleich bittet dieses Blat gefällig zu präsentiren G praes. D. B. –– Voigt –– Knebel.
(GSA Weimar, Sign.: 30/384, Bl. 13. – Doppelblatt 19,6 × 27,5 cm, 1 S. quer beschr., egh., Tinte; Abzeichnungen mittels Schrägstrich (Tinte) vor den Namen Bode, v Einsiedel, v. Knebel, Herder und Wieland. – Faksimile: Briefe und Dokumente Goethes und seiner Zeitgenossen aus dem Nachlaß Christian
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Gottlob Voigt. Hrsg. v. der Kulturstiftung der Länder in Verbindung mit der Stiftung Weimarer Klassik / Goethe- und Schiller-Archiv. Redaktion: Jochen Golz. Berlin 1994, S. 18.) ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Auf Initiative von Goethe und Christian Gottlob Voigt kam es im Sommer 1791 zu einem lockeren Zusammenschluss einiger Gelehrter der Stadt, die sich regelmäßig treffen wollten, um sich über allseits interessierende Fragen und Themen auszutauschen. Man dachte an wissenschaftliche und künstlerische Vorträge und die Vorstellung von geplanten Publikationen mit anschließender Diskussion in zwangloser Runde. Am 1. Juli 1791 hatte Goethe Herzog Carl August noch fast beiläufig mitgeteilt, seine schon ältere Idee, hier eine gelehrte Gesellschaft zu errichten und zwar den Anfang ganz prätentionslos zu machen, habe sich in ihm gerade wieder erneuert (38,11–12). Nur vier Tage später, am 5. Juli 1791, war das Statut einer solchen Gesellschaft von Goethe aufgesetzt und von Christian Gottlob Voigt mitunterzeichnet worden. Zum Zweck der zunächst unter der Bezeichnung „Literarische Societät“ firmierenden Vereinigung wurde in Punkt 1 des Statuts lediglich ausgeführt: „Endes unterzeichnete vereinigen sich jeden Monats einmal zusammen zu kommen, und drey Stunden einer gemeinsamen Unterhaltung, durch Vorlesungen und andere Mittheilungen zu widmen.“ (H: GSA 30/384, Bl. 2; vgl. auch AS 2.1, 193.) Ergänzend wird in Punkt 2 ausdrücklich auf den freien und in jeder Hinsicht offenen Charakter bei der Themenwahl durch die Vortragenden hingewiesen: „Eines jeden Urtheil ist überlassen, was er selbst beÿtragen will, es mögen Aufsätze seyn aus dem Felde der Wissenschaften, Künste, Geschichte, oder Auszüge aus literarischen Privatcorrespondenzen und interessanten neuen Schriften, oder kleine Gedichte und Erzählungen, oder Demonstrationen phÿsikalischer und chemischer Experimente, u. s. w.“ (GSA 30/384, Bl. 2; vgl. auch AS 2.1, 194.) Unterzeichnet ist das Dokument von Christoph Martin Wieland, Friedrich Justin Bertuch, Johann Gottfried Herder, Johann Joachim Christoph Bode, Carl Ludwig von Knebel und Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz, die so mit Goethe und Voigt zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft gehörten. Bis zum 13. Oktober kam noch der Kammerherr Anna Amalias, Friedrich Hildebrand von Einsiedel, hinzu (vgl. Statutenergänzung vom 13. Oktober 1791; GSA 30/384, Bl. 8; vgl. auch AS 2.1, 200). Als Ehrengäste waren die Mitglieder der Herzogsfamilie stets geladen (vgl. Statut vom 5. Juli 1791. Punkt 9; GSA 30/384, Bl. 3; vgl. auch AS 2.1, 195). In der Statutenergänzung vom 13. Oktober wurde eine Zweidrittelmajorität für Entscheidungen und Neuaufnahmen festgelegt, die Rededauer für die Vortragenden auf 30 Minuten begrenzt sowie die Teilnahme von Gästen über Einladungen durch die Mitglieder geregelt. Als Versammlungstag wurde der jeweils erste Freitag im Monat festgelegt, daher rührt
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die später allgemein üblich gewordene Bezeichnung ‚Freitagsgesellschaft‘. Goethe wurde bis zum Ende des kommenden Winters als erster Vorsitzender bestimmt, der einzuladen und die Vortrags- und die Gästeliste zu erstellen und zu prüfen hatte (vgl. GSA 30/384, Bl. 8; vgl. auch AS 2.1, 200f.). Die ersten beiden Zusammenkünfte fanden am 9. September und am 21. Oktober 1791 im Wittumspalais der Herzoginmutter Anna Amalia statt. Über die Vielfalt der verhandelten Themen und die jeweiligen Referenten geben die überlieferten Protokolle dieser beiden Sitzungen (vgl. GSA 30/384, Bl. 4 und 9–10; vgl. auch AS 2.1, 197f. und 201f.) sowie die Berichte des teilnehmenden Carl August Böttiger vom 4. November 1791, 17. Februar, 2. und 23. März 1792 Auskunft (vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 47–66). Goethe referierte am 9. September zur Farbenlehre (vgl. GSA 30/384, Bl. 4; vgl. auch AS 2.1, 198), am 21. Oktober über die Lebensweise der Pholaden (Meeresweichtiere) und einen künstlich hergestellten Pyrophan oder Opal (vgl. GSA 30/384, Bl. 9; vgl. auch AS 2.1, 201f.). Am 4. November stellte er seine prismatischen Versuche zur Farbenlehre und deren in den „Beyträgen zur Optik. Erstes Stück“ dargelegten Ergebnisse vor (vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 48). Am 17. Februar 1792 las Goethe aus Karl Philipp Moritz’ Abhandlung „Grundlinien zu meinen Vorlesungen über den Styl“ (Berlin 1791) und am 2. März aus Friedrich Carl Emil von der Lühes Lehr- und Preisgedicht „Hymnus an Flora“ (vgl. ebd., 51f. und 59). Am 23. März machte er die Versammlung mit seinem Essay „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ bekannt (vgl. ebd., 62–66 und zu 33,16). Weitere Briefe an die Mitglieder der Gesellschaft, besonders in der Anfangszeit nach ihrer Gründung, sind durchaus wahrscheinlich. Bis auf sechs auf die Gesellschaft Bezug nehmende Briefe an Voigt, unter anderem einer in Angelegenheit der Versammlung der Freitagsgesellschaft, wahrscheinlich vom 6. Januar 1792 (Nr 63), sind jedoch keine Schreiben überliefert. Über die Entwicklung und den weiteren Fortgang der Vereinigung ist kaum etwas bekannt. Vom November 1792 datiert ein Papier Knebels mit Vorschlägen zu ergänzenden Regularien für die Weiterführung der Sitzungen, das er an Voigt geschickt hatte (vgl. GSA 30/385). Im Winter 1794/95 scheint es zu weiteren Lesungen aus Voß’ Übersetzung von Homers „Ilias“ (Altona 1793) gekommen zu sein, die Goethe am 31. Oktober 1794 selbst eröffnete (vgl. Böttiger, Literarische Zustände1 1, 81f.). Die Zusammenkünfte der Gesellschaft fanden vermutlich nunmehr unregelmäßig, teilweise sogar wöchentlich und unter gelockerten Bedingungen statt. Eine letzte Erwähnung der Gesellschaft findet sich bei Goethe in seinem Brief an Schiller vom 15. Oktober 1796: Gestern ist meine Freytags-Gesellschaft wieder angegangen; ich werde sie aber wohl nur alle 14 Tage halten und dazu einladen lassen. (WA IV 11, 233.) Danach verliert sich die Spur der Nachrichten über die Gesellschaft. Goethe würdigte in seinen Erinnerungen an das Jahr 1796 in den „Tag- und Jahres-Heften“ noch einmal die Bedeutung des Zusammenschlusses: Eine Gesellschaft hochgebildeter Männer, welche sich jeden
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Freitag bei mir versammelten, bestätigte sich mehr und mehr. 〈…〉 Ein jedes Mitglied gab von seinen Geschäften, Arbeiten, Liebhabereien, beliebige Kenntniß 〈…〉. Nichts war ausgeschlossen, und das Gefühl der Theilhaber, welches Fremde sogar in sich aufnahm, hielt von selbst alles ab, was einigermaßen hätte lästig sein können. Akademische Lehrer gesellten sich hinzu, und wie fruchtbar diese Anstalt selbst für die Universität geworden, geht aus dem einzigen Beispiel schon genugsam hervor, daß der Herzog, der in einer solchen Sitzung eine Vorlesung des Doctor Christian Wilhelm Hufeland angehört, sogleich beschloß ihm eine Professur in Jena zu ertheilen 〈…〉. (WA I 35, 68f.) 53,12 von mehreren Mitgliedern unsrer Gesellschaft] Wer von welchem Mitglied zur Aufnahme in die Freitagsgesellschaft empfohlen wurde, ist nicht bekannt. 53,13–15 Bötticher Direcktor, Kestner Professor, Hufland Hofmedikus] Die vorgeschlagenen Kandidaten gehörten zu den Honoratioren Weimars. Der 31-jährige, aus Reichenbach im Vogtland stammende Philologe, Pädagoge und Altertumskenner Carl August Böttiger war erst im September 1791 nach Weimar gekommen. Er hatte vom Weimarer Generalsuperintendent Herder die vakant gewordene Stelle des Rektors im Weimarer Gymnasium übertragen bekommen und wurde zum Oberkonsistorialrat für Schulangelegenheiten ernannt. Zuvor hatte er Rektoratsstellen in Guben und Bautzen bekleidet und schon zu Themen der Altertumskunde und der Pädagogik publiziert. – Der 44-jährige Weimarer Pädagoge Johann Friedrich Kästner war nach Hofmeistertätigkeiten und dem Dienst als Pageninformator seit Februar 1788 als Professor für akademischen Unterricht, vornehmlich der alten Sprachen und Geschichte am Gymnasium in Weimar tätig. – Der 29-jährige Mediziner Christoph Wilhelm Hufeland, der älteste Sohn des herzoglichen Leibmedikus Johann Friedrich Hufeland, praktizierte seit 1783 als Arzt in Weimar, anfangs noch zusammen mit seinem Vater, und führte ab 1785 den Titel Hofmedikus. 1796 wurde er offiziell zum Leibmedikus des Herzogs ernannt und bekam den Hofratstitel. Hufeland war auch Goethes Vertrauensarzt in Weimar. 53,16–17 beygehenden Votir Zettel zirkuliren] Der überlieferte Stimmzettel (vgl. Beilage) war von Goethe so gestaltet, dass alle stimmberechtigten Mitglieder der Freitagsgesellschaft darauf ihr Votum für oder gegen die Neuaufnahme der Kandidaten abgeben konnten. Er wurde von Mitglied zu Mitglied weitergereicht. 53,17–18 durch einen Strich in die Fächer der rechten oder lincken Seite] Alle damaligen Gesellschaftsmitglieder (vgl. die einleitende Erläuterung) nahmen ihr Stimmrecht wahr und votierten ohne Ausnahme für die Aufnahme der vorgeschlagenen Kandidaten (vgl. Beilage).
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59. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 17. November 1791 → 〈Giebichenstein?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: A Magyar Tudományos Akadémia Könyvtárának, Kézirattárar és Régi Könyvek Gy˝ujteménye, Budapest (Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Handschriftenabteilung und Sammlung Alter Drucke), Sign.: K 115/23. – Doppelblatt 19 × 23,2 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. (Beschluss.) In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 19ten Januar 1842. No. 3. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 51, Nr IX. WA IV 9 (1891), 289–291, Nr 2898 (nach E; Hinweis auf die Handschrift in den „Berichtigungen“; WA IV 50, 217). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts wahrscheinlich von Ende Oktober oder Anfang November 1791 (vgl. zu 54,3). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen 15. und 28. Juli 1792 (vgl. zu 90,20). Postsendungen: Vermutlich 23. November 1791 (vgl. GR/RB 1791, 14, Bl. 3). 54,1–2 mancherley Entschuldigungen 〈…〉 Freunde wenig von mir gehört] Neben den anhaltenden Aufgaben in der Ilmenauer Bergwerkskommission (vgl. zu 53,7–8) und der Herzoglichen Schlossbaukommission (vgl. zu 38,21) war Goethe seit geraumer Zeit vor allem durch die Neuorganisation des Weimarer Hoftheaters, dessen erste vollständige Saison im Oktober 1791 begonnen hatte (vgl. zu 49,19–20), sowie durch seine intensiven prismatisch-optischen Versuche zu einer Farbenlehre sehr stark beansprucht (vgl. zu 49,19 und zu 50,6–7). Darunter hatte offenbar auch seine Korrespondenz zu leiden. Aus der zweiten Oktoberhälfte sind lediglich zwei nicht überlieferte Briefe Goethes bekannt (EB 110 und EB 111). Im laufenden Monat hatte er bisher offenkundig nur einen Brief an Georg Forster nach Mainz geschrieben (EB 112), und bis Ende des Jahres sollten lediglich fünf weitere Briefe nach außerhalb folgen (vgl. EB 113, EB 114, EB 115, EB 116, EB 117). Normalerweise schrieb Goethe in dieser Zeit zehn bis zwanzig Briefe im Monat. 54,3 auf Ihren Brief] Offenbar war Reichardt in seinem Bezugsbrief schon auf Goethes „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ eingegangen (vgl. zu 54,9–11). Da diese Abhandlung erst am 10. oder 11. Oktober 1791 gedruckt vorlag und von Goethe am 12. Oktober an einige Interessierte verschickt worden war, ist nicht auszuschließen, dass auch Reichardt ein Belegexemplar von Goethe zugeschickt bekam, obwohl ein Nachweis dafür fehlt. Reichardt könnte sich die Abhandlung aber natürlich auch selbst beschafft haben, hatte Goethe seine Schrift doch bereits in
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BRIEF 59
seinem Brief vom 30. Mai 1791 für die Michaelismesse angekündigt (vgl. zu 27,2–3). Wenn also Reichardt tatsächlich Goethes „Beyträge zur Optik“ schon gelesen und Goethe den Bezugsbrief Reichardts nicht sofort beantwortet haben sollte (vgl. zu 54,1–2), wäre der Bezugsbrief Reichardts wahrscheinlich Ende Oktober oder Anfang November 1791 verfasst worden. 54,4 Sie hier zu sehen] In seinem Bezugsbrief hatte Reichardt offensichtlich einen Besuch bei Goethe in Weimar angekündigt, nachdem er sich Mitte Oktober vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. als Hofkapellmeister für drei Jahre hatte beurlauben lassen (vgl. zu 12,1). Der Aufenthalt in Weimar kam nicht zustande. Stattdessen trat Reichardt Anfang Januar 1792 eine größere Reise ins revolutionäre Frankreich an, die ihn in vier Monaten über Frankfurt a. M., Straßburg, Lyon und Moulins bis nach Paris führte (vgl. Salmen, Reichardt, 72f.; vgl. auch Anonym 〈Johann Friedrich Reichardt〉: Vertraute Briefe über Frankreich. Auf einer Reise im Jahr 1792 geschrieben. 2 Bde. Berlin 1792 und 1793). 54,4–5 kein Quartier anbieten] Bei seinem ersten Besuch in Weimar im Frühjahr 1789 hatte Reichardt in Goethes Haus am Frauenplan logiert (vgl. GB 8 II, zu 112,23), bei seinem vermutlich zweiten Besuch Ende November/Anfang Dezember 1789 dann wahrscheinlich im ‚Kleinen Jägerhaus‘ vor dem Frauentor (vgl. GB 8 II, zu 126,11 und zu 157,15–17). 54,5–6 der Schweizer Meyer 〈…〉 bewohnt meinen obern Stock] Der Schweizer Maler und Kunstschriftsteller Johann Heinrich Meyer, den Goethe während seiner ersten Italienreise 1786/88 in Rom kennen gelernt hatte und dem er freundschaftlich verbunden geblieben war (vgl. GB 7 II, zu 236,11–12), hielt sich seit dem 13. November 1791 in Weimar auf. Er war Goethes Einladung zu einem längeren Aufenthalt gefolgt und wohnte im Obergeschoss des ‚Kleinen Jägerhauses‘ (vgl. auch zu 12,16–17), wo auch Christiane Vulpius und ihre Familie lebten (vgl. GB 8 II, zu 152,19). Auch Reichardt kannte Meyer. Sie waren einander im Mai 1790 in Venedig begegnet. Meyer hatte die Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer Rückreise aus Italien nach Weimar von Venedig bis Mantua begleitet (vgl. GB 8 II, zu 204,6), und Reichardt befand sich auf einer Werbetour für die Berliner Hofoper durch Italien (vgl. zu 17,2–3; GB 8 II, zu 153,21 und zu 171,5–6). 54,8 wichtigen Angelegenheiten der fünf Sinne mit Ihnen abzuhandlen] Wahrscheinlich hatte Reichardt nach der Lektüre von Goethes „Beyträgen zur Optik“ in seinem Bezugsbrief angeregt, der Physiologie des Sehens auch die der anderen Wahrnehmungsformen des Menschen wissenschaftlich zu betrachten, also das Hören, Riechen, Tasten und Schmecken. Goethes Aufforderung zum gemeinsamen Studium der Akustik (vgl. 54,20) stützt zumindest eine solche Annahme. Dass Goethe unmittelbar darauf einging, verwundert nicht, war er doch der Meinung, dass auf allen Teilgebieten der Naturlehre letztlich die gleichen allgemeinen Grundprinzipien wirken. In den im Nachlass überlieferten Aufzeichnungen „Physische Wirkungen“ z.B. zählt Goethe neben magnetischen, elektrischen, galvanischen, chro-
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matischen und sonoren unter anderem auch so genannte schmeckbare und riechbare Erscheinungen als Forschungsgegenstände auf (vgl. LA I 11, 41–44). 54,9–11 Mein Optisches Wesen 〈…〉 Behandlung mehr als die Sache ergötzt hat.] Offenbar hatten Reichardt die „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ (Weimar 1791) insbesondere wegen des methodischen Vorgehens und wegen der beigelegten Karten beeindruckt, mit denen man die Experimente nachstellen konnte (vgl. zu 44,7–8). 54,11–12 in der Folge noch wunderbare Dinge zu sehen] Goethe nahm weitere prismatisch-optische Versuche vor, die ihn seiner eigenen Theorie der Entstehung der physikalischen Farben näher bringen sollten. Mit deren Publikation wollte er eine Wissenschaftsreihe begründen. Zur Ostermesse Ende April 1792 erschienen Goethes „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“. Vgl. zu 27,2–3; zu 51,10–11; zu 52,4–5; zu 52,5. 54,13–15 Neutonische Hypothese von diverser Refrangibilität 〈…〉 zusammenfallen] Vgl. zu 51,13–14. 54,20 die Akustick gemeinsam angreifen] Vgl. zu 54,8. Die Zusammenarbeit mit Reichardt kam nicht zustande. Goethe versuchte später, etwa ab Mitte des ersten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts, eine Tonlehre einschließlich der Akustik zu entwickeln, ist dabei aber über einige Grundsatzüberlegungen und die Erforschung von Teilaspekten (Tonphysiologie, Tonpsychologie) nicht hinausgekommen (vgl. z.B. im Nachlass überlieferte Notizen und das Schemata zur Tonlehre, in: LA I 11, 134–138). 54,22–23 nicht genug auf die Chymie 〈…〉 chymischen Theil der Naturlehre berufen] Chemie war Ende des 18. Jahrhunderts eine junge und noch schwach ausgebildete Disziplin der allgemeinen Naturlehre. Die 1780 entdeckte Galvanik hatte zwar vielversprechende neue Ansätze gebracht, Goethe hatte sich damit jedoch noch nicht auseinandergesetzt. Es ist zu vermuten, dass Reichardt in seinem Bezugsbrief nach chemischen Farbexperimenten gefragt hat, was Goethe bereitwillig aufgriff. Im März 1792 bekam er zu dem Thema Literatur- und Studienhinweise von August Johann Georg Carl Batsch aus Jena (vgl. zu 62,17). Später hat Goethe wiederholt versucht, so z.B. auch schon 1793, zumindest einige Grundsätze einer chemischen Farbenlehre festzuhalten, indem er Farbwirkung und Farbwechsel durch Pigmentveränderung, Mischung, Lösung oder Verbindung verschiedener Grundstoffe beschrieb (vgl. LA I 3, 373–379). In seinem Grundlagenwerk „Zur Farbenlehre“ widmete er dem Thema der so genannten chemischen Farben, den Farben der Körper, ihren Interferenzen und Übergängen dann ein eigenständiges Kapitel (Zur Farbenlehre. Des Ersten Bandes Erster, didaktischer Theil. Dritte Abtheilung. Chemische Farben. Tübingen 1810, S. 186–254; vgl. auch LA I 4, S. 155–202). 54,27–28 Theilnahme, 〈…〉 die ich von allen Seiten bemercke] Vgl. zu 51,10–11.
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54,31 die K ä r t c h e n zum Vortrag] Vgl. zu 44,7–8. 55,3–4 mit einem Mahler und Mathematiker innig associirt] Bei dem erwähnten Maler hatte Goethe vermutlich an den vor wenigen Tagen in Weimar angekommenen Johann Heinrich Meyer gedacht (vgl. zu 54,4–6). Aber auch Johann Heinrich Lips oder Künstler aus dem Umfeld der Freien Zeichenschule, wie Georg Melchior Kraus oder Johann Ernst Heinsius, sind in dem Zusammenhang als Kontaktpersonen nicht ganz auszuschließen (vgl. zu 32,3–4 und GB 8 II, zu 162,12). Mit dem Mathematiker ist wohl der seit 1789 als Professor an der Jenaer Universität lehrende Johann Heinrich Voigt gemeint, mit dem Goethe schon früh den Austausch über seine Untersuchungen zur Farbenlehre gesucht hatte (vgl. zu 29,17–18). 55,4–5 für die übrigen Fächer auch nahe und reine Verbindungen] Mit der nahegelegenen Universität Jena hatte Goethe alle Möglichkeiten, sich zu sämtlichen Themen der allgemeinen Naturlehre mit Fachgelehrten auszutauschen. 55,5–6 die Ihrigen] Reichardt war seit Dezember 1783 in zweiter Ehe mit Johanna Wilhelmine Dorothea Hensler (geb. Alberti) aus Hamburg verheiratet. Zu Reichardts Familie gehörten 1791 neben drei gemeinsamen Kindern, Johanna (geb. 1784), Hermann (geb. 1786) und Friederike (geb. 1790), auch noch zwei Töchter aus Reichardts erster Ehe, Louise (geb. 1779) und Wilhelmine Juliane (geb. 1783), sowie drei Kinder aus der ersten Ehe von Reichardts Frau mit Peter Wilhelm Hensler, Wilhelm (geb. 1772), Charlotte (geb. 1776) und Wilhelmine Hensler (geb. 1777). 55,6 Schreiben Sie mir wenn Sie kommen.] Ein direkter Antwortbrief Reichardts, der den Besuchsplan für Weimar präzisiert oder schon seine Absage enthalten hätte, ist nicht bekannt.
60. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 4. Januar 1792 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/77,I, Bl. 1. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,2(–23,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Zwei neue Goethe-Briefe. Mitgetheilt von Julius Wahle. In: GJb 47 (1927), 47. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 94, Nr 2902a. BEIL AG E
Bücher (vgl. zu 55,14–15).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Batschs aus dem Zeitraum zwischen Ende November 1791 und Anfang Januar 1792 (vgl. zu 55,10). – Batsch antwortete mit einem Brief vom 6. März 1792 (vgl. zu 62,13). 55,10 das übersendete Werck] Wahrscheinlich sind Batschs „Botanische Bemerkungen“ gemeint, deren „Erstes Stück“ mit sechs Tafeln zur Michaelismesse Anfang Oktober 1791 im Verlag von Johann Jacob Gebauer in Halle erschienen war. Die thematisch heterogene Sammlung enthielt 140 Einzelabhandlungen zu botanischen Spezialproblemen und war als Auftakt zu einer losen Publikationsreihe mit freier Themenwahl und wissenschaftspädagogischer Ausrichtung geplant. Das Werk befindet sich in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 625, Nr 4349). Die anderen beiden Veröffentlichungen Batschs aus dem Jahr 1791, das Lehrbuch „Versuch einer Historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besondern Geschichte der cörperlichen Grundstoffe. Für Naturfreunde entworfen von D〈oktor〉 A〈ugust〉 J〈ohann〉 G〈eorg〉 C〈arl〉 Batsch. Zweyter physicalischer Theil“ und die Kupferstichsammlung „Sechs Kupfertafeln mit Conchylien des Seesandes. Gezeichnet und gestochen von A. I. G. C. Batsch“ waren zur Ostermesse im Mai erschienen und bereits in Goethes Besitz (vgl. zu 37,12 und zu 49,8–10). – Goethe hatte Batsch zuletzt am 21. November geschrieben. Der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 114). 55,14–15 Hierbey folgen die Bücher 〈…〉 allzulange bey mir behalten] Batsch ließ Goethe nicht nur seine eigenen Veröffentlichungen zukommen, sondern versorgte ihn auch mit wissenschaftlichen Neuerscheinungen (vgl. zu 5,7–8 und zu 5,8). Um welche von Batsch entliehenen Bücher es sich hier handelt, ist nicht bekannt. 55,15–16 mich balde in Jena Ihrer lehrreichen Unterhaltung zu freuen] Der nächste Besuch Goethes in Jena fand erst wieder im April 1792 statt. Goethe hielt sich vom 4. bis 10. April zusammen mit Christian Gottlob Voigt vor allem zur Klärung der Probleme einer Neuorganisation des Konviktoriums der Jenaer Universität in die Stadt auf (vgl. zu 68,22). Vermutlich traf er dabei auch mit Batsch zusammen, um sich über das weitere Vorgehen bei der Einrichtung des botanischen Gartens in Jena abzustimmen (vgl. zu 70,6–7).
61. An Georg Heinrich von Deyn
Weimar, 5. Januar 1792 → 〈Jena〉
ZUM A D RESSATEN
Die Deputierten der sich neu bildenden ‚verbundenen Landsmannschaften‘ der Studenten der Jenaer Universität hatten am 4. oder 5. Januar 1792 an Goethe, als den von Ihnen gewünschten Kommissär in der Angelegenheit, ihren „Plan zur Abschaf-
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BRIEF 61
fung der Duelle“ nebst dazugehörigen Dokumenten zur Weiterleitung an Herzog Carl August und das Geheime Consilium geschickt (vgl. zu 56,6 und zu 56,7), da sie sich von ihm Unterstützung in ihren Auffassungen versprachen. Konkret war diese Aufgabe einem ihrer Hauptvertreter, dem Studenten der Rechte Georg Heinrich von Deyn, übertragen. Die Anrede Ew. Hochwohlgebl. (55,21), die für Adelige zu verwenden war (vgl. GB 8 II, zu 94,21), spricht jedenfalls dafür, dass Deyn auch der Adressat des vorliegenden Briefes gewesen ist (vgl. auch Heinrich Stephani: Wie die Duelle auf unsern Universitäten abgeschafft werden könnten. Leipzig 1828, S. 131; AS 2.1, 203f. und AS 3, 55f.). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Actenstücke die Abschaffung der Duelle unter den Studirenden in Jena betreffend. In: Der Anzeiger: Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlicher Gewerbe, wie auch zur freyen gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art. Jg 1792. Erster Band. Nr 16. Donnerstags, den 19. Januar 1792. 〈Gotha 1792〉, Sp. 134. D: Goethe-Voigt1 (1868), 51. WA IV 9 (1891), 293, Nr 2903 (nach D; vgl. auch „Berichtigungen“, in: WA IV 30 [1905], 258). Textgrundlage: E. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
55,21 Hochwohlgebl.] Hochwohlgeb. D WA 55,21 zugesandten Entwurf eines Plans] zugesandten Plan D WA 55,24 ansehn] ansehen D WA 56,2 verdienen] verdienen, D WA 56,4 5] 5. D WA 56,5 W. Göthe.] W. v. Goethe. D WA ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Deyns und weiterer Jenaer Studenten vom 4. oder 5. Januar 1792 (vgl. Zum Adressaten). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Über die Person Georg Heinrich von Deyns (1770–1839) ist nur wenig bekannt. Der vermutlich aus Bremen stammende Deyn war seit dem Wintersemester 1789 Student der Rechte an der Universität Jena. Seit 1796 lebte er als Advokat in Altengönna bei Jena, später als Anwalt und Notar in Jena. Während seines Studiums war er Gründungsmitglied der so genannten ‚verbundenen Landsmannschaften‘ an der Universität, die als Gegenorganisation zu den etablierten ‚schlagenden Verbindungen‘ der Studentenschaft entstanden waren und das von den Landesadministrationen angestrebte Verbot der Duelle an der Universität aktiv unterstützten. Deyn nahm Anfang 1792 Kontakt zu Goethe auf, der die Oberaufsicht über die
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wissenschaftlichen und künstlerischen Anstalten im Herzogtum hatte und sich in der Duellfrage besonders engagierte. Deyn übersandte Goethe den Ehrenkodex und die Organisationsstatuten der neuen Jenaer Studentenverbindung sowie einen „Plan zur Abschaffung der Duelle“ (vgl. Zum Adressaten). Er erhielt umgehend die hier vorliegende Antwort. Darüber hinaus scheint es keinen Briefwechsel gegeben zu haben. 55,21–22 zugesandten Entwurf eines Plans zu Abschaffung der Duelle] Der von Deyn erarbeitete „Plan zur Abschaffung der Duelle“ stammt vom 16. Dezember 1791 (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8503, Bl. 3–4). Hauptpunkt dieses Plans war es, die Einrichtung von landsmannschaftlichen Verbindungen der Studenten (,verbundenen Landsmannschaften‘) zuzulassen und mit begleitenden administrativen Maßnahmen zu fördern. 55,22–23 über den Gesichtspunkt gefreut] Gemeint war der Vorschlag, die so genannten studentischen Ehrengerichte abzuschaffen und durch eine akademische Gerichtsbarkeit zu ersetzen, die sich aus festen Mitgliedern des administrativen Bereichs der Universität und alternierenden Mitgliedern (Kommission) aus der Studentenschaft zusammensetzen sollte (vgl. ebd.). 55,24–25 Serenissimo 〈…〉 eingereichte Schreiben mit den Beylagen vorzulegen] Herzog Carl August erhielt wahrscheinlich mit dem Protokoll der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 6. Januar 1792, in der der Antrag der Jenaer Studenten verhandelt wurde, Kenntnis von den der Beratung zugrunde liegenden Schriftstücken, also dem „Plan zur Abschaffung der Duelle“ (ebd.), den Entwürfen für „Allgemeine Gesezze“ der neuen Studentenorganisation (ebd., Bl. 5–6), für einen neuen Ehrenkodex (ebd., Bl. 7) und der künftigen Organisationstruktur der Verbindungen („Von der Organisierung der Studirenden“; ebd., Bl. 8). Wahrscheinlich hatte es dazu auch einen Bericht über die bisherige Entwicklung und die Zusammenarbeit mit den begleitenden Kommissarien gegeben, der aber nicht überliefert ist. 56,1 wünsche mir Einfluß genug diese gute Sache befördern zu helfen] Vgl. zu 56,7–8. 56,2–3 Zutrauen zu verdienen 〈…〉 Theil unsrer akademischen Bürger beehrt hat] Goethe gehörte auf Wunsch der Gründungsgruppe der ‚verbundenen Landsmannschaften‘ zu einem im November oder Dezember 1791 neu geschaffenen Gremium beratender und beaufsichtigender Kommissare aus dem akademischen und administrativen Bereich (vgl. zu 56,9). Damit sollte dem Anliegen der Studenten von Anfang an eine rechtlich abgesicherte Grundlage gegeben werden. Goethe war aber bisher an den Beratungen nicht beteiligt gewesen.
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62. An Christian Gottlob Voigt
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〈Weimar, 5. Januar 1792〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Offenbar am 5. Januar 1792 hatte Goethe den studentischen Entwurf eines Plans zur Abschaffung der Duelle an der Universität Jena zur Weiterleitung an Herzog Carl August und das Geheime Consilium erhalten (vgl. Zum Adressaten, Nr 61 und zu 55,21–22). Am Folgetag war die nächste Consiliumssitzung anberaumt, auf der auch das Vorhaben der Studenten zur Beratung anstand, das nach deren Wunsch von Goethe unterstützt werden sollte (vgl. zu 55,24–25 und zu 56,7–8). Da er Voigt in der Sache zuvor noch sprechen wollte (vgl. zu 56,11–12), ist davon auszugehen, dass der vorliegende Brief noch am 5. Januar 1792 geschrieben und an Voigt verschickt wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1362/1972. – Doppelblatt 20,5(21) × 18,9(–19,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 neben dem Falz abgeschnitten und unter Bl. 1 eingeklebt in ein Heft mit Pappdeckel und der Aufschrift: „Eigentum der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller zu Jena. / Archiv: A Nr 16 / Goethe’s Handschrift. / Geschenk des Ehrenmitglieds Prof. Friedrich Klopfleisch aus dem Nachlasse seines Vaters Archidiaconus Klopfleisch, übergeben am 3. August 1893.“ – Faksimile: Hans Tümmler: Ein unbekanntes kleines Goethe-Skriptum in Sachen Hochschulreform. In: GJb 85 (1968), nach S. 304. E: Hans Tümmler: Ein unbekanntes kleines Goethe-Skriptum in Sachen Hochschulreform. In: GJb 85 (1968), S. 304. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 95, Nr 2902b. BEIL AG EN
1) Eingabe der Deputierten der ‚verbundenen Landsmannschaften‘ (vgl. zu 56,6). 2) „Plan zur Abschaffung der Duelle“ mit Beilagen (vgl. zu 56,7). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 56,6 das Schreiben der Studirenden angekommen] Es handelt sich um eine Eingabe von Studenten der Universität Jena an die Erhalter der Universität zur Genehmigung ihrer ‚verbundenen Landsmannschaften‘. Diese sollten eine Alternative zu den schlagenden Studentenverbindungen sein und sich vor allem durch die Abschaffung der Duelle unterscheiden (vgl. Supplik der Deputierten der verbundenen Landsmannschaften an die Herzöge von Sachsen, 4. Januar 1792; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8503, Bl. 1–2). Goethe sollte die
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Eingabe an die Herzöge weiterleiten und das Anliegen fördern (vgl. die folgende Erläuterung). 56,7 nebst den Beylagen] Es handelt sich um den „Plan zur Abschaffung der Duelle“ (vgl. zu 55,21–22), entworfen am 16. Dezember 1791 von den Deputierten der ‚verbundenen Landsmannschaften‘, den Studenten Georg Heinrich von Deyn, August Wilhelm Demme, Johann Dietrich Schieferdecker und Karl August Osterloh, sowie um drei weitere Beilagen. Eine führte die Organisation der Studenten in einer neuen, Duelle ablehnenden Verbindung mit so genannten ‚natürlichen Landsmannschaften‘ als Basisgruppen näher aus. Ferner lagen ein Statutenentwurf für die neue Verbindung bei sowie ein Vorschlag für einen neugefassten Ehrenkodex (vgl. zu 55,24–25 und: Der Anzeiger: Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlicher Gewerbe, wie auch zur freyen gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art. Jg 1792. Erster Band. Nr 16. Donnerstags, den 19. Januar 1792. 〈Gotha 1792〉, Sp. 124–127). – Die Zusendung des gesamten Eingabepakets (vgl. die vorhergehende Erläuterung) muss noch am 4. oder spätestens am 5. Januar 1792 nach Weimar gegangen sein, da Goethe schon am letztgenannten Tag den Eingang gegenüber den Jenaer Studenten schriftlich bestätigt (vgl. Nr 61). 56,7–8 der Theil des Protocolls der sich auf diese Bewegung bezieht] Goethe versuchte, die bevorstehende Beratung im Geheimen Consilium am 6. Januar 1792 in der Angelegenheit vorab in eine bestimmte Richtung zu lenken. Korporativen Zusammenschlüssen innerhalb der Studentenschaft stand Goethe grundsätzlich skeptisch gegenüber. Eine in solcher Weise verstandene Ablösung der von ihm als nicht mehr tragbar angesehenen bisherigen ‚schlagenden Verbindungen‘ unterstützte er mithin nicht, sondern sah dies als Aufgabe eines grundlegenden sittlichkulturellen Wandels (vgl. zu 56,11–12). Bedenken hatte Goethe insbesondere gegenüber dem Anliegen, die Verbindung als von der Obrigkeit privilegierte Standesorganisation der Studierenden an der Universität zu etablieren, und auch gegenüber der Idee, Ehrengerichte einzurichten, deren Schiedsspruch an die Stelle der Duelle treten sollte. Vgl. Müller, Universität Jena, 325. 56,9 Hofr. Schnaubert hat nichts wieder hören lassen] Andreas Joseph Schnaubert war seit 1786 Professor der Jurisprudenz an der Universität Jena und hatte mit seiner Berufung den Titel eines sachsen-weimarischen Hofrats verliehen bekommen. Die studentischen Initiatoren der ‚verbundenen Landsmannschaften‘ waren am 19. November 1791 mit der Bitte an Herzog Carl August herangetreten, ihren Plan einreichen zu dürfen. Um nicht in den Verdacht ungesetzlicher Machenschaften zu geraten, hatten sie zugleich darum gebeten, ihnen die Professoren Christian Gottfried Schütz, Andreas Joseph Schnaubert sowie den Geheimen Rat Goethe als Kommissare zur Seite zu stellen, unter deren Aufsicht und mit deren Hilfe sie ihr Projekt ausarbeiten wollten (vgl. Supplik der Deputierten der verbundenen Landsmannschaften an die Herzöge von Sachsen, 4. Januar 1792; LATh –
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HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8503, Bl. 1–2; vgl. auch Actenstücke die Abschaffung der Duelle unter den Studirenden in Jena betreffend. In: Der Anzeiger: Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlicher Gewerbe, wie auch zur freyen gegenseitigen Unterhaltung der Leser über gemeinnützige Gegenstände aller Art. Jg 1792. Erster Band. Nr 16. Donnerstags, den 19. Januar 1792. 〈Gotha 1792〉, Sp. 123). Während Schnaubert mit den Initiatoren der Antiduellverbindung in Jena in engem Kontakt gestanden hatte, war Goethe bis zur Absendung der Supplik vom 4. Januar 1792 nicht einbezogen gewesen und hatte bis dahin noch keine Kenntnis von den konkreten Inhalten des Projektes. 56,10–11 der Plan vor der Einreichung übersendet werden sollen] Obwohl Goethe es missbilligte, dass man ihn in die Konzipierung der Supplik vom 4. Januar 1792 nicht einbezogen hatte, bestätigte er in einem Schreiben vom 5. Januar 1792 an den Deputierten der Bewegung und Erstunterzeichner Georg Heinrich von Deyn deren Empfang (vgl. zu 55,21–22), sicherte den Petenten zu, sie an den Herzog weiterzuleiten (vgl. zu 55,24–25) und versprach unverbindlich, ihr Anliegen fördernd zu begleiten (vgl. zu 56,2–3). 56,11–12 Wegen der Ausführung hoffe Ew Wohlgebl noch zu sprechen.] Bei seinem Treffen mit Voigt (vgl. Datierung) fasste Goethe seine Bedenken gegen das Organisationsprojekt der Jenaer Duellgegner in einem Votum zusammen (vgl. FA/Goethe I 27, 12–16; AS 2.1, 204–208 und Kommentar in AS 3, 61f.). Das Votum besagt, dass Goethe jede mit Privilegien ausgestattete, juristisch organisierte Verbindung von Studierenden ablehnte und sich die Überwindung des Duellwesens lediglich in Gestalt eines durch moralische Autorität wirkenden, auf der Ebene sittlicher Einflussnahme agierenden Freundschaftsbundes oder eines pädagogischen Instituts vorstellen konnte (vgl. Müller, Universität Jena, 326f.). – Zur Verwendung der Anrede ‚Wohlgeboren‘ in Bezug auf Voigt vgl. Datierung zu Nr 71.
63. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 6. Januar 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Das vorliegende Billett ist im Hinblick auf eine am gleichen Tag bevorstehende Sitzung der so genannten Weimarer Freitagsgesellschaft geschrieben (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 58). Goethe erwähnt das Einladungsrecht, das ordentlichen Mitgliedern zustand. Christoph Wilhelm Hufeland muss also schon ordentliches Mitglied gewesen sein, da von ihm berichtet wird, dass er einen Gast mitbringen wird. Hufeland war wahrscheinlich seit Ende Oktober/Anfang November, spätestens aber seit Dezember Mitglied der Freitagsgesellschaft (vgl. Datierung zu Nr
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58). Auf der Sitzung am 6. Januar 1792 hatte Hufeland mit einer Vortragsreihe „über die verschiedenen Mittel, seine Lebensdauer zu verlängern“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 57), begonnen. Vermutlich bezieht sich die hier erwähnte Einladung an Johann Jacob Griesbach auf diese Sitzung. Jedenfalls legt die explizite Benachrichtigung Voigts davon eine solche Annahme nahe. Erhärtet wird die Annahme weiter dadurch, dass sich sowohl der eingeladene Griesbach als auch der für eine Einladung vorgeschlagene Freiherr von Ziegesar Anfang Januar in Weimar aufhielten (vgl. zu 56,14 [1] und zu 56,15). Der vorliegende Brief Goethes wäre demnach am 6. Januar 1792 geschrieben. Eine Einordnung in eine spätere Zeit der Freitagsgesellschaft bis etwa Ende 1796 ist freilich nicht völlig auszuschließen. Dafür fehlen aber nähere Hinweise. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 5. – 1 Bl. 12(–12,2) × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 147, Nr 22. WA IV 9 (1891), 292, Nr 2901. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 56,14 Geh. Kirchenr. Grießbl.] Johann Jacob Griesbach, Geheimer Kirchenrat und Erster Professor der Theologie an der Universität Jena. Griesbach hielt sich wahrscheinlich als Teilnehmer des Ausschusstags der Jenaischen Stände zwischen 31. Dezember 1791 und 15. Januar 1792 in Weimar auf (vgl. AS 3, 54). Seine Anwesenheit an der herzoglichen Hoftafel lässt sich für den 3., 5., 8., 10. und 15. Januar 1792 belegen (vgl. FB 1792, S. 3–15). 56,14 HofM. Hufl.] Der Arzt und Hofmedikus Christoph Wilhelm Hufeland war wahrscheinlich schon seit Ende Oktober oder November 1791 offizielles Mitglied der so genannten Weimarer Freitagsgesellschaft und konnte so auch Gäste zu den Versammlungen mitbringen (vgl. Datierung zu Nr 58). Hufeland trat in der Sitzung am 6. Januar und den folgenden Sitzungen selbst als Vortragender auf (vgl. ebd.). Im weiteren Jahresverlauf wurde Hufeland auf Initiative Herzog Carl Augusts für eine Berufung als Honorarprofessor der Medizin an der Universität Jena vorgeschlagen. Er wurde 1793 berufen. 56,14–15 heute Abend in die Societät] Wahrscheinlich ist die Sitzung der Weimarer Freitagsgesellschaft am 6. Januar 1792 gemeint (vgl. Datierung). 56,15 v Zigesar einladen] August Friedrich Carl Freiherr von Ziegesar, Oberkonsistorialpräsident und Kanzler am Hof in Gotha, Richter am gemeinsamen herzoglich-sächsischen Hofgericht in Jena. Er bearbeitete die Universitäts- und Wissenschaftsangelegenheiten im Gothaer Ministerium und weilte wie Griesbach ebenfalls wahrscheinlich zum Ausschusstag der Jenaischen Stände Anfang Januar 1792 in
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Weimar. Vom 1. bis 3. Januar, sowie am 5., 7., 8., 14. und 15. Januar speiste er an der herzoglichen Hoftafel (vgl. FB 1792, S. 1–15). 56,17 gestrigen guten Tag] Am 5. Januar 1792 hatte Goethe mit Voigt noch in amtlichen Angelegenheiten korrespondiert (vgl. Nr 62 und AS 3, 56f.). Möglicherweise hatte es in diesem Zusammenhang oder in Bezug zum Ausschusstag der Jenaischen Stände auch ein Treffen oder Arbeitsessen gegeben (vgl. auch AS 3, 54f.).
64. An Johann Friedrich Rudolf Steiner Weimar, 30. Januar 1792 → Hamburg ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Bausachen, Sign.: B 8957a, Bl. 33. – 2 ineinander gelegte Doppelblätter 20,4 × 35 cm, 1 ¾ S. (S. 1 und 2 des zweiten Doppelblattes; anschließend auf S. 2 bis 4 und S. 3 des ersten Doppelblatts Konzept eines Briefes an Johann August Arens, Nr 65; S. 1, 2 und 4 des ersten Doppelblatts leer) zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (Schumann) mit egh. Korrekturen, Tinte; Orts- und Datumsangabe sowie Paraphe (58,17–18: W. dl. 30 Jan 1792 G) egh., Tinte; vor Brieftext auf S. 1 des zweiten Doppelblatts in linker Spalte oben Adresse, Schreiberhd (Schumann), Tinte: An Herrn Baumeister / Steinert. / in / Hamburg. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (weiter vgl. Nr 65). E: WA IV 18 (1895), 46, Nr 2903b (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Steiners Brief vom 25. Januar 1792 (vgl. zu 58,1). – Steiner antwortete am 18. Februar 1792 (vgl. zu 58,12). Der aus Braunschweig stammende Architekt Johann Friedrich Rudolf Steiner (1742–1804) war nach ersten Beschäftigungen am Braunschweiger und Sondershausener Hof 1775 schließlich nach dem Weimarer Schlossbrand vom Mai 1774 als so genannter Baukontrolleur in den Dienst Herzog Carl Augusts von SachsenWeimar und Eisenach eingetreten. Nach seinen Plänen wurde 1779 beispielsweise das erste Weimarer Hoftheater an der Esplanade errichtet. Später folgten weitere städtebauliche Projekte wie das Hofgärtnerhaus und die Pompejanische Bank am Park an der Ilm. Von Beginn an, seit Frühjahr 1789, war Steiner, assistiert von seinem Sohn Carl Friedrich Christian, am Wiederaufbau des Schlosses beteiligt. Er war für die Oberaufsicht der auszuführenden Baumaßnahmen zuständig und unterstand direkt den Maßgaben der Schlossbaukommission, der auch Goethe ange-
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hörte (vgl. einführende Erläuterung zu Nr A 1). Noch während der ersten Bauphase 1791 erhielt er für seine Verdienste den Titel eines fürstlichen Hofbaumeisters. Im Januar 1792 wurde Steiner im Auftrag der Weimarer Schlossbaukommission nach Hamburg geschickt, um mit Johann August Arens, der von 1789 bis 1792 als leitender Architekt mit dem Weimarer Schlossbau betraut war (vgl. einführende Erläuterung zu Nr 65), den weiteren Ablauf der Bauarbeiten zu besprechen und dessen Pläne nach Weimar zu bringen. – Ein über den amtlichen Austausch hinausgehender Briefwechsel zwischen Goethe und Steiner bestand nicht. Weitere Briefe Goethes an Steiner aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind nicht bekannt. 58,1 Ihrem Briefe] Steiner hatte am 25. Januar 1792, zwei Tage nach seinem Eintreffen in Hamburg (vgl. die einleitende Erläuterung), an Goethe geschrieben. Er berichtete von den Beschwerlichkeiten der winterlichen Reise, den bisher aufgelaufenen Kosten, dem Beginn seiner Gespräche mit Arens und fragte nach weiteren Instruktionen (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 30f.). 58,1–2 in Hamburg glücklich angekommen] Nach achttägiger Reise war Steiner am Morgen des 23. Januar 1792 in Hamburg eingetroffen, wie er Goethe gleich zu Beginn seines Bezugsbriefes mitteilte: „Nach ausgestandener gräßlichen Witterung und abscheulichern Wegen, bin ich am 22sten dieses zwar vor Hamburg, aber erst am 23sten des morgends in Hamburg eingetroffen.“ (Steiner an Goethe, 25. Januar 1792; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 30.) 58,3 Herrn Baurath Arens] Der Hamburger Architekt Johann August Arens war 1789 von Goethe für die Wiedererrichtung des Weimarer Schlosses gewonnen worden. Arens übernahm zwar die Leitung der Projektierung, arbeitete aber von Hamburg aus, abgesehen von drei Kurzaufenthalten in Weimar (1789, 1790 und 1791). Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65. Der Titel eines fürstlichen Baurats war ihm am 7. Juni 1791 verliehen worden (vgl. zu 303,7–8). 58,3 an die Arbeit gemacht] Steiner hatte seinem Bezugsbrief vom 25. Januar 1792 einen Bericht an die Schlossbaukommission vom 24. Januar beigelegt, in dem er mitteilte, die Beratungen mit Arens umgehend aufgenommen zu haben: „Sogleich nach meiner Ankunft gab ich zu Befolgung meiner erhaltenen I n s t r u c t i o n HL. Bau Rath Ahrens von meiner Anwesenheit Nachricht, communicirte selbigem meinen erhaltenen gnädigen Auftrag 〈…〉. Heute geht unsere Arbeit im vollen Gang 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 32.) 58,3 Instruction] Am 2. Januar 1792 hatte die Schlossbaukommission eine förmliche Instruction für Steiner verfasst. Darin erteilte sie ihm den Auftrag, sich „nach Empfang dieses, ohne Zeit-Verlust, nach Hamburg zu begeben 〈…〉 und bey seiner Ankunft daselbst mit dem HL. Bau-Rath Arens, über die Abänderungen sowohl des alten als neuen Plans, gehörige und ausführliche Rüksprache zu halten“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 14). Die Instruction enthielt darüber hinaus detaillierte Anweisungen, welche Fragen zum Fortgang des Weimarer Schlossbaus geklärt werden mussten. In erster Linie ging es um die Anlage und Gestaltung
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der Räume bzw. Säle im Zusammenhang mit der neuen repräsentativen Freitreppe im Ostflügel des Schlosses (vgl. ebd.). 58,4 umständlich] Hier im Sinne von ausführlich, eingehend, genau, alle Umstände umfassend (vgl. Grimm 11 II, 1178f.). 58,4 Sie sind hinreichend in der Sache unterrichtet] Die Anfang Januar 1792 entworfene detaillierte Anweisung der Schlossbaukommission (vgl. zu 58,3) sah ausdrücklich vor, dass auf eventuell offen gebliebene Fragen vor Steiners Abreise durch Arens noch mündliche Instruktionen für die weiteren Abläufe erfolgen sollten (vgl. zu 59,2). 58,6 ein einigermaßen großes Zimmer] Fast die gleichen Worte verwendete Goethe in seinem ebenfalls am 30. Januar 1792 an den Architekten Arens verfassten Brief (vgl. 59,4–5). Es ging darum, zwischen den bereits geplanten Sälen im Ostflügel des Schlosses einen Speisesaal einzurichten (vgl. zu 59,5–6 und zu 59,7). 58,7 dem Saal] Der große Festsaal im ersten Obergeschoss des Ostflügels des Weimarer Schlosses. 58,7 dem Vorsaale] Gemeint ist der mittlere, an die Treppe angrenzende und die Verbindung zum großen Festsaal des Schlosses bildende Raum, der auch Vorsaal genannt wurde (vgl. zu 59,7). 58,9–10 verschiedene zur Dekorazion gehörige Stücke] Die Instruktion der Schlossbaukommission (vgl. zu 58,3) forderte, Arens habe bei der Ausarbeitung seiner Pläne und Zeichnungen auch „an die F a c a d e zu denken, welche 〈…〉 auf eine schickliche Weise zu decorieren ist“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 15f.). Steiner hatte Goethe am 25. Januar mitgeteilt, er habe von Arens dafür entsprechende Zeichnungen erhalten: „Da ich durch die Gefälligkeit HL. Bau Rath Arens verschiedene Stücken zur D e c o r a t i o n und dergL. hier erhalten und mit nehmen kan; so erwarte von Ew: HochwohlgebL. gnädige Verhaltungs Befehle mit möglichst nähester Post 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 31.) In dem „Verzeichnis der Risse die der Herr Baumeister Steinert von hier mitgenommen“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen, B 8957a, Bl. 47–48), das Arens am 19. Februar erstellte, sind drei Ansichten der Fassade aufgeführt (vgl. zu 59,11). 58,12 Ihrer Abreise] Steiner wollte Hamburg ursprünglich am 4. oder 5. Februar wieder verlassen, wie er in seinem Bezugsbrief vom 25. Januar 1792 mitgeteilt hatte: „Den Erfolg meiner Reyse, habe im beygefügten unterthänigen Berichte gemeldet und ich hoffe sicher den 4ten oder 5ten F e b r u a r meine Rückreise von hier wieder anzutreten.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 30.) Die Beratungen und Absprachen zogen sich dann aber noch länger hin. Am 11. Februar 1792 teilte Steiner der Schlossbaukommission dies in einem Brief mit, weshalb sich seine „r e t o u r bis zum 16ten dieses verzögern“ werde (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 36). Am Abend des 18. Februar 1792 schrieb Steiner in
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seinem Antwortbrief an Goethe, dass er die Rückreise nach Weimar schließlich sogar erst am 19. Februar antreten werde: „So eben werden sämtlL. Zeichnungen und Riße eingepackt, meine Post Pferde sind bestelt, und morgen früh als am 19-ten huj: trete ich meine Rückreise von Hamburg an. Ich hoffe allen gnädigen Befehlen entsprochen zu haben und bringe die c o m p l etteste Ausarbeitung mit, so daß bis zur gnädigen A p p r o b a t i o n niemahls ein Aufenthalt des jetzt in Arbeit seyenden Schloß Baues existiren kan.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 39.) 58,12 was Sie nöthig haben] Steiner hatte Goethe schon in seinem Bezugsbrief vom 25. Januar 1792 ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die ihm bewilligten Reisegelder erschöpft seien: „Bisjetzo hat die Herr Reise und hiesiger Aufenthalt gerade 85. RhtL oder 17 L’ouis d’or gekostet so viel ich auch gesucht habe M e n a g e zu machen und aus eben der Ursache von Braunschweig aus Lohn Pferde bis Hamburg nahm, allein die auf allen StationL zu entrichtende so genante Station Gelder, der C o u r s der L’ o u i s d ’ o r im Lüneburgischen a 4 rh 16 grL, und hier nur a 13. Marck oder 4 rh 8 grL. haben meine kleine M e n a g e wieder zerstreuet, und sehr genau muß ich einschränken, wenn meine Reyse Gelder zurück aus reichen sollen ohne in Verlegenheit zu gerathen, welches ich hier Ew: HochwohlgebL. gnädigen Erlaubniß zu Folge bemercken muß, da meine r e t o u r sich um etliche Post Stationen verlängert.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 30.) 58,12–13 Herr Baurath wird 〈…〉 Credit machen] Vgl. 59,28. 58,14–15 dankbar wieder erstattet werden] Dies geschah schließlich mit einer Zahlung über die von Arens am 29. Februar 1792 in Rechnung gestellten bisher aufgelaufenen Gesamtkosten (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 55). Am 23. März 1792 erhielt Bauverwalter Steffany von der Schlossbaukommission den Auftrag, „an den Bau Rath Arens, zu Hamburg S e c h s u n d Z w a n z i g Louisd’or ingln d r e y und e i n e n h a l b e n Species Thaler in Betreff des hiesigen Schloßbaus gehabte Auslagen, gegen Quittung zu restituieren und mit nächster Post zu übersenden 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 57.) 58,15–16 bringen Sie die 〈…〉 Angelegenheit wohl ausgearbeitet mit sich zurück] Vgl. zu 58,9–10.
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65. An Johann August Arens Weimar, 30. Januar 1792 → Hamburg ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Bausachen, Sign.: B 8957a, Bl. 33–35. – 2 ineinander gelegte Doppelblätter 20,3 × 35 cm, 3 ¼ S. (S. 2 bis 4 des zweiten Doppelblattes und S. 3 des ersten Doppelblattes; davor auf S. 1 und 2 des zweiten Doppelblattes Brief an Johann Friedrich Rudolf Steiner, Nr 64; S. 1, 2 und 4 des ersten Doppelblattes leer) zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (Schumann) mit egh. Korrekturen, Tinte; Orts- und Datumsangabe sowie Paraphe (59,30–31: W. dl. 30 Jan 1792 G) egh., Tinte; neben Briefanfang auf S. 2 des zweiten Doppelblatts in linker Spalte Adresse, von Schreiberhd (Schumann), Tinte: An / Herrn Baurath / Arens / nach / Hamburg. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Pappeinband, 21 × 33,2 cm, 81 Bl.; auf dem vorderen Deckel mit Tinte: „Fortgesezte Schloßbau-Commissions- / Acta: / Die Wiederherstellung des abgebrann / ten FürstLn Residenz-Schlosses betrL. / Weimar / 1791. / 1792. / Vol. V.“. E: WA IV 18 (1895), 44f., Nr 2903a (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Arens’ Brief vom 21. Januar 1792 (vgl. zu 58,19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Der Architekt Johann August Arens (1757–1806) und Goethe waren sich zum ersten Mal 1787 im Umfeld des deutschen Künstlerkreises in Rom begegnet. Der in Hamburg geborene Sohn eines Stralsunder Tischlers hielt sich bereits seit 1786 in Italien auf und hatte mit Karl Philipp Moritz und anderen deutschen Künstlern die antiken Stätten bei Rom und Neapel besucht (vgl. Karl Philipp Moritz: Reisen eines Deutschen in Italien in den Jahren 1786 bis 1788. Zweiter Theil. Berlin 1792, S. 1 und 40 sowie Dritter Theil. Berlin 1793, S. 163–180), wo er sich vorrangig mit der antiken Baukunst beschäftigte. Dieses ausgeprägte Interesse zeichnete ihn vor anderen aus, wie Goethe in einem Empfehlungsschreiben für Arens vom Herbst 1787 betonte (vgl. Goethe an Carl August von Hardenberg, 3. November 1787; GB 7 I, Nr 116). Zuvor hatte Arens von 1778 bis 1783 in Göttingen und an der Königlichen Akademie der schönen Künste zu Kopenhagen bei Caspar Frederik Harsdorff studiert und sich anschließend als Stipendiat der Hamburger Patriotischen Gesellschaft auf Studienreisen begeben. 1784/85 arbeitete er in Paris bei Charles de Wailly, einem der führenden Architekten des Klassizismus. Den Sommer 1786 hatte er in England verbracht, wo er sich unter anderem mit Gartenkunst beschäftigte und Zeichnungen von Landschaftsparks anfertigte. – Als Arens Ende
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Abb. 2: Steiner/Arens: „Weimar Residenzschloss. Ostflügel. Haupttreppenhaus. Grundrissentwurf“, Feder- und Pinselzeichnung, um 1792
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1788 aus Rom nach Hamburg zurückgekehrt war, versuchte Goethe ihn sogleich als ersten Architekten für den geplanten Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Weimarer Schlosses zu gewinnen. Dem Werben kam Arens spätestens im März 1789 nach. Im herzoglichen Dekret vom 23. März 1789 über die Einsetzung der Schlossbaukommission in Weimar wurde neben Goethe und den übrigen Kommissionsmitgliedern auch der „hierher berufene[n] Baumeister, Arends, von Hamburg“ als Projektbeteiligter genannt. (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8907, Bl. 1.) Anfang Juni 1789 kam Arens zum ersten Mal für gut zwei Wochen nach Weimar, um sich „mit der Lage des Schloßes, dessen innern und äusserlichen Beschaffenheit und den Absichten bey dem nunmehr vorseyenden Ausbau“ vertraut zu machen (Protokoll der Schlossbaukommission, 17. Juni 1789; ebd., Bl. 25) und danach erste Entwürfe und Skizzen für die neue Schlossarchitektur „in Hamburg vollends auszuarbeiten und ins Reine zu bringen.“ (Ebd., Bl. 27.) Bereits hier zeichnete sich ein Interessenkonflikt ab, der für die gesamte Zusammenarbeit mit Arens beim Weimarer Schlossneubau bestimmend blieb. Arens legte sein Hauptaugenmerk auf die Arbeit in seiner Heimatstadt Hamburg. Kein Versuch von Weimarer Seite, insbesondere von Goethe, ihm ein dauerhaftes Engagement vor Ort attraktiv zu machen, hatte Erfolg. Weder das nach Arens’ zweitem Aufenthalt in Weimar im Januar 1790 unterbreitete offizielle Angebot Goethes, doch ganz in dortige Dienste zu treten (vgl. Arens an Goethe, 26. Juli 1790; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8928, Bl. 3) noch die Ernennung zum Fürstlichen Baurat in Weimar während des dritten Aufenthaltes in der Stadt Ende Mai/Anfang Juni 1791 konnten Arens zu einem Umdenken in dieser Frage bewegen. Arens’ Planungen bestimmten so zwar in hohem Maße die Anlage des Schlossneubaus, seine in Hamburg angefertigten Entwürfe und Zeichnungen bedurften aber immer der vermittelnden Erklärung und Unterweisung durch Dritte. Bis in die zweite Hälfte der 1790er Jahre war die Baustelle ohne leitenden Architekten, was dazu führte, dass ab 1792 sukzessive weitere Architekten hinzugezogen wurden, vor allem für die aufwändige Innenausstattung. Arens’ Beteiligung hingegen nahm immer mehr ab. – Arens lieferte später noch Entwürfe zum geplanten Römischen Haus im Park an der Ilm (vgl. GB 8 II, zu 58,10), und Goethe brachte den Architekten auch am Gothaer Herzogshof ins Gespräch (vgl. GB 8 II, zu 165,24–25). In seiner Heimatstadt Hamburg errichtete Arens zahlreiche Stadt- und Landhäuser für private Bauherren und entwarf öffentliche Gebäude, Denkmale und Gartenanlagen. Um 1800 galt er in der Hansestadt als der wichtigste klassizistische Architekt neben dem Altonaer Landbaumeister Christian Frederik Hansen. Arens starb am 18. August 1806 während eines Kuraufenthaltes in Pisa. – Der vorliegende Brief ist das erste von insgesamt zwei überlieferten Konzepten zu Goethes Briefen an Arens. Das andere stammt vom 26. April 1797 (vgl. WA IV 12, 103f., Nr 3533) und war ein Empfehlungsschreiben für einen Architekturschüler, der zu Arens geschickt werden sollte. Erschließen lassen sich darüber hinaus 15 Briefe an Arens zwischen Anfang 1789 und Januar 1792
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– vier davon seit März 1791 (EB 17, EB 85, EB 111 und EB 117) –, in denen es in erster Linie um Fragen des Schlossbauprojektes gegangen sein dürfte und auf die Arens wahrscheinlich auch immer geantwortet hat (vgl. die folgende Erläuterung). Seit 1791 versuchte Goethe zudem, durch Mittelsmänner mit dem Architekten in Kontakt zu bleiben (vgl. 27,12–28). Der persönliche Briefkontakt kam dagegen zum Erliegen. 58,19 Ihren Briefe] Arens hatte am 21. Januar 1792 auf Goethes nicht überlieferten Brief vom 9. Januar 1792 (EB 117) geantwortet. In seinem Schreiben ging Arens direkt auf Goethes Nachfrage zur Gestaltung der Räumlichkeiten an der geplanten großen Freitreppe und um den Festsaal im Obergeschoss des Ostflügels ein und machte entsprechende Vorschläge: „Nach Empfang dero mir sehr angenehme Zuschrift vom 9ten dieses, habe ich so gleich den Grundriß vom dortigen Schloße durchgesehen, ob durch Bebauung des kleinen Höfchen, hinter der Haupttreppe, mehr Raum zu mehrerer Bequemlichkeit gewonnen werden kan, um ein Speisezimmer darin anzulegen, welches, wie Sie gütigst erwehnen, in dem ganzen Flügel mangelt 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 27.) Ferner begrüßt er den angekündigten Arbeitsbesuch des Weimarer Baukontrolleurs Johann Friedrich Rudolf Steiner und geht auf Goethes Nachfrage zu noch nicht gelieferten Zeichnungen für Herzog Carl August und die Herzogin Anna Amalia ein: „Die Ankunft des Hn Baumeister S t e i n e r t ist mir besonders lieb. Diese Reise soll ihn, wie auch für der dortigen Baugeschäfte nicht ohne Nutzen sein. 〈…〉 Die Zeichnungen für Durchlauchten Herzog habe ich beynahe ins reine gezeichnet fertig, und künftige Woche sollen sie auch abgeschickt werden, wie auch die ZeichnungL für Ihrer Durchlauchten die verwittwehten Frau Herzogin 〈…〉.“ (Ebd., Bl. 28.) Eine Einladung Goethes, noch im Frühjahr 1792 erneut nach Weimar zu kommen, wollte er hingegen auf den Herbst verschoben wissen: „Wen ich gehorsamst bitten darf, mein sehr werthester Hr Geheimte Rath, mich mit der Reise diesen Frühjahr zu verschonen, so wolte ich meine Einrichtung so machen daß ich diesen Herbst zum wenigsten 2 Monate dorten zubringen kan.“ (Ebd.) 58,20 das kleine Höfchen zu überbauen] Der alte Ostflügel des Weimarer Schlosses teilte sich in den so genannten Theaterflügel im Norden und den so genannten Kirchflügel im Süden. Zwischen diesen beiden auf der äußeren, der Ilmseite blockartig vorspringenden Pavillonbauten aus dem 17. Jahrhundert lag somit hinter einem verbindenden Aufritt noch ein kleinerer Hof, der von einer niedrigen Mauer begrenzt war (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 201a–g und Inv.-Nr PK 202a–f; vgl. auch Bothe, Residenzschloß, 41 und Katalog Schloss, 125, Nr 55–56). Laut Beschluss der Schlossbaukommission vom 25. März 1789 war bei der Neugestaltung vorgesehen, einen Verbindungsbau zwischen Theater- und Kirchflügel einzufügen, den kleinen Hof darin zu integrieren und den Aufritt in eine Haupttreppe zu verwandeln (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8907, Bl. 3–5; vgl. auch KSW, Museen, Inv.-Nr PK 179a–f; Bothe, Residenz-
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schloß, 42 und Katalog Schloss, 129, Nr 90). Arens hatte in seinem Brief vom 21. Januar 1792 auf Goethes Anfrage Vorschläge unterbreitet, die auf eine Balkonüberbauung hinausliefen: „Der untere Hof, der 〈…〉 alsden nur sehr klein bleibt, liesse sich ganz zuwölben, so gewönne man oben einen sehr schönen B a l c o n zu einen angenehmen Bluhmgarten, der auch im Winter, wenn dieser B a l c o n vermittelst einer Glaswand eingeschloßen würde, um der Treppe kein Licht zu benehmen, äuserst angenehm sein kan.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 28.) 58,20–21 meinen ersten Brief] Gemeint ist Goethes vorausgegangener Brief vom 9. Januar 1792 (EB 117), in welchem Arens um konkrete Vorschläge zur Neugestaltung des Ostflügels am Weimarer Schloss gebeten worden war. 58,21 sogleich nachgedacht haben] Arens hatte seinem Brief vom 21. Januar zum besseren Verständnis seiner Pläne auch einen Grundriss beigefügt, der die vorgeschlagene Raumaufteilung des Ostflügels im Bereich des bisherigen Außenhofes und der an die Freitreppe grenzenden Räumlichkeiten veranschaulichte (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 29; vgl. auch zu 58,20 und zu 59,7). 59,1 Instruction des Baumeister Steinerts] Der Weimarer Baukontrolleur und Hofbaumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner war am 15. Januar 1792 von der Herzoglichen Schlossbaukommission zum verantwortlichen Architekten des Projekts, Johann August Arens, nach Hamburg geschickt worden. Ihm war eine Instruktion an die Hand gegeben worden, die alle Fragen zur Klärung der weiteren Bauschritte am Weimarer Schloss enthielt (vgl. zu 58,1; zu 58,3 [2]; zu 58,3 [3]). 59,1–2 mitgebrachten Risse] Die Weimarer Schlossbaukommission hatte Steiner in ihrer Instruktion (vgl. zu 58,3 [3]) auch beauftragt, unbedingt den von Arens „gefertigten Vorschlag zu Benutzung des Höfchens an der Morgen-Seite des hiesigen FLn Schlosses, hinter dem Aufritt, nebst dem ArensLn Hauptriss über gedachtes Schloß, und andern nöthigen Zeichnungen, Rissen und Profilen mit sich zu nehmen“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 14). 59,2 mündlichen Erläuterungen die er geben kann] Ferner war Steiner durch die Instruktion der Schlossbaukommission angehalten, sich umfassend darauf vorzubereiten, Arens in Hamburg „alle Puncte seines Auftrags gehörig heraussetzen“ (ebd.) zu können. Darüber hinaus sollte Steiner in Bezug auf einige ungeklärte Detailfragen vor seiner „Abreise noch mündLe Eröfnung geschehen“ (ebd., Bl. 16). 59,5 dem Saal] Der große Festsaal im ersten Obergeschoss des ilmseitigen Ostflügels des Weimarer Schlosses. 59,5 Vorsaal] Der mittlere, auf die Treppe stoßende und die Verbindung zum großen Festsaal des Schlosses bildende Raum, der auch Vorsaal genannt wurde (vgl. zu 59,7). 59,5–6 zum alltäglichen Speisezimmer dienen] Bereits am 27. Mai 1791 war in der Schlossbaukommission entschieden worden, dass beim Wiederaufbau des östlichen Schlossflügels „in dem Apartement der Frau Herzogin HochfürstLn DurchL. ein Tafelzimmer mit angebracht werden möchte, um nicht nöthig zu haben,
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jedesmal auf dem großen Saale zu speisen“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8919, Bl. 55). Arens war dieses Anliegen demnach bereits bekannt, hatte er sich doch seit dem 24. Mai 1791 in der Schlossbauangelegenheit in Weimar aufgehalten und entsprechende Vorschläge selbst unterbreitet. 59,7 mittlere auf die Treppe stoßende sogenannte Vorsaal] Arens hatte der Schlossbaukommission bereits Ende Mai 1791 einen Entwurf für das erste Obergeschoss im Ostflügel des Weimarer Schlosses vorgelegt und erklärt, „daß sich das auf dem Riss ersichtliche zweyte Zimmer vor dem großen Saale, der Treppe gegenüber“ als Speisezimmer „vortreflich schicken würde“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8919, Bl. 55). Auf Nachfrage Goethes knüpfte Arens in seinem Brief vom 21. Januar 1792 an diese Ideen an und bekräftigte seinen ursprünglichen Vorschlag. In seinem Brief diskutierte er mehrere Lösungsvarianten und die unterschiedlichen Raumaufteilungen dazu (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 27f.). Dazu haben sich auch drei Zeichnungen von Arens selbst oder nach seinen Plänen erhalten. Sie zeigen eine Variante mit Vorsaal und folgendem Entree- sowie einem sich daneben anschließenden Speisezimmer, eine zweite mit Vorsaal (Garde-Saal), dahinter liegendem Speise- und angeschlossenem Entreezimmer sowie eine dritte mit Entreezimmer und sich anschließendem, direkt an den Festsaal grenzendem Speisezimmer (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 191–193; vgl. auch Katalog Schloss, 130, Nr 101–103). Die später schließlich mit kleinen Änderungen umgesetzte dritte Variante sah also vor, den Vorsaal bzw. das Entreezimmer direkt gegenüber der Treppe und das Speisezimmer daneben einzurichten. Dies entspricht dem heutigen Zustand (vgl. Bothe, Residenzschloß, 145 und 160). 59,9 das Höfchen mit zu dem innern Raum des Schlosses zu benutzen] Dies wurde umgesetzt (vgl. zu 58,20). 59,11 neuen Plan] Die neuen Pläne mit den zugehörigen Zeichnungen für die Neugestaltung des Ostflügels am Weimarer Schloss erarbeiteten Johann Friedrich Rudolf Steiner und Arens Ende Januar/Anfang Februar 1792 in Hamburg nach Arens’ Entwürfen von 1791. Steiner kehrte schließlich mit Arens’ Grundrissen und Aufrissen der Haupttreppe und der angrenzenden Räumlichkeiten, Ansichten der Fassade und mehreren Detailzeichnungen zu Türen, Dachung und Schornsteinen nach Weimar zurück, wie dem von Arens erstellten Verzeichnis der Zeichnungen zu entnehmen ist (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 47f.). 59,13 Ihre Ankunft diesen Herbst] Arens hatte in seinem Brief vom 21. Januar 1792 angekündigt, im Herbst für mindestens zwei Monate in Schlossbauangelegenheiten nach Weimar zu kommen (vgl. zu 58,19). Bereits während Arens’ letztem Aufenthalt in Weimar vom 24. Mai bis 8. Juni 1791 war von Goethe der Wunsch geäußert worden, Arens solle den Schlossbau möglichst drei Monate im Jahr an Ort und Stelle leiten (vgl. 303,19–21). Die ohnehin durch anhaltende organisatorische und finanzielle Probleme verzögerten Bauarbeiten wurden durch die Kriegserklärung Frankreichs gegen Preußen vom 20. April 1792 aber neuerlich
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stark behindert. Nur bereits begonnene Maßnahmen wurden zunächst weitergeführt (vgl. zu 59,24). Arens sagte daraufhin die vorgesehene Reise nach Weimar wieder ab: „Ehe SerL. Durchlauten Herzog nicht wieder zurück komt, und ehe der Bau nicht mit Eyfer wieder angegriffen wird“, schrieb er am 22. August 1792 in seinem Antwortbrief an Voigt, der Goethe während dessen Abwesenheit bei der Campagne in Frankreich vertrat, „sehe ich wohl ein, das meine Reise diesen Herbst Ihnen von keinen großen Nutzen sein kan, wenn nicht ein besonderer Befehl von SerL. Durchlauten Herzog mich hiezu noch auffordert.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8928, Bl. 13.) 59,14 höchst wichtige Ueberlegungen] Wahrscheinlich wurden Maßnahmen zur Forcierung des Baugeschehens erwogen (vgl. zu 59,24). 59,15–16 für mehrere Jahre unsere Plane vorzubereiten haben] Bis 1797 wurde im Wesentlichen nach den im Protokoll der Schlossbaukommission vom 27. Mai 1791 festgehaltenen Vorgaben von Arens (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8919, Bl. 52–58) und seinen Anfang 1792 entstandenen Plänen gearbeitet (vgl. Bothe, Residenzschloß, 42–44). 59,17–18 Sie diesen Herbst hier zu sehen und einige Monate zu behalten] Vgl. zu 59,13. 59,19 hiesigen Künstler] Vgl. zu 87,21–23. 59,19–20 Herrn Meyer, den Schweitzer] Johann Heinrich Meyer beteiligte sich später mit Dekorationsentwürfen bei der Wand-, Decken- und Bodengestaltung sowie mit dem Entwurf einzelner Interieurs am Schlossbau (vgl. Katalog Schloss, 132, Nr 115–117; 133–135, Nr 135–138; 136, Nr 164; 138, Nr 186–190; 139, Nr 196–197; 141, Nr 215, 217 und 219; 142, Nr 221–224). 59,20 erneuerte Bekanntschaft] Arens hatte Meyer bereits während seines Aufenthalts in Rom von 1786 bis 1788 kennen gelernt (vgl. auch die einleitende Erläuterung). 59,22 Herzogs Durchlaucht] Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 7,11). 59,22–23 versprochenen Zeichnungen] In ihrer Instruktion, die Johann Friedrich Rudolf Steiner für seine Gespräche mit Arens nach Hamburg mitgegeben worden war (vgl. zu 58,3 [3]), hatte die Schlossbaukommission unter anderem beanstandet, dass Arens „bey seinem lezten Hierseyn“ zu mehreren kleineren Abschnitten des Weimarer Schlosses „Zeichnungen zu fertigen, und solche 〈…〉 anher einzusenden versprochen hat, solches aber bis jezt noch nicht geschehen ist“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 17). Ob es sich bei den hier angesprochenen Zeichnungen um diese Außenstände handelte (vgl. FA/Goethe I 27 K, 78) oder ob Goethe die separaten Wünsche des Herzogs und der Herzoginmutter anmahnte, muss offen bleiben. In seinem Brief vom 21. Januar 1792 hatte Arens zumindest bestätigt, dass Zeichnungen für den Herzog und die Herzoginmutter noch ausstanden (vgl. zu 58,19).
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59,23 Herzogin Frau Mutter] Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. 59,24 mit angehenden Frühling auch die Arbeit angehen] Am 2. Januar 1792 hatte die Schlossbaukommission Herzog Carl August berichtet, dass der Wiederaufbau des Schlosses „durch verschiedene, in den Weg getretene Schwierigkeiten“ verzögert werde. Als Gründe wurden außer der „Schwäche der SchloßbauCasse, Mangel an Mäurergesellen“, Änderungen der Baupläne und Schwierigkeiten bei „Transportirung und Unterbringung des Haupt-Archivs“ genannt (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 12). Einige der für 1792 vorgesehenen Arbeiten wurden daher auf das folgende Jahr verschoben. Am 15. April beriet die Kommission über „diejenigen Schlossbau-Arbeiten, welche in diesem Jahre unumgänglich nöthig sind“ (ebd., Bl. 60). Nachdem am 20. April die Kriegserklärung Frankreichs an Österreich erfolgt und Herzog Carl August im Zuge der Mobilmachung der preußischen Armee am 11. Mai zu seinem Regiment nach Aschersleben gereist war (vgl. FB 1792, S. 111), revidierte die Kommission noch am gleichen Tag die Pläne zum Schlossbau. Sie entschied, „bey gegenwärtigen Zeitläuften und Conjuncturen 〈…〉 nur einen Theil besagter Arbeiten vornehmen“ zu lassen, allein „die Vollendung dessen, was bereits angefangen worden, zum Augenmerk zu machen, und Sich in nichts weiter vor der Hand einzulassen, was in Weitläuftigkeiten führen könnte.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 67.) 59,25 rückkehrenden Baumeister Steinert] Die Schlossbaukommission hatte den nach Hamburg entsandten Beratungsemissär Johann Friedrich Rudolf Steiner auf eine „so viel mögL. zu beschleunigenden Zurükkunft“ verpflichtet (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 17). Die zunächst für Anfang Februar vorgesehene Rückreise verzögerte sich allerdings noch bis zum 19. Februar 1792 (vgl. zu 58,12 [1]). 59,27 bey seiner Rückreise noch einiges Geld] Steiner hatte Goethe in seinem Brief vom 25. Januar 1792 auch über seine bisherigen Reisekosten informiert und darauf hingewiesen, dass die ihm zugebilligten Mittel kaum noch ausreichten, um die Rückfahrt nach Weimar abzusichern (vgl. 58,12 [2]). 59,28 Credit zu machen] Goethe hatte Steiner in seiner Antwort vom 30. Januar 1792 explizit an Arens verwiesen, der ihm die Reisekasse leihweise füllen würde: Herr Baurath wird Ihnen für das, was Ihnen fehlt, leicht Credit machen (58,12–13). Dies geschah auch. In einer Aufstellung seiner „Ausgaben für den Schloß-Bau zu Weimar“ vom 29. Februar 1792 führte Arens dementsprechend gegenüber der Schlossbaukommission auf, er habe „an den Hr. Baumeister Steinert, am 19ten dieses ausbezahlt, 5 St. Louisd’or“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 55). 59,29 Summe sogleich zu restituiren] Schon Ende Februar 1792 schickte Arens eine Forderung über seine letzten Aufwendungen und Auslagen an die Wei-
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marer Schlossbaukommission (vgl. Ausgaben für den Schloß-Bau zu Weimar; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 55), die im März umgehend beglichen wurde (vgl. zu 58,14–15). Darunter befand sich auch die für Steiners Rückfahrt nach Weimar geliehene Summe (vgl. zu 58,12–13).
66. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 17. Februar 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der vorliegende Brief ist offensichtlich am Tag einer Zusammenkunft der so genannten Weimarer Freitagsgesellschaft geschrieben worden und zwar aus dem ersten halben Jahr ihrer Existenz, als Goethe den Vorsitz in der Vereinigung inne hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 58). Darauf deuten Goethes Mitteilungen zur Agenda der betreffenden Zusammenkunft hin, nach der sich Knebel offensichtlich erkundigt hatte. Goethe erwähnt die Vorstellung von Experimenten (62,3) Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz’, die eigene Lesung eines Beitrages, wozu etwas sittliches (62,6) durch einen Aufsatz von Knebel (62,2) wohl passen (62,6–7) sollte. Eine solche Konstellation mit Vorträgen der genannten Beiträger in einer Sitzung gab es in den ersten Monaten zwei Mal, am 9. September 1791 und am 17. Februar 1792. In der Septemberveranstaltung demonstrierte Buchholz die merkwürdige Wirkungen pulverter Kohlen auf faulendes Waßer (GSA 30/384, Bl. 3), Goethe las eine Einleitung in die Lehre des Lichts und der Farben (ebd.), und zum Beschluß behandelte Herr Major von Knebel die Frage: Warum sich die Minerva wohl eine Eule zugesellt habe? (ebd.; zu Knebels Aufsatz „Warum Minerven eine Eule beigegeben wird?“ vgl. Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 259–264). Am 17. Februar 1792 wiederholte Buchholz sein „chemisches Experiment“ mit einer „Flasche mit faulem Selterswasser 〈…〉“ und einem „beigemischten Zuschlag von Kohlestaub“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 54). „Knebel 〈…〉 unterhielt 〈…〉 mit einer hinreisend geschriebenen Abhandlung 〈…〉: Wo h l w o l l e n, We r t h s c h ä t z u n g, H ö f l i c h k e i t, e i n e m o r a l i s c h e R h a p s o d i e.“ (Ebd., 52; vgl. auch zu 62,2 [1].) Und „Göthe laß zuerst einen kleinen gedruckten Aufsatz vom Hofrath M o r i t z vor: G r u n d l i n i e n z u m e i n e n Vo r l e s u n g e n ü b e r d e n S t y l.“ (Ebd., 51f.; vgl. auch zu 62,6.) Die Hinweise Goethes an Knebel, dass dein Aufsatz willkommen seyn wird (62,2) und dass zu dem eigenen geplanten Vortrag etwas sittliches wohl passen mag (62,6–7), weisen in die Richtung, dass im vorliegenden Brief die Zusammenkunft der Freitagsgesellschaft am 17. Februar 1792 in Rede stand und damit der Brief ebenfalls an diesem Tag geschrieben wurde.
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Abb. 3: Johann Heinrich Meyer: „Kastor und Pollux rauben die Töchter der Leukippos“, Ölgemälde 1791/92
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ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 29/272,IV (Abschrift, sS). E: WA IV 18 (1895), 6, Nr 5064 (nach H). Textgrundlage: E. – Der Druck in E folgt H, die den Herausgebern der Weimarer Ausgabe vom damaligen Besitzer, „Stabsarzt Dr. Bertold in Berlin, im Juni 1886 zur Benutzung freundlichst übersandt“ (WA IV 18, 96, zu Nr *5064) worden war. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels wahrscheinlich vom 16. oder 17. Februar 1792 (vgl. zu 62,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 62,1 dich und deine Gäste heute Abend zu sehen] Knebel hatte in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief wahrscheinlich offensichtlich angekündigt, Gäste in die Versammlung der Freitagsgesellschaft mitbringen zu wollen. Wer damit gemeint war, ist nicht bekannt. Am 16. Februar 1792 arbeitete Knebel noch an seinem „Aufsatz über Wo h l w o l l e n, A c h t u n g Höflichkeit, zur morgenden Vorlesung“ (Knebel, Tgb. 1792, Bl. 8). Über den 17. Februar hält er im Tagebuch fest: „Vollends geschrieben. Mittags zu Haus. Lynkern vorgelesen. Bey Herder. Gores p. In der Vorlesung und Abends supirt bey der Herzogin.“ (Ebd.) Möglicherweise hatte Knebel die Begleitung durch Carl Friedrich Ernst von Lyncker oder durch Charles Gore für seine Vorlesung in der Freitagsgesellschaft angekündigt. Für den 9. September 1791 (vgl. Datierung) hielt Knebel im Tagebuch lediglich fest: „Mittags bey Hof. Abends in der Vorlesung, bei Herzogin Mutter.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 38.) Über Besuche bei Knebel an den Vortagen ist ebenfalls nichts bekannt. 62,2 dein Aufsatz] „Wohlwollen, Achtung, Höflichkeit. Eine moralische Rhapsodie“ (vgl. Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 265–276; vgl. auch zur Datierung). 62,2 Du kannst zu Ende lesen] Knebels Vorlesung seiner Abhandlung fand nicht zum Abschluss der Veranstaltung am 17. Februar 1792 statt. In einem dicht gedrängten Programm sprach Knebel als Dritter nach Goethes Vortrag über Moritz’ Aufsatz über den Stil und Carl August Böttigers Überlegungen zur Sitte der Körperbemalung und Tätowierung bei Eingeborenen-Völkern im Altertum. Es folgten noch Christian Heinrich Sebastian Buchholz mit seinen chemischen Demonstrationen, Christian Gottlob Voigt, der über Traditionen preußischer Gesetzgebungspolitik referierte, Friedrich Justin Bertuch, der über die neuesten französischen Missionsberichte aus China informierte, sowie Johann Heinrich Meyer, der sein neuestes Gemälde „Kastor und Pollux rauben die Töchter des Leukippos“ (KSW, Museen, Inv.-Nr G 1956) vorstellte, das nach Goethes Farbkreisentdeckungen gestaltet war (vgl. Böttiger, Literarische Zustände2, 51–57).
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62,3 vor den Experimenten welche Buchholz am Schluße] Vgl. Datierung und die vorhergehende Erläuterung. 62,6 Ich will unmittelbar nachher etwas lesen] Goethe las Karl Philipp Moritz’ 1791 bei Friedrich Vieweg in Berlin veröffentlichten achtseitigen Avistext „Grundlinien zu meinen Vorlesungen über den Styl“ vor. Moritz’ Vorlesungen erschienen erst 1793/94 in zwei Bänden ebenfalls bei Vieweg in Berlin unter dem Titel „Vorlesungen über den Styl oder praktische Anweisung zu einer guten Schreibart in Beispielen aus den vorzüglichsten Schriftstellern“. Vgl. auch zur Datierung und zu 62,2 (2).
67. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 9. März 1792 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 215. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,3(–23,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 62,8–12 Ew Wohlgebl. 〈…〉 zu korrigiren haben.) WA IV 9 (1891), 293f., Nr 2904. BEIL AG E
Preisgedicht „Hymnus an Flora“ von Friedrich Carl Emil von der Lühe (vgl. zu 62,9 und zu 62,10). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Batschs vom 6. März 1792 (vgl. zu 62,13). – Batsch antwortete mit einem Brief vom 26. März 1792 (vgl. RA 1, Nr 457). 62,9 hierbey einen Hymnus an Flora] Es handelt sich um eine Abschrift des um 1790 entstandenen, 410 Hexameterverse umfassenden Lehr- und Preisgedichts „Hymnus an Flora“ Friedrich Carl Emil Freiherrn von der Lühes. Der aus Holstein stammende von der Lühe war seit 1789 als Regierungsrat am kaiserlichen Hof in Wien tätig. Herder stellte das Werk über die Natur der Pflanzenwelt und der Liebe der Öffentlichkeit in seinen „Briefen zu Beförderung der Humanität“ erstmals 1794 in Auszügen vor (Vierte Sammlung. 43., 44. [Stück]). Vgl. auch GB 10 II, zu 76,20. 62,10 von Wien erhalten] Laut Carl August Böttiger hatte Goethe den Text von „Gräfin Harrach aus Wien zugeschickt“ bekommen, wie im Bericht über die Vorstellung des Gedichtes durch Goethe in der Freitagsgesellschaft am 2. März 1792
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zu lesen ist (Böttiger, Literarische Zustände2, 59). Dabei dürfte es sich um Maria Josepha Eleonore Gräfin von Harrach handeln, die Goethe im August 1786 in Karlsbad kennen gelernt hatte (vgl. GB 6 II, zu 227,16–17 und 227,17; vgl. auch ebd., zu 245,3–4). Wann Goethe das Gedicht erhalten hat, ist nicht bekannt, vermutlich aber Ende 1791 oder Anfang 1792. Bis Anfang März 1792 ließ er offensichtlich einige Abschriften anfertigen, von denen Batsch eine erhielt (vgl. h: GSA 28/585, Bl. 1–24). 62,11 Die Abschrift steht zu Diensten] In seinem Antwortschreiben vom 26. März 1792 bedankte sich Batsch überschwänglich für das außergewöhnliche Geschenk: „Eür. Hochwohlgebohrnen Excellenz danke ich unterthänig für den übersendeten Hymnus, den ich, wenn nicht unrecht habe, mit unter mehrern Beweisen Ihres mir unschätzbaren Wohlwollens aufheben darf. 〈…〉 Ihnen darf ich nicht mehr davon sagen, als daß mich das Gedicht ungemein erfreüt hat; wie ich denn glaube, daß es diese Wirkung bey dem kleinern Zirkel, für den es verständlich ist, nicht verfehlen, so aber an Stärke derselben gewinnen wird, was es an allgemeinerem Intereße verliehrt. 〈…〉 Ich werde es vielmal lesen, und immer mit Vergnügen.“ (H: GSA 26/LII,XXI, Bl. 123; vgl. auch LA II 9A, 413.) 62,13 die zuletzt überschickten Bücher] Mit seinem Bezugsbrief vom 6. März 1792 hatte Batsch Goethe einen Band des seit 1789 bei Friedrich Nicolai erscheinenden populären naturkundlichen Sammlungswerks „Die natürliche Magie“ geschickt, das vom Langensalzaer Apotheker und Pharmazeuten Johann Christian Wiegleb sowie vom Nordhäuser Bergkommissar Gottfried Erich Rosenthal als Fortsetzung von Johann Nikolaus Martius’ „Unterricht in der natürlichen Magie“ herausgegeben wurde: „Eür. Hochwohlgebornen Excellenz habe ich noch die Ehre mit einem so eben erhaltnen Bande von Wieglebs Magie unterthänig aufzuwarten 〈…〉.“ (Batsch an Goethe, 6. März 1792; GSA 26/LII,XXI, Bl. 122; vgl. auch LA II 3, 51.) Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den gerade erschienenen 6. Band, der für die Ostermesse Ende April 1792 angekündigt war: „Die natürliche Magie aus allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken bestehend, erstlich zusammengetragen von Johann Christian Wiegleb, fortgesetzt von Gottfried Erich Rosenthal. Sechster Band. Mit X Kupfern.“ (Berlin, Stettin 1792.) Die Reihe stellte neueste, oft auch entlegene Erfindungen und Entdeckungen aus verschiedenen Teilgebieten der Naturkunde, wie Elektrizität, Optik, Chemie oder Mechanik, vor, aber auch aus Bereichen wie Mathematik, Ökonomie, Bildender Kunst oder Kartographie. Nicht ganz auszuschließen ist, dass es sich erst um den 5. Band der Reihe handelte, der für Goethe wegen der Berichte in der Abteilung „Optische Kunststücke“ über Licht-, Schatten- und Farbphänomene sowie die Funktionsweise des Auges noch interessanter gewesen sein dürfte (vgl. Die natürliche Magie aus allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken bestehend, erstlich zusammengetragen von Johann Christian Wiegleb, fortgesetzt von Gottfried Erich Rosenthal. Mit einer Vorrede von Johann Christian Wiegleb. Fünfter Band. Mit XII Kupfern. Berlin,
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Stettin 1792, S. 81–110). Ob Batschs Sendung noch weitere Bücher beigefügt waren, wie aus Goethes Formulierung eigentlich zu schließen wäre, oder ob damit schon zuvor erhaltene Werke eingeschlossen waren, lässt sich nicht sagen. 62,14–15 Frühjahr mich mit Ihnen über eine Wissenschaft 〈…〉 sprechen] Wahrscheinlich ist die Beschäftigung mit einer Theorie des Lichts und mit der Farbenlehre gemeint, der Goethe seit knapp einem Jahr intensiv nachging. Auch Batsch hatte in seinem jüngst erschienenen „Versuch einer Historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besondern Geschichte der cörperlichen Grundstoffe. Zweyter physicalischer Theil“ (Halle 1791) einige Abschnitte diesem Thema gewidmet (vgl. zu 37,14–15) und Goethe zuletzt immer auf Fachliteratur dazu aufmerksam gemacht (vgl. die folgende Erläuterung). Dass es während Goethes Aufenthalten in Jena vom 4. bis 10. April und vom 27. bis 30. Mai 1792 zu Begegnungen und einem Austausch mit Batsch kam, ist anzunehmen (vgl. zu 55,15–16 und Knebel, Tgb. 1792, Bl. 23). Auch ein Besuch Batschs bei Goethe in Weimar in den nächsten Wochen ist nicht auszuschließen. 62,17 Ihre Bemühungen mir die vielen Stellen zu citiren] In seinem Bezugsbrief hatte Batsch eine Liste mit Zitaten aus wissenschaftlichen Zeitschriften und einem Lehrbuch für Goethe zusammengestellt und mit Bemerkungen und Darlegungen vor allem zum Themenkomplex chemischer Farben versehen: „Eüw. Hochwohlgebohrnen Excellenz habe ich 〈…〉 einige Citate von Farben veränderungen beyzufügen. Da Herr Bergrath Bucholz die hier bemerkten Schriften besitzt, so habe ich nicht so frey seyn wollen, Ihnen mit Uebersendung derselben beschwerlich zu fallen.“ (Batsch an Goethe, 6. März 1792; GSA 26/LII,21, Bl. 122; vgl. auch LA II 3, 51f.; sowie vgl. Batsch an Goethe, 26. März 1792; GSA 26/LII,21, Bl. 123; vgl. auch LA II 3, 52.) Bei den Zeitschriften handelte es sich um den von dem Jenaer Professor der Chemie Johann Friedrich August Göttling jährlich herausgegebenen „Almanach oder Taschen-Buch für Scheidekünstler und Apotheker“ (Weimar 1779ff.) und um die „Chemischen Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen“ (Helmstädt 1784–1803), die von dem in Helmstedt und später in Göttingen lehrenden Mediziner Lorenz von Crell geleitet wurden. Mit dem Lehrbuch der Chemie war „Grundriß der Experimentalchemie“ (Leipzig, Königsberg 1786) des Königsberger Pharmazeuten Karl Gottfried Hagen gemeint.
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68. An Andreas Dietrich Krako gen. Einer Weimar, 〈13. oder 14.〉 März 1792 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der aufgesetzte, aber nicht im Original überlieferte Brief (H) sollte die offizielle Antwort Goethes auf Krakos am 13. März 1792 verfasstes Entlassungsgesuch aus seinem Theaterengagement in Weimar sein (vgl. zu 63,2–3). Die hier vorliegende Kopie von Goethes Brief (h) fertigte Franz Kirms für die Akten der Oberdirektion des Theaters an. Das Tagesdatum in h ist unleserlich. Eventuell hatte Goethe selbst diese Angabe in H noch offengelassen, weil offenbar der genaue Absendetermin des Briefes noch nicht feststand. H wurde aber nicht verschickt (vgl. Überlieferung), da Krako zwischen dem 14. und 16. März wahrscheinlich mündlich von Kirms darüber informiert wurde, wie Goethe entscheiden wollte, und schon mit einem weiteren Brief reagiert hatte. Krako beginnt seinen Brief vom 16. März 1792 an Goethe: „Nach Ihro Excellenz vorgestrigen gnädigen Aeußerung war ich Begrif Dero Befehle zu vernehmen als der Herr Landkammerrath Kirms mich von Dero gütigen Absichten und den Wünschen daß ich bis Ostern 1793 beym Theater bleiben möchte benachrichtigte.“ (LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 172; vgl. auch Pasqué 2, 9.) Es ist demnach anzunehmen, dass Goethes Brief (H) wie wahrscheinlich auch die vorliegende Abschrift (h) unmittelbar nach dem Erhalt des Bezugsbriefs von Krako am 13. oder 14. März 1792 entstanden sind. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué, Sign.: 254, Bl. 171. – Doppelblatt 18,3 × 23,6 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Kirms), Tinte; S. 1 über dem Brieftext, zS, Tinte: „Copia“; S. 2 unter dem Brieftext, Schreiberhd (Kirms), Tinte: „Dieser Brief ist dem Herrn Einer nicht zugeschickt worden, weil im folgenden Billett gänzlich abbrach“. E: Pasqué 2 (1863), 7 (nach h). WA IV 9 (1891), 294f., Nr 2905 (nach E). Textgrundlage: h. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief war als Antwort auf Krakos Brief vom 13. März 1792 vorgesehen (LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 169–170; vgl. auch RA 1, Nr 455). – Krako äußerte sich noch einmal in der Angelegenheit in einem weiteren Brief an Goethe vom 16. März 1792 (LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 171–172; vgl. auch RA 1, Nr 456). Der unter dem Künstlernamen ‚Einer‘ bekannt gewordene Schauspieler Andreas Dietrich Krako (um 1750–1812) stammte vermutlich aus dem südwestdeutschen
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Raum. Ob er wirklich zunächst eine juristische Beamtenlaufbahn an einem der Höfe der Grafen von Leiningen eingeschlagen hatte, in der er sogar den Titel eines Landrates erhalten haben soll, wie es in den spärlichen biographischen Angaben überliefert wird, ließ sich nicht klären (vgl. Satori-Neumann2 1, 13 und 2, 23f.). Als Schauspieler findet er zum ersten Mal noch unter seinem eigentlichen Familiennamen ‚Cracau‘ 1779/80 als Mitglied der seit 1775 in Berlin spielenden Theatertruppe von Carl Theophilus Doebbelin Erwähnung. Danach wechselte er zu weiteren Schauspielertruppen, zunächst bis Sommer 1784 zur in Ostpreußen (Danzig, Königsberg und Mitau) wirkenden Vereinigung unter Caroline Schuch, danach 1784/85 zu der unter Christian Wilhelm Klos und Franz Anton Zuccharini in Hamburg auftretenden Theatergesellschaft, und 1785/86 war er Mitglied der vorrangig in Münster und Cleve spielenden Truppe von Karl Josephi. Anfang 1786 wurde er schließlich von Joseph Bellomo, dem Prinzipal der so genannten ‚Deutschen Schauspieler-Gesellschaft‘, als der „erste Liebhaber im Lust- und Trauerspiel“ verpflichtet (Theater-Kalender, auf das Jahr 1787. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1787], S. 176), die seit Anfang 1784 in der Wintersaison die Weimarer Bühne bespielte. Krako avancierte zu einem der Hauptprotagonisten im bellomoschen Ensemble, verließ aber im Dezember 1789 trotz gültigen Vertrags und mitten in der laufenden Saison, vermutlich wegen Streitigkeiten mit dem Prinzipal, plötzlich das Ensemble und ging nach Breslau zur Schauspieltruppe von Maria Barbara Wäser, was zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen führte (vgl. zu 63,3). Als Bellomo im Frühjahr 1791 nach Graz ging und in Weimar unter Goethes Leitung ein neues Hoftheaterensemble zusammengestellt werden musste (vgl. zu 7,1 und zu 26,12–13), erinnerte man sich an den beim Weimarer Publikum beliebten Schauspieler und holte ihn für das Fach der „Helden, ersten Liebhaber und jungen Männer“ wieder zurück (Theater-Kalender, auf das Jahr 1792. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1791], S. 331). Auch an seine Verpflichtung als Regisseur und künstlerischer Leiter wurde anfangs gedacht (vgl. Wahle, Weimarer Hoftheater, 25). In der Eröffnungsaufführung des neuen Weimarer Hoftheaters am 7. Mai 1791 spielte Krako die Hauptrolle des Försters Anton Warberger in August Wilhelm Ifflands Schauspiel „Die Jäger“ und wurde in der Folgezeit mit seinen zahlreichen Auftritten zu einer wichtigen Stütze des Repertoires (vgl. zu 63,9–10). Im März 1792 bat er Goethe als den Leiter der Oberdirektion des Hoftheaters um den vorzeitigen Ausstieg aus seinem Engagement, um sich einer angestrebten Laufbahn als juristischer Beamter zuwenden zu können (vgl. zu 63,2–3 und zu 63,3). Krakos Abschied von der Bühne wurde zum Saisonwechsel Michaelis 1792 vollzogen (vgl. zu 63,6–7). Als er seinen 1795 erlangten Auditeursposten beim Weimarer Militär schon Mitte 1796 krankheitsbedingt wieder aufgeben musste, blieb er längere Zeit ohne feste Anstellung. Auch ein Versuch, bei Goethe die Wiedereinstellung am Weimarer Hoftheater zu erwirken, blieb Anfang 1798 erfolglos (vgl. Pasqué 2, 10–13). Erst
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im September 1799 ernannte ihn Herzog Carl August bei geringer Besoldung zum fürstlichen Regierungskanzleiarchivar. Krako blieb in dieser Dienststellung, bis er sich nach einer bedrängenden Schuldenangelegenheit am 19. November 1812 das Leben nahm (vgl. Satori-Neumann2 1, 73). Eine persönliche Beziehung zu Goethe bestand nicht, nur die des Dienstverhältnisses während seines Engagements am Weimarer Theater 1791/92. In diesen Zusammenhang gehört auch der vorliegende einzige Brief Goethes an Krako, der allerdings nicht abgesandt werden musste (vgl. Datierung). Sein Entlassungsanliegen hatte Krako zuvor in einem Brief an Goethe vom 13. März vorgebracht und am 16. März mit einem weiteren Brief noch einmal bekräftigt (vgl. ebd. und zu 63,6–7). Ein weiterer Brief Krakos an Goethe stammt aus der Zeit des Einmarsches französischer Truppen in Weimar kurz nach der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806. Um das Regierungsarchiv vor Plünderungen zu schützen, bittet Krako Goethe darin um Fürsprache bei dem in dessen Haus einquartierten Marschall Lannes (vgl. RA 5, Nr 472). 63,1 Ihrem Billet] Gemeint ist der am 13. März 1792 verfasste Brief Krakos an Goethe, in dem der am neugegründeten Weimarer Hoftheater engagierte Schauspieler den Leiter der Oberdirektion des Theaters offiziell um eine vorzeitige Entlassung aus seinem Anstellungsvertrag bat (vgl. die beiden folgenden Erläuterungen), nachdem er schon vor einiger Zeit gegenüber Goethes wichtigstem Mitarbeiter in der Direktion, Franz Kirms, sein Ausscheiden zum Ende seines laufenden Vertrages zu Ostern 1793 angedeutet hatte. In einem Brief an Kirms in der Angelegenheit, ebenfalls vom 13. März 1792, hatte Krako daran erinnert: „Als ich letzthin die Ehre hatte mich mit Ew. Wohlgebohrn auf dem HofAmte zu unterhalten äußerte ich daß meine Gesundheitsumstände es mir nicht erlauben würden länger als bis künftige Ostern 93 beym Theater zu bleiben.“ (LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10001, Bl. 2.) 63,2–3 Wunsch unser Theater Michael zu verlassen] Krako hatte wie alle anderen neu eingestellten Schauspieler zunächst nur einen Jahresvertrag bekommen, der ab Ostern 1792 für ein weiteres Jahr bis Ostern 1793 verlängert werden sollte. Krakos Vertrag mit der Oberdirektion der Weimarer Bühne ist nicht erhalten, doch wird die Befristung mit Krakos prinzipieller Zustimmung zu einer Verlängerung bis Ostern 1793 indirekt bestätigt (vgl. Sammelakt der HerzogL. [Theater-]Oberdirektion, dann seit August 1797 der Hoftheater-Commission betr. Verpflichtung und Abgang von Sängern und Schauspielern des Weimarischen Hoftheaters 1791–1816; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10000, Bl. 1–36). Die vertragliche Fixierung dieser Vorabsprachen stand Ostern 1792 (8. und 9. April) unmittelbar bevor, als Krako um vorzeitige Entlassung aus dem Vertrag zum Ablauf des Michaelisquartals Ende September 1792 bat. In seinem Brief vom 13. März schreibt er dazu: „Ich habe mich zwar stillschweigend noch auf ein Jahr verbindlich gemacht da aber der neue Contract noch nicht unterschrieben ist so bitte ich es mir von Ihro Excellenz zur Gnade aus mich auf nächst-
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kommenden Michaelis zu entlassen, da dieselben bis dahin meine Stelle sehr leicht besetzen können so schmeichele ich mir Sie werden mir diese Bitte nicht abschlagen, denn was man auch von mir urtheilt, so versichere ich Ihro Excellenz auf das Wort eines ehrlichen Mannes; man thut mir Unrecht wenn man mir Dünkel und thörigten Wahn mit SelbstLiebe verbunden zutrauet.“ (LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 170; vgl. auch Pasqué 2, 6f.) 63,3 Vorsatz der Schauspielkunst gänzlich zu entsagen] Krako hatte sein Ersuchen unter anderem mit einer gewissen Berufsmüdigkeit begründet und erklärt, dass er sich beruflich andere Wege gehen wolle: „Das Theater hat mir ehedem manche Lebensfreude gewährt allein in mancher Rücksicht ist es das nicht mehr für mich was es ehedem war und nach meiner Denkart halte ich mich ohnehin angeführter Umstände wegen für verbunden mich ganz davon zurückzuziehen und hiezu bin ich fest, jedoch nicht ohne Wehmuth entschlossen“ (Krako an Goethe, 13. März 1792; LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 169; vgl. auch Pasqué 2, 6). Krako, der unter anderem das Wohlwollen und die Unterstützung einiger einflussreicher Adliger in Weimar genoss, hoffte darauf, durch Protektion eine Anstellung als Beamter am Hof oder in der Militäradministration des Herzogtums zu finden, was ihm schließlich 1795 als Auditeur und Regimentsquartiermeister in Weimar auch gelang (vgl. Satori-Neumann2 1, 73). 63,4 Sie führen Ihre Gesundheits Umstände an] In der Hauptsache führte Krako für den Wunsch nach vorzeitigem Ausscheiden aus dem Weimarer Theaterengagement seinen zunehmend angegriffenen Gesundheitszustand an: „Ihro Excellenz bitte ich in dieser unterthänigen Zuschrift gehorsamst um Verzeihung daß ich einigemal die Leseprobe versäumt habe, 〈…〉 meine durch Malerey der Leidenschaften (die i c h von je her nur durch Begeisterung bewircken konnte) geschwächte Gesundheit ist einzig an dieser Verabsäumung schuld, es überfällt mich oft, häufiger im Lesen als beym recitiren eine Beklemmung ein Zittern das mich hindert manche Worte für den Moment auszusprechen, als der Groß Cophta zum erstenmal gegeben ward fühlte ich diese Schwäche über alle maßen starck wie kränckend mir dieses war habe ich damals in voller Kraft empfunden.“ (Krako an Goethe, 13. März 1792; LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 169; vgl. auch Pasqué 2, 6.) 63,6–7 bis Ostern bey uns aus zu halten] Auf diesen Termin, Ostern 1793 (31. März), waren alle vorgesehenen Vertragsverlängerungen für die Ensemblemitglieder der Weimarer Hofbühne ausgerichtet (vgl. zu 63,2–3). Anfangs hatte Goethes Direktionsmitarbeiter Kirms noch geglaubt, es handle sich bei Krakos Ersuchen nur um eine Art Täuschungsmanöver, um sich eine bessere Position für eine angestrebte Gehaltsaufbesserung zu verschaffen, und dies Goethe in einer Randnotiz auf Krakos Brief an ihn auch so mitgeteilt: „Es scheint mir, als wenn es auf eine Zulage abgesehen sey. Diese könnte man ihm vielleicht zu Michaelis verwilligen? Er ist freylich für 8 rh ein anderer Mann, als Benda für 9 rh. und ist allerweile der Gute, und gefällt dem Publico.“ (Krako an Kirms, 13. März 1792; LATh – HStA
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Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10001, Bl. 2.) Goethe folgte dieser Einschätzung offenbar nicht. Sein Versuch, Krako über das Angebot eines reduzierten Rollenrepertoires doch noch auf den vorgesehenen einjährigen Vertrag zu verpflichten (vgl. die beiden folgenden Erläuterungen), blieb allerdings erfolglos. Als Krako durch Kirms von Goethes Gegenvorschlag erfuhr (vgl. Datierung), fühlte er sich zwar geehrt, blieb aber bei seinem Ersuchen um ein verkürztes Engagement bis Ende September 1792: „Ich bin von innigen Gefühl des Danks durchdrungen! Ihro Excellenz handeln gegen mich groß, Ihrer Denckart würdig, 〈…〉 Nichts eifriger und angelegentlicher kann ich nach meinem Gefühl von Ihro Excellenz bitten als dieses: Verachten Sie mich nicht als undanckbar wenn ich meine Bitte mich auf kommende Michaelis zu entlassen in Unterthänigkeit wiederhole. Je länger ich meiner geschwächten Gesundheit die Ruhe vorenthalte je schlimmer wird es und ich möchte die wenigen Lebenstage wo möglich doch gerne fristen.“ (Krako an Goethe, 16. März 1792; LATh – HStA Weimar, Sammlung Pasqué 254, Bl. 172; vgl. auch Pasqué 2, 9.) Daraufhin nahm Goethe Krakos Gesuch an und ließ ihm das noch am gleichen Tag, dem 16. März 1792, durch Kirms mitteilen: „Ohngeachtet der HL. g. Rath, Sie als Mann von Talent und von guter Aufführung bey dem hiesigen Theater länger zu behalten gewünscht hätte, und alles mögliche angewendet haben würde, Ihre Existenz zu erleichtern; so mag er Sie doch an einen Contract nicht länger binden, so bald Sie den selben nicht bey vollkommener Gesundheit und natürlich auch nicht mit Lust und Freudigkeit zu erfüllen glauben.“ (Kirms an Krako, 16. März 1792. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10001, Bl. 4.) – Der folgenden überraschenden Bitte Krakos vom Sommer 1792, sein Engagement in Weimar doch wieder über den Michaelistag hinaus zu verlängern, wurde nach dieser Entwicklung nicht mehr entsprochen. Goethe stellte diesbezüglich am 27. Juli 1792 gegenüber Kirms klar: Hl. Einer kann nicht länger als Michael beym Theater bleiben. (90,5.) Offiziell endete Krakos Engagement somit nach dem am 1. Oktober 1792 beendeten Gastspiel des Theaterensembles in Erfurt (vgl. Satori-Neumann2 1, 71). 63,9–10 neuen Stücken keine Rollen zu theilen, wenn Sie nicht 〈…〉 Trieb fühlen] Krako war im neuen Ensemble der Weimarer Hofbühne einer der meistbeschäftigten Schauspieler. Er hatte in der ersten Saison seit Mai 1791 bis März 1792 in nicht weniger als 40 Stücken mitgewirkt. In etwa der Hälfte dieser Inszenierungen spielte er Hauptrollen, darunter Marquis Posa im „Dom Karlos“ und Karl Moor in „Die Räuber“ von Friedrich Schiller, die Titelrollen in Goethes „Clavigo“ sowie in Shakespeares „Hamlet“ und „König Johann“ (vgl. Theaterzettel Weimar 1791 und 1792). Das Angebot Goethes war mit der Vereinbarung über Krakos vorzeitiges Ausscheiden hinfällig. Krako wurde bei der Besetzung neuer Rollen nicht mehr berücksichtigt. Nur in drei Inszenierungen, die bereits in Vorbereitung waren, blieb es bei der bereits erfolgten Rollenbesetzung, in Holbergs „Der politische Kannegießer“ (Premiere: 17. März), in Shakespeares „Heinrich der
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Vierte“ (2 Tle; Premiere: 14. und 21. April) sowie in Schillers „Die Räuber“ (Premiere: 28. April) (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). Der Ausfall Krakos war ohne das Engagement eines weiteren Charakterdarstellers bei der hohen Zahl an Repertoirestücken und Neuinszenierungen aber nicht zu kompensieren. Goethe bemühte sich dementsprechend umgehend um Ersatz und konnte auch relativ rasch Johann Heinrich Vohs von der am Niederrhein spielenden Reinbergschen Gesellschaft als neuen Heldendarsteller verpflichten (vgl. zu 66,1–2 und zu 67,3–4), der sich bereits am 11. Juni 1792 in der Premiere von Jean Pierre Claris de Florians Lustspiel „Das Ehepaar aus der Provinz“ (deutsch von Johann Friedrich Jünger) in einer ersten Hauptrolle präsentieren konnte (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). 63,10–12 ältern Rollen 〈…〉 welche Sie selbst ab zu geben geneigt sind] Auch dieses zusätzliche Angebot war nach der Einigung auf das vorzeitige Ende von Krakos Engagement hinfällig, doch musste man sich auf das Ausscheiden Krakos entsprechend einstellen und schließlich auch mit der Neubesetzung von dessen Rollen beginnen. Der als Nachfolger engagierte und bereits im Mai 1792 in Weimar eingetroffene Johann Heinrich Vohs übernahm zusätzlich zu seinen Auftritten in den anstehenden Neuinszenierungen sukzessive auch immer mehr die zu Krakos Repertoire gehörenden Rollen, bis Ende September in insgesamt 13 Stücken. Darunter zählten: Karl Moor in Schillers „Die Räuber“ (ab 9. Juni), der Luftschiffer in Fatouvilles „Der Mondkaiser“ (ab 27. Juni), Regierungsrat Palmer in Bretzners „Felix und Hannchen“ (ab 12. Juli), Fritz Selbert in August Wilhelm Ifflands „Der Herbsttag“ (ab 13. August) und ein Rollentausch in Bretzners Lustspiel „Das Räuschgen“ (ab 19. Juli) (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). 63,17 einen beliebten Schauspieler] Trotz einiger Unzulänglichkeiten in seinem Spiel und trotz seines oft eigenwilligen und launischen Charakters war Krako beim Hof und beim Publikum wohl nicht zuletzt wegen seiner angenehmen äußeren Erscheinung und seiner kräftigen Stimme sehr beliebt (vgl. Satori-Neumann2 1, 26 und 73). 63,19–22 Sollten Sie Sich aber in einer Lage 〈…〉 von einem Contract lossprechen] Vgl. zu 63,6–7. 63,24 1〈…〉] Datum durch Überschreibung unlesbar (vgl. Datierung).
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BRIEFE 69/70
69. An Gottlieb Hufeland
Weimar, 22. März 1792 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Von Schreiberhd (zS), Tinte, mit egh. Unterschrift, Tinte (nach D). E: Zwischen Weimar und Jena. Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S〈alomon〉 H〈irzel〉. 〈Hrsg. von Hermann Hartung.〉 Leipzig o.J. 〈1855〉, S. 5 (nach H). WA IV 9 (1891), 295f., Nr 2906 (nach E). D: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 25. und 26. Februar 1975 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 605. J. A. Stargardt. Marburg 1975, S. 24, Nr 83 (nach H; Teildruck: 64,1–4 Ew. Wohlgebohrn würde schon 〈…〉 mündlich zu thun. und 64,9–13 Halten Ew. Wohlgeb. Sich 〈…〉 JW. v. Goethe. fehlen). Textgrundlage: E. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
64,5 sein] seyn D dere D
64,7 jedem] jeden D
64,7 insbesondere] ins beson-
ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Hufelands, vermutlich aus dem Zeitraum zwischen Januar und Mitte März 1792 (vgl. zu 64,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Zur Person des Juristen Gottlieb Hufeland (1760–1817) und seiner Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 20. Oktober 1790 (GB 8 II, Nr 224). Hufeland lehrte seit 1786 an der juristischen Fakultät der Universität Jena, wurde dort 1788 außerordentlicher und 1793 ordentlicher Professor. Goethe kannte den jungen aufstrebenden Rechtsgelehrten von seiner administrativen Aufsichtstätigkeit über die Universität Jena schon geraume Zeit, als sich Anfang der 1790er Jahre über die Zusendung eigener rechtswissenschaftlicher Schriften durch Hufeland auch ein Briefwechsel mit Goethe zu entwickeln begann (vgl. GB 8 I, Nr 224 und vorliegenden Brief), der sich ab 1794 noch intensivierte und bis zu Hufelands Weggang aus Jena 1803 Bestand hatte. Universitäre Angelegenheiten und wissenschaftliche Fragen des Rechts standen dabei meist im Vordergrund ihres Austauschs. 64,2 Dank für die übersendete Schrift] Gemeint sind Hufelands „Beyträge zur Berichtigung und Erweiterung der positiven Rechtswissenschaften. Erstes Stück“, die Anfang 1792 im Verlag von Christian Heinrich Cuno’s Erben in Jena erschienen waren. Die Publikation war der Auftakt zu einer Sammlungsreihe zu grund-
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legenden Rechtsfragen und zu aktuellen Problemen des deutschen Staats-, Wirtschafts- und vor allem Privatrechts (vgl. Vorrede, S. Vf.). Der kleine Oktavdruck von sechs Bogen enthielt drei Abhandlungen Hufelands zu den Fragen „Giebt es allgemeine Gewohnheiten im juristischen Sinne?“ (S. 1–20), „Ist es durch die Reichsgesetze allgemein verboten, höhere Zinsen als fünf von Hundert zu nehmen?“ (S. 21–50) und „Giebt es ein allgemeines deutsches Privatrecht im juristischen Sinne?“ (S. 51–102), deren wissenschaftliche Beantwortung er mit konkreten Reformvorschlägen verband (vgl. Vorrede, S. IIf.). Wann Goethe das Werk erhalten hat, ist nicht bekannt, vermutlich aber in den ersten zweieinhalb Monaten des Jahres 1792. Ihre Fortsetzung erfuhren Hufelands „Beyträge“ erst 1801/02 mit dem 2. bis 5. Stück im Verlag von Wolfgang Stahl in Jena. In Goethes Bibliothek sind alle fünf Teile vorhanden (vgl. Ruppert, 405, Nr 2743). 64,3–4 auf eine Gelegenheit gehofft hätte solches mündlich zu thun] Goethe war schon längere Zeit, wahrscheinlich seit über einem Jahr, nicht mehr in Jena gewesen und Hufeland offenbar auch nicht in Weimar begegnet. Erst ab dem 4. April und ab dem 27. Mai hielt sich Goethe jeweils wieder für ein paar Tage in Jena auf (vgl. zu 55,15–16 und zu 62,14–15). Ob es bei dieser Gelegenheit zu einer Begegnung mit Hufeland kam, ist nicht bekannt. 64,7–9 Wege die zur Kenntniß und Beurtheilung der Gesetze 〈…〉 reitzend gemacht] Hufeland sah seine Abhandlungen zwar als Vorstufe für ein grundlegendes juristisches Kompendium der Zeit zu allen Gebieten und Aspekten des positiven Rechts und untersuchte die gewählten Gegenstände mit Methoden des Quellenvergleichs und der historischen wie philosophischen Ableitung, wandte sich dabei aber nicht nur an das juristische Fachpublikum, sondern in aufklärerischer Intention durchaus auch an die gebildete und zu bildende Öffentlichkeit (vgl. Vorrede, S. I–VI).
70. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Februar oder März 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Die beyden Stücke, die Goethe Herder zurückschickt, erschienen Ende April 1792 in der 4. Sammlung von Herders „Zerstreuten Blättern“. Die Vorrede, die Herder sicher zuletzt geschrieben und an den Verleger gesendet hat, ist auf den 7. April 1792 datiert. Schon im Februar, dann im März wird er den größten Teil der Sammlung an den Verleger Ettinger in Gotha geschickt haben, der die Beiträge sofort zum Druck gab, bevor sie für die Veröffentlichung zusammengefügt wurden. Vgl. dazu Carl Ludwig von Knebels Brief an Caroline Herder vom 1. März 1792: „Ich 〈…〉 sende Ihnen hier die gedruckten Bogen 〈der 4. Sammlung der
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„Zerstreuten Blätter“〉 auf Ihr Verlangen wieder, ob ich sie gleich ungern aus den Händen lasse. Alle Sprüche und Zeilen darinnen sind eigen, neu und vortrefflich. Es sind wahre Indische Steine.“ (Von und an Herder 3, 80.) Ob Goethe die Beiträge in Manuskriptform oder schon gesetzt erhielt, ist kaum zu entscheiden. Dass er einiges dabey bemerckt (64,16–17) hat, besagt hier nichts, weil Herder ja in jedem Fall noch korrigieren und ergänzen konnte. – Dass Goethe an Herder das noch ungedruckte, aber schon im Mai erschienene 2. Stück seiner „Beyträge zur Optik“ schickte, spricht auch für die vorgeschlagene, von Günter Arnold (Weimar) angeregte Datierung, die von der in E (September/Oktober 1791) und in der WA (März oder April 1792) abweicht. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1891 Privatbesitz (Dr. med. Esslinger, Richterswyl); vgl. WA IV 9 (1891), 379 (Lesarten); danach mit egh. Paraphe. h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 130f., Nr 76 (nach einer Abschrift). WA IV 9 (1891), 296, Nr 2907 (nach E, mit H verglichen). Textgrundlage: WA. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
64,14 beyden] beiden h E 64,14 Danck] Dank h 64,14 eröfnen] eröffnen h E 64,15 Mensch;] Mensch, h 64,17 dabey] dabei h 64,17 bemerckt] bemerkt h 64,18 geschrieben.] danach kein Absatz E 64,19 dir] Dir h 64,19 dich] Dich h 64,20 schwarz] schwarz, h 64,20 Tafel.] Tafel, h 64,20–21 beurtheilen] beurtheilen, h 64,21 machen.] danach kein Absatz E 64,22 Capitel] Kapitel h 64,22 §§ theilen, bey] §§. theilen. Bei h 64,23 bemercken] bemerken h 64,23 §§] §§. h 64,25 dich] Dich h 64,26 G.] davor: (Weimar im September oder October 1791?) E ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 64,14 die beyden Stücke] Die beiden ‚Stücke‘ „Ueber Denkmale der Vorwelt“ in der 4. Sammlung der „Zerstreuten Blätter“ (S. 185–262; Suphan 16, 51–83). 64,15 Der Jude] Das Gedicht „Seufzer nach den Denkmalen des heiligen Landes. / Eine Elegie“ im 1. Stück von „Ueber Denkmale der Vorwelt“ (S. 209–217; Suphan 16, 61–63), von Herder als Beispiel gewählt, „wie ein armer Israelit nach einer 1200jähriger 〈!〉 Verbannung sich nach den nackten Gebürgen, den Gräbern und Denkmalen seines uralten, von ihm nie gesehenen Vaterlandes sehnet.“ Dazu die erläuternde Fußnote: „J e h u d a h H a l l e v i hieß er, der
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Uebersetzer oder Verfasser des Buchs Kosri. Er lebte im zwölften Jahrhunderte, einer der größten Bedrückungszeiten seines Volks; daher man ihm die heftigen Stellen verzeihen wird, die ihm der Schmerz gegen andre damals lebende Völker auspreßte.“ (Suphan 16, 61.) 64,19 das Trockenste vom Trocknen] Es handelt sich um den 2. Teil von Goethes „Beyträgen zur Optik“ (Zweytes Stück / mit zwei farbigen Tafeln), erschienen ebenfalls bei Ettinger (Gotha) im Mai 1792. Vgl. LA I 3, 38–53. Goethe übersandte den 1. und 2. Teil der Beiträge am 11. Mai 1792 an Georg Christoph Lichtenberg (Nr 85). 64,20 schwarz weiß bunten Tafel] Vgl. LA I 3, Tafel XIV und XV der Tafelmappe im Anhang; dazu die Erläuterungen in LA II 3, 191–193. – Es handelt sich um eine – so auch im Druck – beidseitig mit Buntpapier beklebte Pappe, auf der die Ergebnisse der von Goethe angestellten prismatischen Versuche veranschaulicht sind. 64,22 nicht in §§ theilen] Der 1. Teil der „Beyträge zur Optik“ enthält in fünf Kapiteln 88 Paragraphen und in einem sechsten Kapitel die Beschreibung der Tafeln (vgl. MA/Goethe 4.2, 296–299 und die Wiedergaben der farbigen Tafeln in der hinteren Umschlagklappe); der 2. Teil beginnt mit „Beschreibung eines großen Prisma“ als 7. Kapitel ohne Paragraphen-Zählung; diese wird in den Kapiteln VIII–X fortgesetzt (§§ 89–122), denen sich als 11. Kapitel eine „Nacherinnerung“ anschließt, der die „Erklärung der Kupfertafel“ folgt. 64,25 Ich sehe dich bald] Wann und wo sich Goethe und Herder wieder trafen, ist nicht bekannt. 64,25 wünsche Besserung] Die Besserungswünsche gelten Herders im Dezember 1791 heftig ausgebrochener Gicht-Erkrankung (vgl. Herder an Georg Forster, 26. Dezember 1791; HB 6, 262), die der Grund für eine im Juni 1792 angetretene Kur in Aachen war. Am 16. April 1792 heißt es im Brief Goethes an Friedrich Heinrich Jacobi (Nr 76): Herder welcher an Hüftweh und Lahmheit des rechten Fußes sehr gelitten beßert sich. (67,19–20.) Vgl. auch Caroline Herders Brief an Johann Georg Müller vom 14. Mai 1792 (HB 6, 267f.).
71. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der vorliegende Brief enthält eine Einladung in Goethes Haus und verweist somit auf eine relativ vertrauliche Beziehung zwischen Goethe und Voigt. Das lässt den Schluss zu, dass der Brief erst nach Goethes Rückkehr von seiner Italienreise im Juni 1788 geschrieben wurde. Ein weiterer und noch wichtigerer Anhaltspunkt für die Datierung ist jedoch die Anrede Voigts mit ‚Wohlgeboren‘. Sie wurde von
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BRIEF 72
Goethe in seinen Briefen für Voigt nachweislich von 1784 an bis Anfang Januar 1792 verwendet (vgl. nur GB 6 I, 221,4; GB 7 I, 143,9; GB 8 I, 83,3; 83,9; 126,18; 147,1; 167,13; 216,10 und GB 9 I, 10,20; 45,1; 53,8; 56,11). Ab Frühjahr 1792 wählte Goethe dann die Anrede ‚Hochwohlgeboren‘. Sie findet sich zuerst in Briefen aus dem April 1792 (vgl. zu 70,27 und 71,18). Auch wenn Voigt den Geheimratstitel erst etwa zwei Jahre später, am 29. Januar 1794, erhielt (vgl. Goethe-Voigt2 1, 30), sprach Goethe ihn also schon spätestens seit dieser Zeit mit ‚Hochwohlgeboren‘ an. Ausschlaggebend dafür dürfte die mit Voigts Kooptierung ins Geheime Consilium am 12. November 1791 verbundene Verleihung des Titels eines Geheimen Assistenzrats gewesen sein (vgl. ebd., 29). Offenbar betrachtete Goethe ihn seitdem als gleichgestellt mit dessen Consiliums-Kollegen, den Geheimräten Johann Christoph Schmidt und Christian Friedrich Schnauß. Da der Brief keine weiteren Anhaltspunkte für eine genauere Datierung bietet (vgl. zu 65,2) und eine Verwendung der Anrede ‚Wohlgeboren‘ bis etwa Ende März 1792 freilich nicht ganz ausgeschlossen werden kann, ist seine Entstehung auch nur auf den Zeitraum zwischen Mitte 1788 und eben Ende März 1792 eingrenzbar. – Die in E ebenfalls aufgrund der Anrede vorgenommene Datierung des Briefes auf die Zeit vor 1789 basiert auf der Annahme, dass Voigt bereits im März 1789 den Titel Geheimer Rat erhalten habe, was nicht zutrifft. Am 16. März 1789 wurde Voigt lediglich der Titel eines Geheimen Regierungsrates zuerkannt (vgl. GoetheVoigt2 1, 28). ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 966/1966. – 1 Bl. 19,8(–20) × 13,7 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 12, Nr 5077. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 65,2 die Clubb Menge] Der so genannte Club zu Weimar war ein Verein, der zwanglose Treffen von bürgerlichen und adeligen Kreisen der Stadt organisierte. Seit wann dieser Verein bestand, ist nicht bekannt. In Goethes Nachlass sind Belege über Mitgliedsbeiträge seit 1783 überliefert (vgl. GR/RB 1783, 1, Bl. 37). Der Club bot in erster Linie die Möglichkeit zur offenen, Stände übergreifenden geselligen Kommunikation. Man speiste zusammen, spielte oder las die neuesten Zeitungen und Journale. Es gab einen festen Club-Termin pro Woche, darüber hinaus konnte man das Club-Lokal täglich und zu jeder Zeit besuchen. Es war ein einfaches Zimmer im Stadthaus am Markt. Ein Weimar-Reisender schilderte seine Eindrücke aus dem Club im Januar-Heft des „Deutschen Museums“ von 1785 wie folgt: „Von dem hier etablirten Klubb pflegt man sich auswärts überhohe Ideen zu machen. 〈…〉 Sehr selten trift man die Männer hier an, denen es vor allen andern
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erlaubt wäre, ein Wort über unsre Litteratur zu sprechen, oder erscheinen sie, so ist es nicht, um ihr Licht leuchten zu lassen, sondern sich in einer muntern Gesellschaft, unter frohen Scherzen, und bei einem Glase guten Rheinwein zu erheitern. Sehr selten werden litterarische Themata verhandelt, und geschieht es einmal, so muß man nicht glauben, daß die ganze Gesellschaft Theil daran nähme. Das kan sie ihrer innern Beschaffenheit nach nicht, weil ihre Glieder aus allerlei Ständen sind, die mit unter nur sehr entfernt mit Gelehrsamkeit zusammen hangen. Dichter, Soldaten, Kammerherren, Kammerjunker, Mediziner, Naturforscher, Schullehrer sizen hier bunt durcheinander, und jeder spricht mit seinem Nachbar, was ihm am angemessensten ist.“ (Ueber Weimar. Bruchstücke aus dem Tagebuch eines Reisenden. In: Deutsches Museum. Erstes Stück. Jänner 1785. Leipzig 1785, S. 44.) 1801 wurde der Club reorganisiert und erhielt eine schriftliche Satzung: „Constitution und Gesetze des CLUB zu WEIMAR. Entworfen und angenommen am 9ten Jänner 1801.“ (GSA 30/94.) Am Selbstverständnis der Organisation hatte sich jedoch nichts geändert: „I. Der Club besteht aus einer unbeschränckten Zahl blos m ä n n l i c h e r Mitglieder, und ist eine geschlossene Gesellschaft, deren Zweck bisher war, und noch ist, das Band des geselligen Umgangs seiner Mitglieder unter sich enger zu knüpfen, und den guten Ton desselben in seinem Zirkel zu befördern. / II. Der Club nimmt bey der Wahl seiner Mitglieder keine Rücksicht auf S t a n d, R a n g und W ü r d e.“ (S. 1.)
72. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Vgl. Datierung zu Nr 71. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh., bis 1891 Privatbesitz Darmstadt (vgl. WA IV 18, 97/Lesarten und WA IV 9, 333/Lesarten). E: WA IV 18 (1895), 13, Nr 5079. Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 65,7 Rezension und Anzeige] Welche Veröffentlichungen hier angesprochen wurden, ist nicht bekannt.
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BRIEFE 73–75
73. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Vgl. Datierung zu Nr 71. ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, Palo Alto, USA. – 1 Bl. 16 × 10 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 12, Nr 5078. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 65,9–10 einmal wieder ein Stündchen zu sprechen] Solche eher privaten Gesprächseinladungen gegenüber Voigt hat Goethe in der Zeit nach der Italienreise öfter ausgesprochen (vgl. 65,1–2 und 65,6–7).
74. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
In der Adresse des Briefes verwendet Goethe die Anrede ‚Wohlgeboren‘, und es geht wie in den Briefen Nr 71, 72 und 73 auch um eine Gesprächsverabredung unter vier Augen. Weiter vgl. Datierung zu Nr 71. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh., mit Adresse: Des Herrn Hofrath Voigt Wohlgeb.; bis 1891 Privatbesitz Darmstadt (vgl. WA IV 9, 333, zu Nr 2666 und 343, zu Nr 2713). E: WA IV 9 (1891), 70, Nr 2713 (nach H). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 65,12 Da ich nach Hofe gehe] Näheres über den genannten Hofbesuch ist nicht bekannt. Offensichtlich war Goethe zur herzoglichen Mittagstafel und einem sich anschließenden Gespräch geladen worden, so dass er eine von Voigt an ihn herangetragene Einladung zu einem Treffen am frühen Nachmittag nicht annehmen konnte.
MÄRZ/APRIL 1792
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65,13–14 über die vorliegenden Geschäfte] Um was es sich dabei handelte, ist nicht bekannt.
75. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. April 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2707. – Doppelblatt 18,1 × 23,1(–23,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangsund Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e e. dL 8tL April 1792. / b. dL 11tL Apr.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 132, Nr 58. WA IV 9 (1891), 297f., Nr 2908. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 11. April 1792 (vgl. Überlieferung). 66,1–2 in Düsseldorf 〈…〉 Gesellschaft ein Ackteur auf Nahmens Vo ß] Der 28-jährige Schauspieler Johann Heinrich Vohs war erst im Sommer 1790 von Peter Matthias Reinberg entdeckt und für die bevorstehende Wintersaison zu seiner am Niederrhein, vornehmlich in Düsseldorf, aber auch in Köln, Kleve und Nimwegen (ndl.: Nijmegen) spielenden Theatertruppe geholt worden. Vohs hatte Reinberg überzeugt, als er mit der Wanderbühne Ludwig Georg Nuths in Kleve gastierte. Zuvor war Vohs seit 1786 bei den Schauspielergesellschaften von Karl Josephi und Christian Wilhelm Klos in Hamburg engagiert gewesen und hatte als Aushilfe an den Hoftheatern in Bonn und Mainz gearbeitet. Reinberg hatte ihn zunächst als Zweiten Helden- und Liebhaberdarsteller engagiert, ihn wegen seines außergewöhnlichen Publikumserfolgs aber sehr bald in das Rollenfach eines Ersten Heldendarstellers übernommen. Vohs’ Erfolg hatte sich rasch herumgesprochen (vgl. Satori-Neumann2 1, 66f. und ebd. 2, 10f.). Goethe war als Leiter der Theaterdirektion der Weimarer Hofbühne im Frühjahr 1792 gerade auf der Suche nach einem neuen Heldendarsteller, nachdem der bisher in Weimar für dieses Fach angestellte Andreas Dietrich Krako sein Engagement zum Saisonende Michaelis 1792 aufgekündigt hatte (vgl. zu 63,2–3 und zu 63,3). Goethe engagierte Vohs schließlich noch für die laufende Saison 1792 (vgl. zu 63,9–10). 66,3 was du von ihm weißt] In seinem Antwortbrief vom 11. April 1792 berichtete Jacobi offensichtlich nicht nur über seine persönlichen Eindrücke von den Auftritten Vohs’ in Düsseldorf; er hatte wohl auch Informationen über ihn eingeholt. Da sich Vohs offensichtlich in jeder Beziehung empfahl, nahm Jacobi danach
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BRIEF 75
sogar erste Gespräche mit ihm über ein mögliches Engagement in Weimar auf, in deren Verlauf Vohs auch seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem diesbezüglichen Wechsel signalisierte (vgl. zu 67,3–4). 66,4 giebst mir ja wohl bald Nachricht] Dies geschah nur drei Tage nachdem Goethes vorliegender Brief Jacobi am 8. April erreicht hatte (vgl. die vorherige Erläuterung). 66,6–7 wie du lebst und was dich jetzt am meisten interessirt] Der Briefwechsel zwischen Goethe und Jacobi war seit Goethes letztem Brief vom 1. Juni 1791 (Nr 30) über ein Dreivierteljahr unterbrochen gewesen. Was Jacobi in seinem nicht überlieferten Antwortbrief dazu mitgeteilt hat, ist nicht bekannt. Zumindest hat er Goethe aber über sein letztes schriftstellerisches Projekt informiert, die Neufassung seines Romans „Aus Eduard Allwills Papieren“ von 1775/76, die unter dem Titel „Eduard Allwills Briefsammlung“ eigentlich zur Ostermesse Ende April 1792 erscheinen sollte, deren Fertigstellung Jacobi aber nur schwer gelingen wollte (vgl. zu 66,26–27 und zu 79,1). 66,8 Propheten mit dem Mußtopfe] Anspielung auf die Episode aus der Bibel um den Propheten Habakuk, der vom Engel an die Stelle versetzt wurde, wo er seine göttliche Mission erfüllen konnte (Daniel 14,33–39; Luther-Bibel/Apokryphen 1772, 906). Im apokryphen Teil des Buchs Daniel des Alten Testaments „Vom Drachen zu Babel“ erscheint Habakuk ein Engel und erteilt ihm den Auftrag, dem Propheten Daniel einen eben gekochten Brei zum Essen zu bringen. Daniel war wegen seiner Treue zu Jahwe, dem israelitischen Gott, in Babylon vom König und den Anhängern der alten Baal-Religion in eine Löwengrube geworfen worden. Der überraschte Habakuk kannte den Weg dorthin nicht, so dass ihn der Engel kurzerhand am Schopf packte und zu Daniel an die Grube setzte. 66,9–10 Optick und besonders der Theil von den Farben beschäftigt mich] Schon ein Jahr zuvor hatte Goethe mit Experimenten und Untersuchungen zu einer Theorie des Lichts und der Farben begonnen und dem Freund in seinem letzten Brief vom 1. Juni 1791 davon berichtet (vgl. zu 32,6–8). Goethes Studien zur Entstehung von physikalischen Farben basierten in erster Linie auf prismatischen Experimenten der Lichtbrechung, für die er sich mittlerweile sogar einen eigenen Laborraum eingerichtet und ein großes Wasserprisma hatte bauen lassen (vgl. Datierung zu Nr 101 und zu 52,12–13). Einer ersten intensiven Experimentierphase im Frühjahr und Sommer 1791 (vgl. zu 51,10–11), deren Ergebnisse Goethe in den „Beyträgen zur Optik. Erstes Stück“ zusammenführte (vgl. zu 49,19), schloss sich im folgenden Herbst und Winter eine neue Phase mit weiterführenden Versuchsanordnungen an, die im „Zweyten Stück“ der Reihe „Optische Beyträge“ dargestellt wurden. Deren Erscheinen war für die Ostermesse Ende April 1792 vorgesehen (vgl. zu 50,6–7; zu 52,4–5; zu 52,5). Inzwischen hatte Goethe mit neuen Versuchen begonnen, die in weiteren „Optischen Beyträgen“ beschrieben werden sollten (vgl. zu 82,16–17 und zu 82,17–18).
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66,11 alles andre darüber liegen lasse und fast vergesse] Wie sehr Goethe in dieser Zeit von der Farben-Thematik eingenommen war, bekannte er auch gegenüber Herzog Carl August am 18. April 1792: Das Licht und Farbenwesen verschlingt immer mehr meine Gedankensfähigkeit und ich darf mich wohl von dieser Seite ein Kind des Lichts nennen. (70,13–15.) Von der ein Jahr zuvor geplanten Beschäftigung mit möglichst vielen Bereichen der Naturkunde, Kunsttheorie und Literatur, die er Jacobi am 1. Juni 1791 angekündigt hatte (vgl. zu 31,26; zu 31,27–28; 32,1–2; zu 32,10; zu 32,13–14), war er weit entfernt. Dies war angesichts der hohen Belastung als vielbeschäftigter leitender Beamter in der Weimarer Administration auch eine wenig realistische Annahme gewesen. 66,12–14 besondre Freude 〈…〉 Nachlese zu halten] Parallel zu seiner Experimentiertätigkeit setzte sich Goethe intensiv mit dem Forschungsstand in der Farbenlehre und deren Geschichte auseinander. Isaac Newton, dessen Erkenntnisse dazu seit etwa 100 Jahren als verbindlicher Stand der Theoriebildung anerkannt waren, sowie einige seiner Vorläufer, vor allem Francesco Grimaldi, würdigte Goethe später in seinem Hauptwerk „Zur Farbenlehre“ (2 Bde. Tübingen 1810) in einem eigenständigen „Historischen Theil“. Unter dem Titel „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre“ arbeitete er dort die Wissenschaftsgeschichte der Farbtheorien seit der Antike auf (Bd 2.1; vgl. auch LA I, 6). 66,16–17 wie wunderlich es im Reiche der Wissenschaften 〈…〉 zugeht] Indirekter Hinweis auf das weitverbreitete Phänomen unkritischer Autoritätsgläubigkeit unter Fachgelehrten. Goethe dagegen meinte die als unangreifbar geltenden Theoreme der newtonschen Farbenlehre widerlegen zu können (vgl. zu 51,13–14; zu 52,3; zu 52,6–7; Nr 188, Beilage 2). 66,18 Ein Exemplar meines Cophta erhältst du auch.] Goethes Lustspiel „Der Groß-Cophta“ war im Frühjahr und Sommer 1791 (April bis September) entstanden (vgl. zu 44,6–7) und erschien nun rechtzeitig zur Ostermesse Ende April 1792 im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin sowohl als Einzeldruck als auch im ersten Band der Gesamtausgabe „Goethe’s neue Schriften“ (vgl. zu 51,21). Schon in seinem nächsten Brief vom 16. April konnte Goethe den Versand druckfrischer Druckbögen des Bandes an Jacobi noch für den gleichen Tag ankündigen (vgl. zu 66,26). 66,18–19 Du hast ihn wohl schon gesehen] Wahrscheinlich hatte Goethe schon ungebundene Druckbogen des Stücks aus dem ersten Band der „Neuen Schriften“ an Jacobi geschickt, wie etwa auch Ende März oder Anfang April 1792 an Georg Forster (vgl. zu 66,26). Dass mit dieser Äußerung eine Theateraufführung des „GroßCophta“ etwa in Düsseldorf gemeint war, ist unwahrscheinlich, da sich nach der Uraufführung in Weimar am 17. Dezember 1791 (vgl. Burkhardt, Repertoire, 4) eine weitere Inszenierung an einem anderen Theater nicht belegen lässt. 66,20 die deinigen] Vgl. zu 18,4. 66,21 schreibe mir bald] Vgl. zu 66,3.
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BRIEF 76
76. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 16. April 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2708. – Doppelblatt 18,5(–18,7) × 23,1(–23,3) cm, 3 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 21tL Apr. 1792. b. dL 24tL April.“. – Beischluss: Brief an Johann Heinrich Vohs (EB 118; vgl. zu 67,3–4). E: Goethe-Jacobi1 (1846), 133f., Nr 59. WA IV 9 (1891), 298f., Nr 2909. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Jacobis vom 11. April 1792 (vgl. zu 66,24). – Jacobis Antwort vom 24. April 1792 ist ebenfalls nicht überliefert (vgl. Überlieferung). 66,24 deinen Brief] Gemeint war Jacobis Antwort vom 11. April 1792 auf Goethes vorausgegangenen Brief vom 2. April mit einer Anfrage wegen des Schauspielers Johann Heinrich Vohs (vgl. Überlieferung zu Nr 75; zu 66,1–2 und zu 66,3). 66,24–25 an die Frühlingsstunden meines Lebens erinnerte] Offenkundig fühlte sich Goethe durch den Bericht Jacobis über die Wiederaufnahme seines „Allwill“-Romanprojekts an seine frühe Zeit als Stürmer und Dränger und an seine ersten literarischen Erfolge, insbesondere mit seinem Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ (Leipzig 1774), erinnert. Auch Jacobis „Allwill“ war als Briefwie auch als Beziehungs- und Bekenntnisroman angelegt, doch ging Jacobi zu seiner exzentrischen Hauptfigur, einer geniehaften Sturm-und-Drang-Persönlichkeit, der durchaus Züge des jungen Goethe anhafteten (vgl. zu 66,26–27), auf kritische Distanz. 66,26 Zwey Exemplare Cophta gehen heut ab] Goethes Lustspiel „Der Groß-Cophta“ wurde im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin noch für den Druck vorbereitet. Der Erscheinungstermin sollte Ende April 1792 zu Beginn der Ostermesse sein (vgl. zu 66,18). Wahrscheinlich kündigte Goethe hier lediglich ungebundene Bogen der „Neuen Schriften“ mit dem Lustspiel an, die er in mehrfacher Ausfertigung bereits besaß und von denen er auch an Georg Forster ein Exemplar gesandt hatte (vgl. zu 51,21). Das kann jedenfalls aus Goethes Bemerkung vom 25. Juni geschlossen werden, als er Forster, Soemmerring und Jacobi die letzten Bogen des ersten Bands der „Neuen Schriften“ (82,6–7) übersandte, mit der Mitteilung, dass diese an die Bogen des „Groß-Cophta“ zu binden seien. Möglich wäre allerdings auch, dass Goethe eine Woche vor Messebeginn bereits Belegexemplare des Einzeldrucks versandte oder von Unger verschicken ließ. In diesem Fall
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hätte Jacobi bereits vorher eine Sendung mit den ungebundenen Druckbogen aus den „Neuen Schriften“ erhalten, und zwar wahrscheinlich ähnlich wie Forster bereits Anfang April (vgl. 66,18–19). Das zweite Exemplar könnte für Amalia Fürstin von Gallitzin aus Angelmodde bei Münster bestimmt gewesen sein (vgl. GB 8 II, zu 9,21). 66,26–27 deinen Alvil erwarte ich sehnlich] Jacobi hatte seinen Roman „Aus Eduard Allwills Papieren“ erstmals 1775/76 veröffentlicht (Iris. Bd 4, St. 3. Düsseldorf 1775, S. 193–236 und Teutscher Merkur. April-Heft. Juli-Heft. Dezember-Heft. Weimar 1776, S. 14–75, 57–71, 229–262). Die erheblich erweiterte Neubearbeitung des Romans sollte jetzt zur Ostermesse 1792 (vgl. zu 79,1) im Verlag von Friedrich Nicolovius in Königsberg unter dem Titel „Eduard Allwills Briefsammlung herausgegeben von Friedrich Heinrich Jacobi mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Erster Band“ erscheinen (vgl. Friedrich Heinrich Jacobis „Allwill“. Textkritisch herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Dr. J〈an〉 U〈lbe〉 Terpstra. Groningen, Djakarta 1957, S. 129–303). Goethe erhielt sein Exemplar vermutlich mit Jacobis Antwortbrief vom 24. April 1792. Er beschrieb Jacobi seine Lektüreeindrücke im Brief vom 15. Juni 1792 (vgl. 79,1–4). 1775 war die Veröffentlichung des „Allwill“-Romans (vgl. zu 66,24–25) zu einer ersten großen Belastungsprobe der zwar noch kurzen, aber bis dahin sehr überschwänglich gelebten Freundschaft zwischen Jacobi und Goethe geworden (vgl. GB 2 II, zu 210,8). 66,27 Zu Ostern erhälst du wieder was optisches] Zur Ostermesse Ende April 1792 erschien Goethes „Zweytes Stück“ seiner 1791 begonnenen „Beyträge zur Optik“ (vgl. zu 51,9–10; zu 52,4–5; zu 52,5). Von der Beschäftigung mit dem Thema hatte Goethe Jacobi zuvor schon berichtet (vgl. zu 32,6–8 und zu 66,9–10), die Zusendung versprochen (vgl. zu 31,26) und, wie sich aus der Formulierung hier ableiten lässt, ihm wie anderen Freunden auch Anfang Oktober 1791 bereits das „Erste Stück“ zukommen lassen (vgl. zu 50,3–4). Goethe schickte das für Jacobi bestimmte Exemplar am 2. Juli 1792 mit einer größeren Büchersendung nach Mainz an Georg Forster (vgl. zu 82,9–11), der es wahrscheinlich am 28. Juli nach Pempelfort weiterleitete (vgl. Forsters Postbuch 1792. In: Forster, Werke 17, 837). Jacobi erhielt es schließlich am 30. Juli, als er von seinem Badeaufenthalt in Aachen zurückkehrte (vgl. Jacobi an Goethe, 1. August 1792; JB I 10, 90). 67,1–2 Das Ganze wenn es zu übersehen 〈…〉 gewiß Freude machen.] Goethe arbeitete bereits an der Fortsetzung seiner „Beyträge zur Optik“ (vgl. zu 80,19–20), die jedoch nicht erschien (vgl. zu 27,2–3). 67,3–4 Hier ein Blat für Voos 〈…〉 als Interims Contrackt ansehen kann.] Beischluss eines nicht überlieferten Briefes an den Schauspieler Johann Heinrich Vohs in Düsseldorf, vermutlich ebenfalls vom 16. April 1792 (EB 118). Der Brief enthielt die Konditionen eines Vertragsangebots, wahrscheinlich mit Laufzeit, Gagenhöhe und Aufgabenschwerpunkt für ein Engagement am Hoftheater in Wei-
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mar. Goethe hatte Jacobi in seinem Brief vom 2. April gebeten, Erkundigungen einzuholen, ob Vohs geeignet und willens wäre, als Heldendarsteller für den ausscheidenden Andreas Dietrich Krako nach Weimar zu wechseln. Jacobi hatte positive Signale von Vohs übermitteln können (vgl. zu 66,1–2 und zu 66,3). Vohs nahm das Angebot Goethes an, das zwar vorerst wahrscheinlich nur bis Michaelis 1792 befristet war, gleichzeitig wohl aber eine Option auf Vertragsverlängerung enthielt. Schon im Laufe des Mai 1792 kam Vohs nach Weimar und debütierte am 30. des Monats in August Wilhelm Ifflands „Verbrechen aus Ehrsucht“ (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). Ein Vertrag der Weimarer Theaterdirektion mit Vohs hat sich in den Theaterakten nicht erhalten. 67,4 ihm etwas auf den Weg zu geben] Dieser Bitte, Vohs für seine Fahrt nach Weimar, die mit der fahrenden Post nicht weniger als fünf Tage dauern würde, mit ausreichenden Reisemitteln zu unterstützen, ist Jacobi nachgekommen (vgl. zu 78,22–23). Die genaue Höhe der Auslage Jacobis ist nicht bekannt. Die von Goethe veranschlagten Reisekosten von 20 bis 30 Reichstalern dürften sogar über dem tatsächlichen Bedarf gelegen haben. 67,6–7 die er sich abziehen ließe] Offensichtlich war vorgesehen, dass Vohs die Reisekosten selbst zu tragen hatte, so dass die Summe in Raten mit den wöchentlich ausgezahlten Gagen verrechnet werden würde. 67,7 deine Auslage sollst du gleich mit Danck wieder erhalten] Dies geschah so nicht. Stattdessen verrechnete Goethe Bücherbestellungen von Jacobi mit der Summe (vgl. zu 84,1–2 und zu 84,2–4), wie Jacobi am 24. April vorschlug (vgl. zu 77,22–23 und zu 78,23–24). 67,8 ließ ihm ein Capitel] Redensartlich: Jemanden zur Rede stellen, ihm deutlich die Meinung sagen, eine Strafpredigt halten (vgl. GWb 5, 1134). 67,12–13 er mir diesen Sommer nützlicher 〈…〉 nicht auf etwas mehr ankommen] Im Anstellungsvertrag (vgl. zu 67,3–4) war sicherlich festgelegt, dass Vohs in seinem Fach als Erster Liebhaber und Heldendarsteller in allen kommenden Neuinszenierungen besetzt würde und darüber hinaus einige Rollen seines Vorgängers Andreas Dietrich Krako übernehmen sollte, der zu Michaelis 1792 ausschied. Die Höhe der angebotenen Gage ist nicht bekannt. Goethe wollte sein Vertragsangebot offensichtlich dadurch attraktiver gestalten, dass Vohs bei entsprechend hohen Anforderungen in den folgenden Wochen einen Zuschuss erhalten könne. Die Grundgage wird daher im unteren bis mittleren Bereich des Üblichen gelegen haben. Im Durchschnitt wurden in Weimar zwischen 6 und 8 Reichstaler pro Woche gezahlt, für Spitzenkräfte konnten im Einzelfall aber auch 10, 12 oder gar bis zu 15 Reichstaler aufgewendet werden (vgl. Schauspielerverträge 1791–96, in: Sammelakt der HerzogL. [Theater-]Oberdirektion, dann seit August 1797 der HoftheaterCommission betr. Verpflichtung und Abgang von Sängern und Schauspielern des Weimarischen Hoftheaters 1791–1816; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10000, Bl. 1–53).
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67,14 soulagiren] Von franz. soulager: unterstützen, erleichtern, beruhigen. 67,15 Summe der Interims Gage] Nicht bekannt. Vgl. zu 67,12–13. 67,17 Deine Sommerreise] Zu diesem Zeitpunkt beabsichtigte Jacobi noch, im Juni oder Juli einer Einladung Johann Georg Schlossers und dessen Frau, seiner Tante Johanna Catharina (geb. Fahlmer), nach Karlsruhe zu folgen (vgl. Jacobi an Forster, 9. Februar 1792; Forster, Werke 18, 495). Jacobi begann die Reise schließlich aber erst am 2. September und kehrte am 3. Oktober 1792 nach Hause zurück. Er wurde von seinen beiden Halbschwestern Charlotte und Helene Jacobi begleitet und traf sich nicht nur mit der Familie Schlosser, sondern auch mit seiner 15-jährigen Tochter Clara Franziska, die seit Frühjahr 1791 im Hause der Schlossers erzogen wurde (vgl. zu 31,18), sowie mit seinem in Freiburg i. Br. lebenden Bruder Johann Georg. Vor dem Aufenthalt in Karlsruhe unternahmen Jacobi und seine Stiefschwestern von Ende Juni bis Ende Juli 1792 noch eine Reise nach Aachen und Vaals. Im Aachener Bad suchte Jacobi Linderung von seinem Augenleiden (vgl. zu 173,16). Im nur wenige Kilometer entfernten Vaals (Herzogtum Limburg) besuchte man die Familie von Jacobis Schwager, des Tuchfabrikanten Johann Arnold von Clermont, in dessen Familie Jacobis Sohn Johann Friedrich eingeheiratet hatte. In Aachen trafen sich die Jacobis darüber hinaus mit dem ebenfalls zur Badekur anwesenden Ehepaar Herder (vgl. Herder an Jacobi, 3. Juli 1792, 11. Juli 1792 [mit Caroline Herder], 2. August 1792 und 11. August 1792; HB 6, 274–276 und 278–281). Dass Goethe am 16. April schon von einer solchen Reiseplanung wusste, muss bezweifelt werden, auch wenn Helene Jacobi später berichtete, dass man die Reise nach Aachen schon avisiert hatte, bevor man erfuhr, dass sich Herder dort ab Mitte Juni zur Kur aufhalten würde (vgl. Brief an Friederike Juliane Gräfin von Reventlow, 28. August 1792; Zoeppritz, Jacobis Nachlaß 2, 157). 67,17 fröhligere Gegenden] Hier im Sinne eines heiteren und lebendigen Eindrucks, der Stimmung und Atmosphäre einer Landschaft oder eines Ortes (vgl. GWb 3, 966). – Möglicherweise hatte Jacobi mitgeteilt, dass er zumindest zeitweise daran gedacht hatte, im Sommer nach Weimar oder Mitteldeutschland zu reisen. 67,19–20 Herder welcher an Hüftweh und Lahmheit 〈…〉 gelitten beßert sich.] Johann Gottfried Herder war schon seit Februar 1792 von einem anhaltend schmerzhaften Podagraleiden (Gicht) im rechten Bein und der Hüfte betroffen, das seine Gesundheit insgesamt und seine körperliche Beweglichkeit stark einschränkte. Die angesprochene Besserung seines Zustandes war wohl nur vorübergehend. Caroline Herder berichtete z.B. in einem Brief an Johann Georg Müller noch am 14. Mai 1792 über die schwere Erkrankung ihres Mannes: „Er wurde im December schon krank u. hatte an einer Spanischen Fliege den ganzen Januar zu leiden, kaum war diese geheilt so bekam er die Gicht mit dem schmerzhaftesten Krampf in der Hüfte u. rechten Bein; er war einige Tage in großer Gefahr. Das Uebel ist so complicirt mit Leber u. Hämorrhoiden, daß die besten Mittel u. Aerzte nicht helfen
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konnten. Kurz, er kann sich nicht gerade aufrichten u. kann nur wenig gehn auf dem kranken Fuß. Wir hoffen in Aachen Heilung zu holen u. gedenken im Juny hinzugehn.“ (HB 6, 268.) Der Kuraufenthalt in Aachen vom 12. Juni bis 20. August zeitigte auch nur wenig Besserung (vgl. Herders an ihre Kinder und Katharina Dorothea Güldenhorn, 1. Juli 1792; HB 6, 312; Caroline Herder an Jacobi, 18. August 1792; HB 6, 283). Erst im November 1792 trat, nicht zuletzt aufgrund neuer Behandlungsmethoden, allmählich eine Besserung ein (vgl. zu 83,15–16). 67,20 Christian Stolberg war einige Tage hier] Der Dichter und Übersetzer Christian Graf zu Stolberg-Stolberg, damals dänischer Amtmann im holsteinischen Tremsbüttel, war Jacobi freundschaftlich verbunden und auch mit Goethe seit der gemeinsamen Reise durch die Schweiz 1775 bekannt. Zuletzt waren er und sein Bruder Friedrich Leopold Ende Mai/Anfang Juni 1784 bei einem Kurzaufenthalt in Weimar mit Goethe zusammengetroffen. Der Kontakt hatte sich seitdem gelockert. Wahrscheinlich am 9. oder 10. April 1792 war Stolberg mit seiner Frau Friederike Luise nach Weimar gekommen und am 10. April zur Hoftafel geladen worden: „Heute waren am Hof gebeten, HL. und Fr: Gräfin v. Stolberg“ (FB 1792, S. 91). Am 13. April war Gräfin Stolberg wie in den folgenden Wochen bis Anfang Juni noch sehr häufig nur allein an den Hof geladen (vgl. ebd., S. 93–125). Christian Graf zu Stolberg-Stolberg hatte zu diesem Zeitpunkt Weimar bereits wieder verlassen. Er reiste in geschäftlichen Angelegenheiten nach Dresden (vgl. Briefe von Friederike Luise zu Stolberg-Stolberg an Johann Ludwig Graf von Reventlow, 27. April 1792 sowie an Christian Detlev Friedrich Graf von Reventlow und Sophie Friderike Louise Charlotte Gräfin von Reventlow, 25. Juni 1792; Bobé, Reventlowske Familiekreds 3, 69 und 116). Über Begegnungen mit Goethe ist nichts Näheres bekannt. 67,21 seine Gattin hier 〈…〉 einigen Wochen wieder abhohlen ] Friederike Luise Gräfin zu Stolberg-Stolberg blieb noch etwa sieben Wochen und reiste zusammen mit ihrem Mann erst am 7. oder 8. Juni 1792 von Weimar ab, nachdem dieser Mitte Mai wieder hier eingetroffen war (vgl. zu 79,9). Die Gräfin bewegte sich in Weimar vorwiegend in Kreisen des Hofes, hier vor allem in der Nähe der regierenden Herzogin Louise, zu der sie seit dem Weimar-Besuch 1784 ein engeres persönliches Verhältnis hatte (vgl. Goethe an Charlotte von Stein, 5. Juni 1784; GB 5 I; WA IV 6, 284–287). Insgesamt lassen sich für diese Zeit 19 Besuche von ihr bei Hofgesellschaften belegen (vgl. FB 1792, S. 91–125). Es waren die letzten Wochen der Schwangerschaft von Herzogin Louise, die am 30. Mai von einem Jungen, Prinz Bernhard, entbunden wurde (vgl. ebd., S. 121 und 124). Der letzte Besuch der Gräfin an der herzoglichen Hoftafel fand am 3. Juni statt (vgl. ebd., S. 125). Darüber hinaus bestand ein enger, fast täglicher Kontakt mit dem ihr ebenfalls freundschaftlich verbundenen Ehepaar Herder sowie einigen anderen Persönlichkeiten der Stadt. Goethe gehörte offensichtlich nicht dazu. Von ihrem Aufenthalt in
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Weimar berichtete Luise zu Stolberg-Stolberg am 20. April 1792 an die Familie ihres Bruders Christian Detlev Friedrich Graf von Reventlow: „Ich führe hier ein ruhiges, stilles Leben. Am meisten sehe ich die regierende Herzogin und Herder. Zu diesem gehe ich alle Tage und at my liking. Käthchen ihre Gore sehe ich auch viel, es sind liebe Mädgens, dear ramblers, aber der Papa hat keine Ruhe. Bey der alten Herzogin bin ich auch dann und wann 〈…〉. Mit Wieland gehe ich manchmal aus, er ist milden Geistes, ich spreche gerne mit ihm, auch sind hier noch andere angenehme Leute.“ (Bobé, Reventlowske Familiekreds 3, 114.) 67,25–27 Eh Voos abgeht kann er mirs melden 〈…〉 Rollen er aufzutreten wünscht.] Über einen entsprechenden Brief von Vohs an Goethe ist nichts bekannt. Trotzdem ist anzunehmen, dass Vohs der Bitte Goethes mit einem Brief von etwa Ende April oder von Anfang Mai 1792 nachgekommen ist. Zu Vohs’ Rollenrepertoire in den ersten Wochen seines Engagements in Weimar vgl. zu 78,18–19.
77. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 18. April 1792 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Stiftung Sankturbanhof Sursee, Schweiz, Sign.: Bestand Legat Kuno Müller. – Doppelblatt 23,5 × 18,8 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Wendelin von Maltzahn: Drei Briefe Goethes an den Herzog Karl August. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suphan hrsg. v. Bernhard Seuffert. Bd 1. Weimar 1888, S. 263–265. WA IV 9 (1891), 299–302, Nr 2910 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 68,1–2 si vales bene est, ego valeo] Lat. Briefformel: Wenn es dir gut geht, ist es gut, mir geht es gut. 68,2 solenne] Nach franz. solennel (lat. solennis): feierlich. 68,4 meines Stillschweigens] Goethe hatte Herzog Carl August seit dessen Abreise zu seinem Regiment nach Aschersleben drei Wochen zuvor am 29. März 1792 (vgl. FB 1792, S. 84) noch nicht geschrieben. Carl August kehrte am 5. Mai nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 107). Kurz vor der Rückreise Carl Augusts schrieb Goethe noch ein zweites Mal nach Aschersleben (vgl. Nr 82). 68,4–5 ignoscas tarde scribenti] Lat.: Mögest du dem so spät Schreibenden verzeihen. 68,7 Voigts Anregung] Mit dem Consiliumsmitglied Christian Gottlob Voigt war Goethe kurz zuvor eine Woche in Jena gewesen (4.–10. April; vgl. zu 68,21),
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vor allem um sich dort einen Überblick über anstehende Organisationsprobleme an der Universität zu verschaffen (vgl. zu 68,22; zu 68,29–30; zu 70,2; zu 70,3–5). Voigt hatte schon vorher in diesen oder anderen administrativen Angelegenheiten mit Carl August korrespondiert (vgl. zu 70,6–7) und nun Goethe aufgefordert, den Herzog aus seiner Sicht über die Jenaer Abläufe zu informieren. 68,7–9 Gräfinn Stollberg, welche sich jetzt hier befindet, 〈…〉 Woche zweymal] Über den Besuch der Gräfin Friederike Luise zu Stolberg-Stolberg und ihres Ehemanns, des Lyrikers und Übersetzers Christian Graf zu Stolberg-Stolberg, in Weimar seit dem 9. oder 10. April 1792 vgl. zu 67,20 und zu 67,21. Das Ehepaar verließ Weimar nach gut acht Wochen am 7. oder 8. Juni 1792 (vgl. zu 79,9). Friederike Luise zu Stolberg-Stolberg pflegte umfassende und langjährige Briefwechsel mit Verwandten und Freunden. Welche Briefpartnerin hier gemeint gewesen war, lässt sich nicht mehr eindeutig feststellen. Möglicherweise war eine von Friederikes Schwägerinnen Henriette Friederike von Bernstorff, Sophie Friederike Louise Charlotte von Reventlow oder Friederike Juliane von Reventlow gemeint, mit denen sie über Jahre in engem Kontakt stand. 68,12–13 christlichen Tugenden mit deren Vorstellung Meyer 〈…〉 beschäftigt hat] Auch wenn die Perfektform des Satzes darauf schließen lässt, dass Goethe an Zeichnungen oder Gemälde Meyers mit Darstellungen christlicher Themen denkt, mit denen sich dieser in der jüngeren Vergangenheit beschäftigt habe, steht, da von solchen Werken in jenen Wochen nichts bekannt ist, zu vermuten, dass Goethe an Tugenden denkt, die Meyer hatte aufbringen müssen, als er Goethes kleine Familie (70,9) malte, oder auch an die, die er als Lehrer an der Freien Zeichenschule benötigte (vgl. zu 70,10–11): Geduld und Mäßigung. An die christlichen Tugenden im theologischen Sinne – Glaube, Liebe, Hoffnung – könnte Goethe freilich auch gedacht haben. Mit Meyers Vorstellung ist vermutlich nicht lat. propositio, sondern lat. notio, Begriff, gemeint. 68,21 In Jena, wo ich mit Voigt sehr angenehme Feyertage zugebracht] Goethe und Christian Gottlob Voigt waren vom Mittwoch vor Ostern bis zum Dienstag nach Ostern (4.–10. April 1792) zusammen in Jena gewesen (vgl. Färber-Calender 1792, Bl. 9). 68,22 die Convictorien Sache einigermassen vorbereiten] Es ging um eine Reorganisation des Konviktoriums, also der studentischen Speiseanstalt, an der Universität Jena (vgl. dazu auch 20,11–21,4). Ein Gutachten über den unbefriedigenden Zustand der Anstalt und einen Vorschlag zur Verbesserung der Verhältnisse hatte Herder bereits am 28. Februar 1791 dem Herzog vorgelegt. Die Angelegenheit verzögerte sich nicht zuletzt deshalb, weil die Erhalterstaaten an der Suche nach einer Lösung beteiligt werden mussten. Im Frühjahr 1792 erhielten Herder und Goethe den Auftrag, dem Herzog einen neuen Vorschlag über die mögliche Veränderung der Rechtsform des Konviktoriums zu unterbreiten. Auf den 26. Mai 1792 ist der Bericht Goethes und Herders datiert, der, zusammen mit einer beige-
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fügten Begründung des Verschlages für eine Verpachtung der Speiseanstalt, an Herzog Carl August ging (vgl. FA/Goethe I 27, 17–21 und FA/Goethe I 27 K, 16–20). 68,29–30 das veränderte Institut gesichert werde] In Goethes und Herders Bericht heißt es: „Es ist uns daher der Gedanke beygegangen: ob es nicht räthlich seyn möchte den ganzen Complex der Naturaleinnahmen, Besitzungen, Rechte und Freyheiten, welche das jenaische Convictorium gegenwärtig genießt, mit dem Rechte einen Mittag- und Abend-Tisch, jedoch ohne Zwangsgerechtigkeit, halten zu können, im Ganzen an den Meistbiethenden zu verpachten?“ (FA/Goethe I 27, 17f.) In einem Reskript des Geheimen Consiliums vom 6. Juli 1792 (AS 2.1, 226f., Nr 48 M) wird der Vorschlag bestätigt. Eine grundlegende Veränderung der Verhältnisse wurde allerdings erst 1817 im Zuge der Jenaer Universitätsreform durchgeführt. (Vgl. FA/Goethe I 27 K, 18f.) 68,30–70,1 in einem Pr. M. aus einander gesetzt] Pr. M., Abkürzung für lat. Pro Memoria: Zum Gedächtnis, zur Erinnerung; Denkschrift, amtliches (offizielles) Schriftstück, das einen Sachverhalt oder ein Vorhaben ausführlich erläutert und als Entscheidungsgrundlage dient. – Das erwähnte Pro Memoria ist nicht überliefert. Daraus ging aber dann der Bericht vom 26. Mai 1792 hervor (vgl. zu 68,22). 70,2 biß dahin die Besetzung der Inspektorstelle aufgeschoben werde] Die Inspektorstelle des Konviktoriums war im März 1792 durch die Universität ausgeschrieben worden, woraufhin sich die Professoren Johann August Heinrich Ulrich, Justus Christian Hennings und Heinrich Eberhard Gottlob Paulus darum beworben hatten (vgl. Bericht der Universität Jena, 28. März 1792; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 6021, Bl. 25). Nachdem sich das Gothaer Ministerium dafür ausgesprochen hatte, mit der Neubesetzung der Inspektorstelle noch zu warten, bis der Kommissionsbericht vorliege, entschied sich auch Herzog Carl August in diesem Sinne und votierte dafür, die Verwaltung des Konviktoriums vorläufig dem amtierenden Prorektor Ulrich zu übertragen (vgl. Handschreiben Herzog Carl Augusts, 8. Mai 1792; ebd., Bl. 33). 70,3 verschiedne Auswürfe nöthig] Für die Neustrukturierung und -besetzung des Konviktoriums war es erforderlich, eine genaue Erfassung und Bewertung der Besitzungen, Befugnisse, Rechte und Freiheiten des Konviktsökonomen vorzunehmen. 70,3–5 wieder nach Jena 〈…〉 Deputation den Plan nochmals durchgehn] Am 6. Juli 1792 erhielt Goethe die Anweisung, die Verwirklichung des eingereichten Plans zur Reorganisation des Konviktoriums vorzubereiten. Nach mehreren Kalkulationen ergab sich jedoch, dass eine Verpachtung der Konviktsökonomie unter Aufhebung der Zwangsgerechtigkeit nicht durchführbar erschien. In einem Aktenvermerk vom 15. Juli 1797 stellte Goethe fest: Einen Pacht, wie er in dem vorstehenden beabsichtiget worden, hat man bißher, ohngeachtet aller Be-
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mühungen, nicht zu Stande bringen können, indem weder der Oekonom noch andere Personen, welche man deßhalb sondirt, sich darauf einlassen wollen; und sämmtlich zur Entschuldigung angaben: daß eine Gastfreyheit und Speiseanstalt, ohne Zwangsrecht, gegenwärtig in Jena von gar keinem Werthe sey, da die Studenten so viele Gelegenheiten hätten sich speisen zu lassen, und jeder Unternehmer dieser Art wegen außenbleibenden Bezahlungen gefärdet sey, welches man zur Nachricht hier bey den Acten bemerken wollen. (AS 2.1, 533, Nr 128.) 70,6–7 Voigt sagt mir daß Sie 〈…〉 botanische Institut bald etwas zu thun.] Die Errichtung des botanischen Gartens, die Herzog Carl August schon 1789 angeordnet hatte, erfolgte erst 1794. Mit seinem Hinweis hoffte Goethe, dem der Herzog am 17. Februar 1790 die Oberaufsicht über die botanische Anstalt übertragen hatte, das infolge des Widerstandes der medizinischen Fakultät (vertreten durch Christian Gottfried Gruner) ins Stocken geratene Projekt wieder anstoßen zu können (vgl. zu 5,9 und zu 5,10; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 411f.). 70,9–10 Meyer ist fleißig er hat meine kleine Familie 〈…〉 portraitirt] Meyers Aquarellzeichnung zeigt Christiane Vulpius mit dem zweijährigen Sohn August auf dem Schoß (GNM Weimar, Inv.-Nr KHz/03354; vgl. GB 9 I, 69, Abb. 8). Die Ähnlichkeit mit Raffaels „Madonna della Sedia“ (1513/14) ist offensichtlich. 70,10–11 Die jungen Leute fassen nach und nach Zutrauen zu ihm] Gemeint sind die Schüler, die Meyer als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar unterrichtete. 70,13–14 Das Licht und Farbenwesen verschlingt 〈…〉 meine Gedankensfähigkeit] Nachdem Goethe das 2. Stück seiner „Beyträge zur Optik“ abgeschlossen hatte – es erschien Ende April 1792 –, war er nun wahrscheinlich bereits mit den Vorbereitungen für das geplante 3. Stück der Reihe beschäftigt (vgl. zu 27,2–3). Außerdem arbeitete er an den Abhandlungen „Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt“ und „Von den farbigen Schatten“. Zur Veröffentlichung des 3. Stücks kam es nicht; die Abhandlungen erschienen erst aus Goethes Nachlass. Vgl. die Texte in LA I 3, 64–81 und 81–94. 70,14–15 Kind des Lichts] In Anlehnung an die Formulierung im Brief des Paulus an die Epheser im Neuen Testament der Bibel: „Wandelt wie die kinder des lichts.“ (Epheser 5,9; Luther-Bibel 1772 NT, 201.)
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78. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 16. und 20. April 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Spätestens Ende März 1792 war Carl Augusts Plan bekannt geworden, den englischen Kaufmann Charles Gore mit seinen Töchtern Emely und Eliza dauerhaft nach Weimar zu holen. Dazu musste eine geeignete herrschaftliche Wohnung gefunden werden, und es wurde Goethes Domizil im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der südlichen Vorstadt vor dem Frauentor ausgewählt. Goethe sollte entsprechender Ersatz angeboten werden. Es wurde zunächst das so genannte ‚Heydenreichsche‘ Haus in unmittelbarer Nachbarschaft in Erwägung gezogen, in dem seit 15 Jahren Christoph Martin Wieland wohnte. Mit der Angelegenheit und den damit verbundenen Hauskäufen des Herzogs war Christian Gottlob Voigt beauftragt worden, der so auch zu einer Art Mittelsmann zwischen Goethe und Wieland bei der Suche nach einer praktikablen Lösung wurde. Wieland, der zunächst selbst Umzugsabsichten hatte, fühlte sich jedoch brüskiert und zurückgesetzt, als er erfuhr, dass er seine Wohnung für Goethe aufgeben sollte, und erwog sogar einen Wegzug aus Weimar (vgl. Wieland an Reinhold, 30. März 1792; WB 11.1, 218, Nr 252). Die Vorgänge bargen mithin das Potenzial, zu einem öffentlichen Skandalon zu werden, bei dem alle Beteiligten hätten Schaden nehmen können. So wurde bald nach Vermittlung und einer einvernehmlichen Lösung gesucht. In diese Phase, die spätestens Mitte April 1792 begann und Ende des Monats mit einer gütlichen Einigung ihr Ende fand, gehört neben weiteren Berichten Goethes an Voigt (vgl. Nr 79, 80 und 83) auch der vorliegende Brief, der von Goethes und Wielands persönlichen Bemühungen um die Beilegung des Konflikts berichtet, also am Anfang der genannten Zeitspanne geschrieben worden sein dürfte. Darüber hinaus zeigt die Bezugnahme auf die Sitzung der Schlossbaukommission am 15. April 1792 an (vgl. zu 71,2), dass der Brief wahrscheinlich an einem der nachfolgenden Tage verfasst worden ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 6–7. – Doppelblatt, 11,9 × 18,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 in umgekehrter Schreibrichtung im linken oberen Viertel Adresse, egh., Tinte: Des Herrn / Geh. Assr Voigt / Hochwohlgl; daneben schwarzes Siegel mit Bildmotiv auf weggeschnittener Papierecke aufgeklebt: Amor mit Flöte; Bl. 2. obere äußere Ecke weggeschnitten (Siegelöffnung). E: Goethe-Voigt1 (1868), 144f., Nr 17. WA IV 9 (1891), 302, Nr 2911.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 70,18 Wiel. kam gestern zu mir über die Sache zu sprechen] Besuch Christoph Martin Wielands, um mit Goethe über den von Herzog Carl August bestimmten Wohnungswechsel zu sprechen, von dem beide unmittelbar betroffen waren. An welchem Tag der Besuch Wielands stattfand, ist nicht bekannt. Weiter vgl. Datierung. 70,18–19 historisch] Hier in atemporaler Bedeutungsnuance des Neutral-Sachlichen, rein Informativen verwendet: sachbezogen, tatsachengetreu (vgl. GWb 4, 1288). 70,19–20 daß die letzte Umwendung von mir komme] Um eine weitere Zuspitzung des ungewollten Konflikts mit Wieland in der Frage eines Wohnungswechsels und eventuell daraus resultierendes öffentliches Aufsehen zu vermeiden, hatte Goethe selbst nach einem Ausweg gesucht und dem Herzog sowie Voigt ein anderes Haus als das ‚Heydenreichsche‘ vorgeschlagen, in dem Wieland wohnte (vgl. zu 70,23). 70,20–21 daß daß mich sein Billet an Sie veranlaßt] Den letzten Anstoß für Goethes Eingreifen hatte offensichtlich ein Beschwerdebrief Wielands an Voigt aus dem April 1792 gegeben, in dem Wieland möglicherweise seinen Wegzug aus Weimar angedroht hatte. Der Brief ist nicht überliefert (vgl. WB 11.2, 369, Nr 254). Wieland berichtet aber in seinem Brief an Carl Leonhard Reinhold vom 30. März 1792 über die Angelegenheit (vgl. WB 11.1, 218, Nr 252). – daß daß: Versehentliche Dittographie. 70,21 Er erklärte daß er Ludekus Hauß kaufen würde] Wieland machte nun einen Vorschlag zur Lösung des Problems. Er verhandelte mit Johann August Ludecus, dem Geheimen Sekretär und Schatullier der Herzoginmutter Anna Amalia, über den Kauf des ‚Amtslehnbaren‘ Hauses am Weimarer Markt neben dem Hotel „Elephant“. Anfang Mai 1792 war er sich mit Ludecus handelseinig (vgl. Wieland an Ludecus, Mai 1792; WB 11.1, 231, Nr 271 und Wieland an Carl Leonhard Reinhold, 5. Mai 1792; ebd., 233, Nr 273) und erwarb das Anwesen schließlich rechtskräftig am 25. Mai für 3000 Reichstaler (vgl. WB 11.2, 392, Nr 271). 70,22 wenn ich in seine Miethe treten wollte] Mit Wielands Hauskauf in Weimar wäre der Weg für die ursprünglich avisierte Variante frei gewesen, dass Goethe vom ‚Kleinen Jägerhaus‘ in die Wohnung Wielands im benachbarten ‚Heydenreichschen‘ Haus umzöge (vgl. Datierung). Goethe war davon im Grunde aber schon abgerückt (vgl. die folgende Erläuterung). 70,23 mit Helmershausen schon weit vorwärts sey] Offensichtlich verhandelte Voigt auf Goethes Vorschlag bereits mit dem Garnisonsarzt Paul Johann Friedrich Helmershausen über den Erwerb des Hauses am Frauenplan, in dem Goethe schon in den Jahren von 1782 bis 1789 zur Miete gewohnt hatte und das er nun als Ersatzobjekt für das ursprünglich für ihn vorgesehene Quartier des ‚Heydenreichschen‘ Hauses favorisierte.
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70,24–25 wenn Helm. die Saiten zu hoch spannte] Der Kauf des ‚Helmershausenschen‘ Hauses am Frauenplan kam trotz offenkundig hoher Preisforderungen Helmershausens sehr bald zustande. Man einigte sich schließlich mit Kaufvertrag vom 30. April 1792 auf eine Kaufsumme von 6000 Reichstalern, welche die herzogliche Kammer im Namen des Herzogs für das Anwesen aufzubringen hatte (vgl. zu 72,1–2). 70,25–26 in wenig Tagen wollte ich ihm den Entschluß 〈…〉 sagen] Ob und wann Goethe Wieland die endgültige Entscheidung zum Ankauf des ‚Helmershausenschen‘ Hauses mitgeteilt hat, ist nicht bekannt. Diese Bemerkung war wohl eher als eine indirekte Aufforderung an Voigt anzusehen, die Verhandlungen mit Helmershausen noch entschiedener voranzutreiben und baldmöglichst abzuschließen. 70,27 Hochwohlgebl] Abgekürzt für Hochwohlgeboren (vgl. GB 8 II, zu 94,21). Erste nachweisliche Briefstelle mit dieser eigentlich für höher gestellte Persönlichkeiten mit mindestens dem Titel Geheimer Rat vorbehaltenen Anrede für Christian Gottlob Voigt. Goethe sah Voigt seit dessen Kooptierung ins Geheime Consilium und der Ernennung zum Geheimen Assistenzrat im November 1791 als den Kollegen im Consilium gleichgestellt an (vgl. weiter Datierung zu Nr 71). 71,1 Crusen bey der Bergw. Comm. angestellt zu sehen] Der herzogliche Kammerarchivar Friedrich Leopold Kruse wurde am 22. Mai 1792 der herzoglichen Bergwerkskommission zugeordnet. 71,2 Auf den Baumeister hat die letzte Session gut gewirckt] Wahrscheinlich war die Sitzung der Schlossbaukommission am 15. April 1792 gemeint (vgl. als Hauptergebnis: Verzeichniß der in diesem Jahre beym allhiesigen Residenz-Schloßbau nöthigen Arbeiten; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 61–64). Der für die Bauausführung verantwortliche Hofbaumeister Johann Friedrich Rudolf Steiner war dort unter anderem in einem persönlichen Gespräch mit Goethe über die anstehenden Baumaßnahmen und dabei eingetretene Veränderungen zu den Beschlüssen der Schlossbaukommission vom 4. März 1792 informiert worden (vgl. Protokolle der Schlossbaukommission, 4. März und 15. April 1792; ebd., Bl. 42–46 und Bl. 60). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 71,3–4 ich finde 〈…〉 wo sie sonst Unterkommen finden verschickt hat] In der Unterredung Goethes mit Steiner vom 15. April 1792 war dieser unter anderem angewiesen worden, die anstehenden Arbeiten auf diejenigen zu beschränken, „welche in diesem Jahre unumgänglich nöthig sind“ (Protokoll der Schlossbaukommission, 15. April 1792; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 60; vgl. weiter: Verzeichniß der in diesem Jahre beym allhiesigen Residenz-Schloßbau nöthigen Arbeiten; LATh – HStA Weimar, ebd., Bl. 61–64). Die Korrektur der Planungen stand bereits im Zusammenhang mit der neuen politischen Lage, die durch den bevorstehenden Krieg gegen Frankreich gekennzeichnet war und die dazu führte, dass der Wiederaufbau des Schlosses für mehrere Jahre weitgehend unterbrochen und erst 1798 wieder aufgenommen wurde.
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71,4–5 Es wird sich in vierzehn Tagen zeigen was weiter zu thun ist.] In der folgenden Session der Schlossbaukommission vom 11. Mai 1792 wurde die Instruktion, die Goethe dem Baumeister Steiner am 15. April erteilt hatte, bestätigt und ein Beschluss über die „bey gegenwärtigen Zeitläuften und Conjuncturen“ auf das Notwendigste zu beschränkenden Arbeiten gefasst (Protokoll der Schlossbaukommission, 11. Mai 1792; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 67). Es ist davon auszugehen, dass Herzog Carl August diese Entscheidung und die revidierte vorläufige Instruktion Goethes für Steiner vom 15. April 1792 kurz nach seiner Rückkehr von seinem Aufenthalt in Aschersleben am 5. Mai 1792 autorisiert hat (vgl. auch zu 68,4). 71,5–6 Sie bald wieder zu sehen.] Näheres ist dazu nicht bekannt. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass sich Goethe und Voigt in den darauffolgenden Tagen nochmals trafen, um das weitere Vorgehen in der Immobilienangelegenheit zu besprechen.
79. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 20. und 25. April 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der vorliegende Brief stammt wahrscheinlich aus der mittleren Phase der Verhandlungen, die Voigt mit Paul Johann Friedrich Helmershausen über den Kauf des Hauses am Frauenplan durch Herzog Carl August zur künftigen Nutzung durch Goethe geführt hat (vgl. zu 70,23). Die Idee zum Erwerb dieses Hauses und die sofortige Aufnahme von Verhandlungen sind wahrscheinlich zwischen dem Beginn der zweiten Aprilwoche und Mitte April 1792 zu datieren (vgl. Datierung zu Nr 78). Goethes Reaktion auf die Forderung Helmershausens, den anliegenden Hausgarten fast noch ein halbes Jahr selbst nutzen zu dürfen, zeigt, dass noch keine Ergebnisse bezüglich der Modalitäten des Kaufs erreicht waren, aber schon über konkrete Details des Vertrags gesprochen wurde. Der Vertrag konnte schließlich am 30. April 1792 geschlossen werden. Vorliegender Brief dürfte also in der Zeitspanne zwischen etwa 20. und 25. April 1792 geschrieben worden sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Voigt1 (1868), 145, Nr 18. WA IV 9 (1891), 303, Nr 2912. Textgrundlage: E. – Ob dem Druck in der WA noch H zugrunde lag, ist nicht eindeutig feststellbar (vgl. WA IV 9, 379f., zu Nr 2911–2915). Die Überlieferungs-
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varianten deuten eher darauf hin, dass E auch Textgrundlage des Druckes in der WA war und nur einige Normierungseingriffe vorgenommen wurden. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
71,8 Helmersh.] Helmershausen WA 71,8 Contracts] Contrackts WA 71,11 Absteige-Quartier] Absteige Quartier WA ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 71,8–9 Sollte Helmersh. 〈…〉 den Garten biß auf Michael ausbedingen] Am 30. April 1792 wurden die Verhandlungen zwischen Paul Johann Friedrich Helmershausen und Voigt über den Verkauf des Hauses am Frauenplan mit einem Kaufvertrag abgeschlossen. Das Gebäude ging zunächst in den Besitz der herzoglichen Kammer über (vgl. zu 74,21–22). Im Kaufvertrag wurde festgehalten, dass Helmershausen bis Michaelis (29. September) noch im Besitz seines Quartiers im Ostteil des Gebäudes bleiben könne, die anderen Gebäudeteile aber mit dem Tag der Übergabe zu räumen habe und auch die mitverkauften Teile des Hausgartens nicht weiter nutzen dürfe. Im Kaufvertrag hieß es dazu: „2). Die Ubergabe geschieht, sogleich nach erfolgter höchsten Genehmigung Sr. DurchL. des regierenden Herrn Her3. bleibt der Herr Rath Dr. Helmershausen bis Michaelis zogs; 〈…〉 dagegen dies. Jahrs in den ruhigen und ungestöhrten Besitze seines bis jezt in den verkauften Hause, selbst bewohnten Quartiers; verspricht aber 4). vom Tag der Ubergabe an, sich des bis jezt auch benuzten Gartens nicht weiter anzumachen.“ (Kaufvertrag vom 30. April 1792; LATh – HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8524, Bl. 2; vgl. auch Alexander Weichberger: Das Goethehaus am Frauenplan. Die Geschichte des Hauses von der Erbauung bis zu Goethes Zeit. Weimar 1932, S. 43.) 71,10 bey Überlegung meines Maneuvres] Goethe plante einen Umbau des Hauses, so dass er mit seiner Familie zumindest den Sommer über in ein provisorisches Interimsquartier würde ausweichen müssen. 71,10–11 Gartenhäußchen 〈…〉 Absteige-Quartier werde nehmen müssen] Vermutlich ist der im Hausgarten an der Westseite des Grundstücks zum Frauenplan gelegene steinerne Pavillon gemeint (vgl. zu 71,8–9 und Gisela Maul, Margarethe Oppel: Goethes Wohnhaus. München, Wien 1996, S. 10 und 145f.). Es ist aber auch nicht ganz auszuschließen, dass Goethe sein Gartenhaus im Park an der Ilm als Interimsquartier nutzen wollte. 71,12 da mir im übrigen Hauße nicht ein Eckchen bleibt] Dass eine Grundsanierung des über 80-jährigen Hauses und umfangreiche Umbauarbeiten nach den anspruchsvollen Vorstellungen Goethes durchzuführen sein würden, stand von Anfang an fest. Eine Nutzung auch nur von Teilen des Wohnhauses war so in den ersten Wochen und Monaten nicht möglich und auch nicht geplant.
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BRIEF 80
80. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 22. und 29. April 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Im vorliegenden Brief drängte Goethe auf einen möglichst raschen Vertragsabschluss, nachdem Voigts Verhandlungen mit Paul Johann Friedrich Helmershausen über den Kauf des Hauses am Frauenplan (vgl. Datierung zu Nr 78 und Nr 79) offensichtlich seit geraumer Zeit ins Stocken geraten waren. Goethe befürchtete wegen immer neuer Forderungen Helmershausens weitere Verzögerungen, wenn nicht sogar ein Scheitern des Kaufs. Zumindest schien ein Einzugstermin noch vor Beginn des Winters gefährdet, da zuvor noch erhebliche Renovierungs- und Umbauarbeiten zu erledigen waren. Der Brief ist demnach wohl in der letzten Phase der Vertragsverhandlungen, das heißt wahrscheinlich sogar innerhalb der letzten Woche vor Vertragsabschluss am 30. April, also etwa im Zeitraum zwischen dem 22. und 29. April 1792 geschrieben worden. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M, Sign.: Hs-20782. – Doppelblatt 11,9 × 18,7 cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Tinte: „65)“, am oberen Rand rechts Datierungsvermerk von fremder Hd, Bleistift: „(1792)“. E: Goethe-Voigt1 (1868), 145f., Nr 19. WA IV 9 (1891), 303f., Nr 2913. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 71,15 Negotii] Lat. negotium: Geschäft, Unterhandlung. – Gemeint sind die laufenden Verhandlungen mit Paul Johann Friedrich Helmershausen über den Kauf des Hauses am Frauenplan für Goethe (vgl. zu 70,23 und zu 70,24–25). 71,16–17 mit Bedingungen gesteigert werden] Helmershausen versuchte offenbar nicht nur den Kaufpreis für sein Haus möglichst hoch zu treiben, sondern stellte auch zusätzliche Bedingungen wie die einer weiteren Nutzung des Gartens und anderer Hausteile bis über den Sommer hinaus, so etwa auch für die im Westteil des Gebäudes gelegene Garküche und Schankwirtschaft mit Versammlungssaal (vgl. zu 71,8–9 und zu 74,12–13). 71,18–19 den Kauf sobald als mögl. zu schließen] Voigt konnte den Kaufvertrag mit Helmershausen am 30. April 1792 abschließen (vgl. zu 71,8–9 und zu 72,1–2). 71,19–20 entschlossen 〈…〉 Bedingung des Quartiers für H. nicht zuzugeben] Weitgehende Forderungen Helmershausens zur befristeten Weiternutzung
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einzelner Gebäude- und Grundstücksteile wollte und konnte Goethe im Hinblick auf einen möglichst raschen Einzug nicht erfüllen (vgl. zu 71,16–17). 71,20–21 Wiel. Quartier auf keine Weise zu beziehen] Vgl. zu 70,18; zu 17,19–20; zu 70,20–21. 71,21–72,1 Die wenigen hundert Thaler die wir zu sparen hoffen 〈…〉 Risico.] Helmershausen hatte in den Verhandlungen mit Voigt offensichtlich für die Möglichkeit einer vorübergehenden Teilnutzung des Grundstücks einen geringen Preisnachlass für den Hauskauf angeboten. 72,1–2 Gestehen Sie 6000 rh zu ich will gern 〈…〉 über mich nehmen] Der Kaufvertrag wurde schließlich mit der nachträglichen Zustimmung Carl Augusts zu diesem ursprünglich von Helmershausen geforderten Betrag abgeschlossen. Der entsprechende Hauptparagraph im Kaufvertrag vom 30. April lautet: „1.) Es überläßt nehmlich der HL. Rath D r Helmershausen sein am Frauenthor gelegenes Wohnhauß mit allem Zubehor, so wie er solches selbst zeither beseßen und genutzet, ingleichen den daran befindlichen Garten und Gartenhauß an den Herrn Geheimen AssistenzRath Voigt um die Kaufsumme von Sechs Tausend Reichsthalern 〈…〉 erb und eigenthümlich“ (LATh – HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8524, Bl. 2). Vermutlich hat Goethe Carl August über die Entwicklungen bezüglich der Wohnungswechsel kurz nach diesem Brief, aber noch vor dem Zustandekommen des Kaufvertrages am 30. April informiert, also mit einem Brief spätestens vom 29. April 1792 (EB 119). Ein für den 30. April 1792 angekündigter Brief Carl Augusts an Goethe stützt diese Annahme: „Ich habe heute so viel zu schreiben, dass ich noch morgen einen Boten abfertigen werde, und dieser wird Göthen einen Brief von mir bringen; ich bitte, ihn dieses zu sagen.“ (Carl August an Anna Amalia, 29. April 1792; Carl August-Anna Amalia, 109.) 72,4–5 wie dem Käufer der Sybillinischen Bücher] Die bei Livius und anderen Autoren überlieferte Geschichte des Erwerbs der Sibyllinischen Bücher, einer Sammlung griechischer Orakelsprüche, durch den etruskischen König von Rom Tarquinius Superbus gehört zu den berühmtesten Sagen der römischen Geschichte. Danach bot die Sibylle von Cumae Tarquinius neun Bücher dieser Prophezeiungen zum Kauf an, was der König aufgrund des geforderten Preises ablehnte; daraufhin verbrannte sie drei der Bücher und bot den Rest zum gleichen Preis erneut an. Tarquinius lehnte ein zweites Mal ab, sie verbrannte drei weitere Bücher und wiederholte ihr Angebot. Jetzt lenkte Tarquinius ein und erwarb die letzten drei Bücher zum vollen Preis und brachte sie anschließend in einem Gewölbe des Jupitertempels auf dem Kapitol unter.
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BRIEFE 81/82
81. An Caroline Herder 〈Weimar, wahrscheinlich Ende April oder Anfang Mai 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Im Katalog der Berliner Goethe-Ausstellung (1861, S. 32, Nr 146) wird der Brief erwähnt (ohne Text, ohne Handschriftenbeschreibung) und datiert: „Brief an Herders Gattin vom Jahre 1791“. Wahrscheinlich ist der Brief Ende April oder Anfang Mai 1792 geschrieben worden, kurz nachdem die 4. Sammlung von Herders „Zerstreuten Blättern“ – zur Ostermesse 1792 – erschienen war. Herder schickte die Sammlung wohl Anfang Mai 1792 an Anna Amalia (vgl. HB 6, 265, Nr 185) und vermutlich zur selben Zeit auch an den Herzog, der sich bereits in Marienborn aufhielt. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/225,I, 1 Bl. 17,5(–17,8) × 21,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; rote Siegelreste. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 132, Nr 78. WA IV 9 (1891), 268, Nr 2873. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Goethes Verhältnis zu Caroline Herder vgl. die einleitende Erläuterung zu seinem Brief an sie vom 22. September 1788 (GB 8 II, Nr 32). – Aus den Jahren 1791 bis 1793 sind drei Briefe Goethes an das Ehepaar überliefert (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 18). Zwei weitere Briefe, die nur an Caroline Herder gerichtet sind (der vorliegende Brief und ein weiterer, wahrscheinlich vom 13. Juli 1792 [Nr 96]), ergänzen den Befund der freundschaftlichen Beziehung Goethes zur Adressatin. 72,7 Antichambre] Franz. antichambre: Vorzimmer. 72,9–10 iener würcklich begrabne und stinckend gefundne Fromme] Lazarus, der nach vier Tagen im Grab von Jesus auferweckt wurde. Seine Schwester Martha sagt dem Herrn: „〈…〉: er stincket schon: denn er ist vier tage gelegen.“ (Johannes 11,39; Luther-Bibel 1772 NT, 108.) 72,10 Windeln der zweyten Kindheit] Der Verband, den sich Goethe angelegt hat (vgl. Johannes 11,44). Bei der Krankheit, die der Verband lindern sollte, handelte es sich vermutlich um eine Erkältung. Näheres ist nicht bekannt. 72,13–15 Der Mammon 〈…〉 Ostergabe der Reg. Herzoginn] Offenbar eine Geldzuwendung der Herzoginmutter Anna Amalia, die Patin von Herders jüngstem Sohn Rinaldo war; sie hatte den Mammon vermutlich ihrer Schwiegertochter Herzogin Louise zur Weitergabe an Herder übergeben, als diese bereits ihre Ostergabe – vielleicht bei einer Begegnung an der Fürstlichen Tafel – Goethe über-
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reicht hatte. Bevor Goethe mit dem vorliegenden Brief der Herzogin Geschenk an Caroline Herder weitergab, war der Mammon der Herzoginmutter hinzugekommen. – Ostersonntag fiel 1792 auf den 8. April. 72,17 hinckenden Plutus] Gemeint ist, dass die Gabe mit Verspätung kommt (vgl. GWb 4, 1219). Wer sie als Plutus, als personifizierter Gott des Reichtums, überbrachte, ist nicht bekannt. 72,18 die Zerstreuten Blätter] Die 3. Sammlung von Herders „Zerstreuten Blättern“ war 1787, die 4. Sammlung zur Ostermesse 1792 erschienen.
82. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, zwischen 30. April und 3. Mai 1792〉 → 〈Aschersleben〉 DAT IERUN G
In dem vorliegenden Brief informiert Goethe Carl August über die Verwicklungen und Spannungen mit Christoph Martin Wieland, die sich aus der beabsichtigten Neuvergabe seiner Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ ergeben hatten. Er erwähnt bereits explizit, dass der Kauf des Helmershaußischen Hauses von Voigt provisorie geschloßen (73,26–27) worden sei, und bittet um dessen Billigung durch den Herzog. Da der hier genannte vorläufige Kaufvertrag über das ‚Helmershausensche‘ Haus vom 30. April 1792 stammt und Carl August bereits am 4. Mai 1792 das Geheime Consilium zu Weimar per Order aufforderte, die herzogliche Kammer per Reskript anzuweisen, den Kauf durch entsprechende Bezahlung zu vollziehen (vgl. LATh – HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8524, Bl. 1), kann der vorliegende Brief nur innerhalb dieser Zeitspanne, also zwischen 30. April und 3. Mai 1792, geschrieben worden sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2420. – Doppelblatt 18,4(–18,8) × 23 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Wendelin von Maltzahn: Drei Briefe Goethes an den Herzog Karl August. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suphan hrsg. v. Bernhard Seuffert. Bd 1. Weimar 1888, S. 265f. WA IV 9 (1891), 304f., Nr 2914. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 30. April 1792 (vgl. zu 72,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 73,1–3 Haußkauf und Veränderungs Angelegenheit, welche Voigt 〈…〉 geführt] Christian Gottlob Voigt war mit der von Herzog Carl August beauftrag-
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BRIEF 82
ten Bereitstellung einer neuen Wohnung für Goethe betraut worden. Spätestens seit Mitte April stand Voigt deswegen in Verhandlungen mit Paul Johann Friedrich Helmershausen über den Kauf von dessen Haus am Frauenplan. Vgl. Datierung zu Nr 78. Am 30. April 1792 vereinbarten Voigt und Helmershausen schließlich den Erwerb dieses Anwesens durch Carl August (vgl. Kaufvertrag, LATh – HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8524, Bl. 2; vgl. auch zu 71,8–9 und zu 72,1–2). 73,5 Da aber Wieland in seiner neusten Erklärung zurücktritt] Vgl. Datierung zu Nr 78 und zu 70,20–21 und zu 70,22. In der Zwischenzeit hatte sich für Wieland die Möglichkeit ergeben, ein anderes Haus in guter Lage direkt am Markt käuflich zu erwerben (vgl. zu 70,21), so dass er auf sein Wohnrecht verzichtete und dies nicht nur gegenüber Goethe, sondern auch in der Weimarer Öffentlichkeit kundtat. Ob es dazu in den Tagen zuvor eine gesonderte Erklärung Wielands in der Sache gegeben hatte, ist nicht bekannt (vgl. zu 70,18). 73,6–7 Ausweg 〈…〉 den Voigt in einem Pr. M. Ihnen vorlegen wird] Pr. M., Abkürzung für lat. Pro Memoria (vgl. zu 68,30–70,1). – Das angekündigte Schriftstück in der Sache ist nicht bekannt. Voigt wird darin die Gründe für das Abrücken vom bisherigen Auftrag, das ‚Heydenreichsche‘ Haus zu kaufen, erläutert und die Alternative des Erwerbs des ‚Helmerhausenschen‘ Hauses vorgestellt haben. 73,8 ich das Helmershaußische Hauß beziehe] Die Verhandlungen zum Kaufvertrag waren wohl bereits abgeschlossen (vgl. zu 70,23 und zu 70,24–25). Helmershausen hatte das Haus am Frauenplan spätestens Ende September 1792 (Michaelis) zu verlassen (vgl. zu 71,8–9). Goethe begann bereits im Mai 1792 mit umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, um noch vor dem nächsten Winter einziehen zu können (vgl. zu 74,11–12 und zu 74,15). 73,9–10 nicht mehr kosten 〈…〉 doppelt und dreyfache Vorgeschlagene Veränderung] Das Haus am Frauenplan wurde für die Summe von 6000 Reichstalern erworben (vgl. zu 72,1–2). Die relativ hohe Summe wurde jedoch dadurch wieder etwas kompensiert, dass Carl August nun weder das ‚Heydenreichsche‘ Haus noch ein Ersatzquartier für Wieland erwerben musste. Allerdings wurden auch die umfangreichen Aus- und Umbaumaßnahmen des Hauses vom Herzog getragen. 73,13–14 das Heidenreichische Hauß zu beziehen 〈…〉 ablehnen muß] Vgl. zu 73,1–3; zu 73,5; zu 73,8. 73,14–15 daß von Prinz August und Herdern 〈…〉 in Bewegung gesetzt] Die Pläne des Herzogs, Goethe das ‚Heydenreichsche‘ Haus anzubieten, in dem seit anderthalb Jahrzehnten Wieland wohnte, sorgte in der Weimarer Öffentlichkeit und darüber hinaus für Aufsehen. Von Wieland durchaus mitinitiiert, machten Gerüchte die Runde, die im Kern ein Komplott des Herzogs und Goethes gegen Wieland unterstellten. Goethe wurde außerdem als Urheber seiner offenkundigen Bevorzugung wahrgenommen, was seinen guten Ruf zu beschädigen drohte. Carl
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August Böttiger wusste noch Anfang 1799 über die Angelegenheit zu berichten: „Der Herzog will seine Geliebte Emily Gore nahe haben. Dieser Familie wird das Jägerhaus eingeräumt. Nun wohnt Göthe im Jägerhause. Dieser muß also der Fürst[lichen] Liebschaft weichen. Drei Häuser weiter wohnt Wieland zur Miethe, hat sich das Haus angenehm zurichten lassen, hat hinten einen Garten für die Kinder u. s. w. Göthe sagt: ich will da wohnen, u. Wieland wird die Miethe aufgekündigt. Dieser bewegt superos et Acheronta. Göthe wird bange.“ (Böttiger, Literarische Zustände2, 96.) Welche Rolle Johann Gottfried Herder und Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg in der Angelegenheit spielten, konnte nicht ermittelt werden. 73,16–17 ein Halbdutzend 〈…〉 Elasticität des armen Wielands so mißbraucht] Elastizität: Hier im Sinne von Bestimmbarkeit, Nachgiebigkeit (vgl. GWb 3, 27). – Goethe vermutete eine Instrumentalisierung Wielands mit Hilfe dieser Angelegenheit durch einige wenige Personen in Weimar, die nicht näher benannt wurden, in deren Interesse aber eine Störung der Beziehung beider Dichter und ihres Verhältnisses zu Herzog Carl August stand. 73,20–22 lieber in das alte Hauß zurückziehen, 〈…〉 Tadel über mich ergehen laße] Goethe war 1789 aus dem Haus am Frauenplan ausgezogen, unter anderem weil Hofgesellschaft und Teile der Bürgerschaft Weimars öffentlich Anstoß an seinem nicht legalisierten Zusammenleben mit Christiane Vulpius genommen hatten. Offensichtlich fürchtete er, dass nun durch die Spannungen mit Wieland wieder eine kritische Stimmung gegen ihn wachsen könne. 73,23–24 Sache doch noch durchsetzen 〈…〉 Wielanden mehr schuldig als billig ist] Auch Carl August hatte bereits von dem ursprünglichen Plan wieder Abstand genommen, das ‚Heydenreichsche‘ Haus für Goethe zu erwerben. Schon am 29. April 1792 teilte er dies in einem Brief aus Aschersleben seiner Mutter, Herzogin Anna Amalia, mit: „Wieland bleibt nun auch in seinen Hause, wie Sie es schon wissen und es billigen werden.“ (Carl August-Anna Amalia, 109.) 73,26–28 den Kauf des Helmershaußischen Hauses 〈…〉 zu ratihabiren] Ratihabieren (von lat. ratihabitio): billigen, genehmigen. – Herzog Carl August wies schon am 4. Mai 1792 das Geheime Consilium in Weimar an, die herzogliche Kammer zu beauftragen, die im ausgehandelten Kaufvertrag über das ‚Helmershausensche‘ Haus vom 30. April 1792 genannte Kaufsumme umgehend zu zahlen und damit das Haus rechtskräftig zu erwerben (vgl. zu 74,21–22). Goethe konnte das Haus anschließend mietfrei bewohnen. 1794 machte ihm Herzog Carl August das Haus am Frauenplan schließlich zum Geschenk. 74,4–5 Lärm 〈…〉 wenn Heidenreich seine Bedingungen steigert] Vermutlich eine Verwechslung Goethes, der den Hausbesitzer Helmershausen meinte. Dieser hatte in den vorausgegangenen Verkaufsverhandlungen nicht nur einen sehr hohen Preis, sondern auch immer wieder neue Sonderkonditionen und Teilnutzungsrechte verlangt (vgl. zu 71,16–17).
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BRIEF 83
74,7 ut in litt.] Teilweise abgekürzt für lat. ut in litteris: Wie geschrieben steht; wie im Brief. – Gebräuchliche Schlussformel vor allem im Kanzleiwesen.
83. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 30. April und 5. Mai 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Goethe kündigt Voigt hier offensichtlich die Erstbesichtigung des neu erworbenen ‚Helmershausenschen‘ Hauses am Frauenplan zur Vorbereitung der Umbau- und Renovierungsarbeiten an (vgl. zu 74,11–12) und spricht ferner von dem bereits mit H. geschloßnen Kauf (74,20) des Hauses. Der Kaufvertrag über das Haus am Frauenplan zwischen der herzoglichen Kammer und Paul Johann Friedrich Helmershausen wurde am 30. April 1792 unterzeichnet (vgl. zu 74,21–22). Goethes Brief kann also frühestens am Tag der Vertragsunterzeichnung, also am 30. April geschrieben worden sein. Ferner wird im Brief erwähnt, dass mit weiteren Schritten und der Ratifikation des Vertrages die bevorstehende Rückkehr Herzog Carl Augusts von seinem Regiment in Aschersleben nach Weimar abgewartet werden muss, die für den 6. Mai avisiert war, aber schon am Vorabend, also am 5. Mai, erfolgte (vgl. zu 74,14). Als spätestes Schreibdatum für den vorliegenden Brief ist demnach der 5. Mai anzusehen. ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 779/1963. – Doppelblatt 11,9 × 18,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Teilfaksimile: Autographen aus verschiedenem Besitz. Auktion am 28. und 29. Mai 1963 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 563. J. A. Stargardt. Marburg 〈1963〉, S. 15 (nur S. 1: 74,8–14 Und mir ist doppelt 〈…〉 kann alsdann die). E: Goethe-Voigt1 (1868), 146, Nr 20. WA IV 9 (1891), 306, Nr 2915. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Voigts von Ende April oder Anfang Mai 1792 (vgl. zu 74,8–9). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 74,8–9 da mit einem Freunde 〈…〉 soviele Menschen auseinander gehn] Offensichtlich die Antwort Goethes auf eine in einem vorausgegangenen Bezugsbrief ausgesprochene Einladung Voigts, die möglicherweise mit dem absehbaren oder bereits vollzogenen Abschluss des Kaufvertrages zum ‚Helmershausenschen‘ Hause am Frauenplan im Zusammenhang stand. Zugleich spielt Goethe auf die Brüchig-
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keit von Freundschaftsbeziehungen an, wie er sie gerade erst in dem Konflikt mit Christoph Martin Wieland erlebt hatte (vgl. Datierung zu Nr 78). 74,11–12 Morgen frühe in das Hauß mit Meyern und dem Zimmermann gehn] Hinweis auf die erste Begehung des Hauses am Frauenplan mit Johann Heinrich Meyer, der seit November 1791 bei Goethe wohnte, und einem sachverständigen Handwerker, wahrscheinlich dem Weimarer Zimmermann Johann Jacob Kurth, der ab Juni 1792 die notwendigen Holzbauarbeiten an Decken, Wänden, Treppen, Fenstern und Türen vornahm. Dass Kurth diese Arbeiten durchführte, geht aus den überlieferten Rechnungen zum Umbau und zur Hausrenovierung von 1792 hervor (vgl. Rechnungen vom 8. Juni, 9. Juli, 21. Juli, 27. Juli, 10. August, 18. August, 2. September, 15. September, 29. September, 19. Oktober, 3. November und 29. Dezember 1792, in: Specificatio des Geld-Betrags nebst den dazu gehörigen Belegen über den Bau-Aufwand in des Herrn Geheimen Raths von Goethe, Logis, auf die Zeit vom 21. May 1792. bis ult: Decbr: 1798; GSA 34/X,2, Bl. 44, 48–49, 59, 65, 77, 85, 91, 105, 111, 124, 137 und 162). 74,12–13 das Local |:nur des Schwarzischen Theils:|] Paul Johann Friedrich Helmershausen hatte nach Goethes Wegzug vom Frauenplan im November 1789 den Westteil des Gebäudes an den Konditor Wilhelm Schwarz vermietet, der dort ein Traiteurgeschäft mit angeschlossener Schankwirtschaft und Saalbetrieb eröffnet hatte (vgl. Alexander Weichberger: Das Goethehaus am Frauenplan. Die Geschichte des Hauses von der Erbauung bis zu Goethes Zeit. Weimar 1932, S. 45–50). 74,14 biß der H. kommt] Herzog Carl August war am 29. März 1792 nach Aschersleben zu seinem Kürassierregiment gereist (vgl. FB [29. März] 1792, S. 84) und hatte von dort aus an Heeresinspektionen des preußischen Militärbezirks Magdeburg teilgenommen (vgl. Carl August an Anna Amalia, 29. April 1792; Carl August-Anna Amalia, 108). Seine Rückkehr hatte er für den 6. Mai avisiert (vgl. ebd., S. 109), er traf aber schon am Abend zuvor wieder in Weimar ein (vgl. FB [5. Mai] 1792, S. 107) und blieb hier bis zu seinem Aufbruch zum Frankreich-Feldzug Preußens und Österreichs am 22. Juni, allerdings immer wieder unterbrochen durch militärisch bedingte Aufenthalte in Aschersleben (11.–14. Mai und 8.–10. Juni) und Magdeburg (23.–29. Mai). Vgl. FB 1792, S. 111f., 118, 120, 130, 132 und 140. 74,14–15 Zimmerarbeit] Vgl. zu 74,11–12. 74,15 mit den Miethleuten negotiiren] Für Abriss-, Aufräum- und Fuhrwerksarbeiten wurden in der Regel Tagelöhner beschäftigt, mit denen ein Entgelt auszuhandeln war (vgl. Specificatio des Geld-Betrags nebst den dazu gehörigen Belegen über den Bau-Aufwand in des Herrn Geheimen Raths von Goethe, Logis, auf die Zeit vom 21. May 1792. bis ult: Decbr: 1798; GSA 34/X,2). – Negotiiren (von lat. negotiare): Handel treiben, hier im Sinne von verhandeln. 74,16–17 aus dem bevorstehenden Feldzug keinen Krieg werden] Der preußisch-österreichische Feldzug gegen die Französische Revolution (Erster Koali-
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BRIEF 84
tionskrieg), der am 20. April mit der Kriegserklärung Frankreichs gegen ÖsterreichUngarn begann (vgl. zu 83,18). Herzog Carl August nahm daran in seiner Funktion als Kommandeur der preußischen Kürassiere in Aschersleben und Inspekteur des Magdeburger Militärbezirks teil. Schon Ende April hatte Carl August während seines Regimentsaufenthaltes in Aschersleben die Ordre erreicht, den Aufbruch an den Rhein zum Feldzug gegen Frankreich vorzubereiten (vgl. Carl August an Anna Amalia, 29. April 1792; Carl August-Anna Amalia, 108). Am 9. Juni begann die Verlegung seines Regiments nach Koblenz und anschließend ins Feldlager bei Longwy (vgl. zu 83,24). Carl August stieß am 24. Juni in Kassel zu seinem Regiment (vgl. zu 79,21). Goethe reiste ihnen am 8. August nach Longwy nach, wo er am 28. August eintraf (vgl. zu 83,24). 74,17–18 Wir haben in diesen calculirenden Zeiten 〈…〉 Wetter vorüber gehn sehn.] Einige der letzten größeren Konfliktherde, der niederländische Feldzug Preußens von 1787 etwa oder die militärische Konfrontation Preußens und Österreichs vom Sommer 1790 an der schlesisch-böhmischen Grenze, konnten ohne Blutvergießen beendet oder beigelegt werden. 74,20–21 Wielanden von dem mit H. 〈…〉 Offerte zu dancken] Vgl. Datierung zu Nr 78 und zu 70,21. – Etwa Mitte April hatte Wieland Goethe mitgeteilt, dass er seine bisherige Wohnung wie gewünscht bald verlassen werde, da seine Bemühungen um den Kauf eines Hauses in Weimar kurz vor dem erfolgreichen Abschluss stünden und sein bisheriges Domizil somit bald für Goethe frei wäre (vgl. zu 70,22). Goethe hatte schon damals geantwortet, dass er Wielands Angebot nicht annehmen wolle, da er das ‚Helmershausensche‘ Haus am Frauenplan bevorzuge (vgl. zu 70,23). – H.: Abgekürzt für Herzog (Carl August). 74,21–22 biß nach der Ratification] Die Bestätigung und damit verbundene Inkraftsetzung des von Voigt und der herzoglichen Kammer geschlossenen Kaufvertrages mit Paul Johann Friedrich Helmershausen vom 30. April 1792 über das Haus am Frauenplan, das Goethe als neue Wohnstatt zu Verfügung gestellt werden sollte. Wann dies offiziell durch Herzog Carl August erfolgte, ist nicht bekannt. Sein Einverständnis konnte allerdings vorausgesetzt werden, da er die Gründe kannte und unterstützte, die zum Hauskauf führten, der wiederum Wieland in seinem angestammten Wohnquartier zu bleiben ermöglichte (vgl. zu 70,22 und zu 70,23): „Wieland bleibt nun auch in seinen Hause, wie Sie es schon wissen und es billigen werden.“ (Carl August an Anna Amalia, 29. April 1792; Carl AugustAnna Amalia, 109.) Anfang Mai muss er über den Abschluss des Kaufvertrages informiert worden sein, denn noch vor seiner Rückkehr aus Aschersleben bestätigte er dem Geheimen Consilium in einem Brief vom 4. Mai 1792 den Kauf und wies die Zahlung an: „Ich habe das Helmershausische Hauß am Frauenthore auf die Bedingungen, durch den Geh. Assistenz Rath Voigt, welcher beyliegende einstweilige Berechnung besorgt, erkauft: Das Geh. Cons. Erlaße ein R e s c r p t. an die Cammer zu Weimar, daß selbige die Bezahlung dieses Kaufes 〈…〉 bestreite 〈…〉.“
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(LATh – HStA Weimar, Herrschaftliche Güter und Grundstücke B 8524, Bl. 1.) Wann Wieland offiziell benachrichtigt wurde, ist nicht bekannt.
84. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, etwa 10. Mai 1792〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Die Ackten des Convickt (75,1), die Goethe an Herder schickte (mit der Bitte: Du denckst die Sache nochmal durch [75,1–2]), wurden von diesem benutzt, um für Herzog Carl August einen Bericht über die geplante Verbesserung des Jenaer Konviktoriums zu schreiben (vgl. über dieses Problem Nr 20, 28, 30, 32, 60 und 77), der in seinem und in Goethes Namen am 26. Mai 1792 mit einer viele Details in zehn Punkten erläuternden Beilage Herzog Carl August zuging. Vgl. AS 2.1, 222–226, AS 3, 62–71 und FA/Goethe I 27, 17–21 und die Erläuterungen dazu (FA/Goethe I 27 K, 16–20). Die Beilage, die Goethe als die Bücher (75,1) bezeichnet, ist vermutlich die Liste mit Bücherwünschen, die er nach vorheriger, wahrscheinlich mündlicher Absprache an Herder schickte, der sie dann Mitte Mai an Christian Gottlob Heyne in Göttingen weiterleitete. Dieser leitete die Universitätsbibliothek in Göttingen und war daher für Ausleihgesuche zuständig. Vgl. Herder an Heyne: „Göthe, der sich jetzt sehr mit der Optik abgiebt, wünscht sehr beigeschriebene Bücher, die nirgend hier anzutreffen sind, ansehen zu können. Sie verbänden ihn sehr, bester, wenn Sie ihm solche auf einige Zeit zukommen liessen.“ (HB 9, 555.) In Heynes Antwort vom 18. Mai 1792 heißt es: „Die von Göthe verlangten Bücher erfordern eine baldige Antwort. Der gute Mann hat die Titel so unbestimmt angegeben, daß ich nicht zu helfen weiß. Die Herren machen es immer wie Pharao: man soll den Traum nicht nur auslegen, sondern auch errathen was 〈man〉 geträumt hat. 〈…〉 Antonius de Dominis kenne ich nicht 〈…〉. Marat steht vielleicht im Rozier. 〈…〉 Von Gautier habe ich eine dunkle Idee 〈…〉.“ (HB 13, 309.) Bei den von Heyne erwähnten Werken, die auf Goethes Wunschliste standen (und die von ihm im historischen Teil seiner „Farbenlehre“ zitiert und besprochen wurden), handelt es sich um Marcus Antonius de Dominis: De radiis visus et lucis in vitris perspectivis et iride tractatus (Venedig 1611; vgl. LA I 6, 160–166, dazu LA II 6, 468–471); Jean Paul Marat: Découvertes sur le feu, l’élecricité et la lumière, constatées par une suite d’expériences nouvelles (Paris 1779; in Goethes Bibliothek erhalten [vgl. Ruppert, 697, Nr 4857]; vgl. LA I 6, 373376, dazu LA II 6, 555f., außerdem Goethes Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 19. Juli 1793 [Nr 188]); Jacques-Fabien Gauthier d’Agoty: Chroa-genésie ou génération des couleurs, contre le système de Newton. 2 Tle. (Paris 1750–1751; in Goethes Bibliothek erhalten [vgl. Ruppert, 658, Nr 4583]; vgl. LA I 6, 335–342, dazu
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BRIEF 85
LA II 6, 533f.). Bei Rozier handelt es sich um François Roziers „Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et sur les arts 〈…〉.“ T. 38 und 39. Paris, London 1791 (in Goethes Bibliothek erhalten; vgl. Ruppert, 607, Nr 4205). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 11,8 × 18,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Adresse, egh., Tinte: Hl Vicepr. Herder; schwarze Siegelreste. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 133, Nr 80. WA IV 9 (1891), 307f., Nr 2917. BEIL AG EN
1) Liste mit Büchertiteln für Christian Gottlob Heyne (vgl. Datierung). 2) Akten des Koviktoriums (vgl. zur Datierung). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 75,1 die Bücher] Vgl. Datierung. – Goethe wünschte sich die Bücher für seine optischen Studien (vgl. HB 13, 309f.). 75,1 die Ackten des Convickt] Vgl. Datierung. 75,2 die Beylage wegen der Naturalien] Vgl. Goethes Brief an Herzog Carl August vom 18. April 1792 (Nr 77; 68,25–28 Sämmtliche Natural Einnahme bis zu verpachten.). 75,4 W.] Weimar. 75,4 die Wiederbesetzung der Stelle] Es ging um die Nachfolge des im März 1792 gestorbenen Inspektors des Konviktoriums, des Jenaer Universitätsbibliothekars Johann Gottfried Müller (vgl. zu 68,22). 75,6 im Ausziehen] Goethe war im Begriff, seine Wohnung zu wechseln. Im Juni 1792 zog er vom ‚Kleinen Jägerhaus‘ ins Haus am Frauenplan.
85. An Georg Christoph Lichtenberg
Weimar, 11. Mai 1792 → 〈Göttingen〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1565/1977. – Doppelblatt 17,6(–18,1) × 28,8(–29,1) cm, 2 ½ S. beschr., von Schreiberhd (Goetze), Tinte; Schlussformel und Unterschrift egh., Tinte; Papier stark vergilbt und stockfleckig. E: GJb 18 (1897), 32 (Albert Leitzmann). WA IV 30 (1905), 48f., Nr 2915a (nach H).
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BEIL AG E
Ein Blatt (nicht überliefert; vgl. zu 75,19). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Lichtenbergs Antwort vom 4. Juni 1792 (vgl. zu 80,3) ist nicht überliefert. Der vorliegende Brief ist der erste von insgesamt zehn überlieferten Briefen Goethes an den Göttinger Professor für Mathematik, Astronomie und Experimentalphysik Georg Christoph Lichtenberg, von dem Goethe erhoffte, er werde ihn in seinen naturwissenschaftlichen, insbesondere den optischen Studien zustimmend unterstützen. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Georg Christoph Lichtenberg wurde am 1. Juli 1742 als letztes von 17 Kindern des protestantischen Pfarrers Johann Conrad Lichtenberg (1689–1751) und seiner Ehefrau Henriette Catharina (geb. Eckhardt, 1696–1764) in Ober-Ramstadt geboren. 1745 zog die Familie nach Darmstadt. Auf Grund einer bald nach seiner Geburt aufgetretenen und in den folgenden Jahren sich verschlimmernden Rückgratverkrümmung (Kyphoskoliose) blieb Lichtenberg im Wachstum gehemmt und wurde durch zunehmende Behinderungen des Atmens, die ab 1789 zu häufigen Asthmaanfällen führten, gequält und immer wieder ans Bett gefesselt. – 1763 begann Lichtenberg sein Studium verschiedener Fächer, insbesondere der Physik und Mathematik, in Göttingen. 1770 schloss er sein Studium ab. Auf Empfehlung des englischen Königs Georg III., dem Lichtenberg auf einer Englandreise wegen seiner astronomischen Kenntnisse imponiert hatte, wurde er noch 1770 zum außerordentlichen Professor der Physik, Mathematik und Astronomie in Göttingen ernannt. 1780 erhielt Lichtenberg dort den Status eines ordentlichen Professors der Physik. Am 24. Februar 1799 starb er in Göttingen. – Lichtenberg, den die Nachwelt hauptsächlich als scharfsinnigen Verfasser von weltklugen Aphorismen kennt, die er in so genannte „Sudelbücher“ eintrug, die erst nach seinem Tod veröffentlicht wurden, konnte seiner Mitwelt als einer der wichtigsten Vertreter der Aufklärung, als entschiedener Verfechter einer Vernunftlehre im Sinne der Kant’schen Philosophie gelten, gestützt auf naturwissenschaftliche Einsichten und lebenspraktische Erfindungen, die weite Verbreitung fanden, nicht zuletzt weil Lichtenberg als Herausgeber des „Göttinger Taschen Calenders“ (für die Jahre 1778–1799) und in seinem letzten Lebensjahrfünft als Verfasser der „Ausführlichen Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche: Mit verkleinerten aber vollständigen Copien derselben von E〈rnst Ludwig〉 Riepenhausen“ (Göttingen 1794–1816; 12 Sammlungen, davon 5 zu Lebzeiten Lichtenbergs erschienen, die Sammlungen 1–3 haben sich in Goethes Bibliothek erhalten [vgl. Ruppert, 363, Nr 2459]) ein großes Publikum gewonnen hatte, das ihm auch als Naturwissenschaftler nahe sein wollte (wie es auch an seinem persönlichen Schicksal lebhaften Anteil nahm).
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BRIEF 85
Goethe hoffte, die Ergebnisse seiner naturwissenschaftlichen Forschungen, insbesondere seine Fundamentalkritik an Isaac Newton, würden von Lichtenberg anerkannt und er, Goethe, werde dadurch bei seinen weiteren Arbeiten gefördert. Die Hoffnung erfüllte sich nicht. Lichtenberg zeigte durch sein Schweigen über Goethes Arbeiten, dass er sie für falsch hielt. Vgl. im Einzelnen Horst Zehe: Vom „Furor Wertherinus“ zu „Göthens Farbengeschichte“. Goethe, Göttingen und Lichtenberg. In: „Der gute Kopf leuchtet überall hervor“. Goethe, Göttingen und die Wissenschaft. Hrsg. von Elmar Mittler, Elke Purpus und Georg Schwedt. Göttingen 1999, S. 143–160 (dazu Katalog, S. 161–164). – Eine Begegnung zwischen Goethe und Lichtenberg hatte es am 27. September 1783 gegeben, als Lichtenberg bei einem Besuch Goethes in Göttingen „einer sehr illüstren Gesellschafft ein Collegium gelesen“ hatte. (Lichtenberg an Johann Andreas Schernhagen, 29. September 1783; Lichtenberg, Briefwechsel 2, 708.) Vgl. auch zu 76,1–2. – Der vorliegende Band enthält fünf Briefe Goethes an Lichtenberg, außerdem ein Konzept zum Brief vom 21. Oktober 1793 (Nr 213K). Von Lichtenberg ist im selben Zeitraum nur ein einziger (sehr langer) Brief an Goethe (vom 7. Oktober 1793) überliefert (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–165; RA 1, Nr 757). 75,11–12 in dem Studio der Naturlehre] Da Goethe Johann Christian Polykarp Erxlebens „Anfangsgründe der Naturlehre“ (zuerst Göttingen 1767) in der 3. und der 5. Auflage, beide mit Zusätzen versehen und herausgegeben von Lichtenberg (Göttingen 1784 bzw. 1791), besaß (vgl. Ruppert, 650, Nr 4527f.), wird er sich hier auf die Beschäftigung mit diesem Werk (der 3. Auflage, wie von Goethe stammende Bleistiftanstreichungen vermuten lassen) beziehen. 75,16 meine Beyträge zur Optik] Goethe überschickte das 1. und 2. Stück seiner „Beyträge zur Optik“ (1791–1792). 75,18 durch einen Fuhrmann] Die Identität des Fuhrmanns konnte nicht ermittelt werden. Zum Inhalt des nicht überlieferten Kästchens vgl. zu 76,1–2. 75,19 auf dem beyliegenden Blatte] Das Blatt ist nicht überliefert. 75,23 auf einen einzigen Hauptversuch] In der „Nacherinnerung“ am Ende des 2. Stücks der „Beyträge zur Optik“ (Weimar 1792) hat Goethe zu seinen prismatischen Erfahrungen bemerkt: Es leiten sich alle diese Versuche von einer einzigen Erfahrung ab, nämlich: daß wir nothwendig zwey entgegengesetzte Ränder vor uns stellen müssen, wenn wir sämtliche prismatische Farben auf einmal sehn wollen, und daß wir diese Ränder verhältnismäßig an einander rücken müssen, wenn die von einander getrennten einander entgegengesetzten Erscheinungen sich verbinden und eine Farbenfolge durch einen gemischten Uebergang darstellen sollen. (S. 25; vgl. auch LA I 3, 50.) Vgl. dazu Horst Zehe: Vom „Furor Wertherinus“ 〈…〉, 146f. 76,1–2 die kleinen überzogenen Gestelle] Das gesondert geschickte Kästchen (75,18) enthielt die Gestelle, von denen in der „Konfession des Verfassers“, die Goethe seiner 1810 erschienenen „Farbenlehre“ (2 Bde. Tübingen) anfügte, die
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Rede ist: Mit Lichtenberg correspondirte ich eine Zeit lang und sendete ihm ein paar auf Gestellen bewegliche Schirme, woran die sämmtlichen subjectiven Erscheinungen auf eine bequeme Weise dargestellt werden konnten, ingleichen einige Aufsätze, freylich noch roh und ungeschlacht genug. Eine Zeit lang antwortete er mir; als ich aber zuletzt dringender ward und das ekelhafte Newtonische Weiß mit Gewalt verfolgte, brach er ab über diese Dinge zu schreiben und zu antworten; ja er hatte nicht einmal die Freundlichkeit, ungeachtet eines so guten Verhältnisses, meiner Beyträge in der letzten Ausgabe seines Erxlebens zu erwähnen. So war ich denn wieder auf meinen eigenen Weg gewiesen. (Bd 2, S. 683f.; vgl. auch LA I 6, 423.) Wie die erwähnten Schirme aussahen, vermittelt eine Abbildung in: Rupprecht Matthaei: Die Farbenlehre im Goethe-Nationalmuseum. Eine Darstellung auf Grund des gesamten Nachlasses in Weimar mit der ersten vollständigen Bestandsaufnahme. Jena 1941, S. 109; die Beschreibung der Schirme ebd., 108 und 110. Die 6. (und letzte) Ausgabe von Erxlebens „Anfangsgründen der Naturlehre“ gab Lichtenberg 1794 heraus. Im Zusatz zu § 386 wird Goethe indirekt erwähnt, da von den „farbichten Schatten“ gesprochen wird. Vgl. Horst Zehe: Vom „Furor Wertherinus“ 〈…〉, 163. 76,4 in Ihrem Musäo] Gemeint ist das von Lichtenberg in der Göttinger Universität eingerichtete physikalische Kabinett. Zu diesem Kabinett vgl. die Erläuterungen zum Brief Justus Friedrich Rundes an Lichtenberg vom 6. Mai 1789 (Lichtenberg, Briefwechsel 3, 704); außerdem Lichtenbergs Briefe an Wilhelm Christian Eisendecher vom 23. Juni 1791 und 13. August 1792 (ebd., 916f. und 1139–1141). 76,6–7 von meinen Arbeiten Rechenschaft] Vgl. die folgenden Briefe Goethes an Lichtenberg: von wahrscheinlich Ende Juni 1792 (Nr 92), vom 11. August 1793 (Nr 195), vom 21. Oktober 1793 (Nr 213) und vom 29. Dezember 1793 (Nr 231). 76,11–12 wünsche zu hören] Es ist zu vermuten, dass Lichtenberg, der schwer krank war, in seiner Antwort auf diesen Wunsch Goethes nicht eingegangen ist. Allerdings könnte Goethe dasselbe vernommen haben wie Georg Simon Klügel, der am 18. Mai 1792 aus Halle an Lichtenberg schrieb: „Es hat mich gefreut, von mehrern zu vernehmen, daß sich Ihre Gesundheit jetzt wieder sehr gut hergestellt hat.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 3, 1112.)
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BRIEFE 86/87
86. An Friederike Juliane Griesbach
Weimar, 12. Mai 1792 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, Schweiz. – 1 Bl. 11,8 × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. (Die Original-Hs. lag nicht vor; Angaben nach einer Kopie der Ausfertigung im GSA Weimar.) Textgrundlage: Kopie der Ausfertigung. Ungedruckt. BEIL AG EN
Zwei Bilder, wahrscheinlich Kupferstichabzüge von Lips’ Goethe-Porträt (vgl. zu 76,17 und 76,18–19). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Friederike Juliane Griesbach (1758–1836), als Tochter des Pfarrers und späteren Ascherslebener Oberpredigers Gottfried Schütz im mansfeldischen Dederstädt geboren, hatte 1775 in Halle/S. den aus Wetzlar stammenden Theologen Johann Jacob Griesbach geheiratet und war mit ihm nach Jena gegangen, wo Griesbach an der Universität zum Wintersemester 1775/76 eine Professur zur Lehre des Neuen Testaments erhalten hatte. Goethe kannte Griesbach schon aus Leipziger Studienzeiten. Seit Goethes Übersiedlung nach Weimar hielt man Kontakt vor allem durch gegenseitige Besuche. Insbesondere Goethe verkehrte während seiner zahlreichen Aufenthalte in Jena oft im griesbachschen Hause. Er schätzte die Griesbachs als sehr wackre, verständige Leute (Brief an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 16. November 1788; GB 8 I, 61,21). Über Goethes Verhältnis zu Friederike Juliane Griesbach ist Näheres nicht bekannt. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte an die Adressatin, von der auch keine Briefe an Goethe bekannt sind. Mit ihrem Ehemann gab es einen sporadischen Briefwechsel, von dem sich aber nur Weniges erhalten hat. 76,17 das lange versprochne Bild] Gemeint ist wahrscheinlich das Kupferstichporträt Goethes, das von Johann Heinrich Lips 1790/91 geschaffen worden war und dessen Abzüge seit Sommer 1791 für einen Laubtaler verkauft wurden (vgl. zu 17,32; zu 17,33–34; zu 47,12–13). Wann Goethe sein Versprechen gegeben hatte, ist nicht bekannt. Zuletzt hatte er sich vom 4. bis 10. April in Jena aufgehalten (vgl. Färber-Calender 1792, Bl. 9). Zuvor waren die Eheleute Griesbach während eines Weimar-Besuchs Mitte Januar in Goethes Haus zu Gast gewesen (vgl. Knebel, Tgb. 1792, Bl. 4).
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76,19 Fr. Burgem. Bohl] Johanne Susanne Bohl, die Frau des Bürgermeisters von Lobeda bei Jena, Johann Justin Bohl, war mit Goethe gut bekannt (vgl. GB 8 II, zu 81,1 und zu 81,3–4). 76,20 Herrn Gemahl] Johann Jacob Griesbach, Professor der Theologie in Jena. Goethe kannte ihn schon seit der gemeinsamen Studienzeit in Leipzig. Wenn Goethe sich in Jena aufhielt, war er oft auch zu Besuch im Hause Griesbach.
87. An Christian Gottfried Körner Weimar, 31. Mai 1792 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 216. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,4(–23,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 egh. Adresse, Tinte: Des Herrn / Oberappellationsrath / Körner / Wohlgebl / fr. / Dresden; unter der Adresse rotes Motivsiegel: sitzende Figur, Kopf in die linke Hand gestützt, und eine Leiter; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 77,1–5 Erlauben Sie daß ich 〈…〉 guter Mensch.). WA IV 9 (1891), 307, Nr 2916. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 77,1 den jungen Künstler] Friedrich Wilhelm Facius (vgl. zu 48,11–12). 77,6 Ihr Steinschneider] Gottfried Benjamin Tettelbach (vgl. zu 48,19). 77,8–9 für den Unterricht etwa eines vierteljahrs verlangte] Darüber gab Körner in seiner Antwort offenbar eine befriedigende Auskunft, so dass Goethe sich beeilte, Facius mit Geld zu versorgen und nach Dresden zu schicken. Vgl. seinen Brief an Körner vom 14. Juni 1792 (Nr 89); außerdem Körners Brief an Goethe vom 20. Februar 1793 (GJb 8 [1887], 51f., Nr 41; vgl. RA 1, Nr 526). 77,10 seine Maschine] Vgl. zu 48,26. Facius musste wohl sein Steinschneidewerkzeug nach Dresden mitnehmen; in seinem Brief an Johann Heinrich Meyer vom 8. Februar 1793 (H: GSA 28/1,1, Bl. 90), in dem Facius über seine Arbeit berichtete und auch die finanzielle Unterstützung durch Körner erwähnte, heißt es: „Ich ginge 8 Dage zuvor vor meiner Abreiße 〈nach Greiz〉 von Te t t e l b: weg und schlug meine M a s c h i e n e bey meinen Wirths Leuden auf 〈…〉.“ 77,13 Ihrigen] Körners Ehefrau Anna Maria Jacobina (Minna) und deren im Körner’schen Haus lebende Schwester Johanna Dorothea (Dora) Stock.
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BRIEF 88
88. An Christian Friedrich Schnauß 〈Weimar, zwischen 22. Mai und 13. Juni 1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
In WA ist das Schreiben nach der archivalischen Überlieferung, der Folge der Aktenstücke im Faszikel, auf September 1794 datiert. Die offenkundige inhaltliche Nähe zu einem Geschäftsvorgang aus dem Frühjahr 1792 legt allerdings nahe, Goethes Votum in den Zeitraum von Ende Mai bis Anfang Juni 1792 zu datieren. Terminus post quem für die Abfassung des vorliegenden Briefes ist dabei mit dem 22. Mai 1792 gegeben, an welchem Tag durch eine Anweisung Herzog Carl Augusts zusätzlich 30 Reichstaler für die Beschaffung von Lehrmaterial für die Eisenacher Zeichenschule bereitgestellt wurden und somit eine Diskussion um deren möglichst effiziente und sachgerechte Verwendung erst eröffnet werden konnte (vgl. Copia des Extractus Protocolli von Schnauß, 22. Mai 1792; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 2). Als Terminus ante quem ist schließlich die Erläuterung der getroffenen Verwendungsentscheidung im Brief von Schnauß an den Eisenacher Landkammerrat Carl Wolff von Todenwarth vom 13. Juni 1792 anzusehen (vgl. ebd., Bl. 8–9). ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar, Sign.: A 11720a, Bl. 41 und 44. – Doppelblatt 20,2 × 34 cm, 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung von fremder Hd, Adresse: „An / Herrn Geheimen-Rath Schnauss / HochwohlgebohrL.“ – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Kartoneinband, 21 × 34,5 cm, enthält 108 Bl.; auf dem vorderen Deckel in querovalem Aufkleber von fremder Hd, Tinte: „Acta Commissionis / die / Freye Zeichen-Schulen / 1792–97. betrL. / Vol. II.“. E: A〈lbert〉 von Zahn: Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Akten der Grossh. Kunstanstalten zu Weimar. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft. Hrsg. von Dr. A〈lbert〉 von Zahn. Zweiter Jahrgang. Heft IV. Ausgegeben am 1. April 1870. Leipzig 1869–1870, S. 328f., Nr 3. WA IV 10 (1892), 189, Nr 3083 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Goethes Votum bezieht sich auf ein Reskript Carl Augusts vom 22. Mai 1792 (vgl. LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 2). – Christian Friedrich Schnauß reagierte, darauf bezugnehmend, mit einem eigenen Votum (vgl. ebd., Bl. 41 und zu 77,18). Über Christian Friedrich Schnauß (1722–1797) und sein Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 16. Oktober 1779 (GB 3 II, Nr 537) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. – Schnauß, ei-
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ner der dienstältesten und einflussreichsten Beamten der Weimarer Administration, arbeitete als Mitglied des Geheimen Consiliums nach Goethes Kooptierung in das Gremium im Juni 1776 in vielen Dienstgeschäften mit diesem zusammen. Dienstliche Belange boten in der Regel auch den Anlass für ihren Briefverkehr. Neben den rein amtlichen Schreiben gab es im Laufe der Jahre darüber hinaus aber auch einen wachsenden Anteil von privat-persönlichen Mitteilungen, die Ausdruck des entstandenen gegenseitigen Vertrauensverhältnisses sind. Der vorliegende Band bietet zwei Briefe Goethes an Schnauß aus dem Jahr 1792, ein eher amtliches Billett in administrativen Belangen der Herzoglichen Zeichenschule (Nr 88) sowie ein Schreiben aus Verdun mit Neuigkeiten aus der Campagne in Frankreich (Nr 118), die Goethe als Begleiter des in preußischen Heeresdiensten beteiligten Herzogs Carl August miterlebte. Von Schnauß sind zwei Briefe an Goethe aus dem Jahr 1793 überliefert (vgl. RA 1, Nr 591 und 608). 77,16 Rath Kraus] Georg Melchior Kraus war seit 1776 Direktor der Zeichenschule in Weimar und von dessen Tochterinstitut in Eisenach. Goethe und Schnauß waren von Amts wegen mit der Oberaufsicht der Fürstlichen Zeichenschule betraut und somit seine Vorgesetzten (vgl. Bertuch an Andreas Riem, 11. Februar 1789; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719b, Bl. 2–5). 77,16–17 suchte eine Anzahl guter und nützlicher Sachen aus] Auf Antrag der Eisenacher Kammer (vgl. Copia des Gesuchs vom 14. Mai 1792; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 1) hatte Herzog Carl August der Zeichenschule mit einem Beschluss vom 22. Mai 1792 eine Summe von 30 Reichstalern gewährt (vgl. Copia des Extractus Protocolli von Schnauß, 22. Mai 1792; ebd., Bl. 2). Das Geld sollte zum Erwerb notwendiger neuer Vorschriften (Zeichenvorlagen; vgl. zu 77,19–20) und von Kupferstichen dienen, die in der Eisenacher Dependance nicht mehr zur Verfügung standen, weil der dort beschäftigte Lehrer Conrad Horny bei seinem Wechsel an das Weimarer Institut den größten Teil seiner Musterzeichnungen sowie weitere seines Kollegen Adolph Temler mitgenommen hatte. „Es ist aber hierbey auch mit vorgekommen, daß HL. H o r n y bey seinem Abzug von Eisenach nicht nur seine eigne, sondern auch HLn Temlers Zeichnungen, so gar die Vorschrifften, mit weg genommen und anhero gebracht, daß dadurch die Zeichenschule von beynahe allen Mustern zur Nachahmung entblößet worden“ (Schnauß an von Todenwarth, 13. Juni 1792; ebd., Bl. 8). Da die zur Verfügung gestellten Mittel knapp bemessen waren, hatte Goethe seinem Amtskollegen Schnauß vorgeschlagen, durch Kraus geeignete Vorlagen auswählen zu lassen, um davon dann in eigener Regie durch Schüler der Zeichenschule selbst neue Vorschriften für das Eisenacher Institut herstellen zu lassen (vgl. auch 77,19–20). 77,17–18 unsre Geschickten iungen Leute] Gemeint sind die fortgeschrittensten Schüler der Zeichenschule in Eisenach. 77,18 bezahlte ihnen was verhältnißmäßiges] Goethes Vorschlag wurde von Schnauß nur teilweise angenommen, im Grundsatz aber durch differenziertere Vor-
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BRIEF 89
gaben ersetzt. Zehn Reichstaler der zu Verfügung stehenden Summe sollte zunächst der Leiter der Eisenacher Zeichenschule Karl Wolff von Todenwarth erhalten, um dafür zu Unterrichtszwecken eine Reihe von Kupferstichen anzuschaffen. Die übrigen 20 Reichstaler stünden zur Herstellung der darüber hinaus notwendigen Vorschriften zur Verfügung. Schnauß wollte aber die Mitarbeit der Eisenacher Schüler des Zeichenmeisters Heinrich Hose auf die Herstellung von Mustern für Zeichenanfänger beschränken. Fortgeschrittene sollten dagegen mit Handzeichnungen arbeiten können, die von ausgewählten Lehrern vor allem der Weimarer Zeichenschule wie Johann Christian Ernst Müller, Johann Christian Wilhelm Waitz und Conrad Horny gefertigt werden sollten. Ferner war auch an einen verstärkten Austausch von Vorschriften zwischen Weimar und Eisenach gedacht. Schnauß argumentierte wie folgt: „Da nach den Kupfern, besonders Anfänger, nicht so gut zeichnen können, als nach Vorschrifften: So wird man sich mehr zu bemühen haben, dergL. anzuschaffen, als Kupfer zu kauffen. Es wird aber darbey auch darauf der Bedacht zu nehmen seyn, ob die Zeichnungen, als Vorschrifften für den Anfänger, oder für solche Scholaren, die schon eine gewiße Fertigkeit in der Kunst erlangt haben, gefertiget werden sollen. In Ansehung der letztern Sorte muß h i e r Rath geschafft werden; da hingegen HL. Hose u ein paar von den ältesten Scholaren in Eisenach die erste Sorte, wenn es auch nur Copien von Kupfern, oder alten Zeichnungen wären, wohl fertigen könnten u ich glaube, daß der HL. LandCammer Rath von Todenwart solches zu besorgen u von den 20 rh, welche er bekommen soll, füglich zu bestreiten, im Stande seyn würde. So viel aber die Vorschrifften für solche Scholaren anbetrifft, welche bereits im Zeichnen u mahlen einige Fortschritte gethan u eine gewiße Fertigkeit erlangt haben, wird es wohl am besten seyn, daß HL. Rath Kraus dergleichen durch die Herren Wayz, Müller Horny, Temler, bey müßigen Stunden fertigen laße und nach billiger Würderung bezahle. Doch dörffen solche nicht zu theuer seyn, weil sonsten die 20 rh nicht weit reichen würden. Neben diesen wird aber auch nöthig seyn, daß von Zeit zu Zeit gute Vorschrifften von hier nach Eisenach c o m m u n i c i r t werden, welche von dem dasigen Zeichen Institut benutzet u alsdann wieder r e m i t t i r t werden.“ (Votum von Schnauß; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 41.) Die von Schnauß hier präferierte Vorgehensweise wurde offenbar umgesetzt. Am 13. Juni 1792 bekam die Zeichenschule 20 Reichstaler zur Anschaffung der notwendigen Vorschriften (vgl. Quittung vom 13. Juni 1792; ebd., Bl. 5). Weitere Rechnungsbelege bestätigen Zahlungen an verschiedene Lehrer für den Ankauf von Handzeichnungen, so etwa am 25. Juli 1792 an Adolph Temler oder am 4. August 1792 an Wilhelm Waitz (vgl. LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 6f.). Temler wurde darüber hinaus aufgefordert, wenigstens jeden Monat eine neue Vorschrift für die Eisenacher Dependance zu liefern, um auf diese Weise den Bestand kontinuierlich zu vergrößern (vgl. LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 8). Mit einem Bericht Todenwarths an die Oberaufsicht vom 29. August 1792 (vgl.
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LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11718a, Bl. 6f.), worin der Eingang aller für die zur Verfügung gestellte Summe „erkaufften Vorzeichnungen und Kupferstiche“ (ebd., Bl. 7) in Eisenach bestätigt wurde, endete schließlich dieser dienstliche Vorgang. Diese verblieben, wie von Carl August verfügt, fortan als Inventarstücke in der Eisenacher Zeichenschule (vgl. Copia eines Mandats an die Eisenacher Kammer; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720a, Bl. 3). 77,19–20 Vorschriften] Gemeint sind Zeichenvorlagen, Muster. Sie waren Grundlage des praktischen Freihandzeichenunterrichts und dienten als Kopiervorlagen. Beim Kopieren der Vorschriften sollten die für die Handzeichenkunst unabdingbaren Regeln erlernt und spezielle technische Fertigkeiten geübt werden. 77,22 s m.] Abgekürzt für lat. salvo meliore: Vorbehaltlich eines besseren Vorschlags; des Besseren unbeschadet (weiter vgl. zu 28,1).
89. An Christian Gottfried Körner
Weimar, 14. Juni 1792 → 〈Dresden〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 217. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,4(–23,7) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 78,1 Nehmen Sie 〈…〉 gütige Besorgung und 78,8–10 Sie haben ja wohl 〈…〉 Schwägerinn). WA IV 9 (1891), 308f., Nr 2918. BEIL AG E
Ein laconischer Zettel (78,2; nicht überliefert; vgl. EB 120). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Körners aus dem Zeitraum zwischen dem 3. und dem 12. Juni 1792 (vgl. zu 78,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 78,1 die gütige Besorgung] In seinem vorausgegangenen Brief vom 31. Mai 1792 hatte Goethe Körner gebeten, die Bedingungen in Erfahrung zu bringen, unter denen der Dresdner Steinschneider Gottfried Benjamin Tettelbach bereit sei, dem Weimarer Steinschneider Friedrich Wilhelm Facius Unterricht zu erteilen (vgl. zu 77,6). 78,2 laconischer Zettel] Er ist nicht überliefert; er enthielt vermutlich eine Empfehlung Facius’ für Tettelbach. Vgl. EB 120.
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BRIEF 90
78,2 Herrn Tettelbach] Vgl. zu 48,19 und zu 125,1. 78,3 Facius] Friedrich Wilhelm Facius (vgl. zu 48,11–12). – Facius blieb bis Anfang Februar 1793 in Dresden, reiste dann in seine Heimatstadt Greiz, bevor er wieder in Weimar sein Auskommen suchte und fand. Vgl. seinen Brief an Goethe vom 18. Juni 1793 (H: GSA 28/2 und RA 1, Nr 619). 78,6 an die Gallerie Inspecktoren] Neben dem Direktor der Dresdner Gemäldegalerie – 1780–1814 war dies Camillo Graf Marcolini – waren mit deren Leitung Inspektoren betraut, denen die eigentliche Anschaffungs- und Betreuungsarbeit oblag. 1757–1816 war dies der Maler Johann Anton Riedel, dem 1781–1811 als ‚Unterinspektor‘ der Maler August Joseph Pechwell zur Seite stand. Goethe wird auch an Carl Heinrich Titius (vgl. GB 8 II, zu 213,9), den Inspektor des Naturalienkabinetts in Dresden, gedacht haben. – Dass Körner die Bitte Goethes erfüllte, ist anzunehmen, aber nicht gewiss. 78,8 Schillers Besuch] Schiller hatte sich mit seiner Ehefrau Charlotte von Mitte April an vier Wochen in Dresden bei Körner aufgehalten. 78,8–9 Hl. v. Funck] Carl Wilhelm Ferdinand von Funck, sächsischer Rittmeister, mit Körner befreundet, hatte sich ein paar Tage (etwa vom 6. bis etwa zum 9. Juni) zu Besuch bei Schiller in Jena aufgehalten. Wann er einen Augenblick (78,9) bei Goethe war, ist nicht bekannt. 78,10 Ihre liebe Frau und Schwägerinn] Minna Körner und Dora Stock (vgl. zu 77,13). 78,11–12 Veränderung des Quartiers] Zum Umzug vom ,Kleinen Jägerhaus' ins Haus am Frauenplan vgl. zu 79,7–8. 78,14 von meinen neusten Schriften etwas] Wahrscheinlich das Anfang Mai erschienene 2. Stück der „Beyträge zur Optik“ (vgl. LA I 3, 38–53). 78,15 Grafen Geßler] Körners Freund Carl Friedrich Graf von Geßler, preußischer Gesandter in Dresden.
90. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 15. Juni 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2709. – Doppelblatt 18,5(–18,7) × 23,1(–23,4) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e e. dL 23nL Juni 1792. / b. dL 1stL August.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 134f., Nr 60. WA IV 9 (1891), 309f., Nr 2919.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Jacobis vom 24. April 1792 (vgl. Überlieferung zu Nr 76). – Jacobi antwortete am 1. August 1792 (JB I 10, 90, Nr 2994; vgl. RA 1, Nr 464). 78,18–19 nicht eher schreiben eh ich Voß in einigen Rollen gesehen] Jacobis voraufgegangener Brief vom 24. April war wahrscheinlich schon am 29. oder 30. April 1792 bei Goethe eingetroffen. Offensichtlich hatte Jacobi darin auch um Nachrichten von der Ankunft des Schauspielers Johann Heinrich Vohs und den ersten Eindrücken von ihm in Weimar gebeten. Vohs kam aus Düsseldorf und war schon im Laufe des Mai in Weimar eingetroffen (vgl. zu 67,3–4). Das Schauspielensemble der Hofbühne spielte noch bis zum 11. Juni in Weimar, ehe man zu den Sommergastspielen nach Lauchstädt und Erfurt aufbrach. Goethe konnte Vohs bis dahin drei Mal in einer Hauptrolle in unterschiedlichen Genres auf der Weimarer Bühne sehen: Am 30. Mai als Eduard Ruhberg in Ifflands Schauspiel „Verbrechen aus Ehrsucht“, am 9. Juni als Karl Moor in Schillers Drama „Die Räuber“ sowie am 11. Juni als Herr von Ahrenfels in der Premiere einer deutschen Bearbeitung Johann Friedrich Jüngers von Jean Pierre Claris de Florians Lustspiel „Le bon ménage“ unter dem Titel „Das Ehepaar aus der Provinz“ (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). Bis zum Saisonende am 1. Oktober 1792 übernahm Vohs Rollen in 15 weiteren Inszenierungen mit insgesamt 31 Aufführungen, wobei er nach und nach alle Rollen des scheidenden Andreas Dietrich Krako übernahm. Zu Beginn der neuen Saison am 4. Oktober 1792 erhielt er dessen Position als Erster Liebhaber im Ensemble (vgl. zu 63,1; zu 63,6–7; zu 63,9–10; zu 63,10–12). 78,20–21 Ich dancke dir für die Empfehlung und für deine Bemühung.] Nach einer Anfrage Goethes hatte Jacobi die Verpflichtung des Schauspielers Vohs für die Weimarer Bühne angebahnt (vgl. zu 66,1–2 und zu 66,3). 78,22–23 Dein ausgelegtes Geld 〈…〉 vorerst zurückbehalten.] Auf Bitten Goethes waren die Kosten für Vohs’ Reise von Düsseldorf nach Weimar, die wohl zwischen 20 und 30 Reichstaler gelegen haben, durch Jacobi verauslagt worden (vgl. zu 67,4 und zu 67,7). Jacobi hatte offensichtlich in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief vom 24. April 1792 vorgeschlagen, diese Summe mit den Büchern zu verrechnen, die Goethe ihm besorgen sollte (vgl. die beiden folgenden Erläuterungen). 78,23–24 ein Exemplar des SchulAtlasses 〈…〉 schicken zu können] Jacobi hatte sich in seinem Bezugsbrief offenbar auch nach dem neuen geographischen Kartenwerk des in Jena wirkenden Geographen Adam Christian Gaspari erkundigt, dessen Veröffentlichung zur Ostermesse Ende April 1792 angekündigt war: „A. C. Gaspari: Neuer methodischer Schul-Atlas entworfen von F. L. Güssfeld. Erster Cursus“ (vgl. Verzeichniß Ostermesse 1792, 41f.). Der Atlas mit 15 farbigen Topographiekarten, drei Kontinental- und zwölf europäischen Länderkarten, gestochen nach Vorlagen des Weimarer Kartographen Franz Ludwig Güssfeldt, wurde
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im Verlag von Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir in Weimar herausgebracht und durch ergänzende Lernmittel, einen kleinen Globus sowie ein „Lehrbuch zur Erdbeschreibung“ begleitet (vgl. zu 84,1). Der Atlas stellte mittels stummer Karten in vereinfachter Form die Verteilung der landwirtschaftlichen Produktion, der Viehzucht, der Fischerei und des Bergbaus in den unterschiedlichen Regionen dar. Goethe schickte den Atlas zusammen mit fünf Exemplaren des ergänzenden „Lehrbuchs der Erdbeschreibung“ am 2. Juli 1792 über Georg Forster in Mainz an Jacobi (vgl. zu 84,1–2). In Goethes Bibliothek finden sich sowohl der Atlas als auch das Lehrbuch (vgl. Ruppert, 562 und 595, Nr 3935 und 4126). Gasparis Atlas wurde verbessert und erweitert in den Folgejahren immer wieder neu aufgelegt. Eine Fortsetzung mit 35 Karten erschien als „Zweyter Cursus“ bereits 1793 ebenfalls im Industrie-Comptoir in Weimar. 78,25 Du erhältst zu gleicher Zeit noch einiges.] Mit der gleichen Sendung an Forster vom 2. Juli ließ Goethe Jacobi auch noch ein Exemplar seiner „Optischen Beyträge. Zweytes Stück“ mit der dazugehörigen Bildtafel (Weimar 1792) sowie die noch fehlenden Druckbogen zum ersten Band seiner Werkausgabe „Neue Schriften“ (Berlin 1792) zukommen (vgl. zu 82,5–6; zu 82,6–7; zu 82,9–11). 79,1 dir dein Alwill bey neuer Durchsicht zu schaffen gemacht] Die zur Ostermesse 1792 erschienene überarbeitete und erweiterte Neuauflage von Jacobis „Allwill“-Roman unter dem Titel „Eduard Allwills Briefsammlung“ hatte Goethe vermutlich bereits Ende April mit dem letzten Bezugsbrief Jacobis erhalten (vgl. zu 66,26–27). Die erneute Beschäftigung mit dem im Geist der Empfindsamkeit geschriebenen Roman gut anderthalb Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung hatte den Autor offenkundig stark emotionalisiert, wenngleich er die Befindlichkeiten junger Menschen und deren Gemütsbewegung rückblickend nur noch bedingt nachempfinden konnte. Jacobi versuchte vielmehr am Beispiel verschiedener Charaktere, Erlebnisse und Lebensschicksale den ursprünglichen Antrieben und Sehnsüchten nachzuspüren und Freundschaft und Liebe philosophisch wie psychologisch zu bannen. 79,2 Ich bin selbst davon recht eigentl. angegriffen worden.] Auf die Erstfassung des Romans 1775/76 hatte Goethe zunächst mit ostentativem Schweigen und anschließend mit harscher Kritik und demonstrativer Distanzierung von Jacobi reagiert (vgl. Heinz Nicolai: Goethe und Jacobi. Studien zur Geschichte ihrer Freundschaft. Stuttgart 1965, S. 116–124). Nun, mit dem Abstand vieler Jahre, schien er Jacobis Text gegenüber aufgeschlossener und berührt von dessen emotionaler Wirkung zu sein. 79,3 eine sonderbare Jugend in dem Ganzen] Jacobi thematisiert in seinem Werk Befindlichkeit und Empfindsamkeit der Generation des Sturm und Drang 20 Jahre zuvor und reflektiert damit seine eigene Jugend und die Grundlagen seiner Entwicklung.
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79,3–4 das indefinite der Composition und der Ausführung 〈…〉 großen Reiz] Der Roman ist als Geflecht von Korrespondenzen verwandter wie befreundeter Personen angelegt. Vor allem junge Frauen korrespondieren miteinander und mit der in ihr Leben tretenden Geniefigur des jungen Eduard Allwill. Sein Charakter und Auftreten sowie die aufkeimende Liebe zu einer der Frauen, Clara von Wallberg, werden von unterschiedlichen Perspektiven und Haltungen her betrachtet. Es entwickelt sich keine Handlung, sondern es entsteht in teilweise abrupten Wechseln ein Kaleidoskop ausgestellter psychischer wie emotionaler Befindlichkeiten und verschiedener Reflexionsansätze, die von der einfachen Beobachtung oder einem Vergleich bis hin zum traktathaften moralisch-philosophischen Diskurs reichen können. Die offene, polyvalente Gesamtanlage wird zudem von einem stark emotionalisierten Sprachstil getragen. Das Werk bleibt bewusst Fragment und behauptet eine weitgehend singuläre Authentizität. 79,5–6 zweyte Stück der optischen Beyträge 〈…〉 Kleinigkeiten erhalten] Vgl. zu 78,25. 79,7–8 verändre mein Quartier und muß bauen eh ich einziehen kann] Seit November 1789 bewohnte Goethe mit Christiane Vulpius das so genannte ‚Kleine Jägerhaus‘ in der Vorstadt vor dem Frauentor, das ihm von Herzog Carl August mietfrei zur Verfügung gestellt worden war (vgl. GB 8 II, zu 152,19). Seit der Wiederkehr des englischen Kaufmanns und Malers Charles Gore mit seinen Töchtern Eliza und Emily nach Weimar im August 1791 suchte Carl August, der unter anderem eine starke Neigung zur jüngeren Tochter Emily entwickelt hatte (vgl. GB 6 II, zu 74,27), nach einer Möglichkeit, die Familie dauerhaft an Weimar zu binden. Dazu sollte der Familie möglichst rasch eine komfortable, herrschaftliche Unterkunft zur Verfügung gestellt werden. Carl August war auf Goethes bisheriges Domizil im ‚Kleinen Jägerhaus‘ verfallen. Im Frühjahr 1792 wurde die Angelegenheit forciert (vgl. Wieland an Reinhold, 30. März 1792; WB 11.1, 218). Für Goethe galt es also, eine neue Unterkunft zu finden. Die Weimarer Kammer erwarb schließlich das ‚Helmershausensche‘ Haus am Frauenplan, das Goethe schon von 1782 bis 1789 zur Miete bewohnt hatte und das ihm nun kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde (vgl. zu 73,26–28 und zu 74,21–22). Um das Haus für Goethes Familie und einen repräsentativen Wohnstil herzurichten, begannen schon am 21. Mai 1792 größere Umbau- und Renovierungsarbeiten am und im Gebäude, vor allem der Einbau eines zentralen und großzügigen Treppenhauses sowie eines überspannenden Verbindungsbaus zwischen Vorder- und Hinterhaus, des so genannten Brückenzimmers (vgl. Specificatio des Geld-Betrags nebst den dazu gehörigen Belegen über den Bau-Aufwand in des Herrn Geheimen Raths von Goethe, Logis, auf die Zeit vom 21. May 1792. bis ult: Decbr: 1798; GSA 34/X,2, Bl. 20–50). Dass Goethe selbst noch vor seiner Abreise zur Begleitung Herzog Carl Augusts auf dem Koalitionsfeldzug nach Frankreich am 8. August 1792 in das Haus am Frauenplan eingezogen ist, ist nicht belegt. Möglicherweise war er vorübergehend in sein
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BRIEF 91
Gartenhaus am Stern ausgewichen (vgl. zu 71,10–11). Offenkundig konnte aber seine kleine Familie – am 25. Dezember 1789 war Goethes Sohn August geboren – innerhalb der nächsten Wochen zumindest schon im noch nicht renovierten Hinterhaus Logis nehmen und im September dann ins Haupthaus umziehen (vgl. Goethes Wohnhaus. Hrsg. von Wolfgang Holler und Kerstin Knebel. Weimar 2011, S. 14–17). 79,9 Stolbergs sind vor ohngefähr acht Tagen verreist.] Christian Graf zu Stolberg-Stolberg war bereits am 15. Mai 1792 von Dresden kommend wieder in Weimar eingetroffen, um seine Frau, Friederike Luise, abzuholen (vgl. zu 67,20 und zu 67,21). Die bevorstehende Niederkunft der regierenden Herzogin Louise verhinderte aber die sofortige Heimreise nach Tremsbüttel: „Seit vorgestern habe ich Stolberg wieder, Gott lob! Und nun erwarten wir stündlich, dass die Herzogin niederkomme, es ist nicht möglich vorher zu reisen. Aber am 4. oder 5ten Tag nach ihrer Niederkunft eilen wir auf Flügeln der Sehnsucht und des Heimwehes zu Hause.“ (Luise zu Stolberg-Stolberg an Christian Detlev Friedrich Graf von Reventlow und Sophie Friderike Louise Charlotte Gräfin von Reventlow, 17. Mai 1792; Bobé, Reventlowske Familiekreds 3, 114.) Erst am 30. Mai wurde Herzogin Louise von einem Jungen, Prinz Bernhard, entbunden. Die Stolbergs reisten danach, wahrscheinlich am 7. oder 8. Juni, aus Weimar ab (vgl. zu 67,20). 79,9–10 Von der Gräfinn, 〈…〉 bin ich immer entfernt geblieben.] Friederike Luise Gräfin zu Stolberg-Stolberg hatte sich seit dem 10. April gut acht Wochen in Weimar aufgehalten (vgl. zu 67,21). Begegnungen mit Goethe hatte es offenbar aber nur zu offiziellen Gelegenheiten, wie bei Einladungen zur Hoftafel, gegeben, so am 17., 23. und 28. April sowie am 1., 6., 17. Mai und 3. Juni (vgl. FB 1792, S. 96, 100, 103f., 108, 114, 125). 79,10–11 Ihre ungebändigte Tadelsucht] Goethe hatte offensichtlich eine persönliche Antipathie gegenüber der Gräfin entwickelt und den Kontakt mit ihr gemieden. 79,13 die deinen] Vgl. zu 18,4. 79,13 Grüße Schloßers wenn du sie siehst.] Jacobi besuchte Johann Georg Schlosser und dessen Familie Anfang September 1792 in Karlsruhe (vgl. zu 67,17[1]).
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91. An Christian Gottfried Körner Weimar, 17. Juni 1792 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 218. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,3(–23,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An Herrn / Oberappellationsrath / Korners Wohlgl / Dresden.; unter der Adresse rotes Motivsiegel: laufender nackter Mann, links eine Kanne (eine Omphalosschale?) haltend und rechts über seinem Kopf einen Zweig (einen Thyrsos?) schwingend; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierverlust durch Siegelöffnung; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 202 (Teildruck: 79,16 Hier kommt Facius 〈…〉 empfiehlt 〈!〉 und 79,20–21 Bey uns ists unruhig 〈…〉 auf dem Sprunge.). WA IV 9 (1891), 310, Nr 2920. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 79,16 Facius] Vgl. Goethes Briefe an Körner vom 31. Mai und vom 14. Juni 1792 (Nr 87 und Nr 89). 79,19–20 bey seiner Abreise allenfalls auszahlen] Vgl. dazu Körners Brief an Goethe vom 20. Februar 1793: „Von den überschickten 30. Thlr. habe ich nach Faciussens Auftrage 13. thlr. 8 gL. an Tettelbach bezahlt und überschicke Ihnen seine Qvittung. An Schurich sollte ich 7. thlr. bezahlen. Aber dieser ließ mir sagen, daß er sie schon erhalten hätte. Also habe ich das Uebrige für mich behalten.“ (H: GSA 28/1,1, Bl. 93; vgl. GJb 8 [1887], 52.) Zum Dresdner Architekten Christian Friedrich Schuricht vgl. Goethes Brief an Johann Heinrich Meyer vom 9. Juni 1794 (Goethe-Meyer 1, 114). 79,20–21 Preußen marschiren ein und aus] Preußische Soldaten, abkommandiert zum Feldzug gegen Frankreich, passierten zwischen dem 17. und 26. Juni 1792 Weimar (vgl. FB 1792, S. 136–142; vgl. auch die Wiedergabe der Einträge in: WB 11.2, 418). Unter dem 16. Juni hat Knebel in sein Tagebuch eingetragen: „Pr. Louis v. Preussen kommt.“ (Knebel, Tgb. 1792, Bl. 26.) Am 18. Juni hat er notiert: „Einmarsch des Thaddenschen Regts von Halle.“ (Ebd.) Wieland schrieb am 17. Juni im Brief an Carl Leonhard Reinhold: „Seit gestern Abend befindet sich der Stab von den morgen einrückenden Preuss〈ischen〉 Truppen, nebst des Prinzen Louis von Pr〈eußen〉 K〈önigliche〉 H〈oheit〉 hier.“ (WB 11.1, 252.) Bereits am 6. Juni hatten die „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ (Nr 44) mitgeteilt: „Unsere am Rhein bestimmte Armee nimmt ihren Marsch in 5 Colonnen nach dem Churtrierischen. 〈…〉 Die dritte 〈geht〉 über Halle, Erfurt, Hersfeld, Wetzlar.“ (S. 175.) – Prinz Louis von Preußen, der Sohn des preußischen Königs
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Friedrich Wilhelm II., nahm am Feldzug gegen Frankreich teil, der am 20. September 1792 mit der Niederlage der verbündeten preußischen und österreichischen Truppen bei Valmy endete. Johann Leopold von Thadden war ein preußischer Generalleutnant. – Vgl. auch zu 84,11 und zu 86,22–23. 79,21 unser Herzog ist fort] Herzog Carl August brach erst am 22. Juni zu seinem sich bereits im Marsch ins Rheinland befindlichen Regiment auf (vgl. FB 1792, S. 140), welches er am 23. Juni bei Kaufungen, unweit von Kassel erreichte: „Den 23den J u n y. 〈…〉 Diesen Nachmittag traf unser Durchlauchtigster Herzog in K a u f u n g e n bey uns ein.“ (Wagner, Tagebuch, 84.) Vgl. auch Herzog Carl August an Herzoginmutter Anna Amalia, 24. Juni 1792 (Carl AugustAnna Amalia, 109f.). 79,21 stehe auch auf dem Sprunge] Goethe verließ Weimar am 8. August 1792; vom 12. bis zum 20. August hielt er sich in Frankfurt a. M. auf, bevor er am 27. August bei Longwy zu des Herzogs Regiment kam (vgl. zu 84,4–5). 79,22 die Ihrigen] Minna Körner und ihre Schwester Dora Stock (vgl. zu 77,13).
92. An Georg Christoph Lichtenberg 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Juni 1792〉 → 〈Göttingen〉 DATIERUN G
Das vorliegende Konzept des Briefes an Lichtenberg lässt sich durch einen Vergleich mit Goethes Briefen an Georg Forster (Konzept vom 25. Juni und 2. Juli 1792, Nr 93) und Samuel Thomas Soemmerring (Brief vom 2. Juli 1792, Nr 95) ungefähr einordnen: In allen drei Texten wird Goethes Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ erwähnt; an Forster wird sogar gemeldet, der Aufsatz sei schon ausgearbeitet (83,2). Das widerspricht nicht, wie angenommen wurde (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 3, 1129), Goethes Angabe im Brief an Lichtenberg, das 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ sei er eben auszuarbeiten beschäftigt (80,20); denn im Brief an Soemmerring ist mit ähnlichen Sätzen wie in dem an Lichtenberg von den noch nicht abgeschlossenen Versuchen die Rede, die zum Aufsatz für das 3. Stück der „Beyträge zur Optik“ (das erst aus Goethes Nachlass veröffentlicht wurde [vgl. LA I 3, 64–81; außerdem die Erläuterungen in LA II 3, 203–212]) führten. Eduard von der Hellen hat den Brief ebenfalls auf Ende Juni 1792 datiert (WA IV 9, 314, Nr 2922) und dazu gesagt: „Das Datum folgt mit Sicherheit aus der Übereinstimmung des Inhalts mit 2921 〈das ist das Konzept des Briefes an Georg Forster vom 25. Juni 1792〉 und 2923 〈das ist der Brief an Soemmerring vom 2. Juli 1792〉.“ (WA IV 9, 383, zu Nr 2922.)
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H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 26/L,I, Bl. 15–16. – Doppelblatt 19,8 × 27,5 cm, 3 1⁄6 S. beschr., von Schreiberhd, Tinte. E: WA IV 9 (1891), 314–316, Nr 2922 (nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG EN
1) Beschreibung eines naturwissenschaftlichen Versuchs (nicht überliefert; vgl. zu 80,23). 2) Glasprisma (vgl. zu 81,15). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Lichtenbergs vom 4. Juni 1792 (vgl. zu 80,3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 80,3 Ew. Wohlgebl. Schreiben] Lichtenbergs Brief, der in seinem Tagebuch unter dem 4. Juni 1792 erwähnt wird (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 3, 1129), ist nicht überliefert. 80,5–6 die von mir vorgetragenen Versuche] Die Aufsätze aus dem 1. und dem 2. Stück der „Beyträge zur Optik“, die Goethe am 11. Mai 1792 (vgl. Nr 85) an Lichtenberg geschickt hatte. 80,7 der kleine Apparat] Die Gestelle (76,1–2), die Goethe in einem Kästchen (75,18) Lichtenberg mit seinem Brief vom 11. Mai 1792 hatte zukommen lassen (vgl. zu 76,1–2). 80,8–9 einige Winke geben] Diesen Wunsch hat Lichtenberg nicht in dem von Goethe erhofften Maß erfüllt (vgl. zu 76,1–2). Lichtenbergs nächster Brief an Goethe stammt vom 7. Oktober 1793 und ist die Antwort auf Goethes Brief vom 11. August 1793 (Nr 195). 80,15 körperliche Uebel] Lichtenberg war nicht nur bucklig, sondern litt auch an periodisch wiederkehrenden Asthmaanfällen. Es ist kaum verständlich, dass Goethe nicht wusste, wie sehr Lichtenberg litt. 80,16–17 bey Ihrem ländlichen Auffenthalt] Lichtenberg besaß vor dem Weender Tor (im dörflichen Norden Göttingens) ein Gartenhaus, in dem er von Zeit zu Zeit Erholung suchte. Alle überlieferten Briefe Lichtenbergs aus den Monaten April bis August 1792 sind in Göttingen geschrieben worden. 80,18–19 von meinen Fortschritten Nachricht] Vgl. Goethes Briefe vom 11. August 1793 (Nr 195), 21. Oktober 1793 (Nr 213) und 29. Dezember 1793 (Nr 231). Aus den folgenden drei Jahren sind noch fünf weitere Briefe Goethes an Lichtenberg überliefert.
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80,19–20 Das dritte Stück meiner Beyträge] Das 3. Stück der „Beyträge zur Optik“, das den Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ enthalten sollte, ist zu Lebzeiten Goethes nicht erschienen. 80,23 In der Beylage] Sie ist nicht erhalten. Eduard von der Hellen ist sich gewiss, dass es sich um eine Abschrift des Briefes an Soemmerring handelt „Es 〈gemeint ist die Beilage〉 ist ohne Zweifel eine Abschrift von 318,3 Ich – 319,5 zeigen.“ (WA IV 9, 382.) Vgl. den Passus in Nr 95 (85,18–86,11). Da der Brief an Lichtenberg vor den an Soemmerring datiert wurde (und wird), kann kaum von einer Abschrift aus dem späteren Brief gesprochen werden. – Möglich ist auch, dass Goethe dem Brief seine Notizen aus dem Faszikel beilegte, das unter der Überschrift „Affinität des gefärbten Lichts zu den Phosphoren“ überliefert ist (vgl. LA I 3,238–242 und LA II 3, 275f.). 80,25 Priestleys Geschichte der Optik] Die von Goethe benutzte Übersetzung von Joseph Priestleys „History and present state of discoveries relating to vision, light, and colours“ (2 Bde. London 1772): „Dr. Joseph Priestleys Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, vorzüglich in Absicht auf den physikalischen Theil dieser Wissenschaft. Aus dem Englischen übersetzet und mit Anmerkungen und Zusätzen begleitet von Georg Simon Klügel 〈…〉. Zween Theile. Leipzig 1776“. Goethe entlieh das Werk am 5. Juli 1791 zum ersten Mal aus der Weimarer Bibliothek (vgl. Keudell, Goethe-Bibliothek, 5, Nr 23). 80,25 pag] Lat. pagina: Seite. 80,26 die Bologneser Akademiker] Vgl. zu 85,21. 80,26–27 bey einem ähnlichen Versuche auf andere Resultate] Joseph Priestley berichtete von einem Experiment, das Domenicus Maria Gusmanus Galeatius 〈ital. Domenica Maria Gusmano Galeazzi〉 und Franciscus Maria Zanottus 〈ital. Francesco Maria Zanotti〉 in Bologna 1728 mit phosphoreszierenden Körpern durchgeführt hatten. Es sollte die Frage geklärt werden, ob diese Körper beim Nachleuchten absorbiertes oder eigenes Licht, „welches durch das fremde Licht nur in Wirksamkeit gesetzet worden“, emittierten (Priestley, 267). Dazu setzten die Naturforscher phosphoreszierende Steine in „verschiedentlich gefärbtes Licht, welches durch ein Prisma in einem verfinsterten Zimmer hervorgebracht war“ (ebd.). Im Dunkeln waren keine Unterschiede erkennbar; alle Steine leuchteten gleichmäßig schwach nach. – Phosphoreszenz wiesen Verbindungen aus Erdalkalisulfiden auf, nachdem sie über längere Zeit zum Glühen gebracht worden waren. Das Phänomen des farbigen Nachleuchtens im Dunkeln von Körpern, welche das Licht an sich ziehen und eine Zeitlang behalten (81,9–10), war seit Beginn des 17. Jahrhunderts bekannt: 1602 entdeckte der in Bologna lebende Alchemist Vincenzo Casciarolo Steine aus Bariumsulfid, das durch Schwermetalle verunreinigt war; sie leuchteten gelbrot nach. Im Tagebuch zur Italienischen Reise erinnerte sich Goethe an einen Ausflug nach Paterno im Apennin, wo dieser Bologneser Stein gefun-
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den wird, der ein Gypsspat ist und nach der Calcination bey Nacht leuchtet (20. Oktober 1786; GT I 1, 302). 81,1 den 6tn Theil der Bologneser Commentarien] De Bononiensi Scientiarum et Artium instituto atque academia commentarii Tomus sextus. Bononiae 〈Bologna〉 1783. 81,5 dieser Versuch] Goethe beschrieb die eigenen Versuche mit Bologneser Leuchtsteinen ausführlich in seinen frühen Aufzeichnungen zur Farbenlehre; datiert sind diese Beschreibungen auf den 2. Mai 1792 (vgl. zu 80,23). Wie die Bologneser Naturforscher vor ihm (vgl. zu 80,26–27) bestrahlte auch er die Leuchtsteine nacheinander mit den verschiedenen Anteilen eines prismatisch erzeugten Farbenspektrums. Aber im Unterschied zu seinen Vorgängern beobachtete Goethe Phosphoreszenz nur bei den Steinen, die vorab mit den blauen oder violetten Anteilen des Lichts angeregt worden waren. Bei den mit gelbem oder rotem Licht beleuchteten Körpern unterblieb die Reaktion: In das rote Licht hatte ich den Phosphor wohl minutenlang gehalten, ohne daß er den mindesten Schein des Leuchtens von sich gab, in dem violetten Lichte dagegen brannte er im Augenblick. (LA I 3, 239.) – Aus heutiger Sicht ist Goethes Beobachtung zutreffend, wenn auch sein vorläufiger Erklärungsversuch falsch ist (vgl. die folgende Erläuterung). 81,10–12 einen Körper zu finden 〈…〉 die Kraft zu leuchten] Goethe interpretierte seine Beobachtungen unter der Voraussetzung, dass die Polarität das grundlegende Prinzip der Natur sei: Wenn wir, um diese Versuche zu vermannigfaltigen, nur erst hypothetisch annehmen, daß die Erfahrungen auf eine Polarität hindeuten, so würden wir sagen können: der Leuchtstein sei von der Natur des roten und gelben Pols, den wir wohl den aktiven nennen dürfen. (LA I 3, 240.) Daraus ergab sich: Es wäre nun zu wünschen, daß man diese Versuche mit großer Genauigkeit fortsetzte, und alle Umstände, unter denen sie angestellt würden, genau beobachtete und beschriebe. (Ebd.) 81,12–13 Der Cantonische Phosphor] Gemeint sind die von dem englischen Physiker John Canton 1768 erstmals vorgestellten Leuchtsteine aus Kalziumsulfid (vgl. John Canton: An easy Method of making a Phosphorus, that will imbibe and emit Light, like the Bolognian Stone; with Experiments and Observations. In: Philosophical Transactions of the Royal Society 58 [1768], S. 337–344). Goethe war es nicht gelungen, diesen Steinen etwas abzugewinnen: Den kantonischen Phosphor, welcher, ob er gleich ein halb Jahr alt und in Pulver zerfallen ist, dennoch das reine Sonnenlicht sehr gut annimmt, konnte ich bis jetzt durch keine der farbigen Strahlen zum Leuchten bringen. (LA I 3, 240.) 81,15 einen gläsernen Keil] Vgl. zu 83,7. – Das spitzwinklige Prisma aus Kronglas weist gegenüber dem hochwertigeren aus Flintglas einen geringeren Brechungsindex und eine weniger gleichmäßige optische Dispersion auf. Ein hoher Ge-
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halt an Bleioxid verleiht dem Flintglas seine ausgezeichneten optischen Eigenschaften. 81,17 Flintglas] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 81,18 unsere Glasfabriken] Goethe denkt an die im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach an verschiedenen Orten, vor allem in der Gegend um Ilmenau und Stützerbach ansässigen Glashütten.
93. An Georg Forster
Weimar, 25. Juni und 〈2. Juli〉 1792 → 〈Mainz?〉
DATIERUN G
Ein Teil der verschollenen Originalhandschrift des vorliegenden Briefes wurde auf der Auktion der Antiquariatshandlung J. A. Stargardt am 24. und 25. November 1964 in Marburg versteigert. Es handelte sich dabei um das „untere Viertel eines doppelseitig beschriebenen Quartblatts“ (Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 24. und 25. November 1964 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 570. J. A. Stargardt. Nr 101. Marburg 1964, S. 26) mit der Nachschrift des Brieftextes (vgl. Überlieferung). Laut den Angaben im Angebotskatalog des Antiquariatshändlers Stargardt lässt das erhaltene Schriftstück auch Teile des vorausgehenden Briefteiles erkennen, die auf das überlieferte Briefkonzept vom 25. Juni 1792 zurückgehen, sowie eine Orts- und Datumsangabe, die sich auf die Nachschrift bezieht: „Weimar 2. VII. 1792“ (vgl. ebd.). Daraus ergibt sich, dass vorliegender Brief in seinem Hauptteil bereits am 25. Juni 1792 geschrieben worden ist und Goethe am 2. Juli kurz vor der Versendung noch die ergänzende Nachschrift vorgenommen hat. Zusätzlich gestützt wird dies durch die Erwähnung von beigeschlossenen Briefen an Jacobi (Nr 94) und Soemmerring (Nr 95), die Goethe ebenfalls erst am 2. Juli 1792 verfasst hat (vgl. zu 82,8–9 und zu 82,9–11). Im Postbuch Forsters ist der Eingang des vorliegenden Briefes für den 6. Juli 1792 belegt (vgl. Forster, Werke 17, 836), so dass auch dieser Umstand darauf verweist, dass Goethe den ursprünglich am 25. Juni begonnenen Brief kurz vor seiner Versendung am 2. Juli noch mit einer Nachschrift versehen hat. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1 Bl. (Quart), 2 S. beschr., egh., Tinte, mit Orts- und Datumsangabe: „Weimar 2. VII. 1792“ (Angaben nach Handschriftenbeschreibung in E2; vgl. auch Datierung). – Teilfaksimile: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 24. und 25. November 1964 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 570. J. A. Stargardt. Nr 101. Marburg 1964, S. 26 (Nachschrift vom 2. Juli 1792: 83,24–25 Es ist möglich 〈…〉 recht herzlich freue). – Bei-
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schluss: Nr 94 mit Beilagen (vgl. zu 82,9–11) und Nr 95 mit Beilagen (vgl. zu 82,8–9). K: GSA Weimar, Sign.: 26/L,I, Bl. 20–21. – Doppelblatt, 19,8 × 27,6 cm, 4 S. beschr., von Schreiberhd (Geist); S. 4 Datum und Unterschrift, egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Bleistift: „25. 6. 92. An Forster“. – Teilhandschrift (Brieftext vom 25. Juni 1792): 81,22–83,22 Für den zweyten 〈…〉 W. dl. 25. Jun. 1792 Goethe. – In einem gehefteten Konvolut 23,3(–24,3) × 33,8(–34,6) cm, 123 Bl., in grau-gelbem Papiereinband, Vorderseite blaues Papier mit Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Neuere / und / Aelteste Papiere / zur / Farbenlehre.“ E1: WA IV 9 (1891), 311–313, Nr 2921 (Teildruck: Brieftext vom 25. Juni 1792: 81,22–83,22 Für den zweyten 〈…〉 W. dl. 25. Jun. 1792 Goethe.; nach K). E2: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 24. und 25. November 1964 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 570. J. A. Stargardt. Marburg 1964, S. 26, Nr 101 (Teildruck und Teilfaksimile: Brieftext der Nachschrift vom 2. Juli 1792: 83,24–25 Es ist möglich 〈…〉 recht herzlich freue). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 95, Nr 2921 N (Teildruck: Nur Brieftext der Nachschrift vom 2. Juli 1792; nach E2). Textgrundlage: K (Brieftext vom 25. Juni 1792) und Teilfaksimile (Brieftext der Nachschrift vom 2. Juli 1792 in E2). BEIL AG EN
1) Drei Exemplare von Goethes Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ mit einer jeweils dazugehörigen Bildtafel (vgl. zu 82,5–6; zu 82,8–9; zu 82,9–11; zu 82,11). 2) Drei Exemplare der letzten acht Druckbogen des ersten Bandes von „Goethe’s neuen Schriften“ (vgl. zu 82,6–7; zu 82,8–9; zu 82,9–11). 3) Kalidasas „Sacontalá“ in der englischen Übersetzung von William Jones (vgl. zu 83,14). 4) Bücherpaket für Friedrich Heinrich Jacobi (vgl. zu 82,9–11). 5) Glasprisma (vgl. zu 83,7). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Forsters vom 20. Mai 1792 (vgl. zu 81,22). – Forsters Antwort vom 31. Juli 1792 ist ebenfalls nicht überliefert (vgl. Forsters Postbuch 1792. In: Forster, Werke 17, 837). 81,22 Für den zweyten Theil Ihrer Ansichten danke ich] Zur Ostermesse Ende April 1792 war in der Vossischen Buchhandlung in Berlin der zweite Band von Georg Forsters Reisebuch „Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich, im April, Mai und Junius 1790“ erschie-
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nen, versehen mit der Jahresangabe 1791. Nach einigen Verzögerungen in der Auslieferung konnte Forster den Band ab Mitte Mai 1792 an Freunde und Bekannte verschicken (vgl. Forster, Werke 9, 343). Am 20. Mai 1792 gab er das Exemplar für Goethe zur Post „v〈on〉 Goethe c〈um〉 Ans〈ichten〉“ (Forsters Postbuch 1792. In: Forster, Werke 17, 834), so dass es spätestens nach einer Woche in Weimar angelangt sein dürfte. Rund ein Jahr davor, vermutlich mit Forsters nicht überliefertem Brief vom 17. Mai 1791, war Goethe bereits der erste Teil des Werks zugekommen, der in der zweiten Märzhälfte 1791 erschienen war (vgl. Forsters Postbuch 1791. In: Forster, Werke 16, 602) und für den sich Goethe schließlich am 22. August 1791 bedankt hatte (vgl. EB 91). Forster, der Anfang 1794 starb, konnte das ursprünglich auf drei Bände konzipierte Werk, das auf seiner gemeinsam mit Alexander von Humboldt unternommenen viermonatigen Reise vom März bis Juli 1790 von Mainz den Rhein entlang sowie durch die Vereinigten Niederlande und Teile von England (London) und Frankreich (Paris) fußte, nicht mehr selbst fertigstellen. Ein dritter Teil wurde schließlich 1794 posthum ebenfalls in der Vossischen Buchhandlung in Berlin veröffentlicht, aus Forsters nachgelassenen Reiseaufzeichnungen, Briefen und Tagebüchern von Ludwig Ferdinand Huber herausgegeben. In Goethes Bibliothek ist keiner der Bände vorhanden. 81,23–24 Geschichte der brabantischen Unruhen 〈…〉 fürtrefflich geschrieben] In den ersten vier Kapiteln des zweiten Bandes, den Abschnitten XV bis XVIII, entwickelt Forster auf fast 200 Seiten eine eingehende historische, politische, soziale wie kulturelle Analyse des teilweise gewaltsamen Umsturz- und Loslösungsprozesses der habsburgisch-österreichischen Provinz Brabant von der kaiserlich-österreichischen Zentralmacht 1789/90 und dessen Folgen. Er verbindet dabei Bericht, Beschreibung und Abhandlung mit subjektiver Reflexion, kritischer Auseinandersetzung sowie Einordnung und Wertung. 81,26–82,1 jedem, der es gelesen, Freude gemacht] Wen Goethe hier meinte, ist nicht bekannt, möglicherweise Herder (vgl. auch zu 51,4–5) und Christian Gottlob Voigt (vgl. auch zu 53,9–10). 82,1 übrige Theil des Buches] In den folgenden 9 Kapiteln des Buches (XIX– XXVII) beschreibt Forster seine Erlebnisse und Erfahrungen auf der Weiterreise durch die Grafschaft Hennegau und einen Abstecher nach Lille (XIX) sowie durch Flandern bis hin nach Antwerpen (XX–XXII) und schließlich durch Holland mit den Hauptstationen Haag, Amsterdam und Helvoet (XXIII–XVII). Seine lebendigen Darstellungen reichen von Landschafts- und Städtebeschreibungen über historische und politische Exkurse bis hin zu Sittenschilderungen und Einschätzungen des Volkscharakters, der wirtschaftlichen und sozialen Situation ebenso wie der Kunst. 82,5–6 zweyte Stück meiner optischen Beyträge 〈…〉 gehörigen Tafel] Goethes Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ war zur Ostermesse Ende April 1792 im Verlag von Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir in
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Weimar erschienen. Das „Erste Stück“ hatte Forster kurz nach seinem Erscheinen zur Michaelismesse 1791 Mitte Oktober ebenfalls von Goethe erhalten (vgl. zu 51,9–10; zu 52,5; zu 54,11–12). 82,6–7 die letzten Bogen des ersten Bands meiner neuen Schriften] Bereits Anfang April 1792 waren Forster entweder von Goethe selbst oder über den Verleger Johann Friedrich Unger die noch ungebundenen Druckbogen von Goethes Lustspiel „Der Groß-Cophta“ aus dem ersten Band von „Goethe’s neuen Schriften“ zugesandt worden (vgl. zu 51,21). Es handelte sich um die ersten 240 Seiten dieses Bandes, also um 15 Druckbogen. Nun schickte Goethe die noch fehlenden Teile des Bandes mit den Essays „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ und „Das Römische Carneval“, die zusammen mit dem Inhaltsverzeichnis 124 Seiten, also knapp acht Druckbogen ausmachten. Beim Druck war Unger ein Fehler bei der Seitenzählung unterlaufen, ab Seite 249 war die Zählung 100 Seiten weiter auf Seite 349 gerückt, so dass statt der realen 364 Seiten des Bandes 464 gezählt wurden. 82,7–8 zum Cophta werden binden lassen] Forster hatte nun alle Druckbogen von Band 1 der „Neuen Schriften“ erhalten und konnte sie sich zum Buch binden lassen (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 82,8–9 eins für Herrn Sömmering 〈…〉 beyliegenden Briefe zu übergeben bitte] Mit dem Mainzer Anatom Samuel Thomas Soemmerring tauschte sich Goethe schon seit Jahren über naturkundliche Themen aus. Soemmerring war ein enger Freund Forsters, der seit 1788 ebenfalls in Mainz lebte und als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek arbeitete. Es lag für Goethe deshalb nahe, seine Bücher in einer Sendung nach Mainz zu schicken (vgl. zu 82,5–6 und zu 82,6–7) und die für Soemmerring bestimmten Exemplare von Forster übergeben zu lassen (vgl. zu 84,15–16). Auch Soemmerring hatte wie Forster schon das erste Stück der „Beyträge zur Optik“ und wahrscheinlich auch die Druckbogen des „GroßCophta“ erhalten (vgl. zu 52,19 und zu 51,21). 82,9–11 ein zweytes für Jacobi 〈…〉 nebst dem andern Packet zu überschicken] Der mit Goethe befreundete Friedrich Heinrich Jacobi aus Düsseldorf-Pempelfort zählte ebenfalls zu Forsters engsten Vertrauten. Auch ihm waren das erste Stück der „Optischen Beyträge“ und die Druckbogen des „Groß-Cophta“ bereits zugesandt worden (vgl. zu 66,26 und zu 66,27). Im mitgeschickten Zusatzpaket übersandte Goethe für Jacobi den jüngst im Verlag des Weimarer Industrie-Comptoirs erschienenen, von ihm bestellten „Neuen methodischen Schul-Atlas“ von Adam Christian Gaspari sowie das zugehörige „Lehrbuch der Erdbeschreibung zur Erläuterung des neuen methodischen Schul-Atlasses“ in fünf Exemplaren (vgl. zu 78,23–24; zu 84,1; zu 84,1–2). 82,11 Die große Tafel] Zu Goethes Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ gehörte eine Bildtafel mit Abbildungen unterschiedlicher Flächen, mit deren Hilfe die beschriebenen optisch-prismatischen Versuche nachvollzogen werden konn-
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ten. Die aus Pappe gefertigte Tafel war auf beiden Seiten mit farbigem Buntpapier beklebt und hatte, um möglichst genaue und gute Ergebnisse der Experimente zu gewährleisten, die stattliche Größe von 55 × 38,2 cm (vgl. zu 50,7–8). Ein Knicken oder Rollen der Tafel zum leichteren Versand hätte die Qualität und Präzision der nachzuahmenden Versuche und ihrer Ergebnisse beeinträchtigen können. 82,15–16 in diesem zweyten Stücke weniger als Sie hofften finden] Bei der Übersendung des „Ersten Stücks“ der „Beyträge zur Optik“ an Forster am 12. Oktober 1791 hatte Goethe noch relativ hohe Erwartungen mit seiner Ankündigung geweckt. Er hoffe in den folgendem Stücke noch interessanter zu werden (51,9–10) und sprach in diesem Zusammenhang von geglückten Versuchen, die jedermann in Verwunderung setzen dem ich sie vorzeige (51,11). Die Untersuchungen des „Zweyten Stücks“ setzten zwar systematisch die Versuchsanordnung fort, brachten jedoch nur wenig Fortschritt. Die physikalisch-prismatischen Experimente des „Ersten Stücks“, die sich auf Farbeffekte an SchwarzWeiß-Kontrasten beschränkten (vgl. zu 25,2–4 und zu 44,7–8), wurden im Grunde lediglich an grauen und farbigen Flächen wiederholt (vgl. zu 52,4–5 und zu 52,5). 82,16–17 das dritte soll schon mehr bringen] Die Versuche zum „Dritten Stück“ seiner „Beyträge zur Optik“ hatte Goethe wahrscheinlich bereits im Laufe des Frühjahrs 1792 abgeschlossen. Es handelte sich dabei ebenfalls um physikalische Experimente zum Farbspektrum, diesmal aber konzentriert auf die Bestimmung von farbigen Schatten, die bei einer Kombination des gelenkten Einfalls von Licht primärer Quellen (z.B. Kerzenlicht) und der Berücksichtigung von beeinflussenden sekundären Quellen (z.B. Tageslicht) auf physikalische Körper entstehen. Ein entsprechender Text mit der Darstellung von 18 Versuchen (Chromatica. 13. Goethe von den farbigen Schatten; GSA 26/LI,13, Bl. 212–234; vgl. auch LA I 3, 64–81) war zu dieser Zeit zumindest in einer vorläufigen ersten Fassung schon fertiggestellt (vgl. 80,19–20 und 83,1–3). Die vorgesehene Veröffentlichung kam nicht zustande. 82,17–18 mit dem vierten hoffe ich soll sich der Ballon in die Luft heben] Goethe wollte zu den chemischen Grundlagen einer Farbenlehre vordringen, was eine völlig neue Herangehensweise bedeutete, weg vom physikalisch-optischen Experiment, hin zu den Gesetzmäßigkeiten von Farbwirkung durch Mischung ihrer Elemente. Die wahrscheinlich erst 1793 fertiggestellte, unveröffentlicht gebliebene Abhandlung, die als „Der Beyträge zur Optik. Viertes Stück“ angesehen wird, trägt so auch den Titel „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (H1 und H2 in GSA 26/L,2,1 und 26/L,2,2; vgl. auch LA I 3, 190–209) und versammelt Goethes Erkenntnisse über die Grundlagen der Farberscheinungen an Flächen und Körpern und ihre Verhältnisse untereinander, wie Mischung und Auflösung, angefangen von Weiß, Schwarz und Grau über Blau und Gelb bis hin zu allen Formierungen des Farbenkreises (vgl. LA I 3, 190–202 und 206–208), um
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schließlich am Ende in eine Fundamentalkritik an Newtons Refraktionstheorie zu münden, in der weißes Licht als zusammengesetztes erklärt wird (vgl. ebd., 202–206 und 208f.). 82,19–20 Sie einmal in meiner Cammera obscura bewirthen zu können] Dieser Einladung nach Weimar ist Forster letztlich nicht gefolgt. Zuletzt war Forster Ende September 1785 in Weimar gewesen (vgl. GB 6 II, zu 94,27). Goethe begegnete Forster noch einmal während seines Aufenthaltes in Mainz auf der Durchreise ins Feldlager der preußischen Truppen im französischen Longwy am 20. und 21. August 1792 (vgl. zu 83,24). – Lat. ‚Camera obscura‘: dunkle Kammer, Raum. Goethe hatte sich in seiner Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Frauentorvorstadt (vgl. GB 8 II, zu 152,19) wahrscheinlich schon Anfang des Jahres eine solche verdunkelbare Kammer eingerichtet, in der sich wahrscheinlich über ein Fenster der Effekt einer so genannten Camera obscura erzeugen ließ, also die durch gebündelten Lichteinfall über eine kleine Öffnung entstehende Projektion von spiegelverkehrten und auf dem Kopf stehenden Außenbildern. 82,21–22 in den Stand zu setzen 〈…〉 Versuche darin angestellt werden] Welche Erweiterungen und Veränderungen Goethe an seinem Versuchsraum vornehmen wollte, ist nicht bekannt, zumal schon seit geraumer Zeit feststand, dass er aus der Wohnung im Jägerhaus wieder ausziehen sollte (vgl. zu 79,7–8). 82,23–24 Maschinen und Einrichtungen um theils in Freyen, theils im Theatersaale] Welche Apparaturen und Vorrichtungen Goethe bei größeren Versuchsanordnungen verwendete, ist nicht bekannt. Außer dem Hinweis auf das große Wasserprisma, das sich Goethe im Herbst 1791 eigens hatte anfertigen lassen (vgl. zu 52,12–13 und zu 83,9–10), und auf die im Folgenden genannten Geräte wie Feuerspritze und Reverberierlaterne gibt es keine Informationen. Und auch im Gerätschaftsnachlass im GNM Weimar könnte man allenfalls ein schwarzes Blechgefäß mit gläsernem Boden, in Holzrahmen gefasste, gemusterte Leinwandschirme sowie einen Zimmerspringbrunnen zu den Gegenständen rechnen, die Goethe für größere Versuchsaufbauten verwendet haben könnte (vgl. Die Farbenlehre im Goethe-Nationalmuseum. Eine Darstellung auf Grund des gesamten Nachlasses in Weimar mit der ersten vollständigen Bestandsaufnahme von Ruprecht Matthaei. Jena 1941, S. 71–79 und 104–111, bes. S. 106, 108–110 und 111). Im Bestand der Fürstlichen Kunst- und Naturalienkammer finden sich ebenfalls nur wenige Geräte, wie einige Prismen, Spiegel, Vergrößerungsgläser oder Teleskope, die in diesem Zusammenhang für Goethe interessant waren (vgl. L i t A. M a t h e m a t i c a, o p t i c a a t q L r e s l i t t e r a r i a, in: B e s t a n d der FürstL. Kunst- u. N a t u r a l i e n K a m m e r nach der R e v i s i o n vom 20. F e b r u a r y biß 31. M a r t y 1778.; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 9286, Bl. 1–12). – Goethe hatte seit Anfang 1791 die Oberdirektion des neuen Weimarer Hoftheaters inne (vgl. zu 17,22–23) und somit jederzeit Zugang zum Bühnenraum des 1780 errichteten neuen Komödienhauses am Ausgang der
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Esplanade (vgl. GB 6 II, zu 10,16–17). Dieser ließ sich als riesige Camera obscura nutzen. 82,26–28 die Regenbogen 〈…〉 Feuerspritze mit einer sogenannten Windblase] Die besonders eindrucksvollen Experimente zur Erzeugung eines künstlichen Regenbogens hatte Goethe schon seit der Anfangsphase seiner Beschäftigung mit den Farbphänomenen im Sommer 1791 immer wieder durch- und vorgeführt (vgl. zu 37,17–18). Er nutzte dazu offenbar eine so genannte Windbalgspritze, eine Handfeuerspritze, die mit einem so genannten Windkessel ausgestattet ist, der mit gleichmäßigem Druck den Austritt des Wassers erzeugt (vgl. Krünitz, Enzyklopädie 239, S. 311 und 335), wie er sie im Juli 1791 z.B. am Gothaer Hof kennen gelernt hatte (vgl. zu 44,5–6). 82,29 Reverberes] „Reverberirlampe, Reverberirlaterne, eine neue Art Laterne mit Hochspiegeln, die den Schein des Lichts weit von sich werfen, und zuerst in Paris angewendet wurden.“ (Krünitz, Enzyklopädie 123, S. 180.) 82,31–32 ihnen in der Folge 〈…〉 Stück meiner optischen Beyträge widmen] Dazu kam es nicht (vgl. zu 51,9–10). 82,32–83,1 jetzt an den Höfen u. Parhelien] Besondere Lichteffekte der atmosphärischen Optik, die durch die Brechung und Spiegelung des Lichtes an gleichmäßigen horizontalen Eiskristallen, die wie ein Prisma wirken können, hervorgerufen werden. So genannte Höfe zeigen sich als helle oder farbige Ringe um die Sonne oder den Mond. Als Parhelien bezeichnet man das Phänomen, dass neben einem Himmelskörper oft farbige Nebensonnen (Nebenmonde) auf gleicher Höhe erscheinen. 83,1–3 Die Lehre vom farbigen Schatten 〈…〉 im dritten Stück erscheinen.] Vgl. zu 82,16–17. 83,5–6 Sie zur Theilnehmung und Mitarbeit einladen] Es sind keine Äußerungen Forsters bezüglich Goethes Theorie zur Entstehung und zum Wesen physikalischer Farben in den „Beyträgen zur Optik“ bekannt. Forster war allerdings auch kein Spezialist auf dem Gebiet der physikalischen Optik. Die Einladung Goethes ist vermutlich auch eher als Höflichkeits- und Respektsbeweis gegenüber dem angesehenen Naturforscher zu sehen. 83,7 gläßernen Keil mit beygelegt] Gemeint ist ein helles, spitzwinkliges Glasprisma, mit dem man die in den „Beyträgen zur Optik“ geschilderten Versuche nachvollziehen konnte und das Goethe schon bei der Übersendung des „Ersten Stücks“ an Forster nachzureichen versprochen hatte (vgl. zu 51,19–20). 83,9–10 Sie sich ein Prisma aus Glastafeln 〈…〉 machen ließen] Da man Experimentierprismen nicht einfach erwerben konnte, hatte Goethe schon am Beginn des „Zweyten Stücks“ der „Optischen Beyträge“ seinen Lesern den Nachbau einer einfachen Maschine, nämlich eines großen Wasserprismas empfohlen, das sowohl bey der Wiederhohlung der Versuche des ersten Stückes, als bey Prüfung derer, die ich erst in der Folge vorlegen werde, manche Dienste leisten
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wird. Es ist diese Maschine, ein aus zwey starken geschliffenen, reinen Glastafeln zusammengesetztes Prisma, welches bey Versuchen mit reinen Wasser angefüllt wird. (S. 2f.; vgl. auch LA I 3, 39.) Am Ende der Abhandlung findet sich dann noch eine Beschreibung des Aufbaus eines solchen Wasserprismas mit der dazugehörigen Abbildung (S. 29f.; vgl. auch LA I 3, 52f. und zu 51,19–20). 83,11–12 Sömmering theilen Sie 〈…〉 ich über diese Materie hier geschrieben mit] Vorliegendem Brief war auch ein Schreiben an Samuel Thomas Soemmerring beigeschlossen (Nr 95), in dem Goethe ebenfalls über den Fortgang und über neueste Erkenntnisse seiner Forschungen zu einer Theorie der Farben Auskunft gab (vgl. 84,17–86,9). Forster sollte den Brief mit den dazugehörigen Beilagen nicht nur an den Adressaten weiterleiten (vgl. zu 82,8–9), sondern sollte sich auch mit Soemmerring über Goethes Farbforschungen austauschen (vgl. zu 86,10–11). 83,12–13 einige Bemerkungen mittheilen, die ich ihm geschrieben] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. – Neben der grundsätzlichen Abgrenzung seiner Farbtheorie von der Isaac Newtons (vgl. zu 84,24–25; zu 84,25–26; zu 84,26–85,1; zu 85,5–6; zu 85,14–15) hatte Goethe ein neues optisches Experiment mit einem so genannten Leuchtstein dargelegt (vgl. zu 85,18). 83,14 Sakontala kommt auch mit Danke zurück] Gemeint ist die englische Erstübersetzung des indischen Dramas Kalidasas durch William Jones von 1789: „Sacontalá; or, the Fatal Ring: an Indian Drama. By Calidás. Translated from the Original Sanscrit and Pracrit“. Forster, von dem das Werk 1791 auch ins Deutsche übertragen wurde, hatte die Fassung von William Jones im September 1791 auf Bitten Goethes nach Weimar geschickt (vgl. zu 51,3–4 und zu 51,4–5). 83,14–15 was Herder darüber gesagt werden Sie mit Vergnügen gelesen haben] Die Abhandlung „Über ein morgenländisches Drama. Einige Briefe“, die sich aus Anlass der Übersetzungen von Jones und Forster mit Kalidasas Dichtung auseinandersetzt, hatte Herder in die „Vierte Sammlung“ seiner „Zerstreuten Blätter“ aufgenommen, die zur Ostermesse Ende April 1792 erschienen war (S. 263–312). Der Sammelband war Mitte Mai von Herder persönlich an Forster übersandt worden (vgl. Herder an Forster, Mitte Mai 1792; HB 6, 264, Nr 183). Herder würdigte darin die Übersetzungen vor allem dafür, eine wahrhaft originäre Poesie von ähnlichem Gewicht wie die Shakespeares entdeckt zu haben (vgl. S. 278), in der sich wie in einem Brennglas „lebendige Begriffe von der Denkart der Indier“ (S. 280) offenbarten: „Welch eine eigne Art alles anzuschauen! Götter und Geister, Könige und Hofleute, Einsiedler, Bramanen, Pflanzen, Weiber, Kinder, alle Elemente der Erde. Und wie tief ist alles aus der Philosophie und Religion, der Lebensweise und den Sitten der Indier nach ihrem Klima, ihren Geschlechterabtheilungen und sonstigen Verhältnissen geschöpft, ja in diese verwebet.“ (S. 274.) Die Shakuntala-Dichtung gehörte für Herder, der sie als „Episches Drama“ (S. 299) klassifizierte, auch nach den Maßstäben der aristotelischen Dramentheorie (vgl.
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S. 281–305) zweifelsfrei zu den höchsten Zeugnissen der Poesie (vgl. S. 265), die „je der menschliche Geist hervorbrachte“ (S. 295; vgl. auch zu 51,4–5). 83,15–16 Sie Herdern auf seinem Wege nach Aachen gesehen] Forsters Wohnort Mainz lag nicht auf der Wegstrecke des Ehepaars Herder. Auch über eine Begegnung mit Forster in der Nähe von Mainz, etwa in Frankfurt a. M. oder Koblenz, ist nichts bekannt. Johann Gottfried Herder war wahrscheinlich am 5. oder 6. Juni mit seiner Frau Caroline wegen seines Gichtleidens zu einem Kuraufenthalt ins Aachener Bad aufgebrochen (vgl. zu 67,19–20). Die letzten Erwähnungen seiner Anwesenheit in Weimar stammen vom 3. und 4. Juni (vgl. Knebel, Tgb. 1792, Bl. 24). Von Koblenz aus wollten Herders ursprünglich mit dem Schiff auf dem Rhein weiterreisen, wegen schlechten Wetters und wegen Herders angegriffener Gesundheit setzten sie die Reise schließlich mit der Kutsche durch das Rheintal fort (vgl. Herder an Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, 30. Juni 1792; HB 6, 273). Am 12. Juni traf das Ehepaar Herder in Aachen ein (vgl. Caroline Herder an ihre Kinder und an Katharina Güldenhorn, 1. Juli 1792; ebd., 312), so dass kaum Zeit für eine Begegnung mit Forster gewesen sein dürfte. 83,16–17 er leidet sehr, ich wünsche daß ihn das Bad erleichtern möge] Eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes hatte Herder bereits in seinem letzten Brief an Forster vom 26. Dezember 1791 angedeutet: „Mein Brief ist so kurz, weil ich mich seit einigen Wochen nicht recht wohl befinde. Ihr Brief kam mir eben in dieser Unpäßlichkeit sehr erwünscht; und ein Brief von H e y n e 〈…〉 war mir Arznei und Erquickung.“ (HB 6, 262.) Ende Mai 1792 erfuhr Forster von seinem Schwiegervater Christian Gottlob Heyne Näheres über Herders Krankheit: „Der arme Herder ist noch contract: durch eine zur Unzeit auf das Bein gelegte Spanische Fliege, welche die gichtige Materie in den Körper trieb; sein Geist äussert sich aber noch thätig.“ (Heyne an Forster, 25. Mai 1792; Forster, Werke 18, 527.) Der Kuraufenthalt brachte Herder zwar einige Linderung, aber noch keine Heilung. Erst durch neue Behandlungsmethoden mit Elektrizität trat dann ab November 1792 eine spürbare Besserung ein. In seinem Brief an Johann Friedrich Hartknoch vom 9. November 1792 zog Herder ein entsprechendes Resümee (vgl. HB 6, 288). 83,18 kriegerisch genug um Sie her] Am 20. April 1792 hatte Frankreich dem Kaiser des Alten Reichs, Franz II., den Krieg erklärt. In ganz Frankreich wurde im Juni nach Aufrufen der girondistischen Regierung ein großes Freiwilligenheer mobilisiert und anschließend an strategisch wichtige Punkte an der Grenze zum römisch-deutschen Reich verlegt. Österreich verstärkte seine in Baden und in den Niederlanden stationierten Truppen. Das mit Österreich verbündete Preußen machte im Mai und Juni ebenfalls mobil und zog ein Heer unter Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Wolfenbüttel bei Koblenz zusammen. Das Kurfürstentum Mainz hatte sich der Allianz gegen Frankreich angeschlossen, stellte im Rahmen seiner eher bescheidenen Möglichkeiten auch Soldaten für den
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geplanten Feldzug gegen Frankreich und wurde darüber hinaus zu einem wichtigen Durchmarschgebiet für die verbündeten Truppen. Ende Juli begann vor allem von Koblenz aus der Vormarsch des preußischen Hauptheeres und der Kontingente französischer Emigranten über Luxemburg und Lothringen auf französisches Territorium, das am 19. August bei Longwy erreicht wurde. Damit war der erste Koalitionskrieg mit Frankreich ausgebrochen. Nach dem überstürzten Wiederabzug der preußischen Truppen nach der Kanonade von Valmy Ende September drangen französische Armeeverbände vor allem am Mittelrhein ihrerseits in deutsche Gebiete vor und eroberten neben Speyer und Worms am 21. Oktober auch Mainz. 83,20 Ihre liebe Gattin] Maria Therese Wilhelmine Forster (geb. Heyne). Vgl. GB 8 II, zu 156,12. 83,24 möglich daß ich Sie in einigen Monaten besuche] Am 22. Juni 1792 war Herzog Carl August von Weimar aus aufgebrochen, um zu dem bereits in Richtung Koblenz in Marsch gesetzten preußischen Kürassierregiment von Rohr (Nr 6) aus Aschersleben zu stoßen, dessen Kommandeur er war. Von Koblenz aus sollte die Teilnahme am bevorstehenden Feldzug der alliierten österreichisch-preußischen Armeen gegen das revolutionäre Frankreich beginnen (vgl. zu 84,10–11). Mit Goethe war vereinbart, dass dieser auf Abruf dem Herzog und seinem Regiment zum Kriegsschauplatz folgen sollte. Nach einer entsprechenden Aufforderung Carl Augusts reiste Goethe am 8. August über Frankfurt a. M. und weiter über Mainz, Trier und Luxemburg bis ins Feldlager Longwy bei Verdun, wo er am 28. August auf den Herzog traf (vgl. zu 84,4–5). In Mainz hielt er sich vom Abend des 20. August bis zum 22. August morgens auf (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 4; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 367f.). An beiden Abenden in Mainz kam es zu Zusammenkünften mit Freunden und Bekannten in größerer geselliger Runde, von denen vermutlich sogar eine von Forster und seiner Frau ausgerichtet wurde (vgl. August Wilhelm Schlegel an Schiller, 28. Juni 1796; NA 36 I, 247). Neben Therese und Georg Forster nahmen daran auch Samuel Thomas Soemmerring und dessen Frau Margarethe Elisabeth, Caroline Böhmer und Ludwig Ferdinand Huber sowie weitere namentlich nicht bekannte Gäste teil. Zu einer Begegnung unter vier Augen scheint es nicht gekommen zu sein. Berichte von Goethe oder Forster über eine solche Begegnung fehlen jedenfalls. Vermutlich wurde sie sogar bewusst gemieden. Das erscheint angesichts der politischen Meinungsverschiedenheiten über die Französische Revolution verständlich. Im Koalitionskrieg gegen Frankreich standen Goethe und Forster plötzlich auf der jeweils anderen Seite der Kombattanten. In einer Paralipomenon-Notiz für sein Erinnerungsbuch „Campagne in Frankreich 1792“ schildert Goethe seine damaliges Befremden: Mainz. Forster u. Frau. Huber. Mad. Böhmer, nachherige Schlegel. Sömmering und andere. Vergleichende Anatomie angeregt. Große republicanische Spannung der Gemüther. Mir ward unwohl in der Gesell-
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schaft. Damalige Reflexion darüber. Aufgeklärt durch Hubers Lebenbeschreibung u. Briefe. (WA I 33, 363.)
94. An Friedrich Heinrich Jacobi
Weimar, 2. Juli 1792 → 〈Aachen〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2710. – Doppelblatt 11,8 × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. b. dL 1stL Aug. 1792.“ – Beischluss zu Nr 93 mit Beilagen im Paket (vgl. zu 82,9–11). E: Goethe-Jacobi1 (1846), 135f., Nr 61. WA IV 9 (1891), 319, Nr 2924. BEIL AG EN
1) Ein Exemplar von Goethes Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ mit der dazugehörigen Bildtafel (vgl. zu 82,5–6; zu 82,9–11; zu 82,11). 2) Die letzten acht Druckbogen des ersten Bandes der Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“ (vgl. zu 82,6–7 und zu 82,9–11). 3) Bücherpaket mit jeweils fünf Exemplaren von Adam Christian Gasparis „Neuem methodischen Schul-Atlas“ und seinem „Lehrbuch der Erdbeschreibung“ (vgl. zu 82,9–11; zu 84,1; zu 84,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 1. August 1792 (JB I 10, 90, Nr 2994; vgl. RA 1, Nr 464). 84,1 Gasparis Schrift] A〈dam〉 C〈hristian〉 Gaspari: Lehrbuch der Erdbeschreibung zur Erläuterung des neuen methodischen Schul-Atlasses. Cursus 1. Weimar 1792. Gasparis Lehrbuch war zusammen mit seinem „Neuen methodischen SchulAtlas“ zur Ostermesse Ende April 1792 im Verlag von Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir erschienen, und Jacobi hatte beides über Goethe bestellt (vgl. zu 78,23–24). Das Lehrbuch war für den Schulunterricht konzipiert und vermittelte in lexikographisch aufgebauten Kapiteln aktuelles geographisch-topographisches Grundlagenwissen zu den Kontinenten, Regionen und damaligen Staaten der Erde, das auch demographische, ökonomische, landeskundliche und politische Informationen einschloss. 84,1–2 dir 5 Exempl. davon zu senden] Gleich fünf Exemplare beider Werke für Jacobi zu erwerben, hatte Goethe offenbar deshalb entschieden, weil ihm der Verlag bei dieser Abnahmemenge einen Preisnachlass von 20 Prozent eingeräumt hatte.
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Laut einem Rechnungsbeleg des Weimarer Industrie-Comptoirs vom 15. Juli 1792 zahlte Goethe für 5 Stück von „Gaspari Lehrbuch nebst Atlas mit 20 pCt Rabbat Sächs. Crrt.“ nur 7 Reichstaler und 8 Groschen (GR/Belege 1792, 1, Bl. 36). Bei einem Einzelverkaufspreis von 1 Reichstaler und 4 Groschen für den Atlas und 16 Groschen für das Lehrbuch hätten die 5 Exemplare ohne Rabatt 9 Reichstaler und 4 Groschen gekostet (vgl. Rezension in: Allgemeine Literatur-Zeitung vom Jahre 1792. Bd 3. Nr 201. Freytags, den 27. Julius 1792. Jena, Leipzig 1792, Sp. 233). Goethe schickte Gasparis Werke in einem gesonderten Paket über Georg Forster nach Mainz (vgl. zu 82,9–11). 84,2 Ich habe die 7 rh. 8 gl. bezahlt.] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 84,2–4 das übrige so lange verwahren biß 〈…〉 noch Exempl. schicken soll] Goethe verrechnete die Kaufsumme für die Atlanten und Bücher mit den von Jacobi verauslagten Reisekosten des Schauspielers Johann Heinrich Vohs, der im Mai 1792 von Düsseldorf nach Weimar gekommen war (vgl. zu 67,4 und zu 78,22–23). Tatsächlich bat Jacobi später während Goethes Besuch bei ihm in Pempelfort im November und Dezember 1792 um weitere Exemplare der geographischen Werke Gasparis. Goethe schickte ihm am 31. Dezember 1792 je 10 Exemplare (vgl. zu 129,25–26). Die Abrechnung der gegenseitigen Auslagen kündigte Jacobi zwar in seinem Brief vom 19. Dezember 1792 explizit an (vgl. JB I 10, 159), nahm sie aber in der folgenden Zeit nicht vor. 84,4–5 Vielleicht geh ich Anfangs August nach Franckfurt] Goethe rechnete um diese Zeit schon fest mit seiner Teilnahme am bevorstehenden Feldzug der verbündeten preußischen und österreichischen Armeen gegen Frankreich (Beistandsvertrag vom 18. März 1792) als Begleiter seines Dienstherren, des Herzogs Carl August (vgl. zu 84,10–11). Nachdem der Herzog seinen Vertrauten Goethe bereits im Sommer 1790 ins preußische Feldlager nach Schlesien berufen hatte (vgl. GB 8 II, zu 210,23–24), wollte er ihn nun auch bei seinem ersten Kriegseinsatz in der Nähe haben. Goethe wartete nun auf die konkrete Aufforderung Carl Augusts, wann und wohin er ihm folgen sollte. Diese erhielt er wahrscheinlich erst Anfang August 1792, nachdem auf letzten Lagebesprechungen der verbündeten Heeresführer in Koblenz Ende Juli 1792 die Strategie und die weitere Marschroute für Carl Augusts Regiment festgelegt worden war (vgl. Bojanowski, Carl August, 58–62). Die entsprechende Nachricht Carl Augusts ist nicht überliefert. Dass Goethe bei seiner Reise in die Kriegsgebiete den Weg über seine Heimatstadt Frankfurt a. M. würde nehmen können, war aufgrund der sich abzeichnenden militärischen Strategie schon relativ früh klar. Am 8. August brach Goethe schließlich mit seinem Sekretär Paul Goetze zu der Reise auf. Sein Weg führte ihn zunächst über Erfurt, Eisenach, Fulda und Hanau bis nach Frankfurt, wo er am 12. August eintraf und bis zum 20. August bei seiner Mutter Catharina Elisabeth Goethe Station machte, ehe er seine Reise über Mainz, Trier und Luxemburg bis ins Feldlager von Longwy bei Verdun fortsetzte, wo er schließlich am 28. August eintraf (vgl. GR/Sonder-
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rechnungen 1792, Reise, Bl. 1–6; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 365–369). 84,5–6 wir uns da träfen] Zu einer Begegnung zwischen Goethe und Jacobi in Frankfurt a. M. kam es nicht, da Goethe erst am 12. August dort eintraf. Da war Jacobi bereits wieder von seiner Verwandten- und Badereise nach Vaals und Aachen nach Düsseldorf-Pempelfort zurückgekehrt (vgl. zu 67,17 [1]). In einem Brief vom 1. August (der nur als Entwurf überliefert ist) lud Jacobi Goethe deshalb erneut nach Pempelfort ein. Der Brief, den Jacobi nach Frankfurt a. M., wahrscheinlich zu Goethes Mutter, schickte, die ihn in Kopie weiterleiten sollte, erreichte Goethe wahrscheinlich am 6. August noch in Weimar. Der Entwurf des Briefes lautet: Lieber! Ich bin wieder hier u erwarte dich mit offenen Armen! Komm doch bald! Herder kann dir etwas davon geschrieben haben, mit welcher Liebe, mit welchem Vertrauen ich an dir hange. Nach den jüngsten Briefen aus Weimar bist du doch wohl jetzt schon nicht mehr dort. Wo bist du? Schreibe mir, ich bitte dich, ein paar Zeilen aus Frankfurt, wenn dies Blatt dich dort erreicht. Du beschiedest mich dahin in deinem Biliet vom 2t〈en〉 Juli. Als ich dies Biliet erhielt hatte Herder schon Antwort auf die Nachricht, die ich dir durch ihn ertheilen ließ, du würdest mich zu Hause treffen. Ich war gewiß du würdest zu mir kommen. Sobald der Krieg erklärt war, dachte ich auch du gingest vielleicht nach Coblenz, u dann hätte ich dich. Meine Schwestern u mehr Leute zweyfelten sehr an deiner Erscheinung in Coblenz. Nun wird es wahr, u bald habe ich dich hier, dich leibhaftig, hier in diesen Zimmern, dort unter meinen Baumen, in meinem Gebüsch, auf Wegen u Stegen. Es wäre auch schön recht sehr schön gewesen, wenn wir uns in Frankfurt getroffen hätten; aber hier ist es mir dennoch lieber, hier wo ich bleibe – wo ich vorgestern bey meiner Zurückkunft, auf jeder Stelle die ich betrat hätte einwurzeln mogen – hier, wo ich dich faßen u halten will, wie ich noch keinmahl dich faßte und hielt. Komm, lieber, komm! Und nun zu allererst, schreibe. Lotte u Lene grüßen herzlich; u noch einmahl, sey menschlich u laße von dir hören bis daß du kommst und da bist. (JB I 10, 90.) Als Goethe schließlich am 12. August in Frankfurt a. M. eingetroffen war, konnte er wegen der Kriegsereignisse den geplanten Reiseverlauf über Koblenz und Düsseldorf nicht mehr fortsetzen (vgl. zu 95,3). So erwog Goethe schließlich noch, sich mit Jacobi in Mainz zu treffen, doch auch dieses Treffen kam nicht zustande.
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95. An Samuel Thomas Soemmerring
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Weimar, 2. Juli 1792 → 〈Mainz〉
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5018. – Doppelblatt 19,5 × 27,5 cm, 4 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte, S. 4: 86,12–14 Ich habe Hoffnung 〈…〉 Goethe, egh., Tinte. – Beischluss zu Nr 93 mit Beilagen (vgl. zu 82,8–9). K: GSA Weimar, Sign.: 26/L,I, Bl. 17–18. – Doppelblatt 19,8 × 27,6 cm, 4 S. beschr., von Schreiberhd (Schumann) mit egh. Korrekturen, Tinte. – In einem gehefteten Konvolut 23,3(–24,3) × 33,8(–34,6) cm, 123 Bl., in grau-gelbem Papiereinband, Vorderseite blaues Papier mit Aufschrift von fremder Hd, Tinte: „Neuere / und / Aelteste Papiere / zur / Farbenlehre.“ E: Sömmerrings Leben (1844), 12–14, Nr 12. WA IV 9 (1891), 316–319, Nr 2923 (nach E). BEIL AG EN
1) Ein Exemplar von Goethes Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ mit der dazugehörigen Bildtafel (vgl. zu 84,15–16). 2) Die letzten acht Druckbogen des ersten Bandes der Ausgabe von „Goethe’s neuen Schriften“ (vgl. zu 84,15–16). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief Soemmerrings von Ende Juni 1792 (vgl. zu 84,8–9). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 84,8–9 Das Exemplar Ihrer Uebersetzung der Camperischen Schrift 〈…〉 zugekommen.] Zur Ostermesse Ende April 1792 war in der Vossischen Buchhandlung in Berlin eine von Soemmerring ins Deutsche übertragene anatomischphysiognomische Abhandlung aus dem Nachlass des von Goethe hochgeschätzten holländischen Arztes und Anatomen Pieter Camper erschienen, der bereits 1789 gestorben war. Ende 1784 hatte Goethe Camper seine Schrift über die Entdeckung des Zwischenkieferknochens beim Menschen zugeschickt (vgl. 6 II, zu 6,8–9 und zu 190,22). Der vollständige Titel der Übersetzung von Campers nachgelassener Schrift lautet: „Über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge in Menschen verschiedenen Gegenden und verschiedenen Alters; über das Schöne antiker Bildsäulen und geschnittener Steine; nebst Darstellung einer neuen Art, allerlei Menschenköpfe mit Sicherheit zu zeichnen. Nach des Verfassers Tode herausgegeben von seinem Sohne Adrian Gilles Camper. Übersetzt von S. Th. Sömmerring. Mit zehn Kupfertafeln“ (vgl. auch Verzeichniß Ostermesse 1792, 24). Die holländische Erstausgabe hatte Adriaan Gilles Camper bereits ein Jahr zuvor, 1791, in Utrecht veröffentlicht: „Verhandeling van Petrus Camper, over het natuurlijk verschil der
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wezenstrekken in menschen van onderscheiden landaart en ouderdom; over het schoon in antyke beelden en gesneedene steenen. Gevolgd door een voorstel van eene nieuwe manier om hoofden van allerlete menschen met zekerheid te tekenen. Naa des schrijvers dood uitgegeeven door zijnen zoon Adriaan Gilles Camper“. – Wie aus Goethes Formulierung hervorgeht, hatte er die Schrift gerade erst erhalten. Sie war Goethe also Ende Juni vermutlich von Soemmerring persönlich oder von dessen Berliner Verleger zugeschickt worden. Das Exemplar befindet sich bis heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 638, Nr 4443a). Vgl. auch zu 130,20. 84,10 Veränderung meines Quartieres] Seit dem Frühjahr 1792 stand endgültig fest, dass Goethe das seit Ende 1789 bewohnte Domizil im ‚Kleinen Jägerhaus‘ vor dem Marientor wieder verlassen musste und er zurück in sein ehemaliges Stadtquartier im Haus am Frauenplan ziehen würde, das von der Weimarer Kammer für ihn erworben worden war. Seit Ende Mai hatten in dem Haus deshalb nach Goethes Vorstellungen bereits umfangreiche Umbauarbeiten begonnen, die er beaufsichtigte (vgl. zu 79,7–8). 84,10–11 Abreise des Herzogs zur Armee] Herzog Carl August war als preußischer General und Kommandeur des Kürassierregiments Nr 6 aus Aschersleben sowie als Inspekteur der preußischen Kavallerieeinheiten des Magdeburger Militärbezirks schon seit der allgemeinen Mobilmachung der preußischen Armeen Ende April 1792 mit der Vorbereitung auf den Einsatz seiner Truppen im bevorstehenden Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich beschäftigt (vgl. zu 84,4–5 und Wagner, Tagebuch, 70–72). Der preußische Marschbefehl für die Magdeburger Regimenter trat am 20. Mai in Kraft (Bojanowski, Carl August, 34f.). Nachdem Carl August am 5. Mai von einem fünfwöchigen Aufenthalt bei seinem Regiment in Aschersleben nach Weimar zurückgekehrt war (vgl. FB 1792, S. 84 und 107), pendelte er in den folgenden vier Wochen in Kriegsangelegenheiten mehrfach zwischen Weimar, Aschersleben und Magdeburg (11.–15. Mai Aschersleben, 23.–29. Mai Magdeburg, 8.–10. Juni Aschersleben; vgl. FB 1792, S. 111, 113, 118, 120, 130, 132), ehe die Truppen am 10. Juni Richtung Rhein aufbrachen (vgl. Wagner, Tagebuch, 70–72 und Bojanowski, Carl August, 34–38). Carl August folgte seinen Soldaten am 22. Juni von Weimar aus: „Heute früh 6. uhr sind DurchL. Herzog von hier nach dem Rhein zum Regiment ins Feldt abgegangen“ (FB 1792, S. 140). Bereits am Folgetag, dem 23. Juni, nachmittags erreichte der Herzog seine Truppen in Oberkaufungen östlich von Melsungen auf dem Gebiet der Landgrafschaft Hessen-Kassel (vgl. Wagner, Tagebuch, 84; vgl. auch Bojanowski, Carl August, 58). In der Nacht vom 17. zum 18. Juli wurde schließlich der Rhein bei Koblenz überschritten und ein Feldlager bei Rübenach bezogen (vgl. Wagner, Tagebuch, 92f.; vgl. auch Bojanowski, Carl August, 58). 84,11 Durchmarsches der preusischen Truppen] Ende Mai/Anfang Juni 1792 begann das preußische Militär seine Truppenbewegungen für den vereinbarten Aufmarsch eines Koalitionsheeres am Mittelrhein. Am 6. Juni 1792 informierten
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die „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ ihre Leser in einer Zeitungsnachricht „Aus dem Brandenburgischen“ über die bekannt gewordenen Marschpläne der preußischen Armee, die sich aus verschiedenen Richtungen „in 5 Colonnen nach dem Churtrierschen“ bewegen werde (Nr 44, S. 175), wobei die so genannte dritte Armeekolonne, noch einer etwas genaueren Betrachtung, für wert befunden wurde, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil ihre angegebene Marschroute „über Halle, Erfurt, Hersfeld, Wetzlar“ erkennen ließ (ebd.), dass sie in Teilen zumindest auch durch Weimar führen werde. Ihre Zusammensetzung wird wie folgt beschrieben: „Die Colonne über Halle und Erfurt, unter dem Generallieutenant von Schulenburg, besteht aus 1 Bataillon Füselier von Schenck, 1 Regim. Infanterie von Thadden. 1 dergl. von Schönfeld. 1 dergl. von Keniz. 1 dergl. von Kleist. 1 Dragon. Regim. von Normann. 1 dergl. von Lottum. 2 Artillerie-Trains und Pontons, nebst Proviant-Fuhrwesen, Bäckerey und Lazareth: 1 Husaren-Regiment von Eben, mit 3 Batterien reitender Artillerie. Des Königs Majestät Suite, der Generalstaab, der Prinzen Suite, Kriegs-Commissariat.“ (Ebd.) Nachdem die „Anzeigen“ die Weimarer Bürger in den folgenden Tagen noch über einzelne behördliche Maßnahmen und Erlasse im Zusammenhang mit dem zu erwartenden Truppendurchmarsch informiert hatten (vgl. Nr 45 vom 9. Juni, S. 179 und Nr 46 vom 13. Juni, S. 182), kamen am 17. Juni erste preußische Truppeneinheiten der dritten Armeekolonne mit Prinz Ludwig (Louis) von Preußen in Weimar und Ettersburg an. Goethe selbst war am 17. Juni in einem Brief an Christian Gottfried Körner darauf eingegangen: Bey uns ists unruhig, Preußen marschiren ein und aus (79,20–21). Das herzogliche Fourierbuch vermeldet die Ankunft des preußischen Prinzen und den Aufenthalt des Leibhusarenregiments von Ziethen unter Generalmajor Carl Adolf August Freiherr von Eben und Brunnen genauer: „Heute kahmen hier an Ihro KönigL. Hoheit Prinz Louis von Preußen; 〈…〉 HL. General v. Eben waren mit Ihren sämmtL. HL. Officiers von Ettersburg hierher zur Tafel gebeten“ (FB [17. Juni] 1792, S. 136). Tags darauf, am 18. Juni, machte Generalmajor Johann Leopold von Thadden mit seinem preußischen Infanterieregiment Nr 3 für zwei Tage, bis zum 20. Juni, in Weimar Quartier: „Heute vormittag 10 uhr rückten 2. Battalions v. Thadden Preüsische Troupen hier ein solche hatten biß Mittwoch frühe alhier Rastag“ (ebd., S. 137). Mit von Thadden zogen am 20. Juni auch die ebenschen Husaren wieder von Ettersburg ab (vgl. ebd. und S. 139). Drei Tage später, am 23. Juni, war das altpreußische Infanterieregiment Nr 12 unter Generalmajor Franz Kasimir von Kleist in der Stadt: „Heute vormittag rückten 2. Battalions v. Kleist Infanterie hier ein 〈…〉.“ (Ebd., S. 141.) Am 26. Juni folgte schließlich der Durchzug von Generalleutnant Christian Ludwig von Kenitz mit seinen Füsilieren (Infanterieregiment Nr 39): „Dienstag Morgens 9. Uhr, war Dejeuner im Fürstenhaus, wobey sämmtL: Officiers des durchmarschierenden v. Könizischen Regiments seyn solten, es fanden sich aber nur der Herr General nebst einigen Adjudanten ein, welche sich eine kleine Stunde verweilten, u. alsdenn ihren
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Marsch fortsetzten!“ (Ebd., S. 142.) Nach zehn Tagen hatten alle preußischen Verbände Weimar passiert. Dementsprechend konnte in einer Bekanntmachung zum Holzeinschlagen in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ am 27. Juni auch mitgeteilt werden, dass nun „der Durchmarsch der Königlichen Preußischen Truppen zu Ende ist“ (Nr 50, S. 197). 84,14–15 Ihnen einige Worte darüber sage] Ob und wann Goethe Campers Werk (vgl. zu 84,8–9) gelesen hat, ist nicht bekannt. Weitere Erwähnungen der Arbeit sind nicht überliefert. Goethes Exemplar ist zwar aufgeschnitten worden, weist aber keine Lektürespuren auf. Möglicherweise gab es auch einen mündlichen Austausch mit Soemmerring, etwa während Goethes Aufenthalt in Mainz vom 20. bis 22. August 1792 (vgl. zu 86,12). 84,15–16 die Kleinigkeiten die ich Ihnen mit diesem Briefe überschicke] Goethe sandte Soemmerring seine jüngst erschienene Abhandlung „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ (Weimar 1792) mit der dazugehörigen Bildtafel sowie die noch fehlenden letzten Druckbogen des ebenfalls gerade herausgekommenen ersten Bandes der Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ (Berlin 1792). Soemmerring hatte zuvor bereits das „Erste Stück“ von Goethes „Beyträgen zur Optik“ (vgl. zu 52,19) und wahrscheinlich auch die Druckbogen des den ersten Band der „Neuen Schriften“ eröffnenden Lustspiels, „Der Groß-Cophta“, erhalten (vgl. zu 82,8–9). Der vorliegende Brief samt den genannten Veröffentlichungen waren einer Sendung an den ebenfalls in Mainz lebenden Georg Forster beigefügt, der sie wie einen ebenfalls beigeschlossenen Brief an Friedrich Heinrich Jacobi mit den gleichen Schrift- und Bildbeilagen an die Empfänger weiterleiten sollte. Vgl. zu 82,5–6; zu 82,6–7; zu 82,8–9; zu 82,9–11; zu 82,11. 84,17–18 Ihr letzter Brief] Gemeint ist Soemmerrings nicht überlieferte Antwort auf Goethes Brief vom 12. Oktober 1791 (Nr 56), dem die „Beyträge zur Optik. Erstes Stück“ beigefügt waren (vgl. zu 52,19). Soemmerring schrieb sie vermutlich unter dem frischen Eindruck der Lektüre in den ersten Wochen nach dem Empfang, etwa zwischen Ende Oktober und Ende Dezember 1791. 84,19–20 Hoffnung 〈…〉 Farbenphänomene unter allgemeinere Gesichtspunkte zu vereinigen] Goethes naturkundliche Weltauffassung, wonach alle Gesetze der Natur einem großen Prinzip folgen, beschrieb er in der „Nacherinnerung“ der „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ (Weimar 1792) so: Ich habe meine Bemühungen nur darauf gerichtet, die einfachen Erfahrungen in so viele Fälle zu vermannigfaltigen als es mir jetzt möglich war und nützlich schien, und ich hoffe daß man meine Arbeit nicht deswegen geringer schätzen wird, weil sich alle von mir vorgetragenen Versuche, auf einen einzigen wieder zurück bringen lassen. Die unzählichen Operationen der Rechenkunst lassen sich auf wenige Formeln reduciren und die Magnetnadel zeigt uns eben darum den Weg von einem Ende des Meers zum andern,〈…〉 eben weil sie sich unveränderlich nach einem einfachen Gesetze richtet,
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das auf unsern ganzen Planeten gilt 〈…〉. Ein solches Gesetz kann gefunden, deutlich gemacht und tausendfältig angewendet werden, ohne daß man eine theoretische Erklärungsart gewählt oder gewagt hat. (S. 26f.; vgl. auch LA I 3, 50f.) Gegenüber Knebel hatte Goethe sich am 12. Oktober 1791 in Bezug auf seine neuesten Forschungen zur Farbentheorie ähnlich geäußert: 〈…〉 die Erfahrungen scheinen sich immer mehr um Einen Punckt zu versammeln (52,6–7). 84,20–21 Augenblicke belebten 〈…〉 andern Seiten wenig Aufmunterung] Ein Echo auf Goethes Veröffentlichung vonseiten der Fachgelehrten gab es zunächst nicht. Die Abhandlung wurde erst ab Anfang 1792 eher zurückhaltend in einigen wenigen Zeitschriften besprochen (vgl. zu 52,3). Auch in Weimar und vonseiten der Jenaer Professorenschaft gab es kaum Reaktionen oder gar anerkennende Würdigungen (vgl. zu 50,3–4 und zu 62,14–15). Goethes physiologischer Ansatz zur Erklärung von Farbphänomenen und seine ostentative Gegenposition zur anerkannten Lehre Newtons wurden fast überall mit großer Skepsis aufgenommen. – Soemmerring war in seinem nicht überlieferten Antwortbrief von Ende 1791 vermutlich genauer vor allem auf Goethes Bemerkung im Brief vom 12. Oktober 179 eingegangen, dass diese Versuche ohne genaue Kenntniß des menschlichen Auges und ohne scharfe Prüfung der Sehkraft nicht weit fortgeführt werden können (52,22–53,1). Soemmerring war in den vergangenen Jahren immer wieder auch mit Forschungen zur Anatomie des Auges hervorgetreten (vgl. zu 52,22–23) und bestätigte sicherlich Goethes Schlussfolgerung. 84,24–25 zum Versuch den Begriff der P o l a r i t ä t zum Leitfaden] Der für Goethes Denken insgesamt zentrale Begriff der ‚Polarität‘ leitete von Anfang an auch seine Untersuchungen und Überlegungen bei der Beschäftigung mit Licht- und Farberscheinungen. Schon bei seiner ersten Studie dazu, „Über das Blau“, bildete der Grundgegensatz von Dunkelheit und Helligkeit (Licht) den Ausgangspunkt seiner Analysen (vgl. zu 29,13–14). Die ersten beiden Stücke der „Beyträge zur Optik“ wählen die Schwarz-Weiß-Polarität und schließlich verschiedene Grauabstufungen als Ausgangspunkt und führen im Ergebnis zur Beschreibung verschiedener unauflöslicher Gegensatzpaare von Farberscheinungen (vgl. zu 25,2–4 und LA I 3, 50). 84,25–26 die Formel von a c t i v und p a s s i v] Das hier verwendete polare Begriffspaar ist in Goethes Schriften und Äußerungen zur Farbenlehre singulär. Zur Beschreibung von bipolaren Farbzusammenhängen nutzte er davor und danach andere, wenngleich auch oft ähnliche Muster (vgl. zu 84,14–15). Vermutlich wollte Goethe hier auf den im Brief anschließend noch geschilderten Versuch mit dem Bologneser Leuchtstein vorausweisen (vgl. 85,18–86,8). 84,26–85,1 unmöglich 〈…〉 chemischen Erfahrungen mit den optischen zu verbinden] Bei der Entwicklung seiner Farbenlehre stieß Goethe auf immer
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neue Zusammenhänge und Fragen, so auch auf das Phänomen so genannter chemischer Farben (vgl. zu 54,22–23; zu 62,17; zu 84,14–15), wofür das anschließend geschilderte Experiment mit dem Bologneser Leuchtstein ein erstes Beispiel bot (vgl. 85,18–86,8). 85,2–3 ersten Kapitel einer jeden Färbekunst, 〈…〉 neuesten von Bertholet] 1791 war in Paris in zwei Bänden ein neues Handbuch des Arztes und Chemikers Claude-Louis Berthollet zu den Grundlagen des Färbens und des Färbereiwesens erschienen: „Éléments de l’art de la teinture. Par M. Berthollet, docteur en médecine des facultés de Paris & de Turin, des académies des sciences de Paris, Londres, Turin, Harlem & Manchester“. Bereits zur Ostermesse Ende April 1792 konnte eine deutsche Ausgabe durch den Jenaer Pharmazeuten und Chemiker Johann Friedrich August Göttling im Verlag von Johann Michael Maucke herausgegeben werden (vgl. auch Verzeichniß Ostermesse 1792, 15): „Handbuch der Färbekunst. Aus dem Französischen des Herrn Berthollet, Arzt der Facultät zu Paris und zu Turin, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Paris, London, Turin, Harlem und Manchester. Mit Anmerkungen von J. F. A. Göttling. Professor zu Jena“ (2 Bde. Jena 1792). Beide Ausgaben befinden sich im Bestand von Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 766, Nr 5351 und 5352). – Berthollet beginnt seine Darstellung im ersten Abschnitt des ersten Teils (Von der Färbekunst überhaupt. Von den Eigenschaften der Farbesubstanzen überhaupt. Bd 1, S. 1–119) mit Rekurs auf Newtons physikalisch-mathematische Farbtheorie (vgl. Bd 1, S. 2f.), führt dazu aber einschränkend aus: „Was die Naturlehre von den Farben lehrt, liegt ausser dem Grenzen dieses Werks; ich schränke mich also – ehe ich die Eigenschaften der Farbesubstanzen selbst betrachte – nur auf einige Beobachtungen darüber ein, wie die Körper einige Lichtstrahlen einsaugen, andere durchlassen, andre zurückwerfen und auf diese Weise das Entstehen der Farben bewirkt wird.“ (Bd 1, S. 1.) Rasch geht er dann zur Analyse der chemischen Substanz (Pigmentierung) und deren chemischen Verbindungs- bzw. Mischungspotenzials über und beschreibt an Beispielen das Wirken äußerer Einflussfaktoren wie der Luft, des Wassers, von Säuren und Salzen, Seifen sowie besonders auch des Lichtes auf die Farbbeschaffenheit von Körpern (vgl. Erstes Kapitel: Von den Pigmenten und ihren Verwandtschaften. Bd 1, S. 5–25 sowie vor allem Drittes Kapitel: Von der Wirkung verschiedener Körper, und vorzüglich der Luft und des Lichtstoffs auf die Farben. Bd 1, S. 41–61). Berthollets wissenschaftliches Hauptaugenmerk ist somit noch nicht auf den Zusammenhang von optisch-physikalischen und chemischen Prozessen gerichtet, dieser wird im Wesentlichen nur konstatiert oder, wo nötig, beschrieben. Im Zentrum seiner Darstellung steht noch die Darlegung des neuesten chemischen Spezialwissens auf seinem Forschungsgebiet. 85,5 Refraction und Reflexion] Bezugnahme auf die seit Isaac Newton gültige Theorie, dass Farben durch Brechung (Refraktion) und Widerschein (Reflexion) sowie Beugung (Inflexion) des zusammengesetzten (weißen) Lichts unter gleichen Be-
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dingungen entstehen und erkennbar werden und diesen Prozessen deshalb eine Art objektive Teilchenstruktur des Lichts zugrunde liegen muss. 85,5–6 F ä l l e 〈…〉 die apparenten Farben im Organ des Auges erscheinen] Goethe stellte hier Newtons Theorie im Grundsatz infrage. Die physikalisch-mathematischen Annahmen Newtons sah Goethe nur als Spezialfall der Farbentstehung an. Farbwirkungen könnten seiner Auffassung nach auch durch andere Vorgänge als Refraktion und Reflexion ausgelöst werden und sich unter verschiedenen Bedingungen wandeln, wobei möglichst immer die subjektiven physiologischen Vorgänge im Auge berücksichtigt werden müssten. Die Existenz der Farben unterliegt also einer höheren, umfassenderen Gesetzlichkeit als nur der physikalischen. In seinen Notizen „Einige allgemeine chromatische Sätze“ vom Juli 1793 stellte Goethe z.B. dazu fest: Die Farbe ist eine Eigenschaft, die allen Körpern, die wir kennen, unter gewissen Bedingungen zukommen kann. 〈…〉 Wie das Licht sich an Reinheit und Energie gegen die übrigen Körper verhält, so verhalten sich auch seine Farben zu den Farben der übrigen Körper. Diese nennen wir mit einigen Alten einstweilen e i g e n e Farben (colores proprios), jene nennen wir a p p a r e n t e, die Alten nannten sie fürtrefflich colores emphaticos. Die Farben des Lichts sowie der übrigen Körper gehen manchmal nur vorüber, sie wechseln, kehren sich um. Diese Sätze machen, wie man sieht, keinen Anspruch, irgendeine Ursache der Farbenentstehung anzuzeigen, ebensowenig wagen sie es, auch nur die näheren Gesetze bezeichnen zu wollen, deren Bedingungen wir erst noch aufzusuchen haben, sie sprechen gewissermaßen nur die Erfahrungen aus, die wir beinahe so oft machen, als wir die Augen eröffnen. 〈…〉 In und an dem Lichte werden Farben e r r e g t 1. durch Mäßigung des Lichtes, 2. durch Wechselwirkung des Lichtes auf die Schatten. Diese beiden Bedingungen bringen jederzeit Farben hervor 〈…〉. Ferner werden in und an dem Lichte Farben e r r e g t, bei Gelegenheit, 3. der Beugung, Inflexion, 4. des Widerscheins, Reflexion; 5. der Brechung, Refraktion. Diese drei bringen nicht immer Farben hervor, sondern sie müssen noch besonders bedingt werden. Dem Lichte werden Farben m i t g e t e i l t 6. durch farbige durchsichtige Körper. Dieses sind die mir bekannten sechs Bedingungen, unter die sich der größte Teil der Erfahrungen, die apparenten Farben betreffend, ordnen läßt. (LA I 3, 130–132.) Unter apparenten Farben versteht Goethe Farbeffekte, die durch Modification des Lichts durch äussere Umstände entstehen. Sie werden an dem Lichte erregt nicht aus dem Lichte entwickelt. (180,23–24.) Apparente Farben sind also erscheinende, wahrnehmbare Farben, die aus einem Zusammenspiel von Licht
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und dem, was sich ihm entgegenstellt, hervorgehen und unmittelbar wieder verschwinden, wenn die Bedingungen ihres Entstehens und Erkennens nicht mehr gegeben sind. In der großen Darstellung „Zur Farbenlehre“ (Bd 1. Tübingen 1810) werden die Colores apparentes auch physische Farben genannt und wie folgt definiert: Physische Farben nennen wir diejenigen, zu deren Hervorbringung gewisse materielle Mittel nöthig sind, welche aber selbst keine Farbe haben 〈…〉. Dergleichen Farben werden also in unserm Auge durch solche äußere bestimmte Anlässe erzeugt, oder, wenn sie schon auf irgend eine Weise außer uns erzeugt sind, in unser Auge zurückgeworfen. 〈…〉 Sie schließen sich unmittelbar an die physiologischen an, und scheinen nur um einen geringen Grad mehr Realität zu haben. (§§ 136 und 137, S. 52f.; vgl. auch LA I 4, 61.) 85,14–15 Säuren zu dem Gelben 〈…〉, der Alkalien zum Blauen und Blaurothen] Soemmerring hatte Goethe in seinem Antwortbrief von Ende 1791 anscheinend auf eine in der zeitgenössischen Chemie verbreitete Annahme aufmerksam gemacht, dass sich Säuren vornehmlich im gelblichen und die gegensätzlichen alkalischen Verbindungen im bläulichen Farbspektrum zeigen, was Goethe in seinen ersten Studien zu chemischen Farben bestätigt fand. Noch im „Didaktischen Teil“ seiner Hauptschrift „Zur Farbenlehre“ (Bd 1) kam er am Beginn der „Dritten Abtheilung“ über die „Chemischen Farben“ auf diese Grundpolarität zu sprechen, die er unter dem Begriff Chemischer Gegensatz zu fassen suchte, der für ihn in der Antithetik von Säure und Alcali zu begreifen war (§ 491, S. 187; vgl. auch LA I 4, 156). Er wiederholte dort fast wörtlich die schon hier im Brief geäußerte These: Wenn wir den chromatischen Gegensatz nach Anleitung aller übrigen physischen Gegensätze durch ein Mehr oder Weniger bezeichnen, der gelben Seite das Mehr, der blauen das Weniger zuschreiben; so schließen sich diese beyden Seiten nun auch in chemischen Fällen an die Seiten des chemisch Entgegengesetzten an. Das Gelb und Gelbrothe widmet sich den Säuren, das Blau und Blaurothe den Alcalien 〈…〉. (§ 492, ebd., S. 187f.; vgl. auch LA I 4, 156.) In einer späteren Zusammenfassung der von Goethe festgestellten Polaritäten, die er in Bezug auf die Entstehungsbedingungen der Farben erkannt und untersucht hatte, tauchte das hier genannte Gegensatzpaar erneut auf: Entstehen der Farbe und sich entscheiden ist eins. 〈…〉 Im Allgemeinen betrachtet entscheidet sie sich nach zwey Seiten. Sie stellt einen Gegensatz dar, den wir eine Polarität nennen und durch ein + und – recht gut bezeichnen können. Plus. Minus. Gelb. Blau. Wirkung. Beraubung. Licht. Schatten. Hell. Dunkel.
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Kraft. Schwäche. Wärme. Kälte. Nähe. Ferne. Abstoßen. Anziehen. Verwandtschaft Verwandtschaft mit Säuren. mit Alkalien. (Vierte Abtheilung. Allgemeine Ansichten nach Innen. §§ 695f., ebd., S. 258f.; vgl. auch LA I 4, 205.) 85,18 einen Versuch mittheilen] Der Versuch gehörte zu Goethes optischen Experimenten, welche die Entstehung von so genannten farbigen Schatten unter verschiedenen Bedingungen untersuchten und in den „Beyträgen zur Optik. Drittes Stück“ beschrieben wurden: Es erscheinen uns die Schatten, welche die Sonne bei Tag oder eine Flamme bei Nacht hinter undurchsichtigen Körpern verursacht, gewöhnlich schwarz oder grau, allein sie werden unter gewissen Bedingungen farbig, und zwar nehmen sie verschiedene Farben an. Diese Bedingungen zu erforschen, habe ich viele Versuche angestellt, wovon ich gegenwärtig die merkwürdigsten vortrage, mit der Hoffnung, daß sie einander selbst erklären und uns den Umständen und Gesetzen dieser schönen und sonderbaren Erscheinungen näher führen werden. (LA I 3, 64.) Mit diesen Experimenten zur Auswirkung von primären Lichtquellen (Kerzenlicht, glühende Kohlen, Papierwiderschein) und sekundären (Tageslicht, Mondschein, Licht mit Medium) auf dazwischen gerückte Körper und deren Schatten hatte Goethe versucht, die Polaritäten des Farbspektrums experimentell nachzuweisen. Der hier beschriebene Versuch baute darauf auf, ging aber einen Schritt weiter und suchte mit dem Einsatz eines Leuchtsteins die optischen Effekte (farbige Schatten) mit chemischen Reaktionen zu verbinden, um Gesetzmäßigkeiten der Entstehung unterschiedlicher Farben zu erkennen. Damit begann Goethe seine Farbtheorie von der bisher vorherrschenden mechanisch-physikalischen Grundlage zu lösen und durch die Einbeziehung chemischer Prozesse breiter zu konzipieren, um einer allgemeinen Naturgesetzmäßigkeit näherzukommen. Goethe beschrieb den Versuch mit einigen Ergänzungen auch in einer Notiz vom 2. Mai 1792 (vgl. LA I 3, 238–242), und noch in seinem so genannten Göttinger „Schema der Farbenlehre“ von 1801 fügte Goethe im Teil C. „Allgemeine Ansichten“ den Versuch Chemisch-physische Wirkung der spezifizierten Farben 〈…〉 3. auf Bologneser Leuchtsteine in das Kapitel B. mit der Kategorisierung „Nach außen in Verbindung mit den übrigen physischen Elementarphänomenen“ ein (vgl. LA I 3, 337f.). 85,20 Spectrum solis] Lat.: Spektrum der Sonne. Gemeint ist das am Prisma erzeugte Regenbogenfarbspektrum. 85,21 in Bologna zubereiteten Leuchtstein] Goethe hatte diesen so genannten Bologneser Stein, eine besondere Baryt-Schwerspat-Konkretion, die nach einer speziellen Behandlung des Ausglühens nach vorheriger Lichteinstrahlung im Dunkeln
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von selbst im rotgelben Spektrum nachzuleuchten beginnt, während seines Aufenthaltes in Bologna am 20. Oktober 1786 am nahe gelegenen Monte Paderno gefunden und nach Weimar geschickt (vgl. GB 6 II, zu 30,1–2 und zu 130,3–4). Offensichtlich hatte er aber außerdem auch andere, aufbereitete Leuchtsteinsubstanzen von seiner Italienreise mitgebracht und nun für seine Versuche eingesetzt (vgl. LA I 3, 239). 86,8–9 manches noch zu finden, 〈…〉 Ihre Theilnehmung noch mehr versichern wird] Das „Dritte Stück“ der „Beyträge zur Optik“ sollte zur Michaelismesse im Herbst 1792 erscheinen und Versuche zum Phänomen der farbigen Schatten enthalten (vgl. zu 80,19–20 und zu 83,1–3). Die Abhandlung erschien dann zwar nicht mehr, Goethe ließ Soemmerring aber am Fortgang seiner Untersuchungen weiterhin teilhaben. Während ihrer Begegnung im August 1793 in Frankfurt a. M. wohnte Soemmerring einem Experiment Goethes zum Phänomen der farbigen Schatten bei (vgl. LA II 3, 215), und im Dezember des gleichen Jahres bot Goethe neue Mitteilungen über die Ergebnisse seiner Farbstudien an (vgl. zu 210,7–8). Soemmerrings Interesse hielt an, und er versuchte auch immer wieder, sich mit eigenen Überlegungen am Thema zu beteiligen (vgl. Soemmerring an Goethe, 19. Januar 1794; Goethe und Soemmerring, 69f.). Goethe wiederholte auch seinen Versuch mit dem Leuchtstein immer wieder unter variierten Bedingungen (vgl. LA I 3, 239–242) und stellte weitere „Pläne zu Versuchen“ mit Leuchtsteinen auf (vgl. ebd., 244f.). Außerdem hatte er sich vorgenommen, die Farbwirkungen natürlicher Körper, unter anderem von Mineralien, Pflanzen und Tieren, zu untersuchen (vgl. Göttinger „Schema der Farbenlehre“; LA I 3, 335–338). In seinen nachgelassenen Versuchsbeschreibungen mit Leuchtsteinen (,Phosphore‘) vom 2. Mai 1792 findet sich folgende Agenda zur Fortsetzung der Experimente: Es wäre nun zu wünschen, daß man diese Versuche mit großer Genauigkeit fortsetzte, und alle Umstände, unter denen sie angestellt würden, genau beobachtete und beschriebe. Es wäre die Frage: ob unter den bekannten Phosphoren sich nicht einer von umgekehrter Eigenschaft befände, der von den blauen Strahlen kein Licht, dagegen aber solches von den roten annähme. Ferner ob unter denen Körpern, die das Sonnenlicht einsaugen und eine Zeitlang bei sich behalten, nicht auch einige von entgegengesetzten Eigenschaften sich befinden und von denen einmal determinierten entgegengesetzten Farbenrändern das Licht entweder annehmen oder verschmähen. Es wird uns gewiß Gelegenheit geben, durch die bekannten Eigenschaften der Körper in unsern Untersuchungen weiterzukommen und durch unsere Untersuchungen vielleicht eine unbekannte Eigenschaft der Körper zu entdecken. (LA I 3, 240.) 86,10 Beylagen] Vgl. zu 84,15–16. 86,10–11 theilen Sie Herrn Forster diesen Brief mit 〈…〉 den seinigen zu zeigen] Vorliegender Brief mit seinen Beilagen wurde als Beischluss zum Brief an
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Georg Forster vom 25. Juni und 2. Juli 1792 (Nr 93) nach Mainz gesandt (vgl. zu 84,15–16). Die Aufforderung zum Austausch der Briefe hatte Goethe auch an Forster gerichtet (vgl. zu 83,11–12 und zu 83,12–13). 86,12 Ich habe Hoffnung Sie bald zu sehen] Vom 20. bis 22. August hielt sich Goethe in Mainz auf, wo er sich mit Freunden und Bekannten, unter anderem auch Georg Forster und Soemmerring, traf (vgl. zu 83,24 und zu 84,4–5).
96. An Caroline Herder
〈Weimar, wahrscheinlich 13. Juli 1792〉 → 〈Aachen〉
DAT IERUN G
Dass der von Goethe geschriebene Schluss des Briefes unmittelbar auf den vom Prinzen datierten Mittelteil folgt, ist nicht fraglich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die beiden ersten Absätze am selben Tag geschrieben wurden. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Nach Suphan: „4 Seiten Octav“, Ausfertigung von Schreiberhd, mit egh. Paraphe (Suphan: „Vor- und Schlusswort von Goethe“ (GJb 6 [1885], 41). E: GJb 6 (1885), 41–42 (Bernhard Suphan). WA IV 9 (1891), 320f., Nr 2925 (nach E). Textgrundlage: E. – WA druckt zwar nach E, nimmt dabei aber einige Eingriffe vor, darunter vor allem die Änderung von „ss“ zu „ß“. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Caroline Herders aus der Woche vom 4. bis zum 10. Juli 1792 (vgl. 86,15). – Die ebenfalls nicht überlieferte Antwort Caroline und Johann Gottfried Herders stammt wahrscheinlich aus der Zeit vom 9. bis zum 12. August 1792 (vgl. zu 94,1). 86,16 Herder sich wieder verkältet] Das heißt nicht, dass sich Herder, nachdem er Mitte Juni in Aachen angekommen war (vgl. Knebel an Herder, 21. Juni 1792; Von und an Herder 3, 81f.), dort schon einmal erkältet hatte, sondern bezieht sich wahrscheinlich auf eine frühere Erkältung in Weimar. In Herders Brief an Herzogin Louise vom 30. Juni heißt es: „Die warme Nymphe gefällt mir 〈…〉. Kaum zwei Tage war ich hier, so ging ich aufrecht; die warmen Bäder, in denen ich mich äußerstwohl befinde, haben meine Schmerzen dem grösten Theil nach vertrieben, u. den Rest werden die Dampfbäder heben.“ (HB 6, 273.) Vgl. auch die folgende Erläuterung, außerdem Caroline Herders Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 22. Juli, in dem es heißt: „Mein Mann hat vor 8 Tagen eine Poetische Epistel an Sie
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angefangen; er durfte aber nicht fortfahren, denn das Schreiben macht ihm immer unwohl. Es geht nun besser mit seiner Gesundheit, aber langsam; er muß u. will sich der strengsten Diät unterwerfen, worunter auch das Nichtschreiben gehört.“ (Ebd., 276.) 86,18 Jakobi] Friedrich Heinrich Jacobi hielt sich mit seinen Stiefschwestern Charlotte und Helene bis zum 26. Juli bei Verwandten (der Familie von Clermont) in Vaals (zwischen Aachen und Maastricht gelegen) auf und hatte Herder angekündigt, ihn zu besuchen. Dieser schrieb Jacobi am 3. Juli 1792: „Tausend Dank, lieber Jacobi, für Ihre Zeilen, u. den freundschaftl〈ichen〉 Sinn, der uns wieder zu einander bringt. Mit Ihrem Hierseyn, scheints, fängt auch der Aachner Himmel an, etwas freundlicher zu werden.“ (HB 6, 274.) Caroline Herder hat sich später erinnert, Jacobis Ankündigung seines Besuchs habe auf ihren Mann „einen so heftigen Eindruck“ gemacht, „daß sich ein schmerzhafter Rückfall seiner Krankheit einstellte und eine zweite Kur angefangen werden mußte 〈…〉.“ (Erinnerungen Caroline Herders, zitiert nach: HB 13, 318.) Die Reaktion Herders erklärt sich aus der Unsicherheit, ob sich der Zwist, in dem er sich seit 1787 nach seiner Veröffentlichung von „Gott. Einige Gespräche“ (Gotha 1787; Suphan 16, 401–404 und 412–572; FA/Herder 4, 679–794) mit Jacobi wegen der unterschiedlichen Auffassungen über die Philosophie Spinozas befand, bei einer Begegnung beheben lasse. Vgl. zu Jacobis kritischer Auseinandersetzung mit Herders Spinoza- und GottesVorstellung die „Beylage V“ der erweiterten Auflage der zuerst 1785 erschienenen Jacobi’schen Schrift „Ueber die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn“ (Breslau 1789; Jacobi, Werke 1.1, 223–231). – Helene Jacobi schrieb am 28. August 1792 an Juliane von Reventlow: Schon ehe wir nach Aachen reisten, hörten wir, daß Herder das Bad dort brauchen sollte. Fritz wünschte ihn dort zu treffen, weil seine alte Liebe zu Herder gerne den zwischen ihnen entstandenen Zwist getilgt sehen wollte, und weil ihm auch daran lag, Herdern zu hören und ihn vollends zu ergründen. 〈…〉 Lottchen, welche die Herderinn in Weimar gekannt hatte, ging als erste Abgesandtinn zu ihm hin. Fritz, der heftige Kopfschmerzen hatte, wollte sich am folgenden Tag einstellen. Die Herderinn kannte Lottchen nicht mehr. Ihre Bestürzung als sie den Nahmen hörte und beyder Rührung über dies freundliche Betragen von Leuten, von denen sie sich den Stab gebrochen hielten, ist nicht zu sagen. Herder war bettlägerig und konnte Fritzen nicht besuchen. Da ich Herder und die Herderinn noch nicht kannte, war ich bey der ersten Zusammenkunft nicht gegenwärtig. Von dem Zwiste war gleich die Rede, alles Persönliche darin wurde aber bald zur Seite gelegt und Fritz sagte Herdern treu und rein, was ihm in dem Geist seiner neueren Schriften zuwieder ist. Es soll schön gewesen seyn, wie Herder dies hörte und trug. – (Zitiert nach: Zoeppritz, Jacobis Nachlaß 2, 157.)
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Jacobi schrieb einen Tag nach der Begegnung an Herder einen freundschaftlichen Brief, in dem es heißt: „Es fiel mir sehr schwer, Lieber, gestern Abends von Dir zu scheiden. Nach dem, was wir mit einander geredet haben, müssen wir uns nun vollends ausreden. Ich liebe Deine P e r s o n zu wahrhaft und innig, um nicht zu hoffen, auch die meinige bei Dir zu salviren.“ (JB I 10, 64.) Vgl. auch Jacobis Briefe an Herder vom 31. Juli 1792 (ebd., 90) und an Wilhelm von Humboldt vom 31. Januar 1794, in dem es heißt: „〈…〉 ging ich im Juli nach Achen. Dort fand ich Herder mit seiner Frau. Die Freude des Wiedersehens verschlang alle Erinnerung des zwischen uns gewesenen Haders, und wir brachten vier sehr glückliche Wochen miteinander zu.“ (Ebd., 313.) 86,18 seine Schwestern] Die Stiefschwestern Charlotte und Helene, die Töchter von Jacobis Vater Johann Konrad Jacobi aus zweiter Ehe. 86,19 Kriegs und Friedenskongress] Goethe bezieht sich vermutlich auf Äußerungen Caroline Herders im nicht überlieferten Bezugsbrief oder auf Herders Brief an Herzogin Louise vom 30. Juni 1792, in dem von der politischen Lage, dem Vorrücken der französischen Revolutionstruppen nach Westen und der zu erwartenden kriegerischen Auseinandersetzung Preußens mit Frankreich die Rede ist: „Wenn man Coblenz, den Rhein u. Aachen paßirt hat, kann man den Feldzug gegen u. für diese Franzosen 〈gemeint sind die französischen Emigranten〉 für nichts als eine drolligte Lustparthie halten 〈…〉.“ (HB 6, 274.) Vgl. auch zu 84,10–11. 86,19–20 sie zu besuchen] Goethe besuchte Jacobi vom 6. November bis zum 4. Dezember 1792 in Pempelfort (bei Düsseldorf). Im August kam Jacobi nicht nach Frankfurt a. M., wo sich Goethe vom 12. bis zum 20. d. M. aufhielt. Im Juli war Jacobi in Vaals und Aachen. Am 1. August meldete er Goethe seine Rückkehr nach Pempelfort: „Ich bin wieder hier u. erwarte dich mit offenen Armen! Komm doch bald!“ (JB I 10, 90; Zitat nach Entwurf des Briefes.) 86,22–23 des Königs von Preussen 〈…〉 Aschenhaufen zu verwandeln] Friedrich Wilhelm II. bereitete den Feldzug nach Frankreich vor. Am 11. Juli 1792 schrieb Carl Ludwig von Knebel an Herder: „Heute geht der große König Prussias durch Buttelstädt, schläft beim Coadjutor 〈Carl Theodor von Dalberg in Erfurt〉, kommt aber nicht hieher. Man hat ihm Wagen mit Victualien entgegengeschickt und Kammerherren 〈…〉. Er bleibt bis den 19. in Ansbach, geht aber nicht nach Baireuth, und dann wird er die Franzosen durch seine Weisheit demüthigen.“ (Von und an Herder 3, 85.) In sein Tagebuch notierte Knebel auch am 11 Juli: „König von Preussen passirt durch Buttelstedt“ (Knebel, Tgb. 1792, Bl. 29). – Prinz August vergaß, hinter „des Königs von Preussen“ zu setzen, was Brauch war: „Majestät“. 86,26–27 Hr. Christus 〈…〉 Erde] Markus-Evangelium (16,19): „Und der Herr, nachdem er mit ihnen 〈den Aposteln〉 geredet hatte, ward er aufgehoben gen himmel, und sitzet zur rechten hand Gottes.“ (Luther-Bibel 1772 NT, 57.)
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87,5 August der Erzschelm] Mit der Anspielung auf den Titelheld von Abrahams a Santa Clara Hauptwerk „Judas der Ertz-Schelm“ (4 Bde. Salzburg 1686–1695) ist Herders Sohn August, Goethes Patenkind, gemeint. 87,7 nach Tieffurth zu wandern] Das geschah vermutlich am Nachmittag des 12. Juli nach der Mittagstafel am Hofe, an der neben Prinz August unter Anderen auch Goethe und Wieland teilgenommen hatten. Da der Prinz bereits am frühen Morgen des 14. Juli von Weimar aus die Rückreise nach Gotha antrat, wird er zusammen mit Goethe am 13. Juli von Tiefurt aus nach Weimar gegangen sein. Vgl. WB 11.2, 441. 87,12 nach Tiefurt] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 87,13 in Frankfurt] Goethe brach zur vom Herzog Carl August gewünschten Teilnahme an der Campagne in Frankreich am 8. August 1792 in Weimar auf; am 12. August traf er in Frankfurt a. M. ein, wo er bis zum 20. August blieb. Vgl. zu 84,4–5. 87,15 Eure Reise von Aachen] Das Ehepaar verließ nicht wie ursprünglich geplant am 21., sondern schon am 20. August Aachen und ging zunächst nach Pempelfort (vgl. Caroline Herders Briefe an Jacobi vom 11. August und vom 18. August 1792; HB 6, 279 und 282), wo sie drei Tage blieben, bevor sie sich nach Aschaffenburg wandten (vgl. HB 6, 360). Vom 20. bis zum 22. August hielt sich Goethe in Mainz auf (vgl. zu 86,12), danach ging er nach Trier und am 26. August weiter nach Luxemburg (vgl. 98,14–15; außerdem zu 210,15–16). Ein Wiedersehen mit Herder konnte es erst geben, nachdem Goethe am 18. Dezember 1792 nach Weimar zurückgekehrt war.
97. An Charles Louis Clérisseau
Weimar, 19. Juli 1792 → 〈Paris〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Sign.: Bausachen B 8962, Bl. 6. – Doppelblatt 20,9 × 33,1 cm, 1 ¾ S. beschr., Abschrift von Schreiberhd (zS), Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Pappeinband, 21 × 34 cm, 22 Bl.; auf dem vorderen Deckel mit Tinte: „Schloßbau-Commissions Acta: / Was wegen Decoration des gro- / ßen Saals im FürstLn Residenz / -Schlosse, ergangen betrL. / Weimar ad 1792. 93. 94. 95“. E: WA IV 18 (1895), 47, Nr 2926a (nach K). Textgrundlage: K.
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Abb. 4: Charles Louis Clérisseau: „Weimarer Residenzschloss. Plan zum Festsaal“, Federzeichnung, aquarelliert, 1792/93
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet im Auftrag einen Brief Clérisseaus an Herzog Carl August vom 21. Februar 1792 (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 4). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Der aus Paris stammende Charles Louis Clérisseau (1721–1820) gehörte zu den einflussreichsten Architekten seiner Zeit. Seine Architekturzeichnungen und römischen Veduten trugen wesentlich zur Entwicklung der neoklassizistischen Architektur in Europa bei. Clérisseau studierte in seiner Heimatstadt Paris an der Académie royale d’architecture bei Germain Boffrand und gewann 1746 den Prix de Rome der Académie royale de peinture et de sculpture. Während des damit verbundenen Aufenthalts in Rom, 1749–1754, lernte er Giovanni Battista Piranesi kennen und fertigte hunderte Zeichnungen antiker Ruinen an. Mitte der 1750er Jahre schloss Clérisseau Freundschaft mit Johann Joachim Winckelmann und trat als Zeichner in den Dienst des schottischen Architekten Robert Adam, mit dem er durch Italien und Dalmatien reiste und unter anderem die Ruinen des Diokletianpalasts im heutigen Split aufmaß und dokumentierte. 1767 kehrte er nach Frankreich zurück. In der Provence fertigte er Zeichnungen der Bauwerke aus römischer Zeit an, die er in seinem Buch „Antiquités de la France“ (1778) veröffentlichte. In Paris wurde er im September 1769 in die Académie royale als Architekturmaler aufgenommen. In den 1770er Jahren stellte er beim Pariser Salon und an der Londoner Royal Academy aus. Die russische Zarin Katharina die Große, die 1779 einen Großteil von Clérisseaus Architekturzeichnungen erwarb und ihn im Juni 1780 zum Ehrenmitglied der Petersburger Kunstakademie ernennen ließ, beauftragte ihn 1773 mit einem Entwurf für einen Palast im antiken Stil, der jedoch nicht zur Ausführung kam. 1776 bis 1778 entwarf Clérisseau das Palais du Gouverneur (heute Justizpalast) in Metz. Ende der 1780er Jahre beriet er den damaligen amerikanischen Gesandten in Frankreich und späteren Präsidenten der USA, Thomas Jefferson, beim Entwurf für das Kapitol in Richmond, Virginia, nach dem Vorbild der Maison Carrée in Nîmes. Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution zog sich Clérisseau allmählich aus dem öffentlichen Leben und von seiner Tätigkeit als Architekt zurück. – Der vorliegende Brief, den Goethe im Auftrag Carl Augusts von Sachsen-Weimar und Eisenach schrieb, ist der einzige überlieferte Brief Goethes an den Adressaten. Briefe Clérisseaus an Goethe sind nicht bekannt. Als sich Ende 1791/Anfang 1792 immer mehr abzeichnete, dass der bisherige Architekt für den Wiederaufbau des Weimarer Schlosses, der Hamburger Johann August Arens, seine Aufgaben nicht mehr oder nur unzureichend würde erfüllen können, begann man in der Weimarer Schlossbaukommission für die anstehenden Aufgaben, das heißt vor allem für die Wiedererrichtung und Ausgestaltung des stark in Mitleidenschaft gezogenen Ostflügels mit dem repräsentativen Festsaal, nach Alternativen zu suchen. Wohl auf Empfehlung des dem Weimarer Herzogshaus nahestehenden Regenten von Anhalt-Dessau, Fürst Leopold III. Friedrich Franz und seines Hauptarchitek-
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ten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, die sich im August und Dezember 1791 gemeinsam für einige Tage zu Besuch am Weimarer Hof aufgehalten hatten (vgl. FB [13.–15. August und 29.–30. Dezember] 1791, S. 167–169 und 279–280), war Clérisseau in die engere Wahl gekommen. Erdmannsdorff und Clérisseau kannten sich von ihrem gleichzeitigen Studienaufenthalt in Rom 1765 und waren seitdem immer in engem Kontakt geblieben. Noch während die Schlossbaukommission Anfang 1792 erneut mit Arens über die Fortsetzung der Bauarbeiten am Ostflügel zu beraten begann (vgl. die einleitenden Erläuterungen zu Nr 64 und Nr 65), setzte man sich durch ein offizielles Schreiben Herzog Carl Augusts mit Clérisseau in Verbindung (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 1–2), um ihn zunächst für die Gestaltung des Festsaales und des angrenzenden so genannten Marmorzimmers zu gewinnen. Clérisseau zeigte sich in seiner Antwort vom 21. Februar 1792 aufgeschlossen und stellte Detailfragen technischer Art, aber z.B. auch solche nach verfügbaren Handwerkern (vgl. zu 87,19). Dieser Brief blieb zunächst unbeantwortet, da im Februar 1792 die Zusammenarbeit mit Arens wieder in Gang gekommen war. Zudem verzögerte sich die Entscheidung über ein Engagement Clérisseaus auch, weil Herzog Carl August im Frühjahr mit Vorbereitungen für den bevorstehenden Feldzug der preußischen Armee gegen das revolutionäre Frankreich stark in Anspruch genommen war (vgl. zu 84,10–11). Wahrscheinlich noch vor dem Aufbruch des Herzogs zu seinem an den Rhein verlegten Regiment am 22. Juni 1792 hatte Goethe, der dem Herzog einige Wochen später nachfolgen sollte, den Auftrag erhalten, Clérisseau zu antworten und ihn mit vorliegendem Brief um die bereits avisierten Entwürfe für den Schlossfestsaal zu bitten. Clérisseau nahm die Aufgabe an und fertigte bis Mitte 1793 Entwurfszeichnungen für die Festsaalgestaltung und das angrenzende Marmorzimmer (vgl. Bothe, Residenzschloß, 46f. und 131). Sei es, dass die Entwürfe Clérisseaus als zu prunkvoll und damit in der Umsetzung letztlich als zu teuer wieder verworfen werden mussten, sei es der Umstand, dass Clérisseau als französischer Architekt in Zeiten der Revolutionskriege mit Frankreich nicht opportun war – die Entwürfe Clérisseaus wurden nicht ausgeführt. Der Festsaal im Weimarer Schloss wurde schließlich um 1803 vom Berliner Architekten Heinrich Gentz im ebenfalls neoklassizistischen Stil mit durchgehender Säulenumrahmung und Galerie gestaltet, wie es auch schon Clérisseaus Entwürfe vorgesehen hatten. Übersetzung: Mein Herr, seine Durchlaucht der Herzog mein Meister befiehlt mir vor seiner Abreise zur Armee auf die Fragen zu antworten, die Sie, mein Herr, ihm über die Ausschmückung eines Saales und einiger benachbarter Zimmer haben stellen wollen.
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Wir haben hier Maler und Bildhauer, die alles ausführen könnten, was Sie ihnen vorschreiben mögen, sowohl Ornamente als auch Figuren, und es mangelt uns nicht an geschickten Leuten, um eine solche Arbeit zu leiten. Es wird an Ihnen sein, mein Herr, die Formen der Öfen so zu gestalten, wie es Ihnen gefällt, Sie werden ihre Größe ins Verhältnis zu der Größe der Wohnung setzen, es wird dann die Sorge unserer Handwerker sein, die Wärme durch Rohre und Wände des Raums zu leiten. Da über die Bestimmung der oberen Zimmer noch nicht entschieden ist, glaube ich, es wäre besser, noch nicht an diesen zu arbeiten. Seine Durchlaucht, lässt Sie grüßen und dankt Ihnen im Voraus für die Arbeit, / die Sie für sie haben übernehmen wollen. Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen, mein Herr Weimar den 19. Juli 1792.
Ihr ergebenster und gehorsamster Diener Goethe.
P. S. Der Befehl, Ihnen, mein Herr, die 190 Livr. für das Porto der Entwürfe zu erstatten, ist einem Bankier erteilt, und ich hoffe, daß Sie sie mit diesem Brief erhalten werden. 87,18 Monseigneur] Französischer Ehrentitel, offizielle Anrede für Personen aus fürstlichen Familien und für kirchliche Würdenträger, zur deutschen Entsprechung Durchlaucht (vgl. zu 7,11). 87,18 le Duc] Franz.: Der Herzog. Hier ist Carl August, Herzog von SachsenWeimar und Eisenach, gemeint. 87,18 partir pour l’armée] Nach der offiziellen Kriegserklärung Frankreichs an Preußen Ende April 1792 war Carl August als preußischer General und Regimentskommandeur am 22. Juni 1792 zu seinem Regiment gereist. Auf seinen Wunsch folgte ihm Goethe am 8. August als persönlicher Begleiter nach. Vgl. zu 84,10–11. 87,19 questions que Vous avés voulu lui faire] Die Kontakte zu Charles Louis Clérisseau gingen auf die Vermittlung von Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau und seinem Architekten Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff zurück (vgl. die einleitende Erläuterung). Im Januar 1792 wandte sich Herzog Carl August wohl unter direkter Mitwirkung Goethes in einem Brief an Clérisseau und bat um dessen Mitwirkung bei der anstehenden Ausgestaltung der Innenräume des Weimarer Schlossneubaus und dabei zuerst um Entwürfe für die Dekoration des großen Festsaals im Ostflügel (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962,
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Bl. 1–2). Mit seinem Antwortbrief vom 21. Februar 1792 erklärte Clérisseau seine grundsätzliche Bereitschaft zur Mitarbeit, erkundigte sich aber gleichzeitig nach Einzelheiten der baulichen Bestimmungen und nach den gegebenen personellen Voraussetzungen für die handwerklich künstlerische Umsetzung möglicher Vorschläge: „il faut considerer qu’il faut m’asujetir a la disposition du lieu j’ai tout lieu d’esperer de votre part de l’indulgence. il me serat tres agreable de pouvoir vous contenter. aiant baucoup travaillé aux decorations totales, j’ai prevû que j’aurois plusieurs observations a vous faire. 〈…〉 le salon et apartement et les deux cabinets seront executés en stuc et l’apartment du haut et les cabinets quels sont leurs destinations, devez vous y mettre des livres ou des Tablaux doivent ils estre executé en stuc. vos stucateurs sont il en état d’executer les ornements, avez vous des sculpteurs pour executer des basreliefs. avez vous des peintres d’ornements.“ (Ebd., Bl. 4; – Es ist zu berücksichtigen, dass ich mich der Bestimmung des Raumes unterwerfen muss. Ich habe alle Veranlassung, von Ihrer Seite Nachsicht zu erhoffen. Es wird mir sehr angenehm sein, Sie zufrieden stellen zu können. Da ich viel an vollständigen Dekorationen gearbeitet habe, habe ich vorausgesehen, dass ich Ihnen mehrere Anmerkungen zu machen habe. 〈…〉 Saal und Wohnung und die zwei Zimmer werden sie in Stuck ausgeführt, und was ist die Bestimmung der oberen Wohnung und der Zimmer? Müssen Sie dort Bücher einstellen oder Gemälde, so müssen sie in Stuck ausgeführt werden. Sind Ihre Stukkateure in der Lage, die Ornamente auszuführen? Haben Sie Bildhauer, um Basreliefs auszuführen? Haben Sie Ornamentmaler?) Da Clérisseau auf seinen Brief aus Weimar keine Antwort erhielt, wandte er sich schließlich am 14. Mai 1792 in der Angelegenheit an Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau mit der Bitte um erneute Weiterleitung seiner Fragen an Herzog Carl August (vgl. ebd., Bl. 5). 87,20 la decoration d’une salle et de quelques cabinets voisins] Herzog Carl August hatte in seinem Anschreiben vom Januar 1792 bei Clérisseau bereits darum nachgesucht, Entwürfe für die Gestaltung des Festsaals und des angrenzenden Marmorzimmers mit seinen zwei Seitenkabinetten im Weimarer Schloss anzufertigen. Er möge „les décorations interrieures de la Salle, et du Sallon y attenant avec ses deux degagements“ entwerfen (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 1). Clérisseau fertigte 1792/93 auch entsprechende Zeichnungen mit Dekorationsund Ausstattungsentwürfen vor allem zum Festsaal, aber auch zum Marmorzimmer an (vgl. Katalog Schloss, 131, Nr 105–110). Seine Entwürfe für den Festsaal gingen von einer zweigeschossigen Grundanlage mit von korinthischen Säulen getragenen Arkaden und einer Galerie darüber aus. Für die Wände waren filigrane Dekorationen mit Fries- und Ornamentstruktur sowie wechselnden geometrischen Figurationen vorgesehen (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 174; vgl. auch Bothe, Residenzschloß, 47, Abb. 64 und 65). 87,21–23 peintres et des sculpteurs 〈…〉 personnes habiles] Goethe konnte sich auf eine größere Zahl erprobter Künstler und Bauhandwerker stützen, die be-
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reits am Weimarer Hof arbeiteten. Neben dem in der Bauverwaltung, dem so genannten „Herrschaftlichen Bauwesen“, als Baumeister beschäftigten Johann Friedrich Rudolf Steiner sind im Weimarer Hof- und Adresskalender für 1792 zehn weitere zum „Herrschaftlichen Bauwesen gehörige Künstler und Handwerker“ aufgeführt, darunter der Hofmaler Johann Anton Gottlob Kleß, der Hofstukkateur Johann Wilhelm Göldner und der Hofmaurer Carl Wilhelm Reineck sowie jeweils ein Mechaniker, Dreher, Seiler, Glaser, Töpfer und zwei Tischler (vgl. S. Weimarund Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Schalt-Jahr 1792. Jena [1791], S. 31). Ferner standen auch die am von Goethe und Christian Friedrich Schnauß geführten Hochfürstlichen Freien Zeicheninstitut tätigen Künstler, wie die Maler Georg Melchior Kraus, Johann Ernst Heinsius und der Hofbildhauer Martin Gottlieb Klauer bei Bedarf zur Verfügung (vgl. ebd., S. 91). Ein Verzeichnis der Mitwirkenden am Schlossbau, die zum Fest anlässlich des Einzugs der herzoglichen Familie im August 1803 geladen waren, nennt schließlich 20 Künstler und Kunsthandwerker, 61 Handwerksmeister, 391 Gesellen und 58 Tagelöhner (vgl. LATh – HStA Weimar, Hofmarschallamt Nr 1951, Bl. 24–27). 87,24–26 diversifier les formes des poeles 〈…〉 à la grandeur de l’appartement] Mit dieser Passage ging Goethe auf Clérisseaus Nachfrage zur Gestaltung der Öfen für den Festsaal im Weimarer Schloss in dessen Brief an Herzog Carl August vom 21. Februar 1792 ein. Clérisseau hatte dabei sogar um Zeichnungen zu den Öfen gebeten, vor allem um die Größen-, besonders die Höhenverhältnisse genau zu kennen: „je desirerois avoir deux dessins de poeles seulement pour connoitre la hauteur car votre plan m’indique la grandeur. vous pouvez ploier ces dessins dans une lettre car je dois les composer de manier a estre avantageux pour la chaleur. et je n’ai aucune connoissance de les poeles –“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 4; – Ich würde gern zwei Zeichnungen der Öfen haben, bloß um ihre Höhe zu kennen, denn Ihr Plan zeigt mir die Größe an. Sie können diese Zeichnungen in einen Brief falten, denn ich muss sie so entwerfen, dass sie vorteilhaft für die Wärme sind. Und ich habe keinerlei Kenntnisse von den Öfen –). 88,1 chambres superieures] Das an den Festsaal angrenzende Marmorzimmer und die Seitenkabinette sollten im Gegensatz zum Saal nur ein Geschoss haben. Für die darüber liegenden Zimmer sahen Clérisseaus Entwürfe eine Nutzung als Bibliothek oder Bildergalerie vor (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 176b; vgl. auch Callot bis Greuze, 253). 88,10 L’ordre de Vous rembourser, Monsieur, les 190 Livr.] Am 30. Juli 1792 erteilte die Schlossbaukommission dem Bauverwalter Georg Christoph Steffany die Anweisung „E i n h u n d e r t u n d N e u n z i g L i v r e s für HL. C l e r i s s e a u 〈…〉 als gehabte Auslagen im Betreff der Correspondenz wegen Decoration des großen Saals des hiesigen Residenz-Schlosses und der daran befindlichen Zimmer, an den HLn. Cammer-Rath Streiber, zur weitern Besorgung auszuzahlen 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 7.) Johann Lorenz Streiber war
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Bankier und Kaufmann in Eisenach und war häufig in Geldangelegenheiten für den Weimarer Hof tätig. Weiter vgl. auch zu 88,11–12. 88,10–11 le port des desseins] Clérisseau hatte zuvor in seinem Brief an Carl August vom 21. Februar 1792 beklagt, dass ihm die vorausgegangene Zustellung eines Briefes und diverser, dazugehöriger Bauzeichnungen aus Weimar mit der Extrapost 189 Livres und 12 Sous gekostet habe: „j’ai eté mortifié que vous aiez envoié vos dessins par la poste, ils pouvoient me parvenir par la diligence j’aurois menagé cent quatre vingt neuf livres douze soes que m’a couté le port –“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 4; – Ich war sehr betrübt darüber, dass Sie Ihre Zeichnungen mit der Extrapost geschickt haben, sie hätten mit dem Postwagen zu mir gelangen können, ich würde 189 Livres 12 Sous gespart haben, die mich das Porto gekostet hat –). Das betreffende Anschreiben des Herzogs (vgl. ebd., Bl. 1–2) war laut einem Aktenvermerk mit dem „dazu gehörigen Plane“ des Festsaals und des Marmorzimmers „gegen Ende des Monats Januar, 1792. an M o n s i e u r C l é r i s e a u, a r c h i t e c t e d u R o i à P a r i s abgesendet worden.“ (Ebd., Bl. 3.) Weiter vgl. zu 88,11–12. 88,11 un banquier] Vgl. zu 88,10. 88,11–12 les recevrés avec celle lettre] Wann und auf welche Weise Clérisseau das verauslagte Portogeld schließlich ersetzt bekam, ist nicht zweifelsfrei zu klären. Wahrscheinlich erhielt er seine Auslagen zunächst nicht vom Weimarer Hof, sondern von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau erstattet. Dies legt zumindest ein Brief Clérisseaus an den Dessauer Fürsten vom 12. Juli 1793 nahe, in dem Clérisseau erklärt, von einem Sekretär des Weimarer Herzogs erst mit sechs Monaten Verspätung eine Antwort sowie 189 Livres und 12 Sous erhalten zu haben, die er, wie er wisse, dem Dessauer Fürsten verdanke: „apres six mois de retard sans secretaire m’a repondu et m’a payé la somme de 189£L. 12sols dont je vous suis debiteur dont j’ai eté tres sensible a votre delicatesse.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8962, Bl. 8.) Später im Weimarer Schatullbuch 1793/94 findet sich der Eintrag über eine Zahlung von 53 Reichstalern und 19 Groschen als „Remboursement an Sr. Durchlaucht den Fürsten von Deßau, für das an Clériseau in Paris bezahlte Porto von 1. Paquet Riße, welche Sereniss. im Jahr 1791 an denselben durch die Post dahin geschickt. 192 Liv. 12 sous“ (Schatullbuch von Anfang April 1793 bis Ende März 1794; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1194, Bl. 53).
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98. An Carl Theodor von Dalberg
BRIEF 98
Weimar, 19. Juli 1792 → 〈Erfurt〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen, Sign.: A 8504, Bl. 32–33. – Doppelblatt 20,5 × 32,8 cm, 2½ S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr. (Text rechts, Korrekturen und Ergänzungen links), egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links, Adresse, egh.: An des Herrn / Coadjutors Freyh. v. Dalberg / Erzbischöffl Gnaden.; am unteren Rand links, Abgangsvermerk, fremde Hd (zS), Tinte: 19ten Jul. Durch einen Expreßen / bestellt / S.; S. 3 (am Schluss des Briefes) in linker Spalte Orts- und Datumsangabe (89,16); eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit Beschriftung auf vorderem Deckel von Schreiberhd (zS), Tinte: „Geh: / Canzley Acta / die Abschaffung der Du- / elle und der OrdensVer- / bindungen unter den Stu- / direnden zu Jena, und die da- / selbst hierüber entstandene Unruhe, ingL. / die Abschaffung der Geld- / strafen in Studenten- / Händeln, / betrL. / Vol. / II.“ E: Ungedruckte Goetheana. Mitgetheilt von C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. I. Zum Goethe-Dalberg’schen Briefwechsel über den Aufzug der Jenenser Studenten 1792. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. 37. Jg. II. Semester. II. Bd. Nr 41. Ausgegeben am 10. October 1878. Leipzig 1878, S. 41f. WA IV 9 (1891), 321f., Nr 2926 (nach Carl von Beaulieu-Marconnay: Karl von Dalberg und seine Zeit. Zur Biographie und Charakteristik des Fürsten Primas. Bd 1. Weimar 1879, S. 55). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Dalberg antwortete am 19. Juli 1792 (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8504, Bl. 40 sowie Ungedruckte Goetheana. Mitgetheilt von C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt. A. a. O. [E], S. 42 und AS 3, 77). Über Carl Theodor Anton Maria Freiherr von Dalberg (1744–1817), seit 1772 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, und seine Beziehung zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 21. Juli 1779 (GB 3 IIB, Nr 516). Dalberg, der schon von Amts wegen ein gutes Verhältnis zu den umliegenden Fürstentümern und insbesondere zu Sachsen-Weimar und Eisenach pflegte, war nach der Übersiedlung Goethes nach Weimar sehr rasch mit diesem in persönlichen Kontakt gekommen. Besonders durch die zahlreichen Begegnungen in Erfurt und Weimar entwickelte sich eine von gegenseitiger Wertschätzung getragene Bindung über die amtlichen Beziehungen hinaus bis ins Private hinein. Die Überlieferung des Brief-
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wechsels aus gut 20 Jahren mit nur sieben Briefen Goethes und zwölf Schreiben Dalbergs zeigt allerdings an, dass ihr Briefverkehr eher sporadisch und in der Regel anlassbezogen von meist dienstlich oder politisch bedingten Sachverhalten angeregt war. Im vorliegenden Brief, dem einzigen an Dalberg im Zeitraum dieses Bandes, der überliefert ist, informierte Goethe Dalberg über die von den behördlichen Reglementierungs- und Verbotsmaßnahmen an der Jenaer Universität ausgelösten Konflikte und den sich anschließenden Auszug der Studenten in Richtung Erfurt. Zwei weitere Briefe aus dem Jahr 1791 konnten erschlossen werden (vgl. EB 18 und EB 47). Nach Dalbergs Übernahme der Erzbischofs- und Kurfürstenwürde von Mainz und Worms 1802 und dem damit verbundenen Weggang aus Erfurt erlosch der direkte Kontakt zu Goethe weitgehend. 88,13 Hochwürdigster] Titularanrede für hohe geistliche Würdenträger (vgl. GWb 4, 1318). – Dalberg war seit Juni 1787 Koadjutor des Erzbischofs von Mainz sowie des Bischofs von Worms und hatte im März 1788 zusätzlich das Amt des Titularerzbischofs von Tarsus (heute im Süden der Türkei gelegen, nordöstlich von Mersin) erhalten. Als kurmainzischer Statthalter war er auch für die Erfurter Universität zuständig. 88,14–16 eine Anzahl in Jena studirender, die 〈…〉 unzufrieden sind] Seit dem Anfang Februar 1792 vorgenommenen rigiden Maßnahmen gegen die Landsmannschaften und Studentenverbindungen der Jenaer Universität, mit denen Herzog Carl August und Christian Gottlob Voigt eine Phase der Unterdrückung der verbotenen Studentenvereinigungen einleiteten, war es immer wieder zu Unruhen und Tumulten der betroffenen Studenten gekommen. Diese gipfelten am 10. Juni 1792 in gewaltsamen Ausschreitungen, die sich gegen einen der Spitzelei verdächtigten Studenten und den Prorektor Johann August Heinrich Ulrich richteten. Nachdem das Geheime Consilium in Weimar, das während der Abwesenheit des Herzogs die Regierungsgeschäfte führte, eine Untersuchungskommission nach Jena geschickt und die Landfolge zur Aufrechterhaltung der Ordnung mobilisiert hatte, spitzte sich die Situation weiter zu. Die Studenten gingen dazu über, täglich Protestkundgebungen auf dem Jenaer Markt abzuhalten, so dass ein geordneter Lehrbetrieb kaum noch möglich war. Als der Senat der Universität daraufhin weitere Hilfe anforderte, schickte das Geheime Consilium am 14. Juli 1792 schließlich eine Jägerkompanie Soldaten. Unter den Bedingungen dieser neuen Situation organisierten die Studenten als letztes Mittel des friedlichen Widerstandes einen Universitätsboykott. Am Morgen des 19. Juli 1792 verließen ca 300 Studenten in einem Aufsehen erregenden Protestmarsch demonstrativ die Stadt und zogen ins knapp 30 km entfernte Nohra westlich von Weimar, dem ersten Ort außerhalb des Herzogtums auf Erfurter Territorium. Weitere 200 Kommilitonen hatten ihre Bereitschaft bekundet, sich dem Boykott anzuschließen, wenn die mit dem Auszug erhobenen Forderungen nicht erfüllt würden. Die Hauptforderungen waren: Wiederabzug der Jägerkompanie aus Jena; Prüfung der studentischen Beschwerden; Generalamnestie
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für alle wegen Beteiligung an den Unruhen vom 10. Juni 1792 verurteilten Kommilitonen (vgl. Protokoll der Verhandlungen des Geheimen Sekretärs Kirmß der Studenten im Auftrage des Geheimen Consiliums, 19. Juli 1792; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8504, Bl. 26–29, hier Bl. 28; vgl. auch AS 2.1, 233). Mit dem Universitätsboykott und dem spektakulären studentischen Auszug aus Jena war unvermittelt eine offene Krisensituation eingetreten, die den guten Ruf der Universität und sogar deren Fortbestand ernsthaft hätte gefährden können. 88,17–18 Augenblick 〈…〉 entfernen und nach Erfurt und andern Orten zu ziehen] Die Teilnehmer des Protestmarsches hatten damit gedroht, sich an der Universität Erfurt oder anderen benachbarten Universitäten einzuschreiben. Dalberg antwortete Goethe beschwichtigend: „Diese Kleine stürme werden vorübergehen, und die treflichen Anstalten in Jena werden bleiben. Bey Jeder schicklichen Gelegenheit werde ich die Junge Leute zur Ruh Ordnung und Verehrung Ihrer Vorgesetzten ermahnen.“ (Dalberg an Goethe, 19. Juli 1792; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8504, Bl. 40; vgl. auch AS 3, 77.) Dessen ungeachtet bot die Erfurter Regierungsadministration den Jenaer Studenten in Nohra aber noch am 20. Juli ein fortgesetztes dreitägiges Aufenthaltsrecht auf Erfurter Gebiet an, das es ihnen ermöglichen sollte, sich an der Erfurter Universität einzuschreiben (vgl. Christian Gottlob Voigt an Herzog Carl August, 23. Juli 1792; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 442a, Bl. 89; vgl. auch AS 2.1, 260). 88,18–19 von dorther 〈…〉 monte sacro mit den patribus zu kapituliren] Ob der ungewissen Lage errichteten die protestierenden Studenten in Nohra zunächst ein provisorisches Lager, um von dort aus noch einmal mit dem Senat der Universität über die Bedingungen und Möglichkeiten ihrer Rückkehr nach Jena zu verhandeln. – Monte sacro, lat.: auf dem heiligen Berg. – Patribus, lat.: den Vätern. – Kapitulieren: (Übereinkunft) aushandeln und beschließen (vgl. GWb 5, 272). 89,3 durch die Herrn Geheimenräthe veranlaßt] Das Geheime Consilium des Herzogtums tagte in der Angelegenheit des Studentenboykotts seit dem 19. Juli 1792 ab 6 Uhr mit seinen ständigen Mitgliedern, dem Wirklichen Geheimen Rat Jacob Friedrich von Fritsch, den Geheimen Räten Christian Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt sowie dem Geheimen Assistenzrat Christian Gottlob Voigt in Permanenz. Auch Goethe als außenstehendes Mitglied war hinzugezogen worden. Das vorliegende Schreiben an Dalberg wurde von ihm im Auftrag des Geheimen Consiliums verfasst. 89,3–4 Erzbischöfl Gnaden] Vgl. zu 88,13. 89,10–11 eine Kinderkranckheit 〈…〉 Anzahl der Patienten geneßen wird] Die sofort aufkeimende Annahme, dass es sich bei den Aktionen der Studenten vom Juli 1792 um ein durch die revolutionären Ereignisse in Frankreich inspirier-
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tes Geschehen gehandelt habe, wurde von Goethe nicht geteilt. Vielmehr sah er in dem Protest eine im traditionellen studentischen Selbstverständnis liegende Vorgehensweise, die von sittlicher Unreife zeuge. In seinem Consiliums-Bericht über den Durchzug der Jenaer Studenten in Weimar vom 19. Juli 1792 beispielsweise war Goethe um Sachlichkeit bemüht. Er schilderte das Bestreben der teilweise bewaffneten Marschteilnehmer, trotz eines herandrängenden Bevölkerungsauflaufs, Ruhe und Ordnung zu halten sowie Zwischenfälle oder gar Tumulte zu vermeiden (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 8504, Bl. 30–31). Anhaltspunkte zu Frechheit oder Wildheit (ebd., Bl. 31; vgl. auch AS 2.1, 236f., hier 237) vermochte er nicht zu entdecken. Der Universitätsboykott mit dem Auszug nach Nohra war auch keineswegs ein neuartiges Phänomen, sondern ein zwar selten praktiziertes, aber in den Regeln des Burschenkomments vorgesehenes Mittel des Widerstandes, wenn es galt, grundlegende studentische Rechte und Freiheiten zu verteidigen. Alle Nachprüfungen und Folgemaßnahmen der Weimarer Administration und der Jenaer Universitätsleitung, die dem Zweck dienten, Revolutionsideen verbreitende Ideologen oder gar französische Emissäre als Auslöser und Rädelsführer des studentischen Protests zu finden, blieben ergebnislos. – Die Erwartung im Geheimen Consilium, dass die Studenten ihre Aktion bald aufgeben und nach Jena zurückkehren würden, erfüllte sich freilich nicht, jedenfalls nicht ohne weitgehende Zugeständnisse. Es musste noch mehrere Tage verhandelt werden. Anfängliche Zusagen, wie ein Rückzug der Weimarer Jägerkompanie in die Jenaer Garnison im Schloss, wurden von studentischer Seite als unzureichend bewertet. Am 21. Juli ersuchte eine Deputation des Senats der Universität die Geheimen Räte dringend darum, weiter einzulenken. Am 23. Juli 1792 kam es schließlich nach erneuten Verhandlungen zwischen den Studenten und dem Geheimen Sekretär Carl Kirms zu einer Vereinbarung, in der das Geheime Consilium im Gegenzug für eine sofortige Rückkehr der Boykotteure Straffreiheit für alle nach dem 10. Juni vorgefallenen Protestaktionen sowie einen umfassenden und sofortigen Abzug des Militärs nach Weimar zugestand. Für den noch am gleichen Tag anberaumten Rückmarsch, der sich zu einem Volksfest mit feierlicher Einholung und Böllerschüssen gestaltete, wurden die studentischen Teilnehmer sogar mit Proviant versorgt. 89,12–14 persönlich aufzuwarten 〈…〉 Befehle nach den Rhein und Mayngegenden] Goethe plante schon länger, Herzog Carl August nach Koblenz nachzureisen, wohin dieser mit seinem Ascherslebener Regiment zum Feldzug der preußisch-österreichischen Koalition gegen das revolutionäre Frankreich aufgebrochen war (vgl. zu 74,16–17). Bei dieser Gelegenheit wollte er bei Dalberg in Erfurt einen Zwischenhalt einlegen. Goethe begann die Reise schließlich am 8. August und traf noch am gleichen Tag wahrscheinlich mit Dalberg zusammen, ehe er von Erfurt aus über Gotha weiterfuhr (vgl. zu 93,7 und zu 93,9). Der Konflikt mit
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den Jenaer Studenten war zu diesem Zeitpunkt bereits seit gut zwei Wochen beigelegt.
99. An Franz Kirms
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-10834. – 1 Bl. 20 × 32,9 cm, 1 ¾ S. halbbrüchig beschr. (zweispaltig), Brieftext rechts, Adresse links, Blatt in der Mitte gefaltet, egh., Tinte; S. 1 links von fremder Hd, Tinte: „1792 / An den Rath Kirms“; auf der Rs. unten in der Mitte von fremder Hd, Bleistift: „10834“. – Das Blatt ist beschädigt, in der unteren Hälfte vor 6.) Die Schauspieler die sich ge- (90,1) quer in zwei Teile gebrochen und geklebt. E1: Der Autographensammler. Eine Katalogfolge des Antiquariats J. A. Stargardt gegründet 1830 – bis 1944 in Berlin – seit 1885 im Besitz der Familie Mecklenburg – Marburg Bahnhofstr. 26 – Neue Folge. – 6. Jahrgang. – Nr 2 – September 1956 – Nr 258 der Gesamtfolge. 〈Marburg 1958〉, S. 49, Nr 260 (Teildruck: 89,24–90,5 5.) Hierbey 〈…〉 Theater bleiben. Und 90,12–13 12.) An das Industrie Comptoir 〈…〉 zu zahlen). E2: JbFDH 1967, 7–8 (Josefine Rumpf). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 95–96, Nr 2926b. BEIL AG E
Verzeichniß älterer Stücke (89,24; nicht überliefert). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 89,18 Hl. Geh. Ass. R. Voigt 〈…〉 beyräthig zu seyn.] Im Kontext des Briefes scheint es um eine Theaterangelegenheit zu gehen. Da der Bezugsbrief nicht bekannt ist und die Theaterakten im Thüringer Hauptstaatsarchiv keine Aufklärung bieten, bleibt unklar, für welche Entscheidung der Rat von Christian Gottlob Voigt, seines Zeichens Geheimer Assistenzrat mit Sitz und Stimme im Geheimen Consilium, erwünscht war. 89,19 Bey deren Rekomm. den die Gen. Pol. Dir.] Zu lesen ist: Bey der 〈statt: deren〉 Rekomm〈andation〉 〈franz.: Empfehlung, Empfehlungsschreiben〉 an 〈statt: den〉 die Gen〈eral〉 Pol〈izei〉 Dir〈ektion〉. – Um welches Empfehlungsschreiben es ging, ist nicht bekannt. Möglicherweise betraf es eine Angelegenheit, die mit den Gastspielen des Weimarer Hoftheaters in Lauchstädt (7. Juni – 19.
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August 1792) und Erfurt (23. August – 1. Oktober 1792) zusammenhing. Über Kirms’ Beziehung zur weimarischen Generalpolizei vgl. zu 23,14. 89,21 auf Altenbl. keine Rechnung] Der Hinweis betrifft den Abbruch der Bemühungen, für das Weimarer Hoftheater auch in Altenburg (wie in Lauchstädt und in Erfurt) Gastspiele zu ermöglichen, durch die Einnahmen hätten erwirtschaftet werden können, mit denen die Ausgaben des Hofes für das Theater zu verringern gewesen wären. 89,22 einen Brief an den Hl. Coadj.] Goethe erhoffte sich von Gastspielen in Erfurt (die es schon im ersten Jahr seiner Theaterintendanz, vom 19. August bis zum 25. September 1791, gegeben hatte) beträchtliche Einnahmen, mit denen der Etat zu sichern wäre. Zu einer schriftlichen Abmachung über die Auftritte des Weimarer Hoftheaters in Erfurt (und damit über die Verteilung der Einnahmen) ist es offenbar nicht gekommen, wenigstens nicht für die Jahre 1792 und 1793. Bei den guten Beziehungen zwischen Goethe und Carl Theodor von Dalberg, dem kurmainzischen Statthalter in Erfurt und Koadjutor des Mainzer Erzbischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, bestanden dafür die nötigen Voraussetzungen. Während Goethes Aufenthalt in Erfurt am 8. August (auf dem Weg in die Campagne) ist er gewiss mit Dalberg zusammengetroffen (vgl. zu 89,12–14). Es bedurfte deshalb auch nicht eines Briefes in der genannten Theater-Angelegenheit. 89,23 Die Notiz 〈…〉 hat Hl. V. wieder erhalten.] Wahrscheinlich ist damit die Mitteilung über das Weimarer Theater (unter der Überschrift „Herzogl. Hoftheater zu Weimar“) gemeint, die im Herbst 1792 in dem von Heinrich August Ottokar Reichard in Gotha herausgegebenen „Theater-Kalender, auf das Jahr 1793“ erschienen ist (S. 199–201), unterzeichnet: „Weimar, den 1sten August 1792.“ Der Beitrag, an dem Kirms sicher – wie Johann Heinrich Vohs vielleicht – einen erheblichen Anteil hatte, besteht nach einigen positiven Bemerkungen zum Weimarer Hoftheater im ersten Jahr seines Bestehens aus einem „Verzeichniß der Mitglieder und Rollenfächer nebst Nachrichten von anderen Vorfällen bei unseren Bühnen.“ (Vgl. WA I 36, 244–246.) – Mit Hl. V. ist wahrscheinlich Johann Heinrich Vohs gemeint, der seit Mai 1792 (bis zum Herbst 1802) am Weimarer Hoftheater engagiert war und schon bald die besondere Gunst Goethes genoss. Vgl. zu 63,10–12. 89,24 Verzeichniß älterer Stücke] Die Beilage ist nicht überliefert. 90,1 Die Schauspieler die sich gemeldet haben] Wer bei Kirms, dem Theatersekretär, mit einer Bewerbung aufgewartet hat, ist nicht bekannt. Das Ensemble wurde 1792 über den Kreis derer, die in Reichards „Theater-Kalender“ genannt sind (vgl. zu 89,23), offenbar nicht erweitert. 90,3 Die Abschiedsrede in Lauchstedt] Die Hoftheater-Gesellschaft gastierte 1792 vom 17. Juni bis zum 19. August in Lauchstädt (vgl. Satori-Neumann2 1, 68f.). Am letzten Tag wurde das Schauspiel „Elise von Valberg“ von Iffland, das am 4. September 1791 in Erfurt erstaufgeführt worden war, gespielt. Anschließend
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BRIEF 100
sprach Heinrich Becker einen von Christian August Vulpius gedichteten Epilog. Vgl. ebd., 69 und 2, 114. 90,4 Die Antrittsrede in Erfurt] Den vor der Aufführung des Lustspiels „Die glücklichen Bettler“ (nach Carlo Gozzis „I pitocchi fortunati“) am 23. August 1792 in Erfurt gesprochenen Prolog dichtete ebenfalls Vulpius. Er wurde von Christiane Neumann vorgetragen. Vgl. Satori-Neumann2 1, 70 und 2, 115. „Die glücklichen Bettler“ waren in Weimar zuerst am 14. Januar 1792 aufgeführt worden (vgl. ebd. 1, 63). 90,4 Mad. Amor] Caroline Amor gehörte wie ihr Ehemann bis Ostern 1794 dem Weimarer Hoftheater an (vgl. Sammelakte des Hoftheaters LATh – HStA, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10006, Bl. 1–6]); nicht sie, sondern Christiane Neumann sprach in Erfurt den Prolog (vgl. Burkhardt, Repertoire, 6). 90,5 Hl. Einer] Zu Andreas Dietrich Krako (gen. Einer) vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 68. Krako hatte im März 1792 aus gesundheitlichen Gründen um seine Entlassung gebeten (vgl. zu 63,2–3); er blieb bis zum 13. Oktober 1792 Mitglied des Hoftheaters (vgl. zu 63,6–7). An diesem Tag spielte er – wie schon bei der Premiere am 28. Januar 1792 und dann am 26. September 1792 – die Titelfigur in Shakespeares „Hamlet“ (in Johann Joachim Eschenburgs Bearbeitung, ohne die letzte Szene). Vgl. Satori-Neumann2 1, 63 und 2, 100. 90,5 Michael] Der 29. September ist der Tag des hl. Michael. Mit ‚Michael‘ ist auch die Zeit der Herbst- oder Michaelismesse gemeint, die am Sonntag nach dem Michaelstag (1792 war dies der 30. September) begann und drei Wochen dauerte. 90,6–7 Vor meiner Abreise 〈…〉 noch zu sprechen.] Goethe verließ Weimar am 8. August (vgl. zu 84,4–5). Ein Zusammentreffen zwischen Goethe und Kirms hat es gewiss gegeben, wahrscheinlich schon, bevor Rosalia Heußlers Brief vom 22. Juli (vgl. die Beilage zu Nr 121) in Weimar eintraf. 90,8 ein Zettel von Hezer] Heinrich Georg Wilhelm Hetzer, Tuchfabrikant in Ilmenau, belieferte Hof und Theater in Weimar. Hetzers Zettel ist nicht überliefert. 90,12 das Industrie Comptoir] Friedrich Justin Bertuch hatte am 26. März 1791 in einem Gesuch an Herzog Carl August um die Privilegierung des LandesIndustrie-Comptoirs gebeten, dessen Hauptzweck sein sollte, „für die hiesige LandesIndustrie ein öffentliches kaufmännisches Commissions-Comptoir anzulegen, in welchem jeder einheimische Künstler, Fabrikant und Handwercker, die Muster seiner Fabrikate aufstellen, sie durch daßelbe außer Landes zu vertreiben suchen, und von demselben richtige Zahlung und Sicherheit für seine Lieferungen haben kann“. (Katharina Middell: „Die Bertuchs müssen doch in dieser Welt überall Glück haben“. Der Verleger Friedrich Justin Bertuch und sein Landes-Industrie-Comptoir um 1800. Leipzig 2002, S. 354.) Dem Gesuch war am 29. April 1791 stattgegeben worden (vgl. ebd., S. 356). 90,12–13 für Rechn Hl. Geh. R. Jacobi] Vgl. zu 84,1–2.
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100. An Johann Friedrich Reichardt
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Weimar, 29. Juli 1792 → 〈Giebichenstein〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/390,I. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,2(–23,5) cm, 3 2⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), egh. Unterschrift, Tinte. E: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. (Beschluss.) In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 19ten Januar 1842. Nr 3. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 51f., Nr X. WA IV 9 (1891), 322–324, Nr 2927. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts aus dem Zeitraum zwischen dem 15. und dem 28. Juli 1792 (vgl. zu 90,20). – Reichardt antwortete am 29. September 1793 (Reichardt-Goethe, 116; vgl. RA 1, Nr 742). 90,14–15 nach Ihrer Rückkunft 〈…〉 Nachricht von Ihrer Reise gaben] Reichardt hatte auf einer viermonatigen Reise von Anfang Januar bis Ende April oder Anfang Mai 1792 Frankreich besucht, um sich ein eigenes Bild von der politischen Entwicklung und der gesellschaftlichen Situation in dem Lande unter den Bedingungen eines anhaltenden revolutionären Prozesses zu machen (vgl. Anonym 〈Johann Friedrich Reichardt〉: Vertraute Briefe über Frankreich. Auf einer Reise im Jahr 1792 geschrieben. Bd 1. Berlin 1792, S. V und 1 sowie Bd 2. Berlin 1793, S. 414 und 445). Die letzten zwei Monate davon, ab Anfang März, brachte er in Paris zu (vgl. ebd., S. 13–445). Seit seiner Rückkehr nach Giebichenstein hatte Reichardt bis zu einer ersten Nachricht an Goethe etwa drei Monate verstreichen lassen (vgl. zu 90,20). 90,16 von andern Leuten erfahren mußte] Von wem Goethe die Mitteilung erhielt, ist nicht bekannt. Möglicherweise kam die Nachricht über Briefe, welche die in Weimar weilende Friederike Luise Gräfin zu Stolberg-Stolberg von ihrer Familie der holsteinischen Reventlows erhalten hatte; diese hatte Reichardt besucht (vgl. Reichardt-Goethe, 186; zu 67,20; zu 67,21). 90,18 meiner Abreise nach den kriegerischen Gegenden] Goethe verließ Weimar am 8. August 1792, um der Aufforderung Carl Augusts, ihm ins Feldlager der preußischen Truppen bei Verdun zu folgen, nachzukommen (vgl. zu 84,4–5). 90,20 Ihren Brief] Der nicht überlieferte Bezugsbrief Reichardts konnte Goethe erst kurz zuvor erreicht haben. Goethe, der im Folgenden auf Inhalte des Briefes eingeht, erwähnt dabei auch Reichardts Bericht vom Besuch einer Aufführung des „Groß-Cophta“ im Lauchstädter Theater. Diese Vorstellung fand am späten Nachmittag des 15. Juli statt (vgl. zu 90,22). Reichardts Brief kann also frühestens am Abend des 15. Juli 1792 geschrieben worden sein. Geht man ferner davon aus, dass ein Brief zwischen Lauchstädt, Giebichenstein bzw. Halle und Weimar kaum län-
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ger als einen Tag per Post unterwegs war, ist der 28. Juli als spätestes Schreibdatum anzunehmen. 90,21–22 Ihre alte Neigung zum Cophta noch nicht verlohren] Nach längerer Unterbrechung war Reichardt in seinem Bezugsbrief offensichtlich auch wieder auf Goethes Pläne von 1789/90 für ein Libretto zu einer komischen Oper zurückgekommen, dem die so genannte Halsbandaffäre am französischen Königshof von 1785/86 als Vorwurf dienen sollte und an dessen Vertonung Reichardt damals starkes Interesse bekundet hatte (vgl. zu GB 8 II, zu 152,16 und zu 227,19). 90,22 die Vorstellung in Lauchstädt] „Der Groß-Cophta“ war am 17. Dezember 1791 an der Weimarer Hofbühne uraufgeführt worden (vgl. Theaterzettel Weimar 1791). Während des Sommergastspiels des Weimarer Ensembles in Lauchstädt, das am 17. Juni 1792 begonnen hatte, wurde es lediglich einmal, am 15. Juli, gespielt (vgl. Theaterzettel Weimar 1792). Reichardt muss Goethe in seinem Bezugsbrief berichtet haben, dass er diese Inszenierung gesehen hat. 90,23–24 alle Jahre einmal als ein Wahrzeichen aufführen lassen] Der Inszenierung des „Groß-Cophta“ durch die Weimarer Bühne war kein nachhaltiger Erfolg beschieden. Nach der Premiere kam es nur noch zu zwei Aufführungen in Weimar am 26. Dezember 1791 und am 10. März 1792 sowie zu der erwähnten Aufführung während des Weimarer Sommergastspiels in Lauchstädt (vgl. Theaterzettel Weimar 1791 und 1792 und Burkhardt, Repertoire, 1–6). Goethe verzichtete danach darauf, das Stück im Spielplan der folgenden Saisons zu halten. 90,24–25 Die übrigen deutschen Theater wer werden sich 〈…〉 hüthen.] Das Stück wurde auch auf anderen Theatern kaum nachgespielt und geriet bald in Vergessenheit. Eine Aufführung durch die Theatergesellschaft von Franz Seconda während der Ostermesse Anfang Mai 1792 in Leipzig z.B. endete mit Zuschauerprotesten, in denen die sofortige Absetzung des Stücks gefordert wurde. Auch der Versuch Secondas, mit der Aufführung während seines Sommergastspiels in Prag im Juli 1792 zu reüssieren, schlug fehl. Vgl. Sammlung Oscar Fambach, Institut für Germanistik der Universität Bonn. – wer-/ werden: Versehentliche Dittographie durch Seitenumbruch. 90,26–27 Oper daraus zu machen, 〈…〉 auslassen und reimen dürfte] Goethes Lustspiel „Der Groß-Cophta“ umfasst in der Oktav-Ausgabe des Erstdrucks von 1792 241 Seiten. Die mehrschichtige und personenreiche Handlung des Stücks gliedert sich in fünf Aufzüge und zahlreiche Szenen. Der Text ist durchgängig in Prosa verfasst. Für eine Libretto-Umarbeitung hätte es wesentlicher Kürzungen und einer grundsätzlichen Versifikation bedurft (vgl. auch GB 8 II, zu 125,17–18). 91,4–6 Bemühungen abermals verliehren, wie es bey Erwin 〈…〉 Claudinen gegangen] Reichardt hatte die beiden Singspiele Goethes, „Claudine von Villa Bella“ und „Erwin und Elmire“, 1789 bzw. 1790 vertont. Hatte das erste Stück einige wenige Aufführungen im Sommer 1789 am preußischen Hof und am
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Berliner Nationaltheater erfahren, schaffte es „Erwin und Elmire“ seinerzeit in keinen Spielplan einer Bühne (vgl. zu 26,6–8). 91,9–10 Ich schreibe 〈…〉 ein paar Stücke die sie nicht aufführen werden] Nach der Neugründung des Hoftheaters in Weimar Anfang 1791 hatte Goethe noch davon gesprochen, für die Bühne alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben (17,25–26), und dies auch Reichardt angekündigt (vgl. 26,17–18). Von mehreren Plänen wurden aber nur die beiden Lustspiele „Der Groß-Cophta“ und „Der Bürgergeneral“ realisiert (vgl. zu 17,25–26; zu 90,23–24; zu 90,24–25). 91,11 ich erreiche doch meinen Zweck durch den Druck] Zur Ostermesse Ende April 1792 war im Verlag Johann Friedrich Unger in Berlin der erste Band von „Goethes’s neuen Schriften“ erschienen, eine Ausgabe, die vor allem die jüngst entstandenen literarischen Werke des Autors aufnehmen sollte. Nach insgesamt sieben Bänden kam die Ausgabe 1800 zum Abschluss. Goethes neues Lustspiel „Der Groß-Cophta“ war schon in Band 1 aufgenommen worden und gleichzeitig auch als Einzeldruck erschienen (vgl. zu 66,18). Band 2 (1794) brachte das Versepos „Reinecke Fuchs“, die Bände 3 bis 6 (1795/96) den Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Bd 7 (1800) enthielt vor allem eine Auswahl von Gedichten und Epigrammen seit 1790. Goethes im April 1793 geschriebenes Lustspiel „Der Bürgergeneral“ wurde hingegen nur als Einzeldruck und ohne Verfasserangabe im Juni 1793 ebenfalls beim Verleger Unger in Berlin veröffentlicht. 91,14 Genießen Sie der Ruhe die Ihnen gegeben ist] Reichardt war seit Herbst 1791 auf eigenen Wunsch von seinen Pflichten als königlich-preußischer Hofkapellmeister entbunden worden und hatte einen dreijährigen Urlaub gewährt bekommen (vgl. zu 12,1). Seit Mitte 1791 lebte Reichardt vorrangig auf einem idyllisch gelegenen Pachthof (mit großem Garten), dem so genannten Brunnsteingehöft oder auch Kramerischen Gut, in Giebichenstein bei Halle, oberhalb der Saale (vgl. zu 26,1–2). 91,15 den Ihrigen] Vgl. zu 55,5–6. 91,15–16 meine Reise in wenigen Tagen südwärts] Vgl. zu 90,18. 91,16–17 in der Zeit wenn Schukmann zu Ihnen kommt] Caspar Friedrich von Schuckmann, preußischer Amtsgerichtsrat und Oberbergrichter in Breslau, war ein langjähriger Freund Reichardts. Goethe hatte Schuckmann während seines Aufenthaltes in Breslau im August und September 1790 kennen und schätzen gelernt und danach mit Hilfe Reichardts versucht, ihn als leitenden Verwaltungsbeamten an den Weimarer Hof zu ziehen (vgl. GB 8 II, zu 228,8 und zu 228,9; vgl. dazu auch die Briefe an Schuckmann vom 25. November 1790, vom 14. April 1791 und vom 12. Juni 1791; GB 8 I, Nr 228 sowie Nr 21 und Nr 34]). – Über den offenbar von Reichardt angekündigten Besuch Schuckmanns in Giebichenstein 1792 sind keine Zeugnisse bekannt.
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91,19 meinen neuern kleinern Gedichten] Welche Gedichte Goethe Reichardt für Liedkompositionen auswählen wollte, bleibt unklar. Nach der Fertigstellung der „Römischen Elegien“ und „Venetianischen Epigramme“ Ende 1790 (vgl. zu 3,18), die hier kaum gemeint sein können (vgl. GB 8 II, zu 228,18), hatte sich Goethe nur sporadisch mit Lyrik beschäftigt (vgl. zu 31,26). 91,23 meine neue Cammera obscura und alle die Maschinen sähen] Hinweis auf Goethes optische Versuche zur Entwicklung einer Theorie des Lichts und der Farben, die mit immer aufwändigeren Versuchsanordnungen und verschiedenen Apparaturen und Hilfsmitteln durchgeführt wurden (vgl. zu 82,23–24). Eigens für diese Experimente hatte sich Goethe in seiner Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Frauentorvorstadt auch einen abdunkelbaren Raum in der Funktionsweise einer ‚Camera obscura‘ hergerichtet (vgl. zu 82,19–20). Bereits in den beiden vorausgegangenen Briefen Goethes war Reichardt über dessen neue Leidenschaft unterrichtet worden (vgl. zu 26,30–27,1 und zu 54,9–11). 91,25 so spät in ein Fach zu gerathen] Der Beginn von Goethes Beschäftigung mit den physikalischen Phänomenen der Farbentstehung lag erst ein gutes Jahr zurück. Da stand er bereits im fünften Lebensjahrzehnt und sah sich auf diesem Gebiet einer umfänglichen Forschungstradition und einer abgeschlossenen und anerkannten Theoriebildung durch Isaac Newton gegenüber. Neben den eigenen optischen Experimenten setzte Goethe sich von Anfang an auch intensiv mit der Geschichte der Farbtheorien auseinander und fügte schließlich seinem Hauptwerk „Zur Farbenlehre“ (Tübingen 1810), das auch eine explizite Kritik der newtonschen Theorie einschloss (Enthüllung der Theorie Newtons. Des Ersten Bandes Zweyter, polemischer Theil; vgl. auch LA I 5), einen Abriss der Wissenschaftsgeschichte zum Thema seit der Antike bei, unter dem Titel „Materialien zur Geschichte der Farbenlehre. Des Zweyten Bandes Erster, historischer Theil“ (vgl. auch LA I, 6). 91,28 die Ihrigen] Reichardt war seit Dezember 1783 in zweiter Ehe mit Johanna Wilhelmine Dorothea, geb. Alberti, verw. Hensler aus Hamburg verheiratet. Das Paar hatte zu diesem Zeitpunkt drei gemeinsame Kinder, Johanna (geb. 1784), Hermann (geb. 1786) und Friederike (geb. 1790). Zur Familie gehörten außerdem fünf weitere Kinder aus den vorausgegangenen Ehen beider: Wilhelm (geb. 1772), Charlotte (geb. 1776) und Wilhelmine Hensler (geb. 1777) sowie Louise (geb. 1779) und Wilhelmine Juliane Reichardt (1783).
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101. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 2. August 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Am 16. Mai 1791 war Knebel von seinem gut einjährigen Aufenthalt bei seiner Familie in Ansbach nach Weimar zurückgekehrt (vgl. GB 8 II, zu 149,20–21; zu 23,1). Gerade zu dieser Zeit, etwa Mitte Mai 1791, begann Goethe sich intensiv mit optischen Versuchen zur Bestimmung physikalischer Farben zu beschäftigen (vgl. zu 25,2–4). Durch seinen Umzug in eine größere Wohnung in einem der ‚Jägerhäuser‘ vor den Toren der Stadt Ende 1789 (vgl. GB 8 II, zu 152,19) hatte er ein zusätzliches Zimmer zur Verfügung, um sich eine Kammer einzurichten, die abgedunkelt und somit für die optisch-prismatischen Versuche genutzt werden konnte (vgl. zu 82,19–20). Wahrscheinlich meinte Goethe mit dem Optischen Laboratorio (92,1) dieses Studierzimmer, das Knebel, der von Goethe über seine Forschungen auf dem Laufenden gehalten wurde, sicher gut kannte. Goethe nutzte dieses ‚Laboratorium‘ bis Anfang August 1792, bis er Herzog Carl August auf seinem Feldzug mit der preußisch-österreichischen Koalitionsarmee in Frankreich begleiten musste, und kurz nach seiner Rückkehr Ende 1792, als er erneut ins Haus am Frauenplan einzog. Die Einladung an Knebel muss demnach innerhalb des genannten Zeitraums von Ende Mai 1791 bis Anfang August 1792 ergangen sein. Von den knapp 20 Besuchen Knebels bei Goethe während dieser Zeit kommen nur drei infrage, die mittags stattgefunden haben könnten (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 24–53 und Knebel, Tgb. 1792, Bl. 4–33). Dies sind Knebels Besuche vom 7. Juli sowie vom 28. Oktober 1791 (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 29 und 45) und der vom 2. August 1792 (vgl. Knebel, Tgb. 1792, Bl. 33). Gegen die ersten beiden Termine lässt sich einwenden, dass es zuvor die im Brief angedeutete längere Unterbrechung in der Konversation eigentlich nicht gegeben hat. Am 4. und 20. Juni war Knebel ebenfalls bei Goethe zu Gast gewesen und dieser hatte den Freund sowohl am 17. Juni wie auch am 4. Juli besucht (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 24, 26 und 30). Vor dem 28. Oktober wurde Goethe von Knebel zuletzt am 14. und am 24. September sowie am 13. und 15. Oktober zu Hause aufgesucht (vgl. ebd., Bl. 38, 40 und 43). Hinzu kamen Begegnungen bei Dritten oder bei diversen öffentlichen Gelegenheiten. Etwas anders war das im Sommer 1792, wo es seit einem gemeinsamen Mittagessen mit Herzog Carl August und Prinz Constantin am 6. Juni nur noch ganz sporadisch zu Kontakten gekommen zu sein scheint (vgl. Knebel, Tgb. 1792, Bl. 24). Lediglich ein Besuch Goethes bei Knebel am 7. Juli sowie ein Spaziergang am 16. Juli lassen sich nachweisen (vgl. ebd., Bl. 29–30). Nicht unwesentlich unterstützt wird diese Datierung durch Knebels Tagebucheintrag vom 2. August 1792, in dem sogar explizit optisches Experimentieren mit Goethe erwähnt wird: „Morgens Caffe getrunken bey der Schwester, mit meiner Schwester u. Fr. v. Stein. Nachher bey Göthe, Versuche mit den Farben. Abends im
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BRIEFE 102/103
Webicht spazieren.“ (Ebd., Bl. 33.) Entgegen der bisherigen Annahme, der vorliegende Brief sei vermutlich am Morgen des 28. Oktober 1791 geschrieben worden (vgl. Goethe-Knebel 1, 105 und WA IV 9, 377f.), ist eher vom 2. August 1792 als Schreibtermin auszugehen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 130. – 1 Bl. 17,9(–18,1) × 14,8 cm, Fidibusfaltung, 1 S. beschr., egh., Bleistift; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Tinte: „Jena.“ – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 105, Nr 103. WA IV 9 (1891), 289, Nr 2897. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 92,1–2 Aus meinem Optischen Laboratorio 〈…〉 Experimente sehen] Vgl. Datierung.
102. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 6. August 1792 → Düsseldorf (Pempelfort) ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2711. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,2(–23,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangsvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 11tL Aug 1792.“; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn / Geheimerath Jakobi / nach / Düsseldorf / fr; darüber Poststempel: „DE WEIMAR“, darunter roter Siegelrest mit Bildmotiv: Amor?, Bl. 2 am inneren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung und rote Siegelreste. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 137f., Nr 63. WA IV 9 (1891), 325, Nr 2928. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 1. August 1792 (JB I 10, 90, Nr 2994; vgl. RA 1, Nr 464). – Jacobis Antwort vom 15. August 1792 ist nicht überliefert (vgl. JB I 10, 113, Nr 3016). 92,6 dich zu sehen wünschte] Goethe war von Jacobi zu einem Besuch bei ihm zu Hause in Pempelfort eingeladen worden, nachdem Goethe zuvor ein Treffen in
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Frankfurt a. M. vorgeschlagen hatte, wenn er auf seiner Durchreise zum Lager des unter Befehl Carl Augusts stehenden preußischen Kürassierregiments in der Stadt Station machen würde (vgl. zu 84,4–5 und zu 84,5–6). 92,7–8 Aus dem Gewirre des Kriegswesens zu dir zu flüchten] Die Einladung nach Pempelfort hatte Jacobi wahrscheinlich schon vor Mitte Juli von Aachen aus über Herder an Goethe geschickt. Goethe hatte offensichtlich zugesagt, da er annehmen konnte, von Koblenz aus Jacobi gut in Pempelfort aufsuchen zu können (vgl. zu 84,5–6). 92,9 bin ich noch hier] Entgegen eigener und allgemeiner Erwartung war Goethe nicht schon einige Wochen zuvor Herzog Carl August in das Aufmarschgebiet der Alliierten im französischen Grenzgebiet am Rhein nachgereist, so dass das Treffen mit Jacobi bisher weder in Frankfurt a. M., Koblenz noch Pempelfort zustande gekommen und wegen des bereits weit fortgeschrittenen Truppenaufmarsches der Alliierten in Frankreich überhaupt fraglich geworden war. – Goethe besuchte Jacobi schließlich erst vom 6. November bis zum 4. Dezember 1792 auf dem Rückweg von der Campagne in Frankreich (vgl. zu 86,19–20 und zu 126,19). 92,9–10 dein Brief vom ersten] Jacobis Brief an Goethe vom 1. August 1792 war über die Zwischenstation Frankfurt a. M. wahrscheinlich unmittelbar zuvor am 6. August in Weimar eingetroffen. Es handelte sich dabei um eine Abschrift von Jacobis Originalbrief, die wahrscheinlich von Goethes Mutter nach Weimar weitergeleitet wurde, da nicht feststand, wann Goethe auf seiner Reise zur Campagne in Frankreich in Frankfurt eintreffen würde. Vgl. zu 84,5–6. Den Originalbrief Jacobis fand Goethe bei seiner Ankunft in Frankfurt am 12. August vor (vgl. 94,20–21). 92,10–11 Ungewißheit meines Zustandes auf den nächsten Tag] Die Abreise Goethes zum Regiment Carl Augusts stand nach einer längeren Zeit des Wartens nun unmittelbar bevor. Die Ungewissheit des Kommenden erzeugte offenbar ein Gefühl der Unsicherheit. Zwei Tage später, am 8. August, brach Goethe zunächst nach Frankfurt a. M. und dann weiter ins Feldlager vor Verdun im Nordwesten Frankreichs auf (vgl. zu 84,4–5).
103. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 3. und 7. August 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der vorliegende Brief wurde offenbar in der ersten Augustwoche 1792, wahrscheinlich im Zeitraum zwischen 3. und 7. August geschrieben. Beleg dafür ist die Erwähnung eines von Einsiedel gewünschten Kredits (vgl. 93,3–4), dessen Auszahlung Goethe in Anbetracht seiner bevorstehenden längeren Abwesenheit ab dem
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8. August wie alle Weimarer Geldangelegenheiten seinem Vertrauten Philipp Seidel übertrug. Der konkrete Auftrag dazu erging schriftlich am 3. August 1792 an Seidel. Am 10. August quittierte Einsiedel den Empfang des Geldes. Vgl. zu 93,3–4. Goethes vorliegende Aufforderung an Einsiedel, er möge sich wegen des Geldes an den Bevollmächtigten Seidel wenden, dürfte also frühestens am 3. August, dem Tag der Auftragserteilung an Seidel, oder an einem der Folgetage bis zur Abreise Goethes am Morgen des 8. August erfolgt sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/159,I. – 1 Bl. 16,9(–17,1) × 14(–14,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Fidibusfaltung. E: WA IV 18 (1895), 48, Nr 2927 a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der aus Lumpzig bei Altenburg stammende Friedrich Hildebrand von Einsiedel-Scharfenstein (1750–1828) war bereits 1761 zur Pagenausbildung nach Weimar gekommen, ehe er ab 1770 in verschiedenen Ämtern der Hofadministration tätig wurde und schließlich 1776 zum Kammerherrn der Herzoginmutter Anna Amalia avancierte. Von Anfang an, als Goethe nach Weimar gekommen war, entspann sich zwischen ihm und dem im Weimarer Gesellschaftsleben einflussreichen und beliebten Hofmann eine offenherzige und bald auch freundschaftliche Beziehung, die zeitlebens anhielt. Vor allem Einsiedels musisch-theatralisches Talent und seine enge Beziehung zu Kunst und Literatur führten beide immer wieder zusammen, freilich ohne dass Einsiedel je zum Kreis von Goethes engeren Austauschpartnern gehört hätte. Einen kontinuierlichen Briefwechsel hat es ebenfalls nicht gegeben, da die mündliche Kommunikation nahezu immer möglich war und nur zur Klärung ganz konkreter Angelegenheiten und in bestimmten Situationen wie etwa der von Reisen ein schriftlicher Austausch überhaupt nötig war. Der Charakter des vorliegenden Briefes ist durchaus repräsentativ für die vor allem aus dem alltäglichen Umgang resultierende Vertrautheit beider Persönlichkeiten. Dieser Brief Goethes an Einsiedel ist der einzige überlieferte aus dem Zeitraum zwischen seiner Rückkehr von der Italienreise 1788 und Anfang 1803, als mit dem Brief vom 12. Februar wie in der zweiten Hälfte der 1770er Jahre wieder eine engere, aber im Ganzen doch sporadisch bleibende Korrespondenz einsetzt, die insgesamt nur noch 20 Briefe umfasst. Der nächste bekannte Brief Einsiedels an Goethe stammt vom 25. Januar 1798 (vgl. RA 2, Nr 1113). – Weiter vgl. die einleitenden Erläuterungen zum Brief vom 6. Juni 1776 (GB 3 IIA, Nr 124) und zum Brief vom 10. November 1787 (GB 7 II, Nr 118). 93,1–2 Duzend Bouteillen Eger Wasser von deinem Vorrathe überlassen] Goethe benutzte möglicherweise regelmäßig, zumindest aber bei gelegentlichen Un-
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pässlichkeiten das im böhmischen Eger (tschech.: Cheb) gewonnene Mineral- und Heilwasser zu Trinkkuren (vgl. zu 44,15). 93,2 in meinen jetzigen Umständen] Was hier gemeint war, ist nicht eindeutig erschließbar. Über eine mögliche Erkrankung Goethes oder ein allgemeines Unwohlsein zu diesem Zeitpunkt ist nichts bekannt. Möglicherweise wollte Goethe das Mineralwasser aber auch auf seine Reise zu dem bevorstehenden Feldzug alliierter Truppen in Frankreich mitnehmen, die er am 8. August 1792 antrat (vgl. zu 84,4–5). 93,3–4 Wegen deiner 5 Carol. 〈…〉 Seidel der Geld von mir auf Rechnung hat.] Einsiedel, der spätestens seit 1790 häufiger von Schulden betroffen war (vgl. auch GB 8 I, Nr 209 und GB 8 II, zu 212,8 und zu 212,10), hatte Goethe offenbar kurz vorher gebeten, ihm die hier genannte Summe von 5 Carolin (französische Louisd’or) zu leihen. Goethe, der schon mit den unmittelbaren Vorbereitungen für seine Reise ins Feldlager der alliierten Truppen beschäftigt war, übertrug die Angelegenheit seinem Vertrauten Philipp Seidel, den er für die Zeit der bevorstehenden Abwesenheit mit seinen Geldgeschäften betraut hatte (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Seidel, Bl. 1 und 2). Am 3. August 1792 übergab er Seidel insgesamt 264 Reichstaler zur Abwicklung anstehender Zahlungen und erwähnte auf der dazugehörigen Bescheinigung ausdrücklich, dass davon an „HL von Einsiedel 5 CaroL.“ oder „rL 〈…〉 33:–“ auszuzahlen seien (ebd., Bl. 1). Die Übergabe des Geldes an Einsiedel erfolgte weisungsgemäß kurz nach Goethes Abreise aus Weimar am 8. August 1792, wie aus Einsiedels Quittungsbeleg hervorgeht: „Ich Endesunterschriebener bekenne andurch, daß mir der Herr Rent-Commissarius Seidel, auf o r d r e und für Rechnung des Herrn Geheime Raths von Göthe 5 Carolin sage fünf Carolin, baar ausbezahlt hat; den Empfang ich hierdurch quittirend bekenne. Weimar den 10 August 1792 / Friedrich Hildebrand von Einsiedel“ (ebd., Bl. 5). Am 11. April vermerkte Seidel diesen Vorgang auch in seiner Abrechnungsliste für Goethe „Ausgabe von obigen Geldern“ (vgl. ebd., Bl. 1). Ob und wann Goethe das Geld von Einsiedel zurückerhielt, ist nicht bekannt.
104. An Christiane Vulpius Gotha, 9. August 1792 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 1–2. – Doppelblatt 19(–19,3) × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 in der Blattmitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An / Demoiselle Vulpius / nach / Weimar; rote Siegelreste; Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 1, Nr 2929.
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BRIEF 104
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Christiane (Johanna Christiana Sophia) Vulpius wurde am 1. Juni 1765 als drittes Kind des Weimarer Amtsarchivars Johann Friedrich Vulpius und seiner Ehefrau Christiane Margarethe, geb. Riehl, geboren. (Über ihr oft fehlerhaft angegebenes Geburtsdatum vgl. GB 10 II, zu 65,15.) Ihre älteren Brüder waren Christian August und Friedrich Carl Christoph, der im Mai 1764 im Alter von einem Jahr gestorben war. Nach Christiane brachte die Mutter noch eine Tochter (Johanna Henriette Dorothea; sie starb Anfang 1768 im Alter von fünf Monaten) und zwei Söhne (Johann Gottlieb Heinrich und Johann Carl Emanuel) zur Welt. Die finanzielle Lage der Familie war bedrängt. Dem Erstgeborenen wurde allerdings eine höhere Schulbildung und ein anschließendes Jura-Studium ermöglicht – bevor der Vater 1782 wegen unkorrekter Dienstgeschäfte aus dem Amt entlassen wurde. Christiane, die immerhin Lesen und Schreiben lernte (Letzteres freilich ihrem gesprochenen Deutsch, dem Weimarer Dialekt, mehr entsprechend als einem gedruckten Buch), bekam eine – wenig einträgliche, aber auch wenig belastende – Stelle als Putzmacherin in der kleinen Manufaktur Caroline Bertuchs, in der Stoffblumen hergestellt wurden. – Goethe kannte die prekäre Lage der Familie Vulpius spätestens seit dem 1782 im Geheimen Consilium verhandelten Unterhaltsantrag, den Johann Friedrich Vulpius gestellt hatte. Doch wird er in dieser Zeit und in den folgenden Jahren vor seiner Italienreise Christiane wahrscheinlich noch nicht kennen gelernt haben. Wann er ihr nach der Italienreise zuerst persönlich begegnete, ist ebenfalls unbekannt. Sein 1788 und in den folgenden Jahren intensives Bemühen um eine berufliche Sicherung des Bruders Christian August wurde ausgelöst durch ein Bittgesuch der Geschwister, das ihm Ende Juni oder Anfang Juli 1788 zuging (vgl. GB 8 II, zu 26,21 und zu 65,20). Im Briefwechsel Goethes mit Christiane liegt vor dem ersten überlieferten Brief Christianes ein Blatt (H: GSA 28/2, Bl. 152) von unbekannter Hand (zS) mit einer Notiz, die sich vermutlich auf den nicht erhaltenen Bittbrief bezieht: „Eine teutsche, aber nicht s c h ö n e Dame, bittet Herr von Göthe diesen Brief dem Hertzog Von weimar, Einhändigen zu lassen oder selbst Einzuhändigen, aber G a n t z a l l e i n“. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Christiane den Brief persönlich Goethe überbrachte. In der zweiten Hälfte des Jahrs 1788 wurden Christiane Vulpius und Goethe ein Paar, lebten einige Monate insgeheim (im Gartenhaus an der Ilm), dann in eingeschränkter Öffentlichkeit. Kurz vor ihrer Niederkunft erhielt sie durch die Gunst des Herzogs Carl August eine Wohnung im so genannten ‚Kleinen Jägerhaus‘ (Marienstraße), in das auch Goethe einzog. Im Haus am Frauenplan, das Goethe endgültig 1792 in Besitz nahm, war Christiane bis zu ihrem Tod (am 6. Juni 1816) eine meist im Hintergrund tätige treuwaltende Hausherrin, gegen Schmähungen von außen gewappnet durch ihr glückliches Naturell einer bezwingenden Liebesfähigkeit. – Am 25. Dezember 1789 wurde Julius August Walther Vulpius geboren, der
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1801 als August von Goethe legitimiert wurde (er starb am 27. Oktober 1830 in Rom); ihm folgten vier Geschwister, die, vermutlich wegen einer Blutunverträglichkeit der Eltern, bald starben: Am 14. Oktober 1791 erlitt Christiane die Geburt eines toten Knaben; die Tochter Carolina lebte nur zwei Wochen (vom 21. November bis zum 4. Dezember 1793), der Sohn Carl vom 30. Oktober bis zum 16. November 1795 und die Tochter Kathinka vom 16. bis zum 19. Dezember 1802. Es gab auch Fehlgeburten. – Am 19. Oktober 1806 heirateten Christiane Vulpius und Goethe in der Weimarer Jakobskirche ganz still. Die Trauung nahm der Oberkonsistorialrat Wilhelm Christoph Günther vor. Trauzeugen waren Goethes Sohn August und dessen Lehrer Friedrich Wilhelm Riemer. Der überlieferte Briefwechsel zwischen Goethe und Christiane, der 601 Briefe umfasst, beginnt erst mit dem vorliegenden Brief; die zuvor gewechselten Briefe hat Goethe wahrscheinlich vernichtet (vgl. dazu Goethe-Christiane 1, XXVI). Der vorliegende Band enthält 23 Briefe Goethes an Christiane. Sie sind zum großen Teil geschrieben, als Goethe – von August bis Oktober 1792 – an der Campagne in Frankreich und im folgenden Jahr (von Mai bis Juli) an der Belagerung von Mainz teilnahm. Die Briefe sind sehr persönlich, auch wenn sie als sachliche Berichte über politische Vorgänge erscheinen. Goethe vermeidet es, die Geliebte in Unruhe zu versetzen; sehr interessiert (gelegentlich besorgt) zeigt er sich an ihrem Befinden. Dass die Zahl der von Goethe geschriebenen Briefe die überlieferten übertrifft, wird durch die drei erschlossenen Briefe (EB 128, EB 186 und EB 211) angedeutet. Und dass Christiane 1793 häufiger als 13 Mal an den in der Ferne weilenden Goethe geschrieben hat (vgl. Goethe-Christiane 1, 15–40), ist gewiss. Der Briefwechsel endet mit dem Brief Christianes vom 22. Mai 1816, geschrieben 15 Tage vor ihrem Tod. Dass von Goethe 354, von Christiane nur 247 Briefe überliefert sind, erklärt sich damit, dass sich aus den Jahren vor 1793, im Jahr 1794, in den Jahren 1804–1809 sowie aus dem Jahr 1813 kein einziger Brief von ihr erhalten hat. Es ist anzunehmen, dass Goethe sie (wie auch eine Reihe der eigenen Briefe) aus Gründen der Diskretion vernichtet hat. Nicht vernichtet hat er Verse, die Bestandteil der 1827 erschienenen 4. Abteilung der „Zahmen Xenien“ sind (vgl. WA I 3, 302–304; MA/Goethe 13.1, 199f.; FA/Goethe I 2, 656f.); sie wurden nicht selten als autobiographische Zeugnisse einer problematischen Beziehung erklärt, ohne als Poesie verstanden zu werden. Eine Besonderheit der Beziehung, die von Augen- und Ohrenzeugen nicht selten mit Verwunderung wahrgenommen wurde, hat ihren Niederschlag auch im Briefwechsel gefunden: Von 1810 bis zuletzt war Goethe für Christiane der Geheimerat. „Lieber Geheimerath“ oder „Lieber, bester Geheimerath“ oder „Lieber, guter Geheimerath“ lauten die Anreden. Während Goethe seine Briefe meistens mit der Paraphe „G.“ schließt, unterschreibt Christiane vor der Eheschließung mit „V.“ oder „C. V.“, danach mit „C. v. Goethe“. Der Sohn, der vielen Briefen der Mutter
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BRIEF 105
in den Jahren 1797–1803 Beilagen hinzufügt, zeichnet als „August“ oder „August Göthe“, „A. Goethe“ oder „August Goethe“. Unter dem 6. Juni 1816, einem Donnerstag, diktierte Goethe in sein Tagebuch: Gut geschlafen und viel besser. Nahes Ende meiner Frau: Letzter fürchterlicher Kampf ihrer Natur. Sie verschied gegen Mittag. Leere und Todtenstille in und ausser mir. Ankunft und festlicher Einzug der Prinzessin Ida und Bernhards. Hofr. Meyer. Riemer. Abends brillande Illumination der Stadt. Meine Frau um 12 Nachts ins Leichenhaus. Ich den ganzen Tag im Bett. (GT V 1, 375.) Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar und Eisenach, der zweite Sohn von Großherzog Carl August, hatte sich am 30. Mai 1816 mit der Prinzessin Ida von Sachsen-Meiningen vermählt. – Am 8. Juni 1816 wurde Christiane Goethe auf dem Jakobsfriedhof in Weimar beerdigt. Über Krankheit und Tod Christianes ist viel spekuliert worden. Am verlässlichsten ist die Epilepsie-Diagnose, die sich auf Tagebuchnotizen Christianes und zeitgenössische Berichte (u.a. Goethes Tagebuch) stützen kann. Danach erlitt Christiane in den letzten vier Wochen vor ihrem Tod in immer kürzeren Abständen epileptische Anfälle, die Goethes Hausärzte nicht so zu behandeln wussten, dass der – das Lebensende bedeutende – Status epilepticus hätte verhindert werden können. Vgl. dazu die gründliche Abhandlung von Roland Schiffter: Lebenslust, Krankheit und Tod der Christiane von Goethe. In: Die Pforte. Veröffentlichungen des Freundeskreises Goethe-Nationalmuseum e. V. H. 9. Weimar 2008, S. 217–268. 93,7 in Gotha] Goethe und seine Begleitung (Paul Goetze und Johann Conrad Wagner) waren am Vortag in Weimar aufgebrochen mit dem Ziel, die preußischen Truppen, die sich im Feldzug gegen die Franzosen befanden, zu erreichen. Am 27. August kamen sie bei Longwy im Lager von Herzog Carl August und seinem Regiment an. Vgl. zu 100,8. 93,8 bald wieder weg] Vermutlich setzte Goethe die Reise am folgenden Tag fort. 93,9 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus am Frauenplan wohnte und die Arbeiten zur Umgestaltung des Hauses leitete, hatte Goethe von Weimar bis Gotha begleitet (vgl. Goethe-Christiane 1, 476). 93,9 in Erfurth] Dort war Goethe am 8. August angekommen (vgl. Steiger 3, 172).
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93,10–11 auch hier vor der Nacht fürchtete] Die Nacht vom 9. auf den 10. August. – Dass ihn Wanzen aus seinem Quartier (in Oberolm) vertrieben hätten, schrieb Goethe am 29. Mai 1793 an Christiane Vulpius (vgl. 144,19–20), einen Tag nachdem er im Lager bei Marienborn angekommen war. Auch auf der Reise in die Schweiz (1797) plagten ihn in Stuttgart die Wanzen, wie er am 30. August 1797 an Schiller schrieb (vgl. WA IV 12, 274). 93,11 die Zimmerleute] Goethe denkt an die Handwerker, die den Umbau seines Hauses voranbrachten. 93,13 Eisenach im Rücken] Am 10. August verließ die Reisegesellschaft Eisenach. 93,15 Franckfurt] Am 12. August kam Goethe mit seinen Begleitern in Frankfurt a. M. an, wo er bis zum 20. August blieb. 93,15 das zierlichste Krämchen] Mit Krämchen (auch Judenkrämchen) bezeichnete Goethe (nur in Briefen an Christiane; vgl. GWb 5, 161 und 688) ein Geschenk, im vorliegenden Fall einen Kleiderstoff, den er wahrscheinlich bei Handelsjuden auf der Frankfurter Messe erstand. Auch fertige Kleider können als Krämchen oder Judenkrämchen bezeichnet werden. In seinen Briefen, die Goethe in den beiden folgenden Monaten an Christiane schrieb, ist immer wieder von ‚Krämchen‘ die Rede. Vgl. auch zu 142,19. 93,16–17 den Kleinen] Den gemeinsamen Sohn August, geboren am 25. Dezember 1789, pflegten Goethe und Christiane bis 1795 fast ausschließlich (später noch gelegentlich) den Kleinen zu nennen; danach grüßte der Vater häufiger das Bübchen oder das Kind. Erst als August zehn Jahre alt ist, wird er von seinem Vater in den Briefen an seine Mutter immer häufiger mit seinem Vornamen genannt.
105. An Johann Gottfried und Caroline Herder Frankfurt a. M., 13. August 1792 → 〈Aachen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29,226,I. – Doppelblatt 14,6 × 17,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 134f., Nr 83. WA IV 10 (1892), 3, Nr 2931 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA Weimar, Sign.: 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Caroline und Johann Gottfried Herders wahrscheinlich aus dem Zeitraum vom 9. bis zum 12. August 1792 (vgl. zu 94,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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BRIEF 106
Postsendungen: 13. August 1792 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5). 94,1 Euern lieben Brief] Ein nicht überlieferter Brief Caroline und Johann Gottfried Herders wahrscheinlich aus dem Zeitraum vom 9. bis zum 12. August, in dem auf die Mitteilung aus Weimar reagiert wird, dass Goethe seine Reise nach Frankfurt angetreten habe. Dies war am 8. August geschehen. Vgl. auch die folgende Erläuterung. 94,1 in Franckfurt] Goethe, im Begriff, an der kriegerischen Auseinandersetzung Preußens gegen Frankreich in der Campagne teilzunehmen, war am 12. August in Frankfurt a. M. eingetroffen, wo er bis zum 20. August blieb. 94,2–3 noch in Aachen] Herders verließen Aachen am 20. August und reisten zu Jacobis nach Pempelfort. Vgl. zu 87,15. 94,4–5 kleine Exkursionen] Vgl. Goethes Brief an Christiane Vulpius vom 17. August 1792: Es giebt hier mancherley zu sehen und ich bin diese Tage immer auf den Beinen geblieben. (95,21–23.) 94,7 die Düsseldorfer Gallerie] Die von Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz 1709 gegründete Düsseldorfer Gemäldegalerie gehörte bis 1805, als ihr größter Teil (358 Werke) nach München überführt wurde, zu den am reichhaltigsten ausgestatteten Galerien im römisch-deutschen Reich. Vgl. GB 2 II, zu 103,15. Dass Herder bei seinem Aufenthalt in Pempelfort und Düsseldorf (vgl. zu 87,15) die Galerie besucht hat, ist anzunehmen, aber nicht gewiss. 94,10 in alten Ideen] Gemeint sind wohl Erinnerungen an alte Zeiten. Vgl. zu 96,14. 94,11–12 werde Coblenz schwerlich sehn] Goethe ging von Frankfurt über Mainz und Trier nach Luxemburg und von dort weiter ins Lager bei Longwy. 94,12 auf Trier oder auf Zweybrücken] Goethe war vom 23. bis zum 26. August in Trier (vgl. zu 210,15–16); nach Zweibrücken kam er nicht. 94,14 Jakobi] An Friedrich Heinrich Jacobi, der am 26. Juli von Vaals nach Pempelfort zurückgekehrt war, schrieb Goethe am selben Tag (Nr 106) und noch zwei weitere Male aus Frankfurt (am 16. und am 18. August; Nr 107 und 109). 94,14 Schreibet mir] Ein weiterer Brief Herders vor seiner Abreise auf Aachen ist nicht bekannt. Vgl. die einleitende Erläuterung. 94,16 das Wasser] Über die wohltuende Wirkung des warmen Aachener Heilwassers hat Herder schon bald nach seiner Ankunft in Aachen im Brief an Herzogin Louise vom 30. Juni 1792 (vgl. HB 6, 273) berichtet. Nachhaltige Heilung von seinem Gichtleiden fand Herder aber in Aachen nicht.
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106. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 13. August 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2712. – Doppelblatt 14,5 × 17,5(–17,8) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am linken oberen Rand Eingangsund Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „Goethe. e u b. dL 15tL Aug 1792.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 138, Nr 64. WA IV 10 (1892), 4, Nr 2932. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 1. August (JB I 10, 90, Nr 2994; vgl. RA 1, Nr 464). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis nicht überliefertem Brief vom 15. August 1792 (vgl. JB I 10, 113, Nr 3016). Postsendungen: 13. August 1792 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5). 94,20–21 das Duplicat 〈…〉 des Briefs] Jacobis Brief vom 1. August 1792 (JB I 10, 90, Nr 2994) ist nur als Entwurf, den Goethe vermutlich vor seiner am 8. August angetretenen Abreise aus Weimar erhalten hat, überliefert (vgl. GSA 51/II,2). Vgl. auch zu 92,9–10. 94,22 der Schauplatz des Krieges] Am 27. August 1792 meldete Goethe, der am 20. August Frankfurt verlassen hatte, im Brief an Christian Gottlob Voigt, dass er endlich im Lager bey Longwy (99,1–2) angekommen sei. Vgl. auch den Bericht in der „Campagne in Frankreich“: Longwy, dessen Eroberung mir schon unterwegs triumphirend verkündigt war, ließ ich auf meiner Fahrt rechts in einiger Ferne und gelangte den 27. August Nachmittags gegen das Lager von Praucourt. (WA I 33, 13.) Ins Tagebuch notierte Goethe unter dem 27. August 1792: Kam ich Nachmittags im Lager bey Brocourt an. (GT II 1, 21.) Das Dorf Procourt im Süden Longwys liegt etwa 30 km südwestlich von Luxemburg. 94,22–23 den schönen Rhein nicht sehen] Den Rhein hat Goethe am 20., 21. und 22. August 1792 sehen können, als er in Mainz Station machte. 94,23 dir näher rücken] In seinem Brief vom 1. August 1792 hat Jacobi Goethe eingeladen, ihn in Pempelfort zu besuchen. 94,24 dich zu sehen] Goethe besuchte Jacobi im November/Dezember 1792, nachdem die Campagne in Frankreich beendet war. Vgl. zu 92,9 und WA I 33, 190–205. 94,24–25 Herders melden] Der in Aachen geschriebene Brief, der die Meldung enthielt, ist nicht überliefert. Jacobi hatte sich im Juli 1792 zu einem Verwandten-
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BRIEFE 107/108
besuch in Vaals (bei Aachen) aufgehalten und war gelegentlich mit dem in Aachen zur Kur weilenden Herder und seiner Frau zusammengetroffen. 94,25 von Schlossern eingeladen] In einem nicht überlieferten Brief an Herder vom 9. August teilte Jacobi mit, dass eine in Aussicht genommene Reise nach Karlsruhe zum Besuch Johann Georg Schlossers und dessen zweiter Ehefrau Johanna Catharina Sibylla (geb. Fahlmer), einer Tante Jacobis, nicht stattfinden werde (vgl. Caroline und Johann Gottfried Herder an Jacobi, 11. August 1792; HB 6, 279–181). Die Reise wurde indes nur um ein paar Wochen verschoben. Jacobi und die Seinen waren vom 2. September bis zum 3. Oktober 1792 in Karlsruhe, wie sich aus Johanna Fahlmers Tagebuch und Schlossers Brief an Johann Heinrich von Schenk vom 3. Oktober 1792 ergibt. (Nach freundlicher Mitteilung von Franca Schankweiler, Sankt Augustin.) Vgl. zum Besuch Jacobis in Karlsruhe seinen ausführlichen Bericht im Brief an Herder vom 23. bis 27. Oktober 1792 (JB I 10, 127–131, Nr 3041). 95,1 biß zu Ende des Monats hier] Goethe blieb nur bis zum 20. August in Frankfurt. 95,3 in Maynz] Goethe ging am 20. August nach Mainz und blieb dort drei Tage. 95,6 deine liebe Schwestern] Jacobis Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene Jacobi.
107. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 16. August 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2713. – Doppelblatt 14,5 × 17,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 139, Nr 65. WA IV 10 (1892), 4f., Nr 2933. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis nicht überliefertem Brief vom 15. August 1792 (vgl. JB I 10, 113, Nr 3016). Postsendungen: 16. August 1792 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5). 95,10 grade zur Armee] Goethe verließ am 20. August 1792 Frankfurt und kam am 27. August ins Lager von Herzog Carl August und seinem Regiment. Vgl. zu 94,22.
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95,11 hier durch kommen] Johann Gottfried und Caroline Herder gingen von Aachen zunächst nach Pempelfort (Düsseldorf), dann nach Aschaffenburg, wo Herder Christoph Ludwig Hoffmann, den von ihm geschätzten Leibarzt des Kurfürsten von Mainz, konsultierte (vgl. Herder an Johannes von Müller, 28. August 1792; HB 6, 283f.). Am 31. August 1792 trafen Herders wieder in Weimar ein (vgl. HB 13, 336). 95,13 hörst mehr von mir] Goethe schrieb bereits am 18. August den nächsten Brief an Jacobi (Nr 109).
108. An Christiane Vulpius
Frankfurt a. M., 17. August 1792 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 5. – 1 Bl. 17,7(–17,9) × 28,9(–29,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 5, Nr 2934. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Christiane Vulpius’ wahrscheinlich aus dem Zeitraum vom 12. bis zum 14. August 1792 (vgl. zu 95,17). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 95,17 Heute hab ich deinen Brief erhalten] Der nicht überlieferte Brief von Christiane Vulpius war die Antwort auf Goethes Brief aus Gotha vom 9. August (Nr 104). Die gewöhnliche Postlaufzeit zwischen Weimar und Frankfurt a. M. betrug drei bis vier Tage, so dass der Brief wahrscheinlich in den Tagen zwischen dem 12. und dem 14. August 1792 geschrieben wurde. 95,20 habe ich wohl angetroffen] Goethe war auf dem Weg ins Feldlager am 12. August in Frankfurt eingetroffen; er wohnte bei seiner Mutter (vgl. zu 84,4–5). 95,20–21 meine Freunde] Vgl. zu 96,14. 95,21–22 mancherley zu sehen] Vgl. zu 94,4–5. 95,23 Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. 96,5 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der in Goethes Haus am Frauenplan wohnte und die Handwerker beim Umbau des Hauses beaufsichtigte und anleitete. 96,5 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 96,5–6 der Vater komme bald wieder] Goethe kam erst am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück. 96,7 schreibe mir von Zeit zu Zeit] Der erste Brief, der von Christiane Vulpius an Goethe überliefert ist, stammt vom 13. Mai 1793. Ihre zuvor geschriebenen
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BRIEF 109
Briefe, die Goethe in seinen Briefen an sie erwähnt (vgl. z.B. Nr 125 und 128), hat er wahrscheinlich vernichtet. Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 104.
109. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 18. August 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2714. – Doppelblatt 14,5 × 17,9 cm, 3 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am linken oberen Rand Eingangsvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e e. dL 20tL Aug 1792.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 139f., Nr 66. WA IV 10 (1892), 6f., Nr 2935. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich vermutlich mit Jacobis nicht überliefertem Brief vom 15. August 1792 (vgl. JB I 10, 113, Nr 3016), der offenbar noch nicht in Weimar angekommen war; andernfalls hätte ihn Goethe im vorliegenden Brief wohl erwähnt. Postsendungen: Vermutlich 17. August 1792 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5). 96,9 einen Brief von mir] Vom 16. August (Nr 107). 96,10 nach Maynz] Vgl. zu 95,3. 96,11 zur Armee] Vgl. zu 94,22. 96,12 Marquetenterey] Marketender: mit Truppen umherziehende und diese versorgende Händler (lat. mercator: Kaufmann, Händler, Krämer). 96,13 Todte der Aristocratischen noch democratischen Sünder] Goethe erweckt den Eindruck, als seien ihm die kriegerischen Auseinandersetzungen, die durch die Französische Revolution veranlasst wurden – Kriege zwischen Vertretern der alten (absolutistischen, aristokratisch bestimmten) Ordnung und denen der unter der Parole von Freiheit und Gleichheit auftrumpfenden neuen (demokratischen) Ordnung – ziemlich gleichgültig. Er wollte, so scheint es, nur Beobachter weltgeschichtlicher Ereignisse sein, nachdem er sich Herzog Carl Augusts Wunsch nach Teilnahme am Feldzug nicht hatte verschließen können. Eine gewisse Unlust an den militärischen Vorgängen spricht auch aus seinem Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. September 1792 (vgl. 105,1–12). – Dass Goethe ein entschiedener Gegner des Umsturzes der französischen Machtverhältnisse war, besagt natürlich nicht, dass ihm am Todte der 〈…〉 democratischen Sünder gelegen war. 96,14 Meine alten Freunde] Mit welchen Freunden Goethe während seines Frankfurter Aufenthalts zusammengekommen ist, lässt sich nur vermuten. In Frage
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Abb. 5: Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 1
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BRIEF 109
Abb. 6: Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 2
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Abb. 7: Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 3
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BRIEF 110
kommen in erster Linie Johann Bernhard Crespel, Johann Adam Horn, Heinrich Sebastian Hüsgen, Johann Jacob Riese und Hieronymus Peter Schlosser; vielleicht auch die Freundinnen Catharina Crespel, Franciska Jacquet, geb. Crespel, sowie Susanne Magdalene und Anna Sibylla Münch. – Über Goethes Begegnungen in Mainz (20.–22. August 1792) heißt es in der „Campagne in Frankreich“: 〈…〉 verbracht’ ich mit Sömmerings, Huber, Forsters und andern Freunden zwei muntere Abende: hier fühlt’ ich mich schon wieder in vaterländischer Luft. Meist schon frühere Bekannte, Studien-Genossen, in dem benachbarten Frankfurt wie zu Hause 〈…〉, was gab es da nicht für Anlässe, Anklänge, in einem natürlichen, angebornen und angewöhnten Vertrauen! (WA I 33, 4f.) In einem biographischen Schema, das vermutlich im Mai 1810 von Goethe notiert wurde, wird auch Mad. Böhmer, nachherige Schlegel (AA DuW 2, 490) genannt, mit der Goethe in Mainz zusammengetroffen ist. 96,17–18 das vierjährige Lied pro und contra] Gemeint sind die Gespräche über die Französische Revolution. Vierjährig meint: im vierten Jahr (seit 1789). 96,21–22 zu Hause zu bleiben] In Pempelfort bei Düsseldorf. Über Jacobis Besuch bei Schlosser in Karlsruhe vgl. die Erläuterung zu 94,25. 96,23 um Carlsruh aussieht] Karlsruhe war von den kriegerischen Ereignissen einstweilen nicht betroffen; erst 1796 wurde die Stadt vorübergehend von französischen Truppen besetzt. In einem Brief Johann Georg Schlossers an Georg Forster vom 23. Juli 1792 heißt es: „Wir haben bei uns nichts als Emigranten aller Art zu sehen, mögen auch mehr nicht sehen.“ (Forster, Werke 18, 544.) – Bei einem Treffen in Mainz (19.–21. Juli 1792) zwischen dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. und dem am 14. Juli in Frankfurt zum deutschen Kaiser gekrönten Franz II. war vereinbart worden, dass sich auch Baden am vorbereiteten Krieg gegen Frankreich mit 6000 Mann zu beteiligen hatte. Das schürte in Karlsruhe die Furcht, in die kriegerischen Ereignisse unmittelbar hineingezogen zu werden. „Österreichische Truppen gehörten ebenso zum Stadtbild wie im August die ein wenig verwahrlosten Soldaten der Emigrantenarmee des Condé Louis Joseph des Bourbon.“ (Georg Richter: Liebes, bestes Clärchen! Briefe aus Karlsruhe 1792–1794 〈…〉. Karlsruhe 1982, S. 35.) Vgl. auch Friedrich Heinrich Jacobis Brief an Herder vom 23. Oktober 1792, in dem er seinen plötzlichen Aufbruch aus Karlsruhe wegen der drohenden Gefahren für die Stadt beschreibt (JB 10 I, 128f.). Über die politischen Verhältnisse in Baden (insbesondere in der Hauptstadt Karlsruhe) in den Jahren 1789 bis 1792 vgl. die Quellensammlung „Baden und die Anfänge der französischen Revolution 1789–1792“ (in: Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783–1806. Hrsg. von der Badischen Historischen Commission. Bd 1: 1783–1792. Bearbeitet von B〈ernhard〉 Erdmannsdörffer. Heidelberg 1888, S. 323–517, bes. S. 488–508). 96,28 Mein Rückzug] Goethe nahm am Feldzug in Frankreich bis Ende September 1792 teil; der Rückzug erfolgte über Verdun und Luxemburg zunächst nach
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Trier, dann über Koblenz und Bonn nach Düsseldorf, wo Goethe am 6. November eintraf. Nach Weimar kam Goethe erst wieder am 16. Dezember 1792. 96,29–97,1 Wie gern hätte ich dich gesehen] Goethe vermutete noch, Jacobi denke an eine Zusammenkunft in Karlsruhe. 97,3 deine lieben Schwestern] Jacobis unverheiratet gebliebene Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene Jacobi führten seit dem Tod von dessen Ehefrau Helene Elisabeth, geb. von Clermont, den Haushalt in Pempelfort. 97,3 Herders] Über den Besuch von Caroline und Johann Gottfried Herder bei Jacobi vgl. zu 86,18. 97,4–5 auf französischem Grund und Boden angelangt] Goethe kam am 27. August 1792 ins Lager von Herzog Carl August und seinem Regiment bei Longwy (vgl. zu 100,8). – Der nächste überlieferte Brief Goethes an Jacobi stammt vom 10. Dezember 1792 (Nr 139).
110. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 20. August 1792 → Weimar DAT IERUN G
Goethe verließ Frankfurt a. M. am 20. August und ging am selben Tag nach Mainz. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 6. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Blattmitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius / Weimar.; am rechten Rand der Rs. verdecktes rotes Siegel; Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 7, Nr 2936. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 97,7 nach Maynz] Goethe hielt sich vom 20. bis zum 23. August in Mainz auf. 97,11 Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. 97,14 Aügelchen] Goethe und Christiane sprachen häufig in ihren Briefen von „Äugelchen machen“ oder „Äugelchen setzen“, was am besten mit ‚flirten‘ zu übersetzen ist. Die umgangssprachliche Wendung ist vermutlich eine Übersetzung von franz. „faire les yeux (doux)“ ([schöne] Augen machen, liebäugeln). Vgl. auch GWb 1, 1067. 97,16 Meyern] Johann Heinrich Meyer, Christianes Hausgenosse am Frauenplan. 97,16 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17.
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BRIEFE 111/112
111. An Johann Heinrich Meyer Trier, 25. August 1792 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 18,4 × 22,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn / Heinrich Meyer / bey Hl. GehRath v Goethe / abzugeben / Weimar / fr., von fremder Hd hinter fr., Tinte: „Erfort“; von fremder Hd hinter der Datumszeile, Bleistift: „1792“; Siegelreste; Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 9, Nr 2938. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 97,22–23 der Kern eines alten römischen Mauerwercks] Wahrscheinlich meint Goethe, was er zwei Monate später, bei seinem zweiten Besuch in Trier, genauer zur Kenntnis nahm und in der „Campagne in Frankreich“ unter dem 29. Oktober 1792 beschrieb: Die Reste des römischen Amphitheaters fand ich respectabel; da aber das Gebäude über sich selbst zusammengestürzt und wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte als Steinbruch behandelt war, ließ sich nichts entziffern. (WA I 33, 165.) 98,5–6 wenn ich wiederkehre] Goethe traf, da er im November 1792 zunächst nach Düsseldorf und im Dezember von dort nach Münster und weiter nach Kassel und Gotha gereist war, erst am 16. Dezember 1792 wieder in Weimar ein.
112. An Christiane Vulpius
Trier, 〈25.〉 August 1792 → Weimar
DATIERUN G
Der Tag der Niederschrift des vorliegenden Briefes lässt sich aus der Angabe: Morgen gehe ich hier ab (98,16) ergänzen. Goethe ging am 26. August 1792 von Trier nach Luxemburg (vgl. zu 98,14–15). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 7. – 1 Bl. 18,4 × 22,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. linke Blatthälfte Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An Demoiselle Vulpius / Weimar; verdecktes rotes Siegel; Textverlust: schre〈…〉 (98,17). E: WA IV 10 (1892), 8, Nr 2937.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 98,10 weit von Weimar] Die kürzeste Strecke von Weimar nach Trier beträgt etwa 400 km. 98,12 meine alten Freunde wieder gesehen] Vgl. zu 96,14. 98,12 schöne Gegenden] Die Rhein- und Moselgegenden, durch die Goethe von Frankfurt a. M. über Mainz nach Trier gereist war. 98,13 sehr garstige] Auf den ersten Seiten der „Campagne in Frankreich“ berichtet Goethe über ein Hindernis, das die Reisenden auf dem Weg nach Trier aufhielt: eine hölzerne Wasserleitung, die über einen Hohlweg gelegt war, aber nicht hoch genug, um mit vollbepackten Reisewagen unter ihr durchzukommen. (Vgl. WA I 33, 6f.) 98,14–15 eine Tagreise von der Armee] Goethe ging am folgenden Tag, dem 26. August, von Trier nach Luxemburg; am 27. August traf er im Lager des Herzogs Carl August bei Longwy ein. 98,15 Pfaffen nest] Die Einwohner Triers (um 1800 etwa 10 000) waren zu über 85 % katholisch; zahlreiche Kirchen beherrschten das Stadtbild. 98,17 schre〈ibe〉 ich dir wieder] Textverlust durch Papierausriss; die Ergänzung ist zweifelsfrei. – Goethes nächster Brief an Christiane stammt vom 28. August (Nr 114). 98,18 Rückweg] Goethe trat Ende September den Rückweg aus Frankreich an, kam aber erst am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück, weil er sich im Oktober noch Zeit in Verdun, Luxemburg und Trier nahm, dann auf der Mosel nach Koblenz und von dort auf dem Rhein nach Düsseldorf reiste und vier Wochen Gast bei Friedrich Heinrich Jacobi war. Für die Reise von Düsseldorf nach Weimar, die ihn über Münster und Kassel führte, benötigte er noch einmal zwölf Tage. 98,19 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 98,21 Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. Goethe hatte Christiane aus Frankfurt Stoff geschickt. 98,24 Meyern] Johann Heinrich Meyer, Goethes und Christianes Hausgenosse am Frauenplan.
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BRIEF 113
113. An Christian Gottlob Voigt Lager bei Longwy, 〈27.〉 und 28. August 〈1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Goethe hatte am 27. August 1792, von Luxemburg kommend, das Lager in Procourt bei Longwy erreicht, wie aus seinem Brief an Christiane Vulpius vom 28. August 1792 hervorgeht: Gestern bin ich im Lager bey dem Herzoge angelangt (100,8). ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 6–7. – Doppelblatt 11,1(–11,3) × 18,2 cm, 3 ¼ S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband, 21,6(–22,1) × 33,3 cm, enthält 32 beschriebene Bl., paginiert; auf dem vorderen Deckel Etikett mit großherzoglichem Wappen, darüber gedruckt: „Grossherzoglich Sächs. Hausarchiv.“, darunter mit Tinte: „Abth. C. Litt. V No 9“ (alte Sign.), darunter links, Bleistift: „Familiennachlaß Voigt“; Bl. 1 oben Mitte, Tinte: „Goethe an Voigt / 1792–1818 / nur Undatiertes.“ E: WA IV 10 (1892), 11–13, Nr 2941 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“, WA IV 30 [1905], 259). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Christian Gottlob Voigts wahrscheinlich aus dem Zeitraum vom 18. bis zum 20. August 1792 (vgl. zu 99,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 99,2 Lager bey Longwy] Das Regiment des Herzogs Carl August lagerte in Procourt, nahe Longwy im Département Meurthe-et-Moselle (Region Lothringen). Longwy liegt etwa 30 km südwestlich von Luxemburg. 99,2 einige Tage nach Ubergabe dieser Festung] Longwy war am 23. August 1792 nach Belagerung und zweitägigem Beschuss von den preußisch-österreichischen Truppen durch die Kapitulation der französischen Festungsbesatzung eingenommen worden. Goethe traf vier Tage später im Lager ein (vgl. auch zu 100,8). 99,3 leimichten] Lehmicht: Lehmig (vgl. Grimm 6, 545). 99,5–6 Alles schilt auf den Jupiter Pluvius 〈…〉 ein Jacobiner geworden.] Lat. pluvius: Regen verursachend, regnerisch. – Jupiter Pluvius: Bezeichnung der obersten römischen Gottheit (Jupiter), in seiner Eigenschaft als Regenmacher (der Regnende). Hier im übertragenen Sinne als Verantwortlicher für die übergroßen Regenmengen, die im Sommer und Herbst 1792 in den Gebieten Frankreichs, in denen sich Goethe aufhielt, niedergingen. Der Gott wurde so zum Kombattanten der Revolution, die zu bekämpfen war (vgl. auch zu 99,8–9). – Auf die starken Regenfälle Ende August in Longwy spielte Goethe auch noch einmal mit der For-
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mulierung im Brief an Johann Heinrich Meyer vom 28. August 1792 an, dass man ihn nach seiner Rückkehr wie den Noa nach der Sündfluth empfangen (101,10–11) werde. Gegenüber Christiane Vulpius hieß es dazu: Es ist fast anhaltender Regen, die Menschen werden weder Tag noch Nacht trocken, und ich kann sehr zufrieden seyn daß ich in des Herzogs Schlafwagen eine Stelle gefunden habe wo ich die Nacht zubringe. (100,11–14.) 99,8 überträgt] Hier im Sinne von ‚überdeckt‘ (vgl. Grimm 11 II, 601). 99,8–9 Morgen bricht man wahrscheinlich auf] Zur Festung Verdun: Am neun und zwanzigsten August geschah der Aufbruch aus diesen halberstarrten Erd- und Wasserwogen, langsam und nicht ohne Beschwerde 〈…〉. (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 19.) Nach kurzer Belagerung und Kanonade, beginnend am 31. August 1792 (vgl. GT II 1, 21), ergab sich Verdun am 2. September den preußisch-österreichischen Alliierten (vgl. 101,18–21). 99,12 Ihren gefälligen Brief habe ich erhalten] Der Brief ist nicht überliefert. Er ist wahrscheinlich in den Tagen zwischen 18. und 20. August geschrieben und ins Lager der Alliierten an Goethe geschickt worden. Goethe teilte Meyer am 28. August mit, dass ihn von Voigt verschickte Sendungen und Briefe aus Weimar in sieben Tagen erreichen können (vgl. 101,13–14). Es handelte sich dabei wahrscheinlich um die Möglichkeit einer Extrapost, die per Kurierboten aus Weimar befördert wurde und mit der vor allem der Kontakt zu Herzog Carl August aufrecht erhalten wurde. Ein Bericht über den Vormarsch der alliierten Armee in Frankreich vom 28. September in den „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ vom 13. Oktober 1792 stützte sich beispielsweise hauptsächlich auf Informationen, die über einen solchen Verbindungskurier nach Weimar gelangt sind: „Ein Courier, welcher gerades Weges von der Armee des Königs von Preussen kömmt, bringt die Nachricht, daß Chalons ganz geräumt und diese Stadt von den vereinigten Armeen besetzt sey.“ (Nr 81, S. 323.) 99,12 die Inlage] Vermutlich die vom Geheimen Consilium zusammengestellte und für den Druck vorbereitete Schrift „Actenmäßige Nachricht über die seit dem 10ten Junius 1792, auf der Akademie zu Jena vorgefallenen Unruhen. Mit Beylagen, A. B. C. D.“ (AS 2.1, 284–288.) – Zu der Angelegenheit vgl. den Brief an Carl Theodor von Dalberg vom 19. Juli 1792 (Nr 98). 99,13 Durchl der Herzog sind mit dem was geschehen ist wohl zufrieden] Die grundsätzliche Billigung der in Zusammenhang mit den studentischen Unruhen in Jena ergriffenen Maßnahmen schließt nicht aus, dass der Herzog mit der unnachsichtigen Repressionspolitik der Geheimen Räte, die zur Zuspitzung der Lage geführt hatte, keineswegs einverstanden war. Darauf lässt Goethes folgende Bemerkung, Voigt solle die Billigung als beste Belohnung (99,14) ansehen, schließen. 99,14–15 unsern gnädigsten Fürstinnen] Herzoginmutter Anna Amalia und Herzogin Louise.
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BRIEF 114
99,15 allen Freunden] Damit sind wahrscheinlich insbesondere Herder, Knebel und Wieland gemeint. 99,15 den Herrn Geheimen Räthen] Dem Geheimen Consilium in Weimar gehörten 1792 außer Goethe und Voigt die Geheimen Räte Jacob Friedrich von Fritsch, Johann Christoph Schmidt und Christian Friedrich Schnauß an. 99,17 Kommt unser guter Fürst glücklich aus diesem Feldzuge zurück] Herzog Carl August kehrte erst am 16. Dezember 1793, ein Jahr nach Goethe, nach Weimar zurück (vgl. FB 1793, S. 253). Nach dem Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich nahm er noch an den Militäraktionen der preußischen Truppen gegen die französischen Besatzungen in Frankfurt a. M. (Dezember 1792), Mainz (Juli 1793) und anderen Orten vor allem in Südwestdeutschland teil. Zuletzt hielt er sich in Pirmasens und Schweigen auf. Anfang Januar 1794 wurde er schließlich zum preußischen Generalleutnant befördert und am 5. Februar auf eigenen Wunsch aus dem Militärdienst entlassen. Vgl. zu 198,24–25 und zu 205,16. 99,22 Diesen meinen Geburtstag] In der „Campagne in Frankreich 1792“ berichtet Goethe über den Tag seines Geburtstages, den 28. August, dass er ihn in Begleitung von Offizieren des Regiments von Herzog Carl August und einigen von dessen Hofleuten zu einem Besuch der Stadt Longwy mit ausgiebigem Mittagsmahl nutzte (vgl. WA I 33, 14–18) und fährt fort: Im Lager fand ich Abends in dem großen Zelte die beste Gesellschaft; sie war dort beisammen geblieben weil man keinen Fuß heraussetzen konnte; alles war gutes Muths und voller Zuversicht. (Ebd., 18.) 99,25–27 zwey National Fahnen 〈…〉 Ebenschen Husaren] National Fahnen: Vermutlich handelt es sich um zwei Exemplare der Trikolore, die es seit 1790 als französische Nationalfahne (in den Farben Blau-Weiß-Rot) gab. – Ebenschen Husaren: Das preußische Husarenregiment unter Carl Adolph August Freiherr von Eben und Brunnen. Das Regiment besaß wegen der ebenso gewagten wie erfolgreichen Überraschungsmanöver seines vormaligen Kommandeurs Hans Joachim von Zieten in den Kriegen Friedrichs II. einen besonderen Ruf. 100,1 den Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria Voigt, geb. Hufeland, verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1792 lebten noch Caroline Amalie Viktoria (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774). 100,2–3 Meyer Ihnen ein Briefchen 〈…〉 mit dem nächsten Packete] Goethe wollte die offizielle Postbeförderung per Kurierboten aus Weimar an Herzog Carl August, die offensichtlich von Voigt organisiert wurde, auch für seinen privaten Postverkehr nutzen (vgl. zu 99,12). Gemeint war hier eine rasche Antwort von Christiane Vulpius, die Goethe mit Hinweis auf eben diese Beförderungsmöglichkeit in seinem Brief an die Lebensgefährtin vom gleichen Tag einforderte (vgl. 100,21–23). Christiane Vulpius hielt sich wahrscheinlich auch an Goethes Aufforderung und antwortete bereits, kurz nachdem sie Goethes Brief erhalten hatte,
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vermutlich in den Tagen zwischen 5. und 7. September 1792 (vgl. zu 112,15). Das Schreiben kam aber wahrscheinlich erst am 26. September 1792 bei Goethe im Lager bei Hans an, ebenso wie der Brief Johann Heinrich Meyers vom 7. September (vgl. zu 112,6). Die Gründe für diese späte Zustellung sind nicht bekannt. 100,3–4 Nachricht von den meinigen] Goethe forderte Christiane Vulpius direkt zu einem Bericht über die häuslichen Dinge in Weimar auf: Schreibe mir wie es im Hauße aussieht, was der Kleine macht und ob das Judenkrämchen dir Freude gemacht hat? (100,23–24.)
114. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Longwy〉, 28. August 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 8–9. – Doppelblatt 11,3 × 18,1 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Blatthälfte auf dem Kopf stehend Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius; rote Siegelreste; Papierausriss durch Siegelöffnung. – Beischluss zur Nr 115 (vgl. zu 101,8). E: WA IV 10 (1892), 10f., Nr 2940. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 100,8 im Lager bey dem Herzoge angelangt] Vgl. zu 99,2 (1) und zu 99,2 (2). Das Lager befand sich wenige Kilometer von Longwy entfernt: Longwy, dessen Eroberung mir schon unterwegs triumphirend verkündigt war, ließ ich auf meiner Fahrt rechts in einiger Ferne und gelangte den 27. August Nachmittags gegen das Lager von Praucourt. (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 13.) Vgl. auch GT II.1, 21: 27. Kam ich Nachmittags im Lager bey Brocourt an. / 28. Sah ich mich um und ritt Nachmittags nach Longwy. 100,17–18 zwey erbeutete Fahnen] Vgl. zu 99,25–27. 100,21 Meyer] Johann Heinrich Meyer, Christianes Hausgenosse. 100,22 Ass. R. Voigt] Regierungsassessor Christian Gottlob Voigt. Seine Antwort auf Goethes Brief vom 〈27.〉 und 28. August (Nr 113) ist nicht überliefert; der möglicherweise beigefügte Brief Christianes ebenfalls nicht (vgl. zu 100,2–3). 100,23–24 der Kleine] Goethes und Christianes Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 100,24 das Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. 100,25 Seidel] Philipp Seidel. Vgl. zu ihm die einleitenden Erläuterungen zu Goethes Briefen an ihn vom 23. Mai 1778 (GB 3 IIB, Nr 362) und vom 18. September 1786 (GB 7 II, Nr 5).
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BRIEF 115
100,26 Von Trier hab ich dir geschrieben] Am 25. August (Nr 112). 101,2 vor einigen Tagen eingenommen] Die preußische Armee hatte Mitte August die Grenze nach Frankreich überschritten und wenige Tage darauf die ersten Eroberungen gemacht. Nach zweitägiger Belagerung durch die alliierten Truppen war die Festung Longwy am 23. August eingenommen worden (vgl. zu 99,2). Im Dorf Procourt, südlich von Longwy und etwa 30 km von Luxemburg entfernt gelegen, befand sich das Feldlager der Alliierten. 101,5 unsre gepflanzten Kohlrüben] Im folgenden Brief an Christiane Vulpius vom 2. September heißt es: iß deine Kolrabi in Frieden (103,3–4).
115. An Johann Heinrich Meyer Lager bei Longwy, 28. August 〈1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Das Jahr der Niederschrift des Briefes ergibt sich aus der Tatsache, dass Goethe nur 1792 im Lager bei Longwy gewesen ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 11,4 × 18,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; über dem Text von fremder Hd, Bleistift: „28 Aug 1792“. – Beischluss: Brief an Christiane Vulpius (Nr 114; vgl. zu 101,8). E: WA IV 10 (1892), 9f., Nr 2939. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Meyers Antwort vom 7. September 1792 ist nicht überliefert (vgl. zu 112,6). 101,7 antipodisch] Entgegengesetzt (griech. $
«: Gegenfüßler). 101,8 inliegenden Briefe] An Christiane Vulpius (Nr 114). 101,9 Ihre Arbeiten] Goethe meint vermutlich nicht in erster Linie die künstlerischen Arbeiten Meyers, sondern dessen Tätigkeit im neuerworbenen Haus am Frauenplan (vgl. dazu Goethes Brief an Herzog Carl August von Ende April/Anfang Mai 1792 [Nr 82]), das Meyer nach Plänen Goethes umzugestalten übernommen hatte. Vgl. Goethes Entwurf zum neuen Treppenhaus in: Alfred Jericke: Goethe und sein Haus am Frauenplan. Weimar 1959, Abb. 3; ebd., Abb. 5: Das Treppenhaus mit dem Deckengemälde Meyers (vgl. die folgende Erläuterung) nach dem Umbau von 1792. – Die Umgestaltung dauerte bis 1795. 101,10 Ihren Regenbogen] Meyers Aquarell in Leimfarben „Iris auf dem Regenbogen“ (vgl. Abb. 8), das „nach Fertigstellung in einen ovalen Rahmen eingespannt und an der Decke 〈des Treppenhauses〉 aufgehängt wurde 〈…〉“.
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Abb. 8: Johann Heinrich Meyer: „Iris auf dem Regenbogen“, Zeichnung mit Leimfarben 1792
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(Jochen Klauß: Der „Kunschtmeyer“. Johann Heinrich Meyer: Freund und Orakel Goethes. Weimar 2001, S. 89; vgl. auch Jörg Traeger: Goethes Vergötterung. Von der Kunstsammlung zum Dichterkult. In: Räume der Kunst. Blicke auf Goethes Sammlungen. Hrsg. von Markus Bertsch und Johannes Grave. Göttingen 2005, S. 172–215, hier: S. 177 und 180; außerdem: Goethe als Sammler. Kunst aus dem Haus am Frauenplan in Weimar. Hrsg. von Nicolas Baerlocher und Martin Bircher. Zürich 1989, S. 35.) 101,10–11 Noa nach der Sündfluth] Gott setzt einen Regenbogen in die Wolken als Zeichen des Bundes zwischen ihm und der Erde (vgl. 1 Mose 9,12–17 [Luther-Bibel 1772 AT, 8]). 101,11 bald einen Brief] Meyer antwortete am 7. September (vgl. zu 112,6). Goethe erhielt das nicht überlieferte Blättchen (112,6) am 26. September. 101,13 Geh. Ass. R. Voigt] Christian Gottlob Voigt hatte im Frühjahr 1792 in Goethes Auftrag mit dem ehemaligen Besitzer des Hauses am Frauenplan, dem Garnisonsmedikus Paul Johann Friedrich Helmershausen, über den Kauf des Hauses verhandelt. Ob Meyers Brief vom 7. September durch Voigt befördert wurde (vgl. zu 99,12), ist nicht bekannt. Die Korrespondenz zwischen Goethe und Voigt ist auch nur lückenhaft überliefert.
116. An Christiane Vulpius
Lager vor Verdun, 2. September 1792 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 10. – 1 Bl. 18,2 × 22,8(–23,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 linke Blatthälfte Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An / Demoiselle Vulpius.; rote Siegelreste; Textverlust durch das Öffnen des Briefes, vgl. 101,23: bi〈n〉. E: WA IV 10 (1892), 13, Nr 2942. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 101,17 wieder ein Briefchen] Goethe hatte zuletzt am 28. August (Nr 114) geschrieben. 101,21 Heute wird sie sich ergeben] Das geschah. Goethe vermerkte die Kapitulation der Stadt Verdun, die seit dem 31. August von den belagernden alliierten Truppen bombardiert wurde (vgl. GT II 1, 21), am 2. September 1792: Ergab sie sich und ward in Besitz genommen. (Ebd.) Vgl. dazu auch Goethes Darstellung unter dem 3. September 1792 (mit der Beschreibung der eingenommenen Stadt Verdun) in seiner „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 37–43).
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101,22 weiter gegen Paris] Am 11. September war die Armee in Richtung Paris aufgebrochen, kam aber nur bis Valmy. Die dort erlittene Niederlage der preußischösterreichischen Truppen (am 20. September 1792) führte zur Entscheidung ihres Oberbefehlshabers, des Herzogs Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig, sich aus dem Kampfgebiet zurückzuziehen. 101,23 bald wieder bey dir] Goethe kam erst am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück (vgl. zu 127,10 und zu 127,13). 101,23 bi〈n〉] Textverlust durch Erbrechen des Siegels; die Ergänzung ist zweifelsfrei. 103,3 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 103,3 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 103,4 deine Kolrabi] Am 28. August dachte Goethe noch, wie er schrieb, an unsre gepflanzten Kohlrüben (101,5). 103,5–6 Aus Paris 〈…〉 ein Judenkrämchen seyn soll.] Da Goethe nicht nach Paris kam, konnte er dort auch kein Geschenk für Christiane kaufen. Zu Krämchen und Judenkrämchen vgl. zu 93,15.
117. An Christiane Vulpius 〈Jardin Fontaine〉, bei Verdun, 8. September 1792 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 11. – 1 Bl. 18,4 × 22,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2, obere Blatthälfte Mitte, auf dem Kopf stehend Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius / Weimar; rote Siegelreste; Papierausriss durch Siegelöffnung, vgl. 103,14: 〈n〉ur. E: WA IV 10 (1892), 14, Nr 2943. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 103,8 bald vorwärts gehen] Vgl. Goethe in der „Campagne in Frankreich“ unter dem 11. September 1792: Wir wurden also, nach einigen Tagen gütlicher Pflege, wieder in das schrecklichste Wetter hinausgestoßen; unser Weg ging auf dem Gebirgsrücken hin, der die Gewässer der Maas und Aire scheidend beide nach Norden zu fließen nöthigt. (WA I 33, 47f.) Im Tagebuch notierte Goethe unter dem 11. September 1792 nur: Marsch nach Malankour. (GT II 1, 22.) 103,9 Hypochondrisch] Hier im Sinne von ‚wehleidig‘ oder auch ‚eingebildet krank‘ (griech. «: unter dem Brustknorpel liegend [wo sich die Milz befindet, von der unangenehme Empfindungen ausgehen können]).
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103,11 den Kleinen] Vgl. zu 93,16–17. 103,13 wieder komme] Goethe kam erst am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück (vgl. zu 127,10 und zu 127,13). 103,14 〈n〉ur] Textverlust durch Papierausriss; die Ergänzung ist zweifelsfrei. 103,14 Aügelchen] Äugelchen machen: flirten (vgl. zu 97,14). 103,16–17 ein Körbchen abgehen mit Liqueur und Zuckerwerck] Im folgenden Brief vom 10. September heißt es: Heute ist ein Körbchen mit Liqueur abgegangen und ein Päcktchen mit Zuckerwerck. (107,18–19.) 103,17 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 103,18 schicke dir noch allerley] Ob Goethe nach dem 10. September etwas für Christiane nach Weimar schickte, geht aus seinen späteren Briefen (vor seiner Rückkehr nach Weimar) nicht hervor. 103,19 im vordern Quartier] Goethe und Christiane bewohnten zunächst nur das Hinterhaus am Frauenplan, weil der frühere Besitzer, der Weimarer Garnisonsarzt Paul Johann Friedrich Helmershausen, der Enkel des Erbauers des Hauses, nach dessen Verkauf am 30. April 1792 noch eine Zeit lang (bis zum Herbst 1792) über das Vorderhaus verfügen durfte (vgl. zu 116,30–31). 103,23 bey Verdün.] Am 6. September 1792 hatte das preußische Heer sein Lager im Jardin Fontaine, in den westlichen Außenbezirken der Stadt Verdun, aufgeschlagen; dort blieb es bis zum 11. September 1792.
118. An Christian Friedrich Schnauß Jardin Fontaine, bei Verdun, 10. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1777/1982. – Doppelblatt 18,4(–18,7) × 22,7 cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte, im Falz eingerissen. – Teilfaksimile: Auktion 59 am 16., 17. und 18. Juni 1982. Bücher und Autographen. Haus der Bücher AG – Erasmushaus. Basel 1982, S. 207, Nr 1593 (nur S. 3: 104,22–30 bedächtiges deutsches Reich 〈…〉 dl. 10 Sept. 1792 Goethe). E: WA IV 10 (1892), 19f., Nr 2946. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich Schnauß’ Brief an Herzog Carl August vom 17. August 1792 (vgl. AS 3, 97, Nr 54). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 104,1 der Herzog erhalten Ihren Brief] Wahrscheinlich handelt es sich um den Brief vom 17. August 1792, in dem sich Schnauß über den Reichstagsgesandten Grafen Görtz beklagte, der auf den Reichskrieg drang (vgl. LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 442a, Bl. 32f.). Weiter vgl. zu 104,20. Möglich ist auch, dass der
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Herzog bereits Schnauß’ Brief vom 22. August 1792 erhalten hatte, in dem es unter anderem um die Studentenunruhen in Jena ging (vgl. LATh – HStA Weimar, ebd., Bl. 34f.). 104,2 Aufbruch vom Lager bey Verdun] Am 2. September 1792 war Verdun von den alliierten preußisch-österreichischen Truppen eingenommen worden. Am 6. September wurde das Heerlager noch einmal vom Norden der Stadt in südliche Richtung in die Nähe der Ortschaft Regret verlegt. Carl Augusts Regiment bezog Stellung in Jardin Fontaine im Westen, unmittelbar vor den Toren des Stadt. Vgl. GT II 1, 21. Am 11. September begann der Weitermarsch in Richtung Landres, knapp 50 km nordwestlich von Verdun, mit einem Zwischenaufenthalt in Malancourt (Département Meuse) am 12. September. Vgl. ebd., 22. Ziel war Paris (vgl. zu 104,12–13). 104,4 in procinctu] Lat. procinctus: Kampfbereitschaft; gemeint ist hier ‚im Begriffe aufzubrechen‘. 104,8 Ihre Füße Sie so weit tragen] Schnauß litt an einer Erkrankung der Beine, die ihn zunehmend gehunfähig machte. Herzog Carl August ließ daher Sitzungen des Geheimen Consiliums mitunter an seinem Krankenbett abhalten. 104,9 bevorstehenden Jubiläo] Am 16. Oktober wurde Schnauß 70 Jahre alt. Zugleich war er seit 20 Jahren Mitglied des Geheimen Consiliums. Sein 50-jähriges Dienstjubiläum stand am 16. Mai 1793 an. 104,12–13 Morgen wird man 〈…〉 Widerspänstigen näher auf den Leib rucken] Auf dem am 11. September 1792 beginnenden Vormarsch der Armee der Alliierten nach Landres (vgl. zu 104,2) und weiter durch den Argonnerwald in Richtung auf Paris sollte es zunächst nur kleinere Gefechte mit Einheiten der französischen Revolutionstruppen geben, ehe es dann ab dem 20. September zur offenen Artillerieschlacht bei Valmy (15 km westlich von St. Menehould) mit der 30 000 Mann starken Armee unter General Dumouriez und dem Stopp des alliierten Vormarsches kommen sollte (vgl. GT II 1, 22f.; vgl. auch „Campagne in Frankreich“; WA I 33, 67–79). 104,13–14 weiße Cokarden] Abzeichen der königstreuen französischen Emigranten, nach der weißen Lilie, dem Wappenzeichen der Bourbonen. 104,16 Die unsinnigen Auftritte vom 3 Sept in Paris] Vom 2. bis zum 6. September 1792 war es in Paris zur Ermordung von etwa 1500 vermuteten Revolutionsgegnern und Royalisten durch aufgebrachte Volksmassen, dem in zeitgenössischen deutschen Berichten so genannten ‚Pöbel‘, gekommen. Etwa ein Viertel der den ‚Septembermorden‘ zum Opfer Gefallenen waren Gefängnisinsassen gewesen, die im Zuge der bürgerkriegsähnlichen Ereignisse am 10. August 1792 nach der Inhaftierung König Ludwigs XVI. festgesetzt worden waren. 104,17–18 beyde Partheyen] Gegner und Befürworter der Französischen Revolution – Königstreue und Revolutionsanhänger. Letztere setzten sich auf breiter Front durch.
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104,20 das Reichs Contingent] Bisher befanden sich Preußen und Österreich (unterstützt von einem Corps emigrierter Franzosen) allein im Krieg gegen Frankreich. Am 1. September wurde unter anderem von dem preußischen und sachsenweimarischen Komitialgesandten Johann Eustachius Graf von Görtz auf dem Reichstag in Regensburg einem Reichskrieg das Wort geredet, zu dem alle deutschen Staaten ein Kontingent stellen sollten. Dazu kam es nicht. Vgl. zu 117,5–6. Der Reichskrieg gegen Frankreich wurde aber am 23. November 1792 durch einen Beschluss des so genannten Reichsfürstenrates festgestellt (vgl. Protokoll in: LATh – HStA Weimar, Krieg und Frieden H 1630, Bl. 299–307). Nachdem ein kaiserliches Dekret vom 22. Dezember an den Reichstag den Reichs- und Verteidigungszustand proklamiert hatte, erließ Herzog Carl August am 17. Januar 1793 ein Publikandum, das den Reichskrieg im Herzogtum bekannt machte (vgl. ebd., Bl. 29). 104,29 Jardin Fontaine] Über den Ort nordwestlich von Verdun und über den Aufenthalt des Regiments von Herzog Carl August dort vom 6. bis zum 11. September 1792 vgl. Goethes Bericht in der „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 46f.). Vgl. auch GT II 1, 21f.
119. An Christian Gottlob Voigt Jardin Fontaine, bei Verdun, 10. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,4 × 22,7(–22,9) cm, 3 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „1“. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 15–17, Nr 2944. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Voigts von Ende August oder Anfang September 1792 (vgl. zu 105,13–14). – Voigts Antwort wahrscheinlich von Ende September 1792 ist nicht überliefert (vgl. zu 115,12–13). 105,1–2 Armee 〈…〉 Sprunge von Longwy nach Verdün wieder still steht] Nach erfolgreicher Belagerung und Einnahme der Festung Longwy am 23. August 1792 (vgl. zu 99,2 [1] und zu 99,2 [2]) war die alliierte Armee am 29. August von dort aufgebrochen und am folgenden Tag ins nächste Lager nördlich von Verdun vorgerückt (vgl. zu 99,8–9), dessen Festungsbesatzung nach zweitägigem Bombardement am 2. September kapitulierte (vgl. zu 101,21). Am 6. September zog das Regiment von Herzog Carl August nur wenige Kilometer weiter in ein neues Lager in Jardin Fontaine westlich von Verdun. Dort blieb man vor allem wegen des
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schlechten Wetters noch einige Tage, ehe man sich am 11. September in Richtung Nordwesten über Malancourt und Landres auf Paris zuzubewegen begann (vgl. zu 104,2). 105,3–4 ehe Sie diesen Brief erhalten ist der zweyte auch schon gethan] Der Brief wurde wie die Briefe an Christian Friedrich Schnauß (Nr 118) und Christiane Vulpius (Nr 120) wahrscheinlich wieder mit einem Botenkurier befördert, der Schriften und Post von Weimar ins Heerlager zu Herzog Carl August brachte (vgl. zu 99,12). Trotz dieser bevorzugten Beförderung dürfte die rückgehende Post kaum vor dem 20. September 1792 in Weimar eingetroffen sein. In der Zwischenzeit war die alliierte Armee über Malancourt (11. September), Landres (12. bis 17. September) und Somme Tourbe (19. September) weitergezogen und erreichte schließlich am 20. September Valmy (vgl. GT II 1, 22), wo sich ihnen ein starkes französisches Heer entgegenstellte und zur offenen Artillerieschlacht zwang, in deren Gefolge schließlich der Rückzug angetreten werden musste (vgl. zu 104,12–13). 105,5–6 unter einem so großen Feldherrn] Das preußisch-österreichische Heer wurde angeführt von Herzog Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel, Generalfeldmarschall in preußischen Diensten, Bruder der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. Er hatte sich bereits militärische Verdienste im Siebenjährigen Krieg erworben, dann vor allem 1787 durch eine Expedition nach Holland, als er an der Spitze eines preußischen Heeres dafür sorgte, dass Wilhelm V. als Erbstatthalter eingesetzt wurde. Die Niederlage bei Valmy am 20. September 1792 weckte Zweifel an seiner Feldherrngröße. 105,10–11 sich die Unternehmung in die Länge zieht] Die verbündeten Armeen hatten auf ihrem Feldzug nach Paris bisher noch nicht einmal die Hälfte der Wegstrecke zurückgelegt. In Valmy wurden sie am 20. September 1792 erneut gestellt und mussten sich nach erfolgloser Kanonade am 30. September sogar auf den Rückzug begeben. Über die Lage vor Verdun vgl. Goethes Darstellung und Resümee in seinem Brief an Knebel vom 27. September 1792 (vgl. 111,1–17). 105,13–14 schweer 〈…〉 das bißchen Wasser aus der Tiefe zu gewältigen] Da die anhaltenden Wassereinbrüche im Neuen Johannisschacht des Ilmenauer Bergwerks durch zwei bereits vorhandene Kunstzeuge (gemeint sind Wasserhebemaschinen, so genannte Kunstzeuge; vgl. Grimm 5, 2700 und 2740) nicht aufzuhalten waren, hatte die Bergwerkskommission, der Goethe sowohl als auch Christian Gottlob Voigt angehörten, im Juni 1791 den Einbau eines dritten und sogar vierten Kunstzeuges vorgeschlagen. Die Installation der beiden neuen Maschinen, die außer Herzog Carl August auch die Fürsten von Kursachsen und Sachsen-Gotha und Altenburg als Teilhaber des Bergregals genehmigen mussten, hatte bis Ende März 1792 gedauert, so dass die Flutung des Schachts erst Ende Juni 1792 beseitigt werden konnte. Vgl. FA/Goethe I 26, 587–596 und FA/Goethe I 26 K, 470. – Die Stellungnahme Goethes zur Situation an der Ilmenauer
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Schachtanlage und zur Führung des Bergwerksunternehmens insgesamt zeigt an, dass Goethe von seinem Mitkommissär in der herzoglichen Bergwerkskommission Voigt zuvor über den aktuellen Stand in diesen Angelegenheiten informiert worden war. Ein entsprechender Brief Voigts dürfte ihn in den letzten Tagen erreicht haben, wird mithin Ende August oder Anfang September 1792 geschrieben worden sein. Voigts Brief ist nicht überliefert. 105,15–16 in unsern Bergwercks Geschäften 〈…〉 meinen ganzen Beyfall] Über die Tätigkeit der Bergwerkskommission berichtete Voigt ausführlich in seinem Brief an Goethe vom 15. Oktober 1792 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 83–87, Nr 36). 105,16–17 daß einmal das Flöz ersuncken ist] Am 3. September 1792 war man im Johannisschacht endlich auf ein erzführendes Flöz gestoßen, also früher, als Goethe es erwartete. Vgl. „Sechste Nachricht von dem Bergbaue zu Ilmenau“ (FA/Goethe I 26, 613f.). Der Bezugsbrief Voigts (vgl. die vorhergehende Erläuterung) ist offensichtlich noch davor geschrieben worden. 105,17 Vielleicht trifts in die Epoche unsres Einzugs in Paris.] Zu einem Einzug der preußisch-österreichischen Armee in Paris kam es nicht. Vor Valmy wurde ihr Vormarsch durch heftige Gegenwehr französischer Truppen gestoppt. Nach zehntägiger Belagerung traten die Alliierten in der Nacht vom 29. zum 30. September 1792 den Rückzug an. Vgl. GT II 1, 22–24. 105,19–20 In Franckfurt 〈…〉 Summe Geldes daher ziehen und in Weimar anlegen] Goethe hatte sich auf der Hinreise zum am Frankreichfeldzug beteiligten Regiment Herzog Carl Augusts vom 12. bis zum 20. August 1792 in seiner Heimatstadt Frankfurt a. M. aufgehalten (vgl. zu 84,4–5). Welche finanziellen Möglichkeiten Goethe hier offeriert bekam, ist nicht bekannt. Sie sollten jedenfalls ausreichend gewesen sein, um in Weimar in Immobilien, etwa in das griesheimische Gut in Lobeda (vgl. die beiden folgenden Erläuterungen) oder auch in das von Herzog Carl August gekaufte Wohnhaus am Frauenplan, das Goethe zum Logis überlassen worden war (vgl. dazu Goethe an Herzog Carl August, zwischen 30. April und 3. Mai 1792, Nr 82), zu investieren. 105,21–22 Lust zu einem Gütchen 〈…〉 Lobedaischen Griesheimischen] Am 1. Februar 1784 hatte Goethe Voigt gebeten, dieser möge die Güte haben, auf das Lobedaische Gut 5200 Rtlr. zu bieten (Goethe-Voigt2 1, 59). Diese frühen Bemühungen Goethes, das Anwesen zu erwerben, blieben erfolglos. Das Rittergut in Lobeda, das Anton Carl von Griesheim, einem weimarischen Leutnant in Jena gehörte, war 1783 zur Versteigerung ausgeschrieben worden, weil der Besitzer nicht in der Lage war, die finanziellen Forderungen seiner Miterben zu erfüllen. Noch im August 1784 war es Griesheim aber gelungen, eine Obligation, also eine Schuldverschreibung zu erwerben, die es ihm erlaubte, die Ansprüche der Miterben zu erfüllen. Das Gut blieb danach weiter in seinem Besitz. 105,25–26 Der Burgem. Bohl steht wohl am nächsten in Connexion.] Ob Voigt sich bei dem Bürgermeister von Lobeda Johann Justin Bohl erkundigt hat, ob
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das griesheimsche Gut wieder verkäuflich sei und was es kosten würde, ist nicht bekannt. Im folgenden Brief an Voigt vom 10. und 15. Oktober lässt Goethe allerdings das Ehepaar Bohl explizit grüßen (vgl. zu 117,1). 105,28 der Mensch zur Leibeigenschaft gebohren] Vermutlich bewusste Variation des oft zitierten Satzes von Jean-Jacques Rousseau, der das 1. Kapitel seines Werkes „Du Contrat social, ou principes du droit politique“ (Amsterdam 1762) beginnt: „L’ Homme est né libre, & par-tout il est dans les fers.“ (Der Mensch ist frei geboren, und er ist allenthalben in Ketten.) Schiller hat dem Satz Rousseaus in dem zuerst 1797 erschienenen Gedicht „Die Worte des Glaubens“ die Verse entgegengesetzt: „Der Mensch ist frey geschaffen, ist frey, / Und würd er in Ketten gebohren, 〈…〉.“ (NA 1, 379.) Und Lessing paraphrasierte in seinem Drama „Nathan der Weise“ von 1779 durch die Figur des Tempelherren (IV/4): „Es sind / Nicht alle frey, die ihrer Ketten spotten.“ (Lachmann/Muncker 3, 126.) 105,29–30 Vaterstadt wieder besucht 〈…〉 kein Wohnens und Bleibens ist] Bereits von Frankfurt a. M. aus, am 18. August 1792, hatte sich Goethe gegenüber Friedrich Heinrich Jacobi in ganz ähnlicher Weise geäußert. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der in Frankfurt überall virulenten Debatten um das Für und Wider des beginnenden Krieges gegen das revolutionäre Frankreich sei ihm der Aufenthalt dort sehr verleidet worden und habe ihn eine wachsende Distanz zu seiner Heimatstadt offenbar werden lassen, ob der er sich in starkem Maße wieder zwischen die Thüringer Hügel (96,20) wünschte, wo er doch Hauß und Garten zuschließen könne (96,20–21). 106,1 daß man morgen wieder marschirt] Seit dem 6. September biwakierte Herzog Carl August und seine Begleitung mit größeren Teilen der alliierten Armee in Jardin Fontaine bei Verdun. Am 11. September begann der Weitermarsch in Richtung Landres, knapp 50 km westlich von Verdun, mit einem Zwischenlager in Malancourt am 12. September (vgl. zu 104,12–13). 106,5 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1. 106,5 Der Herzog ist sehr wohl und munter] Bemerkungen über den Gesundheitszustand des Herzogs finden sich in fast allen Briefen Goethes aus dem Feldlager. Damit versuchte Goethe den latenten Befürchtungen in Weimar entgegenzuwirken, der Herzog könne ernsthaft erkrankt oder sogar gefallen sein und dadurch etwa die Gefahr einer fremden Herrschaft im Herzogtum entstehen. 106,10 wegen der Jenaischen heimlich fortdaurenden Unruhen] Es ging um die Auswirkungen der im Frühjahr 1792 gescheiterten Verhandlungen über die Gründung einer allgemeinen Landsmannschaft und die Schaffung studentischer Ehrengerichte an der Universität Jena. Im Zentrum stand dabei die durch die Universität verfügte Aufhebung der Studentenorden und die Forderung der Studenten, einen Ende 1791 von ihnen formulierten Ehrencodex zur Geltung zu bringen, in dem unter anderem die Abschaffung des Duells gefordert wurde. Am 19. Juli 1792 waren mehr als 300 protestierende Studenten der 10 studentischen Landsmann-
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schaften von Jena nach Weimar und von dort weiter nach Nohra gezogen. Weiter vgl. Nr 98 und Erläuterungen. Über den Zug der Studenten nach Nohra und die sich daran anschließenden Verhandlungen, an denen auch Goethe vor seiner Abreise aus Weimar am 8. August 1792 maßgeblich beteiligt war, vgl. auch AS 2.1, 272–295 und AS 3, 87–94; außerdem die Darstellung der Ereignisse von Juni bis August 1792 in: Richard Keil und Robert Keil: Geschichte des Jenaischen Studentenlebens von der Gründung bis zur Gegenwart. (1548–1858.) Eine Festgabe zum dreihundertjährigen Jubiläum der Universität Jena. Leipzig 1858, S. 263–378. – Eine Weisung des Herzogs Carl August an Goethe, Voigt wegen der fortgesetzten studentischen Unruhen einen Auftrag zu erteilen, ist nicht bekannt; sie wird mündlich erteilt worden sein. Sicher ist, dass der Jenaer Stadtkommandant, Major Johann Georg von Bentheim, ein dichtes Netz von Informanten und Spitzeln unterhielt, die ihm alle Vorgänge des Studentenprotests berichteten und die er an Voigt weitergab. Vgl. zu den Vorgängen die zusammenfassende Darstellung von Daniel Wilson (Wilson, Weimar und Revolution, 14–32) und die zahlreichen Akten, die den studentischen Protest, seine Vorgeschichte und seine Wirkungen begleiteten (vgl. ebd., 79ff.). 106,12–13 wo und wie es hängt und wer diejenigen sind die dieses Fieber unterhalten] Das Geheime Consilium vermutete vor allem unter den Hochschullehrern ‚Aufwiegler‘ und ‚unruhige Köpfe‘, wie das Reskript an die Universität Jena vom 24. August 1792 und der Vortrag des Geheimen Consiliums an Herzog Carl August vom 29. August 1792 belegen (vgl. ebd., 345 und 349). 106,13–14 ein und andre b a a r e A u s l a g e 〈…〉 nöthig finden sollten] Voigt hatte dem Herzog am 17. August berichtet, dass Major von Bentheim für die „Haltung seines Spions“ und die „Bewirthung 〈…〉 mancher Studenten (denn er ist so politisch immer feine Leute aus dem Studenten Corps auf der Seite zu haben,) seither einige 30 R〈eichsthaler〉“ ausgegeben habe (ebd., 336). 106,19 Durchl mit allem 〈…〉 zufrieden sind] Carl August hatte bereits in einem persönlichen Schreiben an Voigt vom 17. August 1792 seine Zufriedenheit mit den Maßnahmen des Geheimen Consiliums ausgedrückt (vgl. ebd., 339).
120. An Christiane Vulpius 〈Jardin Fontaine〉, bei Verdun, 10. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 12–13. – Doppelblatt 18,3 × 22,7 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 17f., Nr 2945.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 106,21 schon viele Briefchen] Überliefert sind in der Zeit vom 9. August 1792 bis zum 8. September 1792 sieben Briefe Goethes an Christiane (Nr 104, 108, 110, 112, 114, 116 und 117). 106,22–23 die Blätter zu numeriren] Nur ein weiterer überlieferter Brief Goethes an Christiane ist nummeriert: der vom 27. September (Nr 125) als No. 3 (112,14), was darauf hinweist, dass zwischen dem vorliegenden Brief und jenem vom 27. September ein weiterer Brief nicht überliefert ist (vgl. EB 128). 107,1–2 nah an Champagne] Das Gebiet der Champagne, das dem Champagner (ursprünglich: Wein aus der Champagne, nicht moussierend) den Namen gegeben hat, beginnt etwa 50 km westlich von Verdun. 107,6 das Bübchen] Der Sohn August, geboren am 25. Dezember 1789. 107,14–15 Bey meiner Mutter 〈…〉 bestellt] Der Brief, in dem Goethe die ‚Bestellung‘ aufgegeben hat, ist nicht überliefert. Vgl. EB 127. 107,15–16 unser Häußchen recht ordentlich] Das stattliche Haus Goethes am Frauenplan wurde während seiner Abwesenheit unter Leitung Johann Heinrich Meyers umgebaut. Die Umbauarbeiten zogen sich noch bis ins Jahr 1795 hin (vgl. zu 79,7–8). 107,17 In Paris] Dahin kam Goethe nicht. 107,18 Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. 107,23 das Kind] Sohn August. 107,23 Meyern] Johann Heinrich Meyer.
121. An Franz Kirms
〈Bei Landres?, Mitte September? 1792〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Goethe ließ den Brief Rosalia Heußlers vom 22. Juli 1792, den er möglicherweise nicht mehr vor seiner Abreise aus Weimar nach Frankfurt a. M. (am 8. August) erhalten hatte, durch Kirms beantworten, weil dieser als Theatersekretär mit Engagements (mit eingehenden Bewerbungen und gegebenenfalls Ablehnungen) des Theaterpersonals zu tun hatte. Rosalia Heußler antwortete Kirms am 25. Januar 1793: „Die fortdauer der Winter-C a m p a g n e, hat mir bis herr vermuthen Laßen daß die Verhältniße, welche sich einst meinem Wunsch, bey einem Hochlöblichen Hof Theater zu Weimar Engagirt zu werden, entgegen stellten, noch immer die nämlichen wären, welche Seinr Wohlgebohrn mir in dem verehrlichen d. d. 21ten 7ber v. J. anzuzeigen die Güte hatten 〈…〉.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen; Sammlung Pasqué, Nr 89, Bl. 1.) Es ist anzunehmen,
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BRIEF 121
dass Kirms seinen Brief an Rosalia Heußler nicht hinauszögerte, nachdem er den vorliegenden Brief Goethes erhalten hatte. Dieser könnte Mitte September 1792 (vielleicht auch etwas früher) geschrieben worden sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-22198 (2). – 1 Bl. 20,7 × 9,4(–9,6) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; auf der Rs. am oberen Rand von fremder Hd, Tinte: „Aus Verdun von Goethe im Septbr 1792 geschrieben.“; am unteren Rand von fremder Hd, Bleistift: „22198(2)“. E1: Katalog 327. Goethe und sein Kreis in Briefen und Bildern / Alt Weimar. Versteigerung am Freitag, den 4. Dezember 1931, nachmittags ab 4 Uhr, am Sonnabend, den 5. Dezember 1931, vormittags ab 10 Uhr, und nötigenfalls nachmittags ab 4 Uhr. J. A. Stargardt 〈…〉. Berlin 1931, S. 3, Nr 3. E2: Der Autographen-Sammler. Eine monatlich erscheinende Katalogfolge des Hauses J. A. Stargardt. Nr 5. Oktober 1936. Nr 375 der Gesamtfolge. Berlin 1936, S. 5, Nr 26. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 96, Nr 2926c. BEIL AG E
Brief Rosalia Heußlers: Hoch-Wohl-Gebohrner! Insonders Hochzuverehrender Herr Geheimer Rath!
Seit der Epoche wo daß HerzoglL Weimarsche Hof-Theater, unter der vorträfflichen Oberaufsicht, eines so Einsichtsvollen, und Gelehrten Cavaliers, wie Euer Hochwohlgebohrn, zu sein daß Glück hatt, so ist die Ehre, ein Mittglied derselben zu werden ein höchst reizendes Ziel, für wahre Künstler, und Schau/spieler von Talenten geworden. Dieß bestimmt mich um dieser vorzüglichen Ehre zu bewerben: ich nehme mir dahero die Freyheit Euer Hochwohlgebohrn unterhänigst zu bitten mir Engagement bey der HerzoglL Weimarsche Hof-Gesellschafft zu gewähren, und mich gütigst, mit deßen Bedingnüße bekannt zu machen. Mein beständig behauptetes Fach ist – – Erste Liebhaberinn, Anstand und Character Rollen in L. und Trauerspiel, nämlich daß erste Fach: zweite Rollen spielle ich nicht – –. Bescheidenheit verbittet mir hier meine eigene Lobrednerin zu werden, wie es bey den meisten Soidisants Schauspieler gewöhnlich ist. Da es aber allerdings notwendig ist, daß ein so Respektabels Hoftheater einen Subjekt, zu so einem wichtigen und ersten / Fach ehender gut, und genau kennet; so mache ich mich anheischik, auf meine eignen Unkösten, nach Weimar zu reisen,
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und daselbst 3. Debuts Rollen zu spiellen, nach welche erst, und blos, wenn ich Beyfall gefunden, und Er. Hwbrn mich für die Hof-Bühne in den schon angegebenen Fach brauchbar finden, der Contract unterschrieben werden soll: in entgegengesetzten Fall aber soll ein LöblL Theater Oberdirektion zu nichts, auch nicht zu der mindesten Reisevergütung verbunden sein; sondern ich reise wieder auf meine unkösten fort. Vorleufig aber, und unter obiger Bedingnüß, bitte ich Ew. HwgbrL unterthänigst folgende Punkten festzusetzen; nämlich, wenn ich in den gespielten 3. Debuts Beyfall gefunden / und Euer Hochwohlgebohren mich dem Hof-Theater Ehre zu machen, und nutzen zu verschaffen imstande finden auf wiefiel alsdann 1.° der Jährliche Gehalt, und 2.° die Summe zur französischen Garderobe, so wie auch 3.° jene zur Vergütung der Reiseunkösten, und 4.° die Dauerzeit des Contractes, bestimme werden soll. In anhoffung und erbittung einer baldig gütigsten Rückantwort habe ich die Ehre mit Vollkommenster Hochachtung zu sein Euer HochWohlGebohrn
Anspach in Franken Dem 22. July 1792.
Ergebenste Rosalia Heußler Directrice der franzHerlL Paillou ischen Gesellschaft deutscher Schauspieler
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-22198 (1). Doppelblatt 19,1 × 22,8(–23) cm, 4 S. beschr., Tinte. E: JbFDH 1986, 354 (Jürgen Behrens) (Teildruck: Seit der Epoche bis gewöhnlich ist. [GB 9 II, 344, Abschnitte 1 und 2]). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 107,25–26 Mit Mad Heußler 〈…〉 nicht räthlich.] Rosalia Heußler, geb. Meyer, bis 1793 verheiratet mit dem Schauspieler Franz Friedrich Heußler, danach mit dem Prinzipal und Schauspieler Baron de Baillou (auch Paillou), der sich nach dem Tod Heußlers (1793) Franz Heußler nannte. Rosalia Heußler spielte bis 1792 in Ansbach, 1793 in Berlin, 1795–1797 in Odense, 1797–1800 – nach der Trennung von ihrem zweiten Mann – in Hamburg, Bremen und Hannover, seit 1800 in Dresden. Sie schrieb noch einmal an Goethe, und zwar am 25. Februar 1793 (vgl. RA 1, Nr 528), nachdem sie auf einen Brief an Kirms vom 25. Januar 1793 (vgl. Datierung) keine Antwort erhalten hatte. 107,27–28 nunmehr 3 biß 4 Theater sehn werde] Gemeint ist vermutlich, dass Goethe sich vor weiteren Verpflichtungen noch über einige Theater informieren
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werde, um zu sehen, ob sich die Weimarer Bühne verstärken lasse. Dass er daran dachte, nunmehr (in der Champagne?) Theater in Augenschein zu nehmen, ist unwahrscheinlich. 107,28 antwortete man ihr abschläglich] Kirms’ Brief an Rosalia Heußler ist nicht überliefert.
122. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Lager bei Hans, 25. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 21–23. – 2 hintereinander gelegte Doppelblätter: 1) 18,8 × 23 cm, 2) 18,8 × 23,4 cm, 5 ½ S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband im Format 22,3 × 36,5 cm, 26 Bl.; auf dem vorderen Deckel gedrucktes Etikett mit großherzoglichem Wappen und der Bezeichnung: „Grossherzoglich Sächs. Hausarchiv.“ E: WA IV 10 (1892), 20–24, Nr 2947. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Anna Amalia und ihr Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu dessen Brief an sie vom 1. September 1788 (GB 8 II, Nr 20). – Aus den Jahren 1791–1793 sind nur zwei Briefe an die Herzoginmutter überliefert: der vorliegende und ein weiterer vom 22. Juni 1793 (Nr 176). Beide Briefe stammen aus Orten kriegerischer Unternehmungen, an denen Goethe auf Drängen des Herzogs Carl August beteiligt war: der Campagne in Frankreich und der Belagerung von Mainz. Die Briefe berichten über Goethes (und des Herzogs) Befinden, im vorliegenden Fall beschönigend, aus dem Lager bei Marienborn kriegsmüde – Ich bin indessen von Noth und Zwang umgeben (165,16) –, aber auch beruhigend: Der Herzog befindet sich wohl und frisch (165,5). – Dass Goethe in den Jahren 1791 bis 1793 auch aus Weimar Briefe an Anna Amalia geschrieben hat, kann als gewiss gelten; sie sind nicht überliefert. An Zusammenkünften, etwa in Tiefurt, dem Sommersitz Anna Amalias, hat es nicht gefehlt; gelegentlich ist davon auch in Briefen an Dritte die Rede, so am 1. Juli 1791 im Brief an Carl August: Ihre Frau Mutter ist wohl und vergnügt sie bedient sich Tiefurths auf eine kluge Weise (39,7–8). 108,3 unsers großen Heerführers] Gemeint ist Herzog Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel, ein Bruder Anna Amalias, der als preußischer Generalfeldmarschall mit dem preußischen König Friedrich Wil-
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helm II. das preußische Heer gegen die Franzosen anführte. – Über Goethes Teilnahme am österreichisch-preußischen Feldzug gegen Frankreich vgl. zu 83,18 und zu 84,4–5. 108,4 unsern Weg] Goethe war am 8. August in Jena aufgebrochen und über Frankfurt a. M., Mainz, Trier und Luxemburg am 27. August zum von Herzog Carl August befehligten preußischen Kürassier-Regiment in Praucourt (etwa 30 km südwestlich von Luxemburg) gelangt. Von dort war am 31. August Verdun erreicht worden. Die weiteren Stationen des Marsches vor der Ankunft in Hans (am 23. September) waren Malancourt, Landres und Somme Tourbe; die Kanonade bei Valmy, die wesentlich zur Entscheidung über den am 29. September angeordneten Rückzug der preußischen Truppen (vgl. zu 115,11) beitrug, fand am 20. September statt. 108,4 so ruhig und sicher] Goethes Beschönigung der Lage dient offensichtlich der Beruhigung Anna Amalias. Über die tatsächlichen Unsicherheiten und Unruhen insbesondere der gerade abgelaufenen Woche hat Goethe in der „Campagne in Frankreich“ ausführlich berichtet. Vgl. WA I 33, 58–86. Vgl. auch seinen Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 27. September (Nr 123). 108,7 Suite] Franz.: (herrschaftliches) Gefolge. 108,10 das Land der Wunder] Vermutlich ist nicht gemeint, dass die Champagne das Land besonders vieler Heiligen sei, deren Wundertaten als Voraussetzung ihrer Heiligsprechung galten, sondern dass auf den Katalaunischen Feldern nach wie vor die Geister lebendig seien, die 451 bei der Schlacht der Weströmer gegen den Hunnenkönig Attila gleichsam freigesetzt worden waren. Vielleicht zitierte Goethe auch (wie schon im Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. September 1792; vgl. zu 105,28) Lessing, der in „Nathan der Weise“ (III 10) Daja den Orient, in dem sich Wunderbares ereignet, „das Land / Der Wunder“ nennt (Lachmann/Muncker 3, 106). Die dreimalige Verwendung des Wortes ‚Wunder‘ in der „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 42, Z. 9; 65, Z. 14; 89, Z. 18) erlaubt keinen Hinweis auf die Bedeutung des Wortes im vorliegenden Brief. – Eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit Goethes Formulierung findet sich in Louise von Göchhausens in Neapel geschriebenem Brief an Wieland vom 3. Februar 1789: „O liebster Freund, welch ein Land ist dieß! Hier ist das Land der Wunder, hier würckt die Natur sichtlich in alle ihrer Größe 〈…〉!“ (WB 10.1, 149, Nr 171.) Auch Louise von Göchhausen hat vielleicht Dajas Formulierung bewusst übernommen. 108,13 Ste Menehould] Sainte-Menehould am Fluss Aisne, etwa 10 km östlich von Valmy gelegen. 108,14–15 Verschanzung welche Attila aufwerfen ließ] Das „Camp d’Attila“ bei La Cheppe (im Departement Marne), das auf den Hunnenkönig Attila zurückgeführt wird. 108,15 eine große Schlacht] Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, bei der Attila im Jahr 451 vom weströmischen Heerführer Aëtius geschlagen und zum Rückzug gezwungen wurde.
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108,16–17 das Schlachtfeld von Sompy] Gemeint ist wahrscheinlich das Feldlager in Sommepy-Tahure nahe Sainte-Menehould. 108,21 die Cartetschen Kugeln] Kartätsche (ital. cartoccio): Artilleriegeschoss mit Bleikugelfüllung. In der „Campagne in Frankreich“ hat Goethe unter dem 26. September 1792 sein Kartätschen-Erlebnis erzählt: Da man mich als auf mancherlei aufmerksam kannte, so brachte man alles was irgend sonderbar scheinen mochte herbei; unter andern legte man mir eine Kanonenkugel vor, ungefähr vierpfündig zu achten, doch war das Wunderliche daran sie auf ihrer ganzen Oberfläche in krystallisirten Pyramiden endigen zu sehen. Kugeln waren jenes Tags 〈bei der Kanonade von Valmy am 20. September〉 genug verschossen worden, daß sich eine gar wohl hierüber 〈nach Hans〉 konnte verloren haben. Ich erdachte mir allerlei Hypothesen, wie das Metall bei’m Gusse, oder nachher, sich zu dieser Gestalt bestimmt hätte; durch einen Zufall ward ich hierüber aufgeklärt. Nach einer kurzen Abwesenheit wieder in mein Zelt zurückkehrend fragte ich nach der Kugel, sie wollte sich nicht finden. Als ich darauf bestand, beichtete man: sie sei, nachdem man allerlei an ihr probirt, zersprungen. Ich forderte die Stücke und fand, zu meiner großen Verwunderung, eine Krystallisation die von der Mitte ausgehend sich strahlig gegen die Oberfläche erweitete. Es war Schwefelkies, der sich in einer freien Lage ringsum mußte gebildet haben. Diese Entdeckung führte weiter, dergleichen Schwefelkiese fanden sich mehr, obschon kleiner in Kugel- und Nierenform 〈…〉. (WA I 33, 84f.) 108,22–23 Canonade vom 20ten] Die Kanonade von Valmy vom 20. September 1792, die den Vormarsch der preußischen und österreichischen Truppen auf dem Weg nach Paris stoppte und ihren Rückzug, der am 29. September angeordnet wurde (vgl. zu 115,11) und in etwas über drei Wochen über Verdun nach Luxemburg und von dort nach Trier führte, veranlasste. Vgl. auch die Beschreibung der Kanonade in der „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 73–75), schließend mit Goethes Ausspruch zu den Umstehenden: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen“. (Ebd., 75.) An den Ausspruch erinnerten sich die Offiziere, mit denen Goethe am Abend des 28. Mai 1793 bei Marienborn zusammenkam, und er zitierte die Weissagung noch einmal in seinem Bericht „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 275). 108,28 Hl. Voigt] Christian Gottlob Voigt. 109,8–10 zu solchen Landschaften 〈…〉 in der Zeichenkunst erhielt] Über den Zeichenunterricht, den Goethe von 1758 bis 1761 erhielt, hat er in „Dichtung
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und Wahrheit“ berichtet (vgl. AA DuW 1, 100). Wahrscheinlich stammten viele der von ihm (wie von anderen Zeichenschülern) zu kopierenden Vorlagen aus den angesehenen Nürnberger Maler- und Kupferstecherwerkstätten, deren Werke seit dem 16. Jahrhundert im höchsten Ansehen standen. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang die Maler und Kupferstecher, von denen der junge Goethe vielleicht hat lernen sollen: Augustin Hirschvogel, Virgil Solis, Hans Sebald Lautensack, Joachim von Sandrart, Christoph Weigel und Johann Daniel Preißler. Unter Goethes Zeitgenossen waren die Kupferstecher Johann Georg Sturm und Heinrich Guttenberg sehr geschätzt. – In der „Campagne in Frankreich“ bemerkt Goethe unter dem 24. September 1792: Eine Bemerkung darf ich hier nicht unberührt lassen: wir kamen freilich zur ungünstigsten Jahrszeit in ein von der Natur nicht gesegnetes Land, das aber denn doch seine wenigen, arbeitsamen, ordnungsliebenden, genügsamen Einwohner allenfalls ernährt. (WA I 33, 83.) 109,16 Man schilt 〈…〉 Jupitern einen Jakobiner ia einen sans culotte.] Vermutlich ist nicht gemeint, dass Goethe von bestimmten Personen über die ‚Schelte‘ Kenntnis erhalten hatte. Schon Ende August hatte er sich ähnlich gegenüber Christian Gottlob Voigt geäußert (vgl. 99,5–6). Es ist wahrscheinlich, dass Revolutionsgegner die ‚Schelte‘ in Umlauf gebracht hatten, die den von den Jakobinern vertretenen antichristlichen ‚Kult der Vernunft‘ (der 1793 eine ‚Göttin der Vernunft‘ [Aphrodite] als höchstes Wesen bestimmte) als einen Rückfall in vorchristliche Zeiten charakterisieren wollten. – Den Ende August im Brief an Voigt genannten Jupiter Pluvius (99,5) erwähnte Goethe auch noch einmal indirekt im Brief an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 16. Oktober 1792 (Nr 131), dessen Rückseite er mit einer Zeichnung mehr historischen und topographischen als allegorischen (119,14) Inhalts versah: auf der linken Seite überstrahlt das Wappen einer Bourbonenlilie die Landschaft, auf der rechten Seite geht über dem preußischen Adler Regen nieder (vgl. Corpus VIb, Abb. 137). – sans culotte: franz.: ohne Hose. Gemeint ist die von Aristokraten und vielen Bürgerlichen gewöhnlich getragene Kniebundhose, an deren Stelle die Jakobiner und andere Revolutionsfreunde demonstrativ die lange Hose (franz. pantalon) trugen. Über die Möglichkeit, dass Goethe mit seiner Wendung auch an Jupiters „Liebschaften mit Sterblichen“ gedacht hat, vgl. Gerhard Femmel und Christoph Michel im Vorwort des von ihnen herausgegebenen Werks „Die Erotica und Priapea aus den Sammlungen Goethes“ (2. Aufl. Frankfurt a. M. und Leipzig 1993, S. 8f.). 109,21–22 den König der Könige zum Demokraten gemacht] Wieland hat in seinen zahlreichen Abhandlungen zur Französischen Revolution, die seit 1789 in dem von ihm herausgegebenen „Teutschen Merkur“ (1790 umbenannt in „Neuer Teutscher Merkur“) nie einen Zweifel daran gelassen, dass für ihn Ludwig XVI. der rechtmäßige und geeignete, mit weitgehenden Vollmachten ausgestattete König einer konstitutionellen Monarchie sei, als der besten denkbaren Staatsform, wie sie sich in England bewährt hatte und durch die Revolution in Frankreich mög-
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lich geworden war. In dem im Septemberheft 1790 (S. 58–90) erschienenen „Göttergespräch“ zwischen Jupiter Olympius, Sankt Ludwig, Heinrich IV. u.a., „Der vierzehnte Julius“ überschrieben, in dem der Jahrestag des Sturms auf die Bastille als ein großer nationaler Festtag beschrieben wird, sagt der Göttervater schnell nach der Eröffnung des Gesprächs (ebd., S. 59): „Hat man jemahls von einem so schnellen Uebergang von Knechtschaft zu Freyheit, einem raschern Sprung von der schmählichsten Herabwürdigung der Menschheit zum lebendigsten Bewußtseyn ihrer ganzen Würde und zur glänzendsten Entfaltung ihrer edelsten Kräfte, gehört?“ Später (ebd., S. 75f.) äußert sich Sankt Ludwig so: Wer so billig ist zu bedenken 〈…〉, daß Ludwig XVI. bis in die Mitte des Jahres 1789 〈…〉 bey jedem vive le Roi! das seit seinem Regierungsantritt seine Ohren erschütterte, nie etwas anders gedacht hatte, als daß sein Volk ihm dadurch eine unbedingte Bereitwilligkeit, alles für ihn zu thun und alles von ihm zu leiden, angelobe: der wird es ihm wahrlich zu gut halten, wenn er eben nicht mit schnellen Schritten herbeyeilt, der Na〈t〉ion, die vor kurzem noch Nichts war, eidlich zuzuschwören, daß er sie für die einzige Quelle aller Macht im Staate, sich selbst hingegen bloß für den ersten Bürgermeister des Reichs erkenne 〈…〉. Der Sprung von dem was er war, und wofür er von der ganzen Welt anerkannt wurde, zu dem was er jetzt vorstellt, ist gar zu groß! 〈…〉 Was ich an ihm bewundre, ist, daß er sich, bey allen so wenig erwarteten Ereignissen dieser Zeit noch immer mit so guter Art benommen hat. In dem nächsten Beitrag zum Thema, den Wieland im Novemberheft 1790 seiner Zeitschrift (S. 270–283) unter der Überschrift „Ein Göttergespräch“ veröffentlichte, wird – mit Blick auf die französischen Verhältnisse – dargelegt, welche Rechte und Pflichten einem aufgeklärten Monarchen zukommen. – Nach der im September 1791 beschlossenen Konstitution, die den König zwar formell an der Spitze des Staates beließ, ihm aber alle Entscheidungsbefugnisse nahm, sah Wieland die Zukunft Frankreichs in düsteren Farben, wie vor allem sein „Merkur“-Beitrag „Sendschreiben des Herausgebers des T. M. an Herrn P. ** zu ****“ (Januarheft 1792, S. 64–112), an den Goethe möglicherweise bei seiner Formulierung gedacht hat, deutlich macht. Darin heißt es (S. 92f.): „Die Konstituzion hat zwar erklärt, daß die französische Regierungsform monarchisch seyn soll; aber sie erklärt zugleich, daß die Souveränetät einzig und unzertrennlich der Nazion zugehöre. Der wahre Monarch ist also das Volk, und es ist schwer zu sagen, was der König in dieser demokratischen Monarchie seyn soll. Sie haben ihm beynahe alles Ansehen und alle Macht genommen, ohne welche die königliche Würde, den Zweck, für den sie da ist, nicht erfüllen kann; und so wie die Sachen zwischen dem Volk und dem Könige stehen, ist es moralisch unmöglich, daß jemahls ein gegenseitiges Vertrauen zwischen ihnen statt finde.“
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109,22–24 von der Sache seiner Oheime 〈…〉 abgezogen] Über die Herrschaftsverhältnisse in Frankreich vor der Revolution wird durchaus kritisch im Gespräch zwischen Jupiter, Sankt Ludwig, Heinrich IV. u.a. („Der vierzehnte Julius“; s.o.) räsoniert. – Lbden: Liebden als Titel und Anrede fürstlicher Personen, hier offenbar ironisch gemeint. 109,26 in Champagne] In der Champagne, der durch seine edlen Weine berühmten Provinz. 109,28–29 nicht mit rechten Dingen] Der Sage nach, wie sie zuerst im 6. Jahrhundert Damaskios in seiner Vita des Isidor von Alexandrien beschrieben hat, bekämpften sich die Geister der bei der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern Getöteten noch drei Tage lang nach dem Abzug Attilas und verschwanden auch danach nicht aus der Gegend. Vgl. Leo Weber: Die katalaunische Geisterschlacht. In: Archiv für Religionswissenschaft. Bd 33 (1936), S. 162–166. 109,32–33 der Glaube 〈…〉 was er nicht sieht] Vgl. Hebräerbrief 11,1: „Es ist aber der glaube eine gewisse zuversicht deß, daß man hoffet, und nicht zweiffelt an dem, das man nicht siehet.“ (Luther-Bibel 1772 NT, 241.) 110,2 jenem Töpfer] Vgl. Horaz’ Brief an die Pisonen („Ars poetica“), V. 21f.: „amphora coepit / institui: currente rota cur urceus exit?“ (Quintus Horatius Flaccus: De arte poetica liber / Die Dichtkunst. Lateinisch und deutsch. Einführung, Übersetzung und Erläuterung von Horst Rüdiger. Zürich 1961, S. 12). (Er 〈der Töpfer〉 begann eine Amphore 〈einen großen Tonkrug mit zwei Henkeln, zum Aufbewahren des Weins〉 zu formen: warum kommt durch die Drehungen der Scheibe am Ende ein 〈kleiner〉 Wasserkrug heraus?) Die Antwort: Die Töpferscheibe ist für die Herstellung einer Amphore nicht geeignet. Doch wichtig ist schließlich, dass der Krug gelungen ist, aus einem Guss und einzig („simplex 〈…〉 et unum“; Ars poetica, V. 23). 110,9 unser Fürst] Herzog Carl August. 110,12–13 nicht selbst schreibt] Carl August hatte seiner Mutter zuletzt am 2. September aus dem Lager bei Verdun geschrieben; sein nächster Brief (auf dem Rückzug, wieder vor Verdun, geschrieben) stammt vom 12. Oktober. Vgl. Carl August-Anna Amalia, 114–117. 110,19 Hans] Das Dorf Hans, in das sich die Armee am 23. September 1792 zurückgezogen hatte, liegt etwa 5 km nordwestlich von Valmy. Vgl. Goethes Tagebuch unter dem 23. September (GT II 1, 22) und die Erläuterung dazu (GT II 2, 454).
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BRIEF 123
123. An Carl Ludwig von Knebel Lager bei Hans, 27. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 131–132. – Doppelblatt 11,7 × 19 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand von fremder Hd, Bleistift: „27 Sept 1792 / im Lager bei“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (vgl. die Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 105–107, Nr 104. WA IV 10 (1892), 25–27, Nr 2950. BEIL AG E
Inliegendes (vgl. zu 112,3). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen 15. und 20. September 1792 (vgl. zu 110,21). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 110,21 Dein Brief] Er ist nicht überliefert. Da Goethe ihn bald nach dem Empfang beantwortet, ist er wahrscheinlich zwischen dem 15. und 20. September geschrieben worden. 110,23 Musterstück von Feldzug] Die Campagne in Frankreich, an der Goethe seit Ende August 1792 teilnahm. Vgl. auch zu 108,3 und zu 108,4. 110,27 et quorum pars minima fui.] Lat.: Ich bin als deren geringster (oder: sehr geringer) Teil auch dabei gewesen. Goethe variiert den Anfang von Vers 6 aus der Einleitung in den Bericht des Aeneas über den Untergang Trojas im 2. Gesang des Vergil’schen Epos: „et quorum pars magna fui“ (ich bin als deren beträchtlicher [großer] Teil auch dabei gewesen), nämlich bei den grässlichen Ereignissen, die in den folgenden 800 Hexameter-Versen geschildert werden. Vgl. auch Schillers Übersetzung der Verse (NA 15 I, 117), erschienen Anfang 1792 im 1. Band der „Neuen Thalia“. – Vermutlich lässt sich die Sentenz des Aeneas in unmittelbare Verbindung bringen mit Goethes fast drei Jahrzehnte später in die „Campagne in Frankreich“ übernommenem Ausspruch, den er nach der Kanonade von Valmy am 20. September 1792 gegenüber einer Schaar von Soldaten der geschlagenen preußischen Armee getan zu haben versicherte: „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.“ (WA I 33, 75.) 111,1 Einnahme von Verdun] Am 2. September 1792. Vgl. die Schilderung in der „Campagne in Frankreich“ (ebd., 26f.). 111,4 tourniren] Franz. tourner: umgehen.
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111,4 General Clairfait] François Sébastien Charles Joseph de Croix, Comte de Clerfayt, österreichischer Feldmarschall, Oberbefehlshaber der österreichischen Armee. Vgl. die „Campagne in Frankreich“ unter dem Datum des 13. bis zum 17. September (ebd., 52–57). 111,7 eine gewaltige Canonade] Die Kanonade von Valmy vom 20. September 1792. Vgl. zu 108,22–23. 111,21 in Opticis] Vgl. „Campagne in Frankreich“ unter dem 28. August und dem 12. September 1792 (WA I 33, 28f. und 50f.); außerdem „Tag- und Jahres-Hefte“ 1792: Mancherlei Naturerfahrungen schlangen sich, für den Aufmerksamen, durch die bewegten Kriegsereignisse. Einige Theile von F i s c h e r s physikalischem Wörterbuche begleiteten mich; manche Langeweile stockender Tage betrog ich durch fortgesetzte chromatische Arbeiten, wozu mich die schönsten Erfahrungen in freier Welt aufregten, wie sie keine dunkle Kammer, kein Löchlein im Laden geben kann. Papiere, Acten und Zeichnungen darüber häuften sich. (WA I 35, 21.) 111,22 Ich lese französche Schriftsteller] Weder aus der „Campagne in Frankreich“ noch aus den „Tag- und Jahres-Heften“ 1792, weder aus Briefen noch aus Gesprächen Goethes ist zu erfahren, mit welchen Schriftstellern er sich beschäftigte. 111,27 Durchl Herzoginnen] Herzoginmutter Anna Amalia und Herzogin Louise. 111,29 in Franckfurt gesehen] Goethe war vom 12. bis zum 20. August 1792 in Frankfurt gewesen; Herder hatte Aachen, wo er zur Kur weilte, am 20. August verlassen. Vgl. zu 87,15. 111,30 parabolisch] Die Form einer ‚Kegellinie‘ (einer ins Unendliche verlaufenden Kurve) bildend (griech. : Abweichung vom rechten Weg, Gleichnis; «: gewagt, gefährlich). 111,32 meine Wohnung] Während Goethes Abwesenheit von Weimar wurde unter Leitung von Johann Heinrich Meyer damit begonnen, das Haus am Frauenplan, das Herzog Carl August im Mai 1792 erworben und Goethe überlassen hatte, umzubauen. Vgl. zu 79,7–8. 112,3 Inliegendes] Um was es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. 112,3–4 Prinz August] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg.
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BRIEF 124
124. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Hans〉, 27. September 〈1792〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Die Jahreszahl ist mühelos zu ergänzen, weil Goethe nur 1792 im Lager bei Hans (etwa 5 km nordwestlich von Valmy) gewesen ist. Er traf dort am 23. September 1792, drei Tage nach der Kanonade von Valmy, ein und blieb bis zum 29. September. Vgl. Goethes Brief an Herzoginmutter Anna Amalia von 25. September (Nr 122); außerdem GT II 1, 22 und GT II 2, 454. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 11,8 × 14,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am unteren Blattrand beschnitten, deshalb fehlender Text; davon nur die Oberlänge eines „G“ erkennbar; hinter dem Datum von fremder Hd, Bleistift: „1792“. E: WA IV 10 (1892), 24, Nr 2948. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den nicht überlieferten Brief Meyers vom 7. September 1792 (vgl. zu 112,6). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 112,6 Ihr Blättchen] Es ist nicht überliefert. Über die Zustellung der Briefe aus Weimar in die Feldlager der alliierten Armee vgl. zu 99,1 und zu 100,2–3. 112,7 die Tüncher] Anstreicher, Maler (vgl. Grimm 11 I,2, 1783f.). – In seiner nicht überlieferten Antwort teilte Meyer mit, dass die Tüncher sich nicht sonderlich beeilten. Vgl. 114,11–13. 112,8 das Camin wohl gerathen] Das Substantiv wurde bis ins 19. Jahrhundert sowohl als Neutrum wie auch – danach fast ausschließlich – als Masculinum gebraucht. Vgl. Grimm 2, 603. – Der (oder: das) Kamin, von dem Goethe spricht, befindet sich im so genannten Gelben Saal (vgl. Abb. 9). 112,12 Chaalons] Châlons-sur-Marne zu erreichen, war nach der am 20. September erlittenen Niederlage bei Valmy (etwa 30 km nordöstlich von Châlons entfernt) nicht länger ein Ziel der preußischen Truppen, die sich aus Frankreich entfernten; am 11. Oktober zogen sie sich aus der am 2. September eroberten Stadt Verdun zurück, 10 Tage später betraten sie wieder deutschen Boden. Vgl. GT II 1, 24.
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Abb. 9: Goethehaus am Frauenplan, Gelber Saal mit Kamin, Fotografie
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BRIEFE 125/126
125. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Hans〉, 27. September 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 14. – 1 Bl. 11,7 × 18,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 24f., Nr 2949. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Christianes vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 5. und dem 7. September 1792 (vgl. zu 112,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 112,14 No 3.] Der erste nummerierte Brief ist der vom 10. September (Nr 120); zwischen diesem und dem vorliegenden gab es offenbar einen Brief, der nicht überliefert ist (vgl. EB 128). Die folgenden Briefe an Christiane hat Goethe nicht mehr nummeriert. 112,15 Dein Briefchen] Es ist nicht überliefert. Vermutlich war der Brief bereits in den Tagen zwischen dem 5. und dem 7. September 1792 geschrieben worden, aber erst am 26. September bei Goethe im Heerlager bei Hans eingetroffen, zusammen mit Johann Heinrich Meyers Brief vom 7. September (vgl. 112,6 und zu 100,2–3). 112,16 dem Kleinen] August, dem Sohn. Vgl. zu 93,16–17. 112,18 das Judenkrämchen] Goethe hatte Christiane – noch aus Frankfurt – Stoff geschickt. Vgl. zu 93,15. 112,22–23 bald wieder in Franckfurt] Da Frankfurt a. M. am 20. Oktober von den Franzosen besetzt wurde, änderte Goethe die Reiseroute und fuhr Anfang November von Trier zunächst nach Koblenz, dann weiter nach Düsseldorf; dort besuchte er Friedrich Heinrich Jacobi. Nach Weimar kehrte er erst am 16. Dezember 1792 zurück. 114,3–4 nächsten Brief] Der nächste überlieferte Brief Goethes an Christiane ist der am 10. Oktober im Lager bei Verdun begonnene und am 15. Oktober in Luxemburg fortgesetzte. Darin stellt Goethe zunächst in Aussicht: Vielleicht bin ich wenn du diesen Brief erhältst schon wieder in Deutschland. (117,19–20.) Und fünf Tage später glaubte er, vor Ende dieses Monats in Franckfurt (118,26–27) zu sein. Der dann folgende Brief vom 4. November aus Koblenz beginnt: Mein schöner Plan dich bald wieder zu sehen ist auf einige Zeit verrückt. (124,2–3.)
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126. An Johann Heinrich Meyer Lager bei Verdun und Luxemburg, 10. und 15. Oktober 〈1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Dass der Brief 1792 geschrieben wurde, ergibt sich aus seinem Inhalt. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 18,3 × 22,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Bleistift: „10 – 15 Octbr 1792“. E: WA IV 10 (1892), 27–29, Nr 2951. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet nicht überlieferte Briefe Meyers vermutlich aus dem Zeitraum zwischen 8. und 25. September 1792 sowie wahrscheinlich von Ende September 1792 (vgl. zu 114,7). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 114,7 Ihre Briefe] Die Wendung nun alle lässt vermuten, dass es sich um mehr als zwei Briefe gehandelt hat, von denen der am 7. September geschriebene am 26. September bei Goethe war (vgl. zu 112,6). In den dem 7. September folgenden zweieinhalb Wochen werden vermutlich zwei weitere Briefe Meyers an Goethe gegangen sein. Einer wird vielleicht mit dem nicht überlieferten Brief Voigts wahrscheinlich von Ende September, den Goethe am 6. Oktober erhielt (vgl. zu 115,12–13), befördert worden sein. 114,11 Tüncher] Anstreicher, Maler. Auf einen Bericht Meyers über deren Arbeit in Goethes neuem Domizil im Haus am Frauenplan war Goethe auch schon in seinem Brief vom 27. September 1792 eingegangen. Vgl. 112,7. 114,12 diese schmutzigen Schnecken] Damit sind wohl die Tüncher gemeint – schmutzig, weil Spuren von Baumaterialien und Farben an ihrer Kleidung hafteten, Schnecken, weil sie langsam arbeiteten. 114,14 die Zeichnung der Vase und Ihre Bemerckungen] Um welche Zeichnung es sich handelt, ist nicht bekannt. Vielleicht ist die gemeint, von der schon 1789 im Briefwechsel zwischen Goethe und Meyer die Rede war. Vgl. GB 8 II, zu 88,11. Sicher ist, dass Goethe versuchte, die Zeichnung zusammen mit Meyers Bemerckungen von Friedrich Justin Bertuch verlegen zu lassen, wie sich aus dessen Brief an Goethe vom 13. März 1793 ergibt: „Eur. HochwohlgbL. gebe ich hierbey HL. Meyers Abhandlung über die Hetrurische Vase mit verbindlichstem Dancke zurück. Ich habe mich durch die wiederhohlte Durchlesung derselben nur noch mehr überzeugt, daß 〈…〉 eine archäologische Abhandlung, die Herrn Meyers artistischen an die Seite träte, wohl unentbehrlich seyn möchte 〈…〉. Ich habe zwar, nach meiner letzten Unterredung mit Eur. HochwohlgbL., den HL. Ob. C. Rth. B ö t t i g e r, mit dem auch HL. Meyer schon voriges Jahr viel über diesen Gegenstand gesprochen hatte, hierüber einigermaßen sondirt; allein ich fand,
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daß er mit mir hierüber einerley Gefühl hatte, und daß ihm seine Bescheidenheit nicht erlaubte, diese Arbeit zu übernehmen, ohne von Ihnen bestimt dazu gewählt und aufgefordert zu seyn.“ (H: GSA 28/1, Bl. 104; vgl. auch RA 1, Nr 535.) 114,18 Faciusens Kopf] Es scheint, als habe Meyer einem seiner Briefe eine Arbeit von Friedrich Wilhelm Facius beigelegt, dem Münzen- und Gemmenschneider, der die besondere Förderung Goethes genoss. Vgl. GB 8 II, zu 131,19–22. 114,20–21 eine Anleitung zum Cameenschneiden] Durch Goethes Vermittlung kam Facius im Herbst 1792 nach Dresden, wo ihn der Steinschneider Tettelbach einige Monate unterrichtete. Vgl. zu 77,8–9. 114,22–23 in Weimar ausbilden] Facius kam nach seiner Ausbildung in Dresden und einem längeren Aufenthalt in seiner Heimatstadt Greiz im Juni 1793 nach Weimar zurück. Vgl. zu 170,24–25. 114,26 in Luxenburg] Goethe war auf dem Rückzug der preußischen Truppen von Frankreich nach Deutschland am 13. Oktober in Luxemburg (in zeitgenössischer Schreibung auch: Luxenburg) angekommen. Vgl. GT II 1, 24. 115,1 nach Trier] Trier wurde am 23. Oktober erreicht (vgl. zu 210,15–16). 115,1 Franckfurt] Goethe ging von Trier nicht nach Frankfurt a. M. Am 1. November verließ er Trier, reiste per Schiff auf der Mosel nach Koblenz, von dort über Bonn und Köln nach Düsseldorf (Pempelfort), wo er am 6. November bei Friedrich Heinrich Jacobi eintraf; dort blieb er vier Wochen. 115,4 unser Hauß] Goethes Haus am Frauenplan, das nach seinen und Meyers Plänen unter des Letzteren Anleitung umgebaut wurde. Der Umbau zog sich bis 1795 hin.
127. An Christian Gottlob Voigt Lager bei Verdun und Luxemburg, 10. und 15. Oktober 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 3–5. – Doppelblatt und 1 Bl. eingelegt mit Nachschrift: 117,4–8 Noch ein Wort! 〈…〉 gewesen wäre.; 1) Doppelblatt (Bl. 3 und 5) 18,5 × 22,9 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links, von fremder Hd, Tinte, Empfangsvermerk: „erh. den 24. Oct. 1792“; 2) 1 Bl. (Bl. 4) 9,3 × 8,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 32–35, Nr 2953.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Voigts wahrscheinlich von Ende September 1792 (vgl. zu 115,12–13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 115,11 Daß unser Kriegsstern rückgängig ist] Am 12. September 1792 hatte Carl August sein Feldlager bei Landres gegenüber dem Pass von Grandpré aufgeschlagen (vgl. GT II 1, 22). Dort blieb man bis zum 17. September, während es anderen Einheiten in dieser Zeit gelang, den Pass von Grandpré zu überqueren. Die Leitung der Alliiertenarmee plante nun, nach Überschreitung der Argonnen nach Reims und Châlons zu marschieren und auf ihrem weiteren Vormarsch die Armee des französischen Oberbefehlshabers Charles-François Dumouriez, die bei St. Menehould konzentriert war, in der Flanke anzugreifen, um so die Entscheidungsschlacht herbeizuführen. Am 19. September traf jedoch General François Etienne Christophe Kellermann mit seiner Armee bei Dumouriez ein. Kellermann, der seine Artillerie noch rechtzeitig bei Valmy auf einer Anhöhe gegenüber den anrückenden Alliierten aufstellen konnte, stoppte so am 20. September den Vormarsch der Invasionsarmee gegen die französischen Stellungen. Auch Herzog Carl Augusts Kürassiere, denen sich Goethe angeschlossen hatte, mussten ihren Vormarsch angesichts des starken Artilleriefeuers abbrechen und sich auf eine sichere Position zurückziehen. Sie waren von den folgenden Gefechten nicht direkt betroffen. Nach der Kanonade gegen die französischen Stellungen bei Valmy vom 20. September war die militärische Lage unverändert. Den Alliierten war es nicht gelungen, die Verteidigungslinien der Franzosen zu durchbrechen, geschweige denn den Gegner zu vernichten. Der Angriff musste wegen des starken Artilleriefeuers des Gegners und der Unwegsamkeit des aufgeweichten Terrains abgebrochen werden. An den folgenden Tagen verblieben beide Seiten in ihren Stellungen. Kellermann und der preußische General Graf von Kalckreuth vereinbarten eine informelle Waffenruhe, und man tauschte die Gefangenen aus. Das preußische Hauptquartier, wo sich auch Goethe und Carl August aufhielten, befand sich zu dieser Zeit in dem kleinen Ort Hans nördlich von Valmy. Während der Waffenruhe verschlechterte sich die Lage der Alliiertenarmee von Tag zu Tag, weil der Nachschub an Lebensmitteln und Versorgungsgütern nicht mehr gewährleistet werden konnte und das anhaltende Regenwetter die Gesundheit der Soldaten beeinträchtigte. Am 29. September sah sich die Führung der Alliiertenarmee gezwungen, den Rückmarsch zu befehlen. Bei dem noch in der Nacht zum 30. September gestarteten Rückzug war die Armee am 9. Oktober wieder in Verdun angekommen, wo man für drei Tage ein Lager aufschlug (vgl. GT II 1, 23f.). Vgl. dazu insgesamt auch die Lageberichte Carl Augusts in seinen Briefen an Christian Gottlob Voigt, 24. September und 12. Oktober 1792; LATh – HStA Weimar, Nachlaß Voigt, Nr 9, Bl. 51–52 und 53–54. 115,11–12 Ihr Fragezeichen vor ?C h a a l o n s war wohl angebracht] Nach Châlons konnte die Armee der Alliierten nicht mehr wie geplant vorrücken (vgl. die vorangehende Erläuterung).
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115,12–13 erhielt Ihren lieben Brief bey Dun auf unsrem Rückmarsche] Auf dem Rückzug erreichte die Armee am Abend des 6. Oktober 1792 Dun-surMeuse und biwakierte dort (vgl. GT II 1, 23). Der erwähnte Brief Voigts, der vermutlich wieder von einem Botenkurier aus Weimar zum Transport von Papieren und Briefen für Herzog Carl August befördert worden war, ist nicht überliefert. Er wurde wahrscheinlich Ende September geschrieben (vgl. zu 99,12). 115,18 in diesen sechs wochen] Goethe bezieht sich hier auf die leidvollen Erlebnisse während des Feldzuges der alliierten Armee in Frankreich, seit er am 27. August 1792 bei Longwy zum Regiment Herzog Carl Augusts gestoßen war (vgl. zu 94,22). Der am 30. September begonnene Rückmarsch von Valmy über Rouvroy, Grandpré, Sivry-lès-Buzancy, die Maas entlang bis Verdun (vgl. GT II 1, 23), bei dem Herzog Carl August die Avantgarde zu führen hatte, verlief anfangs in geordneten Formen, wuchs sich aber aufgrund des anhaltenden Regenwetters und der unbefahrbaren Wege immer mehr zu einem Desaster aus. Verwundete konnten nicht mehr versorgt und mussten zurückgelassen werden, Infektionskrankheiten grassierten, Fourage und trockene Unterkünfte waren kaum noch vorhanden. Die Lebensmittelreserven des Landes waren bereits auf dem Vormarsch erschöpft worden. Goethe erlebte die Zustände während des Rückmarsches hautnah mit, unter anderem war seine Reisechaise abhanden gekommen, und er war gezwungen, ohne sein Gepäck auszukommen. Die Armee der Alliierten musste die Pläne, in einer der eroberten Festungen zu überwintern, rasch aufgeben und sich immer weiter in Richtung deutscher Grenze zurückziehen. In den Tagen nach dem 20. Oktober erreichten die Truppen das Herzogtum Luxemburg. Goethe schilderte die Details dieses Rückzugs in der „Campagne in Frankreich“ (vgl. WA I 33, 94–142). 115,20 Herzog ist recht wohl und ich habe mich auch gut gehalten] Tatsächlich war Goethe gesundheitlich angeschlagen, wie überlieferte Arztrechnungen zeigen (vgl. Wilson, Weimar und Revolution, 389, Anm. 18). Zu Carl August vgl. zu 106,5. 115,21 Ihre Briefe] Voigt hatte seit Goethes Abreise zur preußisch-österreichischen Armee in Frankreich am 8. August 1792 mindestens dreimal an Goethe geschrieben, einmal noch im August und zweimal im September 1792. Die Briefe sind nicht überliefert (vgl. zu 99,12; zu 105,13–14; zu 115,12–13). 115,23 Hinterlassnen Freunde] Hauptsächlich sind hier wahrscheinlich Knebel, Herder und Wieland sowie Goethes Kollegen im Geheimen Consilium gemeint. 115,23–24 die Geschäffte die mich interessiren] Voigt hatte Goethe in seinen Briefen über die wichtigsten Ereignisse der Weimarer Amtsgeschäfte auf dem Laufenden gehalten. Dies betraf neben den Entwicklungen an der Jenaer Universität nach den vorausgegangenen Studenteninsurrektionen (vgl. zu 106,10) und weiteren Consiliumsangelegenheiten (vgl. zu 117,5–6) insbesondere die Fortschritte im Bereich des Ilmenauer Bergbaus (vgl. 105,13–17 und zu 116,19–20). Über den letztgenannten Punkt informierte Voigt auch noch einmal ausführlich in seinem
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Brief vom 15. Oktober 1792 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 83–87). Wahrscheinlich hatte Voigt auch über den Stand der Arbeiten am Schloss berichtet. 115,25 der Ahndungs und Traumgeist unserer Freundinnen] Worauf Goethe hier Bezug nimmt, ist nicht klar. 116,3 Luxenburg] Goethe hatte Luxemburg (zeitgenössische Schreibung auch Luxenburg) und damit eine erste Station auf dem Boden des römisch-deutschen Reiches am Abend des 13. Oktober 1792 erreicht (vgl. GT II 1, 24). 116,4 Ich hatte mich ganz ruhig in Verdün niedergelassen] Goethe hatte sich am 9. Oktober vom Armeetross der Alliierten und Herzog Carl August getrennt, um als verantwortlicher Begleiter einer kleinen Gruppe aus dem engen Umfeld des Herzogs umgehend nach Verdun zu gehen (vgl. die folgende Erläuterung). 116,5–6 die Krancken zu pflegen die ich mit mir hatte] Goethe war mit seinem Diener Paul Goetze sowie Kammerdiener Johann Conrad Wagner und dem weimarischen Husaren Nicolaus Lieser von Herzog Carl August vorausgeschickt worden, um dessen an der Ruhr erkrankten Begleiter, Kammerdiener Johann Christian Venus, und den Kornett Wilhelm von Vogelsang aus dem Regiment, die sonst hätten zurückgelassen werden müssen, zur Behandlung nach Verdun zu bringen (vgl. Wagner, Tagebuch, 182). Die Gruppe um Goethe erreichte Verdun noch am gleichen Tag: „Nachmittag 4 Uhr kamen wir in Ve r d u n an 〈…〉.“ (Ebd.) 116,6–7 ausgeboten wurden und dl. 11. früh Verdün verlassen mußten] Die Hoffnung, die Armee der Alliierten werde in den Festungen Verdun und Longwy überwintern können, erwies sich als Illusion, da diese eiligst geräumt und den nachrückenden gegnerischen Revolutionstruppen übergeben werden musste. Schon am 11. Oktober 1792, am „Morgen um 8 Uhr“ (ebd., Bl. 79); setzten Goethe und seine Begleitung den Rückweg fort, um über Longwy nach Luxemburg zu gehen (vgl. GT II 1, 24), wo man ab dem 13. Oktober ordregemäß auf die nachrückende Alliiertenarmee mit Herzog Carl August wartete: „Biß hieher hatten wir von DurchL: Herzog O r d r e zu gehen. Hier musten wir die A r m e é oder weitere Befehle erwarten.“ (Wagner, Tagebuch, 191.) 116,7–9 unglücklichen Einwohner 〈…〉 Hände der Patrioten kommen sollten] Die Bürger von Longwy und Verdun waren nach der kampflosen Übergabe der Festungen an die Armee der Alliierten in Paris offiziell zu Verrätern erklärt worden. 116,9 Die Chaussee von Verdün hierher] Die Straße von Verdun über Longuyon und Longwy nach Luxemburg. Die herzoglichen Schatullrechnungen verzeichnen in Verdun und Trier drei Reparaturen an Goethes Chaise (vgl. Wilson, Weimar und Revolution, 390, Anm. 19). 116,11–12 Armee ist noch zurück, sie wird sich aus Franckreich ziehen] An Christiane Vulpius schrieb Goethe, dass er sich nicht vorstellen könne, wie Menschen und Wagen aus Frankreich herauskommen sollten (vgl. 118,30–33). Die Armee der Alliierten erreichte erst allmählich in den Tagen nach dem 20. Ok-
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tober 1792 wieder das Gebiet des römisch-deutschen Reiches. In der Gegend um Trier wurde ein erstes Lager bei Wasserbillig an der Mündung der Saar in die Mosel aufgeschlagen (vgl. Herzog Carl August an Herzoginmutter Anna Amalia, 27. Oktober 1792; Carl August-Anna Amalia, 117). Am 26. Oktober begegneten sich Herzog Carl August und Goethe erstmals wieder in Trier, wohin Goethe von Luxemburg aus mit seinem Diener Paul Goetze und Johann Conrad Wagner am 21. Oktober aufgebrochen war und wahrscheinlich seit dem 23. Oktober Aufenthalt genommen hatte (vgl. Wagner, Tagebuch, 197–202). 116,12–13 Emigrirten 〈…〉 werden Deutschland wieder überschwemmen] Die französischen Emigranten waren der Armee der Alliierten beim Einmarsch in Frankreich als gesondertes Corps, das 1790 von Louis VI. Henri Joseph de Bourbon, Prince de Condé zusammengestellt worden war, gefolgt und mussten sich jetzt wieder in Sicherheit bringen. 116,13–14 Die Prinzen waren in Arlon als ich durchging.] Die Prinzen der Familie Bourbon; die emigrierten Brüder Ludwigs XVI., Charles Philippe, Graf von Artois, der spätere König Karl X., der schon im Juli 1789 Frankreich verlassen hatte, und sein älterer Bruder Louis Stanislas Xavier, Graf von Provence, der spätere König Ludwig XVIII., der im Juni 1791 nach Deutschland gegangen war. Sie standen an der Spitze des Emigrantenheeres, dem auch Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, der Sohn von Louis Henri Joseph de Bourbon-Condé, angehörte. In Arlon, einem kleinen Ort an der Grenze zum Herzogtum Luxemburg, 20 km nördlich von Longwy, wohin die Gruppe um Goethe am 13. Oktober 1792 auf ihrer Fahrt nach Luxemburg einen Abstecher gemacht hatte, um dort lebende Verwandte des sie begleitenden Husaren Nicolaus Lieser zu besuchen (vgl. Campagne in Frankreich; WA I 33, 140f.), war man wie schon öfter im Frankreichfeldzug Einheiten der Emigrantenarmee begegnet (vgl. ebd., 118, 167, 202, 206–208). Goethe berichtet in der „Campagne in Frankreich“ über ein „paar sonderbare Wagen“ in Arlon, welche „die Assignatenfabrik der Emigranten enthalten“ hätten (ebd., 141). Näheres zu den Bourbonen-Prinzen wird hier nicht mitgeteilt (vgl. aber ebd., 11, 48f., 118, 167, 202, 206–208). 116,14 Dieser Feldzug] Nicht nur die Invasion der Alliiertenarmee in Frankreich hatte in einer Katastrophe geendet, es bestand angesichts des raschen Vorstoßes der nachrückenden Franzosen auf das Reichsgebiet, insbesondere nach der Einnahme von Mainz und Frankfurt a. M. am 21. bzw. 22. Oktober 1792, die Gefahr, dass der Krieg sich zu einem Reichs- oder gar einem europäischen Krieg ausweiten würde. Goethe fühlte sich, wie in seiner Schlussbemerkung deutlich wird, an die Zeit des Dreißigjährigen Krieges erinnert (vgl. 117,7–8) 116,17 Ich hoffe Ihnen bald von Franckfurt zu schreiben] Goethe konnte seinen Plan, über Frankfurt a. M. nach Weimar zurückzureisen, nicht ausführen, weil die Stadt bereits am 22. Oktober 1792 von den Franzosen eingenommen wurde und bis zum 2. Dezember besetzt blieb. Daher reiste er am 1. November von
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Trier aus per Schiff (vgl. zu 116,11–12) über Traben-Trarbach bis Koblenz und dann weiter nach Düsseldorf, von wo aus er am 6. November Friedrich Heinrich Jacobi in Pempelfort besuchte und vier Wochen blieb (vgl. zu 123,10). – Ein weiterer Brief an Voigt vor Goethes Rückkehr nach Weimar (vgl. die folgende Erläuterung) ist nicht bekannt. 116,18 bald bey Ihnen zu seyn] An den Aufenthalt bei Jacobi bis zum 4. Dezember schloss Goethe noch Abstecher nach Duisburg und Münster an, wo er zunächst den befreundeten Philosophen Friedrich Viktor Leberecht Plessing (vgl. zu 126,21) und vom 6. bis 10. Dezember Amalia Fürstin von Gallitzin besuchte (vgl. zu 126,19). Erst am 16. Dezember 1792 traf er wieder in Weimar ein (vgl. zu 127,13). 116,19–20 Zum Ilmenauer Flöz können wir uns Glück wünschen] Über das am 3. September 1792 erreichte Kupferschieferflöz im Ilmenauer Johannisschacht hatte Voigt wahrscheinlich in seinem Bezugsbrief von Ende September informiert. Bis dahin hatte Goethe, der Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission war, davon offensichtlich noch nichts erfahren. In seinem letzten Brief an Voigt vom 10. November hatte Goethe noch gehofft, er möchte nur hören daß einmal das Flöz ersuncken ist. (105,16–17; vgl. auch zu 105,16–17.) 116,20–21 das Geschäft gleichsam von vorne angeht] Die Erwartung, dass das Ilmenauer Bergwerksunternehmen jetzt in eine Phase gewinnbringender Erzförderung kommen würde, erfüllte sich nicht. Bei den angestellten Erzschmelzversuchen stellte sich heraus, dass das geförderte Erz nur einen sehr geringen Metallgehalt besaß. Bis April 1793 förderte man aus den drei Örtern des Schachtes ungefähr 2500 Tonnen Schiefer und Sanderz. Bei den Probeschmelzen konnte in dem nach der Aufbereitung verbliebenen Erzkonzentrat, das etwa 4% des Fördergutes entsprach, 30% Blei, 2% Kupfer und 0,1% Silber festgestellt werden. Auch in der Folgezeit stieß man nicht auf reichhaltigere Erzlager (vgl. Goethe und Bergbau, 73f.). 116,21–22 daß wir diesen Punckt eher als die Preußen Paris erreichen] Goethe hatte noch im September 1792 geglaubt, die Einnahme von Paris werde sich mit Erfolgsmeldungen vom Ilmenauer Bergwerk verbinden (vgl. zu 105,17). 116,23 Der Herzog ist nicht abgeneigt Titeln einrücken zu lassen] Wahrscheinlich ist Carl Wilhelm Ernst Tittel gemeint, der die Weimarer Redouten als Pächter bewirtschaftete. In dieser Angelegenheit gab es offensichtlich neuerlichen Entscheidungsbedarf aufseiten Herzog Carl Augusts. Im Mai und Juni 1793 wurde noch einmal darüber verhandelt, als es um die die Verlängerung der Konzession für Tittels Pachtgewerbe ging (vgl. zu 149,22 und zu 161,6). 116,25 vor Weynachten zu Hauße] Goethe kehrte am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück (vgl. zu 127,13), während Herzog Carl August nach der Besetzung von Mainz und Frankfurt a. M. durch französische Truppen weiterhin bei seinem Regiment, das noch in Winterquartieren im Westen Deutschlands lag, fest-
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gehalten wurde und die Auffassung vertrat, „daß die C a m p a g n e nicht vor beschloßen geachtet werden kan.“ (Herzog Carl August an Goethe, 27. Dezember 1792; H: 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 167.) Der Herzog kam erst am 16. Dezember 1793 wieder in Weimar an (vgl. FB 1793, S. 253). 116,27–28 Jetzt da ich einige Tage geruht habe] Nachdem sich Goethe am 9. Oktober 1792 auf dem Rückmarsch der Alliiertenarmee vom Herzog und seinem Regiment mit einer kleinen Gruppe von Begleitern getrennt hatte (vgl. zu 116,4), um Kranke und Verwundete zur Genesung nach Verdun zu bringen (vgl. zu 116,5–6), war er am 11. Oktober von dort bereits wieder aufgebrochen, um weiter nach Luxemburg zu gehen, das er am Abend des 13. Oktober erreicht hatte (vgl. zu 116,6–7). Hier, der ersten Station auf dem Boden des römisch-deutschen Reiches, verbrachte Goethe mit seinen Begleitern bis zum 21. Oktober zum ersten Mal seit längerem eine gute Woche in relativer Ruhe und Sicherheit „Diese 7. Tage waren Tage des Danckes und der Ruhe, auf teutschen Boden.“ (Wagner, Tagebuch [20. Oktober 1792], 196.) 116,30–31 Helmershaußen ist ja wohl ausgezogen 〈…〉 im Besitze des Quartiers.] Obwohl der Auszug des Vorbesitzers, Paul Johann Friedrich Helmershausen, aus dem Haus am Frauenplan im Kaufvertrag vom 30. April 1792 für Michaelis 1792 (29. September) festgesetzt war (vgl. zu 71,8–9), wurden am Haus schon seit Mai 1792 Umbau- und Renovierungsarbeiten vorgenommen (vgl. zu 73,8). Um das Baugeschehen intensivieren und auf den bisherigen Wohnbereich Helmershausens im Vorderhaus ausweiten zu können, war der vereinbarte Auszugstermin für Goethe wichtig, der beabsichtigte, noch vor Weihnachten in sein neues Domizil einziehen zu können. Die Aufsicht über die Umbauarbeiten führten während Goethes Abwesenheit Johann Heinrich Meyer und Christiane Vulpius. 116,32–33 Ich hoffe zu Ende dieses Monats in Franckfurt 〈…〉 in Weimar zu seyn.] Goethe änderte seinen Reiseweg und fuhr nicht nach Frankfurt a. M. (vgl. zu 116,17). Er kam nicht Mitte November, sondern erst Mitte Dezember 1792 zu Hause in Weimar an (vgl. zu 116,25). 116,34 Es wäre schön wenn es uns mit Lobeda reüissirte.] In seinem letzten Brief vom 10. September 1792 hatte Goethe Voigt gebeten, sich danach zu erkundigen, ob nicht das griesheimsche Rittergut in Lobeda käuflich zu erwerben sei, für das sich Goethe interessierte (vgl. 105,21–26). Offensichtlich konnte Voigt in seinem Antwortbrief diesbezüglich nur vage Aussichten machen. 116,36–117,1 biß Sie von Franckfurt einen erhalten] Weitere Briefe Goethes oder Voigts während der noch zwei Monate währenden Abwesenheit Goethes sind nicht bekannt (vgl. auch zu 116,32–33). 117,1 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1. 117,1 Bohls] Mit Johanne Susanne Bohl und dem Ehemann, Johann Justin Bohl, war Goethe gut bekannt (vgl. GB 8 II, zu 81,1 und zu 81,3–4). Im voraufgegangenen Brief an Voigt vom 10. September 1792 hatte Goethe um Unterstützung
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durch Johann Justin Bohl, den Bürgermeister von Lobeda bei Jena, in der Angelegenheit des avisierten Erwerbs des griesheimschen Gutes in Lobeda gebeten (vgl. zu 105,21–22 und zu 105,25–26). 117,2 den Herrn Geheimeräthen] Gemeint sind Goethes Kollegen im Geheimen Consilium (vgl. zu 99,15). 117,2–3 gratuliren Hl. v. Fritsch zu der Ehre 〈…〉 sein Hl. Sohn erworben] Der Sohn Jacob Friedrich von Fritschs, Kürassierleutnant Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch, hatte den preußischen Militärverdienstorden erhalten, weil er maßgeblich dazu beigetragen hatte, einen geplanten Vorstoß französischer Truppen am 15. September 1792 auf Trier zu verhindern. Am 23. Oktober 1792 gratulierte Goethe ihm persönlich zu seiner Auszeichnung (vgl. zu 120,21; vgl. auch „Campagne in Frankreich“; WA I 33, 149f.). 117,5–6 daß das Geh Cons. 〈…〉 Krieg für einen Reichskrieg erklärt hat] Das Geheime Consilium in Weimar hatte in einem Vortrag an Herzog Carl August über den Comitialbericht des Reichstagsgesandten Johann Eustachius Graf von Görtz zum Antrag des Kaisers Franz II. beim Regensburger Reichstag vom 1. September 1792 informiert, Frankreich den Reichskrieg zu erklären (vgl. Kaiserlich-allergnädigstes Hof-Dekret an die Hochlöbliche allgemeine Reichsversammlung zu Regensburg, de dato 1ten September 1792. Den von Seiten Frankreich im Elsaß, Lothringen und sonst geschehenen und fortdauernden Friedensbruch, und die von Reichs wegen deßwegen vorzukehrenden Maasregeln betreffend, Regensburg; LATh – HStA Weimar, Krieg und Frieden H 1630, Bl. 18–22; Beilagen: Bl. 23–44). Görtz, der auf dem Regensburger Reichstag auch Preußen vertrat, hatte in seiner Berichterstattung den Eindruck erweckt, es scheine „ohnbezweifelt daß über den ersten Punkt der q u a e s t i o n i s: An der Kriegs-Erklärung bey keinem Hof einiges Bedencken obwalten werde 〈…〉.“ (Extract aus der Comitial-Relation, 10. September 1792; ebd., Bl. 17.) Zu einer offiziellen Erklärung über den Beitritt des Herzogtums zum Reichskrieg war das Geheime Consilium nicht befugt. Es hatte aber in seinem Vortrag die Empfehlung ausgesprochen, Sachsen-Weimar möge sich der auf dem Reichstag geäußerten Meinung, dass einzelne Territorien sich in dieser Frage auch als neutral erklären dürften, nicht anschließen, weil die Beziehungen zu Preußen und Österreich dies unratsam erscheinen ließen (vgl. Vortrag des Geheimen Consiliums vom 18. September 1792; ebd., Bl. 132–134; vgl. auch Wilson, Weimar und Revolution, 367f.). Herzog Carl August reagierte in einem am 10. Oktober 1792 erlassenen Marginaldekret auf den Vortrag des Geheimen Consiliums zunächst noch ausweichend und ordnete an, Görtz dahingehend zu instruieren, dass er sich vorläufig dafür einsetze, dass der kaiserliche Antrag vom 1. September 1792 auf dem Reichstag noch weiter beraten werden möge. Außerdem sollte das Geheime Consilium sich zuvor noch mit Kurhannover, Sachsen-Gotha und Altenburg sowie Kursachsen abstimmen, damit man mit diesen Höfen zu einer gemeinsamen Haltung fände (vgl. LATh – HStA Weimar, Krieg und Frieden
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H 1630, Bl. 132; vgl. auch Politischer Briefwechsel 2, 39). In einem Brief an Christian Friedrich Schnauß vom 12. Oktober 1792 ergänzte der Herzog diese Anweisung noch durch die Bemerkung: „〈…〉 ich würde Ihnen beypflichten, wenn gegenwärtig nicht Hofnung wäre, daß wir von der unangenehmen Angelegenheit diesesmal gänzlich frei bleiben würden. Der Krieg kann schwerlich lange dauern, denn Oesterreich wird so wie Preußen einsehen, daß es keine kleine Sache ist, eine Nation wie die französische mit Gewalt der Waffen zu unterwerfen.“ (LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv XIX, Nr 111b, Bl. 11f.; vgl. auch Wilson, Weimar und Revolution, 385.) Zur Ausrufung des Reichskrieges durch den so genannten Reichsfürstenrat kam es erst Ende November 1792. Im Januar 1793 wurde er auch im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach öffentlich proklamiert. Vgl. zu 104,20.
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H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 15–16. – Doppelblatt 18,4 × 22,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 29–31, Nr 2952. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Christiane Vulpius wahrscheinlich von Ende September 1792 (vgl. zu 117,10). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 117,10 Deine Briefe] Goethe hatte seit seiner Abreise aus Weimar wahrscheinlich drei Briefe sowie das genannte Paket von Christiane erhalten (vgl. zu 95,17 und zu 112,15). Der Bezugsbrief zum vorliegenden Brief von Ende September dürfte wie der Brief Meyers (vgl. zu 114,7) und der Voigts (vgl. zu 115,12–13) in einer gemeinsamen Sendung per Kurier am 6. Oktober bei Goethe eingetroffen sein. Die Briefe sind nicht überliefert. 117,10 das Packet] Sein Inhalt ist nicht bekannt. Das Paket war offensichtlich vor längerer Zeit, vermutlich mit Christianes Brief vom 5. bis 7. September (vgl. zu 112,15), angekündigt worden. 117,14 das Judenkrämchen] Vgl. zu 93,15. 117,15 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 117,16–17 auch was haben] Was Goethe wann seinem Sohn als Geschenk schickte oder persönlich gab, ist nicht bekannt.
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117,18 nicht nach Paris] Dass die preußische Armee und mit ihr auch das Regiment von Herzog Carl August seit Ende September auf dem Rückzug waren, hatte Goethe am 15. Oktober auch in den Briefen an Johann Heinrich Meyer und Christian Gottlob Voigt mitgeteilt (vgl. zu 114,26 und zu 115,11). 117,20 wieder in Deutschland] Goethe kam, nachdem er eine Woche in Luxemburg gewesen war, am 23. Oktober wieder nach Trier (vgl. zu 210,15–16), verließ die Stadt am 1. November und machte sich per Schiff auf nach Koblenz, von dort nach Düsseldorf, wo er am 6. November eintraf. Er blieb vier Wochen bei Friedrich Heinrich Jacobi in Pempelfort; am 16. Dezember 1792 traf er wieder in Weimar ein (vgl. zu 116,32–33). 117,24 Hypochondrie] Vgl. zu 103,9. 118,1 Ubel des kleinen] Welche Krankheit Sohn August befallen hatte, ist nicht bekannt. 118,8 in Helm. Quartier] Beim Verkauf seines Hauses am Frauenplan an Herzog Carl August (am 30. April 1792) hatte sich Paul Johann Friedrich Helmershausen das Recht ausbedungen, noch eine Zeit lang das Vorderhaus benutzen zu dürfen. Vgl. auch zu 103,19 und zu 116,30–31. 118,9 H. G. AssRath] Vgl. Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. und 15. Oktober (Nr 127; vgl. 116,30–31). 118,10 die Treppe und der Haußplatz] Die neue Treppe für das große Treppenhaus, die Goethe selbst entworfen hatte, wurde bis zu seiner Ankunft in Weimar (am 16. Dezember 1792) fertig. Vgl. auch Goethes Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 25. und 31. Dezember 1792: Mein Vorhauß und meine Treppen sind gut gerathen, mein Hauß übrigens noch ziemlich unwohnbar. (130,9–11; vgl. auch zu 127,14; außerdem Jochen Klauß: Der „Kunschtmeyer“. Johann Heinrich Meyer: Freund und Orakel Goethes. Weimar 2001, S. 87–94.) 118,14 wieder einen Brief] Der nächste überlieferte Brief Goethes an Christiane, in Koblenz geschrieben, stammt vom 4. November (Nr 135). Dass Goethe in der zweiten Oktoberhälfte nicht an Christiane geschrieben hat, ist unwahrscheinlich; doch wann dies geschehen wäre (vielleicht während des mehr als einwöchigen Aufenthalts in Trier), lässt sich nicht ermitteln. 118,14 in die Comödie gehen] Die Weimarer Hoftheater-Gesellschaft hatte vom 23. August bis zum 1. Oktober 1792 in Erfurt gastiert; die erste Vorstellung der neuen Spielzeit in Weimar fand am 4. Oktober mit dem Schauspiel „Der Papagoy“ 〈sic〉 von August von Kotzebue statt. Ob Christiane während Goethes Abwesenheit das Theater besucht hat, ist nicht bekannt. Im Mai 1793 schreibt sie einmal: „Gester wahrt ich in der Comedie“ (H: GSA 28/2, Bl. 163; vgl. Goethe-Christiane 1, 18). Wenn das vermutete Briefdatum (24. Mai) zutreffend ist, sah Christiane am 23. Mai 1793 das Trauerspiel „Ignez de Castro“ von Friedrich Julius Heinrich von Soden. Mit „Comedie“ 〈Komödie〉 ist das Schauspielhaus gemeint.
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118,20 Venus] Johann Christian Venus, Kammerdiener des Herzogs Carl August (vgl. zu 116,5–6). 118,26 geh ich nach Trier] Goethe verließ Luxemburg am 21. Oktober und traf am 23. Oktober in Trier ein; dort blieb er bis zum 1. November 1792 (vgl. zu 116,11–12 und zu 116,17). 118,27 in Franckfurt] Nach Frankfurt a. M. ging Goethe nicht; die Stadt wurde am 22. Oktober 1792 von den Franzosen besetzt. Die Besatzung dauerte bis zum 2. Dezember 1792 (vgl. zu 116,17). 118,29–30 das Elend 〈…〉 nicht beschreiben] 30 Jahre später beschrieb Goethe in seiner „Campagne in Frankreich“ viele Situationen und Stationen des Elends. Vgl. beispielsweise die Schilderungen unter den Daten des 3., 11. und 21. September sowie des 1. und 7./8. Oktober (WA I 33, 37–43, 47f., 78f., 100f. und 120–123). 119,1–2 wieder zusammen] Goethe kehrte erst am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurück (vgl. zu 127,13).
129. An Friedrich Justin Bertuch
〈Luxemburg, 16. Oktober 1792〉 → Weimar
DATIERUN G
Vgl. Überlieferung (Datierungsvermerk Bertuchs). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 06/628. – 1 Bl. 20,5(–20,9) × 15,2(–18,3) cm, Papier beschnitten, mittlerer Teil des Kuvertbriefs beschrieben (Text: 11,9 × 7,9 cm), egh., Tinte; S. 2 in der Mitte Adresse, egh., Tinte: Herrn / Legations Rath / Bertuch / Wohlgebl / Weimar., darüber Datierungsvermerk Bertuchs: „Luxenburg dL. 16n Oct. 1792 / HL. v. Göthe.“; Siegelspuren, Papierausriss durch Siegelöffnung. E: GJb 4 (1883), 199, Nr 3 (Ludwig Geiger). WA IV 10 (1892), 35, Nr 2954 (nach E; Hinweis auf den Verbleib der Ausfertigung sowie Ergänzungen und Textkorrektur in den „Berichtigungen“; WA IV 30 [1905], 259). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 119,5 Mlle Brossard] Jeanette Brossard, Geliebte des Herzogs Carl August während dessen Kavalierstour 1774/75 in Frankreich (vermutlich mit Vaterschaftsfolgen, weshalb die Pension [119,5] bis 1804 zu zahlen war). Vgl. die einleitende
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Erläuterung zu Goethes Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 20. November 1779 (GB 3 IIB, Nr 549) und die folgenden Einzelstellenerläuterungen. – Jeanette Brossard hatte am 7. Oktober 1792 aus Epernay (Champagne) an Goethe geschrieben, sie und ihre Familie seien in großer Not und benötigten dringend die jährliche Pension aus der herzoglichen Schatulle; sie habe darum bereits dreimal vergebens gebeten. Vgl. WA IV 10 (1892), 371f., zu Nr 2954, außerdem RA 1, Nr 470. – Am 25. November schrieb Jeanette Brossard ein weiteres Mal an Goethe, sie habe das Geld immer noch nicht erhalten, obwohl sie schon sechs oder acht Briefe an Bertuch, den Schatullier des Herzogs, geschrieben habe (vgl. RA 1, Nr 477). Einige Briefe Jeanette Brossards an Bertuch haben sich erhalten (GSA 06/264), aber keiner aus den Jahren 1790 bis 1794. In einem Brief an Bertuch vom 12. Juli 1795 macht Jeanette Brossard Ansprüche in Höhe von 1000 Franc, in einem Brief vom 11. November 1795 beziffert sie die Höhe der ihr vom Herzog Carl August jährlich zu zahlenden „pension viagere“ (Leibrente) auf 1784 Livres. Diese Summe entspricht etwa 500 Reichstalern. Vgl. dagegen GB 3 IIB, zu Nr 549; außerdem Ludwig Geiger: Goethes Briefe an Bertuch. In: GJb 4 (1883), 197–229, hier 198f. 119,8 der Herzog] Herzog Carl August. Am 12. Oktober 1792 hatte er seiner Mutter Anna Amalia versichert: „Meine Gesundheit hält sich sehr wacker.“ (Carl August-Anna Amalia, 115.) 119,9 zurückkehrt] Carl August kehrte erst nach eineinhalbjähriger Abwesenheit am 16. Dezember 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 99,17).
130. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Luxemburg, wahrscheinlich 16. Oktober 1792〉 → 〈Frankfurt a. M.〉 DAT IERUN G
Das Briefzitat findet sich in einem Brief Georg Forsters an Christian Gottlob Heyne, der im Erstdruck irrtümlich auf den 20. November 1792 datiert wurde, aber am 27. Oktober 1792 geschrieben ist. Vgl. Forster, Werke 17, 624. Zum wahrscheinlichen Datum des Briefes (16. Oktober 1792) vgl. WA IV 10, 429. Vgl. auch den Eintrag in Goethes Rechnungsbuch der Reise nach Koblenz von 1792: Otobr. 〈1792.〉 〈…〉 17. 〈…〉 Brief nach Franckfurt (GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 8). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: Verbleib unbekannt. – Zitat in einem Brief Georg Forsters an Christian Gottlob Heyne vom 27. Oktober 1792 (vgl. E).
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E: Johann Georg Forster’s Briefwechsel. Nebst einigen Nachrichten von seinem Leben. Hrsg. von Th〈erese〉 H〈uber〉 geb. H〈eyne〉. T. 2. Leipzig 1829, S. 324f. (Teildruck: Zitat im Brief). WA IV 10 (1892), 35, Nr 2955 (nach E). D: Forster, Werke 17, 223 und 642. Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Der Inhalt von Catharina Elisabeth Goethes Brief an den Sohn vom 4. Dezember 1792 (Pfeiffer-Belli, 625), der an Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf geschickt wurde, lässt nicht erkennen, dass er eine Antwort auf Goethes Brief ist. Hingegen ist wahrscheinlich, dass sich Goethes Brief mit einem Brief seiner Mutter kreuzte, von dem in der „Campagne in Frankreich“ unter der Zwischenüberschrift Trier den 29. October. gesprochen wird: Mitten in diesem Unheil und Tumulte fand mich ein verspäteter Brief meiner Mutter 〈…〉. Mein Oheim Schöff Textor war 〈am 21. September 1792〉 gestorben, dessen nahe Verwandtschaft mich von der ehrenhaft wirksamen Stelle eines Frankfurter Rathsherrn bei seinen Lebzeiten ausschloß 〈…〉. Meine Mutter hatte den Auftrag erhalten bei mir anzufragen: ob ich die Stelle eines Rathsherrn annehmen würde, wenn mir, unter die Loosenden gewählt, die goldene Kugel zufiele? (WA I 33, 159.) – Goethe beantwortete den in Trier erhaltenen Brief sowie die Briefe der Mutter vom 4. und 14. Dezember (Pfeiffer-Belli, 625 und 625–627; vgl. RA 1, Nr 480 und Nr 483) am 24. Dezember 1792 (Nr 142); vgl. die Erläuterungen dazu. Postsendungen: 16. Oktober 1792 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 8). In Georg Forsters in Mainz geschriebenem Brief an Christian Gottlob Heyne vom 27. Oktober 1792 heißt es: „Göthe, selbst ziemlich aristokratisch, schreibt seiner Mutter in Frankfurt, aus Luxemburg: ‚Keine Feder und keine Zunge kann das Elend der combinirten Armee beschreiben.‘“ (Forster, Werke 17, 223.) Ebenfalls am 27. Oktober 1792 heißt es in einem – auch in Mainz geschriebenen – Brief Caroline Böhmers an Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer: „Der Zustand der combinirten Armeen hingegen – Göthe, der den Ausdruck nicht zu übertreiben pflegt, schreibt seiner Mutter – keine Zunge und keine Feder kan die traurige Verfaßung der Armee schildern – und ein preusischer Offizier sagt: la situation imposante de leurs armées, et la déplorable de la notre.“ (Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hrsg. von Erich Schmidt. Bd 1. Leipzig 1913, S. 275.) Über Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe, geb. Textor (1731–1808), vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an sie vom 25. Juni 1777 (GB 3 IIA, Nr 276); außerdem die einleitende Erläuterung zum wahrscheinlich im Juli
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1788 geschriebenen Brief (GB 8 II, Nr 9). – Auch im Zeitraum des vorliegenden Bandes sind zahlreiche Briefe, die Goethe nachweislich an die Mutter geschrieben hat, nicht überliefert (vgl. die 14 erschlossenen Briefe aus dem Zeitraum von April 1791 bis Dezember 1793: EB 27, EB 36, EB 40, EB 52, EB 101, EB 127, EB 138, EB 149, EB 161, EB 184, EB 214, EB 229, EB 235 und EB 238). Außer dem vorliegenden Fragment ist nur der Brief vom 24. Dezember 1792 (Nr 142), von dem auch ein Konzept überliefert ist (Nr 142K), bekannt. Goethe begründet darin, warum er das Angebot, in Frankfurt a. M. eine Ratsherrenstelle zu übernehmen, nicht annehmen könne (vgl. 128,27–129,2). – Bevor sich Goethe Ende August 1792 zum Heerlager in die Campagne aufmachte, hatte er sich vom 12. bis zum 20. August in Frankfurt a. M. aufgehalten, im elterlichen Haus wohnend. Im folgenden Jahr hielt er sich dort vom 17. bis zum 27. Mai auf, bevor er ins Heerlager bei Marienborn zog. 119,11–12 combinirten Armee] Die verbündeten Truppen der Preußen und Österreicher, die sich am 11. Oktober aus Verdun zurückgezogen hatten. – Goethe war am Abend des 13. Oktober in Luxemburg eingetroffen, wo er bis zum 21. Oktober blieb. Vgl. zu 116,27–28.
131. An Johann Gottfried und Caroline Herder Luxemburg, 16. Oktober 1792 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: The Pierpont Morgan Library New York; Collection of the Heineman-Foundation, Sign.: MA 6875 (former acc. number Heinem. MS Goethe 19). – 1 Bl. 18,3 × 22,7 cm, 1 S. beschr, egh., Tinte; Rs. egh. Zeichnung, Tinte (vgl. GB 9 I, Abb. 11 und 12). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 135f., Nr 84. WA IV 10 (1892), 35f., Nr 2956 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Bezugsbrief, den Goethe mit der Formulierung Ich wünsche gute Folgen des Baades (120,7) zu erwähnen scheint, ist nicht überliefert; er könnte der Briefsendung aus Weimar, die Goethe am 6. Oktober erhalten hatte (vgl. zu 115,12–13), beigefügt gewesen sein. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 119,15 Rückseite] Goethe zeichnete auf die Rückseite des Briefs einen in einer Landschaft aufgestellten Freiheitsbaum mit Jakobinermütze sowie einem Schild mit der Inschrift „CETTE TERRE EST LIBRE“ und der Wegweisung „CHEMIN DE PARIS“ (Abb. 12). Vgl. auch die Abbildung in: Corpus VIb, Abb. 137 (die Beschreibung ebd., 51). Vgl. zu 99,5–6 und zu 109,16; vgl. außerdem
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BRIEF 132
Nikolaus Hein: 1792. Goethe in Luxemburg. 3. Aufl. Luxemburg 1961, S. 123–127. 119,17 Effigiation] Lat. effigies: Bild, Bildnis. 120,1 lustigsten Psalm Davids] Vermutlich ist der 130. Psalm gemeint, als dessen Autor König David galt; er beginnt: „Aus der tieffen ruffe ich, Herr, zu dir.“ Das Ende des Psalms lautet: „Israel, hoffe auf den Herrn; denn bey dem Herrn ist die gnade, und viel erlösung bey ihm, / Und er wird Israel erlösen aus allen seinen sünden.“ (Psalm 130,1 und 7f.; Luther-Bibel 1772 AT, 521.) 120,3 Lbdn] Liebden: „ein Abstractum, mit welchem sich nur noch fürstliche so wohl vermählte, als verwandte und nicht verwandte Personen, mit den Fürwörtern Euer oder im Schreiben Ew. Deine, Ihre, anzureden pflegen.“ (Adelung 2, 2057.) 120,7 Folgen des Baades] Herder hatte sich im Juli und August 1792 zu einer Kur in Aachen aufgehalten, die Linderung, aber nicht Heilung seiner Gichtkrankheit brachte. Vgl. zu 86,16 und zu 94,16. Am 31. August war das Ehepaar nach Weimar zurückgekommen. 120,7–8 nach meinen mütterlichen Fleischtöpfen] Goethe kam bei seiner Rückreise aus Frankreich nach Weimar nicht über Frankfurt a. M., sondern ging zunächst nach Koblenz und von dort über Bonn nach Pempelfort/Düsseldorf zu Friedrich Heinrich Jacobi, wo er vier Wochen blieb, bevor er über Duisburg, Münster und Kassel die Heimreise fortsetzte; sie endete am 16. Dezember (vgl. zu 116,17 und zu 116,18). 120,10 Aeßern] Äsern; Dativ des Plurals (Äser) von Aas (vgl. Adelung 1, 5).
132. An Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch Mertert, 22. Oktober 1792 → Trier ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-19082. – Doppelblatt 16(–17,6) × 18,7(–22,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 im rechten oberen Blattviertel in umgekehrter Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Des Herrn / Leutnant v. Fritsch / Hochwohlgebl / nach / Trier.; Bl. 1 am äußeren Rand Mitte bräunlicher Wasserfleck, der auch Teile der Schrift betrifft; Bl. 1 und 2 am oberen Rand (Mittelfalz) Papierausriss. – Faksimile: Muller, Goethe in Mertert, 24. E: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 97, Nr 2956a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch (1772–1808) diente als Sekondeleutnant im von Herzog Carl August geführten Kürassierregiment Nr 6 der preußischen Ar-
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mee, in die er bereits 1787 als Fahnenjunker eingetreten war. Er war Teilnehmer des im Sommer 1792 begonnenen Frankreichfeldzuges des alliierten österreichisch-preußischen Heeres, wurde auf dem Vormarsch aber von Carl August in Trier, wo das herzogliche Regiment vom 4. bis zum 12. August ein Lager vor den Toren der Stadt bezogen hatte (vgl. Wagner, Tagebuch, 107–109), zurückgelassen (vgl. Goethe in Trier und Luxemburg, 54). Er war mit Goethe bekannt, weil er der Sohn des Weimarer Ministers Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch war, mit dem Goethe seit 1776 in regem Gedanken- und Briefaustausch stand. Die Tüchtigkeit des Offiziers (mit dem Goethe keine nähere Beziehung hatte) verhalf ihm zu einem Verdienstorden, von dem im vorliegenden Brief, dem einzigen, den Goethe vermutlich an den Adressaten geschrieben hat, gesprochen wird. Goethe kündigt mit diesem Brief Fritsch seine Ankunft für den nächsten Tag an und bittet um Unterstützung bei der Quartiersuche. 120,13 in Ihrer Nachbarschaft] Mertert liegt zwischen Luxemburg und Trier an der Mündung der Syr in die Mosel. (WA liest Merters. und ergänzt irrtümlich zu Mertersdorf; erstmals berichtigt in: Muller, Goethe in Mertert, 17–26.) – Auf dem Weg von Luxemburg nach Trier wollte Goethe am 21. Oktober 1792 in Grevenmacher Station machen. „Früh am Nachmittag kamen sie 〈Goethe und seine Begleiter〉 in Grevenmacher an. Doch war das Städtchen so mit Truppen überfüllt, daß an ein Unterkommen nicht zu denken war. Sie zogen deshalb weiter und fanden mit Hilfe eines befreundeten Offiziers Quartiere in Mertert, und zwar in einer dortigen Mühle.“ (Nikolaus Hein: 1792. Goethe in Luxemburg. 3. Aufl. Luxemburg 1961, S. 194.) Von Mertert führte der Rückzug aus der Champagne am 23. Oktober nach Trier. Vgl. dazu Goethes – zwei Tage zusammenfassenden – Bericht unter dem 22. Oktober 1792 in der „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 148f.). Auch in Johann Conrad Wagners Tagebuch wird irrtümlich angegeben, Trier sei am 22. Oktober erreicht worden. Vgl. Zehm, Frankreichfeldzug, 227; außerdem zu 210,15–16. 120,14 Hr. Ltnt v Seelhorst] Leutnant Carl Friedrich von Seelhorst war preußischer Offizier im 6. Preußischen Kürassier-Regiment, das von Herzog Carl August im Frankreichfeldzug angeführt wurde. Vgl. Bojanowski, Carl August, 144 und 146. 120,16–17 Könnten Sie uns wohl ein Unterkommen verschaffen.] Im Tagebuch von Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch findet sich unter dem 23. Oktober 1792 der Bericht: Ich lief von 7 Uhr früh biß ½ 12 nach einen Quartier für die HerzogL: Suite herum. Ueberall war Alles besezt ich gieng entlich zum Stadthalter aber der wollte sich nicht von der Sache moliren und mit genauer Noth fand ich für den Geh: Rath bey den Pastor zu St. Gangolf 〈…〉 Plaz. 〈…〉. Der HL: Geheimerath sowohl als HL Wagner versicherten mir gleich beym Aussteigen daß mein Brieff und Plan richtig in
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die Hände des DurchL: Herzogs gekommen war, daß Beydes ihn viel Freude gemacht hätte und daß ich ganz gewiß den Orden p o u r l e M é r i t e erhalten würde. Meine Freude über diese Nachricht läßt sich nicht dencken ich war äußerst vergnügt. Wir aßen zusammen im Cöllnischen Hof, nachher gieng ich mit den HL: Geheimenrath auf die Lesegesellschaft und dan brachten wir den Nachmittag und Abend miteinander zu. Sie erzählten mir noch was sie mit unter ausgestanden hätten 〈…〉. (H: GMD, Sign.: 0 〈sic〉; vgl. Muller, Goethe in Mertert, 26.) Über den Verdienstorden, den Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch erhalten hatte, vgl. Goethes Gratulation im Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. und 15. Oktober 1792 (117,2–3), außerdem „Campagne in Frankreich“ unter dem 23. Oktober 1793 (WA I 33, 149f.) und die Erläuterung zu 120,21. 120,18–19 ein paar Fässer Wein zu Wasser 〈…〉 an Sie ankommen] Wahrscheinlich brachte den Wein, der auf der Mosel transportiert wurde, ein Mitglied der Weinhändlerfamilie Herneupont aus Grevenmacher nach Trier. (Vgl. Muller, Goethe in Mertert, 25.) 120,21 Ihnen zu gratuliren] Ludwig von Fritsch hatte, weil er einen Angriff auf Trier, den die Franzosen mit etwa 60 Mann am 15. September 1792 unternommen hatten, erfolgreich abgewehrt hatte (zusammen mit einem Unteroffizier und 10–15 weiteren Soldaten), vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. den Orden „Pour le mérite“ erhalten. Vgl. Wagner, Tagebuch, 200–202 (vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 123f. und Zehm, Frankreichfeldzug, 244) sowie den zusammenfassenden Bericht in dem Aufsatz „Goethe in Trier“ von Gunther Franz (in: Goethe in Trier und Luxemburg, 17–75; hier 30f.); außerdem zu 120,16–17. 120,22 Mertert.] Vgl. zu 120,13.
133. An Johann Heinrich Meyer Trier, 28. Oktober 1792 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 18,3 × 22,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn / Heinrich Meyer / Mahler / in / Weimar; Siegelspuren; Papierausriss durch Siegelöffnung, dadurch Textverlust (123,9: Wo nicht, 〈…〉 kann ich immer). E: WA IV 10 (1892), 36f., Nr 2957.
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Abb. 10: „Igeler Säule“ (Grabmal der Secundinier), Statuette, Eisen, schwarz patiniert
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 123,2–3 den Rükzug versperren] Goethe hatte geplant, von Trier nach Frankfurt a. M. zu reisen (vgl. 114,27–115,2). 123,3 Sie haben Maynz und Franckfurt] Mainz war am 21. Oktober 1792, Frankfurt a. M. einen Tag später von den Franzosen besetzt worden. Während die Rückeroberung Frankfurts bereits am 2. Dezember gelang, blieb Mainz bis zum 23. Juli 1793 besetzt. 123,9 〈…〉] Textverlust durch Papierausriss. In WA wird, wahrscheinlich korrekt, ‚so‘ ergänzt. 123,10 meinen Weg nach Hause] Nach dem vierwöchigen Aufenthalt – vom 6. November bis zum 4. Dezember – bei Friedrich Heinrich Jacobi in Pempelfort (bei Düsseldorf) ging Goethe über Münster, Kassel und Gotha nach Weimar, wo er am 16. Dezember eintraf (vgl. zu 127,13). 123,10–11 Ihrer kleinen Wirthinn] Gemeint ist Christiane Vulpius. 123,13 Einige schöne Alterthümer] In der „Campagne in Frankreich“ beschreibt Goethe unter dem 29. Oktober 1792, was er bei einem Rundgang durch Trier, geführt von Johann Hugo Wyttenbach (vgl. Goethes Brief an ihn vom 31. Oktober [Nr 134]), an antiken und mittelalterlichen Bauwerken gesehen hat. Vgl. WA I 33, 163–166. 123,14 ein römisches Grabmonument] Die um 240 errichtete römische Säule in Igel (einem Dorf ca 10 km südwestlich von Trier gelegen) hatte Goethe schon auf der Hinreise zur Armee gesehen und bestaunt (vgl. WA I 33, 8f.; vgl. Abb. 10; auch die Abbildungen in MA/Goethe 14, [435] und MA/Goethe 18.2, [277f.] sowie die Beschreibung in MA/Goethe 14, 792–795); am 22. Oktober auf der Rückreise wird die Säule, die eines der schönsten erhaltenen Denkmäler aus römischer Zeit nördlich der Alpen ist, gründlich studiert und in der „Campagne in Frankreich“ im Detail beschrieben (vgl. WA I 33, 148f. und 151–153). 1829 ergänzte Goethe seine Darstellung in einer Beschreibung „Das Igeler Monument“ (WA I 49.2, 35–45). Vgl. auch Karl-Heinz Weichert: Goethe und die Igeler Säule sowie Wilhelm Große: Die Bedeutung der Igeler Säule für die Komposition von Goethes „Campagne in Frankreich“. In: Goethe in Trier und Luxemburg, 102–123 und 124–134. 123,15 65 franz. Fuß hoch] Die Säule ist 23 m hoch, also knapp 2 m höher als von Goethe angegeben (1 französischer Fuß = 32,5 cm).
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134. An Johann Hugo Wyttenbach 〈Trier, 31. Oktober oder 1. November 1792〉 → 〈Trier〉 DAT IERUN G
Goethe verließ Trier am 1. November 1792. Im von Goethes Diener Johann Georg Paul Goetze geführten Rechnungsbuch der Reise sind für den 31. Oktober noch Ausgaben in Trier vermerkt, am 2. November solche in Koblenz. Der 1. November ist hingegen gänzlich ausgespart, was für die Schiffsreise an diesem Tag von Trier nach Koblenz spricht (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 8; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371). Der vorliegende Verabschiedungsbrief an Wyttenbach wurde offensichtlich kurz vor der Abreise Goethes geschrieben, also entweder noch am 31. Oktober oder am Tag danach. ÜBER L IEF ERU NG
H: Stadtbibliothek Trier, Autographensammlung. – 1 Bl. 11,4 × 9,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; vergilbt und stockfleckig, aufgeklebt auf einen festen Karton; auf dessen Rs. von Wyttenbachs Hd, Bleistift: „Auf der Rücks. der Vermerk: ‚Ein Briefchen Goethes an mich bei seiner Abreise von Trier 1792. W.‘“ E: Matthias Paulus: Goethe und Wyttenbach. Zum Aufenthalt Goethes in der Stadt Trier. In: Beilage zur Trierischen Landeszeitung. 54. Jg. Nr 32 vom 8. Februar 1928, [S. 1]. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 97, Nr 2957a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Wyttenbach antwortete erst am 6. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 784). Johann Hugo Wyttenbach, geboren am 5. oder 6. April 1767 in Bausendorf (Kreis Wittlich), studierte von 1784 bis 1788 in Trier Theologie mit dem Schwerpunkt Kirchengeschichte. Ende 1787 erhielt er die niederen Weihen, konnte sich aber nicht dazu entschließen, die Priesterweihe zu empfangen. Im Sommer 1788 trat er eine Hauslehrerstelle bei dem angesehenen und begüterten Kaufmann Christoph Philipp Bernhard Hugo Nell in Trier an; dort lernte er den aus Frankfurt a. M. stammenden Kaufmann Ludwig Mohr sowie Johann Peter Job Hermes, einen Spross einer alten Trierer Ratsherrenfamilie, kennen, mit denen ihn bald eine dauerhafte Freundschaft verband. Die Hauslehrerzeit in Trier währte bis 1794; zwei Jahre zuvor war es zu wiederholten Begegnungen Wyttenbachs mit Goethe gekommen (vgl. dazu die folgenden Einzelstellenerläuterungen). – Ende 1794 ging Wyttenbach auf Einladung des Grafen Joseph Philipp Spaur als Hauslehrer nach Wetzlar, wo er bis 1798 als Erzieher tätig war. Danach kehrte er nach Trier zurück, wo er bis 1846 als Lehrer und Verwaltungsbeamter (u.a. als Leiter der Stadtbibliothek, seit 1815 als Direktor des dortigen Gymnasiums) arbeitete. Zu seinen Schülern
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zählte Karl Marx, den er 1835 zum Abitur führte. Wyttenbach starb am 23. Juni 1848 in Trier. – Wyttenbachs Neigung gehörte der Geschichte, der er zahlreiche Publikationen widmete. Vgl. die von Guido Groß zusammengestellte Bibliographie in: Kurtrierisches Jahrbuch 8 (1968), S. 187–193. Vgl. auch den biographischen Abriss Wyttenbachs von Richard Laufner in: Rheinische Lebensbilder 5. Bonn 1973, S. 45–56. – Der vorliegende Band enthält zwei Briefe Goethes an Wyttenbach (Nr 134 und 225); ein Brief von Wyttenbach an Goethe ist aus demselben Zeitraum (vom 6. November 1793; vgl. RA 1, Nr 784) überliefert. Über seine Begegnungen mit Wyttenbach schrieb Goethe, der vom 23. Oktober bis zum 1. November 1792 in Trier war, in seiner „Campagne in Frankreich“ unter dem 25. Oktober: Ein junger Schullehrer, der mich besuchte und mir verschiedene der neusten Journale mittheilte, gab Gelegenheit zu erfreulichen Unterhaltungen. Er verwunderte sich, wie so viel andere, daß ich von Poesie nichts wissen wolle, dagegen auf Naturbetrachtungen mich mit ganzer Kraft zu werfen schien. Er war in der Kantischen Philosophie unterrichtet, und ich konnte ihm daher auf den Weg deuten den ich eingeschlagen hatte. Wenn Kant in seiner Kritik der Urtheilskraft der ästhetischen Urtheilskraft die teleologische zur Seite stellt, so ergibt sich daraus daß er andeuten wolle: ein Kunstwerk solle wie ein Naturwerk, ein Naturwerk wie ein Kunstwerk behandelt und der Werth eines jeden aus sich selbst entwickelt, an sich selbst betrachtet werden. Über solche Dinge konnte ich sehr beredt sein und glaube dem guten jungen Mann einigermaßen genutzt zu haben. Es ist wundersam, wie eine jede Zeit Wahrheit und Irrthum aus dem kurz Vergangenen, ja dem längst Vergangenen mit sich trägt und schleppt, muntere Geister jedoch sich auf neuer Bahn bewegen, wo sie sich’s denn freilich gefallen lassen meist allein zu gehen oder einen Gesellen auf eine kurze Strecke mit sich fortzuziehen. (WA I 33, 154f.) 123,19 Die mir verschafften Bücher] Welche Bücher (außer der „Berlinischen Monatsschrift“) Goethe durch Wyttenbach von der Trierer Lesegesellschaft und vielleicht aus Wyttenbachs Privatbibliothek ausgeliehen hat, ist nicht bekannt. 123,20 die Berl. Monatschr] Wyttenbach hatte Goethe entweder den 19., vielleicht schon gebundenen Band der „Berlinischen Monatsschrift“ (Januar–Juni 1792) oder das schon Erschienene des 20. Bandes (Juli, August, September 1792) geliehen. Es ist denkbar, dass Wyttenbach die Gespräche mit Goethe über Kant zum Anlass genommen hat, dessen im Aprilheft 1792 der Zeitschrift (S. 323–384) erschienene Abhandlung „Ueber das radikale Böse in der menschlichen Natur“ Goethe zur Kenntnis zu bringen. Das Exemplar der entliehenen Zeit-
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schrift, das durch ein zerplatztes Arzeneyglas gelitten hat (123,20–21; vielleicht aus dem Besitz Wyttenbachs), hat sich nicht erhalten. Vgl. Gunther Franz: Goethe in Trier. In: Goethe in Trier und Luxemburg, 17–75, hier 75. (Vgl. auch Walther Gose: Goethes Kant-Gespräche mit Wyttenbach, ebd., 76–85.) 123,23–24 Ihre manigfaltigen Bemühungen] Unter dem 29. Oktober 1792 schrieb Goethe in der „Campagne in Frankreich“: Mein junger Freund, mit dem ich gar manche angenehme wissenschaftliche und literarische Unterhaltung genoß, war auch im Geschichtlichen der Stadt und Umgebung gar wohl erfahren. Unsere Spaziergänge bei leidlichem Wetter waren deßhalb immer belehrend und ich konnte mir das Allgemeinste merken. (WA I 33, 163.) Wyttenbachs Brief an Goethe vom 6. November 1793 beginnt nach der Anrede: „Die Stunden, in denen ich Ew WohlgebL zu sehen und zu sprechen die Ehre hatte, waren mir stets so theuer, daß ich mir sie schon unzähligemal zurückrief, nur höchst bedaurend, selbe nicht noch einmal verwirklichen zu können. Ich laß von der Zeit an mit noch so belehrendem Vergnügen Ihre Schriften, und studierte nochmals mit noch so anhaltendem Eifer das kritische System aus den Schriften seines Urhebers; – und von beidem fühle ich tausendfachen Seegen. Dies ist kein leeres Compliment; die Wahrheit davon liegt in meinem Bewußtseyn.“ (H: GSA 28/3, Bl. 441.) Wyttenbach studierte also noch einmal Kants Schriften.
135. An Christiane Vulpius
Koblenz, 4. November 1792 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 17. – 1 Bl. 18,7(–19,1) × 22,7(–23) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Blattmitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius.; rotes Siegel mit Bildmotiv: männliche Figur mit Flügeln, eine Stange haltend; Papierausriss durch Siegelöffnung; am rechten Rand durch Knicke und Einrisse beschädigt; Textverlust: die Franzos〈…〉 bald (124,9). E: WA IV 10 (1892), 37f., Nr 2958. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 124,2–3 Mein schöner Plan 〈…〉 einige Zeit verrückt.] In seinem letzten Brief an Christiane Vulpius vom 10. und 15. Oktober 1792 hatte Goethe aus Luxemburg mitgeteilt, dass er plane, rasch und auf direktem Weg nach Weimar zurückzukehren, und er bereits wahrscheinl vor Ende dieses Monats in Franckfurt (118,26–27) sein werde (vgl. auch 114,27–115,2). Nach der Besetzung
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Frankfurts durch französische Truppen (am 22. Oktober) änderte er seinen Plan: Am 1. November begann in Trier seine Schiffsreise auf der Mosel; am 2. November kam er in Koblenz an; von dort ging die Reise weiter auf dem Rhein nach Düsseldorf. Vgl. zu 116,17 und zu 116,32–33. 124,3 Ich bin glücklich in Coblenz angelangt] Goethe kam am 2. November 1792 in Koblenz an, wie aus den Eintragungen seines Begleiters Paul Goetze in das Rechnungsbuch von der Reise hervorgeht (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 8; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371). 124,5–6 Franckfurt noch besetzt] Frankfurt a. M. war vom 22. Oktober bis zum 2. Dezember 1792 von den Franzosen besetzt. 124,7–8 vielleicht besuch ich indessen Jakobi in Düsseldorf] Ein Aufenthalt bei Friedrich Heinrich Jacobi war also zu diesem Zeitpunkt während Goethes Aufenthalt in Koblenz noch nicht sicher. Die Entscheidung dazu muss eher spontan gefallen sein, da Goethe noch am gleichen Tag, dem 4. November, Koblenz verließ und per Schiff bis nach Bonn weiterfuhr (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 9; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371). Der Besuch bei Jacobi in Pempelfort (bei Düsseldorf) währte vier Wochen, vom 6. November bis zum 4. Dezember. 124,8 meine Mutter sehen] Goethe sah seine Mutter erst im folgenden Jahr nach der Belagerung von Mainz; vom 8. (oder 9.) bis zum 21. August 1793 war er in Frankfurt a. M. (vgl. Steiger 3, 274 und 277). 124,9 Franzos〈en〉] Textverlust durch Papiereinriss; die Ergänzung ist zweifelsfrei. 124,11 nun eingezogen] Gemeint ist der Umzug im Haus am Frauenplan von den rückseitigen Zimmern ins Vorderhaus. Der Hoffnung, dass der Umzug vollzogen sein möge, hatte Goethe auch schon in seinem letzten Brief an Christiane Ausdruck verliehen (vgl. 118,7–8). Vgl. auch zu 118,8 und die folgende Erläuterung. 124,11–12 die Treppe immer weiter rückt] Das nach Plänen Goethes umgebaute Treppenhaus war vermutlich fertig, als Goethe am 16. Dezember wieder in Weimar ankam. Am 31. Dezember 1792 heißt es in einem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi: Mein Vorhauß und meine Treppen sind gut gerathen 〈…〉. (130,9–10.) Vgl. auch zu 118,10 und zu 127,14. 124,13 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der im Haus am Frauenplan wohnte und die von Goethe gewünschten Umbauarbeiten beaufsichtigte. 124,14 Der Herzog ist hier angekommen] Der Herzog hatte mit seinem Regiment Trier am 31. Oktober verlassen (vgl. Wagner, Tagebuch, 208; vgl. insgesamt dazu auch Gunther Franz: Goethe in Trier. In: Goethe in Trier und Luxemburg, 42). Zur Anwesenheit des Herzogs in Koblenz bemerkt Goethe: Dem Herzog von Weimar war ein schönes Quartier eingeräumt, worin auch ich ein gutes Unterkommen fand; die Armee rückte nach und nach heran 〈…〉. (WA I 33, 176.) Der Herzog blieb bis zum 9. November in Koblenz (vgl. Wagner, Tagebuch, 212 und Roethe, Campagne in Frankreich, 127).
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124,14–15 der König] Friedrich Wilhelm II. von Preußen. Seine Anwesenheit in Koblenz hat Wagner (Tagebuch, Bl. 96) unter dem 9. November 1792 erwähnt. 124,15 die ganze Armee am Rein] In seiner „Campagne in Frankreich 1792“ vermerkte Goethe dazu: Des Herzogs Regiment war herangekommen, und kantonnirte in den Dörfern gegen Neuwied über. (WA I 33, 179.) 124,16 den Kleinen] Goethes und Christianes Sohn August. Vgl. zu 93,16–17.
136. An Christian Gottfried Körner Düsseldorf, 14. November 1792 → 〈Dresden〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 219. – 1 Bl. 18,9(–19,1) × 22,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand auf Trägerblatt geklebt (Pappe). – Beischluss: Friedrich Heinrich Jacobi an Georg Arnold Jacobi, 14. November 1792; JB I 10, 145, Nr 3058 (vgl. zu 124,24–25). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 203 (Teildruck: 124,19–21 Nach ausgestandener Noth 〈…〉 ein Mensch bin.). WA IV 10 (1892), 40f., Nr 2961. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Körner antwortete am 8. Februar 1793 (vgl. RA 1, Nr 521). 124,19 Noth eines unglücklichen Feldzugs] Der Frankreich-Feldzug preußischer und österreichischer Truppen im August und September 1792 war nach der Kanonade von Valmy (am 20. September) erfolglos abgebrochen worden. Goethe hatte als Begleiter Herzog Carl Augusts die Kriegsereignisse seit Ende August hautnah miterlebt. In seinem Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. und 15. Oktober 1792 geht er resümierend darauf ein (vgl. Nr 127 und die Erläuterungen dazu). 124,22 Der Sohn meines Freundes] Georg Arnold Jacobi. 124,22–23 mit Graf Stolberg aus Italien zurückkehrt] Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg hatte Georg Arnold Jacobi 1791 zu einer Italien-Reise eingeladen, die im August 1791 begann und im Dezember 1792 endete (vgl. zu 31,15). Über die Reise veröffentlichte Georg Arnold Jacobi „Briefe aus der Schweiz und Italien 〈…〉. In das Väterliche Haus nach Düsseldorf geschrieben“ (2 Bde. Lübeck und Leipzig 1796–1797). 124,24–25 beyliegenden Brief] Gemeint ist wahrscheinlich der Brief Jacobis an seinen aus Italien zurückkehrenden Sohn Georg Arnold, ebenfalls vom 14. November 1792 (vgl. JB I 10, 145). Der Anlass für dieses Schreiben, das in den über-
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lieferten Briefwechseln Jacobis und Goethes nicht mehr erwähnt wird, war Goethes Wunsch, Georg Arnold einmal wiederzusehen, weil nicht angenommen werden konnte, dass dieser noch vor der Abfahrt Goethes aus Düsseldorf (Pempelfort) zu Hause eintreffen werde. Goethe hatte als Möglichkeiten für ein solches Treffen Kassel favorisiert, aber mehr noch zu einem Zwischenaufenthalt Georg Arnolds in Weimar geraten (vgl. ebd.). – Weder zu einer Begegnung Georg Arnold Jacobis mit Goethe (in Kassel oder Weimar), noch zu einer Begegnung mit Körner (in Dresden) ist es gekommen. Der Rückweg des Italienreisenden führte weder über Dresden noch über Weimar (vgl. zu 127,3). 125,1 hat Facius viel gelernt] Über den von Goethe geförderten Steinschneider Friedrich Wilhelm Facius vgl. die vorangegangenen Briefe Goethes an Körner, besonders zu 48,11–12 und zu 114,20–21. Körner schrieb in seinem Brief an Goethe vom 20. Februar 1793: „Zink rühmt Facius sehr. Er behauptet, daß er viel weiter kommen würde als Tettelbach. Was ihm jetzt noch an Handgriffen fehle, werde er sich bald durch Uebung erwerben.“ (H: GSA 28/1,1, Bl. 93; vgl. GJb 8 [1887], 52.) Mit Zink ist der schweizerische Maler, Zeichner und Kupferstecher Adrian Zingg gemeint, der seit 1764 in Dresden lebte und mit Körner gut bekannt war. Zu Tettelbach vgl. zu 48,19. 125,2 meine Schuld] Goethe hatte Körner gebeten, Auslagen für Facius zu übernehmen, die den Betrag überstiegen, die er, Goethe, Facius bei dessen Abreise nach Dresden mitgegeben hatte. Über die Verwendung des Geldes, das Körner von Goethe empfing, vgl. zu 79,19–20. 125,3 die lieben Ihrigen] Körners Frau Minna und deren Schwester Dora Stock (vgl. zu 77,13).
137. An Johann Heinrich Meyer Düsseldorf, 14. November 1792 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 19,1 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 von fremder Hd neben der Jahresangabe 1792. (125,6), von fremder Hd, Bleistift: „1792“. S. 2 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An / Herrn Meyer / Mahler / in des Hl. Geh. R. v Goethe / Wohnung / Weimar / fr. Franckfort.; Siegelspuren; Papierausriss durch Siegelöffnung, Textverlust, 125,11–13: Zeichnung〈…〉 italiänischer Meister die der ehm〈…〉 Direcktor Krahe in Rom gesamme〈…〉. E: WA IV 10 (1892), 38f., Nr 2959.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 125,7 dem wilden Kriegswesen] Goethe war von der Campagne in Frankreich am 23. Oktober nach Trier und von dort über Koblenz am 6. November nach Düsseldorf/Pempelfort gekommen. Die Armee der Alliierten hatte er schon am 9. Oktober in Consenvoye verlassen und war mit Kranken und Verwundeten über Verdun und Longwy zunächst nach Luxemburg und dann nach Trier gegangen. 125,8–9 bey meinem Freunde Jakobi] Bei Friedrich Heinrich Jacobi und dessen Familie blieb Goethe bis zum 4. Dezember (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 9f.; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371f.). 125,9–10 Die Gallerie] Die Düsseldorfer Gemäldegalerie gehörte im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten in Deutschland (vgl. zu 94,7). 1805 wurden die meisten Gemälde nach München überführt; fast alle blieben in der dortigen Pinakothek. Vgl. Goethe in der „Campagne in Frankreich“: In dem 〈von Pempelfort〉 nicht weit entfernten Düsseldorf wurden fleißige Besuche gemacht bei Freunden die zu dem Pempelforter Cirkel gehörten; auf der Galerie war die gewöhnliche Zusammenkunft. Dort ließ sich eine entschiedene Neigung für die italiänische Schule spüren, man zeigte sich höchst ungerecht gegen die niederländische; freilich war der hohe Sinn der ersten anziehend, edle Gemüther hinreißend. (WA I 33, 200f.) – Wilhelm Heinse veröffentliche 1776/77 in Wielands „Teutschem Merkur“ Beschreibungen zahlreicher Gemälde der Düsseldorfer Galerie: „Ueber einige Gemählde der Düsseldorfer Gallerie. Aus Briefen an Gleim“ (1776. Oktoberheft, S. 3–46; Novemberheft, S. 106–119; 1777. Maiheft, S. 117–135; Juliheft, S. 60–90). Wahrscheinlich kannte Goethe die Beschreibungen. In der ersten Folge heißt es (S. 10): „Wir haben eine Sammlung von Gemählden, dergleichen sich kein Ort in Teutschland rühmen kann, selbst Dresden nicht ausgenommen; und wenn in Griechenland eine Stadt schon wegen einer Bildsäule, oder eines Gemähldes von einem ihrer großen Meister, berühmt war: was sollte Düsseldorf nicht seyn durch ganz Europa, wenn die Kunst noch so geschätzt würde, und noch so in Ehren stünde?“ Es werden dann „vierhundert Stücke“ erwähnt (ebd.) und dann (S. 12): „Ich will also versuchen, ob ich Ihnen eine Beschreibung nur von einem halben Dutzend Madonnen zu machen, und die himmlischen Gestalten derselben Ihrer Phantasie in ferner Dämmerung mit Worten zu zeigen vermag; da die Allgegenwart Ihres hohen Dichtergenius mir’s sehr erleichtern wird.“ In der Folge schreibt Heinse zunächst über das ‚Wesen‘ der schwersten aller Künste, der Malerei, bevor er – nach damaligen Zuschreibungen – Raffaels „Die heilige Familie“ beschreibt und beurteilt (S. 30–34), dann Michelangelos „Heilige Familie“ (S. 34–38), Carlo Dolces „Madonna mit dem kleinen Jesus“ (S. 38–42) und Anthonis van Dycks „Madonna mit dem kleinen Jesus“ (S. 42–46). Die erste Fortsetzung im Novemberheft 1776 beginnt mit Ausführungen zu Guido Renis „Himmelfahrt der Mutter Gottes“ (S. 106f.), gefolgt von Be-
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trachtungen über Raffaels „Johannes in der Wüste“ (S. 108–113), über Tizians „Madonna“ (S. 115f.) und Annibale Carraccis „Susanna“ (S. 117–119). Das Maiheft 1777 enthält zunächst wieder allgemeine Betrachtungen über die Malerei (auch im Vergleich mit der Dichtkunst), dann wird Rubens gewürdigt (S. 131–135). Diese Würdigung wird im Juliheft 1777 fortgesetzt, mit genauen Beschreibungen einzelner Werke des Malers, die in der Düsseldorfer Galerie gezeigt wurden. – An welchen Tagen Goethe die Galerie besuchte, ist nicht bekannt. 125,11–12 Zeichnung〈en〉 italiänischer Meister] Der Textverlust von zwei Buchstaben ist aus dem Zusammenhang mühelos zu ergänzen. – „Campagne in Frankreich“: An meinem Theil konnt’ ich mir gefallen lassen, daß die Meister, die mich noch vor kurzem über den Alpen entzückt, sich so herrlich zeigten und leidenschaftliche Bewunderung erweckten 〈…〉. (WA I 33, 201.) 125,12 ehm〈alige〉] Textverlust durch Papierausriss. WA ergänzt (nicht ganz korrekt) „ehemalige“ (WA IV 10, 38). 125,12–13 Direcktor Krahe in Rom gesamme〈lt〉] Der aus Düsseldorf stammende Maler Wilhelm Lambert Krahe lebte von 1737 bis 1756 in Rom, danach als Direktor der Düsseldorfer Gemäldegalerie und (seit 1773) als Direktor der dortigen Kunstakademie in seiner Heimatstadt; er war 1790 gestorben. Seine Sammlung von etwa 15 000 Zeichnungen kam nach seinem Tod in die Düsseldorfer Galerie. 125,15 das Tünchen und Färben und Mahlen] Johann Heinrich Meyer organisierte in Goethes Haus am Frauenplan die notwendigen Restaurierungen und Umbauarbeiten. In den letzten Briefen an ihn hatte Goethe immer wieder nach dem Stand der Arbeiten gefragt (vgl. Nr 115, 124, 126, 133; zum Tünchen vgl. insbesondere zu 112,7). 125,17 meine Rückreise] Goethe trat die Rückreise am 4. Dezember an; nach Aufenthalten in Münster, Kassel und Gotha kam er am 16. Dezember in Weimar an (vgl. zu 116,17 und zu 116,18). 125,17 bald zu sehen] Goethe wird am Tag seiner Rückkehr den in seinem Haus lebenden Meyer gesehen haben.
138. An Christiane Vulpius
Düsseldorf, 14. November 1792 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 18–19. – Doppelblatt 19 × 22,9 cm, 2 S. beschr. (S. 3f.); S. 1 rechte Blatthälfte quer zur Schreibrichtung egh. Adresse: Demoiselle Vulpius.; rote Siegelreste; Papierbeschädigung von Bl. 1 durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 39f., Nr 2960.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 125,20 eilte ich nach Düsseldorf] Vor zehn Tagen hatte Goethe aus Koblenz noch gegenüber Christiane Vulpius lediglich die Möglichkeit erwogen, Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf einen Besuch abzustatten (vgl. zu 124,7–8). Dort kam Goethe am 6. November 1792 an (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 9; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371). 125,23 mit den Seinigen] Friedrich Heinrich Jacobi lebte in Pempelfort (bei Düsseldorf) zusammen mit seinen Stiefschwestern Charlotte und Helene, den Töchtern seines Vaters aus zweiter Ehe, und mit seiner 1777 geborenen Tochter Clara Franziska und den Söhnen Georg Arnold und Carl Wigand Maximilian. Vgl. zu 18,4. 126,1 Wegen meiner Rückreise] Goethe verließ Düsseldorf am 4. Dezember; der Weg führte ihn über Duisburg, Münster und Kassel nach Weimar, wo er am 16. Dezember eintraf (vgl. zu 127,13). 126,3 in den Händen der Franzosen] Frankfurt a. M. war noch bis zum 2. Dezember von den Franzosen besetzt. 126,5 durch Westphalen] Goethe hielt sich vom 6. bis zum 10. Dezember bei Amalia Fürstin von Gallitzin in Münster auf (vgl. zu 116,18). Zur Beziehung zwischen Goethe und der Fürstin vgl. GB 6 II, zu 97,9–10. 126,8 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 126,9 das Haus fertiger wird] Vgl. zu 116,30–31; zu 118,8; zu 124,11; zu 124,11–12. 126,16 Eh ich abreise schreibe ich dir] Ein weiterer Brief Goethes an Christiane vor seiner Rückkehr nach Weimar ist nicht überliefert.
139. An Friedrich Heinrich Jacobi Münster, 10. Dezember 1792 → Düsseldorf 〈Pempelfort〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2715. – Doppelblatt 18,8 × 22,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 19tn Dbr 1792. b. dL 19tn Dbr.“; Bl. 2 Vs. in der Mitte der rechten Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An / Herrn Geheimerath / Jakobi / nach / Düsseldorf.; links daneben rotes Siegel mit Bildmotiv: Amor; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 140f., Nr 67. WA IV 10 (1892), 41f., Nr 2962.
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BRIEF 139
BEIL AG E
Notiz von Amalia Fürstin von Gallitzin; nicht überliefert. Jacobi schrieb in seiner Antwort: „Die Prinzeßinn hatte, wie du weißt, nur eine Entschuldigung, daß sie nicht schreiben könne, beygelegt.“ (JB I 10, 158.) ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 19. Dezember 1792 (mit einer Nachschrift der Halbschwester Susanne Helene Jacobi; vgl. JB I 10, 158–160, Nr 3081 und RA 1, Nr 487). – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis Brief vom 9. Dezember 1792 (JB I 10, 149, Nr 3068; vgl. RA 1, Nr 481). 126,19 Als ich 〈…〉 verließ] Goethe hatte am 4. Dezember 1792 seinen Besuch bei Jacobi beendet und war über Duisburg nach Münster gegangen; dort blieb er vom 6. bis zum 10. Dezember (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 10f.; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 373). Über Goethes Besuch in Pempelfort schrieb Jacobi 23 Jahre später an ihn in einem Briefentwurf (vom November 1815): „Wir hatten Stunden mit einander verlebt, die keiner von uns je vergessen konnte. Jene Ahndungen in der Mitternachtstunde zu Kölln 〈am 24. Juli 1774; vgl. Goethe an Elisabeth Jacobi, 25.? Juli 1774; GB 2 I, 110, Nr 132〉 wurden uns jetzt zu Erkenntnissen; wunderbar hatten selbst die Täuschungen sich zur Wahrheit verklärt. Für dich zumal hatte die R e i f e u n s e r e r F r e u n d s c h a f t, wie du es nanntest, die h ö c h s t e S ü ß i g k e i t; und es mußte so sein, denn dir war in Erfüllung gegangen, über deine Erwartung, was du auch gestandest; mir nicht darüber noch darunter.“ (Goethe-Jacobi1, 272.) 126,21 In Duisb. fand ich P.] Während seines Aufenthalts in Duisburg am 4. und 5. Dezember (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 10; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 372f.) traf sich Goethe mit Friedrich Viktor Leberecht Plessing, dem aus Wernigerode stammenden Philosophen und Theologen, der seit 1788 als Professor an der Universität Duisburg lehrte. Goethe hatte ihn, den „Werther“-Enthusiasten, am 3. Dezember 1777 während seiner Harzreise inkognito in Wernigerode besucht. Vgl. die Erläuterungen zu Goethes Brief an Plessing vom 26. Juli 1782 (GB 5 II). Mehrere Briefe Goethes an Plessing, die er im Juli und November 1788 sowie im März 1790 nach Wernigerode geschickt hatte, sind nicht überliefert (vgl. GB 8 I, EB 22, EB 33, EB 107 und EB 307). – Über seinen Besuch in Duisburg und über die Geschichte der Beziehung zu Plessing berichtete Goethe ausführlich in der „Campagne in Frankreich“ (vgl. WA I 33, 208–229). 126,21–22 antediluvianischen Untersuchungen] Untersuchungen über die Zeit vor dem eiszeitlichen Diluvium; das heißt: Untersuchungen über Vorsintflutliches, von Goethe ironisch Plessing zugeschrieben, der daran denkt, die Verheerungen der Gegenwart könnten zum Ende der Menschheitsgeschichte führen. Zu Goethes Bemerkung kann sich ein Passus aus Plessings Brief an Kant vom 6. Au-
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gust 1792 fügen, eingeleitet durch ein langes Zitat aus dem 49. Kapitel des 1. Buchs von Ciceros „Disputationes Tusculanae“ und so fortgesetzt: Die Geschichte unserer Tage, zeugt von einem traurigen Verfall der Menschheit, und weissagt derselben Schiksaale, die zittern machen; alle Anstalten sind wenigstens da, um es zu bereiten. Die heilige « scheint ganz den Erdboden verlassen zu wollen. Ein sich selbst zerstörender Egoismus, entartet die Europäer, und verschlingt alle edle Gefühle bei ihnen. In gewissen bedrängenden Augenblikken des tiefsten Seelenschmerzes und inniglichsten Unwillens, wird einem der Gedanke denkbar: Gott könne die Menschen, wegen moralischer Verderbniss, aus freiwilliger Bestimmung, vom Erdboden vertilgen, um ihn von den Verschuldungen zu reinigen, und einer bessern Menschenart Plaz zu machen. Es geschehen izt Dinge auf Erden, die das moralische Gefühl so empören, daß es ihm zum äussersten Bedürfniss wird: Strafe und Verdamniss, in einem andern Leben zu wünschen, um die Vernunft, durch diesen zum Glauben gewordnen Wunsch, vor der Verzweiflung zu retten: sich selbst für ein Unding und die Welt für ein Irrenhaus zu halten, wo die Tollhäusler einander die Köpfe zerschlagen. (Kant AA XI, 2, 341.) Zu einer Veröffentlichung der ‚antediluvianischen‘ Überlegungen Plessings kam es nicht. – Im Brief an Kant schrieb Plessing auch, er versuche, „so viel es der Geist der hiesigen Denkart zu ertragen im Stande ist, Nuzzen zu stiften. Freilig ist in diesen Gegenden, die sich durch so manche Eigenheiten vor andern auszeichnen, Philosophie eine ziemlich fremde Wissenschaft; Herrn Jacobi in Düsseldorf ausgenommen, sonst weiss ich keinen, mit dem ich mich mündlich über dergleichen Gegenstände unterhalten könnte.“ (Ebd., 340.) 126,22 M.] Blasius Merrem, seit 1784 Professor der Mathematik und Physik in Duisburg. In der „Campagne in Frankreich“ schreibt Goethe: Den verdienten Merrem besuchte ich gleichfalls, dessen schöne naturhistorische Kenntnisse alsbald eine frohere Unterhaltung gewährten. Er zeigte mir manches Bedeutende vor, schenkte mir sein Werk über die Schlangen 〈Beytraege zur Geschichte der Amphibien. In: Beytraege zur Naturgeschichte. H. 1 und 2 (H. 1: Duisburg und Lemgo 1790, H. 2: Leipzig 1790); vgl. Ruppert, 701, Nr 4881〉, und so ward ich aufmerksam auf seinen weitern Lebensgang, woraus mir mancher Nutzen erwuchs 〈…〉. (WA I 33, 229.) Von einer näheren Beziehung zwischen Goethe und Merrem ist nichts bekannt. 127,2 die lieben deinigen] Gemeint sind Jacobis Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene sowie sein Sohn Carl Wigand Maximilian (geb. 1775) und seine Tochter Clara Franziska (geb. 1777). Sohn Georg Arnold (geb. 1768) war während Goethes Aufenthalt in Pempelfort nicht anwesend; er war auf der Rückreise aus Italien. Vgl. die folgende Erläuterung.
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127,3 Georgen] Jacobis zweitältester Sohn Johann Georg Arnold, der sich auf der Rückkehr von einer Italienreise im Dezember 1792 in Nürnberg aufhielt und seine Weiterreise über Kassel vorhatte (vgl. auch zu 31,15 und zu 124,24–25), wo er Goethe auf dessen Weg nach Weimar zu treffen hoffte, glaubte, Goethe verpasst zu haben, wie Jacobi in seiner Antwort an Goethe schrieb: „Für Georgen bist du zu früh nach Caßel gekommen, welches mir schrecklich leid ist. Nach einem Briefe von ihm aus Nürenberg, konnte er Caßel erst Freytag 〈14. Dezember〉, wohl gar erst Sonnabend erreichen.“ (JB I 10, 158.) – Goethe kam am 13. Dezember 1792 nach Kassel; am folgenden Tag reiste er weiter (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 11; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 374). Am 24. Januar 1793 schreibt Jacobi an Goethe: „Georg ist den ersten Januar glücklich angekommen u läßt es sich herzlich wohl seyn im väterlichen Hause. Er hat dir in Caßel überall nachgefragt u nichts von dir erfahren können.“ (JB I 10, 188.) 127,5 geliebten Heimat] Weimar, wo Goethe am 16. Dezember 1792 eintraf.
140. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 19. Dezember 1792 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2716. – 1 Bl. 18,7(–19) × 23,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 27tL Xbr. 1792. / b. dL 24tL Jan. 1793.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 141f., Nr 68. WA IV 10 (1892), 42, Nr 2963. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 9. Dezember 1792 (JB I 10, 158–160; vgl. RA 1, Nr 481). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis Brief vom 19. Dezember 1792 (vgl. zu 129,25). 127,10 nach so vielem, von so vielem zu schreiben] Goethe hatte sich bis 4. Dezember bei Jacobi in Pempelfort aufgehalten. Er hatte bei ihm einen vierwöchigen Zwischenaufenthalt gemacht auf seiner Heimreise vom Frankreichfeldzug der Alliierten (vgl. zu 126,19). Seit er Pempelfort verlassen hatte, waren gut zwei Wochen vergangen, und Jacobi interessierte sich insbesondere für Nachrichten von der gemeinsamen Bekannten, Amalia Fürstin von Gallitzin, bei der Goethe auf seinem Weg nach Weimar vom 6. bis zum 10. Dezember in Münster Station gemacht hatte. In seinem Bezugsbrief vom 9. Dezember bat er explizit um einen Bericht: „Uns alle verlangt herzlich etwas v dir aus Münster zu hören. Lene hat Freytag dahin ge-
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schrieben, weil ich selbst nicht konnte.“ (JB I 10, 149.) Goethe wich dieser Bitte allerdings nicht nur hier aus. Schon in seinem Brief aus Münster kurz vor seiner Weiterreise am 10. Dezember, den Jacobi erst am 16. Dezember erhalten hatte (vgl. Jacobi an Goethe, 19. Dezember 1792; ebd., 158), war Goethe nur sehr kurz und wenig konkret auf seinen Aufenthalt dort eingegangen, indem er von freundlicher Aufnahme und glücklichen Stunden sprach (vgl. 126,23–28). Und auch in seiner Antwort auf Jacobis nächsten Brief vom 19. Dezember, in dem Jacobi nach einer Klage über die bisher wenig aussagekräftigen Mitteilungen Goethes wie der Fürstin über ihre Begegnung in Münster noch einmal detailliertere Auskünfte einforderte (vgl. JB I 10, 158), beließ es Goethe weiter bei Unverbindlichem: Von Münster kann ich nur sagen daß ich dort sehr glücklich war und daß ich ohne meine übereilte Anmeldung zu Hause noch einige Tage geblieben wäre. (130,6–9.) 127,11 manchen Posttag] Goethe war am Abend des 16. Dezember wieder zu Hause in Weimar eingetroffen und hatte hier Jacobis Brief vom 9. Dezember vorgefunden (vgl. zu 127,18). Dem Freund, bei dem er vier sehr angenehme und verbindende Wochen verbracht hatte, sollte möglichst rasch die Heimkehr vermeldet werden. Möglichkeiten zur schnellen Briefbeförderung ins Rheinland bestanden mit der so genannten reitenden Post über Frankfurt a. M. jeweils dienstags, donnerstags und samstags in den frühen Morgenstunden (vgl. Post-Bericht 1792). Der vorliegende Brief dürfte demnach am 20. Dezember, „Donnerstags Morgen 6 Uhr“ (ebd.) von Weimar abgegangen sein. 127,13 mit vieler Beschwerlichkeit endlich nach Hause gekommen] Goethe war am 4. Dezember von seinem Aufenthalt in Pempelfort bei Jacobi nach Hause aufgebrochen und hatte sich dafür einen wenig geeigneten, ziemlich schweren Reisewagen (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 205) von seinem Gastgeber ausgeborgt, da er seine Kutsche in Trier hatte zurücklassen müssen (vgl. ebd.). Er wählte eine Nordroute über Münster, Paderborn und Kassel, da ihm die ursprünglich vorgesehene Südroute über Frankfurt a. M., wo er noch einmal seine Mutter aufsuchen wollte, wegen der Besetzung der Stadt durch französische Truppen und die anhaltenden Kämpfe um die Rückeroberung der besetzten Rhein-MainGebiete zu gefährlich erschien (vgl. ebd., 202). Schon in seinem Brief vom 10. Dezember von seinem Aufenthalt bei der Fürstin von Gallitzin in Münster hatte Goethe bei Jacobi über die Unwirtlichkeiten einer solchen Fahrt während der anbrechenden Winterjahreszeit Klage geführt: Als ich das schöne Gebäude deiner häußlichen Glückseligkeit verließ hat mich Moor, Moos, wilder Wald, Winter Nacht und Regen sehr unfreundlich empfangen. (126,19–21.) Wetter und Wege blieben offenkundig schlecht, der Reisewagen erwies sich als ungeeignet und die Unterkünfte waren oft miserabel oder überfüllt. Goethes Diener Paul Goetze erinnerte sich noch Jahre später an die Reise so: „Erhebliches ist auf dieser Reise außer den ganz schlechten Wetter und Wegen, auch nichts vorgefallen,
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als daß wir in Münster vor Emigranten nicht unterkommen, und Sie in der Gaststube auf einen Stuhl über nachten mußten 〈…〉. Daß wir auf diesem ganz schlechten Wagen nach Paderborn, nicht mehr mahlen mit unsrer ganz leichten Casse, (auf das Geschwäzze der Postillione welche behaupteten; das schwere von Jacobische Fahrzeuch, müße gänzlich mit Gold angefüllt sein) angefallen und geblindert worden ist mir noch ein Räthsel. Besonders wie uns Einer bei einer stürmischen ganz fünstern Nacht, mit den Vorgeben: seine Pferde könnten das Ding nicht mehr fort bringen, in eine ganz schlechte Herberge anfuhr und den Tag erwarten mußten, (Wo weiß ich nicht mehr.)“ (Goetze an Goethe, 7. März 1822; H: GSA 25/W 2603, Bl. 3; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 184.) Nach dreizehntägiger Fahrt mit letzten Stationen in Gotha und Erfurt traf Goethe am Abend des 16. Dezember 1792 in Weimar ein (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 10–12; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 372–375; außerdem Christian Gottlob Voigt an Herzog Carl August, 17. Dezember 1792; AS 2.1, 305). 127,13–14 die Meinigen] Goethes Lebensgefährtin Christiane Vulpius und ihr gemeinsamer, fast dreijähriger Sohn August. Gemeint war wohl auch der Schweizer Kunstmaler Johann Heinrich Meyer, der seit Mitte November 1791 mit in Goethes Haus lebte und sich während dessen Abwesenheit um den Fortgang der Umbauund Renovierungsarbeiten im Haus am Frauenplan kümmerte. 127,14 mein Haus aus dem rohsten eingerichtet gefunden] Bei Goethes Rückkehr waren die Bauarbeiten am neuen Familiendomizil, dem Haus am Frauenplan, unter Leitung Johann Heinrich Meyers bereits weitgehend abgeschlossen, die Neugestaltung des Treppenhauses, der Zuschnitt der Zimmer und ihrer neuen Verbindungsstruktur sowie Dach-, Fassaden- und Fußbodenarbeiten (vgl. zu 79,7–8) und die entsprechenden Handwerkerrechnungen in: Specificatio des Geld-Betrags nebst den dazu gehörigen Belegen über den Bau-Aufwand in des Herrn Geheimen Raths von Goethe, Logis, auf die Zeit vom 21. May 1792. bis ult: Decbr: 1798; GSA 34/X,2, Bl. 1–103). Etwa Mitte September hatte der Innenausbau vor allem mit Tischler-, Schlosser- und Glaserarbeiten an Türen, Fenstern und weiteren Inneneinrichtungen begonnen. Ab Ende September/Anfang Oktober waren dann bereits Maler- und Tapeziergewerke im Haus (vgl. Handwerkerrechnungen; ebd., Bl. 105–155). Bei Goethes Rückkehr Mitte Dezember konnte das Haus zwar bewohnt werden, viele Gestaltungs- und Einrichtungsdetails waren aber noch offen. 127,15 das Gute das Ihr mir erzeigt] Dank für die freundschaftliche und zuvorkommende Gastfreundschaft in der Familiengemeinschaft Jacobis in seinem Haus in Pempelfort und unter seinen Düsseldorfer Freunden während Goethes Besuch vom 6. November bis 4. Dezember 1792 (vgl. Campagne in Frankreich; WA I 33, 190–205, bes. 204f.).
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127,16 Montags schicke ich ein Packet ab mit einigen Büchern.] Der kommende Montag war der 24. Dezember. „Montags früh 7 Uhr“ ging „die ordin. fahrende Post nach Erfurt, Gotha, Eisenach und Frankfurt, 〈…〉 allwo Personen und Paquete mitgenommen werden“ (Post-Bericht 1792). Die Absendung der versprochenen Bücher verzögerte sich aber noch um eine Woche bis zum 31. Dezember 1792. Vgl. zu 129,25–26; zu 129,27–28; zu 130,1; zu 130,2. 127,16–17 Dann vielleicht noch einige Worte.] Die Paketsendung Goethes wurde begleitet von einem Brief an Jacobi, der bereits am 25. Dezember begonnen, schließlich aber erst kurz vor Abgang der fahrenden Post am 31. Dezember fertiggestellt wurde (Nr 143). 127,18 Deinen Brief vom 9ten habe erhalten.] Jacobi hatte den Brief vom 9. Dezember 1792 mit dem Beischluss eines Briefes von Goethes Mutter, Catharina Elisabeth, vom 4. Dezember, der noch nach Düsseldorf (Pempelfort) gegangen war, bereits nach Weimar adressiert (vgl. Jacobi an Goethe, 19. Dezember 1792; JB I 10, 159). Goethe fand ihn dort vermutlich schon bei seiner Rückkehr am 16. Dezember vor. Jacobi erkundigte sich darin nach Goethes Aufenthalt bei der Fürstin von Gallitzin in Münster und berichtete über die weiterhin akute Gefahr einer Besetzung Düsseldorfs durch französische Truppen (vgl. ebd., 158f.). 127,18–19 die Lieben die dich umgeben] Vgl. zu 18,4 und zu 127,2. – Seit der Besatzung von Mainz durch französische Truppen am 21. Oktober 1792 lebte auch der von dort geflohene Schriftsteller Wilhelm Heinse bei Jacobi in Pempelfort (vgl. Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 200).
141. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 23. Dezember 1792〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der einzige überlieferte Textzeuge, ein Teildruck im Henrici-Autographenkatalog von 1918 (E), gibt ergänzend als Schreibdatum den 13. Dezember 1792 für den Brief an, das offenkundig aber nicht aus dem Brieftext selbst stammt, sondern erschlossen und eventuell von fremder Hd auf dem Briefblatt vermerkt wurde (vgl. E und WA IV 52, 113, zu Nr 2963a). Der mitgeteilte kurze Briefauszug selbst gibt hingegen keinen direkten Hinweis auf dieses Datum, aber das einleitende Regest, in dem von einem „Glückwunsch an den Geh. Rat Voigt“ (Autographen. Versteigerung XLVI im Auftrage von Karl Ernst Henrici. Berlin 1918, S. 25) die Rede ist, verweist darauf, dass es sich bei dem Brief eher um einen Glückwunsch zu Voigts Geburtstag, dem 23. Dezember, gehandelt haben könnte als, wie vermutlich nur irrtümlich in E vermerkt, um ein Schreiben vom 13. Dezember 1792. Goethe traf, vom Feldzug in Frankreich und einem längeren Aufenthalt bei Friedrich Heinrich
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Jacobi kommend, ohnehin erst am 16. Dezember 1792 wieder in Weimar ein (vgl. Christian Gottlob Voigt an Herzog Carl August, 17. Dezember 1792; AS 2.1, 305). Den Titel Geheimer Rat erhielt Voigt zwar erst im Januar 1794, durfte allerdings schon, seit er im November 1791 ins Geheime Consilium kooptiert worden war, den Titel Geheimer Assistenzrat führen. Goethe redete Voigt in seinen Briefen seitdem auch immer schon mit ‚Hochwohlgebohren‘ an, eine Anrede, die für Geheime Räte zu verwenden war (vgl. Datierung zu Nr 71). Nimmt man noch Voigts Brief an Goethe vom 23. Dezember 1792 hinzu, in dem er sich für Goethes „liebevolles Andenken an den heutigen Tag“ (Goethe-Voigt2, 87) bedankt und seiner Freude über einen angekündigten Besuch nach längerer Trennung Ausdruck verleiht („Heute und zu aller Zeit freue ich mich Ihrer Gegenwart.“ [ebd.]), so ist es durchaus wahrscheinlich, dass vorliegender Brief am 23. Dezember 1792, Voigts 49. Geburtstag, geschrieben worden ist. Eine spätere Datierung kann aufgrund der schwachen Überlieferungslage freilich nicht gänzlich ausgeschlossen werden. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1 Bl., Vs. beschr. (10 Zeilen), egh., mit Unterschrift: Goethe sowie Adresse, egh. und Siegel; Datumsangabe, vermutlich von fremder Hd: „13. XII. 1792“ (Angaben nach E). E: Autographen. Versteigerung XLVI im Auftrage von Karl Ernst Henrici, großherzoglich Sächs. Hofkunsthändler, durch den beeidigten Versteigerer Herrn Werner Haehnel. Berlin 1918, S. 25, Nr 197 (Teildruck und Regest). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 98, Nr 2963a (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete mit einem Brief ebenfalls vom 23. Dezember 1792 (Goethe-Voigt2 1, 87, Nr 37; vgl. RA 1, Nr 489). 127,21–22 Vor- oder Nachmittag komme 〈…〉 Unterhaltung zu setzen] Goethe war nach längerer Abwesenheit erst eine Woche zuvor wieder nach Weimar zurückgekehrt (vgl. Datierung). Voigts Geburtstag nahm er nun offensichtlich zum Anlass, ihn in dessen Haus zu einem ersten persönlichen Austausch aufzusuchen. Nach Goethes Rückkehr aus Italien Mitte 1788 waren die Kontakte zwischen ihm und Voigt vor allem durch die gemeinsame Arbeit in der Weimarer Administration immer enger geworden. Gesprächstreffen fanden so seit geraumer Zeit immer öfter statt. In seinem Antwortbrief vom gleichen Tag hat Voigt Goethes Besuchsankündigung begrüßt, weil es „Mancherlei“ gäbe, „was zu sprechen ist“ (GoetheVoigt2 1, 87).
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142. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 24. Dezember 1792 → 〈Frankfurt a. M.〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/I,9,3. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,2(–23,6) cm, 3 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1,1, Bl. 41–42. – Doppelblatt 17,9(–18,2) × 29,4 cm, 3 S. beschr., Schreiberhd (Schumann), Tinte, egh. Korrekturen, Tinte. E: Friedrich Wilhelm Riemer: Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen und schriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Bd 2. Berlin 1841, S. 332. WA IV 10 (1892), 42–44, Nr 2964. BEIL AG EN
Hefte von Wielands „Neuem Teutschen Merkur“ und Bertuchs „Journal des Luxus und der Moden“, um die Catharina Elisabeth Goethe im Brief vom 14. Dezember gebeten hatte und deren Empfang sie im Brief vom 6. Januar 1793 bestätigte: „vor die überschickten Modejournahle und Mercure dancke recht sehr 〈…〉“. (Pfeiffer-Belli, 630.) ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Catharina Elisabeth Goethes Briefe vom 4. Dezember und vom 14. Dezember 1792 (vgl. Pfeiffer-Belli, 625 und 625–627 sowie RA 1, Nr 480 und Nr 483). – Catharina Elisabeth Goethe antwortete am 6. Januar 1793 (vgl. Pfeiffer-Belli, 630 und RA 1, Nr 503). – Der Brief Catharina Elisabeth Goethes vom 1. Januar 1793 (vgl. Pfeiffer-Belli, 628–610 und RA 1, Nr 500) beantwortet Goethes erst am 26. Dezember ausgegangenen Brief (vgl. GT II 1, 24) nicht. 128,1–2 meine werthen Franckfurter Freunde] Gedacht ist vermutlich an die von Goethe erwähnten Freunde meiner Jugend (128,13), die noch als angesehene Bürger in Frankfurt a. M. lebten, an Johann Adam Horn, Heinrich Sebastian Hüsgen, Wilhelm Carl Ludwig Moors, Johann Jacob Riese u.a.; natürlich ist auch an die Jugendfreundinnen wie Franciska Jacobea Crespel (seit 1774 verh. mit dem Uhrenhändler Peter Friedrich Jacquet), Esther Maria Moritz (seit 1778 verh. mit dem Kaufmann Jakob Stock), Elisabeth Catharina Runckel u.a. zu denken. Vgl. auch zu 96,14. 128,3 die Umstände nötigten] Goethe war am 6. November, von Koblenz kommend, in Düsseldorf eingetroffen, wo er vier Wochen im Hause Friedrich Heinrich Jacobis in Pempelfort lebte. Zur ‚Nötigung‘ der Abreise heißt es in der „Campagne in Frankreich“: 〈…〉 das Fortschreiten der Franzosen in den Niederlanden war bedeutend und durch den Ruf vergrößert, man sprach täglich und stündlich von neuangekommenen Ausgewanderten. (WA I 33, 204.)
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128,5 Wieviel Sorge habe ich bißher um Sie gehabt!] Goethe war vom 12. bis zum 20. August 1792 in Frankfurt a. M. gewesen, bevor er sich zur Armee der gegen die Franzosen ziehenden Alliierten begab (vgl. zu 87,13 und zu 100,8). Bis zu seiner Rückkehr nach Weimar hatte er nur einen Brief der Mutter mitten im Getümmel des Kriegs (128,17) verspätet am 29. Oktober in Trier erhalten (vgl. „Campagne in Frankreich“; WA I 33, 159). – Vom 22. Oktober bis zum 2. Dezember war Frankfurt von den Franzosen besetzt gewesen (vgl. zu 116,17). 128,7 das Betragen derselben] Vermutlich ist die Rückeroberung der durch den französischen General Adam Philippe de Custine am 22. Oktober 1792 eroberten Stadt durch hessische Truppen am 2. Dezember gemeint. 128,9–10 eine Rathshernrstelle anzunehmen] Vgl. die nachfolgende Passage dieses Briefes, in der Goethe einerseits seine Freude über das ehrenvolle Stellenangebot aus seiner Vaterstadt Frankfurt a. M. zum Ausdruck bringt, andererseits aber auch seine Ablehnung zu begründen versucht (vgl. 128,13–129,2). Goethes Tagebuchnotiz vom 26. Dezember 1792 bezieht sich wahrscheinlich auf den vorliegenden Brief: Franckf. Mutter. Mit dem ostensiblen Brief. (GT II 1, 24.) 128,22–23 die Lage in der ich mich gegenwärtig befinde] Goethe fühlte sich nicht nur durch seine im Folgenden erwähnte herausragende politische Stellung im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach und die damit zusammenhängende enge Beziehung zu Herzog Carl August, sondern auch durch seine häusliche Gemeinschaft mit Christiane Vulpius und dem gemeinsamen Sohn August (geboren am 25. Dezember 1789) an Weimar gebunden. Nach einer Totgeburt im Jahr 1791 gebar Christiane in den Jahren 1793 bis 1802 drei weitere Kinder, die alle vor Vollendung der dritten Lebenswoche starben. 128,23 umständlich] Hier im Sinne von: „alle umstände umfassend, ausführlich, eingehend, genau“ (Grimm 11 II, 1178). 129,2 treuer Diener am meisten bedarf] Goethe denkt an die militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich und den mit Österreich verbündeten Preußen, an dessen Seite das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach beteiligt war. 129,11 weit entfernt bleiben] Frankfurt a. M. blieb von einer weiteren Besetzung durch die Franzosen verschont. 129,11–12 der wünschenswerthe Friede] Erst im April 1795 wurde in Basel ein Sonderfrieden zwischen Preußen und Frankreich geschlossen.
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143. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 25. und 31. Dezember 〈1792〉 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2717. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 23,4 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 7tL Jan 1793. / b. dL 24 – –“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 142f., Nr 69. WA IV 10 (1892), 45f., Nr 2965. BEIL AG EN
Empfangsbescheinigungen von Carl Graf von Coudenhoven und Jacob Obereit über empfangene Geldsendungen aus Düsseldorf (vgl. zu 129,15–16 und zu 129,17). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 19. Dezember 1792 (JB I 10, 158–160, Nr 3081; vgl. RA 1, Nr 487). – Jacobi antwortete am 24. Januar 1793 (JB I 10, 185–188, Nr 3115; vgl. RA 1, Nr 512). 129,15–16 nach Jena 〈…〉 Gutenhofen und Oberreit das Geld zu bringen] Über Goethes Vorhaben, über Weihnachten nach Jena zu fahren, ist nichts bekannt. – Der 18-jährige Franz Graf Carl Maria Ludwig von Coudenhoven aus Mainz studierte seit dem Sommersemester 1792 an der Jenaer Universität. Goethe hatte den jungen Grafen am 28. April 1792 an der herzoglichen Hoftafel kennen gelernt, zu der Coudenhoven kurz nach seiner Ankunft im Herzogtum geladen worden war (vgl. FB 1792, S. 103). Während seines Aufenthalts bei Jacobi in Pempelfort und Düsseldorf im November 1792 war Goethe nun auch dessen Mutter, Gräfin Sophie von Coudenhoven, begegnet. Die Gräfin, eine einflussreiche und in der Gunst des Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal stehende Hofdame, war noch vor der Besetzung von Mainz durch französische Truppen am 22. Oktober 1792 nach Düsseldorf geflohen (vgl. Campagne in Frankreich; WA I 33, 202). Die Gräfin gab Goethe vermutlich persönlich eine größere Summe Geldes für den Lebensunterhalt ihres Sohnes in Jena mit (vgl. zu 129,17). – Der 67-jährige aus dem Schweizer Thurgau am Bodensee stammende ehemalige Wundarzt und spätere Philosoph Jacob Hermann Obereit lebte seit dem Frühjahr 1791 mit einer kleinen Pension Herzog Carl Augusts und der Unterstützung von Freunden und Gönnern in ärmlichsten Verhältnissen ebenfalls in Jena als Privatgelehrter seinen theosophischen Studien (vgl. Thomas Stettner: Jacob Hermann Obereit. In: GJb 28 [1907], 201). Auch für ihn hatte Goethe ein Geldgeschenk aus Düsseldorf mitgebracht, das entweder von Jacobi selbst stammte oder durch eine Sammlung unter dessen Freunden und Bekannten zusammengekommen war (vgl. zu 129,17).
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129,16 mir der Plan fehlschlug] Was den Ausschlag gab, dass Goethe sein Vorhaben, über Weihnachten nach Jena zu gehen, nicht realisierte, kann nur vermutet werden. Möglicherweise lag der Grund im familiären Bereich. Goethe war erst vor gut einer Woche am 16. Dezember nach über viermonatiger Abwesenheit von zu Hause nach Weimar zurückgekehrt. Zudem wurde sein Sohn August am 25. Dezember drei Jahre alt. Für den gleichen Tag war Goethe außerdem zur großen Mittagstafel an den Weimarer Hof geladen (vgl. FB 1792, S. 230). 129,17 schickt ich beydes durch einen Boten und hier 〈…〉 die Quittung] Die Quittungen für die überbrachten Gelder sind nicht überliefert. In Goethes Tagebuch findet sich unter dem 24. Dezember 1792 jedoch eine Notiz zur Übergabe des Geldes, 100 Laubtaler, an den Grafen Coudenhoven: Jena Gutenhof. mit 100 Lbthl. (GT II 1, 24.) Eine Aushändigung des Geldes an Jacob Hermann Obereit etwa mit dem gleichen Botengang nach Jena findet im Tagebuch hingegen keine Erwähnung, ein Eintrag in einem Rechnungsbuch Goethes aus dem ersten Quartal 1793 weist allerdings die Zahlung von 13 Reichstalern in Weimarisch Courant unter dem Datum des 24. Dezembers 1792 aus: Oberreit. Jac. (GR/RB 1793, 1, Bl. 4.) Die verzeichnete Ausgabe der 13 Reichstaler entspricht umgerechnet genau der im Folgenden genannten Summe von zwei französischen Carolin oder Louis neuf. Diese Summe wird auch in Jacobis Brief an Goethe vom 19. Dezember bestätigt: „Du hast der Lene so viel Geld gelaßen, daß, die 2 Carolin für Oberreit mitgerechnet, auch der Roosische Posten ohngefähr getilgt seyn, u 〈…〉 nichts übrig bleiben wird.“ (JB I 10, 159.) 129,18 gestehen daß die Oberreitische ihre zwey Carolin werth ist] Vermutlich handelte es sich bei der Quittung Obereits nicht oder nicht nur um eine nüchterne Empfangsbestätigung, sondern um eine persönliche Danksagung an den oder die Spender, wahrscheinlich in Form eines poetischen Textes oder einer Zugabe ähnlicher Art. 129,18–19 er soll auch noch sogleich eine Clafter Holz haben] Ob und wann es zu der Zugabe Goethes an Obereit über die genannte Menge an Brennholz kam, ist nicht bekannt. Das Raum- und Mengenmaß Klafter war die damals übliche Einheit zur Bemessung von Scheitholz und entsprach je nach Region um die drei Kubikmeter. 129,25 Brief vom 19ten] Die letzten beiden Briefsendungen Jacobis und Goethes vom 9. bzw. 10. Dezember (JB I 10, 149, Nr 3068 bzw. Nr 139) sowie vom 19. Dezember 1792 (JB I 10, 158–160, Nr 3081 bzw. Nr 140) hatten sich jeweils gekreuzt. Jacobis Bezugsbrief vom 19. Dezember ist wahrscheinlich erst kurz nach Weihnachten in Weimar angekommen. Jacobi bat darin zum wiederholten Male um Auskunft über Goethes Aufenthalt in Münster bei der Fürstin Gallitzin und ihrem Kreis (vgl. zu 127,10) und versprach, einen gerade angekommenen Brief der Fürstin Goethe nächstens zur Kenntnis zu geben. Er berichtete ferner über Familiäres
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und gab eine Einschätzung zur nach wie vor drohenden Besetzung Düsseldorfs durch französische Truppen (vgl. JB I 10, 158f.). 129,25–26 heute 〈…〉 10 Exempl. Schulatlas und Lehrbuch abgegangen] Die fahrende Post nach Frankfurt a. M. und von da weiter ins Rheinland ging immer montags am Morgen in Weimar ab, also auch am 31. Dezember (vgl. zu 127,16). Goethes Sendung enthielt den 1792 im Verlag von Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir in Weimar erschienenen „Neuen methodischen Schul-Atlas“ von Adam Christian Gaspari sowie sein dazugehöriges „Lehrbuch der Erdbeschreibung zur Erläuterung des neuen methodischen Schul-Atlasses“. Jacobi hatte bereits im Juli 1792 je fünf Exemplare über Goethe bezogen (vgl. zu 84,1 und zu 84,1–2). Die erneute Bestellung hatte Jacobi wahrscheinlich während Goethes Aufenthalt bei ihm in Pempelfort vom 6. November bis 4. Dezember 1792 aufgegeben. Jacobi bestätigte den Empfang des Pakets in seinem Antwortbrief vom 24. Januar 1793 (vgl. JB I 10, 185). 129,27–28 Dabey liegen 〈…〉 zwey Portraite zur günstigen Aufnahme.] Wie aus Jacobis Dank in seinem Antwortschreiben vom 24. Januar hervorgeht, handelte es sich um neue Kupferstichporträts von Herzog Carl August und von Christoph Martin Wieland (vgl. JB I 10, 186). 1792 war von dem an der Freien Zeichenschule in Weimar tätigen Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller ein kolorierter Punktierstich nach dem 1791 entstandenen Ölgemälde von Georg Melchior Kraus geschaffen worden. Das Gemälde ist ein Ganzkörperporträt des Herzogs in seiner Galauniform als Oberbefehlshaber des preußischen Kürassierregiments Nr 6 in Aschersleben und befindet sich heute in den Sammlungen von Schloss Elisabethenburg in Meiningen (Inv.-Nr BP 165). Müllers Stich war offenbar gerade fertiggestellt worden, wurde er doch in den folgenden Tagen in einer vom 20. Dezember 1792 stammenden „Kunst-Anzeige“ im Januar-Heft 1793 (Nr 1) des „Intelligenz-Blattes des Journals des Luxus und der Moden“ zum Preis von einem Reichstaler Sächsisch Courant zum Kauf angeboten (vgl. dort S. III). In den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar finden sich noch heute mehrere Exemplare des großformatigen Kupferstichblattes (vgl. KSW, Direktion Museen, Inv.-Nrn 204598/KGr 1983/10118; 206649/KGr 1882/00096; 514395/DK 2218 und öfter). Wielands Bildnis stammte vom ebenfalls in Weimar wirkenden Johann Heinrich Lips. Lips hatte mit Unterbrechungen seit März 1792 an dem Brustporträt gearbeitet, dem eine Ende 1791 entstandene eigene Zeichnung zugrunde lag, und konnte nun, Ende des Jahres, einen Probedruck seiner Arbeit vorlegen (vgl. Kruse, Lips, 201f.). Jacobi tadelte in seinem Antwortbrief allerdings die ungenügende Qualität der Ausführung (vgl. JB I 10, 186), so dass Goethe daraufhin versprach, sobald als möglich das verbesserte endgültige Produkt nachzuliefern (vgl. 132,12–18), was dann Ende April 1793 auch geschah (vgl. zu 137,5–6). 129,28 Die Globen folgen nächstens.] Zu Gasparis Atlas und dem geographischen Lehrbuch gehörte auch ein kleiner Globus (vgl. Verzeichniß Ostermesse
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1792, 41f.). Davon hatte Jacobi offensichtlich drei Stück bestellt, die Goethe allerdings erst am 5. Februar 1793 vom Verlag des Industrie-Comptoirs in Weimar erhielt: „Ew. Excellenz können wir jetzt mit beykommende 3 Exemplare von des Hn. D. Gaspari Globus aufwarten, wo für wir 4 RL. 20 gL. Sächs. Cour. angesetzt haben.“ (GR/Belege 1793, 2, Bl. 3.) Die Weiterleitung an Jacobi verzögerte sich dann noch einmal um mehrere Wochen. Am 27. Februar kündigte Goethe zwar erneut die baldige Zusendung der Globen an (vgl. zu 132,29), verschickte sie dann aber erst mit einer größeren Paketsendung am 22. April 1793 (vgl. zu 137,1–2). 130,1 In einem kleineren Packet findest du Vico] Goethe schickte ein Werk des italienischen Geschichts- und Rechtsphilosophen Giovanni Battista Vico, von 1697 bis 1741 Lehrstuhlinhaber für Rhetorik an der Universität seiner Heimatstadt Neapel. Um welche Schrift Vicos es sich hier handelt, ist nicht bekannt. Vermutlich ist aber sein Hauptwerk gemeint, die erstmals 1725 in Neapel erschienenen „Principj di una Scienza Nuova d’intorno alla commune Natura delle Nazioni“ (ital.: Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker). Goethe war während seines Neapel-Aufenthaltes auf der Italienreise im März 1787 auf Vico und seine Philosophie gestoßen (vgl. IR II, 5. März 1787; WA I 31, 27f.). 130,2 viele Französche, einige Italiänische Schauspiele] Welche Stücke gemeint sind, ist nicht bekannt. Die erwähnte größere Anzahl der Werke lässt vermuten, dass Goethe Textbücher von Stücken für Aufführungen an der Weimarer Hofbühne für Jacobi zusammengestellt hat. Goethe hatte seit Anfang 1791 mit der Übernahme der Oberdirektion die administrative Leitung des Weimarer Hoftheaters inne (vgl. zu 17,22–23). 130,2–3 Andres soll nach und nach erscheinen.] Hinweis Goethes, dass Jacobi auch in Zukunft mit einer kontinuierlichen Versorgung vor allem mit literarischen wie anderen künstlerischen Werken aus Weimar rechnen könne (vgl. zu 131,5–6). 130,3 Lehnchen, Lottchen, Clärchen] Gemeint sind Jacobis Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene Jacobi sowie die 15-jährige Tochter Clara Franziska (vgl. zu 18,4). 130,4 Auch Nesselr. Dohm, Gutenhofen, Heinse.] Namentlich erwähnt werden hier einige aus der großen Zahl von Persönlichkeiten, denen Goethe während seines Besuchs bei Jacobi in Pempelfort und in Düsseldorf begegnet war und die bis auf Heinse in Jacobis Bezugsbrief vom 19. Dezember1792 explizit als ebenfalls Grüßende genannt wurden (vgl. JB I 10, 159f.). – Der eng mit Jacobi befreundete Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Graf von Nesselrode zu Ehreshoven lebte als Kämmerer und Landkommissar der kurpfalzbayerischen Provinzialadministration in Düsseldorf. – Christian Konrad Wilhelm von Dohm war der bevollmächtigte Geschäftsträger Preußens für das Kurfürstentum Köln und Gesandter beim niederrheinisch-westfälischen Kreis. Er hatte sich seit längerem auch einen Namen als politischer Schriftsteller gemacht und pflegte einen engen persönlichen Kontakt zu Jacobi. – Sophie Gräfin von Coudenhoven, Hofdame am kurfürstlichen Hof in
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Mainz, war wegen der Besetzung der Stadt durch französische Truppen Ende Oktober 1792 nach Düsseldorf geflohen (vgl. zu 129,15–16) und hatte hier Zugang zum Freundes- und Honoratiorenkreis um Jacobi gefunden. – Aus dem gleichen Grund wie die Gräfin hatte auch der Schriftsteller und kurfürstliche Bibliothekar Wilhelm Heinse Mainz verlassen und war vorübergehend von Jacobi, seinem langjährigen Freund, in sein Haus aufgenommen worden (vgl. zu 127,18–19). 130,4–5 dein Georg gesund bey dir eingetroffen seyn] Jacobis mit 24 Jahren zweitältester Sohn Georg Arnold war seit Juli 1791 mit einer Reisegesellschaft um Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg in Italien unterwegs gewesen, vor allem im Süden, in Neapel und Sizilien (vgl. zu 31,15). Seit Ende September 1792 befand man sich auf der Rückreise, und Georg Arnold Jacobi war im Dezember bereits bis nach Bayern gekommen. Ein ins Auge gefasstes Treffen mit Goethe, der sich zur gleichen Zeit auf der Heimreise von Pempelfort nach Weimar befand, schien realisierbar. In Kassel, das für die Begegnung ausgesucht worden war, verfehlte man sich Mitte Dezember jedoch knapp (vgl. zu 127,3). 130,5–6 Von Maxens Einrichtung nächstens.] Jacobis 17-jähriger Sohn Carl Wigand Maximilian sollte im nächsten Jahr ein Studium aufnehmen. Wahrscheinlich auch auf Goethes Empfehlung war die Jenaer Universität gewählt worden. Goethe hatte offenkundig angeboten, sich um die notwendigen Modalitäten zu kümmern und weitere Informationen, wie etwa zu erwartende Kosten des Studienaufenthaltes, zu liefern. In seinem Antwortbrief fragte Jacobi noch einmal danach: „Du schreibst doch bald wegen Max u Jena? – Weißt du u kanst mir sagen wie viel der junge Stein dort jahrlich gebraucht hat.“ (Jacobi an Goethe, 24. Januar 1793; JB I 10, 188.) Maximilian Jacobi nahm dann mit dem Sommersemester 1793 ein Medizinstudium in Jena auf. Am 16. April kam er in Weimar an (vgl. zu 136,11), wohnte einige Tage in Goethes Haus, ehe er sich am 23. April nach Jena begab (vgl. zu 132,28 und zu 133,1–2). 130,6 Grüße Hildebr. und gedencket mein in der Versamml.] Ferdinand Hildebrandt war seit Sommer 1790 Hauslehrer der noch im Haus lebenden Kinder Jacobis, Carl Wigand Maximilian und Clara Franziska (vgl. zu 31,17 und GB 8 II, zu 26,20–21). Goethe hatte ihn während seines Aufenthaltes in Pempelfort im November und Dezember 1792 kennen gelernt. Mit der Versammlung ist die Familie Jacobis mit dem gesamten Hausstand gemeint. 130,6–9 Von Münster kann ich nur sagen 〈…〉 einige Tage geblieben wäre.] Trotz wiederholter eindringlicher Aufforderung Jacobis auch in seinem Bezugsbrief vom 19. Dezember 1792, ihm doch möglichst detailliert von dem Aufenthalt in Münster bei Amalia Fürstin von Gallitzin und seinen Eindrücken zu berichten (vgl. JB I 10, 158), ging Goethe auch jetzt wenig konkret darauf ein (vgl. zu 127,10). Jacobi, der auch von der Fürstin dazu kaum mehr erfuhr (vgl. JB I 10, 158), beließ es schließlich dabei. 130,9 Die meinigen] Vgl. zu 127,13–14.
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BRIEFE 144/145
130,9–11 Mein Vorhauß und meine Treppen 〈…〉 Hauß übrigens noch ziemlich unwohnbar.] Vgl. zu 127,14.
144. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar〉, 31. Dezember 1792 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 8. – Doppelblatt 13,5 × 19,5(–19,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – S. 2 von Voigts Hd Auszug aus dem beigelegten Brief Herzog Carl Augusts an Goethe vom 23. Dezember 1792, Tinte: „V. Briefe, deren ich Viele empfange, tragen g a n z a u ß e r o r d e n t l i c h zu meinem Wohlbefinden bey; ich fühle täglich mehr welche Seltenheit ich an ihn habe, laß ihn doch diese Gesinnung von mir einmal bemerken – / CAugust / dL 23 Dec. / 1792.“ – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 46, Nr 2966. BEIL AG E
Brief von Carl August an Goethe vom 27. Dezember 1792 (H: GSA 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 167f., Nr 106; vgl. weiter zu 130,14–15). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete ebenfalls am 31. Dezember 1792 (Goethe-Voigt2 1, 88, Nr 39; vgl. RA 1, Nr 497). 130,13–14 der Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria Voigt, geb. Hufeland, verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, von denen 1792 zwei, Caroline Amalie Victoria (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774), noch lebten. 130,14–15 beyliegenden Brief] Der Brief Herzog Carl Augusts an Goethe vom 27. Dezember 1792 aus Frankfurt a. M. Er enthielt eine Passage mit einem ausdrücklichen Lob Christian Gottlob Voigts als stets verlässliche wie außergewöhnliche Persönlichkeit (vgl. Überlieferung und Carl August-Goethe2 1, 168). Voigt bedankte sich für die Zusendung und gab seiner Freude über Carl Augusts Anerkennung Ausdruck: „In der That hätten Sie mir, liebster HL. Geh. Rath, nichts Kostbareres in dem alten Jahre noch verehren können, als in der B e i l a g e geschehen; ich bin gerührt, von unsers guten gnädigsten Herrn Anerkennung meines guten Willens, so schwach dieser auch zu wirken fähig ist. Ich habe mich drauf gesetzt, über die Dinge der Administration, nicht als CanzleiArbeiter, sondern m e n s c h l i c h den Herrn zu unterhalten, und Ihn dabey immer in dem Interesse für seinen Staat,
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nach allen meinen geringen Vermögen, zu erhalten, und dabey immer ohne Furcht und aufrichtig zu schreiben, ohne alle Beziehung auf meine eignen Vorteile oder Verhältnisse.“ (Voigt an Goethe, 31. Dezember 1792; H: GSA 28/1,1, Bl. 51; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 88.)
145. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, vermutlich Ende Dezember 1792 oder Anfang Januar 1793〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
In E (S. 144) datiert Heinrich Düntzer: „(Weimar 1793 oder 1794?)“. Eduard von der Hellen verzichtet in der Weimarer Ausgabe (WA IV 10 [1892], 132) auf das Fragezeichen: „[1793 oder 1794.]“ Carl Schüddekopf schließlich teilt im Nachtragsband der Weimarer Ausgabe (WA IV 30 [1905], 259) mit: „nach A. Leitzmann (G.-Jb. XVIII, 47) ein paar Monate zu spät eingeordnet.“ Genauere Angaben macht Albert Leitzmann allerdings nicht. Zutreffender ist wohl diese Annahme: Die Zeilen hat Goethe bald, nachdem er von seinem Besuch bei Jacobi am 16. Dezember 1792 nach Weimar zurückgekehrt war, geschrieben. Jacobi wird Goethe berichtet haben (oder Goethe glaubte, Jacobi habe es ihm berichtet), dass Herder, der im August 1792 in Pempelfort gewesen war, das Werk „Naturgeschichte des Orang-Utang“ von Pieter Camper, dem niederländischen Arzt und Anatom, erhalten habe. Goethe brauchte das Werk für seine anatomischen Studien, mit denen er noch intensiv beschäftigt war. Der Brief ist vermutlich Ende Dezember 1792 oder Anfang Januar 1793 geschrieben worden. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 22 × 17,5 cm, 1⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Adresse, egh., Tinte: H. Vicepräsident / Herder; rotes Siegel mit Bildmotiv: mit Lorbeer gekrönter Männerkopf im Profil. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856) 1, 144, Nr 88. WA IV 10 (1892), 132, Nr 3032 (Korrektur der Datierung in den „Berichtigungen“: „3032. 3033. 3045. Diese Nummern sind nach Albert Leitzmann [G.-Jb. XVIII, 47] ein paar Monate zu spät eingeordnet.“; WA IV 30 [1905], 259).
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BRIEF 146
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 130,20 ein C a m p e r i s c h e s We r c k] Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jacobi beim Besuch Herders in Pempelfort/Düsseldorf im August 1792 von der 1791 in Düsseldorf erschienenen Schrift des 1789 gestorbenen Pieter Camper, mit dem sowohl Jacobi wie Herder in Kontakt gestanden hatten, gesprochen hat: „Naturgeschichte des Orang-Utang und einiger andern Affenarten des Africanischen Nashorns und des Rennthiers. Ins Deutsche übersetzt, und mit den neuesten Beobachtungen des Verfassers herausgegeben von J〈ohan〉 F〈rederik〉 M〈aurits〉 Herbell“. – Herbell war ein Schüler Campers. Ob Herder tatsächlich diese oder vielleicht eine andere Schrift des niederländischen Arztes (vgl. zu ihm die Erläuterungen zu Goethes Brief an Johann Heinrich Merck vom 27. Oktober 1782; GB 5 II) von Jacobi erhalten hat, ist nicht bekannt. – In den „Tag- und Jahres-Heften“ für 1795 schrieb Goethe später: Anatomie und Physiologie verlor ich dieses Jahr fast nicht aus den Augen. Hofrath Loder demonstrirte das menschliche Gehirn 〈…〉. Die Camperschen Arbeiten wurden mit demselben durchgesehen und durchgedacht. (WA I 35, 60.) – In Goethes Nachlass (H: GSA LXIII 12, Bl. 160–162) ist ein Manuskript „Nachrichten von Campers Vorlesung von der Schönheit“ überliefert, dessen Titel von Herder geschrieben ist. – In Goethes Bibliothek haben sich einige Werke Campers erhalten, nicht aber die „Naturgeschichte des Orang-Utang“. Vgl. Ruppert, 638, Nr 4442–4443a. – Vgl. auch zu 84,8–9. 130,21 in Düsseldorf warst] Herder war mit seiner Frau Caroline vom 21. bis zum 24. August 1792 zu Besuch bei Jacobi in Pempelfort gewesen (vgl. zu 87,15).
146. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 1. Februar 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2718. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,2(–23,4) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 9tL Febr. 1793. / b – 13tL – –“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 144–146, Nr 70. WA IV 10 (1892), 46–49, Nr 2967. BEIL AG EN
1) Eigenhändige Handschrift des Gedichts „Froh empfind ich mich nun 〈…〉“ (vgl. zu 131,2):
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Froh empfind ich mich nun auf classischem Boden begeistert, Lauter und reizender spricht Vorwelt und Mitwelt zu mir; Ich befolge den Rath durchblättre die Werke der Alten Mit geschäftiger Hand täglich mit neuem Genuß; Aber die Nächte hindurch hält Amor mich anders beschäftigt, Wird ich auch halb nur gelehrt bin ich doch doppelt vergnügt! Und belehr ich mich nicht? Wenn ich des lieblichen Busens Formen spähe die Hand leite die Hüften hinab. Dann versteh ich erst recht den Marmor ich denk und vergleiche, Sehe mit fühlendem Aug fuhle mit sehender Hand. / Raubet die Liebste denn gleich mir einige Stunden des Tages; Giebt sie die Stunden der Nacht mir zur Entschädigung hin. Wird doch nicht immer geküsst, es wird vernünftig gesprochen, Uberfällt sie der Schlaf lieg ich und denke mir viel. Oftmals hab ich auch schon in ihren Armen gedichtet Und des Hexameters Maas leise mit fingernder Hand Ihr auf den Rücken gezählt, Sie athmet in lieblichem Schlummer Und es durchglühet ihr Hauch mir biss ins tiefste die Brust. Amor schuret iedoch die Lampe, gedenket der Zeiten, Da es den nämlichen Dienst seinem Triumvirn gethan.
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BRIEF 146
(H: GMD Düsseldorf, Sign.: KK 10. – Doppelblatt 18,6 × 22,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte.) 2) Brief von Amalia Fürstin von Gallitzin an Jacobi von Mitte Dezember 1792; nicht überliefert (vgl. zu 131,2 und JB I 10, 158). 3) Akademische Anzeige Christoph Wilhelm Hufelands über sein Vorlesungsangebot im Sommersemester 1793 (vgl. zu 131,8–10). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 24. Januar 1793 (JB I 10, 185–188, Nr 3115; vgl. RA 1, Nr 512). – Jacobi antwortete am 13. Februar 1793 (JB I 10, 201–203; vgl. RA 1, Nr 522). Postsendungen: 1. Februar 1793 (vgl. GR/Belege 1793, 3, Bl. 20). 131,2 deinen Brief] Jacobi hatte mit einem Brief vom 24. Januar 1793 auf die letzten Schreiben Goethes vom 19. und vom 31. Dezember 1792 (Nr 140 und Nr 143) geantwortet sowie den Erhalt der von Goethe ebenfalls zu Silvester abgeschickten beiden Pakete mit Büchern und Kupferstichblättern bestätigt (vgl. zu 129,25–26; zu 129,27–28; zu 130,1; zu 130,2). Jacobis Brief enthielt einen ausführlichen Bericht über die seit dem 16. Dezember 1792 andauernde erste Besetzung Aachens durch französische Truppen und informierte über die Rückkehr seines Sohns Georg Arnold aus Italien am 1. Januar 1793 (vgl. zu 31,15). Ihm lag ferner ein Brief von Amalia Fürstin von Gallitzin an Jacobi von Mitte Dezember 1792 über Goethes Aufenthalt in Münster bei (vgl. JB I 10, 185). Angeregt durch ein während Goethes Besuch bei der Fürstin entstandenes Gedicht (vgl. zu 131,16–17) hatte Jacobi sich weitere lyrische Dichtungen von Goethe gewünscht: „Großen Dank, mein Lieber, für das gesandte. Sende mehr! Vor allen Dingen Elegien u Sinngedichte.“ (JB I 10, 185.) Ohne es explizit zu erwähnen, war Goethe schon mit dieser Sendung vom 1. Februar auf Jacobis Bitte eingegangen und hatte ein Blatt mit der eigenhändigen Abschrift eines seiner Gedichte beigelegt. Der Eintrag in Goethes Tagebuch vom Absendetag 1. Februar bestätigt dies: Geh. Jakobi Düsseld. Elegie. Prinzess Brief. Huflands Anzeige (GT II 1, 29). Im Antwortbrief vom 13. Februar 1793 bedankt sich Jacobi für den Erhalt einer „metrischen Beylage“ (JB I 10, 201). Dies alles deutet darauf hin, dass es sich um das Gedicht „Froh empfind ich mich nun 〈…〉“ handelte, das im Nachlass Jacobis in der Kippenberg-Sammlung im GMD Düsseldorf überliefert ist (vgl. zur Beilage: Katalog der Sammlung Kippenberg. Erster Band. Zweite Ausgabe. Leipzig 1928, S. 3, Nr 10 und Faksimile zwischen S. 24 und 25). Es gehört zu Goethes 1790 fertiggestellter Sammlung der so genannten „Römischen Elegien“ und wurde erst 1795 als deren „Fünfte Elegie“ in Friedrich Schillers Monatsheften „Die Horen“ veröffentlicht (6. Stück, S. 10f.). Der Text weist einige kleinere Varianten zur Druckfassung auf (vgl. auch H: GSA 25/W 52).
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131,3–4 Mit der montägigen Post geht ein Packet ab] Die fahrende Post nach Frankfurt a. M. und von da weiter ins Rheinland ging immer montags am Morgen in Weimar ab, also auch am bevorstehenden 4. Februar 1793 (vgl. zu 127,16). Goethe gab wie angekündigt das Paket an diesem Tag auf und bezahlte 14 Groschen „〈für〉 1. PL. in WchsL p. adr. nach Düsseldorf“ an das Herzoglich Sächsische Postamt in Weimar (P/HS Post, [13. April] 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 26). Jacobi erhielt die Sendung am 1. März: „Dein Packet ist vorgestern angekommen.“ (Jacobi an Goethe, 3. März 1793; JB I 10, 215.) 131,4–5 mit allerley wunderlichen Geburten des menschlichen Geistes] Am 3. März 1793 bedankte sich Jacobi für Goethes Paket und erwähnte zumindest einige der darin enthaltenen Bücher und Gegenstände. Ob damit alle mitgeschickten Dinge genannt waren, muss offen bleiben: „Die Morlaken sind mir ein besonders liebes Geschenk 〈…〉. Für die nähere Bekanntschaft mit Haugwiz bin ich dir auch verbunden. Daß er so etwas schreiben könne hätte ich doch nicht gedacht. 〈…〉 Dein Facius ist ein wackerer Künstler. Mich verlangt was Neßelrode zu dem Homerskopfe sagen wird 〈…〉. – Alfieri u Attichiero sende ich dir, wenn wirs genoßen haben, wohlverwahrt zurück.“ (JB I 10, 215.) – Mit den ‚Morlaken‘ ist das zweibändige landeskundliche Standardwerk über das unter venezianischer Herrschaft stehende Dalmatien und seine serbo-kroatische Bevölkerung „Viaggio in Dalmazia“ (Venedig 1774) gemeint. Der aus Padua stammende Geistliche und Gelehrte Alberto Fortis hatte diese Landeskunde auch auf der Basis eigener Reiseerfahrungen geschrieben. Es ist nicht bekannt, ob Goethe das Original geschickt hatte oder die 1776 erschienene deutsche Übersetzung des Werks von Clemens Werthes: „Abbate Alberto Fortis Reise in Dalmatien“ (2 Bde. Bern 1776). Bei der näheren Bekanntschaft mit ‚Haugwitz‘ ist wahrscheinlich der aus Schlesien stammende Graf Christian August Heinrich Curt von Haugwitz gemeint, ein Freund der Brüder Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, der inzwischen nach steiler politischer Karriere bis zum preußischen Staats- und Kabinettsminister avanciert war. Goethe hatte von Mai bis Juli 1775 gemeinsam mit Haugwitz und den Stolbergs seine erste Schweizer Reise unternommen und war Haugwitz am 11. Oktober 1792 auf dem Rückzug der alliierten Truppen von der Festung Verdun in Etain wiederbegegnet (vgl. Campagne in Frankreich; WA I 33, 134). Der Graveur Friedrich Wilhelm Facius aus Greiz, der 1789 nach Weimar gekommen war, wurde von Goethe bei seiner weiteren Ausbildung gefördert (vgl. GB 8 II, zu 211,16–18). Zuletzt war ihm ein ein knappes Jahr währender Lehraufenthalt als Steinschneider beim kursächsischen Hof- und Kabinettssteinschneider Gottfried Benjamin Tettelbach in Dresden ermöglicht worden (vgl. zu 78,3). Bei dem genannten ‚Homerskopfe‘ handelt es sich wahrscheinlich um eine jüngst von Facius gefertigte Kamee oder Gemme oder eine von ihm gestochene Petschaft. Mit ‚Alfieri‘ und ‚Altichiero‘ können sowohl Stücke des Florentiner Aufklärungsdramatikers Vittorio Alfieri (vgl. zu 132,23–24) als auch Bilder aus der Villa Altichiero
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in Padua oder auch des Veroneser Kirchenmalers Altichiero da Zevio aus dem 14. Jahrhundert gemeint sein. Näheres ist dazu nicht bekannt. 131,5–6 Andre Wercke werden bereitet und folgen nach und nach.] Goethe hatte schon am 31. Dezember 1792 zwei Pakete mit zahlreichen Büchern und Bildern an Jacobi geschickt (vgl. zu 129,25–26; zu 129,27–28; zu 130,1; zu 130,2). Nach der hier angekündigten Paketsendung (vgl. die beiden vorhergehenden Erläuterungen) folgte bis zu Goethes Abreise zu Herzog Carl August ins Militärlager vor Mainz am 12. Mai 1793 noch eine weitere am 22. April mit ähnlichem literarisch-künstlerischen Inhalt (vgl. zu 137,1–2). Darüber hinaus legte Goethe seinen Briefen immer wieder auch Proben seiner eigenen Werke bei (vgl. Beilage; vgl. zu 132,28–29 und zu 144,6). Vermutlich hatte Goethe bei seinem letzten Aufenthalt bei Jacobi im November und Anfang Dezember 1792 versprochen, den Düsseldorfer Kreis mit Neuem und Interessantem aus dem Weimarer Umfeld auf dem Laufenden zu halten. 131,7–8 Zeichnungen kopiren in denen Meyer meine Theoretischen Farben Speculationen in Praxin] Der Schweizer Maler Johann Heinrich Meyer wohnte seit November 1791 bei Goethe in Weimar und hatte 1792 begonnen, Goethes farbtheoretische Überlegungen, vor allem zur Harmonie der Komplementärfarben und ihrer ästhetisch-psychologischen Wirkung, in einer Art von Musterstudien malerisch umzusetzen (vgl. auch Margrit Wyder: „Ein unbegreiflicher Zauber, ein Zufall oder Verhängniß“. Meyer und Goethes Farbenlehre. In: Johann Heinrich Meyer – Kunst und Wissen im klassischen Weimar. Hrsg. von Alexander Rosenbaum, Johannes Rößler und Harald Tausch. Göttingen 2013, S. 54–62). So entstanden wohl mehrere Gemälde, bei denen Meyer „nach den neuen prismatischen Versuchen von Göthe das Colorit eingerichtet“ hat, wie Carl August Böttiger über die Vorstellung eines dieser Bilder in der Sitzung der so genannten Freitagsgesellschaft am 17. Februar 1792 zu berichten wusste (Böttiger, Literarische Zustände2, 56). Dem Zeichner Conrad Horny, einem Unterlehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, hatte Goethe wohl Anfang 1793 einen Auftrag erteilt, Kopien dieser Gemälde anzufertigen, die als kolorierte Zeichnungen vor allem den Farbgebrauch wiedergeben sollten. Drei dieser Zeichnungen Hornys schickte Goethe wie versprochen in seiner umfangreichen Paketsendung vom 22. April 1793 an Jacobi (vgl. zu 137,1–2 und 137,4–5). Die Zeichnungen haben sich nicht erhalten. In Goethes Antwort vom 7. Juni 1793 auf Jacobis Nachfrage zur Identität der Werke (vgl. Jacobi an Goethe, 3. Juni 1793; JB I 10, 244) werden aber zumindest zwei der Meyer’schen Vorlagen genannt: „Die Mädchen mit dem Korbe“ und der so genannte „Raub der Leucippiden“ (vgl. 157,12–13). Das erstgenannte Bild ist ebenfalls verschollen, während sich das andere „Kastor und Pollux rauben die Töchter des Leukippos“ noch heute in den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar befindet (KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr G 1956).
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131,8–10 kleiner Aufsatz eines Mannes 〈…〉 für deinen Sohn viel gutes verspreche] Es handelte sich um ein kleines Heft Christoph Wilhelm Hufelands zu seiner bevorstehenden Lehrtätigkeit an der Jenaer Universität „Ein Wort an Meine Künftigen Herren Zuhörer als Ankündigung Meiner Vorlesungen“, das Anfang 1793 in der Akademischen Buchhandlung in Jena erschienen war. Hufeland war seit 1785 Hofmedikus in Weimar und auch behandelnder Arzt Goethes. 1792 wurde er durch Herzog Carl August an die Landesuniversität als Medizinprofessor berufen und nahm mit dem Sommersemester 1793 seine Lehrtätigkeit auf. Das Heft kündigte Vorlesungen zu den Themen „Allgemeine Therapie und Semiotik“, „Specielle Therapie“, „Die Kunst das Leben zu verlängern“ und „Klinische Uebungen“ an (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 273f.). Die Information war für Jacobis Sohn Maximilian gedacht, der im gleichen Jahr ein Medizinstudium in Jena beginnen sollte. Jacobi reichte sie an seinen Sohn weiter: „Dank für die Schrift v Hufland, die mir sehr gefallen hat. Ich habe sie Maxen überantwortet.“ (Jacobi an Goethe, 13. Februar 1793; JB I 10, 203.) 131,10–11 Uber den Jenaischen Aufenthalt 〈…〉 nächstens Nachricht.] Gemeint war der Studienaufenthalt von Jacobis Sohn Carl Wigand Maximilian in Jena. Schon in seinem vorausgegangenen Brief vom 31. Dezember 1792 hatte Goethe versprochen, sich um Informationen zur Studienaufnahme und um eine Studentenunterkunft zu kümmern und baldmöglichst Nachricht zu geben (vgl. 130,5–6). Jacobi hatte in seinem Bezugsbrief vom 24. Januar 1793 explizit noch einmal nach den zu erwartenden Kosten gefragt (vgl. zu 130,5–6). Mit seinem Brief vom 27. Februar 1793 schickte Goethe dann eine Aufstellung der wahrscheinlichen Unterhaltskosten für einen Studienaufenthalt in Jena, zeigte die Anmietung eines Quartiers sowie die Empfangsbereitschaft in seinem Hause für die Ankunft Maximilian Jacobis in Weimar an (vgl. zu 132,27; zu 132,28; zu 133,1–2). 131,11 die Mittheilung des Briefes der Prinzess] In seinem Bezugsbrief vom 24. Januar hatte Jacobi einen an ihn gerichteten Brief von Amalia Fürstin von Gallitzin von Mitte Dezember 1792 beigelegt (vgl. JB I 10, 185). In diesem nicht überlieferten Brief war die Fürstin in ihrer empfindsam-poetischen Art auf Goethes Besuch in ihrem Haus in Münster vom 6. bis zum 10. Dezember eingegangen (vgl. auch Amalia Fürstin von Gallitzin an Goethe, 27. Dezember 1792; Goethe und Kreis von Münster, 81f., Nr 196). Jacobi hatte ihn Goethe am 19. Dezember 1792 so charakterisiert: „Heute ist ein längerer Brief von ihr erschienen, der aber, was dich angeht, nur eine lyrische Ausströhmung enthält; nichts historisches, überhaupt nichts eigentlich objectives für den, der nicht durch Weißagungsgabe zu objectivieren vermag. Das ist für mich, wie du weißt, ebener Boden. Doch bin ich diesmahl nicht ohne Mühe fertig geworden. Ich schicke dir wohl nächstens den Brief im original, weil er voll herrlicher Züge ist, und merkwürdig, u schön u groß.“ (JB I 10, 158.) Goethe schickte den Brief hier wie von Jacobi gewünscht umgehend zurück (vgl. ebd.).
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131,16–17 Das kleine Gedicht] Während seines Aufenthaltes in Münster hatte Goethe, angeregt von der eigentümlichen Mischung von Kunstsinn und christlichplatonischer Werteorientierung der Fürstin und ihres Kreises, das Gedicht „Der neue Amor“ verfasst und sein Manuskript der Fürstin überlassen (vgl. Campagne in Frankreich; WA I 33, 237; vgl. auch WA I 2, 135). Jacobi war das Gedichtmanuskript wahrscheinlich im Laufe der ersten drei Januarwochen 1793 von der Fürstin zugesandt worden (vgl. Jacobi an Goethe, 24. Januar 1793; JB I 10, 185). Das Manuskript ist nicht überliefert. 131,19–20 dir und deinem Kreiße das kleine Gedicht wohlgefällt] In seinem Bezugsbrief hatte sich Jacobi sehr anerkennend über das goethesche Gedicht geäußert und von einer durchweg positiven Aufnahme auch in seinem Familien- und Bekanntenkreis berichtet: „Die Prinzeßinn hat mir das Gedicht, wodurch du dich außer Zwist mit ihr setztest, gesandt. Es ist trefflich. Wir finden es alle so; auch Neßelrode u Heinse.“ (Jacobi an Goethe, 24. Januar 1793; JB I 10, 185.) 131,22–23 Seit einigen Tagen 〈…〉 gleichsam zum erstenmal im Plato gelesen] Goethes letzte und zugleich intensivste Phase einer Platon-Lektüre lag schon über 20 Jahre zurück. Im Winter 1771/72 hatte er sich auf Anregung Herders mit verschiedenen platonischen Dialogen auseinandergesetzt, vor allem mit den auch hier wieder genannten „Symposion“ (griech.: ), „Phaidros“ (griech.: «) und der „Apologie des Sokrates“ (griech.: #A «). Die neuerliche Lektüre war wahrscheinlich durch philosophische Gespräche und Diskussionen während seines Aufenthaltes in Pempelfort mit Jacobi und dessen Freunden oder in Münster mit der Fürstin von Gallitzin und ihrem Kreis von Vertrauten angeregt worden, der von dem holländischen Philosophen und Platonverehrer Frans Hemsterhuis beeinflusst war. Goethe deutete hier mit seiner Wertung zwar durchaus ein neues und vertieftes Verständnis der Schriften an, offenbarte aber gleichzeitig auch, dass ihm bei dieser erneuten Lektüre in gewissem Maße seine gewachsene Entfernung von den ihm mittlerweile wohl zu stark idealistisch anmutenden Lehren der platonischen Philosophie klar geworden ist. 131,24–25 ich habe Herdern mit meiner Parentation zu lachen gemacht] Parentation (von lat.: parentatio): Trauerrede, Leichenrede (bei einem Begräbnis). – Die Feststellung bleibt im Ganzen kryptisch. Auch Jacobi als Briefempfänger monierte dies in seinem Antwortbrief: „Wie du von Plato vor Herdern gesprochen hast, davon hättest du mir doch etwas mehr sagen sollen.“ (Jacobi an Goethe, 13. Februar 1793; JB I 10, 203.) Goethe könnte entweder ausdrücken wollen, dass er seinem früheren philosophischen Anreger Herder offen seine Abkehr vom Platonismus bekundet hatte, oder dass er andererseits mit einer freilich nicht ganz ernst zu nehmenden Rede im sokratischen Stil aufgetreten war, ähnlich etwa der Schlussrede des Philosophen vor Gericht nach der Verkündung seines Todesurteils in Platons „Apologie“. 131,26–27 Haußfrau die Katze 〈…〉 Mannes Tafel gegen eine Maus vertauschte] Goethe nimmt Bezug auf die äsopische Fabel von der Natur der Katze
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(oder des Wiesels in der Bearbeitung des Babrios; Fabulae Aesiopiae 32), von der sich auch das Sprichwort „Die Katze lässt das Mausen nicht“ herleitet. Mit dem Vergleich legt Goethe nahe, dass er sich von den philosophischen Ideen Platons wieder lösen musste, um zu seiner eigentlichen Natur und Bestimmung als Dichter zurückzukehren. 131,27–28 ich habe eine Arbeit unternommen die mich sehr attachirt] Gemeint ist die Hexameter-Bearbeitung des mittelalterlichen niederdeutschen Versepos „Reynke de Vos“, die Goethe auf der Grundlage der hochdeutschen Prosafassung Johann Christoph Gottscheds „Reineke der Fuchs“ (Leipzig, Amsterdam 1752) vornahm. Der genaue Beginn seiner Beschäftigung mit dem Vorhaben ist nicht zu bestimmen, dürfte hier aber erst wenige Tage zurückliegen. Noch am gleichen Tag, an dem der vorliegende Brief verfasst wurde, am 1. Februar, stellte Goethe erste Ergebnisse seiner Arbeit im Freundeskreis vor. Carl Ludwig von Knebel berichtet in seinem Tagebuch davon: „Bey Herders Vorlesung von Göthes Reinike Fuchs.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 7.) – Attachieren (von franz. attacher: festmachen, anschließen, anhängen): hier im Sinne von sich einer Sache mit Eifer und Hingabe widmen (vgl. GWb 1, 895). 131,28–29 biß ich ein Pröbchen schicke] Den ersten Gesang von Goethes „Reinecke Fuchs“ erhielt Jacobi wohl nicht vor Ende März/Anfang April 1793. Am 12. März hatte Goethe diesen Anfang seiner Bearbeitung in einer wahrscheinlich durch den Schreiber Friedrich Wilhelm Schumann hergestellten Abschrift an Herzog Carl August nach Frankfurt a. M. gesandt: Herzog Franckfurt mit Reink. 1 Ges. (GT II 1, 29). Im nicht überlieferten Begleitbrief (EB 143) war der Herzog offensichtlich gebeten worden, den Text an Jacobi nach Düsseldorf weiterzureichen. In seinem Antwortbrief an Goethe vom 24. März jedenfalls versicherte Carl August, er habe den „R e i n e k e F u c h s 〈…〉 mit vergnügen gelesen“ und er „werde ihn an Fritz J a c o b i schicken“ (H: GSA 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 177). Auch durch Goethe selbst wurde dies noch einmal in seinem Brief an Jacobi vom 7. Juli 1793 bestätigt: Deinen Brief an den Herzog habe ich noch nicht gesehen, es wird ihn gefreut haben. Denn er schien verdrießlich daß du nicht geantwortet hattest als er dir zum ersten Gesang Reinickens ein Wort schrieb. (173,18–21.) 131,29 Inzwischen war ich oft euretwegen in Sorgen] Seit seiner Abreise aus Pempelfort am 4. Dezember 1792 hatte Jacobi Goethe immer mit aktuellen Informationen über die militärisch angespannte Lage im deutsch-französischen Grenzgebiet und die Situation in Düsseldorf informiert (vgl. Jacobi an Goethe, 9. Dezember 1792, 19. Dezember 1792 und 24. Januar 1793; JB I 10, 149, 159 und 186–188). Er war von Goethe eigens dazu aufgefordert worden: „Nun denke ich“, schrieb Jacobi beispielsweise am Ende seines letzten diesbezüglichen Berichts vom 24. Januar 1793, „habe ich dir einmahl Nachrichten genug gegeben. Du batest mich darum bey deiner Abreise.“ (JB I 10, 188.) – Französische Revolutionstrup-
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pen hatten im Dezember bereits die österreichischen Niederlande und Teile des Rheinlandes, unter anderem die Städte Speyer, Worms, Mainz, Frankfurt a. M. und Aachen besetzt. Eine Eroberung Düsseldorfs oder ein anhaltender Kampf um die Stadt waren seit dem Rückzug der alliierten deutschen Armeen nach der Kanonade von Valmy (20. September) seit Oktober, November 1792 eine stete Gefahr. 131,30–132,1 Hoffnung ist euch wo nicht ruhig doch sicher zu sehen] Mit dem Vormarsch der österreichischen Truppen unter Feldmarschall Karl Joseph von Croix Graf von Clerfayt von Düsseldorf den Rhein entlang in Richtung der französisch besetzten niederländischen Gebiete schien sich die in Düsseldorf wie im gesamten Herzogtum Jülich und Berg angestrebte Neutralitätspolitik im deutsch-französischen Konflikt zu bewähren, mit der Kampfhandlungen in der Stadt oder die Besetzung durch fremde Truppen abgewendet werden sollten. Schon in seinem Brief vom 19. Dezember 1792 an Goethe konnte Jacobi die Befürchtungen entkräften, auch Düsseldorf könnte von militärischen Auseinandersetzungen unmittelbar betroffen sein: „Jetzt, da die ganze Armee v Clairfait sich den Rhein hinauf zieht, sind wir wieder ruhiger; denn unsre größte Furcht war, von den Oestereichern in Schutz genommen zu werden. Auch haben wir neue ausdrückliche Versicherungen von unserem Hof erhalten, daß wir neutral – nicht allein s i n d, sondern auch von den Franzosen dafür erkannt werden.“ (JB I 10, 159.) Die Stadt kam bis ins Jahr 1795 nicht unter militärische Besatzung. 132,1 Die Aachner Begebenheiten sind albern genug.] Aachen stand seit Mitte Dezember 1792 unter Herrschaft französischen Militärs. Das neue Revolutionsregime führte zu teilweise recht befremdlich, ja grotesk wirkenden Situationen im öffentlichen Leben Aachens, wie sie Jacobi in seinem Bezugsbrief vom 24. Januar 1793 ausführlich schilderte. So berichtete er von der unter Zwang und Manipulation erfolgten Einrichtung einer präsidialen Bürgerversammlung und einer neuen Verfassung, von der obligatorischen Aufstellung des Freiheitsbaumes oder der Vereinnahmung des Denkmals Karls des Großen durch das Anbringen einer roten Jakobinermütze sowie von tumultuarisch ablaufenden Vorstellungen im neuen französischen Theater (vgl. JB I 10, 186–188). 132,1–2 Leidet dein Sohn nicht bey diesen Händeln?] Der älteste Sohn Jacobis, der 27-jährige Johann Friedrich, lebte in Aachen und war als Subdirektor in der Tuchwarenfabrik seines Onkels Johann Arnold von Clermont tätig (vgl. zu 18,4 und zu 67,17). In ständiger Furcht vor Gräuel- und Gewalttaten der Besatzer, vor weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen, vor Not und Krankheit hatte Johann Friedrich Jacobi erwogen, sich und seine Familie durch eine Flucht in Sicherheit zu bringen (vgl. Johann Friedrich Jacobi an Friedrich Heinrich Jacobi und Christian Konrad Wilhelm von Dohm, 21. Januar 1792; JB I 10, 181). Er setzte diesbezügliche Pläne aber nicht um. Am 1. März 1793 mussten die französischen Besatzer die Stadt wieder räumen (vgl. Jacobi an Goethe, 5. und 6. März 1793; ebd., 216f.).
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132,3–4 manchmal ein Wort von deiner Lage 〈…〉 Situation um dich her] Vgl. zu 131,29. Jacobi setzte die Mitteilungen über seine Familie, die Freunde, die Düsseldorfer Verhältnisse wie auch die Entwicklungen in und um Aachen in seinen nächsten Briefen stetig fort (vgl. die Briefe vom 13. Februar, 3. März, 5. und 6. März, 23. März, 7. April und 10. April 1793; JB I 10, 201–203, 214–218, 223f., 228–230). 132,4–5 Georgen nicht wie dich und die übrigen 〈…〉 wandlen sehen] Jacobis zweitältestem Sohn Georg war Goethe während seines Aufenthaltes in Pempelfort nicht begegnet, da sich dieser noch auf der Rückreise von einem längeren Italienaufenthalt befand und auch ein Treffen in Kassel Mitte Dezember 1792 fehlgeschlagen war. Nun hatte Jacobi in seinem Bezugsbrief vom 24. Januar die Rückkehr Georgs am 1. Januar mitgeteilt. Vgl. zu 31,15 und zu 127,3. 132,8 meine Kleine] Christiane Vulpius. Goethe war im Sommer 1788 mit der damals 23-jährigen Weimarerin eine Beziehung eingegangen (vgl. GB 8 II, zu 117,2–3) und lebte seit 1789 mit ihr in einem eheähnlichen Verhältnis in einem gemeinsamen Hausstand (vgl. GB 8 II, zu 130,21). Bei seiner Rückkehr von der Campagne in Frankreich im Dezember 1792 fand Goethe eine umgebaute und neu eingerichtete Wohnung im Haus am Frauenplan vor (vgl. zu 116,30–31). 132,9 mein Knabe] August, der inzwischen dreijährige gemeinsame Sohn von Christiane Vulpius und Goethe (vgl. auch 93,16–17). 132,9–10 Meyer ist fleißig 〈…〉 bewußten Amor recht fest zwischen uns] Vermutlich eine Anspielung auf das Jacobi jüngst bekannt gewordene Gedicht Goethes „Der neue Amor“ (vgl. zu 131,16–17), das einen neuen, die Kunst und die Künstler beseelenden Amor preist und auf das gegenseitig befördernde Verhältnis zwischen dem Maler Johann Heinrich Meyer und Goethe verweisen soll (vgl. auch zu 131,7–8). 132,10–12 Meyer arbeitet einige treffliche Zeichnungen zu 〈…〉 Wielands Wercken.] Anfang Mai 1792 hatte Christoph Martin Wieland in Vorbereitung seiner im Verlag von Georg Joachim Göschen in Leipzig geplanten Werkausgabe mit Johann Heinrich Meyer erste Absprachen über Illustrationen getroffen. Meyer sollte Zeichnungen für Titelkupfer zu einzelnen Bänden der Ausgabe anfertigen (vgl. Wieland an Göschen, 7. Mai 1792; WB 11.1, 237). Spätestens Anfang Juli erteilte Göschen dann sein Einverständnis dazu und machte Vorgaben für die Sujets der Zeichnungen, drei Szenen aus Wielands Roman „Die Geschichte des Agathon“, mit dem die Ausgabe eröffnet werden sollte (vgl. Göschen an Wieland, 10. Juli 1792; ebd., 261). Johann Heinrich Lips war als Stecher für diese Arbeiten ebenfalls bereits ausgewählt worden (vgl. ebd.). Im August 1792 konnte Wieland Göschen dann das endgültige Einverständnis beider Künstler sowie den Beginn der Arbeit Meyers an den Zeichnungen mitteilen (vgl. Wieland an Göschen, 10. August 1792 und 17. August 1792; ebd., 276f.). Im Dezember berichtete er von einem erfreulichen Fortgang der Arbeiten Meyers an den Zeichnungen (vgl. Wieland
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an Göschen, 16. Dezember 1792 und 31. Dezember 1792; ebd., 320 und 333), wie nun im Februar 1793 auch Goethe. Im Sommer 1793 begann Lips wahrscheinlich bereits mit der Umsetzung der Stiche (vgl. Lips an Veith, 13. Februar 1793; Kruse, Lips, 225). Gestaltet wurden die Szenen „Danae tanzt vor Agathon“ (1. Teil), „Psyche und Agathon im Haine zu Delphi“ (2. Teil) sowie „Das Wiedersehen von Agathon und Psyche“ (3. Teil). Die Arbeiten von Meyer sind nicht überliefert, nur einige Vorstudienblätter zur zweiten Illustration (vgl. KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr KK 2739–2742 und KK 2821). Lips vollendete wahrscheinlich 1794 noch die Kupferstiche zu den ersten beiden Zeichnungen Meyers (vgl. KSW, Direktion Museen, Inv.-Nr GR-2006/4238). Von der dritten Illustration haben sich keine Zeugnisse erhalten. Wieland benennt sie lediglich in seinem Brief an Göschen vom 17. April 1794: „Desto völliger werden hoffent〈lich〉 Sie u alle Welt mit dem 3ten Stück (Agathons u. Psychens Wiedersehen) zufrieden seyn, wenn Lips wie ich hoffe, Meyern secundiert. Diese Zeichnung ist wirk〈lich〉 ganz vortref〈lich〉.“ (WB 12.1, 187.) Die Illustrationen von Meyer und Lips fanden aber keinen Eingang in die 1794 bei Göschen in Leipzig erschienenen ersten drei Bände der Ausgabe „C. M. Wielands Sämmtliche Werke“ mit den drei Teilen des „Agathon“-Romans. Stattdessen hatte sich Göschen für Entwürfe des Zeichners Johann Heinrich Ramberg entschieden, der die Illustrationen für die gesamte 30-bändige Ausgabe übernahm, die dann von verschiedenen Stechern umgesetzt wurden (vgl. Kruse, Lips, 224–229 und Peter-Henning Haischer: „In Korrektheit wird er Mayern nachstehen“. Meyer und Ramberg als Illustratoren Wielands. In: Johann Heinrich Meyer. Kunst und Wissen im klassischen Weimar. Hrsg. von Alexander Rosenbaum, Johannes Rößler und Harald Tausch. Göttingen 2013, S. 175–204). 132,12–13 Platte von des Alten Portrait fertig 〈…〉 du gleich einen Abdruck] Der seit Herbst 1791 in Weimar lebende Johann Heinrich Lips hatte 1792 an einem Stich mit Wielands Porträt (Brustbildnis) zu arbeiten begonnen. Am 31. Dezember schickte Goethe einen Probedruck dieser Arbeit an Jacobi (vgl. zu 129,27–28). Mit einer Paketsendung vom 22. April folgte dann ein Abdruck des fertig ausgearbeiteten Kupferstichs (vgl. zu 137,5–6). Das Bildnis war Teil eines von Lips geplanten, aber nicht vollendeten Kupferstich-Triptychons mit Porträts auch von Goethe und Herder (vgl. Kruse, Lips, 193–200 und 203). 132,13–14 besser als der rohe Probedruck gefallen wird] Jacobi hatte die mäßige Qualität des Probedrucks von Lips’ Kupferstich in seinem Bezugsbrief beanstandet: „Wielands Portrait ist trefflich gerathen. Als K u p f e r s t i c h tadle ich daran, daß man zu sehr das Kupfer u den Grabstichel sieht. Ich sehe kein Fleisch, sondern lauter Metall; Metall worauf die Sonne scheint; es thut dem Auge weh.“ (Jacobi an Goethe, 24. Januar 1793; JB I 10, 186.) Nach dem Erhalt des fertigen Originals äußerte sich Jacobi aber nicht mehr über den Kupferstich und dessen deutlich gesteigerte Qualität, sondern beließ es beim allgemeinen Dank für die große Pa-
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ketsendung insgesamt, in der auch ein Abzug des Wieland-Porträts enthalten war: „Du hast mir seit kurzem so viel und vielerley liebes u gutes erwiesen, daß ich alle meinen Dank nicht von der Stelle zu bringen weiß.“ (Jacobi an Goethe, 3. Juni 1793; ebd., 243.) 132,15 L.] Abgekürzt für Lips (vgl. die beiden vorhergehenden Erläuterungen). 132,16–17 con amore] Ital.: mit Liebe. 132,20 Klärchen] Clara Franziska, die fast 16-jährige Tochter Jacobis, war das jüngste der neben drei älteren Brüdern überlebenden Kinder aus der Ehe Jacobis mit der bereits 1784 verstorbenen Helene Elisabeth, geb. von Clermont. Goethe hatte sie während seines vierwöchigen Aufenthaltes in Jacobis Haus im November und Dezember 1792 kennen gelernt. 132,23–24 Für Hl. Gr. Nesselrode 〈…〉 ein paar Bände von Alfieri bey.] Den mit Jacobi befreundeten Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Graf von Nesselrode zu Ehreshoven hatte Goethe während seines Aufenthaltes in Pempelfort und Düsseldorf im November und Dezember 1792 kennen gelernt (vgl. zu 130,4). Offenbar hatte er sich für die Stücke des italienischen Dramatikers Vittorio Alfieri interessiert, die ihm Goethe nun mit der Paketsendung an Jacobi vom 4. Februar 1792 zukommen ließ (vgl. Jacobi an Goethe, 13. Februar 1793; JB I 10, 201). Möglicherweise handelte es sich um die 1790 in Nizza erschienene sechsbändige Werkausgabe „Tragedie di Vittorio Alfieri da Asti“, vielleicht auch nur um einzelne Teile davon. Die Bücher von Alfieri wurden von Goethe allerdings nur leihweise überlassen (vgl. zu 131,4–5).
147. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 27. Februar 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2719. – Doppelblatt 11,6(–11,9) × 18,7(–18,9) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 in der oberen Hälfte rechts zwei gestrichelte Zeichnungen, Tinte: Rechteck mit Krümmung nach oben rechts, darunter ein durchkreuztes Kreuz (vgl. GB 9 I, Abb. 14). E: Goethe-Jacobi1 (1846), 150f., Nr 72. WA IV 10 (1892), 49, Nr 2968. BEIL AG EN
1) Kostenaufstellung für den Studienaufenthalt von Jacobis Sohn Maximilian in Jena; nicht überliefert (vgl. zu 132,27). 2) Gedichtmanuskripte Goethes; nicht überliefert (vgl. zu 132,28–29).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 13. Februar 1793 (JB I 10, 201–203, Nr 3128; vgl. RA 1, Nr 522). – Jacobi antwortete am 5. und 6. März 1793 (JB I 10, 216–218, Nr 3143; vgl. RA 1, Nr 533). Postsendungen: 27. Februar 1793 (vgl. GR/Belege 1793, 3, Bl. 20). 132,27 einen Etat für Maxens nothwendigste Ausgaben] Goethe reagierte hier mit einer eigens zusammengetragenen Kostenaufstellung für den geplanten Studienaufenthalt von Jacobis Sohn Maximilian in Jena auf eine entsprechende Nachfrage des Vaters nach zu erwartenden finanziellen Aufwendungen in dessen Brief vom 24. Januar 1793 (vgl. zu 130,5–6). Die beigefügte Liste hat sich nicht erhalten. Darüber hinausgehende Angaben zu geplanten oder tatsächlichen Kosten des Studienaufenthalts sind nicht bekannt. 132,28 Ein Quartier ist genommen] Goethe hatte vermutlich schon im November/Dezember 1792 in Pempelfort zugesagt, sich um eine Unterkunft in Jena zu kümmern, als Jacobi erstmals ein Studium seines Sohnes in Jena erwog. In seinem Bezugsbrief vom 13. Februar 1793 hatte Jacobi noch einmal daran erinnert: „In wenigen Wochen ist der Junge bey dir, u hast du ihm kein Quartier ausgemacht, so liegt er dir auf dem Halse.“ (JB I 10, 203, vgl. auch zu 133,1–2.) Welche Wohnung Goethe in Jena für Maximilian gemietet hatte, ist nicht bekannt. Maximilian Jacobi bedankte sich gleich nach seiner Ankunft in Jena am 23. April 1793 (vgl. zu 136,17–18) für Goethes vorbereitende Unterstützung und lobte ausdrücklich auch das Quartier: „Meine Wohnung gefällt mir wegen ihrer Geräumigkeit und Freundlichkeit ganz ausnehmend wohl.“ (Maximilian Jacobi an Goethe, 25. April 1793; H: GSA 28/1,2, Bl. 140; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 23f.) 132,28–29 Hierbey einige poetische Späße.] Vermutlich einige Manuskripte mit Gedichten Goethes. Näheres ist dazu nicht bekannt. Nachdem Jacobi im Januar 1793 von Amalia Fürstin von Gallitzin Goethes Gedicht „Der neue Amor“ erhalten hatte, das im Dezember 1792 in Münster entstanden war, erfreute es sich in Pempelfort großer Beliebtheit. Jacobi hatte Goethe daraufhin um weitere Dichtungen gebeten, vor allem Elegien und Sinngedichte, und mit Goethes Brief vom 1. Februar das Gedicht „Froh empfind ich mich nun 〈…〉“ aus dem Zyklus der noch unveröffentlichten „Römischen Elegien“ erhalten (vgl. zu 131,2 und zu 131,16–17). Ob Goethe nun auch einige Proben etwa aus seinen ebenfalls noch unveröffentlichten „Venetianischen Epigrammen“ schickte, wie Heinrich Düntzer vermutete, bleibt Spekulation (vgl. H〈einrich〉 Düntzer: Freundesbilder aus Goethe’s Leben. Studien zum Leben des Dichters. Leipzig 1853, S. 229). 132,29 Nächstens mit 3 Globen noch einige andre Sachen.] Goethe war offensichtlich zu diesem Zeitpunkt erneut damit beschäftigt, eine Sendung mit Büchern, Bildern und Besonderheiten aus dem Weimarer Umfeld für Jacobi und die Düsseldorfer Freunde zusammenzustellen, nachdem er schon am 31. Dezember und am 4. Februar 1793 solche Pakete nach Pempelfort geschickt hatte (vgl. zu 131,5–6). Diese
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Sendung ging dann allerdings erst am 22. April 1793 ab (vgl. zu 137,1–2). Darin befanden sich unter anderem drei Exemplare eines kleineren, einfachen Globus, der als geographisches Lehrmittel für den Schulunterricht zusammen mit Adam Christian Gasparis „Neuem methodischem Schul-Atlas“ und dem zugehörigen „Lehrbuch der Erdbeschreibung“ 1792 im Verlag von Friedrich Justin Bertuchs Industrie-Comptoir in Weimar herausgebracht worden war (vgl. zu 78,23–24 und zu 84,1). 15 Exemplare des Atlasses und des Lehrbuchs hatte Jacobi schon in zwei Lieferungen im Juli 1792 und im Januar 1793 von Goethe erhalten (vgl. zu 129,25–26). Die Zusendung der Globen hatte sich hingegen bisher noch verzögert, weil Goethe sie erst Anfang Februar 1793 vom Verlag zugestellt bekam (vgl. zu 129,28). 132,29–30 Die Spritze kommt bald 〈…〉 mit einem Zubringer machen.] Vermutlich während seines Besuchs bei Jacobi im November und Dezember 1792 in Pempelfort hatte Goethe dem Freund zugesagt, ihm eine leistungsstarke Feuerspritze, wie sie in Weimar gefertigt wurde und deren Modell er auch selbst besaß, unter anderem für die Parkbewässerung in Pempelfort zu verschaffen (vgl. Jacobi an Goethe, 24. April 1793; JB I 10, 234). In seinen Briefen vom 19. Dezember 1792 und vom 13. Februar 1793 hatte Jacobi Goethe jeweils noch einmal daran erinnert (vgl. ebd., 159 und 203). Da es offenkundig aber immer wieder zu Verzögerungen bei der Herstellung der Spritze durch einen Weimarer Handwerksmeister kam, ließ Goethe nach einer erneuten Intervention Jacobis von Ende April seine eigene Feuerspritze verpacken und etwa Anfang Juni mit einem Fuhrunternehmen über Frankfurt a. M. nach Düsseldorf bringen (vgl. 140,4–7 und zu 140,7–8), wo sie allerdings erst am 12. Juli 1793 eintraf (vgl. Jacobi an Goethe, 22. Juli 1793; JB I 10, 261). Vgl. dazu auch 142,1. 133,1 die deinen] Vgl. zu 127,18–19. 133,1–2 Maxens Bette ist auch schon in meinem Hauße bereitet] Zwar hatte Goethe in Jena eine Wohnung für Maximilian angemietet, doch wollte er ihm offenbar den Studienantritt in der Fremde erleichtern und ihm die Möglichkeit bieten, zunächst bei ihm in Weimar Station zu machen. Wahrscheinlich konterte Goethe damit auch Jacobis ‚Drohung‘ vom 13. Februar 1793, dass natürlich Goethe Maximilian in seinem Hause aufnehmen müsste, sollte er ihm nicht rechtzeitig ein Quartier besorgen (vgl. zu 132,28). Maximilian Jacobi blieb nach seiner Ankunft in Weimar am 16. April dann auch tatsächlich eine Woche in Goethes Haus, ehe er zum Studienbeginn nach Jena ging (vgl. die folgende Erläuterung). 133,2–3 von Pempelfort nach Jena] Maximilian Jacobis Aufenthalt bei Goethe in Weimar vom 16. bis 23. April 1793 (vgl. zu 136,11 und zu 136,17–18) wurde vor allem dafür genutzt, den angehenden Medizinstudenten mit Hinweisen und Ratschlägen zum Studienprogramm, mit Informationen zur Literaturauswahl und zu den sich an der Universität Jena insgesamt bietenden Möglichkeiten zu versorgen und ihm so möglichst umfangreiche Unterstützung für einen optimalen Studienbeginn zu geben (vgl. 136,11–18). Goethe handelte damit ganz im Sinne
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Jacobis, der eine gewisse Mentorrolle Goethes für seinen Sohn als durchaus wünschenswert ansah. Dieser sah sich auch während des Studiums in Jena in der Pflicht, Maximilian zu umsorgen (vgl. z.B. Nr 203). 133,3 deinen Brief und die Beylagen] Den Bezugsbrief Jacobis vom 13. Februar 1793 (vgl. JB I 10, 201–203) dürfte Goethe bereits gut eine Woche zuvor empfangen haben. Neben zahlreichen Privatnachrichten enthielt Jacobis Brief wieder Neuigkeiten zur politisch-militärischen Lage im Rheingebiet, insbesondere zum Verlauf des Feldzugs der alliierten preußischen und österreichischen Truppen in Richtung der französisch besetzten Niederlande und zu ihrem jüngsten Vorstoß bis zum ebenfalls noch französisch beherrschten Aachen, aber auch die Nachricht von der Freiheitsrede Georg Forsters in Mainz (vgl. ebd. und zu 132,3–4). Jacobi hatte dem Brief Abschriften von Zeitungsmeldungen über die Lage im französisch besetzten Mainz und eines Artikels aus der „Kölnischen Zeitung“ vom 12. Februar über die Gründe für den Anfang Februar erklärten offiziellen Kriegseintritt Großbritanniens gegen Frankreich beigelegt (vgl. JB I 10, 201f.).
148. An Jacob Friedrich von Fritsch
〈Weimar, 12. März 1793〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Nach dem Empfangsvermerk auf der Vorderseite des Briefes. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-10400. – 1 Bl. 18,7 × 23 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts, fremder Hd (Fritsch?), Tinte: „1“; am unteren Rand rechts Empfangsvermerk fremder Hd (Fritsch?), Tinte: „ps. dL. 12 Mart 1793, abends 5 Uhr“; S. 2 am unteren Rand rechts von fremder Hd, Tinte: „Ve r t.“. E: Unbekannte Mittheilungen aus Goethe’s Leben. Von Dr. Hermann Uhde. In: Hamburger Nachrichten. Morgen-Ausgabe. Nr 57. 8. März 1877. Hamburg 1877, S. 1. WA IV 10 (1892), 50, Nr 2969 (nach E; teilweise [Briefanfang] auch nach H). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Zur Person des führenden Beamten in der herzoglichen Administration in Weimar Jacob Friedrich von Fritsch (1783–1814) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 5. Dezember 1788 (GB 8 II, Nr 64). Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind drei Briefe Goethes an Fritsch überliefert (Nr 148, Nr 200, Nr 217).
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133,7 dieselben] Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch. Das Schreiben ist an Fritsch als Leiter der Generalpolizeidirektion im Fürstentum Weimar und der Jenaischen Landesportion gerichtet. 133,7–8 Mann aufmercksam mache, der sich seit einiger Zeit hier aufhält] Der Goethe verdächtig vorkommende Reisende, ein sich als Obrist der amerikanischen Armee ausgebender Fremder, war vermutlich kurz vor dem 7. März unter dem Namen William Pearce in Weimar angekommen. In den Folgetagen, vom 7. bis 9. März sowie am 12. März, war er zur fürstlichen Hoftafel geladen (vgl. FB 1793, S. 22f. und 26), wo ihm Goethe am 7. und 9. März begegnet war (vgl. ebd., S. 22f.). 133,9–10 Obr. Pearce in Amerikanischen Diensten] Tatsächlich handelte es sich bei dem sich Pearce nennenden Fremden weder um einen Amerikaner noch um einen ranghohen Offizier der amerikanischen Armee und Kaufmann, wie er angab, sondern um einen wahrscheinlich aus Wien stammenden Hochstapler und Betrüger namens Anton Simon, der später auch noch nachweislich in Erlangen, Nürnberg und München sein Unwesen trieb (vgl. Thomas C. Starnes: Goethes amerikanischer Oberst. Anmerkungen zu Brief Nr 2969 in der Weimarer Ausgabe. In: GJb 98 [1981], 87–89). 133,11–12 ansehnlichen Versprechungen junge Leute an sich zu locken] Pearce stellte gefälschte Patente und Dienstverträge für lukrative Stellen im Staatsund Militärdienst der Vereinigten Staaten aus und versuchte, unter unterschiedlichen Vorwänden dafür Geldzahlungen zu erhalten (vgl. ebd., S. 87f.). 133,12–14 Der junge Wetke 〈…〉 Attestat seiner Talente und seines Verhaltens begehrt] Gemeint ist wahrscheinlich Louis Wetken, der seit 1781 Schüler an der Weimarer Zeichenschule war. Näheres konnte dazu nicht ermittelt werden. 133,15–17 Peter im Baumgarten, mit welchem gedachter Pearce 〈…〉 gereißt und bey welchem er wohnt] Peter im Baumgarten, der aus der Schweiz stammende Pflegesohn Goethes, lebte seit 1784 in Berka, 12 km südlich von Weimar. Er galt als leichtlebig und unangepasst, versuchte sich nach gescheiterter Ausbildung als Jäger seit geraumer Zeit in der Kunst des Kupferstechens, blieb aber weiter von der Unterstützung Goethes abhängig. Wie er den Betrüger Simon kennen gelernt hat, ist nicht bekannt. Möglicherweise war dies in Leipzig geschehen, wohin sich Peter im Laufe des Jahres 1793 abzusetzen begann (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIA, Nr 281). Peter war eines der ersten Opfer, von dem sich Simon mittels falscher Wechsel Geld erschlichen hat, worüber auch Goethe informiert worden war (vgl. die folgende Anmerkung). 133,17 durch irgend einen Subalter nen vernehmen zu lassen] Vernehmung durch einen Beamten der Generalpolizeidirektion. Näheres ist dazu nicht bekannt. Allerdings führten die auf Goethes Hinweise hin angestellten Nachforschungen und Verhöre rasch zu einer Entlarvung Simons und zu seiner Flucht aus Weimar. Am 18. März 1793 erstattete Johann Ludwig Schnauß, Sekretär der Geheimen Kanzlei, dem noch immer im preußischen Militärlager in Frankfurt a. M. weilenden Her-
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zog Bericht über die Weimarer Vorfälle um diese Person und deren Aufklärung: „In voriger Woche hatten wir hier einen comischen Auftritt. Ein gewißer Aventürer, Nahmens P e a r c e, erschiene hier in einer Art Uniform, gab sich für einen Amerikanischen Obristen u Kauffmann aus Philadelphia aus, 〈…〉 u streuete durch seinen Antrag, einen Amerikanischen Handel allhier zu etabliren u junge Leute, als Officiers, anzuwerben p vielen Personen Pulver in die Augen 〈…〉. Ich sprach ihn u ich wunderte mich daß er als ein gebohrner Amerikaner so gut Teutsch sprach, gab es ihm auch zu erkennen. Desto schlechter soll er Englisch gesprochL haben. Da er bey dem Kupferstecher Peter Imgarten sein Quartier genommen u diesen betrogen u Geld von ihm geborgt, seine vorgebL. Wechsel aber unächt zu seyn geschieL: So ertheilte dieser dem geh. R. von Göthe Nachricht darvon. Man gab also Acht auf diesen Herrn Obristen, untersuchte die Pappiere u Betrügereyen (denn er wollte Flachß in Baumwolle verwandeln können) u ertheilte ihm das Consilium abeundi, worauf er sich dann mit Hinterlaßung eines Rings und einer Uhr, als welche für 40 rh zusammL verkauft u die Schulden darvon bezahlt wurden, auf einer Post Calesche aus der Stadt machte.“ (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 442a, Bl. 222.)
149. An Unbekannt
〈Weimar, Mitte März 1793〉 → 〈Weimar?〉
DATIERUN G
Die genaue Datierung ist unsicher. Der Brief entstand mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Zeit zwischen Goethes Übernahme der künstlerischen Leitung des Weimarer Hoftheaters (17. Januar 1791) und dem Regierungsantritt des Erbprinzen Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt (13. April 1793). Diese Annahme wird durch den materialen Befund gestützt, dass das als Schreibträger genutzte Briefpapier mit seinem auffälligen Wasserzeichen – Instrument blasender Mann über der Buchstabenfolge „CRACAW“ in Zierleiste – von Goethe in dieser Zeit wiederholt verwendet wurde, so für seinen Brief an Jacob Friedrich von Fritsch vom 12. März 1793 (Nr 148). Für eine Datierung in das Frühjahr des Jahres 1793 spricht auch der Umstand, dass sich Goethes theaterpraktische Tätigkeit nach seiner Mitte Dezember 1792 erfolgten Rückkehr von den Campagne in Frankreich intensivierte: Mit der Generalkündigung aller Schauspieler leitete er eine grundlegende Reform des Weimarer Hoftheaters ein, die neben einem im März 1793 erlassenen umfassenden Theaterreglement auch Einzelverordnungen an das technische Personal wie den im Brief erwähnten Theatergarderobier beinhaltete (vgl. Vorschrift nach welcher sich der Garderobier Schütz für die Zukunft zu richten hat [1794]; LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 9548, Bl. 11). Am 19. März 1793 weilte der theaterbegeisterte Erbprinz von Schwarzburg-Rudolstadt zu einem seiner
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seltenen Kurzbesuche in Weimar, wobei er am Abend eine Aufführung von Vulpius’ Singspiel „Der Schiffs-Patron oder Der Guths-Herr“ im Hoftheater besuchte und unmittelbar anschließend nach Jena weiterreiste (vgl. FB 1793, S. 33). Möglicherweise erbat er sich anlässlich dieses Besuchs über einen Dritten Masken aus dem Weimarer Theaterbestand, was die gewisse Eilfertigkeit von Goethes Schreiben erklären würde. Vermutlich waren die Masken für eine Aufführung im Rudolstädter Residenzschloss bestimmt oder wurden mit Blick auf die Ausstattung des neuen Komödienhauses auf dem Anger erbeten, dessen Einweihung kurz bevorstand. ZUM A D RESSATEN
Die Anrede und der devote Briefschluss lassen auf eine hochgestellte adlige Person des Weimarer oder Rudolstädter Hofes schließen. Seitens des Weimarer Hofes kommen der Kammerherr Otto Joachim Moritz von Wedel oder der Kammerjunker Friedrich August Ludwig von Lasberg in Frage, die den Erbprinzen anlässlich seines Kurzbesuchs in Weimar am 19. März 1793 bei Hofe empfingen. Mögliche weitere Adressaten sind Johann Friedrich von Ketelhodt oder der aus Weimar stammende und mit dem Erbprinzen befreundete Rittmeister Carl Wilhelm Heinrich von Lyncker, der zu jener Zeit in Rudolstädter Dienste trat. Im Auftrag des jungen Fürsten verhandelte Lyncker 1794 mit Goethe und Kirms über die Gastspiele des Weimarer Hoftheaters in Rudolstadt (1794–1803). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/567,I, Bl. 24. – 1 Bl. 19,5(–19,8) × 24,8 cm, 1 S. beschr. (flüchtig), egh., Tinte; einmal quer und einmal längs gefaltet; untere Hälfte des Blattes in der Quer- und Längsfaltung ausgerissen, dabei geringer Tintenverlust an den Bruchstellen; durch eine spätere ganzflächige Auflage (Klebung) des Briefes auf ein zweites Papier wieder angestückt. Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 136,1 Hochwohlgebl] Abgekürzt für Hochwohlgeboren. Anrede aufgrund der Standesposition als Adliger (vgl. GB 8 II, zu 94,21). 136,2–3 aus der Theatergarderobe einige Masken] Um welche Masken aus dem Bestand des Weimarer Hoftheaters es sich hierbei handelte, ist nicht bekannt. Vermutlich waren sie für eine Theateraufführung im Rudolstädter Residenzschloss oder dem neu errichten Komödienhaus auf dem Anger bestimmt. Auch in späteren Jahren verlieh Goethe gelegentlich Masken aus dem Theaterfundus, so am 13. Dezember 1802 an Nicolaus Meyer (vgl. GT III 1, 103). 136,3 Erbprinzen von Rudolstadt] Mit hoher Wahrscheinlichkeit der musisch begabte Erbprinz Ludwig Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt, ältester Sohn des
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seit 1790 regierenden und nach nur zweieinhalbjähriger Regentschaft am 13. April 1793 gestorbenen Fürsten Friedrich Karl von Schwarzburg-Rudolstadt. Aus seiner 1791 mit Caroline Louise von Hessen-Homburg geschlossenen Ehe ging der am 6. November 1793 geborene Sohn Friedrich Günther hervor. Dieser wurde nach dem frühen Tod Ludwig Friedrichs II. im Jahre 1807 zunächst durch seine Mutter vormundschaftlich vertreten und trat erst 1814 die Regentschaft an. 136,4 Garderobier] Wahrscheinlich der Theaterschneider Wenzel Joseph Schütz. 136,5 fernere Nachricht] Nicht ermittelt. Vermutlich erfolgte sie in mündlicher Form.
150. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 17. April 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2720. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23,2(–23,4) cm, 3 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts unter der Datumszeile Eingangsvermerk von Jacobis Hd, Tinte: „e. dL 24 – –“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 151–153, Nr 73. WA IV 10 (1892), 51–53, Nr 2970. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Briefe vom 23. März, vom 7. April und vom 10. April 1793 (JB I 10, 233f., Nr 3149; 228f., Nr 3154; 229f., Nr 3155; vgl. RA 1, Nr 542, Nr 555 und Nr 558). – Jacobi antwortete am 24. April 1793 (JB I 10, 234, Nr 3162; vgl. RA 1, Nr 566). 136,11 Gestern frühe ist Max bey mir angelangt] Jacobis Sohn, Maximilian, war am 6. April vom Familienwohnsitz in Pempelfort aus aufgebrochen, um sich auf den Weg zunächst nach Weimar zu begeben: „Max ist erst gestern abgereist; er konnte nicht früher wegen eines Flußfiebers das ihn überfallen hatte.“ (Jacobi an Goethe, 7. April 1793; JB I 10, 228.) Sein Ziel war aber eigentlich Jena, wo er an der Universität zum Sommersemester, das in den folgenden Tagen begann, ein Studium der Medizin aufnahm (vgl. zu 130,5–6). Goethe hatte sowohl bei den notwendigen organisatorischen Vorbereitungen geholfen als auch den Aufenthalt in seinem Hause geplant, um Maximilian Jacobi auf das Studium einzustimmen (vgl. zu 133,1–2 und zu 133,2–3). 136,15 Lecktionskatalogus] An der Universität Jena wurden die geplanten Lehrveranstaltungen jeweils zu Semesterbeginn in Lektionskatalogen, die in lateinischer Sprache gedruckt wurden, nach Fakultäten geordnet angekündigt. Deutsche Übersetzungen dieser Verzeichnisse erschienen fast gleichzeitig in Jenaer Zeitungen, so
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auch im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“, und wurden als handgeschriebene Lektionszettel verbreitet, die in den Universititätsgebäuden angeschlagen waren (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, Vf.). Goethe und Maximilian Jacobi lag hier vermutlich der lateinische Separatdruck des Lektionskatalogs für das Sommersemester 1793 vor. Die deutsche Version, die nach engeren Wissenschaftsbereichen gliederte, war in Nr 28 des „Intelligenzblattes der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ vom 27. März 1793 erschienen (Sp. 217–222). Laut dem 2003 von Horst Neuper erstellten Gesamtverzeichnis der Jenaer Lehrveranstaltungen wurden im Bereich Medizin für das Sommersemester 1793 37 Vorlesungen, Lektionen und Übungen angeboten, unter anderem von den Professoren Ernst Anton Nicolai, Christian Gottfried Gruner, Justus Christian Loder, Johann Christian Stark und Christoph Wilhelm Hufeland (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 273f.). Maximilian Jacobi richtete sich bei seiner Kollegauswahl weitgehend nach Goethes Vorschlägen und erhielt zusätzlich persönliche Empfehlungen für die Universitätslehrer, wie aus seinem ersten Brief an Goethe aus Jena vom 25. April 1793 hervorgeht: „Ich gieng vorgestern Abend gleich zu Hufeland, und fand bey ihm die gute Aufnahme die Sie mir versprochen hatten. 〈…〉 er hat die Einrichtung meiner C o l l e g i e n die Sie mir vorschlugen vollkommen gebilligt. Nur ließt nun Loder leider die o s t e o l o g i e nicht; 〈…〉 so habe ich mich entschloßen sie bey Brettschneider zu hören 〈…〉. Ich werde jetzt gleich zu Reinhold gehen und dann zu Schütz. Batsch kann ich jetzt nicht vor Sonnabend Mittag sprechen.“ (H: GSA 28/1,2, Bl. 140; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 24.) Aus diesen Mitteilungen lässt sich folgern, dass Maximilian Jacobi in seinem Erstsemester an der Jenaer Universität mit Sicherheit Friedrich Ferdinand Bretschneiders Kurs „Osteologie nach Loder“ besucht und wahrscheinlich auch einiges aus dem Angebot von Hufeland gehört hat, so etwa dessen Vorlesungen zur „Allgemeinen Therapie und Semiotik“ und zur „Speciellen Therapie“ (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 273). Hinzu kamen wohl auch die Botanikvorlesung von August Johann Georg Carl Batsch sowie die Vorlesungen von Christian Gottfried Schütz über „Allgemeine Literärgeschichte der mittlern und neuern Zeit“ und von Carl Leonhard Reinhold zu Logik und Metaphysik sowie zur Ästhetik (vgl. ebd., 274f. und 191,13–192,4; zu 191,16–192,1). 136,17–18 Ist mirs möglich so bringe ich ihn selbst nach Jena] Maximilian Jacobi reiste am 23. April 1793 allein nach Jena (vgl. Maximilian Jacobi an Goethe, 25. April 1793; H: GSA 28/1,2, Bl. 140). Allerdings hielt sich Goethe nur wenige Tage später, vom 27. bis zum 30. April, in der Stadt auf und traf dort auch mit Jacobis Sohn zusammen (vgl. zu 140,19). 136,19–20 Maynz nicht kurz resolvirt, der Blokade 〈…〉 beywohnen] Mainz war seit dem 21. Oktober 1792 französisch besetzt, ebenso wie ein Großteil der weiter südlich gelegenen linksrheinischen Gebiete von Kurmainz. Vor allem auf Betreiben der französischen Nationalversammlung hatten am 24. Februar 1793
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Wahlen zu einem Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent stattgefunden, und am 17. März war die so genannte Mainzer Republik nach französischem Vorbild ausgerufen sowie am 21. März in Paris um die Eingliederung des Gebiets in den französischen Staatenverbund nachgesucht worden. Diese Entwicklung forderte die preußisch-österreichischen Alliierten und ihre Verbündeten zum Gegenschlag, das heißt zur – bereits Mitte Februar beschlossenen – militärischen Rückeroberung der besetzten Gebiete und vor allem von Mainz heraus. Ab der zweiten Märzhälfte wurde eine großangelegte Gegenoffensive begonnen und schließlich ein Belagerungsring um Mainz gezogen, der am 14. April geschlossen war. Herzog Carl August war am 21. März mit seinem Ascherslebener Regiment von seinem Winterquartier in Frankfurt a. M. aufgebrochen und zu den geplanten preußischen Belagerungsstellungen auf linksrheinischem Gebiet bei Marienborn südwestlich von Mainz vorgestoßen. Schon mit seinem Brief vom 18. Februar 1793 hatte der Herzog seinen Vertrauten Goethe dazu aufgefordert, bei der geplanten Belagerung von Mainz an seiner Seite zu sein: „Bekommen wir ein schönes frühjahr so glaube ich, du thätest wohl das erste grün in deiner Vaterstadt zu sehn; du könntest von da aus gantz bequem einen der wichtigsten Vorfälle, der belagerung von Mayntz beywohnen.“ (H: GSA 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 171.) Am 24. März erfolgte die Bestätigung von Carl Augusts Ordre: „So bald ich von den anfange der belagerung Mayntz gewiß unterrichtet bin, so schreibe ich es dir, du kannst dich alsdenn einrichten wie du willt; da wir alsdenn gantz meister von beyden Rhein Ufern seyn müßen 〈…〉.“ (H: GSA 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 179.) Am 17. April müsste Goethe also die angekündigte Nachricht von dem sich schließenden Belagerungsring und die Aufforderung Carl Augusts zum Aufbruch bereits erhalten haben. Ein entsprechender Brief Carl Augusts ist aber nicht überliefert. Goethes Hoffnung, das besetzte Mainz werde möglicherweise kapitulieren und damit die Belagerung schnell beendet werden, erfüllte sich nicht. Bis zur Übernahme der Stadt am 23. Juli 1793 sollten noch mehr als drei Monate vergehen. Goethe kam am 28. Mai bei Carl August im preußischen Heerlager an und wurde dort Augenzeuge der kriegerischen Auseinandersetzungen (vgl. Belagerung von Mainz; WA I 33, 273ff.). – Resolvieren (von lat. resolvere): Hier im Sinne von befreien. 136,20–21 Gegen Ende dieses Monats gehe ich hier ab.] Goethe brach nicht wie gedacht im April, sondern erst am 12. Mai 1793 ins Feldlager vor Mainz auf (vgl. Caroline und Johann Gottfried Herder an Jacobi, 12. Mai 1793; HB 7, 41). Er reiste über Erfurt, Gotha und Eisenach zunächst bis nach Frankfurt a. M., wo er am 17. Mai eintraf (vgl. 142,14–15) und sich bis zum 27. Mai bei seiner Mutter Catharina Elisabeth Goethe aufhielt (vgl. zu 144,2–3; vgl. auch Catharina Elisabeth Goethe an Christiane Vulpius, 20. Juni 1793; Gespräche3 1, 541). 136,21–22 was an Max so schreibe 〈…〉 seiner Adresse, bey mir abzugeben] Ob Jacobi diese Option genutzt hat, um seine Post an seinen Sohn Maximi-
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lian in Jena zu schicken, ist nicht bekannt. Der erste überlieferte Brief an seinen Sohn stammt von August 1793 (vgl. JB I 10, 272, Nr 3209). 136,22–23 An mich schreibst du nun am sichersten nach Franckfurt.] Goethe legte auf seiner Reise ins Feldlager vor Mainz einen Zwischenaufenthalt bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. ein (vgl. zu 136,20–21). Seine Post konnte ihm zeitnah und leicht von dort aus nachgeschickt werden. 137,1–2 Packen eines Kästchens 〈…〉 Montags mit dem Postwagen abgeht] Schon seit Februar 1793 hatte Goethe damit begonnen, eine weitere Paketsendung mit Büchern, Schriften, Bildern und anderen Dingen für Jacobi und seinen Freundeskreis in Düsseldorf-Pempelfort zusammenzustellen (vgl. zu 131,5–6 und zu 132,29). Nun, kurz vor der Abreise zu Herzog Carl August ins Feldlager bei Mainz, hatte er offensichtlich alles so weit zusammen, dass er die Sendung am folgenden Montag, dem 22. April 1793, mit der fahrenden Post über Frankfurt a. M. nach Düsseldorf schicken konnte (vgl. zu 127,16 und den Begleitbrief zur Paketsendung, Nr 151). Den Empfang Ende Mai oder Anfang Juni 1793 bestätigte Jacobi mit seinem Brief vom 3. Juni 1793 (vgl. JB I 10, 244). 137,3 die Welt in triplo] Drei Globen (vgl. zu 132,29). 137,3–4 Monatsschrift welche vor zwölf Jahren ausgegeben] Das in insgesamt 47 Nummern ab August 1781 ausgegebene Weimarer „Journal von Tiefurth“ oder Auszüge daraus (vgl. zu 138,14). 137,4–5 das A B. C und A. B. AB. der neuen Farbenlehre aufs Colorit angewandt] Kolorierte Zeichnungen Conrad Hornys nach Gemälden Johann Heinrich Meyers, deren Farbgebung an Goethes farbtheoretische Erkenntnisse angelehnt war (vgl. zu 131,7–8 und 138,20–23). 137,5–6 Bildniße berühmter Männer] Zwei Blätter des von Johann Heinrich Lips gefertigten Kupferstichporträts Christoph Martin Wielands und ein Blatt des Kupferstichporträts Goethes, ebenfalls von Lips (vgl. zu 132,12–13; zu 138,18; zu 138,18–19). 137,6 Mustervon] Schreibversehen Goethes, der am Zeilenende dem Wort Muster einen Trennungsstrich beigefügt hat. 137,6 unterirdischen Schätzen] Silberkörner, Silberstückchen aus dem Ilmenauer Johannisschacht (vgl. zu 139,4). 137,7 Pempelforter Bewohner] Gemeint sind Jacobis Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene sowie die noch als letztes von vier Kindern in seinem Hause lebende Tochter Clara Franziska, der Hauslehrer Ferdinand Hildebrandt und der wegen der französischen Besatzung von Mainz vorübergehend bei Jacobi untergekommene Schriftsteller Wilhelm Heinse. Die drei älteren Söhne hatten inzwischen das Haus verlassen. Vgl. zu 18,4; zu 127,18–19; zu 130,6. 137,8–9 etwas für die Fürstinn Galizin] Ein Paket an Amalia Fürstin von Gallitzin in Münster (vgl. zu 138,11).
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137,10 meiner Aufführung in Münster] Gemeint ist ein Auftritt Goethes im Kreis um die Fürstin von Gallitzin im Dezember 1792 mit einer Schilderung des Fronleichnamsfestes 1787 in Rom, den Jacobi in seinem Bezugsbrief vom 7. April 1793 erwähnt hatte. Von Goethes Fronleichnams-Schilderung hatte Jacobi erst kurz zuvor von Christian Konrad Wilhelm von Dohm gehört. Dohm, seit 1786 bevollmächtigter Geschäftsträger Preußens für das Kurfürstentum Köln und Gesandter beim niederrheinisch-westfälischen Kreis, hatte schon Ende 1792 wegen der drohenden französischen Besetzung Kölns die Stadt verlassen und war vorübergehend nach Münster gegangen, wo er Anschluss an den Kreis um die Fürstin Gallitzin fand. Dort sprach man noch immer von Goethes Fronleichnams-Bericht, der allenthalben Eindruck hinterlassen hatte, was Dohm nun wiederum in Düsseldorf an Jacobi und dessen Freunde weitergab: „Gestern Abend ist Dohm v Münster zurück gekommen, u geht morgen weiter, nach Cölln, um den Kraistag zu halten. 〈…〉 Wunderdinge haben wir v Dohm gehört, wie du die Prinzeßinn erbaut hast, unter andern mit einer Erzählung v der Feyer des Frohnleichnahmsfestes in Rom, die so andächtig war, daß einige der Zuhörer leise fragten: O b d a n n G o e t h e c a t h o l i s c h s e y.“ (Jacobi an Goethe, 7. April 1793; JB I 10, 228f.) Mehrfach war Goethe zuvor von Jacobi gebeten worden, ihm Details des Aufenthalts bei der befreundeten Fürstin in Münster mitzuteilen, ohne dass Goethe dem nachgekommen wäre (vgl. zu 127,10). Auch von der Fürstin kam darüber kaum Konkretes (vgl. zu 131,11), so dass Dohms Bericht nun um so größeren Eindruck hinterließ. Goethes Fronleichnamserlebnis in Rom mit der Ausstellung der Wandteppiche des Raffael aus der Sixtinischen Kapelle in den Kolonnaden am Petersplatz hat später auch Eingang in die „Italiänische Reise“ gefunden (vgl. IR III; WA I 32, 21–26; vgl. dazu auch GB 7 II, zu 156,13–14 und zu 156,27–28). 137,12 formalisiren] In eine bestimmte, strenge Form setzen (lat. formalis: die Form betreffend). Hier im ironischen Sinne von zu viel Aufhebens von einer Sache machen, sich über etwas erregen oder sein Missfallen, Befremden äußern (vgl. GWb 3, 815). 137,12 in puris naturalibus] Lat.: in reinem Naturzustand, nackt. 137,14 Kirchenmutter Lehnchen] Susanna Helene Jacobi, die zehn Jahre jüngere Halbschwester Jacobis, führte seit dem Tod von dessen Frau Helene Elisabeth im Jahr 1784 den Haushalt des Bruders in Pempelfort und wurde deshalb auch im vertrauten Kreise oft nur ‚Mama Lene‘ genannt. Goethe spielte hier mit der ironischen Bezeichnung ‚Kirchenmutter‘ darauf an und setzte dies in Beziehung zur religiösen Interpretation seiner römischen Fronleichnamserzählung (vgl. zu 137,10). Helene Jacobi hatte im Brief ihres Bruders an Goethe vom 7. April selbst einige freundschaftliche Zeilen an Goethe gerichtet (vgl. JB I 10, 229). 137,14–15 rechte Seite der gewirckten Tapete 〈…〉 Festtage herauskehrt] Anspielung auf die Präsentation der Raffael-Teppiche im Vatikan in Rom (vgl. IR III; WA I 32, 21–26).
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137,18–19 allen Freunden und Verwandten über dem Rhein] Zu denken ist hier wahrscheinlich in erster Linie an die in Aachen und Vaals ansässigen Verwandten und Bekannten der Familie von Jacobis verstorbener Frau Helene Elisabeth, geb. Clermont, und seines Sohnes Johann Friedrich Jacobi (vgl. zu 67,17 und die folgende Erläuterung). 137,19 Entfernung der Toll-Francken] Bis auf Mainz, dem sich jedoch schon die alliierten Truppen näherten, waren inzwischen fast alle linksrheinischen deutschen Gebiete am Ober- und Mittelrhein nach ihrer Eroberung im Herbst 1792 zurückgewonnen und die französischen Streitkräfte nach Westen gedrängt worden. Nach mehreren militärischen Niederlagen im Umfeld Aachens hatten am 2. März 1793 letzte Kontingente der französischen Besatzungstruppen nach über zweieinhalb Monaten auch diese Stadt wieder räumen müssen. Der bestens informierte Jacobi hatte in seinen Briefen vom 3. sowie vom 5. und 6. März 1793 ausführlich von den Kämpfen um Aachen und dem Abzug der Franzosen berichtet (vgl. JB I 10, 215 und 216–218). Goethe hatte auf diese Berichte bisher nicht geantwortet, was Jacobi am 23. März 1793 beanstandete: „Daß ist doch arg daß Du mir nicht ein Wörtchen Gratulation über die Entfernung der C i t o y e n s oder Carmaginolen (so hieß man die Nationaltruppen zu Aachen) geschickt hast 〈…〉.“ (Ebd., 223.) 137,20–21 Nachrichten die du mir von Zeit zu Zeit sendest] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. Goethe hatte zum letzten Mal am 27. Februar an Jacobi geschrieben (Nr 147). Inzwischen waren fünf Briefe Jacobis bei ihm eingetroffen (Briefe vom 3. März, vom 5. und 6. März, vom 23. März, vom 7. April und vom 10. April 1793; vgl. JB I 10, 214–218, 223f. und 228–230). 137,22–23 Der guten Herdern ist auch so ein Brief überständig 〈…〉 Gemahl zu schreiben unterließ.] Jacobi hatte am 23. März 1793 nicht nur Goethe vorgeworfen, nichts von sich hören zu lassen, sondern auch Klage wegen ausbleibender Briefe von Johann Gottfried und Caroline Herder geführt: „〈…〉 aber noch ärger ists v Herder, Mann u Frau, daß sie so ganz u gar nichts von sich hören laßen, u ich habe mich schon hin u her bedacht, ob ich etwas gegen sie verschuldet haben könnte.“ (JB I 10, 223f.) Der letzte Brief des Ehepaars Herder an Jacobi stammte vom 11. November 1792 (vgl. HB 6, 289–291, Nr 207), und obwohl Jacobi mit zwei Briefen vom 20. und 26. Dezember 1792 sowie vom 27. Januar 1793 antwortete (vgl. JB I 10, 160f., Nr 3083 und 189, Nr 3116), blieb eine Antwort aus. Erst am 5. April 1793 (vgl. HB 7, 32–34, Nr 10), nachdem Goethe offensichtlich Jacobis Kritik vom 23. März weitergegeben hatte, schrieb Caroline Herder wieder an Jacobi: „Diesmal haben wir auch Ihre Langmuth u. Freundschaft gar zu sehr geprüft, liebster Freund u. Bruder, u. ich wundre mich nicht daß Sie nicht begreifen können was mit uns vorgeht.“ (Ebd., 32.) Caroline Herder entschuldigte in ihrem Brief die Nachlässigkeit mit dem schlechten Gesundheitszustand und der Arbeitsüberlastung ihres Mannes und teilte, wie von Goethe hier ebenfalls angedeutet, mit, dass wahrscheinlich bereits seit Februar 1793 ein Briefmanuskript von ihrer
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Seite vorlag, Herder dies aber nicht abzuschließen vermocht hatte: „Ehe Sie m i c h aber wenigstens verurtheilen, so hören Sie die Geschichte meines Briefs an Sie. Wenige Tage nach dem Empfang des herrlichen Tabacks u. der Französischen Bücher 〈…〉 hab ich Ihnen darinnen eben so sehr für Ihre 2 lieben Briefe gedankt als für den wohlthätigen Aufenthalt, den Goethe bei Ihnen genossen hat 〈…〉. Mein großer u. schöner Brief lag nun von einem Posttag zum andern bereit, dem Mann zur Vollendung vorgelegt zu werden 〈…〉. – Kurz Ihr lieben Freunde, ich konnte den Brief nicht vortragen; denn wenn er Zeit hatte, so war er nicht wohl, u. wenn er gesund war so hatte er AmtsArbeit!“ (Ebd.) 137,24–25 Aus deinem Sohne Georg 〈…〉 ein kleiner Despote] In seinem letzten Bezugsbrief vom 7. April 1793 hatte Jacobi mitgeteilt, dass sein zweitältester Sohn, der 25-jährige Jurist Georg Arnold, dessen schwierigen Entwicklungsweg Goethe lange Zeit begleitet hatte (vgl. GB 8 II, zu 27,28; zu 31,15 und zu 31,16–17), gerade seine erste Anstellung als Amtmann in der damaligen Reichsgrafschaft derer von Quadt im 30 km westlich von Düsseldorf gelegenen Wickrath (heute zu Mönchengladbach gehörend) angetreten hatte: „Georg ist Amtmann zu Wickerath geworden. Da in diesem kleinen Ländchen von etwa 3000 Einwohnern der Amtmann alles in allem ist, u die Stelle zwischen 8 und 900 rth. jährlich einbringt, so war sie meinem jungen Herrn alles was er wünschte.“ (Jacobi an Goethe, 7. April 1793; JB I 10, 228.) 137,26 Der Herzog wird ihm gerne einen Titel geben] Im Zusammenhang mit dem Amtsantritt seines Sohnes bat Jacobi Goethe, seinen Einfluss bei Herzog Carl August geltend zu machen, um für Georg Arnold standesgemäß zu seinem Amt den Titel eines Regierungsrates zu erhalten: „Du sollst dem Amtmann den Titul eines Regierungsraths von deinem Herzoge verschaffen; dafür wollen wir Euch, so oft Ihr am Niederrhein etwas zu bestellen habt, unentgeltlich zu Dienst stehen. Von Churpfalz will Georg keinen Titul, u entbehrte ihn am liebsten ganz; ich alter Papa muß aber beßer wißen was einem in der Welt zu statten kommt, u oft – wenigstens d e f f e n s i v e – kaum entbehrlich ist.“ (Jacobi an Goethe, 7. April 1793; ebd.) Goethe versprach zwar seine Unterstützung, wies jedoch zugleich darauf hin, dass den Ratstitel üblicherweise nur jemand erhalten könnte, der im Lande als gehobener Beamter oder Regierungsmitglied tätig war (vgl. auch Adelung 3, 1026). Auch wenn das auf Georg Arnold Jacobi nicht zutraf, wurde ihm der Titel eines sachsen-weimarischen Regierungsrates schließlich doch noch Anfang Oktober 1793 von Herzog Carl August verliehen (vgl. zu 196,15). 137,31–32 Cammer, Justiz, Hof, Land, Commerzienräthe 〈…〉 Wircklichkeit ermangelt] Da der Titel eines Regierungsrates eigentlich immer mit der entsprechenden Tätigkeit verknüpft sein müsse (vgl. vorhergehende Erläuterung), schlug Goethe Titel vor, die ehrenhalber in der Hofadministration verliehen werden konnten. – Kammerrat: Titel für in Finanz- oder Kammerangelegenheiten tätige Persönlichkeiten (vgl. Adelung 2, 1487). Justizrat: Titel für Personen im Bereich
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des Rechtswesens eines Hofstaates (vgl. ebd., 1456). Hofrat: Titel für in Hof- und Landessachen wirkende Persönlichkeiten (vgl. ebd., 1249). Landrat: Titel für Mitglieder der adligen Landstände und der Ritterschaften (vgl. ebd., 1891). Commerzienrat: Titel für im Handel tätige Persönlichkeiten (vgl. Adelung 1, 1942). 137,33 Wegen des Papiers sollst du zunächst Nachricht haben.] In seinem Bezugsbrief vom 10. April 1793 hatte sich Jacobi bei Goethe unter anderem nach „der Adreße u dem Preise des Papiers“ erkundigt, „worauf dein Portrait abgedruckt ist“ (JB I 10, 229, Nr 3155). Gemeint war der Porträtkupferstich Goethes von Johann Heinrich Lips, den Jacobi im September 1791 erhalten hatte (vgl. zu 17,32 und zu 47,12–13). Jacobi hatte im Auftrag des Düsseldorfer Malers und Kupferstechers Ernst Carl Gottlieb Thelott angefragt, der einen Kupferstich mit Jacobis Porträt fertigte, den Goethe während seines Aufenthalts in Frankfurt a. M. im Mai 1793 erhielt (vgl. zu 185,1). 137,33–34 Es ist Schweizerpapier, wir ziehen es von Leipzig] Näheres konnte über die Herkunft des ‚Schweizerpapiers‘ und den Vertriebsweg über Leipzig nicht ermittelt werden. Die Originalabzüge von Lips’ Kupferstichen der Porträts Goethes und Wielands lassen jedoch ein hochwertiges, sehr feines und extra geglättetes Büttenpapier erkennen. Mit seinem folgenden Brief an Jacobi vom 2. Mai 1793 schickte Goethe dann eine Expertise zu dem Papier, die aber nicht überliefert ist (vgl. zu 140,18). 138,1 grüße alles] Neben den in Pempelfort noch verbliebenen Familienmitgliedern und Gästen waren damit vor allem auch die Freunde und Bekannten Jacobis aus Düsseldorf und Umgebung gemeint, die Goethe während seines Aufenthaltes dort im November und Dezember 1792 kennen gelernt hatte (vgl. zu 130,4; zu 137,7; zu 138,3). Ferner ist wohl auch an die Verwandten in Vaals, Jacobis Sohn Georg in Wickrath und die befreundete Amalia Fürstin von Gallitzin und ihren Kreis in Münster zu denken (vgl. GB 6 II, zu 66,5; zu 130,6–9; zu 137,18–19; zu 137,24–25; zu 138,1). 138,1 Dohms] Christian Konrad Wilhelm von Dohm und seine Frau Anna Henriette Elisabeth (vgl. zu 137,10). 138,2 Von Franckfurt hörst du was von mir.] Für Goethes geplante Reise zu Herzog Carl August ins Feldlager der Alliierten bei der Belagerung von Mainz war auch ein Zwischenaufenthalt bei seiner Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, in Frankfurt a. M. vorgesehen. Wegen der späteren Abreise verschob sich Goethes Aufenthalt auf die Zeit zwischen dem 17. und 27. Mai 1793 (vgl. zu 136,19–20; zu 136,20–21; zu 136,22–23). Goethe schrieb deshalb seinen nächsten Brief an Jacobi am 2. Mai noch von Weimar aus (vgl. Nr 153), schickte aber gleich nach seiner Ankunft in Frankfurt am 17. Mai auch die hier versprochene Nachricht von der Reise (vgl. Nr 156). Am 26. Mai folgte noch ein zweiter Brief aus Frankfurt (vgl. Nr 159). 138,3 Frau von Guttenhofen] Die Gräfin Sophie von Coudenhoven, eine Hofdame am kurfürstlich-mainzischen Hof, hatte Goethe während seines Aufenthalts
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in Düsseldorf im vergangenen November und Dezember kennen gelernt (vgl. zu 129,15–16). 138,4 Frau v. Ferette] Franziska Amalia von Pfirdt (auch Ferrette), die Frau des kurmainzischen Feldmarschalls Johann Nepomuk von Pfirdt. – Für den 19. April war eine hochrangige Delegation aus Erfurt am Weimarer Hof angekündigt. Sie stand unter der Leitung des Kurfürsten und Erzbischofs von Mainz, Friedrich Karl Joseph von Erthal. Ihr gehörten unter anderem der kurmainzische Statthalter von Erfurt und bischöfliche Koadjutor Carl Theodor von Dalberg sowie der Feldmarschall und kurfürstlich-mainzische Generalleutnant von Pfirdt an (vgl. FB 1793, S. 56; vgl. auch BG 4, 9). Franziska Amalia von Pfirdt war offensichtlich schon einige Tage vorher nach Weimar gekommen, um ihren künstlerischen Interessen und Neigungen nachzugehen, wie aus einem Empfehlungsschreiben Carl Theodor von Dalbergs an Johann Heinrich Meyer vom 8. April aus Erfurt hervorgeht: „Die Frau von Pfürd wunscht sehr Ihre Bekantschaft zu machen; Sie hat grose Freude an schönen Künsten zeichnet selbsten; und hat viele Hochachtung für Hr Meyer nach allem was sie in der Schweitz und anderwärts vernommen hat.“ (H: GSA 28/1,2, Bl. 126.) 138,5–6 in deren Gesellschaft sich ihr Hl. Sohn befunden] Offensichtlich wurde Franziska Amalia von Pfirdt in Weimar von Franz Carl Maria Ludwig von Coudenhoven, dem Sohn von Gräfin Sophie von Coudenhoven, begleitet, der seit 1792 in Jena studierte (vgl. zu 129,15–16). Beide kannten sich noch aus ihrer gemeinsamen Zeit am kurfürstlichen Hof in Mainz vor der Besetzung durch französische Truppen im Oktober 1792. 138,7–8 Vielleicht noch ein Wort ehe ich von hier abgehe.] Seinen nächsten Brief an Jacobi schrieb Goethe am 2. Mai 1792 noch von Weimar aus (vgl. zu 138,2).
151. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, zwischen 17. und 21. April 1793〉 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2720. – Doppelblatt 18,6(–19) × 23,2(–23,4) cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 154f., Nr 73 (zusammen mit Nr 150). WA IV 10 (1892), 53f., Nr 2970 (zusammen mit Nr 150). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 3. Juni 1793 (JB I 10, 243–245; vgl. RA 1, Nr 596).
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138,10 Inhalt dieser Sendung.] Das Blatt lag der Paketsendung Goethes an Jacobi bei, die am 22. April von Weimar aus verschickt wurde (vgl. zu 137,1–2). Dass die Inhaltsliste wie bisher seit ihrer Erstveröffentlichung immer als Teil von Goethes Brief vom 17. April 1793 oder als eine Beilage dazu angesehen wurde, mithin als eine Art Ankündigung aufzufassen wäre, ist kaum plausibel, zumal Goethe offensichtlich am 17. April die Zusammenstellung der Sendung noch gar nicht abgeschlossen und im Brieftext von diesem Tag schon auf einige ausgewählte wunderbare Dinge (137,2) des Pakets hingewiesen hatte, um Neugier und Vorfreude zu wecken (vgl. zu 137,3; zu 137,3–4; zu 137,4–5; zu 137,6). 138,11 Ein Packet an Pr. Galizin] Die mitgeschickte Sendung an Amalia Fürstin von Gallitzin in Münster enthielt unter anderem wahrscheinlich das Stammbuch ihrer Tochter Marianne von Gallitzin, in das Goethe mit Datum vom 17. April 1793 einen eigenhändigen Eintrag vorgenommen hatte: Unterschieden ist nicht das Schoene vom Guten! / Das Schoene / Ist nur das Gute das sich lieblich verschley- / ert uns zeigt. / Weimar d. 17. April. / 1793. / Goethe. (H: Schloss-Archiv Stapel, Havisbeck bei Münster; Druck und Faksimile in: Goethe und Kreis von Münster, 84f., Nr 204; vgl. auch WA I 5.2, 361.) Der weitere Inhalt des Pakets ist nicht bekannt. Möglicherweise waren aber Kupferstichblätter des Wieland- und des Goethe-Porträts enthalten (vgl. zu 138,18 und zu 138,18–19). 138,12 Die Welt in triplo] Drei Globen (vgl. zu 132,29). 138,13 wird in Rechnung gestellt] Goethe hatte die Globen mit entsprechender Rechnung am 5. Februar 1793 über die hier im Brief angegebene Kaufsumme vom Verlag des Industrie-Comptoirs in Weimar erhalten (vgl. zu 129,28). 138,14 Das Journal von Tiefurth] Das „Journal von Tiefurth“ war eine Literatur- und Unterhaltungszeitschrift, die von August 1781 bis Juni 1784 in 49, eigentlich aber nur 47 Nummern (Nr 17 und 41 sind ausgelassen) erschien. Sie wurde von einer dem Weimarer Hof nahestehenden Gruppe um die Herzoginmutter Anna Amalia gestaltet und in unregelmäßigen Abständen in handschriftlichen Exemplaren in geringer Stückzahl verbreitet. Leser waren im Wesentlichen die Beiträger und Herausgeber. Dazu gehörten neben Anna Amalia unter anderem Wieland, Herder, Knebel und Goethe. Die Beiträge, meist Gedichte, Kurzprosa, Übersetzungen oder literarische Scharaden und Ähnliches, wurden grundsätzlich anonym veröffentlicht. Anfangs wurden kaum mehr als acht, später dann wohl höchstens elf Exemplare des Journals gefertigt. Ob Goethe hier sein persönliches Exemplar mit allen Nummern an Jacobi weitergereicht hat, ist nicht mit letzter Sicherheit zu klären. Es ist verschollen (vgl. Journal von Tiefurt, 358). Es ist auch denkbar, dass Goethe nur Auszüge, vielleicht Teile oder Ausgaben mit eigenen literarischen Texten, verschickt hat. Jacobi bedankte sich in seinem Brief vom 3. Juni 1793 dafür: „Du bist sehr gut daß du 〈…〉 das Tiefurter Journal schicktest – 〈…〉.“ (JB I 10, 244.) 138,17 Abelard und Eloise.] Die berühmte Liebesgeschichte aus dem französischen Mittelalter von dem Pariser Philosophen und Theologen Pierre Abailard (Pe-
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trus Abaelardus) und seiner Schülerin Héloise erlebte als Thema und Motiv der Kunst im Zeitalter der Aufklärung des 18. Jahrhunderts eine Art Renaissance. Nach Alexander Pope mit seiner Versepistel „Eloisa to Abelard“ (London 1717) und der französischen Übertragung von Charles-Pierre Colardeau „Lettre d’Héloise à Abailard“ (Paris 1758) nahmen sich auch Jean-Jacques Rousseau mit seinem Briefroman „Julie, ou la nouvelle Héloise“ (Paris 1761) und damit im Zusammenhang wohl auch Voltaire des Stoffes an. Gottfried August Bürger verfasste um 1770 eine deutsche Bearbeitung von Popes Dichtung (vgl. Gedichte. Bd 2. Göttingen 1789, S. 149–172). In der bildenden Kunst wurde das Thema vor allem durch die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann aufgegriffen und bekannt gemacht. Um 1778 begann sie eine ganze Serie mit Gemälden zu Popes Dichtung: „Die Trennung von Abelard und Eloisa“ (heute in der Eremitage, St. Petersburg), „Abelard und Eloisa von Fulburd überrascht“, „Abelard führt Hymen zu Eloisa“ (heute in Burghley House Collection, Stamford) und „Die sterbende Eloisa“ (heute in Moravska Galerie, Brno). Der russische Stecher und Maler Gavril Ivanovich Skorodunov stellte nach ihren Gemälden kolorierte Kupferstiche her, die zwischen 1778 und 1780 erschienen waren (vgl. Angelika Kauffmann. 1741–1807. „Eine Dichterin mit dem Pinsel“. Hrsg. und bearbeitet von Bettina Baumgärtel. Ostfildern-Ruit 1998, S. 418). Im GNM Weimar werden zwei dieser Kupferstichblätter Skorodunovs, die nach den beiden erstgenannten Gemälden Kauffmanns, verwahrt (KSW, Museen, Inv.-Nr GR-2009/8360 und GR-2009/8362). Möglicherweise besaß auch Goethe einen dieser Stiche, oder er hatte in Italien von der Künstlerin persönlich Originalskizzenblätter geschenkt bekommen. – Was Goethe hier mitschickte, ist nicht bekannt. 138,18 ein einzelner Wieland für Ew Liebden] Der Kupferstich eines Wieland-Bildnisses von Johann Heinrich Lips, ein Brustporträt, war Mitte Februar 1793 fertig geworden und in den Kunsthandel gelangt (Kruse, Lips, 201f.; Abbildung: ebd., 203). Goethe hatte am 31. Dezember bereits einen Probedruck dieser Arbeit an Jacobi gesandt (vgl. zu 129,27–28) und danach auch ein Exemplar des endgültigen Stichs angekündigt (vgl. zu 132,12–13). Wie aus Goethes Äußerung ferner hervorgeht, wollte er das Kupferstichblatt als Geschenk für die ganze Familie und den Pempelforter Hausstand verstanden wissen, also vor allem auch für die beiden Schwestern Jacobis und seine Tochter Clara Franziska (vgl. zu 18,4). 138,18–19 Ein Wieland und Goethe an Hl. Hofr. Apel] Je ein weiteres Blatt der von Johann Heinrich Lips gefertigten Kupferstichporträts Wielands und Goethes (vgl. die vorhergehende Erläuterung sowie zu 47,12 und zu 47,12–13) schickte Goethe für Johann Gotthelf Leberecht Abel mit, den Hausarzt Jacobis in Düsseldorf, den Goethe wahrscheinlich ebenfalls während seines Aufenthaltes in Pempelfort im November und Dezember 1792 kennen gelernt hatte. 138,20 Drey farbige Zeichnungen] Zeichnungen Conrad Hornys (vgl. zu 131,7–8 und zu 137,3–4).
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138,24–25 Drey Blätter Aqua tinta, eine alte Vase, 〈…〉 vorstellend.] Es handelt sich um Radierungen, die in der damals noch relativ jungen Technik der ‚Aquatinta‘ hergestellt waren, einem oft auch als Tuschätzung bezeichneten Verfahren, das bei der Radierplattenherstellung Tuschmalerei und Ätzlavierung kombiniert und dabei nicht in herkömmlicher Weise die Konturen des Bildes, sondern dessen Flächigkeit hervorhebt. Es handelt sich um drei Arbeiten von Johann Heinrich Lips nach Federzeichnungen von Johann Heinrich Meyer. Abgebildet ist eine antike etruskische Tonvase in Kraterform und rotfiguriertem Stil mit Motivbildern der griechischen Mythologie aus der Zeit zwischen 530 und 480 v. Chr., die die Herzoginmutter von ihrer Italienreise aus Neapel während ihrer Italienreise 1789 mitgebracht hatte. Die Vase befindet sich heute in den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar (KSW, Museen, Inv.-Nr Kg-2008/86). Ein Blatt zeigt die Vase plastisch in Braun („Etruskische Vase“; vgl. auch KSW, Museen, Inv.-Nr GGr 358856). Die beiden anderen Blätter reproduzieren die die Vase schmückenden Bilder im flächigen Ausschnitt, einmal die Szene vom Raub der Königstochter Kassandra durch den griechischen Helden Aias im Trojanischen Krieg („Aias und Kassandra“; vgl. auch KSW, Museen, Inv.-Nr GGr 358857) und einmal zwei griechische Männer im Gewand („Zwei griechische Jünglinge“; vgl. auch KSW, Museen, Inv.-Nr GGr 358858). Beide Blätter sind in braunen, schwarzen und weißen Farbtönen gehalten (vgl. dazu auch Kruse, Lips, 218–221). Möglicherweise handelte es sich um Probeabzüge der lipsschen Radierungen (vgl. die folgende Erläuterung). 139,3 einem Commentar bald ausgegeben] Johann Heinrich Meyer hatte wohl schon 1792 oder in den ersten Wochen des Jahres 1793 die Malereien auf der Tonvase in zwei Tusch- und Federzeichnungen nachgebildet (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr GR 2005/520 und GR 2005/521). Er schätzte diese der Kunst der Etrusker zugerechneten Darstellungen aus antiker Zeit um 500 v. Chr. sehr. Er hatte außerdem in einer Abhandlung ihren hohen künstlerischen Wert und den der Vase überhaupt analysiert und sie als ein Produkt der im winckelmannschen Sinne klassisch-antiken Hochphase des ‚schönen Stils‘ charakterisiert. Die Abhandlung war Friedrich Justin Bertuch zur Veröffentlichung angeboten worden, und der Verleger machte den Vorschlag, Meyers kleinen Aufsatz durch eine so genannte „archäologische Abhandlung“ zu ergänzen. 1794 erschien dann im Verlag des Industrie-Comptoirs das Bändchen „Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefässe von gebrannter Erde. Zwey Abhandlungen von H. Meyer und C. A. Böttiger. Nebst drey Kupferstichtafeln“. Meyers Aufsatz trug den Titel „Über ein altes Gefäss von gebrannter Erde auf welchem der Raub der Cassandra vorgestellt ist. Eine artistische Abhandlung“ (S. 7–22). Carl August Böttigers Aufsatz erschien mit gleichlautender Überschrift, nannte sich im Untertitel aber „Eine archäologische Abhandlung“ (S. 25–90). Die Texte wurden begleitet von den drei Radierungen Meyers (vgl. die vorhergehende Erläuterung).
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BRIEF 152
139,4 Ein Paar Silberkörner aus dem Ilmenauer Wercke] Einige kleine Stücke des ersten im Ilmenauer Bergwerk gewonnenen Silbers (vgl. auch GB 8 II, zu 26,14; zu 116,19–20). – Am 3. September 1792 konnte nach insgesamt acht Jahren Vorbereitung und fünfjährigem Kampf gegen eindringendes Grundwasser im Johannisschacht mit dem Abbau von Schiefererz begonnen werden. Bis zum April 1793 war mit 2500 Tonnen Schiefergestein und Sanderzen eine Fördermenge erreicht, welche die Gewinnung von Kupfer und Silber rentabel erscheinen ließ. Der tatsächliche Ertrag der ersten Schmelze war allerdings marginal. Der Anteil des gewonnenen Materials mit einem verwertbaren Metallgehalt lag bei 4 %, bei Silber nur bei 0,1 Prozent (vgl. Goethe und Bergbau, 60–62). Trotzdem war die Hoffnung zu dieser Zeit immer noch groß, nun bald auch auf ertragreichere Erzvorkommen zu stoßen. 139,5 gewerckschaftlichen Zutrauens] Jacobi war seit Beginn des Ilmenauer Bergwerksunternehmens 1784 über den Besitz einer Kux Anteilseigner (vgl. GB 8 II, zu 26,13) und hatte als solcher auch schon Geld für den Fortgang der Arbeiten nachschießen müssen (vgl. zu 16,24 und zu 19,4–5). 139,6 Ein Stahlsiegel worauf die Medusa Strozzi kopirt.] Gemeint ist eine von dem jungen Graveur und Steinschneider Friedrich Wilhelm Facius gearbeitete Stahlpetschaft nach der berühmten Gemme der so genannten ‚Medusa Strozzi‘ des antiken Steinschneiders Solon aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. (heute im British Museum, London). Goethe hatte sie wahrscheinlich von Facius persönlich als Geschenk und Ausweis seiner Kunstfertigkeit erhalten. Sie ist nicht überliefert. Einen Empfehlungsbrief für Facius an Körner vom 12. September 1791 hatte Goethe aber wahrscheinlich mit genau dieser Petschaft gesiegelt (vgl. zu 48,15). Goethe setzte sich mittlerweile seit fast vier Jahren intensiv für Facius und dessen Ausbildung ein (vgl. zu 78,2 und zu 78,3) und hatte Jacobi wohl während seines Aufenthaltes in Düsseldorf im November und Dezember 1792 von Facius’ Talent berichtet. Goethe hatte auch schon in seiner vorausgegangenen Paketsendung vom 4. Februar 1793 eine Probe, wahrscheinlich von Facius’ Steinschneidearbeiten, mitgeschickt (vgl. zu 131,4–5). 139,6–7 Grafen Nesselrode] Für Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Graf von Nesselrode zu Ehreshoven, einen Freund Jacobis aus Düsseldorf, hatte Goethe auch schon mit seiner Paketsendung vom 4. Februar 1793 etwas mitgeschickt (vgl. zu 132,23–24).
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152. An Friedrich Justin Bertuch
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Weimar, 27. April 1793 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Stadtarchiv Hannover, Bestand Autographen-Slg, Sign.: Nr 723, Slg Culemann. – 1 Bl. 18,9 × 23,3(–23,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 55, Nr 2971 (nach einer Abschrift [sS, Julius Schönemann]; Adressat in den Lesarten ergänzt, vgl. ebd., 376). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Bertuchs Brief vom 22. April 1793 (vgl. RA 1, Nr 565). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 139,9 Fürsten von Dessau] Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau. Vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 174. 139,10 Depeche] Franz. dépêche: amtliche (meist durch einen Boten überbrachte) Zuschrift. – Die für Goethe bestimmte, an Bertuch in Leipzig übergebene Depesche Leopolds III., datiert auf den 22. April 1793 (vgl. RA 1, Nr 564), enthielt die Nachricht, dass Katharina II. von Russland nach dem Tod des letzten männlichen Sprosses des Fürstentums Anhalt-Zerbst, des Fürsten Friedrich August (gestorben am 3. März 1793), das Jeverland rechtmäßig geerbt habe. Die Sendung enthielt außerdem die beglaubigte Abschrift eines Nebenrezesses zum Rezess des fürstlichen Hauses Anhalt-Zerbst vom 9. April 1676. Dem Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach ging es in dem Erbverfahren um finanzielle Forderungen, die sich aus familiären Bindungen herleiteten: Die Urgroßmutter des Herzogs Carl August, Sophie Auguste, von 1685 an Gemahlin des Herzogs Johann Ernst III. von Sachsen-Weimar, war eine geborene Prinzessin von Anhalt-Zerbst. Die Ansprüche konnten nach dem Tod des letzten männlichen Fürsten von Anhalt-Zerbst geltend gemacht werden. Dass Goethe die ‚Depesche‘ Leopolds III. vom 22. April am 25. April erhalten hatte, teilte Christian Gottlob Voigt Herzog Carl August am 26. April mit: „Durchl. Fürst zu Dessau hat gestern das gesuchte Document wegen Jevern wirklich an den G〈eh〉. R〈ath〉 v. Goethe übersendet, welches recht artig gehandelt ist.“ (AS 2.1, 321.) Wie das Verfahren um die Ansprüche des Hauses Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. dazu AS 3, 105–109) ausging, konnte nicht ermittelt werden. 139,11 eine kleine Kommission] Ihr gehörten die Geheimen Räte Johann Christoph Schmidt, Christian Friedrich Schnauß und Christian Gottlob Voigt an. Sie lieferten in dem Verfahren kurze Voten ab, „nicht über 4 geschriebene Bogen“ (Voigt an Carl August, 26. April 1793; AS 2.1, 321; vgl. dazu AS 3, 109). 139,12 Vieweg dem älteren] Johann Friedrich Vieweg, Verlagsbuchhändler in Berlin.
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BRIEF 153
139,12 Hofr. Moriz] Briefe Goethes an Karl Philipp Moritz sind nicht überliefert, daher sind auch die Daten seiner für Vieweg bestimmten Sendungen nicht bekannt. Zu den Vereinbarungen mit Vieweg vgl. zu 206,9. 139,13 einige poetische Aufsätze für das deutsche Museum] Die in Viewegs Verlag erscheinende Zeitschrift war die „Deutsche Monatsschrift“, in der in den Monaten Juni, Juli und Oktober 1791 mehrere Beiträge Goethes erschienen waren; im Juni „Sinngedichte“ (S. 81–87; das sind „Venetianische Epigramme“, in späterer Nummerierung der Sammlung in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“, S. 205–260: 2, 21, 8, 5, 25, 20, 13, „Einen zierlichen Käfig 〈…〉“ [von Goethe nur hier veröffentlicht], 30, 15, 11 und 100) sowie „Prolog. Gesprochen bey Eröffnung des neuen Theaters“ (S. 183f.); im Juli „Elegie. Rom, 1789“ (S. 185–188) und „Sinngedicht“ (S. 264; „Will ich die Blumen 〈…〉“ [vgl. Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 1. Juni 1791; Nr 30]); im Oktober: „Sinngedichte“ (S. 89–95; „Venetianische Epigramme“, in späterer Nummerierung in Schillers „Musen-Almanach“: 95, 85, 89, 83, 94, 84, „Ach! sie neiget das Haupt 〈…〉“ [von Goethe nur hier veröffentlicht], 86, 56, 50, 57 und 96). Vgl. auch zu 206,9. 139,14–15 4 Ldl. Honorarium für den Bogen] Zu Goethes Honorarforderung vgl. auch zu 43,16; zu 206,10–11; zu 206,12–14; zu 206,16–17. 139,15 ließ ich Hl Vieweg ersuchen] Wahrscheinlich durch Moritz; Näheres ist nicht bekannt. – Bertuch leitete Goethes Ersuchen an Vieweg weiter, wie sich aus seiner Antwort vom 26. Mai 1793 ergibt: „Eur. HochwohlgbL gütigen Auftrag an Vieweg habe ich zwar ausgerichtet; er entschuldigte sich aber, daß er mir die Abrechnung in Leipzig nicht stellen könne, weil er seine Nota dazu nicht mithabe.“ (H: GSA 28/2, Bl. 169.) 139,16 an Hl. v. Cranach nach Craazen] Christian Lucas Cranach, königlich preußischer Hauptmann, war 1790 nach Craazen (heute poln. Krasne) gezogen, woher seine 1. Ehefrau Dorothea Louise, geb. Simon, die 1790 starb, stammte. In Craazen erbte Cranach das Gut seines Schwiegervaters. In der Stammtafel der Familie Cranach wird er als „Erb- und Gerichtsherr auf Craazen und Lindenbusch bei Pyritz“ ausgewiesen. (Nach freundlicher Mitteilung von Michael von Cranach, München.) – Im Brief an Goethe vom 26. Mai 1793 schrieb Bertuch: „Er 〈Vieweg〉 besinne sich eine Zahlung auf Ihre Ordre an Moriz und HL. v. Kranach geleistet zu haben; wolle Ihnen aber gleich nach seiner Zurückkunft nach Berlin die Berechnung und S a l d o schuldigst übermachen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 169; vgl. RA 1, Nr 588.) Offenbar ließ Goethe später den säumigen Vieweg durch Johann Friedrich Unger noch einmal mahnen, wie sich aus einem Brief Viewegs an Unger vom 5. Mai 1794 (vgl. RA 1, Nr 934) schließen lässt. Darin bat Vieweg um Entschuldigung dafür, dass sich die „verlangte Berechnung“ für Goethe verzögert habe. Den Brief überschickte Unger; die erhaltene Summe von 15 Reichstalern und 4 Groschen, die er für Goethe erhalten hatte, behielt er einstweilen (vgl. Biedermann, Un-
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ger Briefe, 21f.; RA 1, Nr 946; vgl. auch zu 206,10–11). – Ein Brief Goethes an Cranach vom 17. Februar 1790 (vgl. GB 8 I, EB 293) ist nicht bekannt.
153. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. Mai 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2721. – Doppelblatt 18,7(–19) × 23,2(–23,5) cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 8tn May 1793. / b. – 3tn Juni ––.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 155f., Nr 74. WA IV 10 (1892), 55–57, Nr 2972. BEIL AG E
Mitteilung mit Angaben zu einer Papiersorte; nicht überliefert (vgl. zu 140,18). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 24. April 1793 (JB I 10, 234, Nr 3162; vgl. RA 1, Nr 566). – Jacobi antwortete am 3. Juni 1793 (JB I 10, 243–245, Nr 3176; vgl. RA 1, Nr 596). 140,1–2 mich nochmals mit einem Briefe heimzusuchen] In seinem vorausgegangenen Brief vom 17. April 1793 hatte Goethe Jacobi darüber informiert, dass er spätestens Ende April Weimar verlassen werde, um sich auf den Weg zu Herzog Carl August ins Feldlager der alliierten Truppen bei der Belagerung des französisch besetzten Mainz zu begeben (vgl. zu 136,20–21). Bei einer Postlaufzeit für Briefe zwischen Weimar und Düsseldorf von etwa einer Woche war nicht damit zu rechnen, dass ein Antwortbrief Jacobis Goethe noch in Weimar erreichen würde. Deshalb sollte Jacobi seinen nächsten Brief bereits nach Frankfurt a. M. richten, wo Goethe auf der Durchreise seine Mutter besuchen wollte (vgl. zu 136,22–23). Jacobi erhielt Goethes Brief am 24. April und beantwortete diesen doch noch einmal nach Weimar, in der Hoffnung, Goethe könne ihm vor seiner Abreise noch wie versprochen eine Feuerspritze beschaffen (vgl. zu 132,29–30). Jacobi schrieb am 24. April: „Die heutige Post hat mir Deinen Brief vom 17ten gebracht, der mir viel liebes sagt, aber kein Wort von der Feuerspritze. Ich will deswegen versuchen, ob dies Blatt dich noch etwa anträfe, u dich recht sehr bitten, vor deiner Abreise zu sorgen, daß ich die Spritze, wo möglich, vor Ausgang May erhalte.“ (JB I 10, 234.) 140,2–3 vielleicht noch eine Woche bleiben] Goethe reiste schließlich erst am 12. Mai ab (vgl. Caroline und Johann Gottfried Herder an Jacobi, 12. Mai 1793;
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BRIEF 153
HB 7, 41f.). Außer der hier genannten Reiseunlust sind konkrete Gründe für den Aufschub nicht bekannt. 140,4–5 Die Spritze sollst du haben, ich 〈…〉 meine einpacken lassen.] Goethe erledigte das erst wenige Tage vor seiner Abreise nach Mainz am 12. Mai. Möglicherweise gab es Probleme, rasch einen geeigneten Fuhrmann zu finden. Vielleicht waren aber auch die Versandvorbereitungen aufwändiger als gedacht, da Goethe nun seine seit längerem im Gebrauch stehende Spritze verschickte. Vgl. 142,1–2 und zu 142,1. 140,5 der Meister] Es ist nicht bekannt, welcher Handwerksmeister die Feuerspritzen herstellte. 140,7–8 daß man sie mit einem Fuhrmanne abgehen läßt] Die fast zwei Zentner schwere Apparatur sollte so bald als möglich von einem geeigneten Fuhrunternehmer zunächst nach Frankfurt a. M. zu Goethes Mutter gebracht und von dort weiter nach Düsseldorf transportiert werden. Der Transport kam offensichtlich erst Anfang Juni 1793 zustande, als Goethe bereits die alliierten Militärlager vor Mainz erreicht hatte. Am 17. Mai hatte Goethe Jacobi noch aus Frankfurt darüber informiert, die Spritze werde mit dem ersten Fuhrmann hierher abgehen und dann weiter zu dir eilen (142,1–2). Am 14. Juni meldete Catharina Elisabeth Goethe ihrem Sohn schließlich die Ankunft der Kiste bei ihr in Frankfurt (vgl. zu 142,1). Danach sollte es noch rund drei Wochen dauern, bis die Fracht zu Jacobi nach Düsseldorf weitergeschickt werden konnte (vgl. ebd.). Erst am 12. Juli traf sie dort ein (vgl. Jacobi an Goethe, 22. Juli 1793; JB I 10, 261). Die beteiligten Fuhrleute sind nicht bekannt. 140,9 Dein Wagen steht nun noch hier] Nach seinem Aufenthalt in Pempelfort im November und Dezember 1792 hatte Goethe für die Heimreise einen Kutschwagen Jacobis benutzt, da ihm sein eigener Reisewagen nicht zur Verfügung stand (vgl. zu 127,13; zu 140,14). Bis zum aktuellen Zeitpunkt, knapp fünf Monate nach der Reise, hatte Goethe noch keine Gelegenheit gesehen, die Kutsche zurückzuführen. 140,11 Sollte man ihn nicht lieber verkaufen.] Jacobi ging zunächst nicht auf Goethes Vorschlag ein. Erst nachdem Goethe im Brief vom 18. November 1793 den Verkauf der Kutsche erneut vorschlug (vgl. 207,11–13), lehnte er ab: „Meinen Wagen kann ich mich nicht wohl entschließen für 10 Ldor wegzugeben, u ich dächte in einer Residenz würde sich doch wohl Gelegenheit ihn unterzustellen finden, ohne daß du weiter Last davon hättest. Vielleicht findet sich einmahl Gelegenheit ihn nach Frankfurt zu bringen; u von Frankfurt hierhin will ich ihn bald geschafft haben.“ (Jacobi an Goethe, 6. Dezember 1793; JB I 10, 289.) Ob der Wagen schließlich doch verkauft wurde, bei Goethe verblieb oder an Jacobi zurückging, ist nicht bekannt. Goethe erwähnte ihn das letzte Mal in seiner Antwort auf Jacobis Mitteilung vom 7. Juni 1794, dass er Goethes Kutsche, die bei ihm im Frühjahr 1794 eingetroffen war, zu behalten gedenke (vgl. zu 140,14–15). Goethe schrieb
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daraufhin am 8. September 1794: Deinen Wagen siehst du nun wohl nicht eher wieder als biß ihn Max als Docktor mitnimmt. Er steht indeß in leidlicher Verwahrung. (GB 10 I, 75,28–30.) 140,14 Mein Wägelchen steht noch in Coblenz wie mir Krahe schreibt.] Goethe hatte seine Kutsche bei seiner Abreise per Schiff wahrscheinlich am 1. November 1792 in Trier zurückgelassen (vgl. Datierung zu Nr 134). Mit ihr war Goethe als Begleiter Herzog Carl Augusts im Feldzug der alliierten Armeen gegen das revolutionäre Frankreich unterwegs gewesen. Auf dem am 30. September begonnenen Rückzug der Alliierten hatte sich Goethe schließlich am 9. Oktober in Consenvoye vom Herzog und seinem Regiment getrennt, um Kranke und Verwundete nach Verdun zu bringen und von da aus schnellstmöglich auf das Territorium des römisch-deutschen Reiches zurück zu gelangen (vgl. zu 116,4 und zu 116,5–6). Dabei nahm er den Weg über Luxemburg und Trier, wo er am 23. Oktober in seiner Reisekutsche eingetroffen war, um von dort die Heimreise nach Weimar anzutreten. Da er das am 22. Oktober von den Franzosen besetzte Frankfurt a. M. meiden wollte, wählte er die relativ sichere Schiffsroute über Mosel und Rhein, machte zunächst Halt in Düsseldorf, um Jacobi zu besuchen (vgl. zu 116,17), und erwartete dort seine Kutsche. Mit dem Nachtransport des Wagens hatte Goethe offenbar den Architekten und Direktor der kurtrierischen Bauverwaltung Peter Joseph Krahe in Koblenz beauftragt, als er sich zwischen dem 2. und 4. November dort aufhielt (vgl. GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 8f.; vgl. auch Roethe, Campagne in Frankreich, 371). Die Nachsendung gelang offensichtlich nicht, so dass Goethe nach längerem Warten Anfang Dezember mit einer Kutsche Jacobis weiterreiste. Am 16. April 1793 schrieb Krahe schließlich in der Angelegenheit aus Koblenz: „Daß ich so lange die Absendung des Ihnen zugehörigen, zwar längst schon von Trier hier angekommenen Reisewagens verschob, war Mangel einer mir dazu hinreichend sichern Gelegenheit; Ich zehlte nach geendigter Frankfurter Messe auf einen oder den andern nach Kölln oder Ddrf retournierenden Kaufmann, aber auch das vergebens, endlich nam ich meine Zuflucht zu einem Waßer Transport, wofür man mir sechs Kronen forderte, und zwar nur bis Köln. 〈…〉 so finde ich mich zu der Anfrage genöthiget: ob im Falle sie ihn bald zu haben wünschten ich die eben angeführte, fieleicht auch etwas geringere Fracht nicht ansehen, oder widrigen Falls eine noch zu gewärtigende schickliche gelegenheit ferner abwarten solle, Ich erwarte Ihren Willen 〈…〉.“ (H: GSA 28/1,2, Bl. 132.) 140,14–15 Ich wollte du ließest es kommen] Krahes Brief hatte Goethe Ende April also noch in Weimar erreicht. So konnte er jetzt Jacobi bitten, sich um die Überführung des Wagens nach Pempelfort zu kümmern. Ob Krahe von Goethe entsprechend informiert wurde, ist nicht bekannt. Auch Jacobi äußerte sich zunächst nicht zu Goethes Bitte, aber seine Antwort auf Goethes Brief vom 18. November 1793 bestätigt, dass er die Angelegenheit in die Hand genommen hatte. Er schrieb
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am 6. Dezember 1793: „Dein Wagen ist noch immer nicht angekommen. Ich habe Heßen heute bitten laßen noch einmal darum zu schreiben. So bald er da ist, gebe ich dir Bericht.“ (JB I 10, 289.) Die Ankunft der Kutsche in Pempelfort meldete Jacobi schließlich am 7. Juni 1794, nicht ohne auf die Schwierigkeiten des Transports hinzuweisen: „D e i n Wagen ist endlich, nach vielem hin u her schreiben und disputieren bey mir angelangt; bis Andernach, zu Lande; von dort, wo ihn der Reisende, dem Krahe ihn mitgegeben hatte, stehen ließ, zu Waßer.“ (JB I 10, 362.) Jacobi ließ die stark ramponierte Kutsche neu aufbauen und behielt sie schließlich (vgl. ebd.), was Goethe ihm zuvor zweimal zugesichert hatte: Daß das Kütschchen so gut wieder reparirt und brauchbar geworden freut mich sehr, ich wünsche daß Kind und Kindeskinder recht vergnüglich darin fahren und sich manchmal meiner erinnern mögen. Ich trete meine Ansprüche daran hiermit nochmals förmlich ab. (Goethe an Jacobi, 8. September 1794; GB 10 I, 75,25–28; vgl. auch 207,13–16.) 140,18 Beyliegende Note berichtet dich über das Schweizer Papier.] Expertise über das Papier, welches für die Kupferstichabzüge von Lips’ Goetheporträt verwendet worden war; sie ist nicht überliefert. Jacobi hatte sich in seinem Brief vom 10. April 1793 danach erkundigt, weil Ernst Carl Gottlieb Thelott dieses Papier für sein Jacobi-Porträt verwenden wollte (vgl. zu 137,33). Die Herkunft des hochwertigen Büttenpapiers konnte nicht geklärt werden (vgl. zu 137,33–34). 140,19 Max hat sich gleich recht gut gefunden] Der gerade 18 Jahre alt gewordene Sohn Jacobis, Maximilian, war am 16. April 1793 bei Goethe in Weimar eingetroffen, um im Sommersemester an der Universität Jena ein Medizinstudium aufzunehmen (vgl. zu 136,11). Eine Woche später, am 23. April, war er nach Jena gezogen und hatte Goethe, der vorbereitend tätig gewesen war, sogleich über die gute Aufnahme an der Universität berichtet (vgl. Maximilian Jacobi an Goethe, 25. April 1793; GSA 28/1,2, Bl. 140; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 23f.). Vgl. auch zu 132,28 und zu 136,15. 140,19 ich war einige Tage in Jena] Goethe war Ende April mit Johann Heinrich Meyer für drei Tage nach Jena gekommen, wie aus dem Kalendereintrag des Schlosstorwärters Johann David Färber hervorgeht: „Den 27 sind dHL. Geh. Rath v G ö t h e dHL. Mahler Meyer aus Weimar ein logL. und dL. 30 wieder nach Weimar gereist“ (Färber-Calender 1793, Bl. 9). Näheres ist zu dem Aufenthalt in Jena nicht bekannt. 140,20–21 In seinem Fache 〈…〉 grundlichem Unterricht nicht fehlen.] Goethe hatte gemeinsam mit Maximilian einen Plan mit Lehrveranstaltungen für das erste Studiensemester in Jena zusammengestellt. Zu den herausragenden Professoren der Medizin in Jena gehörten damals Ernst Anton Nicolai, Christian Gottfried Gruner, Justus Christian Loder, Johann Christian Stark, Friedrich Ferdinand Bretschneider und Christoph Wilhelm Hufeland (vgl. zu 136,15). 140,22 Von Franckfurt schreibe ich gleich.] Vgl. zu 138,2.
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140,23 Reinicke ist fertig] Früheste Mitteilung Goethes, dass sein Versepos „Reinecke Fuchs“, an dem er im Januar dieses Jahres zu schreiben begonnen hatte (vgl. zu 131,27–28), nun in einer ersten Fassung vollständig vorlag. 140,24–25 Ich schicke dir bald wieder ein Stück.] Jacobi hatte in seinem Bezugsbrief vom 24. April 1793 darum gebeten, nachdem er Ende März oder Anfang April schon die frühe Fassung des ersten Gesangs des Epos erhalten hatte (vgl. zu 131,28–29): „Dein Reinecke Fuchs ist köstlich. Laß mich bald die folgenden Gesänge erhalten! –“ (JB I 10, 234.) In der Folgezeit wiederholte Jacobi seine Aufforderung, Goethe möge ihm doch möglichst bald den zweiten Gesang der Dichtung zukommen lassen, so schon in seinem Antwortbrief vom 3. Juni und dann in den folgenden Briefen vom 30. Juni und 31. August 1793 (vgl. ebd., 244, 255 und 273). Goethe schickte ihm keine weiteren Textteile. Er nahm das Manuskript der Erstfassung zur Überarbeitung mit ins Feldlager der alliierten Truppen vor Mainz, wohin er am 12. Mai aufbrach. Jacobi antwortete er im Juni zunächst hinhaltend (vgl. zu 157,17) und dann im September ausweichend (vgl. zu 193,26), um schließlich im November auf die bald zu erwartende Veröffentlichung des Werks im zweiten Band seiner Ausgabe „Neue Schriften“ zu verweisen (vgl. zu 208,4). Der Band erschien schließlich zur Jubilatemesse im Mai 1794. Jacobi, dem Goethe 1792 auch schon den ersten Band der Ausgabe „Neue Schriften“ geschickt hatte (vgl. zu 66,26), erhielt ihn nach eigener Aussage während seines Kuraufenthaltes in Aachen, der von Mitte Juni bis Ende August 1794 dauerte, und bedankte sich am 25. Oktober 1794 für die Zusendung: „Zu Aachen erhielt ich Deinen Reinecke Fuchs, den ich erst nachher zu Pempelfort ordentlich gelesen habe. 〈…〉 Im Reinecke hat mich die 2te Hälfte am mehrsten gefreut. Einige Gesange habe ich Dohm vorgelesen, der ganz entzückt davon war. Nächstens mehr hierüber und andre Dinge.“ (JB I 11, 8.) 140,26 Welthändel] Seit dem Frühjahr 1792 dauerten die kriegerischen Auseinandersetzungen im Gefolge der Französischen Revolution an. Das neue Frankreich stand den Staaten des Ancien Régime gegenüber, allen voran Preußen und Österreich mit ihren Verbündeten im römisch-deutschen Reich, denen sich ab 1793 aber auch weitere europäische Mächte wie Großbritannien, Spanien, die Vereinigten Niederlande und mehrere italienische Territorien angeschlossen hatten. Goethe war an der Seite Herzog Carl Augusts selbst Teilnehmer am Frankreichfeldzug der alliierten Truppen im August und September 1792 gewesen und stand jetzt kurz vor der Abreise zu dem das französisch besetzte Mainz belagernden Heer der Alliierten. Jacobi lebte insbesondere seit dem Rückzug der Alliierten hinter den Rhein im Herbst 1792 in steter Furcht vor einer Besetzung seiner Heimatstadt Düsseldorf durch französische Armeeverbände (vgl. zu 127,18; zu 129,25; zu 131,29; zu 132,3–4). 140,28 In meinen Natur Betrachtungen bin ich auch weiter gekommen.] Goethe hatte seine Studien auf den verschiedenen Gebieten der Naturlehre intensi-
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viert fortgesetzt, sowohl während des Feldzugs alliierter preußischer und österreichischer Truppen gegen das revolutionäre Frankreich im Sommer und Herbst 1792 als auch während des Besuchs bei Jacobi in Pempelfort im November und Dezember des Jahres. In den „Tag- und Jahres-Heften“ bemerkte er beispielsweise dazu: Mancherlei Naturerfahrungen schlangen sich, für den Aufmerksamen, durch die bewegten Kriegsereignisse. Einige Theile von F i s c h e r s physikalischem Wörterbuche begleiteten mich; manche Langeweile stockender Tage betrog ich durch fortgesetzte chromatische Arbeiten, wozu mich die schönsten Erfahrungen in freier Welt aufregten, wie sie keine dunkle Kammer, kein Löchlein im Laden geben kann. Papiere, Acten und Zeichnungen darüber häuften sich. (WA I 35, 21; vgl. auch Anmerkungen dazu in: LA II 1A, 450.) Neben den Problemen der Farbenlehre (vgl. zu 167,23) beschäftigten Goethe vor allem physikalische und chemische Fragestellungen. Auch nach seiner Rückkehr nach Weimar im Dezember 1792 scheint Goethe diese Studien weitergeführt zu haben. Zumindest sprechen verschiedene Bücherkäufe und Bibliotheksentleihungen aus den ersten Monaten des Jahres 1793 dafür. So erwarb Goethe etwa Luigi Aloisio Galvanis „Abhandlung über die Kräfte der thierischen Elektrizität“ (Prag 1793), das Grundlagenwerk „Methode der chemischen Nomenklatur für das antiphlogistische System“ der französischen Gelehrten de Morveau, Lavoisier, Berthollet und de Fourcroy (Wien 1793) sowie Johann Friedrich Westrumbs „Versuch eines Beytrages zu den Sprachbereicherungen für die deutsche Chemie“ (Hannover 1793) und entlieh mehrere Bände von JeanAntoine Nollets „Leçons de physique expérimentale“ (Paris 1753). Vgl. LA II 1A, 450f. 140,29 Grüße alles.] Vgl. zu 138,1. 140,29 Von Franckf. schreibe ich] Wiederholung des schon wenige Zeilen zuvor gegebenen Versprechens (vgl. zu 140,22). 141,1 den Rhein wieder hinunter schwimen müssen] Erinnerung an die vom 1. bis 6. November 1792 per Schiff absolvierte Reise Goethes von Trier aus über die Mosel bis Koblenz und danach den Rhein hinunter bis Düsseldorf, um Jacobi zu besuchen (vgl. zu 140,14). – Jacobi hatte Goethe schon in seinem Bezugsbrief vom 24. April aufgefordert, wieder nach Pempelfort zu kommen, falls er, wie zuvor angekündigt, demnächst zu den alliierten Truppen vor Mainz und zu Herzog Carl August aufbrechen sollte (vgl. zu 136,19–20 und zu 136,20–21): „Daß du wahrscheinlich wieder zu Felde gehen würdest, hatten Herders gemeldet. Bey deiner Bestättigung hat Lene laut aufgeschrien: Ach, da wird er wieder verwildern! Er muß nachher durchaus nach Pempelfort kommen, u sich wieder zahm machen laßen.“ (JB I 10, 234.) Die Einladungen wurden in Jacobis folgenden Briefen vom 3. Juni, 30. Juni und vom 22. Juli eindringlich wiederholt (vgl. JB I 10, 243, 255 und 262). Goethe kam aber 1793 nicht nach Pempelfort. Nach erfolgreicher Belagerung vor Mainz reiste Goethe Anfang August über Mannheim, Heidelberg und mit ei-
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nem längeren Aufenthalt in Frankfurt a. M. (9. bis 21. August) nach Weimar zurück, wo er am 23. August eintraf: „Zu Göthen, der gestern angekomen ist.“ (Knebel, Tgb. [24. August] 1793, Bl. 36.) 141,2 Lehnchens] Susanna Helene Jacobi, die 40-jährige Halbschwester des Adressaten, stand seit dem Tod ihrer Schwägerin Helene Elisabeth Jacobi am 9. Februar 1784 dem Haushalt des Bruders in Pempelfort bei Düsseldorf vor und wurde wegen ihrer fürsorglichen Art auch ‚Mama Lene‘ genannt. Während seines Aufenthaltes im Hause Jacobis Ende 1792 hatte sich ein ungezwungen freundschaftliches Verhältnis zwischen ihr und Goethe entwickelt (vgl. auch die vorhergehende Erläuterung). 141,2 calmirender] Kalmieren: beruhigen, besänftigen (vgl. GWb 5, 222). 141,5 Das Papier] Vgl. zu 140,18. – In seinem vorausgegangenen Brief vom 24. April hatte Goethe noch explizit darauf hingewiesen, dass man in Weimar dieses Papier von Leipzig aus beziehe (vgl. zu 137,33–34).
154. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 11. Mai 1793 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 133. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 23,2(–23,6) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 108, Nr 106. WA IV 10 (1892), 57f., Nr 2973. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 11. Mai 1793 (Goethe-Knebel 1 (1851), 107f., Nr 105 [Teildruck]; vgl. RA 1, Nr 577). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 141,7 Abschied] Goethe stand unmittelbar vor der schon länger avisierten Abreise zu Herzog Carl August ins Feldlager der seit Mitte April 1793 das französisch besetzte Mainz belagernden alliierten Truppen vor allem Preußens und Österreichs. Am 12. Mai brach Goethe dorthin auf (vgl. zu 140,2–3). Knebel hatte sich am 9. Mai für einen längeren Aufenthalt nach Jena begeben, wo er noch immer eine Wohnung im Jenaer Schloss besaß (vgl. Knebel, Tgb. [9. Mai] 1793, Bl. 21). Zwei Tage zuvor, am 7. Mai, war Goethe zuletzt mit Knebel zusammengetroffen, als man gemeinsam noch einmal die beiden Herzoginnen aufsuchte, wohl nicht zu-
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letzt, damit sich Goethe vor seiner Reise bei ihnen verabschieden konnte: „Bey Göthe. Mittags mit solchem bey Herz. L. bey Herz. M. nachher.“ (Knebel, Tgb. [7. Mai] 1793, Bl. 20.) 141,7–8 Cur in Gesellschaft der Musen] Knebel, sehr häufig von Krankheit oder Unwohlsein geplagt, hatte Goethe offenbar mitgeteilt, dass er sich in Jena einer Trinkkur unterziehen wolle und sogleich damit begonnen habe: „Ich brauche jetz das Bitterwasser, und werde in der Folge Kräutersaft trinken, und dann wohl mit China schliessen.“ (Knebel an Goethe, 11. Mai 1793; GSA 28/490, Bl. 4.) In seinem Tagebuch vermerkte Knebel akribisch den täglichen Heiltrank. Vom 10. bis 13. Mai blieb er beim ‚Bitterwasser‘ (vgl. Knebel, Tgb. 1793, Bl. 21) und am 15. Mai begann er speziellen ‚Kräutersaft‘ zu sich zu nehmen. Am 9. Juni enden dann diesbezügliche Einträge (vgl. ebd., Bl. 21–25). Am 19. Juni kehrte Knebel nach Weimar zurück (vgl. ebd., Bl. 26). – Knebel wollte die Zeit in Jena auch dazu nutzen, weiter in Ruhe an seiner Übersetzung von Lukrez’ philosophischem Lehrgedicht „De rerum natura“ zu arbeiten. Erste Proben der bereits Ende 1791 begonnenen Übersetzung waren schon im September 1792 in Wielands „Neuem Teutschem Merkur“ erschienen (Bd 3, S. 44–49). Goethe hatte Knebel immer wieder in diesem Vorhaben bestärkt, es wohlwollend begleitet und so auch hier aufmunternd an die antiken Schutzgöttinnen der Künste, die Musen, erinnert. Am 12. Juli konnte Knebel Goethe dann zumindest berichten: „Das Erste Buch meines L u k r e z ist beynahe geendigt“, aber nicht ohne einschränkend fortzufahren: „Weiter bin ich noch nicht fortgerückt; treibe es aber auch nicht zu sehr, weil ich mir anscheinlich gewiß bin, daß ich ihn endigen werde. Er ist ein gar guter Tonstimmer meines inneren Selbsts, so daß ich nicht einmal wünschen kann damit sogleich, wie mit einer andern Arbeit, fertig zu werden.“ (H: GSA 28/490, Bl. 9; vgl. auch Goethe-Knebel 1, 111.) Den Abschluss der Übersetzung des ersten Buches hielt Knebel für den 1. August in seinem Tagebuch fest: „Das 1ste Buch des Lukrez gänzlich geendigt.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 33.) 141,8–9 im Getümmel recht fleißig zu seyn] Goethe hatte sich für den Aufenthalt im Militärlager vor Mainz die Fortsetzung seiner optischen Schriften zur Widerlegung der Farbentheorie Newtons vorgenommen und wollte die erste Fassung seines Versepos „Reinecke Fuchs“ für den Druck überarbeiten. Am 2. Juli berichtete Goethe Knebel davon: Reinecken habe ich starck durchgeputzt, auch an meinen optischen Sachen habe ich viel gearbeitet, theils habe ich manches einzelne aufgeschrieben, theils habe ich mir eine Ubersicht über das Ganze zu verschaffen gesucht worüber ich jetzt einen kleinen Aufsatz ausarbeite. (167,19–23.) 141,10 Nachbar und Nachbarinn] Gemeint sind Goethes Lebenspartnerin Christiane Vulpius und der gemeinsame Sohn, der dreijährige August, die in den Tagen zuvor wegen einer vermuteten Pockenerkrankung des Kindes nach Jena gefahren waren, um sich einer Behandlung bei dem Jenaer Universitätsprofessor
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Johann Christian Stark, der auch Leibarzt Herzog Carl Augusts war, zu unterziehen. Möglicherweise wohnten Mutter und Sohn während ihres Aufenthaltes in Jena in der Dienstwohnung für Weimarer Hofbeamte, die sich neben der Knebel’schen Wohnung im Jenaer Schloss befand (vgl. GB 8 II, zu 130,10). 141,10–11 Ich schicke von Zeit zu Zeit etwas.] Diese Ankündigung erfüllte Goethe nicht. Er schrieb Knebel nur einmal am 2. Juli 1793 aus dem Feldlager vor Mainz, allerdings ohne etwas mitzuschicken (vgl. Nr 179). Stattdessen berichtete er nur vom Fortgang seiner Arbeiten am „Reinecke Fuchs“ und an seinen optischen Aufzeichnungen (vgl. zu 141,8–9). 141,11 Meinen Kleinen] Die vermutliche Pockenerkrankung August Goethes verlief glimpflich. Schon am 13. Mai konnte Christiane Vulpius Goethe mitteilen, dass der behandelnde Arzt Johann Christian Stark die Erkrankung für überstanden hielt und die Rückkehr von Mutter und Sohn nach Weimar in den nächsten Tagen bevorstand: „〈…〉 der Herr Hoff Racht hat gesacht daß mir dem 17 May wider mah 〈nach〉 Weimar zu Rückern köndem du wirst dich ser freuen wen du wieder zu rück kömst und ihm garn nicht von Blatern verEnnder sicht er hat nicht vill und sie swehren nicht tief und er ist auch recht wohl.“ (H: GSA 28/2, Bl. 153; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 15.) Mit Christianes Brief vom 24. Mai erhielt Goethe dann die Bestätigung von der Rückkehr nach Weimar: „aber freu wirst du dich wenn ich dir sahe daß ich heude for 8 dagen gesund und wohl mit den klien zurük gekom bin. er ist Recht wohl“ (H: GSA 28/2, Bl. 162; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 17). Über Kontakte Knebels zu August Goethe und Christiane Vulpius während des etwa einwöchigen gemeinsamen Aufenthaltes in Jena ist nichts bekannt. 141,12 Reinicken muß ich mitnehmen.] Goethe hatte eine erste Fassung seiner Versdichtung „Reinecke Fuchs“ in zwölf Gesängen Anfang Mai 1793 abschließen können (vgl. zu 140,23). Nun stand die Phase der Überarbeitung an (vgl. zu 91,11). Knebel, der den Werdegang der Dichtung von Anfang an z.B. als geladener Hörer von Vorlesungen im engen Freundeskreis hatte mitverfolgen dürfen (vgl. zu 131,27–28 und Datierung zu Nr 209), bedauerte in seinem Bezugsbrief, dass er die erste vollständige Fassung nicht sofort lesen konnte: „Es thut mir Leyd, wenn Du Deinen R e i n i c k e F u c h s nicht bey uns läßt.“ (Knebel an Goethe, 11. Mai 1793; GSA 28/490, Bl. 4; vgl. auch Goethe-Knebel 1, 107.) 141,13 Meyer] Der Schweizer Kunstmaler Johann Heinrich Meyer, der seit Mitte November 1791 zu Goethes Hausstand gehörte und sich während dessen Abwesenheit nicht zuletzt um den Fortgang der Umbau- und Renovierungsarbeiten im Haus am Frauenplan kümmerte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 14).
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BRIEFE 155/156
155. An Franz Kirms Gotha, 15. Mai 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sign.: 1272/29, Bl. 14 und 53. – Doppelblatt 18,4 × 22,8 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse, egh., Tinte: Des / Herrn Landkammerrath / Kirms / Wohlgebl. / Weimar.; Verschlussoblate; durch Öffnung 2. Bl. beschädigt. E: WA IV 10 (1892), 58, Nr 2974. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Kirms antwortete am 27. Mai 1793 (vgl. RA 1, Nr 590). 141,16 Der Hl. Coadjutor] Carl Theodor von Dalberg, kurmainzischer Statthalter in Erfurt, Koadjutor des Erzbischofs von Mainz Friedrich Karl Joseph von Erthal. Goethe war mit ihm, von Weimar kommend, am 12. Mai in Erfurt zusammengetroffen auf dem Weg zu Herzog Carl August, der sich mit seinem Regiment an der Belagerung von Mainz beteiligte. 141,16 unser Schauspiel] Schon 1791 (vom 19. August bis zum 25. September) und 1792 (vom 23. August bis zum 1. Oktober) hatte das Weimarer Hoftheater in Erfurt gastiert (vgl. Burkhardt, Repertoire, 2f. und 6f.). Zu einer schriftlichen Vereinbarung über die Auftritte, von der sich Goethe eine Fixierung der Einnahme-Anteile für sein Theater erhoffte (vgl. zu 89,22), ist es offensichtlich nicht gekommen. – Bereits am 29. Mai 1791 hatte Carl Theodor von Dalberg an Kirms geschrieben: „Ich habe den Antrag der Weimarischen Schauspieler Gesellschafft bey der Regierung dahier sogleich in Vortrag gebracht. Dieselbe findet dabey keinen Anstand.“ (H: LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/29, Bl. 1.) Und am 3. August 1792 hatte Dalberg an Kirms geschrieben: „Ich habe die Ehre Euer Hochwohlgebohren zu benachrichten, daß hiesige KurfürstLe Regierung nicht den mindesten Anstand findet der dasigen Schauspieler-Gesellschaft den Aufenthalt in Erfurt und die Vorstellungen zu bewilligen.“ (Ebd., Bl. 5.) 141,17 Convenienz] Franz. convenance: Übereinkommen; Angemessenheit; Gepflogenheit; Annehmlichkeit. 141,18 in Erfurt spielen zu dürfen] 1793 gastierte das Weimarer Theater vom 18. August bis zum 6. Oktober in Erfurt (vgl. Burkhardt, Repertoire, 10f.). Auf den erhaltenen Theaterzetteln ist vermerkt: „Mit hoher Erlaubniß wird heute 〈…〉“ (Theaterzettel Weimar 1793). 141,19–20 sich unmittelbar an ihn wenden] Briefe von Franz Kirms an Carl Theodor von Dalberg sind nicht bekannt. In Kirms’ Antwortbrief vom 27. Mai an Goethe heißt es: „Der HL: C o a d j u t o r, an den ich, nach EwL: HochwohlgebL
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Anweisung geschrieben habe, antwortet mir höflich aber auf gut pfäffisch: daß Erfurth es sich gratuliren müsse, wenn die Weimarische Gesellschaft dafür kommen würde; daß es aber der Wohlstand nicht erlauben wolle, so lange Maynz bedrängt wäre, in Erfurth dergL: Lustbarkeiten bey zu wohnen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 167.) – Die Franzosen gaben die Besetzung von Mainz am 23. Juli 1793 auf. Schon drei Tage später schrieb Kirms an Goethe: „EwL HochWohlgebL melde andurch unterthänig, daß der Herr C o a d j u t o r nach dem Ubergang von Mainz in deutsche Hände auf eine recht artige Art mir zu erkennen gegeben hat, daß die Gesellschaft zur gewöhnlichen Zeit nach Erfurth kommen könne.“ (H: GSA 28/2, Bl. 331; vgl. auch zu 197,7.)
156. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 17. Mai 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2722. – 1 Bl. 11,7 × 18,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „76 75“; S. 2 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2722“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 157, Nr 75. WA IV 10 (1892), 58f., Nr 2975. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 3. Juni 1793 (JB I 10, 243–245, Nr 3176; vgl. RA 1, Nr 596). – Vermutlich blieb Goethes Brief liegen und wurde erst seinem Brief vom 26. Mai (Nr 159) beigefügt (vgl. zu 144,1). 142,1 von Weimar abging] Goethe war am 12. Mai aus Weimar abgereist (vgl. zu 136,20–21). 142,1 die Sprütze] Mit der Feuerspritze ist eine zur Bekämpfung von Feuer geeignete Wasserspritze gemeint, die Jacobi zur Bewässerung seines Parks benötigte (vgl. zu 132,29–30). In seinem Brief an Goethe vom 24. April 1793 schreibt er: „Ich will 〈…〉 dich recht sehr bitten, vor deiner Abreise zu sorgen, daß ich die Spritze, wo möglich, vor Ausgang May erhalte. Mir ist ein solches Instrument zum begießen der Grasplätze u junger Pflanzungen unentbehrlich, u ich hatte schon vorigen Sommer eins, nach der Angabe meines Gärtners bestellt, welches nicht fertig wurde, u ich nachher wieder aufbestellt habe. Du schriebst mir den 22ten Febr.: Die Spritze komt bald, ich laße sie mit einem Zubringer machen. Darauf habe ich mich verlaßen. Also mußt du mir helfen.“ (JB I 10, 234.) Der Transport verzögerte sich aber noch. Am 30. Juni 1793 war die Spritze noch nicht bei Jacobi angekommen,
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BRIEF 157
wie er schrieb: „Der Himmel hat dafür gesorgt daß ich deine Spritze nicht entbehrt habe. Ich hoffe aber, es wird nicht immer so seyn. Hast du noch nicht gehört daß sie von Weimar abgegangen sey?“ (Ebd., 254, Nr 3185.) Die Spritze war von Weimar an Goethes Mutter nach Frankfurt geschickt worden, wie diese am 14. Juni ihrem Sohn meldete: „Der dumme Fuhrmann sagte er bringe ein Kistgen, und bringt einen Kasten der 1 7⁄8 Centner wiegt und 9f 〈Gulden〉 Fracht kostest. Die Maschine die drinnen ist, ist nach der Meinung des Jägers den du geschickt hast, eine Schlangen Spritze – die mag nun biß auf weitere Order bey mir liegen bleiben.“ (PfeifferBelli, 636, Nr 197.) Am 8. Juli meldete Goethes Mutter ihrem Sohn: „Die Spritze ist an Fritz fortgeschickt – vermuthlich hat Er sie jetzt.“ (Ebd., 638, Nr 201.) Am 13. Juli 1793 kam die Spritze in Pempelfort an. „An dieser haben wir gedoctort bis Donnerstag 〈18. Juli〉, und fingen eben an sie zu brauchen, als ein eifersüchtiges Gewitter dazwischen kam, mit welchem wir nicht für gut fanden uns zu meßen. Ich müßte ohngefähr noch 80 Fuß Röhre haben, um das Waßer aus dem Bach mit dieser Spritze an das gegenüberliegende Ende des Rasens zu bringen; noch mehr, um bis in den GemüsGarten zu reichen. Wenn du kommst wollen wir überlegen was für das zukünftige Jahr zu thun ist. Unterdeßen ist es mir sehr lieb die kleine Spritze zu haben.“ (Jacobi an Goethe, 22. Juli 1793; JB I 10, 261.) Ob Jacobi noch eine Wasserleitung in der gewünschten Länge bekam, ist nicht bekannt. 142,7 Maxen] Jacobis Sohn Maximilian (Max) war am 16. April nach Weimar gekommen (vgl. zu 136,11). In den Jahren 1793–1795 studierte er, von Goethe betreut, in Jena Medizin. 142,7 Götzen] Goethes Diener Paul Goetze. 142,8 wunderliche Dinge] Mit seinem nächsten Brief vom 26. Mai (Nr 159) schickte Goethe sein Lustspiel „Der Bürgergeneral“, das erst Mitte Juni 1793 im Druck erschien (vgl. Biedermann, Unger Briefe, 6f.) in einer Abschrift an Jacobi (vgl. zu 144,6). Zwölf Belegexemplare, die der Verleger Unger an Goethes Mutter schickte, erhielt diese am 25. Juni 1793, sechs Exemplare ließ sie umgehend ihrem Sohn zukommen (vgl. Pfeiffer-Belli, 637f., Nr 200). Das gedruckte Werk sandte Goethe mit seinem Brief vom 7. Juli an Jacobi (vgl. zu 171,9). 142,9 aus dem Lager schreib ich dir] Vgl. Goethes Briefe an Jacobi von der Belagerung von Mainz vom 5. Juni (Nr 165), 7. Juni (Nr 167), 7. Juli (Nr 183), 19. Juli (Nr 188), 24. Juli (Nr 189) und 27. Juli (Nr 190). 142,10 die deinen] Vgl. zu 18,4. Gemeint sind Jacobis Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene sowie die 16-jährige Tochter Clara Franziska, die als einziges von Jacobis Kindern noch im väterlichen Haus lebte. Der älteste Sohn Johann Friedrich (geb. 1765) war schon 1784 nach Vaals gegangen, Georg Arnold (geb. 1768) studierte seit 1787 in Göttingen und Carl Wigand Maximilian (geb. 1775) seit dem Frühjahrssemester 1793 in Jena.
MAI 1793
157. An Christiane Vulpius
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Frankfurt a. M., 17. 〈Mai 1793〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Die Datierung des Briefes auf Mai 1793 ergibt sich zweifelsfrei aus seinem Inhalt. In WA ist der Brief irrtümlich auf den 12. August 1792 datiert worden (vgl. WA IV 10, 1f. und 368f.). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,1, Bl. 3f. – Doppelblatt 11,7 × 18,7 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 1f., Nr 2930. BEIL AG E
Paket mit Textilien (vgl. 143,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 13. Mai 1793 (H: GSA 28/2, Bl. 153f.; vgl. Goethe-Christiane 1, 15f., Nr 13; vgl. auch RA 1, Nr 579). – Christiane Vulpius antwortete wahrscheinlich am 24. Mai 1793 (GoetheChristiane 1, 17–19, Nr 15; vgl. RA 1, Nr 585). 142,15 in meinem Hause] Goethe wohnte in Frankfurt im Hause seiner Mutter. Diese hatte am 15. März ihrem Sohn geschrieben: „Es ist Raum genung in der Frau Aja ihrem Häußlein, kome du nur – freylich mußt du dich mit dem zweyten Stockwerck begnügen – aber einem Mann der eine Cammpangne mitgemacht und dem die Erde sein Bett und der Himel sein Zelt war, verschlägt nun so was nichts –“ (Pfeiffer-Belli, 633). 142,19 dein Zettelchen] Der Bezugsbrief vom 13. Mai 1793 (vgl. GoetheChristiane 1, 15f., Nr 13). Er umfasst 2 ¾ Seiten im Format 18,8 × 24 cm. 142,19 das Krämchen] Christiane hatte Goethe in ihrem Bezugsbrief an sein Versprechen erinnert: „〈…〉 denke an daß Juden krämmichen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 154.) Zu ‚Krämchen‘ und ‚Judenkrämchen‘ vgl. zu 93,15 und zu 153,3. 142,20 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 142,21 von Jena zurückkehrt] Christiane und Sohn August waren am 17. Mai von Jena zurückgekehrt, wohin sie Goethe vor seiner Abreise aus Weimar, also vor dem 12. Mai gebracht hatte, weil August an Blattern erkrankt war und von Johann Christian Stark, sachsen-weimarischem Leibarzt und Professor der Medizin in Jena, behandelt werden sollte. In Christianes Brief vom 13. Mai heißt es: „〈…〉 der Herr Hoff Racht hat gesacht daß mir dem 17 May wider mah 〈nach〉 Weimar zu Rükern könden“ (H: GSA 28/2, Bl. 153). Im Antwortbrief vom wahrscheinlich
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BRIEF 158
24. Mai 1793 schreibt Christiane, dass sie „heude for 8 dagen gesund und wohl mit den klien zurük gekom“ sei (H: Ebd., Bl. 162). 143,1 Carako] Caraco: Eine um 1800 beliebte Damenjacke, deren Besonderheit in einer verzierenden Applikation am Ende des Rückenteils bestand. Vgl. GWb 2, 971. 143,3 Dabey liegen Zwirn Bänder] Christiane schrieb am 17. oder 18. Juni, sie habe den Zwirn nicht erhalten. Vgl. zu 169,28–170,1. 143,4 Das andre kommt nach und nach.] Im folgenden Brief an Christiane vom 29. Mai 1793 (Nr 160) teilt Goethe mit, dass er ein weiteres Paket an sie abgeschickt habe. Christiane beginnt ihren Brief vom 7. Juni: „lieber ich habe daß Schöne duch und alls Erhalten und mih Herzlich gefreud“ (H: Goethe 28/2, Bl. 189; vgl. Goethe-Christiane 1, 21). 143,5 fünf Blätter] Vermutlich sind Nähanweisungen gemeint. 143,9–10 deine nächsten Umstände] Christiane war schwanger; am 21. November 1793 gebar sie eine Tochter (Caroline), die bereits am 4. Dezember starb. Vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 104. 143,12 Krabskrälligkeit] Ein weder bei Grimm noch bei Adelung nachgewiesenes Wort. Es bezieht sich auf Christianes Schwangerschaft (vgl. GWb 5, 669), meint aber auch das ungeborene Kind (vgl. Christiane Vulpius an Goethe, Anfang Oktober 1793; Goethe-Christiane 1, 40). In ihrer Antwort schrieb Christiane: „ich bin recht wohl mit der Crabskrällich keit.“ (H: GSA 28/2, Bl. 163.) Das Wort ist ebenso wie ‚krabseln‘ (vgl. zu 159,13) eine Wortschöpfung Christianes oder Goethes.
158. An Friedrich Justin Bertuch Frankfurt a. M., 21. Mai 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 06/628. – Doppelblatt 18,7(–19,1) × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte oben Eingangsvermerk von Bertuchs Hd, Tinte: „Frkfrth dL. 21 May. 1793 / HL. v. Göthe.“ E: GJb 4 (1883), 207, Nr 11 (Ludwig Geiger). WA IV 10 (1892), 59, Nr 2976. BEIL AG E
Ein Brief (vgl. zu 143,14).
MAI 1793
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Bertuch antwortete am 26. Mai 1793 (vgl. RA 1, Nr 588). Postsendungen: Vermutlich 20. Mai 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 3). 143,14 einen Brief] Inhalt und Datum des nicht überlieferten Briefes, der vielleicht für Louis Fauche-Borel bestimmt war (vgl. die folgende Erläuterung), sind nicht bekannt. 143,14–15 die Borellische Büchersendung] Louis Fauche-Borel, Buchdrucker und Buchhändler aus Neuchâtel (Neuenburg), ein Konterrevolutionär in Diensten der Bourbonen, hatte offenbar an Bertuch ein (von Goethe bestelltes?) Bücherpaket geschickt und dies Goethe angekündigt. In seiner Antwort bestätigte Bertuch die Ankunft der Bücher; die Fracht habe er bezahlt; „und werde das uebrige nach Verabredung bestens damit besorgen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 169.) Die Bücher waren offenbar für Johann Heinrich Meyer bestimmt (vgl. Meyer an Goethe, 3. Juni 1793; Goethe-Meyer 1, 64f.). Vgl. auch den Brief Louis Fauche-Borels an Goethe vom 23. Mai 1793 (H: GSA 28/2, Bl. 174; RA 1, Nr 583). 143,15–16 zu berichtigen] Entgegenzunehmen, zu ordnen (vgl. Grimm 1, 1523f.), also, wie es in der Antwort heißt, zu „besorgen“. 143,17–18 Bild der Muttergottes mit dem Kinde, von Coreggios Composition] Vermutlich dachte Goethe an Correggios „Madonna della Scodella“. Eine Kopie dieses Bildes, bestimmt für Herzog Carl August und Herzogin Louise, hatte Lavater am 12. Januar 1780 als „d i e R u h i n Ä g y p t e n von C o r r e g e“ (Goethe-Lavater3, 94) an Goethe geschickt. An Carl August schrieb Lavater am 2. Februar 1780: „Nicht wahr, Sie rechnens meinem Herzen gern an, daß ich Ihnen den wunderschönen Correge so gern abtrat. Verzeihen Sie die Eitelkeit, die mich sagen macht: hier fühlt ich, daß mir der Herzog und seine Luise unaussprechlich lieb sind, daß ich Ihnen dieses Opfer so leicht, so froh hingab.“ (Ebd., 406.) Das Bild hatte Carl August Ende November 1779, als er Lavater in Zürich besucht hatte, bewundert. Goethe sagte zu dem Bild im Brief an Lavater vom 6. März 1780: An dem Bild der M a d o n n a in Egypten das du geschikt hast ist alles vortreflich wo die Spur der ersten Hand noch sichtbar ist, und wenn es nicht so viel von Ausbesserern übermahlt wäre sollt es ein unschätzbar Bild seyn. (WA IV 4, 190.) Bertuch nennt in seiner Antwort das Bild auch „Corregios Ruhe in Egypten“ (H: GSA 28/2, Bl. 169). – Das Original des Bildes befindet sich in der Galleria Nazionale in Parma. – Die von Lavater geschickte Kopie ist in den Kunstsammlungen der KSW nicht nachweisbar. – In den Erinnerungen eines Anonymus aus dem Jahr 1796 wird von einem Besuch bei Lavater gesprochen, dass sich in dessen Bücher- und Gemäldesammlung auch ein Gemälde befunden habe, „das er mir ganz vorzüglich gerühmt hatte; es sollte ein Correggio seyn“ (Europäische Annalen. Jg 1806. Bd 3. St. 9, Tübingen 1806, S.
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BRIEF 159
255). Um welches Gemälde es sich hierbei handelte, ist nicht bekannt. Bei dem Anonymus könnte es sich um Karol Fryderyk Woyda handeln, der 1797 Adjutant Jean Victor Marie Moreaus war (Mitteilung von Helmuth Mojem, DLA, Marbach a. N.; vgl. auch Bernhard Fischer: Der Verleger Johann Friedrich Cotta. Chronologische Verlagsbibliographie 1787–1832. Aus den Quellen bearbeitet. Bd 1. Marbach a. N. 2003, S. 654). 143,19 mit einem ähnlichen] Vermutlich ist eine Kopie von Correggios Bild „La Zingarella“ gemeint, das Goethe beim Frankfurter Kunstsammler Johann Friedrich Städel sah, den er am 16. und 18. August 1797 wieder besuchte (vgl. GT II 1, 141). In seinen wenig später aufgeschriebenen Bemerkungen „Zur Erinnerung des Städelschen Cabinets“, heißt es: Madonna mit dem Kind. / Die sogenannte Zingara von Correggio, ein fürtefflich wohl conservirtes Bild von einer Meisterhand. Es würde sehr interessant seyn zu untersuchen, in welche Zeit diese Nachbildung fallen könnte und welcher Schule sie allenfalls zuzuschreiben wäre. (WA I 47, 349.) Die Kopie wurde 1870 versteigert (vgl. MA/Goethe 4.2, 992); das Original befindet sich im Museo Nazionale di Capodimonte di Napoli. – Vgl. Johann Isaak Gernings Tagebuch vom 15. August 1793: „〈…〉 〈zusammen mit Goethe〉 bey Städel Vergleichung der Ital. Madonna wovon die Lavaterisch Weimarische u: Mechelische schlechte Sprößlinge sind.“ (BG 4, 36.) – Christian von Mechel war ein angesehener Kupferstecher und Kunsthändler in Basel, den Goethe im Juli 1775 kennen gelernt hatte (vgl. auch GB 2 I, EB 152). Es ist nicht bekannt, dass er eine Madonna Correggios – wie auch immer – nachgebildet hat oder für eine seiner Publikationen hat nachbilden lassen. Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist, dass Gerning, Goethe und vielleicht auch Städel an die 1763/64 entstandene, von Mechel vertriebene Radierung „Engel erscheint der Maria“ dachten („Nach Benedetto Diana radiert von Fragonard.“ [Vgl. Lukas Heinrich Wüthrich: Das Œuvre des Kupferstechers Christian von Mechel. Vollständiges Verzeichnis der von ihm geschaffenen und verlegten graphischen Arbeiten. Basel, Stuttgart 1959, S. 101, Nr 304]). 143,22 die Vorbereitungen zur Belagerung] Goethe begab sich am 28. Mai nach Marienborn zum Regiment des Herzogs Carl August, um an der Belagerung von Mainz, die bis zum 23. Juli währte, teilzunehmen (vgl. zu 144,2–3).
MAI 1793
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159. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 26. Mai 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2723. – 1 Bl. 11,7 × 18,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e. e. dL 28tL May 1793 / b – 3tn Juni ––.“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „77. 76“; S. 2 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2723“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 157f., Nr 76. WA IV 10 (1892), 60, Nr 2977. BEIL AG E
Goethes „Der Bürgergeneral“ (vgl. zu 144,6). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 3. Juni 1793 (JB I 10, 243–245, Nr 3176; vgl. RA 1, Nr 596). 144,1 Dieses Blat] Vermutlich Goethes Brief an Jacobi vom 17. Mai (Nr 156). 144,2–3 Morgen gehe ich zur Armee] Goethe verließ am 27. Mai Frankfurt und gelangte am folgenden Tag – nach einer Übernachtung in Oberolm (etwa 10 km südwestlich von Mainz) – ins nahegelegene preußische Lager bei Marienborn. Vgl. den Anfang von „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 272f.); die dort genannten Daten (26. und 27. Mai) sind auf die folgenden Tage (27. und 28. Mai) zu korrigieren. 144,4 vor Mayntz] Die Belagerung von Mainz durch die preußischen Truppen dauerte bis zum 23. Juli 1793; an diesem und den beiden folgenden Tagen verließen die Franzosen die am 21. Oktober 1792 eingenommene Stadt. 144,5 Sömmerings Gegenwart] Über die Begegnungen mit Samuel Thomas Soemmerring, Professor der Medizin in Mainz, der sich wegen der 1792 durch die französische Besatzung veranlassten Störung des Universitätsbetriebs nach Frankfurt zurückgezogen hatte (wohin er 1795 als praktischer Arzt endgültig übersiedelte), vgl. zu 210,1–2 und zu 210,2–3. – Vgl. auch Goethes Briefe an Jacobi vom 5. Juni und 19. August 1793 (Nr 165 und 197), in denen er von Begegnungen mit Soemmerring berichtet. Das biographische Schema aus dem Jahr 1810 notiert hinter Soemmering und andre, mit denen es zu Begegnungen kam: Vergleichende Anatomie angeregt. (AA DuW 2, 490.) 144,6 ein Schauspiel] Goethes Lustspiel „Der Bürgergeneral“ (vgl. zu 142,8). In seiner Antwort schrieb Jacobi: „Dein BürgerGeneral hat mir große Freude gemacht; es
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BRIEF 160
ist ein köstliches Stück, trefflich angelegt, und ausgeführt man kan nicht mit mehr Glück. Du kannst sicher seyn daß ich es nicht aus den Händen gebe.“ (JB I 10, 244.) 144,7 die deinen] Vgl. zu 142,10.
160. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 29. Mai und wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Text unter dem von Goethe geschriebenen Datum: dl. 30 ten. (144,5) bezieht sich auf den Ausfall der Franzosen in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 (vgl. zu 145,5 und zu 145,6–7). Der Textteil des Briefes ist also auf den 1. Juni 1793 zu datieren. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 20f. – Doppelblatt 11,4(–11,7) × 18,5 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; auf S. 2 ist die Zahl 30 (145,5) von unbekannter Hd mit Bleistift gestr. und darüber mit „31.“ ergänzt. E: WA IV 10 (1892), 60f., Nr 2978. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane Vulpius antwortete am 7. Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 21–23, Nr 18; vgl. RA 1, Nr 600). – Goethes Brief kreuzte sich mit dem Christianes vom 24.? Mai 1793 (Goethe-Christiane 1, 17–19, Nr 15; vgl. RA 1, Nr 585). 144,12 im Lager] Im Lager des Herzogs Carl August und seines Regiments bei Marienborn, auf linksrheinischem Gebiet, wenige Kilometer südwestlich von Mainz (heute zur Stadt gehörend), das von Truppen des Deutschen Reiches seit Mitte April belagert wurde, um die Besetzung durch französisches Militär zu beenden, war Goethe am 28. Mai von Frankfurt a. M. kommend eingetroffen (vgl. zu 144,2–3). 144,13 besser aus als vor dem Jahre] Im August und September 1792 hatte Goethe am Frankreichfeldzug der preußischen Armee, dem das von Herzog Carl August befehligte Regiment angehörte, teilgenommen. 144,16–17 eine große Stadt] Mainz. 144,19 ein Dorf] Oberolm (vgl. zu 144,2–3). 144,19–20 die Wanzen wie gewöhnlich] Vgl. zu 93,10–11. 144,23 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 145,1 das zweyte Packet] Die Übersendung eines ersten Paketes und weitere Sendungen hatte Goethe im Brief an Christiane Vulpius vom 17. Mai angekündigt
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(vgl. zu 143,1–4 und zu 143,4). Wann Goethe die zweite Paketsendung verschickt hat, ist nicht bekannt. 145,1–3 In Franckfurt steht noch 〈…〉 noch nicht fertig.] Zurückgekehrt nach Frankfurt, schrieb Goethe am 9. August 1793 an Christiane: Deine Schue, das Bügeleisen und andre Kleinigkeiten bringe ich mit, auch ist der Säbel für den Kleinen fertig. (184,16–17.) 145,3–4 packe dir wieder ein Kästchen] Möglicherweise heißt das, Goethe werde während seines Aufenthaltes in Marienborn noch ein drittes Paket an Christiane schicken. Genaueres ist davon nicht bekannt. 145,5 dl. 30 ten] Das angegebene Schreibdatum stimmt nicht mit den im Folgenden beschriebenen Erlebnis des militärischen Ausfalls der Franzosen auf das Heereslager der Alliierten bei Marienborn überein. Dieser fand erst später, in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 statt, wie aus den Tagebuchaufzeichnungen des Kammerdieners von Herzog Carl August, Johann Conrad Wagner, hervorgeht: „30. 〈Mai 1793〉 Blieb es da ziemL. ruhig! / 31. 〈Mai 1793〉 Wurde des Morgens 10 Uhr wegen des Siegs des Prinzen v C o b u r g bey F a m a r s abermalen V i c t o r i a geschoßen 〈…〉. / Den 1ten Juny. 〈1793〉 / Diese Nacht war eine der fürchterlichsten die ich je noch in dieser E x i s t e n z erlebt habe ½ 2. Uhr erwachte ich plötzlich von Donner des Geschützes und kleinen Gewehr, welches mir sehr nahe schien; ich sprang aus den Bett und kleidete mich eiligst an; ehe ich noch fertig war, kam ein Sächsischer Hußar in den Hof des Jägers geritten, welcher b l e s s i r t war, 〈…〉 dieser auf Befragen, sagte aus daß die Francken in Marienborn wären, allda alles tödeten und verhörten 〈…〉.“ (Wagner, Tagebuch, 299f.; vgl. auch die weitere Darstellung der Kämpfe, ebd., 300–302.) 145,6–7 Die Franzosen attakirten das Hauptquartier] Vgl. dazu Goethes Bericht über den Ausfall der Franzosen auf das preußische Lager bei Marienborn in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793, den Goethe seinem Brief an Herder vom 2. Juni beifügte (vgl. 150,15–16). 145,9 Deiner Bitte eingedenck] Die Bitte, die Goethe erwähnt, wird Christiane mündlich geäußert haben. 145,13–14 wir sehen uns bald wieder] Goethe kehrte am 23. August 1793 nach Weimar zurück. Knebel vermerkte unter dem 24. August in seinem Tagebuch: „Zu Göthen, der gestern angekommen ist.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 36.) 145,14 Ich schreibe dir von Zeit zu Zeit.] Goethe schrieb die nächsten Briefe an Christiane am 3. und 7. Juni (Nr 163 und 169). Es folgten noch sieben weitere Briefe in den gut zwei Monaten bis zur Rückkehr Goethes nach Weimar (Nr 172, 178, 181, 187, 192, 193 und 196).
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BRIEF 161
161. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn〉, wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Das Datum des Briefs ist nach seinem Inhalt zu korrigieren. Der Ausfall der in Mainz belagerten Franzosen auf das Hauptquartier der preußischen Streitkräfte fand nicht in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 1793, sondern erst in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni statt (vgl. zu 145,23–24). ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 9–10. – Doppelblatt 11,6 × 19 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Antwortvermerk von fremder Hd (Voigt?), Tinte: „erh. dL. 7 Jun. 1793.“; S. 3 hinter w e n (149,20) von fremder Hd, Bleistift, Fragezeichen eingefügt. – In einem Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 62f., Nr 2979. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Voigts wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und dem 25. Mai 1793 (vgl. zu 149,20–21). – Voigt antwortete am 7. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 91f., Nr 42; vgl. RA 1, Nr 601). 145,16 Im Lager vor Maynz] Goethe war am 28. Mai 1793 im Feldlager Herzog Carl Augusts bei Marienborn, im Hauptquartier der Belagerungstruppen vor Mainz, eingetroffen (vgl. zu 144,12). 145,17 dl. 30. May 93.] Das Schreibdatum ist auf den 1. Juni 1793 zu korrigieren, da der beschriebene Ausfall der Franzosen aus dem belagerten Mainz erst in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1793 stattfand (vgl. zu 145,23–24). 145,19 artig] Hier im Sinne von angemessen, passend, ansprechend (vgl. GWb 1, 839). 145,23–24 heute Nacht die Franzosen 〈…〉 Marienborn einen Ausfall] Der Ausfall der belagerten Franzosen gegen das Hauptquartier der alliierten Belagerungstruppen in Marienborn ereignete sich in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 1793 (vgl. 145,5). Zu den Ereignissen selbst vgl. Goethes Darstellung in seinem Brief an Herder vom 2. Juni 1793 (150,15–152,34) sowie die entsprechende Passage in seinen späteren Erinnerungen „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 277–282). 149,4 kleinen Gewehrs] Bezeichnung für spezielle Langwaffen wie das Vorderladegewehr, im Unterschied zu schweren Waffen (vgl. GWb 4, 183). 149,6 brennlichen Materialien] Brennlich im Sinne von brennbar, leicht entzündlich (vgl. GWb 2, 886).
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149,9–10 umständliches sagen] Genaues sagen, die Verhältnisse in allen Einzelheiten darstellen: „alle umstände umfassend“ (Grimm 11 II, 1178). Mann verlohren] 149,11–12 Des Herzogs Regiment 〈…〉 Laviere und Auf Seiten der Franzosen waren durch die Attacke etwa 30 Mann getötet und weitere 30 gefangen genommen oder verwundet worden, während die Belagerungstruppen insgesamt etwa 90 Tote und Verwundete zählten. In Goethes Erinnerungen „Belagerung von Mainz“ heißt es dazu: Der Verlust der Preußen an Todten und Blessirten mag 90 Mann sein. Major La Viere von Weimar ist todt 〈…〉. (WA I 33, S. 281.) Ludwig de la Vière war Major im Kürassierregiment Herzog Carl Augusts. Er fiel schon während der ersten Attacke der Franzosen auf Marienborn in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni (vgl. Wagner, Tagebuch, 301). Zu den Verlusten im Kürassierregiment des Herzogs hält Johann Conrad Wagner in seinem Tagebuch unter dem 1. Juni 1793 fest: Noch ist von der Geschichte gestriger Nacht zu b[e]richtigen Todt Blessirt Vermißt. 1. Ober Off: –––––– v Laviere – – – – – – 3. Unterofficiers 3. Unterofficiers 12. Gemeine 1. Tr o m p e t e r 28. Pferde 14. Gemeine 1. Pferd. 28. Pferde. (Wagner, Tagebuch, 302.) 149,13–14 Gen. Kalckr. den Prinzen Louis Ferdinand 〈…〉 Generale aufzuheben] Gen. Kalckr.: Friedrich Adolph Graf von Kalckreuth, preußischer Generalleutnant, Befehlshaber der Belagerungstruppen vor Mainz. – Prinzen Louis Ferdinand: Ferdinand Friedrich Ludwig Christian (genannt Louis), Prinz von Preußen, ein Neffe Friedrichs II. (vgl. zu 151,12). – aufheben: „gedacht als ein davon tragen 〈…〉, behalten 〈…〉, einen feindlichen posten 〈…〉 überfallen und aufheben“ (Grimm 1, 665). 149,16 Coup] Franz.: Streich, Schlag; hier militärischer Handstreich (vgl. GWb 2, 1025). 149,18 Der Herzog ist abermals glücklich durchgekommen.] Darüber hat Herzog Carl August wahrscheinlich in einem nicht überlieferten Brief an seine Gemahlin, Herzogin Louise, berichtet, den Goethe in seinem Brief an Herder vom 2. Juni 1793 erwähnt (vgl. 152,32). 149,20–21 dancke für den gütigen Brief 〈…〉 Nachrichten und Erinnerungen] Voigts Brief ist nicht überliefert. Goethe war am 12. Mai von Weimar aus aufgebrochen, um sich zu Herzog Carl August ins Lager der alliierten Truppen im Belagerungsring um das französisch besetzte Mainz zu begeben. Vom 17. bis 27.
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BRIEF 162
Mai hatte er sich bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. aufgehalten. Der genannte Bezugsbrief Voigts dürfte Goethe erst in den letzten Tagen, entweder noch in Frankfurt – von diesem Aufenthalt dort wusste Voigt – oder im Lager in Marienborn erreicht haben. Er ist also wahrscheinlich etwa im Zeitraum zwischen dem 20. und 25. Mai geschrieben worden. Eine frühere Zusendung wäre von Goethe sicher auch unmittelbar beantwortet worden. – Erinnerungen sind hier nicht als bloße Erwähnungen vergangener Ereignisse zu verstehen, sondern als Mahnung und als ein In-Erinnerung-Rufen anstehender Aufgaben (vgl. GWb 3, 322 und 326). 149,22 Wegen Titels wird der H. selbst schreiben.] Es handelt sich wahrscheinlich um eine Finanzangelegenheit, die Carl Wilhelm Ernst Tittel, Pächter der Bewirtschaftung bei den Weimarer Redouten, betraf. Im Antwortbrief Voigts heißt es: „Was wegen des T i t e l s meine erste, eigentliche, ächte Meinung war, wissen Sie. Indeß musten beide Meinungen Sermo zur Entscheidung vorgelegt werden.“ (H: GSA 28/2, Bl. 186; vgl. Goethe-Voigt2 1, 92.) Mit der Bemerkung Voigts im Brief an Goethe vom 17. Juni 1793, er „besorge“ des Herzogs Auftrag „wegen der bewusten 5/c 〈500〉 rL.“ (H: GSA 28/2, Bl. 204; vgl. GoetheVoigt2 1, 95), ist vielleicht gesagt, dass die Angelegenheit, bei der es um die Erneuerung der Konzession für Tittels Gewerbe und damit um an die Weimarer Kammer zu entrichtende Abgaben gegangen sein mochte, abgeschlossen sei. Näheres ist nicht bekannt, weil des Herzogs Brief an Voigt, von dem Goethe spricht (vgl. zu 161,1), nicht überliefert ist. – Die Pachtangelegenheit Tittels hatte Goethe auch bereits in seinem Brief an Voigt vom 10. und 15. Oktober 1792 thematisiert (vgl. zu 116,23). 149,24–25 Er ist gar sehr von Ihren Briefen erbaut 〈…〉 Geschäftigkeit zufrieden.] Herzog Carl August suchte durch wiederholte Äußerungen der Anerkennung bezüglich der Arbeit Voigts in der Weimarer Administration, über die dieser in seinen Briefen regelmäßig Bericht erstattete, Aufmunterung und persönliches Wohlwollen zuteil werden zu lassen (vgl. zu 130,14–15). 149,27–28 nehmen Sich der meinigen an 〈…〉 Unfall begegnen sollte] Da Goethe und seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius in einer nichtehelichen Beziehung lebten, waren Christiane und ihr Sohn August weder erb-, noch versorgungsberechtigt. Im Fall von Goethes Ableben wären sie mittellos zurückgeblieben. Voigt versicherte in seinem Antwortbrief: „Alles steht sonst wohl; in Ihrem Hauße ist man fleißig und frölich.“ (H: GSA 28/2, Bl. 186; vgl. GoetheVoigt2 1, 92.) 149,29 Anstalten zur Belagerung] Die Belagerung von Mainz hatte am 14. April 1793 begonnen. Die Belagerungstruppen waren auf den Anhöhen rings um Mainz stationiert. Die Blockadetruppen umfassten über 32 000 Soldaten, die noch durch 12 000 Mann österreichischer Truppen verstärkt wurden, während die Franzosen in Mainz über 23 000 Mann verfügten. Genauere Informationen über die militärische Lage durfte Goethe aus Gründen der Geheimhaltung nicht mitteilen. Bis
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zur Eröffnung des Bombardements auf Mainz am 20. Juni 1793 wurde die Stadt durch die Belagerungsarmee nur blockiert, aber nicht angegriffen. Versuche zur Erstürmung der Stadt wurden zu keinem Zeitpunkt unternommen; man begnügte sich mit Aktionen gegen einzelne Außenforts und Schanzen. In einem Brief an Christian Friedrich Schnauß beklagte sich Herzog Carl August, dass die Blockade „bisher nicht die erwünschte Wirkung gehabt“ habe (Herzog Carl August an Christian Friedrich Schnauß, 30. Mai – 1. Juni 1793; Wilson, Weimar und Revolution, 598). 149,29–30 Die Blocade kann sich sehr in die Länge ziehen.] Dies war auch die Einschätzung Herzog Carl Augusts, der vor allem den bei den militärischen Operationen eingetretenen Zeitverlust beklagte (vgl. Herzog Carl August an Christian Friedrich Schnauß, 30. Mai – 1. Juni 1793; Wilson, Weimar und Revolution, 598). Am 17. Juni 1793 begann das Bombardement der Stadt, und am 17. Juli nahmen die Belagerten Verhandlungen auf, die am 22. Juli zur Kapitulation und am folgenden Tag zum Beginn des Auszugs der Franzosen aus der Stadt führten (vgl. zu 169,8). 149,31 ihre offensive Defension] Gemeint ist, dass die Franzosen, die sich zur Verteidigung der Stadt eingerichtet hatten, durch plötzliche Vorstöße (wie den Ausfall auf die Belagernden in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793) unberechenbar und daher besonders gefährlich (149,32) seien.
162. An Johann Gottfried Herder 〈Lager bei Marienborn〉, 2. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Brief: Doppelblatt 11,6 × 18,4 cm, 1 2⁄5 S. beschr., egh., Tinte; Beilage: 2 Doppelblätter, 5 ¾ S. beschr., egh., Tinte; 1) 18,7 × 22,9 cm, 4 S. beschr., 2) 18,7 × 23,3 cm, 1 ¾ S. beschr. K (Beilage): GSA Weimar, Sign.: 25/XXVIII,1,4. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 136–141, Nr 85. WA IV 10 (1892), 64–68, Nr 2980 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA Weimar, Sign.: 68/753).
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BRIEF 162
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete – auch auf Briefe Goethes vom 7. Juni und vom 15. Juni 1793 (Nr 168 und 173) – am 12. Juli 1793 (HB 7, 49f.; vgl. RA 1, Nr 645). Postsendungen: 3. Juni 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4). 150,2–3 im Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 150,6 Die Situation der Franzosen] Nach dem Ausfall auf das Lager in Marienborn in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 (vgl. zu 145,5). Vgl. dazu die Beilage zu diesem Brief und die fast gleichlautende Darstellung der Ereignisse in „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 278–282). 150,7 Uberfall auf Marienborn] Vgl. die vorangehende Erläuterung. 150,7 Relation] Franz.: Bericht. – Goethes Bemerkung in der „Belagerung von Mainz“: Ich war veranlaßt, eine kurze Relation dieses wunderbaren und unangenehmen Vorfalls aufzusetzen (WA I 33, 278), legt die Vermutung nahe, dass Herzog Carl August die Relation veranlasst hatte. Neben Herder erhielten auch Friedrich Heinrich Jacobi und Leopold Fürst von Anhalt-Dessau den Bericht (vgl. zu 154,10 und zu 155,13). 150,8 Franckenbl] Zu Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, vgl. die einleitenden Erläuterungen zu Goethes Briefen an ihn vom 2. September 1785 (GB 6 II, Nr 141) und vom 11. April 1791 (Nr 20). 150,10 V. ] Verte (lat.): wende um. 150,11 Dein Packet] Es enthielt die für Herzog Carl August bestimmte 1. Sammlung von Herders „Briefen zu Beförderung der Humanität“. In ihrem Brief vom 2. Juni 1793 an Goethe ging Caroline Herder noch einmal auf dieses Paket ein: „Ich habe bei den Briefen der Humanität für den Herzog einen Irrtum begangen, u. nur den ersten Theil eingepackt; ich sende Ihnen hier den zweiten nach, zumal da mein Mann durch die reg〈ierende〉 Herzogin gehört hat, daß der Herzog das Buch verlangte.“ (HB 7, 46.) Vermutlich war das Paket Goethe, als er zum Herzog ins Militärlager bei Mainz reiste, von Herder mitgegeben worden. Die hier gewählte Formulierung, Dein Packet hab ich noch nicht übergeben. ich weiß nicht warum. (150,11), deutet zumindest darauf hin. Nicht ganz auszuschließen ist aber auch die Möglichkeit, dass Caroline Herder die Schrift Goethe nachgeschickt hat. Dies hätte dann im Zeitraum wahrscheinlich zwischen dem 13. und etwa dem 27. Mai 1793 geschehen sein müssen. Allerdings bliebe dann die Frage offen, warum Caroline Herder nicht den direkten Weg einer Zusendung an Herzog Carl August gewählt hat, sondern den Umweg über Goethe nahm. Weiter vgl. dazu auch zu 157,27 und zu 162,7. 150,13 Vale et ama.] Lat.: Lebe wohl und liebe 〈mich〉.
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150,15–16 Ausfall der Franzosen auf Marienborn.] In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 gegen 1.30 Uhr begannen die belagerten französischen Truppen in Mainz mit einem Überraschungsangriff auf die Belagerungsstellungen der alliierten Truppen in südwestlicher Richtung auf Marienborn zu (vgl. zu 145,5). 150,21 Die Capelle zum heil. Creuz] Die ehemalige Stiftskirche zum Heiligen Kreuz (Heilige Maria) befand sich außerhalb der damaligen Stadtgrenzen von Mainz am so genannten Heiligkreuzweg in südwestlicher Richtung auf Hechtsheim zu. Die Kirche wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1793 von den französischen Besatzern von Mainz niedergebrannt (vgl. zu 162,18). 150,21–22 Weisenau, Hechtsheim, Marienborn, Dreys, Gunzenheim, Mombach] Entlang dieser Ortschaften westlich vor Mainz verlief der Belagerungsgürtel der alliierten Truppen mit den entsprechenden Lagern und Geschützlinien. 151,3 Vorposten um Brezenheim und Dalheim] Bretzenheim lag auf halbem Weg zwischen Mainz und Marienborn, wo das Hauptquartier der Alliierten war, an der wichtigen Landstraße Richtung Südwesten, und war für die Belagerung von großer strategischer Bedeutung, ebenso wie das nur wenig weiter nördlich davon gelegene Kloster Dalheim. 151,6–7 Zahlbach einem Kloster nahe bey Dalheim] Richtig ist: Das Kloster Dalheim lag bei dem Ort Zahlbach nahe der westlichen Stadtgrenze von Mainz auf dem Weg in Richtung Marienborn. 151,7–8 Feld und die Chaussee] Gemeint ist die Ebene auf linksrheinischer Seite westlich von Mainz mit der diese in südwestlicher Richtung durchquerenden Landstraße nach Marienborn. 151,11 Gen. Kalckreuth] Der preußische General Friedrich Adolph Graf von Kalckreuth befehligte die Belagerungsarmee von Mainz. 151,12 den Prinzen Ludwig] Der 20-jährige Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Sohn des Prinzen August Ferdinand, eines Bruders Friedrichs II., war als Oberst und preußischer Regimentskommandeur unter Graf von Kalckreuth an der Belagerung von Mainz beteiligt. Vgl. zu 149,13–14. 151,12–13 Chausseehause] Gasthaus und ehemalige Zoll- und Mautstation an der Landstraße von Mainz nach Marienborn am Ortseingang des Dorfes. 151,14–15 Nacht vom 30 zum 31ten] Vgl. zu 150,6. 151,18 von Bauern aus der Nachbarschaft geführt] Dazu berichtet Johann Conrad Wagner unter dem 1. Juni 1793 in seinem Tagebuch: „Einer aus Ober Olm, der als ein berüchtigter Bösewicht bekant ist, hat die Francken von Maÿnz nach Marinborn geführt, dieser ist in unsern Händen und wird ihn schon der Prozeß gemacht, er könte wohl noch ein paar Tage Aufschub erhalten, weil man von ihn noch mancherleÿ zu erfahren hoft; es sollen mehrere dieser Führer gewesen seÿn 〈…〉.“ (Wagner, Tagebuch, 302.) Schon am Folgetag wurde der Kollaborateur gehenkt (vgl. ebd., 303).
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BRIEF 163
151,30 Klostergebäude in welchem der General lag] Der Oberbefehlshaber der alliierten Belagerungstruppen, General Friedrich Adolph Graf von Kalckreuth, hatte sein Kommando wahrscheinlich im Pfarrhaus der Marienborner Wallfahrtskirche St. Stephan aufgeschlagen. 151,31 kantonirten] Kantonierung (franz. cantonnement): Unterbringung von Truppenteilen in bestimmte Standquartiere. 151,32 das Infanterie Reg. Wagner] Das Regiment wurde vom preußischen Generalmajor Georg Friedrich von Wagner angeführt. 151,32 Lottum] Das von Generalmajor Friedrich Albrecht Karl Hermann Graf von Wylich und Lottum angeführte preußische Regiment. 151,33 Eskadron H. v Weimar] Ein Truppenteil (franz. escadron: Schwadron) im Kürassierregiment des Herzogs Carl August griff aktiv in die Kämpfe um Marienborn ein (vgl. Wagner, Tagebuch, 301). 152,15 Maj. la Viere] Ludwig de la Vière, Major im Kürassierregiment Carl Augusts. Er fiel im Gefecht (vgl. ebd. und „Belagerung von Mainz“; WA I 33, 281 und 283). 152,15 Rittmstr Voß] Leopold Albrecht von Voss, preußischer Major und Adjutant des preußischen Oberbefehlshabers Graf von Kalckreuth; er wurde schwer verwundet und starb am 2. Juni 1793 (vgl. ebd.). 152,25 Rheininsel, an der Maynspitze] ‚Der Kopf‘, die äußerste der drei Inseln oberhalb der Mündung des Mains in den Rhein, vor der so genannten Mainspitze, dem Gebiet südlich der Mainmündung. Die Insel befand sich in französischer Hand. 152,27 das zweyte Treffen] Nach einem kurzen taktischen Rückzug der Franzosen im Morgengrauen begann bald darauf eine zweite Attacke der Angreifer, die etwa 4–6000 Mann stark waren, auf Marienborn und die in der Nähe aufgestellten Infanteriegeschütze der alliierten Truppen (vgl. auch zu 150,15–16). Nach heftigen und verlustreichen Kämpfen, an denen auch Einheiten des nahe Marienborn stationierten Regiments Carl Augusts teilnahmen (vgl. zu 151,33), konnte der Angriff zurückgeschlagen werden (vgl. Wagner, Tagebuch, 301). 152,29 National Truppen] Einheiten der in der Französischen Revolution entstandenen ‚garde nationale‘; regionale Freiwilligenverbände der französischen Bürgerschaft. 152,30 Linien] Armeesoldaten (Berufssoldaten) der mit Gewehren bewaffneten leichten Linieninfanterie. 152,32 Ein Brief des Herzogs an seine Fr. Gemahlinn] Der wahrscheinlich ebenfalls am 2. Juni 1793 verfasste Brief ist nicht überliefert. 152,34 Dii meliora!] Lat.; geläufige Redensart im Sinne von ‚Mögen die Götter nun Besseres bringen!‘ oder auch ‚Gott behüte!‘.
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163. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 3. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 22. – Doppelblatt 11,6 × 18,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 68f., Nr 2981. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief wahrscheinlich vom 24. Mai 1793 (Goethe-Christiane 1, 17–19, Nr 15; vgl. RA 1, Nr 585). – Christiane Vulpius antwortete am 14. Juni 1793 (vgl. Goethe-Christiane 1, 24f., Nr 20; vgl. RA 1, Nr 613). 153,2 Dein Brief] Der wahrscheinlich am 24. Mai 1793 geschriebene Brief Christianes (vgl. Goethe-Christiane 1, 17–19, Nr 15; vgl. auch RA 1, Nr 585). 153,3 das Kleid] Vgl. Goethes Brief an Christiane vom 17. Mai 1793 in dem er ihr die Zusendung verschiedener Kleidungsstücke ankündigt (vgl. 143,1–2). Brief und Kleidungsstücke trafen in Weimar vermutlich am 24. Mai ein. In der Nachschrift zu ihrem Brief wahrscheinlich von diesem Tag schreibt Christiane: „jzo da ich dein Brief zu machen will kömt daß Packet mit dem schönen habit ich bin vor fruden auser mir“ (H: GSA 28/2, Bl. 164; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 19). In ihrem Brief vom 7. Juni schreibt Christiane an Goethe: „ich habe waß ohne dein wissen gedachen ih habe an die liebe Muder geschriben und mich bey Ihr bedankt mein herz lies mir es mir nicht anders zu ich muste schreiben du wirst doch nicht bösse dar rüber“ (H: GSA 28/2, Bl. 189; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 21). Der Brief Christianes an Goethes Mutter ist nicht überliefert; diese schreibt in ihrer Antwort vom 20. Juni 1793: „Daß Ihnen die überschickten Sachen Freude gemacht haben, war mir sehr angenehm – tragen Sie dieselben als ein kleines Andencken von der Mutter deßjenigen den Sie Lieben und hochachten und der wircklich auch Liebe und hochachtung verdient.“ (Pfeiffer-Belli, 636, Nr 198.) 153,3–4 Du hast nun auch einen großen seidnen Schaal] Wahrscheinlich hatte Goethe den Schal mit einer zweiten Paketsendung von seinem Aufenthalt in Frankfurt a. M. vom 17. bis zum 27. Mai 1793 an Christiane Vulpius nach Weimar gesandt (vgl. zu 145,1). Schon mit der ersten Sendung dieser Art vom 17. Mai hatte er weitere Geschenksendungen angekündigt (vgl. 143,4). 153,4 pfuy Teufelchen] Ungeborene Kinder. Vgl. zu 153,6. 153,5 nach Franckfurt komme] Goethe kam am 9. August wieder nach Frankfurt und blieb dort bis zum 21. August. 153,6 etwas weises] Christiane hatte in ihrem Bezugsbrief geschrieben: „in Jena und in weimar habe ich eine grosse Bekewenlichkeit 〈Bequemlichkeit〉 zu den fui teufelichesn gesehen. daß sind so weisse salloben 〈Salloppen〉 von glaren weissen
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BRIEFE 164/165
zeuge ohme Strufen 〈Streifen?〉 gans glat sie werden es in frank furt schon wissen“ (H: GSA 28/2, Bl. 163). Mit ‚Pfuiteufelchen‘ meint Christiane, die schwanger war (vgl. zu 143,9–10), ungeborene Kinder; ‚Saloppe‘ ist ein bequem zu tragender Überwurf aus Seide. – In Goethes Briefen an Christiane aus Frankfurt vom 9. August (Nr 193) und vom 16. August 1793 (Nr 196) ist nicht die Rede davon, dass er für sie ein weißes Kleid oder einen weißen Stoff gekauft habe oder kaufen werde. 153,6 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17. 153,6 Meyern] Johann Heinrich Meyer. 153,7 wieder kranck] In den überlieferten Briefen Christianes ist von einer Krankheit Meyers nicht die Rede. In dessen Brief an Goethe vom 24. Mai wird allerdings berichtet: „〈…〉 als ich vergangenen Montag den Vormittag über in dem gelben Zimmer die HaubtGruppe aufzeichnete so ist mir die Feüchtigkeit deßelben so schlecht bekomen daß ich jetz noch nicht wider Gesund bin und Arzney nehme“ (H: GSA 28/2, Bl. 157; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 63). Am 3. Juni meldete Meyer, dass er sich „nun wieder leidlich wohl befinde“ (ebd., 65). 153,8 bey dir] Goethe kehrte am 23. August 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 153,12–13 vor dem Jahre] Gemeint ist die Teilnahme Goethes am Frankreich-Feldzug preußischer und österreichischer Truppen im August und September 1792.
164. An Franz Kirms
Lager bei Marienborn, 4. Juni 1793 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 224. – Doppelblatt 18,9(–19,2) × 23,4(–23,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Seitenrand von fremder Hd Adresse, Tinte: Dem Landkammerrath Kirms; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 204 (Teildruck: 153,16–18 Es ist mir angenehm 〈…〉 das beste hoffen.). WA IV 10 (1892), 69, Nr 2982.
JUNI 1793
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Kirms’ Brief vom 27. Mai 1793 (vgl. RA 1, Nr 590). – Kirms antwortete am 17. Juni und 5. Juli 1793 (vgl. ebd., Nr 615 und 632). – Goethes Brief kreuzte sich mit Kirms’ Brief vom 8. Juni 1793 (vgl. ebd., Nr 602). 153,20 was Krügern betrift] Kirms hatte Goethe am 27. Mai mitgeteilt, dass die Schauspielerin Caroline Friederike Demmer, geb. Krüger, zu Gunsten ihres beurlaubten Bruders, des Schauspielers Carl Friedrich Krüger, der von Mai 1791 bis Ostern 1793 dem Weimarer Hoftheater angehört hatte, interveniert habe; dieser bitte um „Verhaltungsbefehle“ (RA 1, Nr 590). – Durch welches Versehen Krüger den Unmut Goethes erregt hatte, konnte nicht ermittelt werden. In seinem Antwortbrief vom 17. Juni teilte Kirms mit, dass Krüger auf das Angebot, seinen Vertrag zu verlängern, nicht geantwortet habe; eine Bewerbung von ihm in Hamburg sei abgewiesen worden (vgl. RA 1, Nr 615). – 1795 bekam Krüger ein neues Engagement in Amsterdam, wo er bereits in den Jahren 1789–1791 gespielt hatte. Nach seinem Weggang aus Weimar hatte er sich an verschiedenen Orten als Gast verdungen. (Vgl. z.B. Christian Gottlob Voigts Brief an Goethe vom 22. Juni 1794 aus Karlsbad; Goethe-Voigt2 1, 141.) 1797–1799 war Krüger in Leipzig engagiert; 1802 folgte er einem Ruf an das Wiener Hoftheater. Vgl. F〈ranz〉 C〈arl〉 Weidmann: Carl Krüger (= Gallerie scenischer Künstler. Fünftes Bild). In: Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. 15. Jg. Wien 1824. Nr 14–16, S. 65–68 und 81–83. 153,25 Ubergabe von Maynz] Dem Vertrag vom 22. Juli 1793 entsprechend verließen die Franzosen an den drei folgenden Tagen die von ihnen seit dem 21. Oktober 1792 besetzte Stadt. Die Belagerung der Stadt durch die alliierten Truppen und die militärischen Auseinandersetzungen mit den französischen Besatzern währten also noch über sechs Wochen. 154,2 Unser gnädigster Herr] Herzog Carl August. Er hatte aktiv an der Rückschlagung des Überfalls französischer Truppen auf das Hauptquartier der alliierten Armeen am 1. Juni 1793 in Marienborn teilgenommen. 154,4 Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12.
165. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 5. Juni 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2724. – Doppelblatt 11,5(–11,7) × 18,4 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts neben Goethes Datumsangabe Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „e. dL 13tL – / b. dL 30tL Juni“; darüber von fremder Hd, Bleistift: „78
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BRIEF 165
77“; S. 4 am linken unteren Rand Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2724“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 158f., Nr 77. WA IV 10 (1892), 70f., Nr 2983. BEIL AG E
eine Relation (154,10; nicht überliefert, vgl. zu 154,10). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 30. Juni 1793 (JB I 10, 253–255, Nr 3185; vgl. RA 1, Nr 628). Postsendungen: 5. Juni 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4). 154,6 Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 154,8 Ausfall der Franzen] Der Ausfall von Einheiten der französischen Besatzungstruppen in Mainz auf die Belagerungsstellungen der Alliierten und vor allem deren Hauptquartier in Marienborn hatte sich in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 ereignet (vgl. zu 145,5 und zu 145,6–7). 154,10 eine Relation] Vgl. zu 150,7 und die Beilage zu Goethes Brief an Herder vom 2. Juni 1793 (vgl. 150,15–16). Den Bericht hat Goethe fast unverändert in die „Belagerung von Mainz“ übernommen (vgl. WA I 33, 278–282). Seiner Antwort vom 30. Juni 1793 fügte Jacobi ein Postscriptum an: „Ich vergaß dir für die übersandte Relation noch besonders zu danken. Sie war uns allen ganz ungemein willkommen; auch namentlich der Mama 〈Jacobis Halbschwester Susanne Helene〉, die gewaltig auf Euch geschimpft hatte, u auch noch nicht ganz begreiffen konnte, selbst nachdem sie die Relation gelesen hatte. – Die deutschen Helden werden Mühe habe〈n〉 sich bey der Mama Lene wieder in Respect zu setzen.“ (JB I 10, 255.) Jacobi nannte seine Halbschwester „Mama“, weil sie den Haushalt in Pempelfort führte. Goethe nahm in seinem nächsten Brief an Jacobi vom 7. Juli 1793 zu den Ansichten der „Mama“ Stellung (vgl. 171,19–22). – Der Bericht, den Goethe dem vorliegenden Brief beifügte, ist nicht überliefert; er entspricht wahrscheinlich inhaltlich dem an Herder geschickten (vgl. 150,15– 152,34). 154,14–15 wenn Maynz sich auf die Blockade ergäbe] Erst nach fast sieben weiteren Wochen der Belagerung, am 22. Juli 1793, erklärten sich die Franzosen mit der Übergabe der Stadt einverstanden; an den drei folgenden Tagen rückten sie aus, zusammen mit vielen deutschen Jakobinern, die auf diese Weise einem drohenden Strafgericht entgingen. 154,16 schreib ich dir] Von der Belagerung Mainz’ sowie der Kapitulation der französischen Besatzer berichtete Goethe Jacobi in seinen Briefen vom 7., vom 19., vom 24. und vom 27. Juli 1793 (vgl. 171,29–172,4; 177,21–23; 181,1–2; 181,20–182,24).
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154,21 eine gewaltige Canonade an der Rheinspitze und bey Costheim] Das betraf den südöstlichen Belagerungsteil, der sich hinter Kostheim auf der rechten Mainseite, unweit der Mündung des Mains in den Rhein (Rheinspitze) hinzog und mithin in größere Entfernung zu dem auf linksrheinischem Gebiet liegenden westlichen Belagerungsring lag, zu dem das Lager bei Marienborn gehörte, in dem Herzog Carl August und Goethe einquartiert waren. Konkrete Einsichten in die militärischen Vorgänge dort waren deshalb nicht möglich, so dass davon weder in anderen Briefen Goethes noch in seiner „Belagerung von Mainz“ die Rede ist. Über heftige Kanonadenscharmützel auf linksrheinischer Seite in diesen Tagen berichtet Johann Conrad Wagner in seinem Tagebuch: „4). 〈Juli〉 Um 9 Uhr ging es auf unserer Seite loß, die Francken kamen Scharen weiße aus Maynz, und hatten eine Cannone bey Brezenheim p o s t i r t, unsere B a t t e r i e n feüerten mörderl: in sie 〈…〉 8). 〈Juli〉 Heute Morgen um 3 Uhr erhob sich abermalen eine entsezliche C a n n o n a d e.“ (Wagner, Tagebuch, 305.) 154,25–26 Der Herzog 〈…〉 wird Georgen den Regier. Rath ertheilen.] Über die Titelverleihung an Jacobis Sohn (der 1793 Amtmann der Grafschaft Wickrath bei Mönchengladbach wurde) vgl. die diesbezüglichen Dokumente in AS 2.1, 331–333 (Nr 64) sowie zu 137,24–25 und zu 137,26. In seiner Antwort schrieb Jacobi am 30. Juni 1793: „Herzlichen Dank auch dir, mein Lieber, für den Regierungsrath. Der Amtmann weiß noch nichts von seiner Decoration. Er ist jetzt beständig, auf seinem Amte, oder auf dem Kraistage zu Cölln, oder zu Aachen, vielmehr b e y Aachen, wo er sich geschwinde verliebt hat. Du siehst daß es Eile hatte mit dem Titel.“ (JB I 10, 253f.) 155,1 in einem Dorfe] In Oberolm. Vgl. zu 144,2–3. 155,1–2 campire] Franz. camper: im Freien lagern. 155,3–4 zu den Sachsen und Hessen] Von Besuchen Goethes bei den an der Belagerung beteiligten sächsischen und hessischen Truppen, deren Stellungen auf rechtsrheinischem Gebiet in nordöstlicher Richtung von Mainz lagen, ist in den folgenden Briefen und in der „Belagerung von Mainz“ nicht ausdrücklich die Rede. 155,4 nach den Bädern] Am 9. Juni unternahm Goethe einen Ausflug nach Rüdesheim und Bingen. 155,5–6 meinen Lieblings Betrachtungen] Gemeint sind vermutlich Goethes optische Studien. Vgl. zu 162,12. 155,7 mit Sömmering] Vgl. zu 144,5. 155,10 die deinigen] Vgl. zu 142,10.
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BRIEF 166
166. An Friedrich Justin Bertuch Lager bei Marienborn, 6. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Beischlüsse: Möglicherweise Briefe an Christiane Vulpius vom 3. Juni 1793 (Nr 163) und an Franz Kirms vom 4. Juni 1793 (Nr 164). Vgl. zu 155,14. h: GSA Weimar, Sign.: 29/93,V. E: WA IV 18 (1895), 48f., Nr 2983a (nach h). Textgrundlage: h. BEIL AG EN
1) Vermutlich Abschrift von (oder Auszüge aus) Goethes nicht überliefertem Brief an Marquis d’Ecquevilly (EB 168), der am 7. Juni 1793 abgeschickt wurde (vgl. zu 155,13). 2) Ein als Brief Goethes fingiertes Schreiben eines Unbekannten, das der Empfänger Louis Fauche-Borel mit seinem Brief vom 23. Mai 1793 an Goethe geschickt hatte (vgl. zu 156,3). 3) Relation „Ausfall der Franzosen auf Marienborn“ (nicht überliefert; vgl. zu 156,8). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Bertuchs Brief vom 29. Mai 1793 (vgl. RA 1, Nr 593). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 155,13 inliegendes an des Fürsten von Dessau Durchl] Bei dem an Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau durch Bertuch weiterzuleitenden Text handelt es sich vermutlich um eine Abschrift des – oder Auszüge aus dem – nicht überlieferten Brief Goethes an Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly, der am 7. Juni 1793 abgesandt wurde (EB 168). Mit diesem Zeugnis wurde der Fürst informiert, dass sein Wunsch, der in finanzielle Not geratene Marquis möge unterstützt werden, von Goethe positiv aufgenommen worden war. Goethe wird Bertuch um die Vermittlung des Beischlusses gebeten haben, weil ihm von diesem des Fürsten Brief vom 27. Mai, in dem er um Hilfe für den Marquis nachgesucht hatte, weitergeleitet worden war. Vgl. zu 163,3. 155,14 die übrigen Beylagen] Möglicherweise Briefe an Adressaten in Weimar, die in der Liste der Postsendungen nicht aufgeführt sind: an Christiane Vulpius vom 3. Juni (Nr 163) und an Franz Kirms vom 4. Juni (Nr 164). 155,14–16 Wir stehen noch, 〈…〉 es ist weder Tag noch Nacht Ruhe.] Über die Situation in der aktuellen Phase der Belagerung schreibt Johann Conrad Wagner in einem Eintrag vom 6. und 7. Juni 1793 in seinem Tagebuch: „Das tägliche Lied, Lerm, schießen und herum treiben! Das Lager unserer seits ist beßer vor-
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gerückt, so daß Marienborn anjetzo in Rücken ist, auch wird an den Laufgräben starck gearbeitet, und Tag und Nacht sehr aufgepaßt. In Maynz sterben die Menschen in groser Anzahl weg!“ (Wagner, Tagebuch, 305.) 155,17 der Bürger General] Goethes Mitte Juni 1793 bei Unger in Berlin erscheinendes, gegen die Französische Revolution gerichtetes Lustspiel in einem Aufzug „Der Bürgergeneral“ war am 2. Mai 1793 in Weimar uraufgeführt und am 29. Mai wiederholt worden (vgl. Burkhardt, Repertoire, 9). Bertuch hatte an Goethe geschrieben: „Eben komme ich aus Ihrem Bürger-General, der mir unendliche Freude gemacht hat.“ (H: GSA 28/2, Bl. 166.) 155,22 Schiboleth] Hebr.: Losungswort, Erkennungszeichen. An dem Wort erkannten die Gileaditer die feindlichen Ephraimiter, die dieses Wort nicht korrekt auszusprechen vermochten, sondern „Siboleth“ sagten. Vgl. Buch der Richter 12,5f. (Luther-Bibel 1772 AT, 226). Bertuch hatte zur „Bürgergeneral“-Aufführung geschrieben, über ihm hätten „ganz intereßante Gesichter“ gesessen, die „auf einmal still wurden, Gesichter wie ein weinerliches Lustspiel machten u. ganz still schwiegen. Am Ende sagte einer ganz mißmuthig zu mir: ‚Das Ding ist eine pure Farce!‘ – ‚Doch eine ganz amüsante; versetzte ich; und die uns doppelte Freude macht, da wir nicht zu fürchten haben, die große Tragisch-komische Farce bey uns spielen zu sehen‘. 〈…〉 Ich habe nicht erfahren können, wer diese Ehrenmänner eigentlich waren; denn niemand wollte sie kennen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 166.) 155,22–23 thörige oder tückische Unpatrioten] Goethe meint die deutschen Anhänger der Französischen Revolution. 155,23–24 diese schöne Gegend] Goethe denkt an die von den Franzosen besetzten linksrheinischen Gegenden, besonders natürlich an Mainz, an dessen Belagerung er im Regiment des Herzogs Carl August seit dem 28. Mai teilnahm. 155,24 Schwindelgeistes] Zu den ihm kaum verständlichen, von ihm als Verirrungen angesehenen Überzeugungen der Unpatrioten zählte Goethe, dass es Grundrechte einer bürgerlichen, demokratisch verfassten Staatsordnung gebe, deren Verwirklichung möglich sei. 155,27 Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 156,1 Briefe an mich] Welche Briefe, die Goethe in den folgenden Wochen erhielt, durch Bertuch verschickt wurden, ist nicht bekannt. 156,2 t. s. v. p.] Abkürzung für franz. „tournez s’il vous plaît“: bitte wenden. 156,3 Inliegendes] Ein als Brief Goethes fingiertes Schreiben eines Unbekannten hatte der Empfänger Louis Fauche-Borel mit seinem Brief vom 23. Mai 1793 an Goethe geschickt. Fauche-Borel hatte um die Identifizierung des Fälschers und um die Rückgabe des Schriftstücks gebeten. Vgl. RA 1, Nr 583. 156,5 Borel] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. Über die voraufgegangene Kontaktaufnahme Louis Fauche-Borels, eines Buchhändlers aus Neuchâtel (Neuenburg), zu Goethe über den Mittelsmann Bertuch vgl. zu 143,14 und zu 143,14–15.
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BRIEF 167
156,8 Beyliegende Relation] Es handelt sich um den Bericht (franz. relation) über den Ausfall der Franzosen auf Marienborn, den Goethe am 2. Juni auch seinem Brief an Herder (vgl. 150,15–152,34) und am 5. Juni 1793 seinem Brief an Jacobi beigelegt hat (vgl. zu 154,10).
167. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2725. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 22,7(–22,9) cm, 2 3⁄5 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts neben Goethes Datumsangabe Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „e. dL 13tL. b. dL 30tL Juni.“; darüber von fremder Hd, Bleistift: „78. 79“; S. 4 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2725“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 159–161, Nr 78. WA IV 10 (1892), 72–74, Nr 2985. BEIL AG E
Einlage (157,23; vgl. zu 157,23 [2]). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 3. Juni 1793 (JB I 10, 243–245, Nr 3176; vgl. RA 1, Nr 596). – Jacobi antwortete am 30. Juni 1793 (JB I 10, 253–255, Nr 3185; vgl. RA 1, Nr 628). Postsendungen: 7. Juni 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4). 156,9 Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 156,11 Dein lieber Brief] Vom 3. Juni. 156,20 auch dieser Gegend] Gemeint ist die von den Franzosen besetzte linksrheinische Gegend mit Mainz als ihrem Mittelpunkt. Die französische Besatzung von Mainz konnte erst am 23. Juli 1793 beendet werden (vgl. zu 181,21). 156,22 meinem B ü r g e r g e n e r a l] Jacobi hatte das Stück in seinem Bezugsbrief vom 3. Juni 1793 überschwänglich gelobt (vgl. zu 144,6; weiter vgl. auch zu 155,17). 156,24–25 ein gefährliches Unternehmen] Vermutlich bedachte Goethe, dass es in doppeltem Sinn problematisch sein musste, die Französische Revolution in einem Lustspiel zu kritisieren: In Zeiten der Revolutionskriege sollten die politischen Ereignisse des Tages nicht scherzhaft, sondern ernsthaft behandelt werden; und: Revolutionsfreunde, deren Zahl 1793 unter den Gebildeten in Deutschland noch im-
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mer nicht gering war, mussten einem revolutionskritischen Drama grundsätzlich abgeneigt sein. 156,25 Bey der Vorstellung] Darüber hatten Friedrich Justin Bertuch und Caroline Herder in ihren Briefen an Goethe vom 29. Mai und vom 2. Juni 1793 berichtet (vgl. zu 155,17; zu 155,22; zu 158,9). 157,1 D i e b e y d e n B i l l e t s] Das zuerst 1782 im Druck erschienene Lustspiel in einem Aufzug, eine nur geringfügig bearbeitete Übersetzung der 1780 veröffentlichten Komödie „Les deux billets“ von Jean-Pierre Claris de Florian, war am 9. Juli 1791 zusammen mit des Autors ‚erster‘ Fortsetzung „Der Stammbaum“ (ebenfalls ein Lustspiel in einem Aufzug) in Weimar aufgeführt (vgl. Burkhardt, Repertoire, 1) und zuletzt am 16. April 1793 (zusammen mit Friedrich Ludwig Schröders „Die Übereilung“, einem Lustspiel in einem Aufzug) gegeben worden (vgl. ebd., 9). Jacobi hatte Goethe in seinem Bezugsbrief vom 3. Juni nach seiner Lektüre des „Bürgergenerals“ auch um die Zusendung dieses Lustspiels gebeten: „Schicke mir doch auch die Zwey Biliets u erste Fortsetzung, wovon ich noch kein Wort gehört hatte.“ (JB I 10, 244.) Goethes „Bürgergeneral“ wurde in der im Juni 1793 erschienenen Erstausgabe mit dem Untertitel versehen: „Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Zweyte Fortsetzung der beyden Billets“. Vgl. dazu MA/Goethe 4.1, 919–921. 157,2 Anton Wall] Anton Wall ist das Pseudonym des Schriftstellers Christian Leberecht Heyne. 157,4 d e r S t a m m b a u m] Das zuerst am 9. Juli 1791 aufgeführte Lustspiel war zuletzt am 23. April 1793 (zusammen mit Friedrich Ludwig Schröders „Der Fähndrich oder der falsche Verdacht“, einem Lustspiel in drei Akten) in Weimar gegeben worden (vgl. zu 157,1). 157,10 Die farbigen Zeichnungen] Goethe hatte die Zeichnungen in einer Paketsendung am 22. April 1793 an Jacobi geschickt (vgl. zu 131,7–8; zu 137,1–2; zu 137,4–5). 157,11 Horny] Über den aus Mainz stammenden Kupferstecher und Maler Conrad Horny, der seit 1785 in Weimar lebte, vgl. GB 8 II, zu 119,20, die vorhergehende Erläuterung und zu 170,12–13. 157,12 Die Mädchen mit dem Korbe] Über Meyers Zeichnung vgl. zu 131,7–8. 157,13 Der Raub der Leucippiden] Vgl. ebd. 157,15 meinen kleinen Kunstkreis] Gemeint sind vermutlich Goethes eigene Zeichnungen zu seinen optischen Studien, die er während der Belagerung von Mainz fortsetzte. Vgl. LA I 3, 117–124 und zu 155,5–6. Mit Kunstkreis meint Goethe hier vielleicht auch die Malerfreunde in Weimar, vor allem Johann Heinrich Meyer und Johann Heinrich Lips, obwohl die Formulierung dies nicht nahelegt. 157,17 Den zweyten Gesang Reinickens] Goethes Hexameterepos in zwölf Gesängen „Reinecke Fuchs“ war von Januar bis April 1793 in seiner 1. Fassung
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BRIEF 168
entstanden (vgl. zu 140,23). Während der Belagerung von Mainz revidierte er die ersten Gesänge. Vgl. zu 141,8–9; zu 141,12; zu 162,12; zu 167,19; außerdem „Tag- und Jahres-Hefte“ für 1793 (WA I 35, 22). Am 31. August 1793 bat Jacobi: „Schick auch den 2ten Gesang von Reinecke Fuchs.“ (JB I 10, 273.) Am 9. September 1793 ist der Gesang noch nicht auf den Weg gebracht (vgl. zu 193,26), und Jacobi lernt ihn auch nicht kennen, bevor er im Druck erscheint. Vgl. zu 140,24–25; zu 195,20; zu 196,3–4; zu 208,4. 157,18 eine Elegie] Goethe schickte mit seinem Brief vom 19. Juli 1793 die Elegie „Das Wiedersehn“ an Jacobi (vgl. Beilage 1 zu Nr 188 und zu 177,12). 157,21–22 Wenn nur ein Rhein durch Westphalen nach Thüringen flösse.] Dazu schrieb Jacobi in seiner Antwort: „Lieber! du mußt durchaus nach Pempelfort kommen. Was braucht ein Rhein durch Westphalen nach Thüringen zu fließen? Der Landweg von Düßeldorf zurück nach Mainz oder Frankfurt ist so schön u lustig, daß man ihn ehe zurück gelegt hat, als es einem lieb ist.“ (JB I 10, 254.) 157,23 Schreibe mir balde] Das geschah am 30. Juni 1793 (vgl. JB I 10, 253–255, Nr 3185). 157,23 die Einlage] Um was es sich bei dem Mitgeschickten gehandelt hat, ist nicht bekannt. 157,24 die deinigen] Vgl. zu 142,10.
168. An Johann Gottfried und Caroline Herder Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,7 × 22,8 cm, 2 3⁄5 S. beschr., egh., Tinte. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 141–143, Nr 86. WA IV 10 (1892), 74–76, Nr 2986 (nach E und einer Abschrift von fremder Hand aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA Weimar, Sign.: 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den Brief Johann Gottfried und Caroline Herders vom 2. Juni 1793 (HB 7, 45–47; vgl. RA 1, Nr 595). – Johann Gottfried und Caroline Herder antworteten am 12. Juli 1793 (HB 7, 49f.; vgl. RA 1, Nr 645). 157,26 Eure Briefe] Gemeint ist der Brief vom 2. Juni 1793, den Caroline und Johann Gottfried Herder gemeinsam geschrieben hatten (vgl. HB 7, 45–47). 157,26 dem zweyten Theile] Herders hatten mit dem Brief vom 2. Juni die 2. Sammlung „Briefe zu Beförderung der Humanität“ an Goethe zur Weitergabe an Herzog Carl August geschickt. Die 1. Sammlung war von Goethe wahrscheinlich
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in einem Paket für den Herzog ins Heerlager vor Mainz mitgenommen worden. Vgl. zu 150,11. 157,27 den ersten übergeben] In seinem letzten Brief an Herder vom 2. Juni 1793 hatte Goethe noch mitgeteilt, dass er das Paket für Herzog Carl August mit der 1. Sammlung der „Briefe zu Beförderung der Humanität“ noch nicht an den Herzog weitergegeben hatte (vgl. 150,11–13). Vgl. auch die vorhergehende Erläuterung und zu 162,7. 157,28 letzten Uberfall] Gemeint ist wohl der Ausfall der Franzosen auf Marienborn in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793, worüber Goethe Herders in einem gesonderten Bericht im Brief vom 2. Juni informiert hatte. Vgl. 150,15–152,34. Möglicherweise hatte Goethe aber auch den neuerlichen Angriff französischer Einheiten auf den südwestlichen Belagerungsring am 4. Juni im Sinn (vgl. zu 154,21). 157,28–29 uns wieder angebaut] In der „Belagerung von Mainz“ heißt es unter dem 5. Juni 1793: Man fährt fort an der Verschanzung des Lagers ernstlich zu arbeiten. (WA I 33, 283.) Johann Conrad Wagner erwähnt in seinem Tagebuch für diese Zeit den weiteren Ausbau der Laufgräben innerhalb der Gefechtsstellungen (vgl. zu 155,14–16). 158,2 Speise Saal] „Belagerung von Mainz“: Den 6. Juni war die preußische und östreichische Generalität bei Serenissimo zu Tafel, in einem großen von Zimmerwerk zu solchen Festen auferbauten Saale. (WA I 33, 283f.) – Zimmerwerk: „ein Collectivum, von dem Zimmermanne verfertigte Arbeit, gezimmerte Arbeit, was gezimmert ist.“ (Adelung 4, 1717.) Laut Tagebuch des herzoglichen Kammerdieners Johann Conrad Wagner fand das Essen bereits am 3. Juni statt: „3). 〈Juni〉 Diesen Mittag speißten DurchL: Herzog in Gesellschafft des HL: Gen: Lieut: Gr: v K a l c k r e u t h, und Pr: L o u i s F e r d i n a n d hier auf dem Jägerhauß 〈…〉.“ (Wagner, Tagebuch, 304.) 158,3 Gen. Kalckreuth] Vgl. zu 149,13–14. 158,7 Ubergabe der Stadt] Am 22. Juli 1793, neun Monate nach der Einnahme der Stadt, kapitulierten die Franzosen vor den preußischen und österreichischen Truppen. An den folgenden drei Tagen verließen sie Mainz. Vgl. Goethes Darstellung in der „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 305–308). 158,9 Bürgergeneral] Das einaktige Lustspiel „Der Bürgergeneral“, das Goethe im April 1793 geschrieben hat, war am 2. Mai in Weimar uraufgeführt worden. Herder und seine Frau hatten die zweite Aufführung am 29. Mai besucht. Ihr freundliches Urteil hat Caroline Herder im Brief an Goethe vom 2. Juni formuliert. (Vgl. HB 7, 45f.) – Vgl. auch Goethes Bemerkungen zum „Bürgergeneral“ in seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 7. Juni (156,22–157,9 sowie zu 155,17). 158,17 den Propheten] Johann Caspar Lavater; er war am 31. Mai nach Weimar gekommen, wo er nur einen Tag blieb. In seinem Brief an Goethe vom 2. Juni
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schrieb Herder: „Dein Freund Lavater ist hier gewesen, u. hat auf seiner Reise als das miserabelste Unglück beklagt, Dich nicht zu finden. Er ist alt, eilte, u. war äußerst unstät, ich möchte sagen, selbst sichtbar unzuverläßig.“ (HB 7, 47.) Goethe hatte sich von seinem einstigen Freund schon 1782 distanziert, 1786 dann mit aller Entschiedenheit abgewandt. Vgl. dazu GB 6 I, 218,13–21 und 172,33–173,8. 158,20–21 Er hofirt der herschenden Philosophie] Herder hatte geschrieben: „Reinhold ist sein 〈Lavaters〉 Mann des r a d i k a l e n B ö s e n wegen, u. die Akad〈emie〉 Jena hat er um des gerechten Reinholds willen gesegnet.“ (HB 7, 47.) Carl Leonhard Reinhold lehrte – im Wesentlichen in den Spuren Kants – Philosophie an der Universität Jena; 1794 folgte er einem Ruf nach Kiel, wohin ihn Lavater nachdrücklich empfohlen hatte. – In theologischen Fragen, etwa auf dem Gebiet der Erbsündenlehre, bestanden freilich erhebliche Differenzen zwischen Lavater und Reinhold, so dass Herders und Goethes Brief-Sätze nicht wörtlich zu nehmen sind. 158,22–23 von mancherl. sudelhaften Vorurtheilen zu reinigen] Gemeint ist wahrscheinlich, dass Kant – in erster Linie durch seine „Critik der reinen Vernunft“ (zuerst 1781) – der theologisch-christlich dominierten Philosophie mit ihren religiös bedingten Vorurteilen die Grenzen des Wissens, insbesondere die Unmöglichkeit der Erkenntnis des Wahren jenseits aller Erfahrung aufgezeigt habe. 158,23–24 mit dem Schandfleck des radicalen Bösen beschlabbert] Goethe hatte Teile der im Frühjahr 1793 in Königsberg erschienenen Schrift Kants „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ bereits zur Kenntnis genommen und setzte sich vehement gegen die These vom radikalen Bösen als mit der Geburt gegebenem Grundübel des Menschen zur Wehr, eine These, die bereits im 3. Kapitel („Der Mensch ist von Natur böse“) im 1. Stück der Schrift („Von der Einwohnung des bösen Princips neben dem guten; d. i. vom radikalen Bösen in der menschlichen Natur“) mit aller Deutlichkeit formuliert ist. Vgl. auch zu 123,20. 158,28 Die Obelisken und Asterisken an Reinecke] Obelisk: ein kleiner Spieß; hier: ein kritisches Zeichen an einer nicht korrekten Textstelle, wie sie von griechischen Grammatikern gesetzt wurden, um Fehler – besonders Wiederholungen am unrechten Ort – zu markieren (wie auch durch einen Obelos, einen größeren Spieß). – Asterisk: Sternchen; hier ebenfalls ein kritisches Zeichen, das auf eine Textstelle mit besonderer oder mit gar keiner Bedeutung hinweist. – Herder las auf Goethes Bitten dessen in den ersten Monaten 1793 entstandenes Hexameter-Epos „Reinecke Fuchs“, bevor es Goethe in der zweiten Jahreshälfte revidierte und zum Druck für den im Mai des folgenden Jahres erscheinenden zweiten Band seiner von Unger in Berlin verlegten „Neuen Schriften“ einrichtete. Näheres über Herders Korrekturen ist nicht bekannt. 158,32 Herzoginnen] Herzoginmutter Anna Amalia und die regierende Herzogin Louise.
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159,2 die Kinder] Gottfried (geb. 1774), August (geb. 1776), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Luise (geb. 1781), Emil Herder (geb. 1783) und Rinaldo Gottfried (1790). 159,4 bey Marienborn] Vgl. zu 144,12.
169. An Christiane Vulpius
Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 23. – Doppelblatt 11,5 × 18,8 cm, 1 3⁄4 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 71f., Nr 2984. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Christiane antwortete am 14. Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 24f., Nr 20; vgl. RA 1, Nr 613). – Goethes Brief kreuzte sich mit dem Christianes an ihn vom selben Tag (Goethe-Christiane 1, 21–23, Nr 18; vgl. RA 1, Nr 600). 159,6 Lager bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 159,9 viel Briefchen] Überliefert sind drei Briefe Goethes an Christiane nach seiner Abreise aus Weimar am 12. Mai 1793 (vgl. Nr 157, 160 und 163). 159,10 das Kleid und der Schaal] Vgl. zu 153,3 und zu 153,3–4. 159,12–13 das kommt auch bald an] Ob und wann Goethe eine Sendung mit dem genannten Tischzeug an Christiane Vulpius gesandt hat, ist nicht bekannt. In den Briefen Christianes ist davon nicht die Rede. 159,13 gekrabselt] Das Verb ‚krabseln‘ ist eine nur hier von Goethe gebrauchte Wortschöpfung von ihm (oder von Christiane). Es bedeutet soviel wie ‚besorgen‘, ‚zusammentragen‘ und steht in Zusammenhang mit ‚Krabskrälligkeit‘ (vgl. zu 143,12). 159,16 gewisse Umstände] Christiane war schwanger (vgl. zu 143,9–10). 159,19 die Magd] Die Person konnte nicht ermittelt werden. 159,20 den kleinen] Christianes und Goethes Sohn August (vgl. zu 93,16–17). 159,22 Jul] Das Schreibversehen Goethes ist bemerkenswert, weil der Brief mit dem eindeutig richtigen Datum beginnt.
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170. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich 9. Juni 1793〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Goethes Brieftext wird am selben Tag geschrieben worden sein wie der des Herzogs Carl August auf den drei ersten Seiten des Doppelblatts. Vgl. Überlieferung. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 9, Bl. 26. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 22,8 cm, ¾ S. (S. 4) beschr., egh., Tinte (S. 1–3 [Bl. 25–26] Brief von Herzog Carl August an Christian Gottlob Voigt, 9. Juni 1793). – In einem gehefteten Konvolut mit bräunlichem Pappeinband 21,5(–22,1) × 28,8(–29) cm, 269 Bl., paginiert; auf dem vorderen Deckel oben Mitte, Filzstift: „Nachlaß Christian Gottlob v. Voigt“, darunter Etikett mit großherzoglichem Wappen, durchgestrichen, darüber gedruckt: „Grossherzoglich Sächs. Hausarchiv.“, darunter mit Tinte: „Abth. A. XIX. Carl August. Nr. 123. fasc. 1“; weiter darunter zweites Etikett, gedruckt: „Thüringisches Staatsarchiv / Weimar.“, daneben, Bleistift: „9“; links unten, Filzstift, durchgestrichen: „J 288“ (alte Sign.), rechts unten Stempel des LATh – HStA. E: Goethe-Voigt2 1 (1949), 93, Nr 43. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 98f., Nr 2986a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete am 17. Juni 1793 (GoetheVoigt2 1, 94–96, Nr 4; vgl. RA 1, Nr 616). – Goethes Brief kreuzte sich mit den Briefen Voigts an ihn vom 7. Juni und vom 10. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 91–93, Nr 42 und 44; vgl. RA 1, Nr 601 und 605). 160,1–2 fahre ich gleich auf diesem Blatte fort] Goethe schrieb auf der 4. Seite des Doppelblatts, auf dessen ersten Seiten der Herzog an Voigt geschrieben hatte (vgl. Überlieferung). 160,3 Von dem was in dem Gorischen Hause zu thun ist] „Gores Haußeßen rauchen derenmaßen daß es diese guten Leute kaum außhalten können 〈…〉 Göthe wird Ihnen deßwegen heute schreiben wie er glaubt daß das Übel am solidesten abgeholfen werde.“ (Herzog Carl August an Christian Gottlob Voigt, 9. Juni 1793; LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 9, Bl. 26.) Charles Gore lebte mit seinen Töchtern Eliza und Emily (die mit dem Herzog eng befreundet war) in dem bis 1792 noch von Goethe bewohnten ‚Kleinen Jägerhaus‘. Charles Gore machte sich zusammen mit Georg Melchior Kraus, dem Leiter der Freien Zeichenschule in Weimar, am 12. Juli 1793 auf den Weg ins Marienborner Lager (vgl. Friedrich Justin Bertuch an Goethe, 12. Juli 1793; RA 1, Nr 644).
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160,3–5 sich Rath Krause genau unterrichtet 〈…〉 alles durchgegangen] Georg Melchior Kraus leitete die Umbauarbeiten in dem von Gore bewohnten Haus. 160,5–7 Die Hauptsache ist daß die Küche aus dem Hause 〈…〉 von selbst.] Unter anderem wurde eine Küche angebaut, und die Remisen wurden vergrößert. Emily Gore dankte in einem Brief an Goethe vom 24. Juni 1793 diesem für seine Bemühungen um die nun zügig vorangehenden baulichen Veränderungen in ihrem Hause (vgl. RA 1, Nr 623). 160,10 Es fehlt an allen Seiten nicht an Schlingen und 〈…〉 Jägern.] Damit sind die Formen der unberechenbaren Angriffe der verteidigenden Franzosen im belagerten Mainz gemeint (vgl. zu 149,31). 160,12 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1.
171. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager〉 bei Marienborn, 14. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 11–12. – Doppelblatt 11,5 × 18,9 cm, 3 ¼ S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 77f., Nr 2988. BEIL AG E
Anzeige (161,21; vgl. zu 161,21). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Voigts Brief vom 7. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 91f., Nr 42; vgl. RA 1, Nr 601). – Voigt antwortete am 24. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 96f., Nr 47; vgl. RA 1, Nr 624). – Goethes Brief kreuzte sich mit dem Brief Voigts an ihn vom 10. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 93, Nr 44; vgl. RA 1, Nr 605). 160,14 Bey Marienborn] Vgl. zu 144,12. 160,16 Wir stehen noch immer wie bißher] Auch Herzog Carl August war ungehalten über den Zeitverzug und kritisierte die Schwäche des Belagerungssystems, für das zu wenig Mittel genehmigt worden seien (vgl. Carl August an Christian Gottlob Voigt, 9. Juni 1793; Wilson, Weimar und Revolution, 604; vgl. auch zu 149,29 und zu 149,29–30). 160,16 auguriren] Lat. augurare: Zeichen (Augurien) beobachten und deuten; vorhersagen.
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Abb. 11: Christian Gottlob Voigt an Goethe, 10. Juni 1793
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160,19 einige scheinbare Anstalten zur Belagerung] Offensive Aktionen der Belagerungstruppen fanden selten statt und zeitigten kaum Erfolge. Erst mit dem Beginn der Beschießung von Mainz am 20. Juni 1793 trat eine militärische Wende ein (vgl. auch Wagner, Tagebuch, 311–316). 160,21–22 Batsch den betrag von 〈…〉 Canonen Ladungen übermachen] Goethe spielt auf die Probleme bei der Bereitstellung von Geldmitteln zur Finanzierung des neuen botanischen Gartens an, der nach langer Vorbereitung 1794 unter der Direktion des Jenaer Botanikers August Johann Georg Carl Batsch angelegt wurde (vgl. GB 8 II, zu 344,12–14). – Am 2. Juni 1793 hatte Batsch in einem Brief an Voigt Klage geführt, dass seine Lage als Lehrer der Botanik an der Universität immer problematischer geworden sei, ihm es vor allem an ausreichenden Mitteln zum Unterricht und zur wissenschaftlichen Einrichtung des botanischen Gartens fehle und er deshalb darum bitte, dass der Herzog ihm den am Weimarer Hof angestellten Gärtner Friedrich Gottlieb Dietrich zur Pflege und Bewirtschaftung der akademischen Gartenanlagen an die Seite geben möge und die finanzielle Ausstattung für die Gärten insgesamt verbessere (vgl. LA II 9A, 418 und RA 1, Nr 594). 160,23–24 Wahrscheinlich liegt ihm Dietrich 〈…〉 Weimar weg möchte.] Der seit 1792 am Weimarer Hof beschäftigte Gärtner Friedrich Gottlieb Dietrich wurde vom Herzog nicht nach Jena beordert. 1794 wurde Dietrich offiziell zum Hofgärtner ernannt und übte seit 1801 seinen Beruf in den herzoglichen Gärten in Eisenach und Wilhelmsthal aus (vgl. GB 6 II, zu 161,16–17 und zu 161,18–19). 160,24–25 Ehe Wachtel stirbt seh ich aber nicht was zu thun wäre.] Der bereits im siebzigsten Lebensjahr stehende Johann Gottfried Wachtel war seit Mitte der 1780er Jahre Hofgärtner im Jenaer Fürstengarten, ab 1794 dann im neuen botanischen Garten. Er starb 1805. 160,27 Botanischer Nomenklator] Botaniker, der sich mit der taxonomischen Einordnung und Benennung der Pflanzen beschäftigt (lat. nomenclator: Namennenner). Goethe kannte Friedrich Gottlieb Dietrich gut, der sich als Autodidakt auch besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Bestimmung und Klassifizierung von Pflanzen erworben hatte. Dietrich durfte Goethe Ende Juni 1785 auf dessen zweimonatiger Badereise nach Karlsbad begleiten (vgl. GB 6 II, zu 59,17). 161,1 Amanuensis] Lat.: Gehilfe, Sekretär, Handlanger. 161,3 Batschen lange und die Wissenschaft ziemlich kenne] Batsch war Anhänger eines so genannten ‚natürlichen‘ Ordnungsprinzips für Pflanzen, das mit dem in der zeitgenössischen Botanik als Dogma geltenden System der Einteilung der Pflanzen nach ihren Fortpflanzungsorganen im Widerspruch stand (vgl. A. J. G. C. Batsch: Dispositio generum plantarum Jenensum secundum Linnaeum et familias naturales, quam speciminis inauguralis loco extuit. Jenae 1788 [Die systematische Darstellung der Jenaer Pflanzenarten gemäß den biologischen Klassifizierungen von Linné – das Werk, das Batsch als Antrittswerk vorgelegt hat]; vgl. auch zu
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BRIEF 172
5,8). Auch Goethe, der Batsch im Winter 1785/86 beim Schlittschuhlaufen kennen gelernt hatte (vgl. GB 6 II, zu 160,17), war Anhänger einer Einteilung der Pflanzen nach ihrem sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungsbild und förderte deshalb durchaus die Bestrebungen Batschs. Allerdings war dessen Pflanzensystematik noch nicht vollständig ausgereift, so dass er damit immer wieder auf Kritik und Ablehnung stieß. 161,6 Wegen Titels hat der Herzog Ihnen geschrieben.] Vgl. zu 149,22. 161,6–7 Unserm guten C. Pr. 〈…〉 Nachricht eine böse Stunde machen.] Gemeint ist der amtierende Präsident der Weimarer Kammer Johann Christoph Schmidt. In den Kammerakten ist eine Stellungnahme Schmidts in der Angelegenheit überliefert, worin er seinen Unwillen bezüglich der vorgesehenen Zahlungen an Carl Wilhelm Ernst Tittel ausdrückt: „Also noch einmal 500 Rtlr. für den bewußten Behuf. Ich wünsche, daß es die letzten sein mögen.“ (LATh – HStA, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 123, Bl. 116; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 438 [Anmerkungen].) Im Antwortbrief an Goethe vom 24. Juni 1793 schrieb Voigt abschließend zu der Sache: „Die Titelische Sache ist heute von mir i n o p t i m a i u r i s p r u d e n t i a e c a u t e l a r i a e f o r m a beendigt worden. Unser Freund, Schmidt, ergab sich darein; als eine c a u s s a m p e r s o n a l i s s i s s i m a m hatte er allen möglichen Respect davor, und glaubte nun selbst, dass der beste Entschluss gefaßt worden sey.“ (H: GSA 28/2, Bl. 217; vgl. Goethe-Voigt2 1, 96.) 161,8–9 daß uns das Probeschmelzen erfreue und Ihre Bemühungen kröne] Die schon Ende 1792 begonnenen Schmelzversuche mit dem seit dem Abbaubeginn des Erzflözes im Johannisschacht zu Ilmenau am 3. September 1792 geförderten Kupferschiefererz führten nicht zu den erhofften Ergebnissen (vgl. zu 116,20–21). 161,13–14 ich bey mir immer etwas zu dencken und auszusinnen führe] Ähnlich wie während seines Aufenthaltes in Venedig im April 1790 beschäftigte sich Goethe im Lager vor Mainz, wo er keine konkrete Aufgabe, also viel freie Zeit hatte, intensiv mit poetischen und naturwissenschaftlichen Arbeiten. Er überarbeitete sein Versepos „Reinecke Fuchs“ (vgl. zu 157,17 und zu 167,19) und führte vor allem optische Experimente zur Entwicklung seiner Farbenlehre durch (vgl. zu 167,20; zu 181,9–10; zu 186,10). 161,19 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1. 161,21 Inliegende Anzeige hat man mich zu empfehlen gebeten.] Um was es sich bei der nicht überlieferten Beilage handelt, konnte nicht ermittelt werden.
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172. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 14. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 24. – Doppelblatt 11,5 × 18,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 76f., Nr 2987. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 7. Juni 1793 (GoetheChristiane 1, 21–23, Nr 18; vgl. RA 1, Nr 600). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief von Ende Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 28f., Nr 24; vgl. RA 1, Nr 629). – Goethes Brief kreuzte sich mit dem Christianes an ihn vom 17. oder 18. Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 26f., Nr 22; vgl. RA 1, Nr 617). 161,22 an meine Mutter zu schreiben] Christianes Brief an Goethes Mutter ist nicht überliefert. Vgl. zu 153,3. 161,25 dein Ubel am Fuße] Christiane hatte am 7. Juni geschrieben: „weider fehl mir nicht alls daß ich mit den Eim fus nicht recht fort kann und er ist ser schmer〈z〉lich und düke 〈dick〉“ (H: GSA 28/2, Bl. 190). Später ist von dem Übel nicht mehr die Rede. 161,27 den kleinen] Sohn August (vgl. zu 93,16–17). 161,27–28 euch wieder zu sehen] Goethe kam erst am 23. August nach Weimar zurück (vgl. zu 45,13–14). 162,1 etwas von den Gärten] Christiane schrieb in ihrem Antwortbrief recht ausführlich über den Garten und die Gärtner, beginnend: „im Gränden 〈Garten〉 geht alles mit den falzen 〈Pflanzen〉 gud“ 〈…〉. (H: GSA 28/2, Bl. 226; vgl. Goethe-Christiane 1, 28f.) 162,1–2 im Hause die Arbeit] Über die Umbauarbeiten im Haus am Frauenplan berichtete Christiane immer wieder, so am 7. Juni, am 14. Juni und am 17. oder 18. Juni 1793 (vgl. Goethe-Christiane 1, 22, 24 und 26). Die Arbeiten zogen sich noch bis ins Jahr 1795 hin.
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173. An Johann Gottfried Herder 〈Lager bei Marienborn〉, 15. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 11,5 × 18,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Siegelspuren. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 143f., Nr 87. WA IV 10 (1892), 78f., Nr 2989 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA Weimar, Sign.: 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Caroline und Johann Gottfried Herders Brief vom 2. Juni 1793 (HB 7, 45–47, Nr 24; vgl. RA 1, Nr 595). – Caroline und Johann Gottfried Herder antworteten am 12. Juli 1793 (HB 7, 49f., Nr 27; vgl. RA 1, Nr 645). 162,7 Kriegs Arbeit] Die preußischen Truppen belagerten das von den Franzosen besetzte Mainz. In seinem letzten Brief an das Ehepaar Herder hatte Goethe eine etwas ausführlichere Beschreibung des Kriegsalltags bei der Belagerung von Mainz gegeben (vgl. 157,27–158,8). 162,7 dein Buch] Zur 1. und 2. Sammlung von Herders auch für Herzog Carl August bestimmten „Briefen zu Beförderung der Humanität“ vgl. zu 150,11; zu 157,26; zu 157,27. 162,8 seinen Brief] Des Herzogs Brief, vermutlich ebenfalls vom 15. Juni 1793, ist nicht überliefert. 162,12 korrigire an Reinicke] Goethe überarbeitete die erste Fassung seines Versepos „Reinecke Fuchs“ (vgl. zu 157,17 und zu 158,28). 162,12 optische Sätze] Während seines Aufenthaltes bei der Belagerung von Mainz beschäftigte sich Goethe viel mit optischen Experimenten zur Entwicklung seiner Farbenlehre (vgl. zu 161,13–14) und führte die Ergebnisse in verschiedenen Aufzeichnungen und Abhandlungen zusammen: „Betrachtungen über die Farben geschrieben vor Mainz im Jahre 1793. Juli unterwegs im August“ (vgl. LA I 3, 125–127), „Resultate meiner Erfahrungen“ (datiert auf den 15. Juli 1793; vgl. ebd., 129), die Übersicht „N e u t o n i s c h e Lehre M a r a t i s c h e Lehre“ (vgl. Beilage 2 zu Nr 188) und die Abhandlung „Von den farbigen Schatten“ (vgl. LA I 3, 64–81; vgl. auch zu 181,3). 162,14–15 schönen Parthie ins Rheingau] Am 9. Juni (vgl. die folgende Erläuterung). 162,18 einen Ausfall auf das Stift zum Heil. Creuz] Davon spricht Goethe unter dem 9. Juni 1793 in der „Belagerung von Mainz“: Den 9. Juni glückte den Franzosen ein Ausfall auf Heilig-Kreuz; es gelang ihnen Kirche und Dorf unmittelbar vor den östreichischen Batterien anzuzünden, einige Ge-
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fangene zu machen und sich, nicht ohne Verlust, hierauf zurückzuziehen. (WA I 33, 285.) Johann Conrad Wagner berichtet in seinem Tagebuch auch von dem Überfall der Franzosen auf die frei vor Mainz in Richtung Marienborn gebaute Stiftskirche: „die Nacht vom 9ten biß zum 10ten branten sie den Oestreichern vor der Nase die heil. Kreutz Kirche ab, welche fast in ihren Lager steht, noch raucht sie!“ (Wagner, Tagebuch, 306.) 162,21 Camera obscura] Lat.; hier wohl nicht als tragbare Dunkelkammer (als Hilfsmittel beim Landschaftszeichnen) gemeint, sondern im wörtlichen Sinne: dunkle Kammer; das heißt: die dunkle Kammer in Weimar, in der Goethe seine optischen Versuche unternahm. Vgl. „Tag- und Jahres-Hefte“ für 1791: Ein ruhiges, innerhalb des Hauses und der Stadt zugebrachtes Jahr! Die freigelegenste Wohnung, in welcher eine geräumige dunkle Kammer einzurichten war, auch die anstoßenden Gärten, woselbst im Freien Versuche jeder Art angestellt werden konnten, veranlaßten mich den chromatischen Untersuchungen ernstlich nachzuhängen. Ich bearbeitete vorzüglich die prismatischen Erscheinungen, und indem ich die subjectiven derselben in’s Unendliche vermannichfaltigte, ward ich fähig, das erste Stück o p t i s c h e r B e i t r ä g e herauszugeben 〈…〉. (WA I 35, 17.) 162,23 Koppenfelsens Scheune] Johann Friedrich Kobe von Koppenfels, Geheimer Regierungsrat in Weimar, war Herr des Gutes Rohrbach (etwa 13 km nordöstlich von Weimar gelegen). Goethe war Pate von dessen 1776 geborener Tochter Louise (vgl. GT I 1, 28, zum 1. November 1776). Vgl. auch die biographische Einführung zu Goethes Brief an Koppenfels vom 15. September 1794 (GB 10 II, 147). 162,24 Plainen] Franz. plaine: Ebene, Fläche.
174. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau Lager bei Marienborn, 20. Juni 1793 → 〈Dessau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Dessau, Sign.: A.IV,708,(1),8. – 1 Bl. 11,8 × 18,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: GJb 39 (1918), 52 (Rudolph Kießmann). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 99, Nr 2989a. BEIL AG E
Abschrift des Briefes von Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly an Goethe, 14. Juni 1793 (vgl. zu 163,10).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau vom 27. Mai 1793 (GJb 39 [1918], 51f.; vgl. RA 1, Nr 589). – Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau antwortete am 30. Juli 1793 (GJb 39 [1918], 54f.; vgl. RA 1, Nr 671). Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau (1740–1817), den Goethe seit Dezember 1776 persönlich kannte (vgl. GB 3 IIA, 529) und außerordentlich schätzte, war der älteste Sohn von Fürst Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau und der Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Köthen. Nach dem frühen Tod beider Eltern im Jahre 1751 wurde er unter der Vormundschaft seines Onkels Dietrich von Anhalt-Dessau erzogen. Am Siebenjährigen Krieg nahm er in der preußischen Armee auf Seiten seines Onkels Moritz von Anhalt-Dessau, der Generalfeldmarschall in der preußischen Armee war, teil. 1757 verließ Leopold die Armee, ein Jahr später trat er die Regierung von Anhalt-Dessau an. 1767 heiratete er seine Cousine Louise Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, mit der er zwei Kinder hatte. – Leopold III., ein entschiedener Vertreter der Aufklärung, machte sich durch etliche Reformen in seinem Fürstentum (seit 1807 als Herzog) verdient, und zwar im Bildungs- und Sozialwesen ebenso wie in der Förderung der Forst- und Landwirtschaft, nicht zuletzt durch die Schaffung großzügiger Parkanlagen (etwa in Wörlitz). Dem französischen Kaiser Napoleon zugeneigt, wurde Leopold 1807 von diesem bestimmt, Anhalt-Dessau in den Rheinbund zu überführen. – Goethe, dem das Ansehen, das Leopold III. nicht zuletzt unter Künstlern und Schriftstellern genoss, schon zu seinen Leipziger Studentenjahren bekannt war, hatte 1768, wie er in „Dichtung und Wahrheit“ berichtete, schon Ritt und Fahrt nach Dessau (AA DuW 1, 274) verabredet, um dort auch dem Fürsten zu begegnen; aber der Plan zerschlug sich. Erst im Dezember 1776, als Goethe in Begleitung des Herzogs Carl August Wörlitz und Dessau besuchte, lernte er den Fürsten persönlich kennen (vgl. GB 3 IIA, zu 148,12); bei dessen Besuch in Weimar im Juni 1777 entwickelte sich eine wechselseitige Schätzung, die sich allerdings nicht zur Freundschaft erweiterte. In den Jahren 1778, 1781 und 1782 war Goethe ein gern gesehener Gast des Fürsten in Dessau. Vgl. zum Beispiel seinen Brief an Charlotte von Stein vom 14. Mai 1778 (GB 3 I, 207–208 und die Erläuterungen in GB 3 IIB, zu 207,17–18); außerdem Goethes Brief an Lavater vom 4. Oktober 1782 (WA IV 6, 64–67; Nr 1586). In den Jahren nach 1793 lockerten sich die Beziehungen. Aus diesem Jahr sind noch sieben Briefe Leopolds an Goethe überliefert (vgl. RA 1, Nr 556, 560, 561, 564, 570, 589 und 671); danach wird die Korrespondenz nicht fortgeführt. Von Goethe ist nur der vorliegende Brief an Leopold III. erhalten. Drei weitere, im April 1793 geschriebene, konnten erschlossen werden (vgl. EB 158, EB 159 und EB 162). – Vgl. auch Rudolph Kießmann: Leopold Friedrich Franz von Dessau und seine Beziehungen zu Goethe (Mit ungedruckten Briefen). In: GJb 39 (1918), S. 40–55.
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163,3 Der Graf d’Ecquevilly] Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly war als französischer General 1791 emigriert und in das gegen Frankreich kämpfende Korps der Emigranten, das Louis Henri Joseph de Bourbon, Prince de Condé anführte, eingetreten. – Fürst Leopold III. hatte in einem Brief vom 27. Mai 1793 an Goethe diesen um Hilfe bei einer Geldleihe für den Grafen gebeten: „Der Französische General, Grafen D’E c q u e v i l l y, dem ich schon längst als Freund Verbindlichkeiten schuldig bin, hat mich in seinen gegenwärtigen bedrängten Umständen gebeten, ihm mit zweitausend fünf hundert Gulden als Anlehen auszuhelfen. Ich stehe nicht an, dessen Wünsche zu erfüllen, da in seiner Lage ich ein Gleiches von meinem Freunde erwarten würde; und bitte daher Ew. HochwohlgL. um die Gefälligkeit, dem Grafen D’E c q u e v i l l y für meine Rechnung zu Frankfurt a/M. die benannte Summe der 2500 Gulden gegen dessen Quittung zu verschaffen 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 175; vgl. GJb 39 [1918], 51.) Aus Goethes Postsendelisten geht ferner hervor, dass er dem Grafen am 7. Juni 1793 einen Brief geschrieben hat, der nicht überliefert ist (vgl. EB 168). In seiner Antwort auf diesen Brief bat der Graf am 14. Juni 1793 Goethe, die 2500 Gulden über ein Frankfurter Bankhaus an seine Gemahlin nach Mannheim überweisen zu lassen (vgl. RA 1, Nr 609). 163,3–4 seiner Gemahlinn] Amable Cécile Comtesse d’Ecquevilly, geb. de Durfort. 163,6 Bansa und Reus] Johann Conrad Bansa, bis 1791 Teilhaber des 1742 gegründeten Frankfurter Bankhauses „Bansa & Reuß“, das nach dem Tod seiner Schwiegertochter Maria Magdalena Bansa, geb. Reuß (1791), und der Übernahme der Teilhaberschaft durch seinen Sohn Johann Matthias Bansa als „Bansa & Sohn“ firmierte. – Johann Christoph Reuß, Sohn des Frankfurter Bürgers Dietrich Reuß und seiner Ehefrau Maria Jacobea Reuß, geb. Bansa, betrieb nach der Trennung von Johann Conrad Bansa ein eigenes Bankgeschäft in Frankfurt a. M. 163,7 die Summe auszahlen] Vgl. Goethes Brief an Christian Gottlob Voigt vom 9. Juli 1793 (Nr 184). 163,8 Remboursement] Franz.: Rückzahlung. 163,10 Brief des Grafen] Gemeint ist der Brief des Grafen vom 14. Juni 1793 (vgl. RA 1, Nr 609), der hier aber wahrscheinlich in einer Abschrift beigefügt wurde.
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BRIEF 175
175. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim 〈Lager bei〉 Marienborn, 21. Juni 1793 → 〈Eisenach〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/82,I. – Doppelblatt 11,7 × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 Stempel des gräflich Erdödyschen Archivs zu Galgócz (Ungarn), darüber von fremder Hd, Tinte: „Lad 108 Fasc 3 No 4“. E: Carl Graf Oberndorff (Hrsg.): Erinnerungen einer Urgroßmutter (Katharina Freifrau von Bechtolsheim geb. Gräfin Bueil). 1787–1825. Mit Originalbriefen von Goethe, Wieland, Herder, Kaiserin Katharina II., Kaiser Alexander I. und Kaiserin Maria von Russland, Herzog Carl August von Weimar, Ernst II. von Sachsen-Gotha, Frau von Stael, Fürst von Ligne, Graf Ségur, Fürst-Primas von Dalberg und von anderen. Berlin 1902, S. 192f. WA IV 30 (1905), 50, Nr 2915a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Juliane von Mauchenheim antwortete am 11. Juli 1793 (GJb 63 [1943], 312 [Teildruck]; vgl. RA 1, Nr 642). Zur Biographie und zum poetischen Werk von Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim (gen. Bechtolsheim), geb. von Keller (1751–1847), vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an sie vom 18. April 1784 (GB 5 II), außerdem Eva Schmidt: Julie von Bechtolsheim, Wielands „Psyche“. Eine Biographie. Hrsg. zu ihrem 250. Geburtstag von Hubert Frhr. von Bechtolsheim 〈…〉. Rattenkirchen 2003, bes. S. 55–89. – Juliane von Mauchenheim war seit 1774 mit ihrem Onkel (dem älteren Bruder ihrer Mutter) Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim verheiratet. Über diesen (der seit 1765 Oberamtshauptmann in sachsen-gothaischen Diensten war und 1776 Vizekanzler der sachsen-eisenachischen Regierung in Eisenach wurde) vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 14. November 1776 (GB 3 IIA, Nr 186). – Von Goethes Briefen an die Adressatin sind für den Zeitraum vom 18. April 1784 bis zum 30. Juli 1819 sieben Briefe überliefert; vier weitere aus den Jahren 1777, 1785 und 1786 sind erschlossen. Der vorliegende Brief ist der einzige überlieferte zwischen den Jahren 1786 und 1818. Von Juliane von Mauchenheim sind vier Briefe aus den Jahren 1792 und 1793 überliefert (vgl. RA 1, Nr 485, 642, 720 und 829). 163,18 wie ich höre] Wahrscheinlich hatte Juliane von Mauchenheims Sohn Carl Emil, der als ‚Second Lieutenant‘ (Unterleutnant, Standartenjunker) im Kürassierregiment von Herzog Carl August diente, Goethe von den freundlichen Gedanken seiner Mutter erzählt. – Vgl. Goethes Erinnerung an Sohn und Mutter in der „Campagne in Frankreich“ unter dem 19. September 1792, anlässlich einer versehentlichen Beschießung einer preußischen Batterie durch eine andere preu-
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ßische Batterie: In dem ersten Gliede der Escadron schwankte die Standarte in den Händen eines schönen Knaben hin und wieder; er hielt sie fest, ward aber vom aufgeregten Pferde widerwärtig geschaukelt; sein anmuthiges Gesicht brachte mir, seltsam genug aber natürlich, in diesem schauerlichen Augenblick, die noch anmuthigere Mutter vor die Augen, und ich mußte an die ihr zur Seite verbrachten friedlichen Momente gedenken. (WA I 33, 69.) 163,20 ein freundliches Wort] In ihrem Antwortschreiben spricht Juliane von Mauchenheim von einem noch nicht fertigen Gedicht, „a n m e i n e t e u t s c h e n M i t b ü r g e r i n n e n gerichtet“, und übersendet die „Einleitung a n G o e t h e, die es begleiten sollte und die ich Ihnen einstweilen voraus sende“ (H: GSA 28/2, Bl. 250; vgl. GJb 63 [1943], 312). Dem folgenden Brief vom 11. und 12. September 1793 sind offenbar keine Verse beigelegt worden (vgl. RA 1, Nr 720). 163,21 des leidigen Schweigens eingedenck] Wahrscheinlich ist gemeint, dass Goethe sein Versprechen, das er gegeben haben wird, als er Juliane von Mauchenheim Mitte Mai in Eisenach besuchte: ihr bald zu schreiben, – dass er dieses Versprechen nicht eingehalten hat. Von dem Besuch Goethes handelt Juliane von Mauchenheims Gedicht „An Herrn Landkammerrath Mathesius im Mai 1793“ (Eva Schmidt: Julie von Bechtolsheim 〈…〉, S. 61–63; Handschrift in der SLUB Dresden), das unter anderem davon spricht, wie bei dem Zusammensein die leidige Politik durch die von der Gastgeberin vorgetragene Poesie vergessen wurde: „Der Neuheit Reiz, die volle Harmonie / Der unbekannt zu lang gebliebnen Töne / Erweckten uns in holder Sympathie / Zur Schwärmerei fürs namenlose Schöne / Und schmiegten sich so sanft zu meines Freunds Magie.“ (S. 63.) Das Vorgetragene, so endet das Gedicht, seien Lieder des Angesprochenen, des Landkammerrats Siegmund Immanuel Mathesius, gewesen. 164,1–2 von ihrem guten Vorsatze zurückhielte] Juliane von Mauchenheim mag ihren Vorsatz an Goethes Versprechen geknüpft haben. 164,2 pränumerire] Neulat. praenumerare: vorausbezahlen, vorausbestellen. 164,3 der liebe Sohn] Carl Emil von Mauchenheim gen. Bechtolsheim (vgl. zu 163,18). 164,4 der Freund] Goethe meint sich selbst, der ausser seinem Berufe (164,5) an der Belagerung von Mainz teilnahm. 164,5 Gemahl] Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, Geheimer Rat, Vizekanzler und Oberkonsistorialpräsident in Eisenach. 164,6 Schwestern] Auguste von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, geb. von Keller, Wilhelmine Caroline von Keller und Louise von Keller.
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BRIEFE 176/177
176. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Lager bei Marienborn, 22. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 24–25. – Doppelblatt 18,4(–18,8) × 22,8 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. die Überlieferung zu Nr 122). E: WA IV 10 (1892), 81–83, Nr 2992. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt.– Anna Amalia antwortete am 5. Juli 1793 (vgl. RA 1, Nr 634). 164,9–10 meine Relationen aus der vorjährigen Campagne] Gemeint sind Goethes Berichte (lat. relatio: Berichterstattung, Vortrag) über seine Teilnahme an der Campagne in Frankreich (August–Oktober 1792), in denen auch, wie selbstverständlich, das Befinden von Herzog Carl August erwähnt wird. Allerdings ist aus dieser Zeit nur Goethes Brief an die Herzoginmutter vom 25. September 1792 überliefert (Nr 122). 164,14 Ew Durchl Lieblingswissenschafften] Wahrscheinlich meint Goethe Anna Amalias gelegentliches Interesse an Gesteinen und Mineralien, das während ihrer italienischen Reise lebhaft war. Ihro Sammlung vesuvianischer Steine (Goethe an Johann Georg Lenz, 25. Juli 1804; WA IV 17, 165, Nr 4934) ging 1804 in den Besitz der Mineralogischen Gesellschaft in Jena über (vgl. ebd.). – Vgl. auch Goethes Bericht über die im Dezember 1792 erworbene Gemmensammlung aus dem Besitz der Fürstin von Gallitzin in seiner „Campagne in Frankreich“: Der Tag des Abschieds 〈am 10. Dezember 1792〉 nahete heran, man mußte doch sich einmal trennen. Nun, sagte die Fürstin, hier gilt keine Widerrede, Sie müssen die geschnittenen Steine mitnehmen, ich verlange es. (WA I 33, 243.) 164,19 Rocken] Roggen. „Der Nahme 〈Rocken〉 ist so alt und ausgebreitet, als die Frucht selbst.“ (Adelung 3, 1140.) 164,25 Wir gewöhnen uns an den Lakonismus] Diesem Zustand wollte die Herzogin entgegenwirken, wie aus ihrem Antwortschreiben vom 5. Juli 1793 zu ersehen ist, da sie Goethe ein Geschenk machte: „Den bey Ihnen herschenden Lakonismus welcher für den Geist immer etwas lästiges hat einigermaßen zu versüßen, nehme ich mir die Freyheit, Ihnen die ZeitGedichte von den Alten Gleim zu übersenden die er jetzt herausgegeben und mir zugeschieckt hat. Wen sie auch gleich nicht den Geist zu einem hohen schwung erheben so geben sie doch Nahrung für abgemattete Seelen; auch trockenes Brod ist für den hungrigen Magen ein willkommenes geschenck.“ (H: GSA 28/767, St. 1.) Johann Wilhelm Ludwig Gleims „Zeitgedichte vor und nach dem Tode des Heiligen Ludewig des Sechzehnten“ wa-
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ren zur Ostermesse 1793 ohne Verlagsort anonym erschienen. Das Buch, mit einer Widmung Gleims an die Herzogin, hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert 130, Nr 921). 165,1–2 eine gezogene Paralelle] Ein Belagerungsgraben, parallel angelegt zur Verteidigungslinie der belagerten Stadt. Vgl. die Darstellung in der „Belagerung von Mainz“ unter dem 18. Juni 1793: Als man die neulich mißglückte Eröffnung der Tranchee 〈des Laufgrabens〉 unter den Sachverständigen besprach, wollte sich finden, daß man viel zu weit von der Festung mit der Anlage geblieben sei; man beschloß daher sogleich die dritte Parallele näher zu rücken und dadurch aus jenem Unfall entschiedenen Vortheil zu ziehen. Man unternahm es und es ging glücklich von Statten. (WA I 33, 289.) 165,2–3 aus dem lieben Deutschen Vaterlande gänzlich ausschließt] Die Belagerung von Mainz endete am 23. Juli 1793 mit der Bestätigung der ausgehandelten Waffenruhe vom 22. Juli, der Kapitulation und dem beginnenden Auszug der französischen Besatzung aus der Stadt (vgl. zu 181,21). 165,6 der Prinz] Friedrich Ferdinand Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, ein Bruder von Herzog Carl August; er stand als Generalmajor in kursächsischen Diensten. 165,7 Churfürsten] Friedrich August III., Kurfürst von Sachsen. 165,7–8 die Campagne mit den Sächsischen Truppen] Bevor die sächsischen Truppen Frankreich erreichten, starb Prinz Constantin am 6. September 1793 in Wiebelskirchen (Kreis Neunkirchen/Saar) an einer im Lager grassierenden Darmepidemie. 165,10 der König] Der preußische König Friedrich Wilhelm II., der zusammen mit Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig die preußischen Truppen im Koalitionskrieg gegen Frankreich befehligte.
177. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn〉, 22. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 11,5 × 18,7 cm, 1 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: E. E: Zur Erinnerung an die Feier des 28. August 1849 auf der Grossherzoglichen Bibliothek zu Weimar. o. O. o.J., Bl. 〈5〉 (Faksimile). WA IV 10 (1892), 79f., Nr 2990.
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BRIEF 178
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Der Brief beantwortet Meyers Briefe vom 14. Juni 1793 und vom 18. Juni 1793 (Goethe-Meyer 1, 67–70, Nr 26 und 27; vgl. RA 1, Nr 611 und 620). – Meyer antwortete am 6. Juli 1793 (Goethe-Meyer 1, 73f., Nr 30; vgl. RA 1, Nr 633). – Goethes Brief kreuzte sich mit Meyers Brief vom 25. Juni 1793 (GoetheMeyer 1, 71–73, Nr 29; vgl. RA 1, Nr 626). 165,23 Ihren Brief vom 14ten] Im Bezugsbrief vom 14. Juni 1793 hatte Meyer Goethe vor allem über den Fortgang des Erwerbs eines angeblichen Originalgemäldes von Annibale Carracci aus Rom für Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. zu 166,3) sowie über ein Basrelief von Martin Gottlieb Klauer und über eigene Arbeiten informiert (vgl. Goethe-Meyer 1, 67–69). 165,23 vor Maynz] Goethe war am 28. Mai zum Mainz belagernden Regiment von Herzog Carl August ins Lager bei Marienborn gekommen (vgl. zu 136,19–20 und zu 144,2–3). 165,24 noch einige Zeit] Die schon neun Monate währende französische Besatzung fand nach der Kapitulation am 22. Juli an den drei folgenden Tagen ihr Ende (vgl. zu 181,21). 165,26 unser Häußchen] Gemeint ist Goethes Haus am Frauenplan, das während seiner Abwesenheit entsprechend den festgelegten Plänen unter Meyers Aufsicht umgebaut wurde. Am 18. Juni schrieb dieser an Goethe: „nun noch ein Wort vom Bauwesen. Hoffentlich werdL die Tüncher noch diese Woche gänzlich fertig. im Vorzimmer wird Gemahlt, es wird eine Hübsche noch wenig gesehene Einheit werden, freüen Sie sich nur im voraus drauf.“ (H: GSA 28/620; vgl. Goethe-Meyer 1, 70.) Dieser Brief Meyers war demnach auch schon bei Goethe im Militärlager vor Mainz eingetroffen (vgl. auch zu 166,3 und zu 166,6). 166,1 Sie zu besuchen] Da Meyer in Goethes Haus am Frauenplan wohnte, ist die Wendung vermutlich mit der Eile, in der Goethe den Brief schrieb, zu erklären. Möglich ist allerdings auch, dass Goethe das Verb in der seltenen Bedeutung von „zu jemanden kommen“ (Adelung 1, 935) gebraucht hat. – Goethe kehrte erst am 23. August 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 166,3 die Sache mit dem Bilde] Es handelt sich um eine von Meyer und Bury erstandene Kopie von Annibale Carraccis Gemälde „Pietà“ („Christus tot im Schoße Mariä“). Das Bild befindet sich in den Kunstsammlungen der KSW (Inv.-Nr G 187; vgl. GB 8 II, zu 7,2–3 und zu 7,3–4). Am 14. Juni hatte Meyer geschrieben: „Diese Woche schrieb Heigelin aus Neapel an die Herzogin daß das Bild v. C a r r a c c i durch Bürri seith einiger Zeit bey ihm versetzt sey. da er aber nun höre daß Ihro DrchL. solches an sich nemmL woltL. so wolt er solches über Hamburg herschickL 〈…〉 Auf Ihro Drchl. Befehl hab ich Ihm dan Geschrieben in wie fern & für wie viel sich dieselbe entschloßen hätte und wie Sie und ich an die M a d. A n g. geschrieben & Gebetten hätten daß Sie Sich damit befaßen möchte Ihr auch daraufhin eine A ß i g n a t i o n v 100 S c u d i Zu gesandt p. kurz alles was bis dahin
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gethan worden nun empfählen aber Ihro Drchl. Ihm selbst die Besorgung des ganzen Geschäfts. –– unter uns gesagt je mehr ich die Sache überlege so wird mir wahrscheinlicher daß es drauf angesehen ist von den Mahlern, zu Bürris vortheil die Herzogin zu Prellen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 201a; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 68.) 166,3 Angelika] Angelika Kauffmann; sie sollte für die ihr überwiesenen 100 Scudi das Gemälde, das Anna Amalia zu besitzen wünschte, kaufen. – Meyer schrieb Goethe am 18. Juni 1793: „Den Augenblick da ich diesL Brief zuschließL will erhalte ich einen Brief von der Angelicka. Sie meldet das von Burris Bild was ich ihnen Letzthin schrieb 〈…〉.“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 70.) Am 25. Juni meldete Meyer: „Ich hab ihnen dünckt mich zu melden vergeßen daß dem Brief der Angelicka eine Quittung für die 100 Sc: von Bürris Hand beygelegt war – ich werde nun dieselbe samt dem Inhalt ihres Briefs. an Ihro. Drchl. Abgeben. auf daß alles ins reine komme ––“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 73). 166,6 Ihrer Arbeit] Meyer war mit einem Gemälde „Pelops gewinnt die Hippodamia im Wagenrennen“ beschäftigt, zu dem Amalie von Seebach, die 1798 Charlotte von Steins Sohn Carl heiratete, Modell gesessen hatte (vgl. Meyer an Goethe, 14. Juni 1793; Goethe-Meyer 1, 69). Im Brief Meyers vom 18. Juni heißt es: „〈…〉 mit der schönen Hippodamia komme ich täglich beßer zurecht so daß wan ihre Geduld & mein Fleiß & Lust noch ferner anhält ich Hoffen kan mich mit EhrL aus der Sache zu ziehL 〈…〉.“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 69.) In Meyers Brief vom 25. Juni heißt es: „Indem ich die Hipp. Zeichne so ist mir der Gedancke beygefallen ob es nicht vieleicht dem ganzen Werck Größeres Intreße Geben solte wan man unter die Zuschauer viel Bildniße von unsern hießigen Freünden und Bekanten mischte.“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 71f.) Das Bild scheint Meyer nicht geglückt zu sein. „Eine farbig leicht getönte Zeichnung größeren Maßstabs ist allein erhalten.“ (Zeichnungen von Johann Heinrich Meyer. Hrsg. von Hans Wahl [SchrGG 33]. Weimar 1918, S. 9; eine Abbildung des Gemäldes, das Amalie von Seebach darstellt, ebd., Tafel 8.) Vgl. auch zu 174,13.
178. An Christiane Vulpius 〈Lager〉 bei Marienborn, 22. Juni 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 25f. – Doppelblatt 11,5 × 18,7 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 80f., Nr 2991.
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Der Brief beantwortet den Brief von Christiane Vulpius vom 14. Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 24f., Nr 20; vgl. RA 1, Nr 613). – Christiane Vulpius antwortete am 5. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 31f., Nr 26; vgl. RA 1, Nr 635). – Goethes Brief kreuzte sich mit Christianes Briefen vom 17. oder 18. Juni und von Ende Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 24f. und 28f.; vgl. RA 1, Nr 617 und 629). 166,18 dich bald wieder zu sehen] Goethe kam erst am 23. August nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 166,26 – 27 deinem Bruder 〈…〉 Theaterwesen ein Wort melden] Christian August Vulpius schrieb Goethe am 14. Juni über das Theaterwesen in Weimar, über die Aufführungen von Ifflands „Die Hagestolzen“ (am 5. Juni) und Kotzebues „Die Sonnenjungfrau“ (am 12. Juni); außerdem erwähnte er die Einstudierung der Oper „Das Kästchen mit der Chiffre“ von Antonio Salieri, die am 3. August zuerst in Lauchstädt gegeben wurde (vgl. Vulpius-Korrespondenz 1, 7 f., Nr 8; vgl. auch RA 1, Nr 612 sowie Burkhardt, Repertoire, 10). 167,1 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17.
179. An Carl Ludwig von Knebel Lager bei Marienborn, 2. Juli 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 134. – 1 Bl. 12,2(–12,4) × 18,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 108f., Nr 107. WA IV 10 (1892), 83f., Nr 2993.
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Der Brief beantwortet Knebels Brief vom 11. Mai 1793 (Goethe-Knebel 1, 107f., Nr 105 [Teildruck]; vgl. RA 1, Nr 577). – Knebel antwortete am 12. Juli 1793 (Goethe-Knebel 1, 109–112 [hier fälschlich unter dem Datum 17. Juli 1793]; vgl. RA 1, Nr 647). 167,17 deinem Wercke] Knebels literarische Hauptbeschäftigung galt der Übersetzung von Lukrez’ „De rerum natura“, zu der ihn Johann Gottfried Herder schon 1784 ermuntert hatte. Die Übersetzung des 1. Buchs war Mitte 1793 „beynahe geendigt“, wie Knebel in seinem Antwortbrief schrieb. „Weiter bin ich noch nicht fortgerückt; treibe es eben auch nicht zu sehr, weil ich mir anscheinlich gewiß bin, daß ich ihn endigen werde. Er ist ein gar guter Tonstimmer meines inneren Selbsts, so daß ich nicht einmal wünschen kann damit sogleich, wie mit einer andern Arbeit, fertig zu werden.“ (H: GSA 28/490, Bl. 9; vgl. Goethe-Knebel 1, 111.) Die vollständige Übersetzung der sechs Bücher (T. Lucretius Carus: Von der Natur der Dinge) erschien erst 1821 in zwei Bänden bei Göschen in Leipzig (vgl. Ruppert, 197, Nr 1405). Vgl. Goethes „Tag- und Jahres-Hefte“ 1821: Von Knebels Übersetzung des Lucrez, welcher nach vielfältigen Studien und Bemühungen endlich herauskam, nöthigte zu weiteren Betrachtungen und Studien in demselben Felde; man ward zu dem hohen Stande der römischen Cultur ein halbes Jahrhundert vor Christi Geburt, und in das Verhältniß der Dichtund Redekunst zum Kriegs- und Staatswesen genöthigt. (WA I 36, 191f.) Goethe rezensierte die Ausgabe 1822 in „Ueber Kunst und Alterthum“ (Bd 3. H. 3, S. 156–165: Von Knebels Uebersetzung des Lukrez). 167,17 die Kur] Knebel hatte sich eine Bitterwasser-Kur verschrieben, wie er Goethe in seinem Brief aus Jena vom 11. Mai 1793 mitgeteilt hatte (vgl. GSA 28/490, Bl. 4 und zu 141,7–8; vgl. auch RA 1, Nr 577). 167,18 Musen des Friedens] Unter den seit dem Altertum besonders gekennzeichneten neun Musen galt keine als Muse des Friedens. Hier spielt Goethe vermutlich auf die Redewendung an, dass im Krieg alle Musen schweigen und der Friede kommen müsse als Voraussetzung ihrer segensreichen Tätigkeit. 167,19 Reinecken] Sein Versepos „Reinecke Fuchs“, das 1794 als Band 2 seiner „Neuen Schriften“ bei Unger in Berlin erschien, legte Goethe vor dem Druck Herder und Christoph Martin Wieland, wahrscheinlich auch Knebel im Manuskript vor, nicht zuletzt in der Hoffnung auf metrische Korrekturen, die insbesondere von Knebel erwartet werden konnten. Die erste Fassung des Manuskripts zu dem Werk hatte Goethe zur Überarbeitung ins Feldlager vor Mainz mitgenommen (vgl. zu 141,12). 167,20 optischen Sachen] Vgl. zu 162,12; zu 181,9–10; zu 186,10. 167,23 einen kleinen Aufsatz] Der geplante 3. Teil der „Beyträge zur Optik“ mit dem Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ erschien erst aus Goethes Nachlass (vgl. LA I 3, 64–81). Weiter vgl. zu 181,3.
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168,1 wieder in Weimar] Knebel hatte seinen Hauptwohnsitz seit 1784 in Jena. Er war am 18. Juni nach Weimar gegangen; an diesem Tag besuchte er Herder, am Vortag war er noch mit Justus Christian Loder in Jena zusammen gewesen (vgl. Knebel, Tgb. [17. und 18. Juni] 1793, Bl. 26). 168,1 Frl. Schwester] Henriette Magdalena von Knebel lebte seit 1791 als Erzieherin der Prinzessin Caroline in Weimar. Am 19. Juni und an den folgenden Tagen trug Knebel in sein Tagebuch Besuche bei seiner Schwester ein (vgl. ebd., Bl. 26f.). – Es scheint, als sei Knebel erst am 27. September für kurze Zeit nach Jena zurückgekehrt. An diesem Tag notierte er in sein Tagebuch: „Mittags bey Göthe. Nachmittags 3 Uhr mit diesem u. Meyer nach Jena.“ (Vgl. ebd., Bl. 41.) Am 9. Oktober heißt es: „Mittags 2. Uhr mit Göthe u. Meyer abgereißt nach Weimar.“ (Vgl. ebd., Bl. 42.) 168,4 schreibe mir ein Wort] Das geschah am 12. Juli 1793 (vgl. Goethe-Knebel 1, 109–112; vgl. auch RA 1, Nr 647).
180. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei〉 Marienborn, 3. Juli 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 13–14. – Doppelblatt 18,8 × 23 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 84–86, Nr 2994. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Voigts Brief vom 24. Juni 1793 (Goethe-Voigt2 1, 96f., Nr 47; vgl. RA 1, Nr 624). – Voigt antwortete am 10. Juli 1793 (Goethe-Voigt2 1, 102f., Nr 52; vgl. RA 1, Nr 641). 168,6–8 das Unheil 〈…〉 in dem unglücklichen Maynz angerichtet wird] Seit Mitte April belagerten die preußisch-österreichischen Alliierten das französisch besetzte Mainz, das schließlich seit 20. Juni 1793 unter Dauerbeschuss stand und stark zerstört worden war. Nicht nur die Verteidigungsanlagen, auch zahlreiche Gebäude sowie vor allem auch historische Einrichtungen und unersetzliche Kulturgüter waren in Mitleidenschaft gezogen oder ganz vernichtet worden. Immer wieder brachen neue Brände aus und verschlimmerten die Situation in der Stadt zusehends (vgl. Wagner, Tagebuch, 312–320). Goethe berichtet über den beginnenden Beschuss und die Verwüstungen in seiner Darstellung „Belagerung von Mainz“ (vgl. WA I 33, 289–317). Vgl. auch zu 197,6.
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168,8 Ihre gütigen Briefe] Gleich nach seiner Ankunft bei Herzog Carl August im Lager der alliierten Truppen vor Mainz am 28. Mai 1793 eröffnete Goethe den Briefaustausch mit Voigt in Weimar, der ihn über die Vorgänge dort, insbesondere in der Administration, und die wichtigsten gemeinsamen Dienstgeschäfte auf dem Laufenden halten sollte. Mit seinem ersten Brief vom 31. Mai (Nr 161) beantwortete Goethe bereits ein solches Informationsschreiben Voigts, wahrscheinlich vom Anfang der letzten Maidekade (vgl. zu 149,20–21). Bis zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes hatte Goethe vier weitere Briefe von Voigt aus Weimar erhalten, geschrieben am 7. (vgl. RA 1, Nr 601), 10. (vgl. ebd., Nr 605), 17. (vgl. ebd., Nr 616) und 24. Juni (vgl. ebd., Nr 624). Bis zu Goethes Abreise von Mainz Ende Juli kamen noch einmal vier Briefe Voigts hinzu (vom 3., 10., 17. und 24. Juli; vgl. ebd., Nr 631, 641, 651 und 661), zwei weitere erreichten ihn danach noch in Frankfurt a. M. (vgl. ebd., Nr 677 und 680), bevor er am 23. August in Weimar eintraf (vgl. zu 145,13–14). 168,12 Stupor] Lat.: Staunen, Betroffenheit, die sich im Zustand völliger körperlicher und geistiger Regungslosigkeit und Erstarrung zeigt. 168,13 trivialen Ausdruck: der Ve r s t a n d s t e h t m i r s t i l l] Aphoristische Redewendung zum Ausdruck eines psychischen Zustandes, der ausgelöst durch die Unbegreiflichkeit eines nicht erwartbaren Ereignisses oder Erlebnisses zu einer vermeintlichen oder tatsächlichen Blockade des Denkens führt. 168,15–16 Die Hälfte der 〈…〉 Stadt mag nun wohl schon verbrannt seyn] Vgl. zu 168,6–8. 168,17–18 Die Situation der emigrirten Maynzer 〈…〉 traurigste von der Welt.] Seit Beginn der französischen Besatzung von Mainz Ende Oktober 1792 waren bereits viele Einwohner aus der Stadt geflohen, mit der Belagerung seit April 1793 und der damit verbundenen Radikalisierung des Revolutionsregimes der Mainzer Republik verließen noch mehr Bürger ihre Stadt. Der Angriff der Alliierten spitzte die Lage in der Stadt immer weiter zu. Und seit Ende Juni mussten dann auf Befehl der französischen Kommandantur alle Bewohner die Stadt verlassen, die sich weigerten, einen Treueeid auf die neuen Machthaber zu leisten und ihren Kampf zu unterstützen. So hatte in den Tagen zuvor nochmals eine große Zahl Mainzer Bürger ihr Zuhause verloren und irrte zwischen den sich ständig ändernden Frontlinien umher. 168,21–22 Seit dem Anfange 〈…〉 unsre Jäger auf ihrem gewöhnlichen Posten weniger Gefahr als vorher.] Die relativ offene Blockade bis zum Beginn der Kanonade hatte den Verteidigern von Mainz vielfältige Möglichkeiten zu Gegenaktionen gegeben. Meist startete man einzelne Tirailleurgefechte oder lockte gegnerische Posten oder Patrouillen in einen Hinterhalt. Immer wieder kam es auch zu größeren Angriffen und überraschenden Ausfalloperationen mit schlagkräftigeren Kontingenten. Mit dem Beginn des Dauerbeschusses der Stadt am 20. Juni (vgl. zu 168,6–8) wurden die Möglichkeiten für solche militärischen Aktionen allerdings er-
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heblich eingeschränkt. Die Truppen der Alliierten, darunter auch einige wenige weimarische Jägersoldaten, die Carl August begleiteten, waren so erheblich weniger Gefahren ausgesetzt als vorher. 168,24 Blumenstein hat um den Trauschein gebeten] Johann Ernst Blumenstein, einer der Soldaten des Weimarer Jägerbataillons. Seinem Gesuch wurde statt gegeben, und schon am 18. August 1793 konnte in der Weimarer Jakobskirche seine Trauung vollzogen werden (vgl. Goethe-Voigt2 1, 438 [Anmerkungen]). 168,25 Mädchen die Güntherinn heißt] Bei der Braut Blumensteins handelte es sich um die aus Weimar stammende Catharina Margaretha Günther (vgl. ebd.). 168,26–28 zu sorgen? daß dem Mädchen 〈…〉 kein Leid geschehe] Uneheliche Schwangerschaften waren ein Strafdelikt, das die zuständigen Behörden juristisch zu verfolgen hatten; deshalb das Heiratsgesuch Blumensteins und Goethes Bitte, bis zum Vollzug der Ehe auf entsprechende Strafmaßnahmen gegenüber Catharina Margaretha Günther zu verzichten. Im Januar 1794 kam ihr Sohn Carl Gottfried Michael Blumenstein zur Welt (vgl. ebd.). 169,1 facilitiren] Von lat. facilitas: Erleichterung. Im amtlichen Bereich durch bestimmte Maßnahmen etwas erleichtern, fördern (vgl. GWb 3, 617). 169,3 Gores rühmen sehr Ihre gütige Sorge für den Haußbau.] Der englische Kaufmann und Maler Charles Gore gehörte während der Belagerung von Mainz zeitweise ebenfalls zum Gefolge Herzog Carl Augusts im Lager bei Marienborn. Er reiste aber erst Mitte Juli 1793 dorthin (vgl. Knebel an Goethe, 12. Juli 1793; Goethe-Knebel 1, 111f.). Dem Herzog, der eine Zuneigung zu Gores Tochter Emily entwickelt hatte, war es zuvor gelungen, die Familie dauerhaft an Weimar zu binden (vgl. zu 79,7–8). Dafür hatte er den Gores das zuvor von Goethe bewohnte repräsentative ‚Kleine Jägerhaus‘ in der Marienstraße zur Verfügung gestellt. Nach Goethes Auszug im Spätfrühjahr 1792 wurden Umbau- und Renovierungsarbeiten am Haus begonnen, die noch nicht abgeschlossen waren (vgl. zu 160,3; zu 160,3–5; zu 160,5–7). 169,4–5 Wie steht es mit dem Verkaufe des kleinen Haußes neben dem meinigen?] Goethe erwog das kleine Gebäude Am Frauenplan 3 für 300 Reichstaler zu erwerben. Es grenzte auf der westlichen Seite an das von ihm 1792 bezogene ‚Helmershausensche‘ Haus am Frauenplan an. Die Besitzerin, die Witwe des Zeugschmieds Franke, verlangte jedoch 400 Reichstaler, so dass Goethe Abstand nahm. Später ging das Haus in den Besitz des Leinewebermeisters Herter über. Erst 1834 wurde es von Goethes Enkeln hinzugekauft (vgl. Goethe-Voigt2 1, 440 [Anmerkungen]). 169,6 daß ich bald wieder zurückzukehren wünsche] Nach dem Ende der Kämpfe verließ Goethe am 2. August 1793 Mainz (vgl. Georg Melchior Kraus an Karoline Bertuch, 1. August 1793; Goethe-Kalender auf das Jahr 1940. Hrsg. vom Frankfurter Goethe-Museum. 33. Jg. Leipzig 1939, S. 332) und reiste zunächst über Mannheim und Heidelberg nach Frankfurt a. M. zu seiner Mutter (vgl.
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Belagerung von Mainz; WA I 33, 324–329), wo er vom 9. bis zum 21. August blieb (vgl. 184,14; Gerning, Tagebuch, 20. August 1793; BG 4, 37). In Weimar traf er schließlich zwei Tage später, am 23. August, nach über dreimonatiger Abwesenheit, ein (vgl. zu 145,13–14). 169,7 Das Paquet war geschlossen] Es ist nicht bekannt, was für ein Paket gemeint war. Zu vermuten ist, dass es sich um eine Sendung mit der Kurierpost gehandelt hat, über die üblicherweise Nachrichten, Dokumente und weiteres zwischen dem Landesherrn und seinen Amtsträgern ausgetauscht wurden. 169,8 die Ubergabe von Maynz zu melden] Die Kapitulation der französischen Besetzer von Mainz erfolgte am 22. Juli 1793, ihr Abzug in den Tagen danach (vgl. zu 181,21). Goethe berichtete Voigt in seinem Brief vom 27. Juli darüber (vgl. 182,27–183,13). 169,9 Marienb.] Abgekürzt für Marienborn, den oberhalb der Stadt Mainz in südwestlicher Richtung gelegenen Ort, in dem sich während der Belagerung das Hauptquartier der preußischen Armee befand und auch Herzog Carl August Quartier bezogen hatte. Heute ist Marienborn ein Stadtteil von Mainz (vgl. auch zu 144,12).
181. An Christiane Vulpius
〈Lager bei〉 Marienborn, 3. Juli 1793 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 27f. – Doppelblatt 11,5 × 18,6 cm, 3 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 86f., Nr 2995. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von Christiane Vulpius vom 17. oder 18. Juni 1793 (Goethe-Christiane 1, 26f., Nr 22; vgl. RA 1, Nr 617). – Christiane Vulpius antwortete mit einem Brief von Mitte Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 33f., Nr 28; vgl. RA 1, Nr 649). – Goethes Brief kreuzte sich mit Christiane Vulpius’ Briefen von Ende Juni und vom 5. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 28f. und 31f., Nr 24 und 26; vgl. RA 1, Nr 629 und 635). 169,13 soviel schreibst] Fünf Briefe Christianes, die Goethe seit seiner Abwesenheit von Weimar erhalten hatte, sind bekannt (vgl. RA 1, Nr 579, 585, 600, 613 und 617); zwei Briefe von ihr – vermutlich aus der ersten Junihälfte 1793 – sind nicht überliefert. Am 14. Juni schrieb Christiane an Goethe (vgl. GoetheChristiane 1, 24, Nr 20), sie habe während Goethes Abwesenheit bereits fünf Briefe an ihn geschrieben.
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BRIEF 182
169,20 die Stadt bombardirt] Die Bombardierung von Mainz, die erhebliche Schäden in der Stadt anrichtete (vgl. zu 168,6–8 und insbesondere „Belagerung von Mainz“; WA I 33, 299f.), bereitete die Kapitulation der Franzosen vor; am 22. Juli, neun Monate nach der Besetzung, gaben sie die Stadt auf, in den folgenden Tagen zogen sie ab. Vgl. auch zu 181,21. 169,24 deine Gurcken] In ihrem Brief vom 17. oder 18. Juni hatte Christiane geschrieben: „diesse woche habe ich auch eine grosse bedrübnis gehat ich hat die Gurken so schönn gewarde〈t〉 und gegossen. süket 〈schicket〉 der hoff gärner vom Pelfeder 〈Belvedere〉 die Planzen 〈Pflanzen〉 vom Spargel und die müssen gar dief mit ein Graben geflanzet werden und da gingen die Gurken bey nahe alle zu grunde so daß ich habe früschen lehen müsse ich weis aber nicht ob Etwas darus wiedrt 〈wird〉“ (H: GSA 28/2, Bl. 220; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 26). Im Brief von Ende Juni wird das Thema Gartenarbeit von Christiane noch einmal berührt (vgl. Goethe-Christiane 1, 28f.). 169,27 Meine Mutter hat dir geantwortet] Vgl. zu 153,3. 169,28–170,1 kein Zwirn bey den Sachen] Christiane schloss ihren Brief vom 17. oder 18. Juni: „du sch〈r〉iebs mir in eim briefe es währe zwirn da bey aber ich habe kein bekomm“. (H: GSA 28/2, Bl. 221; vgl. Goethe-Christiane 1, 27.) Goethe hatte am 17. Mai die Zwirn-Sendung angekündigt (vgl. 143,3–4). 170,2 zu Hause] Gemeint ist das Haus von Goethes Mutter in Frankfurt a. M. 170,3 Wegen des Häußchens] Christiane hatte in ihrem Bezugsbrief vom 17. oder 18. Juni geschrieben, „daß daß klein heußgen nehm 〈neben〉 uns jzo verkauft wird es ist aber noch zeit wen du den bauwerwalter etwa Commisgon geben willst.“ (H: GSA 28/2, Bl. 220; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 26.) 170,3 Ass. Rath Voigt] Goethe hatte am selben Tag an Christian Gottlob Voigt geschrieben (Nr 180) und sich nach dem anstehenden Verkauf des Nachbarhauses in Weimar erkundigt (vgl. zu 169,4–5). 170,5 Bauverwalter] Georg Christoph Steffany, Kammer- und Bauverwalter in Weimar. 170,5 ein Fäßchen] Ein Fässchen Wein für seine Verhandlung über den Verkauf des Nachbarhäuschens, an dessen Ankauf Goethe einige Zeit interessiert war. In ihrem Bezugsbrief hatte Christiane Vulpius an das beabsichtigte Geschenk für den zuständigen Bauverwalter erinnert: „ich wolte dich auch wechen des bauverwaltes wechen des weins Erinnern“ (H: GSA 28/2, Bl. 220; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 26). – Bereits am 27. Juli schrieb Goethe aber an Christian Gottlob Voigt, dass er seine Kaufabsichten bezüglich des Hauses nicht weiter aufrecht erhalte (vgl. zu 183,14). 170,6 Gärtner] Christiane hatte in ihrem Brief vom 17. oder 18. Juni davon gesprochen, dass „unsser gärdner“ dem „hoff gärdner“ 〈d. i. Johann Reichert〉 dessen Eigenmächtigkeit beim Spargelanbau „übel genom“ habe (H: GSA 28/2, Bl. 220; vgl. Goethe-Christiane 1, 26).
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170,8–9 dem Ankommenden] Christiane war schwanger (vgl. zu 143,9–10). 170,9 den Kleinen] Sohn August. Vgl. zu 93,16–17.
182. An Friedrich Justin Bertuch 〈Lager bei Marienborn〉, 7. Juli 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/93, I.– Doppelblatt 11,5(–11,7) × 18,3 cm, 2 2⁄3 S. beschrieben, egh., Tinte; S. 4 oben links Datierungsvermerk von fremder Hd, Tinte: „Marienborn dL. 7: JuL. 1793 / HL. G. R. v. Göthe.“ E: GJb 47 (1927), 47f. (Julius Wahle). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 99f., Nr 2995a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Bertuch antwortete am 12. Juli 1793 (vgl. RA 1, Nr 644). 170,11 H o r n y] Der Kupferstecher und Maler Conrad Horny (vgl. zu 157,11). 170,12–13 ins Lager von Marienborn kommen solle] Bertuch schrieb in seiner Antwort vom 12. Juli 1793: „Horny ist also beordert auf den Montag 〈15. Juli〉 mit dem Postwagen abzugehen, 〈…〉 hat eine große Freude über seine Mission, und wird also vermuthlich schon künftigen Freytag oder Sonnabend bey Ihnen in Marienborn eintreffen. Kraus, der heute als sein Vorläufer 〈…〉 ins Lager abgeht, und Ihnen dieß bringt, hat ihn in allen Bedürfnißen instruirt.“ (H: GSA 28/2, Bl. 244.) – Georg Melchior Kraus, Maler und Kupferstecher aus Frankfurt a. M. und seit 1776 Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule, hatte schon im Juni an der Belagerung von Mainz teilgenommen, um in Zeichnungen festzuhalten, was er sah (vgl. Belagerung von Mainz [11. Juni 1793]; WA I 33, 286). Herzog Carl August schrieb am 10. August im Brief an seine Mutter: „Krause und Horny haben sehr schöne Sachen gemacht.“ (Carl August-Anna Amalia, 130.) 170,13 mit einigem Gelde] Er habe Horny, schrieb Bertuch in seiner Antwort, mit „4 C a r o L. Reisegeld“ (H: GSA 28/2, Bl. 244) versehen. 170,15–16 die Gegend und die jetzige Stellung der Läger zeichne] Ob Horny seinen Auftrag erfüllt hat, ist nicht bekannt. 170,17 Contoure] Franz. contour: Umriß; Umgebung. 170,19 Müllers Arbeit] Der Maler und Kupferstecher Johann Christian Ernst Müller war seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar. 170,19–20 ein Portrait des Herzogs] Wahrscheinlich ist der Kupferstich Müllers von 1792 nach dem ein Jahr zuvor entstandenen Gemälde des Herzogs in preußischer Galauniform von Georg Melchior Kraus gemeint (vgl. zu 129,27–28).
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BRIEF 183
170,20 Nothnagel in Franckfurt] Über den Frankfurter Maler (und Besitzer einer Wachstuchtapetenfabrik) Johann Andreas Benjamin Nothnagel, Goethes einstigen Lehrer in der Ölmalerei, vgl. GB 2 II, zu 137,22–23 und GB 9 II, zu 194,8–9. 170,22 einen Paß] Er habe, schrieb Bertuch in seiner Antwort, Horny mit einem „Kanzley Paß“ (H: GSA 28/2, Bl. 244), also einem amtlichen Reisedokument, versehen. 170,22 Bansa] Johann Conrad Bansa, Bankier in Frankfurt (vgl. zu 163,6). Bertuch bestätigte in seiner Antwort, dass er Horny einen „Brief an B a n s a“ (ebd.) mitgegeben habe. 170,23 diese] Vermutlich verschrieben für dieser. 170,23 Commandanten] Der Oberkommandierende der preußischen Truppen in Frankfurt a. M. nach der vom 22. Oktober bis zum 2. Dezember 1792 währenden Besetzung der Stadt durch französische Truppen war Herzog Carl II. Wilhelm Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel, der Bruder der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, gewesen. Ob er noch für die Ausstellung von Pässen in Anspruch genommen wurde oder ein nicht ermittelter Kommandant, konnte nicht geklärt werden. 170,23 spediren] Vermutlich verschrieben für spedire. 170,24–25 2 Carolin zahlen Sie indeß an Facius] Über den von Goethe hochgeschätzten Steinschneider Friedrich Wilhelm Facius vgl. GB 8 II, zu 211,16–18 und GB 9 II, zu 148,11–12. Durch Goethes Vermittlung bekam Facius, der im Juni 1793 nach seiner Ausbildung in Dresden und einem längeren Aufenthalt in seiner Heimatstadt Greiz nach Weimar zurückgekehrt war, ein Stipendium zur weiteren Ausbildung. – In seiner Antwort bestätigte Bertuch, dass er das Stipendium – „4 C a r o L.“ – an Facius gezahlt habe, und fügte hinzu: „Der arme Teufel ist in einer übeln Lage. Er wünscht die Steinschneiderey, an der er große Freude hat, nicht fahren zu laßen, und von ihr allein, sagt er, könne er in Weimar nicht leben, und müße in diesem Falle nach Dreßden oder Berlin gehen 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 244.) 170,28 Maynz zur Ubergabe] Die Franzosen gaben die Besatzung von Mainz am 22. Juli 1793 auf und verließen die Stadt an den folgenden Tagen (vgl. zu 153,25 und zu 169,8).
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183. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 7. Juli 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2726. – 2 Doppelblätter: 1) 18,4(–18,7) × 22,7(–22,9) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „80“; S. 4 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2726“; S. 1 bis 4 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift, Nummerierungsfolge: „1“, „2“, „3“, „4“; 2) 18,7 × 22,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 und 2 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift, Nummerierungsfolge: „5“, „6“; S. 5 am oberen Rand rechts Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e aus dem Lager bey Marienborn dL 7tL Juli 1793 / e. dL 15tL. Juli. b. dL 16. 22tL. – .“; darüber von fremder Hd, Bleistift: „79“; S. 6 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2726“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 161–165, Nr 79. WA IV 10 (1892), 87–91, Nr 2996. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 30. Juni 1793 (JB I 10, 253–255, Nr 3185; vgl. RA 1, Nr 628). – Jacobi antwortete am 22. Juli 1793 (JB I 10, 261f., Nr 3194; vgl. RA 1, Nr 658). 171,1 Schon zweymal 〈…〉 geschrieben] Am 5. Juni und am 7. Juni 1793 (vgl. Nr 165 und 167). Jacobi hatte die beiden Briefe Goethes erst am 30. Juni beantwortet. Der Brief traf bei Goethe ein, als dieser den 1. Teil des vorliegenden Briefes abschicken wollte (vgl. 171,16). Jacobi begann seinen Brief mit einer Entschuldigung: „Zweyerley hat mich verhindert auf Deine Briefe vom 5ten und 7ten, die ich am 13ten zugleich erhielt, früher zu antworten: Krankheit, und der Brief an den Herzog, der zugleich abgehen sollte.“ (JB I 10, 253.) Jacobis Brief an Herzog Carl August, in dem er sich dafür bedankt, dass sein Sohn den Titel eines sachsenweimarischen Regierungsrats erhalten werde (vgl. zu 173,18), ist nicht bekannt. 171,4 Haupt und Staats acktion] „Bezeichnung einer im 17. Jahrh. aufgekommenen und erst um die Mitte des 18. Jahrh. von der Bühne verdrängten Gattung von Theaterstücken, die von 〈Wanderbühnen-〉Schauspielern gepflegt wurde und bestimmt war, in einer Zeit, in der das Theater die Fühlung mit der Litteratur verloren hatte, im Repertoire die Lücke auszufüllen, die unter normalen Verhältnissen der Tragödie, das Drama höhern Stils, einnimmt. 〈…〉 Die durch Gottsched wiederhergestellte Verbindung zwischen Theater und Litteratur macht der Herrschaft der H. u. S. ein Ende.“ (Brockhaus’ Konversations-Lexikon. 14. Aufl. Bd 8. Leipzig, Berlin, Wien 1902, S. 866.) Goethe gebrauchte den Begriff, der schon in der Ein-
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leitung zu Martin Opitz’ 1625 erschienener Übersetzung von Senecas Tragödie „Trojanerinnen“ vorkommt, auch im 1. Teil des „Faust“ (V. 583). 171,5 J a q u e s] In Shakespeares Komödie „As you like it“ („Wie es euch gefällt“) spielt der seinem verbannten Herzog treu ergebene Diener Jaques (ein Adeliger) eine wichtige Rolle, indem er witzig (auch melancholisch, auch zynisch) die von ihm beobachteten Ereignisse, die im Wesentlichen Liebesverhältnisse betreffen, kommentiert. Am Ende zieht er sich in eine Höhle zurück. – Goethe kannte das Stück in der zuerst 1763 erschienenen Übersetzung Wielands (vgl. Ruppert, 217, Nr 1521); dort auch – wie im englischen Original – die Schreibung „Jaques“. – Dass Goethe Jaques ‚repräsentiere‘, soll wohl auf seine – des Herzogs Diener – ganz und gar unmilitärische Funktion inmitten der Belagerer von Mainz hinweisen. 171,7–8 Loth mit seinen Töchtern] Anspielung auf die biblische Geschichte von der Vernichtung der sündigen Städte Sodom und Gomorrha, der nur Lot und seine beiden Töchter entkamen. Diese machten, um ihr Geschlecht fortzupflanzen, ihren Vater trunken und sorgten dafür, dass sie von ihm schwanger wurden (vgl. 1 Mose 19,29–36; Luther-Bibel 1772 AT, 16). 171,9 einen Bürgergeneral] Goethe hatte sechs Exemplare seines Lustspiels von seiner Mutter bekommen, an die der Verleger Unger die zwölf Belegexemplare geschickt hatte (vgl. zu 142,8). 171,11 in aestheticis, moralibus und physicis] In aestheticis bezieht sich vermutlich auf Goethes Bearbeitung des „Reinecke Fuchs“, in physicis auf die fortgesetzten optischen Studien (vgl. zu 162,12); in moralibus meint, der im 18. Jahrhundert geläufigen Bedeutung von ‚moralisch‘ entsprechend: in Hinsicht eines ‚normalen‘ (oder ‚gewöhnlichen‘) gesitteten Verhaltens, meint also nicht eine hervorgehoben ethische (oder ‚moralische‘) Lebensweise. 171,11–12 in historicis] Wahrscheinlich dachte Goethe bereits daran, das historische Ereignis der Belagerung von Mainz darzustellen. Das Vorhaben wurde erst, wie Goethes Tagebücher belegen (vgl. WA III 7, 137–140), im Februar 1820 begonnen und schnell zu Ende geführt. Die Darstellung wurde 1822 im 6. Teil der von Cotta verlegten Ausgabe „Aus meinem Leben“ veröffentlicht. 171,13 die deinen] Vgl. zu 142,10. 171,16 Dein Brief] Vom 30. Juni 1793 (vgl. JB I 10, 253–255, Nr 3185). 171,19 Mama] So nannte Jacobi seine Halbschwester Susanna Helene (vgl. zu 154,10). 171,19 Relation] „Ausfall der Franzosen auf Marienborn“. Vgl. ebd. 171,21–22 Vernunft nicht 〈…〉 historischen Glauben gefangen geben] Über den Zusammenhang von Vernunftwahrheit und Geschichtswirklichkeit (und Geschichtswahrheit) gab es in der Aufklärung nicht wenige Abhandlungen, unter ihnen Lessings „Ueber den Beweis des Geistes und der Kraft“ (1777) mit der zentralen These: „〈…〉 z u f ä l l i g e G e s c h i c h t s w a h r h e i t e n k ö n n e n d e r
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B e w e i s v o n n o t h w e n d i g e n Ve r n u n f t s w a h r h e i t e n n i e w e r d e n.“ (Lachmann/Muncker 13, S. 5.) 171,22–23 manches aufzuzeichnen angefangen] Die nicht überlieferten Notizen bildeten vermutlich die Grundlage für den ersten Teil der „Belagerung von Mainz“ (vgl. WA I 33, 272–282). 171,24–25 Commerage] Franz. commérage: Geschwätz, Klatscherei. 171,25 Kannegieserey] Kannegießer: nach der Titelfigur der Komödie „Den politiske Kandstøber“ des dänischen Dramatikers Ludvig Holberg (1722; deutsch „Der Politische Kannegießer“, 1742) „ein bierbankpolitiker, ein beschränkter leidenschaftlicher zeitungsleser“ (Grimm 5, 167). 171,28 Humor] Im Sinne von franz. humeur: Laune, Stimmung. 171,29 Noch widersteht Maynz] Die Franzosen kapitulierten am 22. Juli 1793 (vgl. zu 169,20). 172,5 nichts fürs Papier] Goethes Überlegungen fanden auch in seinem Bericht „Belagerung von Mainz“ keinen deutlich erkennbaren Platz. – Da Goethe und Jacobi erst im Juni/Juli 1805 wieder zusammenkamen (in Weimar), hat das in Aussicht genommene Gespräch über den erwähnten Gegenstand gewiss nicht stattgefunden. 172,6 biß Bingen gefahren] Am 9. Juni 1793. Vgl. 162,13–17. 172,9–10 Wunsch der Königinn Ester] Goethe denkt vermutlich an den unhistorischen biblischen Bericht von Esther, des Perserkönigs Xerxes I. jüdischer Ehefrau, die es vermochte, einen schon in Umlauf gesetzten, von Xerxes’ Günstling Haman ausgegangenen Befehl, alle Juden im Perserreich zu töten, dadurch aufzuheben, dass sie den König, dem Hamans eigenmächtiger Befehl noch unbekannt war, über die drohende Gefahr informierte und die Aufhebung des Befehls erbat. Die Juden wurden dadurch nicht nur gerettet, sondern erhielten auch die Erlaubnis, sich an ihren Peinigern zu rächen. Vgl. bes. Esther 8,3–10 und 9,5–10 (Luther-Bibel 1772 AT, 438f.). – Goethes Wunsch, dass alles anders wäre, schließt die weitreichenden Folgen, die Esthers Wunsch auslöste, natürlich nicht ein. – In Goethes „Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ kündigt der Marktschreier die Historia / Von Esther in Drama an (V. 226f.; WA I 16, 19); und gegen Ende klagt sie: Ach ich wollt’ – daß alles anders wäre! (V. 552; ebd., 36.) 172,11–12 Schlossern besuchen] Goethe besuchte seinen Schwager Johann Georg Schlosser nicht in Karlsruhe, traf mit ihm aber, einem Vorschlage des Schwagers in dessen Brief vom 14. Juli 1793 (vgl. RA 1, Nr 648) folgend, Anfang August in Heidelberg zusammen. Vgl. zu 185,6. 172,12 Seine eine Tochter] Elisabeth Catharina Julie, Schlossers 1777 geborene zweite, Juliette genannte Tochter mit Goethes Schwester Cornelia; sie war am 5. Juli gestorben. In Johanna Schlossers, der Stiefmutter Julies, „Tabelle der für mich wichtig, wie interessanten Epoquen meines Lebens“ heißt es (S. 4): „J u l i e t t e s
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Tod den 5tn July morgends 1 uhr in ihrem 17ten Jahr“ (nach freundlicher Mitteilung von Franca Schankweiler, Sankt Augustin). Beschreibungen der Krankheit (wahrscheinlich einer Lungentuberkulose), die zum frühen Tod Julies führte, finden sich in Briefen ihrer Schwester Luise Marta Anna (geb. 1774, genannt Lulu) an Clara Franziska Jacobi vom 14. und 23. Juni 1793 (in: Liebstes bestes Clärchen! Briefe von Goethes Nichte Lulu Schlosser aus Karlsruhe 1792–1794. Bearbeitet und kommentiert von Georg Richter. Karlsruhe 1982, S. 137–142). – Den Tod der Tochter teilte Goethes Mutter in ihrem Brief vom 8. Juli 1793 ihrem Sohn mit, in dem es heißt: „Schlosser läßt dich grüßen – und ich soll dir die traurige Nachricht vom Tode seiner Julie melden – das Mägchen thut mir sehr leid – es war gar ein liebes Geschöpf – Freuen würde es den gebeugten Mann, wenn du Ihm einmahl ein paar Worte sagen woldest.“ (Pfeiffer-Belli, 638, Nr 201.) Darauf kondolierte Goethe seinem Schwager in einem nicht überlieferten Brief vom 10. Juli 1793 (vgl. EB 177). 172,13–14 meine Schwester zum zweyten mal sterben zu sehen] Über die Reaktion Goethes auf den wenige Wochen nach der Geburt ihrer zweiten Tochter eingetretenen Tod seiner geliebten Schwester Cornelia am 8. Juni 1777 vgl. GB 3 IIA, zu 151,3 und zu 151,3–4. 172,14 Briefe von dem Kinde] Es scheint, als sei nur ein einziger Brief Julie Schlossers bekannt, und zwar ein undatierter Brief an Johann Georg Jacobi (UB Freiburg i. Br., H: Nachlass Jacobi IV B 434; nach freundlicher Mitteilung von Franca Schankweiler, Sankt Augustin). 172,16 Max] Jacobis jüngster Sohn Maximilian studierte, von Goethe mit Rat und Tat gefördert, seit dem Sommersemester 1793 in Jena Medizin (vgl. zu 140,20–21). 172,17 Auf der kleinen Insel des festen Landes] Gemeint ist das von Goethe und den Seinen bewohnte Haus am Frauenplan, das durch den Spott, die Verachtung und die Anfeindungen der Weimarer Bevölkerung gegen Christiane Vulpius in der Stadt wie isoliert erscheinen konnte. 172,18 Mein Knabe] Der am 25. Dezember 1789 geborene Sohn August. Jacobi hatte in seinem Brief vom 30. Juni geschrieben: „Max schreibt in jedem Briefe von der guten Aufnahme die er in deinem Hause findet. Auch hat er uns Wunderdinge von den schönen Augen deines Knabens erzählt.“ (JB I 10, 254.) 172,20 Georgen] Jacobis zweiter Sohn Georg, gerade zum Amtmann in Wickrath ernannt (vgl. zu 137,24–25), habe sich, heißt es in Jacobis Brief vom 30. Juni, „geschwinde verliebt“ (JB I 10, 254). Er heiratete am 1. Mai 1794 seine Vaalser Cousine Caroline von Clermont. 172,23 Deinen Engländer] Jacobi hatte angekündigt, ein Engländer namens Barton werde mit seiner (Jacobis) Empfehlung nach Weimar kommen. „Vor dir hat er eine Scheu, die du ihm nur gleich benehmen u etwas zuvorkommend seyn müßtest.“ (Ebd., 255.) Max Hecker hat vermutet (GJb 62 [1942], 52), vielleicht
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habe „der juristische Schriftsteller Charles Barton (1768–1843)“ den Weg ins Feldlager vor Mainz nehmen wollen, um Goethe zu treffen. Für diese Vermutung gibt es keine Bestätigung. 172,24 die Gefangenen] Da die Franzosen die Kapitulation unter der Bedingung freien Abzugs angeboten hatten, gab es keine Gefangenen. Vom 23. bis zum 25. Juli 1793 verließen die Franzosen (etwa 23 000 Mann) unbehelligt Mainz. 172,25 dem Churfürsten] Kurfürst Friedrich Karl Joseph Freiherr von Erthal; er war 1792 vor den Franzosen aus Mainz geflohen. Bereits am 25. Juli 1793 erließ er aus Aschaffenburg „Verordnungen“, durch die er „die vorige Ordnung der Dinge wieder herstellen“ wollte; „zu dem Ende heben Wir alle von der französischen Generalität, dem anmaßlichen Konvente, Administration und Munizipalität, oder jeder andern usurpirten Gewalt, erlassene Proklamationen, getroffene Verfügungen, ertheilte Geseze und Verordnungen hiemit auf, und erklären dieselben für Null und Nichtig 〈…〉.“ (Mainzisches Intelligenzblatt, mit kurfürstlichem gnädigsten Privilegium. Nr 55. 3. Juli 1793, S. 1.) – Der Kurfürst kehrte erst am 9. September 1793 nach Mainz zurück. 172,25–26 die Wedekind] Gemeint ist Louise Wilhelmine Wedekind, geb. Moller, die Ehefrau des Mediziners Georg Christian Wedekind, der bis 1792 Leibarzt des Mainzer Kurfürsten war, danach in französische Dienste trat und schon vor dem Ende der Mainzer Belagerung nach Landau und weiter nach Straßburg floh. Louise Wedekind hatte bereits am 30. März 1793 Mainz verlassen, mit ihrer Schwägerin (der Schwester ihres Mannes) Dorothea Margaretha (Meta) Forkel (deren Ehe mit Johann Nikolaus Forkel 1794 geschieden wurde, um eine schon bestehende Verbindung mit Johann Heinrich Liebeskind legalisieren zu können) und deren Mutter Sophia Magdalena Wedekind, geb. Morrien, sowie Caroline Böhmer (geb. Michaelis, spätere Schlegel, danach Schelling). Eine preußische Wache hatte die vier Frauen bei Hattersheim aufgegriffen und auf die Festung Königstein gebracht. Jacobi hatte am 30. Juni an Goethe geschrieben: „Kanst du nichts dazu thun daß die gute unschuldige Frau des tollen abgeschmackten Wedekinds los gegeben werde. Ich kenne diese Frau sehr gut u bedaure sie unaussprechlich.“ (JB I 10, 254.) Während die übrigen Frauen bereits am 16. Juli 1793 aus der Haft entlassen wurden, musste Louise Wedekind bis zum 24. November 1794 auf ihre Freilassung warten. – Über Georg Wedekind vgl. Martin Weber: Georg Christian Gottlieb Wedekind. 1761–1831. Werdegang und Schicksal eines Arztes im Zeitalter der Aufklärung und der Französischen Revolution. Stuttgart, New York 1988; über seine Tätigkeit im Mainzer Jakobinerklub, den er im Oktober 1792 mitbegründete und dessen Präsident er vom 24. November bis zum 31. Dezember war, sowie über seine Flucht aus Mainz, unter Hinterlassung von Frau und Kindern, am 30. März 1793, vgl. ebd., S. 163–172. 172,27 Empfehlung der Rheinberg] In Jacobis Brief vom 30. Juni heißt es: „Auch wegen einer Comödianten habe ich schon längst an dich schreiben sollen, ei-
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BRIEF 183
ner Wittwe Rheinberg, die ihr Mann, SchauspielDirector, hier sitzen ließ. Sie ist schon etwas alt, u spielt nur die lächerlichen alten Mütter u Tanten u dergleichen gut 〈…〉.“ (JB I 10, 254.) Die Identität der Schauspielerin (geb. Vittarsi), der Ehefrau Peter Matthias Reinbergs, konnte auch mit Hilfe des Theatermuseums Düsseldorf, des dortigen Stadtarchivs und der Theatersammlung der Universität Köln nicht befriedigend ermittelt werden. Nach wie vor bleiben Vornamen und Geburtsdaten sowie das Datum der Eheschließung unbekannt. – 1778/79 gehörte die Schauspielerin dem Schweriner Theater unter Gottlieb Friedrich Lorenz an. (Vgl. TheaterKalender, auf das Jahr 1780. Gotha [1779], S. 245: „Madam Vittarsi, Mütter affektirter Damen, figurirt.“) Zwei Jahre später verzeichnet der „Theater-Kalender“ (auf das Jahr 1782, S. 258), dass „Madam Reinberg“ Mitglied der 〈Gottfried Heinrich〉 Müller’schen Gesellschaft sei und in Lübeck und Wismar „Mütter und Wirtinnen“ spielte. Im Januar 1782 und im Januar 1784 trat Madame Reinberg als Mitglied der Lorenz’schen Gesellschaft in Altona auf (vgl. Günter Merwedel: Die „Königlich privilegirte Altonaer Adreß-Comtoir-Nachrichten“ und die Juden in Altona. Hamburg 1994, S. 101 und 103). Im Märzheft 1784 des „Journals von und für Deutschland“ wird in einem Bericht über das Altonaer Theater 1783/84 (S. 309f.) gesagt, dass „Madam Reinberg“, die „einer Gesellschaft unter Direction des Hrn. Lorenz“ angehörte, vorzüglich „in Mutterrollen“ gespielt habe. In März 1784 hielt sich die Gesellschaft in Hildesheim auf (vgl. H. J. S.: Bemerkungen auf einer Reise ins Hildesheimische. Im Merz 1784. In: Neue Reisebemerkungen in und über Deutschland. Von verschiedenen Verfassern. Bd 3. Halle 1787, S. 24f.). Über ihren Ehemann, Peter Matthias Reinberg, ist bekannt, dass er einer Gesellschaft vorstand, die von Herbst 1790 bis Frühjahr 1792 in Düsseldorf, im Winter 1791/92 auch in Köln spielte. Wegen hoher Schulden floh Reinberg im Frühjahr 1792 nach Koblenz und wurde später nach einem langen Prozess zur Rechenschaft gezogen. (Vgl. Heinrich Riemenschneider: Theatergeschichte der Stadt Düsseldorf. Bd 1. Düsseldorf 1987, S. 182–184.) Reinbergs Gesellschaft gehörte auch seine Frau an, die nach seinem Verschwinden zunächst in Düsseldorf zurückblieb, wenig später (1794) aber mit ihrem Mann in Nürnberg spielte, wo sie als Sängerin Beifall fand (vgl. Theater Kalender. Mannheim 1795, S. 71). 172,29 B e c k] Johann (Hans) Christoph Beck, der ältere Bruder des angesehenen Mannheimer Schauspielers Heinrich Beck; er war Ostern 1793 ans Weimarer Hoftheater gekommen und hatte Erfolg als Schnaps in Goethes am 2. Mai 1793 uraufgeführtem Lustspiel „Der Bürgergeneral“ (vgl. „Gesang und Rede, sinniges Bewegen. Goethe als Theaterleiter“. Ausstellungskatalog. Düsseldorf 1973, S. 125). Goethe gedachte seiner anerkennend sowohl in der „Campagne in Frankreich“ (vgl. WA I 33, 264f.) als auch in den „Tag- und Jahres-Heften“ 1793 (vgl. WA I 35, 24). Beck gehörte dem Ensemble des Weimarer Hoftheaters bis Ostern 1800 an (Nachweis in der Slg Oscar Fambach im Institut für Germanistik der Universität Bonn).
JULI 1793
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172,30 seine Frau] Christiane Henriette Beck, geb. Zeitheim, verw. Wallenstein; sie kam 1794 ans Weimarer Hoftheater und blieb dort bis 1823 (Nachweis ebd.). 172,33 Lavaters Zug nach Norden] Jacobi hatte am 30. Juni 1793 an Goethe geschrieben: „Daß Lavater in Jena war u bey Reinhold eingekehrt ist, weißt du gewiß.“ (JB I 10, 254.) Über Johann Caspar Lavaters Reise nach Kopenhagen, die er am 20. Mai 1793 begonnen und die ihn Ende Mai nach Jena und Weimar geführt hatte, schrieb Caroline Herder am 2. Juni 1793 an Goethe: „Lavater ist vorgestern hier durchgegangen. er ist sehr alt geworden, gefällt aber dadurch mehr als vorher. Er geht nach Coppenhagen um dort die Geister-Geschichten, die unter einigen Prinzen u. den Anhängern vorgehn, zu prüfen; o b s d i e w a h r e n G e i s t e r s e i e n? u. das hat er übernommen! Er war sehr eilig u. unstät u. verrieth natürlich sein Geheimniß nicht, das bald bekannt werden wird.“ (HB 7, 46; vgl. dazu auch die Erläuterungen in HB 14, 46–48.) Herder ergänzte diese Mitteilungen seiner Frau im gleichen Brief vom 2. Juni 1793 in ganz ähnlicher Intention (vgl. zu 158,17). Und in Johann Heinrich Meyers Brief an Goethe vom 3. Juni heißt es zu Lavaters Besuch in Weimar: „Lavater, kam vergangenen Freytag hier vorbey und Geht nach CopenhagL wo er treüen Jüngern die verlöschende Glaubenslampe mit geistlichem Öhl füllen will. Vermuthlich werden da große Sachen geschehL die uns einst Kurzweil machen werden. wir habL schon einige dunckle vorläuffige NachrichtL.“ (H: GSA 28/620; vgl. Goethe-Meyer 1, 64.) 172,33–34 den Philosophen des Tags] Carl Leonhard Reinhold, seit 1787 Professor der Philosophie in Jena, ein Anhänger der Philosophie Kants; er folgte 1794 einem Ruf nach Kiel. 173,3–4 im Quarcke des radikalen Ubels] Zu Kants These vom radikal Bösen vgl. zu 158,23–24. 173,6 der Nahme des Herrn verherrlicht] Blasphemische Übernahme des biblischen Wortes: „ich will den namen des Herrn preisen“ (5 Mose 32,3; Luther-Bibel 1772 AT, 187). 173,9 Pr. Gal.] Prinzessin Gallitzin: Amalia Fürstin von Gallitzin (vgl. GB 6 II, zu 97,9–10; GB 9 II, zu 18,7 und zu 127,10). 173,9 Ich schreibe ihr nächstens.] Über einen solchen Brief Goethes ist nichts bekannt. 173,10 Dohms] Der preußische Diplomat Christian Wilhelm von Dohm, seit 1786 Vertreter Preußens am kurkölnischen Hof, und seine Frau Henriette (geb. Helwing) waren mit Jacobi befreundet. Goethe hatte das Ehepaar bei seinem Besuch Jacobis im November und Dezember 1792 kennen gelernt. Vgl. zu 137,10 und die Erwähnung der Begegnung in der „Campagne in Frankreich“ (WA I 33, 202). Über 6 Jahre nach der Begegnung erinnerte sich Dohm im Brief an Goethe vom 8. Februar 1799 an die „schönen Tage 〈…〉 vor sechs Jahren in Pempelfort“ (RA 3, Nr 42).
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BRIEF 184
173,11 Den Bürgergen.] Die Uraufführung von Goethes „Bürgergeneral“ hatte am 2. Mai 1793 auf dem Weimarer Hoftheater stattgefunden (vgl. zu 155,17). Goethe hatte Jacobi den Text des Stücks am 26. Mai 1793 zugeschickt (vgl. zu 144,6). 173,14 Die Spritze] Über Goethes Besorgung der Wasser- und Feuerspritze für Jacobi vgl. zu 142,1. 173,16 wieder wohl] Jacobis Brief an Goethe vom 30. Juni beginnt: „Zweyerley hat mich verhindert auf deine Briefe vom 5ten und 7ten, die ich am 13ten zugleich erhielt, früher zu antworten: Krankheit, und der Brief an den Herzog 〈…〉.“ (JB I 10, 253.) Im Antwortbrief vom 22. Juli heißt es: „Du verlangst ich soll schreiben daß ich mich wieder wohl befinde, u, dem Himmel sey Dank, kann ich es heute.“ (Ebd., 262.) – Jacobi litt spätestens seit dem Frühjahr 1792, also seit seinem 50. Lebensjahr, an Behinderungen seiner Sehfähigkeit. Vgl. die minutiöse Darstellung seiner Leiden in seinen Briefen an Elise Reimarus vom 14. August 1792 (JB I 10, 111–113), Wilhelm von Humboldt vom 31. Januar 1794 (ebd., 312–314) und an Matthias Claudius von etwa 9. März 1794 (ebd., 335–339). – Carmen Götz (Friedrich Heinrich Jacobi im Kontext der Aufklärung. Diskurse zwischen Philosophie, Medizin und Literatur. Hamburg 2008, S. 247) zählt die Augenleiden zu den vielen Krankheiten, die „Jacobi als Paradebeispiel eines Hypochonders“ erscheinen ließen. Diese Auffassung ist offenbar leichtfertig formuliert worden. Gründliche Analysen der Selbstbeschreibungen Jacobis durch zwei Bonner Augenärztinnen (Dr. Heide Trauzettel und Dr. Ute Faller) kamen unabhängig von einander zu folgenden Diagnosen: Jacobi, der ein wenig schielte, litt an Anisometropie, an unterschiedlicher Brechkraft der Augen (hier: das linke Auge war kurzsichtiger als das rechte), an Presbyopie (Altersweitsichtigkeit), mit der eine Glaskörperabhebung, die zu gelegentlicher Netzhautblutung führte, korrespondierte; schließlich litt Jacobi von Zeit zu Zeit an transitorischen ischämischen Attacken (Durchblutungsstörungen; Ischämie: Blutleere). 173,18 Brief an den Herzog] Jacobi hatte sich in einem nicht überlieferten Brief an Herzog Carl August für die Verleihung des Titels eines Regierungsrats an seinen Sohn Georg bedankt. Vgl. zu 137,26. Das offensichtlich zusammen mit Jacobis Brief an Goethe vom 30. Juni 1793 eingetroffene Schreiben an den Herzog wurde wahrscheinlich Ende Juni 1793 verfasst (vgl. zu 171,1). 173,20–21 dir zum ersten Gesang Reinickens ein Wort schrieb] Goethe hatte am 12. März 1793 den 1. Gesang von „Reinecke Fuchs“ an Herzog Carl August nach Frankfurt geschickt (vgl. GT II 1, 29). In seiner Antwort vom 24. März hatte der Herzog geschrieben, er habe das Überschickte „mit vergnügen gelesen“ und werde es „an Fritz J a c o b i schicken“ (H: GSA 28/769; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 177); wann dies geschah, ist ebenso unbekannt wie der Grund für das Fehlen der erwarteten Antwort Jacobis.
JULI 1793
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184. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn〉, 9. Juli 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 15 und 18. – Doppelblatt 19,1 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte in umgekehrter Schreibrichtung, egh., Tinte, Adresse: Herrn / Geh. Assistenz Rath / Voigt / Hochwohlgebl / Weimar / fr; daneben fremde Hd (zS), Tinte: „Erfurt“ (Postvermerk); am äußeren Rand Mitte rotes Siegel mit Bildmotiv, beschädigt: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); am inneren Rand neben der Adresse Papierausriss durch Siegelöffnung. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 91f., Nr 2997 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“; WA IV 30 [1905], 259). BEIL AG E
Quittung (174,5) über ein Bankdarlehen für den Grafen d’Ecquevilly; nicht überliefert (vgl. zu 174,5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete am 17. Juli 1793 (GoetheVoigt2 1, 103–105, Nr 53; vgl. RA 1, Nr 651). 173,24 Die Belagerung geht immer hefftig] Die Beschießung von Mainz, die am 20. Juni 1793 aufgenommen worden war und zu großen Zerstörungen in der Stadt führte (vgl. zu 168,6–8), ermöglichte es den Alliierten, ihren Belagerungsring immer enger zu ziehen und eine Reihe von Außenforts der Franzosen zu erobern. 173,25–26 Weissenau und Costheim auch die Insel an der Maynspitze 〈…〉 unsern Händen] Weisenau: Ort auf dem linken Rheinufer nahe Mainz, gegenüber dem Mainzufluss; Kostheim: Stark befestigter Ort auf dem rechten Ufer des Mains nahe der Einmündung in den Rhein; Insel an der Mainspitze: Maaraue, damals noch im vorderen Mündungstrichter des Mains gelegene Insel gegenüber der so genannten Mainspitze. Die genannten Örtlichkeiten waren wichtige, zum Verteidigungsring der Franzosen um Mainz gehörende Plätze mit Befestigungsanlagen, die in den Tagen zuvor von den Alliierten erobert werden konnten (vgl. Wagner, Tagebuch, 325–329; vgl. auch: Belagerung von Mainz; WA I 33, 300). 173,26–27 mit den Approchen ist man nicht weit vom Glacis] Approchen (von franz. approche: Annäherung): Grabengänge, die im Falle einer Belagerung angelegt wurden, um sich der Festung zu nähern (vgl. GWb 1, 779). – Glacis (franz.): Abhang, Abgleitendes. Hier bezogen auf die offene, flache Böschung vor
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BRIEF 185
der äußeren Wallanlage einer Festung (vgl. GWb 4, 234), die den Verteidigern ein freies Schussfeld und den Angreifern keine Deckung bot. 173,28–174,1 Wie lange es noch währt ist nicht abzusehn.] Erst am 17. Juli 1793 nahmen die Franzosen Verhandlungen über die Kapitulation von Mainz auf, als sich durch das Ausbleiben französischer Verstärkung und den Dauerbeschuss der Alliierten abzeichnete, dass eine militärische Eroberung nicht mehr abzuwenden war. Am 23. Juli trat der in kürzester Zeit ausgehandelte und am 22. Juli geschlossene Kapitulationsvertrag in Kraft. Die französischen Besatzungstruppen erhielten freies Geleit für ihren Abzug, und die alliierten Truppen rückten kampflos in die von der Belagerung schwer gezeichnete Stadt ein (vgl. zu 197,6). 174,5 Ich lege eine Quittung bey] Wahrscheinlich die vom französischen Grafen d’Ecquevilly oder Herzog Carl August quittierte Auszahlung eines von Goethe vermittelten Darlehens für den Grafen durch das Frankfurter Bankhaus „Bansa & Reuß“. Goethe hatte den Beleg wahrscheinlich in den letzten Tagen erhalten. Er ist nicht überliefert. Vgl. zu 174,6–8. 174,5–6 Hl. Geh. R. Schmidt zuzustellen bitte] Johann Christoph Schmidt, Geheimer Rat, Mitglied des Geheimen Consiliums und Präsident der Herzoglichen Kammer zu Weimar. Schmidt erhielt das Schriftstück für die Akten der Herzoglichen Kammer, die in die Finanztransaktion involviert war, die auf Rechnung Durchl des Herzogs (163,6–7) von Sachsen-Weimar und Eisenach durchgeführt wurde. Voigt meldete umgehend die ordnungsgemäße Weiterleitung als ersten Punkt in seinem Antwortbrief vom 17. Juli 1793: „Ich habe sofort die Assignation von D e q u e r i l l y an den HLn G. R. Schmidt befördert.“ (GSA 28/2, Bl. 258; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 103.) 174,6–8 2500 rh welche dem Grafen d’Ecquevilly ausgezahlt 〈…〉 remboursirt werden] Auf Bitten Fürst Leopolds III. von Anhalt-Dessau hatte Goethe mit Zustimmung Herzog Carl Augusts für den auf Seiten der deutsch-österreichischen Alliierten kämpfenden französischen General Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly ein Darlehen über 2500 Reichstaler vermittelt (vgl. zu 163,3; zu 163,3–4; zu 163,6). – Remboursieren (von franz. rembourser): zurückzahlen, erstatten, begleichen einer Geldforderung. Der Dessauer Fürst hatte sich offenkundig zu einer Bürgschaft bei eventuellem Rückzahlungsausfall verpflichtet. 174,8 Ihrigen] Vgl. zu 100,1.
JULI 1793
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185. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn〉, 10. Juli 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – 1 Bl. 18,8 × 22,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts, über dem Text von fremder Hd, Bleistift: „10 Juli 1793“; S. 2 Mitte quer zur Schreibrichtung egh., Tinte, Adresse: Herrn / Heinrich Meyer / Mahler / in / Weimar / fr., rechts neben fr. von fremder Hd (zS), Tinte: „Erfurt“ (Postvermerk); links über der Adresse Poststempel: „〈Frank〉fort“; untere Blatthälfte Mitte, rotes Siegel: Sitzende Figur im Profil; am linken Blattrand Mitte, Papierausriss durch Siegelöffnung, Textverlust, vgl. 〈un〉d (174,16). E: WA IV 10 (1892), 92f., Nr 2998. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 25. Juni 1793 (Goethe-Meyer 1, 71–73, Nr 29; vgl. RA 1, Nr 626). – Meyer antwortete am 19. Juli 1793 (GoetheMeyer 1, 78f., Nr 33; vgl. RA 1, Nr 654). – Goethes Brief kreuzte sich mit Meyers Brief vom 11. Juli 1793 (Goethe-Meyer 1, 75–77, Nr 32; vgl. RA 1, Nr 643). 174,12 reüissiren] Franz. réussir: Erfolg haben, glücken. 174,13 Portraite unsrer Freunde] Meyer hatte am 25. Juni gefragt, ob er in sein „Hippodamia“-Bild nicht „unter die Zuschauer viel Bildniße von unsern hießigen Freünden und Bekanten“ mischen solle (H: GSA 28/620; vgl. auch GoetheMeyer 1, 71f.). Auf die Nachricht, das „Bildniß“ sei fertig, setzte Meyer im Brief vom 19. Juli hinzu, es werde „von allen für ein schön Gesicht gehalten allein wegen Ähnlichkeit und Unähnlichkeit erhebt sich großer Streit und Parteyen dafür und darwider.“ (H: GSA 28/620; vgl. Goethe-Meyer 1, 78.) Mit dem „schön Gesicht“ ist vermutlich das der Amalie von Seebach, die Meyer als Modell gesessen hatte (vgl. zu 166,6), gemeint; der „Streit“ wird unter denen ausgetragen worden sein, die Meyer noch zusätzlich auf seinem Bild dargestellt hat. 174,16 〈un〉d] Die Buchstaben un fehlen wegen eines Papierausrisses (vgl. Überlieferung). 174,20 den Rosen] Meyer hatte am 25. Juni an Goethe geschrieben: „Bauferwalter Stephani meint, S i e könten in Franckfurt am besten von den vergoldeten Rosen finden wie wir Sie auf die Thüren statt der gewöhnlichL. Thür Nägel oder Knöpfen zusetzen gedencken“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 72). Der Briefwechsel zwischen Goethe und Meyer lässt nicht erkennen, ob Goethe das von Meyer Gewünschte in Frankfurt (oder an einem anderen Orte) kaufen konnte.
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BRIEF 186
174,20 wegen der Teppiche] Dass sich Goethe um Teppiche für sein Haus am Frauenplan kümmern werde, war vermutlich eine mündliche Abmachung mit Meyer. 174,22 kurrente Waare] Gängige Ware (franz. courant: laufend, gängig, gewöhnlich). 174,25 unsrer gnädigsten Gönnerinn] Gemeint ist Anna Amalia, die Herzoginmutter, mit der Meyer oft zusammenkam, nicht nur in Weimar, sondern auch in Tiefurt. „Ich bin sehr oft in Tiefurth“, schreibt Meyer am 18. Juni 1793 an Goethe und setzt hinzu: „Von der Herzogin Drchl. & allen die um Sie sind soll ich Ihnen vielfaltige Grüße melden“ (H: GSA 28/620; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 70).
186. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei〉 Marienborn, 10. Juli 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 16–17. – Doppelblatt 18,7 × 22,8 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung, egh., Tinte, Adresse: Herrn / Geheimen Assistenz Rath / Voigt / nach / Weimar / fr.; rechts neben fr.; von fremder Hd (zS), Tinte: „Erfurt“ (Postvermerk); am äußeren Rand Mitte rotes Siegel mit Bildmotiv, beschädigt: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); am inneren Rand unter der Adresse Siegelreste und Papierausriss durch Siegelöffnung. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 94f., Nr 3000. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Voigts Brief vom 3. Juli 1793 (Goethe-Voigt2 1, 98–100, Nr 49; vgl. RA 1, Nr 631). – Voigt antwortete am 17. Juli 1793 (Goethe-Voigt2 1, 103–105, Nr 53; vgl. RA 1, Nr 651). Postsendungen: 10. Juli 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5). 175,1 besser und angenehmer als vor dem Jahre] Gemeint ist Goethes begleitende Teilnahme am Feldzug eines alliierten Heeres des römisch-deutschen Reiches in Frankreich 1792 an der Seite Herzog Carl Augusts in der Zeit von August bis Ende Oktober. Die Zustellung der Briefe lief vor allem über Kurierboten, war aber durch die häufig wechselnden Standorte der Heerlager nicht unerheblich erschwert. 175,4 Auf Ihren letzten Brief] Voigts Brief vom 3. Juli 1793, der wahrscheinlich gerade erst am 10. Juli eingetroffen war. Auf Goethes Brief an Voigt vom Vortag (Nr 184) war dieses Schreiben von Weimar noch ohne Einfluss gewesen.
JULI 1793
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175,4–5 um Sie und H. GehR. Schmidt zu beruhigen] Voigt hatte Goethe in seinem Bezugsbrief von der in der hohen Weimarer Administration und insbesondere vom Kammerpräsidenten Johann Christoph Schmidt geäußerten Sorge berichtet, der Herzog hege die Absicht, den noch im Frühjahr 1793 vertraglich ausgehandelten Entsatz des Herzogtums von der eigentlich geforderten Bereitstellung bestimmter Truppenkontingente für den Reichskrieg gegen Frankreich durch entsprechende Ersatzzahlungen an das Reich wieder aufzugeben und sich stattdessen doch mit einem eigenen Weimarer Truppenkontingent an den Kampfhandlungen zu beteiligen. Anlass dafür war die jüngste Anweisung Carl Augusts an das Geheime Consilium gewesen, die im September fällige Rate der vereinbarten Zahlungen vorerst auszusetzen, die Gründe dafür aber erst später, zu einer gegebenen Zeit zu erläutern. Voigt hatte im Auftrag Schmidts diesbezüglich in seinem Bezugsbrief nachgefragt: „DurchL. Herzog haben dem Geh. Cons. mit dem dritten Termin der Contingents Surrogats Zahlung, (M. S e p t.) bis auf weitern Befehl inne zu halten befohlen. Sie wollen die Gründe zu seiner Zeit eröffnen. Nun sind wir, besonders der gute G. R. Schmidt, in Mutmasung und Sorge, S e r e n i s s i m u s wollen die Jäger noch marschiren lassen. Wegen ermangelnden Fonds der Mobilmachung und der Argumentation, sowie aus viel andern Ursachen, wünscht man dieses freilich nicht. Der gute Schmidt ist sehr in Angst, und ich versprach, zu seinem Troste, bey Ihnen insgeheim einige Erkundigung zu nehmen, ob wohl so etwas im Werke seyn könnte?“ (Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 241; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 100.) 175,5–6 Ursache 〈…〉 keineswegs eine etwaige Stellung des Contingents] Die Mobilisierung des Weimarischen Reichskontingents für den Reichskrieg gegen Frankreich. Bei der realen militärischen Schwäche des Herzogtums kam für solche Überlegungen eigentlich nur eine Mobilisierung und Aufstockung des herzoglichen Jägercorps in Frage. 175,8 daß manche Stände mit der Leistung der Zahlung zurückseyen] Die Kosten, die aus Anlass eines Reichskrieges entstanden, waren von der Bevölkerung des Landes durch besondere Kriegssteuern aufzubringen, die von den Landständen bewilligt werden mussten. Welche konkreten Informationen darüber vorlagen, dass es Rückstände bei der Erhebung oder Weiterleitung der Steuergelder gab, ist nicht bekannt. 175,9–10 die Sache nicht vielleicht geschwinder als man dächte vorbey] Herzog Carl August rechnete nach der Einnahme von Mainz mit einem raschen Ende des Reichskrieges gegen Frankreich. Eine Annahme, die sich nicht bewahrheitete. Erst 1796 schied das Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach im Anschluss an den 1795 von Preußen mit Frankreich geschlossenen Sonderfrieden von Basel aus dem Reichskrieg aus. 175,10–11 Prästation] Von lat. praestatio: Abgabe, Leistung. 175,11–12 Umstände ergeben 〈…〉 etwas an der ganzen Summe sparen] Diese Erwartungen erfüllten sich nicht (vgl. zu 175,9–10).
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BRIEF 186
175,13–14 Ihrem Hl. Collegen] Gemeint ist Johann Christoph Schmidt. 175,15 Uber Ilmenau freue ich mich.] Aus Ilmenau hatte Voigt in seinem Bezugsbrief sowohl über die Fortschritte bei der Einführung eines neuen Katasters und einer neuen Grundsteuer (vgl. die folgende Erläuterung) als auch über solche im Bergwerksbereich berichtet, wo nach angelaufener Erzförderung nun Versuche zur Metallgewinnung im größeren Maßstab anstanden (vgl. zu 175,25). 175,15–18 Vor und Ausarbeitungen des Steuerwesens 〈…〉 zu machen] Seit 1784 arbeitete im Herzogtum eine Immediatkommission unter Führung Goethes an einer Reform des Steuerwesens im Amt Ilmenau. Voigt war Ende 1785 als wichtigster Mitarbeiter an die Seite Goethes getreten. In der Hauptsache ging es um eine Neuordnung und Reorganisation der wichtigsten Landessteuer, der Grundsteuer. Im Sommer 1786 konnte mit den dafür notwendigen Vermessungsarbeiten für die Neukatastrierung begonnen werden, die nun im Sommer 1793 kurz vor ihrem erfolgreichen Abschluss standen. Die so amtlich festgestellten Grundbesitzaufteilungen bildeten die Grundlage für die Einführung eines neuen, gerechteren und effizienteren Grundsteuersystem. Die im Detail noch auszuarbeitende Reform konnte schließlich Anfang 1796 umgesetzt werden. Vgl. Goethe und Ilmenau, 123–134. Voigt hatte in seinem Bezugsbrief das Thema kurz angesprochen, indem er auf die gut angelaufene Neugliederung der einzelnen Steuersätze auf Beschockungsbasis hingewiesen hatte: „Die Beschockung gehet sehr gut; Wipfra hat viel Schwierigkeit gemacht, sich aber endlich doch gefügt.“ (Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 240; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 99.) 175,18–19 Die verwilligten acht Kriegssteuern 〈…〉 Schuldenabzahlung] Voigt hatte Goethe auch über die Akzeptanz der für die Teilnahme des Herzogtums am Reichskrieg jüngst im Lande zusätzlich eingeführten Kriegssteuern berichtet: „Wir haben 8 Kriegssteuern ausgeschrieben, und auch diese haben die Leute gern übernommen. Sie sind klüger als unsre hies. Landstände. So denke ich, wollen wir die 3 p r o C e n t aufrecht erhalten können –“ (Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 240; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 99). Goethe erkannte in dieser für die Herrschaft im Herzogtum erfreulichen Tatsache sofort die Chance zu einer möglichen Prolongierung der zusätzlichen Steuern über den Kriegsanlass hinaus, um damit dem nach wie vor drängenden Problem der Staatsverschuldung des Landes entgegenwirken zu können. 175,21–22 das Auserordentliche 〈…〉 prästiren und im alten Schlender fortzugehen] Goethes Kritik der fortgesetzten Schuldenpolitik der Herzoglichen Kammer sollte wohl an die Situation erinnern, mit der er vor der Finanzreform von 1785 konfrontiert gewesen war. Damals hatte der mit der interimistischen Leitung der Kammer betraute Goethe den Bankrott der herrschaftlichen Finanzbehörde nur durch radikale Spar- und Umschuldungsmaßnahmen zu verhindern gewusst. 175,23 Verschleifung] Gemeint ist das fortgesetzte Unterlassen oder Aufschieben notwendiger Entscheidungen und Korrekturen im Ausgabenbereich.
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175,25 Auf das Schmelzen kommt nun viel an.] Voigt hatte Goethe in seinem Bezugsbrief vom 3. Juli 1793 auch über die aktuelle Situation des Ilmenauer Bergwerks berichtet, wo man glaubte, endlich mit dem Schmelzen des bisher geförderten Kupferschiefererzes beginnen zu können: „In Ilmenau geht alles in der Ordnung fort; Anfangs oder Mitte Augusts hofft man zu schmelzen.“ (Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 239; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 98.) Dies war von besonderer Bedeutung, weil damit für die Anteilseigner des Bergwerksunternehmens, vor allem deren Bereitschaft, weiter in das Unternehmen zu investieren, ein positives Signal gesetzt werden sollte (vgl. Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 239; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 99). Die erreichten Ergebnisse der im August 1793 angelaufenen Erzschmelze erfüllten diese Erwartungen jedoch nicht (vgl. zu 116,20–21; vgl. auch Zechenregister und Schmelzdiarien zum Hütten-, Pochund Waschwerk in Ilmenau, 1793; LATh – HStA, Bergwerke B 15359, Bl. 239–242). 175,25–26 gern 〈…〉 im Herbst einige Zeit mit Ihnen in Ilmenau zu bringen] Goethe kannte den Zeitpunkt seiner Rückkehr von der Mainzer Belagerung nach Weimar noch nicht. Er traf am 23. August 1793 wieder in Weimar ein (vgl. zu 145,13–14). In Ilmenau war er das letzte Mal gemeinsam mit seinem Konkommissär in der Bergwerkskommission, Voigt, im Juni 1791 aus Anlass des ersten Gewerkentages der Bergwerksgesellschaft in Ilmenau gewesen (vgl. zu 16,25–26). Nun, nach angelaufenem Förderbetrieb, aber auch nach anhaltenden technischen wie finanziellen Problemen des Unternehmens, wäre ein gemeinsamer Inspektionsaufenthalt an Ort und Stelle sicher angeraten gewesen. 175,28–29 Ein Gewerckentag ist wünschenswerth] Die Durchführung eines zweiten Gewerkentages zur Klärung der Möglichkeiten der Fortsetzung des Bergwerkunternehmens zeichnete sich bereits ab. Ob und wie das bisher noch keine Erträge erwirtschaftende Ilmenauer Bergwerksunternehmen überhaupt weiterbetrieben werden könnte, ließ sich nur über einen solchen ordentlichen Gewerkentag aller stimmberechtigten Anteilsbesitzer klären. Eine grundsätzliche Entscheidung ließ sich angesichts der wenig erfreulichen Gesamtlage des Unternehmens nicht länger hinausschieben. Vor allem von einigen der Berliner Gewerkenvertreter waren auf die „Sechste Nachricht von dem Bergbaue zu Ilmenau“ vom 12. April 1793, die einen anhaltend hohen Schuldenstand des Unternehmens vermeldet und weitere Zuschüsse von den Anteilseignern (Kuxbesitzer) eingefordert hatte, kritische Nachfragen nach Weimar gesandt worden. Diese enthielten vor allem das Verlangen nach genaueren Informationen über die bisherige und die zu erwartende Höhe der Erzfördermenge, über die vorgesehene Dimension der neuen Poch-, Wasch- und Hüttenanlagen und vor allem über die dafür überhaupt noch zur Verfügung stehenden Finanzmittel. Die Berliner Kuxbesitzer hatten sich diesbezüglich in einen offiziellen Antragsschreiben an die Ilmenauer Bergwerksgesellschaft gewandt: „Es sind bereits 147 Kuxe caducirt, und man weiß noch nicht mit Gewißheit, ob nicht noch
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mehrere caducirt werden möchten. Werden die übrigen auch Kräfte haben, die gantze Anlage zu continuiren, wenn nicht landesherrlicher Seits die nöthige Hülfe gegeben wird, welche darin bestehen könnte, daß Sr. Durchlaucht geruheten, entweder die aufläßig gewordenen Kuxe selbst zu bauen, oder die Poch- und Hüttenwerke gegen einen vestzusetzenden Hüttenzinß zu erbauen und zu übernehmen. Es scheint also die Haltung eines Gewerkentages jetzt nöthiger zu seyn, als jemahls. Die Unterzeichneten tragen darauf gehorsamst an 〈…〉.“ (Antrag der Gewerken: Gerhard, J. C. Schultze, C. W. Schultze und Troschel, 16. Juni 1793; LATh – HStA, Bergwerke B 16350, Bl. 21.) Goethe war von Voigt in dessen Bezugsbrief in Umrissen über das Schreiben in Kenntnis gesetzt worden (vgl. Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 239f.; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 98f.; vgl. weiter zu 183,23–25). Der zweite Gewerkentag wurde schließlich für den 9. und 10. Dezember 1793 nach Ilmenau einberufen. Goethe und Voigt reisten dazu am 7. Dezember gemeinsam nach Ilmenau und blieben dort fast eine Woche bis zum 13. Dezember (vgl. zu 212,1 und zu 212,2). 176,3 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1. 176,3–4 Ihren Herrn Collegen] Damit waren wohl in erster Linie die weiteren Mitglieder des Geheimen Consiliums in Weimar gemeint (vgl. zu 99,15). 176,5 Marienb.] Abgekürzt für Marienborn (vgl. zu 169,9).
187. An Christiane Vulpius
Lager bei Marienborn, 10. Juli 1793 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 29. – 1 Bl. 18,7 × 22,5(–22,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. in rechter Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius; rote Siegelreste. E: WA IV 10 (1892), 93f., Nr 2999. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief von Ende Juni 1793 (GoetheChristiane 1, 28f., Nr 24; vgl. RA 1, Nr 629). – Christiane Vulpius antwortete am 19. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 34f., Nr 29; vgl. RA 1, Nr 655). – Goethes Brief kreuzte sich mit den Briefen Christianes vom 5. Juli und von Mitte Juli (Goethe-Christiane 1, 31f. und 33f.; vgl. RA 1, Nr 635 und 649). 176,9 oft von dir zu hören] Zuletzt hatte Goethe Christianes Brief von Ende Juni erhalten (vgl. Goethe-Christiane 1, 28f., Nr 24; vgl. auch RA 1, Nr 629). Zuvor waren schon vier Briefe von ihr eingetroffen (vgl. zu 169,13). Bis zur Rückkehr nach Weimar am 23. August sollten noch fünf weitere folgen, die Briefe vom
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5. Juli, von Mitte Juli, vom 19. Juli, vom 25. Juli und vom 8. August 1793 (vgl. Goethe-Christiane 1, 31–38; vgl. auch RA 1, Nr 635, 649, 655, 664 und 679). 176,12 die Stadt] Mainz. Die Besatzung kapitulierte am 22. Juli; an den folgenden Tagen zogen die Franzosen aus der Stadt ab (vgl. zu 181,21). 176,13 den Saal] In ihrem Brief vom 17. oder 18. Juni hatte Christiane geschrieben: „im hausse werden die dünger 〈Tüncher〉 bis mohrn 〈morgen〉 ferdich ud der Sall wird ser schön“ (H: GSA 28/2, Bl. 220; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 26). Wahrscheinlich ist der so genannte Gelbe Saal gemeint, der im ersten Obergeschoss die zentrale Achse bildet, von der aus nach links und rechts die zur Seite gewendeten Zimmerflügel abgehen. Vgl. Abb. 9. 176,17–18 Das Zeug 〈…〉 und ein Tafelzeug.] Das Versprochene, von dem sie am 10. Juli ihrem Sohn berichtet hatte (vgl. Pfeiffer-Belli, 639), schickte Goethes Mutter am 11. Juli nach Weimar. Der Brief an Christiane von diesem Tag beginnt: „Hier übersende 1 gantzes Stück Bettzwilch dieses gibt ein Unterbett und einen Pfühl – anbey folgt noch 2 ¾ Ehlen zum zweyten Pfühl – wünsche guten Gebrauch. Anbey kommt ein Taffelgedeck von 1 Taffeltuch und 12 Sevietten – ich hoffe es soll Ihnen allen wohl gefallen, weil es würcklich nach meiner Meinung sehr hübsch ist.“ (Pfeiffer-Belli, 639f.) Christiane meldete im Brief an Goethe vom 19. Juli: „Die gude Frau Rähtin hat auch schon alls besorcht und daß schönne Tafel zeug hat mich r〈e〉cht gefreud 〈…〉. und daß bedete wird genaht 〈gemacht? genäht?〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 266; vgl. auch Goethe-Christiane 1, 34f.) 176,18 wenn die Einquartierung vorbey ist] Am 25. Juni 1793 hatte Goethes Mutter ihrem Sohn mitgeteilt, dass sie „seit dem 23 Juni wieder Einquartirung“ habe „– einen krancken 〈preußischen〉 Hauptmann der von Hüffer heist, und von Landau kommen ist, um sich hir Curiren zu laßen – Er hat, eine Soldaten Frau bei sich, die ihm in meiner Küche kocht – einen Bedienten und Reitknecht – sind alle gar brave Leute die mit ihrem Logie sehr zufrieden sind – und mich wenig incomodiren.“ (Pfeiffer-Belli, 638.) Wann die Einquartierung vorbei war und wann Unterbetten und Kissen nach Weimar geschickt wurden, geht aus den verschiedenen Briefwechseln nicht hervor. 176,20 dem Kleinen] Sohn August (vgl. zu 93,16–17). 176,23 der arme Moriz todt] Karl Philipp Moritz, Goethes Freund aus der Zeit seiner römischen Aufenthalte (vgl. GB 8 II, zu 7,6 und zu 67,8), der im Winter 1788/89 zwei Monate bei Goethe (und Christiane) in Weimar gewohnt (vgl. GB 8 II, zu 78,7) und noch einmal Ende April 1791 für eine Woche Goethe besucht hatte (vgl. zu 26,20–21 und zu 26,23–24), war am 26. Juni 1793 in Berlin gestorben.
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BRIEF 188
188. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Lager bei Marienborn〉, 19. Juli 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2727 (ohne Beilagen). – Doppelblatt 18,8 × 23,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am linken oberen Rand Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e. e. dL 26tn Juli 1793. / b. – 16tn Aug.“; am rechten oberen Rand von fremder Hd, Bleistift: „81 80.“ S. 2 am rechten unteren Rand Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2727“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 165–169, Nr 80 (mit Beilage 2). WA IV 10 (1892), 96f., Nr 3001 (ohne Beilagen). 2) Beilage 1: H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 486. – Doppelblatt 18,9 × 22,8 cm, 2 S. (S. 2 und 3) beschr., egh., Tinte; Überschrift S. 2 und 3 oben Mitte über den Mittelfalz hinweg; Text der Strophe Er. links (S. 2), Text der Strophe Sie. rechts (S. 3); S. 4 am oberen Rand Mitte Überlieferungsvermerk von fremder Hd (sS), Tinte: „Originalentwurf, von Goethe an Jacobi geschenckt; dann von Fräulein Jacobi an Frau Naumann, von dieser an Professor B ö c k i n g, welcher ihn hiemit dem Herrn S. H i r z e l in Leipzig verehrt. / Bonn 8. November 1844.“); darunter am Seitenrand rechts Bibliotheksstempel; am Mittelfalz auf Trägerblatt geklebt (Pappe). E: Musen-Almanach fürs Jahr 1796. Hrsg. von Johann Heinrich Voß. Hamburg 〈1795〉, S. 96f. WA I 1 (1887), 287. 3) Beilage 2: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2728. – Doppelblatt 18,8 × 22,5(–22,7) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; an den äußeren oberen Rändern der Seiten Nummerierung, egh., Tinte: I., 2., 3., 4. (S. 1 und 2 nebeneinander mit dem jeweiligen Text zu den Punkten 1. bis 4.; S. 3 und 4 nebeneinander mit den Punkten 5. und 6.) E: Goethe-Jacobi1 (1846), 167–169. D: LA I 3 (1951), 128f. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 19. Juli 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5). 177,1 deinen Brief an den Herzog] Jacobi hatte auf Vorschlag Goethes (vgl. 154,25–27) an Herzog Carl August geschrieben und dafür gedankt, dass seinem
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Sohn Georg Arnold der Titel eines Weimarischen Regierungsrats verliehen werden sollte. Vgl. zu 137,26. – Jacobis Brief an den Herzog, wahrscheinlich von Ende Juni, ist nicht überliefert (vgl. zu 173,18; vgl. auch JB I 10, 253, Nr 3184). 177,3–4 erkundigte sich der H. nach der Theorie] Gemeint ist Goethes Farbenlehre, wie sich aus Jacobis Brief an Goethe vom 30. Juni 1793 ergibt: „〈…〉 den Brief an den Herzog habe ich mit Gewalt zu Stande gebracht, denn es brannte mir auf der Seele dem wackeren Manne ein Wort zu sagen. Deine Licht- u Farben Theorie hat mir zur Einkleidung u zugleich zum Thema dienen müßen.“ (JB I 10, 253.) 177,5 in unserm zerstreuten Leben] Das Leben während der Belagerung von Mainz. 177,6–7 Aufsatz über die farbigen Schatten] Seinen neuen Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ schickte Goethe mit seinem nächsten Brief vom 24. Juli 1793 an Jacobi (vgl. zu 181,3). 177,7 Claudius] Die gewünschte Übersendung des Textes an den mit Jacobi befreundeten Matthias Claudius in Altona kam nicht zustande (vgl. zu 181,3–4). 177,7–8 Fürstenbl] Franz Friedrich Wilhelm Maria Freiherr von Fürstenberg, Theologe und Politiker, Minister und Generalvikar des Bistums Münster, Vertrauter der Fürstin Amalia von Gallitzin. Goethe hatte ihn im September 1785 kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 66,5). Ob Jacobi eine Abschrift des goetheschen Aufsatzes an Fürstenberg geschickt hat, ist nicht bekannt. 177,8 Gedancken hören mögte] Zu einer Verbreitung des Aufsatzes unter seinen Freunden kam es entgegen Jacobis Zusicherung im Brief vom 16. August 1793 in nur eingeschränktem Maße. Die erwünschten Kritiken und Urteile blieben deshalb aus. Auch seine Zusage, Goethe eine eigene Einschätzung zu unterbreiten, konnte Jacobi nicht einhalten. Vgl. zu 181,3–4. 177,10 Mit Schlossern 〈…〉 in Heidelberg zusammenkommen] Goethe traf mit seinem Schwager Johann Georg Schlosser während seines Aufenthaltes in Heidelberg (4.–8. August 1793) zusammen (vgl. zu 185,6). 177,11 Die arme Julie ist indeß abgetreten.] Über den Tod von Julie Schlosser am 5. Juli 1793 vgl. zu 172,12. 177,12 ein Gedicht] „Das Wiedersehn“, ein Liebesdialog in Distichen (vgl. WA I 1, 287), bisher editorisch nicht berücksichtigte Fassung des Gedichts „Das Wiedersehen“ (später „Das Wiedersehn“). Zuerst erschienen in: „Musen-Almanach fürs Jahr 1796“ (hrsg. von Johann Heinrich Voß. Hamburg 〈1795〉, S. 96f.). Vgl. den Text der Beilage 1. Jacobi schrieb am 16. August in seiner Antwort: „Das Gedicht ist schön, und es hat uns große Lust durch Auslegen und streiten gemacht.“ (JB I 10, 269.) Vgl. zu 188,5–6. 177,12–14 eine Zusammenstellung 〈…〉 meiner Erfahrungen] Vgl. Beilage 2 des vorliegenden Briefes. – „Die erste knappe Übersicht der Goetheschen Vorstellungen von Farbe und Licht und zwar noch bevor er die physiologische Farbe ent-
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deckte. Grundlagen sind Goethe: die Einheit des Lichtes, die Bedingtheit der Farbenerscheinungen und die Annahme von nur zwei reinen ursprünglichen Farben. Unter den Gelegenheiten zur Farbenerzeugung aber spielen die Mäßigung des Lichtes und die Wechselwirkung des Lichts auf die Schatten die bedeutendste Rolle.“ (LA II 3, 238.) 177,15 ästimable] Franz. estimable: schätzbar, schätzenswert, ansehnlich. 177,16 captiosen] Von franz. captieux: arglistig; mehrdeutig. 177,19 Schreibe mir] Die Bitte hatte Goethe schon in seinem Brief vom 7. Juli geäußert (173,15–16); darauf antwortete Jacobi erst am 22. Juli (vgl. JB I 10, 261f., Nr 3194). Sein nächster Brief an Goethe folgte am 16. August 1793 (vgl. ebd., 269f., Nr 3205). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 177,19 hergestellt] Jacobi litt seit 1792 an einer chronischen Augenkrankheit. Am 22. Juli schrieb er: „Du verlangst ich soll schreiben daß ich mich wieder wohl befinde, u, dem Himmel sey Dank, kann ich es heute. Ich bin noch die ganze vergangene Woche sehr übel gewesen, u auch von neuem sehr besorgt wegen meines Gesichts. Ein Gefühl, das ich kenne, sagt mir, daß es nun wieder eine Zeitlang gut gehen wird.“ (JB I 10, 262.) Weiter vgl. zu 173,16. 177,19–20 die Deinigen] Vgl. zu 142,10. 177,21 die Belagerung] Die Belagerung von Mainz endete am 25. Juli, nachdem die Franzosen am 22. Juli kapituliert und an den folgenden drei Tagen die Stadt verlassen hatten (vgl. zu 165,2–3 und zu 169,20). 177,21 Prinz Louis Ferdinand ist blessirt] Vgl. die knappe Darstellung des Ereignisses in der „Belagerung von Mainz“: 〈…〉 bedauerten wir den Prinzen Ludwig, der als kühner Anführer eine wo nicht gefährliche, doch beschwerliche Wunde davon trug 〈….〉. (WA I 33, 303f.) Die Verwundung des preußischen Prinzen erwähnte Herzog Carl August auch im Brief an seine Mutter vom 18. Juli: „Der Prinz Louis Ferdinand wurde gestern bei der Einnahme einer Redoute mit 14 Offizieren und 120 Gemeinen blessiert. Ein Schuss ging ihn durch die rechte Hinterbacke. Die Wunde ist nicht gefährlich und eine blosse Fleischwunde 〈…〉.“ (Carl August-Anna Amalia, 128.) Vgl. auch die umständliche Beschreibung des Vorgangs durch Friedrich Wilhelm II., den preußischen König, in: Prinz Louis Ferdinand von Preußen. Ein Bild seines Lebens in Briefen, Tagebuchblättern und zeitgenössischen Zeugnissen. Hrsg. von Hans Wahl. Weimar 1917, S. 69. 177,23 noch was zu thun] In den letzten Tagen der Belagerung kam es noch zu heftigen Kämpfen um die belagerte Stadt. Vgl. Goethe in seiner „Belagerung von Mainz“: Den 19. Juli. Das Bombardement 〈auf Mainz〉 geht fort, die Rheinmühlen werden beschädigt und unbrauchbar gemacht. / Den 20. Juli. Der Commandant General d’Oyre überschickt eine Punctation, worüber verhandelt wird. / Nachts vom 21sten auf den 22sten Juli. Heftiges Bombardement, die Dominicanerkirche geht in Flammen auf, dagegen fliegt ein preußisches Laboratorium in die Luft. / Den 22. Juli. Als man
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vernahm der Stillstand sei wirklich geschlossen, eilte man nach dem Hauptquartier 〈…〉. (WA I 33, 304f.; vgl. auch Wagner, Tagebuch, 335f.) – Der französische General François Ignace Ervoil d’Oyré war Kommandant von Mainz; er geriet in Gefangenschaft und wurde nach einigen Monaten gegen 16 Mainzer Geiseln, die sich in französischer Haft befanden, ausgetauscht. 177,27 Schicke doch 〈…〉 der Fürstinn] Am 23. August dankt Amalia von Gallitzin Goethe für den „Bürgergeneral“ (vgl. Goethe und Kreis von Münster, 87; vgl. auch RA 1, Nr 691), den ihr Jacobi zugeschickt hat (vgl. Jacobi an Goethe, 16. August 1793; JB I 10, 269). Goethe hatte das „Bürgergeneral“Manuskript schon am 26. Mai 1793 an Jacobi geschickt (vgl. zu 144,6); dieser bedankte sich dafür in seinem Brief vom 3. Juni (vgl. JB I 10, 244). 177,27–28 du erhältst einen gedruckten von Franckfurt] Ein Exemplar des Mitte Juni im Druck erschienenen „Bürgergenerals“ hatte Goethe bereits mit seinem Brief vom 7. Juli an Jacobi geschickt (vgl. zu 171,9). – Die zwölf Freiexemplare des Lustspiels hatte der Verleger Unger an Goethes Mutter in Frankfurt a. M. gesandt. Ob Jacobi von dort noch ein Exemplar zugeschickt bekam, ist nicht bekannt. 177,28 inliegendes Gedicht] Das beigefügte „Das Wiedersehn“ (vgl. zu 177,12). Darüber, ob Jacobi das Gedicht an Amalia von Gallitzin weitergegeben hat, ist nichts bekannt. Amalia von Gallitzin erwähnt es in ihrem Dankesbrief an Goethe vom 23. und 28. August nicht, den „Bürgergeneral“ aber schon (vgl. zu 177,27). 180,7 Inflexion, Refracktion, Reflexion] Beugung, Brechung, Spiegelung (von Lichtstrahlen). 180,19 apparenten] Franz. apparent: augenscheinlich, sichtbar. 180,20 Pigmenten] Farbteilchen. 180,26 cessiren] Franz. cesser: aufhören.
189. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 24. Juli 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2729. – Doppelblatt 11,2(–11,4) × 18,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e. e. dL 30tL Juli 1793. / b. dL 16tL Aug ––.“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „82 81“; S. 4 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2729“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 169f., Nr 81. WA IV 10 (1892), 97f., Nr 3002.
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BEIL AG E
Manuskript von Goethes Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ (vgl. zu 181,3). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 16. August 1793 (JB I 10, 269f., Nr 3205; vgl. RA 1, Nr 685). – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis Brief vom 22. Juli 1793 (JB I 10, 261f., Nr 3194; vgl. RA 1, Nr 658). 181,1–2 Maynz wieder in deutschen Händen] Nach der Kapitulation der Franzosen am 22. Juli 1793 (vgl. zu 181,21). 181,3 Hierbey kommt die Lehre der farbigen Schatten.] Der Aufsatz „Von den farbigen Schatten“, an dem Goethe während der Zeit der Belagerung von Mainz gearbeitet hatte, war Jacobi bereits in Goethes letztem Brief vom 19. Juli angekündigt worden (vgl. 177,6–7). Er blieb zu Goethes Lebzeiten unveröffentlicht, erschien zuerst in der Abteilung „Naturwissenschaftliche Schriften“ der Weimarer Ausgabe (vgl. WA II 5.1, 101–125). Vgl. den Text in LA I 3, 64–81 sowie die Zeugnisse und Erläuterungen in LA II 3, 53–66 und 203–212. – In dem Aufsatz, den Goethe auch Lichtenberg schickte (vgl. zu 186,12), der als 3. Stück seiner „Beyträge zur Optik“ erscheinen sollte (vgl. zu 181,9–10), „reiht er eine Fülle von Versuchen aneinander, die die Entstehung der farbigen Schatten durch die Wirkung verschieden starker Lichtquellen erklärt, die Doppelschatten bilden. Die Wechselwirkung von herrschendem und subordiniertem Licht auf die entgegengesetzten Schatten machte diese farbig.“ (MA/Goethe 4.2, 1081.) Ergänzende Erläuterungen zur Abhandlung schickte Goethe ein paar Tage später mit der fahrenden Post (vgl. zu 181,17–18). Vgl. auch Goethes Briefe an Herzog Carl August von wahrscheinlich Ende Mai 1791 und an Jacobi vom 1. Juni 1791 (Nr 27 und 30). Zur Abhandlung vgl. auch Holger Helbig: Naturgemäße Ordnung. Darstellung und Methode in Goethes Lehre von den Farben. Köln, Weimar, Wien 2004, S. 127–130. 181,3–4 Du korrigirst wohl] Ob das geschehen ist, lässt sich aus dem erhaltenen Briefwechsel Jacobis mit Goethe nicht belegen. In seinem Antwortbrief schrieb Jacobi: „Ich finde deinen physikalischen Aufsatz vortrefflich, und habe Claudius präveniert, daß ich ihn ihm schicken würde. Nun höre ich aber daß er nach Pyrmont geht. Er ist tödlich krank gewesen. Meine motivierte Meinung über den Aufsatz sollst du haben, und ich will dir auch Urtheile von andern Menschen die urtheilen können verschaffen. Ich habe diesen Augenblick Kopf und Hände so voll daß ich mich nicht zu retten weiß.“ (JB I 10, 269.) Am 2. November 1793 schreibt Jacobi: „Deine Schatten habe ich, wie alles, müßen ruhen laßen.“ (Ebd., 280.) Der Brief vom 6. Dezember enthält die Mitteilung: „Deine Abhandlung über die farbigen Schatten habe ich der Prinzeßinn v Gal. noch nicht schicken können, weil ich sie dem Prof. Günther in Duisburg geliehen u noch nicht zurück erhalten habe. 〈…〉 Du weißt ich bin sonst kein Schlauderer; aber im verwichenen Sommer habe ich es
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werden müßen: mit dem neuen Jahre, sollst du sehen, bin ich wieder ganz bey der Hand.“ (Ebd., 288f.) Zwischen dem 19. Dezember 1793 und dem 7. Juni 1794 ist kein Brief Jacobis an Goethe überliefert. 181,6 andre Menschen sich auch darüber herausließen] Vgl. die vorige Erläuterung. – Am 11. August schickte Goethe seine Abhandlung an Georg Christoph Lichtenberg (vgl. zu 181,3), der ihm am 7. Oktober ausführlich antwortete. Im August erhielt vermutlich auch Knebel den Aufsatz und die dazu gehörenden Materialien (vgl. seinen Brief an Goethe vom 28. August 1793; RA 1, Nr 702; außerdem LA II 3, 66f. und die Erläuterung zu 181,17–18). Im Dezember 1793 erhielt Herder die Handschrift, der darauf in einem fragmentarisch überlieferten Brief einige zustimmende Bemerkungen machte (vgl. HB 7, 81, Nr 63). Am 22. März 1794 bedankt sich Carl Theodor von Dalberg, dass Goethe ihm – am 19. März 1794 – den „schönen Aufsatz von farbigten Schatten mitgeteilt“ habe (LA II 3, 74). 181,7 ehmals bey meinem Vortrag] Vermutlich hatte Goethe den Vortrag während seines Aufenthalts bei Jacobi in Pempelfort (November/Dezember 1792) gehalten; er könnte mit dem ein Jahr zuvor gehaltenen im Wesentlichen übereingestimmt haben. Am 4. November 1791 hatte Goethe in der von ihm angeregten und am 9. September 1791 begründeten Weimarer Freitagsgesellschaft den einleitenden Vortrag gehalten, wie sich aus Carl August Böttigers Tagebuch von diesem Tag ergibt. Vgl. zu 51,10–11. 181,7 noch / noch] Wortwiederholung nach Seitenumbruch. 181,9–10 Ich werde 〈…〉 alte theoretische Festung spielen lassen] Goethe denkt wohl in erster Linie daran, er werde durch weitere optische Untersuchungen die wissenschaftlichen Überzeugungen Newtons korrigieren. Vgl. dazu die Vorarbeiten für das – nicht erschienene – 3. Stück der „Beyträge zur Optik“, die erst aus Goethes Nachlass veröffentlicht wurden: „Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität“ (LA I 3, 152–164), „Über die Farbenerscheinungen, die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden“ (ebd., 164–189) und „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (ebd., 190–209). 181,12–13 Capitulation pp] Vgl. zu 181,21. 181,14 bald folgen] Goethe hielt sich, nach Aufenthalten in Wiesbaden, Mannheim und Heidelberg, vom 9. bis zum 21. August in Frankfurt auf. Am 23. August kehrte er nach Weimar zurück. Vgl. zu 169,6.
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190. An Friedrich Heinrich Jacobi Mainz, 27. Juli 1793 → Düsseldorf 〈Pempelfort〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2730. – Doppelblatt 18,7 × 22,7 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e. e dL 30tL Juli 1793. / b dL 16tL Aug –“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „83 82“; S. 4 in der rechten Blatthälfte Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn Geheimerath / Jakobi / nach / Düsseldorf.; darüber Spuren des Poststempels (verwischt), in der linken Blatthälfte Mitte rotes Siegel (Bildmotiv nicht mehr erkennbar); am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung, Textverlust (S. 3): Daß sie n〈…〉 von den Franzosen verlassen worden 〈…〉 recht der Welt Lauf (182,19–20); am unteren Rand links Stempel des FDH; darunter von fremder Hd, Bleistift: „2730“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 170f., Nr 82. WA IV 10 (1892), 99–101, Nr 3004. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 16. August 1793 (JB I 10, 269f., Nr 3205; vgl. RA 1, Nr 685). – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis Brief vom 22. Juli 1793 (JB I 10, 261f., Nr 3194; vgl. RA 1, Nr 658). 181,17–18 einen Physicalischen Aufsatz] Den Aufsatz „Von den farbigen Schatten“ hatte Goethe am 24. Juli an Jacobi geschickt (vgl. zu 181,3). LA II 3, 65 vermutet: „Das Paket enthielt gewiß jene allgemeinen Sätze 130ff 〈LA I 3, 130–136: „Einige allgemeine Sätze“, von Goethe datiert: Lager bei Marienborn / den 21. Juli 1793.〉, wahrscheinlich auch über die Einteilung der Farben … 136ff.“ 〈LA I 3, 136–139: „Über die Einteilung der Farben und ihr Verhältnis gegen einander“〉. 181,21 Capitulation, der Ubergabe, des Auszugs der Franzosen] Nach der am 22. Juli 1793 in einer Kapitulationsurkunde vereinbarten Übergabe der Stadt hatte an den folgenden drei Tagen der Auszug der 23 000 Mann starken französischen Besatzung stattgefunden (vgl. Wagner, Tagebuch, 335–338). 181,23 Die Clubbisten] Die im Juli 1793 454 Mitglieder (vgl. Getreues Namensverzeichniß der in Mainz sich befindenden 454 Klubisten, mit Bemerkungen derselben Charakter. Frankfurt 1793) des nach dem Muster des Pariser Jakobinerklubs (1790) gegründeten Mainzer Jakobinerklubs, der als „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ vom 23. Oktober 1792 bis zum 14. März 1793 fungierte. Nach der Auflösung der Gesellschaft durch das französische Kommissariat durften der neugegründeten Gesellschaft nur Angehörige des „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents“ und der lokalen Behörde angehören. Über die politischen Ereignisse in der
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Stadt während der letzten Monate vor der Kapitulation, vor allem über das Nebenund Gegeneinander von Administration (der ‚Landesbehörde‘) und Munizipalität (dem lokalen ‚Rat‘) vgl. Franz Dumont: Das Ende der Mainzer Republik in der Belagerung. In: Mainzer Zeitschrift. Mittelrheinisches Jahrbuch für Archäologie, Kunst und Geschichte 75 (1980), S. 159–186, bes. S. 162–165; ders.: Die Mainzer Republik von 1792/93. Studien zur Revolutionierung in Rheinhessen und der Pfalz. Alzey 1982, S. 105–117 (Die Jakobinerklubs), S. 117–130 (Die Zivilverwaltungen) und das abschließende Kapitel (S. 459–495: Das Ende der Mainzer Republik). Im Kapitulationsvertrag, der unter anderem den freien Abzug der französischen Truppen aus Mainz regelte (vgl. zu 181,21), blieben die Klubisten unerwähnt. Etliche von ihnen konnten die Stadt mit den Franzosen verlassen, einige wurden entdeckt und erlitten wie viele, die in der Stadt zurückgeblieben waren, Misshandlungen durch die zurückkehrenden Emigranten oder wurden sogar getötet (vgl. Franz Dumont: Das Ende der Mainzer Republik 〈…〉, 176–178). Vgl. auch Goethes Darstellung in der „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 310–315). 181,25 Rüffel der Gastwirth] Franz Xaver Jacob Ignaz Riffel (oder Rieffel), in Mainz geboren, Mainzer Bürger seit 1788, Wirt des Gasthauses „Zum König von England“. Der Eintrag im „Getreuen Namensverzeichnis der in Mainz sich befindenden 454 Klubisten, mit Bemerkungen derselben Charakter“ (Frankfurt a. M. 1793) lautet: „Rieffel, Wirth im König von England gab 2 Emigranten an, die auch sogleich erschossen wurden.“ (S. 13.) Riffel war an dem Ausfall der Franzosen auf Marienborn in der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni 1793 beteiligt und wurde deshalb als Offizier in die französische Armee aufgenommen (vgl. Franz Dumont: Das Ende der Mainzer Republik 〈…〉, 160f.). Er entkam am Nachmittag des 24. Juli 1793 aus Mainz (vgl. K〈arl〉 G〈eorg〉 Bockenheimer: Die Mainzer Klubisten der Jahre 1792 und 1793. Mainz 1896, S. 276) und blieb bei der französischen Armee; bei einem Gefecht in der Vendée kam er ums Leben, wahrscheinlich am 19. September 1793 (vgl. K〈arl〉 G〈eorg〉 Bockenheimer: Die Mainzer Patrioten in den Jahren 1793–1798. Historische Skizze. Mainz 1873, S. 8), vielleicht aber erst am 4. Oktober 1793 (vgl. Heinrich Scheel: Die Mainzer Republik III. Die erste bürgerlich-demokratische Republik auf deutschem Boden 〈…〉. Berlin 1989, S. 574f.). – Das prächtige Gasthaus im Zentrum von Mainz wurde nach 1793 als solches nicht weitergeführt. Über seine wechselvolle Geschichte vgl. Susanne Speth in: Mainz. Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte 20 (2000). H. 4, S. 132f. Das Haus wurde am 27. Februar 1945 bei einem Bombenangriff zerstört. 181,25–182,1 Merlin] Antoine Christophe Merlin de Thionville hatte am 1. Januar 1793 im besetzten Mainz als einer von drei Kommissaren in der Armee des Generals Adam Philippe de Custine seinen Dienst angetreten. Er zeichnete sich bei der Belagerung der Stadt durch besondere Tapferkeit aus. 1794 war er am Sturz Robespierres beteiligt. 1795 wurde er in den „Rat der Fünfhundert“ gewählt. Seine
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politische Karriere wurde 1799 beendet, nachdem das französische Direktorium entmachtet worden war und Napoleon sich zum Konsul auf Lebenszeit ernannt hatte. – Vgl. Goethes Schilderung seines Auszugs aus Mainz am 24. Juli in der „Belagerung von Mainz“ (WA I 33, 309). 182,1–2 Du Bayet] Jean Baptiste Annibal Aubert du Bayet, seit Anfang 1793 Brigadegeneral der französischen Truppen in Mainz. 182,2 Chaussehauße] An der Landstraße von Mainz nach Marienborn gelegen (vgl. zu 151,12–13). In der „Belagerung von Mainz“ ist davon die Rede, dass Goethe und einige Freunde von dem Chausseehaus aus den Auszug der Franzosen beobachteten (vgl. WA I 33, 308). 182,2 k r e u z i g e] „Creutzige ihn“, schrien die Juden, als Pilatus sie fragte, was mit Jesus geschehen solle (Markus 15,13; Luther-Bibel 1772 NT, 56). 182,3 Contenance] Franz.: Haltung, Fassung; Anstand. 182,7 Metternich] Mathias Metternich, Mathematikprofessor in Mainz, ein Jakobiner strenger Observanz; im Oktober 1792 Mitbegründer des Mainzer Jakobinerklubs, Herausgeber der Zeitschrift „Der Bürgerfreund“ (erschienen vom 26. Oktober 1792 bis zum 16. April 1793), Vizepräsident des „Rheinisch-deutschen Nationalkonvents“, der sich am 17. März 1793 konstituierte, und Vorsitzender der Mainzer Munizipalität. Metternichs Fluchtversuch scheiterte; er kam zunächst mit anderen Klubisten auf die Koblenzer Festung Ehrenbreitstein, im Februar 1794 nach Erfurt auf den Petersberg, ein Jahr später nach Basel, wo er mit anderen Klubisten am 26. Februar 1795 den Franzosen übergeben wurde, die ihm die Reise nach Paris und bald danach die Rückkehr ins linksrheinische – von ihnen besetzte – Gebiet ermöglichten. Vgl. Mario Keller: Rund um den Freiheitsbaum. Die Bewegung von unten und ihr Sprecher Mathias Metternich in der Zeit der Mainzer Republik (1789–1799). Frankfurt a. M. 1988, S. 253–271. 182,7 der Pfarrer vom heil Creuz] „Hl. Kreuz war ein Stift, das vor Mainz lag. Aufgrund von Kriegszerstörungen 〈…〉 residierte das Stift in der Stadt. Vikar Andreas Schäfer fungierte als Pfarrer und wohnte bei der Kirche.“ (Freundliche Mitteilung von Jutta von Essen, Dom- und Diözesanarchiv Mainz; vgl. auch zu 150,21 und zu 162,18.) Andreas Schäfer war kein Jakobiner und hatte keinen Grund, im Juli 1793 Mainz zu verlassen. In einem Bericht an das damalige Erzbischöfliche Generalvikariat vom 26. September 1793 schrieb er: „Stadt und Land kündig ist es, daß ich von Zeit der anno 1792 im October angekommenen französischen Armee, bis in den April 1793 unter immerwährenden Trangsaalen, die auch mit nächster Lebens-Gefahr verbunden waren, meine Pfarr-Station zu Heil. Kreutz behauptet. 〈…〉 Und wegen meiner bezeigten Treue und Standhafftigkeit deswegen zwey Plünderungen habe ausstehen müssen: Endlich gar noch mit meinen PfarrKindern von Haus und Hoff vertrieben worden bin.“ (Zitiert von Jutta von Essen.) – Vermutlich hat Goethe den Pfarrer vom Heilig-Geist-Hospital, Heinrich Palmatius Joseph Rompel, gesehen, als dieser sich aus der Stadt davonmachen
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wollte. Rompel gehörte – wie mehrere Geistliche in Mainz – zu den besonders eifrigen Klubisten, wurde bei seiner versuchten Flucht aus Mainz gefangen genommen und – wie Metternich – auf die Festung Ehrenbreitstein und im Februar 1794 auf den Petersberg gebracht. Im Februar 1795 wurde er auch nach Basel gebracht und dort den Franzosen übergeben. Vgl. K〈arl〉 G〈eorg〉 Bockenheimer: Die Mainzer Klubisten der Jahre 1792 und 1793. Mainz 1896, S. 290–297. 182,19 sie n〈…〉] Textverlust durch Papierausriss. WA ergänzt nun. 182,20 worden 〈…〉] Textverlust durch Papierausriss. S-Strich unten noch erkennbar. WA ergänzt ist. 182,21 Hofmann] Andreas Joseph Hofmann, ein radikaler Jakobiner (und Antisemit); seit März 1793 Präsident des „Rheinisch-deutschen Nationalkonvents“, zugleich Präsident der Administration, die als Landesbehörde der lokalen Mainzer Munizipalität übergeordnet war. Hofmann gelang es, mit den Franzosen Mainz zu verlassen. Im folgenden Jahrzehnt bekleidete er als französischer Staatsdiener verschiedene hohe Ämter. Vgl. Helmut Mathy: Andreas Josef Hofmann, der Präsident des rheinisch-deutschen Nationalkonvents von 1793. In: Deutsche Jakobiner. Mainzer Republik und Cisrhenanen 1792–1798. Bd 1: Handbuch. (Ausstellung des Bundesarchivs und der Stadt Mainz im Foyer des Mainzer Rathauses.) Mainz 1981, S. 235–238.
191. An Christian Gottlob Voigt Mainz, 27. Juli 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 63, Bl. 19–20. – Doppelblatt 18,8 × 22,8 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn Geheimen Assistenz Rath / Voigt / nach / Weimar / fr.; daneben fremde Hd (zS), Tinte: „Erfurt“ (Postvermerk), über der Adresse Poststempel (verwischt); Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausschnitt des Siegels; am inneren Rand Mitte (unter der Adresse) Papierausriss durch Siegelöffnung, dadurch Textverlust auf S. 3: 183,27 〈nun m〉ehr und 183,27 ad〈res〉siren. – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband (vgl. Überlieferung zu Nr 113). E: WA IV 10 (1892), 98f., Nr 3003 (Textkorrektur in den „Berichtigungen“; WA IV 30 [1905], 259).
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Der Brief beantwortet Voigts Brief vom 17. Juli 1793 (Goethe-Voigt2 1, 103–105, Nr 53; vgl. RA 1, Nr 651) – Voigt antwortete am 2. August 1793 (Goethe-Voigt2 1, 108–110, Nr 56; vgl. RA 1, Nr 677). Postsendungen: 27. Juli 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5). 182,27 aus Maynz] Mainz war am 23. Juli 1793 von den seit Ende Oktober 1792 die Stadt besetzt haltenden französischen Truppen an die Belagerer der preußisch-österreichischen Koalition übergeben worden. Ihr Abzug zog sich bis zum 25. Juli hin. Vgl. zu 181,21. Goethe war unmittelbarer Augenzeuge davon und begab sich an beiden Folgetagen in die schwer gezeichnete Stadt. 182,28 Scenen dieser letzten Tage] Die Erlebnisse und Eindrücke vom Ausmarsch der französischen Soldaten aus Mainz nach der Kapitulation und vor allem vom sich anschließenden Aufenthalt in der teilweise zerstörten Stadt und von den Begegnungen mit ihren Bewohnern am 26. und 27. Juli schildert Goethe später in der autobiographischen Schrift „Belagerung von Mainz“ (vgl. WA I 33, S. 306–324). 183,1 daß wir die Franzoßen los sind] Die französische Besatzung von Mainz unter General François Ignace Ervoil d’Oyré, die zum Zeitpunkt der Kapitulation immer noch eine Stärke von etwa 18 000 Soldaten aufwies, hatte gemäß der mit dem preußischen Oberbefehlshaber, Generalleutnant Graf von Kalckreuth, getroffenen Vereinbarung über eine ehrenvolle Kapitulation freien Abzug erhalten und war in den Tagen vom 23. bis 25. Juli 1793 abmarschiert. Vgl. zu 181,21. 183,1–2 zu einer Zeit wo die Gefahr bey Zweybrücken sich erneuerte] Vergleich mit dem Kriegsschicksal des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Am 9. Februar 1793 war das im Krieg gegen Frankreich neutral gebliebene Herzogtum von französischen Truppen besetzt und annektiert worden. Herzog Karl II. August, der nach der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI. gefangengenommen werden sollte, konnte noch kurz vor dem Eintreffen der Franzosen nach Mannheim fliehen. Im Juli und August 1793 wurden die Schlösser und Besitztümer des Zweibrücker Herzogs, darunter das prachtvolle, erst 1788 fertiggestellte Schloss Karlsberg, von französischen Truppen niedergebrannt und zerstört. 183,3–4 Von den Clubbisten sind einige entkommen, 〈…〉 angehalten worden.] Ende November 1792 hatte der Mainzer Jakobinerklub mit 492 Mitgliedern den Kulminationspunkt seiner Macht erreicht. Da sich die Zusicherung des freien Geleits bei der Kapitulation nur auf die französische Besatzung von Mainz erstreckte, wurden die Mainzer Jakobiner, soweit sie nicht fliehen konnten, verfolgt, mit Geldstrafen belegt oder aus Kurmainz ausgewiesen. Ein Großteil der Mainzer Bevölkerung, vor allem jene, die unter den Drangsalierungen der Jakobinerherrschaft besonders gelitten hatten, beteiligte sich aktiv an ihrer Verfolgung und Festsetzung. Goethe berichtet in der „Belagerung von Mainz“ über das oft sogar systematische Vorgehen dabei und den sich meist anschließenden verbalen wie körperlichen Atta-
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cken (vgl. WA I 33, 309–311). Etwa hundert der besonders exponierteren Klubmitglieder wurden auf den Festungen Königstein und Ehrenbreitstein inhaftiert und 1794 in die Zitadelle Petersberg in Erfurt verlegt. Die letzten von ihnen durften 1795 nach Frankreich ausreisen. 183,5 18000 streitbare Männer in Maynz] Die Zahl benennt die Truppenstärke der französischen Besatzung zum Zeitpunkt der Kapitulation am 23. Juli (vgl. zu 183,1). 183,6–7 an Gebäuden die Stadt nicht soviel gelitten] Goethe hatte Mainz am 26. und 27. Juli 1793 besichtigt. In der „Belagerung von Mainz“ sprach er von dem bejammernswerthesten Zustand der Stadt, von Schutt und Trümmer sowie Unrath und Spuren der Plünderung, die das Bild prägten (WA I 33, 316). Besonders stark waren Schäden und Zerstörungen an den Kirchen und größeren öffentlichen Gebäuden, wie Dominikanerkirche, Dom, Rathaus oder Schloss. Auch die innere Verwahrlosung vieler Einrichtungen gab Goethe Anlass zur Klage (vgl. ebd., 317). Vgl. auch 197,6. 183,7–9 Franzosen und Clubbisten 〈…〉 Kirchen und adeliche Häuser gelegt] Diese Gerüchte sind nicht belegbar. 183,14 Auf das kleine Nachbars Hauß thue ich Verzicht.] Goethe hatte erwogen, das so genannte Frankesche Haus am Frauenplan in Weimar neben seinem Hausgrundstück diesem anzugliedern, und deswegen am 3. Juli noch einmal bei Voigt bezüglich eines Ankaufs nachgefragt (vgl. zu 169,4–5). Voigt schickte daraufhin am 17. Juli ein Berichtsgutachten Philipp Seidels zur Wertbeurteilung des Hauses, die Goethe zur Entscheidungsfindung dienen sollte (vgl. Voigt an Goethe, 17. Juli 1793; Goethe-Voigt2 1, 103f.). Seidels nicht erhaltenes Papier hatte offenkundig die geforderte Kaufsumme als zu hoch eingeschätzt (vgl. ebd.). 183,15 Ihr Cur] Schreibversehen. – Voigt war bereits am 4. Juli nach Jena gegangen, um sich dort unter anderem bei einer Egerwasserkur etwas zu erholen und zu regenerieren (vgl. Voigt an Goethe, 10. Juli 1793; Goethe-Voigt2 1, 102). In seinem Bezugsbrief hatte Voigt einen kleinen Bericht davon gegeben: „Ich bin diese Woche noch hier, und denke, 18 Tage meines Aufenthalts vollzumachen und eben soviele steinerne Krüge aus Eger auszutrinken; ich finde mich überaus erleichtert und meine heisse Stirn abgekühlt, so warm auch die Witterung ist. Ich habe in den Früh- und Abend Stunden mir viele Bewegung gemacht; die übrige Zeit aber unsre Gelehrten gesprochen.“ (GSA 28/2, Bl. 258f.; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 104.) 183,16 die litterarischen Nachrichten] Voigt informierte in seinem letzten Brief auch über Neuigkeiten aus der Gelehrtenwelt der Universitätsstadt Jena, mit der er während seines dreiwöchigen Aufenthaltes in engem Austausch stand. So berichtete er auch über den bevorstehenden Gesellschaftsabend bei Professor Carl Leonhard Reinhold am Abend des 17. Juli: „Heute abend ist eine Gesellschaft von Reinold, mit dem Baggesen aus Koppenhagen, (Lavaters Freund, der nach Zürich reiset,)
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nebst Schiller, Paulus, Batsch, Göttling, beide Huflanden, Schmid, M e r e a u, C o u d e n h o v e n 〈…〉.“ (GSA 28/2, Bl. 259; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 104.) Eine Charakterisierung des mitgenannten, sich gerade in Jena aufhaltenden dänischen Dichters Jens Immanuel Baggesen folgte: „Herr Baggesen, aus Koppenhagen, ist unter dem Titul eines Professors, Lector des Prinzen von Holstein Augustenburg. Er ist der itzt lebend vorzüglichste D ä n i s c h e Dichter. 〈…〉 Er ist ein Dänisches Bullenbeißer Gesicht, worin viele Gutheit eingezeichnet ist. Durch Unterstützung des KronPrinzen von Dänemark reißt er nach der Schweiz, Spanien, Italien und Griechenland. Hier logiert er seit 4 Wochen bei Reinhold 〈…〉.“ (GSA 28/2, Bl. 260; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 105.) 183,16–17 Kantischen Lehre wird es gehn wie mit Modefabrickwaren] Vor allem durch das Wirken Carl Leonhard Reinholds, der seit 1787 in Jena lehrte und als einer der bedeutendsten Vertreter der Philosophie Kants in der Zeit galt, war Jena zu einem herausgehobenen Zentrum des Kantianismus in Deutschland geworden. Reinhold hatte inzwischen aber einen Ruf an die Universität Kiel erhalten, und Voigt ging davon aus, dass man ihn nicht in Jena werde halten können, was er Goethe auch bereits mitgeteilt hatte: „Ich werde den Reinhold über seinen Ruf nach Kiel, wovon ich S e r e n i s s i m o geschrieben, ausfragen; wahrscheinlich ist die Sache schon gemacht, und keinem Rükschritt unterworfen.“ (Voigt an Goethe, 17. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 259; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 104.) 183,19–20 Sollte Reinhold nicht bleiben so wird sich Rath finden.] Reinhold verließ Jena zum Sommersemester 1794 und wechselte an die Universität Kiel. Voigt hatte in seinem Bericht über Reinhold im Bezugsbrief an Goethe auch selbst schon auf dessen Fachkollegen an der Philosophischen Fakultät Carl Christian Erhard Schmid, Friedrich Immanuel Niethammer und Friedrich Carl Forberg verwiesen, die an der Universität „das Kantische Evangelium fortsetzen“ könnten (Voigt an Goethe, 17. Juli 1793; GSA 28/2, Bl. 259; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 104). 183,20 Auf M. Fichte haben Sie ja ein Auge.] Johann Gottlieb Fichte lebte damals als Magister der Philosophie und freier Schriftsteller in Leipzig, befand sich aber gerade auf Reisen in der Schweiz. Von Kants Denken inspiriert, war Ostern 1792 im Verlag der Hartung’schen Buchhandlung in Kants Lebensort Königsberg anonym Fichtes religionsphilosophische Abhandlung „Versuch einer Critik aller Offenbarung“ erschienen, die zunächst vielfach Kant selbst zugeschrieben worden war und großes Interesse auf sich gezogen hatte. Gerade auch unter den Philosophen und Gelehrten Jenas sorgte das Buch für großes Aufsehen und anhaltende Diskussionen. Der damit schließlich berühmt gewordene Fichte wurde nicht zuletzt deswegen als ein potenzieller Nachfolger für die vakant werdende Professur Reinholds in Jena gehandelt. Erste Kontakte zu Fichte in dieser Richtung waren offenbar im Sommer 1793 von Jenaer Seite bereits hergestellt worden. Voigt hatte im Bezugsbrief gegenüber Goethe berichtet: „Ausserdem ist der Verfasser der K r i t i k d e r O f f e n b a r u n g (die man anfänglich allgemein Kanten selbst zuschrieb,) der M. Fichte, der
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itzt nach der Schweiz auf Reisen ist, wohl um ein mäßiges Zuschußquantum als P r o f e L e x t r a o r d. zu haben.“ (GSA 28/2, Bl. 259; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 104.) Fichte wurde Ende 1793 schließlich als Nachfolger Reinholds zum Sommersemester 1794 an die Universität Jena berufen. 183,20–21 An Schmidt haben wir einen trefflichen Mann.] Der Kantianer Carl Christian Erhard Schmid war seit 1793 als Honorarprofessor an der Philosophischen Fakultät der Universität Jena tätig, nachdem er schon zwischen 1785 und 1791 dort eine Stelle als Privatdozent bekleidet und Diakon an der Kirche zu Wenigenjena gewesen war. Seine Berufung als Philosophieprofessor 1791 nach Gießen war schon nach kurzer Zeit wegen angeblicher Verbreitung von atheistischem Gedankengut und wegen revolutionärer Umtriebe wieder aufgehoben worden, was ihn zur Rückkehr nach Jena bewogen hatte. 183,22 Sie wiederzusehen] Goethe kehrte am 23. August 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 183,23 den Ihrigen] Vgl. zu 100,1. 183,23–25 Die Hl. Berliner Gewercken verdienen daß wir sie 〈…〉 gut tracktiren] Die Durchführung einer zweiten ordentlichen Gewerkenversammlung zur Situation des Ilmenauer Bergwerksunternehmens war zu diesem Zeitpunkt zwischen Goethe und Voigt schon fest für den kommenden Herbst avisiert und wurde schließlich am 9. und 10. Dezember 1793 auch realisiert. Die Planungen dazu dienten vor allem dem Ziel, die bei einer wachsenden Zahl von Gewerkenmitgliedern vorhandenen Zweifel an der künftigen Rentabilität des Ilmenauer Bergwerks zu zerstreuen, die insbesondere über eine Gruppe von Kuxbesitzern aus Berlin an die Gewerkschaft herangetragen worden war (vgl. zu 175,28–29). Nachdem Voigt noch am 3. Juli an Goethe sowohl von der Kritik als auch von angekündigten Zahlungsverweigerungen der zuvor von den Kuxbesitzern eingeforderten Zubußen berichtet hatte (vgl. Voigt an Goethe, 3. Juli 1793; Goethe-Voigt2 1, 98f.), konnte er nun in seinem Bezugsbrief vom 17. Juli hingegen mitteilen: „Die B e r l i n e r haben ihre Kuxe – – – b e z a h l t!! Bis auf ein Viertheil die auch wohl noch kommen werden.“ (GSA 28/2, Bl. 259; vgl. auch Goethe-Voigt2 1, 105.) In seiner Rede auf dem Gewerkentag im Dezember lieferte Goethe den Gewerkenmitgliedern dann einen durchaus positiven Ausblick auf den Weiterbetrieb des Ilmenauer Unternehmens, nachdem noch im Frühjahr im Gewerkenbericht „Sechste Nachricht von dem Bergbaue zu Ilmenau“ mit den aufgemachten Nachschussforderungen eher Zweifel am Erfolg ausgelöst worden waren: „〈…〉 was seit dieser ausgeflossenen Nachricht 〈…〉 bisher weiter geschehen, nemlich die Herstellung der Hütte mit Poch- und Waschwerk, die Anschaffung und Verkohlung einer Parthie guter Kohlhölzer und demnächst die im Großen angestellten Versuche in Schmelzung der Schiefer und Sanderze, wozu neuerlich noch die unumgängliche frische Aufmauerung der Kehrradstube und Reparatur des Kehrrads auf dem Johannisschacht gekommen, die kürzlich ebenfalls vollendet, der Schacht wiedergewältiget und das Flöz, vorzüglich
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zu dessen weiterer Erforschung wieder belegt worden ist. 〈…〉 C o m m i s s i o läßt aus den Schmelztabellen bemerken, daß wider Verhoffen das Ausbringen im Großen von den rohen Schiefern und Erzen, wie man sie jetzt auf dem Flöz getroffen hat, zwar nicht so günstig gewesen, daß man hierauf, so lange die Anbrüche sich nicht beträchtlich veredlen, bey Fortsetzung des rohen Schmelzwesens Rücksicht nehmen könne; daß hingegen durch das bey der Hütte zugleich angelegte Waschwerk solche Schlieche erlangt worden, auf deren Vervielfältigung und Verbesserung eine vortheilhafte und bleibende Einrichtung des Werks gebauet werden könne, wenn man auch darneben die sehr gegründete Hofnung gar nicht in Anschlag bringe, daß an dem so genannten Rücken, oder wenn man sich dem Aufsteigen des Flözes mit der weitern Bebauung nähern wird, die Schiefer und Sand-Erze, wie man schon jetzt einigermaßen verspüre, sich veredlen und die ehemalige Reichhaltigkeit zeigen werden.“ (Protokollabschrift des Ilmenauer Gewerkentages, 9. Dezember 1793; LATh – HStA, Bergwerke B 16350, Nr 171, Bl. 28f.) 183,27 〈nun m〉ehr] Textverlust durch Papierausriss. Textergänzung nach E. 183,27 die Briefe nach Franckfurt] Goethe reiste am 2. August 1793 aus dem Feldlager von Mainz ab und ging über Mannheim (vgl. zu 184,6) und Heidelberg (vgl. zu 184,6–7) nach Frankfurt a. M., wo er wahrscheinlich am 9. August eintraf und bis zum 21. des Monats blieb (vgl. zu 184,7). Am 23. August kehrte er nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). Voigt schrieb bis dahin noch zwei Briefe an Goethe, am 2. und am 12. August 1793 (vgl. Goethe-Voigt2 1, 108–112; vgl. auch RA 1, Nr 677 und 680). 183,27 ad〈res〉siren] Textverlust durch Papierausriss. Textergänzung nach E.
192. An Christiane Vulpius Mainz, 1. August 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 30f. – Doppelblatt 18,7 × 22,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 linke Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An Demoiselle / Christiane Vulpius / auf dem Frauenplan / Weimar / fr.; rechts neben fr. von fremder Hd, Tinte: „o“, sowie weiter „Erfth“; am unteren Rand zerbrochenes rotes Siegel (Fragment) mit Bildmotiv, wahrscheinlich: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 101f., Nr 3005.
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt, obwohl Christiane Vulpius’ Brief vom 19. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 34f., Nr 29; vgl. RA 1, Nr 655) Goethe vor dem 1. August 1793 vielleicht erreicht hat. – Christiane Vulpius antwortete am 8. August 1793 (Goethe-Christiane 1, 37f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 679). – Goethes Brief kreuzte sich mit dem von Christiane Vulpius vom 25. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 35f., Nr 30; vgl. RA 1, Nr 664). Postsendungen: 1. August 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 6). 184,2 wieder in Maynz] Goethe war am 31. Juli oder am 1. August von seinem Ausflug nach Schwalbach und Wiesbaden zurückgekehrt (vgl. die folgende Erläuterung). 184,2–3 einige Tage in Schwalbach und Wißbaden] Vom 27. oder 28. Juli bis zum 31. Juli oder 1. August 1793. Der vorliegende Brief vom 1. August wie der davor geschriebene an Voigt vom 27. Juli sind in Mainz verfasst worden. – Wen Goethe in Schwalbach und Wiesbaden getroffen hat, ist nicht bekannt. – Schwalbach liegt etwa 20 km nordöstlich von Wiesbaden im Taunus. 184,4 gute Gesellschaft] Wen Goethe so charakterisierte und ob er dieser Gesellschaft wegen nach Schwalbach gegangen war, konnte nicht ermittelt werden. 184,6 Gore] Charles Gore, englischer Kaufmann und Maler; er lebte seit 1791 mit seinen Töchtern in Weimar. Gore hatte die Belagerung von Mainz zum Anlass genommen, Motive für seine Malerei zu suchen (vgl. zu 169,3). Er hatte sich in dem 7 km südlich von Mainz gelegenen Dorf Klein-Wintershein in Rheinhessen einlogiert (vgl. WA I 33, 301f.). 184,6 Krause] Georg Melchior Kraus, seit 1776 Direktor der Weimarer Zeichenschule, war, gewissermaßen von Amts wegen, im Lager bei Marienborn, um das Geschehen in Zeichnungen und Bildern festzuhalten. Vgl. zu 170,12–13. 184,6 nach Mannheim] Am 2. August begann Goethe die Rückreise nach Weimar mit einem Abstecher nach der etwa 80 km rheinaufwärts gelegenen ehemaligen kurpfälzischen Residenz Mannheim, wie aus Kraus’ Brief an Caroline Bertuch vom 1. August 1793 hervorgeht: „Morgen früh reisen wir in Begleitung des Herrn G. R. von Goethe von hier über Mannheim und Heidelberg nach Frankfurt“ (Goethe-Kalender auf das Jahr 1940. Hrsg. vom Frankfurter Goethe-Museum. 33. Jg. Leipzig 1939, S. 332). Goethe besuchte unter anderem den dort weilenden verwundeten Prinz Louis Ferdinand von Preußen (vgl. Belagerung von Mainz; WA I 33, 324f.), und das am Mannheimer Theater engagierte befreundete Schauspielerehepaar Josepha und Heinrich Beck (vgl. Caroline Jagemann an Christian Joseph Jagemann, 9. September 1793; BG 4, 32f.; vgl. auch zu 3,25). 184,6–7 spreche in Heidelberg mit meinem Schwager] Wahrscheinlich am 4. August reiste Goethe weiter ins 20 km südöstlich gelegene Heidelberg. Mit seinem Schwager Johann Georg Schlosser traf Goethe während seines Aufenthaltes in
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BRIEFE 193/194
Heidelberg vom 4. bis zum 8. August mehrmals zusammen (vgl. 185,6–7) und diskutierte über seine Grundsätze zu einer neuen Farbenlehre (vgl. Belagerung von Mainz; WA I 33, 326–328 und Tag- und Jahres-Hefte. 1793; WA I 35, 23). 184,7 nach Franckfurt] Goethe kam wahrscheinlich am 9. August wieder nach Frankfurt a. M., wo er bis zum 21. August blieb (vgl. zu 187,13–14). Auf der Hinreise ins Militärlager vor Mainz hatte er schon vom 17. bis zum 27. Mai dort Station gemacht (vgl. 142,14–15 und zu 144,2–3). 184,8 komme ich balde zu dir] Goethe kam am 23. August nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 184,9 schreibe ich dir wieder] Am 9. August (Nr 193). 184,10 den Kleinen] Sohn August (vgl. zu 93,16–17). 184,10 Meyer] Johann Heinrich Meyer. 184,11 schreibe mir nach Franckfurt] In Frankfurt erhielt Goethe Christianes Briefe vom 25. Juli und vom 8. August 1793 (vgl. Goethe-Christiane 1, 35f. und 36f., Nr 30 und Nr 32).
193. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 9. August 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 32. – 1 Bl. 18,7(–18,9) × 22,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 linke Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Demoiselle Vulpius / Weimar; rote Siegelreste; Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 102, Nr 3006. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von Christiane Vulpius vom 25. Juli 1793 (Goethe-Christiane 1, 35f., Nr 30; vgl. RA 1, Nr 664). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich mit dem Brief von Christiane Vulpius vom 8. August 1793 (Goethe-Christiane 1, 37f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 679). 184,14 Brief vom 25ten] Wo Goethe den Brief vom 25. Juli 1793 (vgl. GoetheChristiane 1, 35f., Nr 30), den Christiane vermutlich nach Mainz adressiert hatte, überall gesucht hat, ist nicht bekannt. Die Formulierung, der Brief habe ihn, Goethe, gesucht, bedeutet wohl, dass der Brief Goethe an verschiedene Orte nachgeschickt worden ist. 184,15 balde bey dir] Am 23. August (vgl. zu 145,13–14). 184,16–17 Deine Schue, das Bügeleisen und andre Kleinigkeiten] Goethe hatte Christiane Vulpius von seinem Aufenthalt in Frankfurt a. M. auf der Hin-
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reise ins Heerlager vor Mainz im Mai zwei Pakete mit Geschenksachen geschickt (vgl. zu 145,1). Einiges war aber auch liegen geblieben oder nicht rechtzeitig bis zu seiner Weiterreise fertig geworden. Am 29. Mai hatte er Christiane davon in Kenntnis gesetzt: In Franckfurt steht noch das Bügeleisen, die Schue und Pantoffeln waren noch nicht fertig. (145,1–3.) 184,17 der Säbel für den Kleinen] In ihrem Brief vom 7. Juni 1793 hatte Christiane Vulpius von dem Wunsch des dreijährigen Sohnes August berichtet, der Vater möge ihm von der Reise „ja ein säbell und ein flinde mit Brgien 〈bringen〉“ (H: GSA 28/2, Bl. 190; vgl. Goethe-Christiane 1, 23). 184,18 halte ihm allerley Thiere] Im Bezugsbrief vom 25. Juli war von Christiane Vulpius die große Tierliebe des gemeinsamen Sohnes August beschrieben worden: „Er hat seine Freude ser am Tiern und ein lebendichen Habieg im garden und Einn Eich hörnichen daß hat sich aber diesse Nacht vom der käde 〈kette〉 loß gemacht und ist fort da hat Er den ganzen morchen geweind.“ (H: GSA 28/2. Bl. 274; vgl. Goethe-Christiane 1, 36.) 184,20–21 ein Spaßchen ein Paar Blatter mit Devisen] Die Blätter, die mit Devisen beschrieben waren, haben sich nicht erhalten. – Devise: „Sinn-, Wahlspruch, auch i〈m〉 S〈inne〉 v〈on〉 Losung“ (GWb 2, 1171). 184,23 hörst du mehr] Vgl. Goethes kurzen Brief vom 16. August 1793 (Nr 196).
194. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 11. August 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2731. – Doppelblatt 18,7 × 22,5(–22,7) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangsund Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e e. dL u b. dL 16tL Aug 1793.“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „84 83“; S. 4 am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2731“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 172f., Nr 83. WA IV 10 (1892), 103f., Nr 3007. BEIL AG E
Aufstellung (Konkordanz) von ähnlichen Textstellen in Werken verschiedener Autoren (vgl. zu 185,19–21); nicht überliefert.
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BRIEF 194
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 16. August 1793 (JB I 10, 269f., Nr 3205; vgl. RA 1, Nr 685). – Goethes Brief kreuzte sich mit Jacobis Brief vom 22. Juli 1793 (JB I 10, 261f., Nr 3194; vgl. RA 1, Nr 658). Postsendungen: 13. August 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7). 185,1 Dein Bild] Der Düsseldorfer Maler und Kupferstecher Ernst Carl Gottlieb Thelott hatte Jacobi 1792 porträtiert. Goethe hatte die Zeichnung bei seinem Besuch in Pempelfort (November/Dezember 1792) gesehen. Im Brief an Goethe vom 10. April 1793 hatte Jacobi den an ihn gerichteten Wunsch des Malers weitergegeben, sich „nach der Adreße u dem Preise des Papiers zu erkundigen, worauf dein Portrait 〈von Johann Heinrich Lips〉 abgedruckt ist.“ (JB I 10, 229; vgl. zu 137,33.) Das Bild, dessen Eingang Goethe im vorliegenden Brief bestätigt, ist vermutlich ein nach der Zeichnung von Thelott gefertigter Kupferstich (vgl. Wartenberg, Familienkreis Jacobi, 33–35), den Jacobi ohne einen begleitenden Brief nach Frankfurt a. M. geschickt hatte. Vgl. seinen Antwortbrief vom 16. August 1793, in dem es auch heißt: „Ich schicke Dir ein beßeres Exemplar meines Bildes nach Weimar. Es ist noch manches verbeßert worden, besonders die Nase. Tholot wird sich sehr deines Beyfalls freuen; er erwartete dein Urtheil mit unruhigem Verlangen.“ (JB I 10, 270.) Ob Jacobi ein verbessertes Bild von sich nach Weimar geschickt hat, ist nicht bekannt. 185,1 bey meiner Ankunft] Goethe war, von Heidelberg kommend, wahrscheinlich am 9. August in Frankfurt a. M. eingetroffen (vgl. zu 184,6–7), wo er bis zum 21. August blieb (vgl. zu 187,13–14). 185,6 Mit Schlossern] Über die Begegnungen und Gespräche mit seinem Schwager Johann Georg Schlosser in Heidelberg, wo sich Goethe vom 4. bis zum 8. August 1793 aufhielt, berichtet er ausführlich in der „Belagerung von Mainz“: In Heidelberg, bei der alten treuen Freundin Delf, begegnete ich meinem Schwager und Jugendfreund Schlosser. Wir besprachen gar manches, auch er mußte einen Vortrag meiner Farbenlehre aushalten. Ernst und freundlich nahm er sie auf, ob er gleich von der Denkweise, die er sich festgesetzt hatte, nicht loskommen konnte und vor allen Dingen darauf bestand zu wissen: in wie fern sich meine Bearbeitung mit der Eulerischen Theorie vereinigen lasse, der er zugethan sei. Ich mußte leider bekennen, daß auf meinem Wege hiernach gar nicht gefragt werde, sondern nur daß darum zu thun sei, unzählige Erfahrungen in’s Enge zu bringen, sie zu ordnen, ihre Verwandtschaft, Stellung gegen einander und neben einander aufzufinden, sich selbst und andern faßlich zu machen. Diese Art mochte ihm jedoch, da ich nur wenig Experimente vorzeigen konnte, nicht ganz deutlich werden. / Da nun hiebei die Schwierigkeit des Unternehmens sich hervorthat, zeigt’ ich ihm einen Aufsatz den ich während der Belagerung
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geschrieben hatte, worin ich ausführte: wie eine Gesellschaft verschiedenartiger Männer zusammen arbeiten und jeder von seiner Seite mit eingreifen könnte, um ein so schwieriges und weitläufiges Unternehmen fördern zu helfen. Ich hatte den Philosophen, den Physiker, Mathematiker, Mahler, Mechaniker, Färber und Gott weiß wen alles in Anspruch genommen: dieß hörte er im Allgemeinen ganz geduldig an, als ich ihm aber die Abhandlung im Einzelnen vorlesen wollte, verbat er sich’s und lachte mich aus: ich sei, meinte er, in meinen alten Tagen noch immer ein Kind und Neuling, daß ich mir einbilde, es werde jemand an demjenigen Theil nehmen, wofür ich Interesse zeige, es werde jemand ein fremdes Verfahren billigen und es zu dem seinigen machen, es könne in Deutschland irgend eine gemeinsame Wirkung und Mitwirkung statt finden! / Eben so wie über diesen Gegenstand äußerte er sich über andere; freilich hatte er als Mensch, Geschäftsmann, Schriftsteller gar vieles erlebt und erlitten, daher denn sein ernster Charakter sich in sich selbst verschloß und jeder heitern, glücklichen, oft hülfreichen Täuschung mißmuthig entsagte. Mir aber machte es den unangenehmsten Eindruck, daß ich, aus dem schrecklichsten Kriegszustand wieder in’s ruhige Privatleben zurückkehrend, nicht einmal hoffen sollte auf eine friedliche Theilnahme an einem Unternehmen, das mich so sehr beschäftigte, und das ich der ganzen Welt nützlich und interessant wähnte. / Dadurch regte sich abermals der alte Adam; leichtsinnige Behauptungen, paradoxe Sätze, ironisches Begegnen und was dergleichen mehr war, erzeugte bald Apprehension und Mißbehagen unter den Freunden: Schlosser verbat sich dergleichen sehr heftig, die Wirthin wußte nicht, was sie aus uns beiden machen sollte, und ihre Vermittlung bewirkte wenigstens, daß der Abschied zwar schneller als vorgesetzt doch nicht übereilt erschien. (WA I 33, 326–328.) An das Zusammensein mit Schlosser in Heidelberg erinnerte sich Goethe auch in seinen „Tag- und Jahres-Heften 〈…〉 1793“ (vgl. WA I 35, 23). Vgl. auch zu 208,12. – Delf: Helene Dorothea Delph, Geschäftsinhaberin in Heidelberg, Freundin der Familie Goethe in Frankfurt. Vgl. Goethes Erinnerung an das Verhältnis zu ihr im 17. und 20. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ (AA DuW 1, 581f. und 647f.). – Eulerischen Theorie: Leonhard Euler, aus Basel stammender, in St. Petersburg und Berlin tätiger Physiker und Mathematiker, Verfasser grundlegender Arbeiten zur Wellentheorie des Lichts (vgl. dazu LA II 3, 32–34 und LA I 3, 399). – einen Aufsatz: Vermutlich handelt es sich um den Aufsatz „Einige allgemeine chromatische Sätze“, unterschrieben Lager bei Marienborn / den 21. Juli 1793 (LA I 3, 130–139), zuerst veröffentlicht in WA II 5.1, 83–92.
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BRIEF 195
185,9 euerm Familien Congress] Ende August kam das Ehepaar Schlosser mit Schlossers Tochter aus der ersten Ehe (Louise) nach Pempelfort und blieb dort nahezu acht Wochen bis zum 12. Oktober 1793 (vgl. Jacobi an Goethe, 27. Oktober 1793; JB I 10, 279). Johanna Fahlmer, Schlossers zweite Ehefrau, war mit Jacobi verwandt; sie war dessen Stieftante (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 19). – Außer Schlossers trafen zur gleichen Zeit weitere Verwandte Jacobis bei ihm zu Besuch ein: der Bruder Johann Georg Jacobi sowie der Schwager Johann Arnold von Clermont mit drei Töchtern (vgl. zu 193,20; außerdem zu 207,1–2). 185,12 nach Hauße] Goethe kehrte am 23. August 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 145,13–14). 185,12 manches hervor zubringen] In den letzten Monaten des Jahres 1793 setzte Goethe seine Arbeiten an der Farbenlehre wie auch die an „Reinecke Fuchs“ fort. 185,14 Meine Iphigenie haben sie ins englische übersetzt] Vermutlich im April 1793 war die Übersetzung „Iphigenia in Tauris. A Tragedy, written originally in German by J. W. von Goëthe“ in London erschienen; der anonyme Übersetzer war William Taylor, einer der besten englischen Kenner und vorzüglichsten Übersetzer der zeitgenössischen deutschen Literatur. Jacobi versprach in seiner Antwort, sich das Werk aus London schicken zu lassen; am 6. Dezember 1793 schreibt er: „Hast Du eine Englische Iphigenia erhalten? Ich habe dreymal vergeblich Aufträge darüber gegeben. Auch früher bestellte Sachen habe ich nicht erhalten.“ (JB I 10, 289.) Am 7. Juni 1794 meldet Jacobi schließlich, er werde „nun endlich auch die englische Iphigenia erhalten“ (ebd., 363). In Goethes Bibliothek hat sich ein Exemplar der „Iphigenie“-Übersetzung erhalten – geschickt von dem Berliner Bibliothekar Samuel Heinrich Spiker im März 1831; es blieb unaufgeschnitten (vgl. Ruppert, 265, Nr 1850). Die Übersetzung druckte der Verleger Unger 1794 in Berlin nach; auch davon erhielt Goethe 1831 ein Exemplar, und zwar von Zelter (vgl. Ruppert, 266, Nr 1851). 185,15 Im Monthly Review] Im Maiheft 1793 von „The Monthly Review; or, Literary Journal“ (S. 51–59) war eine Anzeige der „Iphigenie“-Übersetzung erschienen, vermutlich von Taylor selbst. Sie enthält einige kurze Zitate der Übersetzung und zusammenhängend die Verse 1215–1364 (III 1–3; S. 54–57). Goethe hat das Heft offenbar gekannt. 185,15–16 Mama Lehnchen] Susanna Helene Jacobi, die zehn Jahre jüngere Halbschwester Jacobis (weiter vgl. zu 137,14 und zu 141,2). 185,16–17 ein Exemplar aus England] Ein Exemplar erhielt Jacobi vermutlich erst im Juni oder Juli 1794 (vgl. zu 185,14). 185,17 will auch Commission geben] Gemeint ist: Goethe will sich auch ein Exemplar bestellen (lat. commissio: Bemühen, Auftrag, Bestellung). 185,19–21 concordante Stellen sehr verschiedner Autoren 〈…〉 Ihrem Nachdencken] Die nicht überlieferte Beilage ist vielleicht durch die englische
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„Iphigenie“-Übersetzung angeregt worden; Goethe mag jeweils gleiche Szenen (lat. concordare: im Einklang stehen) des Dramas in der Fassung ihrer verschiedenen Autoren (Euripides, Racine, Goethe; vielleicht auch Taylor) aufgeschrieben haben. Warum Mama Lehnchen (auf sie weist das Pronomen Ihrem) darüber nachdenken soll, ist allerdings unklar. – Dass sich die Stellen auf Goethes Studien zur Optik beziehen (vgl. FA/Goethe II 3, 1022), ist nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich.
195. An Georg Christoph Lichtenberg Frankfurt a. M., 11. August 1793 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh. mit Unterschrift; 3 S., 4° (Angaben nach D). E: GJb 18 (1897), 33 (Albert Leitzmann). D: Versteigerung XC. Von Luther bis Goethe. Autographen deutscher Dichter und Gelehrter aus dem Nachlaß von Cornelius Meyer. Im Auftrage der Firma Karl Ernst Henrici. Berlin W 35. Lützowstraße 82 durch den vereidigten und öffentlich angestellten Versteigerer Herrn Werner Haehnel. Besichtigung: Montag, den 16. Juni 1924 von 10–4 Uhr. Versteigerung: Dienstag, den 17. Juni 1924 vormittags ab 10 Uhr, nachmittags ab 4 Uhr. Berlin 〈1924〉, S. 9f. Nr 41 (Teildruck: 186,3–5 Ew. Wohlgeb. haben meine ersten 〈…〉 Arbeiten einige Aufmercksamkeit gönnen. Und 186,12–16 Wie ich die Lehre von den farbigen Schatten 〈…〉 Ihre Theilnehmung und Belehrung erbitte.). WA IV 30 (1905), 50f., Nr 3007a (nach E; mit zwei Varianten: „daß“ statt „dass“ [186,4 und 186,19] und „dieß“ statt „diess“ [186,7]). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Lichtenberg antwortete am 7. Oktober 1793 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–165, Nr 2303; vgl. RA 1, Nr 757). Postsendungen: 13. August 1793 (vgl. GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7). 186,3 meine ersten optischen Versuche] Goethes Aufsätze im 1. und 2. Stück seiner „Beyträge zur Optik“, die er mit seinem Brief vom 11. Mai 1792 an Lichtenberg geschickt hatte (vgl. zu 75,16; vgl. auch zu 80,5–6). 186,3–4 mit soviel Nachsicht] Gemeint ist vermutlich Lichtenbergs Beurteilung der optischen Arbeiten Goethes in seiner nicht überlieferten Antwort vom 4. Juni 1792 auf Goethes Brief vom 11. Mai 1792 (vgl. zu 80,3).
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186,4–5 meinen weiteren Arbeiten einige Aufmercksamkeit] Eine wohlwollende, gleichwohl kritische Stellungnahme zu Goethes optischen Aufsätzen lieferte Lichtenberg in seinem Antwortbrief vom 7. Oktober 1793 (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–165). Vgl. auch Goethes Antwort auf diesen Brief vom 21. Oktober 1793 (Nr 213) und die Erläuterungen dazu. 186,7 in mancherley Zerstreuungen] Gemeint sind vermutlich – außer der Teilnahme an kriegerischen Begebenheiten (vgl. die folgende Erläuterung) – die Aufenthalte in Frankfurt (12.–20. August 1792 und 17.–27. Mai 1793 sowie seit dem 9. August 1793), in Düsseldorf (6. November–4. Dezember 1792), die anschließende Reise über Münster und Kassel nach Weimar (Ankunft dort am 16. Dezember 1792), vielleicht auch die – wissenschaftlichem Nachdencken entgegen stehende – Arbeit an poetischen Werken („Reinecke Fuchs“, „Wilhelm Meister“, „Der Bürgergeneral“) sowie häusliche Besorgungen, die das Zusammensein mit Christiane Vulpius und dem gemeinsamen Sohn August forderten. Zu den Zerstreuungen mag Goethe auch die Belästigungen gerechnet haben, die durch den 1792 begonnenen, von Johann Heinrich Meyer geleiteten Umbau seines ihm vom Herzog im Mai 1792 überlassenen (und im Juni 1794 geschenkten) Hauses am Frauenplan nicht zu vermeiden waren. 186,8 die kriegerischen Begebenheiten] In der Zeit von Ende August bis Ende September 1792 hatte Goethe am preußisch-österreichischen Feldzug gegen Frankreich, danach am Rückzug der Truppen teilgenommen; von Ende Mai bis Ende Juli 1793 war er vor und in Mainz gewesen, wo am 22. Juli die französischen Besatzer die Kapitulation vor dem belagernden alliierten Heer des Deutschen Reiches angenommen und am folgenden Tag mit dem Rückzug aus der Stadt begonnen hatten. Über beide kriegerischen Begebenheiten hat Goethe nach Jahrzehnten ausführlich berichtet, in der „Campagne in Frankreich 1792“ (WA I 33, 1–271) und in „Belagerung von Mainz“ (ebd., 272–329); beide Schriften erschienen zuerst 1822 bei Cotta als 5. Teil der 2. Abteilung von „Aus meinem Leben“. 186,10 manches gesammelt] Der Kontext macht deutlich, dass nicht von poetischen, sondern von naturwissenschaftlichen Arbeiten die Rede ist, also im Wesentlichen von den Notizen zur Optik, die Goethe 1792/93 (auch während der Campagne in Frankreich und der Belagerung von Mainz) zusammengetragen hat (vgl. LA I 3, 111–149). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 186,12 die Lehre von den farbigen Schatten] Zu Goethes Aufsatz „Von den farbigen Schatten“, der für das 3. Stück der „Beyträge zur Optik“, das nicht erschienen ist, vorgesehen war, vgl. zu 181,3. 186,13 aus beyliegendem Hefte] Gemeint sind vermutlich Notizen Goethes zum Thema der farbigen Schatten. Mit dem folgenden Brief an Lichtenberg vom 21. Oktober werden offenbar Varianten und Ergänzungen dieser Notizen an Lichtenberg geschickt (vgl. zu 200,1–2; zu 200,25; zu 201,13–14). Vgl. auch die Texte in LA I 3, 64–81.
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186,14 apparente Farben] Franz. apparent: augenscheinlich, sichtbar; hervorstechend. Vgl. Goethes am 15. Juli 1793 aufgeschriebene Notizen „Resultate meiner Erfahrungen“; darunter: 3. Inflexion, Refraktion, Reflexion sind drei Bedingungen, unter denen wir oft apparente Farben erblicken, aber alle drei sind mehr G e l e g e n h e i t zur Erscheinung, als U r s a c h e derselben. 〈…〉 6. Die apparenten Farben entstehen durch Modifikation des Lichts durch äußere Umstände. Die Farben werden a n dem Lichte erregt, nicht a u s dem Lichte entwickelt. Hören die Bedingungen auf, so ist das Licht farblos wie vorher 〈…〉. (LA I 3, 129.) Vgl. auch zu 85,5 sowie die in 14 Punkten zusammengefassten, mit der Farbentheorie Goethes unmittelbar zusammenhängenden Überlegungen „Von den achromatischen Gläsern“ (LA I 3, 257–260). Vgl. auch 84,17–86,8 (Brief an Samuel Thomas Soemmerring, 2. Juli 1792; Nr 95) und die Erläuterungen dazu. 186,15–16 Ihre Theilnehmung] Lichtenberg nahm an Goethes Experimenten und Beobachtungen in seinem Antwortschreiben vom 7. Oktober 1793 teil, indem er darlegte, dass und warum er nicht vermochte, sie „für gantz ohne Einschränckung richtig zu erkennen“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 162). Seine detaillierte Kritik musste Goethe klar machen, dass eine weitere intensive Theilnehmung Lichtenbergs an seinen optischen Studien nicht zu erwarten war, obwohl dieser versprach, er werde „gewiß so viel es die Umstände verstatten mitarbeiten u nicht versäumen Denselben Nachricht zu geben“ (ebd., 165). An Herder schrieb Goethe vermutlich in der ersten Hälfte November 1793 (Nr 218): Hier ein Brief von Lichtenbl. woraus du sehen wirst daß noch manches zu thun ist ehe wir vom Gesetz erlößt uns einer evangelischen Gemeinschaft erfreuen können. (206,4–5; vgl. auch zu 206,5.) Am 18. November 1793 heißt es in Goethes Brief an Jacobi (Nr 220) allerdings noch einigermaßen hoffnungsvoll: In Phisicis habe ich mancherley gethan, besonders freut und fördert mich Lichtenbergs Theilnehmung. (207,26–27.) 186,17–18 das Manuscript auf Weimar zurücksenden] Das geschah, vielleicht zusammen mit dem Werk „Observations sur les ombres colorées“ von JeanHenri Hassenfratz, um das Goethe in seinem Brief an Lichtenberg vom 23. Oktober 1793 (Nr 213) bat. Vgl. zu 199,18–19. 186,19 Nachricht von Ihrem Befinden] Über seinen Gesundheitszustand heißt es in Lichtenbergs Antwortbrief einleitend: „Ich leide noch immer ausserordentlich an Nerven, und es wird nun auch wohl nicht besser werden bis ich die Nerven selbst ablege.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160.) 186,19–20 günstiger als vor einem Jahre] Von seinem anhaltend schlechten Gesundheitszustand hatte Lichtenberg offensichtlich in seiner nicht überlieferten Antwort vom 4. Juni 1792 auf Goethes Brief vom 11. Mai 1792 (Nr 85) gesprochen (vgl. zu 80,15).
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BRIEFE 196/197
196. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 16. August 1793 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 37/IX,1,2, Bl. 33f. – Doppelblatt 18,6 × 22,5(–22,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 auf linker Blatthälfte quer zur Schreibrichtung egh. Adresse: An / Demoiselle Vulpius / auf dem Frauenplan / in / Weimar / fr., hinter fr. von fremder Hd, Tinte: „Erfort“; darunter rotes Siegel mit Bildmotiv: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); Papierausriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 10 (1892), 104, Nr 3008. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Christiane Vulpius’ Brief vom 8. August 1793 (GoetheChristiane 1, 37f., Nr 32; vgl. RA 1, Nr 679). – Christiane Vulpius antwortete nicht auf diesen Brief. 187,3 bey alten und neuen Freunden] Über Goethes alte Frankfurter Freunde vgl. zu 96,14. – In Johann Isaak Gernings Tagebuch werden für die Zeit vom 12. bis zum 20. August 1793 fast tägliche Zusammenkünfte mit Goethe erwähnt (vgl. BG 4, 35–38). Dabei werden auch andere Menschen erwähnt, die bei einigen der Treffen anwesend waren und die Goethe als neue Freunde ansehen konnte; darunter das Ehepaar Peter Heinrich und Katharina Elisabeth von Bethmann, Georg Grambs, Johann Georg Pforr, Samuel Thomas Soemmerring und Johann Friedrich Städel. 187,5–6 dencke bald weg zu gehen] Goethe verließ Frankfurt am 21. August (vgl. zu 187,13–14) und kam zwei Tage später in Weimar an (vgl. zu 145,13–14). 187,6 Deine Briefe] Außer an den Bezugsbrief vom 8. August mag Goethe auch an den vom 25. Juli, der auf Umwegen nach Frankfurt gekommen war, denken. Vgl. zu 184,14. 187,8 das neue Zimmer] Wahrscheinlich ist das Zimmer im Vorderhaus gemeint, in das Christiane und Goethe vom Hinterhaus umziehen konnten. Vgl. zu 103,19. 187,10 den Kleinen] August, der Sohn. Vgl. zu 93,16–17. 187,11 Meyer] Johann Heinrich Meyer, der Mitbewohner im Haus am Frauenplan.
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197. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 19. August 1793 → Düsseldorf 〈Pempelfort〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2732. – Doppelblatt 18,8 × 22,5(–22,7) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangsund Antwortvermerk von Jacobis Hd, rötlich-braune Tinte: „G o e t h e. e. dL 24tn Aug 1793. / b. dL 31tn –––“; am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „85 84“; S. 4 Blattmitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herren Geheime Rath / Jakobi / nach / Düsseldorf.; darüber von fremder Hd (zS), Tinte: Postvermerk „foColL“; am inneren Rand Mitte rotes Siegel mit Bildmotiv: Sitzender Mann im Profil; am äußeren Rand Mitte Siegelreste; am inneren Rand unten Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „2723“; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 173f., Nr 84. WA IV 10 (1892), 104–106, Nr 3009. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 16. August 1793 (JB I 10, 269f., Nr 3205; vgl. RA 1, Nr 685). – Jacobi antwortete am 31. August 1793 (JB I 10, 272f., Nr 3210; vgl. RA 1, Nr 705). 187,13 deinen lieben Brief] Vom 16. August 1793 (vgl. JB I 10, 269f., Nr 3205). 187,13–14 Abreise von Franckfurt] Goethe verließ Frankfurt, wohin er am 9. August von Heidelberg kommend eingetroffen war, am 21. August. Der Frankfurter Kaufmann und Goethe-Verehrer Johann Isaak Gerning vermerkte dazu in seinem Tagebuch am 20. August 1793: „Heute frühe deutete mir Göthe seine morgende Abreise an“ (BG 4, 37). 187,20 Deinen Brief vom 22 Jul.] Wann Goethe den Brief Jacobis vom 22. Juli 1793 (JB I 10, 261f., Nr 3194) erhalten hat, ist nicht bekannt. Da es keinen ostensiblen Antwortbrief Goethes gibt, ist Jacobis Brief vermutlich erst mit einiger Verspätung in Weimar angekommen. Vgl. dazu auch Jacobis Brief vom 16. August 1793, der auf sein noch immer nicht bei Goethe eingetroffenes Schreiben eingeht: „Ich erhalte heute, mein Lieber, deinen Brief vom 11ten – der mich vermuthen läßt daß Du den meinigen vom 22ten nicht erhalten hast. Ich schrieb dir darin von der angelangten Spritze und beklagte mich bitterlich über Schloßern, weil er seinem wackern Weibe die Reise zu uns abgeschlagen hatte.“ (JB I 10, 269.) 187,22 eurer Zusammenkunft] Ende August begann im Haus Jacobis in Pempelfort ein ausgedehnteres Familien- und Bekanntentreffen (vgl. zu 185,9). 187,23 Clärchen] Am 16. August 1793 hatte Jacobi andeutend geschrieben: „Es läßt sich an als wenn ich bald auch ein Bräutchen im Hause haben sollte.“
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BRIEF 197
(JB I 10, 270.) Am 6. Dezember 1793 meldete er: „Cläre hat ihren Liebhaber verabschiedet; er war ihr zu weinerlich u zu kalt, zu naß u zu trocken.“ (Ebd., 289.) Bei dem entlassenen Liebhaber handelte es sich um Ludwig Arnold von Clermont, einen Vetter von Jacobis 16-jähriger Tochter Clara (Clärchen) Franziska. Beide heirateten 1795 doch noch. 187,23–24 Das Decret] Die Ernennungsurkunde zum Weimarischen Regierungsrat für Jacobis zweiten Sohn Georg Arnold. Jacobi hatte am 7. April 1793 Goethe gebeten, sich für die Ernennung zu verwenden. Vgl. zu 137,26. Das Dekret konnte Goethe mit seinem Brief vom 11. Oktober 1793 an Jacobi schicken (vgl. zu 196,15). 188,1 eine Clermont] In der Tat hatte sich Jacobis zweiter Sohn Georg Arnold in seine Cousine Caroline von Clermont verliebt, die er am 1. Mai 1794 heiratete (vgl. zu 172,20). Caroline und Johann Gottfried Herder hatten Caroline von Clermont im Sommer 1792 während ihres Kuraufenthaltes in Aachen kennen gelernt, als beide gerade am 6. August, dem Tag des 20. Geburtstages Carolines, Johann Arnold von Clermont und seiner Familie in Vaals einen Besuch abstatteten (vgl. Caroline Herder an Jacobi, 11. August 1792; HB 6, 280). Wahrscheinlich war das angesprochene Lob der Herders Goethe mündlich in Weimar zugetragen worden. Näheres ist dazu nicht bekannt. 188,3–4 Mit Sommering 〈…〉 Conferenzen gehabt.] Samuel Thomas Soemmerring, Professor der Medizin in Mainz, hatte die Stadt wegen der Besetzung durch die Franzosen verlassen und war nach Frankfurt a. M. gegangen, wo ihn Goethe während seines Aufenthaltes vom 9. bis zum 21. August mehrfach traf. Ein wichtiges Gesprächsthema war Goethes Ausbeute seiner in den vorangegangenen Wochen betriebenen naturwissenschaftlichen Forschungen. Vgl. dazu Soemmerrings Briefe an Goethe vom 19. Januar und 26. Juli 1794 (vgl. Goethe und Soemmerring, 75f. und 82f., Nr 17 und Nr 20) sowie Goethes Brief an Soemmerring vom 16. Juli 1794 (vgl. GB 10 I, 60f., Nr 30 sowie Goethe und Soemmerring, 78, Nr 18). 188,4 Du wirst bald wieder was von mir sehen.] Goethe schickte in den nächsten Wochen keine neuen Texte seiner wissenschaftlichen Farbenexperimente an Jacobi, zeigte aber an, dass er weiterhin daran arbeitete (vgl. zu 193,23 und zu 207,26). Das Thema der optischen Studien Goethes wurde im Briefwechsel mit Jacobi erst wieder Ende 1794 aufgegriffen, als Goethe dem Gerücht entgegentrat, er hätte diese Forschungen aufgegeben (vgl. Goethe an Jacobi, 27.–29. Dezember 1794; GB 10 I, 97,26–98,7 und GB 10 II, zu 97,26). – Einer von Jacobi gewünschten Zusendung weiterer Teile seiner Dichtung „Reinecke Fuchs“ entzog sich Goethe ebenfalls (vgl. zu 193,26). 188,5 was du mir und andern zu bereitest] Goethe hoffte wohl vergeblich auf Kommentare zu seinen Abhandlungen, die er an Jacobi geschickt hatte (vgl. zu 181,3 und zu 181,3–4).
AUGUST 1793
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188,5–6 mein räthselhaft Gedicht] Goethe hatte seinem Brief an Jacobi vom 19. Juli 1793 die Elegie „Das Wiedersehn“ beigelegt (vgl. zu 177,12). Rätselhaft ist das Gedicht, weil der Liebende die letzte Begegnung mit der Geliebten auf den Vortag legt (V. 3: Gestern blühte der Baum wie heute, wir wechselten Küße; GB 9 I, Nr 188), die Geliebte aber am Ende das Getrenntsein auf zehn Jahre ausdehnt (V. 15f.: Doch der Morgen ist wieder erschienen. Ach! Daß mir indessen / Leider zehnmal der Baum Blüten und Früchte gebracht. [GB 9 I, Nr 188].). 188,6–7 von einem Frauenzimmer zuerst verstanden] Jacobi hatte in seinem Brief an Goethe vom 16. August 1793 geschrieben: „Mama Lene hat es 〈das Gedicht〉 gleich beym ersten Lesen beßer als ich gefaßt.“ (JB I 10, 269.) „Mama Lene“ nannte Jacobi seine Halbschwester Susanne Helene (vgl. zu 185,15–16). 188,8 Leid um den armen Moriz] Karl Philipp Moritz war am 26. Juni 1793 in Berlin gestorben (vgl. zu 176,23). Der Berliner Verleger Johann Friedrich Gottlieb Unger hatte Goethe den Tod des Freundes im Brief vom 29. Juni mitgeteilt (vgl. RA 1, Nr 627). Über den Tod von Moritz hatten sich Goethe und Jacobi noch nicht ausgetauscht. 188,9–10 Brief an den Bruder] Es handelt sich um Jacobis Brief an seinen Bruder Johann Georg vom 15. Oktober 1785. Goethe hatte ihn mit Jacobis Brief vom 16. August 1793 erhalten. Das Original ist nicht überliefert. Am 26. Oktober 1807 erinnerte Jacobi den säumigen Goethe, nachdem er gebeten hatte, ihm einen Brief Lichtenbergs – den vom 6. Februar 1793 – zurück zu schicken, an den Brief aus dem Jahr 1785: „Wenn ich nicht irre, mußt Du auch noch einen Brief von mir an meinen Bruder in Freyburg in Händen haben, welcher einige Gedanken über das Schöne enthielt. Wenn Du ihn leicht finden kannst, so sende mir diesen auch.“ (GJb 63 [1943], 76 [Max Hecker].) Den Lichtenberg-Brief schickte Goethe am 11. Januar 1808 zurück und versprach: Den Brief an Deinen Bruder find’ ich wohl auch und dann soll er gleich abgehen. (WA IV 20, 6.) Ob Goethes Suche erfolgreich war, ist nicht bekannt. Eine schwer datierbare Abschrift des Briefes (wiedergegeben in: JB 4, 208–211, Nr 1248) wird im GSA Weimar verwahrt (Sign.: 68/844). 188,10 schreibe die Stelle ab] Jacobi hatte in seinem Bezugsbrief geschrieben: „Der Absatz: ‚Schönheit thut dem Verstande u den Sinnen wohl u. s. w.‘ ist wie aus dem 8 Jahre nachher erschienenen Kantischen Werke gestohlen, welches mich bey dir, wenn du ein Kantianer wärest, zu hohen Ehren würde gelangen laßen.“ (JB I 10, 270.) Der ganze Absatz in Jacobis Brief an seinen Bruder lautet: „Schönheit thut dem Verstande und den Sinnen wohl, weil sie beiden die Mühe erleichtert, und ihre Harmonie befördert. Verstand, ist der Charakter des Menschen; und Perception in dem was sie von der bloßen Empfindung unterscheidet, der Charakter des Verstandes. Je percipirender ein Mensch ist, desto verständiger und geistvoller ist er. Je allgemein percipirender, desto fähiger Schönheit wahrzu-
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BRIEF 198
nehmen.“ (JB I 4, 209.) – Mit diesen Sätzen, die Jacobi in die Nähe von Bestimmungen Kants in dessen – 1793 in 2. Auflage in Berlin erschienener – „Critik der Urtheilskraft“ (1. Aufl. 1790) rückt (vgl. §§ 50–53 der „Critik der ästhetischen Urtheilskraft“), konnte er tatsächlich auf Goethes Interesse zählen, wie nicht zuletzt dessen Anstreichungen in seinem Exemplar der Kantischen „Critik“ (Berlin und Libau 1790, S. 200–214) nahe legen. Vgl. Géza von Molnár: Goethes Kantstudien. Eine Zusammenstellung nach Eintragungen in seinen Handexemplaren der „Kritik der reinen Vernunft“ und der „Kritik der Urteilskraft“. Weimar 1994, S. 316–320. Vgl. auch die Wiedergabe des KantTextes in LA II 1A, 87–89. 188,12 den deinigen] Vgl. zu 142,10. 188,12–13 Maxen hoffe ich bald zu sehen.] Dies geschah bei einem Besuch Maximilian Jacobis in Weimar Ende August/Anfang September 1793 (vgl. zu 191,11–12).
198. An Samuel Thomas Soemmerring 〈Frankfurt a. M., wahrscheinlich 19. oder 20. August 1793〉 → 〈Frankfurt a. M.〉 DATIERUN G
Goethe hielt sich, nachdem die Belagerung von Mainz am 22./23. Juli 1793 zu einem glücklichen Ende gebracht worden war, noch etwa vier Wochen in den Rheinund Maingegenden auf. Vom 9. bis zum 21. August war er in Frankfurt und hatte in dieser Zeit einige sehr aufmunternde Conferenzen mit Soemmerring, wie er am 19. September an Friedrich Heinrich Jacobi schrieb (188,3–4). Soemmerring war in Frankfurt, weil er, der während der französischen Besatzung von Mainz nach Frankfurt gegangen war, nach einem kurzen Aufenthalt in Mainz (vom 23. Juli an) wieder in die Mainmetropole zurückgekehrt war. Das vorliegende Billett ging also von Haus zu Haus und wurde offenbar kurz vor Goethes Abreise aus Frankfurt, wahrscheinlich am 19. oder 20. August 1793, geschrieben. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5006. – 1 Bl. 18,7 × 22,5(– 22,7) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; an den Rändern des letzten Absatzes Anstreichungen mit rotem Strich, vielleicht von Jacobis Hd; auf der Rs. am unteren Rand rechts Stempel des FDH, darunter von fremder Hd, Bleistift: „5006“. E1: LA II 3 (1961), 67 (Teildruck: 188,16–20 Für das Werk de coloribus coeli 〈…〉 in desparationem adducit. Und 188,22–23 Es ist für mich 〈…〉 mit Ihnen bin.)
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E2: JbFDH 1967, 15 (Josefine Rumpf). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 100f., Nr 3009a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 188,16 De coloribus coeli] Die Schrift von Johann Caspar Funccius (d. i. der Ulmer Mathematiker und katholische Theologe Johann Caspar Funck [auch Funcke]): „Liber de coloribus coeli“ (lat.: Buch über die Farben des Himmels), erschienen 1716 in Ulm, hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 657, Nr 4576). Goethe hat sich in seinem Grundlagenwerk „Zur Farbenlehre“ über Funccius in einem kurzen Kapitel kritisch geäußert. Vgl. LA I 6, 207f., außerdem LA II 6, 71 und 74; LA I 3, 78 und 480 sowie die folgende Erläuterung. 188,18–20 purpureus et accensus 〈…〉 in desperationem adducit.] Lat.: Eine purpurrote und flammende Farbe treibt den Löwen und den Stier zur Weißglut; einen Philosophen jedoch bringt fast jede Farbe zur Verzweiflung. (Übersetzung von Heinz Gerd Ingenkamp, Bonn.) – Dem Satz in Funccius’ Buch geht die Mitteilung seiner Quelle voraus: „〈…〉 Honoratus Fabry Tractatum suum de coloribus 〈…〉“ (S. 8 der unpaginierten „Præfatio“). Goethe hat den Satz in seinem Exemplar des Funccius (wie viele andere Stellen auch) mit Bleistift angestrichen. Im Brief zitiert er nicht ganz korrekt; denn bei Funccius heißt es „purpureus vel accensus“. – Eine von Funccius angegebene Quelle seines Zitats findet sich im zweiten Band des umfangreichen Werks des in Lyon lebenden Mathematikers und katholischen Theologen Honoratus Fabri (auch Fabry): Physica, id est, scientia rervm corporearvm. Lugdvni [Lyon] 1670, und zwar auf der ersten Seite, die den Titel der ersten Hälfte des Bandes (bis S. 186) angibt: „Physicæ tractatvs III. de statibvs corporvm sensibilibvs“. Zu Goethes Beschäftigung mit Fabri vgl. LA II 5 B/1, 156, zu seiner Beschäftigung mit Funccius vgl. auch LA I 7, 12. – In der Einleitung von „Zur Farbenlehre. Erster Band“ (Tübingen 1810) hat Goethe indirekt an Funccius erinnert: 〈…〉 es hatte von jeher etwas gefährliches, von der Farbe zu handeln, dergestalt daß einer unserer Vorgänger gelegentlich gar zu äußern wagt: Hält man dem Stier ein rothes Tuch vor, so wird er wüthend; aber der Philosoph, wenn man nur überhaupt von Farbe spricht, fängt an zu rasen. (S. XL; vgl. LA I 4, 19 und LA II 4, 5f.) „Goethe hat also den Akzent verschoben, um die Hilflosigkeit des Philosophen gegenüber der Farbe deutlich zu machen.“ (LA II 4, 6.) 188,21–22 an meine Mutter] Ob für Goethe bestimmte Briefe nach dessen Fortgang aus Frankfurt an Soemmerring kamen und von ihm an Goethes Mutter weitergeleitet wurden, ist nicht bekannt. Briefe Soemmerrings an Goethe sind aus dem Jahr 1793 nicht überliefert. Ein Brief, den Goethes Mutter am 1. Oktober 1793 ihrem Schreiben beilegte (vgl. Pfeiffer-Belli, 641f., Nr 207), mag diesen Weg genommen haben.
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BRIEF 199
188,23 Sonntag Pfingsten] Gemeint ist, dass Goethe sich im Umgang mit Soemmerring wie einer der Jünger Jesu fühlte, über die zu Pfingsten der Heilige Geist gekommen war. (Vgl. Apg. 2,1–4.)
199. An Friedrich von Stein
Weimar, 28. August 1793 → 〈Weimar?〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 58, Nr 20. WA IV 10 (1892), 106, Nr 3010 (nach E). Textgrundlage: E. – WA folgt E. Für den Abdruck in E lag noch die Handschrift zugrunde. Deshalb dient E als Textgrundlage. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet die Briefe Friedrich von Steins vom 10. Juli, vom 20. August und vom 27. August 1793 (vgl. RA 1, Nr 640, 689 und 700). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 190,2 Dein Andenken] Goethe bezieht sich hier auf die letzten drei Briefe Friedrich von Steins aus Jena, von denen der erste vom 10. Juli noch ins Feldlager nach Mainz gerichtet war. Die beiden folgenden vom 20. und vom 27. August gingen dann schon nach Weimar, wo sie kurz vor und kurz nach Goethes Eintreffen am 23. August ankamen. Friedrich bat in seinen Briefen zwar in erster Linie um Rat und Unterstützung für sein Avancement (vgl. die folgenden Erläuterungen), wendet sich aber auch immer Goethe persönlich zu. 190,2–3 wie Du auf Deinen Wegen wandelst] Friedrich von Stein war von seinem Posten als Kammerassessor in der Weimarer Kammer, den er seit 1789 inne hatte, beurlaubt worden, seit er im April 1791 ein Kameralistikstudium in Jena aufgenommen hatte. Er hatte sich nun um die Aufnahme an der Hamburger Handlungs-Akademie des Mathematikers, Ökonomen und Pädagogen Johann Georg Büsch bemüht und wollte dort ab Ende September/Anfang Oktober 1793 für ein Jahr studieren (vgl. Friedrich von Stein an Goethe, 10. Juli 1793; AS 2.1, 328f.). Büschs Akademie war eine 1768 gegründete, sehr angesehene Privatschule zur Aus- und Fortbildung junger Kaufleute und angehender Staatsbeamter mit wirtschaftstheoretischer Orientierung. 190,3–4 Den Herzog habe ich von Deinem Vorhaben benachrichtigt] Friedrich von Stein hatte am 10. Juli 1793 bei Goethe angefragt, ob er für den Wechsel an Büschs Hamburger Institut eine zusätzliche Urlaubsgenehmigung des Herzogs benötige: „Sollten Sie es für nöthig halten förmlich bey dem Herzog um
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Urlaub bitten zu laßen so bitte ich Sie mir es wißen zu laßen. Vielleicht wäre es aber hinlänglich wenn Sie davon dem Herzog sprächen.“ (H: GSA 28/3, Bl. 354; vgl. auch AS 2.1, 329.) Vermutlich war die Angelegenheit aber in den Wirren der Kämpfe um Mainz im Juli und August 1793 untergegangen. Der Herzog reagierte explizit erst auf eine erneute Anfrage Goethes in der Sache im nicht überlieferten Brief vom 3. September 1793 (vgl. EB 205), dem offenbar auch einer der beiden Briefe Friedrich von Steins an Goethe vom August beigelegen hatte (vgl. zu 190,2). Er billigte Friedrichs Pläne ausdrücklich: „Hier ist der Brief von Fritz Stein zurück, ich glaube er wird nutzen von seinem Auffenthalte in Hamburg bey büschen einärndten: Die nähe dieser Stadt vom Mecklenburgischen Lande könnte ihn vieleicht veranlaßen, nach außgehaltenen Lehrjahre in Hamburg in jene Provintz zu reisen um die Pracktische Landwirtschaft zu beobachten, auch könnte er vieles hierüber im hollsteinischen lernen, ich billige sehr wenn er dieses unternimmt u. auf diese weise einige Jahre zubringt sein stuhl in der Cammer u. seine a n c i e n n e t ä t bleibt ihn aufgehoben 〈…〉.“ (Carl August an Goethe, 13. September 1793; H: GSA 28/769, Bl. 114; vgl. auch AS 2.1, 330.) 190,4 ich hoffe Dich zu sehen, ehe Du verreisest] Es ist davon auszugehen, dass Friedrich von Stein vor seiner Abreise nach Hamburg in der zweiten Septemberhälfte 1793, wahrscheinlich schon Ende August oder Anfang September, noch einmal nach Weimar kam und dort auch Goethe traf. In seinem Brief aus Jena vom 20. August 1793 hatte er Goethe informiert, dass er, „um nicht wieder hierher zurück zu kehren nach Weimar komme“, womit er sich gleichzeitig „die Freude Sie selbst zu sehen bis dahin“ aufspare (H: GSA 28/2, Bl. 297; vgl. auch AS 2.1, 329). Friedrichs Mutter, Charlotte von Stein, verkürzte ihren jährlichen Sommeraufenthalt auf Gut Kochberg und kehrte schon Ende August nach Weimar zurück. Am 29. Juli schrieb sie ihrem Sohn: „Auf den Mittwoch als den 31ten Juli geh ich nach Kochb: 〈…〉 ich bleibe nur 4 Wochen daselbst, alsden muß ich hier wegen deiner Reise Anstalten machen 〈…〉.“ (H: GSA 122/100.) Am 3. September wandte sich Goethe noch einmal wegen des Hamburger Studienaufenthaltes Friedrich von Steins an Herzog Carl August (vgl. die vorhergehende Erläuterung), was wahrscheinlich schon nach einer persönlichen Absprache mit Friedrich in Weimar geschah. Die wohlwollende Antwort Carl Augusts vom 11. September aus Pirmasens traf wohl nicht vor Ablauf einer weiteren Woche in Weimar ein (vgl. ebd.). Friedrich von Stein wird sie vermutlich noch abgewartet haben, so dass er mithin kaum vor dem 20. September 1793 seine Reise nach Hamburg angetreten haben kann, die er ursprünglich im Juli für den 17. September und dann Ende August für den 9. September geplant hatte (vgl. Friedrich von Stein an Goethe, 10. Juli 1793 und 20. August 1793; H: GSA 28/3, Bl. 354f. und 297; vgl. auch AS 2.1, 328f.). 190,5 die Meinigen] Vgl. zu 127,13–14.
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BRIEF 200
200. An Jacob Friedrich von Fritsch
〈Weimar〉, 2. September 1793 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Bibliothèque Nationale Paris, Bestand: Autographes Rothschild, Sign.: nafr 27284, fol. 1244. – Doppelblatt 18,6 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am oberen Rand links von fremder Hd, Tinte: „55“. E: Kurt Kloocke, Kurt Hiller: Dokumente der Goethezeit aus französischen Bibliotheken. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. 1976. Tübingen 1976, S. 29. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 101, Nr 3010a. BEIL AG EN
1) Brief von Johann Jacob Christian Dietz an Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach, 15. August 1793 (vgl. zu 190,9–10). 2) Brief von Johann Jacob Christian Dietz an Goethe, 15. August 1793 (vgl. ebd.). 3) Brief von Johann Friedrich Lange an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, 17. August 1793 (vgl. ebd.). 4) Brief von Johann Friedrich Lange an Goethe, 17. August 1793 (vgl. ebd.). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 190,9–10 beyliegende unterthänige Bittschreiben 〈…〉 an mich gerichteten Briefen] Goethe übersandte hier zwei Bewerbungsschreiben aus Wetzlar an Herzog Carl August, die er mit persönlichen Briefen der Absender, der Advokaten am Wetzlarer Reichskammergericht Christian Johann Jacob Dietz und Johann Friedrich Lange, erhalten hatte. Sie waren zur Vorlage beim Geheimen Consilium bestimmt, das die Neubesetzung des Postens eines Rechtsvertreters für das weimarische Herzogtum am Kaiserlichen Reichskammergericht in Wetzlar durch Herzog Carl August vorzubereiten hatte, da der bisherige Vertreter Weimars, Christian Jacob Freiherr von Zwierlein, am 10. August 1793 verstorben war. Der Brief von Dietz stammte vom 15., der Langes vom 17. August 1793. Beide Anwälte hatten für ihre Bewerbung den Weg mit direktem Anschreiben an Goethe gewählt, mit dem sie entfernt verwandt waren und von dem sie sich deshalb Unterstützung für die Wahl erhofften. Die Briefe an Goethe waren ebenfalls am 15. und 17. August geschrieben. Goethe fand die Briefsendungen allerdings erst nach seiner Rückkehr von der Belagerung von Mainz am 23. August in Weimar vor. Sie waren eine weitere Woche bei ihm liegen geblieben, ehe er sie nun an die verantwortlichen Entscheider weiterreichte. Eine Absicht, damit Einfluss auf Fritsch, ein Mitglied des Geheimen Consiliums, oder gar auf Herzog Carl August selbst zu nehmen, ist nicht erkenn-
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bar. Goethe fügte den Wetzlarer Bewerbungen bei der Weitergabe lediglich die an ihn gerichteten Anschreiben bei. – Dietz hatte darin auf die fehlende Qualifikation des für die Nachfolge vorgesehenen Hans Carl von Zwierlein hingewiesen (vgl. die folgende Erläuterung) und offen um Protektion bei Goethe nachgesucht: „So schmeichle ich mir hiebei mit Ihrem gütigen und geneigten Beistand und Empfehlung mein theuerster Herr Vetter, und hoffe so gewiß, wie ich angelegentlichst bitte, daß Sie mir ihn in Rücksicht Sachsen Eisenach und Weimar nach Ihren gegen mich heegenden freundschaftlichen und wohlwollenden Gesinnungen nicht versagen werden.“ (Dietz an Goethe, 15. August 1793; H: GSA 28/3, Bl. 425.) Das offizielle Gesuch von Dietz an den Herzog formulierte sein Anliegen dann eher direkt: „Da durch das Absterben meines Collegen des Cammer Gerichts Prokurators v o n Z w i e r l e i n E u e r H e r t z o g l i c h e n D u r c h l a u c h t A g e n t i e bei dem Kaiserlichen und Reichs Cammer Gericht erlediget worden 〈…〉; So nehme ich mir die unterthänigste Freyheit um C o n f e r i e r u n g der erledigten A g e n t i e für E u e r H e r z o g l i c h e D u r c h l a u c h t unterthänigst zu bitten, und zu diesem Ende ein gewöhnliches Vollmachts Exemplar beizuschliesen“ (Geheime CanzleyActa die Cammer-Gerichts-Procurator-Stelle betrL. 1756–1818; LATh – HStA, Kaiser und Reich C 1252, Bl. 121). Auch Lange bat Goethe, seine „unterthänigste Bittschrifft an des regierenden Herrn Herzogs zu Sachßen Weymar p Hochfürstln DurchLt 〈…〉 gütigst ein zu händigen, und dabei meine Absicht zu befördern 〈…〉“, und empfahl darüber hinaus seinen „Schwiegersohn, den 〈…〉 Hofrath D r. G o m b e l“, als seinen Stellvertreter zu berufen (Lange an Goethe, 17. August 1793; GSA 28/3, Bl. 426). Sein offizielles Gesuch an Herzog Carl August vom gleichen Tag benannte lapidar die Notwendigkeit der Neubesetzung der Rechtsvertretungsstelle und führte dann lediglich aus: „Sollte ich dießes gnädigsten Zutrauens Worum Ew. HochfürstL. Durchlaucht ich unterthänigst bitte, gewürdiget Werden, 〈…〉 in Besorgung der gnädigst übertragenen Geschäfte daßelbe zu erwidern“, so würde er immer in „der vollkommensten Devotion und tiefsten Verehrung“ verbleiben (Geheime Canzley-Acta die Cammer-Gerichts-Procurator-Stelle betrL. 1756–1818; LATh – HStA, Kaiser und Reich C 1252, Bl. 120). 190,11–12 mir seiner Zeit 〈…〉 Resolution bekannt werden zu lassen] Die Entscheidung über die Neubesetzung der Agentenstelle am Reichskammergericht teilte Jacob Friedrich von Fritsch Goethe in einem Brief vom 9. November 1793 mit. Die Bewerbungen von Dietz und Lange hatten keine Berücksichtigung gefunden. Stattdessen war der Sohn des verstorbenen Amtsinhabers, der damals 25-jährige Hans Carl von Zwierlein, mit der Position betraut worden, für den ein von seinem Vater ausgehandeltes Anwartschaftsversprechen vom 13. August 1788 galt und der mit der Bevollmächtigung zum Prokurator alle Voraussetzungen erfüllte (vgl. Hans Carl von Zwierlein an einen Weimarer Legationsrat, 27. August 1793; Geheime Canzley-Acta die Cammer-Gerichts-Procurator-Stelle betrL. 1756–1818; LATh – HStA, Kaiser und Reich C 1252, Bl. 122). Fritsch schrieb
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BRIEFE 201/202
an Goethe: „Ew. HochwohlgebL habe die Ehre, bey Zurückgebung der Anlagen, davon zu benachrichtigen, daß unsere erledigte Cammergerichts-AnwaldsStelle nunmehro wiederum dadurch besezt ist, da S e r mus R e g e n s solche dem darauf eine Anwartschaffts-Versicherung habenden jüngeren v. Z w i r l e i n zu ertheilen, und dem P r u c u r a t o r B u f f, einem Schwager von unserm Hrn R i e d e l, die S u b s t i t u t i o n, mit welcher wohl weder dem HLn Hof-R L a n g e noch dem HLn Hof-R. D i e z würde gedient gewesen seyn, angedeyhen zulaßen, Sich entschloßen haben.“ (Fritsch an Goethe, 9. November 1793; GSA 28/3, Bl. 422.) Diese Entscheidung war durch einen entsprechenden Vortrag Fritschs im Geheimen Consilium am 8. Oktober 1793 vorbereitet worden (vgl. Geheime Canzley-Acta die Cammer-Gerichts-Procurator-Stelle betrL. 1756–1818; LATh – HStA, Kaiser und Reich C 1252, Bl. 128–129), den man anschließend an Herzog Carl August ins preußische Armeelager im Elsaß schickte, der am 23. Oktober mit einer schriftlichen Bestätigung antwortete: „Ich habe die angebogene Vollmacht für den Cammer Gerichts Prokurator v o n Z w i e r l e i n vollzogen; auch ist es mir nicht zuwider, daß der Procurator Buff demselben als Anwald substituirt werde.“ (Ebd., Bl. 128.) Am 8. November 1793 wurden schließlich auf Veranlassung des Geheimen Consiliums die für den Abschluss der Angelegenheit notwendigen Schriftstücke ausgefertigt (vgl. ebd., Bl. 130–134). Goethe teilte den Ausgang Dietz und Lange persönlich mit. An Lange schrieb er am 18. November (vgl. EB 222) und an Dietz Anfang Dezember 1793 (vgl. Nr 226).
201. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1793〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Goethe überschickt Herder ein fertiges Opusculum (191,1), und zwar, wie sich aus Herders undatierter Antwort ergibt – es heißt dort: „Das opusculum de umbris ist mit großer Klarheit und Ordnung geschrieben“ (HB 7, 38, Nr 15) –, die Schrift „Von den farbigen Schatten“, die als 3. Stück für Goethes „Beyträge zur Optik“ gedacht war, aber erst aus Goethes Nachlass erschien. Vgl. zu 181,3. An seiner Schrift arbeitete Goethe intensiv während seiner Teilnahme an der Belagerung von Mainz (Ende Mai bis Ende Juli 1793); am 24. Juli 1793 sandte er das Werk an Friedrich Heinrich Jacobi (vgl. ebd.), am 11. August 1793 an Georg Christoph Lichtenberg (vgl. zu 186,12 und zu 186,13). – Da Goethes Brief und Herders Antwort zweifelsfrei in Weimar geschrieben wurden und von Haus zu Haus gingen, ist es wahrscheinlich, dass Brief und Antwort geschrieben wurden, nachdem Goethe am 23. August 1793 aus Frankfurt zurückgekehrt war. – Die Datierung von Brief
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und Antwort auf „vor Mai 1793“ (HB 7, 496) ist nicht plausibel, weil die überschickte Schrift zu diesem Zeitpunkt noch unfertig war. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 146, Nr 92 (nach einer Abschrift von H). WA IV 18, 4, Nr 5058 (nach E, mit einer Variante: hierbey statt hierbei; 191,1). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Goethes Manuskript zu „Von den farbigen Schatten“. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Herders. – Herder antwortete mit einem Brief vor dem 27. September 1793 (HB 7, 60, Nr 37; vgl. RA 1, Nr 736). 191,1 ein Opusculum] Goethes Schrift „Von den farbigen Schatten“. Vgl. Datierung. 191,2 mit critischer Aufmerksamkeit] Herder lobte das Werk sehr; einen kritischen Einwand machte er nicht.
202. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 1. und 6. September 1793〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der als Beilage übersandte Brief Herzog Carl Augusts an Goethe vom 27. August 1793 aus Gommersheim in der Pfalz war vermutlich spätestens Ende August in Weimar eingetroffen. Den darin enthaltenen Auftrag an Voigt, ein Ernennungsdekret zum Regierungsrat für Georg Jacobi über das Geheime Consilium auf den Weg zu bringen, meldete dieser am 6. September 1793 als erledigt: „Das D e c r e t für Jacobi habe ich heute durch schriftL. Vortrag besorgt.“ (Voigt an Goethe, 6. September 1793; GSA 28/3, Bl. 339; vgl. auch AS 2.1, 332 und AS 3, 118 [Anmerkungen].) Der vorliegende Brief muss also in den ersten Septembertagen 1793, wahrscheinlich zwischen 1. und 6. September, an Voigt gegangen sein.
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BRIEF 203
ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Familiennachlass Voigt Nr 9, Bl. 131. – 1 Bl. 18,5 × 11,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gehefteten Konvolut (vgl. Überlieferung zu Nr 170). – S. 2 Notizen Voigts mit Auszug aus der Beilage, dem Brief von Herzog Carl August an Goethe vom 27. August 1793, Tinte (vgl. zu 191,4–5). E: Carl August-Goethe2 (1915) 1, 419. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 101, Nr 3010b. BEIL AG E
Brief Herzog Carl Augusts an Goethe, 27. August 1793 (H: GSA 28/769,3; vgl. Carl August-Goethe2 1, 181f., Nr 112 und RA 1, Nr 698; vgl. auch zu 191,4–5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Voigt antwortete am 6. September 1793 (Goethe-Voigt2 1, 115 und AS 2.1, 332; vgl. RA 1, Nr 712). 191,4–5 Beyliegendes Blat hätte 〈…〉 schon neulich kommuniciren sollen.] Goethe schickte Voigt den Brief Herzog Carl Augusts vom 27. August 1793, den er wahrscheinlich schon einige Tage zuvor erhalten hatte, vor allem wegen des darin enthaltenen Auftrags, die Ernennung Georg Arnold Jacobis zum sachsen-weimarischen Regierungsrat auf den Weg zu bringen (vgl. die folgende Erläuterung). Die entsprechende Stelle war im Brieftext durch Unterstreichung mit Bleistift markiert. Sie lautet: „Sage Voigten er möchte das D e c r e t, nach gemachten vortrag meiner Willens meinung, im Geh. C o n s. für Jacobi aufsetzen u. mir zur unterschrift zu kommen laßen.“ (Carl August an Goethe, 27. August 1793; GSA 28/769,3; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 182.) Voigt machte sich auf der frei gebliebenen Rückseite des vorliegenden Briefes zu den ihn betreffenden Punkten Notizen. Die angesprochene, unterstrichene Stelle exzerpierte er sogar: Extract Gommersheim, dL. 27. Aug 1793 ,Sage Voigten, er möchte das Decret nach gemachten Vortrag meiner Willens Meinung ins Geh. Consilio für Jacobi aufsetzen und mir zur Unterschrift zukommen lassen.‘ C. A. Gegen den Vorschlag der BergwercksComm. Nr 5 habe ich nichts einzuwenden. Der geschickte Uhrmacher Weidenhammer, aus Maynz wird wohl meins werden. 191,6–7 Durchl wollen dem jungen Jakobi 〈…〉 Regier. Rath verleihen] Friedrich Heinrich Jacobi hatte schon Anfang April 1793 Goethe darum gebeten,
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sich bei Herzog Carl August dafür einzusetzen, dass sein Sohn Georg Arnold den Titel eines Regierungsrates verliehen bekomme. Durch die kriegsbedingte Abwesenheit Carl Augusts von Weimar war die Angelegenheit anfangs kaum vorangebracht worden. Nach einer erneuten Intervention Jacobis Mitte August bei Goethe hatte Carl August nun die offizielle Weisung zur Ausstellung des Ernennungsdekrets erteilt. Am 20. September sandte Voigt es zur Unterschrift an den Herzog. Am 11. Oktober konnte es Goethe dann an Jacobi schicken. Vgl. zu 196,15. 191,7 Amtmann zu W i c k r a d t] Im Frühjahr 1793 hatte der 25-jährige Georg Arnold Jacobi seine erste Anstellung erhalten. Er war zum Amtmann von Wickrath in der Reichsgrafschaft derer von Quadt bei Düsseldorf ernannt worden. In dieser Stellung sollte ihm der Titel eines Regierungsrates besseres Ansehen verschaffen. Vgl. zu 137,24–25.
203. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 9. September 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2733. – 2 Doppelblätter: 1) 18,7 × 22,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 17tL Sept 1793. / b. dL 21tL –– ––“; 2) 18,7 × 22,5(–22,7) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 174–177, Nr 85. WA IV 10 (1892), 106–110, Nr 3011. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 31. August 1793 (JB I 10, 272f., Nr 3210; vgl. RA 1, Nr 705). – Jacobi antwortete am 21. September 1793 (JB I 10, 276; vgl. RA 1, Nr 730). 191,10 deine Anfrage wegen Max] In seinem Bezugsbrief vom 31. August 1793 hatte sich Jacobi bei Goethe besorgt nach der Entwicklung und dem Studieninteresse seines Sohnes Maximilian erkundigt, der in Jena Medizin studierte. Er war beunruhigt, da er gehört hatte, dass Max in den bevorstehenden Semesterferien ausgedehnte Reisen durch weite Teile Deutschlands unternehmen wollte. Er bat Goethe, sich nach diesem „doch gleich etwas genau umzusehen“ (JB I 10, 272). Weiter vgl. zu 192,20. 191,11–12 nach ihm erkundigt, ihn selbst gesehen und gesprochen] Wann und bei wem Goethe Nachrichten über das Studium und das Auftreten Maximilian Jacobis in Jena und Weimar seit seiner Rückkehr von Mainz am 23. August eingezogen hatte, ist nicht bekannt. Nach Jena war er in den zurückliegenden Tagen
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nicht gekommen. Auskünfte über bestimmte Teilaspekte haben ihm aber sicherlich seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius, der Hausgenosse Johann Heinrich Meyer sowie die Freunde Carl Ludwig von Knebel und Johann Gottfried Herder geben können. Herders Sohn Gottfried studierte ebenfalls in Jena Medizin und war mit Maximilian Jacobi befreundet (vgl. zu 192,14). Da Maximilian Jacobi Goethe offenbar wenige Tage zuvor in Weimar besucht hatte (vgl. 192,9–10), war sicher auch über das Studium gesprochen worden. Wann und wie lange sich der junge Jacobi zuletzt in Weimar aufgehalten hatte, ist nicht bekannt. Verbürgt ist zumindest der 31. August, da Knebel unter diesem Datum von einem Besuch Maximilians bei ihm berichtet: „Nachmittags M. Jacobi aus Jena hier. Spazieren mit ihm.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 37.) 191,16–192,1 L i t t e r a r g e s c h i c h t e 〈…〉 Eifer und Freude gehört] Christian Gottfried Schütz hatte im Sommersemester 1793 seine Vorlesung über „Allgemeine Literärgeschichte der mittlern und neuern Zeit“ angeboten, die vom jungen Jacobi besucht wurde (vgl. zu 136,15). 192,1 B o t a n i c k anfangs auch] Botanik las August Johann Georg Carl Batsch, der auch eine so genannte „Botanische Excursion“ anbot (vgl. ebd.). Das Fach gehörte nicht obligatorisch zur Ausbildung eines Mediziners und wurde von Maximilian Jacobi deshalb auch nicht weiter betrieben. 192,3–4 O s t e o l o g i e hat er gehört] In der Osteologie, der allgemeinen Lehre vom Knochenbau, besuchte Maximilian Jacobi das Angebot von Friedrich Ferdinand Bretschneider, der seinen Kurs nach der Theorie des Jenaer Anatomieprofessors Justus Christian Loder hielt (vgl. ebd.). 192,4–5 Von dem übrigen nächstens.] Weitere Informationen über das bisherige Studiensemester Maximilian Jacobis schickte Goethe in den nächsten Briefen an den Vater nicht. Am 18. November berichtete Goethe dann schon von der konkreten Wahl der Vorlesungen und Kollegien des Studenten im neuen Semester (vgl. 207,18–24). 192,9–10 ihn Gaubius Pathologie neulich lesen sehen wie er bey mir war] Gemeint ist die Grundlagendarstellung der Physiologie und Pathologie des menschlichen Körpers „Institutiones pathologiae medicinalis“ (Leiden 1758), die in immer neuen Auflagen und Übersetzungen erschienen war, unter anderem auch auf deutsch unter dem Titel „Anfangsgründe der medicinischen Krankheitslehre“ (Berlin 1784). Autor war Hieronymus David Gaub, der aus Heidelberg stammte und in Leiden lehrte. Sein Kompendium war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zum Standardwerk der Medizinwissenschaft avanciert. Maximilians Besuch bei Goethe fand vermutlich am 31. August 1793 oder an einem der Tage davor oder danach statt (vgl. zu 191,11–12). 192,10–11 Lectiones cursorias] Lat.: Nebensachen, Nebenveranstaltungen (Zusatzvorlesungen) im Gegensatz zu den ‚lectiones ordinariae‘, den Pflicht- oder
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Hauptveranstaltungen eines Studienganges nach mittelalterlich-frühneuzeitlicher Universitätsterminologie. 192,12 diesen Winter Anatomie und Physiologie] Der Anatom und Chirurg Justus Christian Loder hielt im Wintersemester 1793/94 wieder seine Anatomieund Physiologievorlesungen an der Jenaer Universität, die im vorhergehenden Sommersemester nicht angeboten worden waren (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 273f. und 276). Maximilian Jacobi nahm deshalb erst in seinem zweiten Jenaer Semester diese beiden medizinischen Grundlagenfächer in seinen Studienplan auf. Zum gesamten Studienplan Maximilian Jacobis im Wintersemester vgl. zu 207,18. 192,14 Rheinhart] Georg August Reinhard, vermutlich aus Heidelberg oder Umgebung, hatte wie Maximilian Jacobi im Frühjahr 1793 ein Studium an der Universität Jena aufgenommen. Zwischen beiden entwickelte sich von Anfang an eine enge Freundschaft. Caroline Herder berichtete bereits am 12. Mai 1793, also nicht einmal drei Wochen nach der Ankunft Maximilians in Jena, an den Vater: „Dieser gute Max wird Ihnen lieber Bruder viel Freude machen; er nimmt durch seine schlichte Art, u. seine kernichte Natur sehr für sich ein; unser Gottfried hat ihn recht liebgewonnen mit seinem Freund Reinhard, den er hier gefunden – u. sie wollen zusammen, wie sie mir sagten, Ein brüderlich Kleeblat seyn.“ (HB 7, 41.) Und im Brief vom 5. August 1793 an Jacobi charakterisierte Caroline Herder Reinhard, er sei „ein ganzer, reiner, unverdorbener Mensch von Geist u. Herz“ (ebd., 56). Reinhard studierte Geschichte (vgl. Johann Gottfried und Caroline Herder an Jacobi, 29. November 1793; ebd., 71), Gottfried Herder wie Maximilian Jacobi Medizin. 192,18 näher nach ihm erkundigen] Ob und wie das geschah, ist nicht bekannt. In den folgenden Briefen an Jacobi ging Goethe auf die Person Reinhards nicht wieder ein. 192,18 Pylades] In der griechischen Sage Sohn des Königs Strophios von Phokis. Pylades wurde gemeinsam mit seinem Vetter Orestes, Prinz von Mykene, erzogen, der nach der Ermordung seines Vaters Agamemnon durch dessen Widersacher Aigisthos an den Hof von Phokis geflüchtet war. Beide Jünglinge verband von da an eine bedingungslose, unverbrüchliche Freundschaft. Pylades unterstützte Orestes in seiner Mission, den Tod seines Vaters an Mutter und Stiefvater zu rächen, kämpfte und tötete für ihn. Sein Name steht allgemein als Synonym für einen engsten Freund, der bereit ist, seiner Freundesbeziehung alles andere unterzuordnen. Goethe hatte die Sage in seinem Drama „Iphigenie auf Tauris“ (Leipzig 1787) selbst literarische Gestalt verliehen. 192,20 Das Reiseprojeckt] Hauptanlass für Jacobis Bezugsbrief war die Sorge um die Entwicklung seines Sohnes Maximilian, der, für den Vater unverständlich, nach nur einem Studiensemester in den Ferien und vielleicht sogar noch einige Zeit darüber hinaus eine größere Reise quer durch Deutschland unternehmen wollte. Ja-
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cobi befürchtete eine zu große Ablenkung von den Studienaufgaben und bat Goethe, dem er Maximilians Brief mit dem Reiseplan mitschickte (vgl. zu 192,27), er möge doch dessen Einstellung zum Studium ergründen und die ablehnende Haltung des Vaters zur Reise unterstützen: „Aus einliegendem Blatte wirst du sehen, was für ein unsinniges Reiseproject er ausgesonnen hatte. Dies Blatt hatte er Clärchen beygeschlagen. Durch diese ließ ich ihm auf der Stelle meine Meinung darüber sagen, und schrieb sie ihm nachher selbst ausführlicher. Ich fürchte der Junge ist nicht recht fleißig und hat phantastische Freunde die ihm den Kopf verdrehen. Hilf mir so bald wie möglich aus dem Traum.“ (Jacobi an Goethe, 31. August 1793; JB I 10, 272f.) 192,21–22 an deiner Stelle nicht so hart angelassen] Fast der gesamte vorliegende Brief Goethes ist ein Plädoyer für mehr Verständnis für Maximilian sowie gegen Jacobis schroffe Ablehnung der Reisepläne, in der sich ein Misstrauen des Vaters gegenüber dem Sohn offenbarte, das Goethe für unbegründet hielt. 192,27 den weitläufigen Kreuzzug] Aus dem Brief Maximilian Jacobis an seinen Vater, wahrscheinlich von Mitte August 1793, ging hervor, dass er sich gemeinsam mit den befreundeten Kommilitonen Georg August Reinhard und Gottfried August Herder eine ausgedehnte Reise durch weite Teile Deutschlands von Hannover im Norden über Frankfurt a. M. bis ins Fränkische im Süden vorgenommen hatte, die sicher länger als die relativ kurze Semesterpause in Jena von nur zwei oder drei Wochen in Anspruch genommen hätte und durchaus den Eindruck einer Vergnügungs- und Erlebnistour erweckte. Eingangs bat Maximilian um finanzielle Unterstützung für die Reise und fuhr dann fort: „Gewähren Sie mir dieselbe und ich finde keine Reisegefährten so muß ich meine tour auf Göttingen, Caßel und Hanover einschränken, finde ich denn aber Reisegefährten unter meinen Freunden wie ich es fast von Herder und einem Reinhard von dem Ihnen der alte Herder viel Gutes sagen kann, hoffe so ist meine Hauptabsicht die Schloßers und Profeßors in Frankfurt bey Ihrer Rückreise in Frankfurt von Caßel aus zu besuchen und dann mit meinen Freunden durch Franken wo der schöne und lange Herbst recht zu Hause ist, hierhin zurückzureisen.“ (JB I 10, 271f.) Weiter vgl. zu 193,8–9. 192,28–29 Z. B. Schlossers in Franckfurt 〈…〉 Würzburg Bamberg Coburg und s. w] Goethe schlug den Kompromiss eines verkürzten Reiseverlaufs durch Hessen und Franken vor (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 193,4 Maxens Hinderniß am Gehör] Um welche Hörerkrankung es sich bei Maximilian Jacobi genau handelte, ist nicht bekannt. 193,8–9 durch mein Mittler verdienst] Ob und wann es zu einem Vermittlungsgespräch mit Maximilian Jacobi über die geplante Reise kam, ist nicht bekannt, ebensowenig Route, Dauer und Verlauf der tatsächlichen Reise. Am 2. November 1793 berichtete Jacobi nur davon, Maximilian habe „aus Hannover an Clärchen sehr vergnügt geschrieben“ (JB I 10, 279). Zuvor, am 14. Oktober, hatte Goethe schon nach Düsseldorf mitgeteilt: Max ist nach Hannover (196,21). Daraus kann geschlossen werden, dass Maximilian von seinen Plänen kaum Ab-
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striche machte und die Reise wahrscheinlich hauptsächlich im Oktober stattfand. Jacobi hatte sich allerdings zuvor von dem beruhigenden Ton und dem Vermittlungsangebot in Goethes vorliegendem Brief zumindest insoweit umstimmen lassen, als er die Reise des Sohnes nun nicht mehr grundsätzlich ablehnte und Goethe freie Hand für weitere Absprachen mit Maximilian ließ. In seinem Antwortbrief schrieb Jacobi: „Kurz u gut, mein Liebster! ertheile ich dir hiemit vollkommene Vollmacht Maxen so viel in den bevorstehenden Ferien reisen zu laßen als du für gut findest. Ueberhaupt übergebe ich den jungen Menschen unbedingt in deine treue Freundes Hand. Dein Brief hat mich äußerst gerührt. Du kennst mich u bist meines Danks gewiß.“ (JB I 10, 276.) Schließlich mahnte er nur noch an, „die Kosten“ der Reise mit Maximilian zu überschlagen und „darüber etwas festes mit ihm“ auszumachen sowie auch darauf zu achten, „daß er wieder zu Jena sey wenn die Collegia anfangen“ (ebd.). Am 11. November berichtete Maximilian an seinen Mentor in Weimar tatsächlich von dem weitgehend gelungenen Start ins neue Semester an der Jenaer Universität (H: GSA 28/447; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 26f.). 193,13–14 des Vaters Metier] Jacobi war von Haus aus Kaufmann, besaß ausgezeichnete ökonomische und juristische Kenntnisse sowie administrative Erfahrungen im gehobenen Staatsdienst. 193,16 incalculabel] Von franz. incalculable: unberechenbar, nicht messbar. 193,20 Schlossern und dein ganz gefülltes Hauß] In seinem Bezugsbrief vom 31. August hatte Jacobi davon berichtet, dass am Tag zuvor sein Bruder Johann Georg mit seiner Frau Marie Ursula aus Freiburg i. Br. sowie Johann Georg Schlosser aus Karlsruhe mit seiner Familie, das heißt mit seiner Frau, der Jacobi-Brüder Stieftante und früheren Freundin Goethes, Johanna Schlosser, geb. Fahlmer, sowie den drei noch lebenden Kindern, der aus erster Ehe Schlossers mit Goethes Schwester Cornelia stammenden Louise (geb. 1774) sowie deren Halbgeschwistern Henriette (geb. 1781) und Eduard (geb. 1784), zu Besuch nach Pempelfort gekommen waren (vgl. auch zu 31,18 und zu 67,17): „Ich erwartete Mittewoche schon die Schloßerischen und meinen Bruder; sie sind aber erst gestern Nachmittag angekommen. 〈…〉 Schloßer ist sehr munter, und alles was mich umgiebt voll Freude.“ (JB I 10, 272f.) 193,21–22 meiner Wohnung, die 〈…〉 eine anmuthige Gestalt gewinnt] Von Anfang an hatte Goethe Jacobi regelmäßig vom Umbau seines neuen Familiendomizils im Haus am Frauenplan berichtet (vgl. zu 79,7–8 und zu 127,14). Seit seiner Abreise zu Herzog Carl August ins Feldlager der alliierten Truppen vor Mainz im Mai 1793 waren es vor allem Verschönerungsarbeiten, die in einzelnen Räumen durchgeführt wurden, so Maurer-, Tischler-, Schlosser-, Maler- und Tapezierleistungen an Wänden, Fußböden, Treppen, Türen, Fenstern oder den Kaminen. Aber auch Aufbesserungen von Möbeln oder Rahmen wurden vorgenommen und Tagelöhner für die Gestaltung im Außenbereich des Gartens eingesetzt (vgl. die entsprechenden Handwerkerrechnungen in: Specificatio des Geld-Betrags nebst den
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dazu gehörigen Belegen über den Bau-Aufwand in des Herrn Geheimen Raths von Goethe, Logis, auf die Zeit vom 21. May 1792. bis ult: Decbr: 1798; H: GSA 34/X,2, Bl. 198–243). 193,23 Die chemische Farbenlehre bearbeite ich jetzt] In Auseinandersetzung mit Isaac Newtons vor allem auf physikalisch-mathematischen Grundlagen beruhender, allgemein anerkannter Farbtheorie hatte sich Goethe 1792/93 immer stärker auch mit den Farben als chemischen Phänomenen beschäftigt und neue experimentell gestützte Theorieansätze entwickelt (vgl. zu 54,22–23; zu 82,17–18; zu 84,26–85,1; zu 85,5–6; zu 86,8–9). Zuletzt hatte er im Feldlager vor Mainz im Sommer 1793 unter anderem intensiv an den Aufsätzen „Einige allgemeine chromatische Sätze“ und „Über die Einteilung der Farben und ihr Verhältnis gegen einander“ sowie am „Vierten Stück“ der „Optischen Beyträge“, der Darstellung „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“, gearbeitet (vgl. zu 82,17–18 und zu 185,6). Jacobi war seit Goethes Besuch in Pempelfort im November und Dezember 1792 über Goethes Arbeiten zur Farbenlehre gut unterrichtet (vgl. zu 140,28) und hatte schon im Juli 1793 sowohl die beiden erstgenannten Aufsätze als auch die Abhandlung „Von den farbigen Schatten“ erhalten, die als das „Dritte Stück“ von Goethes „Optischen Beyträgen“ dienen sollte (vgl. zu 181,3 und zu 181,17–18). Die gedruckten ersten beiden Stücke von Goethes „Optischen Beyträgen“ hatte ihm Goethe schon früher zukommen lassen (vgl. zu 66,27). 193,26 Von Reinicke schickt ich gern den zweyten Gesang] Seitdem Jacobi vor rund einem halben Jahr das Manuskript zum ersten Gesang des Versepos „Reinecke Fuchs“ erhalten hatte, war er mehrfach mit der Bitte um weitere Teile des Manuskripts an Goethe herangetreten, so zuletzt in seinem Bezugsbrief vom 31. August 1793: „Schick auch den 2ten Gesang von Reinecke Fuchs.“ (JB I 10, 273.) Goethe wich den Bitten aber immer wieder aus, so auch hier. Jacobi konnte das fertige Werk erst nach seinem Erscheinen im zweiten Band der Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ (Berlin 1794) im Oktober 1794 lesen. Vgl. zu 140,24–25. 193,28–29 Das Dekret 〈…〉 ist endlich vom Lande abgedruckt.] Gemeint ist die Ernennungsurkunde zum Weimarischen Regierungsrat für Jacobis Sohn Georg Arnold. Goethe hatte Jacobi im April 1793 zugesagt, sich beim Herzog für die Titelvergabe einzusetzen (vgl. zu 137,26). Die Umsetzung verzögerte sich, weil der Herzog nicht in Weimar war. Goethe musste noch auf der Rückreise von Mainz am 19. August 1793 gegenüber Jacobi Kommunikationsschwierigkeiten mit der Weimarer Administration einräumen (vgl. 187,23–188,1). Das Geheime Consilium behandelte die Angelegenheit schließlich auf seiner Sitzung am 6. September und veranlasste die Ausfertigung der entsprechenden Urkunde (vgl. Voigt an Goethe, Anfang September 1793; Goethe-Voigt2 1, 115, Nr 62). Goethe konnte das Dokument daraufhin am 11. Oktober an Jacobi schicken
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(vgl. zu 196,15), wo es am 19. Oktober 1793 eintraf (vgl. Überlieferung zu Nr 210). 193,30 laß von dir hören] Nachdem vorliegender Brief am 17. September bei Jacobi eingetroffen war, antworte er vier Tage später, am 21. September 1793 (vgl. Überlieferung).
204. An Johann Isaak Gerning Weimar, 16. September 1793 → 〈Frankfurt a. M.〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-8. – 1 Bl. 19,6 × 26,9(–27,1) cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: E. E: Blätter zur Erinnerung an die Feier der Enthüllung des Goethe-Monumentes zu Frankfurt am Main. Am 22. Oktober 1844, o. O. 〈Frankfurt a. M.〉 o.J. 〈1844〉, o. S. (Faksimile). WA IV 10 (1892), 110f., Nr 3012 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Briefe Gernings vom 27. August und vom 9. September 1793 (vgl. RA 1, Nr 696 und 717). – Gerning antwortete am 28. September 1793 (vgl. RA 1, Nr 738). Mit einem Brief vom 28. Februar 1793 suchte der damals 25-jährige Johann Isaak Gerning (1767–1837) aus Frankfurt a. M. Bekanntschaft mit dem berühmten und von ihm verehrten Landsmann Goethe zu knüpfen und nach Möglichkeit dessen freundschaftliche Gunst zu erwerben. Er führte sich mit dem Geschenk von farbigen optischen Gläsern ein, die der Adressat, wie er von Goethes Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, in Erfahrung gebracht hatte, für seine Studien und Experimente zur Farbenlehre benötigte (vgl. RA 1, Nr 530). Goethe bedankte sich am 27. März 1793 (vgl. EB 155). Goethe traf Gerning erstmals im Mai und dann noch gelegentlich im August 1793, als er auf der Hin- und Rückreise zur bzw. von der Belagerung der Stadt Mainz zu Besuch bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. war (vgl. Gerning, Tagebuch, Juni 1793 und 12.–26. August 1793; BG 4, 15 und 35–38). Nach dem persönlichen Kennenlernen blieb ihre Beziehung lebenslang bestehen. Aus den folgenden knapp vier Jahrzehnten sind insgesamt 87 Briefe Gernings an Goethe überliefert, umgekehrt von Goethe an Gerning lediglich 21. Auch wenn angenommen werden kann, dass einige Briefe Goethes verloren gegangen sind, dürfte dieser nur etwa jeden zweiten oder gar dritten Brief Gernings beantwortet haben. Dies deutet auf ein wesentliches Merkmal der Korrespondenz hin. Gerning, selbst literarischer Dilettant, Kunstliebhaber und -sammler
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mit vielfältigen kulturellen Interessen, war enthusiastischer Verehrer des als künstlerisches Genie angesehenen Goethe, suchte dessen Nähe und Anerkennung sowie Zugang zu den literarisch-kulturellen Kreisen in Weimar. Goethe begegnete Gerning wohlwollend und gönnerhaft, wahrte jedoch immer höfliche Distanz. In den Anfangsjahren war ihr Verhältnis noch am unbefangensten und engsten. Goethe hatte den jungen Kaufmann, der ähnlich wie er selbst aus einer angesehenen Honoratiorenfamilie der Stadt stammte und seine Ausbildung unter anderem in Holland, England und Frankreich erfahren hatte, bei ihren ersten Begegnungen 1793 gleich nach Weimar und Jena eingeladen, damit Gerning dort insbesondere seine poetischen Neigungen bilden und verfeinern sowie seine wissenschaftlichen Kenntnisse aufbessern könne (vgl. Gerning, Tagebuch, 14. August 1793; BG 4, 35f.). Im Herbst und Winter 1793/94 kam es so zum ersten Besuch Gernings im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, dem ein Jahr später sowie jeweils in den Wochen um den Jahreswechsel 1798/99, 1799/1800, 1800/01 sowie 1804/05 weitere derartige Bildungsaufenthalte folgten. Gerning suchte und fand dabei sowohl den Kontakt zu den bekanntesten Hochschullehrern der Jenaer Universität als auch zu weiteren wichtigen Persönlichkeiten des geistigen Lebens in Weimar neben Goethe, wie etwa Herder, Wieland und Knebel, der sogar zu dessen literarischem Mentor werden sollte. Die Korrespondenz zwischen Gerning und Goethe war dementsprechend in den ersten Jahren am intensivsten. Von 1793 sind allein elf Briefe Gernings überliefert. Goethe hat mindestens vier Mal geantwortet, wovon aber nur der vorliegende Brief überliefert ist (vgl. EB 155, EB 213 und EB 220 sowie ferner EB 234). Im Mittelpunkt der Korrespondenz standen kaufmännische Aufträge Goethes an Gerning, die Vorbereitung auf dessen erste Weimar-Reise sowie Goethes Ratschläge an Gerning als Dichter. Diese Themen waren neben dem Austausch zu allgemeinen literarischen und künstlerischen Fragen auch später bestimmend. Blieb die Intensität des Briefwechsels in den 1790er Jahren etwa auf gleichem Niveau, nahm sie in der Folgezeit durch längere Unterbrechungen stark ab. Gerning, der ab den 1790er Jahren seinen beruflichen Schwerpunkt immer mehr vom Kaufmännischen auf das Politisch-Diplomatische im Dienst verschiedener Fürstenhäuser verlagerte, musste die persönliche Unnahbarkeit des von ihm bewunderten Dichters akzeptieren. Auch die neuerlichen persönlichen Begegnungen mit Goethe während dessen Rhein-Main-Reisen 1814/15 vermochten daran nichts zu ändern, eher im Gegenteil. 194,1 Der Wein ist glücklich angekommen] Gerning war von Goethe während seines Aufenthaltes in Frankfurt a. M. am 20. August 1793 unter anderem mit der Besorgung von Wein beauftragt worden. Zu ihrem Treffen am Vorabend von Goethes Abreise aus Frankfurt a. M. schrieb Gerning in seinem Tagebuch: „Göthe gab mir noch einige Wein, Tuch pp Aufträge erbot mir seine Dienste, – Wohnung in Jena p zu besorgen und nahm herzvollen Abschied von mir.“ (BG 4, 38.) Mit seinem Brief vom 27. August 1793 meldete Gerning die Erledigung des Auftrages
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durch die Versendung einer bestimmten Sorte Rheinweins nach Weimar: „Von denen mir gegebenen zwey Aufträgen ist das halbe Ohm 1775r. Rüdesheimer Wein 〈…〉 durch Fuhrmann J a c o b N e u l a n d t von S c h w a r t z h a u s e n in Fracht zu Vier Reichsthaler heute an Sie abgegangen, u: in 10 bis 14 Tagen wird’s wohl eintreffen.“ (H: GSA 28/3, Bl. 342.) Der Transport des Weines hatte demnach offensichtlich etwas länger gedauert, als von Gerning gedacht. Von Goethe waren offenbar noch weitere Lieferungen bestimmter Jahrgänge Rüdesheimer Weins gewünscht worden, worauf Gerning in seinem Antwortbrief vom 28. September zurückkam: „Sollte Ihnen der Wein nicht ganz behagen, so lassen Sie ihn für mich und ich schicke Ihnen andern; (er kommt nur auf f 33 – wird aber von Weinhändlern theurer verkauft;) jedoch von 53r oder 48r wird schwerL. ½ Ohm zu haben seyn.“ (H: Ebd., Bl. 372.) Goethe ging darauf allerdings nicht noch einmal ein, und das Thema war damit offensichtlich erledigt. 194,3–4 Leinwand deren Muster sie mir übersenden 〈…〉 viel zu schmal] Zu den weiteren kaufmännischen Aufträgen Goethes an Gerning gehörte auch die Beschaffung eines größeren Postens hochwertiger und großformatiger Gemäldeleinwand. In seinem Bezugsbrief vom 27. August wurden von Gerning dazu verschiedene Angebote unterbreitet, die er über den Frankfurter Kaufmann und Tapetenfabrikanten Johann Andreas Benjamin Nothnagel eingeholt hatte: „Nun wegen dem Gemälde Tuch: hierüber konnte mir der gute alte Nothnagel, der sich Ihnen schönstens empfiehlt, die beste Auskunft geben 〈…〉.“ (H: Ebd., Bl. 342.) Im Folgenden schilderte Gerning ein Angebot Nothnagels. Dieser verkaufte die Leinwand hiesiger Provenienz um die Hälfte billiger als Importware aus Brüssel. Sie hatte aber den entscheidenden Nachteil, dass sie etwa ein Drittel schmaler war als die Brüsseler Leinwand (vgl. ebd.), was zur Folge hatte dass man sie für größere Formate erst zusammennähen musste: „〈…〉 daß also das hiesige um die Hälfte des Brabantischen zu stehen kommt, ausser der Fracht bis hieher da nun kein’s auf’m Platz ist. – Das Nothnagelische ist noch was besser, n u r d ü r f t e n v i e l l e i c h t b e y o b i g e n, 3 N ä h t e g e f ü g t w e r d e n, welches jedoch nicht gar merklich wird. – HL. Städel hat auch von diesem genommen u: lobte es sehr.“ (Ebd.) Am 9. September schließlich sandte Gerning die Muster dieses Angebots und wies noch einmal darauf hin, dass die teurere Brüsseler Leinwand erst bestellt werden müsste: „Hier 〈…〉 das verlangte Muster in ganzer Breite; die Länge ist 100 Ellen das Stück, und die Elle kommt nur 23 Fr zu stehen, wie es Ihnen HL. Nothnagel im kostenden Preiß überläßt. Diese Leinwand kann Ihnen so als bald roh und ungrundirt übersandt werden. – Sie ist freylich nicht so breit als das mir übergebene Muster! – Befehlen Sie aber Brüsseler Linnen so mü〈ßt〉e die erst bestellt werden; ich bin deswegen an die rechte Quelle gekommen, woher sie auch HL. Schultz erhalten.“ (H: Ebd., Bl. 344.) 194,5 von der Brüssler zu verschaffen] Dieser Anforderung Goethes, die nun auch ein exaktes Maß für die Größe der Leinwand aufwies, kam Gerning unver-
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züglich nach. Am 28. September berichtete er von der Ausführung des Auftrags: „Ihr erfreuliches vom 16ten habe ich erst am 21ten dies erhalten und sogleich die verlangte Leinwd von Brüssel verschrieben, woher ich Sie längst in 14 Tagen erwarte.“ (H: Ebd., Bl. 372.) Die Lieferung der Ware verzögerte sich allerdings und wies im konkreten Angebot dazu nicht genau das bestellte Maß auf. In seinem nächsten Brief vom 4. Oktober bat Gerning bei Goethe diesbezüglich um Verständnis: „Aus Brüssel schreibt man mir, wie die Lwd bestens besorgt aber erst in 3 Wochen fertig wird, u: dann ist die Breite statt 2 7⁄8 3 Bbtr 〈Ellen〉. wie sie nicht anders verfertigt wird; ich hoffe dieser kleine Unterschied hat Ihnen nichts zu bedeuten? –“ (H: Ebd., Bl. 367.) Am 1. November erklärte Gerning dann, er hoffe, die „Leinwand kommt vielleicht mit“, wenn er wie geplant „längstens in 10 Tagen“ (ebd., Bl. 413) zu einer Studienreise nach Jena und Weimar aufbrechen werde (vgl. zu 194,14–15). Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich. Am 12. November kündigte Gerning seine Abreise ins Weimarer Herzogtum für „übermorgen“ (H: GSA 28/3, Bl. 433) an, musste aber gleichzeitig eingestehen, dass die Brüsseler Leinwand noch immer nicht geliefert worden war: „Noch sind aber weder die M o n t h l y R e v i e w s & I p h i g e n i e noch die Leinw.d nicht hier – beydes kann nicht mehr lange währen und ich sorge daß alles richtig nachgesandt wird.“ (Ebd.) Ob und wann es zur Lieferung kam, ist nicht bekannt. Um Weihnachten erreichte im Auftrag von Gernings Vater, Johann Christian Gerning, noch ein Fuhrmannstransport aus Frankfurt a. M. mit einem „balkenförmige〈n〉 Verschlag“ (Frachtbrief Johann Christian Gernings; 21. Dezember 1793; H: Ebd., Bl. 504) für Goethe Weimar, der die Leinwandlieferung enthalten haben könnte (vgl. auch RA 1, Nr 833). 194,6 Brabanter Ellen] Bis ins späte 18. Jahrhundert eines der am weitesten verbreiteten europäischen Längenmaße, das vor allem im Handel mit Schnittwaren Anwendung fand. Ihren Ursprung hatte das Maß in der Region Brabant um Brüssel und Antwerpen, wo die Tuch- und Textilherstellung stark verwurzelt war. Die Brabanter Elle war nicht wie die meisten anderen regionalen Ellenmaße zwei örtliche Fuß, sondern mit kleinen Abweichungen bis zu 2 ½ Fuß lang und kam so meistens auf ein Maß, das zwischen 68 und knapp 70 cm festgelegt war, so in Brüssel selbst auf 69,5 cm und in Frankfurt auf 69,9 cm. 194,8–9 Nothnagel 〈…〉 schönsten Bordüren mit dem nächsten Postwagen] Diesen Auftrag leitete Gerning umgehend an den im Stoff- und Tapetenhandel tätigen Frankfurter Geschäftsmann Johann Andreas Benjamin Nothnagel weiter. Schon kurz nach Eintreffen des vorliegenden Briefes in Frankfurt a. M. sandte Nothnagel am 21. September 1793 wie gewünscht Muster von Bordüren wahrscheinlich sowohl aus Stoff wie Papier an Goethe: „Anbey habe die Ehre Ew: Hochwohlgebornen Gnaden, auf Bestellung dHL G e r n i n g s j u n i o r, die gütigst verlangte feine B o r d u r Muster nebst kleinen E c h a n t i l l o n s von glatt c o u l e u r ten Papier, zu übersenden 〈…〉.“ (H: GSA 28/3, Bl. 387.) Ob Goethe da-
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raufhin Bordüren bei Nothnagel bestellte, ist nicht belegt. Allerdings deutet die in Gernings Brief vom 12. November 1793 erwähnte Verauslagung einer Rechnungssumme an Nothnagel darauf hin, dass ein Kauf zustande gekommen sein könnte. Gerning schrieb: „HLrn Nothnagel habe ich die f 27– für Ihre werthe Rechnung bezahlt.“ (H: Ebd., Bl. 433.) 194,12 Ihr Fleiß nicht nachläßt] Gerning hatte seinem Bezugsbrief vom 9. September eine Abschrift der Endfassung seiner Ode „Empfindungen, zum Geburts Feste Ihrer KönigL. Majestät Beyder Sizilien am 13ten August 1793“ beigelegt: „Hiebey noch die Abschrift der nun vielleicht etwas besser, aber noch nicht rein gesilbten Ode?! –“ (H: Ebd., Bl. 344; Abschrift vgl. ebd., Bl. 351f.) An diesem Huldigungsgedicht zum 41. Geburtstag von Königin Maria Carolina von Neapel und Sizilien, einer Tochter der Habsburger Kaiserin Maria Theresia, arbeitete Gerning schon länger. Es sollte rechtzeitig zum bevorstehenden Geburtstag der Königin am 13. August 1793 am Königshof in Neapel eintreffen (vgl. Gerning an Goethe, 26. Juli 1793; H: GSA 28/2, Bl. 273), wohin Gerning vom Königspaar Ferdinand I. und Maria Carolina, die er während ihres Besuchs in Frankfurt a. M. im Jahr 1790 kennen gelernt hatte, eingeladen worden war. Gerning hatte Goethe erste Bemühungen um das Werk schon während ihrer Begegnung im Mai 1793 in Frankfurt a. M. vorgestellt (vgl. Gerning, Tagebuch, Juni 1793; BG 4, 15) und danach am 26. und am 27. Juli zwei Fassungen zur Beurteilung und Verbesserung ins Lager nach Mainz gesandt: „Mit gestriger Feldpost war ich so frey, Ihnen meine unvollkommne Ode zu senden, welche ich nun nochmals abgeschrieben und dabey einiges verbessernd geändert habe. – Hätten Sie vielleicht schon von Ihren vortrefL. Randglossen dabey gefügt, so bitte sehr, mich durch Ueberbringern, Hrn Fecht welcher Montag frühe hier zurück seyn will, zu erfreuen.“ (Gerning an Goethe, 27. Juli 1793; H: GSA 28/2, Bl. 262.) Über Goethes Antwort und seinen Umgang mit dem Text ist nichts bekannt. Die im vorliegenden Brief geäußerte Ermutigung Goethes nahm Gerning als „aufmunterndes Lob“, das ihm „sehr erquickend“ gewesen sei (Gerning an Goethe, 28. September 1793; H: GSA 28/3, Bl. 372). 194,14–15 unsern Gegenden einen Theil des Winters 〈…〉 nicht verlassen] Schon im Laufe ihrer ersten Begegnungen in Frankfurt a. M. im Mai und im August 1793 hatte Goethe Gerning einen Studien- und Bildungsaufenthalt an der Jenaer Universität und in Weimar empfohlen. In seinem Tagebuch berichtet Gerning mehrfach von diesen Einladungen Goethes. So hieß es schon in einem Eintrag vom Juni 1793: „Göthe 〈…〉 wünsche mich einmal zu mehrerer Ausbildung in Weimar zu haben!“ (BG 4, 15.) Von einem Gespräch mit Goethe am 14. August erwähnt Gerning: „〈…〉 er rieth mir vorher einen Kursum von 3 à 6 Monden in Jena u: Weimar zu machen, das besser wäre als 10 Jahre literarischen Vegetirens.“ (Ebd., 35f.) Und noch am Abend vor seiner Rückreise nach Weimar, am 20. August, habe Goethe ihn, Gerning, ermahnt, „ja nach Weimar und Jena zu kommen“ (ebd., 37). In seinem Bezugsbrief vom 28. September bekundete Gerning dann erstmals
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seine Absicht, Goethes Rat zu folgen: „Ja Verehrtester, der Wonnegedancke an Sie und Ihre Olympische Gegend verläßt mich nicht! – Heute ist die Messe beendet, – nun noch allerley Dinge zu beordnen, und dann eile ich zu Ihnen.“ (H: GSA 28/3, Bl. 372.) Am 1. November kündigte Gerning seine Ankunft in den nächsten 12 bis 14 Tagen an und schrieb weiter: „Drey Monathe kann ich wohl bleiben und da läßt sich schon manches erndten, wenn der eifrige Fleiß auf einem Acker verweilen kann 〈…〉.“ (H: Ebd., Bl. 413.) Gerning kam dann wahrscheinlich in der zweiten Novemberhälfte 1793 nach Jena und informierte Goethe in einem Brief vom 19. Dezember ebenso über die positive Aufnahme dort wie über die Art seiner Studien: „Wie wohl mir’s hier behagt wissen Sie vielleicht schon? Ja, ich lebe und würke hier ganz nach Herzen und Sinn! 〈…〉 Der trefliche Herr Hofrath Schütz hat meine Sächelchen critisch vorgenommen, – aufgemuntert und so ist auch noch einiges zur Welt kommen. Bey ihm höre ich fleisig über Encyclopedie u: mache just einen Sprach-C u r s u m mit, und über Wechsel u: Staatsrecht pp hörte ich auch manches interessante 〈…〉. HL. Göttling 〈…〉 der wackre Schnaubert, der thätige Loder Batsch Lenz p und die werthe Schützische empfehlen Sich vielmals.“ (H: Ebd., Bl. 492.) Gerning reiste von Jena aus immer wieder auch nach Weimar, pflegte Umgang mit Herder, Wieland und Knebel und besuchte den Hof. Ende Januar 1794 verließ er das Herzogtum, um der Einladung nach Neapel zu folgen (vgl. zu 194,12).
205. An Gottlob Ephraim Heermann 〈Weimar, vermutlich 22. September 1793〉 → 〈Weimar〉 ZUM A D RESSATEN
Einen Anhaltspunkt zur Ermittlung des Adressaten bietet ein der Handschrift beiliegendes Schreiben des Vorbesitzers, des Fabrikanten Carl Metz aus Heidelberg, der neben einer Widmung Folgendes zur Provenienz des Goethebriefs bemerkt: „Dem Herrn Stadtschreiber Mayer in Loeningen von Carl Metz / Juni 1867 / Aus dem Nachlaße des Herrn Legationsrath Herrmann in Weimar. Erhalten von dessen Neffe.“ (FDH/FGM Frankfurt a. M., Hs-29313.) Als Adressat kommt damit Gottlob Ephraim Heermann in Frage, der seit 1779 den Titel eines Geheimen Legationsrats trug. DATIERUN G
Einen ersten Beleg für die Pacht eines Kohlfeldes gibt es in Goethes Rechnungsbüchern für das Jahr 1792 (vgl. zu 194,22–24). Bis 1818 ist Goethe Pächter, ab 1796 gleichzeitig auch Besitzer von Krautland an unterschiedlichen Plätzen vor den Toren Weimars, etwa auf dem so genannten Horn oder hinter dem Erfurter Tor.
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Der auf H von fremder Hand vorgenommene Datierungsvermerk, 1793 (vgl. Überlieferung), dürfte insofern zutreffen, als im Jahr 1793 bereits im September der erste Schnee fiel (vgl. zu 194,21–22). Goethes Bemerkung über die noch ausstehende Kohlernte und das an den Bäumen hängende Obst spricht ebenfalls für eine Datierung auf einen frühen Zeitpunkt im Herbst. Goethe hatte von Herzog Carl August wohl am 11. September 1793 – wie der gesamte Weimarer Hof (vgl. FB 1793, S. 176) – die Nachricht vom Tod des am 6. September verstorbenen Prinzen Friedrich Ferdinand Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach erhalten. Wie aus einem Brief vom 21. September 1793 von Christian Friedrich Schnauß an Herzog Carl August hervorgeht, gab Goethe erst am 20. September ein (nicht näher spezifiziertes) Schreiben Carl Augusts, wahrscheinlich mit näheren Auskünften über dieses Ereignis, an Schnauß weiter (vgl. AS 2.1, 336, Nr 65C). Es ist möglich, dass Goethe mit vorliegendem Brief auch an Heermann, der als Erzieher Prinz Constantin von früher Jugend an begleitet hatte, erst nach dem 20. September 1793 Briefe und Nachrichten sandte, in denen Genaueres über die Todesumstände zu lesen war. Sonst standen Goethe und Heermann 1793 noch nicht in einem nachweisbaren amtlichen Kontakt. Für die Belange des Münzkabinetts, dem Heermann vorstand, war in leitender Funktion Christian Friedrich Schnauß bis kurz vor seinem Tod im Dezember 1797 zuständig. Erst ab dieser Zeit sind amtliche Schreiben Heermanns bis 1800 an die Oberaufsicht, Christian Gottlob Voigt und Goethe überliefert (vgl. LATh – HStA, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 11619g, Bl. 131–134, 153, 156, 170–171). ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-29313. – Doppelblatt 19,7 × 26,9(–27,1) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben Mitte von fremder Hd (zS), Tinte: „1793“. – Faksimile: E. E: Autographen aus allen Gebieten. Katalog Nr 667. Auktion am 25. und 26. November 1997 im Opernpalais Berlin. Berlin 1997, Nr 94, S. 31f. (S. 31: Text; S. 32: Faksimile). BEIL AG EN
Einige Briefe und Nachrichten (194,20; vgl. zu 194,20). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Gottlob Ephraim Heermann wurde 1726 oder 1727 in Leschwitz bei Görlitz geboren. Über seine Schul- und Studienjahre ist nichts bekannt. Nach dem Studium war er als Sekretär eines (nicht näher zu ermittelnden) Grafen Rottenhahn tätig, bis er im April 1763 von der Herzogin Anna Amalia nach Weimar als Lehrer des damals 5-jährigen Erbprinzen Carl August und dessen ein Jahr jüngeren Bruders
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Friedrich Ferdinand Constantin berufen wurde. Heermann erhielt den Titel eines obervormundschaftlichen Rates und begann zunächst ab Ostern 1763, die Prinzen im Lesen zu unterrichten. In den Stundenplänen der folgenden Jahre erscheint er anfangs als Lehrer für „spielende[n] Unterricht in der Bieblischen Geschichte, Historie und Mythologie“ (Tabelle Derer Unterweisungs- und Anwendung anderer Stunden von denen Durchlauchtigsten Prinzen; LATh – HStA, Fürstenhaus A 73b, Bl. 109), später dann für die Unterweisung in Landes- und Staatengeschichte, Geographie und Heraldik. Der jüngere Prinz erhielt durch Heermann außerdem Rechen- und Lateinunterricht sowie Repetitionsstunden. 1773 erteilte Heermann dem Erbprinzen auch zweimal wöchentlich Italienischunterricht. Während seiner Tätigkeit als Prinzenerzieher verfasste er mehrere Opernlibretti, so etwa den Text für die Operette „Das Rosenfest“ (1771), eine Bearbeitung der „Rosière de Salenci“ (Das Mädchen von Salenci) von Charles Simon Favart, das er Herzogin Anna Amalia widmete und das auf dem Weimarer Schlosstheater mehrfach gespielt wurde. 1773 wurde die Carl August zugeeignete Operette „Die treuen Köhler“ veröffentlicht und 1774 die Fortsetzung dazu, „Der Abend im Walde“. Die Operette „Die Dorfdeputirten“ von 1773 entstand in Anlehnung an Carlo Goldonis „Il Feudatario“ (Der Lehnserbe) und wurde ebenfalls mehrmals auf dem Schlosstheater gegeben. 1772 wurde Heermann zum Legationsrat ernannt. Ab 1776 bekam er die Aufsicht über das herzogliche Münzkabinett übertragen, das er in der Folgezeit katalogisierte und dessen Bestand er durch Neuerwerbungen nicht unerheblich vergrößerte. Ab 1779 war er außerdem als Bibliothekar an der herzoglichen Bibliothek in Weimar beschäftigt. In dieser Zeit verfasste Heermann einen historischen „Beytrag zur Lebensgeschichte Johann Ernsts Herzogs zu Sachsen-Weimar“ (1785; Fortsetzung und Anhang 1786) und „Zufällige Münz-Gedanken bey Bearbeitung des Herzoglich-Weimarischen Münz-Cabinets“ (1787). – Als Goethe mit Christian Gottlob Voigt die Oberaufsicht über Bibliothek und Münzkabinett nach Christian Friedrich Schnauß’ Tod am 4. Dezember 1797 übernahmen, wurde die von Heermann geschaffene Ordnung des Münzkabinetts nicht nur beibehalten, sondern Heermanns Wirken in dieser Funktion ausdrücklich gelobt und der Fortsetzung versichert: „Wir sind hinlänglich davon unterrichtet, mit welcher ehrlichen Bereicherung und großen Kenntniß Ew. WohlgebL. dem fürstL. Münzcabinet bisher vorgestanden haben, und verfügen dieselben, hierin weiter fortzufahren, und bey vorkommenden Fällen sich versichert zu halten, daß wir Ihre Bereicherungen zu aller Zeit mit Vergnügen unterstützen werden.“ (Briefkonzept Christian Gottlob Voigts an Heermann, 21. Dezember 1797; LATh – HStA, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 11619g, Bl. 92.) Eine Neuordnung und systematische Katalogisierung des Münzkabinetts erfolgte erst nach Heermanns Tod 1815. – Der über fünf Jahrzehnte in herzoglichen Diensten stehende Legationsrat wird Goethe wahrscheinlich bereits früh dem Namen nach bekannt gewesen sein. Der vorliegende Brief ist aber der einzige überlieferte, der nicht rein amtlichen Inhalts, sondern in vertrau-
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lichem Ton geschrieben ist. Von Heermanns Hand sind lediglich Eingaben zu Ankäufen für das Münzkabinett aus den Jahren 1798 bis 1800 überliefert, die an die Oberaufsicht gerichtet sind. Weiteres über den amtlichen Umgang von Goethe mit Heermann ist nicht bekannt. 194,20 Einige Briefe und Nachrichten] Geht man von einer Datierung auf den 22. September 1793 aus, könnte es sich um Briefe und Nachrichten handeln, die ausführlicher über die Todesumstände oder über die am 14. September 1793 in Eisenach stattgefundene Beisetzung von Prinz Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach berichten (vgl. auch Alfred Bergmann: Krankheit und Tod des Prinzen Constantin. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. N. F. Bd 31. H. 1. Jena 1935, S. 160–170 und zu 196,16–17). In der Ausgabe der „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ vom 11. September 1793 waren Todestag und -umstände falsch angegeben worden (vgl. Trauernachricht. In: Weimarische Wöchentliche Anzeigen, Num. 73. Mittwoch, den 11ten September 1793, S. 289). Diese Fehler wurden in der nächsten Nummer vom 14. September zwar berichtigt (vgl. ebd., Num. 74. Sonnabend, den 14ten September 1793, S. 293), trugen aber wohl zur Entstehung von Gerüchten in der Bevölkerung bei. Die Berichte über den Krankheitsverlauf durch den herzoglichen Kammerdiener und späteren Leibchirurgen Johann Gottfried Kämpfer sowie durch den Feldscher Friedrich Gottlob Schneider, das Protokoll von der durch Schneider vorgenommenen Sektion sowie die letzten Briefe des Prinzen an seinen Bruder sandte Carl August erst am 17. September 1793 an das Geheime Consilium, das sie laut Empfangsvermerk am 26. September erhielt (vgl. LATh – HStA, Fürstenhaus A 787, Bl. 19; die Dokumente zur Krankengeschichte sind abgedruckt in: Alfred Bergmann: Krankheit und Tod des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar. In: Sudhoffs Archiv für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Herausgegeben von Ad. Meyer und K. Sudhoff. Bd 28. Heft 1/2. Leipzig Oktober 1935, S. 113–120; die letzten Briefe des Prinzen, ebd., S. 160–170). Carl August bat das Geheime Consilium, die Briefe Constantins seiner Frau und dem Jenaer Arzt Johann Christian Stark vorzulegen: „jedoch hat dasselbe dafür zu sorgen, daß sie sonst gar niemand zu Gesicht kommen.“ (LATh – HStA, Fürstenhaus A 787, Bl. 19.) Heermanns Name wird in den Akten zu dieser Angelegenheit nicht erwähnt. – Während Goethe in den ersten Tagen nach Eintreffen der Todesnachricht der Herzoginmutter Anna Amalia beistand (vgl. zu 196,19–20), hielt sich Herzog Carl August noch in Pirmasens auf und kehrte erst Mitte Dezember 1793 nach Weimar zurück (vgl. zu 205,16). Aus unbekannten Gründen hielt Goethe auch ein am 10. September an Christian Friedrich Schnauß gerichtetes Schreiben des Herzogs Carl August zurück, das er Schnauß erst am 20. September während der Session des Geheimen Consiliums übergab (vgl. AS 2.1, 336, Nr 65C). 194,21–22 Die Jahrszeit scheint sich frühe umzuwenden.] Ein überraschender Wetterumschwung im September 1793 ist in Knebels Tagebuch dokumentiert, in
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dem es im Eintrag für den 21. September 1793 heißt: „Regen und Sturm Kalt vom Morgen an 〈…〉 traurig Wetter mit Schneeflocken“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 40). Und für den 22. September wurde notiert: „dichter Schnee auf Feldern u. Bäumen“ (ebd.). Das kalte Wetter hielt jedoch nicht an, der Schnee taute bald wieder. Am 26. September gab es „früh etwas Regen“ (ebd., Bl. 41). Im Oktober verzeichnete Knebel vorwiegend mildes, schönes Herbstwetter (vgl. ebd., Bl. 41–46), im November wurde es zunehmend kälter (vgl. ebd., Bl. 46–50). Der nächste Schnee fiel erst wieder am 1. Dezember 1793 (vgl. ebd., Bl. 50). 194,22–24 Der Schnee macht uns andern viel Verdruß 〈…〉 Kohl auf den Feldern haben.] In Goethes Hausgarten am Frauenplan standen Obstbäume, deren Ertrag neben dem Anbau von Gemüse zur Versorgung der Familie diente. Seit 1792 hatte Goethe außerdem „108 Y 〈Quadrat〉 Ruten Krautland 〈…〉 auf dem so genannten Horn“ gepachtet (vgl. Rechnungsbuch Dezember 1791–Dezember 1792, GSA 34/XI,1, Bl. 54). Für eine Missernte in diesem Jahr gibt es keine Hinweise.
206. An Franz Kirms
〈Weimar, 22. September 1793〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Die Datierung ergibt sich aus dem Schreiben Kirms’ an die Regie des seit dem 18. August in Erfurt spielenden Hoftheaters vom 22. September 1793; das Schreiben ist offenbar unmittelbar nach Goethes Verfügungen im vorliegenden Brief verfasst worden. Vgl. 195,8. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, Sign.: 1272/32, Bl. 67. – 1 Bl. 17,5 × 27,5 cm, ½ S. halbbrüchig beschr. (zweispaltig), Goethes Text links, Kirms’ Brieftext rechts, egh., Tinte; unter dem Text, rechte Spalte von fremder Hd, Bleistift: „[22. Sept.]“. E: WA IV 10 (1892), 111, Nr 3013 (nur Goethes Brieftext). BEIL AG E
Beylage (195,2; nicht überliefert; vgl. zu 195,2). ERL ÄUT ERUNGEN
Kirms hatte zuletzt am 14. August an Goethe geschrieben (RA 1, Nr 683). – Die nächsten Briefe von Kirms stammen vom 5. und 7. Oktober 1793 (RA 1, Nr 754 und 756).
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195,2 Beylage] Sie war mit Kirms’ Brief zugeschickt worden und ist nicht überliefert. Vermutlich betraf sie den Spielplan und die Besetzungen des noch bis zum 6. Oktober in Erfurt weilenden Weimarer Hoftheaters. 195,6 Der Krieg] Das Lustspiel „Der Krieg“ (nach Goldonis „La guerra“ [1760]) wurde am 2. Oktober in Erfurt geprobt, aber erst am 15. Oktober 1793 in Weimar gegeben (vgl. Burkhardt, Repertoire, 11), nachdem die für den 5. Oktober vorgesehene Aufführung nicht stattfinden konnte, weil auf Anordnung aus Weimar die an diesem Tag für 9 Uhr geplante Probe des Konzertmeisters Johann Friedrich Kranz mit dem Quartett vom „Baum der Diana“ nicht durch eine auf ½ 8 Uhr angesetzte (und dann abgesetzte) Probe von „Der Krieg“ gestört werden sollte (vgl. LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 87–88). – Kirms’ Vorschlag, statt der Goldoni-Bearbeitung die Premiere eines anderen Stücks, „Der Emigrant“ von Philipp Ludwig Bunsen (erschienen Göttingen 1793), für das Gastspiel in Erfurt vorzuziehen, wurde nach Goethes Ablehnung nicht realisiert. Das Schauspiel „Der Emigrant“ wurde erst am 5. November in Weimar erstaufgeführt (vgl. Burkhardt, Repertoire, 12). 195,8 die beyden Soldaten] Vgl. dazu Kirms’ Anweisung an die Regie vom 22. September 1793: „Die beyde zu besetzende Soldaten Rollen im Krieg wünschen der Herr geheime Rath durch Blos und Brunquell zu besetzen, weil, wo möglich, eine Person 2 Rollen nicht übernehmen soll. Ubrigens, meine Herren, lassen Sie über dergL Dinge Ihre alte Freundschaft nicht erschüttern.“ (H: LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 68.) – Bei der Bearbeitung des Stückes durch Christian August Vulpius waren die bei Goldoni agierenden stummen Rollen der Soldaten (ebenso wie die sprechenden Rollen von fünf Soldaten) gestrichen worden, so dass die Dekorateure (‚Theatermeister‘) Blos und Brunnquell nicht auf die Bühne kamen. 195,9 Blos] Johann Andreas Blos war ‚Theatermeister‘ (Dekorateur) am Weimarer Hoftheater. 195,10 Brunquell] Joseph Wilhelm Ernst Brunquell war ebenfalls ‚Theatermeister‘ (Dekorateur) am Weimarer Hoftheater.
207. An Carl Ludwig von Knebel
〈Weimar, 26. September 1793〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Am Sonntag, dem 29. September 1793, reiste die Herzoginmutter Anna Amalia von ihrem Sommersitz in Tiefurt nach Jena, um dort nach dem unerwarteten Tod ihres Sohnes, des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, am 6. September, Trost und Ablenkung zu suchen. Sie hatte sich offensichtlich die Beglei-
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tung einiger vertrauter Personen gewünscht. So reiste sie mit ihrem Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel, ihrer Hofdame Henriette Antonia Albertine von Wolfskeel sowie der jungen Sängerin Louise Rudorf, wie Knebel am 29. September in seinem Tagebuch von Jena aus festhielt: „Herzogin Mutter kommt Mittags an, nebst Eins., FLr. Wolfskehl u. Mdm. Rudorf.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 41.) Anna Amalia hatte sich offenbar auch bei Goethe angekündigt und ihn wie vermutlich auch Wieland und Knebel eingeladen, sie zu besuchen. Goethe und Knebel hatten sich zuletzt am Donnerstag, dem 25. September 1793, in Tiefurt bei Anna Amalia aufgehalten: „Nach Tiefurth mit Goethe zu Fuß.“ (Knebel, Tgb. [25. September] 1793; ebd., Bl. 40.) Goethe war an diesem Tag aber wahrscheinlich allein und vor Knebel nach Weimar zurückgekehrt, der erst „gegen 10. Uhr mit Einsiedel u. FrL. Wolfskehl zurück“ fuhr (ebd.). Bereits am Freitag, dem 27. September, reisten beide zusammen mit Johann Heinrich Meyer dann schon nach Jena, wie Knebel in seinem Tagebuch berichtet: „Mittags bey Göthe. Nachmittags 3. Uhr mit diesem und Meyer nach Jena.“ (Ebd., Bl. 41.) Da Goethe im vorliegenden Brief davon spricht, gestern (195,13) von den Plänen Anna Amalias erfahren zu haben, kommt für die Abfassung seines Briefes nur der 26. September 1793 in Frage. Möglicherweise hat Knebel den vorliegenden Brief erst am Vormittag des 27. September überbracht bekommen, da in seinem Tagebuch für den 26. September weder ein Brief Goethes noch ein Treffen mit ihm zur Vorbereitung der Jena-Reise vermerkt ist (vgl. ebd.). ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 469. – 1 Bl. 11,7 × 18,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 2 (1851), 411 (Nachtrag einiger undatierter Billetts von Goethe an Knebel. Nr 2). WA IV 10 (1892), 112, Nr 3015. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 195,13 Die Herzoginn Mutter bezeigte gestern Lust nach Jena zu gehen.] Zu den Plänen Anna Amalias, nach Jena zu reisen, vgl. die Datierung. Ihr Aufenthalt dort währte wahrscheinlich knapp zwei Wochen. Am 9. Oktober reisten Goethe und Knebel nach Weimar zurück: „Mittags 2. Uhr mit Göthe u. Meyer abgereißt nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 42.) Am 12. Oktober besucht Knebel die Herzoginmutter dann bereits wieder in Tiefurt: „Nachmittags nach Tiefurth, und Abends wieder zur Zeit zurück.“ (Ebd., Bl. 43.) Zwei Tage später, am 14. Oktober, verließ Anna Amalia ihr Sommerdomizil in Schloss Tiefurt und
SEPTEMBER 1793
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kehrte „in die Stadt“ zurück (ebd.). Knebel berichtet während der Zeit seines Aufenthaltes in Jena beinahe täglich von Ausflügen mit der Herzoginmutter in die nähere Umgebung der Stadt (vgl. Knebel, Tgb. [2.–8. Oktober] 1793, Bl. 41f.). 195,15 daß es Montags geschähe] Warum Goethe die Reise der Herzoginmutter nach Jena gern auf den 30. September 1793 verschoben hätte und ob er noch dahingehend auf Anna Amalia einzuwirken versuchte, ist nicht bekannt. Sie kam dann jedenfalls doch einen Tag eher nach Jena (vgl. Datierung). Möglicherweise wollte Goethe, der mit Knebel schon am 27. September nach Jena aufbrach, etwas Zeit gewinnen, um ihr gleich zu Beginn des Aufenthaltes ein besonders abwechslungsreiches Programm zur Zerstreuung bieten zu können. Über den Tagesablauf des 30. September in Jena berichtet Knebel, allerdings ohne Anna Amalia ausdrücklich zu erwähnen, in seinem Tagebuch: „Morgens in Natur. Kabinet. Nachmittags nach dem Fuchsthurm. 〈…〉 Abends bey Loder. Konzert.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 41.) Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Goethe hoffte, vorher noch einige dringende Arbeiten erledigen zu können, so etwa an der Dichtung seines Versepos „Reinecke Fuchs“, die er offenkundig mit nach Jena brachte. Knebel berichtet am 1. Oktober 1793 im Tagebuch von seiner Lektüre des Werks: „R e i n i c k e g e l e s e n.“ (Ebd.) 195,16 kämst einen Augenblick zu mir] Dieser Aufforderung kam Knebel wohl erst am Mittag des 27. September 1793 nach, am Abreisetag nach Jena (vgl. Datierung). 195,17–18 Von deinem Lucrez 〈…〉 draussen einige Stellen gefunden] Goethe war von Knebel über den Fortgang seiner Übersetzung von Lukrez’ Lehrgedicht „De rerum natura“ stets auf dem Laufenden gehalten worden. Am 1. August 1793 konnte Knebel die Übertragung des ersten Buches der Dichtung abschließen (vgl. zu 141,7–8). Seitdem scheint die Arbeit vorübergehend geruht zu haben. Goethe war am 23. August 1793 von der Belagerung von Mainz nach Weimar zurückgekehrt und hatte vermutlich recht bald auch Knebels neuere Übersetzungsteile zur Kenntnis erhalten.
208. An Christoph Martin Wieland 〈Weimar〉, 26. September 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Handschriftensammlung, Sign.: Autogr. K. 28, Slg Böttiger. – 1 Bl. 19,7 × 27(–27,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Böttiger, Literarische Zustände1 2, 152. WA IV 10 (1892), 111f., Nr 3014.
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BRIEF 209
BEIL AG E
Drei Gesänge von „Reinecke Fuchs“ (nicht überliefert; vgl. zu 195,20). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Christoph Martin Wieland (1733–1813) und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitenden Erläuterungen zum Brief von etwa Mitte April 1776 (GB 3 IIA, Nr 84) sowie vom 17. November 1786 (GB 7 II, Nr 18) und von Mitte oder Ende August 1788 (GB 8 II, Nr 17). – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nur dieser eine Brief Goethes an Wieland erhalten, ebenso nur ein Brief Wielands an Goethe vom Oktober 1793 (vgl. RA 1, Nr 745). Wie schon in den Jahren zuvor bat Goethe den Freund wiederholt um kritische Durchsicht seiner literarischen Texte und ließ ihn an neu Entstandenem teilhaben, im Brief hier am Versepos „Reinecke Fuchs“. 195,20 Beyliegende drey Gesänge Reinickes] Um welche drei der insgesamt zwölf Gesänge aus „Reinecke Fuchs“ es sich hier handelt, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich waren es Teile einer Abschrift der im Entstehen begriffenen Gesamthandschrift X1, wovon aber nichts überliefert ist (vgl. AA Epen 2, 78). 196,3–4 die Ausgabe dieser Arbeit beschleunigen, 〈…〉 einen Sommer solle reifen lassen] Offensichtlich äußerte sich Wieland nach der Lektüre zustimmend, dass die Dichtung bereits einen Stand erreicht habe, die eine baldige Veröffentlichung möglich erscheinen ließ. Nur wenige Tage später sprach Goethe gegenüber Carl Ludwig von Knebel davon, dass er Teile des Werks zum Druck bald abzusenden gedencke (196,13; vgl. auch zu 196,13). „Reinecke Fuchs in zwölf Gesängen“ erschien am 11. Mai 1794 zur Jubilate-Messe, ohne dass Goethe dazu einen weiteren Sommer abgewartet hätte. Das Werk wurde im zweiten Band der Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“ (Berlin 1794) bei Unger veröffentlicht. 196,4–5 daß ich mich eines alten Rechts bediene] Wieland war von Goethe, ähnlich wie Herder, immer wieder zur Begutachtung und kritischen Durchsicht seiner Werke, unter anderem für die Ausgabe seiner „Schriften“ im Göschen-Verlag, herangezogen worden – zum letzten Mal im September 1788 für Band 8 der Ausgabe (vgl. GB 6 II, zu 204,10–11 und zu 210,20–21; GB 8 II, zu 20,1). 196,7 Ich gehe auf einige Tage nach Jena] Goethe hielt sich vom 27. September bis 9. Oktober 1793 in Jena auf (vgl. zu 195,13). 196,8 frage ich an] Wahrscheinlich mündlich. Ein weiterer Brief Goethes zu diesem Sachverhalt ist nicht überliefert. Wieland unterbreitete Goethe metrische Verbesserungen, die dieser im November 1793 bei der Überarbeitung des Manuskripts berücksichtigte. 196,8 Vale fave] Lateinische Formel für den Briefschluss: Lebe wohl, sei (mir/dem Deinigen) gewogen (vgl. GWb 3, 616).
SEPTEMBER/OKTOBER 1793
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209. An Carl Ludwig von Knebel 〈Jena, wahrscheinlich zwischen 28. September und 1. Oktober 1793〉 → 〈Jena〉 DAT IERUN G
Eine eindeutige Datierung des vorliegenden Briefes ist nicht möglich. Goethe, der seit Jahresanfang 1793 am Versepos „Reinecke Fuchs“ schrieb, hatte eine vorläufige Fassung zur weiteren Bearbeitung im Mai auf seine dreieinhalbmonatige Reise zur Belagerung von Mainz mitgenommen (vgl. zu 141,12). Auch nach der Rückkehr nach Weimar am 23. August setzte Goethe die Arbeiten an dem Manuskript fort (vgl. zu 193,26). Am 26. September schließlich schickte Goethe drei Gesänge an Wieland zur Kritik und Korrektur (vgl. zu 195,20). Die vorläufige Endfassung vermutlich der ersten Gesänge gab Goethe Ende September offensichtlich aber nicht nur an Wieland, sondern auch an Knebel weiter, der am 1. Oktober in seinem Tagebuch notierte: „R e i n i c k e g e l e s e n.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 41.) Die Übersendung des Manuskripts des ersten Gesangs an Knebel mit dem vorliegenden Brief wäre demnach spätestens am 1. Oktober selbst oder an einem der vorausgegangenen Tage erfolgt, der Brief mithin wahrscheinlich zwischen dem 28. September und 1. Oktober 1793 geschrieben worden, als sich Goethe und Knebel gemeinsam in Jena aufhielten (vgl. Datierung zu Nr 207). Allerdings lässt die Bemerkung Goethes, das Manuskript bald zum Druck absenden zu wollen, auch Raum für eine spätere Datierung des Briefes, also im Zeitraum November oder Anfang Dezember 1793, als Goethe das Druckmanuskript der ersten drei Gesänge an den Verleger Johann Friedrich Unger schickte (vgl. zu 196,13). Zusätzliche Anhaltspunkte für diese Datierung fehlen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 135. – 1 Bl. 11,5(–11,7) × 15,7(–16) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Tinte: „1793 May“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 109, Nr 108. WA IV 10 (1892), 112, Nr 3016. BEIL AG E
Erster Gesang von „Reinecke Fuchs“ (nicht überliefert; vgl. zu 196,11–12).
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BRIEF 210
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 196,11–12 Hier schicke ich, 〈…〉 den ersten Gesang Reineckes] Vermutlich in Form einer Abschrift der im Entstehen begriffenen Gesamthandschrift (X1), wovon nichts überliefert ist (X2 –X3; vgl. AA Epen 2, 78). Weiter vgl. Datierung. 196,13 ich ihn zum Druck bald abzusenden gedencke] Wahrscheinlich mit seinem Brief vom 18. November kündigte Goethe dem Verleger Johann Friedrich Unger in Berlin die Zusendung des Druckmanuskripts der ersten drei Gesänge von „Reinecke Fuchs“ für den Druck im zweiten Band der „Neuen Schriften“ an, die Anfang Dezember auch erfolgte (vgl. Unger an Goethe, 30. November 1793 und 14. Dezember 1793; Biedermann, Unger Briefe, 12 und 14).
210. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 11. Oktober 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1188/1970. – Doppelblatt 19,7 × 27,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, Tinte: „G o e t h e. e. dL 19ten Oct 1793. / b. dL 2ten Nov –“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 177f., Nr 86. WA IV 10 (1892), 113f., Nr 3018 (nach E). BEIL AG E
Herzogliches Dekret der Verleihung des Titels Regierungsrat an Georg Jacobi (nicht überliefert; vgl. zu 196,15). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 21. September 1793 (JB I 10, 276, Nr 3213; vgl. RA 1, Nr 730). – Jacobi antwortete am 27. Oktober und 2. November 1793 (JB I 10, 279f., Nr 3218; vgl. RA 1, Nr 769). Postsendungen: 14. Oktober 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 196,15 das Dekret endlich] Am 7. April 1793 hatte sich Jacobi mit der Bitte an Goethe gewandt, sich bei Herzog Carl August dafür zu verwenden, seinem Sohn Georg, der eine Stelle als Amtmann in der Grafschaft Wickrath angetreten hatte (vgl. zu 137,24–25), den Titel eines sachsen-weimarischen Regierungsrates zu verleihen (vgl. zu 137,26). Neben formalen Schwierigkeiten aufgrund der geltenden Bestimmungen (vgl. ebd.) stand dem Vorhaben die längerfristige Abwesenheit Herzog Carl Augusts entgegen. Er hielt sich seit Ende Juni 1792 als General in preußischen Diensten an den Kriegsschauplätzen des ersten Koalitionskriegs gegen
OKTOBER 1793
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Frankreich auf (vgl. zu 83,23). Auch wenn Goethe Anfang Juni 1793 bereits die grundsätzliche Zustimmung Carl Augusts erwirken konnte (vgl. zu 154,25–26), geriet die Sache durch die sich zuspitzenden militärischen Auseinandersetzungen bei der Belagerung von Mainz wieder ins Stocken. Jacobi mahnte deshalb in seinem Brief vom 16. August eindringlich ein baldiges Ergebnis an: „Der Amtmann ist wirklich Bräutigam. Sorge daß sein Patent als RegierungsRath anlange, man hält sonst mich u den Amtmann für Windbeutel –“ (JB I 10, 270). Goethe, der sich inzwischen auf der Rückreise von Mainz nach Weimar in Frankfurt a. M. aufhielt, erinnerte den Herzog im Brief vom 19. August an dessen Zusage (EB 199, vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 419 [Anmerkungen]), der daraufhin Christian Gottlob Voigt mit der Sache betrauen ließ: „Sage Voigten er möchte das D e c r e t, nach gemachten vortrag meiner Willens meinung, im Geh. C o n s. für Jacobi aufsetzen u. mir zur unterschrift zukommen laßen.“ (Carl August an Goethe, 27. August 1793; GSA 28/769,3; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 182.) Voigt ließ das Anliegen in der Consiliumssitzung vom 6. September behandeln: „Das D e c r e t für Jacobi habe ich heute durch schriftL. Vortrag besorgt.“ (Voigt an Goethe, 6. September 1793; GSA 28/3, Bl. 339; vgl. auch AS 2.1., 332.) Goethe informierte Jacobi am 9. September darüber (vgl. zu 193,28–29). Am 20. September konnte Voigt schließlich die ausgefertigte Urkunde zur Unterschrift an Herzog Carl August nach Pirmasens schicken: „Das Jacobische Decret erhalten Ew. Durchl. gegenwärtig mit.“ (Voigt an Carl August, 20. September 1793; AS 2.1, 333.) Anfang Oktober war das unterschriebene Ernennungspatent offenbar zurück in Weimar, und Goethe konnte es Jacobi, ein halbes Jahr nach dessen ursprünglicher Anfrage, zuschicken (vgl. auch zu 196,23). Es ist nicht überliefert. – Vgl. insgesamt dazu auch die Dokumentation in: AS 2.1, 331–333. 196,16–17 Den Prinzen Constantin haben wir ungern verlohren] Friedrich Ferdinand Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, der jüngere Bruder Herzog Carl Augusts, war am 6. September 1793, nur zwei Tage vor seinem 35. Geburtstag im saarländischen Wiebelskirchen verstorben. Der Prinz stand zu diesem Zeitpunkt im Range eines Generalleutnants der kursächsischen Armee und bereitete sich als Stabsmitglied des sächsischen Korps bei den Alliierten auf die Abwehr der französischen Moselarmee bei Pirmasens vor. Ende August erkrankte er schwer (vgl. Sigismund, Prinz Constantin, 268), angeblich an einer Darminfektion (Ruhr oder Typhus), und starb nach wenigen Tagen. Später wurde vermutet, dass die tatsächliche Todesursache eine unzureichend behandelte, nicht ausgeheilte Geschlechtskrankheit war (vgl. Wilson, Weimar und Revolution, 662). Die Nachricht seines Todes war am 11. September 1793 in Weimar eingetroffen: „Heute Morgen kam der JagdLaquai Hürschelmann als Courier von der Armee vom Rhein an, und überbrachte die Traurige Nachricht, von dem Ableben des DL. Herrn Prinzens Constantin 〈…〉.“ (FB 1793, S. 176.) Die Beisetzung fand bereits drei Tage später,
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am 14. September 1793, als Staatsbegräbnis in der Georgenkirche zu Eisenach statt (vgl. ebd., S. 179). 196,19–20 der Herzoginn Mutter mancherley Zerstreuungen bereiten] Constantins Mutter, Herzogin Anna Amalia, hielt sich Anfang September in ihrem Sommerdomizil in Schloss Tiefurt bei Weimar auf. Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes wurde ihr sofort nach ihrem Eintreffen in Weimar durch Herzogin Louise weitergeleitet. Aber auch Goethe, Herder und Knebel suchten Anna Amalia umgehend auf: „Göthe und Herder sind heute früh zur Frau Herzogin Mutter DurchL. nach Tiefurth abgegangen, wo sie noch sind. Die regierende Frau Herzogin DurchL. sind früh selbst auch dortgewesen, und die Frau Herzogin Mutter sind gar sehr betrübt, wie leicht zu erachten ist.“ (Christian Gottlob Voigt an Herzog Carl August, 11. September 1793; LATh – HStA, Fürstenhaus A 442a, Bl. 424; vgl. auch Knebel, Tgb. [11. September] 1793, Bl. 38 sowie Wilson, Weimar und Revolution, 664.) In den folgenden Tagen setzte sich der rege Besuchsverkehr nach Tiefurt fort. Goethe selbst besuchte Anna Amalia dort noch mehrmals, so am 14., 18., 21. und 25. September (vgl. Knebel, Tgb. 1793, Bl. 39 und 40). Die Herzoginmutter fasste schließlich den Entschluss, Ende September zu einem mehrtägigen Aufenthalt mit den engsten Weimarer Vertrauten, zu denen auch Goethe gehörte, nach Jena zu gehen (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 207; zu 195,13 und zu 195,15). 196,21 Max ist nach Hannover] Jacobis jüngster Sohn Maximilian studierte seit Frühjahr 1793 in Jena Medizin (vgl. zu 136,11). Für seine ersten Semesterferien hatte er eine längere Reise durch Deutschland geplant, die ihn im Oktober 1793 zunächst nach Hannover führte (vgl. zu 192,20; zu 192,27; zu 193,8–9). 196,22–23 Diesen Winter will ich fleißig nach ihm sehen.] Goethe hatte Jacobi angeboten, die Mentorschaft für den jungen Studenten zu übernehmen (vgl. zu 130,5–6; zu 131,10–11; zu 133,2–3). Deshalb hielt sich Maximilian Jacobi ab und zu für einige Zeit in Weimar bei Goethe auf und blieb in stetem Kontakt mit ihm. Anfang November 1793, zu Beginn des Wintersemesters, erkundigte sich Goethe nach den Studienplänen Maximilians für das kommende halbe Jahr (vgl. EB 221) und erhielt einen detaillierten Bericht dazu (vgl. Maximilian Jacobi an Goethe, 11. November 1793; H: GSA 28/447; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 26f. und zu 192,12). Den Bericht gab er mit einer positiven Einschätzung seines Schützlings an den Vater weiter (vgl. 207,18–25 und zu 207,18). Der bedankte sich immer wieder ausdrücklich für Goethes Fürsorge: „Es thut mir unaussprechlich wohl dir den jungen Menschen anzuvertrauen, auch weggesehen von der Ruhe die es mir verschafft“, schrieb Jacobi schon am 2. November 1793 (JB I 10, 279f.) und am 6. Dezember bekräftigte er erneut: „Deine treue Sorge für Max rührt mich wie sie soll. Ich habe Muth zu dem Jungen, auch darum, weil er in seinem Maße fühlt was er an dir hat, und, ohne es zeigen zu wollen, in seinen Briefen sehen läßt.“ (Ebd., 289.) Auch im folgenden Jahr, 1794, setzte Goethe die Be-
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richte über die Entwicklung Maximilian Jacobis fort. Hieß es noch am 23. Mai nur lapidar, Max ist wohl und brav und fleißig (GB 10 I, 48,6), so war die Einschätzung vom 8. September wieder fundierter und rundum positiv: Wahrscheinlich wirst du sehr mit ihm zufrieden seyn. So viel ich beurtheilen kann hat er sich in der kurzen Zeit eine gute Ubersicht der Med. Wissenschaft und seines künftigen Metiers erworben und ist auf guten Wegen, das nöthige Theils zu wiederhohlen, theils weiter ins einzelne zu gehen. (Ebd., 75,4–8.) Am 27. Dezember fügte Goethe nach erneuten Zweifeln Jacobis noch an: Max ist eben bey mir und bleibt die Feyertage hier. Was mich am meisten an ihm freut ist seine unverwandte R i c h t u n g auf sein Metier. Daß er in seinem Curs vielleicht Sprünge oder Umwege mache, giebt mir weniger Sorge, als wenn er heraus und herein hüpfte. (Ebd., 96,8–12.) 196,23 20 rh ausgelegt] Die Kosten für die Ausfertigung der Ernennungsurkunde zum Regierungsrat für Georg Jacobi hatte zunächst Goethe übernommen (vgl. auch zu 196,15). In der Ausgabenrechnung Goethes für den Zeitraum September und Oktober 1793 findet sich dazu ein entsprechender Eintrag über 20 Reichstaler und 16 Groschen „für das Decret des GL. Reg: Rath Jacobi“ (GR/Sonderrechnungen 1793, Goetze, Bl. 2). Jacobi bestätigte die Schuld in seiner Antwort vom 2. November 1793 und verrechnete sie mit seinen Auslagen für Goethe: „Zuerst muß ich Dir für das Dekret danken. Ich erhielt es heute vor 14 Tagen da ich eben in den Wagen steigen wollte um nach Cölln zu fahren. Die ausgelegten 20 Rth. habe ich dir zu gut geschrieben.“ (JB I 10, 279.) 197,1 Grüße alles was dich umgiebt.] In Jacobis Hausstand lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch seine beiden Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene und die Tochter Clara Franziska sowie der Hauslehrer Ferdinand Hildebrandt. Die drei älteren Söhne hatten inzwischen das Haus verlassen. Vgl. GB 8 II, zu 9,26; GB 9 II, zu 127,18–19 und zu 130,6.
211. An Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternau 〈Weimar, 13. oder 14. Oktober 1793〉 → 〈Erfurt〉 DAT IERUN G
Das vorliegende Briefkonzept hat Goethe als Antwort auf einen Brief Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternaus vom 29. September 1793 verfasst, in dem sich dieser im Auftrag der kurmainzischen Administration Erfurts bei Goethe als dem Vorsitzenden der Weimarer Theaterkommission für die Benefizvorstellung der Weimarer Hoftheatergesellschaft zugunsten der durch die zurückliegenden Kriegsereignisse geschädigten Mainzer Bevölkerung in seiner Stadt bedankte (vgl. RA 1, Nr 740). Da davon auszugehen ist, dass Goethe dieses Schreiben einer so hochgestell-
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BRIEF 211
ten und für die weitere Zusammenarbeit sehr wichtigen Persönlichkeit nicht lange unbeantwortet lassen konnte, kommt als Schreibdatum mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nur einer der unmittelbar folgenden Tage bis etwa Mitte oder höchstens Ende Oktober in Frage. In einer Postrechnungsliste des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar für Goethe vom 31. Dezember 1793 ist auch ein Brief an Bentzel-Sternau verzeichnet, der am 14. Oktober 1793 verschickt wurde: „1. 〈St.〉 Mr. de Benzel. Erfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6.) Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um den vorliegenden Brief handelt, der demnach wahrscheinlich am 13. oder 14. Oktober geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/3, Bl. 390. – Doppelblatt 20,5 × 34,4 cm, 1 S. (S. 1; auf S. 2 und 3 Konzept eines Briefes an Friedrich Lorenz Langen vom 14. Oktober 1793; vgl. Nr 212) zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (zS) mit egh. Korrekturen, Tinte; Brieftext ab 197,17 wenn ich dagegen bis 197,19–20 Andenken. p.p. über linke und rechte Spalte geschrieben. E: WA IV 10 (1892), 113, Nr 3017 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet des Grafen von Bentzel-Sternau Brief vom 29. September 1793 (vgl. RA 1, Nr 740). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 14. Oktober 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). Das vorliegende Briefkonzept ist das einzige überlieferte Zeugnis für einen Brief Goethes an Christian Ernst Carl (seit 1790:) Graf von Bentzel-Sternau. Der bisher ebenfalls als Schreiben an diesen Adressaten angesehene Brief vom 10. Juli 1791 war wohl eher an eine andere, eine Person geringeren Standes in der Erfurter Verwaltungsadministration gerichtet (vgl. Erläuterung zum Adressaten zu Nr 39). Neben dem genannten Bezugsbrief vom 29. September ist lediglich ein weiterer Brief des Grafen an Goethe überliefert, der vom 2. Oktober 1794 (vgl. RA 1, Nr 1071), ein Empfehlungsschreiben für Baron Johann Ludwig von Knorring. Die kurze Korrespondenz Goethes mit Bentzel-Sternau steht im Zusammenhang mit dessen Tätigkeit für den Mainzer Statthalter in Erfurt, Carl Theodor von Dalberg (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 98), und zeigt nur wenig persönlichen Bezug. – Der am 9. April 1767 in Mainz geborene Bentzel-Sternau hatte Rechtswissenschaften studiert und war 1791 als Gerichtsassessor und kurmainzischer Regierungsrat in die Verwaltungsadministration in Erfurt berufen worden. Dalberg übertrug ihm dabei auch die Verantwortung für die Gastspiele des Weimarer Hoftheaters in der Stadt. In diesem Zusammenhang korrespondierte Bentzel-Sternau in der Regel aber nicht direkt mit Goethe, sondern mit dessen Mitarbeiter in der Wei-
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marer Theaterdirektion Franz Kirms (vgl. LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/29, Bl. 21–56). Im Jahre 1803 wechselte Bentzel-Sternau unter Dalberg als Staatsrat in das neu entstandene Reichszentrum des Fürstbischoftums in Regensburg, bevor er 1806 in badische Dienste trat. 1808 wurde er Ministerialdirektor, zwei Jahre später Oberhofgerichtspräsident im kurpfälzischen Mannheim. Von 1811 bis 1813 übernahm BentzelSternau schließlich in einer von Napoleon eingesetzten Regierung unter Dalberg unter anderem das Finanzressort des Großherzogtums Frankfurt, zog sich aber nach den Niederlagen Napoleons und dem Sturz Dalbergs Ende 1813 für längere Zeit aus der Politik zurück. Er lebte fortan auf seinen Gütern bei Hanau und am Zürichsee und widmete sich vor allem literarischer und publizistischer Tätigkeit, die ihm den Ruf als einer der bekanntesten politisch-satirischen Schriftsteller der Zeit einbrachte. Darüber hinaus engagierte sich Bentzel-Sternau für die Judenemanzipation und setzte sich in seiner Zeit als Abgeordneter der Bayerischen Ständekammer von 1825 bis 1828 besonders für die Durchsetzung liberaler und demokratischer Prinzipien in Politik und Gesellschaft ein. Bentzel-Sternau starb am 13. August 1849 auf seinem Gut Mariahalden am Zürichsee. – Goethes Büchervermehrungsliste von 1825 verzeichnet für den Juli des Jahres den Zugang eines Exemplars von „Eduard Youngs Nachtgedanken“ (Frankfurt 1825) in der Übersetzung Bentzel-Sternaus, das ihm vom Verleger Heinrich Karl Remigius Brönner zugesandt worden war (vgl. WA III 10, 299 und Ruppert, 220, Nr 1540). 197,5 P. P.] Abgekürzt für lat. praemissis praemittendis: Vorausgeschickt, was vorauszuschicken ist (weiter vgl. zu 6,24). 197,6 maynzer verunglückten Einwohner] Es war im ersten Koalitionskrieg seit September 1792 zu einigen französischen Besetzungen deutscher Städte und Territorien vorrangig im Rhein-Main-Gebiet gekommen. So wurde auch Mainz am 21. Oktober 1792 durch General Adam Philippe de Custine eingenommen. Teile der Bevölkerung und viele der französische Emigranten flohen aus der Stadt. Die Franzosen setzten in Mainz eine von deutschen Jakobinern geführte Administration ein, die zahlreiche Gegner der späteren so genannten Mainzer Republik sowohl enteignen als auch ausweisen ließ (vgl. zu 197,11–12). Im Frühjahr 1793 begannen die Alliierten mit einer großangelegten Offensive zur Rückeroberung von Mainz. Am 14. April war der Belagerungsring um die Stadt geschlossen, und nach ergebnislosen Verhandlungen begann am 20. Juni eine flächendeckende Kanonade, die am 22./23. Juli schließlich mit der Kapitulation der Besatzer endete (vgl. auch zu 168,6–8). Nicht nur 5000 bis 6000 Opfer auch unter der Zivilbevölkerung waren zu beklagen, sondern die Stadt, die Gebäude und ihre Infrastruktur, war weitgehend zerstört, in Teilen aber auch verwahrlost oder von den französischen Besatzern verwüstet worden. – Goethe war als Begleiter von Herzog Carl August seit Ende Mai Augenzeuge der Belagerung gewesen. In seiner späteren Darstellung „Belagerung von Mainz“ hielt er auch den Ablauf der kriegeri-
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schen Ereignisse fest und schilderte das Ausmaß der Zerstörungen: In Schutt und Trümmer war zusammengestürzt, was Jahrhunderten aufzubauen gelang 〈…〉. Bei aufgelös’ter polizeilicher Ordnung hatte sich zum traurigen Schutt noch aller Unrath auf den Straßen gesammelt; Spuren der Plünderung ließen sich bemerken in Gefolg innerer Feindschaft. Hohe Mauern drohten den Einsturz, Thürme standen unsicher, und was bedarf es einzelner Beschreibungen, da man die Hauptgebäude nach einander genannt wie sie in Flammen aufgingen. (WA I 33, 316.) Ursache der Leiden der armen ausgewanderten, gränzenlos unglücklichen Mainzer (ebd., 310) sei nicht der Krieg allein, sondern es habe der durch Unsinn aufgelös’te bürgerliche Zustand 〈…〉 ein solches Unglück bereitet und herbei geführt (ebd., 323). Und im Brief an Voigt resümierte Goethe am 27. Juli: Das Elend das die Bürger ausgestanden ist unbeschreiblich. (183,5–6.) 197,7 Einnahme einer theatralischen Vorstellung] Die seit 1791 bestehende Weimarer Hoftheatergesellschaft gastierte 1793 wie bereits in den beiden Vorjahren nach der Spielzeit in Weimar und den Auftritten während der Badesaison in Lauchstädt ab Ende August vertragsgemäß im kurmainzischen Erfurt, obwohl es wegen der Belagerung von Mainz kurz zuvor nach einer Absage des Gastspiels für dieses Jahr ausgesehen hatte. Noch am 22. Mai war vom Erfurter Statthalter Carl Theodor von Dalberg persönlich verfügt worden „dieses Vorhaben in so lang ganz auszusetzen, bis die Stadt Mainz durch Übergabe von ihrem unaussprechlichen Unglük wieder befreyet ist.“ (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/29, Bl. 17; vgl. auch Kirms an Goethe, 27. Mai 1793; RA 1, Nr 590.) Nachdem in Weimar schon über Ausweichstandorte diskutiert wurde, kam nach der Befreiung von Mainz am 23. Juli doch noch die Gastspielzusage aus Erfurt (vgl. Dalberg an Kirms, 25. Juli 1793; LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar, 1272/29, Bl. 19; vgl. auch zu 141,19–20). Die Vorstellungen begannen am 18. August wie auch schon in den Jahren vorher im Bühnen- und Tanzsaal des Universitäts-Ballhauses in der Futterstraße (vgl. Satori-Neumann2 1, 53). Das ursprünglich auf sechs Wochen angelegte Gastspiel wurde aufgrund der in Weimar verhängten Landestrauer wegen des Todes von Prinz Constantin am 6. September sogar bis zum 6. Oktober verlängert (vgl. ebd., 92). – Bereits am 24. Juli 1793, zwei Tage nach der Kapitulation der französischen Truppen in Mainz, war von Franz Anton von Weber, Schauspieldirektor in Bayreuth und Erlangen, eine öffentliche „Aufforderung an alle Bühnen Teutschlands“ gerichtet worden, „e i n e Vo r s t e l l u n g zum Besten dieser jetzt so jammervoll zerstörten Stadt“ zu organisieren (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 24). Das Weimarer Hoftheater folgte diesem Aufruf. Goethes administrativ verantwortlicher Mitarbeiter in der Weimarer Theaterkommission, Franz Kirms, erließ am 18. September 1793 diesbezüglich eine Anweisung, die Vorstellung mit August Wilhelm
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Ifflands Schauspiel „Frauenstand“ als Benefizveranstaltung durchzuführen und „dem HL. Reg. Rath von B e n z e l 〈…〉 die Einnahme, nach Abzug der Unkosten einzuhändigen“ (Kirms an Willms und Vohs; ebd., Bl. 56). Die Einnahmen sollten entsprechend dem öffentlichen Aufruf durch Weber „an den Herrn Ober Hof Meister von Erthal zu Würzburg eingesendet werden“ (ebd.), wofür ebenfalls Bentzel-Sternau Sorge tragen sollte (vgl. ebd.). Die Vorstellung „zum Benefiz der dürftigen Maynzer“ fand schließlich am 23. September 1793 statt (ebd., Bl. 78). Diese Sondervorstellung wurde zwar „mit Beifall aufgenommen“, wie Schauspielleiter Carl Willms in seinem Resümee feststellte, der finanzielle Ertrag blieb jedoch gering. „Die Benefiz-Vorstellung für die dürftigen Maynzer ist sehr dürftig ausgefallen“, hieß es z.B. im Wochenbericht der Regie an Kirms. „So edel und gut die Absicht der Direktion war, so wenig ist sie unterstützt worden: die Einnahme an der Kasse war ganze 40 Rth 〈…〉. Es mag wohl ein klarer Beweis sein, wie Erfurt mit Maynz steht.“ (Willms an Kirms, 28. September 1793; Georg Hummel: Erfurter Theaterleben im 18. Jahrhundert. Erfurt 1956, S. 50f.) Nach Abzug der Aufwendungen blieben lediglich 34 Reichstaler und vier Groschen als Spende übrig (vgl. LATh – HStA Weimar, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 71–73). 197,7–8 churfürstll. Erfurtischen Regierung] Erfurt wurde 1648 im Westfälischen Frieden dem Kurfürsten von Mainz zugesprochen, widersetzte sich diesem Beschluss jedoch. Nach der Belagerung und Eroberung durch kurmainzische Truppen unterstand Erfurt von 1664 bis 1802 der Herrschaft der Mainzer Kurfürsten. Deren Statthalter war vom 5. April 1771 bis 1802 Carl Theodor Freiherr von Dalberg. 197,9 Hochwohlgebl.] Abgekürzt für Hochwohlgeboren. Anrede aufgrund der Standesposition als Adliger (vgl. zu GB 8 II, zu 94,21). Bentzel-Sternaus Familie war in Mainz ansässig und gehörte seit 1746 zum Reichsfreiherrenadel. Er selbst hatte 1790 zusätzlich den Grafentitel erhalten. 197,9–10 geneigt aufgenommen worden] Vgl. zu 197,7. Nach der Benefizvorstellung wurde „der Caßa Betrag dem HL. Regierungs Rath v. B e n z e l eingeliefert.“ (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 78.) Bentzel-Sternau übermittelte in seinem Bezugsbrief vom 29. September 1793 im Namen der kurmainzischen Regierung von Erfurt Goethe seinen Dank an das Weimarer Hoftheaterensemble (vgl. RA 1, Nr 740). 197,10 hiesige Theater-Direction] Nach der Trennung von der seit 1784 engagierten Schauspieltruppe Joseph Bellomos (vgl. zu 7,1) war Goethe im Januar 1791 die Oberdirektion des neu begründeten Weimarer Hoftheaters übertragen worden (vgl. zu 6,6–7). Landkammerrat Franz Kirms, der als Beamter des Hofmarschallamtes bereits die Aufsicht über Bellomos Engagement innegehabt hatte, war im Direktorium des Hoftheaters für Finanzen und Verwaltung zuständig (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 6). Am 21. Februar 1791 war der Prager Schauspieler Franz Joseph Fischer als leitender Regisseur engagiert worden (vgl. zu 7,4–5). Die
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musikalische Leitung oblag dem Konzertmeister und späteren Hofkapellmeister Johann Friedrich Kranz (vgl. ebd.). 197,11–12 traurigen Schicksale so vieler guter Bürger] Die Versorgung der Bevölkerung und das Erwerbsleben von Mainz blieben noch lange nach der Belagerung und den Zerstörungen der Stadt beeinträchtigt. Doch nicht nur die lange Belagerung hatte ihre Spuren hinterlassen, auch die radikalen Veränderungen, welche die französische Besatzung zuvor erzwang, blieben nicht ohne Nachwirkungen. Der politische Wandel hin zu einer jakobinischen Musterrepublik nach Pariser Vorbild war von großer sozialpolitischer Sprengkraft gewesen und hatte vor allem seit Anfang 1793 die Konflikte zwischen den jakobinischen Machthabern und Teilen der Bevölkerung immer weiter verschärft. Im Februar wurde den Mainzer Bürgern ein Schwur auf Volkssouveränität, Freiheit und Gleichheit sowie der Verzicht auf alle bisherigen Privilegien abverlangt. Danach, am 1. März, beschloss der Mainzer Nationalkonvent, Eidverweigerer zu enteignen und außer Landes zu zwingen. In der Folge kam es zu Massenausweisungen der politischen Gegner, so genannten Exportationen. Später im Sommer, unter den harten Bedingungen der Belagerung und des Dauerbeschusses von außen wurden Ausweisungen auch aus rein kriegstaktischer und versorgungstechnischer Sicht vorgenommen. Goethe führt in seiner Darstellung der „Belagerung von Mainz“ ein Beispiel für diese Praktiken an, als auf diese Art und Weise am 24. Juni 1500 Einwohner der Stadt zwischen die Kriegsfronten gerieten: Franzosen und Clubbisten 〈…〉 veranstalteten, dem zunehmenden Mangel an Lebensmitteln Einhalt zu thun, eine unbarmherzige Exportation gegen Kastel, von Greisen und Kranken, Frauen und Kindern, die eben so grausam wieder zurückgewiesen wurden. Die Noth wehr- und hülfloser zwischen innere und äußere Feinde gequetschter Menschen ging über alle Begriffe. (WA I 33, 289.) 197,13–14 gute Aufnahme der Gesellschaft in Erfurt] Kirms hatte BentzelSternau am 7. August 1793 die Ankunft der Weimarer Hofschauspieler in Erfurt für den 18. oder spätestens 22. August in Aussicht gestellt und diesen dabei gleichzeitig um behördliche Unterstützung zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung während der Theateraufführungen gebeten: „Können Ew p. zur guten Aufnahme der Gesellschaft und zu Abwendung aller möglichen nicht vorher zu sehenden Unannehmlichkeiten etwas beytragen, so werden Sie den HL. Geh. R. v Göthe und auch mich sich gar sehr verbinden.“ (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/29, Bl. 20.) Von BentzelSternau war Kirms am 9. August daraufhin versichert worden, dass er mit „wahrem Vergnügen alles thun werde, was meine Obliegenheit, und der Wunsch, dem Herrn Geheimen Rath von Goethe und Euer Wohlgebohrn gefällig mich zu erweisen, mir zur Pflicht für gedachte Gesellschaft machen.“ (Ebd., Bl. 21.) Er wolle z.B. dafür Sorge tragen, dass eine Verstärkung der „nöthigen Wache“ gewährleistet ist, „die vorher bei einem etwas lebhaften Publikum, und der Anwesenheit einheimischer so-
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wol als fremder Studenten nicht verhältnismäßig stark genug war.“ (Ebd.) Und er fuhr im gleichen Schreiben präzisierend fort: „Euer Wolgebohrn werden daher mit mir einverstanden sein, dass solche zum besten der Gesellschaft selbst, und zu Erhaltung der guten Ordnung und Ruhe zu deren Rücksicht ich mich gewönlich möglichst einfinden werde auf 12. Mann, einschließL. des Unteroffiziers, bestimmt werde.“ (Ebd.) Die Mehrausgaben für die Sicherheitsmaßnahmen verblieben allerdings beim Veranstalter, so Bentzel-Sternau, würden aber durch die zu erwartenden höheren Besucherzahlen leicht auszugleichen sein (vgl. ebd.). Kirms wandte am 14. August 1793 zwar noch ein, man „sollte indeßen glauben wenn ein Mann auf dem Theater, 2. am Eingang und bey Anwesenheit des Herrn Coadjutors ein Mann vor der Loge, welches mit der Ablösung 8 Mann erfordert, 〈…〉 beordert würden, daß der Ruhe hinreichend profisionirt würde: indeßen da ich das Locall nicht kenne, so wird es lediglich auf EwL Anordnung ankommen.“ (Ebd., Bl. 22.) Waren den Wochenberichten der Schauspielleiter zufolge 1791 für die Wache „bey 4 Vorstellungen à 20 gL.“ noch lediglich drei Reichstaler und acht Groschen aufzuwenden gewesen (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/30, Bl. 42), so erhöhte sich dieser Betrag 1793 auf insgesamt vier Reichstaler und 16 Groschen „an 12 Mann Wache a 4 und 2 gL. durch 4 Commedien“ (LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 1272/32, Bl. 55). 197,18 dagegen etwas Gefälliges erzeigen] Bentzel-Sternau war von der Weimarer Theaterdirektion z.B. explizit eingeladen worden, die Aufführungen ihrer Hoftheatergesellschaft in Erfurt jederzeit bei freiem Eintritt zu besuchen: „Haben Sie die Güte deshalb das Schauspiel recht oft zu besuchen; der Einlaß wird für sie jederzeit frey seyn.“ (Kirms an Bentzel-Sternau, 7. August 1793; LATh – HStA, General-Intendanz des Deutschen Nationaltheaters Weimar 272/29, Bl. 20.) Bentzel-Sternau nahm dieses Angebot gern an und versprach in seinem Antwortschreiben vom 9. August, dass er der Einladung möglichst häufig folgen werde (vgl. ebd., Bl. 21).
212. An Friedrich Lorenz Langen
〈Weimar〉, 14. Oktober 1793 → 〈Mainz〉
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H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/3, Bl. 390–391. – Doppelblatt 20,5 × 34,4 cm, 2 S. (S. 2 und 3; auf S. 1 Konzept eines Briefes an Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternau vom 13. oder 14. Oktober 1793, vgl. Nr 211) zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (zS) mit egh. Korrekturen, Tinte.
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E: WA IV 10 (1892), 114f., Nr 3019 (nach K). Textgrundlage: K. BEIL AG E
Architekturskizze eines Gefallenendenkmals (nicht überliefert; vgl. zu 198,11–12). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 14. Oktober 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). Über den Adressaten Friedrich Lorenz Langen (1737–1812) ist nur wenig bekannt. Er stammte aus dem sauerländischen Herdringen (heute Stadtteil von Arnsberg in Nordrhein-Westfalen). Sein Vater Ferdinand Langen war kurfürstlich kölnischer Hofrat. Langen studierte Rechtswissenschaft zunächst in Paderborn und dann an den Universitäten von Köln und Mainz, wo er Anfang der 1760er Jahre auch promoviert wurde. Danach war er Lizentiat an der Mainzer Hochschule sowie am kurfürstlichen Stadtgericht, ehe er 1769 eine außerordentliche und 1783 dann eine ordentliche Professur für Rechtswissenschaft in Mainz erhielt und zahlreiche Ämter universitärer, kurfürstlicher und erzbischöflicher Institutionen bekleidete. Er gehörte als eine einflussreiche und angesehene Persönlichkeit zur Führungsschicht der Mainzer Stadtgesellschaft, betrieb aber auch Advokaturen am Reichskammergericht in Wetzlar und am Reichshofrat in Wien, den beiden höchsten reichsunmittelbaren Gerichten im Alten Reich. – Ob Goethe Langen persönlich kennen gelernt hat, etwa während oder kurz nach der Belagerung von Mainz im Sommer 1793, ist zweifelhaft. Möglicherweise war der Kontakt über Herzog Carl August hergestellt worden, der Langen zum ersten Mal in seinem Brief an Goethe vom 27. August 1793 als Ansprechpartner für das auch im vorliegenden Brief thematisierte Gefallenendenkmal in Mainz erwähnte (vgl. zu 198,5–6). Wie viele Briefe in der Sache zwischen Goethe und Langen schließlich ausgetauscht wurden, lässt sich nicht mehr klären. Außer dem vorliegenden Briefkonzept Goethes sind keine weiteren Dokumente der Korrespondenz überliefert. Erschließen lassen sich aber sowohl ein weiterer Brief Goethes als auch einer von Langen aus den Wochen davor (vgl. EB 203 und zu 198,6–7). Eine Korrespondenz über das hier behandelte Thema hinaus hat es offensichtlich nicht gegeben. 198,4 P. P.] Abgekürzt für lat. praemissis praemittendis: Vorausgeschickt, was vorauszuschicken ist (weiter vgl. zu 6,24). 198,5–6 bewußten Monuments, dessen Errichtung Sie 〈…〉 unternommen] Die Idee, zwei im Mai 1793 bei der Belagerung von Mainz gefallenen Offizieren aus Carl Augusts Ascherlebener Regiment ein Denkmal zu errichten, wird zum ersten Mal im Brief des Herzogs vom 27. August 1793 erwähnt, als Goethe bereits von Mainz nach Weimar zurückgekehrt war: „ein angehöriger des bildhauer M a y e r kam vor 14 tagen zu mir u. frug wie es mit dem Monumente für die er-
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schoßenen O f f i c i e r s bey Mayntz würde: ich verwieß ihn an dich nach Ffurth: ich hoffe du wirst die Sache nicht vergeßen haben, besorge auf allen Fall das nöthige; durch Hofr. L a n g e kannst du die Sache betreiben laßen.“ (H: GSA 28/769,3; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 182.) Daraus kann geschlossen werden, dass die Denkmalsidee auf Herzog Carl August zurückging oder zumindest von ihm aufgegriffen und vorangetrieben worden war. Mit Goethe war das Projekt während der Stationierung bei Mainz offenbar abgesprochen, ebenso mit dem Mainzer Architekten Franz Joseph Mayr, der bereits einen Entwurf für das Denkmal vorgestellt hatte (vgl. zu 198,10–11). Goethe hatte mit Friedrich Lorenz Langen, der die kurfürstlich Mainzer Administration bei der Umsetzung des Denkmalprojekts vertrat, Kontakt aufgenommen, um die Entwürfe und die Kosten zu besprechen. 198,6–7 die weitern Entschließungen] Nachdem nicht nur der Baumeister Franz Joseph Mayr mit seinem Brief vom 24. August (vgl. die folgende Erläuterung), sondern auch der Mainzer Mittelsmann Friedrich Lorenz Langen, wahrscheinlich ebenfalls Ende August 1793, um konkrete Vorschläge zur Gestaltung des Denkmals bei Goethe nachgesucht hatten, war von Goethe Anfang September vermutlich nur eine unverbindliche Antwort nach Mainz geschickt worden (vgl. EB 204). Goethe wollte die Denkmalspläne zunächst mit Herzog Carl August abstimmen, der sich noch immer im Hauptquartier des preußischen Heerlagers im pfälzischen Pirmasens aufhielt. Auch lag ihm ein entsprechender Entwurf offenbar erst Anfang der zweiten Septemberwoche vor (vgl. zu 198,11–12). In dem nicht überliefertem Brief vom 3. September 1793 (vgl. EB 205) vergewisserte sich Goethe beim Herzog, dass die Angelegenheit keiner Eile bedürfe, was dieser in seinem Brief vom 13. September bestätigte: „〈…〉 es ist recht gut daß du das Geschäft des Monumentes etwas reifen ließest damit mann freude an der Außführung dieser schaffung habe; besorge nur daß weitere.“ (H: GSA 28/769,3; vgl. auch Carl AugustGoethe2 1, 183.) Wahrscheinlich am 12. oder 13. September 1793 schickte Goethe dem Herzog dann mit einem nicht überlieferten Brief konkretere Denkmalspläne (vgl. EB 207), zu denen sich Carl August erst Anfang Oktober äußerte. Er mahnte dabei vor allem, auf die Kosten des Projekt zu achten: „Hier schicke ich dir den Riß des M o n u m e n t s zurück, die Idee gefällt mir sehr wohl, nur wünsche ich daß die Außführung den gefoderten preys der 100 D u c a t e n nicht sehr übersteige, bringe dieses mit den leuten ins clare.“ (Carl August an Goethe, 25. September 1793; H: GSA 28/769,3; vgl. auch Carl August-Goethe2 1, 186.) Goethe modifizierte den Auftrag daraufhin noch einmal mit dem vorliegenden Brief an Langen. 198,10–11 ersten Idee, 〈…〉 Modell vom Herrn Baumeister Meyer gemacht worden, abzugehen] Das hier erwähnte Modell, ein erster Entwurf für das Denkmal, war vermutlich unmittelbar nach dem Ende der französischen Besatzung der Stadt am 23. Juli 1793 bei Franz Joseph Mayr, einem damals in Mainz wirkenden Steinmetz und Architekten, von dem im letzten Viertel des 18. Jahr-
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hunderts mehrere bedeutende Bauten in der Stadt realisiert worden waren, in Auftrag gegeben worden. Der Entwurf muss Goethe noch vor seiner Rückreise von Mainz nach Weimar am 2. August 1793 vorgestellt worden sein, und wahrscheinlich hatte er ihn mitgenommen. Überliefert ist der Entwurf nicht. Mayr hatte sich dann am 24. August 1793 nach Rücksprache mit Herzog Carl August und mit dessen Zustimmung schriftlich an Goethe gewandt, nachdem er ihn in Frankfurt a. M. verfehlt hatte, und um konkrete Weisungen zur Ausführung des Denkmalprojekts gebeten: „Ihro gnaden Herrn Geheimen Rath 〈…〉 bitte ich gehorsambt, die gnade zu haben, mier dariber Nachricht zu Ertheillen, ob und auf welche art dieses M o r n o m e n t in arbeit zu Nehmen seye 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 318; vgl. auch RA 1, Nr 693.) 198,11–12 sende gegenwärtig eine Zeichnung 〈…〉 es aufgerichtet wünscht] Auf der Grundlage des Entwurfs von Franz Joseph Mayr entwickelte Goethe in der ersten Septemberhälfte 1793 eine etwas einfachere, weniger aufwändige Version des Denkmals, die von Herzog Carl August bestätigt worden war (vgl. zu 198,6–7), möglicherweise aber nochmals zu kleineren Veränderungen geführt hatte. Entsprechend der hier gegebenen Beschreibung handelte es sich wahrscheinlich um einen obeliskartigen Aufsatz (viereckt; 198,13 mit Spitze; 198,16) auf einem Sarkophagsockel (Sarkophag; 198,23). Die Architekturzeichnung, die Goethes Brief beigefügt war, ist nicht überliefert. Die Zeichnung könnte von Goethe selbst oder von einer Person seines Vertrauens, etwa Johann Heinrich Meyer, gefertigt worden sein. 198,14–15 eingesenkte Tafel 〈…〉 Inschriften auf allen Seiten anzubringen] Für die geplanten Inschriften des Denkmals hat sich ein entsprechend gegliederter Textentwurf von Goethes Hand erhalten:
Major de Laviere Rittmeister von Voss preussische Krieger
fielen in ihrem Beruf d. XXXI May MDCCXCIII
ruhen ihr eingesenckt Andenken vor den empfielt Weimarischen Carl August Standarten CCXX Herzog zu Schritte rukwärts Sachsen
Unter dem dritten Teil der Texttafeln finden sich noch zwei alternative Entwürfe: CCXX Schritte / rückwarts / wurden sie / eingesenkt / vor den / Weimarischen / Standarten / und eingesenkt / vor den / Weimarischen / Standarten / ruhen sie / CCXX Schritte / rukwärts / (H: GSA 25/W 2607).
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Der genaue Text der Inschriften war entweder der mitgeschickten Architekturzeichnung zu entnehmen oder auf einem gesonderten Blatt beigefügt. 198,15–16 Der Adler auf der Spitze wird gegen den Weg gekehrt] Über die Adlerfigur ist Näheres nicht bekannt. Wie Franz Joseph Mayr berichtet, war als Standort für das Denkmal das Dorf Marienborn, südwestlich von Mainz geplant, wo das Ascherslebener Regiment Carl Augusts während der Mainzer Belagerung Stellung bezogen hatte: „ich 〈…〉 Ihro DurchL Herrn Hertzog 〈…〉 fragten 〈…〉 ob das nach M a r i a Born bey Mayntz bestimbte M o r n o m e n t bald fertig seye 〈…〉.“ (Mayr an Goethe, 24. August 1793; H: GSA 28/2, Bl. 318.) 198,19–20 Meyer für 〈…〉 hundert Dukaten auch das Gegenwärtige werde fertigen] Entsprechend der Vorgabe Herzog Carl Augusts, die Kostenobergrenze von 100 Dukaten nicht zu überschreiten (vgl. zu 198,6–7), machte Goethe die Beauftragung des Baumeisters (vgl. zu 198,10) davon abhängig, ob dieser den genannten Kostenrahmen einhalten würde. Das Denkmal wurde schließlich nicht gebaut. Möglicherweise scheiterte das Projekt an den Kosten. 198,24–25 Wir hoffen Durchl. Herzog bald hier zu sehen] Carl August befand sich zu dieser Zeit noch mit seinem Regiment im preußischen Militärlager in Pirmasens. Am 26. Oktober wurde er nach Schweigen bei Weißenburg an der Lauter, 40 km westlich von Karlsruhe, abkommandiert und nahm auch an der siegreichen Schlacht der Preußen gegen ein französisches Heer unter Lazare Hoche bei Kaiserslautern vom 28. bis 30. November 1793 teil. Nachdem er sein Regiment ins Winterquartier nach Herxheim bei Landau geführt hatte, brach er am 6. Dezember zur Heimreise nach Weimar auf (vgl. Wagner, Tagebuch, 423), wo er am 16. Dezember 1793 nach anderthalbjähriger Abwesenheit eintraf: „Heute früh um halb 1. Uhr sind DurchL. Herzog zur Freüde des ganzen herzogL. Haußes, Diener und Unterthanen /:aus dem Felde vom 22ten Juny 1792:/ gesund und Wohl auf einige Zeit hier angekommen“ (FB 1793, S. 253). 198,25–26 wahrscheinlich sehen Sie ihn auf seiner Rückreise] Dass Carl August bei seiner Rückreise nach Weimar den Weg über Mainz genommen hat, ist sehr wahrscheinlich. Über eine Begegnung mit Langen ist nichts bekannt. 198,27–28 gelegentlich ein Wort zu sagen wie es gegenwärtig in Maynz aussieht] Ob es dazu kam, ist nicht bekannt.
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213. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 21. Oktober 1793 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: The Pierpont Morgan Library, New York; Collection of the Heineman-Foundation, Sign.: MA 6874. – 3 ineinandergelegte Doppelblätter 17,5(–17,8) × 27,8 cm, 10 S. beschr. (die letzten 2 S. des äußeren Doppelblattes leer) von Schreiberhd (Schumann), Tinte; Schlussformel mit Orts- und Datumsangabe sowie Unterschrift egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts Empfangsvermerk von fremder Hd (Lichtenberg?), Tinte: „Empfangen dL. 28t Oct. 93.“; durch Papierrestaurierung einzelne, leichte Textverluste. E: WA IV 10 (1892), 116–122, Nr 3021 (nach Konzept). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Lichtenbergs Brief vom 7. Oktober 1793 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–165, Nr 2303; vgl. RA 1, Nr 757). – Lichtenberg antwortete wahrscheinlich mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 30. Oktober und vermutlich Mitte Dezember 1793, dem eine Buchsendung an Goethe beigelegen haben dürfte (vgl. zu 199,18–19). Postsendungen: 23. Oktober 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 199,4 mein langes Zögern] Goethe hatte zuletzt am 11. August 1793 an Lichtenberg geschrieben (vgl. Nr 195). Lichtenbergs Bezugsbrief sollte er um den 10. Oktober erhalten haben. 199,7 von körperlichen Umständen immer gehindert] Welcher Art die körperlichen Hinderungen waren, ist nicht bekannt. Vielleicht hat Goethe einen Grund für sein langes Schweigen gesucht. 199,10 zweymaligen Feldzuge] Gemeint ist Goethes Teilnahme an dem Feldzug gegen die französischen Revolutionstruppen (August bis Oktober 1792; vgl. Campagne in Frankreich 1792; WA 33, 1–271) und an der Belagerung von Mainz (Mai bis Juli 1793; vgl. Belagerung von Mainz; ebd., 272–329). 199,15 von meinen Bemühungen wissen lasse] Vgl. Goethes Briefe an Lichtenberg vom 29. Dezember 1793 (Nr 231) und vom 9. Juni 1794 (GB 10 I, Nr 21). 199,16 Ihre Theilnehmung] Nur in seinem Brief vom 7. Oktober 1793 hat sich Lichtenberg intensiv mit Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten kritisch auseinandergesetzt. 199,18–19 französischen Schrift] Lichtenberg hatte im Bezugsbrief Goethe auf eine Schrift aufmerksam gemacht, die „am Ende auf eine Erklärung des Phänomens 〈der farbigen Schatten〉 geräth, die mit der Ihrigen auf eines Hinaus läuft. Der vollständige Titul ist: Observations sur les ombres colorées, contenant une suite d’Expériences sur les différentes couleurs des ombres, sur les moyens de rendre les ombres
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colorées, et sur les causes de la différence de leurs couleurs. par H. F. T. à Paris 1782 in groß 12mo.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 161.) Bei dem Verfasser handelt es sich höchstwahrscheinlich (vgl. LA II 3, 208) um den französischen Physiker und Chemiker Jean-Henri Hassenfratz, dessen Identität sowohl Lichtenberg als auch Goethe nicht bekannt war. Im 1810 erschienenen historischen Teil der Farbenlehre referiert und bespricht Goethe das 230 Seiten umfassende Werk von „H. F. T.“ (so die Überschrift der Besprechung), beginnend: Dieser, übrigens so viel wir wissen unbekannt gebliebene, Verfasser macht eine eigene und artige Erscheinung in der Geschichte der Wissenschaft. (LA I 6, 376.) Nach einer gedrängten Übersicht des Inhalts erklärt Goethe: Auf diese Weise 〈wie im Schlusskapitel ausgeführt〉 beschließt der Verfasser seine Arbeit, die ich um so besser beurteilen kann, als ich, ohne seine Bemühungen zu kennen, früher auf demselbigen Wege gewesen; aus welcher Zeit ich noch eine kleine in diesem Sinne geschriebene Abhandlung besitze. (Ebd., 379.) – Die Schrift entlieh Lichtenberg am 30. Oktober 1793 aus der Göttinger Bibliothek und schickte sie an Goethe (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 171). Im Brief an Lichtenberg vom 29. Dezember 1793 bittet Goethe, das Werk von H. F. T. bis Ostern 1794 behalten zu dürfen (vgl. 217,16–17). Am 18. April 1794 (2 Tage vor Ostern) antwortet Lichtenberg: „Das Buch über die bunten Schatten steht Ihnen so lange zu Befehl, als Sie es zu behalten wünschen.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 252, Nr 2363.) Mit seinem Brief vom 30. März 1796 schickte Goethe mit vielem Danke (WA IV 30, 59) das Buch an Lichtenberg zurück. 199,25–26 Ihre Bedenklichkeiten] Sie betreffen im Wesentlichen die unreflektierte Annahme in Goethes Abhandlung „Von den farbigen Schatten“, die Goethe in Materialabschriften am 11. August an Lichtenberg gesandt hatte (vgl. zu 186,13), dass ein weißes Blatt Papier – weiß sei. Dazu bemerkte Lichtenberg in seinem Bezugsbrief: „Ich rechne 〈…〉 bey der gantzen Schatten=Geschichte sehr viel auf die Unbestimmtheit der Ausdrücke weiß, weißes Papier u. s. w. Die Menschen wissen freylich was das für eine Farbe ist die sie weiß nennen, aber wie vielen mag wohl je die reine weiße Farbe zu Gesicht gekommen seyn? Im gemeinen Leben nennen wir weiß, nicht was weiß aussieht, sondern was weiß aussehen würde wenn es dem reinen Sonnen Lichte ausgesezt wird, oder doch einem Lichte, das der Qualität nach nicht sehr von dem Sonnenlichte abweicht. Es ist mehr die Disposition zum weiß werden und weiß seyn können, in allen ihren Gradationen, was wir an den Körpern weiß nennen, als ihre reine weiße Farbe selbst.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 162.) – Lichtenberg berichtet im Folgenden über die Ergebnisse mehrerer Versuche, die er mit farbigen Objekten und deren Schatten gemacht hat. Vgl. hierzu Horst Zehe: Vom „Furor Wertherinus“ zu „Göthens Farbengeschichte“. Goethe, Göttingen und Lichtenberg. In: „Der gute Kopf leuchtet überall hervor“. Goethe, Göttingen und die Wissenschaft. Hrsg. von Elmar Mittler, Elke Purpus und Georg Schwedt. Göttingen 1999, S. 143–164, bes. S. 149–153.
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199,30–31 meinen französischen Collegen sorgfältig studieren] Dass Goethe die von Lichtenberg genannte und von ihm zugeschickte Schrift „Observations sur les ombres colorées“ sorgfältig gelesen hat, ist unzweifelhaft (vgl. zu 199,18–19). 200,1–2 die Resultate meiner Arbeit abermals vorlegen] Mit seinem Brief vom 29. Dezember 1793 schickte Goethe an Lichtenberg nicht eine veränderte Fassung des Aufsatzes „Von den farbigen Schatten“, sondern den gegen Newton gerichteten, für das (von ihm nicht veröffentlichte) 4. Stück der „Beyträge zur Optik“ vorgesehenen „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (LA I 3, 190–209), in dem unter anderem das Verhältnis der Farben zu Weiß erörtert wird. Lichtenberg hat sich zu diesem Aufsatz gegenüber Goethe nicht mehr geäußert. 200,8–9 orangefarbenen Planspiegel] Lichtenberg teilte in seinem Bezugsbrief an Goethe die Beobachtungen mit, die er an einem trüben Tag mit einem „Planspiegel von fast Orangegelbem Glase“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 164) gemacht hatte: dass sich das Fenster mit seinen dunklen Stäben in dem Spiegel verschiedenfarbig zeigte, „einmal schwartz, einmal Orange Gelb u einmal himmelblau“ (ebd.). Er erklärte das Phänomen so: „Der Spiegel machte 2 Bilder eines von der Oberfläche wie jede andere Spiegelscheibe und eines von der Belegung, das Bild eines Stabes von der Belegung her war schwartz wenn es zugleich mit dem Bilde eines Stabes von der Oberfläche her zusammentraf; orangefarb, wenn das Bild von der Oberfläche her den hellen Himmel von der Belegung her u n t e r sich hatte, und himmelblau, wenn das Bild von der Belegung her den hellen Himmel von der Oberfläche her ü b e r sich hatte.“ (Ebd.) – Es ist nicht bekannt, dass Goethe diesen Versuch nachgemacht hat, doch das Ergebnis eines ähnlichen Versuchs hat unter § 80 Eingang in den didaktischen Teil der „Farbenlehre“ gefunden (vgl. LA I 4, 48f.). 200,16 in einer Folge auszuführen] Der „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ kann als vorläufige Umsetzung des Plans angesehen werden, wenngleich es danach noch ein weiter Weg war bis zur umfassenden systematischen Ordnung der beobachteten Phänomene, ihrer Ursachen und Wirkungen im ersten, 920 einzelne Punkte umfassenden didaktischen Teil von „Zur Farbenlehre“ (Tübingen 1810). 200,18 mitzutheilen nicht verfehlen werde] Da Lichtenberg auf Goethes Sendung vom 29. Dezember 1793 nicht mehr positiv reagierte, schickte ihm Goethe keine weiteren naturwissenschaftlichen Arbeiten zu. 200,25 Büffon sah blaue Schatten] Georges Louis Leclerc de Buffon: Dissertation sur les couleurs accidentelles. In: Mémoires de Mathématique & de Physique (Beiheft zu: Histoire de l’Académie Royale des Sciences. Année M.DCCXLIII. Paris 1746), S. 147–158. Über die von Goethe wiedergegebene Beobachtung, die Buffon im Juli 1742 gemacht hatte, berichtete dieser ebd., 157f., also am Schluss seines Aufsatzes, den Goethe vielleicht in der deutschen Übersetzung kannte, die bereits 1747 im ersten Band der Zeitschrift „Hamburgisches Magazin, oder ge-
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sammlete Schriften zum Unterricht und Vergnügen, aus der Naturforschung und den angenehmen Wissenschaften überhaupt“ erschienen war (S. 425–441: Des Herrn Buffon Abhandlung von den zufälligen Farben, aus der Hist. der pariser Akad. der Wissenschaften, für das Jahr 1743. Seite 147). 201,9 Cam. obscura] Vgl. zu 162,21. 201,11–12 gebe ich nächstens Rechenschaft] Zunächst im Aufsatz „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. zu 200,16); öffentlich erst 1808 im ersten Band von „Zur Farbenlehre“ (dann 1810 erschienen als: Des / Ersten Bandes / Erster, didaktischer Theil). Vgl. den 3. Abschnitt (§§ 35–38: Graue Flächen und Bilder, S. 13 f.; vgl. auch LA I 4, 33 f.), den 17. Abschnitt (§§ 248–257: Graue Bilder durch Brechung verrückt, S. 94–97; vgl. auch LA I 4, 91f.) und den 26. Abschnitt (§ 341: Graue Bilder, S. 130f.; vgl. auch LA I 4, 116). 201,13–14 Couleurs accidentelles] Franz.: zufällige Farben, die dem menschlichen Auge neben den natürlichen Farben (Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot) unter verschiedenen Bedingungen äußerer Umstände anders (gemischt) erscheinen können. Ihre Behandlung geschah systematisch erst in der ersten Abteilung von Goethes „Zur Farbenlehre“ (§§ 1–100) unter dem Begriff „Physiologische Farben“ (S. 1–42; vgl. auch LA I 4, 25–53). In einer um 1800 notierten Aufzeichnung Goethes heißt es: Farbige Schatten. Schon früher Interesse daran. Mannigfaltige Versuche. Die Erscheinung stärkerm und schwächerm Licht zugeschrieben. Realistisch objektive Erklärungsart ein langes Hindernis. Erscheinung durch trübe Mittel. Bläue des Himmels. Einsicht in das Grundphänomen. Weitere Fortschritte. Sogenannte zufällige Farben. Einsicht in den physiologischen Teil. Fundament im Organ gesucht. Die farbigen Schatten werden unter diese Rubrik gebracht. Große Förderung. (LA I 3, 363.) 201,30 Das Phänomen dessen Sie 〈…〉 Ihres Briefes erwähnen] In Lichtenbergs Bezugsbrief heißt es: „〈…〉 hatte ich neulich in einer meiner Kammern unvermuthet einen herrlichen Anblick. Es herrschte in dieser Kammer, worin ich Bücher stehen habe, ein sonderbares, ungewisses, magisches Licht dem man ansah, daß es das Product durcheinander geworfener Bilder von gegenüber befindlichen u von der Sonne beschienenen Gegenständen war, denen ein halb herabgelassener weißer Vorhang den Eingang zum theil erschwerte. Gleich stellte ich am entferntesten Ende vom Fenster einen Bogen Papier auf, als ich meine Hand dagegen hielt war der Schatten lilla u nah angehalten Schwartz mit lilla Einfassung u zur Seite lagen 2 bis 3 blaß grüne Schatten. Ein dicker Bleystifft horizontal gehalten, zeigte nur einen lilla Schatten; vertikal, lilla und blaß grüne neben einander.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 164f.) 202,11–12 zusammenschreiben und vorlegen] Vgl. zu 200,1–2. 202,12 Specimina] Lat. specimen: Probe; Beispiel.
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202,14 Beguelins Arbeit] Nicolas de Béguelin: Mémoires sur les ombres colorées. In: Mémoires de l’Académie Royale des Sciences et Belles-Lettres 1767. Berlin 1769, S. 27–40. Die Abhandlung erwähnte Goethe schon 1770 in seinen „Ephemerides“ überschriebenen Aufzeichnungen (vgl. LA II 1A, 3). – Im Bezugsbrief hatte Lichtenberg auf diese und die Arbeit von Opoix (vgl. die folgende Erläuterung) hingewiesen: „Dr Gehler führt nach 2 Schrifften an, eine von Beguelin und eine von Opoix, die wahrscheinlich von weniger Bedeutung seyn werden.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 165.) Lichtenberg bezieht sich dabei auf den dritten Teil von Johann Traugott Gehlers „Physikalischem Wörterbuch oder Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre“ (Leipzig 1790), und zwar auf das Stichwort „Schatten, blaue“ (S. 823–827). Goethe hatte die erste Auflage des vierbändigen Werks (Leipzig 1787–1791) am 25. Juni 1792 erworben (vgl. LA II 1A, 446); es hat sich in seiner Bibliothek nicht erhalten. 202,15–16 Opoix scheint ein Maratianer zu seyn] Gemeint ist die dritte, auch farbige Schatten behandelnde, anonym erschienene Abhandlung von Christophe Opoix: Suite des Observations sur les couleurs. In: Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et sur les arts 〈…〉. 1783. T. 2 (Dezember), S. 401–425. Einzelne Hefte der von Abbé Rozier, dem Botaniker Jean-Baptiste François Rozier, herausgegebenen Zeitschrift erschienen auch unter dem Titel „Journal de Physique“. – Opoix, Apotheker in der Provinz, leitete farbige Schatten aus der Beugung des Lichts ab. Jean-Paul Marat hatte in „Entdeckungen über das Licht, durch eine Reihe neuer Versuche bestätigt“ (ins Deutsche übersetzt von Christian Ehrenfried Weigel, Leipzig 1783) diese Phänomene ebenfalls auf die verschiedene Ablenkbarkeit ungleichartiger Strahlen zurückgeführt (ebd., S. 133–145). Ein Exemplar von Marats Schrift hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 690, Nr 4811), in einem Sammelband mit verschiedenen Werken über Licht und Farben, darunter auch Edward Hussey Delavals „Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper“ (Berlin 1788). Vgl. auch zu 202,19. 202,16 Farbenapparenz] Franz. apparence: Anschein, Aussehen; Erscheinung; hier: das Sichtbarwerden von Farben unter bestimmten Bedingungen. 202,19 Crells Vorrede zu Delaval] Gemeint ist der Vorbericht von Lorenz von Crell zu seiner deutschen Übersetzung von Edward Hussey Delavals „An Experimental Inquiry into the Cause of the Changes of Colours in opake and coloured Bodies“ (London 1777): „Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper“ (Berlin und Stettin 1788; S. III– XXVIII). Darin räumte der Helmstedter Chemiker der ihm mündlich erläuterten Kritik Lichtenbergs an Delavals Theorie breiten Raum ein (vgl. S. XIX–XXVII). Insbesondere die beiläufige Bemerkung Lichtenbergs, „daß vielleicht die Lehre von den Farben eben deswegen bisher so viele Schwierigkeiten hatte, weil alles auf einem
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Wege, z. E. Brechung, erklärt werden sollte“ (S. XXII), wird Goethe als Bestätigung seiner Auffassung angesehen haben. – Goethe hatte ein Exemplar des Werks am 19. Juni 1792 erworben (GSA 34/XI,4,I, Bl. 3; vgl. auch LA II 3, 55). In seiner Bibliothek haben sich zwei Exemplare erhalten, eines mit zahlreichen Anstreichungen (vgl. Ruppert, 645, Nr 4488), ein anderes in einem Sammelband mit weiteren Schriften über Licht und Farben aus der Zeit bis 1792 (vgl. Ruppert, 690, Nr 4811).
214. An Friedrich von Stein
Weimar, 23. Oktober 1793 → 〈Hamburg〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 59f., Nr 21. WA IV 10 (1892), 122f., Nr 3022 (nach E). Textgrundlage: E. – WA folgt E. Dem Abdruck in E lag noch die Handschrift zugrunde. Deshalb dient E als Textgrundlage. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Friedrich von Steins Brief vom 11. Oktober 1793 (vgl. RA 1, Nr 761). – Friedrich von Stein antwortete am 13. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 792). 203,2 einen Brief von Dir] Friedrich von Steins Brief vom 11. Oktober 1793 aus Hamburg (vgl. Stunden mit Goethe 8, 115–118). Es ist der erste Brief Friedrichs an Goethe von seinem Aufenthalt in Hamburg, wo er kurz nach dem Michaelistag Ende September/Anfang Oktober 1793 eine Ausbildung an der HandlungsAkademie von Johann Georg Büsch begonnen hatte (vgl. zu 190,2–3). Friedrich von Stein berichtete darin vor allem vom Unterricht an der Akademie (vgl. zu 203,7–8), aber auch über das Zusammenleben mit Kommilitonen sowie vom Theaterleben der Stadt, insbesondere von den Aufführungen am schröderschen Schauspielhaus am Gänsemarkt (vgl. GB 8 II, zu 170,8–9). Ferner war er bereits dem Architekten Johann August Arens begegnet, den er von dessen Aufenthalten in Weimar Ende der 1780er und Anfang der 1790er Jahre her kannte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). 203,3 Deine Mutter sagte, Du seyest unterwegs krank geworden] Wie, wann und was Friedrichs Mutter, Charlotte von Stein, in Weimar von der Erkrankung ihres Sohnes auf der Reise nach Hamburg erfahren hatte, ist nicht bekannt, ein entsprechender Brief nicht überliefert. Über seine Erkrankung hatte Friedrich von Stein am 8. Oktober 1793 aber auch an seine Jugendfreundin Charlotte Schiller
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nach Ludwigsburg geschrieben, die die Informationen nach Weimar weitergegeben haben könnte. Ihr hatte Friedrich mitgeteilt: „Mein Eintritt in Hamburg war nicht der angenehmste; eine Erkältung hatte mir die Gelbsucht zugezogen, und der Torfgeruch mit den kothigen Straßen vermehrte mein Uebelsein. Diese Ungemächlichkeiten habe ich nun etwas überwunden 〈…〉.“ (Charlotte von Schiller 1, 439f.) 203,6 Schreibe mir, wie Du Deinen Hamburger Aufenthalt benutzest] Über seinen Studienplan an der Hamburger Handlungs-Akademie hatte Friedrich von Stein schon im Bezugsbrief vom 13. Oktober 1793 Auskunft gegeben (vgl. die folgende Erläuterung), ebenso über erste Kontakte zu Johann August Arens und Theaterbesuche (vgl. zu 203,2). In seinem Antwortbrief vom 13. November 1793 ergänzte Friedrich dies dahingehend, dass er von seinen täglichen Mittagsspaziergängen ins Hafenviertel berichtete, über die Fülle der dort angebotenen Waren und ihre Preise sprach sowie mitteilte, dass er sich gerade mit der „Lehre vom Geld“ und „Münzpolitik“ zu beschäftigen begonnen habe (GSA 28/3, Bl. 456). Im nächsten Brief vom 28. Dezember folgte dann die Nachricht von der zu Jahresbeginn bevorstehenden Arbeit im Kontor des Handlungsgeschäfts des Hamburger Großkaufmanns Georg Heinrich Sieveking (vgl. GSA 28/4, Bl. 4f. und RA 1, Nr 847), und in den Briefen vom 8. und 11. Februar sowie vom 24. Februar 1794 erörterte Friedrich Reisepläne durch Deutschland und nach England (vgl. GSA 28/4 und RA 1, Nr 867 und 884). 203,7–8 Einrichtung der Hamburger Akademie 〈…〉 Ankündigung hoffen ließ] Die so genannte Hamburgische Handlungs-Akademie war 1768 zur Ausbildung und Erziehung junger Handelsleute gegründet worden und stand seit 1771 unter der Leitung des Mathematikers und Ökonomen Johann Georg Büsch. 1789 wurde die Einrichtung zuletzt einer durchgreifenden Reform unterzogen, um dem „wesentlichen Zwecke der Sache, dem Lehren und der Mittheilung nützlicher Vorkenntnisse für den Kaufmannsstand“ noch entschiedener nachkommen zu können, wie es in der entsprechenden „Anzeige über die veränderte Einrichtung der Handelsakademie“ hieß, die zum neuen Studienjahr 1789/90 am 14. September 1789 zuerst in den „Hamburgischen Addreß-Comtoir-Nachrichten“ erschienen war (72. Stück, S. 569; zitiert nach: Büsch, Handlungs-Akademie, 178). Das Lehrprogramm wurde nun stärker an einer fachspezifischen Ausbildung ausgerichtet. Angeboten wurden neben einem Grundkurs „über die algemeinsten Vorkenntnisse der Handlung, die hanseatische Geschichte, und vorläufige Anwendung der Mathematik auf Handlung und Gewerbe“ durch Büsch selbst (vgl. ebd., 179) vor allem Lektionen zur Handelsgeschichte und Handelsgeographie, zur Warenkunde sowie auch zur kaufmännischen Kalkulation, zum Rechnungswesen und zur Buchhaltung (vgl. ebd., 180). Ergänzt wurde dies sowohl durch Unterricht im Rechnen allgemein, im Abfassen kaufmännischer Abhandlungen und Briefe sowie durch eine Vermittlung fachsprachlicher Kenntnisse im Englischen und Französischen (vgl. ebd.). Neben angehenden und bereits im Berufsleben stehenden Kaufleuten sollten
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sich durch das Programm auch mittelbar Interessierte, die „sich zum Dienste des Staats in Finanzgeschäften, oder solchen, wo es der Staatsmann mit dem Kaufmanne zu thun hat“ (ebd., 179), angesprochen fühlen, wie es auch auf Friedrich von Stein zutraf, der sich auf die höhere Beamtenlaufbahn vorbereitete. Der tatsächlich gebotene Unterricht erfüllte aber 1793 offenbar schon nicht mehr die in den Anzeigen des Instituts geweckten Erwartungen, insbesondere auch nicht in Bezug auf die versprochene Ausbildung für die Staatsdienstlaufbahn (vgl. Herrn Prof. Büschs Anzeige seiner Vorlesungen über diejenigen Kenntnisse von der Handlung, welche iedem künftigen Staatsmanne nothwendig sind. In: Hamburgische AddreßComtoir-Nachrichten. 42. Stück. 31. May 1792, S. 329f.; abgedruckt in: Büsch, Handlungs-Akademie, 186–188). Im Bezugsbrief vom 11. Oktober beklagte Friedrich gegenüber Goethe ganz unumwunden die unzureichende Gestaltung des Unterrichts und den allgemeinen Niedergang der Akademie: „Das Institut des Büsch hat sich ganz verändert und erfüllt Das nicht mehr, was es so glänzend in denen Anzeigen verspricht. Die so genannte Akademie existiert eigentlich nicht mehr. Es sind keine öffentlichen Lehrer da, und selbst Büsch liest nicht über seine Darstellung der Handlung, sondern wird bloß in unsrer Gegenwart seinem Sekretär die Zusätze zu einem Buch, die gedruckt werden sollen, diktieren, die wir uns zugleich aufschreiben. 〈…〉 Den Büsch bekommen wir nur bei Tisch zu sehen, und dann spricht er zuweilen über einen Gegenstand recht gut, oft aber auch langweilig. Für Ebeling habe ich viel Achtung. Er ist ein Mann von vielen Kenntnissen und gutem Charakter. Schade, daß sein verlorenes Gehör ihn so sehr aus dem Umgang entfernt.“ (Stunden mit Goethe 8, 115 und 117.) Friedrich sieht sich so in starkem Maße „hier in dem Fall des Selbststudium gesetzt“, wozu ihm auch „die reichen Bibliotheken des Büsch und Ebeling Stoff genug liefern.“ (Ebd., 116.) Schon Anfang 1794 sucht Friedrich von Stein neue Wege für seine Ausbildung, indem er die Akademieschulungen durch die praktische Mitarbeit in einem großen Hamburger Handelskontor ergänzt (vgl. zu 203,6). Im März 1794 verlässt er vorfristig schon nach einem knappen halben Jahr Hamburg und die Handlungs-Akademie wieder. 203,11 mancherlei Rechnungsarten] Friedrich von Stein hatte in seinem Bezugsbrief Unterrichtsstunden an der Handlungs-Akademie im „Handelsrechnungswesen“ erwähnt (Stunden mit Goethe 8, 116). Ob er darüber hinaus Goethes Ratschlag zu folgen versuchte, muss offen bleiben. Er ging in seinen weiteren Briefen aus Hamburg darauf jedenfalls nicht ein. 203,13 Schreibe mir, wie Du vorwärts kommst.] Über seine Lernfortschritte, insbesondere im Unterricht der Handlungs-Akademie, berichtete Friedrich von Stein in der Folgezeit nichts Konkretes mehr. 203,14 Puissancen] Von franz. puissance: Macht, Herrschaft; hier im Sinne von Kleinstaaten (politische Mächte). 203,18 Herr Sibeking] Der 1751 geborene Hamburger Kaufmann Georg Heinrich Sieveking war seit 1777 Teilhaber und seit Juli 1793 alleiniger Inhaber eines
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der größten und erfolgreichsten im Importgeschäft tätigen Handelshäuser der Hansestadt. Er engagierte sich im Sinne der Aufklärung auch im politisch-sozialen Bereich und begeisterte sich für die Französische Revolution. Friedrich von Stein kam gleich in den ersten Tagen seines Aufenthaltes in Hamburg mit Sieveking in Kontakt und erlebte bei einem Empfang die enthusiastische Revolutionsbegeisterung in dessen Haus. In einem Brief an Charlotte Schiller vom 8. Oktober 1793 berichtete Friedrich darüber: „Vorgestern war ich in der ersten großen Gesellschaft, bei Kaufmann Sieveking. Das Souper, das beste, was ich bis jetzt gesehen, 〈…〉 dauerte nicht lang, und dann wurde das Lied Allons enfants de la patrie gesungen. Doctor Herrmann, der eine Zeitlang Präsident des Jakobiner-Clubs in Mainz während der Belagerung gewesen und nun seiner Sicherheit wegen hier ist, sang es darauf ins Griechische und Deutsche übersetzt mit vielen Geberden, und die Damen fanden das Griechische ganz himmlisch. Mir schien das Französische schöner.“ (Charlotte von Schiller 1, 440.) Goethe spielte hier mit seiner kritischen Warnung sicher auf diesen Bericht an, der so oder ähnlich wohl auch nach Weimar gekommen war, möglicherweise in einem Brief an seine Mutter, Charlotte von Stein (vgl. zu 203,3). Anfang 1794 nahm Friedrich von Stein eine Beschäftigung im Kontor von Sievekings Firma an (vgl. zu 203,6). 203,19–20 Allons, enfans etc.] Franz.: Auf, Kinder usw. 〈des Vaterlands〉. – Die Anfangsworte des Ende April 1792, kurz nach der französischen Kriegserklärung gegen Österreich, von Claude Joseph Rouget de Lisle in Marseille verfassten Kriegsliedes für die Rheinarmee („Chant de guerre pour l’armée du Rhin“), das rasch populär und unter der Bezeichnung „Marseillaise“ zur französischen Revolutionshymne schlechthin wurde. Seit dem 14. Juli 1795 Nationalhymne der französischen Republik. 203,23 Devise eines Reichen: pain bis et liberté] Franz. pain bis et liberté: (Grau-)Brot und Freiheit. Phraseologismus, der zuerst wahrscheinlich von Schweizer Anhängern Jean-Jacques Rousseaus, wie Samuel Auguste André David Tissot oder Johann Georg Zimmermann, benutzt worden war, unter anderem aber auch im Vorfeld und am Beginn der Französischen Revolution im Frühjahr und Sommer 1789 in verschiedener Form zum Protestruf der aufständischen Bevölkerung avancierte. Hier in einen offenkundig paradoxen Zusammenhang gerückt. 203,23–24 Erzjuden: „Wenig aber mit Recht.“] Weiteres Paradoxon durch die Verbindung einer aus einem alttestamentlichen Spruch (Es ist besser wenig mit gerechtigkeit, denn viel einkommens mit unrecht.; Sprüche Salomos 16,8, LutherBibel 1772 AT, 538) abgeleiteten sprichwörtlichen Moralnorm mit dem pejorativ besetzten Typus des reichen jüdischen Wucherers. 203,26–27 die guten englischen Chester-Käse 〈…〉 getrockneten Fischen] Hamburg als bedeutende Hafen- und Handelsmetropole war auch ein wichtiger Umschlagplatz für kulinarische Besonderheiten aller Art. Auf Goethes Aufforderung antwortete Friedrich von Stein in seinem nächsten Brief vom 13. November
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1793 mit der Übersendung von Preislisten der in Hamburg angebotenen Handelswaren: „Um Ihnen Küche und Keller in der Ferne nach Ihrem Wunsch bestmöglichst versehn zu können lege ich Ihnen den wöchentlichen Preißcourant, und einen andern von einem Weinhändler bey.“ (H: GSA 28/3, Bl. 456.) Darüber hinaus wies er gesondert auf weitere, darin nicht enthaltene Angebote hin, wie „Dänische Austern“, „Hummer“ und „Englische Käß“ oder „Parmesan Käß“ (ebd.). – ‚Chester-Käse‘: Nach der im Nordwesten Englands gelegenen Grafschaft Cheshire und ihrer Hauptstadt Chester benannte Käsesorte. 203,29–30 Du sendest mir dann von Zeit zu Zeit etwas in die Küche] Dazu scheint es nicht gekommen zu sein. Möglicherweise schreckte Goethe doch vor den nicht geringen Preisen zurück. Das Thema spielte in den Briefen aus Hamburg später kaum noch eine Rolle. Lediglich im Brief vom 28. Dezember 1793 nahm Friedrich von Stein noch einmal Bezug darauf: „Gestern im Hafen fuhr ein Boot voll englischer Kaße an mir vorüber. Sie verlangen keine von mir?“ (H: GSA 28/4, Bl. 4.) 203,31 schreibe mir bald wieder] Vgl. zu 203,6.
215. An Franz Kirms
〈Weimar, 30. oder 31. Oktober 1793〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Goethes Brief schickte Kirms am 31. Oktober 1793 an Jacob Friedrich Freiherrn von Fritsch, den Präsidenten des Geheimen Consiliums in Weimar. Da es sich um die Beantwortung einer dringenden Anfrage (vermutlich vom 30. Oktober 1793) handelt, ist davon auszugehen, dass Goethes Antwort (also das vorliegende Billett) am 30. oder 31. Oktober geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen, Sign.: A 10266, Bl. 6. – Doppelblatt 11,6 × 18,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 52, Nr 3022a. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Kirms’ vermutlich vom 30. Oktober 1793. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. – Der nächste überlieferte Brief Kirms’ an Goethe stammt vom 6. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 782). 204,1 Hl. Cammerj. v. Fritsch] Vgl. Datierung. Fritsch war seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat.
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204,6 seinem Gesuche] Fritsch hatte sein Gesuch in einem nicht datierten Brief, der vermutlich, da es am 27. und 28. Oktober keine Theateraufführung in Weimar gab, vom 30. Oktober 1793 stammt, an den Theatersekretär Kirms gerichtet. Es sei ihm, heißt es in dem Brief, entgegen dem bisher geübten Brauch, Kammerherrn in jedem Fall (auch wenn sie nicht die Herzogin begleiteten) freien Eintritt ins Theater zu gewähren, „gestern, als Dienstthuenden C a v a l i e r bey Durchlauchter Herzogin L u i s e die freye E n t r e é in die C o m m e d i e versagt worden 〈…〉.“ (LATh – HStA, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10266, Bl. 3.) Fritsch bat, „es dahin zu a r r a n g i r e n das es bey dem alten guten Herkommen gelaßen werde 〈…〉.“ (Ebd.) Kirms’ Antwort vom 31. Oktober 1793 beschied Fritsch im Sinne der von Goethe verfügten Resolution und stellte es dem Antragsteller frei, sich direkt an Goethe zu wenden, der „wenn er nicht abwesend ist, die alleinige Direction des Theaters hat“ (ebd., Bl. 5). Seinem Brief fügte Kirms eine Verfügung zum Umgang mit so genannten „frey B i l l e t s“ bei, die „Acta den freyen Einlaß beym Theater betreffend 1793 bis 1821“ (ebd., Bl. 1–2), die beginnt: „Es sollten alle diejenigen frey B i l l e t s erhalten, die solche bey B e l l o m o’s Zeiten auch gehabt“ (ebd., Bl. 1), und mit der Bestimmung endet, auf die Goethe im vorliegenden Brief Bezug nimmt.
216. An Andreas Joseph Schnaubert
〈Weimar, 1. November 1793〉 → 〈Jena〉
DATIERUN G
Am 31. Januar 1793 hatte Friedrich Philipp Karl von Pückler-Limpurg mit einem Brief den Kontakt zu Goethe gesucht, um Auskunft über die Praxis bei Entscheidungen des Lehensrechts in den sächsischen Fürstentümern zu erhalten (vgl. GSA 28/1, Bl. 145a; vgl. auch RA 1, Nr 517), weil er selbst in einen schwierigen Lehensrechtsstreit involviert war (vgl. zu 204,9–10). Goethe hatte ihm am 10. Mai entsprechend Auskunft erteilt (vgl. EB 163). Vier Monate später, am 11. September, wandte sich Pückler-Limpurg in der Sache dann erneut an Goethe und bat ihn, bei dem Jenaer Rechtsgelehrten Andreas Joseph Schnaubert um eine juristische Stellungnahme zu seinem Fall nachzusuchen (vgl. zu 204,9–10). Diese Anfrage Pückler-Limpurgs ließ Goethe von Christian Gottlob Voigt an Schnaubert weiterleiten, der am 20. September antwortete, dass er vorerst zu keiner öffentlichen Stellungnahme in dem in der Gelehrtenwelt heftig umstrittenen Präzedenzfall bereit sei, Pückler-Limpurg seine Auffassung aber als Privatmeinung durchaus mitteilen würde (vgl. zu 204,10). Goethe informierte Pückler-Limpurg darüber am 23. September 1793 (vgl. EB 210). Pückler-Limpurg, immer noch auf Rechtsbeistand durch Schnaubert hoffend, schickte daraufhin eine direkte Anfrage um ein förmliches
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Rechtsgutachten durch Schnaubert an Goethe mit der Bitte, diese an Schnaubert weiterzuleiten, sofern gesichert sei, dass Schnaubert die Parteiauffassung PücklerLimpurgs stützen würde (vgl. zu 204,15–16). Um genau dies abzuklären, schickte Goethe vorliegenden Brief an Schnaubert, mit der Bitte um eine vertrauliche Mitteilung seiner Rechtsauffassung in der Angelegenheit. Schnaubert beantwortete Goethes Anfrage am 4. November 1793 und erwähnte darin auch als Schreibdatum von Goethes Bezugsbrief den 1. November 1793: „EuL H o c h w o h l g e b o r e n Schreiben, womit D i e s e l b e n mich, in Betreff der gräfL Pücklerischen Angelegenheit, am 1sten dieses Monats, zu beehren, die Gnade gehabt haben, macht mir zur Pflicht, mein aufrichtiges Urtheil in dieser Sache dermalen ganz deutlich und ausdrücklich zu eröfnen.“ (GSA 28/3, Bl. 429f.) Die bisherige Datierung des Briefes auf „Oktober oder November“ 1793 (WA IV 10, 124) kann somit auf den 1. November 1793 präzisiert werden. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/3, Bl. 408. – Doppelblatt 20,6 × 34(–34,4) cm, 1 ½ S. zweispaltig beschr. (Text rechts, Raum für Korrekturen links), Schreiberhd (zS), Tinte; Briefende 205,10–11 Sie mich sehr verbinden Der ih. egh., Tinte. E: WA IV 10 (1892), 124f., Nr 3023 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet keinen Brief Schnauberts unmittelbar (vgl. aber Schnaubert an Voigt, 20. September 1793; H: GSA 28/3, Bl. 361f. und RA 1, Nr 729 sowie Friedrich Philipp Karl von Pückler-Limpurg an Goethe, 10. Oktober 1793; H: GSA 28/3, Bl. 406f. und RA 1, Nr 759). – Schnaubert antwortete am 4. November 1793 (H: GSA 28/3, Bl. 429f.; vgl. RA 1, Nr 779). Andreas Joseph Schnaubert (1750–1825) war 1786 auf die neugeschaffene juristische Professur für Lehensrecht an die Universität Jena berufen worden und bot seitdem dort Lehrveranstaltungen in diesem Fach und zum Staats-, Reichs- und Kirchenrecht an. Nach einem Studium zunächst der Theologie und dann der Rechtswissenschaft in Mainz und Gießen und seiner Promotion 1780 mit anschließender Tätigkeit als Privatdozent hatte der aus Bingen am Rhein stammende Schnaubert schon juristische Professuren in Gießen (1783) und Helmstedt (1784) inne gehabt. Möglicherweise war Goethe an dem außeruniversitären Sonderberufungsverfahren durch die Herzogtümer Sachsen-Weimar und Eisenach und Sachsen-Gotha und Altenburg für Schnauberts Professur in Jena sogar persönlich beteiligt gewesen. Schnaubert hatte sich bis zu seiner Jenaer Berufung vor allem mit seinem Rechtskommentar „Erläuterung des in Deutschland üblichen Lehnrechts in einem
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Kommentar über die Böhmerschen Principia Iuris Feudalis“ (Gießen 1784) einen Ruf insbesondere als Lehensrechtsexperte erworben. Wann es zur ersten persönlichen Begegnung Goethes und Schnauberts kam, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich war dies aber noch vor Goethes Abreise nach Italien im Frühjahr oder Sommer 1786 bei einem der zahlreichen Jena-Aufenthalte der Fall gewesen. Goethe schätzte Schnaubert stets als verlässlichen Beamten und kompetenten Rechtsgelehrten. Eine intensivere persönliche Beziehung oder gar Freundschaft entwickelte sich zwischen beiden aber nicht. Goethe, der auch nach seinem Ausscheiden aus dem Geheimen Consilium noch mit Struktur- und Organisationsfragen in der Verwaltung der Jenaer Universität befasst blieb, hatte diesbezüglich immer wieder mit Schnaubert zu tun. So z.B. Anfang 1792, als unter beider Mitwirkung eine Kommission zur Neuregelung des studentischen Verbindungswesens und zur Abschaffung der Duelle eingerichtet wurde. 1794 rückte Schnaubert schließlich als ordentliches Mitglied in die Juristenfakultät der Universität Jena auf und übernahm turnusgemäß im Sommersemester das Rektorenamt. 1802 wurde er Erster Professor der Fakultät und 1809 ihr Ordinarius. – Lediglich zwei Briefe Goethes an Schnaubert sind durch Konzepte noch überliefert. Neben dem vorliegenden ist es der vom 24. September 1821 (vgl. WA IV 35, 102f., Nr 35068). Von Schnauberts Briefen an Goethe haben sich insgesamt auch nur sechs erhalten, die vom 4. November, 15. und 25. Dezember 1793, vom 30. Mai 1794 (vgl. RA 1, Nr 779, 827, 837, 954) sowie vom 16. Mai und vom 5. Dezember 1804 (vgl. RA 4, Nr 1530 und 1754) stammen. Es dürfte wohl noch eine Reihe weiterer Briefe ausgetauscht worden sein, ohne dass sich freilich auf einen kontinuierlichen Briefverkehr schließen ließe. Eher handelte es sich um stets anlassbezogene Schriftwechsel. 204,9–10 Schreiben des Hl. N. das Ihnen durch Hlrn N communicirt] N. (N): Abkürzung von lat. nomen. Steht hier im Konzept an der Stelle eines noch zu verwendenden, einzusetzenden Namens in der Ausfertigung (vgl. auch Grimm 7, 3). – Gemeint ist der Brief von Friedrich Philipp Karl von Pückler-Limpurg an Goethe vom 11. September 1793 (vgl. GSA 28/3, Bl. 358f.; vgl. auch RA 1, Nr 721), den Goethe aufgrund der darin gestellten Anfrage durch Christian Gottlob Voigt an Andreas Joseph Schnaubert nach Jena weiterleiten ließ (vgl. Voigt an Goethe, 21. September 1793; GSA 28/3, Bl. 363; vgl. auch RA 1, Nr 733). Pückler-Limpurg hatte Goethe gebeten, den „berühmten Lehenrechts Lehrer 〈…〉 P r o f e ß o r Schnaubert in Jena“ (H: GSA 28/3, Bl. 358), da es ihm an „Persöhnlicher Bekanntschafft mit ihm“ (ebd.) mangele, in seinem Namen anzufragen, ob er in einem sehr umstrittenen, Pückler-Limpurg selbst betreffenden lehensrechtlichen Streitfall öffentlich Position zu beziehen bereit sei, sofern er mit Schnauberts Position übereinstimme (vgl. ebd.). Es ging um die Frage, ob ein von Pückler-Limpurgs verstorbener Mutter in die Familie eingebrachtes reichsständisches Lehen, das seiner inzwischen ebenfalls verstorbenen Schwester, Friederike Carolina Luise von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, vererbt worden war, nun von ihm, Pückler-Limpurg,
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beansprucht werden könne oder nicht. Eine von dem Gießener Rechtsprofessor Johann Christoph Koch angeführte Fraktion hatte einen solchen Anspruch öffentlich als nichtig erklärt, eine Gruppe um den Stuttgarter Juristen Wilhelm August Friedrich Danz hingegen war zu einer für Pückler-Limpurg positiven Einschätzung der Rechtslage gekommen. Pückler-Limpurg versprach sich von dem ebenfalls renommierten Schnaubert in Jena eine Stützung der eigenen Position in dem bevorstehenden Sukzessionsprozess. 204,10 vor einiger Zeit Ihre Gedanken geäußert] Schnaubert hatte am 20. September 1793 mit einem Brief an Christian Gottlob Voigt geantwortet, aber dabei vor allem versucht, sich vorläufig noch der gewünschten öffentlichen Stellungnahme zu entziehen. Er schrieb: EuL H o c h w o h l g e b o h r n e n danke ich unterthänig für das mir mitgetheilte Schreiben des Hrn. Grafen Pückler u. L., und habe die Ehre, es D e n e n s e l b e n gegenwärtig wieder zurückzuschicken. Ich bin nicht allein vom Hrn Canzler Koch in Gießen aufgefordert worden, meine Meinung über die streitige Frage zu äusern, sondern auch Hr. Prof. Danz hat zuverlässig darauf gerechnet, daß ich seiner Meinung seyn werde. Da solche Aufforderungen sehr sonderbar sind: so habe ich bisher für das Anständigste gehalten, vor der Hand mich nicht öffentlich zu erklären. Blos in meinen Vorlesungen habe ich es in diesem Sommer gethan, und werde es auch ausser meinem Auditorium nicht eher thun, als bis eine neue Ausgabe der zweiten Fortsetzung meines Kommentars über das Böhmerische Lehnrecht erscheinen wird, in der ich meine unvorgreifliche Meinung, nach meiner Ueberzeugung, darlegen, und so viel ich kann, zu vertheidigen suchen werde. Ueberdiß ist Hr. Canzler Koch mein ehemaliger Lehrer, und bis jetzt noch ein sehr warmer Freund von mir; schon aus dieser Ursache muß ich Bedenken tragen, gegen ihn zu schreiben. Mein Vorsatz ist auch, mich nie vorsetzlich in gelehrte Fehden einzulassen. Wenn dasjenige, was ich ausser dem Streitfelde für mich behaupte, nicht jedermann ansteht: so muß ich mir es gefallen lassen, und nehme gern Belehrung an. Das eigentliche Streiten erfordert eine Herzhaftigkeit, welche ich nicht besitze. Ich bedauere also sehr, daß ich den Wünschen des Hrn. Grafen dermalen nicht entsprechen kann. (H: GSA 28/3, Bl. 361.) Bei der Weiterleitung dieses Briefes an Goethe gab Voigt in einem Begleitschreiben seine Einschätzung zum beabsichtigten Vorgehen Schnauberts: „〈…〉 seine beiliegende Antwort scheint den Wunsch zu verrathen, dass der Herr Graf ein R e s p o n s u m bey ihm einholen möge, wo er die r a t i o n e s p r o e t c o n t r a doch ausführen, und sogleich – l i q u i d i r e n kann Der Herr Graf würde nicht übel thun, wenn Er Seinen Streit in einige Fragen bringt, und hierüber von S c h n a u b e r t ge-
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gen Erzeigung seiner Dankbarkeit, sich ein R e s p o n s u m erbittet; nemlich als Privat R e s p o n s u m von Schnaubert, nicht von der Facultät.“ (Voigt an Goethe, 21. September 1793; ebd., Bl. 363.) 204,13–14 Äußerung 〈…〉 Hrn N. Ihr Urtheil über die Sache zu eröffnen] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 204,15–16 ein Gutachten von Ihnen zu erbitten] Dies hatte Pückler-Limpurg in einem weiteren Brief an Goethe vom 10. Oktober 1793 vorgeschlagen, nachdem ihm am 23. September Schnauberts Antwort durch Goethe übermittelt worden war (vgl. EB 210). Allerdings hatte Pückler dabei auch eingeschränkt, dass ein solches Gutachten für ihn nur sinnvoll sei, wenn Schnauberts Rechtsauffassung seine Position stützen würde. Pückler-Limpurg argumentierte wie folgt: Die mir gütigst mitgetheilte Aüßerungen des Herrn HofRath Schnauberts sind zwar freylich meinen Wünschen nicht völlig entsprechend, besonders da er die Aufforderung zu öffentlicher Aüßerung seiner Meynung wenigstens vor der Hand noch gänzlich abgelehnt hat. Sein Erbieten aber mir sein aufrichtiges Urtheil über die Sache p r i v a t i m zu eröfnen, und mit seinen Gründen zu bestättigen, ist mir gleichwol schäzbar, und hat mich veranlaßt mich durch Dero geneigtesten Verwendung nun selbst an ihn zu wenden, und in dem hierbey anliegenden Schreiben ihn um die Eröfnung seiner rechtlichen Meynung oder Mittheilung eines förmlichen Gutachtens über die Sache zu ersuchen. 〈…〉 Vermuthlich haben Euer HochWohlgebohrn den Herrn HofRath Schnaubert unmittelst selbsten gesprochen, und sind nun also schon genauer und zuverläßiger von seinen Gesinnungen über die Sache unterrichtet; Sollte daher Dieselben wider mein erwarten eine mein ErbRecht nicht begünstigende Gesinnung an ihm gemerckt haben; So wollte auf solchen Fall bitten lieber das an ihn gerichtete Schreiben von mir zurück zu behalten, damit ich nicht v i s a v i s seiner in die unangenehme Lage versezt werde, das verlangte Gutachten von ihm wieder abbitten zu müßen. (H: GSA 28/3, Bl. 406f.) Da Goethe Schnauberts Meinung in der Sache aber nicht bekannt war, sah er sich veranlasst, diese mit vorliegendem Brief zunächst zu ergründen. 204,18 aus alter Bekanntschaft zur Mittelsperson erwählet] Woher sich Goethe und Pückler-Limpurg kannten, ist nicht bekannt. 204,20–21 Ihre Gedancken hierüber vertraulich zu eröffnen] Diese Möglichkeit, seine Rechtsposition in der Lehenserbangelegenheit Pückler-Limpurgs vertraulich darzulegen, hatte Schnaubert in seiner ersten Reaktion selbst angeboten (vgl. zu 204,10). Pückler-Limpurg, der die weitere Vorgehensweise in seinem Rechtsstreit von Schnauberts Rechtsposition in nicht unerheblichem Maße berührt sah, hatte Goethe daraufhin gebeten, zunächst vorab die grundsätzliche Meinung Schnauberts zu seinem Fall in Erfahrung zu bringen (vgl. zu 204,15–16).
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204,21–22 Ihrem ersteren Briefe] Gemeint ist der Brief Schnauberts an Christian Gottlob Voigt vom 20. September 1793 (vgl. zu 204,10). 204,22–23 Ihre Zuhörer über diese Sache 〈…〉 kein Geheimniß gemacht] Darauf, dass er sich zwar nicht öffentlich, wohl aber im Rahmen seiner Vorlesungen an der Jenaer Universität zu dem Lehensrechtsfall Pückler-Limpurgs geäußert habe, hatte Schnaubert ebenfalls in seinem Brief an Voigt vom 20. September hingewiesen (vgl. 204,10). Dies geschah wahrscheinlich in seiner Standardvorlesung „Das Lehenrecht nach Böhmer“, die er seit Jahren hielt, so auch während des aktuellen Wintersemesters 1793/94 (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 230–275). 205,1 Ihre Gesinnungen der Sache des Herrn N. eher günstig] Schnaubert beantworte diese Hauptfrage in seinem Brief vom 4. November 1793 eindeutig: Ich halte nicht dafür, daß dem Herrn Grafen ein, in den Lehnrechten gegründeter, Anspruch zustehe. So viel auch der seelL Hofacker und nun Danz für die Ascendentenfolge in Lehen vorgebracht, und so scheinbar sie auch dasselbe ausgeführt haben: so steht doch der deutliche Text des Lehnrechts I I. F. 5 0., und stehen mehrere Gründe, aus der Analogie der Lehnrechte hergenommen, derselben entgegen. Alle diese Gegengründe habe ich im verflossenen Sommer meinen Zuhörern im Lehnrechte auseinandergesetzt, und mich gerade aus wider die Ascendentenfolge erklärt. Es ist mir also unmöglich, ein R e s p o n s u m d a f ü r auszuarbeiten, und wenn ich auch 100,000 Rthlr. damit verdienen könnte. 〈…〉 Bey allem diesem ist ein Rechtsstreit der Art, wie der vorliegende ist, einem Glückstopfe ähnlich. 〈…〉 Bey aller Rechtschaffenheit der richterlichen Personen kann man nicht voraus sagen, welche Meinung in dem zukünftigen Erkenntnisse zum Grunde gelegt werden wird. (H: GSA 28/3, Bl. 429.) 205,2 ein rechtliches Gutachten] Ein solches Gutachten dürfte nach Schnauberts Ablehnung der Rechtmäßigkeit von Pückler-Limpurgs Anspruch in seiner Antwort vom 4. November für denselben nicht mehr von Interesse gewesen sein (vgl. zu 204,15–16). 205,3 Solicitatur] Bitt-, Rechtsgesuch (von franz. sollicitation: Gesuch, Ersuchen, Bitte). 205,3–4 im außergerichtlichen Wege 〈…〉 bey dem Reichscammergericht und sonst schon geschlossen] Ob Pückler-Limpurg den juristischen Revisionsweg in der Lehensangelegenheit gegangen ist, konnte nicht ermittelt werden. 205,7 in merita causa] Lat.: in fälliger Sache (Klage). Rechtsterminus, der sich auf den Prozessgegenstand, die Hauptumstände der Verhandlungssache bezieht. 205,7–8 im Allgemeinen Ihre Gedanken eröffnen] Dies geschah mit Schnauberts Antwortbrief vom 4. November 1793, indem der Rechtsanspruch PücklerLimpurgs für unbegründet erklärt wurde (vgl. zu 205,1).
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217. An Jacob Friedrich von Fritsch
〈Weimar, 2. November 1793〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Datierung nach Empfangsvermerk (vgl. Überlieferung). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 17,5(–17,9) × 28,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – S. 1 am unteren Rand Mitte Empfangsvermerk von fremder Hd (Fritsch?), Tinte: „ps. d. 2. 9br 1793 F“. E: WA IV 10 (1892), 125, Nr 3024. BEIL AG E
Packet (205,14) der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 205,13–14). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 205,13–14 mir von der regierenden Herzoginn Durchl übergebne Packet] Näheres zu dem mitgeschickten Paket von Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach konnte nicht ermittelt werden. 205,14–15 Herzoginn Mutter werden auch funfzig Thaler beytragen] Zu dem genannten Beitrag der Herzoginmutter Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, vermutlich zu einer Spendenaktion, ist Näheres nicht bekannt. 205,16 Wahrscheinlich verspätet sich Serenissimi Ankunft] Herzog Carl August kehrte erst am 16. Dezember 1793 von den Feldzügen gegen das revolutionäre Frankreich, an denen er als General der preußischen Armee teilgenommen hatte, nach Weimar zurück (vgl. zu 198,24–25). Schon seit Oktober 1793 war von Carl August in seinen Briefen zu erkennen gegeben worden, dass er nach so langer Abwesenheit den Wunsch und die Absicht habe, baldmöglichst wieder nach Hause zu kommen (vgl. Carl August an Goethe, 2. Oktober 1793 sowie 27. Oktober 1793; Carl August-Goethe2 1, 187 und 188). Am 9. November suchte er schließlich beim preußischen König offiziell um seine Beurlaubung nach (vgl. Carl August an Anna Amalia, 10. November 1793; Carl August-Anna Amalia, 135). – Lat. serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. GB 8 II, zu 94,27). 205,16–17 Ilmenauer Gewerckentag rückt heran] Der zweite ordentliche Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgesellschaft war für den 9. und 10. Dezember nach Ilmenau anberaumt. Goethe oblag als Vorsitzendem der Bergwerkskommission mit seinem Mitkommissär Christian Gottlob Voigt die Vorbereitung. Das Ilmenauer Bergwerksunternehmen stand am Scheideweg. Auf der Versammlung sollte durch die Anteilseigner die Einstellung der unergiebigen Erzförderung im Il-
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menauer Schacht beschlossen werden. Vgl. zu 175,28–29; zu 183,23–25; zu 212,1. 205,18–19 Antrag nach Eisenach zu gehen nicht 〈…〉 annehmen können] Auf Anweisung Carl Augusts sollte Goethe durch das Geheime Consilium beauftragt werden, unverzüglich ein Gutachten darüber zu erstellen, wie die herrschaftlichen und Landeskassen vor Verlusten durch die seit Beginn des Krieges gegen Frankreich massenhaft umlaufenden geringwertigen preußischen Münzsorten bewahrt werden könnten. Fritsch hatte Goethe offensichtlich gebeten, sich zu diesem Zweck selbst nach Eisenach zu begeben und sich einen genauen Überblick über den Umgang der dortigen Kassen mit diesem Problem zu verschaffen (vgl. die folgende Erläuterung). Der offizielle Auftrag des Geheimen Consiliums an Goethe für das Gutachten erging am 5. November 1793 (vgl. Extractus Protocolli, 5. November 1793; GSA 30/64, Bl. 1f.; vgl. auch AS 2.1, 343f.). Goethe verzichtete auf die Inspektion in Eisenach und erstellte das Gutachten aus dem ihm zur Verfügung gestellten Aktenmaterial (vgl. zu 305,3–5 und zu 305,14). 205,19–21 daselbst so sehr überzeugt 〈…〉 nur nachgeben müsse] Die Eisenacher Kammer hatte den Steuereinnehmern gestattet, die im Land umlaufenden geringwertigen Scheidemünzsorten im Nominalwert zur Entrichtung von Steuern und Abgaben anzunehmen, da das werthaltige Silbergeld bereits weitgehend aus dem Land abgeflossen war und die Untertanen ihre Produkte auf den Märkten nur noch gegen geringwertige Münzsorten absetzen konnten. Im Fürstentum Weimar und in der Jenaischen Landesportion waren die Kassen bereits angewiesen worden, die Annahme solcher Münzsorten zu untersagen oder nur mit einem Aufschlag zu akzeptieren, der die Differenz des Silbergehalts der geringwertigeren preußischen Münzsorten gegenüber dem für die Kassen geltenden Konventionsmünzfuß ausgleichen sollte (vgl. zu 304,15–18), während Regierung und Kammer zu Eisenach eine solche Praxis ablehnten. Der Realwert der bei den Eisenacher Kassen eingehenden Geldbeträge wurde durch die Annahme der geringwertigen Scheidemünzen zum Nominalwert zwar verringert, doch glaubte man diesen Nachteil in Kauf nehmen zu müssen, um kontinuierliche Einnahmen und den Handelsverkehr überhaupt sichern zu können.
218. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, vermutlich erste Hälfte November 1793〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Mit den G l o s s e n (206,1), von denen Goethe spricht, bezieht er sich auf Herders Abhandlung „Von der Gabe der Sprachen am ersten christlichen Pfingstfest“ (Suphan 19, 1–59), die vermutlich im Oktober 1793 als selbstständige Schrift bei
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Johann Friedrich Hartknoch in Riga erschienen war – mit der Jahreszahl 1794. Den Text hatte Herder am 19. August 1793 an den Berliner Verlagsbuchhändler Johann Friedrich Vieweg geschickt. „Hier haben Sie, vortrefflicher Mann“, beginnt der Begleitbrief, „ein Buch für H. Hartknoch“ (HB 7, 58). Herder erwartete vielleicht, die Schrift werde bereits zur Herbstmesse Anfang Oktober 1793 erscheinen können. Das war offensichtlich nicht der Fall. Ende Oktober wartete Herder noch immer auf die ihm zustehenden Exemplare des Buchs. Am 31. Oktober schrieb er an Vieweg: „Die mir erbetene Exemplare von der Gabe der Sprachen sind nicht angekommen; ich habe, da ich Hrn. Hartknochs Commißionär in Leipzig nicht weiß, an Herrn Gösche〈n〉 geschrieben, sich deßfalls bei ihm 〈…〉 zu befragen 〈…〉.“ (HB 9, 571.) Herders Brief an Georg Joachim Göschen wurde am selben Tag geschrieben wie der an Vieweg (vgl. ebd., 570). An welchem Tag in der ersten Novemberhälfte die von Herder erbetenen Exemplare in Weimar eintrafen, ist nicht bekannt; denn erst am 15. November ist in Herders überlieferten Briefen von der Schrift wieder die Rede. Er schickte sie an diesem Tag an den Jenaer Theologen Johann Gottfried Eichhorn (vgl. ebd., 572) und an den Schweizer Theologen Johann Georg Müller (vgl. HB 7, 68). Vermutlich bekam Goethe spätestens an diesem Tag, wahrscheinlich aber schon einige Tage zuvor die Schrift. Der vorliegende Brief erweckt den Eindruck, als habe sich Goethe mit der Schrift bald, nachdem er sie erhalten hatte, beschäftigt. – Dass auf das Titelblatt der Schrift die Jahreszahl 1794 gesetzt wurde, spricht dafür, dass sie erst nach der Herbstmesse gedruckt wurde – für die Jubilatemesse im Frühjahr 1794. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 19,8 × 13,7(–13,9) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links von fremder Hd, Bleistift: „39.“. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 144f., Nr 89. WA IV 10 (1892), 116, Nr 3020 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herders wahrscheinlich aus der ersten Novemberhälfte 1793 (vgl. Datierung). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 206,1 deiner Meynung wegen der G l o s s e n] Herder vertritt in seiner Abhandlung (vgl. Datierung) die Auffassung, dass der Bericht der Apostelgeschichte (vgl. 2,3–6; Luther-Bibel 1772 NT, 122), am Pfingstfest, beim Kommen des Heiligen Geistes, seien die Zungen aller Anwesenden gelöst worden, und jeder habe die Botschaft in eigener Sprache vernommen, nicht wörtlich zu nehmen sei; zu verstehen sei der Bericht so, dass das Pfingstwunder begeistert aufgenommen worden sei und zu ganz verschiedenen Reaktionen der Gläubigen geführt hätte. Das Neue
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Testament (und damit das Christentum) sei, so Herder, eine „g e i s t i g e G l o ß e“ des Alten Testaments und damit eine Variante des mosaischen Glaubens (vgl. Suphan 19, 32). – Glosse (griech. : Zunge, Sprache): dunkle, missverständliche Rede, Auslegung. 206,2 etwas ähnliches als Posse] Gemeint ist die 1773 erschienene – nur 16 Seiten umfassende – Schrift „Zwo wichtige bisher unerörterte Biblische Fragen zum erstenmal gründlich beantwortet, von einem Landgeistlichen in Schwaben“ mit dem fingierten Verlagsort „Lindau am Bodensee“ (richtig: im Selbstverlag Johann Heinrich Mercks in Darmstadt). Die beiden Fragen, die der anonyme Verfasser beantwortet, lauten: „Was stund auf den Tafeln des Bunds?“ und „Was heißt mit Zungen reden?“ Zur Beantwortung der 2. Frage gehört: Der verheißene Geist erfüllt die versammelten Jünger mit der Kraft seiner Weisheit. Die göttlichste Empfindung strömt aus der Seel’ in die Zunge, und flammend verkündigt sie die großen Thaten Gottes in einer neuen Sprache und das war d i e S p r a c h e d e s G e i s t e s. (WA I 37, 186f.) 206,4 ein Brief von Lichtenbl.] Brief Georg Christoph Lichtenbergs an Goethe vom 7. Oktober 1793 (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 160–165, Nr 2303); er enthält eine ausführliche kritische Auseinandersetzung über Goethes ihm mit dem Brief vom 11. August 1793 (Nr 195) zugeschickten Aufsatz über die farbigen Schatten. Vgl. Goethes Antwort vom 21. Oktober 1793 (Nr 213) und die Erläuterungen dazu. 206,5 vom Gesetz erlößt] Anspielung auf Matthäus 5,17f.: „Ihr 〈Jesu Jünger〉 sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das gesetz oder die propheten aufzulösen. Ich bin nicht kommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. / Denn ich sage euch wahrlich: bis daß himmel und erde zergehe, wird nicht zergehen der kleineste buchstabe; noch ein titel vom gesetze, biß daß es alles geschehe.“ (Luther-Bibel 1772 NT, 6.)
219. An Johann Friedrich Vieweg Weimar, 15. November 1793 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG
H: Verschollen (1990 noch nachweisbar im Bestand des Verlagsarchivs Vieweg, Wiesbaden; vgl. WAN 2 [WA IV 52], 115 sowie Auskunft UB Braunschweig, wo sich das Verlagsarchiv Vieweg inzwischen befindet). – 1 Bl., 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 linke Blatthälfte Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: An Herrn Vieweg / den älteren / angesehnen Buchhändler / in / Berlin.; rechte Blatthälfte Mitte, in entgegengesetzter Schreibrichtung Empfangs- und Antwortvermerk von fremder Hd (Vieweg?), Tinte: „We i m a r d 15 Nov. 93. / HL v o n G ö t h e / d 28do“, darunter Siegel mit Bildmotiv (Angaben zum Faksi-
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mile). – Faksimile: Friedr. Vieweg & Sohn in 150 Jahren deutscher Geistesgeschichte. 1786–1936. Hrsg. von Ernst Adolf Dreyer unter Mitarbeit von Walter Schnoor. 〈Braunschweig 1936〉, zwischen S. 160 und 161. E: Friedr. Vieweg & Sohn in 150 Jahren deutscher Geistesgeschichte. 1786– 1936. Hrsg. von Ernst Adolf Dreyer unter Mitarbeit von Walter Schnoor. 〈Braunschweig 1936〉, S. 161. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 101f., Nr 3024b. Textgrundlage: Faksimile. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt (vgl. auch zu 206,16–17). Johann Friedrich Vieweg (1761–1835) war der Sohn eines Schneidermeisters und späteren Unternehmers in Halle a. S. Nach einer 1777 begonnenen, aber rasch abgebrochenen Kaufmannslehre in Magdeburg absolvierte Vieweg eine Ausbildung im Verlag der Waisenhausbuchhandlung in seiner Heimatstadt Halle und arbeitete anschließend als Buchhändler und Verlagsmitarbeiter in der Bohn’schen Buchhandlung in Hamburg. 1784 wechselte Vieweg nach Berlin zum Verlag von August Mylius, dessen Geschäfte er aufgrund einer schweren Erkrankung des Verlegers bald vollständig übernahm und schließlich nach dessen bald folgendem Tod auch abwickeln musste. Anschließend, 1786, wagte Vieweg mit einer eigenen Verlagsgründung in Berlin den Schritt in die Selbstständigkeit und war mit der Veröffentlichung von modernen naturwissenschaftlichen, literarischen und philosophischen Werken in hohem Druckstandard schnell erfolgreich. 1790 nahm er mit der „Deutschen Monatsschrift“ ein breitgefächertes Bildungs- und Unterhaltungsmagazin in seinen Verlag. Wohl auf Vermittlung von Karl Philipp Moritz, dessen Verleger Vieweg war, gab Goethe 1791/92 eine Reihe von neueren Gedichten zum Erstdruck an die „Deutsche Monatsschrift“ (vgl. die nachfolgenden Erläuterungen). Goethes vorliegender Brief hat die immer noch ausstehenden Honorare dafür zum Anlass. Die korrekte Abrechnung dazu erfolgte erst mit Viewegs Brief an Goethe vom 5. Mai 1794 (vgl. zu 206,10–11 und zu 206,16–17). Ähnliche Vertrags- und Honorarprobleme führten nach dem Anfang 1797 vereinbarten Erstdruck von Goethes Versepos „Herrmann und Dorothea“, das im Oktober 1797 bei Vieweg erschien, zum Streit und schließlich zur Auflösung der geschäftlichen und persönlichen Beziehung. Im Vor- und Nachgang dieser Angelegenheit kam es 1797/98 zu einem intensiveren Briefaustausch, von dem noch drei Briefe Goethes (WA IV 12, 11 und 26, Nr 3467, 3469 und 3477) und fünf Schreiben Viewegs (RA 2, Nr 564, 565, 595, 862 und 1362) überliefert sind. Danach brach der Kontakt ab, und auch eine persönliche Begegnung im Mai 1800 auf der Leipziger Messe brachte keine Wiederannäherung mehr. Vieweg hatte bereits 1799 seinen Verlagssitz nach Braunschweig verlegt und avancierte mit seinem Haus nicht zuletzt auch durch die Verbindung zum Verlag von Joachim Heinrich Campe zu einem der erfolgreichsten
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Verlagsunternehmen in Deutschland. – Über weitere Briefe aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nichts bekannt. 206,8 Veranlaßt durch Hl. Prof und Hofr. Moriz] Der mit Goethe befreundete Karl Philipp Moritz, Professor an der Königlichen Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin und seit Ende 1791 Hofrat, war im Mai 1791 nach über zwei Jahren wieder zu Besuch in Weimar gewesen (vgl. zu 26,20–21). Vermutlich spätestens bei diesem Besuch im Mai 1791 hatte Goethe Moritz’ Anregung aufgenommen, einige seiner neueren Dichtungen in der seit Anfang 1790 im Verlag von Johann Friedrich Vieweg in Berlin erscheinenden Zeitschrift „Deutsche Monatsschrift“ zu veröffentlichen, in der auch Moritz regelmäßig publizierte. Wie die Verlagsbeziehung zwischen Goethe und Vieweg konkret angebahnt wurde, ist nicht bekannt (vgl. die folgende Erläuterung). – Moritz und Vieweg kannten sich spätestens seit Mitte der 1780er Jahre, vielleicht auch schon etwas früher. Vieweg arbeitete seit 1784 im Berliner Verlag von August Mylius, der auch Moritz’ „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ sowie andere seiner Schriften herausgab, und trat der Berliner Freimaurervereinigung „St. Johannis-Loge zur Beständigkeit“ bei, zu deren Mitgliedern Moritz ebenfalls zählte (vgl. Wingertszahn, Moritz-Vieweg, 221). Seit 1791 erschienen in Viewegs Verlag mehrere Schriften von Moritz: „Vorlesungen über den Styl“ (1791); „Salomon Maimon’s Lebensgeschichte“ (2 Tle. 1792/93); „Vorlesungen über den Styl oder praktische Anweisungen zu einer guten Schreibart in Beispielen aus den vorzüglichsten Schriftstellern“ (2 Tle. 1793/94). 206,9 kleine Gedichte für die deutsche Monatsschrift zugesandt] Unmittelbar nach der vermutlich mit Moritz in Weimar getroffenen Absprache muss Goethe eine Vereinbarung mit Vieweg über Veröffentlichungen in der Zeitschrift, insbesondere hinsichtlich des Honorars, abgeschlossen haben. Auch schickte er wohl erste Gedichttexte (vgl. zu 206,12–14), denn schon im Juni-Heft der „Deutschen Monatsschrift“ von 1791 erschienen unter dem Titel „Sinngedichte“ zwölf Nummern aus Goethes unveröffentlichter Sammlung „Venetianische Epigramme“ und der „Prolog. Gesprochen bey der Eröffnung des neuen Theaters“ vom 7. Mai 1791 (vgl. zu 32,14–15). Das Juli-Heft 1791 brachte unter dem Titel „Elegie. Rom, 1789“ das später als Stück Nr „XIII.“ der „Römischen Elegien“ veröffentlichte Gedicht „Amor bleibet ein Schalk 〈…〉“ (vgl. zu 3,19–20) sowie erneut als „Sinngedicht“ das Epigramm „Will ich die Blumen, 〈…〉“ (vgl. Beilage zu Nr 30). Im Oktober wurden weitere Stücke aus den „Venetianischen Epigrammen“, wiederum unter der Überschrift „Sinngedichte“, gedruckt, es erschienen zwölf Nummern: „Ihr erstaunt, und zeigt mir das Meer 〈…〉“ (Nr 95); „Liebe flößest du ein und Begier 〈…〉“ (Nr 85); „Daß ich schweige verdrießt dich 〈…〉“ (Nr 89); „Willst du die Freuden der Liebe rein 〈 …〉“ (Nr 83); „In der Dämmrung des Morgens 〈…〉“ (Nr 94); „Göttlicher Morpheus, umsonst bewegst du 〈…〉“ (Nr 84); „Ach! sie neiget das Haupt die holde Knospe 〈…〉“ (vgl. WA I 1, 468); „Ja ich kenne dich, Amor, so
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gut 〈…〉“ (Nr 86); „Fürsten prägen so oft 〈…〉“ (Nr 56); „Alle Freyheitsapostel, sie waren 〈…〉“ (Nr 50); „Jene Menschen sind toll! 〈…〉“ (Nr 57); „Glänzen sah ich das Meer und blinken 〈…〉“ (Nr 96). 1792 folgten dann noch zwei Gedichte auf das jeweilige Ende der Theatersaison in Weimar am 31. Dezember 1791 und am 11. Juni 1792 unter den Titeln „Epilog“ im März- und im August-Heft (S. 251f. und 361f.): „Sie haben uns herausgeschickt 〈…〉“; „In dieser letzten Stunden, die Ihr uns 〈…〉“ (vgl. WA I 13.1, 159–162). 206,10–11 Gefälligkeit eine kleine Zahlung an Hl. v. Cranach zu leisten] Aus der Honorarabrechnung Viewegs in seinem Brief vom 5. Mai 1794 geht hervor, dass am 18. August 1792 „an dHL von K r a n a c h 〈…〉 7 ¼“ Reichstaler als Teilsumme von Goethes Gesamthonorar ausbezahlt wurden (H: GSA 28/5, Bl. 155; vgl. auch zu 139,15). Um welche Schulden es sich handelte und welche Beziehung Goethe zu dem preußischen Offizier Christian Lucas von Cranach, der seit 1790 auf dem Erbgut seiner Frau in Craazen (poln.: Krasne) in der preußischen Provinz Neumark lebte, ist nicht bekannt (vgl. zu 139,16). Schon zuvor, in seinem Brief vom 27. April 1793, hatte Goethe den Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch, der sich zur Ostermesse in Leipzig aufhielt, gebeten, bei Vieweg vorstellig zu werden und an die ausstehende Honorarabrechnung für seine Gedichtveröffentlichungen in der „Deutschen Monatsschrift“ zu erinnern (vgl. 139,17–19) und mit einem Teil der Honorarsumme, wie Goethe weiter schrieb, eine kleine Post die ich an Hl. v. Cranach nach Craazen schuldig war an denselben abzutragen (139,15–17). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 206,12–14 Wunsch unsre Berechnung 〈…〉 Oster-Messe erneuern] Darüber, wann Goethe zum ersten Mal eine Honorarabrechnung von Vieweg zu den Gedichtveröffentlichungen in der „Deutschen Monatsschrift“ verlangt hat, ist nichts bekannt. Entweder war dies schon mit der Veröffentlichungsvereinbarung im Mai 1791 geschehen (vgl. zu 206,8) oder dann nach erfolgtem Abdruck der Gedichte im Juni, Juli und Oktober 1791 bzw. im März und August 1792 (vgl. zu 206,9), also möglicherweise etwa zwischen Mitte 1791 und Ende 1792. Da Goethe aber keinerlei Informationen dazu von Vieweg erhielt, versuchte er schließlich im April 1793 über den zur Buchmesse nach Leipzig reisenden Friedrich Justin Bertuch Aufklärung in der Sache und einen gültigen Abrechnungsbeleg zu bekommen (vgl. Nr 152). Bertuch konnte nach einem Gespräch mit Vieweg in Leipzig aber nur eine relativ unzureichende Auskunft an Goethe übermitteln. Am 26. Mai 1793 schrieb er in der Angelegenheit: „Eur. HochwohlgbL. gütigen Auftrag an Vieweg habe ich zwar ausgerichtet; er entschuldigte sich aber, daß er mir die Abrechnung in Leipzig nicht stellen könne, weil er seine Note dazu nicht mithabe. Er besinne sich eine Zahlung auf Ihre Ordre an Moriz und HL. v. Kranach geleistet zu haben; wolle Ihnen aber gleich nach seiner Zurückkunft nach Berlin die Berechnung und S a l d o schuldigst übermachen.“ (H: GSA 28/2, Bl. 169.) Letzteres geschah vorerst aber nicht, so dass sich Goethe über ein halbes Jahr später zu vorlie-
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gendem Schreiben mit der ultimativen Einforderung der Rechnungslegung genötigt sah und, als wiederum keine Reaktion erfolgte, den Verleger Johann Friedrich Unger in Berlin, der seit 1792 die Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ herausbrachte, in die Sache einzuschalten (vgl. die folgende Erläuterung). 206,16–17 Berechnung 〈…〉 das mir zukommende durch die Post an mich] Johann Friedrich Unger bemühte sich Anfang 1794 in Goethes Auftrag darum, die Angelegenheit endgültig zu bereinigen. In seinem Brief vom 1. April 1794 musste er Goethe zwar noch vertrösten: „HL. Vieweg hat versprochen, noch vor der Messe seine Angelegenheiten zu reguliren. Ich habe ihn bereits schon einigemahl daran erinnert.“ (H: GSA 28/5, Bl. 117; vgl. auch Biedermann, Unger Briefe, 17.) Am 21. Mai 1794 endlich konnte er den erfolgreichen Abschluss der Sache mitteilen: „Von Hrn. Vieweg habe ich endlich 15 rL 6 gL. Pr. C o u r. bezahlt erhalten. Aus sein Billet, welches ich hier beilege, werden Sie sehen, ob sein Berechnung richtig ist 〈…〉. Ich habe das Geld an mich behalten, welches ich dann in Gold umsetzen werde, oder Jemanden im Preußischen vielleicht, auf Ihre Ordre auszahlen werde.“ (H: GSA 28/5, Bl. 157; vgl. auch Biedermann, Unger Briefe, 22.) Im beigefügten Brief vom 5. Mai 1794 machte Vieweg folgende Abrechnung auf: „Die Sinngedichte im J u n y und O c t b r der Monatschr. 1791 betragen 7⁄8 Bogen und die Elegie 2⁄8 d° diese à 20 rL pro Bogen RL 22 ½ –. Hierauf unterm 18ten A u g. 1792 an dHL v o n K r a n a c h bezahlt 〈…〉 7 ¼ folgen hierbei als r e s t RL 15 ¼“ (H: GSA 28/5, Bl. 155). Wann und wie Goethe die Restsumme von Unger bekam, ist nicht bekannt.
220. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 18. November 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2734. – Doppelblatt 18,9 × 23,2(–23,5) cm, 3 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 29tL 30tn. Nov 1793. / b –– 7tL Dec. –––“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 178–180, Nr 87. WA IV 10 (1892), 126–128, Nr 3025. BEIL AG E
Französischer Kalender (vgl. zu 208,17–18).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Brief vom 27. Oktober und 2. November 1793 (JB I 10, 279f., Nr 3218; vgl. RA 1, Nr 769). – Jacobi antwortete mit einem Brief vom 6. und 7. Dezember 1793 (JB I 10, 288–290, Nr 3228; vgl. RA 1, Nr 818). 207,1–2 dein Familienfest mit besserer Gesundheit beschlossen] Seinen Bezugsbrief hatte Jacobi am 27. Oktober 1793 mit dem Bericht über ein großes Familientreffen im Hause des befreundeten Christian Konrad Wilhelm von Dohm in Köln eingeleitet. Vom 19. bis 21. Oktober waren die Familien seines Bruders Johann Georg Jacobi sowie Johann Georg Schlossers, die einige Wochen in Pempelfort zu Gast gewesen waren, feierlich verabschiedet worden (vgl. zu 193,20): „Vorigen Montag habe ich zu Cölln von meinen Carlsruher und Freyburger Gästen Abschied genommen. 〈…〉 Ich blieb mit den Schwestern u Clärchen den folgenden Tag noch bey Dohm 〈…〉.“ (JB I 10, 279.) Hatte Jacobi seinen Brief an Goethe noch „mit Kopfschmerzen angefangen zu schreiben“ (ebd.), musste er ihn schließlich für mehrere Tage unterbrechen, da er immer stärker „am Kopf“ und „an den Augen“ litt (ebd.), wie er in der Fortsetzung des Briefes vom 2. November erklärte. Goethe ging deshalb wohl von einer längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigung Jacobis durch die Augenkrankheit aus, die ihn seit Frühjahr 1792 immer wieder plagte (vgl. zu 173,16). 207,2–3 mich hören daß Ruhe und Sammlung dich wieder hergestellt] Dieser Wunsch erfüllte sich vorerst nicht. Auch seinen Antwortbrief vom 6. Dezember 1793 konnte Jacobi wiederum nur mit einem Krankenbericht beginnen: „Alle Götter wißen es und mögen es dir kund thun, wie ich unaufhörlich an dich habe schreiben wollen und nicht konnte. Seit vierzehn Tagen hinderte mich meine Gesundheit, die sehr schlecht war. 〈…〉 Kann ich doch auch heute noch nicht einmal eine Feder schneiden, wie du siehst.“ (JB I 10, 288.) 207,4 die Zeit da es jährig ward daß ich mit euch wohnte] Jacobi hatte in seinem Bezugsbrief sehr emotional an Goethes Besuch in Pempelfort vor einem Jahr erinnert: „Den 6ten jährt es sich daß du hier ankamst. Wir sprechen unaufhörlich davon. Wie das Andenken an dich wohnt kein andres hier im Hause.“ (Ebd., 280.) Trotz wiederholter Einladungen war ein erneuter Besuch bei Jacobi seitdem nicht zustande gekommen. Auch auf Goethes Reise zu Herzog Carl August ins Lager der Alliierten bei Mainz im Mai 1793 und auf der Rückreise von dort hatte sich keine Gelegenheit geboten, einen Abstecher nach Pempelfort zu machen (vgl. zu 141,1). 207,6–7 Grüße mir alles was um dich ist] In Jacobis Haushalt lebten zu diesem Zeitpunkt nur noch seine beiden Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene und die Tochter Clara Franziska sowie der Hauslehrer Ferdinand Hildebrandt. Die drei älteren Söhne hatten inzwischen das Haus verlassen. Vgl. GB 8 II, zu 9,26; zu 127,18–19 und zu 130,6. Helene Jacobi weilte allerdings „seit Anfang November bey Dohms zu Cölln, um der Inoculation ihrer (Dohms)
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Tochter beyzuwohnen“ (Jacobi an Goethe, 6. und 7. Dezember 1793; JB I 10, 289). Dafür hielt sich der 5-jährige Sohn Christian Wilhelm von Dohms gerade in Pempelfort auf (vgl. ebd.). 207,8 Max ist recht brav.] Maximilian, der jüngste Sohn Jacobis, studierte seit dem Sommersemester 1793 Medizin in Jena (vgl. zu 136,11). Goethe sollte im Auftrag Jacobis dessen Studien- und Werdegang begleiten und den Vater von Zeit zu Zeit über die Entwicklung des Sohnes informieren (vgl. zu 196,22–23). – Brav: Hier im Sinne von tüchtig, geschickt, fleißig (vgl. GWb 2, 870). 207,8 Seine Reise] Maximilian Jacobi hatte in seinen Semesterferien im Oktober 1793 eine Reise durch verschiedene Gebiete und Städte Deutschlands unternommen, deren Ankündigung bei seinem Vater zunächst für Irritationen gesorgt hatte, die Goethe aber zu zerstreuen vermochte (vgl. zu 192,20; zu 192,27; zu 193,8–9). 207,8–9 er rechnet 6 Louisdor Reisekosten, 〈…〉 von Schenck erhalten] Schon in seinem Brief vom 21. September 1793 hatte Jacobi nach grundsätzlicher Zustimmung zu Maximilians Reisevorhaben Goethe gebeten, die Planung dafür zu beaufsichtigen und insbesondere auch auf die Kosten zu achten: „Wenn Du Maxen den Urlaub zu einer Reise ertheilst, so überschlage zugleich mit ihm die Kosten, und mache, so viel es sich thun läst darüber etwas festes mit ihm aus. 〈…〉 auf die Kosten muß sehr gesehen werden, denn es geht mir wirklich etwas knapp.“ (JB I 10, 276.) Goethe hatte sich deshalb offenbar auch in seinem nicht überlieferten Brief an Maximilian Jacobi vom 9. oder 10. November 1793 (vgl. EB 221) umgehend nach den aufgelaufenen und von ihm inzwischen auch verauslagten Reisekosten erkundigt sowie die Weitergabe dieser Informationen an den Vater angemahnt. Maximilian verwies in seiner Antwort darauf, dass er die Verrechnung der Gelder wie immer über Jacobis Privatsekretär Johann Heinrich Schenk und nicht über den Vater persönlich vornehmen werde, so dass Goethe sein Geld direkt von ihm persönlich zurückerhalten werde: „Wegen meiner Berechnungen, habe ich nie etwas mit meinem Vater zu thuen, sondern wende mich immer an Schenk. So habe ich ihn auch dießmal durch Clärchen wißen laßen daß ich auf Weyhnachten 6 L u i s d’o r s für die Reisekosten mit in Rechnung bringen würde und werde davon meinen Vater in meinem nächsten Brief denn noch besonders benachrichtigen. Deswegen ersuche ich Sie, sich darum weiter nicht zu bemühen.“ (Maximilian Jacobi an Goethe, 11. November 1793; H: GSA 28/447; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 27.) 207,9–10 remboursiren] Von franz. rembourser: erstatten, zurückzahlen. 207,10–11 Das übrige 〈…〉 zusammenschreiben und dir schicken.] Goethe und Jacobi verrechneten ihre Besorgungen oder Auslagen füreinander in größeren Abständen. In seinem Bezugsbrief hatte Jacobi mit Verweis auf die zuletzt von Goethe übernommenen Kosten für die Ernennungsurkunde Georg Jacobis zum sachsen-weimarischen Regierungsrat deren Aufrechnung angesprochen: „Die ausge-
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legten 20 Rth. habe ich dir zu gut geschrieben. Ich weiß gar nicht wie wir gegen einander stehen; wie tief ich in deiner Schuld bin.“ (Jacobi an Goethe, 27. Oktober und 2. November 1793; JB I 10, 279.) Ob eine solche Abrechnung wie angekündigt daraufhin wirklich stattgefunden hat, ist zweifelhaft. Hinweise darauf oder Zeugnisse sind nicht überliefert. Möglicherweise wurde sie auch bei dem späteren, problematischen Kutschentausch bewusst vernachlässigt (vgl. zu 207,15–16). 207,11–12 Sage mir nur ob ich deinen Wagen verkaufen darf.] Für die Rückreise von seinem Aufenthalt in Pempelfort nach Weimar im Dezember 1792 hatte sich Goethe einen Reisewagen Jacobis geliehen, weil er das eigene Gefährt schon zuvor auf dem Rückzug von Frankreich in Trier hatte zurücklassen müssen (vgl. zu 127,13 und zu 140,14). Da es bisher zu keiner kostengünstigen Rückführungsgelegenheit gekommen war, hatte Goethe schon im Mai 1793 den Vorschlag gemacht, die Kutsche zu verkaufen, was Jacobi aber ignorierte. Die hier wiederholte Frage nach einem Verkauf beantwortete Jacobi abschlägig und setzte weiter auf eine Rückführung. Vgl. weiter zu 140,11. 207,14 mein Chaischen von Coblenz kommen lassen] Diesen Vorschlag hatte Goethe Jacobi in ähnlicher Form ebenfalls schon im Mai 1793 unterbreitet. Nun ging Jacobi darauf ein, kümmerte sich um die Überführung des goetheschen Wagens nach Pempelfort, der allerdings erst im Frühjahr 1794 dort ankam. Vgl. weiter zu 140,14 und zu 140,14–15. 207,15–16 rechne dir es nicht höher an als du es brauchen kannst] Goethe hielt in der Angelegenheit offenbar ein Tauschgeschäft mit Wertausgleich für die beste Lösung. Jacobi jedoch betrachtete Goethes Kutsche als Geschenk und ließ sie sofort überholen und neu aufbauen. Am 7. Juni 1794 schrieb er diesbezüglich an Goethe: „D e i n Wagen ist endlich 〈…〉 bey mir angelangt 〈…〉. – Wagner, Sattler, und Schmid wurden herbey gerufen, und 〈…〉 der Entschluß zu seiner Wiedergeburt gefaßt. Nun ist er recht artig und brauchbar geworden 〈…〉. Wieder auf den Wagen zu kommen, so kann ich dir aus zweyen Briefen beweisen daß du mir ihn so gut als geschenkt hast, und ich will dir denn auch hiermit so gut als meinen Dank dafür abstatten.“ (JB I 10, 362.) Goethe erklärte Jacobi daraufhin in seinem Brief vom 8. September 1794, dass er keinerlei Ansprüche mehr an dem Wagen geltend machen werde (vgl. GB 10 I, 75). 207,16 Wäckefieldische Art] Im Roman „The vicar of Wakefield“ (London 1766) des irischen Schriftstellers Oliver Goldsmith versucht der Titelheld, unliebsame Besucher immer wieder dadurch zur baldigen Abreise zu bewegen, dass er ihnen verschiedene Reisemittel zur Verfügung stellt und so davon ausgehen kann, dass sie nicht wiederkehren. 207,18 Maxens Collegia] Maximilian Jacobi hatte Goethe auf entsprechende Nachfrage, wahrscheinlich vom 9. oder 10. November 1793 (vgl. EB 221), am 11. November über seinen Studienplan im bereits begonnenen Wintersemester in Jena informiert. Goethe gab den entsprechenden Passus des Briefes hier für den stets
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besorgten Vater möglichst exakt wieder. Maximilian Jacobi hatte Folgendes mitgeteilt: „Meine c o l e g i a dieses halben Jahres sind folgende. Die Anatomie, Physiologie und Chemie als nothwendig in meinem c u r s u s folgende; die m a t e r i a m e d i c a weil sie Hufeland grade ließt und sie in dem ganzen nächsten Jahre nicht wieder lesen wird; die Wißenschaftenkunde bei Schütz, als ein artiges c o l e g i u m und auf das ich weiter keine Zeit verwende, außer der Stunde der Vorlesung. 〈…〉 Anfangs hörte ich auch noch ein c o l e g i u m bey Reinhold, da ich aber gewahr ward daß er uns das was in seinem c o m p e n d i u m steht nur sechs Maal wiederholte, 〈…〉 da gab ich es auf. – Außer den c o l e g i i s und was dahin gehört suche ich mich in den älteren Sprachen und dem Englischen beyzuhalten und so ist denn meine Zeit recht artig besetzt. Mit der Anatomie geht es schon frisch vorwärts. Alle Muskelen des Arms und mehrere des Rumpfs haben wir schon durch. – In der Chemie und Physiologie sind wir noch an den betrübten Einleitungen, die mich weil ich sie schon gelesen habe anuyieren. Doch wird es auch da bald weiter gehen. – Hufeland ließt die m a t. m e d. ganz prächtig.“ (H: GSA 28/447; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 26f.) Für sein Medizinstudium im engeren Sinne hatte Maximilian Jacobi also die Anatomie- und Physiologievorlesungen bei Justus Christian Loder (vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 276) und die Chemievorlesung von Johann Friedrich August Göttling belegt (vgl. ebd., S. 278) sowie aus dem breiten Kollegangebot die Behandlung der Arzneimittellehre nach dem Lehrbuch des Marburger Pharmakologen Conrad Moench (Systematische Lehre von den einfachen und gebräuchlichsten zusammengesetzten Arzney-Mitteln [Marburg 1789]) durch den jungen Christoph Wilhelm Hufeland ausgewählt (Die Materia Medica nach Mönch; vgl. Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 276). Darüber hinaus besuchte er die Vorlesung von Christian Gottfried Schütz über Wissenschaftskunde (vgl. ebd., 278) und einige Sprachkurse. 207,20–21 Bey Reinholden wollte er auch noch hören] Der Kantianer Carl Leonhard Reinhold, seit 1787 Professor für Philosophie in Jena, hatte im Wintersemester 1793/94 drei Vorlesungen angeboten, zu Logik und Metaphysik, zur Geschichte der Philosophie sowie zu Kants „Critik der reinen Vernunft“ (Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 277). Die Hauptvorlesung Reinholds war seit 1788 die über Logik und Metaphysik, welche Maximilian sicher auch schon im Sommersemester 1793 besucht hatte. Die beiden anderen Vorlesungen hatte Reinhold damals nicht gehalten. Vgl. zu 136,15. Für welche der Vorlesungen sich Maximilian Jacobi nun besonders interessierte, ist nicht bekannt. Da er aber Reinholds Positionen in weiten Teilen bereits kannte – 1790 und 1792 waren bei Göschen in Leipzig auch Reinholds seit 1786 entstandenen „Briefe über die kantische Philosophie“ in Form von zwei Sammelbänden erschienen –, gab er seine Besuche schnell wieder auf. 207,24–25 Nächste Woche seh ich ihn vielleicht wieder.] Es ist nicht bekannt, ob eine solche Begegnung stattgefunden hat.
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207,26 In Phisicis habe ich mancherley gethan] Goethe hielt Jacobi stets über seine physikalisch-optischen Arbeiten, die ihn zu einer Farbentheorie führen sollten, auf dem Laufenden (vgl. zu 193,23). Ende Juli 1793 schickte er Jacobi das Manuskript der ersten Fassung seines Aufsatzes „Von den farbigen Schatten“ zu und bat um Korrekturvorschläge (vgl. zu 181,3 und zu 181,3–4). Wahrscheinlich Anfang Oktober 1793 hatte Goethe neue Experimente zur Brechung von Lichtstrahlen in einer Abhandlung beschrieben (Über die Farberscheinungen, die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden) und darauf seine Polemik gegen Isaac Newton gestützt (Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität). Vgl. LA I 3, 152–189. 207,27 Lichtenbergs Theilnehmung] Neben Jacobi war im August 1793 auch dem Göttinger Physikprofessor Georg Christoph Lichtenberg Goethes Abhandlung „Von den farbigen Schatten“ zur Beurteilung und Kritik zugeschickt worden (vgl. zu 186,12). Lichtenberg antwortete mit einiger Verzögerung am 7. Oktober 1793 ausführlich, machte auf theoretische Defizite aufmerksam, bestärkte Goethe aber zugleich darin, seine Studien fortzusetzen (vgl. zu 186,15–16). Es war die erste fundierte Meinungsäußerung, die Goethe zu seiner Abhandlung zum Phänomen der apparenten Farben erhielt (vgl. zu 199,25–26). 207,27–28 meine Abh. über die farbigen Schatten an die Fürstinn Galizin] Jacobi hatte weder eine Stellungnahme zu Goethes Abhandlung „Von den farbigen Schatten“ geliefert, die sich schon seit Ende Juli 1793 in seinen Händen befand, noch hatte er sie wie versprochen gleich an interessierte Bekannte seines Kreises weitergegeben (vgl. zu 181,3–4), außer an den Duisburger Medizinprofessor Daniel Erhard Günther (vgl. ebd.). Auch an Amalia Fürstin von Gallitzin in Münster, die wahrscheinlich im Frühjahr 1793 schon Goethes „Materialien zu den optischen Versuchen“ erhalten hatte (vgl. Amalia von Gallitzin an Goethe, 23. und 28. August 1793; Goethe und Kreis von Münster, 87), schickte Jacobi die Schrift nicht. Ob dies später nachgeholt wurde, ist nicht bekannt. 207,30–31 Observations sur les ombres colorees, par H. F. T. Paris 1782.] Lichtenberg hatte Goethe in seinem Brief vom 7. Oktober 1793 auf eine bereits 1782 in Paris anonym unter dem Autorenkürzel H. F. T. erschienene experimentelle Untersuchung zum Thema der farbigen Schatten hingewiesen, die, wie Lichtenberg schreibt, „auf eine Erklärung des Phänomens geräth, die mit der Ihrigen auf eines Hinaus läuft.“ (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 161). Der vollständige Titel dieses Werks lautet: „Observations sur les ombres colorées, contenant une suite d’Expériences sur les différentes couleurs des ombres, sur les moyens de rendre les ombres colorées, et sur les causes de la différence de leurs couleurs“. Goethe erbat sich das Buch von Lichtenberg und begann offensichtlich sofort nach seiner Zusendung Anfang November mit umfänglichen Exzerpten (vgl. die folgende Erläuterung). Weiter vgl. zu 199,18–19.
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208,1 Einen Auszug] Das hier angekündigte Exzerpt mit Goethes Erläuterungen ist nicht überliefert. Sicher erschienen ihm die Darlegungen der Abhandlung geeignet, die eigenen Forschungsergebnisse zu bestätigen und seine Darstellungen zu ergänzen. 208,4 R e i n e c k e F u c h s naht sich der Druckerpresse.] Seit Jacobi spätestens Anfang April 1793 das Manuskript des ersten Gesangs von Goethes Versepos „Reinecke Fuchs“ erhalten hatte, bat er immer wieder um die Zusendung weiterer Teile des Werks. Goethe war dem nie nachgekommen und verwies Jacobi nunmehr, da die Übergabe erster Teile des Druckmanuskripts an den Verleger Johann Friedrich Unger kurz bevorstand (vgl. zu 196,13), endgültig auf den für Frühjahr 1794 vorgesehenen Druck des Werks im zweiten Band der Ausgabe „Goethe’s neue Schriften“. Vgl. auch zu 140,24–25 und zu 193,26. 208,5 Aisance] Franz.: Leichtigkeit, Gewandtheit. 208,9–10 habe ich mich an den Homer gemacht] Was Goethe hier meinte, lässt sich nicht eindeutig klären. Möglicherweise handelt es sich um die Beschäftigung mit der neuen Übersetzung von Homers Epen „Odyssee“ und „Ilias“ durch Johann Heinrich Voß, die zur vergangenen Ostermesse in einer vierbändigen Ausgabe unter dem Titel „Homers Werke“ (Altona 1793) erschienen war. Nicht auszuschließen ist auch, dass Goethe darüber hinaus hier schon daran dachte, mit einem eigenen Epos an die literarische Tradition Homers anzuknüpfen, und sich deshalb dem Studium der homerischen Epen sowohl im Original als auch in ihren Übersetzungen zuwandte. 208,11 du dich mit Schlossern gut gefunden hast] In seinem Bezugsbrief vom 27. Oktober und 2. November 1793 hatte Jacobi Goethe die Heimreise Johann Georg Schlossers nach Karlsruhe am 21. Oktober mitgeteilt (vgl. zu 207,1–2), der mit seiner Familie seit Ende August zu Besuch in Pempelfort gewesen war (vgl. zu 193,20), und sich über das positive Verhältnis zu Schlosser erfreut gezeigt: „Schloßern habe ich dießmal mehr zu seinem Vortheil kennen lernen – ich möchte sagen, ihn dießmal erst lieb gewonnen, welches mir viel werth ist.“ (JB I 10, 280.) 208,12 auch mir hat seine Gegenwart sehr wohl gethan] Goethe und Schlosser, der Bekannte aus Frankfurter Jugendtagen und spätere Schwager durch die Heirat mit Goethes Schwester Cornelia, waren sich zuletzt während Goethes Aufenthalt in Heidelberg auf der Rückreise von der Belagerung von Mainz vom 4. bis zum 7. August 1793 begegnet (vgl. zu 185,6). Goethe hatte Jacobi schon kurz danach am 11. August überschwänglich berichtet, einige glückliche Tage erlebt und großen Gewinnst (185,7–8) für sich aus der Begegnung gezogen zu haben. Im Diskurs über Goethes farbtheoretische Studien scheint es aber auch zu einigen Verständigungsproblemen und Irritationen gekommen zu sein, die offensichtlich auch noch während Schlossers Aufenthalt bei Jacobi in Pempelfort wenige Zeit später nachgeklungen haben und erst mit Schlossers Brief vom 21. September 1793 überwunden werden konnten, in dem er sich zu einer weiteren und vertieften Beschäftigung mit
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den Überlegungen Goethes zu einer Farbenlehre bekannte (vgl. GSA 28/812; vgl. auch RA 1, Nr 732). 208,14 grüße die deinen] Vgl. zu 207,6–7. 208,14 schreibe mir bald] Jacobi antwortete mit einem Brief vom 6. und 7. Dezember 1793 (vgl. JB I 10, 288–290 und RA 1, Nr 818). 208,17 Herder wird das Buch schicken.] Gemeint ist ein Manuskript von Denis Diderots unveröffentlichtem Dialog „Paradoxe sur le comédien“ (Franz.: Das Paradox vom Schauspieler) von Anfang der 1770er Jahre. Jacobi hatte Herder die Schrift während ihres Zusammentreffens in Aachen im Juli 1792 leihweise überlassen, der sie in seinem Reisegepäck aber erst Anfang August 1793 wieder entdeckte (vgl. Herder an Jacobi, 5. August 1793; HB 7, 55). Da Jacobi seitdem keine Nachricht von Caroline und Johann Gottfried Herder erhalten hatte, bat er Goethe in seinem vorausgegangenen Brief, Herder an die Rücksendung des Manuskripts zu erinnern: „Von den Herderischen sehe u höre ich noch immer nichts. Sage Herdern doch daß er, sobald er mir etwas schickt, den Paradoxe von Diderot, den ich ihm geliehen habe, beylege.“ (JB I 10, 280.) In seinem Brief vom 29. November 1793 an Jacobi versicherte Herder daraufhin zwar, die Schrift zurückschicken zu wollen, bat aber gleichzeitig darum, sie noch etwas behalten zu dürfen (vgl. HB 7, 71). 208,17–18 Hierbey ein Almanac comparé] Wahrscheinlich ein Doppelkalender, in dem der herkömmlichen kalendarischen Zeitrechnung die des französischen Revolutionskalenders gegenübergestellt ist; nicht überliefert. Jacobi bedankte sich in seinem Antwortbrief für das Geschenk: „Viel Dank für den Almanac comparé; ich hatte noch keinen u er ist mir lieb. Der Himmel verhüte daß er mir im Ernst brauchbar werde.“ (Jacobi an Goethe, 6. und 7. Dezember 1793; JB I 10, 289.)
221. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 18. November 1793 → 〈Hamburg?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. (Beschluss.) In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 19ten Januar 1842. Nr 3. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 52f., Nr XI. WA IV 10 (1892), 128, Nr 3026 (nach E). Textgrundlage: E.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Reichardts Brief vom 29. September 1793 (vgl. RA 1, Nr 742). – Reichardt antwortete am 23. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 798). Postsendungen: 18. November 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 208,19–20 aus unsern Gegenden geschieden, ohne dass ich Sie 〈…〉 gesprochen] Der Anlass für Reichardts Brief vom 29. September 1793 war Reichardts und seiner Familie bevorstehende Übersiedelung von Giebichenstein bei Halle a. S., wo man seit Mitte 1791 auf einem gepachteten Landgut gelebt hatte, nach Holstein. Es war der erste Brief nach einer mehr als einjährigen Korrespondenzpause. Reichardt war seit 1791 für drei Jahre von seinem Amt als preußischer Hofkapellmeister in Berlin freigestellt und zog sich, wenn er sich nicht gerade auf Reisen befand, immer mehr auf das Giebichensteiner Landgut zurück, das nur gut 100 km von Weimar entfernt lag. Trotzdem war es seitdem zwischen Goethe und Reichardt zu keiner persönlichen Begegnung gekommen (vgl. zu 54,4). So hatte Reichardt seinen Bezugsbrief dann auch wie folgt begonnen: „Im Begriff diese Gegend zu verlassen um mit meiner ganzen Familie nach einem Landgute im Holsteinischen zu ziehen, ergreife ich die Feder Ihnen ein Lebewohl zuzurufen, das ich lieber Ihnen persöhnlich gesagt hätte, wär’ ich sicher gewesen Sie in Weimar zu treffen.“ (Reichardt-Goethe, 116.) In seinem Antwortbrief gab Reichardt dann auch seinen Aufenthaltsort an, das ostholsteinische Gut Rethwisch bei Preez und Plön (vgl. ebd., 118 und 190). Anfang 1794 zog die Familie dann weiter nach Neumühlen bei Altona, in die Nähe der Hamburger Verwandtschaft von Reichardts Frau Johanna Dorothea. 208,22–23 Sie uns doch einmal wieder erscheinen] Reichardt kam in der Folgezeit immer wieder auch zu längeren Aufenthalten nach Giebichenstein zurück (vgl. Reichardt an Goethe, 8. Februar 1794; Reichardt-Goethe, 118), wo es schließlich im Mai 1802 auch zur nächsten Begegnung mit Goethe kam. Sie stand freilich im Zeichen der Wiederannäherung nach einem Zerwürfnis Mitte der 1790er Jahre (vgl. GB 8 II, zu 228,10–11). 208,24 Meyer ist noch immer bey mir] Von der Ankunft des Schweizer Malers Johann Heinrich Meyer in Weimar und seiner Aufnahme bei Goethe im November 1791 hatte Reichardt schon durch Goethes Brief vom 17. November 1791 erfahren (vgl. zu 54,5–6). 208,25 die ästethischen Freuden] Meyer war in der gemeinsamen Zeit in Weimar zu Goethes wohl wichtigstem Austauschpartner und Berater in allen Kunstfragen geworden. 208,26 politischen Leiden] Anspielung wahrscheinlich vor allem auf den im Gefolge der Französischen Revolution Mitte 1792 ausgebrochenen Krieg zwischen dem revolutionären Frankreich und einer Allianz unter der Führung Preußens und Österreichs, der sich seit Herbst 1792 immer mehr auf Territorien des römisch-deutschen Reichs, vor allem im südlichen und mittleren Rheingebiet, verlagert hatte.
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208,26–27 viel in mancherley Fächern gearbeitet] Verweis auf die naturkundlichen Studien, die neben der fortgesetzten literarischen Arbeit zunehmend ins Zentrum von Goethes Interessen rückten. In den vergangenen Jahren hatte Goethe Reichardt immer über seine Erkenntnisfortschritte vor allem auf den neu erschlossenen Gebieten Optik und Farbenlehre auf dem Laufenden gehalten (vgl. GB 8 II, zu 158,1–2 und zu 227,8; zu 26,25–26; zu 54,9–11; zu 54,22–23; zu 91,25). Entgegen seinen früheren Gepflogenheiten führte er das Thema hier allerdings nicht weiter aus. 208,27 Dank für Erwin und Elmire] Wahrscheinlich im vergangenen Sommer war im Verlag der Berlinischen Musikhandlung die bereits für die Ostermesse angekündigte Vertonung Reichardts von Goethes Singspiel „Erwin und Elmire“ von 1788 als Klavierauszug erschienen: „Erwin und Elmire. Ein Singspiel in zwey Acten von Göthe. In Musik gesetzt von Johann Friedrich Reichardt. Vollständiger Clavierauszug“. In: „Musik zu Göthe’s Werken von Johann Friedrich Reichardt. Erster Band“ (Berlin 1793). Die im Buch enthaltene Widmung „An Göthe“ ist datiert auf „Gibichenstein, den 30sten Junius 1793“ (ebd., o. S.). Reichardt hatte eine erste Fassung der 1790/91 entstandenen Partitur bereits im Mai 1791 an Goethe gesandt (vgl. GB 8 II, zu 171,3–5; zu 26,4–5). 209,2 bald wieder von Sich hören] Reichardt antwortete umgehend nach Erhalt des vorliegenden Briefes am 23. November von Hamburg aus (vgl. ReichardtGoethe, 117f.). 209,3 ausführlicher seyn über das was ich treibe] Am Beginn seines Antwortbriefs griff Reichardt diese Äußerung Goethes erwartungsvoll auf: „O daß die ruhige Stunde doch bald käme in der Sie mir über das was Sie treiben ausführlicher seyn möchten! Wüßten Sie wie innig ich mich unter all meinem bisherigen politisch oeconomischen Treiben nach einer Nachricht von Ihrer Hand gesehnt habe, Sie würden es mir izt um so ehr nachfühlen welche Begierde Sie durch jen〈es〉 hoffnungsvolle Wort in mir rege gemacht haben, würden Mitleiden mit mir haben und mir recht bald das halbverheißne ausführlichere Blatt zu Theil werden lassen.“ (ReichardtGoethe, 117.) Goethe kam seiner Ankündigung allerdings nicht nach, ließ vielmehr die folgenden Briefe Reichardts bis auf ein Schreiben vom 21. Dezember 1795 (WA IV 10, 350f., Nr 3243) unbeantwortet. Danach brach der Briefwechsel für etwa fünf Jahre ab, ehe er Anfang 1801 wieder auflebte.
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222. An Johann Friedrich Blumenbach Weimar, 19. November 1793 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Hannover, Blumenbach Familien-Archiv, Sign.: Blumenbach-Familie, Bd II, Goethe Nr 1. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am unteren Briefrand zu Exuvien (209,6) von fremder Hd (Georg Heinrich Wilhelm Blumenbach), Bleistift: „*) Gypsabguß von dem vermeyntlichen Schedel Raphaels.“ – Faksimile: Commercium epistolicum J〈ohann〉 F〈riedrich〉 Blumenbachii. Aus einem Briefwechsel des klassischen Zeitalters der Naturgeschichte. Katalog zur Ausstellung im Foyer der Niedersächsischen Staats- und Universitäts-Bibliothek Göttingen, 1. Juni – 21. Juni 1984 von F〈rank〉 W〈illiam〉 P〈eter〉 Dougherty. Göttingen 1984, S. 95, Nr 114. E: WA IV 18 (1895), 54, Nr 3026a (nach einer Abschrift [sS, Erich Schmidt]: GSA Weimar, Sign.: 29/102,IV, Bl. 1). BEIL AG EN
1) Gipsabdruck eines Totenschädels (vgl. zu 209,6–7). 2) Französischer Kalender (vgl. zu 209,12). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Blumenbachs Brief vom 30. Oktober 1793 (Blumenbach, Correspondence 4, 288, Nr 821; vgl. RA 1, Nr 772). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 20. November 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 10). Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) wurde als Sohn eines Gymnasiallehrers in Gotha geboren. 1769 begann er ein Medizinstudium in Jena, das er ab 1772 in Göttingen fortsetzte und 1775 mit einer Dissertation auf dem Gebiet der physischen Anthropologie abschloss. Bereits im Folgejahr wurde er zum außerordentlichen Professor an der Göttinger Universität ernannt und erhielt schon 1778 dort eine ordentliche Professur. Er blieb in dieser Position bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1835. Rasch machte sich Blumenbach einen Namen als wegweisender Anthropologe und vergleichender Anatom und stieg zu einem der bedeutendsten Naturforscher seiner Zeit auf. Ausgehend von einer streng objektbezogenen Methodik verschaffte er dem Entwicklungsgedanken in der naturwissenschaftlichen Betrachtung besondere Geltung und legte wichtige Grundlagen für die zoologische und anthropologische Arten- und Gattungsbestimmung. Die erste persönliche Begegnung zwischen Blumenbach und Goethe gab es während des Besuchs Blumenbachs vom 30. April bis 2. Mai 1783 in Weimar, in deren Verlauf bereits der Grundstein für die hohe gegenseitige Wertschätzung beider Persönlichkeiten gelegt werden konnte. In unregelmäßigen Abständen kam es immer wieder zu persönlichen Treffen und
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entsprechendem wissenschaftlichen Austausch vor allem zu aktuellen anthropologischen und osteologischen, wie auch zu mineralogischen oder botanischen Fragen. So hielt sich Blumenbach im Oktober 1796, im September und Oktober 1802, im Oktober 1820 sowie im Dezember 1822 in Weimar auf, und Goethe traf Blumenbach während seiner Aufenthalte in Göttingen im Sommer 1801. Ihr Briefwechsel begann im Herbst 1793, als Blumenbach Goethe den Gipsabguss einer antiken Büste schickte und Goethe sich mit dem Abguss des vermeintlichen Totenschädels Raffaello Santis für Blumenbachs berühmte Schädelsammlung bedankte (vgl. RA 1, Nr 772; Nr 222 und Nr 229). Ab 1801 entwickelte sich dann eine zwar unregelmäßige, anlassbezogene, aber insgesamt mit jeweils über 30 Briefen relativ umfängliche Korrespondenz, in der der Austausch besonderer Forschungsobjekte oder die Diskussion über einzelne naturkundliche Phänomene oder Probleme im Zentrum standen. 209,5 angekündigte schöne Clytia] In seinem Brief vom 30. Oktober 1793 hatte Johann Friedrich Blumenbach Goethe den Gipsabguss einer griechischen antiken Büste der Nymphe Klytia angekündigt: „Ew Hochwohlgebohrnen werden in diesen Tagen die liebliche Clytie auf der Sonnenblume erhalten, womit ich Ihnen aufzuwarten, versprochen habe.“ (Blumenbach, Correspondence 4, 288.) Die Sendung der Gipsbüste traf dann etwa Mitte Dezember 1793 in Weimar ein. Das Original der Büste war damals im Besitz des englischen Antikensammlers Charles Townley in London (heute: Townley Collection, British Museum, London). Blumenbach war während seines London-Aufenthaltes im Winter 1791/92 auch bei Townley gewesen (vgl. Blumenbach, Correspondence 4, 149) und hatte sich wohl die Kopie der Büste unter anderem für seine anthropologischen Forschungen gewünscht und im Januar 1793 auch erhalten (vgl. ebd., 288). Dass Goethe einen Abguss der Göttinger Büste bekommen sollte, war wahrscheinlich während Blumenbachs Besuch in Weimar Ende September/Anfang Oktober 1793 verabredet worden, bei dem auch eine persönliche Begegnung mit Goethe stattgefunden hatte: „Mein Schwager Blumenbach hat mir gerühmt, daß er in Weimar einen sehr angenehmen, interessanten Abend by Sr. Hochw. Gn. gehabt hat.“ (Johann Heinrich Voigt an Goethe, 25. Oktober 1793; H: GSA 28/3, Bl. 397.) Da die Büste allerdings auf dem Transport von Göttingen nach Weimar zerbrochen war (vgl. 212,18–20), bestellte Goethe den beschädigten Kopf der Figur am 18. Dezember 1793 bei Blumenbach noch einmal (vgl. zu 212,21–213,1). – Die Identifikation der Plastik als ein Bild der Wassernymphe Klytia, einer Tochter des Meeresgottes Okeanos, stammte von Townley selbst, der sie 1772 in Neapel von Nicola Gaetani dell’Aquila d’Aragona, VIII. duca di Laurenzana erworben hatte, wo sie noch als die altägyptische Göttin Isis (auf einer Lotusblume) angesehen worden war (vgl. Blumenbach, Correspondence 4, 289). Heute wird die Büste eher als eine Arbeit aus römischer Zeit angesehen und für ein Abbild etwa der Antonia minor, einer Tochter des Marcus Antonius, gehalten. Vgl. ebd., 288f.
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209,6–7 Exuvien eines der schönsten Menschen] Exuvie (von lat. exuviae): abgelegte Haut, Hülle. – Gemeint ist ein Gipsabdruck des vermeintlichen Totenschädels des 1520 verstorbenen italienischen Malers und Architekten Raffaello Santi, der damals in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrt und ausgestellt wurde. Goethe bezeichnet in der Beschreibung seines Besuchs der Akademie und der Besichtigung des Schädels in der „Italiänischen Reise“ diesen als eine Reliquie (IR III, 7. März 1788; WA I 32, 290) und führt dazu weiter aus: Ein trefflicher Knochenbau, in welchem eine schöne Seele bequem spazieren konnte. (Ebd.) Goethe hatte einen Gipsabguss dieses Schädels im Auftrag Herzog Carl Augusts in Rom beschafft und nach Weimar mitgebracht (vgl. GB 7 II, zu 269,24) und schickte nun einen Abguss davon im Tausch gegen die Kopie der Klytia-Büste an Blumenbach. Der Transport nach Göttingen fand wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen statt, wann genau, ist nicht bekannt. In seinem Brief vom 18. Dezember erkundigte sich Goethe jedenfalls nach der Ankunft der Sendung (vgl. 213,8). Blumenbach bedankte sich für den Erhalt erst in seinem Brief vom 10. Februar 1794, teilte Goethe dabei auch schon erste Ergebnisse seiner osteologischen Untersuchungen daran mit: „Und nun auch meinen gehorsamsten allerverbindlichsten Dank für den Abguß von dem bildschön geformten Schedel Raphaels; so wie auch für die A l m a n a c s c o m p a r é s. 〈…〉 An ersteren ist mir die nemliche aufrechte Stellung der p a r s o c c i p i t a l i s des Hinterhaupt=Beins und die hohe Lage ihrer p r o t u b e r a n t i a e x t e r n a (oder doch der Stelle wo diese Protuberanz sonst zu sehen ist) aufgefallen 〈…〉.“ (Blumenbach, Correspondence 4, 303.) – Allerdings wurde der in der Accademia di San Luca aufbewahrte Gipsabdruck des Schädels später als falsch zugeordnet erkannt. Die Öffnung der Grabstätte Raffaels im Pantheon 1833 ergab, dass der Abdruck der Totenmaske nicht von dem echten Schädel des Künstlers genommen sein konnte (vgl. GB 7 II, zu 248,22). 209,8 Ihrer wichtigen Sammlung] Gemeint ist die von Blumenbach seit Mitte der 1770er Jahre angelegte Sammlung menschlicher Schädel aus aller Welt und allen Epochen, die er vor allem zu vergleichenden kraniologischen Studien nutzte. Blumenbach nahm auch Abgüsse besonderer Exemplare in seine Sammlung auf, wenn er das Original wegen ihrer historischen oder anderweitigen Bedeutung nicht bekommen konnte. Nach Blumenbachs Tod wurden diese sowie andere umfangreiche naturhistorische Sammlungen Blumenbachs von der Universität Göttingen angekauft und weitergeführt. Die Aufnahme des Gipsabgusses des vermeintlichen Raffael-Schädels in seine Sammlung wurde von Blumenbach mit folgender Notiz verzeichnet: „Raffaello von des großen Meisters Schedel der in der Mahlerakad. di S. Luca zu Rom aufbewahrt wird. mitgebracht v. GehR. v. Goethe“ (Blumenbach, Correspondence 4, 293). 209,12 Almanacs compares] Französischer Doppelkalender (vgl. zu 208,17– 18); nicht überliefert.
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BRIEFE 223/224
223. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 5. Dezember 1793 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2735. – 1 Bl. 17,3(–17,7) × 27,9 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk von Jacobis Hd, rote Tinte: „G o e t h e. e u b dL 11tn Xbr. 1793. / noch einmal geschriebL dL 15tL Dec.“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 181, Nr 88. WA IV 10 (1892), 129f., Nr 3028. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete mit Briefen vom 11. Dezember und vom 19. Dezember 1793 (JB I 10, 295f., Nr 3234 und 296, Nr 3235; vgl. RA 1, Nr 821 und 832). Postsendungen: Vermutlich 4. Dezember 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 209,15–16 Schauspieler D o e b e l e r 〈…〉 Düsseldorf spielt oder gespielt hat] Goethe suchte stets nach neuen talentierten Akteuren für das sich ständig entwickelnde Ensemble des Weimarer Hoftheaters. Wie er auf den 30-jährigen Charakterdarsteller und Sänger August Doebler aus Hildburghausen, der nach einem Engagement in Düsseldorf gerade in Köln spielte, aufmerksam wurde, ist nicht bekannt. 209,16–17 Sage mir doch ein Wort über ihn und seine Frau] Jacobi kam dieser Aufforderung in seinem Antwortbrief vom 11. Dezember 1793 ausführlich nach und glaubte sich sogar zu erinnern, Goethe schon früher einmal auf Doebler aufmerksam gemacht zu haben. Zu Doeblers Frau, über die Näheres nicht bekannt ist, äußerte sich Jacobi hingegen nur kurz in abschätziger Weise: „Den Schauspieler Döbeler kann ich dir, was Kunst und Talent angeht, mit noch mehr Zuversicht empfelen, als vormals Vooßen. Aber schrecklich liederlich ist der Kerl; darum habe ich dir ihn nie empfelen mögen: ich meine aber doch daß ich dir von ihm gesprochen haben müßte. Er spielt nichts schlecht; sein eigentliches Fach ist Character Rollen, deren ich verschiedene ihn wahrhaft meisterhaft habe spielen sehen. 〈…〉 Gegenwärtig spielt er zu Cölln in der Böhmischen Gesellschaft. Wie er nun dahin gekommen ist weiß ich nicht. Er ist ein paar Jahre herumgeirrt im Elend. Seine Frau, die er im Stich gelaßen hatte, u die nun wieder bey ihm seyn soll, taugt auch nicht viel, u ist dabey nicht einmal eine mittelmäßige Schauspielerinn.“ (JB I 10, 295.) Nur vier Tage später ergänzte Jacobi seine Äußerungen, blieb aber bei seiner Empfehlung Doeblers für Weimar (vgl. Jacobi an Goethe, 15. Dezember 1793; ebd., 296) und bat um den Auftrag, „ihn für Weimar zu e n g a g i e r e n“ (ebd.). Ein Engagement Doeblers in Weimar wurde schließlich für Frühjahr 1794 vereinbart, kam am Ende aber nicht zustande. Der überlieferte Vertragsentwurf, datiert vom 21. April 1794 (vgl. LATh – HStA, Kunst und Wissenschaft, Hofwesen A 10000, Bl. 47),
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wurde von Doebler aber nie unterzeichnet. Doebler nahm stattdessen ein Angebot aus Frankfurt a. M. an (vgl. Satori-Neumann2 1, 104). 209,18 Nach dem neuen Jahre sage ich mehr] Seinen nächsten Brief an Jacobi schrieb Goethe erst am 26. April 1794 (GB 10 I, 38, Nr. 11). Er bedankte sich darin für die Zusendung von Jacobis Roman „Woldemar“ (Königsberg 1794) vom 12. Januar 1794 (JB I 10, 301f., Nr 3243) und entschuldigte sich für sein langes Schweigen damit, dass er über dem Vorsatz recht ausführlich zu schreiben gar nicht ans Schreiben gekommen wäre. (GB 10 I, 38,7–8.) 209,18–19 die trübe Jahrszeit hat mir trübe Schicksale gebracht] Kryptischer Hinweis auf den plötzlichen Tod von Goethes am 21. November 1793 geborener Tochter Carolina, die einen Tag zuvor, am 4. Dezember, gestorben war. Jacobi muss die bestätigende Nachricht vom Verlust des Kindes aus anderer Quelle, wahrscheinlich von seinem in Jena studierenden Sohn Maximilian, erhalten haben. Am 11. Dezember antwortete er: „Lieber, du hast mich erschreckt! – Ich dachte gleich an deine Guste. Max hatte geschrieben, sie würde bald niederkommen. Hättest du mir nur gesagt, was begegnet ist. Schreibe doch gleich. – Glaube mir, ich kann alles theilen was du fühlst. Du bist mir kein Anderer.“ (JB I 10, 295.) – Goethe und Christiane Vulpius hatten zuvor schon, am 14. Oktober 1791, die Totgeburt eines Sohnes zu beklagen. 209,21 Grüße die deinigen] Vgl. zu 207,6–7.
224. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 5. Dezember 1793 → Mainz ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5019. – 1 Bl. 15,5(–17,7) × 21,2(–21,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn / Hofrath Sömmerring / nach / Maynz; am linken Blattrand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung; Nässeflecken. E: Sömmerrings Leben (1844), 14, Nr 13. WA IV 10 (1892), S. 130, Nr 3029 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Soemmerring antwortete mit zwei Briefen vom 18. oder 19. Januar 1794 und vom 19. oder 20. Januar 1794 (vgl. Soemmerring, Werke 20, 154–156 und 157f., Nr 689 und 690; vgl. RA 1, Nr 857 und 858). 210,1–2 das Stillschweigen brechen] Goethe und Soemmerring waren sich zuletzt während Goethes Aufenthalt vom 9. bis 21. August 1793 in Frankfurt a. M.
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begegnet. Goethe besuchte auf der Rückreise von der Belagerung von Mainz seine Mutter und Soemmerring seine Frau, die sich noch immer wegen der Folgen der französischen Besatzung und der Belagerung von Mainz in Frankfurt aufhielt (vgl. die folgende Erläuterung). In Frankfurt waren Goethe und Soemmerring so mehrmals zusammengetroffen und hatten gelegentlich wohl auch kleinere Billetts von Haus zu Haus ausgetauscht (vgl. Datierung zu Nr 198). Seitdem war der in den letzten Jahren bereits seltener gewordene Kontakt – 1791 gingen jeweils zwei, 1792 jeweils ein Brief hin und her (vgl. Nr 28, 56 und 95) – aber wieder abgebrochen. 210,2–3 nach so großem Unheil die Maynzer Existenz wieder einrichtet] Unmittelbar nach der Kapitulation der französischen Besatzungstruppen in Mainz am 22. Juli 1793 war Soemmerring aus Frankfurt a. M. wieder nach Mainz gegangen, von wo er zuvor wegen der Besatzung geflohen war (vgl. zu 210,11), um eine Rückkehr zu prüfen. Als ihm daraufhin aber die Wiederausreise aus der Stadt verweigert wurde, wandte er sich mit einem Hilfeersuchen an Goethe, der sich noch im Lager der Alliierten bei Marienborn aufhielt. Offenkundig trafen sich Goethe und Soemmerring daraufhin in der stark zerstörten Stadt und besichtigten dabei auch Soemmerrings ebenfalls in Mitleidenschaft gezogenes Universitätsquartier (vgl. Belagerung von Mainz; WA I 33, 317f.). Kurz danach stand Soemmerrings Entschluss fest, endgültig nach Mainz zurückzukehren und seine Lehrtätigkeit an der Mainzer Universität wieder aufzunehmen (vgl. Soemmerring an Heyne, 2. August 1793; Soemmerring, Werke 20, 123). Er zog wieder in seine einigermaßen unversehrte Stadtwohnung nahe der Universität (heute: Neue Universitätsstraße 7). Soemmerrings Frau und sein ein Monat alter Sohn blieben noch in Frankfurt a. M., im Haus seiner Schwiegereltern in der Saalgasse 122, wo sie Soemmerring in den nächsten Wochen so oft wie möglich besuchte. 210,4 in in] Schreibfehler durch Präpositionsdoppelung und eines stattdessen fehlenden Subjektes im Satz; gemeint war wohl: „Leider sind wir in diesen Tagen 〈…〉“. 210,4 in diesen Tagen wieder in Sorge] Im südwestdeutschen Raum hielten die Kämpfe zwischen den Armeen der Alliierten des römisch-deutschen Reiches und den Streitkräften der französischen Republik noch immer an. Nach einem Ausfall preußischer Truppen gegen die französisch besetzte Festung Bitsch in Lothringen am 16. und 17. November 1793 war es zu einer Gegenoffensive der französischen Moselarmee unter Lazare Hoche gekommen, welche nicht zuletzt auf eine erneute Eroberung unter anderem von Mainz und Frankfurt a. M. gerichtet schien und erst am 29. und 30. November bei Kaiserslautern gestoppt werden konnte. Herzog Carl August war mit seinem Ascherslebener Regiment an dieser wichtigen Schlacht bei Kaiserslautern beteiligt gewesen. Vgl. Franz Xaver Remling: Die Rheinpfalz in der Revolutionszeit von 1792 bis 1798. Ein urkundlicher Beitrag zur vaterländischen Geschichte. Erster Band. Speyer 1865, S. 406–417.
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210,6–7 In Thüringen leben wir wie Sie dencken können ruhig] Die militärischen Auseinandersetzungen seit Beginn des ersten Koalitionskrieges mit Frankreich im Sommer 1792 waren auf dem Territorium des römisch-deutschen Reiches auf Gebiete links und rechts des Rheins beschränkt geblieben. Thüringen war von den Kämpfen nicht direkt betroffen. 210,7–8 meine Studien immer fortgesetzt] Goethe hatte Soemmerring seit Herbst 1791 über seine Studien zur Optik und Farbenlehre auf dem Laufenden gehalten, ihm seine Veröffentlichungen, das erste und zweite Stück der „Beyträge zur Optik“ (Weimar 1791/92) zugesandt und den Austausch darüber gesucht (vgl. zu 84,15–16 und 84,17–86,9). Soemmerring zeigte sich interessiert und war beeindruckt, als er im August 1793 in Frankfurt a. M. Zeuge eines Experiments Goethes zum Phänomen der farbigen Schatten wurde (vgl. zu 86,8–9). In den beiden folgenden Briefen vom Januar 1794 setzte Soemmerring den Dialog fort, schilderte eigene Beobachtungen zu Farbphänomenen und gab Literaturempfehlungen zum Thema Farbenlehre (vgl. Goethe und Soemmerring, 69 und 75f.). 210,8 wovon ich Ihnen einiges mittheilen kann] Goethe hatte 1793 immer neue Experimente zur Optik und Farbenlehre durchgeführt und mehrere Abhandlungen zu verschiedenen Aspekten der Farbentstehung verfasst (vgl. zu 188,3–4; zu 193,23; zu 200,1–2; zu 207,26). Zugeschickt bekam Soemmerring davon aber zunächst nichts, obwohl er 1792 bereits entsprechende Veröffentlichungen Goethes erhalten hatte (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Im August 1794 ließ Goethe ihm schließlich eine Abschrift seines Aufsatzes „Von den farbigen Schatten“ zukommen (vgl. Goethe an Soemmerring, nach dem 12. August 1794; Goethe und Soemmerring, 88; vgl. auch WA IV 18, 50, Nr 3015a). 210,9–10 Sagen Sie mir was Sie indessen gearbeitet] In seinem folgenden Antwortbrief berichtete Soemmerring von seiner jüngsten Entdeckung, der des so genannten ‚Gelben Flecks‘ auf der Netzhaut des Auges als Platz des stärksten Sehvermögens (vgl. Goethe und Soemmerring, 69). Der Austausch darüber sowie über Soemmerrings anatomische Untersuchungen sollte den Briefwechsel beider in den folgenden Jahren wesentlich bestimmen. 210,11 Ihr liebes Weibhchen] Soemmerring war seit über anderthalb Jahren verheiratet. Am 16. März 1792 hatte er im Alter von 37 Jahren die über 13 Jahre jüngere Malerin Margarethe Elisabeth Grunelius aus Frankfurt a. M. geehelicht. Goethe hatte am 20. und 21. August 1792 während seines Aufenthaltes in Mainz ihre Bekanntschaft gemacht (vgl. Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 4f.) und sie vermutlich auch im August 1793 in Frankfurt a. M. getroffen (vgl. zu 210,1–2). 210,11 Hort man etwas von Forster?] Soemmerring, seit 1784 Professor der Medizin in Mainz, und Georg Forster, der 1788 als Universitätsbibliothekar nach Mainz gekommen war, verband eine enge Freundschaft, die aber in der Folge der politischen Veränderungen während der Besetzung der Stadt durch französische Trup-
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pen ein jähes Ende fand (vgl. Forster an Soemmerring, 6. Januar 1793; Forster, Werke 17, 299–301). Forster, begeisterter Anhänger der Französischen Revolution, beteiligte sich aktiv an der Gründung der Mainzer Republik. Schon Anfang November 1792 trat er dem radikalen Jakobinerklub in Mainz bei und wurde als dessen Vertreter im März 1793 Abgeordneter im Konvent, der neuen parlamentarischen Vertretung nach französischem Muster. Soemmerring betrachtete den revolutionären Umsturz in Mainz hingegen von Anfang an skeptisch und wurde zum Gegner der neuen Ordnung. Schon am 10. Dezember 1792 war er mit seiner Familie nach Frankfurt a. M. geflohen und kam erst nach der Rückeroberung von Mainz durch preußisch-österreichische Truppen im Sommer 1793 an die alte Wirkungsstätte zurück (vgl. zu 210,2–3). Forster, der als Mainzer Konventsvertreter Ende März 1793 nach Paris gegangen war, um sich dort für den Anschluss der Mainzer Republik an Frankreich einzusetzen, wurde durch die Belagerung von Mainz und die folgende Kapitulation der Stadt an einer Rückkehr gehindert. Er starb am 10. Januar 1794 noch nicht vierzigjährig vermutlich an einer Lungenentzündung in Paris. – Soemmerring antwortete auf Goethes Frage am 19. Januar 1794 mit vagen Vermutungen, da er offenkundig noch nichts von Forsters Tod wusste: „Forster ist Agent du Conseil de Pouvoir executif zu Paris mit 18 Liv. täglich – nach den neuesten Nachrichten soll er sogar nach Brüssel u〈nd〉 von dort nach London mit Hofmann um Frieden vorzuschlagen abgegangen seyn – von letzterm scheint die Nachricht zuverläßig als wäre es doch nicht ein so dummer Streich als viele hier glaubten, den er gemacht hätte. Er soll viel zufriedener u〈nd〉 ruhiger als jemals seyn.“ (Goethe und Soemmerring, 76.) Die Erwähnung der diplomatischen Missionen in Brüssel und London beruhte auf Fehlinformationen. Forster war von Anfang August bis Oktober 1793 lediglich als Emissär der französischen Nordarmee nach Arras an die Front in Flandern gereist, um mit den Engländern über einen Gefangenenaustausch zu verhandeln (vgl. ebd.). Auch das genannte Gehalt war sicherlich nur ein Gerücht.
225. An Johann Hugo Wyttenbach Weimar, 5. Dezember 1793 → Trier ÜBER L IEF ERU NG
H: Stadtbibliothek Trier, Autographensammlung. – Doppelblatt 17,5(–17,7) × 28 cm, 1 S. beschr., Schreiberhand (zS), Tinte, Unterschrift egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung Adresse, egh., Tinte: Herrn / J. H. Wyttenbach / Haußlehrer bey Hl. Nell / in / Trier / fr., am oberen Rand Mitte aufgeklebter Papierstreifen 5,3 × 1,1 cm; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung; Papier insgesamt stark vergilbt und stockfleckig.
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E: Matthias Paulus: Goethe und Wyttenbach. Zum Aufenthalt Goethes in der Stadt Trier. In: Beilage zur Trierischen Landeszeitung. 54. Jg. Nr 32 vom 8. Februar 1928, [S. 1]. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 102, Nr 3029a. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Wyttenbachs Brief vom 6. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 784). – Wyttenbach antwortete am 4. Juni 1794 (Goethe. Erstausgaben, Handschriftliches, Bildliches, Goethe-Schrifttum. Ausstellung zum 200. Geburtstag im Museum der Stadt Trier [Simeonstift] vom 21. August bis 18. September 1949, S. 6; vgl. RA 1, Nr 959). 210,14 Das Andenken] Wyttenbachs Brief vom 6. November 1793. 210,15–16 meinen Trierischen Auffenthalt] Goethe war vom 23. bis zum 26. August und vom 22. Oktober bis zum 1. November 1792 in Trier gewesen (vgl. zu 94,12 und zu 117,20). Wahrscheinlich hatte er beide Male bei dem Kanonikus Ludwig Bertrand Prestinary (Dietrichstraße 41) gewohnt. Vgl. Hubert Schiel: Wann war Goethe in Trier und wo wohnte er? In: Goethe. Erstausgaben, Handschriftliches, Bildliches, Goethe-Schrifttum. Ausstellung zum 200. Geburtstag im Museum der Stadt Trier (Simeonstift) vom 21. August bis 18. September 1949, S. 1–12. 210,17 bald verlassen] Wyttenbach hatte am 6. November 1793 geschrieben, er bleibe noch „bis Ostern“ 1794 in Trier, dann werde er „zu Wetzlar beim Herrn Grafen Spaur einen andern Wirkungskreis erhalte〈n〉“ (H: GSA 28/3, Bl. 441). Erst im Dezember 1794 wurde Wyttenbach Hofmeister bei Joseph von Spaur in Wetzlar. 210,19–20 einen Riß von der 〈…〉 Wendeltreppe] Den gab es offenbar nicht. Im Bezugsbrief hat Wyttenbach auf die Wendeltreppe aufmerksam gemacht: „Wäre mir doch schon bei Ihrem Hierseyn die sehr kunstvolle von Ziegelsteinen gebaute Windeltreppe in dem Innern des so genannten Altthores bekannt gewesen; so würde die Bewunderung dieser schönen antiken Bauart noch höher gestiegen seyn. Schade nur, der Magistrat hat den Eingang wieder vermauern lassen.“ (H: GSA 28/3, Bl. 441.) In seinem Antwortbrief vom 4. Juni 1794 (vgl. RA 1, Nr 959) teilte Wyttenbach mit, dass er eine Zeichnung der Wendeltreppe des Alttores nicht habe bekommen können. 210,21–22 einige Nachricht von Ihrem Befinden] Die gab Wyttenbach sowohl in seiner Antwort wie auch in seinem Brief vom 24. Dezember 1794 (vgl. RA 1, Nr 1144), mit dem die erhaltene Korrespondenz zwischen Goethe und Wyttenbach ans Ende kam. – Am 22. November 1796 schickte Wyttenbach ein Gedicht an Schiller mit der Bitte um Prüfung, ob es in den „Horen“ gedruckt werden könne. Das Gedicht ist nicht bekannt. Wyttenbach schrieb im Begleitbrief: „Vor einigen Jahren hatte ich das Glück, mit dem Herrn Geheimerathen v. Goethe bekannt zu werden, als er durch Trier reißte. Diesem großen Manne habe ich viel zu
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verdanken. Er ließ sich zu mir herab, und gab mir, im ächten Verstande, manche Stunde den lebendigsten Unterricht.“ (NA 36 I, 387.) 210,22 in Regenspurg] Wahrscheinlich Schreibversehen. Wyttenbach hatte geschrieben, er werde nach Wetzlar gehen.
226. An Johann Jacob Christian Dietz 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 2. und 6. Dezember 1793〉 → 〈Wetzlar〉 DATIERUN G
Bereits am 15. August 1793 hatte Johann Jacob Christian Dietz mit einem Schreiben bei Goethe um Unterstützung für seine Bewerbung als Rechtsvertreter des Weimarer Herzogtums am Kaiserlichen Reichskammergericht in Wetzlar nachgesucht (vgl. zu 211,9–10). Die Nachfolgeregelung, die vom Geheimen Consilium in Weimar beraten und entschieden werden musste, zog sich jedoch bis Anfang November 1793 hin, vor allem deshalb, weil alle wichtigen Entscheidungen und so auch diese mit dem wegen seiner Teilnahme an den Koalitionskriegen abwesenden Herzog Carl August abzustimmen waren. Dass Goethe – nominell ja immer noch Mitglied dieses Gremiums, faktisch aber längst ohne aktive Rolle – versucht hatte, im Sinne von Dietz auf die Beratungen im Consilium Einfluss zu nehmen, zeigt die Tatsache, dass er am 9. November 1793 explizit über die Entscheidungen in der Angelegenheit in Kenntnis gesetzt wurde (vgl. zu 211,10–11 und zu 211,14). Vorliegender Brief Goethes, mit dem er die Consiliumsbeschlüsse Dietz mitteilte, konnte also erst nach dem Erhalt der entsprechenden Informationen geschrieben worden sein. Es ist damit zwar nicht völlig auszuschließen, dass das vorliegende Konzept des Briefes an Dietz schon in den Tagen unmittelbar nach dem 9. November entstanden war. Dem steht aber die Tatsache entgegen, dass der einzige Brief Goethes an Dietz im hier angenommenen Zeitraum laut Goethes Postrechnungen für das Jahr 1793 erst am 6. Dezember aufgegeben worden ist: „1. 〈St.〉 Mr. Diez. Wetzlar“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um die Ausfertigung des vorliegenden Briefkonzepts gehandelt hat und beides, Konzept wie Brief, auch erst kurz vor dem Absendedatum geschrieben wurde, also wahrscheinlich etwa in der Woche zwischen dem 2. und 6. Dezember 1793. Für diese Annahme spricht zudem, dass Goethe von Anfang November bis Anfang Dezember stark in die intensivierten Versuche einer Reform des Münzwesens im Herzogtum SachsenWeimar und Eisenach involviert war (vgl. AS 2.1, 343–395 und 397f.) und am 9. Dezember der ebenfalls unter Goethes Leitung stehende zweite ordentliche Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgesellschaft bevorstand, der vorzubereiten war und zu dem Goethe am 7. Dezember abreiste.
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ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/3, Bl. 467. – Doppelblatt 20,7(–21,1) × 34,4 cm, 1 S. (S. 1; S. 2 Konzept eines Briefes an Peter Heinrich von Bethmann-Metzler, vgl. Nr 228) zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd (Schumann) mit egh. Korrekturen, Tinte; Blätter in der Mitte gefaltet. E: WA IV 10 (1892), 129, Nr 3027 (nach K). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Dietz’ Brief vom 15. August 1793 (GSA 28/3, Bl. 425; vgl. RA 1, Nr 684). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 6. Dezember 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). Goethe hatte Johann Jacob Christian Dietz (1749–1807) während seines Aufenthaltes als Praktikant am Kaiserlichen Reichskammergericht in Wetzlar von Ende Mai bis Anfang September 1772 persönlich kennen gelernt. Beide waren fast gleichaltrig (Goethe nur knapp fünf Monate jünger), entfernt miteinander verwandt (ihre Großmütter mütterlicherseits waren Schwestern), und sie hatten jeweils die juristische Laufbahn eingeschlagen, Goethe als Anwalt mit eigener Kanzlei in Frankfurt a. M. und Dietz in der Nachfolge seines Vaters als Advokat am Wetzlarer Reichskammergericht. Ihre erste Begegnung fand wahrscheinlich während Goethes Antrittsbesuch bei seiner Großtante, Susanne Maria Cornelia Lange (verwitwete Dietz), Ende Mai 1772 im Haus der Familie am Wetzlarer Kornmarkt statt, wo Dietz damals noch wohnte. Engeren Kontakt gab es dann ab Juni 1772 durch die Bekanntschaft Goethes mit der 19-jährigen Charlotte Buff aus Wetzlar, in deren Elternhaus Goethe ein- und ausging. Dort verkehrte ebenfalls Johann Jacob Christian Dietz, der damals schon mit der anderthalb Jahre älteren Schwester Charlottes, Caroline Buff, verbunden war, die er fünf Jahre später heiratete. In der Zeit bis zu Goethes Abreise aus Wetzlar kam es so häufig zu Begegnungen oder gemeinsamen Unternehmungen im kleineren oder größeren Freundes- und Bekanntenkreise. Eine nähere oder gar freundschaftliche Beziehung zwischen Goethe und Dietz scheint sich daraus aber nicht entwickelt zu haben. Goethe äußerte sich in einem Brief an Johann Christian Kestner, Charlotte Buffs Verlobten, z.B. höhnisch über den quasi Hofrath Dietz, der fortfahre, ein Esel zu seyn (Goethe an Kestner, 14. April 1774; GB 2 I, 23) und setzte einem Gedicht über die Familie Buff in Wetzlar einige Spottverse über den jungen Mann voran: Wen dem Papa sein Pfeifgen schmeckt / Der Docktor Hofrath Grillen heckt / Und sie Carlingen für Liebe verkauft 〈…〉. (Goethe an Kestner, Januar/Februar 1773; ebd., 11.) Neben den beiden Briefen von 1793 sind aus den Folgejahren lediglich zwei weitere Briefe von Dietz an Goethe überliefert, in denen er um Unterstützung für das Avancement zweier seiner Söhne bat, einmal das Schreiben vom 25. Oktober 1796 und dann ein weiteres vom 13. Januar 1802 (vgl. RA 2, Nr 422 und RA 4, Nr
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15). Goethes Antworten sind nicht bekannt. Einen darüber hinausgehenden Briefwechsel scheint es nicht gegeben zu haben. Dietz blieb bis zu seinem Tod als Reichskammergerichtsadvokat in Wetzlar. 211,7 Herr Hofrath!] In seiner beruflichen Funktion als Advokat und Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar besaß Dietz den Titel eines Hofrates, der in Anerkennung für besondere Verdienste um Hof- und Landesangelegenheiten verliehen wurde und ihm in seiner Dienstzeit schon von mehreren Reichsterritorien zuerkannt worden war. Goethe nahm damit wohl unmittelbar Bezug auf die gewählte Stereotypie, mit der sein Großcousin Dietz seinen Brief vom 15. August 1793 unterzeichnet hatte: „Dietz Ltus des KaiserL und Reichs Cammer Gerichts Advocat und Procurator wie auch verschiedener Ständen des Reichs Hof Rath“ (H: GSA 28/3, Bl. 425). 211,8 Wohlgebl. Schreiben habe ich zwar spät jedoch richtig erhalten] Dietz hatte sich mit einem Brief vom 15. August 1793 in der Angelegenheit der Nachfolgeregelung der Rechtsvertretung des Weimarer Herzogtums am Kaiserlichen Reichskammergericht in Wetzlar an Goethe gewandt (vgl. die folgende Erläuterung). Goethe befand sich zu dieser Zeit allerdings noch auf der Rückreise von der Belagerung des französisch besetzten Mainz (vgl. zu 136,19–20 und zu 183,27). Er kam erst am 23. August 1793 wieder in Weimar an, wo Dietz’ Brief bereits einige Tage zuvor eingetroffen sein dürfte. Es könnte aber auch sein, dass ihm dieser und andere Briefe von Weimar aus entgegengesandt wurden, ihn aber in Frankfurt a. M., wo er sich vom 9. bis 21. August aufgehalten hatte, nicht mehr erreichten und somit erst Ende August oder im September wieder in Weimar eintrafen, wie von den Herausgebern von „Goethes Amtlichen Schriften“ vermutet wurde (vgl. AS 3, 150f.). 211,9–10 ich die darin geäusserten Wünsche zu erfüllen nicht im Stande] In seinem Brief bat Dietz seinen im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach einflussreichen Verwandten Goethe (vgl. die einleitende Erläuterung) um Protektion bei seiner Bewerbung um das Amt des Rechtsvertreters für das Weimarer Herzogtum am Kaiserlichen Reichskammergericht in Wetzlar, das vakant war, da der bisherige Vertreter Weimars Christian Jacob Freiherr von Zwierlein am 10. August 1793 verstorben war (vgl. zu 190,9–10). Dass sich Goethe daraufhin tatsächlich für Dietz eingesetzt hatte, geht aus der Tatsache hervor, dass er nach der spätestens Anfang November im Geheimen Consilium getroffenen Entscheidung über die Agentennachfolge am Wetzlarer Reichskammergericht von dessen Präsidenten Jacob Friedrich von Fritsch mit einem Brief vom 9. November 1793 persönlich über den Ausgang unterrichtet wurde, der nicht Dietz’ Wünschen entsprach (vgl. die folgende Erläuterung). 211,10–11 jüngere Herr von Zwierlein 〈…〉 auf seines Herrn Vaters Stelle] Fritsch teilte Goethe im Brief vom 9. November 1793 mit, dass der Sohn des bisherigen Agenten, der damals 25-jährige Hans Carl von Zwierlein, die Amts-
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nachfolge antreten werde, da eine noch mit dessen Vater beschlossene Anwartschaftsvereinbarung dies so vorsah (vgl. zu 190,11–12). 211,12–13 von der Stelle eines Substituten die Rede] Über die Neubesetzung der Anwaltshilfsstelle, die Hans Carl von Zwierlein bisher inne hatte, war vom Geheimen Consilium ebenfalls entschieden worden (vgl. die folgende Erläuterung). Für Dietz kam sie ohnehin nicht in Frage, da er bereits eine höhere Stellung erreicht hatte. 211,14 diese Herrn Procurator Puff zu Theil] Die durch das Avancement von Hans Carl von Zwierlein ebenfalls neu zu besetzende anwaltliche Substituiertenstelle in Wetzlar wurde auf Beschluss des Geheimen Consiliums an den Kammergerichtsprokurator Johann Eberhard Wilhelm Buff vergeben. Wilhelm Buff war sowohl Schwager von Dietz als auch des weimarischen Prinzenerziehers Cornelius Johann Rudolf Riedel, dessen Protektion Buff vermutlich die Ernennung zu verdanken hatte. Fritschs Schreiben vom 9. November deutete das zumindest an, in dem es hieß, dass man „dem P r o c u r a t o r B u f f, einem Schwager von unserm Hrn R i e d e l, die S u b s t i t u t i o n, mit welcher wohl weder dem HLn Hof-R L a n g e noch dem HLn Hof-R. D i e z würde gedient gewesen seyn, angedeyhen“ lassen werde (Fritsch an Goethe, 9. November 1793; GSA 28/3, Bl. 422). 211,16 den werthen Ihrigen] Johann Jacob Christian Dietz hatte 1777 Caroline Wilhelmine Marie Buff, eine Schwester von Goethes Wetzlarer Jugendliebe Charlotte Buff, geheiratet. Zu ihrer Familie zählten 1793 fünf Kinder: Friedrich (geb. 1778), Georg (geb. 1780), Christian (geb. 1785), Gottfried (1787) und Karl (1788).
227. An Carl Ludwig von Knebel
〈Weimar, 7. Dezember 1793〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Die Datierung des vorliegenden Briefes auf den 7. Dezember 1793, den Tag von Goethes Abreise zum Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft nach Ilmenau (vgl. zu 212,1), hatte schon Eduard von der Hellen 1892 beim Abdruck des Briefes im Band 10 der Briefabteilung in der Weimarer Ausgabe vorgenommen und sich dabei hauptsächlich auf Knebels Antwortbrief vom 8. Dezember 1793 (H: GSA 28/490, Bl. 15f.; vgl. auch Goethe-Knebel 1, 113f., Nr 111) gestützt (vgl. WA IV 10, 388, zu Nr *3030). Dieser Argumentation ist zu folgen. Knebel bedankte sich in seinem Brief für die „guten Zeilen“, die ihm Goethe „zurückgelassen“ habe und wünschte, dass der bevorstehende „Aufenthalt in Illmenau erträglich seyn möge“ (H: GSA 28/490, Bl. 15; vgl. auch Goethe-Knebel 1, 113). Ferner ging Knebel dort auch auf Goethes Aufforderung, er möge seine Lu-
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krez-Arbeiten fortsetzen, ein (vgl. zu 212,5–6), indem er mitteilte, er habe „seit ein paar Tagen Lukrez gänzlich allein wieder à l’o r d r e d u j o u r gelegt“ (H: GSA 28/490, Bl. 15; vgl. auch Goethe-Knebel 1, 114). Daneben spricht auch das verwendete feingerippte Schreibpapier mit dem Motiv eines uniformierten Trompeters und der dazugehörigen Buchstabenfolge CRACAV, das Goethe im Zeitraum zwischen Ende der 1780er und Mitte der 1790er Jahre immer wieder benutzte, für diese Datierung und gegen die Festlegung des Schreibdatums etwa auf den 18. Dezember 1807, wie sie Carl Schüddekopf im Nachtragsband der Briefabteilung der Weimarer Ausgabe 1905 vorgenommen hat (vgl. WA IV 30, 232, zu Nr 5471a). ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 816/1964. – Doppelblatt 13,9 × 17,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 in der unteren Blatthälfte quer zur Schreibrichtung, Adresse, egh., Tinte: Hl. Major / von Knebel, darüber in der Blattmitte und am unteren Blattrand Reste eines schwarzen Motivsiegels. E: Zweiunddreißig Briefe Goethes nebst zwei Briefen an Goethe. Mitgetheilt von A. Cohn, L. Geiger, C. v. Gorski, M. Hertz, L. Hirzel, H. Oldenberg, A. Sauer, Major Seidel. In: GJb VII (1886), 197, Nr 31 (undatiert). WA IV 10 (1892), 131, Nr 3030. WA IV 30 (1905), 106, Nr 5471a (erneuter Abdruck mit Datierung 18. Dezember 1807). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete am 8. Dezember 1793 (Goethe-Knebel 1, 113f., Nr 111; vgl. RA 1, Nr 820). 212,1 eh ich gehe] Goethe wollte zum Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft reisen, der für den 9. und 10. Dezember 1793 nach Ilmenau, an den Standort des in den letzten Jahren ausgebauten Kupfer- und Silberschachtes, einberufen worden war. Der Gewerkentag war die beschlussgebende Versammlung der sachsen-weimarischen Bergbaugesellschaft, die aus stimmberechtigten Anteilseignern bestand. Als Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission reiste Goethe schon zwei Tage vorher nach Ilmenau, um noch letzte Vorbereitungen für die Versammlung zu treffen. Knebel hielt am 7. Dezember in seinem Tagebuch fest: „Göthe geht nach Ilmenau“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 51). Knebel selbst war auch Anteilseigner des Ilmenauer Bergwerksunternehmens, als Besitzer von nur zwei Kuxen aber nicht stimmberechtigt (vgl. zu 16,25–26 und zu 19,3–4). 212,2 wenn ich zurückkomme] Nachdem Goethe gemeinsam mit Christian Gottlob Voigt am 11. und 12. Dezember in Ilmenau noch alle notwendig gewordenen organisatorisch-administrativen Maßnahmen eingeleitet hatte, vor allem die vom Gewerkentag beschlossene vorläufige Unterbrechung des Förderbetriebs (vgl. Goethe
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und Ilmenau, 237), reiste er am 13. Dezember nach Weimar zurück. Tags darauf, am 14. Dezember, traf Goethe bei Herzogin Anna Amalia bereits wieder mit Knebel zusammen: „Mittags mit Göthe bey Herz. M.“ (Knebel, Tgb. 1793, Bl. 52.) 212,4–5 es wird mein alter Roman werden] Goethe dachte an seinen unfertigen Roman „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, an dem er immer wieder mit Unterbrechungen seit Ende der 1770er bis in die Mitte der 1780er Jahre und noch einmal Anfang 1791 geschrieben hatte (vgl. GB 8 II, zu 9,19). 1794 nahm er die Arbeit daran wieder auf, gestaltete das Werk aber konzeptionell um. Es entstand ein neuer Text mit dem Titel „Wilhelm Meisters Lehrjahre“. Schon am Ende des Sommers 1794 gab Goethe die ersten beiden Bücher des Romans an den Verleger Johann Friedrich Unger (vgl. Goethe an Meyer, 15. September 1794; GB 10 I, Nr 50), in dessen Berliner Verlag sie Anfang 1795 als dritter Band der Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ erschienen. Die Bücher drei bis acht kamen danach 1795/96 in den Bänden vier bis sechs der Ausgabe bei Unger heraus. 212,5–6 laß den alten Naturdichter immer walten] Ermutigung Knebels, sein Übersetzungswerk von Lukrez’ philosophischem Lehrgedicht „De rerum natura“ fortzusetzen. Knebel hatte von Mai bis Ende Juli 1793 intensiv an der Übersetzung des ersten Buches des Epos gearbeitet und Goethe die Ergebnisse vorgestellt, der davon durchaus angetan war (vgl. zu 141,7–8 und zu 195,17–18). Knebel arbeitete unter wohlwollender Anteilnahme Goethes noch über 25 Jahre an der Übersetzung, ehe sie vollständig 1821 unter dem Titel „Von der Natur der Dinge“ in zwei Bänden im Verlag von Georg Joachim Göschen in Leipzig erschien. 212,6 Vale.] Lat.: Lebe wohl.
228. An Peter Heinrich von Bethmann-Metzler 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen Ende November und Anfang zweiter Hälfte Dezember 1793〉 → 〈Frankfurt a. M.〉 DAT IERUN G
Vorliegender Brief ist eine Antwort Goethes auf die Anfrage des mit der goetheschen Familie in Frankfurt a. M. gut bekannten Kaufmanns und Bankiers Peter Heinrich von Bethmann-Metzler vom 13. November 1793, in der Bethmann-Metzler um Auskunft über einen in Weimar ansässigen jungen Theologen und Erzieher nachsuchte, der sich bei ihm um die Hofmeisterstelle für seinen Sohn Eduard beworben hatte (vgl. zu 212,9). Bethmann-Metzlers Brief dürfte nur einige Tage nach seiner Abfassung in Weimar eingetroffen sein, frühestens etwa am 15. November oder an einem der nächsten Tage. Nicht auszuschließen ist freilich auch, dass er nicht auf dem Postweg befördert wurde, sondern von dem eben um diese Zeit nach Weimar und Jena reisenden Frankfurter Kaufmann Johann Isaak Gerning überbracht wurde
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(vgl. zu 212,11–12). Goethe entschuldigte sich für die offenkundig eingetretene Verzögerung seiner Antwort bei Bethmann-Metzler damit, dass eben jener Gerning die notwendigen Erkundigungen bezüglich des Bewerbers einschließlich der Benachrichtigung darüber an Bethmann-Metzler übernommen habe. Wie viel Zeit Gerning dafür benötigte, kann nur vermutet werden, da seine Nachricht an BethmannMetzler nicht bekannt ist. Seine Erkundigungen dürften aber höchstens ein bis zwei Wochen in Anspruch genommen haben, so dass Bethmann-Metzler die gewünschten Informationen wahrscheinlich schon Ende November oder Anfang Dezember erhalten haben dürfte. Der vorliegende Brief, eine Höflichkeitsantwort nach Frankfurt, wurde daraufhin von Goethe vermutlich mit nur geringem zeitlichen Abstand geschrieben, um die Angelegenheit damit abzuschließen. Möglich ist allerdings auch, dass Gernings Informationen Goethes Brief sogar beigelegen haben (vgl. zu 212,14–15). Insgesamt lässt sich schließen, dass vorliegender Brief wahrscheinlich frühestens Ende November und spätestens Anfang der zweiten Dezemberhälfte 1793 geschrieben sein dürfte. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/3, Bl. 467. – Doppelblatt 20,7(–21,1) × 34,4 cm, 1 S. (S. 2; S. 1 Konzept eines Briefes an Johann Jacob Christian Dietz, vgl. Nr 226), zweispaltig beschr. (Text rechts, Korrekturen links), Schreiberhd mit egh. Korrekturen, Tinte; Blätter in der Mitte gefaltet. E: WA IV 10 (1892), 131f., Nr 3031 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Bethmann-Metzlers Brief vom 13. November 1793 (vgl. RA 1, Nr 791). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Seit wann und wie gut sich Goethe und der aus der in Bordeaux ansässigen Linie der Frankfurter Kaufmannsfamilie Metzler stammende Peter Heinrich BethmannMetzler (1744–1800) kannten, lässt sich nicht sicher sagen. Peter Heinrich, der Sohn des seit 1734 in Bordeaux tätigen Wilhelm Peter Metzler, war wahrscheinlich Ende der 1750er oder Anfang der 1760er Jahre zur kaufmännischen Ausbildung ins Stammhaus der Familienfirma „Benjamin Metzler seel. Sohn & Co“ nach Frankfurt a. M. geschickt worden und 1762 dort zum Teilhaber des bisher von seinen Onkeln Johann Jeremias und Johann Albrecht allein geführten Handels- und Bankhauses aufgestiegen. In dieser frühen Zeit oder einige Jahre später könnte es auch schon zu ersten Kontakten mit dem fünf Jahre jüngeren Frankfurter Honoratiorensohn Johann Wolfgang Goethe gekommen sein. Seit Peter Heinrich Metzler im August 1769 die Tochter und Alleinerbin des Frankfurter Kaufmanns Johann Jacob von Bethmann, Catharina Elisabeth von Bethmann, geheiratet hatte und als
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Teilhaber und Kompagnon in das Familiengeschäft der „Gebrüder Bethmann“ in Frankfurt wechselte, ergaben sich vielfältige und engere Beziehungen zwischen den Familien Bethmann und Goethe. Die 1753 geborene Catharina Elisabeth von Bethmann war als Kind mit Goethes Schwester Cornelia befreundet und verkehrte öfter im goetheschen Hause am Frankfurter Hirschgraben, das in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft lag. Mit Goethes Mutter blieb sie lebenslang verbunden. Darüber hinaus hatte schon 1750 Goethes Vater, Johann Caspar Goethe, die Vormundschaft für Johann David Clauer, einen Cousin der Bethmann-Geschwister aus der Frankfurter Hauptlinie von Simon Moritz Bethmann, übernommen. Peter Heinrich von Bethmann-Metzler und Goethe hatten mithin zahlreiche Berührungspunkte aus Frankfurter Zeiten. Bethmann-Metzler begann seinen Bezugsbrief an Goethe entsprechend persönlich: „Die Freundschaft die Sie vor mich, und meine F a m i l l e haben, läßet mich hoffen, daß Sie meinen gegenwärtigen, nicht in Ungüthe aufnehmen werden.“ (H: GSA 28/3, Bl. 443.) Einen Briefwechsel über die beiden Briefe in der Bewerbungsangelegenheit hinaus scheint es zwischen Goethe und Bethmann-Metzler aber nicht gegeben zu haben. Bekannt ist lediglich ein weiteres Schreiben Bethmann-Metzlers vom 22. September 1795, ein Geschäftsbrief, in dem es um eine Kreditabsicherung für die bevorstehende Italienreise Johann Heinrich Meyers ging (vgl. RA 1, Nr 1410). Auch Goethe selbst hatte schon den Geldbedarf für seine Italienreise 1786/88 über das Finanznetz des Bankhauses der ‚Gebrüder Bethmann‘ abwickeln lassen (vgl. GB 7 II, zu 19,12). 212,9 gütiges Schreiben] Peter Heinrich von Bethmann-Metzler hatte sich am 13. November 1793 in einem Brief mit einer besonderen Auskunftsbitte an Goethe gewandt. Er suchte für die Erziehung seines jüngsten, siebenjährigen Sohnes Eduard nach einem „braven Hoffmeister“ und hatte deswegen am 28. Oktober 1793 in der „hiesigen Zeitung“ (H: GSA 28/3, Bl. 443), dem „Frankfurter Staats-Ristretto“, ein Inserat veröffentlicht (170. Stück, S. 762). Aus der Vielzahl der Bewerber war auch einer aus Weimar in die engere Wahl gekommen, der 25-jährige Candidatus theologiae Christian Immanuel Hase, der schon auf einige Lehr- und Hofmeistererfahrung verweisen und seinem Bewerbungsschreiben eine Vielzahl von Referenzen beifügen konnte, unter anderem vom Weimarer Konsistorialpräsidenten Carl Friedrich Ernst von Lyncker, dem Gymnasialdirektor Carl August Böttiger, dem Consiliumsmitglied des Weimarer Hofes Christian Friedrich Schnauß, dem Regierungsrat Christian Justus Wiedeburg und einer ganzen Reihe weiterer Honoratioren (vgl. Hase an Bethmann-Metzler, 5. November 1793; GSA 28/3, Bl. 439f.; vgl. auch RA 1, Nr 780). Goethe selbst war nicht darunter, und Bethmann-Metzler suchte nun in seinem Brief, dem das Bewerbungsschreiben Hases vom 5. November beigefügt war, um weitere Informationen zu dem Kandidaten nach: „Nun komme ich Ihnen zu bitten, einige I n f o r m a t i o n deshalben einzuziehen –. und mir sofort Dero gefällige Antwort zu ertheilen.“ (Bethmann-Metzler
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an Goethe, 13. November 1793; H: GSA 28/3, Bl. 443f.) Weiter vgl. zu 212,14–15. 212,11–12 Herr Gerning 〈…〉 Besorgung des Ihnen so angelegenen Geschäftes gleich übernommen] Der Frankfurter Kaufmann Johann Isaak Gerning, den Goethe bei seinen letzten Aufenthalten in seiner Heimatstadt im Mai und im August 1793 kennen gelernt und nach Weimar eingeladen hatte, war auch mit dem Frankfurter Familienkreis der Bethmanns gut bekannt und hegte zwischenzeitlich sogar Ambitionen auf eine Heirat mit der damals 19-jährigen Tochter Bethmann-Metzlers, Sophie (vgl. Henninger, Bethmann 2, 531). Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass er sich Bethmann-Metzler als Überbringer des Briefs an Goethe angeboten hatte, als er etwa Mitte November der Einladung Goethes folgend zu einem Studienaufenthalt nach Jena und Weimar aufbrach (vgl. zu 194,14–15). Und er schlug wohl auch vor, die von Bethmann-Metzler gewünschten Informationen über den Bewerber Hase selbst einzuziehen und nach Frankfurt zu übermitteln. 212,14–15 beziehe mich deswegen auf das, was er schon geschrieben] Gerning hatte die zusammengetragenen Informationen über den Bewerber Hase offensichtlich in einem Brief an Bethmann-Metzler weitergegeben. Möglicherweise wurde dieser Bericht dem vorliegenden Brief Goethes beigeschlossen. Gernings Brief ist nicht bekannt. Goethe war damit eines eigenen Urteils über den Bewerber enthoben und enthielt sich auch einer persönlichen Einschätzung. Die Hofmeisterstelle erhielt schließlich nicht Hase, sondern Daniel Wagner aus Straßburg (vgl. Henninger, Bethmann 2, 534f.). 212,15–16 werthen Ihrigen] Zu Peter Heinrich von Bethmann-Metzlers Hausstand in Frankfurt a. M. gehörten Ende 1793 neben seiner Ehefrau Catharina Elisabeth von Bethmann noch die drei jüngeren Kinder Sophie Elisabeth (geb. 1774), Johanna Caroline Louise (geb. 1777) und Christian Eduard Heinrich Ferdinand (geb. 1786). Die beiden ältesten Söhne Jacob Philipp (geb. 1770) und Simon Moritz (geb. 1772) befanden sich schon in der Kaufmannsausbildung in der Schweiz bzw. in Holland. Ein weiterer Sohn, August Friedrich Heinrich, war nur wenige Tage nach seiner Geburt (1782) gestorben. Vgl. Henninger, Bethmann 2, 605f.
229. An Johann Friedrich Blumenbach Weimar, 18. Dezember 1793 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Hannover, Blumenbach Familien-Archiv, Sign.: Blumenbach-Familie, Bd II, Goethe Nr 2. – Doppelblatt 17,8 × 25,9 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 55f., Nr 3030 a (nach einer Abschrift [sS, Erich Schmidt]; GSA Weimar, Sign.: 29/102,IV, Bl. 2).
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Blumenbach antwortete am 10. Februar 1794 (Blumenbach, Correspondence 4, 303, Nr 831; vgl. RA 1, Nr 868). Postsendungen: 18. Dezember 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 212,17 sehr gefährlichen Zeit] Anspielung auf die so genannte Schreckensherrschaft der Revolution in Frankreich, die nach der Hinrichtung von König Ludwig XVI. im Januar 1793 ab September des Jahres mit der rasch wachsenden Zahl von Guillotinierungen von der Revolutionsgegnerschaft Verdächtigen einen Höhepunkt erreicht hatte. 212,18–19 allerliebste Köpfchen, 〈…〉 zu übersenden die Güte hatten] Gipsabguss einer griechischen antiken Büste, von der angenommen wurde, sie stelle die Nymphe Klytia dar. Die Übersendung durch Blumenbach erfolgte im Austausch gegen einen Gipsabguss des vermeintlichen Schädels Raffaels und war in seinem Brief vom 30. Oktober 1793 gegenüber Goethe angekündigt worden. Die Büste hatte Weimar nun an einem der vorangegangenen Tage im beschriebenen versehrten Zustand erreicht. Vgl. zu 209,5. 212,21–213,1 mir den K o p f noch einmal besonders gießen zu lassen] Dieser Bitte kam Blumenbach nach und sandte den gewünschten zweiten Gipsabguss des Kopfes der Klytia-Büste wahrscheinlich Anfang Februar nach Weimar. In seinem Brief vom 10. Februar 1794 meldete er den Versand und entschuldigte sich für die Verzögerung: „Ew Hochwohlgebohrnen muß ich aufs gehorsamste bitten es ja mir nicht zuzurechnen, daß sich der Kopf der Clytia so sehr verspätet hat. Erst hielt mich der Abgießer auf; dann fehlte es an einer sichern Frachtgelegenheit p – Nun ist er endlich unterwegs und es soll mich herzlich freuen, wenn ich gelegentlich einmal erfahre daß er Ihrer Erwartung und Wunsch einigermaßen entspricht.“ (Blumenbach, Correspondence 4, 303.) Der Kopf der Büste dürfte demzufolge etwa in der zweiten Februarhälfte 1794 bei Goethe eingetroffen sein. 213,6–7 Ich erhielte den Abguß sicherer und die Gestalt unverfälschter.] Goethe ließ Büste und Kopf wie geplant in Weimar zusammensetzen und das Kunstwerk insgesamt neu fassen. Es erhielt schließlich einen prominenten Platz in Goethes Haus am Frauenplan, im so genannten Gelben Saal, wo es zusammen mit den Abgüssen der Medusa Rondanini und des Phokion ein Ensemble an der Fensterfront bildet. 213,8 Raphaels Schädel] Einen Gipsabguss des vermeintlichen Totenschädels des italienischen Renaissancemalers Raffaello Santi hatte Goethe als Gegenleistung für den Abguss der Klytia-Büste am 18. November 1793 an Blumenbach geschickt, wo er wahrscheinlich noch Ende November oder im Dezember eingetroffen sein dürfte. Blumenbach bedankte sich dafür in seinem Bezugsbrief vom 10. Februar 1794 (vgl. zu 209,6–7). 213,9 Herr Meyer] Den Schweizer Kunstmaler Johann Heinrich Meyer, der seit Mitte November 1791 zu Goethes Hausstand in Weimar gehörte, hatte Blu-
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menbach sicherlich bei seinem letzten Weimarbesuch Ende September/Anfang Oktober 1793 persönlich kennen gelernt (vgl. auch zu 209,5).
230. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 14. und 28. Dezember 1793〉 → 〈Jena〉 DATIERUN G
Goethe schickte hier die bereits abgeschlossene Fassung seines Aufsatzes „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ an Knebel (vgl. zu 213,16), bevor er ihn Georg Christoph Lichtenberg zur Fachkritik übergab. Letzteres geschah am 29. Dezember 1793 (vgl. zu 214,3). Knebel wird das Manuskript also in den Tagen zuvor erhalten haben. Goethe war am 13. Dezember 1793 vom Gewerkentag der Ilmenauer Bergwerksgewerkschaft nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 212,2), so dass anzunehmen ist, dass er den vorliegenden Brief in den Tagen danach, also etwa zwischen 14. und 28. Dezember 1793 geschrieben hat. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 136. – 1 Bl. 19 × 23(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 1). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 115, Nr 113 (Datierung: Februar 1794). WA IV 10 (1892), 145f., Nr 3045 (Datierung: Februar oder März 1794). BEIL AG E
Abhandlung (213,16; Manuskript des Aufsatzes „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“; vgl. zu 213,16). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete mit einem Brief wahrscheinlich vom 29. Dezember 1793 (Goethe-Knebel 1, 116, Nr 115; vgl. RA 1, Nr 804). 213,16 beykommender Abhandlung] Die Abschrift des Aufsatzes „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. LA I 3, 190–209, erläutert in LA II 3, 258–264). Die Handschrift mit beiliegendem Farbenkreis erhielt Lichtenberg mit Goethes Brief vom 29. Dezember 1793 (vgl. zu 214,3). 213,16–17 ad nauseam] Lat.: bis zur Seekrankheit (zur Übelkeit, zum Erbrechen).
DEZEMBER 1793
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213,19–20 deine Bemerckungen nur flüchtig zu notiren] Wann und wie Knebel auf diese Bitte reagiert hat, ist nicht bekannt. 213,20 Dieser Aufsatz soll Lichtenbl. vorgelegt werden] Vgl. zu 213,16.
231. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 29. Dezember 1793 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-6759. – Doppelblatt 17,6(–18,3) × 28 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 am unteren Rand Mitte von fremder Hd, Bleistift: „6759“. – Die Nachschrift Das französche Werck 〈…〉 29 Dec 93 / Goethe (214,16–18) fehlt; angeboten bei Henrici, Katalog 90 (1924), 10, Nr 42; bis 1978 im Besitz von William Matheson (Olten/Schweiz), seitdem verschollen; Faksimile in: E[dwin] Zellweker [Hrsg.]: Ein Leben. Goethes Leben und Wirken in Urkunden nebst einem Vorspiel / Goethes Leben in Schattenrissen. Leipzig 1917, nach S. 241. Die Handschrift der Nachschrift wurde 1976 im Goethe-Museum Düsseldorf in der Ausstellung „Sammlung Matheson“ gezeigt; vgl. im Katalog die Nummer 10 e); Bemühungen, den Verbleib der Handschrift mit Hilfe von Mathesons Erben zu ermitteln, waren vergeblich. E: GJb 18 (1897), 40 (mit der Nachschrift; Albert Leitzmann). WA IV 30 (1905), 51f., Nr 3030a (mit der Nachschrift). Textgrundlage der Nachschrift: Faksimile. BEIL AG E
Goethes Aufsatz „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. zu 214,3). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Lichtenberg antwortete am 18. April 1794 (Lichtenberg, Briefwechsel 4, 251f., Nr 2363; vgl. RA 1, Nr 920). Postsendungen: 30. Dezember 1793 (vgl. GR/Belege 1794, 1, Bl. 6). 214,3 einen Aufsatz] „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“. Vgl. den zu Goethes Lebzeiten nicht veröffentlichten Text in LA I 3, 190–209, dazu die Überlieferung, Lesarten und Erläuterungen in LA II 3, 258–264. Die dort (S. 258) als verschollen angegebene Handschrift H3, die das an Lichtenberg geschickte Exemplar des Aufsatzes ist, hat sich in der Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek erhalten (vgl. Lichtenberg, Briefwechsel 4, 215f.). – In seiner Antwort hat Lichtenberg für den Aufsatz gedankt: „Für das treffliche Mspt, womit Sie mich beehrt haben, sage ich Ihnen den verbindlichsten Danck.“ (Ebd., 252.) Die plötz-
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BRIEF 232
liche Abreise des Kopenhagener Naturforschers Olaf Christian Olufsen von Göttingen nach Weimar, der eine Empfehlung an Goethe verdiente, habe ihn gehindert, „einige Bemerckungen“ über den Aufsatz mitzuteilen. Im Brief an Olufson vom selben Tag, dem er den Brief an Goethe beifügte, heißt es: „HE. v Göthen sagen Sie ja nicht, daß ich sein leztes Mspt nicht gelesen hätte, denn ich habe es diesen Morgen würcklich gelesen, und werde ihm, wills Gott noch in den Ferien einige Bemerckungen mittheilen. Er leitet alle Farben auf eine etwas gewagte, aber immer sinnreiche Weise aus Blau und gelb her, selbst das rothe. Der gute Kopf leuchtet überall hervor.“ (Ebd., 253.) Dass Olufson gar nicht nach Weimar kam, teilte Goethe erst im Brief vom 9. Juni 1794 Lichtenberg mit. In dem Brief bittet Goethe auch: Wenn es Ihre Zeit erlaubt, so haben Sie ja die Güte mir mit Ihren Bemerckungen über meinen letzten Aufsatz zu helfen. (GB 10 I, 49,20–21; vgl. auch Lichtenberg, Briefwechsel 4, 283.) Die erbetene Hilfe blieb aus. 214,7–9 Vielleicht kann ich bald 〈…〉 Ew Wohlgel zusenden.] Die ostensible Reserviertheit Lichtenbergs gegenüber Goethes naturwissenschaftlichen Arbeiten ließ diesen schließlich – spätestens nach seiner im Brief vom 9. Juni 1794 geäußerten, unerfüllt gebliebenen Bitte – absehen, sich künftig um Lichtenbergs Kritik zu bemühen. 214,16 sur les ombres colorees] Vgl. zu 199,18–19. 214,16–17 biß Ostern zu behalten] Goethe schickte das Buch erst am 30. März 1796 an Lichtenberg zurück.
232. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, Ende 1793?〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
In E (S. 146) schlägt Heinrich Düntzer als Datum vor: „(Weimar 1793 oder 1794?)“; in WA IV 10 (1892), 132 verzichtet Eduard von der Hellen dann auf das Fragezeichen: „[1793 oder 1794.]“, und in WA IV 30 (1905), 259 teilt Carl Schüddekopf mit: „nach A. Leitzmann (G.-Jb. XVIII, 47) ein paar Monate zu spät eingeordnet.“ Genauere Angaben macht Leitzmann allerdings nicht. Dorothea Kuhn vermutet als Datum Ende 1794 oder Anfang 1795 (vgl. LA II 9A, 439). Diese Datierung ist ziemlich unwahrscheinlich; denn es handelt sich, wie Günter Arnold in HB 7, 505, Nr 63 (zu Herders Brief an Goethe Ende 1793/Anfang 1794, der angenommenen Antwort auf den vorliegenden Brief) sogar für gewiss hält, bei der genannten Schrift um „Goethes Ende 1793 verfaßte und am 29. Dezember abschriftlich an Lichtenberg gesandte Abhandlung ‚Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken‘“ (HB 7, 505). Mit dieser plausiblen Überzeugung lässt sich der vorliegende Brief auf Ende 1793 datieren. Nicht völlig ausgeschlossen ist allerdings, dass er Anfang 1794 geschrieben wurde.
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ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 20,2 × 16,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. von fremder Hd, Bleistift: „Goethe an Herder“. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 145f., Nr 90. WA IV 10 (1892), 132, Nr 3033 (Korrektur der Datierung in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 259). BEIL AG E
Tabellarische Ubersicht (214,20); vgl. zu 214,19–20. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Als Antwortbrief kann Herders nicht datierter, als Fragment überlieferter Brief, der wahrscheinlich von Anfang 1794 stammt, gelten (HB 7, 81, Nr 63; vgl. RA 1, Nr 843). 214,19 den Kielmeyer] Carl Friedrich Kielmeyer: Über die Verhältniße der organischen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Gesetze und Folgen dieser Verhältniße. Eine Rede, d. 11. Febr. 1793. – Die Schrift, die Kielmeyers am 11. Februar 1793 zum 65. Geburtstag des Herzogs Carl Eugen von Württemberg gehaltene Rede enthält, hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, Nr 4745). Vgl. auch LA II 9A, 439. – Kielmeyer war Professor der Naturgeschichte an der Hohen Karlsschule in Stuttgart. Über die Beschäftigung Herders mit ihm ist nichts bekannt. 214,19–20 beykommende Tabellarische Ubersicht] Wenn die Vermutung zutrifft, dass der vorliegende Brief Ende 1793 geschrieben wurde, ist wahrscheinlich mit der Übersicht die schon zusammengestellte oder erst entworfene „Rekapitulation. Von weißen, schwarzen, grauen Körpern und Flächen“ (LA I 3, 206–209) gemeint, die den Abschluss der Abhandlung „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (vgl. die folgende Erläuterung) bildet. 214,20–21 Abhandlung die ich schreiben möchte] Gemeint ist wahrscheinlich die erst aus Goethes Nachlass veröffentlichte Abhandlung „Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken“ (LA I 3, 190–209). Eine von drei überlieferten Fassungen hatte Goethe mit seinem Brief vom 29. Dezember 1793 (Nr 231) an Lichtenberg geschickt, auf dessen Stellungnahme er vergeblich hoffte (vgl. zu 214,3). 215,3 dein Urtheil] Im fragmentarischen Antwortbrief Herders heißt es: „Alles ist höchst klar u. deutlich. Ich wünschte, daß die Sache weiter geführt wäre.“ (HB 7, 81.) Allerdings fügte Herder auch, anscheinend Newton folgend, vorsichtige Kritik an Goethes Bestimmungen des Weißen und Schwarzen an, schließend: „Du wirst dem Zweifel leicht begegnen.“ (Ebd.)
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BRIEF 232
AMTLICHES
JUNI 1791
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A 1. An die Herzogliche Schlossbaukommission Weimar Weimar, 5. Juni 1791 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Bausachen B 8928, Bl. 5–6. – Doppelblatt 20(–20,3) × 27,5(–27,7) cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Präsentationsvermerk, Tinte: „Praes. d. 9n Juny, 1791. / 64.“ – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband, 20,8 × 33,9 cm, enthält 13 Bl.; auf dem vorderen Deckel mit Tinte: „Schloßbau-Commissions Acta: / Die dem Baumeister, Arens, zu / Hamburg, wegen des hiesigen Schloßbaus accordirte Remune- / ration betrL. / Weimar anno 1790. 1791. / 1792.“ E: WA IV 18 (1895), 41–43, Nr 2876a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Am 23. März 1789 setzte Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach eine Kommission „zu Regulirung des Plans, zum neuen Schloß-Bau“ ein (LATh – HStA, Bausachen B 8907, Bl. 1; vgl. auch LATh – HStA, Bausachen B 8905, Bl. 18–20). Das Weimarer Residenzschloss, die barocke Wilhelmsburg, errichtet um die Mitte des 17. Jahrhunderts, war am 6. Mai 1774 durch einen Brand bis auf die Grundmauern zerstört worden. Die finanzielle Lage des Herzogtums ließ eine rasche Wiederherstellung des Schlosses zunächst jedoch nicht zu. So blieb es bei Sicherungsmaßnahmen wie der Errichtung von Notdächern, um die Ruine vor weiterem Verfall zu bewahren. Erst am 21. August 1788, zwei Monate nach Goethes Rückkehr aus Italien, entschied der Herzog, „das alte abgebrannte Schloß nach und nach, so wie es die Kräfte der Caßen, welche zu den darauf zu verwendenden Kosten einen Beytrag thun können, gestatten, wiederum aufbauen 〈…〉 zu lassen 〈…〉.“ (LATh – HStA, Bausachen B 8905, Bl. 4.) Mit der offiziellen Bekanntgabe dieses Beschlusses am 30. Dezember 1788 erging die Aufforderung an die zum Herzogtum gehörigen Städte, Bürger, Stände und Ritterschaft, finanzielle oder anderweitige materielle Unterstützung zum Schlossbau zu leisten (vgl. ebd., Bl. 3 und 12–14). Am 25. März 1789 nahm die Schlossbaukommission, in die neben Goethe zunächst der Geheime Rat und Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt, der Kammerherr und Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel sowie der Geheime Regierungsrat Christian Gottlob Voigt berufen worden waren, ihre Arbeit auf. Das Gremium sollte den Prozess des Wiederaufbaus als eine Art Oberbauleitung führen und steuern. Die Sitzungen der Kommission fanden in unregelmäßigen Abständen je nach Bedarf statt. Dazwischen wurde die Arbeit über den Austausch entsprechender Baudokumente, Berichte und Voten geführt. Goethe hatte sowohl die künstlerische Leitung als auch, mit Voigts Unterstützung, die organisatorische Verantwortung von der Planung bis zu einzelnen Schritten des Bau-
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BRIEF A 1
ablaufs, während Schmidt für alle finanziellen Fragen zuständig war. Dem Gremium standen ferner unmittelbare Baustellenverantwortliche zur Seite, Johann Friedrich Rudolph Steiner als Baukontrolleur und Georg Christoph Steffany als Bauinspektor sowie später Johann Andreas Kirchner als Bauaufseher. Die Kommission sah sich von Anfang an mit zwei Haupthindernissen konfrontiert. Sie musste nicht nur der anhaltenden „Schwäche der Schloßbau-Casse“ begegnen (Kommissionsbericht an Carl August, 2. Januar 1792; LATh – HStA, Bausachen B 8957a, Bl. 12), die sich als ziemlich desaströs darstellte (vgl. ebd., Bl. 12–13), sondern auch der personellen Schwäche des Herzogtums. Handwerker und Künstler, die einer so großen Aufgabe gewachsen waren, mussten deshalb oft außerhalb des Herzogtums angeworben werden, ebenso ein Architekt, der den Schlossbau planerisch und gestalterisch zu bewältigen in der Lage war. Goethe gelang es im Frühjahr 1789, den erfahrenen Hamburger Architekten Johann August Arens für den Schlossbau zu gewinnen, den er 1787 in Rom kennen gelernt hatte (vgl. die einführende Erläuterung zu Nr 65). Zwar kam Arens nicht dauerhaft nach Weimar, aber der Rohbau und die Fassaden wurden bis 1796 nach seinen Entwürfen ausgeführt. Für die Innengestaltung engagierte Goethe 1798 Nikolaus Friedrich Thouret aus Ludwigsburg und anschließend ab 1800 Heinrich Gentz aus Berlin. Nach einer 15-jährigen, von häufigen Unterbrechungen gekennzeichneten Bautätigkeit konnte im Sommer 1803 die Herzogsfamilie und im Herbst 1804 Erbprinz Carl Friedrich mit seiner soeben angetrauten Frau, der Zarentochter Maria Pawlowna, in das im klassizistischen Stil errichtete dreiflügelige Schloss einziehen. Die Tätigkeit der Herzoglichen Schlossbaukommission war damit beendet. Ein offizielles Dokument über die Auflösung der Kommission ist nicht überliefert. 303,1 B. M.] Baumeister. 303,1 Arens] Der Hamburger Architekt Johann August Arens (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65) weilte gerade in der Angelegenheit des Schlossneubaus in Weimar (vgl. zu 303,17–18). 303,1–2 wichtige Schloßbau Geschäfte] Vgl. die einleitende Erläuterung. 303,2 attachiren] Von franz. attacher: anschließen, verbinden, einbinden. – Goethe war weiterhin bestrebt, Arens als leitenden Architekten für das Projekt des Schlossbaues zu gewinnen und ihn eng an Weimar zu binden. Dies gelang aber nur bedingt. Ein erstes Angebot von Goethe vom Sommer 1790, für den Schlossbau direkt in den Dienst des Weimarer Herzogs zu treten (vgl. GB 8 I, EB 327), hatte Arens ausgeschlagen. In seinem Antwortschreiben an Johann Christoph Schmidt als Vertreter der Schlossbaukommission vom 28. Juli 1790 begründete Arens die Ablehnung mit seinen Geschäften in Hamburg, den bestehenden Verpflichtungen gegenüber seinen Auftraggebern und Förderern dort (vgl. LATh – HStA, Bausachen B 8928, Bl. 3–4). Auch erklärte er unmissverständlich, dass Aufenthalte in Weimar nur gelegentlich möglich sein und stets von seinen „hiesigen Geschäften abhängen“ würden (ebd., Bl. 3), er sich selbst „zu einer jährlichen Reise nach Weimar
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nicht eigentlich anheischig machen“ könne (ebd.). Arens hielt sich nach 1789 und 1790 seit dem 24. Mai 1791 zum dritten Mal in Weimar auf. Es war gleichzeitig seine letzte Reise nach Weimar in dieser Sache (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). 303,3 einen Charackter geben] Einen (Ehren-)Titel verleihen (vgl. zu 303,7–8). 303,4 Serenissimus] Lat.: Der Durchlauchtigste (vgl. GB 8 II, zu 94,27); Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 303,7–8 wenn er den Charackter als B a u r a t h erhielte] Charakter: Hier in der Bedeutung von (Ehren-)Titel, eigentlich in Verbindung mit einem Amt (vgl. GWb 2, 985). Zwei Tage später, am 7. Juni 1791, wurde Arens für „bey dem hiesigen Residenz-Schlossbau bereits geleistete nüzliche und wohlgefällige Dienste“ zum Fürstlichen „Bau-Rath“ ernannt (LATh – HStA, Bausachen B 8928, Bl. 7). 303,10–11 unsre Berg, Legations 〈…〉 Titel ohne Funcktionen tragen] Die Verleihung eines (Ehren-)Titels war in Ausnahmefällen nicht zwingend an die Ausübung eines bestimmten Amtes gebunden. Ein Titel diente in erster Linie der Außenwirkung, er erhöhte das gesellschaftliche Ansehen einer Person. Zedlers „Universal-Lexicon“ vermerkt in diesem Zusammenhang unter dem Stichwort „Titul“ unter anderem: „Einige führen den Titel nebst würcklicher Bedienung; etliche hingegen haben nur den blossen Titel, daher man unter andern die würcklichen Räthe von den Titular-Räthen zu unterscheiden pfleget.“ (Zedler 44, 474.) 303,12 Remuneration] Vergütung, Entlohnung (von lat. remuneratio: Belohnung, Erwiderung); hier im Sinne einer außerordentlichen, frei auszuhandelnden Bezahlung. 303,13–14 ausgearbeiteten Plan der Haupt Etage geliefert] Vermutlich der von Arens vorgelegte großformatige Grundriss des Hauptgeschosses mit seiner neuen Raumaufteilung (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr PK 179a–f; vgl. Bothe, Residenzschloß, 42, Abb. 55). 303,14 mehreren andern Dingen] Arens hatte für den Weimarer Schlossbau z.B. Pläne zur Instandsetzung des auf der Westseite gelegenen so genannten kleinen Flügels geliefert und beschäftigte sich mit der Fassade und Innengestaltung des Ostflügels an der Ilmseite (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). Ferner war er mit der Überprüfung bereits vorliegender Bauzeichnungen befasst (vgl. ebd.) und stand der Schlossbaukommission in grundsätzlichen Fragen als Berater zur Verfügung. 303,15–16 die ganzen Gartenanlagen durch gegangen] Arens war auch Gartenarchitekt; er hatte sich 1786 zu entsprechenden Studien in England aufgehalten. Offenkundig war sein Rat auch bei der Gestaltung des im englischen Stil angelegten Parks an der Ilm gefragt. Näheres ist dazu allerdings nicht bekannt. 303,17 manches nachzuarbeiten] Arens hatte laut Protokoll der Sitzung der Schlossbaukommission vom 27. Mai 1791 angekündigt, „sowohl bey seiner gegenwärtigen Anwesenheit, als auch künftighin abwesend detaillirte Risse und Zeich-
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BRIEF A 2
nungen über das Ganze sowohl, als das Einzelne nachzubringen“ (vgl. LATh – HStA, Bausachen B 8919, Bl. 57; vgl. auch zu 59,22–23). 303,17–18 seiner Reise] Arens war aus Hamburg kommend am 24. Mai 1791 in Weimar eingetroffen und reiste nach einem zweiwöchigen Arbeitsaufenthalt am 8. Juni wieder zurück. Über die dafür gezahlte Vergütung ist nichts Näheres bekannt. 303,20 des Jahrs 3 Monate hier zu seyn] Ob Goethe Arens konkret einen solchen Vorschlag unterbreitet hat, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall versuchte Goethe weiterhin, den Architekten möglichst oft nach Weimar einzuladen und somit enger an das Schlossbauprojekt zu binden (vgl. auch zu 303,2). So gab Arens im Januar 1792 immerhin seine Zusage, im Herbst des Jahres noch einmal für mindestens zwei Monate nach Weimar zu kommen (vgl. zu 59,13). Wegen der politischen Spannungen mit Frankreich wurde diese Abmachung aber nicht eingehalten (vgl. ebd.). Auch später holte Arens den Besuch in Weimar nicht mehr nach, so dass sich seine Bindung an das Schlossbauprojekt immer weiter lockerte (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). 303,21 was ihn an Hamburg hält ist der große Verdienst] Arens besaß seit 1790 das Hamburger Bürgerrecht und war dort unter anderem Mitglied der Patriotischen Gesellschaft, einer aufgeklärt-gemeinnützigen Sozietät, der die führenden Familien der Hansestadt angehörten. Nicht zuletzt dadurch entwickelten sich gute Verbindungen zur Hamburger Großkaufmannschaft und zur politischen Administration der Stadt, was ihm den Zugang zu Aufträgen, z.B. für die Errichtung von Stadt- und Landhäusern, aber auch von öffentlichen Bauten, Denkmälern und Gartenanlagen, erleichterte. 303,23 hochgeehrtesten Herrn Mitkommissarien] Vgl. die einleitende Erläuterung. 303,25 Decret] Entscheidung, Beschluss, Bescheid. Die entsprechende Urkunde zur Verleihung des Titels eines Fürstlichen Baurates erhielt Arens am 7. Juni 1791 (vgl. zu 303,7–8). 303,26 unsrer Casse] Wahrscheinlich ist die Kassenstelle der Herzoglichen Kammer gemeint, über die auch die Zahlungen des Schlossbauprojekts abgewickelt wurden. Der Bauverwalter Steffany war zuständig für die entsprechenden Mittelanforderungen und die gestellten Rechnungen. Vgl. LATh – HStA, Bausachen B 8928, Bl. 7 und 11. 303,28 s. m.] Abgekürzt für lat. salvo meliore: Vorbehaltlich eines besseren Vorschlags, des Besseren unbeschadet (weiter vgl. zu 28,1).
AUGUST 1791
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A 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 16. August 1791 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Sign.: Bergwerke B 16040, Bl. 242. – Doppelblatt 19,7(–20) × 27,5(–27,7) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd Empfangsvermerk, Tinte: „ps. d. 17. Aug. 1791.“. – In einem gehefteten Konvolut mit hellbraunem Pappeinband, 21,8(–22) × 36,3(–36,5) cm, 46 Bl., beschriebene Seiten paginiert; auf der Vorderseite aufgeklebtes Etikett in der Form des sächsischen Wappens, darauf von fremder Hd, Tinte: „Geheime / Canzley-Acta, / das / Bergwerck zu Ilmenau / besonders / dessen indendirte Wie / der Erbauung / betr. / Vol IV. / 1781.“, darunter Aufkleber: „Eigenthum des / Geh. Haupt- u. Staats-Archivs zu Weimar.“, darunter, Tinte: „B 16040.“ E: Goethe und Ilmenau (1912), 366, Nr 8. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 93, Nr 2884a. BEIL AG EN
Rechnung und Diätenzettel (vgl. 304,7–8; vgl. auch zu 304,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 304,1 Promemoria] Lat.: Zum Gedächtnis, zur Erinnerung; amtliches (offizielles) Schriftstück (vgl. zu 68,30–70,1). Hier im Sinne von Eingabe, Merkzettel, die Rechnung und Diätenzettel vom Ilmenauer Gewerkentag betreffend. 304,2 in Ilmenau nach geendigtem Gewerckentage] Der Gewerkentag des Bergwerksunternehmens (Bergwerksgewerkschaft) in Ilmenau dauerte vom 6. bis zum 11. Juni 1791 (vgl. zu 16,25–26 und zu 19,4–5). Vgl. weiter die Protokolle der Sitzungen vom 8. und 9. Juni sowie die „Fünfte Nachricht von dem neuen Bergbaue zu Ilmenau“ (datiert auf den 1. Juli 1791); FA/Goethe I 26, 585–607, Nr 255–257; außerdem Goethe und Ilmenau, 211–220. – Herzog Carl August hielt sich am 10. und 11. Juni in Ilmenau auf. 304,4–5 Aufwand berechnet, 〈…〉 gewöhnlichen Diaten ausgezahlt werden] Am 18. August 1791 erging ein Reskript an die Kammer zu Weimar mit der Anweisung, den Aufwand für den Gewerkentag in Höhe von 201 Talern und 7 Pfennigen sowie die gewöhnlichen Diäten für die Mitglieder der Bergwerkskommission auszuzahlen. Vgl. das Konzept des Reskripts; LATh – HStA, Bergwerke B 16040, Bl. 247. – Die Rechnungen und Belege aus der Kammerverwaltung zu Weimar sind nicht überliefert.
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BRIEF A 3
A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 7. November 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 30/64, Bl. 3–4. – Doppelblatt 20,3(–20,5) × 34,7(–35,1) cm, 3 S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr. (Text rechts, Korrekturen und Ergänzungen links), Schreiberhd (Schumann), Tinte; Datumszeile, Paraphe und eine Bemerkung links neben der Zeile 305,6 Wegen mancherley eintretenden Umständen, egh., Tinte: NB. Kronenthaler. – In einem gehefteten Konvolut in blauem Packpapierumschlag, 20,5 × 35,2 cm, Umschlagvorderseite oben Mitte, fremde Hd (sS, von der Hellen?), Blaustift: „St. = M. V Nr 2.“, darunter fremde Hd (sS, von der Hellen?), Rotstift: „Geldsorten betr. / 1793“, 14 Blatt, in der Mitte gefaltet. E: WA IV 18 (1895), 53f., Nr 3024a (nach h). Textgrundlage: h. BEIL AG EN
Akten und Berichte zur aktuellen Situation des Münzwesens im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 305,3–5 und zu 305,12–13). ERL ÄUT ERUNGEN
Das Briefvotum Goethes beantwortet den von Johannes Schmidt zugesandten Protokollauszug von der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 5. November 1793 (H: GSA 30/64, Bl. 1f.; vgl. auch AS 2.1, 343f., Nr 67A). – Das Schreiben wird beantwortet durch einen wiederum von Johannes Schmidt zugesandten Protokollauszug von der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 8. November 1793 (H: GSA 30/64, Bl. 6; vgl. auch AS 2.1, 358, Nr 67K). Zum Geheimen Consilium, dem höchsten Entschluss- und Beratungsgremium in der herzoglichen Administration in Weimar, vgl. GB 8 II, zu 229,20–21 und 229,29 sowie GB 9 II, zu 21,14–15 und 36,28. 304,15–18 Rescripte vom 11 Octobr. 〈…〉 mit einigem Aufgelde anzunehmen] Das Reskript an die Weimarer Kammer vom 11. Oktober 1793 ist nicht überliefert. Die Kammer wies auf Grundlage dieses Reskripts mit Zirkularverfügung vom 11. November 1793 alle herrschaftlichen und Landes-Einnehmer an, „vor der Hand 〈…〉 die Königl. Preußischen groben Silbermünzsorten vom Thaler bis zu 8 gr., jedoch mit folgendem Aufgeld, nemlich die ganzen und halben Thalerstücke mit 1 Groschen und resp. 6 pf., die viel häufiger coursirenden Achtgroschenstücke hingegen mit 6 pf. Aufgeld pro Stück bey den herrschaftlichen und Landescassen anzunehmen.“ (Vgl. Ältere und neuere Gesetze, Ordnungen und Circular-Befehle für das Fürstenthum Weimar und für die Jenaische Landesportion
NOVEMBER 1793
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bis zum Endes des Jahres 1799 in einem alphabetischen wörtlichen Auszug gebracht von Johannes Schmidt. Bd 5. Jena 1802, S. 435.) 304,18–19 ein gleicher Befehl 〈…〉 Eisenachil. Regierung zu erlassen seyn] Ein analoges Reskript an die Eisenacher Kammer war bereits mit Datum vom 1. November 1793 entworfen, aber zunächst noch zurückbehalten worden (vgl. zu 305,6–8). 304,21–23 preussischen harten Sorten mit Verlust 〈…〉 in die Cassen gebracht werden dürften] Vgl. zu 304,15–18. 304,26 Deliberation] Von lat. deliberatio: Beratung in einem offiziellen Gremium, Erörterung durch Sachkundige (vgl. GWb 2, 1119). 305,3–5 in dieser äusserst schweren und verwickelten Sache seine Gedanken 〈…〉 zur Prüfung vorzulegen] Goethe hatte auftragsgemäß bereits damit begonnen, ein ausführliches Gutachten zu den Münzgeldproblemen auszuarbeiten (vgl. zu 205,18–19) und hierzu zwischen dem 5. und 7. November 1793 umfangreiche Vorarbeiten angefertigt (vgl. AS 2.1, 344–353, Nr 67B–G). Er nutzte dazu Aktenmaterial, das ihm zusammen mit dem Auftrag im Extractus Protocolli vom 5. November 1793 zugestellt worden war (vgl. die Bezugsbrieferläuterung). Dazu gehörten das vorläufige Reskript an die Fürstliche Regierung zu Eisenach vom 1. November, ein Lagebericht der Landschaftskassendirektion Weimar und ein Bericht der Eisenacher Regierung vom 24. Oktober über die Münzsituation dort, jeweils mit den dazugehörigen Akten und der so genannte Strobelschen Relation, ein Bericht über die Entwicklung des Kronentalers im Fränkischen Kreis vom Sommer 1793 (vgl. Extractus Protocolli, 8. November 1793; GSA 30/64, Bl. 6; vgl. auch AS 2.1, 344, Nr 67A). Da die Absendung des zurückgehaltenen Reskripts an die Eisenacher Regierung und Kammer vom 1. November 1793 nicht weiter aufgeschoben werden konnte, wurde Goethes Gutachten nicht abgewartet. Goethe überstellte es wahrscheinlich am 24. November 1793 (vgl. zu 305,22–23). 305,6–8 die angezeichnete Stelle 〈…〉 noch ausgelassen würde] Das Reskript an die Eisenacher Kammer vom 1. November 1793 wurde erst nach dem 7. November 1793 abgeschickt. Die Kammer behandelte es am 12. November und instruierte die nachgeordneten Behörden mittels eines Zirkularschreibens vom 14. November 1793 (vgl. Zirkularschreiben der Kammer zu Eisenach, 14. November 1793; LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 54–61). Das Konzept ist nicht überliefert, sondern lediglich die Kopie der Ausfertigung, so dass die von Goethe genannte Textstelle nicht zu ermitteln ist (vgl. ebd., Bl. 49–51; vgl. auch Inhaltsangabe in: AS 3, 136f.). 305,9 eine weitere Entschließung vorbehielte] Ein weiteres Reskript an die Regierung zu Eisenach erging am 26. November 1793 (vgl. zu 305,27–28). 305,10–11 letzten Ber. des hies. Cassae Directorii] Nicht überliefert. Gemeint ist ein entsprechender Bericht der Landschaftskassendirektion in Weimar (vgl. zu 305,3–5).
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BRIEF A 4
305,12–13 hier zurückfolgenden Acten, 〈…〉 das Strobelsche Exhibitum] Goethe schickte hier die Akten, die ihm mit dem Auftrag zu einem Münzgutachten im Extractus Protocolli des Geheimen Consiliums vom 5. November 1793 zugestellt worden waren, wieder zurück (vgl. ebd.). Darunter war auch das so genannte Strobelsche Exhibitum, der Bericht des sachsen-weimarischen Agenten beim Fränkischen Kreis in Nürnberg, Johann Erhard Strobel, vom 25. Juni 1793 über die aktuelle Kursentwicklung des Kronentalers im Fränkischen Kreis (vgl. ebd.). – Exhibitum (von lat. exhibere: darbieten); hier als Terminus in der Kanzleisprache verwendet: schriftliche Eingabe, Ausarbeitung, Bericht, bei einer zuständigen Instanz eingereichtes Schriftstück (vgl. GWb 3, 492). 305,14 Ausarbeitung] Goethe fertigte zwischen dem 8. und 23. November 1793 umfangreiche Aktenexzerpte sowie ein Schema und ausführliche Entwürfe zu seinem Gutachten an, das er wahrscheinlich am 24. November fertiggestellt hatte (vgl. zu 305,22–23). Dazu waren ihm am 8. November alle verfügbaren Akten zum Münzwesen, die bis ins Jahr 1760 zurückreichten, überstellt worden, außerdem die schon zuvor eingesehenen neueren Dokumente, vor allem zur Eisenacher Situation (vgl. Extractus Protocolli, 8. November 1793; GSA 30/64, Bl. 6 und Descriptio Actorum, welche dem Herrn Geheimen Rath von Goethe mittelst Extractus Protocolli vom 8. Nov. 1793 communiciret und resp. anderweit wiederum zugefertiget werden sollen; ebd., Bl. 9–10; vgl. auch AS 2.1, 358–360; Nr 67K). Es handelte sich dabei um insgesamt 22 Aktenauszüge. 305,15–16 die ältern in Münzsachen ergangenen 〈…〉 Canzleyacten gehorsamst erbittet] Zu dem am 8. November neu zur Verfügung gestellten umfangreichen Aktenmaterial gehörten auch zahlreiche Dokumente sowohl zur deutschen Münzgeschichte wie auch zur Situation im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach in den letzten drei Jahrzehnten. 305,19 Entfernung der Pr. Sechser Probiren der gröbern Sorten] Die mit Bleistift geschriebene Ergänzung unter dem Text von Goethes Votum bezieht sich wahrscheinlich auf das Konzept des Reskripts vom 1. November 1793 an die Regierung zu Eisenach (vgl. zu 305,6–8). In das Reskript an die Eisenacher Regierung fand dann auch der wahrscheinlich auf Goethe zurückgehende Passus Eingang, mit dem die Einnehmer angewiesen wurden, „unter der Hand sämmtliche Königl. Preuß. Silber-Geld-Sorten probiren zu laßen, und den Bestand anhero zu berichten.“ (LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 51.)
NOVEMBER 1793
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A 4. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 24. November 1793 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 30/64, Bl. 14. – Doppelblatt 19,7(–19,9) × 33 cm, 1 S. zweispaltig (halbbrüchig) beschr., (Text rechts), Schreiberhd (Goetze), Tinte; Datumszeile und Paraphe, egh., Tinte. – In einem gehefteten Konvolut (vgl. Überlieferung Nr A 3). E: WA IV 18 (1895), 55f., Nr 3026b (nach h). Textgrundlage: h. ERL ÄUT ERUNGEN
Das Briefvotum Goethes beantwortet den von Johannes Schmidt zugesandten Protokollauszug von der Sitzung des Geheimen Consiliums vom 23. November 1793 (H: GSA 30/64, Bl. 13; vgl. auch AS 2.1, 386f., Nr 67R). – Eine Antwort ist nicht bekannt. 305,20–21 Remission der mir kommunicirten Eingaben und Ackten] Rücksendung der am 8. November 1793 zur Verfügung gestellten Akten für die Erstellung des Münzgutachtens (vgl. zu 305,3–5; zu 305,12–13; zu 305,14) sowie des am Vortage übermittelten jüngsten Eisenacher Votums in der Sache der sich dort in Umlauf befindlichen minderwertigen Münzsorten. Die Kammer zu Eisenach hatte am 21. November 1793 mit diesem Votum auf das ihr nach dem 7. November 1793 zugegangene Reskript des Geheimen Consiliums vom 1. November 1793 (vgl. zu 305,6–8) reagiert. In ihrem Votum wurden die Proteste der eisenachischen Unterbehörden gegen die zentrale Anweisung geschildert, dass die Kassen zukünftig die geringwertigen preußischen Münzsorten nicht oder nur mit entsprechendem Aufgeld annehmen dürften. Es wurde außerdem darauf verwiesen, dass ähnliche Anordnungen bereits in früheren Jahren wirkungslos geblieben seien. Zugleich warnte die Eisenacher Kammer davor, dass diese Praxis, die einer versteckten Steuererhöhung gleichkam, leicht den Unwillen der Bevölkerung erregen könnte (vgl. LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 67f.; vgl. auch AS 3, 143). 305,22–23 angenommenen Grundsätzen 〈…〉 Kammer zu Eisenach bescheiden möge] Goethe votierte dafür, trotz der Einwände aus Eisenach im Grundsatz bei den im Reskript an die Eisenacher Kammer vom 1. November angeordneten Maßnahmen zu bleiben. Goethes abschließendes Gutachten ist nicht überliefert, doch weisen die erhalten gebliebenen Vorarbeiten, zwei Schemata, und das Konzept seines Vortrags für das Geheime Consilium vom 25. oder 26. November 1793 in diese Richtung (vgl. GSA 30/67, [St. – M VII] Bl. 1–6 und 7–15 sowie [St. – M VIII]; vgl. auch AS 2.1, 373–386 und 386–392, Nr 67P, Q und T). Am 26.
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BRIEF A 4
November 1793 erging ein entsprechendes Reskript des Geheimen Consiliums an die Eisenacher Kammer, diesmal von Goethe mitunterzeichnet (vgl. LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 90f.; vgl. auch AS 2.1, 392–394, Nr 67U; vgl. auch Postskript an die Eisenacher Kammer, 26. November 1793; LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 92 und AS 2.1, 394, Nr 67V). Das Geheime Consilium bestätigte darin die Festlegungen des Reskripts vom 1. November 1793 und wies die Kammer nochmals an, dass bei der Entrichtung von Steuern und Abgaben preußische Silbermünzen nur mit Berechnung eines Aufgeldes in Zahlung genommen werden sollten. Zur Begleichung von Kleinstposten unter 8 Groschen sollte auch die Annahme von preußischen Vier-Groschen-Stücken gegen ein Aufgeld von 3 Pfennig pro Stück zulässig sein. Kleinere preußische Scheidemünzen waren ganz abzulehnen. Gegen Steuerpflichtige, die ihre Zahlungen mit der Begründung zurückhielten, dass sie über kein anderes Geld als preußische Scheidemünzen verfügten, sollte als vorsätzliche Restanten mit aller Strenge verfahren werden. 305,26–27 Collegia und Subalternen, die über erhaltne Befehle 〈…〉 wachen sollten] Das Kammerkollegium zu Eisenach und die ihm unterstellten Kassen-, Rent-, Post- und Geleitsbeamten, deren Kritik an den Anweisungen des Geheimen Consiliums der Bericht vom 21. November 1793 übermittelt hatte (vgl. zu 305,20–21). 305,27–28 auf die Seite der Renitenten schlagen] Goethes Interpretation der von der Eisenacher Kammer vorgetragenen Kritik als Renitenz fand ihren Niederschlag in dem außergewöhnlich scharfen Ton, mit dem das Reskript vom 26. November 1793 die Eisenacher Kammerbeamten instruierte, sämtliche ihrer Steuereinnehmer „an eine furchtlose und strenge Ausübung ihrer Pflicht zu erinnern, dagegen sie bei vorfallenden Unannehmlichkeiten jederzeit auf das ernstlichste zu soutenieren“ seien (LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 91; vgl. auch AS 2.1, 393). Da aber die Bedenken der Eisenacher Behörden damit nicht gänzlich zu unterbinden waren, sah sich das Geheime Consilium veranlasst, am 3. Dezember ein ergänzendes Reskript nach Eisenach zu schicken, in dem die Strenge der bisherigen Ordre zumindest etwas abgemildert wurde: „Ob wir wohl noch immer die von Uns getroffene Verfügung als das einzige Mittel ansehen, dem einreißenden Übel in Zeiten zu begegnen 〈…〉 und Wir daher solche als Regel 〈…〉 bestehen laßen: So haben wir jedoch bey der wahr genommenen großen Abneigung, solche Eures Theils zur Ausführung zu bringen und demnach zu besorgenden nachtheiligen Folgen und unangenehmen Ereignißen, die Entschließung gefaßt, vor der Hand es Eurem pflichtmäßigen Ermeßen lediglich zu überlaßen, in wie fern bey den öffentlichen Einnahmen jene Vorschriften ins Werck gerichtet werden können, oder in wie ferne Ihr davon abzuweichen und einer Ausnahme nach Beschaffenheit der Umstände nachzusehen für räthlich erachten werdet.“ (LATh – HStA, Eisenacher Archiv, Münzwesen Nr 46, Bl. 117f.) Auch dieses Reskript war von Goethe mitunterzeichnet.
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ANHANG
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Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Johanne Susanne Bohl, Gedicht: „Freund, mein Wonne Mond ist schon erschienen“ . . . . . . . . Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz an Goethe, 〈etwa zwischen 9. und 12. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Heinrich Jacobi an Goethe, 1. August 1792 (Entwurf) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Helene Jacobi an Juliane von Reventlow, 28. August 1792 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rosalia Heußler an Goethe, 22. Juli 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch, Tagebucheintrag vom 23. Oktober 1792 (Teildruck) . . . . . . . . Friedrich Victor Leberecht Plessing an Immanuel Kant, 6. August 1792 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Christian Gottlob Voigt an Goethe, 〈31. Dezember 1792〉 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Ludwig Schnauß an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 18. März 1793 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notizen von Christian Gottlob Voigt auf der Rückseite des Briefs Goethes an Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 1. und 6. September 1793〉 . . . . . . . . Andreas Joseph Schnaubert an Christian Gottlob Voigt, 20. September 1793 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Philipp Karl von Pückler-Limpurg an Goethe, 10. Oktober 1793 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Andreas Joseph Schnaubert an Goethe, 4. November 1793 (Teildruck) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
50 145 274 286 344 373 387 400
417
552 601 602 603
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Verzeichnis der Faksimiles Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8
Abb. 9
Abb. 10
Abb. 11
Aufzeichnungen Goethes zu einem optischen Farbexperiment: „Conservanda. Farbenlehre. Neueres und Aelteres zu sondern zu vertheilen“; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . Steiner/Arens: „Weimar Residenzschloss. Ostflügel. Haupttreppenhaus. Grundrissentwurf“, Feder- und Pinselzeichnung, um 1792; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . Johann Heinrich Meyer: „Kastor und Pollux rauben die Töchter der Leukippos“, Ölgemälde 1791/92; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . Charles Louis Clérisseau: „Weimarer Residenzschloss. Plan zum Festsaal“, Federzeichnung, aquarelliert, 1792/93; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . Christiane Vulpius an Goethe, 13. Mai 1792, S. 3; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . . Johann Heinrich Meyer: „Iris auf dem Regenbogen“, Zeichnung mit Leimfarben 1792; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . Goethehaus am Frauenplan, Gelber Saal mit Kamin, Fotografie; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . „Igeler Säule“ (Grabmal der Secundinier), Statuette, Eisen, schwarz patiniert; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . Christian Gottlob Voigt an Goethe, 10. Juni 1793; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar. . . . . . . . . . . . . .
79
189
197
289 321 322 323
333
355
375 476
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Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „Z“ auf „Zweifelhaftes“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwähnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwähnungen in den Erläuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einführenden Erläuterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwähnte Werke und Personen. Auf den Bearbeiter zurückgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z.B.: 〈Porträt Herzog Carl Augusts〉 (Kupferstich). Um unnötige oder irreführende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberücksichtigt, ebenso die Übersetzungen der fremdsprachigen Briefe Goethes. Fürstlichkeiten und Könige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z.B.: Preußen, Friedrich II. [der Große], König von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Päpste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Relativpronomen dessen/deren nicht auf die jeweils zuletzt erwähnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete. Als Plural ist das Pronomen deren zu verstehen, wenn beide Elternteile zu Beginn des Eintrags genannt sind. Einträge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Das Register der Anonyma und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit möglich in originaler Orthographie.
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Register
Personen und Werke Abailard, Pierre (Abaelardus, Petrus) (1079–1142), französischer Philosoph, Theologe, Schriftsteller (Abelard und Eloise) 138; 429 f. Abel, Johann Gotthelf Leberecht (1749–1822), Arzt, seit 1784 in Düsseldorf, Hausarzt der Familie Friedrich Heinrich Jacobis 138; 430 Abraham a Santa Clara (d. i. Hans Ulrich Megerle) (1644–1709), Kanzelredner, Schriftsteller 288 Judas der Ertz-Schelm 288 Ackermann, Konrad Ernst (1712– 1771), Schauspieler, seit 1751 Theaterprinzipal, ab 1764 in Hamburg 57 –, Sophie Charlotte s. Schröder, Sophie Charlotte Adam, Robert (1728–1792), schottischer Architekt 290 Äsop (Aisopos) (6. Jh. v. Chr.) griechischer Fabeldichter 408 f. Fabeln 409 Von der Natur der Katze 408 Aetius (395/396–454 n. Chr.), weströmischer Feldherr 347 Alberti, Leon Battista (1401–1472), italienischer Schriftsteller, Architekt und Kunsttheoretiker 41 Albrecht, Johanna S o p h i e Dorothea, geb. Baumer (1756–1840), Schauspielerin, Bekannte Friedrich Schillers und Christian Gottfried Körners 36; 114 Alessandri, Felice (1747–1798), Cembalist und Opernkomponist aus Rom, seit 1789 in Berlin 38 Alfieri, Vittorio (1749–1803), italienischer Schriftsteller und Dramatiker 132; 405, 413 Tragedie di Vittorion Alfieri da Asti 132; 405, 413
Altichiero da Zevio (1330–1390), Veroneser Kirchenmaler 405 f. Ambros, Michael Hermann (1750–1809), Schriftsteller, Herausgeber, Verleger in Graz 104 Amor, Peter (um 1760–1797), Schauspieler in Weimar 58, 302 –, Caroline, geb. Friderici, (geb. 1745), verw. Naumann, Schauspielerin in Weimar, dessen Frau 90; 58, 302 Anfossi, Pasquale (1727–1797), italienischer Komponist 47 La maga circe (Oper) 47 Anhalt-Dessau –, L e o p o l d III. Friedrich Franz von (1740–1817), seit 1758 regierender Fürst, 1807 Herzog 174, EB 158, EB 159, EB 162; 139, 155 f., 174; 290, 292 f., 295, 433, 458, 482, 508 –, Louise, Prinzessin von BrandenburgSchwedt (1750–1811), seit 1767 dessen Frau 482 –, Leopold II. Maximilian Fürst von (1700–1751), dessen Vater 482 –, Gisela Agnes von Anhalt-Köthen (1722–1751), seit 1737 verh. mit Leopold II., dessen Mutter 482 –, Moritz, Fürst von (1712–1760), preußischer Generalmarschall, seit 1751 Erzieher seines Neffen Leopold III. Friedrich Franz 482 Anhalt-Zerbst, Friedrich August von (1734–1793), seit 1747 regierender Fürst 433 Antonia Minor (36 v. Chr.–37 n. Chr.), Tochter des Marcus Antonius und der Octavia Minor 622 Aragona, Nicola Gaetani dell’Aquila d’ (1744–1801), italienischer Adliger (VIII. duca di Laurenzana) 622 Arens, Johann August (1757–1806), Architekt in Hamburg, Berater beim
Personen und Werke
Wiederaufbau des Weimarer Schlosses 65, EB 17, EB 85, EB 111, EB 117; 23, 27, 58, 303; 68 f., 85 f., 88, 121, 184–187, 188–191, 290 f., 593 f., 647–650 Verzeichnis der Risse die der Herr Baumeister Steinert von hier mitgenommen 186 –, Carl, Nicolaus (gest. 1788), Tischler in Stralsund, dessen Vater 188 Aristoteles (384–322 v. Chr.), griechischer Philosoph 269 Attila (um 410–453), Hunnenkönig 108; 347, 351 Babrios (Babrius) (1. oder 2. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter italischer Herkunft 409 Fabulae Aesopiae (Fabeln des Äsop) 409 Bach, Carl Philipp Emanuel (1714–1788), Komponist, seit 1767 Musikdirektor in Hamburg 9; 26 f. Clavier-Sonaten nebst einigen Rondos fürs Forte Piano für Kenner und Liebhaber 〈…〉. Erste–Sechste Sammlung 9; 26 f. Baggesen, Jens Immanuel (1764–1826), dänischer Dichter 527 Baillou (Paillou) s. Heußler, Franz Baldauf, Carl Gottfried (1751–1811), Bergingenieur, seit 1787 Berggeschworener in Schneeberg, Sachverständiger in Ilmenau 54 Balsamo, Felicitas, geb. Bracconeri, die Mutter Cagliostros 34; 109 Balsamo, Giuseppe s. Cagliostro, Alexander Graf von Bansa, Johann Conrad (1721–1800), Weinhändler und Bankier (Bansa & Reuß) in Frankfurt a. M. EB 171; 163, 170; 483, 498, 508 –, Johann Matthias (1758–1802), Weinhändler und Bankier (Bansa &
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Reuß) in Frankfurt a. M., dessen Sohn 280; 483 –, Maria Magdalena, geb. Reuß (gest. 1791), dessen Schwiegertochter 483 Barberi, Giovanni (1737–1822), italienischer Autor, Theologe, Historiker 103, 109 Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo 32; 103 f., 109 Barth, Johann Ambrosius (1760–1813), Verleger in Leipzig 91 Barton, Charles (1760–1813), englischer Schriftsteller 172; 502 f. Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, seit 1787 Professor der Medizin in Jena, 1793 Mitbegründer der Naturforschenden Gesellschaft und ab 1794 Direktor des botanischen Gartens in Jena 3, 35, 60, 67, EB 62, EB 67, EB 114, EB 137; 49, 160 f.; 12, 67, 105, 150 f., 175, 421, 477 f., 528, 554, 564 Analyses florum e diversis plantarum generibus 14 Beyträge und Entwürfe zur pragmatischen Geschichte der drey NaturReiche nach ihren Verwandtschaften 13 Mineralreich. Erster Theil: Mineralund Steinarten 13 Botanische Bemerkungen 55; 177 Erstes Stück 55; 177 Dispositio generum plantarum Jenensum secundum Linnaeum et familias naturales, quam speciminis inauguralis loco extuit 477 Dissertatio inauguralis botanica sistens dispositionem generum plantarum Ienensium secundum Linnaeum et familias naturales 14 Elenchi fungorum continuatio secunda describens 49 species et varietates totidem iconibus 184–232 repraesentates 14
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Register
Erste Gründe der systematischen Chemie zum Unterricht der Anfänger, und zur leichteren Uebersicht tabellarisch vorgetragen 13 f. Sechs Kupferstiche mit Conchylien des Seesandes 49; 150, 177 Testaceorum Arenulae marinae tabulae sex priores (lat. Ausgabe von „Sechs Kupferstiche mit Conchylien des Seesandes“) 49; 150 f. Versuch einer Anleitung, zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen 14 Versuch einer Anleitung, zur Kenntniß und Geschichte der Thiere und Mineralien 13 Versuch einer historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besonderen Geschichte der cörperlichen Grundstoffe 37; 14, 118, 177, 201 Erster chemischer Theil 14, 119 Zweyter physicalischer Theil 37; 118 f., 177 Versuch einer Mineralogie für Vorlesungen und anfangende Sammler von Mineralien 13 –, Sophie Carolina A m a l i e , geb. Pfündel (1765–1852), dessen Frau 68 Baumgarten, Peter im (Peter Lindau) (1761–1799), schweizerischer Hirtenjunge, seit 1777 Pflegesohn Goethes 108, 417 f. Bayet, Jean Baptiste Annibal du (1759–1797), 1793 Brigadegeneral der französischen Truppen in Mainz 182; 524 Beattie, James (1735–1803), schottischer Philosoph und Schriftsteller 83 Grundlinien der Psychologie, natürlichen Theologie, Moralphilosophie und Logik (dt. Übersetzung) 83
Bechtolsheim s. Mauchenheim Beck, Johann Christoph (1754–nach 1800), Schauspieler in Weimar 172; 504, 531 –, Christiane Henriette, geb. Zeitheim (1744–1833), verw. Wallenstein, seit 1794 Schauspielerin in Weimar dessen Frau 172; 505 –, Heinrich Christian (1760–1803), Schauspieler und Dramatiker, seit 1779 in Mannheim. dessen Bruder EB 34, EB 48, EB 129, EB 193, EB 196, EB 201; 3, 25; 7 f., 21, 76 f., 301, 504 –, Johanna J o s e p h a , geb. Scheffer (1769–1827), Sängerin und Schauspielerin, seit 1780 in Mannheim, verh. mit Heinrich Christian Beck 3; 7 f., 531 Becker, Johann H e i n r i c h Christian Ludwig (1764–1822), Schauspieler in Weimar 90; 142 Béguelin, Nicolas de (1714–1789), Schweizer Jurist und Naturforscher, seit 1747 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, Erzieher des späteren Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen 202; 592 Mémoires sur les ombres colorées 202; 592 Beinitz, Johann Ernst Wilhelm (1751–1813), Handwerker (Glaser) in Weimar 165 Bellmont, Johann Arnold (1718–1803), kurmainzischer Geheimer Rat, Regierungs- und Kammerdirektor in Erfurt EB 89 Bellomo, Joseph (Giuseppe) (1754–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, von 1784 bis 1791 in Weimar, von 1791 bis 1797 in Graz 6 f., 9 f., 46; 16–24, 27–30, 47, 75, 81 f., 130, 142, 203, 581
Personen und Werke
Benda, Georg Anton (1722–1795), Komponist, Violinist und Kapellmeister, von 1750 bis 1778 Hofkapellmeister in Gotha, musikalischer Berater der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 246 –, Christian Hermann (1759–1805), Schauspieler und Opernsänger in Berlin, seit 1791 in Weimar, dessen Sohn 46 f.; 140 f., 143, 205 Bentheim, Johann Georg von (1739–1801), sachsen-weimarischer Offizier, seit 1783 Stadtkommandant in Jena 342 Bentzel-Sternau, Ernst Carl Graf (1790:) von (1767–1849), kurmainzischer Regierungsrat und Beamter in der Erfurter Regierung, später in badischen Diensten 211; 129 f., 578 f., 583 Eduard Youngs Nachtgedanken (Übersetzung) 579 Berger, Gottfried Daniel (1744–1824), Zeichner und Kupferstecher in Berlin 148, 100 f. Schwerins Tod (Kupferstich nach Johann Christoph Frisch) 100 Berlepsch, Dorothea Friederike E m i l i e von, geb. von Oppel (1755–1830), Schriftstellerin EB 105 Bernstorff, Henriette Auguste Luise Friederike von, geb. zu StolbergStolberg (1747–1782), seit 1763 verh. mit Andreas Peter von Bernstorff 224 Berthollet, Claude-Louis (1748–1820), französischer Arzt und Chemiker 85; 120, 280, 440 Eléments de l’art de la teinture 85; 280 Methode der chemischen Nomenklatur für das antiphlogistische Sys-
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tem (Gemeinsam mit de Fourcroy, Lavoisier und Morveau) 440 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Schriftsteller, Übersetzer, Verleger und Unternehmer in Weimar, Besitzer des Landes-Industrie-Comptoirs, von 1775 bis 1796 Geheimer Sekretär und Schatullverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 40, 129, 152, 158, 166, 182, EB 148; 206, 219; 6, 72, 75, 84 f., 100, 105–107, 124–126, 128, 132 f., 149, 153, 158 f., 161, 163, 169 f., 198, 249, 254, 264, 272, 302, 357, 369, 393, 397, 415, 431, 434, 466, 469, 474, 610 f. Elfriede (Drama) 75 〈Über neueste französische Missionsberichte aus China〉 198 –, Friederike Elisabeth Karoline, geb. Slevo(i)gt (1751–1810), seit 1776 dessen Frau 494 Bethmann, Simon Moritz (1687–1725), Amtmann in hessisch Nassau 637 –, Johann Philipp (1715–1793), Kaufmann und Bankier (Gebrüder Bethmann) in Frankfurt a. M., dessen Sohn 637 –, Johann Jacob (1776:) von (1717–1792), Kaufmann und Bankier in Bordeaux und Frankfurt a. M., dessen Sohn 636 f. –, Katharina Elisabeth (1719–1768), dessen Tochter 637 –, Simon Moritz jun. (1721–1782), Kaufmann und Bankier (Gebrüder Bethmann) in Frankfurt a. M., dessen Sohn 637 Bethmann-Metzler, Peter Heinrich von (1744–1800), Kaufmann und Bankier in Frankfurt a. M., seit 1769 Teilhaber des Bankhauses Gebrüder Bethmann 228; 540, 631, 636 f.
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Register
–, Catharina Elisabeth ( E l i s e ) von, geb. Bethmann (1753–1813), Frankfurter Jugendfreundin Cornelia Goethes, später Catharina Elisabeth Goethes, Tochter Johann Jacob von Bethmanns, seit 1769 dessen Frau 212; 636–638 –, Jacob Philipp von (1770–1811), dessen Sohn 638 –, Simon Moritz von (1772–1826), dessen Sohn 638 –, Sophie Elisabeth von (1774–1806), dessen Tochter 212; 540, 638 –, Johanne Caroline Louise von (1777–1801), dessen Tochter 212; 638 –, August Friedrich Heinrich von (1782–1782), dessen Sohn 638 –, Christian Eduard Heinrich Ferdinand von (geb. 1786), dessen Sohn 212; 635, 637 f. Bivona, Antonio s. Vivona, Antonio Blos, Johann Andreas (1766–1804), Dekorateur am Weimarer Hoftheater 195; 569 Blumenbach, Johann Friedrich (1752–1840), Naturforscher, Mediziner und Anthropologe, seit 1776 Professor in Göttingen 222, 229; 621 f. 〈Totenschädelsammlung〉 209; 622 Blumenstein, Johann Ernst (1774/75–1804), Soldat im herzoglichen Jägerbataillon in Weimar 168; 494 –, Catharina Margaretha, geb. Günther, seit 1793 dessen Frau 168; 494 –, Carl Gottfried Michael (geb. 1794), dessen Sohn 494 Böcking, Eduard (1802–1870), Jurist, Professor in Bonn 516 Bode, Johann Joachim Christoph (1730–1793), Musiker, Schriftsteller und Übersetzer, Freimaurer, seit 1766/67 Buchhändler und Verleger in Hamburg, seit 1779 Sekretär der
verwitweten Charitas Emilie Gräfin von Bernstorff in Weimar 146, 169 f. Böhmer, Caroline, geb. Michaelis (1763–1809), seit 1788 verw., Schriftstellerin, Übersetzerin, seit 1796 verh. mit August Wilhelm Schlegel, seit 1803 mit Friedrich Schelling 271, 324, 370, 531 Bötticher, August Wilhelm (geb. 1755), Schauspieler 19; 58 –, Charlotte Christiane, geb. Wollmar (1764–1835), Schauspielerin in Frankfurt a. M., dessen Frau 19; 58 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Archäologe, Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialdirektor in Weimar, seit 1804 in Dresden 53; 145, 160, 168 f., 171 f., 198 f., 236 f., 357, 406, 431, 521, 571, 637 Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefässe von gebrannter Erde (mit Johann Heinrich Meyer) 431 Über ein altes Gefäss von gebrannter Erde auf welchem der Raub der Cassandra. Eine archäologische Abhandlung 431 〈Überlegungen zur Sitte der Körperbemalung und Tätowierung bei Eingeborenen-Völkern im Altertum〉 198 Boffrand, Germain (1667–1754), französischer Architekt 290 Bohl, Johann Justin (1727–1795), Bürgermeister in Lobeda bei Jena 105, 117; 247, 340 f., 364 f. –, Johanne Susanne, geb. Eberhardt (1738–1806), Dichterin in Lobeda, dessen Frau 76, 117; 50 f., 247, 341, 364 Freund, mein Wonne Mond ist schon erschienen, … (Gedicht) 50 f. Boie, Heinrich Christian (1744–1806), Jurist, Schriftsteller und Lyriker, 1776 Stabssekretär in Hannover, seit 1781 als Landvogt von Süderdith-
Personen und Werke
marschen in Meldorf in dänischen Diensten, 1772 Mitgründer des Göttinger Hains 102 Boudet, Sophie (geb. 1774), Sängerin in Frankfurt a. M. 25; 76 f. Bourbon, Charles Philippe Prince de, Comte de Artois (1757–1836), Bruder des französischen Königs Ludwig XVI., von 1824 bis 1830 als Karl X. französischer König, 1792 an der Spitze des französischen Emigrantenheeres 116; 362 –, Louis Stanislas Xavier de, Comte de Provence (1755–1824), seit 1814 als Ludwig XVIII. französischer König, dessen Bruder, 1792 an der Spitze des französischen Emigrantenheeres 116; 362 Bourbon-Condé, Louis VI. Henri Joseph de (Prince de Condé) (1756–1830), letzter Herzog aus dem Hause der französischen Königsfamilie der Bourbonen 324, 362 –, Louis Antoine Henri de, Duc d’Enghien (1772–1804), nach der Französischen Revolution von 1789 Offizier im Heer der Emigranten, dessen Sohn 362 Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel, Carl II. Wilhelm Ferdinand von (1735–1806), seit 1780 regierender Herzog, preußischer Generalfeldmarschall 105, 108, 170; 270, 335, 339, 346, 487, 498 Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel (1719–1794), Buchhändler und Verleger in Leipzig 8; 26 f. –, Bernhard Theodor (1749–1820), Musiker und Komponist, Buchdrucker und Buchhändler in Leipzig, seit 1777 in St. Petersburg, dessen Sohn 27 –, Christoph Gottlob (1750–1800), bis 1795 Verleger in Leipzig, dessen Sohn 27
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Bretschneider, Friedrich Ferdinand (1758–1802), Dozent und Professor der Medizin in Jena 421, 438, 554 Bretzner, Christoph Friedrich (1746–1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig 207 Das Räuschgen (Posse) 207 Felix und Hannchen (Posse) 207 Brönner, Heinrich Karl Remigius (1789–1857), Verleger in Frankfurt a. M. 579 Brossard, Jeanette (um 1750–nach 1803), 1775 in Epernay in der Champagne, Freundin von Carl August auf dessen Kavalierstour vor seinem Antritt als Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 119; 369 Brunquell (Brunnquell), Johann Wilhelm Ernst (1759–1822), Dekorateur am Weimarer Hoftheater 195; 569 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734–1798), Naturforscher, Arzt in Weimar, seit 1773 Besitzer der Hofapotheke, 1777 Hofmedikus und Amtsphysikus, 1782 Bergrat 48; 62; 143 f., 169 f., 196, 198, 201 〈Über chemische Reaktionen von Kohle auf fauliges Wasser〉 146, 198 Bürger, Gottfried August (1747–1794), Dichter, Übersetzer, seit 1772 Amtmann in Altengleichen im Dienste der Familie von Uslar, seit 1784 Privatdozent, seit 1789 außerordentlicher Professor der Ästhetik in Göttingen 430 Gedichte (Bd 2. 1789) 430 Eloise und Abelard (dt. Übersetzung von Popes „Eloisa to Abelard“) 430 Büsch, Johann Georg (1728–1800), Volkswirt, Pädagoge, Publizist, Lehrer und Gründer einer Handlungsakademie in Hamburg 133, 546 f., 593–595 Anzeige über die veränderte Einrichtung der Handelsakademie 594
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Herrn Prof. Büschs Anzeige seiner Vorlesungen über diejenigen Kenntnisse von der Handlung, welche iedem künftigen Staatsmanne nothwendig sind 595 Büttner, Christian Wilhelm (1716– 1801), Natur- und Sprachforscher, 1758–1782 Professor in Göttingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena EB 68, EB 70, EB 78, EB 95; 35, 52; 112, 151, 164 Buff, A m a l i e Charlotte Angelika s. Ridel, A m a l i e Charlotte Angelika –, C a r o l i n e Wilhelmine Marie s. Dietz, C a r o l i n e Wilhelmine Marie –, C h a r l o t t e ( L o t t e ) Sophie Henriette s. Kestner, C h a r l o t t e ( L o t t e ) Sophie Henriette –, Heinrich Adam (1711–1795), Amtmann des Deutschen Ordens in Wetzlar, deren Vater 631 –, Magdalene Ernestine, geb. Feyler (1731–1770), deren Mutter 631 –, Johann Eberhard W i l h e l m (1758–1831), Prokurator in Weimar, seit 1794 am Reichskammergericht in Wetzlar, deren Bruder 211; 550, 633 Buffon, Georges Louis Leclerc Conte de (1707–1788), französischer Naturforscher, seit 1739 Direktor des Jardin des Plantes in Paris 200; 590 Dissertation sur les couleurs accidentelles 590 f. Bunsen, Philipp Ludwig (1760–1809), Bibliothekar, Schriftsteller in Arolsen 195; 569, 590 f. Der Emigrant (Schauspiel) 195; 569 Bury, Johann F r i e d r i c h (1763– 1823), Historien- und Porträtmaler, 1782–1799 in Rom, Neapel und Oberitalien, danach in Weimar, Berlin, Hanau und Kassel EB 4, EB 13, EB 63*, EB 122; 488 f.
〈Kopie nach Annibale Carracis Gemälde „Pietà“〉 489 Cagliostro, Alexander Graf von (Conte Alessandro di; d. i. Giuseppe Balsamo) (1743–1795), italienischer Abenteurer, Alchimist und Betrüger, trat nach Reisen in Griechenland und Ägypten als Großkophta auf, 1779 in Mitau und St. Petersburg, 1780 in Straßburg und Paris 32–34, 247; 103, 106, 108 f., 135, 138 f. –, dessen Familie 32–35; 108 f. Campe, Joachim Heinrich (1746–1818), Verleger und Schriftsteller in Braunschweig 608 Camper, Pieter (1722–1789), holländischer Anatom, Professor der Medizin in Franeker, Amsterdam und Groningen, seit 1773 Privatgelehrter 84, 130; 275, 401 f. Naturgeschichte des Orang-Utang und einiger andern Affenarten des Africanischen Nashorns und des Rennthiers. Ins Deutsche übersetzt und mit den neuesten Beobachtungen des Verfassers herausgegeben von J. F. M. Herbell 130; 401 f. Verhandeling van Peter Camper, over het natuurlijk verschil der wezenstrekken in menschen van onderscheiden landaart en ouderdom 84; 275 f. –, Adriaan Gilles (1759–1820), holländischer Naturforscher, dessen Sohn 275 f. Canton, John (1718–1772), englischer Physiker 81; 261 An easy Method of making a Phosphorus 〈…〉 261 Capitummino, Giovannina Giuseppe Maria, geb. Balsamo, eine Schwester Cagliostros 34; 109 Carracci, Annibale (1560–1609), italienischer Maler 384, 488
Personen und Werke
Pietà (Christus tot im Schoße Mariä) 166; 488 Susanna 384 Casciarolo, Vincencio (1571–1624), italienischer Chemiker und Alchemist 260 Christ, Johann Friedrich (1700/01– 1756), Altphilologe, Archäologe und Kunsthistoriker, Professor der Geschichte und der Dichtkunst in Leipzig 8, 25 Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.), römischer Staatsmann 387 Disputationes Tusculanae 387 Cimarosa, Domenico Nicola (1749–1801), italienischer Komponist 47, 125, 152 L’impresario in angustie (Buffo-Oper) 47, 125, 152 Claudius, Matthias (1740–1815), Dichter und Übersetzer in Hamburg, später in Wandsbek, 1771–1775 Redakteur des „Wandsbecker Bothen“ 177; 517, 520 Clauer, Johann Balthasar David (1732–1796), Jurist, Sohn des Frankfurter Stadtarchivars David Clauer (gest. 1735) und seiner Frau Eva Maria, geb. Bethmann (gest. 1750), seit 1750 Mündel Johann Caspar Goethes, von 1758 bis 1783 in Goethes Elternhaus 637 Clauswitz, Johann Paul, Amtmann in Lauchstädt 29 Clerfayt, François Sébastien Charles Joseph de Croix, Comte de (1733–1798), österreichischer Feldmarschall 111; 353, 410 Clérisseau, Charles Louis (1721–1820), französischer Architekt 97; 290–292 Antiquités de la France 290 Clermont, Johann Arnold von (1728–1795), Tuchfabrikant in Vaals bei Aachen 49, 221, 286, 410, 536, 542
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–, Ludwig Arnold von (1765–1824), Kaufmann in Vaals bei Aachen, dessen Sohn 221, 286, 542 –, Caroline von (1772–1795), dessen Tochter, seit 1794 verh. mit Georg Arnold Jacobi 188; 49, 221, 286, 502, 542 Colardeau, Charles-Pierre (1732– 1776), französischer Schriftsteller 430 Lettre d’Héloise à Abailard (franz. Übersetzung von Popes „Eloisa to Abelard“) 430 Correggio (eigentl. Antonio Allegri) (1489 oder 1494–1534), italienischer Maler 143; 449 f. Die Ruhe in Ägypten 449 f. Madonna del Latte 143; 449 Madonna della Scodella 449 Madonna Zingarella 143; 449 f. Cotta, Johann Friedrich (1817: von Cottendorf) (1764–1832), Verleger, seit 1787 Leiter der Cotta’schen Verlagsbuchhandlung in Tübingen 6, 127 Coudenhoven, Sophie von, geb. von Hatzfeld (1747–1825), seit 1790 Gräfin, Vertraute des Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal 129 f., 138; 395, 398 f., 411, 427 f. –, Franz Carl Maria Ludwig Graf von (1774–1838), deren Sohn, seit 1792 Student an der Universität Jena EB 134; 129, 138; 395 f., 428, 528 Cranach, Christian Lucas von (1753–1824), Gutsherr in Craazen im Kreis Soldin in der Neumark (heute poln. Krasne), preußischer Offizier 139, 206; 434 f., 610 f. –, Dorothea Louise, geb. Simon (1750–1790), dessen Frau 434, 610 Crell, Lorenz Florens Friedrich (1791:) von (1744–1816), Mediziner und
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Chemiker, Professor in Braunschweig, Helmstedt und Göttingen 202; 201, 592 Vorrede zu Delavals „An Experimental Inquiry 〈…〉“ 202; 592 Crespel, Johann Bernhard (1747–1813), Archivar in Frankfurt a. M., Jugendfreund Goethes 324 –, Catharina (1749–1801), dessen Schwester, Jugendfreundin Goethes 324 –, Francisca Jacobea s. Jacquet, Francisca Jacobea Cuno, Christian Heinrich (1699– 1780), Bücherkommissionär und Buchhändler in Jena (Verlag Cuno’s Erben) 208 Custine, Adam Philippe Comte de (1740–1793), französischer General im Koalitionskrieg 394, 523, 579 Dänemark, Friedrich VI. (Frederik VI.) (1768–1839), Kronprinz und seit 1808 König von Dänemark und Norwegen 528 Dalayrac, Nicolas-Marie (1753–1809), französischer Komponist 76 Die beyden kleinen Savoyarden (dt. Übersetzung des Singspiels: „Les deux petits Savoyards“) 76 Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria Freiherr von (1744–1817), 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fürstbischofs, 1800 bis 1817 Fürstbischof von Konstanz, 1802 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, 1802 bis 1817 Fürstbischof von Worms, 1803 Administrator und 1805 bis 1817 Erzbischof von Regensburg, 1806 bis 1813 Fürstprimas des
Rheinbundes, 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt 98, EB 18, EB 47; 38, 43, 89, 141; 121, 129–131, 296 f., 301, 329, 428, 444, 521, 578–581, 583 Damaskios (um 462–nach 538), spätantiker Philosoph 351 Lebensbeschreibung Isidors von Alexandrien 351 Daniel (vermutl. 2. Jh. v. Chr.), Prophet des Alten Testaments der Bibel 216 Danz, Wilhelm August Friedrich (1764–1803), Rechtswissenschaftler, seit 1788 Professor an der Karlsschule in Stuttgart 601, 603 Da Ponte, Lorenzo (eigentl. Emanuele Conegliano) (1749–1839), italienischer Dichter, Opernlibrettist 75 Una cosa rara, Bellezza ed onestà (Libretto; dt. Fassung: Lilla, oder Schönheit und Tugend) 75 David (um 1000 v. Chr.), König von Juda und Israel 120; 372 Da Vinci s. Leonardo da Vinci Decker, Georg Jacob (1732–1799), Hofbuchdrucker in Berlin 106 Delaval, Edward Hussey (1729–1814), englischer Naturforscher 202; 592 An Experimental Inquiry into the Cause of the Changes of Colours in opake and coloured Bodies (dt.: Versuche und Bemerkungen über die Ursache der dauerhaften Farben undurchsichtiger Körper) 202; 592 f. Demme, August Wilhelm, Student an der Jenaer Universität 181 Demmer, Caroline Friederike Wilhelmine, geb. Krüger (1764–1813), Schauspielerin in Weimar 76, 463 Delph, Helene Dorothea (1728–1808), Geschäftsinhaberin in Heidelberg, Freundin der Familie Goethe in Frankfurt a. M. 534 f. Deyn, Georg Heinrich von (1770–1839), Student der Rechte an
Personen und Werke
der Jenaer Universität, danach Anwalt in Jena 61; 178 f., 181 f. Diana, Benedetto (1460–1525), italienischer Maler 450 Diderot, Denis (1713–1784), französischer Philosoph und Schriftsteller 208; 618 Paradoxe sur le comédien (Dialog) 208; 618 Didot, François Ambroise (1730–1804), französischer Buchdrucker und Schriftgießer 107 Diede, Charlotte, geb. Hildebrand(t) (1769–1849), Brieffreundin Wilhelm von Humboldts 99 Diesbach, Johann Jacob (um 1700), Farbenhersteller in Berlin, Entdecker des „Berliner Blau“ 94 Dietrich, Friedrich Gottlieb (eigentl. Johann Christian Gottfried) (1765–1850), Botaniker, Autodidakt, 1791 Gärtner und 1794 Hofgärtner in Weimar, seit 1801 Hofgärtner und seit 1817 Garteninspektor in Wilhelmsthal und Eisenach 160 f.; 477 Dietz, Johann Jacob (Jakob) Christian (1749–1807), Advokat und Rechtsgelehrter, seit 1787 Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar 226; 548–550, 631 f., 636 –, Johann Thomas Andreas (1701–1752), Rechtsgelehrter, Advokat am Reichskammergericht in Wetzlar, dessen Vater 631 –, C a r o l i n e Wilhelmine Marie, geb. Buff (1751–1815), Schwester von Goethes Wetzlarer Freundin Charlotte Buff (verh. Kestner), seit 1777 dessen Frau 211; 631, 633 –, Friedrich (geb. 1778), dessen Sohn 211; 631, 633 –, Georg (geb. 1780), dessen Sohn 211; 631, 633
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–, Christian (geb. 1785), dessen Sohn 211; 631, 633 –, Gottfried (geb. 1787), dessen Sohn 211; 631, 633 –, Karl (geb. 1788), dessen Sohn 211; 631, 633 –, S u s a n n a Maria Cornelia, geb. Lindheimer (1718–1794), dessen Großmutter 631 Dittersdorf, Carl Ditters von (1739–1799), österreichischer Komponist 140 Das rothe Käppchen (Oper) 140 Doebbelin, Carl Gottlieb Theophilus (1727–1793), Schauspieler und Prinzipal einer Theatertruppe, bis 1766 Mitglied der Ackermann’schen Gesellschaft, seit 1775 Theaterdirektor in Berlin, später Leiter des Königlichen Nationaltheaters 203 Doebler (Dobler), Karl August (1733–nach 1793), Sänger, Schauspieler, Theaterleiter 209; 624 f. –, dessen Frau, Schauspielerin 209; 624 Dohm, Christian Konrad Wilhelm (1786:) von (1751–1820), Historiker, Diplomat und Schriftsteller, seit 1774 Mitredakteur des „Deutschen Museums“ in Göttingen, seit 1776 Professor am Carolinum in Kassel, seit 1779 Archivar, seit 1783 Geheimer Kriegsrat in Berlin, später preußischer Gesandter und Minister in Köln und Aachen, von 1808 bis 1810 westfälischer Gesandter in Dresden 130, 138, 173; 398, 410 f., 424, 427, 439, 505, 612 –, Anna Henriette Elisabeth von, geb. Helwing (1762–nach 1808), seit 1780 dessen Frau 138, 173; 427, 505 –, dessen Tochter 612 f. –, Christian Wilhelm (geb. 1788), dessen Sohn 207 f.; 612 f.
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Register
Dolce (Dolci), Carlo (1616–1686), italienischer Maler 383 Madonna mit dem kleinen Jesus 383 Domaratius, Johann Friedrich Karl (1766–1823), Schauspieler, Theaterleiter 75 Dominikus, Jakob (1762–1819), Historiker, Professor an der Universität Erfurt 130 Du Bayet s. Bayet, Jean Baptiste Annibal du Dürckheim, Franz Christian Eckbrecht von (1729–1807), Oberhofmeister und Wirklicher Geheimer Rat in Meiningen 22; 66 Dürer, Albrecht (1471–1528), deutscher Maler, Kupferstecher und Zeichner in Nürnberg 13; 41 f. Underweysung der messung mit dem zirckel und richtscheyt in Linien 13; 42 Vier Bücher von menschlicher Proportion 41 Dumouriez, Charles-François du Périer (eigentl. du Mouriez) (1739–1823), französischer General im Koalitionskrieg 337, 359 Duport, Jean-Pierre (1741–1818), berühmter französischer Cellist, Mitglied des königlich-preußischen Hofopernorchesters in Berlin 38 Dyck, Anthonis van (1599–1641), flämischer Maler 383 Madonna mit dem kleinen Jesus (Gemälde) 383 Eben und Brunnen, Carl Adolf August Freiherr von (1734–1800), preußischer General 99; 277, 330 Ebeling, Christoph Daniel (1741– 1817), Theologe, Pädagoge, Bibliothekar, Historiker und Schriftsteller in Hamburg 595 Ecquevilly, Armand François Hennequin Marquis d’ (1747–1830), fran-
zösischer General im Koalitionskrieg EB 168; 163, 174; 466, 481, 483, 507 f. –, Amable Cécile Comtesse d’, geb. De Durfort (1755–1830), dessen Frau 163; 483 Eichhorn, Johann Gottfried (1752– 1827), Professor der Theologie in Jena 606 Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer in Weimar, 1775 Assessor am Hofgericht in Jena, seit 1776 Kammerherr der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach, 1802 Geheimer Rat und Oberhofmeister derselben sowie seit 1807 der Herzogin Louise, von 1817 bis 1824 erster Präsident des Oberappellationsgerichts in Jena 103; 128, 168–171, 310, 570 Engel, Johann Jacob (1741–1802), Schriftsteller, Theaterdirektor in Berlin 58 Enke, Wilhelmine (1752–1820), seit 1782 verh. Ritz, seit 1794 Gräfin von Lichtenau, Mätresse und Vertraute von Friedrich Wilhelm II. von Preußen 80 Eisendecher, Wilhelm Christian (1741–1804), Jurist in Göttingen und königlich-großbritannischer Klosterregistrator in Hannover 245 Erdmannsdorff, Friedrich Wilhelm Freiherr von (1736–1800), Architekt und Architekturtheoretiker, seit 1758 im Dienst von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, Baumeister des Wörlitzer Schlosses, 1786 bis 1789 auch am preußischen Hof in Potsdam und Berlin tätig 290–292 Erthal, Franz Ludwig von und zu (1730–1795), Fürstbischof von
Personen und Werke
Würzburg und Bamberg 444, 503, 581 –, Friedrich Karl Joseph von (1719–1802), seit 1774 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und Fürstbischof von Worms, dessen Bruder 172; 301, 395, 428 Erxleben, Johann Christian Polykarp (1744–1777), Physiker und Chemiker, seit 1775 Professor der Physik in Göttingen 244 f. Anfangsgründe der Naturlehre. 3. Aufl. mit Zusätzen von Georg Christoph Lichtenberg 75; 244 f. Eschenburg, Johann Joachim (1743–1820), Ästhetiker, Literaturhistoriker und Übersetzer, seit 1773 Professor der Literatur und Philosophie am Collegium Carolinum in Braunschweig, 1782 Bibliothekar, seit 1786 Hofrat, Freund Lessings 152, 302 Leben und Tod des Königs Johann (dt. Übersetzung von Shakespeare’s „The Live and Death of King John“) 152 Ettinger, Carl Wilhelm (1742–1804), Buchhändler und Verleger in Gotha, sachsen-gothaischer Kommissionsrat und Hofagent EB 3; 39; 6, 35, 89, 105, 125 f., 163, 209, 211 Euripides (um 480–406 v. Chr.) 537 Fabry (Fabri), Honoratius (1608–1688), Mathematiker, Professor der Philosophie am Jesuitenkolleg in Lyon 545 Physica, id est, scientia rervm corporearvm 545 Facius, Friedrich Wilhelm (1764–1843), Medailleur, Graveur, Stein- und Stempelschneider, seit 1788 in Weimar, 1823 Professor an der Freien Zeichenschule und seit 1829 Hofmedailleur in Weimar 23 f., 48 f., 77–79, 114, 125, 170,
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263, 273; 69, 113, 149, 247, 251 f., 257, 382, 405, 432, 498 〈Homerskopf〉 (Petschaft/Gemme, Kamee) 405 〈Medusa Strozzi〉 (Petschaft nach einer Gemme des Solon) 48, 139; 432 Färber, Johann Heinrich David (1775–1814), Schlosstorwächter und Museumsdiener in Jena, seit 1810 Bibliotheks- und Museumsschreiber 438 Faßbinder, Schauspielerin 46; 142 Fatouville, Nolant de (eigentl. Anne Maduit de Fatouville) (gest. 1715), französische Dramatikerin 75, 207 Der Mondkaiser (dt. Übersetzung der Posse „Arlequin, empereur dans la lune“) 75, 207 Fauche-Borel, Abraham Louis (1762–1829), Schweizer Buchdrucker und -händler EB 169; 143, 156; 449, 466 f. Favart, Charles Simon (1710–1792), französischer Schriftsteller 566 Rosière de Salenci (Libretto) 566 Fecht, Frankfurter Bürger 563 Fernow, Karl Ludwig (1763–1808), Kunstschriftsteller, 1791 bis 1793 Philosophiestudium in Jena, 1794 bis 1797 in Rom, 1803 Professor der Ästhetik in Jena, 1804 bis 1807 Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar 292 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), Philosoph, seit 1794 Professor in Jena 183, 292; 528 f. Versuch einer Critik aller Offenbarung 528 Filistri da Caramondani, Antonio de (1760–nach 1811), italienischer Librettist, seit 1787 in Berlin 38 Fischer, Franz Joseph (1738–1828), Schauspieler, seit 1791 leitender Re-
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Register
gisseur an der Weimarer Hofbühne EB 64, EB 80; 39; 21, 58, 75, 122, 581 Fischer, Gottlob Nathanael (1748–1800), Theologe, Pädagoge, Zeitschriftenherausgeber 102 Fischer, Johann Karl (1760–1833), deutscher Mathematiker und Physiker, seit 1792 Professor an der Universität Jena, später in Dortmund und Greifswald 163, 353, 440 Physikalisches Wörterbuch 163, 353, 440 Fischer, Johann Peter, Verleger in Mainz und Leipzig 157 Fischer, Josepha, geb. Tilly, verw. Hillepard (geb. 1749), Schauspielerin in Weimar 58 Florian, Jean-Pierre Claris de (1755–1794), französischer Schriftsteller 207, 253 Le bon ménage (Lustspiel; dt.: Das Ehepaar aus der Provinz) s. Jünger, Johann Friedrich Les deux billets (Lustspiel; dt.: Die beiden Billets) s. Wall, Anton Forberg, Friedrich Carl (1770–1848), Philosoph, seit 1792 Dozent bei Carl Leonhard Reinhold in Jena 528 Forkel, Johann Nikolaus (1749–1818), Organist und Musikologe in Göttingen 503 –, Dorothea Margaretha ( M e t a ), geb. Wedekind (1765–1853), dessen Frau von 1781 bis 1794, danach verh. mit Johann Heinrich Liebeskind 503 Forster, Johann G e o r g Adam (1754–1794), Naturforscher, Weltreisender, Schriftsteller, seit 1778 Professor der Naturgeschichte am Collegium Carolinum in Kassel, seit 1784 Professor der Naturwissenschaften in Wilna, seit 1788 kurfürstlicher Bibliothekar in Mainz,
1792/93 Deputierter des RheinischDeutschen Nationalkonvents in Paris 54, 93, EB 28, EB 49, EB 91, EB 112; 53, 86, 210; 84, 96, 153, 156 f., 167 f., 173, 217–219, 221, 254, 258, 273, 278, 285, 324, 369 f., 416, 627 f. Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich 53, 81 f., 256; 156, 168, 263 f. Erster Band 264 Zweyter Band 81 f.; 263 f. Dritter Band 264 Nachrichten von den Pelew-Inseln in der Westgegend des stillen Oceans (Übersetzung von Keates „An Account of the Pelew Islands“) 156 Sakontala oder der entscheidende Ring (Übersetzung des Schauspiels von Kalidasa nach Jones) 51, 53, 256; 96, 157 f., 168, 269 –, Maria Theresia ( T h e r e s e ) Wilhelmine, geb. Heyne (1764–1829), Schriftstellerin, seit 1785 dessen Frau; 1794 verh. mit Ludwig Ferdinand Huber 51, 83; 162, 271 –, Maria Theresia (1786–1862), dessen Tochter 51; 162 –, Klara (Clara) (1789–1839), dessen Tochter 51; 162 –, Johanna Ludowika Georgia (4. Juni 1791 bis 17. November 1791), dessen Tochter 51; 162 Fortis, Alberto (1741–1803), italienischer Geistlicher und Naturforscher 405 Viaggio in dalmazia 405 Fourcroy, Antoine François de (1755–1809), französischer Arzt und Chemiker 440 Methode der chemischen Nomenklatur für das antiphlogistische System (Gemeinsam mit Berthollet, Lavoisier und Morveau) 440
Personen und Werke
Fragonard, Jean-Honoré (1732–1806), französischer Maler 450 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von (1728–1815), seit 1765 Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg in Gotha, 1792 herzoglicher Obersteuerdirektor, 1805 Minister 20, EB 14, EB 39, EB 44, EB 239; 19, 22, 150; 55 f., 60, 66, 118, 458 Franke, Zeugschmied und Hausbesitzer in Weimar 494 –, dessen Witwe 494 Frankreich –, Heinrich IV. von (Henri IV) (1553–1610), seit 1689 König 350 f. –, Ludwig IX. von (Louis IX) (1214–1270), König, Erzbischof von Toulouse, 1297 heiliggesprochen 349 f. –, Ludwig XVI. von (Louis XVI) (1754–1993), seit 1774 König, am 21. Januar 1793 hingerichtet 109; 337, 349 f., 362, 526, 639 –, Marie Antoinette (1755–1793), Königin von, dessen Frau 138 f. Franz II. (1768–1835), von 1792 bis 1806 letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sohn von Kaiser Leopold II. 270, 324, 365 Freitagsgesellschaft s. Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft Frisch, Johann Christoph (1738–1815), Maler und Radierer in Berlin, 1786 Rektor, 1801 Vizedirektor und 1805 Direktor der Berliner Akademie der Künste 100, 148 Schwerins Tod (Gemälde) 100, 148 Frisch, Johann Leonhard (1666–1739), Naturforscher, Kupferstecher, Wissenschaftsillustrator, Entdecker des „Berliner Blau“ 94
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Fritsch, Jacob Friedrich Freiherr von (1731–1814), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1762 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, von 1767 bis 1800 dessen Präsident, seit 1772 Wirklicher Geheimer Rat, bis 1779 Leiter der Kriegskommission 148, 200, 217; 89, 99, 115, 117, 176, 204; 64, 116 f., 298, 330, 365, 373, 416, 418, 514, 597 f., 632 f. –, Ludwig Heinrich Gottlieb von (1772–1808), preußischer Offizier, dessen Sohn 132; 117; 365, 372 f. Fürstenberg, Franz Friedrich Wilhelm Maria Freiherr von (1729–1810), Domherr, Minister und Generalvikar des Bistums Münster 177; 517 Füßli, Johann Rudolf (1709–1793), Schweizer Kunsthistoriker, Lexikograph und Verleger, Teilhaber von Orell, Geßner, Füßli & Co. 103 Funck, Carl Wilhelm Ferdinand von (1761–1828), sächsischer Rittmeister 78; 252 Funck (Funcke, Funccius), Johann Caspar (1680–1729), Mathematiker und katholischer Theologe in Ulm 188; 545 Liber de coloribus coeli 188; 545 Gabler, Christian Ernst (1770–1821), Verleger 13 Galeazzi, Domenica Maria Gusmano (1686–1775), Anatom, Professor der Philosophie und Physik in Bologna 260 Gallitzin (Gallizin), Adelheid A m a l i a Fürstin von, geb. Gräfin von Schmettau (1748–1806), aus Berlin, seit 1768 Frau des Fürsten Dmitri Alexejewitsch Golizyn, des russischen Gesandten in Den Haag (seit 1769), seit 1774 von ihm getrennt, seit 1779 in Münster EB 136, EB 160, EB 188*, EB 230; 18,
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Register
131, 137 f., 140, 173, 177, 207, 270; 49 f., 219, 363, 385 f., 388 f., 391, 396, 399, 404, 407 f., 414, 423 f., 427, 429, 440, 486, 505, 517, 519 f., 616 –, Marianne (Mimi) von (1769–1823), deren Tochter 429 Galvani, Luigi Aloisio (1737–1798), italienischer Arzt, Naturforscher, Biophysiker 440 Abhandlung über die Kräfte der thierischen Elektrizität 440 Gaspari, Adam Christian (1752–1830), deutscher Geograph, Professor in Jena und Oldenburg 84; 253 f., 265, 272 f., 397 f., 415 Globus 〈zum „Neuen methodischen Schul-Atlas“〉 129, 132, 137 f.; 254, 398, 415, 429 Lehrbuch zur Erdbeschreibung 〈zur Erläuterung des „Neuen methodischen Schul-Atlasses“〉 84, 129, 132; 254, 265, 272 f., 397, 415 Neuer methodischer Schul-Atlas 78 f., 129, 132; 253 f., 265, 272 f., 397, 415 Erster Cursus 78 f.; 253 f. Zweyter Cursus 254 Gatto, Franz Anton (1755–1826), Schauspieler und Sänger aus Graz, seit 1780 Prinzipal einer eigenen Theatertruppe, ab 1791 in Weimar 26; 80 f. –, Elisabeth (geb. um 1760), Schauspielerin, seit 1778/79 dessen Frau 80 Gaub, Hieronymus David (1705–1780), deutscher Arzt, Medizinprofessor in Leiden 192; 554 Institutiones pathologiae medicinalis 192; 554 Anfangsgründe der medicinischen Krankheitslehre (dt. Übersetzung von „Institutiones pathologiae medicinalis“) 192; 554
Gauthier d’Agoty, Jacques-Fabien (1717–1786), französischer Maler, Kupferstecher, Anatom und Astronom 75; 241 Chroa-genésis ou génération des couleurs, contre le Système de Newton 75; 241 Gebauer, Johann Jacob (1745–1818), Verleger in Halle a. S. 118 f., 177 Gehler, Johann Samuel Traugott (1751–1795), Physiker und Jurist 163, 592 Physikalisches Wörterbuch 163, 592 Geist, Johann Ludwig (1776–1854), Schreiber Goethes 263 Genast, Anton (1765–1831), Schauspieler und Regisseur, 1793–1817 Wöchner am Weimarer Theater 47; 143 Gentz, Friedrich (1810: von) (1764–1832), Politiker in preußischen und österreichischen Diensten, Schriftsteller, Zeitschriftenherausgeber 102 –, Johann Heinrich (1766–1811), preußischer Architekt, 1801 bis 1803 in Weimar, dessen Bruder 291, 648 Germar, Friedrich Ludwig von (1742–1805), reichsritterlicher Adliger in Eisenach EB 240* Gerning, Johann Isaak (1767–1837), Kaufmann, Diplomat, Schriftsteller aus Frankfurt a. M. 204, EB 155, EB 213, EB 220; 212, 291, 296; 450, 540 f., 559 f., 635 f., 638 〈Tagebuch〉 450, 495, 559 f., 563 Empfindungen, zum Geburts Feste Ihrer Königl. Majestät Beyder Sizilien am 13ten August 1793 (Ode) 563 –, Johann Christian (1745–1802), Kaufmann und Bankier in Frankfurt a. M., dessen Vater 276; 562
Personen und Werke
Geßler, Carl Friedrich Graf von (1752–1829), preußischer Gesandter in Dresden 36, 78; 114, 252 Geßner, Salomon (1730–1788), Schweizer Dichter, Maler und Kupferstecher, Buchhändler und Verleger in Zürich, Teilhaber von Orell, Geßner, Füßli & Co. 103 Giseke, Paul Dietrich (1741–1796), Arzt, Botaniker und Bibliothekar in Hamburg 24; 71 Rezension zu Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ 24; 71 Gleim, Johann Wilhelm L u d w i g (1719–1803), Kanonikus in Halberstadt, Dichter 383, 486 f. Zeitgedichte 〈…〉 486 f. Göchhausen, Louise Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 347 Göldner, Johann Wilhelm, Hofstukkateur in Weimar 294 Görtz (Goertz) (eigentl. Schlitz), Johann Eustachius Graf von (1737–1821), Jurist, Diplomat, Schriftsteller, von 1762 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August und des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, danach in preußischen Diensten, u.a. von 1779 bis 1785 preußischer Gesandter in St. Petersburg und Reichstagsgesandter Preußens und Sachsen-Weimar und Eisenachs 104; 336, 338, 365 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Buchhändler, Buchdrucker und Verleger, seit 1785 mit eigenem Verlag in Leipzig 37, 49; 31, 258; 6 f., 35, 96, 102, 123, 411 f., 572, 615, 635 Goethe, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), Tochter des Frankfurter Reichs-Stadt-Schulthei-
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ßen Johann Wolfgang Textor, seit 1748 verh. mit Johann Caspar Goethe, 1782 verwitwet, Goethes Mutter 130, 142, 142K, EB 27, EB 36, EB 40, EB 52, EB 101, EB 127, EB 138, EB 149, EB 161, EB 184, EB 214, EB 229, EB 231, EB 235, EB 238; 95, 98, 107, 120, 124, 142, 143, 159, 161, 169, 172, 176, 184, 187 f., 242, 248; 105, 107, 273 f., 309, 319, 324, 370 f., 380, 389, 391, 411, 422 f., 435 f., 446 f., 456, 461, 479, 494, 496 f., 502, 515, 519, 559, 572, 606, 626, 637 –, Johann Caspar Goethe (1710–1782), Jurist, deren Mann, Goethes Vater 637 –, C o r n e l i a Friederike Christiane s. Schlosser, C o r n e l i a Friederike Christiane –, C h r i s t i a n e s. Vulpius, Johanna Christiana Sophia –, A u g u s t Walther s. Vulpius, A u g u s t Walther –, Carl s. Vulpius, Carl –, Carolina s. Vulpius, Carolina –, Kathinka s. Vulpius, Kathinka Göttling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker und Pharmazeut, seit 1772 in Weimar, 1788 Professor in Jena EB 104, EB 121*; 38, 40; 120, 128, 211, 280, 528, 564, 615 Handbuch der Färbekunst (dt. Übersetzung nach Berthollets „Eléments de l’art de la teinture“) 85; 280 Goetze, Johann Georg P a u l (1761–1835), 1777 bis 1794 Diener und Reisebegleiter Goethes, 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 142; 5 f., 42, 90, 242, 273, 314, 361 f., 364, 389 f., 446, 655 Goldoni, Carlo (1707–1793), italienischer Komödiendichter, Theaterdi-
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Register
rektor in Venedig, später in Paris 195; 566, 569 La Guerra (dt.: Der Krieg) (Lustspiel) 195; 569 Il Feudatario (dt.: Der Lehnserbe) (Operettenlibretto) 566 Goldsmith, Oliver (1728–1774), irischer Schriftsteller 207; 614 The Vicar of Wakefield (Roman) 207; 614 Gombel, Heinrich Georg Jacob (1756– 1819), Rechtsgelehrter, Advokat, seit 1791 Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar 549 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, von 1774 bis 1780 u.a. in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Europa, v.a. durch Deutschland, seit 1791 mit seinen Töchtern in Weimar 160, 169, 184; 158, 198, 223, 227, 237, 255, 474 f., 494, 531 –, Elizabeth ( E l i z a ) Maria (1753– 1802), Malerin, dessen Tochter 160, 169; 158, 198, 223, 227, 237, 255, 474, 494, 531 –, Emilie ( E m i l y ) (1755–1832), seit 1785 befreundet mit Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1807 abwechselnd in Weimar und Italien lebend, dessen Tochter 160, 169; 158, 198, 223, 227, 237, 255, 474 f., 494, 531 Goschen, George Joachim 1. Viscount Goschen (1831–1907), Politiker, Geschäftsmann, Biograph Göschens 124 Gottsched, Johann Christoph (1700–1766), Dichter, Literaturtheoretiker und Theaterreformer, seit 1730 Professor der Poesie, seit 1734 der Logik und Metaphysik in Leipzig 409 Reineke der Fuchs 409
Gozzi, Carlo (1720–1806), italienischer Dichter 301 I pitocchi fortunati (dt.: Die glücklichen Bettler) (Lustspiel) 301 f. Grambs, Johann G e o r g (1756–1817), Direktor des Zeicheninstituts in Frankfurt a. M. 540 Gren, Friedrich Albrecht Carl (1760–1798), seit 1787 Professor für Philosophie und Medizin in Halle a. S. 29; 71, 91, 93, 163 Griesbach, Johann Jacob (1745–1812), Theologe, Begründer der neutestamentlichen Textkritik, seit 1773 Professor der Theologie in Halle a. S., seit 1775 in Jena, 1781 sachsen-weimarischer Kirchenrat und 1784 Geheimer Kirchenrat in Jena 56, 76; 150, 183, 246 f. –, Friederike Juliane, geb. Schütz (1755–1831), seit 1775 dessen Frau 86; 68, 246 Griesheim, Anton Carl von (1723– 1807), herzoglich-weimarischer Offizier, lebte in Jena 105; 340 f., 364 f. Grimaldi, Francesco Maria (1618– 1663), italienischer Jesuit, Physiker und Astronom 50 f.; 154 f., 161, 217 Physico-mathesis de lumine, coloribus et iride 50 f.; 155 f., 161 Großbritannien und Irland, Georg III. (George III) (1738–1820), 1741 bis 1801 König von, danach vom Vereinigten Königreich 243 Großmann, Gustav Friedrich Wilhelm (1743–1796), Schauspieler, Theaterprinzipal (Großmann’sche Gesellschaft) 58, 80 Grunelius, Peter (1739–1810), Kaufmann in Frankfurt a. M. EB 232; 626 –, Anna Catharina, geb. Sauer (1748–1806), dessen Frau 626
Personen und Werke
–, Margarethe Elisabeth s. Soemmerring, Margarethe Elisabeth Gruner, Christian Gottfried (1744– 1815), Mediziner, Medizinhistoriker und Botaniker, 1770 Arzt in Breslau, seit 1773 Professor der Medizin und Botanik in Jena 226, 421, 438 Güldenhorn, Katharina Dorothea, geb. Herder (1748–1793), Schwester Johann Gottfried Herders 222, 270 Günther, Catharina Margaretha s. Blumenstein, Catharina Margaretha Günther, Daniel Erhard (1752–1834), Arzt, seit 1778 Professor der Medizin in Duisburg 520, 616 Günther, Wilhelm Christoph (1755–1826), Oberkonsistorialrat und Hofprediger in Weimar 313 Güssefeldt, Franz Ludwig (1744–1808), Weimarer Kammerbeamter, Ingenieur, Mathematiker und Kartograph, seit 1782 Forstsekretär 253 f. Gutschmid, Christian Friedrich von (1756–1813), Kanzler im kursächsischen Verwaltungskreis des Stifts Merseburg 5; 16, 18, 23 –, Christian Gotthelf von (1721–1798), Jurist, Politiker, Professor und Bürgermeister in Leipzig, seit 1790 kursächsischer Minister in Dresden, dessen Vater 16, 18 Guttenberg, Heinrich (1749–1818), Kupferstecher in Nürnberg 349 Habakuk (vermutlich 7. Jh. v. Chr.), Prophet im Alten Testament der Bibel 66; 216 Hagen, Karl Gottfried (1749–1829), Apotheker, Chemiker, Pharmazeut, Professor der Medizin in Königsberg, Freund Immanuel Kants 201 Grundriß der Experimentalchemie 201
681
Hallevi, Jehudah (Juda ha-Levi) (um 1080–1140), jüdischer Dichter in Kastilien 210 f. Kusari (Kosri) (Gespräche über das Judentum) 211 Hanisch, Johann Gottfried d. Ä. (um 1725–1800), Verleger in Hildburghausen 111 Hansen, Christian Frederik (1756–1845), dänischer Architekt 190 Hardenberg, Georg Gottlieb Leberecht von (1733–1822), Philologe, Wirklicher Geheimer Rat und Oberstallmeister in Gotha 188 Harrach, Maria J o s e p h a Eleonore Gräfin von, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1763–1833), österreichische Adelige, seit 1781 verheiratet mit Carl Borromäus Graf von Harrach aus Wien 199 f. Harsdorff, Caspar Frederik (1735–1799), dänischer Architekt 188 Hartknoch, Johann Friedrich d. J. (1768–1819), Verlagsbuchhändler in Riga und Leipzig 270, 606 Hase, Christian Immanuel (geb. um 1768), Theologe, Lehrer, Hofmeister in Weimar 635–638 Hassenfratz, Jean-Henri (H. F. T.) (1755–1827), französischer Physiker und Chemiker 199, 207, 214; 539, 589, 616 Observations sur les ombres colorées, contenant une suite d’Expériences sur les différentes couleurs des ombres, sur les moyens de render les ombres colorées, et sur les causes de la différence de leurs couleurs 199, 207 f., 214; 539, 588–590, 616 f. Haugwitz, Christian August Heinrich Curt von (1752–1832), seit 1786 Graf, preußischer Jurist und Diplomat 405
682
Register
Heermann, Gottlob Ephraim (1726/27–1815), seit 1763 Lehrer und Prinzenerzieher am Weimarer Hof, seit 1776 Aufsicht über das herzogliche Münzkabinett, ab 1779 herzoglicher Bibliothekar in Weimar 205; 565–567 Beytrag zur Lebensgeschichte Johann Ernsts Herzog zu SachsenWeimar 566 Das Rosenfest (Operettenlibretto nach Favarts „Rosière de Salenci“) 566 Der Abend im Walde (Operettenlibretto) 566 Die Dorfdeputirten (Operettenlibretto nach Goldonis „Il Feudatario“) 566 Die treuen Köhler (Operettenlibretto) 566 Zufällige Münz-Gedanken bey Bearbeitung des Herzoglich-Weimarischen Münz-Cabinets 566 Heigelin, Christian (1744–1820), Kaufmann, dänischer Generalkonsul in Neapel 488 Heinse, Johann Jakob W i l h e l m (1746–1803), Dichter, Kunstschriftsteller, von 1780 bis 1783 in Italien, seit 1786 Vorleser des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz, seit 1789 Bibliothekar und Hofrat, später in Aschaffenburg 130, 132, 137; 383, 391, 398 f., 408, 411, 423, 440 Ueber einige Gemählde der Düsseldorfer Gallerie 383 Heinsius, Johann Ernst (1731–1794), Maler, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 176, 294 Héloise (um 1095–um 1164), Nonne, Geliebte und Ehefrau Pierre Abailards (Abelard und Eloise) 138; 430 Helmershausen, Paul Johann Friedrich (1734–1820), Arzt in Weimar, 1766 Garnisonsmedikus, 1772 Rat, 1816 Obermedizinalrat, auch Landphysikus, bis 1792 Besitzer des Hauses am
Frauenplan 70 f., 73 f., 116, 118, 263; 228–233, 235–240, 334 f., 364, 367 Hemsterhuis, Franz (Frans, François) (1721–1790), niederländischer Philosoph, Schriftsteller und Staatsbeamter, Freund der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin 408 Hendrich, Franz Ludwig Ernst Albrecht von (1754–1828), Kammerrat in Weimar, 1784 Kammerherr, 1796 pensioniert, 1802 Major und Stadtkommandant von Jena, 1813 aus dem Dienst entlassen, dann in Ottmannshausen bei Weimar 24; 71 Hennings, Justus Christian (1731–1815), Philosoph, seit 1765 Professor der Logik und Metaphysik in Jena, 1786 Prorektor, herzoglich coburg-meiningenscher Hofrat 225 Hensler, Peter Wilhelm (1742–1779), Jurist und Schriftsteller, erster Ehemann von Johann Friedrich Reichardts zweiter Frau Johanna Wilhelmine Dorothea 176 –, August Wilhelm (1772–1835), dessen Sohn 55, 91; 176, 305 f., 619 –, Charlotte Elisabeth (1776–1858), dessen Tochter 55, 91; 176, 305 f., 619 –, Wilhelmine Johanna (1777–1851), dessen Tochter 55, 91; 176, 305 f., 619 Herbell, Johan Frederik Maurits (1752–1819), niederländischer Historiker 402 Herder, Johann Gottfried (1801: von) (1744–1803) 18, 22, 45, 70, 84, 105, 131, 145, 162, 168, 173, 201, 218, 232, 162K, EB 61; 3, 20, 25, 67, 73, 83, 86 f., 94 f., 97, 99, 111, 115, 131, 137, 188, 208, 268; 7 f., 10, 49, 56, 60–62, 72, 128, 134, 139, 157–159, 169 f., 172, 198 f., 221–225, 234–237, 264, 269 f.,
Personen und Werke
274, 285–288, 309, 318, 330, 349, 353, 360, 408 f., 412, 422, 425 f., 429, 435, 440, 453–455, 464, 469, 491 f., 505, 521, 539, 542, 554, 556, 560, 564, 572, 576, 618 Briefe zu Beförderung der Humanität 157, 162; 199, 458, 470 f., 480 Erste Sammlung 157, 162; 470 f., 480 Zweite Sammlung 157, 162; 470, 480 Gott. Einige Gespräche 286 Nachrichten zu Campers Vorlesung von der Schönheit 402 Seufzer nach den Denkmalen des heiligen Landes. Eine Elegie 64; 210 Ueber Denkmale der Vorwelt 64; 210 Über ein morgenländisches Drama 84; 269 Unmaasgeblicher Entwurf zur Einrichtung des Fürstlichen Alumnats in Jena (Denkschrift) 19–22; 55 f., 60–62, 66 Von der Gabe der Sprachen am ersten christlichen Pfingstfest 206; 605 f. Zerstreute Blätter (Aufsätze/Übersetzungen) 64, 72; 209 f., 234 f., 269 Dritte Sammlung 235 Vierte Sammlung 209 f., 234 f., 269 Zwo wichtige bisher unerörterte Biblische Fragen 206; 607 –, Maria Carolina ( C a r o l i n e , L i n a ) (1801: von), geb. Flachsland (1750–1809), seit 1773 dessen Frau 81, 96, 105, 131, 168; 94 f., 97, 137; 128, 209, 211, 221 f., 234, 270, 318, 349, 401, 409, 422, 425 f., 435, 440, 458, 505, 542, 555, 618 –, Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), von 1792 bis 1796 Studium der Medizin in Jena, seit
683
1796 praktischer Arzt in Weimar, seit 1804 Hofarzt, deren Sohn 159; 222, 270, 473, 554–556 –, Siegmund (Sigismund) A u g u s t Wolfgang (1776–1838), 1802 Bergamtsassessor u.a. in Marienberg, 1803 in Schneeberg, seit 1804 Oberberg- und Oberhüttenamtsassessor in Freiberg, 1817 Mitglied des Geheimen Finanzkollegiums in Dresden, 1826 Oberberghauptmann in Freiberg, deren Sohn 87, 159; 222, 270, 288, 473 –, W i l h e l m Ludwig Ernst (1778–1842), Kaufmann, Lehre in Hamburg, von 1805 bis 1826 in St. Petersburg, deren Sohn 159; 222, 270, 473 –, Karl Emil Adalbert ( A d e l b e r t ) (1779–1857), Landwirt (Ökonom), von 1801 bis 1809 Besitzer der Hofmark Stachesried, deren Sohn 159; 222, 270, 473 –, L u i s e Theodora Emilie (1781–1860), seit 1809 zweite Frau des Verwaltungsbeamten Konstantin Stichling in Weimar, deren Tochter 159; 222, 270, 473 –, E m i l Ernst Gottfried (1783–1855), bayerischer Regierungs- und Forstrat, deren Sohn 159; 222, 270, 473 –, R i n a l d o Gottfried (1790–1841), Forstmeister in Lohr am Main, deren Sohn 159; 222, 234, 270, 473 Herneupont, Weinhändler an der Mosel 374 Herrmann, Mitglied und Präsident im Mainzer Jakobinerklub 1793 596 Herter, Johann Heinrich (um 1762–1815), Leineweber und Hausbesitzer in Weimar 494 Herzogliche Schlossbaukommission A 1; 647 f. Herzogliches Geheimes Consilium A 3, A 4; 652
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Register
Heß (Hesse), Carl Ernst Christoph (1755–1828), Kupferstecher, seit 1777 an der Kunstakademie Düsseldorf 438 Hetzer, Heinrich Georg Wilhelm (1752–1832), Tuchfabrikant und seit 1776 Hofkommissar in Ilmenau 90; 302 Heußler, Rosalia, geb. Meyer (1764–nach 1821), Schauspielerin 107; 302, 343–346 –, Franz Friedrich (gest. 1793), deren erster Mann 345 –, Franz, geb. Baillou (Paillou), deren zweiter Mann 345 Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Göttingen, Universitätsbibliothekar, seit 1770 Sekretär der Akademie 241 f., 270, 369 f. Heyne, Christian Leberecht s. Wall, Anton Hildebrand(t), Ernst Friedrich F e r d i n a n d (geb. um 1765), von 1784 bis 1788 Student der Theologie und Physik (u.a. bei Lichtenberg) in Göttingen, seit 1790 Erzieher der Kinder Friedrich Heinrich Jacobis 130, 137, 197, 207–209; 99, 399, 423, 440, 577, 612, 618, 625 Hirschvogel, Augustin (um 1488–1869), Kupferstecher in Nürnberg und Wien 349 Hirzel, Salomon (1801–1877), Verlagsbuchhändler in Leipzig 516 Hoche, Louis-Lazare (1768–1797), französischer General im Koalitionskrieg 587, 626 Hofacker, Carl Christoph (1749–1793), Rechtswissenschaftler, Professor an der Universität Tübingen 603 Hoffmann, Christian August Siegfried (1760–1813), Mineraloge, Adminis-
trator der akademischen Mineralienniederlage in Freiberg 111 f. Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners 111 Hoffmann, Georg Franz (1760–1826), Botaniker zunächst an der Universität Erlangen, seit 1792 Professor für Medizin und Botanik in Göttingen 271 Flora Germanica 271 Hoffmann, Siegmund Heinrich (1699–1765), Verlagsbuchhändler in Weimar, 1732 Gründer der Hoffmann’schen Buchhandlung 103 Hofmann, Andreas Joseph (1752–1849), Philosoph an der Universität Mainz, 1792 Mitbegründer und Aktivist des Mainzer Jakobinerklubs, Freund Georg Forsters 182; 525, 628 Hofmann, Carl Gottlieb (1762–1799), Verleger in Chemnitz EB 226 Hohenthal, Johann Jacob Graf von (1740–1802), Mitglied und Direktor des Kammerkollegiums im kursächsischen Verwaltungskreis des Stifts Merseburg 20, 29 Holberg, Ludvig (1684–1754), norwegisch-dänischer Dichter und Historiker, seit 1717 Professor der Metaphysik, seit 1730 Professor der Geschichte in Kopenhagen 171; 206, 501 Der politische Kannegießer (dän.: Den politiske Kandstøber) (Komödie) 171; 206, 501 Holzschu(h)er von Harrlacher, Johann Karl Siegmund (1749–1824), Jurist in Nürnberg, 1776 Assessor am Stadt- und Ehegericht, 1793 Senator und Bürgermeister, Literat EB 19, EB 26 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.) 208; 171, 617 Ilias (Epos) 208; 171, 617
Personen und Werke
Odyssee (Epos) 208; 617 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65–8 v. Chr.) 351 De arte poetica 351 Horn, Johann Adam (1749–1806), Gerichtsschreiber in Frankfurt a. M., Jugendfreund Goethes 324, 393 Horny, Johann C o n r a d (1764–1807), Maler, Kupferstecher und Kunsthändler aus Mainz, seit 1795 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 131, 157, 170; 249 f., 406, 423, 430, 469, 497 f. 〈Zeichnungen〉 Die Mädchen mit dem Korbe (nach dem Gemälde Johann Heinrich Meyers) 131, 137 f., 157; 406, 423, 430 Kastor und Pollux rauben die Töchter des Leukippos (nach dem Gemälde Johann Heinrich Meyers) 131, 137 f., 157; 406, 423, 430 Hose, Johann Heinrich (1765–1841), Zeichenlehrer an der Zeichenschule in Eisenach, ab 1809 Hofbildhauer in Weimar 250 Huber, Ludwig Ferdinand (1764–1804), Schriftsteller und Übersetzer, Redakteur der „Allgemeinen Zeitung“ 264, 271, 324 Georg Forster: Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich 〈…〉. Dritter Theil (Herausgeber) 264 Hüffer, preußischer Hauptmann 515 Hürschelmann, herzoglicher Jagdlakai am Weimarer Hof 575 Hüsgen, Heinrich Sebastian (1745– 1807), Kunsthändler in Frankfurt a. M., Jugendfreund Goethes 324, 393 Hufeland, Christoph Wilhelm (1762–1836), Mediziner, herzoglicher Leibarzt und Hofrat in Weimar,
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seit 1793 Honorarprofessor in Jena, seit 1801 königlicher Leibarzt in Berlin, Direktor des Collegium Medicum und Mitglied der Akademie der Wissenschaften 53, 56, 131, 207; 168 f., 172, 182 f., 404, 407, 421, 438, 528, 615 Ein Wort an Meine Künftigen Herren Zuhörer als Ankündigung Meiner Vorlesungen 131; 404, 407 –, Johann Friedrich (1730–1787), Arzt in Weimar, dessen Vater 172 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Jurist, 1788 Professor in Jena, Mitherausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, 1803 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatspräsident und Bürgermeister in Danzig, 1813 wieder Professor in Landshut, 1816 in Halle 69; 208, 528 Beyträge zur Berichtigung und Erweiterung der positiven Rechtswissenschaften. Erstes Stück 64; 208 f. Giebt es allgemeine Gewohnheiten im juristischen Sinne? 209 Giebt es ein allgemeines deutsches Privatrecht im juristischen Sinne? 209 Ist es durch die Reichsgesetze allgemein verboten, höhere Zinsen als fünf von Hundert zu nehmen? 209 Beyträge zur Berichtigung und Erweiterung der positiven Rechtswissenschaften. Zweites. Drittes. Viertes. Fünftes Stück 209 Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767– 1835), preußischer Staatsmann, Sprachforscher und Schriftsteller, Privatgelehrter in Berlin 99, 287 –, Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von (1769–1859), Naturforscher, Ethnologe und Weltreisender, dessen Bruder 264
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Register
Hunnius, A n t o n Christian (1767–1834), Schriftsteller und Schauspieler, Mitglied der Bellomo’schen Gesellschaft 46; 142 Der Taubstumme (Lustspiel) 142 Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler und Theaterdichter in Mannheim, 1796 Theaterdirektor in Berlin EB 241; 17, 68 f., 75, 82, 143, 203, 207, 220, 253, 301, 490, 580 f. Der Herbsttag (Lustspiel) 207 Die Hagestolzen (Lustspiel) 490 Die Jäger (Schauspiel) 17, 68 f., 75, 82, 143, 203 Elise von Valberg (Schauspiel) 301 Frauenstand (Schauspiel) 581 Verbrechen aus Ehrsucht (Schauspiel) 220, 253 Imhoff, L o u i s e Franziska Sophie von, geb. von Schardt (1750–1803), Schwester Charlotte von Steins, seit 1775 verh. mit Christoph Adam C a r l Freiherr von Imhoff 9, 67, 151 –, Katharina ( K ä t h c h e n ) Maria Anna von (1782/83–1840), Malerin, 1810 Heirat mit dem schwedischen Bankier Gustav de Ron, deren Tochter 152 Jacobi, Friedrich ( F r i t z ) Heinrich (1743–1819), Schriftsteller, Philosoph, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jülich-bergischen Hofkammer in Düsseldorf, Privatier in Pempelfort bei Düsseldorf, seit 1794 in Wandsbek und Eutin, seit 1807 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 15, 30, 75, 76, 90, 94, 102, 106, 107, 109, 139, 140, 143, 146, 147, 150, 151, 153, 156, 159, 165, 167, 183, 188, 189, 190, 194, 197, 203, 210, 220, 223,
EB 97, EB 144; 47, 82, 86, 90, 94, 124 f., 130, 263, 268, 270, 285; 35, 43 f., 88, 106, 123 f., 127, 147–149, 158, 161, 211, 241, 262 f., 265, 278, 286, 288, 316, 318, 327, 341, 356, 363, 367, 370, 372, 376, 380–383, 385, 393, 401 f., 434, 458, 471, 539, 544, 550, 552 f. Aus Eduard Allwills Papieren (Roman) 79; 216, 218 f., 254 Eduard Allwills Briefsammlung (Roman) 66, 79; 216, 218 f., 254 f. Ueber die Lehre des Spinoza 286 Woldemar (Roman) 625 –, Helene E l i s a b e t h ( B e t t y ), geb. von Clermont (1743–1784), seit 1764 dessen Frau 49, 325, 386, 413, 425, 441 –, Johanna Maria (Marie), geb. Fahlmer (1713–1746), dessen Mutter 99 –, Johann Friedrich ( F r i t z ) (1765–1831), Jurist, Kaufmann in Aachen, dessen Sohn EB 219; 18, 66, 79, 132, 137; 48 f., 217, 221, 256, 399, 410 f., 413, 415, 423, 425, 430, 440, 446, 577, 612, 618 –, Johann G e o r g Arnold (1768–1845), Jurist, Bergischer Regierungsrat und Amtmann in Wickrath, dessen Sohn 18, 31, 66, 79, 124 f., 127, 130, 132, 137, 140, 154, 159, 172, 191, 293; 48 f., 97–99, 217, 256, 381 f., 385, 397–399, 404, 411, 413, 415, 423, 426 f., 430, 440, 446, 465, 499, 502, 506, 517, 542, 551–553, 558, 574 f., 577, 612 f., 618 Briefe aus der Schweiz und Italien 98, 381 –, Carl Wigand Maximilian ( M a x ) (1775–1858), Mediziner, Student in Jena, Arzt u.a. in Vaals und Eutin, dessen Sohn EB 221; 18, 31, 66, 79, 125, 127, 130–133, 136, 140, 142, 172, 188, 191–193, 196, 207 f.; 48 f.,
Personen und Werke
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98 f., 217, 256, 318, 385, 387, 390 f., 399, 407, 411, 413–416, 420–423, 430, 437 f., 440, 446, 502, 553–557, 576 f., 612–615, 618, 625 Clara ( C l ä r c h e n ) Franziska (1777–1849), dessen Tochter 18, 31, 66, 79, 125, 127, 130, 132 f., 137 f., 140, 142, 144, 155, 157, 159, 171 f., 177, 187; 197, 207–209; 48 f., 99, 217, 221, 256, 318, 383, 385, 387, 390 f., 398 f., 411, 413, 415, 423, 430, 440, 446, 502, 516, 542, 556, 577, 612 f., 618, 625 Anna Catharina C h a r l o t t e ( L o l l o, L o t t e ) (1752–1832), dessen Halbschwester 18, 66, 79, 86, 95, 97, 125, 127, 130, 132 f., 137 f., 140, 142, 144, 155, 157, 171 f., 177, 188, 197, 207–209; 49, 217, 221, 256, 274, 286, 318, 325, 383, 385, 387, 390 f., 398 f., 411, 415, 423, 430, 440, 446, 577, 612, 618, 625 Susanna H e l e n e ( L e n e ) (1753–1838), dessen Halbschwester 18, 66, 79, 86, 95, 97, 125, 127, 130, 132 f., 137 f., 140–142, 144, 155, 157, 171 f., 177, 185, 188, 197, 207–209; 49, 98, 217, 221, 256, 274, 286, 318, 325, 383, 385, 387 f., 390 f., 396, 398 f., 411, 415, 423 f., 430, 440 f., 446, 464, 500, 536 f., 543, 577, 612, 618, 625 Johann Georg (1740–1814), Schriftsteller, seit 1784 Professor der Schönen Wissenschaften in Freiburg i. Br., dessen Bruder 188, 193; 99, 221, 536, 543, 557, 612 Caroline Marie (1757–1833), als Tochter Johann Friedrich Jacobis (1728–1791) eine Cousine von Friedrich Heinrich Jacobi und seines Bruders Johann Georg 98 Maria Ursula, geb. Müller (1764–1840), seit 1791 verh. mit Jo-
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hann Georg Jacobi, dessen Schwägerin 193; 557, 612 Jacquet, Franciska (Fränzchen) Jacobea, geb. Crespel (1752–1819), Schwester von Johann Bernhard Crespel, Jugendfreundin Goethes, seit 1774 Frau des Schweizer Uhrenhändlers Peter Friedrich Jacquet in Frankfurt a. M. 324, 393 Jagemann, Christian Joseph (1735– 1804), Italianist, Übersetzer, Lexikograph, Hauslehrer in Dänemark, Geistlicher in Rom und Florenz, 1774 Direktor des katholischen Gymnasiums in Erfurt, seit 1775 Bibliothekar der Privatbibliothek der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar, herzoglicher Rat 103 f., 109 Leben und Thaten Josephs Balsamo, des sogenannten Grafen Cagliostro (dt. Übersetzung von Giovanni Barberis „Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo“) 103 f. Jefferson, Thomas (1743–1826), amerikanischer Politiker, 1785 bis 1789 amerikanischer Gesandter in Frankreich, 1790 Außenminister, 1796 Vizepräsident und von 1801 bis 1809 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika 290 Jesus Christus 86; 109, 234, 287, 524, 546 Johannes, (um 20–um 100), Apostel und Evangelist des Neuen Testaments der Bibel 234 Jones, William (1746–1794), englischer Indologe 157 f., 168, 263, 269 Sacontalá; or, the Fatal Ring (engl. Übersetzung von Kalidasas Sanskritdramas „Abhijñ¯ana´sa¯ kuntala“) 51, 83; 156–158, 168, 263, 269 Josephi, Karl (d. i. Josef Nörbs) (1727–1798), Schauspieler, Theaterprinzipal 203, 215
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Jünger, Johann Friedrich (1756–1797), Schriftsteller, Dramatiker, Übersetzer 75, 207, 253 Das Ehepaar aus der Provinz (dt. Übersetzung von Claris de Florians Komödie „Le bon ménage“) 207, 253 Verstand und Leichtsinn (Komödie) 75 Kämpfer, Johann Gottfried (1764– 1823), herzoglicher Leibchirurg in Weimar 267 Kästner, Johann Friedrich (1747–1812), Hauslehrer bei C h a r l o t t e Albertine Ernestine von Stein, 1780 Pageninformator, 1788 Gymnasialprofessor in Weimar 53; 168 f., 172 Kalb, C h a r l o t t e Sophie Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1845), Schriftstellerin, von 1787 bis 1792 und von 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin, seit 1783 verh. mit Heinrich Julius Alexander von Kalb, Trennung 1799 67 Kalckreuth, Friedrich Adolph Graf von (1737–1818), preußischer General, Teilnahme am Koalitionskrieg gegen das revolutionäre Frankreich, 1807 Gouverneur von Königsberg, 1809 von Berlin, 1812 von Breslau 149, 151, 158; 359, 455, 459 f., 471, 526 Kalidasa (Ende 4./Anfang 5. Jh.), indischer Dichter 96, 156 f., 168, 263, 269 Abhijñ¯ana´sa¯ kuntala (Shakantula) (Sanskritdrama) 96, 156 f., 168, 263, 269 Kant, Immanuel (1724–1804) 158, 183; 52, 83, 100, 243, 378 f., 386 f., 472, 505, 528 f., 543, 615 Critik der praktischen Vernunft 100 Critik der reinen Vernunft 52, 100, 615
Critik der Urtheilskraft 100, 378, 543 f. Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft 472 Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft 52 Ueber das radikale Böse in der menschlichen Natur 378, 472, 505 Karl der Große (747/48–814), seit 768 Kaiser des Frankenreiches 410 Karsten, Dietrich Ludwig Gustav (1768–1810), preußischer Beamter, Mineraloge, 1789 Bergassessor und 1792 Bergrat beim Bergwerks- und Hüttendepartement in Berlin, 1797 Oberbergrat, 1803 Geheimer Oberbergrat, 1810 Staatsrat und Leiter des preußischen Bergwesens 112 Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), deutschschweizerische Malerin, nach Ausbildung vor allem in Italien von 1766 bis 1781 in London, seit 1782 in Rom, 1767 bis 1768 verh. mit dem vermeintlichen schwedischen Grafen Frederik de Horn, seit 1781 verh. mit Antonio Zucchi, in Rom mit Goethe befreundet EB 2, EB 56; 166, 249, 277; 430, 488 f. 〈Gemälde〉 Abelard führt Hymen zu Eloisa 430 Abelard und Eloisa von Fulburd überrascht 430 Die sterbende Eloisa 430 Die Trennung von Abelard und Eloisa 430 Kayser, Philipp Christoph (1755–1823), Komponist, Musiker und Schriftsteller, Jugendfreund Goethes in Frankfurt a. M., seit 1775 Musiklehrer in Zürich, 1787 Gast Goethes in Rom, 1788 dessen Begleiter auf der Rückreise nach Weimar, danach Begleiter der Herzogin Anna Amalia von
Personen und Werke
Sachsen-Weimar und Eisenach auf deren Italien-Reise bis Bozen, von dort Rückkehr nach Zürich EB 57, EB 141; 233, 249, 272 –, Johann Matthäus (1729–1810), Komponist und Pianist, Organist an der Katharinen- und der Barfüßerkirche in Frankfurt a. M., dessen Vater EB 53; 233 –, Friedrich Karl (geb. 1768), Theologe, dessen Bruder 233 –, Gabriel Gottlieb (geb. 1764), dessen Bruder EB 8* Keate, George (1729–1797), englischer Schriftsteller 156 An Account of the Pelew Islands (Reisebericht) 156 Keller, Wilhelmine Caroline von (1759–1828), eine Schwester von Julie von Mauchenheim 164; 485 –, Louise von (um 1762–1794/95), eine Schwester von Julie von Mauchenheim 164; 485 Kellermann, François Etienne Christophe (1735–1820), französischer General, Teilnehmer am Koalitionskrieg 359 Kenitz, Christian Ludwig von (1724– 1797), preußischer General 277 Kestner, J o h a n n Georg C h r i s t i a n (1741–1800), Jurist, seit 1767 kurfürstlich hannoverscher Legationssekretär in Wetzlar, seit 1773 Archivsekretär, später Hofrat in Hannover 12; 34 f., 631 –, C h a r l o t t e ( L o t t e ) Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), Freundin Goethes in Wetzlar, seit 1773 Kestners Frau 11; 34–36, 631, 633 –, G e o r g Heinrich Friedrich Wilhelm (1774–1867), Archivar und Bankier in Hannover, Kunstsammler, Patenkind Goethes, dessen Sohn 11; 36
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–, W i l h e l m Georg Konrad Arnold (1775–1848), königlich hannoverscher Amtmann in Hagen, dessen Sohn 11; 36 –, Philipp C a r l (1776–1846), Fabrikant, Mitbegründer der chemischen Industrie im Elsass, dessen Sohn 11; 36 –, Georg A u g u s t Christian (1777–1853), Diplomat, Kunstsammler, seit 1817 in Rom, hannoverscher Gesandtschaftssekretär, dessen Sohn 11; 36 –, T h e o d o r Friedrich Arnold (1779–1847), Mediziner, 1798 Student in Jena, danach in Göttingen, 1804 Arzt in Frankfurt a. M., 1813 Professor an der medizinisch-chirurgischen Spezialschule, 1814 Stadtarzt, 1816 Landphysikus, dessen Sohn 11; 36 –, Charlotte Albertine Friederike Dorothea (1783–1785), dessen Tochter 11; 36 –, Eduard (1784–1823), Kaufmann, Fabrikant, dessen Sohn 11; 36 –, Hans Ernst H e r m a n n Septimus (1786–1871), Geheimer Kammerherr, Gutsherr, dessen Sohn 11; 36 –, C h a r l o t t e Dorothea Sophie Elise (1788–1877), dessen Tochter 11; 36 –, Friederike Amalie L u i s e Henriette Anton (1791–1804), dessen Tochter 11; 36 Ketelhodt, Johann Friedrich Freiherr von (1744–1809), Hofmarschall am schwarzburg-rudolstädter Hof 419 Kielmeyer, Carl Friedrich (1765–1844), Professor der Naturgeschichte an der Hohen Karlsschule in Stuttgart, seit 1796 in Tübingen 214; 643 Über die Verhältniße der organi-
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schen Kräfte unter einander in der Reihe der verschiedenen Organisationen, die Gesetze und Folgen dieser Verhältniße 214; 643 Kirchner, Johann Andreas (1767–1823), Bauaufseher in Weimar 648 Kirms, Franz (1750–1826), seit 1774 Beamter im Hofmarschall- und im Stallamt in Weimar, 1789 Land- und 1794 Hofkammerrat, 1813 Geheimer Hofrat, von 1791 bis 1824 Mitglied der Hoftheaterleitung, von 1820 bis 1824 Intendant 6, 46, 47, 99, 121, 155, 164, 206, 215, EB 175, EB 176, EB 194; 23; 16 f., 19–21, 23, 29, 47, 69, 130, 202, 204–206, 419, 466, 579–583 –, Erdmuthe Sophie C a r o l i n e , geb. Krakow (1779–1866), dessen Frau 23 –, Carl (1741–1821), Geheimer Sekretär der Generalpolizeidirektion in Weimar, dessen Bruder 23; 23, 69, 299 Klauer, M a r t i n Gottlieb (1742– 1801), Bildhauer, zunächst in Rudolstadt, seit 1773 weimarischer Hofbildhauer, seit 1777 in Weimar, Lehrer an der Freien Zeichenschule EB 79; 294, 488 Kleist, Franz Kasimir von (1736–1808), preußischer Infanteriegeneral, Teilnehmer am Koalitionskrieg 277 Kleß, Johann Anton Gottlob, Hofmaler in Weimar 294 Klos, Christian Wilhelm (um 1769– nach 1806), Schauspieler, Theaterprinzipal in Hamburg 203, 215 Klügel, Georg Simon (1739–1812), Mathematiker und Physiker in Helmstedt 245, 260 Dr. Joseph Priestleys Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, vorzüglich in Absicht auf den physikalischen Theil dieser Wissenschaft
(dt. „Übersetzung von Priestleys: „History and present state of discoveries relating to vision, light, and colours“) 260 Knebel, Carl Ludwig (1756:) von (1744–1834), von 1765 bis 1773 preußischer Fähnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1780 sachsen-weimarischer Major, 1781 pensioniert, seit 1784 vorwiegend in Jena, von 1798 bis 1804 vorwiegend in Ilmenau, dann wieder in Jena, Übersetzer und Dichter 1, 7, 17, 23, 42, 51, 52, 53, 55, 66, 101, 123, 154, 179, 207, 209, 227, 230, EB 29; 99, 108, 115, 231, 280; 4, 10, 13, 16, 88, 128, 139, 142, 146, 149, 158 f., 169–171, 209, 257, 270, 279, 285, 330, 339, 347, 360, 409, 429, 453, 492, 494, 521, 554, 560, 564, 567 f., 572, 576 Von der Natur der Dinge (Übersetzung von Lukrez’ „De rerum natura“) 167, 195; 4, 442, 491, 571, 633–635 Ueber die Sprache 19; 4, 10, 53, 55 Warum Minerven eine Eule beigegeben wird? (Aufsatz) 196 Wohlwollen, Achtung, Höflichkeit. Eine moralische Rhapsodie (Abhandlung) 62; 196, 198 –, Magdalena H e n r i e t t e (1756:) von (1755–1813), lebte bis 1791 in Ansbach, danach in Weimar als Hofmeisterin, später Gesellschafterin der Prinzessin C a r o l i n e Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, ab 1810 mit ihr in Schwerin, dessen Schwester 4, 23, 168; 4, 9, 67 f., 151, 307, 492 Knorring, Johann Ludwig von, Baron 578
Personen und Werke
Koch, Johann Christoph (1732–1808), Rechtswissenschaftler, seit 1771 in Gießen 601 Köhler, Alexander Wilhelm (1756– 1832), Professor für Bergrecht in Freiberg 111 f. Köhler, Johann Gottfried, Leineweber in Weimar 39; 122 –, Dorothea Maria (1763–1791), dessen Frau 38 f.; 122 –, deren Kind (geb. 1791) 39; 122 Körner, Christian Gottfried (1756–1831), Jurist, nach dem Studium der Rechtswissenschaften, der Nationalökonomie, Mathematik und Technologie in Leipzig seit 1781 Advokat am dortigen Oberhofgericht, 1783 Konsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, von 1798 bis 1812 Referendar im sächsischen Geheimen Consilium, seit 1815 in Berlin in verschiedenen Ministerien 33, 50, 87, 89, 91, 136, EB 43*, EB 145; 263; 70, 113, 277, 432 –. Anna Maria Jakobine ( M i n n a ), geb. Stock (1762–1843), dessen Frau 36, 49, 77–79, 125; 114, 149, 247, 252, 258, 382 –, Familie 113 Koppenfels, Johann Friedrich Kobe (Kob) (1754:) von (1738–1811), Geheimer Regierungsrat in Weimar, Besitzer des Gutes Rohrbach 162; 481 –, Johanna L o u i s e Bernhardine (1776–1795), Patenkind Goethes, dessen Tochter 481 Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (1785:) von (1761–1819), aus Weimar stammender Jurist und Dramatiker, 1777 Student in Jena, seit 1781 in russischen Diensten, 1798 Hoftheaterdichter in Wien, 1800 Theaterdirektor in St. Petersburg, seit 1801
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in Weimar, danach in Berlin, 1813 russischer Staatsrat und Generalkonsul in Königsberg 75, 80, 367, 490 Das Kind der Liebe (Drama) 75, 80 Der Indianer in England (Lustspiel) 75, 80 Der Papagoy (Schauspiel) 367 Die Sonnenjungfrau (Schauspiel) 490 Krahe, Peter Joseph (1758–1840), Architekt, seit 1790 kurtrierischer Baudirektor in Koblenz, ab 1803 Baudirektor am Braunschweiger Hof 140; 437 f. Krahe, Wilhelm Lambert (1712–1790), Düsseldorfer Maler 125; 382, 384 Krako, Andreas Dietrich (gen. Einer) (um 1750–1812), Schauspieler, 1786 bis 1789 und 1791/92 in Weimar 68; 90; 16, 21, 202–204, 215, 220, 253, 302 Kranz (Crantz), Johann Friedrich (1752–1810), Violinist und Komponist in Weimar, 1787 Konzertmeister, 1799 Kapellmeister, ab 1803 in Stuttgart 9; 21 f., 27–29, 569, 582 Kraus (Krause), Georg Melchior (1737–1806), Zeichner, Maler und Kupferstecher in Frankfurt a. M., seit 1775 in Weimar, seit 1776 Direktor der Freien Zeichenschule 77, 160, 184; 176, 249 f., 294, 397, 474 f., 494, 497, 531 〈Porträt Herzog Carl Augusts〉 (Gemälde) 397 Krüger, Carl Friedrich (1765–1828), Schauspieler in Weimar 153; 140 f., 463 Kruse, Friedrich Leopold (1766–1850), Kammerarchivar in Weimar 71; 229 Kurth (Curth), Johann Jacob (gest. 1819), Zimmermann in Weimar 74; 239
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Register
Laffert, Ludolph, Friedrich von (1757–1808), Verwaltungsjurist, Botaniker und Radierer in Celle 164 Lamprecht, Jacob Rudolph (1748–1828), Konviktsökonom an der Jenaer Universität 62 Lange, Johann Friedrich (1725–1822), Jurist, Advokat am Reichskammergericht in Wetzlar EB 222; 548–550, 633 –, Maria Cornelia, geb. Lindheimer, verw. Dietz (1718–1794), dessen Frau, Goethes Großtante 631 Langen, Friedrich Lorenz (1737–1812), Rechtsgelehrter, seit 1769 Professor an der Universität Mainz 212, EB 203; 578, 584 –, Ferdinand, kurfürstlich kölnischer Hofrat, dessen Vater 584 Lannes, Jean (1769–1809), französischer General, 1807 Herzog von Siewierz, 1808 Herzog von Montebello 204 La Roche, Marie S o p h i e (1775:) von, geb. Gutermann (1730–1807), Schriftstellerin in Ehrenbreitstein und Mainz, seit 1780 in Speyer, seit 1786 in Offenbach, Freundin Goethes und Wielands EB 30, EB 54, EB 87 Lasberg, Friedrich August Ludwig von, Kammerjunker in Weimar 419 Lautensack, Hans Sebald (1524–um 1565), Kupferstecher und Radierer in Nürnberg und Wien 349 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Zürich, 1775 Pfarrer an der Waisenhauskirche, 1786 an der Kirche St. Peter 158, 172 f.; 48, 449, 471 f., 482, 505, 527 Lavoisier, Antoine Laurent de (1743–1794), französischer Chemiker 440 Methode der chemischen Nomenklatur für das antiphlogistische
System (Gemeinsam mit Berthollet, de Fourcroy und Morveau) 440 Lebrun, Ludwig August (1752–1790), Komponist, Musiker, Oboist an der königlichen Hofoper in Berlin 26; 81 –, Franziska Dorothea, geb. Danzi (1756–1791), Sängerin an der königlichen Hofoper in Berlin, dessen Frau 26; 81 Leiningen, Graf von 203 Lempe, Johann Friedrich (1757– 1801), Mineraloge, Physiker, Mathematiker, seit 1785 Professor für Markscheidekunst in Freiberg 112 Lenz, Johann Georg (1748–1832), Mineraloge, 1788 Adjunkt, seit 1794 Professor der Mineralogie und Philosophie in Jena, Gründer und 1796 Direktor der Mineralogischen Gesellschaft in Jena, 1803 Bergrat, Inspektor des herzoglichen Naturalienkabinetts 32, 20; 62, 110 f., 486, 564 Mineralogisches Handbuch 35; 111 f. Leonardo da Vinci (1452–1519) 41 Leopold II. (1747–1792), seit 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresia, seit 1765 als Pietro Leopoldo (Peter Leopold) I. auch Großherzog von Toskana 138 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) 7, 341, 347, 500 Emilia Galotti 7 Nathan der Weise 7, 341, 347 Ueber den Beweis des Geistes und der Kraft 500 f. Lichtenberg, Georg Christoph (1742–1799), Physiker, Naturforscher und Schriftsteller, 1767 Professor der Mathematik in Gießen, 1770 Professor der Philosophie, seit 1775
Personen und Werke
Professor der Physik in Göttingen 85, 92, 195, 213, 231, 213K; 206 f.; 90, 211, 243 f., 520 f., 543, 550, 616, 640 f. 〈Anfangsgründe der Naturlehre. 3. Aufl.〉 s. Erxleben, Johann Christian Polykarp Ausführliche Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche 243 Sudelbücher 243 –, Johann Conrad (1689–1751), protestantischer Pfarrer, dessen Vater 243 –, Henriette Catharina, geb. Eckhardt (1696–1764), dessen Mutter 243 Liebeskind, Johann Heinrich (1768–1847), Jurist, Kriminalrat in Königsberg, Regierungsrat in Ansbach 503 Lieser, Nicolaus (1763–1809), weimarischer Husar 361 f., 364 Linné, Carl von (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala 46, 71, 477 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), Maler, Zeichner und Kupferstecher in Zürich, von 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, von 1789 bis 1794 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, dann Rückkehr nach Zürich 17 f., 27, 32, 47, 129, 132, 244; 12, 48 f., 84 f., 96, 101, 104, 147 f., 176, 246, 397, 412 f., 423, 427, 430 f., 438, 469 Portrait des Hrn. G. R. v. Göthe, gestochen von Hrn. Lips (Anzeige) 85 Portrait des Hrn. G. R. v. Göthe von Hrn. Lips (Anzeige) 17; 48 f. 〈Zeichnungen〉 〈Porträt Goethes〉 17; 48 f., 84 f., 96, 104, 147, 246 〈Porträt Christoph Martin Wielands〉 49, 397, 412 〈Porträt Johann Gottfried Herders〉 49
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〈Aquatinta-Radierungen (nach Johann Heinrich Meyer)〉 Aias und Kassandra 138; 431 Etruskische Vase 138 f.; 431 Zwei griechische Jünglinge 138; 431 〈Kupferstiche〉 〈Kupfer zur Werkausgabe Wielands〉 412 Danae tanzt vor Agathon (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 412 Das Wiedersehen von Agathon und Psyche (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 412 Psyche und Agathon im Haine zu Delphi (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 412 〈Porträt Goethes〉 17 f., 27, 32, 47, 76, 137 f., 258; 48 f., 84, 96, 104, 147, 246, 412, 423, 427, 429 f., 438 〈Porträt Christoph Martin Wielands〉 129, 132, 137 f.; 49, 397, 412 f., 423, 427, 429 f. 〈Porträt Johann Gottfried Herders〉 49, 412 Livius, Titus (um 59 v. Chr.–17 n. Chr.), römischer Geschichtsschreiber 72; 233 Sibyllinische Bücher (Orakelsammlung) 72; 233 Loder, Justus Christian (1809: von) (1753–1832), Mediziner und Anatom, seit 1778 Professor der Medizin in Jena, Gründer mehrerer medizinischer Einrichtungen, 1781 sachsenweimarischer Leibarzt, 1782 Hofrat, 1803 Professor in Halle, seit 1807 Arzt in Moskau, von 1812 bis 1817 Leiter des Lazarettwesens, 1819 Professor am anatomischen Theater EB 10, EB 69; 12, 68, 110 f., 151, 402, 421, 438, 492, 554 f., 564, 571, 615
694
Register
Lorenz, Gottlieb Friedrich (1750–um 1800), Schauspieler und Theaterleiter 504 Lottum, Friedrich Albrecht Karl Hermann von s. Wylich und Lottum, Friedrich Albrecht Karl Hermann von Ludecus (Ludekus), Johann August (1741–1801), 1775 Geheimer Sekretär der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1777 auch Schatullier, 1785 Steuer- und Akziserat in Weimar 70; 4, 67, 228 Lühe, Friedrich Carl Emil von der (1751–1801), Jurist, kaiserlicher Beamter am Wiener Hof 62; 171, 199 Hymnus an Flora (Gedicht) 62; 171, 199 Lukrez (Titus Lucretius Carus) (um 94–55 v. Chr.), römischer Dichter und Philosoph 195, 212; 4, 442, 491, 571, 633–635 De rerum natura 4, 442, 491, 571, 633–635 Lyncker auf Flurstedt und Kötschau, C a r l Friedrich Ernst von (1727–1801), seit 1768 Vizepräsident, seit 1775 Präsident des Oberkonsistoriums und Landschaftsdirektor in Weimar, 1779 Geheimer Rat, Gutsbesitzer in Flurstedt bei Apolda 198, 637 –, Carl Wilhelm Heinrich von (1767–1843), Offizier in schwarzburg-rudolstädtischen Diensten, 1807 Geheimer Kammerrat, lebte in Weimar, Rudolstadt und Jena, dessen Sohn 419 Malcolmi (Malcolmy), Carl Friedrich (1745–1819), Schauspieler, seit 1788 in Weimar 58 –, Caroline, Schauspielerin, dessen Tochter 76
–, Franziska, Schauspielerin, dessen Tochter 76 Marat, Jean-Paul (1743–1793), französischer Mediziner, Naturforscher und Politiker 177, 179, 202; 241, 592 Découvertes sur le feu, l’électricité et la lumière, constatées par une suite d’expériences nouvelles (dt.: Entdeckungen über das Licht durch eine Reihe neuer Versuche bestätigt) 177; 241, 592 Marcolini, Camillo (1739–1814), seit 1778 Oberkammerherr der sächsischen Regierung 259 Marcus Antonius (86/83/82–30 v. Chr.), römischer Politiker und Feldherr 622 Marcus Antonius de Dominis (1560–1624), Bischof von Senj und Erzbischof von Split, Philosoph, Mathematiker, Physiker 75; 241 De radiis visus et lucis in vitris perspetivis et iride tractatus 75; 241 Maria Theresia von Habsburg (1717–1780), seit 1740 Erzherzogin von Österreich und Königin von Böhmen und Ungarn, seit 1745 als Gattin des zum römisch-deutschen Kaiser gewählten Franz I. geschäftsführende Kaiserin 563 Markus, (5–68 n. Chr.), Evangelist des Neuen Testaments der Bibel 287, 524 Martin y Soler, Atanasio Martín Ignacio V i c e n t e Tadeo Francisco Pellegrin (gen. Martini) (1754–1806), spanischer Komponist, Dirigent und Pädagoge 75, 81 Una cosa rara, bellezza ed onestà (Oper; dt. Fassung: Lilla, oder Schönheit und Tugend) 75, 81 Martius, Johann Nikolaus (1668–1715), Arzt, Magier 200 Unterricht in der natürlichen Magie 200
Personen und Werke
Marx, Karl (1818–1883), deutscher Philosoph 378 Mathesius, Siegmund Immanuel (1727–1811), Landkammerrat in Eisenach, Schriftsteller 485 Matthäus, (gest. 74 n. Chr.), Evangelist des Neuen Testaments der Bibel 607 Mattstedt, Anna Theresia (geb. 1762), Schauspielerin 76 Mauchenheim (gen. Bechtolsheim), Johann L u d w i g von (1739–1806), Geheimer Rat, Vizekanzler und Oberkonsistorialpräsident in Eisenach 164; 484 f. –, Juliane ( J u l i e ) Auguste Christiane von, geb. von Keller (1751–1847), Schriftstellerin, seit 1774 dessen Frau 175; 484 An Herrn Landkammerrath Mathesius im Mai 1793 (Gedicht) 485 –, Carl Emil von (1775–1811), deren Sohn 164; 484 f. –, Auguste von, geb. von Keller (1754– 1816), Schwester Juliane von Mauchenheims, seit 1774 verh. mit Ludwig Friedrich von Mauchenheim 164; 485 Maucke, Johann Michael (1742–1816), Buchdrucker in Jena, 1787 Hofkommissar und 1810 Kommissionsrat 280 Mayer, Stadtschreiber in Loeningen 564 Mayr, Franz Joseph, Steinmetzmeister und Architekt in Mainz, 1793 in Frankfurt a. M. EB 204; 198, 289; 584–587 Mechel, Christian von (1737–1817), Schweizer Kupferstecher, ging 1805 nach Berlin 450 Engel erscheint der Maria 450 Mereau, Friedrich Ernst Carl (1765–1825), Jurist, Advokat und Bibliothekar in Jena, seit 1795 Juraprofessor an der Jenaer Universität 528
695
Merlin, Antoine Christophe de Thionville (1762–1832), 1793 Kommissar des französischen Nationalkonvents in Mainz 181 f.; 523 Merrem, Blasius (1761–1824), seit 1784 Professor der Mathematik und Physik in Duisburg, seit 1804 Professor für Kameralwissenschaften und Botanik in Marburg 126; 387 Metastasio, Pietro (eigentl. Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi) (1698–1782), italienischer Dichter und Librettist 38 L’Olimpiade (Opernlibretto) 37 f. Metternich, Mathias (1758–1825), Mathematikprofessor in Mainz, Mitbegründer des Mainzer Jakobinerklubs, Herausgeber der Zeitschrift „Der Bürgerfreund“ (1792/93) 182; 524 f. Metz, Carl, Bürger und Fabrikbesitzer in Heidelberg 564 Metzler, Wilhelm Peter (1711–1762), Bankier in Bordeaux und Frankfurt a. M., Vater von Peter Heinrich von Bethmann-Metzler 636 –, Johann Jeremias (1677–1743), Bankier in Frankfurt a. M., dessen Vater 636 –, Benjamin (1650–1686), Tuchhändler, Gründer des Bankhauses Metzler in Frankfurt a. M., dessen Großvater 636 –, Johann Albrecht (1716–1757), Bankier in Frankfurt a. M., dessen Bruder 636 Meyer, Friedrich Ludwig Wilhelm (1759–1840), Professor der Philosophie in Göttingen, dann Privatgelehrter in Berlin, Paris und Hamburg, Schriftsteller 370 Meyer, Johann H e i n r i c h (1760–1832), Schweizer Maler und Kunsthistoriker, von 1784 bis 1790 in Italien, seit 1791 in Weimar, von 1795 bis 1797 Italienreise, 1795 Pro-
696
Register
fessor an der Freien Zeichenschule in Weimar, seit 1807 deren Direktor 14, 111, 115, 124, 126, 133, 137, 177, 185, EB 9, EB 12, EB 15, EB 35, EB 42, EB 58, EB 92*, EB 102, EB 123, EB 164, EB 166, EB 170, EB 172, EB 173, EB 185, EB 195; 24, 54 f., 59, 68, 70, 74, 93, 96–98, 100, 103, 107, 111, 116, 124, 127, 130 f., 141, 153, 157, 169, 184, 187, 190, 208, 213, 236, 249, 256 f., 274; 40 f., 70, 84, 101, 174, 176, 194, 198, 224, 226, 239, 247, 314, 319, 325, 327, 329–331, 335 f., 343, 353, 356, 364, 366 f., 380, 390, 406, 411 f., 428, 431, 438, 443, 449, 462, 469, 505, 532, 538, 540, 547, 554, 570, 586, 619, 635, 637, 639 〈Über das Gemälde „Kastor und Polux rauben die Töchter des Leukippos“〉 198 Über den Raub der Cassandra auf einem alten Gefässe von gebrannter Erde (mit Carl August Böttiger) 114, 139, 274; 357 f., 431 Über ein altes Gefäss von gebrannter Erde auf welchem der Raub der Cassandra vorgestellt ist. Eine artistische Abhandlung 139, 274; 431 〈Gemälde〉 Die Mädchen mit dem Korbe 131, 157; 406, 469 Iris auf dem Regenbogen 101; 332 f. Kastor und Pollux rauben die Töchter des Leukippos 131, 157; 198 f., 406, 469 Ödipus und das Rätsel der Sphinx 13 f.; 42 f. Pelops gewinnt die Hippodamia im Wagenrennen 166, 174; 489, 509 Raub der Leucippiden s. Kastor und Pollux rauben die Töchter des Leukippos
〈Zeichnungen〉 〈Architekturskizze für ein Gefallenendenkmal〉 584, 586 Triumph der Aurora 13, 16; 42 f. 〈Zeichnungen für Titelkupfer der Werkausgabe Wielands〉 132; 411 f. Danae tanzt vor Agathon (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 411 f. Das Wiedersehen von Agathon und Psyche (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 411 f. Psyche und Agathon im Haine zu Delphi (Zu „Die Geschichte des Agathon“) 411 〈Antike etruskische Vase〉 114; 357 f., 431 〈Christiane Vulpius mit Sohn August auf ihrem Schoß〉 69; 224, 226 〈Motivszenen vom Raub der Kassandra auf der etruskischen Vase〉 431 Michelangelo Buonarroti (1475–1564) 383 Heilige Familie (Gemälde) 383 Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft 58; 38, 47, 56, 62; 31, 35 f., 44, 48, 52, 54, 58, 63, 66 f., 106, 119 f., 138, 144–146, 153, 159, 170– 172, 182 f., 196, 198 f., 406, 521 Moench, Conrad (1744–1805), Pharmakologe, Botaniker, seit 1786 Professor in Marburg 615 Systematische Lehre von den einfachen und gebräuchlichsten zusammengesetzten Arzney-Mitteln 615 Monge, Gaspard (1746–1818), französischer Mathematiker, Physiker und Chemiker 29; 91–93 Ueber einige Phänomene des Sehens (Aufsatz; dt. Übersetzung) 29; 91 f. Moors, Wilhelm Carl Ludwig (1749– 1806), Stadtschultheiß in Frank-
Personen und Werke
furt a. M., Jugendfreund Goethes 393 Moreau, Jean Victor Marie (1763– 1813), französischer General 450 Moritz, Esther Maria Margarethe s. Stock, Esther Maria Margarethe Moritz, Karl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und ab 1784 Professor am Cöllnischen Gymnasium in Berlin, von 1786 bis 1788 in Italien, 1789 Professor der Ästhetik an der Kunstakademie Berlin, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften EB 1, EB 7, EB 37, EB 50, EB 98, EB 106, EB 146; 26, 139, 176, 188, 206, 259–261; 10, 42, 82 f., 101, 105, 107, 171, 188, 196, 198 f., 434, 515, 543, 608–610 ANOYA oder Roms Alterthümer 83 Andreas Hartknopf (Roman) 83 Anton Reiser (Roman) 83 Götterlehre 83 Grundlinien der Psychologie, natürlichen Theologie, Moralphilosophie und Logik (dt. Übersetzung von James Beattie) 83 Grundlinien zu meinen Vorlesungen über den Styl (Avistext) 199 Italiänische Sprachlehre für Deutsche 83 Reisen eines Deutschen in Italien 〈…〉 188 Zweiter Theil 188 Salomon Maimon’s Lebensgeschichte 609 Studie nach Spinoza (mit Goethe) 42 Ueber die bildende Nachahmung des Schönen 101 Vorlesungen über den Styl (1791) 609
697
Vorlesungen über den Styl oder praktische Anweisung zu einer guten Schreibart (1793/94) 83, 171, 196, 198 f., 609 Morveau, Louis Bernard Guyton de (1737–1816), französischer Chemiker 440 Methode der chemischen Nomenklatur für das antiphlogistische System (Gemeinsam mit Berthollet, de Fourcroy und Lavoisier) 440 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791) 7, 47, 141 Die Entführung aus dem Serail 7, 141 Die Zauberflöte 47 Müller, F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich (1807: von) (1779–1849), Jurist, seit 1801 in weimarischen Diensten, 1806 Geheimer Regierungsrat, 1815 Kanzler 23, 210, 315, 457, 470, 480 Müller, Johann Christian Ernst (1766– 1824), Kupferstecher, Unterlehrer an der Weimarer Zeichenschule 24, 129, 170; 71, 250, 397, 497 〈Porträt Herzog Carl Augusts〉 (Kupferstich nach einem Gemälde von Georg Melchior Kraus) 129, 170; 397 Müller, Johannes von (1752–1809), Schweizer Historiker, Bibliothekar und Diplomat 319 Müller, Johann Georg (1759–1819), Schweizer Theologe, Politiker und Sprachwissenschaftler, Schulmann und Pädagoge, Freund der Familie Herder 211, 221, 606 Müller, Johann Gottfried (1729–1792), Historiker, Universitätsbibliothekar in Jena, 1767 Professor, 1768 Inspektor des Konviktoriums der Jenaer Universität 242 Münch, Susanne Magdalene (1753– 1806), Jugendfreundin Goethes 324
698
Register
–, Anna Sibylla (1758–1825), deren Schwester, Jugendfreundin Goethes 324 Münter, F r i e d r i c h Christian Karl Hinrich (1761–1830), deutsch-dänischer Theologe und Altertumsforscher, 1784 bis 1786 Studienaufenthalt in Italien, 1788 Professor in Kopenhagen, 1808 Bischof von Seeland 121, 159 〈Tagebuch〉 121, 159 Mylius, Gottlob A u g u s t (1731– 1784), Verleger in Berlin 608 f. Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1796 französischer General, 1799 Erster Konsul, von 1804 bis 1814 Kaiser der Franzosen 482, 524, 579 Naumann, (Frau Naumann erhielt ein Goethe-Gedicht von Clärchen Jacobi; gab es weiter an Eduard Böcking) 516 Neapel –, Ferdinand IV. von (eigentl. Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon) (1751–1825), König von 1759 bis 1806, von 1809 bis 1815 als Ferdinand III. König von Sizilien, seit 1816 als Ferdinand I. König beider Sizilien 563 –, Maria Carolina von, geb. Erzherzogin von Österreich (1752–1814), Tochter des römisch-deutschen Kaisers Franz I. und Kaiserin Maria Theresia, seit 1768 als Frau von Ferdinand IV. von Neapel Königin 563 Nell, von, Adliger in Trier 628 Nesselrode-Ehreshoven, Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Reichsgraf von (1752–1803), kurpfälzischbayerischer Kammerherr, bergischer Landkommissar, Oberamtmann von Steinbach und Blankenberg 130,
132, 139; 398, 405, 408, 411, 413, 432 Neubert, Johann Christoph (Christian) (gest.1803), Hofmechaniker in Weimar 38; 121, 159 Neulandt, Jacob, Fuhrmann aus Schwarzhausen 561 Neumann, Johann Christian (1754–1791), Schauspieler 21 –, Johanna Elisabeth, geb. Hütter (1752–1796), Schauspielerin in Weimar, dessen Frau 46; 142 –, C h r i s t i a n e Amalie Louise (1778–1797), Schauspielerin in Weimar, heiratete 1793 den Weimarer Schauspieler Johann Heinrich Christian Ludwig Becker, dessen Tochter 46; 76, 142, 301 f. Newton, Sir Isaac (1643–1727), englischer Mathematiker, Physiker und Astronom, Professor in Cambridge 50 f., 54, 177, 179, 202; 93 f., 154 f., 160, 164, 175, 217, 244 f., 267, 269, 279–281, 306, 442, 558, 590, 616, 643 Lectiones opticae 155, 160 Optical lectures read in the publick schools of the university of Cambridge (engl. Fassung der „Lectiones opticae“) 50; 155, 160, 175 Opticks: Or, a treatise oft he reflection, refractions, inflexions and colours of light 50; 155 Optik: Oder eine Abhandlung über die Reflexion, Brechung, Krümmung und die Farben des Lichts (dt. Fassung „Opticks: Or treatise 〈…〉“) 155 Opuscula mathematica, philosophica et philologica. Continens philosophica 155 Nicolai, Christoph Friedrich (1733–1811), Buchhändler, Verleger, Schriftsteller und Publizist in Berlin 200
Personen und Werke
Nicolai, Ernst Anton (1722–1802), seit 1758 Professor für theoretische Medizin an der Universität Jena 421, 438 Nicolovius, Georg Heinrich L u d w i g (1767–1839), Jurist, Theologe, Hauslehrer, preußischer Ministerialbeamter 97 f. –, Matthias Friedrich (1768–1836), Verleger in Königsberg, dessen Bruder 219 Niethammer, Friedrich Immanuel (1766–1848), Philosoph und Theologe, Schüler Carl Leonhard Reinholds, seit 1794 Dozent an der Jenaer Universität, seit 1804 in Würzburg 528 Nollet, Jean Antoine (1700–1770), Theologe und Physiker, Professor in Turin und Paris 440 Leçons de physique expérimentale 440 Normann, Georg Balthasar von (1721–1795), preußischer General 277 Nothnagel, Johann Andreas Benjamin (1729–1804), Maler, Radierer, Kupferstichsammler und Kunsthändler in Frankfurt a. M., Inhaber einer Tapetenfabrik EB 174, EB 217; 170, 194; 498, 561–563 Nuth, Ludwig Georg (geb. 1754), Theaterprinzipal 215 Obereit, Jacob Hermann (1725–1798), gebürtiger Schweizer, Chirurg, mystischer Philosoph, Schriftsteller, Privatgelehrter in Jena 129; 195 f. Obermann, Hofdiener in Weimar 122 –, Anna Barbara (1765–1791), dessen Tochter 38; 122 Oertel, Wilhelmine ( M i m i ) Henriette von (geb. 1764), Tochter von Friedrich Benedikt von Oertel aus Leipzig 67
699
Olufsen, Olaf Christian (1763–1827), dänischer Lustspieldichter, Naturforscher, Professor für Agrikultur in Kopenhagen 642 Opitz, Christian Wilhelm (1756–1810), Schauspieler in Weimar EB 74 Opitz, Martin (1597–1639), Dichter 500 Trojanerinnen (Tragödie; Übersetzung von Senecas „Troades“) 500 Opoix, Christophe (1745–1840), französischer Apotheker und Naturforscher 202; 592 Suite des Observations sur les couleurs 202; 592 Oranien-Nassau, Wilhelm V. von (1748–1806), Prinz, 1751 Erbstatthalter der Republik der Vereinigten Niederlande, bis 1766 unter Vormundschaft, 1795 von den Franzosen vertrieben 339 Orell, Hans Conrad (1714–1785), Schweizer Verleger, Teilhaber von Orell, Geßner, Füßli & Co. 103 Osterloh, Karl August, Student an der Jenaer Universität 181 Oyre, Pierre François Ignace Ervoil d’ (1739–1799), französischer General im Koalitionskrieg 518 f., 526 Paillou (Baillou) s. Heußler, Franz Paisiello, Giovanni (1740–1816), italienischer Komponist 26 I filosofi immaginari (Oper; dt. Fassung: Die eingebildeten Philosophen) 81 Paulsen (Paulßen), Johann Christoph J a k o b (1759–1808), Kauf- und Handelsmann in Jena, 1788 Hofagent, 1793 Bürgermeister EB 65, EB 115, EB 157 Paulus von Tarsus (um 1–64), Missionar des Urchristentums im Mittelmeerraum 226
700
Register
Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761–1851), Theologe, Orientalist, 1789 Professor in Jena, 1803 Professor und Landesdirektionsrat für Kirchen- und Schulsachen in Würzburg, 1807 Kreisschulrat in Bamberg, 1808 in Nürnberg und 1810 in Ansbach, 1811–1844 Professor in Heidelberg 225, 528 Pearce, William s. Simon, Anton Pechwell, August Joseph (1757–1811), Maler in Dresden, 1781 Unterinspektor an der königlichen Gemäldegalerie 78; 252 Peter im Baumgarten (1761–1799), Hirtenjunge aus Meiringen im Haslital im Kanton Bern, Pflegesohn des hessischen Offiziers Heinrich Julius von Lindau, 1775 Zögling des Philanthropinums in Marschlins, seit 1777 Pflegesohn Goethes in Weimar und Ilmenau, 1778 Jägerbursche in Ilmenau, 1781 in Troistedt und 1782 auf dem Schloss „Fröhliche Wiederkunft“ bei Neustadt an der Orla, von 1784 bis 1785 Volontär in Berka, später Kupferstecher, um 1794 in Leipzig 133; 108, 417 f. Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum (Kupferstich) 33 f.; 108 Pfalz, Johann Wilhelm von der (1658– 1716), seit 1690 Kurfürst, seit 1679 auch Herzog von Jülich und Berg 316 Pfalz-Zweibrücken, Karl II. August von (1746–1795), seit 1775 Herzog 526 Pfirdt zu Carspach, Franziska Amalia von (auch Ferrette), geb. von Venningen (1753–1826) 138; 428 –, Johann Nepomuk Franz Oktav Maximilian von (auch Ferrette) (1750–1818), Feldmarschall, großherzoglich-frankfurtischer Geheimer Rat, deren Mann 428
Pforr, Johann Georg (1745–1798), Maler in Frankfurt a. M. 540 Philainis von Samos (3. Jh. v. Chr.), griechische Hetäre, Autorin 53 〈Figurae Veneris〉 53 Pichler, Johann Anton d. Ä. (1697–1779), deutsch-italienischer Gemmenschneider in Rom 24; 70 –, Johann Anton d. J. (Giovanni) (1734– 1791), Gemmenschneider und Maler in Rom, dessen Sohn 24; 70 –, Luigi (1773–1854), Gemmenschneider und Medailleur in Rom, dessen Sohn 24; 70 Pilatus, Pontius, 26 bis 36 Statthalter des Römischen Reiches in der Provinz Judäa, Gestalt im Neuen Testament der Bibel 524 Pindar (Pindaros) (um 518–um 446 v. Chr.), griechischer Lyriker 104 〈Oden〉 104 Piranesi, Giovanni Battista (1720–1778), italienischer Architekt und Kupferstecher 290 Pius VI. (eigentl. Giovanni Angelo Braschi) (1717–1799), seit 1775 Papst 130 Platen-Hallermund, Philipp August Graf von (1748–1831), ansbachbayreuthischer Oberforstmeister 150 Plato (Platon) (428/27–348/47 v. Chr.), griechischer Philosoph 131; 408 f. Apologie des Sokrates 131; 406 Phaidros (Dialog) 131; 406 Symposion (Gastmahl) (Dialog) 131; 406 Plessing, F r i e d r i c h Viktor Leberecht (1749–1806), zwischen 1778 und 1783 Studium der Rechte, der Theologie und der Philosophie u.a. in Göttingen, Halle und Königsberg, zeitweise Aufenthalt in Wernigerode, seit 1788 Professor der Philosophie in Duisburg 126; 363, 386 f.
Personen und Werke
Pope, Alexander (1688–1744), englischer Philosoph, Schriftsteller und Übersetzer 430 Eloisa to Abelard (Versepistel) 430 Preißler, Johann Daniel (1666–1737), Maler in Nürnberg, von 1688 bis 1696 in Italien 349 Prestinary, Ludwig Bertrand (1749–1823), Kanonikus in Trier 629 Preußen –, Friedrich II. (der Große) von (1712–1786), seit 1740 König 65, 107, 330, 455, 459 –, August Ferdinand von (1730–1813), Prinz, dessen Bruder 151; 459 –, Friedrich Wilhelm II. von (1744–1797), seit 1786 König, dessen Neffe 36, 108, 124, 165; 38 f., 65, 80, 174, 277, 324, 329, 346 f., 374, 381, 487, 518, 604 –, Louis Ferdinand (eigentl. Friedrich Ludwig Christian) von (1772–1806), Sohn des Prinzen August Ferdinand 149, 151, 177; 455, 471, 518, 531 –, Friedrich Ludwig (Louis) Karl Prinz von (1773–1796), Sohn Friedrich Wilhelms II. 257, 277 –, Friedrich Wilhelm von (1770– 1840), Kronprinz, seit 1797 als Friedrich Wilhelm III. König 39 Priestley, Joseph (1733–1804), englischamerikanischer Theologe, Philosoph, Chemiker und Physiker 80; 260 Dr. Joseph Priestleys Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Optik, vorzüglich in Absicht auf den physikalischen Theil dieser Wissenschaft. Aus dem Englischen übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen begleitet von Georg Simon Klügel (engl.: History and present state of discoveries relating to vision, light, and colours) 80; 260
701
Pückler-Limpurg, Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von (1740–1811), seit 1764 regierender Graf, österreichischer Geheimer Rat, württembergischer Generalfeldzeugmeister EB 163, EB 210, EB 223; 204 f.; 598–603 –, Karoline Christiane von, geb. zu Löwenstein-Wertheim-Virneburg (1719–1793), dessen Mutter 600 –, Friederike Carolina Luise von s. Sayn-Wittgenstein-Hohenstein Racine, Jean Baptiste (1639–1699) 537 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744– 1818), Schriftsteller, Komponist und Geologe in Dresden, seit 1774 Kammerherr am kursächsischen Hof, 1790 Haus- und Hofmarschall, von 1800 bis 1803 Direktor der Dresdner Hofkapelle und des Hoftheaters 4, EB 20; 36; 15 f., 23, 114 Raffael (eigentl. Raffaelo Santi, auch Raphael) (1483–1520), italienischer Maler 213; 226, 383 f., 424, 621–623, 639 Die Heilige Familie 383 Johannes in der Wüste 384 Totenmaske (Gipsabguss und Kopie) 209, 213; 621–623, 639 〈Wandteppiche in der Sixtinischen Kapelle in Rom〉 424 Madonna della Sedia 226 Ramberg, Johann Heinrich (1763–1840), Maler, Zeichner und Radierer, seit 1792/93 Hofmaler in Hannover 412 〈Illustrationszeichnungen für Kupferstiche in Wielands „Sämmtliche Werke“〉 412 Reck, Carl Friedrich Leopold Freiherr von (1746–1810), königlichpreußischer Kammerherr, Intendant der preußischen Hofoper in Berlin 38
702
Register
Recke, Charlotte Elisabeth ( E l i s a ) Constantia von der, geb. (Gräfin) von Medem (1756–1833), Schriftstellerin 103 Leben und Thaten des Joseph Balsamo, sogenannten Grafen Cagliostro (dt. Übersetzung von Giovanni Barberis „Compendio della vita, e delle gesta di Giuseppe Balsamo“) 103 Reichard, Heinrich August Ottokar (1751–1828), Schriftsteller und Übersetzer, 1775 Leiter des Hoftheaters, seit 1780 herzoglicher Bibliotheksrat in Gotha, Mitglied des Kriegskollegiums 58, 80 f., 203, 301 Reichardt, Johann Friedrich (1752–1814), Komponist, Schriftsteller und Publizist, 1776 königlich preußischer Hofkapellmeister in Berlin, seit 1794 auf seinem Gut Giebichenstein bei Halle a. S., 1796 Salineninspektor in Halle, 1808 Hofkapellmeister in Kassel 13, 26, 59, 100, 221, EB 11, EB 16, EB 83, EB 107; 260 f.; 24, 36 f., 47, 64, 104, 107 〈Kompositionen〉 Claudine von Villa Bella (Goethe) 12, 26, 91; 39, 47, 80, 304 f. 〈Der Groß-Cophta〉 (Goethe; Opernplan, nicht ausgeführt) 90 f.; 304 f. Erwin und Elmire (Goethe) 12, 26, 91, 208; 39 f., 78, 80, 304 f., 620 Jery und Bätely (Goethe) 12; 39 L’Olimpiade (Oper) 37 Te Deum laudamus (Krönungsmesse) 12, 26; 39 f., 80 Musik zu Göthe’s Werken 39, 620 Erwin und Elmire. Ein Singspiel in zwey Acten von Göthe 40, 620 Jery und Bätely. Ein Singspiel in einem Aufzuge von Göthe 39 Vertraute Briefe über Frankreich (Reisebeschreibung) 174, 303
–, J o h a n n a Wilhelmine Dorothea, geb. Alberti, verw. Hensler (1755–1827), seit 1772 verh. mit dem Juristen und Schriftsteller Peter Wilhelm Hensler, 1779 verw., seit 1783 dessen zweite Frau 55, 91; 78, 176, 305 f., 619 –, Caroline L o u i s e (1779–1826), Sängerin, Pianistin, Musiklehrerin und Komponistin, seit 1809 in Hamburg, dessen Tochter aus erster Ehe 55, 91; 176, 305 f., 619 –. Wilhelmine J u l i a n e (1783–1838/39), dessen Tochter aus erster Ehe 55, 91; 176, 305 f., 619 –, Johanna (1784–1855), dessen Tochter aus zweiter Ehe 55, 91; 176, 305 f., 619 –, Hermann (1786–1802), dessen Sohn aus zweiter Ehe 55, 91; 176, 305 f., 619 –, Henriette F r i e d e r i k e (1790–1869), dessen Tochter aus zweiter Ehe 55, 91; 176, 305 f., 619 Reichert, Johannes (um 1738–1797), Gärtner, 1777 Hofgärtner in Belvedere bei Weimar, um 1793 Garteninspektor 129, 496 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719–1795), deutscher Altertumsforscher und Kunsthändler, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom, dort begehrter Cicerone, auch Goethes Begleiter EB 5, EB 59, EB 66; 248 Reinberg, Peter Matthias (geb. um 1750), Theaterprinzipal im Niederrheinischen 207, 215, 504 –, Frau, geb. Vittarsi, Schauspielerin, dessen Ehefrau 172; 503 f. Reineck, Carl Wilhelm, Hofmaurer in Weimar 294 Reinhard, Georg August, seit 1793 Student in Jena 192; 555 f.
Personen und Werke
Reinhold, C a r l Leonhard (1757–1823), Philosoph, Ordensgeistlicher in Wien, 1783 Flucht nach Leipzig, 1784 in Weimar, Übertritt zum Protestantismus, Mitarbeiter des „Teutschen Merkur“, 1787 Professor in Jena und 1794 in Kiel 172, 183, 207; 100, 227 f., 255, 257, 421, 472, 505, 527–529, 615 Briefe über die kantische Philosophie 100, 615 Reni, Guido (1575–1642), italienischer Maler 383 Himmelfahrt der Mutter Gottes 383 Rennschüb (Renschüb; eigentl. Büchner), Johann Ludwig (1753–1832), Schauspieler und Theaterleiter in Mannheim 21 Reuß, Johann Christoph, Bankier in Frankfurt a. M. 163; 483, 508 –, Johann D i e t r i c h , (1726–1790), Bankier (Bansa & Reuß) in Frankfurt a. M., dessen Vater 483 –, Maria Jacobea, geb. Bansa, dessen Mutter 483 Reuß s. auch Bansa Reuß-Greiz (ältere Linie), Heinrich XI. Fürst von (1722–1800) EB 6 Reventlow, Christian Detlev Friedrich (Ditlev Frederik) Graf von (1748–1827), dänischer Staatsmann und Sozialreformer 222 f., 256, 303 –, Sophie Friederike Louise Charlotte Gräfin von, geb. von Beulwitz (1747–1822), seit 1773 dessen Frau 222–224, 256, 303 –, Johann Ludwig Graf von (1751– 1801), dänischer Staatsmann, dessen Bruder 222 Reventlow, Friederike Juliane ( J u l i e ) Gräfin von, geb. (Gräfin) von Schimmelmann (1763–1816), Schriftstellerin, seit 1779 verh. mit Friedrich Carl Graf von Reventlow 221, 224, 286
703
Ridel, Cornelius Johann Rudolf (1759–1821), 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, von 1787 bis 1799 mit dem Titel eines Landkammerrats Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach 35, 550, 633 –, A m a l i e ( A m m e l ) Charlotte Angelica, geb. Buff (1765–1848), Schwester von Goethes Wetzlarer Freundin Charlotte Buff, verh. Kestner, seit 1791 dessen Frau 11; 34 f. Riedel, Johann Anton (1736–1816), Maler in Dresden, 1757 Inspektor der königlichen Gemäldegalerie 78; 252 Riem, Andreas (1749–1814), Schriftsteller, Prediger, Verleger, Akademiesekretär, 1763 Student der Theologie und Philosophie in Heidelberg, 1766 Fortsetzung des Studiums in Amsterdam, 1769 Hofmeister in Gramzow, 1776 Pfarrer in Friedrichswalde,1782 Prediger am Berliner Friedrichshospital, von 1788 bis 1790 Sekretär der Kunstakademie, 1795 aus politischen Gründen Ausweisung aus Preußen in die Grafschaft Solms-Baruth, von dort zahlreiche Reisen durch Europa, seit 1802 wohnhaft in Neustadt a. d. Hardt, tätig als Advokat in Speyer 249 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774– 1845), Theologe und Philologe, 1798 Privatdozent in Halle, 1803– 1806 Lehrer von Goethes Sohn August 313 f. Riepenhausen, E r n s t Ludwig (1762–1840), Zeichner und Kupferstecher in Göttingen 243 Riese, Johann Jacob (1746–1827), Verwalter der Armenkasse in Frankfurt a. M. 324, 393
704
Register
Riffel (Rieffel), Franz Xaver Jacob Ignaz (gest. 1793), Wirt des Gasthauses „Zum König von England“ in Mainz, unterstützte die Besetzung der Stadt durch die Franzosen 181 f.; 523 Rohan, Louis René Edouard de (1734–1803), Fürstbischof von Straßburg 138 Rompel, Heinrich Palmatius Joseph, Pfarrer vom Heilig-Geist-Hospital bei Mainz 524 f. Rosenthal, Gottfried Erich (1745–1813), sachsen-gothaischer Bergkommissar in Nordhausen 200 Die natürliche Magie aus allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken bestehend (Fortsetzungsreihe nach Martius’ „Unterricht in der natürlichen Magie“ mit Johann Christian Wiegleb) 62; 200 Band 5: Die natürliche Magie 〈…〉 62; 200 Band 6: Die natürliche Magie 〈…〉 62; 200 Rottenhahn, Graf von 565 Rouget, Claude Joseph (gen. de Lisle) (1760–1830), französischer Komponist und Dichter 596 Chant de guerre pour l’armée du Rhin (Marseillaise) 203; 596 Rousseau, Jean-Jacques (1712–1778) 341, 430, 596 Du Contrat social, ou principes du droit politique 341 Julie, ou la Nouvelle Héloise 430 Rozier, Jean-Baptiste François (1734–1793), französischer Agronom und Botaniker 75; 241 f., 592 Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et les arts 〈…〉 75; 242 Rubens, Peter Paul (1577–1649) 384 Rudorf, Louise Dorothea Ulrike Emilie (1777–1852), bis 1794 Kammersän-
gerin am Weimarer Theater, heiratete 1798 Carl Ludwig von Knebel 46; 81, 142, 570 Runckell, Elisabeth Catharina (geb. 1752), Jugendfreundin Goethes 393 Runde, Justus Friedrich (1741–1807), Jurist, Professor in Kassel und ab 1784 in Göttingen 245 Russland –, Katharina II. (die Große) von, geb. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (1729–1796), seit 1745 Frau des Zaren Peter III. Fjodorowitsch, seit 1762 regierende Zarin von Russland 290, 433 –, Maria Pawlowna Prinzessin von (1786–1859), Zarentochter, seit 1804 Frau von Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach, deren Enkelin 648 Sachsen, Friedrich August III. von (1750–1827), 1763 nach dem Tod seines Vaters Friedrich Christian von Sachsen unter Vormundschaft seines Onkels Clemens Wenzeslaus von Sachsen von Oktober bis Dezember 1763 Kurfürst, Alleinregierung seit 1768, 1806 als Friedrich August I. König 6, 165, 276; 21, 339, 487 Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig von (1745–1804), seit 1772 Herzog EB 72, EB 90, EB 93, EB 180; 20; 9, 60–63, 91, 134, 339 –, Emil Leopold A u g u s t Prinz von (1772–1822), seit 1779 Erbprinz, seit 1804 Herzog, dessen Sohn EB 152 –, August Prinz von (1747–1806), holländischer und sachsen-gothaischer General, dessen Bruder EB 21, EB 38, EB 45, EB 88, EB 124, EB 125, EB 126, EB 130, EB 139,
Personen und Werke
EB 140, EB 151, EB 167, EB 206*, EB 208; 73, 86 f., 112, 246, 283; 9, 134, 159, 236 f., 285, 288, 353 Sachsen-Meiningen, G e o r g I. Friedrich Carl von (1761–1803), seit 1782 Herzog 20; 56, 61 f. Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August Herzog von (1757–1828), seit 3. September 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog 16, 24, 27, 36, 38, 44, 77, 82, EB 32, EB 119, EB 132, EB 133, EB 143, EB 150, EB 153, EB 199, EB 202, EB 205, EB 207, EB 209, EB 216, A 2; 6 f., 22, 36 f., 43, 45, 55, 59, 72, 74, 79, 84, 86–88, 99 f., 100, 104, 106, 110 f., 115 f., 119, 124, 128, 137, 144 f., 149–154, 157 f., 160–165, 168, 170, 173, 175, 177, 190 f., 198, 205, 264, 268, 276, 284, 289, 303; 5, 11, 16, 19–23, 28, 30, 46 f., 51 f., 55 f., 60, 62, 64 f., 68, 84, 88 f., 107, 115–117, 130–132, 135, 137, 149, 159, 168, 170, 172, 178–184, 188, 191, 194 f., 204, 217, 227–231, 233, 238–242, 246, 248 f., 251, 255, 258, 271, 273, 276, 288, 290–295, 297–299, 302, 307, 309, 314, 318, 320, 325, 327–330, 332, 336–342, 346, 351, 353, 359–367, 369, 372–374, 380, 390, 392, 394 f., 397, 400, 406 f., 409, 417 f., 422 f., 426 f,. 434 f., 437, 439–441, 443, 449–458, 460, 463, 465, 467, 470 f., 474 f., 477 f., 480, 482, 484, 486–488, 493–495, 499 f., 505, 508, 510 f., 514, 516–518, 520, 528, 538, 546–553, 557 f., 565–567, 574–576, 580, 584–587, 604 f., 612, 623, 626, 630, 647–649 –, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel (1739– 1807), seit 1756 Frau des Herzogs Ernst August II. Constantin, von
–,
–,
–,
–,
–,
–,
–,
705
1758 bis 1775 obervormundschaftliche Regentin, dessen Mutter 122, 176; 6, 39, 59, 72, 99, 111 f., 138, 158, 174, 177, 195 f., 205; 4 f., 7 f., 25 f., 45, 47, 65, 67, 109, 122, 136, 146, 168, 170 f., 174, 191, 194 f., 198, 228, 233–235, 237, 239 f., 258, 310, 329, 339, 346, 351, 353 f., 362, 369, 429, 441 f., 472, 488, 498, 510, 565–567, 569–571, 576, 604, 635, 648 Erwin und Elmire (Partitur) 47 L o u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), seit 1775 dessen Frau EB 179; 24, 39, 46, 72, 99, 111, 152, 158, 204 f., 255, 284, 290; 70, 88, 115, 122 f., 131, 136, 138, 142, 192, 198, 222 f., 234, 256, 270, 285, 316, 329, 353, 441 f., 449, 455, 472, 488, 567, 576, 598, 604, 648 Johann Ernst III. (1664–1707), Herzog von Sachsen-Weimar, dessen Urgroßvater 433 Sophie Auguste (1663–1694), Tochter des Fürsten Johann VI. von Anhalt-Zerbst, seit 1684 verh. mit Johann Ernst III. von Sachsen Weimar, dessen Urgroßmutter 433 Carl Friedrich Erbprinz von (1783–1853), seit 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, dessen Sohn 648 C a r o l i n e Louise Prinzessin von (1786–1816), seit 1810 Frau des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, dessen Tochter 4, 67, 492, 648 Carl Bernhard Prinz von (1792–1862), Offizier in Sachsen und den Niederlanden, dessen Sohn 138, 222, 256, 314, 648 Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), kursächsi-
706
Register
scher Generalmajor, dessen Bruder EB 154; 165, 196; 136, 307, 487, 565–567, 569, 575 f., 580 Salieri, Antonio (1750–1825), italienischer Komponist 490 Das Kästchen mit der Chiffre (Oper) 490 Salomo (10. Jh. v. Chr.), König des israelitischen Reiches im Alten Testament der Bibel 596 Sandrart, Joachim von (1606–1688), Maler und Kupferstecher in Nürnberg 349 Saussure, Horace Bénédict de (1740–1799), Schweizer Naturforscher vor allem auf dem Gebiet der Geologie und Botanik, seit 1772 Professor in Genf 29; 92 f. Description d’un Cyanomètre, ou d’un Appareil destiné à mesurer l’intensité de la Couleur bleue du Ciel 29; 92 Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Friederike Carolina Luise von, geb. von Pückler-Limpurg (1738–1772), Schwester von Friedrich Philipp Karl von Pückler-Limpurg 600 Schäfer, Andreas, Pfarrer des vor Mainz gelegenen Stifts „Heiliges Kreuz“ 182; 524 Schardt, Friederike S o p h i e Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), Pflegetochter von Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff, seit 1778 Frau von Ludwig Ernst Wilhelm von Schardt EB 200 Schenck, Johann Friedrich von (eigentl. Johann Friedrich Schenk zu Schweinsberg) (1750–1819), preußischer Offizier, seit 1802 General, Teilnehmer am Koalitionskrieg 277 Schenk, Johann Heinrich (1808: von) (1748–1813), Beamter, Privatsekretär Friedrich Heinrich Jacobis und Erzieher seiner Kinder, seit 1787 Syndi-
kus der Ritterschaft des Herzogtums Berg in Düsseldorf 207; 318, 613 Schieferdecker, Johann Dietrich, Student an der Jenaer Universität 181 Schikaneder, Emmanuel (eigentl. Johann Joseph Schickaneder) (1751–1812), Schauspieler, Sänger, Theaterdirektor und Dramatiker, seit 1784 in Wien, 1787 Leitung des Hoftheaters in Regensburg, 1789 in Wien, 1801 Gründung des Theaters an der Wien, 1807 in Brünn, Librettist Mozarts 47 Die Zauberflöte (Libretto) 47 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (1802: von) (1759–1805) 78; 6 f., 42, 58, 69, 77, 108, 113, 126, 142, 151, 171, 206 f., 252 f., 271, 315, 341, 352, 404, 434, 528, 629 Die Worte des Glaubens (Gedicht) 341 Die Zerstörung von Troja (VergilÜbersetzung) 352 〈Dramen〉 Die Jungfrau von Orleans 108 Die Räuber 206 f., 253 Dom Karlos 69, 206 Wallenstein 58 Wallensteins Lager 77 –, Louise Antoinette C h a r l o t t e , geb. von Lengefeld (1766–1826), seit 1790 dessen Frau 252, 594, 596 Schlegel, August Wilhelm (1767–1845), Schriftsteller, Übersetzer und Literaturwissenschaftler 108, 271 〈Shakespeare-Übersetzung〉 108 Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Friedrich Christian II. von (1765–1814), seit 1794 Herzog, vorher Prinz 528 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), seit 1769 Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 1773 markgräflich badischer Hof- und Hof- und Regie-
Personen und Werke
rungsrat in Karlsruhe, seit 1774 Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen, 1787 Geheimer Hofrat am Landeskollegium Karlsruhe, seit 1773 Goethes Schwager EB 31, EB 177, EB 178, EB 189*, EB 237, EB 242; 31, 79, 95, 172, 177, 184 f., 192 f., 208; 99, 221, 256, 318, 501 f., 517, 531, 534–536, 541, 556 f., 612, 617 –, C o r n e l i a Friederike Christiane, geb. Goethe (1750–1777), Goethes Schwester, seit 1773 dessen erste Frau 172; 99, 502, 557, 617, 637 –, J o h a n n a Catharina Sibylla, geb. Fahlmer (1744–1821), seit 1778 dessen zweite Frau 79, 192 f.; 99, 221, 256, 318, 501, 536, 541, 556 f., 612, 617 –, Louisa Maria Anna ( L u l u ) (1774–1811), dessen Tochter aus erster Ehe 192 f.; 99, 221, 256, 502, 536, 557, 612, 617 –, Catharina Elisabeth Julia ( J u l i e ) (1777–1793), dessen Tochter aus erster Ehe 172, 177; 99, 221, 256, 501 f., 517, 557 –, Cornelia H e n r i e t t e Franziska (1781–1851), seit 1809 verh. Hasenclever, dessen Tochter aus zweiter Ehe 192 f.; 221, 256, 556 f., 612, 617 –, Eduard (1784–1807), dessen Sohn aus zweiter Ehe 192 f.; 221, 256, 556 f., 612, 617 –, Hieronymus Peter (1735–1797), Rechtsanwalt, Schöffe in Frankfurt a. M., Freund Goethes, dessen Bruder 324 Schmid, Carl Christian Erhard (1761–1812), Theologe, Philosoph, 1791 Professor in Gießen, seit 1793 Professor in Jena 183; 528 f. Schmidt, Johann Christoph (1727–1807), sachsen-weimarischer
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Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788 Geheimer Rat und Kammerpräsident, 1802 Oberkammerpräsident 89, 99, 115, 117, 161, 174 f., 303; 64, 116, 212, 298, 330, 365, 433, 478, 508, 511 f., 514, 647 f., 650 Ältere und neuere Gesetze, Ordnungen und Circular-Befehle für das Fürstenthum Weimar und für die Jenaische Landesportion bis zum Endes des Jahres 1799 in einem alphabetischen wörtlichen Auszug gebracht 652 Schmidt, Johannes (1749–1811), Registrator in Weimar, 1780 Sekretär und Archivar, 1785 Geheimer Sekretär, 1899 Legationsrat 652 f., 655 Schmieder, Heinrich Gottlieb (1763–1815), Jurist, Schriftsteller, Übersetzer, Theaterleiter in Mainz, Hamburg und St. Petersburg 76 Die beyden kleinen Savoyarden (Übersetzung von Dalayracs Singspiel „Les deux petits Savoyards“) 76 Schnaubert, Andreas Joseph (1750–1828), Rechtsgelehrter, seit 1786 Professor an der Universität Jena 216; 56; 181 f., 564, 599 f. Erläuterung des in Deutschland üblichen Lehnrechts in einem Kommentar über die Böhmerschen Principia Iuris Feudalis 599 f. Erläuterung des in Deutschland üblichen Lehnrechts in einem Kommentar über die Böhmerschen Principia Iuris Feudalis (Fortsetzung) 601 Schnauß, Christian Friedrich (1722–1797), seit 1743 sachsen-weimarischer Regierungsbeamter in Eisenach und Weimar, seit 1743 Kabinettssekretär, 1763 Regierungsrat, seit 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Ge-
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Register
heimer Rat, seit 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Münzkabinetts 88, 118; 89, 99, 115, 117, 176; 64, 116 f., 212, 248 f., 294, 298, 330, 339, 365 f., 433, 457, 514, 565–567, 637 –, Johann Ludwig (1727–1807), Kammerdiener, Sekretär in der Geheimen Kanzlei des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, dessen Bruder 417 Schneider, Friedrich Gottlob, Feldscher in Weimar 567 Schneider, Christian Wilhelm (1734–1797), Theologe, Kirchenhistoriker, 1763 Pastor an der Garnisonkirche in Weimar, 1773 Archidiakon der Stadtkirche und Oberkonsistorialassessor, 1776 Oberkonsistorialrat, seit 1782 Generalsuperintendent und Oberpfarrer in Eisenach EB 46 Schönfeld, Friedrich Wilhelm von (1730–1805), preußischer General, Teilnehmer am Koalitionskrieg 277 Schröder, F r i e d r i c h Ulrich L u d w i g (1744–1816), Schauspieler und Theaterdichter, von 1771 bis 1780 Theaterdirektor in Hamburg, 1781 in Wien, von 1785 bis 1798 wieder in Hamburg, danach Privatier, Theaterschriftsteller 19, 25; 57 f., 469, 593 Der Fähndrich oder der falsche Verdacht (Lustspiel) 469 Die Übereilung (Lustspiel) 469 〈Gesetze des Hamburgischen Theaters〉 20; 59 –, Sophie Charlotte, geb. Biereichel (1714–1792), 1734 Heirat mit Johann Dietrich Schröder, seit 1749 verh. mit Konrad Ernst Ackermann, Schauspielerin, Theaterleiterin, dessen Mutter 57
Schuch, Caroline (1739–1787), Schauspielerin, Leiterin einer Theatertruppe in Königsberg und Ostpreußen 203 Schuckmann, Caspar F r i e d r i c h von (1755–1834), Jurist, preußischer Staatsmann, 1786 Gerichtsrat in Breslau, 1790 Oberbergrichter am schlesischen Oberbergamt, 1795 Kammerpräsident in Bayreuth, 1810 Geheimer Staatsrat in Berlin, 1814 preußischer Minister des Innern 21, 34, EB 41; 91; 63 f., 305 Schütz, Christian Gottfried (1747–1832), Philologe, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, 1804 Professor in Halle, seit 1785 Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 207; 181, 421, 554, 564, 615 –, Anna Henriette, geb. Danovius (1751–1823), dessen Frau 564 Schütz, Gottfried (1717–1772), Pfarrer in Dederstädt und Aschersleben, Vater von Friederike Juliane Griesbach 246 Schütz, Johann Georg (1755–1813), Maler und Radierer in Frankfurt a. M., von 1784 bis 1790 in Rom, danach wieder in Frankfurt a. M. EB 55; 248 Schütz, Wenzel Joseph, Garderobier, Theaterschneider am Weimarer Theater 136; 418, 420 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm von der (1742–1815), preußischer General 277 Schultheß, Anna Barbara ( B ä b e ), geb. Wolf (1745–1818), seit 1778 verw., Freundin Lavaters und Goethes in Zürich EB 22, EB 60, EB 94, EB 142, EB 215; 249, 257, 272 Schultz, Christoph Friedrich Ludwig (1781–1834), Jurist, preußischer Staatsrat 105, 561
Personen und Werke
Schumann, Friedrich Wilhelm (1765–1850), Landschaftskassenkalkulator in Weimar, Schreiber Goethes 40, 42, 146, 184, 188, 275, 303, 409, 588, 631, 652 Schuricht, Christian Friedrich (1753–1832), Architekt und Zeichner in Dresden 257 Schwarz, Wilhelm, Konditor in Weimar 74; 239 Schwarzburg-Rudolstadt –, Ludwig Friedrich II. von (1767–1807), Erbprinz, seit 1793 Fürst 136; 418–420 –, Caroline Louise von, geb. Prinzessin von Hessen-Homburg (1771–1854), seit 1791 dessen Frau, nach dem Tod ihres Mannes von 1807 bis 1814 obervormundschaftliche Regentin für ihren noch nicht volljährigen Sohn Erbprinz Friedrich Günther 420 –, Friedrich Günther von (1793–1867), Erbprinz, seit 1814 Fürst, dessen Sohn 420 –, Friedrich Karl von (1736–1793), seit 1790 Fürst, dessen Vater 420 Seconda, Jakob Bartholomäus F r a n z (1755–1832), Theaterprinzipal vorwiegend in Prag, Dresden und Leipzig 16, 304 –, Johann Christian J o s e p h (1761–1820), Theaterprinzipal vorwiegend in Dresden und Leipzig, dessen Bruder 20 f. Seebach, Amalie von (1773–1860), älteste Tochter von Alexander Christoph von Seebach, Regierungskommandant in Stedten bei Weimar; seit 1798 verh. mit Charlotte von Steins ältestem Sohn Gottlob Carl Wilhelm Friedrich 489, 509 Seeger, Johann Georg (um 1748–1802), Kanzlist in der herzoglichen Kriegskommission in Weimar Rechnungs-
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führer bei der gewerkschaftlichen Hauptkasse des Ilmenauer Bergbaus 53; 167 Seelhorst, Carl Friedrich von (1755–1812), preußischer Offizier im von Carl August von SachsenWeimar und Eisenach angeführten 6. Kürassier-Regiment 120; 373 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755–1820), Hauslehrer Cornelia Goethes in Frankfurt a. M., Sekretär Johann Caspar Goethes, von 1755 bis 1785 Sekretär Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator und seit 1789 Rentkommissar an der herzoglichen Kammer in Weimar 93, 100; 310 f., 527 Seneca, Lucius Annaeus (55 v. Chr.–40 n. Chr.), römischer Schriftsteller 500 〈Troades〉 (dt. Übersetzung von Martin Opitz: „Trojanerinnen“) 500 Septimius Severus, Lucius Partinax (146–211), seit 193 römischer Kaiser 25 Seyfarth, J o h a n n Andreas (1771– 1819), Souffleur und Theaterkassierer am Weimarer Theater 141 Shakespeare, William (1564–1616) 171; 7, 58, 152, 206, 269, 302 Hamlet 7, 206, 302 Heinrich der Vierte (engl.: Henry IV) 207 Leben und Tod des Königs Johann (engl.: The Live and Death of King John) 152, 206 Wie es euch gefällt (engl.: As you like it) 171; 500 Sibylle von Cumae (verm. 6. Jh. v. Chr.), sagenhafte babylonische Priesterin 233 Simon, Schwiegervater von Christian Lucas von Cranach 434 Simon, Anton, Hochstapler aus Wien, gab sich unter dem Namen William
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Register
Pearce als Obrist der Armee der Vereinigten Staaten aus 133; 417 f. Sieveking, Georg Heinrich (1751–1799), Kaufmann in Hamburg 203; 594–596 Skorodunov, Gavril Ivanovich (1755–1792), russischer Maler und Kupferstecher 430 〈Kupferstiche nach Gemälden Angelika Kauffmanns zu „Eloise und Abelard“〉 430 Soden, Friedrich Julius Heinrich (1790:) Graf von (1754–1831), Schriftsteller 367 Ignaz de Castro (Trauerspiel) 367 Soemmerring, Samuel Thomas (1808: von) (1755–1830), Mediziner, Anatom, Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, seit 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in München 28, 56, 95, 198, 224, 95K; 82 f., 144, 155, 188; 42, 87, 106, 153, 158, 218, 258, 260, 262, 265, 269, 271, 324, 451, 539 f., 542 Etwas Vernünftiges vom Orang Utang 28; 89 Über den natürlichen Unterschied der Gesichtszüge in Menschen verschiedenen Gegenden und verschiedenen Alters (dt. Übersetzung Pieter Campers „Verhandeling 〈…〉 over het natuurlijk verschil“) 84; 275, 278 Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer 28; 89 Ueber die Vereinigung / Durchkreuzung der Sehenerven 28; 89, 166 Vom Baue des menschlichen Körpers 28 f.; 87 f. Erster Theil. Knochenlehre 87 Zweiter Theil. Bänderlehre 87 Dritter Theil. Muskellehre 87 Vierter Theil. Gefäßlehre 87 Fünfter Theil. Hirnlehre und Nervenlehre 87
Fünfter Theil. Zweite Abtheilung. Eingeweidlehre 87 f. Vom Hirn- und Rückenmark 28; 89 –, Margarethe Elisabeth, geb. Grunelius (1768–1802), Malerin, Zeichnerin, Kupferstecherin, seit 1792 dessen Frau 210; 271, 626–628 –, Detmar Wilhelm (1793–1871), dessen Sohn 626, 628 Sokrates (469–399 v. Chr.) 408 Solis, Virgil (1514–1562), Zeichner und Kupferstecher in Nürnberg 349 Solon (1. Jh. v. Chr.), griechisch-antiker Gemmenschneider 432 Medusa Strozzi (Gemme) 432 Spaur, Franz Joseph von (1725–1797), Richter am kaiserlichen Kammergericht in Wetzlar 629 Spiker, Samuel Heinrich (1786–1858), Bibliothekar in Berlin 536 Spinoza, Baruch (Benedictus) de (1632–1677) 286 Städel, Johann Friedrich (1728–1816), Bankier, Kunstsammler und Mäzen in Frankfurt a. M. 450, 561 Stahl, Wolfgang (erw. 1776–1810), Verleger in Jena 209 Stark(e), Johann Christian (d. Ä.) (1753–1811), Mediziner, Gynäkologe, 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des älteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsen-weimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amts- und Stadtphysikus in Jena EB 71, EB 110; 421, 438, 443, 447, 567 Steffany (Steffani), Georg Christoph (um 1749–1807), Bauverwalter, seit 1786 Bauschreiber in der Abteilung Herrschaftliches Bauwesen bei der herzoglichen Kammer in Weimar, 1799 Bauinspektor, 1804 Kammerverwalter 170; 187, 294, 496, 509, 648, 650
Personen und Werke
Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 203; 7, 9, 67, 133, 164, 307, 482, 547, 593, 596 –, Gottlob Friedrich ( F r i t z ) Constantin von (1772–1844), von 1783 bis 1786 Goethes Zögling, seit 1789 sachsen-weimarischer Hofjunker, seit 1791 Student in Jena, 1794 bis 1797 sachsen-weimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volontär der preußischen Domänenkammer in Breslau, 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domänenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsrepräsentant, Gutsbesitzer in Schlesien, deren Sohn 41, 199, 214, EB 84; 9, 67, 132, 133 f., 139, 159, 399 Steiner, Johann Friedrich Rudolph (1742–1804), Architekt in Weimar, seit 1775 Baukontrolleur, seit 1791 Baumeister, Lehrer der mathematischen Wissenschaften an der Freien Zeichenschule in Weimar 64; 27, 59, 71; 86, 121, 184 f., 188, 191–196, 229 f., 294, 648 –, Carl Friedrich Christian (1774–1840), Architekt, Lehrer an der Weimarer Zeichenschule, seit 1817 Hofbaumeister in Weimar, dessen Sohn 27; 86, 184 Stock, Jakob (1745–1808), Kaufmann in Frankfurt a. M., Bankier, Ratsherr, 1804 Bürgermeister 393 –, Esther Maria Margarethe, geb. Moritz (1755–1825), Frankfurter Jugendfreundin Goethes, seit 1778 dessen Frau 393 Stock, Johanna Dorothea ( D o r a ) (1759/60–1832), Malerin in Dresden, Minna Körners Schwester 36, 77–79, 125; 114, 247, 252, 258, 382
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Stöcklein, Christian Friedrich, Amtmann aus Gutenberg bei Halle a. S. 78 Stolberg-Stolberg, Christian Graf zu (1748–1821), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, von 1777 bis 1800 dänischer Amtmann in Tremsbüttel, danach auf seinem Gut in Wendebye 67, 79; 222, 224, 256, 405 –, Friederike L u i s e Gräfin zu, geb. Gräfin von Reventlow, verw. von Gramm (1746–1824), seit 1777 dessen Frau 67, 68, 79; 222, 224, 256, 303 Stolberg-Stolberg, Friedrich ( F r i t z ) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, seit 1777 fürstbischöflicher oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerpräsident in Eutin, ab 1800 in Münster, dessen Bruder EB 224; 124, 295; 97 f., 222, 381, 399, 405 –, Sophie Charlotte Eleonore, Gräfin zu, geb. von Redern (1765–1842), seit 1790 dessen zweite Frau 97 –, Christian E r n s t Graf zu (1783– 1846), dessen Sohn aus erster Ehe 97 Streiber, Johann Lorenz (1722–1796), Bankier und Kaufmann in Eisenach, 1767 sachsen-weimarischer Kommerzienrat, 1782 Kammerrat, von 1767 bis 1782 Bürgermeister 88; 294 f. Strobel, Johann Erhard (1752–1801), Hof- und Legationsrat, sachsenweimarischer Agent beim Fränkischen Kreis in Nürnberg 305; 653 f. 〈Exhibitum zum Kronentaler im Fränkischen Kreis〉 (Relation) 305; 654
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Register
Sturm, Johann Georg (1742–1793), Kupferstecher in Nürnberg 349 Styr, Johann Nepomuk, Verleger in Augsburg 104 Sutor, C h r i s t o p h Erhard (1754–1838), von 1776 bis 1795 Goethes Diener und Schreiber, 1782 auch Spielkartenfabrikant und Inhaber einer Leihbibliothek in Weimar 40, 44; 42, 128, 135, 159 Tarquinius Superbus, Lucius (verm. um 550/560–495 v. Chr.), sagenhafter letzter König von Rom 72; 233 Taylor, William (1765–1836), englischer Schriftsteller und Übersetzer 185; 536 f. Iphigenia in Tauris. A Tragedy, written originally in German by J. W. Goethe (Übersetzung) 185; 536 Temler, A d o l p h Friedrich Rudolph (1766–1835), Zeichner, 1786 Hilfslehrer am Zeicheninstitut in Eisenach, seit 1790 Lehrer am Zeicheninstitut in Weimar 249 f. Tettelbach, Gottfried Benjamin (1750–1813), Königlich Sächsischer Hof- und Kabinetts-Steinschneider und Graveur in Friedrichstadt bei Dresden EB 120; 48, 77 f.; 70, 113, 149, 247, 251, 257, 382, 405 Textor, A n n a M a r g a r e t h a J u s t i n a , geb. Lindheimer (1711–1783), Großmutter Goethes mütterlicherseits 631 Textor, Johann Jost (1739–1792), Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., 1788 Schöffe, Goethes Onkel 370 Thadden, Johann Leopold von (1736–1817), preußischer General 257 f., 277 Thelott, Ernst Carl Gottlieb (1760–1834), Maler und Kupferstecher in Düsseldorf, seit 1803 Professor an der Akademie 427, 438, 534
〈Porträt Friedrich Heinrich Jacobis〉 (Kupferstich) 427, 438, 534 Thionville s. Merlin, Antoine Christophe de Thionville Thouret, Nikolaus Friedrich (1808: von) (1767–1845), Architekt des Klassizismus 648 Tieck, Johann L u d w i g (1773–1853), Dichter, Übersetzer, Herausgeber 108 Don Quijote (Cervantes-Übersetzung) 108 Tissot, Samuel (Simon) Auguste André David (1728–1797), Schweizer Arzt 596 Titius, Carl Heinrich (1744–1813), Mediziner in Dresden, 1768 Professor am medizinisch-chirurgischen Kollegium, 1776 Inspektor des Naturalienkabinetts in Dresden 78; 252 Tittel, Carl Wilhelm Ernst (geb. 1767), Weimarer Bürger, Wirt 116, 149, 161; 363, 456, 478 Tizian (Tiziano Vecellio) (1477–1576), venezianischer Maler 384 Madonna Zingarella (Gemälde) 384 Todenwarth, Carl Wolff von (1762–1816), Page am Weimarer Hof, Landkammerrat in Eisenach, Leiter der Zeichenschule dort 248–250 Townley (Towneley), Charles (1737–1805), englischer Kunstsammler 622 Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h (1740–1819), Mineraloge, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Bretleben an der Unstrut lebend, 1801 Oberberghauptmann in Freiberg in Sachsen EB 33, EB 75
Personen und Werke
Ulrich, Johann August Heinrich (1746–1813), Philosoph, seit 1767 Professor an der Universität Jena, zeitweise Prorektor 225, 297 Unbekannte Adressaten von Briefen Goethes 39, 149, EB 24, EB 25, EB 76, EB 81, EB 86, EB 96, EB 109, EB 116, EB 156, EB 181, EB 187, EB 190, EB 191, EB 192*, EB 197, EB 198, EB 227, EB 228, EB 231, EB 234 Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Buchdrucker, Holzschneider und Verlagsbuchhändler in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Künste, 1800 Professor der Holzschneidekunst 31, EB 99, EB 103, EB 108, EB 113, EB 131, EB 135, EB 165, EB 182, EB 183, EB 212, EB 225, EB 236, EB 243; 258, 260–262; 7, 80, 103, 106–108, 125 f., 135, 139, 148, 161, 217 f., 265, 305, 434, 446, 467, 491, 500, 519, 536, 543, 573 f., 611, 617, 635 –, Friederike Helene, geb. von Rothenburg (1741–1813), Schriftstellerin, Übersetzerin, seit 1785 dessen Frau 75, 108 Der Mondkaiser (dt. Übersetzung von Fatouvilles Posse „Arlequin, empereur dans la lune“) 75, 207 –, Johann Georg (1715–1788), Holzschneider in Berlin, dessen Vater 106 Varrentrapp, Johann Friedrich (1742–1814), Verlagsbuchhändler in Frankfurt a. M., gründete 1776 mit seinem Schwager Johann Conrad Wenner die Buchhandlung „Varrentrapp Sohn & Wenner“ 87 Veith, Johann Wilhelm (1758–1833), Schweizer Geistlicher 412
713
Vent, Johann C h r i s t o p h G o t t l o b (Gottlieb) (1751–1822), Ingenieuroffizier in Weimar, Baukondukteur, 1791 Fähnrich, 1792 Leutnant, 1802 Hauptmann im Baudepartement und in der Feuerlöschdirektion, 1807 pensioniert (aber weiter im Amt), 1809 Rat im Landschaftskollegium, 1813 auch Leiter des mathematischen Büros EB 100; 24, 27; 69 f., 86 Venus, Johann Christian (1730–1810), Unteroffizier in Weimar, seit 1782 Kammerdiener Carl Augusts 118; 361, 364, 368 Vergil (Publius Vergilius Maro) (70–19 v. Chr.), römischer Dichter 352 Aeneis 110; 352 Vico, Giovanni Battista (Giambattista) (1668–1744), italienischer Geschichts- und Rechtsphilosoph 130; 398 Principj di una Scienza Nuova d’intorno alla commune Natura della Nazioni (dt.: Prinzipien einer neuen Wissenschaft über die gemeinsame Natur der Völker) 130; 198 Vière, Ludwig de la (1746–1793), Major im Kürassierregiment Carl Augusts 149, 152; 455, 460, 486 Vieweg, Johann (Hans) F r i e d r i c h (gen. der Ältere) (1761–1835), Verlagsbuchhändler in Berlin und seit 1799 in Braunschweig 219; 139; 102, 199, 433 f., 606, 608 f. –, Johann Valentin (gest. 1785), Schneidermeister, dessen Vater 608 Vinci s. Leonardo da Vinci Vivona (Bivona), Antonio, 1787 Rechtsvertreter Frankreichs in Sizilien 34; 109 Vogelsang, Wilhelm von (geb. 1777), Kornett im Regiment Carl Augusts 361, 364 –, H. von, dessen Mutter EB 147
714
Register
Vohs, Johann Heinrich Andreas (1762–1804), Schauspieler und Sänger, Regisseur am Weimarer Theater EB 118; 66 f., 78, 89; 143, 207, 215 f., 218–220, 223, 253, 273, 301, 581, 624 Voigt, Christian Gottlob d. Ä. (1807: von) (1743–1819), seit 1766 sachsen-weimarischer Verwaltungsbeamter, 1775 Rat, von 1777 bis 1791 Mitglied der herzoglichen Regierung und von 1788 bis 1814 der Kammer in Weimar, 1783 Geheimer Archivrat, 1789 Geheimer Regierungsrat, 1791 Geheimer Assistenzrat, 1794 Geheimer Rat, 1802 Kammer-, 1807 Oberkammerpräsident, von 1791 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1815 Staatsminister und Präsident des Staatsministeriums 2, 10, 11, 43, 57, 62, 63, 71, 72, 73, 74, 78, 79, 80, 83, 113, 119, 127, 141, 144, 161, 170, 171, 180, 184, 186, 191, 202, EB 233; 21, 68, 70, 73, 89, 100 f., 108, 118, 170, 231, 263, 284, 303; 11, 44, 62 f., 113, 116 f., 120, 128, 144, 146, 169 f., 177, 194, 198, 223 f., 226, 235 f., 264, 297 f., 300, 317, 320, 331, 334, 347–349, 357, 366 f., 374, 381, 390, 392, 401, 433, 496, 558, 565 f., 575, 580, 598–604, 634, 647, 650 〈Über die Tradition preußischer Gesetzgebungspolitik〉 198 –, Johanna Viktoria (1807: von), geb. Hufeland, verw. Michaelis (1741– 1815), Tochter des Arztes Johann Christoph Hufeland, in erster Ehe verh. mit dem Rentsekretär Gottlob Erhard Michaelis in Dornburg, 1765 verwitwet, seit 1770 dessen erste Frau 100, 106, 117, 130, 160 f., 174, 176, 183; 330, 341, 364, 400, 475, 478, 508, 514, 529
–, C a r o l i n e Amalie Viktoria (1807: von) (1773–1825), dessen Tochter 100, 106, 117, 130, 160 f., 174, 176, 183; 330, 341, 364, 400, 475, 478, 508, 514, 529 –, Christian Gottlob d. J. (1807: von) (1774–1815), 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1806 Geheimer Regierungsrat, dessen Sohn 100, 106, 117, 130, 160 f., 174, 176, 183; 330, 341, 364, 400, 475, 478, 508, 514, 529 –, Johann Carl Wilhelm (1752–1821), Geologe und Mineraloge, 1783 Bergsekretär in der herzoglichen Bergwerkskommission für Ilmenau, 1789 Bergrat, Mitaufseher über den Bergbau, auch Bürgermeister, dessen Bruder 9, 14 Voigt, Johann Heinrich (1751–1823), seit 1789 Professor für Mathematik, seit 1802 auch für Physik an der Universität Jena 29, EB 73, EB 77*, EB 82, EB 218; 55; 70, 90 f., 151, 163, 176, 622 Allgemeine Witterungslehre 91 Grundlehren der angewandten Mathematik 91 Versuch einer neuen Theorie des Feuers 293; 91 Voltaire (eigentl. François Marie Arouet) (1694–1778) 430 〈Lettres sur la nouvelle Héloise de Jean Jacques Rousseau〉 430 Voß, Christian Friedrich (1724–1795), Berliner Verleger 264 Voß, Johann Heinrich d. Ä. (1751–1826), Philologe, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1772 Student der Theologie und Philologie in Göttingen und Mitglied des Göttinger Hains, 1778 Schulrektor in Otterndorf (bei Cuxhafen), 1782 der Gelehrtenschule in Eutin, 1786 Hofrat, 1802 Privatgelehrter in Jena,
Personen und Werke
1805 Sinekure-Professur in Heidelberg 171, 516 f., 617 Homers Werke (Übersetzung) 617 Ilias (Übersetzung) 171, 617 Odyssee (Übersetzung) 617 Voss, Leopold Albrecht von (1762– 1793), Rittmeister im Ascherslebener Regiment Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar und Eisenach, Teilnehmer an der Belagerung von Mainz 152; 460, 586 Vulpius, Christian A u g u s t (1762–1827), Jurist, Schriftsteller, Dramatiker und Bibliothekar, von 1786 bis 1788 Privatsekretär in Nürnberg, Privatgelehrter u.a. in Erlangen und Leipzig, seit 1790 Dramaturg am Theater in Weimar, seit 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar, 1814 erster Bibliothekar 33, 166; 77, 87, 95, 104 f., 110, 112, 140, 143, 156, 165, 174, 312, 419, 569 Der Schiffs-Patron oder Der GuthsHerr (Singspiel) 419 Epilog am Ende der Gastspielwochen des Weimarer Hoftheaters in Lauchstädt 1791 90; 302 Prolog zu Beginn des Weimarer Gastspiels in Erfurt 1792 90; 302 –, Johann Friedrich (1725–1786), Amtsarchivar in Weimar, dessen Vater 312 –, Christiane Margarethe, geb. Riehl (1742–1773), dessen Mutter 312 –, Friedrich Carl Christoph (1763–1764), dessen Bruder 312 –, Johanna Henriette Dorothea (1767– 1768), dessen Schwester 312 f. –, Johann Gottlieb Heinrich (geb. 1769), dessen Bruder 312 –, Johann Carl Emmanuel, dessen Bruder 312
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–, E r n e s t i n e Sophie Louise (1775– 1806), dessen Halbschwester 174 –, J u l i a n e Auguste (1734–1806), dessen Tante 174 Vulpius, Johanna Christiana ( C h r i s t i a n e ) Sophia (1765–1816), Schwester von Christian August Vulpius, seit 1788 Lebenspartnerin und seit 19. Oktober 1806 Goethes Frau 104, 108, 110, 112, 114, 116, 117, 120, 125, 128, 135, 138, 157, 160, 163, 169, 172, 178, 181, 187, 192, 193, 196, EB 128, EB 186, EB 211; 70, 98, 100, 116, 123, 127, 130, 132, 141, 149, 172, 190, 268, 286; 5, 52, 174, 224, 226, 231, 237, 255 f., 301, 312–314, 316, 328–332, 339, 361, 364, 376, 390, 394, 399, 411, 422, 442 f., 456, 466, 502, 538, 547, 554, 568, 625 –, A u g u s t Walther (1789–1830), deren Sohn mit Goethe, seit Mai 1801 A u g u s t Walther von Goethe, Jurist, von 1808 bis 1811 Student in Heidelberg, 1810 Kammerassessor in Weimar, dort 1815 Kammerrat und Kammerjunker, 1823 Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr 70, 93, 96–98, 100 f., 103, 107, 112, 114, 117–119, 124, 126 f., 130, 132 141–145, 149, 153, 159, 161, 167, 169 f., 172, 176, 184, 187, 190; 5, 224, 226, 231, 255 f., 312–315, 319, 325, 327, 331, 335, 343, 356, 366 f., 385, 390, 396, 399, 411, 442 f., 447 f., 452, 456, 462, 473, 479, 490, 497, 502, 515, 532 f., 538, 540, 547, 568 –, Sohn (14. Oktober 1791), Totgeburt, deren und Goethes zweites Kind 625 –, Carolina (21. November bis 3. Dezember 1793), deren und Goethes drittes Kind 313, 394, 448, 625
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Register
–, Carl (30. Oktober bis 16. November 1795), deren und Goethe viertes Kind 313, 394 –, Kathinka (16. bis 19. Dezember 1802), deren und Goethes fünftes Kind 313, 394 Wachtel, Johann Gottfried (1724– 1805), sachsen-weimarischer Hofgärtner 160; 477 Wäser, Maria Barbara (gest. 1797), Schauspielerin, Theaterprinzipalin in Breslau 203 Wagner, Daniel, Erzieher, Hofmeister in Straßburg und Frankfurt. a. M. 638 Wagner, Georg Friedrich von (1728– 1793), preußischer Generalmajor 151 f.; 460 Wagner, Johann Conrad (1737–1802), Kammerdiener von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1787 auch Kämmerer, 1796 Schatullier 258, 276, 314, 361 f., 364, 373 f., 380 f., 453, 455, 459 f., 465–467, 471, 477, 481, 492, 507, 519, 522, 587 〈Tagebuch〉 258, 276, 361 f., 364, 373 f., 380, 453, 455, 459 f., 465–467, 471, 477, 481, 492, 507, 519, 522, 587 Wailly, Charles de (1730–1798), französischer Architekt 188 Waitz, J o h a n n Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 250 Wall, Anton (Pseudonym von Christian Leberecht Heyne) (1751–1821), Schriftsteller in Leipzig, Berlin und Rochlitz, seit 1798 in Altenburg 157; 469 Der Stammbaum (Lustspiel) 157; 469
Die beyden Billets (Lustspiel) 157; 469 Weber, Franz Anton von (1734–1812), Musiker, Kapellmeister Theaterprinzipal 580 f. Aufforderung an alle Bühnen Teutschlands 580 Wedekind, Georg Christian (1761–1831), Leibarzt des Mainzer Kurfürsten 503 –, Louise Wilhelmine, geb. Moller (1756–1834), dessen Frau 172; 503 –, Sophia Magdalena, geb. Morrien (1728–1765), dessen Mutter 503 Wedel, Otto Joachim M o r i t z von (1752–1794), Beamter am herzoglichen Hof in Weimar, 1775 Kammerjunker und Hofmarschall, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1788 Mitglied des Kammerkollegiums, 1789 Mitglied der Schlossbaukommission 303; 419, 647, 650 Weidenhammer, Uhrmacher in Mainz 552 Weidner, Friedrich Ernst, Regierungskanzlist in Weimar 122 –, Wilhelmina Christina (1768–1791), dessen Frau 38; 122 Weigel, Christoph (1654–1725), Kupferstecher und Verleger in Nürnberg 349 Wenner, Johann Conrad (gest. 1803), Verlagsbuchhändler in Frankfurt a. M., gründete 1776 mit seinem Schwager Johann Friedrich Varrentrapp die Buchhandlung „Varrentrapp Sohn & Wenner“ 87 Werner, Abraham Gottlob (1749–1817), Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg, 1792 Bergkommissionsrat, 1799 Bergrat 35; 110–112, 439–443, 481, 581, 588
Personen und Werke
Werthes, Friedrich August C l e m e n s (1748–1817), württembergischer Theologe, Privatgelehrter 405 Abbate Alberto Fortis Reise in Dalmatien (dt. Übersetzung von Fortis „Viaggio in Dalmazia“) 405 Westrumb, Johann Friedrich (1751–1819), Chemiker, Apotheker in Hannover und Hameln 440 Versuch eines Beytrages zu den Sprachbereicherungen für die deutsche Chemie 440 Wetken, Louis, Schüler der Weimarer Zeichenschule 133; 417 Weyhrauch, Jeanette (Maria) (1767–1834), Sängerin, Schauspielerin 81 Wiedeburg, Christian Justus (1726– 1804), herzoglicher Hof- und Regierungsrat in Weimar, Landschaftssyndikus in Jena 637 –, Johann Ernst Basilius (1733–1789), Physiker, Astronom, Mathematiker, 1756 Universitätsbibliothekar in Erlangen, seit 1757 Professor der Philosophie, seit 1760 der Philosophie und Mathematik in Jena, 1770 sachsen-weimarischer Kammerrat, dessen Bruder 91 Wiegleb, Johann Christian (1732–1800), Chemiker, Apotheker in Langensalza 271; 200 Die natürlichen Magie aus allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken bestehend (Fortsetzungsreihe nach Martius’ „Unterricht in der natürlichen Magie“ mit Gottfried Erich Rosenthal) 62, 271; 200 Band 5: Die natürliche Magie 〈…〉 62; 200 f. Band 6: Die natürliche Magie 〈…〉 62; 200 Wieland, Christoph Martin (1733–1813), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Pädagoge, 1754 Haus-
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lehrer in Zürich und 1759 in Bern, 1760 Kanzleiverwalter in Biberach, 1769 Professor der Philosophie in Erfurt, 1772 Erzieher des minderjährigen Herzogs Karl August in Weimar, 1775 pensioniert, 1797–1803 auf seinem Gut in Oßmannstedt lebend, Gründer und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ 208; 70 f., 73 f., 99, 109, 115, 132, 138; 10, 49, 53, 101, 128, 136, 169 f., 223, 227–229, 233, 235–237, 239–241, 255, 257, 288, 330, 347, 349, 360, 393, 397, 411 f., 423, 429 f., 491 f., 500, 560, 564, 570, 572, 573 Die Geschichte des Agathon (Roman) 411 f. Göttergespräch 350 Sendschreiben des Herausgebers des T. M. an Herrn P.** zu **** 350 Wielands Sämmtliche Werke 132; 411 f. –, Kinder und Enkel 237 Willms (Wilms), Carl (um 1765–um 1815), von 1791 bis 1794 Schauspieler und Souffleur am Weimarer Hoftheater, ab 1793 auch Regisseur 46; 140 f., 143, 581 Winckell, Julius Heinrich aus dem (1744–1806), Obrist in sächsischen Diensten EB 51* Winckelmann, Johann Joachim (1717–1768), Archäologe und Kunsthistoriker, von 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Präsidenten (Aufseher) der Altertümer in Rom ernannt, 1768 ermordet 290, 431 Wolfskeel (Wolfskehl) von Reichenberg, Henriette Antonia Albertine Freiin (1776–1859), seit 1793 Hof-
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dame Anna Amalias von SachsenWeimar und Eisenach, 1803 Heirat mit Karl Wilhelm Freiherr von Fritsch 570 Wolzogen, Friederike Sophie C a r o l i n e von, geb. von Lengefeld, gesch. von Beulwitz (1763–1847), Schillers Schwägerin 108 Woyda, Karol Fryderyk (1771–1845), Adjutant Jean Victor Marie Moreaus, später polnischer Politiker 450 Württemberg, Carl Eugen von (1728–1793), Herzog seit 1737 643 Wylich und Lottum, Friedrich Albrecht Karl Hermann von (1767–1841), als preußischer Offizier Teilnehmer am 1. Koalitionskrieg, später General und Staatsmann 151 f.; 277, 460 Wyttenbach, Johann Hugo (1767–1848), nach dem Studium der Theologie seit 1788 Hauslehrer in Trier, ab 1794 in Wetzlar; 1796 Rückkehr nach Trier; dort Lehrer und Verwaltungsbeamter, u.a. als Leiter der Stadtbibliothek, seit 1815 als Direktor des Gymnasiums 134, 225; 376, 377 f. Xerxes I. (519–465 v. Chr.), seit 486 v. Chr. altpersischer Großkönig, Figur im Alten Testament der Bibel 501 Zanotti, Francesco Maria (1692–1777), Philosoph und Schriftsteller in Bologna 260 Zech, August Ferdinand Graf von (1719–1793), Direktor des Kammerkollegiums im Verwaltungskreis des Stiftes zu Merseburg, Probst der Stiftskirche zu Wurzen 9, EB 23; 28 Zedler, Johann Heinrich (1706–1751), Buchhändler, Verleger, Lexikonherausgeber 18, 649
Grosses vollständiges UniversalLexicon aller Wissenschaften und Künste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden 18, 649 Zelter, Karl Friedrich (1758–1832), Komponist, Direktor der Singakademie in Berlin 536 Ziegesar, August Friedrich Carl Freiherr von (1746–1813), von 1766 bis 1808 Beamter am herzoglichen Hof in Gotha, 1785 Vizekanzler, 1790 Kanzler der Regierung und Geheimer Rat, 1795 auch Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, 1809 herzoglicher Generallandschaftsdirektor in Weimar 56; 183 Zieten (Ziethen), Hans Ernst Karl (1817: Graf von) (1770–1848), preußischer Offizier, 1792 Adjutant bei General Friedrich von Kalckreuth, seit 1813 Husarengeneral 277 Zieten (Ziethen), Hans Joachim von (1699–1786), preußischer Husarengeneral 330 Zimmermann, Johann Georg (1728–1795), Schweizer Arzt, Philosoph und Dichter 596 Zingg, Adrian (1734–1816), Schweizer Maler, Zeichner und Kupferstecher 125; 382 Zuccharini, Franz Anton (1755–1823), Schauspieler, Sänger, Theaterleiter und -regisseur in Hamburg, seit 1792 am Stadttheater in München 203 Zucchi, Angelika s. Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina Zwierlein, Christian Jacob Reichsfreiherr von (1737–1793), Rechtsgelehrter, Advokat und Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar, u.a. Rechtsvertreter Sachsen-Wei-
Personen und Werke
mar und Eisenachs 211; 549 f., 632 –, Hans Carl Freiherr von (1768–1850), Rechtsgelehrter, Advokat, ab 1793 Prokurator am Reichskammergericht in Wetzlar,
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u.a. Rechtsvertreter Sachsen-Weimar und Eisenachs, ab 1806 Gutsbesitzer in Geisenheim und ab 1818 Abgeordneter der Landstände des Herzogtums Nassau, dessen Sohn 211; 548–550, 632 f.
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Register
Werke Goethes Ankündigung eines Werks über die Farben 72, 84, 161 Ausfall der Franzosen auf Marienborn 150–152, 154, 156, 171; 453 f., 459, 466, 468, 471, 500 Auszüge aus alten und neuen Schriften. Nachträge 5 Belagerung von Mainz 348, 422, 451, 454 f., 458, 460, 464 f., 471, 480, 487, 492, 495 f., 500 f., 507, 518, 523 f., 526 f., 534 f., 538, 579 f., 582, 588 Betrachtungen über das Farbenprisma 160 Betrachtungen über die Farben geschrieben vor Mainz im Jahre 1793 480 Beyträge zur Optik. Erstes–Viertes Stück 38–40, 43, 48–52, 54, 64, 66 f., 75 f., 78–80, 82, 84, 162, 167, 181, 186, 264; 71, 90, 100 f., 121, 125 f., 128, 134 f., 151–154, 156, 158–166, 171, 173–175, 211, 216, 219, 226, 254 f., 263–266, 268, 272, 275, 278 f., 283 f., 558, 627 Erstes Stück 27, 32, 38–40, 43, 48–52, 54, 64, 66, 75 f., 80, 186, 214; 71 f., 84, 90, 93, 100 f., 105, 121, 125 f., 128, 132, 134 f., 148 f., 152–154, 156, 158–166, 171, 173–175, 211, 216, 219, 244, 259, 265 f., 268, 278 f., 537, 558, 627 Zweytes Stück 49–52, 64, 66 f., 75 f., 78–80, 84, 86, 186, 264; 71, 84, 100 f., 105, 151, 153, 156, 159, 164–166, 175, 210 f., 216, 219, 226, 244, 254 f., 259, 263–266, 268 f., 272, 275, 278 f., 537, 558, 627 Drittes Stück (Von den farbigen Schatten) (nicht erschienen) 80, 82 f.,
86, 167, 177, 181, 186, 191, 199 f., 207; 84, 216, 219, 226, 258, 260, 266, 268, 283 f., 480, 491, 517, 520 f., 538 f., 550, 558, 589, 616, 627 Chromatica. 13. Goethe von den farbigen Schatten 266 Viertes Stück (Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken) (nicht erschienen) 82, 200, 213–215; 84, 216, 219, 266, 521, 558, 590 f., 640–643 Rekapitulation. Von weißen, schwarzen, grauen Körpern und Flächen 214; 643 Campagne in Frankreich 1792 271, 317, 324, 326 f., 329–331, 334 f., 337 f., 347–349, 352 f., 360, 362, 365, 368, 370, 373 f., 376, 378–381, 383 f., 386 f., 389–391, 393–395, 405, 408, 484, 486, 504 f., 538, 588, 627 Circe (dt. Librettobearbeitung nach Anfossis „La maga circe“) 47 Claudine von Villa Bella 12, 91; 39, 47, 80, 304 Clavigo 206 Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern 501 Das Mädchen von Oberkirch (Dramenfragment) 47 Das Römische Carneval 82; 101, 106 f., 125, 265 Der Bürgergeneral (Komödie) 91, 144, 155 f., 158, 171, 173, 177, 285; 47, 305, 446, 451, 467–469, 471, 500, 504, 506, 519, 538 Der Groß-Cophta (Komödie) 44–46, 48, 51, 66, 82, 90 f., 258–262; 47, 69, 100 f., 104, 106–108, 125,
Werke Goethes
134 f., 138 f., 148, 152, 161 f., 205, 217 f., 265, 278, 303–305 Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit 144 Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt 226 Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum 32–35, 82, 247; 101, 103–109, 171, 265 Dichtung und Wahrheit 324, 348 f., 482, 535 Die Aufgeregten (Komödie) 47 Die Befreiung des Prometheus (Dramenfragment) 47 Die Leiden des jungen Werthers 218, 386 Die Mystificirten (Librettoplan) 139, 304 Die theatralischen Abentheuer (dt. Librettobearbeitung nach Cimarosas „L’impresario in angustie“) 47, 125, 152 Die Vögel 7 Die Zauberflöte. Zweiter Theil (Fortsetzung des Librettos von Schikaneder) 47 Einige allgemeine chromatische Sätze 281, 535, 558 Epigramme. Venedig 1790 s. Venetianische Epigramme Erster Entwurf einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie 32; 41, 102 Erwin und Elmire (Singspiel) 12, 91; 39 f., 47, 80, 304 f., 620 Farbenlehre s. Zur Farbenlehre Faust. I. Teil 500 Fünfte Nachricht von dem neuen Bergbaue zu Ilmenau (mit Christian Gottlob Voigt) 44, 54 f., 113, 651
〈Gedichte〉 Das Wiedersehn (Das Wiedersehen) 157, 177–179, 188, 285; 470, 517–519, 543
721
Der Anfang ist an allen Sachen schwer 〈…〉 s. Prolog. Gesprochen bey der Eröffnung des neuen Theaters Der neue Amor 131 f.; 404, 408, 411, 414 Epilog. In dieser letzten Stunden, die Ihr uns 〈…〉 610 Epilog. Sie haben uns herausgeschickt 〈…〉 610 Euphrosyne 142 Prolog. Gesprochen bey der Eröffnung des neuen Theaters 25; 17, 69, 73 f., 100, 434, 609 Herrmann und Dorothea 608 In wiefern die Idee: Schönheit sei Vollkommenheit mit Freiheit, auf organische Naturen angewendet werden könne 42 Iphigenie auf Tauris 185; 7, 107, 536 f., 555, 562 Italiänische Reise (Aus meinem Leben. Von Goethe. Zweyter Abtheilung Erster [und] Zweyter Theil) 101, 105, 108, 126, 424, 623 Jery und Bätely 12; 39 Kunstsachen (Schwerins Tod) 148
〈Libretto-Plan zu einer Oper mit Reichardt〉 (nicht ausgeführt) 48, 125 Metamorphose der Pflanzen s. Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch 125 〈Münzgeldgutachten. 1793〉 653–655 Neutonische Lehre / Maratische Lehre 177, 179; 480
722
Register
Physische Wirkungen (Aufsatz; nicht erschienen) 174 Reinecke Fuchs 131, 140 f., 157 f., 162, 167, 173, 193, 195 f., 208, 275, 283, 297; 4, 107, 305, 409, 439, 442 f., 469 f. 472, 478, 480, 491, 500, 506, 536, 538, 542, 558, 571–574, 617 Resultate meiner Erfahrungen 177, 180; 162, 480 〈Rezensionen〉 〈Schwerins Tod〉 (Kupferstich Daniel Bergers) 100 f., 148 〈Ueber die bildende Nachahmung des Schönen〉 (Karl Philipp Moritz) 101 Römische Elegien 3, 39, 91, 206, 247; 4, 6 f., 52 f., 83, 100, 125 f., 306, 404, 414, 609 Amor bleibet ein Schalk s. Elegie. Rom. 1789 Elegie. Rom. 1789 (Amor bleibet ein Schalk 〈…〉) 6, 100, 434, 609 Froh empfind ich mich nun 〈…〉 (Fünfte Elegie) 402–404, 414 Hinten im Winkel des Gartens 〈…〉 52 f. Schema der Farbenlehre 283 f. Schwerins Tod. Gemalt von Frisch, gestochen von Berger s. Kunstsachen Sechste Nachricht von dem Bergbaue zu Ilmenau (mit Christian Gottlob Voigt) 32, 340, 513, 529 Sinngedicht s. Will ich die Blumen des frühen 〈…〉 Sinngedichte s. Venetianische Epigramme Studie nach Spinoza (mit Karl Philipp Moritz) 42
〈Tagebuch〉 7, 10 f., 48, 156, 260 f., 314, 317, 329, 331, 334 f.,
337–340, 351, 354, 358–361, 393 f., 396, 404, 409, 419, 450, 481, 506 Tag- und Jahres-Hefte 16, 139, 163, 171, 353, 402, 440, 470, 481, 491, 504, 535 Theatralische Abentheuer s. Die theatralischen Abentheuer Torquato Tasso 7 Über das Blau 24, 29 f.; 70, 89 f., 92–94, 279 Über die Einteilung der Farben und ihr Verhältnis gegen einander 558 Über die Farberscheinungen, die wir bei Gelegenheit der Refraktion gewahr werden 521, 616 Ueber Kunst und Alterthum 491 Über Newtons Hypothese der diversen Refrangibilität 160, 175, 521, 616 Venetianische Epigramme (Sinngedichte) 3, 32, 36, 39, 91, 139, 206; 4, 6 f., 100, 102, 125 f., 305 f., 404, 414, 434, 609, 611 Ach! sie neiget das Haupt die holde Knospe 434, 609 Alle Freyheitsapostel, sie waren 〈…〉 610 Daß ich schweige verdrießt dich 〈…〉 609 Diese Gondel vergleich ich der Wiege 〈…〉 102 Einen zierlichen Käfig erblickt’ ich 〈…〉 102, 434 Emsig wallet der Pilger! 〈…〉 102 Fürsten prägen so oft 〈…〉 610 Glänzen sah ich das Meer und blinken 〈…〉 610 Göttlicher Morpheus, umsonst bewegst du 〈…〉 609 Hast du Bajä gesehn 〈…〉 102 Ihr erstaunt, und zeigt mir das Meer 〈…〉 609 In der Dämmrung des Morgens 〈…〉 609
Werke Goethes
Ja ich kenne dich, Amor, so gut 〈…〉 609 f. Jene Menschen sind toll 〈…〉 610 Kaum erblickt’ ich den blaueren Himmel 〈…〉 102 Liebe flößest du ein und Begier 〈…〉 609 Ruhig saß ich in meiner Gondel 〈…〉 102 Schöne Kinder tragt ihr und steht 〈…〉 102 Süß, den sprossenden Klee im Frühling 〈…〉 102 Traurig Midas war dein Geschick 〈…〉 102 Vor dem Arsenal stehn zwey noch griechische Löwen 〈…〉 102 Warum macht der Schwärmer sich Schüler 〈…〉 102 Wie sie klingeln, die Pfaffen 〈…〉 102 Will ich die Blumen des frühen 〈…〉 (auch u. d. T. Sinngedicht) 95 f., 100, 434, 609 Willst du die Freuden der Liebe rein 〈…〉 609 Versuch aus der vergleichenden Knochenlehre daß der Zwischenknochen der obern Kinnlade dem Menschen mit den übrigen Thieren gemein sey 88, 275 Versuch die Elemente der Farbenlehre zu entdecken s. Beyträge zur Optik. Vierter Band Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären 11, 17, 24, 28, 31 f., 39; 6, 35, 46, 68, 71, 83 f., 88, 102, 105, 123–125 Versuch über die Gestalt der Thiere 3, 17, 28, 30–32; 5 f., 35, 41, 46, 89, 102, 125, 165 Vierte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau (mit Christian Gottlob Voigt) 16, 18 f., 21; 32–34, 43 f., 50, 53 f., 60, 63
723
Von den farbigen Schatten s. Beyträge zur Optik. Drittes Stück
〈Werkausgaben〉 Goethe’s Schriften. Erster–Achter Band. Leipzig (Georg Joachim Göschen) 1787–1790 11, 40; 34 f., 105, 107, 123 f., 126 f., 572 Sechster Band. 1791 35 Achter Band. 1788 11; 34 f., 572 Goethe’s neue Schriften. Erster Band. Mit einem Kupfer. Zweyter– Sechster Band. Siebter Band. Mit Kupfern. Berlin (Johann Friedrich Unger) 1792–1800 270; 7, 101, 103, 107, 126, 161, 217–219, 254, 263, 265, 272, 275, 278, 305, 439, 558, 572, 574, 611, 617, 635 Erster Band (Groß-Cophta. Joseph Balsamo. Das Römische Carneval). 1792 79, 82, 84, 86, 91, 270; 101, 103, 106, 108, 161, 217–219, 254, 263, 265, 272, 275, 278, 305, 439 Zweyter Band (Reinecke Fuchs). 1794 305, 439, 558, 572, 574, 617 Dritter Band (Wilhelm Meisters Lehrjahre. 1./2. Buch). 1795 270; 7, 305, 635 Vierter Band (Wilhelm Meisters Lehrjahre. 3./4. Buch). 1795 7, 305, 635 Fünfter Band (Wilhelm Meisters Lehrjahre. 5./6. Buch). 1796 7, 305, 635 Sechster Band (Wilhelm Meisters Lehrjahre. 7./8. Buch). 1796 7, 305, 635 Siebenter Band (Lieder. Gedichte. Epigramme). 1800 305 Goethe’s Werke. Erster–Dreyzehnter Band. Tübingen (Cotta) 1806–1810 127
724
Register
Wilhelm Meister 3, 39; 4, 7, 55, 83, 125 f., 305, 538 Wilhelm Meisters Lehrjahre 39, 212; 7, 107, 126, 305, 635 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 212; 635
〈Zeichnungen〉 〈Architekturskizze eines Gefallenendenkmals〉 198; 584–586 〈Conservanda. Farbenlehre. Neueres und Aelteres zu sondern zu vertheilen〉 79 〈Freiheitsbaum mit Jakobinermütze und Wegweiser nach Paris〉 122; 371 f. Zur Erinnerung des Städelschen Cabinetts 450 Zur Farbenlehre 28; 84, 86, 93 f., 134,
155 f., 159 f., 163 f., 175, 217, 244, 282, 306, 517, 536, 545 Des ersten Bandes erster, didaktischer Theil 94, 175, 282 Des ersten Bandes erster, didaktischer Theil. Dritte Abtheilung. Chemische Farben 175, 545, 591 Des ersten Bandes zweiter, polemischer Theil 161, 282, 306 Des zweyten Bandes Erster, historischer Theil 93 f., 134, 155, 163 f., 217, 241, 589 Des zweyten Bandes Erster, historischer Theil. Konfession des Verfassers 93 f., 134, 163 f., 244 Zwo wichtige bisher unerörterte Biblische Fragen zum erstenmal gründlich beantwortet, von einem Landgeistlichen in Schwaben 206; 607
Anonyma und Periodika
725
Anonyma, Periodika und Religionsschriften Abelard und Eloise 138; 429 f. Ackten des Convickt 241 f. Actenmäßige Nachricht über die seit dem 10ten Junius 1792, auf der Akademie zu Jena vorgefallenen Unruhen 99; 329 Actenstücke die Abschaffung der Duelle unter den Studirenden in Jena betreffend (Eingabe Jenaer Studenten, gedruckt in „Ein Tagblatt“) 55 f.; 178, 180–182 Allgemeine Gesezze 〈einer Studentenorganisation〉 55 f.; 179, 181 〈Ehrenkodex einer Studentenorganisation〉 55 f.; 179, 181 Plan zur Abschaffung der Duelle 55 f.; 177–181 Supplik der Deputierten der verbundenen Landsmannschaften an die Herzöge von Sachsen 55 f.; 179–182 Von der Organisierung der Studirenden 55 f.; 179, 181 Ad mandatum Serenissimi speciale. 6. Juli 1791 (Dekret) 61 Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena) 17; 49, 71, 163, 273, 421 Intelligenz-Blatt 49, 421 Almanac comparé (französischer Doppelkalender) 208 f.; 618, 623 Almanach oder Taschen-Buch für Scheidekünstler und Apotheker (Göttling) 201 Annalen der Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften (Moritz) 83 Annalen des Theaters 59 Annales de Chimie 91 Bergmännisches Journal (Köhler) 111 Berlinische Monatsschrift 123; 378 f.
Bemerkungen auf einer Reise ins Hildesheimische (von H. J. S.) 504 Bibel Altes Testament 66; 216, 334, 372, 467, 500 f., 505, 596 Neues Testament 70; 226, 234, 287, 351, 524, 606 f. Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit Haushaltkunst und Manufacturen (von Crell) 201 De Bononiensi Scientiarum et Artium instituto atque academia commentarii 261 Der Anzeiger: Ein Tagblatt zum Behuf der Justiz, der Polizey und aller bürgerlichen Gewerbe 181 f. Der Bürgerfreund (Metternich) 524 Der listige Bauer (Ballett) 75 Der Neue Teutsche Merkur (Wieland) 10, 53, 100, 148, 349 f., 393, 442 Der Teutsche Merkur (Wieland) 101, 219, 349, 383 f. Deutsche Monatsschrift 36, 206; 6, 74 f., 96, 100, 102, 113, 126, 148, 434, 608–610 Deutsches Museum (Boie; seit 1789 Neues Deutsches Museum) 32, 139; 102, 112 f. Die Horen (Schiller) 6, 126, 404 Europäische Annalen 449 f. Frankfurter Staats-Ristretto 637 Göttinger Taschen Calender (Lichtenberg) 243 Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen 163 Gothaische gelehrte Zeitungen 163
726
Register
Hamburgische Addreß-ComtoirNachrichten 594 f. Hessische Beiträge zur Gelehrsamkeit und Kunst 166 Iris. Vierteljahresschrift für Frauenzimmer 219 Italien und Deutschland in Bezug auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst 83 Journal de Physique 29; 92 f. Journal der Physik (Gren) 29; 71, 91 f. Journal des Luxus und der Moden 17; 49, 72, 82, 84 f., 148, 393, 397 Intelligenz-Blatt 49, 72, 84 f., 397 Journal von Tiefurth 137 f.; 423, 429 Journal von und für Deutschland 504 Kaiserlich Privilegierte Hamburgische Neue Zeitung 24; 68, 71 Klytia (antike Büste und Gipsabguss) 209, 212 f.; 622 f., 639 Kölnische Zeitung 416 Kurzer Entwurf der königlichen Naturalienkammer zu Dresden 5 Kurzer Inbegriff von dem Leben und den Thaten des Joseph Balsami 〈…〉 (Rom; Übersetzung) 104 Kurzer Inbegriff von dem Leben und den Thaten des Joseph Balsamo 〈…〉 (Graz; Übersetzung) 104 Kurzgefaßte Beschreibung des Lebens und der Thaten des Joseph Balsamo 〈…〉 (Augsburg; Übersetzung) 104
〈Lektionskatalog der Universität Jena für das Sommersemester 1793〉 136;
Magazin für die Botanik 271 Mahabharata (altindisches Epos) 157 Mainzisches Intelligenzblatt 503 Medusa Rondanini (antike Büste und Gipsabguss) 639 Monats-Schrift der Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften (Moritz) 83 Monthly Review s. The Monthly Review, or, Literary Journal Musen-Almanach (Schiller) 7, 126, 142, 434 Musen-Almanach (Voß) 516 f. Musikalisches Wochenblatt 37 Neuer Teutscher Merkur s. Der Neue Teutsche Merkur Neues Deutsches Museum s. Deutsches Museum Neues Theater-Journal für Deutschland (Leipzig) 59 Neue Thalia. 1792 (Schiller) 352 Observations sur la physique, sur l’histoire naturelle et sur les arts et métiers 92, 242, 592 Philosophical Transaction of the Royal Society 261 Phokion (antike Büste und Gipsabguss) 639 Reynke de Vos (nddt. Versepos) 409 〈Rezension zu Goethes „Beyträge zur Optik. Erstes und Zweites Stück〉 (Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte) 71
421 Magazin der Erfahrungsseelenkunde (Moritz) 609 Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte (Johann Heinrich Voigt) 71, 90, 162
Teutscher Merkur s. Der Teutsche Merkur Theater-Kalender 1780 (Gotha 1779) 504 Theater-Kalender 1782 (Gotha 1781) 504
Anonyma und Periodika
Theater-Kalender 1785 (Gotha 1784) 18 Theater-Kalender 1787 (Gotha 1787) 203 Theater-Kalender 1790 (Gotha 1789) 76, 80 Theater-Kalender 1791 (Gotha 1790) 58 Theater-Kalender 1792 (Gotha 1791) 58, 81, 203 Theater-Kalender 1793 (Gotha 1792) 301
727
Theater-Kalender 1794 (Gotha 1793) 81 Theater Kalender 1795 (Mannheim 1794) 504 The Monthly Review; or, Literary Journal 185; 536, 562 Ueber Weimar. Bruchstücke aus dem Tagebuch eines Reisenden (Aufsatz im „Deutschen Museum“ 1785) 213 Weimarische Wöchentliche Anzeigen 257, 277 f., 329, 567
728
Register
Inhalt Zu diesem Band. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden. . . . . . . . . . . . Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar . . . . . Siglen und Abkürzungen für Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen in Goethes Briefen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung . . . . . .
V X XI XVIII
XXIX LVII LXI
Briefe 1791 – 1793 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1
Anhang Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
659 661
Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma und Periodika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
664 720 725
XXI XXII XXV
730
Register
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
III
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 9 I 1791 – 1793 Texte
Herausgegeben von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch
De Gruyter
IV Dieser Band entstand mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Textredaktion: Eva Beck
Zitiertitel: GB 9 I
ISBN 978-3-11-063380-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-063640-6
Library of Congress Control Number: 2019948034 Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2020 Walter de Gruyter GmbH Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen www.degruyter.com
Verzeichnis der Briefe
V
Verzeichnis der Briefe 1. An Carl Ludwig von Knebel, 1. Januar 〈1791〉 . . . . . . . . . . 2. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 1. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. An August Johann Georg Carl Batsch, 7. Januar 1791 . . . . 4. An Joseph Friedrich von Racknitz, 10. Januar 1791 . . . . . . 5. An Christian Friedrich von Gutschmid, 17. Januar 1791 . . 6. An Franz Kirms, 30. Januar 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7. An Carl Ludwig von Knebel, 31. Januar 1791 . . . . . . . . . . 8. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 4. Februar 1791 . 9. An August Ferdinand Graf von Zech, 〈zwischen 31. Januar und 12. Februar 1791〉 . . . . . . . . . . . 10. An Christian Gottlob Voigt, 13. Februar 1791 . . . . . . . . . . 11. An Christian Gottlob Voigt, 〈etwa Januar bis Mitte Februar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 12. An Johann Christian Kestner, 10. März 1791 . . . . . . . . . . . 13. An Johann Friedrich Reichardt, 10. März 1791 . . . . . . . . . 14. An Johann Heinrich Meyer, 13. März 1791 . . . . . . . . . . . . 15. An Friedrich Heinrich Jacobi, 20. März 1791 . . . . . . . . . . 16. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 24. März 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17. An Carl Ludwig von Knebel, 31. März 1791 . . . . . . . . . . . 18. An Johann Gottfried Herder, 〈Anfang April 1791〉 . . . . . . . 19. An Friedrich Ludwig Schröder, 6. April 1791 . . . . . . . . . . 20. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈11. April 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. An Caspar Friedrich von Schuckmann, 14. April 1791 . . . 22. An Johann Gottfried Herder, 〈Anfang Mai 1791〉 . . . . . . . 23. An Carl Ludwig von Knebel, 14. Mai 1791 . . . . . . . . . . . . 24. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 17. und 18. Mai 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25. An Friedrich Ludwig Schröder, 24. Mai 1791 . . . . . . . . . . 26. An Johann Friedrich Reichardt, 30. Mai 1791 . . . . . . . . . . 27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich Ende Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . 28. An Samuel Thomas Soemmerring, 31. Mai 1791 . . . . . . .
3 4 5 5 6 7 9 9 9 10 11 11 12 12 16 18 19 19 19 20 21 22 23 23 25 26 27 28
VI
Verzeichnis der Briefe
29. An Johann Heinrich Voigt, 〈wahrscheinlich Ende Mai oder 1. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . 30. An Friedrich Heinrich Jacobi, 1. Juni 1791 . . . . . . . . . . . 31. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈wahrscheinlich 1. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32. An Johann Georg Lenz, 2. Juni 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . 33. An Christian Gottfried Körner, 4. Juni 1791 . . . . . . . . . . 34. An Caspar Friedrich von Schuckmann, 12. Juni 1791 . . . . 35. An August Johann Georg Carl Batsch, 22. Juni 1791 . . . . . 36. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. Juli 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37. An Georg Joachim Göschen, 4. Juli 1791 . . . . . . . . . . . . . 38. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Juli 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39. An Unbekannt, 10. Juli 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40. An Friedrich Justin Bertuch, 〈Anfang August? 1791〉 . . . . 41. An Friedrich von Stein, 6. August 1791 . . . . . . . . . . . . . . 42. An Carl Ludwig von Knebel, 8. August 1791 . . . . . . . . . . 43. An Christian Gottlob Voigt, 〈13. August 1791〉 . . . . . . . . 44. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 3. September 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45. An Johann Gottfried Herder, 〈5. September 1791〉 . . . . . . 46. An Franz Kirms, 〈wahrscheinlich 8. September 1791〉 . . . . 47. An Franz Kirms, 〈etwa 10.〉 September 1791 . . . . . . . . . . 48. An Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz, 〈12. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49. An Georg Joachim Göschen, 12. September 1791 . . . . . . 50. An Christian Gottfried Körner, 12. September 1791 . . . . . 51. An Carl Ludwig von Knebel, 26. September 1791 . . . . . . 52. An Carl Ludwig von Knebel, 5. Oktober 1791 . . . . . . . . . 53. An Carl Ludwig von Knebel, 8. Oktober 1791 . . . . . . . . . 54. An Georg Forster, 12. Oktober 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . 55. An Carl Ludwig von Knebel, 12. Oktober 1791 . . . . . . . . 56. An Samuel Thomas Soemmerring, 12. Oktober 1791 . . . . 57. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich Oktober oder Anfang November 1791〉 . .
29 31 33 35 36 36 37 38 39 40 43 43 44 44 45 45 45 46 46 47 47 48 49 49 50 51 52 52 53
Verzeichnis der Briefe
58. An die Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft, 〈wahrscheinlich zwischen 21. Oktober und 4. November 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59. An Johann Friedrich Reichardt, 17. November 1791 . . . . . 60. An August Johann Georg Carl Batsch, 4. Januar 1792 . . . . 61. An Georg Heinrich von Deyn, 5. Januar 1792 . . . . . . . . . . 62. An Christian Gottlob Voigt, 〈5. Januar 1792〉 . . . . . . . . . . . 63. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 6. Januar 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64. An Johann Friedrich Rudolf Steiner, 30. Januar 1792 . . . . 65. An Johann August Arens, 30. Januar 1792 . . . . . . . . . . . . . 66. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 17. Februar 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67. An August Johann Georg Carl Batsch, 9. März 1792 . . . . . 68. An Andreas Dietrich Krako gen. Einer, 〈13. oder 14.〉 März 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69. An Gottlieb Hufeland, 22. März 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . 70. An Johann Gottfried Herder, 〈Februar oder März 1792〉 . . 71. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 . . . . . . . . . . . 72. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 . . . . . . . . . . . 73. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 . . . . . . . . . . . 74. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 . . . . . . . . . . . 75. An Friedrich Heinrich Jacobi, 2. April 1792 . . . . . . . . . . . 76. An Friedrich Heinrich Jacobi, 16. April 1792 . . . . . . . . . . 77. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 18. April 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 16. und 20. April 1792〉 . . . . . . . 79. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 20. und 25. April 1792〉 . . . . . . . 80. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 22. und 29. April 1792〉 . . . . . .
VII
53 54 55 55 56 56 58 58 62 62 63 64 64 65 65 65 65 66 66 68 70 71 71
VIII
Verzeichnis der Briefe
81. An Caroline Herder, 〈wahrscheinlich Ende April oder Anfang Mai 1792〉 . . . . . 82. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈zwischen 30. April und 3. Mai 1792〉 . . . . . . . . 83. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 30. April und 5. Mai 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . 84. An Johann Gottfried Herder, 〈etwa 10. Mai 1792〉 . . . . . . 85. An Georg Christoph Lichtenberg, 11. Mai 1792 . . . . . . . 86. An Friederike Juliane Griesbach, 12. Mai 1792 . . . . . . . . . 87. An Christian Gottfried Körner, 31. Mai 1792 . . . . . . . . . 88. An Christian Friedrich Schnauß, 〈zwischen 22. Mai und 13. Juni 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . 89. An Christian Gottfried Körner, 14. Juni 1792 . . . . . . . . . 90. An Friedrich Heinrich Jacobi, 15. Juni 1792 . . . . . . . . . . 91. An Christian Gottfried Körner, 17. Juni 1792 . . . . . . . . . 92. An Georg Christoph Lichtenberg, 〈wahrscheinlich Ende Juni 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93. An Georg Forster, 25. Juni und 〈2. Juli〉 1792 . . . . . . . . . . 94. An Friedrich Heinrich Jacobi, 2. Juli 1792 . . . . . . . . . . . . 95. An Samuel Thomas Soemmerring, 2. Juli 1792 . . . . . . . . 96. An Caroline Herder, 〈wahrscheinlich 13. Juli 1792〉 . . . . . 97. An Charles Louis Clérisseau, 19. Juli 1792 . . . . . . . . . . . . 98. An Carl Theodor von Dalberg, 19. Juli 1792 . . . . . . . . . . 99. An Franz Kirms, 27. Juli 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100. An Johann Friedrich Reichardt, 29. Juli 1792 . . . . . . . . . . 101. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 2. August 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102. An Friedrich Heinrich Jacobi, 6. August 1792 . . . . . . . . . 103. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel, 〈wahrscheinlich zwischen 3. und 7. August 1792〉 . . . . . . . 104. An Christiane Vulpius, 9. August 1792 . . . . . . . . . . . . . . . 105. An Johann Gottfried und Caroline Herder, 13. August 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106. An Friedrich Heinrich Jacobi, 13. August 1792 . . . . . . . . 107. An Friedrich Heinrich Jacobi, 16. August 1792 . . . . . . . . 108. An Christiane Vulpius, 17. August 1792 . . . . . . . . . . . . . . 109. An Friedrich Heinrich Jacobi, 18. August 1792 . . . . . . . .
72 73 74 75 75 76 77 77 78 78 79 80 81 84 84 86 87 88 89 90 92 92 93 93 94 94 95 95 96
Verzeichnis der Briefe
110. 111. 112. 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140.
An Christiane Vulpius. 20. August 1792 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 25. August 1792 . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 〈25.〉 August 1792 . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈27.〉 und 28. August 〈1792〉 . . An Christiane Vulpius, 28. August 1792 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 28. August 〈1792〉 . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 2. September 1792 . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 8. September 1792 . . . . . . . . . . . . An Christian Friedrich Schnauß, 10. September 1792 . . . . An Christian Gottlob Voigt, 10. September 1792 . . . . . . . An Christiane Vulpius, 10. September 1792 . . . . . . . . . . . An Franz Kirms, 〈Mitte September? 1792〉 . . . . . . . . . . . . An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 25. September 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 27. September 1792 . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 27. September 〈1792〉 . . . . . . An Christiane Vulpius, 27. September 1792 . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 10. und 15. Oktober 〈1792〉 . . An Christian Gottlob Voigt, 10. und 15. Oktober 1792 . . . An Christiane Vulpius, 10. und 15. Oktober 1792 . . . . . . . An Friedrich Justin Bertuch, 〈16. Oktober 1792〉 . . . . . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich 16. Oktober 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 16. Oktober 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch, 22. Oktober 1792 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 28. Oktober 1792 . . . . . . . . . An Johann Hugo Wyttenbach, 〈31. Oktober oder 1. November 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 4. November 1792 . . . . . . . . . . . . An Christian Gottfried Körner, 14. November 1792 . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 14. November 1792 . . . . . . . . An Christiane Vulpius, 14. November 1792 . . . . . . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 10. Dezember 1792 . . . . . . An Friedrich Heinrich Jacobi, 19. Dezember 1792 . . . . . .
IX
97 97 98 99 100 101 101 103 104 105 106 107 108 110 112 112 114 115 117 119 119 119 120 123 123 124 124 125 125 126 127
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Verzeichnis der Briefe
141. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 23. Dezember 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 142. An Catharina Elisabeth Goethe, 24. Dezember 1792 . . . . 143. An Friedrich Heinrich Jacobi, 25. und 31. Dezember 〈1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144. An Christian Gottlob Voigt, 31. Dezember 1792 . . . . . . . 145. An Johann Gottfried Herder, 〈vermutlich Ende Dezember 1792 oder Anfang Januar 1793〉 146. An Friedrich Heinrich Jacobi, 1. Februar 1793 . . . . . . . . . 147. An Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1793 . . . . . . . . 148. An Jacob Friedrich von Fritsch, 〈12. März 1793〉 . . . . . . . 149. An Unbekannt, 〈Mitte März 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 150. An Friedrich Heinrich Jacobi, 17. April 1793 . . . . . . . . . . 151. An Friedrich Heinrich Jacobi, 〈zwischen 17. und 21. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152. An Friedrich Justin Bertuch, 27. April 1793 . . . . . . . . . . . 153. An Friedrich Heinrich Jacobi, 2. Mai 1793 . . . . . . . . . . . 154. An Carl Ludwig von Knebel, 11. Mai 1793 . . . . . . . . . . . 155. An Franz Kirms, 15. Mai 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156. An Friedrich Heinrich Jacobi, 17. Mai 1793 . . . . . . . . . . 157. An Christiane Vulpius, 17. 〈Mai 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . 158. An Friedrich Justin Bertuch, 21. Mai 1793 . . . . . . . . . . . . 159. An Friedrich Heinrich Jacobi, 26. Mai 1793 . . . . . . . . . . 160. An Christiane Vulpius, 29. Mai und wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161. An Christian Gottlob Voigt, wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793 162. An Johann Gottfried Herder, 2. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . 163. An Christiane Vulpius, 3. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . 164. An Franz Kirms, 4. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165. An Friedrich Heinrich Jacobi, 5. Juni 1793 . . . . . . . . . . . 166. An Friedrich Justin Bertuch, 6. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . 167. An Friedrich Heinrich Jacobi, 7. Juni 1793 . . . . . . . . . . . 168. An Johann Gottfried und Caroline Herder, 7. Juni 1793 . . 169. An Christiane Vulpius, 7. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . 170. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 9. Juni 1793〉 171. An Christian Gottlob Voigt, 14. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . 172. An Christiane Vulpius, 14. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . .
127 128 129 130 130 131 132 133 136 136 138 139 140 141 141 142 142 143 144 144 145 150 153 153 154 155 156 157 159 160 160 161
Verzeichnis der Briefe
173. An Johann Gottfried Herder, 15. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . 174. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau, 20. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, 21. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 22. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177. An Johann Heinrich Meyer, 22. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . 178. An Christiane Vulpius, 22. Juni 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . 179. An Carl Ludwig von Knebel, 2. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . 180. An Christian Gottlob Voigt, 3. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . . 181. An Christiane Vulpius, 3. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182. An Friedrich Justin Bertuch, 7. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . 183. An Friedrich Heinrich Jacobi, 7. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . 184. An Christian Gottlob Voigt, 9. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . . 185. An Johann Heinrich Meyer, 10. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . 186. An Christian Gottlob Voigt, 10. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . 187. An Christiane Vulpius, 10. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . 188. An Friedrich Heinrich Jacobi, 19. Juli 1793 . . . . . . . . . . . 189. An Friedrich Heinrich Jacobi, 24. Juli 1793 . . . . . . . . . . . 190. An Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Juli 1793 . . . . . . . . . . . 191. An Christian Gottlob Voigt, 27. Juli 1793 . . . . . . . . . . . . . 192. An Christiane Vulpius, 1. August 1793 . . . . . . . . . . . . . . . 193. An Christiane Vulpius, 9. August 1793 . . . . . . . . . . . . . . . 194. An Friedrich Heinrich Jacobi, 11. August 1793 . . . . . . . . . 195. An Georg Christoph Lichtenberg, 11. August 1793 . . . . . . 196. An Christiane Vulpius, 16. August 1793 . . . . . . . . . . . . . . 197. An Friedrich Heinrich Jacobi, 19. August 1793 . . . . . . . . . 198. An Samuel Thomas Soemmerring, 〈wahrscheinlich 19. oder 20. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . 199. An Friedrich von Stein, 28. August 1793 . . . . . . . . . . . . . 200. An Jacob Friedrich von Fritsch, 2. September 1793 . . . . . . 201. An Johann Gottfried Herder, 〈wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1793〉 . 202. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 1. und 6. September 1793〉 . . . . . 203. An Friedrich Heinrich Jacobi, 9. September 1793 . . . . . . .
XI
162 163 163 164 165 166 167 168 169 170 171 173 174 175 176 177 181 181 182 184 184 185 186 187 187 188 190 190 191 191 191
XII
Verzeichnis der Briefe
204. An Johann Isaak Gerning, 16. September 1793 . . . . . . . . . 205. An Gottlob Ephraim Heermann, 〈vermutlich 22. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206. An Franz Kirms, 〈22. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . 207. An Carl Ludwig von Knebel, 〈26. September 1793〉 . . . . . 208. An Christoph Martin Wieland, 26. September 1793 . . . . . 209. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich zwischen 28. September und 1. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 210. An Friedrich Heinrich Jacobi, 11. Oktober 1793 . . . . . . . 211. An Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternau, 〈13. oder 14. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212. An Friedrich Lorenz Langen, 14. Oktober 1793 . . . . . . . . 213. An Georg Christoph Lichtenberg, 21. Oktober 1793 . . . . 214. An Friedrich von Stein, 23. Oktober 1793 . . . . . . . . . . . . 215. An Franz Kirms, 〈30. oder 31. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . 216. An Andreas Joseph Schnaubert, 〈1. November 1793〉 . . . . 217. An Jacob Friedrich von Fritsch, 〈2. November 1793〉 . . . . 218. An Johann Gottfried Herder, 〈vermutlich erste Hälfte November 1793〉 . . . . . . . . . . . . 219. An Johann Friedrich Vieweg, 15. November 1793 . . . . . . 220. An Friedrich Heinrich Jacobi, 18. November 1793 . . . . . . 221. An Johann Friedrich Reichardt, 18. November 1793 . . . . 222. An Johann Friedrich Blumenbach, 19. November 1793 . . 223. An Friedrich Heinrich Jacobi, 5. Dezember 1793 . . . . . . . 224. An Samuel Thomas Soemmerring, 5. Dezember 1793 . . . 225. An Johann Hugo Wyttenbach, 5. Dezember 1793 . . . . . . 226. An Johann Jacob Christian Dietz, 〈wahrscheinlich zwischen 2. und 6. Dezember 1793〉 . . . . 227. An Carl Ludwig von Knebel, 〈7. Dezember 1793〉 . . . . . . 228. An Peter Heinrich von Bethmann-Metzler, 〈wahrscheinlich zwischen Ende November und Anfang zweiter Hälfte Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 229. An Johann Friedrich Blumenbach, 18. Dezember 1793 . . 230. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich zwischen 14. und 28. Dezember 1793〉 . . 231. An Georg Christoph Lichtenberg, 29. Dezember 1793 . . . 232. An Johann Gottfried Herder, 〈Ende 1793?〉 . . . . . . . . . . .
194 194 195 195 195 196 196 197 198 199 203 204 204 205 206 206 207 208 209 209 210 210 211 212
212 212 213 214 214
Verzeichnis der Briefe
XIII
Konzepte 95K. 142K. 162K. 213K.
An Samuel Thomas Soemmerring, 2. Juli 1792 . . . . . . An Catharina Elisabeth Goethe, 24. Dezember 1792 . . An Johann Gottfried Herder, 2. Juni 1793 . . . . . . . . . . An Georg Christoph Lichtenberg, 21. Oktober 1793 . .
219 221 222 224
Erschlossene Briefe EB EB EB EB EB EB
1. 2. 3. 4. 5. 6.
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7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
EB EB EB EB EB
15. 16. 17. 18. 19.
EB 20. EB 21. EB 22. EB 23.
An Karl Philipp Moritz, 〈1. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, 〈2. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . An Carl Wilhelm Ettinger, 〈3. Januar 1791〉 . . . . . . . . . An Friedrich Bury, 〈4. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈4. Januar 1791〉 . . . An Heinrich XI. Fürst von Reuß ältere Linie, 〈16. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Karl Philipp Moritz, 〈17. Januar 1791〉 . . . . . . . . . . An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈18. Januar 1791〉 . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈1. Februar 1791〉 . . . . . . . An Justus Christian Loder, 〈3. Februar 1791〉 . . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 〈3. Februar 1791〉 . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈7. Februar 1791〉 . . . . . . . An Friedrich Bury, 〈9. Februar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈9. Februar 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈14. Februar 1791〉 . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 〈14. Februar 1791〉 . . . An Johann August Arens, 〈14. März 1791〉 . . . . . . . . . . An Carl Theodor von Dalberg, 〈14. März 1791〉 . . . . . An Johann Karl Siegmund Holzschuer von Harrlacher, 〈14. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Joseph Friedrich von Racknitz, 〈14. März 1791〉 . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈14. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Barbara Schultheß, 〈14. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . An August Ferdinand Graf von Zech, 〈14. März 1791〉 .
231 232 232 232 232 232 233 233 233 233 234 234 234 234 235 235 235 235 236 236 236 236 241
XIV
Verzeichnis der Briefe
EB 24. An Unbekannt, 〈21. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 25. An Unbekannt, 〈28. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 26. An Johann Karl Siegmund Holzschuer von Harrlacher, 〈30. März 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 27. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich 4. April 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 28. An Georg Forster, 〈5. April 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 29. An Carl Ludwig von Knebel, 〈5. April 1791〉 . . . . . . . EB 30. An Marie Sophie La Roche, 〈5. April 1791〉 . . . . . . . . EB 31. An Johann Georg Schlosser, 〈5. April 1791〉 . . . . . . . . EB 32. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈11. April 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 33. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, 〈18. April 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 34. An Heinrich Christian Beck, 〈25. April 1791〉 . . . . . . EB 35. An Johann Heinrich Meyer, 〈3. Mai 1791〉 . . . . . . . . . EB 36. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈4. Mai 1791〉 . . . . . . EB 37. An Karl Philipp Moritz, 〈9. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . EB 38. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈9. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 39. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈13. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 40. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈13. Mai 1791〉 . . . . . EB 41. An Caspar Friedrich von Schuckmann, 〈13. Mai 1791〉 EB 42. An Johann Heinrich Meyer, 〈14. Mai 1791〉 . . . . . . . . EB 43. An Christian Gottfried Körner?, 〈möglicherweise April oder erste Hälfte Mai 1791〉 . . . EB 44. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈24. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 45. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈24. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 46. An Christian Wilhelm Schneider, 〈24. Mai 1791〉 . . . . EB 47. An Carl Theodor von Dalberg, 〈26. Mai 1791〉 . . . . . . EB 48. An Heinrich Christian Beck, 〈30. Mai 1791〉 . . . . . . . EB 49. An Georg Forster, 〈30. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 50. An Karl Philipp Moritz, 〈30. Mai 1791〉 . . . . . . . . . . . EB 51. An Julius Heinrich aus dem Winkell?, 〈1. Juni 1791〉 . .
241 241 241 241 242 242 242 242 243 243 243 243 244 244 244 244 244 245 245 245 246 246 246 246 247 247 247 247
Verzeichnis der Briefe
EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB
52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. 69. 70. 71. 72.
EB 73. EB 74. EB 75. EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB EB
76. 77. 78. 79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86.
An Catharina Elisabeth Goethe, 〈3. Juni 1791〉 . . . . . . . An Johann Matthäus Kayser, 〈3. Juni 1791〉 . . . . . . . . . An Marie Sophie La Roche, 〈3. Juni 1791〉 . . . . . . . . . An Johann Georg Schütz, 〈3. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, 〈4. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . . An Philipp Christoph Kayser, 〈4. Juni 1791〉 . . . . . . . . An Johann Heinrich Meyer, 〈4. Juni 1791〉 . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈4. Juni 1791〉 . . . . . An Barbara Schultheß, 〈4. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 〈20. Juni 1791〉 . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 〈21. Juni 1791〉 . An Friedrich Bury?, 〈22. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . An Franz Joseph Fischer, 〈22. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . . An Johann Christoph Jakob Paulsen, 〈22. Juni 1791〉 . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈22. Juni 1791〉 . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 〈23. Juni 1791〉 . An Christian Wilhelm Büttner, 〈23. Juni 1791〉 . . . . . . An Justus Christian Loder, 〈23. Juni 1791〉 . . . . . . . . . . An Christian Wilhelm Büttner, 〈26. Juni 1791〉 . . . . . . An Johann Christian Stark, 〈26. Juni 1791〉 . . . . . . . . . An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈1. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Voigt, 〈2. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . An Christian Wilhelm Opitz, 〈4. Juli 1791〉 . . . . . . . . . An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, 〈4. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈4. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Voigt?, 〈8. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . An Christian Wilhelm Büttner, 〈9. Juli 1791〉 . . . . . . . . An Martin Gottlieb Klauer, 〈9. Juli 1891〉 . . . . . . . . . . An Franz Joseph Fischer, 〈11. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈16. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Heinrich Voigt, 〈21. Juli 1791〉 . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 〈1. August 1791〉 . . . . An Friedrich von Stein, 〈3. August 1791〉 . . . . . . . . . . An Johann August Arens, 〈8. August 1791〉 . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈10. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . .
XV
248 248 248 248 248 249 249 249 249 250 250 250 250 251 251 251 251 251 252 252 252 252 252 253 253 253 253 254 254 254 254 254 255 255 255
XVI
Verzeichnis der Briefe
EB 87. An Marie Sophie La Roche, 〈wahrscheinlich 12. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 88. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich 12. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 89. An Johann Arnold Bellmont, 〈13. August 1791?〉 . . . . EB 90. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈17. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 91. An Georg Forster, 〈22. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . EB 92. An Johann Heinrich Meyer?, 〈22. August 1791〉 . . . . . EB 93. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈22. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 94. An Barbara Schultheß, 〈22. August 1791〉 . . . . . . . . . . EB 95. An Christian Wilhelm Büttner, 〈27. August 1791〉 . . . EB 96. An Unbekannt, 〈29. August 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 97. An Friedrich Heinrich Jacobi, 〈wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1791〉 . . . . . . . . . . . . EB 98. An Karl Philipp Moritz, 〈5. September 1791〉 . . . . . . . EB 99. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈5. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 100. An Johann Christoph Gottlob Vent, 〈9. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 101. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈12. September 1791〉 EB 102. An Johann Heinrich Meyer, 〈12. September 1791〉 . . . EB 103. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈12. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 104. An Johann Friedrich August Göttling, 〈14. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 105. An Dorothea Friederike Emilie von Berlepsch, 〈16. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 106. An Karl Philipp Moritz, 〈26. September 1791〉 . . . . . . EB 107. An Johann Friedrich Reichardt, 〈26. September 1791〉 EB 108. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈26. September 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 109. An Unbekannt, 〈14. Oktober 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 110. An Johann Christian Stark, 〈18. Oktober 1791〉 . . . . . EB 111. An Johann August Arens, 〈24. Oktober 1791〉 . . . . . . . EB 112. An Georg Forster, 〈14. oder 15. November 1791〉 . . . .
255 256 256 256 256 257 257 257 258 258 258 258 259 259 259 259 259 260 260 260 260 261 261 261 261 261
Verzeichnis der Briefe
EB 113. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈17. November 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 114. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈21. November 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 115. An Johann Christoph Jakob Paulsen, 〈25. November 1791〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 116. An Unbekannt, 〈13. Dezember 1791〉 . . . . . . . . . . . . . EB 117. An Johann August Arens, 〈9. Januar 1792〉 . . . . . . . . . . EB 118. An Johann Heinrich Andreas Vohs, 〈wahrscheinlich 16. April 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 119. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich zwischen 22. und 29. April 1792〉 . . . . EB 120. An Gottfried Benjamin Tettelbach, 〈wahrscheinlich 14. Juni 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 121. An Johann Friedrich August Göttling?, 〈wahrscheinlich Mai oder erste Hälfte Juni 1792〉 . . . . . EB 122. An Friedrich Bury, 〈vermutlich Juli oder erste Woche August 1792〉 . . . . . . EB 123. An Johann Heinrich Meyer, 〈16. August 1792〉 . . . . . . EB 124. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈17. August 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 125. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich zwischen 2. und 6. September 1792〉 . . EB 126. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich zwischen 2. und 6. September 1792〉 . . EB 127. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈zwischen Ende August und 10. September 1792〉 . . . . EB 128. An Christiane Vulpius, 〈zwischen 11. und 26. September 1792〉 . . . . . . . . . . . EB 129. An Heinrich Christian Beck, 〈10. Oktober 1792〉 . . . . EB 130. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈4. November 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 131. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈zwischen 6. November und 4. Dezember 1792〉 . . . . .
XVII
262 262 262 262 262 263
263 263 264 264 264 264 268 268 268 269 269 269 269
XVIII
Verzeichnis der Briefe
EB 132. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈zwischen Anfang November und Mitte Dezember 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 133. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈zwischen 17. und 24. Dezember 1792〉 . . . . EB 134. An Franz Carl Maria Ludwig Graf von Coudenhoven, 〈24. Dezember 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 135. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈24. Dezember 1792〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 136. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈3. Januar 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 137. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈4. Januar 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 138. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈14. Januar 1793〉 . . . . EB 139. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈14. Januar 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 140. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈22. Januar 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 141. An Philipp Christoph Kayser, 〈24. Januar 1793〉 . . . . . EB 142. An Barbara Schultheß, 〈24. Januar 1793〉 . . . . . . . . . . . EB 143. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈1. Februar 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 144. An Friedrich Heinrich Jacobi, 〈4. Februar 1793〉 . . . . . EB 145. An Christian Gottfried Körner, 〈14. Februar 1793〉 . . . EB 146. An Karl Philipp Moritz, 〈14. Februar 1793〉 . . . . . . . . EB 147. An H. von Vogelsang, 〈14. Februar 1793〉 . . . . . . . . . . EB 148. An Friedrich Justin Bertuch, 〈wahrscheinlich Februar oder Anfang März 1793〉 . . . . EB 149. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈8. März 1793〉 . . . . . EB 150. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈12. März 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 151. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈15. März 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 152. An Emil Leopold August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈18. März 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 153. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈20. März 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
270 270 271 271 271 271 272 272 272 272 272 273 273 273 273 274 274 274 275 275 275 275
Verzeichnis der Briefe
XIX
EB 154. An Friedrich Ferdinand Constantin Prinz von SachsenWeimar und Eisenach, 〈zwischen 24. und 27. März 1793〉 276 EB 155. An Johann Isaak Gerning, 〈27. März 1793〉 . . . . . . . . . 276 EB 156. An Unbekannt, 〈2. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 276 EB 157. An Johann Christoph Jakob Paulsen, 〈5. April 1793〉 . . 277 EB 158. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau, 〈6. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 EB 159. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau, 〈15. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 EB 160. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈17. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 EB 161. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈17. April 1793〉 . . . . . 277 EB 162. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau, 〈25. April 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 EB 163. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg, 〈10. Mai 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 278 EB 164. An Johann Heinrich Meyer, 〈19. Mai 1793〉 . . . . . . . . . 278 EB 165. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈20. Mai 1793〉 . . 278 EB 166. An Johann Heinrich Meyer, 〈etwa 26. Mai 1793〉 . . . . . 278 EB 167. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈31. Mai 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 EB 168. An Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly, 〈7. Juni 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 EB 169. An Abraham Louis Fauche-Borel, 〈7. Juni 1793〉 . . . . . 279 EB 170. An Johann Heinrich Meyer, 〈erste Hälfte Juni 1793〉 . . 279 EB 171. An Johann Conrad Bansa, 〈20. Juni 1793〉 . . . . . . . . . . 280 EB 172. An Johann Heinrich Meyer, 〈wahrscheinlich Ende Juni 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 EB 173. An Johann Heinrich Meyer, 〈2. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . 280 EB 174. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈2. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 280 EB 175. An Franz Kirms, 〈7. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 EB 176. An Franz Kirms, 〈9. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 EB 177. An Johann Georg Schlosser, 〈10. Juli 1793〉 . . . . . . . . . 281 EB 178. An Johann Georg Schlosser, 〈13. Juli 1793〉 . . . . . . . . . 281 EB 179. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈vermutlich erste Hälfte Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 282
XX
Verzeichnis der Briefe
EB 180. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈15. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 181. An Unbekannt, 〈19. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 182. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈erste bis dritte Woche Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 183. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈erste bis dritte Woche Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 184. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 185. An Johann Heinrich Meyer, 〈wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 186. An Christiane Vulpius, 〈wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 187. An Unbekannt, 〈27. Juli 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 188. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin?, 〈möglicherweise letztes Drittel Juli 1793〉 . . . . . . . . . . EB 189. An Johann Georg Schlosser?, 〈1. August 1793〉 . . . . . . EB 190. An Unbekannt, 〈1. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 191. An Unbekannt, 〈1. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 192. An Unbekannt?, 〈1. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 193. An Heinrich Christian Beck, 〈9. August 1793〉 . . . . . . EB 194. An Franz Kirms, 〈9. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 195. An Johann Heinrich Meyer, 〈10. August 1793〉 . . . . . . EB 196. An Heinrich Christian Beck, 〈13. August 1793〉 . . . . . EB 197. An Unbekannt, 〈13. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 198. An Unbekannt, 〈13. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 199. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈19. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 200. An Friederike Sophie Eleonore von Schardt, 〈zwischen 9. und 21. August 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 201. An Heinrich Christian Beck, 〈wahrscheinlich zwischen 14. und 21. August 1793〉 . . EB 202. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 203. An Friedrich Lorenz Langen, 〈vermutlich Anfang September 1793〉 . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
EB 204. An Franz Joseph Mayr, 〈vermutlich Anfang September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . EB 205. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈3. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 206. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg?, 〈wahrscheinlich 4. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 207. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 12. oder 13. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 208. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈zwischen 5. und 14. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 209. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈20. September 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 210. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg, 〈23. September 1793〉 . . . . . . . . . . . EB 211. An Christiane Vulpius, 〈wahrscheinlich erste Woche Oktober 1793〉 . . . . . . . . EB 212. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈14. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 213. An Johann Isaak Gerning, 〈18. Oktober 1793〉 . . . . . . . EB 214. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich 18. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 215. An Barbara Schultheß, 〈wahrscheinlich zwischen September und 20. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 216. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈20. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 217. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel, 〈23. Oktober 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 218. An Johann Heinrich Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 20. und 24. Oktober 1793〉 . . EB 219. An Johann Friedrich Jacobi, 〈25. Oktober 1793〉 . . . . . EB 220. An Johann Isaak Gerning, 〈4. November 1793〉 . . . . . . EB 221. An Carl Wigand Maximilian Jacobi, 〈9. oder 10. November 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 222. An Johann Friedrich Lange, 〈18. November 1793〉 . . . . EB 223. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg, 〈18. November 1793〉 . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
EB 224. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 〈18. November 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 225. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈18. November 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 226. An Carl Gottlieb Hofmann, 〈19. November 1793〉 . . . EB 227. An Unbekannt, 〈20. November 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 228. An Unbekannt, 〈20. November 1793〉 . . . . . . . . . . . . EB 229. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈25. November 1793〉 EB 230. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin, 〈wahrscheinlich Ende November 1793〉 . . . . . . . . . . . EB 231. An Unbekannt, 〈2. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . EB 232. An Peter Grunelius, 〈3. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . EB 233. An Christian Gottlob Voigt, 〈3. Dezember 1793〉 . . . . EB 234. An Unbekannt, 〈4. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . EB 235. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈6. Dezember 1793〉 . . EB 236. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈wahrscheinlich zwischen 8. und 12. Dezember 1793〉 . EB 237. An Johann Georg Schlosser, 〈wahrscheinlich zwischen Oktober und Mitte Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . EB 238. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich 19. oder 20. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 239. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg, 〈20. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 240. An Friedrich Ludwig von Germar?, 〈20. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 241. An August Wilhelm Iffland, 〈20. Dezember 1793〉 . . . EB 242. An Johann Georg Schlosser, 〈wahrscheinlich zwischen November und 24. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . EB 243. An Johann Friedrich Gottlieb Unger, 〈26. Dezember 1793〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
XXIII
Amtliches A 1. An die Herzogliche Schlossbaukommission, 5. Juni 1791 . . A 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 16. August 1791 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium, 7. November 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 4. An das Herzogliche Geheime Consilium, 24. November 1793 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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XXIV
Verzeichnis der Briefe
Schriftarten, Siglen und Zeichen recte Kapitälchen Sperrung Sperrung grotesk Sperrung
kursiv G? ××× abcd 〈abcd〉 〈 〉 l ⎡abcd⎤ ⎣abcd⎦ |abcd| ⎡abcd ⎡ ⎤ abcd⎤ ↓abcd↓ ∫ ∩ abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd efgh
gestr. ab / |:abcd:|
Brieftext Briefkopf des Editors Hervorhebung im Brieftext doppelte Hervorhebung im Brieftext lateinische Schrift im Brieftext Hervorhebung in lateinischer Schrift im Brieftext Editortext zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) unlesbare Buchstaben im edierten Text und in den Varianten unsichere Lesung im edierten Text und in den Varianten Zusätze des Editors im edierten Text Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen im edierten Text über der Zeile ergänzt unter der Zeile ergänzt in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt am unteren Rand ergänzt nachträgliche Trennung nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) Zeitpunkt der Streichung ungewiss Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a überschrieben durch b oder korrigiert zu b Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen im Brieftext
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BRIEFE 1791 – 1793
TEXTE
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1. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar〉, 1. Januar 〈1791〉. Samstag Auf deinen lieben Brief antworte ich sogleich um einigermassen die Schuld meines langen Stillschweigens zu bezahlen. Wohl habe ich zur rechten Zeit das Schächtelchen erhalten und mich über dessen Inhalt gefreut, ich bin aber diese Zeit so entfernt von aller Schreibelust daß noch mehr gute Briefe unbeantwortet mir stille Vorwürfe machen. Seit meiner Rückkehr aus Schlesien habe ich mich nach einer unruhigen Zeit in diesem letzten viertelJahr wieder zusammengenommen. Dresden hat mir große Freude gemacht und meine Lust an Kunst zu dencken wieder belebt. Es ist ein unglaublicher Schatz aller Art an diesem schönen Orte. Kaum war ich wieder zu Hause als ich mir vornahm den Versuch über die Gestalt der Thiere zu schreiben, wozu mich besonders eine / Sammlung Thierscelete welche ich in Dresden fand aufmunterte, ich habe auch ohngefähr drey Wochen daran gedacht und dicktirt, zuletzt aber wollte es mit dieser mehr als abstrackten Materie nicht fort und ich mußte sie zurücklegen. Indessen bin ich doch sehr vorgerückt und habe mir für das nächstemal viel vorgearbeitet. Die Büchlein Elegien und Epigramme habe ich auch soziemlich gefaltet und gelegt. Auch war ich nicht abgeneigt die ersten herauszugeben Herder widerrieth mirs und ich habe blindlings gefolgt. Durch Aufmunterung der Herzoginn Mutter habe ich, in diesen letzten Tagen, Wilhelm Meister wieder vorgenommen, vielleicht ruckt in diesem neuen Jahre / auch dieses alte Werck seiner Vollendung näher. Wir haben jetzt Becks von Manheim hier. S i e singt sehr brav, E r ist ein interessanter Ackteur, der denckt und sich Mühe giebt. Ich habe mich diesen Winter in den untern Zimmern eingerichtet. Es hat mir auch einige Zeit gekostet und bin noch nicht in der Ordnung.
6 einemr Un 25 je|t|zt
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BRIEFE 2–4
Die Sammlung Steine von der du schreibst ist gewiß sehr interessant ich erwarte die Schwefel zu denen du Hoffnung machst, wolltest du sie wenn sie fertig sind an mich adressiren, so geschähe mir ein Gefalle. Doch kann man aus Kupfer und Zeichnungen wenig und selbst aus Schwefeln nicht alles sehn, ein kleiner Umstand verandert sehr Viel und setzt einen / unglaublich herauf oder herab. Wenn ich die Schwefel gesehen habe will ich meine Gedancken sagen. Könntest du die Kupferplatten zugleich abdrucken lassen? es gehen 4 auf ein Quartblat, so käme man schon etwas weiter. Der grüne Feldspat den du mir geschickt hast ist mir sehr angenehm, ich halte seitdem den schönen grünen Theil des Verde di Corsica auch für Feldspat und glaube auch in einem Steinchen das wir aus der Saale gezogen dergleichen zu sehen. Die Hoffnung dich und deine Frl Schwester die ich herzlich grüße, aufs Frühjahr zu sehen macht mir viel Freude. Möge es Euch in der Nähe wohl werden können! Was du arbeitest wird mich gewiß aufmuntern. Ich bin wohl und zufrieden. Schreibe mir ja manchmal und wecke mich wenn ich schlummer. dl. 1 Jan. 90. G.
2. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 1. Januar 1791. Samstag〉 〈Druck〉
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Es soll mir viel Freude seyn Sie zum neuen Jahre zu dem ich herzlich glückwünsche bey mir zu sehen. Ich bin den ganzen Tag zu Hause, und wir können uns über die nötigen Maasregeln besprechen. G.
2 Pasten Schwefel 5 vViel 8 so, es 11 das ⎡den⎤
JANUAR 1791
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3. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 7. Januar 1791. Freitag Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Professor. Ew Wohlgebl erinnern sich was wir bey meiner Anwesenheit in Jena über die Bearbeitung der Kupferschiefer gesprochen, hier sende ich ein Stück Sangerhäuser vielleicht finden Sie Zeit einige Versuche zu machen um den kürzesten Weg zu erforschen wie das Metall sich von den erdigen Theilen trennen lasse. Einige Bücher kommen mit Danck zurück, für die welche mir bestimmt waren, dancke ich bestens. Für das botanische Institut habe ich noch wenig thun können, ich wünschte Sie schickten mir ein ostensibles Promemoria über die gegenwärtige Lage / davon ich einigen Anlas nehmen könnte. Ich wünsche wohl zu leben und unterzeichne mich mit besondrer Hochachtung
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Ew Wohlgebl W. dl. 7 Jan 91.
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ergebener Diener Goethe
4. An Joseph Friedrich von Racknitz Weimar, 10. Januar 1791. Montag Für die mir übersendeten schönen Stücke Feldspat vom Gotthart dancke ich aufs beste. Die kleinen Trümmer die ich von diesem Mineral in meiner Sammlung besaß sind Zwerglein dagegen. Ehstens schicke ich einige Beyträge zu Ihrer Sammlung, bester Freund, wenn es schon
7 eEinige 18 übersendetetn
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BRIEFE 5/6
gefährlich ist zu soviel interessanten und glänzenden Stücken noch etwas gesellen zu wollen. Nun noch einen Auftrag von meinem gnädigsten Herrn. Es haben Ihro Churfürstl. Durchl auf des Herzogs Ersuchen dem Schauspiel Direcktor Bellomo das Privilegium in Lauchstät zu spielen auf mehrere Jahre ertheilt. Bellomo verläßt den hiesigen Ort und es wird sich eine neue Truppe hier etabliren. / Nun wünschen Durchl der Herzog daß das Bellomoische Privilegium auf die neue Weimarische Schauspieler übertragen werden möge. Man wird sich mit Bellomo wegen seines Lauchstädter Hauses abfinden und hofft überhaupt daß die künftige Gesellschafft besser als die bißherige sich exhibiren soll. Da sich Durchl der Herzog selbst mehr für die neue Truppe interessiren als bißher geschehen, so wünschen sie umsomehr ihr das Lauchstädter Privilegium zu verschaffen, wollen aber nicht gerne unmittelbar des Churfürsten Durchl angehen. Wollten Sie wohl, bester Mann, sich um diese Sache erkundigen, sie / nach Ihrem Einfluß betreiben und mir gütigst sobald als möglich einige Nachricht von dem Erfolg geben, weil vor Bellomos Abreise noch alles in Richtigkeit gebracht werden muß. Leben Sie recht wohl. Bald hören Sie mehr von mir. Alle Freunde bitte schönstens zu grüßen. W. dl. 10 Jan. 91. Goethe
5. An Christian Friedrich von Gutschmid Weimar, 17. Januar 1791. Montag 〈Konzept〉 P. P. 25
Es hat der Direcktor der hiesigen Schauspieler Gesellschafft in den verflossenen Jahren die Erlaubniß erhalten auf die nächst folgenden 6 Jahre während der Badezeit zu Lauchstedt Schauspiel aufführen zu dürfen
6 Bel|l|omo
JANUAR 1791
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Da nun derselbe gegenwärtig nach Grätz abgehet; so ist er geneigt gedachte Conzession an die hier zu errichtende Schauspieler Gesellschaft abzu treten, und mit derselben wegen seines erbauten Haußes zu Conteniren. Ob nun gleich gegenwärtig der Nahme des Direcktors der neuen Weimarischl Schauspieler Gesellschafft noch nicht angezeigt werden kann; so binn ich doch im Falle Ew Hochwohlgebl zu versichern, daß man die nöthige Vorsorge treffen wird, um zur gewöhnlichen Zeit das Lauchstedter Theater eröffnen zu können. / Wolten Ew Hochwohlgebl die Güte haben, das Bellomoische Privelegium auf die neue Weimarische Schauspieler Gesellschaft übertragen zu lassen so würden Dieselben Durchlauchtigsten Herzog meinen gnadigsten Herrn besonders verbinden, als welche der neuen Einrichtung eine besondere Aufmercksamkeit schencken. Ich schätze mich glücklich, Ew Hochwohlgebohrl bey dieser Gelegenheit die Hochachtung bezeigen zu können pp. W. dl. 17 Jan. 1791. G
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6. An Franz Kirms Weimar, 30. Januar 1791. Sonntag Durchl der Herzog können Sich nicht entschließen das Hl. Bellomo gethane Gebot in Sächsisch Courrant zu erhöhen, vielmehr glauben Sie daß derselbe für die gebotne Summe das Haus gar wohl überlassen könne, besonders da Sie überzeugt sind daß es ihm selbst angenehm seyn werde bey dieser Gelegenheit die billigsten Gesinnungen zeigen zu konnen. W. dl. 30 Jan. 91. Goethe
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BRIEFE 5/6
Abb. 1: Goethe an Franz Kirms, 30. Januar 1791 (Nr 6)
JANUAR/FEBRUAR 1791
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7. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 31. Januar 1791. Montag Ich habe gestern über die Steine, die ich hier wieder zurückschicke ein Blättchen dicktirt, worauf ich mich beziehe. Mündlich könnte noch manches gesagt werden. Weiter füge ich nichts hinzu als Danck für deine Bemühung. Dem Anscheine nach war ein guter Fang zu thun. Lebe wohl lieber und besuche uns bald. W. dl. 31 Jan. 91 G.
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8. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 4. Februar 1791. Freitag Da ich die noch fehlenden Bachischen Sonaten, und auch eine weitere Nachricht von Ew Hochedelgebl nicht erhalten habe; so nehme ich mir die Freyheit die drey Stüke der Sammlung, die mir nun zu weiter nichts nütze sind zurück zu schicken, und selbige mit den besten Wünschen führ Ihr Wohlergehn zu begleiten. Weimar dl 4tn Febl 1791. JWGoethe
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9. An August Ferdinand Graf von Zech 〈Weimar, zwischen 31. Januar und 12. Februar 1791. Zwischen Montag und Samstag〉 〈Konzept〉
P. P. Es hat der Schauspiel Direktor Bellomo an den in hiesigen furstl Diensten stehenden Concertmeister Kranz des Schauspielhaus zu Lauchstedt käuflich überlassen; und es hängt nach Angabe desselben die völlige 12 ⎡zu⎤ 12 begleitetn 16 allhier an 16 ⎤ furstll⎤ G 18 braucht hängt G 18 aAngeabueen
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BRIEFE 10–12
Beendigung der Sache noch von Ausfertigung der von Churf.ürstl. Cammer zu Merseburg zu ertheilenden Erlaubniß ab. Da nun gedachtes Haus für die sich in einigen Monaten alhier versammlende Schauspieler Gesellschaft eigentlich einzurichten ist, und man sehr zu wünschen Ursache hat, das angezeichte Kaufgeschäft vor der Abreise des Schauspiel Direktor Bellomo, als welche nechstens erfolgen wird völlig berich/tiget werde, so nehme ich mir die Freyheit Ew. Hochgeborn hierdurch gehorsamst zu ersuchen, bey gedachten Cammer Collegio sich in dieser Angelegenheit gefällig zu interponiren, und die Beendigung derselben zu bewürken. Halten sich HochDieselben meines lebhaften Dankes so in der vollkommensten Hochachtung gewiß, womit ich die Ehre habe mich zu unterzeichnen
10. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 13. Februar 1791. Sonntag
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Das neuste Fascikel Ackten ist mit einem approbatorischen Rescripte an mich gekommen, die drey alteren Bände. No. IV Conferenz Acten XXIII Jun – Dec 87 XXVIII Jul 88 – Sept. 89
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habe ich von Ihnen erhalten nun fehlte mir noch der Band enthaltend die Monate Januar biß Juni 88, um welches ich Ew Wohlgel ersuche. dl. 13 Febr 91. G.
1 der Ausfertigung 1 der ⎡Churf.⎤ G Fürstl. 3 Monatten 3 ⎤ alhier⎤ G 3 versammleten⎡ende⎤ G 4 bestimt ⎤ einzurichten⎤ G 5 daßs G? 5 für ⎡vor⎤ G? 7 habe ich ⎤ nehme ich mir die Freyheit⎤ G 8 geziemend⎡horsamst⎤ zu ersuchen sollen, bey G 9 Angellegenheit 9 u⎡i⎤nterponiren G? 11 ⎡Hoch⎤Dieselben G 11 lebhafte|st|en G 11–12 vollkommenestnen
JANUAR–MÄRZ 1791
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11. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, etwa Januar bis Mitte Februar 1791〉 Ich sehe auch keine Ursache warum wir den Termin prolongiren sollten. Vielmehr ist kein andrer denckbar als der Gewerckentag selbst. Sie sollen ja schicken oder bringen damit wir nur erst die Schuld loß werden. Was den Punckt der Veränderungen betrift mögte wohl in den Brief noch zu inseriren seyn. Das übrige habe ich das Vergnügen Sontags zu besprechen.
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G.
12. An Johann Christian Kestner Weimar, 10. März 1791. Donnerstag Nehmet Danck, mein Bester, für das Zeichen Eures Lebens und freundschaftlichen Andenckens. Recht willkommen war mir der Anblick Amaliens der mich zugleich verjüngte und älter machte. Hier ist mein achter Band. Da ich ein so böser Correspondente bin ist mir wenigstens das ein Trost auf diese Weise mich mit entfernten Freunden zu unterhalten. Daß ich meine Botanischen Versuche nicht schicke, wie in der Folge alles aus diesen Fächern, verzeiht Ihr, es kann Euch nichts nützen. Wenn ich etwas l e s b a r e s drucken laße, soll es aufwarten. Lebet wohl, grüßt Lotten und die Kinder und gedenckt mein. W. dl. 10 März 1791. Goethe
5 Veränderung××en
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BRIEFE 13/14
13. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 10. März 1791. Donnerstag
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Die mir überschickte Species facti ist nicht tröstlicher als der Aufsatz eines Arztes wodurch er beweißt daß nach allen Regeln der Natur und Kunst der Krancke habe sterben müssen, ich sehe den Gang der Sache recht gut ein und kann mich doch nicht enthalten zu wünschen daß es anders seyn möge und da dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann so tritt unmittelbar ein andrer ein: daß auch diese Veränderung zu Ihrem Wohl gereichen möge. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit wie es Ihnen ergeht und was Sie für Plane haben. Um die Partitur des Te Deum, ingl. Claudine und Erwin und Jery wenn das letzte Stück komponirt ist ersuche ich Sie und zugleich um Nachricht / was ich Ihnen für die Abschriften schuldig werde. Schicken Sie mir sobald als möglich die vier Stücke. Leben Sie wohl. W. dl. 10. März 1791. G.
14. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 13. März 1791. Sonntag 15
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Ich kann Ihnen nicht ausdrucken wie sehr es mich erfreut daß Sie Sich wieder hergestellt fühlen und daß ich hoffen kann Sie bey mir zu sehen. Mein Gedancke wäre dieser: Sie blieben den Sommer noch im Vaterlande, genößen der schönen Gegend und der guten Jahrszeit. Ich werde diesen Sommer wenig zu Hause seyn, Sie kämen etwa im September und wir vergnügten uns den Winter zusammen. Sie sollen völlige Freyheit haben zu arbeiten was Sie wollen, ich freue mich recht darauf mit Ihnen so manches durchzusprechen was uns beyde gleich interessirt. Auf einen Canon männlicher und weiblicher Proportion loszuarbeiten, die Abweichungen zu suchen wodurch Characktere entstehen, das
3 müssen., (Punkt zu Komma)
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anatomische Gebäude näher zu studiren und die schönen Formen welche die äussere Vollendung sind zu suchen, zu so schweren Unternehmungen wünschte ich daß Sie das Ihrige beytrügen wie ich von meiner Seite manches vorgearbeitet habe. / In dem Stücke von Albr Dürers Wercke das Sie mir anzeigen stehen wahrhaft goldne Sprüche, es wäre schön wenn man sie einmal zusammenrückte und in neuere Sprache übersetzte. Hierbey schicke ich Ihnen 47 Stück Laubth. als den Betrag einer halbjährigen Pension. Ich habe weil der Termin Michael einmal falsch angegeben war für Weyhnachten und Ostern quittiren müssen, es fehlt Ihnen also noch das Joh. Quartal vorigen Jahrs ich will sehen wie ichs ins gleiche bringe. Leben Sie recht wohl. Schreiben Sie mir den Empfang und zugleich daß Sie wohl und fleißig sind und mich lieben. W. dl. 13 Merz 1791. Goethe
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Hierbey liegen einige Worte über Ihre Arbeiten, da ich ein höchstfauler Schreiber bin habe ich sie dicktirt. / Ich habe Ihnen schon in einem Briefe vorläufig angezeigt, daß ich Ihr Gemälde zur rechten Zeit erhalten habe, nunmehr ist auch die Zeichnung der Aurora angekommen beide sind mir die angenehmsten Zeugnisse Ihres Nachdenkens und Fleißes gewesen. Ich wünsche sehr, mich dereinst mit Ihnen mündlich auch über diese Arbeit unterhalten zu können, es ist schwer über eine so complizirte Sache, als ein gutes Kunstwerck ist, sich schriftlich zu erklären. Die Entzwecke welche sie sich beym Oedipus vorgesezt, und das Raisonnement das Sie in Ihrem Briefe von 22 Dec: führen, muß ich vollkommen billigen, und ich kann wohl sagen: Sie haben nach meiner Einsicht Ihre Absichten sehr schön erreicht. Der erste Eindruck den das Bild macht, ist angenehm und reitzend, die glückliche Wahl der Farben bringt diese Wirckung zu wege, Klarheit und Deutlichkeit des Ganzen
10 OWeyhnachten 19 Sie ⎡Ihnen⎤ G 21 beides G? 23 ⎡mich⎤ G 23 Sie ⎡Ihnen⎤ G 24 Ccomplizirte G? 27 ⎡Sie⎤ G
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hält sogleich die Aufmercksamkeit fest. Es ist so angenehm wenn wir bey Erblickung eines Bildes sogleich wahrnehmen der Künstler wolle uns nicht nur bestechen, oder / wie ein Taschenspieler täuschen sondern es sey ihm Ernst wircklich etwas zu leisten, er wolle uns Rechenschaft geben von dem was er gethan hat und uns durch Klarheit und Genauigkeit in den Stand setzen ihn zu beurtheilen. Die Haupt-Figur ist Ihnen sehr glücklich gerathen sowohl in Absicht auf den Gedancken und die Natürlichkeit der Stellung und des Ausdrucks als auch der Ausführung der einzelnen Theile wovon ich besonders Kopf Brust und Leib mehr zu schätzen weiß als die Extremitäten von denen ich überhaupt einen entschiedenen und ganz klaren Begriff noch nicht habe. Was die Figur der Minerva betrift; so scheinen Sie selbst mit derselben nicht ganz einig, doch ist immer hier zu bedencken daß Sie als untergeordnet erscheint und eigentlich da ist den Helden durch ihre Gegenwart zu erheben. Die Gewänder und die Farben derselben sind mit vieler Kentniß und Nachdencken angelegt. Was die Figur des Sphinx betrift so hätte ich dabey wohl einiges zu erinnern: Zum Exempel, / daß Kopf und Brust, deren wilden und frechen Character ich sehr wohl gedacht finde etwas kleiner seyn möchten damit das Ganze eine schlanckere Gestalt erhielte und die Flügel proportionirlich gröser werden könnten. Allein da hier von Bildung eines Ungeheuers die Rede ist wo so mancherley Betrachtungen eintreten und Sie wohl mit Vorbedacht diese Gestalt überhaupt gröber und roher gehalten haben, um die menschlichen und göttlichen Gestalten desto zierlicher erscheinen zu machen; so mag das in der Folge wenn wir uns sprechen der Gegenstand einer critischen Unterredung werden. Sie wißen wie sehr ich die Compositionen der Alten schätze, und da Sie auf einen Wege gehen der auch von mir für den rechten gehalten wird; so wird es uns künftig zu groser Zufriedenheit gereichen, wenn wir uns wechselseitig darüber erklären und unsere Meynungen durch Beyspiele erlautern werden. Ich binn überzeugt, daß der Künstler, der diese Gesetze kennt und sich ihnen unterwirft eben so wenig beschränckt ge-
3 Ttäuschen 10 Exträemitäten 11 ⎡überhaupt⎤ G 14 untergeordnete 15 Iihre 20 eine etwas schlanckere 20–21 proportionirlich etwas gröser 23 vVorbedacht G? 24 um, (Komma gestrichen) 27 Copmpositionen 32 Iihnen
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Abb. 2: Johann Heinrich Meyer: „Triumph der Aurora“, Feder- und Pinselzeichnung, 1791
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nannt werden kann als der Musikus der auch nicht aus den bestimmten / Verhältnissen der Töne und der Tonarten herausgehen sich aber innerhalb derselben ins Unendliche bewegen kann. Was die Composition der Aurora betrift so bin ich mit derselben vollkommen zufrieden wenn Sie gleich bey der Bearbeitung dieser Idee ihr wohl noch eine größere Vollkommenheit geben können so kann ich doch nichts daran finden was ich verändert wünschte. Was die Erfindung betrift so haben Sie dünckt mich die glückliche Linie getroffen worüber die Allegorie nicht hinaus gehen sollte. Es sind alles bedeuteude Figuren sie b e d e u t e n aber nicht mehr als sie z e i g e n und ich darf wohl sagen nicht mehr als sie s i n d. Die Symmetrie und Manigfaltigkeit, geben der Composition eine gar schöne Wirckung, und, der Reitz der sich sowohl in Formen als Farben über das Ganze verbreiten kann, ist wircklich ohne Gränzen. Die verschiedenen Figuren der Menschen und der Thiere, heben einander ohne einander zu contrastiren und es ist eben alles beysammen um ein glückliches Bild zu machen. Die Schwirigkeiten der Farben und / und des Helldunkels, sind gros aber eben deswegens ist es desto reizender sie zu überwinden. Es muß Ihnen ganz überlaßen bleiben wie Sie die Figur der Aurora, mehr in die Höhe zu bringen dencken, die Gruppe des ganzen würde dadurch freilich leichter und edler und Sie werden alsdenn die Zwischenräume die dadurch entstehen wieder zu benutzen wissen. Es wäre schön wenn Sie dieses Bild zu Ihrer Sommer arbeit machten.
15. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 20. März 1791. Sonntag
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Die vierte Nachricht vom Fortgange des Ilmenauer Bergbaues giebt mir einen Anlas dir zu schreiben, lieber Freund, ich wollte daß dir der Gewerckentag Anlas geben könnte in unsre Gebirge zu kommen. Doch da dieß nicht wahrscheinlich ist so magst du wenigstens etwas bey die1 asls 1 Musikus, (Komma gestrichen) 2 Verhältniss|e|n 8 bedtrift 9–10 bedeuteude (Schreibversehen) 11 Symmeterie 11–12 Manmnigfaltigkeit 14 gGränzen 15 haeben 15–16 Ccontrastiren 17 ders 19 Sie ⎡Ihnen⎤ G 26 Da×och
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ser Gelegenheit von mir erfahren und ich von dir. Es ist mir fast als hätte ich dir das ganze vorige Jahr nicht geschrieben. Ich war wieder in Venedig und habe die Lombardey zum zweytenmal mit viel Nutzen gesehen, nachher reiste ich nach Schlesien und sah die großen Vorbereitungen zu einem Kriege, dann zog ich friedl. wieder nach Hause. Auf beyden Reisen, auch nach meiner Rückkunft habe ich viel Freude gehabt. / Du kannst leicht dencken daß ich inzwischen nicht versäumt habe in allen Dingen deren Liebe du mir kennst theils meine Studien theils meine Arbeiten fortzusetzen und ich darf mir schmeicheln in manchem vorwärts gerückt zu seyn. In der Art, auf dem Wege wie du mein botanisches Werckchen wirst gesehen haben setze ich meine Betrachtungen über alle Reiche der Natur fort, und wende alle Kunstgriffe an die meinem Geiste verliehen sind um die allgemeinen Gesetze wornach die lebendigen Wesen sich organisiren näher zu erforschen. Was ich leisten werde muß die Zeit lehren. Den Versuch über die Gestalt der Thiere dachte ich Ostern herauszugeben er wird aber wohl noch ein Jahr reifen müssen. Man sieht bey diesen Arbeiten gar nicht was man macht, weil alle Bemühung / einwärts geht und Simplification der Zweck ist. Dagegen steht mir jetzt eine Beschäftigung vor die desto mehr nach aussen gerichtet ist und nur den Schein zur Absicht hat. Es ist die Oberdirecktion des Theaters das hier errichtet wird. Ich gehe sehr piano zu Wercke, vielleicht kommt doch fürs Publikum und für mich etwas heraus. Wenigstens wird mirs Pflicht diesen Theil näher zu studiren, alle Jahre ein Paar spielbare Stücke zu schreiben. Das Ubrige mag sich finden. Mein Leben im Ganzen ist vergnüglich und gut, ich habe alle Ursache mit meiner Lage zufrieden zu seyn und mir nur Dauer meines Zustandes zu wünschen. Möge es dir auch so bleiben. Schreibe mir doch ein Wort von dir wie du lebst / und was dich beschaftigt. Lips hat mein Portrait gezeichnet und ist beschäftigt es zu stechen, ich kann hoffen daß es sehr gut gerathen wird. Die Anzeige davon findest du in dem Mode Journal und der Litteratur Zeitung. Willst du
8 inzwis⎡c⎤hen 19 aArbeiten
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einige so schreibe es mir daß ich sorge daß du gute Exemplare erhaltest. Lips wird sich mit den Abdrücken selbst Mühe geben und wahrscheinlich deßhalb nach Cassel reisen. Lebe wohl. Grüße die deinigen. Behalte mich lieb und sag mir ein Wort. W. dl. 20 März 1791. G Das zweyte Exemplar sende doch der Fürstinn Gallizin, mit viel Empfehlungen.
16. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 24. März 1791. Donnerstag
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Zu dem erbaulichen Entschluß Bey diesem Wetter hierzubleiben Send’ ich des Wissens Uberfluß Die Zeit dir edel zu vertreiben. Gewiß du wirst zufrieden seyn Wenn du wirst die Verwandtschaft sehen Worinnen Geist und Fleisch und Stein Und Erz und Oel und Wasser stehen. Indeß macht draussen vor dem Thor, Wo allerliebste Kätzchen blühen, Durch alle zwölf Categorien Mir Amor seine Späße vor. W. dl. 24 März 1791 G.
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17. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 31. März 1791. Donnerstag Gegen dein zierliches Bändchen schicke ich dir Nachrichten von dem Ilmenauer Wercke und wünsche daß du sie freundl aufnehmest. Im Juni ist Gewercke Tag, vielleicht wohnst du ihm bey und siehst das alte Ilmenau einmal wieder. Es ist zu wünschen daß die Gewerckschaft zu einem Haupt Entschluße Muth haben möge. Ich bin so zerstreut daß ich dir auf deinen lieben Brief wenig sagen kann. Mündlich wird es an Unterhaltung nicht fehlen. Ich bin fleisig und bringe nach und nach allerley zusammen. Lebe wohl und erfreue uns bald mit deiner Gegenwart. W. dl. 31 März 91 G.
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18. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Anfang April 1791〉 Beyliegendes erhalte ich durch Hl. von Franckenbl. Da die Sache so sehr betrieben wird ist es dünckt mich die höchste Zeit das Eisen zu schmieden. Schicke mir doch deinen Aufsatz ich dächte ich kommunicirte ihn privatim an Fr. und zündete so das Feuer an. Vale. G
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19. An Friedrich Ludwig Schröder Weimar, 6. April 1791. Mittwoch 〈Druck, Faksimile〉 Wäre die Empfehlung des Böttcherischen Ehpaars, welche Sie gefällig an mich gelangen lassen, nur wenige Zeit früher gekommen, so hätte ich von dem Anerbieten mit Freuden Gebrauch gemacht; da aber gegenwärtig dieses Fach auf unserm angehenden Theater schon besetzt
3 G×ewercke 4 dzu 8 unds 11 Vvon 12 ist wird
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ist, so bleibt mir nur die Aussicht in der Folge vielleicht so gute Subjeckte engagiren zu können. Danckbar für den Antheil den Sie an unserm Theater bey seiner Entstehung haben nehmen wollen darf ich Sie wohl ersuchen es auch ferner nicht ausser Augen zu lassen. Wollten Sie mir die Gesetze und Regeln welche bey Ihrer Gesellschaft in Ubung sind mittheilen, / so würden Sie mich sehr verbinden. Es kann nicht anders als vortheilhaft seyn die Erfahrungen eines Mannes zu nutzen den sein Vaterland als Meister in seiner Kunst anerkennt. Weimar d. 6. Apr. 1791. Goethe.
20. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 11. April 1791. Montag〉 〈Abschrift〉
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Ew: Excell. kann ich endlich den Herderischen Aufsatz über das Jenaische Convicktorium übersenden, ich wünsche daß er Beyfall finden möge und das Geschäfte darnach angegriffen und das Institut eingerichtet werde. Wollten Sie eine Abschrift davon nehmen laßen und mir das Original zurückschicken, diesen Aufsatz Ihrem gnädigsten Herrn vorlegen und allenfalls privatim nach Meiningen communiciren. Wäre man über diesen Modum in der Stille einverstanden, so käme es alsdann darauf an ob, nach dem Antrag des Weimarischen Ministerii vom 19. Octobl: 1786. die übrigen Höfe dem Weimarischen die Regulirung des Geschäftes überlaßen wollen, oder ob sie sämmtlich Commißarien nach Jena zu diesem Entzweck absenden wollen. Denn, wie Seren: Meiningensis vorschlagen, diese Angelegenheit in die Hände einiger Profeßoren zu legen würde ich niemals rathen. Es wäre sehr zu wünschen, daß die Sache jezt betrieben und beendigt würde, da die Klagen so laut geworden und die sämmtlichen Herren Nutritores aufmercksam sind. Der Lector, Mag. Lenz hat seine Stelle freywillig niedergelegt, wahrscheinlich weil er kein rein Gewissen hat, man ist ihn los und ist um so
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viel leichter der alte Knoten zu lösen. Ich bin überzeugt wenn man nur erst einig ist was man machen will, so wird es leicht gethan seyn. Der Herderische Aufsatz wird / Ihnen gewiß gefallen; er ist sehr brav durchdacht und gewaltig geschrieben. Ich lege eine Nachricht vom Ilmenauer Bergbau hinzu, welche Ew: pp schon werden durch Voigt erhalten haben. Leider quälen wir uns mit dem unterirdischen Neptunus, dem Feinde alles Bergbaues herum, unsere Mittel waren und sind zu eingeschränckt. Ich wünschte sehr Ew: p schickten uns einen wackern Mann zum Gewercken Tage das Geschehene zu beurtheilen und das Künftige mit überlegen zu helfen. pp.
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21. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar, 14. April 1791. Donnerstag Ich habe von einer Zeit zur andern meine Antwort aufgeschoben weil ich eine Epoche nahe glaubte wo meine Anträge bestimmter und dringender werden müßten. Es hat sich wieder verzogen und unsre Constitution wird nun wohl wieder eine Weile so hingehen. Da dieses auch mit Ihren Wünschen zusammentrifft so mag es seyn und ich beantworte Ihre Fragen vorläufig um Sie mit unsrer Lage bekannter zu machen. Also zuförderst von dem allmächtigen Gelde. 2000 biß 2200 rh sind ohngefähr das höchste was unser Dienst trägt. Man reicht damit, ich möchte sagen so weit wie in allen mittleren Städten Deutschlands, Die Quartiere sind das theuerste, im Ganzen sind die Lebensmittel in mäßigem Preise. Das einzige was jene Summe wircklich hier größer / macht ist daß weder Hof noch Stadt exigeant sind, daß jeder nach seiner Weise lebt und weder zu einem Aufwande von Kleidern, Equippage, Gastirungen p genöthigt ist wenn er ihn nicht machen kann oder
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mag. Es ziehen deßwegen jährlich Fremde zu uns die ganz wohl ihre Rechnung dabey finden. Natürlich würden Sie einige Zeit brauchen die Verhältniße des kleinen Staates kennen zu lernen, doch ist er leicht zu übersehen, besonders für jemand der aus dem grössern kommt. Es ist vieles bey uns ziemlich im klaren und jemand der mit Consequenz auf Ordnung und Klarheit arbeitet wird hier bald zu Hause seyn. Die Art wie sich der Herzog selbst der Geschäfte annimmt bringt viel Gutes hervor. / Das Verhältniß eines neu eintretenden fremden Geschäftsmannes hat immer einige Mißlichkeit, doch würde ich Ihnen im entstehenden Falle darüber ganz aufrichtig und klar sprechen. Es versteht sich daß alsdann ohnedem eine Verändrung in dem gegenwärtigen Personal vorginge. Ihre Entlassung aus dortigen Diensten würde Durchll der Herzog selbst zu bewircken sich angelegen seyn lassen. Und so schmeichle ich mir mit der Hofnung Sie einmal näher zu sehen und mit Ihnen manche Knoten zu lösen die die Menschen verwirren und unnöthiger, ja ungeschickter Weise ihnen das bißchen Glückseligkeit rauben dessen sie noch fähig wären. Leben Sie recht wohl behalten Sie mich in einem freundlichen Andencken und erhalten es in dem Creise der sich meiner erinnert. W. dl. 14 Apr. 1791. Goethe
22. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Anfang Mai 1791〉
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Hl. v. Franckenberg dem ich deinen Aufsatz über das Convictorium zu seiner großen Zufriedenheit mitgetheilt habe wünscht solchen an Hl. v Türckheim nach Meiningen zu communiciren und dazu deine Erlaubniß ich glaube nicht daß einiges Bedencken seyn könne Ich lege die Comm. bey welche Gotha sogll. hat ergehn lassen. G.
12 vVerändrung 15 einma×l
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23. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 14. Mai 1791. Samstag Ich begrüße dich und deine Frl. Schwester aufs herzlichste, wäre ich nicht so angebunden, so ginge ich Euch entgegen. Der solide Bau des Schlosses und der leichte des Theatralischen Gerüstes beschäftigen mich jetzt. Lebe recht wohl und komme bald herüber. W. dl. 14 May 1791.
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24. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 17. und 18. Mai 1791. Dienstag und Mittwoch Es fängt in diesen Tagen an ziemlich konfus mit mir zu gehen, wenn Arens kommt wird es noch besser werden und der May wird verschwinden ohne daß man ihn gewahr geworden. Das Schauspiel überwindet alle feindseligen Einflüsse, die Einnahme ist gut, die Menschen im Durchschnitte genügsam und wer ihnen den Spas verderben will behält immer Unrecht. Ich habe die besten Hoffnungen, in einem Jahre soll es anders aussehen. Von Kirms Weigerung habe ich keine Ursache erfahren können als die Sie auch wußten. Sich nicht von der Gen. Policey zu entfernen mochte wohl die Hauptabsicht seyn. Wegen Facius hätte ich ein Anliegen das ich Ihnen vortragen muß. Er schiebt von einer Zeit zur andern das Steinschneiden von sich ob er gleich die Maschine hat. Ich kann es ihm nicht ganz verdencken, / Aufs Graben und Stahlschneiden versteht er sich er hats in der Ubung, verdient gleich etwas Geld und ist von der Fabricksucht angsteckt mit wenig Kunst und leichter Mechanick etwas erwerben zu wollen darüber geht aber das bessere und eine solidere Zukunft zu Grunde. Es ist 10 feindeseligen 12 ×Unrecht
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mir der Gedancke gekommen: Da Sie Venten jetzt nach Schlesien schicken, wenn Sie Facius mit hin schickten daß er sich so lange in Warmbrunn aufhielte biß Vent aus Glaz zurückkäme. In Warmbrunn ist die Steinschneiderey ein Handwerck und das Mechanische was Faciusen jetzt sauer wird was er vielleicht in einem Jahre nicht ausstudirt dort etwas ganz gemeines, das er in kurzer Zeit faßt und übt. Es ist wenig was Sie an / was Sie auf diese Zeit an ihn wenden, vielleicht braucht er auch einen kürzeren Aufenthalt und es wären nur die Reisekosten, der Effeckt der dadurch hervorgebracht wird ist für ihn und für die Kunst unschätzbar. Bißher danckt er seine Bildung Ihren, Ihrer Fr. Gemahlinn Wohlthaten und dem hiesigen Institute, wie sehr würde es mich freuen wenn Sie geneigt wären meinem Vorschlage Gehör zu geben. Er würde diesen Sommer den Mechanismus seines Metiers faßen, auf der Rückreise Dresden sehen und wenn auf den Herbst Mayer kömmt, könnte ich auf den Winter schon was vorzügliches versprechen. Denn wenn alles geht wie ichs dencke soll der Nahme AKIO einmal mit dem Nahmen PIXE wetteifern. / Die Theorie der blauen Farbe habe ich auch in diesen Tagen geschrieben und werde sie in irgend ein Journal einrucken lassen. In der Hamburger Zeitung hat ein theilnehmender Mensch gut von meiner Metamorphose gesprochen, es ist mir lieb um der Wissenschaft willen mehr als um mein selbst willen. Ich lege das Blat bey. Ich hoffe nun auch mit meinen übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Glück zu machen. So wird denn doch immer etwas gefördert. Leben Sie recht wohl! ich wünsche das beste Wetter. (Hendrich hat den Kupferstecher Müller zum Spritzenwesen citirt, ich habe den Actum wenigstens suspendirt. Unsern jungen Künstlern werden wir doch die Vortheile der Academisten zugestehen, wenn wir unsre Anstalt gleich nur bescheiden eine Schule nennen.) (Es ist abgethan.) Nochmals das beste Lebe wohl. dl. 17 May 1791. G. / 9 hervorgeb×racht 11 wWohlthatemn 12 gGehör 14 Mechanißsmus 27 |(| 27 Spri|t|zenwesen 30 |)| 31 ⎤(Es ist abgethan.)⎤ (am Blattrand quer zur Schreibrichtung)
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dl. 18 May. Noch kann ich mit lebhafter Freude melden daß ich seit gestern die Phänomene der Farben wie sie das Prisma, der Regenbogen, die Vergrößerungsgläser pp zeigen auf das einfachste Principium reducirt habe. Vorzüglich bin ich durch einen Widerspruch Herders dazu animirt worden der diesen Funcken herausschlug.
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25. An Friedrich Ludwig Schröder Weimar, 24. Mai 1791. Dienstag Recht sehr dancke ich Ihnen für das gütige Andencken und für die Mittheilung Ihrer Einrichtungen bey der Kasse. Schon habe ich Gebrauch davon gemacht und werde die unserige darnach in der Folge noch besser beurtheilen können. Die sieben Repräsentationen die unsre neue Gesellschaft gegeben fielen so aus daß man für den Anfang zufrieden seyn und für die Zukunft Hoffnung fassen konnte. Einen Prolog den ich vorausschickte lege ich bey. Denn obgleich eine solche Gelegenheitsrede gewöhnlich nicht sehr interessant seyn kann, so habe ich doch den Vortheil nicht aus den Händen lassen wollen dem Publico und den Ackteurs zu seiner Zeit ein Wort sagen zu können. / Wegen Mdlle Boudet habe ich schon vorläufig an Hl. Beck geschrieben. Ich bin gegenwärtig im Stande entschiedener zu sagen daß ein Engagement für dieses junge Frauenzimmer in dem gegenwärtigen Momente bey uns nicht statt finden kann. Eben so sehr bin ich überzeugt daß sie unter Ihrer Leitung mehr als irgendwo ihr Talent auszubilden Gelegenheit finden wird und wünsche ihr Glück wenn Sie dieselbe unter Ihre Gesellschaft aufnehmen. Reisen Sie glücklich und erlauben mir in der Folge bey vorfallenden Umständen Ihren Rath zu erfragen. W. dl. 24 May 1791. Goethe
3–4 Vergrösßerungsgläser 4 Princiepium 14 Gelgegenheitsrede
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26. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 30. Mai 1791. Montag
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Sie haben sich also endlich nach einem gefährlichen Sturm auf ein ruhiges Plätzchen in Sicherheit gesetzt, wozu ich Ihnen von Herzen Glück wünsche. Ich dachte wirklich nicht, daß es noch so gut abgehen würde. Mögen Sie recht lange diese Ruhe genießen. Die Partitur von Erwin u Elmire ist meinen Händen. Das Geld dafür, wie auch für das Te Deum, werde ich Ihnen nächstens überschicken. Die Aufführung jenes Stücks, so wie der Claudine, wird wohl bis auf künftigen Winter anstehen müßen. Wir haben an Gatto, einen treflichen Baßisten und lebhaften Akteur. Übrigens, muß unsere Oper sich noch verbessern. Wißen Sie nicht irgendwo eine Sängerin mit der man Ehre einlegen könnte? Die arme Lebrun ist ihrem Manne bald nachgefolgt. Die beiden Leute habe ich sehr bedauert. Im Ganzen, macht mir unser Theater Vergnügen, es ist schon um vieles besser, als das vorige, u es kommt nur darauf an, daß sie sich zusammen spielen, auf gewiße mechanische Vortheile aufmerksam werden und nach u nach aus dem abscheulichen Schlendrian indem die mehrsten deutschen Schauspieler bequem hinleiern, nach u nach heraus gebracht werden. Ich werde selbst einige Stücke schreiben, mich darinne einigermaßen dem Geschmack des Augenblicks nähern und sehen, ob man sie nach u nach an ein gebundenes, kunstreicheres Spiel gewöhnen kann. Moriz hat mir einige sehr vergnügte Tage gemacht. So krank er wär, so munter und lebhaft, war sein Geist. / Er hat sich in den wenigen Jahren da ich ihn nicht gesehen habe, unglaublich ausgebildet und ist in allen denen Sachen die er unternommen hat, wo nicht am Ziel, doch wenigstens immer auf dem rechten Wege. Ich habe fast alles, was ich sowohl in der Kunst als Naturlehre und Naturbeschreibung vorhabe, mit ihm durchgesprochen und von seinen Bemerkungen manchen Vortheil gezogen. Seine Krankheit und die Kürze der Zeit hat ihn gehindert zu Ihnen zu kommen. Laßen Sie mich bald hören, wie Sie sich in Ihrer neuen Lage befinden. Unter den Arbeiten die mich jetzt am meisten interessiren, ist
12–13 Vergnügen, ues 15–16 Schlendrian, (Komma gestrichen) 18 darinn|e| 25 DichtkKunst
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eine neue Theorie des Lichts, des Schattens u der Farben. Ich habe schon angefangen sie zu schreiben, ich hoffe sie zu Michaëli fertig zu haben. Wenn ich mich nicht betrüge, so muß sie mancherlei Revolutionen sowohl in der Naturlehre als in der Kunst hervorbringen. Beiliegendes Blättchen macht sie auf einen Namen aufmerksam der Ihnen künftig gewiß sehr ehrwürdig seyn wird. Leben Sie wohl. Lips wird etwa in 14. Tagen mit meinem Bildniß fertig seyn. Da er aber nach Kassel gehen muß um es abdrucken zu laßen, so wird sich die Ausgabe deßelben verziehen. Weimar den 30 Mai 1791. Goethe
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27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Mai 1791〉 Es wäre sehr gut wenn wir durch eine Mittelsperson mit Arens in Connexion kämen und blieben. Gegen den Sohn des Baukontr. hätte ich zu erinnern daß er sehr jung ist und im Zeichnen sobald nicht die Fertigkeit erreichen möchte die Arens wünscht. Er verlangt jemanden der ihm beystehe für ihn copire welches in dieser Kunst schon viel voraussetzt. Dann wünschte ich auch daß Sie schon in einigen Jahren den Genuß von einem / solchen Menschen hätten für Ihr Bau und Gartenwesen. Und alsdann vielleicht einen andern in die Schule schickten. Ich bin auf den Schlesier gefallen der Ihnen doch gewissermassen zur Last liegt. Sein äusserliches ist empfehlend, man müßte ihn in Mathematicis prüfen lassen, seine Risse ansehen und sich alsdann entschliessen. Ein solcher lernte in drey Jahren soviel daß Sie ihn zurückrufen könnten, er sähe Arens die großen Garten anlegen / und käme bald mit neuen Ideen bereichert hierher. Auch hätte ein solcher mehr Einfluß auf Arens wenn man durch seine Vermittl. Arensen zu diesem oder jenem anfeuern wollte.
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s. m. Ich sitze mit dem höllischen Feuer einer spanischen Fliege im Nacken. Was thut man nicht um an sich die edle Menschen Gestalt wieder her zustellen. Habe ich schon gemeldet daß ich in diesen einsamen und mit unter schlaflosen / Stunden den ganzen Kreis der Farbenlehre glücklich durchlaufen bin, daß ich die Hauptfäden ziehen konnte und nun wie eine Spinne das. Werck mit Fleiß zu vollbringen anfange. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. G.
28. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 31. Mai 1791. Dienstag
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Sie haben mir durch Ihr Werk über den Bau des menschlichen Körpers ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. Es kommt in dem Augenblick an da ich sehr zerstreut und im Begriff bin auf einige Zeit zu verreisen. Die erste ruhige Zeit die ich vor mir sehe, werde ich dazu anwenden Ihr Werk zu studiren und mich Ihrer Bemühungen zu erfreuen. Gewiß wird es mich aufmuntern verschiedene Abhandlungen die ich vorigen Winter zu schreiben angefangen, fortzusetzen und vielleicht zu vollenden und diese Arbeit wird mir auch in der Ferne eine angenehme Unterhaltung mit Ihnen seyn. Wie oft, indem ich Ihre frühern Schriften las, denen ich so manche Belehrung schuldig bin, habe ich Sie glücklich gepriesen daß Ihr Beruf Sie zur Untersuchung des thierischen Gebäudes führt, und daß es Ihre Pflicht ist, der Betrachtung deßelben, Ihr Leben zu widmen. So oft ich mich von andern Gegenständen losmache und diesen näher und genauer betrachte so entsteht immer in mir der lebhafteste Wunsch mich ausschlieslich damit beschäftigen zu können. Ich bin überzeugt, daß diese Ihre letzte Arbeit, wie Ihre vorhergehenden, einen Mann bezeichnet der über den Gegenstand denkt, welchen er behandelt und der eben deswegen das Ver-
7 bimn 24 betrachte, (Komma gestrichen) 26 überzeugt|,| 26 Arbeit|,| 27 bezeigchnet
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worrene klar, und das Trockene angenehm vorzutragen im Stande ist. Sie sind in einem Lande zu Hause, das ich nur manchmal als Gast besuche, und ich wünsche daß meine Bemerkungen die ich gleichsam nur erhasche in der Folge für Sie von einigen Werth seyn mögen. Ich wiederhole meinen Dank für das Überschickte und empfehle mich zu geneigten Andenken. Weimar am 31. Mai. 1791.
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29. An Johann Heinrich Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Mai oder 1. Juni 1791〉 〈Konzept〉
Als ich in den vierten Hefte des Journals der Physic, welches Herr Gren herausgiebt, Seite 145 die Meynungen eines französischen Naturforschers über die blauen Schatten und im März des Journal de Physique pag. 199 die Beschreibung des Blaumessers (Cyanométre) von Herrn de Saussure laß, erinnerte ich mich aller Beobachtungen, welche ich über die blaue Farbe zu machen Gelegenheit gehabt und überdachte aufs neue die Theorie, die ich mir darüber gebildet. Ich würde dieselbe noch länger zurückgehalten und weiter durchgedacht haben, um so mehr, da sie den Erklärungen gedachter Naturforscher widerspricht, wenn mich nicht der Beyfall, den Ew. Wohlgebrl. meinen Gedanken gegeben, mich aufmunterte sie zusammen zu fassen und sie Ihnen schrift/lich zu einen gefälligen Gebrauche mitzutheilen. Ü b e r d a s B l a u. 1 Auf den höchsten Gebirgen erscheint der Himmel bey Tage hochblau, bey Nacht schwarz wie Ebenholz.
4 vfür 11 due 12 Sau|s|csure 14 Therorie 18 aufmunterte, (Komma gestrichen) 19 zu überschicken ⎡mitzutheilen⎤ G 21 ⎡1⎤ G1? 22 hochblau bey Tage G (durch darüber gesetzte Ziffern 1–3 Wortfolge geändert) 23 ⎡bey⎤ Nachts G 23 von einer Sschwäarze G
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2 Man nehme von dem besten Berliner Blau in Stücken so hoch und rein an Farbe als möglich, man bringe es bey mäßigem Tagslichte in den Winckel eines Zimmers, in dem sich noch alle Farben deutlich unterscheiden lassen, nur verhindre man die unmittelbare Wirkung des Lichtes auf die Stücken; so wird man todte Kohlen zu halten scheinen, bey der geringsten Wendung, die einen stärkern Grad von Licht herbey läßt, wird gleich ein tiefes Blau dem Auge erscheinen, welches heller wird, wie man sich dem Lichte nähert. Stücken Berliner Blau im Schatten, wenn keine reflecktirende / 〈…〉 / entsteht, so nah und an Orten, wo sich keine Dazwischenkunft von Dünsten denken läßt, so glaubte man dieses Phänomen von dem Widerschein der Atmosphäre herzuleiten. Aber um sich zu überzeugen daß diese nicht den mindesten Einfluß haben kann wähle man zur Beobachtung einen bedeckten Tag, wenn sich keine Spur von Blau am Himmel zeigt, man ziehe weiße Vorhänge vor die Fenster, man trete tief in das Zimmer, in welchem kein blauer Gegenstand sich befindet, und man wird den schönsten hellblauen Schatten sehen und sich überzeugen: d a ß e i n e r e i n e B e r a u b u n g d e s L i c h t s a n u n d v o r s i c h b l a u s e y. 8. Ich habe oben gesagt, daß der Schnee im Schatten blau erscheine, eben so erscheint er auch bey eintretender Nacht, je dunkler es wird, desto tiefer wird die Farbe desselben werden. Um sich zu überführen setze man vor ein / Fenster, aus welchem man eine Schneefläche sehen kann zur Abendzeit einen weißen Rahmen mit Papier überspannt, man mache in dasselbe eine Oeffnung, so daß man auf den Schnee sehen kann, man trete in einiger Entfernung davon, und die Oefnung wird uns das schönste Himmelblau zeigen. Man mache mehrere Oefnungen in das 1 ⎡2⎤ G1? 2 ein G1 3 hellem G1 ⎤ mäßigem⎤ G 3–4 Tage|s| in einen Alkoven ⎡lichte |in| den Winckel eines Zimmers⎤ G 4 man ⎡sich⎤ G 4 Gegenstände und reine Farben 5 kann ⎡lassen⎤ G 7 des Lichtes auf die Stücken, die einen 7 haben ⎡herbey⎤ G 8 auch gleich 8 ⎡dem Auge⎤ G 10 in jedem Zimmer G1 ⎤ so nah und an Orten⎤ G 12 denm 14 kann, (Komma gestrichen) G 17 der Schatten ⎤ man⎤ G 17 im ⎡den⎤ G 18 erscheinen. ⎡Schatten sehen⎤ G 18 Wir sehen also hieraus abermals ⎤ und sich überzeugen⎤ G 20 ⎡8.⎤ G1 22 hereintretender G 23 überführen, (Komma gestrichen) G1? 26 denasselben G 26 durch dieselbe ⎡auf⎤ G
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Papier und um dieselben Kreiße von verschiedenen blauen Schattirungen: so wird man das Zunehmen des Blaues stufenweis beobachten können, und eben so des Morgens das abnehmende Blau, und man wird finden: daß der Schnee noch lange blau ist, wenn er einen ungeübten Auge weiß erscheint. 9. Man kann sich die zu- oder abnehmende Finsterniß nicht reiner denken, als wenn von einer ungeheuren weißen Fläche das Licht entweicht, wenn nun auch diese blau sich dem Auge darstellt: so wird die oben gewagte Theorie immer mehr überzeugen.
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30. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 1. Juni 1791. Mittwoch Die Anweißung auf Göschen habe ich erhalten, das andere Geld wird auch wohl zur rechten Zeit ankommen. Ich muß Dir noch ein Wort sagen ehe ich von hier abgehe, da ich doch wohl vor 8 Wochen nicht wieder zurück komme. Deinem Sohn wünsche ich zur Reise Glück. Macht er diesen großen Weg allein, oder hat er Gesellschaft? und was vor eine Absicht hast Du ihn dorthin zu senden? Wie hat sich der jüngere ausgebildet, und wie bist Du mit ihm zufrieden? Ist Kläre zu meinem Schwager, und was ist aus dem Kinde geworden? Ich wünschte wohl, daß Du uns wieder auf einige Zeit besuchtest. EinAuffenthalt zu Jena wo die neue Philosophie so feste Wurzeln geschlagen hat, würde Dir bei deiner entschiedenen Neigung zu dieser Wissenschaft gewiß interessant seyn. Ich habe Lust und Anlaß mancherlei zu schreiben, und wenn nur nicht andere Hinderniße dazwischen kommen die mich stöhren und zerstreuen, so wirst du zwischen hier und Ostern, manches erhalten. Ich habe fast in allen Theilen der Naturlehre und Naturbeschreibung kleine und größere Abhandlungen entworfen und es kommt nur darauf
1 ⎡blauen⎤ G 2 Blau|es| G 6 ⎡9.⎤ G1? 10 Erklärungsart ⎡Theorie⎤ G 10 ⎡mehr⎤ überzeugender werden. G 16 ×Du 21 EineAuffenthalt
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an, daß / ich sie in der Folge hintereinander wegarbeite. In der Theorie der bildenden Künste habe ich auch vieles vorgearbeitet und habe gute Gelegenheit meine Gedanken zu prüfen indem ich mit mehrern denkenden Künstlern in Verbindung stehe denen ich mich mittheile und durch die ich die Anwendbarkeit und Fruchtbarkeit gewißer Grundsätze am besten entdecken kann. Eine neue Theorie des Lichts, des Schattens und der Farben, an der ich schreibe, und die ich in einem Viertel Jahre aus zu arbeiten denke, wird Dir Freude machen. Sie wird lesbarer und allgemeiner faßlich seyn als meine botanischen Schriften und künftig meine anatomischen, nicht seyn können. Es setzen diese zu viel Terminologie und eine genaue Kenntniß der Gegenstände von denen die Rede ist, voraus. Indeß attachire ich mich täglich mehr an diese Wissenschaften, und ich merke wohl daß sie in der Folge mich vielleicht ausschließlich beschäftigen werden. In dem Deutschen Museum das zu Berlin herauskömmt, wirst / einige von meinen neusten Gedichten sehen können. Cagliostro’s Stammbaum und Nachrichten von seiner Familie die ich in Palermo kennen gelernt, werde ich wohl auch jetzt herausgeben, damit über diesen Nichtswürdigen gar kein Zweifel übrig bleibe. Ich weiß nicht ob Du schon den Auszug von seinem Prozesse gelesen hast, den man in Rom hat drucken laßen. Er enthält fast nichts, was man nicht schon wußte, aber wie viele Menschen wollten es nicht wißen. Es ist erbärmlich anzusehen, wie die Menschen nach Wundern schnappen um nur in ihrem Unsinn und Albernheit beharren zu dürfen, und um sich gegen die Obermacht des Menschenverstandes und der Vernunft, wehren zu können. Ich wünsche Dir wohl zu leben und bitte Dich, mir manchmal Nachricht von Deinem Befinden zu geben. Lips ist sehr fleißig über meinem Portrait; es geräth ihm vortrefflich, ich fürchte aber daß er es unter einigen Monaten nicht wird aus geben können, besonders, da wir hier keinen guten Kupferdrucker haben, und er mit der Platte nach Kassel reisen muß, um sie dort abdrucken zu laßen. /
6 Lichts, daes 23 er×bärmlich 24 ⎡in⎤
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Verzeih die fremde Hand des Briefs, du hättest sonst noch sobald nichts von mir erfahren. Weimar. dl. 1 Juni 1791. Goethe
31. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, wahrscheinlich 1. Juni 1791. Mittwoch〉 〈Konzept〉
Indem ich den Stammbaum des Cagliostro aufsuchte, fand ich zugleich die Briefe seiner Familie die ich in Palermo kennen lernte und andere Papiere die hierauf Bezug hatten. Es scheint mir daß man daraus eine kleine, für sich selbst bestehende Schrift fertigen könne die in dem gegenwärtigen Moment sehr interessant und zugleich für den Abschluß der Akten überhaupt wichtig seyn würde. Gedruckt könnte sie auf und ab nur zwei bis drei Bogen betragen. Da ich aber wünschte, daß sogleich eine französische Übersetzung erschiene, so wäre die Frage: ob man nicht Kolumne gegen Kolumne, oder Seite gegen Seite, die Ubersetzung gegen den Text über setzte, das Ganze vielleicht geheftet verkaufte. Das Format könnte mir gleichgiltig seyn, nur müßte es Quart seyn, wenn der Stammbaum als Titelkupfer vorgebunden werden sollte. Wählte man Oktav, so könnte man den Stammbaum in klein Folio ausarbeiten und ihn alsdann einschlagen, welches bei so einem wichtigen Dokumente wie dieses ist, das der ganzen römischen Inquisition das Siegel aufdrückt, eigentlich eine unschickliche Knickerei wär. Ich erwarte hierüber Ihre Meinung und setze auf die andere Seite ein ungefähres Schema deßen, was Sie von dieser Schrift erwarten können. /
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Der Titel der Schrift würde seyn: Josephs Balsamo genannt Cagliostro Stammbaum mit Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie.
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Als Titelkupfer, würde der Stammbaum gesetzt werden. Inhalt:
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Vorrede. Ursachen welche die Bekanntmachung dieses Dokuments und der Nachrichten verspätet: 1) Joseph Balsamo ist allgemein in Palermo bekannt. 2) Das Publikum ist getheilt, ob dieser Joseph Balsamo der berühmte Graf Cagliostro sey. 3) Streit hierüber an einem öffentlichen Tische. 4) Bekanntschaft mit dem Baron Bivona einem Rechtsgelehrten. 5) Das französische Ministerium veranlaßt ihn der Herkunft und den Abentheuern des Joseph Balsamo nachzuspüren. 6) Er fertigt einen Stammbaum und Memoire. 7) Theilt es dem Reisenden mit. 8) Kopie und Auszug. 9) Neugierde des Reisenden die nächsten Verwandten des Balsamo zu kennen. 10) Berathschlagung der Unternehmung. 11) Besuch bei der Familie. 12) Beschreibung ihrer Wohnung und der Personen. 13) Unterhaltung mit ihnen. / 14) Sie ersuchen den Fremden einen Brief an Cagliostro zu bestellen. 15) Er übernimmt’s. Abschied von der Familie. 16) Rückkehr des Reisenden. Er erzählt die Geschichte und grosmüthige Gönner setzen ihn in den Stand der Familie eine Summe zu überschicken. 17) Brief der Mutter Felicitas Balsamo geborne Brakonieri. NB. ist der Brief deßen n. 14. erwähnt wird. 18) Brief eben derselbigen und der Maria Capitummino. Sie Glauben das übersendete Geld komme von ihrem resp. Sohn u Bruder. 19) Gesinnungen des Reisenden. 20) Gefängniß des Grafen in Rom. 21) Urtheil und offenbarte Lebensgeschichte. Wirkung aufs Publikum
32 ⎡Wirkung aufs Publikum ⎡
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22) Wahrscheinlicher Zustand der Familie. Erinnerung und Vorstellung. 23) Entschließung d a s R ä t h s e l d e r F a m i l i e aufzulösen, ihr noch eine Hülfe zu senden und ihre Situation erträglicher zu machen. 24) Aufmunterung und Aufforderung. 25) Schluß. Die Schicklichkeit des Augenblicks mit diesen Nachrichten hervorzutreten. Wirkung die nothwendig folgen muß.
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32. An Johann Georg Lenz Weimar, 2. Juni 1791. Donnerstag Das Buch welches Sie mir überschickt, hat mir viel Vergnügen gemacht. Ich sehe daraus, daß Sie bei Ordnung des Ihnen anvertrauten Kabinets auch in der Wissenschaft viel Fleiß angewendet, welche durch eine solche Sammlung eigentlich befördert werden soll. Sie haben dadurch dem Publiko gewiß einen Dienst geleistet, daß Sie die wohldurchdachten Tabellen des Herrn Inspektor Werners weiter ausgeführt und die Autoren die von den verschiedenen Mineralien handeln, fleißig angeführt haben. Ich hoffe Sie bald zu sehen um mich über den einen und andern Punkt mit Ihnen zu besprechen. Innliegendes übergeben Sie Herrn Hofrath Püttner mit meinem Kompliment, und leben recht wohl. Weimar den 2 Jun. 1791.
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3 d e r F a m i l i e d a s R ä t h s e l G (durch darüber gesetzte Ziffern 1–2 Wortfolge geändert) 6 24) Schluß, Aufmunterung 8 nicht verfehlt nothwendig
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33. An Christian Gottfried Körner Weimar, 4. Juni 1791. Samstag
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Durch mancherlei zusammentreffende Umstände werde ich verhindert Sie in Leipzig zu sehen und selbst diesen Brief adressire ich nicht mehr dahin. In wenig Tagen reise ich nach Ilmenau und werde mich einige Zeit auswärts aufhalten, ob ich gleich diesmal schwerlich aus Thüringen kommen werde. Es freuet mich daß Sie über die Gegenstände unserer Unterredung immer weiter nachgedacht haben. Es würde desto angenehmere Unterhaltung geben wenn wir uns wiedersähen. In der deutschen Monatschrift welche zu Berlin heraus kömmt, werden Sie einiges von mir finden. Hier lege ich eine kleine Landschaft bei. Ich schike bald mehr, und ich wünschte etwas besseres. Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und Schwägerin, auch der schönen Freundin, wenn sie in der Nähe ist. Auch vergessen Sie nicht Herrn Graf Geßler und Herrn Hausmarschall von Racknitz vielmals von mir zu grüßen. W. dl. 4 Jun. 1791 Goethe
34. An Caspar Friedrich von Schuckmann 〈Ilmenau〉, 12. Juni 1791. Sonntag
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Blieb mein voriger Brief lange aus und war am Ende doch nur dilatorisch, so wird der gegenwärtige der schnell folgt desto entschiedener seyn. Durchl der Herzog, durch einige eintretende Umstände bewogen, haben sich entschlossen Ihnen sogleich die Stelle eines Mitgliedes seines Geheimen Consilii anbieten zu lassen. Sie würden sogleich den Charackter als Geheimerrath und 2000 rh Besoldung, nähmlich 1500 durchs Dekret und 500 aus Durchl Händen jährlich empfangen Zu Ihrer Veränderung habe ich den / Auftrag Ihnen 600 rh. anzubiten. Sind Sie geneigt hierzu so wird der Herzog Ihre Entlassung bey Ihro Majestät auszuwircken suchen. Ich setze heute nichts weiter hinzu: als den Wunsch daß Ihr Entschluß er falle aus wie er wolle zu Ihrer künf-
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tigen Zufriedenheit gereichen möge. Leben Sie recht wohl und behalten mir Ihre Freundschaft. Weimar dl. 12 Juni 1791. Goethe / Wenn Sie den Antrag annehmen so wünscht Durchl der Herzog daß Sie Sich noch mit dem dortigen Finanz Wesen das Ihnen ohne dieß bekannt genug seyn muß einige Zeit beschäftigen möge um eine vollständige Idee mitzubringen und die Anwendbarkeit auf hiesige Umstände zu beurtheilen. Schreiben Sie mir doch auch gefällig wie hoch man jetzt die Pfandscheine kauft? Nochmals ein herzliches Lebewohl.
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35. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 22. Juni 1791. Mittwoch Für den übersendeten zweyten Band Ihrer historischen Naturlehre sage ich Ew Wohlgebl. den ergebensten Danck. Es war mir dieses Buch um so willkommner als ich gegenwärtig selbst mit einem wichtigen darin abgehandelten Gegenstande beschäftigt bin und mich über manchen Punckt Raths erhohlen konnte. Vielleicht habe ich in weniger Zeit das Vergnügen Sie zu sehen und meine Versuche zur Beurtheilung vorzulegen. Ich wünsche recht wohl zu leben.
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Ew Wohlgl W dl. 22 Jun 1791
ergebenst
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7 ein|i|ge 8 aAnwendbarkeit 15 ubin
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Von meinen Zuständen hätte ich längst einige Nachricht geben und mich Ihrem Andencken empfehlen sollen, hier ist also endlich eine bunte Depesche: Bittschrifften, Anschlage Zettel und besonders ein Versuch von Göttling mit der dephlogistisirten Salzsäure. Er hat gedrucktes Papier von dem ein Blat beyliegt wieder zu Brey gemacht, mit seinem Wasser alle Schwärze herausgezogen und wieder Papier daraus machen lassen wie es beyliegt, das fast weiser als das erste ist. Welch ein Trost für die lebende Welt der Autoren und welch ein drohendes Gericht für die abgegangnen. Es ist eine sehr schöne Entdeckung und kann viel Einfluß haben. Bey dieser Ge/legenheit hab sich eine alte Idee: hier eine gelehrte Gesellschaft zu errichten und zwar den Anfang ganz prätentionslos zu machen, in mir wieder erneuert. Wir könnten wircklich mit unsern eignen Kräften, verbunden mit Jena viel thun wenn nur manchmal ein Reunionspunckt wäre. Biß Sie wiederkommen soll das Projeckt reifer seyn. Ich habe diese Zeit nur im Lichte und in reinen Farben gelebt und habe wunderbare Versuche erdacht und kombinirt auch die Regenbogen zu großer Vollkommenheit gebracht daß der alte Neubert ausrief: der Schöpfer selbst kann sie nicht schöner machen. Auf der Mich. Messe gedencke ich das Tracktätchen herauszugeben. / Beym Schloßbau ist manches vorgekommen das uns beschäftigt hat, es war gut daß wir in dieser Zeit hier waren. In etwa acht Tagen will ich den Coadjutor besuchen dann auf Gotha gehn, wohin ich gestern eine erneute Einladung erhalten habe, dann frage ich an ob es erlaubt ist Sie in den Wäldern und an den Heilsamen Quellen aufzusuchen. Die hübschen Weiber sterben hier und zwar mit sonderbaren Umständen. Die Weidner ist an einer Indigestion und zwar einer Mahlzeit die sie nicht genossen hatte gestorben. Einer andern stand eine Mannsperson bey der Geburt bey welche schwer war und lange dauerte, nach 3 Stunden / erfährt die Wehemut-
4 Salzsäure,. eEr 10 habe (Korrektur zu hat nicht vollständig ausgeführt)
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ter daß es nicht der Mann sey und ist ausser sich über die Indecenz, sie jagt den Liebhaber fort, läßt den Mann rufen, das Kind kommt und die Frau stirbt. In Lauchstädt geht es ganz leidl. Es fügt und schickt sich alles. Kleine Inconvenienzen werden nicht gerechnet, sie machen nur Hl. Fischer zu schaffen. Ihre Frau Mutter ist wohl und vergnügt sie bedient sich Tiefurths auf eine kluge Weise, fährt manchmal hinaus dort zu speisen und Thee zu geben und kommt Abends wieder in die Stadt, so genießt sie es und vermeidet manches unangenehme. Ich empfehle mich zu Gnaden, bitte mich der Frau Gemahlinn zu Füssen zu legen und meiner eingedenck zu seyn. Leben Sie gesund und froh. W. dl. 1 Jul 1791 G.
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37. An Georg Joachim Göschen Weimar, 4. Juli 1791. Montag 〈Druck〉 Ich danke für die mir übersendeten Bücher und für die mir in Ihrem Briefe gezeigten Gesinnungen und wünschte daß ich dagegen etwas gefälliges erzeigen könnte. Es that mir leid daß Sie den kleinen Versuch der Metamorphose ausschlugen und ich war genötigt mich nach einem andern Verleger umzusehen und Verbindungen einzugehen die ich sogleich nicht lösen kann. Wahrscheinlich werd ich in der Folge ebensoviel in der Naturlehre als in der Dichtkunst arbeiten, ich habe von beyderlei Manuscripten manches vorräthig das aber erst ausgeführt und nur zur rechten Zeit ausgegeben seyn will. Auf Michael werde ich eine neue Theorie der Farben ins Publicum wagen. Ich kann Ihnen aufrichtig versichern daß ich sehr gewünscht hätte alles in Einer Hand zu sehen. Ich habe einen größern Roman in der Arbeit und werde mehr Veranlassung finden für das Theater zu arbeiten als bisher. Von meinen italienischen Reisen ist auch noch alles zurück. Ein Büchlein Elegien die ich in Rom schrieb, desgl. Epigramme die in Venedig entstanden liegen auch noch da und warten auf den Zeitpunkt in dem sie erscheinen können.
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Da, wie Sie selbst sagen, meine Sachen nicht so current sind als andere an denen ein größer Publikum Geschmack findet, so muß ich denn freylich nach den Umständen zu Werke gehen und sehe leider voraus daß sich der Verlag meiner künftigen Schriften gänzlich zerstreuen wird. Meine ersteren habe ich nicht ausser Augen gelassen und korrigire ein Exemplar wie es mir die Zeit erlaubt, um von meiner Seite bereit zu seyn wenn eine neue Ausgabe für nötig oder räthlich gehalten würde. Ich wünsche Ihnen recht wohl zu leben und empfehle mich Ihrem Andenken. W. d. 4. Juli 1791. Goethe. Die sechs Laubthaler habe ich nicht in den Packeten gefunden.
38. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. Juli 1791. Freitag
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Ich habe mir durch das Optische Studium eine große Last aufgeladen oder vielmehr der Genius hats gethan, ich bin hineingegangen Schritt vor Schritt eh ich die Weite des Felds übersah. Die Resultate sind artig die ich aus den Erfahrungen ziehe. Da ich meine Abhandlung gerne Michael wollte drucken lassen und etwa dreysig Tafeln dazu gehören die ich auf einzelnen Kartenblättern liefern und also bey Sutorn muß arbeiten lassen, so habe ich diese Tage mit dem Mechanischen der Fabrication den Patronen, Holzstöcken pp viel Plage gehabt. Eh alles im Gange ist kann ich nicht weggehen ich hoffe aber doch Montag oder Dienstag abzureisen. Allen denen ich die Theorie vorgetragen / hat sie Freude gemacht, ich hoffe auf Sie die selbige Wirckung. Der Versuch den liquorem acidulum auf Papier zu brauchen wird nicht wohl angehen ich habe es gleich selbst versucht und Göttling da-
16 füvor 16 und eh 20 mich diese 20 mMechanischen
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Abb. 3: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Juli 1791 (Nr 38), S. 1
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Abb. 4: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Juli 1791 (Nr 38), S. 2
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rüber gesprochen es bleibt ein gelber Flecken zurück. Da die Leinewand nachher noch gewaschen wird geht dieses gilbliche eher wieder heraus. Ich bringe ein Gläschen davon mit. In Lauchstädt geht alles ganz artig. Die Anstalt reuissirt gewiß. Ich wünsche recht wohl zu leben und freue mich herzlich Ihnen wieder näher zu kommen. Der neue Weg von den Ruinen hinunter wird sehr gut und eine überraschende Parthie. W. dl. 8 Juli 91 Goethe
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39. An Unbekannt Weimar, 10. Juli 1791. Sonntag Entschuldigen mich Ew Wohlgl aufs beste bey des Hl. Coadjutors Erzbischöffl Gnaden. Ein Brief Serenissimi heißt mich nach Eisenach eilen, auf meiner Rückreise verfehle ich nicht aufzuwarten. Es wird mir leid seyn Sie nicht mehr anzutreffen. W. dl. 10 Jul. 1791 Goethe
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40. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar, Anfang August? 1791〉 Den Bogen meiner Schrift rechne ich vier Louisdor, mancherley faux frais dagegen die mir die Anordnung der Carten und verwandte Arbeiten gemacht, um das Unternehmen nicht zu erschweeren, zu den Experimenten meines optischen Cabinetes. Goethe
17 aAnordnung
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41. An Friedrich von Stein Weimar, 6. August 1791. Samstag 〈Druck〉 We i m a r, den 6. August 1791.
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Ich hätte gewünscht, Dich wieder einmal zu sprechen, und zu hören, wie es Dir geht. Ich habe Dir auch Manches zu erzählen, denn es ist mir Einiges geglückt, das Dir auch Freude machen wird. In Gotha habe ich mich des physikalischen Apparats mit großem Nutzen bedient, und bin recht weit vorwärts gekommen. Der dritte Akt meines Lustspiels ist auch geschrieben, und die Cärtchen werden nächstens Sutor’s Fabrik in Bewegung setzen, so geht Eins mit dem Andern fort. Lebe wohl, ich verlange recht zu hören, wie Dir das akademische Leben anschlägt. G.
42. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 8. August 1791. Montag
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Ich wünsche dich morgen frühe zu sprechen. Wolltest du wohl zu mir kommen. Die angefangne Cur des Eger Wasser leidet nicht daß ich morgens ausgehe. Vale. G W. dl. 8. Aug 91.
15 Caur 15 ders
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43. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 13. August 1791. Samstag〉 〈Druck〉
Auf Befehl Durchl. des Herzogs habe ich Ew. Wohlgeb. heute Abend noch sprechen sollen. Kämen Sie nicht gar zu spät zurück so bemühten Sie Sich wohl noch zu mir. Biß eilf Uhr will ich Sie erwarten. Auf alle Fälle haben Sie die Güte Morgen frühe um sechs Uhr zu mir zu kommen. G.
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44. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 3. September 1791. Samstag Möge der heutige Tag Ihnen alles Gute bestätigen zu dem sich Ihnen in dieser Zeit die angenehme Hoffnung zeigte und möge ich lange Gelegenheit haben Ihnen meine Danckbarkeit einigermassen zu beweisen. G dl. 3 Sept 91.
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45. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 5. September 1791. Montag〉 Hier schicke ich die zwey letzten Ackte des Groß-Cophta. So möchte ich das Stück heisen wenn du es billigst. Wenn dieser Titel nicht alles sagt, so sagt er doch das meiste und hat was neues und abenteuerliches.
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Thue an diesen Heften die Liebe wie an den ersten die heut abgehen. Ich dancke dir herzlich für diesen Beystand. Ich bin gehindert worden / Dich zu besuchen und nach deinem Befinden zu fragen. Lebe wohl ich sehe dich bald. G.
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46. An Franz Kirms 〈Weimar, wahrscheinlich 8. September 1791. Donnerstag〉 〈Druck〉
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Wollten Sie in den Bendai’schen Contrakt nicht etwas von dem Aufkündigungs-Termin setzen? (Etwa Vierteljährig). Wie die andern auf Weynachten. Dem Souffleur könnte mit jener Bedingung zugeschrieben werden. Nur fiele das Druckenlassen der Arienbücher weg, das nicht statuirt werden kann.
47. An Franz Kirms 〈Weimar, etwa 10.〉 September 1791 Sept. 1791.
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Die Vorschrift für den Souffleur qua Noten Schreiber liegt hierbey, ich finde sie sehr zweckmäßig eingerichtet. Sodann folgt der Neumannische Contrackt. Die Verordl. wegen der Rud. und Neumann unterzeichne ich wenn ich nur noch Durchl. der Herzoginn letzte Befehle erhalten habe. Hunnius wäre zu antworten daß wohl vorerst von seinen Manuscripten kein Gebrauch gemacht werden könnte. Die Faßbinder wäre jawohl am schnellsten von Manheim zu haben. Mit Bellomo möchten wir in der Entfernung schwerlich was ausrichten. 17 haben
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Genast sprach mich neulich auf der Straße nur vorübergehend ich erklärte mich gar nicht. Es will eben keiner fort. So acceptirt auch Hl. Benda in beyliegendem was ich ihm nicht angeboten habe. Indessen da wir ihn behalten wollen so mag es seyn. Beyliegende Briefe möchten wohl abschlägl. zu beantworten seyn.
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G.
48. An Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz 〈Weimar, 12. September 1791. Montag〉 Wollten Sie die Güte haben, und mir nur kürtzlich den Prozeß aufsetzen wie man verfahren muß um das Waßer durch das Kohlenpulver zu verbeßern? Man hat das Rezept von mir verlangt, und es freut mich, daß unsere neuliche Zusammenkunft so unmittelbar nützlich wirkt.
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49. An Georg Joachim Göschen Weimar, 12. September 1791. Montag 〈Druck, Fragment〉 Die 6 Taubthaler habe ich erhalten und die von dem Herrn Geh. Rath Jacobi verlangte Abdrücke meines Portraits an denselben abgesendet. Ich schicke seine Anweisung an Herrn Lips quittirt, und danke Ihnen für die Bemühung. Es thut mir leid 〈…〉
10 wir×kt
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BRIEFE 50–52
50. An Christian Gottfried Körner Weimar, 12. September 1791. Montag
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In dieser letzten Zeit habe ich so vielerlei unternommen und habe selbst in diesem Augenblick noch manches zu thun, was keinen Aufschub leidet, und habe des wegen an meine auswärtigen Freunde wenig dencken können. Ich wünsche dagegen daß Ihnen mein Lustspiel: D e r G r o s C o p h t a, welches in der Michaelis Messe herauskommen wird, und mein erster Beitrag zur Optik, den ich gleichfalls bald ins Publikum zu bringen gedencke, vergnüglich und nützlich seyn möge. Seyn Sie überzeugt, daß Sie mit zu dem Publiko gehören, das ich vor Augen habe, wenn ich arbeite. Die Veranlaßung zu meinem heutigen Briefe giebt mir ein junger Künstler den ich Ihnen empfehlen möchte. Es kommen bei ihm ein vorzügliches Naturel, Fleis, und mechanische Geschicklichkeit zusammen. Er hat bisher in Stahl geschnitten und ist sich fast alles selbst schuldig. Ich siegele mit dem Kopf der Meduse den er kopirt hat. / Ich wünsche nun daß er im Steinschneiden, mit dem er auch schon einen Anfang gemacht hat, vorwärts kommen und in dem Mechanischen deßelben das ihn jetzt noch aufhält, sich beßer üben möge. Sie haben einen geschickten Steinschneider in Dresden der wie ich höre, nicht neidisch seyn soll und allenfalls einen jungen Künstler bilden hilft. Wollten Sie die Güte haben, mir über folgende Punkte Nachricht zu geben? 1) Wie der Steinschneider heiße, und ob er einem jungen Manne etwa ein paar Monate Unterricht gäbe? 2) Was er für diesen Unterricht verlangt? 3) Ob der junge Künstler seine Maschine mitbringen soll? 4) Ob Sie wohl die Güte hätten, mir wegen Quartier und Kost einen Überschlag zu machen, was es ohngefähr monatlich kosten könne? und ob Sie wohl die Güte haben wollten, sich selbst ein wenig des jun/gen Mannes anzunehmen?
13 Flei×s 14 ×Er 16 Steinschneiden|,| 23 DerWie 26 Maschinen
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Es wird Ihnen gewiß Freude machen, ihn kennen zu lernen, und Sie werden in der Folge die Zufriedenheit genießen, wenn sich dieses Talent ausbildet, seinem Anfang behülflich geweßen zu seyn. Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrer lieben Frau und allen Freunden. Weimar den 12 Sept. 1791.
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51. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 26. September 1791. Montag Wolltest du wohl die Güte haben und Prof. Batsch ersuchen daß er eine lateinische Ubersetzung der Erklärung seiner microscopischen Muscheln fertige. Die deutsche ist fürs Ausland unbrauchbar. Dann wünschte ich das Stück, ich weiß nicht welcher Monatsschrift in welcher die farbige Microscopische Erscheinung beschrieben ist die er vor einigen Jahren bemerckte. Ich werde ihrer in meiner Abhandl. gedencken. Lebe wohl und glücklich in dem Schooße wissenschaftlicher Demokratie und gedencke mein. W. dl. 26 S. 91 Goethe
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52. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 5. Oktober 1791. Mittwoch Es thut mir herzlich leid daß ich diese schönen Tage nicht mit dir in Jena zubringen kann, eine doppelte Beschäftigung hält mich hier zurück die Ausgabe des optischen Versuchs und die Einrichtung des Schauspiels, jenes macht mir mehr Freude als dieses, denn ich kann hoffen dort etwas reelles und bleibendes zu leisten, wenn die vorübergehende Theater Erscheinung nicht einmal ihre Wirckung in dem Au-
2 sich in der Folge dieses 13 fvor
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genblick äussert für den sie bestimmt ist. Vielleicht kann ich nächsten Sonntag abkommen, ich schreibe dir es Sonnabend. Es verlangt mich recht sehr was du zu meinem ersten Stücke der optischen Beyträge sagen wirst? es ist sehr kurz und wird kaum drey gedruckte Bogen enthalten, das Publicum muß erst mit diesem Penso bekannt seyn eh ich weiter spreche. Indessen arbeite ich schon am zweyten Stücke weil ich doch einmal in der Materie bin, es wird auch dazu noch eine Sammlung Tafeln nöthig. Lebe recht wohl und erfreue dich des scheidenden Jahrs in der schönen Gegend. W. dl. 5 Octbr 91. G.
53. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 8. Oktober 1791. Samstag
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Das schlimme Wetter ists nicht allein was mich abhält Morgen kommen. Die Correcktur der kleinen Schrift und Theater Angelegenheiten lassen mir keine Freyheit. Ich werde kaum diesmal das Jenaische Thal an deiner Seite durchwandern können. An einem Jesuiten Grimaldi welcher ohngefähr zu eben der Zeit mit Neuton sich um das Licht und die Farben bekümmerte, habe ich sehr große Freude und Trost. Sein Buch de Lumine Coloribus et Iride ist fünf Jahre früher gedruckt als Neuton seine Optische Vorlesungen hielt und viel früher als er seine Optik herausgab. Grimaldi ist ein weit schärferer Beobachter als Neuton und ganz dünckt mich auf dem rechten Wege von dem uns dieser Kirchenvater abgebracht hat. Lebe wohl. Gedencke mein. W. dl. 8. O. 91 Goethe
2 sSonnabend 16 zur gleichen ⎡ohngefähr zu eben der⎤
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54. An Georg Forster Weimar, 12. Oktober 1791. Mittwoch Ich habe in diesen letzten Tagen so mancherlei Arbeiten vorgenommen daß ich zuletzt fast davon in Verwirrung gerathen bin. Ich erinnere mich daher nicht einmal ob ich Ihnen für die englische Sakontala gedankt habe die ich vor einiger Zeit erhielt. Wer sie angesehen hat, behauptet, daß der deutsche Styl beßer sey als der englische, und ich bin völlig derselben Meinung. Doch muß man zugleich gestehen, daß Sie sich immer genau an den Sinn des Stücks gehalten haben. Ich schicke hierbei das Erste Stück meiner Beiträge zur Optik, und empfehle es Ihrer Aufmerksamkeit. Ich hoffe in dem folgenden Stücke noch interessanter zu werden; wenigstens sind mir Versuche geglückt die jedermann in Verwunderung setzen dem ich sie vorzeige. Ich hoffe die Lehre dieser farbichten Erscheinung aus dem engen Kreise zu be/freien in welchen sie Newton durch die Zauberformel der d i v e r s e n R e f r a n g i b i l i t ä t auf 100 Jahre gebannt hatte. So viel ich noch jetzt urtheilen kann, sohatte sein Vorgänger Grimaldi einen weit höheren Standpunkt erreicht und war überhaupt ein weit besserer Beobachter, als er. Ich werde suchen auf Ostern wieder ein paar Stücke und vielleicht wieder so viel Tafeln als mit dem Ersten ausgegeben werden, zu liefern. So bald ich die spitzwincklichen Prismen erhalte die ich bestellt habe, so überschicke ich eins. Der Groß-Kophta wird auch ehestens seine Aufwartung machen. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen. Weimar den 12 Okt. 1791. Goethe
4 ⎡ich⎤ 8 Optik|,| 16 weit∫höheren 16 Standtpunkt 17 Beobachter|,| 18 Ersten, (Komma gestrichen) 19 spitzfündigen⎡wincklichen⎤ G (Tinte)
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55. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 12. Oktober 1791. Mittwoch
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Du erhältst endlich das erste Stück der Beyträge zur Optik das an Bogen nicht starck geworden, möge der Inhalt desto specifisch schwerer seyn. Ich bin neugierig wie man es anfassen wird denn freylich etwas räthselhaft sieht es aus, in dem zweyten Stücke denck ich doch eine etwas weitere Aussicht zu eröffnen. Einige sehr schöne Experimente habe ich wieder gefunden und die Erfahrungen scheinen sich immer mehr um Einen Punckt zu versammeln. Die Theater Quaal hält mich noch immer fest und ich sehe nicht wie ich abkommen will. Lebe recht wohl und genieße die guten letzten Tage und gedencke mein. W. dl. 12 O. 91 G. Ich schicke zugleich zwey Prismen welche H. Büttner gehören und die er mir vor weniger Zeit gesendet zurück damit es euch zu den Versuchen daran nicht fehlen möge.
56. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 12. Oktober 1791. Mittwoch 15
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Vor einem Jahre um diese Zeit hoffte ich Ihnen bald von meinen anatomischen und physiologischen Bemühungen Rechenschaft geben zu können, indem ich fleißig arbeitete um meine Bemerkungen in Ordnung zu bringen. Wie weit ich von jenem Fache weggeführt worden, werden Sie aus der kleinen Schrift sehen die ich hiermit überschicke. Ich wünsche daß Sie Zeit haben mögen ihr einige Aufmerksamkeit zu schenken. Da diese Versuche ohne genaue Kenntniß des menschlichen Auges und ohne scharfe Prüfung der Sehkraft nicht weit fortgeführt werden kön-
4 ich in
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nen, so werde ich auch auf diesem Wege mich bald wieder Ihrem Fache nähern, und ich bin überzeugt, daß ich Sie um Ihre Mitwirkung nicht vergebens ersuche. Ich wünsche daß Sie sich wohlbefinden und meiner gedenken mögen. Weimar den 12 Okt. 1791. Goethe
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57. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Oktober oder Anfang November 1791〉 Seeger hat die Gewährung der 13 Kuxe bey mir erinnert, da nunmehr die dießjährige Rechnung geschlossen wird. Ew Wohlgel sagten mir neulich etwas darüber das ich aber vergessen habe. Hier die Paar Bände Forsterische Arbeiten G.
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58. An die Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 21. Oktober und 4. November 1791. Zwischen Freitag und Freitag〉 Es sind von mehreren Mitgliedern unsrer Gesellschaft Die Herren Bötticher Direcktor, Kestner Professor, Hufland Hofmedikus, vorgeschlagen worden. Ich lasse daher beygehenden Votir Zettel zirkuliren mit bitte durch einen Strich in die Fächer der rechten oder lincken Seite Ihre Gesinnungen zu eröffnen. Goethe
16 vVotir
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59. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 17. November 1791. Donnerstag
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Meine bekannte Schreibescheue hat diese Zeit her so mancherley Entschuldigungen gefunden daß meine Freunde wenig von mir gehört haben, ich ermanne mich heute um auf Ihren Brief zu antworten. Ich freue mich Sie hier zu sehen, und wenn ich Ihnen gleich kein Quartier anbieten kann |:der Schweizer Meyer, dessen Sie Sich aus Venedig erinnern, bewohnt meinen obern Stock:| so sollen Sie doch übrigens auf das freundlichste empfangen seyn; ich hoffe Zeit genug zu finden die wichtigen Angelegenheiten der fünf Sinne mit Ihnen abzuhandlen. Mein Optisches Wesen und Treiben empfehle ich Ihrer fortdaurenden Aufmercksamkeit / es freut mich wenn Sie die Art der Behandlung mehr als die Sache ergötzt hat. Sie werden in der Folge noch wunderbare Dinge zu sehen kriegen, und wenn ich mich nicht sehr irre so wird die Neutonische Hypothese von diverser Refrangibilität der Lichtstrahlen, von ihrer Spaltung in sieben, oder Gott weiß wie viel, bunte einfache Strahlen wie eine alte Mauer zusammenfallen, wenn ich nur erst ihr Fundament werde untergraben haben. Denn einer so wohlvertheidigten Vestung ist blos durch miniren anzukommen. Ich werde Versuch an Versuch stellen und die Theorie nicht eher vortragen biß sie jeder aus den Versuchen selbst nehmen kann und muß. / Lassen Sie uns die Akustick gemeinsam angreifen! Diese großen Gegenstände müßen von mehreren aber zu gleicher Zeit bearbeitet werden wenn die Wissenschaft fortrücken soll. Ich kann mich nicht genug auf die Chymie und auf den chymischen Theil der Naturlehre berufen. Eine Wissenschaft kann nie das Besitzthum eines einzigen werden und wenn sie es eine Zeitlang wird so schadet auch ein solcher außerordentlicher Mensch indem er nutzt, oft beydes in gleichem Maaße. Ich muß nur langsam gehn aber ich freue mich schon sehr über die Theilnahme, die thätige nämlich, die ich von allen Seiten bemercke. Besonders hat das Alter unter vielen / Nachtheilen den Vortheil daß es nun Jugend hinter sich sieht die zum neuen Lust hat. Gewiß es war mit eine Absicht als ich die K ä r t c h e n zum Vortrag wählte diese sinnli-
9–10 Ffortdaurenden 17 Versstung 29 devielen
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chen Eindrücke unter die Kinder zu verbreiten, ich hoffe in einigen Jahren soll das alles anders aussehen. Lassen Sie uns conferiren und jeden von seiner Seite arbeiten, ich habe mich schon mit einem Mahler und Mathematiker innig associirt und hoffe bald für die übrigen Fächer auch nahe und reine Verbindungen. Leben Sie wohl und grüßen die Ihrigen. Schreiben Sie mir wenn Sie kommen. W. dl. 17 Nov. 1791. G.
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60. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 4. Januar 1792. Mittwoch Ew Wohlgebl haben mir durch das übersendete Werck zugleich einen Beweis Ihrer ununterbrochnen Thätigkeit und Ihres fortdaurenden Andenckens gegeben wofür ich mit dem lebhaftesten Dancke verpflichtet bin. Hierbey folgen die Bücher welche ich nur allzulange bey mir behalten habe. In Hoffnung mich balde in Jena Ihrer lehrreichen Unterhaltung zu freuen unterzeichne ich mich Ew Wohlgebl Weimar dl. 4 Jan 1792.
ergebensten Goethe
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61. An Georg Heinrich von Deyn Weimar, 5. Januar 1792. Donnerstag 〈Druck〉 Den mir von Ew. Hochwohlgebl. zugesandten Entwurf eines Plans zu Abschaffung der Duelle habe mit Vergnügen gelesen und mich über den Gesichtspunkt gefreut, aus dem so viele hoffnungsvolle junge Leute diesen Gegenstand ansehn. Ich werde nicht verfehlen Serenissimo sogleich das eingereichte Schreiben mit den Beylagen vorzulegen und
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wünsche mir Einfluß genug diese gute Sache befördern zu helfen, und dabey das schmeichelhafte Zutrauen zu verdienen womit mich ein so schätzbarer Theil unsrer akademischen Bürger beehrt hat. Weimar, den 5 Jan. 1792. J. W. Göthe.
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62. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 5. Januar 1792. Donnerstag〉
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Da indessen das Schreiben der Studirenden angekommen welches ich nebst den Beylagen hier anschließe möchte der Theil des Protocolls der sich auf diese Bewegung bezieht wenigstens zweifelhafter zu stellen seyn. Hofr. Schnaubert hat nichts wieder hören lassen und da ich genannt bin hatte mir wohl der Plan vor der Einreichung übersendet werden sollen. Wegen der Ausführung hoffe Ew Wohlgebl noch zu sprechen. G
63. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 6. Januar 1792. Freitag〉
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Den Hl. Geh. Kirchenr. Grießbl. wird Hl. HofM. Hufl. heute Abend in die Societät bringen. Wollten Sie nicht etwa Hl. v Zigesar einladen? G. Meinen wiederhohlten Danck für den gestrigen guten Tag.
7 das Pr der Theil 14 Grie|ß|bl. 15 ev
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Abb. 5: Goethe an Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 6. Januar 1792〉 (Nr 63)
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64. An Johann Friedrich Rudolf Steiner Weimar, 30. Januar 1792. Montag 〈Konzept〉
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Es war mir angenehmen aus Ihrem Briefe zu sehen, daß Sie in Hamburg glücklich angekommen sind, und sich sogleich ernstlich mit Herrn Baurath Arens an die Arbeit gemacht haben. Ihre Instruction ist umständlich genug, und Sie sind hinreichend in der Sache unterrichtet, daß es überflüssig seyn möchte hier etwas abermal zu wiederhohlen. Es kommt alles darauf an, daß wir ein einigermaßen großes Zimmer zwischen dem Saal und dem Vorsaale gewinnen, das Übrige bleibt gänzlich der Ueberlegung der Kunstverständigen überlassen. Wenn Sie durch die Gefälligkeit des Herrn Baurath Arens verschiedene zur Dekorazion gehörige / Stücke, und was dem ähnlich, erhalten können, so werden Sie wohl thun, solche mit zu bringen. Ueberschlagen Sie vor Ihrer Abreise was Sie nöthig haben, und Herr Baurath wird Ihnen für das, was Ihnen fehlt, leicht Credit machen. Es soll, sobald es zu uns zur Kenntniß gelangt, dankbar wieder erstattet werden. Reisen Sie glücklich und bringen Sie die für uns so wichtige Angelegenheit wohl ausgearbeitet mit sich zurück. W. dl. 30 Jan 1792 G
65. An Johann August Arens Weimar, 30. Januar 1792. Montag 〈Konzept〉
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Es war mir angenehm aus Ihren Briefe zu sehen, daß Sie über den neuen Entschluß: das kleine Höfchen zu überbauen, auf meinen ersten Brief sogleich nachgedacht haben und dadurch / unsern Wünschen entgegen gekommen sind.
3 DaArenzs 5 abermals 7 üÜbrige 9 DaArenzs 13 gleich|t| 14 ErkKenntniß 14 gleich dankbar 15 uns die
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Die Instruction des Baumeister Steinerts, die von demselben mitgebrachten Risse und die mündlichen Erläuterungen die er geben kann, werden Sie in den Stand setzen die Sache noch genauer zu übersehen. Alles kommt darauf an, daß wir noch ein großes Zimmer zwischen dem Saal und Vorsaal gewinnen, welches zum alltäglichen Speisezimmer dienen kann, als wozu, nach der Einrichtung der Hofhaushaltung, der mittlere auf die Treppe stoßende sogenannte Vorsaal nicht gebraucht werden kann Diese Nothwendigkeit brachte uns zuerst auf den Gedanken, das Höfchen mit zu dem innern Raum / des Schlosses zu benutzen. Es wird überflüssig seyn hier mehr zu erwähnen, da Sie bey Ankunft dieses Briefes wahrscheinlich den neuen Plan schon ausgearbeitet haben. Wir werden nach demselben diesen Sommer unsre Arbeit fortsetzen; müssen aber um so mehr auf Ihre Ankunft diesen Herbst rechnen, als höchst wichtige Ueberlegungen in jenem Zeitpunkte eintreten, und wir nicht allein für das nächste, sondern für mehrere Jahre unsere Plane vorzubereiten haben. Wir zählen also darauf Sie diesen Herbst hier zu sehen und einige Monate zu behalten. Die Anzahl unsrer hiesigen Künstler hat sich abermals durch Herrn Meyer, / den Schweitzer vermehrt, dessen erneuerte Bekanntschaft Ihnen gewiß Vergnügen machen wird. Des Herzogs Durchlaucht erwarten mit Verlangen die versprochenen Zeichnungen, wie auch der Herzogin Frau Mutter Durchll. Beyde wünschen mit angehenden Frühling auch die Arbeit angehen zu lassen. Ich wünsche durch den rückkehrenden Baumeister Steinert zu vernehmen, daß Sie sich recht wohl befinden. Wenn derselbe bey seiner Rückreise noch einiges Geld bedürfen sollte; so haben Sie die Güte ihm Credit zu machen, wir werden nicht verfehlen, die Summe sogleich zu restituiren. W. dl. 30 Jan 1792 G
6 desr Hofs, ⎤ Hofhaushaltung⎤ G? 9 denm 17 szeäh|l|en 20 ⎡er⎤ neue|rte| G 22 Durchlauchter Herzog ⎡Des Herzogs⎤ G 23 Zeitun-⎤ Zeichnung⎤ gen G 23 dieer G? 27 denrselbe 28 ihnm
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Abb. 6: Goethe an Johann Friedrich Rudolf Steiner, 30. Januar 1792 (Nr 64), Konzept, S. 1
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Abb. 7: Goethe an Johann Friedrich Rudolf Steiner, 30. Januar 1792 (Nr 64), Konzept, S. 2
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66. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 17. Februar 1792. Freitag〉 〈Druck〉
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Es soll mir recht lieb seyn dich und deine Gäste heute Abend zu sehen, auch wird dein Aufsatz willkommen seyn. Du kannst zu Ende lesen das heist vor den Experimenten welche Buchholz am Schluße zu machen gedenckt. G Ich will unmittelbar nachher etwas lesen wozu sich etwas sittliches wohl passen mag.
67. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 9. März 1792. Freitag Ew Wohlgebl.
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erhalten hierbey einen Hymnus an Flora, ich habe ihn von Wien erhalten und glaube daß er Sie interessiren wird. Die Abschrift steht zu Diensten, Sie werden nur einige Schreibfehler darin zu korrigiren haben. Für die zuletzt überschickten Bücher dancke ich recht sehr und wünsche gegen das Frühjahr mich mit Ihnen über eine Wissenschaft die uns sosehr nur in verschiednen Graden beschäftigt sprechen zu können. Ihre Bemühungen mir die vielen Stellen zu citiren erkenne ich mit lebhaftem Dancke und wünsche recht wohl zu leben. W. dl. 9 März 1792 Goethe
17 Ih×re
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68. An Andreas Dietrich Krako gen. Einer Weimar, 〈13. oder 14.〉 März 1792. 〈Dienstag oder Mittwoch〉 〈Abschrift, nicht abgesandt〉
Sie äußern mir in Ihrem Billet, in welchem ich die Gesinnungen eines wohldenkenden Mannes erkenne, den Wunsch unser Theater Michael zu verlassen und den Vorsatz der Schauspielkunst gänzlich zu entsagen. Sie führen Ihre Gesundheits Umstände an, die ich kenne und bedauere. Mit eben der Offenheit will ich Ihnen gestehen: dass ich wünschte, Sie möchten noch so viel Muth und Lust fühlen bis Ostern bey uns aus zu halten. Ich würde Ihnen Ihre Existenz auf alle mögliche weise zu erleichtern suchen, Ihnen in neuen Stücken keine Rollen zu theilen, wenn Sie nicht Selbst dazu Trieb fühlen sollten, Ihnen von den ältern Rollen diejenigen auf Michael abnehmen, welche Sie selbst ab zu geben geneigt sind. Sie würden alsdann nur in solchen Rollen auftreten, die ganz für Sie passen und die Sie völlig in Ihrer Gewalt haben, Sie würden seltner aber mit mehr Ruhe und Zufriedenheit erscheinen. / Ich glaube diese Bedingungen gegen den Hof und das Publicum verantworten zu konnen und fürchte nicht, getadelt zu werden, wenn ich einen beliebten Schauspieler auf diese weise länger zu erhalten und ihm seinen Rückzug vom Theater bequemer und ehrenvoller zu machen suche. Sollten Sie Sich aber in einer Lage befinden, in welcher es Ihnen lästig wäre auch unter diesen Bedingungen auszuharren; so würde ich Sie nach Ihrem Wunsch, obgleich ungerne, von einem Contract lossprechen, den man nicht mit Lust und Freudigkeit erfüllt. Ich wünsche ohne weitere Rücksichten, dass Sie den Weg erwählen mogen, der zu Ihrem Besten führt. W dl 1〈…〉 März 1792 Göethe
11 oder abnehmen 22 erfüllen kann mit Lust
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69. An Gottlieb Hufeland Weimar, 22. März 1792. Donnerstag 〈Druck〉
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Ew. Wohlgebohrn würde schon längst meinen Dank für die übersendete Schrift schriftlich abgestattet haben, wenn ich nicht immer bisher auf eine Gelegenheit gehofft hätte solches mündlich zu thun. Die Bemühungen Ew. Wohlgeb. müssen einem Jeden schätzbar sein, der lebhaft überzeugt ist wie vortheilhaft es der Menschheit überhaupt und jedem Staate insbesondere seyn muß, wenn die Wege die zur Kenntniß und Beurtheilung der Gesetze führen von allen Seiten geebenet und besonders auch für die Jugend reitzend gemacht werden. Halten Ew. Wohlgeb. Sich meines Antheils versichert und erhalten mir Ihr geneigtes Andenken. Weimar den 22 Merz 1792. JW. v. Goethe.
70. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Februar oder März 1792〉 〈Druck〉
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Hier die beyden Stücke mit Danck zurück. Sie eröfnen eine weite schöne Aussicht. Der Jude ist ein trefflicher Mensch; es ist eine Glut der Sehnsucht in dieser Elegie wie in wenigen Gedichten. Ich habe einiges dabey bemerckt, sonst find ich nichts. Die Abhandlungen sind schön gedacht, componirt und geschrieben. Dagegen schick ich dir das Trockenste vom Trocknen und lade dich zum Anblick einer schwarz weiß bunten Tafel. Du wirst am besten beurtheilen ob diese Bogen und diese Pappe die Sache deutlich machen. Das erste und letzte Capitel will ich nicht in §§ theilen, bey den übrigen bist du so gut zu bemercken, ob nicht einige §§ zusammengezogen werden können. Ich sehe dich bald und wünsche Besserung. G.
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71. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 Wollten Ew. Wohlgeb. diesen Abend bey mir zubringen; so würden wir manches gute Gespräch führen können, an dem uns die Clubb Menge doch stören dürfte. G.
72. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 〈Druck〉
Hätten Ew. Wohlgebl. Sonntags frühe ein Stündchen Zeit, so wünscht ich Sie bey mir zu sehen. Rezension und Anzeige sind zweckmäßig fürtrefflich. G.
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73. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 Es soll mir herzlich angenehm seyn Ew Wohlgebl einmal wieder ein Stündchen zu sprechen
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74. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792〉 〈Druck〉
Da ich nach Hofe gehe und also nach Tische außer dem Hauße bin; so werde ich gegen fünf Uhr zu Ihnen kommen und über die vorliegenden Geschäfte sprechen. G.
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75. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. April 1792. Montag
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Es hält sich in Düsseldorf bey der dortigen Schauspieler Gesellschaft ein Ackteur auf Nahmens Vo ß, wolltest du wohl die Güte haben mir zu sagen was du von ihm weißt, ob du ihn spielen sehen oder was du von Kennern von ihm hörst? Du giebst mir ja wohl bald Nachricht und verzeihst mir wenn dichs plagt. Sage mir doch auch dabey wie du lebst und was dich jetzt am meisten interessirt. Ich bin wieder einmal, gleich jenem Propheten mit dem Mußtopfe, dahin vom Genius geführt worden wo ich nicht hinwollte, die Optick und besonders der Theil von den Farben beschäftigt mich mehr als billig ist, daß ich alles andre darüber liegen lasse und fast vergesse. / Dagegen ist es mir auch eine besondre Freude in einem so durchgearbeiteten Fache, so viel scharfsichtigen Beobachtern an der Ferse, Nachlese zu halten. Ich hätte nicht leicht auf eine Materie fallen können die mir mehr zu dencken gegeben hätte und an der ich deutlicher hätte sehen können wie wunderlich es im Reiche der Wissenschaften zugegangen ist und zugeht. Ein Exemplar meines Cophta erhältst du auch. Du hast ihn wohl schon gesehen, ich wünsche daß er dich unterhalten habe. Lebe recht wohl und gedencke mein. Grüße die deinigen und schreibe mir bald. W. dl. 2 Apr. 1792 Goethe
76. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 16. April 1792. Montag
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Herzlichen Danck für deinen Brief der zur guten Frühlingszeit mich an die Frühlingsstunden meines Lebens erinnerte. Zwey Exemplare Cophta gehen heut ab, deinen Alvil erwarte ich sehnlich. Zu Ostern erhälst du wieder was optisches dem du abermals 12–13 durchgearbeite×ten
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den bittern Ernst ansehen wirst mit dem ich dieß Wesen treibe. Das Ganze wenn es zu übersehen ist wird dir gewiß Freude machen. Hier ein Blat für Voos das er wenn er will als Interims Contrackt ansehen kann. Du bist ja / wohl sogut ihm etwas auf den Weg zu geben? 8 gl. werden für die Meile gut gethan, brauchte er irgend etwas mehr, so könntest du ihm allenfalls 20 – 30 rh geben die er sich abziehen ließe, deine Auslage sollst du gleich mit Danck wieder erhalten. Sey ia so gut und ließ ihm ein Capitel eh du ihn fortschickst, empfiel ihm die Selbstprüfung und die immerwährende Vergleichung der Rollen zu seinen Fähigkeiten. Wenn er guten Willen hat und nicht eingebildet ist kann er bey uns was lernen. Daß ich diese Menschen gut behandle kannst du dencken. / Wenn er mir diesen Sommer nützlicher ist als ich es jetzt voraussehe, so soll mirs nicht auf etwas mehr ankommen um ihn zu soulagiren, das sage ihm aber nicht er müßte denn wegen der Summe der Interims Gage Schwierigkeiten machen und sage es ihm auch nur als für dich Deine Sommerreise führt dich in fröhligere Gegenden als die unsrigen sind, mögest du Freude und Wohlbefinden dort genießen. Herder welcher an Hüftweh und Lahmheit des rechten Fußes sehr gelitten beßert sich. Christian Stolberg war einige Tage hier er hat uns / seine Gattin hier gelassen die er in einigen Wochen wieder abhohlen wird. Lebe recht wohl und behalte mich lieb wie ich dich. W. dl 16 Apr 1792. G Eh Voos abgeht kann er mirs melden daß ich mich darnach einrichten kann, auch zugleich schreiben in welchen Rollen er aufzutreten wünscht.
4 gzu 16 für/dich (Trennung durch eingefügten Schrägstrich) 26 a aufzutreten
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BRIEF 77
77. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 18. April 1792. Mittwoch Wenn die Alten ihre Briefe mit den Worten: si vales bene est, ego valeo, anzufangen pflegten; so thäte ich wohl auch eine solenne Formel
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über den Eingang meiner Briefe zu setzen die eine Entschuldigung meines Stillschweigens ausdrückte zum Beyspiel: ignoscas tarde scribenti oder der Kürze wegen i. t. s. welche Abbreviatur dann mannigfaltig ausgelegt werden könnte. Leider muß ich gestehen daß erst auf Voigts Anregung ich mich zu diesem Brief niedersetze. Die Gräfinn Stollberg, welche sich jetzt hier befindet, schreibt einer Freundinn seit 24 Jahren alle Woche zweymal, die Sammlung dieser Briefe mag eine lesenswerthe Welt und Familien Chronik enthalten. Diese / Correspondenz Tugend scheint aber noch weiter von mir entfernt als die christlichen Tugenden mit deren Vorstellung Meyer sich diese Zeit beschäftigt hat. Da ich wahrscheinlich der letzte von Ihren Weimarischen Correspondenten bin, so habe ich desto eher eine Entschuldigung wenn ich nichts von dem sage was seit Ihrer Abreise geschehen ist denn Sie wissen gewiß schon alles. Und was mich selbst betrift, so geht es mit mir so einförmig und sachte daß man wie an einem Stundenzeiger nicht sieht daß ich mich bewege und es Zeit braucht nur zu bemerken daß ich mich bewegt habe. In Jena, wo ich mit Voigt sehr angenehme Feyertage zugebracht habe, konnte ich die Convictorien Sache einigermassen / vorbereiten, das beste was ich von dieser Expedition zurückgebracht habe ist eine Idee die aus der Betrachtung des Locals entsprang, nämlich: Sämmtliche Natural Einnahme des Convickts sammt allen Gerechtigkeiten, Befreyungen, der Wohnung, der Küche, dem Saal, zugleich mit dem Rechte einen Mittags und Abendtisch zu halten, jedoch ohne Zwangsgerechtigkeit, in Einer Masse zu verpachten. Wie sehr dadurch die Operation erleichtert und das veränderte Institut gesichert werde fällt in die Augen. Ich habe schon alles in einem
1 aAlten 28 eEiner 29 Weige
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Abb. 8: Johann Heinrich Meyer: „Christiane Vulpius und Sohn August“, Aquarellzeichnung mit Graphit, 1792
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Pr. M. aus einander gesetzt und die Sache wird bald reif seyn. Nur daß biß dahin die Besetzung der Inspektorstelle aufgeschoben werde. Es sind nur noch verschiedne Auswürfe nöthig, dann will / ich wieder nach Jena gehn mit einer akademischen Deputation den Plan nochmals durchgehn und sodann den Bericht befördern. Voigt sagt mir daß Sie nicht abgeneigt seyen für das botanische Institut bald etwas zu thun. Es würde dadurch ein fast allgemeingewordner Wunsch der Academiker erfüllt werden. Meyer ist fleißig er hat meine kleine Familie |:welches nicht eben eine heilig Familie ist:| portraitirt um sich auch hierin zu prüfen. Die jungen Leute fassen nach und nach Zutrauen zu ihm, welches in dieser dünkelvollen Welt nicht sogleich zu erwarten ist. Das Licht und Farbenwesen verschlingt immer mehr meine Gedankensfähigkeit und ich darf mich wohl von dieser Seite ein Kind des Lichts nennen. Leben Sie recht wohl, es gerathe Ihnen was Sie unternehmen und hören Sie nicht auf mich mit meinen Licht und Schattenseiten zu lieben. W. dl. 18 A. 1792 G.
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Wiel. kam gestern zu mir über die Sache zu sprechen, ich habe sie historisch und aufrichtig genommen und ihm gesagt daß die letzte Umwendung von mir komme und daß daß mich sein Billet an Sie veranlaßt. Er erklärte daß er Ludekus Hauß kaufen würde und daß es ihm ganz lieb wäre wenn ich in seine Miethe treten wollte, ich sagte daß man mit Helmershausen schon weit vorwärts sey daß ich aber sein Anerbieten insofern danckbar erkennte als ich, wenn Helm. die Saiten zu hoch spannte doch noch / ein Unterkommen sähe, in wenig Tagen wollte ich ihm den Entschluß oder Beschluß sagen. Soviel zu Ew Hochwohlgebl Nachricht und gefälliger Benutzung.
24 danckbaar r 27 ×Nachricht
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Crusen bey der Bergw. Comm. angestellt zu sehen wird mir sehr angenehm seyn. Auf den Baumeister hat die letzte Session gut gewirckt ich finde heute daß er viele Arbeiter abgelegt und nach Oberweimar oder wo sie sonst Unterkommen finden verschickt hat. Es wird sich in vierzehn Tagen zeigen was weiter zu thun ist. Ich hoffe Sie bald wieder zu sehen. G.
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79. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 20. und 25. April 1792. Zwischen Freitag und Mittwoch〉 〈Druck〉
Sollte Helmersh. bey Abschluß des Contracts sich den Garten biß auf Michael ausbedingen wollen so wäre ihm dieses abzuschlagen, da ich bey Überlegung meines Maneuvres einsehe daß ich das Gartenhäußchen diesen Sommer zum Absteige-Quartier werde nehmen müssen, da mir im übrigen Hauße nicht ein Eckchen bleibt. Verzeihen Sie auch noch diese Behelligung. G.
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80. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 22. und 29. April 1792. Zwischen Sonntag und Sonntag〉 Ich habe die Lage unsres Negotii aber und abermal überlegt und sehe nichts vor mir als daß wir je länger je mehr mit Bedingungen gesteigert werden und daß ich bey längerem Aufschub immer neuen Verlegenheiten ausgesetzt bin. Ich bitte daher Ew Hochwohlgl. den Kauf sobald als mögl. zu schließen, da ich sowohl entschlossen bin die Bedingung des Quartiers für H. nicht zuzugeben, als auch Wiel. Quartier auf keine Weise zu beziehen. Die wenigen / hundert Thaler die wir zu sparen 3 ×nach 16 Beding⎤ ungen⎤
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hoffen könnten sind nichts gegen das Risico. Gestehen Sie 6000 rh zu ich will gern die Verantwortung gegen Seren. über mich nehmen wenn ja eine entstehen könnte. Verzeihen Sie meiner Zudringlichkeit ich fürchte nur es geht uns wie dem Käufer der Sybillinischen Bücher. G
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Zur Nachricht daß ich zwar aus der Antichambre des Grabes, dem Bette meyn ich, wieder in’s gemeine Leben wiedergekehrt; aber doch so schnell als iener würcklich begrabne und stinckend gefundne Fromme nicht aus den Windeln der zweyten Kindheit mich auswickeln können, deswegen auch noch mit halb verhülltem Haupte herumwandre. Der Mammon der hier bey kommt hat wunderbaare Schicksaale gehabt. Er kommt von der Herzoginn Mutter und sollte mit der Ostergabe der Reg. Herzoginn vereint anlangen, blieb aber zurück, fand einen Weeg zu mir und blieb bey dem Liegenden liegen. Also einen guten Empfang dem hinckenden Plutus. Der Herzog wünscht die Zerstreuten Blätter es wäre artig wenn Sie ihm ein Exemplar gleich schickten. G
2 lieber gern 5 Sybi×llinischen 13 hder 14 sol kommt 16 liegenden
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82. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, zwischen 30. April und 3. Mai 1792. Zwischen Montag und Donnerstag〉 Zu der Haußkauf und Veränderungs Angelegenheit, welche Voigt mit einer Klugheit und einem Menagement das ihm Ehre macht bißher geführt hat, habe ich geschwiegen und würde mich in allem nach Ihrem Willen gerichtet haben, da ich die Sache als abgethan ansah. Da aber Wieland in seiner neusten Erklärung zurücktritt und die Sache sich nur mehr verwirrt und verschlimmert; so finde ich den Ausweg für den besten den Voigt in einem Pr. M. Ihnen vorlegen wird, nämlich daß ich das Helmershaußische Hauß beziehe, dessen Acquisition und bessere Einrichtung Sie nicht mehr kosten wird als die doppelt und dreyfache Vorgeschlagene Veränderung. Voigt sagt mehr als ich sagen mag und kann, und wenn Sie die Zwischensätze nicht erfahren haben, so wird es Sie vielleicht wundern wenn ich mich erkläre: daß ich nunmehr das Heidenreichische Hauß zu beziehen in jedem Fall ablehnen muß. Nur soviel / sag ich: daß von Prinz August und Herdern an biß zur letzten Höckin auf dem Marckte alles in Bewegung gesetzt worden, daß ein Halbdutzend bey diesen Veränderungen interessirte Menschen die Elasticität des armen Wielands so mißbraucht haben, um eine dem Zeitalter angemeßene Schwingung hervor zu bringen. Wie sehr wünschte ich Ihnen umständlich die Geschichte wie ich sie weiß erzählen zu können und Sie würden mir beyfallen daß ich lieber in das alte Hauß zurückziehen, als abermal einen allgemeinen Tadel über mich ergehen laße wo ich nur leide. Ich füge noch so viel hinzu: wollte man die Sache doch noch durchsetzen, so werden Sie Wielanden mehr schuldig als billig ist und i c h werde sein Schuldner ich weiß gar nicht wie. / Ich ersuche Sie also in Gefolg alles dessen recht dringend den Kauf des Helmershaußischen Hauses den Voigt provisorie geschloßen zu ratihabiren, um so mehr als ich sonst für künftigen Winter kaum ein Un-
23 auf die wollte 24 wWielanden 26 gGefolg
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terkommen sehe. Dadurch wird aber die Sache auf einmal geendigt und vielleicht sehen alsdann die Menschen ein daß die Zumuthung weder so ungerecht noch so unbillig war als man sie ausschrie. Das übrige, nöthige kann ganz in der Stille abgethan werden, anstatt daß der Lärm von vorne anfängt wenn Heidenreich seine Bedingungen steigert. Leben Sie recht wohl. ut in litt. G
83. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 30. April und 5. Mai 1792. Zwischen Montag und Samstag〉
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Und mir ist doppelt angenehm da mit einem Freunde zusammenzutreffen wo soviele Menschen auseinander gehn. Ich dancke wiederhohlt für Sorge und Bemühung. Wenn Sie nichts zu erinnern finden, so wollte ich Morgen frühe in das Hauß mit Meyern und dem Zimmermann gehn um einige Maaße zu nehmen und das Local |:nur des Schwarzischen Theils:| ins Auge zu fassen. Dann haben wir zu überlegen genug biß der H. kommt und man kann alsdann die / Zimmerarbeit gleich vorarbeiten lassen und mit den Miethleuten negotiiren. Das gute Schicksal laße aus dem bevorstehenden Feldzug keinen Krieg werden. Ich hoffe es. Wir haben in diesen calculirenden Zeiten mehr solche Wetter vorüber gehn sehn. Leben Sie recht wohl. G. Wielanden von dem mit H. geschloßnen Kauf zu benachrichtigen und ihm schließl. für seine Offerte zu dancken glaub ich verspart man biß nach der Ratification.
2 diveielleicht 3 aman 5 bHeidenreich
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84. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, etwa 10. Mai 1792〉 Hier schicke ich die Bücher und die Ackten des Convickt. Du denckst die Sache nochmal durch, die Beylage wegen der Naturalien erhalte ich, zu der wegen dem Gelde giebst du mir wohl die Data. Gotha und W. scheinen geneigt die Wiederbesetzung der Stelle biß zu Einlangen unsres Berichts verschieben zu wollen. Ich bin nun im Ausziehen und habe keinen gesunden Gedancken.
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Vale
G
85. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 11. Mai 1792. Freitag Wohlgebohrner! Hochgeehrtester Herr! Könnte es Ew. Wohlgebl. bekannt seyn, wieviel ich Denenselben in dem Studio der Naturlehre schuldig geworden, so müßten Sie es ganz natürlich finden, daß ich eine Gelegenheit ergreife Ihnen dafür Dank zu sagen. Die Achtung die ich für Dieselben hege, läßt mich zugleich den lebhaften Wunsch empfinden, daß meine Beyträge zur Optik Ihnen nicht uninteressant scheinen mögen. Ew. Wohlgebl. erhalten durch einen Fuhrmann ein Kästchen, dessen Inhalt auf dem beyliegenden Blatte bezeignet ist, und ich wünsche demselben eine gütige Aufnahme. / Da die Versuche, welche ich in meinem ersten und zweyten Stücke der optischen Beyträge den Liebhabern der Naturlehre empfehle, sich alle auf einen einzigen Hauptversuch zurückführen lassen und in einer Reihe betrachtet lehrreich sind, wenn sie einzeln genommen den Be-
2 Beylagen 3 Die Gotha 22–23 Liebhabern ⎡der Naturlehre empfehle, sich⎤ sich alle 24 demn (durch Streichung des letzten Bogens von ‚m‘)
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obachter mehr verwirren können, so sind die kleinen überzogenen Gestelle bequem sie im Ganzen zu übersehen, und die mannigfaltigen Verhältnisse und Verbindungen mit Einem Blicke zu beobachten. Wenn Ew. Wohlgebl. sie in Ihrem Musäo aufzustellen für werth halten, so wird es mir zum größten Vergnügen gereichen. Sie erlauben mir, daß ich Denenselben, so wie ich fortfahre, weiter von meinen Arbeiten Rechenschaft gebe. Es ist meine Absicht, daß diese Klei/nigkeiten Ihnen auf keine Weise lästig seyn mögen. Es hat daher der Fuhrmann, wie sein Frachtbrief besagt, Ihnen dieselben völlig frey zu überliefern. Ich empfehle mich Ew. Wohlgebl. geneigtem Andenken und wünsche zu hören, daß Sie sich recht wohl befinden. Weimar den 11t May 1792
Ew. Wohlgebl. ergebenster Goethe
86. An Friederike Juliane Griesbach Weimar, 12. Mai 1792. Samstag 〈Kopie〉
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Sie erhalten hier, beste Frau, das lange versprochne Bild ich wünsche daß Sie es darum doch freundlich empfangen werden. Das zweyte Exempl. bitte der Fr. Burgem. Bohl nach Lobeda zu senden. Empfehlen Sie mich dem Herrn Gemahl und behalten mich in freundschaftlichem Andencken. W. dl. 12 May 1792 Goethe
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87. An Christian Gottfried Körner Weimar, 31. Mai 1792. Donnerstag Erlauben Sie daß ich mit wenigen Worten Sie an den jungen Künstler erinnere von dem ich vor einiger Zeit schrieb. Er möchte nun gerne von hier ab und nach Dresden gehen um das Steinschneiden zu lernen, er hat sehr zugenommen in der Kunst und ist übrigens ein gar guter Mensch. Wollten Sie wohl hören ob Ihr Steinschneider nun Zeit hätte sich mit ihm abzugeben? Der junge Mann brauchte ja nicht in demselben Hauße zu wohnen. Wollten Sie wohl fragen was der Mann für den Unterricht etwa eines vierteljahrs verlangte? Ob es nöthig sey daß der junge Künstler seine Maschine mitbringe? Gäben Sie mir hierüber Auskunft, so schickte ich ihn gleich ab. Verzeihen Sie daß ich heute nicht mehr sage Empfehlen Sie mich den Ihrigen und behalten mich in gutem Andencken. W. dl. 31 May 1792 Goethe
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88. An Christian Friedrich Schnauss 〈Weimar, zwischen 22. Mai und 13. Juni 1792. Zwischen Dienstag und Mittwoch〉 Ich sollte dencken der Hl. Rath Kraus suchte eine Anzahl guter und nützlicher Sachen aus, man ließe sie durch unsre Geschickten iungen Leute copiren und bezahlte ihnen was verhältnißmäßiges dadurch würden sie was lernen, etwas verdienen und Eisenach erhielt gute Vorschriften die auf einen andern Weg schwerlich zu erlangen seyn möchten s m.
G.
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89. An Christian Gottfried Körner Weimar, 14. Juni 1792. Donnerstag
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Nehmen Sie meinen Danck für die gütige Besorgung! Hierbey liegt ein gleichfalls laconischer Zettel den Sie Herrn Tettelbach einzuhändigen die Güte haben werden. Facius gebe ich soviel Geld mit als er ohngefähr braucht, sollte ihm was abgehen; so haben Sie die Güte es ihm nachzuschießen ich werde es sogleich ersetzen. Empfehlen Sie doch den jungen Mann an die Gallerie Inspecktoren und wo Sie sonst glauben daß es ihm nützlich seyn könnte. Sie haben ja wohl viel Freude an Schillers Besuch gehabt? Hl. v. Funck war einen Augenblick bey mir, aber auch nur einen Augenblick. Leben Sie recht wohl und grüßen Ihre liebe Frau und Schwägerinn / Meine ganz nahe Hofnung Sie wiederzusehn ist mir durch eine Veränderung des Quartiers, an der ich diesen Sommer leide, vereitelt worden. Facius bringt Ihnen von meinen neusten Schriften etwas mit. Empfehlen Sie mich gelegentlich Hl. Grafen Geßler und gedencken mein. W. dl. 14 Jun 1792 Goethe
90. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 15. Juni 1792. Freitag
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Ich wollte dir nicht eher schreiben eh ich Voß in einigen Rollen gesehen. Er gefällt mir recht wohl. Er hat glückliche Anlagen und wir wollen sehen was er an sich bilden läßt. Ich dancke dir für die Empfehlung und für deine Bemühung. Dein ausgelegtes Geld will ich wie du anweisest vorerst zurückbehalten. In einigen Tagen hoffe ich dir ein Exemplar des SchulAtlasses soweit er fertig ist schicken zu können damit du selbst urtheilen mögest. Du erhältst zu gleicher Zeit noch einiges.
2 Hle|rrn| 6 iInspecktoren 6 sSie
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Daß dir dein Alwill bey neuer Durchsicht zu schaffen gemacht hat glaub ich gern. Ich bin selbst davon recht eigentl. angegriffen worden. Es ist eine sonderbare Jugend in dem Ganzen und das indefinite der / Composition und der Ausführung giebt einen großen Reiz. Mit den Landkarten sollst du das zweyte Stück der optischen Beyträge und noch einige Kleinigkeiten erhalten. Lebe wohl. Ich bin sehr zerstreut, ich verändre mein Quartier und muß bauen eh ich einziehen kann. Stolbergs sind vor ohngefähr acht Tagen verreist. Von der Gräfinn, ob sie gleich lange hier war, bin ich immer entfernt geblieben. Ihre ungebändigte Tadelsucht macht eine solche rauhe Witterung um sie her daß keine meiner Herzensblumen sich entfalten konnte. Lebe wohl, grüße die deinen. Grüße Schloßers wenn du sie siehst. Gedencke mein und liebe mich. W. dl. 15. Jun 1792. Goethe
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91. An Christian Gottfried Körner Weimar, 17. Juni 1792. Sonntag Hier kommt Facius der sich Ihnen gleich selbst empfehlen wird, nehmen Sie ihn um seint und meinet willen gütig auf. Ich habe ihm Geld mit gegeben daß er höchstens 50 rh noch brauchen könnte. Mit Danck restituire ich diese Summe wenn Sie ihm solche bey seiner Abreise allenfalls auszahlen. Bey uns ists unruhig, Preußen marschiren ein und aus, unser Herzog ist fort und ich stehe auch auf dem Sprunge. Leben Sie wohl, grüßen Sie die Ihrigen herzlich und gedencken mein ich sey auch wo ich wolle. W. dl. 17 Jun 1792 Goethe
3 desr 9 sich sind
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92. An Georg Christoph Lichtenberg 〈Weimar, wahrscheinlich Ende Juni 1792〉 〈Konzept〉
Wohlgebohrner! Insonders Hochgeehrtester Herr!
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Ew. Wohlgebl. Schreiben welches mich Ihrer Theilnahme an meinen Arbeiten versichert, hat mich sehr aufgemuntert und was hätte mir angenehmer seyn können als zu hören, daß die von mir vorgetragenen Versuche sich an Ihre vieljährige Beobachtungen anschließen und daß der kleine Apparat Ihnen nicht ganz unnütz geschienen hat. Ich darf nun erst Sie ersuchen, daß Sie mir von Zeit zu Zeit einige Winke geben mögen, die mich auf meiner Bahn leiten und aufmuntern, da ich von Ihnen die Erklärung habe, daß Sie geneigt sind diese Materie nochmals von Grund aus und gleichsam von vorne durchgearbeitet zu sehen, und an denen Bemühungen die dazu nöthig sind einen Antheil zu nehmen, welcher die Untersuchung befördern und beschleunigen muß. Wie leid war es mir, daß ich / bey dieser Gelegenheit von Ihnen selbst erfuhr, daß körperliche Uebel die Geschäftigkeit Ihres Geistes stöhren und hindern. Möchten Sie bey Ihrem ländlichen Auffenthalt neue Kräfte gesammelt haben! Von Zeit zu Zeit werde ich mir die Freyheit nehmen Ihnen von meinen Fortschritten Nachricht zu geben. Das dritte Stück meiner Beyträge, welches ich eben auszuarbeiten beschäftigt bin, wird die Versuche enthalten, durch welche alle Arten von farbigen Schatten hervorzubringen sind. In der Beylage finden Ew. Wohlgebl. einen Versuch beschrieben, von dem ich nicht weis ob er bekannt ist, vielmehr scheint mir aus Priestleys Geschichte der Optik: pag 267. der deutschen Ubersetzung. daß die Bologneser Akademiker bey einem ähnlichen Versuche auf andere Resultate gekommen sind. Dürft ich Ew. Wohlgebl. ersuchen mir
3 sSchreiben 13 der ie 20 bin, werde ich teil weise im Manuscript überschicken. Es wird 24 viellmehr 25 BPriestleys 25 Optik: ↓pag 267. der deutschen Ubersetzung.↓ G (mit Einweisungszeichen [x])
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den 6tn Theil der Bologneser Commentarien welche sich auf der akademischen Bibliothek gewiß / befinden werden, auf kurze Zeit zu übersenden, und was Ihnen etwa sonst hierüber bekannt seyn möchte mir gelegentlich gefällig mit zutheilen. Es scheint mir dieser Versuch von großer Wichtigkeit, ich habe auch schon angefangen so viel als möglich ihn zu vermannichfaltigen, besonders werde ich sobald uns die Sonne wieder scheint, die beynahe seit ein paar Monaten den optischen Versuchen sehr ungünstig ist, die bekannten Körper welche das Licht an sich ziehen und eine Zeitlang behalten untersuchen und sehen, ob es nicht möglich wäre einen Körper zu finden, der von dem gelbrothem Lichte wie der Bologneser vom und Blaurothen die Kraft zu leuchten annähme. Der Cantonische Phosphor nimmt, so viel ich bis jetzt habe bemerken können, von keinem von Beyden einigen Schein an. Ich nehme mir die Freyheit einen gläsernen Keil beyzulegen, wenn allenfalls Ew. Wohlgebl. einen solchen nicht besitzen sollten, wär’ er von Flintglas / so würde freylich die Erscheinung viel reiner und erfreulicher seyn. Leider lassen unsere Glasfabriken den Beobachter fast ganz ohne Hülfe. =
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93. An Georg Forster Weimar, 25. Juni und 〈2. Juli〉 1792. Montag und 〈Montag〉 〈Konzept〉
Für den zweyten Theil Ihrer Ansichten danke ich recht sehr. Sie haben mir dadurch viel Vergnügen gemacht. Die Geschichte der brabantischen Unruhen scheint mir fürtrefflich geschrieben und für einen Mann von entschiedener Denkungsart noch immer unpartheiisch genug. Auch hat es nicht mir allein, sondern jedem, der es gelesen,
1 welches 11 der das ⎡von dem⎤ gelben und gelbroth|em| Licht|e| annah wie 11–12 vom Blauen und (und versehentlich nicht gestrichen) 13–14 keinenm 14 auch nur den geringsten ⎡einigen⎤ Schein G 25 Daenkungsart
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Freude gemacht. Eben so ist der übrige Theil des Buches so angenehm als unterrichtend, man mag wenn man geendigt hat gerne wieder von vorne anfangen und wünscht sich mit einem so guten so unterrichteten Beobachter zu reisen. Sie erhalten hierbey das zweyte Stück meiner optischen Beyträge, mit der dazu gehörigen Tafel, ingleichen die letzten Bogen des ersten Bands meiner neuen Schriften, die Sie zum Cophta werden binden lassen. Von jedem erhalten Sie drey Exemplare, eins für Herrn Sömmering dem ich solches mit beyliegenden Briefe zu übergeben bitte, ein zweytes für Jacobi dem ich es wohl eingepackt nebst dem andern Packet zu überschicken bitte. Die große / Tafel macht die Versendung ein wenig unbequem, und ich mußte deswegen mehrere zusammen packen; es war aber kein ander Mittel mich deutlich zu machen, und ich darf in dieser äußerst zarten Sache nichts unterlassen, was die Versuche, die ich vortrage, zur Evidenz bringen kann. Sie werden in diesem zweyten Stücke weniger als Sie hofften finden, das dritte soll schon mehr bringen und mit dem vierten hoffe ich soll sich der Ballon in die Luft heben, den ich aufs sorgfältigste zu construiren und zu füllen habe, um keinen ikarischen Fall zu thun. Wie sehr wünschte ich Sie einmal in meiner Cammera obscura bewirthen zu können. Ich hoffe diesen Herbst auf gutes Wetter, und dann hoffe ich sie in den Stand zu setzen, daß alle wichtige Versuche darin angestellt werden können. Ausser diesem engerem Bezirk habe ich noch mancherley Maschinen und Einrichtungen um theils in Freyen, theils im Theatersaale der / sich denn auch ganz verfinstern läßt, Versuche anzustellen, die mehr Platz und Größere Distanzen erfordern. So habe ich z.B. die Regenbogen unter allen Umständen durch eine Feuerspritze mit einer sogenannten Windblase hervorgebracht, bey Sonnenschein, bey Mondschein, beym Scheine eines Reverberes, bey einem großen angezündeten Strohfeuer. Ich werde diese Versuche, bey denen viel Merkwürdiges vorkommt, gleichfalls beschreiben und ihnen in der Folge ein besonderes Stück meiner optischen Beyträge widmen. Ich bin jetzt an den Höfen u. Par-
2 unterhaltend ⎡richtend⎤., G 3–4 man mag wenn man geendigt hat gerne wieder 〈…〉 zu reisen G (zwischen den Zeilen eingefügt) 10 ⎡nebst dem andern Packet⎤ G 15 Evitdenz 15 brinegen 21 Ssie 26 Distanszen 32 ⎤ Höfen u.⎤ G
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helien um auch diese wo moglich künstlich hervorzubringen. Die Lehre vom farbigen Schatten ist schon ausgearbeitet und wird Michael im dritten Stück erscheinen. Haben Sie, lieber Freund, nur noch ein Jahr Geduld! Wenn sich das Ganze mehr übersehen läßt, wird es Ihnen gewiß Zufriedenheit geben, und Sie zur Theilnehmung und Mitarbeit einladen. Ich habe einen gläßernen Keil mit beyge/legt, durch welchen ich die Tafel anzusehen und Beobachtungen anzustellen bitte. Sollte Sie die Sache genug interessiren, so wünschte ich daß Sie sich ein Prisma aus Glastafeln, wie ich es beschrieben und gezeichnet habe, machen ließen. Herrn Sömmering theilen Sie ja wohl das was ich über diese Materie hier geschrieben mit. Er wird Ihnen dagegen einige Bemerkungen mittheilen, die ich ihm geschrieben habe. Sakontala kommt auch mit Danke zurück, was Herder darüber gesagt werden Sie mit Vergnügen gelesen haben. Vielleicht haben Sie Herdern auf seinem Wege nach Aachen gesehen, er leidet sehr, ich wünsche daß ihn das Bad erleichtern möge. Es sieht wohl kriegerisch genug um Sie her aus? Ich wünsche daß dadurch Ihr Kreis nicht gestöhrt werden möge. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Ihre liebe Gattin, und gedenken Sie mein. W. dl. 25. Jun. 1792 Goethe 〈Faksimile〉 Es ist möglich daß ich Sie in einigen Monaten besuche, worauf ich mich recht herzlich freue
1 ⎡wo moglich⎤ G 2 Mwird 10 bgezeichnet G? 13 bgeschrieben G? 15 geschrieben⎡sagt⎤ G 16 sehr., (Punkt zu Komma) 20 Gattin., (Punkt zu Komma)
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94. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. Juli 1792. Montag
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Gasparis Schrift hat mir so wohl gefallen daß ich es wage dir 5 Exempl. davon zu senden. Ich habe die 7 rh. 8 gl. bezahlt. und will das übrige so lange verwahren biß du mir schreibst ob ich etwa noch Exempl. schicken soll. Lebe recht wohl und liebe mich. Vielleicht geh ich Anfangs August nach Franckfurt, es wäre recht schön wenn wir uns da träfen. W. dl. 2 Jul. 1792 Goethe
95. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 2. Juli 1792. Montag
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Das Exemplar Ihrer Uebersetzung der Camperischen Schrift ist mir in diesen letzten Tagen zugekommen. Da ich in großer Zerstreuung wegen Veränderung meines Quartieres, der Abreise des Herzogs zur Armee, des Durchmarsches der preusischen Truppen wegen lebe, habe ich kaum einen flüchtigen Blick darauf werfen können; die ersten Stunden der Ruhe werde ich dazu anwenden, dieses interessante Werk durchzugehen und Sie erlauben mir alsdann daß ich Ihnen einige Worte darüber sage. Nehmen Sie indessen meinen Dank und die Kleinigkeiten die ich Ihnen mit diesem Briefe überschicke gütig auf. Schon lange hätte ich Ihnen die Freude bezeigen sollen, die Ihr letzter Brief in mir erregt hat, in welchem Sie mir so schön entgegen kamen und die Hoffnung die ich habe, die Farbenphänomene unter allgemeinere Gesichtspunkte zu vereinigen in eben dem Augenblicke belebten, als ich von vielen andern Seiten wenig Aufmunterung sah in meiner Arbeit fort zu fahren. / Mir scheint wenigstens für den Augenblick daß sich alles gut verbindet, wenn man auch in dieser Lehre zum Versuch den Begriff der Po l a r i t ä t zum Leitfaden nimmt und die Formel von a c t i v und p a s s i v einstweilen hypothetisch ausspricht. Wie unmöglich war es
6 ×Jul. 11 lehbe
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bisher die chemischen Erfahrungen mit den optischen zu verbinden, man sehe nur die ersten Kapitel einer jeden Färbekunst, selbst der neuesten von Bertholet, in welcher wir die Fortschritte der Chemie übrigens so sehr bewundern müssen. Wird der Optiker sich überzeugen, daß Refraction und Reflexion nur F ä l l e sind, in denen die apparenten Farben im Organ des Auges erscheinen, wird man nicht mehr behaupten, daß überall wo wir Farben sehen Reflexion oder Refraction gleichsam als o b e r s t e B e d i n g u n g e n wirken müssen, sondern daß sie als Fälle selbst höheren Bedingungen und Prinzipien unterworfen sind, so wird alles leicht und bequem übersehen werden können. Denn im Grunde muß die Sache an sich sehr einfach seyn, wie alle / höhere ins Allgemeine wirkende Prinzipien. Wie Sie ganz richtig bemerkten wird die Wirkung und Freundschaft der Säuren zu dem Gelben und Gelbrothen, der Alkalien zum Blauen und Blaurothen, der Alkalien zum Blauen und Blaurothen in einen schönen Zusammenhang gebracht, wozu uns die Chemie unzählige Versuche anbiethet. Ich muß Ihnen bey dieser Gelegenheit einen Versuch mittheilen, der mir sehr wichtig scheint und der auf manches hindeutet. Ich warf auf die gewöhnliche Weise das farbige sogenannte Spectrum solis an die Wand und brachte einen in Bologna zubereiteten Leuchtstein in den gelben und gelbrothen Theil des Farbenbildes, und fand zu meiner Verwunderung daß er darauf im Dunkeln nicht das mindeste Licht von sich gab. Darauf brachte ich ihn in den grünen und blauen Theil, auch alsdann gab er im Dunkeln kein Licht von sich, endlich nachdem ich ihn in den violetten Theil legte zog er in dem Augenblicke Licht an und leuchtete sehr lebhaft im Finstern. Ich habe diesen Versuch sehr oft in Gegenwart mehrerer Freunde wiederhohlt und er ist immer gelungen. Am schönsten macht er sich wenn die Sonne hoch steht, da man denn das / farbige Bild auf den Fußboden der dunklen Kammer werfen kann. Man legt zwey Stücke Leuchtstein, das eine in die gelbrothe, das andere in die blaurothe Farbe, und schließt im Augenblick die Oeffnung im Fensterladen. Es wird alsdann nur Ein Leuchtstein glühend erscheinen, und zwar wie oben gesagt derjenige der auf der blaurothen Seite gelegen. 21 imn (ein ,m‘-Bogen gestrichen)
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Ich habe diesen Versuch schon sehr vermannichfaltigt und werde ihn so bald als möglich wiederhohlen und ihn weiter durcharbeiten. Ich wage nichts daraus weiter zu folgern, als was er gleichsam selbst ausspricht: daß nämlich die beyden einander gegenüberstehenden Farbenränder eine ganz verschiedene Wirkung ja eine entgegengesetzte äußern, und da sie beyde nur für Erscheinung gehalten werden einen solchen reellen und ziemlich lange daurenden Einfluß auf einen Körper zeigen. Ich hoffe auf diesem Wege manches noch zu finden, das mir Ihre Theilnehmung noch mehr versichern wird. Leben Sie recht wohl und nehmen Sie mit den Beylagen vorlieb, theilen Sie Herrn Forster diesen Brief mit wie ich ihn ersucht habe Ihnen den seinigen zu zeigen. Ich habe Hoffnung Sie bald zu sehen, worauf ich mich sehr freue. W. dl. 2 Jul 92 Goethe
96. An Caroline Herder 〈Weimar, wahrscheinlich 13. Juli 1792. Freitag〉 〈Druck〉
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Sie sind recht artig und gut dass Sie mir schreiben, es ist aber weder artig noch gut dass Herder sich wieder verkältet und sein Ubel zurückgerufen hat. Möge es zum andren und letztenmal fortgeschafft werden. Grüsset Jakobi wenn er noch bey Euch ist und seine Schwestern. Ich hoffe dass der Kriegs und Friedenskongress mir Zeit lassen wird sie zu besuchen. Ich freue mich recht darauf sie wieder zu sehen, da ich abwesend meinen Freunden ganz unnüz und tod bin. / 〈Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg:〉
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Da sich des Königs von Preussen in Gnaden entschlossen hat Frankreich in einen Aschenhaufen zu verwandeln so hat ihn sein Weg über Erfurth und Gotha gebracht. Mich haben ihm entgegen, die unsterblichen Götter nach Erfurth getragen, um ihm daselbst aufzuwarten, und zu seiner Rechten zu sitzen, wie der Hr. Christus zur Rechten des allmächtigen Vaters des Himmels und der Erde. Solcher gestalten bin ich gestern (d. 12ten Jul. 92.) nach Weimar gekommen, und sogleich für meinen Stolz an Leib und Seele gestraft worden.
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Heute bin ich wieder gesund, und fühle kein Leiden mehr, als die Abwesenheit meiner Freunde, für deren Genesen ich die wärmsten Gebethe zum Himmel sende, und mit Schmerz vernehme, dass sie sich nicht gehörig vor den Verkältungen / wahren. Die Unsterblichen mögen diesem Uebel abhelfen, und meine Freunde gesund und fröhlich zurückbringen. August der Erzschelm ist jetzt bey mir, und veranlasst mich diese Zeilen zu schreiben. Ich muss aber schliessen um nach Tieffurth zu wandern, und begnüge mich meine Freunde herzlich und inniglich zu umarmen. Tausend Grüsse von Gotha verweben sich in die meinen, und fliegen gesellschaftlich zum Olympus. A. ten den 13 Julius 1792./
Es geht nach Tiefurt und ich kann nur so viel hinzusetzen. Wahrscheinl. bin ich in der Hälfte Augusts in Frankfurt. Ich wünsche dass wir uns nicht umgehen, schreiben Sie doch ja dass ich näher weiss wenn Eure Reise von Aachen abgeht. Lebet schönstens wohl. G.
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97. An Charles Louis Clérisseau Weimar, 19. Juli 1792. Donnerstag 〈Konzept〉 Monsieur, Monseigneur le Duc mon maitre avant que de partir pour l’armée m’ordonne de repondre aux questions que Vous avés voulu lui faire, Monsieur, sur la decoration d’une salle et de quelques cabinets voisins. Nous avons içi des peintres et des sculpteurs qui pourroient executer tout ce que Vous voudrés leur prescrire tant en ornemens qu’en figures et il ne nous manque pas de personnes habiles pour diriger un tel ouvrage. Il dependra de Vous, Monsieur, diversifier les formes des poeles comme il Vous plaira, Vous proportionnerés leur grandeur à la grandeur de l’appartement, ce sera allors le soin de nos artistes de diriger le feu par des tugeaux et des separations de l’interieur. 22 precscrire 24 foermes
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La destination des chambres superieures n’etant pas encore decidée, je crois que ce seroit mieux de par travailler encore sur celles la. Monseigneur, Vous fait faire bien de complimens en Vous remerciant d’avance du travail / que Vous avés voulu entreprendre pour lui. J’ai l’honneur de me souscrire
Monsieur Weimar ce 19. Juillet 1792. 10
Votre tres humble et tres obeissant serviteur Goethe.
P. S. L’ordre de Vous rembourser, Monsieur, les 190 Livr. pour le port des desseins est donné a un banquier et j’espere que Vous les recevrés avec celle lettre.
98. An Carl Theodor von Dalberg Weimar, 19. Juli 1792. Donnerstag 〈Konzept〉 Hochwürdigster pp.
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Es geht wie man vernimmt eine Anzahl in Jena studirender, die mit den Anstalten, welche man dort zu Sicherung der öffentlichen Ruhe zu treffen für nöthig gefunden, unzufrieden sind mit dem Gedancken um: sich für den Augenblick von der Academie zu entfernen und nach Erfurt und andern Orten zu ziehen um von dorther gleichsam als von einem monte sacro mit den patribus zu kapituliren und sich beliebige Conditionen zu machen. Man ist keineswegs gesonnen diejenigen aufzuhalten welche sich in die Anordnungen, die man zum allgemeinen Besten räthlich glaubt nicht fügen wollen und / wird sie in Frieden ihres Weges ziehen lassen, umsomehr da die Academie nur durch diese Crise gewinnen kann in-
1 superieurses 4 dque 4 vVous
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dem sie rohe und unruhige Subjeckte los wird und so kann ihr dieser sonst unangenehme Vorfall zum Nutzen gereichen. Ich werde durch die Herrn Geheimenräthe veranlaßt Ew Erzbischöfl Gnaden hievon einige Nachricht zu ertheilen und halte es selbst umsomehr für Pflicht als ich vermuthen kann daß es Denenselben angenehm seyn dürfte die Ankunft dieser Emigranten zum Voraus zu erfahren wenn sich das Gerücht davon nicht schon verbreitet haben sollte. Es scheint daß wir in unsern Gegenden wenigstens das Bild jener größern Ubel / nicht entbehren sollen, es ist nur gut daß es diesmal nur eine Kinderkranckheit ist, von der hoffentlich die größte Anzahl der Patienten geneßen wird. In wenigen Tagen habe ich das Glück Ew Erzbischöffl Gnaden persönlich aufzuwarten und mir Ihre Befehle nach den Rhein und Mayngegenden zu erbitten. Der ich ich mich pp
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99. An Franz Kirms 〈Weimar〉, 27. Juli 1792. Freitag 1) Hl. Geh. Ass. R. Voigt habe ersucht beyräthig zu seyn. 2.) Bey deren Rekomm. den die Gen. Pol. Dir. habe nichts zu erinnern. 3.) Da auf Altenbl. keine Rechnung zu machen wollte ich je eher je lieber einen Brief an den Hl. Coadj. ablaßen. 4). Die Notiz in den Theaterkalender hat Hl. V. wieder erhalten. 5.) Hierbey liegt ein Verzeichniß älterer Stücke die allenfalls in Ermanglung neuerer einstudirt werden könnten.
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6.) Die Schauspieler die sich gemeldet haben wären abschläglich zu bescheiden. 7.) Die Abschiedsrede in Lauchstedt könnte Becker halten. 8) Die Antrittsrede in Erfurt die noch zu besorgen wäre Mad. Amor. 9.) Hl. Einer kann nicht länger als Michael beym Theater bleiben. / 10.) Vor meiner Abreise die etwa in acht Tagen erfolgen möchte wünschte ich Ew Wohlgebl noch zu sprechen. 11.) Ist soviel ich weiß ein Zettel von Hezer von Ilmenau für Stoffe oder vielmehr Flaggentücher noch nicht bezahlt. dl. 27 Jul. 1792. G 12.) An das Industrie Comptoir wären 7 rh. 8 gl. für Rechn. Hl. Geh. R. Jacobi zu zahlen das übrige der 6 Carol. zurück zubehalten.
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Es war nicht ganz recht, daß Sie nach Ihrer Rückkunft mir nicht einige Nachricht von Ihrer Reise gaben und daß ich, da ich Sie noch tief in Frankreich glaubte, von andern Leuten erfahren mußte Sie seyen schon lange wieder zu Hause angekommen. Vor meiner Abreise nach den kriegerischen Gegenden war meine Absicht Ihnen nochmals zu schreiben, und Sie beschleunigen diesen Entschluß durch Ihren Brief für den ich Ihnen danke. Es freut mich, daß Sie Ihre alte Neigung zum Cophta noch nicht verlohren haben, und daß Ihnen die Vorstellung in Lauchstädt nicht ganz mißfallen hat, ich werde es wenigstens alle Jahre einmal als ein Wahrzeichen aufführen lassen. Die übrigen deutschen Theater wer/ werden sich aus mehr als einer Ursache davon hüthen. Wie leicht würde es nun seyn eine Oper daraus zu machen, da man nur auslassen und reimen dürfte, man brauchte, weil die Geschichte bekannt ist, we-
4 98) 5 bleiben. Auch kann er 9 noch nicht oder 14 kei nicht 24–25 wer/ werden (Schrebversehen durch Seitenwechsel)
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nig Exposition, und weil das Lustspiel schon Commentar genug ist, wenig Ausführlichkeit: Allein da man das deutsche Theater und Publikum von innen und von außen kennt, wo soll man den Muth hernehmen auch nur zu einer solchen Arbeit und sollten Sie Ihre Bemühungen abermals verliehren, wie es bey Erwin und Elmire und bey Claudinen gegangen ist, die man auf keinen Theater sieht; die politischen und Autor-Verhältnisse, welche der Aufführung des Großcophta entgegen stehen, würden eben so gut gegen die Oper gelten und wir würden einmal wieder einen Stein in den / Brunnen geworfen haben. Ich schreibe jetzt wieder ein paar Stücke die sie nicht aufführen werden, es hat aber nichts zu sagen, ich erreiche doch meinen Zweck durch den Druck indem ich gewiß bin mich auf diesen Wege mit dem denkenden Theil meiner Nation zu unterhalten, der doch auch nicht klein ist. Genießen Sie der Ruhe die Ihnen gegeben ist und erfreuen sich des Lebens mit den Ihrigen. Ginge nicht meine Reise in wenigen Tagen südwärts, so besuchte ich Sie gewiß, in der Zeit wenn Schukmann zu Ihnen kommt, den ich von Herzen liebe und ehre. Grüßen Sie ihn ja aufs beste von mir. Ich dachte Ihnen aus meinen neuern kleinern Gedichten vor meiner Abreise etwas auszusuchen; es ist aber doch ganz und gar nichts Singbares darin. Es scheint nach und nach diese Ader / bey mir ganz auszutrocknen. Sie würden sich aber auch darüber nicht wundern, wenn Sie meine neue Cammera obscura und alle die Maschinen sähen, welche von Zeit zu Zeit bey mir entstehen. Es ist im Grunde ein tolles und nicht ganz wünschenwerthes Schicksal, so spät in ein Fach zu gerathen, welches recht zu bearbeiten mehr als Ein Menschenleben nöthig wäre. Wir wollen sehen was wir noch darinnen thun können. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie die Ihrigen. Weimar den 29. July 1792. Goethe
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101. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 2. August 1792. Donnerstag〉 Aus meinem Optischen Laboratorio frage ich bey dir an ob du wohl zu mir kommen und einige hübsche Experimente sehen wolltest. Zugleich wünsche ich du möchtest diesen Mittag mit mir vorlieb nehmen. Wir haben lange nicht geschwazt. G
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102. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 6. August 1792. Montag
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Wie sehr ich dich zu sehen wünschte und hoffte fühlst du weil du weißt wie ich dich liebe. Aus dem Gewirre des Kriegswesens zu dir zu flüchten wäre mir sehr freudig gewesen und einige stille Tage hätten mich wieder erquickt. Nun aber bin ich noch hier wo mich dein Brief vom ersten Trifft. Ich bin in einer Verwirrung und Ungewißheit meines Zustandes auf den nächsten Tag daß ich fast kranck werde, denn Unentschloßenheit ist die größte Kranckheit, und mir kommt sie von aussen und wirft mich hin und wieder. Verzeih deßwegen dieses confuse Blat nimm vorlieb. Nächstens mehr wenn mirs wieder leidlich ist. W. dl. 6 Aug 1792 G.
13 Verhzeih
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103. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 3. und 7. August 1792. Zwischen Freitag und Dienstag〉 Könntest du mir wohl ein Duzend Bouteillen Eger Wasser von deinem Vorrathe überlassen, die mir in meinen jetzigen Umständen wohl zu statten kämen. Wegen deiner 5 Carol. schicke nur eine Quittung an den Rentkomm. Seidel der Geld von mir auf Rechnung hat. Lebe wohl G
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104. An Christiane Vulpius Gotha, 9. August 1792. Donnerstag Es ist gar zu nichts nütze daß man sich von denen entfernt die man liebt, die Zeit geht hin und man findet keinen Ersatz. Wir sind in Gotha angelangt und ich dencke bald wieder weg zu gehen ich habe nirgends Ruhe. Meyer wird dir erzählen wie ich gleich in Erfurth bin von Wanzen gequält worden und wie ich mich auch hier vor der Nacht fürchtete. Da sind die Zimmerleute besser die doch nur Morgends pochen. Ich bin aber wohl und hoffe es soll mir noch wohler werden wenn ich erst einmal Eisenach im Rücken habe. Von hier schicke ich dir nichts als den schönsten Gruß und die Versicherung daß ich dich sehr liebe. Von Franckfurt soll aber bald das zierlichste Krämchen ankommen. Lebe wohl, liebe mich halte alles gut in Ordnung und küsse den Kleinen. Gotha dl. 9 Aug 1792. G.
1 Duezend
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105. An Johann Gottfried und Caroline Herder Frankfurt a. M., 13. August 1792. Montag
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Euern lieben Brief, meine besten, erhalte ich in Franckfurt wo ich gestern Abend angekommen bin, dieses Blat wird Euch also noch in Aachen treffen da Ihr biß den 20ten zu bleiben gedenckt. Ich hoffe biß zu Ende des Monats hierzuseyn und nur dann und wann kleine Exkursionen zu machen. Wegen Eurer Reise wage ich nichts zu sagen noch zu bestimmen. So lieb mirs wäre Euch zu sehen, so darf ich Euch doch nicht rufen, da besonders die Düsseldorfer Gallerie Herdern so nah ist und ihm eine Unterhaltung geben wird die er auf dem übrigen Wege nicht findet. / Ich bin hier in alten Ideen zerstreut und gebe lieber auf Euch zu sehen. Denn weggehen kann ich nicht und werde Coblenz schwerlich sehn. Ich gehe wahrscheinl. auf Trier oder auf Zweybrücken, wer weiß wo sie sich in vier Wochen herumtummeln werden. Lebet also und reiset wohl, grüßet Jakobi. Ich schreibe ihm heute. Schreibet mir doch auch noch ein Wort eh ihr von Aachen geht. Ich wünsche recht herzlich daß das Wasser den gewünschten Effeckt thue. Lebet wohl u liebt mich Fr. dl 13 Aug. 1792 G.
106. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 13. August 1792. Montag 20
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In Franckfurt finde ich das Duplicat oder eigentlich das Original des Briefs den ich noch in W. Abschriftl. erhielt und dancke dir. Ich werde nun, da der Schauplatz des Krieges vorwärts rückt, den schönen Rhein nicht sehen noch dir näher rücken so sehr ich es auch gewünscht hätte. Doch gebe ich die Hoffnung nicht auf dich zu sehen, da mir Herders melden daß du aufs neue von Schlossern eingeladen bist. Wahr-
18 W.Fr.
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scheinlich bleibe ich biß zu Ende des Mo/nats hier, in wenigen Tagen kann ich Nachricht von dir haben ob du nach Carlsruh gehst? Ob ich dir in Maynz begegnen soll? Oder ob du gar hierher magst? Wenigstens sind wir einander so viel näher. Umgesehen habe ich mich noch nicht. Du kannst dencken daß es mir wunderbar zu Muthe ist. Lebe wohl grüße deine liebe Schwestern und laß mich bald von dir wissen. Fr. dl. 13 Aug 1792 G
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107. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 16. August 1792. Donnerstag Ich kann dir nur mit Einem Worte sagen daß ich Montags dl. 20ten hier ab und grade zur Armee gehe. Also Herders nicht sehe wenn sie hier durch kommen. Sag es ihnen denn sie sind gewiß noch in deiner Nähe. Lebe wohl. Liebe mich. Du hörst mehr von mir sobald ich einen Moment Ruhe habe. Franckfurt dl. 16 Aug 1792 G
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108. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 17. August 1792. Freitag Franckfurt dl. 17 Aug. 1792. Heute hab ich deinen Brief erhalten, meine liebe Kleine, und schreibe dir nun auch um dir wieder einmal zu sagen daß ich dich recht lieb habe und daß du mir an allen Enden und Ecken fehlst. Meine Mutter habe ich wohl angetroffen und vergnügt und meine Freunde haben mich alle gar freundlich empfangen. Es giebt hier mancherley zu sehen und ich bin diese Tage immer auf den Beinen geblieben. Meine erste Sorge war das Judenkrämchen das morgen eingepackt
14 WeFr. dl. 16 Aug Franckfurt
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und die nächste Woche abgeschickt wird. Wenn es ankommt wirst du einen großen Festtag feyern, denn so etwas hast du noch nicht erlebt. Hebe nur alles wohl auf, denn einen solchen Schatz findet man nicht alle Tage. Lebe wohl. Grüße Hl. Meyer und küsse den Kleinen. Sag ihm der Vater komme bald wieder. Gedencke mein. Bringe das Hauß hübsch in Ordnung und schreibe mir von Zeit zu Zeit. G.
109. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 18. August 1792. Samstag
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Du hast einen Brief von mir vom gestrigen Dato, aus dem du siehst wie es mit mir steht. Ich gehe Montags den 20ten nach Maynz und von da gleich weiter zur Armee. Gegen mein mütterlich Hauß, Bette, Küche und Keller wird Zelt und Marquetenterey übel abstechen, besonders da mir weder am Todte der Aristocratischen noch democratischen Sünder im mindesten etwas gelegen ist. Meine alten Freunde und meine zunehmende Vaterstadt habe ich mit Freuden gesehen, / nur kann es nicht fehlen daß man nicht in allen Gesellschaften lange Weile habe, denn wo zwey oder drey zusammenkommen, hört man gleich das vierjährige Lied pro und contra wieder herab orgeln und nicht einmal mit Variationen sondern das crude Thema. Deßwegen wünschte ich mich wieder zwischen die Thüringer Hügel wo ich doch Hauß und Garten zuschließen kann. Und darum würde ich dir auch rathen zu Hause zu bleiben, denn man reist doch wahrlich nicht / um auf jeder Station einerley zu sehen und zu hören. Wie es um Carlsruh aussieht weiß ich nicht, aber nach den Dispositionen scheint es unmöglich daß dorthin ein Feind kommen könne. Leider kommen die Zeitungen überall hin das sind jetzt meine gefährlichsten Feinde. Ich hoffte wenigstens einen Monat in dieser Gegend zu bleiben und da wäre ich dir gern biß Maynz ja Coblenz entgegen gegangen. Mein Rückzug wird später, wahrscheinlich in die schlimme Zeit fallen / Wie gern hätte ich dich gese-
12 Marqu|e|tenterey
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hen dir Rechenschaft von meinem Haußhalten gegeben und neues Interesse angeknüpft. Grüße deine lieben Schwestern, Grüße Herders die ich nun auch verfehle und behalte mich lieb. Sobald ich auf französchem Grund und Boden angelangt bin schreibe ich dir. Franckf. dl. 18 Aug. 1792 G
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110. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 20. August 1792. Montag Heute geh ich, liebe Kleine, von Franckfurt ab und nach Maynz. Ich muß dir nur sagen daß mir recht wohl gegangen ist, nur daß ich zuviel habe essen und trincken müssen. Es wird mir aber noch besser schmecken wenn mein lieber Küchenschatz die Speisen zubereiten wird. Das Judenkrämchen geht auch heute ab und wird nicht lange nach diesem Briefe eintreffen. Ich wünschte ein Mäuschen zu seyn und beym Auspacken zuzusehen. Es hat mir recht viel Freude beym Einpacken gemacht. Hebe nur alles wohl auf. Adieu mein liebes Kind. Aügelchen hat es gar nicht gesetzt. Behalte mich nur so lieb wie ich dich. Adieu grüße Hl. Meyern, küsse den Kleinen und schreibe mir bald. Fr. dl. 21 Aug 1792 G
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111. An Johann Heinrich Meyer Trier, 25. August 1792. Samstag Trier dl. 25. Aug. 1792. Ich bleibe sehr Ihr Schuldner, denn biß jetzt hat sich noch nichts finden wollen was uns taugte. Die deutsche Welt ist sehr leer an allem ächten. Doch wollen wir nicht ganz verzweiflen. Hier steht noch der Kern eines alten römischen Mauerwercks der ganz treffll ist. In der bekannten
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Art mit Ziegeln und Bruchsteinen wechsels weise zu mauern. Eine Form kann man nicht sogleich dem Gebäude ansehen es war aber manigfaltig und gewiß schön nach dem zu schließen was man noch sieht. Die gegenwärtige Welt geht bunt durch einander. Leben Sie recht wohl. Seyn Sie fleißig im Frieden und bereiten mir eine Stäte wenn ich wiederkehre. Adieu. Lieben Sie mich. Sorgen Sie für die Meinen. G.
112. An Christiane Vulpius Trier, 〈25.〉 August 1792. Samstag
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Trier dl. Aug. 1792. Wo das Trier in der Welt liegt kannst du weder wissen noch dir vorstellen, das schlimmste ist daß es weit von Weimar liegt und daß ich weit von dir entfernt bin. Es geht mir ganz gut. Ich habe meine Mutter, meine alten Freunde wieder gesehen, bin durch schöne Gegenden gereist aber auch durch sehr garstige, und habe böße Wege und starcke Donnerwetter ausgestanden. Ich bin hier, ohngefähr noch eine Tagreise von der Armee, in einem alten Pfaffen nest das in einer angenehmen Gegend liegt. Morgen gehe ich hier ab und werde wohl übermorgen im Lager seyn. Sobald es möglich ist schre〈ibe〉 ich dir wieder. Du kannst um mich ganz unbesorgt seyn. Ich hoffe bald meinen Rückweg anzutreten. Mein einziger Wunsch ist dich und den Kleinen wiederzusehen, man weiß gar nicht was man hat wenn man zusammen ist. Ich vermisse dich sehr und liebe dich von Herzen. Das Judenkrämchen ist wohl angekommen und hat dir Freude gemacht. Wenn ich wieder komme bringe ich dir noch manches mit, ich wünsche recht bald. Lebe wohl. Grüße Meyern und sey ein rechter Haußschatz. Adieu, lieber Engel, ich bin ganz dein. G
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113. An Christian Gottlob Voigt Lager bei Longwy, 〈27.〉 und 28. August 〈1792〉. Montag und Dienstag Durch gute und böse Wege, mit gutem und bösen Wetter bin ich endlich im Lager bey Longwy einige Tage nach Ubergabe dieser Festung angelangt. Man steht auf einem leimichten Boden und es regnet unaufhörlich. Alles schilt auf den Jupiter Pluvius daß auch er ein Jacobiner geworden. Durchl den Herzog habe ich wohl und munter gefunden, die Heiterkeit des Gemüths überträgt alle aüssern Ubel. Morgen bricht man wahrscheinlich auf und ich lerne den Feldzug nicht von der lustigen / Seite kennen. Darauf wird denn auch gutes Wetter desto besser schmecken. Ihren gefälligen Brief habe ich erhalten und dancke für die Inlage. Durchl der Herzog sind mit dem was geschehen ist wohl zufrieden, das lassen Sie Ihre beste Belohnung seyn. Empfehlen Sie mich unsern gnädigsten Fürstinnen und allen Freunden, den Herrn Geheimen Räthen aufs beste. Kommt unser guter Fürst glücklich aus diesem Feldzuge zurück, so wird es für ihn ein Gewinnst von Erinnerungen / und guter Laune auf sein ganzes Leben seyn, wovon wir denn alle mitgenießen werden. Leben Sie recht wohl, und behalten mich in geneigtem Andencken. dl. 28 Aug. Diesen meinen Geburtstag, den ich so manchmal in der Mitte vieler theilnehmenden Freunde gefeyert, bringe ich diesmal in ziemlicher Entfernung hin. Noch muß ich sagen daß mitten in Regen und Koth auch lustige Auftritte passiren, wie gestern zwey National Fahnen, Canonen und viele Gewehre eingebracht wurden welche von den Ebenschen / Husaren nebst einigen Pferden waren erbeutet worden. Wie theuer und rar alles ist können Sie dencken.
5-6 b geworden. 20 wohl., (Punkt zu Komma) 25 Natiotnal
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Leben Sie recht wohl Empfehlen Sie mich den Ihrigen besonders Erlauben Sie daß Hl. Meyer Ihnen ein Briefchen zustelle und schicken Sie mir es doch mit dem nächsten Packete, daß ich einige Nachricht von den meinigen erhalte. Der Ihrige G
114. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Longwy〉, 28. August 1792. Dienstag dl. 28 Aug. 1792.
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Gestern bin ich im Lager bey dem Herzoge angelangt habe ihn recht wohl und munter gefunden und schreibe dir in seinem Zelte mitten unter dem Geräusch der Menschen die an einer Seite Holz fällen und es an der andern verbrennen. Es ist fast anhaltender Regen, die Menschen werden weder Tag noch Nacht trocken, und ich kann sehr zufrieden seyn daß ich in des Herzogs Schlafwagen eine Stelle gefunden habe wo ich die Nacht zubringe. Alle Lebensmittel sind rar und theuer, alles rührt und regt sich um sich seine Existenz nur ein wenig leidlicher zu machen. Dabey sind die Menschen meist munter / Und ziehen bald aus diesem bald aus jenem Vorfalle einen Spaß. Gestern kamen zwey erbeutete Fahnen, himmelblau, rosenroth und weiß, einige Pferde, zwey Canonen und viele Flinten an, worüber man sogleich Regen und Koth vergaß. Schreibe mir gleich wenn du diesen Brief erhältst. Hl Meyer ist so gut und giebt ihn Hl. Geh. Ass. R. Voigt. Ich kann in sieben Tagen deinen Brief haben. Schreibe mir wie es im Hauße aussieht, was der Kleine macht und ob das Judenkrämchen dir Freude gemacht hat? / Grüße Hl. Meyer und Seidel. Es ist mir auf der Reise ganz wohl gegangen. Von Trier hab ich dir geschrieben und du wirst wahrscheinlich den Brief schon haben.
12 Nactht 13 haben 19 Canognen 19 F×linten
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Dieses schreibe ich dir auf französchem Grund und Boden nicht weit von Longwy das die Preußen vor einigen Tagen eingenommen haben. Sey meinetwegen unbesorgt, ich habe dich recht lieb und komme sobald als möglich wieder. Küsse den Kleinen an den ich oft dencke. Auch an alles was um dich ist, an unsre gepflanzten Kohlrüben u. so weiter lebe wohl mein liebstes. G
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115. An Johann Heinrich Meyer Lager bei Longwy, 28. August 〈1792〉. Dienstag Ich kann wohl sagen daß meine Existenz jetzt ganz antipodisch mit der Ihrigen ist, lassen Sie Sich aus dem inliegenden Briefe sagen wie die Welt aussieht in der ich lebe. Ich verfolge im Geist Ihre Arbeiten und freue mich auf Ihren Regenbogen der mich wie den Noa nach der Sündfluth empfangen soll. Schicken Sie mir bald einen Brief und schreiben ein Wort. Durch Hl. Geh. Ass. R. Voigt erhalt ich ihn bald in sieben Tagen kann er hier seyn. dl. 28 Aug. im Lager bey Longwy. G.
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116. An Christiane Vulpius Lager vor Verdun, 2. September 1792. Sonntag Du mußt, liebes Kind, bald wieder ein Briefchen von mir haben. Wir sind schon weiter in Franckreich, das Lager steht bey Verdün. Die Stadt wollte sich nicht ergeben und ist gestern Nacht beschoßen worden. Es ist ein schrecklicher Anblick und man möchte sich nicht dencken daß man was liebes darin hätte. Heute wird sie sich ergeben und die Armee weiter gegen Paris gehen. Es geht alles so geschwind daß ich wahrscheinlich bald wieder bey dir bi〈n.〉 Es war recht gut daß ich bald ging.
17 dir ⎡mir⎤ 21 darinn
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Abb. 9: Goethe an Christiane Vulpius, 2. September 1792 (Nr 116)
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Ich befinde mich recht wohl, ob mir gleich manche Bequemlichkeit und besonders mein Liebchen fehlt. Behalte mich ja recht lieb, sorge für Hauß und Garten, grüße Hl. Meyer, küsse den Kleinen und iß deine Kolrabi in Frieden. Um mich sey unbesorgt. Leb wohl ich liebe dich herzlich. Aus Paris bringe ich dir ein Krämchen mit das noch besser als ein Judenkrämchen seyn soll. Lebe recht wohl. Im Lager vor Verdün dl. 2. S. 1792. G
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117. An Christiane Vulpius 〈Jardin Fontaine〉, bei Verdun, 8. September 1792. Samstag Wir stehen noch bey Verdun werden aber wohl bald vorwärts gehen, ich befinde mich recht wohl und habe keine Zeit Hypochondrisch zu seyn. Wäre es möglich daß ich dich um mich hätte; so wollte ich mirs nicht besser wünschen. Ich dencke immer an dich und den Kleinen und besuche dich im Hauße und im Garten und dencke mir schon wie hübsch alles seyn wird wenn ich wieder komme. Du mußt mich aber 〈n〉ur lieb behalten und nicht mit den Aügelchen zu verschwenderisch umgehen. Eh wir hier abreisen wird ein Körbchen abgehen mit Liqueur und Zuckerwerck, davon genieße was mit Hl. Meyer, das übrige hebe auf, ich schicke dir noch allerley in die Haußhaltung. Wenn dieser Brief ankommt bist du vielleicht schon im vordern Quartier. Richte nur alles wohl ein und bereite dich eine liebe kleine Köchinn zu werden. Es ist doch nichts besser als wenn man sich liebt und zusammen ist. Lebe recht wohl und bleibe mein. Ich habe dich recht herzlich lieb. bey Verdün. dl. 8 Sept. 1792. G
3 istß 19 bißst 20 ×zu
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118. An Christian Friedrich Schnauss Jardin Fontaine, bei Verdun, 10. September 1792. Montag
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Durchl der Herzog erhalten Ihren Brief, theuerster und werthester Hl. College und Freund, als zum Aufbruch vom Lager bey Verdun zwar nicht geblasen aber doch kommandirt wird. und befehlen mir wenige Worte, wie es in procinctu möglich ist, sogleich zu antworten weil ein Courier in wenig Stunden abgeht. Unser lieber Fürst, der wohl, munter, rüstig und in seinem militarischen Wesen recht zu Hause ist grüßt Sie herzlich und freut sich daß Ihre Füße Sie so weit tragen und wünscht daß Sie munter und gutes Muths dem bevorstehenden Jubiläo entgegen gehen mögen. Er schätzt Sie gewiß wie Sie es verdienen und nimmt lebhaften Antheil an Ihrem Wohlbefinden. / Morgen wird man Verdun im Rücken lassen und den Widerspänstigen näher auf den Leib rucken, um uns sehen wir unzählige weiße Cokarden und viele wenigstens werden mit gutem Willen und mit Freude des Herzens getragen. Die unsinnigen Auftritte vom 3 Sept in Paris werden Sie nun auch schon wissen, es wird immer toller und toller, daß zuletzt beyde Partheyen die Mächte segnen werden die ihnen Ruh, es sey um welchen Preis, verschaffen werden. Was das Reichs Contingent betrifft, so möchten Sie, sagt unser Fürst, nur vorerst ruhig seyn. Die Pindarischen Oden des Grafen Görz möchten wohl unser kaltes und / bedächtiges deutsches Reich nicht gleich in Flammen setzen. Es liegen in der Form noch Hindernisse genug die man diesem Andringen entgegen setzen kann. Es wird Nacht, es regnet und ist eine unfreundliche Zeit für alles, sogar fürs Schreiben an Freunde. Leben Sie recht wohl. Behalten Sie mich lieb. Empfehlen Sie einen unwürdigen Collegen seinen Gönnern und glauben Sie daß ich mich herzlich freue Sie gesund wieder zu sehen. Jardin Fontaine vor den Thoren von Verdun dl. 10 Sept. 1792 Goethe
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17 j beyde 27 College×n 29 fFontaine
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119. An Christian Gottlob Voigt Jardin Fontaine, bei Verdun, 10. September 1792. Montag Daß die Armee nach dem Sprunge von Longwy nach Verdün wieder still steht um sich gleich einer Heuschrecke zu einem neuen Sprunge vorzubereiten wissen Sie und vielleicht ehe Sie diesen Brief erhalten ist der zweyte auch schon gethan. Es ist höchst interessant gegenwärtig zu seyn da wo nichts gleichgültiges geschehen darf. Den Kriegsgang unter einem so großen Feldherrn und die Französche Nation zu gleicher Zeit näher kennen zu lernen giebt auch einem müssigen Zuschauer Unterhaltung genug. Aus dem was geschieht zu schließen was geschehen wird und manchmal einen Seitenblick in die Karte zu thun giebt dem Geiste viel Beschäftigung. So viel ist zu sehen daß sich die Unternehmung in die Länge zieht. Das Unternehmen ist immer ungeheuer so groß auch die Mittel sind. Wir wissen ja wie schweer es sey auch mit vier Kunstzeugen das bißchen Wasser aus der Tiefe zu gewältigen. / Was Sie in unsern Bergwercks Geschäften beschließen hat zum Voraus meinen ganzen Beyfall, möchte ich nur hören daß einmal das Flöz ersuncken ist. Vielleicht trifts in die Epoche unsres Einzugs in Paris. Dürfte ich Sie wohl um eine freundschaftliche Bemühung in einer haüßlichen Angelegenheit bitten. In Franckfurt habe ich gefunden daß ich eine Summe Geldes daher ziehen und in Weimar anlegen könnte. Schon lange hatte ich Lust zu einem Gütchen, besonders zu dem Lobedaischen Griesheimischen. Es stand einmal auf dem Verkauf, die Interessenten haben sich aber wieder arrangirt. Könnte man nicht erfahren wie die Sache jetzt steht? und ob das Gut um einen leidlichen Preis zu haben wäre? Der Burgem. Bohl steht wohl am nächsten in Connexion. Je weiter man in der Welt herumkommt desto mehr sieht man daß der Mensch zur Leibeigenschaft gebohren ist. Auch bin ich jetzt da ich / meine Vaterstadt wieder besucht habe aufs lebhafteste überzeugt worden daß dort für mich kein Wohnens und Bleibens ist. Haben Sie die Güte von dieser Sache und diesen Aüserungen niemanden zu sagen.
4 ge|t|han 28 ×Leibeigenschaft
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Eben wird gemeldet daß man morgen wieder marschirt. Die Franzosen stehen ganz nahe, wenn sie halten, so kann viel entschieden werden. Leben Sie recht wohl. Bleiben Sie mir freundschaftlich gesinnt. Empfehlen Sie mich den Ihrigen. Der Herzog ist sehr wohl und munter Ich befinde mich auch recht wohl. Jardin Fontaine. vor den Thoren von Verdün. dl. 10 Sept. 1792 G. Durchl der Herzog hören daß ich Ihnen schreibe und befehlen mir: wegen der Jenaischen heimlich fortdaurenden Unruhen Ihnen aufzutragen: daß Sie doch ja genaue Erkundigung fortsetzen mögen um zu erfahren: wo und wie es hängt und wer diejenigen / sind die dieses Fieber unterhalten. Durchl genehmigen auch ein und andre b a a r e A u s l a g e wenn Sie nöthig finden sollten durch diese und jene Mittel der Wahrheit näher zu kommen. Die Folgen solcher Minen, die mit unter von elenden Menschen gegraben werden, sind so schlimm daß man nicht fleißig genug ihnen gegen arbeiten kann. Ubrigens kann ich nochmals bey dieser Gelegenheit versichern daß Durchl mit allem was geschehen ist vollkommen zufrieden sind.
120. An Christiane Vulpius 〈Jardin Fontaine〉, bei Verdun, 10. September 1792. Montag 20
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No 1. Ich habe dir schon viele Briefchen geschrieben und weiß nicht wenn sie nach und nach bey dir ankommen werden. Ich habe versäumt die Blätter zu numeriren und fange jetzt damit an. Du erfährst wieder daß ich mich wohl befinde, du weißt daß ich dich herzlich lieb habe. Wärst du nur jetzt bey mir! Es sind überall große Breite Betten und du solltest dich nicht beklagen wie es manchmal zu Hauße geschieht. Ach! mein Liebchen! Es ist nichts besser als beysammen zu seyn. Wir wollen es uns
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immer sagen wenn wir uns wieder haben. Dencke nur! Wir sind so nah an Champagne und finden kein gut Glas Wein. Auf dem Frauenplan solls besser werden, wenn nur erst mein Liebchen Küche und Keller besorgt. / Sey ja ein guter Hausschatz und bereite mir eine hübsche Wohnung. Sorge für das Bübchen und behalte mich lieb. Behalte mich ja lieb! denn ich bin manchmal in Gedancken eifersüchtig und stelle mir vor: daß dir ein andrer besser gefallen könnte, weil ich viele Männer hübscher und angenehmer finde als mich selbst. Das mußt du aber nicht sehen, sondern du mußt mich für den besten halten weil ich dich ganz entsetzlich lieb habe und mir ausser dir nichts gefällt. Ich träume oft von dir, allerley konfuses Zeug, doch immer daß wir uns lieb haben. Und dabey mag es bleiben. Bey meiner Mutter hab ich zwey Unterbetten und Küssen von Federn bestellt / und noch allerley gute Sachen. Mache nur daß unser Häußchen recht ordentlich wird, für das andre soll schon gesorgt werden. In Paris wirds allerley geben, in Franckfurt giebts noch ein zweytes Judenkrämchen. Heute ist ein Körbchen mit Liqueur abgegangen und ein Päcktchen mit Zuckerwerck. Es soll immer was in die Haußhaltung kommen. Behalte mich nur lieb und sey ein treues Kind, das andre giebt sich. Solang ich dein Herz nicht hatte was half mir das übrige, jetzt da ichs habe möcht ichs gern behalten. Dafür bin ich auch dein. Küsse das Kind, Grüße Meyern und liebe mich. Im Lager bey Verdün. dl 10 Sept. 1792 G.
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121. An Franz Kirms 〈Bei Landres?, Mitte September? 1792〉 Mit Mad Heußler sich einzulassen halte ich für den Augenblick nicht räthlich. Da sie viel Einbildung zu haben scheint und ich nunmehr 3 biß 4 Theater sehn werde dächt ich antwortete man ihr abschläglich.
1 und nur 10 so⎡n⎤dern 17 wird|s| 28 äabschläglich.
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122. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Lager bei Hans, 25. September 1792. Dienstag Durchlauchtigste Fürstinn, gnädigste Frau,
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Es ist bißher, Danck sey der Vorsicht unsers großen Heerführers, alles so ordentlich gegangen, wir haben unsern Weg so ruhig und sicher zurückgelegt daß ich kaum einigen Unterschied empfand wenn ich im feindlichen Lande von Ort zu Ort mich mitbewegte, es war eben als wenn man in einer großen Suite von Weimar nach Eisenach führe. Alles ging so natürlich zu daß ich bey mir Entschuldigung genug fand Ew Durchll bißher noch nicht geschrieben zu haben. Nunmehr aber da wir in das Land der Wunder scheinen gelangt zu seyn fühle ich mich gedrungen nicht von dem was vorbey, sondern von dem was gegenwärtig ist einige Nachricht zu geben. Des Königs Hauptquartier ist einige Stunden von Ste Menehould, einige Meilen von einer alten Verschanzung welche Attila aufwerfen ließ, und von dem Felde wo dieser Hunnenkönig eine große Schlacht lieferte. Eine Chaussee / der Römer geht nahe hier vorbey und das Schlachtfeld von Sompy ist auch nicht weit entfernt, und es scheint von jeher diese Gegend zum Schauplaz großer Begebenheiten bestimmt zu seyn. Was uns davon noch mehr überzeugt ist die sonderbare Entdeckung daß hier die Cartetschen Kugeln auf dem Felde wachsen, eine Erscheinung die uns sehr in Verwirrung setzte als wir nach der Canonade vom 20ten auf den Höhen mitten unter 12 und 24 pfündigen Canonen kugeln viele kleinere fanden, die kein Artillerist anerkennen wollte und die zulezt von dem Naturforscher für Naturproduckte erklärt werden mußten. Ich habe davon soviel aufgeladen daß ich meine Mineralogischen Freunde damit werde versehen können, wovon ich Hl. v Knebel und Hl. Voigt Nachricht zu geben bitte.
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Ferner scheint die Natur diese Gegenden von Urzeiten her zu Schlachtfeldern bestimmt zu haben weil sie ihnen nicht den mindesten Reiz verliehen. Flache, nur mäßig Fruchttragende Hügel und Flächen ziehen sich weit und breit an einander, kaum daß man einen / Baum oder einen Busch sieht, da sich die Dörfchen mit ihrem sparsamen Holze in die Gründe verstecken. Uberhaupt habe ich für den ästethischen Sinn meines Auges wenig Genuß gehabt. Seit Trier habe ich nur allenfalls ein dutzend Gegenstände gesehen die zur höchsten Noth zu solchen Landschaften taugten wie man sie ehmals aus Nürnberg zur Quaal der Anfänger in der Zeichenkunst erhielt. Zwar ists möglich daß das höchst üble Wetter mir oft die Augen zugeschlossen, der Nebel manches sehenswürdige verdeckt hat. Denn es hat die böse Witterung uns mehr als alle andre Ubel gepeinigt, ja manchmal der Verzweiflung nahe gebracht, besonders da sie uns meist auf dem Marsche und bey jeder wichtigen Unternehmung überfiel. Man schilt öffentlich Jupitern einen Jakobiner ia einen sans culotte. |:Welchen letzten Schimpfnahmen er umsomehr verdient, als er sich öffters in solcher Gestalt betreten lassen und noch hie und / da in effigie gleicherweise aufgestellt ist:| Auch kann ich Ew Durchl nicht bergen daß Leute die tiefer sehen geradezu Wielanden die Schuld alles dieses Unheils geben, weil er den König der Könige zum Demokraten gemacht und ihn von der Sache seiner Oheime, Vettern und Gevattern Lbden Lbden, wenigstens auf einige Zeit abgezogen. Hören nun Ew Durchl nach allem diesen daß wir schon mehrere Wochen in der Nähe von Champagne, ja in Champagne hausen und herschen und doch noch keinen Tropfen leidlichen Weins getruncken haben, so werden Sie deutlich einsehen daß es hierherum nicht mit rechten Dingen zugehen und daß wir uns auf einem Boden befinden dem nicht recht zutrauen ist. Indessen ist das Zutrauen wie die Freundschaft keine Kunst zur Zeit wenn alles gelingt und glückt. Wenn es mißlich wird dann zeigt sich erst der Glaube der sich an dem erquickt und stärckt was er nicht sieht. /
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Da ich mein voriges Blat ansehe finde ich daß es mir ergangen ist wie jenem Töpfer der einen Topf zu machen vornahm und dem der Thon unter den Händen zur Schüssel wurde. Ew Durchl werden mir das gewiß verzeihen da ich in einem Augenblick schreibe da wir selbst der Thon sind der geknätet wird ohne daß ein Mensch weis ob es ein Gefäß zu Ehren oder zu Unehren werden kann. Das beste was mir übrigens in dieser Halbwüste, an welcher die alte Natur und die neue Kriegskunst um die Wette gearbeitet haben, zu sagen bleibt, ist: daß sich unser Fürst recht wohl befindet und daß er, wenn er gleich wie seine treuen Diener an Corpulenz ein wenig abgenommen, dennoch ja desto mehr an übrigem Wohlseyn sich befestigt fühlt. Er trägt mir auf ihn bey Ew Durchl zu entschuldigen daß er nicht selbst schreibt und seine herzliche Liebe / versichert. Ich wollte weiter schreiben aber es muß gesiegelt und fortgeschickt werden und darüber sage ich nichts von allem was ich hätte sagen sollen. Ew Durchl
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Hauptquartier Hans dl. 25. Sept. 1792.
unterthänigster Goethe
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Dein Brief hat mich recht erfreut und ich eile dir nur ein Wort zu sagen da gleich wieder eine Gelegenheit geht. In diesen vier Wochen habe ich manches erfahren und dieses Musterstück von Feldzug giebt mir auf viele Zeit zu dencken. Es ist mir sehr lieb daß ich das alles mit Augen gesehen habe und daß ich, wenn von dieser wichtigen Epoche die Rede ist sagen kann: et quorum pars minima fui.
7 ich ⎡mir⎤ 7 diesesr
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Wir sind in einer sonderbaren Lage. Nach der Einnahme von Verdun fand man daß die Franzoßen die Foret d’Argonne besetzt und den Paß von Clermont auf Ste Menehould verrannt hatten. Man suchte sie zu tourniren und mit Hülfe des / General Clairfait vertrieb man sie von dem Posten von Grandpre und die ganze Armee ging über diesen Ort und setzte sich zwischen S. Menehould und Chalons. Als man den Feind zu Gesicht bekam ging eine gewaltige Canonade los, es war am 20 ten, und da man endlich genug hatte war alles still und ist nun schon 7 Tage still. Sogar die Vorposten schießen nicht mehr. Die Franzoßen stehen ohngefähr wie vorher und von uns kann man nur über Grandpre nach Verdün gelangen. Entsetzliches Wetter, Mangel an Brod das langsam nachkommt machen diesen Stillstand noch verdrießlicher. Man fängt an den Feind für etwas zu halten den man bißhierher verachtete und |:wie es zu gehen pflegt / bey solchen Ubergängen:| für mehr zu halten als recht ist. In kurzem wird sich zeigen was man beschließt. Es sind nur wenig Wege aus dieser Lage zu kommen. Der Herzog ist recht wohl, ich bin es auch, ob ich gleich täglich etwas von meinem Fette zusetze. wie meine Vesten und Röcke zeugen. Ich bin nach meiner Art im Stillen fleißig und dencke mir manches aus, in Opticis habe ich einige schöne Vorschritte gethan. Ich lese französche Schriftsteller die ich sonst nie würde gesehen haben und so nütze ich die Zeit so gut ich kann. Wäre es gut Wetter so wäre alles anders und man könnte manches versuchen und mehr Menschen sehen. So aber mag man Tage lang nicht / aus dem Zelte. Die Gegend ist abscheulich. Behalte mich lieb. Empfiel mich den Durchl Herzoginnen und allen Freunden. Es freut mich sehr zu hören daß Herder wohl ist, um wenige Tage hätte ich ihn in Franckfurt gesehen. Ich wünsche sehr bald wieder bey euch zu seyn, da aber unser Weg sehr parabolisch ist läßt sich die Bahn schwer berechnen. Indessen mag meine Wohnung fertig werden und, wie sie Meyer einrichtet, ein Pläzgen werden wo meine Freunde gern zusammen
5 Grandpee⎡re⎤ 6 Meneholuld 24 anders esund
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BRIEFE 124/125
kommen. Lebe wohl. Liebe mich. Im Lager bey H a n s dl. 27 Sept. 1792. Inliegendes bitte an Durchl die Herzoginn Mutter sodann an Prinz August zu befördern.
124. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Hans〉, 27. September 〈1792〉. Donnerstag 〈Fragment?〉
dl. 27 Sept.
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Ihr Blättchen, l. Meyer, vom 7 Sept habe ich erst gestern erhalten und in diesen Zeiten werden die Tüncher wohl vorgerückt seyn. Ich freue mich daß das Camin wohl gerathen ist, denn es ist ein Hauptstück und da wir keine edle Steine haben so ist die Form desto wichtiger. Genießen Sie der Ruhe indeß ich leider mitten in der Unruhe stecke und wünschen Sie mit mir daß es bald vorübergehen möge. Wir stehen nicht weit von Chaalons das wir vielleicht nie sehen werden. 〈G〉
125. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Hans〉, 27. September 1792. Donnerstag No 3. 15
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dl. 27 Sept. 1792.
Dein Briefchen mit dem großen Dintenklecks habe ich erhalten und freue mich daß es dir und dem Kleinen wohlgeht und daß du im Stillen der Bequemlichkeit und des Guten genießest wie ich dir es hinterlassen habe. Ich stelle mir vor wie du das Judenkrämchen in Stücken schneidest und verarbeitest. Die schönen Spitzen zerschneide nur nicht, denn es ist eben zu einer schönen Krause gerechnet. Wenn du ein braver Haußschatz bist so wirst du erst Freude haben wenn ich mit allerley guten Sachen beladen wiederkomme. / Ich hoffe bald wieder in Franckfurt zu seyn und das ist alsdann als ob ich schon wieder bey dir wäre.
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Abb. 10: Goethe an Johann Heinrich Meyer, 27. September 〈1792〉 (Nr 124)
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Wir erleben viel Beschwerlichkeiten, besonders leiden wir vom bösen Wetter. Davon werde ich mich in deinen Armen bald erhohlt haben. Recht wohl bin ich übrigens und munter. In meinem nächsten Brief kann ich dir vielleicht mehr sagen. Lebe wohl. Küsse den Kleinen und liebe mich und mache schön Ordnung wenn du nun hervorziehst. Adieu mein süßes liebes Kind. G
126. An Johann Heinrich Meyer Lager bei Verdun und Luxemburg, 10. und 15. Oktober 〈1792〉. Mittwoch und Montag
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Umgeben von allen Ubeln des Kriegs sage ich Ihnen für Ihre Briefe Danck die ich nun alle und zur rechten Zeit erhalten habe, denn wenn sie gleich später ankamen so trafen sie mich doch eben in einem Augenblick wo ich mich nach freundschaftlicher Unterhaltung sehnte. Haben Sie Danck daß Sie dem sachten Gange der Tüncher folgen wollen, ich hoffe doch diesen Monat werden diese schmutzigen Schnecken aus dem Hause kommen. Halten Sie die Zeichnung der Vase und Ihre Bemerckungen nur feste und lassen sich nicht mit jenen Menschen ein die nur wollen daß der Künstler pfusche und noch dazu schlecht bezahlt werde und so an Leib und Seel verderbe. Faciusens Kopf hat mich recht gefreut er ist nun auch von dieser Seite geborgen, / Haben Sie die Güte ihn weiter zu leiten. Wäre es nicht möglich daß er in Dresden noch eine Anleitung zum Cameenschneiden erhalten könnte? Wenn er auch noch einen Monat dort bleiben müßte. Er ist auf gutem Wege und wir könnten ihn alsdann in Weimar ausbilden und ihm Arbeit verschaffen. = Vorstehendes schrieb ich den 10. Ockt in Verdün, nun ist es der 15. geworden und ich bin in Luxenburg, sehr zufrieden daß ich wenigstens dem Vaterlande soviel näher gerückt bin. Bald hoffe ich
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nach Trier zu gehen und Franckfurt noch vor Ende des Monates zu erreichen. Emphehlen Sie mich allen Freunden. Was unser Hauß betrift so wollt ich Sie bitten sobald Frost zu befürchten ist nichts weiter mit tapeziren und mahlen zu unternehmen. Wir wollen diesen Winter mit allem zufrieden seyn. Da die Tüncher so langsam gearbeitet haben wird wohl das Treppenhaus nicht ganz fertig werden, es hat aber nichts zu sagen. Leben Sie recht wohl, genießen Sie der Ruhe und lieben mich. G.
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127. An Christian Gottlob Voigt Lager bei Verdun und Luxemburg, 10. und 15. Oktober 1792. Mittwoch und Montag Verdün dl. 10. Octbr 92. Daß unser Kriegsstern rückgängig ist werden Sie wissen. Ihr Fragezeichen vor ? C h a a l o n s war wohl angebracht, ich erhielt Ihren lieben Brief bey Dun auf unsrem Rückmarsche. Es läßt sich viel über das alles sagen, es wird viel gesagt werden, und doch wird ein großer Theil dieser sonderbaren Geschichte ein Geheimniß bleiben. Von den Hindernissen die durch Wittrung und Wege entstanden sind hat niemand einen Begriff als wer mit gelitten hat. Wir haben in diesen sechs wochen mehr Mühseligkeit, Noth, Sorge, Elend, Gefahr ausgestanden und gesehen als in unserm ganzen Leben. Der Herzog ist recht wohl und ich habe mich auch gut gehalten. / Für Ihre Briefe dancke ich recht herzlich, sie haben mir in verdrüßlichen Stunden eine gute Unterhaltung gegeben, sie haben mich von dem Anteil der Hinterlassnen Freunde überzeugt, sie haben mir die Geschäffte die mich interessiren gegenwärtig gehalten. Besonders hat mich der Ahndungs und Traumgeist unserer Freundinnen sehr gefreut und ich muß gestehen daß in Momenten wo soviel auf dem Spiele steht mancher selbst unter uns in dem Falle war von der Philosophie zum
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Glauben überzugehen. Der gemeine Mann wenigstens konnte das Uble Wetter nur einem französchen Daimon zuschreiben.
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Luxenburg dl. 15. Octbr. Ich hatte mich ganz ruhig in Verdün niedergelassen und hoffte einige Tage auszuruhen, / mich zu trocknen und die Krancken zu pflegen die ich mit mir hatte als wir auf einmal ausgeboten wurden und dl. 11. früh Verdün verlassen mußten. Ich bedaure die unglücklichen Einwohner wenn sie ohne Capitulation wieder in die Hände der Patrioten kommen sollten. Die Chaussee von Verdün hierher ist meist so zu Grunde gerichtet, daß man nicht begreift wie Menschen und Wagen durchkommen wollen. Die Armee ist noch zurück, sie wird sich aus Franckreich ziehen, die Emigrirten sind meist schon heraus und werden Deutschland wieder überschwemmen. Die Prinzen waren in Arlon als ich durchging. Dieser Feldzug wird als einer der unglücklichsten Unternehmungen in den Jahrbüchern der Welt eine traurige Gestalt machen. Ich hoffe Ihnen bald von Franckfurt zu schreiben und mit mehr Ruhe und Fassung, ich hoffe bald bey Ihnen zu seyn und mich mit Ihnen wie sonst zu unterhalten. Zum Ilmenauer Flöz können wir uns Glück wünschen wenn auch gleich das / Geschäft gleichsam von vorne angeht. Ich hätte kaum geglaubt daß wir diesen Punckt eher als die Preußen Paris erreichen sollten. Der Herzog ist nicht abgeneigt Titeln einrücken zu lassen, es war nur nicht möglich in diesen Momenten etwas bestimmteres zu vernehmen. Wir sind alle gewiß vor Weynachten zu Hauße und da wird sich manches machen lassen. Verzeihen Sie wenn ich so konfuses Nichts vorbringe. Jetzt da ich einige Tage geruht habe fühle ich erst wie ich an Leib und Seele zerschlagen und zerstoßen bin. Helmershaußen ist ja wohl ausgezogen und die meinigen völlig im Besitze des Quartiers. Haben Sie die Güte Ihre Hand nicht abzuziehen. Ich hoffe zu Ende dieses Monats in Franckfurt und in der Hälfte des nächsten in Weimar zu seyn. Es wäre schön wenn es uns mit Lobeda reüissirte. Sie sollten Sich der ruhigen Wohnung oft genug mit mir freuen. Nach Empfang dieses Briefs schreiben Sie mir nicht eher biß Sie von Franckfurt einen erhal-
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ten. Empfehlen Sie mich den Ihrigen und Bohls. Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft. Empfehlen Sie mich den Herrn Geheimeräthen und gratuliren Hl. v. Fritsch zu der Ehre die sich sein Hl. Sohn erworben. / Noch ein Wort! Ich habe mit Betrübniß gesehen daß das Geh Cons. unbewunden diesen Krieg für einen Reichskrieg erklärt hat. Wir werden also auch mit der Heerde in’s Verderben rennen – Europa braucht einen 30jährigen Krieg um einzusehen was 1792 vernünftig gewesen wäre.
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128. An Christiane Vulpius Lager bei Verdun und Luxemburg, 10. und 15. Oktober 1792. Mittwoch und Montag Verdün dl. 10 Octbr. 1792. Deine Briefe hab ich nun alle, mein liebes Herz; das Packet das solange aussenblieb hab ich auch erhalten und zwar in einem Augenblicke wo ich große Langeweile hatte. Ich war recht vergnügt soviel von dir zu lesen. Die Freude über das Judenkrämchen kann ich mir vorstellen. Ich mache mir Vorwürfe daß ich nicht Spielsachen für den Kleinen eingepackt und den Sohn über die Mutter vergessen habe, er soll nun auch was haben, entweder bring ichs mit oder schicke es voraus. Du wirst nun wohl schon wissen daß es nicht nach Paris geht, daß wir auf dem Rückzuge sind. Vielleicht bin ich wenn du diesen Brief erhältst schon wieder in Deutschland. Der Krieg geht nicht nach Wunsch, aber dein Wunsch / wird erfüllt mich bald wieder nahe zu wissen. Ich habe viel ausgestanden, aber meine Gesundheit ist ganz fürtreffl, es fehlt mir nicht das mindeste und an Hypochondrie ist gar nicht zu dencken. Du wirst einen recht muntern Freund wieder kriegen.
1–3 ⎤ Empfehlen Sie mich 〈…〉 Sohn erworben.⎤ (am Seitenrand quer zur Schreibrichtung) 5 bBetrübniß 9 Verduün
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Du hast wohl gethan mir nichts vom Ubel des kleinen zu schreiben biß es vorbey war. Ich wünsche euch beyde bald wieder zu sehen und euch an mein Herz zu drücken. Wenn ich dir etwas schrieb das dich betrüben konnte so mußt du mir verzeihen. Deine Liebe ist mir so kostbar daß ich sehr unglücklich seyn würde sie zu verlieren, du mußt mir wohl ein Bißchen Eifersucht und Sorge vergeben. Ich hoffe du bist nun in Helm. Quartier auf alle Fälle habe ich dem H. G. AssRath / ein Wort geschrieben. Ich hoffe biß ich komme soll die Treppe und der Haußplatz auch fertig werden und alles recht einladend und gemüthlich seyn. Es wird eine recht gute Zeit werden wenn wir uns wieder sehen. In wenig Tagen hoffe ich dir wieder näher zu seyn und du erhältst wieder einen Brief. Nun wirst du ja auch wieder in die Comödie gehen und die Abende wenigstens eine kleine Lust haben. Lebe wohl, küße den Kleinen und sey vergnügt in deinem Hauswesen. Diesen Brief schreibe ich dir aus Verdün wo ich mich einmal wieder im trocknen bey einem Caminfeuer erquicke. Venus ist sehr kranck und auch in der Stadt. Das Wetter ist entsetzlich und der Koth überall abscheulich. Gedencke mein und lebe wohl. Verdün dl. 10 Octbr. 1792. G. / Luxenburg dl. 15. Octbr. Wir mußten eilig aus Verdün und nun sind wir seit vorgestern in Luxenburg, in wenig Tagen geh ich nach Trier und bin wahrscheinl vor Ende dieses Monats in Franckfurt. So bald ich dort ankomme schreib ich dir. Wie froh ich bin zurückzukehren kann ich dir nicht ausdrücken, das Elend das wir ausgestanden haben läßt sich nicht beschreiben die Armee ist noch zurück, die Wege sind so ruinirt, das Wetter ist so entsetzlich daß ich nicht weiß wie Menschen und Wagen aus Franckreich kommen wollen.
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Wir wollen es uns recht wohl seyn lassen wenn wir nur erst wieder zusammen sind. Lebe recht wohl, liebe mich und küsse den Kleinen. Schreibe mir nur nicht eher biß du einen Brief aus Franckfurt erhältst. Es ist gar schön daß ich hoffen kann dir bald näher zu kommen.
129. An Friedrich Justin Bertuch 〈Luxemburg, 16. Oktober 1792. Dienstag〉 Da uns die Hoffnung mißglückt ist Mlle Brossard die Pension selbst zu bringen, so haben Sie ja wohl die Güte das nöthige zu besorgen ich weiß nicht ob Sie ihren Wunsch erfüllen können. In der Kürze kann ich Ihnen nichts bessres sagen als: daß der Herzog vollkommen wohl und unbeschädigt aus diesem Feldzug zurückkehrt, und nichts besseres wünschen als: e s g e h e I h n e n n i e w i e u n s. G.
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130. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Luxemburg, wahrscheinlich 16. Oktober 1792. Dienstag〉 〈Druck, Fragment〉
〈…〉 Keine Feder und keine Zunge kann das Elend der combinirten Armee beschreiben. 〈…〉
131. An Johann Gottfried und Caroline Herder Luxemburg, 16. Oktober 1792. Dienstag Luxenburg dl. 16 Octbr. 1792. Aus der mehr historischen und topographischen als allegorischen Rückseite werden Ew. Liebden zu erkennen geruhen was für Aspeckten am Himmel und für Conjunckturen auf der Erde gegenwärtig merckwürdig sind, ich wünsche daß diese Effigiation zu heilsamen Betrachtungen Anlaß geben möge. Ich für meine Person singe den
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lustigsten Psalm Davids dem Herrn, daß er mich aus dem Schlamm erlöst hat der mir biß an die Seele ging. Wenn Ew Lbdn Gott für allerley unerkannte Wohlthaten im Stillen dancken, so vergessen Sie nicht ihn zu preisen daß er Sie und Ihre besten Freunde ausser Stand gesetzt hat Thorheiten ins Große zu begehen. Ich wünsche gute Folgen des Baades auf den Winter. Ich eile nach meinen mütterlichen Fleischtöpfen um dort wie von einem bösen Traum zu erwachen der mich zwischen Koth und Noth, Mangel und Sorge, Gefahr und Quaal, zwischen Trümmern, Leichen, Aeßern und Scheishaufen gefangen hielt. Lebet wohl. und haltet Euch für so glücklich als ihr seyd.
132. An Ludwig Heinrich Gottlieb von Fritsch Mertert, 22. Oktober 1792. Montag
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Endlich bin ich wieder in Ihrer Nachbarschaft angekommen und bringe einige Krancken mit. Hr. Ltnt v Seelhorst hat uns sehr freundlich aufgenommen und für diese Nacht sehr gut untergebracht. Morgen wollten wir auf Trier abgehen. Könnten Sie uns wohl ein Unterkommen verschaffen. Wir kommen bey Zeiten und es wird sich am Tage noch manches bereden lassen. Es werden auch ein paar Fässer Wein zu Wasser von Grävenmachern an Sie ankommen, ob früher oder später als wir weiß ich nicht. Es wird mich sehr freuen Sie wieder zu sehen und Ihnen zu gratuliren daß Sie wider Ihr Vermuthen Gelegenheit gehabt haben Sich Ehre zu machen. Mertert. dl. 22 Octb 92. Goethe
22 Mer×tert.
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Abb. 11: Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 16. Oktober 1792 (Nr 131), S. 1
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Abb. 12: Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 16. Oktober 1792 (Nr 131), S. 2
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133. An Johann Heinrich Meyer Trier, 28. Oktober 1792. Sonntag Trier dl. 28. Octbr. 1792. Wer sollte gedacht haben daß mir die Franzosen den Rükzug versperren würden. Sie haben Maynz und Franckfurt wie Sie schon wissen werden. Coblenz nicht, das ist gerettet. Ich dachte zu Ende des Monats in Franckfurt zu seyn. und muß nun hier abwarten wo es mit den Sachen hinaus will und wie ich meinen Rückweg anstellen kann. Ich acht Tagen wird sich vieles zeigen. Es ist nicht wahrscheinlich daß sie die beyden Orte halten wollen und können. Vielmehr daß sie bald zurückgehen. Wo nicht, 〈…〉 kann ich immer über C o b l e n z und M a r p u r g meinen Weg nach Hause nehmen. Sagen Sie das alles Ihrer kleinen Wirthinn und Nachbarinn. Behalten Sie mich lieb und seyn Sie im Stillen so fleißig als es gehen will, da ich in beständiger Unruhe und Zerstreuung lebe. Einige schöne Alterthümer habe ich hier gefunden, besonders in der Nähe zu I g e l ein römisches Grabmonument das mit allen seinen Aufsätzen 65 franz. Fuß hoch noch ganz dasteht und die Basreliefs n u r von der Witterung gelitten haben. Leben Sie wohl. Ich schreibe bald wieder. G
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134. An Johann Hugo Wyttenbach 〈Trier, 31. Oktober oder 1. November 1792. Mittwoch oder Donnerstag〉 Die mir verschafften Bücher hinterlasse ich mit Danck und bitte um Vergebung daß die Berl. Monatschr durch ein zerplatztes Arzeneyglas gelitten hat. Der Buchbinder wenn er das Heft auseinander nimmt wird wohl helfen können. Nehmen Sie zugleich meinen Danck für Ihre manigfaltigen Bemühungen, erhalten Sie mir Ihr Andencken und leben recht wohl. Goethe 4 edachte 6 Ich (Schreibversehen: statt In) 14 ⎡römisches⎤
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135. An Christiane Vulpius Koblenz, 4. November 1792. Sonntag Coblenz dl. 4 Nov. 92
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Mein schöner Plan dich bald wieder zu sehen ist auf einige Zeit verrückt. Ich bin glücklich in Coblenz angelangt, es ist eine prächtige Gegend und wir haben das schönste Wetter. Das alles kann mich aber nicht freuen weil ich von dir entfernt bin. Die Franzosen haben Franckfurt noch besetzt und selbst der Weg durch Hessen ist nicht ganz sicher. Ich muß hier acht Tage zusehen, vielleicht besuch ich indessen Jakobi in Düsseldorf. – Denn ich möchte doch gerne meine Mutter sehen. Wahrscheinlich verlassen die Franzos〈en〉 bald Franckfurt. Alsdann geh ich hin und bin bald bey dir. Lebe indess recht wohl. Ich hoffe daß du nun eingezogen und in der Ordnung bist, daß die Treppe immer weiter rückt. Gebrauchet ja die Zeit die ich abwesend bin um soviel fertig zu machen als die Wittrung erlaubt. Grüße Hl. Meyer Ich habe mit unter lange Zeit. Der Herzog ist hier angekommen, morgen kommt der König und in wenig Tagen ist die ganze Armee am Rein. Lebe wohl küsse den Kleinen. Schreibe mir nicht denn ich wüßte nicht zu sagen wohin. G.
136. An Christian Gottfried Körner Düsseldorf, 14. November 1792. Mittwoch Düsseldorf dl. 14 Nov. 1792.
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Nach ausgestandener Noth eines unglücklichen Feldzugs finde ich mich hier bey meinem alten Freunde Jacobi wie neu gebohren und fange erst wieder an gewahr zu werden daß ich ein Mensch bin. Der Sohn meines Freundes, der mit Graf Stolberg aus Italien zurückkehrt, wird durch Dresden gehen, Sie erlauben daß ich Ihnen diesen braven jungen Mann empfehle. Der Vater wünscht daß er beyliegenden Brief erhalten möge, den ich ihm zuzustellen bitte. Sie erfahren ja wohl gleich wenn Graf Stolberg ankommt.
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Wie ich höre hat Facius viel gelernt sobald ich nach Hause komme dancke ich Ihnen und trage meine Schuld ab. Leben Sie recht wohl und grüßen die lieben Ihrigen. Goethe
137. An Johann Heinrich Meyer Düsseldorf, 14. November 1792. Mittwoch Düsseldorf dl. 14 Nov. 1792. Aus dem wilden Kriegswesen bin ich in die ruhigen Wohnungen der Freundschaft gelangt. Seit acht Tagen befinde ich mich hier bey meinem Freunde Jakobi und fange erst wieder an das Leben zu fühlen. Die Gallerie macht mir großes Vergnügen, wie sehr wünschte ich sie mit Ihnen zu sehen. Auch ist hier eine treffliche Sammlung Zeichnung〈en〉 italiänischer Meister die der ehm〈alige〉 Direcktor Krahe in Rom gesamme〈lt〉 hatte, zu einer Zeit wo noch etwas zu haben war. Ich hoffe Sie sind wohl und wenn das Wetter so schön bey Ihnen ist als hier, so wird ja wohl das Tünchen und Färben und Mahlen gut vorwärts gerückt seyn. Leben Sie recht wohl. Sobald ich über den Weg entschlossen bin trete ich meine Rückreise an und hoffe Sie bald zu sehen. G.
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138. An Christiane Vulpius Düsseldorf, 14. November 1792. Mittwoch Ich muß dir wieder sagen, mein Liebes Kind, wo ich bin und wie mirs geht. Von Coblenz eilte ich nach Düsseldorf meinen alten Freund Jakobi zu besuchen, in dessen Umgange ich mich so wohl befinde als ich mich vor einem Monat übel befand. Er ist sehr schön eingerichtet und ist, mit den Seinigen, sehr gut gegen mich.
9 fagnge 15 deras
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Wegen meiner Rückreise bin ich in Verlegenheit. Sehnlichst verlange ich dich wieder zu sehen und bin noch immer wie von dir abgeschnitten. Franckfurt ist noch in den Händen der Franzosen, der Weg durch Hessen ist noch nicht sicher. Wenn es in acht Tagen nicht anders wird gehe ich durch Westphalen. Die übeln Wege sollen mich nicht abhalten wenn ich nur endlich einmal wieder bey dir seyn kann. / Ich hoffe daß du wohl bist, denn leider hab ich lange nichts von dir gehört, ich dencke immer an dich und an den Kleinen und stelle mir vor wie du dich immer artiger einrichtest, wie das Haus fertiger wird und wie hübsch es seyn wird wenn ich zu dir komme. Sey vergnügt, mein liebes Kind, genieße der Ruhe, indeß soviele tausend Menschen von Hauß und Hof und allen ihren Gütern vertrieben in der Welt herumirren und nicht wissen wohin. Küsse den Kleinen und liebe mich. Mein einziger Wunsch ist dich bald wieder zu besitzen. Antworte mir nicht, denn eh dein Brief ankommen könnte bin ich schon hier weg. Eh ich abreise schreibe ich dir und melde dir wenn ich bey dir seyn kann. Düsseldorf dl. 14 Nov. 1792 G.
139. An Friedrich Heinrich Jacobi Münster, 10. Dezember 1792. Montag
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Als ich das schöne Gebäude deiner häußlichen Glückseligkeit verließ hat mich Moor, Moos, wilder Wald, Winter Nacht und Regen sehr unfreundlich empfangen. In Duisb. fand ich P. mit antediluvianischen Untersuchungen beschäftigt und hörte von M. einige recht gute Ideen über die Wissenschaft die mir so sehr am Herzen liegt. Die Verbundenen hier haben mich freundlich aufgenommen und ich wünschte länger bleiben zu können, ob etwa die Auferbauung die in Pempelfort angefangen weiter fortsteigen möchte. Sehr glückliche Stunden habe ich hier genossen und sage dir ein Lebe wohl eben da ich im Begrif stehe abzureisen. Meines Dancks und meiner Liebe und Anerkennung der deinigen bist du gewiß. Das Bild was ich / von dir und dem dei-
11 mein, (Komma gestrichen) 25 TPempelfort na
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nigen mitnehme ist unauslöschlich und die Reife unserer Freundschaft hat für mich die höchste Süßigkeit. Grüße mir die lieben deinigen. Georgen hoffe ich noch zu treffen. Lebet tausendmal wohl und begleitet mich mit frommen Wünschen auf der leidigen Fahrt nach der geliebten Heimat, und erneuet mein Andencken bey allen Freunden. Münster dl. 10 Dec. 1792 G.
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140. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 19. Dezember 1792. Mittwoch Wollte ich eine ruhige Stunde und die Stimmung abwarten die ich haben müßte um dir nach so vielem, von so vielem zu schreiben, so würdest du, wie so oft, noch manchen Posttag ohne Nachricht von mir bleiben. Nur soviel muß ich dir eiligst sagen: daß ich glücklich obgleich mit vieler Beschwerlichkeit endlich nach Hause gekommen bin, die Meinigen wohl und mein Haus aus dem rohsten eingerichtet gefunden habe. Tausend, immer neuen Danck für das Gute das Ihr mir erzeigt. Montags schicke ich ein Packet ab mit einigen Büchern. Dann vielleicht noch einige Worte. Deinen Brief vom 9ten habe erhalten. Lebe wohl grüße die Lieben die dich umgeben. Erhaltet mir eure Liebe. W. dl. 19 Dec 1792. G
141. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 23. Dezember 1792. Sonntag〉 〈Druck, Fragment〉
〈…〉 entweder Vor- oder Nachmittag komme mich wieder in dem alten Besitz freundschaftlicher Unterhaltung zu setzen. 〈…〉
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142. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 24. Dezember 1792. Montag
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Die Hoffnung Sie, geliebte Mutter, und meine werthen Franckfurter Freunde bald wieder zu sehen ist mir nunmehr verschwunden da mich die Umstände nötigten von Düsseldorf über Paderborn und Cassel nach Weimar zurückzukehren. Wieviel Sorge habe ich bißher um Sie gehabt! wie sehr die Lage bedauert in der sich meine Landsleute befinden! Wie sehr habe ich aber auch das Betragen derselben unter so kritischen Umständen bewundert! Gewiß hätte mir nichts schmeichelhafter seyn können als die Anfrage: ob ich mich entschließen könne eine Rathsherrnstelle anzunehmen wenn das Loos mich träfe? die in dem Augenblicke an mich gelangt da es vor Europa, ja vor der ganzen Welt eine Ehre ist als Franckfurter Bürger gebohren zu seyn. Die Freunde meiner Jugend die ich immer zu schätzen so viele Ursache hatte, konnten / mir kein schöneres Zeugniß Ihres fortdaurenden Andenckens geben als indem sie mich in dieser wichtigen Epoche werth halten an der Verwaltung des gemeinen Wesens Theil zunehmen. Ihr Brief, den ich mitten im Getümmel des Kriegs erhielt, heiterte mir traurige Stunden auf die ich zu durchleben hatte und ich konnte nach den Umständen die Hoffnung fassen in weniger Zeit meine geliebte Vaterstadt wiederzusehen. Da war es meine Absicht mündlich für die ausgezeichnete Ehre zu dancken die man mir erwieß, zugleich aber die Lage in der ich mich gegenwärtig befinde umständlich und aufrichtig vorzulegen. Bey der unwiderstehlichen Vorliebe die jeder wohldenckende für sein Vaterland empfindet, würde es mir eine schmerzliche Verläugnung seyn eine Stelle auszuschlagen die jeder Bürger / mit Freuden übernimmt und besonders in der jetzigen Zeit übernehmen soll, wenn nicht an der andern Seite meine hießigen Verhältniße so glücklich und ich darf wohl sagen über mein Verdienst günstig wären. Des Herzogs Durchl haben mich seit sovielen Jahren mit ausgezeichneter Gnade behandelt, ich bin ihnen soviel schuldig geworden daß es
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der größte Undanck seyn würde meinen Posten in einem Augenblicke zu verlassen da der Staat treuer Diener am meisten bedarf. Dancken Sie also, ich bitte, auf das lebhafteste den würdigen Männern die so freundschaftliche Gesinnungen gegen mich zeigen, versichern Sie solche meiner aufrichtigsten Erkänntlichkeit und suchen Sie mir ihr Zutrauen für die Zukunft zu erhalten. Sobald es die Umstände einigermassen erlauben werde ich den Empfindungen / meines Herzens Genüge thun und mündlich und umständlich dasjenige vorlegen was in diesem Briefe nur oberflächlich geschehen konnte. Möge alles was meinen werthen Landsleuten gegenwärtig Sorge macht weit entfernt bleiben und uns allen der wünschenswerthe Friede wieder erscheinen. Leben Sie wohl. Weimar dl. 24 Dec. 1792.
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143. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 25. und 31. Dezember 〈1792〉. Dienstag und Montag Ich dachte diese Weynachtsfeyertage nach Jena zu gehen, Gutenhofen und Oberreit das Geld zu bringen, da mir der Plan fehlschlug schickt ich beydes durch einen Boten und hier sende ich die Quittung. Du wirst gestehen daß die Oberreitische ihre zwey Carolin werth ist, er soll auch noch sogleich eine Clafter Holz haben damit sein kosmopolitischer Heerd besser leuchte, obgleich, wie du siehst, diese Art Jünger keiner äussern Hülfe bedürfen, sondern selbst immer hülfreich sind. dl. 31 Dec. Dieses Blat liegt, nach edlem Herkommen, schon seit dem 25ten auf dem Tische. Nun dancke ich dir für den Brief vom 19ten und melde daß heute mit der fahrenden die 10 Exempl. Schulatlas und Lehrbuch abgegangen sind. Dabey liegen in einer Rolle zwey Portraite zur günstigen Aufnahme. Die Globen folgen nächstens. / 7 demn 16 bringen., (Punkt zu Komma) 21 Hüflfe
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In einem kleineren Packet findest du Vico den neapolitanischen Politiker, viele Französche, einige Italiänische Schauspiele. Andres soll nach und nach erscheinen. Grüße Lehnchen, Lottchen, Clärchen von Herzen. Auch Nesselr. Dohm, Gutenhofen, Heinse. Mögte doch dein Georg gesund bey dir eingetroffen seyn. Von Maxens Einrichtung nächstens. Grüße Hildebr. und gedencket mein in der Versamml. Von Münster kann ich nur sagen daß ich dort sehr glücklich war und daß ich ohne meine übereilte Anmeldung zu Hause noch einige Tage geblieben wäre. Lebe wohl. Die meinigen sind wohl, ich auch. Mein Vorhauß und meine Treppen sind gut gerathen, mein Hauß übrigens noch ziemlich unwohnbar. So baut man. Ein tausendfaches Lebewohl. G
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Mit einem herzlichen Glückwunsch für Ihr Wohl und das Wohl der Ihrigen kann ich Ihnen zum neuen Jahre nichts bessers senden als beyliegenden Brief den ich so eben erhalte. Erhalten Sie mir Ihre Freundschaft so wie die meinige Ihnen unveränderlich gewidmet bleibt. dl 31 Dec. 1792 Goethe
145. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, vermutlich Ende Dezember 1792 oder Anfang Januar 1793〉 20
Hast du nicht ein C a m p e r i s c h e s We r c k die vergleichende Anatomie betl. von Jakobi als du in Düsseldorf warst erhalten? ich bitte darum. G 14 J|a|hre 18 1t31
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146. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 1. Februar 1793. Freitag W. dl. 1 Febr. 1793. Heute erhalte ich deinen Brief und schreibe dir einige Worte die ich schon diese Tage mit mir herumtrage. Mit der montägigen Post geht ein Packet ab, mit allerley wunderlichen Geburten des menschlichen Geistes die ich zum Theil deiner Bibliotheck einzuverleiben bitte. Andre Wercke werden bereitet und folgen nach und nach. Ich lasse dir die Zeichnungen kopiren in denen Meyer meine Theoretischen Farben Speculationen in Praxin zu setzen anfing. u.s.w. Hierbey ein kleiner Aufsatz eines Mannes von dem ich mir für deinen Sohn viel gutes verspreche. Uber den Jenaischen Aufenthalt empfängst du nächstens Nachricht. Viel Danck für die Mittheilung des Briefes der Prinzess. Ich wünschte ich käme mir selbst so harmonisch vor wie dieser schönen Seele und wäre neugierig zu wissen wie sie von mir dächte wenn wir ein Jahr zusammen gelebt hätten, in den ersten Tagen ist und bleibt immer viel Schein. Ihr kurzer Umgang / ist mir sehr wohlthätig geworden und sie hat mir eine herzliche Neigung abgewonnen. Das kleine Gedicht, wie überhaupt alles was ich nach meiner Art vorbrachte hat sie mit der besten Art aufgenommen, und mir ein unbegränztes Vertrauen eingeflößt und bewießen. Es freut mich daß dir und deinem Kreiße das kleine Gedicht wohlgefällt. Wir können nichts machen als was wir machen und der Beyfall ist eine Gabe des Himmels. Seit einigen Tagen habe ich gleichsam zum erstenmal im Plato gelesen und zwar das Gastmal, Phädrus und die Apologie. Wie sonderbar mir dieser fürtreffliche Mann vorkommt möcht ich dir erzählen, ich habe Herdern mit meiner Parentation zu lachen gemacht. Darnach ging mirs aber wie jener Haußfrau die Katze gewesen war und ihres Mannes Tafel gegen eine Maus vertauschte, ich habe eine Arbeit unter/nommen die mich sehr attachirt, von der ich aber nichts sagen darf biß ich ein Pröbchen schicke. Inzwischen war ich oft euretwegen in Sorgen und freue mich daß nun Hoffnung ist euch wo nicht ruhig doch sicher zu se-
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hen. Die Aachner Begebenheiten sind albern genug. Leidet dein Sohn nicht bey diesen Händeln? Ich dancke dir für die Nachrichten die ich sorgfältig fortpflanzen werde. Sage mir manchmal ein Wort von deiner Lage und der Situation um dich her! Daß ich Georgen nicht wie dich und die übrigen in deinem Hause im Geiste kann wandlen sehen thut mir leid. Grüße ihn und gedencket mein. Gewöhnlich wenn ich aufstehe besuch ich euch und sehe jedes in seiner Art kommen und wesen. Ich bin wohl und glücklich, meine Kleine ist im Haußwesen gar sorgfältig und thätig, mein Knabe ist munter und wächst, Meyer ist fleißig und wir halten den bewußten Amor recht fest zwischen uns. Meyer arbeitet einige / treffliche Zeichnungen zu der neuen Quart Ausgabe von Wielands Wercken. Wenn die Platte von des Alten Portrait fertig ist erhältst du gleich einen Abdruck, der dir um einiges besser als der rohe Probedruck gefallen wird. Im Ganzen aber ist nicht zu läugnen was du tadelst. Unter uns gesagt liegt aber der Fehler darin daß L. nicht Zeit genug auf eine solche Platte wenden kann. Denn es gehört viel Zeit con amore einen Gegenstand natürlich darzustellen, wenn man den Schein davon in kürzerer Zeit durch Manier allenfalls vorbilden kann. Lebe recht wohl und theile meine Grüße mit vollen Händen aus, nicht so bedächtlich wie Klärchen die Frühstücke in Häufchen neben einander legt, welches doch an ihr als einer klugen Jungfrau nicht zu tadlen ist. Empfiel mich allen Freunden. Für Hl. Gr. Nesselrode leg ich Montags ein paar Bände von Alfieri bey. Lebet wohl gedencket mein beym Morgen und Abendkuße. Lebt wohl. G.
147. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 27. Februar 1793. Mittwoch
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Du erhältst heute nur einen Etat für Maxens nothwendigste Ausgaben. Ein Quartier ist genommen das nicht übel ist. Hierbey einige poetische Späße. Nächstens mit 3 Globen noch einige andre Sachen. Die Spritze kommt bald ich lasse sie mit einem Zubringer machen. 11 a|r|beitet 19 gGrüße
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Lebe wohl Grüße die deinen. Maxens Bette ist auch schon in meinem Hauße bereitet, er mag sich bey mir zum Schritte von Pempelfort nach Jena gewöhnen. Danck für deinen Brief und die Beylagen. W. dl. 27 Febr. 1793 G.
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148. An Jacob Friedrich von Fritsch 〈Weimar, 12. März 1793. Dienstag〉 Ew Exzell erlauben daß ich dieselben auf einen Mann aufmercksam mache, der sich seit einiger Zeit hier aufhält und der mir täglich verdächtiger vorkommt. Es ist der sogenannte Obr. Pearce in Amerikanischen Diensten. Er sucht unter ansehnlichen Versprechungen junge Leute an sich zu locken. Der junge Wetke, der sich mit zu den Künstlern zählt, hat von mir, zum Entzweck einer Aufnahme, ein Attestat seiner Talente und seines Verhaltens begehrt und dieses veranlaßt mich zu Gegenwartigem. Sollte es etwa gefällig seyn den Peter im Baumgarten, mit welchem gedachter Pearce hierher auf dem Postwagen gereißt und bey welchem er wohnt, durch irgend einen Subalter nen vernehmen zu lassen, so würden / wie ich vermuthe dadurch einige Verhältniße sogleich ins Licht gesetzt werden. Ich empfehle mich Ew Exzell gnädigem Wohlwollen und unterzeichne mich verehrend
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Ew Exzel
gehorsamster Diener Goethe
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Abb. 13: Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1793 (Nr 147), S. 1
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Abb. 14: Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1793 (Nr 147), S. 2
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149. An Unbekannt 〈Weimar, Mitte März 1793〉 Ew Hochwohlgebl
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werde mit Vergnügen aus der Theatergarderobe einige Masken für des Herrn Erbprinzen von Rudolstadt Durchl verabfolgen laßen und deßhalb Morgen frühe mit dem Garderobier sprechen auch deßhalb fernere Nachricht ertheilen. Mit bestens empfehlend Ew Hochwohlgebl gehorsamster Dr Goethe
150. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 17. April 1793. Mittwoch W. dl. 17 Apr. 93.
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Gestern frühe ist Max bey mir angelangt müde genug und mit einem vom Stiefel gedruckten Fuße. Für das erste Bedürfniß ist ihm ein Canapee, und für das letztere Ubel ein Kräutersäckchen zu Hülfe gekommen und heute ist er schon nach seiner Art ganz munter, ich habe den Lecktionskatalogus mit ihm durchgegangen und seine Stunden vorläufig ausgezeichnet ihn mit einigen Büchern versorgt, so mag er sich ausruhen und sich dann hier umsehen. Ist mirs möglich so bringe ich ihn selbst nach Jena, wo nicht, soll er in gute Hände geliefert werden. Denn ich bin schon wieder reisefertig und werde wenn sich Maynz nicht kurz resolvirt, der Blokade oder Belagerung beywohnen Gegen Ende dieses Monats gehe ich hier ab. Hast du was an Max so schreibe ihm unter seiner Adresse, bey mir abzugeben. An mich schreibst du nun am sichersten nach Franckfurt. 20 Bolokade
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Ich bin im Packen eines Kästchens begriffen das wahrscheinlich Montags mit dem Postwagen abgeht. Es enthält wunderbare Dinge, / nichts weniger als die Welt in triplo, eine unbekannte Monatsschrift welche vor zwölf Jahren ausgegeben wurde, das A B. C und A. B. AB. der neuen Farbenlehre aufs Colorit angewandt, Bildniße berühmter Männer, Mustervon, unterirdischen Schätzen, und s. w. wie solches alles zu großer Verwunderung der Pempelforter Bewohner nächstens ausgepackt werden wird. Es liegt auch etwas für die Fürstinn Galizin bey. Daß ihr aber zu meiner Aufführung in Münster solche sonderbare Gesichter schneidet, daran erkenne ich die losen Weltkinder die sich formalisiren wenn sich unser einer einmal in puris naturalibus seiner angebohrnen Tugend sehen läßt, oder nach dem schönen Gleichniße der Kirchenmutter Lehnchen die rechte Seite der gewirckten Tapete an einem Festtage herauskehrt. Ihr werdet also künftig von eurem Unglauben und bösem Leumund ablassen, und Gott in seinen Geschöpfen die gebührende Ehre erzeigen. / Wie sehr ich dir und allen Freunden und Verwandten über dem Rhein zu der Entfernung der Toll-Francken Glück wünsche kannst du dencken. Ich dancke dir für die Nachrichten die du mir von Zeit zu Zeit sendest, und wenn ich nicht oft schreibe, so weißt du wie es sich mit mir verhält. Der guten Herdern ist auch so ein Brief überständig geworden weil der Gemahl zu schreiben unterließ. Aus deinem Sohne Georg wird also dem Ansehn nach ein kleiner Despote werden. Ich freue mich daß er bald in solche Verhältniße kommt. Der Herzog wird ihm gerne einen Titel geben, nur schreibe mir gelegentlich ob es gerade Regierungs-Rath seyn muß. Man hat ihn hier niemals als blosen Titel gegeben und stellt sich vor daß er mit einer Wircklichkeit verknüpft seyn müsse, ob ich gleich gern gestehe warum die Regierung allein Ansprüche an Realität zu machen hat, da wir Cammer, Justiz, Hof, Land, Commerzienräthe haben die / es an aller und jeder Wircklichkeit ermangelt. Wegen des Papiers sollst du zunächst Nachricht haben. Es ist Schweizerpapier, wir ziehen es von Leipzig, ihr werdet es besser von Basel oder Franckfurt nehmen. 12 einmall 18 bdem 20 iIch 29 wWircklichkeit
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Lebe wohl und grüße alles zum Besten und schönsten. Dohms empfiel mich zum Besten. Von Franckfurt hörst du was von mir. Frau von Guttenhofen bitte mit den schönsten Empfehlungen zu sagen daß ich Frau v. Ferette |:so hört sich wenigstens der Nahme:| hier einige Tage zu sehen das Glück gehabt, in deren Gesellschaft sich ihr Hl. Sohn befunden. Nun sey mir nochmals gegrüßt. Vielleicht noch ein Wort ehe ich von hier abgehe. Liebe mich und gedencke mein in dem deinigen. G.
151. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, zwischen 17. und 21. April 1793. Zwischen Mittwoch und Sonntag〉 Inhalt dieser Sendung.
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1.) Ein Packet an Pr. Galizin, zu gefälliger weiterer Besorgung. 2.) Die Welt in triplo für den billigen Preis von 4 rh 20 gl. Sächsisch courant. wird in Rechnung gestellt. 3.) Das Journal von Tiefurth, ist zwar nachher sehr geplündert worden es finden sich aber noch allerley Originalspäße drin zu beliebiger Beherzigung. 4) Abelard und Eloise. 5.) Eine Rolle. Darauf ein einzelner Wieland für Ew Liebden. Ein Wieland und Goethe an Hl. Hofr. Apel mit der besten Empfehlung. 6.) Drey farbige Zeichnungen, welche, weil sie eine weitläufige Auslegung erforderten, gar nicht ausgelegt werden. Die Absicht ist daß sie mögen wunderlich und lieblich anzuschauen seyn. Werden vor dem Sonnenlicht verwahrt. / 7.) Drey Blätter Aqua tinta, eine alte Vase, welche Durchl die Herzoginn Mutter besitzt, vorstellend. Merckwürdig weil es die erste Vase ist die ganz genau in Kupfer gebracht worden, so daß man die Art
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und Weise des Alten Kunstwercks, die Tugenden und Mängel desselben, als sähe man das Original, daran unterscheiden kann. Wird mit einem Commentar bald ausgegeben. 8.) Ein Paar Silberkörner aus dem Ilmenauer Wercke zu Erneuerung des gewerckschaftlichen Zutrauens. 9.) Ein Stahlsiegel worauf die Medusa Strozzi kopirt. Hl. Grafen Nesselrode mit Empfehlung meines Andenckens zu überreichen.
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152. An Friedrich Justin Bertuch Weimar, 27. April 1793. Samstag Ew. Wohlgebl. dancke vielmals für die von dem Fürsten von Dessau Ihnen übergebene und wohl bey mir angelangte Depeche. Ich wünsche gute Verrichtung und bitte mir eine kleine Kommission zu besorgen. Hl. Vieweg dem älteren sendete ich meist durch Hl. Hofr. Moriz einige poetische Aufsätze für das deutsche Museum, worin sie auch gedruckt stehen. Ich erinnere mich daß von 4 Ldl. Honorarium für den Bogen die Rede war. Auch ließ ich Hl Vieweg ersuchen eine kleine Post die ich an Hl. v. Cranach nach Craazen schuldig war an denselben abzutragen, ich vermuthe daß dieses geschehen ist. Wollten Sie die Güte haben mit Hl. Vieweg die Sache abzumachen und das mir etwa zukommende Geld an sich zu nehmen und Hl. V. bestens von mir zu grüßen. Leben Sie recht wohl und kommen gesund zurück. W. dl. 27 Apr. 1793 Goethe.
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153. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. Mai 1793. Donnerstag
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Du hast sehr wohl gethan, mein lieber, mich nochmals mit einem Briefe heimzusuchen, ich befinde mich noch hier und werde vielleicht noch eine Woche bleiben. Aus einer Gewohnheit mag ich mich gar nicht gerne entfernen und so giebts allerley Vorwand. Die Spritze sollst du haben, ich will dir gleich meine einpacken lassen. Denn der Meister ist ein Zauderer besonders wenn von kleinen Spritzen die Rede ist an denen wenig verdient wird. Ich besorge daß man sie mit einem Fuhrmanne abgehen läßt. Dein Wagen steht nun noch hier und ich weiß nicht wie ich ihn wegschaffen soll. Er ist gut aber sehr schwer daß ich drey und vier Pferde zu nehmen genöthigt war. Sollte man ihn nicht lieber verkaufen. Zwar über 50 rh giebt man nicht dafür, ich habe mich schon erkundigt. sage mir deine Meynung. / Mein Wägelchen steht noch in Coblenz wie mir Krahe schreibt. Ich wollte du ließest es kommen, denn es ist immer noch den Transport werth und dient dir wohl noch einmal dir einen Gast vom Halse zu schaffen. Sage mir auch darüber was du thun willst. Beyliegende Note berichtet dich über das Schweizer Papier. Max hat sich gleich recht gut gefunden ich war einige Tage in Jena und habe mich über ihn gefreut. In seinem Fache wird es ihm an guter Leitung und grundlichem Unterricht nicht fehlen. Von Franckfurt schreibe ich gleich. Du kannst dencken wie ich fleißig war. Reinicke ist fertig, in Zwölf Gesänge abgetheilt und wird etwa 4500 Hexameter betragen. Ich schicke dir bald wieder ein Stück. Ich unternahm die Arbeit um mich das vergangne Vierteljahr / von der Betrachtung der Welthändel abzuziehen und es ist mir gelungen. In meinen Natur Betrachtungen bin ich auch weiter gekommen. Grüße alles. Von Franckf. schreibe ich und sollt ich mercken daß das Kriegswesen gar zu wilden Einfluß auf mein zartes Herz äussert, so
3 ×Aus 26 Viertel|jahr|
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werde ich wohl den Rhein wieder hinunter schwimen müssen um Lehnchens calmirender Hand mich zu unterwerfen. Lebe wohl und liebe mich. W. dl. 2 May 93 G Das Papier werdet ihr von Basel immediat oder wenigstens von Franckf. zu ziehen haben.
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154. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 11. Mai 1793. Samstag Nur noch ein Wort zum Abschied. Möge dir die Cur in Gesellschaft der Musen recht wohl bekommen, ich will suchen mitten im Getümmel recht fleißig zu seyn. Grüße Nachbar und Nachbarinn. Ich schicke von Zeit zu Zeit etwas. Meinen Kleinen empfehl ich dir, er kommt, hoff ich, glücklich durch. Reinicken muß ich mitnehmen. Die Correcktur so eines Stücks ist eine Sache die sich nur nach und nach macht. Meyer grüßt aufs beste. Lebe tausendmal wohl. W. dl. 11 May 93. G
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155. An Franz Kirms Gotha, 15. Mai 1793. Mittwoch Der Hl. Coadjutor hat sich für unser Schauspiel sehr günstig erklärt und erlaubt jetzt und künftig nach unsrer Convenienz entweder von Zeit zu Zeit oder in einer Folge in Erfurt spielen zu dürfen. Ich habe mir ausgebeten daß Ew Wohlgl. sich unmittelbar an ihn wenden dürfen weil man durch die dritte vierte Hand niemals weiß woran es manchmal hie und da nicht fortwill. Ich überlasse Ew. Wohlgebl hievon Gebrauch zu machen und wünsche recht wohl zu leben. Gotha dl. 15 May 1793. Goethe 5 ohne oh oder
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156. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 17. Mai 1793. Freitag
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Eh ich von Weimar abging ist die Sprütze eingepackt und soll mit dem ersten Fuhrmann hierher abgehen und dann weiter zu dir eilen. Sie ist eingerichtet daß man unten den Zapfen ausziehen und einen durchlöcherten Kupfernen Saugkolben einschrauben kan den man alsdann ins Wasser reichen läßt und fortplumpt, so kannst du deinen ganzen Bach aussaugen. Maxen ließ ich noch durch Götzen besuchen eh ich abging er befindet sich wohl. Nächstens erhältst du wunderliche Dinge, ich bin sehr fleißig. Hier ist alles still, aus dem Lager schreib ich dir, es geht nicht alles wie es sollte. Leb wohl grüße die deinen, liebe mich. Franckfurt dl. 17 May 1793. G
157. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 17. 〈Mai 1793〉. 〈Freitag〉
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Franckfurt Freytag dl. 17. Abends. Ich melde dir, meine Liebe, daß ich heute Nachmittage glücklich hier angekommen bin, daß es in meinem Hause ganz ruhig ist und daß ich nur wünschte du wärest bey mir du würdest es recht artig finden. Meine Mutter ist in Gesellschaft gegangen, ich sollte auch mit, mache es aber hier wie dort und bin am liebsten zu Hause. Nun wird zuerst an dein Zettelchen gedacht und für das Krämchen gesorgt. Lebe wohl, küsse den Kleinen und schreibe mir was er macht und wenn ihr von Jena zurückkehrt. Lebe wohl ich bin immer bey euch. G Wende um! /
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Meine Mutter hat mir einen sehr schönen Rock und Carako für dich geschenckt, den ich dir sogleich mit schicke denn ich kann dir wie du weißt nichts zurückhalten. Dabey liegen Zwirn Bänder wie du sie verlangtest. Das andre kommt nach und nach. Lebe wohl! meine liebste. NB es sind fünf Blätter zum Rock und ein Blat zum Caracko von dem die grünen Streifchen abgeschnitten und aufgarnirt werden. Wenn du dirs machen lässest; so frage jemand der es versteht. Adieu! küsse den Kleinen. / Wie wär es wenn du dir den Rock und das Caracko auf deine nächsten Umstände machen ließest, es ist ja Zeug genug du kannsts immer enger machen lassen. Ich schickte dir noch einen großen Schaal und da wärst du in der Krabskrälligkeit recht geputzt.
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158. An Friedrich Justin Bertuch Frankfurt a. M., 21. Mai 1793. Dienstag Ew Wohlgebl übersende einen Brief der sich auf die Borellische Büchersendung bezieht. Sie haben wohl die Güte die Fracht zu berichtigen und sich an die Bücher zu halten. Zugleich bitte ich das bekannte Bild der Muttergottes mit dem Kinde, von Coreggios Composition, in ein Kästchen wohlgepackt, an mich zu senden. Ich wünsche es mit einem ähnlichen das sich hier befindet zu vergleichen. Seit drey Tagen hört man keinen Canonenschuß, alles ist stille obgleich die Vorbereitungen zur Belagerung immer starck fortgehen. Man vertröstet das Publikum von Woche zu Woche auf diese Fête. Ich empfehle mich bestens. Franckf. dl. 21 May 93 Goethe
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159. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 26. Mai 1793. Sonntag
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Dieses Blat sollte schon lange bey dir seyn, ist aber durch Versehen diese Zeit herumspaziert und tritt nun seinen Weg zu dir an. Morgen gehe ich zur Armee und meine berühmte Geduld und Langmuth wird wie es scheint vor Mayntz recht am Platze seyn. Ich befinde mich hier recht wohl. Sömmerings Gegenwart ist mir sehr erfreulich und heilsam. Lebe wohl. Hierbey folgt ein Schauspiel dem ich guten Empfang wünsche. Grüße die deinen. Franckf. dl. 26. May 1793 G Gieb das Lustspiel nicht aus der Hand.
160. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 29. Mai und wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793. Mittwoch und 〈Samstag〉 dl. 29. May 93.
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Ich bin nun wieder, meine beste, im Lager angelangt und es sieht ein gut Theil besser aus als vor dem Jahre. Man muß nur alles gute und bequeme was man zu Hauße verließ eine Zeitlang aus dem Sinne schlagen so kann es wohl angehen. Abwechslung giebt es genug und viel zu sehen und zu hören. Der Herzog ist recht wohl. Die Armee steht um eine große Stadt, über ein Paar Flüsse weg und man schießt Tag und Nacht. Ich wollte du wärst bey mir, so möchte das andre hingehn. Ich war in ein Dorf recht schön einquartiert da haben mich die Wanzen wie gewöhnlich heraus gejagt. Nun schlafe ich wieder im Zelte, angezogen, in einer Stroh Bucht und habe eine Decke die uns / hoffe ich, bald wieder zusammen zudecken soll. Ich dencke viel an dich, küsse dich und den Kleinen in Gedancken.
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Du wirst nun das zweyte Packet erhalten und dich gefreut haben. In Franckfurt steht noch das Bügeleisen, die Schue und Pantoffeln waren noch nicht fertig. Bald gehe ich wieder hinein und packe dir wieder ein Kästchen. dl. 30 ten. Heute Nacht sind wir unsanft geweckt worden. Die Franzosen attakirten das Hauptquartier, ein Dorf ohngefähr eine halbe Stunde von / uns. Das Feuer war sehr lebhaft sie wurden endlich zurückgetrieben. Deiner Bitte eingedenck bin ich erst da es Tag war und alles vorbey hinunter geritten. Da lagen die armen Verwundeten und Todten und die Sonne ging hinter Maynz sehr prächtig auf. Behalte mich lieb, ich werde mich um deinetwillen schonen denn du bist mein liebstes auf der Welt. Küsse den Kleinen. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Ich schreibe dir von Zeit zu Zeit. G.
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161. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn〉, wahrscheinlich 〈1. Juni〉 1793. 〈Samstag〉 Im Lager vor Maynz dl. 30. May 93. Kaum war ich einige Tage hier wo ich Durchl den Herzog wohl und munter und alles artig eingerichtet fand, indem man die Zelten mit Lauben erweitert und ausgeschmückt, ein Speisezimmer gebaut, Küche und Keller eingegraben und die ganze militarische Haushaltung auf einen angenehmen und wie es schien dauerhaften Fuß gesetzt hatte, als heute Nacht die Franzosen sich erfrechten auf das Hauptquartier Marienborn einen Ausfall zu thun und mir also das Schauspiel eines Uber-
2 Bügeleisen., (Punkt zu Komma) 10 vVerwundeten 16 iIm 24 fa das
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Abb. 15: Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Titelblatt
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Abb. 16: Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Bl. 4v und Bl. 5r
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Abb. 17: Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Bl. 139v und Bl. 140r
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falls und einer nächtlichen sehr lebhaften Affaire gewährt ward. Der Feind drang biß in das Dorf / fast unangemeldet, es entstand ein lebhaftes Gefechte. Das Canonenfeuer von unsern Batterien, das Feuer des kleinen Gewehrs dauerte fast eine Stunde, mancher braver Kerl büßte sein Leben ein. Endlich drängte man sie nach der Stadt zurück. Es gelang ihnen nicht die brennlichen Materialien zu entzünden die sie mit gebracht hatten um das Dorf in Brand zu stecken. Es war ein Unternehmen das sie wie es scheint lange im Sinne führten, ohne genaue Beschreibung oder Zeichnung des Terrains läßt sich nichts umständliches sagen. Des Herzogs Regiment hat den Major Laviere und Mann verlohren / Die Absicht des Feindes scheint gewesen zu seyn den Gen. Kalckr. den Prinzen Louis Ferdinand und einige andre Generale aufzuheben. Vielleicht auch nur das Dorf zu entzünden und die Leute zu necken. Es ist ein Coup der keine Folgen hat aber doch verdrieslich ist. Die Zeitungen werden mehr und weniger sagen. Der Herzog ist abermals glücklich durchgekommen. Welche sonderbare Empfindung mir das war als ich wie es Tag wurde hinunter ritt und erwarten mußte, w e n ich dort nun todt oder verwundet fände! Ich dancke für den gütigen Brief für die Nachrichten und Erinnerungen / Wegen Titels wird der H. selbst schreiben. Er will lieber das Geld noch einmal zahlen. Er ist gar sehr von Ihren Briefen erbaut und von Ihrer Geschäftigkeit zufrieden. Zum Soldaten ist er gebohren und wenn man ihn in diesem Elemente sieht verdenckt mans ihm nicht daß er da gerne ist wo er sich fühlt. Behalten Sie mich lieb und nehmen Sich der meinigen an wenn mir ein Unfall begegnen sollte. Anstalten zur Belagerung sind für mich noch unsichtbar. Die Blocade kann sich sehr in die Länge ziehen. Die Situation der Franzosen in Absicht auf Terrain ist sehr vortheilhaft und ihre offensive Defension gefährlich. G.
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162. An Johann Gottfried Herder 〈Lager bei Marienborn〉, 2. Juni 1793. Sonntag dl. 2. Jun. 93.
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Daß ich mich wohl und, wie es die Umstände zulassen, vergnügt im Lager bey Marienborn befinde habe ich durch gegenwärtiges melden sollen. Das interessanteste für uns ist daß der Herzog sich wohl befindet, das übrige geht und mag gehen wie es in den Sternen geschrieben oder nicht geschrieben ist. Die Situation der Franzosen ist sehr vortheilhaft. Von dem Uberfall auf Marienborn liegt hier eine detaillirte Relation bey, die ich besonders Franckenbl mitzutheilen bitte. Empfehlet mich auf allen Seiten u liebt mich. V. / G Dein Packet hab ich noch nicht übergeben. ich weiß nicht warum. Ein Dämon hält mich ab. Die Zerstreuung, Verwirrung, Inhumanität um uns ist zu groß. Vale et ama. / 〈Beilage〉
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Ausfall der Franzosen auf Marienborn. Das Hauptquartier Marienborn liegt in der Mitte des Halbkreises von Lagern und Batterien die am lincken Ufer des Rheins oberhalb Maynz anfangen, die Stadt in der Entfernung ohngefähr einer Viertelstunde umgeben und unterhalb derselben sich wieder an den Fluß anschließen. Die Capelle zum heil. Creuz, die Dörfer Weisenau, Hechtsheim, Marienborn, Dreys, Gunzenheim, Mombach werden von dem Kreise entweder berührt oder liegen nicht weit von demselben. Die beyden Flügel bey Weisenau und Mombach wurden vom Anfang der Blokade an von den Franzoßen öfters angegriffen und ersteres Dorf abgebrannt, die Mitte hingegen blieb ohne Anfechtung, niemand konnte vermuthen daß sie einen Ausfall dahin richten würden, weil sie in Gefahr kamen von allen Seiten ins Gedränge zu gerathen, abge-
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schnitten zu werden, ohne irgend etwas von Bedeutung auszurichten. / Unterdessen waren die Vorposten um Brezenheim und Dalheim, Orte die vor Marienborn in einem Grunde liegen der sich nach der Stadt zieht, immer an einander und man behauptete Brezenheim diesseits um so eifriger als die Franzosen bey Zahlbach einem Kloster nahe bey Dalheim eine Batterie errichtet hatten und damit das Feld und die Chaussee bestrichen. Eine Absicht die man dem Feinde nicht zutraute bewog ihn endlich zu einem Ausfall gegen das Hauptquartier, sie wollten, – so ist man durch die Gefangnen überzeugt – den Gen. Kalckreuth der in Marienborn, den Prinzen Ludwig, Ferdinands Sohn, der auf dem Chausseehause einige hundert Schritte vom Dorfe in Quartier lag entweder gefangen fortzuführen oder todt zurück lassen. Sie wählten die Nacht vom 30 zum 31ten, zogen sich vielleicht 3000 Mann aus dem Zahlbacher Grunde über die Chaussee, durch einige Gründe und durch das hohe Korn biß wieder an die / Chaussee, passirten sie und eilten auf Marienborn los. Sie waren von Bauern aus der Nachbarschaft geführt und nahmen ihren Weg durch die Patrouillen durch, die ein Umstand unaufmercksam gemacht hatte. Tags vorher hatte man Bauern beordert das hohe Getreide das gegen die Stadt zu steht in der Nacht abzumähen. Als diese nach vollendeter Arbeit zurückgingen folgten ihnen die Franzosen. Einige Patrouillen achteten das Geräusch nicht, andre riefen sie an und hielten ihren undeutlichen Gegenruf für Ungrisch. Genug sie drangen unentdeckt weit vor und als man sie endlich erkannte und nach ihnen schoß eilten sie nach Marienborn erreichten das Dorf, gegen ein Uhr, wo man sorglos entweder schlief oder wachte. Sie schossen sogleich in die Häuser wo sie Licht sahen, drängten sich durch die Straße, umringten den Ort / und das Klostergebäude in welchem der General lag. Die Verwirrung war groß, besonders da noch mehrere in Marienborn kantonirten. Die Batterien feuerten, das Infanterie Reg. Wagner rückte vor, Lottum kam herzu, eine Eskadron H. v Weimar die hinter dem Orte lag war 29 gerathen., (Punkt zu Komma) 10 ⎤ –⎤ so 14 fortzuführen (zu versehentlich nicht gestrichen) 14 zurück zulassen. 18 Marien×born 22 ain 27 Dorf|,| 32 Lott Wagner 33 zwey ⎡eine⎤ 33 lagen waren
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bey der Hand, die sachsischen Husaren deßgleichen. Es entstand ein verwirrtes Gefecht mit großer Lebhaftigkeit. Indessen hörte man im ganzen Umkreis der blockirenden Läger das Feuern von falschen Attaquen, jeder ward auf sich aufmercksam gemacht und niemand wagte dem andern zu Hülfe zu kommen. Der abnehmende Mond gab ein mäßiges Licht Der Herzog v. Weimar führte den übrigen Theil seines Regiments, das eine viertel stunde hinter Marienborn auf der Höhe kampirte hinzu. Die Reg. Wagner und Lottum widerstanden dem Feinde und nach einem anderthalbstündigen / Gefechte trieb man die Franzosen gegen die Stadt zurück. An Todten ließen sie 30 und etwa so viel Gefangne und Blessirte zurück. Sie haben soviel man weiß nur einige Artillerie Pferde erbeutet. Der Verlust der Preußen an Todten und Blessirten mag 90 Mann seyn. Maj. la Viere von Weimar. Rittmstr Voß Gener. Adj. sind todt und einige Hauptleute der Infanterie. Ein unglücklicher Zufall vermehrte den diseitigen Verlust. Denn als sich die Feldwachen von Brezenheim zu Anfang der Affaire auf Marienborn zurückziehen wollten, kamen sie unter die Franzoßen und wurden zugleich mit ihnen von unsern Batterien beschossen. Als es Tag ward fand man Pechkränze und dergleichen brennbare Materialien an mehreren Enden des Dorfes, sie hatten die Absicht wenn der Coup gelänge zuletzt das Dorf anzuzünden. Man erfuhr daß sie zu gleicher Zeit versucht / hatten von einer Rheininsel, an der Maynspitze, in der sie sich eingenistet haben, eine Brücke auf die nächste zu schlagen. Nunmehr ist das zweyte Treffen näher an Marienborn herangezogen. Des Herz. Reg. steht rechts Marienborn. Man weiß daß beym Ausfall National Truppen voran gingen, dann Linien, dann wieder National Truppen folgten. Es mag daher das Gerücht entstanden seyn als wären sie in drey Colonnen ausgegangen. Ein Brief des Herzogs an seine Fr. Gemahlinn wird das was ich sage bestätigen, modificiren, aufklären. Dii meliora!
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163. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 3. Juni 1793. Montag 3 Juni 93. Dein Brief hat mich sehr gefreut, und die Nachricht daß ihr wohl seyd. Daß dir das Kleid gefallen hat kann ich dencken. Du hast nun auch einen großen seidnen Schaal mit dem du die pfuy Teufelchen zudecken kannst. Wenn ich wieder nach Franckfurt komme, will ich dir auch für etwas weises sorgen. Küsse den Kleinen, grüße Meyern! mich betrübts daß er wieder kranck ist. Ich bin recht wohl und wünsche bald wieder bey dir zu seyn. Lebe wohl. Behalte mich lieb und schreibe bald. Vor Maynz im Lager. G. /
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Wir haben kalt Wetter gehabt, Gewitter und Regen. Heut war ein sehr schöner Tag. Es fehlt an nichts und es ist viel lustiger als vor dem Jahre. Die Gegend ist gar schön. Leider wird viel verwüstet. Lebe wohl ich freue mich auf die guten Stunden die auch wieder kommen werden.
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164. An Franz Kirms Lager bei Marienborn, 4. Juni 1793. Dienstag Es ist mir angenehm zu hören daß Sie Sich wohl befinden und daß alles bey dem Theater in seiner Ordnung fortgeht man muß auch für den Sommer das beste hoffen. Veränderungen wünschte ich ohne dringende Ursachen nicht sobald und was Krügern betrift; so kann ich mich nach dem was vorgegangen nicht sogleich entschließen ihn wieder anzunehmen. Unser Theater ist seiner Verfassung nach ein respecktabel Institut und ich wünschte nicht daß unruhige Köpfe es für einen Taubenschlag ansähen wo man nur aus und einfliegen kann wie es beliebt. Schreiben Sie mir von Zeit zu Zeit wie es geht. Zur Ubergabe von Maynz ist noch keine Hofnung und
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eine Belagerung wenn sie auch noch unternommen wird eine langweilige und böse Sache. Unser gnädigster Herr sind wohl und munter. Leben Sie recht wohl. Lager bey Marienborn dl. 4 Jun. 1793. Goethe
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165. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 5. Juni 1793. Mittwoch Lager bey Marienborn dl. 5 Jun. 93.
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Seit 10 Tagen bin ich hier und habe gleich den Ausfall der Franzen auf das Hauptquartier erlebt, der merckwürdig genug ist und von dem ich eine Relation beylege, es ließ sich noch vieles sagen das nicht gut zu schreiben ist. Ich finde mich recht glücklich in diesem Momente hier zu seyn und Geduld und Ruhe mitten in dem unternehmenden Getümmel zu lernen. Es müßte sonderbar zu gehen wenn Maynz sich auf die Blockade ergäbe, die eigentliche Belagerung braucht acht Wochen, wie man sagt, und da muß alles gehen wie es soll. Sobald sie angeht schreib ich dir, auch erfährst du das gleich durch die Zeitungen. / Wenn die Franzoßen hartnäckig sind stehen wir Ende Augusts noch hier. Kein Tag oder Nacht geht ruhig vorüber. Heute vor Tages Anbruch war eine gewaltige Canonade an der Rheinspitze und bey Costheim. Man weiß noch nicht was es gegeben hat. Das Wetter ist schön die Nächte höchst lieblich. Ich sehe die Sonne öfter als in meinem ganzen Leben aufgehen. Der Herzog ist wohl. Er grüßt dich und wird Georgen den Regier. Rath ertheilen. Schreibe dem H. ein artiges Wort darüber. Das Decret will ich besorgen. /
1–2 lagngweilige 14 B×lockade
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Erst war ich in einem Dorfe machte mich aber bald heraus und campire nun. Auf dieser Seite hab ich mich umgesehen und werde nun auch zu den Sachsen und Hessen gehen. Vielleicht einige Tage nach den Bädern. In Gedancken arbeite ich indessen an meinen Lieblings Betrachtungen. Schreibe auch manches. In Franckfurt war ich mit Sömmering sehr vergnügt. Lebe wohl. Wenn du mir schreibst adressire deinen Brief nur ins Lager bey Marienborn. Grüße die deinigen und behalte mich lieb. G
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166. An Friedrich Justin Bertuch Lager bei Marienborn, 6. Juni 1793. Donnerstag 〈Abschrift〉 Ew Wohlgebl bitte inliegendes an des Fürsten von Dessau Durchll durch die Post zu übersenden und die übrigen Beylagen gefällig zu bestellen Wir stehen noch, auf oder ab, wie vorher, es ist weder Tag noch Nacht Ruhe. Dieser Zustand kann noch lange dauern. Ich freue mich wenn der Bürger General Sie unterhalten hat und wenn ich so glücklich gewesen bin in dieser ernsthaften Sache leicht und anmuthig zu scherzen. Geben Kenner dem Stückchen Beyfall und schreiben ihm einigen ästhetischen Werth zu, halten wohlgesinnte es auch moralisch und politisch nützlich, so kann es mir desto angenehmer seyn wenn es zum Schiboleth dient thörige oder tückische Unpatrioten in Deutschland zu entdecken. Wie schrecklich leidet diese schöne Gegend an den Folgen jenes Schwindelgeistes, wenn er gleich nicht allein Schuld an dem Unglück ist. Ew Wohlgeb Lager bey Marienborn gehorsamer Dr. dl. 6. Juni 93. Goethe
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Briefe an mich bitte ferner nach Franckfurt zu adressiren. t. s. v. p.
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Inliegendes erhalte ich von Neufschatel. Es ist ein alberner Streich. Der Hand und dem Papier nach ist der Brief nicht in Deutschland geschrieben. Wollen Sie Borel gelegentlich den Brief zurückschicken? In unsrer Gegend wüßt ich nicht wie jemand so einen Einfall haben sollte. Leben Sie recht wohl. Beyliegende Relation bitte an den Fürsten von Dessau beyzufügen.
167. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793. Freitag
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Im Lager bey Marienborn vor Maynz dl. 7. Juni. 93. Dein lieber Brief trift mich hier und giebt mir einen guten Morgen eben als ich mich von meinem Strohlager erhebe und die freundlichste Sonne in mein Zelt scheint. Ich schreibe gleich wieder und wünsche euch Glück zu dem schönen Frühling in Pempelfort, da wir indeß zwischen zerrissnen Weinstöcken, auf zertretnen, zu früh abgemähten Ahren uns herumtummeln, stundlich den Tod unsrer Freunde und Bekannten erwarten und ohne Aussicht was es werden könne von einem Tage zum andern leben. Das Wetter ist sehr schön, die Tage heiß, die Nächte himmlisch. Das werdet ihr auch so haben und den lieben Frieden dazu, den euch ein guter Geist erhalte und ihn auch dieser Gegend wiedergebe. Der Beyfall den du meinem B ü r g e r g e n e r a l giebst ist mir viel werth. So ein alter Pracktikus ich bin, weiß ich doch nicht immer was ich mache, und dießmal besonders war es ein gefährliches Unternehmen. Bey der Vorstellung nimmt sich das Stückchen sehr gut aus. Da du die vorhergehenden Stücke nicht kennst muß ich dir Auskunft geben.
15 Weinlstöcken 15 abgen×mähten 26 aAuskunft
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D i e b e y d e n B i l l e t s sind ein Nachspiel nach dem / französchen, von einem der sich Anton Wall nennt, ich weiß nicht ob er so heißt. Darin spielen R ö s e, G ü r g e, S c h n a p s. Derselbe Autor schrieb eine Fortsetzung d e r S t a m m b a u m in welcher zu genannten Personen der alte M a r t i n hinzukommt. Da nun diese Stücke, besonders das erste, ziemlich beliebt sind und die Characktere schon bekannt, ich auch keine Exposition brauchte, so nahm ich die Figuren als Masken, und that noch den R i c h t e r und den E d e l m a n n hinzu, hielt mich aber so daß das Stück auch ohne die vorigen bestehen kann. Die farbigen Zeichnungen sind alle drey Copien nach Meyer von einem iungen Künstler Nahmens Horny der sich besonders auf die Landschaften legt. Die Mädchen mit dem Korbe sind Meyers Erfindung. Der Raub der Leucippiden nach einem alten Basrelief nur daß sich dort die Mädchen nicht anfassen und dadurch gewissermassen ganz neu. Leider daß der Krieg auch meinen kleinen / Kunstkreis stört, den ich so artig in Bewegung sehe und an dem ich so lange arbeite. Den zweyten Gesang Reinickens sende ich wohl, auch, wenn ich meine Faulheit überwinden kann eine Elegie. Wenn du jenes Gedicht im Ganzen sehen wirst, hoff ich soll es dir Freude machen. Ich sollte nur zu euch schiffen, so könnt ich es in den gewöhnlichen Betstunden vortragen. Wenn nur ein Rhein durch Westphalen nach Thüringen flösse. Schreibe mir balde, nur gerade hierher und besorge die Einlage mit meiner schönsten Empfehlung. Grüße die deinigen. Liebt mich. G.
168. An Johann Gottfried und Caroline Herder Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793. Freitag Eure Briefe, meine lieben, mit dem zweyten Theile kamen eben an als ich den ersten übergeben mochte. Der Herzog danckt und grüßt. Nach dem letzten Uberfall und veränderten Lager, haben wir uns wieder angebaut. Ich habe ein hübsches Zelt, gerade gegen Sonnenaufgang ge-
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richtet, bringe die einsamen Stunden des heißen Tages in einer großen mit Fichtenreiß beschützten Laube zu, die der Herzog zum Speise Saal errichten ließ. Oft bin ich im Hauptquartier, der Gen. Kalckreuth setzt sein gütiges Betragen gegen mich ununterbrochen fort. Ich sehe viel Menschen, hore und sehe was begegnet und bin sehr zufrieden hier zu seyn und mich mit so vielen in Geduld zu fassen, da ihr in der Ferne gewiß ungeduldiger seyd. An Ubergabe der Stadt, wie an Belagerung ist noch so bald nicht zu dencken. / Dem Bürgergeneral wünscht und hofft ich euren Beyfall und ist mir um so lieber daß ihr es gut zuerst habt spielen sehn. Die kleinen Producktionen haben den Vortheil daß sie fast eben so geschwind geschrieben als erfunden sind. Von dem Moment in dem ich die erste Idee hatte waren keine drey Tage verstrichen so war es fertig. Ich hoffe es soll mich weder ästhetisch noch politisch reuen meiner Laune nachgegeben zu haben. Ich habe meinen Genius verehrt daß er mich unterwegs sowohl als in Weimar den Propheten nicht antreffen ließ. – Die Welt ist groß laßt ihn lügen drin! – Wo sich dieses Gezücht hinwendet kann man nimmer voraus wissen. Auf Gewalt, Rang, Geld, Einfluß, Talent pp ist ihre Nase wie eine Wünschelruthe gerichtet. Er hofirt der herschenden Philosophie schon lange. Dagegen hat aber auch Kant seinen philosophischen Mantel, nachdem er ein langes Menschen Leben gebraucht hat ihn von mancherl. sudelhaften Vorurtheilen zu reinigen, freventl. mit dem Schandfleck des radicalen Bösen beschlabbert damit doch auch Christen herbey gelockt werden den Saum zu küssen. / Denn so ist es beschaffen, so wird es bleiben und also – Die Obelisken und Asterisken an Reinecke gehe ich fleißig durch und corrigire nach Einsicht und Laune. Ohne diese Beyhülfe des critischen Bleystifts ware ich nicht im Stande meinen Verbesserungs-Willen zu richten und zu fixiren. Lebet wohl. Empfehlt mich den Herzoginnen und den Freunden.
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Anfangs war hir sehr kühles Wetter nun ist es heiter und heiß das ich denn sehr wohl ertragen kann. Grüßt die Kinder. Tausendmal Adieu G bey Marienborn dl. 7 Jun 93.
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169. An Christiane Vulpius Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793. Freitag Im Lager bey Marienborn. dl. 7 Jun. 93. Mit jeder Gelegenheit schreibe ich dir ein Wort. Du mußt nun schon viel Briefchen von mir haben. Nicht wahr das Kleid und der Schaal waren schön? Ich wünsche dir schönes Wetter daß du es oft anziehen kannst. Meine Mutter hat mir noch ein schönes Tischzeug mit zwolf Servietten geschenckt das kommt auch bald an, und sonst wird noch allerley gekrabselt. Ich bin recht wohl und wünsche mir kein besser Leben wenn du nur in der Nähe wärst. Das Wetter ist schön, / Wären gewisse Umstände nicht du müßtest mich besuchen. Wir müssen uns gedulden und hoffen daß wir uns bald wieder sehen. Richte die Haußhaltung ein wie du es recht hältst und behalte auch die Magd da sie nötig ist und du mit ihr zufrieden bist. Küsse den kleinen und lebe recht wohl. Bey Maynz dl. 7 Jul G 93.
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170. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich 9. Juni 1793. Sonntag〉
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Wegen Kürze der Zeit und Mangel des Papieres fahre ich gleich auf diesem Blatte fort. Von dem was in dem Gorischen Hause zu thun ist hat sich Rath Krause genau unterrichtet und wir haben zusammen alles durchgegangen. Wollten Sie also nur die Güte haben mit ihm zu sprechen. Die Hauptsache ist daß die Küche aus dem Hause gelegt werde das übrige giebt sich von selbst. Wir leben hier wie die Vögel im Walde immer ohne Sorgen und immer in Gefahr. Es fehlt an allen Seiten nicht an Schlingen und auflauernden Jägern. Leben Sie recht wohl, behalten Sie mich lieb. Empfehlen Sie mich den Ihrigen. G
171. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager〉 bei Marienborn, 14. Juni 1793. Freitag
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Bey Marienb. dl. 14 Juni 93. Wir stehen noch immer wie bißher und es läßt sich nicht auguriren was geschehen wird, wir fassen uns in Geduld wie in solchen Umständen so nöthig als löblich ist. Selbst einige scheinbare Anstalten zur Belagerung können unsern schwachen Glauben nicht aufrichten. Ich wollte daß ich dem guten Batsch den betrag von ein Paar Hundert unnütz verschossnen Canonen Ladungen übermachen könnte, so wäre er vielleicht eine Zeitlang beruhigt. Wahrscheinlich liegt ihm Dietrich an der gern von Weimar weg möchte. Ehe Wachtel stirbt / seh ich aber nicht was zu thun wäre. Unter uns gesagt verliert der Herzog an Dietr. als Gärtner nichts. Er ist eigentlich Botanischer Nomenklator und wäre Batschen ein treffli-
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cher Amanuensis. Sonst aber möchte von ihm so wie von einem armseligen Treibhauschen wenig für die Wissenschaft zu hoffen seyn. Ob ich gleich Batschen lange und die Wissenschaft ziemlich kenne, so gestehe ich doch aufrichtig ich habe von seinen Wünschen und Zwecken keinen deutlichen Begriff. Wegen Titels hat der Herzog Ihnen geschrieben. Unserm guten C. Pr. wird die Nachricht eine böse Stunde machen. / Recht sehr wünsche ich daß uns das Probeschmelzen erfreue und Ihre Bemühungen kröne. Der Herzog ist wohl und in seinem Elemente glücklich. Es ist wahr der Fisch kann sich im Wasser nicht besser finden noch benehmen als er in diesen Verhältnissen. Für mich ist es ein Glück daß ich bey mir immer etwas zu dencken und auszusinnen führe, sonst möchte ohngeachtet des Getümmels für mich nur Langeweile hier zu erwarten seyn. Das Wetter war diese acht Tage sehr schön, warm, ja heiß. Seit einigen Tagen genießen die noch nicht verheerten Felder eines wohlthätigen Regens. / Leben Sie recht wohl, empfehlen mich den Ihrigen und gedencken mein. G
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Inliegende Anzeige hat man mich zu empfehlen gebeten.
172. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn〉, 14. Juni 1793. Freitag Du hast recht wohl gethan an meine Mutter zu schreiben, sie wird es ja wohl lesen können. Sie ist dir recht gut denn ich habe ihr erzählt wie du so brav bist und mich so glücklich machst. Ich wünsche daß dein Ubel am Fuße bald vergehen möge, es ist mir recht betrübt zu wissen daß du leidest. Küsse den kleinen und halte ihn wohl ich freue mich euch wieder zu sehen.
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Schreibe mir auch etwas von den Gärten, ich höre gern daß im Hause die Arbeit hinter einander weg geht. Wir haben hier ein unruhiges Leben und doch herzlich langweilig mit unter. Lebe wohl ich habe dich über alles lieb. dl. 14. Jun 93. G.
173. An Johann Gottfried Herder 〈Lager bei Marienborn〉, 15. Juni 1793. Samstag
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Mein Unglaube ist durch die Art wie der Herzog und einige andre die in der leidigen Kriegs Arbeit begriffen sind dein Buch aufgenommen haben glücklich beschämt worden. Ich schicke hier seinen Brief. Fahre ja fort deine Sammlungen zu bearbeiten u laß sie immer so wohlthätig seyn. Mein Leben ist sehr einfach, ich komme nun fast nicht mehr vom Zelte weg, korrigire an Reinicke und schreibe optische Sätze. Die Situation auf unsrer Seite habe ich zu wiederhohlten malen gesehen, über das Wasser bin ich noch nicht gekommen ausser bey einer schönen Parthie ins / Rheingau. Wir fuhren zu Wasser biß Rüdesheim, probirten die Keller durch, fuhren an den Mäusethurm, dann auf Bingen. Und zu Land nach dem Lager zurücke. Wir kamen eben zurechte als die Franzosen einen Ausfall auf das Stift zum Heil. Creuz thaten und es wegbrannten. Ich sehe viele Menschen zu denen ich wenig Beziehung habe. Sehne mich nach meiner Camera obscura und was dem anhängig ist. Lebet wohl. und genieset der Ruhe hinter der Kirche, möchte ich doch auch schon Koppenfelsens Scheune statt dieser Berge, Flüsse, Städte und Plainen wieder vor dem Auge haben. dl. 15 Jun. 93 G.
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174. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau Lager bei Marienborn, 20. Juni 1793. Donnerstag Durchlauchtigster Fürst gnädigster Herr, Der Graf d’Ecquevilly wünscht daß die ihm bestimmte Summe seiner Gemahlinn in Mannheim ausgezahlt werde, da der Ort seines Aufenthaltes ungewiß ist, ich habe auch deßhalb das nöthige besorgt. Die Banquiers Bansa und Reus werden ihr für Rechnung Durchl des Herzogs die Summe auszahlen, die Cammer zu Weimar wird das Remboursement besorgen und Ew Durchll haben die Güte dorthin die Wiedererstattung zu richten. Hierbey folgt ein Brief des Grafen Ich kann die Nachricht hinzufügen daß die erste Paralelle ohne sonderlichen Widerstand der Franzosen eröffnet worden. Zu Gnaden empfehlend Ew Durch Lager bey Marienborn unterthänigsten dl. 20 Jun 1793. Goethe
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175. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim 〈Lager bei〉 Marienborn, 21. Juni 1793. Freitag Marienborn dl. 21 Jun 93. Meine werthe Freundinn würde mir vielleicht, wie ich höre, in diese wilden und verworrnen und auserdem noch kalten und feuchten Zustände ein freundliches Wort senden und mich dadurch auferbauen und erquicken, wenn sie nicht des leidigen Schweigens eingedenck ihr
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schönes Herz zuschlösse und sich von ihrem guten Vorsatze zurückhielte. Ich pränumerire also durch gegenwärtiges Blat auf ein künftig freundliches und liebliches, mit der Versichrung: daß der liebe Sohn sich wohl und munter in seinem Berufe und der Freund ganz leidlich ausser seinem Berufe befindet. Tausend Grüße dem Gemahl und den Schwestern G.
176. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Lager bei Marienborn, 22. Juni 1793. Samstag Durchlauchtigste Fürstinn gnädigste Frau,
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Ew Durchl haben soviel Zufriedenheit über meine Relationen aus der vorjährigen Campagne bezeigt daß Durchl der Herzog, bey einer unvermeidlichen Verhinderung heute zu schreiben, mir das Vertrauen schencken und mir befehlen Ew Durchl von unsern gegenwärtigen Zuständen zu unterhalten. Ich würde nicht verfehlen Ew Durchl Lieblingswissenschafften hier zuerst zu bedencken und besonders einige Naturhistorische Merckwürdigkeiten aufzuzeichnen, wenn nicht der Boden hir so gut wäre daß er dem Mineralogen alle Gelegenheit zu Beobachtungen abschneidet und wenn der Botaniker nicht gleichfalls zu kurz käme da wir nichts als Rocken mit Füßen treten und die Gerste gleich / beym Aufkeimen durch eigne Fußtapfen und durch die Hufe unsrer Pferde zurückhalten das Theater unsrer Kriegerischen unternehmungen nicht etwa zu versperren. Was die Unterhaltung selbst betrifft ist solche sehr einfach. Ew Durchl wird bekannt seyn daß die Sprache der Batterien noch einsilbiger ist als die deutsche Sprache. Wir gewöhnen uns an den Lakonismus, der bisher für uns meist ohne Sinn geblieben ist und sehen seit einigen
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Tagen mit Freuden daß man die leidigen Franzen durch eine gezogene Paralelle näher einschließt und wills Gott bald aus dem lieben Deutschen Vaterlande ganzlich ausschließt, wo sie doch ein vor alle mal nichts taugen weder ihr Wesen, noch ihre Waffen, noch ihre Gesinnungen. / Der Herzog befindet sich wohl und frisch, so auch der Prinz welcher nun mehr von dem Churfürsten die Erlaubniß erhalten hat die Campagne mit den Sächsischen Truppen machen zu können, welches bey weiten das vortheilhafteste ist was dem Prinzen hätte begegnen konnen. Auch der König hat diesen Heldentrieb gebilligt und so hat denn auch dieser Wunsch seine Erfüllung Gedencken Ew Durchl unsrer in dem werthen Tiefurt, das jetzt gewiß sehr lieblich seyn muß, und bleiben überzeugt, daß nur der Aufenthalt wünschenswerth ist wo man zufrieden ist und Zufriedene versammelt. Ich bin indessen von Noth und Zwang umgeben, lasse mir denn aber doch Essen, Trincken Schlaf u. dergl. trefflich schmecken und empfehle mich aufs angelegentlichste zu Gnaden Ew Durch Lager Marienborn unterthänigster dl. 22 Jun 1793. Goethe
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177. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn〉, 22. Juni 1793. Samstag dl. 22 Juni. 93 Ihren Brief vom 14ten erhalte ich heute, wir stehen noch vor Maynz, wir setzen der Stadt zu, sie wehrt sich und das wird noch einige Zeit währen. Es freut mich daß sich indeß unser Häußchen baut indeß wir manches zerstören.
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Ich hoffe wenn unser dießjährig Pensum fertig ist Sie zu besuchen. Wie gern möcht ich wieder in unserm kleinen Zirckel seyn. Leiten Sie die Sache mit dem Bilde so fort. Angelika wird die 100 Scudi nicht aus Händen geben weil sie das Bild / nicht erhält. Sie wird doch bald schreiben. Ich wünsche Glück zu Ihrer Arbeit, vielleicht kommt die Begeisterung während des Machens. Leben Sie wohl. Genießen Sie der Ruhe. Es ist hier herum ein leidig Leben. Ein Glück daß man nicht zu sich selbst kommt. G
178. An Christiane Vulpius 〈Lager〉 bei Marienborn, 22. Juni 1793. Samstag dl. 22 Juni 93 bey Marienborn.
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Deinen Brief vom 14ten erhalte ich eben. Es ist recht gut daß man sich doch ein Wort sagen kann, wenn es gleich fatal genug ist daß die Tage und Nächte vergehen ohne daß man beysammen ist. Deine Briefe hab ich alle erhalten und mich ihrer gefreut, ich habe dir auch oft geschrieben und du wirst meine Briefe nach und nach empfangen. Ich hoffe dich bald wieder zu sehen, richte mir das Hauswesen nur recht gut ein und putze mir recht auf, daß ich mich freue / wenn ich zurück komme, und das untröstliche vergesse das ich hier täglich und stündlich sehen muß. Ich bin ruhig und sicher, glaube den Leuten nicht die alles vergrößern, vorzüglich üble Nachrichten, ich werde mich nicht Muth willig in Gefahr begeben, es lobt einen niemand darum und man hat nur den Schaden. Sage deinem Bruder er möge mir nur manchmal von unserm Theaterwesen ein Wort melden.
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Küsse den Kleinen und erzähle ihm vom Vater daß er ihn lieb behält. / Behalte mich auch lieb. Denn das ist das Beste für dich und für mich. Das Gute in der Welt ist viel schmäler gesät als man denckt, was man hat muß man halten. Lebe wohl liebes Kind. Die Zeit wird mir lang biß ich zu dir komme.
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G. Wir haben seit 10 Tagen sehr bös Wetter, kalt und regnicht, daß es höchst unangenehm zu leben ist.
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179. An Carl Ludwig von Knebel Lager bei Marienborn, 2. Juli 1793. Dienstag Lager bey Marienborn dl. 2 Juli 93. Ich sage dir nichts von dem was um mich vorgeht, es ist menschlich genommen sehr unerfreulich, hilft es politisch; so wollen wir uns damit trösten. Ich frage wie geht es dir? arbeitest du fleißig? und wie weit bist du mit deinem Wercke vorgeruckt? Ist die Kur wohl bekommen? Wie sehr wünscht ich den Musen des Friedens huldigen zu können! Was möglich ist thue ich doch. Reinecken habe ich starck durchgeputzt, auch an meinen optischen Sachen / habe ich viel gearbeitet, theils habe ich manches einzelne aufgeschrieben, theils habe ich mir eine Ubersicht über das Ganze zu verschaffen gesucht worüber ich jetzt einen kleinen Aufsatz ausarbeite. Ich halte mich um so fester an diese Gegenstände des Denckens, da wir in diesen Augenblicken mehr als jemals der Ableiter bedürfen.
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Du bist wie ich höre wieder in Weimar, deine Frl. Schwester deren Kranckheit mich in Sorge gesetzt hat, ist wieder besser wozu ich Glück wünsche. Lebe wohl, empfiel mich bestens und schreibe mir ein Wort. G.
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Wie selig kann man seine Freunde preisen die wenigstens das Unheil nicht mit Augen sehen das in dieser Gegend und nun auch in dem unglücklichen Maynz angerichtet wird. Ihre gütigen Briefe zeigen mir Sie auf dem gewöhnlichen ruhigen, obgleich mitunter beschwerlichen Pfade der bürgerlichen Geschäfte und des Häußlichen Lebens, möge ein gutes Geschick Sie lange drauf erhalten. Mich wandelt in meiner jetzigen Lage eine Art Stupor an und ich finde den trivialen Ausdruck: d e r Ve r s t a n d s t e h t m i r s t i l l, trefflich um die Lage meines Geists auszudrucken. Die Hälfte der schönen und wohlgelegnen Stadt mag nun wohl schon verbrannt seyn der Erfolg muß diesen grimmigen Entschluß rechtfertigen. Die Situation der emigrirten / Maynzer ist die traurigste von der Welt. Von Kälte und Nässe haben wir seit 14 Tagen sehr gelitten nun ists wieder schön doch abwechselnd. Seit dem Anfange der eigentlichen Belagrung haben unsre Jäger auf ihrem gewöhnlichen Posten weniger Gefahr als vorher. Es wollte einigen gar nicht schmecken. Einer der sich ziemlich gut gehalten hat Nahmens Blumenstein hat um den Trauschein gebeten, er lebt schon lange mit einem Mädchen die Güntherinn heißt. Durchl sind geneigt ihm zu willfahren, hätten Sie wohl die Gütigkeit zu sorgen? daß dem Mädchen das er schwanger zurückgelaßen biß zu seiner Rückkunft von Stadtraths wegen kein Leid geschehe. Es gehen jetzt soviel Weltbürger
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zu Grunde daß man den neu eintretenden wohl ihre Ankunft facilitiren kann. / Gores rühmen sehr Ihre gütige Sorge für den Haußbau. Wie steht es mit dem Verkaufe des kleinen Haußes neben dem meinigen? Ich läugne nicht daß ich bald wieder zurückzukehren wünsche. Leben Sie recht wohl. Das Paquet war geschlossen, vielleicht bin ich bald so glücklich die Ubergabe von Maynz zu melden. Marienb. 3 Jul. 93 G.
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181. An Christiane Vulpius 〈Lager bei〉 Marienborn, 3. Juli 1793. Mittwoch Marienborn dl. 3 Jul. 93. Du bist ein recht liebes Kind daß du mir soviel schreibst dagegen sollst du auch wieder gleich von mir einen Brief haben. Das Wetter war 14 Tage hier eben so schlimm als es bey Euch nur seyn konnte. Erst verfror der Weinstock und dann hatten wir Kälte, Regen, Sturm und mußten unter unsern Zelten viel erdulden. Jetzt ist es desto schöner, nicht gar zu heiß. Besonders sind die Nächte gar angenehm. Wenn wir nur nicht das / traurige Schauspiel ansehen müßten daß alle Nacht die Stadt bombardirt wird und nun so nach und nach vor unsern Augen verbrennt. Die Kirchen, die Thürme, die ganzen Gassen und Quartiere eins nach dem andern im Feuer aufgeht. Wenn ich dir einmal davon erzähle wirst du kaum glauben daß so etwas geschehen könne. Tröste dich ja über deine Gurcken und sorge recht schön für alles, du machst mir recht viel Freude dadurch. Wir wollen ja aneinander fest halten, / denn wir fänden es doch nicht besser. Behalte mich ja lieb wie ich dich. Meine Mutter hat dir geantwortet, es wird dich gefreut haben. Sie denckt gar gut gegen dich. Wenn kein Zwirn bey den
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Sachen lag, so muß ich ihn vergessen haben einzupacken vielleicht liegt er noch zu Hause bey dem Bügeleisen und andern Sachen. Wegen des Häußchens habe ich dem Hl. Geh. Ass. Rath Voigt geschrieben. Den Wein kann ich nicht schicken / biß die Hitze nachläßt. Grüße aber indeß den Bauverwalter und sage ihm daß er ein Fäßchen haben soll. Er mag doch auch mit dem Gärtner ein vernünftig Wort reden, daß nichts stockt. Nimm dich auch hübsch in Acht daß du dir und dem Ankommenden nicht schadest, küsse den Kleinen und behalte mich recht lieb G
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Durchll der Herzog befehlen daß H o r n y sich auf den Postwagen setzen nach Franckfurt gehen und von da ins Lager von Marienborn kommen solle. Ew Wohlgebl werden ihn mit einigem Gelde auf die Reise ausstatten. Er soll alles mitbringen besonders großes gutes Papier, denn die Absicht ist daß er die Gegend und die jetzige Stellung der Läger zeichne. Es kann einige / treffliche Blätter geben wenn sie ihm gelingen. Haben wir nur erst die Contoure das übrige findet sich. Es wird auch wohl etwas dabey für ihn zu verdienen seyn. Lassen Sie ihn doch etwas von Müllers Arbeit aufrollen besonders ein Portrait des Herzogs, er soll es Nothnagel in Franckfurt bringen und sich mit dem Manne bekannt machen. Verschaffen Sie ihm einen Paß und adressiren ihn an Bansa, daß ihn diese mit einem Paß vom Commandanten weiter spediren. / Die kleine vierteljahrige Pension von 2 Carolin zahlen Sie indeß an Facius. Meine Quittungen weisen aus wie weit sie bezahlt ist. Leben Sie recht wohl, wir leben noch immer von Hoffnung indem wir täglich und nächtlich die großen Bemühungen sehen und hören Maynz zur Ubergabe zu bringen. dl. 7 Jul. 93 Goethe 5 Bauverwalt|er|
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183. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 7. Juli 1793. Sonntag Schon zweymal habe ich dir aus dem Lager geschrieben dl 5. und dl 7. Juni und noch keine Antwort von dir erhalten daran mir gelegen wäre. Bey uns geht es von der einen Seite lustig von der andern traurig zu, wir stellen eine wahre Haupt und Staats acktion vor, worin ich den J a q u e s |:s. Schäckesp. wie es euch gefällt oder die Freundinnen:| nach meiner Art und Weise repräsentire. Im Vordergrunde hübsche Weiber und Weinkrüge und hinten Flammen, gerade wie Loth mit seinen Töchtern vorgestellt wird. Hier sende ich einen Bürgergeneral. Das Stück thut wie ich höre gute Wirckung. Es ist mir lieb daß ich mich nicht verrechnet habe. Ich arbeite fleißig in aestheticis, moralibus und physicis und würde auch in historicis etwas thun, wenn dieß nicht das undanckbarste und gefährlichste Fach wäre. Lebe wohl grüße die deinen, behaltet mich lieb. Lager bey Marienborn dl. 7 Jul 93 G. / Dein Brief kommt an eben da dieses Blat abgehen soll und ich füge noch einige Worte hinzu: Hättest du dich entschlossen hierher zu kommen, es würde dich nicht gereut haben, es ist ein höchst merckwürdiger Moment. Wenn Mama auch nach meiner treuen Relation das geschehene nicht begreifen kann, so gereicht es ihr zur Ehre, denn es beweißt daß sie ihre Vernunft nicht unter den historischen Glauben gefangen geben will. Ich hatte die ersten Tage meines Hierseyns manches aufzuzeichnen angefangen, ich hörte aber bald auf; meine natürliche Faulheit fand gar manche Entschuldigung. Es gehört dazu mehr Commerage und Kannegieserey als ich aufbringen kann und was ists zu letzt? alles was man weiß und grade das worauf alles ankommt darf man nicht sagen und da bleibts immer eine Art Advocaten Arbeit die sehr gut bezahlt werden müßte wenn man sie mit einigem Humor unternehmen sollte. Noch widersteht Maynz was es kann, / die Belagerung wird mit großer Heftigkeit fortgesetzt und im Ganzen mit viel Glück.
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Wenn man nicht gegenwärtig ist so begreift man nicht daß die ungeheuren Anstalten gegen den Zweck gehalten noch nicht proportionirt sind. Diese Disproportion der Mittel und ein Mangel an Einheit bringen die Phänomene hervor an denen Mama sich ärgert. Davon wird sich reden lassen, es ist nichts fürs Papier. Wie gern käme ich wieder zu euch! Neulich waren wir biß Bingen gefahren und stiegen an einem schönen Abend bey dem Mäuse Thurn ans. Land. Ich sah dem Fluß nach der zwischen die duncklen Berge sich hineindrängt und wünschte mit ihm zu euch zu gehen. Wenn nach dem billigen Wunsch der Königinn Ester alles anders wäre, so möchte ich auch wohl schon wieder in dem belaubten Pempelfort spaziren. Eigentlich sollte ich Schlossern besuchen, ich fürchte mich aber davor. Seine eine Tochter ist tödlich kranck und es wäre / mir entsetzlich meine Schwester zum zweyten mal sterben zu sehen. Meine Mutter hat mir Briefe von dem Kinde gezeigt die höchst rührend sind. Es ist mir lieb daß Max auch in meiner Abwesenheit sich zu den meinigen hält. Auf der kleinen Insel des festen Landes die sie bewohnen ist er gern gesehen und gut aufgehoben. Mein Knabe ist ein glückliches Wesen, ich wünsche daß er mit seinen schönen Augen viel schönes und gutes in der Welt sehen möge. Georgen wünsche ich Glück zur Liebschaft, laß ihn bald heirathen so ist für seine Erziehung gesorgt, wenn er einige Anlage hat vernünftig zu werden. Deinen Engländer wenn er kommt will ich gut empfangen, wir haben viele Fremde hier. Für die Gefangenen etwas zu thun wird schwer halten, sie sind dem Churfürsten übergeben und überlassen. Uber die Wedekind ist indessen nur Eine Stimme. / Auch deine Empfehlung der Rheinberg werde ich schwerlich honoriren können. Dieß Fach ist gewissermassen schon besetzt. Und dann haben wir B e c k der in Maynz war bey unsrer Gesellschaft, er ist beliebt und wünscht seine Frau, die sich gegenwärtig in Mannheim aufhält, bey uns angestellt zu sehen. Dieser müßte ich auf alle Fälle den Vorzug geben. Von Lavaters Zug nach Norden habe ich gehört, auch daß er den Philosophen des Tags unterwegs gehuldigt hat. Dafür werden sie ihm ja
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auch gelegentlich die Wunder durch eine Hinterthüre in die Wohnung des Menschenverstandes wieder hereinlassen, werden fortfahren ihren mit vieler Mühe gesäuberten Mantel, mit dem Saume wenigstens, im Quarcke des radikalen Ubels schleifen zu lassen. Er versteht sein Handwerck und weiß mit wem er sich zu alliiren hat. Ubrigens ist, wie bekannt, alles erlaubt damit der Nahme des Herrn verherrlicht werde. Er hat auch / in Weimar spionirt, unser entschiedenes Heidenthum hat ihn aber so wie das allgemeine Mißtrauen bald verscheucht. Von der Pr. Gal. habe ich nichts gehört. Ich schreibe ihr nächstens. Grüße Dohms ja vielmal und alles was dich umgiebt. Den Bürgergen. habe ich vor meiner Abreise in Weimar spielen lassen, er nimmt sich sehr gut aus. Es freut mich daß er bey dir die Probe hält. Die Spritze ist schon in Franckfurt, vielleicht schon von da abgegangen. Vom kalten stürmischen Wetter haben wir viel gelitten. Sage mir nur bald daß du wieder wohl bist. Ich befinde mich sehr wohl und bin fleißig. Deinen Brief an den Herzog habe ich noch nicht gesehen, es wird ihn gefreut haben. Denn er schien verdrießlich daß du nicht geantwortet hattest als er dir zum ersten Gesang Reinickens ein Wort schrieb. Lebe recht wohl. Grüße alles. G
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184. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei Marienborn〉, 9. Juli 1793. Dienstag dl. 9 Jul 93. Die Belagerung geht immer hefftig fort, man nimmt den Franzosen Einen äusseren Posten nach dem andern weg. Weissenau und Costheim auch die Insel an der Maynspitze sind nun in unsern Händen, mit den Approchen ist man nicht weit vom Glacis. Das Feuern ruht weder Tag noch Nacht und jetzt ist gleichsam jede Stunde von Bedeutung. Wie
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lange es noch währt ist nicht abzusehn. Der Regel nach werden unsre Wünsche sobald nicht erfüllt, man hofft immer auf irgend einen Zufall oder eintretenden günstigen Umstand. Heute sage ich nur dieses wenige Sie meines Andenckens und meines Wohlbefindens zu versichern. Ich lege eine Quittung bey die ich, mit einer Empfehlung, Hl. Geh. R. Schmidt zuzustellen bitte, sie ist über die 2500 rh welche dem Grafen d’Ecquevilly ausgezahlt worden und vom Fürsten von Dessau remboursirt werden. Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und behalten mich in freundschaftlichem Andencken G
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So geht es recht gut wenn man nur einige Nachsicht mit sich selbst hat. Sie werden gewiß reüissiren wenn Sie die guten Stunden auswählen. Der Gedancke unter die Zuschauer Portraite unsrer Freunde zu bringen ist sehr schön und glücklich; nehmen wir uns Zeit zur Sache; zum Genuß des Lebens haben wir Raum genug, den übrigen wollen wir zur Ubung und Ausbildung der Kunst nach 〈un〉d nach benutzen. Sie machen durch Ihre Gegenwart der Herzoginn viel Freude in Tiefurt, erheitern Sie Sich in der freyen Luft und der guten Gesellschaft. Nach den Rosen will ich mich umsehen, auch wegen der Teppiche und sonst mir Bekanntschaft machen. Leider ist alles was wir verlangen nicht kurrente Waare. Wenn wir nicht eilen finden wirs doch. Kunstlos und fast trostlos sitze ich in der schönsten Gegend von Deutschland und sehe nichts als Verwüstung und Elend. Genießen Sie der Ruhe und empfehlen mich unsrer gnädigsten Gönnerinn dl. 10 Jul 93. G.
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186. An Christian Gottlob Voigt 〈Lager bei〉 Marienborn, 10. Juli 1793. Mittwoch Es geht jetzt besser und angenehmer als vor dem Jahre daß man doch Briefe bald von den Seinigen erhalten und ihnen auch bald von sich einige Nachricht geben kann. Auf Ihren letzten Brief sage ich gleich so viel um Sie und H. GehR. Schmidt zu beruhigen: daß die Ursache des zurückzuhaltenden Termins keineswegs eine etwaige Stellung des Contingents sey. Vielmehr erinnre ich mich daß mir der Herzog im Vorbeygehen äusserte: er höre daß manche Stände mit der Leistung der Zahlung zurückseyen; daß man nicht wisse ob die Sache nicht vielleicht geschwinder als man dächte vorbey wäre, und daß er nicht sähe warum man, mit der Prästation sich übereilen solle, da sich Umstände ergeben könnten unter denen man etwas an der ganzen Summe sparen könnte. Wie weit diese Hoffnung gegründet / sey kann ich nicht beurtheilen, Ihnen und Ihrem Hl. Collegen wird es aber hinreichend seyn. Uber Ilmenau freue ich mich. Wenn die Vor und Ausarbeitungen des Steuerwesens vollbracht sind wird es ein angenehm Geschäft seyn das Ganze zusammenzuziehen zu ordnen und eine Plan für die Zukunft zu machen. Die verwilligten acht Kriegssteuern sind für den Augenblick sehr gut und wir behalten sie vielleicht zur Schuldenabzahlung, wenigstens zum Theil. Leider hat man dem Herzog auch glauben gemacht es sey schön und löblich das Auserordentliche des Augenblicks durch neue Schulden zu prästiren und im alten Schlender fortzugehen. Und man sieht nicht daß man sich durch diese unglückliche Verschleifung für jetzt und für die Zukunft lähmt. Auf das Schmelzen kommt nun viel an. Wie gern werde ich im Herbst einige Zeit mit Ihnen in Ilmenau zu bringen, wenn gleich meine Gegenwart nur etwas an der Form supplirt. Was in Ihren Händen ist / wird so gut den rechten Weg geführt. Ein Gewerckentag ist wünschenswerth, es giebt der Sache Halt und Ansehn, mehrere Men-
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schen überzeugen sich von der Größe und Würde des Unternehmens und von der Planmäßigkeit der Ausführung. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen und Ihren Herrn Collegen. Marienb. dl 10 Jul 93 G.
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Es ist mir sehr angenehm oft von dir zu hören und ich schreibe dir auch gern dir zu sagen daß ich dich liebe und mich wieder zu dir sehne. Wir haben jetzt schön Wetter fast zu heiß. Es wird Tag und Nacht kanonirt, die Stadt hält aber noch immer fest. Du bist recht gut daß du mir viel schreibst und mir sagst wie es im Hause aussieht. Putze mir nur den Saal recht auf denn ich freue mich besonders darauf. Nach und nach wird unser Haus recht hübsch werden und du wirst mich immer recht lieb behalten. Das Zeug zu den Betten wird meine Mutter schicken und ein Tafelzeug. Auch wenn die Einquartierung vorbey ist kriegen wir noch ein Paar Unterbetten und Küssen die schon für mich bestimmt waren. Ich bin recht wohl und hoffe das Gleiche von dir und dem Kleinen. Küsse ihn recht herzlich und grüße ihn vom Vater. Lebe wohl mein Liebchen ich habe dich herzlich lieb. G. Du weißt vielleicht schon daß der arme Moriz todt ist.
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188. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Lager bei Marienborn〉, 19. Juli 1793. Freitag Du hast, mein Lieber, deinen Brief an den Herzog sehr artig und zierlich gestellt er hat mir große Freude gemacht. Dabey hast du mir einen guten Dienst erzeigt denn um ihn zu verstehen erkundigte sich der H. nach der Theorie wovon die Rede war, denn sonst giebt es nicht viel Gelegenheit sich in unserm zerstreuten Leben um abstrackte Ideen zu bekümmern. Dafür sollst du auch nächstens den Aufsatz über die farbigen Schatten erhalten darüber ich wohl deine und Claudius und Fürstenbl Gedancken hören mögte und wem du sonst noch das Wercklein vorlegen möchtest. Mit Schlossern werd ich in Heidelberg zusammenkommen ich weiß noch nicht wann. Die arme Julie ist indeß abgetreten. Ich lege ein Gedicht bey das ich zarten Herzen empfehle. Auch eine Zusammenstellung der Neutonischen Lehre der Maratischen und / der Resultate meiner Erfahrungen. Ich habe mit Mühe und Anstrengung diese Tage die zwar ästimable, aber doch nach einer hypothetischen, captiosen Methode geschriebne Abhandlung Marats gelesen und mir die Hauptpunckte ausgezogen. Gieb das Blat nicht weg es enthält Lästerungen. Schreibe mir wie du lebst und ob du hergestellt bist? Grüße die Deinigen. Die Belagerung geht vorwärts. Prinz Louis Ferdinand ist blessirt und nach Manheim abgegangen. Wenn sich die Franzoßen hartnäckig wehren so giebt es noch was zu thun. Lebe wohl. Wir haben entsetzliche Hitze erduldet die sich gestern in ein gewaltsam Gewitter auflöste. Viel Ruhe und Freude im schönen Pempelfort. dl. 19 Jul 93 G Schicke doch das Mspt vom Bürgergeneral der Fürstinn, du erhältst einen gedruckten von Franckfurt. Schick ihr auch inliegendes Gedicht.
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〈Beilage 1〉 Das Wiedersehn
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Süße Freundinn noch Einen, nur Einen Kuß noch gewähre Diesen Lippen! Warum bist du mir heute so karg? Gestern blühte der Baum wie heute, wir wechselten Küße Tausendfältig, dem Schwarm Bienen verglichst du sie ja, Wie sie den Blüten sich nahn und saugen, schweben und wieder Saugen und lieblicher Ton süßen Genußes erschallt. Alle noch üben das holde Geschäft, und wäre der Frühling Uns vorübergeflohn, eh’ sich die Blüte zerstreut?
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Träume, lieblicher Freund, nur immer rede von gestern! Gerne hör ich dich an, drücke dich redlich ans Herz. Gestern sagst du? – Es war, ich weiß, ein köstliches Gestern, Worte verklangen im Wort, Küße verdrängten den Kuß, Schmerzlich wars am Abend zu scheiden und traurig die lange
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Nacht von gestern auf heut die den Getrennten gebot. Doch der Morgen ist wieder erschienen. Ach! daß mir indessen Leider zehnmal der Baum Blüten und Früchte gebracht.
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〈Beilage 2〉 N e u t o n i s c h e Lehre
M a r a t i s c h e Lehre
1. Das Licht ist zusammengesetzt. Heterogen. 2. Das Licht ist aus farbigen Lichtern zusammengesetzt.
Gleichfalls.
3. Das Licht wird durch Refracktion, Reflexion und Inflexion dekomponirt.
Das Licht wird n u r durch Inflexion dekomponirt Refracktion und Reflexion zeigen nur deutlicher was schon durch Inflexion gethan ist.
4. Es wird in sieben, vielmehr in unzählige dekomponirt.
Es wird nur in drey dekomponirt deren Mischungen sehr manigfaltig sind. /
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Gleichfalls.
Neutonische Lehre Maratische Lehre. 5. Wie es dekomponirt worden Gleichfalls. kann es wieder zusammengesetzt werden. 6. Die apparenten Farben entstehen nicht durch eine Determination des Lichts von aussen nicht durch eine Modification durch Umstände. / 28 ⎡Lichts⎤ 28 ⎡nicht⎤
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Resultate meiner Erfahrungen.
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1. Das Licht ist das einfachste, unzerlegteste, homogenste Wesen das wir kennen. Es ist nicht zusammengesetzt. 2. Am allerwenigsten aus f a r b i g e n Lichtern. Jedes Licht das eine Farbe angenommen hat ist dunckler als das farblose Licht. Das Helle kann nicht aus Dunckelheit zusammen gesetzt seyn. 3. Inflexion, Refracktion, Reflexion sind drey Bedingungen unter denen wir oft apparente Farben erblicken, aber alle drey sind mehr G e l e g e n h e i t zur Erscheinung als U r s a c h e derselben. Denn alle drey Bedingungen konnen ohne Farbenerscheinung existiren. Es giebt auch noch andre Bedingungen die sogar bedeutender sind als z.B. die „M ä ß i g u n g d e s L i c h t s, die We c h s e l w i r c k u n g des Lichts auf die Schatten. 4. Es giebt nur zwey r e i n e F a r b e n b l a u u n d g e l b, eine F a r b e i g e n s c h a f t die beyden zukommt r o t h und zwey M i s c h u n g e n g r ü n und p u r p u r, das übrige sind Stufen dieser Farben, oder unreine. / Resultate meiner Erfahrungen. 5. Weder aus apparenten Farben kann farbloses Licht, noch aus farbigen Pigmenten ein weißes zusammengesetzt werden. Alle aufgestellte Experimente sind falsch oder falsch angewendet. 6. Die apparenten Farben entstehen durch Modification des Lichts durch äussere Umstände. Die Farben werden an dem Lichte erregt nicht aus dem Lichte entwickelt. Hören die Bedingungen auf so ist das Licht farblos wie vorher nicht weil die Farben wieder in dasselbe zurückkehren, sondern weil sie cessiren. Wie der Schatten farblos wird wenn man die W i r c k u n g des zweyten Lichtes hinwegnimmt. Lager bey Marienborn dl. 15 Jul 1793
12 als ⎡z.B.⎤ die ⎡ ⎤ „ M ä ß i g u n g 22 A apparenten
Goethe
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189. An Friedrich Heinrich Jacobi Lager bei Marienborn, 24. Juli 1793. Mittwoch Wenn du gegenwärtiges erhälst wirst du lange wissen daß Maynz wieder in deutschen Händen ist. Wir wollen uns alle einander Glückwünschen. Hierbey kommt die Lehre der farbigen Schatten. Du korrigirst wohl die Abschrift im Durchlesen, ich kann sie nicht wieder durchsehen. Ich möchte daß du mir deine motivirte Meynung sagtest und verschafftest daß andre Menschen sich auch darüber herausließen. Du sahst schon ehmals bey meinem Vortrag und wirst jetzt noch / noch mehr finden, welch ein Schritt durch diesen Aufschluß in der Wissenschaft gethan ist. Ich werde eine meiner Batterien nach der andern auf die alte theoretische Festung spielen lassen und ich bin meines Successes zum Voraus gewiß. Lebe wohl. Liebe mich. Verzeih wenn ich dir nicht von der Capitulation pp schreibe, ich habe meine Gedancken schon ganz weg aus dieser Gegend gewendet, mein Körper wird auch bald folgen. Lager Marienborn. 24 Jul 93. G.
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190. An Friedrich Heinrich Jacobi Mainz, 27. Juli 1793. Samstag Mit dem Postwagen erhältst du ein Packet das einen Physicalischen Aufsatz enthält den ich während der Belagerung ausgearbeitet habe. Es widersteht mir etwas aufzuschreiben von dem was ich sehe und höre, sonst hätte ich ein schönes Tagebuch führen können. Die Letzten Tage, der Capitulation, der Ubergabe, des Auszugs der Franzosen gehören unter die interessantesten meines Lebens, ich wünsche dir einmal davon zu erzählen. Die Clubbisten waren in der Capitulation übergangen und man hatte keine Anstalten gemacht sie zu fangen auch kamen den ersten Tag des Auszugs viele durch. Rüffel der Gastwirth ritt neben Mer-
5 no×motivirte 9 B×a|t|terien 9 ×andern 18 aAufsatz 19 höre., (Punkt zu Komma) 23 Clublbisten 25 Ta×g
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lin beyde in Husaren Uniform an der Spitze der Reuterey welche Du Bayet aufführte. Am Chaussehauße schrie das Volck sein k r e u z i g e / auch hätten sie ihn gewiß ohne die Contenance von du Bajet und Merlin und ohne die Gegenwart der preußischen Officire vom Pferde gerissen. Dafür paßten sie andern auf die nicht so gut eskortirt waren und fingen und beraubten und prügelten sie und führten sie nach Marienborn. Darunter denn Metternich und der Pfarrer vom heil Creuz waren. Das geschah durch die emigrirten Maynzer die selbigen Tages nicht in die Stadt durften schon am Abend aber schickte die Bürgerschafft eine Liste derer die sich vorbereiteten Morgens mit den Franzosen der zweyten Abtheilung auszuziehen und verlangte ihre Arretirung. Das geschah auch durch ein Commando. sie wurden aus der Colonne herausgenommen ohne daß die Franzosen sich widersetzten. Das Volck fing an / durch die Straßen zu laufen und sich derer zu bemächtigen die noch zurück geblieben waren. Es ward geplündert und man legte sich auch darein und nahm diese auch noch in Empfang. Der Modus daß man die Sache gleichsam dem Zufall überließ und die Gefangennehmung von unten herauf bewirckte, deucht mich gut. Das Unheil das diese Menschen angestiftet haben ist groß. Daß sie n〈…〉 von den Franzosen verlassen worden 〈…〉 recht der Welt Lauf und mag unruhigem Volck zur Lehre dienen. Hofmann ist durch und mehrere. Nun ist es so ziemlich ruhig nur daß immer Händel zwischen Preusen, Sachsen, Darmstädtern, auch mit den überbliebnen blessirten Franzosen sind. Eine ungeheure Bagage haben sie mit fortgenommen. Lebe wohl. Mehr kann ich nicht sagen. Ich halte die Feder kaum Maynz dl. 27 Jul 93. G.
191. An Christian Gottlob Voigt Mainz, 27. Juli 1793. Samstag Endlich kann ich doch ein Wort aus Maynz sagen. Man ist so zerstört und zerstreut von den Scenen dieser letzten Tage daß man vor einer Menge Ideen kaum einige zusammenbringt. Es sey uns indessen genug
1 Unifor×m 5 ⎡so gut⎤ 8 selbige×n 11 Ab|t|heilung 15 zuraück 16 nachhm
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daß wir die Franzoßen los sind eben zu einer Zeit wo die Gefahr bey Zweybrücken sich erneuerte und so früh daß noch in diesem Feldzuge manches geschehen kann. Von den Clubbisten sind einige entkommen, die meisten von Volcke selbst angehalten worden. Es waren noch bey 18000 streitbare Männer in Maynz. Das Elend das die Bürger ausgestanden ist unbeschreiblich. Doch hat an Gebäuden die Stadt nicht soviel gelitten als man glaubte. Jederman behauptet die Franzosen und Clubbisten hätten Pulver und andre brennbare Materialien in die Kirchen / und adeliche Häuser gelegt deßwegen sie auch sobald nur eine Bombe hineingekommen an allen Enden gebrannt. Dahingegen die Bürger durch fleißiges Löschen ihre Häuser erhalten können. Mehr mag ich nicht sagen, die Zeitungen und Journale werden uns schon alles nach und nach bringen. Es ist über viele Dinge nur Eine Stimme. Auf das kleine Nachbars Hauß thue ich Verzicht. Ich dancke für die Bemühung. Ich wünsche daß Ihr Cur recht gute Wirckung thue. Für die litterarischen Nachrichten dancke ich sehr. Mit der Kantischen Lehre wird es gehn wie mit Modefabrickwaren, die ersten werden am theuersten bezahlt, nachher macht man sie überall nach und sie sind leichter zu Kaufen. Sollte Reinhold nicht bleiben so wird sich Rath finden. Auf M. Fichte haben Sie ja ein Auge. An / Schmidt haben wir einen trefflichen Mann. Leben Sie recht wohl. Mein Wunsch Sie wiederzusehen ist sehr lebhaft. Empfehlen Sie mich den Ihrigen. Die Hl. Berliner Gewercken verdienen daß wir sie auf dem Gewerckentage dereinst recht gut tracktiren Maynz dl. 27 Jul 93 G Bitte 〈nun m〉ehr die Briefe nach Franckfurt zu ad〈res〉siren.
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Maynz dl. 1 Aug 93. Nun bin ich meine Liebe wieder in Maynz nachdem ich einige Tage in Schwalbach und Wißbaden mit wenig Freude und Interesse war. Es fand sich gute Gesellschaft am ersten Ort unter andern Umständen hätte man sich wohl da vergnügen konnen. Ich gehe nun mit Hl. Gore und Krause nach Manheim, spreche in Heidelberg mit meinem Schwager und kehre alsdann nach Franckfurt zurück. Wenn es möglich ist, so komme ich balde zu dir. Von Franckfurt schreibe ich dir wieder. Ich bin wohl und sehne mich Tag und Nacht zu dir. Adieu mein bestes. küße den Kleinen, grüße Hl. Meyer und schreibe mir nach Franckfurt. G.
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Deinen lieben Brief vom 25ten find ich erst hier nachdem er mich überall gesucht hat. Ich kann nun hoffen balde bey dir zu seyn und mich mit dir zu freuen. Deine Schue, das Bügeleisen und andre Kleinigkeiten bringe ich mit, auch ist der Säbel für den Kleinen fertig. Grüße ihn recht schön und halte ihm allerley Thiere, da er Freude daran hat. Wie sehr verlange ich wieder nach Ruhe bey dir denn es geht alles so confus um mich her. Ich schicke dir ein Spaßchen ein Paar Blatter mit Devisen. Behalte mich lieb und laß mich das Haußwesen recht ordentlich und zierlich finden. Es ist doch gar schön wenn man seiner Geliebten wieder näher kommt. Im nächsten hörst du mehr. Lebe wohl. Meine Mutter grüßt. G
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194. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 11. August 1793. Sonntag Dein Bild habe ich in Franckfurt bey meiner Ankunft gefunden. Es hat mir viel Freude gemacht, denn ich finde es bey weitem besser als ich nach der Zeichnung und der Anlage vorigen Winter hoffen konnte. Ich gratulire dir und dem Künstler dazu. Wäre nun auch ein Brief dabey gewesen, so würde ich dich recht freundlich gefunden haben. Mit Schlossern brachte ich in Heidelberg einige glückliche Tage zu, es freut mich sehr und ist ein großer Gewinnst für mich daß wir uns einmal wieder einander genähert haben. Wie sehr wünschte ich bey euerm Familien Congress gegenwärtig zu seyn. Noch einige Tage bleibe ich hier und gehe dann wahrscheinlich nach Hauße. Wenn es mir glückt hoffe ich manches hervor zubringen, ich habe viel ausgedacht und im Kopfe geordnet. / Meine Iphigenie haben sie ins englische übersetzt und wie mir nach den Proben scheint recht gut. Im Monthly Review findest du sie. Mama Lehnchen empfehle ich sie besonders. laß doch gelegentlich ein Exemplar aus England kommen, ich will auch Commission geben, wer es zu erst erhält theilt es dem andern mit. Beyliegende concordante Stellen sehr verschiedner Autoren sind mir in Einer Stunde in die Hand gekommen, ich empfehle sie Ihrem Nachdencken. Lebe wohl. Sey glücklich und nimm theil an meinem Wesen wie ich an dem deinigen. Franckfurt dl. 11 Aug 93 G
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195. An Georg Christoph Lichtenberg Frankfurt a. M., 11. August 1793. Sonntag 〈Druck〉
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Wohlgebohrner insonders hochgeehrtester Herr, Ew. Wohlgeb. haben meine ersten optischen Versuche mit soviel Nachsicht aufgenommen dass ich hoffen darf Sie werden auch meinen weiteren Arbeiten einige Aufmercksamkeit gönnen. Der Zeit und meinen Wünschen nach sollte ich schon weiter gekommen seyn; allein sowohl diess Jahr als das vorige habe ich in mancherley Zerstreuungen zugebracht und die kriegerischen Begebenheiten von denen ich Zeuge gewesen lassen zu wissenschaftlichem Nachdencken wenig Raum. Indessen habe ich manches gesammelt und versucht und ich hoffe es bald ordnen und verbinden zu können. Wie ich die Lehre von den farbigen Schatten behandelt werden Ew. Wohlgeb. aus beyliegendem Hefte ersehen, ich gedencke die übrigen Bedingungen unter welchen wir apparente Farben erblicken nach und nach auf eben diese Weise vorzunehmen, wobey ich mir Ihre Theilnehmung und Belehrung erbitte. Wollten Ew. Wohlgeb. mir gefällig das Manuscript auf Weimar zurücksenden, wohin ich balde zu gehen hoffe und mir zugleich einige Nachricht von Ihrem Befinden geben? Ich wünsche dass sie günstiger als vor einem Jahre seyn möge. Erhalten Sie mir ein geneigtes Andencken und bleiben von meiner besondern Hochachtung überzeugt. Franckfurt Ew. Wohlgeb. d. 11. Aug. 93. ergebenster Goethe.
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196. An Christiane Vulpius Frankfurt a. M., 16. August 1793. Freitag Franckfurt dl. 16 Aug 93. Noch bin ich hier, mein liebes Herz und befinde mich bey meiner Mutter, bey alten und neuen Freunden ganz wohl: Wenn du bey mir wärest so möchte ich wohl noch gern eine Weile hier bleiben, so aber wird mirs gar zu langg biß ich dich wieder habe und dencke bald weg zu gehen und dich wieder in meine Arme zu schließen. Deine Briefe habe ich erhalten und freue mich herzlich daß du wohl bist und dich im Hauße beschäftigst. Ich verlange recht das neue Zimmer zu sehen es muß hübsch geworden seyn. Wir wollen bald wieder im Stillen vergnügte Tage zusammen verleben. Lebe wohl. Küsse den Kleinen, Grüße Hl. Meyer und behalte mich lieb wie ich dich. G
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197. An Friedrich Heinrich Jacobi Frankfurt a. M., 19. August 1793. Montag Ich erhalte deinen lieben Brief eben als ich mich zur Abreise von Franckfurt bereite. Mein herumschweifendes Leben und die politische Stimmung aller Menschen treibt mich nach Hause, wo ich einen Kreis um mich ziehen kann, in welchen ausser Lieb und Freundschaft, Kunst und Wissenschaft nichts herein kann. Doch will ich mich nicht beklagen, denn ich habe manches interessante erfahren, manches Gute und Brauchbare gelernt. Deinen Brief vom 22 Jul. habe ich zwar noch nicht er wird mich aber schon finden. Ich wünsche euch allen herzliche Zufriedenheit von eurer Zusammenkunft, ob es gleich gewagt ist so vielerley Existenzen unter Ein Dach zu versammeln. Clärchen wünsche ich Glück. Das Decret ist durch das hin und her aufgehalten worden, ich habe es nochmals
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erinnert. Ist denn das eine Clermont die Herders so lobten welche Braut ist? / Mit Sommering der jetzt hier ist habe ich einige sehr aufmunternde Conferenzen gehabt. Du wirst bald wieder was von mir sehen. Ich freue mich auf das was du mir und andern zu bereitest. Daß mein räthselhaft Gedicht seinen Effeckt nicht verfehlt und von einem Frauenzimmer zuerst verstanden worden ist mir sehr lieb. Hab ich dir schon gesagt wie sehr ich Leid um den armen Moriz getragen habe? Ich verliere einen guten G e s e l l e n an ihm. Den Brief an den Bruder nehme ich nach Weimar und schreibe die Stelle ab, sie ist sehr gut. Lebe wohl und genieße der guten Tage mit den deinigen. Maxen hoffe ich bald zu sehen. Fr. dl. 19 Aug 93 G.
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Für das Werck De coloribus coeli dancke zum schönsten. Ich habe darin unschätzbare Nachrichten gefunden; unter andern: purpureus et accensus color l e o n e m et t a u r u m in rabiem agit; p h i l o s o p h u m tamen omnis fere color in desperationem adducit. Bitte alles was auch von Briefen an Sie kommen sollte an meine Mutter zu schicken. Leben Sie recht wohl. Es ist für mich immer Sonntag Pfingsten wenn ich mit Ihnen bin. G
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Abb. 18: Goethe an Samuel Thomas Soemmerring, 〈wahrscheinlich 19. oder 20. August 1793〉 (Nr 198)
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199. An Friedrich von Stein Weimar, 28. August 1793. Mittwoch 〈Druck〉 We i m a r, den 28. August 1793.
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Für Dein Andenken danke ich Dir, mein Lieber, und freue mich, wie Du auf Deinen Wegen wandelst. Den Herzog habe ich von Deinem Vorhaben benachrichtigt, ich hoffe Dich zu sehen, ehe Du verreisest. Lebe wohl, und behalte mich lieb und die Meinigen, dabei wirst Du Dich selbst lieben, denn ich zähle Dich immer dazu. G.
200. An Jacob Friedrich von Fritsch 〈Weimar〉, 2. September 1793. Montag Ew Exzell.
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überreiche beyliegende unterthänige Bittschreiben nebst denen an mich gerichteten Briefen mit der Bitte: nach Beschaffenheit der Umstände darauf geneigtest zu reflecktiren und mir seiner Zeit eine gefällige Resolution bekannt werden zu lassen. Ew Exzell
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ganz gehorsamster Goethe
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201. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1793〉 〈Druck〉
Ew. Liebden und Würden übersende hierbei ein Opusculum, das ich mit critischer Aufmerksamkeit zu lesen bitte. G.
202. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 1. und 6. September 1793. Zwischen Sonntag und Freitag〉 Beyliegendes Blat hätte wegen der unterstrichnen Stelle schon neulich kommuniciren sollen. Sie haben die Güte das nöthige bald zu besorgen Durchl wollen dem jungen Jakobi den Titel als Regier. Rath verleihen er heißt G e o r g und ist Amtmann zu W i c k r a d t. Der Ihrige G
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203. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 9. September 1793. Montag Auf deine Anfrage wegen Max muß ich dir eilig und nur vorläufig antworten. Ich habe mich genau nach ihm erkundigt, ihn selbst gesehen und gesprochen und finde daß du keine Ursache hast besorgt zu seyn. Seine Studien treibt er wie es zu Anfange zu gehen pflegt wo man noch nicht weiß wo es hinaus soll. Was ihm einen Begriff giebt interessirt ihn wie billig, weniger das was eigentlich nur Vorbereitung auf ein künftigers seyn kann. L i t t e r a r g e s c h i c h t e hat er mit Eifer und
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Freude gehört, B o t a n i c k anfangs auch, zuletzt wollte ihm das vorzählen und analysiren der Pflanzen nicht behagen, vielleicht hat der Lehrer einige Schuld, es ging mehr iungen Leuten eben so. O s t e o l o g i e hat er gehört wie man sie zum erstenmal hören kann. Von dem übrigen nächstens. / Sonst versichert man mir er bereite sich auf seine künftige Studien fleißig vor im Gespräch und durch Lesen. Vielleicht verfällt er auch hier in den Fehler der meisten jungen Artzte, daß er zu geschwind ans Ziel will. So hab ich ihn Gaubius Pathologie neulich lesen sehen wie er bey mir war. Doch das ist gewöhnlich und ich sehe alles das als Lectiones cursorias an, ist der Kopf gut so stellt sich alles zurecht. Hat er nur erst diesen Winter Anatomie und Physiologie durchgegangen so wird schon mehr Richtung in seinen Fleiß kommen. Seine Gesellschaft ist eingeschränckt. Rheinhart, an dem er sehr hängt, soll ein edler guter Mensch seyn, der Kenntniße besonders im litterarischen Fach / hat, ist er nicht so kühl und ausgebildet wie es zu wünschen wäre, so ist das wohl die Eigenschaft der Jugend. Ich will mich näher nach ihm erkundigen. Max scheint den Pylades zu spielen und das ist denn auch nicht so schlimm. Das Reiseprojeckt betreffend finde ichs freylich weitschichtig, doch was die Reise Lust betrifft; so hätte ich ihn an deiner Stelle nicht so hart angelassen. Ein junger Mensch der aus der Eltern Hauße kommt und in die Academische Freyheit geräth wird gewöhnlich in irgend ein Extrem fallen. Die Reise Passion scheint mir die wenigst gefährliche. Sie zeigt daß er im Orte, keine leidenschaftliche Verbindungen hat, daß er was sehen was erfahren will u. s. w. / An deiner Stelle hätte ich ihm daher zwar den weitläufigen Kreuzzug nicht statuirt aber zu einem Theil Z.B. Schlossers in Franckfurt zu finden, über Würzburg Bamberg Coburg und s. w nach Jena zurückzukehren die Mittel nicht versagt, Ihm ein ander Jahr zu einer Reise nach Dresden pp Aussicht gelassen. So bliebe man im Besitz seine Leidenschaft zu lencken. Man läßt ja so junge Leute reisen wenn sie studirt haben, warum sollten sie es nicht dazwischen thun? und lieber ein Jahr länger auf Akademie bleiben? Die Zerstreuung! – So viel ich habe be-
16 auspgebildet 22 Es eEin 25 Orte×, 33 thun|?|
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mercken können Zerstreut eine leidenschaftliche Ordens oder Liebesverbindung mehr als Reise wo man doch immer etwas nützliches sieht auch als handelnder Mensch / mehr geprüft wird. Dazu kommt noch Maxens Hinderniß am Gehör, das ihn verhindert an größerer Geselligkeit theil zu nehmen. Unter mehreren ist er stumm und zurückgezogen da er mit wenigen gar frey, verständig ja sogar munter ist. Wärest du nicht abgeneigt ihm noch einen Spas auf die Ferien zu erlauben, so wollte ich du thätest es durch mich, daß ich durch mein Mittler verdienst mir noch mehr sein Vertrauen erwürbe. Ich werde nicht unterlassen ihn zu beobachten und schreibe nur flüchtig dich zu beruhigen. Siehe mehr den Sinn dieses Briefs als die Ausdrücke, denn ich weiß daß man / vieles strenger und bänger nehmen kann. Freylich ist schon ein Unterschied wenn der Sohn in des Vaters Metier tritt, wo dieser mehr leiten und vorbereiten kann und doch habe ich gesehen, daß auch da wieder alles auf Umstände ankommt die incalculabel sind. Habe also nur noch diesen Winter Geduld, daß man Maxen als ein selbstständig Wesen kennen lernt, daß man sieht wie er seine Wissenschaft anpackt, wohin er etwa sonst noch sich verbreitet, davon seiner Zeit mehr verlauten soll. Lebe recht wohl und grüße Schlossern und dein ganz gefülltes Hauß. Ich finde mich nun auch wieder nach / und nach in meiner Wohnung, die nach und nach eine anmuthige Gestalt gewinnt. Ich bin auf allen Ecken fleißig. Die chemische Farbenlehre bearbeite ich jetzt, es ist soviel vorgearbeitet daß das Zusammenstellen viel Freude macht und sehr interessante Resultate darbietet. Von Reinicke schickt ich gern den zweyten Gesang, leider ist es der welcher noch die meiste Arbeit bedarf um präsentabel zu werden. Das Dekret wird, wills Gott, nun auch bald kommen, es ist endlich vom Lande abgedruckt. Behalte mich lieb und laß von dir hören. d. 9 Sept. 93
G
1 ein|e| leidenschaftlicher⎡e⎤ 15 ⎡da⎤ 16 gGeduld 18 wo|hin| 20 ganze 24 zZusammenstellen 26 Gesang., (Punkt zu Komma)
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204. An Johann Isaak Gerning Weimar, 16. September 1793. Montag
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Der Wein ist glücklich angekommen, ich habe ihn noch nicht versucht bin aber überzeugt daß Sie mir etwas Gutes geschickt haben. Die Leinwand deren Muster sie mir übersenden ist freylich viel zu schmal, und da wir keine Näthe machen dürfen muß ich Sie ersuchen mir von der Brüssler zu verschaffen. Sie wären also so gütig mir von einer Leinewand die 27⁄8 Brabanter Ellen Breit ist, 11½ Brabanter Ellen zu verschreiben. Es versteht sich daß sie ungebleicht und ungrundirt sey. Wollten Sie wohl Hl. Nothnagel ersuchen mir ein Dutzend Muster seiner schönsten Bordüren mit dem nächsten Postwagen, zu senden besonders welche Rosen und andre Blumen enthalten, es wird hier soviel gebaut und meublirt, daß ich seine Arbeit zu empfehlen wünschte. Es ist mir angenehm zu sehen daß Ihr / Fleiß nicht nachläßt eine Arbeit der Vollkommenheit immer näher zu bringen. Ich wünsche daß Sie den Gedancken in unsern Gegenden einen Theil des Winters zu zu bringen nicht verlassen mögen. Leben Sie recht wohl, haben für gütige Besorgung recht vielen Danck und empfehlen mich überall Weimar dl. 16 Sept. 1793 Goethe
205. An Gottlob Ephraim Heermann 〈Weimar, vermutlich 22. September 1793. Sonntag〉 20
Einige Briefe und Nachrichten, die ich bißher zurückgehalten, übersende hierbey und bitte sie in einer ruhigen Stunde zu lesen. Die Jahrszeit scheint sich frühe umzuwenden. Der Schnee macht uns andern viel Verdruß die wir noch Obst in den Gärten und Kohl auf dem Felde haben. Ich wünsche gute Zufriedenheit am Kaminfeuer Goethe
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206. An Franz Kirms 〈Weimar, 22. September 1793. Sonntag〉
An der Beylage habe nichts zu erinnern
Der Krieg ist noch in Erfurt zu geben und die beydenSoldaten 1 und 2 durch Blos und Brunquell zu besetzen. G
Wenn Ewl Hochwohlgebl die Beylage genehmigen, so will ich sie in den maaße nach Er furth abgehen lassen Wäre es nicht eine Sache, dass man anstatt des Kriegs in Erfurth den Emigrant, den Krieg aber in Weimar gäbe? Dann müsste das Stück aber sogleich ausgetheilt und ge schrieben werden.
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207. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 26. September 1793. Donnerstag〉 Die Herzoginn Mutter bezeigte gestern Lust nach Jena zu gehen. Ich nahm über mich dich darüber um Rath zu fragen. Aus verschiednen Ursachen wünschte ich daß es Montags geschähe, du wärst ja wohl so gut und kämst einen Augenblick zu mir daß man die Sache besprechen könnte. Von deinem Lucrez habe ich gestern draussen einige Stellen gefunden die mich besonders gefreut haben G
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208. An Christoph Martin Wieland 〈Weimar〉, 26. September 1793. Donnerstag Beyliegende drey Gesänge Reinickes wollte ich erst recht sauber abschreiben lassen und nochmals durchsehen, eh ich sie, lieber Hl. und Bruder deiner Sancktion unterwürfe. Da man aber in dem was man thun will meist einige Schritte zurückbleibt, so sende ich sie in einem
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etwas unreineren Zustand. Du hast die Güte sie, den kritischen Griffel in der Hand, zu durchgehen, mir Wincke zu weiterer Korrecktur zu geben und mir zu sagen: ob ich die Ausgabe dieser Arbeit beschleunigen, oder sie noch einen Sommer solle reifen lassen. Du verzeihst daß ich mich eines alten Rechts bediene das ich nicht gern entbehren möchte und weißt welchen großen Werth ich auf deine Bemerckungen und deine Beystimmung lege. Ich gehe auf einige Tage nach Jena, bey meiner Rückkunft frage ich an. Vale fave dl. 26 Sept. 93. Goethe
209. An Carl Ludwig von Knebel 〈Jena, wahrscheinlich zwischen 28. September und 1. Oktober 1793. Zwischen Samstag und Dienstag〉 Hier schicke ich, werther Freund, und Kunstgenoße, den ersten Gesang Reineckes mit der Bitte ihn wohl zu beherzigen und kritisch zu beleuchten, indem ich ihn zum Druck bald abzusenden gedencke. G.
210. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 11. Oktober 1793. Freitag 15
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Hier, mein lieber, das Dekret endlich. Am schwarzen Siegel und schwarzen Rande siehst du diesmal keine geheuchelte Betrübniß. Den Prinzen Constantin haben wir ungern verlohren, im Augenblicke da er sich des Lebens werther gemacht hatte. Ich habe, als alter Nothhelfer, diese Zeit her der Herzoginn Mutter mancherley Zerstreuungen bereiten helfen und bin dadurch selbst zerstreut worden. Darum auch heute nur wenig. Max ist nach Hannover, ich hoffe du sollst mit ihm zufrieden seyn. Diesen Winter will ich fleißig nach ihm sehen. Ich hoffe gutes von ihm. Fürs Dekret habe ich 20 rh ausgelegt, 23 h×offe
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ich schreibe dir sie an. Grüße alles was dich umgiebt. Lebe wohl. Liebe mich. W. dl. 11 Octbr 1793 Goethe
211. An Christian Ernst Carl Graf von Bentzel-Sternau 〈Weimar, 13. oder 14. Oktober 1793. Sonntag oder Montag〉 〈Abschrift〉
P. P. Wenn die zum besten der maynzer verunglückten Einwohner bestimmte Einnahme einer theatralischen Vorstellung von churfürstll. Erfurtischen Regierung deren sämtlichen Gliedern ich mich bestens zu empfehlen bitte, und von Ew. Hochwohlgebl. geneigt aufgenommen worden; so hat die hiesige Theater-Direction ihren doppelten Zweck erreicht, ihren aufrichtigen Antheil an dem traurigen Schicksale so vieler guter Bürger einigermassen an den Tag zu legen, und zugleich die Dankbarkeit auszudrücken welche sie für die gute Aufnahme der Gesellschaft in Erfurt schuldig ist. Ew. Hochwohlgebl. sind wir besonders für die Mühe verpflichtet, welche Sie übernehmen wollen, die theatralischen Angelegenheiten zu begünstigen und zu leiten; es sollte mir sehr erwünscht seyn wenn ich dagegen etwas Gefälliges erzeigen könnte. Ich empfehle mich in Ew. Hochwohlgebl. geneigtes Andenken p p.
17–19 ⎤ wenn ich dagegen 〈…〉 geneigtes Andenken⎤ (über linke und rechte Spalte geschrieben)
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BRIEFE 212/213
212. An Friedrich Lorenz Langen 〈Weimar〉, 14. Oktober 1793. Montag 〈Konzept〉
Wohlgebl insonders hochzuehrender Hl. Hofrath 5
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P. P. Ew. Wohlgebl. haben mir erlaubt wegen des bewußten Monuments, dessen Errichtung Sie gütigst unternommen, haben, die weitern Entschließungen zu überschreiben. Ich bediene mich gegenwärtig der mir gegebenen Freyheit. Man hat aus verschiedenen Ursachen sich bewogen gesehen von der ersten Idee, nach welcher ein Modell vom Herrn Baumeister Meyer gemacht worden, abzugehen, und ich sende gegenwärtig eine Zeichnung nach welcher man es aufgerichtet wünscht. Es bedarf diese Zeichnung keiner weitern Erklärung, indem das Monument v i e r e c k t wird; eine Seite wie die andere verziert werden soll und die eingesenkte Tafel für die Inschriften auf allen Seiten anzubringen ist. Der Adler auf der Spitze wird gegen den Weg gekehrt, wie es sich von selbst versteht. Es scheint mir nicht, als wenn der Unterschied an Stein und Arbeit gegen das erstpro/jectirte Monument sehr beträchlich wäre und glaube daher, daß Herr Meyer für die ehemals anverlangte Summe von hundert Dukaten auch das Gegenwärtige werde fertigen können. Wollten Ew. Wohlgebl. ihm die Zeichnung vorlegen, ihn deshalb befragen und besonders auch seine Erklärung aus wieviel Stücken er den obern Sarkophag zusammen zu setzen willens sey? von ihn verlangen; so würden Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigen. Wir hoffen Durchl. Herzog bald hier zu sehen, wahrscheinlich sehen Sie ihn auf seiner Rückreise. Haben Sie doch auch die Güte mir gelegentlich ein Wort zu sagen wie es gegenwärtig in Maynz aussieht, und ob sich alles bald wieder in
1–3 ⎤ Wohlgebl insonders hochzuehrender Hl. Hofrath⎤ G 6 ⎤ haben,⎤ G 7 entscheiden ⎡überschreiben⎤ G 11 sendte 19 anverwandte⎡langte⎤ G 23 Sargophag⎤ kophag⎤ G 23 sey,? (Komma zu Fragezeichen) G
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einen leidlichen Zustand versetzt hat. Ich wünsche recht wohl zu leben und empfehle mich Ihren geneigten Andenken. pp dl. 14 Octbr 93.
213. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 21. Oktober 1793. Montag Durch mein langes Zögern Ew. Wohlgebl. wieder zu schreiben habe ich schon so viel verloren, daß ich gegenwärtig um destomehr eile meinen Dank für Ihren gütigen Brief abzustatten. Wie sehr bedaure ich, daß Ihr thätiger Geist von körperlichen Umständen immer gehindert wird und wie sehr bewundere ich, was Sie trotz aller Hindernisse leisten. Bey meinem zweymaligen Feldzuge habe ich wenig erfreuliche Erfahrungen gemacht, und nur die doppelte Neigung, womit ich zu einer stillen Thätigkeit und zu den Wissenschaften wiederkehre, kann mich für die vielen traurigen Stunden entschädigen, die ich seit anderthalb Jahren zugebracht habe. Erlauben Sie, daß ich Sie von Zeit zu Zeit, und wenn auch nur Stückweise, von meinen Bemühungen wissen lasse, die durch Ihre Theilnehmung so ausserordentlich befördert werden können. Zuerst dank’ ich für die Bekanntschaft, die Sie mir mit der französischen Schrift ver- / verschaffen; ich bitte mir solche bald möglich zu überschicken: denn wir mögen noch so geneigt seyn auf Zweifel und Widerspruch zu hören; so ist es doch unserer Natur gar zu gemäß, dasjenige begierig zu ergreifen, was mit unserer Vorstellungsart überein kommt. Nach diesem aufrichtigen Bekenntniß bitte ich Ew. Wohlgebl. mich eben für so aufrichtig zu halten, wenn ich versichere, daß Ihre Bedenklichkeiten mir von dem größten Gewichte sind. Können Sie sich manches in meinem Aufsatze nicht ganz erklären; scheint Ihnen die Reihe der Experimente nicht so rein, die daraus gezogene Folgerungen nicht so überzeugend; so muß mich das auf meine Versuche, auf meine Methode und mein Urtheil mißtrauisch machen. Ich werde meinen französischen Collegen sorgfältig studieren, sowohl seine Versuche, als das was mir bisher Neues bekannt geworden, nachtragen, auf Ew. Wohl-
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gebl. Bemerkungen alle Rücksicht nehmen, und die Resultate meiner Arbeit abermals vorlegen. Man kann in jedem Theile der Naturlehre / besonders aber in diesem nicht vorsichtig genug zu Werke gehn. Was Ew. Wohlgebl. über das We i ß in Ihrem Briefe äussern, scheint mir der Lehre gemäß zu seyn, welche das Weiß aus vereinigten Farben entstehen läßt. Ich behalte mir vor, meine Vorstellungsart hierüber vorzulegen, und Ihrer Prüfung zu unterwerfen. Das Phänomen, das Ew. Wohlgebl. in dem orangefarbenen Planspiegel bemerkt, habe ich unter die Zahl derjenigen aufgenommen, welche uns die Reflection darstellt. Ist der Spiegel blau; so erscheint das Phänomen umgekehrt, das von der Oberfläche zurückgeworfene Bild des Stabes erscheint nunmehr blau, das von der Belegung gelb, gelb roth, bräunlich roth. Ist der Spiegel grün, so erscheint das obere Bild grün, das untere violet oder purpur; jederzeit mit entgegengesetzten Farben, wie bey den farbigen Schatten. Es kommen noch einige merkwürdige Umstände dabey vor, welche ich in einer Folge auszuführen und nebst einer kleinen / Vorrichtung, wodurch sie ganz bequem beobachtet werden können, Ew. Wohlgebl. mitzutheilen nicht verfehlen werde, sollte ich auch nur bringen, was Ihnen schon bekannt ist; so werde ich doch wenigstens dadurch meinen Eifer zur Wissenschaft und mein Zutrauen zu Ihnen an den Tag legen. Wenn an einerley Orte, zu verschiedenen Zeiten, unter scheinbar einerley Umständen verschiedene farbige Schatten zum Vorschein kommen; so ist es meiner Meynung nach ein Beweis, daß sich die Umstände wirklich geändert haben. Büffon sah blaue Schatten an einer weißen Wand, des Abends, kurz vor Sonnenuntergang. Eben denselben Schatten sah er des andern Abends grün; er bemerkte aber dabey, daß die Sonne purpurroth unterging. Und so ist es auch: ein purpurrothes Licht macht die entgegengesetzten Schatten grün, so wie ein Grünes die entgegengesetzten Schatten purpurroth und nach seinen verschiedenen Nüanzen auch wohl auf das anmuthigste violet färbt. / Man nehme bey dem gewöhnlichen Versuche, wo man das Kerzenlicht dem schwachen Tageslicht entgegen setzt, ein hellgrünes Glas und halte es vor das Licht; sogleich wird der gelbe Schatten grün, der blaue hingegen purpurroth erscheinen. Man kann diesen Versuch auch noch auf eine auffallende Weise vermannichfaltigen: Man lege bey heiterm Himmel und hellen Son-
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nenschein ein weißes Papier ins Freye, man halte einen Stab darauf und der Schatten wird mehr oder weniger bläulich erscheinen. Man nehme darauf eine grüne Glasscheibe und lasse das Sonnenlicht durch selbige auf das Papier fallen, davon ein Theil also grün erscheinen wird; man stelle den Stab in dieses grüne Licht, und der Schatten desselben wird sogleich violet erscheinen. Eben so ist der Schatten gelblich, wenn das Glas blau, blau wenn das Glas gelb ist. Grau ist aber und bleibt der Schatten auch mitten im gefärbten Lichte / wenn man den Versuch am Fenster einer Cam. obscura macht und die Einwirkung des Tageslichtes auf den Schatten abhält. Von meiner Meynung, wie sich das Grau zu den Farben verhält, gebe ich nächstens Rechenschaft. Wie nahe diese Versuche mit den sogenannten Couleurs accidentelles verwandt sind, ist Ew. Wohlgebl. nicht entgangen. Auch hier läßt sich eine Reihe schöner Versuche aufstellen, die mit jenen vollkommen Schritt halten; Hier ist also wohl nichts Zufälliges, wohl aber eine Uebereinstimmung verschiedener Erfahrungen, deren Mannichfaltigkeit wir durch die Sinne erkennen; deren Uebereinstimmung aber wir mit dem Verstande nicht begreifen, vielweniger mit Worten ausdrucken können. Unser Geist sieht sich, wie leider so oft, auch hier in dem Falle, entweder die / Phänomene einzeln neben einander stehen zu lassen, oder sie in einer hypothetischen Einheit mehr zu verschlingen als zu verbinden. Wie vieles ist uns noch selbst, wie vieles unsern Nachkommen vorbehalten! Ew. Wohlgebl. sind mit allen diesen Operationen unserer Seele so genau bekannt, und von wem ließ sich wohl mehr Beyhilfe, Aufmunterung und Berichtigung erwarten, so bald Sie den Gegenstand für wichtig genug halten ihm einiges Nachdenken zu widmen, und den Forscher so werth, um ihm Ihre Gedanken mitzutheilen. Das Phänomen, dessen Sie gegen das Ende Ihres Briefes erwähnen, habe ich neulich in einem eminenten Grade gesehen. Ich betrachtete durch die Oefnung der Cammera obscura die Sonne durch ein dunkel violettes Glas, deren Scheibe mir denn in dem leb/haftesten Purpur erschien; als ich wieder herein sah und mein Blick auf einen schwarzen
7 Grlas (?) 7 Grlas (?) 10 ⎡auf den Schatten⎤ G
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Mantel fiel; so erschien mir dieser vollkommen grün. Einige Zeit vorher ward ich auf folgende Versuche geleitet: An eine weiße Wand stellte ich ein etwa dreyzöllig vierecktes gelbes Papier und sah scharf darauf, sodann blickt’ ich in die Höhe und richtete meine Augen unverwandt auf einen bestimmten Fleck der weißen Wand. An gedachtem Platze erschien mir bald ein blauliches Viereck, so wie im Gegentheil mir ein gelbes erschien, wenn das untere Viereck blau war, und so veränderte sich auch bey veränderten Farben des Gegenstandes die Farbe der Erscheinung nach den Gesetzen, wie sie mir aus den Phänomenen der farbigen Schatten zu / folgen schienen. Auch hiervon will ich, was mir bekannt ist, zusammenschreiben und vorlegen, mit der Bitte die Specimina eines Liebhabers und Audodidacten freundlich aufzunehmen. Beguelins Arbeit kenne ich, es ist nichts Besonderes in seinen Erfahrungen nichts entscheidendes in seiner Meynung. Opoix scheint ein Maratianer zu seyn, die der Beugung alle Farbenapparenz zuschreiben möchten, wie Neutons Nachfolger fast ausschließend alles aus der Brechung zu erklären denken. Ein Wink von Ew. Wohlgebl. den ich in Crells Vorrede zu Delaval gefunden habe, hat mir große Freude gemacht. Ich bin dadurch aufs neue aufgemuntert worden, die ver/schiedenen Bedingungen, unter denen uns apparente Farben erscheinen, so viel als möglich seyn will, von einander zu sondern und das Fachwerk, worein ich die mannigfaltigen Erfahrungen und Versuche hinein trage eher zu weit als zu eng zu machen. Erhalten mir Ew. Wohlgebl. Ihr freundschaftliches Andenken und glauben Sie, daß es mir gleicher Ernst um die Wissenschaft und um Ihre Gewogenheit sey und bleibe.
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214. An Friedrich von Stein Weimar, 23. Oktober 1793. Mittwoch 〈Druck〉 We i m a r, den 23. October 1793. Ich habe mich sehr gefreut, einen Brief von Dir zu sehen, um so mehr als mir Deine Mutter sagte, Du seyest unterwegs krank geworden; ich wünsche, daß Du bald völlig mögest von dem Anfall geheilt seyn, und hoffe, daß du einen geschickten Arzt gebrauchst. Schreibe mir, wie Du Deinen Hamburger Aufenthalt benutzest, da die Einrichtung der Hamburger Akademie nicht so viel gewährt, als die Ankündigung hoffen ließ. Das große Leben und Treiben um Dich her wird Dich bei aufmerksamer Betrachtung über Tausend Dinge am besten belehren. Versäume nicht die mancherlei Rechnungsarten kennen zu lernen und sie zu üben, daß Du sie bequem übersehen und beurtheilen kannst. Schreibe mir, wie Du vorwärts kommst. Das reelle Verhältniß, das große Kaufleute als kleine Puissancen zu den Welthändeln haben, wird Dir auch die politischen Begebenheiten interessanter machen, wenn Du den unmittelbaren Einfluß in die Comptoire und Cassen Deiner Freunde und Bekannten sehen wirst. Herr Sibeking mag ein reicher und gescheuter Mann seyn, so weit ist er aber doch noch nicht gekommen, einzusehen, daß das Lied: Allons, enfans etc. in keiner Sprache w o h l h a b e n d e n Leuten ansteht, sondern blos zum Trost und Aufmunterung der armen Teufel geschrieben und komponirt ist. Es kommt mir das Lied an wohlbesetzter Tafel eben so vor, wie die Devise eines Reichen: pain bis et liberté, oder eines Erzjuden: „Wenig aber mit Recht.“ Da Du nun auf dem Markte alles guten Eßbaren bist, so gedenke auch an uns. Erkundige Dich was die guten englischen Chester-Käse kosten, und was für Arten von getrockneten Fischen man besonders jetzt zu Winterszeit verschreiben kann, welche Tage der Postwagen geht u. s. w. Ich gebe Dir sodann einiges Geld in Verlag, und Du sendest mir dann von Zeit zu Zeit etwas in die Küche. Lebe wohl, schreibe mir bald wieder. G.
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215. An Franz Kirms 〈Weimar, 30. oder 31. Oktober 1793. Mittwoch oder Donnerstag〉
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Wenn Ew Wohlgebl dem Hl. Cammerj. v. Fritsch antwortlich zu vernehmen geben: daß von jeher, und auch noch vorigen Winter, Cammerherren und Cammerjuncker vom Dienste nur frey gewesen wenn sie mit der Herzoginn kamen, nicht aber wenn die Herzoginn nicht im Theater waren, auch die übrigen Herren bißher bey dieser Einrichtung es bewenden lassen; so wird derselbe ja wohl von seinem Gesuche abstehen. G
216. An Andreas Joseph Schnaubert 〈Weimar, 1. November 1793. Freitag〉 〈Konzept〉
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Ew. Wohlgebl. haben auf ein Schreiben des Hl. N., das Ihnen durch Hlrn N communicirt worden vor einiger Zeit Ihre Gedanken geäußert, und ich nehme mir die Freyheit wegen dieser Angelegenheit Ew. Wohlgebl. nochmals anzugehen. Ew. Wohlgebl Äußerung daß Sie nicht abgeneigt seyen Hrn N. Ihr Urtheil über die Sache zu eröffnen und Gründe und Gegengründe abzuwägen würde denselben bewogen haben sogleich ein Gutachten von Ihnen zu erbitten, wenn er erwarten könnte, daß Ihre Gesinnungen eher für als gegen ihn ausfallen dürften. Da er mich aus alter Bekanntschaft zur Mittelsperson erwählet, und ich mir gleichfalls schmeicheln darf, daß Ew. Wohlgebl. einiges Vertrauen in mich setzen; so darf ich dieselben wohl ersuchen mir Ihre Gedancken hierüber vertraulich zu eröffnen, um so mehr, da aus Ihrem ersteren Briefe erhellt, daß Sie gegen Ihre Zuhörer über diese Sache schon bisher kein Geheimniß gemacht haben.
5 hHerren 13 IHrn 16 über diese Sache zu 18 ××× ⎡er⎤ 21 Gesinnungen ⎡Gedancken⎤
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Sind Ihre Gesinnungen der Sache des Herrn N eher günstig als ungünstig, so wird ihm ein rechtliches Gutachten, wenigstens bey der Solicitatur, im außergerichtlichen Wege / da die Sache bey dem Reichscammergericht und sonst schon geschlossen ist, behülflich und erwünscht seyn. Wollten mir Ew. Wohlgebl. wenn Sie auch vorerst nicht geneigt wären sich in merita causa einzulassen, nur im Allgemeinen Ihre Gedanken eröffnen, damit ich nach den Gesinnungen meines Herrn Correspondenten alsdenn weitere Entschließungen zu fassen im Stande sey, so würden Sie mich sehr verbinden Der ih.
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217. An Jacob Friedrich von Fritsch 〈Weimar, 2. November 1793. Samstag〉 Ew Exzell übersende hierdurch gehorsamst das mir von der regierenden Herzoginn Durchl übergebne Packet. Die Durchl Herzoginn Mutter werden auch funfzig Thaler beytragen. Wahrscheinlich verspätet sich Serenissimi Ankunft und der Ilmenauer Gewerckentag rückt heran, deßwegen ich wohl den mir so ehrenvollen Antrag nach Eisenach zu gehen nicht wie ich wünschte werde annehmen können. Uberdieß scheint man daselbst so sehr überzeugt zu seyn daß man das Ubel nicht heilen könne sondern ihm nur nachgeben müsse daß wohl schwerlich irgend etwas fruchtbares von einer Unterredung zu erwarten seyn möchte. Ew Exzell ganz gehorsamster Goethe
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218. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, vermutlich erste Hälfte November 1793〉
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Wie sehr ich deiner Meynung wegen der G l o s s e n im allgemeinen bin, weißt von Alters, da ich etwas ähnliches als Posse vortrug. Deine critische Zusammenstellung, die Ausführung und Nutzanwendung freut mich sehr. Hier ein Brief von Lichtenbl. woraus du sehen wirst daß noch manches zu thun ist ehe wir vom Gesetz erlößt uns einer evangelischen Gemeinschaft erfreuen können. G
219. An Johann Friedrich Vieweg Weimar, 15. November 1793. Freitag 〈Faksimile〉
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Veranlaßt durch Hl. Prof und Hofr. Moriz habe ich Ihnen verschiedene kleine Gedichte für die deutsche Monatsschrift zugesandt welche auch darin aufgenommen worden sind. Sie hatten dagegen die Gefälligkeit eine kleine Zahlung an Hl. v. Cranach zu leisten und ich ließ meinen Wunsch unsre Berechnung gezogen zu sehen und das mir daraus zukommende zu erhalten, durch Hl. Leg-Rath Bertuch, auf der Leipziger Oster-Messe erneuern. Es fanden sich aber auch damals Hindernisse und ich nehme mir daher die Freyheit sie ergebenst zu ersuchen: die Berechnung gefällig zu fertigen und das mir zukommende durch die Post an mich gelangen zu lassen. Der ich mich Ihnen bestens empfehle. Weimar dl. 15 Nov. 93 Goethe
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220. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 18. November 1793. Montag Ich wünschte, l. Br, daß du dein Familienfest mit besserer Gesundheit beschlossen hättest, laß mich hören daß Ruhe und Sammlung dich wieder hergestellt hat. Um die Zeit da es jährig ward daß ich mit euch wohnte empfand ich eine Art von Heimweh und hätte wohl mögen, wenn es auch nur auf kurze Tage gewesen wäre, mit euch leben und hausen. Grüße mir alles was um dich ist und gedencket mein im besten. Max ist recht brav. Seine Reise hat ihm wohlgethan, er rechnet 6 Louisdor Reisekosten, wird sie von Schenck erhalten und mich remboursiren, diese bringe ich also nicht auf deine Rechnung. Das übrige will ich nächstens zusammenschreiben und dir schicken. Sage mir nur ob ich deinen Wagen verkaufen darf. Düsseldorf sieht er wohl schwerlich wieder und mir steht er zur Last, da er zu schwer ist. Willst du nicht mein Chaischen / von Coblenz kommen lassen, ich gebe es ohne dieß für verlohren und rechne dir es nicht höher an als du es brauchen kannst. Es dient dir doch einmal auf Wäckefieldische Art einen Gast los zu werden. Maxens Collegia sind ganz gut eingerichtet. Er hört Anatomie, Phisiologie und Chemie, dann materia medica weil sie Hufland im ganzen nächsten Jahre nicht wieder liest und die Encyclopädie bey Schütz. Bey Reinholden wollte er auch noch hören, gab es aber aus verschiednen Ursachen auf. In der Anatomie geht es schon frisch in die Muskellehre, in der Chemie und Phisiologie jammert er über die langen Einleitungen. Mit Hufland ist er auserordentlich zufrieden. Nächste Woche seh ich ihn vielleicht wieder. Ich hoffe viel Gutes von ihm. In Phisicis habe ich mancherley gethan, besonders freut und fördert mich Lichtenbergs Theilnehmung. Sende doch meine Abh. / über die farbigen Schatten an die Fürstinn Galizin, wenn du vorher nachstehende Note am Ende hinzugefügt. „In einer franzößischen Schrift, Observations sur les ombres colorees, par H. F. T. Paris 1782. 8. leitet der Verfasser aus ähnlichen Versu-
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chen, ähnliche Resultate her. Einen Auszug dieser merckwürdigen, leider kaum bekannt gewordnen, Schrift bin ich im Begriffe zu machen und mit erläuternden Noten vorzulegen.“ R e i n e c k e F u c h s naht sich der Druckerpresse. Ich hoffe er soll dich unterhalten. Es macht mir noch viel Mühe, dem Verse die Aisance und Zierlichkeit zu geben die er haben muß. Wäre das Leben nicht so kurz, ich ließ ihn noch eine Weile liegen, so mag er aber gehen daß ich ihn los werde. Um etwas unendliches zu unternehmen habe ich mich an den Homer gemacht. Da hoffe ich nun in meinem übrigen Leben nicht zu darben. / Daß du dich mit Schlossern gut gefunden hast freut mich sehr für beyde, auch mir hat seine Gegenwart sehr wohl gethan, denn man fühlt bald daß seine Strenge einen sehr zarten Grund bedeckt. Nun lebe fein wohl grüße die deinen und schreibe mir bald. W. dl. 18 Nov. 93 Goethe Herder wird das Buch schicken. Er ist wohl und fleißig. Hierbey ein Almanac comparé, den du doch wohl noch nicht hast.
221. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 18. November 1793. Montag 〈Druck〉
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So sind Sie denn, für mich wenigstens, unvermuthet aus unsern Gegenden geschieden, ohne dass ich Sie noch einmal gesehen und gesprochen hätte. Mögen Sie wohl und glücklich leben überall wo Sie sich befinden. Von Ihrer Lebhaftigkeit hoffe ich dass Sie uns doch einmal wieder erscheinen, Sie werden mich in dem alten Raume, immer mit unveränderten Gesinnungen antreffen. Meyer ist noch immer bey mir und die ästethischen Freuden halten uns aufrecht, indem fast alle Welt dem politischen Leiden unterliegt. Es wird viel in mancherley Fächern gearbeitet. Haben Sie Dank für Erwin und Elmire, für die Zeichen Ihres
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Andenkens und Ihrer Neigung. Leben Sie recht wohl und lassen mich bald wieder von Sich hören. Ich möchte auch wohl in einer ruhigen Stunde ausführlicher seyn über das was ich treibe. Leben Sie wohl. W. d. 18. Nov. 93. G.
222. An Johann Friedrich Blumenbach Weimar, 19. November 1793. Dienstag Die angekündigte schöne Clytia, für welche ich im voraus dancke, ist noch nicht angelangt. Dagegen sende ich die Exuvien eines der schönsten Menschen, in jedem Sinne, die gelebt haben u freue mich etwas geben zu können das Ihrer wichtigen Sammlung nicht unwerth sey. Ich empfehle mich zu geneigtem Andencken. Weimar dl. 19 Nov. 1793. Ew. Wohlgebl
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Ich lege ein Paar Almanacs compares
bey, die Sie vielleicht noch nicht besitzen.
ergebenster Goethe
223. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 5. Dezember 1793. Donnerstag Es ist mir ein Schauspieler D o e b e l e r empfohlen worden der in Düsseldorf spielt oder gespielt hat. Sage mir doch ein Wort über ihn und seine Frau, oder laß es mir sagen. Nach dem neuen Jahre sage ich mehr, denn die trübe Jahrszeit hat mir trübe Schicksale gebracht. Wir wollen die Wiederkehr der Sonne erwarten. Lebe wohl. Grüße die deinigen W. dl. 5 Dec. 93 G
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224. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 5. Dezember 1793. Donnerstag
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Lassen Sie mich, mein Bester, einmal wieder das Stillschweigen brechen! Gar sehr wünsche ich zu hören wie Sie leben und wie sich nach so großem Unheil die Maynzer Existenz wieder einrichtet. Leider sind in in diesen Tagen wieder in Sorge gewesen, ich höre aber es ist den Feinden übel bekommen. Wie viel wird uns jene ungeheure Masse noch zu schaffen machen! In Thüringen leben wir wie Sie dencken können ruhig, und jeder treibt sein Wesen. Ich habe meine Studien immer fortgesetzt wovon ich Ihnen einiges mittheilen kann wenn ich weiß daß Sie nicht abgeneigt sind einen Blick darauf zu werfen. Sagen Sie mir was Sie indessen gearbeitet haben. Leben Sie recht wohl! Grüßen Sie Ihr liebes Weibhchen. Hort man etwas von Forster? W. dl. 5 Dec 93 Goethe
225. An Johann Hugo Wyttenbach Weimar, 5. Dezember 1793. Donnerstag
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Das Andenken, das Sie mir zu bezeigen die Güte haben, vermehrt meine dankbare Erinnerung an die Gefälligkeit mit welcher Sie meinen Trierischen Auffenthalt nützlich zu machen suchten. Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie jene unruhigen Gegenden bald verlassen, und sich in der Mitte von Deutschland eines bessern Zustandes erfreuen werden. Sollte ein Liebhaber der Baukunst etwa einen Riß von der in den römischen Ruinen entdeckten Wendeltreppe gemacht haben; so bitte ich mir solchen wo möglich mitzutheilen, auch mir in der Folge einige Nachricht von Ihrem Befinden zu geben, wenn Sie sich in Regenspurg werden umgesehen haben. Fahren Sie fort Ihren Geist durch Philosophie, Wissenschaften und Künste auszubilden. Wir haben mehr als jemals jene Mäßigung und
11 Weicbhecnhen (Schreibfehler durch Verbesserung)
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Ruhe des Geistes nöthig, die wir den Musen allein verdanken können. Leben Sie recht wohl und gedenken meiner. Weimar den 5.ten Decbr. 1793. Goethe
226. An Johann Jacob Christian Dietz 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 2. und 6. Dezember 1793. Zwischen Montag und Freitag〉 〈Konzept〉
Wohlgebohrner Insonders hochgeehrtester Herr Hofrath! Ew. Wohlgebl. Schreiben habe ich zwar spät jedoch richtig erhalten, und es thut mir sehr leid daß ich die darin geäusserten Wünsche zu erfüllen nicht im Stande gewesen. Da der jüngere Herr von Zwierlein schon die Substitution auf seines Herrn Vaters Stelle erhalten, und es also gegenwärtig blos abermals von der Stelle eines Substituten die Rede seyn konnte, welche Ew. Wohlgebl. wohl schwerlich satisfacirt haben würde; so ward diese Herrn Procurator Puff zu Theil. Es ist mir übrigens angenehm bey dieser Gelegenheit erfahren zu haben, daß Ew. Wohlgebl. nebst den werthen Ihrigen, denen ich mich bestens zu empfehlen bitte, sich bey guten Wohlseyn befinden Ich habe die Ehre Dieselben meines fortdauernden Andenkens versichern und unterzeichne mich mit vollkommenster Hochachtung
1 ihden 10 gewesen,. (Komma gestrichen und durch Punkt ersetzt) 10 dDa 11 ⎡die⎤ 14 wie denenselben wohl bekannt seyn wird, Herrn 14 ⎤ Procurator⎤ 14 tTheil 16 ⎡werthen⎤ G 17 befinden, und auch 17–18 ⎤ Ich habe die Ehre⎤ Sie und dDieselben G 18–19 zu können. Der ich ⎡und unterzeichne⎤ G 19 Hochachtung unterzeichne.
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227. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 7. Dezember 1793. Samstag〉
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Ich sage dir nur noch ein Wort zum Lebe wohl eh ich gehe, und wünsche dich gesund und froh wieder zu finden wenn ich zurückkomme. Jetzt bin ich im Sinnen und Entschliesen womit ich künftiges Jahr anfangen will, man muß sich mit Gewalt an etwas heften. Ich dencke es wird mein alter Roman werden. Versäume es ja nicht von deiner Seite und laß den alten G Naturdichter immer walten. Vale.
228. An Peter Heinrich von Bethmann-Metzler 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen Ende November und Anfang zweiter Hälfte Dezember 1793〉 〈Konzept〉
Hochwohlgebohrner Insonders Hochzuehrender Herr.
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Auf Ew. Hochwohlgebl. gütiges Schreiben, in welchem ich Ihr gütiges Zutrauen dankbar erkenne würde ich sogleich geantwortet haben, wenn nicht Herr Gerning bey seiner hier erfolgten Ankunft die Besorgung des Ihnen so angelegenen Geschäftes gleich übernommen hätte. Sie kennen die Thätigkeit des lieben Freundes und ich hoffe Sie werden mit seinen Bemühungen zufrieden seyn. Ich beziehe mich deswegen auf das, was er schon geschrieben und bitte mich den werthen Ihrigen bestens zu empfehlen und mich in geneigtem Andenken zu erhalten.
229. An Johann Friedrich Blumenbach Weimar, 18. Dezember 1793. Mittwoch
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Es scheint wir leben in einer sehr gefährlichen Zeit daß nicht einmal die schönen Gypsköpfe auf ihren Schultern sicher sind. Leider war das allerliebste Köpfchen, das Sie mir zu übersenden die Güte hatten, nicht allein von seinem Rumpfe getrennt sondern auch meist in Stücken. Dürfte ich Ew Wohlgebl daher ersuchen mir den K o p f noch einmal
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besonders gießen zu lassen, denn die Büste ist unbeschädigt und ich würde alsdann den neuen statt des gebrochnen hier aufsetzen und dieses schöne Kunstwerck ins Leben zurückrufen können. Wollten Sie dem Gießer befehlen daß er ihn stärcker als das erste/mal gieße, auch die Nähte die von der Form im Gesichte bleiben nicht v e r p u t z e, so würden Sie mich sehr verbinden. Ich erhielte den Abguß sicherer und die Gestalt unverfälschter. Raphaels Schädel ist, hoffe ich, indessen angekommen Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Herr Meyer empfiehlt sich. Ew Wohlgebl ergebenster Goethe W. dl 18 Dec 1793.
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230. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 14. und 28. Dezember 1793. Zwischen Samstag und Samstag〉 Den Inhalt beykommender Abhandlung habe ich dir oft, ja ad nauseam, wiederhohlt, verzeihe mir also wenn ich dich bitte nochmals deine Aufmercksamkeit auf diesen Gegenstand und auf die Methode des Vortrags zu wenden und mir deine Bemerckungen nur flüchtig zu notiren. Dieser Aufsatz soll Lichtenbl. vorgelegt werden, ich wünschte sehr daß dieser Mann meiner Unternehmung Freund bliebe wenn er auch sich von meiner Meynung nicht überreden konnte. G.
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231. An Georg Christoph Lichtenberg Weimar, 29. Dezember 1793. Sonntag 〈Nachschrift, Faksimile〉 Wohlgebohrner insonders hochgeehrtester Herr,
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Ew Wohlgebl erhalten hierbey einen Aufsatz den ich geneigt aufzunehmen bitte. Gern hätte ich ihn nochmals durchgearbeitet, oder ihn wenigstens mit Noten versehen, deren er manche bedarf, doch hätte mir diese Arbeit Ihre Belehrung verspätet. Vielleicht kann ich bald meine Vorschläge wie ich die Farbenlehre überhaupt behandelt wünschte, ingleichen ein Schema inwiefern ich sie gegenwärtig übersehe Ew Wohlgel zusenden. Leider komme ich selten mit Ruhe und Sammlung an diese Speculationen. Gegenwärtiges Manuscript bitte zu behalten und empfehle mich gütigem Andencken. Ew Wohlgebl W. dl. 29 Dec. ergebenster 93 Goethe Das französche Werck sur les ombres colorees ist mir ja wohl noch biß Ostern zu behalten vergönnt? W. dl. 29 Dec 93 Goethe
232. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Ende 1793?〉
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Da du den Kielmeyer vornimmst wird dirs nicht zuwider seyn beykommende Tabellarische Ubersicht der Abhandlung die ich schreiben möchte durchzugehen. Ich habe soviel schon über diese Materie theilweise geschrieben und kann fast nichts davon brauchen, weil ich keinen rechten Plan ausgearbeitet hatte dazu ist dieß ein Versuch. Ich werde
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nicht eher wieder anfangen zu schreiben biß die Methode berichtigt ist. Auskunft geb ich gern mündlich über diese marginalien und vernähme auch gerne mündlich dein Urtheil und Berichtigung, behalte also die Blatter bey dir und lebe wohl. G.
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95K. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 2. Juli 1792. Montag Das Exemplar Ihrer Uebersetzung der Camperischen Schrift ist mir in diesen letzten Tagen zugekommen. Da ich in großer Zerstreuung wegen Veränderung meines Quartieres, der Abreise des Herzogs zur Armee, des Durchmarsches der preusischen Truppen wegen lebe|,| und ⎡habe ich⎤ 〈G〉 kaum einen flüchtigen Blick darauf habe 〈G〉 werfen können; die ersten Stunden der Ruhe werde ich dazu anwenden, dieses interessante Werk durchzugehen und Sie erlauben mir alsdann daß ich Ihnen einige Worte darüber sage. Nehmen Sie indessen meinen Dank und die Kleinigkeiten die ich Ihnen mit diesem Briefe überschicke gütig auf. Schon lange hätte ich Ihnen die Freude bezeigen sollen, die Ihr letzter Brief in mir erregt hat, in welchem Sie mir so schön entgegen kamen und die Hoffnung die ich habe, die PFarbenphänomene oder unter allgemeinere Gesichtspunkte zu vereinigen in eben dem Augenblicke belebten als ich von vie/len andern Seiten wenig Aufmunterung sah in meiner Arbeit fort zu fahren. Es ist gewiß ⎡Mir scheint wenigstens für den Augenblick⎤ 〈G〉 daß sich alles leichter ⎡gut⎤ 〈G〉 verbindet, wenn man auch in dieser Lehre ⎡zum Versuch⎤ 〈G〉 den Begriff der Polarität zum Leitfaden nimmt, und die Formel von activ und passiv ⎡einstweilen Hypothetisch⎤ ausgesprochen hat ⎡spricht⎤ 〈G〉. Wie unmöglich war es bisher die chemischen Erfahrungen mit den optischen zu verbinden, man sehe nur die ersten Kapitel einer jeden Färbekunst, selbst der neuesten von Bertholet, in welcher wir die Fortschritte der Chemie übrigens so sehr bewundern müssen. Wird der Optiker sich überzeugen, daß Refraction und Reflexion nur F ä l l e sind in denen die apparenten Farben im Organ des Auges erscheinen, wird man nicht mehr behaupten, daß überall wo wir nur Farben sehen Reflexion oder Refraction gleichsam als o b e r s t e B e d i n g u n g e n wirken müssen, sondern daß sie als Fälle selbst Höheren Bedingungen und Prinzipien unterworfen sind, so wird alles leicht und bequem übersehen werden können. Denn im / Grunde ist ⎡muß⎤ 〈G〉 die Sache an sich sehr einfach ⎡seyn⎤|,| 〈G〉 wie alle Höheren ins allgemeine wirkend|e| Prinzipien|.|sind. 〈G〉 Wie Sie ganz richtig bemerkten wird die Wirkung und Freundschaft der Säuren zu dem Gelben und Gelbrothen, der Alkalien zum Blauen und Blaurothen in eine|n| große Klarheit und ⎡schönen⎤ 〈G〉 Zusammenhang gebracht, wozu uns die Chemie unzählige Versuche anbiethet. I Ich muß Ihnen bey dieser Gelegenheit einen Versuch mittheilen, der mir sehr wichtig scheint und ⎤ der⎤ 〈G〉 auf manches hindeutet: ich warf auf
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die gewöhnl. Weise das farbige sogenannte Spectrum solis an die Wand und brachte einen in Bologna zubereiteten Leuchtsteins in demn 〈G?〉 Gelben und Gelbrothen Theil des Farbenbildes, und fand zu meiner Verwunderung, daß er darauf im dunkeln nicht das mindeste Licht von sich gab. Darauf brachte ich ihn in den ⎡grünen und⎤ 〈G〉 in dem blauen und blaurothen ⎣violetten⎦ Theil des Bildes, ⎡in dem⎤ ⎡Theil auch da alsdann gab auch er im Dunkeln kein Licht von sich, endlich⎤ 〈G〉 ↓nachdem ich ihn in den violetten Theil legte zog↓ da er dann 〈G〉 in dem Augenblicke Licht anzog 〈G〉 und leuchtete sehr lebhaft im Finstern. Ich habe diesen Versuch sehr oft in Gegenwart mehrerer Freunde wiederhohlt und / er ist immer gelungen. aAm schönsten macht er sich wenn die Sonne hoch steht, da man denn das farbige Bild auf den Fußboden der dunklen Kammer werfen kann. Man legt zwey Stücke Leuchtstein, das eine in die gelbrothe, das andere in die blaurothe Farbe, und schließt deim Augenblick die Oeffnung im Fensterladen,. Es wird alsdann nur eEin Leuchtstein glühend erscheinen, und zwar wie oben gesagt derjenige der auf der blaurothen Seite gelegen. Ich habe diesen Versuch schon sehr vermannichfaltigt und werde ihn so bald als möglich wiederhohlen, und die ihn weiter durcharbeiten. Ich wage nichts daraus weiter zu folgern, als was er gleichsam selbst ausspricht: daß nämlich die beyden einander gegenüberstehenden Farbenränder eine ganz verschiedene Wirkung ja eine entgegengesetzte äußern und da sie ⎡beyde für⎤ nur eine Erscheinung sind ⎡gehalten werden⎤ 〈G〉 einen solchen reellen und ziemlich lange daurend|en| Wirkung ⎡Einfluß⎤ 〈G〉 auf einen Körper hervorbringen... ⎡zeigen.⎤ 〈G〉 Ich hoffe auf diesem Wege manches noch zu finden, das mir Ihre Theilnehmung noch mehr versichern wird. Leben Sie recht wohl, und nehmen Sie mit mit den Beylagen vorlieb, theilen Sie Herrn Forster diesen Brief mit wie ich ihn ersucht habe Ihnen den seinigen zu zeigen. W. dl. 25 Jun 92 G
4 im dunkeln darauf (durch darüber geschriebene Zahlen umgestellt) 7–8 ↓nachdem ich 〈...〉 legte zog↓ (mit Einweisungszeichen x ergänzter Text) 9 im Finstern sehr lebhaft leuchtete (im Finstern zuerst gestr., dann durch Unterpungierung wiederhergestellt; durch darüber geschriebene Zahlen umgestellt) 26 mit mit (versehentliche Dittographie)
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142K. An Catharina Elisabeth Goethe Weimar, 24. Dezember 1792. Montag Die Hoffnung Sie geliebte Mutter, und meine werthen Franckfurter Freunde bald wieder zu sehen ist mir nunmehr verschwunden; da mich die Umstände nöthigten von Düsseldorf über Paderborn und Cassel nach Weimar zu gehen ⎡zurück zu kehren⎤. Wieviel Sorge habe ich bisher um Sie gehabt,! wie sehr die Lage be×dauert in der sich meine Landsleute zeither befinden,! wie sehr habe ich aber auch das Betragen derselben unter so krittischen Umständen bewundert. Gewiß hätte mir nichts schmeichelhafter seyn können, als die Anfrage: ob ich mich entschließen würde, eine Raths Herrn Stelle anzunehmen wenn das Loos mich träfe,? die in dem Augenblicke an mich gelangte daß ⎡er⎤ vor Europa ja vor der ganzen Welt eine Ehre ist, als Franckfurter Bürger gebohren zu seyn. Die Freunde meiner Jugend, die ich ein zu schätzen auf gehört habe, hätten mir kein stärckeres ⎡schöners⎤ Zeugniß Ihres forttdgaurenden Andenkens geben können; als indem sie den / Wunsch äußerten mich in ihrer Mitte wieder zu sehen. ⎡mich in dieser wichtigen Epoche werth halten an der Verwaltung des gemeinen Wesens zu nehmen⎤. 〈G〉 Ihr Brief den ich in sehr trau mitten in dem Gethümmel des Kriegs erhielt, heiterte mir traurige Stunden auf die ich zu durchleben hatte, und ich nahm mir vor konnte nach den Umständen die Hoffnung fassen in weniger Zeit meine geliebte Vaterstadt wieder zu sehen. Da war es meine Absicht: mündlich f×ür die ausgezeichnete Ehre zu dancken die man mir eriwieß, zugleich aber die Lage in der ich mich gegen wärtig befinde, umständlich und aufrichtig vorzulegen. Bey der unwiderstehlichen Vorliebe die jeder wohldenckende für seyn ⎡in⎤ Vaterland empfindet, würde es mir eine schmerz liche Verläugnung seyn eine Stelle aus zuschlagen die jeder Bürger mit Freu den übernimmt, ⎡und besonders in der jetzigen Zeit übernehmen soll⎤ 〈G〉 wenn nicht an der andern Seite meine hiesigen Verhältniße so glücklich und ich darf wohl / sagen weit über mein Verdienst günstig wären. Durchl der Herzog haben mich seit so viellen Jahren mit ausgezeichneter Gnade behandelt, ich binn Ihn|en| soviel schuldig geworden daß es der gröste Undanck seyn würde, meinen Posten besonders in diesem ⎡einem⎤ Augenblicke zu verlassen, da der Staat treue und bewehrte Diener am meisten bedarf. Dancken Sie also ich bitte auf das lebhafteste den würdigen Männern die solche freundschaftll Gesinnungen gegen mich zeigen, versichern sSie solchen ⎡ihnen⎤ 〈G〉 meine aufrichtigste Danckbarkeit, und bitten Sie dieselben mir ihre günstigen Gesinnungen für die Zukunft zu erhalten.
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Sobald es die Umstände es einigermassen erlauben werde ich den Empfindungen meines Herzens gGen××⎡üge⎤ thun und persönlich ⎡mündlich⎤ 〈G〉 und umständlich dasjenige vorzulegen was hier nur im vorbeygehen und gleichsam nur oberflächlich geschehen kann. Leben Sie recht wohl |Möge alles was meinen werthen Landsleuten gegenwartig Sorge macht, weit entfernt bleiben und uns allen der wünschens werthe Friede wieder erscheinen. Leben Sie| 〈G〉
162K. An Johann Gottfried Herder 〈Lager bei Marienborn〉, 2. Juni 1793. Sonntag 〈Beilage〉
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|dl. 31 May.| 〈G1〉 Ausfall der Franzosen auf Marienborn |in verganger Nacht| 〈G1〉 Das Hauptquartier Marienborn liegt in der Mitte des Halbkreises von Lagern und Batterien die am lincken Ufer des Rheins oberhalb Maynz anfangen die Stadt in der Entfernung ohngefähr einer Viertelstunde einschließen ⎡umgeben⎤ und unterhalb derselben sich wieder an den Rhe Fluß anschließen. Die Capelle zum Hl. Creuz, ⎡die Dörfer Momb Weisenau⎤, Hechtsheim, Marienborn, Dreys, Gunnzenheitm, Mombach werden von diesem Kreise entweder berührt oder liegen nicht weit aus demselben. Die beyden Flügel ⎡bey⎤ Weisenau und Mombach wurden von Anfang der Blocade an von den Franzosen öfters angegriffen und Weisenau ⎡ersteres Dorf⎤ abgebrannt, auf die die Mitte hingegen blieb ohne Anfechtung, niemand konnte vermuthen daß sie dahin einen Ausfall dahin richten würden weil sie in Gefahr kamen abgeschnitten von allen Seiten ins Gedränge zu gerathen, abgeschnitten zu werden ohne irgend etwas von Bedeutung auszurichten. Indessen waren die Vorposten um / Brezenheim und Dalheim, Orte die vor Marienborn in einem Grunde liegen der sich nach der Stadt zieht, immer an einander und man behauptete Brezenheim diesseits um so eifriger als die Franzosen bey Zahlbach einem Closter nahe bey Dalheim eine Batterie errichtet hatten und damit das Feld und die Chaussee bestrichen. Eine Absicht die man dem Feinde nicht zutraute bewog ihn endlich zu einem Ausfall gegen das Hauptquartier, sie wollten, so ist man durch die Gefangnen überzeugt, den Gen. Kalckreuth der in Marienborn, den Prinzen Ludwig Ferdinands Sohn der auf dem Chausse|e|hause einige hundert Schritte vom Dorfe in Quartier lag entweder gefangen fortführen oder tod
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zurücklassen, sie wählten die Nacht vom 30 zum 31ten zogen sich, vielleicht 3000 Mann aus dem Zahlbacher Grunde über die Chaussee und durch einige Gründe biß wieder an die Chaussee passirten sie und eilten auf Marienborn los. Sie waren gut geführt / und nahmen ihren Weg zwischen den Ostereichischen und Preusischen Patrouillen durch, die leider nicht aneinander stießen. Auch kam ihnen noch ein Umstand zu Hilfe. Tags vorher hatte man Bauern beordert das hohe Getreide das sehr hoch gegen die Stadt zu steht in dieser Nacht abzumähen, als diese nach vollendeter Arbeit zurückgingen folgten ihnen die Franzosen und einige Patrouillen wurden dadurch irre gemacht. Durch ⎡Sie⎤ kamen frei unentdeckt ziemlich weit vorwärts und als man sie bemerckte und auf sie schoß drangen sie in der größten Eile sie nach Marienborn vor und erreichten das Dorf ⎡gegen ein Uhr⎤ wo man sorglos entweder schlief oder wachte. Sie schossen sogleich in die Häuser wo sie Licht sahen, drängten sich durch die Straße und umringten den Ort und das Kloster in welchem der General lag. Die Verwirrung war groß, die Batterien schossen, das kleine Gewehr das Infanterie Regiment Wagner rückte gleich vor, eine ⎡zwey⎤ Schwadron ⎡eine Schwadron⎤ / H. v Weimar, die hinter dem Orte lag war bey der Hand, die sächsischen Husaren deßgleichen. Es entstand ein verwirrtes Gefecht mit großer Lebhaftigkeit. Indessen hörte man im ganzen Umkreis der blockirenden Läger das Feuern von falschen Attaquen, jeder wurde aus sich aufmercksam gemacht und niemand wagte dem andern zu Hülfe zu eilen. Der abnehmende Mond stand am Himmel und gab ein mäßiges Licht. Der H. v W. nahm zwey Schwadrone ⎡den übrigen Theil⎤ seines Regiments das eine viertelstunde hinter Marienborn auf der Höhe lag und eilte hinzu. Prinz Ludwig ⎡führte⎤ die Regim. Wagner und Thadden und nach einem anderthalbstündigen Gefechte trieb man die Franzosen nach der ⎡gegen die⎤ Stadt An Todten und Bleßirten ließen sie 30 Mann zurück was sie mit sich geschleppt ist unbekannt. Der Verlust der Preußen an Todten und Blessirten mag 90 Mann seyn. Major La Viere Wvon Weimar w ist todt. Rittmeister und Adj. Voß todlich verwundet. Ein unglücklicher Zufall vermehrte / den diesseitigen Verlust. Denn als sich die Feldwachen von Brezenheim auf Marienborn zurückziehen wollten, kamen sie unter die Franzosen und wurden zugleich mit ihnen von unsern Batterien beschossen. Als es Tag ward fand man ⎡Pechkränze⎤ mit Pech überzogene Birkenrollen an allen Enden des Dorfes, sie hatten die Absicht wenn der Coup gelänge zuletzt das Dorf anzuzünden. Man erfuhr daß sie zu gleicher Zeit versucht hatten eine Brücke von einer Rheininsel ⎡an der Maynspitze⎤ in die sie sich seiteiniger Zeit genistet
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schlagen wollen auf die Petrersau ⎡nächste Insel zu⎤ schlagen wollen und wahrscheinlich in der Absicht gegen die Schiffbrücke bey Ginsheim etwas vorzunehmen. Das zweyte Treffen der Batte ward näher an das erste herangezogen und des H. Reg steht noch bey Marienborn. Man weiß daß beym Ausfall voran National Truppen ⎡vorangingen⎤, dann Linien dann wieder National Truppen folgten, es mag daher das Gerücht entstanden seyn die H. seyen in drey Colonnen ausgegangen.
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Durch mein langes Zögern Ew. Wohlgebl. wieder zu schreiben habe ich schon so viel verloren, daß ich gegenwärtig um destomehr eile meinen Dank für Ihren gütigen Brief abzustatten. Wie sehr bedaure ich, daß Ihr thätiger Geist von körperlichen Umständen immer gehindert wird, und wie sehr, bewundere ich|,| was Sie trotz aller Hindernisse leisten. Bey meinem zweymaligen Feldzuge habe ich wenigt erfreuliche Erfahrungen gemacht und nur die doppelte Neigung, womit ich zur R einer stillen Thätigkeit und zu den Wissenschaften wiederkehre, kann mich für die vielen traurigen Stunden entschädigen, die ich seit zw anderthalb Jahren zugebracht habe. Erlauben Sie, daß ich Sie von Zeit zu Zeit, und wenn auch nur Stück weise von meinen Bemühungen wissen lasse, die durch Ihre Theilnehmung so ausserordentlich befördert werden können. Zuerst dank ich für die Bekanntschaft, die Sie mir / mit ⎡der⎤ französischen Schriften verschaffen; ich bitte mir solche bald möglich zu überschicken: denn wir mögen noch so geneigt seyn auf Zweifel und Widerspruch zu hören; so ist es doch unserer Natur gar zu gemäß, dasjenige begierig zu ergreifen, was mit unserer Vorstellungsart überein kommt. Nach diesem aufrichtigen Bekenntniß bitte ich Ew. Wohlgebl. mich eben für so aufrichtig zu halten, wenn ich versichere, daß Ihre Bedenklichkeiten mir von dem größten Gewichte sind. Ist I Können Sie sich manches in meinem Aufsatze nicht ganz erklären; scheint Ihnen die Reihe der Experimente nicht so klar ⎡rein⎤, die daraus gezogene Folgerungen nicht so überzeugend; so muß mich das auf meine Versuche, auf meine Methode und mein Urtheil mißtrauisch machen. Ich werde meinen französischen Collegen sorgfältig studieren, sowohl seine Versuche, als das was mir bisher Neues bekannt geworden, nachtragen, auf Ew. Wohlgebl. Bemerkungen alle Rücksicht nehmen, Lund die Resultate meiner Arbeit abermals vorle-
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gen. Es ist fast ⎡Man kann⎤ in jedem Theile der Naturlehre, besonders aber in diesem nicht vorsichtig genug zu Werke gehn. Was Ew. Wohlgebl. über das We i ß in Ihrem Briefe äussern scheint mir der Lehre gemäß zu seyn, welche das Weiß aus vereinigten Farben entstehen läßt. Ich behalte mir vor, meine Vorstellungsart hierüber vorzulegen und Ihrer Prüfung zu unterwerfen. Das Phänomen, das Ew. Wohlgebl. in dem orangefarbenen Planspiegel bemerkt. Sie werden es ⎡habe ich⎤ 〈G〉 unter die ⎡der⎤ Zahl derjenigen Phänomene finden ⎡aufgenommen⎤, welche uns die Reflection darstellt. Ist der Spiegel blau; so erscheint das Phänomen umgekehrt, das von der Oberfläche zurückgeworfene Bild ⎤ des Stabes⎤ 〈G〉 erscheint nunmehr blau, das von der Belegung gelb ⎤ gelb roth, bräunlich roth⎤ 〈G〉,. Ist der Spiegel grün, so erscheint das obere Bild grün, das untere / violet ⎡oder purpur⎤ 〈G〉; jederzeit mit entgegengesetzten Farben, wie bey den farbigen Schatten. Es kommen noch einige merkwürdige Umstände dabey vor, welche ich in einer Folge auszuführen und nebst einer kleinen Vorrichtung wodurch sie ganz bequem beobachtet werden können, Ew. Wohlgeb. mitzutheilen nicht verfehlen werde, sollte ich auch nur bringen, was Ihnen schon bekannt ist; so werde ich doch wenigstens dadurch meinen Eifer zur Wissenschaft und mein Zutrauen zu Ihnen an den Tag legen. Wenn an einerley Orte, zu verschiedenen Zeiten, unter scheinbar einerley Umständen verschiedene farbige Schatten zum Vorschein kommen; so ist es meiner Meynung nach ein Beweis, daß sich die Umstände wirklich geändert haben. Büffon sah blaue Schatten an einer weißen Wand, des Abends, kurz vor Sonnenuntergang. Eben denselben Schatten sah er des andern Abends grün; er bemerkte aber dabey daß die Sonne purpurroth unterging. Und so ist es auch: ein purpurrothes Licht macht die entgegengesetzten / Schatten grün, so wie ein Grünes die Schatt entgegengesetzten Schatten purpurroth und nach seinen verschiedenen Nüanzen auch wohl auf das anmuthigste violet färbt. Man nehme bey dem gewöhnlichen Versuche, wo man das Kerzenlicht dem schwachen Tageslicht entgegen setzt, ein hellgrünes Glas und halte es vor das Licht; sogleich wird der gelbe Schatten grün, der blaue hingegen purpurroth oder violet erscheinen. Man kann diesen Versuch auch noch auf eine auffallende Weise vermannichfaltigen: ⎤ Man lege bey heiterm Himmel und hellen Sonnenschein ein weißes Papier ins Freye, man halte einen Stab darauf und der Schatten wird mehr oder weniger bläulich erscheinen.⎤ 〈G〉 man nehme die ⎡darauf 11 ⎤des Stabes⎤ (mit Einweisungszeichen v ergänzter Text) 12 ⎤gelb roth, bräunlich roth⎤ (mit Einweisungszeichen v ergänzter Text) 36–38 ⎤Man lege 〈...〉 erscheinen.⎤ (mit Einweisungszeichen v ergänzter Text)
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eine⎤ grüne Glasscheibe und lasse ein starkes ⎡das⎤ Sonnenlicht durch selbige auf ein weißes ⎡das⎤ Papier fallen das weiße Papier wird ⎡davon ein Theil⎤ also grün erscheinen ⎡wird⎤; man stelle einen starken Bleystift ⎡den Stab⎤ in dieses grüne Licht, und der Schatten desselben wird ⎡sogleich⎤ violet erscheinen. Eben so ist der Schatten gelblich und ⎡wenn⎤ das Glas blau, ⎡blau⎤ wenn das Gras gelb ist. und so bin ich auch überzeugt, / daß das Grau eine Verwandtschaft mit den Farben hat, nur aber nicht mit einer mehr als der andern. Es hängt von äussern Umständen, und nach meiner Meynung besonders von dem Gegensatze ab, welche Farbe das Grau annehmen soll. Alle diese Versuche sind eigentlich nicht schwehr zu machen; nur schwehr einen Tag zu stellen, weil besonders die farbigen Gläser meist nur einfarbig und streifig gefunden werden, man sie auch nicht gleich genau in Schattierungen, wie es doch seyn sollte, haben kann. Vielleicht erhalten Ew. Wohlg. Einmal aus England dergleichen, wo alle diese Dinge in großer Vollkommenheit gemacht werden. ⎤Grau ist aber und bleibt der Schatten ⎡auch mitten im gefärbten Lichte⎤ wenn man den Versuch am Fenster einer Cam. Welche Verwandtschaft das Graue mit den Farben haben möchte erk davon erzähle ich meine Vorstellung nächstens umständlicher obscura macht und die Einwirkung des Tageslichtes auf den Schatten abhält. Von meiner Meinung, wie sich das Grau zu den Farben verhält u gebe ich nächstens Rechenschaft.⎤ 〈G〉 Wie nahe diese Versuche ⎤ mit⎤ den sogenannten Couleurs accidentelles verwandt sind, ist Ew. Wohlgebl. nicht entgangen. Auch hier läßt sich eine Reihe schöner Versuche aufstellen, die mit jenen vollkommen Schritt halten; hier ist also wohl nichts Zufälliges; wohl aber eine Uebereinstimmung verschie/dener Erfahrungen deren Mannichfaltigkeit wir durch die Sinne erkennen; deren Uebereinstimmung aber wir mit dem Verstande nicht begreifen, vielweniger mit Worten ausdrucken können. Unser Geist sieht sich, wie leider so oft, auch hier in dem Falle entweder die Phänomene einzeln neben einander stehen zu lassen, oder sie in einer hypothetischen Einheit mehr zu verschlingen als zu verbinden. ⎤ Wie vieles ist uns noch selbst, wie vieles unsern Nachkommen vorbehalten.⎤ 〈G〉 Wie sehr sind Ew. Wohlgebl. ⎡sind⎤ mit allen diesen Operatione, unserer ⎡so genau⎤ Seele bekannt, und von wem ließ sich wohl mehr Beyhülfe, Aufmunterung und Berichtigung erwarten., Ich erwähne noch schließlich eines P so bald Sie den Gegenstand für wichtig genug halten ihm einiges Nachdenken zu widmen, und demn Forscher so werth, um ihm Ihre Gedanken mitzutheilen. /
6 Gras (offensichtlicher Schreibfehler, eigtl.: Glas)
OKTOBER 1793
227
Das Phänomen, dessen Sie gegen das Ende Ihres Briefes erwähnen, habe ich neulich in einem eminenten Grade gesehen. Ich betrachtete durch die Oefnung der Cammera obs. obscura die Sonne durch ein dunkel violettes Glas, deren Scheibe mir denn in dem lebhaftesten Purpur erschien; als ich wieder herein sah und mein ×Blick auf einen schwarzen Mantel fiel; so erschien mir dieser dargestellt eminent ⎤ vollkommen⎤ 〈G〉 grün, als an demselbigen Platze mir ein dunkelgrünes auch erschienen seyn würde. Einige Zeit nachher wurde ich auf folgende Versuche geleitet. ⎤ Einige Zeit vorher ward ich auf folgende Versuche geleitet.⎤ 〈G〉 An eine weiße Wand stellte ich ein ⎤ etwa dreyzöllig⎤ vierecktes gelbes Papier und sah scharf darauf, sodann blickt ich in die Höhe und richtete meine Augen unverwandt auf einen bestimmten Fleck der weißen Wand: Es An gedachtem Platze erschien mir bald ein blauliches Viereck, so wie im Gegentheil mir ein gelbes erschien, wenn das untere Viereck blau war, und so veränderte sich auch bey / veränderten Farben des Gegenstands die Farbe der Erscheinung nach den Gesetzen wie sie mir aus den Phänomenen der farbigen Schatten zu folgen schienen. Auch hiervor⎡n⎤l will ich, was mir bekannt ist, zusammen schreiben und vorlegen, mit der Bitte die Specimina eines Liebhabers und Audodidacten freundlich aufzunehmen. Beguelins Arbeit kenne ich, für es ist nichts ⎤ besonderes in seinen Erfahrungen, nichts⎤ 〈G〉 entscheidendes in seiner Meynung. Opoix scheint ein Maratianer zu seyn, und ⎡die⎤ 〈G〉 der Begugung alle Farbenapparenz zuschreiben möchten, wie Neutons Nachfolger fast ausschließend alles aus der Brechung ⎡zu⎤ 〈G〉 erklären möchten ⎡dencken⎤ 〈G〉. Ein Wink von Ew. Wohlgebl. den ich in der ⎡Crells⎤ 〈G〉 Vorrede zu De la Vals deutscher Uebersetzung ⎤ Delaval⎤ 〈G〉 gefunden habe, hat mir große Freude gemacht. Ich bin dadurch aufs neue aufgemuntert worden, die verschiedenen Bedingungen unter / denen uns apparente Farben erscheinen, so viel als möglich seyn will, von einander zu sondern und das Fachwerk worin ich die verschiedenen ⎡manigfaltigen⎤ 〈G〉 Erfahrungen und Versuche hinein trage eher zu weit als zu eng zu machen. Erhalten mir Ew. Wohlgebl. Ihr freundschaftliches Andenken und glauben Sie daß es mir gleicher Ernst um die Wissenschaft und um Ihre Gewogenheit sey und bleibe.
10 etwa dreyzöllig (mit Einweisungszeichen ergänzter Text) 20–21 ⎤ besonderes 〈...〉 nichts⎤ (mit Einweisungszeichen v ergänzter Text) 29 einan×der (?, d durch Tintenklecks verdeckt)
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KONZEPT 213
OKTOBER 1793
ERSCHLOSSENE BRIEFE
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KONZEPT 213
OKTOBER 1793
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Das folgende Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis einer Auswertung der Briefe Goethes sowie der Portolisten (Rechnungsbelege) der Chursächsischen Post (P/Ch Post), der Kaiserlichen Reichspost (P/KR Post) und der Herzoglich Sächsischen Post (P/HS Post) in Weimar aus den Jahren 1791 bis 1793, in denen die einund ausgegangenen Brief- und Paketsendungen Goethes eingetragen sind, sowie der Aufzeichnungen in den jeweiligen „Rechnungsbüchern“ Goethes (GR/RB) aus dieser Zeit. Hinzu kommt ein kommentiertes Briefverzeichnis Goethes für die Jahre 1790/91 (GSA, 29/1). Außerdem wurden Umkreisbriefwechsel und weitere für die Kommentierung herangezogene Quellen ausgewertet. Zu berücksichtigen ist dabei, dass für das Jahr 1792 keine Rechnungsbelege der in Rede stehenden Postämter überliefert sind. Verzeichnet werden einzelne nicht überlieferte Briefe Goethes, deren Existenz durch konkrete Anhaltspunkte belegt ist. Aufgenommen wurden auch entsprechende Paketsendungen sowie verschickte Kästen, Schachteln oder Gefäße, da anzunehmen ist, dass auch diesen Sendungen Begleitbriefe beilagen. Informationen zur Überlieferungslage von Korrespondenzen finden sich an entsprechender Stelle im Kommentar. Zu beachten ist, dass die angegebenen Absendedaten, die sich meist nach den Posttagen richten, nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten der Briefe identisch sind. Ist das Entstehungsdatum bekannt oder nachweisbar, wird der jeweilige Brief danach eingruppiert. Die Einträge der Rechnungsbücher und der Portolisten werden so übernommen, dass in der Datumszeile der jeweils angegebene oder erschlossene Bestimmungsort mitgeteilt wird. Die in spitzen Klammern ergänzten Zitate stehen anstelle der im Original verwendeten Wiederholungszeichen.
EB 1. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 1. Januar 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: SONNAB. 1 NEU-JAHR JESUS! 〈…〉 Briefe. Kn. Moriz. Voigt. (GT II 1, 15; vgl. auch WA III 2, 25.) Ebenso: 1791 Januar. 2 Berlin Prof. Moriz (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „vor 1. Schreiben an HL. Moritz den 3. Jan.“ (P/ChS Post, 4. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 25; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
232
ERSCHLOSSENE BRIEFE 2–10
EB 2. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 2. Januar 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791 Januar. 2 〈…〉 Rom Angelika. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.)
EB 3. An Carl Wilhelm Ettinger 〈Weimar, 3. Januar 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „J a n u a r 3. 1 Stck. à Mr. E t t i n g e r. Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 4. An Friedrich Bury 〈Weimar, 4. Januar 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791 Januar. 〈…〉 4 〈…〉 〈Rom〉 Buri (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 5. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 4. Januar 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791 Januar. 〈…〉 4 〈Rom〉 Reifenstein (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „J a n u a r 〈…〉 7. 1. 〈Stck.〉 à Mr. R e i f f e n s t e i n à R o m e“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 6. An Heinrich XI. Fürst von Reuss ältere Linie 〈Weimar, 16. Januar 1791 → Greiz〉 Quelle und Datierung: „J a n u a r 〈…〉 16. 1. 〈Stck.〉 an den Fürsten R e u s s zu Graiz DurchL.“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
JANUAR/FEBRUAR 1791
233
EB 7. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 17. Januar 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an demselben 〈HL. Moritz〉 dL 17ten 〈Jan.〉“ (P/ChS Post 4. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 25; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 8. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 18. Januar 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „J a n u a r 〈…〉 18. 1. 〈Stck.〉 à Mr. K a y s e r Franckfurth“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391). Goethe stand mit dem Bruder seines Freundes, des Komponisten Philipp Christoph Kayser, Gabriel Gottlieb Kayser, wahrscheinlich spätestens seit Mitte 1788 in gelegentlichem Briefkontakt (vgl. GB 8 II, EB 2, EB 6, EB 19, EB 31, EB 42 und EB 55). Nicht ganz auszuschließen ist, dass der Brief eventuell aber auch an Kaysers Vater, Johann Matthäus Kayser, oder an den anderen Bruder, Friedrich Karl Kayser, gerichtet war.
EB 9. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 1. Februar 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: Febr. 1 〈1791〉 〈…〉 Packet an Meyer (RB 1791, 16, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391). Dem Paket war sicher auch ein begleitendes Schreiben Goethes beigefügt.
EB 10. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 3. Februar 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Februar 1791 〈…〉 3 〈…〉 Für einen Brief an Professor Loden (GR/RB 1791, 2, Bl. 2). Ebenso: Febr. 〈…〉 3 〈1791〉 〈…〉 Brief an Loder (GR/RB 1791, 16, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
234
ERSCHLOSSENE BRIEFE 11–18
EB 11. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 3. Februar 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Reichart dL 3. F e b r:“ (P/ChS Post 4. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 25; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 12. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 7. Februar 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: „F e b r u a r 〈…〉 7 1. 〈Stck.〉 à Mr. M a h l e r à Stäffa“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391). – Wahrscheinlich Hör- oder Schreibfehler des Postbeamten bezüglich des Adressnamens. Gemeint war Johann Heinrich Meyer in Stäfa.
EB 13. An Friedrich Bury 〈Weimar, 9. Februar 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: „F e b r u a r 〈…〉 9. 1. 〈Stck.〉 al S g r. B u r y à R o m a“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 14. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 9. Februar 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „F e b r u a r 〈…〉 〈9.〉 1. 〈Stck.〉 à Mr. l e B a r o n d e F r a n k e n b e r g à Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
FEBRUAR/MÄRZ 1791
235
EB 15. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 14. Februar 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: Febr. 〈14.〉 〈1791〉 〈…〉 Packet an Meyer zugelegt (GR/RB 1791, 16, Bl. 3). Dem Paket war sicher auch ein begleitendes Schreiben Goethes beigefügt.
EB 16. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 14. Februar 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Reichardt dL 14ten 〈F e b r :〉“ (P/ChS Post 4. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 25; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 17. An Johann August Arens 〈Weimar, 14. März 1791 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 14 Hamburg Hl. Arens wann er dises Frühjahr hierherkommen (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. A r e n s. 〈14ten Mart.〉“ (P/ChS Post 4. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 25; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 18. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 14. März 1791 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Erfurth Hl. Coadjutor Erzbischof (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „M ä r t 〈…〉 〈14〉 1. 〈Stck.〉 à S. E. Mr. l e B a r o n d e D a h l b e r g. Erfurth“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
236
ERSCHLOSSENE BRIEFE 19–22
EB 19. An Johann Karl Siegmund Holzschuer von Harrlacher 〈Weimar, 14. März 1791 → Nürnberg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Nürnberg Hl. Holzschuher von Harrlach (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „M ä r t 〈…〉 14 1. 〈Stck.〉 à Mr. l e B a r o n d e H a r r l a c h. Nürnberg.“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 20. An Joseph Friedrich von Racknitz 〈Weimar, 14. März 1791 → Dresden〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Dresden Hl. von Racknitz mit Minerall (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 21. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 14. März 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Gotha Prinzen August Durchl (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „M ä r t 〈…〉 〈14〉 1. 〈Stck.〉 à S . a . S . M r s r g r. l e P r i n c e A u g u s t e d e S . G o t h e“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 22. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 14. März 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Zürich Fr Schultheß inliegend 1 Brief an Meyer (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch WA IV 9, 395). Ebenso: „M ä r t 〈…〉 〈14〉 〈…〉 1. 〈Stck.〉 à M a d a m e S c h u l t h e s. Z ü r c h“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
MÄRZ 1791
237
Abb. 19: Rechnung des Chursächsischen Postamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791 vom 4. April 1791
238
ERSCHLOSSENE BRIEFE 19–22
Abb. 20: Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791 vom 31. März 1791, S. 1
MÄRZ 1791
239
Abb. 21: Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791, vom 31. März 1791, S. 2
240
ERSCHLOSSENE BRIEFE 19–22
Abb. 22: Rechnung des Herzoglich Sächsischen Postamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791 vom 6. April 1791
MÄRZ/APRIL 1791
241
EB 23. An August Ferdinand Graf von Zech 〈Weimar, 14. März 1791 → Merseburg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Merz. 〈14〉 〈…〉 Merseburg Hl Graf v. Zech wegen dem Lauchstedter Hauskauf (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 24. An Unbekannt 〈Weimar, 21. März 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 21. 〈Mart〉 〈für〉 1. # dergL. 〈BrL.〉 〈nach〉 G o t h a“ (P/HS Post, 6. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 25. An Unbekannt 〈Weimar, 28. März 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 28. 〈Mart〉 〈für〉 1. PL. p adr. dahin 〈G o t h a〉“ (P/HS Post, 6. April 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 28; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 26. An Johann Karl Siegmund Holzschuer von Harrlacher 〈Weimar, 30. März 1791 → Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „M ä r t 〈…〉 30. 1. 〈Stck.〉 à Mr. d e H a r r l a c h. Nürnberg“ (P/KR Post, 31. März 1791, in: GR/Belege 1791, 3, Bl. 26; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 27. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, wahrscheinlich 4. April 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 〈5.〉 〈…〉 〈an meine Mutter eingeschl.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „am 4. A p r i L. für 1 # BrL. nach F r a n c k f u r t h (P/HS Post, 7. Juli 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
242
ERSCHLOSSENE BRIEFE 28–35
EB 28. An Georg Forster 〈Weimar, 5. April 1791 → Mainz〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 〈5.〉 〈…〉 Maynz Forster Id. 〈Ilm. Nachr.〉 〈an meine Mutter eingeschl.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 29. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, 5. April 1791 → Ansbach〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 〈5.〉 〈…〉 Anspach Knebel Id. 〈Ilm. Nachr.〉 〈an meine Mutter eingeschl.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Nicht ganz auszuschließen ist, dass mit diesem Eintrag in Goethes Briefverzeichnis der Brief an Knebel vom 31. März 1791 (Nr 17) gemeint war.
EB 30. An Marie Sophie La Roche 〈Weimar, 5. April 1791 → Offenbach〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 〈5.〉 〈…〉 Offenbach La Roche. 〈Ilm. Nachr.〉 〈an meine Mutter eingeschl.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 31. An Johann Georg Schlosser 〈Weimar, 5. April 1791 → Karlsruhe〉 Schlosser Ilm. Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 5. Carlsruh Nachr. 〈an meine Mutter eingeschl.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
APRIL/MAI 1791
243
EB 32. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 11. April 1791 → Aschersleben〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aprl. 11. Aschersl. Sereniss. mit Battys Schreiben (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395).
EB 33. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra 〈Weimar 18. April 1791 → Zellerfeld〉 Quelle und Datierung: „AprL. 〈…〉 〈18.〉 1. 〈St.〉 à Mr. d e Tr e b r a. Zellerfeld“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 34. An Heinrich Christian Beck 〈Weimar, 25. April 1791 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „AprL. 〈…〉 〈25.〉 1. 〈St.〉 à Mr. B e c k . M a n n h e i m“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 35. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 3. Mai 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 3. Zurch Meyer wegen der Gemälde in Rom. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „M a y 〈…〉 4. 1. 〈St.〉 à Mr. M e y e r Stäffa.“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
244
ERSCHLOSSENE BRIEFE 36–43
EB 36. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 4. Mai 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 4 Franckf. Mutter. Bestellungen. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 37. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 9. Mai 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Moritz 〈den 9ten〉“ (P/ChS Post, 4. Juli 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 38. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 9. Mai 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 9 Gotha Prinz August. Lips Kupfer (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396).
EB 39. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 13. Mai 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 〈13.〉
Gotha
Franckenbl
Varia. Prolog. Pfandschein. Convictorium. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2;
vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „M a y 〈…〉 13. 1. 〈St.〉 à Mr. d e F r a n k e n b e r g Gotha.“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 40. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 13. Mai 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 13. Franckf. Mutter. Bestellung genauer. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „M a y 〈…〉 〈13.〉 1. 〈St.〉 à M a d: G o e t h e. Franck-
APRIL/MAI 1791
245
furth.“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 41. An Caspar Friedrich von Schuckmann 〈Weimar, 13. Mai 1791 → Breslau〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 〈13.〉 Bresl. Schuckmann Anträge (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „M a y 〈…〉 〈13.〉. 1. 〈St.〉 à Mr. S c h u c k m a n n. Breßlau.“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 42. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 14. Mai 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: May 1791. 〈…〉 14 Brief an Meyer (GR/RB 1791, 6, Bl. 2).
EB 43. An Christian Gottfried Körner? 〈Weimar, möglicherweise April oder erste Hälfte Mai 1791 → Dresden oder Leipzig〉 Quelle und Datierung: Am Beginn seines Briefes an Christian Gottfried Körner vom 4. Juni 1791 (Nr 33) hatte Goethe mitgeteilt, dass er zu einem offensichtlich bereits vereinbarten Treffen mit Körner in Leipzig nicht kommen könne: Durch mancherlei zusammentreffende Umstände werde ich verhindert Sie in Leipzig zu sehen 〈…〉. (36,1–2) Dies legt den Schluss nahe, dass Goethe sich mit Körner in einem nicht überlieferten Brief an ihn in Leipzig verabredet hatte, nachdem er von dessen Reiseplänen gehört hatte. Da Körner am 7. Mai 1791 nach Leipzig reiste und dort mindestens zwei Wochen verbrachte (vgl. zu 36,2), ist anzunehmen, dass Goethes möglicher Brief vor oder während Körners Leipzig-Aufenthalt geschrieben wurde. Für seine Abfassung wäre also der Zeitraum zwischen April und erster Maihälfte am wahrscheinlichsten.
246
ERSCHLOSSENE BRIEFE 44–51
EB 44. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 24. Mai 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 〈24.〉 〈Gotha〉 v Franckenbl noch ein compl. Exempl. der Bergw. Nachr. Benda. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „〈am〉 25. 〈M a y〉. 〈für〉 1. dergL. 〈BrL.〉 nach Gotha (P/HS Post, 7. Juli 1791, in: GR/ Belege 1791, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391). Durch Verzeichnung des Briefes in der Portoliste der Herzoglich Sächsischen Post ohne Adressatennennung ist nicht auszuschließen, dass dort nicht dieser, sondern der Brief an August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg nach Gotha vom gleichen Tag gemeint war (vgl. EB 45).
EB 45. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 24. Mai 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 24. Gotha Pr. August. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Vgl. auch EB 44.
EB 46. An Christian Wilhelm Schneider 〈Weimar, 24. Mai 1791 → Eisenach〉 Gen. S. Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 〈24.〉 Eisenach Schneider. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 47. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 26. Mai 1791 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 26. Erfurt Coadjutor. Schauspiel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „M a y 〈…〉 27 1. 〈St.〉 à M s r g r. d e D a l b e r g. Erfurth“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
MAI/JUNI 1791
247
EB 48. An Heinrich Christian Beck 〈Weimar, 30. Mai 1791 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „M a y 〈…〉 30. 1. 〈St.〉 à M r. B e c k . Mannheim“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 49. An Georg Forster 〈Weimar, 30. Mai 1791 → Mainz〉 Quelle und Datierung: „M a y 〈…〉 〈30.〉 1. 〈St.〉 à M r. F o r s t e r. Maynz“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 50. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 30. Mai 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 May 〈…〉 30 Berl. Moritz. Cagliostro Elegie 14. Anerbieten (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Moriz 〈den 30sten〉 (P/ChS Post, 4. Juli 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 51. An Julius Heinrich aus dem Winkell? 〈Weimar, 1. Juni 1791 → Naumburg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈1.〉 Naumburg Obr. aus dem Winkel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „J u n y. 2. 1. St. an HL. Obrist a u s d e m W i n n c l. zu Naumburg“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
248
ERSCHLOSSENE BRIEFE 52–60
EB 52. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 3. Juni 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈3.〉 an Frau Räthin Göthe. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „〈am〉 6. J u n 〈für〉 1. PL. in bL. Pap. p. adr. nach F r a n c k f u r t h“ (P/HS Post, 7. Juli 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 53. An Johann Matthäus Kayser 〈Weimar, 3. Juni 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈3.〉 Frankfurt Organ. Kayser Paket 〈an Frau Räthin Göthe.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 54. An Marie Sophie La Roche 〈Weimar, 3. Juni 1791 → Offenbach〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈3.〉 Offenbach Mad. la Roche Br. mit Schützl. Paket 〈an Frau Räthin Göthe.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 55. An Johann Georg Schütz 〈Weimar, 3. Juni 1791 → Offenbach〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 3. Offenbach Hr. Maler Schütz Paket. 〈an Frau Räthin Göthe.〉 (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 56. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 4. Juni 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 4. Rom Reifenst. Agelica (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396).
JUNI 1791
249
EB 57. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 4. Juni 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈4〉 Zurch Schultheß Meyer Kayser. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 58. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 4. Juni 1791 → Zürich/Stäfa〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈4〉 Zurch Schultheß Meyer Kayser. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.)
EB 59. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 4. Juni 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 4. Rom Reifenst. Agelica (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „J u n y. 〈…〉 6. 1. 〈St.〉 à M r. R e i f f e n s t e i n . à R o m e“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 60. An Barbara Schulthess 〈Ilmenau, 4. Juni 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈4〉 Zurch Schultheß Meyer Kayser. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396.) Ebenso: „J u n y. 〈…〉 6. 1. 〈St.〉 à M a d e S c h u l t h e s. Z ü r c h“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
250
ERSCHLOSSENE BRIEFE 61–69
EB 61. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 20. Juni 1791 → Karlsbad〉 Quelle und Datierung: Ebenso: „J u n y. 〈…〉 20. 1. 〈St.〉 à M r. H e r d e r. Carlsbad.“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391.)
EB 62. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 21. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Junius 1791 〈…〉 21 Brief an P. Batsch (GR/RB 1791, 7, Bl. 2). Ebenso: Junii 21 Brief an Herr Prof. Batsch (GR/RB 1791, 17, Bl. 3). Vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391. Ein Brief Goethes an Batsch vom 22. Juni 1791 ist außerdem überliefert (Nr 35). Es ist somit nicht ganz auszuschließen, wenn auch nicht wahrscheinlich, dass sich die hier angegebenen Vermerke in Goethes Rechnungsbüchern auch auf diesen Brief beziehen. Darüber hinaus ist eine Paketsendung an Batsch vom 23. Juni 1791 erschließbar (vgl. EB 67).
EB 63. An Friedrich Bury 〈Weimar, 22. Juni 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 〈22〉 〈…〉 Büry (GR/RB 1791, 15, Bl. 5). Möglicherweise handelte es sich um eine Geldsendung Goethes.
EB 64. An Franz Joseph Fischer 〈Weimar, 22. Juni 1791 → Lauchstädt〉 Quelle und Datierung: „vor 1. #. dergL. 〈Schreiben〉 an Fischer 〈den 23sten〉 (P/ChS Post, 4. Juli 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
JUNI 1791
251
EB 65. An Johann Christoph Jakob Paulsen 〈Weimar, 22. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 22 Jena Paulsen 160 Scudi nach Rom zu zahlen (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396).
EB 66. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 22. Juni 1791 → Rom〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 J u n i u s. 〈22〉 Rom. Wegen der 160 Scudi an Reifenstein. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendun-
gen, WA IV 9, 396). Ebenso: „J u n y. 〈…〉 22. 1. 〈St.〉 à M r. l e C o n s. R e i f f e n s t e i n . R o m e“ (P/KR Post, 30. Juni 1791, in: GR/Belege 1791, 6, Bl. 17; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 391).
EB 67. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 23. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 〈23.〉 〈…〉 1 〈Paquet〉 Profess. Batsch (GR/RB 1791, 15, Bl. 5). Möglicherweise liegt hier ein Doppeleintrag bezüglich der Postsendungen Goethes an Batsch von einem der beiden Vortage vor (vgl. EB 62).
EB 68. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 23. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 〈23.〉 〈…〉 1 〈Paquet〉 Hofr Büttner (GR/RB 1791, 15, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 69. Justus Christian Loder 〈Weimar, 23. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 23. 〈…〉 1. Paquet Hofr: Loder (GR/RB 1791, 15, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
252
ERSCHLOSSENE BRIEFE 70–78
EB 70. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 26. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 〈26.〉 〈…〉 1. Paquet Hofr: Büttner (GR/RB 1791, 15, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 71. An Johann Christian Stark 〈Weimar, 26. Juni 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Juny. 〈1791〉 〈…〉 〈26.〉 〈…〉 1 dergl. 〈Paquet〉 〈Hofr:〉 Starcke (GR/RB 1791, 15, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 72. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 1. Juli 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „J u l y. 〈…〉 1. 1. 〈St.〉 ad S e r e n i s s i m u m. Gotha.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 73. An Johann Heinrich Voigt 〈Weimar, 2. Juli 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Julius 1791. 〈…〉 2 Brief an P. Voigt (GR/RB 1791, 9, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 74. An Christian Wilhelm Opitz 〈Weimar, 4. Juli 1791 → Prag〉 Opiz (BriefverzeichQuelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Juli. 〈4〉 Prag nis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „J u l y. 〈8.〉. 1. 〈St.〉 à M r. A p i t z. Prag.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
JUNI/JULI 1791
253
EB 75. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra 〈Weimar, 4. Juli 1791 → Zellerfeld〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Juli. 〈4〉 Zellerfl Trebra GewerkenTag (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 396). Ebenso: „J u l y. 〈8.〉. 1. 〈St.〉 à M r. d e Tr e b r a. Zellerfeld“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 76. An Unbekannt 〈Weimar, 4. Juli 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: „am 4. JuL.1791. für 1. Röll. p adr. nach Zürch“ (P/HS Post, 11. Oktober 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 32; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 77. An Johann Heinrich Voigt? 〈Weimar, 8. Juli 1791 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: „J u l y. 8. 1. 〈St.〉 à M r. Vo i g t. Erfurth“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392). Ebenso: Julii 9 Brief an Prof. Vogt (GR/RB 1791, 18, Bl. 3).
EB 78. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 9. Juli 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Julius 1791. 〈…〉 〈9〉 〈…〉 Brief an Büttner (GR/RB 1791, 9, Bl. 2). Ebenso: Julii 9 〈…〉 ditto 〈Brief〉 an Hofrath Buttner (GR/RB 1791, 18, Bl. 3). Vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.
254
ERSCHLOSSENE BRIEFE 79–87
EB 79. An Martin Gottlieb Klauer 〈Weimar, 9. Juli 1791 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Julius 1791. 〈…〉 9 Brief an Klauern (GR/RB 1791, 9, Bl. 2). Ebenso: Julii 9 〈…〉 ditto 〈Brief 〉 an Klauern (GR/RB 1791, 18, Bl. 3). Vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.
EB 80. An Franz Joseph Fischer 〈Weimar, 11. Juli 1791 → Lauchstädt〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Fischer den 11ten 〈JuL.〉 (P/ChS Post, 3. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 30; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 81. An Unbekannt 〈Wilhelmsthal?, 16. Juli 1791 → Eisenach?〉 Quelle und Datierung: In der Postsendeliste des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar für Goethe vom 30. September 1791 ist unter dem 16. Juli ein Schreiben ohne namentlichen Adressaten vermerkt, das über Eisenach verschickt werden sollte: „J u l y. 16. 1. 〈St.〉 an dieselben 〈dergL.〉 pr. Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31).
EB 82. An Johann Heinrich Voigt 〈Gotha?, 21. Juli 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: „J u l y. 21. 1. 〈St.〉 à M r. Vo i g t. Jena.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 83. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 1. August 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Reichardt den 1. AugL.“ (P/ChS Post, 3. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 30; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
JULI/AUGUST 1791
255
EB 84. An Friedrich von Stein 〈Weimar, 3. August 1791 → Jena?〉 Quelle und Datierung: August 1791. 〈…〉 3 〈…〉 Brief an den Ass. Stein (GR/RB 1791, 10, Bl. 2). Ebenso: Aug Brief an Assessor Stein (GR/RB 1791, 18, Bl. 3). Vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392. Möglicherweise handelt es sich nicht um einen weiteren, sondern um den nur in gedruckter Fassung überlieferten Brief Goethes an Friedrich von Stein, der mit der Datumsangabe 6. August 1791 veröffentlicht wurde (vgl. Nr 41).
EB 85. An Johann August Arens 〈Weimar, 8. August 1791 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 8. Hamb. Arens Herzoginn Hauß betl. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397). Ebenso: „A u g u s t. 8. 1. 〈St.〉 à M r. A r e n s. Hamburg.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 86. An Unbekannt 〈Weimar, 10. August 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 10. 〈AugL.〉 〈1791.〉 〈für〉 1. d o 〈Röll.〉 p d o 〈adr.〉 nach Gotha“ (P/HS Post, 11. Oktober 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 32; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 87. An Marie Sophie La Roche 〈Weimar, wahrscheinlich 12. August 1791 → Offenbach〉 Quelle und Datierung: „A u g u s t. 12. 1. St. à M a d e d e l a R o c h e. Offenbach“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.) Ebenso: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 13. Offenb. M. L. Roche. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch WA IV 9, 397.) Die Datumsangabe in Goethes Briefverzeichnis ist wahrscheinlich ein Versehen, da der Brief offensichtlich schon am Vortag zur Post gegeben worden war.
256
ERSCHLOSSENE BRIEFE 88–94
EB 88. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, wahrscheinlich 12. August 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „A u g u s t. 〈12.〉 1. 〈St.〉 an den Prinzen A u g u s t v. S . G o t h a DurchL“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392). Ebenso: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 〈13.〉 Gotha Pr. August. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch WA IV 9, 397.) Die Datumsangabe in Goethes Briefverzeichnis ist wahrscheinlich ein Versehen, da der Brief schon am Vortag zur Post gegeben worden war.
EB 89. An Johann Arnold Bellmont 〈Weimar, 13. August 1791? → Erfurt〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 〈13.〉 Erfurt Belmont. Billets. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.) Möglicherweise war auch dieser Brief, wie schon die beiden anderen unter dem 13. August 1791 in Goethes Briefverzeichnis aufgeführten Schreiben (EB 87 und EB 88), bereits am 12. August abgefasst worden.
EB 90. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 17. August 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 17 Gotha Herzog v. Gotha. Rechnung. Anweisung. Oefen zu setzen. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.) Ebenso: „A u g u s t. 17. 1. 〈St.〉 ad S e r e n i s s i m u m. Gotha.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 91. An Georg Forster 〈Weimar, 22. August 1791 → Mainz〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 〈22〉 Maynz Forster Danck für die Reisen. Sakontala pp. Meyer (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397). Ebenso: „A u g u s t. 〈22.〉 1. 〈St.〉 à
AUGUST 1791
257
M r. F o r s t e r. Maynz“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 92. An Johann Heinrich Meyer? 〈Weimar, 22. August 1791 → Zürich/Stäfa〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 〈22〉 Zürch Fr. Schultheß wegen Meyer. Meyer die Empfehlungs Schreiben. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.) Die Formulierung ist nicht ganz eindeutig, lässt aber den Schluss zu, dass über Barbara Schultheß Empfehlungsschreiben Goethes für Johann Heinrich Meyer nach Zürich mitgesandt worden sind. Dies geschah dann wohl auch nicht ohne einen entsprechenden Begleitbrief Goethes.
EB 93. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 22. August 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 22 Gotha Herz. wegen der Büste. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.) Ebenso: „A u g u s t. 22. 1. 〈St.〉 ad S e r e n i s s i m u m. Gotha.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 94. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 22. August 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Aug. 〈…〉 〈22〉 Zürch Fr. Schultheß wegen Meyer. Meyer die Empfehlungs Schreiben. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.) Ebenso: „A u g u s t . 〈22.〉 1. 〈St.〉 à M a d e S c h u l t h e s. Zürch.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
258
ERSCHLOSSENE BRIEFE 95–103
EB 95. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 27. August 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: August 1791. 〈…〉 〈27.〉 〈…〉 Brief an Hofrath Büttner (GR/RB 1791, 10, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392). Ebenso: Aug 〈…〉 Brief an Hofrath Büttner (GR/RB 1791, 18, Bl. 3).
EB 96. An Unbekannt 〈Weimar, 29. August 1791 → Zürich〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 29. 〈AugL.〉 〈1791.〉 〈für〉 1. # BrL. nach Zürch“ (P/HS Post, 11. Oktober 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 32; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 97. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1791 → Düsseldorf (Pempelfort)〉 Quelle und Datierung: Goethe informierte den Verleger Georg Joachim Göschen in Leipzig in einem Brief vom 12. September 1791, er habe die von dem Herrn Geh. Rath Jacobi verlangte Abdrücke meines Portraits an denselben abgesendet. (47,12–13.) Die von Jacobi gewünschten Portraitabdrücke hatte Goethe erst einige Tage zuvor, vermutlich Ende August oder Anfang September, erhalten und wahrscheinlich umgehend mit einem entsprechenden Begleitbrief an denselben verschickt (vgl. zu 47,12 und zu 47,12–13).
EB 98. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 5. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 5 Berlin Unger und Moritz Groß Cophta. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
AUGUST/SEPTEMBER 1791
259
EB 99. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 5. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 5 Berlin Unger und Moritz Groß Cophta. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
EB 100. An Johann Christoph Gottlob Vent 〈Weimar, 9. September 1791 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „S e p t: 〈…〉 9. 1. 〈St.〉 à M r. Ve n t . Gotha.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 101. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 12. September 1791 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 〈…〉 12 An Frau Räthin Goethe. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch WA IV 9, 397.)
EB 102. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 12. September 1791 → Stäfa〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 〈…〉 〈12〉 〈An〉 Herr Mayer Maler in Stäfa (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397). Ebenso: „S e p t: 〈…〉 〈12〉 1. 〈St.〉 à M r. M e y e r. Stäfa.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 103. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 12. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 〈…〉 〈12〉 An Herr Friedrich Unger in Berlin (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397).
260
ERSCHLOSSENE BRIEFE 104–112
EB 104. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, 14. September 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 〈…〉 14. An Herr Prof. Goetling in Jena (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397). Ebenso: Sept Geld an Professor Göttling (GR/RB 1791, 18, Bl. 3). Ob mit der Eintragung in Goethes Rechnungsbuch im September 1791 der im Briefverzeichnis genannte Brief gemeint war oder etwa ein bloßer Geldtransfer, ist nicht zweifelsfrei zu klären.
EB 105. An Dorothea Friederike Emilie von Berlepsch 〈Weimar, 16. September 1791 → Schloss Berlepsch bei Witzenhausen〉 Quelle und Datierung: „S e p t: 〈…〉 16. 1. 〈St.〉 à M a d e d e B e r l e p s c h. Berlepsch.“ (P/KR Post, 30. September 1791, in: GR/Belege 1791, 9, Bl. 31; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392.)
EB 106. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 26. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 26 Berlin Unger Gr. Cophta. Moriz. Reichart. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
EB 107. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 26. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 26 Berlin Unger Gr. Cophta. Moriz. Reichart. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
SEPTEMBER–NOVEMBER 1791
261
EB 108. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 26. September 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Sept. 26 Berlin Unger Gr. Cophta. Moriz. Reichart. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
EB 109. An Unbekannt 〈Weimar, 14. Oktober 1791 → Erfurt〉 Quelle und Datierung: Oktober. 〈1791〉 〈…〉 14 〈…〉 Brief nach Erfurt (GR/RB 1791, 12, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 110. An Johann Christian Stark 〈Weimar, 18. Oktober 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Oktober. 〈1791〉 〈…〉 18 Für einen Brief an Starke (GR/RB 1791, 12, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 111. An Johann August Arens 〈Weimar, 24. Oktober 1791 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Octbr. 24. Arens erinnert. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
EB 112. An Georg Forster 〈Weimar, 14. oder 15. November 1791 → Mainz〉 Quelle und Datierung: „1791 〈…〉 November 〈…〉 erhalten 〈…〉 18. 〈…〉 Göthe“ (Forsters Postbuch 1791. In: Forster, Werke 16, 610). Die Briefe von Weimar nach Mainz hatten in der Regel eine Postlaufzeit von drei bis vier Tagen.
262
ERSCHLOSSENE BRIEFE 113–120
EB 113. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 17. November 1791 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 1791. 〈…〉 Nov. 〈17.〉 Berlin Unger Empfang des Geldes der Bogen Gr Cophta. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 397.)
EB 114. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 21. November 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: November 〈1791〉 〈…〉 21. für einen Brief an den Prof. Batsch (GR/RB 1791, 14, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 115. An Johann Christoph Jakob Paulsen 〈Weimar, 25. November 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 26. November 1791 antwortete Paulsen auf Goethes „gnädiges Schreiben von gestr. D a t o“ (H: GSA 28/689, Nr 1), also vom 25. November 1791.
EB 116. An Unbekannt 〈Weimar, 13. Dezember 1791 → Jena〉 Quelle und Datierung: Dez. 1791 〈…〉 13 〈…〉 Brief nach Jena (GR/RB 1791, 14, Bl. 4; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 392).
EB 117. An Johann August Arens 〈Weimar, 9. Januar 1792 → Hamburg〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Schreiben vom 21. Januar 1792 beantwortete Arens einen Brief Goethes in Schlossbauangelegenheiten: „Nach Empfang dero mir sehr angenehme Zuschrift vom 9ten dieses, habe ich so gleich den Grundriß vom dortigen Schloße durchgesehen 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8957a, Bl. 27; vgl. auch zu 58,19.)
NOVEMBER 1791–JUNI 1792
263
EB 118. An Johann Heinrich Andreas Vohs 〈Weimar, wahrscheinlich 16. April 1792 → Düsseldorf (Pempelfort)〉 Quelle und Datierung: Goethe hatte seinem Schreiben an Friedrich Heinrich Jacobi vom 16. April 1792 einen Brief an den Schauspieler Johann Heinrich Vohs, wahrscheinlich ebenfalls vom 16. April 1792, mit einem Vertragsangebot für das Weimarer Theater beigeschlossen: Hier ein Blat für Voos das er wenn er will als Interims Contrackt ansehen kann. (67,3–4.)
EB 119. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 22. und 29. April 1792 → Aschersleben〉 Quelle und Datierung: Im Brief an den Verhandlungsbeauftragten des Herzogs in der Hauserwerbsangelegenheit für Goethe, Christian Gottlob Voigt, aus dem Zeitraum zwischen 22. und 29. April 1792 zeigte Goethe an, dass er beabsichtige, den in Aschersleben weilenden Herzog Carl August über die neuesten Entwicklungen, d.h. vor allem über die Möglichkeit eines von ihm favorisierten Kaufs des Herlmershausenschen Hauses am Weimarer Frauenplan, umgehend zu informieren: Gestehen Sie 6000 rh zu ich will gern die Verantwortung gegen Seren. über mich nehmen (72,1–2). Der Herzog reagierte mit einem Antwortschreiben vom 30. April 1791, und noch am gleichen Tag konnte der entsprechende Kaufvertrag geschlossen werden (vgl. zu 72,1–2).
EB 120. An Gottfried Benjamin Tettelbach 〈Weimar, wahrscheinlich 14. Juni 1792 → Dresden〉 Quelle und Datierung: Goethe hatte seinem Brief an Christian Gottfried Körner vom 14. Juni 1792 (Nr 89) nach Dresden auch ein Schreiben an den Steinschneider Gottfried Benjamin Tettelbach beigelegt, wahrscheinlich eine Empfehlung zur Ausbildung des jungen Friedrich Wilhelm Facius: Hierbey liegt ein gleichfalls laconischer Zettel den Sie Herrn Tettelbach einzuhändigen die Güte haben werden. Facius gebe ich soviel Geld mit als er ohngefähr braucht 〈…〉. (78,1–4.)
264
ERSCHLOSSENE BRIEFE 121–124
EB 121. An Johann Friedrich August Göttling? 〈Weimar, wahrscheinlich Mai oder erste Hälfte Juni 1792 → Jena〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 17. Juni 1792 bedankte sich Johann Friedrich August Göttling für Goethes „Geschenk der ‚Beiträge zur Optik‘“ (Mandelkow, Briefe an Goethe 1, 118). Die „Beyträge zur Optik. Zweytes Stück“ waren zur Ostermesse Ende April 1792 erschienen. Obwohl nicht ganz auszuschließen ist, dass Göttling Goethes Geschenk persönlich oder über einen Dritten überreicht bekommen hat, ist es wahrscheinlicher, dass Goethe es dem Jenaer Chemieprofessor selbst zugeschickt hat.
EB 122. An Friedrich Bury 〈Weimar, vermutlich Juli oder erste Woche August 1792 → Rom〉 Quelle und Datierung: Im Brief vom 21. September 1792 bedankte sich der Maler Friedrich Bury in Rom für einen Brief Goethes: „Wie sehr Ihr L. Brief mein gemüth wieter Ermuntert hat bedarf ich Ihnen nicht zu versichern.“ (H: GSA 28/1,1, Bl. 39.) Den Brief wird Goethe vermutlich noch vor seinem Aufbruch ins Feldlager des Reichsheeres in Frankreich zu Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach (8. August 1792), also im Juli oder in den ersten Tagen des Augusts 1792, geschrieben haben.
EB 123. An Johann Heinrich Meyer 〈Frankfurt a. M., 16. August 1792 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Augst 1792. 〈…〉 〈16.〉 〈…〉 Brief an Meyer (GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 429).
EB 124. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Frankfurt a. M., 17. August 1792 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Augst 1792. 〈…〉 〈17.〉 〈…〉 einer 〈Brief〉 an Durchl Prinz August (GR/Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 429).
NOVEMBER 1791–JUNI 1792
265
Abb. 23: Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Deckblatt
266
ERSCHLOSSENE BRIEFE 121–124
Abb. 24: Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Bl. 2r
NOVEMBER 1791–JUNI 1792
267
Abb. 25: Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Bl. 5r
268
ERSCHLOSSENE BRIEFE 125–131
EB 125. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Lager vor Verdun, wahrscheinlich zwischen 2. und 6. September 1792 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Goethe war im August 1792 Herzog Carl August auf dessen Geheiß nach Frankreich zum Feldzug eines deutschen Reichsheeres gefolgt und war seit dem 30. August Augenzeuge der Belagerung der Festung Verdun. Die französischen Truppen in Verdun kapitulierten am 2. September 1792. Am 6. September setzte das Reichsheer seinen Vormarsch auf Paris über Jardin Fontaine und Malancourt bis Valmy fort. Am 24. September 1792 berichtete Johann Gottfried Herder an Friedrich Heinrich Jacobi: „Göthe hat an den Prinzen August in Gotha nach der Einnahme von Verdun geschrieben.“ (HB 6, 287.) Herder hatte die Information vom Prinzen selbst, der ihm in einem Brief vom 23. September mitgeteilt hatte, er habe von Goethe „zwei Briefe aus dem Lager bei Verdun erhalten“ (HB 13, 334). Die zwei nicht überlieferten Briefe wären demnach wahrscheinlich im Zeitraum zwischen 2. und 6. September 1792 verfasst worden.
EB 126. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Lager vor Verdun, wahrscheinlich zwischen 2. und 6. September 1792 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 125.
EB 127. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Lager bei Longwy?, Lager vor Verdun? oder Jardin Fontaine?, zwischen Ende August und 10. September 1792 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Im Brief vom 10. September 1792 teilte Goethe Christiane Vulpius mit, dass er bei seiner Mutter Catharina Elisabeth Goethe verschiedene Sachen für den Hausstand in Weimar bestellt habe: Bey meiner Mutter hab ich zwey Unterbetten und Küssen von Federn bestellt und noch allerley gute Sachen. (107,15–16.) Da er Christiane Vulpius nicht während seines Aufenthaltes bei seiner Mutter in Frankfurt a. M. vom 12. bis 20. August oder kurz danach darüber informiert hatte, ist anzunehmen, dass Goethe die erwähnten Sachen in einem nicht überlieferten Brief an seine Mutter in Auftrag gegeben hat.
AUGUST–DEZEMBER 1792
269
EB 128. An Christiane Vulpius 〈Malancourt?, Landres?, Valmy? oder Hans?, zwischen 11. und 26. September 1792 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Seinen Brief an Christiane Vulpius vom 10. September 1792 (Nr 120) aus dem Lager des Reichsheeres bei Jardin Fontaine in Frankreich begann Goethe mit folgendem Hinweis: Ich habe dir schon viele Briefchen geschrieben und weiß nicht wenn sie nach und nach bey dir ankommen werden. Ich habe versäumt die Blätter zu numeriren und fange jetzt damit an. (106,21–23.) Goethes Brief erhielt die No 1. (106,20.) Sein Brief vom 27. September 1792 (Nr 125) trägt die No 3. (112,13.) Zwischen beiden Briefen gab es also offenbar noch einen weiteren Brief Goethes, der nicht überliefert ist und im Zeitraum zwischen 11. und 26. September 1792 geschrieben worden war. Die Nummerierung seiner Briefe an Christiane Vulpius hat Goethe nicht fortgesetzt.
EB 129. An Heinrich Christian Beck 〈Verdun, 10. Oktober 1792 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: Mit einem Brief vom 21. Oktober 1792 antwortete Heinrich Christian Beck auf eine Zuschrift Goethes vom 10. Oktober 1792: „Ew. Excellenz In Ihrem gütigen Schreiben vom 10ten dieses, äußerten Hoch Dieselben folgendes in Betref der j: Jagemann.“ (H: GSA 28/179, Bl. 1.)
EB 130. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Koblenz?, 4. November 1792 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Nov 〈1792.〉 4 〈…〉 ein Brief an Prinz August (GR/ Sonderrechnungen 1792, Reise, Bl. 9; vgl. WA IV 10, 429).
EB 131. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Vermutlich Düsseldorf (Pempelfort), zwischen 6. November und 4. Dezember 1792 → Berlin〉 Quelle und Datierung: Am Beginn seines Briefes an Goethe vom 15. Dezember 1792 ging der Verleger Johann Friedrich Gottlieb Unger auf einen Brief Goethes ein: „Euer Hochwohlgebohren äusserten in Ihrem Lezten Schreiben, daß Sie zur
270
ERSCHLOSSENE BRIEFE 132–137
Ostermesse künftigen Jahres ein Zweiten Band herausgeben wollten.“ (H: GSA 28/1,1, Bl. 7.) Gemeint war der zweite Band der bei Unger erscheinenden „Neuen Schriften“. Der demnach vor dem 15. Dezember 1792 verfasste Brief war vermutlich in Pempelfort geschrieben worden, wo sich Goethe vom 6. November bis 4. Dezember 1792 auf der Rückreise vom Frankreichfeldzug bei Friedrich Heinrich Jacobi aufhielt. Nicht ganz auszuschließen, aber weniger wahrscheinlich ist allerdings auch, dass der Brief erst während des sich anschließenden Aufenthaltes bei der Fürstin von Gallitzin in Münster vom 6. bis 10. Dezember 1792 geschrieben wurde.
EB 132. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Unbekannt, zwischen Anfang November und Mitte Dezember 1792 → Frankfurt a. M.?〉 Quelle und Datierung: Am 27. Dezember 1792 bestätigte Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in einem Brief an Goethe, dass er von ihm seit ihrer Trennung auf dem Rückweg vom Frankreichfeldzug des Reichsheeres Anfang November 1792 zwei Schreiben erhalten habe: „Deine 2 Briefe mein lieber, habe ich richtig erhalten; ich hätte dich freylich gerne gesprochen ehe du nach hause kehrtest 〈…〉.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 1; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 167.) Da Carl August schon die Ankunft Goethes in Weimar erwähnt, die am 16. Dezember erfolgt war, ist anzunehmen, dass ein Brief noch vorher, während der Heimreise, und einer danach, in Weimar, geschrieben worden war. Der erste Brief stammt demnach wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Anfang November und Mitte Dezember 1792. Der zweite wurde dann bereits in Weimar in der Woche bis Weihnachten verfasst und ins Heereslager nach Frankfurt a. M. gesandt.
EB 133. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, zwischen 17. und 24. Dezember 1792 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 132.
NOVEMBER 1792–JANUAR 1793
271
EB 134. An Franz Carl Maria Ludwig Graf von Coudenhoven 〈Weimar, 24. Dezember 1792 → Jena〉 Quelle und Datierung: 24 Dez. 〈…〉 Jena Gutenhof. mit 100 Lbthl. (Tagebuch 〈27. August bis 31. Dezember 1792〉, GT II,1, 24).
EB 135. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 24. Dezember 1792 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 24 Dez. Berlin Unger. (Tagebuch 〈27. August bis 31. Dezember 1792〉, GT II,1, 24.) Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 den 24sten an HL. Ungern“ (P/ChS Post 5. Januar 1793, in: GR/Belege 1793, 6, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 429).
EB 136. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, 3. Januar 1793 → Münster〉 Quelle und Datierung: 3. 〈Januar 1793〉 Münster. Pr. Galizin. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.) Ebenso: „J a n u a r 〈…〉 4 1. 〈St.〉. à Madame l e P r i n c e s s e G a l l i z i n à M u n s t e r.“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430.)
EB 137. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 4. Januar 1793 → Jena〉 Quelle und Datierung: 4. 〈Januar 1793〉 Jena. Prof. Batsch. Mit Wiegl. Magie dem Bot. Mag. und Deutschll. Flora. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.) Goethe schickte hier drei Bücher an Batsch zurück. Johann Christian Wiegleb: „Unterricht in der natürlichen Magie“ (Berlin 1786); „Magazin für die Botanik“ (Zürich 1790); Georg Franz Hoffmann: „Flora Germanica“ (Erlangen 1791).
272
ERSCHLOSSENE BRIEFE 138–146
EB 138. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 14. Januar 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 14. 〈Januar 1793〉 Franckf. Mutter. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.)
EB 139. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 14. Januar 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 〈14.〉 〈Januar 1793〉 〈…〉 Gotha. Prinz August Tagebuch. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.) Ebenso: „J a n u a r 〈…〉 14. 1. 〈St.〉. an des Prinzen A u g u s t v. S. Gotha DurchL.“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20.; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 140. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 22. Januar 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 22. 〈Januar 1793〉 Gotha Pr. Aug. Tagebl zurückgeschickt. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.)
EB 141. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 24. Januar 1793 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 24. 〈Januar 1793〉 Zurch. Kayser. Frau Schultheß (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29).
EB 142. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 24. Januar 1793 → Zürich〉 Quelle und Datierung: 24. 〈Januar 1793〉 Zurch. Kayser. Frau Schultheß (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29). Ebenso: „J a n u a r 〈…〉 25. 1. 〈St.〉. à Madame S c h u l t h e s. Zürch“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20).
JANUAR/FEBRUAR 1793
273
EB 143. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 1. Februar 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: –– 〈1.〉. 〈Febr.〉 〈1793〉 Herzog Frankfurt. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.)
EB 144. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar, 4. Februar 1793 → Düsseldorf (Pempelfort)〉 Quelle und Datierung: „F e b r u a r 〈…〉 4. 1. 〈St.〉. dergL. 〈Mr. J a c o b i Düßeldorf〉“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430). Ebenso: „1793 〈den〉 4n F e b r. 〈für〉 1. PL. in Wcht. p adr. nach D ü s s e l d o r f“ (P/HS Post, 13. April 1793, in: GR/ Belege 1793, 3, Bl. 26).
EB 145. An Christian Gottfried Körner 〈Weimar, 14. Februar 1793 → Dresden〉 Quelle und Datierung: 14. 〈Febr.〉 〈1793〉 Dresden an Körner 6 Louisdl. für Facius pp (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29). Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 incL. 6 Ldor an HL. Kornern“ 〈dL 14tL〉“ (P/ChS Post 3. April 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
EB 146. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 14. Februar 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: 14. 〈Febr.〉 〈1793〉 〈…〉 Berlin Hofr. Moriz. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.) Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. M o r i t z dL 14tL“ (P/ChS Post 3. April 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
274
ERSCHLOSSENE BRIEFE 147–153
EB 147. An H. von Vogelsang 〈Weimar, 14. Februar 1793 → Halberstadt〉 Quelle und Datierung: 〈14.〉 〈Febr.〉 〈1793〉 〈…〉 Halberst. Fr. v Vogelsang (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29). Ebenso: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 à M d . d e Vo g e l s a n g 〈dL 14tL〉“ (P/ChS Post 3. April 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
EB 148. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar, wahrscheinlich Februar oder Anfang März 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 13. März 1793 schickte Friedrich Justin Bertuch an Goethe „HL. Meyer’s Abhandlung über die Hetrurische Vase mit verbindlichstem Dancke zurück.“ (H: GSA 28/1,1, Bl. 104.) Für die Veröffentlichung in seinem Verlag schloss sich Bertuch Goethes Vorschlag an, Meyers Schrift als Ergänzung eine „archäologische Abhandlung“ (ebd.) beizufügen, und führt dazu aus: „Eür. HochwohlgebL. scheinen in Ihrem Billet eben so wie ich, hiervon überzeugt zu seyn, und äußern, daß Sie den Gelehrten, der diesen 2ten Theil des Wercks zu bearbeiten übernähme, gern mit Ihren Ideen darüber bekannt machen wollten.“ (Ebd.) Das erwähnte „Billet“ lässt darauf schließen, dass Goethe zusammen mit Meyers Abhandlung auch eigene Einschätzungen und Vorschläge zur Veröffentlichung an Bertuch geschickt hatte.
EB 149. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 8. März 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 8. 〈März 1793〉 Franckfurt. Mutter. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29.)
FEBRUAR/MÄRZ 1793
275
EB 150. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 12. März 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 12. 〈März 1793〉 Herzog Franckfurt mit Reink. 1 Ges. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29).
EB 151. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 15. März 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: 15. 〈März 1793〉 Prinz August. mit Reink. 1 Ges. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 29). Ebenso: „M a r t. 15. 1. St. an des Prinzen August v. S. Gotha, DurchL.“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 152. An Emil Leopold August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 18. März 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „M a r t. 〈…〉 18. 1. 〈St.〉 an des Erbprinzen August v. S. Gotha DurchL.“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 153. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 20. März 1793 → Frankfurt a. M.?〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Goethe vom 23. März bestätigte Herzog Carl August den Empfang des jüngsten Schreibens von Goethe: „Deinen brief vom 20n p. E. habe ich diese Nacht richtig in Idstein erhalten.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 4; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 172.)
276
ERSCHLOSSENE BRIEFE 154–161
EB 154. An Friedrich Ferdinand Constantin Prinz von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, zwischen 24. und 27. März 1793 → Querfurt〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Goethe vom 28. März 1793 bedankte sich Prinz Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach dafür, dass Goethe bei seinem Bruder, Herzog Carl August, die Erlaubnis erwirkt hatte, dass er, Prinz Constantin, am Feldzug des deutschen Reichsheeres gegen Frankreich teilnehmen könne: „Ew Hochwohlgebohren danke ich gantz ergebenst für dero Bemühung die Sie sich meinetwegen gegeben haben, und ich werde gewißlich sogleich den Churfürst um urlaub die c a m p a g n e mit zu machen nicht anstehen zu bitten, bis ich noch einige gewisse nachricht von Ihnen eingezogen habe.“ (H: GSA 28/778, Nr 1.) Dieses Anliegen hatte Goethe offensichtlich in seinem nicht überlieferten Brief an den Herzog vom 20. März 1793 (EB 153) thematisiert, wie aus dem Antwortschreiben Carl Augusts vom 23. März 1793 hervorgeht, in dem diesbezüglich entsprechende Aufklärung und Ordres erteilt werden (vgl. H: GSA 28/769,3, Nr 4; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 173f.). Goethe muss diese Nachrichten also umgehend an den Prinzen weitergeleitet haben.
EB 155. An Johann Isaak Gerning 〈Weimar, 27. März 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „M a r t. 〈…〉 27. 1. 〈St.〉 M r. S o h n. Frankfurth.“ (P/KR Post, 31. März 1793, in: GR/Belege 1793, 3, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430.) Gemeint war der Sohn von Goethes Bekannten aus Frankfurt a. M., Johann Christian Gerning. Am 28. Februar 1793 hatte dieser an Goethe nach Weimar geschrieben (vgl. RA 1, 197, Nr 530).
EB 156. An Unbekannt 〈Weimar, 2. April 1793 → Jena〉 Quelle und Datierung: Aprl. 〈17〉93 〈…〉 2 〈…〉 1 Brief nach Jena (GR/RB 1793, 2, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
MÄRZ/APRIL 1793
277
EB 157. An Johann Christoph Jakob Paulsen 〈Weimar, 5. April 1793 → Jena〉 Quelle und Datierung: Aprl. 〈17〉93 〈…〉 5 〈…〉 Für Paulsen zum Umschlag (GR/RB 1793, 2, Bl. 2). In seinem Antwortbrief vom 8. April 1793 bestätigte Paulsen Goethe, dass er „auf Dero Gnädige Zuschrift vom 5ten dies“ (H: GSA 28/1,2, Bl. 120) den darin erhaltenen Auftrag zur Zahlung von 100 Scudi an Angelika Kauffmann-Zucchi in Rom ausgeführt habe (vgl. ebd. und RA 1, 204, Nr 557). Vgl. auch RA 1, 209; Nr 581.
EB 158. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau 〈Weimar, 6. April 1793 → Dessau〉 Quelle und Datierung: „Vor 1. Schreiben an den reg. HL. Fürst zu Deßau den 6t AprL. 1793.“ (P/ChS Post 3. April 1794, in: GR/Belege 1794, 2, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430.)
EB 159. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau 〈Weimar, 15. April 1793 → Dessau〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an denselben 〈Fürst zu Deßau〉 dL 15t 〈1793〉“ (P/ChS Post 3. April 1794, in: GR/Belege 1794, 2, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
EB 160. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, 17. April 1793 → Münster〉 Quelle und Datierung: 17. 〈April 1793〉 Münster F. Galizin (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 31).
EB 161. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 17. April 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: 17. 〈April 1793〉 〈…〉 Franckfurt Mutter. (Tagebuch 〈Januar bis April, Oktober bis Dezember 1793〉, GT II,1, 31.)
278
ERSCHLOSSENE BRIEFE 162–170
EB 162. An Leopold III. Friedrich Franz Fürst von Anhalt-Dessau 〈Weimar, 25. April 1793 → Dessau〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an denselben 〈Fürst zu Deßau〉 dL 25st 〈1793〉“(P/ChS Post 3. April 1794, in: GR/Belege 1794, 2, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
EB 163. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg 〈Weimar, 10. Mai 1793 → Stuttgart〉 Quelle und Datierung: Pückler-Limpurg bedankt sich in seinem Schreiben vom 11. September 1793 bei Goethe für dessen am „10ten. May a. c. geneigtest mitgetheilte Nachricht“ (H: GSA 28/3, Bl. 358).
EB 164. An Johann Heinrich Meyer 〈Frankfurt a. M., 19. Mai 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Mai 〈…〉 〈19〉 〈…〉 ein Paquet an Hl Meyer (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430). Vgl. auch die Briefe Meyers an Goethe vom 24. Mai und vom 7. Juni 1793 (Goethe-Meyer 1, 63f., Nr 23 und 65f., Nr 25).
EB 165. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Frankfurt a. M., 20. Mai 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: Mai 〈…〉 〈20〉 〈…〉 ein dergl. 〈Brief〉 Hl. Unger (GR/ Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 166. An Johann Heinrich Meyer 〈Frankfurt a. M., etwa 26. Mai 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 7. Juni 1793 zeigte Meyer an, dass Goethe seinen vorausgegangenen Brief an ihn schon geschrieben haben musste, bevor
APRIL–JUNI 1793
279
Meyers vorheriger Brief vom 24. Mai 1793 (Goethe-Meyer 1, 65–67, Nr 25) bei Goethe eingetroffen war: „Ich sehe zwahr aus dem Dato Ihres letzten daß es möglich war daß Sie meinen Brief mit den MaaßL damahls noch nicht erhalten hatten wan er auch gleich ohne Hinderniß seinen weg machte.“ (H: GSA 28/2, Bl. 188.) Der Brief Meyers an den sich in Frankfurt a. M. aufhaltenden Goethe sollte bei normaler Postlaufzeit in etwa drei Tagen beim Adressaten angekommen sein. Goethe hatte also schon vorher, etwa am 26. Mai 1793, einen Brief an Meyer geschrieben und verschickt.
EB 167. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Lager bei Marienborn, 31. Mai 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Prinz August bedankt sich in seinem Brief vom 8. Juni 1793 für Goethes „liebes Schreiben vom 31sten May“ (H: GSA 28/2, Bl. 196).
EB 168. An Armand François Hennequin Marquis d’Ecquevilly 〈Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793 → Lengenfeld〉 Quelle und Datierung: Jul 〈…〉 7. ein dergl 〈Brief〉 Comt: D’Ecqueville (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 169. An Abraham Louis Fauche-Borel 〈Lager bei Marienborn, 7. Juni 1793 → Neuchâtel〉 Quelle und Datierung: Jul 〈…〉 〈7.〉 〈…〉 Luis Fauche Borel (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 170. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn, erste Hälfte Juni 1793〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 18. Juni 1793 bedankt sich Meyer für einen Brief Goethes: „Die Guten Wünsche Ihres Briefs sind zum Theil erfüllt 〈…〉.“ (H: GSA 28/620, Nr 27; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 69.) Goethe hat den Brief wahrscheinlich in der ersten Junihälfte 1793 geschrieben.
280
ERSCHLOSSENE BRIEFE 171–178
EB 171. An Johann Conrad Bansa 〈Lager bei Marienborn, 20. Juni 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Jul 〈…〉 20 1 Brief an Pansa (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 4; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430). Möglicherweise war als Adressat aber auch Bansas Sohn, Johann Matthias Bansa, gemeint.
EB 172. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich Ende Juni 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Am 5. Juli 1793 bestätigte Johann Heinrich Meyer Goethe, dass er vor „einer Stunde ohngef. 〈…〉 ihr Erfreulich Schreiben erhalten“ habe (H: GSA 28/2, Bl. 230). Goethes Brief dürfte mithin in den letzten Tagen des Juni 1793 geschrieben worden sein.
EB 173. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn, 2. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 11. Juli 1793 teilte Johann Heinrich Meyer Goethe mit: „Heüte ist Ihre Werthe Zuschrift v. 2 Jul. vom Freünd Knebel mir übergeben wordL 〈…〉.“ (H: GSA 28/620, Nr 32; vgl. auch GoetheMeyer 1, 75.)
EB 174. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Lager bei Marienborn, 2. Juli 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 3. Juli 1793 beantwortete Johann Andreas Benjamin Nothnagel Goethes „zuschrifft vom 2n. dieses“ Monats (H: GSA 28/2, Bl. 225).
JUNI/JULI 1793
281
EB 175. An Franz Kirms 〈Lager bei Marienborn, 7. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 12. Juli 1793 bedankte sich Franz Kirms für eine „gnädige Zuschrift vom 7ten dieses“ Monats (H: GSA 28/2, Bl. 245) bei Goethe.
EB 176. An Franz Kirms 〈Lager bei Marienborn, 9. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Goethe, geschrieben zwischen 19. und 22. Juli 1793, ging Franz Kirms auf Goethes ihm „unterm 9ten dieses communicirte Idee“ (H: GSA 28/2, Bl. 254a) ein, die Weimarer Theatergesellschaft in Molsdorf auftreten zu lassen. In Goethes Rechnungsverzeichnis von 1793 ist der Brief an Kirms unter dem 10. Juli verzeichnet: July 〈…〉 〈10〉 〈…〉 ein Brief an Kirms (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 177. An Johann Georg Schlosser 〈Lager bei Marienborn, 10. Juli 1793 → Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 14. Juli 1793 teilte Schlosser Goethe mit, dass dessen „Brief vom 10ten erst heute“ (H: GSA 28/2, Bl. 252) angekommen sei.
EB 178. An Johann Georg Schlosser 〈Lager bei Marienborn, 13. Juli 1793 → Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: July 〈…〉 13 Paquet an Hofr Schloßer (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
282
ERSCHLOSSENE BRIEFE 179–184
EB 179. An Louise Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Lager bei Marienborn, vermutlich erste Hälfte Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In ihrem Schreiben vom 21. Juli 1793 bedankt sich Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach für einen Brief Goethes aus dem Reichsheereslager während der Belagerung von Mainz: „Es war mir sehr angenehm einen Brief von Sie zu erhalten, denn ihr Andenken ist mir immer werth. Ich beneide ihnen den Traürigen anblik nicht, den Sie seit der Belagerung von Mainz vor Aügen haben.“ (H: GSA 28/779, Nr 1.) Die Antwort der Herzogin auf Goethes Brief dürfte zeitnah erfolgt sein, so dass anzunehmen ist, dass Goethes Schreiben vermutlich in der ersten Julihälfte 1793 entstanden ist.
EB 180. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Lager bei Marienborn, 15. Juli 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 22. Juli 1793 antwortete Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg auf die Zusendung von Goethes „werthen Briefes vom 15 dieses“ Monats (H: GSA 28/2, Bl. 263).
EB 181. An Unbekannt 〈Lager bei Marienborn, 19. Juli 1793 → Koblenz〉 Quelle und Datierung: July 〈…〉 〈19.〉 〈…〉 Bau Direcktor nach Coblenz (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 182. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Lager bei Marienborn, erste bis dritte Woche Juli 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 27. Juli 1793 gab Johann Friedrich Unger seiner Freude darüber Ausdruck, dass ihn zuletzt zwei Briefe Goethes außergewöhnlichen Charakters erreicht hatten: „Ich schätze mich sehr glücklich, Besitzer zweier Briefe geworden zu sein, die ich an einem Tage von Ihnen er-
JULI 1793
283
hielt 〈…〉“. (H: GSA 28/2, Bl. 269.) Das Datum der Briefe, in denen es unter anderem um Karl Philipp Moritz und den Druck von Goethes „Reinecke Fuchs“ gegangen sein muss (vgl. RA 1, 233f., Nr 670), ist nicht genau bestimmbar. Anzunehmen ist aber, dass sie Unger an einem der vorausgegangenen Tage erreicht hatten und nicht vor Anfang Juli geschrieben sein dürften. Daraus lässt sich folgern, dass die beiden Briefe Goethes vermutlich in den ersten drei Juliwochen entstanden sind.
EB 183. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Lager bei Marienborn, erste bis dritte Woche Juli 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 182.
EB 184. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Seinen Brief vom 26. Juli 1793 an Goethe eröffnete Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg mit der ironischen Beschwerde, dass Goethe ihn nicht persönlich über die Kapitulation der französischen Besatzung von Mainz am 22. Juli in Kenntnis gesetzt, sondern seine Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, damit beauftragt habe: „Ihre Frau Mutter hat die Güte gehabt, a u f h ö c h s t d e r o B e f e h l, an mich zu schreiben, und mir die Einnahme von Mainz zu berichten. Ich kann auf Ehre versichern, daß mich in langer Zeit nichts erfreut hat, wie der G ö t h i s c h e Einfall, n i c h t an mich zu schreiben, und zugleich an Ihre Frau Mutter zu schreiben, an mich, den sie n i c h t kennt, zu schreiben, daß Mainz eingenommen ist.“ (H: GSA 28/764, Nr 1.) Der entsprechende Brief Catharina Elisabeth Goethes an Prinz August nach Gotha muss unter Berücksichtigung der Postlaufzeiten spätestens am 23. oder 24. Juli geschrieben worden sein. Der vorausgegangene Brief Goethes an seine Mutter kurz nach der Kapitulation der Mainzer Besatzung ist demnach wahrscheinlich bereits am 22. oder am 23. Juli verfasst und verschickt worden.
284
ERSCHLOSSENE BRIEFE 185–190
EB 185. An Johann Heinrich Meyer 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Am 26. Juli schrieb Johann Heinrich Meyer an Goethe: „Diesen Morgen hat mir Ihro Dr. die Herz. Louise Ihren Brief zugesandt worin Sie die übergabe v. Maynz meldL.“ (GSA 28/2, Bl. 286.) Der erwähnte Brief Goethes, geschrieben nach der Kapitulation der französischen Besatzung in Mainz am 22. Juli 1793, kam also wahrscheinlich mit einer entsprechenden Kurierdepesche des Herzogs Carl August nach Weimar. Als Schreibdatum kommen so wahrscheinlich nur der 22. oder 23. Juli 1793 in Frage.
EB 186. An Christiane Vulpius 〈Lager bei Marienborn, wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Christiane Vulpius berichtete Goethe in ihrem Brief vom 25. Juli 1793, dass die Nachricht von der Kapitulation der französischen Besatzung in Mainz am 22. Juli 1793 schon „2 tage Eher in Weimar alls dein Brief“ (H: GSA 28/2, Bl. 274) angekommen sei. Der erwähnte Brief Goethes, geschrieben nach der Kapitulation der Mainzer Besatzung, ist also wahrscheinlich am 25. Juli in Weimar eingetroffen. Unter Berücksichtigung des Transportweges zwischen Mainz und Weimar, wahrscheinlich über eine Kurierdepesche des Herzogs Carl August (vgl. auch EB 185), kommen so wahrscheinlich nur der 22. oder 23. Juli 1793 als Schreibdatum in Frage.
EB 187. An Unbekannt 〈Mainz, 27. Juli 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: July 〈…〉 27. 2 Briefe nach Weimar (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430). Einen Brief hatte Goethe am 27. Juli 1793 an Christian Gottlob Voigt in Weimar geschrieben (vgl. Nr 191).
JULI/AUGUST 1793
285
EB 188. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin? 〈Lager bei Marienborn oder Mainz, möglicherweise letztes Drittel Juli 1793 → Münster〉 Quelle: In seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 7. Juli 1793 (Nr 183) hatte Goethe erwähnt, der Fürstin von Gallitzin in Münster bald schreiben zu wollen: Von der Pr. Gal. habe ich nichts gehört. Ich schreibe ihr nächstens. (173,9.) Ob Goethe dieses Vorhaben auch umgesetzt hat, ist nicht sicher. Sollte er einen Brief an die Fürstin nach Münster geschickt haben, ist anzunehmen, dass dies noch im Laufe des Juli 1793 geschehen ist. Andererseits bat Goethe Friedrich Heinrich Jacobi mit seinem Brief vom 19. Juli (Nr 188), der Fürstin Gallitzin das Manuskript seines Lustspiels „Der Bürgergeneral“ und das Gedicht „Das Wiedersehn“ zuzuschicken (vgl. 177,27–28), was darauf schließen ließe, dass Goethe der Fürstin nicht selbst geschrieben hat. Am 16. August meldete Jacobi die Erledigung des Auftrages (vgl. JB I 10, 269). Mit ihrem Brief an Goethe vom 23. August 1793 bedankte sich die Fürstin unter anderem für den „Bürgergeneral“ (vgl. Goethe und Kreis von Münster, 87).
EB 189. An Johann Georg Schlosser? 〈Mainz, 1. August 1793 → Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈1.〉 〈…〉 〈ein Brief〉 nach Carlsruh (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 190. An Unbekannt 〈Mainz, 1. August 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈1.〉 〈…〉 dergl 〈ein Brief〉 nach Frckfr (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
286
ERSCHLOSSENE BRIEFE 191–199
EB 191. An Unbekannt 〈Mainz, 1. August 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈1.〉 〈…〉 dergl 〈ein Brief〉 nach Gotha (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 192. An Unbekannt? 〈Mainz, 1. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈1.〉 〈…〉 ein Brief nach Weimar (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430). Nicht ganz auszuschließen ist, dass mit dieser Sendung der Brief an Christiane Vulpius vom 1. August 1793 (Nr 192) gemeint ist.
EB 193. An Heinrich Christian Beck 〈Frankfurt a. M., 9. August 1793 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 13. August 1793 meldete Heinrich Christian Beck auch, das Goethes Brief angekommen sei: „Ihr Schreiben ist vom 9ten August 〈…〉 aber ich erhielt es erst heute.“ (H: GSA 28/2, Bl. 287.)
EB 194. An Franz Kirms 〈Frankfurt a. M., 9. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 14. August teilte Kirms Goethe mit, dessen Brief vom 9. August 1793 erhalten zu haben: „EwL: Hoch WohlgebL benachrichtigen mich, unterm 9ten dieses, von Ihrer Ankunft in Franckfurth 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 293.) In Goethes Rechnungsaufstellung ist die Versendung des Briefes einen Tag später vermerkt: Aug. 〈…〉 〈10.〉 〈…〉 ein Brief an Landkmr Kirms (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
AUGUST 1793
287
EB 195. An Johann Heinrich Meyer 〈Frankfurt a. M., 10. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈…〉 〈10.〉 〈…〉 dergl 〈ein Brief〉 an Meyer (GR/ Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 196. An Heinrich Christian Beck 〈Frankfurt a. M., 13. August 1793 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈…〉 〈13.〉 〈…〉 dergl 〈ein Brief〉 an Beck (GR/ Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 197. An Unbekannt 〈Frankfurt a. M., 13. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Aug. 〈…〉 〈13.〉 〈…〉 2 Briefe nach Weimar (GR/Sonderrechnungen 1793, Reise, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 198. An Unbekannt 〈Frankfurt a. M., 13. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 197.
EB 199. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Frankfurt a. M., 19. August 1793 → Gommersheim〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 27. August 1793 bestätigte Herzog Carl August den Empfang eines Schreibens von Goethe: „Deinen Brief vom 19n habe ich richtig erhalten.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 7; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 181.)
288
ERSCHLOSSENE BRIEFE 200–206
EB 200. An Friederike Sophie Eleonore von Schardt 〈Frankfurt a. M., zwischen 9. und 21. August 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Mit Ihrem Brief vom 26. oder 27. August 1793 bedankte sich Sophie von Schardt bei Goethe für seine Einladung und das am Vorabend bei ihrer Rückkehr von einem Aufenthalt in Kochberg vorgefundene Schreiben Goethes aus Frankfurt a. M: „Ich fand gestern Ihre Lieben Zeilen aus Frankf; 〈…〉.“ (H: GSA 28/2, Bl. 321.) Da sich Goethe auf der Rückreise von der Belagerung der Stadt Mainz vom 8. bis zum 21. August 1793 in Frankfurt a. M. aufgehalten hatte, schrieb er den Brief an Sophie von Schardt also in dieser Zeit.
EB 201. An Heinrich Christian Beck 〈Frankfurt a. M., wahrscheinlich zwischen 14. und 21. August 1793 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: Im Brief vom 25. August 1793 bedankte sich Heinrich Christian Beck bei Goethe für ein übersandtes Geschenk: „Gestern erhielt ich das mir ewig Theure Geschenck!“ (H: GSA 28/2, Bl. 323.) Goethe war nach gut zweitägiger Reise von Frankfurt a. M. am 23. August wieder in Weimar eingetroffen. Die Sendung an Beck muss also noch in Frankfurt a. M. aufgegeben worden sein, und zwar wahrscheinlich nach Goethes letztem Brief an Beck vom 13. August (vgl. EB 196).
EB 202. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich Ende August oder Anfang September 1793 → Pirmasens〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 8. September 1793 bestätigte Herzog Carl August den Empfang eines Schreibens von Goethe: „Deinen brief habe ich erhalten, ich werde dir gelegentL. darauf antworten 〈…〉.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 8; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 182.)
AUGUST/SEPTEMBER 1793
289
EB 203. An Friedrich Lorenz Langen 〈Weimar, vermutlich Anfang September 1793 → Mainz〉 Quelle und Datierung: Goethe hatte sich wahrscheinlich Anfang September sowohl an den Mainzer Beamten Friedrich Lorenz Langen als auch an den Steinmetz Franz Joseph Mayr gewandt (vgl. zu 198,6–7), um die Idee eines Denkmals für die während der Belagerung von Mainz gefallenen Offiziere des von Herzog Carl August geführten Ascherslebener Regiments zu realisieren.
EB 204. An Franz Joseph Mayr 〈Weimar, vermutlich Anfang September 1793 → Mainz〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 203.
EB 205. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 3. September 1793 → Pirmasens〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 13. September 1793 bestätigte Herzog Carl August den Empfang von Goethes Schreiben vom 3. September: „Deinen brief vom 3n habe ich gestern erhalten 〈…〉.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 9; vgl. auch Goethe-Carl August2 1,183.)
EB 206. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg? 〈Weimar, wahrscheinlich 4. September 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Seinen Brief vom 8. September 1793 begann Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg mit Nachfragen zu verschiedenen Schriften (vgl. GJb 6, 48 und RA 1, 244, Nr 714), die ihm Goethe wahrscheinlich am 4. September 1793 geschickt hatte. Darauf lässt zumindest folgender Eintrag in einer Postsendeliste des Herzoglich Sächsischen Postamts schließen: „〈den〉 4. S e p t. 〈für〉 1. # BrL: nach Gotha“ (P/HS Post, 5. Oktober 1793, in: GR/ Sonderrechnungen 1793, Goetze, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430).
290
ERSCHLOSSENE BRIEFE 207–214
EB 207. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich 12. oder 13. September 1793 → Pirmasens〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 17. September 1793 schrieb Herzog Carl August an Goethe: „Die Estafette welche mir meine Frau schickte, kam gestern Vormittag hier bey mir an, und brachte mir deinen brief mit.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 10; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 185.) – Die Kurierbeförderung von Weimar nach Pirmasens dürfte etwa drei oder vier Tage gedauert haben (vgl. auch zu 198, 6–7).
EB 208. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, zwischen 5. und 14. September 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 15. September 1793 bedankte sich Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg „für das übersandte J o u r n a l p l a i s a n t“ (H: GSA 28/3, Bl. 348). Goethe hatte wahrscheinlich am 4. September 1793 zuletzt an den Prinzen geschrieben (vgl. EB 206).
EB 209. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 20. September 1793 → Pirmasens〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 2. Oktober 1793 bestätigte Herzog Carl August den Empfang eines vorausgegangenen Schreibens von Goethe: „Deinen brief vom 20n habe ich richtig erhalten.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 12; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 186.)
EB 210. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg 〈Weimar, 23. September 1793 → Stuttgart〉 Quelle und Datierung: Goethe hat auf der Vorderseite des Briefes von Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg vom 11. September den Vermerk notiert. beantwortet dl. 23 Sept. (H: GSA 28/3, Bl. 358).
SEPTEMBER/OKTOBER 1793
291
EB 211. An Christiane Vulpius 〈Jena, wahrscheinlich erste Woche Oktober 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: Christiane Vulpius schrieb mindestens zwei Briefe an Goethe (vgl. RA 1, 251, Nr 744 und 252, Nr 747), als er sich vom 27. September bis 9. Oktober 1793 in Jena aufhielt. Goethe wiederum schickte ihr wahrscheinlich in der ersten Oktoberwoche ein Paket, wie aus ihrem zweiten Brief hervorgeht, der wahrscheinlich aus den Oktobertagen des goetheschen Aufenthalts in Jena stammt: „ich dankes herzlich vor das über schickde“ (H: GSA 28/3, Bl. 380). Dem Paket lag vermutlich ein Brief bei.
EB 212. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 14. Oktober 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 u 1. PkL. an HL. Unger den 14ten 〈1793〉“ (P/ChS Post, 3. April 1794, in: GR/Belege 1794, 2, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 430).
EB 213. An Johann Isaak Gerning 〈Weimar, 18. Oktober 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „O c t o b r. 〈…〉 18. 1. 〈St.〉 M r. G e r n i n g. Frankfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430.) Vgl. auch EB 214.
EB 214. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, wahrscheinlich 18. Oktober 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 24. Oktober und 9. November 1793 meldete Catharina Elisabeth Goethe in dem am 24. Oktober geschriebenen Teil den Empfang eines Briefes ihres Sohnes: „Gerning hat mir deinen Brief überbracht 〈…〉.“ (Pfeiffer-Belli, 643.) Goethe hatte den Brief offensichtlich mit der Sendung an Gerning vom 18. Oktober nach Frankfurt geschickt (vgl. EB 213), so dass anzunehmen ist, dass Goethe den Brief an seine Mutter ebenfalls am 18. Oktober geschrieben hat.
292
ERSCHLOSSENE BRIEFE 215–222
EB 215. An Barbara Schulthess 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen September und 20. Oktober 1793 → Zürich〉 Quelle und Datierung: Mit ihrem Brief vom 29. Oktober 1793 beantwortete Barbara Schultheß einen vorausgegangenen Brief Goethes: „Du hast mich mit deiner Sendung überrascht – ich war bald gewohnt nichts mehr von Dir selbst zu sehen, und zu hören – und wußte nicht ob ich dich im Feld oder der friedlichen Hütte denken mußte – bis mir F e r n o w der dich gesehen, sagte Du seiest wieder in Weimar, 8 Tage eh ich dein Brief empfing 〈…〉.“ (H: GSA 28/4, Bl. 7.) Wann Goethe nach seiner Rückkehr von der Belagerung von Mainz nach Weimar an Barbara Schultheß geschrieben hat, lässt sich nur ungefähr bestimmen. Die Postlaufzeiten nach Zürich betrugen in der Regel etwa neun Tage.
EB 216. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 20. Oktober 1793 → Schweigen〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 27. Oktober 1793 bestätigte Herzog Carl August den Empfang eines vorausgegangenen Schreibens von Goethe: „Deinen Brief vom 20n erhalte ich so eben.“ (H: GSA 28/769,3, Nr 13; vgl. auch Goethe-Carl August2 1, 188.)
EB 217. An Johann Andreas Benjamin Nothnagel 〈Weimar, 23. Oktober 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „O c t o b r. 〈…〉 23. 1. 〈St.〉 M r. N o t h n a g e l. Frankfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430.)
EB 218. An Johann Heinrich Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 20. und 24. Oktober 1793 → Jena〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 25. Oktober 1793 zeigte Johann Heinrich Voigt den Empfang eines Briefes von Goethe an: „Ew. HochwohlgebL. für
SEPTEMBER–NOVEMBER 1793
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mich so Ehrenvollen Brief habe ich richtig erhalten und danke ich 〈…〉 für die Mühe die Sie sich mit meiner Feuer Theorie gemacht haben.“ (H: GSA 28/3, Bl. 397.) Wahrscheinlich antwortete Voigt recht zeitnah auf Goethes Brief, so dass anzunehmen ist, dass dieser in den Tagen unmittelbar davor geschrieben worden war.
EB 219. An Johann Friedrich Jacobi 〈Weimar, 25. Oktober 1793 → Aachen〉 Quelle und Datierung: „O c t o b r. 〈…〉 25. 1. 〈St.〉 M r. J a c o b i. Aachen“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 430 [hier wird Georg Arnold Jacobi in Wickrath als Adressat angenommen]).
EB 220. An Johann Isaak Gerning 〈Weimar, 4. November 1793 → Frankfurt a. M. Quelle und Datierung: „N o v. 4. 1. 〈St.〉 M r. G e r n i n g. Frankfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431.)
EB 221. An Carl Wigand Maximilian Jacobi 〈Weimar, 9. oder 10. November 1793 → Jena〉 Quelle und Datierung: Mit seinem Brief vom 11. November 1793 beantwortete Maximilian Jacobi „ein gütiges Schreiben“ Goethes, das er „gestern Mittag“ erhalten hatte (H: GSA 28/447, Nr 1; vgl. auch Herting, Maximilian Jacobi, 26). Briefe von Weimar nach Jena wurden täglich per Boten befördert.
EB 222. An Johann Friedrich Lange 〈Weimar, 18. November 1793 → Wetzlar〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 18. 〈…〉 1. 〈St.〉 à M r. L a n g e. Wetzlar“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
294
ERSCHLOSSENE BRIEFE 223–230
EB 223. An Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von Pückler-Limpurg 〈Weimar, 18. November 1793 → Stuttgart〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 18. 1. St. à M r. le C’te de P ü k l e r. Stuttgard“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431). In seinem Brief vom 28. November 1793 bedankte sich von Pückler-Limpurg für ein Schreiben Goethes: „Der neue Beweis von Euer Hochwohlgebohrn Wohlwollen gegen mich, welchen ich mit dero geehrtesten vom 19.t erhalten habe, verbindet mich zu neuen gehorsamsten Danck.“ (H: GSA 28/2, Bl. 477.) Trotz der unterschiedlichen Datumsangabe ist anzunehmen, dass derselbe Brief gemeint war.
EB 224. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg 〈Weimar, 18. November 1793 → Eutin〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 18. 〈…〉 1. 〈St.〉 à M r. le C’te de S t o l l b e r g. à Eutin“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 225. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 18. November 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 18 1. 〈St.〉 M r. U n g e r. Berlin“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 226. An Carl Gottlieb Hofmann 〈Weimar, 19. November 1793 → Chemnitz〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 19. 1. 〈St.〉 à M r. H o f f m a n n. Chemnitz“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
NOVEMBER 1793
295
EB 227. An Unbekannt 〈Weimar, 20. November 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1793. 〈…〉 〈den〉 20n. 〈Nov.〉 〈für〉 2 # BrL. nach F r a n c k f u r t h und G o t h a“ (P/HS Post, 10. Januar 1794, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 228. An Unbekannt 〈Weimar, 20. November 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 227.
EB 229. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 25. November 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „N o v. 〈…〉 25. 1. 〈St.〉 à Made G o e t h e. à Francfort.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431 [hier unter dem Datum 24. November 1793].)
EB 230. An Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin 〈Weimar, wahrscheinlich Ende November 1793 → Münster〉 Quelle und Datierung: Mit ihrem Brief vom 2. Dezember 1792 beantwortete Fürstin von Gallitzin ein Schreiben Goethes, das wahrscheinlich Ende November 1793 geschrieben worden war: „Ich war drum und dran uber ihre Stummheit gegen mich ungeduldig zu werden. Lieber Göthe als sie sich so a p r o p o s dieser ungezogenheit uberhoben haben – meine Ungeduld war, weiß selbst nicht warum, merklich angewachsen seit dem mir Stollberg gemeldet hat daß er Antwort auf unsern gemeinschaftlichen Brief von ihnen erhalten hätte, Neid war es doch nicht, denn ich fühlte mich im Gegentheil beynah dankbar, daß Sie ihre Schreib laune oder Schreib musse zu erst Ihn hatten geniessen lassen.“ (H: GSA 28/336, Nr 4.) Der genannte Brief Goethes an Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg stammte vom 18. November 1793 (EB 224).
296
ERSCHLOSSENE BRIEFE 231–237
EB 231. An Unbekannt 〈Weimar, 2. Dezember 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1793. 〈…〉 〈den〉 〈2n.〉 〈Dec〉 〈für〉 1 # dergL. 〈BrL.〉 nach F r a n c k f u r t h“ (P/HS Post, 10. Januar 1794, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 232. An Peter Grunelius 〈Weimar, 3. Dezember 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Im Brief vom 13. Dezember 1793 teilte der Frankfurter Woll- und Leinenhändler Peter Grunelius Goethe mit, dass die Firma der Brüder Grunelius seinen am 3. Dezember erteilten Auftrag erfüllt hätte: „Ew WohlgebL angenehme Befehle zu Folge vom 3n dieses habe heute an Sie durch den Darmstädter Postwagen abgesandt in 1 Packet in Leinen 〈…〉.“ (H: GSA 28/3, Bl. 475.)
EB 233. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 3. Dezember 1793 → Weimar〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 3. Dezember 1793 kondolierte Christian Gottlob Voigt Goethe zum Tod von dessen erst am 21. November geborener und am 3. Dezember gestorbener Tochter Carolina. Wie aus Voigts Brief hervorgeht, hatte Goethe ihm in einem Billet vom gleichen Tag die Todesnachricht übermittelt: „Theuerster Herr Geheimerat, ich gieng heute eben zur Session, als ich Ihr liebes Blatt erhielt, und war so betroffen, daß ich erst ein wenig im alten Schlosse verweilte –“ (H: GSA 28/3, Bl. 464).
EB 234. An Unbekannt 〈Weimar, 4. Dezember 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „1793. 〈…〉 〈den〉 4. 〈Dec〉 〈für〉 KstL. H. G. S. sigL: nach F r a n c k f u r t h“ (P/HS Post, 10. Januar 1794, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431 [hier wurde das Adressatenkürzel aufgelöst in „Herrn Gerning Sohn“]).
OKTOBER–DEZEMBER 1793
297
EB 235. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 6. Dezember 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „D e c. 〈…〉 6. 〈…〉 1. 〈St.〉 à Made G o e t h e. Frankfurth“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 236. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 8. und 12. Dezember 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 14. Dezember 1793 bestätigte der Verleger Johann Friedrich Gottlieb Unger den Empfang einer Sendung Goethes: „Zu mein großen Freude habe ich die drei ersten Gesänge des Reinike Fuchs im Manuscript erhalten und sage Ihnen den gehorsamsten Dank für diese Uebersendung.“ (H: GSA 28/3, Bl. 490.) Da anzunehmen ist, dass Unger den Empfang des Manuskripts ohne große Verzögerung an Goethe gemeldet hat, wird Goethe die Sendung etwa in den Tagen zwischen 8. und 12. Dezember zusammengestellt und nach Berlin gesandt haben.
EB 237. An Johann Georg Schlosser 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen Oktober und Mitte Dezember 1793 → Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 28. Dezember 1793 erinnerte Johann Georg Schlosser an die „beyden Briefe“ (H: GSA 28/4, Bl. 2), die er von Goethe erhalten hatte. Die Briefe waren offensichtlich nach Goethes Rückkehr von der Belagerung von Mainz Ende August, sicher vor Weihnachten 1793 geschrieben worden. Der erste Brief sollte wahrscheinlich spätestens Mitte Dezember, der zweite spätestens am 24. Dezember entstanden sein (vgl. auch EB 242).
298
ERSCHLOSSENE BRIEFE 238–243
EB 238. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, wahrscheinlich 19. oder 20. Dezember 1793 → Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 23. Dezember 1793 teilte Catharina Elisabeth Goethe ihrem Sohn mit, dass während des Briefschreibens „dein lieber Brief ankam“ (Pfeiffer-Belli, 647). Goethes Brief ist unter Berücksichtigung der Postlaufzeiten von Weimar nach Frankfurt demnach wahrscheinlich am 19. oder 20. Dezember 1793 geschrieben und verschickt worden.
EB 239. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg 〈Weimar, 20. Dezember 1793 → Gotha〉 Quelle und Datierung: „D e c. 〈…〉 20. 〈…〉 1. 〈St.〉 Mr. le Baron de F r a n k e n b e r g. Gotha“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 240. An Friedrich Ludwig von Germar? 〈Weimar, 20. Dezember 1793 → Eisenach〉 Quelle und Datierung: „D e c. 〈…〉 20. 1. 〈St.〉 Mr. le Baron G e r m a r. Eisenach“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
EB 241. An August Wilhelm Iffland 〈Weimar, 20. Dezember 1793 → Mannheim〉 Quelle und Datierung: „D e c. 〈…〉 20. 〈…〉 1. 〈St.〉 Mr. le I f f l a n d. Mannheim“ (P/KR Post, 31. Dezember 1793, in: GR/Belege 1794, 1, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 10, 431).
NOVEMBER/DEZEMBER 1793
299
EB 242. An Johann Georg Schlosser 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen November und 24. Dezember 1793 → Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 237.
EB 243. An Johann Friedrich Gottlieb Unger 〈Weimar, 26. Dezember 1793 → Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergL. 〈Schreiben〉 an HL. Unger den 26st 〈1793〉“ (P/ChS Post, 3. April 1794, in: GR/Belege 1794, 2, Bl. 7; vgl. auch Postsendungen 1793, WA IV 10, 431).
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 238–243
NOVEMBER/DEZEMBER 1793
AMTLICHES
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 238–243
NOVEMBER/DEZEMBER 1793
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A 1. An die Herzogliche Schlossbaukommission Weimar, 5. Juni 1791. Sonntag Da uns nichts angelegner seyn kann als Hl. B. M. Arens an das wichtige Schloßbau Geschäfte näher zu attachiren so habe ich den Gedancken gehabt ob man ihm nicht einen Charackter geben und ihm dadurch was angenehmes erzeigen könnte. Da Serenissimus geneigt waren ihm den Titel als Rath zu geben, so habe ich ihn darauf sondirt, da er sich denn Bedenckzeit ausgebeten und mir sodann heute eröffnet daß er diese Gesinnungen mit Danck verehrte und besonders sich geehrt finden würde wenn er den Charackter als B a u r a t h erhielte. Woran den wohl kein Anstoß seyn möchte, vielmehr der Titel einmal die Funcktion bezeichnet und unsre Berg, Legations und Commissions Räthe ohne Bedencken Titel ohne Funcktionen tragen. / Was seine Remuneration betrifft, so wünschte ich daß sie seiner Bemühung einigermassen gleichkäme da er nicht nur den ausgearbeiteten Plan der Haupt Etage geliefert und in mehreren andern Dingen beyräthig gewesen, sondern auch mit Sereniss. die ganzen Gartenanlagen durch gegangen, vieles schöne und nützliche angegeben und nun zu Hause auch noch manches nachzuarbeiten haben wird. Ich dächte daß man ihm ausser seiner Reise die man auf 125 rh rechnen kann wenigstens noch 200 rh wonicht 100 Ducaten zu verehren hätte. Denn wenn wir ihn bewegen können nur des Jahrs 3 Monate hier zu seyn so werden wir 100fachen Vortheil davon haben und was ihn an Hamburg hält ist der große Verdienst den er daselbst findet und der / sich vermehrt wie das Zutrauen zu ihm wächst. Ich empfehle mich zugleich meinen hochgeehrtesten Herrn Mitkommissarien bestens und bitte die Sache zum Vortrag an Sereniss. zu befördern. Ertheilten ihm Durchl den Charackter, so wäre wohl das Decret von seiten unsrer Casse auszulösen und es ihm gratis zuzustellen. W. dl. 5 Jun. 1791 s. m. Goethe.
2 gGeschäfte 7 dwenn 9 bezeigchnet 13 ausgearbeitenten 20 Vor|t|heil
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AMTLICHES 2–4
A 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 16. August 1791. Dienstag Unterthänigstes Promemoria.
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Ew Durchl hatten die Gnade in Ilmenau nach geendigtem Gewerckentage gegen Endesunterzeichneten zu äussern: daß der bey dieser Gelegenheit gemachte Aufwand berechnet, von fürstl Cammer restituirt, zugleich aber der Commission die gewöhnlichen Diaten ausgezahlt werden sollten. Damit nun diesen gnädigsten Gesinnungen, welche wir dancknehmigst erkennen, Folge geleistet werde, lege ich Ew Durchl die Rechnung sowohl als die DiatenZettel vor, mit Bitte solche durch Autorisation oder auf sonst eine gefällige Weise gelten zu machen.
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W dl. 16. Aug 1791.
Ew Durchl unterthänigsl Goethe
A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 7. November 1793. Donnerstag 〈Abschrift〉
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Endesunterzeichneter, gerührt von dem ihm bewiesenen unschätzbaren Vertrauen, ermangelt nicht sogleich, jedoch nur vorläufig seine unvorgreifl. Meynung dahin zu äussern: daß, da schon durch die gnäd. Rescripte vom 11 Octobr. den Cassen des hies. Fürstenthums u der Jenail. Landesportion der Befehl zugegangen, die gröbern preussil. Sorten, jedoch mit einigem Aufgelde anzunehmen, nunmehr auch wohl ein gleicher Befehl wie solcher schon projectirt an die Eisenachil. Regierung zu erlassen seyn mögte. Zwar läßt sich mit einigem Grunde vermuthen, daß die preussischen harten Sorten mit Verlust von einem 24 Theile wohl schwerlich häufig in die Cassen gebracht werden dürften, doch / dürfte die Erfahr uns hierüber in einigen Monaten am besten belehren Indessen wäre in dieser vielleicht mehr als jemals dringenden Angelegenheit eine Deliberation ernstlich vorzubereiten, und man hätte alle Ur-
5 edie 8 sollche 9 eing eine 15 Respcripte 16 ders
AUGUST 1791–NOVEMBER 1793
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sache die Mittel aufzusuchen, wie das eingerissene Uebel zu entfernen und das Zukünftige zu verhindern seyn mögte. Endesunterzeichneter wird nicht ermangeln in dieser äusserst schweren und verwickelten Sache seine Gedanken zu sammlen u solche, zu Papier gebracht, zur Prüfung vorzulegen. Wegen mancherley eintretenden Umständen wünscht er daher, daß die angezeichnete Stelle aus dem concipirten Rescr. an die Eisenachl. Regierung gegenwärtig noch ausgelassen würde, und / daß man sich nur wegen der darin enthaltenen Punkte eine weitere Entschließung vorbehielte. Eben so wenig ist er im Stande auf den letzten Ber. des hies. Cassae Directorii seine Gedanken ausser dem Zusammenhange zu eröffnen und wünscht nur, wo mögl. die sämtl. hier zurückfolgenden Acten, nicht weniger das Strobelsche Exhibitum seiner Zeit nochmals zu durchblättern und bey seiner Ausarbeitung vor Augen zu haben, wie er sich denn auch vor allen Dingen die ältern in Münzsachen ergangenen geheimen Canzleyacten gehorsamst erbittet. W. dl. 7 Nov 93. G Entfernung der Pr. Sechser Probiren der gröbern Sorten
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A 4. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 24. November 1793. Sonntag 〈Abschrift〉 Mit danckbarster Remission der mir kommunicirten Eingaben und Ackten kann ich nur den Wunsch wiederhohlen: daß man bey denen nach reifer Uberlegung der Sache angenommenen Grundsätzen verbleiben und darnach fürstl. Kammer zu Eisenach bescheiden möge Daß sich Schwierigkeiten äussern würden sah man voraus als man den Befehl ertheilte und wird ihn also wohl deßhalben nicht zurücknehmen. Nur ist zu bedauern daß Collegia und Subalternen, die über erhaltne Befehle mit Ernst und Strenge wachen sollten, sich gleichsam auf die Seite der Renitenten schlagen u n d v o n u n a n g e n e h m e n A u f t r i t t e n und dergleichen fast bedrohlich zu sprechen sich beygehen lassen. W. dl. 24 Nov. 93 G
13 Esxhibitum 19 Entfernung der Pr. Sechser Probiren der gröbern Sorten G1 27 wachen und
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ANHANG
Verzeichnis der Adressaten
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Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „K“ (nachgestellt) verweist auf Konzepte, „EB“ auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliche Briefe“. Briefnummern sind mit * versehen, wenn die Adressaten unsicher sind. Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz Fürst von 174, EB 158, EB 159, EB 162 Arens, Johann August 65, EB 17, EB 85, EB 111, EB 117 Bansa, Johann Conrad EB 171 Batsch, August Johann Georg Carl 3, 35, 60, 67, EB 62, EB 67, EB 114, EB 137 Bechtolsheim s. Mauchenheim Beck, Heinrich Christian EB 34, EB 48, EB 129, EB 193, EB 196, EB 201 Bellmont, Johann Arnold EB 89 Bentzel-Sternau, Christian Ernst Carl Graf von 211 Berlepsch, Dorothea Friederike Emilie von EB 105 Bertuch, Friedrich Justin 40, 129, 152, 158, 166, 182, EB 148 Bethmann-Metzler, Peter Heinrich von 228 Blumenbach, Johann Friedrich 222, 229 Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel 8 Buchholz, Wilhelm Heinrich Sebastian 48 Büttner, Christian Wilhelm EB 68, EB 70, EB 78, EB 95 Bury, Friedrich EB 4, EB 13, EB 63*, EB 122 Clérisseau, Charles Louis 97
Coudenhoven, Franz Carl Maria Ludwig Graf von EB 134 Dalberg, Carl Theodor von 98, EB 18, EB 47 Deyn, Georg Heinrich von 61 Dietz Johann Jacob Christian 226 Ecquevilly, Armand François Hennequin Marquis d’ EB 168 Einer s. Krako 68 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von 103 Ettinger, Carl Wilhelm EB 3 Fauche-Borel, Abraham Louis EB 169 Fischer, Franz Joseph EB 64, EB 80 Forster, Georg 54, 93, EB 28, EB 49, EB 91, EB 112 Franckenberg, Sylvius Friedrich Ludwig von 20, EB 14, EB 39, EB 44, EB 239 Fritsch, Jacob Friedrich von 148, 200, 217 Fritsch, Ludwig Heinrich Gottlieb von 132 Freitagsgesellschaft s. Mitglieder Gallitzin, Adelheid Amalia Fürstin von EB 136, EB 160, EB 188*, EB 230 Germar, Friedrich Ludwig von EB 240* Gerning, Johann Isaak 204, EB 155, EB 213, EB 220 Goethe, Catharina Elisabeth 130, 142, 142K, EB 27, EB 36, EB 40,
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Verzeichnis der Adressaten
EB 52, EB 101, EB 127, EB 138, EB 149, EB 161, EB 184, EB 214, EB 229, EB 235, EB 238 Göschen, Georg Joachim 37, 49 Göttling, Johann Friedrich August EB 104, EB 121* Griesbach, Friederike Juliane 86 Grunelius, Peter EB 232 Gutschmid, Christian Friedrich von 5 Heermann, Gottlob Ephraim 205 Heinrich XI. Fürst von Reuß ältere Linie EB 6 Herder, Caroline 81, 96, 105, 131, 168 Herder, Johann Gottfried 18, 22, 45, 70, 84, 105, 131, 145, 162, 168, 173, 201, 218, 232, 162K, EB 61 Herzogliche Schlossbaukommission A 1 Herzogliches Geheimes Consilium A 3, A 4 Hofmann, Carl Gottlieb EB 226 Holzschuer von Harrlacher, Johann Karl Siegmund EB 19, EB 26 Hufeland, Gottlieb 69 Iffland, August Wilhelm EB 241 Jacobi, Carl Wigand Maximilian EB 221 Jacobi, Friedrich Heinrich 15, 30, 75, 76, 90, 94, 102, 106, 107, 109, 139, 140, 143, 146, 147, 150, 151, 153, 156, 159, 165, 167, 183, 188, 189, 190, 194, 197, 203, 210, 220, 223, EB 97, EB 144 Jacobi, Johann Friedrich EB 219 Kauffmann, Angelika EB 2, EB 56 Kayser, Gabriel Gottlieb EB 8* Kayser, Johann Matthäus EB 53
Kayser, Philipp Christoph EB 57, EB 141 Kestner, Johann Christian 12 Kirms, Franz 6, 46, 47, 99, 121, 155, 164, 206, 215, EB 175, EB 176, EB 194 Klauer, Martin Gottlieb EB 79 Knebel, Carl Ludwig von 1, 7, 17, 23, 42, 51, 52, 53, 55, 66, 101, 123, 154, 179, 207, 209, 227, 230, EB 29 Körner, Christian Gottfried 33, 50, 87, 89, 91, 136, EB 43*, EB 145 Krako (gen. Einer), Andreas Dietrich 68 Lange, Johann Friedrich EB 222 Langen, Friedrich Lorenz 212, EB 203 La Roche, Marie Sophie EB 30, EB 54, EB 87 Lenz, Johann Georg 32 Lichtenberg, Georg Christoph 85, 92, 195, 213, 231, 213K Loder, Justus Christian EB 10, EB 69 Mauchenheim (gen. Bechtolsheim), Juliane Auguste Christiane von 175 Mayr, Franz Joseph EB 204 Meyer, Johann Heinrich 14, 111, 115, 124, 126, 133, 137, 177, 185, EB 9, EB 12, EB 15, EB 35, EB 42, EB 58, EB 92*, EB 102, EB 123, EB 164, EB 166, EB 170, EB 172, EB 173, EB 185, EB 195 Mitglieder der Weimarer Freitagsgesellschaft 58 Moritz, Karl Philipp EB 1, EB 7, EB 37, EB 50, EB 98, EB 106, EB 146
Verzeichnis der Adressaten
Nothnagel, Johann Andreas Benjamin EB 174, EB 217 Opitz, Christian Wilhelm EB 74 Paulsen, Johann Christoph Jakob EB 65, EB 115, EB 157 Pückler-Limpurg, Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von EB 163, EB 210, EB 223 Racknitz, Joseph Friedrich von 4, EB 20 Reichardt, Johann Friedrich 13, 26, 59, 100, 221, EB 11, EB 16, EB 83, EB 107 Reiffenstein, Johann Friedrich EB 5, EB 59, EB 66 Reuß s. Heinrich XI. Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von EB 21, EB 38, EB 45, EB 88, EB 124, EB 125, EB 126, EB 130, EB 139, EB 140, EB 151, EB 167, EB 206*, EB 208 Sachsen-Gotha und Altenburg, Emil Leopold August Prinz von EB 152 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von EB 72, EB 90, EB 93, EB 180 Sachsen-Weimar und Eisenach, Anna Amalia Herzogin von 122, 176 Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von 16, 24, 27, 36, 38, 44, 77, 82, EB 32, EB 119, EB 132, EB 133, EB 143, EB 150, EB 153, EB 199, EB 202, EB 205, EB 207, EB 209, EB 216, A 2 Sachsen-Weimar und Eisenach, Friedrich Ferdinand Constantin Prinz von EB 154
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Sachsen-Weimar und Eisenach, Louise Herzogin von EB 179 Schardt, Friederike Sophie Eleonore von EB 200 Schlosser, Johann Georg EB 31, EB 177, EB 178, EB 189*, EB 237, EB 242 Schnaubert, Andreas Joseph 216 Schnauß, Christian Friedrich 88, 118 Schneider, Christian Wilhelm EB 46 Schröder, Friedrich Ludwig 19, 25 Schuckmann, Caspar Friedrich von 21, 34, EB 41 Schütz, Johann Georg EB 55 Schultheß, Barbara EB 22, EB 60, EB 94, EB 142, EB 215 Soemmerring, Samuel Thomas 28, 56, 95, 198, 224, 95K Stark, Johann Christian EB 71, EB 110 Stein, Friedrich von 41, 199, 214, EB 84 Steiner, Johann Friedrich Rudolf 64 Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu EB 224 Tettelbach, Gottfried Benjamin EB 120 Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von EB 33, EB 75 Unbekannt 39, 149, EB 24, EB 25, EB 76, EB 81, EB 86, EB 96, EB 109, EB 116, EB 156, EB 181, EB 187, EB 190, EB 191, EB 192*, EB 197, EB 198, EB 227, EB 228, EB 231, EB 234 Unger, Johann Friedrich Gottlieb 31, EB 99, EB 103, EB 108,
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Verzeichnis der Adressaten
EB 113, EB 131, EB 135, EB 165, EB 182, EB 183, EB 212, EB 225, EB 236, EB 243 Vent, Johann Christoph Gottlob EB 100 Vieweg, Johann Friedrich 219 Vogelsang, H. von EB 147 Vohs, Johann Heinrich Andreas EB 118 Voigt, Christian Gottlob 2, 10, 11, 43, 57, 62, 63, 71, 72, 73, 74, 78, 79, 80, 83, 113, 119, 127, 141, 144, 161, 170, 171, 180, 184, 186, 191, 202, EB 233 Voigt, Johann Heinrich 29, EB 73, EB 77*, EB 82, EB 218
Vulpius, Christiane 104, 108, 110, 112, 114, 116, 117, 120, 125, 128, 135, 138, 157, 160, 163, 169, 172, 178, 181, 187, 192, 193, 196, EB 128, EB 186, EB 211 Weimarer Freitagsgesellschaft s. Mitglieder Wieland, Christoph Martin 208 Winkell, Julius Heinrich aus dem EB 51* Wyttenbach, Johann Hugo 134, 225 Zech, August Ferdinand Graf von 9, EB 23
Verzeichnis der Faksimiles
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Verzeichnis der Faksimiles Abb. 1 Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
Goethe an Franz Kirms, 30. Januar 1791 (Nr 6); Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . Johann Heinrich Meyer: „Triumph der Aurora“, Federund Pinselzeichnung, 1791; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Juli 1791 (Nr 38), S. 1; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Juli 1791 (Nr 38), S. 2; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 6. Januar 1792〉 (Nr 63); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Friedrich Rudolf Steiner, 30. Januar 1792 (Nr 64), Konzept; S. 1; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Friedrich Rudolf Steiner, 30. Januar 1792 (Nr 64), Konzept; S. 2; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . Johann Heinrich Meyer: „Christiane Vulpius und Sohn August“, Aquarellzeichnung mit Graphit, 1792; Klassik Stiftung Weimar, Direktion Museen . . . . . . . . . . . Goethe an Christiane Vulpius, 2. September 1792 (Nr 116); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . Goethe an Johann Heinrich Meyer, 27. September 1792 (Nr 124); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 16. Oktober 1792 (Nr 131), S. 1; Pierpont Morgan Library New York . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Gottfried und Caroline Herder, 16. Oktober 1792 (Nr 131), S. 2; Pierpont Morgan Library New York . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1793 (Nr 147), S. 1; Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe Museum Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 27. Februar 1793 (Nr 147), S. 2; Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe Museum Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
8 15 41 42 57 60 61 69 102 113 121 122 134 135
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Verzeichnis der Faksimiles
Abb. 15 Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Titelblatt; Goethe- und SchillerArchiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 16 Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Bl. 4v und Bl. 5r; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 17 Johann Konrad Wagner: „Meine Erfahrungen in den Jahren 1792, 1793 und 1794 in den gegenwärtigen Kriege“ (Tagebuch), Bl. 139v und Bl. 140r; Goetheund Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 18 Goethe an Samuel Thomas Soemmerring, wahrscheinlich 19. oder 20. August 1793 (Nr 198); Freies Deutsches Hochstift/Frankfurter Goethe Museum Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 19 Rechnung des Chursächsischen Postamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791, 4. April 1791 (GR/Belege 1791, 3, Bl. 25r); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 20 Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791, 31. März 1791 (GR/Belege 1791, 3, Bl. 26r); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . Abb. 21 Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791, 31. März 1791 (GR/Belege 1791, 3, Bl. 26v); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 22 Rechnung des Herzoglich Sächsischen Postamts in Weimar an Goethe über Portogelder in den Monaten Januar bis März 1791, 6. April 1791 (GR/Belege 1791, 3, Bl. 28r); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . Abb. 23 Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Deckblatt, GR/Sonderrechnungen 1792, Reise; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 24 Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Bl. 2r, GR/Sonderrechnungen 1792, Reise; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
146
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Verzeichnis der Faksimiles
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Abb. 25 Sonderrechnungen. Goethe. Einnahme und Ausgabe auf der Reise nach Coblenz 1792 (geführt von Paul Goetze), Bl. 5r, GR/Sonderrechnungen 1792, Reise; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
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Verzeichnis der Faksimiles
Verzeichnis der Faksimiles
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Inhalt Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Schriftarten, Siglen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIV Briefe 1791 – 1793 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
1 217 229 301
Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
309 313
318
Verzeichnis der Faksimiles