198 72 12MB
German Pages 92 [100] Year 1974
ZEITSCHRIFT FÜR
ÄGYPTISCHE SPRACHE UND
ALTERTUMSKUNDE H E R A U S G E G E B E N VON F R I T Z H I N T Z E
100. BAND ERSTES HEFT
GEDENKSCHRIFT FÜR SIEGFRIED MORENZ TEIL Ha
19 73 AKADEMIE-VERLAG - BERLIN IN A R B E I T S G E M E I N S C H A F T
M I T J. C. H I N R I C H S V E R L A G - L E I P Z I G
32,-M
INHALT 2 ä b a , ZbynSk f
T-TTT
E d e l , E.: Vorbericht über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el Hawa bei Assuan
1— 6
F e c h t , G.: Ägyptische Zweifel am Sinn des Opfers
6—16
F i s c h e r , H. G.: An Eleventh Dynasty Couple Holding the Sign of Life
16-28
G r i f f i t h s , J. G.: Triune Conceptions of Deity in Ancient Egypt
28-32
H o r n u n g , E.: Die „Kammern" des Thot-Heiligtumes
33-35
K ä k o s y , L.: Die weltanschauliche Krise des Neuen Reiches
35—41
K r e b s , W.: Nochmals die Kriegselefanten der Ptolemäer
41-42
S c h e f o l d , K.: Das Diesseitige des griechischen Jenseitsglaubens
43-49
S i m p s o n , W. K.: Ptolemaic-Roman Cartonnage Footcases with Prisoners Bound and Tied
50-54
W e s s e t z k y , V . : Die ägyptische Tempelbibliothek
54-59
Z an d e e , J.: Sargtexte, Spruch 76
60 — 71
Sargtexte, Spruch 77
71-72
—
Miszellen: B l u m e n t h a l , E.: „Befehl des Königs" in den königlichen Rechtsurkunden des Alten Reiches E d e 1, E.: Nachtrag zur Felsinschrift des Mhw und Sibnj in Tumäs, ZÄS 97,1971, 53ff.
72-76 76
K a k o s k y , L.: Nachtrag zum Aufsatz „Beiträge zum Totenkult der heiligen Tiere", ZÄS 96, 1970, 109ff.
76
Herausgeber und verantwortlich ffir den Inhalt: Prof. Dr. F. Blntze, Humboldt-Universität Berlin, Bereich Ägyptologie und SudanarchfiologieMeroitlutik, 104 Berlin, Beinhardtstraße 7. Verlag: Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, leipziger Str. 3-4, Fernsprecher: 22 04 41 (in Gemeinschaft mit dem J . C. Hinrichs Verlag, Leipzig). Postscheckkonto: Berlin 35 021. Bestellnummer dieses Heftes: 1028/100/1. Sie Zeltschrift f ü r Ägyptische Sprache und Altertumskunde erscheint zwangslos in BSnden zu je 2 Heften. Bezugspreis je Band: 64,—M. Satz und Druck: IV/2/14 VBB Druckerei »Gottfried Wilhelm Leibniz«, 445 Gräfenhainichen/DDB. Veröffentlicht unter der Lizenz-Kummer 1266 des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Bepublik. Printed in the German Democratic Bepubllc.
ZBYNfiK 2ÄBA
I
ZBYN£K2ÄBA 19. Juli 1917 - 15. August 1971
Die Jahre 1970 und 1971 waren keine glücklichen Jahre f ü r die Ägyptologie. In dieser Zeit erlitt die Ägyptologie harte Verluste. I m J a n u a r 1970 ist völlig unerwartet Siegfried Morenz in Leipzig dahingegangen; vier Monate später ist ebenso plötzlich Jaroslav Cerny in Oxford verschieden; und noch bevor der Nachruf auf Cerny in Archiv orientälni erscheinen konnte, ist sein Verfasser, Zbynek Zäba, in Prag am 15. August 1971 ebenso wider Erwarten gestorben. Und allen d r e i e n - d i e persönlich befreundet w a r e n - i s t das Eine gemeinsam: daß sie inmitten fleißiger Arbeit, voller Pläne f ü r die Zukunft, dahingegangen sind, daß ihnen die Feder aus der H a n d geschlagen worden ist. Dabei kann man den Abgang von Professor S. Morenz und von Professor Zb. Zäba tragisch nennen, denn beide sind in ihrem besten Alter verschieden. Zbynek Zäba wurde am 19. Juni 1917 in Doubravice bei Dvür Kralove (Königinhof) in Ostböhmen als einziger Sohn eines Oberlehrers geboren. Schon als Gymnasialstudent hat er sich als hervorragendes Sprachtalent gezeigt, in der Schule vor allem in Lateinisch und Griechisch. Aber bald haben sich dazu auch moderne Sprachen gesellt, so daß er schließlich etwa fünfzehn Sprachen beherrscht und davon fünf fließend gesprochen hat. An der Universität hat er angefangen, seine geliebte klassische Philologie zu studieren; seine Studien sind aber durch die Schließung der tschechischen Hochschulen im November 1939 unterbrochen worden. Als er dann nach dem Kriege das Studium wieder aufgenommen hat, hat er nicht mehr die klassische Philologie fortgesetzt, sondern ist zur Ägyptologie zu Franz Lexa übergegangen. Die Schulung in der klassischen Philologie hat aber auf Zäbas wissenschaftliches Denken großen Einfluß ausgeübt und ist ihm auch bei seiner philologischen Arbeit in der Ägyptologie vom Nutzen gewesen. Nach dem zweiten Weltkrieg hat an der Karls-Universität auch der damalige Privatdozent Jaroslav Cerny, später Professor an der Londoner und Oxforder Universität, Ägyptologie gelehrt, und dieser hat auf den jungen Adepten der Ägyptologie einen viel größeren Einfluß ausgeübt als der Ordinarius Franz Lexa selbst. Cerny und Zäba haben dann in wahrer Freundschaft bis zu Cernys Tod gelebt. Seine Universitätsstudien hat Zäba im Jahre 1949 mit dem Doktorat der Philosophie abgeschlossen; als Assistent von Lexa hat er sich dann habilitiert und im J a h r e 1954 ist er zum Dozenten der Ägyptologie an der Karls-Universität ernannt worden. Als er im Jahre 1956 als Mitglied einer Kulturdelegation zusammen mit Lexa Ägypten bereist hat, ist ihm völlig zum Bewußtsein gekommen, was es f ü r die tschechische Ägyptologie bedeuten würde, wenn sie selbst „das primäre wissenschaftliche Material auf dem Gebiete der ägyptischen Geschichte, Philologie, Kunst, Anthropologie usw. suchen, wählen und verarbeiten und so die ausschließliche Abhängigkeit vom fremden publizierten Material überwinden könnte, welche früher natürlich die Thematik unserer Arbeiten beschränkt h a t " (Tesäno do kamene, psäno na papyrus, Prag 1968, S. 9). Nach der Rückkehr aus Ägypten schlug der Dozent Zbynek Zäba den übergeordneten Behörden vor, ein selbständiges tschechoslowakisches Institut f ü r Ägyptologie zu gründen. Sein Vorschlag wurde genehmigt und das Institut in Prag im Jahre 1958 und in Kairo im Jahre 1959 gegründet. I n demselben Jahre wurde Zäba zum Professor der Ägyptologie an der Karls-Universität ernannt. Zu dieser Zeit hatte er schon einen zweijährigen Aufenthalt an der High School of Languages in Kairo als Tschechischlehrer absolviert. Nach dem Tode von Franz Lexa, dem ersten Direktor des Tschechoslowakischen Institutes f ü r Ägyptologie, im Jahre 1960 wurde Zäba Direktor dieses Institutes. Zu dieser Zeit war Zäba in den Fachkreisen schon allgemein bekannt, und zwar durch seine bis jetzt größten und wichtigsten wissenschaftlichen Werke «L'orientation astronomique dans l'an1 Zeitachr. für Ägypt. Sprache, 100. Band
II
Z B Y N È K ÈÀBA
[100. Band
cienne figypte et la precession de l'axe du monde» (Prague 1953) und «Les Maximes de Ptahhotep» (Prague 1956). Im ersten Werk bemüht sich Zäba zu zeigen, mit welchen Methoden die alten Ägypter den Meridian festgestellt haben, um ihre größten Bauten — die Pyramiden und die Tempel — astronomisch zu orientieren, und gleichzeitig die Ursachen von Deviationen — zwar meistens sehr geringen — vom genauen Meridian festzustellen. Das Buch behandelt kritisch alle bisherigen Arbeiten über dieses Thema und ist infolgedessen auch eine Dokumentation aller Versuche, die astronomischen Kenntnisse der alten Ägypter und ihre Observationsmethoden des Sternhimmels zu entdecken. — Das zweite Werk ist die Herausgabe des definitiven Texts und die französische Übersetzung der „Lehre" des Wesirs Ptahhotep aus der Zeit des Alten Reiches und der philologische Kommentar zu dieser Lehre. In der Übersetzung und dem Kommentar hat sich Zäba als geborener und ausgezeichnet geschulter Philologe erwiesen, dem es gelungen ist, manche dunkle Stelle dieses schwierigen Textes zu erläutern und richtig zu übersetzen. Zäbas Übersetzung von Ptahhotep wird bis heute f ü r eine definitive gehalten und es ist eben sie, die schon damals dem Autor seinen Weltruf gesichert hat. Eine tschechische Übersetzung der Lehre von Ptahhotep ist leider erst post mortem Zäbas im F r ü h j a h r 1972 erschienen. Der zweite Teil des Kommentars zu Ptahhotep sollte ein sachlicher Kommentar sein; Zäba hat dazu Material gesammelt, aber wegen der Unmenge von anderen Arbeiten hat er ihn nicht mehr fertigstellen können. Nach der Gründung des Tschechoslowakischen Instituts f ü r Ägyptologie wurde der bisherige Philologe Zäba auch zum Archäologen. I m Jahre 1960 reiste die erste tschechische Expedition nach Ägypten, ym die ersten archäologischen Erfahrungen bei der Freilegung der Mastaba des Ptahäepses in Abuslr zu gewinnen. Aber schon im nächsten J a h r war man gezwungen, die Arbeiten daran zu unterbrechen infolge der Notwendigkeit, die Tempel und andere Altertümer in dem Überschwemmungsgebiet des neuen Aswaner Staudammes in Nubien retten zu helfen. Hier in Nubien haben dann die tschechischen Expeditionen bis zum Jahre 1965 einschließlich gearbeitet. In den Jahren 1961 und 1962 war es ihre Aufgabe, unter der 5 m hohen Schicht von Nilschlamm in der Ebene von Tafa den sog. Südtempel zu finden. Obwohl man hier unter schwersten Bedingungen im Sommer gearbeitet hat, wurde die Aufgabe erfüllt. In den folgenden drei Kampagnen hat man die Felsinschriften und Felszeichnungen und -maiereien dokumentiert, und zwar in zwei Konzessionen, einer nördlichen von Kalabscha bis Gerf Hussein und einer südlichen von es-Sebua bis Girgawi bei Korosko, und dieselben Konzessionen auch archäologisch durchforscht. Die Ernte dieser Kampagnen ist reich: gegen 300 Felsinschriften und etwa 5000 Felszeichnungen und -maiereien. Die Felsinschriften — die der Zeitspanne vom Mittleren Reich bis zur Römischen Periode angehören und worunter sich auch die f ü r verloren gehaltene Stele Amenemhäts I. aus Girgawi-Korosko befindet - hat Zäba (mit einigen Mitarbeitern) in den "Rock Inscriptions of Lower Nubia" behandelt; das Erscheinen des Buches erwarten wir im Jahre 1973. Dieses Werk, Zäbas größte wissenschaftliche Arbeit, wird eine wichtige Quelle f ü r die Geschichte vom alten Nubien werden, denn die darin enthaltenen Fakten werden manche Lücke in unserem Wissen über die Geschichte dieses Landes schließen und manche bis jetzt f ü r richtig gehaltene Anschauung abändern. (Die Auswertung des übrigen nubischen Materials der Felszeichnungen sowie der archäologischen Funde der X-Gruppe in Wädi Qitna und bei Kalabscha ist noch nicht abgeschlossen.) Nach dem Abschluß der nubischen Kampagnen kehrte Zäba zu den Grabungen in Abüslr zurück. Während seiner letzten Kampagne im Jahre 1970 hat er das Äußere der Mastaba zu etwa drei Vierteln vom Sand befreit. Nach Zäbas eigenen Worten sollte die Publikation und die Auswertung des gewonnenen Materials dieser Riesenmastaba sein Lebenswerk sein. Leider hat Zäba nun den Abschluß der Grabungen in Abüslr sowie die Herausgabe des gesamten Materials und dessen Auswertung seinen Mitarbeitern und Nachfolgern als Erbe hinterlassen müssen. Eine ganze Reihe von Studien hat Zäba auch tschechisch geschrieben. Die wichtigsten von ihnen sind: eine Studie über die ägyptischen Einflüsse in der Bibel, ein? umfangreiche Studie des Sklaventums im alten Ägypten und die Studie „Zum Problem Achenatons und der AmarnaZeit". Alle bringen neue Fakten und betrachten die Probleme vom heutigen Gesichtspunkt. Von
1973]
Z B Y N f i K ZÄBA
III
populärwissenschaftlichem Charakter ist - außer einigen Zeitschriftenartikeln — vor allem seine „Geschichte Alt-Ägyptens", die erste umfangreichere tschechisch geschriebene Geschichte Ägyptens, und das Buch „Tesa.no do kamene, psano na papyrus" (In Stein gemeißelt, auf Papyrus geschrieben). Es ist einerseits die erste tschechisch geschriebene Geschichte der altägyptischen Literatur, die nach einzelnen Genres geordnet ist, andererseits - wie es Zdba selbst im Vorwort des Buches sagt - eine Art Führung durch die tschechischen Übersetzungen aus der altägyptischen Literatur. Die meisten von ihnen stammen von Lexa, eine Anzahl von Zaba selbst. 2&bas Übersetzungspläne waren umfangreich; er hat die vorhandenen Übersetzungen ergänzen und fortsetzen, einige Übersetzungen Lexas ausbessern wollen. Schöne Beispiele von diesem Vorgehen sind 2äbas Übersetzung von Ipuwers Schilderung des Zerfalls des Alten Reiches (Gardiners „Mahnworte eines ägyptischen Weisen"), die von Lexas Übersetzung diametral verschieden ist, und die Übersetzung von Achenatons „Hymnus an die Sonne" in Zabas „Zpevy Nilu" (Nilhymnen). Professor Zaba als Mensch ist am besten durch seine Privatinteressen charakterisiert • sie galten den Tieren, dem Autofahren und der Musik. Von allen Tieren hat er die Katzen am liebsten gehabt. Über seine Katzen, die er in Ägypten während seiner Kampagnen gefüttert hat, könnten wir viel Interessantes erzählen. Eine schnelle Autofahrt ist f ü r ihn immer ein wahrer Genuß gewesen, denn sie war völlig im Einklang mit seinem Temperament. Aber über alles hat 2&ba die Musik geliebt, speziell die klassische; f ü r die moderne Jazzmusik hat er wenig Verständnis gezeigt. Er ist aber nicht nur deren Liebhaber, sondern auch ein hervorragender aktiver Musiker gewesen. Er war Meister im Harmoniumspiel. Er selber hat ein kostbares Konzertharmonium besessen und hat es bis zur Vollendung beherrscht. J a , er hat den Harmoniumherstellern eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen gebracht. Außerdem besaß er eine umfangreiche Diskothek von klassischer Musik und erstklassige Reproduktionsapparate. Der vorzeitige Tod hat Professor Zaba in jene Gruppe hervorragender Wissenschaftler eingereiht, die in einem Alter verschieden sind, in dem andere sich erst auf ihre Hauptwerke vorbereiten, und die trotzdem tiefe Spuren hinterlassen und im Kulturleben ihres Volkes eine tiefe Furche gezogen haben. Die Gründung des Tschechoslowakischen Instituts f ü r Ägyptologie der KarlsUniversität bleibt Zabas erstes unvergängliches Verdienst. Sein zweites Verdienst ist es, daß es ihm gelungen ist, durch seine wissenschaftliche Arbeit und durch seine persönlichen Beziehungen zu allen Ägyptologen von Weltruf und zu allen hervorragenden ägyptischen Kulturarbeitern die tschechoslowakische Ägyptologie aus ihrer Isolation herauszubringen und in den lebendigen Strom der Weltägyptologie einzureihen. Das bezeugt auch die Tatsache, daß Zaba Mitglied vieler ausländischer wissenschaftlicher Institutionen geworden ist. Der unerwartet vorzeitige Tod von Professor Zaba ist ein schmerzlicher Verlust nicht nur f ü r die tschechoslowakische, sondern auch f ü r die gesamte Ägyptologie und es wird eine Zeitlang dauern, bis die durch seinen Tod entstandene Lücke wieder geschlossen sein wird. Frantiäek Vähala
E . E d e l : V o r b e r i c h t ü b e r die A r b e i t e n i n d e n G r ä b e r n d e r Q u b b e t ei H a w a
ELMAU
1
EDEL
Yorbericlit über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el H a w a bei A s s u a n 3. F o l g e Z u r V o r g e s c h i c h t e dieser G r a b u n g s b e r i c h t e sei k u r z f o l g e n d e s b e m e r k t : D i e V o r b e r i c h t e f ü r die J a h r e 1959 u n d 1960 w u r d e n jeweils n a c h der G r a b u n g a b g e l i e f e r t , k o n n t e n a b e r e r s t 1962 i n d e n A S A E 57, 1962, 33—40 a b g e d r u c k t w e r d e n . D e r D r u c k m e i n e r V o r b e r i c h t e f ü r 1961, 1962 u n d 1963 1 , die i n j e d e m J a h r einzeln e i n g e r e i c h t w o r d e n w a r e n , k a m d a d u r c h n i c h t i n d e n A S A E z u s t a n d e , weil sie i m Z u g e i r g e n d e i n e r o r g a n i satorischen Umgestaltung der Zeitschriftenedition unauffindbar geworden waren. I n meiner N o t entschloß sich d a m a l s d a h e r d e r H e r a u s g e b e r d e r Z Ä S f r e u n d l i c h s t , d i e G r a b u n g s b e r i c h t e g e s a m m e l t in d e r Z Ä S 9 3 , 1966, 48—55 a b z u d r u c k e n , v e r m e h r t u m e i n e n k u r z e n B e r i c h t f ü r 1965, ein J a h r , in d e m k e i n e S ä u b e r u n g e n s t a t t finden d u r f t e n u n d n u r zeichnerisch g e a r b e i t e t w u r d e 2 . W ä h r e n d d e r N i e d e r s c h r i f t dieser Zeilen e r r e i c h e n m i c h s o e b e n (1969) die S o n d e r d r u c k e m e i n e r B e r i c h t e f ü r die J a h r e 1961, 1962 u n d 1963 i n d e n A S A E 60, 1968, 7 7 - 9 4 ; m e i n e e i n g e l i e f e r t e n M a n u s k r i p t e h a t t e n sich also d o c h n o c h a u f f i n d e n lassen. E r f r e u l i c h e r w e i s e i s t d e r D r u c k bis a u f eine winzige K l e i n i g k e i t 3 völlig korrekt, obwohl ich keine K o r r e k t u r f a h n e n erhalten h a t t e . A u c h d i e v o r l i e g e n d e 3. F o l g e v o n G r a b u n g s b e r i c h t e n h a t ein u n g l ü c k l i c h e s Schicksal g e h a b t ; sie w a r 1969 n a c h K a i r o z u m D r u c k f ü r die A S A E e i n g e s a n d t w o r d e n , a b e r a u f d e r P o s t v e r l o r e n g e g a n g e n , wie sich e r s t s e h r viel s p ä t e r h e r a u s s t e l l t e . D e r E i n f a c h h e i t h a l b e r soll d a h e r d i e v o r l i e g e n d e 3. F o l g e w i e d e r i n d e r ZÄS erscheinen4. I n z w i s c h e n s i n d erfreulicherweise alle diese V o r b e r i c h t e b e r e i t s i n s o f e r n z u e i n e m Teil ü b e r h o l t , als e i n e w e s e n t l i c h e F u n d g r u p p e dieser J a h r e , n ä m l i c h d i e a l t h i e r a t i s c h b e s c h r i f t e t e n T ö p f e m i t A n g a b e n i h r e s I n h a l t s u n d d e r T i t e l u n d N a m e n d e r S t i f t e r b e r e i t s in einer e i g e n e n P u b l i k a t i o n s s e r i e v o r l i e g t u n t e r d e m T i t e l „ D i e F e l s g r ä b e r d e r Q u b b e t el H a w a bei A s s u a n " . I I . A b t e i l u n g : D i e a l t h i e r a t i s c h e n T o p f a u f s c h r i f t e n . 1. B a n d : Die T o p f a u f s c h r i f t e n a u s d e n G r a b u n g s j ä h r e n 1960, 1961, 1962, 1963 u n d 1965 ( X I + 144 S . ; 396 T a f e l n ) 1967/70. 2. B a n d : Die T o p f a u f s c h r i f t e n a u s d e n G r a b u n g s j ä h r e n 1968, 1969 u n d 1970. 1. Teil. Z e i e h n u n g o n u n d h i e r o g l y p h i s c h e U m s c h r i f t e n (182 T a f e l n ) 1971. — H a r r a s s o w i t z , W i e s b a d e n 5 . So b l e i b t als E i n l e i t u n g z u d e n f o l g e n d e n V o r b e r i c h t e n n u r n o c h ein N a c h t r a g z u d e m i n Z Ä S 93, 1966, 48—55 g e g e b e n e n V o r b e r i c h t v o m G r a b u n g s j a h r 1965 z u g e b e n : I n j e n e m J a h r f a n d e n w i r i n e i n e m S c h a c h t d e s G r a b e s 3 4 h u n v e r h o f f t 12 b e s c h r i f t e t e T ö p f e , o b w o h l w i r k e i n e S ä u b e r u n g e n v o r g e n o m m e n h a t t e n . D e r S c h a c h t w a r s c h o n v o r B e g i n n u n s e r e r A r b e i t i m J a h r e 1959 z u g ä n g l i c h gewesen. E s s i n d dies die i n z w i s c h e n i m 1. B a n d d e r T o p f a u f s c h r i f t e n a u f T a f . 15—20 v e r ö f f e n t l i c h t e n G e f ä ß e ; vgl. d a z u a u c h die B e m e r k u n g e n a u f S. 6 A n m . 7 d e r P u b l i k a t i o n . 1966 a r b e i t e t e n wir n i c h t in A s s u a n . 1.1967
Für 1967 konnte uns nach Beendigung der großen Nubienaktion erstmalig statt der Säuberungserlaubnis die Grabungserlaubnis für Assuan erteilt werden. Wir erhielten als Inspektor Herrn 1
F ü r 1964 w a r k e i n B e r i c h t n o t w e n d i g , weil i n j e n e m J a h r n i c h t i n A s s u a n g e a r b e i t e t w u r d e . I c h m ö c h t e j e n e B e r i c h t s s e r i e n a c h t r ä g l i c h als „2. F o l g e " b e z e i c h n e n , so d a ß i c h v o n d a h e r g e s e h e n d i e h i e r v o r l i e g e n d e B e r i c h t s s e r i e als 3. F o l g e i n d e r Ü b e r s c h r i f t b e z e i c h n e . 3 A n m . 1 a u f S. 82 i s t m i t A n m . 1 a u f S. 83 v e r t a u s c h t w o r d e n . — Z u e r w ä h n e n ist n o c h , d a ß m e i n e B e r i c h t e i n d e r Z Ä S u m d i e A n m e r k u n g e n 2—5 v e r m e h r t w u r d e n u n d d a ß a u c h A n m . 1 u n d 8 i n d e r Z Ä S e t w a s l ä n g e r s i n d als i n d e m d e n A S A E v o r g e l e g t e n O r i g i n a l m a n u s k r i p t . A u ß e r d e m ist in d e r Z Ä S n o c h eine ganzseitige p h o t o g r a p h i s c h e T a f e l m i t P r o b e n b e s c h r i f t e t e r T ö p f e b e i g e g e b e n w o r d e n . 4 L a u f e n d h a t L e c l a n t die i h m v o n m i r ü b e r s a n d t e n K u r z b e r i c h t e g e b r a c h t : 2
Assuan 1959
Orientalia
Assuan
Orientalia
Assuan
Orientalia
1962 1 SO 1961 1 8 8 - 1 8 9 32,1963,89 1967 ] 1960 J ' ' 1963 33, 1964, 3 4 9 - 3 5 0 1968 [ 39, 1970, 3 4 5 - 3 4 6 1961 31, 1962, 203 + T a f . 29 1965 35, 1966, 143 1969 j 1964 u n d 1966 w u r d e in A s s u a n n i c h t g e a r b e i t e t . , 5 I m f o l g e n d e n als Q H I I , 1 b z w . I I , 2 z i t i e r t . — W e g e n d e r F a s s u n g d e s T i t e l s ist z u b e m e r k e n , d a ß 1959 k e i n e b e s c h r i f t e t e n T ö p f e z u t a g e k a m e n , u n d d a ß 1964 n i c h t g e g r a b e n w u r d e .
2
E. E d e l : Vorbericht über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el Hawa
[100. Band
Gamal Abdu'l Hadi zugeteilt, der mit uns nach Assuan fuhr, wo wir vom 21. 3 . - 2 8 . 4. 1967 arbeiteten. Als Mitarbeiter hatte ich meine Frau und Herrn Jürgen Wentscher als Zeichner mitgenommen. Ein großer Teil dieser Zeit mußte administrativen Dingen gewidmet werden, die in früheren Jahren mangels eines Inspektors unterbleiben mußten. Da wir praktisch alles, auch Scherben, im Official Registerbook registriert hatten, mußten diese Dinge ausgesondert und in eigene, versiegelte Kisten verpackt werden, um gelegentlich von einer Kommission im Registerbuch getilgt werden zu können. Dazu kam die Umgruppierung der bisher nach Fundnummern aufgereihten kompletten Fundstücke in Typengruppen und deren Verlagerung von Grab 31 (S3-rnpwt II.) ins Grab 32, so daß nun Grab 31 wieder ganzjährig f ü r Touristen zur Besichtigung zugänglich ist. Erstmalig wurden auch größere Mengen von Funden in Kisten verpackt und nach Kairo gesandt. Nach Erledigung dieser Arbeiten wurden zur Vervollständigung der Pläne der bisher gesäuberten Gräber der unteren Reihe noch einige Schächte in den Vorhöfen der unteren Reihe 6 geöffnet, nämlich Grab 90, Schacht ß, S, e, £ und Grab 92, Schacht a7. Da in den Vorhofgräbern nur dienende Angehörige zu erwarten sind, fanden sich auch nur Skelette und wenige Töpfe, vor allem keine beschrifteten Töpfe. Auch der im Innern des Grabes 102 gelegene Schacht V I I 8 wies außer Skeletten und einigen Töpfen nichts Bemerkenswertes auf. Dagegen hatten wir uns eine Überraschung beim Hauptschacht (IV) des Grabes 102 erhofft, in dem der Grabbesitzer $v)jn-hnmn) selbst bestattet ist. I n der Sargkammer hatten wir außer seinen beschrifteten Sargresten nur Töpfe mit Früchtenamen (ohne Stifterangaben) gefunden, die bereits in QH II, 1 Taf. 95-100 veröffentlicht sind. Doch hatten wir den Schacht IV in früheren Jahren noch nicht besenrein gesäubert. I m Ostende des Schachts hatten wir die Schachtfüllung noch bis zum Niveau des Kultkammerbodens anstehen lassen, weil darauf ein Mäuerchen aus Bruchsteinen und Nilschlamm errichtet war, das die zentral gelegene Kultnische vor dem Blick des Eintretenden verbergen sollte; gleich vor dem Mäuerchen stand weiter nach Osten zu der steinerne Opfertisch, der ebenfalls noch auf der Schachtfüllung aufgebaut war und nicht etwa auf dem Felsboden. So bestand die Hoffnung, daß in der Schachtfüllung unterhalb des Opfertisches weitere beschriftete Töpfe lagen, womöglich sogar mit den Namen der Stifter versehen, das Ganze als besonders sinnfällige Symbolik und gleichzeitig magischer Zwang f ü r nie versiegende Opfergaben auf dem darüberstehenden Opfertisch. Leider erwies sich die schöne Hoffnung als trügerisch, als mühevoll das Mäuerchen abgestützt und die Schachtfüllung untersucht wurde. Jedenfalls aber hatte man die tröstliche Gewißheit, daß auch dieser Schacht besenrein gesäubert worden war und damit nichts Wichtiges unbeachtet zurückgeblieben war.
IL 19689 Die Arbeit dauerte vom 24. 2. —30. 3. 1968. Während des Bairamfestes mußte die Arbeit allerdings vom 8. 3 . - 1 3 . 3. unterbrochen werden, da der Inspektor Gamal A b d u l Hadi Urlaub hatte. Außer meiner Frau war diesmal Herr Walter Lampe als Zeichner dabei. I n dieser Grabungskampagne wurden die Schächte dreier Gräber gesäubert: von Grab 29 (Grabbesitzer Sbk-htp), 29 b (Grabbesitzer DStjj) und 30 b. Die Kultkammern der Gräber 29 b und 30 b hatte ich bereits früher freigelegt, vgl. zum Titel und Namen des Besitzers von Grab 29b meinen Bericht in den ASAE 57, 1962, 41*; Grab 30b war unbeschriftet. Das Grab 29 war bereits von Grenfell freigelegt worden, wie aus der Numerierung zu schließen ist. Seine stark zerstörte Inschrift in der Kult6
Zu der Bezeichnung „untere Gräberreihe" vgl. meine Ausführungen in A S A E 60, 1968, 78/79. Zur Bezeichnung der Schächte in den Vorhöfen der Gräber mit kleinen griechischen Buchstaben vgl. den zur Zeit vorliegenden Fublikationsband QH II, 1 S. 7 unter B. 8 Schächte innerhalb der Kultkammern bezeichnen wir mit römischen Zahlen. 9 Ein Referat wurde über diese Grabung auf dem 17. Deutschen Orientalistentag am 21. Juli 1968 gehalten und erschien im Druck in den Supplementa I der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Wiesbaden 1969, 2 1 - 2 3 . 7
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E. E d e l : Vorbericht über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el Hawa
kammer ist jedoch von de Morgan nicht gelesen u n d veröffentlicht worden. Insgesamt fanden sich in diesen drei Gräbern 13 Sargkammern, die wie üblich sämtlich schon in alter Zeit von Dieben durchwühlt worden waren, wobei die Särge kurz u n d klein geschlagen wurden, u n d das übrige Zerstörungswerk die Termiten erledigten. Doch konnten immerhin einzelne beschriftete Bretter dieser Kastensärge geborgen und kopiert werden. Grab 29 wies allein schon zehn Sargkammern auf, von denen immerhin drei Sargkammern beschriftete Töpfe aus dem Alten Reich erbrachten. Es waren insgesamt 55 beschriftete Töpfe, die allesamt Titel und Namen der Spender aufwiesen u n d in den meisten Fällen auch die Angabe der gestifteten Früchte. Diese Titel und Namen bestätigten verschiedentlich in höchst willkommener Weise die Lesungen der Titel u n d N a m e n von Familienangehörigen, die sich auf einem Pfeiler in der K u l t k a m m e r befinden, aber wie oben bemerkt so stark zerstört sind, daß de Morgan gar nicht erst eine Lesung versucht hatte. Der Wert der Töpfe wird n u r dadurch gemindert, d a ß sie sich immer in den Schächten befanden, wo die Särge den N a m e n des Bestatteten nicht mehr zu lesen erlaubten, so daß exakte Synchronismen hier schwierig zu gewinnen sind. Die beiden Schächte von Grab 29 b wiesen überhaupt keine beschrifteten Objekte auf u n d waren auch sonst sehr unergiebig. U m so fündiger war dagegen Grab 30b, dessen K u l t k a m m e r wir bereits 1959 freigelegt h a t t e n . Sie wies leider keine Inschriften auf, so d a ß der Grabbesitzer zunächst u n b e k a n n t geblieben war u n d n u r noch beschriftete Särge oder beschriftete Töpfe das Grab zum Reden bringen konnten. Zwar waren alle Sargteile in Staub zerfallen, aber wir h a t t e n tatsächlich das Glück, noch a m vorletzten Tage vor dem Abbruch der Arbeit 15 gleichartig beschriftete Töpfe sowie eine innen u n d außen beschriftete halbkugelige Schale zu finden, aus denen Titel u n d N a m e n des Grabbesitzers u n d seines Sohnes hervorgingen, der die Töpfe gestiftet hatte. Der Grabbesitzer t r u g ¿Zi
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(„sein Vater lebt f ü r ihn"), vgl. R a n k e , Personennamen 1,65,2. Der Sohn trug, wie aus der Schale hervorging, den N a m e n «sss* j j j ^ ^ Sebekhotep. Der Vater ist bis jetzt noch auf keinem unserer Töpfe aufgetaucht, ebensowenig wie der Sohn, wenn man davon ausgehen darf, daß auch er die gleichen Titel wie sein Vater trug. Beide sind höchstwahrscheinlich später als die große H a u p t g r u p p e , die sich bisher als gleichzeitig miteinander nachweisen ließ, zu der z. B. Sabni von Grab 26 u n d Chuinchnum von Grab 102 gehören. Interessante paläographische Einzelheiten verbinden die Schale mit den Inschriften aus Moalla u n d einigen anderen Texten der Ersten Zwischenzeit. Die Überschrift der Schale l a u t e t : „Aufstellung (z.i) der versiegelten (Dinge = htmt), die dem Besitzer dieses Grabes von dem Sebekhotep gegeben wurden, als er seinen Vater in ihm (in dem Grab) begrub". I n der n u n folgenden Liste begegnet außer Nahrungsmitteln recht unerwartet auch ein Beil (mjnbjt), was an die alten Gerätelisten erinnert, die schon in der 4., 5. und 6. Dynastie mjnbt „Beil", tfi „Säge" neben anderen Werkzeugen nennen u n d d a m i t auch Licht auf unsere Liste werfen. Lexikalisch ist bemerkenswert die sonst völlig unbekannte vollständige Ausschreibung mjnbjt mit einem Doppelschiliblatt vor der Femininendung t. Daß das Beil selbst wegen der wertvollen Kupferklinge längst gestohlen war, braucht k a u m eigens betont zu werden. Der Bericht f ü r 1968 soll nicht abgeschlossen werden ohne auch eine kleine „Ausgrabung" im Museum von Kairo zu erwähnen, wo ich bei der R ü c k k e h r von Assuan in einem Ausstellungsschrank drei Töpfe fand, von denen zwei in Größe, Form, Tonfarbe u n d Beschriftung völlig den auf Tafel 1—4 meiner Assuanpublikation veröffentlichten Töpfen glichen. Sie d u r f t e n d a n k dem Entgegenkommen der Leitung des Museums aus dem Schrank geholt, gezeichnet u n d photographiert werden. E s ist offenbar, d a ß die Töpfe aus dem gleichen Schacht des Sabnigrabes stammen werden, aus dem wir die bereits veröffentlichten Töpfe (Stifterin: Jwntt) geborgen h a t t e n . D a n n müssen sie aus den Grabungen von Sir Francis Grenfell stammen, von dem wir ausdrücklich wissen, daß er 1885 das Grab des Sabni (Nr. 26) freilegen ließ. Der Museumskatalog k o n n t e darüber keine Auskunft mehr geben, weil er erst nach Grenfells Zeit angelegt worden war. Der
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E. E d e l : Vorbericht über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el Hawa
[100. Band
dritte Topf, den ich erwähnte, trug den Namen des Mechu (Mhw), wird also aus einem der Schächte von Grab 25 stammen, das gleichzeitig mit Nr. 26 von Grerfell freigelegt wurde. Da wir den Schacht und seinen Besitzer aber nicht kennen, ist die Aufschrift vom historischen Standpunkt aus leider nicht verwertbar. Alle diese Topfaufschriften (aber nicht die Schale) liegen inzwischen bereits veröffentlicht vor in QH I I 2,1 Taf. 1-52. Die Schale wird in QH I I 2,2 veröffentlicht werden. III. 1969 I n diesem J a h r arbeiteten wir vom 19. 2 - 8 . 4. 1969. Teilnehmer der Mission waren außer meiner Frau und mir Fräulein Birgit Kohl und Herr Jürgen Wentscher, beide als Zeichner. Dazu kam als Anthropologe Herr Fr. Wilhelm Rösing vom Anthropologischen Institut der Universität Mainz. Als Inspektor wurde uns Herr Hishmet Adib zur Verfügung gestellt. Nachdem die vielen Töpfe des Vorjahres gezeichnet worden waren, wozu 1968 die Zeit nicht mehr gereicht hatte, wurden zunächst die zwei Schächte im Grabe des „Gottessieglers" Sebekhotep (Sbk-htp) geöffnet; das Grab war zwar schon einmal von Grenfell freigelegt worden (Morgan B 1), aber seitdem so gründlich wieder versandet, daß es erst wieder von uns im Jahre 1960 hatte ausgegraben werden müssen, vgl. ASAE 57, 1962, 34 wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten, das Grab überhaupt wieder aufzufinden. Der große Hauptschacht des Grabes war offenbar von Grenfell nicht angetastet worden, denn wir fanden jetzt 185 beschriftete Töpfe, darunter 54 Töpfe mit Titeln und Namen der Stifter. Sargreste waren so gut wie keine mehr vorhanden. Unter anderen fand sich als Stifter eines Topfes „Mhw'e Sohn, der Einzigartige Freund Sibnj", so daß Grab 90 10 etwas älter als Grab 26 sein muß. Die Ausgrabung wurde dann weiter im Norden fortgesetzt unterhalb des Grabes 107, von dem ich bereits in ASAE 60, 1968, 92 berichtet hatte. Das unterhalb von Nr. 107 liegende Grab des „Großen Oberhauptes des Königs" namens Sebek-hotep (Sbk-htp) wurde nun erstmalig von der Front her freigelegt. Es war im Innern zur Hälfte versandet und auf dem Sand lagen 12 Begräbnisse aus der Perserzeit (oder später). Die Särge waren alle farbig bemalt und beschriftet, doch von sehr unterschiedlichem Erhaltungszustand. Es handelte sich um sechs Männer und sechs Frauen, die alle, soweit es sich den Titeln entnehmen ließ, lokalen Priesterfamilien entstammten, so ein „Priester des Chnum, der Satis und der Anukis" namens 11
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oder die „Musikantin (jhjj) der Satis" namens
und beschriftete anthropoide Holzsarg der
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-Rr. Der bemalte
Sp-n-stt war vollkommen intakt, da
er in einem anthropoiden Sandsteinsarkophag lag und dadurch der Zerstörung durch die Termiten entgangen war. Auf der Westwand des Grabes, dem wir die Nr. 207 auf unserem Plan gaben 1 2 , war der Grabbesitzer, das „Große Oberhaupt des Königs, Sebekhotep" ^ | ™™ 1 ° beiden Söhnen J j 10
« « ( j Nj-b3 und IT] ^ ^ s = ^
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mit seinen
Hmtu) dargestellt. Alle drei Personen
Das ist die Nummer, die das Grab in unserem Plan trägt, vgl. A S A E 60, 1968, 79. Die Schreibung bnp- für die Negation des (im Koptischen sogenannten) Perfekts I ist völlig der demotischen Schreibung nachempfunden. Während man den Vorläufer des koptischen Mne- im Neuägyptischen bwpwjj- schreibt (vgl. E r m a n , Neuäg. Gramm. § 776ff.), schreibt man im Demotischen bnp-, vgl. S p i e g e l b e r g , Demotische Gramm. § 197. Wenn man bedenkt, daß das demotische Zeichen für b aus dem hieroglyphischem Zweikonsonantenzeichen bB herzuleiten ist ( S p i e g e l b e r g , Dem. Gramm. § 4 Nr. 7), wird die enge Verwandtschaft der bei uns vorliegenden späten hieroglyphischen Schreibung mit der demotischen Schreibung besonders augenfällig. 12 D a wir von Nr. 107 (in der zweiten Gräberreihe von oben her gezählt) erstmalig auf ein Grab der darunterliegenden dritten Gräberreihe gestoßen waren, haben wir diesem neuen Grab einfach eine u m 100 höhere Ordnungszahl gegeben. 11
E. E d e l : Vorbericht über die Arbeiten in den Gräbern der Qubbet el Hawa
1973]
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waren bisher auch auf unseren Topfaufsehriften noch nicht aufgetaucht. Unbekannt waren uns bisher auch geblieben eine Dame namens ^ ]JJ ö ^
Hnw, deren gut erhaltener Kastensarg sich in der
Sargkammer des Schachtes I V fand, zusammen mit dem völlig zerfallenen Sarg ihres (?) Mannes, des „Einzigartigen Freundes und Vorlesepriesters" w » J ^ ^ (j (j Nfrjj. Überraschend war vor allem der Fund einer sekundär in diesem Grab verbauten Scheintüre des Alten Reichs mit dem Namen eines „Einzigartigen Freundes" ^ i
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„Jjj-smi,
mit schönem Namen
Stj-ki", der verblüffend an die beiden Namen des Grabbesitzers von Grab 98 erinnert, ohne daß sich die Identität der beiden mit letzter SicherheiÜ*erweisen ließe, weil der für den Besitzer von Grab 98 charakteristische Titel „Großes Oberhaupt des Königs" fehlt. Auf der gleichen Scheintüre fand sich auch der Name einer Frau ^ ^ Tt, die als „seine Schwester" {sntf) bezeichnet wird. Der gleiche, immerhin seltene Kosename begegnet auch in Grab 92/1 ß = QH I I 1, Tafel 35 oben, wo 13
der sehr schlecht geschriebene hieratische Name ° ^ anstatt < ~ > ^ zu lesen ist, wie ich bereits . ofl ^ ^ im Textband zu dem hieratischen Tafelband vor Auffindung dieses Belegs festgestellt hatte. Auf die Beziehungen, die die Familien von Grab 92 und 98 miteinander nach Ausweis der gestifteten Töpfe verbinden, wird in dem im Druck befindlichen Band näher eingegangen; hier sei vorerst mit Vorbehalt nur soviel gesagt, daß sich die Tt am besten als Gemahlin des Grabinhabers von 207 begreift, die ihren Mann überlebt hätte, und der dann ihr Bruder diese Scheintür in Grab 207 gestiftet hätte 1 4 , wo sie in der Perserzeit noch lag und dort beim Bau einer sekundären Mauer verwendet wurde. - In Schacht I V fanden sich schließlich noch 96 Töpfe mit Früchtenamen. Unmittelbar südlich von Grab 207 und mit ihm durch einen gemeinsamen Vorhof verbunden fanden wir ein weiteres Grab, das in unserem Plan die Nummer 206 erhielt. Es war im Innern ebenfalls vollgestellt mit Särgen aus der Spätzeit, die jedoch weniger gut erhalten waren als die in Grab 207. Dafür enthielt das Grab vier farbige Reliefs, auf denen u. a. vier Männer dargestellt sind, von denen drei die Titel |1 ^ der" tragen und jl j ein P ^
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^ ^ < = > ^ Z ^ „Einzigartiger Freund, Vorsteher der Auslän-
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{j (M)rj heißen. Der vierte ist
, weist also noch zusätzlich einen unterscheidenden, sonst
noch nicht belegbaren Titel auf, und heißt
^ ^ jjj G
KS-m-snw. Zu dem Schiffstitel vgl.
man folgende Zusammenstellung: a) «ii b)
^
c)
«£S>-
Urk. I 92,8
-«ssKairo 1730
Q. el Hawa, Grab 206. ° ^ Unser Beleg c zeigt also, daß in a und b das Wort für „Schiff" oder „großes Schiff", weil es sich um das Königsschiff handelte, aus Verehrung vorausgestellt wurde, was bei b sogar noch die Umstellung der Präposition m nach sich zog (für jmj-jrtj m wjiwj 'swj!)i5. Mit diesem Titel 13 Über die Auffindung des Grabes 98 habe ich ausführlicher bereits in ASAE 57, 1962, 37 und 41 berichtet. 14 An sekundäre Verschleppung der Scheintüre aus Grab 98 in Grab 207 ist wegen der ziemlichen Entfernung nicht zu denken, um so weniger, als sich auch die zu der Scheintüre gehörige Opfertafel mit dem Namen des Jjj-smi in Grab 207 fand! 15
Vgl. dazu noch den einmaligen Titel
jjA
M M. Wien 5893 = F i s c h e r , Inscriptions from
the Coptite Nome, 1964, S. 25/26 "Overseer of Scribes of the Crews of the B o a t " , wo die gleiche Voranstellung des Wortes für „Boot" begegnet.
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G. F e c h t : Ägyptische Zweifel a m Sinn des Opfers
„Kapitän der beiden Staatsschiffe" ist in Assuan noch der Titel des Hwjn-hnmw (Grab 102): - | J -
^ ^
[100. B a n d
zu vergleichen
| „Vorsteher des Großen Schiffes". Von den fünf Schächten des Grabes
206 kamen dann noch aus Schacht I I 71 beschriftete Töpfe heraus, davon immerhin vier mit Personennamen, durch die das Grab zeitlich mit Grab 103a synchronisiert wird (vgl. dazu QH I I 1, Taf. 109-112). In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die vier in Grab 206 genannten Männer zueinander und zu dem Besitzer von Grab 207 stehen, bleibt leider vorerst noch unklar. B u n d 350 beschriftete Töpfe — manche davon freilich nur kleine Bruchstücke — waren das Ergebnis von 1969. Zusammen mit den 70 beschrifteten Töpfen und der Schale von 1968, den drei Töpfen aus dem Kairener Museum und den 14 beschrifteten Töpfen von 1965 beläuft sich jetzt die Gesamtzahl der von. uns gefundenen althieratischen Töpfe auf rund 1320. Wie üblich waren vor den Eingängen zu Grab 206 und 207 Massen von Töpfen und Schalen, zum Teil mit Adonisgärtchen als Inhalt, niedergelegt worden, die sich in Schichten übereinander türmten. Diesmal waren aber darunter vier bemalte Schalen mit Jagddarstellungen, je zwei vor Grab 206 und je zwei vor Grab 207. Bemerkenswert ist vor allem eine Schale, die einen Nubier mit schwarzer Haut, einer Feder auf dem Kopf und dem Kreuzband über der Brust als Jäger zeigt. Auch die Binde um den Leib fehlt nicht, die auf dem Rücken geknotet ist, und von deren Vorderseite ein Tuchstreifen über den Schurz herabfällt. Durch das Kreuzband (statt eines einfachen Schulterbandes) und durch das Fehlen eines um die Brust laufenden Querbandes unterscheidet sich der hier dargestellte Nubier von der Tracht der Nubier im Grab des Stj-k3 in Assuan, die F i s c h e r , Kush 9, 1961 "The Nubian Mercenaries of Gebelein during the first Intermediate Period" auf S. 63 mit Abb. 5 beschrieben hat, während sich die Leibbinde mit dem über den Schurz fallenden Zeugstreifen ganz ebenso auf den Denkmälern von Nubiern der Ersten Zwischenzeit findet, die Fischer zusammengestellt hat. Hübsch ist auch, wie unsere Schale einen Schluß Fischers bestätigt, den dieser a. a. 0 . S. 63 aus dem Studium der im Grab des Stj-kS dargestellten Nubier zieht: "in addition to being warriors, then, the Assuan Nubians functioned as herdsmen and hunters".
GERHARD
FECHT
Ägyptische Zweifel am Sinn des Opfers A d m o n i t i o n s 5,7—9 Fecisti nos ad Te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in Te.
Bekanntlich ist die Datierung der "Admonitions of an Egyptian Sage" (Pap. Leiden I 344 recto) umstritten. Nur zwei der jüngsten Äußerungen seien genannt. John v a n S e t e r s plädiert in seinem Buch The Hyksos (1966), S. 103-120 nochmals (wie schon in J E A 50, 1964, 13-23) f ü r den Ansatz in die späte 13. Dynastie anstelle des Ansatzes in die Erste Zwischenzeit. Jürgen v o n B e c k e r a t h trägt in seiner Besprechung des genannten Buches (JAOS 90,2, 1970, 309ff.) auf S. 311f. — wenn auch nur in wenigen Zeilen - gewichtige Einwände gegen diese Spätdatierung vor, ohne sie aber rundweg abzulehnen. I n einer größeren Untersuchung zu den Admonitions, in der keineswegs allein, aber mit besonderer Ausführlichkeit die Abschnitte 11,11—13,8 und 15,13-17,3 („Vorwurf an Gott") neu erarbeitet w e r d e n k o m m e ich zu dem Resultat, daß die letzte Redaktion des 1 Diese Untersuchung wird in den Abhandlungen der Heidelberger Akademie der W i s s e n s c h a f t e n demnächst erscheinen unter d e m Titel : „Der Vorwurf an Gott in den .Mahnworten des Ipu-wer' (Pap. Leiden I 344 recto, 11,11—13,8; 15,13—17,3). Zur geistigen Krise der ersten Zwischenzeit u n d ihrer Bewältigung". —
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„Kapitän der beiden Staatsschiffe" ist in Assuan noch der Titel des Hwjn-hnmw (Grab 102): - | J -
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zu vergleichen
| „Vorsteher des Großen Schiffes". Von den fünf Schächten des Grabes
206 kamen dann noch aus Schacht I I 71 beschriftete Töpfe heraus, davon immerhin vier mit Personennamen, durch die das Grab zeitlich mit Grab 103a synchronisiert wird (vgl. dazu QH I I 1, Taf. 109-112). In welchem verwandtschaftlichen Verhältnis die vier in Grab 206 genannten Männer zueinander und zu dem Besitzer von Grab 207 stehen, bleibt leider vorerst noch unklar. B u n d 350 beschriftete Töpfe — manche davon freilich nur kleine Bruchstücke — waren das Ergebnis von 1969. Zusammen mit den 70 beschrifteten Töpfen und der Schale von 1968, den drei Töpfen aus dem Kairener Museum und den 14 beschrifteten Töpfen von 1965 beläuft sich jetzt die Gesamtzahl der von. uns gefundenen althieratischen Töpfe auf rund 1320. Wie üblich waren vor den Eingängen zu Grab 206 und 207 Massen von Töpfen und Schalen, zum Teil mit Adonisgärtchen als Inhalt, niedergelegt worden, die sich in Schichten übereinander türmten. Diesmal waren aber darunter vier bemalte Schalen mit Jagddarstellungen, je zwei vor Grab 206 und je zwei vor Grab 207. Bemerkenswert ist vor allem eine Schale, die einen Nubier mit schwarzer Haut, einer Feder auf dem Kopf und dem Kreuzband über der Brust als Jäger zeigt. Auch die Binde um den Leib fehlt nicht, die auf dem Rücken geknotet ist, und von deren Vorderseite ein Tuchstreifen über den Schurz herabfällt. Durch das Kreuzband (statt eines einfachen Schulterbandes) und durch das Fehlen eines um die Brust laufenden Querbandes unterscheidet sich der hier dargestellte Nubier von der Tracht der Nubier im Grab des Stj-k3 in Assuan, die F i s c h e r , Kush 9, 1961 "The Nubian Mercenaries of Gebelein during the first Intermediate Period" auf S. 63 mit Abb. 5 beschrieben hat, während sich die Leibbinde mit dem über den Schurz fallenden Zeugstreifen ganz ebenso auf den Denkmälern von Nubiern der Ersten Zwischenzeit findet, die Fischer zusammengestellt hat. Hübsch ist auch, wie unsere Schale einen Schluß Fischers bestätigt, den dieser a. a. 0 . S. 63 aus dem Studium der im Grab des Stj-kS dargestellten Nubier zieht: "in addition to being warriors, then, the Assuan Nubians functioned as herdsmen and hunters".
GERHARD
FECHT
Ägyptische Zweifel am Sinn des Opfers A d m o n i t i o n s 5,7—9 Fecisti nos ad Te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in Te.
Bekanntlich ist die Datierung der "Admonitions of an Egyptian Sage" (Pap. Leiden I 344 recto) umstritten. Nur zwei der jüngsten Äußerungen seien genannt. John v a n S e t e r s plädiert in seinem Buch The Hyksos (1966), S. 103-120 nochmals (wie schon in J E A 50, 1964, 13-23) f ü r den Ansatz in die späte 13. Dynastie anstelle des Ansatzes in die Erste Zwischenzeit. Jürgen v o n B e c k e r a t h trägt in seiner Besprechung des genannten Buches (JAOS 90,2, 1970, 309ff.) auf S. 311f. — wenn auch nur in wenigen Zeilen - gewichtige Einwände gegen diese Spätdatierung vor, ohne sie aber rundweg abzulehnen. I n einer größeren Untersuchung zu den Admonitions, in der keineswegs allein, aber mit besonderer Ausführlichkeit die Abschnitte 11,11—13,8 und 15,13-17,3 („Vorwurf an Gott") neu erarbeitet w e r d e n k o m m e ich zu dem Resultat, daß die letzte Redaktion des 1 Diese Untersuchung wird in den Abhandlungen der Heidelberger Akademie der W i s s e n s c h a f t e n demnächst erscheinen unter d e m Titel : „Der Vorwurf an Gott in den .Mahnworten des Ipu-wer' (Pap. Leiden I 344 recto, 11,11—13,8; 15,13—17,3). Zur geistigen Krise der ersten Zwischenzeit u n d ihrer Bewältigung". —
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uns zu großen Teilen erhaltenen Textes nicht sehr viel älter ist als die überlieferte Handschrift selbst; die letzte Redaktion dürfte in der 19. Dynastie vorgenommen worden sein 2 . Weiterhin bin ich mit van Seters der Ansicht, daß die Zeit der späten 13. Dynastie in der Entwicklung des Textes über mehrfache Redaktionen zu den „Admonitions" hin, so wie wir sie kennen, von Bedeutung gewesen ist. Im Gegensatz zu ihm glaube ich aber zu sehen, daß in der 13. Dynastie gewisse Teile neu verfaßt wurden und daß jedenfalls zwei solcher relativ kleiner Teile sich sehr deutlich und kompakt von dem übergroßen Rest des Textes abheben, in dem nichts auf die 13. Dynastie hinweist. Dieser „Rest", also die Hauptmasse des Textes, geht meines Erachtens nun zumindest mit sehr großen Partien auf die Erste Zwischenzeit zurück. Nicht zwar in dem Sinne einer einfachen intakten Textüberlieferung. Das ist undenkbar, denn der metrische Bau folgt ohne Zweifel da, wo Unterschiede sich bemerkbar machen können 3 , denjenigen Regeln, die in Gesamtägypten von der Reichseinigung des Mittleren Reiches an gültig sind. Sicherlich wurden also auch die ältesten Teile der Admonitions irgendwann nach Beginn des MR zumindest soweit der MR-Metrik umgestaltend angepaßt, wie das eben nötig war; sehr einschneidende Änderungen inhaltlicher Art müssen damit nicht verbunden gewesen sein. Schließlich muß mit einer gewissen Modernisierung im Sprachlichen, zumal in der verwandten Terminologie gerechnet werden; es gibt tatsächlich einen konkreten, durch besondere Gunst der Umstände noch greifbaren Hinweis auf diese Modernisierung der Terminologie. F ü r all diese Dinge, die hier angesichts der Forschungslage erwähnt werden mußten, habe ich freilich auf meine Abhandlung hinzuweisen, die wohl nicht später erscheinen wird als die vorliegende Spezialuntersuchung. Wenn meine Analyse sich bewährt, wird die Frage der Datierung - man mag das bedauern oder auch nicht — nur noch komplexer. Der Eigenart der so vielschichtigen Admonitions als eines Endergebnisses langen geschichtlichen Werdens und zumal als eines Denkmals der Auseinandersetzung mit Katastrophenzeiten mag vielleicht meine Auffassung etwas gerechter werden. Das erste große Korpus der Admonitions zeichnet sich, wie man weiß, durch die Anapher jw-ms(ich übersetze: „wahrlich-") aus, die seine Strophen oder Teilstrophen einleitet. Es zeichnet sich weiterhin durch eine Merkwürdigkeit aus, die — einzig dastehend in der ägyptischen Literatur — hier kurz geschildert werden muß, da sie bislang in ihrem Eigentlichen nicht erkannt worden ist und dieses Eigentliche f ü r das Verständnis jener Strophe wesentlich ist, der wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen. Beginnend auf Seite 4,3 des Papyrus und bis Seite 6,14 (also dem Ende des ^wJ-ms-Korpus) reichend, treten Dubletten, also Eigenzitate (mit Variationen, Verlängerungen; alle sind ausnahmslos dem Jw-ms-Korpus selbst entnommen), zusammen mit Fremdzitaten in drei Gruppen derart auf, daß die Abstände zwischen den Gruppen von Zitaten regelmäßig sind (je 13 bis 14 Zeilen der Handschrift). Die Auszählung der Verse ist wegen der Zerstörungen und Verderbnisse nicht überall in gleichem Maße gesichert. Die jeweilige Verszahl der Zitatengruppen unterliegt keinem Zweifel (8, 25,7). Was die von Zitaten freien Zwischenpartien angeht, so entspricht den jeweils 13 bis 14 Zeilen Abstand die beidemal gleiche Zahl von 40 Versen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Die erste Gruppe (8 Verse lang) ist 4,3-4,5 (4,3-4 = 5 , 6 - 7 ; 4,4 = 6,14; 4 , 4 - 5 = 5,12-13). Nach einem Zwischenraum von 40 Versen folgt die zweite Gruppe (25 Verse lang): 5,6—5,13 (5,6-7 = 4,3—4; 5,7—9 = das hier untersuchte Textstück, ein — eigentlich zwei - Fremdzitate; 5,10-11 = 5 Verse, davon ein Vers Zitat aus dem „Lebensmüden", [Z. 107] — ob im Rest Zitate Soweit ich Vorverweise geben muß, beziehe ich mich auf diese Untersuchung als auf „meine Abhandlung" oder „die Abhandlung". 2 Soweit das erkennbar ist, dürften damals keine g r ö ß e r e n Textteile zugefügt worden sein. Die innere Organisation, die Aufeinanderfolge kleinerer Textteile, wird wohl teilweise auf die 19. Dynastie zurückgehen; ein bündiges Urteil wird sich naturgemäß nie fällen lassen, zu der einen oder anderen Spezialfrage soll an anderem Ort — nach Erscheinen der Abhandlung — Stellung genommen werden. 3 Also da, wo ein Vers, wenn mit AR-Metrik gelesen, sinnloserweise vier Hebungen ergäbe, oder wo ein Vers, wenn mit MR-Metrik gelesen, sinnloserweise nur eine Hebung hätte. E s gibt in den Admonitions keine abnorm gestalteten Verse, wenn MR-Metrik angesetzt wird, es gäbe sie, wenn wir AR-Metrik anwenden würden.
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stecken, ist sehr unsicher; 5,11—12 = Admon. 13,4—5, die ersten drei Verse sind umgestaltet, das Stück ist nicht als Eigenzitat, sondern als Fremdzitat aufzufassen 4 ; 5,12—13 = 4,4—5). Nach einem zweiten Zwischenraum, der wiederum 40 Verse umfaßt, schließt die dritte Gruppe (7 Verse lang) an, mit der das j'w-ms-Korpus endet: 6,12—6,14 (6,12—14 = Lehre des Amenemhet, Pap. Millingen 3,6-7, etwas umgeformt, dem Kontext mit minimalen Mitteln angeglichen; 6,14 = 4,4). Man sieht, daß die Eigenzitate nicht nur alle dem jiK-ms-Korpus entnommen sind, daß darüber hinaus alle zitierten Textstellen nur innerhalb eben der drei Zitatengruppen vorkommen. Wenn wir die in der ersten Gruppe stehenden Eigenzitate mit „a" kennzeichnen, die in der zweiten stehenden mit „b" und die dritten der Gruppe mit „c", fernerhin die Fremdzitate (bzw. Textstüeke, die ein solches enthalten) mit „Z", dann ergibt sich dieses Bild: Erste Gruppe: a = b a = c a = b
Zweite Gruppe: b = a Z Z Z b = a
Dritte Gruppe:
Z c= a
Wir haben also einen fünffach gegliederten Abschnitt: 8 Verse / 40 Verse / 25 Verse / 40 Verse / 7 Verse 5 , von denen jeweils das erste, das dritte und das f ü n f t e Glied aus Eigen- und Fremdzitaten bestehen, die teilweise abgeändert, verlängert sind, aber in ihrer Besonderheit klar vom übrigen Text sich abheben 6 . Dieser Abschnitt von 120 Versen enthält (ab 6,5) nun auch eben die Aussagen über das „große Gefängnis" (hnrt-iür), über Personenstandslisten und dergleichen, die überwiegend sehr gut zur Situation der 13. Dynastie, nicht aber zu der der Ersten Zwischenzeit passen ( v a n S e t e r s , J E A 50, S. 17—19). Sie stehen als recht kompakte Gruppe von Strophen zwischen 6,5 und 6,12 vor der letzten Gruppe von Zitaten. Daß die Fremdzitate, soweit sie ohne weiteres identifizierbar sind (also „Amenemhet" und „Lebensmüder"), Zitate sind, das heißt, daß in den Admonitions aus anderen Schriften zitiert wird (und nicht etwa umgekehrt), steht f ü r Admon. 6,12-14 ( = Pap. Mill. 3,6-7) absolut fest, f ü r Admon. 5,10 ( = „Lebensmüder" 107) ist es extrem wahrscheinlich; f ü r die Begründung muß auf meine Abhandlung verwiesen werden. Die Situation ist also diese: Die Tatsache, daß Zufügungen aus der Zeit der 13. Dynastie gegen Ende des beschriebenen, fünffach gegliederten Systems auftreten, läßt vermuten, daß dieses System auf die Redaktion der 13. Dynastie zurückgeht. Wirklich zu beweisen ist das freilich nicht, es könnte auch jünger sein 7 . Die beiden leicht zu identifizierenden Fremdzitate stammen 4
In der Abhandlung habe ich dargelegt, daß die scheinbare Dublette 5,11—12 = 13,4—5 vielmehr als Zitat aus dem „Vorwurf an Gott" zu verstehen ist, der in dem uns überkommenen Text der Admonitions ein Teil des Ganzen ist, sich aber als Sonderteil doch noch deutlich abhebt. Daß 5,11—12 das (sekundär teilweise abgeänderte) Zitat, 13,4—5 aber das Zitierte ist, steht fest. — W e s t e n d o r f s (Der Gebrauch des Passivs, S. 49f.) Deutungsversuch, der von der Beobachtung dieses als Dublette interpretierten Zitats und einiger der echten Dubletten (nicht aber der damals längst als solche erkannten Fremdzitate) ausging, mußte in die Irre leiten, weil Westendorf das Einmalige und die bemerkenswerte Gruppierung der Dubletten und Zitatengruppen übersah, als er isolierte Dubletten als „Gedächtnisfehler" erklären wollte und daraus wieder den Schluß zog („offenbar"), daß die Admonitions zum klassischen Repertoire der Schulen gehört hätten und auswendig gelernt worden seien. — Ich fürchte, daß die Ägypter sich wohlweislich gehütet hätten, einen solchen Text zur obligaten Schullektüre zu machen. 5 8 + 25 + 7 = 40. Der Aufbau ist also recht kunstvoll: Die drei Gruppen von Zitaten und Dubletten, deren mittlere die äußeren an Länge weit übertrifft (zentrierendes Prinzip), umfassen zusammen ebensoviel Verse wie jeder der beiden dazwischen geschobenen, zitatfreien Teile. D a ß die Zahlen 8, 25, 7 und 40 runde oder bedeutsame Zahlen sind, sei nebenbei bemerkt. — All dies gilt unter der Voraussetzung, daß unsere Versauszählung auch bei den beiden großen Zwischenteilen zu je 40 Versen richtig ist. Das kann erst beurteilt werden, wenn die Gliederung im einzelnen publiziert ist, was an anderer Stelle geschehen wird. 6 U m Mißverständnisse auszuschließen sei erwähnt, daß starke Anklänge, die fast wie Eigenzitate aussehen, auf den Seiten 15 und 16 des Papyrus (teilweise von mir erstmals gelesen) ganz anderer Natur sind. E s geht dort darum, daß der Schöpfergott Vorwürfe, die von Ipuwer gegen ihn erhoben worden waren (im „Vorwurf an Gott"), in ähnlichen Formulierungen seinerseits gegen die Menschen zurückwendet. D a s wird in meiner Abhandlung ausgeführt.
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aus Werken, deren eines mit Sicherheit im frühen Mittleren Reich entstanden ist (Lehre des Amenemhet), deren anderes mit größter Wahrscheinlichkeit etwa ebenso alt oder noch etwas älter ist („Lebensmüder": der einzige Papyrus ist bekanntlich etwa in die mittlere 12. Dynastie zu datieren). Wenn nun 5,7-9 seiner Stellung in der zweiten Zitatengruppe wie auch seiner ebenso merkwürdigen wie bedeutsamen Aussage nach ebenfalls ein Fremdzitat sein muß - diesmal ein Zitat aus einem uns nicht erhaltenen literarischen Werk —, so dürfen wir getrost annehmen, daß auch hier eine Schrift des Mittleren Reichs oder der Ersten Zwischenzeit zugrunde liegt. Der Inhalt des Textstückes läßt auf die Erste Zwischenzeit schließen. Es sei auch immerhin bemerkt, daß die Strophe - in ihren beiden, sogleich vorzuführenden Teilen - ebensowohl mit AR-Metrik wie mit der Metrik des MR zu lesen ist; syntaktische Konstruktionen, die in den beiden Ausformungen der Metrik jeweils unterschiedlich gewertet'werden, kommen nicht vor. Da die hieroglyphische Umschrift aus dem Hieratischen in Gardiners Ausgabe der Admonitions leicht einzusehen ist, verzichte ich auf Hieroglyphen. Auf Einzelheiten der Lesung gehe ich nur da ein, wo ich zur Deutung des Hieratischen etwas zu bemerken habe. Die Möglichkeit zu solchen Bemerkungen verdanke ich der großen Liebenswürdigkeit von Herrn Kollegen A. Klasens, der in seiner Eigenschaft als Direktor des Leidener Rijksmuseum van Oudheden mir eine Infrarotfotografie zugänglich gemacht hat. Auch an dieser Stelle sei Herrn Professor Klasens nochmals für sein wahrhaft großzügiges Entgegenkommen gedankt. Admonitions, 5,7: Die ersten beiden Verse bilden eine Einheit für sich. Mit dem Nachfolgenden, das allerdings nicht mit jw-ms einsetzt, sondern mit jw-grts, haben sie nichts zu tun. Sie sind ein eigenständiges Zitat, das meines Erachtens einer nicht erhaltenen politischen Schrift der Ersten Zwischenzeit entnommen wurde, aus der relativ viel in die Admonitions eingegangen ist; in meiner Abhandlung bin ich auf diese Frage eingegangen, eine ergänzende spezielle Publikation wird folgen müssen. Die "Übersetzung wird hier ohne Kommentar um der Vollständigkeit willen gegeben. ^ I 2 jvü-ms-sd (= *s't) smi.s | 3 sndw hr-hsf-jrrw r-hftjw.tn 2 Wahrlich-das-Gemetzel, es-tötet,
(
3 Furcht hält-ab-den-der-handeln-(sollte) gegen-eure-Feinde. Admonitions, 5,7—9: 21 2 jw-grt-' nd-tivtw9-wdiw10 hr-ntj-lctw11 3 3 jn-juö-m-Smsj n-hntjn hn'-wd'(w).f 2 jn-jw-m-rhs13 n-mij 2 3sr n-sdt 3 jn-jw U-m-jwh n-pth jtt-j[. . . .]15 6 3 dd.tn-n.f hr-m' n-ph(.s)-sw 7 2 jndw-js-pw dd.tn-n.f
;•
7 Das System der Eigen- und Fremdzitate geht teilweise, wie sich zeigen läßt, mit der allergrößten W a h r scheinlichkeit erst auf das N R (etwa Dyn. 19) zurück (s. Abhandlung S. 14 mit Nachtrag 1). Wegen der Geschlossenheit dieses Systems dürfte es dann aber insgesamt erst aus dem N R stammen. D. h . : die Elemente der ersten Gruppe (4,3—4,5) wurden anläßlich einer Redaktion des N R in der zweiten und dritten Gruppe zusammen mit Fremdzitaten von einem Literaturkundigen zitiert. 8 E s kommt im jw-ms-Korpus vor, daß Strophen oder strophenartige Einheiten, die inhaltlich durchaus selbständig sind, nicht mit jw-ms anlauten und auch nicht durch R u b r u m gekennzeichnet sind. Das gilt für 3,6, wo mit n-ms-hd.tw „wahrlich-man-fährt-nicht . . . " eine neue Großstrophe beginnt. Ähnlich wie dieses n-ms mag in 5,7 das jw-yrl — gleichfalls ohne R u b r u m — in einer älteren Handschrift, die keine R u b r a bei Anaphern kannte, als Einleitungsformel als hinreichend charakterisiert gegolten haben. 9 Die Schreibung ist nicht in Ordnung. Auf t und „kleines" w folgt ein sehr schlecht erhaltenes Zeichen Sign-list A 53 („Mumie"). Gardiner gibt zwischen w und „Mumie" eine Lücke an, in der ein zweites t gestanden haben könnte (Faulkner ergänzt es im Anschluß an Gardiner); freilich zweifle ich, ob überhaupt
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Ich gebe einige der bisher geleisteten Übersetzungen. Damit sollen die Problematik verdeutlicht und dem Leser Alternativmöglichkeiten vorgeführt werden. Ohnehin mag eine gewisse Begründung dafür erforderlich sein, daß ich neben die bisherigen, gewiß hinreichend divergierenden Deutungsversuche einen neuen stelle. Dies ist auch der Grund, warum ich in gebotener Kürze die früheren Übersetzungen kritisch mustere. G a r d i n e r (Admonitions, 1909, S. 43) übersetzte ab jw-ms in 5,7: "Forsooth, terror slays (?). The timid man says(?): (16 Punkte) your enemies. Few are (25 Punkte). Is it by following the crocodile (?) and cleaving it asunder? Is it by slaughtering the lion, roasted on the fire? Is it by sprinkling (?) Ptah (23 Punkte) wherefore (6 Punkte) that you give to him? It(?) does not reach him? It is misery (?) that you give to him." Gardiner hat den vielfach schwer lesbaren Text fast ganz entziffert und eine Reihe trefflicher Bemerkungen beigesteuert. Er erwähnt und gebraucht einen Vorschlag Sethes, hntj als „Krokodil" zu deuten (mit Verweisen); für wd' wies er auf E r m a n , Westcar 8,17 hin; die Fehlschreibung in 5,8 verbesserte er zu rhs „schlachten". Für 'nd twt (dies seine Umschreibung) verwies er auf die "equally obscure expression" 'nd hprw.sn in Admon. 13,1. Dieses 'nd-hprw.sn versuche ich in der Abhandlung zu deuten, es hat sachlich mit 'nd-twtw nur gemeinsam, daß 'nd in beiden Fällen die Bedeutung „gering" im Sinne von „unbedeutend, geringwertig" hat. Der Hinweis Gardiners ist aber darüber hinaus wichtig, weil ja auch hprw.sn mit der „Mumie" determiniert ist und die Möglichkeit nicht übersehen werden darf, daß ein Redaktor das mit jw-grt- nd-twtw beginnende Zitat in Erinnerung an jene Stelle 13,1 aus einer uns nicht erhaltenen Schrift übernommen hat. E r m a n , Die Literatur der Ägypter (1923, S. 137), ließ die Stelle aus mit der Bemerkung „ein ganz unverständlicher Vers". Wenn schon Gardiner dadurch mitbestimmt war, daß er das Textstück dem Kontext, wie er ihn verstand, einzuordnen suchte, so gilt das in noch viel stärkerem Maße bei J. Spiegel. In e t w a s v o r der „ M u m i e " verloren ist. Dieses Zeichen „ M u m i e " ist schlecht erhalten, ich sehe — schwach, a b e r eindeutig — n u r d e n K o p f u n d den n a c h r e c h t s v e r l a u f e n d e n schnabelartigen Strich des B a r t e s , der bis ü b e r d e n A n s a t z des „kleinen" w reicht (das seinerseits n u r teilweise, eben i m A n s a t z , e r h a l t e n ist). N a c h d e r „Mumie" k ö n n t e eine „Buchrolle" i m E n d e der Zeile 7 v e r b l a ß t sein; ich glaube sie sogar zu sehen, doch ist das leider angesichts des E r h a l t u n g s z u s t a n d e s n i c h t beweisend. I m A n f a n g v o n Zeile 8 s t e h t ein „kleines" w ü b e r t (was m i t Gardiner theoretisch a u c h w u n d „sitzender M a n n " , m . E . übrigens a u c h w u n d „kleines" j sein k ö n n t e ) . W e g e n des D e t e r m i n a t i v s „Mumie" k a n n n u r ein W o r t der S t ä m m e tw(tw) g e m e i n t sein, „ A b b i l d " oder „ v e r s a m m e l n " u. ä. Die m e r k w ü r d i g e Schreibung k ö n n t e so zu v e r s t e h e n sein, d a ß der Schreiber glaubte, i m A n f a n g v o n Zeile 8 d a s zweite E l e m e n t des reduplizierten S t a m m e s (tw) n a c h t r a g e n zu sollen, was er d a n n in der F o r m „w ü b e r t" t a t . W e n n in Zeile 7 kein zweites t geschrieben war — w a s mir wegen der R a u m v e r h ä l t n i s s e wahrscheinlich ist —, ist dieses Vorgehen verständlicher. — J e d e n f a l l s h ä n g t die Fehlschreibung m i t d e m Zeilenbruch z u s a m m e n . 10 D e t e r m i n i e r t m i t „Buchrolle" u n d „ P l u r a l s t r i c h e n " . 11 D e t e r m i n i e r t m i t „schlechtem Vogel" (Sign-list G 37) u n d „sitzendem M a n n " . 12 I n der L ü c k e n a c h hntj k a n n n i c h t m e h r als d a s D e t e r m i n a t i v g e s t a n d e n h a b e n . F ü r d a s „ K r o k o d i l " reicht d e r P l a t z n i c h t aus, a u c h s t i m m e n die minimalen R e s t e n i c h t d a z u . „Schlange" ist gleichfalls h ö c h s t unwahrscheinlich, dasselbe gilt f ü r eine a n sich mögliche Schreibung m i t „Abkürzungsstrich". Die sehr schwachen R e s t e ließen sich a m ehesten m i t d e m „ G o t t e s d e t e r m i n a t i v " (Sign-list G 7) vereinigen, vor d e m v e r m u t l i c h noch ein kleines Zeichen i m u n t e r e n Teil der Zeile g e s t a n d e n h ä t t e (etwa ein „kleines" w) . Sicherheit ist n i c h t zu erreichen, a u c h das „Tierfell" (Sign-list F 27) ist n i c h t ganz auszuschließen. 13 „ S c h l a c h t e n " ist verschrieben, als o b es heiße „es wissen", rhts\ korrigiert v o n Gardiner. 14 A u ß e r d e m ersten j sind n u r g a n z schwache, s c h a t t e n h a f t e R e s t e zu sehen, die m a n allenfalls e r a h n e n k a n n , w e n n m a n weiß, was d a g e s t a n d e n h a b e n m u ß (woran j a kein Zweifel möglich ist). 15 I c h k a n n auf der Fotografie, die hier unscharf ist, die Zeichenreste n i c h t hinreichend deutlich e r k e n n e n . Auf d a s j ist ein 5 oder ein „großes" w gefolgt. Die v o n Gardiner als vorletzte Zeichengruppe (mit „?") angegebenen zwei j h a l t e ich f ü r ausgeschlossen. Als letzte lesbare Zeichen gibt Gardiner „t m i t Buchrolle", d a h i n t e r noch eine kleine Lücke. D a s Tierfell-Determinativ Sign-list F 27 k a n n f a s t ebenso aussehen wie diese G r u p p e (so z. B . n a c h m3j „Löwe" in 5,8); d a d e m K o n t e x t n a c h die E r w ä h n u n g v o n Opfertieren zu e r w a r t e n ist, setze ich s t a t t „i m i t Buchrolle" Sign-list F 27 a n . Ob d a s zu e r w a r t e n d e jiwt m i t den S p u r e n zu vereinigen ist, wage ich n i c h t zu entscheiden. I m m e r h i n sind die Zeichenreste so erheblich, d a ß m a n a n dieser Stelle gewiß einmal zu einem sicheren R e s u l t a t k o m m t . E i n W o r t f ü r (Opfer)-Tier s t a n d gewiß d a .
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seinem „Soziale und weltanschaulicheReformbewegungen" (1950, S. 13) faßt er die uns beschäftigende Stelle auf als „von großer Bedeutung f ü r das Verständnis des Charakters der .Revolution', die dem Staate des Alten Reiches ein Ende machte". E r sieht sie als wesentlichen Teil jener politischen Rede vor einem und gegen einen „Regenten", als die er die Admonitions interpretiert. Seine Übersetzung lautet: „Es ist doch so: Gemetzel wütet. Aber der ,Zaghafte' verhindert, daß (etwas) gegen Eure Feinde getan wird. Und doch sind gute Eigenschaften bei dem geringen Manne spärlich. Heißt das nicht, dem Krokodil mit seinem Opfer noch nachlaufen? Heißt das nicht, f ü r den Löwen noch schlachten und braten . . . ? Der die [Königsmacht] fortgenommen hat, warum gebt ihr ihm denn (die Regierungsgewalt)? E r kommt doch nicht zum Ziel! Das ist ja das Elend, daß Ihr (sie) ihm gebt!" (Dazu Anmerkungen 37-42.) Zu diesem Übersetzungsversuch wäre vieles zu bemerken. Ich beschränke mich auf weniges: sndw (oder snd) in 5,7 heißt nicht der „Furchtsame" (Spiegels „Zaghafte"), sondern viel wahrscheinlicher „Furcht"; es fehlt das Determinativ des „sitzenden Mannes", das auch nach der Orthographie der Admonitions hinter „Furchtsamer" stehen sollte. Außerdem ist der „Furchtsame" in den Admonitions, soweit das Wort vorkommt, eine positive Gestalt, nämlich der Zurückhaltende, nicht Gewalttätige (11,13 sndw, parallel dazu in 9,9 fn „der Schwache", zu diesen Stellen meine Abhandlung). Bei Spiegel ist „Furchtsamer" eine scheltende Benennung des angeblichen „Regenten". — Die Auffassung von tuot wdi als „gute Eigenschaften", „wörtlich ,Schönes und Gesundes'" (Spiegels Anm. 38) ist fragwürdig. - Lediglich in Anm. 40 erwähnt Spiegel den Satz, in dem der Gott P t a h genannt ist; da er nicht zu seiner Auffassung stimmt, hält er ihn f ü r teilweise korrupt: „Doch ist nicht zu begründen, warum eine Wasserspende f ü r diesen Gott sinnlos sein sollte. Vielleicht ist ,Ptah' aus einem ursprünglich dastehenden anderen Wort verderbt, das ein drittes schädliches Tier nannte. Man würde am ehesten in diesem Zusammenhang das Nilpferd erwarten." — Die Reste nach jtt lassen sich nicht mit Spiegel als njswjjt „Königtum" ergänzen; übrigens würde jtj-njsiüjjt heißen „das Königtum ergreifen", nicht: „das Königtum als Institution abschaffen". — Das entscheidende Wort „die Regierungsgewalt" muß in Klammern als selbstverständlich gemeint ergänzt werden. - Bei der Übersetzung „Er kommt doch nicht zum Ziel!" (n-ph-sw) wird ph als Partizip aufgefaßt (Anm. 42); das Partizip wird aber mit tm negiert. R. 0 . F a u l k n e r (JEA 50, 1964, 28f.: Kommentar, J E A 51, 1965, 56: Übersetzung) hält sich wieder viel enger an Gardiner. Die Stelle erscheint ihm aber immer noch streckenweise und im Gesamtsinn dunkel (JEA 50, 29: "very obscure", "hopelessly corrupt" mit Bezug auf Teile der Strophe). Seine Übersetzung lautet: "Indeed, terror kills 1 6 ; the frightened man opposes what is done against your enemies(?). Moreover the few are pleased, while the rest(?) are . . . Is it by following the crocodile (?) and cleaving it asunder? Is it b y slaying the lion roasted on the fire? [Is it] by sprinkling for P t a h and taking [ . . . ] ? Why do you give to him ? There is no reaching him. I t is misery, which you give to him." Gegen diese saubere Übersetzung ist hauptsächlich einzuwenden, daß sie keinen Sinn ergibt — ein Einwand, den Faulkner selbst sieht. I m einzelnen ist der Fehler "frightened m a n " statt „Furcht" zu bemerken; auchjmtf als "what is done" ist nicht gerade einleuchtend. Entsprechendes gilt f ü r 'nd (ohne Femininendung, auch ohne Pluralstriche), dessen Übersetzung "the few" wenig anspricht, zumal in 12,14 'ndt „Minderheit, die wenigen" belegt ist (auch von F a u l k n e r , Cone. Diet., so aufgenommen); wdB als „Rest" statt dit will Faulkner nur als "corruption" durchgehen lassen — meines Erachtens spricht vor allem die Determinierung „Buchrolle und Pluralstriche" (statt „Menschen") zusätzlich stark gegen diese Deutung. Spiegels „für den Löwen schlachten" war sicher eine bessere Übertragung von rhs n-mij als "slaying the lion". I n "there is no reaching him" faßt Faulkner n als Schreibung f ü r nn auf (was in den Admonitions ja tatsächlich vorkommt, also durchaus möglich wäre) und ph. als Infinitiv; das ist grammatisch unmöglich, weil das pronominale Objekt „ihn" nur als Suffix an ph, als Infinitiv treten könnte (ph.f). 16
Dazu die Anm.: "probably an omission, see note on 5,7."
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Den früheren sei mein eigener Übersetzungsversuch gegenübergestellt. I m Kommentar beziehe ich mich auf die durchlaufende Numerierung der Verse. Auf die Kennzeichnung von Paginierung und Zeilenzahl verzichte ich, da es sich um einen kurzen Text handelt. 1
2 3 2 2 3 3 2
2
3 4 5
6
6
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Dürftig-ist-doch-die-Gesamtheit-der-Amulette auf-dem-der-bedeutüngslos-ist; sei-es-das-Darbringen für-das-Todeskrokodil und-den-von-ihm-Zerrissenen, sei-es-das-Schlachten für-den-Löwen, das-Braten am-Feuer, sei-es-das-Libieren für-Ptah, das-Herbeibringen-von-fOpfertieren o. ä.]: warum gebt-ihr-ihm ? (es)-erreicht-ihn-nicht, Traurigkeit-hat-es-zur-Folge, daß-ihr-ihm-gebtl
Vers 1: Ob dieser Vers wirklich zu dem Nachfolgenden gehört hat, oder ob er wiederum in sich als ein eigenes Zitat aufzufassen ist 17 , bleibt unsicher. Der unmittelbare logische Zusammenhang ist schwach, der allgemeine thematische Zusammenhang allerdings sehr stark. Wenn die Verse 1 bis 7 in der Vorlage — dem Zitierten — zusammengehört haben, war dort vielleicht zwischen Vers 1 und Vers 2 unseres Zitats ein Stropheneinschnitt. — Die Ubersetzung ist nicht ganz eindeutig. Mit dem ja auf jeden Fall nicht ganz korrekt geschriebenen twtw könnte statt „Versammeln, Versammeltsein" ( = „Gesamtheit" in freierer Übersetzung) vielleicht ursprünglich der Plural von twtw „Bild" im Sinne von „Schutzbild" gemeint gewesen sein: „Abbilder und Amulette". Eine dritte Möglichkeit wäre das Wort twtw oder twtt (Wb. V, 257,19; F a u l k n e r , Conc. Dict., 296 oben), das das Wb. mit „Gleichheit", Faulkner mit "likeness" übersetzt. Die Stelle „Bauer" B 1, 261 (B 2, 15) auf die man sich bezieht, ist bisher meines Erachtens nicht ganz richtig erfaßt. Das Wort bedeutet dort eher „das Angenehme, Schöne", vielleicht auch „das Vorteilhafte" oder „das Vollkommene". Die Stelle lautet (B 1, 260-263 = B 2, 14-17): 3 .2 2 2 2
jw.k-sbi.t(j) jw.k-hmw.t(j) n-js n-'wn jw.k-jrj.k-tWtw n-bw-nb jw-hiw.k m-nwdw ' q i - s j i t j n-tS-r-dr.f
jw.k-twt(.tj)
B 2 hat statt des letzten Verses die deutlichere Lesart: j 2 'qi n-bw-nb { 2 sjitj n-tS-r-dr.f G a r d i n e r (JEA 9, 1923, 17) hatte übersetzt: „Thou art instructed, thou art clever, thou art fair, b u t not through despoiling. (And now?) thou takest the likeness (?) of all mankind. Thy affairs are all awry; the perverter of the entire land goes straight onward." Ich glaube, daß die Stelle B 1, 251—252 aus derselben (sechsten) Klagerede einen wesentlichen Hinweis gibt: 2 mh nfr
2 n-hqs n-wbn-mS't 2 Fülle gut, 2 ohne-daß-verkürzt-ist, ohne-daß-überquillt-die-Maat. Rensi wird aufgefordert, nicht zu versuchen des Guten zu viel zu tun, indem er die Maat „überquellen" läßt. I m weiteren Kontext, der hier nicht dargestellt werden kann, heißt das, daß er nicht durch das Bestreben, es allen (auch den Bösen) „recht zu machen", der Gerechtigkeit Schaden zufügen solle. E s wäre verständlich, daß bei jn-jw-m-,
dem Beginn von Vers 2, kein „jw-ms"
unterzubringen war.
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B 1, 260-263 übersetze ich: 3 2 2 2 2
Du-bist-unterrichtet, du-bist-geschickt, du-bist-vollkommen (o. ä.), doch-nicht zugunsten-des-Gierigen (oder: der-Gier). Indem-du-das-Schöne-(/Vollkommene, Angenehme)-tust für-jedermann, sind-deine-Angelegenheiten schwankend; rechtschaffen-ist-(dann)-der-Verderber des-gesamten-Landes.
Der Schluß mit B 2: 2 Rechtschaffen zu-allen-Leuten 3 ist-(dann)-der-Verderber des-gesamten-Landes. Wenn, wir dieses in der Bauererzählung belegte Wort in unserem Vers 1 ansetzen, könnte auch von der „Dürftigkeit der Annehmlichkeit (Vorteilhaftigkeit o. ä.) der Amulette" die Rede sein. Die Ubersetzung des Wortes 'nd bildet kein Problem. Die gut bekannte Nebenbedeutung „dürftig, unbedeutend, wertlos" (Wb. I, 207,8) hat das Wort auch in Admon. 12,1 und 13,1 (s. meine Abhandlung, S. 58). — Die Schreibung von wditö entspricht genau der zu erwartenden (Determinative „Buchrolle und Pluralstriche", Wb. I, 401,10). Der Vers besagt jedenfalls, daß Amulette (und Abbilder?), die man sich umhängt, nur demjenigen helfen, der ohnehin mächtig ist und der Amulette nicht bedarf: das heißt, sie helfen eben nicht. Vers 2: I n den nächsten sechs Versen geht es um die Sinnlosigkeit der Opfer, die man Göttern (und Toten) darbringt. Die Formel jn-jw-m- ist ungewöhnlich. G a r d i n e r hatte gesagt (Admonitions, S. 43): „We have here three rhetorical questions of like construction following the scheme in iw m (infinitive) n (substantive)." Faulkner verweist f ü r „the omission of the vague ,it' as subject" mit Recht auf G a r d i n e r s Eg. Grammar 3 § 123 (es gibt noch einige Beispiele, die aufzuführen unnötig ist). Es wurde aber allgemein übersehen, daß das Fragewort jn, jn-jw auch als Konditionalpartikel „wenn" fungieren kann ( L e f e b v r e , Gramm. Eg. Cl. § 677). Wir haben hier sicherlich in diesem Sinne zu übersetzen. F ü r die Wiederholung des jn könnte auf G a r d i n e r , Inscr. of Mes, S. 16 n. 28 verwiesen werden, auch auf C a m i n o s , L E S S. 163 und S. 445, doch ist das unnötig, da eine Reihung selbstverständlich immer möglich ist. I n Vers 2 ist die Rede vom Opfer an das Anty'-Krokodil, den Todesdämon 1 8 , was zugleich auch, wie Brunner (vgl. Anm. 18) bemerkt hat, an den Beinamen hntj des Osiris (Wb. I I I , 308,7) denken läßt. Der vom krokodilgestaltigen Todesdämon oder Todesgott „Zerrissene" - eine andere Deutung von wd'(w).f (Part. Pass. Perf.) nach Sinn und grammatischer Form ist unmöglich — kann n u r der Tote selbst sein. Wir haben eine Aussage auf zwei Ebenen. Einmal auf der bildhaften, das Krokodil zerreißt sein Opfer, zum andern auf der dahinter stehenden zweiten. Auf dieser zweiten Ebene ist hntj der Todesdämon mit dem bewußten Anklang an Osiris. Der „Zerrissene" ist sein Opfer, denn der Tote wird ja wirklich „zerrissen, zerschnitten, aufgeschnitten", nämlich bei der Mumifizierung 19 , die als von Göttern vorgenommen gedacht war. Wenn nun f ü r den Totengott und sein Opfer, den Toten, zugleich „dargebracht" (geopfert) 20 wird, so ist das sehr leicht als Anspielung auf das Umlaufopfer zu verstehen 2 1 , und es kann auch an den Sinn der htp-dj-njswt« Vgl. L ü d d e c k e n s , T o t e n k l a g e n ( M D I K 1 1 , 1943), p. 107 ( = D a v i e s , Tomb ofNeferhotep I, pl. 22); H . B r u n n e r , Lehre des Cheti, p. 42 (Pap. Sallier I I 8,3); „Lebensmüder" 79; „Bauer" B 1, 119. 19 Über die Terminologie des Aufschneidens bei der Mumifizierung wissen wir nicht Bescheid, weil kein Ritualtext für diesen Teil des Vorgangs erhalten ist. Das einzige bekannte Wort ist wpjw (Wb. I, 302,5), das vielleicht „Leichenöffner" bedeutet. Ein passendes Wort ist wd', das m. E. auch in eben diesem Sinne in Sinuhe B 191 belegt ist. Die Sinuhestelle soll im Rahmen einer Neupublikation des berühmten Textes behandelt werden. 20 Zu smsj n-: Wb. IV, 484,9; F a u l k n e r , Conc. Dict. 267; die seltene Konstruktion ist hier gewiß deshalb gewählt, weil die Gleichartigkeit der Konstruktion jn-jw-m- (Infinitiv) n- (Tier, Gott) in den drei Versen mit Nennung von Tier- und Götternamen durchgeführt werden sollte. I n dem Wort smsj mag zugleich das Wort für den Bestattungszug mitklingen: smsj-wdi. 21 Zum Umlaufopfer (und z. T. zum Überschußopfer): B ö n n e t , RÄRG, 550; H e l c k , Materialien zur Wirtschaftsgeschichte des Neuen Reiches III, S. 268 (464)-271 (467); d e r s e l b e , ZÄS 85, 1960, 33f.; zu2 Zeitschr. für Ägypt. Sprache, 100. Band
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G. F e c h t : Ägyptische Zweifel am Sinn des Opfers
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Formel gedacht sein, die j a ebenfalls die Versorgung des Gottes und des Toten meint 22 . Kritisiert wird hier also das Totenopfer, die Totenspeisung, auf dem Weg über den Friedhofsgott, der zugleich mit einem Namen angedeutet wird, der stets das Schreckliche, Grausame, Brutale des Todes in das Bewußtsein rückte. Verse 3—4: Als nächstes wird ein „Löwe" genannt. Vielleicht liegt Verschreibung oder Umbildung aus „Löwin" vor, was angesichts der orthographischen Mängel des Papyrus nichts Auffallendes wäre; es ist möglich — obwohl derartiges vermieden werden sollte, solange es nur tunlich ist - , das m3j(u)) als mSjt zu lesen und „Löwin" zu übersetzen. Das feminine Genus hätte den Vorteil, daß wir dann drei der wichtigsten memphitischen Gottheiten genannt bzw. angedeutet fänden: Sokar-Osiris als hntj, Sachmet als „Löwin", Ptah. Gewiß gab es auch männliche Löwengottheiten, und als Anspielung auf Sachmet könnte wohl auch das männliche mBj „Löwe" genügen. Das BSr n-sdt ist ein guter Beleg für das Bratenopfer. — Die Vorstellung von einer Löwengottheit wird zweifellos — von wahrscheinlichen Rücksichten auf memphitische Gegebenheiten einmal abgesehen - aus zwei Gründen beschworen. Einmal wirkt es besonders unsinnig, ja grotesk, für einen Löwen zu „schlachten" und zu „braten". Zum andern nennt der Autor des leider verlorenen literarischen Werkes gewiß nicht ohne Berechnung zwei Tiere, die dem Menschen gefährlich und feindlich sind, die dem Menschen nie vertraut nahe sein können: das dürfte seiner Einstellung zu den Göttern gemäß sein. Vers 5: An dritter Stelle folgt Ptah, als erster der drei Götter wird er mit seinem Namen genannt, was wie die Auflösung eines Rätselhaften, wie ein Hinweis auf das rechte Verständnis der Amphibolien „Krokodil" und „Löwe" wirkt. Dem Gotte Ptah werden Libationen und offenbar Opfertiere herbeigebracht, dargebracht (Wb. I, 149,9). Verse 6 - 7 : Schließlich wird in den letzten beiden Versen gesagt, daß es sinnlos sei, der Gottheit — „ihm", d. h. jeweils einem der drei genannten Götter - zu „geben", also zu opfern. Das Opfer erreicht Gott nicht. Die Konsequenz dieses vergeblichen Versuchs, in Kontakt zu einem Gott zu treten, ist nur „Traurigkeit", die traurige Verlassenheit der Gottesferne. Opfern taugt ebensowenig, ist ebenso illusorische Selbsttäuschung wie das Vertrauen auf die Wirksamkeit von Amuletten. Grammatisch ist noch zu vermerken, daß n-ph-sw zu emendieren ist in n-ph.s-sv) (Feminin im Sinne unseres Neutrums): „es-erreicht-ihn-nicht". Vermutlich liegt ein Hörfehler vor. Die Silbe -h6s von ph.s war vor dem enklitischen Personalpronomen auf jeden Fall betont: *-h6ssuw. — Das dd.tn im letzten Vers könnte an sich auch übersetzt werden „welche ihr gebt" (bezogen auf jndw) statt „die Tatsache, daß ihr gebt". Die thematische Ubereinstimmung mit dem „Vorwurf an Gott" in den Admonitions — dem zentralen Thema meiner Abhandlung — ist erstaunlich. Auch dort geht es um die Unerreichbarkeit Gottes, der nicht „gefunden" werden kann, auch dort ist „Traurigkeit" als Ergebnis dieser Ferne Gottes genannt (s. meine Abhandlung; sehr deutlich Admon. 12,6—7). Dennoch kann das untersuchte Textstück nicht zum „Vorwurf an Gott" der Admonitions gehört haben. Denn dort spricht ein Mensch, Ipuwer, vor dem Schöpfergott und anderen Göttern, wenn auch in Anwesenheit seliger Toter (dazu meine Abhandlung); hier jedoch sind Menschen, und ausschließlich Menschen angesprochen. Ich deute das Textstück aus diesem Grund als Übernahme aus einem verlorenen Literaturwerk, das in seiner Gesinnung zumindest partiell dem „Vorwurf an Gott" in den Admonitions sehr nahestand, und das vermutlich aus etwa derselben Epoche stammt wie dieser: das müßte nach den Ergebnissen meiner Abhandlung bedeuten, daß es aus der Ersten Zwischenzeit stammt. Die Existenz Gottes, oder richtiger: der Götter, wird weder im „Vorwurf an Gott" noch in dem verlorenen Werk in Frage gestellt. Das gab es meines Wissens im Alten Ägypten nicht, Atheismus letzt: B a r t a , Aufbau und Bedeutung der altäg. Opferformel (ÄgFo 24), S. 302. — Es ist bekannt seit dem Alten Reich. 22 B a r t a , op. cit., v. a, S. 2 7 7 - 2 8 1 .
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war wohl nicht realisierbar. Es geht nur um die Unmöglichkeit des Kontaktes, und es geht in unserem Vers 1 weiterhin um die Aufdeckung des Glaubens an die Wirkung von Amuletten als Illusion und weiterhin in unseren Versen 2 - 7 um die Vorstellung von den Göttern als von den Menschen nicht nur unerreichbaren, sondern darüber hinaus feindseligen Mächten (Krokodil und Löwe als Raubtiere). Die Reihenfolge Krokodil —Löwe —Ptah hat noch einen weiteren Aspekt. Ich meine den rhetorisch ungemein geschickten Aufbau der Strophe. Unter Ausnutzung der möglichen TiergeStalt von Gottheiten entwickelt sich die Rede in vier Stufen. In der ersten wird die Vorstellung des Krokodils und seines Opfers beschworen; hntj muß ja nicht notwendigerweise und immer den Todesdämon meinen, zumindest muß diese — als Assoziation vorgegebene — Seite der Wortbedeutung nicht im Vordergrund des Bewußtseins des Hörers stehen, und zu Osiris oder Sokaris-Osiris hat das Krokodil keine im Bildhaften verfestigte Bindung. Dann ist die Rede vom Löwen; noch immer nicht sieht sich der Hörer veranlaßt, in dem Tier eine Gottheit zu vermuten, doch immerhin wird das Bild der mächtigen memphitischen Göttin Sachmet mit dem Wort „Löwin" oder „Löwe" identifizierbar (während eine etwaige Gleichsetzung zwischen „Krokodil" und dem großen Krokodilsgott Suchos wegen der Kombination von „Krokodil" und „Tod" und wegen des für Suchos nicht typischen Terminus hntj schwerlich hätte durchdringen können). Auf der dritten Stufe wird durch die Nennuhg des memphitischen Ptah und den ihm dargebrachten Opfern das zuvor vom Krokodil und dem Löwen Gesagte schlagartig ¡erklärt, erhellt, und all das Absurde, all dieses Versorgen und Füttern der beiden feindseligen, das menschliche Leben bedrohenden Raubtiere, sieht der hörende Leser auf einmal identisch mit dem ihm geläufigen Opferdienst, der eben damit grell und schmerzhaft als perverser Unsinn dekuvriert werden soll. Möglicherweise nimmt die zweifache Nennung von Opferhandlungen für Ptah Bedacht auf die zuvor berufenen beiden Tiere - eigentlich Gottheiten —: die Wasserspende der Libation auf das Wasser als Lebenselement des Krokodils, das Herbeibringen von Opfertieren (o. ä., ergänzt) auf den die Tiere jagenden Löwen. Auf der vierten Stufe, in den letzten beiden Versen, wird schließlich mit klaren, eindeutigen Worten das Fazit expliziert: es ist sinnlos zu opfern. Diese Sinnlosigkeit wird jedoch nicht nur festgestellt als solche, sie wird auch nicht von der Lebensfeindlichkeit raubtierhafter Götter abgeleitet — das träfe ja auf Ptah auch nicht zu, soweit er bildhaft gesehen wird. Wohl bleibt die Ablehnung des menschlich interpretiert Grausam-Tierischen im Räume stehen und sie wirkt wohl auch gefühlsmäßig auf die Einstellung zu Ptah, denn zumal im Todesdämon hntj, der stets ein schreckenerregendes, unheimliches Wesen hat, vereinigt sich ja etwas Unheimlich-Göttliches mit Unheimlich-Tierischem, aber im Fazit der Schlußverse wird ein neues Motiv eingeführt, eine rational klingende Argumentation: es ist sinnlos zu opfern, weil das Opfer den Gott nicht erreicht. Es ist schon gesagt worden, daß dieser Gedankengang im „Vorwurf an Gott" der Admonitions seine bedeutsame Rolle spielt. Hier, in dem anonymen Zitat, steht das Motiv der Kontaktlosigkeit, die Traurigkeit bereitet, neben dem nicht expressis verbis dargelegten Motiv der Ablehnung der Götter als grausamer Mächte, das bezeichnend genug ausgeht von dem verabscheuten und entsetzlichen hntj, der im Gegensatz zu anderen Göttern, etwa zu Seth, nicht bekämpft werden kann, und in dem die kreatürliche „Gottverlassenheit" menschlicher Angst im unmittelbaren Angesicht des Todes sich ein gestalthaftes feindliches Gegenüber geschaffen hat. Auch im „Vorwurf an Gott" wird der Schöpfergott erbarmungslos kritisiert, doch die Begründung der Kritik am Gott sieht dort anders aus. Offensichtlich haben wir in dem leider verlorenen Literaturwerk und im „Vorwurf an Gott"" zwei Variationen eines Themas vor uns — eines Themas also, das die Erste Zwischenzeit bewegt hat. Und wie die Thematik, so steht auch die glänzende rhetorische Ausgestaltung der Strophe dem Ansatz in diese Erste Zwischenzeit zumindest nicht entgegen; ich darf auf meine Bemerkungen in MDIK 24, 1969, 120f. verweisen: Es besteht Grund zur Annahme, daß damals die Kunst der Überzeugung durch das Wort, der Rhetorik, stark entwickelt und geschätzt war. Auch der „Vorwurf an Gott" ist ein Meisterstück der Rhetorik. Abgeschwächt und anders motiviert klingt die Thematik von der Sinnlosigkeit des Opfers an Götter noch einmal im Mittleren Reich, in der Erzählung vom „Schiffbrüchigen" an (Zeilen 138 2*
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bis 152) 23 . Die göttliche Schlange hat dem Schiffbrüchigen prophezeit, daß er, wenn sein Herz stark sei, glücklich von der märchenhaften Insel nach Hause zurückkehren werde. In Dankbarkeit gelobt der Mensch der Schlangengottheit vielerlei Opfer, die er ihr nach seiner Heimkehr darbringen wolle. Doch die Schlange lacht nur über seine Worte, denn sie selbst besitzt von allem, was man ihr opfern könnte, unvergleichlich mehr als die Menschen. — Es ist undenkbar, daß der Autor wie der Leser der Erzählung bei dieser Argumentation nicht auch an gewisse Götteropfer außerhalb des Märchenkontextes gedacht hätten. — Um eines aber bittet die Schlange schließlich doch, unmittelbar vor der Abfahrt des Geretteten : daß er ihren Namen in seiner Stadt, also unter den Bewohnern der ägyptischen Residenz, „schön" sein lasse; ausdrücklich begründet sie diesen Wunsch damit, daß dies ihr „Bedarf" oder auch „Opferanteil" sei, der vom Menschen auszugehen habe („Schiffbrüchiger" 159—160). So spricht die Schlange, die ihrerseits ein „Gott, der die Menschen liebt" ist (Zeilen 147-148). Wenn auch Opfer an Götter unnötig und daher lächerlich sind — die Schlange lachte darüber - , so bleibt der Wunsch nach Liebe und Wertschätzung davon unberührt ; der Wertschätzung „bedarf" der so überaus reiche und so einsame Schlangengott, die Liebe bringt er den Menschen aus freiem Willen entgegen. Aus freiem Willen und unberechenbar: ganz kraß muß der Mensch die Götter so sehen, wenn er auf die erhoffte Möglichkeit der Einwirkung auf diesen Willen durch Opfergaben verzichtet, und wenn er nicht mehr an den Automatismus der Belohnung von ethisch richtigem Verhalten im diesseitigen Leben glaubt. Dies mag — neben anderem zweifellos — mit ein Grund dafür gewesen sein, daß die Kritik am Opfer, auch in der vom „ Schiffbrüchigen" gebotenen Prägung, sich in der Praxis nie durchgesetzt hat : et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in Te.
H E N R Y G . FISCHER
An Eleventh Dynasty Couple Holding the Sign of Life* Hierzu Tafel I
The limestone stela illustrated in Pl. I (a) was donated to the Cairo Museum by Sayed Milathem more than 20 years ago. It was accessioned in 1950 and received the number 88876 in the museum's Journal d'Entrée. Considering its modest size (height 35.5 cm., width 47.5 cm.), the brevity of 23
Eine anders orientierte, nur bedingte Kritik an einem Opfer, das von einem Unwürdigen dargebracht w i r d , soll w e n i g s t e n s e r w ä h n t w e r d e n . A d m o n . 8,5—7: L e b e n s g e n u ß , d e n d e r G o t t d e m v o n i h m G e s c h ä t z t e n gewährt. Man opfert aber mit gestohlenem W e i h r a u c h — selbstverständlich mit eben der Absicht, v o n Gott g e s c h ä t z t z u w e r d e n —, u n d d e r G o t t w e i ß v o n d i e s e m V e r b r e c h e n n i c h t s (s. A b h a n d l u n g S. 41 f.). Die K r i t i k a n G o t t zielt hier a u f sein N i c h t w i s s e n . Als W e i t e r e n t w i c k l u n g des G e d a n k e n s u n d zugleich als G l a u b e n s Vorstellung, d i e gewiß a u c h als R e a k t i o n a u f die K r i t i k d e r E r s t e n Zwischenzeit z u d e u t e n i s t ( „ N i c h t w i s s e n " ist b e z e i c h n e n d f ü r d e n „ V o r w u r f a n G o t t " ) , g e h ö r t „ M e r i k a r e " E 128—129 h i e r h e r : e t h i s c h r i c h t i g e s V e r h a l t e n gilt v o r d e r G o t t h e i t (im H i n b l i c k a u f die G e s a m t b e w e r t u n g d e s L e b e n s i m J e n s e i t s ) m e h r als d a s O p f e r d e s U n r e c h t t u e r s . — D a ß in u n m i t t e l b a r e m A n s c h l u ß d a r a n ( „ M e r i k a r e " 129—130) z u m O p f e r n a u f g e f o r d e r t w i r d ( n a c h d e m G r u n d s a t z do ut des), u n d d a ß a u s g e r e c h n e t h i e r d e r E m p f ä n g e r d e r L e h r e e r m a h n t w i r d , s e i n e n N a m e n e i n m e i ß e l n z u lassen, d a m i t G o t t d e n k e n n e , d e r f ü r i h n h a n d e l t , d a m i t e r also' „wisse", ist s e h r a u f f a l l e n d , z u m a l s o n s t bei „ M e r i k a r e " d a s „ W i s s e n " G o t t e s v o r a u s g e s e t z t oder a u s d r ü c k l i c h k o n s t a t i e r t / w i r d . — D i e s ist n i c h t die einzige Stelle, die d e n E i n d r u c k m a c h t , als o b d e r V e r f a s s e r des „ M e r i k a r e " P a s s a g e n , v o n s p ä t e r z u d e n A d m o n i t i o n s z u s a m m e n g e f ü g t e n T e x t e n v o r sich g e h a b t h a b e . D i e E r k l ä r u n g w i r d d a r i n z u s u c h e n sein, d a ß d e r V e r f a s s e r des „ M e r i k a r e " e b e n t a t s ä c h l i c h i n Teilen seiner „ L e h r e " sich m i t P r o b l e m e n a u s e i n a n d e r s e t z t , die i n d e r W i r r e n z e i t v o r K o n s t i t u i e r u n g d e s n ö r d l i c h e n u n d s ü d l i c h e n Teilreichs d i e Ä g y p t e r u m g e t r i e b e n h a b e n ; politische A s p e k t e u n d F o l g e e r s c h e i n u n g e n d e r W i r r e n z e i t b e s c h ä f t i g e n i h n b e k a n n t l i c h i n d e r leider s t a r k z e r s t ö r t e n A n f a n g s p a r t i e d e r L e h r e , u n d es ist d o c h n u r folgerichtig, w e n n w i r v o r a u s s e t z e n , d a ß er a u c h a u f geistig-religiöse P r o b l e m a t i k u n d K r i t i k A n t w o r t e n g e s u c h t h a t . — D i e r i c h t i g e Ü b e r s e t z u n g v o n „ M e r i k a r e " E 130 findet sich bei P o s e n e r , L i t t é r a t u r e e t P o l i t i q u e , p . 137: «C'est u n r e p è r e q u e t o n n o m , afin q u e le d i e u c o n n a i s s e celui q u i a g i t p o u r lui.» * A v e r y selective list of r e f e r e n c e s u s e d i n t h e following p a g e s : B e r l i n 1197 ( W . B a r t a , D a s S e l b s t zeugnis eines a l t ä g y p t i s c h e n K ü n s t l e r s , P l . 2 (11), H . B r u n n e r , H i e r o g l y p h i s c h e C h r e s t o m a t h i e , P I . 6, a n d
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bis 152) 23 . Die göttliche Schlange hat dem Schiffbrüchigen prophezeit, daß er, wenn sein Herz stark sei, glücklich von der märchenhaften Insel nach Hause zurückkehren werde. In Dankbarkeit gelobt der Mensch der Schlangengottheit vielerlei Opfer, die er ihr nach seiner Heimkehr darbringen wolle. Doch die Schlange lacht nur über seine Worte, denn sie selbst besitzt von allem, was man ihr opfern könnte, unvergleichlich mehr als die Menschen. — Es ist undenkbar, daß der Autor wie der Leser der Erzählung bei dieser Argumentation nicht auch an gewisse Götteropfer außerhalb des Märchenkontextes gedacht hätten. — Um eines aber bittet die Schlange schließlich doch, unmittelbar vor der Abfahrt des Geretteten : daß er ihren Namen in seiner Stadt, also unter den Bewohnern der ägyptischen Residenz, „schön" sein lasse; ausdrücklich begründet sie diesen Wunsch damit, daß dies ihr „Bedarf" oder auch „Opferanteil" sei, der vom Menschen auszugehen habe („Schiffbrüchiger" 159—160). So spricht die Schlange, die ihrerseits ein „Gott, der die Menschen liebt" ist (Zeilen 147-148). Wenn auch Opfer an Götter unnötig und daher lächerlich sind — die Schlange lachte darüber - , so bleibt der Wunsch nach Liebe und Wertschätzung davon unberührt ; der Wertschätzung „bedarf" der so überaus reiche und so einsame Schlangengott, die Liebe bringt er den Menschen aus freiem Willen entgegen. Aus freiem Willen und unberechenbar: ganz kraß muß der Mensch die Götter so sehen, wenn er auf die erhoffte Möglichkeit der Einwirkung auf diesen Willen durch Opfergaben verzichtet, und wenn er nicht mehr an den Automatismus der Belohnung von ethisch richtigem Verhalten im diesseitigen Leben glaubt. Dies mag — neben anderem zweifellos — mit ein Grund dafür gewesen sein, daß die Kritik am Opfer, auch in der vom „ Schiffbrüchigen" gebotenen Prägung, sich in der Praxis nie durchgesetzt hat : et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in Te.
H E N R Y G . FISCHER
An Eleventh Dynasty Couple Holding the Sign of Life* Hierzu Tafel I
The limestone stela illustrated in Pl. I (a) was donated to the Cairo Museum by Sayed Milathem more than 20 years ago. It was accessioned in 1950 and received the number 88876 in the museum's Journal d'Entrée. Considering its modest size (height 35.5 cm., width 47.5 cm.), the brevity of 23
Eine anders orientierte, nur bedingte Kritik an einem Opfer, das von einem Unwürdigen dargebracht w i r d , soll w e n i g s t e n s e r w ä h n t w e r d e n . A d m o n . 8,5—7: L e b e n s g e n u ß , d e n d e r G o t t d e m v o n i h m G e s c h ä t z t e n gewährt. Man opfert aber mit gestohlenem W e i h r a u c h — selbstverständlich mit eben der Absicht, v o n Gott g e s c h ä t z t z u w e r d e n —, u n d d e r G o t t w e i ß v o n d i e s e m V e r b r e c h e n n i c h t s (s. A b h a n d l u n g S. 41 f.). Die K r i t i k a n G o t t zielt hier a u f sein N i c h t w i s s e n . Als W e i t e r e n t w i c k l u n g des G e d a n k e n s u n d zugleich als G l a u b e n s Vorstellung, d i e gewiß a u c h als R e a k t i o n a u f die K r i t i k d e r E r s t e n Zwischenzeit z u d e u t e n i s t ( „ N i c h t w i s s e n " ist b e z e i c h n e n d f ü r d e n „ V o r w u r f a n G o t t " ) , g e h ö r t „ M e r i k a r e " E 128—129 h i e r h e r : e t h i s c h r i c h t i g e s V e r h a l t e n gilt v o r d e r G o t t h e i t (im H i n b l i c k a u f die G e s a m t b e w e r t u n g d e s L e b e n s i m J e n s e i t s ) m e h r als d a s O p f e r d e s U n r e c h t t u e r s . — D a ß in u n m i t t e l b a r e m A n s c h l u ß d a r a n ( „ M e r i k a r e " 129—130) z u m O p f e r n a u f g e f o r d e r t w i r d ( n a c h d e m G r u n d s a t z do ut des), u n d d a ß a u s g e r e c h n e t h i e r d e r E m p f ä n g e r d e r L e h r e e r m a h n t w i r d , s e i n e n N a m e n e i n m e i ß e l n z u lassen, d a m i t G o t t d e n k e n n e , d e r f ü r i h n h a n d e l t , d a m i t e r also' „wisse", ist s e h r a u f f a l l e n d , z u m a l s o n s t bei „ M e r i k a r e " d a s „ W i s s e n " G o t t e s v o r a u s g e s e t z t oder a u s d r ü c k l i c h k o n s t a t i e r t / w i r d . — D i e s ist n i c h t die einzige Stelle, die d e n E i n d r u c k m a c h t , als o b d e r V e r f a s s e r des „ M e r i k a r e " P a s s a g e n , v o n s p ä t e r z u d e n A d m o n i t i o n s z u s a m m e n g e f ü g t e n T e x t e n v o r sich g e h a b t h a b e . D i e E r k l ä r u n g w i r d d a r i n z u s u c h e n sein, d a ß d e r V e r f a s s e r des „ M e r i k a r e " e b e n t a t s ä c h l i c h i n Teilen seiner „ L e h r e " sich m i t P r o b l e m e n a u s e i n a n d e r s e t z t , die i n d e r W i r r e n z e i t v o r K o n s t i t u i e r u n g d e s n ö r d l i c h e n u n d s ü d l i c h e n Teilreichs d i e Ä g y p t e r u m g e t r i e b e n h a b e n ; politische A s p e k t e u n d F o l g e e r s c h e i n u n g e n d e r W i r r e n z e i t b e s c h ä f t i g e n i h n b e k a n n t l i c h i n d e r leider s t a r k z e r s t ö r t e n A n f a n g s p a r t i e d e r L e h r e , u n d es ist d o c h n u r folgerichtig, w e n n w i r v o r a u s s e t z e n , d a ß er a u c h a u f geistig-religiöse P r o b l e m a t i k u n d K r i t i k A n t w o r t e n g e s u c h t h a t . — D i e r i c h t i g e Ü b e r s e t z u n g v o n „ M e r i k a r e " E 130 findet sich bei P o s e n e r , L i t t é r a t u r e e t P o l i t i q u e , p . 137: «C'est u n r e p è r e q u e t o n n o m , afin q u e le d i e u c o n n a i s s e celui q u i a g i t p o u r lui.» * A v e r y selective list of r e f e r e n c e s u s e d i n t h e following p a g e s : B e r l i n 1197 ( W . B a r t a , D a s S e l b s t zeugnis eines a l t ä g y p t i s c h e n K ü n s t l e r s , P l . 2 (11), H . B r u n n e r , H i e r o g l y p h i s c h e C h r e s t o m a t h i e , P I . 6, a n d
1973]
H . G. F i s c h e r : A n E l e v e n t h D y n a s t y Couple
the inscriptions and the simplicity of the composition, this little monument exhibits a remarkable number of unusual features. The simplicity of the composition is, in fact, one of the very features that is most distinctive. The absence of any representations of offerings is unusual, although not unheard of in the Eleventh Dynasty; there are isolated examples from Thebes Dendera 2 and Gebelein 3 . In this case, however, an exceptional feeling of spaciousness is obtained by eliminating any sort of frame or border and by reducing the height of the inscription to a point scarcely higher than the owner's staff. It is, of course, just possible that the upper right corner was already damaged when the surface was inscribed, or was unduly rounded. And it is also possible that a border, or at least a baseline for the feet, was originally supplied in paint. It seams doubtful, however, that another, and more curious omission was ever completed in this manner: the left forearm of the woman ought to be visible in the space between her husband's right arm and
17
Fig. 1
his body, but its elimination is altogether in keeping with the style of the representation, and may well have been intentional. Five columns of neat small hieroglyphs constitute the main inscription (Fig. 1), each column being divided from the next by a broad line that is characteristic of the period'1. As in the case of a few other stelae, the owner's staff forms a terminal border 5 .
L D I I , PI. 144); C l è r e - V a n d i e r (J. J . Clère a n d J . Vandier, T e x t e s de la première période intermédiaire et de la X I e m f D y n a s t i e ) ; Coptite N o m e (H. G. F i s c h e r , I n s c r i p t i o n s f r o m t h e Coptite N o m e ) ; D e n d e r a (H. G. F i s c h e r , D e n d e r a in t h e T h i r d Millenium B . C . ) ; Devonshire stela (stela of 'b-ihw a t C h a t s w o r t h House, M D I K 4, 1933, fig. 11, p. 187); L o u v r e C 15 (Revue d ' E g y p t o l o g i e 1, 1933, PI. 9); P D (W. M. F . P e t r i e , D e n d e r e h ) ; T u r i n 1447 ( L u i s e K l e b s , Die Reliefs u n d Malereien des m i t t l e r e n Reiches, fig. 14, p. 22, a n d F . R o s s i , A t t i della Regia A c a d e m i a della Scienze di Torino 13, 1877-1878, PI. 21); T u r i n 1513 ( M a s p e r o , Ree. t r a v . 3, 1882, 117—118 a n d P i e h l , Inscriptions hiéroglyphiques, PI. 8 2 A ) ; U n i v . Mus. (University M u s e u m , Philadelphia). 1 Cairo T. 12/4/22/9 ( P e t r i e , Qurneh, PI. 2); 4/11/24/2 (cf. D a r e s s y , A S A E 8, 19Ö7, 247). 2 Ashmolean 3928 (PD, PI. 11, b o t t o m center); t h e inscription is confined t o a short offering f o r m u l a , a n d t h i s e x a m p l e m a y represent a c o n t i n u a t i o n of local t r a d i t i o n ; see D e n d e r a , 62—63 a n d cf. t h e stela of 'In-it.f-ikr, P D , PI. 11 C, b o t t o m center. 3 M. M. A. 65.107 ( A l l e n , A J S L 38, 1921, 5 5 - 6 2 ; G o e d i c k e , J N E S 19, 1960, 2 8 8 - 2 9 1 ) . 4 This evidently begins within t h e reign of Wih-'rih I n t e f . I n Cairo Cat. 20512, as in t h e p r e s e n t case, t h e b r o a d dividers are n o t c u t flat b u t h a v e a r o u n d e d ridge a t t h e center, giving t h e effect of a double line. 5 E . g. Cairo T. 12/4/22/9 (see above) a n d Cairo Cat. 1759 ( B o r c h a r d t , D e n k m . des A. R . I I ) ; also t h e Gebelein stela m e n t i o n e d in n o t e 3.
18
H. G. F i s c h e r : An Eleventh Dynasty Couple
[100. Band
1. N o t e s on t h e T e x t A. The signs jj and are not fused in this version of the late Old Kingdom monogram, and a similar very slight degree of separation occurs in most other Eleventh Dynasty inscriptions: e . g . Cairo Cat. 20005 ( C l e r e - V a n d i e r § 3), M.M.A. 14.2.7 (ibid. § 14), B.M. 614 (ibid. § 20), M.M.A. 14.2.6 (ibid. § 22), B.M. 1203 (ibid. § 23), Cairo J . 36346 (ibid. § 24) and the sarcophagus of 'BSyt (ibid. § 27 [e, 2]), all from Thebes. At Dendera the fusion persists in some cases (e. g. PD, Pis. 11 [right, 2nd from top, and bottom center]) and sometimes not (e. g. ibid., Pis. 11 [top right], 15 [left]). The same is true at Abydos; Louvre C 14 and Turin 1513 show the fusion, while the Devonshire stela and Turin 1447 do not. B. Note O here, while the larger occurrence of © in the next column has the usual detail. The sign @ similarly lacks any interior detail, regardless of whether it is large (col. 2) or small (col. 5). C. The older form, rather than the later jf, which is more common in Dyn. XI, is also known from a few other inscriptions of this period (e. g. C l e r e - V a n d i e r §§ 20, 27 ^^zfMÎ
s o a
of
( t e m P - l u p u t : J . Y o y o t t e , Mélanges Maspero I [4e fasc.], p . 125 [11]); Cairo
C a t . 42211 (1), ^ f l o ^ N ^ S
(temp. Osorkon I I I a n d T a k e l o t I I I ) . T w o o t h e r e x a m p l e s also seem t o be sic earlier t h a n D y n . X X V : ^ ^ ^ j j ^ ' ' ( Q u i b e l l , R a m e s s e u m , P l . 23), a n d ^ T j -Mwvy son of
•
(Cairo J . d'E..38039). T h e l a t t e r is d a t e d , on stylistic grounds, t o t h e L i b y a n Period b y
B e r n a r d B o t h m e r ; I a m greatly i n d e b t e d t o R i c a r d o Caminos f o r p e r m i t t i n g m e t o q u o t e t h i s e x a m p l e f r o m
1973]
27
H . G. F i s c h e r : An E l e v e n t h D y n a s t y Couple
fifth and early Twenty-sixth, non-royal personal names are occasionally followed by the determinative ^ ^ or ^ ^ 56. At the end of the Dynastic Period the deceased holds the emblems representing t3w n 'nh, the "breath of life"
57
and a coffin of this date is said to hold
and and jj
58
in place of the older (|) and jj . With the exception of the Nineteenth Dynasty statue mentioned earlier, the only private, non-Osiride statues that carry the "^"-sign are all—to the best of my knowledge—of Ptolemaic date 59 . 4. C o n c l u s i o n s : d a t e a n d p r o v e n a n c e The deep-cut style, the broad dividers that give the impression of a double line, and the limited use of very fine detail in the wigs, collars and
-signs — all suggest that the date of the Cairo stela
a n article of hia t h a t will a p p e a r in a volume of studies in h o n o r of P r o f . M. A. K o r o s t o v t z e v , t o b e p u b l i s h e d b y t h e U . S. 8. R . A c a d e m y of Science. P r o f . Caminos h a s also m o s t generously allowed m e t o m a k e use of his meticulous facsimiles of m o n u m e n t s belonging t o t h e same period, including J . d ' E . 43359 (called 43339 by Y o y o t t e ,
loc. cit.). H e observes t h a t in t h e n a m e t h a t Legrain gives as
Cat. 42222 [f]) t h e last sign lacks t h e
^
(j ^ ^
(Cairo
even t h o u g h it would be m o s t a p p r o p r i a t e in t h i s case. A similar
idea is expressed, however, b y t h e m o n o g r a m of
J t h a t a p p e a r s on t h e f r o n t of t h a t i n d i v i d u a l ' s
s t a t u e , d a t i n g t o t h e reign of Osorkon I I (B. M. 1007, N a v i l l e , P i t h o m , PI. 4): 5« E . g . Cairo Cat. 882; D a r e s s y , A S A E 21, 1921, 143 ("style saiite") M a r i e t t e , M a s t a b a s , p . 457; Cleveland 3949.20 ( B o t h m e r et al., E g y p t i a n Sculpture of t h e L a t e P e r i o d , n o . 24, PI. 22, d a t e d t o early D y n . X X V I , p . 28); L e c l a n t , B S F E 2 8 - 2 9 ( M a r s - J u i l l e t 1959, Fig. 10, p. 29). T h e last e x a m p l e similarly belongs t o t h e early X X V I t h D y n a s t y (reign of P s a m t i k I). I n response t o a n i n q u i r y , P r o f . L e c l a n t i n f o r m s m e t h a t t h i s e x a m p l e is n o clearer in t h e N a g o y a catalogue f r o m which h e t o o k his illustration, b u t h e agrees t h a t
is evidently t o be recognized. P r o f . L e c l a n t also notes t h a t in t h d case of t h e block s t a t u e
of I t y , B . M. 24429, t h e living r e p r e s e n t a t i v e of t h e f a m i l y carries t h e "j^-sign, while t h e others h a v e t h e c u s t o m a r y fly-whisk (cf. his E n q u e t e s Sur les sacerdoces et les sanctuaires, 1954, p p . 17 a n d 24); t h i s m o n u m e n t is d a t e d to t h e X X V t h D y n a s t y , 15th y e a r of S h a b a k o . This distinction is n o t observed in t h e case of Q u i b e l l , R a m e s s e u m , PI. 23 or Cairo Cat. 42221, however, (see preceding note), or T u r i n Cat. 1538 (Libyan or L a t e Period, seen on facsimile b y Caminos), or an e x a m p l e of D y n . 25—26 p u b l i s h e d b y L a b i b H a b a c h i in Chron. d ' E g . 42, 1967, 34. Of equal interest is t h e writing jl
" c o u r t i e r s " on a n early
26th D y n a s t y s t a t u e in R i c h m o n d (B. V. B o t h m e r , Virginia M u s e u m Members Bull. Vol. 25, no. 8 [April, 1965]). D r . H e r m a n D e Meulenaere h a s kindly i n f o r m e d m e t h a t t h e l a t e s t e x a m p l e k n o w n t o h i m is in J N E S 6, 1947, p p . 169ff. a n d PI. 5, where it follows t h e n a m e of a m a n w h o p r o b a b l y lived u n d e r N e c h o I I ( D e M e u l e n a e r e , H e r o d o t o s , p . 40); h e a d d s , however, t h a t t h e d e t e r m i n a t i v e s in question are m o s t f r e q u e n t in t h e earlier p a r t of t h e Saite P e r i o d a n d t h a t , for t h e m o s t p a r t , t h e y d i s a p p e a r w i t h t h e reign of P s a m t i k I I . B7 P e t r i e , H a w a r a B i a h m u a n d Arsinoe, PI. 3 (Dyn. X X X sarcophagus); T h e E r n e s t B r u m m e r Collection, S o t h e b y , catalogue, N o v . 1 6 - 1 7 , 1964, no. 55 (Dyn. X X X situla, n o w M. M. A. acc. n o . 65.116) ; F a k h r y , Siwa Oasis, Fig. 23, p. 144 (Ptolemaic t o m b ) . A n earlier version of t h i s device shows A n u b i s e x t e n d i n g ? y ? alone t o t h e face of t h e deceased (Pehr L u g n , Ausgewählte D e n k m ä l e r . . . in Schweden, PI. 14 [19]: U p p s a l a 129); I owe this reference t o E d n a R u s s m a n n . Cf. also D r i o t o n , A S A E 40, 1940, p p . 323—324 (132): a c r y p t o g r a p h i c hieroglyph which shows a divinity, w i t h bull's tail, holding
? and
58
Ree. t r a v . 36, 1914, 140. F o u r e x a m p l e s are k n o w n t o me, all of t h e m block s t a t u e s : Cairo C a t . 680, Cairo J . 36962, B o e s e r , Äg. Slg. Leiden X I I , p. 7, no. 31 (mentioned b y B o n n e t , Reallexikon, 419) a n d B r o o k l y n M u s e u m 69.115.1. T h e first is well d a t e d t o t h e reign of P t o l e m y I I ( B o t h m e r et al., E g y p t i a n S c u l p t u r e of t h e L a t e Period, p. 131). B e r n a r d B o t h m e r i n f o r m s m e t h a t t h e second a n d t h i r d are also P t o l e m a i c . A n d H . D e Meulenaere d a t e s t h e B r o o k l y n s t a t u e t o t h e T h i r d C e n t u r y , a f t e r P t o l e m y I I . Cf. also a s t a t u e of t h e R o m a n 69
Period, which holds, according t o B o r c h a r d t , a „ m i ß v e r s t a n d e n e s ^j-" (Cairo Cat. 1192).
28
J. G. G r i f f i t h s : Triune Conceptions of D e i t y
[100. B a n d
is no earlier than t h e last years of Wih-nh Intef and probably not later than the reunification of E g y p t under Mentuhotep II. The profiles, with slightly aquiline noses, also suit this date as does the reversed 1 (section 1, note N). The forms of the hieroglyphs (especially A, J, L, N) indicate that the stela comes either from Thebes or from some other site in Upper Egyptian N o m e s 4—6, with Dendera as the northernmost possibility. The style is essentially Theban, but again, some relatively nearby site (such as Dendera) is not excluded, and this alternative in fact seems likely in view of the
-signs t h a t are held b y
the deceased couple. It is difficult to believe that a man with such modest pretensions would so openly display this symbol of divinity at the royal residence during the E l e v e n t h D y n a s t y .
J. GWYN
GRIFFITHS
Triune Conceptions of Deity in Ancient Egypt Although a part of this brief study was read t o a section of the International Association for the History of Religion at its meeting in Stockholm during August 1 9 7 0 t h e appositeness of its appearance in a volume dedicated to the memory of Siegfried Morenz will soon be clear. I t deals with a theme in which he was passionately interested and to which he contributed vitally. The present writer has found the writings of Morenz on E g y p t i a n religion t o be consistently stimulating and instructive. H e also cherishes a memory of the extraordinary charm of his personality, deriving from the Strasbourg Colloquium of May 1967. T r i a d i c systems came t o be a common feature of Egyptian religion and the late lamented Professor Siegfried M o r e n z assembled in his Ägyptische Religion a number of data which suggested t h a t a triad was sometimes regarded as forming a unity, the concepts of three and one being interplayed. H e went on to argue that E g y p t i a n ideas were eventually influential in the Christian formulation of the doctrine of the Trinity. This important question will n o t be discussed in the present paper, although Christian parallels will occasionally be adduced. W e shall be concerned here with the frequency and nature of the allusions t o the u n i t y of the triad. The E n n e a d of Heliopolis is one of the earliest divine groups attested, and at first sight it is tempting t o explain it as consisting of three triads. Indeed K e e s in his Götterglaube (ed. 2, 1956, pp. 155ff.) argues that just as three in E g y p t i a n denotes plurality, so three times three, t h a t is nine, denotes unlimited plurality. The Pyramid T e x t s (1655a—b) refer t o 'the Great E n n e a d of Gods which is in Heliopolis'; and t h e y are named as follows, the relationship being supplied in detail b y other references: Atum Shu
I
I =
Tefenet
=
Nut
I
Geb
Osiris
=
Isis
_]
I Seth
I =
Nephthys
I t would seem t h a t the whole group is considered as four pairs of deities, each pair comprising a god and goddess-wife, while A t u m stands outside as the primal deity who was self-created and 1 I a m i n d e b t e d t o remarks made on t h a t occasion b y Professors J a n Zandee (chairman), S. G. F . Brandon, M. H e e r m a v a n Yoss, J a n Bergman, L. K a k o s y , and H . te Velde. A valuable paper read b y t h e last-named to t h e same section deals w i t h a kindred subject a n d has since been published in J E A 57, 1971, 80—86 ("Some R e m a r k s on t h e Structure of E g y p t i a n D i v i n e Triads").
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J. G. G r i f f i t h s : Triune Conceptions of D e i t y
[100. B a n d
is no earlier than t h e last years of Wih-nh Intef and probably not later than the reunification of E g y p t under Mentuhotep II. The profiles, with slightly aquiline noses, also suit this date as does the reversed 1 (section 1, note N). The forms of the hieroglyphs (especially A, J, L, N) indicate that the stela comes either from Thebes or from some other site in Upper Egyptian N o m e s 4—6, with Dendera as the northernmost possibility. The style is essentially Theban, but again, some relatively nearby site (such as Dendera) is not excluded, and this alternative in fact seems likely in view of the
-signs t h a t are held b y
the deceased couple. It is difficult to believe that a man with such modest pretensions would so openly display this symbol of divinity at the royal residence during the E l e v e n t h D y n a s t y .
J. GWYN
GRIFFITHS
Triune Conceptions of Deity in Ancient Egypt Although a part of this brief study was read t o a section of the International Association for the History of Religion at its meeting in Stockholm during August 1 9 7 0 t h e appositeness of its appearance in a volume dedicated to the memory of Siegfried Morenz will soon be clear. I t deals with a theme in which he was passionately interested and to which he contributed vitally. The present writer has found the writings of Morenz on E g y p t i a n religion t o be consistently stimulating and instructive. H e also cherishes a memory of the extraordinary charm of his personality, deriving from the Strasbourg Colloquium of May 1967. T r i a d i c systems came t o be a common feature of Egyptian religion and the late lamented Professor Siegfried M o r e n z assembled in his Ägyptische Religion a number of data which suggested t h a t a triad was sometimes regarded as forming a unity, the concepts of three and one being interplayed. H e went on to argue that E g y p t i a n ideas were eventually influential in the Christian formulation of the doctrine of the Trinity. This important question will n o t be discussed in the present paper, although Christian parallels will occasionally be adduced. W e shall be concerned here with the frequency and nature of the allusions t o the u n i t y of the triad. The E n n e a d of Heliopolis is one of the earliest divine groups attested, and at first sight it is tempting t o explain it as consisting of three triads. Indeed K e e s in his Götterglaube (ed. 2, 1956, pp. 155ff.) argues that just as three in E g y p t i a n denotes plurality, so three times three, t h a t is nine, denotes unlimited plurality. The Pyramid T e x t s (1655a—b) refer t o 'the Great E n n e a d of Gods which is in Heliopolis'; and t h e y are named as follows, the relationship being supplied in detail b y other references: Atum Shu
I
I =
Tefenet
=
Nut
I
Geb
Osiris
=
Isis
_]
I Seth
I =
Nephthys
I t would seem t h a t the whole group is considered as four pairs of deities, each pair comprising a god and goddess-wife, while A t u m stands outside as the primal deity who was self-created and 1 I a m i n d e b t e d t o remarks made on t h a t occasion b y Professors J a n Zandee (chairman), S. G. F . Brandon, M. H e e r m a v a n Yoss, J a n Bergman, L. K a k o s y , and H . te Velde. A valuable paper read b y t h e last-named to t h e same section deals w i t h a kindred subject a n d has since been published in J E A 57, 1971, 80—86 ("Some R e m a r k s on t h e Structure of E g y p t i a n D i v i n e Triads").
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who created Shu and Tefenet without the aid of a spouse. In a well-known spell from the Coffin Texts (Spell 80, CT I I 39b-e) the first three gods are segregated and regarded as a triad. The deceased man, for whom the spell is operative, identifies himself with Shu in the following terms : I am Life, Lord of the Years, Living until infinity, a lord of eternity; I am he whom Atum, the eldest one, created through his power, when he brought forth Shu and Tefenet in Heliopolis, when he was One and became Three. I t is the last clause, used of Atum, t h a t is striking and significant from our point of view : 'when he was One, and became Three' (mvin.f w'i,m hpr.f mhmt). Here is found, a s M o r e n z points out (Rel. 153), the rich distinction between being (wnn) and becoming (hpr), and the doctrine emphasizes t h a t Atum remained One after he became Three. We may compare the form of creed which was approved at the Council of Chalcedon in 451, according to which both Christ and the Holy Spirit are said to have proceeded from God "the father, although a form which became popular in the Western Church, beginning with the Council of Toledo in 4472, added the famous filioque clause to the description of the Holy Spirit, thus giving the Spirit a double filiation, from both Father and Son. The one-ness of the divine in the Trinity is often emphasized; Augustine, De trin. 1,7 says: "they are not three gods but one God" 3 . A more common family grouping among Egyptian triads was of course t h a t of father, mother and son, as with Osiris, Isis and Horus, or Amûn, Mut and Khons in Thebes, or P t a h , Sakhmet and Nefertem in Memphis. In Memphis too there was worshipped an all-male triad, Ptah, Sokar, and Osiris. M o r e n z points out (p. 150) t h a t this triad is often addressed and treated in funerary prayer formulae as a singular: "may it give" (di.f), though the plural is occasionally found too: "may they give" (di.sn) 4 . When the singular is used, does it follow t h a t the triad is being conceptually treated as a unity? In a grammatical sense this is clearly so, and one might compare the normal usage relating to a collective noun. Psdt ntrw "Ennead of gods" 5 , is treated with the same ambivalence: it can function as a plural or as a singular (see Wb. I, 559), and theological inferences can hardly be drawn from such a purely grammatical phenomenon. Something different, however, may be happening in the case of Ptah-Sokar-Osiris. A process of fusion or assimilation is at work. When the plural is used they must be inferred to be regarded as still separate gods, but the increasing use of the singular points to a syncretistic unity. Thus in the Twenty-fifth Dynasty, as L e c l a n t points out (Recherches sur les monuments Thébains de la XXVe dynastie dite éthiopienne, 269, n. 4), Ptah-Sokar-Osiris is called "Lord of the Secret Sanctuary" (nb ëtyt), and Leclant refers to him as "le dieu composite". He compares (p. 318) other groupings t h a t became popular at this time, such as Amen-Rë'-Month, Amen-Rë'-Harakhty, Amen-Rë'-Atum, Rë'-Harakhty-Osiris and even Rê'-Harakhty-Atum-Osiris. I n the groupings of Three we seem to be concerned no longer with a triad, but with a single composite deity. The same is true of AmenRë'-Harakhty in Late Ramesside letters, the group being followed by a singular alluding pronoun in the clause "when he rises and sets" ; cf. A. M. B a k i r , Egyptian Epistolography, Cairo 1970, 59. A statement relating to the theology of Apis is cited by Morenz with more convincing effect. I t occurs in the so-called Demotic Chronicle as an address to an oracle in which Apis is first of all named three times: "Apis, Apis, Apis." t h a t means, Ptah, Pre, Harsiesis, who are the lords of the office of sovereign. . . . The three gods denote Apis. Apis is Ptah, Apis is Pre, Apis is Harsiesis. ( S p i e g e l b e r g , Die sogenannte Demotische Chronik, Leipzig 1914, V, 1 2 - 1 3 , p. 12). 2 Cf. T. R e e s , The H o l y Spirit in Thought and Experience, London 1915, 172. Cf. J. N . D. K e l l y , Early Christian Doctrines*, London 1968, 275. 5 « Cf. H . t e Y e l d e , J E A 57, 1971, 81. See further J. Gwyn G r i f f i t h s , Orientalia 28, 1959, 34ff.
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3 Zeltachr. fttr Agypt. Sprache, 100. Band
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What is implied, then, is that these three gods are incorporated in Apis; they are, in effect, three forms of him. This recalls the doctrine of some early Christians that God in the trinity is revealed in three aspects or modes, as Father, Son and Holy Spirit, primacy being assigned to the concept of God per se 6 . In the case of the bull-god Apis the development is a late phase. Beginning with an autonomous cult, this god is then put into a subordinate relationship to Ptah or Osiris, being described as the ba of the former. But now two very important gods, Ptah and Re', are described as aspects of Apis. Here, then, is a triune concept with loud overtones of theological supremacy. The dead Apis-bull was often called Osiris-Apis, and a text of the Ramesside era ( M a r i e t t e , Le Sérapéum de Memphis, I I I , pi. 8) has been interpreted by both Eberhard O t t o (Stierkulte, 32) and M o r e n z (op. cit. 150) as grouping Osiris-Apis with Atum andHorus in a triad regarded as a unity and indeed as one god. The brief text is translated thus by the scholars named: "Osiris = A p i s - A t u m - H o r u s zugleich, der große Gott". These are the hieroglyphs:
A C M1
~
' '
iw~ir
W/M/i ©
I V 0
and it will be seen that after the name Horus the reading n sp, "together", is by no means beyond question. I t is more likely, I suggest, that we should read Nhny here, with a reference to Horus of Hieraconpolis (Nekhen); for other instances see Wb. I I , 310,14. I f this reading be accepted, then the phrase "Great God" will probably not apply to the triad regarded as a unit, but to the god last named, Horus of Nekhen. There may be a slight doubt here, for sometime^, as with Ptah-Sokar-Osiris, three names are telescoped and regarded as one. Since, however, the triad here named constitutes a rare grouping, it seems unlikely that "Great God" describes them as unit. I f this alleged instance has therefore to be rejected, there can be little doubt about a celebrated dictum in the Leiden Hymn to Amün, IV, 21—22, which is usually translated thus: Three are all gods: Amün, Re', Ptah. There is no one comparable with them. He who conceals his name as Amün (ímn . . . imri), he is Ré' in countenance, his body is Ptah. ( Z a n d e e , De Hymnen aan Amon van P. Leiden, I, 350, IV, 21-22). The first sentence is perhaps questionable although scholars have been unanimous in rendering it as above: see G a r d i n e r , ZÄS 42, 1905, 35; Sitzb. Berlin 1923, 73; Z a n d e e , op. cit. 87. "Three are all gods" must mean that all gods are really reducible to three —a remarkable and unparalleled claim. The Egyptian is hmt pw ntrw nbw:
iii^im:^,
and while the accepted translation is certainly possible, it is also possible to render thus: "Three are the gods (who are) lords". Nbw "lords" would be in opposition to ntrw, but with a special emphasis. The writing of nbw here leaves the question quite open as to whether it is the noun or the adjective. In the singular rib "lord" sometimes has the falcon or god determinative, but appears more often without it: v. Wb. I I , 227. In the plural the word is normally written without a determinative: v. Wb. I I , 231 f. Further, it is often added to ntrw, "gods" when they are described as lords of certain cities or offices; there is an instance in a quotation made above from the ' 'Demotic Chronicle"; the use is also found absolutely, without an indication of the cities or areas (Wb. I I , 232). To describe Amün, R e ' and Ptah as the three gods who are lords makes admirable sense in that they were clearly the three most important gods of Egypt at that time, Amün being the chief deity of the contemporary capital at Thebes, while Re' is connected with Heliopolis, perhaps a prehistoric capital, and Ptah with Memphis, the capital of the Old and Middle Kingdoms. The e J . N. D. K e l l y , op. cit. llöff.
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translation ' 'Three are all gods ' ' is supported by Eberhard O t t o 7 with an invocation of the principle that three implies plurality. He says t h a t "The conception of the triad here means the plurality of the Gods a« such. Three is the first number to signify a plural." This speculative interpretation seems now to be unnecessary. The remainder of the statement is, however, more important for our present theme. I t represents the primacy of Amûn, explaining his name, probably rightly, as connected with imn, " t o conceal", and goes on to claim t h a t R ë ' and P t a h are forms of Amûn, Rë' being his countenance and P t a h his body. The section also ends with a fragmentary statement: "Except him. Amûn and R ë ' [and Ptah], Together three". Clearly the three gods are regarded as one, and the trinity based on Amûn involves a function of the other two gods in a modalistic sense. The primacy of Amûn in the relationship may reflect to some extent, as M o r e n z (p. 151) suggests, the fact t h a t Rë' and P t a h had subordinate cults in the sacred enclosure of Karnak which was dominated by Amûn and his temple. K e e s , Gôtterglaube, 361 refers to an altar dedicated to Rë'-Harakhty, and t o an inner sanctuary of the same god (Ancient Egypt, 266) ; and P t a h had his own temple north of the big temple of Amûn. Maj S a n d m a n H o l m b e r g , The God Ptah, 224£f. points out t h a t Ptah's temple was within the surrounding wall of Amûn's temple ; also t h a t offerings went first to Amûn, and only afterwards to Ptah. Yet P t a h and Rë' are probably more important in the formulation t h a n this subordination might suggest, for the text speaks of their cities, Memphis and Heliopolis, enduring eternally on earth on a par with Thebes, the city of Amûn. Z a n d e e (p. 87) points out t h a t although these three gods come into prominence together under Tuthmosis I I I and Sethos I, it was Ramesses I I who constituted them as a national state-triad. The three gods are shown with Ramesses I I in his temple at Abu Simbel: see V. I o n s , Egyptian Mythology, 25 8 ; but there is no suggestion here of their forming a unity in a special sense. Maj S a n d m a n H o l m b e r g (op. cit. 226f.) cites a text in which a man is described as high-priest of the three goods Rë', P t a h and Amûn, all at Thebes, b u t the titles are mentioned separately. Since our text also envisages the three enduring separately in their respective cities, M o r e n z (p. 152) interprets the trinitarian idea here as involving tritheism rather t h a n modalism. The two ideas seem to co-exist; or at least one passes from one to the other. A modalistic approach is certainly apparent in the dictum t h a t Amûn is R ë ' in his countenance, and P t a h in his body. One recalls the tenets of Modalistic or Patripassian Monarchians, who are said to have taught t h a t "God was one personal Being, who appeared under three modes or aspects, as Father, Son, and Holy Spirit" (Thomas R e e s , The Holy Spirit in Thought and Experience, London 1915, p. 123). Amûn, it should be noted, remains the subject of the Egyptian statement throughout. Thé first clause mentions his name, and it may be, as Eberhard O t t o has suggested (Cults of Osiris and Amon, 52), t h a t three components are being here mentioned t h a t express the basic qualities of a god, t h a t is, the name, appearance and essence. If so, the name is undoubtedly the most significant, just as Amûn is the dominant god of the three. Slightly different is a parallel deriving from the Ptolemaic Temple of Opet in Karnak, from a text which describes Thoth as "the heart of Rë', the tongue of Ta-Tenen, the throat of Hiddenof-name" (De W i t , Opet, 119 and 167). We are now fortunate to have Dr. Çe Wit's commentary on these texts: see his Opet, I I I , 133, n. 262. The "heart of R ë " ' denotes his intelligence-an attribute aptly assigned to Thoth. However, in a rather similar text from the Gate of Euergetes in K a r n a k (Urk. VIII, 87, 58b) all three attributes, with the same divine names, are assigned to the God Khons. "Hidden-of-name" in both texts may refer to Osiris. But it can hardly be claimed t h a t any process is happening here which involves treating a triad as a unit. Indeed four gods are named, and the first is glorified by claiming t h a t he is present in important functions—heart, tongue and throat—of three other eminent deities. 7 Osiris Osiris and 8 Cf. te A D A I K 5,
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und Amun: Kult und heilige Stâtten, Munchen 1966, 49 = id. Egyptian Art and the Cults of Amon (tr. K. B. G r i f f i t h s , London 1968), 52. Y e l d e , J E A 57, 1971, 81, who cites L. H a b a c h i , Features of the deification of Ramesses II, 1969, 10, pl. 5b. Te Velde's view is that "the pharaoh seems to represent the unity of this triad".
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Perhaps the clearest instance of a modalistic interpretation of three gods who form a unity concerns the sun-god. A passage as early as the Pyramid Texts (1659a-c) distinguishes his three forms as Khepri, Be' and Atum: a. They (the gods) make this King come into being like Re' in this his name of Kheperer. b. You ascend to them like He' in this his name of Re'. c. You vanish before them like Re' in this his name of Atum (with a pun in tnm "vanish" and Tin). (Faulkner in his newly published translation makes the tenses future, and this is certainly possible.) The three phases here suggested are the positions of the sun-god at morning, noon and evening, and a text of the Ramesside era expresses this with more detail ( P l e y t e - R o s s i , Turin P. 133,10): " I am Khepri ill the morning, Re' in the afternoon, Atum in the evening". Other allusions liken tfye phases to a child, a youth and an old man; see K e e s , Götterglaube 2 , 423. A depiction from the Tomb of Ramesses I X 9 exemplifies the graphic interpretation of this triad as a unit. The sun is shown between earth and heaven, resting on a mountain, and the King is seen on each side offering the Horus-Eye to the sun. Isis is on the left, Nephthys on the right. B o n n e t , Bilderatlas, 18, states that the sun-god here is represented as "doppelgestaltig", but since the disk itself denotes the sun, or Re', there are really three forms here, with Khepri and Atum w shown inside the disk. It is not, I think, fanciful to see here a graphic representation of a triad regarded as a unity. I t is with forms of the sun-god 11 that M o r e n z is further concerned (pp. 154f.) when he adduces. what he calls a "trinitarian formulation", preceding the simple enunciation of monotheism, in one of the early didactic names assumed by Akhenaten. This may be translated: "There lives Re'-Harakhty, who rejoices in the horizon in his name as Shu, who is the Aten". Re'-Harakhty is probably regarded as on entity here, though G u n n in JEA 9, 1923, 174 wishes to separate them, in which case four gods are involved; see also S e t h e , Nachr. Göttingen 1921, 107. What the name seeks to establish is that three forms of the sun-god are really one, and Morenz may well be right in regarding Shu's position here as reflecting the role of the son of Re'-Atum, a role to which Akhenaten himself aspired in relation to the Aten. Cf. Louis V. Z a b k a r , J N E S 13, 1954, 88 f. The divine father is thus identified with the son whom he has created, and something more than a modalistic trinity is implied here. I t may be objected that in some of these remarks we have been analysing one religion in terms of another. The justification for such a procedure is the possibility that Egyptian influence may later have affected the Christian formulation of the trinity; but the examination of this problem cannot be attempted here. In spite of some modifications which are necessary in certain instances of claims hitherto advanced, it must be agreed that Egyptian religion provides clear cases of triune conceptions of deity. 9
H . B o n n e t , Bilderatlas: Ägyptische Religion, 16. Cf. W e s t e n d o r f , Altägyptische Darstellungen des Sonnenlaufes auf der abschüssigen Himmelsbahn, Berlin 1966, Abb. 37 and the admirable discussion on p. 50, where this deity is described as „der widderköpfige Abendgott". If Westendorf is right, the two eyes which are being presented within the disk represent the morning and evening sun; if so, they are attributes of Khepri and Atum, and do not disturb the triadic notion. The ram-headed form of Atum m a y derive from that of Harsaphes: see K e e s , Götterglaube 2 , 81; 255; and 322, where the form of the sun-god in the Book of Amduat and the Book of Gates is compared; cf. B o n n e t , Reallexikon, 731. Prof. J. Zandee, in the congress referred to above, opined that the figure in our representation is the sun-god in his normal form in the underworld, and that there is no warrant for calling him Atum. This does not, of course, affect the triadic interpretation here suggested, since three forms of Re' are in any case indicated. 11 I was reminded b y Prof. Brandon that concepts of time are in one instance given a triadic formulation in which Re' represents the future, Osiris the past, and Horus the present; it is in the present that the three concepts m a y be thought to be united. See Book of the Dead 17 in the versions given by D e B u c k , Coffin Texts, IV, 192aff. and G r a p o w , Rel. Urk. II, Abschnitt 5; cf. R u n d l e C l a r k , Myth and Symbol in Ancient Egypt, London 1959, 157ff.; B r a n d o n , History, Time and Deity, Manchester 1965, 18ff.; J. G w y n G r i f f i t h s , J E A 53, 1967, 97f. 10
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E. H o r n u n g : Die „Kammern" des Thot-Heiligtums
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ERIK HORNUNG
Die „Kammern" des Thot-Heiligtumes Hierzu Tafel I I
In der letzten Erzählung des Papyrus Westcar möchte König Cheops f ü r sein Grabdenkmal („Horizont") etwas anfertigen, was den jpwt nt wnt nt Dhwtj entspricht (7,6-8). Der zauberkundige Djedi, der zwar nicht die Zahl, aber den Ort kennt, wo diese jpwt sich befinden, soll ihm dazu verhelfen. Nach Aussage des Djedi (9,4f.) befinden sie sich in einer 'fdt aus Feuerstein (ds) in einem B a u m f f ) namens sjptj in Heliopolis. Und diese Information mit der anschließenden Aufforderung des Cheops, ihm die jpwt zu bringen, leitet über zum Bericht von der wunderbaren Geburt der drei künftigen Könige, also zum Höhepunkt der ganzen Erzählung. Den jpwt kommt demnach eine zentrale Bedeutung zu, aber „die ipt nt wnt nt Dhwti, die in diesem Theile unseres Buches eine so grosse Rolle spielen, sind in jeder Beziehung ein Räthsel" mußte bereits Erman in seiner Edition feststellen 1 ; trotz eines gewichtigen Beitrages von Gardiner 2 wirft dieser Abschnitt der Erzählung auch heute noch viele Probleme auf, die in erster Linie lexikalischer Natur sind. Wnt wird von fast allen Übersetzern einheitlich als „Heiligtum" wiedergegeben (ebenso Wb. I 315,1), mit unklarer Etymologie 3 . Die jpwt wurden lange Zeit als „Schlösser" übersetzt, bis Gardiner (a. a. 0.) die Haltlosigkeit dieser Übersetzung und ihrer Begründung nachwies; seitdem spricht man von „geheimen Kammern", Sethe 4 vorsichtiger von einem „Behälter, von dem eine Anzahl in einem "/¿.¿-Kasten Platz findet". Unser Abschnitt deutet darauf hin, daß jpt einen relativ kleinen Gegenstand bezeichnet 5 , der transportabel ist. König Cheops verlangt ja, daß Djedi ihm die jpwt herbeibringe, außerdem sind sie — in unbekannter Zahl — in einer 'fdt aus Stein enthalten, 'fdt aber scheint durchweg einen „Kasten" oder eine „Kiste" aus beliebigem Material (Holz, Metall, Stein) zu bezeichnen; zu den Belegen des Wörterbuches (1183,15ff.) mit dem kennzeichnenden Determinativ kann man noch eine Szene aus dem „Buch von der Erde" stellen 6 . Dort wird der „Geheimnisvolle Kasten" (fdt-Stit) innerhalb des „Verborgenen Raumes" ('t-jmnt) dargestellt, also wie im Papyrus Westcar eine 'fdt in einer 't; doch enthält dieser „Kasten" keine jpwt, sondern offenbar den Leichnam des Osiris, der unter die Obhut des Anubis gestellt ist. Es fällt daher schwer, sich die jpwt als „Kammern" eines Heiligtumes vorzustellen. Die knappen Angaben des Papyrus Westcar erlauben keine Lösung der Frage, um was f ü r eine Art von Gegenständen es sich bei den jpwt handelt und worin ihre - offenbar sehr große! — Bedeutung f ü r das Cheops-Grabmal liegt. Wir müssen uns nach weiteren Aussagen über die jpwt des Thot umsehen, die ja anscheinend eine Beziehung zum Jenseitsglauben haben, auch wenn sie in „Heliopolis" lokalisiert werden. Während Thot im Jenseitsglauben der Zeit des Cheops keine Rolle spielt 7 , ist seine große Bedeutung f ü r den Jenseitsglauben der Sargtexte und insbesondere 1
A. E r m a n , D i e Märchen des P a p y r u s Westcar I , 1890, S. 43. The Secret Chambers of t h e Sanctuary of Thoth, J E A 11, 1925, 2 - 5 . 3 Z u m vergleichbaren wnt als Bezeichnung für „Festung" siehe W . H e l c k , D i e B e z i e h u n g e n Ä g y p t e n s zu Vorderasien, S. 16 f. m i t A n m . 42 und S. 81 f. G a r d i n e r , a. a. O., zieht eine Parallele zu wnw als Bezeichn u n g der T h o t - S t a d t Hermopolis. 4 Erläuterungen zu den ä g y p t . Lesestücken, 1927, S. 37 zu 29,4. W . A. W a r d , J N E S 20, 1961, 32 ver5 gleicht damit ugaritisches ap „Kammer". So bereits E r m a n , a. a. O. S. 43. 6 A. P i a n k o f f , L a création du disque solaire, 1953, pl. D , I I m i t d e m T e x t pl. X X I I . Zur B e z e i c h n u n g „ B u c h v o n der Erde" u n d zur betreffenden Szene jetzt E . H o r n u n g , Ägyptische Unterweltsbücher, Zürich und S t u t t g a r t 1972. Parallelen zu einer ' f d t (-stüt) in Heliopolis gibt J. B o r g h o u t s , OMRO 51, 1970, 9 5 f . W b . I 183,18 ist n a c h CT I V 5 4 d zu berichtigen. 7 N a c h d e m Material, das B . B e g e l s b a c h e r für ihre Dissertation z u m Götterglauben des A l t e n Reiches g e s a m m e l t hat. I c h danke F r a u Begelsbacher für ihre freundliche A u s k u n f t . 2
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E. H o r i i u n g : Die „Kammern" des Thot-Heiligtums
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des Zweiwegebuches seit langem b e k a n n t 8 — also gerade f ü r diejenige Zeit, in der man sich die Gestaltung unserer Wundererzählungen denkt. So kann es nicht überraschen, daß wir eine weitere Aussage über die jpv)t des Thot in den Sargtexten finden und dort sogar ihre Anzahl — es sind sieben — erfahren. Auf dem Turiner Sarg des Jqr aus Gebelen findet sich ein schematischer Plan von Jenseitsbezirken, der an entsprechende Pläne des Zweiwegebuches in El-Bersche erinnert. A. de Buck hat das Schema im 6. Band seiner Edition auf S. 271 abgebildet; mit freundlicher Erlaubnis des Turiner Museums bilden wir den uns interessierenden Ausschnitt hier auf Taf. I I ab. Man erkennt auf diesem Plan rechts die schematische Darstellung eines „Feuerstromes" (jtrw n ht: CT VI 272d), der von drohenden Wächtern in bizarren Formen bewacht wird; in den Zeilen davor werden acht Wächter nacheinander aufgerufen, dem Toten den Weg zu öffnen (VI 271a—h). Links über dem „Feuerstrom" sind nebeneinander sieben Gebilde dargestellt, die in ihrer Form an Götter-Schreine erinnern. Die Beischrift daneben sagt: „Dies 9 sind die jpwt (des) Gefildes der Götter, in welchem Re Weintrauben ißt zusammen mit seinem Gefolge" (VI 273i), und eine zweite Beischrift unter den Gebilden: „Dies sind die Schreine (kirio) aus Feuerstein (ds) in ihrem (?10) Wind", wobei kir mit dem Zeichen -p)- geschrieben ist, das auch sonst in den Sargtexten als Determinativ (etwa V 3 9 1 a und d) oder Ideogramm (VI 271h und 273b) von lc3r verwendet wird (Verwechslung mit dem alten Determinativ des tragbaren Schreines). Damit sind bereits zwei Stichworte gefallen, die auf unsere Westcar-Stelle hinweisen: jpwt und ds. Das dritte Stichwort, das wir brauchen, steht gleich in der folgenden Beischrift, die hinter den sieben Gebilden angebracht ist (VI 273k): „Dies ist das Gefilde des T h o t . . .". Es folgen noch weitere knappe Umschreibungen dieses seligen Gefildes, das auch durch die Haus-, Schrein- und Ähren(?)-Zeichen links in der Abbildung angedeutet wird. Statt einer wnt haben wir hier ein „Gefilde" (sht) des Thot, das Re und seinem Gefolge Nahrung („Trauben") spendet und sieben „Schreine" aus ¿s-Stein 1 1 enthält! Die Analogie ist also nicht vollständig, aber das Fehlen von wnt und 'fdt erklärt sich leicht aus der andersartigen Lokalisierung — nicht in irdischer Kultwirklichkeit, sondern in einem jenseitigen Himmelsgefilde. Insgesamt scheinen mir die Gemeinsamkeiten groß genug, um zu versuchen, unsere Kenntnis über die jpwt des Thot etwas zu präzisieren. Beischriften und Darstellung in den Sargtexten legen eine Bedeutung „Schreine" f ü r jpwt nahe 1 2 ; daß sie transportabel sind (Pap. Westcar), bestätigen die Sargtexte mit der Bezeichnung fc?r, die ursprünglich einen tragbaren Schrein meint. Hier wie dort spielt das Material ds eine Rolle. I m Papyrus Westcar wird nicht gesagt, was die Gebilde enthalten, aber die Sargtexte erwähnen in einer weiteren Beischrift zu dieser Darstellung die „Götter, die in ihren Schreinen (kSrw) sind" (VI 273b). So darf man vermuten, daß auch die jpwt des Pap. Westcar Götterbilder aufnehmen sollen. Der Nützlichkeitsvermerk zu der Sargtextszene verheißt dem Kundigen, daß er „zusammen mit R e im Himmel sein wird, unter den Göttern, die im Himmel sind" (VI 273d), und das „Gefilde des Thot" scheint ein seliger Ort zu sein, der dem Sonnengott und seinem Gefolge (identisch mit den „Göttern, die im Himmel sind"?) Nahrung spendet. Zu diesen solaren Bezügen paßt die 8
Vgl. etwa H. K e e s , Totenglauben, 2 1956, S. 297f. und R. G r i e s h a m m e r , Das Jenseitsgericht in den Sargtexten, ÄgAbh 20, 1970, 8. 77ff. Für das Zweiwegebuch jetzt L. H. L e s k o , JAOS 91, 1971, 3 0 - 4 3 . 9 Nw als Subjekt? Vgl. E. E d e l , Altägypt. Grammatik § 959. 10 Jrj statt Suffix 3. pl. Zur Bedeutung des jenseitigen Windes vgl. CT VII 253b c (als Nahrung des Toten) und fi. D r i o t o n , ASAE 43, 1943, 18ff. (häufiger Totenwunsch seit der 13. Dynastie). 11 Außer „Feuerstein" kann ds offenbar auch Quarzit-Arten bezeichnen, siehe J. V e r c o u t t e r , BIFAO 49, 1950, 98f. und J. R . H a r r i s , Lexicographical Studies, 1961, S. 138f. 12 Als Alternative bietet sich nach einer schriftlichen Diskussion mit H. Brunner die Bedeutung „Grundplan" o. ä. an, wenn man die beiden Beischriften der Sargtexte voneinander isoliert. Dazu paßt zwar das Determinativ . w , (CT), doch weist bisher kein anderer Beleg für jpt in diese Richtung, in der schon F. W. G r e e n , J E A 16, 1930, 33f. die Lösung suchte. Einer ähnlichen Lösung scheint auch B o r g h o u t s zuzuneigen ("building plan": OMRO 51, 1970, 96 Anm. 2).
TAFEL II 9
H 'fi. K 9 S
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r ,V
II1«
e •S « dessen Name ,der Herr von Millionen (hh) Ländern' ist" 11 . Mit Hhj könnte Hhw gemeint sein, der als unendlicher R a u m alle Länder umfaßt. Es ist möglich, daß die gleichen Spekulationen wie in unserem Text an der Tagesordnung sind, denn wir lesen weiter noch: „Ich wurde nicht ausgespien, ich entstand als der Löwe (rw), die Eigenschaften des Schu sind in mir" 12 . Wie in Spruch 75 (C. T. I 354c) wird verneint, daß Schu durch Onanation des Atum entstanden ist. Der Tote identifiziert sich mit Schu. Die ¿/Ä-Götter sind aus Schu entstanden, wie Schu aus den Gliedern des Atum entstanden ist (C. T. I 350c). 2 Himmelskuh 40f. C. M a y s t r e , Le livre de la vache du ciel dans les tombeaux de la vallée des rois, Bulletin de l'Institut français d'archéologie orientale X L , 1941, S. 53—115; G. R o e d e r , Urkunden zur Religion dos alten Ägypten, Jena 1915, S. 142—149. 3 A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe in de Egyptische theologie, Mededelingen der Koninklijke Nederlandse Academie van Wetenschappen, Afd. Letterkunde; Nieuwe Reeks, Deel 10, "No. 9, Amsterdam 1947, S. 233. 4 C. T. I I 8a. H . K e e s , Der Götterglaube im alten Ägypten, Leipzig 1941, S. 311f.; K. S e t h e , Amun und die acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929, § 143, § 200. 5 E. H o r n u n g , Licht und Finsternis in der Vorstellungswelt Altägyptens, Studium Generale 18, 1965, 6 S. 73. Pyr. § 1390 a, b, d. 7 K. S e t h e , Übersetzung und Kommentar zu den altägyptischen Pyramidentexten, V. Band, Hamburg 1962, S. 321. 8 C. T. V I 1 4 9 a - d . 9 C. T. V I 149h. "> C. T. V I I 465e. 11 E. A. Wallis B u d g e , The Book of the Dead, London 1898, S. 139,1. »2 B u d g e , 139,6, 7.
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l c - f . Die Herstellung der Leiter, auf der der Tote zum Himmel emporsteigt, ist in den Pyramidentexten ein bekanntes Thema. „Sie (die Himmelsgötter und die Erdgötter) legen ihre Hände um dich und machen dir eine Leiter, damit du aufsteigest zum Himmel" 1 3 . Diese Himmelfahrtstexte gehören zur heliopolitanischen Theologie. Es wird auch mehrmals gesagt, daß die Götter dem toten König die Hände reichen, um ihm beim Aufstieg behilflich zu sein. Der Passus enthält ein Wortspiel mSkt (Leiter), iik (aufsteigen). Mskt ist ein n o m e n i n s t r u m e n t i mit m-Präfix 14 . Der Tote beruft sich auf einen Präzedenzfall. Die Leiter soll f ü r ihn geknüpft werden, wie es auch f ü r Atum getan wurde, damit er zum Himmel emporsteige. P y r . Spruch 572 sagt vom toten König: „Getan worden ist ihm von Atum wie das was ihm (Atum) getan worden ist" 15 . Sethe sagt im Kommentar 1 6 : „Wer dem Atum den Liebesdienst erwiesen haben soll, den er hier dem Toten erwiesen hat, ist unerfindlich". Das macht unsere Stelle jetzt klar: Die //A-Götter haben die Leiter f ü r Atum geknüpft. Im Pyramidentext beruft der Tote sich auf die Hilfe des A t u m ; an unserer Stelle beruft er sich auf die ¿/A-Götter, die ihm helfen sollen, wie sie es Atum getan haben. Der Ausdruck ts mikt findet sich in den Pyramidentexten nur Pyr. § 472a, b. Es gibt keine weiteren Beispiele, daß Atum selber auf der Leiter emporsteigt. Einmal wird gesagt, daß Atum die Leiter f ü r den toten König herstellt: „Atum hat getan was er gesagt hat zu tun f ü r den König. E r k n ü p f t die Strickleiter, er macht die hölzerne Leiter stark f ü r den König" 17 . Mit der Himmelsleiter sind Gedanken einer Himmelfahrt verbunden, die zur heliopolitanischen Theologie passen. „Eine Leiter wird f ü r dich zusammengeknüpft an der Seite des Re" 1 8 . I n C. T. Spruch 674 „steigt er (der Tote) hinauf auf der Leiter" 19 , und das geschieht „auf den Befehl des Atum" 2 0 . Vielleicht wird im Totenbuch, Kapitel 98, erwähnt, daß die Sonne auf der Himmelsleiter emporsteigt: „Ich überquere die Erde zum Himmel. Ich stehe da (als) Schu. Ich verstärke den Sonnenglanz auf den beiden Stangen der Leiter, die die Unermüdlichen sich nähern läßt, so daß sie weit von der Enthauptung entfernt sind" 21 . Der Tote identifiziert sich mit dem Gott des Luftraumes, Schu, der die Himmelsleiter schützt, auf der die Sonne und die Sterne emporsteigen, l e . Ein helfender Gott reicht dem Toten die Hände, um ihn zum Himmel emporzuheben. „Der König ist nicht ferngehalten vom Himmel. Die miW-Baumgöttin hat ihre Arme dem König gereicht, die Türhüterin des Himmels" 22 .
n (j (j (| 11), Pluralform Imperativ 2 3 .
lg—2a. Schu sagt, daß er die Hh-Götter erschaffen hat, wie er selber von seinem Vater A t u m erschaffen worden ist. Die Schu-Texte sagen, daß Schu aus dem innersten Wesen des Atum kommt, und so sind die Hh-Götter dem Wesen des Schu verwandt 2 ' 4 . B 1 C liest it.tn statt it.i, was als „euer Großvater" übersetzt werden kann. Als Vater des Schu ist Atum Großvater der ¿?A-Götter. 2 b - e . Schu klagt, daß er müde ist, weil er so lange den Himmel hochgehoben hat. Der Text paßt zu der bekannten Vorstellung 25 , nach der Schu zwischen N u t und Geb steht und die Himmelsgöttin unterstützt. Zwei widderköpfige Götter unterstützen seine Arme und so sollen die .HA-Götter ihm behilflich sein 26 . Stsw Sit) ist meistens ein Äquivalent von „Himmel". Re „fährt über den stsw Sw"27. Hier kann man „Himmelsgewölbe" übersetzen. Menschen und Götter werden gebeten, den toten König zum Himmel zu heben, wie Schu den Himmel hochhebt: „Menschen und Götter, eure Arme sollen unter mir sein, indem ihr mich erhebt (säwj) und mich emporhebt (wts) zum Himmel, wie die Arme des Schu unter der Himmelsgöttin Nut, als er sie emporhebt {wts) zum Himmel" 28 . Sswj sieht wie ein Kausativ aus, „wie Schu machen". Die Aktivität des Schu wird durch das Verbum wts ausgedrückt. Dr fij.i; dr + sdm.f kann kausale Bedeutung haben 29 . 13 14 15 18 22 24 25 26 28
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Pyr. § 1474 a, b. E. E d e l , Altägyptische Grammatik, Analecta Orientalia 3 4 - 3 9 , Rom 1955-1964, § 255. 17 Pyr. § 1473a. « S e t h e , Kommentar Pyr. Bd. V, S. 423. Pyr. § 2082a, b. C. T . I 58e. i» C. T . V I 303d. 20 c . T . V I 303b. 21 B u d g e 202,15-203,2. 23 Pyr. § 1440d, e. E. E d e l , Altäg. Gramm. §606, §607. A. de B u c k , Plaats en betekenis van. Sjoe, S. 245. Z. B. Papyrus Greenfield, 21. Dynastie, London, Britisches Museum. 27 A. de B u c k , Plaats en betekenis, S. 232, 233. Totenbuch 17, B u d g e 61,10. Pyr. § 1101 a - d . 29 E. E d e l , Altäg. Gramm. § 172.
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2f—3b. Mit ntr pn kann nur Geb gemeint sein, obwohl es merkwürdig ist, daß Geb, der selber die Erde ist, die Erde zusammenknüpft. Ts und s3k sind Ausdrücke f ü r „erschaffen". Gewöhnlich ist Schu selber Vater des Geb und der Himmelsgöttin. Das Subjekt ntr pn steht in Voranstellung und wird durch ./ (ts.f) wieder aufgenommen 30 . Mht wrt ,„die große Flut", kann der Himmelsozean sein, aber auch das Urgewässer, aus dem R e geboren wird. Re heißt: „Falke, der strahlte aus Nun, Herr der großen Flut" 3 1 . Es wird wieder gesagt, daß Schu sich zwischen Geb und Nut befindet, jetzt „Erde" und „Große Flut" genannt. 3 C. N mi.n wi psdt. Man kann n sdm.n.f lesen: „Die Neunheit kann mich nicht sehen" 32 . Man kann auch an die sdm.f-Form min denken 33 und übersetzen: „Die Neunheit hat mich nicht gesehen". Vielleicht steht „Neunheit" im Plural. Es ist hier nicht von der Unsichtbarkeit der Luft die Rede, vielmehr wird gemeint, daß Schu der Verborgene bleibt und deshalb der Neunheit (oder: den beiden Neunheiten) überlegen ist. Vergleiche C. T. I 324c, Überlegenheit des Schu über die Neunheiten. Eben der Urgott Nun hat nicht gesehen, wie Schu entstand 3 ' 1 . Die Neunheit kann das Wesen des Schu nicht ergründen. 3d, e. R. 0 . Faulkner übersetzt: „I indeed am Shu whom Atum created, whereby Re' came into being" 35 . Es ist viel einleuchtender, O als hrw zu lesen, weil Re im Kontext keinen Sinn hat. Tlpr.n.f ist sdmw.n.f-Relativform. Weil die meisten Manuskripte kmiw (mit Endung w) lesen, kann diese Form als perfektisches Partizip des Passivs aufgefaßt werden mit dem logischen Subjekt im direkten Genitiv, obwohl die Relativform sdmw.f nicht ausgeschlossen ist 36 . Schu ist ebenso alt wie Atum. Der älteste Gott ist ein Urgott und wichtiger als die Götter, die nach ihm entstanden sind. So wird vom Sonnengott gesagt, daß er der älteste ist 37 . Wenn Schu und Atum gleich alt sind, so ist Schu ebenso wichtig wie Atum 38 . Die heliopolitanischen Theologen haben versucht, das Unversöhnliche zu versöhnen: Schu ist von Atum erschaffen worden und doch ist er gleich alt, weil er zum Innersten des Wesens des Atum gehört. So etwas ist auch bei HkS, dem Gott der Zauberkraft, der Fall. Hk3 ist die Schöpferkraft des Atum. Schu und Hk3 sind „Hypostasen" des Atum und deshalb ebenso alt wie er. Hk3 sagt: „Ich bin derjenige, den der einzige Herr gemacht hat, bevor zwei Dinge in diesem Lande entstanden . . ., wenn er mit demjenigen redete, der zusammen mit ihm entstanden war" 39 . Auch Hk3 ist am gleichen Tage entstanden, an dem der Urgott entstand. Er entstand „bevor zwei Dinge entstanden". Mit seinem Entstehen tritt er also noch nicht aus dem Urgott heraus. 3f—4a. Schu erzählt von seiner abnormen Geburt. Weil Atum allein war, mußte er ohne Gattin Kinder erzeugen. Der absolute Schöpfergott ist mann-weiblich. Deshalb sind auch seine Kinder wesensgleich mit ihm. Jetzt folgt die Lehre, die früher'»0 ausdrücklich abgelehnt wurde: Die Schöpfung einer Nachkommenschaft durch Onanation. Es gibt noch einen zweiten Unterschied zu dem Spruch 75: Jetzt wird auch die Geburt der Tefnet erwähnt. Im Spruch 75 ist nur Schu der hypostasierte Atem, den Atum ausgehaucht hat aus seiner Nase 41 . Da versteht es sich, daß kein weibliches Wesen neben Schu nötig wäre. Jetzt aber betrifft es die Entstehung des ersten Paares, das die weitere Erzeugung in Gang setzen soll. Schu und Tefnet sind anthropomorph vorgestellt worden, als zwei Kinder, die aus dem Munde des Atum, der als Vagina diente, geboren wurden. Atum onanierte, brachte den Samen in seinen Mund, der als Mutterschoß fungierte, und spie den Zwilling aus, wie sonst Kinder aus der Gebärmutter hervorkommen. Hier wird nur das Verb iSS (speien, aushusten) erwähnt, das in Spruch 7742 neben tfn vorkommt. Tfn ist offensichtlich ein denominatives Verb, wegen des Wortspiels, vom Namen Tefnet abgeleitet (oder ist Tfnt 31 Totenbuch 71, B u d g e 156,3. 30 E. E d e l , Altäg. Gramm. § 876. 32 A. de B u e k , Grammaire élémentaire du Moyen Égyptien, Leiden 1952, § 135. 33 A. de B u c k , Grammaire, § 120. 3'. c . T. 1 334e. 33 R. O. F a u l k n e r , Some Notes on the God Shu, J E O L 18, 1964, S. 267. 37 c . T. I 374d. 36 E. E d e l , Altäg. Gramm. § 6 7 3 . 38 A. de B u c k , l'iaats en betekenis van Sjoe, S. 241. 39 c . T. I I I 382e, 383a, 384a. 40 C. T. I 354c. « C. T. I 338b. « C. T. I l 18e.
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von einem Verb tf gebildet?). Die bekanntesten Texte, in denen iss vorkommt, sind: Pyr. § 1652: „Atum-Cheprer, du wurdest hoch als hoher Hügel (Urhügel), du gingest auf als Bnbn-Stein im Hause des Bnw-Vogels in Heliopolis. Dh spieest (etwas) aus als Schu, du erbrächest (etwas) als Tefnet." Der Text ist rein heliopolitanisch und erwähnt auch die Lehre von Atum als Urhügel. Der Bnw-Vogel, auf den Pyr. § 1652b eine Anspielung macht (Determinativ wird auch C. T. I I 4c erwähnt. Pyr. § 1870, 1871: „Ich bin Schu, der Sohn des Atum (Identifikation des Toten mit Schu wie in den Sprüchen der Sargtexte). Du bist der älteste Sohn des Atum, sein Erstgeborener. Atum hat dich ausgespien aus seinem Mund in deinem Namen ,Schu"'. Wortspiel iSä-Sw. Leiden I 350 IV. 3: „[Er] spie (iss) [ ] Schu und Tefnet aus". Tempel von El Hibe 43 : 'Iss.k m Sw tf.lc m Tfnt, „Du spieest (etwas) aus als Schu, du erbrächest (etwas) als Tefnet, um f ü r dich eine Neunheit von Göttern zu erschaffen am Anfang des Werdens". Schu und Tefnet sind das erste mann-weibliche Paar, Urvater und Urmutter aller anderen Götter. Apophisbuch 44 : „Ich spie (etwas) aus (iss) als Schu, ich erbrach (etwas) als Tefnet". N iwr.i is iwrt, Komplementsinlinitiv des Passivs 45 . Der Ausdruck ts m sviht findet sich auch in Spruch 148, wo Isis von der Geburt des Horus spricht: „Sein (Osiris') Same war in meinem Bauch, (er) knüpfte die Gestalt eines Gottes im Ei zusammen" 46 . 4b, c. In Spruch 75 war Schu selber der Atem aus der Nase des Atum 47 . Es wurde aber auch da schon gesagt, daß der Wind des Lebens sein Kleid war 48 . Diese Vorstellung paßt besser in Spruch 76. Schu und Tefnet sind Kinder, werden also anthropomorph vorgestellt 49 . Doch soll die Lehre, daß Schu der Atem des Sonnengottes ist, erhalten bleiben. Das wird nun so gelöst, daß Schu mit dem Atem (B 1 Bo, G 1 T „Lebensatem") der Kehle des Bnw-Vogels umgeben ist. Der Bnw-V ogel ist Repräsentant des Sonnengottes. Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Wind und dem Bnw-V ogel. Auf dem Sarg der Anchnesneferibre heißt es: „Sie ist ,Hauch (tiw) seines Mundesinnern'. Sie ist der große geheimnisvolle Bnvö-Vogel, der auf der Weide geboren ist im -Bwi^-Hause im großen Fürstenhaus' in Heliopolis. Sie ist 'Itn-wr, der in Heliopolis ist. Sie ist Atum, der Vater der Götter" 50 . I m Kontext ist von Re und Atum die Rede, so daß der Bnw-V ogel eine Form des Sonnengottes ist. Totenbuch, Kapitel 12551, sagt: „Meine Reinheit ist die Reinheit dieses großen Bnw-V ogels, der in Heliopolis ist, denn ich bin ja diese Nase des Herrn der Winde, der alle Menschen am Leben erhält." Der Bnw-V ogel wird mit der Nase des Atum(?) identifiziert. Jedenfalls besteht eine enge Beziehung zwischen dem Bnw-V ogel und dem Lebensatem. Vielleicht darf man sagen, daß Vogel und Feder als Symbole der Luft galten. Wenn gesagt wird „du herrschest über den Fluß zusammen mit dem Bnw-V ogeY'^2, kann möglicherweise an eine Vorstellung wie die vom Atem Gottes über dem Wasser in Genesis 1, 2 gedacht werden. Wie 3e wird gesagt, daß Schu ebenso alt ist wie Atum. 4d. Man kann auch übersetzen „entstand aus Hhw, usw.". Zu diesen Urgöttern vgl. K. S e t h e , Amun und die acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929. Die Vierzahl wurde mit weiblichen Partnern zu einer Achtzahl erweitert. Sie stellen das Chaos vor, das vor der Schöpfung vorhanden war 53 . Die hermopolitanische Lehre ist der heliopolitanischen angepaßt worden, nach der 43
H. B r u g s c h , Reis« nach der großen Oase el Khargeh, Leipzig 1878, Tafel X X V I 25, 26. Apophisbuch, Pap. Bremner Rhind, ed. R . O . F a u l k n e r . B i b l i o t h e c a Aegyptiaca, Bruxelles 1932/33, 29,1. 45 48 A. de B ü c k , Grammaire § 172. 46 c . T. I I 211 d - 2 l 2 b . « C . T . I 356a. C. T. I 372d—374a. 49 Siehe H y m n u s des Tempels von El Hibe, B r u g s c h , Große Oase, Tafel X X V I I 32: „Du trittst in den Himmel ein bei der Erleuchtung von Heliopolis, um deine beiden Jungen zu sehen in Menset". Totenbuch 17, B u d g e 59,16; 57,9, 10: „Ich bin derjenige, dessen bi in seinen beiden Jungen ist . . . Das ist der 6? dessen, der in Schu ist, das ist der bi dessen, der in Tefnet ist"'. Schu und Tefnet sind die beiden Kinder des Sonnen50 gottes. Vgl. C. T. I I 5a. Anchnesneferibre 419—421; C. E . S a n d e r - H a n s e n , Die religiösen Texte auf dem Sarg der Anchnesneferibre, Kopenhagen 1937, S. 128. 5i Totenbuch 125, Einführung, Pap. N u 17, 18; B u d g e 2 5 2 , 1 - 4 . ™ C. T. I 267c. 53 K. S e t h e , Amun und die acht Urgötter, § 1 20. R. O. F a u l k n e r , Some Notes on the God Shu, J E O L 18, S. 268, 269. Chaos darf hier nicht in negativem Sinne verstanden werden. Es ist vielmehr die Ursubstanz die alles Zukünftige enthält. 44
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Atum vor der Schöpfung im Urgewässer Nun war54. Tnmw nimmt die Stelle des Amun in der Achtheit ein. Sethe leitet Tnmw von tnm „abweichen, verschwinden" her. Es ist also das nichtendliche Sein, die Verborgenheit. Der Sonnengott spricht? von den Urgöttern als von „den Vätern und Müttern, die bei mir waren, als ich noch in Nun war" 55 . Atum war also präexistent im Urgewässer, wie C. T. Spruch 80 es beschreibt 56 : „als ich allein war zusammen mit Nun in Trägheit". Amun-Re ist, wie Atum, das Kind der acht Urgötter: „Göttlicher Knabe der in Hermopolis ist, herrliches Kind der Achtheit" 57 . In der Kurzfassung des Amduat, Zwölfte Stunde, entsteht zuerst das Urchaos, aus dem der junge Sonnengott nachher geboren wird 58 : „Geboren wird dieser große Gott in seiner Erscheinungsform des Chepri bei dieser Höhle. Es entstehen Nun und Naunet, Huh und Hauhet bei dieser Höhle zur Geburt dieses großen Gottes, daß er herausgehe aus der Dat" 59 . 5 a. Schu und Tefnet waren das erste mann-weibliche Paar. Geb und Nut und der Rest der Neunheit kamen aus ihnen hervor. „Schu und Tefnet brachten Geb und Nut hervor, Osiris, Horus$ntj-n-irtj, Seth, Isis und Nephthys. Ihre Kinder schufen viele Gestalten in diesem Lande in der Gestalt von Kindern und in der Gestalt von ihren Kindern" 60 . Vergleiche das Zitat zu 3f—4a61: Schu und Tefnet erschaffen die Neunheit. Schu knüpft für Atum seinen Hofstaat zusammen 62 . Schu heißt „Vater der Götter" 63 . Das kann der Name jedes Urgottes sein, denn alle anderen Götter kamen aus ihm hervor 64 . Amun, als Urgott, heißt „Vater der Götter" 65 . Der Kontext sagt, daß er die Götter, die Menschen und das Vieh erschaffen hat. Er ist „der Vater der Väter, die Mutter der Mütter" 66 . Auch Geb wird it ntrn) genannt 67 . 5b—d. Eine Reminiszenz an die Sage vom Sonnenauge 68 . Wie bekannt, ist es gewöhnlich der Gott Onuris-Schu, der das wütende Sonnenauge, das in der Ferne ist, dem Re zurückbringt. Hier ist es das Sonnenauge, das Schu und Tefnet (die selber das Sonnenauge und beziehungsweise das Mondauge des Himmelsgottes sein können), die Kinder des Atum, zurückbringt, nachdem sie sich von ihrem Vater Atum entfernt hatten. In Spruch 331 der Sargtexte handelt es sich um Hathor als Sonnenauge. Sie sagt: „Ich entstand ein Entstehen, bevor der Himmel geboren wurde. Sie spendeten mir Lob, als die Erde noch nicht gegründet war. Er erhöhte mich, als ich noch auf der Suche war nach dem, was er ausgespien und erbrochen hatte, das ist Schu und Tefnet" 69 . Das Apophisbuch erwähnt dieselbe Geschichte. „Es war mein Vater Nun, der sie wartete (?). Mein Auge verfolgte sie eine Ewigkeit lang, wenn sie ferne von mir waren" 70 . Dieser Passus folgt unmittelbar der Mitteilung, daß Atum Schu und Tefnet ausspie. Es sieht aus, als ob diese Tatsachen zu einem einzigen Mythos gehören. Weiter heißt es: „Es war mein Auge, das sie mir nach einer Ewigkeit zurückbrachte, als sie fern von mir waren" 71 . „Es war mein Vater Nun, der sie wartete (?). Mein Auge verfolgte sie, als sie eine Ewigkeit fern waren (?)" 72 . Der Passus „Es fand mich als eine -ETA-Person" (s n hh) ist schwierig. Das Apophisbuch erwähnt das Zurückbringen des Götterpaares, nachdem gesagt ist: „Schu und Tefnet jauchzten in dem Nun, in dem sie waren" 73 . AST n hh könnte bedeuten: Ein Mann, der zu Hhw als Urmaterie gehört 74 . Das alles würde auch zu • 5/' K. S e t h e , Amun und die acht Urgötter, § 143. 55 57 Himrnelskuh 4. « C. T. I I 33 e, f. Pap. Berlin, P 3055 X X , 6 . äS E. H o r n u n g , Das Amduat, T. III, Wiesbaden 1967, S. 24, 35. 59 Zeilen 2 7 2 - 2 7 6 . 61 6» Bremner Rhind 29,5, 6, Apophisbuch. B r u g s c h , Große Oase Tafel X X V I 25, 26. 62 C. T. I 393d. «3 c . T. V I 154g. 61 A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe, S. 237 Fußnote 144, Atum, Pyr. § 1521, 1546; Nun, Totenbuch 17,6, Naville I I S. 33, 34. 63 66 Kairener Hymnus, Pap. Boulaq 17, 1,6. Pap. Leiden I 350 V. 3, 4. 67 Pap. Leiden I 348 Recto X I I . 5; J. F. B o r g h o u t s , The Magical Texts of Papyrus Leiden I 348, Leiden 1971, S. 107 Fußnote 2: Neben R e und Atum auch Osiris als „Vater der Götter". 68 H . B o n n e t , Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 1952, S. 733—735. 69 C. T. I V 174a—g. ™ Bremner Rhind 27,1. 72 73 '1 Bremner Rhind 29,1. Bremner Rhind 29,3. Bremner Rhind 29,1. 7/ ' Man könnte aber auch interpretieren: Eine M-artigo Person, einer, der, wie die H/i-Götter, zur Luft zwischen Himmel und Erde gehört.
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5 c passen : Die Finsternis ist ein Äquivalent der Urmaterie, Nun. Schu selber hat die Urfinsternis f ü r das Auge erleuchtet, so daß es ihn finden konnte 7 5 . Schu, der Gott des Windes, ist dem Lichtgott Schu nahe verwandt 7 6 . Eine Identifikation des Re und des Schu liegt vor in Spruch 333 der Sargtexte. „Ich bin der bi des Schu, der zu Re geworden ist. Ich bin zu Re geworden und R e ist mir gleich geworden. Der Himmel wurde f ü r mich gemacht, damit ich hoch sei" 77 . Das Licht ist eine Substanz f ü r sich zwischen Himmel und Erde, unabhängig von der Sonne. So kann es mit der Luft, die auch zwischen Himmel und Erdé ist, identifiziert werden. Ein Passus aus dem Totenbuch, Kapitel 64, lautet : „Das ist es, was Schu bestimmt" 7 8 . P. Barguet bemerkt dazu : „Chou représente ici la lumière" 7 a . Die Relation zwischen Schu und dem Sonnengott ist sehr eng: „Ich stehe als Schu, ich mache den Lichtglanz stark" 8 0 . Schu gewährt dem Sonnengott Hilfe. B 1 C, B 2 L und B I P haben eine ungewöhnliche Wortstellung, ink ir ssp n.s n kkw : „Ich mache das Licht f ü r es der Finsternis wegen"; pronominales Objekt nach nominalem Objekt 8 1 . 5e—6 b. Schu erzeugte die Hh-Götter bereits, als er noch präexistent in der Urmaterie war. Siehe l b und 5 a, Schu als Vater der ¿/A-Götter und der Götter überhaupt. Whmw, perfektisches Partizip des Passivs, Plural. Besagt ufhtnw, daß es „mehrere" Hh-Qöttev gibt, die „Kopien" von einander sind, oder sind sie „Wiederholungen" des Schu ? Wie oben gesagt wurde, 'spricht das Apophisbuch von der Präexistenz des Schu und der Tefnet im N u n 8 2 und erwähnt, vielleicht in demselben Zusammenhang, wie die Götter von ihnen gezeugt wurden 8 3 . Obschon von Schu und Tefnet die Rede ist, scheint Schu hier der einzige Erzeuger zu sein ohne weibliche Mithilfe. Wtt bezeichnet oft die Aktivität des Urgottes, die allein die Geschöpfe hervorbringt. „Du bist der Gott, der die Götter erzeugte" (u)tt) s i . „Du (der Sonnengott) bist der Erzeuger (lütt), der du deine Kinder entstehen läßt, nämlich Menschen, Götter, usw." 8 5 . „Du säst die Menschen und erzeugest die Götter" (ntk stj rmt wtt [ntrw])86. Übrigens wird oft vom Urgott gesagt, daß er Menschen und Götter macht, erschafft, erzeugt, gebiert, usw., z. B. in einem Sonnenhymnus des Totenbuches, in bezug auf Chepri: „der die Götter erschuf" (kmì ntrvö)87. 7 c. Erneute Anrufung der .ETA-Götter, wie l a . Die Komposition ist die gleiche wie am Anfang: Anrufung l a und 7c, Imperativ „ K o m m t " l d und 8b. 7e— 8a. Relativsatz zu den iTA-Göttern. Vergleiche die Varianten 6e, 23d—24e. 7e ist eine Variante zu lb. Hier ist nicht Schu, sondern Atum der Schöpfer der i/A-Götter, denn, wenn der Name ausgesprochen wird, wird etwas geschaffen. „Seine Götterschaft vor ihm wurde zu den Zähnen der Adern, wurde zu den Lippen und Händen des Atum. Die Götterschaft des Atum ist aus seinen Gefäßen und aus seinen Fingern entstanden. Die Götterschaft sind auch die Zähne und die Lippen in diesem Munde, der den Namen aller Dinge verkündet hat, und aus welchem Schu und Tefnet, die Eltern der Götterschaft, hervorgegangen sind" 8 8 . Ein Gott als Schöpfer von Namen wird erwähnt im Papyrus Leiden I 348, Verso X I I , 1, 2 : „Du bist es, der ihre Namen erschaffen hat, der bei dem Herrn des Lebens im Palast ist." Der „Herr des Lebens" könnte Atum 75
Zur Aussendung des Auges, vgl. 33 d. A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe, S. 247—249. R. G r i e s h a m m e r , Das Jenseitsgericht in den Sargtexten, Wiesbaden 1970, S. 84. Vgl. C. T. I 405c; I I 14a; 3 0 b ; 3 7 e - g . 77 78 C. T. IV 178f—h. Totenbuch 64, B u d g e 137,8. 7 80 » P. B a r g u e t , Le livre des morts, Paris 1967, S. 103. Totenbuch 98, B u d g e 202,16. 81 Siehe A. H . G a r d i n e r , Eg. Grammar § 507,4; E. E d e l , Altäg. Gramm. § 870; Pyr. § 1267b, m wn.k 'wj.kj n.f „öffne ihm nicht deine Arme". 82 Apophisbuch, Bremner Rhind 29,1. 83 Bremner Rhind 29,5. 84 p a p . Berlin P 3049 X I V , 1 , Amunshymnus. 83 Thebanisches Grab 158; K. C. S e e l e , The Tomb of Tjanefer at Thebes, Chicago 1959, Taf. 10. 87 Edfu V 122,10 . Totenbuch, B u d g e 1,6. 88 D e n k m a l memphitischer Theologie 55. 78
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sein, so daß der Schöpfergott in seiner Nähe ist 8 9 . Das Schöpferwort des Atum schließt die Zeugung der Götter von Seiten des Schu und der Tefnet nicht aus. Man könnte ebensowohl sagen, daß Atum selber die Götter erschafft, oder daß er das t u t mittels seiner Lebenskraft, Schu. Wenn ein Gott als „Er, der seinen eigenen Namen macht" bezeichnet wird 90 , so heißt das, daß er sich selbst schuf als hpr ds.f. Der Gott, „der seine Namen erschuf", Totenbuch, Kapitel 17, ist 91 , nach mehreren Kommentaren und Manuskripten, Atum. Zur Erschaffung von Namen vgl. noch Pyr. § 1693 c: Der König wird mit Re identifiziert und die zwei Neunheiten krönen ihn, „als sie seinen Namen ,Der-ferne-von-den-Göttern-ist' machten". Natürlich wird der König (bzw. He) damit nicht erst „erschaffen", sondern er wird als himmlischer König „kreiert". Pyr. § 1734a, b : „Erhebe dich zum Auge des Re, zu deinem Namen da, den die Götter machten f ü r Horus, der zur Unterwelt gehört." Auch hier wird der König (bzw. der Gott) nicht erschaffen, sondern der Name wird ihm verliehen. Pyr. § 1983c: Die vier Horuskinder, „deren Namen du (Osiris) vollständig gemacht hast". Sie werden „Kinder des Osiris" genannt (§ 1983a). Hier ist also die Erschaffung der Namen das gleiche wie die Erschaffung der Kinder selber. Vom Schöpferwort des Atum ist die Rede im Apophisbuch, wenn gesagt wird „Viele waren die Gestalten als etwas, das aus meinem Munde hervorkam" 9 2 . Freilich ist in unserem Passus das Schöpferwort des Nun erwähnt 93 . Man kann auch übersetzen: „wenn das Wort des Nun ,geworfen' wurde" (fcmi). Ein Wort „werfen" könnte dasselbe sein wie „aussprechen". Es ist nicht richtig, mit Faulkner 9 4 mdw (7e) zu streichen. Auch 7f ist nicht richtig von ihm übersetzt worden: "on the day t h a t Atum spoke in it with N u " . 'Im.f weist zurück auf hrw. Unser Text will die Möglichkeit bewahren, daß Atum und Nun beide Urgötter sind, also beide am Schöpferwort beteiligt sind. 8b—e. Siehe l c - d . Wiederum beruft der Tote sich auf den mythischen Präzedenzfall, daß die //A-Götter A t u m zum Himmel emporgehoben haben, und so sollen sie auch die Himmelfahrt des Toten ermöglichen. 10a. „Damm der Dämmerung" sieht aus wie der Titel eines bestimmten Ausschnittes. Wenn man die Pläne (C. T. I I 9) vergleicht, sieht man, daß die Worte am Anfang einer neuen Abteilung der Sargwand stehen. Sie fehlen in B 1 Bo und G 1 T. 'Ihhw ist die Dämmerung auf der Grenze von Licht und Finsternis. Es ist die Stelle am Horizont, wo Re am Ende seiner nächtlichen F a h r t die Unterwelt verläßt. „Er ist in der Urfinsternis. Der Glanz des Re kommt aus der Dämmerung hervor" 95 . Am Ende der elften Stunde des Pfortenbuches naht der Augenblick, daß Re erscheinen wird. Die gleiche Bedeutung hat ihhw wahrscheinlich in einem schwierigen Passus aus dem Totenbuch, Kapitel 64: „Dessen Strahlen gesehen werden, der Herr der Hochhebung, die aus der Dämmerung hervorkommt, dessen Gestalt dem Hause des Landens (Totenreich) gehört" 96 . Das könnte der Sonnengott sein, der bei seinem Aufgang wie im Amduat seine Mumie (hier hprw) in der Unterwelt hinterläßt. I n der Geschichte der Himmelskuh 9 7 wird von den #A-Göttern gesagt, daß sie „in der Dämmerung leben". Der ihhw ist also der spezifische Wohnort der i/A-Götter 98 . 10b—e. Hier fängt die Anrufung der acht Hh-Götter an. Jedem gilt ein besonderer Spruch, der folgendermaßen zusammengesetzt ist: Anrufung des Gottes, Wunsch an den Gott gerichtet, Gebot, die Leiter zu knüpfen, Grund d a f ü r : Der Tote ist Schu. Die HA-Götter sind wesensgleich mit 89 F. J. B o r g h o u t s , The Magical Texts of Papyrus Leiden I 348, S. 28; S. 143 Anm. 338, 339. Siehe zum Erschaffen der N a m e n M. S. H . G. H e e r m a v a n V o s s , D e oudste versie van Dodenboek 17a, Leiden 90 1963, S. 51. C. T. V I I 437d, 457h; Wörterbuch 2, 425,23. 9' C. T. IV 191 d, B H 1 Br, und T 3 L. IV 403; Totenbuch, B u d g e 51,16. 92 Bremner Rhind 26,22. 93 J. Z a n d e e , Das Schöpferwort im alten Ägypten, Verbum, Essays on Some Aspects of the Religious Function of Words, Dedicated to Dr. H . W. Obbink, Utrecht 1964, S. 34. »•1 R. O. F a u l k n e r , Some Notes on the God Shu, J E O L 18, S. 270. 93 Pfortenbuch X I , Mittleres Register; A. P i a n k o f f , Le livre des portes III, Le Caire 1962, S. 114. 96 Totenbuch 64, B u d g e 134,14-16. »? Himmelskuh 42. 98 A. de B u c k , Plaats en betekenis van Sjoe, S. 235 Anm. 129.
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Schu. Wie er Gott des Lichts und des Windes ist, gibt es auch f ü r die i/A-Götter einen Zusammenhang mit Feuer (nbj, 10b) und Wind {t3w, 12g). Das Gebot, die Leiter zu knüpfen usw., ist eine allgemeine Aussage, die in jedem Spruch die gleiche ist. Während die Anrufungen senkrecht geschrieben sind, sind in B 1 Bo und G 1 T die allgemeinen Aussagen nur einmal waagerecht geschrieben. B 1 C, B 2 L und B I P wiederholen die allgemeinen Aussagen am Ende, B 2 L am vollständigsten. 10b. Th, Lot der Waage". Weist der Name auf einen Totenrichter hin? Steht er bei der Waage im Totengericht, wie Horus, Thot oder Anubis im Totenbuch, Kapitel 125? B 1 C, B 2 L und B I P schreiben hinter den Namen das Zeichen hh. Das kann nur ein Determinativ sein. B 1 Bo ist unklar. G 1 T liest tknjm, „Verletzung des Auges". Es kann auch ein Partizip sein, „Verletzer des Auges des Nun". 10c. Thniüj ist durch Zeichen Gardiner 0 31 determiniert, so daß ein Wort f ü r „Tür" gemeint ist. Variante 15b, B l C , B 2 L , B I P Q ^ ^ . Ist thn, Obelisk, gemeint ? „Mögest du öffnen die beiden Obelisken der Nut." Es folgt noch das Zeichen hh. Vielleicht soll statt „Nut" psdt, Neunheit, gelesen werden, vergleiche 18f. lOd. Vergleiche lf. Gebot zum Hh,-Gott gerichtet, f ü r den Toten den Weg zum Himmel freizumachen. Als Götter des Luftraums beherrschen die ¿7A-Götter den Weg zum Himmel. 10e. G 1 T liest: „Ich bin Schu, ich bin ermüdet in Hhw, usw." Ob das die gleiche Ermüdung ist wie in 2b, wo Schu erschöpft ist vom Hochheben des Himmels ? In C. T. I I 34h ist Atum ermüdet vom Herumschwimmen in Nun, dessen Zustand nnwt, Trägheit, genannt wird. Man kann sich also vorstellen, daß vird sich auf den Urzustand bezieht. Sk, siehe Wörterbuch 1.133.14, isk, enklitisch hinter einem Wort zur Koordination. Vergleiche C. T. I I 344a, ntrio imjw-ht.sn sk (Varianten ist, isk), „die Götter und ihre Gefolgschaft". 11 a. Auch der zweite Hh-Gott wird mit Feuer und Licht verbunden, wie Schu Luft- und Lichtgott ist. 'Ir sSp wird auch von Schu gesagt, I I 5 c. I I b . B 1 C, B 2 L, B I P , Variante 15e, „Mögest du entzünden, mögest du suchen, mögest du das Licht des Himmels machen". Wie 10 b, c schließt sich der Wunsch dem Anruf an. Es ist eine Aufforderung, daß der Gott seinem Wesen gemäß handeln soll. Der Wunsch bezieht sich meistens auf eine kosmische Aktivität, durch die der Hh-Gott den Zustand zwischen Himmel und Erde günstig f ü r die Himmelsfahrt des Toten gestalten soll. Er soll Türen zum Himmel öffnen, Finsternis beseitigen, so daß der Tote seinen Weg sehen kann, usw. Schu als Luftgott verfügt über das Licht; er sagt: „Ich bin unter Nut, ich lasse ihr Licht gedeihen" (srwd.i ssp.s)wi. 11 f. N'w. Ist vielleicht nur der Singular gemeint, weil es nur einen Hh-Gott betrifft? Das Wort hat drei Schlangen als Determinativ. In C. T. I 390a waren die n'w-Schlangen im Gefolge des Re und überwachten den Zugang zu der Kapelle im Sonnenschiff. Die n'w-Schlange heißt „Stier ( = Herr) der Neunheit" 102 . In den Pyramidentexten ist die n'v)-Schlange auch gefährlich und soll unschädlich gemacht werden 103 . N'w = „der Glatte" scheint eine allgemeine Schlangenbezeichnung zu sein104. I n der zwölften Stunde des Amduat betrifft es eine riesige Schlange, durch die der Sonnengott hindurchgezogen wird: Sie soll die Unterwelt sein, in der der Sonnengott sich während seiner nächtlichen Reise erneuert. In der vierten Stunde des Amduat befindet sich der Schlangengott n'w hdw, „Glatter, der leuchtet", in einem Nachen 105 . Wenn n'w Plural ist, könnte „die Sehnen des Schu" Apposition sein. B 1 Bo: Partizip des Verbs n'j, „ 0 du, der du die Sehnen des Schu ineinander drehest." 11g. Das Verb nLj bedeutet „Stricke drehen" 106 . B l B o und G 1 T lesen hier ein Verb in der zweiten Person Singular der optativischen sdm.f-Form, wie wn.k (10c). Der Wunsch ist — mit einem Wortspiel n'w-n'i —, daß die n'w-Schlange die Sehnen des Schu wie Seile drehen möge. 100 101 99 Wörterbuch 5, 323,8. Wörterbuch 5, 327,7. C. T. V I 154k. 102 p y r . § 511a. Z. B . Pyr. § 225. E . H o r n u n g , Das Amduat, T. II, S. 190. 106 10= E. H o r n u n g , Das Amduat, T. II, S. 88. Wörterbuch 2, 207,1.
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Muß man sich dabei etwas denken wie Pyr. § 1056a, wo der Tote auf den Windungen der Schlangen zur Erde herabsteigt? Sind die Sehnen des Schu die Staffel der Himmelsleiter? Die Variante 15h, B 1 C, B 2 L, B 1 P, schreibt vielleicht einen Imperativ im Plural: „drehet ineinander", aber am Ende steht das Determinativ des i/A-Gottes, also betrifft es doch eher eine Wiederholung des Gottesnamens. N'j bezieht sich C. T. I I I 97g auf das Ineinanderdrehen eines Papyrusnachens. Auch 11g soll wieder ein Wunsch sein, daß der Hh-Gott den kosmischen R a u m f ü r den Aufstieg des Toten zugänglich macht. 12b, C. Der Name „Blut des Schu" weist darauf hin, daß der £TA-Gott zum innersten Wesen des Schu gehört. KS i'riot, „Stier der Uräusschlangen", besagt dasselbe wie „Herr der Uräusschlangen", genauso wie k3 ntrw (C. T. V 371a) und ki psdt (C. T. I I I 169a) als nb ntrw und rib psdt aufzufassen sind. Wie in l l f wird der Hh-Gott als eine Schlange vorgestellt. Vergleiche Pyr. §511a,b, „Der König ist eine n'w-Schlange, der Stier der Neunheit, die ihr sieben Uräusschlangen verschluckte, wodurch ihre sieben Nackenwirbel entstanden". Hier wird auch eine Schlange ki = Stier genannt. C. T. V 43c, sd.k m k3 n nvi, „Dein Schwanz ist der Stier der Schlangen" (Plural?, obschon als Singular geschrieben). G 1 T liest ts.k i'rwt kü Su), „mögest du die Uräusschlangen zusammenknüpfen, o Stier des Schu". Ist so etwas wie l l f , g gemeint, daß Schlangen ineinandergedreht werden, um eine Leiter zum Himmel zu bilden? Die Sätze sind leider zu kurz, um den genauen Sinn erfassen zu können. 12g, h. 'm tSw bedeutet gewöhnlich „Luft einatmen" 107 , z. B. Totenbuch, Kapitel 133108, „mögest du den Nordwind einatmen". Die Terminologie erinnert an das, was sonst von Apophis gesagt wird, der den Himmelsozean verschluckt, so daß Iie nicht fahren kann: „Du läßt den Bösewicht ausspeien (6s), was er verschluckt h a t " ( r m) 109 . Es scheint, als hätte der Hh-Gott eine feindliche Tat gegen Schu begangen, der beseitigt werden soll. Der Atem des Schu soll wieder an die richtige Stelle gesetzt werden, damit der Weg des Toten zum Himmel in Ordnung sei. Auch dieser Passus bezieht sich auf die Wiederherstellung des normalen kosmischen Zustands. 13 c, d. „Stier der ¿7A-Götter" = „Herr der Hh-Götter". „Überwachen" bedeutet „gefangen halten", „bezwingen". In den Jenseitsführern wird dieses Verb in bezug auf die Gefangenschaft der zu strafenden Sünder angewendet 110 . I m Apophisbuch sagt der Sonnengott: „Ich habe diese (Götter), die aus meinem Leib entstanden, ausgeschickt, um diesen bösen Feind niederzuwerfen. E r verfällt dem Feuer, der Apophis" 111 . Unter diesen Göttern befinden sich an erster Stelle Schu und Tefnet. Da die Hh-Götter aus dem Leibe des Schu entstanden sind, t u n sie das gleiche wie er. Besonders Schu ist der Bekämpfer des Apophis: „Als dein Vater Schu auf dem Throne seines Vaters Atum [erschienen war], schlug er alle Feinde seines Vaters Atum nieder und tötete die Söhne des Apophis und vernichtete alle Feinde seines Vaters Re" 112 . Dem Apophis wird gesagt: „Weiche zurück, weiche zurück (htht), entferne dich, entferne dich (hm), falle nieder, mache dich davon" 113 . 13 g—14 a. Zur Ermüdung des Schu vergleiche 2 b, 8e. Wiederum gibt es einen Zusammenhang zwischen Schu und dem Licht. Wenn Schu den Himmel hochhebt f ü r den Sonnengott, so fördert er auch den Lichtglanz. Wie 12 g, h benachteiligt der .SA-Gott Schu, und dieser unerwünschte Zustand soll aufgehoben werden. Der Lichtglanz dient dem Toten als Treppe zum Himmel, paßt also eben zu dieser Stelle, die der Himmelsleiter gilt. „Du klimmst empor und überschreitest den Lichtglanz (iihw)"1^. „Ich habe mir jenen deinen Lichtglanz (iShuü) geschlagen zu Stufen unter meinen Füßen, damit ich darauf aufstiege" 115 . „Ich steige auf zum Himmel, ich klimme empor auf dem Lichtglanz" (iShw)m. Es ist der Wunsch des Toten, daß der Hh-Gott Schu unterstütze, so daß er den Lichtglanz hochheben kann, damit der Tote diesen als Treppe zum Himmel 108 103 K>7 Wörterbuch 1, 184,5. Totenbuch 133, B u d g e 289,2. Pap. Berlin P 3050 IV. 2. 111 "0 J. Z a n d e e , Death aa an Enemy, Leiden 1960, S. 128. Bremner Rhind 27,6. 112 Naos aus dem Tempel von Saft el Henne, 25, 27; G . R o e d e r , Urkunden zur Religion des alten Ägyp113 Apophisbuch, Bremner Rhind 30,1. ten, S. 155. llu Pyr. § 751 a. "5 Pyr. § 1 1 0 8 a - c . Totenbuch, B u d g e 162,10, 11.
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benützen kann. Wiederum geht es u m die Wiederherstellung der kosmischen Ordnung, damit der Tote imstande sei, gen Himmel zu fahren. Variante 17 d, B I C , B I P , „mögest du Schu hochheben, wenn die, die sich auf dem Lichtglanz befinden, ermüdet sind", oder „der der a m meisten E r m ü d e t e ist von denjenigen, die sich auf dem Lichtglanz befinden". 14 d, e. Der letzte S/k-Gott wird angerufen. B 7 C, B 1 Bo und G 1 T haben den Vokativ, eingeleitet durch i. B 1 C, B 2 L u n d B I P fangen mit dem substantivierten Partizip a n u n d lesen pr.fmmn ib npt „damit er aufsteige als S t a n d h a f t e r des Himmels". So lesen diese Texte auch 17g. Mnhjt (B 1 Bo) u n d mnhv) (G 1 T) sind unbekannt. Vielleicht ist es ein n o m e n l o c i mit dem Präfix m- 117 zu nh „schützen" 1 1 8 . Es gibt auch ein Wort nht „Bollwerk" 1 1 9 . Die Übersetzung würde dann lauten: „damit er hervorgehe aus dem Bollwerk". Das könnte sich auf den Aufgang der Sonne beziehen. Jedenfalls h a t auch dieser Wunsch kosmische Bedeutung u n d bezweckt den normalen Aufgang der Sonne.
Sargtexte, Spruch 77 (Coffin Texts I I 18)
Übersetzung 18 a. Ich bin diese Seele des Schu, die auf der F l a m m e u n d auf dem Gluthauch ist, b. die A t u m säte mit seiner H a n d , C. wenn er Geschlechtslust betrieb. d. Same geriet in seinen Mund. e. E r spie mich aus als Schu, er erbrach mich als Tefnet, nach mir, f. (als) die große Neunheit, die Tochter des A t u m , die strahlt über die Götter. g. Ich wurde in sie gelegt als Geb u n d N u t , die Gelockte, die die Götter gebar. h . Ich bin es. Kommentar 18a. Wie in C. T. I 314b identifiziert der Tote sich nicht mit Schu, wie C. T. I I 3 d , sondern mit der Seele (b3) des Schu. Die Seele des Schu, seine wahrnehmbare Inkarnation, der Wind, ist aber nahezu mit Schu identisch. Wiederum wird ein Zusammenhang gesehen zwischen dem L u f t gott Schu u n d dem Feuer, wie z. B. C. T. I I 10b uiid 14a. Hh bezieht sich auf die warme L u f t zwischen Himmel und E r d e . 1 8 b - e . Schu erzählt von seiner Geburt. Schu u n d Tefnet werden erzeugt durch Onanation des A t u m . Eine der ältesten u n d bekanntesten Beispiele dieser Lehre ist P y r . § 1248 a - d : „Atum ist der, der (von selbst) entstand, der m i t sich onanierte in Heliopolis, dem sein Phallus in seine F a u s t gelegt wurde, d a m i t er sich geschlechtlich vergnüge mit ihm (ndmmt, wie I I 18 c) u n d geboren wurden zwei Kinder verschiedenen Geschlechtes, Schu u n d Tefnet". Der Leidener Amonshymnus 1 2 0 s a g t : „Er heiratete seine F a u s t , weil es noch keinen weiblichen Geschlechtsteil gab" 1 2 1 . „Seine H a n d " , Drit.f [j ^Jj, wird personifiziert u n d als F r a u des A t u m vorgestellt 1 2 2 . Särge aus Siut reden von „Re-Atum u n d seiner H a n d " , als von einem Götterpaar. Die Erzeugung des Schu u n d der Tefnet durch ausspeien ist nicht, wie H . Kees gesagt hat 1 2 3 , eine „andere Auslegung" der Vorstellung der Selbstbegattung, sondern es handelt sich hier u m eine einzige Koni " E. E d e l , Altäg. Gramm. § 253, § 254. Wörterbuch 2, 281,7. 120 »» Wörterbuch 2, 281,10. Leiden I 350 V 2. 121 J. Z a n d e e , D e hymnen aan Amon van Papyrus .Leiden I 350, Leiden 1948, S. 92. 122 J. Y a n d i e r , R e v u e d'figyptologie 1964, 1965, 1966, Iousäas et (Hathor-)Nebet-Hetepot, 60 [6], 123 H. K e e s , Der Götterglaube im alten Ägypten, Leipzig 1941, S. 220.
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benützen kann. Wiederum geht es u m die Wiederherstellung der kosmischen Ordnung, damit der Tote imstande sei, gen Himmel zu fahren. Variante 17 d, B I C , B I P , „mögest du Schu hochheben, wenn die, die sich auf dem Lichtglanz befinden, ermüdet sind", oder „der der a m meisten E r m ü d e t e ist von denjenigen, die sich auf dem Lichtglanz befinden". 14 d, e. Der letzte S/k-Gott wird angerufen. B 7 C, B 1 Bo und G 1 T haben den Vokativ, eingeleitet durch i. B 1 C, B 2 L u n d B I P fangen mit dem substantivierten Partizip a n u n d lesen pr.fmmn ib npt „damit er aufsteige als S t a n d h a f t e r des Himmels". So lesen diese Texte auch 17g. Mnhjt (B 1 Bo) u n d mnhv) (G 1 T) sind unbekannt. Vielleicht ist es ein n o m e n l o c i mit dem Präfix m- 117 zu nh „schützen" 1 1 8 . Es gibt auch ein Wort nht „Bollwerk" 1 1 9 . Die Übersetzung würde dann lauten: „damit er hervorgehe aus dem Bollwerk". Das könnte sich auf den Aufgang der Sonne beziehen. Jedenfalls h a t auch dieser Wunsch kosmische Bedeutung u n d bezweckt den normalen Aufgang der Sonne.
Sargtexte, Spruch 77 (Coffin Texts I I 18)
Übersetzung 18 a. Ich bin diese Seele des Schu, die auf der F l a m m e u n d auf dem Gluthauch ist, b. die A t u m säte mit seiner H a n d , C. wenn er Geschlechtslust betrieb. d. Same geriet in seinen Mund. e. E r spie mich aus als Schu, er erbrach mich als Tefnet, nach mir, f. (als) die große Neunheit, die Tochter des A t u m , die strahlt über die Götter. g. Ich wurde in sie gelegt als Geb u n d N u t , die Gelockte, die die Götter gebar. h . Ich bin es. Kommentar 18a. Wie in C. T. I 314b identifiziert der Tote sich nicht mit Schu, wie C. T. I I 3 d , sondern mit der Seele (b3) des Schu. Die Seele des Schu, seine wahrnehmbare Inkarnation, der Wind, ist aber nahezu mit Schu identisch. Wiederum wird ein Zusammenhang gesehen zwischen dem L u f t gott Schu u n d dem Feuer, wie z. B. C. T. I I 10b uiid 14a. Hh bezieht sich auf die warme L u f t zwischen Himmel und E r d e . 1 8 b - e . Schu erzählt von seiner Geburt. Schu u n d Tefnet werden erzeugt durch Onanation des A t u m . Eine der ältesten u n d bekanntesten Beispiele dieser Lehre ist P y r . § 1248 a - d : „Atum ist der, der (von selbst) entstand, der m i t sich onanierte in Heliopolis, dem sein Phallus in seine F a u s t gelegt wurde, d a m i t er sich geschlechtlich vergnüge mit ihm (ndmmt, wie I I 18 c) u n d geboren wurden zwei Kinder verschiedenen Geschlechtes, Schu u n d Tefnet". Der Leidener Amonshymnus 1 2 0 s a g t : „Er heiratete seine F a u s t , weil es noch keinen weiblichen Geschlechtsteil gab" 1 2 1 . „Seine H a n d " , Drit.f [j ^Jj, wird personifiziert u n d als F r a u des A t u m vorgestellt 1 2 2 . Särge aus Siut reden von „Re-Atum u n d seiner H a n d " , als von einem Götterpaar. Die Erzeugung des Schu u n d der Tefnet durch ausspeien ist nicht, wie H . Kees gesagt hat 1 2 3 , eine „andere Auslegung" der Vorstellung der Selbstbegattung, sondern es handelt sich hier u m eine einzige Koni " E. E d e l , Altäg. Gramm. § 253, § 254. Wörterbuch 2, 281,7. 120 »» Wörterbuch 2, 281,10. Leiden I 350 V 2. 121 J. Z a n d e e , D e hymnen aan Amon van Papyrus .Leiden I 350, Leiden 1948, S. 92. 122 J. Y a n d i e r , R e v u e d'figyptologie 1964, 1965, 1966, Iousäas et (Hathor-)Nebet-Hetepot, 60 [6], 123 H. K e e s , Der Götterglaube im alten Ägypten, Leipzig 1941, S. 220.
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zeption. Das Wort stp, 18 d, ist mit stp „triefen" 124 zu verbinden. Es ist ein Name f ü r den männlichen Samen, der niederträufelt. Hr m bedeutet „auf einen Ort niederfallen", „geraten in". „Das Auge des Horus ist aufgesprungen, und es ist auf die östliche Seite des Himmels geraten" (hr m) 125 . Wir sollen nicht übersetzen „Speichel fiel a u s seinem Munde", sondern „Same geriet i n seinen Mund". Der Mund des Atum dient also als Mutterschoß. Dann speit er den Samen wieder aus in der Gestalt von Schu und Tefnet. Die Manuskripte G 1 T und A 1 C lesen: „Er spie mich aus als Schu und Tefnet, die nach mir hervorkam". Die Lesung gleicht C. T. I I 4 a. Die Versionen des Apophisbuches gleichen unserem Passus: Heirat mit der Faust, Kopulation mit der Hand (drit). „Ich begattete mit meiner Faust, ich kopulierte mit meiner Hand, es fiel f ü r mich in meinen eigenen Mund, ich spie (etwas) aus als Schu, ich erbrach (etwas) als Tefnet" 1 2 6 . „Ich vereinigte mich mit meinen Gliedern, und sie gingen aus mir selbst hervor, nachdem ich mit meiner Faust begattet hatte. Mein Verlangen (ib) kam in meine Hand {drit), Same geriet in meinen Mund ('j* hr m r.i). Ich spie (etwas) aus als Schu, ich erbrach (etwas) ( t f ) als Tefnet" 1 2 7 . 18 f. Die große Neunheit wird mit Tefnet identifiziert als Tochter des Atum und als Urmutter der Götter, die später entstanden. In den Pyramidentexten kommt die Neunheit als Mutter vor, u. a. als Gattin des Geb. „Geb hat dich geschaffen, die Götterneunheit hat dich geboren" 128 . Auch ist von der „Gottesgebärerin" (mswt ntr) die Bede 129 . „Der König ist ein Großer. Der König ist hervorgegangen zwischen den beiden Oberschenkeln der Götterneunheit" 1 3 0 . Psd „strahlen" ist ein Wortspiel zu psdt, Neunheit. Das gleiche Wortspiel findet sich in Spruch 268: „Es wäscht sich der König. Re erscheint, die große Götterneunheit erglänzt" (psd)nl. 18g. Variante B 1 Bo: „Ich legte meine Seele (b3) in sie als Geb u n d N u t an diesem Tage, an dem ich mit meinem Phallus handelte, (in sie), die die Götter gebar". Der bS steht in Zusammenhang mit sexueller Potenz 132 . „Sie" bezieht sich auf Tefnet bzw. die Neunheit als Göttermutter. Es ist das Wesen des Schu, das als Geb und N u t wiedergeboren wird. Mswt wtrw könnte sich auch auf N u t beziehen. Die Orthographie der Manuskripte G 1 T und A 1 C ^ ^ läßt sich als s3 s't, Sohn und Tochter, lesen. Das Pseudopartizip wd.kwi könnte aktiv übersetzt werden: „Ich legte (etwas) in sie". Hnsk(t)t erinnert an den Titel des Hohenpriesters in Heliopolis, auf den im Totenbuch, Kapitel 115, eine Anspielung gemacht wird: „Ich weiß, weshalb die Haarflechte f ü r den Männlichen gemacht wurde" 133 . „Er verwandelte sich in eine gelockte Frau, und so entstand Hnslc (der mit der Haarflechte ?) von Heliopolis" 134 . „Da stellte er seine Vogelfallen gegen ihn als eine gelockte Frau und so entstand der Hnsk von Heliopolis" 135 . Der Hohepriester trug eine Tonsur mit einer Haarflechte. In einem heliopolitanischen Text sagt der Tote: „Ich bin der gelockte Stier" (k3 hnsktj)136. Es macht den Eindruck, daß der Priestertitel primär ist, und daß auf Grund dessen verschiedene Wortspiele gemacht werden, wie es an unserer Stelle der Fall ist. Spruch 77 bezweckt nur eine Identifikation des Toten mit Schu.
Miszellen „Befehl des Königs" in den königlichen Rechtsurkunden des Alten Reiches. — In der Einleitung zu seiner kühnen Edition der königlichen Rechtsurkunden aus dem A R 1 hat H . Goedicke das Schema aufgedeckt, nach dem diese Texte aufgebaut sind (S. 8ff.) 2 . Nach seiner Beobachtung steht am Anfang eine senkrechte 125 12fi i2/' Wörterbuch 4, 337,15. Pyr. § 947a. Bremner Rhind 26,24-27,1. 127 12 Bremner Rhind 28,27-29,1. s Pyr. § 258b. «» Pyr. § 258d. 131 "o Pyr. § 262a. Pyr. § 370a. " « 2 Sargtexte Spruch 75; C. T. I 3 6 4 b - 3 6 6 b . «3 Totenbuch 115, B u d g e 237,1; C. T. I I 274b. «4 B u d g e 2 3 7 , 8 - 1 0 . 135 Sargtexte Spruch 154 = Totenbuch 115; C. T. I I 282a. '36 C. T. I I I 75e. 1 H . G o e d i c k e , Königliche Dokumente aus dem Alten Reich, Wiesbaden 1967 = ÄgAbh 14; vgl. die Rezensionen von R . O . ' F a u l k n e r , J E A 56, 1970, 2 0 3 - 2 0 4 ; Sch. A l l a m , BiOr 27, 1970, 1 8 8 - 1 9 2 ; E. B l u m e n t h a l , demnächst in OLZ. 2 Ähnlich bereits in seinem Aufsatz Diplomatical Studies in the Old Kingdom, J A R C E 3, 1964, 31—41.
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zeption. Das Wort stp, 18 d, ist mit stp „triefen" 124 zu verbinden. Es ist ein Name f ü r den männlichen Samen, der niederträufelt. Hr m bedeutet „auf einen Ort niederfallen", „geraten in". „Das Auge des Horus ist aufgesprungen, und es ist auf die östliche Seite des Himmels geraten" (hr m) 125 . Wir sollen nicht übersetzen „Speichel fiel a u s seinem Munde", sondern „Same geriet i n seinen Mund". Der Mund des Atum dient also als Mutterschoß. Dann speit er den Samen wieder aus in der Gestalt von Schu und Tefnet. Die Manuskripte G 1 T und A 1 C lesen: „Er spie mich aus als Schu und Tefnet, die nach mir hervorkam". Die Lesung gleicht C. T. I I 4 a. Die Versionen des Apophisbuches gleichen unserem Passus: Heirat mit der Faust, Kopulation mit der Hand (drit). „Ich begattete mit meiner Faust, ich kopulierte mit meiner Hand, es fiel f ü r mich in meinen eigenen Mund, ich spie (etwas) aus als Schu, ich erbrach (etwas) als Tefnet" 1 2 6 . „Ich vereinigte mich mit meinen Gliedern, und sie gingen aus mir selbst hervor, nachdem ich mit meiner Faust begattet hatte. Mein Verlangen (ib) kam in meine Hand {drit), Same geriet in meinen Mund ('j* hr m r.i). Ich spie (etwas) aus als Schu, ich erbrach (etwas) ( t f ) als Tefnet" 1 2 7 . 18 f. Die große Neunheit wird mit Tefnet identifiziert als Tochter des Atum und als Urmutter der Götter, die später entstanden. In den Pyramidentexten kommt die Neunheit als Mutter vor, u. a. als Gattin des Geb. „Geb hat dich geschaffen, die Götterneunheit hat dich geboren" 128 . Auch ist von der „Gottesgebärerin" (mswt ntr) die Bede 129 . „Der König ist ein Großer. Der König ist hervorgegangen zwischen den beiden Oberschenkeln der Götterneunheit" 1 3 0 . Psd „strahlen" ist ein Wortspiel zu psdt, Neunheit. Das gleiche Wortspiel findet sich in Spruch 268: „Es wäscht sich der König. Re erscheint, die große Götterneunheit erglänzt" (psd)nl. 18g. Variante B 1 Bo: „Ich legte meine Seele (b3) in sie als Geb u n d N u t an diesem Tage, an dem ich mit meinem Phallus handelte, (in sie), die die Götter gebar". Der bS steht in Zusammenhang mit sexueller Potenz 132 . „Sie" bezieht sich auf Tefnet bzw. die Neunheit als Göttermutter. Es ist das Wesen des Schu, das als Geb und N u t wiedergeboren wird. Mswt wtrw könnte sich auch auf N u t beziehen. Die Orthographie der Manuskripte G 1 T und A 1 C ^ ^ läßt sich als s3 s't, Sohn und Tochter, lesen. Das Pseudopartizip wd.kwi könnte aktiv übersetzt werden: „Ich legte (etwas) in sie". Hnsk(t)t erinnert an den Titel des Hohenpriesters in Heliopolis, auf den im Totenbuch, Kapitel 115, eine Anspielung gemacht wird: „Ich weiß, weshalb die Haarflechte f ü r den Männlichen gemacht wurde" 133 . „Er verwandelte sich in eine gelockte Frau, und so entstand Hnslc (der mit der Haarflechte ?) von Heliopolis" 134 . „Da stellte er seine Vogelfallen gegen ihn als eine gelockte Frau und so entstand der Hnsk von Heliopolis" 135 . Der Hohepriester trug eine Tonsur mit einer Haarflechte. In einem heliopolitanischen Text sagt der Tote: „Ich bin der gelockte Stier" (k3 hnsktj)136. Es macht den Eindruck, daß der Priestertitel primär ist, und daß auf Grund dessen verschiedene Wortspiele gemacht werden, wie es an unserer Stelle der Fall ist. Spruch 77 bezweckt nur eine Identifikation des Toten mit Schu.
Miszellen „Befehl des Königs" in den königlichen Rechtsurkunden des Alten Reiches. — In der Einleitung zu seiner kühnen Edition der königlichen Rechtsurkunden aus dem A R 1 hat H . Goedicke das Schema aufgedeckt, nach dem diese Texte aufgebaut sind (S. 8ff.) 2 . Nach seiner Beobachtung steht am Anfang eine senkrechte 125 12fi i2/' Wörterbuch 4, 337,15. Pyr. § 947a. Bremner Rhind 26,24-27,1. 127 12 Bremner Rhind 28,27-29,1. s Pyr. § 258b. «» Pyr. § 258d. 131 "o Pyr. § 262a. Pyr. § 370a. " « 2 Sargtexte Spruch 75; C. T. I 3 6 4 b - 3 6 6 b . «3 Totenbuch 115, B u d g e 237,1; C. T. I I 274b. «4 B u d g e 2 3 7 , 8 - 1 0 . 135 Sargtexte Spruch 154 = Totenbuch 115; C. T. I I 282a. '36 C. T. I I I 75e. 1 H . G o e d i c k e , Königliche Dokumente aus dem Alten Reich, Wiesbaden 1967 = ÄgAbh 14; vgl. die Rezensionen von R . O . ' F a u l k n e r , J E A 56, 1970, 2 0 3 - 2 0 4 ; Sch. A l l a m , BiOr 27, 1970, 1 8 8 - 1 9 2 ; E. B l u m e n t h a l , demnächst in OLZ. 2 Ähnlich bereits in seinem Aufsatz Diplomatical Studies in the Old Kingdom, J A R C E 3, 1964, 31—41.
1973]
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K o l u m n e m i t d e m H o r u s n a m e n des ausstellenden Königs in der P a l a s t f a s s a d e ; in einer w a a g e r e c h t e n Zeile a m oberen R a n d erscheinen N a m e n u n d Titel des oder d e r Adressaten. D a r u n t e r folgen die V e r f ü g u n g e n dos D e k r e t s u n d anschließend ein V e r m e r k ü b e r die Siegelung des D o k u m e n t s in Gegenwart des Königs, den G. „Verifizierung" n e n n t . D a s D a t u m wird e n t w e d e r in V e r b i n d u n g m i t dem H o r u s n a m e n des Königs oder z u s a m m e n m i t der Beglaubigungsformel angegeben. I n einigen s p ä t e r e n U r k u n d e n 3 s t ö ß t m a n a u ß e r d e m auf eine horizontale Zeile u n t e r h a l b der Adresse, in der die P e r s o n e n oder die I n s t i t u t i o n g e n a n n t werden, die Gegenstand des E d i k t e s sind. G. hält es n i c h t f ü r ausgeschlossen, d a ß diese " d o c k e t s " auf der R ü c k s e i t e der originalen P a p y r u s u r k u n d e n aufgezeichnet waren, u m die B e n u t z u n g in der Kanzlei zu erleichtern. Dagegen l ä ß t sich einwenden, d a ß eine solche technische Gepflogenheit weder die einzige noch die u r s p r ü n g liche F u n k t i o n dieser Zeile gewesen sein k a n n , d e n n sie ist f ü r d a s V e r s t ä n d n i s des K o n t e x t s , d. h. der folgenden A n o r d n u n g e n , unentbehrlich. D a es unwahrscheinlich ist, d a ß m a n die U r k u n d e jedesmal u m w e n d e t e , u m den Gegenstand des Erlasses zu erfahren, d ü r f t e der A n b r i n g u n g s o r t auf den Stelen, die u n s die D e k r e t e überliefert h a b e n , d e m ursprünglichen in den P a p y r i entsprechen. Z u den bisher g e n a n n t e n B e s t a n d t e i l e n der Erlasse k ö n n e n als weitere E r g ä n z u n g e n noch h i n z u k o m m e n : Zustellvermerk (G. S. 14f.), Verteiler (G. S. 10), Publikationsbestimmving 4 , Verzichtklausel 6 . Die Adresse der D e k r e t e e n t h ä l t nicht n u r die A u f z ä h l u n g der B e a m t e n , die v o n don B e s t i m m u n g e n betroffen sind. Sie beginnt m i t den W o r t e n (usw. ®
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0
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wd njswt (n), die m a n bisher „Befehl
des Königs (an)" übersetzet h a t . Die eigenartige W o r t s t e l l u n g ergibt sich erstens aus der respektvollen Vorw e g n a h m e der Königsbezeichnung 6 u n d zweitens aus der u m 180 Grad, d. h . entgegen der linksläufigen Schreibrichtung, gedrehten A n g a b e des W o r t e s wd. Die U m k e h r u n g scheint n i c h t n u r die Z u w e n d u n g z u m Angeredeten graphisch abzubilden, wie G. a u s d e m gleichfalls m e h r f a c h gegenläufig geschriebenen dd(.f) „(er) s a g t " (mit folgender direkter Rede) in zeitgenössischen G r a b i n s c h r i f t e n ableitet (S. I I ) 7 , s o n d e r n soll wohl n a c h d e m Rebusprinzip die Präposition n phonetisch darstellen. Diese V e r m u t u n g wird d u r c h die Pleneschreibung in U r k I 21/10 (s. u. S. 75) bestätigt». < Neben der oben a n g e f ü h r t e n Schreibweise existiert die graphische V a r i a n t e 6 1K ^ I, bei de» a u ß e r I JE wwm t dem W o r t wd auch das Zeichen I aw im Gegensinn orientiert ist. Leider l ä ß t d a s Material keine eindeutigen Rückschlüsse auf die Überlegenheit einer d e r Versionen zu. Von den 31 bei G t veröffentlichten Faksimiles k ö n n e n 20 n i c h t f ü r unser P r o b l e m herangezogen werden, d a e n t w e d e r die Adresse fehlt oder die Binse sw nicht oder n u r unvollständig e r h a l t e n ist. Drei v o n den übrigen zeigen d a s fragliche P h o n o g r a m m in Übere i n s t i m m u n g m i t der H a u p t s c h r i f t r i c h t u n g v o n r e c h t s n a c h links (Variante I), in a c h t Fällen ist es k o n t r o vers, also n a c h d e m rechtsläufigen wd ausgerichtet (Variante I I ) . D a s Z a h l e n v e r h ä l t n i s 3 : 8 spricht n u r scheinbar z u u n g u n s t e n der ersten Version: U n t e r den Belegen der zahlenmäßig überlegenen V a r i a n t e I I gehören sechs zur G r u p p e der K o p t o s d e k r e t e des N e f e r k a u h o r (8. Dyn.), die a n demselben T a g erlassen sind. Die beiden a n d e r e n ( N E F E R I R K A R E ' , T E T I ) sind zwar älter als die V e r t r e t e r der V a r i a n t e I ( D A H S H U R , K O P T U S B, P E P I I I ) , doch k ö n n e n bei der großen Mehrzahl u n b e s t i m m b a r e r Fälle keine statistischen Vergleiche angestellt werden. G.s V e r m u t u n g , V a r i a n t e I sei ein besonderer B r a u c h der königlichen Kanzlei u n t e r Pepi I u n d I I gewesen, l ä ß t sich vorläufig n i c h t beweisen. D a diese Spielart die k o r r e k t e L e s u n g enthält, geben wir ihr den Vorzug u n d sehen den G r u n d der V a r i a n t e I I in einer allgemeinen Unsicherheit hinsichtlich der Orientierung, wie sie häufig auf ungewöhnliche S c h r i f t r i c h t u n g e n f o l g t 9 u n d sich a u c h a u s d e m m u t m a ß l i c h hohen Alter der F o r m e l ergibt. D a ß auf diese Weise die U m w e n d u n g a u c h des W o r t e s njswt angezeigt u n d d a d u r c h die ganze V e r b i n d u n g gegensätzlich a n g e o r d n e t werden sollte, ist u n w a h r scheinlich. D e n n bliebe m a n in diesem F a l l bei der Lesung wd njswt, so h ä t t e die Inversion n i c h t n u r d a s eine Zeichen, sondern die Zeichengruppe njswt erfassen müssen, d. h . 1 wäre zwischen 0 und anT I K ftAA^A 10 g e b r a c h t w o r d e n . Zöge m a n aber die B u c h s t a b e n zu 9 v \ u n d v e r s t ü n d e die G r u p p e als perfektische AMAAA I tl 3 D A H S H U R ; K O P T U S B , C, G, M, J (?), R ( B e n e n n u n g d e r D e k r e t e n a c h Goedicke). 4 K O P T U S B, C, D, P ( ? ) , R . 5 A l l a m , a. a. O. 191. 6 So zuletzt E . E d e l , Altägyptische G r a m m a t i k , R o m a 1955/64, § 87 (s. u . A n m . 10); Vergleichsmaterial aus d e m M R bei B l u m e n t h a l , U n t e r s u c h u n g e n z u m ä g y p t i s c h e n K ö n i g t u m des Mittleren Reiches I . Die Phraseologie, Berlin 1970, 397ff. (G 8.24ff.). 7 A u ß e r d e n Belegen bei G. S. 11 vgl. H a m m a m a t 188/1 (AR oder Spätzeit). 8 Vgl. die piktopraphische Gegenüberstellung v o n R e d n e r u n d Angeredetem i m Sinne der P r ä p o s i t i o n hfl: K . S e t h e , D r a m a t i s c h e T e x t e zu altaegyptischen Mysterienspielen, Leipzig 1928 = U n t e r s . 10, 7 f . 9 Vgl. H . J u n k e r , Giza I I I , Wien/Leipzig 1938, 156; irrtümliche V e r t a u s c h u n g d e r W ö r t e r a u c h in der F o r m e l m wd njswt Siut I V 21. 10 A u c h G. scheint diese E r k l ä r u n g auszuschließen, wenn er (S. 11) i n n e r h a l b der Parallelen m i t k o n t r o versem dd.f den Sonderfall U r k I 18/9 h e r v o r h e b t , wo bereits d a s Suffix -/ wieder der H a u p t r i c h t u n g folgt.
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Relativform wd.t.n njswt: „Was der König . . . befahl (ist:)", so unterstellte m a n eine syntaktische Isolierung der Relativform, die im A R zumindest ungebräuchlich ist, u n d eine defektive Schreibung von njswt ausschließlich mit der Binse, der m a n sonst nur in Titeln u n d Opferformeln begegnet 1 1 . Wesentlicher als das paläographisehe Problem ist die Frage nach der Bedeutung der Adresse. Auch hier geht G. eigene Wege. I m Unterschied zu seinen Vorgängern versteht er die W o r t e wd njswt nicht als genitivische Nominalkonstruktion, sondern als Verbalsatz im sdm.f u n d übersetzt: „Der König befahl" (S. 11 ff.). Diese I n t e r p r e t a t i o n geht davon aus, daß das Substantiv wd „in den Inschriften des Alten Reiches durchweg mit determiniert", das gleichlautende Verbum dagegen undeterminiert gebraucht wird. I n der Adresse der Königsdekrete erscheint niemals ein Determinativ, u n d so steht ihre verbale S t r u k t u r f ü r G. außer Zweifel. Als indirekten Beweis verwendet er außerdem den paläographisch verwandten Sonderfall des antithetisch geschriebenen dd.f in zeitgenössischen Autobiographien (s. o. S. 73), das eindeutig einen Verbalsatz ausdrückt. D a aber die gemeinsame graphische Erscheinung eine unterschiedliche grammatische F u n k tion besitzt — Zuwendung zu einem imaginären Leser in den Grabinschriften, E r s a t z f ü r die Präposition n gegenüber namentlich genannten Personen bei den Dekreten — m u ß ein solcher Vergleich in syntaktischer Hinsicht unergiebig bleiben. G.s orthographische E n t d e c k u n g ist ein wichtiger Beitrag zum besseren Verständnis der inschriftlichen Zeugnisse des A R . Man m u ß jedoch die Möglichkeit einräumen, daß die Regel auch Ausnahmen z u l ä ß t 1 2 . E s h a t den Anschein, daß die Adresse in den Königserlassen zu diesen Ausnahmen gehört. D a f ü r sprechen folgende Argumente. 1. Bei einer der speziellen Versionen, in denen das U r k u n d e n f o r m u l a r verwendet wird, beginnen die u n m i t t e l b a r auf die Adresse folgenden A n o r d n u n g e n l a mit der Formulierung iw wd.n hm(.i) „(Meine) M a j e s t ä t befiehlt" 1 ' 1 . Von den 20 Texten, bei denen Adressenzeile u n d Anfang der Verfügung erhalten geblieben sind, verwenden 6 2 / 3 diese Fassung, 12V 3 f ü h r e n die Verordnungen auf andere Weise ein, ein Beleg k o m m t f ü r die Auswertung nicht in B e t i a c h t 1 5 . Demzufolge stünden nach G.'s Interpretation bei einem Drittel der befragten Quellen die Aussagen „Der König befiehlt (an)" u n d „(Meine) M a j e s t ä t befiehlt (daß)" 1 0 u n m i t t e l b a r nebeneinander. D a aber in allen Texten eine auffallende Ökonomie der Mittel waltet, b e d ü r f t e die Wiederholung der Satzkonstruktion einer Erklärung, die den Parallelismus rechtfertigt u n d die Variation begründet 17. Solche Überlegungen sind unnötig, wenn m a n die erste Zeile als nominale S t r u k t u r versteht. 2. Einzelne Verfügungen oder größere Abschnitte der Dekrete werden häufig durch die Versicherung zusammengefaßt, d a ß die Anordnungen
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^ C j (^N N J 1 8
oder
^ ^ ^ ( N N J "getroffen
D a m i t widerspricht er allerdings seiner eigenen Polemik gegen die Voranstellung von njswt aus E h r f u r c h t s g r ü n d e n ; ohne sie m ü ß t e der Königstitel im korrekten Schriftverlauf hinter wd erscheinen, so d a ß das ungewöhnliche Schriftbild * c i T i entstünde. ftAAM