Von den Karolingern zu den Staufern: Die altdeutsche Kaiserzeit (900–1250) [4. Aufl. Reprint 2019] 9783111682006, 9783111295367


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German Pages 142 [160] Year 1958

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel
Hilfsmittel und Literatur zur Geschichte des Deutschen Reiches bis 1250
1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches
2. Deutsches Königtum und römisches Kaisertum 911—1056
3. Das kirchliche Zeitalter
4. Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums
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Von den Karolingern zu den Staufern: Die altdeutsche Kaiserzeit (900–1250) [4. Aufl. Reprint 2019]
 9783111682006, 9783111295367

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Sammlung Göschen Band 1065

Von -en Karolingern

zu -en Staufern Die altdeutsche Kaiserzeit (900 - 1250) Von

Prof. D. Dr. Johannes Haller Vierte Auflage, durchgesehen von

Prof. Dr. Heinrich Dannenbauer Mit 4 Karten

Walter Le Gruyter

&

C o .

vormals G. I. Göschen'sche Verlagshandlung • I. Guttentag, Verlags­ buchhandlung • Georg Reimer * Karl I. Trübn er • Beit & Comp.

Berlin 1958

Copyright 1958 by Walter de Gruhter & Co., Berlin W 35. — Alle Rechte,

einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Derlagshandlung Vorbehalten. —Archiv-Nr. 1110 65 — Satz und Druck: 1/10/14 Walter de Gruyter L Co. — Printed in Geimany. — 5000/272/57.

Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Seite

Hilfsmittel und Literatur zur Geschichte des Deutschen Reiches bis 1250 ................................................................................... 1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches......................... 58 v. Chr. Vertreibung Ariovists aus dem Elsaß durch Cäsar. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Wald. — 90 n. Chr. ff. Anlage des Limes. — 250 ff. Die Schwaben (Alemannen) überschreiten den Limes. Auftreten der Franken am Niederrhein. — 358 Ansiedlung der salischen Franken in Nordbrabant. — 375 Zerstörung des gotischen Reiches in Südrutzland durch die Hunnen. — 382 Ansiedlung der Goten auf der Balkanhalb­ insel. — 402 ff. Eroberungszüge der Westgoten. — 407 ff. Wanderung der Wandalen nach Spanien. — 410 Einnahme Roms durch die Goten. Alarich t. — 418 Ansiedlung der Westgoten in Südfrankreich. — 429 Gründung des Wandalenreichs in Afrika. — 436 Zerstörung des Bur­ gunderreichs am Mittelrhein. — 449 Ansiedlung der Burgunder in Savoyen. — 455 ff. Die Franken erobern das linke Rheinufer und Moselgebiet. — 466—484 Blüte des Westgotenreichs in Südfrankreich unter K. Eurich. — 486—511 Chlodwig I., Gründer des fränkischen Reiches. — 489—493 Gründung des Ostgotenreichs in Italien durch Theoderich d. Gr. — 500ff. Einwanderung der Baiern aus Böhmen. — 507 Chlodwig siegt bei Bouglö, erobert das Westgotische Reich bis zur Garonne. — 526 Theoderich d. Gr. t. — 531/532 Eroberung des bur­ gundischen und des thüringischen Reichs durch die Franken. — 533 Zer­ störung des Wandalenreichs durch Belisar. — 536—553 Zerstörung des Ostgotenreichs durch Belisar und Narses. — 561—613 Bürgerkriege im fränkischen Reich. — 567 Abtretung der Gascogne durch die Westgoten (in Spanien) an die Franken. — 60 Pipin I. (der Allere), fränkischer Hausmeier t- — 641 Arnulf, B. von Metz, Stammvater des karolingischen Hauses t — 687 Pipin II. (der Mittlere) siegt bei Testri, Hausmeier im ganzen Reich. — 714—741 Karl MarteN Hausmeier. — 719 Bonifatius beginnt die Mission bei Hessen und Thüringern. — 732 Karl Martell schlägt die Araber zwischen Tours und Poitiers. — 741—752 Pipin III. (der Kleine) Hausmeier. — 742 Bonifatius beginnt die Reform der fränkischen Kirche. — 744 Einverleibung des Herzogtums Schwaben. — 752—768 Pipin König. — 754 Erster Feldzug Pipins gegen die Lango­ barden in Italien zum Schutze Roms. — Bonifatius s. — 756 Zweiter Feldzug in Italien. Gründung des Kirchenstaats. — 760—768 Unter­ werfung von Aquitanien (südlich der Loire). — 768—814 Karl der Große. 772—804 Unterwerfung der Sachsen. — 774 Eroberung des langobardischen Reichs. — 778 Unglücklicher Feldzug nach Spanien. — 788 Ab­ setzung Herzog Tassilos, Einverleibung Baierns. — 791—805 Zer­ störung des Reichs der Avaren. — 793 ff. Eroberung von'Katalonien. — 800 Karl wird römischer Kaiser. — 814—840 Ludwig I. der Fromme. — 827 Die Araber setzen sich in Sizilien fest. — 829—843 Bürgerkriege der Könige um die Berteilung des Reichs. — 834 Beginn der Raubzüge der Normannen (Dänen). — 841 Schlacht bei Fontenoy: Kaiser Lothar I. (t 855) von Ludwig dem Deutschen (t 876) und Karl dem Kahlen (t 877)

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Seite geschlagen. — 843 Vertrag, von Verdun: Teilung des Reichs zwischen Lotbar I., Ludwig dem Deutschen, Karl dem Kahlen. — 844—875 Kaiser Ludwig II. in Italien. — 846 Rom von den Arabern überfallen. — 869 Tod König Lothars II. von Lotharingien. — 870 Vertrag von Meersscn: Lotharingien geteilt zwischen Ludwig und Karl. — 875—877 Karl der Kahle römischer Kaiser. — 879 Karl III. König der Lango­ barden, 881 römischer Kaiser, vereinigt 885 das ganze Reich. Boso von Vienne König der Provence. — 880 Vertrag von Rib6mont. — 887 Karl III. in Deutschland abgesetzt. — 887—899 Arnulf von Kärnten. — 888 Tod Karls III. Zerfall des Reichs. Bildung des Königreichs Burgund. — 890ff. Festsetzung und Ausbreitung der Ungarn an der Donau. — 891 Wido von Spoleto römischer Kaiser, t 894. — 896 Arnulf römischer Kaiser. — 898 ff. Kampf um Italien zwischen Ludwig von der Provence und Berengar von Friaul. — 900—911 Ludwig IV. das Kind. — 907 Niederlage der Baiern durch die Ungarn. — 910 Sieg der Ungarn bei Augsburg.

2. Deutsches Königtum und römisches Kaisertum 911—1056 ............................................................................... 911—918 Konrad I. Lotharingien wird französisch. — 915 Berengar I. von Italien römischer Kaiser. — 916 Synode in Hohen-Altheim. — 919—936 Heinrich I. — 919/920 Erstes Vorkommen des Namens rcgnum teutonicum. — 923—925 Unterwerfung Lotharingens. — 924 Waffenstillstand mit den Ungarn. — 929 Schlacht bei Lenzen. Die Wenden unterwerfen sich.—932—954 Alberichll. Patritius der Römer.— 933 Sieg über die Ungarn in der Rieth. — 934 Dänemark unterwirft sich. — 936—973 Otto 1. — 937 Aufstand Thangmars. Empörung und Unterwerfung Baierns. Die Ungarn in Süddeutschland. — 938 Die Ungarn in Sachsen. — 939/940 Aufstand Heinrichs, Eberhards von Franken, Friedrichs von Mainz und Giselberts von Lothringen im Bunde mit Ludwig von Frankreich. Siege Ottos bei Birten und Andernach und Feldzug nach Frankreich. — 910 Einnahme von Brandenburg. — 942 Die Ungarn bei Wels besiegt. — 944 Konrad der Rote Herzog von Lothringen. — 945 Berengar II. als König von Italien deutscher Bassall. — 946 Feldzug nach Frankreich. — 947—950 Böhmen endgültig unterworfen und dem Reich einverleibt. — 947 Heinrich Herzog von Bai­ ern. — 948 Gründung der Bistümer Brandenburg und Havelberg. — 949, 950 Feldzüge nach Frankreich. — 950 Ludolf Herzog von Schwaben. Vereinigung von Burgund und Provence. — 951 Feldzug gegen Beren­ gar II. Otto König der Langobarden. — 952 Friede zu Augsburg: Berengar als Bassall wieder eingesetzt. — 953 Aufstand Ludolfs und Konrads von Lothringen. Brun von Köln Herzog in Loryringen. — 954 Wilhelm Erzbischof von Mainz. Einfall der Ungarn. — 955 Schlacht auf dem Lechfeld: Ende der ungarischen Gefahr. Oktavian, seit 954 Patritius der Römer, wird Papst Johann XII. — 960 Johann XII. ruft Otto gegen Berengar II. zu Hilfe. — 961—963 Erster Römerzug. — 962 Otto I. Kaiser der Römer. — 966—972 Zweiter Römerzug. Strafgerrcht in Rom. Huldigung der langobardischen Fürsten in Unteritalien. Feldzug gegen die Griechen. — 968 Otto II. Mitkaiser. Gründung des Erzbistums Magdeburg. — 972 Anerkennung Ottos als Kaiser durch die Griechen. — 973—983 Otto II. — 974—978 Kampf um Schwaben und Baiern gegen Heinrich den Zänker. Kärnten Herzogtum. — 978/980 Krieg gegen Frankreich (Überfall in Aachen 978, Feldzug bis vor Paris 979, Friede 980). — 981 Otto II. in Rom. — 982 Feldzug gegen die Araber in Kalabrien. Niederlage bei Cotrone (le Colonne).— 983 Grotzer

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Seite

Aufstand der Wenden. Otto II. t in Rom. - 983-1002 Otto III. —983—991 Regentschaft der Kaiserin Theophanu, der Kaiserin Adel­ heid 991—995. — 995 Römerzug. Einsetzung Papst Gregors V. (Bruns von Kärnten). — 996 Kaiserkrönung. Ungarn wird christliches König­ reich. — 998 2. Römerzug. Aufstand und Hinrichtung des Crescentius. — 999—1003 Papst Silvester II. (Gerbert von Aurillac). — 1000 Ottos III. Wallfahrten nach Gnesen (Stiftung des polnischen Erzbistums) und Aachen. — 1001 3. Nönrerzug Aufstand der Römer. — 1002—1024 Heinrich II. — 1002—1015 Hartwin (Arduin) von Jvrea König in Italien. — 1004 Heinrich II. in Mailand gekrönt. — 1014 Heinrich II. römischer Kaiser. — 1018 Friede zu Bautzen mit Boleslaw von Polen. — 1022 Feldzug nach Unteritalien gegen die Griechen. — 1024—1039 Konrad II. — 1025 Boleslaw König von Polen stirbt. — 1026 Konrad II. unterwirft Italien. — 1027 Kaiserkrönung. König Heinrich III. Herzog von Baiern. — 1027—1030 Aufstand Herzog Ernsts von Schwaben.— 1031 Feldzug gegen Ungarn. Verzicht auf die Leithagrenze. — 1032 König Rudolf III. von Burgund t. — 1033 Myssiko von Polen unter­ wirft sich und legt den Königstitel ab. — 1033/1034 Eroberung von Burgund. — 1035 Vassallenaufstand in der Lombardei. — 1037 Auf­ stand Erzbischof Ariperts von Mailand. Gesetz über Erblichkeit der Lehen. — 1038 Einschreiten in Unteritalien. Seuche und Rückkehr nach Deutsch­ land. — 1039—1056 Heinrich in. — 1040 Gottesfrieden in Burgund und Südfrankreich. — 1044 Feldzug nach Ungarn. Sieg an der Raab. Wiederherstellung der Leithagrenze. Beginn der Kämpfe um Lothringen gegen Gotfried den Bärtigen. — 1045 Gregor VI. Papst. — 1046 Synode in Sutri. Absetzung Gregors VT. Erhebung Clemens II. (Suidgers von Bamberg). Kaiserkrönung. — 1047 Belehnung normännischer Ritter mit Fürstentümern in Unteritalien. — Damasus II. (Poppo von Brixen). — 1049—1054 Leo IX. (Brun von Toul). Beginn der Kirchenreform. — 1053 Leo IX. im Feldzug gegen die Normannen bei Civitate gefangen.— 1054—1057 Viktor II. (Gebhard von Eichstätt). — 1054 Gotfried der Bärtige in Toskana.

3. Das kirchliche Zeitalter................................................ 1056—1106 Heinrich IV. — 1057—1058 Stefan IX (Friedrich von Lothrin­ gen). — 1058—1061 Nikolaus II. — 1059 Synode in Nom. Investitur­ verbot. Ordnung der Papstwahl. Vertrag des Papstes mit den Nor­ mannen, Belehnung Robert Guiscards mit Apulien, Kalabrien und Sizilien. — 1061—1073 Alexander II. (Anselm von Lucca). — 1061 bis 1064 Kadaloh (Honorius II.) Gegenpapst. — 1062 Entführung Heinrichs IV. in Kaiserswerth. — 1063 Siegreicher Feldzug nach Ungarn, König Salomo deutscher Vassall. — 1064 Synode in Mantua. — 1066 Sturz Adalberts von Bremen. — 1069 Gotfried der Bärtige f. — 1071 Sturz Ottos von Nordheim. — 1072 Adalbert von Bremen t. Petrus Damiani f. In Kloster Hirsau die Ordnungen Ciunys eingesührt. Ro­ bert Guiscard beendet die Eroberung von Apulien und Kalabrien, nimmt Palermo. — 1073—1075 Aufstand der Sachsen u. Thüringer. — 1075 Sieg Heinrichs IV. bei Homburg an der Unstrut. — 1073—1085 Gregor VII. (Hildebrand).— 1075 Dictatus papae Gregors VII. — 1076 Januar: Synode in Worms und Piacenza: Absetzung Gregors VII. Tod Herzog Gotsrieds von Lothringen. — Februar: Synode in Rom; Heinrich IV. gebannt und abgesetzt. Erneuter Aufstand in Sachsen. — Oktober: Abfall der Fürsten vom König in Oppenheim. — 1077 27. Januar Lossprechung Heinrichs IV. in Kanossa. 15. März Rudolf von Rheinfelden zum Gegen­ könig gewählt. — 1078 Sieg Heinrichs bei Mellrichstadt.— 1079 Friedrich von Staufen Herzog von Schwaben. —1080 Januar: Niederlage Heinrichs

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel bei Flarchheim. März: Zweite Absetzung Heinrichs IV. Mai-Juni: Synoden in Mainz und Brixen: Absetzung Gregors VII., Wahl Wiberts von Ravenna (Clemens III.). Schenkung Mathildens von Toskana an St. Peter. 15. Oktober: Schlachten bei Volta und Hohenmölsen. Rudolf von Rheinfelden t- — 1081—1088 Gegenkönig Hermann von SalmLuxemburg. — 1081—1084 Heinrich IV. in Italien. — 1084 Einnahme von Rom. Kaiserkrönung Heinrichs IV. Befreiung Gregors VII. durch die Normannen. Gründung des Karthäuserordens. — 1085 Gregor VII. t in Salerno (25. Mai). Robert Guiscard f.— 1088—1099 Urban II. (Odo von Chatillon). — 1089 Welf von Baiern heiratet Mathilde von Tos­ kana. — 1090 Heinrich IV. nach Italien. — 1093 Bündnis lombardischer Städte, Gegenkönig Konrad. Heinrich IV. in Verona eingeschlossen. — 1095 Synode in Clermont: Aufruf zum Kreuzzug. — 1096 Trennung Welfs von Mathilde. — 1097 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. — 1099 Einnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer. — 1099—1118 Paschalis II. — 1100 Gegenpapst Wibert t. — 1101 Gegenkönig Kon­ rad t« — 1104 Aufstand Heinrichs V. — 1105 Herzog Friedrich von Schwaben f. —1105 Abdankung des Kaisers.— 1106—1125 Heinrich V.— 1107 Konkordat von Canterbury. — 1110/1111 Römerzug Heinrichs V.— 1111 12. Februar: Mißlungener Vertrag mit dem Papst. 12. April Kaiser­ krönung und Jnvestiturprivileg. — 1112 März: Synode in Rom erklärt das Privileg für ungültig. Aufstände in Deutschland. — 1115 Februar: Niederlage des Kaisers am Welfesholz. Sieg Ottos von Ballenstädt über die Wenden bei Köthen. Mathilde von Toskana t. Heinrich V. nach Italien. — 1115 Bernhard A"t von Clairvaux. — 1118/1119 Gelasius II. Gegenpapst Mauritius von Braga (Burdinus, Gregor VIII.). — 1119—1124 Calixt II.. — 1119 Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst in Mouzon. — 1120 Gründung des Templer­ ordens, der Prämonstratenser und Johanniter. — 1122 23. Sep­ tember: Abschluß des Konkordates in Worms. —11231. Lateransynode. — 1124 Geplanter Krieg gegen Frankreich. — 1125—1137 K. Lothar. — 1127—1134 Herzog Konrad von Franken Gegenkönig. — 1127 Roger II. Graf von Sizilien gewinnt auch das Festland von Unteritalien, nimmt den Königstitel an. — 1129—1130 Einnahme von Nürnberg und Speyer durch Lothar. — 1130 Zwiespältige Papstwahl: Anaklet II. (1130—1138) und Innozenz II. (1130—1143). — 1131 Lothar und Innozenz II. in Lüttich. — 1132/1133 Römerzng und Kaiserkrönung Lothars. Belehnung mit der Erbschaft Mathildens von Toskana. — 1134 Einnahme von Ulm. Friede mit den Staufern. — Albrecht der Bär, Markgraf der Nordmark, erobert Havelberg. — 1136 Lothar in Italien. Unterwerfung der lom­ bardischen Städte. — 1137 Feldzug gegen Sizilien, Einnahme von Bari und Salerno. Albrecht der Bär erobert die Priegnitz.— 1138—1152 Konrad III. — 1138—1142 Krieg um Baiern und Sachsen (Welfen gegen Babenberger). — 1139 Heinrich der Stolze von Baiern t. Inno­ zenz II. bei San Germano gefangen und zur Anerkennung Rogers II. gezwungen. — 1140 Einnahme von Weinsberg. — 1142 Friede zu Frankfurt: Heinrich der Löwe behält Sachsen, Heinrich von Österreich Baiern. — 1143 Gründung von Lübeck durch Adolf von Holstein. Auf­ stand der Stadt Rom gegen den Papst. — 1144 Edessa von den Türken erobert. Albrecht der Bär Markgraf von Brandenburg. — 1145—1153 Eugen III. Rom freie Republik. Arnold von Brescia. — 1147—1149 Kreuzzug Konrads III.. — 1147 Kreuzzug gegen die Wenden. — 114P/50 Aufstand der Welfen. — 1150 Pribislav — Heinrich von Brandenburg t, Albrecht der Bär Erbe.

Inhaltsverzeichnis und Zeittafel

7 Seite

4. Wiederherstellung und Untergang des Kaiser­ tums ................................................................................... 1152—1190 Friedrich I. — 1153 Besetzung des Erzbistums Magdeburg nach dem Willen des Königs. Bernhard von Clairvaux t- Vertrag von Konstanz zwischen Kaiser und Papst. Klage von Lodi gegen Mailand. Heinrichs des Löwen Anspruch auf Baiern anerkannt. Die Kirchen im Kolonialgebiet ihm überlassen. — 1154 Friedrich in Oberitalien. Zer­ störung von Tortona, Acht über Mailand. — 1154—1159 Hadrian IV. — 1154—1166 Wilhelm 1. König von Sizilien. — 1155 Arnold von Brescia hingerichtet. Kaiserkrönung. — 1156 Reichstag in Regensburg: Heinrich der Löwe erhält Baiern, Österreich wird Herzogtum. Friedrich heiratet Beatrix von Burgund. Vertrag von Benevent zwischen Hadrian IV und Sizilien. — 1157 Feldzug gegen Polen. Reichstag in Besanyon:. Zusammenstoß mit der römischen Kirche. — 1158 Feldzug nach Italien. Unterwerfung Mailands. Reichstag von Roncaglia; Wiederherstellung der kaiserlichen Rechte in Italien. — 1159 Empörung und Belagerung Mailands. Zwiespältige Papstwahl: Alexander III. (1159—1181) und Viktor IV. — 1160 Synode in Pavia. — 1162 Übergabe und Zerstörung von Mailand. Gescheiterte Zusammenkunft Friedrichs mit Ludwig VII. von Frankreich. 1163 Schlesien mit Deutschland vereinigt. — 1164 Bündnis von Verona u. a. mit Venedig und Konstantinopel. — 1165 Vertrag Friedrichs I. mit England. Vereidigung im ganzen Reich gegen Alexander III. — 1166—1189 Wilhelm II. König von Sizilien. — 1167 Friedrich I. in Italien. Feldzug gegen Rom und Sizilien. Ankona den Griechen wieder entrissen. Bündnis von Cremona u. a., Wiederaufbau von Mailand. Deutscher Sieg über die Römer bei Tuskulum. Rom nimmt den Kaiser auf, erhält Selbswerwaltung als kaiserliche Stadt. Seuche und Rückzug. Reinald von Köln t. 1. Dezember: Gründung der lombardischen Liga. — 1168 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. Lebensgefahr in Susa. — 1174 Friedrich wieder in Italien. Belagerung von Alessandria. — 1175 Friede von Montebello. Erneuter Krieg. — 1176 Friedrich I. und Heinrich der Löwe in Chiavenna. 29. Mai: Schlacht bei Legnano. Okt.: Borfriede mit Alexander III. in Anagni. — 1177 Friede von Venedig. — 1178 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. — 1179 3. Laterankonzil. Heinrich der Löwe geächtet. — 1180 Absetzung Heinrichs des Löwen. Teilung des Herzogtums Sachsen. Baiern an Otto von Wittelsbach. Steiermark Herzogtum. — 1181 Unterwerfung Heinrichs des Löwen. — 1183 Friede von Konstanz. — 1184 Schwert­ leite der Kaisersöhne in Mainz. — Zusammenkunft des Kaisers mit Lucius III. in Verona. Friede mit Sizilien. — 1185—87 Urban III. Bruch mit dem Kaiser. — 1186 Hochzeit Heinrichs VI. mit Konstanze von Sizilien in Mailand. Unterwerfung des aufständischen Cremona. Gründung des Klosters Oliva bei Danzig. — 1187 Saladin erobert Jerusalem. — 1188 Reichstag Jesu Christi in Mainz. — 1189 Kreuzzug Friedrichs I. — Aufstand Heinrichs des Löwen. Wilhelm II. von Si­ zilien f. — 1190—97 Heinr ch VI. — 1190 Waffenstillstand mit Heinrich dem Löwen. — 1191 Erster Feldzug gegen Sizilien. Kaiserkrönung. Belagerung von Neapel und RücNehr. — 1192 Erhebung der Welfen und niederländischer Fürsten. Gefangennahme Rickards I. von Eng­ land. — 1194 Befreiung Richards. Friede im Reich, Unterwerfung der Welfen. Eroberung Siziliens. 11. Dez.: Friedrich II. geboren. — 1195 Heinrich der Löwe t. Rückkehr des Kaisers aus Italien, -r 1195/6 Erbreichsplan. — 1197 Verschwörung in Sizilien. Kreuzzug. Huldigung von Zypern und Armenien. — 28. Sept.: Heinrich VI. f. Aufstand im Königreich und ganz Italien. — 1198—1216 Innozenz III. Vergröße-

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Seite

rung des Kirchenstaats. — 1198 Doppelwahl in Deutschland: Philipp von Schwaben und Otto IV. Der Deutsche Ritterorden gegründet. — 1199 Richard von England f. Albert von Bremen Bischof in Liv­ land. — 1201 Geheimvertrag Ottos IV. mit dem Papst. Riga und der Schwertbrüderorden in Livland gegründet. — 1202—41 Waldemar II. König von Dänemark. — 1203 ff. Waldemars Eroberungen im deutschen Kolonialgebiet. — 1204 Johann ohne Land unterliegt gegen Frankreich. Beginnender Abfall von Otto IV. — 1206 Philipp unterwirft Köln. — 1207 Belehnung Bischof Alberts mit Livland.—1208 21. Juni: Philipp von Schwaben ermordet. Otto IV. allgemein anerkannt. — 1209 Otto IV. erneuert dem Papst sein geheimes Versprechen; bricht es. 4. Okt.: Ottos Kaiserkrönung. — 1210 Nov.: Otto unternimmt die Er­ oberung des sizilischen Reiches, wird vom Papst gebannt. — 1210—39 Hermann von Salza Meister des Deutschen Ordens. — 1211 Sept.: Friedrich von Sizilien Gegenkönig, Otto kehrt nach Deutschland zurück. — 1211—25 Der Deutsche Orden in Ungarn. — 1212 Sept. Friedrich von Sizilien in Deutschland. Abfall von Otto. — 1212—50 Friedrich II. — 1213 Goldene Bulle von Eger für die römische Kirche. — 1214 27. Juli: Schlacht bei Bouvines. — 1215 Friedrich II. in Aachen gekrönt, gelobt den Kreuzzug. — 1216—27 Honorius III. — 1216 Heinrich von Sizilien wird Herzog von Schwaben. — 1218 Otto IV. f. Die Zähringer sterben aus. Gründung von Rostock. Estland wird dänisch. — 1219 Heinrich von Schwaben wird Rektor von Burgund. — 1220—35 Heinrich (VII.) deutscher König. — Großes Privileg für die geistlichen Fürsten. Kaiser­ krönung Friedrichs II. Gesetze zugunsten der Kirche. — 1225 Reichs­ regent Engelbert von Köln ermordet. Livland zur Reichsmark erklärt. — 1226 Reichstag in Cremona durch die erneuerte Liga der Lombarden verhindert. Wilhelm von Modena ordnet Livland. Preußen dem Deutschen Ritterorden verliehen. — 1227—41 Gregor IX. — 1227 Friedrich II. wegen Unterlassens des Kreuzzugs gebannt. — 1228/9 Kreuzzug des Kaisers. lOjähriger Friede mit Ägypten. Friedrich II. König von Jerusalem. Krieg zwischen Kaiser und Papst. — 1228 Est­ land wieder deutsch. — 1230 Friede von Ceprano zwischen Kaiser und Papst. Reval zuerst erwähnt. — 1231 Reichstag in Ravenna durch die Lombarden verhindert. — 1231/2. Großes Privileg über die Landeshoheit der Fürsten. — 1232 Kulm und Thorn ge­ gründet. — 1234/5 Aufstand und Unterwerfung Heinrichs (VII.). — 1235 Reichstag in Mainz. Landfriedensgesetz. Braunschweig zum Herzogtum erhoben. Friedrich II. heiratet Isabella von England. Reichskrieg gegen Mailand erklärt. — 1236 Untergang des Schwert­ ritterordens an der Säule. — 1237—54 Konrad IV. — 1237 Sieg des Kaisers bei Cortenuova. Der Deutsche Orden übernimmt die Verteidi­ gung Livlands. Elbing gegründet. — 1238 Bündnis von Genua und Venedig gegen den Kaiser. Gregor IX. greift ein. Estland an Däne­ mark abgetreten. — 1239 20. März: Gregor IX. bannt den Kaiser. — 1241 Seesieg des Kaisers bei Monte Cristo. — 1242 Die Erzbischöfe von Köln und Mainz verkünden den Bann gegen den Kaiser. — 1243—54 Innozenz IV. — 1244 Friede zwischen Papst und Kaiser. Innozenz IV. flüchtet nach Lyon. — 1245 Konzil in Lyon. Absetzung des Kaisers (17. Juli). — 1246/7 Heinrich Raspe Gegenkönig. — Sieg des Gegen­ königs bei Frankfurt. Vergebliche Belagerung von Ulm. — 1247—56 Wilhelm von Holland Gegenkönig. — 1250 13. Dez. Friedrich II. f. — 1266 Karl von Aniou siegt bei Benevent und erobert das sizilische Reich. — 1268 Konradin bei Tagliacozzo geschlagen, gefangen und hingerichtet.

Register ................................................................................ 137

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Hilfsmittel und Literatur

Karten-Verzeichnis Seite

1. 2. 3. 4.

Der Reichskern aus der karolingischen Erbschaft um 900 ... 24 Das Reich in seiner Höchstausdehnung um 1250 ................. 25 Italien vor der normannischen Eroberung................................ 95 Staufer und Welfen................................................................... 95

Hilfsmittel und Literatur zur Geschichte des Deutschen Reiches Allgemeines Dahlmann-Wattz, Quellenkunde der deutschen Geschichte. 9. Aufl. von H. Häring u. a a. 1931. K. Jacob, Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter. 2 B. 5. u. 4. Aufl. 1949ff. (Samml. Göschen Nr. 279.280). B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. 2 B. 8. Aufl., herausg. von H. Grund mann. 1954ff. Handbuch der deutschen Geschichte, herausg. von £. Brandt, A. £. Meyer u. a. II. 1940. H. Günter, Das Mittelalter. I. 1936. I. Haller, Das Papsttum. I. II 1. 2. 1934—39. Neue Ausgabe Bd. 1—4. 1950—52. I. Haller, Die Epochen der deutschen Geschichte. 9. Ausl. 1931. W. v. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit. 6 B. 1.—5. Aufl. (1855). 1881—1895. Jahrbücher der deutschen Geschichte, herausg. durch die Histor. Kommission der bayrischen Akademie. 1863 ff. G. Richter u. H. Kohl, Annalen der deutschen Geschichte im Mittelalter. 3 B. 1873—98. Propyläen-Weltgeschichte, herausg. von W. Andreas. II. 1940. I. Haller, Das altdeutsche Kaisertum. 1926. A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands. I.—IV. 3. u. 4. Aufl. 1904—13. F.Chr. Stalin, Wirtembergische Geschichte. 4 B. 1841 ff. H. Büttner, Geschichte des Elsaß (Bd. 1.1939). P. F. Stälin, Geschichte Württembergs. I. 1882/7. S. Riezler, Geschichte Bayerns. I.II. 2.Aufl. 1927s. M. Doeberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns. I. 3. Aufl. 1916. I. G. Droysen, Geschichte der preußischen Politik. I. II. 2. Aufl. 1868. R. Koser, Geschichte der preußischen Politik. I. 1913. A. Huber, Geschichte Österreichs. 5 B. 1885ff.

1. Kapitel K. Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme.

1837 (Neudr. 1904, 1925). O. Bremer, Ethnographie der germanischen Stämme. 1899 (2. Abdr. 1905). L. Schmidt, Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völker­ wanderung. 2. Ausl. I. II 1. 2. 1934—40,

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Hilfsmittel und Literatur

Th. Schiesser, Winfrid-Bonifatius. 1954. St. Bonifatius. Gedenkgabe zum 1200jährigen Todestag (1954).

2. Kapitel I. Haller, Die Formen der deutsch-römischen Kaiserkrönung (Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters. 1944). R. Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit (900—1024) 1943. Ders., Kaiser Otto d. Gr. 1936. K. Hampe, Deutsche Kaisergeschichte unter den Saliern und Staufern. 10. Ausl. 1949. K. Hampe, Herrschergestalten des deutschen Mittelalters. 1927. 6. Stuft 1955. L. M. Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelaller. III. IV. 1908—15. E. Sackur, Die Kluniazenser. 2 B. 1892.94. K. Hallinger, Gorze-Kluny (2 Bde. 1950/51).

3. Kapitel A. Fliche, La röforme grögorienne. 2 B. 1924. I. Gay, Les papes du Xie siöcle. 1926. I. Haller, Der Weg nach Canossa (Abhandlungen zur Geschichte des Mittel­ alters (1944)). I. Haller, Kanossa (ebenda!. A. Overmann, Gräfin Mathilde von Tuszien. 1895. F. Chalandon, Histoire de la domination normande en Italic. 2 B. 1907. P. Schinid, Der Begriff der kanonifdien Wahl in den Anfängen des Investitur­ streits. 1926. D. Schäfer, Zur Beurteilung des Wormser Konkordats. Abhandl. d. preuß. Akad. 1905. A. Hofmeister, Das Wormser Konkordat (in Festschrift für D. Schäfer 1915)H. Zatschet, Wibald von Stablo (Mitt, des Instituts für österr. Gesch., Ergänz. X.) 1928.

4. Kapitel P. Rassow, Honor imperii. Die Politik Friedrich Barbarossas in den Jahren 1152—1157. 1940. I. Haller, Heinrich VI. Histor. Zeitschr. 1915. (Auch Reden u. Aufsähe, 2. Ausl. 1941.) P. Scheffer-Boichorst, Friedrichs I. letzter Streit mit der Kurie. 1866. I. Haller, Heinrich VI. und die römische Kirche. Mitt. d. öst. Inst. 35 (1914). Fr. Kampf, Pavsttum und Kaisertum bei Jnnocenz III. (1954). A. Luchaire, Innveent III. 6 B. 1904—08. H. Prutz, Heinrich der Löwe. 1865. I. Haller, Der Sturz Heinrichs des Löwen. (Archiv für Urkundenforschung Bd. 3, 1911.) E. Kantorowicz, Kaiser Friedrich II. 2 B. 1927.30. K. Hampe, Geschichte Konradins von Hohenstaufen. 2. Ausl. 1940.

N. Kötzschke, Geschichte der ostdeutschen Kolonisation. 1937. K. Hampe, Der Zug nach dem Osten. 1921. H. Aubin, Deutsche Ostforschung. Ergebnisse und Stufgaben (2 Bde., 1942/43). H. Dannenbauer, Politik und Wirtschaft in der altdeutschen Kaiserzeit (Festschrift für I. Haller. 1940). L. Gie sebrecht, Wendische Geschickten aus den Jahren 780—1182. 3 B. 1843. G. Dehio, Geschichte des Erzbistums Hamburg-Bremen. S B. 1877.

Hilfsmittel und Literatur

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H. v. Schubert, Kirchengeschichte Schleswig-Holsteins. I. 1907. O, v. Heinemann, Albrecht der Bär. 1864. H. Krabbo, Albrecht der Bär. Forschungen z. brandenb.-preuß. Geschichte. Bd. 19 (1906). W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens (2 Bde. 1957). H. Witte, Mecklenburgische Geschichte. I. 1909. A. Vitense, Geschichte von Mecklenburg. 1920. M. Wehrmann, Geschichte von Pommern. I. 1904. E. O. Schulze, Die Kolonisierung und Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe. 1896. C. Grünhagen, Geschichte Schlesiens I. 1884. E. Seraphim, Geschichte Livlands. I. 1906. K. Loh meyer, Geschichte von Ost- und Westpreußen, Bd. 1 (bis 1411). 3. Ausl. 1908. E. Caspar, Hermann von Salza und die Gründung des deutschen Ordensstaats in Preußen. 1924. R. Wittram, Geschickte der baltischen Deutschen. 1939. Aug. Winnig, Die Burgen des deutschen Ordens in Preußen. 1939. Fortlaufend berichten über die neue Literatur die Historische Zeitschrift, Das deutsche Archiv für Erforschung des Mittelalters, die Mit­ teilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung und die Jahresberichte der deutschen Geschichtswissenschaft.

An genügenden historischen Karlen fehlt es noch. Auch der Hand-Atlas für die Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit von Spru ner und Menke (3. Aufl. 1880), seinerzeit eine bedeutende Leistung, entspricht nicht mehr den Anforde­ rungen. Noch weniger Gustav Droysens Allgemeiner historischer Handatlas (zuletzt 1922). Für den gewöhnlichen Bedarf sind bequem Putzgers Historischer Schul-Atlas (neue Bearb. 1954) und Rotherts Karten und Skizzen zur Ge­ schichte, 2. Teil (neu von E. Niepmann 1930).

1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches Wie die Geschichte aller europäischen Völker, so handelt auch die deutsche nicht von einem Gegenstand, der von vorn­ herein gegeben wäre. Sie erzählt von der deutschen Nation, diese aber bildet sich erst im Laufe der Jahrhunderte aus einer Gruppe verwandter, jedoch ursprünglich gesonderter Volks­ stämme. Wie aus den Stämmen die Nation wurde, das ist der Inhalt der deutschen Geschichte. Die Stämme, um die es sich handelt, gehören der Familie der Germanen an, deren älteste nachweisbare Wohnsitze in Südschweden, Dänemark und an der Südküste der Ostsee zwischen Weichsel und Elbe zu suchen sind. An diese Heimat erinnern später noch einzelne Stammesnamen, wie Goten (Götarik in Schweden), Rugier (Rügen), Burgunder (Bucgundeholm-Bornholm). Von den Ursitzen ausgehend breiteten sich die Germanen in früher Zeit nach Westen und Südwesten aus mld nahmen, unter Ver­ treibung oder Unterwerfung keltischer Vocbewohner, alles Land, zuerst bis zur Weser, zum Harz und Thüringer Wald, dann bis an den Rhein und Main in Besitz. Schon hatten sie stellenweis auch den Rhein überschritten, als Cäsar durch Ver­ nichtung des Suebenführers Ariovist, der sich im Elsaß und der Pfalz festgesetzt hätte, ihrem Vordringen Halt gebot (58 v. Chr.). Der Plan des Augustus, die römische Grenze bis zur Elbe vor­ zuschieben und damit die eine Hälfte der germanischen Völker dem Reich einzuverleiben, wurde aufgegeben, als der Aufstand der Cherusker unter Arminius und die Vernichtung eines römischen Heeres unter Varus im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) zu beweisen schien, daß der mögliche Gewinn in keinem Ver­ hältnis zu den Schwierigkeiten stehe. Nachdem man sich anfangs mit der Rhein-Donaugrenze begnügt hatte, wurde seit etwa 90 n. Chr., um die Verteidigungsstrecke zu kürzen, ein künst-

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liches Befestigungssystem, der Limes—Palissadenwall mit Graben und Kastellen — angelegt und im Laufe der Zeit bis zu einer Linie vorgeschoben, die von Neuwied über den Taunus und die Wetterau, Hanau, Miltenberg, Lorch im Remstal und Gunzenhausen an der Altmühl nach Kelheim an der Donau führte. Rhein, Limes und Donau schieden seitdem das römische Reich vom freien Germanien. Von der Einheit und Besonderheit ihrer Rasse hatten die Germanen selbst ein deutliches Bewußtsein. Ihre Sage erzählte von gemeinsamer Abstammung von Tuisto (Zwitter), dem Sohn des Mannus. Auch sprach man von einer Gliederung in drei oder vier Zweige näherer Verwandtschaft (Ingwäonen, Istwäonen, Herminonen; oder Marser, Gambrivier, Sueben und Wandiler). Doch hat das in der Geschichte ebensowenig zu bedeuten wie die Verbände, die sich um gemeinsame Götter­ verehrung und Heiligtümer bildeten. Handelnd sind die Ger­ manen nicht als größere Einheiten, nur als einzelne Völker in die Geschichte eingetreten. Deren kannten die Römer ums Jahr 100 v. Chr. etwa 50 unter verschiedenen, oft wechselnden Namen. Die zuerst von sich reden machten, waren die Völker des Ostens. Ihre weit­ ausgreifenden Eroberungen und Wanderungen haben die Vorstellung von einem Zeitalter der „Völkerwanderung" ge­ schaffen. Die Oder aufwärts gelangten die einen bis nach Mähren, andere über die Ostsee hinweg längs Düna und Dnjepr nach West- und Südrußland. Dort sind die Wandalen die Führer, hier die Goten, deren Herrschaft sich schließlich von der Ostsee bis ans Schwarze Meer erstreckte, für die Römer im 3. Jahrhundert die gefährlichste Nachbarschaft zu Lande und zu Wasser. Die Zertrümmerung dieses Reiches durch die aus der Mongolei kommenden Hunnen (375 n. Chr.) hat Teile des Gotenvolkes auf die nördliche Balkanhalbinsel geworfen (Ansiedlung im Jahr 382 in Nordbulgarien). Eine Schar von diesen, die Westgoten unter Alarich, gab 402 diesen Wohnsitz

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aus, suchte Festsetzung in Italien (410 Einnahme Roms, Tod Marichs in Kalabrien) und sand sie schließlich in Südfrankreich (Toulouse), von wo aus sie ihre Herrschaft nordwärts bis zur Loire, südlich über Spanien ausdehnten (Westgotisches König­ reich, Blüte unter König Eurich 460—484). Ihnen waren die Wandalen vorausgegangen, die seit 406 durch Süddeutschland Und Frankreich nach Spanien gelangt, 429 aber unter Genserich vor den Goten nach Nordafrika auswichen und hier für hundert Jahre ihr Reich aufrichteten (533 Zerstörung durch den römischen Feldherrn Belisar). Noch kürzeren Bestand hatte die bedeutendste dieser Wandergründungen, das Reich, das der König der Ostgoten, Theoderich der Große, vom Balkan ausgehend, in Italien 489—493 schuf. Es wurde nach dem Tode seines Gründers (526) von den Feldherren Justinians, Belisar und Narses, in hartem Kampf zerstört (536—553). Dauernde Bedeutung erlangte von allen diesen Gründungen neben der westgotischen nur die jüngste, das Reich der Lango­ barden (Langschilde?), eines Volkes von der untern Elbe (Bardengau, Bardowiek), das nach zeitweiligem Sitz in Ungarn im Jahre 568 in Oberitalien einfiel, hier ein Königreich gründete und mit der Zeit den größten Teil Italiens gewann (Hauptstadt Pavia). Ein anderes dieser Ostvölker hat in Geschichte und Dichtung sich verewigt, die Burgunder. Man findet sie um 430 am Mittelrhein und Main herrschend, wo ihr Königreich 436 von den Hunnen zerstört wurde (Nachklang im Nibelungen­ lied). 443 in Savoyen angesiedelt, gründeten sie durch Unter­ werfung der Nachbarschaft bis zur Aare, dem Jura und der Cöte d'Or das Königreich, an das die Namen des burgundischen Reiches im Mittelalter und der französischen Landschaft Bourgogne bis heute erinnern. Die Völker der westlichen Gruppe, zwischen Elbe, Saale, Rhein und Donau, die den Stoff für die deutsche Nation abgeben, sind nicht gewandert, sie haben sich unter Behauptung ihrer früheren Wohnsitze ausgebreitet. Von ihnen hat die

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deutsche Geschichte auszugehen. Durch Unterwerfung oder Bündnisse erwuchsen hier aus den zahlreichen kleinen Einheiten der früheren Zeit bis etwa 250 n. Chr. die sechs Stämme der Schwaben, Franken, Sachsen, Thüringer, Baiem und Friesen. Am frühesten treten hervor die Schwaben, Sueben oder Ale­ mannen, die von ihren Wohnsitzen am mittleren und untern Main ausgehend seit der Mitte des 3. Jahrhunderts den Limes überrennen, zunächst das Land bis zur Donau und dem Schwarzwald einnehmen und in der Folge (5. und 6. Jahrhundert) bis an die Vogesen und den Kamm der Hochalpen sich ausbreiten. Neben ihnen erscheinen seit der Mitte des 3. Jahrhunderts die Franken, die die kleinen Völker zwischen Niederrhein und Ems zusammenfassen: Ampsivarier, Hamaven, Hattvarier, Ripvarier und Salier. Im Herzen Deutsch­ lands, zwischen Harz und Main, siedelten die Thüringer, nördlich von ihnen die Sachsen, die aus ihrem Ursitz in Holstein vordringend alle Völker von der Elbe bis nahe an den Rhein unterwarfen und aufsogen. Ein fünfter Stamm, die Nachkommen der Markomannen, die sich unter Marbod zur Zeit des Tiberius vom Oberrhein in das Land der keltischen Bojer (Böhmen) zurückgezogen und deren Namen (Bojovarier) angenommen hatten, sind von hier, vielleicht zusammen mit Splittern anderer Stämme, erst am Ende des 5. Jahrhunderts in das Gebiet zwischen Böhmerwald, Alpen, Donau und Lech über­ gesiedelt, dem sie nun ihren Namen Bajuvarien — Baiern gaben. Geringe Bedeutung kommt den Friesen an der Küste der Nordsee zu, die ihren Wohnsitz nicht verändert haben.

Unter allen waren es die Franken, denen die Zukunft gehörte, und im besonderen der Zweig der Salier, deren Name nicht sicher erklärt werden kann. Sie hatten schon 358 ihre Ansiedlung auf römischem Boden in Toxandrien (Nordbrabant) erzwungen und breiteten sich von da aus unter Königen aus dem Hause der Merowinger im Laufe von hundert Jahren bis an die Somme aus (Hauptstadt Tournai), während die anderen Teile des fränkischen Stammes (Ripvarier) seit 455 das linke Rheinufer und das Moselgebiet bis zur heutigen deutschen Sprachgrenze in Besitz nahmen. Dem Salierkönig Chlod­ wig I. (486—511) gelang mit der Vereinigung aller Franken die Eroberung der Reste römischer Herrschaft in Gallien (Reich des Syagrius bei Soissons) nördlich der Loire, sodann

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des westgotischen Reiches zwischen Loire und Garonne (sieg­ reiche Schlacht bei Vougl6 507) und nach schwer errungenem Siege (496?) die Unterwerfung der Alemannen zwischen Main und Donau. Durch Annahme des katholischen Christentums im Gegensatz zu allen andern Germanen, die dem arianischen Bekenntnis huldigten, erleichterte Chlodwig die Verschmelzung der Franken mit der römischen Bevölkerung und gab damit seinem Reich von Anfang an eine Festigkeit, die anderen Gründungen fehlte. Seine Söhne erweiterten die Grenzen durch Eroberung des Reiches der Burgunder (532), Unterwerfung dec Thüringer (531) und Baiern. Aus der Erbschaft des untergehenden ostgotischen Reiches in Italien fielen ihnen 538 die alemannischen Gebiete zwischen Donau und Hochalpen und die bis dahin römisch gebliebene Provence zu, 567 endlich wurde von den spanischen Westgoten auch das Land der Basken (Wasconia, Gascogne) zwischen Garonne und Pyrenäen abgetreten. Während das so weitausgedehnte Reich nach 561 infolge des Grundsatzes der Erbteilung in langdauernde Bürger­ kriege zwischen den verschiedenen Linien des Königshauses und dadurch in die Gefahr des Zerfalles geriet, Thüringen, Baiern, Schwaben und Aquitanien (zwischen Loire und Garonne) unter Herzögen sich unabhängig machten, ging die wirkliche Regierung vom König auf den vornehmsten Hof­ beamten, den Majordomus (Hausmeier) über. Die Einheit wurde erst wieder hecgestellt, als dieses Amt in den erblichen Besitz der Arnulsinger oder Pipiniden, gewöhnlich nach ihren größten Vertretern Karolinger genannt (Nachkommen Pipins I. t 640, und des Bischofs Arnulf von Metz f 641), übergegangen war (Sieg Pipins II. bei Testri 687 über den Rivalen Berthar). Pipin II. (der Mittlere) unterdrückte das Herzogtum bei den Thüringern. Sein Sohn Karl Martell (714—41), der das Amt des Vaters unter schweren Kämpfen behauptete, nötigte Schwaben und Baiern zur Botmäßigkeit

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und rettete mit dem Fortbestand des Reiches zugleich die Zu­ kunft der abendländischen Kultur, indem er die von Spanien her vorgedrungenen Araber 732 zwischen Tours und Poitiers zurückschlug und sie aus der schon eroberten Provence fast ganz vertrieb. Das Werk Karls führte sein Sohn Pipin III. (der Kleine) fort, beseitigte in Schwaben nach einem Aufstand (744) das Herzogtum, zwang den Baiernherzog Tassilo zur Vasallen­ huldigung, trieb die Araber vollends über die Pyrenäen zurück und unterwarf Aquitanien in acht harten Feldzügen (760—767). Den tatsächlichen Verhältnissen entsprach es, daß der Haus­ meier 752 in Soissons zum König erhoben wurde, nachdem der letzte Merowinger, Childerich III., ins Kloster gesteckt war. Von größter Bedeutung war die Neuordnung der kirch­ lichen Verhältnisse, die sich unter Karl und Pipin durch die Wirksamkeit angelsächsischer Missionare vollzog. An ihrer Spitze stand seit 719 Winfried-Bonifatius. Ihm gelang zuerst die Bekehrung der noch heidnischen Hessen und Thüringer (Gründung von Bistümern, Kloster Fulda), dann die Säube­ rung und Wiederherstellung der völlig verwilderten und ver­ fallenen Kirchen im ganzen Reich, die er seit 742 im staatlichen Auftrag durchführte. Entscheidend für die Zukunft war dabei, daß er sich als Werkzeug Roms betrachtete, wo er Weihe und Auftrag erhalten hatte. Auf seinen Glauben, daß der Bischof von Rom als Erbe der Vollmacht des Apostels Petrus in allen kirchlichen und Gewissensfragen die höchste Autorität sei, verpflichtete er auch die fränkische Geistlichkeit. Damit wurde er der Begründer der geistlichen Herrschaft, die das Papsttum über Kirche und Volk im fränkischen Reich wie später in Deutschland ausgeübt hat. Er wurde auf einer Missions­ reise bei den Friesen 754 erschlagen. Die enge kirchliche Verbindung mit Rom hatte schon bei der Erhebung Pipins zum König auf den Staat eingewirkt: uns das Urteil des Papstes Zacharias entschlossen sich die Franken, das alte Königshaus zu verlassen. Bald traten größere und Haller, Bon den Karolingern zu den Staufern.

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dauernde Wirkungen des römisch-kirchlichen Einflusses ein. Papst Stefan II., von den Langobarden mit Unterwerfung bedroht, von Konstantinopel im Stiche gelassen, hatte sich hilfesuchend zu den Franken begeben und ein Versprechen des Schutzes der römischen Interessen erhalten. In zwei Feldzügen (754 und 756) erfüllte Pipin die Zusage, zwang die Langobarden zur Anerkennung der fränkischen Oberhoheit und Herausgabe der eroberten römischen Gebiete und schenkte diese dem hl. Petrus (Anfang des Kirchenstaats). Als Patritius der Römer und Oberherr der Langobarden übte seitdem der König der Franken die Schutzherrschaft über Italien aus und verbürgte die Grenzen zwischen beiden. Die fränkische Großmacht war damit geschaffen. Was Karl Martell und Pipin begonnen, fand die glän­ zendste Vollendung durch Karl I. den Großen (768—814). Er erweiterte das Reich nach allen Seiten. Den spanischen Arabern entriß er, nach einem ersten verunglückten Feldzug (Niederlage im Pyrenäenpaß von Roncesvaux 778, Kern des Rolandsliedes), seit 793 ganz Katalonien bis jenseits des Ebro. Das langobardische Reich unterwarf er 774, als ein neuer Angriff auf Rom ihn zum Einschreiten veranlaßte, und machte sich selbst dort zum König. Das Herzogtum in Baiern, dessen Träger Tassilo feindselige Politik getrieben hatte, beseitigte er 788, vernichtete in langem, schwerem Kriege (791—805) das Reich der Avaren an der mittleren Donau und schob die fränkische Grenze bis an die Theiß vor. Seine größte Tat aber war die Unterwerfung der Sachsen in einem Kriege, der sich mit wiederholten Unterbrechungen und unter mancherlei Rückschlägen über dreißig Jahre hinzog (772—804). Die Unterwerfung bedeutete zugleich den Zwang zur Annahme des Christentums und die kirchliche Organisation des Landes. Auch die slawischen Grenznachbarn im Osten (Wenden) er­ kannten die fränkische Oberhoheit an. Karls Ansehen erfuhr eine Erhöhung durch den Kaisertitel, der ihm zu Weihnachten

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800 von den Römern unter Führung des Papstes Leo III. übertragen und nach langen Schwierigkeiten von Konstantinopel (812) anerkannt wurde. Als gleichberechtigte Weltmacht stand der fränkisch-römische König-Kaiser neben dem griechischen Kaiser und dem arabischen Chalifen, mit dem ihn ein Freund­ schaftsvertrag verband. Gleichen Schritt mit seinen politischen Erfolgen hielten Karls Verdienste um die Kultur. Aus den Nachbarländern, die von altrömischer Bildung mehr bewahrt hatten, — Spanien, Italien, England — zog er die ersten Gelehrten in sein Reich, an ihrer Spitze Alkwin aus Dork. Durch Gründung von Schulen am Hofe, an Domkirchen und in Klöstern wurde der herrschenden Unwissenheit ein Ende gemacht und den folgenden Jahrhunderten die Kenntnis der lateinischen Literatur ver­ mittelt. Besondere Sorgfalt widmete Karl der Kirche und Geistlichkeit: Bischöfe und Äbte sollten Lehrer und Erzieher des Volkes sein, wie sie die Stützen und Werkzeuge der Staats­ regierung waren. Damit schuf er die Grundlagen für Bildung und Gesittung des Mittelalters. Auch die staatlichen Einrichtungen des fränkischen Reiches sind auf die Folgezeit übergegangen, insbesondere beruht auf ihnen die älteste deutsche Verfassung. Der König ist das Haupt und der Führer einer Aristokratie von Groß­ grundbesitzern, mit deren Rat und Zustimmung er regiert, die ihm durch Huldigung als Vasallen zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind und die Ämter des Staates, Grafschaften und Markgrafschaften, als königliche Lehen verwalten. Ihre ritter­ lichen Vasallen, die sie entsprechend der Größe ihres Lehens­ besitzes zu stellen haben, bilden neben den eigenen Rittern des Königs das Reichsheer. Gegenüber dieser erblichen Aristo­ kratie hat die Krone ein doppeltes Gegengewicht in ihrem eigenen Grundbesitz, der die finanzielle Grundlage ihrer Macht bildet — der König ist der reichste der Grundherren — und in der Verfügung über Bistümer und Klöster. In der Hand 2*

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eines durch Geist und Willen überlegenen Herrschers genügten diese Machtmittel, klug verwaltet und sparsam verwendet, damit der König Herr über die stets zur Aufsässigkeit neigenden Großen blieb. Karls Sohn und Nachfolger, Ludwig L, der Fromme (814—840), besaß nicht die erforderlichen Eigenschaften. Seine Unzulänglichkeit im Verein mit dem Grundsatz der Erbteilung im Königshaus stürzten das Reich schon bei seinen Lebzeiten (seit 829) in immer neue Bürgerkriege, in denen um die Anteile seiner Söhne Lothar, Pipin, Ludwig und des nach­ geborenen Karl (des Kahlen, Sohnes der Welfin Judith) gekämpft wurde, die Parteien mehrfach wechselten und der alte Kaiser vorübergehend abgesetzt wurde. Nach Ludwigs Tode (840) führte der Krieg der Söhne — Ludwig und Karl gegen Lothar, der bei Fontenoy (841) entscheidend geschlagen wurde — durch das vermittelnde Eingreifen der Großen zur Teilung der Erbschaft im Vertrage von Verdun (843). Lothar erhielt Italien mit der Kaiserwürde und ein Gebiet, das im Osten durch den Rhein und die Aare, im Westen durch eine Linie ungefähr entlang Schelde, Maas, Argonnen, Saone und Rhone begrenzt wurde; Ludwig (der Deutsche) bekam alles Land östlich, Karl alles westlich von Lothars Anteil. Pipin war früher gestorben. Der Vertrag sollte das Reich nicht trennen, nur seine Regierung friedlich teilen und dadurch die Einheit des Ganzen befestigen. Er ist der erste einer Reihe ähnlicher Verträge, die durch das Aussterben der Nachkommen Lothars bedingt waren. Dessen Anteil nördlich der Alpen (Lotharingien) wurde nach dem Tode Lothars II. zwischen Ludwig und Karl geteilt, so daß Maas und Mosel die Grenze bildeten (Vertrag von Meerssen 870). Zehn Jahre später wurde das rückgängig gemacht und ganz Lotharingien den Söhnen Ludwigs des Deutschen überlassen (Vertrag von Ribömont). In Italien hatte seit 844 Kaiser Ludwig II., Lothars I. ältester Sohn, schwere Kämpfe gegen die Araber zu bestehen, die seit 827 auf Sizilien Fuß gefaßt hatten, das Meer beherrschten und die Küsten der Halbinsel plünderten (Überfall auf Rom 846). Nach seinem Tode (875) er­ reichte Karl der Kahle zwar die Kaiserkrönung in Rom und die

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langobardische Königskrönung in Pavia, konnte aber, von den Großen seines Reiches im Stich gelassen, sich nicht behaupten und starb 877 auf dem Rückzug. An seiner Stelle wurde der jüngste Sohn Ludwigs des Deutschen, Karl III. (der „Dicke" ist ein viel späterer Zuname), 879 zum König der Langobarden, 881 zum Kaiser gekrönt.

Inzwischen war der Westen in zunehmendem Maße den Einfällen der Normannen (Dänen) ausgesetzt, die seit 834 zuerst die Küsten plünderten, dann die Flüsse hinausfuhren und bis tief ins Binnenland ihre Raubzüge und Verwüstungen ausdehnten. Das bewog 885 die westfränkischen Großen, Karl III., der durch den Tod zweier Brüder, Karlmann und Ludwig, alleiniger Herrscher im Reich seines Vaters geworden war, auch zu ihrem König zu erheben, um dem Feinde die geeinte Macht des ganzen Reiches entgegenzustellen. Aber Karl war schwer erkrankt und enttäuschte völlig. Auch im Ostreich erhob sich gegen den Regierungsunfähigen eine Ver­ schwörung, die seinen Neffen Arnulf, den Sohn Karlmanns, bisher Markgrafen in Kärnten, als König aufstellte (Ende 887). Karl dankte ab und starb am 13. Januar 888. Dies war das Zeichen zur Auflösung des Reiches. Der Aristokratie, die früher in ähnlichen Lagen die Einheit verteidigt hatte, war bei der großen Ausdehnung des Reiches Gefühl und Bedürfnis des Zusammenhanges verlorengegangen. Mit dem eigenen Lande verwachsen, zum Landesadel geworden, zog sie die Interessen der Provinz denen des Gesamtteiches vor, die einzelnen Länder gingen ihre eigenen Wege. Schon 879 hatte in der Provence ein Verwandter des Königs­ hauses, Boso von Vienne, sich zum König gemacht. 888 tat der Welfe Rudolf im Gebiet zwischen Jura, Aare und Hochalpen das Gleiche (Königreich Burgund). In Italien erzwang der Markgraf Wido von Spoleto 891 seine Krönung zum römischen Kaiser. Erst nach seinem Tode (894) konnte Arnulf nach Eroberung Roms (Anfang 896) sich zum Kaiser machen, wurde aber vom Schlagfluß gelähmt, ehe er den Sohn Widos, Lambert, ganz überwunden hatte. Nach seinem Abzug und dem Tode Lamberts (898) wurden Italien und Rom zum Gegenstand des Kampfes zwischen dem Markgrafen Berengar

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von Friaul und Ludwig von der Provence, wobei Berengar schließlich den Sieg davontrug und 915 zum Kaiser gekrönt wurde.

Für Deutschland hatte Arnulf durch den Sieg bei Löwen die Normannengefahr gebannt. Nach seinem frühen Tode (899) ging die Krone auf feinen unmündigen Sohn Ludwig IV. das Kind (900—911) über, für den Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz die Regierung führten, während unter den weltlichen Großen Konrad aus dem Hause der Konradiner, an der unteren Lahn und am Main begütert, die Führung gewann. Als dieser nach Ludwigs Tode unter Übergehung der westfränkischen Karolinger zum König erhoben wurde, war auch für Deutschland die Trennung vom Gesamtreich Tatsache geworden.

2. Deutsches Königtum und römisches Kaisertum 911—1056 Unter den Ländern, die sich aus dem fränkischen Reich gelöst hatten, war das deutsche von Natur das ärmste und in der Kultur am weitesten zurückgeblieben. An Fruchtbarkeit des Bodens konnte es mit Frankreich oder Italien nicht wetteifern, an der Kultur des Altertums hatte nur der Westen und Süden Anteil gehabt. Hier war, soweit die Herrschaft Roms gereicht hatte, ihre Nachwirkung auch stark. Vieles hatte die Ein­ wanderung der deutschen Stämme zerstört, doch war genug erhalten geblieben und der Zusammenhang mit den Zuständen der Römerzeit nicht unterbrochen. Diesseits von Rhein, Limes und Donau hatten die Einwanderer von den gallo-römischen Vorbewohnern, die sie aufsogen und germanisierten, die Formen der Wirtschaft, Feldbau, Gartenbau und Weinbau, gelernt, auch ihrer Siedlungsweife — Herrenhöfe mit abhängigen Bauerndörfern, Burgen und sogar Städte — sich angepaßt. Neben den großen Naturwegen des Rheins und der Donau sorgten die erhaltenen Römerstraßen für bequemen Verkehr. In

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Rheinfranken, Elsaß, Schwaben und Baiern stand man überall auf den Fundamenten römischer Kultur. Darum galt insbe­ sondere das Rheinland noch im 12. Jahrhundert für den wert­ vollsten Teil des Reiches. Ein anderes Bild bot sich aber, sobald man die einstige Grenze des römischen Reiches überschritt. Hessen, Thüringen, Sachsen hatten den Einfluß Roms nie erfahren, hier hatten erst die Franken — einwandernde Herrengeschlechter, vor allem aber Kirchen und Klöster — römische Formen des Wohnens, Bauens und Wirtschaftens eingeführt und den Unterschied gegenüber den ehedem römischen Ländern auszugleichen be­ gonnen. Noch trennte ein großer Abstand diese vom romfreien Deutschland, wo die Kunststraßen spärlich, Wald und Sumpf ausgedehnt, die Bevölkerung weniger dicht und städ­ tische Siedlung unbekannt waren. Die Borstellung, Deutsch­ land habe während des Mittelalters im Zustand reiner Natural­ wirtschaft gelebt, ist zwar schon für die Anfänge falsch, Geld muß schon damals in ziemlicher Menge in Umlauf ge­ wesen sein, wie die Münzfunde beweisen. Aber für das Land jenseits der ehemaligen Römergrenze, also für den größeren Teil des Reiches, und für das 10. Jahrhundert mag sie im ganzen zutreffen. Auch die geographische Weltlage Deutschlands war nicht günstig; es lag gleichsam am Rande der Zivilisation. An seiner Ostgrenze begann die Wildnis der slawischen Völker, meist Wenden (Vinidi) genannt, die nach dem Abwandern der Ost­ germanen in die verlassenen Länder zwischen Elbe und Weichsel und jenseits des Böhmerwaldes eingerückt waren und sich dem Main entlang ins Thüringerland vorschoben, zahlreiche, meist kleine Völker, die bald mit besonderen Namen belegt, bald zu größeren Gruppen zusammengefaßt werden: Obotriten und Liutizen an der untern Elbe, Sorben zwischen Saale und Elbe, Tschechen in Böhmen und Mähren, Pommern an der Küste

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Karte L

Der Rejchskexn «ms her karylinyischen Erbschaft um 900.

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Karte 2.

Das Reich in seiner Höchstausdehnung um 1250.

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und Oder, Polen an der Weichsel. Deutschland war zudem ein reines Binnenland, am Seeverkehr nicht beteiligt, da seinen Nordseehäsen Bremen und Hamburg der Gegenspieler fehlte. Die einzige Welthandelsstraße der Zeit, die von Ostasien und Indien über Vorderasien, Konstantinopel und Venedig nach Oberitalien und von hier über die Alpen führte, streifte Deutsch' land nur mit einem Nebenzug über den Brenner, Septimer oder Splügen an den Rhein, während der Hauptverkehr über die westlichen Alpenpässe (St. Bernhard, Simplon, Mont Cenis) nach Frankreich ging. Und doch hat dieses ärmere, weniger entwickelte Land schon bald die staatliche Führung des Abendlandes ergriffen und durch zweieinhalb Jahrhunderte behauptet, ein beredtes Zeug­ nis dafür, daß nicht die natürlichen Verhältnisse den Lauf der Geschichte bestimmen, sondem die Kraft und der Wille des Menschen, der sie überwindet oder sich ihrer bedient. Wie so oft, hat auch hier das stärkere Volk über die Ungunst der Natur gesiegt und den bevorzugten Nachbarn den Vorsprung abgewonnen. Als Konrad I. (911—918), den man als den ersten deut­ schen König anzusehen hat, die Regierung antrat, war die politische Lage des Reiches nach außen und innen wenig aus­ sichtsvoll. Die wertvollste Landschaft war ihm verloren ge­ gangen: Lotharingien*), bas Land westlich des Rheines, hatte den neuen König abgelehnt und, an der alten Dynastie, deren Stammland es war, festhaltend, sich dem westfränkischen, karolingischen Herrscher unterworfen. Zugleich drohte von Osten beständige Gefahr. Die Ungarn (Magyaren), ein den Hunnen verwandtes mongolisches Reitervolk, hatte sich seit etwa 890 im ehemaligen Lande der Awaren an der Theiß niedergelassen x) Der Name ist abgeleitet von Lothar II. (855—869), mit dem der älteste Zweig der Karolinger ausstarb. Er haftet bis heute an einem kleinen Teil (Lothrin­ gen), während er ursprünglich und noch bis ins 13. Jahrhundert das ganze Land in den Grenzen von 843, vom Meer bis zur Saonemündung, aber ohne das Elsaß, umfaßte.

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und unternahm von dort Streifzüge durch Deutschland, über den Rhein und die Alpen hinweg, alles plündernd und ver­ wüstend. Gegenüber diesen schnellen Reiterscharen und sicheren Bogenschützen war die deutsche Verteidigung machtlos. Ein baierisches Heer war von ihnen 907 vernichtend geschlagen, ein großes Aufgebot aus ganz Süddeutschland 910 bei Augsburg zersprengt worden. Zu der äußeren Gefahr kam die drohende Auflösung im Inneren. Im Kampf gegen die Nachbarn, Dänen im Norden, Böhmen und Ungarn im Osten, hatten die Markgrafen ihre Macht über das Hinterland ihrer Bezirke ausgedehnt und sich zu Herzögen der gesamten Stammesgebiete aufgeworfen. In Baiern und Sachsen war ein Stammesherzogtum ent­ standen, das die volle königliche Gewalt, Verfügung über das Königsgut, Bistümer und Abteien, in Anspruch nahm. Der Herzog von Sachsen hatte sich überdies die Herrschaft in Thü­ ringen angeeignet. Auch in Schwaben strebten die Markgrafen von Rätien an der Grenze gegen Italien nach dem Herzogtum. Schließlich hatte der spätere König Konrad selbst an Mittelrhein, Lahn und Main eine ähnliche Stellung erlangt mit dem Titel eines Herzogs der Franken. Die Fortdauer dieses Zustands mußte das Königtum aller Macht berauben und konnte schließ­ lich zur Auflösung des Reiches führen. Konrad I. hat vergebens dagegen angekämpft. Die Unterstützung der Bischöfe, die er dabei fand (eine Synode zu Hohen-Altheim bei Nördlingen 916 verfluchte jeden Empörer), reichte nicht aus, die Herzöge zu unterwerfen. Auch gegen die Ungarn fehlte ihm bleibender Erfolg. Als er 918 starb, soll er selbst den Rat gegeben haben, seinen stärksten Gegner, Herzog Heinrich von Sachsen-Thüringen aus dem alten und mächtigen Hause der Brunonen, auf den Thron zu erheben. So geschah es. Im Mai 919 wurde Heinrich I. (919—936) in Fritzlar von Franken und Sachsen zum König gewählt. Der Preis war die Anerkennung der Konradiner in ihrer erworbenen

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Machtstellung: des verstorbenen Königs Bruder Eberhard blieb Herzog der Franken. Die Bischöfe scheinen der Wahl wider­ strebt zu haben; Heinrich hat niemals die kirchliche Salbung und Krönung empfangen, was ihm den Beinamen „Schwert ohne Griff" verschafftes. Aber auch Schwaben und Baiern erkannten ihn zunächst nicht an, die Baiern wählten sogar ihren Herzog Arnulf zum Gegenkönig. Heinrich gelang es erst nach zwei Jahren, in siegreichen Feldzügen diese Widerstände zu überwinden, aber nur, indem er den Herzögen die Verfügung über die Kirchen ihres Landes abtrat. Auch in Lotharingien, das sich 923 vom westfränkischen Königtum losgesagt hatte, erlangte er die Anerkennung seiner Oberhoheit (925), indem er dem Herzog Giselbert die Regierung überließ und ihn nur durch die Hand seiner Tochter Gerberga an sich zu fesseln suchte. Zu dem Erwerb Lotharingiens, der den alten Umfang des ostfränkischen, nunmehr deutschen Reiches wiederherstellte*2), kamen weitere auswärtige Erfolge, die Heinrichs Königtum Glanz verliehen. Es gelang ihm, die ungarische Gefahr zu bannen, indem er zunächst während neun Jahren (924—32) den Frieden durch Tribute erkaufte. Diese Zeit benutzte er, um Sachsen und Thüringen durch Anlage von Burgen (nicht Städten!) zu sichern3), die der Landbevölkerung mit ihrer Habe bei einem feindlichen Einfall als Zuflucht dienten, und gleich­ zeitig zahlreiche Ritter anzuwerben und auszubilden, die mit Landbesitz ausgestattet wurden (Einführung des fränkischen Rittertums und Rittergutes in Sachsen). Die Maßregeln be­ währten sich trefflich, als im Winter 932/33 die Ungarn wieder in Thüringen und Sachsen erschienen. Durch Hunger und Die Angabe Widukinds von Korvei (um 970), er habe sich der Salbung für nicht würdig erklärt, ist eine schlechte Ausrede, um den Mangel zu verdecken. 2) Der Name regnum teutonicum findet sich zum erstenmal in den Salzburger Annalen zum Jahr 919/920. 3) Die Legende von Heinrich dem „Städtegründer" rührt aus falscher Über­ setzung des Wortes urbs (bei Widukind von Korvei) her, das in dieser Zeit „Burg", nicht „Stadt" bedeutet.

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Kälte zur Umkehr genötigt, wurden sie auf dem Rückzug von Heinrichs Rittern am 15. März bei „Riade“ (heute die Rieth, eine Ebene an der Unstrut mit dem Orte Ritteburg) zersprengt. Als Vorübung für diesen Krieg hatten wiederholte Kämpfe gegen die Slawen gedient, die 929 in dem Siege bei Lenzen und einem erfolgreichen Feldzug nach Böhmen gipfelten, mit dem Ergebnis, daß alle slawischen Völker bis zur Oder die Oberhoheit des deutschen Königs wieder wie unter Karl d. Gr. anerkannten. Der größte von Heinrichs Erfolgen in den Augen der Zeitgenossen, weit über Deutschland hinaus, war sein Sieg über die für unbesiegbar gehaltenen Dänen (934), deren König sich ihm gleichfalls unterwarf und die Anlage einer deutschen Mark zwischen Eider und Schlei dulden mußte. Ein befestigtes und gestärktes Königtum hinterließ Heinrich seinem Sohne Otto I. (936—973). Von Anfang an im ganzen Reich anerkannt, wurde Otto sogleich in feierlichen Formen zu Aachen auf den Thron Karls des Großen erhoben und von den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier geweiht und ge­ krönt. Gleichwohl waren die Anfänge des 24jährigen Königs bald schwierig. Thangmar, sein älterer Halbbruder aus kirch­ lich nicht anerkannter Ehe, empörte sich, Herzog Eberhard von Franken, in seiner Unabhängigkeit beschränkt, und Erz­ bischof Friedrich von Mainz, in altem Streit mit dem säch­ sischen Herzogshaus um kirchliche Gerechtsame in Thüringen, schlossen sich an, in Baiern verweigerten die Söhne des 937 gestorbenen Herzogs dem König die Huldigung. Otto wurde des Aufstands rasch Herr, da Thangmar fiel und in Baiern ein Bruder des letzte:: Herzogs, Berthold, an Stelle seiner Neffen die Herzogswürde übernahm. Aber schon 939 brach ein zweiter Auf st and aus, gefährlicher als der erste. Eberhard von. Franken und Friedrich von Mainz erhoben sich aufs neue, Giselbert von Lothringen machte gemeinsame Sache mit ihnen.

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und Heinrich, des Königs jüngerer Bruder, ließ sich an die Spitze der Empörung stellen mit dem Anspruch auf die Königswürde, auf die er besseres Recht zu haben glaubte, weil er nach der Erhebung des Vaters auf den Thron geboren war. Aber das Kriegsglück war wieder auf Ottos Seite. Giselbert wurde erst bei Birten (unweit Xanten), dann mit Eberhard zusammen bei Andernach geschlagen: beide Herzöge ertranken auf der Flucht über den Rhein, Heinrich unterwarf sich und erhielt großmütige Verzeihung. Der Karolinger Ludwig TV. von Frankreich, der, um Lotharingien und womöglich die deutsche Krone zu gewinnen, Giselberts Witwe Gerberga, die Schwester Ottos, geheiratet hatte, ins Elsaß eingefallen und schon über den Rhein gegangen war, sah sich zur Umkehr genötigt. Ein deutscher Feldzug bis tief nach Frankreich hinein beendete den Krieg. Mächtiger als zuvor war Otto durch den Sieg über den Aufstand geworden: in Lotharingien setzte er (944) in Konrad dem Roten einen Herzog ein, dem er seine Tochter Liutgard gab, — in Franken war das Herzogtum mit Eberhards Tode erloschen. Die folgenden Jahre brachten weitere Stärkung: 947 konnte Otto beim Tode Bertholds das Herzogtum Baiern seinem Bruder Heinrich, 950 Schwaben seinem Sohne Ludolf geben, so daß nun alle Herzogtümer in Händen des Königs­ hauses waren. Im ganzen Reich verfügte der König über Bistümer und Abteien, deren Vorsteher mehr und mehr die eigentlichen Stützen und Träger der königlichen Regierung wurden. Otto scheint von Anfang an die Einsetzung der Bischöfe und Äbte in Anspruch genommen zu haben. In Baiern überließ Herzog Berthold sie ihm schon 938 bei seiner Einsetzung, für die anderen Herzogtümer ist der Zeitpunkt unklar, doch darf man vermuten, daß es sich bei den wiederholten Aufständen der Herzöge eben um dieses Recht gehandelt haben wird.

Auch nach außen wurden die Verluste, die das Reich in den Jahren des Aufstands erlitten hatte, mehr als ausgeglichen. Die Ungarn, die 937 in Süddeutschland, 938 in Sachsen

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wieder erschienen waren, wurden 942 bei Wels besiegt und seit­ dem der Krieg in ihr Land getragen. Die Wenden jenseits der Elbe wurden unterworfen (940 Einnahme von Brandenburg) und mit der Missionierung des Landes durch deutsche Geistliche der Anfang gemacht (948 Gründung der Bistümer Branden­ burg und Havelberg). Auch die Dänen erkannten aufs neue die deutsche Oberhoheit an und öffneten ihr Land der christlichen Mission. An der Havel hütete Gero, an der Elbe Hermann der Billung als Markgraf die Grenze. Böhmen, das sich los­ gerissen hatte, wurde 947/950 überwunden und als abhängiges Herzogtum unter einem einheimischen Fürsten aus dem Ge­ schlecht der Premyschliden für immer dem Reich einverleibt. Gegenüber Frankreich behauptete Otto eine tatsächliche Ober­ hoheit, indem er zwischen seinen beiden Schwägern, dem König Ludwig IV., dem Gemahl Gerbergas, und dem Führer der Großen, Herzog Hugo von Francien (vermählt mit Ottos Schwester Hedwig), durch wiederholtes bewaffnetes Eingreifen (Feldzüge 946, 949/50) das Gleichgewicht zu erhalten wußte. In Burgund hielt sich Konrad nur durch deutschen Bei­ stand gegen Hugo von der Provence. Als dieser die Krone der Langobarden gewonnen hatte und die Hand nach dem römischen Kaisertum ausstreckte, stellte ihm Otto den Mark­ grafen Berengar von Jvrea entgegen. Als deutscher Vasall und mit deutschen Truppen konnte Berengar den Kampf gegen Hugo und dessen Sohn Lothar aufnehmen (945). Er siegte, da Hugo und Lothar rasch nacheinander starben (947 und 950), und begann nun vom deutschen König sich unabhängig zu machen. Das gab Otto Veranlassung, selbst in Italien einzu­ greifen. Die Befteiung der Witwe Lothars, Adelheid, einer burgundischen Prinzessin, die von Berengar (in Garda?) ge­ fangen gehalten wurde, bildete den äußeren Grund für den Feldzug, der 951, mit den Kräften des ganzen Reiches unter­ nommen, rasch zum Ziel führte. Noch Ende 951 vermählte sich Otto in dec Hauptstadt Pavia mit der aus ihrer Haft ent-

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kommenen Adelheid und machte sich selbst zum König der Langobarden, gab aber diesen Titel wieder auf, als Berengar sich 952 in Augsburg zur Unterwerfung stellte, die Huldigung wiederholte und das Land östlich der Etsch (Verona, Friaul, Istrien) abtrat, das als Mark des deutschen Reiches mit Baiern vereinigt wurde. Als stärkste Macht und Oberherr der Nach­ barn stand der deutsche König da, unter deutscher Führung war das Reich Karls d. Gr. in lockerer Einheit wiedererstanden. Aber der italienische Feldzug hatte im Königshaus Zwie­ tracht gesät. Den Gewinn hatte Herzog Heinrich von Baiern gehabt, im Verein mit der jungen Königin hatte er jetzt den größten Einfluß. Dadurch fühlten sich Ludolf von Schwaben und Konrad von Lothringen zurückgesetzt. Eine Verschwö­ rung bildete sich, an der Friedrich von Mainz teilnahm, und in Mainz wurde Otto zu Ostern 953 gezwungen, der Regierung zugunsten des Sohnes zu entsagen. Als er, nach Sachsen zurückgekehrt, das Geschehene rückgängig zu machen suchte, brach überall im Reich der Aufstand aus. Über seinen Ver­ lauf wissen wir wenig und erkennen nur, daß es neben der Hilfe Heinrichs von Baiern die Treue der Bischöfe war, die dem König nach zwei Jahren den Sieg brachte. Dabei leisteten ihm die wertvollsten Dienste sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln, und sein Sohn Wilhelm, den er 954 nach dem Tode Friedrichs in Mainz einsetzte. Mit der Unterwerfung Baierns, das sich gegen Heinrich empört hatte, endete der Aufstand. Otto begnadigte Sohn und Schwiegersohn, gab ihnen jedoch ihre Herzogtümer nicht zurück. Lothringen verwaltete Erz­ bischof Brun, Schwaben kam an Burchard, einen einheimischen Herrn und Gemahl von Heinrichs von Baiern Tochter Hedwig. Ludolf ist 957 gestorben. Daß Otto das Herzogtum auch jetzt bestehen ließ und sich da­ mit begnügte, seine Träger so eng wie möglich an das Königshaus zu fesseln, daneben aber als Gegengewicht die Macht der Bischöfe zu stärken, entsprach den Bedürfnissen der Zeit. Eine Regierung des weiten Reiches aus einer Hand wäre in den damaligen Verhältnissen

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unmöglich gewesen, eine andere Gliederung außer der nach Stammes­ gebieten hätte der Verschiedenheit der Bevölkerung in Sprache, Recht und Sitte und einer eingelebten Überlieferung widersprochen.

Schlimm hatte der Bürgerkrieg auf die auswärtigen Be­ ziehungen gewirkt. Noch bevor er beendet war, erschienen die Ungarn und durchzogen Deutschland unter furchtbaren Ver­ wüstungen ungehindert bis nach Flandern. Im folgenden Jahr kamen sie wieder, drangen bis an die Iller vor und belagerten Augsburg. Hier wurden sie am 10. August 955 auf dem Lech­ feld von Otto nach heißem Kampf, in dem der ehemalige Herzog Konrad der Rote fiel, vernichtend geschlagen. Es sollte ihr letzter Einfall gewesen sein. Von jetzt an dringt Deutschland gegen sie erobernd vor, was schon bald zur Anlage einer eigenen bairischen Ostmark, des späteren Österreich, führte. Gleichzeitig hatten sich auch die Wenden empört. Sie fielen in Sachsen ein und brachten die Marken in schwere Gefahr, bis der König selbst herbeieilte, sie bis nach Mecklen­ burg verfolgte und sie hier am 16. Oktober 955 an der Recknitz entscheidend schlug. Seitdem machte die deutsche Herrschaft hier rasche Fortschritte. Die Grenze wurde von der Saale an die Elbe und Oder vorgeschoben und das gewonnene Land als Mark eingerichtet (sie ist später geteilt worden in Nordmark, Lausitz und Meißen). Den Abschluß brachte hier (968) die Gründung des Erzbistums Magdeburg mit der Kirchenprovinz jenseits von Elbe und Saale. In Italien hatte König Berengar die Ereignisse benutzt, um die 952 abgetretenen Gebiete wieder einzunehmen und seine Macht auszudehnen, und zwar auf Kosten des Kirchen­ staates. Damit machte er sich den Papst zum Feinde, und zu den Klagen, die schon längst aus dem langobardischen König­ reich an Otto kamen, trat 960 ein Hilferuf Johanns XII. In Rom hatte seit dem Anfang des Jahrhunderts Theophylaktus als Haupt des städtischen Adels die Herrschaft über Kirche und Stadt erlangt. An der Vertreibung der Araber, deren Raubzüge seitdem aufhörten, hatte er neben Kaiser Berengar I. das Hauptverdienst. Haller, Von den Karolingern zu beit Staufern.

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Nach seinem Tode ging seine Herrschaft auf seine Tochter Marozia, Witwe des Herzogs Alberich I. von Spoleto, und von ihr auf beider Sohn Alberich II. über1). Seit 932 regierte er als Fürst und Senator der Römer, auch mit dem Titel Patritius, den einst Pipin und Karl geführt hatten, seine Unabhängigkeit nach allen Seiten wahrend und die Papstwahl beherrschend. Als er 954 starb, erbte sein löjähriger Sohn Oktavian seine weltliche Macht, wurde auch 955 selbst zum Papst (Johann XII.) erhoben, vermochte aber die Politik des Vaters nicht fortzusetzen. Gegenüber der gleichzeitigen Bedrohung durch die Fürsten von Benevent und Salerno (s. u.) und durch Berengar II. blieb ihm nichts übrig, als den deutschen König zu Hilfe zu rufen, wie seine Vorgänger vor 200 Jahren die Franken gerufen hatten. Seine angebliche Sittenverderbnis ist vielleicht nur Anklage der Gegner, jedenfalls nicht erweisbar.

Im August 961 erschien Otto mit starkem Heer in Italien. Berengar, dessen Reich durch innere Kämpfe und wiederholte Einfälle der Ungarn geschwächt war, leistete im Felde keinen Widerstand. Während seine Burgen belagert wurden, zog Otto nach Rom, wurde am 2. Februar 962 vom Papst zum Kaiser gekrönt, bestätigte ihm die Herrschaft in der Stadt und im Kirchenstaat und den Römern das Recht der Papstwahl, alles nach dem Vorbild seiner fränkischen Vorgänger, aber auch mit dem ausdrücklichen Vorbehalt seiner eigenen Ober­ hoheit. Bald jedoch wurde erkennbar, daß Otto wider Er­ warten das langobardische Königreich selbst zu behalten ge­ dachte, auch im Kirchenstaat seine kaiserliche Gewalt geltend machte. Nun fiel Johann XII. von ihm ab, verband sich mit den Gegnern des Kaisers und nahm sogar Beziehungen zu den Ungarn auf. Otto ließ ihn darauf durch eine Synode wegen ungeistlichen Verhaltens absetzen und nahm den Römern einen Eid ab, in Zukunft keinen Papst ohne kaiserliche Zustimmung zu wählen. Das bedeutete, daß der Kaiser die Wahl be­ herrschte. Mittlerweile waren die letzten langobardischen x) Die landläufige Schilderung, als hätten damals verrufene Weiber Stadt und Ktrche regiert (Theodora und Marozia, Mutter und Tochter), beruht nur auf den Klatschereien des unglaubwürdigen Liutprand von Cremona und hat keine geschichtliche Wahrheit.

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Burgen gefallen, Berengar selbst hatte sich ergeben und ist als Gefangener in Bamberg gestorben. Das Königreich war in Ottos Hand. Seine Regierung, wie in Deutschland vornehm­ lich auf die Bischöfe gestützt, hat keine Schwierigkeiten gemacht. Dagegen sträubte sich in Rom eine starke Partei dauernd gegen die deutsche Herrschaft. Gelegenheit dazu bot die Papst­ wahl. Der nach Ottos Willen eingesetzte Papst wurde bald wieder vertrieben, und der Kaiser, der nach Deutschland zurück­ gekehrt war, mußte schon 966 wieder in Rom erscheinen und strenges Gericht halten: die Häupter der Gegenpartei wurden hingerichtet. Bis 972 verweilte Otto diesmal in Italien, um die Beziehungen zu den Staaten Unteritaliens zu regeln. Neben den Resten griechischer Herrschaft in Apulien und Kala­ brien gab es dort die Fürsten von Benevent, Capua und Salerno, Erben des ehemaligen langobardischen Herzogtums Benevent, das nach dem Untergang des Königreichs (774) die fränkische Oberhoheit anerkannt hatte. Diese Fürsten, untereinander in ständiger Fehde lebend, waren damals von Konstantinopel her bedroht, wo man ernstlich an Wiederherstellung der früheren Herrschaft über Unter­ italien dachte. Das bewog sie, die Oberhoheit des deutschen Kaisers wie in fränkischer Zeit anzuerkennen. Zu ihrem Schutz gegen die Griechen griff Otto erfolgreich ein, sein Versuch jedoch, auch die griechischen Küstenstädte in Apulien zu unterwerfen, scheiterte.

Erst nach langen Verhandlungen kam 972 ein Vertrag mit dem griechischen Kaiser zustande, der die Kaiserwürde Ottos und den derzeitigen Besitzstand anerkannte. Unterpfand war die Vermählung der Prinzessin Theophanu mit dem 967 zum Mitkaiser gekrönten Sohn Adelheids, Otto II. Im Besitz dieses Erfolges konnte Otto nach Deutschland zurückkehren. Am 7. Mai 973 ist der Begründer der deutschen Vormacht und des deutsch-römischen Kaisertums in Memleben an der Unstrut gestorben. Im Dom zu Magdeburg, seiner Stiftung, wurde er bestattet. Ottos I. Politik, ist von Neueren oft getadelt worden. Man hat ihm vorgeworfen, er habe dem deutschen Volk zu seinem Schaden die Bahn nach Italien gewiesen, als er die römische Kaiserkrone er­ warb, deren Behauptung, einem romantischen Ideal zu Liebe, die

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Kraft Deutschlands erschöpft und seine Einigung verhindert habe. Dieses Urteil setzt sich darüber hinweg, daß die Kaiserpolitik der deutschen Könige weder damals noch später von Zeitgenossen miß­ billigt oder bekämpft, vielmehr durch dauernde tätige Unterstützung gutgeheißen worden ist. Auch hat die Einheit Deutschlands dadurch am wenigsten gelitten, da gerade das Streben nach dem Kaisertum das einzige war, worin das Volk immer wieder sich vereinte. Auch war das kein romantischer Traum, sondern wohl erwogene und nüch­ tern berechnete Politik der Wirklichkeit. Tie Oberhoheit über Italien und der Besitz der Kaiserwürde waren fränkische Überlieferung, noch von den letzten Karolingern festgehalten. Das deutsche Reich hatte sie geerbt und konnte sie nicht verleugnen, ohne sich selbst herab­ zusetzen. Auch durfte Deutschland die Entstehung einer unabhän­ gigen italienischen Großmacht nicht zulassen, die ihm den einzigen Zugang zur Welthandelsstraße (Venedig) versperrt und mit der Zeit ein Übergewicht über die Nachbarn erlangt haben würde. Tas aber war es, was Berengar II., wie alle italienischen Könige, erstrebte. Als Otto erkannte, daß das Verfahren, das er demgegenüber ebenso wie gegen Frankreich und Burgund zunächst (952) angewandt hatte, auf die Tauer keine Sicherheit bot, entschloß er sich, die Herr­ schaft in Italien, die ihm im Königreich ebenso wie in Rom ange­ tragen war, selbst in die Hand zu nehmen. Vollends unbegründet ist der Vorwurf, wegen der Kaiserkrone seien näherliegende Auf­ gaben, wie die Kolonisierung des Ostens, versäumt worden. Gerade in den Jahren des jungen Kaisertums erzielte die deutsche Macht gegen Wenden und Ungarn die ersten Fortschritte. Wirksame Unter­ stützung bot dabei der Einfluß, den der deutsche König als Kaiser auf den Papst ausüben konnte, von dem die kirchliche Ordnung im eroberten Gebiet (s. die Gründung der Kirchenprovinz Magdeburg) abhing. Römische Kaiserpolitik und ostdeutsche Kolonialpolitik er­ gänzten einander also aufs beste.

Die Politik des Vaters setzte der 18jährige Otto II. fort (973—983). In einen langdauernden Familienkrieg ver­ wickelte ihn der kinderlose Tod des Herzogs Burchard von Schwaben 974. Otto verlieh das Herzogtum seinem Vetter Otto, dem Sohn Ludolfs, die Herzoginwitwe Hedwig und ihr Bruder Heinrich (der Zänker) von Baiern leisteten Widerstand. Erst nach vier Kriegsjahren war der Kaiser Sieger. Heinrich verlor Baiern, das ebenfalls an Otto von Schwaben kam, unter Abtrennung der Alpenlande als Herzogtum Kärnten.

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An den inneren Krieg schloß sich sogleich ein solcher gegen Frankreich (978—980). Der französische König hatte, um Lothringen zu gewinnen, Aachen überfallen, wo der Kaiser sich gerade aufhielt, und diesen beinahe gefangen. Ein deutscher Feldzug (979) bis vor Paris mußte zwar aus Mangel an Nahrung abgebrochen werden, und auf dem Rückzug erlitt die Nachhut mit dem Trosse beim Übergang über die Aisne eine Schlappe, die die Franzosen zu einem großen Siege aufbauschten. Den wirklichen Sieger zeigte der Friede schon 980: Frank­ reich gab seine Pläne auf, und alles blieb, wie es gewesen war. Mittlerweile war des Kaisers Anwesenheit in Italien nötig geworden. Hier waren die Araber von Sizilien aus das Festland übergegangen, hatten Kalabrien eingenommen und drohten mit weiterem Vordringen. Der zunächst betroffene griechische Kaiser tat nichts dagegen. So drängte sich hilfe­ suchend alles um Otto, als dieser 981 in Rom erschien. Nach umfassenden Rüstungen wurde 982 der Krieg gegen die Araber eröffnet. Siegreich drang das vereinigte deutsch-italienische Heer bis tief nach Kalabrien vor, aber unweit Cotrone, beim Vorgebirge le Colonne, erlitt es am 13. Juni eine verlustreiche Niederlage. Eine große Anzahl seiner Führer war tot oder gefangen. Der Kaiser selbst konnte sich nur auf ein griechisches Handelsschiff retten und mußte fürchten, nach Konstantinopel gebracht zu werden, wo man das deutsche Vordringen in Süditalien als feindlichen Angriff empfand. Durch die Schlauheit eines Slawen, der ihn kannte und für einen reichen Kaufmann ausgab, entging er derGefahr und erreichte schwimmend dasUfer. Während die Araber, deren Emir gefallen war, Kalabrien räumten, wollte der Kaiser den Krieg fortsetzen. Er dachte so­ gar, um eine Flotte zu bekommen, an Unterwerfung Venedigs, das formell noch zum griechischen Reich gehörte. Aber mitten in den Vorbereitungen starb er am 7. Dezember 983 in Rom. In St. Peter ist er begraben. Sein Tod brachte eine Gefahr, weil Heinrich, der ehemalige

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Herzog von Baiern, dem bereits zum König gekrönten drei­ jährigen Sohn des Kaisers, Otto III. (983—1002), die Krone zu entreißen versuchte. Dazu erkaufte er die französische Unter­ stützung durch das Versprechen, Lotharingen abzutreten. Seine Pläne durchkreuzte geschickt und tatkräftig Erzbischof Willigis von Mainz, Heinrich entsagte und erhielt Baiern zurück (Herzog Otto war bei le Colonne gefallen). Willigis führte dann auch mit anderen Fürsten unter der Vormundschaft der Kaiserinnen Theophanu (f 991) und Adelheid die Regierung für den un­ mündigen König. Diese schwierigen Anfänge hatten einen Verlust im Nord­ osten gebracht. Noch zu Lebzeiten Ottos II. hatten Dänen und Wenden es sich zunutze gemacht, daß die Grenze wegen des italienischen Krieges entblößt war, hatten Hamburg verbrannt und die neuen Bistümer zerstört. Die erfolgreiche Abwehr brachte der Streit um die Krone ins Stocken, und die vor­ mundschaftliche Regierung hatte nicht die Kraft oder fand nicht den Entschluß, das Verlorene wiederzugewinnen. Die Be­ herrschung des Wendenlandes wurde für lange Zeit aufgegeben die Elbe wurde wieder Grenze und nur die Mark Meißen be­ hauptet.

Als Otto III. mit 15 Jahren für mündig erklärt wurde, wandte er seine Aufmerksamkeit zunächst auf Italien. In Rom hatten, während das Kaisertum aussetzte, heftige Partei­ kämpfe geherrscht, Päpste waren umgebracht, andere gewaltsam erhoben worden, und zum Herrn der Stadt und Patritius hatte sich Crescentius, ein Verwandter Alberichs II., gemacht. Der Papst Johann XV., von ihm verjagt, rief Otto zu Hilfe, und dieser folgte dem Ruf, wie einst sein Großvater. Seine bloße Annäherung genügte, damit Crescentius vertrieben wurde und die Römer, beim Tode Johanns XV., vom König den neuen Papst erbaten. Er schickte ihnen seinen Vetter Brun, einen Enkel Konrads des Roten von Lothringen, der sich

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Gregor V. nannte, der erste deutsche Papst. Im Mai 996 wurde Otto von ihm zum Kaiser gekrönt. Aber sein Kaisertum saß noch nicht fest. Kaum war er heim­ gekehrt, so trat Crescentias wieder auf, verjagte Gregor und setzte einen Gegenpapst ein. Als Otto 998 wieder in Rom erschien, fand er keinen Widerstand. Die Römer lieferten die Häupter der Gegenpartei samt ihrem Gegenpapst aus, nur Crescentias verteidigte sich im Grabmal Kaiser Hadrians, der späteren Engelsburg. Durch Hunger zur Übergabe gezwungen, wurde er mit seinen Genossen hingerichtet, der Gegenpapst schimpflich degradiert und geblendet. Gregor V. konnte seinen Platz wieder einnehmen. Otto ist seit Frühjahr 998 in Italien geblieben, nur einmal ist er noch für ein halbes Jahr nach Deutschland zurückgekommen. Seine Residenz war fortan Rom. Das Ziel des hochbegabten und gut unterrichteten jungen Kaisers läßt sich zusammenfassen in dem Schlagwort „Erneuerung des römischen Reichs". Wenn das Kaisertum der beiden ersten Ottonen, gleich dem der Karolinger, nicht mehr hatte sein wollen als Oberhoheit über die Teile Mittel- und Oberitaliens, die nicht zum langobardischen Königreich gehörten, also Rom und den Kirchenstaat, so faßte Otto III., der Sohn der kaiserlichen Prinzessin aus Konstanti­ nopel, der sich mehr als Grieche und Römer denn als Sachse fühlte, seine Würde als die wiederaufgelebte Römerherrschaft über das Abendland auf1). Rom sollte wieder die wirkliche Hauptstadt des weiten Reiches werden, dorthin verlegte er seinen gewöhnlichen Sitz und den Schwerpunkt seiner Re­ gierung. Zugleich ergab sich der Jüngling einer überschweng­ lichen Frömmigkeit, wie sie damals besonders, in Italien ver­ breitet war, fastete, betete, wallfahrte zu heiligen Einsiedlern, nach Gnesen zum Grabe des von den Preußen erschlagenen r) Der mütterliche Einfluß in der Jugendzeit wird hierfür wichtiger ge­ wesen sein als der des gelehrten Südfranzosen Gerbert von Aurillac, den Otto zuerst zum Erzbischof von Ravenna, dann zum Papst (Silvester II. 999—1003) machte.

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Deutsches Königtum und römisches Kaisertum

Missionars Adalbert von Prag und zum Grabe Karls des Großen in Aachen, und gefiel sich in Ehrentiteln wie „Knecht Jesu Christi" oder „Knecht der Apostel". Die Errichtung selb­ ständiger Kirchenprovinzen in Polen (Gnesen) und Ungarn (Gran) schädigte die deutschen Metropolen Magdeburg und Salzburg, zu deren Missionsgebiet diese Länder bisher gehört hatten, und war dem deutschen Einfluß dort abträglich. Dadurch entfremdete er sich die Deutschen, die sich von ihm zurück­ zogen, während er die Römer nicht gewann. 1001 erhoben sie sich im Aufstand und belagerten ihn in seinem Palast. Durch herbeigeeilte deutsche Truppen befreit, mußte er Rom verlassen. Im Begriff, es mit Gewalt zu erobern, starb er am 24. Januar 1002 in Paterno am Fuße des Sorakte. Kämpfend brachte man seine Leiche nach Deutschland und be­ stattete sie in Aachen. Bei seinem Tode war das bisherige Königshaus nur noch durch Herzog Heinrich von Baiern, den Sohn des Zänkers, vertreten, der denn auch alsbald, obwohl nicht ohne Wider­ stände, zum König gewählt wurde. Heinrich II. (1002—24) war die Regierung dadurch erschwert, daß es ihm an Bluts­ verwandten fehlte, die ihm in der Verwaltung der Herzogs­ ämter hätten dienen können. Seine Schwäger, die Grafen von Luxemburg, auf die er sich zu stützen suchte — dem einen trat er sein eigenes Herzogtum Baiern ab —, erwiesen sich als unzuverlässig. Er hat fast beständig mit Empörungen zu kämpfen gehabt, und es ist ein Beweis seiner großen Klugheit und Geschicklichkeit, daß er sie alle überwand. Nach außen trat er eine schlimme Erbschaft an. In Italien hatte die unbesonnene Politik Ottos III. offenen Aufstand hinterlassen. Im langobardischen Reich konnte der Markgraf Hartwin (Arduin) von Jvrea, ein Verwandter Beren­ gars II., sich sofort zum König machen und weithin Anerken­ nung finden. Heinrich gelangte, als er 1004 im Lande er­ schien, wohl mit Mühe nach Pavia und ließ sich hier krönen,

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begnügte sich aber mit der Anerkennung durch eine Partei, die hauptsächlich durch die Bischöfe gebildet wurde, und ver­ zichtete auf Beseitigung des Gegenkönigs. Erst nach dessen Tode (1015) fand Heinrich allgemeine Anerkennung. In Rom, das seit 1002 sich selbst überlassen war, stritten die Erben des Crescentius mit ihren Verwandten, den Grafen von Tuskulum, um die Herrschaft in Staat und Kirche. Heinrich, von beiden Teilen berbeiaerufen, erschien zu Anfang 1014 und wurde von dem Tuskulaner Benedikt VIII. zum Kaiser ge­ krönt, dessen Familie sich damit den Rückhalt an der deutschen Macht sicherte. Erst 1022 wurde Heinrich wieder zum Eingreifen veranlaßt, diesmal durch das Vorgehen der Griechen in Unteritalien, die den Fürsten von Capua unterworfen hatten und sogar Rom bedrohten. Auf den Ruf des Papstes, der selbst nach Deutschland geeilt war, unternahm der Kaiser einen großangelegten Feldzug nach Unteritalien, der die früheren Verhältnisse wieder herstellte.

Weniger erfolgreich war Heinrich an der Ostgrenze Deutsch­ lands. In Polen, das seit Otto I., wie alle Slawen, unter deutscher Oberhoheit stand und seit kurzem christlich geworden war, machte sich der Herzog Boleslaw der Tapfere unabhängig. Dabei kam ihm zustatten, daß Otto III. unüberlegt genug gewesen war, Polen die kirchliche Unabhängigkeit durch Grün­ dung eines eigenen Erzbistums in Gnesen zuzugestehen. Durch Unterwerfung von Pommern und Preußen hatte Boleslaw ein großes Reich geschaffen und sich auf Kosten Deutschlands Böhmen und die Lausitz angeeignet. Es bestand Gefahr, daß auch die Mark Meißen ihm anheimfiele. Der Kampf gegen diesen Nachbarn zieht sich fast durch Heinrichs ganze Regierung. In wiederholten Feldzügen, die aber alle in der unwegsamen und unwirtlichen Landschaft steckenblieben*), hat der Kaiser wohl Böhmen befreit und Meißen gedeckt, die Herausgabe der x) Vgl. ft. Schünemann, Deutsche Kriegführung im Lsten während des Mittelalters (Deutsches Archiv f. Gesch. d. Mittelalters