Jean Pauls Sämtliche Werke: Band 1 Briefe 1780–1793 [Reprint 2021 ed.] 9783112539842, 9783112539835


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Jean Pauls Sämtliche Werke: Band 1 Briefe 1780–1793 [Reprint 2021 ed.]
 9783112539842, 9783112539835

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Jean Pauls Sämtliche erbe Historisch-kritische Ausgabe

Herausgegeben von

der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

Dritte Abteilung

Briefe

Berlin / Akademie-Verlag / 1956

Jean Pauls Sämtliche Werke Historisch-kritische Ausgabe

Dritte Abteilung Erster Band

Briefe 1780—1793 Mit 7 Tafelbeilagen

Herausgegeben

von

Eduard Berend

Berlin / Akademie-Verlag / 1956

Copyright 1956 by Akademie-Verlag GmbH., Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Erschienen fm Akademie-Verlag GmbH., Berlin W S, Mohrenstraße 39

Lizenz-Nr. 202 • 100/245/56 Herstellung: DruckbauS ,Maxim Gorki", Altenburg (Dez. Leipzig)

Bestell- und VerlagSnummer 3005/1 printed in Germany

Einleitung zur dritten Abteilung In neueren Gesamtausgaben der Werke unserer Dichter geht man immer mehr dazu über, auch die Briefe einzubeziehen, sei es daß diese als besondere Abteilung den Werken angegliedert, oder daß sie bei

chronologischer Anordnung periodenweise in die Werke eingefügt werden. Bei kaum einem Dichter erscheint diese Aufnahme so berechtigt,

ja notwendig, wie bei Jean Paul. Schriftstellerei und Briefstellerei gingen bei ihm zeitlebens Hand in Hand, und es war kein bloßer Witz,

wenn er des öfteren behauptete, Bücher feien nur dickere Briefe ans Publikum, Briefe nur dünnere Bücher für dieWelt^). Es springt in die Augen, daß alle seine Briefe, mit ganz seltenen Ausnahmen, z. B.

der an die Mutter, ja selbst die kürzesten und flüchtigsten Billette mit

bewußter Kunst, mit literarischem Anspruch, mit „Anstrengung", wie er selber es auszudrücken pflegte, abgefaßt sind. Er fürchtete immer, sich

zu verderben, wenn er sich beim Schreiben gehen ließe 2). Namentlich in seiner Frühzeit hat er zuweilen auf Briefe, z. B. auf manche an den Pfarrer Vogel, soviel Mühe und Sorgfalt verwandt wie später kaum

noch auf ein Werk2). Wie er in seinen Werken gelegentlich bestimmte Personen apostrophiert, so scheinen seine Briefe sich oft mehr an die Allgemeinheit als an den einzelnen Empfänger zu richten. Es ist denn auch vieles aus ihnen in mehr oder weniger veränderter Fassung in seine Werke übergegangen, worauf er selber wiederholt in Scherz und

Ernst hingewiesen hat4). Da er mit beispielloser Zielbewußtheit sein r) Vgl. I. Abt., V, 471,24s., XI, 386,10; an Emanuel, 9. Febr. 1795. 2) Vgl. 327,23 s. dieses Bandes. 3) An Chr. Otto, 28. Nov. 1797. 4) Vgl. z. B. 143,18—20 dieses Bandes; I. Abt., VII, 338,7—10.

V

ganzes persönliches Tun und Lassen seinem Schriftstellerberufe dienst­ bar machte, waren auch Privatbriefe für ihn nur Vorübungen und

Konzepte für seine offenen Schreiben ans Publikum. So gewiß dem so

ist, so verkehrt und ungerecht wäre es, seinen Briefen deshalb Auf­ richtigkeit und Wahrhaftigkeit abzusprechen. Diesem merkwürdigen

Menschen war eben Kunst zur zweiten Natur, Dichten zum Leben, Bewußtheit zum Instinkt geworden; es ist der Schlüssel zu seinem Wesen, zu begreifen, daß diese Gegensätze für ihn keine waren. Über­

haupt spielte sich ja sein Leben in einem selbst für die damalige schreib­

selige Zeit ungewöhnlichen Grade auf dem Papier und besonders auf dem Briefpapier ab. Hat er doch an Freunde, von denen ihn nur eine Wand oder eine Gassenbreite trennte, nicht nur zahllose Billette,

sondern nicht selten lange Briefe geschrieben, ja seiner Frau zuweilen,

ohne abwesend zu sein, schriftlich zum Geburtstag gratuliert. Zu seinen Lieblingsideen gehörte eine Gesellschaft, die, um einen Tisch sitzend, statt

Gesprächen Briefe wechselt*). Seine Briefe lassen denn auch sein Leben

in einer Vollständigkeit Wiedererstehen, wie es in unserer fern­ sprechenden Zeit niemals möglich wäre. In meinen 1927 in den Abhandlungen der Preußischen Akademie der

Wissenschaften erschienenen „Prolegomena zur historisch-kritischen Ge­ samtausgabe von Jean Pauls Werken" habe ich mich auf die Behand­

lung der Werke und des Nachlasses beschränkt, da für die Briefe damals

noch eine gesonderte Ausgabe vorgesehen und schon begonnen war.

Nachdem nunmehr durch Beschluß der Deutschen Akademie der Wissen­

schaften die Aufnahme der Briefe als dritte Abteilung der Gesamt­ ausgabe bestimmt ist, soll hier zunächst eine allgemeine Übersicht über die zu behandelnde Briefmasse gegeben und sodann dargelegt werden,

nach welchen Grundsätzen deren Bearbeitung erfolgt.

Jean Pauls Briefwechsel A. Handschriften

Der im Jahre 1888 aus dem Besitz der Nachkommen Jean Pauls

in den der Preußischen Staatsbibliothek übergegangene gewaltige Nachlaß enthielt auch eine sehr umfangreiche Abteilung „Korrespon*) An Friedrich von Oertel, 9. Ian. 1796. Bei Madame de Stael in Coppet wurde dieses Spiel wirklich getrieben unter dem Namen „La petite poste“.

denz", die später in die allgemeine Autographensammlung der Biblio­ thek aufgeteilt wurde, wodurch der Überblick sehr erschwert war. Sie bestand naturgemäß zum größeren Teil aus Briefen an Jean Paul,

rund 1800 Stück von etwa 325 Korrespondenten*). Don Jean Paul waren vorhanden Briefe an seine Frau, seine Töchter und seinen Schwiegervater, an die Freunde Adam Lorenz von Oerthel, (Christian Otto, Friedrich von Oertel und Friedrich Heinrich Jacobi, einige an

Amöne und Karoline Herold, Friedrich und Auguste Schlichtegroll, Franz Wilhelm Jung u. a. m., sowie verschiedene unvollendete oder aus irgendeinem Grunde nicht abgesandte. Die Briefe an Heinrich Voß lagen in Abschriften von Karoline Richters Hand vor. Früher schon waren mit dem Varnhagenschen Nachlaß die Briefe an Paul Emil

Thieriot und einige andere in die Staatsbibliothek gelangt. Durch spätere Ankäufe wurde dieser Bestand noch erheblich vermehrt; außer

vielen einzelnen Stücken wurden große Partien der Briefe an Renate Wirth, an Hans von Ahlefeldt und an das Herderfche Ehepaar er­

worben. Ein noch in den Händen der Nachkommen verbliebener Rest des Nachlasses, dessen Kern etwa goo Billette an Otto bildeten, wurde 1912 durch meine Vermittlung angekauft. Der nächst wichtige Fundort ist das Goethe- und Schiller-Archiv

in Weimar, das 1885 durch Schenkung in den Besitz der Briefe Jean Pauls an feine Mutter und einzelner wichtiger Briefe an seine Frau, an Otto, Jacobi u. a. m. gelangte. Dazu wurden später noch ein Teil des

Briefwechsels mit dem Herderschen Ehepaar und der Billettwechsel mit Karoline Mayer aus der Verlobungszeit erworben. Auch einige Briefe

an Goethe sind vorhanden. Durch systematische Nachforschungen in öffentlichen Bibliotheken, bei den Nachkommen der Korrespondenten und bei Autographen­

sammlern konnte eine große Zahl weiterer Originalbriefe ermittelt werden- wovon hier nur die größeren Gruppen angeführt werden mögen. Jean Pauls Briefe an Böttiger befinden sich in der Landes­ bibliothek in Dresden, die an Gleim im Gleimhaus in Halberstadt, die an Knebel im Kestnermuseum in Hannover, die an Amöne Herold in der Kunst- und Altertümersammlung der Feste Koburg, die an Gottlieb

Richter jetzt im Fichtelgebirgs-Museum in Wunsiedel, die an Max x) Bei einigen anonymen Briefen, die unter Varia eingeordnet waren, konnte ich die Absender ermitteln.

Richter (größtenteils) und an den Verleger Zimmer in der Frankfurter Stadtbibliothek, die an Heinrich Voß zum Teil in der Landesbibliothek

Eutin, zum Teil in der Bayerischen Staatsbibliothek in München, die beiden ersten Jahrgänge der Briefe an Emanuel (1794—95) und der

Briefwechsel mit dem Herzog August Emil von Gotha in der Gothaer

Bibliothek, die Briefe an die Familie Paulus in der Heidelberger Universitätsbibliothek, die an Cotta in der Cotta'schen Handschriften­

sammlung (jetzt als Leihgabe im Schiller-Nationalmuseum in Mar­ bach), die an Vieweg im Braunschweiger Archiv des Verlages.

Der Briefwechsel mit dem Pfarrer Vogel ist ins Britische Museum geraten, die Briefe an Wilhelmine von Kropff in die Library of Williams College, Williamstown, Mass. Der sehr umfangreiche

Nachlaß Emanuel Osmunds, den ich bei seiner Enkelin Klothilde Gold­ schmidt ausfindig machte, und der sich jetzt im Besitz von Frau

Dr. Apelt in Zittau befindet, enthält an die 1000 Briefe und Billette

Jean Pauls, die mir in der liberalsten Weise zur Verfügung gestellt wurden. Viele einzelne Briefe sind zerstreut in öffentlichen und privaten Sammlungen.

So ansehnlich der erhaltene Bestand an Originalbriefen ist, so sind doch auch schmerzliche Verluste zu beklagen. Aus der Jugendzeit ent­

behrt man besonders die Briefe an Johann Bernhard Hermann und an Friedrich Wernlein. Von den Briefen an Otto fehlen die meisten vor 1790 geschriebenen; die an dessen Schwester sind einem Brand zum

Opfer gefallen, die an Matzdorff in der Franzosenzeit verlorenge­ gangen. Ein ungünstiges Geschick hat über den Liebesbriefen gewaltet:

die an Charlotte von Kalb und an Karoline von Feuchtersleben sind nachweislich vernichtet worden; von denen an Emilie von Berlepsch,

an Josephine von Sydow und an Henriette von Schlabrendorff sind nur einzelne zutage gekommen. Auch die Briefe an Jean Paul weisen trotz ihrer großen Zahl

empfindliche Lücken auf. Er hat zwar im allgemeinen empfangene

Briefe aufbewahrt, ist aber nicht immer sorgfältig mit ihnen um­ gegangen. Nach seiner Verheiratung hat er einmal mit Karolinens

Hilfe die angeschwollene Masse gesichtet und „die Unkrauts-Hälfte" verheizt (an Otto, 21.N0V. 1801); daher ist namentlich für die Früh­ zeit der Bestand sehr gelichtet. Von den Briefen der Mutter, der Brüder, von Oerthel, Amöne Herold, Friederike Otto sind nur ganz

geringe Reste vorhanden, von Karoline Herold, Ottos Brüdern,

Dr. Ellrodt und manchen andern Korrespondenten keine Zeile. Von Charlotte von Kalbs Briefen fehlt ein wichtiger Teil, den sie dem

Dichter „durch Wortbruch abplauderte" (I. P. an Otto, iL.März 1801) und nicht zurückgab. Die Briefe der Feuchtersleben hat ihr Jean Paul nach der Entlobung bis auf einen kleinen Teil zurückge­ geben (leider ohne die seinigen dafür zu verlangen); die von Friedrich

von Oertel wurden dessen Bruder Ludwig, die von Heinrich Voß den

Eltern, die von Jarobi dem Herausgeber von dessen Briefwechsel (Roth) überlassen und anscheinend nicht zurückgegeben; sie sind — bis auf einzelne von Heinrich Voß — zugrunde gegangen. Don Ottos

Briefen fehlen alle nach 1800 geschriebenen; in den früheren hat feine Frau Amöne wichtige Stücke durch gekürzte und abgeänderte ersetzt.

Emanuels und Thieriots Briefe sind mit wenigen Ausnahmen nur in unvollständigen Kopien erhalten. Auch viele der von Ernst Förster ver­ öffentlichten Briefe von bekannten Persönlichkeiten, Fürstlichkeiten usw. waren beim Übergang des Nachlasses an die Preußische Staats­ bibliothek nicht mehr vorhanden, also wohl verschenkt oder verkauft worden; manche davon konnten an verstreuten Orten ausgemittelt werden, z. B. die von . Gleim in der Sammlung Kippenberg. Einen größeren Posten hat das Frankfurter Goethemuseum erworben.

B. Kopien und Konzepte Einen sehr wertvollen, wenn auch keineswegs vollwertigen Ersatz der nicht erhaltenen Originalbriefe Jean Pauls bilden die in seinem Nachlaß vorhandenen Briefkopien bzw. -konzepte. Sie finden sich, von

vereinzelten Stücken abgesehen, in einer Folge von 17 Quartheften, die von Beginn der Universitätszeit (Mai 1781) bis zum Lebensende

reicht. Die Aufschriften der Hefte lauten abwechselnd „Korrespondenz­ buch" — „Kopierbuch" — „Briefkopierbuch" — „Briefe" mit Hinzu­ fügung der Jahreszahlen. Die genaue Beschreibung dieser Brief­ bücher — so mögen sie im folgenden bezeichnet werden — wird im Apparat erfolgen; hier soll nur ihre Einrichtung und Eigenart im

allgemeinen geschildert werden. Sie sind zum allergrößten Teil von Jean Paul selber geschrieben. In

den 9 ersten, bis 1804 reichenden Heften erscheint nur ganz vereinzelt einmal eine fremde Hand, vielleicht die seines Bruders Samuel (z. B.

in Nr. 207 des vorliegenden Bandes). Erst in der Bayreuther Zeit und

namentlich seit Beginn seines Augenleidens ließ Jean Paul seine Briefe zuweilen von seiner Frau oder seinen Töchtern kopieren. Wir

haben es. — was frühere Benutzer nicht immer erkannt haben — über­

wiegend mit Kopien zu tun; Konzepte — als solche an den Korrekturen zu erkennen — kommen nur in der Frühzeit und dann wieder in den

letzten Jahren häufiger, sonst nur vereinzelt vor. Jean Paul pflegte sich zwar für seine Briefe vorher kurze Notizen in Stichworten zu machen (man st'ndet solche verstreut in allen seinen Arbeitsheften),

schrieb sie dann aber fast immer alla prima. Nur besonders wichtige

hat er manchmal vorher konzipiert; in solchen Fällen folgt zuweilen im Briefbuch auf das Konzept noch eine Kopie, oder diese ist aus jenem

durch nachträgliche Verbesserungen und Zusätze hergestellt. Vergleicht man nun die Kopien mit den erhaltenen Originalbriefen, so ergibt sich zunächst, daß bei weitem nicht alle Briefe in den Brief­ büchern zu finden sind. Es fehlen viele inhaltlich oder formell un­

bedeutende Briefe, z. B. alle an die Mutter, und natürlich fast alle kurzen Billette. Es gab Zeiten, wo Jean Paul nur besonders wichtige

oder auch gar keine Briefe kopierte, z. B. auf Reisen, wenn er das

Briefbuch nicht zur Hand hatte. Immerhin enthalten die 17 Hefte im ganzen über 2500 Kopien, und weit über die Hälfte davon stnd solche,

deren Originale verlorengegangen sind. Weiter ergibt der Vergleich der Kopien mit den Originalen, daß jene- wenn sie von Jean Paul selber geschrieben sind, nur selten den

vollständigen Text geben. Er pstegte nur das aus seinen Briefen zu

kopieren, was er einmal literarisch verwerten zu können glaubte, also die allgemeinen Reflexionen, Bilder, Witze, Einfälle u. dgl. Wie bei Schmocks Zeitungsartikeln wurde alles Gewöhnliche gestrichen und

nur das „Brillante" stehen gelassen. Erst in den späteren Jahren tritt

daneben auch das Bestreben zutage, den sachlichen Inhalt zu notieren, z. B. bei Briefen an Verleger und Händler das Geschäftliche. Zu­

weilen sind sogar nur Adressat und Datum angegeben*). In der Regel bestehen die Kopien nur aus mehr oder weniger unzusammen­

hängenden Sätzen oder Satzteilen. Die Auslassungen sind oft, aber T) Vgl. die Rotiz in Jean Pauls sog. Vita-Buch: „Mein Korrespondenzbuch macht, daß ich jedes Datum eines Briefes einschreibe und folglich bei Buch­ händlern und sonst den großen Ruf eines scharfen Geschäftsmannes einhandle."

keineswegs immer durch Punkte oder Striche angedeutet. Nachträg­

liche An-, Unter- und Ausstreichungen zeugen davon, daß Jean Paul die Hefte dauernd für seine dichterischen Arbeiten benutzte.

Die Kopien geben aber nicht nur einen verkürzten, sondern nicht selten auch einen vom Original abweichenden Text. Es erklärt sich das wohl daraus, daß zuweilen die Kopie erst nach Absendung des Originals

aus dem Gedächtnis niedergeschrieben oder daß der Brief mehrfach ab­ gefaßt und der Kopie eine nicht abgegangene Fassung zugrunde gelegt wurde. Manchmal mag auch die bloße Freude an Abwechslung mit­

gespielt habens. Die Überschriften der einzelnen Kopien geben gewöhnlich den Namen, zuweilen auch Titel und Wohnort des Empfängers und das

Datum (das Jahr meist nur bei Beginn eines neuen) an, sind aber oft

unvollständig oder fehlen ganz; es ist dann anzunehmen, aber keines­ wegs ausgemacht, daß Empfänger und Datum die gleichen sind wie

bei der vorhergehenden Kopie. Wie der Text, so weicht auch das Datum der Kopie nicht selten von dem des Originals ab, was sich vielleicht auch aus mehrfacher Abfassung eines Briefes erklärt. Wenn ein Brief in Zeitabständen geschrieben wurde, gibt die Kopie bald das Anfangs-, bald das Schlußdatum an, auch wohl den Absendungstag.

Die Reihenfolge der Kopien in den Briefbüchern ist im allgemeinen chronologisch, doch kommen kleine Umstellungen vor. Zuweilen ließ

sich Jean Paul unkopierte Briefe später zurückgeben und trug die Kopien nadb*2), leider dann oft ohne Angabe des Datums, das sich in diesen Fällen nicht, wie sonst, aus der Stellung im Briefbuch ergibt.

Vereinzelt fanden sich Kopien oder Konzepte von Briefen auch außerhalb der Briefbücher im Nachlaß. Dem früheren Verwalter des Nachlasses, Ernst Förster, müssen noch mehr solche vorgelegen haben, besonders Konzepte zu Briefen an Charlotte von Kalb, die in Berlin

nicht mehr aufzufmden waren. C. Drucke

Jean Paul selber hat, wenn wir von dem absehen, was er unver­ merkt aus seinen Briefen in seine Werke übernahm, nur seinen Briefx) Vgl. II. Abt., V, 95,11: „Man muß seine Briefe kopieren, um nicht sich ähnliche Wendungen geläufig zu machen." 2) Dgl. 136,36ff. und 146,26ff. dieses Bandes.

wechsel mit dem Herzog Emil August von Gocha über die Widmung der „Vorschule der Ästhetik" in seinem „Freiheits-Büchlein" (1805)

veröffentlicht. Nach seinem Tode dachten seine Angehörigen an eine einheitliche Ausgabe des gesamten Briefwechsels als Seitenstück zur

Biographie. Aber äußere und innere Schwierigkeiten führten zu einer

völligen Zersplitterung dieses Planes. Die Briefe an Jacobi wurden dem letzten (60.) Bande der Reimerschen Gesamtausgabe (1828) ein­ verleibt^, die Briefe an Oerthel, an Pfarrer Vogel, die beiden ersten

Jahrgänge der Briefe an Emanuel (die schon 1828 im Cottaischen Morgenblatt erschienen waren) und eine kleine Auswahl von Briefen „an Verschiedene" dem „Literarischen Nachlaß" (1837—38), viele

einzelne Briefe von und an Jean Paul dem 3.-8. Bändchen der Biographie „Wahrheit aus Jeans Pauls Leben" (1828—33). Der

Briefwechsel mit Christian Otto kam 1828—33 gesondert in vier Bänden

heraus, deren letzter auch die schon 182g im Morgenblatt abgedruckten Briefe an Amöne Herold enthielt. Zur Jahrhundertfeier (1863) gab dann Ernst Förster in den drei ersten Bänden der „Denkwürdigkeiten aus dem Leben von Jean Paul Friedrich Richter" den Briefwechsel mit den Freunden Emanuel, Friedrich von Oertel und Thieriot, mit den Freundinnen Charlotte von Kalb, Emilie von Berlepsch, Josephine von Sydow, Caroline von Feuchtersleben und Caroline Mayer und

mit einzelnen Bekannten heraus. Von anderer Seite waren inzwischen veröffentlicht die Briefe an den Verleger Joseph Max (in der Neuen

Breslauer Zeitung 1825), an Gleim (von Körte im Literarischen

Conversationsblatt 1826), an den Dichter Ernst Wagner (von Mosengeil 1826), an den Schweizer Mumenthaler (im Taschenbuch Alpenrosen auf 1827), an Ahlefeldt (von dessen Bruder im Gesell­

schafter 1832, als Buch 1835), an Böttiger und den Buchhändler Kunz (von diesem in seinen „Erinnerungen" 1839 und im Telegraph 1840), an Emilie von Berlepsch (im Salon 1841), an Luise Förster (von dieser 1846), an die Familie Paulus (vonReichlin-Meldegg 1833),

an Renate Wirth (von Täglichsbeck 1858), der Briefwechsel mit Jacobi (von Roth 1827 und von Zoeppritz 1869), mit Heinrich Voß (von Abraham Voß 1833) und mit dem Herderschen Ehepaar (von

Auch als Einzelausgabe erschienen; in der 2. und 3. Auflage der Reimer­ schen Gesamtausgabe wesentlich vermehrt.

Dünher und Ferdinand Gottfried von Herder 1856). Alle diese Aus­ gaben sind mehr oder weniger unvollständig und unzuverlässig. Mehr den heutigen Anforderungen entsprechen die Nerrlichschen Veröffent­ lichungen der Briefe von Jean Paul an seine Frau und Christian Otto

(1902), an seinen Sohn Max (in der Leipziger Zeitung 1888), der Briefe an Jean Paul von Charlotte von Kalb (1882), von Helmina

von Chezy und Caroline Herder (in der Dossischen Zeitung 1883 und 1884)/ von Julie von Krüdener und Caroline von Feuchtersleben (in den Akademischen Blättern 1884); doch hat auch Nerrlich meist auf

Vollständigkeit verzichtet. Von neueren Publikationen seien noch er­

wähnt: Jean Pauls Briefe an Wilhelmine von Kropff (von Carter in englischer Übersetzung 1884/85), an den Verleger I. G. Zimmer (von

H. W. B. Zimmer 1888), an Heinrich Voß (von F. I. Schneider 1901

und von Petzet 1903), der Briefwechsel mit Karl Philipp Moritz und

deffen Bruder (von Eybisch igog), Billette an seinen Bruder Gottlieb

(von Albert Schmidt im Hofer Anzeiger igig), Briefe von Ernst Wagner an Jean Paul (von Corin 1923), Auszüge aus Jean Pauls Briefen an Cotta (von M. Fehling und H. Schiller 1925 und 1927), Briefe an die Familie von Melden (von E. Vincent im Euphorion

1928)- Briefe an Jean Paul von Gleim (von mir im Jahrbuch der Sammlung Kippenberg 1931) und von Johann Bernhard Hermann

(von Kurt Schreinert 1933). Außer diesen größeren Gruppen sind noch

manche einzelne Briefe von und an Jean Paul an zerstreuten Stellen

gedruckt; Genaueres darüber sindet man in meiner 1925 erschienenen Jean-Paul-Bibliographie. Der vorstehende Überblick über die bisherigen Veröffentlichungen

dürfte genügen, um die Berechtigung, ja Notwendigkeit einer wissen­ schaftlich zuverlässigen Gesamtausgabe von Jean Pauls Briefen dar­ zutun. Wer sich bisher wissenschaftlich mit dem Dichter befassen wollte, mußte sich das Briefmaterial mühsam von den verschiedensten Seiten

zusammensuchen und hatte dann doch nirgends festen Boden unter den Füßen; denn die älteren Drucke weisen mit ganz wenigen Ausnahmen nicht nur zahlreiche absichtliche oder unabsichtliche Änderungen und Auslassungen auf, sondern, was noch schlimmer ist, oft willkür­ liche und irreführende Zusätze der Herausgeber. Ein beträchtlicher

und keineswegs unwichtiger Teil der Briefe war bisher ganz un­

gedruckt.

Grundsätze der Herausgabe Als Teil der historisch- kritischen Gesamtausgabe von Jean Pauls

Werken hat sich die Briefausgabe auf seine eignen Briefe zu be­

schränken. Auch die Rücksicht auf den Umfang der Ausgabe verbot es, die weit über 2000, großenteils sehr langatmigen Briefe an Jean Paul aufzunehmen. Vielleicht können diese später einmal in einer eignen

Abteilung gesammelt werden, wie es für die große Weimarer Schiller­

ausgabe geplant ist. Hier sollen nur die Stellen daraus, auf die sich Jean Paul direkt bezieht oder die sonst zum Verständnis seiner Worte dienen, insbesondere auch solche, aus denen sich Rückschlüsse auf fehlende

Stellen seiner Briefkopien ziehen lassen, in den Anmerkungen wörtlich oder inhaltlich mitgeteilt werden. Außerdem wird am Schluß jedes

Bandes ein chronologisches Verzeichnis aller in den betreffenden Zeit­ raum fallenden Gegenbriefe gegeben, mit Angabe der Fundorte der

Handschriften oder Drucke, der Adressen, auch der nicht seltenen Rand­ bemerkungen Jean Pauls (für seine Freunde bestimmt, denen er er­

haltene Briefe gern mitteilte) und, wo es nötig erscheint, mit kurzer Angabe des Inhalts, soweit sich dieser nicht schon aus den in den An­

merkungen zu Jean Pauls Briefen angeführten Stellen ergibt.

Jean Pauls eigne Briefe werden im allgemeinen vollständig und un­ gekürzt gebracht, auch wenn sie unvollendet geblieben und nicht ab­

gesendet worden sind. Nur von den zahlreichen, von Jean Paul meist nicht datierten Billetten, wie sie namentlich die treuen Freunde Otto

und Emanuel zu vielen Hunderten aufbewahrt haben, können un­ bedeutende, die sich auf keineWeise datieren und gar nicht erkennen lassen,

worauf sie sich beziehen, unbedenklich ausgeschieden werden. Aus­

genommen werden, dem Gebrauch der Briefbücher gemäß, auch Stammbuchblätter und Dedikationen, sowie Beurteilungen fremder

Manuskripte, soweit sie sich der Briefform nähern. Daß auch das eine

oder andere Stück hier untergebracht wird, das streng genommen nicht

als Brief zu bezeichnen ist, aber doch besser in diese Abteilung als unter die Werke paßt, wie z. B. im vorliegenden Bande das Avertissement (Nr. 280) und die Birkenpredigt (Nr. 378), bedarf kaum der Recht­ fertigung. — Adressen werden, wenn sie in irgendeiner Hinsicht be­ merkenswert sind, am Schluß des Briefes, sonst im Apparat abgedruckt.

Zusätze anderer zu Jean Pauls Briefen werden, soweit sie von

Interesse sind, in Petitfatz wiedergegeben (s. Nr. 213 und 378 dieses Bandes).

Die Jean Panischen Kopien und Konzepte werden natürlich nur abgedruckt, wenn und insoweit die Originalbriefe weder handschriftlich

noch gedruckt erhalten sind, dann aber ebenfalls vollzählig und un­

gekürzt. Sie bestehen zwar oft nur aus unzusammenhängenden Bruch­ stücken, deren Sinn manchmal kaum erraten werden kann; aber was Jean Paul selber der Aufbewahrung für gelegentliche schriftstellerische Verwendung für wert hielt, soll doch nicht unterdrückt werden. Man bewahrt ja in Museen auch Bruchstücke von Statuen auf; und was

heute noch unverständlich bleibt, kann morgen durch neue Funde geklärt

werden. Wo sich also im Text dieser Kopien — wie zuweilen auch in Originalbriefen — mehrere Punkte oder Striche sinden, zeigen sie nicht

etwa Auslassungen von feiten des Herausgebers an, sondern sind der Vorlage entnommen^. — Auch Konzepte, die Jean Paul für andere aufgesetzt hat, z. B. für seine Mutter, werden ausgenommen (s.Nr. 146, 178—180 dieses Bandes). Bei der Behandlung des Textes ist grundsätzlich zu unterscheiden, ob ihm der Originalbrief, eine Kopie (bzw. ein Konzept) oder ein Druck

(bzw. eine Abschrift von fremder Hand) zugrunde liegt. Um diese drei Gruppen auch für den Leser deutlich auseinanderzuhalten, werden alle Kopien und Konzepte am Kopfende links als solche bezeichnet, alle Briefe, die auf Drucken beruhen, mit einem Stern vor der Überschrift

versehen. Ist nur ein Teil eines Briefes der Kopie entnommen, so wird dies entweder am Kopfende angegeben, oder wenn es sich nur um

einzelne Sätze oder Wörter handelt, werden diese in eckige Klammern gesetzt. Beruht nur ein Teil eines Briefes auf gedruckter Vorlage, so wird der Stern vor der Überschrift eingeklammert. Die genaueren An­ gaben sindet man in solchen Fällen im Apparat.

A. Handschriften

Wo es irgend möglich ist, werden die Originalhandschriften zugrunde

gelegt, die einzige ganz zuverlässige Unterlage. Sie werden möglichst genau wiedergegeben, jedoch ohne kleinliche Pedanterie. Man sollte sich

dabei immer vor Augen halten, daß der Druck eine Handschrift nieT) Nur für die auf Drucken beruhenden Texte gilt dies nicht immer.

mals völlig getreu wiedergeben kann. In folgenden Punkten weicht unsere Ausgabe stillschweigend von der Vorlage ab: 1. m und n werden zu mm und nn aufgelöst. Belanglose Abkürzungen

wie u., -l. (-lich), wl (weil), Brf (Brief) u. dgl., auch halb abgekürzte Namen wie Eman., Karol., Herd., Fixl., Hesper. werden ergänzt, es sei

denn, daß die Ergänzung zweifelhaft erscheint, wie bei Berlin. (Berliner oder Berlinischer) oder gehors. (gehorsamer oder gehorsamster). Fest­ stehende Abbreviaturen dagegen werden beibehalten, auch wenn sie

heute so nicht mehr gebräuchlich sind, wie H. (Herr), Fr. (Frau),

D. (Doktor), h. (heilig), A. T. (Altes Testament); p. oder pp. wird durch rr. wiedergegeben, & durch et, die verschiedenen Zeichen für Geldmünzen durch rtl. (Reichsthaler), gr. (Groschen), fl. (Gulden), kr. (Kreuzer).

2. Der namentlich bei der Majuskel (Ä, ö, Ü) oft aus Flüchtigkeit fehlende Umlaut wird ergänzt.

3. Interpunktionszeichen werden ergänzt, wenn mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß sie nur aus Flüchtigkeit weggeblieben sind, z. B. Punkte am Satzschluß oder bei Abkürzungen, Anführungsstriche am Ende eines Zitats, Trennungszeichen am Zeilenende, aber nicht, wo sie bei Jean Paul in der Regel fehlen, wie z. B. der Punkt nach Ordinal­

zahlen, das Komma vor „sondern", „d. h.", der Bindestrich in Zu­ sammensetzungen (z. B. Bundes Staat), der Apostroph bei Elisionen.

4. Neben der gewöhnlichen deutschen und lateinischen Schrift ver­

wendet Jean Paul, namentlich in der Frühzeit, noch die sog. Devotions­ schrift (eine Art Fraktur), hauptsächlich für die höfliche Anrede (Ew.

Hochwohlgeboren, Dieselben, Sie, Ihnen usw.), für Titel, Über­ schriften, Anschriften, zuweilen auch sonst zur Hervorhebung einzelner Wörter. Da es sich hier nicht um eine individuelle Eigenheit, sondern

um eine Zeitsitte handelt (man sindet sie z. B. auch in Schillers

Briefen), und die Schrift auch nicht immer deutlich von der gewöhn­ lichen zu unterscheiden ist, wird sie durch die einfache Fraktur wieder­ gegeben und nur da, wo sie zur Hervorhebung einzelner Wörter dient, durch Sperrdruck. 5. Beim Datum, das bei Jean Paul häufig zwei Zeilen einnimmt,

bei der Unterschrift und bei Adressen wird die Zeilenabteilung nicht immer gewahrt.

Alle sonstigen vom Herausgeber oorgenommenen Änderungen, z, B.

die Verbesserung offenbarer Schreibfehler (Dittographien, Verwechse­ lung von Sie und sie), die Ergänzung versehentlich ausgelassener

Buchstaben, Silben oder Wörter u. dgl., werden entweder durch eckige Klammern gekennzeichnet oder im Apparat als Lesarten verzeichnet. • Im übrigen werden Orthographie, Interpunktion, Schriftart

(deutsch oder lateinisch) genau gewahrt. Erwähnt sei noch, daß in Jean Pauls im allgemeinen nicht undeutlicher Schrift die Abtrennung

zusammengesetzter Wörter manchmal schwer zu erkennen ist, da er auch innerhalb einfacher Wörter häufig absetzt. Auch die Absätze (Alineas) sind nicht immer deutlich markiert, deutsche und lateinische. Groß- und Kleinbuchstaben nicht immer sicher zu unterscheiden. In der vertrau­ lichen Anrede (du, dein usw.) nehme ich überall die Minuskel an, die

Jean Paul auch in Briefen bevorzugt. Wie in seinen Werkmanuskripten schreibt Jean Paul auch in Briefen zuweilen einzelne Wörter über die Zeile, nicht als Ergänzung, sondern

als Alternative oder Erläuterung der darunterstehenden. Ich setze solche Wörter in gebrochnen Klammern

. .) hinter das Wort, über

dem sie stehen. Die fast nie, selbst in hochofßziellen Schreiben an Fürstlichkeiten nicht fehlenden, oft sehr zahlreichen Korrekturen sind für Jean Paul zu

charakteristisch, als daß sie unbeachtet gelassen werden dürften. Zeigen

sie doch nicht nur, welche stilistische Sorgfalt er selbst auf flüchtige Briefe und Billette verwandte, sondern auch, wie er durch nachträg­ liche „Feile" manchmal den ursprünglich einfacheren und klareren Aus­

druck verkünstelte und verdunkelte. Es sollen aber nur die wichtigeren Korrekturen, solche, die wirkliche stilistische oder sachliche Änderungen bedeuten, oder die besonderes sprachliches Interesse bieten, insofern sich

etwa ein grammatisches oder orthographisches Schwanken darin be­

kundet, in den Lesarten verzeichnet werden. Verbesserungen bloßer Verschreibungen, belanglose Nachtragungen u. dgl. werden nicht an­ gegeben. Auch etwaige spätere Änderungen von fremder Hand bleiben unberücksichtigt. B. Kopien

Erheblich mehr Schwierigkeiten bieten für den Herausgeber wie für den Leser die Jean Paulschen Kopien. Es klingt wie Ironie, wenn er

einmal sagt, er habe fein Briefkopierbuch so eingerichtet, daß man es sogleich in die Druckerei schicken sönne1).2 Er 3 dachte dabei wohl an die Auslassung alles Persönlichen und Gewöhnlichen, die Beschränkung auf die „Brillanten". Aber solche herausgepflückten Rosinen ohne den Teig, das Salz allein ohne die Brühe sind nicht nach jedermanns Ge­ schmack. Ernst Forster hat bei seinen Veröffentlichungen aus den Brief­ büchern durch oft recht kühne und willkürliche Ergänzungen der Lücken, ohne sie als solche zu kennzeichnen, einen Halbwegs zusammenhängenden Text herzustellen versucht, ein Verfahren, das ebenso bedenklich ist wie das Restaurieren antiker Statuen. Wie sehr er dabei zuweilen vorbei­ gegriffen hat, zeigen Fälle, in denen sich nachträglich der Originalbrief gefunden hat?). Der heutige Herausgeber muß sich darauf beschränken, höchstens einzelne Wörter, die sich aus dem Zusammenhang oder aus andern Quellen, z. B. dem beantworteten oder antwortenden Brief, mit Sicherheit ergänzen lassen, in eckigen Klammern einzusetzen. Im übrigen ist es Sache der Anmerkungen, alles anzuführen, was zum Verständnis oder zur Ergänzung der Bruchstücke dienen kann. Manche Stellen trotzen natürlich allen Bemühungen; da bleibt es der Phantasie desLesers überlassen, die disjecta membra zu einem Ganzen zusammenzufügen. Zu der Lückenhaftigkeit der Kopien kommt nun als weitere Er­ schwerung noch die meist sehr siüchtige, stark abkürzende Schrift, bei Konzepten auch noch zahlreiche Korrekturen. Was bei leichtfertiger Wiedergabe dieser Schrift herauskommen kann, davon ließen sich viele abschreckende Beispiele unsichren^). Ich darf behaupten, keine Zeit und Mühe gescheut zu haben; auf Unfehlbarkeit kann aber auch mein Text keinen Anspruch erheben. !) I. Abt., XVII, 140,29—31. 2) So ergänzt Förster 201,16, wo die Kopie nur „Meine dritten Bitte ist p." hat: „Meine dritte Bitte ist die des Katechismus." (Wahrheit IV, 61.) 265,10f. ergänzt er sinnlos: „ihr Redakteur und der Jude Mendel." (Wahrheit IV, 221.) 3) So macht Ernst Förster aus Mosers Zettelkästchen (285,32) Mosis Zettel­ kasten, aus der gefütterten Thüre (349,io) gefütterte Thiere (Wahrheit IV, 244 u. 285), aus Tieckischer Sorglosigkeit eine tückische (III. Abt., VIII, 65,13). Statt „vom Grund des Grundes zum Grund des Grundes des Grundes ge­ wiesen" (305,31s.) liest Josef Müller: „von Gott durch Gott zu Gott deö Gottes gewiß" (Euphorion VII, 304).

Ein Rohabdruck ist hier noch weniger möglich als bei den Original­ briefen. Alle Abkürzungen (mit Ausnahme der auch sonst im Druck

üblichen) müssen aufgelöst werden, wobei die eckigen Klammern auf zweifelhafte Fälle beschränkt bleiben können^). Auch die oft sehr spär­

liche Interpunktion muß vorsichtig ergänzt werden, natürlich unter Berücksichtigung von Jean Pauls sonstigem Gebrauch. Fußnoten der Originalbriefe pflegt Jean Paul in den Kopien als Parenthesen in den

Text zu setzen?), wo,sie zuweilen den Zusammenhang stören; da ist es richtiger, sie wieder zu Fußnoten zu machen. Absätze finden sich in den Kopien nur selten; wo man als sicher annehmen kann, daß der Original­ brief einen Absatz hatte, darf ihn auch die Kopie erhalten. Im übrigen

gelten für die Behandlung des Textes, der Korrekturen usw. die oben für die Originalbriefe aufgestellten Richtlinien.

Wenn der Originalbrief — in Handschrift oder Druck — erhalten ist, kommt die Kopie zwar nicht zum Abdruck; sie kann aber doch zuweilen gute Dienste leisten zur Bestimmung des Empfängers oder des Datums,

zur Ergänzung von Lücken, zur Entzifferung schwer leserlicher Stellen, zur richtigen Zusammensetzung getrennter Teile usw. Besonders bei nur in alten Drucken überlieferten Briefen können mit Hilfe der Kopie Orthographie und Interpunktion, nicht selten auch der Text berichtigt

werden. Da jedoch die Kopie, wie oben erwähnt wurde, zuweilen eine andere Fassung wiedergibt als das Original, so ist bei Abweichungen der

Kopie vom Druck jener nur dann der Vorzug zu geben, wenn als sicher

anzunehmen ist, daß es sich im Druck um eine absichtliche oder fahr­ lässige Änderung handelt. Bei mehreren voneinander abweichenden Drucken kann unter Umständen die Kopie den Ausschlag geben.

Abweichungen der Kopie vom Original werden in dem Ausmaß, wie

es oben für die Korrekturen angegeben ist, als Lesarten verzeichnet, nicht aber die vielen Auslassungen und Verkürzungen3* ).2 Bei unwesentlichen Zweifeln, z. B. zwischen selbst und selber, andre und andere, habe ich und hab' ich, spare ich die Klammer. Für subtile Stiluntersuchunqen qeben die Kopien sowieso keine qeeiqnete Unterlage. 2) Dgl. 234,22 und 378,28f. 3) Häufig wiederkehrende, von mir nicht verzeichnete Abweichungen sind z. D. die Verwandlung von Zahlwörtern in Ziffern, von Fußnoten in Parenthesen, die Umstellung parataktischer Glieder, die Zusammenziehung von Komposten (Wandnachbar für Wand-Nachbar) u. dgl.

C. Druckes Die älteren Drucke, die in Ermangelung der Handschriften vielfach als Vorlage dienen müssen, bieten in der Regel einen sehr unzuver­

lässigen Text. Orthographie und Interpunktion sind fast nie gewahrt; man hat auch mit absichtlichen Änderungen, Auslassungen, Ver­

lesungen, Druckfehlern usw. zu rechnen. Unsere Ausgabe stellt zunächst einmal Jean Pauls Rechtschreibung her, die sich im allgemeinen mit

hinlänglicher Sicherheit bestimmen läßt. Sie hat zwar im Laufe seines Lebens manche Abänderungen erfahren; diese lassen sich aber zumeist

nach Zeit und Umfang abgrenzen, so daß man mit ihrer Hilfe sogar

Handschriften ziemlich genau datieren sann2). Weniger regelfest ist

Jean Pauls Zeichensetzung; doch versuche ich auch hier, sowie in der

Verwendung lateinischer Schrift (z. B. im Datum, bei Eigennamen) u. dgl., unter Berücksichtigung von Jean Pauls normalem Gebrauch, das Original herzustellen, jedoch mit gebührender Vorsicht und Zu­

rückhaltung. Solche äußerlichen Abänderungen der Vorlage werden im allgemeinen stillschweigend vorgenommen, während alle textlichen

Emendationen entweder in eckige Klammern gesetzt oder in den Les­

arten verzeichnet werden. Wenn mehrere von einander unabhängige

Drucke des gleichen Briefes vorliegen, wird im allgemeinen der voll­

ständigste oder am zuverlässigsten erscheinende zugrunde gelegt, und die Abweichungen der übrigen werden als Lesarten angegeben. An Zuver­

lässigkeit bleibt diese Gruppe hinter den Originalbriefen natürlich er­ heblich zurück; der Stern vor der Überschrift ist also als Warnungs­

zeichen anzusehen. Bei den nach den Originalhandschriften wiedergegebenen Briefen

werden frühere Drucke, wenn sie auf den Handschriften, nicht auf anderen Drucken beruhen, im Apparat notiert, ihre Abweichungen von

der Handschrift aber nur ganz ausnahmsweise in den Lesarten ver­

zeichnet.

*

Soviel über die Textbehandlung in den drei verschiedenen Gruppen.

Die Anordnung der Briefe ist streng chronologisch, daher zuweilen von der Folge der Briefbücher etwas abweichend. Briefe, die in Zeitab2) Den Drucken gleichzustellen stnd alte Abschriften von fremder Hand. a) Näheres darüber findet man jeweils zu Beginn des Apparats.

ständen geschrieben sind, werden im allgemeinen nach dem Schluß­

datum eingereiht, undatierte, wenn sie sich nicht genauer bestimmen lassen, an den Jahresgrenzen oder am Schluß des letzten Bandes unter­ gebracht. Die Daten der Kopien, die häustg unzuverlässig sind, werden ein für allemal in eckige Klammern gesetzt. Wo es dem Verständnis

förderlich ist, füge ich dem Datum den Wochentag bei, wie es Jean Paul zuweilen selber tut. In den Überschriften lehne ich mich an den Gebrauch der Briefbücher an, d. h. ich setze zu dem Namen des

Adressaten noch dessen Stand und Wohnort; nur bei häustgerem Vor­ kommen bleiben diese näheren Angaben fort. Über die Einrichtung des Apparats wird am Eingang desselben das Nötige mitgeteilt. Die Personalien der einzelnen Korrespondenten

werden jeweils bei dem ersten Brief an den Betreffenden angegeben, den man mit Hilfe des Registers am Schluß des Bandes stnden kann.

Am Ende des Apparats gebe ich ein chronologisches Verzeichnis feh len der Briefe, d. h. solcher, von denen weder Original noch Kopie noch ein Druck vorhanden ist, die aber entweder im Briefbuch ohne Text, höchstens mit einer kurzen Inhaltsangabe verzeichnet sind oder

sich aus anderen Quellen, z. B. aus den Antwortbriefen, aus Katalogen usw. erschließen lassen, und hierauf, wie schon erwähnt, ein Verzeichnis

der Briefe an Jean Paul. * Nach diesen für die ganze Abteilung geltenden Vorbemerkungen ist noch einiges über den vorliegenden ersten Band zu sagen, der im

ganzen der ersten Ausgabe von 1922 entspricht, im einzelnen aber vielfach ergänzt und verbessert werden konnte. Es sind zwar nur wenige

Briefe neu hinzugekommen (Nr. 205 und H06, an I. P. Nr. 28a), aber eine ganze Anzahl von solchen, die früher nur in unvollständigen Kopien vorlagen, konnte nach den inzwischen aufgefundenen Original­

handschriften abgedruckt werden*). Fortgeblieben sind einige Stücke der alten Ausgabe, die sich inzwischen als bloße Stilübungen heraus­ gestellt haben2). Die Briefe an Pfarrer Vogel, die mir früher nur in !) Nr. 72, 74, 148, 389, 408, 409, 412, 415, 423, 424, 427, 435, 438, 441. a) Nr. 30—32, 195, 196 der alten Ausgabe. Oie Dedikation der sechs Auf­ sätze an Chr. Otto (Nr. 354 der alten Ausgabe) ist fortgelassen, da sie schon im 3. Band der II. Abteilung (S. 295f.) abgedruckt ist.

Abschriften vorlagen, konnte ich nun an den Originalen im Britischen Museum überprüfen. Um die Auffindung von Zitaten nach der alten

Ausgabe zu erleichtern, sind die früheren Seitenzahlen in Klammern

an den Rand gesetzt. .Durch die Zeilenbezifferung wird die Benutzung

des Apparats wesentlich erleichtert. Der Band reicht vom Ende der Schulzeit (Herbst 1780) bis fast zum

Ende der Schwarzenbacher Lehrerzeit, umfaßt also die halbjährige Muluszeit, die Leipziger Universitätszeit (Mai 1781 bis Oktober 1784, unterbrochen von zweimaligem Aufenthalt in Hof, Ostern 1782 und Juni bis August 1783), die zwei Hungerjahre in Hof (November 1784

bis Dezember 1786) und die Hauslehrerzeit in Töpen (Januar 1787 bis April 1789) und Schwarzenbach (abMärz 1790) mit häufigen Besuchen

in Hof^) und kleinen Reisen nach Bayreuth und Neustadt a. d. Aisch. Es

ist die Periode des schwersten Ringens mit äußerer Not wie auch mit

den Dämonen im eigenen Innern, in der aber der Dichter durch alle Stürme hindurch mit unerschütterlicher Zähigkeit und Zuversicht sein

Lebensziel, seine Berufung verfolgt. Der Briefwechsel ist in diesen Jahren begreiflicherweise noch fast ganz auf den engen Kreis seiner nächsten Angehörigen, Freunde, Freundinnen und Landsleute einge­

schränkt; Versuche, darüber hinaus Verbindungen anzuknüpfen, sind nur vorübergehend von Erfolg. In den Originalhandschriften sind uns

aus dieser Periode Briefe an die Mutter, an den Pfarrer Vogel, an die

Freunde Oerthel und Otto, an die Freundinnen Renate Wirth, Amöne Herold und Helene Köhler erhalten, dazu einzelne an Verleger und

Dichter (Herder, Wieland, Meißner). Sie werden ergänzt durch zahl­

reiche Kopien, die in den ersten Jahren meist noch einen ziemlich voll­

ständigen Text bieten. Von den Briefen an Jean Paul haben sich aus diesen Jahren hauptsächlich solche von Pfarrer Vogel, von den Freunden Hermann, Otto undWernlein, einzelne auch von Freundinnen

und von auswärtigen Korrespondenten erhalten.

Die Personalien der Korrespondenten und der sonst in den Briefen erwähnten Personen waren in dieser Frühzeit oft schwer zu ermitteln. Schneiders grundlegendes Werk über Jean Pauls Jugend (1905),

Fikenschers Gelehrtes Fürstentum Baireut (1801—05), die von Weiß-

x) Es ist daher in diesen Jahren nicht immer sicher zu unterscheiden, ob ein Brief von Schwarzenbach oder Hof zu datieren ist.

mann musterhaft herausgegebene Matrikel des Hofer Gymnasiums (igi4), Schreinerts vorzügliche Ausgabe von Hermanns Briefen

leisteten wertvolle Dienste, mußten aber durch Nachforschungen in den

Kirchenbüchern von Hof, Bayreuth, Schwarzenbach, Wunsiedel, Töpen, Joditz, Hirschberg, Rehau, Sparneck, Naila u. a. m. oder bei noch lebenden Nachkommen ergänzt werden. So ist es gelungen, über

fast alle Personen, mit denen Jean Paul damals in Berührung kam, Aufschluß zu geben. Über seine eigene Familie orientiert die Stamm­ tafel am Schluß des Bandes. Die früheren Tafelbeilagen konnten um

ein Bild des alten Cloeter vermehrt werden. Zur Ermittlung der in den

Briefen erwähnten Druckschriften dienten außer den bekannten biblio­ graphischen Nachschlagewerken vor allem auch Jean Pauls Ex­

zerptenhefte. In den Anmerkungen konnte gegenüber der alten Aus­ gabe vieles ergänzt und berichtigt werden, wobei mir wieder namentlich Herr Professor Kurt Schreinert in Göttingen dankenswerte Hilfs­

dienste geleistet hat. Jean Pauls Werke werden nunmehr nach der ersten und zweiten Abteilung der historisch-kritischen Ausgabe statt nach den Einzelausgaben zitiert. Genf, im Mai 1956

Eduard Verend

*i. An Adam Lorenz von Oerthel in Hof. fHof, vor i i. Okt. 1780] Ach die wenigen Zeilen haben mir Thränen verursacht, mir — der

wenig Freud' hat; denn wo wäre sie? — und der auch diese einigen 5

bald missen muS. Wenn ich vielleicht weg bin: so seh' zu Nachts zu deinen Gängen in den Garten hin, wenn sie der Volmond beschimmert — und denke dan d'ran — wie wir jenseits hinüber über das be­

leuchtete Wasser blikten — wie eine freundschaftliche Thräne dem Aug' entdrang — zum Alvater hinauf — — Ach! die Tage der 10

Kindheit sind hin — die Tage des Schülers bei beiden auch bald vol-

endet — bald's ganze Leben------- Hier kamst du und unterbrachst mich;

ich las das Papier, das du mir gegeben haft; und nun kan ich nicht mehr schreiben-------- fliesset Thränen.---------

Doch noch was. — Lauter Sterbegedanken umgeben mich iezt — 15

vielleicht dich auch; und dies ist beste Zubereitung.-------- Nun schim­

merst ruhiger Mond! senkest Ruhe in gequälte Seelen — Schauerlich ist's, unter Mondsblinkern, al die harmlosen, nachbarlichen Hügel —

bei'n Gräbern wandelnd — zu spähn! Schauerlich wenn's so todenleise

um dich her ist, und's dich ergreift das grosse alumspannende Gefühl — 20

edel ist's, nächtlich die Gräber der süsschlummernden Freunde zu be­

suchen — und ach! den betrauern, den nun der Wurm zernagt. — Lese in Aorik's Reisen im ifen Theil das, wo er beim Grabe des Mönchs war.------Von diesem Geschriebenen rede mit mir ia kein Wort — schreiben 25

kanst allenfals.--------

Dein Freund Richter

i

Jean Paul Briefe. I.

I

w

[2]

2. An Pfarrer Erhard Friedrich Vogel in Rehau. Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,

Jnsonders Hochzuverehrender Herr Pfarrer! Ew. Hochehrwürden mus ich gehorsamst um Vergebung bitten, daß ich Denenselben neulich so lange beschwerlich gewesen bin. Die- 5

selben sezzen so viel neue Gütigkeiten zu den alten hinzu, daß eö mir

schwer wird, Worte zu finden, die genug Dankbarkeit verriethen — und noch schwerer, so kühn zu sein. Dieselben um neue zu bitten. Hiedurch übersend' ich Dero Bücher mit gehorsamsten Danke — den Theil der

Berliner Bibliothek werd' ich Denenselben nächstens zurükschikken. — io Origineller Wiz und Laune herscht durch das ganze Buch von der

Ehe; das verdrüslichste ist, daß dieses Buch so bald ein Ende hat. Es hat eine frappante Ähnlichkeit mit den Lebensläufen nach auf­ steigender Linie. Sol ich's wieder wagen, um neue Schriften bei

Denenselben anzuhalten? Dero Güte gegen mich giebt mir Muth, es 15 um folgende zu thun:

der dritte Theil von Semler's Untersuchung über den Kanon — Göthe's Schriften —

der zweite Theil von Lavater's Tagebuch — Helvezius sur l’education de l’homme —

20

die fünfte Abtheilung des Anhangs zu den 36 Bänden der A. D. Bibliothek -

und um------- kaum wag' ich's noch einmal Dieselben darum zu bitten — Lessing's Fragmente. Ich befürchte nicht, Dero Unwillen zu verdienen, wenn ich um ein Buch gehorsamst bitte, das Dieselben 25

mir aus liebreichen Absichten versagen. — Dieses Dilemma scheint mir alzeit sicher: entweder dieses Buch enthält Wahrheiten, oder Jrthümer. Jst's erste, so kan nichts hindern es zu lesen — ist's lezte, so überredet es entweder nicht, weil die Gründe zu schwach sind — und dan schadet es auch nichts — oder es überredet. Was hab' ich aber im so

lezten Falle für Gefahr zu befürchten, wenn ich eine Wahrheit, von der ich nicht aus Gründen überzeugt bin und die bei mir blos Vorurtheil ist, mit einem Jrthum vertausche, der mir warscheinlicher und

einleuchtender ist? — Darf ich also noch einmal — aber ich wil lieber hundert Bücher missen, als nur im geringsten mich Dero Gütigkeiten 35

[3] und Liebe unwerth machen. — Es folgen hier auch die kleinen Aufsäzze

oder vielmehr Übungen, um deren Durchlesung LchDieselbeu neulich bat. Wenn's nicht zu viel gewagt wäre, würd' ich Dieselben gehorsamst

ersuchen, sie für Schulexerzizien anzusehen, die man korrigirt — Nichts müste mir erwünschter sein, als ein Tadel — wenn ich so

5 glüklich wäre, ihn zu erlangen — von Denenselben, welche es wol am besten im Stande sind — ohne Schmeichelei sei dies geschrieben — zu

tadeln und zu verbessern. Wie würd' ich mich freuen, falsche Ge­ danken von Denenselben bemerkt zu finden, oder fehlerhafte Ausdrükke korrigirt zu sehen! Ich hätte Denenselben mehr Monathe schikken

io können; allein ich glaubte, Dero Güte nicht zu sehr misbrauchen zu dürfen. Ich werde Denenselben nicht genug danken können, wenn Sie nur dieses würdigen durchzulesen. Doch genug von dem unbedeutenden Dingelchen. Ich habe die Ehre mit der grossen Hochachtung zu sein

Ew. Hochehrwürden 15 Schwarzenbach an der Saal

ganz gehorsamster Diener

den Z. April 1781.

I. P. F. Richter

[2Ibr.J A Monsieur Monsieur Vogel, Ministre de la Parole de Dieu ä Rehau, p. expr.

3. An Pfarrer Vogel in Rehau.

20 sKonzept^

sSchwarzenbach, April 1781]

Ew. Mit gehorsamem Dank ssend' ich^ die Bücher. Die Berliner Bibliothek hat sich der H. Aktuar Vogel ausgebseten^, um sich einige neueste Bücher ausszu^ziehen. Das nächstemal werd' ich sie Denen­

selben übersenden. Ich kan Denenselben das Vergnügen nicht be-

25 schreiben, das ich bei der Durchslesung^ des HelveziuS [?] empfangen. Die wolklingende Sprache, die Beredsamkeit, die wizzigen Bemer­ kungen reissen eben [?] so hin. Wie Schade, daß ich mir schon lange

nicht dieses Buch von Denenselben gehorsamst auSgelsiehen^ habe! Aber wirklich Dero Bibliothek scheint immer herlichere Bücher dar-

30 zuleihen, ie mer man dsarin^ liest — sie scheint eine Quelle zu sein, die nie versiegt, aber wol immer mer fliest, ie mer man aus ihr schöpft. Dieselben haben alzu viel Güte gegen mich als daß ich nicht so frei

sein, und mich derselben bedienen solte. Nur [?] noch eine kurze Zeit rr. Ich bitte Dieselben also ganz gehorsamst um folgende Bücher:

[4]

Den 3fcn Teil vom Helvezius —

Die Versuche vom Montagne — sie würden für mich alzuschwer sein, wenn ich sie nicht mit Hülfe eines guten Freundes durch-

zuflefen^ gedächte.

5

Semler

Krausenek — wenn lüft sich ein solcher empfindsamer Dichter mit mer Reiz [?] lesen, als wenn eben die Natur in ihrem grösten Reiz prangt, die er malt.

Spazzirgänge.

Nächstens werd' ich wieder so frei sein, und Denenselben eigne 10 Arbeiten schikken. Dero gütige Aufname der vorigen giebt mir den Mut es zu tun. Zwar ich bin überzeugt, daß ich das Lob, welches Dieselben dsenselben^ in Güte [?] leihen, gewis nicht verdiene — aber doch

erkenn' ich Dero gütige Absichten daraus, welche um mich aufszu^muntern, das an mir loben, was ich noch nicht bin, aber werden sol. 15

Und wie glüklich würd' ich sein, wenn Dieselben noch diese Sachen korrigirten — und vorzüglich ihre Warheiten prüften. Von Dero Güte versprech' ich mir alles. Dürft' ich mir gehorsamst wol die Nachricht aussbitten^: ob die Kollegien zu Leipzig vor oder nach Pfingsten angehen. Ich bitte nochmals gehorsamst um die aus- 20

gebsetenen^ Bücher, und wserde^ nie vergsessen^ zu sein —

4» An Stadtsyndikus Ruß in Wunsiedel. fKonzept^

^Schwarzenbach, April 1781] Hochgeehrtester Herr

Dieselben werden ohne Zweifel glauben, ich hätte meine Pflicht 25

gänzlich aus den Augen gefezt, da ich weder an Dieselben geschrieben, noch mich mündlich nach Dero Wohlsein erkundigt habe. Allerdings wär' es schfon^ meine Schuldigkeit, persönlich Denenselben meine

Aufwartung zu machen. Allein die tausend Hindernisse, in die man immer verwikkelt sist^, und die Arbeiten, die einem nicht erlauben, viel 30

hesrurn^ zu reisen [?], werden mich hinlänglich bei Denenselben ent­

schuldigen, wenn ich das, was ich schon lange hätte tun sollen, bis auf iezt verschoben habe. Ich habe mir iezt vorgesezt mich in drei Wochen auf die Universität Leipzig zu begeben. Dieselben werden leicht ein[5] sehen, wie viel man Geld nöthig habe, um auf einer so theuern Uni- 35

versität zu leben — und Dieselben werden's auch wissen [?], wie wenig

meine Dermögensumstände hinreichen, damit die nötigen Kosten zu bestreiten, da ich meinen sei. Vater so bald verloren, da ich noch neben

mir vier fast noch unerzogene Brüder habe. Nun hab' ich erfahren,

5 daß der H. Superintendent Esper verschiedene Stipendien, und auch Tische zu vergeben hat. Ich werde mich also meistenteils [?] auf Stipendien verlassen. Allein noch hab' ich keiner. Nun hab' ich er­ fahren, daß Dieselben bei dem H. Superintendenten in besonderer Achtung stehen sollen, und daß man nur [?] Dieselben nötig habe, um

io bei ihm alles zu erlangen; dürft' ich nun nicht Dieselben gehorsamst bitten, daß Sie Sich bei dem Hern Superintendenten erkundigen, ob

noch Stipendien oder Tische zu vergeben wären, und zugleich bei ihm

die Bitte für mich einlegten, daß der H. Superintendent mir gütigst ein Stipendium und einen Tisch zukommen liesse. Von Dero Güte

15 gegen mich bin ichs versichert, daß Dieselben diesem Verlangen keine abschlägige Antwort geben werden. Ich sezze noch die Bitte hinzu.

Dieselben möchten mir es sogleich durch einige Zeilen bekant machen, ob [für] mich etwas oder nichts zuerwarten. Ich würd' alsdann so­

gleich nach Wonsiedel reisen, und selbst bei dem H. Superintendenten 20 gehorsamst suppliziren, und auch bei Denenselben meiner Schuldigkeit

ein Genüge leisten. Dero Güte läst mich alles hoffen. Ich wünsche Denenselben wol zu leben. Meine Mama läst sich Denenselben ge­ horsamst empfehlen. Ich aber habe die Ehre, alzeit mich zu nennen

Deroselben

25

gehors. R.

5. An Pfarrer Vogel in Rehau.

[Konzept]

[Schwarzenbach, 6. (?) Mai 1781] Gehorsamstes Promemoria.

Für die Bücher, welche Dieselben mir neulich zu schikken die Gütigkeit 30 hatten, statt' ich Denenselben den gehorsamsten Dank [ab]. Wie herlich sind die Briefe aus d[em] Eng[lischen?]. Der Montaigne ist

über meinem Gesichtkreis. Aus einigen Stellen scheint mir, daß er bieder und rechtschaffen [?] ist. Dieselben waren alzeit so gütig, mir [6]

meine Bitten zu gewären, ich hoffe, daß Dieselben auch die lezte um

35 folgende Bücher nicht abschlagen werden: Klopstok's Gelertenrepublik

Tölners teologifche Untersuchungen der zweite Band — dürst' ich

mir's von Denenselben ungebunden ausbitten, wenn es noch nicht gebunden wäre

Spalding vom Wert der Gesüle im Christentum

Die zweite Abteilung von Jerusalems Briefen über die mosaischen 5 Schriften Ufong von Haller

den Chrysal. Ich würde nicht so frei gewesen sein, und Dieselben sobald wieder um andere Bücher gebeten haben, da ich selbst noch etliche noch nicht 10 zurükgegeben, wenn ich nicht von H. Aktuar Vogel gehört hätte, daß Dieselben so gütig gewesen wären, zu meinen Übungen im Denken Anmerkungen zu machen. Wie erfreut war ich, von Denenselben eine so unsverhofte?^ Güte zu geniessen. Es [roar] viel Güte [non] Denen­

selben, diese Sachen nur zu lesen; aber es ists noch mer, daß Dieselben 15

sie sogar verbessern. Ich erwarte Dero ^Anmerkungen^, die [_id)] mir ehestens [?] gehorsamst ausbitte, mit der grösten Ungeduld sund^ mit der Freude, die sich^ schon zum voraus empfinde, wenn ich ein gutes

Buch erwarte. Die übrigen Bücher werde ich selbst nächstens Denen­ 20

selben übermachen.

6. An Rektor Werner in Schwarzenbach. sKonzept^

Leipzig, Ende Mai 1781]

Ich bin gesund in Leipzig angelangt. Die Stad ist schön; wenn man eine Stad schön nennet, die grosse Häusser und lange Gassen hat — für

mich ist sie noch einförmig. Und die herliche Gegend — die Sie mir 25 versprachen — die find' ich um Leipzig herum nicht. Überal ein ewiges Einerlei — keine Täler und Hügel — völlig entblöß von dem Reize,

der mir die Gegend, wo Sie noch wonen, sonst so angenem machte. In vielen Sachen ist's so hier, wie Sie mir vorausgesagt haben — in andern aber ist's anders. Für 18 Pfennige kan ich zu Mittage essen. 30

Ferner: Beim Rektor Klodius hab' ich die Jnskripzion ganz geschenkt [7] bekommen — und eben so die Kollegien. Für mein schönes Zimmer

brauch' ich nur 16 rtl. zu zahlen — aber dafür mus ich zu Meszeiten allemal ausziehen. Auch die Studenten — die gemeinen Leute sind so

höflich, so polirt, wie Sie mir gesagt haben. Allein in folgendem 35

scheintmirJhreVorhersagung nicht eintreffen zu wollen. Die Jnformazionen sind hier selten — und die Menge derser^, die Lnformiren, ist

unsäglich gros. In grossen Häusern nimt man nur die zu Informa­ toren an, die Empfelungen an sie haben. Eine Jnformazion also ist

5 hier ein nicht so gewönliches Ding — und eine gute ist selten. Dies hab' ich selbst aus dem Munde verschiedner Professoren gehört. Alle haben mir das, eben nicht tröstliche Sprichwort von Leipzig gesagt: Lipsia vult exspectari. Und das exspectari ist so unbestimt, daß man, wenn einer 50 Jar' in Leipzig ist, und in diesen 50 Jsaren^ kein 10 Brod [?] beskommen^, ihm immer noch vorpredigen kan, er solle nur

warten, es würde sich schon geben. — Die Mode ist der Tyran, der diese Stad beherscht. Alles gleisset und schimmert von aussen — so die

Studenten — aber von innen, wie ich einen schon kennen gelernt habe, ' feit es an Kopf und Herz. — Der H. Magister Kirsch von Hof ist mit 15 mir und dem Artel nach Leipzig mit gereiset. Seine Gegenwart hier hat mir viel geholfen. Er hat mich bei etlichen auf's beste rekomman-

dirt — beim Seger, und bei Bel. Er hat mir auch ein recht gutes

Testimonium Paupertatis geschrieben — dieses darf ich nur vorzeigen, um alle Kollegien geschenkt zu bekommen: besonders viel hat mir

20 dieses Zeugnis bei Prof. Platner geholfen, der die Philosophie^ fer liebt. — Dies find lauter unbedeutende Dinge: aber ich habe iezt

nichts anders zu schreiben, und wenn ich der Zerstreuung, in der ich

mich iezt immer noch befinde, entgangen bin, so wil ich Sie vielleicht [?] mit wichtigeren^ Dingen unterhalten. Schreiben Sie recht bald. 25 Mein Logis ist: in dem Gasthof zu den drei Rosen in der Petersstrasse, zwei Treppen, No. 2. gerade in dem Hause, wo der Artel wont; unsre

Zimmer stossen zusammen. Denken [?] Sie ferner an Ihren Freund, der weit von Ihnen ent­ fernt ist, der aber demungeachtet immer sich an die seligen Stunden

so erinnert, die er in Ihrem Umgänge verlebte — der nie aufhört zu sein Ew. Hochedelgeboren gehorsamster Diener, Gefatter und wärmster Freund.

Ich war neulich, da sich^ mich von al meinen Freunden in Schwär- [8]

zenbach freute, so kalt; ich schien's wenigstens. Ich konte mir's 35 damals nicht erklären. Iezt kan ich's. Ich wil ein Gleichnis dafür hersezzen: ie ruhiger auf dem weiten Weltmer alle Welgen, alle Lüftgen

sind, desto mer wütet der Sturm, der auf die Stille folgt — Je länger unterirdischen Feuern der Ausgang verschlossen ist, desto mer braust'ö auf, desto heftiger wüten sie. Eben so-----------------

7. An Aktuar Joh. Wilh. Vogel in Schwarzenbach. sKonzept^

Leipzig, Ende Mai 1781] 5

Mit innigem Vergnügen fang' ich an einen Brief an Sie zu

schreiben, weil er in mir das Andenken derer doppelt erneuert, denen

ich so viel schuldig, von denen ich so viel Woltaten genos und gegen die Liebe und Dankbarkeit meine erste Pflicht ist. Mit dem Kammerrat ürtel hab' ich wegen der Gerichtshalterei gesprochen. Er ist gar nicht 10 abgeneigt, sie Ihnen zu übertragen — aber er möchte nur gern die Gelegenheit erwarten, sie dem Kslingsohr^ abzunemen. Sobald der

Klingsohr wieder einen neuen beträchtlichen Feler machte, sobald werden Sie an seiner stat Gerichtshalter sein. Der H. Kammerrat

wird Sie selber [?] einmal besuchen, wie er mir gesagt hat. Sie könten 15

auch selbst einmal eine Reise nach Töpen zu ihm machen. Da ich ihn für Sie ser geneigt [?] gemacht habe; so braucht ses^ bei ihm nichts, um ihn gar auf Ihre Seite zu neigen [?], als Ihre werteste [?] Person zu kennen lernen [!]. — Der grosse Jurist Hommel wurde den Sontag

begraben — er hinterlies ein Vermögen von drei bis vier Tonnen 20 Golds. Der iunge «örfel möchte gern verschiedne gute Bücher, die die Anfangsgründe der Jurisprudenz enthielten, kennen. Ich erinnere

fmich^, daß Sie mir neulich etliche genant haben. Darf ich Sie bitten, mir diese zu schreiben? — Die Stad ist schön, und ebensso^ die Gegend

um sie herum — demungeachtet gefält mir sie nicht ganz. Vielleicht 25 weil ich ihre Schönheit mit halber Sele grüsse; indem ich den andern Teil in meinem geliebten Vaterland zurükgelassen habe — vielleicht,

weil ich die guten Menschen und die Freunde misse, die ich in Schswarzenbach^ zurüksgeIassen. Gönnen Sie mir bald das Vergnügen einen [g] Brief von Ihnen zu lesen. Empfangen Sie noch einmal den Dank für so

das Vergnügen, das ich so oft bei Ihnen genos — und für Ihr leztes Geschenk, das mir um so viel teurer ist, weil es mich an eine der seligsten und zugleich traurigsten Stunden meines Lebens erinnert. Nemen Sie diesen Dank iezt an, den ich neulich so wenig auödrükken konte — weil der Schmerz eben nicht bered ist. Empfelen [(Sie] mich 35

Ihrer vortreflichsten Gattin — Leben Sie wol — und werden Sie

mehr belont, als man bisher in Ihrem undankbaren Daterfland] es Ihrem Verstand getan hat. Sein Sie versichert, daß ich nie auf­

hören kan rr.

5

8. An Pfarrer Vogel in Rehau. Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr!

Jnsonders Hochzuvererender Herr Pfarrer! Sehen Dieselben, wie ich mein Versprechen halte? Kaum bin ich etliche Tag' in Leipzig: so bekommen Sie schon einen Brief. Er wird

io eben nicht viel interessantes enthalten, und ziemlich mager sein — aber

genug, wenn er mir nur bald das Vergnügen zu Wege bringt, einen

von Ihnen lesen zu können. — Der grosse Jurist Hommel wurde den Sontag begraben: er hinterlies ein Vermögen von 3 bis l\ Tonnen

Golds. — Der Magister Kirsch von Hof, der mit [mir] in Geselschaft 15

nach Leipzig reiste, erzälte mir einen ziemlich scheinbaren Einwurf vom D. Ernesti gegen die Autentizität der ApokalypS — diesen nämlich.

An einem Orte der ApokalypS, ich weis nicht mer wo, steht: d i e S ta d t die geistlich genant wird Jerusalem. Dieses Wort geistlich,

Jwev/LiaTixcog wird hier in einem Verstände gebraucht, der den Schrift20 stellern des N. T. und sogar den Kirchenvätern und Skribenten des ersten Jarhunderts nicht gewönlich war. Dies Wort würd' erst dan

in einem solchen Sinne genommen, da man ansieng zu allegorisiren, zu deuteln, und in. iedem Worte der Bibel eine Anspielung auf etwas

überirdisches zu sinden. Weil also dieses Wort in diesem Jarhunderte 25

nicht in diesem Sin gebraucht wurde; so kan ich schliessen, daß auch die ApokalypS nicht in diesem Jarhundert verfertigt worden ist. Einige Stärke scheint dieser Einwurf zu haben; nur ist's zu viel gewagt, aus einem einzigen Wort viel schliessen zu wollen. — Wenn Lokke aus

dem Spruch Matt. 25. viel für sein System glaubt beweisen zu [10]

so können: so irt er sich. Er beweist gerade wider den Lokke, und ist höch­ stens ein argumentum bilaterum. „Gehet in's ewi ge Leben, und

gehet in die ewige Pein" — hier sagt er mus „Pein" Vernichtung und Tod heissen, weil beide Dinge hier einander entgegengesezt werden, Leben und Pein aber nicht entgegengesezt werden können; da sie 35

heterogen sind. Allein hier kan man antworten: eben wenn Pein eine

Vernichtung bedeuten sol, so must' es Tod und Vernichtung hier

heissen: denn nur Tod kan dem Leben entgegengesezt werden — es muffe heissen, gehet in's ewige Leben, und in den ewigen Tod.

Da's aber hier nicht so ist, so kan man schliessen, daß Pein nicht Tod heissen kan, sondern seine eigentliche Bedeutung behält. — Das Wort 5

xoÄaatg wird nie in der Bedeutung des Todes gebraucht. Es komt von hoXo£(d

her, castigo. Was hat aber die Idee, gegeiselt, gequält

werden irgend für eine Verbindung mit der Idee vernichtet werden?— Im Gegensaz hat£ayr] nach einem Hebraism die Bedeutung von G lük-

seligkeit. So wird i Sam. 25, 6, D*m in der Bedeutung des Glük- 10

lichseins genommen. Es ist also warscheinlich, daß

auch in dieser

Stelle so genommen werde; vorzüglich da sein Gegensaz „Pein" deut­ lich anzeigt, daß man's so nemen mus. — Über Ihr Nichts, wovon Sie

mir neulich sagten, hab' ich nachgedacht. Der Gedank' ist schön; die

Einbildungskraft verliert sich darinnen. Allein ich glaub' Ihnen beweisen 15

zu können, daß es gar kein absolutes Nichts geben kan. Schon in dieser Rüksicht nicht: weil Got überal ist — und wenn wo ein absolutes Nichts wäre, so würde Got nicht sein. Verstehen Sie'ö Nichts so: ein Ort, wo kein Körper existirt; so wolt' ich deutlich

beweisen, daß überal Körper sein müssen — und daß der Saz in der 20 Metaphysik „alles Ausgedente hat Gränzen" so war nicht ist, als es scheint. Es komt auf Sie an, ob ich's einmal tun fol. — Nächstens werd'

ich Ihnen die Gegenanmerkungen zu Ihren Anmerkungen überschikken. Ich erwarte mit vieler Begierde Ihre neuen Zusäzze. Meine Übungen

wollen Sie mir zurükschikken? Warlich! es verlonte des Postporto's nicht, 25

daß fman darum ausgäbe. Ich habe sie onehin zweimal. Wenn sie Ihnen nicht zu gering scheinen: so gönnen Sie ihnen ein[en] Plaz in Ihrem Hause, solt' es auch im Auskericht verdorbner alter Papiere fein.

[11] Dem Lobe, das Sie mir beizulegen belieben, mag ich nicht wider­

sprechen: damit ich nicht in den Verdacht komme, als tät' ich's, um es 30 zweimal zu hören. — Mein gröstes Vergnügen hier in Leipzig wird der Briefwechsel mit Ihnen ausmachen. Sein Sie mein §ürer, auf dem Wege zur Warheit, und auf dem Wege zum Glük — leiten Sie den

Jüngling, der so leicht fallen kan. — Ihr Beifal wird mir genug sein, fleissig zu sein — und Ihr Tadel Sporn genug, besser zu werden. Ich 35 bin Ihnen viel schuldig, ia warlich ich bin Ihnen viel schuldig — es ist mein Glük Sie kennen gelernt zu haben. Dankbarkeit und Liebe ist

meine erste Pflicht gegen Sie — und diese wird nie in dem auslöschen, der die Ere hat sich zu nennen

Ew. Hocherwürden gehorsamster Diener

5 Leipzig den 27 Mai 1781 sSonntag^.

I. P. F. Richter

g. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Äonjepf] ^Leipzig, 30. Juni 1781] Mit vielem Vergnügen empfieng’ ich Ihren Brief, mit noch mererem durchlas ich ihn. Ich statt' Ihnen dafür den wärmsten Dank ab; und 10 füge noch die Bitte hinzu, Haben Sie etwan einmal Bücher hier nötig, die Sie entweder in Hof gar nicht, oder wenigstens nichts um den genauen Preis bekommen können — so lassen Sie mir's Vergnügen, Ihnen meine Dankbarkeit gegen Sie durch diese unbedeutende Dienste an den Tag legen zu 15 können. — Nichts bedauer' icf) mer, als daß die Sache mit dem Kammerrat ürtel nicht iezt schon so gegangen ist, wie ich's gewünscht habe. Soviel kan ich Sie versichern, daß Sie Ihren Endzwek völlig noch erreichen werden — obgleich Sie ihn iezt noch nicht erreicht haben. Vielleicht hat der alte ürtel die ganze Sache vergessen — oder 20 er wil noch etlichemal erwarten, wie oft der Klingss^or als Dumkopf und Nar handeln kan. Und wie schwer ist's alte Leute zur Ver­ änderung zu bewegen — iede Neuerung ist ihnen verhaft, sie legen un­ gern ein altes Kleid ab — iede ihrer Ideen wurzelt doppelt fest in ihrem dürren [?] Gehirne. Ich wil die Sache durch den iungen ürtel [12] 25 betreiben so viel ich kan. — Ich vermutet' es voraus, daß der Klingsor Ihre Erwartung wird übertroffen haben — versteht sich, durch elendes Zeug. Aber obgleich Sie fihm^ auf alle Weife werden feine Schwäche fülen lassen, und ihm die Lerheit feines Gehirns auf ieder Seite feiner Arbeiten demonstriren — fo wird er demungeachtet sich noch für den so hochberümten S. Klingfs^or fhalten^, dazu ihn ein hoher Rat geprägt hat. Weil er alt ist, und Sie nicht, fo wird er die Weisheit nach der Farbe der Hare fchäzzen — und sich es nicht einfallen lassen, daß es auch graue E—*) giebt. Ich bedauer' es nur, daß Sie Ihre Kräfte an *) Oer Hochmut wächst mit dem Alter und der Oumheit.

so einen elenden Man verschwenden müssen — er verdient Ihr Gegner '

nicht zu — Sie werden mit mir den ehrwürdigen Man bedauern, dessen Verlust ich Ihnen schon neulich schrieb, den Hommel. Neulich kant' ich ihn nur als einen vorzüglichen Juristen — Lezt kenn'

ich ihn als einen waren Menschen [unb] scharfsinnigen Philosophen^. 5 Unsterblich hat sich der Man um Sachsen verdient gemacht. Durch seine scharfsinnigen Gründe, seine warme Beredsamkeit bracht' er's

dahin, daß die Infamiestrafen aufgehoben worden sind, daß die Tor­ tur, diese schwarze Geburt der Unwissenheit, und des Fanatism, und

der Grausamkeit, in kursächsischen Ländern abgeschaft ist — und daß 10

die Anzal der Hinrichtungen der Menschen gering ist. Ja, er sol sogar,

wie man mich versichert hat, ser auf die gsänzliche^ Abschaffung der Todesstrafe gedrungen shaben^, und's sol nur sein Tod die Ursache ge­

wesen sein, daß er dieses Unternemen nicht ganz zu Stande brachte. Edler Man! wie ser verdient deine Asche die Tränen und dieDererung 15 iedes Menschen! — — Neuigkeiten giebt's eben hier in Leipzig iezt

wenig — vielleicht aber nur deswegen, weil man sie mir nicht sagt. Empfelen [(Sie] mich dem H. Pfarrer Völkel — diesem würdigen Man, dem ich so viel Dank und Liebe schuldig bin. Wie können Sie sich freuen,

in einem Zirkel so aufgeklärter Männer zu leben, die überal selten, und 20 [13] im Baireutschen [?] am seltensten sind. Sie werden müde sein zu lesen.

Ich schrieb einen Brief nach der Regel der gemeinen Leute: viel hilft viel. Weil ich nicht gut schrieb, glaubt' ich viel schreiben zu müssen. —

Empfelen Sie mich Dero würdigsten Gattin; küssen Sie an meiner stat Dero liebenswürdige Kinder. Lieben Sie mich, und sein Sie ver- 25 sichert, daß ich alzeit mit der grösten Hochachtung bin —

10. An Frau Richter in Schwarzenbach.

Geliebte Mama! Ich wünsche mir keinen solchen Brief mehr von Ihnen, wie der lezte war; mit Furcht erbrech' ich jeden, und immer komt eine unangenehme 30

Post mit der andern. Der lezte Brief ist fast ganz vol. Dies Mensch, *) 2hr Wiz wird wol dem Klingsor nicht viel Bekümmernis machen — denn

ich glaube fest [!] gewis zu sein, daß er ihn nicht versteht — und Ihre Gründe werden ihn nicht ser überzeugen — denn, lieber Got, dan wäre der Klingsor nicht

mer Klingsor.

35

deren Namen man verfluchen solte, tut Ihnen ia einen Tort nach dem

andern an. Das ist gar zu arg, was Sie mir geschrieben haben; ich

wundre mich, wenn Sie nicht krank darüber geworden sind. Aber wenn

sie dieses noch einmal tut, so halt ich es für das beste, wenn Sie tüchtige Zeugen, die es gehört haben, aufrufen und die Kanaille verklagen.

5

Solche Grobheiten können Sie unmöglich leiden. Das ist gar das Fatalste, daß Ihnen der Aktuar das Ouafr^tier aufgesagt hat. Ich weis nicht, ob es gut ist, wenn Sie nach Hof ziehen. Den Hauszins ersparen

Sie — das ist auch das einzige. Aber hernach wird Ihnen der Aktuar 10 nicht mehr dienen; und er kan es nach den Gesezzen nicht. Und in Hof finden Sie gewis keinen solchen guten Advokaten. Ferner, bedenken

Sie die Drangsalen, die Ihnen dieses grobe Mensch antun würde, die

Schimpfworte, welche Sie täglich von ihr hören müssen; und dann das Riedelspak, welche Plagen würden Sie nicht von denen auszustehen 15 haben! — Doch Sie können es überlegen. Schreiben Sie mir, wenn

Sie ausziehen müssen. — Meine Weste hab' ich noch nicht machen lassen. Aber Sie brauchen mir keine Leinwand zu schikken; ich werde sie mir noch lange nicht machen lassen, weil sie sich zu meinem Bieber nicht schikt. Dafür schikken Sie mir lieber feine Oberhemde, keine Unter-

20 Hemde brauch' ich nicht; aber iene müssen ä la Hamlet gemacht sein. Bei Ihnen wird dies niemand verstehen; das Heist nämlich, forn bei der

Brust müssen sie offen sein, daß man den blossen Hals und die Brust

sehen kan; das ist hier Mode. — Da haben Sie wol getan, daß Sie [14] meinen Brief an Stadsyndikus, dem Aktuar nicht gewiesen haben. — 25 Wegen meinen Brüdern wil ich im nächsten Briefe schreiben; das

können Sie ihnen voraussagen, daß ich iedem in iedem Monat Geld schikken würde — wenn ich es nämlich hab, und wenn sie fleissig sind. —

In drei Wochen schreib' ich nicht; vielleicht schreib' ich darnach was Gutes und Angenehmes; auch schreib' ich in 3 Wochen weder an Rektor

30 noch Pfarrer noch Aktuar; ich habe meine Ursachen dazu. Beiläufig schreiben Sie mir, was die Aktuariusin oder ihre Christiana so von

neuer Ware nötig hat; ich möcht' ihr gern zur Messe ein Geschenk machen, wenn ich nämlich — Geld hab. Ich bin

Ihr bester Sohn

35

Leipzig den 27 August 1781.

I. P. F. Richter

Und a propos schreiben Sie mir was Sie von neuer Ware nötig haben; dan kauf' ich Ihnen was rechts Neumodisches, wenn ich näm­ lich— Geld hab. [2Ibr.] A Madame Madame Richter, Doüairiere ä Schwarzenbac sur la Saale. Abzugeben in Hof, bei Kuhn's Witwe, in der Kloster- 5 gasse. ii. An denHerausgeber des Deutschen (?) Museums.

[Konzept] Leipzig, Ende August (?) 1781] Ich bin nicht so glüklich. Sie näher zu kennen, als aus Ihrem Museum — allein dies ist schon genug. Sie von einer Ihrer besten 10 Seiten zu kennen lernen [!]. Ich wage also. Ihnen diesen Aufsaz zu übersenden, und bin versichert, daß Sie ihn einrükken werden, wenn er [eö] verdient; und ihn auslassen werden, wenn er schlecht ist. Er ist ein wenig lange geraten: Seine Länge wird ihn nicht unfähig [? machens, im M[useum] zu stehen: denn für das Süjet, das er abhandelt, ist 15 mer zu wenig als zu viel (zu kurz, als zu weitläuftig)> gesagt worden. Solt' ich Ihren Beifal erhalten, so würde mich das anspornen, mer für Ihr Museum auszu[arbeiten] und ich würde, wenn Sie's erlauben, einer der fleissigsten Mitarbeiter der Monatsschrift [?] sein. So hab' ich z. 23. eine Menge solcher abgerissenen Gedanken, Digressionen, 20 [I51 Miszellen [?] für die A[nhänge?] fertig; Für das Ver­ trauen, das ich zu Ihnen hege, dürft' ich mir nicht diese kleine Güte ausbitten? nämlich daß Sie ungefär in iH Tagen mir die Nachricht gäben, ob Sie diesen Aufsaz einrükken könten; und zugleich die Monat[e] bestirnten, wo er stehen würde. Mein Logis ist in der Peters- 25 strasse, im Gasthof zu den 3 Rosen, 2 Treppen hoch. Alsdenn würden Sie eine nicht ganz unbedeutende Nachricht von mir erhalten. Ihre Güte verspricht mir alles, um [was itf)] Sie bat. Ich [bin] mit volkomner Hochachtung... Verzeihen Sie die Unleserlichkeit des Manuskripts, und die nicht so gewfönliche] Ortographie.

12. An Rektor Werner in Schwarzenbach. [Äonjepf] ^Leipzig, 15. Sept. 1781] Kaum traut' ich meinen Augen, da ich Ihren lieben Brief empfieng. Ich glaubte nicht, daß Sie ie mer an mich schreiben würden, da Sie so 35

i4

lange nicht geschrieben hatten; nur Ihr Brief selbst sagte mir, daß die Entfernung des Orts mir noch nicht ganz Ihre Liebe, Ihr Andenken

entrissen habe. Sie werden's wenigstens] sonst empfunden haben,

wenn Sie's gleich iezt nicht mer fülten, wie angenem iede Nachricht, 5 iede Zeile, von denen ist, die man in seinem Vater[lande] zurükgelassen hat, wie [man] jede auch unbedeutende Sache [?] von ihnen

mit warmem Herzen aufnimt, und wie die kleinste Gewonheit [?] uns

mit süssem Vergnügen erfült, da sie an die grossen Freuden wieder erinnert. Sie werden mir es also vergeben, wenn ichsmit] Ungedult auf

io Ihren Brief hofte; Sie werden mir aber glauben, wenn ich sage, daß ich ihn mit grossem Vergnügen empfangen habe. Erst Ihre Erlaubnis must' ich haben, um anstat den Titel, den Ihnen meine Ererbietung schuldig ist, den zu sezzen, welchen mir mein Herz sagt. Auf der ersten

Seite waren Sie so gut, Sachen zu schreiben, die mich schmeichelten, 15 wenn ich — eitel wäre. [Nie] werd' ich Höhen zu ersteigen suchen, die

für mich zu steil sind, und die vielleicht mir wenig helfen würden, wenn

ich sie würde erstiegen haben. Wissen Sie nicht, daß auf hohen Bergen

die Luft zu dün ist, als daß ein gewönliches Erdengeschöpf da atmen könte? — Sie verstehen mich. Doch ich kenn' Ihr Herz und Ihren Der20 stand zu gut, als daß ich diese .... für etwas anders als liebreiche An­ spornung zum Fleis, und klug gewältes Gegenmittel gegen die Träg- [16] heit ansehen solte. Ich möchte Ihnen so viel schreiben, als ich iezt im Kopf habe; aber

das hätte für viele Bögen nicht Raum genug. Ich wil also kurz sein.

25 Auch noch iezt ist meine Vermutung wegen des exspectari noch nicht widerlegt; sie ist bestärkt worden. Ich habe hier noch keine Jnformazion, keinen Tisch, keine Bekantschaft mit Studenten, noch gar nichts. Es ist

eben nicht ganz leicht, Zutrit bei den Professoren zu erhalten. Die-

ienigen, die eigentlich berümt sind, und deren Liebe mir nötig genug

30 wäre, sind von einem Haufen Geschäfte umringt, von einer Menge von andern vornemen [?] Personen..., von einem Schwarm niederer Schmeichler umlagert, daß ieder den nicht sein Kleid und sein Stand

empsielt, nur erst mit Mühe ihr Bekanter wird. Und geradezu [?] mit einem Professor sprechen wollen, der kein Stipendium, oder Tisch rr. zu 35 vergeben hat, hiesse wol sich dem Verdacht der Eitelkeit aussezzen. Bedenk' ich noch die Menge von armen Studenten, die sich [durch den]

Hunger auf ihrem Gesicht so leicht [?] verraten, die Menge von

.

schlechten Studenten, die den. menschlichen [?] Professor hintergehen, und ihn gegen die bessern hart machen, so kan ich mir das ganze

Phänomen erklären. Demunfgeachtet^ geben Sie Ihre Hofnung nicht auf; ich werd' alle diese Schwierigkeiten überwinden, ich kan [?] sie zum Teil; allein ich brauch' es auch nicht. Hier komm' ich auf das 5

Räthsel, dessen Auflösung Sie so begierig erwarteten, und welches ich meiner Mfama^ nur dunkel angegeben. Allein Lezt Lst's eben so wenig noch aufgelöst; nur soviel [?] kan ich Ihnen sagen, daß es weder ein Stipendium, noch einen Tisch, noch eine Jnformazion, noch sonst davon etwas betrift. Es befrist etwas, daß [!] Sie gar nicht ver- io

muten, daß

ich Ihnen noch nicht sagen kan, bis der Ausgang meiner

Erwartung entspricht. Soviel davon. — Sonst bin ich noch wolauf. Die leipziger Luft behagt mir, die Stad gefält mir auch mer, und die Gegend wird mir angenemer; besonders seitdem sich^ gewisse Gärten habe kennen lernen. Sie werden Sich ea[!] 15 noch erinnern an die Orte, wo das Auge und die Zunge so reizend

befriedigt wird. — Aber wissen Sie was mich eigentlich zum Fleis [17] antreibt? — Grade das, was Sie in Ihrem Briefe gesagt — meine Mama. Ich bin ihr's schuldig, einen Teil ihres Lebens zu versässen,

da sie den andern so elend hingebracht hat; und ihr den Verlust, den sie 20 durch den Tod meines Vaters erlitten, durch meine Hülfe [511] mindern;

es ist meine Psiicht, etwas zum Glük meiner Brüder beizutragen — Wäre dies nicht, so würden meine Studien anders sein, ich würde nur das bearbeiten, was mir gesiele, für was ich Kräfte fülte; wäre dies nicht, so würd' ich nie in meinem Leben ein — öffentliches Amt an- 25

nemen. Das komt Ihnen vielleicht wunderbar vor; allein kenten Sie die ganze [?] Verfassung, in die mich meine Lag' in der Welt, die Be­ schaffenheit [?] meiner Sele, die sonderbaren Gänge meines Schik-

sals gesezt haben, so würd' Ihnen das vernünftig vorkommen. Aber nichts ist mir unangenemer als die Nachricht von der Faulheit meiner 30 Brüder. Ich weis kein andres Mittel als Ihre Schärfe. Tun Sie's, ich bitte Sie, und lassen Sie ihnen die Strafe ihrer Faulheit hart, oft

überheftig [?] fülen. Es ist besser, wenn sie sich über eine Ungerech­ tigkeit zu beklagen fhaben^, die an ihrem Bukel ausgeübt wird, als über eine Ungerechtigkeit, die sie an ihrem eignen Glük ausüben. Aber noch 35

ein Mittel! Ich wolte meinen Brüdern alle Monate etwas Geld schikken, um sie zum Fleis anzureizen; unter der Bedingung, wenn sie ein kleines

Der Gasthof zu den drei Rosen in Leipzig Jean Pauls Studentenwohnung

Testimonium Diligenziä von Ihnen hätten. Das brauchen zwei Zeilen

zu sein. Vielleicht hilft dies; und Sie, Sie werden dieseMühe über sich nemen, und ihnen es auch iezt sagen, ... Es müst' aber so eingerichtet sein, daß sie'ö selbst nicht verstünden; denn sonst wären sie klug genug, 5 mir'ö nicht zu schikken. — Nichts bedaur' ich mer, als die Unbequemlich­

keiten, die Ihnen Ihr Gichtflus schon wieder verursacht hat. — Und Sie sind noch immer frei? und wollen das Mittelding zwischen Man und Jungfge^sel noch bis an ihr Ende sein? Was hat Ihnen doch der

GotHymen getan, daß Sie ihm so aufeinmal alle Vererung aufsagen, io seinen Altar umstossen und zu einem Abgötter werden. Wir leben kurze Zeit; allein eben deswegen sollen wir diese kurze Zeit recht frölich leben

------- dum loquimur, fugerit invida

aetas; carpe diem, quam minimum credulus postero,

möcht ich Sie mit dem Horaz anreden. — Der Doktor Ernesti ist fden^ [18] 15 15 September begraben worden. Er wird sich wol beim Zizero im Himmel Stunden in Latein geben lassen. Iezt modert sein römischer Kopf, seine lateinischen Phrasen und sein ganzes Behältnis von alter Gelersamkeit im Grabe. Sein Rum flattert über sein Grab hin; er

hört ihn nicht mer; so zerstäubt der Schlag des Todes den ganzen 20 Plunder von unsern Torheiten. Dies fält mir oft so warm auf's Herz,

daß ich nichts lernen möchte, als worauf ich in der andern Welt fort­ bauen kan; daß ich nichts tun möchte, als die Taten, die im Himmel Früchte für mich tragen. Genug! Ich ermüde Sie; ich schliesse, und sage nichts mer, als daß ich Ihre neuliche Krankheit an Ihrem Arm herzlich

25 bedaure, daß ich Ihnen Befreiung von diesem Uebel [?] wünsche. Küssen Sie mein liebes Patgen an meiner Stat tausendmal, und schreiben Sie mir doch, was es macht, ob es gesund ist und ob seine Sele mit dem Körper wächst. Und Sie — 0! ich sag' Ihnen tausend

Dank für Ihren schönen Brief, tausend Dank für die Liebe, die Sie in 30 demfselben^ gegen mich äussern. Aber ich wünschte. Dank nicht blos

sagen zu können; ich wünschte mer. Und für das, was ich Ihnen in

Rükficht der Bildung meines Verstandes und Herzens schuldig bin, für das, was nie ein Schüler seinem Lerer bezalen kan? — Hier kan ich nichts, als eine Träne der Dankbarkeit weinen, einen Wunsch zum

35 Algütigen schikken, und innigst versichern — Sie sehen, ich schreibe meine Brief' an Sie viel anders, als ich sie an

iede andre Person schreibe; überal turnt man eine kleine Maske an; 2

Jean Paul Briefe. I.

17

überal schminkt man sich wenigstens ein bisgen: aber bei Ihnen tu' ich

das nicht, ich fzeige^ mich Ihnen wie ich bin. Sie kennen meine Feler, und ich gebe mir keine Mühe, sie Ihnen zu verhelen. Darum werden

Sie auch meine Brief' an Sie niemand sehen lassen; denn man ver­ lacht oft den, der aufrichtig genug ist, sein Herz auf Unkosten seines 5

Verstandes reden zu lassen — es giebt Leute, die ieden für einen Toren

halten, der nicht leichtsinnig ist wie sie. Ich muS Ihnen noch etwas sagen, was ich gewis nicht aus Schmeichelei sage. Ihr Brief ist in einer modernen Schreibart geschrieben; Sie haben Sich sogleich nach

dem Verf. der Menschenfreuden gebildet, und in Ihrem Brief neue 10 Wendungen, Konstrukzionen, Wörter, und Beredsamkeit und kurze

[ig] Säzze verbunden. Tun Sie gewissen Personen den Tort und zeigen Sie Ihnen, daß auch Sie neuses^ Deutsch schreiben können. 13. An Pfarrer Vogel in Rehau.

Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr,

15

Hochzuvererender Herr Pfarrer, Dieselben erwarteten one Zweifel von mir Briefe; und ich von Ihnen. Ich hofte von einem Posttage zu dem andern, ersan mir tausend Ursachen, warum Sie nicht schrieben, behielt iede solange, bis sie sich von selbst widerlegte und siel endlich auf den Gedanken, Sie 20

beleidigt zu haben. Allein mit Wissen? — nein, dies bin ich unfähig zu

tun, und Sie, es zu vermuten; oder aus Unwissenheit? 0! so werden Sie schon lange vergeben haben. Meine Verzögerung fern ich mit

nichts als dem folgenden entschuldigen. Ich schrieb Ihnen nicht, weil ich nichts Interessantes zu schreiben hatte, und Sie nicht durch die 25 Wichtigkeit der Materie für den Ekkel schadlos halten konte, den der

schlechte Vortrag derselben erwekt. Und selbst dieser Brief wird noch mager sein, daß man wol ausrufen könte: Meister, wir haben die ganze Nacht gefischt undrr. — Der Doktor Ernest! starb den 13 Septemb. Vielleicht lernt' er hier 30

auf der Welt zu wenig Latein; und nimt im Himmel den Zizero selbst dazu, um ganz ein Römer zu werden. Er war mit soviel Titeln, Eren-

namen, Beiworten und Zierden behangen, daß man kaum den Menschen davor sehen konte. Jezt modert sein römischer Kopf, sein Gehirn von Zizero'sphrasen und das ganze Behältnis alter Ge- 35 lehrsamkeit, im Grabe; sein Rum flattert über seinen Hügel weg; er

hört ihn nicht mer. Warlich Pope hat Recht, den Rum ein ein­ gebildetes Leben in dem Odem des andern zu nennen. — Der D. Barthd [!] in Halle last sich's gut sein. Jezt hat er gerade soviel

Pension und so wenig Titel, als er braucht, um mit den Studenten in 5 die Wirtshäuser zu gehen und Brandewein zu trinken. Man hat ihm, glaub' ich, eine grosse Gefälligkeit getan, ihn von einem Teil seiner

Erentitel zu entledigen; denn nun hat er gerade so wenig Ere, als nötig ist, um sie one Schande mannigmal verlieren zu können. Der D. Semler möchte gern seine Toleranz gegen ihn an den Tag legen;

io allein er kan ihm nicht beikommen. — Zur Messe kommen verschiedne [20] wichtige Bücher heraus: Kant's Kritik der Vernunft; wizzig, frei und tiefgedacht! Garve's Uberfezzung der Bücher Zizero's von den

Psiichten, mit philofophifchen Anmerkungen — Mendelsfon giebt

etwas über den Karakter Lefsing's heraus, und Platner neubearbeitet

15 seine Aphorismen. Da ist Ware Philosophie, die so selten ist, weil man soviel von ihr spricht. Platner ist unstreitig einer der besten Philosophen

Deutschlands. Welch Glük für mich! sein Zuhörer sein. —

Neulich las ich in einem Buche die Inschrift auf Neuton's Monu­ ment; sie ist zu schön, als daß ich sie nicht hersezzen solte:

Hic iacet Isaacus Neuton, Si nescis hunc, abito.

20

Diese Universität hat eben nicht viel grosse Männer: wenn man den Platner, Morus, Klodius und Dathe ausnimt; so sindet man überal

nur mittelmässige Leute. Dathe liest nicht gut, und hat noch dazu einen

25 schlechten Vortrag; er weis auf dem Kateder nicht halb das Gute zu sagen, was er in seinen Büchern sagt. Man hat mer Nuzzen, wenn man ihn liest, als hört. Burscher — das ist nun ein drollichter Man!

Er hält sich beinahe mit für den grösten Geist auf Gotteserdboden,

und hat den grösten Stolz, lächerlich sein zu können. Nämlich, wenn er 30 die Reformazionsgeschichte liest, so erzält [er] gerade wie der gemeine

Man erzält; dieselben Figuren, platten Ausdrükke und sogar dieselben Stellungen des Körpers! Die derben Satyren des D. Luther's besizt

er alle im Original; diese liest er vor und sezt noch eine Dosis von eignem Miz dazu. Alles läuft zu ihm; er hält sich das für die gröste 35 Ere, und sieht nicht ein, daß man sich auf Unkosten seines Verstandes lustig macht, und daß, wer nicht in die Komödie gehen wil, sein

Kollegium besucht und einen — Harlekin auf dem Kateder belacht. — 2*

19

Man hat ihn mit soviel Titel belegt, daß er Mühe hat zu wissen, was er ist; ihm soviel Ämter gegeben, daß er die Macht hat, keines recht zu

verwalten, und soviel Verdienste in Gestalt des Sterns rr. von aussen an­ gehangen, daß er inwendig keine zu haben braucht. Eine Ware Schöp­ fung aus — Nichts! Ortodox? das versteht sich von selbst, daß er's ist: 5

man hätt' ihn nicht so belont, wenn er grössern Verstand hätte. —

Das Professorenvolk ist überhaupt das burleskeste Volk: sie haben [21] Originaltorheiten, und man hat Unrecht getan, immer den Land­ geistlichen in ieder Satyre zu züchtigen. Einen Professor nach dem Leben zu malen! — gewis das wäre der zweite Don Ouichot, und sein 10

Famulus sein Sancho Pansa. —

Die Mode ist hier der Tyran, unter dem sich alles beugt; ob er wol niemals sich selbst gleich ist. Die Stuzzer bedekken die Strasse, bei schönen Tagen siattern sie herum wie die Schmetterlinge. Einer gleicht dem andern; sie sind wie Puppen im Marionettenfpiele, und keiner hat 15

das Herz, Er selbst zu sein. Das Hergen gaukelt hier von Toilette zu Toilette, von Assemblee zu Assemblee, stielt überal ein par Torheiten mit weg, lacht und weint, wie's dem andern beliebt, närt die Ge-

selschaft von den Unverdaulichkeiten, die er in einer andern eingesamlet hat, und beschäftigt seinen Körper mit Essen und seine Sele 20 mit Nichtstun, bis er ermüdet einschläft. Wen nicht seine Armut

zwingt, klug zu sein, der wird in Leipzig der Nar, den ich iezt ge­ schildert habe. Die meisten reichen Studenten sind dieses. —

Rousseau hat ser viel Schriften noch hinterlassen; in Manheim

drukt man seine sämtl. Werke auf Pränumerazion mit den schönen 25

lateinischen Lettern, mit welchen die alten Autoren gedrukt wurden. Ein herlicher Man! Im Original liest sich sein Emil noch einmal so schön; und seine Heloise, die ist zu gut, um nur gelobt zu werden. — Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen noch keinen Aukzionökatalog geschikt

habe; es waren erst zwei Aukzionen und in denselben meistens un- so wichtige Bücher; nach der Messe werd' ichJhnen den neusten schikken.

In diesem Jar ist ein Buch herausgekommen, betitelt: Charlatanterien [!], gegen welches der Kezzeralmanach noch eine Konkordienformel ist. Recht wizzig ist es; es fpast mit dem ganzen A. T. Es

ist schon 3 mal aufgelegt. Wenn ich's zu kaufen bekommen kan, werd' 35 ich Ihnen es schikken. Das ist sein Motto auf dem Titel: Wer Oren

hat zu hören, der höre, Apokal. Wer eine Nase zu riechen, der rieche.

Bon meinen Arbeiten sag' ich iezt nichts: bis mir erst Ihre Antwort

auf diesen Bries, die Erlaubnis erteilt, den mir so nüzlichen Brief­ wechsel fortzusezzen. Sie werden ermüdet sein von Lesen; ich schliesse, [22] und sage nichts mer, als dies, daß nichts in mir die Liebe und die

5 Dankbarkeit auslöschen wird, welche ich Ihrer Güte schuldig bin.

Vielleicht ist dies mer, als wenn iä) versichere, daß ich mit der grossen Hochachtung bin Ew. Hocherwürden

Leipzig, den 17 Septemb. 10 1781.

gehorsamster Diener I. P. F. Richter

14. An Pfarrer Bogel in Rehau.

Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr,

Hochzuvererender Herr Pfarrer, Verzeihen Sie, daß ich schon wieder schreibe; so wie Sie mir werden

15 verziehen haben, daß ich neulich so lange nicht geschrieben hatte. Immer hoff' ich auf Ihren Brief, der vielleicht schon unterweges ist,

vielleicht auch von diesem erst seine Existenz erhält. Hier schikk' ich

Ihnen den Katalog von den Büchern, die den 27 Oktob. werden veraukzionirt werden. Ich werde mich freuen, wenn Ihnen recht viele 20 Bücher darunter gefallen, und wenn ich etwas zum Wachstum der

Bibliotek beitragen kan, die mir soviel Nuzzen, soviel Vergnügen

verschaft hat. — Neuigkeiten giebt's hier nicht viel; wenige, die man mir sagte; keine, die Ihre Aufmerksamkeit verdienten. — Folgende Anekdote möcht' ein Beitrag zum Rume derJnskripzionendeuter sein. 25 Linguet, der iezt in der Bastille sizt, erzält sie in seinen Annalen. Zu

Beville fand man einen Stein mit dieser Inschrift aus lesbaren,

römischen Buchstaben:

I. C. I. 30

L. E. C. H.

E. M. I. N.

35

D. E. 8. A. N. E. 8.

Man schäfte diesen Stein mit vielen Unkosten nach Paris, um ihn [23] der Deutung der Hern Akademisten von der Akademie der Inschriften

und schönen Wissenschaften zu unterwerfen; man ernante Kommissarien; diese hielten Sessionen; man zog die berümtesten Hieroglyphen­

deuter zu Rate; man tat alles, was Gelerte tun, um sich als Gelerte zu 5 zeigen; allein man erriet den Sin nicht. Ein Küster von Montmarre

war neugierig, diesen Stein zu sehen. Kaum hatt' er ihn erblikt, so erklärt' er den Sin desselben. Dieser Stein nämlich war lange an der Ekke eines Hauses gestanden, welches an einem Kreuzwege liegt, wo man vorbei mus um zu den Gypsgruben zu gelangen. Bei diesem 10 Haufe waren zween Wege; einer für die Wagen, und ein kürzerer für die Esel. Diesen lezten nun solte diese Hieroglyphe anzeigen, nämlich:

ICI LE CHEMIN DES ANES. Das wäre nun auch einmal eine menschliche Torheit; aber eine gelerte:

deswegen schäzzen wir sie, wie die Tartarn den Kot ihres Dalai 15 Lama. — Sie versprachen mir gütigst, mich mit Ihren Briefen zu beeren, und mir in denselben Aufklärung über verschiedne Materien zu ver­

schaffen; Sie gaben mir die Hofnung, daß Sie die Anmerkungen über die geringen Übungen im Denken, fortsezzen wolten — vielleicht 20 brauch' ich Sie nur um das eine zu bitten, und an das andre zu

erinnern, um beides zu erhalten. — Empfelen

Sie mich Dero

vortreflichen Gattin. Sezzen Sie zu den Gütigkeiten, die Sie mir erwiesen haben, noch die gröste derselben hinzu. Ihnen noch oft in

Briefen dafür — danken zu dürfen. Ihre gütige Antwort erst versichert 25 mich, ob ich würdig war, Ihre Liebe zu haben; ob ich's noch bin, um

sie zu hoffen, und mich zu nennen

15. An Frau Richter in Schwarzenbach. [Ansang fehlt] Sie glauben [?] nicht, was mir für das Waschen

meiner Kleidungsstükke drauf [?] geht; für iedes gute Hembd 1 gr. fächf., für ein par Strümpfe 2 Dreier. Wenn ich es nur allemal durch

[24] einen Fuhrman hin zu Ihnen bringen könte. Ferner: meine Wäsche 35

zerreist auch; wenn sie nur von Ihnen tönte gesiikt werden. So eine weises Halsbinde möchte ich noch haben; ich habe nur 2, und diese

tue ich alle Tage um; da mus ich alle Wochen eine waschen lassen, und das ist sehr unbequem. — Ich wolte Ihnen das verlangte Hembde 5 mitschikken: aber 1) ich weis nicht wie ich's fort bringe und 2) hilft es Ihnen nichts; denn man fordert es nicht von Ihnen und Sie darfen [!] es auch nicht zurükgeben; hat ia der Riedel mehr Sachen wegge-

maufet; z. E. die zinnernen Schüsseln, welche seine Tochter fort­

getragen hat — diese melden Sie ia mit, wenn der Riedel etwan 10 anfängt. — Ich weis gar nicht warum der Pfarrer in Rehau niemals

schreibt; ich habe ihm schon dreimal geschrieben — er ist ff um. Wenn Sie ihn einmal sprechen; sagen Sie ihm's doch. Machen Sie dem

Hern Rektor meine Empfelung; und sagen Sie, er sol öfters schreiben,

und meinen lezten Brief beantworten. Was macht er denn? — Halten 15 Sie ia meine Brüder recht zum Fleis an; was wolten sie denn an­

fangen? Lassen Sie den Gotlieb nicht studiren; er kan ein Schreiber werden. Hüten Sie Sich vor dem Zorn, und sehen Sie bei Ihrem

Hineinzug nach Hof, auf Ihre Gesundheit. Sein Sie ruhig, quälen Sie Sich nicht immer mit Sorgen, lassen Sie es sein, wenn Sie auch

20 von dem Schurken und dem Weibsbild gekränkt werden. Ach! es komt vielleicht noch ein Tag, wo Ihre Feinde nicht so glüklich sind wie iezt, und wo Sie mehr Ruhe, mehr Freude, mehr Vergnügen geniessen.

Wenn Sie eine Christin sind, und dies müssen Sie sein, warlich! so wüste ich nicht, wie solche Sachen, die nichts als dies kurze Menschen-

25 leben betreffen. Ihnen soviel Unruhe machen können. Dulden Sie die kleinen Leiden, die Sie iezt treffen; erinnern Sie Sich alzeit [?] an den, der auch die geringste gute Tat nicht unbetont läst, sondern auf iedes seiner Geschöpfe mit soviel Liebe herabsieht, der für alle einen Himmel hat, der allen einen versprochen hat, und allen einen geben wird. 30 Beten Sie: wenn Sie keinen Freund haben, dem Sie es klagen können, klagen Sie es dem Freunde aller Menschen; erwarten Sie von

dem die Hülfe, die lang verzieht aber nie aussenbleibt, und denken Sie

immer daran, daß auch alle unsre gröften Trübsalen uns nichts

anders rauben können als das Leben, und daß hernach der Tod uns die 35 süsse Ruhe giebt, welche uns das Leben nicht gab, daß wir hernach alle [25]

Leiden so ruhig verschlafen, bis wir dan von diesem Schlummer an jenem herlichen Tag erwekt werden, wo ein ofnerHimmel den Frommen

erwartet, wo der Freund den Freund, der Gatte die Gattin, das Kind den Vater wiederfmdet, den es so lange verloren hatte, und wo eine ewige Glükseligkeit unaufhörlich das Herz des Frommen durchströmt

und ihn für alle seine Leiden belohnt. Leben Sie wol; ich bin

Ihr Leipzig den 3 Novemb. 1781.

geh. Sohn I. P. F. Richter

Verzeihen Sie, daß ich schreibe, ohne durch eine Antwort auf 10

meinen lezten Brief die Erlaubnis dazu zu haben. Sie fügten bei meiner Abreise zu den vielen Woltaten noch die gröste hinzu, daß Sie mir erlaubten, an Sie zu schreiben. Ich bediene mich ihrer; ich schäzze

sie um soviel höher, da sie mir Gelegenheit zur Erfüllung einiger Pflichten giebt. Gewis! man liebt das am meisten, dessen Wert uns 15

durch den Verlust fülbar wird — man schäzt am meisten die Woltaten, wenn man nicht mer für sie danken kan und wünscht am eifrigsten die Pflichten zu erfüllen, die man nicht mer erfüllen kan. Darf ich es sagen,

darf ich es mit Hofnung auf Ihren Beifal sagen, daß ich füle, wie viel ich Ihnen schuldig bin, ie weniger ich Gelegenheit habe, es Ihnen zu 20 zeigen, und daß [mein] Wunsch wächst dankbar zu sein, iemer gewisse Umstände den Schein des Gegenteils verursachen. Ich befürchte einen Teil der Liebe verloren zu haben, der Sie mich würdigten, da die

Sache mit dem [H. Kammerrat] eine solche Wendung [genommen],

die mich dem Verdacht aussezt, Sie mit einem leren Versprechen ge- 25 täuscht zu haben. Allein die Sache ist anders, als sie scheint. Der [H. Kammerrat] war diese Michaelismesse hier; ich sprach mit ihm davon;

ich sagte alles, was ich sagen muste und konte; ich bekam die Antwort „man mus den Klingsor nach und nach weg bringen", „man mus „warten, bis er einen Feler macht." Sie wissen, wie ungern sich die 30

[26] Alten zu ieder Veränderung bequemen, wie sie alles das für's beste

halten, was sie am längsten gehabt haben, und wie ihr gewönlicher Argwon und ihre unnötige Furcht sie zu iedem raschen Entschlus unfähig [machen] — Sezzen Sie hinzu, daß der Klingsor iezt gerade eine Zeit nicht Klingsor ist, d. h. daß er nicht dum handelt, und daß die 35

Mittelmässigkeit erträglich wird,wenn man sich erinnert, daß er vorher noch schlechter war — Bedenken Sie dies, und Sie haben Sich alles erklärt. Allein ich wil die Sache mit ihm durch Briefe betreiben, wo man am meisten den Schein vermeiden kan, ihm einreden zu wollen; 5 sprechen Sie etwan [?] einmal selbst mit ihm, wo Sie seine schwachen Seiten eben sobald kennen lernen, als er durch Ihre vorteilhaften wird eingenommen werden. Ich ermüde Sie; ich fchliesse. Nur noch eines. Beeren Sie mich Ln's Künftige mit Ihren Briefen, die mir eben solches Vergnügen verschaffen, als Ihnen vielleicht die meinigen io Ekkel erregen; hegen Sie noch ferner die gütigen Gesinnungen gegen uns, die wir mer Ihrer Menschenliebe als unsern Verdiensten zu danken haben; verteidigen Sie noch ferner die, die eben so viel von Ihnen hoffen, als sie Ihnen schon schuldig find; sein Sie der Vater derer, die keinen Vater haben und einen so nötig brauchen; beschüzzen 15 Sie die, die ohne Sie dem Spotte iedes Boshaften, der Verachtung iedes heimlichen Feinds und der Unterdrükkung iedes Mächtigen ausgesezt sein würden; vergeben Sie die Feler, die dieselbe Schwach­ heit, aus der sie begangen worden, verzeihlich macht; helfen Sie denen mit Ihren Talenten, denen durch keine andern als die Ihrigen ge20 Holsen werden kan und reissen Sie im Gegenteil denen den Sieg aus den Händen, deren Sache so schlecht ist wie ihr Verteidiger. Wir können Sie nicht belonen; aber der kan Sie betonen, der auch Ihre Kinder glüklich machen kan. Wir können Ihnen nicht die Früchte Ihrer Arbeiten erteilen; aber Ihr Herz kan's, wenn's Ihnen sagt: 25 du hast edler gehandlet als ieder andre Tugendhafte — rr,

17. An Pfarrer Vogel in Rehau.

fKonzept, nicht abgeschickt^ Leipzig, Nov. 1781] Ich sage Ihnen für Ihren wertesten Brief, den ich erst den .. Nov. erhielt, den wärmsten Dank; ich weis nicht, was ich Ihnen für Ihre 30 fürtreflichen Anmerkungen sagen sol? Sie haben mir aus einmal soviel [27] Gutes geschrieben, daß ich dadurch wenigstens eben soviel Mittfelmässiges^ schreiben mus. Erlauben Sie mir also, vorher Ihren Brief, und daraus die Anfmerkungen^ zu beantworten. Lassen Sie iezt die Geduld Ihre Fürerin sein, sonst werden Sie übel durch diesen Bries 35 hindurch kommen, und machen Sie Sich dem Dinge bekant, das man

am Hofe mit vielen Kosten kauft, und im gemeinen Stande unter

[£>em] Namen Langweile fürchtet. *A [?] s(j%araf Tirana — Ich wil beim Ende Ihres Briefs an­

fangen, und vorher mit Ihnen über die Rechtschreibung des H's Über­ einkommen. Sie geben zwei Gründe an, warum man das H behalten 5 fol i) weil es in andern Wörtern vorkomt, 2) und weil es mit Ch einerlei Beschaffenheit hat. Mir scheint beides anders zu fein. Das H

ist nichts als die starke Adspirazion, mit der man einen Vokal aus­ spricht; es ist kein Konsonant'"), es ist kein Vokal, sondern ein starkes

Herausstossen des Athems vor dem Vokal. Es kan also am Anfang 10 einer Sylbe, vor dem Vokal stehen; allein es kan nicht nach dem Vokal z. B. wie in wahr, nah stehen, weil es nicht ausgesprochen

werden kan. Es kan nicht nach dem Konsonanten stehen, z. B. nach dem T. Kan ichs aussprechen, wie die Sachsen hier [?] scheinen zu können, so ist das eigentlich nur die Aussprache des T im Unterschied 15 von D. Das harte T mus auch hart ohne H pronunzirt werden. Weil es eine starke Adspirazion des Vokals verursacht, so kan es recht gut in den Wörtern stehen, wo zwei Vokale durch die Abänderung des Tons

sollen verschieden ausgesprochen werden, wie in dem von Ihnen angefürten Worte gehen. — Das Ch hat gar keine Änlichkeit mit dem 20 H;H ist kein Teil von ihm; es ist kein zusammengesezterBuchstabe, wie es die falsche Bezeichnung vermuten liesse; sondern es ist der einfache Laut (/e). Ich weis überhaupt nicht, warum man im Deutschen und

Lateinischen für einfache Laute zusammensgesezte] Buchsstaben], und für zusammengesezte einfache walt, z. B. für

aber auch die der Schönheiten; denn die Zeit, in der das Genie verbessert, verkürzt die, in der es so schaffen könte, und das zu langgesäugte Kind raubt dem Embryon die

Narung. — Und was wäre endlich törichter, als wenn Pygmalion seinen Meissel auf die weiche Brust seiner atmenden Statue sezte, um die zu grosse Brustwarze zu der Kleinheit zuzuspizen, die Winkel-

man im ersten Teile seiner Geschichte der Kunst, als den erstenReiz eines 35

schönen Busen den Künstlern angepriesen! Nein, der entzükte Schöpfer wird, stat einer so kalten Kritik zu frönen, sich an die schlagende Brust

seines Geschöpfs anschmiegen und über die Liebe die Kunst vergessen.

„Ohe! iam satis est!“ werden Sie rufen. Nur dies noch. Mit ienem

ganzen langen Geschwäz entschuldige ich freilich nur das Genie, und

nicht seine Nachamer. Diese dürfen sich nicht die Feler von ienem erlauben; diese sind die Glieder, von denen ienes das Haupt ist — allein

die Regeln der Reinlichkeit verzeihen nur dem Kopfe die Hegung eines s bekanten Ungeziefers, aber nicht den übrigen Gliedern.-----------Ich schikke Ihnen mein Buch, nicht nur um Sie an Ihre Woltaten zu erinnern, sondern auch um Ihre Kritik darüber einzuholen d. h.

vielleicht, ich bin so eigennüzig, damit Ihre Woltaten nicht vergelten, sondern vermeren zu wollen. In Ihrer Kritik oder was einerlei sein 10 wird, in Ihrem Tadel, auf den fich^j mich freue, weil der Ihrige nicht

schmerzhaft allein, sondern auch unterrichtend ist, wie H. Kantor Grassel in Schwarzenbach den Jungen die Buchstaben mit demselben Stokke zeigt, mit dem er sie prügelt — in Ihrem Tadel vergessen Sie,

wenn ich Sie bitten darf, vorzüglich nicht, über die Deutlichkeit oder is Undeutlichkeit meiner Skizzen zu entscheiden. Freilich kan man das Samenkorn nicht immer so aussäen, daß das Wurzelkeimgen nach der [64] Erde und das Stengelkeimgen nach dem Himmel sieht. Entscheiden Sie ferner, ob die Satire nicht zu bitter ist. Ich glaube übrigens, daß von der Bitterkeit die Satire wie das Bier, ihren Wert bekomt; nur glaub' 20

ich nicht, daß man wie manche Autoren die Bitterkeit gleich den Bauern, in Ermanglung des komischen Hopfens durch Kühnrus und

Ochsengalle hervorbringen dürfe. Entscheiden Sie endlich, ob nicht

zu oft schimmernder modischer Bombast die Stelle der nötigen Ein­ bildungskraft einneme und ob das ganze Ding nicht gewissen Vögeln 25 (Penguin) gleiche, die glänzendes Gefieder und kleine nakte Flügel haben. — Dies ist gewis, wenn das Buch eine schlechte Satire auf andre ist, so ist es die beste auf mich. So giebt der Offizier alle Streiche den Soldaten wieder, die die Spiesrute über den gassenlaufenden

Mitkameraden mit Menschlichkeit geschwungen und einen fremden 30 Rükken auf Kosten des ihrigen geschonet. Allein der Rezensenten hab' ich nicht geschonet, ob man gleich von ihnen die Ausübung des Jus talionis besorgen mus; obgleich manche Autoren sie, wie die Mexi­ kaner die Flöhe anbeten, um von beiden nicht zu Nachts gestochen zu

werden. Aber ich schreibe ia gar ein Buch über ein Buch; wie Martorell! SS über ein antikes Dintenfas wer weis wie viele Dintenfässer ausgeleret: denn er gab über dasselbe zwei grosse Bände in Quarto heraus.-------

Haben Sie das exegetische Werk schon beendigt, dessen Vortreflich-

keit Sie mich blos einmal durch einzelne Bruchstükke kennen lerten? Wenn es schon das Licht der Welt erblikt hätte, so verzeihen Sie mir, daß ich von seinem Rume noch nichts weis — denn ich bin ia kein 5 Teolog mer, sondern aus dem Paulius ein Saulus geworden. Sie

werden sich auch unserer ehmaligen Verabredung inRüksicht des Ver­ legers erinnern. Dem meinigen möcht' ich gar zu gern für seine Güte

dankbar sein. In dieser Tugend köntenSie mich unterstüzen, obSie mir gleich die Vernachlässigung dieser Tugend gegen Sie vorrükken könten.

io Sol ich endlich merere schlechte Bücher schreiben, als Sie gute? — Eben fält mir aus dem lezten Ihrer schönen Briefe Ihr Versprechen ein, mich für ein Jar von 365 Briefen mit einem Schaltjar von

Briefen zu belonen. Sie sind mir also, wenn wir das beiderseitige iärliche Stilschweigen abrechnen, noch 1. Brief schuldig. Auch hätt' ich [65] 15 meinen Feier gewis nicht so ser vergrössert, wenn Sie ihn einmal durch

etwas anders als Ihr Stilschweigen bestraft hätten. Verzeihen Sie übrigens, daß ich in diesem Briefe von niemand als von mir geschrieben — ich bin sonst kein Engländer, der sein Ich mit

einem grossen Buchstaben schreibt — Verzeihen Sie, daß die Güte des

20 Drukpapiers des beigelegten Exemplars sich so ungleich ist — ich konte nämlich die Beendigung des Druks kaum erwarten, und schikte

gleich das erste, aber vielleicht nicht das schönste Exemplar zum Buch­ binder. Und wie kont' ich noch länger zögern, mich bei Ihnen aus dem Verdacht der Undankbarkeit zu reissen? — Verzeihen Sie, daß ich 25 Ihnen soviel Langweile gemacht, und verzeihen Sie endlich, daß Sie soviel auf einmal zu verzeihen nötig haben. Empfelen Sie mich Ihrer vortreflichen Gattin, und küssen Sie

an meiner stat den Nikolai in nuce, und auch die übrigen Kleinen, die keine Nikolaiten sind. Zu so vielen Bitten wag' ichs nicht noch die

so Bitte hinzuzufügen, mich zu empfelen vorzüglich dem Hern D. Doppelmaier und dem Hern Pfsarrer^ in Schwarzenbach und dem

Hern Aktuar Vogel und dem H. Gefatter Werner. Auf alle diese Bitten sei diese das Siegel: schreiben Sie mir bald einen langen langen

Brief. Leben Sie wol und lieben Sie den, der nie aufsgeHört hat zu sein

Ihr Leipzig den 20 Febr.

1783-

qehorsamster Diener und Freund I. P.F. Richter

N. S. Mein Logis ist in dem Gasthofe zu den 3. Rosen, in der Petersstrasse.

34» An Buchhändler Voß in Berlin. ^Leipzig, 3- März 1783]

[Äopie]

Ich weis nicht, ob mein leztes Schreiben, vom 2ten Febr. datirt, 5

Ihnen zu Händen gekommen ist. Beinahe läst mich Ihr Stilschweigen an seinem Empfange zweifeln. Verzeihen Sie daher den Anschein einer Zu­

dringlichkeit in der Bitte, mich über den Empfang und noch mer über die Wirkung meines Briefes durch eine baldige Antwort zu beleren. rr.

[66]

33. An Frau Richter in Hof.

10

Liebe Mama! Verzeihen Sie, daß ich so lange nicht geschrieben und daß ich iezt

so kurz schreibe. Ich habe soviel zu tun, daß ich mich kaum rüren kan und wenn ich nicht alle Kräfte anstrenge, so werde ich bis zu Pfingsten gar nicht fertig. — Sie wollen wissen was ich für Bücher schreibe? 15

Es sind weder teologische noch iuristische; und wenn ich Ihnen auch den Namen herseze, so ists Ihnen damit doch nicht deutlich: Satiren oder spashafte Bücher sind es. — Fast muffe ich lachen, da Sie mir den erbaulichen Antrag thun, mich in Hof in der Spitalkirche z. B. vor alten Weibern und armen Schülern mit einer erbaulichen Predigt 20 hören zu lassen. Denken Sie denn, es ist soviel Ehre, zu predigen?

Diese Ehre kan jeder miserable Student erhalten, und eine Predigt kan einer im Traume machen. Ein Buch zu machen ist doch wol zehnmal schwerer. Übrigens wil ich Ihnen nur berichten, daß ieder Student wie

ich in Hof gar nicht predigen darf, one vorher für 16 fl. in Bayreut die 25 Erlaubnis dazu gekauft zu haben. — Hier ist ein Zettelgen für den

Gotlieb, den Sie doch nunmehr einmal anzubringen suchen solten, wär' es auch nur bei dem Aktuarius in Schwarzenbach. Aber zu einem

Schreiber taugt er noch nicht einmal; denn er schreibt eine schlechte

Hand. — Hier ist auch mein Buch für den Doppelmaier in Schwarzen- so bad), welches Sie nur durch den Leistschneider dahinzuschikken brauchen. Aber so bald als möglich. — Leben Sie recht wol und schreiben Sie

bald. Ich bin Leipzig den 3. April. 1783.

Ihr gehors. Son I. P. §. Richter

N. S. Was macht der liebe Samuel? Ich freue mich recht auf ihn.

35

z6. An Dr. Doppelmaier in Schwarzenbach.

sKonzept, am Schluß Äopfc]

^Leipzig, 4- April 1783]

Ihr Ruf mag die Zudringlichkeit entschuldigen, womit ein Unbekanter Ihre Freundschaft sucht. Die Rhetorik der Höflichkeit würde

5 mir mit vielen Entschuldigungen aushelfen; allein ich verlange mer

aufrichtig als höflich zu sein; und stat aller derer, die die Etiquette lügt, wäl' ich die einzige, die mir mein Herz diktirt: ich möchte Ihr [67] Freund sein. Diesen Wunsch werden Sie mir vergeben, one mich zu kennen; Sie werden mir ihn vielleicht erfüllen, wenn Sie mich kennen.

10 Diesen Brief begleitet ein Buch, für das Sie den Schriftsteller genug belonen, wenn Sie es lesen, und den Menschen, wenn Sie ihm ant­

worten. Ich gleiche mit meiner Bitte um einen Brief ienem Schneider, der von Farinelli, dem man seinen harmonischen Atem mit einem Herzogtume lonte, seinen Arbeitslon nicht in Geld, sondern in Gesang

15 forderte; ein Fal, den ein verschuldeter Poet umsonst wünscht. Die

Bitte war sonderbar; die Erfüllung derselben war es nicht weniger.

Der Man, der keinem freigebigen Grossen sang, sang dem Schneider — so wie Sie mir schreiben werden. Die Feler meines Buchs werden Sie

an meine Jugend erinnern; sie hat sie verursacht — aber sie ent20 schuldigt sie vielleicht auch. Mit den geistigen Kindern ists nicht wie

mit den leiblichen. Bei diesen gilt der Spruch: „Ruben meine erste

Kraft rr." bei lenen aber ein andrer: „die ersten werden die lezten sein", und nicht blos die Adern sondern auch die Produkte des Jünglings ent­

halten mer Serum als Kruor. Vielleicht last sich der Weinstein an

25 den Zänen meines Kindes noch wegfeilen; vielleicht kan ich seinem Tode noch sdurch^ Heilung zuvorkommen. — Übrigens lert ia der grosse Katechismus Lutheri, daß die Wiedergeburt das Kind von der

Sünde reinigt, die ihm der Vater mitgeteilt. Scholion: ein Autor drükt das durch eine scharfe Kritik abgedrungne Versprechen, sein 30 Buch zu verbessern, gewönlich mit einem edlen Zorn so aus: „Ich wil

es auch vertilgen"; eben so wie nach dem N. T. das Auge ausreissen nichts sagt als es beherschen. — In 4 Monaten schikk' ich Ihnen

vielleicht seinen Bruder, der one gut zu sein — Die ersten Briefe an eine Person sind immer die schlechtesten und 35 selbst der Anfang eines Schreibens ist schlechter als das Ende desselben. Die Freiheit im Denken zeugt nicht blos die guten Bücher, sondern auch die guten Briefe. Nichts ist aber intoleranter als die Etiquette

und einen Diogenes, der in Versailles gewesen, würd' ich in der Bastille suchen. Die Dankbarkeit diktirt mir allerlei Empfelungen an Ihre Freunde, [68] die auch sonst die meinigen waren, und vorzüglich an die, mit der Sie

die Wonung teilen; aber die Höflichkeit verbietet es mir. Sie damit 5 zu belästigen. Doch ihr werd' ich eine einzige nicht aufopfern, seitdem

ich im Schwedenborg gelesen, daß im Himmel die Engel, welche einander geelicht, nur einen einzigen ausmachen. Der gute Man Lrt sich, er verwechselt offenbar den Himmel mit der Erde. — Doch ich muS meinem Briefe und Ihrer Langweile ein Ende machen 2c.

io

37. An Frau Richter in Hof.

Leipzig, iZj. April 1783] Liebe Mama! Ich habe Ihnen wenig zu schreiben; darum nehme ich nur ein Stükgen Papier — werden Sie daher nicht bös darüber, so wie 15

Sie es über meinen vorigen Brief wurden. Sie haben mir eine Strafpredigt gehalten, damit ich in Hof eine Buspredigt halten fol. Sie glauben, es ist so leicht ein satirisches Buch zu schreiben. Denken

Sie denn daß alle Geistliche in Hof eine Zeile von meinem Buche ver­ stehen geschweige machen können? Glauben Sie, daß ich umsonst soviel 20

dafür habe bezalt erhalten? Und daß der Pfarrer in Rehau und der

Doppelmaier die Sache nicht verstehen, welche mich so sehr deswegen

loben? Wenn ich nun Theologie studirt hätte, von was wolt' ich mich denn nären? Noch einmal: die Erlaubnis zu predigen kostet ungefär

i4fl.; fragen Sie nach. Ich verachte die Geistlichen nicht — allein ich 25 verachte auch die Leinweber nicht, und mag doch keiner werden. — Ihnen hab' ich deswegen kein Buch gefchikt, weil es Ihnen zu nichts

helfen würde. Ich getraue mir noch Bücher zu schreiben, wo ich für ein einziges so kleines wie das iezige 300 rtl. sächsisch bekomme. — Weil Sie auf Ihre 2 vorigen Briefe n\d)t Franco gesezt haben, so must' 30 ich es bezalen; die Posten machen es nicht anders. — Wenn der arme

Heinrich hole Zäne hat, so kaufen Sie in der Apoteke Kampher­ spiritus. Er fol sich doch nicht vom Gotlieb verführen lassen, sagen Sie ihm — ich habe ihn so lieb; und würde mich ärgern, wenn ich

sähe zu Psingsten, daß er faul wäre. Wenn er geschwind studirte, so 35 könte ich ihn auf der Universität unterstüzen. — Das Lexikon kan ich

unmöglich schikken; ich brauche es selbst. —- Ihnen Lsts nicht recht, daß

ich spashafte Bücher schreibe; und Sie schreiben doch spashafte Briefe; [69] über das Ende Ihres lezten muffe ich lachen. — Schikken Sie durch

den Boten diesen Brief an meinen Freund Doppelmaier, der in ß 5. Wochen Schwarzenbach verlassen wird. Ich bin

Ihr aehors. Son Richter

38. 2In Dr. Doppelmaier in Schwarzenbach.

10 sKonzept, am Schluß Kopie^

^Leipzig, i/z. April 1783]

Sie gaben Ihrem Briefe keine Aufschrift; dadurch erteilen Sie mir das Recht, den meinigen mit dieser zu zieren — Sie nennen mich keinen Hochgeerten Hern; darum nenne ich Sie meinen Freund und

schreibe Ihnen in einem andern Tone als dem Ton der Höflich15 keit, die gleich den Schlangen zwar geschmeidig aber eben so kalt ist. Doch eh' ich weiter geh', mus ich einen Argwon heben, zu welchem

Sie die Schreibart meiner Briefe vielleicht berechtigen könte. Meine Schriftstellerei hat meine Gedanken 7X? 'VWlA^9 , ^^AXp '^7 727 x—._ -4&x. AVz'vAA^

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Faksimile des Briefes Nr. 66

»

ich an sie iezt gar nicht mehr schreibe) sondern Sie mästen das tun.

Und was hilft er zulezt? Andre Leute glauben dem schlechten Mensch doch. Ich wolte, Sie liessen die Leute reden was sie wolten; zulezt hören sie von selbst [auf]. Wer denkt iezt mer an die Schimpfworte, die

5 die Riesin über Sie ausgesprengt hat? Sie sind nun längst vergessen. Und so wird es auch hier gehen. — In Helmbrechts liegt ein blau-

eingebundnes Schreibbuch von mir mit dem Titel: Verschiedenes

aus den neuesten Schriften. Zwölfter Band. — Ich gab es der Elrodin zu lesen; fordern Sie es zurük; vergessen Sie es ia nicht. — [121] io Ich wünsche Ihnen glükliche Feiertage und bin Leipzig den 20 Dez. i7[Ö3J

Ihr gh. Sohn I. P. F. Richter

67. An Christian Felix Weiße in Leipzig.

[Leipzig, 26. Februar 1784]

[Kopie]

Da ein Brief Ihre wichtigern oder angen[emern] Beschäftigungen

15

wenigstens nicht solange unterbricht als ein Besuch: so wähle ich den verzeihlichern Feier. Aber ich falle vielleicht in einen ungleich unverzeihlichern, wenn ich Sie um die Lesung der hier folgenden Satire zu bitten wage, die wenigstens durch ihre Bogenzal iene Unter20 brechung so sehr verlängern mus. Doch ist sie vielleicht eine Probe

von meinem Bestreben, die Jrwege, die mir neulich Ihre Kritik mit

so vieler Liebe zeigte, zu verlassen. Möchten Sie nach dieser Ver­ sicherung sich nicht mer durch das Andenken des vorigen Aufsazes von

der Lesung des gegenwärtigen abschrekken lassen! — Ich beschliesse dies 25 alles mit einer neuen Bitte an Sie: nämlich zu entscheiden, ob ein Bändgen solcher und noch ein wenig besserer Satiren unter dem Ver­

lage Ihres Freundes oder ob desi[elben] würdig sei. Es tut diese Bitte der, dem Bekantfchaft, Jare, Unterstüzung, äusserlicher Gehalt und Alles feien und der mit der rr.

68. An Pfarrer Vogel in Rehau.

so

^Leipzig, 12. März 1784]

Hocherwürdiger und Hochgelerter Herr,

Hochzuvererender Herr Pfarrer! Von den Todten wiederauferstandner Freund! Was für ungerechte Anlässe lieh ich nicht zeither Ihrem langen

35

Stilschweigen vor und nach meinem lezten Briefe! Bald lies ich es aus 8

Jean Paul Briefe. I.

"3

Ihrem Unwillen über die Hartnäkkigkeit entstehen, mit der ich der brittischen Kleidung meines Körpers, so wie meiner Gedanken an­ zuhängen fortfur; bald aus Äusserungen in meinen Briefen, die Sie

[122] durch eine misgedeutete Gestalt beleidigt hätten; bald endlich gar aus

der Unänlichkeit des zweiten Teils mit dem ersten, durch die ich Ihren 5 Beifal verscherzet könte haben. Und unter allen den Veranlassungen,

die ich mir ersonnen, vergas ich doch auf die Ware zu fallen. Ich dachte gar nicht daran, daß Sie mich auch wol nur blos fünfen vergessen haben. Diese angeneme Belerung verdank' ichJhrem so schönen Briefe, der sie mit der zweiten aber ungleich angenemern begleitet, daßSie sich 10

meiner wieder erinnert haben. Gewis! Sie mögen in Zukunft Ihr Stillschweigen noch so ser verlängern, es bringt mich nicht mer dahin,

an Ihrer Freundschaft zu verzweifeln; nur Ihr Gedächtnis werd' ich anklagen und höchstens Ihre bekante Abneigung vor dem Brief­ schreiben. Der Kardinal Quirini gewan durch sein unablässiges Brief-15 schreiben den Namen Cardinalis epistolaris; er sol aber ser mittel­ mässige Briefe geschrieben haben. Ich wünschte, daß Sie, eben weil Sie

demselben in dem leztern Stükke so unänlich sind, ihm in dem erstern änlich zu werden trachten möchten. So lange Sie also Ihre Besserung d. h. die Erfüllung dieses Wunsches noch aufschieben werden: so lange 20 mus ich Ihnen den Namen eines Polygraphen, mit dem Sie sich

am Ende Ihres Briefs zu früh geschmeichelt, geradezu abschlagen und kan, fals ich nicht auf Kosten der Warheit loben sol. Ihnen weiter

nichts als den Namen eines Kalligraphen zugestehen. — Doch Sie schreiben ia stat der Briefe Bücher! Und in der Tat, dieser 25

Ersaz wäre vortreflich und Sie folgten meinem Beispiele mit einer

Wirkung, welche derienigen gerade entgegengesezt wäre, mit der ich es gäbe. Nur vergeben Sie mir einen kleinen Zweifel*) an der Geburt Ihres Kindes so lange als ich von ihm nur den Namen kenne. Bei den

Katholiken wird oft (vermittelst einer Sprüze) das Kind früher so getauft als geboren und gelangt früher zur Wiedergeburt als zur

Geburt. Vielleicht daß auch Sie Ihr Buch früher betittelt als gemacht

wenigstens niedergeschrieben hätten. Der ungläubige Thomas wil also

die Verkörperung eines Geistes, der ihm nur in Ihrem zu leben dünkt,

*) Geben Sie ihn Ihrer Verzögerung schuld, Ihre exegetische Arbeit zu Stande 35 zu bringen.

Il4

blos der Betastung mit seinen eignen Händen und der Betrachtung mit seinen eignen Augen glauben. Und er wünschte recht ser, Sie der­

gestalt in Harnisch zu bringen, daß Sie ihn für seinen Skeptizismus [123]

durch die Nachamung Christi sobald als möglich zu beschämen und zu

5 bestrafen eilten. — Die Gegenstände, worüber Sie raffmiren wollen, werden iedem gefallen: denn es ist zu schwer, darüber etwas neues zu sagen, als daß es nicht doppelt überraschend sein solte, darüber doch etwas neues zu lesen» — Für einen Verleger sorgen Sie iezt nur nicht. Da indessen diese Leute eben so ungläubige Thomasse im Werte Ihres

10 Buches sein werden als ich es im Dasein desselben bin: so werden Sie vielleicht meine Überzeugung von dem leztern doch wenigstens darum beschleunigen, um von dem ersten iene zu überfüren, die mein Urteil

über Ihr Werk übertrieben zu finden nur dan aufhören können, wenn

sie es übertroffen gefunden. — Blos die Geschwindigkeit, mit der ich 15 Ihnen diesen Brief schikken wolte, ist schuld, daß ihn das Buch noch nicht begleitet, das Sie verlangen und um das ich mir keine mislungne Mühe zu geben hoffe. Noch gewisser geb' ich mir keine uneigennüzige; da ich dadurch die Geburt Ihres Buchs, das ia ich auch zu lesen

20

bekomme, beschleunige. — Ein Par Worte von meinem! Ihrem Tadel desselben felet zur völligen Richtigkeit nur grössere Strenge oder doch Deutlichkeit. Er

trift erstlich die Wal und dan die Behandlung der Materien; wiewol Sie den Tadel der leztern in den Tadel der erstern ganz verlarven und verschleiern. Allerdings hätte ich — nicht zwar gar keine schrift-

25 stellerischen Torheiten; aber doch — nur solche zu geiseln wälen sollen,

die weniger algemein sind und die mer interessiren. Denn warum ich es überhaupt tat, sagt die Vorrede deutlich: ich gebe mich solange mit den Büchern ab, als ich die Menschen noch nicht genug kenne, sie belachen zu dürfen und zu können. Dazu kommen ia in „der Bitschrift um Torheiten" 30 nur blos wieder solche Gegenstände vor, die den Kunstrichter nicht

allein interessiren können. Da Sie aber doch diese Satire nicht von Ihrem Tadel ausnemen: so schliesse ich, daß er ausser der Wal der Materie auch die Bearbeitung derselben verstekt angreife. Und Sie haben Recht, wenn Sie von den drei ersten Satiren etwan behaupten, 35 daß darinnen des gezwungnen Wizes zuviel, die Änlichkeiten zu ent­

fernt, der Ausdruk zu dunkel fei. Ich bin dieser wizigen Wollüste selber sat: nur zu ser entstellen sie sogar auch meine vorigen Briefe an Sie. 8*

US

[12/fl -0 wie lange mus man sich doch vom falschen Geschmakke irre füren lassen, wenn man keinem Freund begegnet, der uns zum waren

Geschmak zurükbegleitet! Ja, wolte es auch einer; würde man ihm

folgen? Gewönlich folgt man nur seinen eignen Erfarungen. Leider! ist aber zwar die Erfarung eine gute Schule; allein sie fodert nur so 5

entsezlich viel Schulgeld! — Ich war oben im Begrif zu sagen, daß die Bitschrift um Torheiten von diesen schimmernden Mondsflekken

gröstenteils gesäubert sei und daß ich daher der Hofnung lebe, Sie haben in Ihrer kritischen Konduitenliste auf sie keine Rüksicht ge­ nommen. Fürchteten Sie aber dennoch, daß sie denen, die Ihnen nicht 10

änlichen, zu schwer zu lesen käme: so würden Sie mich fürchten machen,

daß meine künftigen Satiren, die in eben diesem, ia in noch einem ver-

stekter ironischen Tone geschrieben sind, noch schwerer scheinen würden. Über diese Bitschrift erwart' ich also noch Ihre deutlichere Kritik. Zu Ostern komt kein dritter Teil heraus; aber wenigstens 15

vor Michaelis ein ganz neuer und ser dikker Band andrer Satiren, unter einem neuen Titel. — Wie bald würden wir übersiüssigen Stof zu Briefen bekommen, wenn

ich Ihre Rafsinerien früher und noch in seinen [!] Windeln kennen lernte. Wie wolten wir dan nicht disputiren!

20

Was ich Ihnen noch schreiben könte, beträfe den montgolsischen Klimax, der in Leipzig immer zum Antiklimax ausartet. Aber Sie werden es schon aus den Zeitungen wissen, daß den leipziger Luft­

kugeln die Le ichtigkeit und das Brenbare ser fele, wiewol ich darum keinesweges diese beiden Gaben den Köpfen der leipziger Belletristen 25 wil abgesprochen haben. Überdies mus ich mich dem Willen der h. Jnguisizion in Lissabon fügen, die die Verfertigung der Luftbälle

und sogar das Reden darüber untersagt sol haben. Es ist glaub' ich schon ein Jar, daß ich Sie um eine schriftliche Samlung von den Torheiten zu bitten versuchen wolte, die Sie etwan 30 an Ihren Amtsbrüdern, an Pfarrern und Schriftstellern, zu Gesichte

bekämen. Ich würde damals diese Bitte an Sie erstlich mit meiner Entfernung von theologischen Dingen und zweitens mit dem Rechte

der Satiriker, die Schwarzrökke zu ihrem Schwarzwildpret zu machen, vielleicht haben rechtfertigen wollen. Und ich würde auch noch iezt 35 [125] diese Bitte um Mitteilung theologischer Torheiten wirklich wagen: besorgte ich nur nicht, daß Ihnen ihre Erfüllung durch die Seltenheit,

mit der die Narrenschellen nur hie und da auf theologische Perükken

verstreuet sind, gar zu ser erschweret würde. Indessen könten Sie

durch eine für mich veranstaltete Samlung derselben, wüchse sie auch

noch so langsam an, doch den grösten Gefallen tun Ihrem Freund und g. Diener

5

Richter

6g. An Christian Felix Weiße in Leipzig. ^Leipzig, 30. März 1784]

[Äopie]

Nur eine leicht zu errathende Lage konte mich unhöflich [genug] 10 zu sein zwingen. Sie zum dritten, wiewol gewis zum leztenmale mit neuen Bitten zu belästigen. — Die Kürze und die minder ernsthafte

Ironie, die (wie Sie mir die Güte hatten zu sagen) manche Leser auf meine Kosten an den vorigen satirischen Abhandlungen vermissen werden, hab' ich den hier beigefügten Anhängen zu geben gesucht, um

15 mit ihnen die längern Satiren abwechseln zu lassen. Vielleicht sind die hier folgenden Probesn] hinreichend, das Zweifelhafte Ihrer Ent-

schseidung] über H. Reichs Anname meines Buchs, in die Bestätigung entweder meiner Furcht oder Hofnung aufzulösen. Die Bitte um diese Bestätigung dringen mir Ursachen ab, die Sie schon längst werden er20 raten, mit denen Sie aber auch meine Zudringlichkeit werden ent­

schuldigt haben. Ihre Menschenfreundlichkeit ist gewis nicht zum erstenmale die Zuflucht eines Menschen, der des Widerspruchs seiner

Bestimmung mit den Mitteln, sie zu erreichen, müde geworden war. 70. An Frau Richter in Hof.

25

Liebe Mama! Mein Brief wird kurz werden, weil Ihrer kurz ist und mir wenig zu beantworten giebt. Wegen des Ditleins kan ich Ihnen noch keine andre Antwort geben als nur noch eine kleine Zeit zu warten, wo ich

ihm [!] ia gerne und mit Zins bezalen wil. — Wenn Sie wegen der

30 Lotterie mir doch nur folgten! Glauben Sie denn, wenn es nur darauf käme, hineinzusezen und zu gewinnen: so würde ia ieder so gleich reich werden können: denn er brauchte ia nur etwas Geld aufzuwenden. [126] Aber man wird durch Lotterien so selten reich, daß Tausende schon arm geworden. Die Lotterien sind schon so eingerichtet, daß man alzeit wenig

dabei gewinnen kan. Und Sie wagen nicht wenig, wenn Sie in die hiesige sezen: der erste Einsaz ist zwar nur ein Gulden; aber man mus fortfaren einzusezen und dan steigt es sehr hoch. Überdies ist iezt die Zeit nicht, wo Sie gut einsezen könten; Sie mästen wenigstens noch etwas warten. Dazu ist ia in Baireut auch eine Lotterie; warum wollen 5 Sie lieber in die hiesige einsezen? Glauben Sie in dieser etwan viel zu gewinnen? Aber das können Sie ia auch in der Baireuter; wenn Sie nur viel einsezen wollen. — In Betref des Briefwechsels zwischen mir und der Elrodtin da irren Sie sich ganz. Wir haben zwar sonst einige Briefe an einander geschrieben; aber schon im November bekam sie 10 den lezten von mir. Die Verbindung zwischen uns ist aufgehoben. Was Sie von einem Briefe von 6 Wochen schreiben, davon ist kein Wort war. Denken Sie denn, ich würde von ihr mein Buch zurükzufodern so unhöflich fein, wenn wir mit einander noch gut stünden? Und was brauchte ich es dan durch Sie thun zu lassen, ich könte es dan 15 besser durch einen Brief an sie verrichten. Und wenn ich noch mit ihr dazumal, als die Uneinigkeit wegen den [!] Gotlieb war, gut gewesen wäre: glauben Sie denn nicht, ich hätte soviel als ich gekont hätte mir Mühe gegeben, etwas zum Fortkommen meines Bruders beizutragen. Auch hab' ich Ihnen ia neulich schon gesagt, daß unser Briefwechsel 20 zu Ende ist; glauben Sie denn, daß ich Ihnen vorlüge? — Was den Ring anlangt, so war die ganze Sache ein Spas: denn ich gab ihr keinen, sondern schikte ihr ihren wieder zurük. Denn was hülfe mich ihr Ring? Sehen Sie, das ist die ganze Sache. Ich bitte Sie also nochmals, fodern Sie ihr mein Buch ab, weil mir daran gelegen ist. 25 Denn bis ich selbst nach Hof komme, das möchte wol noch bis Micha­ elis Zeit haben. Wo ist denn der Gotlieb iezt? Sagen Sie doch dem Heinrich, daß er einmal an mich schreibt. Vergessen sSie^ dies ia nicht. — Die Advokatenkosten die sind sehr gros. Ich weis nicht, wie Sie sich wegen dem Barnikkel heraushelfen wollen. Wie wird es denn so wegen Ihrem Haus? — Ich bin Ihr Leipzig den 2. April gehorsamer Sohn 1784. I. P. F. Richter [127] N. S. Schreiben Sie mir doch Neuigkeiten von Hof und Schwarzen- ss bach; und antworten Sie auf meine Briefe ganz; denn Sie antworten manchmal auf manches nicht.

71. An Buchhändler I. Fr. Hartknoch in Leipzig.

Leipzig, 22. Mai 1784]

sKonzept^

Wenn Sie diesen Brief werden durchgelesen haben, wird Ihnen der Überbringer desselben ein Pak Satiren übergeben, das ich Sie auch

5 durchzulesen bitte. Sie kanten ihren Werth wsenigstens^ zum Theil er­

rathen, wenn Ihnen die grönlsändischen Prozesses, die ich neulich bei Daß in Berlin in 2 Theilen verlegen lassen, bekant geworden. Das Buch, dessen Probe ich Ihnen hier sende, wird einen starken Oktav-

sband^ geben oder besser in zwei kleine zerfallen. — Ich hätte dieses

lostat schriftlich eben so gut mündlich sagen können, aber niemand ist

unfähiger als ich, aus dem Stegreif oder vom Blatte zu reden. Sie

können diese Unfähigkeit daraus abnehmen, weil ich einen Brief geschrieben, ungeachtet ich doch der Überbringer desselben, der iezt mit einem sehr einfältigen Gesichte vor Ihnen steht, selber bin. Doch werd' 15 ich Sie mündlich wenigstens versichern, daß ich 2c.

72. An Buchhändler Phil. Erasmus Reich in Leipzig?

Hochedelgeborner Herr, Hochzuehrender Herr,

Vielleicht haben Sie sich schon bei dem ersten Anblik dieser Hand20 schrift entschlossen, sie nicht zu lesen; aber wenigstens darf ich Sie bitten,

lesen Sie nur diesen Brief. Aus einem Bande satirischer Abhandlungen

schikk' ich Ihnen einige Proben vermischter Art, um von Ihnen zu er­ fahren, ob sie unter die Misgeburten oder ob sie unter die Geschöpfe gehören, welche die Wiedergeburt von Ihrer Hand verdienen. Der

25 Verfasser, der nichts noch als die von Voß verlegten grönländischen Prozesse herausgegeben, darf soviel doch von den gegenwärtigen

Satiren sagen, daß wenigstens die Zähne, womit sie verwunden sollen, keine eingesezten und aus fremden Zahnläden ausgebrochnen,

sondern ihre eignen sind; freilich aber ist die Politur und Schärfe der30 selben darum noch nichts weniger als erwiesen. — Und nun solt' ich [128]

Ihnen nichts mehr sagen wollen. Denn auch noch von dem sonderbaren

Zustande

eines Menschen

etwas hinzufügen, den bei ieder An­

schmiegung das Glük wieder auf die Seite stösset, der wählen muS, ob er lieber das Echo fremder Schellen, oder das Opfer des breiten

35 Gewehrs, das Lene gewöhnlich begleitet und rächt, sein wil — das würde

Ihrem Geschmakke, der doch allein in der Annahme dieser Satiren

stimmen mus, ein überflüssiger Zusaz sein. Aber ist es wahr, daß sich

an Ihrer Hand schon mehrere Niedergedrükte aufgerichtet, so besizen Sie ausser Ihrem Geschmakke auch noch eine Eigenschaft, die ienen

Zusaz wenigstens minder unverzeihlig finden und mich es nicht bereuen 5 lassen wird, die tode Sprache der Aufrichtigkeit gesprochen zu haben.

Das Manuskript, oder die günstigere Antwort haben Sie die Güte zu dem Hern von Ürthel in Flier's Hause in der Petersstrasse zu

schikken. — — Brechen Sie, wenn es sein mus, den Stab über meine Hof- 10

nungen wenigstens nur bald. Ich bin mit Versicherung der Hoch­ achtung, auf welche die Freundschaft so vieler vortreflicher Männer Ihnen Anspruch giebt,

Ew. Hochedelgeboren Leipzig den 22. Mai 1784.

gehors. Diener I. P. F. R-r.

15

*73. In Christian Heinrich Schützes Stammbuch.

Eine wolgerathne Betrachtung über die Stambücher, welche einen geschiktern Kopf zu weiterm Nachdenken darüber anfrischen sol. 20 Es ist kläglich genug, daß man dieses Feld zur Zeit noch gar schlecht bearbeitet hat: denn wahrhaftig, ich wüste niemand, der uns darüber besonders glükliche und einigermassen scharfsinnige Gedanken mitgetheilet hätte — ich müste denn mich selbst ausnehmen. Diese Aus­

nahme zu rechtfertigen, wil ich hier dem Publikum in nuce die Ab- 25 Handlungen, welche ich einen Satyr und darauf die Wahrheit über diese Materie glüklicherweise halten hörte, gütigst bekant machen und sie für meine eignen Produkte ausgeben, wie ich gemeiniglich zu thun

pflege. Der Satyr sprach so:

30

Ein Stambuch ist ein Reallexikon, eine Musterrolle, oder auch ein Lekzionskatalogus von Freunden. Ich weis nicht, drükke ich mich viel­ leicht deutlicher aus, wenn ich noch hinzuseze: man fern es auch sehr wol

einen Pafsagierzettel, ein Inventarium, oder gar eine Produkteicharte [129] von Freunden nennen. Am besten aber hiesse man es einen orbis pictus 35

und scriptus, den lauter Freunde bewohnen. Seines Inhalts wegen,

träumte mir heute früh, hat es Anspruch auf den Namen einer Lieder­ konkordanz und Polyglottenbibel. Auch enthält es Pränumerazionsfcheine auf künftige Freundschaft, welche stets gelten. Was man hinein

5 schreibt, ist ein wahres dictum probans der wärmsten Liebe. Ein Spruchkästlein ist auch manches; und ein Naturalienkabinet von

Geburten, welche nicht überal zu sehen sind. Die Stambücher sind, meines Bedünkens, der einzige aber auch stärkste Beweis, daß die

Gastfreundschaft unter uns noch nicht ausgestorben: denn mit der io edelsten Bereitwilligkeit nimt man den Freund — wenn gleich nicht in das Haus, doch — in das Stambuch auf; das leztere steht ihm stets

offen und er kan darin so lange seinen Siz aufschlagen als die Wohnung

selber dauert. — Den Bers oder den Spruch, den die Freundschaft in dasselbe schreibt, kan man ohne Anstand für das Sterbelied oder den 15 Leichentext ansehn, den sie vor ihrem Tode sich selbst gewählet. —

Endlich schikken sich in das Stambuch ausser diesem allen wol nichts

besser als Zoten; einen stärkern Beweis der Freundschaft als diese kenn' ich wenigstens nicht: denn wenn es freundschaftlich ist, sich dem Freunde ohne Maske, Schminke und Puz zu zeigen; wie unendlich 20 freundschaftlicher mus es nicht sein, vor ihm die partes pudendas auf-

zudekken? Sprachs.

Die Wahrheit sprach aber so: Lieber Satyr und lieber H. Richter, ein Stambuch ist auch ein Pantheon, in welches weitzerstreute Freunde zusammenkommen und

25 zusammen walfarthen. Es ist das Sat- und Ernteregister der Freunde; es ist das h. Grab derselben; oder die Grabschriftensamlung von denen selbst, die wir nimmer sehen aber noch lieben. Es erzählt, wenn die

Hare die Farbe der Unschuld angenommen, die Biographie der roth-

wangichten Jugendiahre und zitirt die Freunde, die es überlebte, in die 30 Erinnerung zurük. Es----------- Weis mir, sagt' ich, ein solches Stam­

buch. Hier zog sie Ihres aus der Tasche und ersuchte mich aufs höflichste, mich hineinzuschreiben. Aber womit sol ich dasselbe zieren? Mir fält weder ein eigner noch ein fremder Einfal bei. Ich schreibe also

35

lieber nichts hinein und begnüge mich, nur zu sagen: Wenn Sie sich zuweilen unter den Stambaum Ihrer [130]

Freundschaft sezen und Ihre Frfeunde^ überdenken: so

sehen Sie sich um und in dem Baum werden Sie auch

folgenden Namen mit stehend bleibenden Schriften ge­ schnitten erblikken —

Lfeipzig^ den 26 Mai 1784.

fJ. P. F. Richters

N.S. Ich ersuche alhier [?] Leser: doch nicht aus unglüklicher

Begierde, meine Ehre zu schmälern, die Versicherung meines Freundes 5 und Nachbarn, Arthel, daß er mein Schwanz oder Appendix sei, in Zweifel zu ziehen; sondern vielmehr zu bedenken, daß ich wirklich

mit dem Paradiesvogel verglichen zu werden verdiene, der die schimmerndsten [?] und längsten Federn im Schwänze trägt.

74. An Friedrich Nicolai in Berlin.

10

Hochedelgeborner Herr, Hochzuverehrender Herr,

Ich wage es Ew. Hochedelgeboren dieses starke Pak Satiren zur

Prüfung und wenn sie diese beständen, zum Verlage zu überschikken. Zwar sind Ihnen wahrscheinlich die von H. Voß verlegten grön- 15 ländischen Prozesse nicht bekant; allein wären sie es auch, so darf ich gleichwol hoffen, daß Sie nicht aus Unzufriedenheit mit ihnen die Prüfung den iüngern Produkten abschlagen, die doch auf den Schultern

der ältern stehen. Es fehlet diesem Manuskripte noch die unabgeschriebne Vorrede, 20

welche H. Kranz verfertigt, um darin zu beweisen, daß er der D. Swift ist, und die Ursachen anzugeben, warum er seine Satiren in Deutsch­

land anders schreibt als sonst in England, und endlich, um sich und mich darin mit Lobsprüchen zu überhäufen. Auch mangelt noch eine Satire auf das Schweizerisch Blumenreiche in der Theologie; und zulezt die 25 Abhandlung, welche einige Gründe für die Tätlichkeit der Fürsten bei­ zubringen wagt, wiewol mit der Einschränkung, daß sie dieselben nur

in die Klasse der Götter, welche die Manichäer glaubten, nämlich der bösen aufnimt. Den Beschlus vergas ich, der Anmerkungen über Ironie und Wiz enthält. Übrigens würd' ich der Stärke dieses Buchs, 30

wenn sie Ihnen anstössig wäre, abzuhelfen bereit sein. Ich seze zu allem diesem nichts hinzu als daß Sie mit Ihrer Antwort den Hofnungen eines minderiärigen Jünglings das Urtheil sprechen, den mit ieder An­ schmiegung das Glük schon auf die Seite gestossen hat und der ein Spiel

des Widerspruchs seiner Bestimmung mit seinem Schiksal ist. — Den [131] Lohn meiner litterarischen Übungen wird Ihr Geschmak, Ihre Uneigennüzigkeit und Ihre Rüksicht auf den vorigen Perioden bestimmen.

Sie haben die Güte, das Manuskript oder eine günstigere Antwort 5 unter folgender Addresse an mich zu schikken: An Hern von ürthel in Flier's Hause in der Petersstrasse. Ich bin mit grösser Hochachtung Ew. Hochedelgeboren

Leipzig, den ig. Jun. 1784

10

gehorsamster Diener I. P. F. Richter

75. An Frau Richter in Hof.

Liebe Mama!

Ich schreibe sogleich, damit Sie mir nicht vorwerfen, ich habe mich

geändert. Allein ich bin noch immer der nämliche; aber wenn ich

nichts zu schreiben habe, was sol ich Ihnen denn da einen Brief

15 schikken. Sie aber haben sich geändert: denn Sie schreiben ungefähr alle halbe Jahre einmal; doch mannichmal sind Sie fleissiger und schikken mir auch schon in einem Vierteljahre einen, überdies bin ich

iezt in verdrüslichen Umständen: denn ich habe kein Geld; doch habe ich dafür nicht wenige Schulden und gebe mir täglich Mühe, die alten

20 mit neuen zu vermehren. Doch hoff' ich bald Geld zu bekommen; und

ich kan darauf um desto eher rechnen, weil es mir neulich wirklich geträumt hat, daß ich in kurzem der reichste Mensch auf Gotteserd­ boden werden solle. Geben Sie mir — ich habe Ihnen schon einmal

darum gebeten — doch Nachricht, wie, wo, bei wem und wie gros Ihr 25 neues Logis ist. Wenn ich nun einmal wieder, wie gewöhnlich, gefahren

käme, wo folte ich denn in Ihrem Haufe Plaz nehmen? Benachrichtigen Sie mich also, ob ich mir versprechen dürfe, ein bequemes Loch zu

finden, in das ich bei meiner Ankunft kriechen konte. — Vom Verkaufe Ihres Hauses haben Sie mir auch blutwenig geschrieben und ich habe

30 überdies alles schon wieder vergessen; schreiben Sie daher alles noch einmal. — Mein Buch in Helmbrechts ist nur ein geschriebenes aus andern Büchern und ich frage also wenig darnach. Ich schenke es also

der Mademoiselle von Herzen gerne und muö es wol, da ich mich (Sie werden in Hof unfehlbar schon davon gehöret haben) entschlossen habe.

dieselbe nächstens zu ehlichen. Den Hochzeittag werd' ich Ihnen gewis

mit nächstem Brief melden. Sie geht hier ganz in Stillem vor sich und meine Braut wird wol den u. Julius schon von Helmbrechts ab­

reisen. — Sie sehen, ungeachtet es mir tol gehet, so bin ich doch lustig und ich fahre wol dabei; Sie soltens auch sein. — Hat Ihnen denn der 5 [132] Pfarrer in Rehau selbst es versprochen, mir einen Brief zu schikken? Denn sonst glaub' ichs nicht: der schreibt beinahe — es ist kaum glaub­ lich — noch seltner an mich als Sie. — Über meinen H. Gefakter

freue ich mich. Was macht denn Samuel? und Heinrich? Der Gotlieb wird sie wol beide verführen. Ich bin ganz gesund. — Sie wissen es 10 doch in Zeiz sind ^0 Häuser abgebrank. — Ich habe zu diesem Brief nur

einen elenden Wisch genommen, wie Sie sehen, und ich ersuche Sie, mir das abzugewöhnen. Meines Erachkens solke ein Lunger Mensch wie

ich bin sich ordenklicher halten. — Wegen der Lotterie schreib' ich Ihnen, wenn Sie mir geankwortek haben; vielleichk ankworken Sie 15

mir darum desto eher. In der Hofnung, daß Sie mir wenigstens in

einem Vierteljahre wieder schreiben, verharre ich

Ihr Leipzig den 21 Jun.

gehörst Sohn

Richter

20

Wenn ein Jüngling von 22 Jahren sich die Freiheit nimt, Ew. eine Satire für das Magazin zu senden, worin schon Ihre Satiren stehen:

so kan er nicht das Geringste zu seiner Vertheidigung anführen und ich 25 zweifle sehr, ob sogar die Satire selber, hätte sie auch die grossen Gaben, im Stande ist, seine Sache mit einigem Glükke zu führen und

ihn von dem Vorwurfe der Unbescheidenheit zu retten. Die einzige

Rechtfertigung mithin, worauf ich mich verlassen mus, ist, daß wol niemand noch von seinen Arbeiten die grosse Meinung geheget, die 30

ich von der gegenwärtigen] zu haben versichern darf; zumal da diese Überzeugung von der Schönheit meines Produktes nicht sowol von einem gewöhnlichen Autorstolze als von der Gewisheit herrührt, daß es mit den geistigen Geburten nicht anders als fmit] den leiblichen sein

könne, welche wie man sagt, desto wolgebildeter ausgefallen, in ie ss

grösserer Furcht die Mutter wärend der Schwangerschaft gewesen, daß

sie eine verrenkte und mit Muttermählern entstellete Geburt der Welt schenken werde. — Ich wage diesem nichts hinzuzufügen als die Bitte,

daß Sie dem Briefe den Ton der Laune und dem Aufsaze den Gehalt

5 derselben verzeihen mögen; und als die Versicherung, daß ich mit der [133] Hochachtung, zu der mich grössere Beispiele auffodern, bin —

77. An August Gottlieb Meißner in Dresden. [Äopie]

^Leipzig, 27. Juli 1784]

Ich schikke Ihnen hier einige Satiren, weil ich ihrer vielleicht 10 übertriebnen Bitterkeit ungeachtet es nicht für ganz unmöglich halte,

daß Sie einige davon oder gar alle in Ihre periodische Schrift auf­ nehmen. Sie sind indessen nicht sowol ein Beitrag zur neuern Lektüre als einer zur ältern, weil das Publikum wol an nichts weniger Ver­

gnügen sindet, als an einem Spotte, der sein Gesicht, dem allein doch 15 nur die Zwergfelle von lenem zu Gebote stehen, in eine ernsthafte

Larve stekket und weil man daher schon längst aufgehöret, die Satire anders als mit einem durchsichtigen Schleier zu verdekken und ihre

Entlarvung dem Leser mehr zu erschweren als sie gewöhnlich auf Retouden erschweret wird. Verdiente ein Schriftsteller [?] den Dank 20 der Nazion, so verdienten ihn daher die Ubersezer des Donquixotte fund Candids; welche die ironische Larve von beiden theils so geschikt

durchlöcherten, theils so malerisch mit der pöbelhaften Hefe, womit

Tespis an seinen Schaupielsern^ das launichte Gesicht ersezte, über­ tünchten, daß wir alle über die komische Verschönerung in das gröste

25 Gelächter ausbrechen musten. Diese Betrachtung hat mich abgehalten, Ihnen eine andre ironische Abhandlung zu sschikken^, welche dahinausläuft, „daß wir allerdings die schäzbarsten Anlagen zur Tugend besizen;

daß diese der Zunge eingepsianzet sind, die das einzige Glied an uns ist, das stets zur Ausübung der edelsten Handlungen aufgelegt und willig so ist; daß daher aber auch die Foderung einiger Moralisten, die von uns stat der Namen der Tugenden die Tugenden selber verlangen, in aller

Rüksicht eben so lächerlich und übertrieben sei als lene Mode der

Philosophen zu Lagado, die im Umgänge die Dinge selbst stat ihrer Namen brauchten, womit man doch von ieher sich begnüget und ein-

35 ander sich verständlich gemachet hatte." — Ich weis aber nicht, ob die

mitgeschikten Satiren im Stande sein werden, mir Ihre Erlaubnis aus[134]

zuwirken, ihnen die gedachte nachfolgen zu lassen. Übrigens hat mir das Schiksal eine Lage beschieden, die mir es nicht

erlaubet. Ihnen zu verschweigen, daß ich es nicht vermag, mir die

geschminkte Larve der schriftstellerischen Uneigennüzigkeit zu kaufen 5 sondern gezwungen bin, zu iedermans gröstem Erstaunen mit einem

entblösten Gesichte herumzulaufen. Mit der grossen Hochachtung, die

ieder dem Berf. des Alzibiades schuldig ist, rr.

78. AnÄ. G. Meißner in Dresden.

[Äopie]

^Leipzig, 24. August 1784] 10

Ohne Ihr Stilschweigen auslegen zu wollen, nehme ich mir die Freiheit, Ihnen eine neue Satire zu schikken. Ihre Algemeinheit, ihre Übertreibung und ihre Länge, der vielleicht eine stükweise Einrükkung abhilft, wird gegen die Fehler betrachtet, die sie einem scharfen Auge wird Preis geben, wol das Geringste sein, was ihrer günstigen Auf-15 nähme entgegensteht. Sölten Sie daher ihr und dfen^ neulichen

Satfiren^ das Urtheil, das ich fürchte, sprechen: so bitte ich Sie mir beide wieder zuzusenden, weil ich von ihnen, wie der Augenschein leider! zu sehr verräth, keine Abschrift genommen. — In der Hofnung, daß

Sie für meine schriftstellerische .Zudringlichkeit einige Nachsicht 20 haben werden, rr.

79. An A. G. Meißner in Dresden.

[Äopie]

^Leipzig, 9- Okt. 1784]

Ich tvil diesen Brief in dem Tone der Offenherzigkeit schreiben, [ju]

welchem mir der Ihrige das Beispiel und die Erlaubnis gegeben. 25 Ich danke Ihnen für das nachsichtige Urtheil, das Sie darin über

meine kleinen Satiren fällen. Beinahe macht mir Ihr Stilschweigen über die grössere Abhandlung zu einer ähnlichen GelindigkeitHofnung... Aber da Sie wahrscheinlich eben so wenig Zeit zum Lesen als zum

Schreiben der Briefe haben werden, so wil ich meinen nicht durch ein so unnöthiges Präludium zu der folgenden Bitte verlängern, um deren willen ich iezt an Sie schreibe. Ich habe nämlich ein dikkes Pak Satiren für die Presse fertig ge­

macht; ich habe aber noch das Wichtigste zu thun, ihnen einen Ver-

leger zu verschaffen. Nun seh' ich voraus, daß ich mit ihrem blossen

Inhalte, der fast gröstentheils ironisch ist, keinen Buchhändler zu

ihrem Verlage werde bereden können. Die meisten von ihnen kennen [135] keine andre Satire als die, welche nicht blos für das Auge sondern 5 auch für das Ohr lacht und ihre Zwergfelle lassen sich nur vom Style

eines Marots in Bewegung bringen. Mithin mus man ihren Augen

mit fremden, welche die Stelle einer Brille vertreten und durch die sie

besser sehen lernen, zu Hülfe kommen. Was ist iezt leichter zu errathen als meine Bitte, daß Sie meinen Satiren durch Ihr Urtheil bei 10 irgend einem Buchhändler Zugang zu verschaffen die Güte haben

möchten. Möchten Sie nicht in Ihrer Antwort den Stab über eine Hofnung brechen, an die allein ich mich noch in einer Lage andrükke,

die mich von allen meinen andern Hofnungen weggerissen! Doch die Satiren müssen Ihrer Dorsprache auch erst nicht ganz unwerth sein;

15 und daher erwarte ich Ihre Entscheidung, ob ich deren einige Ihnen zur Probe schikken darf. Übrigens hoff' ich, daß Sie mir meine Bitte wenigstens verzeihen werden, wenn Sie auch sie nicht erfüllen können. Auch werden Sie mir vielleicht die abschlägige Antwort noch vor dem

Ende der Messe ertheilen, damit ich nicht, in Rechnung aufeine günstige, 20 die Gelegenheit versäume, mit den iezt anwesenden Buchhändlern zu unterhandeln. Ich mache meinen unbescheidnen Bitten ein Ende rr. 80. An A. G. Meißner in Dresden.

[Äopk]

Leipzig, 19. Okt. 1784]

Ich sage Ihnen wahren Dank für Ihre gütige und aufrichtige

25 Antwort auf meine unbescheidnen Bitten, an deren Gewähr ich schon

eh' ich sie that zu zweifeln Ursache hatte. Denn ich wüste schon vorher, daß Breitkopf sich mit belletristischen Verlagsartikeln nicht bemenget; und eben so bekant war mir das Hindernis, das meinen Satiren des H. Dyk übertrieben französischer Geschmak sein mus; ein Geschmak,

so den er zum Glük so lange vergeblich predigen wird als er den Beitrit unsrer besten Köpfe entbehren mus, welche dem deutschern Geschmakke das Übergewicht geben und dessen Kredit seine eignen Muster beinahe

eben so sehr als Ihre entgegengefezten zu schwächen scheinen. Dieses wüste ich und ich that doch meine Bitte. Allein so ist der Mensch — um 35 nur einige Augenblikke die schwarze Seite des Glükkes nicht im

Gesichte haben zu dürfen, siüchtet er sich hinter die Hofnung, heftet das [136]

feige Auge nur auf sie und gehet so lange hinter ihr her, bis sie ver­ schwindet und er sich auf einmal vor dem gefürchteten Schrekkenbilde stehen siehet. Es wäre für mich schmeichelhaft, wenn meiner satirischen Abhandlung nichts den Eingang in Ihr Journal versperte als ihre Grösse: denn 5 man könte sie sehr gut in die 2 Hälften zerfallen lassen, deren eine von der Tugend unsrer Zunge und deren zwote von der Tugend unsres Gesichtes handelt. Das Schiksal, das meine Abhandlung in Ihrem Journale erführet, sei wie es wil und swenn^ sie darin geviertheilet wird, so mus sie zufrieden sein: mein Wunsch ist nur, daß sie hinein-10 gelassen werde. Der offenherzige Ton, dessen Sie mich .. würdigen, macht mir mehr Vergnügen als alles Lob, womit Sie mich aufmuntern. Denn er be­ weist, daß Sie nicht wie man gewöhnlich thut, iedem, der oft mehr aus Nachahmerei als angeborner Neigung, auf das Spotten sich leget, ein 15 zweideutiges Herz zutrauen. Warlich könte mich etwas meine geringe Geisel an die Wand zu hängen bewegen, so wär' es dies, daß der, so sie führet, nur kaum von denen nicht verkant wird, die ihn kanten, eh' er sie in die Hand snahm^, von allen andern hingegen für ein Wesen gehalten wird, das Galle stat des Blutes hat. Ihrer Offenherzigkeit^, 20 die iezt [?] so etwas seltenes ist, glaub' ich mich nur durch ihre Er­ wiederung würdig zu machen. Es stehe also denn da, was ich sonst keinem Menschen ohne Bemäntelung sagen würde. Ich bin arm; und bin es iezt, da mir soviele unreife Hofnungen zu Grunde gegangen, mehr als jemals und als vermuthlich künftighin. Ich mus daher troz 25 der Überwindung, mit der man sich dem Scheine der Eigennüzigkeit unterzieht, zu bitten wagen, daß Sie mir durch rc. Anweisung an den H. .. soviel Lohn für meine Arbeit möchten zukommen lassen als Ihr Geschmak, der Debit Ihres Journals und andre Umstände, die ich nicht weis, dafür etwan bestimmen mögen. Ich wünschte mir so nichts als eine Lage, die mir das zu sein erlaubte, von dem mich die iezige das Gegentheil zu scheinen zwingt... Ich wil Leipzig in 8 Tagen verlassen; ich darf hoffen, Sie tragen dazu bei, daß ich es kan. Unter der Versicherung einer ungeheuchelten Liebe gegen Ihr Herz, das nicht nur Ihre Schriften sondern auch Ihr Leben adelt, k. ss

8i. An Pfarrer Vogel in Rehau.

Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr, Hochzuverehrender Herr Pfarrer,

Es hat nicht viel gefehlet, so wäre ich stat dieses Briefes selbst ge5 kommen: denn ich bin nun schon wieder in Hof. Aber ich weis kaum, ob ich mit dem Bewustsein der Saumseligkeit, mit der ich Ihre Auf­ träge ausrichte oder vielmehr nicht ausrichte. Ihnen unter die Augen treten darf und Ihr künftiger Brief wird mir erst der Erlaubnisschein zu einem Besuche sein. Der Erfolg, den meine Bemühungen um den

io Verkauf Ihrer Bücher hatten, ist nicht sehr geschikt. Sie von dem Eifer, womit ich ihn betrieben, zu überzeugen. Denn ich konte bei keinem Antiquar die grössere Samlung anbringen: nicht blos an den

Preis stiessen sich die meisten: sondern überhaupt die Leichtigkeit, mit der sie durch immerwährende Aukzionen zu allen Büchern kommen 15 können, macht sie gegen diese Anerbiethungen gleichgültiger. Einzelne

Bücher freilich z. B. den Pokok, eine gewisses Nuseum, re. würden sie

gern nehmen; aber das werden Sie nicht wollen. Die A. Deutsche Bibliothek und den Häberlin wil Ihnen H. v. Orthel abkaufen,

wenn er zu Ostern nach Hause komt. Aber ich habe noch das Schlimste

20 zu entschuldigen, oder vielmehr nur zu beichten. Den Katalogus Ihrer Bücher hab' ich iezt nicht mitbringen können, weil — ich wil es nur

gerade herausgestehen — weil er nicht in Leipzig ist. Ein Dresdner Antiguar, der die Messen besucht, hat ihn mir mit fortgenommen. Wenn Sie ihn nicht abgeschrieben haben und nicht folglich seine Stelle, 25 bis wir ihn wieder erhalten, durch einen andern vertreten lassen

können: so hab' ich warlich nicht den Muth, zu Ihnen zu kommen. Ich wünschte fast. Sie verstelten, um mich zu beruhigen, sich ein wenig in

Ihrer Antwort auf dieses; wenn Sie können, so treiben Sie die Ver­ stellung so weit, daß Sie mir das Lob ertheilen, daß ich mich jederzeit

so als Ihren gehorsamsten Diener — unterschrieben; denn warlich als so einen bewiesen hab' ich mich noch niemals. Wenn Sie einem, der weder Bücher Ihnen kauft, noch verkauft,

doch noch welche zu lesen geben können: so würde ich Sie bitten um Klopstoks Gelehrtenrepublik — um den 2ten oder Zten Theil 35 von Fueßlins Kezerhistorie — um Bielefelds Statswissenfchaft [138] oder um das neueste Register zur A. D. Bibliothek. — Ich bin mit 9 Jean Paul Briefe. I.

I29

weniger Hofnung, daß Sie mir soviel auf einmal, Bitten, Fehler und Entschuldigungen verzeihen werden, in grosser Hochachtung Ew. Hochehrwürden

gehors. Diener I. P. §. Richter

Hof den 16. Nov.

i?84-

5

82. An Oerthel in Leipzig.

Mein lieber Orthel,

Ich schikke dir hier deinen Mantel und blos die kalten Winde, von denen ich mir gar keine Vorstellung in Leipzig gemacht hatte, sind

schuld, daß ich dir für ihn, so wie für die Uberziehhosen weit mehr 10 danken mus als ich anfangs nöthig zu haben glaubte: ohne beide wär'

ich — um ohne Hyperbel zu reden — sicher ganz hart gefroren bei den Meinigen angekommen, stat daß ich iezt nur blos die rechte Hand er­

froren habe. Ich kan kaum mit ihr mehr schreiben, wie du leicht sehen wirst. Kehret diese Unbeweglichkeit derselben, wie es bei allen erfrornen 15

Gliedern gewöhnlich ist, ieden Winter zurük: so bin ich gezwungen, nur im Sommer Satiren zu machen und dem bekanten Stachelschwein­ menschen in London zu gleichen, der seine Stacheln alzeit im Winter abwarf und die Umarmung seiner Frau auf seine Mausezeit ver­

schob. — Meine rothe Weste hat der aufmerksame Herman doch ein- 2a

zupakken vergessen: vielleicht schliessest du sie mir in deinem Wäsch­

kästgen mit bei. — Der Zwikkauer Postmeister hielt mich wegen meiner Hare für einen Griechen und fragte, ob ich des Handels wegen nach Plauen gienge. — Ich hörte einen Bauern zu einem andern, der unter der Oberherschaft seines Weibes stand, sagen: du hast an ihr 25 deinen Man gefunden. Ich halte das beinahe für ein Bonmot. — Nichts kan wol mehr ein schönes Gesicht verschönern, als eine schmale

Binde, die eine Verlezung anzeigt, quer über die Stirn gebunden: ich sah das an einem schönen Mädgen unterweges. Man solte sich da­ durch fast versuchen lassen, seiner Frau von Zeit zu Zeit geschikt 3a einige Stirnwunden beizubringen, um sie in die Nothwendigkeit zu sezen, sich mit dieser Bandage zu zieren. —

[139]

Ich werde dir bald mein Manuskript zuschikken, damit du es an Reiche übergiebst. — Meine Hand, die sich immer mehr verschlimmert und die Post, die abgehen wil, verbieten mir, dieses Papier aus einem 35

blossen Frachtzettel in einen Brief zu verwandeln; du hast also noch

nichts zu beantworten, bis ich dir wieder geschrieben habe. Ich bin

Dein Hof den 16 Nov.

5

Freund I. P. F. Richter

1784.

N. S. Ich habe meinen Brief nach der Regel Swifts geschrieben: wenn man an einen Freund schreibet, so mus man sich nie auf den Arm

stüzen als höchstens bis der Brief fertig ist.

Den 18 Nov. 10

Ich wolte nur Lenes Blat dir vol, und dieses leer fchikken; aber durch eine Saumseligkeit, die nicht die meinige ist, komt er [!]unb der Mantel um einen Posttag später. Unter der Zeit war ich bei deinen lieben Eltern, die ich nicht gelegner hätte besuchen können als iezt: denn ich

konte ihnen die Sorgen um dich benehmen, in die dein lezter Brief sie 15 gesezet hatte und welche noch überdies durch verschiedne Fälle und Schläge, die feit einiger Zeit in deiner Kammer geschehen, sehr ver­

mehret wurden. Möchte ich mit dieser Gespensterzeitung deinem in der That schreklichen Unglauben einigen Abbruch thun! Denn ich bin fest überzeugt, wenn man einmal so weit wäre, daß du mit inniger Uber20 zeugung das Dasein der Gespenster und Teufel annähmst, so würde man nur noch einen Schrit zu thun haben, dich zum Glauben an die Existenz Gottes zu bringen. — Bei dieser Sache siel mir noch die Vermuthung ein: ob nicht gewisse Geister uns auch andere Dinge als

körperliches Ungemach durch Zeichen weissagten? Denn warum solten 25 sie nicht vielmehr eher die Unpäslichkeit der Sele anmelden, welche sie sicher noch besser kennen? Ich habe diese 2 Fragen vorausgeschikt, weil

ich in der That der Meinung bin, daß die Schläge und Fälle, die eö in

deinem Zimmer gethan, nicht die Krankheit deines Körpers, wol aber den schlechten Zustand deiner Sele andeuten; und sie mögen nun be30 deuten, baß ihr das kalte Fieber, oder der Beinfraö oder auch der

Unglaube an Vorbedeutungen zugestossen ist und zustossen wird, so ist doch soviel gewis, daß sie etwas bedeuten. — Dein H. Vater hat [140]

mir 3. Frauenzimmer genant, die nichts mehr als deine Rükkunft wünschen: denn sie sind alle 3. gesonnen, dich zu ehlichen: 1) eine 35 gewisse Frankin in Hof 2) die Schwester der Beata (—ihre vortref-

liche Mutter wurde gestern begraben) 3) die Amtmanstochter in Hirschberg, über deren Hofnung dein H. Vater selber lacht. Mein

Rath wäre indessen doch, nur eine einzige von diesen zu heirathen. — Meine Skizen sind in 2. Gelehrten Zeitungen, in einer Gothaischen, und Berlinischen, beurtheilet worden: ich wünschte aber, sie hätten in 5 dem Lobe, das sie mir gaben, meine Bescheidenheit mehr geschonet und

mich nicht in die Nothwendigkeit gesezet, dreimal sitsam zu erröthen.

In der Hofnung, daß du diesesmal es nicht wie älzeit mit dem Brief­ schreiben halten, sondern mir so selten als möglich eine Zeile schikken

werdest, schliesse ich diesen Brief noch einmal, aber ohne den gewöhn-10 lichen Endtriller. Leb wol, mein guter Arthel. (Dein Käsigen geht heute ab. An der neulichen Verzögerung des­

selben war nur djeS schuld, daß du deinem Hern Vater nicht ge­ schrieben, wo es anzutreffen; es lag 2 Wochen in Gera: meines Erachtens soltest du dies aber nicht thun.) 15

83. An Oerthel in Leipzig. Mein lieber Arthel!

Es ist mir ordentlich als wenn ich nach langer Zeit dich wieder einmal sähe, da ich dir schreibe. Aber wir wollen iezt noch nichts mit

einander reden, sondern stilschweigend zuhören, was unsere Briefe, 20 dieser und dein lezter, mit einander reden werden. Doch kan ich auch

protokolliren was sie sagen. Angenehmes Gespräch, das dieser Brief mit deinem leztern (vom 24 Nov.) gehalten hat; dein vorvoriger Brief

komt zulezt auch dazu und macht die Unterredung noch 25

lebhafter und lauter. (Die beiden Briefe gehen mit einander die Stube auf und nieder und meiner fähret so fort:) Aber, lieber Brief, sag' mir, von wem hast

du dein Deutsch gelernet. — Dein Brief: Warum? — Mein Brief: weil du einen guten Sprachmeister must gehabt haben. — Dein Brief: 30 [141] ich habe gar keinen gehabt: meinBisgenDeutsch hat mir mein Vater, der Herr von Arthel, beigebracht; es ist nur meine Vatersprache. —

Mein Brief: So ist dein H. Vater ein geschikter Man und er solte ein

Sprachmeister werden. Ich habe in der vorigen Messe mit ver­ schiedenen geschikten Büchern zu sprechen Gelegenheit gehabt; aber 35

wahrhaftig ich hör' dich weit lieber. Mein Papa, der H. Richter, hat mir zwar auch im Deutschen Stunden gegeben — denn er hält viel auf Privatinformazion —; aber mein Vater ist doch in allem ein sonderbarer Kauz. Er hat sich blos auf das Deutsche geleget — neu-

5 lich sagte er sogar zu mir: „die wahre Bestimmung des Menschen ist „eigentlich, daß er, eh' er die Welt verlässet, gut Deutsch reden lerne; „aber wie viele verfehlen sie und wie wenigen kan man die Grabschrift „sezen: hier ruhet ein Man, der Deutsch reden konte. Darum, lieber

„Brief, lege dich blos auf deine Muttersprache; mit der komst du

io „liberal fort und ieder wird dich schäzen" — er ist daher bei allen guten Sprachmeistern Deutschlands herumgezogen und einem gewissen

Lessing gab er für iede Woche, den Tag iZj- Stunden, beinahe Einen Groschen Jnformirgeld — gleichwol, —— du weist eö ia. 15

Indessen hätt' er doch endlich wol etwas gelernet; aber unglüklicher Weise wurde er in Leipzig mit einem alten Übersezer, der l\ oder 5. Treppen hoch (d. i. 5. Fächer hoch im Repositorium) bei Seilern

wohnte, bekant. In diesen alten Man verliebte er sich nach und nach und er lag zulezt den ganzen Tag bei (über) ihm: von diesem lies er sich gewisse Bonsmots [!] eines gewissen alten englischen Spas20 machers, Swifts, verdolmetschen, wiewol ich glaube, der alte Über? sezer hat ihn manchmal zum Narren gehabt. Allein wenn er nur nicht darüber auch zugleich die alte, hole, stammelndeStimme des alten

Mannes liebgewonnen hätte! Denn seitdem spricht er völlig wie der alte Übersezer und es bringt ihn nichts davon ab. — Übrigens weis 25 ich wol, ist mein Vater ein vortreflicher Man, ein Man von den

grösten Talenten und er sagte mir gestern: er habe noch nichts ge­ schrieben, was nicht, auch gleich in seiner ersten Gestalt, seinen völligen Beifal erhalten hätte. — Aber ich rede ia allein in Einem fort und

verstosse mich gegen die Regel des theatralischen Dialogs mit meinen

30 langen Monologen so sehr als H. Prof. Hempel in seinem russischen Drama, dem dein H. Vater einen schönen Stok aus Vergessenheit geschenkt; ich ersuche dich daher, doch auch ein wenig zu reden. — Dein [142] Brief:

35

Ich bin dieser Einkleidung schon müde. Was ich mit Einem Worte sagen könte, das sagt sie in 10. Dazu sind deine 2. Briefe nicht der Art,

daß ich sie im lustigen Tone beantworten könte.

(Der Anblik des kleinen Pakets wird dich gegen meine Saumseligkeit

im Verkaufe des Manuskripts erzürnet haben; aber du must deinen Zorn widerruffen: denn eben die Post, die dir diesen Brief bringet,

bringet dem

Reiche mein Manuskript, das er an dich wieder zurük-

geben wird, wenn ers nicht annimt, wie ich fürchte.)*) Seit meiner 5

Abreife hab' ich 12 Bogen umgearbeitet, die neu gearbeiteten un­

gerechnet. Jede Umänderung, die ich machte, war eine Bestätigung des Tadels des H. Weiße und ich geb' ihm Lezt in allem Recht. Ich habe schon so oft den Kritiken, über die ich anfangs die schiefen Achseln

zukte, zulezt Folge geleistet, daß ich mir für die Zukunft vorsezen werde, 10 unter die Gründe, womit ein berühmter Man seine Aussprüche unterstüzet, auch sein Ansehen zu rechnen und auf seinen Ruhm mehr Ge­

wicht als auf meine Einwürfe zu legen d. h. meine Vernunft zuweilen gefangen zu nehmen. Im Grunde giebt es gar keine Gefangennehmung der Vernunft, und die Entschliessung, einem andern aufs Wort zu 15

glauben, ist eben ein Kind meiner Vernunft und verdankt dieser ihre Festigkeit: aber die Theologen bedenken nur nicht, daß diese Ent­ schliessung (zu ihrer Gefangennehmung in theologischen Sachen) nur

von historischen Wahrscheinlichkeiten gewirket wird und gleichwol sol sie auch auf wirkliche Widersprüche sich erstrekken, der Grund von 20 Sumpf, der ein Kartenhäusgen sehr gut trägt, sol einen steinernen

Pallast tragen und die Wahrscheinlichkeit, daß die Apostel uns nicht betrogen, wie es ihre Proselyten thaten, sol bei uns das Über­

gewicht über die Gewisheit, daß 3 wol nicht 1. ist, behaupten. — Deine Klagen über die Intoleranz (auf dem ersten Blatte deines 25

lezten Briefes) hast du gewis nicht ganz auf mich gerichtet; sie wären alsdan wol gelinder; auch hab' ich dir niemals — die einzigen Augen­ fis blikke der Hize des Disputirens ausgenommen — offenbaren Anlas zu

ihnen gegeben. O wenn man sich vom Ehrgeize so leicht loszuwikkeln vermöchte als vom Eigennuze, wie leicht wäre dan die Tugend! so Aber so trit der erstere auf die Bühne wieder auf, von der man mit

Mühe den leztern veriagte, und alle Fehler, die diesen begleiteten,

vermehren wieder das Gefolge von ienem. Ich beneide wol schwerlich dem Nächsten sein Glük, noch gönn' ich ihm sein Elend; auch werd' ich wol schwerlich ihn bestehlen, noch auch mich ie entschliessen, ihn zu 35 [*)] Wie du schon gesehen, so hab' ich meine Meinung wieder geändert.

peinigen, oder sonst hart zu sein — aber lieber Moralist! das alles bin ich nur dan nicht, wenn von Geldsachen die Rede ist. Sprichst du hingegen von Ehre und guter Meinung des andern — wahrhaftig dan

zieh' ich meinen alten Adam wieder an, den ich eben bei Seite geleget 5 hatte und nun hält mich nichts mehr ab, wieder neidisch zu sein —

wiewol blos auf den Verstand des andern — wieder schadenfroh zu

sein — wiewol blos über seine Demüthigung, wenn ich im Disputiren

das Feld behielt — ihm Qual durch meinen Tiefsm und meinen Ruhm zu machen, und den leztern ihm wo möglich zum Theil zu mausen. So io eine Besserung kan ich aber keinen Tausch des Lasters gegen Tugend,

sondern höchstens einen Tausch der Schwärze gegen Flekken nennen.

Allemal lass' ich das, was ich unterbreche, unvollendet. Ich wolte dir noch viel auf deine zwei vortreflichen Briefe antworten; aber ich mus es verschieben. Denn ich bin überhaupt durch das immerwährende 15 Brüten über meinem Manuskript ganz entkräftet und sieche an aller

Hize und Kraftlosigkeit einer sizenden Henne. Das Verbessern ist

gegen das Schaffen, das Brüten gegen das Legen, wahre Hunds arbeit; und in der That hätt' ich den Rezensenten die Ausbrütung

meiner Satiren überlassen sollen: so hab' ich schon oft gelesen, daß man

20 Hunde zum Aussizen der Eier nimt, wiewol auch Kapaunen sehr wol dazu angehen.

Es ist kein gutes Zeichen für meine Selenkräfte, daß ich in Para­ graphen schreibe. — Der H. Pfarrer in Rehau giebt zu Ostern ein Buch heraus und hat schon seinen Verleger. Uber das Vergnügen,

25 mich bei der Schöpfung desselben zu Rathe ziehen zu können und durch den glüklichen Zufal meiner Flucht einen so geschikten Arcoucheur [144]

habhaft geworden zu sein, hat er es mir gern vergessen, daß ich ihm seinen Katalogus verloren habe. Er hat einmal ein Buch unter der Feder gehabt, das besser war als sein ieziges, welches er indessen auch

30 noch nicht ganz volendet hat. Wenn ich ihm doch alzeit meine wahre Meinung sagen dürfte, oder alzeit ihn von derselben überzeugen

könte! Aber glüklicherweise stelle ich mir dich zum Muster vor und halte meinen Tadel so höflich zurük als du den deinigen: denn ge­ wöhnlich wartest du erst, bis andere meine Fehler aufdekken, eh' du

gestehest, daß du wol nicht umhin könnest, sie auch zu sehen. — Aber die eigentliche Ursache, warum ich dir von seinem Buche schreibe, ist,

ich wil dich etwas bitten: er wil nämlich einen gewissen alten Aufsaz

von mir („über die vielen Religionen in der Welt") in dasselbe einrükken (ich thue mir indessen auf das Glük dieses Aufsazes wol nicht viel zu 5 gute, wenn ich wache; aber gestern wars mir doch so im Traume, als

ob ich mit der Einrükkung desselben an verschiedenen Ortefn^ stark geprahlet hätte). Dieser Aufsaz ist nun sehr verbessert unter meinen

Papieren zu finden, aus dem du ihn hervorgraben solst. Er stehet in

dem Manuskripte, worinnen das Lob der Dumheit ist und welches in 10 zwo Hälften zertrennet ist: davon die eine das besagte Lob, und die andere Rapsodien enthält, deren erste dieser Aufsaz ist. Dieses Mskpt.

ist in einem der Fächer der Kommode in meiner Kammer. Das ist aber nur meine erste Bitte. Meine zwote ist: oben auf dem Gesimse der Kammer stehet mein Kästgen mit Briefen; in diesem ist eine bogen-15 lange Antwort und Widerlegung des gedachten Aufsazes, deren Ver­

fasser der H. Pfarrer ist; das wil er auch haben. (Beides brauchst du nur in deinem Wäschkästgen mitbeizulegen; solte es auch nur wegen ge­ wissen wizigen Ähnlichkeiten sein, die ich zwischen beiden nicht umsonst

wil gefunden haben.) Indessen kan ich für diese 2. Bitten wenig oder 20 nichts. Nun kommen eigentlich meine. Die dritte ist: trage das Paket

an den H. v. Archenholz in die Gelehrtenbuchhandlung. Die vierte ist: trage das andere zu Reiche. Die fünfte ist: trage den Brief zur

Weinertin. Die sechste ist: trage einen andern Brief zum Herman, dem das Gesicht und die Stimme seines Vaters, den ich nun gesprochen, 25

[145] wahrhaftig keine Schande macht. Die siebente und lezte Bitte ist: thue einmal selber eine an mich. Im Vater Unser sind auch 7. Bitten,

wie mir iezt erst einfält, zu meinem grösten Vergnügen. Doch möchte ich dich auch noch ersuchen, gesund zu sein.

Aus meiner künftigen Antwort auf deinen leztern Brief wil ich 30 doch das ausheben, daß mir deine Bemerkung von denen, „die glauben,

„Got könne die Tugend aus blosser Liebe zur Volkommenheit lieben,

„uni) gleichwol läugnen, daß es die Menschen, ohne Rüksicht auf Be„lohnung, auch können" ausnehmend gefället rr.

Schreib' mir doch die Urtheile derer, die sich durch meine Flucht von 35 mir bestohlen glauben. Dieser lere und kurze Brief — gleichwol werd'

ich ihn mir einmal wieder zurükgeben lassen, um ihn in mein Korrefpon-

denzbuch einzutragen, weil ich ihn noch nicht abgeschrieben; und selbst diese leztern 6. Worte wil ich mit abschreiben — verdienet kaum deine Antwort. Dennoch wird es dein Schade nicht sein, wenn du dem

Beispiele, das ich dir Dorrn Jahre gab, nachzueifern fortfährest und 5 mehr schreibest als der, an den geschrieben wird. Auch kanst du von

den Sinefern immer die Sitte annehmen, nach der sie an die Vor­ nehmsten am kleinsten und engsten schreiben; ie grösser der Man, desto kleiner die Buchstaben; und ie enger du schreiben wirst, desto höflicher wirst du schreiben, wiewol ich schwerlich hoffen darf, daß du an mich

io etwan so höflich schreiben wirst, daß ich es gar nicht lesen könte. — Deine Briefe haben für mich noch einen andern Nuzen, den du gewis mir am meisten gönnen wirst; den du aber nicht errathest. (Wie steht es mit den armen Schneidersleuten im schwarzen

Brette? Dein H. Vater wolte ihnen ihr Geld schikken.) 15

Nicht blos vale sondern auch cura ut valeas: bei dir ist das nicht

einerlei, wie bei dem Zizero. Möchtest du so zufrieden leben können wie

dein Freund

Hof den 5. Dez. 84»

20

Richter

84. An I. W. von Archenholz in Dresden.

[Äopie]

5. Dez. 1784]

Der Verf. schikt Ihnen noch ein Postskript zu derselben, wenn anders nicht schon ihr Abdruk diese neue Verlängerung eines ohnehin zu

langen Aufsazes verbietet. Sie können daraus einen Schlus auf 25 meine Schreibseligkeit machen und im voraus Ihre schmeichelhafte [146] Erlaubnis bereuen, an Ihrem reichhaltigen Journal fortarbeiten zu dürfen. Übrigens nehm' ich mir die Freiheit, die Aufrichtigkeit Ihres Beifals auf die Probe zu stellen durch die Bitte 2c.

85. An Buchhändler Ph. Er. Reich in Leipzig?

30 fKopie^

sHof, 5. Dez. 1784]

Sie schlugen mir den Verlag 2c. unter einer Einschränkung ab, die

mir noch nicht alle Hofnung benahm. Sie schrieben: Sie könten es iezt

nicht lesen; auch könten Sie es vor der Hand auch nicht annehmen. Unterdessen hab' ich das ganze Manuskript, das hier nicht ganz folgt. iS?

völlig umgeschmolzen und mit neuen Stükken ergänzet. Jene Ein­ schränkung und diese Umarbeitung mögen die Zudringlichkeit vielleicht

entschuldigen, die ich mir durch die Wiederholung einer abgeschlagnen Bitte zu Schulden kommen lasse. Möchten Sie mir wenigstens die ge­

währen, es zu prüfen oder prüfen zu lassen! Und vielleicht bewilligen 5 Sie mir diese leztere, wenn ich mich auf das Urtheil beruffe, das H. Meißner und Weiffe über diese Satiren gefället.

86. 2ln Kammerrat von Oerthel in Töpen.

[Äopie]

sHof, io. Dez. 1784. Freitags

Das schlimme Wetter wird mich schon bei Ew. entschuldigt haben, 10 daß ich mein Versprechen, den vorigen Sonabend zu kommen, nicht gehalten habe. Gefället [eö] Ihnen und dem Wetter, so halt' ich

mein Versprechen morgen; und wir besuchen am Sontag die Kirche und den H. Amtman. — Allein meine Brüder haben das Predigtbuch auf einen sehr verstümmelten Fus gesezet und verschiedne Predigten 15

um ihre Hare gewikkelt, gerade als ob sie schon — gedrukt wären. Übrigens sind sie so geschrieben, daß ich mir durch ihre Lesung meine leiblichen Augen eben so sehr geschwächt als ich durch sie meine

geistlichen gestärkt habe. 87. An Pfarrer Vogel in Rehau.

20

Hochehrwürdiger und Hochgelehrter Herr,

Hochzuverehrender Herr Pfarrer, Mein Bruder wird Ihnen die vier Lehrmeister in der Serviette

getragen bringen, die Sie meiner Belehrung gütigst verwilliget. Ihre Bibliothek ist meine Akademie und ich darf bei allen Ihren 25 Büchern Kollegien hören, die ich obendrein gratis bekomme. Allein in [i4?] Ihrer Bibliothek ist die Stelle eines Professors, der mit theologischem Räsonnement zugleich Wiz verknüpfet und der Theologie stat ihres

schwarzen Roks ein schönes Galakleid schenket, seit Erasmus Tode

unbesezt geblieben; und wahrhaftig diese wichtige Stelle darf nicht 30 länger ledig stehen als höchstens bis zur künftigen Ostermeffe. Ich

ersuche daher Ew. Hochehrwürden, daß Sie mich zum Muster im Fleisse sich vorstellen und nicht sogar [!] saumselig als es leider Ihre Gewohnheit ist, in der Verfertigung ienes Professors, mit dem Sie

jene Stelle längst hätten besezen sollen, zu Werke gehen möchten: denn

ohne meinen Nachtheil kan ich die Hörung eines solchen Professors wol

nicht länger anstehen lassen. Den Latitudinarius und seinen Antagonisten hab' ich von Leipzig 5 verschrieben und hoffentlich sollen sie nicht zu spät anlangen. Über eine Vignette Ihres Buches hab' ich nachgedacht; aber bisher

hab' ich — vielleicht weil ich weis, daß ich ia noch länger darüber nach­ denken kan — noch nichts als dies herausbringen können: Ein Adler,

(eine heraldische und naturhistorische Anspielung zugleich!) io müste mit seinen dem Lichte ofnen Augen gegen die Sonne fliegen. Sie stünden dort und gäben dem Verfasser der Berliner Briefe entweder

ein Seherohr in die Hand, oder stächen ihm den Staar, um ihn fähig zu machen, mit seinem Blikke dem Fluge des Adlers zu folgen. Oder wollen Sie dafür eine Nachteule fezen, die dem steigenden Adler nach15 zusehen versucht? — Übrigens solt' ich beinahe hoffen dürfen, daß es

mir so schwer nicht werden würde. Ihnen in der Folge noch verschiedene Erfindungen mitzutheilen, die wenigstens eben so dum als die gegen­ wärtige wären.

Jezt komt meine alte Bitte wieder; um folgende Bücher:

20

Pragmatische Geschichte der Mönchsorden.

Denjenigen Theil des (vortreflich übersezten) Plato, worin seine Republik befindlich ist, den zweiten glaub' ich. A. Deutsche Bibliothek 59. B. 1. St. oder auch des iezigen An­ hanges 1. oder 3. Abtheilung.

25

Bielefelds Staatswifsenfchaft. Den Pausanias oder Plinius Naturgeschichte. Schikken Sie mir ausser diesen Büchern noch etwas, was mir lieber

ist als manches Buch und was in der That selbst ein geschriebenes Buch ist wiewol nur zwei Blätter stark, nämlich einen langen langen Brief.

30 Ich wünschte, ich hätte Zeit genug, dem meinigen einen schönern

Körper (wiewolwir beide haben das jüdische Zeremonialgesez schon abgeschüttelt und brauchen unsere Briefe nicht mehr zu beschneiden)

und eine schönere Sele zu geben: besonders wünscht' ich, ich hätte ausser der Zeit auch Wiz genug, der Versicherung eine neuere Wendung zu 35 geben, daß ich bin Ew. Hochehrwürden Hof den 11 Dezemb. gehors. Diener und Freund 1764.

P. S. Meine Mutter räth mir an, die Höflichkeit doch nicht so ganz aus den Augen zu sezen: sondern ein schönes Postskript auszufertigen

und in demselben Ew. Hochehrw. glükliche Feiertage zu wünschen; ich stelle aber meiner Mutter vor, daß ich Ihnen lieber glükliche Wochen­

tage wünschen wil, deren es doch mehrere giebt. Dafür ersuche ich 5 Ew. Hochehrw., daß Sie auch höflich sind und mir Verschiedenes

wünschen, unter andern dies, daß ich oft von Rehau Briefe bekommen möge; iedoch kein Wunsch trift ein. Ihrer lieben Gemahlin, die ich

iezt mit einem h schreibe und an welche ich Sie mich zu empfehlen bitte, wünsch' ich zum neuen Jahre, daß ein gewisser Herr Richter aus Hof 10

selten nach Rehau komme: denn der verursacht stets Beschwerlichkeiten, er mag kommen oder schreiben und wil immer was haben, bald Essen, bald Bücher, bald gar — Briefe. Einige Leute schliessen ihre Post­ skripte mit Adieu.

86. An Buchhändler Myliuö in Berlin.

15

[Äopi’e] lHof, 18. Dez. 1784] Vielleicht darf ich nicht einmal von der Erlaubnis Gebrauch machen,

die er mir gegeben, mit dem günstigen Urtheile, das er über sie gefället, meine Freiheit zu entschuldigen. Ihnen sie zum Verlage anzutragen.

20 Mein lieber ürthel!

Anstat einer langen Klage über dein Stilschweigen wil ich vielmehr

[149] ein Mittel dagegen hersezen. Ich habe nämlich an mich selbst ge­ schrieben, wie etwan Sonnenfels seine Werke seinem eignen Herzen zueignete. Diesen Brief, den du an mich ablässest, schliess' ich hier bei; 25

es kostet dich mithin, wenn du mir antworten wilst, nichts als die Mühe des Abschreibens. Dein Brief lautet ungefähr so:

„Lieber Richter! „Endlich fang' ich wieder an zu reden und ich trete aus meiner „einsamen Zelle vor das Sprachgitter, um zu sehen wer da ist und 30 „um mit dir zu sprechen. Aber der Herman ist daran schuld, daß ich „mein Gelübde des — Redens so breche: alle Zeit zum Schreiben

„nimt er mir weg und ich lasse sie ihm auch gern.

„Eine Neuigkeit, die vielleicht noch nicht bis nach Hof gekommen.

„Der Prof. Klodius ist tod. Ich erwarte ein kleines Leichengedicht auf

„ihn von dir: denn du must nun anfängen, in Versen dich zu üben und 5

„er ist ein Gegenstand, der zum Glük so gros nicht ist, als daß du mit „deinen unausgewachsenen Flügeln noch nicht zu ihm hinaufköntest.

„Meine Bücher vermehr' ich täglich und mit der Zeit hoff' ich eine „hübsche ansehnliche juristische Bibliothek aufstellen zu können, der

„ich eine andere satirische Bibliothek, welche dich zum Verf. hat, gegen „über sezen werde. Du wirst dem Hiob gleichen, der nach allen Ver10

„suchungen und nach allem Kreuztragen, doch noch Söhne und Töchter

„zeugte. „Ich schrieb dir einmal: ich könte dir nur Hausmanskost vor-

„sezen. Dieser Brief trägt gar nur Schauessen auf. Wenn ich heute

„nachlässiger und unpolirter als sonst schreibe: so verdien' ich einiges 15

„Lob dafür: denn ich habe deinen Briefstyl mir zum Muster vor-

„gestellet, der was Konstrukzion und Wolklang angeht kaum nach-

„lässiger sein könte. Lebe wol, unsere wechselseitigen Scherze thun „unserer Freundschaft nichts."

Ich kan nur Eine Seite beschreiben, wie man am Anfänge der 20

Buchdrukkerei nur auf Eine Seite drukte.

Ich weis, einen geschriebenen Spas verzeiht man eher als einen

gesagten; aber wenn du wüstest daß ich mehrere Scherze aufopfere als niederschreibe und nicht dem Geschmakke, sondern der Freundschaft auf­ opfere: so würdest du völlig dem Feinde Luthers, dem Tezel gleichen, [150] 25

der eine Ablaskrämerei trieb und mithin auch Sünden gegen die Freundschaft gern vergab.

Vom Doppelmaier hab' ich Schilderungen gehöret, die ihn zum

schlechtesten Menschen machen. Wer wird im kalten Rusland die erstarte Schlange in seinen Busen wieder nehmen und sie erwärmen, 30

damit sie ihn steche? — Die Materialien zu seinem Buche von der Spiesglastinktur hat ihm der Apotheker Fischer vorgestrekket. — Stelle dir vor: der Doppelmaier wolte einmal ein Buch drukken lassen,

das lauter medizinische Erfahrungen enthielt, die er sich alle selbst er­ 35

sonnen hatte und von denen keine wirklich war. Er las das Buch seinen Freunden vor: und doch ist dies noch kein schwarzer Flek zu seinem Karakter, sondern blos eine einzige krumme Linie im Umrisse desselben. i4i

Die Alchymie oder wie ihre Liebhaber sie nennen die höhere

Chemie — sowie es eine niedrige Jagd giebt, so könte man diese die hohe Jagd ,nach Metallen nennen — macht immer mehrere Proselyten und ieder chemische Ofen wird zulezt ein Altar, worauf man ihr

ewiges Feuer opfert. Ich kenne selbst drei Männer, die an sie glauben 5 troz ihren guten Köpfen und ihren noch bessern Herzen: weil das alchymistische Feuer auch leuchtet (auf Erstndungen leitet) so

schliessen sie sofort, also kocht es auch Gold

Dauert diese Ver­

mehrung der höhern Chemisten noch lange fort: so mus der niedere

Adel der Chemisten zu wünschen anfangen, daß jene nicht blos Gold 10 machen, sondern auch Gold trinken und stat einer Lebens- eine

Todtentinktur erstnden möchten, welche ihrem Anwachs vortheilhafte Schranken sezte.

Wenn ich dich wieder sehe, werd' ich dir viel erzählen: du aber wirst

mir noch mehr erzählen, weil du dich durch Schreiben nicht erschöpfest. 15 z. B. vom hiesigen Billard, wo lauter Leute sizen, aus deren Munde

nicht viel mehr komt als — Tabaksrauch und deren Gegenwart du nicht sowol hörest als riechst. — Sei so gut und gebe den Brief an Archenholz auf die Post und frankire ihn: glaube aber nicht, daß ich nicht heimlich die Porto's 20

nachrechne, die du für meine Briefe giebst: ich kan das nicht wol unter­

lassen, weil ich zu sehr besorgen mus, du möchtest in der Rechnung, die [151] du mir über deine Auslagen machst, mich doch — betrügen; ich bin

hierin durch traurige Erfahrungen längst gewiziget und klüger gemacht worden, wo du mir stat 3. Groschen nur 2 Groschen anrechne- 25

test und dich lieber selbst um Einen Groschen betrogest, um nur auch mich zu betrügen das Vergnügen zu haben. Lebe wol mein Freund! Wenn ich alzeit so gegen dich wäre, wie ich

mir vorseze zu sein, wenn ich nicht bei dir bin: so hätte ich gar niemals gesündiget wider den Namen Hof den 21 Jenner 1785.

30 Deines Freunds I. P. F. R.

N. S. Die Weinertin hat an mich geschrieben: aber ich kan ihr unmöglich helfen. Sage ihr doch — wie oft wird sie dich überlaufen —

daß sie ihre Briefe dir zustellet: sonst gelangen sie nicht an mich und

werden wie der vorige vorher von andern erbrochen. Wenigstens mus 35 sie daraufsezen: in der Klostergasse. — Die zwei Manuskripte für den Pfsarrer^ von Rehau, um die ich dich neulich bat 2c.

142

go. An Oerthel in Leipzig.

Hof den i. Februar 1785. Mein Arthel, 5

Ich habe mir vorgenommen, wenn du tod bist und ich nicht, deine Briefe an mich zum Drukke zu befödern: ich dürfte sie sogar, fals ich keinen Verleger dazu fände, auf meine eigne Kosten drukken lassen. Eine kleine Vorrede würd' ich ihnen vorausschikken, die ich lieber iezt

ausfertigen wil, eh' du noch tod bist; denn wenn du schon hin wärest ins entfernte Land, so glaub' ich beinahe nicht, daß ich die Vorrede noch 10

machen könte: mein Herz würd' es meinem Kopfe nicht zulassen, und

ich gienge dan den ganzen Tag blos mit dem Gefühle des Ausspruchs herum „es ist nicht gut, daß der Mensch alleine sei". Nur der lebt einsam, der ohne Freund lebt; und am allereinsamsten ist er, wenn er

dabei etwan noch gar unter recht vielen Menschen ist. Aber die Vor­ 15

rede, auf die du mit Recht so begierig bist: „Ich habe die Ehre, hier dem Leser ein Päkgen Briefe mit einiger

„Grazie darzureichen, die aber nicht an ihn, sondern an mich ge-

„schrieben sind: was meine Antworten darauf anlangt, so sind sie schon [152}

„gröstentheils gedrukt und ich habe sie stükweise in meine satirischen 20

„Aufsäze verschlagen mit einsiiessen lassen: nichts gehöret also von

„diesem Büchelgen mir als etwan die Vorrede. Es ist eine bekante „Regel, daß eine Vorrede solche Dinge enthalten muö, die sie nach

„und nach volmachen; und mich dünkt, der meinigen wird man den „Vorwurf der unfigürlichen Leerheit wol nicht machen. 25

„Mein Freund starb an der Hypochondrie, die er aufsieng, weil er „das Studium der Rechts- und llnrechtsgelehrsamkeit mit zuviel

„Allotrien verband; und vielleicht auch, weil er einem gutgemeinten „Rath von mir ein wenig zuviel Gehör gegeben. Ich rieft) ihm näm„lich, als wir beide uns vor dem Tische, wo Bücher aufgetragen 30

„wurden, niedersezten, feme[r] Sele recht viele Speise zu geben, iHv

„nichts an den Fastenspeisen (der Jurisprudenz) abzubrechen und „an der Tafel wenigstens bis um 12 Uhr zu Nachts sizen zu bleiben, „wie alle Vornehme thun. Zum Unglük für seine Gesundheit wilfahrte

„er meinem Rathe, den ich seither oft bereuet. Ich selbst habe mich 35

„durch diese geistige Schwelgerei zu Grunde gerichtet und ich mus „dem Publikum sagen, daß ich zwar einer der scharfsinnigsten, aber „auch leider! einer der kränklichsten Autoren bin.

„Aber diese Hypochondrie nahm auch die Kräfte seines Geistes

„merklich mit und sein Kopf und sein Herz lit viel darunter. Ich be„ruffe mich auf vorliegende Briefe selbst, worin er beides ausdrüklich

„versichert; und in der That ist diese Versicherung auch gar nicht über„flüssig. Denn der Inhalt der Briefe selbst scheinet sie schlecht zu 5 „bestätigen; und sie haben mich oft zu dem Jrthume verleitet, daß sie „gar Gesundheitspässe seiner Sele wären. O! entfernter Freund!

„wie oft hoben deine Briefe mein Herz, das der Tugend wenig mehr „zu geloben im Stande ist als Entschlüsse! Wie oft erwärmte es deine

„Menschenliebe! Wahrhaftig wenn dein elender Körper eine bewegliche 10

„Leiche war, so war dein Geist eine Begräbnislampe, die das ewige

„Feuer der Griechen enthält! Indessen bleibt demungeachtet das wahr, „was er selbst von sich sagt: denn er mus sich selbst wol am besten kennen.

„Um nicht in Übertreibungen des Lobes zu fallen, hab' ich den „gedachten Briefsteller diese Vorrede selbst vorher wol durchsehen 15 [153] „und prüfen lassen. Indessen mus ich sie iezt beschliessen weil die Post

„abgeht, die sie zu ihrem Verleger fährt, der nicht wol thut, daß er „mich sogar [!] sehr treibt. Weimar den i2Mai 1832." Iezt mus ich wieder wie gewöhnlich eilen, weil ich wie gewöhnlich

von der Post getrieben werde. 20 Deine Satire (mit dem halben Seneka u.s.w.) ist schön und treffend; aber doch trift sie mich nicht, so wie etwan ein Schüze, der sein Ziel verfehlet hat, immer treffend geschossen hätte, fals man nur an das Ort, wohin er wirklich traf, ein Ziel geftellet hätte. Denn ich bin nicht

verliebt in die schöne Sp., und ich werd' es auch in keine auf den 25 ersten Augenblik werden, ohne sie sonst zu kennen. — Von der Modems.

Schindlerin konte ich dir nichts schreiben, weil ich sie nur aus fremden und zweideutigen Schilderungen kenne: dein H. Vater aber wird mir vielleicht, (wie er versprochen) in etlichen Tagen den Schlitten

schikken, um mich zu ihr holen zu lassen, wenn sie bei ihm ist. Dan wil 30

ich ebenfals ein schönes Bild von ihr dir schikken und ich bin gewis, wenn mein Pinsel ihr sehr schmeichelt und in ihr Porträt mehrere Reize hineinspielet als ihr fehlen, so werd' ich einen glüklichen Versuch

gethan haben, dich in sie verliebt zu machen, welches des H. Schindlers wegen wol zu wünschen wäre. — Die Rezension der Mimik ist mi 35 Grunde eine satirische Rezension des Buches über „Sympathie,

Wohlwollen" rr.; ich wil aber hoffen, daß sie etwan nicht blos aus deiner Feder nicht [ !] geflossen: ich würde dir eine so grosse Geschiklichkeit in der Satire nicht völlig gönnen. — Soviel ich weis, ist der iüngere Brükner gar nicht hier; aber wol der ältere und der wird auch 5 wol in jenem Briefe so geraset haben. Indessen fehlte es auch dem Lungern nicht ganz an Tauglichkeit hiezu: und ich erinnere mich noch

wol, daß er auf unserer Schule unter den en7[aus 8] gebr. J1: Wahrheit 3,342 X . J2: Nachlaß 3,257 X. A: Nr. 50? 197,9 hab'] weis K 13 seelig K 14s. durch ihren guten Äopf] aus wegen ihres guten Kopfes H 18 ben] nachtr. H 20 Gienge aus geht K aber] aus also H 24 von einem andern] nachtr. H Richter üb ersendet die Satire über die Tracht der Geistlichen (vgl. 189,19s.), die er in die Form eines Briefes an den Verfasser der „Raffinerien“ eingekleidet hatte, der mit P. P. angeredet wird, da Vogels Stand nicht verraten werden durfte. Diese Einkleidung hat er dann, wohl auf Vogels Wunsch, fallen lassen; der ursprüngliche Anfang — 1 % S. 4° auf blau­ grauem Papier — hat sich aber im Nachlaß (Fasz. 26) erhalten. 197,ioff. Bezieht sich auf die Prophezeiung des Superintendenten Ziehen, die auch im Siebenkäs erwähnt wird, S. I. Abt., VI, 313f.

149. X: Den 27 [ !] Febr. an Aktuar Vogel. 1786. i: Wahrheit 4,49 X (15. Fehr.). B: Nr. 51. 198,7 sein] sind Datiert nach 198,5 u. 21; das Datum von i beruht auf der unrichtigen Annahme, Vogels Brief vom 16. Februar sei die Antwort auf diesen. Der Aktuar hatte Richter wegen des Honorars für seinen Anteil an den „Mix­ turen“ auf deren baldiges Erscheinen vertröstet; vgl. Nr. 151. 198,10 Archenholz: vgl. 181,1s. 13 Wagner: vgl. Nr. 131f.

150. H: Berlin JP. 1 8. 4°; auf der 4. 8. Adresse wie zu Nr. 143. K (nach Nr. 152): An Oerthel den i [!]. J: Wahrheit 4,52 X. 198,21 27] nachtr., versehend. vor den H 199,2 ältern] aus einen H 198,29 Trogenprediger: s. Nr. 45f. 199,5s. Yoricks kleine Ge­ fälligkeiten: vgl. Sternes Sentimentale Reise, „Der Puls, Paris“. 7 schwarzenbacher Buch — Mixturen; vgl. zu Nr. 130. 151. K (nach Nr. 149): Den 28 Febr. an denselben. Nr. 152 vereinigt). 199,15 Karner: s. Nr. 163s.

i: Wahrheit 4,51 (mit

152. K: Den 28 Febr. an ebendenselben]. i: Wahrheit 4,51 X (mit Nr. 151 vereinigt). 153. K (nach Nr. 154): An Vogel in Rehau den 6 Marz. A: Nr. 52. Joh. Nik. Göring, geb. 1749 in Hof, Pfarrer in Zobern b. ölsnitz (Fikenscher; Weißmann Nr. 3370); vgl. Nr. 155. — Auf ausgelassene Stellen weisen folgende in A: „Dem Herrn Trogenprediger thue ich den Gefallen mit dem Julius, und will ihm auch den August zusenden, wenn er zu mir körnt. Daß er in den Raffinerien eine Beichte ablegen will, das ist mir sehr willkommen [vgl. 203,7s.] . . . Ihr Herr Bruder [Adam] ist vor dem Schrökh [vgl. 198,30] so erschrocken, daß er binnen 8 Tagen keinen Menschen rasiren kan. — Und er ist doch nicht schwer zu tragen.“ 154. H: Frau Majorin Pirquet, Bregenz. 3% S. 4°. K (nach Nr. 150): An Meißner 7 [aus 8] März, i: Wahrheit 4,58. J1: Ost und West, 1840, Nr. 1 X. J2: Alfred Meißner, Rococo-Bilder, Gumbinnen 1871, 8. 69 X (falsch datiert 7. Febr. 1787). A: Nr. 54. K weist viele kleine Varianten auf. 200,10 sehr] aus ser H 12 begehret] fodert K beides K 18 wünschen] hoffen K 19 gehöret]

gebühret X 27 dürften eö] können K 201,1 erschaffens davor gestr. her­ vor H 17 lezte] vierte K Meißner war im Herbst 1785 von Dresden nach Prag berufen worden als Professor der Ästhetik und der klassischen Literatur. 200,21f. Lessing: in der „Erziehung des Menschengeschlechtes“ (1780); vgl.I.Abt., IV, 94,3-5, XII, 76,1s.

155. H: Berlin JP. 2 S. 4°; auf der 4. 8. Adresse. J1: Wahrheit 4,61. J2: Nachlaß 2,325. 202,27 alzeit] aus nur 201,31 Hudibras: von Samuel Butler (1663—78); vgl. I. Abt., I, 229,33. 33 Bernhard von Fontenelle, „Dialogen über die Mehrheiten der Welten“, deutsch von Mylius mit Anmerkungen von J. E. Bode, Berlin 1780; Ex­ zerpte daraus im 10. Band von 1786; vgl. Nr. 220. 202,1 f. Das Machwerk erschien Frankfurt 1786; vgl. Nr. 153f. 6 Knol: den Namen hat Jean Paul später in den Flegeljähren verwendet. Tertius am Hofer Gymnasium war 1781—87 Joh. Adam Gack (Weißmann Nr. 3091). 20s. Christoph Meiners, „Geschichte des Ursprungs, Fortgangs und Verfalls der Wissen­ schaften in Griechenland und Rom“, 2 Bände, Lemgo 1781—82; Exzerpte daraus im 8. Band von 1785. 28 Schubart: wohl nicht der Dichter, sondern der Ökonom Joh. Chr., Edler von Kleefeld (1734—87); vgl. I. Abt., XII, 29,29s.

156. H: Brit. Museum. 4 8. 4°. K (nach Nr. 158):*An Vogel in Rehsau] den i4März. J: Wahrheit 3,343 X. B: Nr. 52. K hat viele kleine Varianten. 203,8 an] nachtr. H 11 Lokke] davor gestr. Geist Popens K 12 regiere] inspirire K 13 Werk] Buch K 15s. diese Seite] dieses Blat K 20 einfält K 30 dringen] rechnen K 203,8 Beicht des Trogenpredigers: vgl. zu Nr. 153. 204,2 Walpurgi — 1. Mai 1786. 157. K (nach Nr. 153): An den Herausgeber der Monatsschrift den i^März. Daß es sich um die seit 1783 von J. E. Biester und F. Gedike im Verlag von Haude und Spener herausgegebene aufklärerische „Berlinische Monatsschrift“ handelt, wird durch die Gleichzeitigkeit dieses Briefs mit dem folgenden wahrscheinlich. Der 12. Exzerptenband (1787) enthält Auszüge aus der «Zeitschrift. Der eingesandte Aufsatz ist wahrscheinlich die Satire „Dummheit Schickt sich auf alle Weise für das gemeine Volk“ (II. Abt., III, 8—10); ein zu dieser gehöriges Blatt im Nachlaß trägt die Überschrift: Jur Berlin. Monatsschrift, und in einem von Jean Paul in den neunziger Jahren angelegten Verzeichnis fertiger Aufsätze ist sie angeführt: Gegen Wunderglauben und Aufklärung für Berlin. Monatsschrift.

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158. K: An Voß den i^März. Der 3. Teil der Grönländischen Prozesse, der ungedruckt blieb, sollte wohl hauptsächlich die Fortsetzung der „Bittschrift aller deutschen Satiriker“ enthalten; vgl. Nr. 54. 159. H: Berlin JP. % S. 4°; auf der Rücks. Adresse wie zu Nr. 143. J: Wahr­ heit 3,413x (undat.). In welchen der häufigen Besuche in Rehau der Brief fällt, läßt sich nicht sicher entscheiden; die Handschrift spricht für 1786; vgl. auch 205,4 mit 203,5s.

160. K (nach Nr. 156): An Wieland den 26. März 1786. i1: Berliner Conversationsblatt, 11. Januar 1827, Nr. 8. i2: Wahrheit 4,65. Vgl. Nr. 169. Der eingesandte Aufsatz, „Wahnsinnige Sprünge, wodurch ich den Leser und mich einzuschläfern trachte“ (II. Abt., II, 401—407), der später ganz umgearbeitet u. d. T. „Springbrief eines Nachtwandlers“ im Morgenblatt erschien, bildete ursprünglich einen Bestandteil der „Scherze in Quart“, ebenso die in Aussicht gestellte Satire „Lob auf eine Dame, die allzeit in Ohnmacht zu sinken schien, wenn sie ihre Tugend unter­ liegen ließ“, die dann im 29. Sektor der Unsichtbaren Loge Verwendung fand (I. Abt., II, 244—246). 205,10 Gomes Natalis, „Mythologiae, sive explicationes fabulorum“, Venedig 1551 und Frankfurt 1581; Exzerpte daraus im 8. Band von 1785. 19 Vielleicht Anspielung auf den 1780 im Teutschen Merkur erschienenen „Oberon“; vgl. Jean Pauls Brief an Wie­ land vom 18. Juni 1796. 161. H: Germ. Museum, Nürnberg. 4 S. 4°. K: An Köhler den April [!]. J1: Gartenlaube, 1863, Nr. 12, 8.184. J2: Mitteilungen aus dem Germani­ schen Museum, 1898, 8. 111. A: Nr. 56. 206,7 schwörens wetten K 11 erofnen] entdekken K 18 Bürgermeisters aus Bürgermeister H 33 verrathen^ offenbaren K 34 offenbaret^ sagt K 35 jemand^ aus jemanden H 207,5 voraus verkündigt^ aus vorauskündigt H 6Inzwischen^Indessen K 8 trachte^ wünschet 10 roenn] weil K Franz August Köhler (1736—1805), Kaufmann und Bürgermeister in Hof, war seit 9. Januar 1759 verheiratet mit Elisabeth Margaretha Weiß aus Hof (gest. 15. Jan. 1800). Von Seinen drei Töchtern war die älteste, Christiana Johanna Rosina, geb. 14. Juni 1760, seit 16. Mai 1785 mit dem Kaufmann Friedrich Michael Bracker aus Rothenburg ob d. T. verheiratet, also wohl nicht mehr in Hof; über die beiden jüngeren s. zu Nr. 401 und 387. Nach dem Bericht Helenens (Persönl. Nr. 14) war Richter auf einer Landpartie durch Christian Otto mit der Familie bekannt geworden.

206,12-32 Vgl. 2O3,2off. 207,7 drei Frauenzimmer: wohl die Mutter und die zwei jüngeren Töchter; vgl. 187,11. 162. K ohne Adressat und Datum. 207,20 ©pignamen] aus Namen Die juristischen Beziehungen lassen die beiden älteren Ottos als Adres­ saten vermuten. 207,22 BÖhmeri: ein Werk des Juristen Georg Ludwig Böhmer (1715—97). 163. K: An Karner den 14 April. Wohl der Ritterschaftliche Konsulent Job. Karl Garner in Hof (Weiß­ mann Nr. 1236). Vgl. Nr. 151.

164. K: An Bekman den 14 Ap. B: Nr. 55. A: Nr. 58. In dem Geraer Buchhändler Beckmann hatte sich endlich ein Verleger für Richters zweite Satirensammlung gefunden, der aber nur ein sehr ge­ ringes Honorar zahlen wollte und den Titel „Faustins philosophischer oder kosmopolitischer Nachlaß“ verlangte, um von dem großen Erfolg der 1783 in Zürich erschienenen Schrift „Faustin oder das philosophische Jahrhun­ dert“ (von Joh. Pezzl) zu profitieren. Trotz Richters Protest hatte er auf diesen Bedingungen bestanden und sich nur bereit erklärt, eine kleine Auf­ lage von 750 Exemplaren zu machen und bei einer zweiten das Honorar zu wiederholen. Vgl. Fehlende Br. Nr. 19 u. 20. In A erklärt er, Richter habe ihn wegen des Titels falsch beurteilt, seine Meinung sei keine Beleidigung für Richter, aber ohne einen auffallenden Titel werde kein Buch gekauft; er schlägt den Titel „Auswahl aus Sir Luzifers Papieren“ vor, eine Idee, auf die ihn Richter selber gebracht habe (vgl. II. Abt., II, 271). Eine Ver­ änderung des Manuskripts sei ihm sehr erwünscht, denn die vielen eingeklebten Zettel und Korrekturen seien nicht geeignet für eine entfernte Druckerei. 165. H: Berlin JP. 1 S. 4°; auf der Rücks. Adresse wie zu Nr. 143. K; An Oerthel den 16 [!] April. J: Wahrheit 4,67. 208,21 Aufsatz: „Von der Verarbeitung der menschlichen Haut“, er­ schienen im August 1786 in Archenholz’ seit 1785 von Göschen verlegter Zeitschrift „Litteratur und Völkerkunde“, IX, 97—113. 26f. kleine Bruder: Samuel, damals 8 Jahre alt. 29 W. Robertson, „Geschichte der Regierung Kaiser Karls V “, aus dem Engi., Braunschweig 1778—79, 3 Bände; Exzerpte daraus im 12. Band von 1787. 30 neues Quartier: Vgl. 194,32 ff.

166. K: An Göschen den 27 April.

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167. K: An Oberland den 29 April, r: Wahrheit 4,68. Friedrich August Rudolf Hans von Oberland, kgl. sardinischer Hauptmann a. D., gest. 10. Juli 1793 in Hof. Vielleicht Bitte um Swift, vgl. Nr. 173. (i ergänzt 209,22 ,,Kardan“, offenbar rein willkürlich.)

168. K: An Aktuar Vogel in Schwarzenbach den 8 [aus 1?] Mai. 209.32 Geheimnis: die Verfasserschaft der „Mixturen“; vgl. 199,6-8.

169. H: Germ. Museum. 1 S. 4°; auf der 4. S. Adresse und dazu von fremder Hand: An dem [!^ Herrn Hofrath Wieland wohlgeboren abzugeben. (Bei­ liegend eine alte Abschrift von fremder Hand aus Böttigers Besitz.) K: An Wieland den i6[!^Mai. r: Wahrheit 4,70. 210,5 t] d. K 10 ThaO Welt K 14 Ich dürfte^ Denn ich könnte K 170. K: An Herman ebendenselben^. 210.33 Postmeis ter: Wirth, s. Nr. 295f; vgl. 278,14s. 35 Abhandlung: „Epistola gratulatoria ad M. Joannem Guilielmum Linck — quaedam de usu pulmonum“, die Hermann am 9. April an Albrecht Otto geschickt hatte (Schreinert S. 66s.). 211,2 Hermann pflegte sich durch große Fuß­ reisen über seine bittere Lebensnot hinwegzuhelfen; so war er am 6. Mai 1786 von einer vierwöchigen Wanderung nach Braunschweig und in den Harz zurückgekehrt. 171. K ohne Überschrift, durch * vom vorherigen getrennt. Wohl aus einem der 210,3of. erwähnten Briefe.

172. K: An Pf[arrer] Völkel den 28 [!] Mai. 211,13 Sonabend^ aus Sontag 23 dies. Briefe 27 nachdem^ aus eh Auf einem losen Blatt im Nachlaß (Fasz. 13 c) findet sich folgender wohl hierher gehöriger Anfang: Hof den Mai 86. Hochedelgeborner, Jnsonders Hochzuehrender Herr,

Oer Himmel weis es, wie viel ich darum gäbe, wenn Ihnen in der vorigen Nacht Das Datum wurde nach dem Wochentag berichtigt; vgl. zu Nr. 141. 211,20 Ergänze: Sie erhielten einen Brief von mir.

173. K: An Buchhändler Maier den 28 Mai. i: Wahrheit 4,70. 212,3 Schwift] vielleicht verb. in Swift; auch Z. 12 wollte Jean Paul erst Schwift schreiben; vgl. die Lesart zu 122,21 und I. Abt., VIII, 250,32, wo Jean Paul es zu seinen kleinen Leiden zählt, daß ihm im Englischen nach dem s immer ein ch in die Feder komme. Karl Joh. Albrecht Maier (oder Meyer), geb. 1755, Inhaber der Vierlingschen Buchhandlung in Hof, Kommerzienrat, nach Ottos Angabe (Wahrheit 3,400) „wegen äußerer Umstände und vielleicht auch aus Charakterschwäche sehr unzuverlässig“; vgl. 159,21ff. 174. K (nach Nr. 175): An Oerthel in Töpen den 18 Jun. Das Buch ist vielleicht der 2. Band der „Raffinerien“ (mitRichters Bei­ trägen), zu dessen Abholung Pfarrer Vogel Richter am 12. Juni aufgefordert hatte. 175. K (nach Nr. 173): Vogel in Schwarzenbach den 22 Jun. 212,27 Verleger: der „Mixturen“, d.i. Lübeck. 213,6s. Philosoph und Engländer: Völkel, vgl. 193,21. 176. H: Berlin JP. 2 S. 4° (undatiert). K (nach Nr. 174): An Oerthel in Töpen den lezten Jun. J: Nachlaß 2,320 X. 213,17 (gestern)] nachtr. H 19 wieder ihn H 21—214,36 durchstr. K 28 habe] aus hätte HK 31 Hinaufdrükkung] aus Zusammendrükkung K 214,11 schlimste K 24 ob] aus wenn H 27 euch dies öfleö] aus eud)6 allen H 28 in] so K, im H feinem] So K, seinen H 215,7 Papagai-] nachtr. HK 15 hier her K 16 nach] aus auf H gezogen] davor gestr. wieder H 213,15 Herder: vgl. 180,23s. 2iff. J. Chr. Henke, „Neuentdeckte Ge­ heimnisse in Erzeugung des Menschen, als auch in der willkürlichen Wahl des Geschlechts der Kinder“, Braunschweig 1786. 215,1 Kants „Meta­ physische Anfangsgründe der Naturwissenschaft“, Riga 1786. 2-4 Mendelssohn hatte diese Hoffnung in der Vorrede seiner „Morgen­ stunden“ (s. 194,20s) ausgesprochen. 8 Mirakulatorium wurde ein Haus in der Nähe von Zürich genannt, in dem unter Lavaters Ägide an­ geblich Wunder geschahen; vgl. J. J. Hottingers „Sendschreiben“ (1775), 8. 26, und Musäus’ „Physiognomische Reisen“ 2,93; II. Abt., III, 132,2. 9 Feder: gemeint ist wohl die vom 27. April 1786 datierte Vorrede zum 3. Band der ,,Untersuchungen über den menschlichen Willen“ (s. 194,19s). 177. K: An die Ottos. 216,7 fi'e1] Sie 19 mehr noch geliefert als eines] mit mehr noch als [!] geliefert [aus hervorgetreten] als mit einem

Mit Übersendung der „Mixturen". 215,26 Es ist der Name eines juri­ stischen Autors zu ergänzen; Richter macht sich über die ängstliche Ge­ heimhaltung der Verfasserschaft der „Mixturen" lustig. 216,8 Schwarzen­ bach. dhumores peccantes: gemeint ist der meist verfehlte Humor der „Mixturen“. 17 im Alphabet: es soll doch wohl heißen: von einem Alphabet. 178. K (Konzept): Fasz. 25a. 1 S. 4°. 216,27 Schwagers davor gestr. Vetter oder 29 3dy davor gestr. Vielleicht erinnern Sich Dieselben meiner nicht sehr mehr 34 muß] aus mus 217,10 Schwägerin] aus ‘Baase Der Adressat ergibt sich aus Nr. 4 und 229, das Datum aus 216,34 Das neue Logis war beim Lohgerber Beyer, s. Br. an J. P. Nr. 63.

179. 180. K (Konzepte, das erste durchstr.): Fasz. 12b, auf der letzten Seite eines Quarthefts mit der Aufschrift „Laune". 217,26 schicken] aus schikken 218,4 muß] aus mus 9 großen] aus grossen 10 Manne] aus Vater Frau Ruß war eine geb. Haas aus Wunsiedel. 181. H*. Berlin JP. 1 % S. 4°. K: AnOerthel den 20 Aug. J: Wahrheit4,73 x . 218.21 Eichenlaub] so K, Eichelnlaub H 28 herauf] aus mit Aktuar Vogel dilettierte in Medizin, wie auch seine Beiträge zu den „Mix­ turen“ zeigen. 218,16Ernst A. Nicolai, „Rezepte und Kurarten", 5 Teile, Jena 1780—99; Exzerpte daraus im 8. Band von 1785. 27 J. Kämpf, „Für Ärzte und Kranke bestimmte Abhandlung von einer neuen Methode, die hartnäckigsten Krankheiten, die ihren Sitz im Unterleib haben, besonders die Hypochondrie, sicher zu heilen", Dessau 1784; vgl. I. Abt., I, 247,35, II, 359,28. Oerthel hatte im Febr. 1786 geschrieben, er brauche jetzt eine neue Kur, nämlich Viszeralklystierenach Kämpfs Theorie. 28 Katalogen von Beckmann: vgl. Nr. 230. 219,1 Prückner: s. 145,4s. 10 Franz: s. 198,34. 11 Oberland: s. Nr. 167f. 182. K: Au Akt. Vogel den 23 Aug. i: Wahrheit 4,75. A: Nr. 60. Am 17. August 1786 war Friedrich II. gestorben; vgl. I. Abt., VI, 486s. 219.22 Höfer drei Ärzte: außer den beiden älteren Joerdens (s. 107,7s) ist wohl noch der junge (s. 169,21s) gemeint, der sich allerdings erst 1787 als praktischer Arzt in Hof niederließ; vgl. 271,2-4. 220,4 Pfarrer: Völkel. — Nach A lagen dem Briefe Kataloge bei. K: An Gulden den 6 Sept. Vgl. 162,30s und 218,33«.

184. TZ: Berlin JP. 1 */2 8. 4°. J1: Wahrheit 4,81 X (18. Dez. 1786). J2: Nach­ laß 2,326 X (18. Dez. 1786). 220,18 je vois que] nachtr. 19 tu te peux bien faire'] aus peux tu te faire 21 si1] aus quand 221,1 Ban] aus mus 2 fast] aus sehr wol 3 kan einen ganz parteiisch machen] aus macht einen partheiisch 8 nur] aus wenigstens 10 anzunehmen] aus vorauszusezen J1 und J2 datieren nach Nr. 189; Oerthel ist aber schon am 13. Oktober 1786 gestorben. Wahrscheinlich ist dies der im folgenden erwähnte Brief. Es handelt sich um die Frage, ob Richter seine lange bewahrte Amtslosigkeit (s. 188,11) aufgeben und Hauslehrer von Oerthels jüngerem Bruder (vgl. 145,16-19) werden sollte. (Hermann empfiehlt in einem Brief an Albrecht Otto v. 29. Dez. 1786 einen gewissen Römer, womit er zweifellos sich selber meint, als Hofmeister des „kleinen Oerthels“; es handelt sich da aber um einen Sohn des am 28. Febr. 1785 gestorbenen Hofer Kommer­ zienrats Georg Friedrich Oerthel; s. Schreinert S. 107f.) 220,27 D.: vermutlich der bisherige Hauslehrer. 221,11-13 Vgl. 196,33s. 185. H: Berlin JP. 1 S. 4°; auf der 4. S. Adresse wie zu Nr. 143. J: Wahrheit 4,77 (7. Sept.). Bald nach diesem Brief ist Oerthel — nach Ottos Angabe in Jean Pauls Armen (Wahrheit 3,60) — gestorben, vermutlich an der Schwindsucht. Die folgende vierteljährige Pause in Richters Briefwechsel zeugt von der Erschütterung, die ihm das Ereignis verursachte.

186.

K (Konzept): Fasz. 25a. 1 S. 4°. Vgl. 196,4 und Wahrheit 3,351. 187. K: Den 18. Oez. Vielleicht benötigte Richter Scheine über den Tod seines Vaters oder über die Geburten seiner jüngeren Brüder. Für Völkel als Adressaten sei auf 195,14-16 und 220,6 verwiesen.

188. H: Brit. Museum. 1 % S. 4°. K: Den 18 Oez. Au Vogel. J1: Wahrheit 4,78. J2: Nachlaß 3,258. A: Nr. 62. 222,14 heute] aus hier H 22 be­ sonderes] aus besonders H 222,19 Wieland, „Auserlesene Gedichte“, Jena u. Leipzig 1784—87, 7 Bände 12°. 22s. Vgl. I. Abt., V, 406,34s.

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189. K: Den 18 O. an Oerthel. i: Wahrheit 4,81 X . B: Nr. 61. A: Nr. 63. Vgl. zu Nr. 184. Christian Adam von Oerthel war am 25. Nov. 1775 in Hof geboren, also damals 11 Jahre alt. Einige erhaltene Briefe von ihm zeugen von Unbeholfenheit, aber von großer Anhänglichkeit an seinen Lehrer (was Wahrheit 4,85 zu Unrecht bestritten wird). Richter hatte vielleicht seine Hauslehrerstelle schon angetreten, war aber vorübergehend noch einmal nach Hof zurückgekehrt. Christian hatte in B in unbeholfen­ humoristischem Stil um die Erlaubnis gebeten, statt der ihm aufgegebenen französischen Übungsstücke ein paar weniger schwere zu nehmen. In A schreibt er, er warte mit dem größten Verlangen auf die Krücken, die ihm Richter am Heiligen Abend bringen werde. „Sie haben mir eine Boutelie französischen Wein gegeben, so will ich Ihnen ein wenig Burgunder geben." Folgt eine französische Sprachprobe, woraus die Worte genügen mögen: „ Jai ne tems." 190. K: Den 8 [!] Jenner 87. An Otto. i: Wahrheit 4,87 X. A: Nr. 64. 223,22 Familientheater] davor gestr. Haus Georg Christian Otto (vgl. die Stammtafel in Bd. II) wird jetzt nach Oerthels Tode Richters intimer Duzfreund und Hauptkorrespondent. Aus den achtziger Jahren sind aber nur wenige Originalbriefe erhalten. Der von Otto vorbereitete, nach seinem Tode von seiner Witwe Arnone, geb. Herold, in Gemeinschaft mit Ernst Förster herausgegebene „Brief­ wechsel Jean Pauls mit seinem Freunde Christian Otto“, Berlin 1829—33, 4 Bände, beginnt erst mit dem Jahre 1790. In Jean Pauls Briefen (Berlin JP bis auf einige, die Brix Förster dem Goethe- u. Schiller-Archiv überwiesen hat) hat Otto manches korrigiert oder gestrichen, vieles am Rande ange­ strichen. Nerrlich hat sie 1902 in Auswahl und mit Kürzungen neu heraus­ gegeben. Von Ottos Briefen sind wichtige Stücke beseitigt und durch ge­ kürzte und abgeänderte Abschriften von AmÖnens Hand ersetzt worden; von1800 ab fehlen die Handschriften ganz. 223,isK. Das Töpener Kirchen­ buch verzeichnet unterm 9. Januar 1787 die Trauung eines Leinewebers mit einer Wirtstochter; das Datum von K scheint also nicht zu stimmen oder nur den Anfang des Briefs anzugeben. A ist am „Mittwoch" geschrieben, d. i. am 10. Januar, vermutlich am Empfangstage; es heißt darin: „Dem Ungelehrten empfiehlt sich sein gelehrter Freund, der von der Reise glüklich zurükgekommen, das goldene Vließ aber nicht mitgebracht hat. . . Morgen reise ich nebst dem Maitre des plaisirs [Albrecht Otto?] nach Hirschberg und dann werden wir dich sprechen und du wirst den Briefz eh end mündlich erhalten ..."

K: An Otto den 19 Jenner.

191. 223,27s. mit dem Maule] aus das Maul

Joh. Heinr. Tretscher, Registrator in Hof, geb. 1751 (Weißmann Nr. 2331), scheint ein flatterhafter Liebhaber gewesen zu sein; vgl. 255,21 und 272,15s. 192. H: Brit. Museum. 3 8. 4°; Adresse auf der 4. 8. J1: Wahrheit 4,175. J2: Nachlaß 3,259. A: Nr. 65. 224,26 offenbar] aus wol 31 neuern] vielleicht verb. in neuesten 225,8 Leder] aus einer 18 ceux] aus celles 224,12 Rezension der Raffinerien: Jenaische Allg. Literaturzeitung, 15. Jan. 1787, Nr. 13; darin wird Richters „launicht sein sollender Aufsatz“ über die geistliche Tracht getadelt. 24 Die juristischen Bücher hatten wohl dem verst. Oerthel gehört. 30 W. Derham, „Physiko-Theologie, oder Naturleitungen zu Gott“, aus dem Engi., Dresden 1764. 31 f. Wahr­ scheinlich die „Neue Welt- und Menschengeschichte“, aus dem Franz., Münster u. Leipzig 1781 ff., deren 6.—9. Band (1785—87) die Geschichte der Griechen enthält; vgl. 226,29. 33 Plato: vgl. 139,21s. 34 Aug. Herrn. Niemeyer, „Charakteristik der Bibel“, 5 Teile, Halle 1775—82. (Nach A besaß Vogel das Werk nicht.) 225,5 Ein dritter Band der„Raffinerien“ ist nicht erschienen. 8 Exzerpte aus Aelian im 11. Band von 1787.

193. K (nach Nr. 194): den 7 April, i: Wahrheit 4,87f. 225,23 herunterschreibt: Töpen liegt etwas tiefer als Hof; vgl. 218,28, 240,4. 194. K (nach Nr. 191): Otto den 1 Mai. r: Wahrheit 4,87. Vgl. den folgenden Brief. 195. K (nach Nr. 193): An Rektor Kirsch den 1 Mai. Georg Wilhelm Kirsch (1752—1829), Rektor des Hofer Gymnasiums, bedeutender Orientalist (Fikenscher; Weißmann Nr. 1363). —- G. Chr. Maternus von Cilano, „Ausführliche Abhandlung der römischen Alter­ tümer“, hgb. von G. Chr. Adler, Altona u. Hamburg 1775—76, 4 Bände; Exzerpte daraus im 11. Bande von 1787. Richter hatte das Werk vielleicht aus der Gymnasialbibliothek entliehen. 196. H: Brit. Museum. 2% S. 4°; auf der 4. 8. Nachschrift und Adresse: An des Herrn Pfarrer Vogel Hochehrwürden in Rehau. J1: Wahrheit 4,181. J2: Nachlaß 3,261. A: Nr. 66. Der Brief ist wahrscheinlich erst Dienstag, den 17. Juli, abgegangen, vgl. A. Vogel schreibt in A • „Vielleicht muß ich auch bald Ihre Güte loben; das heißt den Zufall, daß Schultheß den Epictet übersezt, der Buchhändler ihn in Ihre Hände, und Ihr Herr Bruder ihn in meine Hände gebracht hat.“

Es war also wohl eines der Bücher, die er sich aus dem 224,20 erwähnten Bücherverzeichnis bestellt hatte. J. G. Schultheß, „Bibliothek der griechi­ schen Philosophen“, Zürich 1778—82, 4 Bände; der 2. Band enthält Epiktets „Reden“ und „Handbuch“, der 3. Antonins „Betrachtungen über seine eigensten Angelegenheiten“. 226,27 Nicolais Reisen: vgl. 172,23s. 32 J. Priestley, „Geschichte der Verfälschung des Christentums“, aus dem Engi., 2 Bände, Berlin 1785. (Eine andere Übersetzung erschien im gleichen Jahr in Hamburg.) 227,9 ein anderer: wohl Hermann, der im Mai 1787 nach Hof zurückgekehrt und Hauslehrer bei dem preußischen Rittmeister von Wessenig geworden war; vgl. Nr. 213.

197.

Fasz. 24. 22/2 8. 4°. K2: An Pfarrer Morus den 3 Sept, i: Wahr­ heit 4,90 (aus K1 und K2 gemischt). K2 zeigt zahlreiche kleine Varianten. Die doppelt eingeklammerten Stellen standen wohl nicht im Original. 227,20 rnacht^ wählt K2 21f. Nebenchristen K2 23 damalige bis 24 welches damaligen mit der Menschenliebe, Höflichkeitund Vernunft gleich sehr streitenden Reden der Wirkung zuschreiben, die K2 27 Religion] danach und der Apostel (die folgenden Relativsätze im Plural) K2 nie] nicht K2 29 Kernlehre] sogenante Hauptlehre K2 30 nicht bis 32 (Pharisäer)] keinen wegen Irthümern sondern wegen Lastern K2 228,5 vorschüzen] sagen K2 8s. keinen Buchstabens keine Zeile K2 12 widerstreitende Dinge zu gebärens widersprechende Dinge zu verfechten K2 17 Theorie] theorerische Behauptung K2 21 mässiger] danach tugfendhafter] K2 26 totalen] ewigen K2 29 Ja bis 34 zusammenfrisset.] Der H. svon Oerthel?] kan Sie mit beiden Büchern aus seiner Bibliothek erleuchten. Indessen gesteh' ich doch halt' ich einen Selbstmord aus blossen Vernunftgründen für völlig erlaubt, den nämlich wenn man Sallat und Milch isset. K2 36 ge­ plagten] armen K2 229,2 denn bis 4 verfuhren.] an den Dauern sehen können, die blos wegen der geschlipten Milch und wegen des dazu tretenden Alters sterben. K2 12 noch bis 13 Pappendekkel] so selten wie ein Walstsch ist K2 20s. heilige Stätte] aus Kanzel K1 21 Kopfes] Grols K2 26 sorgen] denken X2 27 Schaafe K2 28 ansehen;] danach ich würde die neuen Bücher wie neugebaknes Brod für ungesund ansehen; K2 29 vor mir hinstrekken] ausstrekken K2 wie] als K2 230,3 volstrekt K2 5 Liebe bis abschlüge] weder Liebe noch Ge­ horsam gewährte K2 7 entehrteste] gemisbrauchteste K2 K1 ist wahrscheinlich die mit Nr. 199 an Otto gesandte Kopie. Christian Morus (nicht Morg, wie i verliest) war 1774—1812 ’Pfarrer in Töpen. 228,1 f. Der Lutheraner Nikolaus von Amsdorf (1483—1561) bewies in einer 1559 erschienenen Schrift, „daß die Propositio, gute Werke sind zur Seligkeit schädlich, eine rechte wahre christliche Propositio sei“. 9-11 „Systeme de la nature“, die 1770 in London erschienene, wahrschein* lieh von Holbach verfaßte Hauptschrift des französischen Materialismus, wurde von Voltaire im „Dictionnaire philosophique“, Artikel „Dieu“, be­ stritten. 28Plato: im Phaidon. 29 Rousseau: vgl. Nr. 211f. 81—229,4

31

483

Auch Rousseau weist im „Emile“ auf die Unschädlichkeit gestockter Milch hin, da ja jede Milch im Magen gerinne; vgl. II. Abt,, II, 427,3-11. 229,16 Vogel, Völkel und wahrscheinlich Trogenprediger Müller; vgl.230,32. 37 Nachahmung der Gottheit: vgl. 226,22.

198. Ki An Bekman den n Sept. Vgl. zu Nr. 164. Beckmann hatte vermutlich den Druck der Satiren­ sammlung aufgeschoben. Nach einer bekannten Anekdote gewann Biron gegen Voltaire die Wette, wer den kürzesten Brief schreiben werde, indem, er auf Voltaires Anzeige: Eo rus (ich gehe aufs Land) antwortete: I (geh!). Richter meint vielleicht das verneinende Alpha privativum, das allerdings nicht für sich allein stehen kann.

199. Ki An Otto den 12 Sept. Mit Übersendung von Nr. 197 . 230,24 Abr. Hyazinthe AnquetilDuperron (1731—1805), der Übersetzer des Zend-Avesta (1771), war 1754 nach Indien gereist, um die heiligen Bücher der Parsen zu entdecken. 200. Ki An Vogel den i4 Sept. Den 14. Sept. 1787 war Kreuzerhöhung; Bußtag war aber im Bayreuthischen der 15. Sonntag nach Trinitatis, d. i. 16. Sept. 1787. Vogels Brief vom 22. Sept. 1787 scheint Antwort auf einen späteren Brief zu sein, s. Fehl. Br. Nr. 26. 201. Ki An Otto den 19 Oktob. 231,14 studirt] danach gestr. hat 231,8 Kümmel: wahrscheinlich Spitzname von Joh. Heinr. Joerdens, s. 169,21s; Hermann schreibt am 20. Jan. 1785 an Albrecht Otto, Joerdenr habe ihn bei ihrer Begegnung in Jena wider Erwarten gesiezt (Schreinert 8. 26). 11 Reim: Lümmel. 13 mittlere Region: vgl. 249,11s.

202. K: An Archenholz den 19 Oktob. A1 Nr. 69. 231,19 ihn 22 sie 28 lieber] aus mehr Wo sich Archenholz damals aufhielt, ließ sich nicht sicher ermitteln; der Brief ging an seinen Verleger nach Leipzig, s. Nr. 205. Der Aufsatz er­ schien u. d. T. „Launigte Phantasie“ im Mai 1788 in der „Neuen Litteratur und Völkerkunde“, später umgearbeitet als „Scherzhafte Phantasie von J. P. F. Hasus“ im 1. Band der Herbstblumine (I. Abt., XVII, 45—57). 231,17s. Vgl. 269,34ff. 28f. Anspielung auf Archenholz’ „England und Italien“ (vgl. 181,1s), worin die Engländer sehr gerühmt und den Deutschen als Vorbild hingestellt werden.

203. K: Trogenpredig. Geograph. Nov. 17. Vgl. Nr. 45f. Müller, der sich viel mit Geographie befaßte (Fikenscher), scheint Richter eine geographische Arbeit zur Beurteilung vorgelegt zu haben; s. Nr. 208 und 266. 204.

K : An Archenholz. A: Nr. 69. Datiert nach dem folgenden.

205. H: Autogr.-Katalog 417 Stargardt (Jan. 1939), Nr. 158. 1 S. 4°. Präsentat: empf. den ioten Oez. 232,22 §.] vielleicht I. 206. H: Goethe-Museum, Frankfurt a. M. 1 S. 4°; Adresse auf der Rucks. K: An Otto. 232,26s. nach Art und Weises nachtr. H 233,6s. du mouchoir] des Schnupftuchs K Der Überbringer war vielleicht Adam Richter, der als Bader ja eine Art Arzt war. 232,33 Paul Eugen Layriz (aus Wunsiedel), „Elementa logicae“, Stuttgart 1766, ein verbreitetes Schulbuch. 207. K (von 233,17 Komet ab in fremder Handschrift und Orthographie): An Pf[arrer] in Rehau den 16 Oez. i: Wahrheit 4,185X. A: Nr. 68. 233,24 frer2] die 23 dawider 25 feinen 234,2 Blumes Blaue 7 Saugfedern 233,löPfarrer hier: Morus, s. Nr. 197. 18 Bode: in den Anmerkungen zu Fontenelle (s. 201,33s), 8.303. 24—234,3 Vgl. I. Abt., 1,352,3-34, II. Abt., I, 226,7s. 234,14 Davor sind vier Bücherforderungen zu ergänzen, wie in Nr. 224; Vogel sandte mit A Bd. 1—7 der „Bibliotheque choisie“, vgl. 172,22s. 208. K: An Müller. 1788. Vgl. Nr. 203f. Müllers Manuskript handelte anscheinend von dem Charakter der Engländer.

209.

K ohne Überschrift. 210. K: An Herman den 7 Feb. B: Nr. 71. Bald nach Hermanns Rückkehr nach Hof waren die Freunde zum Du übergegangen. In B schreibt Hermann in rätselhaften Wendungen von einer wichtigen Nachricht, die er erhalten habe; es handelte sich an­ scheinend um sein drittes naturwissenschaftliches Opus, das er dem Ver-

leger Beckmann in Gera übergeben, aber wieder zurückverlangt hatte, da er nicht mehr damit zufrieden war (Schreinert S. 118 u. 175.) Das Dilemma ist vermutlich, ob Hermann nach Töpen oder Richter am nächsten Sonnabend nach Hof kommen solle. Von Juden ist in B nicht die Rede. 211. H: Brit. Museum. 2 S. 4°; auf der 4. 8. Adresse: Ihre des Herrn Pfarrer Vogel Hochehrwürden in Rehau. K (nur der Schlußsatz) ohne Überschrift am Schluß von Nr. 213. J1: Wahrheit 4,190. J2: Nachlaß 3,262. A:Nr. 72. 236,7 wenigen] 5 K a6fütterte] speisen können K 8 6000 K 9 fat machen] sättigen K Mit der Übersetzung der beiden Briefe über den Selbstmord aus Rousseaus „Nouvelle Heloise“ (II. Abt., III, 28—40). 235,31 Der2. Osterfeiertag war am 24. März 1788. 236,1 Rousseaus „Lettres ecrites de la Montagne“, Amsterdam 1764, worin er die freie Meinungsäußerung in Religionsfragen verteidigt. 212. K (nach Nr. 210) ohne eigne Überschrift, i: Wahrheit 4,163. Vgl. Nr. 73. 237,25s. Hermann ging im April 1788 zur Fortsetzung seines Studiums nach Erlangen. 213.

H: Brit. Museum. 1 S. 4°; auf der 4. S. Adresse: An des Hern Pf. Vogel Hochehrwürden in Rehau, und die Nachschrift von Völkel und Aktuar Vogel. K: An Pffarrer] Vogel in Rehau. J: Wahrheit 4,122X . 237,35 hörte bis Geistlichen] hat den hiesigen Pfarrer gehört K 238,4 Geistlicher] Pfarrer K 6 besagte Pfarrer] Moruö K Hermanns Besuch in Rehau unterblieb; Richter erhielt den Brief zurück und sandte ihn mit Nr. 224 an Vogel. 238,8 Joh. Sal. Semler, „Neue Versuche, die Kirchenhistorie der ersten Jahrhunderte mehr aufzuklären“, Leipzig 1787. 16 Vgl. 36,33s. 214. K (nach Nr. 211): An Archenholz den 9 April, i: Wahrheit 4,194 (mit Nr. 246 vereinigt). B: Nr. 69. Wahrscheinlich Nachfrage wegen der „Launigten Phantasie“, die nach B schon im März hatte erscheinen sollen.

215. K: An Herman den 18 April. B: Nr. 73. A: Nr. 74. 238,29 ergänzt aus A 31 Medina] aus Mekka Richter studierte und exzerpierte in dieser Zeit eifrig Albrecht von Hallers achtbändige „Elementa physiologiae corporis humanae“,

Lausanne 1757—66, deutsch von J. 8. Halle, Berlin 1762—76; vgl. I. Abt., II, 289,21s., 357,315. Hermann hatte in B gebeten, „den bestellten Theil von Haller" bei seinem Vater abholen zu lassen; in A schreibt er, er habe auf Richters Wunsch „die 3 besagten Bände*‘zurückgelassen; Richter möge sie so bald als möglich abholen, durchlesen und zurückschicken. Nach B wollte er am Sonnabend (19. April) nach Erlangen abreisen; er habe es am Sonntag (13. April) abend vorgezogen, mit seinen Hausleuten im Mond­ schein „wonniglich" spazierenzugehen, statt einer Gesellschaft bei den Ottos, in der auch Richter war, beizuwohnen. 216. K (nach Nr. 218): Amtman Roder den 4 Mai. 239,5 ein bis 6 ist.] nachtr. Georg Gottfried Roder, Klosteramtmann in Fattigau (Adreßbuch 1795, 8. 93). Fontenelle: s. 201,33s.

217. K: An Ookt. Joerdens den 4Mai. i: Wahrheit 4,195. Adressat ist wohl nicht der von Richter und seinen Freunden nicht ernst genommene Johann Heinrich Joerdens (s. 169,21s), sondern dessen Vetter Peter Gottfried Joerdens (1765—1820), Sohn des „schwarzen" Doktors (s. 107,7t), der am 12. Januar 1788 in Erlangen promoviert hatte und sich dann eine Zeitlang in Hof aufhielt (Fikenscher; Weißmann Nr. 4516). Hermann läßt im Brief an J. P. Nr. 97 den „jungen schwarzen Dr.“ freundlich grüßen. 239,21s. Vgl. I. Abt., I, 331,22s.; wer oder was mit den 2 redseligen Fröschen gemeint ist, vermag ich nicht anzugeben. 23 Job. Peter von Frank, „System einer vollständigen medizinischen Polizei", 4 Bände, Mannheim 1779—89; Exzerpte daraus im 13. und 14. Band (1788). 218. K (nach Nr. 215): Otto den z Mai. 239,27 verzögerte Zurückgeben: von Hallers Physiologie, vgl. zu Nr. 215.

219. H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1% S. 4°; auf der unteren Hälfte der 2. 8. nicht zugehörige Notizen. J: Wahrheit 4,196 (Mai 1788). 240,13 wirkliches^ nachtr. 22 worden^ nachtr. 30 Rechtens aus rechten 32 unpartheiisch^ nachtr. 35 am Ende^ nachtr. Die Datierung von J beruht wohl nur auf Vermutung, dürfte aber un­ gefähr stimmen. Richter hat diese Schilderung in der Auswahl aus des Teufels Papieren verwertet (I. Abt., I, 332fL), wohl bei der letzten Über­ arbeitung Ende 1788 (s. Nr. 238f).

220. K (nach Nr. 217): Den 20 Mai Herman. i: Wahrheit 4,126X (mit Nr. 226 vereinigt). B: Nr. 74. A: Nr. 76. 241,21s. un[gleid^]artigjlen 3üge] aus ungläub. Erwartung 36 über] aus unter 242,9 hineinfallest] aus niederfällest Mit dem 3. Band von Hallers Physiologie. 241,6 Hermann hatte ge­ schrieben, es gefalle ihm in Erlangen so wenig, daß er, wenn er sich nicht fest entschlossen hätte, ein Jahr dort zu bleiben, schon in vier Wochen wieder in Hof sein würde. 10-17 Hermann hatte eine sehr zynische Schilderung eines Praktikums über Geburtshilfe gemacht, bei dem er zum erstenmal seinen Zeigefinger in eine lebendige Vulva gesteckt habe: „Wie wird mirs gehen, wenn ich einmal bey meiner Frau mit dem eilften Finger touchiren soll." (Vgl. den Schluß des Briefs.) 15-17 Vgl. 101,28-30. 18-22 Hier taucht zum erstenmal die Absicht auf, einen Romanzu schreiben. Hermann kann in mancher Hinsicht als Urbild von Jean Pauls späteren Humoristen gelten; in den „Biographischen Belustigungen" sollte er sogar mit seinem richtigen Namen auftreten, s. I. Abt., V, Einl. S. XXIXf. 28 Vielleicht ist zu ergänzen: der Kammerrath von Oerthel; vgl. zu Nr. 228. Christian Otto hatte versprochen, Hermann in Erlangen mit Geld zu unter­ stützen; vgl. Nr. 226. 34-37 Vgl. die bekannte Stelle über die drei Wege zum Glück in der Vorrede zum Fixlein (I.Abt., V, 4,22-34; auch I, 519,11-13). 242,3 Hier berichtete Jean Paul wahrscheinlich über seine eignen hypochon­ drischen Zustände, vgl. 235,28s. 14 Wie aus A hervorgeht, hatte Richter in seinem Briefe vier Hände angebracht, vielleicht am Rande, um auf gewisse Stellen besonders hinzuweisen, oder, wie Hermann im Scherz andeutet, um sein Entsetzen über Hermanns Zynismus auszudrücken. 221. K: An Otto. 242,21 ein curator sexus geworden] aus in einen curator sexzis verfwandelt] worden 242,20 Quatember — 14. Mai 1788. 25 2. Feiertag (Pfingsten) = 12. Mai 1788. K: An Otto.

222. 242,30 rc. matiezt [!]

223. K: An Mehringer. Georg Jakob Mehringer, geb. 26. Juni 1762 in Hof als Sohn eines Briefträgers, gest. 2. Okt. 1797, hatte 1774—83 das Hofer Gymnasium be­ sucht, dann in Leipzig und Erlangen Theologie studiert, worauf er sich „mit Unterweisung der Jugend abgab" (Fikenscher; Weißmann Nr. 5187). Er gab anscheinend Samuel Richter Privatunterricht. Vgl. zu Nr. 228 und Wahrheit 4,325. Später wurde er Hauslehrer bei dem Kammerdirektor von Flotow in Bayreuth, vgl. 394,2 und 402,8.

224. H: Brit. Museum. 2 S. 4°; auf der 4. 8. Adresse: Ihro des Herrn Pfarrer Vogel Hochehrwürden in Rehau. Mit 8 [aus 9] Büchern. K: An Vogel in Rehau. Den 2 Jul. [!] J1: Wahrheit 4,199. J2: Nachlaß 3,262. A: Nr. 75. 243,24 Causaboni H 243,13 Wonsiedel: vgl. Nr. 229. 14 Schüler des Zeno: vgl. 238,5. 21 Brief: Nr. 213. 24 Isaak Casaubon, ,,De rebus sacris et ecclesiasticis exercitationes XVI ad Cardinalis Baronii prolegomena in annales etc." (1614); s. 250,26ff. 26 Johann Gottfried Eichhorn, „Einleitung ins alte Testament", 3 Bände, Leipzig 1780—83; Exzerpte daraus im 14. Band von 1788. 27 Le Giere: vgl. 172,22s und 189,26s.

225. H: Brit. Museum. 2 % 8. 4°; auf der 4. 8. Adr. J1: Wahrheit 4,203 X . J2: Nachlaß 3,263X. A: Nr. 77. 244,21 Ja ich roil] aus Ich wil auch H Wahrscheinlich sollte Richter den Kammerrat von Oerthel um ein Darlehen für Vogel bitten. 244,35 Vogel hatte am 2. März 1788 geschrieben, er sei schon zweimal zu vakanten Superintendanturen vorgeschlagen worden. 226. K: An Herman den 20 Jul. i: Wahrheit 4,126 X (mit Nr. 220 vereinigt). B: Nr. 76. A: Nr. 80. 245,20 ihm^ oder ihnen Hermann erhielt den Brief erst am 9. August. Er war durch das Aus­ bleiben der ihm von Christian Otto versprochenen Unterstützung in die ärgste Not geraten und drohte davonzulaufen. Auf diesen Brief bezieht sich wohl die Stelle in Hermanns Brief vom 21. Aug. 1788: „.. . da ich seithero in der Meynung stand, daß dein: ,Otto hat die O . . . . [Ottoin?] ersucht um . . ., und den Erfolg kanst du errathen4 — so viel heissen sollte, als du wirst 50—100 oder 200 fl. erhalten ..." (Schreinert S. 138.) 245,7s. ihre Bekantschaft: gemeint sind wohl die Joerdens, vgl. 107,7s u. 219,22. 245,10 Heinr. Friedr. von Delius (1720—91), Professor der Medizin in Erlangen, den Hermann besucht und wegen seines Vorhabens, Dozent für Chemie oder Physik zu werden, konsultiert hatte, los. Erb­ schaft: es scheint sich um eine den Ottos durch den Tod einer Bergrätin zugefallene Erbschaft zu handeln (Schreinert 8. 133); vgl. 249,15. 20s. Vgl. A: „Das Tridram hat mir ausserordentlich wohl gefallen. O wenn ich nur einen ganzen, aber auch geschliffenen, nicht hÖckrichten Spiegel statt eines solchen Trumms hätte. — Ich und du sind ein Paar Genie, dies be­ weist unser gleiches elendes Schiksal..." Leider hat sich nichts davon erhalten. Ich vermute, daß darin, anschließend an Epist. Judae 9, Richter als Erzengel Michael Hermann (Moses) gegen die Angriffe zweier Hofer Nörgler verteidigte. Vielleicht stammen daraus die Worte, die Hermann in seinem Brief vom 21. August 1788 zitiert: „der hat ka bisla Welt" — „er liebt Belletrie, AnnulumPlatonis p." (Schreinert 8.139s.) Vgl. auch 272,sff.

227. K: An Otto den 26 [!] Jul. 245,33 roil] aus wird Am Jakobitag fand in Hof alljährlich das sog. Plothoische Vogelschießen statt. Der Posten ist wohl die Miete, vgl. 216,34s.

228. K: An Herman den 1 August, i: Wahrheit 4,130. B: Nr. 78. A: Nr. 81. Hermann erhielt den Brief, dem 6 Gulden beigelegt waren, erst am 21. August durch seinen Vater; er hatte in B neuerdings die Absicht ge­ äußert, heimlich aus Erlangen zu entweichen. Auf ausgelassene Stellen weisen folgende in A: „Mein 2tes Buch [„Über Feuer, Licht und Wärme“, Berlin. 1787] kanst du von Mehringer [s. Nr. 223f] erhalten;1)*— * aus dem hie und da ausgesprengten Gerücht, daß ich aus Misfallen über Erlang nach Wien gehen will, kan noch Ernst werden ... Vorsichtige Verwendung bei der Frau Oerthlin verbiete ich dir gar nicht... ,Ich soll den Ottoen meineLage wahrer vorstellen4? ... Dein Zureden, daß ich in Erlang bleiben soll. . ."

229. K: An Stadtsyndikus Rus in Wonsiedel den 6 Aug. i: Wahrheit 4,206. Vgl. 243,13. Richter übersendet sein Erstlingswerk für die Ratsbibliothek seines Geburtsorts (dort nicht mehr vorhanden). 230. H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1 S. 4°; auf der Rücks. Adresse; ein Stück des Papiers das vielleicht die Unterschrift trug, ist abgerissen. J: Wahr­ heit 4,114 X. H stammt aus Jean Pauls Nachlaß. Der Brief scheint erst im Oktober in neuer Fassung abgegangen zu sein, s. 267,34. 246,31 Katalogen: vgl. 218,28.

231. K: An Herman den 29 August, i: Wahrheit 4,131 X. B: Nr. 79, 80, 81. A: Nr: 82. Hermann hatte in drei Briefen nochmals seine Notlage geschildert und den festen Entschluß geäußert, spätestens am 5. September Erlangen zu verlassen; bis zum 1. Sept, mittags könne Richter ihm noch etwas schicken. Er verwahrt sich aber aufs entschiedenste gegen Richters Verdächtigung (245,17-19), daß er sich dadurch an Otto rächen wolle. 1) Mit seiner gewöhnlichen Vorliebe für Geheimniskrämerei hatte Her­ mann den Ort, den er aufsuchen wolle, nicht direkt genannt, sondern am 30. Juli geschrieben: „Setze in meinem 2ten Kinde die ersten Buch­ staben zusammen von pag. 44.122.169.179.2.4. 35. 37. ... und schweige.“ Die Buchstaben ergeben den Namen Göttingen.

232. H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 2 8.4°. K: An Herder den [gestr. 29] 1 Sept. i: Wahrheit 4,106. J: Herders Nachlaß Nr. 2 (7. Sept.) A: Nr. 83. 247,31 wolwollenden] aus wolwollendem H 34 Furcht]Besorgnis K 248,2.3 besorge] fürchte K 4 gewinn' ich] gewinnen sie K 11 geborne] aus gebornen H 15 irgend einem] jedem K 16 noch mehr] besser K ich in] in in H Vgl. Nr. 116 und 120f. Mit dem ernsthaften Aufsatz „Was der Tod ist“, der im Dezember 1788 im Deutschen Museum, später umgearbeitet u. d. T. „Der Tod eines Engels“ im Quintus Fixlein erschien (I. Abt., V, 41—45), und dem satirischen „Meine Beantwortung der Berliner Preisaufgabe: ob man den Pöbel aufklären dürfe“ (II. Abt., III, 41—50). 233. H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 1 S. 4°; auf der 4. S. Adresse. K: An Herd, den 24. Okt. i: Wahrheit 4,108. J: Herders Nachlaß Nr. 3^ A: Nr. 83. 248,34 sind] nachtr. H 249,3 warlich] nachtr. H 234. K: An Herman den 2 Rov. i: Wahrheit 4,135 X (mit Nr. 243 vereinigt). B: Nr. 82. A: Nr. 86. Hermann hatte am 6. September Erlangen verlassen und war nach einer von furchtbaren Kolikanfällen gestörten Fußreise am 14. September in Göttingen angekommen. Er erhielt diesen Brief durch Professor Feder. (Er hatte gebeten, ihm unter der Adresse seines Freundes Graefe in Er­ langen zu schreiben.) 249,11s. Anspielung auf die botanische Einteilung in Regionen; vgl. I. Abt., II, 196,i3ff. 14s. Hermann hatte am 9. August geschrieben, er überlasse es Richters Klugheit, was er von seinen (Her­ manns) Briefen Christian Otto wissen lassen wolle (Schreinert S. 138). 15 VgL 245,19s. 235. H: Brit. Museum. 2% S. 4°; auf der 4. 8. Adresse wie zu Nr. 196. K (nach Nr. 236): An Vogel in Rehau den 16 [!] Nov. J1: Wahrheit 4,207. J2: Nachlaß 3,263 X. A: Nr. 85. 250,9 Dahrds] aus Bahrtö H 10 Haftes stehe K 11 Philosophie] Metaphysik K meiner Person] meinem Wesen K 21 eine Frau] Weib K 251,3 unterscheide] aus unterschiede [?] H 249,27 Heinr. Arnold Lange, „Das geistliche Recht der ev.-luth. Landes­ herren und ihrer Unterthanen in Deutschland“, 2 Teile, Kulmbach 1786; Exzerpte daraus im 15. Band von 1788/89. 28 Vogel war zum Pfarrer in Arzberg berufen worden. , 250,1 Joh. Georg Wunderlich (1734—1802), seit 1782 Superintendent in Wunsiedel, orthodox; Vogel hatte sich in den „Raffinerien“ (I, 316) über ein Gedicht lustig gemacht, das Wunderlich unter das Bild seines Vorgängers Esper (s. 5,5s) hatte setzen lassen, und das mit den Versen schloß: „So müsse denn mein Kiel bei seinem Ruhme schweigen, / Er kann hier nur sein Bild — nicht Espers Größe zeigen.“

7 Joseph Toaldo, „Witterungslehre“, aus dem Ital., Berlin 1777; vgl. 251,19s. 8 Jakob von Mau villon, „Sammlung von Aufsätzen über Gegen­ stände aus der Staatskunst“, 2 Teile, Leipzig 1776—77. 9 K. Fr. Bahrdt, „System der moralischen Religion“, 2 Bände, Berlin 1787; Vogel über­ sandte das Buch, das er als „Unterschied zwischen Religion und Moral“ bezeichnet, mit der Bitte um Noten über die wichtigsten Stellen. 15 „Horus oder astrognostisches Endurteil über die Offenbarung Johannis usw.“, Ebenezer (Halle) 1783 (von Chr. Ernst Wünsch). 20 Vogels Schrift über den Evangelisten Johannes erschien erst 1801; s. Jean Pauls Brief an Otto vom 11. Mai 1801. 22 Anspielung auf den Zukunftsroman „L* an 2440“ von L. S. Mercier (1770); vgl. II. Abt., II, Einl. 8. XIV.

236. K (nach Nr. 234): An Völkel den i6 Nov. i: Wahrheit 4,213. 251,23 ob] von 251,15Gerhard: s. 173,2s. 23 dreiFreunde: Völkel, Aktuar Vogel und wahrscheinlich Ellrodt, vgl. zu Nr. 118. 25 Samuel Andr. Tissot; das ge­ wünschte Werk ist vermutlich der „Traitö des nerfs et de leur maladies“, 3 vol., Paris 1778—80; Exzerpte daraus im 15. u. 16. Band (1788/89); vgl. auch II. Abt., III, 98,22 u. 292. 237. K (nach Nr. 235): An v. Schönfeld den i Dez. i: Wahrheit 4,101. Vielleicht Joh. Siegmund Wilh. Ferd. von Schönfeld auf Brandenstein; vgl. 402,23.

238. K: An Bekam f!] i O. Richter hatte die Auswahl aus des Teufels Papieren noch einmal über­ arbeitet; vgl. 254,24. 239. 252,9 plaisenQ aus aiment

K: An Otto. 20 puissance] vielleicht jouissance Vgl. Nr. 121f. Christoph scheint dem Kammerrat von Oerthel Wein ge­ liefert zu haben. 252,18s. livres de Bekman: vgl. Nr. 230.

240. K: An Spangenberg den io Oez. i: Wahrheit 4,97. Über die Familie von Spangenberg in Venzka (bei Hirschberg) s. G. Landau, „Geschichte der Familie von Trefurt... sowie Geschichte der noch blühenden Familie von Spangenberg“, Kassel 1862, und meine An­ gaben in der Zeitschrift f. Bücherfreunde 1912/13, 8. 381, und 1914/15, 8. 86. Der 1772 verst. gräfl. reussische Amtmann Hartmann Andreas Spangenberg, ein Neffe des berühmten Herrnhuters, hatte seiner Witwe,

Beata Charlotte Dorothea, geb. Lindner, sechs Kinder hinterlassen, denen durch Diplom vom 5. Nov. 1780 der Adel neu bestätigt wurde: 1. Beata (s. Nr. 333f); 2. August Ludwig, geb. 16. Juni 1765, gest. 9. Mai 1802; 3. Sophie Henriette Friederike, geb. 12. Sept. 1767, vermählt 23. April 1787 mit dem Regierungsrat Karl Friedr. Otto in Gera; 4. Wilhelmine (s. Nr. 297f); 5. Karl Friedrich Wilhelm, geb. 28. Mai 1770, gest. 29. März 1796 als Dr. jur. in Jena; 6. Heinrich George Traugott, geb. 30. Aug. 1771, gest. 17. Fehr. 1849 als Ob erforstmeister in Wehrau. Der letztere, von dem sich drei Briefe an Jean Paul erhalten haben (Berlin JP), hat 1826 dem ersten Biographen Jean Pauls, Heinr. Doering, einiges Material geliefert (s. Persönl. Nr 10). Daß aber nicht er, sondern der älteste Bruder, der Erbe des Gutes Venzka, Adressat dieser frühen Briefe ist, geht aus den Anspielungen auf dessen Bräutigamsstand hervor, vgl. 279,28s, 293,2iff. August Ludwig wurde am 15. Juni 1790 in Saalfeld getraut mit Johanna Elisabeth Christiane Dorothea Rose, einer Kaufmannstochter aus Eisenach, die ihm fünf Töchter gebar. — Richter übersendet hier anscheinend die „Oeuvres posthumes de Fred^ric II", Berlin 1788. 241. K (nach Nr. 242): An Vogel in Rehau den 15 Oez. Der Länderkundige ist vielleicht der Trogenprediger, vgl. zu Nr. 203.

242. K (nach Nr. 240): An Meyer den 16. i: Wahrheit 4,101 x (10. Dez.). 253,5 meinen Körpers aus mich Trotz der abweichenden Schreibweise handelt es sich wohl um denBuchhändler in Hof, s. Nr. 173. Der Kammerrat von Oerthel schreibt im Brief an J. P. Nr. 92, daß er die rückständigen Bände von Voltaires Werken (Gothaer Ausgabe) durch den Kommerzienrat (d.i.Buchhändler) Meyer (so!) nicht bekommen könne. Richter hat in dieser Zeit Voltaires „Dictionnaire philosophique" und die „Questions sur 1'Encyclopedie" exzerpiert. 253,7 ihm: wohl dem Kammerrat von Oerthel.

243. K (nach Nr. 241): An Herman. 8 Oez. i: Wahrheit 4,136 X (mit Nr. 234 vereinigt). B1: Nr. 84. B2: Nr. 86. A: Nr. 89. 253,26 Kouvert] aus Kouwert 33f. 254,35. 255,14 ergänzt aus A 255,31 meinen] oder meinem In B1 fragt Hermann an, ob Richter zwei frühere Briefe von ihm aus Göttingen erhalten habe, die er zur Spedierung an seinen Freund Graes e in Erlangen geschickt hatte, um seinen neuen Aufenthaltsort nicht zu ver­ raten. Vorhanden ist davon nur noch einer, Nr. 82, den Richter schon mit Nr. 234 beantwortet hatte. Der „heutige" Brief ist B1 (12 8. 4°!), während B2 erst unter der Abfassung unseres Briefs eintraf. 253,14-19 In B1 klagt Hermann über das Ausbleiben seines Kuss er s (!), der alle seine Hirn-

gehurten, sowohl Fötusse als Puncta salientia, berge; in B2 meldet er dessen Eintreffen. 21 dein Kopf von aussen: vgl. 86,33. 27-29 Hermann hatte in B1 im Scherz geschrieben, er werde niemand heiraten als seine Mutter oder seine Schwester (Katharina Eva, geb. 1771); in A schreibt er: „Dein erstes Karpfengericht beschäftigt mich auf die angenehmste Weise; es betriff deine Heyrath zweyer Schwestern — in den Augen der einen hast du brüderliches Liebesfeuer blitzen gesehen ... und die Augen der andern hast du mir jederzeit vorzüglich gelobt und mich nicht selten dadurch eifersüchtig gemacht.“ 34 Auf die hier ausgelassene Stelle bezieht sich wahrscheinlich die Bemerkung in A: „Bey der mir angenehmen Nachricht deiner Verbindung mit Herdern und [der] darauf folgenden Jakobischen Definition [vgl. zu Nr. 247], und daß du mich in Verbindung bringen willst. .." 35ff Göttinger Philosophen: Hermann hatte in B1 ge­ schrieben, er könne sich in das heutige professormäßige Philosophieren nicht mehr finden. Gegner Kants war hauptsächlich Feder, vgl. 215,9s. 254,3 wärmere Klima: Hermann hatte ein leidliches Unterkommen als Hofmeister bei einem französischen Grafen Broglie gefunden. 6 Job. David Michaelis (1717-91), Professor in Göttingen, Theolog und Orien­ talist; vgl. 146,10 und I. Abt., IV, 98,19s. 8 Winde im Unterleib: Hermann hatte von seines Grafen „unbändiger Gabe zu forzen“ erzählt; in A versucht er eine Erklärung. 18 An dieser Stelle ließ sich Richter jeden falls näher über seine körperlichen Beschwerden (vgl. 248,11) aus; vgl. A: „Du schreibst mir auch von einer Örtlichen Schwächung der Lunge und sezt Fragen dabey, die mich vollkommen überzeugen, daß sie unnöthig zu beantworten sind und du vollkommen an der Hypochondrie leidest. Ein paar lokale Krämpfe und die bey allen Hypochondern bisweilen ganz närrisch verrükte Einbildungskraft machen dich zum Schwindsüchtigen..." (Schreinert S. 179.) 19-22 Hermann hatte in B2 erzählt, wie er seinen Grafen davon überzeugt habe, daß statt des täglich wiederkehrenden Ge­ richts von Rüben, Kartoffeln und Rindfleisch Abwechslung gesünder sei. 24-29 Aufrichtigkeit: Hermann hatte seine gegen Otto geübte Ver­ stellung fallen lassen. 34ff. Federsche Behauptung: Hermann hatte in B1 der von Feder im Kolleg vertretenen Ansicht, daß nicht die Organe, sondern die Seele die Empfindung habe, lebhaft widersprochen: „Wenn jeder einzelne Atom zwischen mir und der Sonne nicht eben die Vorstellungen hätte, die ich nachhero durch sie, wie andere Vorstellungen durch den Nervengeist, durch mein Seelenorgan oder durch die mich so im Körper wie beym Sehen ausser dem Körper umgebende Seele erhalte, so würde ich warlich niemals wissen, daß eine Sonne nur existirt...“ 255,14 Hermann hatte sich in B1 darüber aufgehalten, daß die Franzosen „nicht reden, wie sie schreiben, oder nicht schreiben, wie sie reden“ und ihre Sprache wie ihre Schrift verhunzen. Vgl. A: „Dein sams xaen hat mir sehr gefallen, nur must du wissen, daß du damit einen Höfer Dialekt, aber keineswegs die von mir jezt sogenante Vornehm deutsche oder Kanzel-aussprache schilderst.“

Vermutlich hatte Richter geäußert, auch im Deutschen schreibe man nicht, wie man spricht,* sonst müßte man „sams xaen" für „sie haben es gesehen" schreiben. 18s. Im Höfer Intelligenzblatt war im Oktober 1788 (Nr. 40ff.) „Ein Beitrag zur Beförderung der Aufklärung und des Wohls meiner Mitbürger" erschienen, wahrscheinlich von Peter Gottfried Joerdens, dem Sohn des „schwarzen Doktors" (s. Nr. 217f), den Richter bisher für tüchtiger als seinen „weißen" Vetter Johann Heinrich Joerdens gehalten hatte. 20-22 Tretscher: vgl. 223,27s; hierauf bezieht sich wohl die Be­ merkung in A: „Deine Nachricht von der Mamsell Wächter war mir auch in Göttingen eben so sehr interessant als in Hof." Die Verlobung ging aber zurück, s. 272,15s. 25-27 Wien: vgl. zu Nr. 228; Hermann hatte gebeten, seinen neuen Aufenthaltsort noch geheim zu halten; erst in A hob er das Schweigegebot auf. 244. K: An Spangenberg den 19 Jenner 1789. i: Wahrheit 4,97. Der Hofer Jahrmarkt begann am Montag vor Pauli Bekehrung, d. i. 19. Januar 1789. 245. X: An dieHerderin den zoJenn. i: Wahrheit4,111. B: Nr. 83. A: Nr. 87. Vgl. Nr. 232f.f. In B hatte anstelle* des nach Italien verreisten Herder dessen Gattin mitgeteilt, sie habe die beiden Aufsätze, da Wieland sie ab­ gelehnt habe, an den Herausgeber des Deutschen Museums (Boie, vgl. Nr. llf) geschickt; das Stück über den Tod habe ihr „innig wohlgethan“. Richters neue Bitte ging wohl nur auf Benachrichtigung bzw. Rücksendung. In A sandte Karoline die satirische Abhandlung zurück mit der Nachricht, daß das Deutsche Museum eingegangen sei und nur das kleine Stück noch ins letzte Heft (Dezember 1788) habe eingerückt werden können; das von Boie versprochene Honorar werde sie schicken, sobald sie es erhalten habe. 246. K: An Archenholz 8 Febr. i: Wahrheit 4,194 (mit Nr. 214 vereinigt). Der eingesandte Aufsatz ist vermutlich die eben zurückgekommene Satire über die Aufklärung, von der JeanPaul später mit Unrecht glaubte, sie sei in der „Litteratur und Völkerkunde“ erschienen; s. Euphorien XXI (1914), S. 222. 247. K: An Vogel in Artzberg 16 Febr. i: Wahrheit 4,215 X. B: Nr. 88. Vogel hatte Richter nach seinem neuen Pfarrort eingeladen. 257,1-7 Vogel hatte bemerkt, daß seine Feder jetzt nur noch „an Sermons und Protokollen kritzele". Es scheint, daß Richter mit seinen Bekannten zu­ sammen eine — wohl nur geschriebene — Monatsschrift herausgeben wollte, die er dann allein u. d.T. „Höfer Vierzehntags-Blatt" am 17. Mai 1789 begann (II. Abt., III, 65—75). 7-14 Beckmann: vgl. Nr. 230 und

249; Richter legte einen Brief von ihm bei, s. 258,31s. Lübeck in Bayreuth hatte die „Raffinerien*6 verlegt. 23-27 Das Buch ist wahrscheinlich ein Werk von Friedr. Heinr. Jacobi, der in der Allg. Deutschen Bibliothek an­ läßlich seines Streits mit Mendelssohn über Lessings Stellung zu Spinoza heftig angegriffen worden war (68. Bd., 2. St., S. 323ff.). Die neue Ausgabe der Schrift „Über die Lehre des Spinoza in Briefen an Moses Mendelssohn“ kann allerdings nicht gemeint sein, da sie erst im Frühjahr 1789 erschien, wohl aber die Schrift „David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus“, Breslau 1787, die in der Unsichtbaren Loge neben Woldemar, Allwill und Spinoza als „das beste über, für und gegen Philosophie“ ge­ priesen wird (I. Abt., II, 142), während in den Teufelspapieren nur erst der „Vermischten Schriften“ (1781) gedacht wird (I. Abt., I, 349,36s.); vgl. 296,28-31. 248. K (nach Nr. 249): An Otto 2i März. An Richters 26. Geburtstag geschrieben. Er nennt den Kammerrat von Oerthel den alten Dessauer (wie Fürst Leopold von Dessau genannt wurde), weil das von Basedow gegründete Philanthropin sich in Dessau befand. 249. K (nach Nr. 247): An Bekman den 23 März. Vgl. Nr. 230 und 278. Den Scherz mit dem Postskript wiederholte Jean Paul später einmal in einem Brief an Cotta, s. III. Abt., VII, 72, Nr. 192. 250. K (nach Nr. 248): Spangenberg 23 März, i: Wahrheit 4,98. Bußtag — 29. März 1789 (Judica).

251.

K: An Otto 2 April. 252. H: Brit. Museum. 1 8. 4°; auf der 4. 8. Adresse: Sr. des Herrn Pfarrer Vogel Hochehrwürden in Arzberg. K: An Vogel in Arzberg den i6[!] Ap. i: Wahrheit 4,218. 258,22 laufe] trete K 259,3 poches] aus mains H 253. K: An Vogel in Schwarzenb. i6[!] Ap. Doch wohl gleichzeitig mit dem vorigen Brief geschrieben.

254. Kx Bekam [!] 3 [? aus 2] März [!]. Das Datum scheint verschrieben zu sein; der Brief wäre sonst noch vor Nr. 249 anzusetzen.

255. K: An Spangenberg, i: Wahrheit 4,167 X . Wahrscheinlich kehrte Richter kurz vor Ostern (12. April 1789) nach Hof zurück. „Er“ ist vermutlich der junge Oerthel. Im Hesperus heißt es bei Viktors Entschluß, Joachime Zu verlassen: „ — ziehe dich von ihr ohne ihre Schmerzen los — deine Hand gleite allmählich aus ihrer und räume einen Finger nach dem andern, wie es Mädchen mit ihren physischen machen, und stelle dich weder als ihren Feind noch als ihren Liebhaber an.“ (I. Abt., IV, 77,36ff.) 259,23 spionierende Hörrohre: vgl. 287,7. sächsische Gäste: vgl. 279,28s. 256. K: 21n ....[!] »: Wahrheit 4,168 (mit Nr. 283 u. 302 vereinigt). In der Anrede an den Zögling schwankt Richter zwischen Du und Sie, vgl. Nr. 283, 302, 313.

K: An Spangenberg den 11 Apr. Vgl. I. Abt., I, 222, Fußnote.

257. i: Wahrheit 4,98.

258. K: An Otto den 4 Mai. i: Wahrheit 4,219 X. 260,30 Keuse i datiert den Brief noch von Töpen; Jean Paul pflegte aber auch an den Freund, wenn er sich am gleichen Ort befand, Briefe bzw. Billette zu schreiben. Der zweite Absatz ist möglicherweise aus einem andern Briefe.

K: An Dekrnan 20 Mai.

K: An Roder 21 M. Vgl. Nr. 216.

259. r: Wahrheit 4,114.

260. i: Wahrheit 4,102.

K: An Otto den 27 Mai.

261. r: Wahrheit 4,219.

262. K: An Otto den 27Mai. r: Wahrheit 4,220. 261,27 Jhr^ aus Dein Richter übersendet seine Teufels-Papiere (s. Nr. 267), die aber nur 36 Bogen haben (2 Bogen Vorrede und Inhaltsverzeichnis, 34 Bogen Text; vgl. 273,35s). Die beiden andern Bücher sind: „Der Hausarzt in gefahr­ vollen und schmerzhaften Zufällen“, Hof 1789 (7 Bogen), von Joh. Heinr. Joerdens (s. 169,21s) und „Von den Eigenschaften eines echten Geburts­ helfers“, Leipzig 1789, von Peter Gottfr. Joerdens (s. Nr. 217f). 32 Jean Paul Briefe. I

497

263. K: An Spangenberg den 28 Mai. Erdbeben gab es im Vogtlande am 30. März, 25. April und 17. Mai 1789. Das Batistweben geschah in feucht-kühlen unterirdischen Räumen. Italienische Keller hießen in Leipzig die an Italiener verpachteten Wirtschaften unter Auerbachs Hof.

264. K: An Dekman den 7 Jun. i: Wahrheit 4,115. 262,8 redens oder Leden 262,9 Veränderung der Bibliothek: s. Nr. 278. 10 Maier? s. Nr. 173f-

265. K (nach Nr. 266): An Joerdens den 10 Jun. Vgl. Nr. 217f. 262,19-21 Richter wünschte vermutlich, das Werk von Frank noch zu behalten, aus dessen 4. Band er sich in dieser Zeit Auszüge gemacht hat. 266.

K (nach Nr. 264): An Trogenprediger Müller den 14 Jun. [verb. aus An Meißner in Prag den 9 Jun. vgl. Nr. 282] Die Teufels-Papiere zählen nur 542 Seiten; 562 sind es, wenn man Vor­ rede und Inhaltsverzeichnis, aber nicht das Aviso mitzählt; vgl. Nr. 262f. Über Müllers Buch s. Nr. 203f; es scheint nicht erschienen zu sein. 267. H: Berlin. 4. 8. 8°, rosa Papier. 264,10 sein eignes] aus das seinige H war offenbar vorne in ein Exemplar der Teufels-Papiere eingeheftet. 263,4 Neitsch: Buchbinder in Hof, vgl. Weißmann Nr. 5564ff. 10 38 Bögen: s. zu Nr. 262. 35 Baron Wolf: der Philosoph Chr. Wolff (1679—1754) war 1745 vom Kurfürsten von Bayern in den Reichsfreiherrnstand erhoben worden; vgl. 296,30. 264,11 ff. Vgl. die Groteske „Meine lebendige Begrabung“ (II. Abt., III, 280—290). 26 im Leichen tracht: Tracht als masc. kommt nur vereinzelt vor; auch Jean Paul braucht das Wort sonst weiblich, vgl. 269,1.

268.

K (nach Nr. 265): An Mehringer 21 Jun. Mehringer hatte um die Teufels-Papiere gebeten.

K: An Dekman.

270. H der Widmung: Auktion Max Perl, Sept. 1917, Nr. 610. K: An Vogel in Arzberg. Den i [aus 26] Jul. i: Wahrheit 4,221. A: Nr. 91. 265,8 Senior] Pf[arrer^ K widmet^ giebt K

271. K: Völkel in Schwarzenbachs 9 Jul. i: Wahrheit 4,170 X (Fußnote, undat.). A: Nr. 90. Völkel, Aktuar Vogel und Cloeter (s. zu Nr. 305) hatten Richter den Unterricht ihrer Kinder angetragen; er schob aber den Antritt der Stelle bis Anfang 1790 hinaus, s. 278,13s. In A wird die Erledigung der Angelegen­ heit auf eine mündliche Unterredung verschoben. Es heißt darin noch: „Auf Ihre herrliche Tugendpredigt kann ich mich vor der Hand nicht ein­ lassen, ... weil ich die ganze Registratur des Teufels auf dringende Re­ quisition an das Pfarramt in Konradsreuth habe abliefern müssen.“ Richter hatte also um ein Urteil über den „Ernsthaften Anhang über die Tugend“ in den Teufels-Papieren (I. Abt., I, 346—353) gebeten. Pfarrer in Konradsreuth war seit 1788 Georg Christian Püttner, vgl. Schreinert S. 36. 272. K: An Schreiner [H den 11 Jul. i: Wahrheit 4,224. Joh. Friedr. Siegmund Schreinert (so die richtige Namensform), Mineralwasser- und Weinhändler in Leipzig, hatte eine Zeitlang mit Richter und Oerthel in dem Gasthof zu den Drei Rosen gewohnt, der später in seinen Besitz überging (Schreinert S. 23 u. 209). Schleussig: Vorort von Leipzig. Rosenthal: beliebter Spaziergang bei Leipzig, vgl. I. Abt., XIII, 393,24.

273. K: An Joerdens den 14 Jul. Vgl. Nr. 217f. Das gewünschte Werk ist vielleicht der „Grundriß der Wundarzneikunst, oder A. Corn. Celsus 7tes und 8tes Buch“, aus dem Lat. übers, von Joh. Kasp. Jäger, Frankfurt a. M. 1789; vgl. II. Abt., III, 397, Fußnote. 274. K: An Archenholz den 19 [aus 16] Jul. i: Wahrheit 4,225. Wahrscheinlich mit Übersendung der Satire „Was für Sätze nach meinem Tode jährlich sollen erwiesen werden“ (II. Abt., III, 76—95); zu der Er­ wähnung der „Auswahl aus des Teufels Papieren“ darin (S. 93s.) sollte Archenholz eine das Buch lobende Fußnote machen. Außerdem scheint Richter noch um Archenholz’ Hilfe bei der Unterbringung eines neuen satirischen Werks gebeten zu haben, s. Nr. 298. Der Schluß des Briefs spielt auf Archenholz’ Werk „England und Italien“ an, vgl. 181,1s.

275. K: An Wernlein den i Aug. i: Wahrheit 4,226. Joh. Konstantin Friedrich Wernlein (1765—1831), der spätere Schwager Ottos (s. die Stammtafel in Bd. II), hatte 1783—86 in Jena und Leipzig Theologie und Philologie studiert und war seit 1787 Hauslehrer bei dem Kaufmann Herold in Hof (s. Nr. 414f). 276. K: Dekman 12 Aug. Lese-Koadjutor: vielleicht Pfarrer Vogel, vgl. 257,7ff. 277. K: An Otto den 21 Aug. 267,26 paginarisch] vielleicht pragmatisch 14 Tags Abschnizgen: wohl mit Bezug auf das „Vierzehntagsblatt“, s. zu Nr. 247. Der Überbringer des kindlichen Stammbuchs ist ver­ mutlich Samuel Richter.

278. H: Fasz. 24. 2 8. 4°. K (nach Nr. 279): Dekman den 23 [!] Sept. 267,33 mit] aus nach H 268,4 Nachher trat der neue] Und iezt trit unser neuer K 13 aller] ieder K Vgl. Nr. 230f. 268,13s. Anspielung auf die damaligen Reformen Josephs II. 18 Dekameron: wahrscheinlich die Übersetzung von A. G. Meißner, 4 Bände, Leipzig 1782—83.

279. K (nach Nr. 277): Köhler den 22 Sept. Vgl. Nr. 161s. 280. J: Wahrheit 3,228 (Okt. 1789). Datiert nach 272,18: „ums Äquinokzium“; vgl. auch 275,260. Wohl zunächst an die Ottos gerichtet. Hermann führt im Brief an J. P. Nr. 97 diese Sinnesänderung auf Richters Verkehr in der Familie Spangenberg zurück. 281. K (nach Nr. 278, der letzte Absatz nach Nr. 282): An Herman, i: Wahr­ heit 4,151 X. B: Nr. 89. A: Nr. 97. 270,15 ergänzt aus A 33 das Datum nachtr. 272,15 dem Otto] oder den Ottoen 269,22 Wahrscheinlich der Hofer Marktmeister, Stadtknecht und Ge­ richtsdiener Heinr. Joh, Engelhardt. 32 Vielleicht stand das folgende auf der nächsten Brie£seite. 34ff. Haller: vgl. 231,17s. und I. Abt., VI, 466,33ff. (Siebenkäs); Hermann hatte über abnehmende Geisteskräfte,

Gleichgültigkeit gegen die Wissenschaft usw. geklagt. 270,2 Joh. Adam Riedel, Chirurg in Hof. 5 Andreas Heinr. Weiler, Perückenmacher in Hof. 14-16 Wie aus A hervorgeht, bezieht sich dies auf eine der Venzkaer Frauen, wahrscheinlich auf Wilhelmine von Spangenberg (s. Nr. 297f); vgl. Nr. 257 und Klotildens „griechische Nase" im Hesperus (I. Abt., III, 101,21). 28f. König Georg III. von England (und Hannover) hatte 1788 den ersten Anfall von Geisteskrankheit gehabt. 271,1 f. In den Zwischen­ raum (zwischen dem 4. und 28. April) fällt wahrscheinlich der Tod von Heinrich Richter, den (nach Wahrheit 4,161) das Elend der Familie in die Saale getrieben hatte. Heinrich Wirths „Chronik der Stadt Hof", Hof 1843, 8. 693f., setzt das Ereignis ins Jahr 1788 und spricht von bloßem „Er­ trinken“; im Publikum habe aber die Meinung geherrscht, Heinrich sei von einem Rotgerber (Beyer? vgl. Br. an J. P. Nr. 63) wegen einer' gering­ fügigen Beleidigung ins Wasser gestürzt worden. Für Selbstmord spricht die Tatsache, daß das Hofer Kirchenbuch den Tod nicht verzeichnet. Vgl. A: „Die Geschichte deines Bruders hätte nicht meinem Bruder begeg­ nen dürfen, ich wäre ganz gewis zur Ehre der Höfer- und allgemeinen Auf­ klärung rasend geworden; und wer weis, was ich sonst gethan hätte.“ Viel­ leicht hatten sich die Hofer geweigert, die Leiche zu begraben, wie es Jean Paul von dem armen Bergmann Zaus erzählt, s. I. Abt., V, 375f. 2 Der Sultan der Sultanin ist gewiß nicht der Tod, wie i sinnlos ergänzt, sondern vermutlich Peter Gottfried Joerdens (s. zu Nr. 217), der am 19. April 1789 mit einer Tochter des Postmeisters Wirth (aus erster Ehe) getraut wurde. Mit Joerdens ist aber wahrscheinlich dessen Vetter Johann Heinrich (169,21t) gemeint, wie die Stelle in A zeigt: „Bey Lesung, daß auf Empfehlung Rudolphs [Professor der Medizin in Erlangen] durch Weßenig [vgl. zu Nr. 196] der Pariser Dr. pp." (J. H. Joerdens war in Paris gewesen.) 5 Nachtschmetterling: wohl Tretscher, vgl. 272,15s. 7 Der Winter 1788/89 war in der Tat besonders streng, s. Wirths Chronik 8. 694. 18 Hier fehlt das Zitat aus B; Hermann war gegenüber Richters 254,3iff. dargelegter Anschauung bei seiner geblieben, daß ein Atom immer nur den Zustand des nächsten Atoms, jedes Organ nur durch das nächst­ folgende empfinde: „Bey mir sieht also entweder nur der nächste Atom der Sonne das Licht derselben und meine Seele so wenig als mein Auge oder mein Auge so gut als meine Seele und die Aetherlinie." 37 Hausarzt: s. zu Nr. 262; über das im folgenden erwähnte Duell ist mir nichts be­ kannt. 272,3s. Bezieht sich wohl auf eine von Hermann geplante Fußreise nach Frankfurt a. M. (Schreinert 8. 183f.) 15 ehelich anastomosirt: wohl Tretscher (s. 223,27s), der am 25. Sept. 1789 mit Luise Auguste Grimm aus Regnitzlosau (wohl einer Verwandten von Völkels Frau, s. zu Nr. 114) getraut wurde. Otto: nach A scheint Richter Günstiges über die finanzielle Lage der Familie berichtet zu haben. 24f. Hume: vgl. 154,10-13. 26-29 Hermann hatte gegen Lichtenbergs Behauptung polemisiert, Feuer und Wärme seien nicht Modifikationen der Materie, sondern eine feinere Luftart. Z0I

282. H: Frau Major Pirquet, Bregenz. 4 8. 4°. K: An Meißner den 26 Mai 89. (Vgl. zu Nr. 266.) %: Nachlaß 4,233. J: Alfred Meißner, RococoBilder (1871), 8. 118. A: Nr. 95. 272,36 dürfte Ihnen] aus dürft' es HK 273,1 uni)] danach gestr. auch H 17 dadurch] nachtr. H 20 doch] nachtr. H 21 Auswahl] aus Auszügen H 25 vor einem] aus den H 35 38] aus 36 H 273,22s. Meißner hatte in seinem Brief vom 27. August 1784 den Richterschen Satiren einen mehr gerundeten Stil und kürzere Sätze gewünscht. 274,1-3 Meißners „Skizzen“ waren in Nicolais Allg. Deutscher Bibliothek nicht sehr freundlich beurteilt worden, wogegen sich der Verfasser in mehreren Vorreden zu den einzelnen Teilen heftig zur Wehr gesetzt hatte. Es muß doch wohl heißen: 16 Zolle tiefer.

283. *KX ohne Adressat u. Datum. K2: Fasz. 26. 1 8. (auf der noch Nr. 302 folgt). K3: auf der Rücks. des Briefs an J. P. Nr. 103 (wo noch Nr. 302 folgt), i: Wahrheit 4,167 x (auf deutsch, mit Nr. 256 u. 302 vereinigt). B: Nr. 93? 274,18 A] so K2 K\ Au oder An K1 19 Vous\ so im ganzen Brief K2 K3, vous Kx Vielleicht Antwort auf ein undatiertes Schreiben, worin Christian auf Befehl seines Vaters um Nachricht wegen verschiedener in der Oerthelschen Bibliothek fehlender, vermutlich von Richter ausgeliehener Bücher bittet und bald einen längeren Brief verspricht. (Vgl. Nr. 252 f. und Fehl. Br. Nr. 32.) — Hermann bittet Richter am 22. Oktober 1789, ihm aufrichtig mitzuteilen, wie sich der kleine Oerthel bei seinem (Richters) Weggehen betragen habe: „Unter allen Neuigkeiten... wird mir diese die inter­ essanteste seyn.“ (Schreinert 8. 190.)

284. K (nach Nr. 287): Dekman den 12 Okt. i: Wahrheit 4,116 (undat.). 274,30 „Stirbt der Fuchs“: vgl. I. Abt., IX, 328,7-10. 285. K: An meinen Bruder. Jedenfalls an Gottlieb, der damals Schreiber in Naila war und an­ scheinend ein Stück Schöpsenfleisch geschickt hatte (vgl. Nr. 291), viel­ leicht eine Frucht seiner intimen Beziehung zu einer dortigen Fleischer­ meisterstochter, s. zu Nr. 352. „Sie“ ist wohl die Mutter; alle Na ch t = im Traume. 286. H: Brit. Museum. 2 8. 4°. J1: Wahrheit 4,229 u. 3,229 X. «72: Nachlaß 3,266. B: Nr. 94. 276,4 Leider bis Ihnen.] nachtr.

275,19 vorletzter Brief: an J. P. Nr. 91. 21-23 Repertorium der theol. Literatur, Leipzig 1788, 1,124 u. II, 169. 32f. Rathgebungen von Ihnen: s. Nr. 52f. 287. K (nach Nr. 283): 3nd Stambuch. Den 17 Oktob. i: Wahrheit 4,238 X (undat.). Die Angabe von i „Einer Freundin ins Stammbuch“ beruht wohl nur auf Vermutung. Vgl. I. Abt., IV, 32,10-12 und C. F. Meyers Gedicht „Spiel“. 288. K (nach Nr. 285): v. Oertel 19. Okt. i: Wahrheit 4,227. B: Nr. 96. Oerthel hatte in grobem Ton wegen der verliehenen Bücher (s. zu Nr. 283) und Musikalien gemahnt und sich „die Anzüglichkeiten, ja Grob­ heiten“ in Richters Schreiben (Fehl. Br. Nr. 31) verbeten. „Schicken Sie dahero mir das wiederrechtlich mitgenommene sowohl als eigen mächtig verliehnes, und Bezahlen Sie was Sie schon lang zu thun versprochen, dan bleiben Sie wer Sie in ihren Geist seyn mögen. Bey unterlasung eines als des andern werde sodön nothgedrungen, meine Messures schon zu nehmen wisen.“ 289. K: Völkel Schwarzb. 22 Okt. Aktuar Vogel war Kommissionsrat geworden, blieb aber in Schwarzen­ bach.

290. K: Spangenberg 2 Nov. i: Wahrheit 4,99. 277,14 Werd Die Nativitätstellerin ist wohl Wilhelmine von Spangenberg, s. Nr. 300. 291. K ohne Überschrift. Vgl. Nr. 285s. 292. K: Den 18 [aus 2"]97ot>. An Herman, i: Wahrheit 4,157 X (15. Nov.). B: Nr. 97. A: Nr. 98. Der Brief; wurde schon vor dem 18. Nov. begonnen, B traf während seiner Abfassung ein; Hermann erhielt ihn am 24. November. 277,32s. Nach A ist hier offenbar Joh. Gottlob Marez oll, der bekannte Kanzel­ redner, gemeint, der 1761 in Plauen i,. V. als Sohn eines österreichischen Feldwebels (unehelich?) geboren und 1789 als Universitätsprediger nach Göttingen berufen war; vgl. 295,7. 278,7ff. Es scheint sich um den in Hof geborenen, mit Schiller befreundeten Landschaftsmaler Joh. Christian Reinhart (1761—1847) zu handeln, einen Mitschüler von Richterund Hermann, der nach B in einer Leipziger Schuldenangelegenheit der Brüder

Otto eine nicht näher erkennbare Rolle gespielt hatte (s. Schreinert 8.194). 12 Hermann hatte B, „weil Vorarbeiten helfen soll", um einige Monate vor datiert, während Richter seinen vorigen Brief (Nr. 281) zurückdatiert hatte. 13-16 Bei dem Postmeister Wirth (s. Nr. 295f) wurde Richter erst in den neunziger Jahren Hauslehrer; er fing aber jetzt schon an, sich für die Töchter zu interessieren, und scheint Renate Klavierunterricht erteilt zu haben, s. 279,17 und 288,21; vgl. A: „Lebe wohl mit deinen 5 Sinnen, und dem sechsten wolle bey so vielen Gefahren kein Leid widerfahren.“ lßf. Hermann hatte angekündigt, daß er vielleicht bis Ostern nicht mehr schreiben werde. 17-19 Hermann hatte von einem Traum erzählt, der ihn nach Hof ins Konzert versetzt habe; vgl. das „Konzert in Saturnopolis“ (d. i. Hof) II. Abt., III, 309—312. 19-23 Hermann hatte wieder die Ge­ heimhaltung verschiedener Mitteilungen verlangt und die Befürchtung geäußert, daß Richter seine Briefe nicht sorgfältig genug aufbewahre, „weil der H. Senator Herold [vgl. Nr. 414f] meinem Vater Umstände von meiner Bekantwerdung mit Feder gesagt, die ich keinem als dir geschrieben haben konte; ob es mir gleich lieb war, weil es mir viel Ehre bringt.“ 23fi. Wie aus A hervorgeht, nahm Richter an, Hermann habe die Historie des Kopfleugnens (269,34ff.) übelgenommen, was dieser jedoch entschieden bestreitet.

293.

K: An Schreiner [^ den 22 97ov. Vgl. Nr. 272f. 278,35 der andre: Oerthel. 294. K: An Otto den 24 JL 279,7 Holzjuden^ aus Holziuden 9 Glieds aus Mit­ glied 295. K: Wirth 24. Nov. i: Wahrheit 4,231 X . Johann Gottlob Joachim Wirth, Reichspostmeister in Hof, geb. da­ selbst 18. Febr. 1741, gest. 29. März 1807, hatte aus seiner dritten Ehe mit Friederike, geb. Seidel (s. Nr. 308f) sieben Kinder: 1. Renate, s. Nr. 317f; 2. Sophie Christiane Wilhelmine, geb. 27. April 1776, gest. 24. Mai 1835, verh. 16. Sept. 1800 mit dem Bauführer Joh. Wilh. Baumann; 3. Johanna, s. Nr. 336f; 4. Ludwig Augüst Georg Friedrich, geb. 23. Juni 1779, gest, an den Blattern 29. Jan. 1790; 5. Christiane Eberhardine, geb. 5. April 1781, gest, an den Blattern 7. Febr. 1790; 6. Erdmuth Concordia, geb. 2. Febr. 1783; 7. Johann Christoph, geb. 6. Okt. 1786, gest. 1829 (Weißmann Nr. 8073). Den beiden jüngsten Kindern gab Jean Paul später Unterricht.

K: An Spangenberg 25 9T.

504

296. i: Wahrheit 4,100.

279,28 In Saalfeld lebte vermutlich Spangenbergs Braut, vgl. zu Nr. 240. Seine Schwester Wilhelmine schreibt am 28. Dez. 1789 an Richter, ihr Bruder sei abwesend — „wo? läßt ein Bräutigam nicht lang rathen." 297. K ohne Überschrift. 279,32 vielleicht antizipieren Wahrscheinlich ein eigner Brief an die jüngste Schwester, Christiane Wilhelmine Dorothea von Spangenberg, geb. 17. Jan. 1769, von der einige Briefe an Richter erhalten sind. Sie heiratete 15. Mai 1796 den Kammerrat Zopf in Greiz und wurde Mutter zweier Söhne.

298. K: An Archenholz den 22 Dez. i: Wahrheit 4,231 (21. Dez.; die Nach­ schrift aus Nr. 303). A: Nr. 102. Vgl.Nr. 274f. DieübersandteFedergeburt ist die „Baierische Kreuzer­ komödie" (II. Abt., III, 108—214). 280,los. Nach Jean Pauls Exzerpten betrug das Honorar eines englischen Zuchthengstes (Beschälers) 50 Louis­ dor. 299. K: An Eyl den 16 Jenner. Johann Georg Eyl, Amtsrichter in Thiersheim (Adreßbuch 1795, S. 97), gest. 4. Okt. 1796. Vgl. Nr. 341. Bayle: vgl. Nr. 237.

300. K: An dte Spangenbergin den 5 Febr. B: Nr. 100. Vgl. Nr. 297f und Fehl. Br. Nr. 32 u. 34; Wilhelmine hatte von Otto ge­ liehene Bücher mit der Bitte um Entschuldigung der Verspätung zurück­ geschickt und um neue für sich, ihre Mutter und ihre Tante gebeten: „Von Rousau[!] glaub ich versprachen Sie mir was? ... Den Stilling — Wels [Joh. Adam, Hinterlassene Schriften, 2 Bände, Wien 1786] — und den 3ten Th. von Rousau [H&oise] erhalten Sie sogleich mit den Übriegen . . ." 301. K: Oertel in Töpen 12 Feb. Vgl. Nr. 288s. 302. ohne Überschrift und Absatz an Nr. 301 anschließend. K2 und K2 wie zu Nr. 283. i: Wahrheit 4,168 (auf deutsch, mit Nr. 256 u. 283 ver­ einigt). B: Nr. 101. A: Nr. 103. 281,11 o bis elever] so K2 K3, pourquoi peut ton frere n'elever K1 Christian hatte mit einem (undatierten) steifen „Ergebensten Pro Memoria" Holtys Gedichte (vgl. 284,8), die er beim Ordnen der Bibliothek

gefunden, sowie „Türcks Sonaten von H. Otto" übersandt und andere Bücher und Musikalien erbeten. Vgl. Nr. 313f. 303. K: An Archenholz 15 Febr. i: Wahrheit 4,233 X (als Nachschrift zu Nr. 298). Vgl. Nr. 298f. Wenn das Datum stimmt, kreuzte sich der Brief ver­ mutlich mit dem an J. P. Nr. 102, worin Archenholz mitteilte, er habe das Manuskript trotz vieler Versuche bei Berliner und auswärtigen Verlegern nicht anbringen können, und zur Einkleidung in Romanform riet (s. I. Abt., II, Einl. 8. Vf.) — ein Rat, den Jean Paul 20 Jahre später dem Freiherrn von Meusebach gab (III. Abt., VT, 115, Nr. 296). 281,20s. Nach dem jus trium liberorum konnte ein Stadtrömer eine Vormundschaft ablehnen, wenn er drei Kinder hatte.

304. K: An Haas in Göttingen den 16 Febr. i: Wahrheit 4,160. Am 3. Febr. 1790 war Hermann in Göttingen gestorben, dem dortigen Totenbuch zufolge „an Gicht und Ausfluß“, wahrscheinlich aber an Lungenschwindsucht. Der Adressat, ein Student der Rechtswissenschaft, am 8. Apr. 1788 in Göttingen immatrikuliert (Schreinert 8. XXIX), sandte den Nachlaß des Verstorbenen an dessen Vater in Hof. Die von Jean Paul geplante Herausgabe der von Hermann hinterlassenen Papiere kam nicht zustande, vgl. Nr. 346 und 374. 305. K: An Kloter den 18 Febr. i: Wahrheit 4,169 u. 161. Vgl. zu Nr. 271. Johann Gottfried Cloeter, geb. 1741 in Naila als Sohn eines StrumpfWarenhändlers, gest, in Schwarzenbach 1822, fürstl. SchÖnburgischer Amtsverwalter in Forbau und Schwarzenbach, Besitzer des Eisenhammerwerks ,,Wendenhammer", reformiert (s. 286,29s.), hatte aus seiner am 17. Aug. 1777 geschlossenen Ehe mit Anna Margaretha Frank aus Schwarzenbach 11 Kinder (7 Knaben, 4 Mädchen), von denen die 5 ältesten Jean Pauls Unterricht genossen (von Völkels Kindern nur 2, von Vogels 1); vgl. die von dem zweitjüngsten Sohne, Flamin Cloeter (s. III. Abt., VI, 187, Nr. 472f), verfaßten „Erinnerungen eines alten Mannes aus der Zeit der Wiedererweckung der deutschen Turnkunst 1817-1818", Hof 1878, S. 13f. 282,14Bruder: Heinrich, s. zu Nr. 281. 19 Stipen­ dien: s. zu Nr. 112.

306. K: Otto den 24 Febr. i: Wahrheit 4,162 u. 174 X (mit Nr. 307 vereinigt). 282,35 Klopstocks Ode: „An Ebert." Die drei Freunde sind Oerthel, Hermann und Christian Otto.

506

307. Kz £)ttoifd)[en] 27 [aus 24] Febr. i: Wahrheit 4,174 X (mit Nr. 306 ver­ einigt). Die 4. und 5. Bitte des Vaterunsers (um das tägliche Brot und um Schuld­ vergebung). 308. Hz Rudolf Brockhaus, Leipzig. 4 S. gr. 4°. Kz An Postmeisterin Wirth. 2 [!] März, iz Wahrheit 4,233. J z Täglichsbeck 8. 11. 283,28 Spiz K 284,5 meinem] seinem K 7 prophetische Wette] Wette und meinen Kredit K die bis 8 seine.] dürfte keine Verse auf die Fr. machen K 14 solte] aus wolte HK 21 zwei Wägen] 3 Wagen K 26 als] wie K 28 Freuden] Vergnügen K 31 an­ spannen] zimmernd 35 Abende] TageK 285,2 sticken] soK, stikenH 3 dem] so K, der H 4 melden] darthun K 5 ich und andere] wir K nicht] unmöglich K 8 tod K Der Postmeister Wirth (s. zu Nr. 295) war seit 29. Aug. 1773 in dritter Ehe verheiratet mit Dorothea Friederike, einer Tochter des Geh. Kammerrats Seidel in Bayreuth, geb. 23. Nov. 1743, gest. 14. Jan. 1808. Es hat sich ein Brief von ihr an Jean Paul erhalten. 283,23 Wahrscheinlich Hauptmann von Beulwitz, Gutsbesitzer in Töpen, der mit einer geb. von Reitzenstein verheiratet war. 28 Oerthels Spitzhund: vgl. I. Abt., V, 220,22. 284,8 Holtys Gedichte: vgl. zu Nr. 302. 15 Gottlieb Friedr. Wilh. Wetzel, Kammersekretär in Bayreuth, Lyriker und Lustspiel­ dichter. 19-21 Im Februar war in Göttingen Hermann gestorben, in Hof ein Kind des Postmeisters Wirth (s. zu Nr. 295) und am 22. dessen Bruder, der Poststallmeister Georg Friedr. Aug. Wirth. 23 Nachahmerin: wohl Renate Wirth. 32 Krankheit: Podagra, s. 322,26. 34 Die zwei liebsten Häuser sind wohl das Wirthische und das Ottoische. 35 Richter kam von Schwarzenbach jede Woche einmal nach Hof. 285,6 Renate wurde am 9. März 1790 15 Jahr alt. 8-10 Das Wasserzeichen des Briefbogens stellt einen Tanzbären mit Führer oder Führerin, daneben einen Flötenbläser dar.

309. Kz Amtsverwalter Cloeter 4 [!] März, iz Wahrheit 4,172 X. Bz Nr. 104. A z Nr. 105. . Datiert nach B. Cloeter hatte statt eines Koffers ein Faß für Richters Habseligkeiten geschickt und angefragt, wie er am Montag (8. März) ab­ geholt werden wolle, ob mit Schlitten oder Kutsche; es sei allerdings gerade abnehmender Mond, worin Umziehen Unglück bringe. In A schreibt er, er könne am Montag mit einem Wagen nur dienen, wenn Vogel die Pferde dazu stelle; andernfalls solle Richter mit Post oder Lohnkutscher kommen. 310. K (nach Nr. 311): An Otto den io März,

iz Wahrheit 4,244X.

285,32 Joh. Jakob Moser (1701—85) sammelte seine publizistischen Materialien in „Zettelkästen“, eine Bezeichnung, die Jean Paul für die Kapitel seines Quintus Fixlein anwandte; vgl. I. Abt., V, 14,26-30, 79,18, II. Abt., III, ll,28f. 286,7 Edward Gibbon, „Geschichte des Verfalls und Untergangs des Römischen Reichs“, aus dem Engi., Leipzig 1779ff., 19 Bände. (Eine andere Übersetzung in 16 Bänden erschien in Magdeburg und Wien, 1788—92.) Exzerpte daraus im 19. u. 20. Bande von 1790.

311. K (nach Nr. 309): Schreinert in Leipzig den i^März. Vgl. Wahrheit 4,244. Schreinert, der kränklich, klein und verwachsen war (s. Jean Pauls Brief an Thieriot v. 2. Nov. 1798), hat trotz Richters Abraten im Jahre 1796 geheiratet. 312. K (nach Nr. 310): An 2Bcr[nlIein den 24 M. iz Wahrheit 4,319 x. A: Nr. 108. 286,22 Modejournal: s. Nr. 315f. 29 Amtsverwalter: Cloeter, s. zu Nr. 305. 313. Kz Oertel den 24 März. Bz Nr. 103. A: Nr. 107. Christian bittet in B um Verzeihung, daß er seinem „sonstigen Lehrer nüzlicher Kentnisse“ und „ehemaligen Kinder-Freund“ auf seinen Brief (Nr. 302) nicht geantwortet habe, dankt für die überschickten Bücher und beteuert, es sei ihm niemals in den Sinn gekommen, seinen „lieben sonstigen Lehrer“ des Diebstahls zu bezichtigen (s. Nr. 301): „Glauben Sie mir, diese Stelle in Ihren werthen Brief war mir bitterer als Wermuth, bitterer als [wenn] Sie alle Macht und Stacheln der ganzen Satyr[e] auf mich ge­ richtet hätten. Eben so war für mich Ihr erster Brief [Nr. 283?], ehe Sie mit H. Otto bey uns waren ...“ Er sei nicht der böse Mensch, als der er vielleicht abgemalt worden sei, und habe die ihm durch seinen Lehrer, seinen seligen Bruder und seine Eltern eingeprägten Tugenden nicht ver­ gessen. In A'verteidigt er sich und den Gärtner gegen „iene Spione und Denuncianten“ (er nennt H. Herold), „die glauben, wenn man nicht in ihre so lere Stadt als Gesellschaften körnt, man verwildere ganz“. Neue und gute Bücher habe er in Menge zu lesen. Den Briefwechsel mit Richter habe ihm sein Vater anläßlich der „Streitig- und Verdrüßlichkeiten, die sich wegen der Bücher Verleihung angesponnen“, verboten. Es freue ihn auf­ richtig, daß Richter nun in eine so gute Lage unter so gute Eltern und talentvolle Kinder gesetzt sei. Richters Zuspruch zu Ostern (4. April) sei ihm äußerst angenehm; „leider für einen kleinen Ausbruch des Unwillens meines lieben Vaters kan ich nicht, da er sich so leichte nicht lencken läst, nicht stehen."

314. K: An Wernlein den 26 März. A: Nr. 108. 287,29 eines Urtheils] aus einer Beurtheilung Vielleicht nur der Schluß von Nr. 312, denn Wernlein schreibt am 16. April 1791 (an J. P. Nr. 126): „Ich las alle Ihre Briefe vom vorgen Jahre, der erste ist vom 24. März, der 2te vom 27. April [Nr. 319].“ Richter übersendet den Aufsatz „Über die vorherbestimmte Harmonie“ (II. Abt., III, 218—221). 287,31 Wie aus A hervorgeht, behauptete Richter hier, daß die höheren oder „Festtagsmenschen“ (vgl. I. Abt., II, 209 f.) sich nur selber bilden könnten, und bat um Wernleins Ansicht darüber; s. 290,362. 315. K: Ans Modejournal den 11 [aus 16] Ap. i: Wahrheit 4,337. A: Nr. 113. Das „Journal des Luxus und der Moden“ wurde seit 1786 von Fr. Justus Bertuch und Georg Melchior Kraus in Weimar herausgegeben. Der ein­ gesandte Aufsatz ist „Mein Pasquill auf die schönste Frau in Deutschland“ (II. Abt., III, 224—231, ganz umgearbeitet I. Abt., XVII, 58—68); vgl. Nr. 325 und 331. 316. K: An Wagner den 12 Ap. 288,9 ohne] von Vgl. Nr. 131t. Das erbetene Buch ist vielleicht: G. Keate, „Nachrichten von den Pelewinseln“, deutsch von Georg Forster, Hamburg 1789. Der Schluß des Briefs spielt auf den Soldatenhandel der Bayreuther Markgrafen und auf die sich vorbereitende Abtretung des Landes an Preußen an.

317. K: Renate Wirth 22 Ap. i: Wahrheit 4,276 X. 288,21 Denken und leben] aus Leben und denken 25 P. C. Postspricht 289,17 geliebtes] aus beglüktes Über Renate Wirth, die älteste, damals erst 15jährige Tochter aus der dritten Ehe des Postmeisters, die spätere Gattin Christoph Ottos, s. die Stammtafel in Bd. II. Es sind 26 Briefe von ihr an Jean Paul aus den Jahren 1792—1824 erhalten (Berlin JP). Seine Briefe und Billette an sie hat der Schwiegersohn ihrer ältesten Tochter, der Musikdirektor und Gymnasiallehrer Joh. Friedr. Täglichsbeck in Brandenburg a. d. H., u. d. T. „Jean Pauls Briefe an eine Jugendfreundin“ 1858 ziemlich vollständig veröffentlicht; die Handschriften befanden sich großenteils in Berlin (nicht JP), ein Teil ist verstreut. 288,13s. Renate war mit ihrer Mutter bei deren Schwester in Bayreuth zu Besuch gewesen und hatte von dort wohl nicht an Richter geschrieben; daher schreibt er in ihrem Namen an sich selbst, wie in Nr. 89 in Oerthels Namen. 22s. Vgl. 260,12-15. 289,13 Beerin: wohl eine Tochter des Regierungsrats Joh. Siegmund Ferd. Beer in Bayreuth; die älteste, Wilhelmine Margarethe Charlotte Helene, war am 23. März 1774, die zweite, Charlotte Ludovike Friederike, am 2. Mai 1775 geboren.

318. K: Otto 22 Avril. Auf Christoph Otto als Adressaten läßt das Französisch und die Anrede „vous“ schließen, vgl. Nr. 239 und 338; doch könnten auch die Brüder Otto insgesamt angeredet sein. Bayle: vgl. Nr. 237 u. 299. 289,31 Justus Möser, „Osnabrückische Geschichte“, 2. Ausl., Berlin 1780, 2 Bände; Exzerpte daraus im 19. Band von 1790.

319.

K: An Wernlein 27 Ap. 90. i: Wahrheit 4,320 X. B: Nr. 108. A:Nr. HO. 290,12 Fokalsabstands 29 sein] vielleicht verb. in ein 290,7s. Vgl. 78,17s. I7ff. Wernlein hatte den ersten Satz von Richters Aufsatz über die vorherbestimmte Harmonie (s. zu Nr. 314): „Der Gegner des Äquilibristen kann sie nicht widerlegen, sondern bloß der Äquilibrist“ für paradox erklärt, da doch „der erklärteste Äquilibrist der Erfinder der vor­ herbestimmten Harmonie war“. 24s. Vgl. Leibniz’ Schrift „DeTranssubstantiatione“ (Akademie-Ausgabe VI, 1, Darmstadt 1930, S. 508—513). 30 Wernlein hatte geschrieben, er habe Richters Aufsatz verlegt und bisher vergeblich gesucht; er fand ihn dann bald wieder. 32 Boethius verfaßte im Kerker das berühmte Werk „De consolatione philosophiae“. 37ff. Autogonie: Wernlein hatte Richters „Behauptung von der Selbst­ bildung der bessern Menschen“ (in Nr. 314) beigepflichtet und u. a. ge­ schrieben: „Der bessere Mensch, der der Selbstbildung fähig seyn soll, muß... Agathon oder Verfaßer desselben seyn!“ 291,eff. Diese skeptische Ansicht über die Wirkung der Erziehung hat Jean Paul später im 2. Kapitel der Levana näher ausgeführt (I. Abt., XII, 86ff.). 25 Don nerstag war der Hofer Markttag. 27f. Louis Dominique Cartouche (1693—1721), Anführer einer Pariser Gaunerbande; vgl. II. Abt., II, 162,15-18. 320.

K (nach Nr. 324): An Spangenberg 11. Mai. i: Wahrheit 4,317X. 293,22 Seebach: wohl das südöstlich von Eisenach gelegene, woher Spangenbergs Braut stammte, s. zu Nr. 240. 321.

K (nach Nr. 319): Völkel den 19 Mai. 293,34 Toaldo: vgl. 250,7s. 322.

K (nach Nr. 325): Völkel den 20 Mai. Es handelt sich vielleicht um das im vorigen Brief erwähnte Petschaft.

323. H: Berlin JP. 1 % 8. 4°. K (nach Nr. 321): Otto 27 [!] Mai. J: Nerrlich Nr. 1. 294,14 sottest 10,000] föntest 100 K 32 Überschüttung Ä” 294,14 haussen: vgl. Jean Pauls Brief an Otto v. 23. Januar 1796. ls„Der erste Schiffer“ von Salomon Geßner (im l.Band seiner Schriften, Zürich 1777). 324. K: Wirthin den 27 [!] Mai. A: Nr. 109. Wahrscheinlich gleichzeitig mit dem vorigen Brief abgesandt. 295,7 Marez oll: s. zu Nr. 292; hier ist wahrscheinlich sein „Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht“, Leipzig 1788—89, gemeint. 13 Philippine Engelhardt, geb. Gatterer, „Gedichte“, 2 Bände, Göttingen 1778—82; die Postmeisterin sandte das Buch mit A, sie selbst komme vielleicht erst am Sonntag (7. Juni). 17 Vgl. A: „Unßern Franzosen hat wie ich glaube der Teufel geholt, seit Mittwoch ist er mit Herrn Meyer nach Plauen und noch ist er nicht wieder gekommen.“ Möglicherweise handelt es sich um den „Pariser Doktor“ Joh. Heinr. Joerdens, vgl. Schreinert 8. 189 u. 195. 325. K (nach Nr. 320): Modejournal 2 Jul. i: Wahrheit 4,338. A: Nr. 113. Vgl. Nr. 315 u. 331. „Buch“ wohl nur versehentlich statt Aufsatz. 326. K (nach Nr. 322): Wirthin den 2ten Jul. Richter antizipiert— wie in Nr. 391 und später in seiner „Konjekturalbiographie“ — die Schilderung des auf Sonntag, den 4. Juli (er scheint sich im Datum zu irren) angesagten Besuchs der Postmeisterin mit ihren Töchtern Renate (Euphrosyne) und Johanna (s. Nr. 336f). Es war der 5. Sonntag nach Trinitatis, an welchem über Petri Fischzug gepredigt wird. 295,33 Birke: Gastwirtschaft bei Schwarzenbach, vgl. Nr. 378. 296,8 Christian Otto.

327. K: Den 5 [aus 3] Jul. Wernlein, i: Wahrheit 4,321 X. B: Nr. 110. A: Nr. 112. Daß Richter seine Besucherinnen als Nachfahrer bezeichnet, erklärt sich vielleicht daraus, daß er vorher noch selber in Hof gewesen war. Mit dem Tagesschmetterling und dem Dämmerungsvogel sind wohl die beiden Töchter oder Mutter und Tochter gemeint, mit dem Naturforscher Chr. Otto. 296,28ff. Wernlein hatte gegen die Behauptung in Richters Harmonie-Aufsatz, die gleichzeitige Aufziehung der (körperlichen) Bewegungs- und der (geistigen) Vorstellungsreihe werde durch das System des Influxus so wenig erklärt wie durch das der vorherbestimmten

Harmonie, eingewandt, daß in diesem Punkte sein Gefühl durch das erstere doch mehr befriedigt werde. Richters hier geäußerte Wertschätzung des Gefühls zeugt von dem Einfluß der Jacobischen Philosophie (vgl. zu Nr. 247). 297,2-29 Wernlein hatte um nähere Erläuterung der Idee eines Buches mit den Wahrheiten aller Systeme (290,28-30) gebeten. 298,1 Nach „Entbehrung“ ist vielleicht etwas ausgefallen, es. Der erste Entwurf: zu dem mitfolgenden Aufsatz „Des todten Shakespeares Klage . . ., daß kein Gott sei" (II. Abt., III, 163—166), der späteren „Rede des toten Christus". Nach A scheint Richter hier noch bemerkt zu haben, daß auch der Atheist die Unsterblichkeit der Seele zugestehen könne; vgl. I. Abt., VI, 248,13s. 14 Gattendorf: Dorf und Schloß eine Stunde östlich von Hof, damals einem Freiherm von Reitzenstein gehörig; vgl. 384,13, II. Abt., III, 244,22. 15 Vor „mus" ist vielleicht eine Zeitangabe zu ergänzen. 328. K (nach Nr. 329): An Wirthin 15 Jul. 329. Brief: H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 2% S. 4°; auf der 4. S. Adresse (durchstr.). Faksimile: Wahrheit Bd. 1. K (nach Nr. 330): Otto 18 Jun. [!] J: Otto 1,3. Beilage: H: Berlin JP. 2 S. 4°. J1: Wahrheit 4,333 X. t72: Papierdr. 2,3 X. A: Nr. 111. 299,8 zum Drucke fertig gemacht^ drucken lassen K 10 Zwingens Locken K 11 der Perpendikel für 4 Räders ein 4 Rüder treibender Perpendikel K 16 unt)] aus oder H 17 man . . . sich^ ich . . . mich K 24 roirb] kan K 25 oder Wernlein^ von fremder Hand gestr. H 800,35 feen] beidemal nachtr. H 229,20-22 Otto bestimmte die erste und die letzte Nummer der Beilage zur Ausführung. 27 Roman: Die unsichtbare Loge. 31 Das Ding über den Tod, das Richter mitschickte, war vermutlich die kleine Erzählung „Das Leben nach dem Tode" (II. Abt., III, 252—255; vgl. zu Nr. 333 u. 340), das längere die Abhandlung über die Fortdauer der Seele (II. Abt., III, 339—360; vgl. 315,7). Außerdem lag dem Briefe noch, wie aus A hervor­ geht, ein Teil der „Supplik der Schikanedrischen Truppe" aus der Kreuzer­ komödie (II. Abt., III, 203—213) bei. — 300s. Von den in der Beilage angeführten geplanten Stücken sind viele in Jean Pauls Werke überge­ gangen, andere mehr oder weniger ausgeführt im Nachlaß vorhanden: 1. Fälbel: I. Abt., I, V, 196—207. 2. Beschreibung der Biblio­ theken: I. Abt., VIII, 255—273 (Anhang zum Titan); vgl. II. Abt., III, 256—268. 6. Steckbrief: I. Abt., XVI, 109—111. 7. Zölibat: II. Abt., III, 58—62. 8. Aussichten in die Ewigkeit: I. Abt., VII, 108 bis 110 (Erklärung der Holzschnitte). 9. Apologien des Ehebruchs: I. Abt., II, 62—67 (Unsichtbare Loge); vgl. auch II. Abt., III, 56s. 12. Gefrorne Wörter: I. Abt., III, 175s. (Hesperus). 14. Pfeffer­ kuchen in Schlesien: I. Abt., III, 245 (Hesperus). . 15. Weiber unsre

Päbste: I.Abt., II, 76f. (UnsichtbareLoge). 16. Magensaft-Brauerei: II. Abt., III, 269—274. 17. Fratzen: II. Abt., III, 275—279. 19.Bettler unsre Barden; I. Abt., V, 361—366; vgl. II. Abt., III, 296—300. 21. Supplik eines Poeten: I. Abt., V, 352—356. 23. Vogelschießen: I. Abt., VI, 202ff. (Siebenkäs, 7. Kap.) 24. Epitaphium: II. Abt., III, 51—53. 25. Schaugerichte: II. Abt., II, 408—433. 27. Neue Hypo­ these der harmonia praestabilita: II. Abt., III, 222f. 28. Tugend im Reden: II. Abt., II, 196—230. 29. Mechanische Schrift­ stellerei: vgl. II. Abt., II, 144—147. 30. Fürsten böse Götter: II. Abt., II, 231—234; vgl. I. Abt., XVII, 56f. 31. Teufel, Tod und Maler: II. Abt., II, 396—401; III, 63f. 32. Weibliche Ohnmachten: I. Abt., II, 244—246 (Unsichtbare Loge); vgl. II. Abt., II, 395. 330. H: Berlin JP. 1 S. 4°; auf der 4. 8. Nachschrift und Adresse: Oes Herrn Christian Otto Hochedelgeboren in Hof. K (nach Nr. 327): Otto 2i Jun. [!] J: Neulich Nr. 2. A: Nr. 111. 301,15 paar K 301,22 Mer eure: wohl der Leistenschneider, vgl. 60,31^.

331. K (nach Nr. 328): Den i Aug. 90. Ans Modejournal, i: Wahrheit 4,338 X. A: Nr. 113. Am 30. August sandte Bettuch den Aufsatz zurück, da er dem Plan des Journals nicht entspreche, auch Einheit und bestimmten Umriß ver­ missen lasse; der Titel „Pasquill“ sei unrichtig, da es sich nicht um eine persönliche, individuelle Satire handle. (Er hatte also den Witz nicht ver­ standen, daß „die schönste Frau in Deutschland“ doch nur eine sein kann, für die sich freilich jede Leserin hält.) 332. K: Den 4 Aug. 90. Kommissionsrath Vogel. Vgl. zu Nr. 289. Das Examen, das Richter mit seinen neun Schülern in Gegenwart der Eltern anstellte, fand am 9. August statt, vgl. Nr. 335.

333. K: Den 8 Aug. 90. v. Spangenbergin oder Schafferin. 302,19 Ihr Kind^ oder Ihre Kinder Beata Auguste Antonie, die älteste der Geschwister von Spangenberg (s. zu Nr. 240), geb. 19. Febr. 1762 in Ebersdorf, seit 23. April 1782 mit dem Amtmann Joh. Friedr. Schäffer verheiratet, war einst von Adam Lorenz von Oerthel schwärmerisch geliebt worden, s. zu Nr. 1. Der zweite Absatz ist die Widmung der übersandten Aufsätze, unter denen sich vermutlich „Das Leben nach dem Tode“ (s. 299,31s) befand. Vgl. Nr. 400.

334. K: Den 8 Aug. 90. Spangenberg, i: Wahrheit 4,317 x (anFrl. v. Spangen­ berg). Richter war bei dem seit 15. Juni 1790 verheirateten Spangenberg zu Besuch gewesen. Es ist nicht deutlich zu erkennen, wie weit das — natür­ lich fingierte — Tagebuchblatt reicht, wahrscheinlich bis Z. 33. 302,28s. Vgl. 284,37. 303,4 Vgl. 294,20. 5 Stücke = Musikstücke; es ist wohl von der jungen Frau die Rede, während die Philosophin vermutlich die Schwester Wilhelmine ist. 335. K: Den 9 Aug. 90. Wernlein. L: Wahrheit 4,328 X ; s. auch 4,253, Fuß­ note. Vgl. Euphorion VII (1900), 303. B: Nr. 112. 304,8 Objekten] aus Objekten 25 ihn 303,13 ff. Wernlein hatte in sehr schmeichelhaften Worten versichert, wie dankbar er Richter dafür sei, ihn wieder zur Beschäftigung mit meta­ physischen Fragen veranlaßt zu haben. 304,3ff. Vgl. den Aufsatz „Warum sind keine frohen Erinnerungen so schön als die aus der Kindheit?*6 (I. Abt., XVI, 76—81). 19s. Joach. Fortius Ringelbergius, „De ratione studii“ (1531); vgl. I. Abt., II, 170,19-21. 27s. Vgl. I. Abt., II, 37,6-8. 305,4ff. Skeptizismus: vgl. 66,36s; Heerrauchsjahr — 1783, vgl. 100,28ff. 15 zwei tote Freunde: Oerthel (vgl. 131,18-22) und Hermann. 28-33 Vgl. I. Abt., III, 339,4-8. 306,20 Abhandlung: vielleicht „Es giebt keine eigennüzige Liebe usw.“ (II. Abt., III, 232ff.), die von Wernlein rezensiert wurde (a. a. O. 244ff.). 21-23 Mixturen: vgl. zu Nr. 118.

336. K: Den 25 Aug. An Johanna Wirth. Wahrscheinlich die dritte Tochter der Postmeisterin, Eleonora Johanna Katharina, geb. 3. Jan. 1778, gest. 15. Juli 1843, also damals erst 12 Jahre alt. Sie heiratete am 24. Juli 1795 den Kaufmann Gottfried Salomon Schneider in Hof. 337. K: Den 27 Aug. 90. Wagner. Vgl. Nr. 316. 307,13 Bayle: vgl. Nr. 237 und 299. 338. Kv Otto den 20 Sept, (die 2 gestr. oder in 1 verb.; am 10. Sept. 1790 war aber Neumond; wahrsch. sollte 20 in 21 verb. werden) Vgl. Nr. 318s. 339. K (nach Nr. 340): Spangenberg 21 Sept. 90, 307,32 unb] aus mit 33 Macht bis 35 auf.] nachtr. 307,33 Schäfferin: s. Nr. 333s.

5t4

340. K (nach Nr. 338): An Herder 24 Sept. 90. i: Wahrheit 4,339. 308,9 ihrer (doch wohl nicht auf Frau Herder zu beziehen) Vgl. Nr. 232f. u. 246s. Die drei Aufsätze, deren Manuskripte sich in Herders Nachlaß fanden, waren: „Des toten Shakespeares Klage“ (s. zu Nr. 327), „Das Leben nach dem Tode“ (s. zu Nr. 329) und das von Bertuch zurückgesandte „Pasquill auf die schönste Frau“ (s. zu Nr. 315). Das Museum erschien seit Juli 1789 u. d. T. ,>Neues deutsches Museum“ in GÖschens Verlag. 341. K (nach Nr. 339): An Eil 25 Sept. 90. B: Nr. 114. Vgl. Nr. 299s. In B gibt Eyl allerhand theologische Abstrusitäten zum besten. 342. K: Wagner 7 Okt. 90. i: Nachlaß 4,235. Vgl. Nr. 242. 308,27s. Der Schlußstrich von „an“ ist weit hinausge­ zogen, als ob der Schreiber einen Stoß bekommen hätte. 309,14 Frörons: vgl. 75,34. 343. K: Wirthin d. 24 Okt. 90. Richter verteidigt hier die „Simultan-Liebe“, wie gleichzeitig gegen Wernlein (II. Abt., III, 250) und später im Hesperus (I. Abt., III, 172f.). 309,26 Pfarrer Völkel hatte am 22. Okt. 1790 seine Frau im Kindbett ver­ loren.

344. K: An sie wieder 27 Okt. 1790. Die Postmeisterin hatte von Richter eine Entgegnung auf einen im Höfer Intelligenzblatt vom 14. Okt. 1790 erschienenen rohen Artikel über weibliche Modetorheiten verlangt. Richters Gegenartikel (II. Abt., III, 321—323), der nicht zum Abdruck gelangte, war in Briefform eingekleidet; er macht hier also denselben Scherz wie 197,7s. Das Abschreiben sollte wohl eine der Töchter besorgen. 310,5s. sie wohl — Renate; Donnerstag wurde ergänzt nach der Notiz in Richters damaligem Tagebuch vom 28. Okt. 1790: „In Hof . . . Vorm Essen besonders lustig, gut mit Renata . . .“ 7 Quee — Billardqueue (so immer bei Jean Paul). 345. H: Berlin JP. 1 S. 4°; auf der Rücks. Adresse. K: Otto eod[ern\. J: Otto 1,8. 310,14 ist] sind K 23 N. (5J nachtr. H 28 beaux} aus beiles H 310,16 Franzos: vgl. 295,17s. 19 dein Gallier: Christoph Otto, vgl. Nr. 121; seine Gallierin: Renate? 20 Familiensenior: Albrecht Otto. 33'

515

346. H: Berlin JP. 2 8. 4°. K: Otto 6 97ov. 90. J: Otto 1,9. 311,26 bem] den H 29 vernehmens hören K Es handelt sich um ein hinterlassenes Werk Hermanns, vgl. Nr. 304f. Tagebuch, 26. Okt. 1790: „Meine Lektüre in Hermans Schriften.“ 311,27 Hermann hatte unter dem anagrammatischen Pseudonym N. H. Marne zwei Schriften veröffentlicht, „Über die Anzahl der Elemente“ (1786) und „Über Feuer, Licht und Wärme“ (1787), die beide ohne Erfolg blieben. 36 Die Beilage ist nicht erhalten. 347. H: Berlin. 4 S. 4°. K: Renata 20 [ !]97ot>. 90. i: Wahrheit 4,277. J: Täglichsbeck S. 17. K hat viele kleine Varianten. 312,11 17] 20 K (beidemal) 17 3000] 1000 K 19 Oer bis selbst] Oer Teufel in der 3 Gehirnbude ist ein lebendiger Teufel K 22 ieneö Buch] die Sophie K 27 den] davor und H 31 f. fagt mir, . . . zu schliessen] lastet mich. . . enden K 36s. unten auf der 3. Seite nach einem großen Respekts-Zwischenraum H 313,7 dem H. Otto] aus den H. Ottoen H Richters Tagebuch berichtet unterm 9., 19. und 20. Nov. 1790 von Be­ suchen in Hof, Konzert, Tanz und vertraulichem Dialog mit Renate. 312,20 Selten: der tugendhafte Geliebte der Heldin in J. T. Hermes* Roman „Sophiens Reise von Memel nach Sachsen“ (1769—73). 26-28 Dieser Vorsatz zu allgemeiner Menschenliebe war die Folge der Todes­ vision, die Richter am 15. November, dem „wichtigsten Abend seines Lebens“, erfahren hatte. 313,4Pfarrer: Völkel. 8 Vesperpredigerin: Ottos Mutter. 348. K: Den 21. 91. an Otto. Wernlein hatte im Oktober 1790 eine Berufung als Kollaborator an das Gymnasium in Neustadt a. d. Aisch erhalten, trat das Amt aber erst Anfang 1791 an. Hier ist wohl seine Mitarbeit an dem Brief gemeint.

349.

K: Oen 2997. Bruder Gotlieb. Vgl. Nr. 352f. 350. K: Den 18 Oez. Pssarrer] Völkel. Wahrscheinlich mit Übersendung der Abhandlung über die Fortdauer der Seele, vgl. 299,31s und 315,7. Der Anfang bezieht sich vermutlich'auf die französische Revolution; der Sinn des zweiten Satzes scheint zu sein: in Bayreuth und Schwarzenbach erstirbt der Patriotismus leichter als in Paris. Der Schluß meint das Schachspiel, vgl. Nr. 125f.

351. H: Berlin JP. 4 8. 4°. K: Den 24 Oez. J: Nerrlich Nr. 3 X. B: Nr. 116. A: Nr. 117. 314,13 aufrichtig] aus wahr H 19 leserliches] aus unleserliches H 31 eilen] aus suchen H 315,28 sizendes] nachtr. H Otto hatte zwei von ihm verfaßte Aufsätze — „elende, langweilige, weitschweifige Programme“ — geschickt, deren einer eigentlich für das „Saturnopolische“ (d. i. Höfer) Intelligenzblatt bestimmt gewesen sei, aber nicht gedruckt werde; nur Richter solle ihn lesen, „weil es mir wohlthut, dich von der ganzen Welt und von dem ganzen Saturnopolis zu trennen“. (Die Bezeichnung Saturnopolis für Hof hatte Richter in der vierten der Anfang Dezember 1790 an Otto geschickten satirischen Übungen geprägt, s. II. Abt., III, 309.) 314,18-22 Vgl. 206,4-6. 315,7 „Unsterblichkeit der Seele“: die Abhandlung „Über die Fortdauer der Seele und ihres Bewußtseins“ (II. Abt., III, 339—360), deren erhaltene Handschrift zwar vom Juli 1791 datiert ist, die aber sicher schon früher konzipiert und teilweise ausgeführt war; vgl. 322,21s. 14 Vgl. 265,28. reff. Ottos Kritik der sechs satirischen Aufsätze hat sich nicht erhalten. Henry Hornes „Elements of Criticism“ (1762, deutsch von Meinhard 1765) werden schon in den Teufels -Papieren gerühmt (I. Abt., I, 419,4s.). 21s. Meißner: vgl. Vorschule der Ästhetik, §76 (I. Abt., XI, 258,26-31). 27-36 Die „Schilderung eines Zerstreueten“, die später zu „Freudeis Klaglibell“ ausgearbeitet wurde, war der fünfte der an Otto geschickten Aufsätze (II. Abt., III, 312—317); die neu hinzugefügte Szene, die dem Verfasser den Atem nahm, ist die der mißglücktem Gastpredigt (I. Abt., V, 197—199; vgl. XI, 107,27-34). 316,1 Quartus am Hofer Gymnasium war 1780—91 der spätere Rektor Job. Theod. Benj. Helfrecht (Weißmann Nr. 3979), der wahrscheinlich manchen Zug für den Rektor Fälbel ge­ liefert hat (s. I. Abt., V, Einl. S. XXV). 9 Trinkuni tät: wahrscheinlich die im 14. Sektor der Unsichtbaren Loge verwendete Burleske von den fünf betrogenen Betrügern (I. Abt., II, 109—111). 352. H: Berlin JP. 2 % S. 4°; auf der 4. S. Adresse. K: Otto 29 Dez. J1: Otto 1,12X. J2: Nerrlich Nr. 4. 316,22 andre] es seine K 25 geheirathetbis 30 haben.] von fremder Hand durchstr. H 317,1 lieberfressen] davor gestr. Essen H 2 Landesregierungen] Obrigkeiten K 9 davon] nachtr. H Richter hatte für den Hofer Hochzeits-, Leichen- und Kindtauf-Bitter Karl Hofmann einen Neujahrsglückwunsch verfaßt (II. Abt., III, 333s.). 816,16 Kothmann: ein Hofer Original; vgl. I. Abt., II, 461, Anmerkung zu 141,24. 23ff. Im Tagebuch notiert Richter Anfang Januar 1791: „Vorgebliche Heirath meines Bruders.“ Das Taufregister von Naila ver­ zeichnet unterm 30. Mai (!) 1791 die Geburt eines „Hurenkindes“ — Mutter: Katharina Hagenin, ledige jüngste Tochter des Fleischhacker­ meisters und Bambergischen Lehnvogts Joh. Georg Hagen in Naila; Vater:

Joh. Gottlieb Richter, Skribent bei hiesigem Vogteiamt, „ein unwürdiger Pfarrsohn von Schwarzenbach a. d. Saal". Taufe und Hochzeit waren also noch gar nicht erfolgt, es kam überhaupt nicht zur Heirat. 317,8 Die zwei edleren Brüder sind der verst. Heinrich und Samuel, die zwei Näilaer Gottlieb und Adam. 16 Spatz: der oben genannte Karl Hofmann. 353. Hz Berlin. 3% S. 4°. Kz Fasz. 13b. 3 S. 4°. i1: Wahrheit 4,279. i2z Nachlaß 5,165. Jz Täglichsbeck S. 20. 317,20 u. 30 der Name aus­ radiert K 22 Neujahr] aus Neujahrs H, Neujahrs K 30 Eh'] aus Als K der Schöpfers aus das Schiksal H 31 vor den Schöpfers vor ihm [!] K 318,1 Auge] Dlik K 2 haschenden Fingerns fangenden Händen [aus Fingerns K 6 4o, oder 50] aus die H 7 giftig] boshaft K 15s. meine schwarze Gestalt nicht kenne] vor meiner schwarzen Gestalt nicht zusammenfahre K 21 um sich und mich zu verbergen] meine und ihre Gestalt zu verhehlen K 22 Seele] davor bebende K 28 verschönert] aufgebläht K 319,1 in die Nacht des Alters] ins [gestr. kalte] düstre Alter K 2 morgendlicher] nachts. H, fehlt K Mond­ schimmer] danach am Morgen K 8.10 einmal] einst K 8 entfernt] davor von dirK Vgl. Tagebuch: „Neuiahrswunsch für Renata, ihre Rührung bei meinem Wunsch, nie unglüklich zu sein." Es ist der Keim zu der Erzählung „Die Mondsfinsternis" (LAbt., V, 32—36).

354. Kt Wagner 3 Jen. Richter bittet offenbar um den Anfang eines Werks, dessen Schluß er schon gelesen, so wie man hebräische Bücher von hinten nach vorn liest. „Secrötaire de Tensor" nennt er sich als Herausgeber der Teufels-Papiere, vgl. 309,3, 339,31s.

355. Hz Brit. Museum. 2 S. 4°. K: Göschen 20 [!] Jenner, iz Wahrheit 4,340. Der schottische Meister aller schönen Künste — kombiniert aus maitre ecossais, dem 4. Grad der Freimaurer, und magister artium — ist offenbar Schiller, der Herausgeber der seit 1787 in Göschens Verlag er­ scheinenden Zeitschrift „Thalia". Der eingesandte Aufsatz ist vermutlich die „Supplik der Schikanedrischen Truppe", s. zu Nr. 329; er fand keine Aufnahme. Göschens vorjähriger Brief ist nicht erhalten; vgl. Fehl. Br. Nr. 33. 356. Hz Berlin JP. 1 S. 4°. K: Otto den 26 s!] I. Jz Otto 1,20. 320,11 er bis 12 Ende] ich doch bald hinaus K 12 meinen] den K 21 Mass K (wohl Schreibversehen) 518

320,10 Schiller: vielleicht die „Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs“, deren 1. Teil im „Historischen Calender für Damen auf 1791" erschienen war; vgl. 343,21; nur zu meinem Vergnügen: d. h. ohne zu exzerpieren. 12 Pylad: wohl Albrecht Otto, vgl. 325,2; er pflegte vermutlich in den Abendgesellschaften bei Herold das Zeichen zum Aufbruch zu geben. 14-16 Wahrscheinlich die von Voß herausgegebene „Poetische Blumenlese (Musenalmanach) auf 1791", worin 8. 122 ein Gedicht „Selbstgefühl eines Leidenden" steht, dessen 3. Strophe lautet: „Habe Dank, o Gott, für diese Seele / Mit den Trieben nicht für diese Welt, /Für die Wünsche, die ich hier verfehle, / Für die Wonne, die nur mir gefällt." (Vgl. 361,27s.) Über den von Jean Paul überschätzten Lyriker Job. Jakob Mnioch (1765—1804) vgl. Vorschule der Ästhetik, §25 (I. Abt., XI, 88,23-25). 25 Otto pflegte dem Sonnabends nach Hof marschierenden Richter entgegenzugehen. 357.

H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 4 8. 4° (eigenhändig paginiert). K: Otto den 2g[!] Jenner. J: Otto 1,25. B: Nr. 118. 321,1 io] aus 8 H i3 t>or* frägst] sagst K eö] aus sie H 14 aber] hingegen K besprüzten K 16 Aus­ führung] Befolgung K 21 schickest^ aus machst H 25 an diesem] aus durch dieses H 26 minder interessanten] bekanten K • 27 hineinwirfst K 28 das Interesse K 322,8 weil sie] die K

Otto hatte einen Aufsatz, anscheinend über Lehnsrecht, zur Beurteilung gegeben. 321,3off. Verweise auf das dem Corpus juris civilis angehängte mittelalterliche (langobardische)Feudalrecht. 322,20das von Bettlern: das ursprünglich für die Kreuzerkomödie bestimmte „Zwischenspiel des Harlekins" (II. Abt., III, 324—328). 21 f. Vgl. 315,7s. 26s. Wirth: Richter scheint mit dem Postmeister Streit gehabt zu haben, vgl. Tage­ buch, Anfang Januar 1791: „Zerfiel mit dem W—e., wieder ausgesöhnt, abgereiset und auf immer sind die Sonabendsklubs aus meinen Augen." 358. X: Kloter den i Febr.

Am 2. Februar (Lichtmeß) wurden die Dienstboten entlohnt.

359. K'. Heroldin 2 Feb. Vgl. 324,33. Über die Familie Herold vgl. zu Nr. 414. Adressatin dieses Briefs ist jedenfalls die Mutter, Amöne Friederike Dorothea, Tochter des Landkammerrats und Kastenamtmanns Joh. Georg Rentsch in Hof, geb. 10. Mai 1748, gest. 30. Mai 1794. Jean Paul nennt sie im Vorwort zu dem bei ihrem Tode verfaßten „Begräbnis-Traum" (I. Abt., XVII, 265—267) „eine geistig und körperlich zart-gebildete Mutter“. 323,7 „Briefe an Lina als Mädchen und Mutter" von Sophie Laroche, 3 Bände, Mannheim 1785—87.

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360. K: Amöna [aus Arnone] 2 Febr. i: Wahrheit 4,283. Einschluß des vorigen. Über Amöne Herold, die älteste Tochter, die spätere Gattin Christian Ottos, die geistig bedeutendste unter Richters Jugendfreundinnen, vgl. die Stammtafel in Bd. II, ferner Schindel, „Die deutschen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts“, Leipzig 1825, II, 72. Von Jean Pauls Briefen an sie haben sich einige, die er entweder nicht ab­ geschickt oder gleich wieder zurückbekommen hatte (vgl. 371,17), in seinem Nachlaß erhalten, die Mehrzahl in der Kunst- und Altertümer­ sammlung der Feste Koburg; sie sind größtenteils, jedoch mit vielen von ihr selbst vorgenommenen Kürzungen und Änderungen, im 4. Bande von „Jean Pauls Briefwechsel mit seinem Freunde Christian Otto" (1833) ge­ druckt, einzelne schon vorher im Cottaischen Morgenblatt von 1829. Ihre Briefe an Jean Paul sind bis auf zwei unbedeutende Billette verloren ge­ gangen. — Vgl. Tagebuch, 1. Febr. 1791: „Die Liebe z. H. [zur Heroldin?] wächst oder entsteht." 323,17 la Roche: s. zu Nr. 359. 361. H: Berlin JP. 2% S. 4°; K: Otto den 4D] Febr. J: Otto 1,30. A: Nr. 120. 323,24 Febr.] aus März H 31 Möglichen] Lächerlichen K 324,4 vor­ läufig^ aus iezt H 15 jemand] einen Freund K 33 . 5 [!] Jul. aus Neustadt, i: Nachlaß 4,238. Datiert nach Nr. 435. 391,1-8 Vgl. das „Kochbuchrezept“ I. Abt., III, 375,3211. 8f. Vgl. 392,31s. 435. H: Antiq. Heck (Wien), Kat. 54 (1931), Nr. 256; 8 pagin. S. 4°. K (nach Nr. 433): Renata Neustadt an d. Aisch. d. 7 Jul. 93. i: Nachlaß 4,241. J: Täglichsbeck S. 47 (7. Juli 1794). B: Nr. 141. 391,23 itjrer] nachtr. H Eurg] danach gestr. was H 392,7 auf iljnen] aus daraufH 14 erfliegen] davor gestr. steht H 15 Sprosse] Stufe K 20 Sontags H 33 schöner] aus sanfter H 393,7 aufs — Papier begraben K 13 Fusgängerin] davor gestr. Nachbsarin] H 18 allen] danach gestr. den H 20 um mich] nachtr. H 30 wieder] danach gestr. mit H 31 und ihre Schwester] nachtr. H 32 jene] aus sie H 394,4 wofür] davor gestr. welches niemanden H 7 den] aus die danach gestr. Satire H 10 zu misverstehen] aus miszuverstehen H, miszuverstehen K 12 alle­ mal] danach gestr. denn Sie H 14 Widerlegung] aus Wiederlegung K 391,20-24 Vgl. B: „Da der erste Theil Ihres Briefs so war wie Ihr Abschied, (doch Sie nahmen gar keinen) so werden Sie fühlen, welchen Eindruk der zweite auf mich machte — o, gewiß: ihr seid die schönsten Stunden meines Daseyns, wo ich mich mit Ihnen, Freund, über dieses schwüle Leben hinüber schwang, und mich vol der süssesten Hofnungen an einen Ort dachte, wo wir alle uns lieben werden, — und Alle glüklich sind .... Nichts ist wol mehr fähig, mich öfter traurig zu machen, als wenn mein Auge im Freien herumirrt, und die nämliche Empfindung erregt, die Sie mir gestern so lebhaft ausmalten, eine unbegreifliche Sehnsucht bemächtigt sich meiner, ah, seufze ich, vielleicht wärst du hinter jenen Horrizont unter bessern Menschen, die dich weniger verkennen, und mit Ihnen [!] in eine süsse Freundschaft verwebt; o, warum bleiben es ewige Wünsche.“ 392,4-13 Vgl. die Schilderung der gleichen Wanderung in den Palingenesien,

I. Abt., VII, 235,13—236,10. 19 Spangenbergin: wohl Wilhelmine, s. Nr. 297f. 26 Christian Theodor Oertel, geb. 1766, Adjunkt am Gymna­ sium in Neustadt; Wernlein schildert ihn in seinen Briefen als dumm und albern, s. PersÖnl. Nr. 13. 33f. zwei weibliche Schönheiten: Töchter des Neustädter Stadtsyndikus Joh. Salomon Walz (gest. 9. April 1796) und seiner Frau Sophie Juliane, geb. Schöpfel; eine von ihnen, Christiane Julie, war mit Oertel verlobt, der sich nachher bei Wernlein beklagte, daß Richter ihr die Cour gemacht, ja sogar einen Briefwechsel angeboten habe. (Wernlein an J. P., 31. Juli 1793.) 393,14-21 So zieht sich Viktor im Hesperus unter dem Gesang Klotildens bei Sternenschein in eine Laube zurück (I. Abt., III, 104f.) 23f. Vgl. 372,9s. 394,2 Sonne: Gasthof in Bayreuth. 436. K (nach Nr. 437): An Frau Kammerkommissar Meyer in Bayreuth. 394,26 Apotheke] vielleicht Apathie (vgl. 396,13)

Adressatin ist wahrscheinlich die Frau des Steuereinnehmers und Land­ schaftskommissars Friedr. Meyer in Bayreuth (Adreßbuch 1795, 8. 90), mit der Richter schon bei seinem Besuch in Bayreuth im September 1792 bekannt geworden war (Tagebuch); vielleicht war sie Renatens Tante, vgl. 400,18. 437. K (nach Nr. 429): An Mazdorf 16 Jul. 1793. r: Nachlaß 4,242. Matzdorff hatte den am 26. Juni 1793 erfolgten Tod von Moritz ge­ meldet. 394,34 drei Freunde: Hermann und die Brüder Oerthel. 438. H: Fichtelgebirgs-Museum, Wunsiedel. 4 S. 4°. (Eine alte Abschrift von derselben Hand wie zu Nr. 148 im Brit. Museum.) J1: Wahrheit 4,362. J2: Nachlaß 3,267. A: Nr. 143. 396,30 roeg] nachtr. H Der Briefwechsel mit Vogel hatte fast vier Jahre geruht; vgl. Tagebuch, 13. Mai 1791: „Pakte meine Briefe nach den Rubriken der Autoren . . . Meine Jugendliebe zum Jugendfreund Pf[arrer] in Arzberg körnt wieder und ich bereue mein eitles und undankbares Betragen.“ Vogel antwortete mit der alten Wärme und voll Begeisterung über die Unsichtbare Loge. 396,18s. dreiwöchentliche Reise: sie hatte nur zwei Wochen gedauert.

439. H: Goethe- u. Schiller-Archiv. 5 S. 4°. K (nachgetragen im 4. Brief­ buch): Otto 24 Jul. 93. J: Otto 1,127 (bis 398,28) und Nerrlich Nr.7 (nur der letzte Absatz). A: Nr. 144. 397,5 OTinimifäf] danach der Leser K 17 grossen] aus nöthigen H 398,3 Lenkseil] aus Zaum H 8 ich gieng] aus man geht H 10 fähiger] aus fähig H 30 einer] aus dieser H 31 wird H 33 Seelen] nachtr. H 36 weich] davor gestr. hasrt] H 37 hart] davor gestr. weich H

Mit den 15 ersten Kapiteln des Hesperus-Manuskripts. 397,6 Vor Theile hat Jean Paul eine Lücke gelassen, in die er die Zahl der noch folgenden Teile, die noch nicht feststand, einsetzen wollte. 12 Wien: s. das Extra blättchen des 18. Kapitels (I. Abt., III, 276—279). 13 alte Entschuldi­ gungen: s. 346,17-20. 15 drittes Buch: Quintus Fixlein. 21 Der Hofapotheker Zeusei (I. Abt., III, 152f.) hatte also in Hof ein Modell; die Vorarbeiten nennen als solches Wagner, vgl. Nr. 131f. 33f. Dinte in Neustadt: vgl. 390,33, 391,14. 398,13 eine Person: Emanuel. 29s. Vgl. zu Nr. 413. 440. H: Berlin JP. 2 8. 4°.