Von den Karolingern zu den Staufern: Die altdeutsche Kaiserzeit (900–1250) [5. Aufl. Reprint 2013] 9783111708997, 9783111009964


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German Pages 154 [160] Year 1970

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis und Zeittafel
Kartenverzeichnis
Literaturverzeichnis
1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches
2. Deutsches Königtum und römisches Kaisertum 911—1056
3. Das kirchliche Zeitalter
4. Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums
Register
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Von den Karolingern zu den Staufern: Die altdeutsche Kaiserzeit (900–1250) [5. Aufl. Reprint 2013]
 9783111708997, 9783111009964

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Von den Karolingern zu den Staufern Die altdeutsche Kaiserzeit (900 —1250)

von

Prof. Dr. Dr. Johannes Haller und

Prof. Dr. Heinrich Dannenbauer

Fünfte Auflage mit vier Karten

Sammlung Göschen Band 1065 Walter de Gruyter & Co. · Berlin 1970 vormals G. J. Göschen'sdie Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit 8t Comp.

© Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Archiv.-Nr. 74 20 691. — Satz und Drude: Saladruck, Berlin 36 — Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis und Zeittafel 1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches 58 v. Chr. Vertreibung Ariovists aus dem Elsaß durch Cäsar. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Wald. — 90 n. Chr. ff. Anlage des Limes. — 250 ff. Die Schwaben (Alemannen) überschreiten den Limes. Auftreten der Franken am Niederrhein. — 358 Ansiedlung der salischen Franken in Nordbrabant. — 375 Zerstörung des gotischen Reiches in Südrußland durch die Hunnen. — 382 Ansiedlung der Goten auf der Balkanhalbinsel. — 402 ff. Eroberungszüge der Westgoten. — 407 ff. Wanderung der Wandalen nach Spanien. — 410 Einnahme Roms durch die Goten. Alarich f . — 418 Ansiedlung der W e s t g o t e n in Südfrankreich. — 429 Gründung des Wandalenreichs in Afrika. — 436 Zerstörung des Burgunderreichs am Mittelrhein. — 449 Ansiedlung der Burgunder in Savoyen. — 455 ff. Die Franken erobern das linke Rheinufer und Moselgebiet. — 466—484 Blüte des Westgoten re i chs in Südfrankreich unter K. Eurich. — 486—511 Chlodwig I., Gründer des fränkischen Reiches. — 489—493 Gründung des Ostgotenreichs in Italien durch Theoderich d. Gr. — 500 ff. Einwanderung der Baiern aus Böhmen. — 507 Chlodwig siegt bei Vouglé, erobert das Westgotische Reich bis zur Garonne. — 526 Theoderich d. Gr. f . — 531/532 Eroberung des burgundischen und des thüringischen Reichs durch die Franken. — 533 Zerstörung des W a n dalenreichs durch Beiisar. — 536—553 Zerstörung des Ostgotenreichs durch Beiisar und Narses. — 561—613 Bürgerkriege im fränkischen Reich. — 567 Abtretung der Gascogne durch die Westgoten (in Spanien) an die Franken. — 640 Pipin I. (der Ältere), fränkischer Hausmeier f . — 641 Arnulf, B. von Metz, Stammvater des k aro lin gi sehen Hauses î — 687 Pipin II. (der Mittlere) siegt bei Testri, Hausmeier im ganzen Reich. — 714—741 Karl Martell Hausmeier. — 719 Bonifatius beginnt die Mission bei Hessen und Thüringern. — 732 Karl Martell schlägt die Araber zwischen Tours und Poitiers. — 741—752 Pipin III. (der Kleine) Hausmeier. — 742 Bonifatius beginnt die Reform der fränkischen Kirche. — 744 Einverleibung des Herzogtums Schwaben. — 752—768 Pipin König. — 754 Erster Feldzug Pipins gegen die Langobarden in Italien zum Schutze Roms. — Bonifatius f . — 756 Zweiter Feldzug in Italien. Gründung des Kirchenstaats. — 760—768 Unterwerfung von Aquitanien (südlidi der Loire). — 768—814 Karl der Große. 772—804 Unterwerfung der Sachsen. — 774 Eroberung des langobardisdien Reichs. — 778 Unglücklicher Feldzug nach Spanien. — 788 Absetzung Herzog Tassilos, Einverleibung Bayerns. — 791—805 Zerstörung des Reichs der Avaren. — 793 ff. Eroberung von Katalonien. — 800 Karl wird römischer Kaiser. — 814—840 Ludwig I. der Fromme. — 827 Die Araber setzen sich in Sizilien fest. — 829—843 Bürgerkriege der Könige um die Verteilung des Reichs. — 834 Beginn der Raubzüge der Normannen (Dänen). — 841 Schlacht bei Fontenoy: Kaiser Lothar I. (f 855) von Ludwig dem Deutschen (f 876) und Karl dem Kahlen (f 877) gesdilagen. — 843 Vertrag von Verdun: Teilung des Reichs zwischen Lothar I. r Ludwig dem Deutschen, Karl dem Kahlen. — 844—875 Kaiser Ludwig II. in Italien. —

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel 846 Rom von den Arabern überfallen. — 869 Tod König Lothars II. von Lotharingien. — 870 Vertrag von Meerssen: Lotharingien geteilt zwischen Ludwig und Karl. — 875—877 Karl der Kahle römischer Kaiser. — 879 Karl III. König der Langobarden, 881 römischer Kaiser, vereinigt 885 das ganze Reich. Boso von Vienne König der Provence. — 880 Vertrag von Ribémont. — 887 Karl III. in Deutschland abgesetzt. — 887—899 Arnulf von Kärnten. — 888 Tod Karls III. Zerfall des Reichs. Bildung des Königreichs Burgund. — 890 ff. Festsetzung und Ausbreitung der Ungarn an der Donau. — 891 Wido von Spoleto römischer Kaiser, î 894. — 896 Arnulf römischer Kaiser. — 898 ff. Kampf um Italien zwischen Ludwig von der Provence und Berengar von Friaul. — 900—911 Ludwig IV. das Kind. — 907 Niederlage der Bayern durch die Ungarn. — 910 Sieg der Ungarn bei Augsburg.

2. Deutsches Königtum 911—1056

und römisches

Kaisertum

911—918 Konrad I. Lotharingien wird französisch. — 915 Berengar I. von Italien römischer Kaiser. — 916 Synode in HohenAltheim. — 919—936 Heinrich I. — 919/920 Erstes Vorkommen des Namens regnum íeutonícum. — 923—925 Unterwerfung Lotharingiens. — 924 Waffenstillstand mit den Ungarn. — 929 Schlacht bei Lenzen. Die W e n d e n unterwerfen sich. —• 932—954 Alberich II. Patricius der Römer. — 933 Sieg über die Ungarn in der Rieth. — 934 Dänemark unterwirft sich. — 936—973 Otto I. — 937 Aufstand Thangmars. Empörung und Unterwerfung Bayerns. Die Ungarn in Süddeutschland. — 938 Die Ungarn in Sachsen. — 939/940 Aufstand Heinrichs, Eberhards von Franken, Friedrichs von Mainz und Giselberts von Lothringen im Bunde mit Ludwig von Frankreich. Siege Ottos bei Birten und Andernach und Feldzug nach Frankreich. — 940 Einnahme von Brandenburg. — 942 Die Ungarn bei Wels besiegt. — 944 Konrad der Rote Herzog von Lothringen. — 945 Berengar II. als König von Italien deutscher Vassall. — 946 Feldzug nach Frankreich. — 947—950 Böhmen endgültig unterworfen und dem Reich einverleibt. — 947 Heinrich Herzog von Baiern. — 948 Gründung der Bistümer Brandenburg und Havelberg. — 949, 950 Feldzüge nach Frankreich. — 950 Ludolf Herzog von Schwaben. Vereinigung von Burgund und Provence. — 951 Feldzug gegen Berengar II. Otto König der Langobarden. — 952 Friede zu Augsburg: Berengar als Vasall wieder eingesetzt. — 953 Aufstand Ludolfs und Konrads von Lothringen. Brun von Köln Herzog in Lothringen. — 954 Wilhelm Erzbischof von Mainz. Einfall der Ungarn. — 955 Schlacht auf dem Ledifeld: Ende der ungarischen Gefahr. Oktavian, seit 954 Patricius der Römer, wird Papst Johann XII. — 960 Johann XII. ruft Otto gegen Berengar II. zu Hilfe. — 961—963 Erster Römerzug. — 962 Otto I. Kaiser der Römer. — 966—972 Zweiter Römerzug. Strafgericht in Rom. Huldigung der langobardischen Fürsten in Unteritalien. Feldzug gegen die Griechen. ·— 968 Otto II. Mitkaiser. Gründung des Erzbistums Magdeburg. — 972 Anerkennung Ottos als Kaiser durch die Griechen. — 973—983 Otto II. — 974—978 Kampf um Schwaben und Bayern gegen Heinrich den Zänker. Kärnten Herzogtum. — 978/980 Krieg gegen Frankreich (Uberfall in Aachen 978, Feld-

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel zug bis vor Paris 979, Friede 980). — 981 Otto II. in Rom. — 982 Feìdzug gegen die Araber in Kalabrien. Niederlage bei Cotrone (le Colonne). — 983 Großer Aufstand der Wenden. Otto II. f in Rom. — 983—1002 Otto III. — 983—991 Regentschaft der Kaiserin Theophanu, der Kaiserin Adelheid 991—995. — 995 Römerzug. Einsetzung Papst Gregors V . (Bruns von Kärnten). — 996 Kaiserkrönung. Ungarn wird christliches Königreich. — 998 2. Römerzug. Aufstand und Hinrichtung des Crescentius. — 999—1003 Papst Silvester II. (Gerbert von Aurillac). — 1000 Ottos III. Wallfahrten nach Gnesen (Stiftung des polnischen Erzbistums) und Aachen. — 1001 3. Römerzug. Aufstand der Römer. — 1002—1024 Heinrich II. — 1002—1015 Hartwin (Arduin) von Ivrea König in Italien. — 1004 Heinridi II. in Mailand gekrönt. — 1014 Heinrich II. römischer Kaiser. — 1018 Friede zu Bautzen mit Boleslaw von Polen. — 1022 Feldzug nach Unteritalien gegen die Griechen. — 1024—1039 Konrad II. — 1025 Boleslaw König von Polen stirbt. — 1026 Konrad II. unterwirft Italien. — 1027 Kaiserkrönung. König Heinrich III. Herzog von Bayern. — 1027—1030 Aufstand Herzog E m s t s von Schwaben. — 1031 Feldzug gegen Ungarn. Verzicht auf die Leithagrenze. — 1032 König Rudolf III. von Burgund f . — 1033 Myssiko von Polen unterwirft sich und legt den Königstitel ab. — 1033/1034 Eroberung von Burgund. — 1035 Vasallenaufstand in der Lombardei. — 1037 Aufstand Erzbischof Ariperts von Mailand. Gesetz über Erblichkeit der Lehen. — 1038 Einschreiten in Unteritalien. Seuche und Rückkehr nach Deutschland. — 1039—1056 Heinrich III. — 1040 Gottesfrieden in Burgund und Südfrankreich. — 1044 Feldzug nach Ungarn. Sieg an der Raab. Wiederherstellung der Leithagrenze. Beginn der Kämpfe um Lothringen gegen Gotfried den Bärtigen. — 1045 Gregor V I . Papst. — 1046 Synode in Sutri. Absetzung Gregors V I . Erhebung Clemens II. (Suidgers von Bamberg). Kaiserkrönung. — 1047 Belehnung normännischer Ritter mit Fürstentümern in Unteritalien. — Damasus II. (Poppo von Brixen). — 1049—1054 Leo I X . (Brun von Toul). Beginn der Kirchenreform. — 1053 Leo IX. im Feldzug gegen die Normannen bei Civitate gefangen. — 1054—1057 V i k t o r II. (Gebhard von Eichstätt). — 1054 Gotfried der Bärtige in Toskana.

3. Das kirchliche

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Zeitalter

1056—1106 Heinrich I V . — 1057—1058 Stefan I X . (Friedrich von Lothringen). — 1058—1061 Nikolaus II. — 1059 Synode in Rom. Investiturverbot. Ordnung der Papstwahl. Vertrag des Papstes mit den Normannen, Belehnung Robert Guiscards mit Apulien, Kalabrien und Sizilien. — 1061—1073 Alexander II. (Anselm von Lucca). — 1061—1064 Kadaloh (Honorius II.) Gegenpapst. — 1062 Entführung Heinrichs IV. in Kaiserswerth. — 1063 Siegreicher Feldzug nach Ungarn, König Salomo deutscher V a s a l l . — 1064 Synode in Mantua. — 1066 Sturz Adalberts von Bremen. — 1069 Gotfried der Bärtige f . — 1071 Sturz Ottos von Nordheim, — 1072 Adalbert von Bremen t . Petrus Damiani í . In Kloster Hirsau die Ordnungen Chunys eingeführt. Robert Guiscard beendet die Eroberung von Apulien und Kalabrien, nimmt Palermo. — 1073—1075 Aufstand der Sachsen u. Thüringer. — 1075 Sieg Heinrichs I V . bei Homburg an der Unstrut. — 1073

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel bis 1085 Gregor VII. (Hildebrand). — 1075 Dicfafua papae Gregors VII. — 1076 Januar; Synode in Worms und Piacenza: Absetzung Gregors VII. Tod Herzog Gotfrieds von Lothringen. — Februar: Synode in Rom; Heinrich IV. gebannt und abgesetzt. Erneuter Aufstand in Sachsen. — Oktober: Abfall der Fürsten vom König in Oppenheim. — 1077 27. Januar Lossprechung Heinrichs IV. in Canossa. 15. März Rudolf von Rheinfelden zum Gegenkönig gewählt. — 1078 Sieg Heinrichs bei Mellrichstadt. — 1079 Friedrich von Staufen Herzog von Schwaben. — 1080 Januar: Niederlage Heinrichs bei Flarchheim. März: Zweite Absetzung Heinrichs IV. Mai-Juni: Synoden in Mainz und Brixen: Absetzung Gregors VII., Wahl Wiberts von Ravenna (Clemens III.). Schenkung Mathildens von Toskana an St. Peter. 15. Oktober: Schlachten bei Volta und Hohenmölsen. Rudolf von Rheinfelden — 1081—1088 Gegenkönig Hermann von Salm-Luxemburg. — 1081—1084 Heinrich IV. in Italien. — 1084 Einnahme von Rom. Kaiserkrönung Heinrichs IV. Befreiung Gregors VII. durch die Normannen. Gründung des Karthäuserordens. — 1085 Gregor VII. t in Salerno (25. Mal) Robert Guiscard f . — 1088—1099 Urban II. (Odo von Châtillon). — 1089 Weif von Bayern heiratet Mathilde von Toskana. — 1090 Heinrich IV. nach Italien. — 1093 Bündnis lombardischer Städte, Gegenkönig Konrad. Heinrich IV. in Verona eingeschlossen. — 1095 Synode in Clermont: Aufruf zum Kreuzzug. — 1096 Trennung Welfs von Mathilde — 1097 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. — 1099 Einnahme Jerusalems durch die Kreuzfahrer. — 1099—1118 Paschalis II. — 1100 Gegenpapst Wibert f . — 1101 Gegenkönig Konrad f. — 1104 Aufstand Heinrichs V. — 1105 Herzog Friedrich von Schwaben Î . — 1105 Abdankung des Kaisers. — 1106 bis 1125 Heinrich V. — 1107 Konkordat von Canterbury. — 1110/1111 Römerzug Heinrichs V. — 1111 12. Februar: Mißlungener Vertrag mit dem Papst. 12. April Kaiserkrönung und Investiturprivileg. — 1112 März: Synode in Rom erklärt das Privileg für ungültig. Aufstände in Deutschland. — 1115 Februar: Niederlage des Kaisers am Weifesholz, Sieg Ottos von Ballenstädt über die Wenden bei Kothen. Mathilde von Toskana f. Heinrich V. nach Italien. — 1115 Bernhard Abt von Clairvaux. — 1118/1119 Gelasius II. Gegenpapst Mauritius von Braga (Burdinus, Gregor VIII.). — 1119—1124 Calixt II. — 1119 Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst in Mouzon. — 1120 Gründung des Templerordens, der Prämonstratenser und Johanniter. — Ì122 23. September: Abschluß des Konkordates in Worms. — 1123 1. Lateransynode. — 1124 Geplanter Krieg gegen Frankreich. — 1125—1137 K. Lothar. — 1127—1134 Herzog Konrad von Franken Gegenkönig. — 1127 Roger II Graf von Sizilien gewinnt auch das Festland von Unteritalien, nimmt den Königstitel an. — 1129—1130 Einnahme von Nürnberg und Speyer durch Lothar. — 1130 Zwiespältige Papstwahl: Anaklet II. (1130—1138) und Innozenz II. (1130—1143). — 1131 Lothar und Innozenz II. in Lüttich. — 1132/1133 Römerzug und Kaiserkrönung Lothars. Belehnung mit der Erbschaft Mathildens von Toskana. — 1134 Einnahme von Ulm. Friede mit den Staufern. — Albredit der Bär, Markgraf der Nordmark, erobert Havelberg. — 1136 Lothar in Italien. Unterwerfung der lombardischen Städte. — 1137 Feldzug gegen Sizilien, Einnahme von Bari und Salerno. Albrecht der

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Bär erobert die Priegnitz. — 1138—1152 Konrad III. — 1138 bis 1142 Krieg um Bayern und Sachsen (Weifen gegen Babenberger). — 1139 Heinrich dei Stolze von Bayern f . Innozenz II. bei San Germano gefangen und zur Anerkennung Rogers II. gezwungen. — 1140 Einnahme von Weinsberg. — 1142 Friede zu Frankfurt: Heinrich der Löwe behält Sachsen, Heinrich von Dsterreidi Bayern. — 1143 Gründung von Lübeck durdi Adolf von Holstein. Aufstand der Stadt Rom gegen den Papst. — 1144 Edessa von den Türken erobert. Albredit der Bär Markgraf von Brandenburg. — 1145—1153 Eugen III. Rom freie Republik. Arnold von Brescia. — 1147—1149 Kreuzzug Konrads III. — 1147 Kreuzzug gegen die Wenden. — 1149/50 Aufstand der Weifen. — 1150 Pribislav — Heinrich von Brandenburg f , Albredit der Bär Erbe.

4. Wiederherstellund

und Untergang des Kaisertums

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. 98

1152—1190 Friedrich I. — 1153 Besetzung des Erzbistums Magdeburg nach dem Willen des Königs. Bernhard von Clairvaux i . Vertrag von Konstanz zwischen Kaiser und Papst. Klage von Lodi gegen Mailand. Heinrichs des Löwen Anspruch auf Bayern anerkannt. Die Kirchen im Kolonialgebiet ihm überlassen. — 1154 Friedrich in Oberitalien. Zerstörung von Tortona, Acht über Mailand. — 1154—1159 Hadrian IV. — 1154—1166 Wilhelm I. König von Sizilien. — 1155 Arnold von Brescia hingerichtet. Kaiserkrönung. — 1156 Reichstag in Regensburg: Heinrich der Löwe erhält Bayern, Österreich wird Herzogtum. Friedrich heiratet Beatrix von Burgund. Vertrag von Benevent zwischen Hadrian I V . und Sizilien. — 1157 Feldzug gegen Polen. Reichstag in B e s a n ç o n : Zusammenstoß mit der römischen Kirche. ·— 1158 Feldzug nach Italien. Unterwerfung Mailands. Reichstag von Roncaglia; Wiederherstellung der kaiserlichen Rechte in Italien. — 1159 Empörung und Belagerung Mailands. Zwiespältige Papstwahl: Alexander III. (1159—1181) und Viktor I V . — 1160 Synode in Pavia. — 1162 Übergabe und Zerstörung von Mailand. Gescheiterte Zusammenkunft Friedrichs mit Ludwig VII. von Frankreich. 1163 Schlesien mit Deutschland vereinigt. — 1164 Bündnis von Verona u. a. mit Venedig und Konstantinopel. — 1165 Vertrag Friedrichs I. mit England. Vereidigung im ganzen Reich gegen Alexander III. — 1166—1189 Wilhelm II. König von Sizilien. — 1167 Friedrich I. in Italien. Feldzug gegen Rom und Sizilien. Ankona den Griechen wieder entrissen. Bündnis von Cremona u. a., Wiederaufbau von Mailand. Deutscher Sieg über die Römer bei Tuskulum. Rom nimmt den Kaiser auf, erhält Selbstverwaltung als kaiserliche Stadt. Seuche und Rüdezug. Reinald von Köln i . 1. Dezember: Gründung der lombardischen Liga. — 1168 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. Lebensgefahr in Susa. — 1174 Friedrich wieder in Italien. Belagerung von Alessandria. — 1175 Friede von Montebello. Erneuter Krieg. — 1176 Friedrich I. und Heinrich der Löwe in Chiavenna. 29. M a i : Schlacht bei Legnano. Okt.: Vorfriede mit Alexander III. in Anagni — 1177 Friede von Venedig. — 1178 Rückkehr des Kaisers nach Deutschland. — 1179 3. Laterankonzil. Heinrich der Löwe geächtet. — 1180 Absetzung Heinrichs des Löwen. Teilung des Herzogtums Sachsen. Bayern an Otto von Wittelsbach

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Inhaltsverzeichnis und Zeittafel Steiermark Herzogtum. — 1181 Unterwerfung Heinrichs des Löwen. — 1183 Friede von Konstanz. — 1184 Schwertleite der Kaisersöhne in Mainz. — Zusammenkunft des Kaisers mit Lucius III. in Verona. Friede mit Sizilien. — 1185—87 Urban III. Bruch mit dem Kaiser. — 1186 Hochzeit Heinrichs V I . mit Konstanze von Sizilien in Mailand. Unterwerfung des aufständischen Cremona. Gründung des Klosters Oliva bei Danzig. — 1187 Saladin erobert Jerusalem. —1188 Reichstag J e s u Christi in Mainz. — 1189 Kreuzzug Friedrichs I. — Aufstand Heinrichs des Löwen. Wilhelm II. von Sizilien i . — 1190—97 Heinrich V I . — 1190 Waffenstillstand mit Heinrich dem Löwen. — 1191 Erster Feldzug gegen Sizilien. Kaiserkrönung. Belagerung von Neapel und Rückkehr. — 1192 Erhebung der Weifen und niederländischer Fürsten. Gefangennahme Richards I. von England. — 1194 Befreiung Richards. Friede im Reich, Unterwerfung der Weifen. Eroberung Siziliens. 11. Dez.: Friedrich II. geboren. — 1195 Heinrich der Löwe Ï . Rückkehr des Kaisers aus Italien. — 1195/6 Erbreichsplan. — 1197 Verschwörung in Sizilien. Kreuzzug. Huldigung von Zypern und Armenien. — 28. Sept.: Heinrich V I . Ï . Aufstand im Königreich und ganz Italien. — 1198—1216 Innozenz III. Vergrößerung des Kirchenstaats. — 1198 Doppelwahl in Deutschland: Philipp von Schwaben und Otto I V . Der Deutsche Ritterorden gegründet. — 1199 Richard von England t . Albert von Bremen Bischof in Livland. — 1201 Geheimvertrag Ottos I V . mit dem Papst. Riga und der Schwertbrüderorden in Livland gegründet. — 1202—41 Waldemar II. König von Dänemark. — Ì203 ff. Waldemars Eroberungen im deutschen Kolonialgebiet. — 1204 Johann ohne Land unterliegt gegen Frankreich. Beginnender Abfall von Otto I V . — 1206 Philipp unterwirft Köln. — 1207 Belehnung Bischof Alberts mit Livland. — 1208 21. J u n i : Philipp von Schwaben ermordet. Otto IV. allgemein anerkannt. — 1209 Otto IV. erneuert dem Papst sein geheimes Versprechen? bricht es. 4. O k t . : Ottos Kaiserkrönung. — 1210 Nov.: Otto unternimmt die Eroberung des sizilischen Reiches, wird vom Papst gebannt. — 1210—39 Hermann von Salza Meister des Deutschen Ordens. — 1211 Sept.: Friedrich von Sizilien Gegenkönig, Otto kehrt nach Deutschland zurück. — 1211—25 Der Deutsche Orden in Ungarn. — 1212 Sept. Friedrich von Sizilien in Deutschland. Abfall von Otto. — 1212—50 Friedrich II. — 1213 Goldene Bulle von Eger für die römische Kirche. — 1214 27. J u l i : Schlacht bei Bouvines. — 1215 Friedrich II. in Aachen gekrönt, gelobt den Kreuzzug. — 1216—27 Honorius III. — 1216 Heinrich von Sizilien wird Herzog von Schwaben. — 1218 Otto I V . Ï . Die Zähringer sterben aus. Gründung von Rostock. Estland wird dänisch. — 1219 Heinrich von Schwaben wird Rektor von Burgund. — 1220—35 Heinrich (VII.) deutscher König. — Großes Privileg für die geistlichen Fürsten. Kaiserkrönung Friedrichs II. Gesetze zugunsten der Kirche. — 1225 Reichsregent Engelbert von Köln ermordet. Livland zur Reichsmark erklärt. — 1226 Reichstag in Cremona durch die erneuerte Liga der Lombarden verhindert. Wilhelm von Modena ordnet Livland. Preußen dem Deutschen Ritterorden verliehen. — 1227—41 Gregor I X . — 1227 Friedrich II. wegen Unterlassens des Kreuzzugs gebannt. — 1228/9 Kreuzzug des Kaisers. lOjähriger Friede mit Ägypten. Friedrich II. König von Jerusalem. Krieg zwischen Kaiser und

Kartenverzeichnis

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Papst. — 1228 Estland wieder deutsch. — 1230 Friede von Ceprano zwischen Kaiser und Papst. Reval zuerst erwähnt. —• 1231 Reichstag in Ravenna durch die Lombarden verhindert. — 1231/2. Großes Privileg über die Landeshoheit der Fürsten. -— 1232 Kulm und Thorn gegründet. — 1234/5 Aufstand und Unterwerfung Heinrichs (VII.). — 1235 Reichstag in Mainz. Landfriedensgesetz. Braunschweig zum Herzogtum erhoben. Friedrich II. heiratet Isabella von England. Reichskrieg gegen Mailand erklärt. — 1236 Untergang des Schwertritterordens an der Saule. — 1237—54 Konrad IV. — 1237 Sieg des Kaisers bei Cortenuova. Der Deutsche Orden übernimmt die Verteidigung Livlands. Elbing gegründet. — 1238 Bündnis von Genua und Venedig gegen den Kaiser. Gregor IX. greift ein. Estland an Dänemark abgetreten. —• 1239 20. März: Gregor IX. bannt den Kaiser. — 1241 Seesieg des Kaisers bei Monte Cristo. — 1242 Die Erzbisdiöfe von Köln und Mainz verkünden den Bann gegen den Kaiser. — 1243—54 Innozenz IV. — 1244 Friede zwischen Papst und Kaiser. Innozenz IV. flüchtet nach Lyon. -— 1245 Konzil in Lyon. Absetzung des Kaisers (17. Juli). — 1246/7 Heinrich Raspe Gegenkönig. — Sieg des Gegenkönigs bei Frankfurt. Vergebliche Belagerung von Ulm. — 1247—56 Wilhelm von Holland Gegenkönig. — 1250 13. Dez. Friedrich II. t. — 1266 Karl von Anjou siegt bei Benevent und erobert das sizilische Reich. -— 1268 Konradin bei Tagliacozzo geschlagen, gefangen und hingerichtet.

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Register

Kartenverzeidinis 1. Der Reichskern aus der karolingischen Erbschaft 27 um 900 2. Das Reich in seiner Höchstausdehnung um 1250 . . 29 3. Italien v o r der normannischen Eroberung . . . . 103 4. Staufen und W e i f e n 103

Literaturverzeidinis Das Verzeichnis wurde von Dr. Katharina Colberg bei Erhaltung der hier gebotenen strengen Auswahl vollständig neu bearbeitet.

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1. Vorgeschichte des Deutschen Reiches Wie die Geschichte aller europäischen Völker, so handelt audi die deutsche nicht von einem Gegenstand, der von vornherein gegeben wäre. Sie erzählt von der deutschen Nation, diese aber bildet sich erst im Laufe der Jahrhunderte aus einer Gruppe verwandter, jedoch ursprünglich gesonderter Volksstämme. Wie aus den Stämmen die Nation wurde, das ist der Inhalt der deutschen Geschichte. Die Stämme, um die es sich handelt, gehören der Familie der Germanen an, deren älteste nachweisbare Wohnsitze in Südschweden, Dänemark und an der Südküste der Ostsee zwischen Weichsel und Elbe zu suchen sind. An diese Heimat erinnern später noch einzelne Stammesnamen, wie Goten (Götarik in Schweden), Rugier (Rügen), Burgunder (Burgundeholm-Bornholm). Von den Ursitzen ausgehend breiteten sich die Germanen in früher Zeit nach Westen und Südwesten aus und nahmen, unter Vertreibung oder Unterwerfung keltischer Vorbewohner, alles Land, zuerst bis zur Weser, zum Harz und Thüringer Wald, dann bis an den Rhein und Main in Besitz. Schon hatten sie stellenweis auch den Rhein überschritten, als Cäsar durch Vernichtung des Suebenführers Ariovist, der sich im Elsaß und der Pfalz festgesetzt hatte, ihrem Vordringen Halt gebot (58 v. Chr.). Der Plan des Augustus, die römische Grenze bis zur Elbe vorzuschieben und damit die eine Hälfte der germanischen Völker dem Reich einzuverleiben, wurde aufgegeben, als der Aufstand der Cherusker unter ARMINIUS und die Vernichtung eines römischen Heeres unter Varus im Teutoburger Wald (9 n. Chr.) zu beweisen schien, daß der mögliche Gewinn in keinem Verhältnis zu den Schwierigkeiten stehe. Nachdem man sich anfangs mit der Rhein-Donaugrenze begnügt hatte, wurde seit etwa 90 n. Chr., um die Verteidigungsstrecke zu kürzen, ein künstliches Befestigungs-

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system, der Limes — Palisadenwall mit Graben und Kastellen ·— angelegt und im Laufe der Zeit bis zu einer Linie vorgeschoben, die von Neuwied über den Taunus und die Wetterau, Hanau, Miltenberg, Lorch im Remstal und Günzenhausen an der Altmühl nach Kelheim an der Donau führte. Rhein, Limes und Donau schieden seitdem das römische Reich vom freien Germanien. Von der Einheit und Besonderheit ihrer Rasse hatten die Germanen selbst ein deutliches Bewußtsein. Ihre Sage erzählte von gemeinsamer Abstammung von Tuisto (Zwitter), dem Sohn des Mannus. Auch sprach man von einer Gliederung in drei oder vier Zweige näherer Verwandtschaft (Ingwäonen, Istwäonen, Herminonen; oder Marser, Gambrivier, Sueben und Wandiler). Doch hat das in der Geschichte ebensowenig zu bedeuten wie die Verbände, die sich um gemeinsame Götterverehrung und Heiligtümer bildeten. Handelnd sind die Germanen nicht als größere Einheiten, nur als einzelne Völker in die Geschichte eingetreten. Deren kannten die Römer ums Jahr 100 v. Chr. etwa 50 unter verschiedenen, oft wechselnden Namen. Die zuerst von sich reden machten, waren die Völker des Ostens. Ihre weitausgreifenden Eroberungen und Wanderungen haben die Vorstellung von einem Zeitalter der „Völkerwanderung" geschaffen. Die Oder aufwärts gelangten die einen bis nach Mähren, andere über die Ostsee hinweg längs Düna und Dnjepr nach West- und Südrußland. Dort sind die Wandalen die Führer, hier die Goten, deren Herrschaft sich schließlich von der Ostsee bis ans Schwarze Meer erstreckte, für die Römer im 3. Jahrhundert die gefährlichste Nachbarschaft zu Lande und zu Wasser. Die Zertrümmerung dieses Reiches durch die aus der Mongolei kommenden Hunnen (375 n. Chr.) hat Teile des Gotenvolkes auf die nördliche Balkanhalbinsel geworfen (Ansiedlung im Jahr 382 in Nordbulgarien). Eine Schar von diesen, die West-

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goten unter Alarich, gab 402 diesen Wohnsitz auf, suchte Festsetzung in Italien (410 Einnahme Roms, Tod Alaridis in Kalabrien) und fand sie schließlich in Südfrankreich (Toulouse), von wo aus sie ihre Herrschaft nordwärts bis zur Loire, südlich über Spanien ausdehnten (Westgotisches Königreich, Blüte unter König Eurich 466—484). Ihnen waren die Wandalen vorausgegangen, die seit 406 durch Süddeutschland und Frankreich nach Spanien gelangt, 429 aber unter Geiserich vor den Goten nach Nordafrika auswichen und hier für hundert Jahre ihr Reich aufrichteten (533 Zerstörung durch den römischen Feldherrn Beiisar). Noch kürzeren Bestand hatte die bedeutendste dieser Wandergründungen, das Reich, das der König der Ostgoten, Theoderich der Große, vom Balkan ausgehend, in Italien 489—493 schuf. Es wurde nach dem Tode seines Gründers (526) von den Feldherren Justinians, Beiisar und Narses, in hartem Kampf zerstört (536—553). Dauernde Bedeutung erlangte von allen diesen Gründungen neben der westgotischen nur die jüngste, das Reich der Langobarden (Langschilde?), eines Volkes von der untern Elbe (Bardengau, Bardowiek), das nach zeitweiligem Sitz in Ungarn im Jahre 568 in Oberitalien einfiel, hier ein Königreich gründete und mit der Zeit den größten Teil Italiens gewann (Hauptstadt Pavia). Ein anderes dieser Ostvölker hat in Geschichte und Dichtung sich verewigt, die Burgunder. Man findet sie um 430 am Mittelrhein und Main herrschend, wo ihr Königreich 436 von den Hunnen zerstört wurde (Nachklang im Nibelungenlied). 443 in Savoyen angesiedelt, gründeten sie durch Unterwerfung der Nachbarschaft bis zur Aare, dem Jura und der Còte d'Or das Königreich, an das die Namen des burgundischen Reiches im Mittelalter und der französischen Landschaft Bourgogne bis heute erinnern. Die Völker der westlichen Gruppe, zwischen Elbe, Saale, Rhein und Donau, die den Stoff für die deutsche Nation abHaller/Dannenbauer, Karolinger

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geben, sind nicht gewandert, sie haben sich unter Behauptung ihrer früheren Wohnsitze ausgebreitet. Von ihnen hat die deutsche Geschichte auszugehen. Durch Unterwerfung oder Bündnisse erwuchsen hier aus den zahlreichen kleinen Einheiten der früheren Zeit bis etwa 250 n. Chr. die sechs Stämme der Schwaben, Franken, Sachsen, Thüringer, Bayern und Friesen. Am frühesten treten hervor die Schwaben, Sueben oder Alemannen, die von ihren Wohnsitzen am mittleren und untern Main ausgehend seit der Mitte des 3. Jahrhunderts den Limes überrennen, zunächst das Land bis zur Donau und dem Schwarzwald einnehmen und in der Folge (5. und 6. Jahrhundert) bis an die Vogesen und den Kamm der Hochalpen sich ausbreiten. Neben ihnen erscheinen seit der Mitte des 3. Jahrhunderts die Franken, die die kleinen Völker zwischen Niederrhein und Ems zusammenfassen: Ampsivarier, Hamaven, Hattvarier, Ripvarier und Salier. Im Herzen Deutschlands, zwischen Harz und Main, siedelten die Thüringer, nördlich von ihnen die Sachsen, die aus ihrem Ursitz in Holstein vordringend alle Völker von der Elbe bis nahe an den Rhein unterwarfen und aufsogen. Ein fünfter Stamm, die Nachkommen der Markomannen, die sich unter Marbod zur Zeit des Tiberius vom Oberrhein in das Land der keltischen Bojer (Böhmen) zurückgezogen und deren Namen (Boj ovarier) angenommen hatten, sind von hier, vielleicht zusammen mit Splittern anderer Stämme, erst am Ende des 5. Jahrhunderts in das Gebiet zwischen Böhmerwald, Alpen, Donau und Lech übergesiedelt, dem sie nun ihren Namen Bajuvarien = Baiern gaben. Geringe Bedeutung kommt den Friesen an der Küste der Nordsee zu, die ihren Wohnsitz nicht verändert haben. Unter allen waren es die Franken, denen die Zukunft gehörte, und im besonderen der Zweig der Salier, deren Name nicht sicher erklärt werden kann. Sie hatten schon 358 ihre Ansiedlung auf römischem Boden in Toxandrien (Nordbrabant) erzwungen und breiteten sich von da aus unter Königen aus dem Hause der Merowinger im Laufe von hundert Jahren bis an die Somme aus (Hauptstadt Tournai),

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während die anderen Teile des fränkischen Stammes (Ripvarier) seit 455 das linke Rheinufer und das Moselgebiet bis zur heutigen deutschen Sprachgrenze in Besitz nahmen. Dem Salierkönig C H L O D W I G I. (486—511) gelang mit der Vereinigung aller Franken die Eroberung der Reste römischer Herrschaft in Gallien (Reich des Syagrius bei Soissons) nördlich der Loire, sodann des westgotischen Reiches zwischen Loire und Garonne (siegreiche Schlacht bei Vouglé 507) und nach schwer errungenem Siege (496?) die Unterwerfung der Alemannen zwischen Main und Donau. Durch Annahme des katholischen Christentums im Gegensatz zu allen andern Germanen, die dem arianisdien Bekenntnis huldigten, erleichterte Chlodwig die Verschmelzung der Franken mit der römischen Bevölkerung und gab damit seinem Reich von Anfang an eine Festigkeit, die anderen Gründungen fehlte. Seine Söhne erweiterten die Grenzen durch Eroberung des Reiches der Burgunder (532), Unterwerfung der Thüringer (531) und Bayern. Aus der Erbschaft des untergehenden ostgotischen Reiches in Italien fielen ihnen 538 die alemannischen Gebiete zwischen Donau und Hochalpen und die bis dahin römisch gebliebene Provence zu, 567 endlich wurde von den spanischen Westgoten auch das Land der Basken (Wasconia, Gascogne) zwischen Garonne und Pyrenäen abgetreten. Während das so weitausgedehnte Reich nach 561 infolge des Grundsatzes der Erbteilung in langdauernde Bürgerkriege zwischen den verschiedenen Linien des Königshauses und dadurch in die Gefahr des Zerfalles geriet, Thüringen, Bayern, Schwaben und Aquitanien (zwischen Loire und Garonne) unter Herzögen sich unabhängig machten, ging die wirkliche Regierung vom König auf den vornehmsten Hofbeamten, den Majordomus (Hausmeier) über. Die Einheit wurde erst wieder hergestellt, als dieses Amt in den erblichen Besitz der Arnulfinger oder Pipiniden, gewöhnlich 2·

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nach ihren größten Vertretern Karolinger genannt (Nachkommen Pipins I. f 640, und des Bischofs Arnulf von Metz ï 641), übergegangen war (Sieg Pipins II. bei Testri 687 über den Rivalen Berthar). Pipin II. (der Mittlere) unterdrückte das Herzogtum bei den Thüringern. Sein Sohn K A R L M A R T E L L (714—41), der das Amt des Vaters unter schweren Kämpfen behauptete, nötigte Schwaben und Bayern zur Botmäßigkeit und rettete mit dem Fortbestand des Reiches zugleich die Zukunft der abendländischen Kultur, indem er die von Spanien her vorgedrungenen Araber 732 zwischen Tours und Poitiers zurückschlug und sie aus der schon eroberten Provence fast ganz vertrieb. Das Werk Karls führte sein Sohn P I P I N III. (der Kleine) fort, beseitigte in Schwaben nach einem Aufstand (744) das Herzogtum, zwang den Bayernherzog Tassilo zur Vasallenhuldigung, trieb die Araber vollends über die Pyrenäen zurück und unterwarf Aquitanien in acht harten Feldzügen (760—767). Den tatsächlichen Verhältnissen entsprach es, daß der Hausmeier 752 in Soissons zum König erhoben wurde, nachdem der letzte Mero winger, Childeridi III., ins Kloster gesteckt war. Von größter Bedeutung war die Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse, die sich unter Karl und Pipin durch die Wirksamkeit angelsächsischer Missionare vollzog. An ihrer Spitze stand seit 719 W I N F R I E D - B O N I F A T I U S . Ihm gelang zuerst die Bekehrung der noch heidnischen Hessen und Thüringer (Gründung von Bistümern, Kloster Fulda), dann die Säuberung und Wiederherstellung der völlig verwilderten und verfallenen Kirchen im ganzen Reich, die er seit 742 im staatlichen Auftrag durchführte. Entscheidend für die Zukunft war dabei, daß er sich als Werkzeug Roms betrachtete, wo er Weihe und Auftrag erhalten hatte. Auf seinen Glauben, daß der Bischof von Rom als Erbe der Vollmacht des Apostels Petrus in allen kirchlichen und Gewissensfragen die höchste Autorität sei, verpflichtete er

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auch die fränkische Geistlichkeit. Damit wurde er der Begründer der geistlichen Herrschaft, die das Papsttum über Kirche und Volk im fränkischen Reich wie später in Deutschland ausgeübt hat. Er wurde auf einer Missionsreise bei den Friesen 754 erschlagen. Die enge kirchliche Verbindung mit Rom hatte schon bei der Erhebung Pipins zum König auf den Staat eingewirkt: auf das Urteil des Papstes Zacharias entschlossen sich die Franken, das alte Königshaus zu verlassen. Bald traten größere und dauernde Wirkungen des römisch-kirchlichen Einflusses ein. Papst Stefan II., von den Langobarden mit Unterwerfung bedroht, von Konstantinopel im Stiche gelassen, hatte sich hilfesuchend zu den Franken begeben und ein Versprechen des Schutzes der römischen Interessen erhalten. In zwei Feldzügen (754 und 756) erfüllte Pipin die Zusage, zwang die Langobarden zur Anerkennung der fränkischen Oberhoheit und Herausgabe der eroberten römischen Gebiete und schenkte diese dem hl. Petrus (Anfang des Kirchenstaats). Als Patricius der Römer und Oberherr der Langobarden übte seitdem der König der Franken die Schutzherrschait über Italien aus und verbürgte die Grenzen zwischen beiden. Die fränkische Großmacht war damit geschaffen. Was Karl Martell und Pipin begonnen, fand die glänzendste Vollendung durch KARL I. den Großen (768—814). Er erweiterte das Reich nach allen Seiten. Den spanischen Arabern entriß er, nach einem ersten verunglückten Feldzug (Niederlage im Pyrenäenpaß von Roncesvaux 778, Kern des Rolandsliedes), seit 793 ganz Katalonien bis jenseits des Ebro. Das iangobardische Reich unterwarf er 774, als ein neuer Angriff auf Rom ihn zum Einschreiten veranlaßte, und machte sich selbst dort zum König. Das Herzogtum in Bayern, dessen Träger Tassilo feindselige Politik getrieben hatte, beseitigte er 788, vernichtete in langem, schwerem

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Kriege (791—805) das Reich der Awaren an der mittleren Donau und schob die fränkische Grenze bis an die Theiß vor. Seine größte Tat aber war die Unterwerfung der Sachsen in einem Kriege, der sich mit wiederholten Unterbrechungen und unter mancherlei Rückschlägen über dreißig Jahre hinzog (772—804). Die Unterwerfung bedeutete zugleich den Zwang zur Annahme des Christentums und die kirchliche Organisation des Landes. Audi die slawischen Grenznachbarn im Osten (Wenden) erkannten die fränkische Oberhoheit an. Karls Ansehen erfuhr eine Erhöhung durch den Kaisertitel, der ihm zu Weihnachten 800 von den Römern unter Führung des Papstes Leo III. übertragen und nach langen Schwierigkeiten von Konstantinopel (812) anerkannt wurde. Als gleichberechtigte Weltmacht stand der fränkisch-römische König-Kaiser neben dem griechischen Kaiser und dem arabischen Chalifen, mit dem ihn ein Freundschaftsvertrag verband. Gleichen Schritt mit seinen politischen Erfolgen hielten Karls Verdienste um die Kultur. Aus den Nachbarländern, die von altrömischer Bildung mehr bewahrt hatten, — Spanien, Italien, England — zog er die ersten Gelehrten in sein Reich, an ihrer Spitze Alkwin aus York. Durch Gründung von Schulen am Hofe, an Domkirchen und in Klöstern wurde der herrschenden Unwissenheit ein Ende gemacht und den folgenden Jahrhunderten die Kenntnis der lateinischen Literatur vermittelt. Besondere Sorgfalt widmete Karl der Kirche und Geistlichkeit: Bischöfe und Äbte sollten Lehrer und Erzieher des Volkes sein, wie sie die Stützen und Werkzeuge der Staatsregierung waren. Damit schuf er die Grundlagen für Bildung und Gesittung des Mittelalters. Auch die staatlichen Einrichtungen des fränkischen Reiches sind auf die Folgezeit übergegangen, insbesondere beruht auf ihnen die älteste deutsche Verfassung. Der König ist das Haupt und der Führer einer Aristokratie von Groß-

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grundbesitzern, mit deren Rat und Zustimmung er regiert, die ihm durch Huldigung als Vasallen zu Treue und Gehorsam verpflichtet sind und die Ämter des Staates, Grafschaften und Markgrafschaften, als königliche Lehen verwalten. Ihre ritterlichen Vasallen, die sie entsprechend der Größe ihres Lehensbesitzes zu stellen haben, bilden neben den eigenen Rittern des Königs das Reichsheer. Gegenüber dieser erblichen Aristokratie hat die Krone ein doppeltes Gegengewicht in ihrem eigenen Grundbesitz, der die finanzielle Grundlage ihrer Macht bildet — der König ist der reichste der Grundherren — und in der Verfügung über Bistümer und Klöster. In der Hand eines durch Geist und Willen überlegenen Herrschers genügten diese Machtmittel, klug verwaltet und sparsam verwendet, damit der König Herr über die stets zur Aufsässigkeit neigenden Großen blieb. Karls Sohn und Nachfolger, LUDWIG I., der Fromme ( 8 1 4 bis 840), besaß nicht die erforderlichen Eigenschaften. Seine Unzulänglichkeit im Verein mit dem Grundsatz der Erbteilung im Königshaus stürzten das Reich schon bei seinen Lebzeiten (seit 829) in immer neue Bürgerkriege, in denen um die Anteile seiner Söhne Lothar, Pipin, Ludwig und des nachgeborenen Karl (des Kahlen, Sohnes der Weifin Judith) gekämpft wurde, die Parteien mehrfach wechselten und der alte Kaiser vorübergehend abgesetzt wurde. Nach Ludwigs Tode (840) führte der Krieg der Söhne — Ludwig und Karl gegen Lothar, der bei Fontenoy (841) entscheidend geschlagen wurde — durch das vermittelnde Eingreifen der Großen zur Teilung der Erbschaft im Vertrage von Verdun ( 8 4 3 ) . Lothar erhielt Italien mit der Kaiserwürde und ein Gebiet, das im Osten durch den Rhein und die Aare, im Westen durch eine Linie ungefähr entlang Scheide, Maas, Argonnen, Saône und Rhone begrenzt wurde; Ludwig (der

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Deutsche) bekam alles Land östlich, Karl alles westlich von Lothars Anteil. Pipin war früher gestorben. Der Vertrag sollte das Reich nicht trennen, nur seine Regierung friedlich teilen und dadurch die Einheit des Ganzen befestigen. Er ist der erste einer Reihe ähnlicher Verträge, die durch das Aussterben der Nachkommen Lothars bedingt waren. Dessen Anteil nördlich der Alpen (Lotharingien) wurde nach dem Tode Lothars II. zwischen Ludwig und Karl geteilt, so daß Maas und Mosel die Grenze bildeten (Vertrag von Meerssen 870). Zehn Jahre später wurde das rückgängig gemacht und ganz Lotharingien den Söhnen Ludwigs des Deutschen überlassen (Vertrag von Ribémont). In Italien hatte seit 844 Kaiser Ludwig II., Lothars I. ältester Sohn, schwere Kämpfe gegen die Araber zu bestehen, die seit 827 auf Sizilien Fuß gefaßt hatten, das Meer beherrschten und die Küsten der Halbinsel plünderten (Überfall auf Rom 846). Nach seinem Tode (875) erreichte Karl der Kahle zwar die Kaiserkrönung in Rom und die langobardische Königskrönung in Pavia, konnte aber, von den Großen seines Reiches im Stich gelassen, sidi nicht behaupten und starb 877 auf dem Rückzug. An seiner Stelle wurde der jüngste Sohn Ludwigs des Deutschen, K A R L III. (der „Dicke" ist ein viel späterer Zuname), 879 zum König der Langobarden, 881 zum Kaiser gekrönt. Inzwischen war der Westen in zunehmendem Maße den Einfallen der Normannen (Dänen) ausgesetzt, die seit 834 zuerst die Küsten plünderten, dann die Flüsse hinauffuhren und bis tief ins Binnenland ihre Raubzüge und Verwüstungen ausdehnten. Das bewog 885 die westfränkischen Großen, Karl III., der durch den Tod zweier Brüder, Karlmann und Ludwig, alleiniger Herrscher im Reich seines Vaters geworden war, auch zu ihrem König zu erheben, um dem Feinde die geeinte Macht des ganzen Reiches entgegenzustellen. Aber Karl war schwer erkrankt und enttäuschte völlig. Auch im Ostreich erhob sich gegen den Regierungsunfähigen eine Verschwörung, die seinen Neffen A R N U L F , den Sohn Karlmanns, bisher Markgrafen in Kärnten, als

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König aufstellte (Ende 887). Karl dankte ab und starb am 13. Januar 888. Dies war das Zeidien zur Auflösung des Reiches. Der Aristokratie, die früher in ähnlichen Lagen die Einheit verteidigt hatte, war bei der großen Ausdehnung des Reiches Gefühl und Bedürfnis des Zusammenhanges verlorengegangen. Mit dem eigenen Lande verwachsen, zum Landesadel geworden, zog sie die Interessen der Provinz denen des Gesamtreiches vor, die einzelnen Länder gingen ihre eigenen Wege. Schon 879 hatte in der Provence ein Verwandter des Königshauses, Boso von Vienne, sich zum König gemacht. 888 tat der Weife Rudolf im Gebiet zwischen Jura, Aare und Hochalpen das Gleiche (Königreich Burgund). In Italien erzwang der Markgraf Wido von Spoleto 891 seine Krönung zum römischen Kaiser. Erst nach seinem Tode (894) konnte Arnulf nach Eroberung Roms (Anfang 896) sich zum Kaiser machen, wurde aber vom Schlagfluß gelähmt, ehe er den Sohn Widos, Lambert, ganz überwunden hatte. Nach seinem Abzug und dem Tode Lamberts (898) wurden Italien und Rom zum Gegenstand des Kampfes zwischen dem Markgrafen Berengar von Friaul und Ludwig von der Provence, wobei Berengar schließlich den Sieg davontrug und 915 zum Kaiser gekrönt wurde. Für Deutschland hatte Arnulf durch den Sieg bei Löwen die Normannengefahr gebannt. Nach seinem frühen Tode (899) ging die Krone auf seinen unmündigen Sohn LUDWIG IV. das Kind (900—911) über, für den Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz die Regierung führten, während unter den weltlichen Großen Konrad aus dem Hause der Konradiner, an der unteren Lahn und am Main begütert, die Führung gewann. Als dieser nach Ludwigs Tode unter Ubergehung der westfränkischen Karolinger zum König erhoben wurde, war auch für Deutschland die Trennung vom Gesamtreich Tatsache geworden.

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2. Deutsches Königtum und römlsdies Kaisertum 911—1056 Unter den Ländern, die sich aus dem fränkischen Reich gelöst hatten, war das deutsche von Natur das ärmste und in der Kultur am weitesten zurückgeblieben. An Fruchtbarkeit des Bodens konnte es mit Frankreich oder Italien nicht wetteifern, an der Kultur des Altertums hatte nur der Westen und Süden Anteil gehabt. Hier war, soweit die Herrschaft Roms gereicht hatte, ihre Nachwirkung auch stark. Vieles hatte die Einwanderung der deutschen Stämme zerstört, doch war genug erhalten geblieben und der Zusammenhang mit den Zuständen der Römerzeit nicht unterbrochen. Diesseits von Rhein, Limes und Donau hatten die Einwanderer von den gallo-römischen Vorbewohnern, die sie aufsogen und germanisierten, die Formen der Wirtschaft, Feldbau, Gartenbau und Weinbau, gelernt, auch ihrer Siedlungsweise — Herrenhöfe mit abhängigen Bauerndörfern, Burgen und sogar Städte — sich angepaßt. Neben den großen Naturwegen des Rheins und der Donau sorgten die erhaltenen Römerstraßen für bequemen Verkehr. In Rheinfranken, Elsaß, Schwaben und Bayern stand man überall auf den Fundamenten römischer Kultur. Darum galt insbesondere das Rheinland noch im 12. Jahrhundert für den wertvollsten Teil des Reiches. Ein anderes Bild bot sich aber, sobald man die einstige Grenze des römischen Reiches überschritt. Hessen, Thüringen, Sachsen hatten den Einfluß Roms nie erfahren, hier hatten erst die Franken — einwandernde Herrengeschlechter, vor allem aber Kirchen und Klöster — römische Formen des Wohnens, Bauens und Wirtschaftens eingeführt und den Unterschied gegenüber den ehedem römischen Ländern abzugleichen begonnen. Noch trennte ein großer Abstand diese vom romfreien Deutschland, wo die Kunst-

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Karte 1.

Der Reichskern aus der karolingischen Erbschaft um 900.

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Straßen spärlich, Wald und Sumpf ausgedehnt, die Bevölkerung weniger dicht und städtische Siedlung unbekannt waren. Die Vorstellung, Deutschland habe während des Mittelalters im Zustand reiner Naturalwirtschaft gelebt, ist zwar schon für die Anfänge falsch, Geld muß schon damals in ziemlicher Menge in Umlauf gewesen sein, wie die Münzfunde beweisen. Aber für das Land jenseits der ehemaligen Römergrenze, also für den größeren Teil des Reiches, und für das 10. Jahrhundert mag sie im ganzen zutreffen. Audi die geographische Weltlage Deutschlands war nicht günstig; es lag gleichsam am Rande der Zivilisation. An seiner Ostgrenze begann die Wildnis der slawischen Völker, meist Wenden (Vinidi) genannt, die nach dem Abwandern der Ostgermanen in die verlassenen Länder zwischen Elbe und Weichsel und jenseits des Böhmerwaldes eingerückt waren und sich dem Main entlang ins Thüringerland vorschoben, zahlreiche, meist kleine Völker, die bald mit besonderen Namen belegt, bald zu größeren Gruppen zusammengefaßt werden: Obotriten und Liutizen an der untern Elbe, Sorben zwischen Saale und Elbe, Tschechen in Böhmen und Mähren, Pommern an der Küste und Oder, Polen an der Weichsel. Deutschland war zudem ein reines Binnenland, am Seeverkehr nicht beteiligt, da seinen Nordseehäfen Bremen uhd Hamburg der Gegenspieler fehlte. Die einzige Welthandelsstraße der Zeit, die von Ostasien und Indien über Vorderasien, Konstantinopel und Venedig nach Oberitalien und von hier über die Alpen führte, streifte Deutschland nur mit einem Nebenzug über den Brenner, Septimer oder Splügen an den Rhein, während der Hauptverkehr über die westlichen Alpenpässe (St. Bernhard, Simplón, Mont Cenis) nach Frankreich ging. Und doch hat dieses ärmere, weniger entwickelte Land schon bald die staatliche Fühlung des Abendlandes ergriffen

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Karte 2.

Das Reich in seiner Hödistausdehnung um 1250.

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und durch zweieinhalb Jahrhunderte behauptet, ein beredtes Zeugnis dafür, daß nicht die natürlichen Verhältnisse den Lauf der Geschichte bestimmen, sondern die Kraft und der Wille des Menschen, der sie überwindet oder sich ihrer bedient. Wie so oft, hat auch hier das stärkere Volk über die Ungunst der Natur gesiegt und den bevorzugten Nachbarn den Vorsprung abgewonnen. Als KONRAD I. (911—918), den man als den ersten deutschen König anzusehen hat, die Regierung antrat, war die politische Lage des Reiches nach außen und innen wenig aussichtsvoll. Die wertvollste Landschaft war ihm verloren gegangen: Lotharingien1, das Land westlich des Rheines, hatte den neuen König abgelehnt und, an der alten Dynastie, deren Stammland es war, festhaltend, sich dem westfränkischen, karolingisdien Herrscher unterworfen. Zugleich drohte von Osten beständige Gefahr. Die Ungarn (Magyaren), ein den Hunnen verwandtes mongolisches Reitervolk, hatte sich seit etwa 890 im ehemaligen Lande der Awaren an der Theiß niedergelassen und unternahm von dort Streifzüge durch Deutschland, über den Rhein und die Alpen hinweg, alles plündernd und verwüstend. Gegenüber diesen schnellen Reiterscharen und sicheren Bogenschützen war die deutsche Verteidigung machtlos. Ein bayerisches Heer war von ihnen 907 vernichtend geschlagen, ein großes Aufgebot aus ganz Süddeutschland 910 bei Augsburg zersprengt worden. Zu der äußeren Gefahr kam die drohende Auflösung im Inneren. Im Kampf gegen die Nachbarn, Dänen im Norden, Böhmen und Ungarn im Osten, hatten die Markgrafen ihre Macht über das Hinterland ihrer Bezirke ausgedehnt und 1 Der Name ist abgeleitet von Lothar II. (855—869), mit dem der älteste Zweig der Karolinger ausstarb. Er haftet bis heute an einem kleinen Teil (Lothringen), während er ursprünglich und nodi bis ins 13. Jahrhundert das ganze Land in den Grenzen von 843, vom Meer bis zur Saönemündung, aber ohne das Elsaß, umfaßte.

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sidi zu Herzögen der gesamten Stammesgebiete aufgeworfen. In Bayern und Sachsen war ein Stammesherzogtum entstanden, das die volle königliche Gewalt, Verfügung über das Königsgut, Bistümer und Abteien, in Anspruch nahm. Der Herzog von Sachsen hatte sich überdies die Herrschaft in Thüringen angeeignet. Auch in Schwaben strebten die Markgrafen von Rätien an der Grenze gegen Italien nach dem Herzogtum. Schließlich hatte der spätere König Konrad selbst an Mittelrhein, Lahn und Main eine ähnliche Stellung erlangt mit dem Titel eines Herzogs der Franken. Die Fortdauer dieses Zustande mußte das Königtum aller Macht berauben und konnte schließlich zur Auflösung des Reiches führen. Konrad I. hat vergebens dagegen angekämpft. Die Unterstützung der Bischöfe, die er dabei fand (eine Synode zu Hohen-Altheim bei Nördlingen 916 verfluchte jeden Empörer), reichte nicht aus, die Herzöge zu unterwerfen. Auch gegen die Ungarn fehlte ihm bleibender Erfolg. Als er 918 starb, soll er selbst den Rat gegeben haben, seinen stärksten Gegner, Herzog Heinrich von Sachsen-Thüringen aus dem alten und mächtigen Hause der Brunonen, auf den Thron zu erheben. So geschah es. Im Mai 919 wurde H E I N R I C H I. (919—936) in Fritzlar von Franken und Sachsen zum König gewählt. Der Preis war die Anerkennung der Konradiner in ihrer erworbenen Machtstellung: des verstorbenen Königs Bruder Eberhard blieb Herzog der Franken. Die Bischöfe scheinen der Wahl widerstrebt zu haben; Heinrich hat niemals die kirchliche Salbung und Krönung empfangen, was ihm den Beinamen „Schwert ohne Griff" verschaffte 8 . Aber auch Schwaben und Bayern erkannten ihn zunächst nicht an, die Bayern wählten sogar ihren Herzog Arnulf zum * Die Angabe Widukinds von Korvei (um 970), er habe sidi der Salbung für nidit würdig erklärt, ist eine sdilechte Ausrede, um den Mangel zu verdecken.

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Gegenkönig. Heinrich gelang es erst nach zwei Jahren, in siegreichen Feldzügen diese Widerstände zu überwinden, aber nur, indem er den Herzögen die Verfügung über die Kirchen ihres Landes abtrat. Auch in Lothaiingien, das sich 923 vom westfränkischen Königtum losgesagt hatte, erlangte er die Anerkennung seiner Oberhoheit (925), indem er dem Herzog Giselbert die Regierung überließ und ihn nur durch die Hand seiner Tochter Gerberga an sich zu fesseln suchte. Zu dem Erwerb Lotharingiens, der den alten Umfang des ostfränkischen, nunmehr deutschen Reiches wiederherstellte3, kamen weitere auswärtige Erfolge, die Heinrichs Königtum Glanz verliehen. Es gelang ihm, die ungarische Gefahr zu bannen, indem er zunächst während neun Jahren (924—32) den Frieden durch Tribute erkaufte. Diese Zeit benutzte er, um Sachsen und Thüringen durch Anlage von Burgen (nicht Städten!) zu sichern4, die der Landbevölkerung mit ihrer Habe bei einem feindlichen Einfall als Zuflucht dienten, und gleichzeitig zahlreiche Ritter anzuwerben und auszubilden, die mit Landbesitz ausgestattet wurden (Einführung des fränkischen Rittertums und Rittergutes in Sachsen). Die Maßregeln bewährten sich trefflich, als im Winter 932/33 die Ungarn wieder in Thüringen und Sachsen erschienen. Durch Hunger und Kälte zur Umkehr genötigt, wurden sie auf dem Rückzug von Heinrichs Rittern am 15. März bei „Riade" (heute die Rieth, eine Ebene an der Unstrut mit dem Orte Ritteburg) zersprengt. Als Vorübung für diesen Krieg hatten wiederholte Kämpfe gegen die Slawen gedient, die 929 in dem Siege bei Lenzen und einem erfolgreichen Feldzug nach Böhmen * Der Name regnum teulonicum ñndet sich zum erstenmal in den Salzburger Annalen zum Jahr 919/920. • Die Legende von Heinrich dem .Städtegründer" rührt aus falscher Übersetzung des Wortes urbs (bei Widukind von Korvei) her, das in dieser Zeit .Burg", nicht .Stadt" bedeutet.

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gipfelten, mit dem Ergebnis, daß alle slawischen Völker bis zur Oder die Oberhoheit des deutschen Königs wieder wie unter Karl d. Gr. anerkannten. Der größte von Heinrichs Erfolgen in den Augen der Zeitgenossen, weit über Deutschland hinaus, war sein Sieg über die für unbesiegbar gehaltenen Dänen (934), deren König sich ihm gleichfalls unterwarf und die Anlage einer deutschen Mark zwischen Eider und Schlei dulden mußte. Ein befestigtes und gestärktes Königtum hinterließ Heinrich seinem Sohne O T T O I. (936—973). Von Anfang an im ganzen Reich anerkannt, wurde Otto sogleich in feierlichen Formen zu Aachen auf den Thron Karls des Großen erhoben und von den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier geweiht und gekrönt. Gleichwohl waren die Anfänge des 24jährigen Königs bald schwierig. Thangmar, sein älterer Halbbruder aus kirchlich nicht anerkannter Ehe, empörte sich, Herzog Eberhard von Franken, in seiner Unabhängigkeit beschränkt, und Erzbischof Friedrich von Mainz, in altem Streit mit dem sächsischen Herzogshaus um kirchliche Gerechtsame in Thüringen, schlossen sich an, in Bayern verweigerten die Söhne des 937 gestorbenen Herzogs dem König die Huldigung. Otto wurde des Aufstands rasch Herr, da Thangmar fiel und in Bayern ein Bruder des letzten Herzogs, Berthold, an Stelle seiner Neffen die Herzogswürde übernahm. Aber schon 939 brach ein zweiter Aufstand aus, gefährlicher als der erste. Eberhard von Franken und Friedrich von Mainz erhoben sich aufs neue, Giselbert von Lothringen machte gemeinsame Sache mit ihnen, und Heinrich, des Königs jüngerer Bruder, ließ sich an die Spitze der Empörung stellen mit dem Anspruch auf die Königswürde, auf die er besseres Recht zu haben glaubte, weil er nach der Erhebung des Vaters auf den Thron geboren war. Aber das Kriegsglück war wieder auf Ottos Seite. Giselbert wurde erst bei Haller/Dannenbauer, Karolinger

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Birten (unweit Xanten), dann mit Eberhard zusammen bei Andernach geschlagen; beide Herzöge ertranken auf der Flucht über den Rhein, Heinrich unterwarf sich und erhielt großmütige Verzeihung. Der Karolinger Ludwig IV. von Frankreich, der, um Lotharingien und womöglich die deutsche Krone zu gewinnen, Giselberts Witwe Gerberga, die Schwester Ottos, geheiratet hatte, ins Elsaß eingefallen und schon über den Rhein gegangen war, sah sich zur Umkehr genötigt. Ein deutscher Feldzug bis tief nach Frankreich hinein beendete den Krieg, Mächtiger als zuvor war Otto durch den Sieg über den Aufstand geworden: in Lotharingien setzte er (944) in Konrad dem Roten einen Herzog ein, dem er seine Tochter Liutgard gab, — in Franken war das Herzogtum mit Eberhards Tode erloschen. Die folgenden Jahre brachten weitere Stärkung: 947 konnte Otto beim Tode Bertholds das Herzogtum Bayern seinem Bruder Heinrich, 950 Schwaben seinem Sohne Ludolf geben, so daß nun alle Herzogtümer in Händen des Königshauses waren. Im ganzen Reich verfügte der König über Bistümer und Abteien, deren Vorsteher mehr und mehr die eigentlichen Stützen und Träger der königlichen Regierung wurden. Otto scheint von Anfang an die Einsetzung der Bischöfe und Äbte in Anspruch genommen zu haben. In Bayern überließ Herzog Berthold sie ihm schon 938 bei seiner Einsetzung, für die anderen Herzogtümer ist der Zeitpunkt unklar, doch darf man vermuten, daß es sich bei den wiederholten Aufständen der Herzöge eben um dieses Recht gehandelt haben wird. Auch nach außen wurden die Verluste, die das Reich in den Jahren des Aufstands erlitten hatte, mehr als ausgeglichen. Die Ungarn, die 937 in Süddeutschland, 938 in Sachsen wieder erschienen waren, wurden 942 bei Wels besiegt und seitdem der Krieg in ihr Land getragen. Die Wenden jenseits der Elbe wurden unterworfen (940 Ein-

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nähme von Brandenburg) und mit der Missionierung des Landes durch deutsche Geistliche der Anfang gemacht (948 Gründung der Bistümer Brandenburg und Havelberg). Auch die Dänen erkannten aufs neue die deutsche Oberhoheit an und öffneten ihr Land der christlichen Mission. An der Havel hütete Gero, an der Elbe Hermann der Billung als Markgraf die Grenze. Böhmen, das sich losgerissen hatte, wurde 947/950 überwunden und als abhängiges Herzogtum unter einem einheimischen Fürsten aus dem Geschlecht der Premysliden für immer dem Reich einverleibt. Gegenüber Frankreich behauptete Otto eine tatsächliche Oberhoheit, indem er zwischen seinen beiden Schwägern, dem König Ludwig IV., dem Gemahl Gerbergas, und dem Führer der Großen, Herzog Hugo von Francien (vermählt mit Ottos Schwester Hedwig), durch wiederholtes bewaffnetes Eingreifen (Feldzüge 946, 949/50) das Gleichgewicht zu erhalten wußte. In Burgund hielt sich Konrad nur durch deutschen Beistand gegen Hugo von der Provence. Als dieser die Krone der Langobarden gewonnen hatte und die Hand nach dem römischen Kaisertum ausstreckte, stellte ihm Otto den Markgrafen Berengar von Ivrea entgegen. Als deutscher Vasall und mit deutschen Truppen konnte Berengar den Kampf gegen Hugo und dessen Sohn Lothar aufnehmen (945). Er siegte, da Hugo und Lothar rasch nacheinander starben (947 und 950), und begann nun vom deutschen König sich unabhängig zu machen. Das gab Otto Veranlassung, selbst in Italien einzugreifen. Die Befreiung der Witwe Lothars, Adelheid, einer burgundischen Prinzessin, die von Berengar (in Garda?) gefangen gehalten wurde, bildete den äußeren Grund für den Feldzug, der 951, mit den Kräften des ganzen Reiches unternommen, rasch zum Ziel führte. Noch Ende 951 vermählte sich Otto in der Hauptstadt Pavia mit der aus ihrer Haft entkommenen Adelheid und machte sich selbst zum König der Langobar3·

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den, gab aber diesen Titel wieder auf, als Berengar sich 952 in Augsburg zur Unterwerfung stellte, die Huldigung wiederholte und das Land östlich der Etsch (Verona, Friaul, Istrien) abtrat, das als Mark des deutschen Reiches mit Bayern vereinigt wurde. Als stärkste Macht und Oberherr der Nachbarn stand der deutsche König da, unter deutscher Führung war das Reich Karls d. Gr. in lockerer Einheit wiedererstanden. Aber der italienische Feldzug hatte im Königshaus Zwietracht gesät. Den Gewinn hatte Herzog Heinrich von Bayern gehabt, im Verein mit der jungen Königin hatte er jetzt den größten Einfluß. Dadurch fühlten sich Ludolf von Schwaben und Konrad von Lothringen zurückgesetzt. Eine Verschwörung bildete sich, an der Friedrich von Mainz teilnahm, und in Mainz wurde Otto zu Ostern 953 gezwungen, der Regierung zugunsten des Sohnes zu entsagen. Als er, nach Sachsen zurückgekehrt, das Geschehene rückgängig zu machen suchte, brach überall im Reich der Auistand aus. über seinen Verlauf wissen wir wenig und erkennen nur, daß es neben der Hilfe Heinrichs von Bayern die Treue der Bischöfe war, die dem König nach zwei Jahren den Sieg brachte. Dabei leisteten ihm die wertvollsten Dienste sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln, und sein Sohn Wilhelm, den er 954 nach dem Tode Friedrichs in Mainz einsetzte. Mit der Unterwerfung Bayerns, das sich gegen Heinrich empört hatte, endete der Aufstand. Otto begnadigte Sohn und Schwiegersohn, gab ihnen jedoch ihre Herzogtümer nicht zurück. Lothringen verwaltete Erzbischof Brun, Schwaben kam an Burchard, einen einheimischen Herrn und Gemahl von Heinrichs von Bayern Tochter Hedwig. Ludolf ist 957 gestorben. Daß Otto das Herzogtum audi jetzt bestehen ließ und sich damit begnügte, seine Träger so eng wie möglich an das Königshaus zu fesseln, daneben aber als Gegengewicht

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die Macht der Bischöfe zu stärken, entsprach den Bedürfnissen der Zeit. Eine Regierung des weiten Reiches aus einer Hand wäre in den damaligen Verhältnissen unmöglich gewesen, eine andere Gliederung außer der nach Stammesgebieten hätte der Verschiedenheit der Bevölkerung in Sprache, Recht und Sitte und einer eingelebten Überlieferung widersprochen. Schlimm hatte der Bürgerkrieg auf die auswärtigen Beziehungen gewirkt. Noch bevor er beendet war, erschienen die Ungarn und durchzogen Deutschland unter furchtbaren Verwüstungen ungehindert bis nach Flandern. Im folgenden Jahr kamen sie wieder, drangen bis an die Iller vor und belagerten Augsburg. Hier wurden sie am 10. August 955 auf dem Lechfeld von Otto nach heißem Kampf, in dem der ehemalige Herzog Konrad der Rote fiel, vernichtend geschlagen. Es sollte ihr letzter Einfall gewesen sein. Von jetzt an dringt Deutschland gegen sie erobernd vor, was schon bald zur Anlage einer eigenen bairischen Ostmark, des späteren Österreich, führte. Gleichzeitig hatten sich auch die Wenden empört. Sie fielen in Sachsen ein und brachten die Marken in schwere Gefahr, bis der König selbst herbeieilte, sie bis nach Mecklenburg verfolgte und sie hier am 16. Oktober 955 an der Recknitz entscheidend schlug. Seitdem machte die deutsche Herrschaft hier rasche Fortschritte. Die Grenze wurde von der Saale an die Elbe und Oder vorgeschoben und das gewonnene Land als Mark eingerichtet (sie ist später geteilt worden in Nordmark, Lausitz und Meißen). Den Abschluß brachte hier (968) die Gründung des Erzbistums Magdeburg mit der Kirchenprovinz jenseits von Elbe und Saale. In Italien hatte König Berengar die Ereignisse benutzt, um die 952 abgetretenen Gebiete wieder einzunehmen und seine Macht auszudehnen, und zwar auf Kosten des Kirchenstaates. Damit machte er sich den Papst zum Feinde, und zu

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den Klagen, die schon längst aus dem langobardischen Königreich an Otto kamen, trat 960 ein Hilferuf Johanns XII. In Rom hatte seit dem Anfang des Jahrhunderts Theophylaktus als Haupt des städtischen Adels die Herrschaft über Kirche und Stadt erlangt. An der Vertreibung der Araber, deren Raubzüge seitdem aufhörten, hatte er neben Kaiser Berengar I. das Hauptverdienst. Nach seinem Tode ging seine Herrschaft auf seine Tochter Marozia, Witwe des Herzogs Alberich I. von Spoleto, und von ihr auf beider Sohn Alberich II. über5. Seit 932 regierte er als Fürst und Senator der Römer, auch mit dem Titel Patricius, den einst Pipin und Karl geführt hatten, seine Unabhängigkeit nach allen Seiten wahrend und die Papstwahl beherrschend. Als er 954 starb, erbte sein 15jähriger Sohn Oktavian seine weltliche Macht, wurde auch 955 selbst zum Papst (Johann XII.) erhoben, vermochte aber die Politik des Vaters nicht fortzusetzen. Gegenüber der gleichzeitigen Bedrohung durch die Fürsten von Benevent und Salerno (s. u.) und durch Berengar II. blieb ihm nichts übrig, als den deutschen König zu Hilfe zu rufen, wie seine Vorgänger vor 200 Jahren die Franken gerufen hatten. Seine angebliche Sittenverderbnis ist vielleicht nur Anklage der Gegner, jedenfalls nicht erweisbar. Im August 961 erschien Otto mit starkem Heer in Italien. Berengar, dessen Reich durch innere Kämpfe und wiederholte Einfalle der Ungarn geschwächt war, leistete im Felde keinen Widerstand. Während seine Burgen belagert wurden, zog Otto nach Rom, wurde am 2. Februar 962 vom Papst zum Kaiser gekrönt, bestätigte ihm die Herrschaft in der Stadt und im Kirchenstaat und den Römern das Recht der Papstwahl, alles nach dem Vorbild seiner fränkischen Vorgänger, aber auch mit dem ausdrücklichen Vorbehalt seiner eigenen Oberhoheit. Bald jedoch wurde erkennbar, daß Otto wider Erwarten das langobardische Königreich ' Die landläufige Schilderung, als hätten damals verrufene Weiber Stadt und Kirche regiert (Theodora und Marozia, Mutter und Tochter) beruht nur auf den Klatschereien des unglaubwürdigen Liutprand von Cremona und hat keine geschichtliche Wahrheit.

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selbst zu behalten gedachte, auch im Kirchenstaat seine kaiserliche Gewalt geltend machte. Nun fiel Johann XII. von ihm ab, verband sich mit den Gegnern des Kaisers und nahm sogar Beziehungen zu den Ungarn auf. Otto ließ ihn darauf durch eine Synode wegen ungeistlichen Verhaltens absetzen und nahm den Römern einen Eid ab, in Zukunft keinen Papst ohne kaiserliche Zustimmung zu wählen. Das bedeutete, daß der Kaiser die Wahl beherrschte. Mittlerweile waren die letzten langobardischen Burgen gefallen, Berengar selbst hatte sich ergeben und ist als Gefangener in Bamberg gestorben. Das Königreich war in Ottos Hand. Seine Regierung, wie in Deutschland vornehmlich auf die Bischöfe gestützt, hat keine Schwierigkeiten gemacht. Dagegen sträubte sich in Rom eine starke Partei dauernd gegen die deutsche Herrschaft. Gelegenheit dazu bot die Papstwahl. Der nach Ottos Willen eingesetzte Papst wurde bald wieder vertrieben, und der Kaiser, der nach Deutschland zurückgekehrt war, mußte schon 966 wieder in Rom erscheinen und strenges Gericht halten: die Häupter der Gegenpartei wurden hingerichtet. Bis 972 verweilte Otto diesmal in Italien, um die Beziehungen zu den Staaten Unteritaliens zu regeln. Neben den Resten griechischer Herrschaft in Apulien und Kalabrien gab es dort die Fürsten von Benevent, Capua und Salerno, Erben des ehemaligen langobardischen Herzogtums Benevent, das nach dem Untergang des Königreichs (774) die fränkische Oberhoheit anerkannt hatte. Diese Fürsten, untereinander in ständiger Fehde lebend, waren damals von Konstantinopel her bedroht, wo man ernstlich an Wiederherstellung der früheren Herrschaft über Unteritalien dachte. Das bewog sie, die Oberhoheit des deutschen Kaisers wie in fränkischer Zeit anzuerkennen. Zu ihrem Schutz gegen die Griechen griff Otto erfolgreich ein, sein Versuch jedoch, auch die griechischen Küstenstädte in Apulien zu unterwerfen, scheiterte.

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Erst nach langen Verhandlungen kam 972 ein Vertrag mit dem griechischen Kaiser zustande, der die Kaiserwürde Ottos und den derzeitigen Besitzstand anerkannte. Unterpfand war die Vermählung der Prinzessin Theophanu mit dem 967 zum Mitkaiser gekrönten Sohn Adelheids, Otto II. Im Besitz dieses Erfolges konnte Otto nach Deutschland zurückkehren. Am 7. Mai 973 ist der Begründer der deutschen Vormacht und des deutsch-römischen Kaisertums in Memleben an der Unstrut gestorben. Im Dom zu Magdeburg, seiner Stiftung, wurde er bestattet. O T T O S I. Politik, ist von Neueren oft getadelt worden. Man hat ihm vorgeworfen, er habe dem deutschen Volk zu seinem Schaden die Bahn nach Italien gewiesen, als er die römische Kaiserkrone erwarb, deren Behauptung, einem romantischen Ideal zu Liebe, die Kraft Deutschlands erschöpft und seine Einigung verhindert habe. Dieses Urteil setzt sich darüber hinweg, daß die Kaiserpolitik der deutschen Könige weder damals noch später von Zeitgenossen mißbilligt oder bekämpft, vielmehr durch dauernde tätige Unterstützung gutgeheißen worden ist. Audi hat die Einheit Deutschlands dadurch am wenigsten gelitten, da gerade das Streben nach dem Kaisertum das einzige war, worin das Volk immer wieder sich vereinte. Auch war das kein romantischer Traum, sondern wohl erwogene und nüchtern berechnete Politik der Wirklichkeit. Die Oberhoheit über Italien und der Besitz der Kaiserwürde waren fränkische Uberlieferung, noch von den letzten Karolingern festgehalten. Das deutsche Reich hatte sie geerbt und konnte sie nicht verleugnen, ohne sich selbst herabzusetzen. Audi durfte Deutschland die Entstehung einer unabhängigen italienischen Großmacht nicht zulassen, die ihm den einzigen Zugang zur Welthandelsstraße (Venedig) versperrt und mit der Zeit ein Übergewicht über die Nachbarn erlangt haben würde. Das aber war es, was Berengar II., wie alle italienischen Könige, erstrebte. Als Otto erkannte, daß das Verfahren, das er demgegenüber ebenso wie gegen Frankreich und Burgund zunächst (952) angewandt hatte, auf die Dauer keine Sicherheit bot, entschloß er sich, die Herrschaft in Italien, die ihm im Königreich ebenso wie in

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Rom angetragen war, selbst in die Hand zu nehmen. Vollends unbegründet ist der Vorwurf, wegen der Kaiserkrone seien näherliegende Aufgaben, wie die Kolonisierung des Ostens, versäumt worden. Gerade in den Jahren des jungen Kaisertums erzielte die deutsche Macht gegen Wenden und Ungarn die ersten Fortschritte. Wirksame Unterstützung bot dabei der Einfluß, den der deutsche König als Kaiser auf den Papst ausüben konnte, von dem die kirchliche Ordnung im eroberten Gebiet (s. die Gründung der Kirchenprovinz Magdeburg) abhing. Römische Kaiserpolitik und ostdeutsche Kolonialpolitik ergänzten einander also aufs beste. Die Politik des Vaters setzte der 18jährige O T T O II. fort (973—983). In einen langdauernden Familienkrieg verwickelte ihn der kinderlose Tod des Herzogs Burchard von Schwaben 974. Otto verlieh das Herzogtum seinem Vetter Otto, dem Sohn Ludolfs, die Herzoginwitwe Hedwig und ihr Bruder Heinrich (der Zänker) von Bayern leisteten Widerstand. Erst nach vier Kriegs jähren war der Kaiser Sieger. Heinrich verlor Bayern, das ebenfalls an Otto von Schwaben kam, unter Abtrennung der Alpenlande als Herzogtum Kärnten. An den inneren Krieg Schloß sich sogleich ein solcher gegen Frankreich (978—980). Der französische König hatte, um Lothringen zu gewinnen, Aachen überfallen, wo der Kaiser sich gerade aufhielt, und diesen beinahe gefangen. Ein deutscher Feldzug (979) bis vor Paris mußte zwar aus Mangel an Nahrung abgebrochen werden, und auf dem Rückzug erlitt die Nachhut mit dem Trosse beim Ubergang über die Aisne eine Schlappe, die die Franzosen zu einem großen Siege aufbauschten. Den wirklichen Sieger zeigte der Friede schon 980: Frankreich gab seine Pläne auf, und alles blieb, wie es gewesen war. Mittlerweile war des Kaisers Anwesenheit in Italien nötig geworden. Hier waren die Araber von Sizilien auf das Festland übergegangen, hatten Kalabrien eingenommen und drohten mit weiterem Vordringen. Der zunächst be-

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ti offene griechische Kaiser tat nichts dagegen. So drängte sich hilfesuchend alles um Otto, als dieser 981 in Rom erschien. Nach umfassenden Rüstungen wurde 982 der Krieg gegen die Araber eröffnet. Siegreich drang das vereinigte deutsch-italienische Heer bis tief nach Kalabrien vor, aber unweit Cotrone, beim Vorgebirge le Colonne, erlitt es am 13. Juni eine verlustreiche Niederlage. Eine große Anzahl seiner Führer war tot oder gefangen. Der Kaiser selbst konnte sich nur auf ein griechisches Handelsschiff retten und mußte fürchten, nach Konstantinopel gebracht zu werden, wo man das deutsche Vordringen in Süditalien als feindlichen Angriff empfand. Durch die Schlauheit eines Slawen, der ihn kannte und für einen reichen Kaufmann ausgab, entging er der Gefahr und erreichte schwimmend das Ufer. Während die Araber, deren Emir gefallen war, Kalabrien räumten, wollte der Kaiser den Krieg fortsetzen. Er dachte sogar, um eine Flotte zu bekommen, an Unterwerfung Venedigs, das formell noch zum griechischen Reich gehörte. Aber mitten in den Vorbereitungen starb er am 7. Dezember 983 in Rom. In St. Peter ist er begraben. Sein Tod brachte eine Gefahr, weil Heinrich, der ehemalige Herzog von Bayern, dem bereits zum König gekrönten dreijährigen Sohn des Kaisers, O T T O III. (983 bis 1002), die Krone zu entreißen versuchte. Dazu erkaufte er die französische Unterstützung durch das Versprechen, Lotharingien abzutreten. Seine Pläne durchkreuzte geschickt und tatkräftig Erzbischof Willigis von Mainz, Heinrich entsagte und erhielt Bayern zurück (Herzog Otto war bei Je Colonne gefallen). Willigis führte dann audi mit anderen Fürsten unter der Vormundschaft der Kaiserinnen Theophanu (t 991) und Adelheid die Regierung für den unmündigen König.

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Diese schwierigen Anfänge hatten einen Verlust im Nordosten gebracht. Noch zu Lebzeiten Ottos II. hatten Dänen und Wenden es sich zunutze gemacht, daß die Grenze wegen des italienischen Krieges entblößt war, hatten Hamburg verbrannt und die neuen Bistümer zerstört. Die erfolgreiche Abwehr brachte der Streit um die Krone ins Stocken, und die vormundschaftliche Regierung hatte nicht die Kraft oder fand nicht den Entschluß, das Verlorene wiederzugewinnen. Die Beherrschung des Wendenlandes wurde für lange Zeit aufgegeben die Elbe wurde wieder Grenze und nur die Mark Meißen behauptet. Als Otto III. mit 15 Jahren für mündig erklärt wurde, wandte er seine Aufmerksamkeit zunächst auf Italien. In Rom hatten, während das Kaisertum aussetzte, heftige Parteikämpfe geherrscht, Päpste waren umgebracht, andere gewaltsam erhoben worden, und zum Herrn der Stadt und Patricius hatte sich Crescentius, ein Verwandter Alberichs II., gemacht. Der Papst Johann XV., von ihm verjagt, rief Otto zu Hilfe, und dieser folgte dem Ruf, wie einst sein Großvater. Seine bloße Annäherung genügte, damit Crescentius vertrieben wurde und die Römer, beim Tode Johanns XV., vom König den neuen Papst erbaten. Ei schickte ihnen seinen Vetter Brun, einen Enkel Konrads des Roten von Lothringen, der sich Gregor V. nannte, dei erste deutsche Papst. Im Mai 996 wurde Otto von ihm zum Kaiser gekrönt. Aber sein Kaisertum saß noch nicht fest. Kaum war er heimgekehrt, so trat Crescentius wieder auf, verjagte Gregor und setzte einen Gegenpapst ein. Als Otto 998 wieder in Rom erschien, fand er keinen Widerstand. Die Römer lieferten die Häupter der Gegenpartei samt ihrem Gegenpapst aus, nur Crescentius verteidigte sich im Grabmal Kaiser Hadrians, der späteren Engelsburg. Durch Hunger zur Übergabe gezwungen, wurde er mit seinen Genossen

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hingerichtet, der Gegenpapst schimpflich degradiert und geblendet. Gregor V. konnte seinen Platz wieder einnehmen. Otto ist seit Frühjahr 998 in Italien geblieben, nur einmal ist er noch für ein halbes Jahr nach Deutschland zurückgekommen. Seine Residenz war fortan Rom. Das Ziel des hochbegabten und gut unterrichteten jungen Kaisers läßt sich zusammenfassen in dem Schlagwort „Erneuerung des römischen Reichs". Wenn das Kaisertum der beiden ersten Ottonen, gleich dem der Karolinger, nicht mehr hatte sein wollen als Oberhoheit über die Teile Mittel- und Oberitaliens, die nicht zum langobardischen Königreich gehörten, also Rom und den Kirchenstaat, so faßte Otto III., der Sohn der kaiserlichen Prinzessin aus Konstantinopel, der sich mehr als Grieche und Römer denn als Sachse fühlte, seine Würde als die wiederaufgelebte Römerherrschaft über das Abendland auf". Rom sollte wieder die wirkliche Hauptstadt des weiten Reiches werden, dorthin verlegte er seinen gewöhnlichen Sitz und den Schwerpunkt seiner Regierung. Zugleich ergab sich der Jüngling einer überschwenglichen Frömmigkeit, wie sie damals besonders in Italien verbreitet war, fastete, betete, wallfahrte zu heiligen Einsiedlern, nach Gnesen zum Grabe des von den Preußen erschlagenen Missionars Adalbert von Prag und zum Grabe Karls des Großen in Aachen, und gefiel sich in Ehrentiteln wie „Knecht Jesu Christi" oder „Knecht der Apostel". Die Errichtung selbständiger Kirchenprovinzen in Polen (Gnesen) und Ungarn (Gran) schädigte die deutschen Metropolen Magdeburg und Salzburg, zu deren Missionsgebiet diese Länder bisher gehört hatten, und war dem deutschen 1 Der mütterliche Einfluß in der Jugendzeit wird hierfür wichtiger gewesen sein als der des gelehrten Südfranzosen Gerbert von Aurillac, ren Otto zuerst zum Erzbischof von Ravenna, dann zum Papst (Silvester II. 999—1003) machte.

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Einfluß dort abträglich. Dadurch entfremdete er sich die Deutschen, die sich von ihm zurückzogen, während er die Römer nicht gewann. 1001 erhoben sie sich im Aulstand und belagerten ihn in seinem Palast. Durch herbeigeeilte deutsche Truppen befreit, mußte er Rom verlassen. Im Begriff, es mit Gewalt zu erobern, starb er am 24. Januar 1002 in Paterno am Fuße des Sorakte. Kämpfend brachte man seine Leiche nach Deutschland und bestattete sie in Aachen. Bei seinem Tode war das bisherige Königshaus nur noch durch Herzog Heinrich von Bayern, den Sohn des Zänkers, vertreten, der denn auch alsbald, obwohl nicht ohne Widerstände, zum König gewählt wurde. HEINRICH I I . ( 1 0 0 2 — 2 4 ) war die Regierung dadurch erschwert, daß es ihm an Blutsverwandten fehlte, die ihm in der Verwaltung der Herzogsämter hätten dienen können. Seine Schwäger, die Grafen von Luxemburg, auf die er sich zu stützen suchte — dem einen trat er sein eigenes Herzogtum Bayern ab —, erwiesen sich als unzuverlässig. Er hat fast beständig mit Empörungen zu kämpfen gehabt, und es ist ein Beweis seiner großen Klugheit und Geschicklichkeit, daß er sie alle überwand. Nach außen trat er eine schlimme Erbschaft an. In Italien hatte die unbesonnene Politik Ottos III. offenen Aufstand hinterlassen. Im langobardischen Reich konnte der Markgraf HARTWIN (Arduin) VON IVREA, ein Verwandter Berengars II., sich sofort zum König machen und weithin Anerkennung finden. Heinrich gelangte, als er 1004 im Lande erschien, wohl mit Mühe nach Pavia und ließ sich hier krönen, begnügte sich aber mit der Anerkennung durch eine Partei, die hauptsächlich durch die Bischöfe gebildet wurde, und verzichtete auf Beseitigung des Gegenkönigs. Erst nach dessen Tode (1015) fand Heinrich allgemeine Anerkennung. In Rom, das seit 1002 sich selbst überlassen

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war, stritten die Erben des Crescentius mit ihren Verwandten, den Grafen von Tuskulum, um die Herrschaft in Staat und Kirche. Heinrich, von beiden Teilen herbeigerufen, erschien zu Anfang 1014 und wurde von dem Tuskulaner Benedikt VIII. zum Kaiser gekrönt, dessen Familie sich damit den Rückhalt an der deutschen Macht sicherte. Erst 1022 wurde Heinrich wieder zum Eingreifen veranlaßt, diesmal durch das Vorgehen der Griechen in Unteritalien, die den Fürsten von Capua unterworfen hatten und sogar Rom bedrohten. Auf den Ruf des Papstes, der selbst nach Deutschland geeilt war, unternahm der Kaiser einen großangelegten Feldzug nach Unteritalien, der die früheren Verhältnisse wieder herstellte. Weniger erfolgreich war Heinrich an der Ostgrenze Deutschlands. In Polen, das seit Otto I., wie alle Slawen, unter deutscher Oberhoheit stand und seit kurzem christlich geworden war, machte sich der Herzog Boleslaw der Tapfere unabhängig. Dabei kam ihm zustatten, daß Otto III. unüberlegt genug gewesen war, Polen die kirchliche Unabhängigkeit durch Gründung eines eigenen Erzbistums in Gnesen zuzugestehen. Durch Unterwerfung von Pommern und Preußen hatte Boleslaw ein großes Reich geschaffen und sich auf Kosten Deutschlands Böhmen und die Lausitz angeeignet. Es bestand Gefahr, daß auch die Mark Meißen ihm anheimfiele. Der Kampf gegen diesen Nachbarn zieht sich fast durch Heinrichs ganze Regierung. In wiederholten Feldzügen, die aber alle in der unwegsamen und unwirtlichen Landschaft steckenblieben, hat der Kaiser wohl Böhmen befreit und Meißen gedeckt, die Herausgabe der Lausitz aber nicht erreichen können. Im Frieden von Bautzen 1018 wurde das Land dem Polen, der sich zu erneuter Huldigung verstand, als Lehen des deutschen Reiches überlassen.

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Im Innern hat Heinrich die Politik Ottos I. fortgesetzt, indem er sich vorzugsweise auf die Kirchen des Reiches, Bistümer und Abteien, stützte. Ihre Macht stärkte er durch Schenkungen und Übertragung von Regierungsrechten (Grafschaft), nutzte sie aber gleichzeitig im Dienste des Reiches gründlich aus. Besondere Aufmerksamkeit widmete er, der ursprünglich selbst zum Geistlichen erzogen war, der Verwaltung der Bistümer und der Reform der Klöster, die vielfach zu Stätten der Versorgung für jüngere Söhne des Adels ohne strenge Befolgung der Ordensregel geworden waren. Seit 934 wirkte für die Wiederherstellung des Klosterlebens das Kloster Gorze bei Metz; unterstützt durch die Bischöfe und die Könige, führten im 10. und 11. Jahrhundert die bedeutendsten deutschen Klöster die Reform im Sinne von Gorze durch7. Heinrich hat diese Bestrebungen gefördert. Dabei dienten ihm Männer wie der Abt Poppo von Stablo und Malmedy und die Bischöfe Godehard von Hildesheim, der Reformator der Klöster Nieder-Alteich und Hersfeld, Burchard von Worms, der Verfasser einer vielgebrauchten Sammlung des Kirchenrechts, und Meinwerk von Paderborn, der ausgezeichnete Verwalter seines Stiftes. Eine umfassende Reform der Kirche, über die Heinrich schon mit dem Papst und dem französischen König sich verständigt hatte — das Konzil war bereits nach Pavia berufen — kam nicht zur Ausführung, da der Kaiser vorher starb. Man bestattete ihn in Bamberg, das er zum Bistum erhoben und reich beschenkt hatte. Der kirchliche Ehrgeiz der Bamberger hat im 13. Jahrhundert seine Heiligsprechung erwirkt und zu diesem Zweck seine Gestalt in der Legende zum schwächlichen ' Das burgundisdie Kloster Cluny (gegründet 910), dem häufig fälschlich alle Kloster- und KirAenreform im 10. und 11. Jahrhundert zugeschrieben wird, hat nur auf Frankreich, Nordspanien und Oberitalien eingewirkt, in Deutschland dagegen erst sehr spät (1072 Hirsau) Fuß gefaßt. Die deutsche Klosterreform ist unabhängig von Cluny.

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Frömmler entstellt. Was die Regierung dieses vielleicht klügsten unter den altdeutschen Herrschern im Vorbereiten und Kräftesammeln geleistet hatte, zeigte sich unter seinen Nachfolgern. Da der Mannesstamm des sächsischen Königshauses mit Heinrich II. ausgestorben war, griff man bei der Wahl des Nachiolgers, getreu dem altgermanischen Grundsatz, daß das königliche Blut vor anderen Geschlechtern den Vorzug verdiene, zur weiblichen Linie der Nachkommen Ottos I. Sie war durch zwei Vettern vertreten, Urenkel Konrads des Roten von Lothringen, den altern und jüngeren Konrad. Zunächst spalteten sich die Stämme. Franken, Schwaben und Bayern erhoben am 7. September 1024 bei Mainz den älteren Konrad, den auch die Sachsen bald anerkannten. Lotharingien, wo der jüngere Vetter starken Familienanhang hatte, sträubte sich und unterwarf sich erst Ende 1025 dem neuen König. K O N R A D II. (1024—39) war ein Mann von ungewöhnlicher Tatkraft und rascher Entschlossenheit, klug und schlagfertig, aber hartherzig und verschlagen. Ein tüchtiger Krieger und glücklicher Feldherr, aber ungebildet, besaß er für kirchliche Angelegenheiten nicht das Verständnis seines Vorgängers. In strengkirchlichen Kreisen behauptete man später von ihm, er habe die Kirche vernachlässigt, Bistümer und Klöster lediglich als Einnahmequellen benutzt und sie ohne Rücksicht auf die Eignung der Bewerber vergeben. Von Haus aus nicht reich — die Güter des Hauses, das man später das salische nannte, um Speyer und Worms gelegen, der Kern des späteren Territoriums der Rheinpfalz, waren zum größeren Teil im Besitz seines Vetters — war er erst durch seine Heirat mit der Herzogin-Witwe Gisela von Schwaben emporgekommen, für deren Sohn Ernst er das Herzogtum verwaltete. Doch bot ihm das reiche Königsgut zusammen mit der Erbschaft des sächsischen Hauses, neben dem Reichtum der Kirchen, beides von

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Heinrich II. in bester Ordnung und Verwaltung hinterlassen, so bedeutende finanzielle und militärische Machtmittel, daß seine Regierung reich an glänzenden Erfolgen wurde. Im italienischen Königreich hatte das straffe Regiment, das Heinrich in den letzten Jahren dort geübt hatte, einen Rückschlag hervorgerufen. Ein Versuch des Laienadels, sich von Deutschland loszusagen, mißglückte zwar, da weder der französische König noch der größte der französischen Fürsten, der Herzog von Aquitanien, die angebotene Krone annahm. Dagegen erschienen bald italienische Bischöfe, geführt von Aripert von Mailand, in Deutschland, um Konrad zu huldigen. Diesem gelang es, als er 1026 ins Land kam, die Widerstände zu brechen und seine eigene Anerkennung im ganzen Königreich zu erzwingen. Er ging dabei von dem Grundsatz aus, daß der deutsche König ohne weiteres auch in Italien herrsche. Durch Konrads Sieg wurde dies geltendes Recht: die selbständige Königswahl der Langobarden verschwand aus der Geschichte. In Rom fand Konrad keine Schwierigkeiten. Papst Johann XIX., ein Tuskulaner, der zugleich die weltliche Regierung der Stadt führte, deutsch gesinnt wie sein Haus, krönte Konrad Ostern 1027 zum Kaiser. Auch die Fürsten in Unteritalien huldigten nach gewohnter Art, als Konrad bei ihnen erschien. Zurückgekehrt, wandte der Kaiser sich den östlichen Fragen zu. Boleslaw von Polen war gestorben, nachdem er kurz vorher die deutsche Oberhoheit abgeschüttelt und sich zum König gemacht hatte (1025). Die Feldzüge gegen seinen Nachfolger Myssiko (das Mäuschen) waren nicht sogleich erfolgreich, die Polen konnten sogar Einfälle ins Sächsische machen. Erst ein gleichzeitiger Angriff der verbündeten Deutschen und Russen zwang Myssiko, die Lausitz herauszugeben und (1033) unter Ablegung des KönigsHaller/Dannenbauer, Karolinger

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titels die deutsche Oberhoheit wieder anzuerkennen. In den folgenden Jahren zerfiel das polnische Großreich. Die Gefahr war beschworen. Mit Ungarn, das seit 996 ein christliches Königreich geworden und dem sächsischen Königshaus verbunden gewesen war — König Stefan „der Heilige" war Schwager Heinrichs II. —, Schloß Konrad nach einem nicht glücklichen Feldzug 1031 Frieden durch Preisgabe des Landstrichs zwischen Fischa und Leitha. Ebenso verfuhr er gegenüber Dänemark, dessen König Knut der Große zugleich Herrscher in Norwegen und England war. Konrad gewann ihn zum Bundesgenossen, indem er das strittige Gebiet jenseits der Eider den Dänen überließ. So ist Schleswig an Dänemark gekommen, während die Bewohner, einwandernde Niedersachsen, Deutsche blieben. Der große Erfolg von Konrads Regierung ist der Erwerb des Königreichs Burgund. Dort stand das Königshaus, das seit 950 auch in der Provence regierte, längst vor dem Erlöschen, da sein letzter Vertreter, Rudolf III., kinderlos und krank war. Sein Schwestersohn, Kaiser Heinrich II., hatte sich die Anerkennung seiner eigenen Erbfolge auch schon gesichert. Nach Heinrichs Tode trat ein anderer Neffe als Thronanwärter an die Stelle, Graf Odo von der Champagne, der mächtigste der nordfranzösischen Fürsten. Konrad aber forderte die Nachfolge für sich, da alle Rechte seines Vorgängers auf ihn als König übergegangen seien, und zwang den Burgunder, das anzuerkennen. Anders dachte der Adel von Burgund. Als Rudolf III. 1032 gestorben war, rief man den Grafen von der Champagne herbei, und Konrad war genötigt zu erobern, was er für sein Recht hielt. Nachdem ein erster Feldzug im Januar 1033 gescheitert war, führte ein Doppelangriff, von Norden und Süden zugleich, 1034 zum vollen Erfolg. Bei Genf vereinigten sich das deutsche und italische Heer, Graf Odo gab den Kampf auf, und Bur-

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gund samt Provence, von der Aare und dem Oberrhein bis zur Rhone und zum Mittelmeer, war fortan ein Nebenland der deutschen Krone. Der Erwerb Burgunds bedeutete weniger durch das, was mit ihm unmittelbar gewonnen wurde, als durch das, was er verhinderte und was er mittelbar möglich machte. Die geringe Erbschaft der burgundischen Könige gab auch den deutschen Herrschern keine gebietende Macht im Lande, in dem Bischöfe, Äbte und Laienfürsten nach wie vor die tatsächliche Herrschaft ausübten und der deutsche König nicht viel mehr als eine Oberhoheit besaß. Gleichwohl ist der Erwerb der burgundischen Krone eine Tatsache von größter Bedeutung, weil dadurch die Festsetzung eines französischen Fürsten abgewendet wurde. Das hat die spätere Entstehung eines Schweizer Staatswesens möglich gemacht und ist für Deutschland unmittelbar wertvoll geworden, weil der Besitz der gangbaren Pässe der Westalpen den Zusammenhang mit Italien stärkte und die Beherrschung dieses Landes erleichterte. Ob ohne dies das deutsche Kaisertum in Italien in der Folgezeit sich behauptet haben würde, ist die Frage. Ein französischer Herrscher von Burgund und Provence wäre ihm mindestens sehr unbequem geworden. Die engere Verbindung zwischen Deutschland und Italien machte sich unter Konrad II. deutlich fühlbar. Wie schon unter Otto III. gelegentlich, noch mehr unter Heinrich II., wurden die Bistümer nach Möglichkeit mit Deutschen besetzt, die dann die natürlichen Träger des deutschen Einflusses waren. Konrad gedachte aber audi den Laienadel zu gewinnen, teils durch Heiraten zwischen seinen deutschen Verwandten und führenden italischen Geschlechtern, teils durch deren Erhebung zu größerer Macht, ein Verfahren, das allerdings mit der überlieferten Politik, sich auf die Bischöfe zu stützen, schwer vereinbar war, da zwischen 4·

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diesen und den weltlichen Großen in Italien wie in Deutschland ein natürlicher Gegensatz bestand. In Deutschland hat Konrad II. den Grundsatz Ottos I. festgehalten, die Herzogsgewalt bestehen zu lassen, aber ihre Träger so eng wie möglich mit dem Königshaus zu verbinden. Das wurde ihm erleichtert durch Freiwerden der meisten Herzogtümer. Kärnten konnte er 1036 an seinen Vetter Konrad, den ehemaligen Mitbewerber um die Krone, Bayern schon 1027 an seinen Sohn Heinrich, den künftigen König, geben, Schwaben gehörte seinem Stiefsohn Ernst und kam, als dieser nach wiederholten Empörungen das Herzogtum verloren hatte und als Geächteter im Schwarzwald umgekommen war, 1030 an dessen Bruder Hermann, nach dessen Tode 1038 ebenfalls an den Thronfolger Heinrich. Die Ursachen der Empörung (1027—1030) ERNSTS VON SCHWABEN lassen sich nur vermuten. Er scheint sich Hoffnungen auf die Krone von Burgund gemacht zu haben. In der Volksüberlieferung mit Ludolf, dem Sohne Ottos I., verwechselt, ist er zum Helden von Sage und Dichtung geworden, ohne daß ihm größere Bedeutung in der Geschichte zukäme. Sein Stiefvater erwiderte auf die Meldung von seinem Tode in seiner harten Art nur: „Bissige Hunde haben selten Junge". Konrads II. sonst so erfolgreiche Regierung fand ein wenig glückliches Ende durch eine Verwicklung in Italien, die er nicht zu lösen vermochte. In der Lombardei war ein allgemeiner Aufstand der ritterlichen Vasallen (Valvassoren) gegen die Bischöfe ausgebrochen. Es handelt sich um die Erblichkeit der Lehen, die für das Kirchengut in Italien nicht galt, während sie sich sonst überall eingebürgert hatte. Beide Parteien riefen die Entscheidung des Kaisers an. Konrad stand mit seinen Sympathien auf Seiten der Vasallen und war außerdem mit dem Führer der Gegenpartei, Erzbischof A R I P E R T VON M A I L A N D , zerfallen. Dieser,

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der sich auf seine Verdienste um den Kaiser viel zu gute tat, war durch die Begünstigung der Mailand benachbarten Laienfürsten gereizt, während Konrad das Bestreben des ehrgeizigen Erzbischofs, sich zum alleinigen Herrn in seiner Kirchenprovinz zu machen, mit Mißtrauen verfolgte. Die Gegnerschaft brach offen hervor, als Konrad Ende 1036 über die Alpen kam und der Erzbisdiof, im kaiserlichen Gericht verklagt und verurteilt, dem Spruch sich nicht fügte. Als Majestätsverbrecher geächtet und abgesetzt, stellte er sich an die Spitze eines Aufstands. Er prahlte, er habe Konrad die Krone verschafft und werde sie ihm wieder nehmen, und verband sich dazu mit dem Grafen von der Champagne, der auch sofort Lothringen angriff, aber geschlagen wurde und fiel. Die größte Gefahr war damit abgewandt, aber Mailands vermochte der Kaiser nicht Herr zu werden. Die große Stadt, deren Bürgerschaft auf Seiten des Erzbischofs stand, war nicht zu bezwingen. Auch der Ausschluß aus der Kirche, den der Papst über Aripert verhängte, nützte nichts. Konrad hatte im März 1037 ein Gesetz erlassen, das den Vasallen gegen die Bischöfe recht gab. Dann wandte er sich nach Unteritalien und schlichtete dort mit leichter Mühe einen Streit zwischen den Fürsten des Landes. Den Krieg gegen Mailand gab er auf, als ein verstärktes Heer, das er 1038 aus Deutschland nachgezogen hatte, infolge einer Seuche zusammenschmolz. Krank kehrte er selbst nach Deutschland zurück und starb schon im Mai 1039 in Utrecht, erst 49 Jahre alt. Im Dom zu Speyer wurde er beigesetzt als der erste in der Reihe deutscher Kaiser, die dort ihr Grabmal erhielten 8 . H E I N R I C H III. (1039—1056) war seinem Vater an Begabung und Willenskraft gleich, an Bildung weit überlegen, von 8 Es sind die Nadhkommen Konrads, Heinrich III., IV. und V., ferner Philipp von Schwaben, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau und Albrecht I.

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hinreißender Beredsamkeit und starkem Selbstgefühl. Mit Unrecht hat man ihm zu große Abhängigkeit von der Kirche vorgeworfen. Wenn er, eine ernste, tiefreligiöse Natur, von der kirchlichen Strömung seiner Zeit ergriffen war, so blieb er dodi auch der Kirche gegenüber stets der Herr, und wenn er ihren Forderungen in der Politik Rechnung trug, so sah er darin zugleich den Vorteil des Reiches. In bewußtem Gegensatz zur Regierungsweise des Vaters kehrte er zu den Grundsätzen Heinrichs II. zurück. Die Strengkirchlichen rühmten ihn, daß er auf die Simonie, die Forderung von Abgaben bei Vergebung von Bistümern und Klöstern, wie Konrad sie geübt hatte, verzichtete, aber dienen sollten Bischöfe und Äbte dem Reich darum nicht weniger. In diesem Sinn war es, daß er die Reform der Geistlichkeit, insbesondere der Mönche, sich zur vornehmsten Aufgabe machte. Von der Kirche beeinflußt war auch sein Kampf gegen Fehde und Blutrache. Aber während dieser in Frankreich und Burgund (seit etwa 1040) nur von der Kirche in Form des Gottestriedens geführt wurde — Verbot des Waffenführens von Mittwoch abend bis Montag früh bei Strafe des Ausschlusses —, nahm Heinrich die Sache selbst in die Hand und erließ wiederholt Friedensgebote kraft königlicher Machtvollkommenheit. Das Eintreten für die Interessen der Kirche, die Konrad II. vernachlässigt hatte, verwickelte Heinrich in vielfache Kämpfe mit weltlichen Großen. Die Herzogtümer, die er entweder schon selbst besaß (Schwaben und Bayern) oder durch Todesfall (Kärnten) in die Hand bekam, hat er alle nach einigen Jahren wieder ausgetan, ein Beweis, daß ihre dauernde Vereinigung mit der Krone praktisch undurchführbar gewesen sein muß. Die neuen Herzöge aber wurden im Laufe der Zeit meist seine Gegner, und zuletzt sah er sich wie einst Otto I. einem Aufstand gegenüber, den er

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nur mit Anstrengung bezwingen konnte. Audi an Anschlägen auf seine Person hat es nicht gefehlt. Gefährlich wurden vor allem die Verhältnisse in Lothringen. Dieses Herzogtum, seit der Zeit Bruns von Köln (s. oben S. 36) geteilt in ein oberes und niederes, deren Grenze die Ardennen bildeten (sie deckten sich ungefähr mit den Kirchenprovinzen Trier und Köln), hatte Konrad II. wieder vereinigt. Heinrich stellte beim Tode des Herzogs 1044 die Teilung wieder her durch Verleihung an die beiden Söhne des Verstorbenen. Der ältere der Brüder, GOTFRIED DER BÄRTIGE, forderte jedoch das Ganze für sich, suchte seinen Anspruch in wiederholten Aufständen durchzusetzen und fand Unterstützung bei weltlichen Großen des Landes. Daraus entstand ein dauernder Krieg an der Nordwestgrenze des Reiches, den der französische Grenznachbar, der Graf von Flandern, zu Eroberungen auf deutsche Kosten benutzte. Um der Verteidigung der Grenze willen hat Heinrich sich zuletzt genötigt gesehen, Gotfried zu begnadigen und ihm die Anwartschaft auf Niederlothringen zuzugestehen. Die Teilung des Landes hielt er aufrecht. Unter solchen inneren Schwierigkeiten litten die Interessen des Reiches im Osten. Das zerfallene Polen zwar blieb ungefährlich, dafür machte Ungarn Sorge. Heinrich war es im Beginn seiner Regierung gelungen, durch mehrere schwierige Feldzüge und einen entscheidenden Sieg an der Raab (1044) Ungarn zur Anerkennung der deutschen Oberhoheit zu nötigen. Dieser Erfolg aber wurde nicht behauptet, Ungarn machte sich wieder unabhängig und konnte trotz aller Anstrengungen nicht überwunden werden. Nur die Leithagrenze, die Konrad II. aufgegeben und Heinrich wiederhergestellt hatte, blieb erhalten. Heinrichs große Erfolge liegen in Italien und Rom. In der Lombardei hatte er, der mit dem Verfahren des Vaters nie

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einverstanden gewesen war, den Frieden und die deutsche Herrschaft sogleich wiederhergestellt, indem er Aripert begnadigte und wieder einsetzte. 1046 riefen ihn die Verhältnisse nach Rom. Hier war die Herrschaft der Tuskulaner erschüttert. Benedikt IX. 8 hatte zeitweilig vor einem Gegenpapst, Silvester III., weichen müssen und, da er sich auch nach dessen Vertreibung nicht sicher fühlte, gegen eine Entschädigung in Geld zugunsten Gregors VI. verzichtet (1045), der aber im Kirchenstaat nicht Herr zu werden vermochte. Die deutsche Herrschaft hatte damit ihre Stütze verloren, und Heinrichs Eingreifen war ebensosehr durch das Interesse des Reiches wie der Kirche gefordert. Er fand ohne weiteres Gehorsam, als er am 20./24. Dezember 1046 durch eine Synode, die in Sutri begann und in Rom beendet wurde, Gregor VI. wegen Kaufs seiner Würde und desgleichen Silvester und Benedikt für abgesetzt erklären und eine Neuwahl nach seinem Willen vornehmen ließ. Sie traf den Bischof Suidger von Bamberg, Clemens II., der Heinrich sogleich zum Kaiser krönte. Gleichzeitig wurde ihm vom römischen Volk die Stadtherrschaft mit dem Titel des Patricius übertragen, womit die entscheidende Stimme bei der Papstwahl verbunden war. Heinrich hat dieses Recht noch dreimal unwidersprochen ausgeübt, indem er nur noch deutsche Reichsbischöle zu Päpsten wählen ließ: 1047 Poppo von Brixen (Damasus II.), 1049 Brun von Toul (Leo IX.), 1054 Gebhard von Eichstätt (Viktor II.). Er verfolgte damit den doppelten Zweck, die deutsche Herrschaft in Rom, die der Kaiser aus der Ferne nicht ausüben konnte, durch einen von ihm abhängigen Vertrauensmann zu sichern und zugleich durch diesen die Reform in der gesamten abendländischen Kirche, die schon Heinrich II. geplant hatte, durchführen zu lassen. Sie war ein dringendes * D a ß e r s d i o n mit 12 J a h r e n zum P a p s t g e m a c h t w o r d e n sei, ist ein Irrtum.

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Bedürfnis der Zeit, der Klerus in Verwilderung geraten, Konkubinat und Priesterehe an der Tagesordnung, die Kirche weithin zur Vermögensanstalt geworden, von den Laien ausgenutzt, ihre Ämter und Würden als Wirtschaftsobjekte behandelt, gekauft und verkauft, nicht selten auch vererbt. Dagegen wandte sich eine mächtig anwachsende Strömung, die hauptsächlich in lothringischen und burgundischen Klöstern genährt wurde und neben der sittlichen Reinigung der Kirche auch die Wiederherstellung ihrer ursprünglichen Verfassung gemäß den Kanones der ältesten Zeit forderte. Es war vor allem Leo IX., ein Verwandter des Kaisers (Graf von Egisheim im Elsaß), der, von dieser Strömung ergriffen, den Kampf gegen die Mißbräuche mit Entschiedenheit aufnahm, auf zahlreichen Synoden in Italien, Deutschland und Frankreich persönlich dagegen einschritt und damit die Welt an die unmittelbare Regierung der Kirche durch den Papst gewöhnte, die man bisher nicht gekannt hatte. Wenn dadurch die Herrschaft Roms gestärkt wurde, so kam auch dies schließlich wieder dem deutschen Reich zugute, da ein deutscher Papst, vom Kaiser erhoben und auf den Rückhalt am Kaiser angewiesen, ganz von selbst auch Träger deutschen Einflusses in allen Ländern sein mußte. Leo IX. hat mit der gleichen Entschiedenheit die weltlichen Interessen des Kirchenstaates und des deutschen Reiches vertreten, dabei aber völlig Schiffbruch gelitten im Kampf gegen eine neue Macht, die Normannen in Unteritalien. In Unteritalien stritten nach wie vor die Fürsten von Benevent, Capua und Salerno untereinander und mit den Griechen in Apulien und Kalabrien. Die Oberhoheit des Kaisers über sie hat auch Heinrich III., wie seine Vorgänger, 1047 zur Anerkennimg gebracht. Zu den Maßregeln, durch die er Frieden und Gleichgewicht zwischen

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den örtlichen Mächten zu sichern suchte, gehörte die Belehnung von zwei Rittern aus der Normandie mit reichsunmittelbaren Herrschaften, dem Herzogtum Apulien und der Grafschaft Aversa (bei Neapel). Sie waren die bedeutendsten Vertreter einer stets wachsenden Schar, die seit etwa 1016 als Söldner ins Land gekommen, allen Parteien gedient, sich festgesetzt und auf eigene Rechnung erobernd um sich gegriffen hatte. Die Normannen sind Nachkommen dänischer Seefahrer (Wikinger), die 910 in der nach ihnen benannten französischen Landschaft angesiedelt und dort rasch zu Franzosen geworden waren, aber die abenteuerliche Kampflust und Wanderlust ihrer Vorfahren bewahrt hatten. Als Soldaten allen anderen überlegen, machten sie sich zugleich als Räuber so gefürchtet und verhaßt, daß man sie in Italien trotz ihrer äußeren Kirchlichkeit allgemein mit dem Namen der Sarazenen „Agarener" (Söhne der Hagar, d. h. Ungläubige) belegte. Die Hoffnungen, die man wohl für das Reich auf die neuen Lehnsfürsten gesetzt hatte, wurden bald enttäuscht. Sie dehnten ihre Herrschaft aus, wurden noch mehr als bisher die Plage der Nachbarn und schonten auch nicht die Rechte der römischen Kirche. Um sie zu vernichten, bildete sich unter der Führung Leos IX. ein Bund sämtlicher Nachbarn, auch der Griechen. Leo selbst zog im Frühjahr 1053 mit Truppen, die er in seiner Heimat, im Elsaß und in Schwaben, geworben hatte, zu Felde und wurde bei Civitate, unweit des Monte Gargano, vollständig geschlagen und selbst gefangen genommen (23. Juni 1053). Erst nach 8 Monaten freigelassen, kehrte er gebrochen und krank nach Rom zurück und starb hier im April 1054. In diesem Augenblick trat in Mittelitalien eine neue Gefahr auf: G O T F R I E D VON LOTHRINGEN machte sich durch Heirat mit Beatrix, der Witwe des Markgrafen, zum Herrn in Toskana. Der alte Gegner des Kaisers drohte damit, diesem

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die Verbindung mit Rom zu sperren. Aber Heinrich wurde der Gefahr mühelos Herr. Durch die toskanisdien Städte ließ er Gotfried aus dem Lande treiben, dann kam er selbst, hielt Gericht über Beatrix, weil sie als Witwe eines Reichsvasallen ohne seine Erlaubnis sich wieder verheiratet hatte (was nach Lehnrecht verboten war), und nahm sie mit ihrer Tochter und Erbin Mathilde gefangen. Die Schwierigkeiten in Deutschland selbst, von denen oben die Rede war, bewogen ihn bald, Beatrix zu begnadigen und auch mit Gotfried sich auszusöhnen. Dem neuen Papst, V I K T O R II., überließ er die Vertretung der Reichsinteressen in Italien und damit die Aufgabe, das Unternehmen fortzusetzen, in dem Leo IX. gescheitert war. Während der Vorbereitungen hierzu starb der Kaiser am 5. Oktober 1056 zu Bodfeld im Harz und wurde an der Seite des Vaters in Speyer beigesetzt. Die Regierung für seinen erst 6jährigen Sohn hatte er dem gerade anwesenden Papste übertragen. Als auch dieser ihm schon im nächsten Jahre ins Grab folgte, war das Reich führerlos, und eine Zeit des Niedergangs begann, von dem es sich nie mehr ganz erholen sollte. Ein Rückblick auf die Bahn, die das deutsche Reich seit 910 durchlaufen hat, zeigt im ganzen das Bild eines Aufsteigens bis nahe an den beherrschenden Gipfel. An Umfang und Stärke kann sich kein Land mit ihm messen. Seine Westgrenze ist geschützt durch die Schwäche des französischen Königtums, die Nachbarn im Osten unterstehen deutscher Oberhoheit. Italien ist mit der deutschen Krone fest verbunden, der deutsche König ohne weiteres auch König der Langobarden und römischer Kaiser. Schon verschmelzen seine Herrschaftstitel im Bewußtsein der Zeitgenossen zur Einheit des Kaisertums, die Gesamtheit der ursprünglich geschiedenen Reiche wird zum römischen Reich; schon hat man angefangen, den deutschen König vor der Kaiserkrönung „römischer König" zu nennen, was im folgenden

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Jahrhundert stehender Brauch werden soll. Stärkste Bürgschaft dieser Stellung und beste Aussicht ihrer Befestigung bietet seit 1046 der deutsche Papst in Rom. Auch die Schwierigkeiten, auf die Heinrich III. in Ungarn und Unteritalien gestoßen war, waren nicht unüberwindlich. Die Reiorm der Kirche, wenn durchgeführt von einem Papst, der sich vom deutschen Kaiser leiten ließ, weil er des Rückhalts an ihm bedurfte, mußte dem deutschen Einfluß in allen Ländern Vorschub leisten. Noch stand man nicht am Ziel, aber eine folgerichtige und kluge Fortsetzung dessen, was Heinrich III. begonnen, mußte dem deutschen Reich die dauernde und fest begründete Vormacht sichern und das Abendland wieder zur Einheit zusammenfassen, ähnlich der, die es unter den römischen Kaisern und fränkischen Königen besessen hatte. Die unsicherste Stelle in diesem Bau war freilich die Herrschaft des König-Kaisers über Deutschland selbst. Die Herzöge im Gehorsam zu halten, hatte es immer erneuter Anstrengungen bedurft. Aber es war doch gelungen, und daß es auch in Zukunft gelingen werde, durfte man erwarten, wenn die Kräfte wirksam blieben, die bisher der Krone das Ubergewicht verschafft hatten: ihr Reichtum und die Ergebenheit der deutschen Kirche. Die Aussichten waren sogar besser als früher, wenn ein deutscher Papst mit größeren Machtmitteln von Rom aus für den König in Deutschland wirkte. Das Gegenteil ist eingetreten. Anstatt steten Fortschreitens auf aufsteigender Bahn erlebte das Reich den tiefsten Sturz, weil die Kräfte, die bisher seine Stärke ausgemacht hatten, sich ihm versagten und schließlich gegen es sich wandten. Ursache hiervon war einzig und allein der frühe Tod des Kaisers. Die Mißregierung, die bald nach ihm begann, führte zur Verarmung der Krone, dann zum offenen Bruch mit der römischen Kirche, den Heinrich III. vermie-

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den haben würde. Darum ist nichts verkehrter, als ihn für den Zusammenbruch verantwortlich zu machen, der nach ihm eintrat, weil er sterbend sein Werk unfähigen Händen überlassen mußte, die das, was er geplant und begonnen, ins Gegenteil verkehrten.

3. Das kirdiliche Zeitalter Für HEINRICH IV. (1056—1106) führte zunächst seine Mutter die Regierung. Die fromme Kaiserin A G N E S von Poitou, Tochter des Herzogs von Aquitanien, war ihrer Aufgabe weder an Geist noch an Willenskraft gewachsen. Leicht zu beeinflussen, vergriff sie sich in der Wahl ihrer Berater und wurde zu Pfingsten 1062 durch eine Fürstenverschwörung gestürzt, indem man ihr den jungen König aus der Pfalz Kaiserswerth im Rhein entführte. Die Regierung fiel jetzt an die Fürsten, die ihre Macht zu ausgiebiger Plünderung des Königsgutes benutzten: Klöster, Gutshöfe, Burgen wurden an weltliche und geistliche Fürsten verschleudert. Den meisten Einfluß errangen die Erzbischöfe A N N O VON K Ö L N und ADALBERT VON BREMEN, sie sicherten sich auch die reichste Beute. Anno sorgte dabei für Beförderung seiner Verwandten, Adalberts Ehrgeiz konnte wenigstens mittelbar dem deutschen Ansehen dienen. Er, der einmal die päpstliche Würde abgelehnt hatte, verfolgte den Plan, seinem Erzbistum die kirchliche Vertretung Roms im skandinavischen Norden und die weltliche Herrschaft im eigenen Sprengel zu verschaffen. Den jungen König hatte er für sich gewonnen, aber vor dem Neid der anderen Fürsten mußte er bald weichen. Er wurde genötigt, den Hof zu verlassen (1066) und ist nach dem Scheitern aller seiner Unternehmungen als gebrochener Mann gestorben (1072). Sein Verdienst war es, daß die deutsche Oberhoheit über Ungarn

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wiederhergestellt wurde. In einem glücklichen Feldzug unter seiner Führung wurde (1063) der vertriebene König Salomo als deutscher Vasall eingesetzt. Als H E I N R I C H IV. selbständiger zu regieren begann, traten die Folgen seiner unglücklichen Jugend hervor. Lockerer Lebenswandel und Unbesonnenheit gaben vielfach Anstoß. Man warf ihm vor, daß er sich von unfreien Dienern leiten lasse, die Fürsten vernachlässige. Daß es ihm gelang, den angesehenen und reichen Sachsen O T T O VON N O R D H E I M , dem die Kaiserin das Herzogtum Bayern gegeben hatte, wegen angeblicher Verschwörung seiner Würde zu entkleiden, war ein Erfolg, den er bald teuer bezahlen mußte. Die Feindschaft, die er sich damit im sächsischen Adel zugezogen hatte, verband sich mit dem Unwillen des Landvolks in Ostsachsen und Thüringen über die Errichtung zahlreicher königlicher Burgen. Diese sollten wohl als Stützpunkte für stärkere Ausnutzung der königlichen Güter und Rechte dienen, von denen in der Vormundschaftszeit manches verloren gegangen sein mag. Die Bevölkerung sah in ihnen Zwingburgen ihrer Freiheit und war gegen die landfremden Besatzungen aufgebracht. Unter der Führung ihrer Fürsten erhob sie sich im Sommer 1073 in offenem Au/stand. Unvermutet auf der Harzburg überfallen, konnte der König sich nur durch die Flucht nach Hessen retten. Den Versuch, den Aufstand mit Gewalt niederzuschlagen, mußte er aufgeben, da auch die süddeutschen Fürsten sich ihm versagten. So dürftig war seine Lage, daß er es als Verdienst lohnte, als die Stadt Worms ihm zu Weihnachten Aufnahme gewährte. Ihm blieb nichts übrig, als nachzugeben: die Burgen wurden den Aufständischen zur Zerstörung ausgeliefert. Aber als diese sich hinreißen ließen, auf der Harzburg sich auch an der Kapelle und den dortigen Gräbern des Königshauses zu vergreifen, schlug die Stimmung um. Mit starkem Heer konnte der König ins Feld

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rücken und am 9. Juni 1075 bei Homburg an der Unstrut die Aufständischen, die Otto von Nordheim führte, entscheidend schlagen. Im Oktober unterwarfen sie sich und lieferten ihre fürstlichen Führer aus, die der König in Haft behielt. In Deutschland Herr geworden, gedachte der König sich nach Italien zu wenden, wo die Verhältnisse seit dem Tode Heinrichs III. und Viktors II. sehr zu Ungunsten des Reiches sich verschoben hatten. Die Stelle des Kaisers hatte dort, da die vormundschaftliche Regierung versagte, der mächtigste Landesfürst, Herzog GOTFRIED VON LOTHRINGEN eingenommen, dem Viktor II. die Markgrafschaft Toskana hatte überlassen müssen. An ihn hielten sich auch die fremden Geistlichen, die seit Leo IX. als Kardinäle die römische Kirche reformiert hatten und ihren Staatsrat bildeten. Es waren meist Franzosen aus Burgund und Lothringen, keine Deutschen, und auch die Päpste, die jetzt unter unverkennbarem Einfluß Gotfrieds erhoben wurden, gehörten dieser Gruppe an: Stefan IX. (1057/8), der Bruder des Herzogs, und Nikolaus II. (1058—1061), ein Burgunder und bisher Bischof von Florenz. Damit gewann eine Strömung die Oberhand, die schon früher vorhanden gewesen war, aber unter Heinrich III. sich nicht hatte vorwagen dürfen. In den lothringischen und burgundischen Klöstern strebte man nicht nur nach Reinigung der Kirche von sittlichen Fehlern, auch nach ihrer Befreiung von jeder weltlichen Herrschaft. Macht und Rechte des deutschen Kaisers waren diesen nichtdeutschen Mönchen und Geistlichen gleichgültig, j a ein Dorn im Auge. Daß die Regierung der Kaiserinwitwe aus Unverstand die Dinge gehen ließ, wird ihnen nicht unwillkommen gewesen sein. Uber das Vorschlagsrecht des Königs bei der Papstwahl gingen sie unbedenklich hinweg, und als Tuskulaner und Crescentier vereint ihnen Widerstand leisteten, wurde er nicht durch die Macht des Königs,

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sondern durch Herzog Gotfried gebrochen. Darauf setzte eine römische Synode (1059) das Recht der Papstwahl in zeitgemäßer Form neu fest: Nachbarbischöfe und Kardinäle sollten wählen, Klerus und Volk den Gewählten annehmen. Das zweifellose Recht des deutschen Königs wurde mit einer leeren Redewendung beiseite geschoben. Wohin die Fahrt ging, zeigte ein anderer Beschluß derselben Synode: sie verbot jegliche Verleihung einer Kirche an einen Geistlichen durch Laienhand. Das traf alle Herrscher, ja den ganzen Hochadel des Abendlandes, überall hatte seit der fränkischen Zeit die Auffassung sich eingebürgert, daß eine Kirche das Eigentum dessen sei, der sie gestiftet hatte. In der Stiftung von Kirchen hatten die Könige, die Fürsten und die vornehmen und reichen Grundherrn in Frankreich, Italien und England ebenso wie in Deutschland gewetteifert, die Stiftungen galten als Teil des Hausvermögens und wurden demgemäß behandelt. Aus der Hand des Grundherrn empfing der Geistliche seine Kirche in der Form der Investitur (Einsetzung durch überreichen eines Sinnbildes), die sich von der weltlichen Belehnung durch nichts unterschied. Daß dieses Gewohnheitsrecht — man hat es das Recht der Eigenkirche genannt — den strengen Reformern ein schweres Ärgernis war, kann man verstehen, wenn man bedenkt, wie leicht dabei die Kirche zu weltlichen Zwecken und Geschäften mißbraucht werden konnte, und wenn man weiß, wie oft das wirklich geschah. Weil aber kein Laie eine Kirche ganz umsonst hergebe, weil er, wenn nicht geradezu einen Preis — was oft genug vorkam — so doch Dienste dafür verlange, so ergab sich die Forderung völliger Freiheit der Kirchen von jeder weltlichen Herrschaft. Es waren namentlich die Mönche von Cluny, die diese Forderung durch ihre zahlreichen Tochterklöster in Frankreich, Italien und Spanien überallhin verbreiteten. In Konsequenz hiervon hatte der Kardinal Bischof

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ein gelehrter Mönch aus dem lothringischen Kloster Moyenmoutier, in einer Schrift „Gegen die Simonisten" schon 1058 die Investitur durch Laienhand als Simonie bezeichnet, gleichbedeutend mit nacktem Verkauf der Sakramente 10 . In dem Verbot der Synode von 1059 kam dies zum Ausdrude. Damit hatte die lothringisch-französische, deutschfeindliche Partei über die kaisertreue Richtung gesiegt, die an den Absichten Heinrichs III. festhaltend, die Reform der Kirche im Bunde mit dem Reich durchführen wollte und den weltlichen Einfluß in der Kirche zu dulden bereit war. Ihr Hauptvertreter war Petrus Damiani, Abt von Fonte Avellana in der Romagna und Bischof von Ostia, ï 1072. Das Investitur-Verbot, wenn durchgeführt, mußte am schwersten den deutschen König treffen, dessen Herrschaft im Reich zu einem wesentlichen Teil, und nicht zuletzt gerade in Italien, auf der Verfügung über Bistümer und Klöster ruhte. So lange er dieses Recht übte, blieb der König, mochte daneben eine Wahl stattfinden oder nicht, immer Herr der Bischöfe und Äbte, die sich von ihm die Investitur durch Überreichung der Abzeichen ihrer Würde, Ring und Stab, erteilen lassen und ihm zugleich als Vasallen huldigen mußten. Die Huldigung verpflichtete sie zu persönlichem Dienst im Rat des Königs und zur Heeresfolge mit ihren Truppen,· fiel sie mit der Investitur zusammen fort, so war der König so gut wie machtlos. HUMBERT VON SILVA CANDIDA,

Durch die Beschlüsse der Synode von 1059 war die Verbindung zwischen dem deutschen Kaisertum und der in Rom herrschend gewordenen kirchlichen Reformpartei gelöst. Bestätigt wurde das gleich darauf durch einen Vertrag zwischen dem Papst und den Normannen in Unteritalien. Hier 11 Simonie nannte man soldien Verkauf nach dem Zauberer Simon, der dem Apostel Petrus seine Geistesgaben abkaufen wollte (Apostelgesdi. 8).

Haller/Dannenbauer, Karolinger

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hatten die Erben der von Heinrich III. belehnten Fürsten soeben erfolgreich um sich gegriffen. Graf Richard von Aversa hatte das Fürstentum Capua erobert, R O B E R T G U I S C A R D , Erbe des ersten Herzogs von Apulien, den Fürsten von Salerno gezwungen, sich ihm zu unterwerfen. Sie waren bisher von der römischen Kirche ebenso wie vom Kaiser als Feinde angesehen worden. Jetzt wechselte Rom die Partei. Im Sommer 1059 huldigten Richard und Robert als Vasallen dem hl. Petrus, nahmen ihre bisherigen und künftigen Eroberungen, ganz Unteritalien nebst Sizilien, von ihm gegen Jahreszins zu Lehen und verpflichteten sich, jeden Papst im Besitz seiner Würde zu schützen. Das war ein offener Angriff auf die Rechte des deutschen Kaisertums, dessen Oberhoheit über die unteritalischen Fürstentümer bisher unbestritten war. Worauf der Anspruch der römischen Kirche sich gründete, diese Länder als ihr Eigentum zu vergeben, wurde nicht ausgesprochen. Man mag sich auf die angebliche Schenkung K O N S T A N T I N S D. G R . gestützt haben, eine Urkunde, die vermutlich im Jahre 754 gefälscht worden ist, um Pipin und die Franken von dem Recht des Papstes gegenüber den Langobarden zu überzeugen. Da las man, der erste christliche Kaiser habe zum Dank für Taufe und Heilung vom Aussatz dem Papst Silvester Italien und die westlichen Provinzen samt den Inseln geschenkt. Dodi mögen auch weitergehende Gedanken zugrunde gelegen haben, von denen sogleich die Rede sein wird. Die Wendung der Dinge wurde am deutschen Hof erkannt. Als Nikolaus II. (1061) starb, machte der römische Adel, der schon nach dem Tode Stefans IX. nochmal sein altes Wahlrecht auszuüben versucht hatte, einen letzten Versuch, die fremden Reformer mit Hilfe des deutschen Königs zu verdrängen. Man bat diesen, wie unter Heinrich III. den künftigen Papst vorzuschlagen. Die Kaiserin ging darauf ein und nannte den Bischof K A D A L O H von Parma, der von den Römern als Honorius II. gewählt

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wurde. Die Reiormpaitei aber war zuvorgekommen und hatte wiederum einen Schützling Herzog Gotfrieds, den Bischof Anselm von Lucca, als A L E X A N D E R II. erhoben. In dem erbitterten Kampf zwischen den beiden Päpsten fochten neben den Truppen Gotfrieds audi Normannen für Alexander. Den Ausschlag zu seinen Gunsten aber gab der Sturz der Kaiserin. Anno von Köln ließ sich durch die Partei Alexanders kaufen, und unter seiner Leitung entschied eine Synode in Mantua 1064 für Alexander. Kadaloh zog sich in sein Bistum zurück, in Rom regierten die Reformer, aber nicht mehr für, sondern gegen das deutsche Kaisertum. Das Werk Heinrichs III. war zerstört. Rücksichtslos ist während der nächsten Jahre die Reioim der Kirche von Rom aus betrieben worden. Vor allem gegen die Simonie, den Kauf geistlicher Ämter, richtete sich die Strenge des Papstes, die jetzt auch Deutschland zu fühlen bekam. Dabei wurden die vornehmsten Kirchenfürsten nicht geschont, Erzbischöfe und Bischöfe zur Verantwortung geladen — nicht einmal Anno von Köln entging diesem Schicksal — und zwei von ihnen sogar abgesetzt. Die hohe Geistlichkeit wurde an die Vorstellung gewöhnt, daß sie neben ihrem König noch einen Herrn habe, den Papst in Rom, den gar mancher mehr gefürchtet haben wird, weil er den Himmel öffnete und Schloß. Zu offenem Kampf führte die Reform in der Lombardei. Hier verband sich das Streben nach Beseitigung des Ämterkaufs und der Priesterehe (der rechtmäßigen oder der wilden) mit einem religiösen Volksauistand. Gegen den Adel und die aus ihm hervorgehende hohe Geistlichkeit erhoben sich zuerst in Mailand, dann auch in anderen Städten unter der Losung der Reform die niederen Klassen der Bürgerschaft, von den Gegnern geringschätzig Pataria (Lumpenvolk) genannt. Ein langjähriger Bürgerkrieg, Bischöfe und Adel gegen das Stadtvolk, spaltete die Lombardei, und aus 5·

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Rom erhielten die Aufständischen Zuspruch und Ermutigung. Die päpstliche Politik dieser Jahre trägt den Stempel der Persönlichkeit des Mönches HILDEBRAND, der sie als Archidiakonus unter wechselnden Päpsten leitete. Geboren in Soana, nördlidi von Rom, erzogen im Kloster auf dem Aventin, hatte er zuerst Gregor VI. gedient und den Abgesetzten in die Verbannung nach Deutschland begleitet, war dann mit Leo IX. nach Rom zurückgekehrt und nach Viktors II. Tode zur einflußreichsten Stellung emporgestiegen. Sein Werk war der Bund mit den Normannen, sein Werk der Sieg Alexanders II., wesentlich errungen mit dem Gelde einer getauften jüdischen Sippe, der späteren Pierleoni, mit der Hildebrand durch seine Mutter verwandt war 11 . Erfüllt von dem, was er für das Recht der Kirche und des apostolischen Stuhles hielt, dabei eine herrische Natur, die sich mit Vorliebe gewaltsamer Mittel bediente, ging er darauf aus, den Papst zum unumschränkten Herrn, nicht nur aller Geistlichen, sondern auch zum Gebieter über alle Herrscher und Staaten der Welt zu machen. Wenn andere nach Befreiung der Kirche von jedem Laieneinfluß strebten, so war es ihm um die H errschalt des Papstes über Kirche und Welt zu tun. Dies war das Programm, mit dem er am 22. April 1073, in stürmischer Volkswahl erhoben, als 12 GREGOR VII. den päpstlichen Thron bestieg . Er fand schwierige Verhältnisse vor. ROBERT GUISCARD hatte soeben (1072) die Eroberung von Apulien und Kalabrien vollendet und mit der Einnahme von Palermo Sizilien in Angriff genommen, zugleich aber auch nach Norden auf päpstliches Gebiet übergegriffen. In Toskana war nach dem 11

I h r e Schwester h a t t e den S t a m m v a t e r d e r Pierleoni g e h e i r a t e t . S e i n e Ansichten v o n d e n Rechten d e s P a p s t e s h a t er 1075 in 27 L e h r s ä t z e n n i e d e r g e l e g t , die u n t e r dem Titel Dictatus papae (Konzept des Papstes) b e k a n n t sind. w

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Tode Gotfrieds des Bärtigen die Ehe seines Sohnes, des buckligen Gotfried, mit seiner Stiefschwester Mathilde, der Erbin des Fürstentums, zerfallen und Gotfried in sein Herzogtum Niederlothringen entwichen, wo er für seine Rückkehr Kräfte sammelte. Mit H E I N R I C H IV. waren die Beziehungen gespannt wegen der Besetzung des Erzbistums Mailand, wo dem von Rom unterstützten Kandidaten der Pataria eine Partei Widerstand leistete, die sich auf den König berief. Aber Gregors Art war es nicht, Gefahren auszuweichen. Robert von Apulien traf als Kirchenräuber der Bann, desgleichen die Räte des Königs wegen Simonie. Heinrich IV., in den Kampf gegen die Sachsen verwickelt, stellte sich zunächst fügsam und versprach Besserung. Nach dem Siege aber reichte er den Gegnern des Papstes die Hand, knüpfte mit Robert an, setzte in Mailand einen Erzbisdiof ein, der mit deutschen Truppen den Aufstand der Pataria erstickte, und bereitete die Zurückführung Herzog Gotfrieds nach Toskana vor. Gregor blieb auch jetzt seiner Art treu. In gebieterischem Ton forderte er den König auf, Buße zu tun und sich zu unterwerfen, und drohte ihm offen mit dem Verlust seiner Krone (Dezember 1075). In Heinrich wallte der beleidigte Königsstolz auf, und die Stimmung in Deutschland bestärkte ihn darin. Ende Januar 1076 tagte zu Worms eine Synode, fast vollzählig waren die deutschen Bischöfe vertreten. Gegen den Papst, der sie seine Macht allzusehr fühlen ließ, waren sie längst erbittert. Im niederen Klerus herrschte Empörung, seit Gregor mit dem Verlangen der Ehelosigkeit Emst machte und den Laien verbot, den Gottesdienst beweibter Priester zu besuchen und die Sakramente von ihnen zu empfangen. Ein römischer Kardinal, der Lothringer Hugo der Weiße, einst die rechte Hand Gregors, dann mit ihm zerfallen, war zugegen und erhob schwere Anklagen gegen die Person des Papstes und die Gültigkeit seiner Wahl. Auch glaubte man

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zu wissen, daß Gregors Stellung in Rom selbst nicht fest cei. Dadurch ließ der König sich verleiten, dem Angriff zuvorzukommen. Gemeinsam mit der Synode erklärte er, G R E G O R sei nicht rechtmäßig Papst geworden und dieses Amtes unwürdig, und befahl den Römern, ihn zu vertreiben. Eine Versammlung der lombardischen Bischöfe in Piacenza trat diesem Beschlüsse bei, den Gesandte des Königs nach Rom überbrachten. Aber G R E G O R , der soeben einen Aufstand schnell unterdrückt hatte, ließ die Boten verhaften und stellte sie vor die Synode, die gerade in Rom zusammentrat. Hier gab er ihnen seine Antwort. Wegen Auflehnung gegen den hl. Petrus sprach er den Fluch über HEINRICH aus, verbot ihm die Regierung und entband alle Untertanen ihres Eides. In Deutschland war die Stimmung schon vorher dem König ungünstig geworden. Die Unerbittlichkeit, mit der er seinen Sieg über die Sachsen ausnutzte, hatte verstimmt und die Eifersucht der weltlichen Fürsten geweckt. Für sie war der Spruch Gregors, von Legaten überall verbreitet und erläutert, ein willkommener Vorwand zum Ungehorsam. In Sachsen lebte der Aufstand, wieder auf. Zum Unglück für den König wurde sein wertvollster Anhänger, Gotfried von Lothringen, von unbekannter Hand ermordet. Der geplante Zug nach Italien mußte aufgegeben werden. Die süddeutschen Herzöge (Schwaben, Bayern, Kärnten) und einige päpstlich gesinnten Bischöfe verabredeten, in Mainz im Oktober einen neuen König zu wählen. Bei Oppenheim sperrte ihnen der König den Ubergang über den Rhein. Doch statt zum Kampf kam es zu Verhandlungen. Sie dauerten zehn Tage lang und in dieser Zeit wurden die Bischöfe, die mit ihrer Ritterschaft im Lager des Königs standen, von päpstlichen Legaten bearbeitet. In allen Aufständen hatten sie bisher die feste Stütze des Königtums gebildet. Jetzt sahen sie sich in einem Zwiespalt der

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Pflichten gestellt, und wenn auch nur sehr wenige aus Überzeugung auf die Seite des Papstes traten, so wurden doch die meisten von Furcht vor der unheimlichen Gewalt St. Peters erfaßt und bereuten die Auflehnung, zu der sie sich hatten hinreißen lassen. Die Strafen, die Gregor verhängte, und die Gnade, die er zugleich klug in Aussicht stellte, taten ihre Wirkung — die Bischöfe ließen ihren König im Stich. Sein Heer löste sich auf. Heinrich mußte froh sein, daß ihm unter Vermittlung der päpstlichen Legaten ein Aufschub bis zum Jahrestag seiner Absetzung (22. Februar 1077) gewährt wurde. Würde er bis dahin die Lossprechung vom Bann nicht erlangt haben, so sollte Gregor persönlich auf einem Reichstag zu Augsburg über ihn und die Fürsten richten. Bis dahin mußte Heinrich die Regierung niederlegen. Gregor war an dem Sturze Heinrichs nichts gelegen, zur Unterwerfung wollte er ihn bringen. Nach seiner Überzeugung sollten alle weltlichen Herrscher ihre Reiche von Rechts wegen nur als Lehen des hl. Petrus besitzen. Das Beispiel hatten die normannischen Fürsten Unteritaliens gegeben, und Gregor hat die Forderung der Lehenshuldigung auch an andere Fürsten, darunter auch an Wilhelm den Eroberer von England, gestellt. Um diesen Preis, verbunden mit dem Verzicht auf die Investitur der Bischöfe und Äbte, wäre er bereit gewesen, Heinrich zu begnadigen und ihn gegen die aufständischen Fürsten zu schützen. Dazu sollte der Augsburger Tag die Gelegenheit bieten. Um den Plan seiner Gegner zu vereiteln, entschloß sich Heinrich, die Lossprechung vom Bann nachzusuchen. Mitten im Winter eilte er über die Alpen 13 und trat dem Papste entgegen, der schon auf dem Wege nach Deutschland war. Vor Canossa, der Stammburg der Markgräfin Mathilde 14 , ls Er benutzte die Straße über den Mont Cenis, die ihn durdi das Gebiet der Markgräfin von Turin, seiner Schwiegermutter, führte. u Canossa liegt unweit Reggio am Nordabhang des Apennin auf einem steilen Felsen.

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stellte er sich in Büßertracht als reuiger Sünder. Zwei Tage lang wies Gregor ihn zurück, am dritten erst (28. Januar) bequemte er sich unter dem Druck seiner Umgebung und dank der Vermittlung Mathildens, ihn zu empfangen und ihm die Lossprechung zu erteilen15. Vorher hatte Heinrich versprechen müssen, in seinem Streit mit den Fürsten sich dem Gericht des Papstes zu unterwerfen und dessen Reise nach Deutschland nicht zu hindern. Mit der erzwungenen Lossprechung hatte Gregor sein Spiel gegen den König verloren. Zu dem erstrebten Schiedsgericht auf deutschem Boden ist es nie gekommen. Zwar ließen die aufständischen Fürsten sich nicht abhalten, einen neuen König zu wählen (15. März 1077). Es war Heinrichs eigener Schwager, RUDOLF VON RHEINFELDEN, den schon die Kaiserin-Regentin zum Herzog von Schwaben gemacht hatte. Das nötigte Heinrich zur Rückkehr nach Deutschland, wo er nun den Kampf um seine Krone aufnahm. Er fand das ganze Reich gespalten, die süddeutschen Herzöge und Sachsen in Auflehnung. Aber die große Mehrzahl der Bischöfe stand jetzt, da der Bann von ihm genommen war, wieder zu ihm, so daß die Parteien einander die Waage hielten. Allmählich klärte sich die Lage dahin, daß Norddeutschland (Sachsen) und Bayern zu Rudolf hielten, Franken und der größere Teil von Schwaben Heinrich treu blieben, ungeachtet gerade in Schwaben im Kloster Hirsau (1072 nach dem Vorbild von Cluny umgestaltet) ein Mittelpunkt der gregorianischen Partei entstand, dessen Tochterklöster sich über ganz Deutschland verzweigten. Ein Versuch Rudolfs, nach Schwaben zurückzukehren, scheiterte 1078 in der Schlacht bei Mellridistadt an der Streu (einem Nebenfluß " Daß der König drei Tage lang barfuß im Hemd auf Sdinee und Eis vor dem Burgtor gestanden habe, ist als gehässige Dbertreibung erwiesen.

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der fränkischen Saale), ein Vorstoß Heinrichs nach Norden ebenso im Januar 1080 bei Flarchheim (zwischen Mühlhausen und Langensalza). GREGOR hatte bis dahin abgewartet und eine Entscheidung vermieden. Er hoffte immer noch auf die Unterwerfung Heinrichs. Der aber weigerte sich, sein Recht preiszugeben. So entschloß sich Gregor endlich Partei zu ergreifen. Im März 1080 verhängte er im Namen der Apostelfürsten, die, wie den Himmel, so auch alle Reiche, Würden und Besitzungen der Erde nach Verdienst nehmen und geben dürften, zum zweitenmal Fluch und Absetzung über Heinrich wegen Hochmuts, Ungehorsams und Falschheit und verlieh das Reich an Rudolf um seiner Demut, Unterwürfigkeit und Wahrhaftigkeit willen. Heinrich antwortete, indem er im Mai und Juni durch die deutschen Bischöfe in Mainz, durch die lombardischen in Brixen GREGOR absetzen und den Erzbischof W I B E R T VON RAVENNA, ehemals Reichskanzler für Italien, zum Papst wählen ließ (Clemens III.). Gregor ging dem Entscheidungskampf zuversichtlich entgegen. In Italien verfügte er über die Macht der Markgräfin MATHILDE, einer Frau von männlichem Geist und Willen, die ihm unbedingt ergeben war und eben damals ihr ganzes Erbgut, eine Kette von Gütern, Burgen und Städten, vom Südfuß der Alpen bis ins südliche Toskana, unter Vorbehalt lebenslänglichen Nießbrauchs der römischen Kirche schenkte. Um auch die normannischen Kräfte zu gewinnen, versöhnte sich Gregor mit ROBERT GUISCARD, hob den Bann gegen ihn auf und beließ ihm vorläufig die geraubten Teile des Kirchenstaates. So glaubte er sich des Sieges sicher und weissagte den baldigen Sturz Heinrichs. Er täuschte sich. Am 15. Oktober 1080 wurde Heinrich zwar bei Hohenmölsen (östlich Naumburg) geschlagen, Rudolf aber tödlich verwundetj und am gleichen Tag erlitt das Heer Mathildens durch die Königstreuen bei Volta (unweit Mantua) eine

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entscheidende Niederlage. Herzog Robert aber hatte sich in Krieg gegen den griechischen Kaiser gestürzt und blieb Italien jahrelang fern. Heinrich überließ den Kampf in Deutschland gegen den neuen Gegenkönig H E R M A N N VON SALM-LUXEMBURG seinen Anhängern, vor allem dem jungen Friedrich von Staufen, dem er (1079) das Herzogtum Schwaben und die Hand seiner Tochter gegeben hatte. Er selbst eilte nach Italien, um im Kampf gegen Gregor die Entscheidung zu suchen. Es glückte ihm auch, nach drei vergeblichen Angriffen, im März 1084 Rom einzunehmen und sich von Clemens III. zum Kaiser krönen zu lassen. Das Geld seines Verbündeten, des griechischen Kaisers, hatte ihm die Tore geöffnet. In der Engelsburg hielt sich noch GREGOR, er wartete auf Entsatz durch ROBERT, der zuerst durch den Krieg gegen die Griechen, dann durch einen Aufstand im eigenen Lande festgehalten war. Als er endlich herbeieilte, räumte der Kaiser die Stadt, die von den Normannen am 28. Mai durch Handstreich genommen und furchtbar verwüstet und geplündert wurde. Als sie bald wieder abzogen — für Robert war der griechische Krieg wichtiger als Rom — folgte ihnen Gregor, und Clemens III. nahm Besitz von der Stadt. GREGOR VII. aber ist schon ein Jahr später (25. Mai 1085) in Salerno gestorben, von den meisten verlassen, unbeachtet und fast vergessen, nach seinem eigenen Gefühl ein Besiegter, aber im vollen Glauben an seine gute Sache, wie seine letzten Worte beweisen: „Ich liebte die Gerechtigkeit und haßte das Unrecht, darum sterbe ich in der Verbannung." In Deutschland erreichte der Kaiser nach seiner Rüdekehr durch Nachgiebigkeit, daß der sächsische Aufstand erlosch, und als der Gegenkönig, der außerhalb Sachsens niemals viel bedeutet hatte, 1088 im Felde umkam und keinen Nachfolger mehr fand, hätte der Bürgerkrieg beendet werden

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können, wäre der kirchliche Zwiespalt nicht gewesen. Er erhielt neue Nahrung, als die gregorianische Partei, die nach dem Tode ihres Führers zunächst sich völlig aufzulösen gedroht hatte, in URBAN II. ein überlegenes Oberhaupt fand (1088). Odo von Châtillon, der ehemalige Prior von Cluny, hatte zu den Vertrauten Gregors gehört und teilte dessen Anschauungen, übertraf ihn aber an Biegsamkeit und bedenkenlosem Geschick. Gestützt auf Mathilde von Toskana und die Normannen, unter denen seit Roberts Tode (1085) dessen jüngster Bruder, Graf Roger von Sizilien, in erster Reihe stand, hat Urban die Anhänger wieder gesammelt und in wenigen Jahren zum Siege geführt. Sein W e r k war es, daß W E L F , der 17jährige Sohn des Bayernherzogs, die 43jährige MATHILDE heiratete (1089), daß in der Lombardei Adel und Volk sich einigten und Mailand mit einigen Nachbarstädten einen Bund zur Abschüttelung der deutschen Herrschaft Schloß, daß des Kaisers Sohn, der junge König KONRAD, den Vater verließ, die Tochter Rogers von Sizilien heiratete und an die Spitze des lombardischen Aufstands trat (1093). Durch diese Verbindung w u r d e Heinrich, der seit 1090 wieder in Italien weilte, nach anfänglichen Erfolgen völlig gelähmt. Machtlos und fast verschollen hat er vier Jahre, in Verona und Umgebung eingeschlossen, sich eben noch halten können, bis ihm der Bruch der Weiien mit MATHILDE den Rüdeweg nach Deutschland öffnete (1097). Der Aussöhnung mit Bayern folgte der Friede mit dem zweiten Geschlecht Süddeutschlands, den Zähringern, die für die Aufgabe ihrer Ansprüche auf Schwaben mit der Vogtei über Zürich entschädigt wurden. Der Friede im Reich war damit hergestellt, nur die Kirche verweigerte ihn. Sie hatte soeben den größten Triumph erlebt durch den ersten Kreuzzug, zu dem Urban II. in Clermont (1095) die Losung ausgegeben hatte, und durch die glückliche Eroberung von Jerusalem (1099). Nach solchem

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Erfolg und nachdem auch der Gegenpapst Wibert (1100) ohne Nachfolger gestorben war, sah Paschalis II., der 1099 auf Urban gefolgt und in der ganzen Kirche anerkannt war, keinen Grund, Heinrich entgegenzukommen. Umsonst bot dieser jede mögliche Sühne an, sogar einen Kreuzzug. Da er den Verzicht auf die Investitur der Bischöfe und Äbte standhaft verweigerte, blieb er von der Kirche ausgeschlossen und verflucht und das deutsche Reich kirchlich gespalten in eine päpstliche und eine kaiserliche Partei. Aus Italien aber war die deutsche Herrschaft verschwunden (der Gegenkönig Konrad starb 1101), und auch in Deutschland waren Macht und Einfluß des Kaisers gering; zumal seine Hauptstütze, Friedrich von Schwaben, 1105 starb. Diesem unglücklichen Zustand machte der Sturz des Kaisers ein Ende. Was seinen zweiten Sohn, H E I N R I C H , bewog, sich gegen den Vater zu erheben, ob verbrecherischer Ehrgeiz, ob fremde Einflüsterung oder überlegene Einsicht in die politische Notwendigkeit, ist nicht zu entscheiden. Zu Ende 1104 trennte er sich vom Kaiser, trat an die Spitze der päpstlichen Partei und des sofort wieder ausbrechenden Aufstands in Sachsen, dem sich andere Fürsten anschlossen, und eröffnete den Bürgerkrieg. Der junge König hätte, da die Kräfte zunächst gleich schienen, vielleicht nicht gesiegt, wäre es ihm nicht gelungen, den Kaiser zu täuschen, so daß dieser sich freiwillig dem Sohn auslieferte. Durch Drohungen zur Abdankung vor dem Reichstag zu Ingelheim gezwungen (1105), wurde er gefangen gehalten, vermochte aber zu entkommen und eröffnete von Lüttich aus den Krieg gegen den Sohn. Bei Aachen standen die Heere schlachtbereit einander gegenüber, als der Tod des Kaisers am 7. August 1106 den Frieden und die Einigkeit im Reich wieder herstellte. Die Regierung HEINRICHS I V . , des unglücklichsten aller deutschen Könige, ist ein ergreifendes Trauerspiel. Was er

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in seiner Jugend und was andere an ihm gesündigt hatten, hat er durch das traurigste Schicksal als Mensch und Herrscher zu büßen gehabt. Die Tragik seines Lebens war, daß er genötigt war, gegen die Kirche zu kämpfen, die seinen Vorgängern die sicherste Stütze gewesen war, und daß ihm zu solchem Kampf die Fähigkeiten fehlten. Wohl befand er sich gegenüber dem deutschfeindlich gewordenen Papsttum in der Verteidigung. Aber durch den unbesonnenen Angriff auf Gregor VII. schuf er die Lage, aus der er sich nur durch die Demütigung von Canossa zu befreien wußte, eine Demütigung, die kein dauernder Erfolg auslöschte. Sein Verdienst war allein das unentwegte Festhalten an dem Königsrecht der Einsetzung von Bischöfen und Äbten. Damit hat er seinen Nachfolgern wenigstens die Grundlage gerettet, von der aus sie die Wiederherstellung von Königtum und Kaisertum unternehmen konnten, die er ihnen an Macht und Ansehen arg geschädigt und geschwächt hinterließ. HEINRICH V. ( 1 1 0 6 — 1 1 2 5 ) , hart und gewalttätig, überragte den Vater an staatsmännischen Eigenschaften. Da er im ganzen Reich anerkannt war und in Deutschland nirgends Gegner hatte, konnte er auch der Kirche gegenüber, ohne sich ihren Strafen auszusetzen, die Ansprüche aufrechterhalten, für die der Vater gekämpft hatte. Es kam hinzu, daß der Streit um die Investituren in Frankreich schon seit Jahren erloschen war, in England eben damals ( 1 1 0 5 / 7 ) durch einen Vertrag beendet wurde, der die Rechte des Königs wahrte. Nur gegen Deutschland zeigte die Kirche sich noch unerbittlich, stieß dort aber mit ihrer Forderung auch bei den Fürsten auf Widerstand.

Längst war die Frage des Investiturrechts Gegenstand zahlreicher Streitschriften, die auch das Verhältnis geistlicher und weltlicher Gewalt im allgemeinen, die Natur des Staates und die Grundlagen seines Rechtes in den Kreis der Erörterungen zogen. Den Anstoß hatte Gregor VII. gegeben, als er die zweite Absetzung Heinrichs IV. in einer Denkschrift an den Bischof Hermann von Metz eingehend begründete. Mit der Zeit hatte die leidenschaftliche Schroff-

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heit, mit der die Parteien einander bekämpften — die Päpstlichen bestritten dem weltlichen Herrscher jedes sittliche Recht, die Königlichen behaupteten den göttlichen Ursprung seiner Herrschaft —, einer sachlicheren Behandlung Platz gemacht. Man war zu der Einsicht gelangt, daß die beiden Gewalten aufeinander angewiesen und ein Vergleich zwischen ihnen für beide Teile Bedürfnis sei. Bezüglich der Investitur war (zuerst von Wido von Ferrara, De schismate Hildebrandi), die Unterscheidung zwischen geistlichem Amt und weltlichem Besitz der Kirchen gefunden worden. Müsse das Amt der Kirche verbleiben, so sei doch gegen ein Verfügungsrecht der Laien über den Besitz nichts einzuwenden und vollends die Form der Einsetzung gleichgültig, sofern sie sich nur eben auf den Besitz, nicht auf das Amt, beziehe. In Frankreich war diese Ansicht, die u. a. der angesehene Jurist Bischof Ivo von Chartres (ï 1116) vertrat, schon um 1095 durchgedrungen, für England wurde sie die Grundlage des ersten förmlichen Vertrages zwischen Staat und Kirche (Konkordat von Canterbury 1105/7, abgeschlossen zwischen dem König und der Landeskirche, vom Papst bis auf weiteres anerkannt). Danach sollten Bischöfe und Äbte in Gegenwart des Königs gewählt, von ihm mit ihren staatlichen Rechten und Besitzungen (Regalien) gegen Leistung der Vasallenhuldigung belehnt und hierauf erst kirchlich geweiht werden. Dem deutschen König das gleiche zuzugestehen, sträubte sich der Papst, weil dadurch die deutsche Herrschaft in Italien, die Urban II. zerstört hatte, wiederhergestellt und die seit 1056 errungene Freiheit der römischen Kirche in Frage gestellt worden wäre. Heinrich V. vertagte zunächst die Auseinandersetzung mit Rom, um die deutsche Oberhoheit über die östlichen Nachbarreiche wieder herzustellen, die seit 1073 verloren gegangen war. Trotz mehrerer Feldzüge ist ihm das nicht ganz gelungen. Polen und Ungarn blieben tatsächlich selbständig, nur Böhmen wurde als Land des Reiches festgehalten. Erst im August 1110, nachdem frühere Verhandlungen zu nichts geführt hatten, trat der König, einmütig unterstützt vom ganzen Reich, seinen ersten Römerzug an, um die verlorengegangene Herrschaft in Italien wieder

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aufzurichten und mit der Kirche zu einer Einigung zu kommen. Das erste gelang im allgemeinen ohne Mühe, auch M A T H I L D E VON T O S K A N A unterwarf sich und erhielt die Belehnung, mußte aber den Kaiser zum Erben ihres Besitzes einsetzen und ihre frühere Schenkung an die römische Kirche als ungültig anerkennen. Der Papst, von seinem Bundesgenossen (Normannen, Mathilde, Lombarden) im Stich gelassen, bot in seiner Bedrängnis einen Vertrag an, d e r d i e r e i n l i c h e Scheidung

zwischen

Staat

und Kirche

vor-

sah. Der König sollte vor der Kaiserkrönung auf die Investitur verzichten, der Papst den Bischöfen und Äbten befehlen, alles, was sie vom Reich empfangen hätten, dem König zurückzugeben. Die Ausführung scheiterte jedoch am Widerspruch der geistlichen Fürsten, die durch Zurückgabe der „Regalien" ihren Fürstenrang verloren hätten. Als der Vertrag am 12. Februar 1111 in der Peterskirche bekanntgegeben wurde, entstand ein solcher Tumult unter den Fürsten, daß die Verhandlung abgebrochen werden mußte. Heinrich forderte darauf die Rückgabe seines Investiturrechtes, und als der Papst das verweigerte, erklärte er sich für betrogen und nahm Paschalis mit seinem ganzen Gefolge gefangen. Da die Römer zu den Waffen griffen, um den Papst zu befreien, räumte Heinrich die Stadt und sperrte ihr die Verbindungen. Dadurch mürbe gemacht, fügte sich Paschalis nach zwei Monaten, erteilte Heinrich am 12. April ein Privileg, das ihm die Ausübung der Investitur mit Ring und Stab, also die Verleihung auch des geistlichen Amtes, auf Lebenszeit gestattete, und krönte ihn am Tage darauf zum Kaiser. Vor der Öffentlichkeit behaupteten beide Parteien, vom Gegner in eine Falle gelockt zu sein. Die Wahrscheinlichkeit spricht indes dafür, daß beide in gutem Glauben handelten, aber die Schwierigkeiten unterschätzten. Paschalis II. gehörte zu der nicht sehr starken streng mönchischen

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Richtung, die in der Vermischung geistlicher und weltlicher Aufgaben ein Unglück für die Kirche und im Verzicht auf ihre weltliche Machtstellung die wahre Freiheit erblickte. Heinrich hat aber nicht vorausgesehen, daß der Papst nicht imstande sein würde, den Widerstand der geistlichen Fürsten zu brechen. Daß er sich dann mit Gewalt das Investiturprivileg verschaffte, entsprach seiner Natur. Nach Deutschland zurückgekehrt, mußte der Kaiser bald erfahren, wie sehr er sich getäuscht hatte, als er glaubte, den Streit mit der Kirche beendet zu haben. Für ihn begann jetzt erst der Kampf. Was der Papst getan hatte, wurde von der Kirche nicht anerkannt, einzelne Bischöfe verhängten über den Kaiser den Bann, und eine Synode in Rom im März 1112 erklärte das In vesti turprivileg für ungültig. Zum Unglück aber erhoben sich jetzt auch gegen Heinrich V. Aufstände an mehreren Stellen im Reich. Seine Bemühungen, das Krongut zu mehren und verlorengegangene Rechte und Einkünfte wieder zu gewinnen, schufen ihm viele Gegner. Zuerst erhob sich der Erzbischof von Köln, dann bildete sich eine Verschwörung sächsischer und thüringischer Fürsten, an deren Spitze der von Heinrich selbst eingesetzte sächsische Herzog Lothar von Supplinburg trat. Die Führung der Aufständischen übernahm Erzbischof A D A L BERT VON M A I N Z , bisher als Kanzler die rechte Hand und der stete Berater des Kaisers, seit seiner Erhebung auf den Mainzer Stuhl sein erbitterter und gefährlicher Gegner. Die Aufstände boten nun auch der Kirche die Möglichkeit, den Kampf gegen den Kaiser zu eröffnen. Päpstliche Legaten sprachen den Bann über ihn aus, und als Heinrich im Februar 1115 am Weifesholz bei Sandersleben von den sächsischen Fürsten unter Führung Lothars vollständig geschlagen wurde, brach der Kirchenstreit allerorten wieder aus. Die Zeiten Heinrichs IV. waren wiedergekehrt. Aber Heinrich V. war stärker als sein Vater. Der Tod der Gräfin MATHILDE (1115) veranlaßte ihn, die Vertretung sei-

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ner Sache in Deutschland seinem Neffen, Herzog Friedrich von Schwaben, zu überlassen und selbst nach Italien zu eilen, um von der Erbschaft der Gräfin Besitz zu ergreifen. Die große Markgrafschaft, verbunden mit den ausgedehnten Eigengütern des Hauses Canossa, bildete einen Machtkomplex, der dem Kaiser eine völlig veränderte Stellung in Italien schuf. Auch seine Stellung zu Rom und dem Papst wurde dadurch beeinflußt. Sein Versuch, mit Paschalis II. sich zu vergleichen, scheiterte zwar, die angeknüpften Verhandlungen führten nicht zum Ziel. Auch mit Gelasius II., der 1118 auf Paschalis gefolgt war, war keine Verständigung möglich, da Gelasius vor dem herankommenden Kaiser zu den Normannen nach Unteritalien und von dort nach Südfrankreich auswich. Heinrich ließ es daraufhin geschehen, daß die papstfeindliche Partei in Rom einen Gegenpapst in der Person des zufällig anwesenden Erzbischofs Mauritius von Braga (in Portugal, spottweise Burdinus, Esel, genannt) aufstellte (Gregor VIII.). Dann bewog ihn die Nachricht, daß seine Absetzung betrieben werde, zur Rückkehr nach Deutschland. Da eröffnete der Tod Gelasius II., der in Cluny starb, und die Erhebung des Erzbischofs Guido von Vienne, C A L I X T II., die Aussicht auf Frieden mit der Kirche. Calixt, früher einer der Heißsporne der kirchlichen Partei, bot als Papst sogleich die Hand zu friedlicher Verständigung. Sie scheiterte zwar zunächst noch, als Papst und Kaiser im Herbst 1119 bei Mouzon (an der lothringisch-französischen Grenze) auf nächste Entfernung sich einander näherten, und Calixt sprach daraufhin wieder den Bann über Heinrich aus. Aber als nun die deutschen Fürsten die Sache in die Hand nahmen, während Calixt in Rom einziehen, allen Widerstand ersticken und den Gegenpapst gefangen nehmen konnte, da führten die Verhandlungen bald zum Ziel. Am 23. September 1122 wurde auf der Laubwiese bei Worms zwischen dem Kaiser Haller/Dannenbauer, K a r o l i n g e r

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und der römischen Kirche, die durch zwei Kardinäle vertreten war, der Vertrag geschlossen, der den Streit für die Lebenszeit Heinrichs beendete, das Wormser Konkordat. Der Kaiser verzichtete auf die Belehnung der Bischöfe und Äbte mit Ring und Stab, die Kirche gab ihm das Recht, innerhalb des deutschen Reiches die Wahlen in seiner Gegenwart vornehmen zu lassen und, wenn sie zwiespältig ausfielen, zu entscheiden, ferner die Regalien durch Belehnung mit dem Szepter den Gewählten zu übertragen, die ihm dafür die Vasallenhuldigung zu leisten hatten und sich dann erst weihen lassen durften. In Italien fiel die Gegenwart des Kaisers bei der Wahl fort und erfolgte die Weihe vor der Belehnung, die innerhalb sechs Monaten nachzuholen war. Im nächsten Jahr wurde dieser Vertrag auf einer Synode in Rom (I. Lateransynode) zwar nicht eigentlich bestätigt, aber anerkannt. Das Wormser Konkordat ist, soweit es von Deutschland handelt, eine genaue Nachbildung des Konkordates von Canterbury. In Deutschland blieb also der Kaiser nach wie vor durch die Belehnung und Huldigung der Gewählten und durch seine eigene Gegenwart bei der Wahl Herr der Reichskirchen. In Italien und Burgund dagegen erhielten die Kirchen, Bistümer wie Abteien, tatsächlich die Freiheit, da die nachträgliche Belehnung des schon Geweihten leicht zur bloßen Form werden konnte. Dies ist das große Zugeständnis. der Preis, den der Kaiser für den Frieden zahlte. Er konnte ihn zahlen, da ihm die Erbschaft Mathildens für die Preisgabe der Kirchen als Grundlage seiner Herrschaft Ersatz bot. Für die Kirche war der große Gewinn, daß alle Rechte, die der Kaiser fernerhin ausübte, als ihr Zugeständnis anerkannt waren, und da dieses nur Heinrich V. persönlich galt und mit seinem Tode erlosch, war die Frage eigentlich nicht gelöst, sondern bis zum nächsten Regierungswechsel vertagt. Dadurch konnte die römische Synode 1123 bestimmt werden, den Vertrag, der in strengkirchlichen Kreisen scharfen Tadel erfuhr, anzuerkennen, d. h. einstweilen zu dulden ¡ ihn förmlich zu bestätigen, lehnte sie ab

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Daß er schon nach 2l/a Jahren erlöschen werde, war bei der Jugend des Kaisers nicht vorauszusehen. Heinrich V. hat keine Zeit mehr gehabt, den Wiederaufbau der Königsmacht im Frieden zu vollenden. Schon die Anfänge schufen ihm mancherlei Gegnerschaft unter den Fürsten. Der kühne Plan einer Reichssleuer nach dem Vorbild Englands, dessen König sein Schwiegervater war, stieß auf lebhaften Widerstand. Es hieß, er wolle die Deutschen zu Knechten machen. Auch ein Feldzug gegen Frankreich, zu dem er 1124 im Bunde mit England gerüstet hatte, kam nicht zur Ausführung, was den Franzosen Gelegenheit gab, sich ihrer Überlegenheit zu rühmen. Ohne männlichen Erben ist Heinrich V. am 23. März 1125 in Utrecht gestorben. Seine Witwe Mathilde heiratete später den Grafen Gotfried von Anjou und wurde dadurch die Ahnfrau des englischen Königshauses der Plantagenet. In den siebzig Jahren, die seit dem Tode Heinrichs III. verflossen waren, hatte die Lage des Reiches im Innern und nach außen sich gründlich verändert. In jahrzehntelangen Kämpfen waren Macht und Ansehen der Krone schwer erschüttert, der Einfluß der Fürsten gewaltig gestiegen, die Einheit des Reiches gelockert. Norddeutschland, das Land der Sachsen, das niemals römischen Einfluß erfahren hatte, in Wirtschaft, Recht und Sprache von den oberdeutschen Landschaften verschiedener als diese untereinander, hatte in dauernder Auflehnung gegen den König sich gewöhnt, eigene Wege zu gehen. Lothar von Supplinburg, der Nachfolger der 1106 ausgestorbenen Billunger, hatte mit Erfolg begonnen, sein Grenzherzogtum zu einem Herzogtum des ganzen Stammesgebietes nach dem Vorbild von Bayern und Schwaben umzugestalten, und Heinrich V. hatte nicht vermocht, ihn daran zu hindern. Die Geistlichkeit, einst die Stütze des Thrones, jetzt unsicher und gespalten, ein großer Teil von der neuen Lehre ergriffen, daß 6·

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die Kirche frei sein müsse von weltlicher Herrschaft, lieferte nicht mehr nur solche Bischöfe, die aus Uberzeugung dem König rückhaltlos dienten. In Italien waren die alten Grundlagen deutscher Herrschaft zerstört, die neue, die königliche Landesherrschaft in Toskana und den mathildischen Gütern, noch nicht ausgebaut, auch aus der Ferne nicht leicht zu behaupten, während in den mächtig aufstrebenden Städten mit ihrem natürlichen Verlangen nach Freiheit und Selbstregierung dem deutschen König Gegner erwuchsen, gefährlicher und schwerer zu überwinden, als Fürsten und Adel in früheren Zeiten. Im Süden der Halbinsel bildete sich soeben eine neue Großmacht, das Festland mit der Insel vereinigend, da Roger II. von Sizilien den letzten Nachkommen Robert Guiscards beerbte (1127). Jeder Versuch aber, die frühere Herrschaft des deutschen Königs wiederherzustellen, mußte auf den Widerstand des Papstes stoßen, der aus dem natürlichen Vertreter des Reichsgedankens, wozu ihn Heinrich III. ausersehen hatte, der Gegner und Rivale des Kaisers und Führer jeder Opposition gegen deutsche Herrschaft geworden war, ein Gegner, dessen Stärke in der Kraft neuer Ideen lag, denen das Kaisertum nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen hatte. Von kirchlichen Ideen ist diese Zeit beherrscht, gekennzeichnet durch die Kreuzzüge und das Auftreten neuer Orden: der Karthäuser, von dem Kölner Bruno 1084 bei Grenoble, der Prämonstratenser, von Norbert von Xanten 1120 bei Laon gegründet, und, alle überragend, der Zisterzienser (Citeaux bei Dijon), seit 1115 durch Bernhard von Clairvaux zu führender Stellung erhoben, rasch über das ganze Abendland verbreitet, der maßgebende Orden für ein Jahrhundert. Dazu die geistlichen Ritterorden der Templer (1119) und Johanniter (nach 1120), die, den Mönch mit dem Ritter vereinigend, das Ideal dieser Zeit, die kriegerische Frömmigkeit, verkörperten. Wie alle diese Schöpfungen

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von Frankreich ausgehen, auch wenn die Stifter keine Franzosen sind, zeigen sie in ihrer Verbreitung über alle Länder die Vorherrschaft französischen Geistes, der auch Deutschland sich nicht hat entziehen können. Deutlich trat der Einfluß der Kirche hervor bei der Wahl des neuen Königs. Hätten die altdeutschen Rechtsbegriffe noch allein geherrscht, so wäre es nicht zweifelhaft gewesen, wem die Krone gebühre. Herzog FRIEDRICH VON SCHWABEN, der älteste Sohn der Tochter Heinrichs IV. Agnes, stellte die Fortsetzung des salischen Königshauses in weiblicher Linie ebenso dar wie einst Konrad II. die des sächsischen. Sein Geschlecht, das sich zuerst von Büren (Wäschenbeuren bei Göppingen) und schließlich nach der benachbarten Burg auf dem Staufen nannte, war außer auf der Schwäbischen Alb auch im Unterelsaß bei Schlettstadt begütert und seit 1079 im Besitz des Herzogtums Schwaben. Aus der Erbschaft des salischen Königshauses waren ihm dessen ausgedehnte Güter um Speyer und Worms und um Nürnberg zugefallen. Friedrich selbst war als vorzüglicher Regent und Feldherr bekannt, also in jeder Hinsicht der beste Träger für die Krone. Auch stand ihm ein starker Familienanhang zur Seite: seine Gemahlin Judith war die Tochter des weifischen Bayernherzogs, seine Mutter hatte in zweiter Ehe den Babenberger, Markgrafen Leopold von Österreich, geheiratet. Offen erhob er den Anspruch auf die Krone. Aber als Parteigänger Heinrichs V. hatte er Feinde, in erster Linie Adalbert von Mainz, und die Kirche hatte er grundsätzlich gegen sich, die das Erbrecht bekämpfte und die Wahl, für das Reich ebenso wie für ihre eigenen Würden und Ämter, forderte. Ihr Kandidat war der Hauptgegner des verstorbenen Kaisers, LOTHAR VON SACHSEN, und ihrem Einfluß gehorchte die Versammlung der Fürsten, die zu Ende August 1125 in Mainz zusammentrat, geleitet durch Erzbischof Adalbert, dem zwei päpstliche Legaten zur

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Seite standen. Adalbert gelang es, durch Vermittlung der bayrischen Bischöfe den Bayernherzog von Friedrich zu trennen, indem ihm für seinen Sohn Heirat mit der Erbtochter Lothars versprochen wurde, so daß Lothar am 30. August aus der Wahl hervorging. Friedrich und die Schwaben hatten nicht teilgenommen, fügten sich aber und erkannten den neuen König an. Einen weiteren Sieg erfocht die Kirche sogleich in der Neuregelung der Bischois- und Abtswahlen. Die persönlichen Zugeständnisse, die sie Heinrich V. gemacht hatte, waren mit seinem Tode erloschen, und weder die Fürsten noch Lothar bestanden auf ihrer Erneuerung. Es wurde beschlossen, daß die Teilnahme des Königs an den Wahlen fortfallen, die Belehnung mit den Regalien erst nach der Weihe des Gewählten stattfinden sollte. Man übertrug also das Recht, das seit 1122 in Italien galt, auch auf Deutschland. Die Folgen hiervon hat Lothar bald empfunden, aber seine wiederholten Versuche, die früheren Verhältnisse wiederherzustellen, gelangen nur zum kleinen Teil. Bei einer Begegnung mit Papst Innozenz II. in Lüttich (1131) hat er vergebens das alte Recht der Investitur gefordert, in Rom 1133 wenigstens erreicht, daß der Papst den geistlichen Fürsten verbot, die weltliche Regierung ihrer Stifter auszuüben, ehe sie vom König belehnt seien. Abhängigkeit von der Kirche war überhaupt die Schwäche, die LOTHARS Regierung (1125—37) erst später überwand. Er selbst, ein erprobter Heerführer, konnte nach seiner Vergangenheit und der Art seiner Erhebung geistlichem Einfluß schwer widerstehen, zumal wenn dieser ausgeübt wurde von einem überlegenen Manne wie Norbert von Xanten, der als Erzbisdiof von Magdeburg leitender Staatsmann des Königs wurde. Auf die Hilfe der Kirche war Lothar vollends angewiesen, als er schon bald in offenen Kampf mit den Staufern um das

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Erbe Heinrichs V. geriet. Da seit 200 Jahren Reichsgut und Eigentum des Königshauses immer in der gleichen Hand gewesen waren, fiel es nicht überall leicht zu entscheiden, was dem Reich gehörte und herausgegeben werden, was als Eigentum der letzten Könige den Staufern zufallen mußte. Der Streit führte bald zur Ächtung Herzog Friedrichs, worauf die Staufer mit ihrem Anhang den jüngeren Bruder des Herzogs, KONRAD, für den Heinrich V. in der Umgebung von Heilbronn und Rothenburg ein Herzogtum Franken geschaffen hatte, zum König erhoben (Dezember 1127). Der Bürgerkrieg, der daraus hervorging, drehte sich zunächst um Nürnberg und Speyer, die Mittelpunkte der Erbschaft Heinrichs V. Lothar hatte dabei außer dem Bayernherzog Heinrich dem Stolzen, dem er seine einzige Tochter Gertrud vermählte, auch die Zähringer auf seiner Seite. Er gewann sie durch Verleihung der Regentschaft (Rektorat) im Königreich Burgund, was sie, zusammen mit ihrer Zürcher Vogtei, zu Herren im größten Teil der heutigen Schweiz machte. Erst 1129 gelang Lothar die Einnahme von Nürnberg, 1130 auch die von Speyer. Konrad hatte umsonst versucht, in Italien, gestützt auf Mailand, sich zum Herrn zu machen, und kehrte jetzt nach Deutschland zurück. Von der vollständigen Besiegung der Staufer ließ Lothar sich zunächst ablenken durch die Kirche, die sein Eingreifen in Rom forderte. In Rom hatte die Feindschaft der städtischen Geschlechter 1130 zu einer zwiespältigen Papstwahl geführt. Anaklet II., aus dem Hause der Pierleoni, ehemals Prior von Cluny, behauptete die Stadt, gestützt auf Roger II. von Sizilien, dem er den Königstitel verlieh, während Innozenz II. in Frankreich Hilfe suchte, wo der Einfluß Bernhards von Clairvaux ihm Anerkennung verschaffte. Von Deutschland erwartete man die Entscheidung. In Lüttich trafen und einigten sich Lothar und Innozenz im Beisein Bernhards (März 1131). Innozenz sprach über die Staufer den Kirchenbann aus, wofür ihn Lothar nach Rom zu führen versprach.

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Im Herbst 1132 wurde der Römerzug angetreten. Ohne sich mit der Unterwerfung der oberitalischen Städte aufzuhalten, die ihm die Anerkennung versagten, rückte Lothar vor Rom, fand auch Eingang in die eigentliche Stadt, konnte aber das rechte Ufer des Tiber mit der Peterskirche nicht nehmen und trat den Heimweg an, ohne seine Aufgabe erfüllt zu haben, nachdem er sich im Lateran (Juni 1133) von Innozenz hatte zum Kaiser krönen lassen. Seine Nachgiebigkeit gegen die Kirche hatte er nicht nur in der Frage der Bischofswahlen bewiesen (s. oben). Auch den Anspruch der römischen Kirche auf das Erbe der Gratín MATHILDE gemäß der Schenkung von 1080 erkannte er an, sicherte sich aber den Besitz, indem er die strittigen Güter sich selbst auf Lebenszeit gegen Zins und nach seinem Tode seinem Schwiegersohn Heinrich von Bayern als Lehen der Kirche übertragen ließ. Die Kaiserkrönung Lothars ist denkwürdig, weil bei ihr ein Anspruch, den die Kirche seit einiger Zeit erhob, zu einer halben Anerkennung gelangte. Es handelte sich um nichts Geringeres, als daß das Kaisertum ein Lehen der römischen Kirche sei. In den Streitschriften des Investiturstreites war zuerst die Behauptung aufgetaucht, der Papst sei es gewesen, der die Kaiserwürde von den Griechen auf die Franken übertragen habe, von denen sie auf die Deutschen übergegangen sei. In kirchlichen Kreisen fand diese Vorstellung bald Verbreitung. Von da bis zu der Deutung der Krönungszeremonie als einer Belehnung war nur ein Schritt. Bei der Krönung Lothars hat Innozenz II. ihn getan. In der Urkunde, die die deutschen Bischöfe zum Empfang der Belehnung mit ihren weltlichen Hoheitsrechten anhielt, sprach er aus, daß er dem Kaiser seine Würde verliehen habe. Lothar hat nicht widersprochen. Im Lateranpalast wurde seine Krönung in einem Wandgemälde und mit einer Inschrift verewigt, die den Kaiser geradezu als Vasallen des Papstes bezeichnete. Nach der Rückkehr des Kaisers wurde der Widerstand der S taufer schon 1134 durch die Einnahme von Ulm ge-

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biochen. Im folgenden Jahr unterwarfen sie sich, erhielten Verzeihung und behielten ihren Besitz. Diese Milde war wiederum verursacht durch Bedürfnisse der Kirche. Während in Deutschland die Staufer unterlagen, behauptete sich Anaklet II. in Rom, gestützt auf R O G E R II. An dessen Bezwingung hatten die italischen Seestädte, Genua, Pisa und Venedig, deren Handel durch Sizilien geschädigt wurde, ein Interesse, auch in Konstantinopel fürchtete man die neue Großmacht. Zu ihrer Zerstörung vereinigten sich alle ihre Gegner in einem Bündnis, dessen Schwert der deutsche Kaiser führen sollte. Lothar ging darauf ein und trat im August 1136 seine zweite

Heerfahrt

nach Italien an.

Die vereinigte Macht Deutschlands fand nirgends nachhaltigen Widerstand. Rasch wurden die Städte der Lombardei unterworfen, dann teilte sich das Heer. Der Kaiser selbst rückte entlang dem Adriatischen Meer bis vor die apulisdie Hauptstadt Bari, deren Festung sich hielt, bis Heinrich von Bayern, der inzwischen mit dem anderen Teil des Heeres Toskana unterworfen hatte, sich mit dem Kaiser vereinigte. Da audi eine zum Entsatz ausgesandte sizilisdie Flotte von den Venetianern geschlagen worden war, kapitulierte die Festung (Juni 1137). Nun wandte sich das vereinigte Heer gegen Salerno, die Hauptstadt der festländischen Provinzen. Auch sie ergab sich nach kurzer Belagerung im August. Apulien und Kalabrien lagen offen, König Roger hatte sich auf die Insel zurückgezogen. Da jedoch die Pisaner abfielen, deren Flotte für einen Angriff auf Sizilien unentbehrlich war, und da die versprochene Hilfe der Griechen ausblieb, siegte im deutschen Heere die Kriegsmüdigkeit, und der Feldzug wurde abgebrochen. Mit dem eroberten Lande wurde ein festländischer Baron, Rainulf von Alife, von Papst und Kaiser gemeinsam belehnt, wodurch man die schwierige Frage umging, wer rechtmäßiger Eigentümer sei. Der Rückmarsch mußte beschleunigt werden, weil der 62jährige Kaiser erkrankte. Am 4. Dezember 1137 ist er in Breitenwang am Lech gestorben. Sein Grab fand er im Kloster Königslutter bei Wolfenbüttel, seiner eigenen Stiftung.

ÖO

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LOTHAR ist oft ungünstig beurteilt worden, im Gegensatz zu den Zeitgenossen im In- und Ausland, die seinen Taten hohe A n e r k e n n u n g zollten. Bedenkt man, in w i e beengter Lage seine Regierung begann und mit welchen Erfolgen sie endete, so wird man den Zeitgenossen recht geben. G e g e n die Kirche sich aufzulehnen, w a r für ihn unmöglich. A b e r durch Verständigung hat er betreffs der deutschen Bischofswahlen, der mathildischen Erbschaft und der Oberhoheit über die Normannen zu erreichen gewußt, w a s ohne Bruch zu erreichen war, und hat damit für die Zukunft Grundlagen geschaffen, die bei folgerichtiger Fortsetzung seiner Politik eine volle Wiederherstellung des deutschen Kaisertums erlaubt haben würden. Daß diese Fortsetzung unterblieb, w a r nicht seine Schuld. D e r g e g e b e n e N a c h f o l g e r w ä r e HEINRICH DER STOLZE g e -

wesen. Mit seinem ererbten Herzogtum Bayern vereinigte er Sachsen, das Lothar ihm kurz v o r seinem Tode verliehen hatte. Dort besaß er schon als Enkel des letzten Billungers einen Teil der Güter dieses Geschlechts (bei Lüneburg). A l s Gemahl der Kaisertochter Gertrud erbte er den ganzen Eigenbesitz Lothars, in dem die Güter der beiden größten sächsischen Herrengeschlechter, der Nordheimer (um Göttingen und am Harz) und Brunonen (um Braunschweig) zusammengeflossen waren. Das große Gut seines eigenen, des weifischen Hauses in Oberschwaben (um Ravensburg und im Allgäu) v e r w a l t e t e sein Bruder Weif. A l l e s zusammen machte ihn zum reichsten und mächtigsten Fürsten in Deutschland, während ihm in Italien der Besitz der mathildischen Güter samt dem Herzogtum Toskana eine ähnliche Stellung gab. W ä r e er König geworden, so hätte das Kaisertum in der A r t Ottos I. und Heinridis III. wiedererstehen können. Daß es dazu nicht kam, w a r das W e r k der Kirche. Seit Lothars zweitem Feldzug, w o er mit dem Papst mehrfach

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zusammengestoßen war, wußte man, daß Heinrich ein so ergebener Diener, wie die Kirche ihn brauchte, nicht sein würde. Darum ist seine Wahl von Rom aus vereitelt worden. Dazu bediente man sich der Staufer. Ein päpstlicher Legat bewirkte, daß einige Fürsten, der gemeinsamen Wahl zuvorkommend, am 7. März 1138 in Koblenz den ehemaligen Gegenkönig K O N R A D zum König erhoben. Er wurde vom Legaten sogleich in Aachen gekrönt. Der vollendeten Tatsache fügten sich die übrigen Fürsten, bestätigten die Wahl, und auch Heinrich der Stolze gab den offenen Widerstand auf. Unter den Folgen seiner unregelmäßigen Wahl hat die Regierung K O N R A D S I I I . ( 1 1 3 8 — 1 1 5 2 ) dauernd gelitten. Sein Versuch, die Macht des Weifenhauses zu brechen, dessen heimliche Gegnerschaft er fürchtete, führte zu Spaltung und Bürgerkrieg, die das Königtum lähmten. Zudem gab die persönliche Abhängigkeit Konrads, dem alle Eigenschaften des Herrschers fehlten, von kirchlichen Einflüssen einigen geistlichen Fürsten, wie dem Erzbischof Albero von Trier, der seine Wahl gemacht hatte, und dem gebildeten, aber charakterlosen Abt Wibald von Stablo und Corvey, ein verhängnisvolles Übergewicht im Rat des Königs und hat diesen zu falschen Entschlüssen geführt, die der Regierung des ersten Staufers jeden Erfolg raubten. Auf Verständigung mit den Wellen hat Konrad von vornherein verzichtet. Vielmehr veranlaßte er alsbald einen Spruch des Hofgerichts, daß die Vereinigung von zwei Herzogtümern in einer Hand widerrechtlich sei, entzog Heinrich das Herzogtum Sachsen und sprach ihm, als er sich nicht fügte, auch Bayern ab. Sachsen gab er dem Markgrafen Albrecht (dem Bären), aus dem Hause Ballenstedt, Bayern seinem eigenen Stiefbruder, dem Babenbeigei Leopold von Österreich. Der Krieg, der darob 1139 ausbrach, dauerte, obgleich Heinrich der Stolze im gleichen Jahre starb, noch

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drei Jahre fort, da für den 10jährigen Sohn des Verstorbenen, Heinridi (später der Löwe genannt), dessen Großmutter, die Kaiserin Richenza, und sein Oheim Weif erfolgreich kämpften. Sachsen behauptete Richenza, in Süddeutschland hielten die Kräfte sich die Waage. Hier spielte der Krieg hauptsächlich in König Konrads fränkischem Herzogtum. An die Einnahme von Weinsberg (1140) knüpft sich die Erzählung von den Frauen, die die Erlaubnis zu freiem Abzug ihrer wertvollsten Habe benutzten, um ihre Männer auf dem Rücken fortzutragen, woher die dortige Burg den Namen Weibertreu führt. Als Richenza und Leopold starben, bequemte sich Heinrichs des Stolzen Witwe Gertrud, den neuen Markgrafen von Österreich, HEINRICH JASOMIRGOTT, ZU heiraten, der nun Bayern erhielt, während Sachsen dem jungen Heinrich verblieb (1142). Doch waren auch damit die Weifen nidit wirklich versöhnt. KONRADS Regierung blieb dadurch gelähmt. Da seine eigene Macht nicht ausreichte, um unabhängig über den Parteien zu stehen, versagte er gegenüber der ersten Aufgabe des Königs: er vermochte nicht, den Frieden im Reich zu sichern, das von örtlichen Fehden beunruhigt war. Auch in Polen und Ungarn versuchte der König umsonst, die deutsche Vormacht zur Geltung zu bringen. Da trat an ihn der Wunsch der Kirche heran, in Italien die Politik wieder aufzunehmen, die Lothar zuletzt verfolgt hatte. Lothars Erfolge hatten keine Dauer gehabt. Nach Abzug der Deutschen war die Kirchenspaltung zwar durch den Tod Anaklets ( 1 1 3 8 ) erloschen, aber ROGER II. hatte das Festland ohne Mühe wieder erobert, und als Innozenz II. es wagte, selbst gegen ihn ins Feld zu ziehen, wiederholte sich an ihm das Schicksal Leos IX.: er wurde bei San Germano von den Sizilianern gefangen genommen und zuip Frieden genötigt, in dem er Roger als König mit dem ganzen Normannenreich belehnte und ihm die Kirchen seines Landes

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auslieferte (1139). Wurde dies schon nur widerwillig ertragen, so ließ ein Aufstand der Bürgerschaft Roms, die sich nach dem Vorbild der Lombardenstädte unabhängig machte und ihn sogar zum Verlassen der Stadt nötigte, den Papst erst recht nach auswärtiger Hilfe sich umsehen. Sie konnte auch diesmal nur von Deutschland kommen. Hier waren die geistlichen Einflüsse stark genug, Konrad III. zum Eingehen auf die päpstlichen Wünsche zu bewegen. Auch in Konstantinopel war man wieder bereit, einen deutschen Feldzug gegen Sizilien zu unterstützen, und so kam ein Bündnis zwischen den Griechen, dem Papst und dem deutschen König zustande (1146). Kaiser Manuel heiratete sogar eine Schwester der Gemahlin Konrads, Bertha von Sulzbach. Da wurde Konrad durch das eigenmächtige Eingreifen Bernhards von Clairvaux abgelenkt auf den Kreuzzug. Den Anlaß dazu gab, daß das Fürstentum Edessa (heute Urfa), eine Gründung des ersten Kreuzzugs, durch die Türken erobert worden war (1144). Diesen Verlust wettzumachen, ließ der Papst — es war der Zisterzienser Eugen III. — durch seinen Ordensbruder Bernhard in Frankreich das Kreuz predigen. Die Predigt hatte den größten Erfolg, auch der König Ludwig VII. ließ sich zur Teilnahme bewegen. Bernhard aber überschritt seinen Auftrag, predigte auch in Deutschland und ließ Konrad III. keine Ruhe, bis auch er (Weihnachten 1146) das Kreuz genommen hatte. Dem Beispiel des Königs folgten zahlreiche Fürsten, und im Juni 1147 erfolgte von Regensburg aus der Aufbruch. Es war das erstemal, daß Deutschland sich in größerem Umfang an den Kämpfen im Orient beteiligte, die bis dahin in der Hauptsache mit französischen und italischen Kräften geführt worden waren. Nur einzelne deutsche Herren, und nicht einmal viele, waren dann und wann auf eigene Hand hinausgezogen. Jetzt machte sich das Reich selbst auf, und die Beteiligung muß sehr stark gewesen sein. Die Berichte sprechen, mit der im Mittelalter üblichen Ubertreibung, von Hunderttausenden, ja Millionen. Aber die gehegten Erwartungen wurden bitter enttäuscht: der zweite Kreuzzug wurde ein vollständiger Fehlschlag.

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Durch Ungarn und über den Balkan kam man ohne Mühe nach Konstantinopel. Auch weiterhin bahnte das Bündnis mit Kaiser Manuel den Weg, obwohl eine Begegnung der beiden Herrscher wegen Rangstreitigkeiten unterblieb. In Kleinasien teilte sich das Heer. Die größere Hälfte, geführt von Bischof O T T O VON FREISING, einem Stiefbruder des Königs, marschierte längs der Küste, wurde aber im Gebirge (Baba Dagh) vom Feinde zersprengt, so daß nur wenige den Zug fortsetzen konnten. Die andere Heeresgruppe mit dem König an der Spitze, hatte sich die türkische Hauptstadt Ikonium (Konia) zum Ziele genommen, wurde aber bei Dorylaeum (Eski Schehir) durch den Feind und Nahrungsmangel zu verlustreichem Rückzug gezwungen. Die Masse trat den Heimweg an, nur ein kleiner Teil schloß sich den eben nachrückenden Franzosen an und schlug sich mit ihnen auf dem gleichen Wege durch, auf dem der Bischof von Freising gescheitert war. Konrad selbst war erkrankt, blieb den Winter über in Konstantinopel und erreichte erst im Frühling zu Schiffe Jerusalem. Auch hier waren ihm keine Lorbeeren beschieden. Uneinigkeit zwischen Deutschen und Franzosen, mangelhafte Unterstützung durch die Landesregierung, der der Krieg ungelegen war, ließen es zu keinem erfolgreichen Unternehmen kommen. Im Herbst 1148 kehrten die deutschen Kreuzfahrer, auf ein kleines Häuflein zusammengeschmolzen, mit griechischen Schiffen nach Konstantinopel zurück, im Frühjahr 1149 gelangten sie ebenso nach Friaul und von hier in die Heimat. Konrad hatte in Konstantinopel das Bündnis mit Manuel gegen ROGER von Sizilien erneuert, der während des Kreuzzugs den Krieg gegen das griechische Reich eröffnet, auch die Franzosen zu Bundesgenossen gewonnen hatte. Zugleich rief ihn der Papst zu Hilfe gegen die Römer, die sich als freie Stadtrepublik unter einem Senat nach antikem Vorbild und seit kurzem unter geistlicher Leitung A R N O L D S VON BRESCIA von der päpstlichen Herrschaft unabhängig gemacht hatten und Konrad III. gleichfalls die Kaiserkrone, aber im Namen des römischen Volkes, anboten. Konrad war bereit, dem Rufe des Papstes zu folgen, doch mußte der Zug nach Italien verschoben werden, weil die Wellen,

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im Einverständnis mit Roger von Sizilien, sich gegen den König erhoben und der inzwischen herangewachsene Heinrich der Löwe sein väterliches Herzogtum Bayern forderte, das ihm zu Unrecht abgesprochen sei. Die anschließenden Kämpfe fesselten Konrad zwei Jahre lang, und als endlich der italische Krieg bestimmt ins Auge gefaßt werden konnte, starb der König am 15. Februar 1152 in Bamberg, ohne die Kaiserkrönung empfangen, ohne eine der Aufgaben gelöst zu haben, die er sich vorgesetzt hatte. Sein Tod bezeichnet auch äußerlich das Ende eines Zeitalters, in dem Kirche und Geistlichkeit die Führung errungen hatten. Daß das deutsche Reich dabei herabgekommen war, wurde allgemein empfunden, in streng kirchlichen Kreisen aber nicht beklagt, da man es als Erfüllung einer biblischen Weissagung und als Anzeichen des nahen Weltuntergangs ansah. Ohne Bedauern stellte der Zisterzienser Bischof Otto von Freising, der Enkel Heinrichs IV., in seiner Weltchronik fest, das Reich sei tief herabgesunken, die Kirche aber zum hohen Berge angewachsen. Doch dachten keineswegs alle so. Die unbefriedigenden Zustände, die überall eingerissen waren, die Mißerfolge, die die Kirche bei ihren Unternehmungen, vor allem im zweiten Kreuzzug, erlitt, die Verweltlichung und Sittenverderbnis, der sie selbst in zunehmendem Maße verfiel, forderten zum Widerspruch heraus. Wenige gingen so weit wie A R N O L D VON BRESCIA, der ihr jedes Recht auf weltliche Herrschaft absprach, aber die herrschenden Anschauungen, nicht nur der Laien, auch vieler Geistlichen, wandten sich von der religiösen Beurteilung und Behandlung weltlicher, zumal öffentlicher Dinge ab und einer mehr nüchternen, profanen Gesinnung zu. Der Tod bisher führender Personen (1153 starb auch Bernhard von Clairvaux) schuf überall einem neuen Geschlechte Platz, das zwar keineswegs kirchenfeindlich

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dachte, aber nicht mehr gesonnen war, sich in allem der Leitung durch Kirche und Klerus zu unterwerfen. Die Zeit des Niederganges von Königtum und Kaisertum hat eine vorteilhafte Kehrseite: sie erlebt zugleich die Anfänge der größten staatlichen und kulturellen Leistung, die das deutsche Volk in alter Zeit aufzuweisen hat: der Eroberung und Erschließung des Landes jenseits der Elbe. Nachdem die Politik der Unterwerfung der wendischen Nachbarn, die Heinrich I. und Otto I. begonnen hatten, seit 983 aufgegeben war, war zunächst die kirchliche Mission allein Trägerin deutschen Einflusses, dodi kam auch sie nur langsam vorwärts. Größere Erfolge, die Erzbischof Adalbert von Bremen (s. o.) bei den Obotriten in Holstein und Mecklenburg erzielte, gingen nach seinem Sturz (1066) verloren. Raschere Fortschritte wurden erst wieder gemacht, als ein großer Angriff der gesamten Wendenvölker, der im Zusammenhang stand mit dem Aufstand der sächsischen Fürsten gegen Heinrich V., am 9. Februar 1115 bei Kothen durch Graf Otto von Ballenstedt zurückgeschlagen war. Im Havelgebiet drang jetzt das Christentum rascher vor, in Holstein predigte der Bremer Domschulmeister Vicelin (1127—1154), zuletzt Bischof von Oldenburg in Holstein. In Pommern hatte die Predigt des Bischofs Otto von Bamberg (1124 und 1128) Erfolge, kam jedoch mehr dem polnischen als dem deutschen Einfluß zugute. Eine Wendung bedeutete das Auftreten ALBRECHTS DES BÄREN aus dem Hause der Grafen von Ballenstedt (Anhalt), seit 1134 Markgrafen in der Nordmark, gegen die Liutizen an der Havel. Von der Politik langsamer, friedlicher Durchdringung ging er zuerst wieder zu entschlossener Eroberung und Unterwerfung über. Nachdem er sdion 1134 Havelberg, 1137 die Priegnitz erobert hatte, nötigte er 1142 den Fürsten Pribislaw von Brandenburg (seit der Taufe Heinrich benannt, ί 1150), ihm als Erben sein Land abzu-

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treten, verlegte seinen Sitz dorthin und nannte sich seitdem Markgraf

von Brandenburg.

N e u w a r auch, daß er in das

entvölkerte Land deutsche Ansiedler zog, die es durch Anbau erschlossen und wertvoller machten. Sein Beispiel wurde seit Anfang der 40er Jahre nachgeahmt in Holstein vom Grafen A D O L F I I . VON SCHAUENBURG. Die Eroberung und Besiedlung von Wagrien (Ostholstein) war sein Werk, und die Gründung der deutschen Stadt Lübeck an der Stelle eines wendischen Fürstensitzes (1143) eröffnete mit dem Zugang zur Ostsee das Tor für eine großzügige Ausbreitung des Deutschtums. Einen Rückschlag brachte zunächst der zweite Kreuzzug. Auf Verlangen einiger norddeutscher Fürsten hatte Bernhard von Clairvaux den Kämpfern gegen die heidnischen Wenden den gleichen Lohn verheißen wie denen, die nach dem heiligen Lande zogen, und der Papst hatte das nachträglich genehmigt. Nun fielen im Sommer 1147 mit der Losung „Taufe oder Tod" zwei Heere ins Wendenland ein, geführt von Herzog Heinrich (dem Löwen) und Albredit dem Bären. Doch in Pommern erfuhr man, daß hier schon Christen seien, Bischof Otto von Bamberg (Î 1139) hatte hier missioniert und in Stettin war sogar ein Bischof. In Mecklenburg aber waren die erzwungenen Versprechungen, sich taufen zu lassen, nichts wert. Vielmehr war der Widerstand gegen die Mission gestärkt. Die Zeitgenossen haben das Unternehmen allgemein als völligen Fehlschlag bezeichnet. Erst nach längerer Zeit konnte man die Kolonisation der ostelbischen Lande wieder aufnehmen, die um ihres wirtschaftlichen Nutzens willen außer von den angrenzenden deutschen Fürsten wie Heinrich dem Löwen, Albrecht dem Bären, Wichmann von Magdeburg bald von den Wendenfürsten selbst betrieben wurde. Deutsche Bauern aus Niedersachsen, Westfalen, Holland und Flandern rückten in wachsender Zahl ins wendische Gebiet, Haller/Dannenbauer, Karolinger

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durchsetzten es mit deutschen Dörfern, rodeten und pflügten den Boden, eröffneten damit neuen Lebensraum fürs eigne Volk und legten den Grund für das ostelbische Deutschtum, dem in der Zukunft die Führung in der deutschen Geschichte zufallen sollte.

4. Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Konrad III. hatte einen 7jährigen Sohn Friedrich hinterlassen. Aber die Lage des Reiches vertrug keine Vormundschaft, darum wählten die Fürsten am 4. März 1152 in Frankfurt den Neffen des verstorbenen Königs, Herzog Friedrich von Schwaben. Von ihm erwartete man vor allem, daß er den Frieden zwischen der Krone und den Weifen wiederherstellen werde, denen der als Sohn der bairischen Judith und leiblicher Vetter Heinrichs des Löwen in den letzten Jahren nähergestanden hatte als dem König. Die Wahl hätte keinen besseren treffen können. FRIEDRICH I. (1152—90) w a r m i t t e l g r o ß u n d schlank, röt-

lichblond und von frischem, heiterem Aussehen, waffenkundig und kriegsgeübt — er hatte den Kreuzzug 1147/8 mitgemacht —, auch im Regieren als Herzog nicht unerfahren. An geistigen Gaben, Bildung und Tatkraft übertraf er alle. Seine Beredsamkeit war unvergleichlich, sein Verstand gefürchtet, sein Ehrgefühl reizbar. In allem war er die Verkörperung des ritterlichen Mannes und Königs, wie ihn die Zeit sich dachte. Seine Regierung gab sich zuerst als Fortsetzung des bisherigen Systems: Eintracht zwischen Kirche und Reich sollte die Losung bleiben. Aber an die bisherige Unterordnung unter die Kirche dachte der neue Herrscher nicht mehr. Er bat nicht, wie seine beiden Vorgänger, um päpstliche Bestätigung und griff gegenüber den deutschen Reichskirchen

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auf die alten Königsrechte zurück. Die Investitur mit Ring und Stab, auf die Heinrich V. für immer verzichtet hatte, nahm er zwar nicht wieder in Anspruch, aber die Wahlen lenkte er nach seinem Willen, entschied bei Zwiespalt nach Gutdünken und hielt darauf, daß die Gewählten vor der Weihe sich belehnen ließen und huldigten. Als der Papst bei der Besetzung Magdeburgs (1153) einzuschreiten versuchte, wurde er scharf zurückgewiesen und mußte es dulden, weil er den König brauchte. Daß die deutsche Geistlichkeit im allgemeinen durch die päpstliche Regierung der letzten Jahrzehnte mit ihren Mißbräuchen und ihrer Ausbeutung enttäuscht und erbittert war, kam Friedrich zugute und erlaubte ihm, die Bischöie wieder wie in den Zeiten der Sachsen und Salier zu Stützen und vornehmsten Werkzeugen seiner Regierung zu machen. In der Auswahl der Personen zeigte er eine glückliche Hand. Auch im offenen Streit mit dem Papst hat der deutsche Episkopat, vertreten durch eine Reihe hervorragender Männer, mit wenigen Ausnahmen fest zum König gehalten. Die Bahnen seines Vorgängers verließ Friedrich offen, indem er seine Gunst den Wehen zuwandte. Sein Oheim Weif erhielt mit den Erbgütern Mathildens (ohne Rücksicht auf den Anspruch des Papstes) die Markgrafschaft Toskana und das Herzogtum Spoleto, Heinrich dem Löwen wurde durch förmliche Aufhebung des Urteils, das seinem Vater Bayern abgesprochen hatte, das Recht auf dieses Herzogtum zuerkannt. Die Ausführung des Spruches wurde nur vertagt, um dem Papst die längstversprochene Hille zu leisten. Eugen III. sah sich dauernd von seiner Hauptstadt ausgeschlossen, deren Senat von Arnold von Brescia gelenkt wurde, dem grundsätzlichen Gegner aller weltlichen Herrschaft der Kirche. Auch mit dem König von Sizilien war der Friede nur äußerlich hergestellt, und aus der Ferne drohten die Griechen, deren Kaiser Manuel ernstlich an WiederV

100 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums eroberung Italiens dachte. Friedrich gab seine Hilfe nicht umsonst. Im Vertrag zu Konstanz (März 1153) mußte Eugen sich verpflichten, ihn zum Kaiser zu krönen und über alle seine Gegner den Kirchenbann zu verhängen. Dafür versprach Friedrich ihm zu seinem Recht gegen die Römer und Sizilien zu verhelfen. Gegenseitig verband man sich, keine Festsetzung der Griechen in Italien zu dulden. Das Bündnis zwischen Kirche und Reich war so eng wie noch nie. Im Oktober 1154 wurde der Zug nach Rom angetreten. Er galt, wie Friedrich feierlich erklärte, der Wiederherstellung des Kaisertums im Glänze seiner früheren Macht. Friedrich fand in Oberitalien völlig veränderte Verhältnisse vor. Seit den letzten Zeiten Heinrichs IV. hatten die Städte an vielen Stellen die Hoheitsrechte in den Grafschaftsbezirken den früheren Herren, Bischöfen, Markgrafen und Grafen, entrissen, auch schon eine auf Kosten der anderen ihr Gebiet zu erweitern begonnen. Das Eingreifen Heinrichs V. und Lothars hatte nur vorübergehenden Erfolg gehabt, unter Konrad III. war die Entwicklung rasch weitergegangen, und mit der alten Feudalverfassung war auch die Hoheit des Kaisers verschwunden. Nur wer sich selbst nicht helfen konnte, rief nach ihm. So hatten schon 1153 auf dem Reichstag zu Konstanz Vertreter der Bürgerschaft von Lodi, das von Mailand unterworfen und zerstört worden war, um Hilfe gebeten. Diese Lage zu ändern, reichten die deutschen Kräfte nicht aus. Das kleine Tortona wurde zwar erobert und zerstört, auch gegen Mailand die Acht ausgesprochen, auf Unterwerfung jedoch mußte verzichtet werden. Inzwischen war in Rom der energische Engländer Nikolaus Breakspeare als H A D R I A N IV. Papst geworden und hatte durch den Zwang kirchlicher Strafen die Entfernung Arnolds von Brescia aus der Stadt bewirkt, ihre Unterwerfung aber nicht erreicht. Dafür schien seit dem Tode König

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Rogers II. (1154) die Gelegenheit günstig, das sizilisdie Reich zu zerstören, dessen Regierung dem jungen Wilhelm I. zu entgleiten drohte. Für beide rechnete man auf Friedrich. Dieser erwies dem Papst auch den Dienst, beim Anmarsch auf Rom Arnold gefangen zu nehmen und auszuliefern. Der Stadtpräfekt hat ihn dann hinrichten lassen. Aber schon bei der ersten Begegnung unweit von Rom wurde das Einverständnis gestört durch Friedrichs anfängliche Weigerung, dem Papst den Steigbügel zu halten. Wohl fügte er sich schließlich einem Urteil der Fürsten, daß dieser Dienst dem Herkommen entspreche, aber daß er seine Würde und ihr Verhältnis zur Kirche anders auffaßte, als seine beiden Vorgänger, war nun nicht mehr zu bezweifeln. Die Kaiserkrönung am 18. Juni 1155 erhielt überdies ein häßliches Nachspiel, da die Römer, die ihre Tore geschlossen hatten, das abziehende deutsche Heer überfielen und zu blutigem Straßenkampf nötigten, in den die Fürsten und der Kaiser selbst eingriffen. An Eroberung der Stadt war noch nicht zu denken. Aber auch der geplante Feldzug nach Unteritalien unterblieb, da das Heer auf Heimkehr drang. Schließlich mußte sogar der Ubergang über den Brenner erkämpft werden, weil Verona den Engpaß im Etschtal sperrte. Der bairische Pfalzgraf Otto von Wittelsbach war es, der durch eine gewagte Umgehung den Weg freimachte. Der Feldzug hatte sein Ziel verfehlt. Die Kaiserkrone hatte Friedrich erlangt, das Kaisertum aber nicht wiederhergestellt. Daß er sein Vorhaben nicht aufgab, vielmehr alle Kraft aufbot, es trotz der Widerstände, die sich gezeigt hatten, durchzuführen, hat den ferneren Gang der deutschen Geschichte bestimmt. Die Tragweite dieses Entschlusses drängt zu der Frage, ob er nicht ein Fehler war. Das ist oft behauptet worden. Man hat den Kaiser getadelt, weil er die Kräfte Deutsch-

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lands an ein Unternehmen verschwendet habe, das schon darum nicht gelingen konnte, weil es dem Zuge der Entwicklung zuwidergelaufen, also reaktionär und wie alle Reaktion unfruchtbar gewesen sei. Gegen dieses Urteil spricht, daß die Wiederherstellung kaiserlicher Herrschaft in Italien, wie wir bald sehen werden, weder mißlungen ist noch sich in unfruchtbarem Festhalten an überlebten Formen erschöpft hat. Friedrichs I. Politik in Italien ist reich an neuen schöpferischen Gedanken, und der Erfolg hat sie gerechtfertigt, ü b e r d i e s lagen, als sie aufgenommen wurde, die Verhältnisse in Deutschland so, daß der Verzicht auf Italien den Kaiser zu einer Rolle ähnlich der Konrads III. verurteilt haben würde. W e n n auch stärker als dieser, war Friedrich doch nicht der mächtigste Mann im Reich, stets abhängig von der Partei, auf die er sich stützte. In Deutschland selbst an Macht zu gewinnen, bot sich keine Aussicht, dagegen mußte ein Machtgewinn in Italien der Krone auch in Deutschland zugute kommen. Die Tatsachen haben auch diese Rechnung als richtig erwiesen. Endlich darf auch nicht übersehen werden, daß in Italien selbst eine starke geistige Strömung den Absichten Friedrichs entgegenkam. Seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts hatte das Studium des römischen Rechts, hauptsächlich in Bologna von der Schule des Irnerius (eigentlich Guarnerius, Werner) betrieben, einen außerordentlichen Aufschwung genommen. Durch Vertiefung in das altrömische Kaiserrecht wurden die Vorstellungen vom Staatsrecht der eigenen Zeit unwillkürlich im Sinne des Kaisergedankens beeinflußt, der überdies als die einzige Möglichkeit erschien, den ständigen Nachbarkriegen Einhalt zu gebieten, die seit dem Verschwinden der kaiserlichen Gewalt das Land zerrissen. Die J a h r e nach der Rückkehr aus Rom ist Friedrich bestrebt gewesen, die Ordnung im Reich überall herzustellen und für seine große Aufgabe Kräfte zu sammeln. Das Wichtigste, die endgültige Beiiiedigung der Wellen, gelang nach schwierigen Verhandlungen 1156 auf dem Reichstag zu Regensburg. Heinrich Jasomirgott gab Bayern an Heinrich den Löwen zurück und wurde entschädigt durch Erhebung der Markgrafschaft Österreich zum selbständigen Herzog-

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104 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums tum mit weiblicher Erbfolge und dem Vorrecht, an Reichstagen und Reichskriegen nur in der eigenen Nachbarschaft teilzunehmen. Die Urkunde hierüber ist 1358 von Herzog Rudolf IV. durch eine Fälschung ersetzt worden, das sogen. Privilegium maius domus Austriae, das die vollständige Befreiung von allen Pflichten gegen das Reich enthält, während das Reich Österreich zu Schutz und Hilfe verpflichtet sein sollte. Die Fälschung wurde von Kaiser Friedrich III. 1455 bestätigt und erst im 19. Jahrhundert aufgedeckt. Sie hat bis 1806 die Richtschnur der österreichischen Politik gegenüber dem Reich gebildet 16 . Der Vorbereitung für einen größeren Feldzug nach Italien diente auch die Regelung der Verhältnisse im Osten. Mit Böhmen wurde 1158 ein Vertrag geschlossen, in dem Herzog Wladislaw gegen Verleihung des Königstitels sich verpflichtete, dem Kaiser mit seiner ganzen Macht zu dienen. Er hat auch bald wertvolle Hilfe geleistet. Gegen Polen, das sich seit einiger Zeit unabhängig gemacht hatte, unternahm der Kaiser 1157 einen Feldzug, der ihn über Breslau bis nach Posen führte und den Herzog zu erneuter Huldigung, Tributzahlung und dem Versprechen der Kriegshilfe gegen Italien zwang. Doch hat er sein Wort nicht gehalten. Einige Jahre später (1163) mußte er jedoch Schlesien seinen Neffen, nahen Verwandten des Kaisers 17 , überlassen, die in enger Anlehnung an das Reich regierten und ihr Land der deutschen Besiedelung und Kultur eröffneten. Die deutsche Oberhoheit über Dänemark, die schon Lothar wiederhergestellt hatte, fand in diesen Jahren ihren Ausdruck durch das Eingreifen des Kaisers in einen Thronstreit, in dem der siegreiche Bewerber seine Krone als deutsches Lehen anerkannte. ' · Vgl. Sammlung Göschen Bd. 1077, S. 53. 17 Ihre Mutter war eine babenbergische Prinzessin, Enkelin Kaiser Heinrichs IV. (vgl. oben S. 78).

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Im Königreich Burgund faßte Friedrich als erster deutscher Kaiser seit Heinrich III. Fuß durch seine Heirat mit Beatrix, der Erbin des letzten burgundischen Pfalzgrafen (1156). Sie brachte ihm neben ausgedehnten Besitzungen in der Franche Comté ein Gefolge von zahlreichen Rittern, angeblich 5000. So war denn alles für den neuen Feldzug nach Italien vorbereitet. Im Sommer 1158 wurde er angetreten. Mittlerweile war durch einen Umschwung in Rom die Gesamtlage völlig verändert worden. Hadrian IV., von Friedrichs Leistungen enttäuscht, durch seine Haltung argwöhnisch geworden, hatte sich Sizilien zugewandt, im Vertrag von Benevent (1156) mit Wilhelm I., unter Preisgabe der Herrschaft über die sizilischen Kirchen, Frieden und Bündnis geschlossen und gestützt darauf auch die Herrschaft über die Stadt Rom wieder erlangt. Er brauchte den Kaiser nicht mehr, dieser aber sah in dem Parteiwechsel Hochverrat. Dem Papst als Bischof des Reiches erkannte er das Recht auf selbständige Außenpolitik nicht zu. Die Gegnerschaft trat schon im Herbst 1157 auf einem Reichstag in Besançon hervor. Der dänische Erzbischof von Lund, soeben vom Papst auf Kosten des alten Primates von Bremen zum Erzbischof erhoben, war auf der Rüdereise von Rom auf Reichsboden gefangen worden. Hadrian erhob deswegen gegen den Kaiser in einem Schreiben, das zwei Legaten überbrachten, den Vorwurf der Undankbarkeit und gebrauchte dabei die Wendung, die Kirche habe ihm das beneficium der Kaiserkrone verliehen, was der Reichskanzler Reinald von Dassel wortgetreu mit „Lehen" übersetzte. Die Empörung der Fürsten hierüber stieg bis zu förmlicher Bedrohung, als der eine der Legaten die Frage tat: „Von wem hat denn der Kaiser seine Krone, wenn nicht von der Kirche?" Der Kaiser selbst mußte den Kardinal schützen, gegen den Otto von Wittelsbach das Schwert gezückt hatte. In dem Vorfall war der Gegensatz der Rechsanschauungen zum Ausdruck gekommen. Das Kaisertum, das man in Rom als Lehen der Kirche in Anspruch nahm, galt in

106 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Deutschland, ungeachtet der Hinnahme des römischen Standpunktes durch Lothar, allgemein für souverän. Dies sprach Friedrich in seiner Antwort mit stärkstem Nachdruck aus: er kenne kein anderes Recht als die Reichsgesetze und das gute Herkommen; die Kaiserkrone sei ihm von Gott durch die Wahl der Fürsten verliehen, und er wolle eher den Tod erleiden oder die Krone niederlegen, als dulden, daß des Reiches Würde herabgedrückt werde. Zugleich wies er die Legaten aus und sperrte die Grenze für den Verkehr mit Rom. Umsonst rief Hadrian die deutschen Bischöie zur Verteidigung der kirchlichen Freiheit auf; sie traten auf die Seite des Kaisers, und Hadrian mußte nachgeben. Er behauptete, mißverstanden worden zu sein, da er nicht von „Lehen", nur von der „Wohltat" der Kaiserkrönung gesprochen habe, und Friedrich nahm die Entschuldigung an. Aber daß er fortan bei der Wiederherstellung des Kaisertums auch gegen den Papst werde kämpfen müssen, war nicht mehr zu bezweifeln. Im Juni 1158 überschritt das deutsche Heer auf vier verschiedenen Straßen die Alpen, um sich erst in der Lombardei zu vereinigen. Es war so stark, daß das nächste Ziel, die Unterwerfung Mailands, schon Anfang September erreicht wurde. Die Stadt gab alle Eroberungen heraus, verzichtete auf die angemaßten Hoheitsrechte, versprach hohe Buße und Stellung von Geiseln und behielt nur das Recht, ihre Ratsherren unter Vorbehalt kaiserlicher Bestätigung zu wählen. Anderer Widerstand zeigte sich nirgends, so daß der Kaiser die Truppen größtenteils entlassen konnte. Die Rechtsgrundlage für die wiederhergestellte kaiserliche Herrschaft in Italien schuf ein Reichstag, der im November 1158 in der Ebene von Roncaglia (nördlich von Piacenza) tagte. Hier wurde gemäß dem Spruch von 28 Vertretern der lombardischen Städte und 4 Rechtsgelehrten von Bologna der Umfang der „Regalien", d . h . der staatlichen Hoheitsrechte bestimmt, die wieder dem Kaiser zustehen sollten: Zölle und Verkehrssteuern aller Art, eine Kriegssteuer (fodrum), gerichtliche Bußen und Gefalle und Einsetzung

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der Beamten. Ein zweites Gesetz verbot jede Selbsthilfe und jedes Bündnis zwischen einzelnen Personen oder ganzen Städten. Die Bestimmung der Regalien hielt sich genau an das im langobardisdien Königreich von jeher geltende Gewohnheitsrecht, bedeutete also weder eine Neuerung, noch eine „reaktionäre" Maßregel. Audi in der praktischen Ausübung seines Rechts ist Friedrich weder radikal noch „reaktionär" im Sinne einer Erneuerung überwundener Begriffe und Formen verfahren. Er gestattete Ausnahmen. Den Bischöfen, die den einstigen Besitz der Regalien nachweisen konnten, beließ er sie, auch einzelne Städte, wie ζ. B. Genua, erhielten für das, was sie sich angeeignet hatten, Anerkennung und Bestätigung gegen entsprechende Bezahlung. Im allgemeinen aber behielt der Kaiser die Regalien in seiner Hand, gab sie nicht, wie sonst überall üblich, als Lehen fort, sondern ließ sie durch Beamte verwalten. Durch diesen kühnen Ubergang vom Lehensstaat zum Beamtenstaat sicherte er sich sowohl die Macht im Lande wie namentlich eine reiche Einnahmequelle, deren Ertrag auf 30 000 Pfund Silber angegeben wird. Das Königreich Italien schien unterworfen, das Kaisertum als regierende Macht wiederhergestellt. Doch jetzt zeigten sich Widerstände. Die Mailänder hatten das Gesetz von Roncaglia wohl beschworen, bestanden aber auf dem Recht der Ratsherrenwahl, das ihnen bei ihrer Unterwerfung zugestanden war, verjagten die kaiserlichen Beamten (es waren Reinald von Dassel und Otto von Wittelsbach) und verbanden sich mit drei Nachbarstädten zu bewaffnetem Widerstand. Wie stark dieser war, zeigte sich bald: Friedrich brauchte 7 Monate, um das kleine Crema zu bezwingen, das zerstört wurde. Gegen Mailand galt es jahrelangen Krieg zu führen. Inzwischen aber war auch mit der römischen Kirche der offene Kampf ausgebrochen. Eingriffe in den Kirchenstaat und in Rom selbst hatten verraten, daß Friedrich auch im Gebiet des Papstes, den er als einen Bischof des Reiches

108 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums wie andere ansah, die kaiserliche Oberhoheit herzustellen gedachte. An seiner Weigerung, die territoriale Unabhängigkeit des Papstes anzuerkennen, scheiterte die Vermittlung der Kardinäle, und Hadrian IV. hatte sich daraufhin noch kurz vor seinem Tode (31. August 1159) mit Sizilien und den Mailändern gegen den Kaiser verbündet. Bei der Neuwahl spalteten sich die Kardinäle, ein Teil erhob am 5. September den Kaiserfreund V I K T O R IV., ein anderer am 18. außerhalb Roms den Kanzler der Kirche, Roland von Siena, ALEXANDER III. Eine Synode in Pavía sollte entscheiden, war aber nur von Reichsbischöfen besucht und von Reinald von Dassel, nunmehr Erzbischof von Köln, geleitet, so daß ihr Urteil zugunsten Viktors IV. außerhalb des Reiches keine Anerkennung fand. In Frankreich besonders sträubte man sich gegen den wachsenden Einfluß der Deutschen; man sprach davon, sie würden die ganze Welt beherrschen, wenn ein kaiserlicher Papst die Kirche regierte. Audi in Deutschland spalteten sich die Geister: einige Bischöfe und die Klöster der (französischen) Zisterzienser hielten zu Alexander. Daß dieser den Kaiser aus der Kirche ausschloß und die Eide der Untertanen löste, hatte übrigens keine Wirkung. Das Reich gehorchte auch dem gebannten Herrscher. Friedrich setzte zunächst alles an die Bezwingung Mailands. Sie gelang erst im März 1162 durch Aushungerung. Die Stadt unterwarf sich auf Gnade und Ungnade, wurde völlig zerstört und die Bevölkerung zerstreut in Dörfern angesiedelt. Mailands Bundesgenossen ergaben sich darauf ebenfalls und wurden geschont. Reichsitalien war in der Hand des Kaisers, in Rom behauptete sich der kaiserliche Papst, während Alexander III. in Frankreich Zuflucht suchen mußte. Aber die Spaltung der Kirche zu überwinden, gelang nicht. Ein Feldzug gegen das sizilische Reich mußte aufgegeben werden, weil Pisa und

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Genua, deren Flotten dabei nicht zu entbehren waren, sich nicht einigen konnten. Audi der Plan, die Kirchenspaltung zu beenden, indem man Frankreich zur Anerkennung Viktors IV. bewog, schlug fehl. Zu der angesetzten Zusammenkunft an der burgundischen Grenze an der Saône (unweit Dijon) erschien der französische König nicht (1162). Ebensowenig Erfolg hatte der Versuch, England zum Abfall von Alexander zu bringen. König Heinrich II. erfüllte seine Zusage nicht, und Friedrich stand nach wie vor allein, als er (seit 1165) im ganzen Reich, in Deutschland wie in Italien, seinem Papst schwören ließ. Diesem Zwang widerstanden die baierischen Bischöfe unter Führung von Salzburg, und der Erzbischof von Mainz, Konrad von Wittelsbach, trat zu Alexander über, der ihn zum Kardinal erhob. Er wurde abgesetzt und erhielt zum Nachfolger den Reichskanzler Christian, der nun neben Reinald von Köln unter den Kämpfern für die Sache des Kaisers in vorderster Reihe stand. Inzwischen waren in Oberitalien neue Widerstände aufgetreten. Daß Friedrich begonnen hatte, das ganze Land zu einem einheitlich geschlossenen Zoll- und Handelsgebiet mit eigener Münze zusammenzufassen, hatte im Lande selbst Unzufriedenheit erregt und die Gegnerschaft Venedigs und Konstantinopels verschärft, deren Handel dadurch erschwert wurde. Im März 1164 hatten sich Verona, Padua und Vicenza mit Venedig und den Griechen gegen das wieder hergestellte Kaisertum verbunden. Um weiterem Abfall vorzubeugen, hatte der Kaiser sich genötigt gesehen, weitgehende Zugeständnisse zu machen, einzelnen Städten gegen Zahlung die Selbstverwaltung einzuräumen und hatte damit die Begehrlichkeit der Italiener geweckt. Die Steuern, die er rücksichtslos forderte, die Härte und der Eigennutz der deutschen Beamten erregten vielfach Unzu-

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friedenheit, und als Friedrich im Herbst 1166 wieder im Lande erschien, wurde er kühl, ja feindselig empfangen. Sein Ziel war diesmal die Überwindung des sizilischen Reiches, dessen Zustand seit dem Tode Wilhelms I. (1166) unter einer vormundschaftlichen Regierung zum Angriff einlud. Ein Erfolg an dieser Stelle konnte die Entscheidung bringen. Für den Feldzug, der im Frühjahr 1167 begann, befolgte Friedrich den gleichen Plan wie 30 J a h r e früher Lothar. Er selbst rückte entlang der adriatisdien Küste vor und nahm unterwegs Ankona, wo die Griechen sich schon festgesetzt hatten. Die Erzbischöfe von Köln und Mainz sollten durch das römische Gebiet ins Neapolitanische eindringen. Dabei wurden sie in den Kampf verwickelt, der zwischen Rom und dem benachbarten Tuskulum ausgebrochen war. In Rom hatte seit kurzem die kaiserfeindliche Partei die Oberhand erlangt, Alexander III. w a r zurückgekehrt, in Tuskulum wehrten sich die Kaiserlichen unter Reinald von Köln gegen die Belagerung durch die Römer. Als Christian von Mainz zu ihrem Entsatz herbeieilte, kam es am Pfingstmontag zu einer Schlacht, in der das römische Heer von zwei Seiten durch die Deutschen angegriffen und aufgerieben wurde. Die Aussicht, auch Rom zu nehmen, womöglich Alexander zu fangen, bewog nun den Kaiser, seinen Plan zu ändern und selbst herbeizueilen. Es gelang ihm auch, die Römer zur Unterweriung zu bestimmen, indem er ihnen die Selbstverwaltung zugestand, die sie seit 1145 übten. Obwohl Alexander rechtzeitig ins Neapolitanische entwichen war, stand doch die Sache des Kaisers aufs beste, als zu Anfang August eine Seuche in der Stadt ausbrach und im Heer so furchtbare Opfer forderte, daß er genötigt war, eilends Rom zu verlassen. Unter Gefahren kehrte er in die Lombardei zurück. Der Seuche w a r e n nidit wenige Herren erlegen, unter anderen Herzog Friedrich (von Rothenburg

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genannt), der Sohn Konrads III., und Weif, der einzige Sohn des gleichnamigen Vaters. Der schmerzlichste Verlust aber war der Tod Reinalds von Dassel. Die seltenen Fähigkeiten, die außerordentliche Tatkraft und rückhaltlose Hingebung dieses niedersächsischen Edelmannes an die Sache von Kaiser und Reich hatten Friedrich die größten Dienste geleistet. Daß den lebensfrohen Mann, der auch als Gönner der fahrenden Sänger hervortrat 18 , seine leidenschaftliche Natur leicht zu Gewaltsamkeiten fortriß und den Bogen überspannen ließ, ist nicht zu leugnen. Doch wiegen seine Leistungen, vor allem die jahrelange Verwaltung Italiens, die er geschaffen hatte, seine Fehler auf. In der Lombardei hatte schon im Frühjahr die offene Auflehnung begonnen. Unter Führung von Cremona, das bisher die Gunst des Kaisers am meisten genossen hatte, hatten mehrere Städte zum Sturz der kaiserlichen Verwaltung sich verbunden und Mailand wieder aufzubauen begonnen. Ein Erfolg des Kaisers im Süden hätte dem wohl rasch ein Ende gemacht. Jetzt, da er mit gelichteten Reihen zurückkehrte, war der Abfall allgemein. Nach einigen verzweifelten Versuchen, ihn zum Stehen zu bringen, gab Friedrich den Kampf auf und kehrte zu Anfang 1168 durch Savoyen nach Deutschland zurück1'. Hinter ihm aber erhob sich die lombardische Liga, zu der sich die beiden schon bestehenden Bündnisse am 1. Dezember 1167 auf 20 Jahre vereinigt hatten, um die kaiserliche Herrschaft vom Lande fernzuhalten. Die „Wiederherstellung des Kaisertums im Glänze seiner alten Macht", wie Friedrich sie gedacht hatte, war geschei18 Zu seinem Hof gehörte u. a. der „Erzpoet", der Dichter des nodi heute bekannten Liedes „Mihi est proposition in taberna mori' (»In der Sdienke will dereinst meinen Tod ich finden"). 11 Damals war es, daß er in Susa einem Anschlag entging, indem er heimlich sich entfernte, während ein Ritter (Hartmann von Siebeneidi?) den Kaiser spielte. Friedrich h a t Susa zur Strafe dafür zerstört, als er 1174 wiederkam.

112 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums (eri. Wohl behauptete sich seine Verwaltung, vertreten durch den tatkräftigen und geschickten Christian von Mainz, im großen und ganzen in Mittelitalien, und die Stadt Rom hielt nach wie vor zu ihm und zu seinem Papst. Oberitalien aber hatte er verloren, es gehorchte der Liga und sperrte die Straßen. Friedrich hielt trotzdem an seinem Vorhaben fest. Ein Recht dazu gaben ihm die Verhältnisse in der Liga, die, je größer sie wurde, desto mehr an Festigkeit verlor. Die Interessen ihrer Mitglieder, von denen viele nur gezwungen sich angeschlossen hatten, waren oft unvereinbar, der Gegensatz zwischen den führenden Städten, Cremona und Mailand, nicht zu schlichten. Venedig, das mit der Vertreibung des Kaisers seinen Zweck erreicht sah, zog sich zurück, und die verfallende Regierung von Sizilien bot keine Unterstützung. Die Zeit arbeitete für den Kaiser, er wartete ab und sammelte Kräfte. Dazu diente in erster Linie die Vermehrung seiner Hausmacht, die ihm durch die aus Italien jahrelang bezogenen Steuern erleichtert wurde. Mit diesem Gelde kaufte er seinem kinderlos gewordenen Oheim Weif das weifische Hausgut in Oberschwaben und seine Rechte auf Toskana und die mathildische Erbschaft ab, erwarb den Nachlaß aussterbender schwäbischer Grafenhäuser und bewog Bischöfe und Klöster, ihre Besitzungen ihm oder seinen Söhnen zu Lehen zu geben. Das so abgerundete staufische Vermögen, vereint mit dem Herzogtum Schwaben samt der Erbschaft Konrads III. in Franken und der Pfalzgrafschaft Burgund, umspannte beherrschend ganz Süddeutschland, von den Alpen, dem Jura und den Vogesen bis an den Lech, den Main und den Böhmerwald. Hauptsächlich aus eigenen Mitteln und denen der Reichskirchen war das Heer aufgestellt, mit dem der Kaiser im Herbst 1174 zur Unterweriung der Lombardei über den Mont Cenis in Piémont einrückte. Sofort schlossen sidi ihm

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einige Anhänger an, die nur widerwillig der Liga gehorcht hatten, an der Spitze Pavia, die alte Rivalin von Mailand. Der Vormarsdi gegen diese Stadt stieß aber auf ein Hindernis, das nicht zu nehmen war: die neue Stadt Alessandria. An beherrschendem Punkte von der Liga gegründet und zu Ehren Alexanders III. genannt, sperrte sie die Straßen und trotzte der Belagerung, so daß das Heer des Kaisers in schwierige Lage geriet. Aber auch bei der Liga sah es nicht zum besten aus: innerlich uneins, durch Abfall geschwächt, von der Romagna her durch den Mainzer im Rücken bedroht, wagte sie keine Schlacht. Aus dieser Lage ging überraschend im April 1175 der Friede von Montebeilo hervor. Die Lombarden unterwarfen sich, erkannten den Kaiser als Herrn an und legten die Waffen nieder, der Kaiser begnadigte sie und entließ sein Heer. Worin die Regierung des Kaisers künftig bestehen sollte, blieb dem Spruch der Ratsherren von Cremona vorbehalten. Sie fällten ihn im August: der Kaiser sollte die gleichen Rechte ausüben wie zur Zeit Heinrichs V., die Liga fortbestehen. Obwohl der Spruch im voraus von beiden Teilen beschworen war, verweigerten die Lombarden seine Annahme, weil weder der Papst noch Alessandria in den Frieden einbegriffen waren. Nun mußten die Waffen entscheiden. Das Heer des Kaisers in Italien war klein; er ließ in Deutschland werben und fand wie immer opferwilligen Dienst bei den geistlichen Fürsten. Auch einige weltliche Herren stellten sich zur Verfügung. Aber der größte von ihnen versagte sich. HEINRICH DER LÖWE, einst die Stütze von Friedrichs Regierung, hatte schon seit Jahren, ganz beschäftigt mit den Angelegenheiten des eigenen Fürstentums, von den italischen Kämpfen sich ferngehalten. Seine Teilnahme am bevorstehenden Feldzug würde dem Kaiser den Sieg gebracht haben. Er verweigerte sie oder forderte Haller/Dannenbauer, Karolinger

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114 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums doch einen Preis, den Friedrich nicht zahlen wollte oder konnte. Das wurde für den Ausgang entscheidend. Friedrich hat in persönlicher Zusammenkunft in Chiavenna (Februar 1176), die mit Unrecht geleugnet worden ist, alles versucht, um Heinrich zu gewinnen. Man erzählte sich, er habe sogar einen Fußfall getan. Heinrich scheint sich nicht grundsätzlich geweigert, aber als Lohn die Abtretung von Goslar mit seinen reichen Bergwerken gefordert und Friedrich, über diese Erpressung empört, die Verhandlung abgebrochen zu haben. Einzelheiten, die darüber berichtet werden, lassen sich nicht kontrollieren. Die Begegnung endete mit einem vollständigen Bruch. Es war nur eine kleine Schar, die im Mai 1176 auf Nebenwegen — die Hauptstraßen waren von der Liga gesperrt — über die Alpen dem Kaiser zuzog. Um sie mit seiner Hauptmacht, die bei Pavia stand, zu vereinigen, eilte Friedrich ihr nach Bellinzona entgegen und gedachte sie unbemerkt an Mailand vorbei nach Pavia zu führen. Unterwegs jedoch wurde die Truppe von den Mailändern bei Legnano (29. Mai) angegriffen und zersprengt. Der Eindruck dieser Niederlage bestimmte den Kaiser, obwohl sein Hauptheer noch unversehrt war, den Kampf als aussichtslos aufzugeben. Aber er suchte den Frieden diesmal nicht bei der Liga, sondern beim Papst. Ihn zu überwinden, der die ganze außerdeutsche Welt hinter sich hatte, konnte er nicht hoffen, wohl aber hatte er ihm nicht wenig zu bieten: außer der allgemeinen Anerkennung die Wiederherstellung des Kirchenstaates und die Rüdekehr nach Rom. Alexander III., niemals eine Kampfnatur, von Anfang an das Werkzeug energischerer Männer, war kriegsmüde. Im Herbst 1176 Schloß er mit des Kaisers Vertretern, den Erzbischöfen von Mainz und Magdeburg, den Voririeden von Anagni auf der Grundlage gegenseitiger Anerkennung, Rückgabe des Kirchenstaates und päpstlicher Vermittlung zum Frieden mit der Liga und Sizilien.

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Welchen Meisterzug der Kaiser damit getan hatte, zeigte sich, als im Mai 1177 der Friedenskongreß in Venedig zusammentrat. Die Lombarden, durcii den Sonderfrieden des Papstes verletzt, waren voll Mißtrauen, das der Kaiser geschickt zu nähren wußte, so daß der Abschluß ihm viel mehr gab, als er in Montebello erhalten hätte, auch mehr, als er selbst von einem militärischen Erfolg nodi hätte erhoffen können. Alexander III. trennte sich von seinen Verbündeten, schloß mit dem Kaiser endgültigen Frieden und nahm ihn ohne persönliche Demütigung in Gnaden auf. Der Gegenpapst wurde entschädigt, seine Weihen und Verleihungen anerkannt. Die Lombarden aber mußten sich mit einem sechsjährigen, Sizilien mit einem 15jährigen Waffenstillstand begnügen, der alles offen ließ. Aber sogar dem Papst gegenüber verstand Friedrich noch weitere Vorteile zu erreichen. Er setzte durch, daß in der Friedensurkunde nur von den Besitzungen, nicht von den Hoheitsrechten der römischen Kirche gesprochen und dabei das Recht des Kaisers ausdrücklich vorbehalten wurde, und er verweigerte bei der Ausführung die Herausgabe der mathildischen Erbschaft, bis ihr Umfang im einzelnen untersucht und festgestellt wäre, was nie geschehen ist. Alexander III. nahm es hin; um nach Rom zu belangen, bedurfte er des Kaisers. Nur unter dem Schutze der deutschen Waffen konnte er in seine Hauptstadt zurückkehren und hier 1179 die Synode abhalten, die den Sieg der Kirche feiern sollte (das 3. Laterankonzil20). Mit mehr Recht durfte der Kaiser sich für den Sieger halten. Der endgültige Friede zu Konstanz, der i. J. 1183 mit der Liga geschlossen wurde, brachte ihm mehr, als man nach der Niederlage bei Legnano hätte erwarten können. 2 1 Das zweite hatte 1139 nach Beendigung der Anakletischen Spaltung stattgehabt.



116 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Er mußte von den Städten der Liga mit 16 000 Mark Silber erkauft werden, gewährte ihnen die Wahl ihrer Ratsherren, aber nur unter kaiserlicher Belehnung und gegen jährliche Zahlung von 2000 Mark, ließ audi das Gericht des Kaisers für Berufungen fortbestehen und gab ihm das Fodrum, die Kriegssteuer, so oft er selbst im Lande erschien. Der Kaiser verzichtete also auf die unmittelbare Verwaltung der Lombardei durch eigene Beamte, wie er sie ursprünglich erstrebt hatte, behauptete aber die staatliche Hoheit und hielt sich die Geldquelle der Steuern offen. Die Gegensätze unter den Städten, die er zu benutzen verstand, erleichterten es ihm, der Herr zu bleiben. Das mußte Cremona alsbald erfahren, als es, durch des Kaisers allzureichlich genossene Gunst übermütig geworden, sich gegen ihn aufzulehnen wagte. Mit Hilfe der Mailänder, die durch Friedrichs persönlichen Zauber aus Todfeinden eifrige Freunde geworden waren, wurde es rasch niedergeworfen (1186). Unerschüttert war des Kaisers Herrschaft in Mittelitalien, und auch die Päpste blieben von ihm abhängig. Eine vollständige Regelung aller Streitfragen, bei einer Zusammenkunft Friedrichs mit Lucius III. 1184 in Verona in Angriff genommen, kam nicht zum Abschluß, da der kaiserfreundliche Papst starb und sein Nachfolger, der Mailänder U R B A N III., der den Feind seiner Vaterstadt haßte, neuen Streit entfachte. Aber der Aufstand Cremonas, auf den er gehofft hatte, scheiterte völlig, und die deutschen Bischöfe, die er zum Kampfe für die Freiheit der Kirche aufgerufen hatte, nahmen gegen ihn und für den Kaiser Partei. Als er schon 1187 starb, ehe er den Bann über den Kaiser hatte aussprechen können, siegte die kaiserliche Partei unter den Kardinälen, und der Friede war wieder hergestellt. Mit Sizilien war schon 1184 unter päpstlicher Vermittlung mehr als Friede und Bündnis geschlossen worden: des Kaisers ältester Sohn, der junge König H E I N R I C H , heiratete KONSTANZE, die

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Vaterschwester König Wilhelms II. So völlig hatten sich alle Verhältnisse gewandelt, daß die Hochzeit, die den alten Gegensatz zwischen Deutschland und den Normannen begrub, 1186 in Mailand, der Hauptstadt der lombardisdien Liga, gefeiert werden konnte. Die Zähigkeit, mit der Friedrich an seinem Vorsatz festgehalten hatte, hatte sich glänzend belohnt, das Kaisertum, die deutsche Vormacht in Italien war wieder hergestellt, nicht in der ursprünglich geplanten Form, aber auf einer Grundlage, breit und fest genug, daß ihm bei ungestörter Entwicklung die Zukunft gehörte. Die in Italien wiedergewonnene Stellung hob des Kaisers Macht auch in Deutschland. Niemals ist hier sein Königtum angefochten worden, auch nicht nach den Rückschlägen 1167 und 1176. Wie fest es stand, zeigte sich, als er nach der Rückkehr aus Italien 1178 an die Auseinandersetzung mit H E I N R I C H DEM LÖWEN ging. Heinrich hatte, den Spuren seines Großvaters Lothar folgend, sein Herzogtum in Sachsen nach dem Vorbild Bayerns zum Stammesherzogtum ausgebaut und zugleich bedeutend erweitert, indem er einesteils die Grafen und Markgrafen des Landes von sich abhängig machte, andererseits die wendischen Fürsten in Mecklenburg und Pommern zur Huldigung zwang. Ein Landesstaat zwischen Rhein und Oder, Ostsee und Harz war im Entstehen, der ganz Norddeutschland beherrschte. Als Schwiegersohn des Königs von England nahm Heinrich auch im Ausland eine bevorzugte Stellung ein. Mit seinem Vorgehen aber hatte er sich überall Feinde gemacht, besonders unter den Bischöfen, in denen der alte Gegensatz gegen das Stammesherzogtum auflebte. Auch weltliche Fürsten, wie der Landgraf von Thüringen, der Markgraf von Brandenburg, der Graf von Holstein, den er 1158 zur Abtretung von Lübeck gezwungen hatte, waren seine Gegner. Die längste Zeit hatte der Kaiser für ihn Par-

118 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums tei genommen, ihm die Hoheit über die neuen Kirchen im Kolonialgebiet (Ratzeburg, Schwerin und Oldenburg-Lübeck) schon 1153 überlassen und ihn später wiederholt gegen die Klagen der Gegner gedeckt. Seit dem Tage von Chiavenna änderte er seine Haltung. Der Herzog war zu groß und zu unabhängig geworden und hatte das den Kaiser persönlich fühlen lassen. Das Interesse der Krone und das Bedürfnis Friedrichs nach persönlicher Genugtuung vereinten sich zu dem Beschluß, die Macht des Löwen zu vernichten. Wie ihm dies gelang, war der glänzendste Beweis seiner Kraft. Auf die Klagen seiner Gegner eröffnete er den Prozeß wegen Landfriedensbruchs, ächtete ihn (1179) und sprach ihm seine Lehen ab (1180). Heinrich leistete, auf seine Macht und seine Verbindungen vertrauend, bewaffneten Widerstand, nachdem ein Versuch der Aussöhnung an den Forderungen des Kaisers gescheitert war. Er hatte seine Kräfte überschätzt. Seine Vasallen gingen zum Kaiser über, die Nachbarn ließen ihn im Stich, und auch der Schwiegervater von England, durch Frankreich gefesselt, konnte nicht helfen. Nachdem auch Lübeck sich dem Kaiser ergeben hatte, gab er den Kampf auf, bat (in Erfurt, Ende 1181) um Gnade, durfte sein Eigengut behalten, verlor aber seine Lehen und mußte für 3 Jahre in die Verbannung an den englischen Hof gehen. Das Herzogtum Sachsen hatte Friedrich schon 1180 auf dem Reichstag zu Gelnhausen zerschlagen. Durch Teilung zwischen dem Erzbischof von Köln (Westfalen) und dem Grafen von Anhalt (Ostsachsen) war es bedeutungslos gemacht. Bayern gab der Kaiser noch im gleichen Jahr an Otto von Wittelsbach, jedoch unter Ablösung der Steiermark als selbständigen Herzogtums. Der Triumph des Kaisers war vollständig und hob sein Ansehen gewaltig. Doch bedeutete die Zertrümmerung des sächsischen Herzogtums eine Schwächung, die sich in den Beziehungen zu den Nachbarn schon bald fühlbar machte,

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während die dauernde Verfeindung mit dem Weifen dem staufischen Hause und dem Reich mit der Zeit zum Verhängnis werden sollte. An Macht und Einfluß überragte das deutsche Reich die Nachbarn, an persönlichem Ansehen durfte keiner unter den Fürsten der Zeit mit dem Kaiser sich messen. Sein Hof war glänzend und zahlreich besucht, das Pfingstfest zu Mainz 1184, wo des Kaisers Söhne die Sdìwertleite erhielten, sah Tausende von Rittern, Sängern und Spielleuten aus In- und Ausland versammelt. Die Führersteilung des deutschen Kaisertums unter den Staaten des Abendlands war unbestritten. Man sah in ihm die Fortsetzung des römischen Reiches, in Friedrich den Erben Konstantins und Justinians und gab ihm und seiner Würde auch den Titel, den jene geführt, wie man ihn im römischen Rechte fand: das Reich ist ein heiliges Reich, der Kaiser eine geheiligte Majestät. In der Heiligsprechung Karls des Großen (1165) fanden diese Vorstellungen ihren sinnbildlichen Ausdruck. Durch Karl hatten die Franken, Nachkommen der Trojaner wie die Römer, das Reich, das diese nicht mehr verwalten konnten, gleichsam als Sippenerben übernommen, ihre Erben waren die Deutschen, deren Anspruch auf das Kaisertum damit also begründet, die Behauptung der Kirche, daß sie es ihnen übertragen habe, widerlegt. Sein Recht konnte das heilige römische Reich der Deutschen nach den Anschauungen der Zeit nicht besser erhärten, als wenn es der Kirche half, ihre große Aufgabe zu lösen, den Kreuzzug. Im Jahre 1187 war Jerusalem vom ägyptischen Sultan Saladin erobert worden. Es wiederzugewinnen, die Trümmer der Kreuzfahrerstaaten zu retten, erbot sich Kaiser Friedrich. Auf einem „Reichstag Jesu Christi" zu Mainz 1188 nahm er das Kreuz, viele Bischöfe und einige Laienfürsten folgten seinem Beispiel, im Mai 1189 machte sich das wohlgerüstete Heer von Regensburg

120 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums aus zu dem Zuge auf, von dem der Kaiser nicht wiederkehren sollte. Schwierig war schon der Marsch durch das griechische Reich, da Kaiser Isaak, den abgeschlossenen Vertrag brechend, sich feindlich zeigte. Als er bezwungen und der Ubergang nach Kleinasien ausgeführt war, stellte sich der Sultan von Ikonium (Konia) entgegen. Nach mühevollem, verlust- und entbehrungsreichem Marsch wurde seine Hauptstadt erreicht und genommen. Das Schlimmste war damit überwunden. Da ertrank am 10. Juni 1190 der Kaiser beim Baden im Saleph. Sein Sohn, Herzog Friedrich von Schwaben, führte das kaiserlose Heer vor Akkon, das umsonst belagert wurde. Als auch er 1191 gestorben war, kehrten die Deutschen heim; sie hatten ihr Gelübde erfüllt. Das einzige bleibende Ergebnis dieses zweiten deutschen Kreuzzuges war die Stiftung des deutschen Ordens vom Spital der Jungfrau Maria, der, bald darauf zum Ritterorden umgewandelt, den beiden älteren, wesentlich französischen Genossen mit der Zeit ebenbürtig zur Seite treten sollte. Das Werk des Vaters zu vollenden, war die Aufgabe HEINRICHS VI. (1190—97) In dem kleinen, schmächtigen Mann, der mit 24 Jahren die Regierung übernommen hatte, treten uns Züge entgegen, die an Heinrich V. erinnern. Kalt, ja grausam, nur vom Gedanken der Zweckmäßigkeit beherrscht, aber klug und nüchtern, verfolgte er unerbittlich und unermüdlich sein Ziel, die Ausdehnung und Befestigung seiner Macht. Die glänzendste Gelegenheit dazu tat sich auf, als im November 1189 Wilhelm II. von Sizilien, noch jung, aber kinderlos, starb und den Eibanspruch auf sein Königreich der Gemahlin Heinrichs, Konstanze, hinterließ. Wohl erhob eine Partei im Lande einen Seitenverwandten des Königshauses, Tankred von Lecce, auf den Thron, eine andere aber rief Konstanze und Heinrich herbei. Dieser lag noch in unentschiedenem Kampf mit H E I N RICH DEM LÖWEN, der des alten Kaisers Fernsein zur Wiederherstellung seiner Macht benutzen wollte. Rasch Schloß er mit ihm einen vorläufigen Stillstand und eilte im Winter

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1190/91 über die Alpen. Die Kaiserkrönung und die Eroberung Siziliens waren seine Ziele. Jene erkaufte er sich bei Coelestin III. (April 1191), indem er ihm, zur Entrüstung der Zeitgenossen, das kaisertreue Tuskulum auslieferte, das der Papst sogleich den Römern zur Zerstörung überließ. Der Angriff auf das Königreich scheiterte vor Neapel, weil die Flotte von Pisa versagte und eine Seuche, an der er selbst erkrankte, des Kaisers Heer zusammenschmelzen ließ. In Deutschland erhoben sich, neben den Weifen und ihrem Anhang, niederländische Fürsten, deren Verwandter als Bischof von Lüttich vom Kaiser nicht anerkannt, dann von kaiserlichen Rittern ermordet worden war. Aus solchen Verlegenheiten befreite Heinrich das Glück. König RICHARD VON ENGLAND, auf der Heimkehr vom Kreuzzug bei Wien als Feind der Deutschen gefangen genommen, vom Herzog von Österreich an den Kaiser verkauft, mußte sich durch hohes Lösegeld befreien, nahm, um sich gegen Frankreich zu schützen, sein Königreich vom Kaiser zu Lehen und vermittelte die Aussöhnung und Unterwerfung der Weifen (1194)21. Aller Widerstand im Reich erlosch daraufhin, und nach umfassenden Rüstungen konnte Heinrich im Mai zum zweitenmal zur Eroberung Siziliens ausziehen. Sie glückte ohne Mühe, weil nach dem Tode Tankreds dessen Sohn Wilhelm III. noch ein Knabe, das Reich unter der Vormundschaft gespalten und führerlos und die deutsche Macht, unterstützt von Pisanern und Genuesen, weit überlegen war. Fast ohne Gegenwehr ergab sich das Festland, die Insel wurde durch den Sieg der Deutschen bei Catania unterworfen. Zu Weihnachten 1194 konnte Heinrich in der n Heinrich der Löwe starb im Januar 1195, sein ältester Sohn Heinridi hatte eine Base des Kaisers geheiratet.

122 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Hauptstadt Palermo die Krönung als König von Sizilien empfangen. Das gewonnene Reich brachte dem Kaiser neue Macht und großen Reichtum — Palermo galt für die glänzendste Stadt der Welt nächst Konstantinopel —, stellte ihm aber auch neue Aufgaben. Die Interessen und Möglichkeiten der Seemacht Sizilien lagen im Mittelmeer und im Orient, das Verhältnis des päpstlichen Vasallenstaats zum Kaisertum und zur Kirche bedurfte der Klärung. In dieser Hinsicht gingen Heinrichs Absichten sehr weit. Er gedachte Sizilien dem römischen Reich einzuverleiben und dieses in ein Erbreich zu verwandeln. Es gelang ihm auch nach seiner Rückkehr nach Deutschland (1195), die meisten Fürsten zum Verzicht auf die Königswahl zu bewegen, indem er ihnen die uneingeschränkte Erblichkeit ihrer Lehen in Aussicht stellte. Nur der Erzbischof von Köln widersprach, da er sein Krönungsrecht bedroht sah. Die Entscheidung suchte Heinrich beim Papst in Rom. Er war mit Coelestin zerfallen, der für Tankred Partei ergriffen hatte und ihm auch nach dem Siege die Anerkennung verweigerte. Heinrich hatte darum den Kirchenstaat besetzen lassen. Aber weitere Gewalt anzuwenden, dachte er nicht. Seine ganze Stellung in Italien ließ sich auf die Dauer nur behaupten, wenn er die Kirche für sich hatte, darum suchte er den Papst zu gewinnen. Während der im Herbst 1196 einige Wochen vor Rom lag, wurde darüber verhandelt. Der Kaiser hat dem Papst und den Kardinälen gegen Abtretung des Kirchenstaats eine feste Rente aus den Kirchen des Reiches angeboten. Ähnliche Vorschläge hatte schon Friedrich I. gemacht. In der Geistlichkeit jener Tage wurde die weltliche Herrschaft der Kirche vielfach als Ursache ihrer Verderbnis angegriffen, sogar ein Papst, Gregor VIII. (1187), hatte sich offen zu dieser Ansicht bekannt. Heinrichs Antrag war also nicht aussichtslos. Er wurde abgelehnt. Wieviel ihm am Ausgleich lag, bewies der Kaiser, indem er

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sich bereit erklärte, den höchsten Anspruch der Kirche zu erfüllen und das Kaisertum vom Papst zu Lehen zu nehmen. Coelestin III. ging auch darauf nicht ein. Auch als formeller Lehnsherr wäre er vom Kaiser abhängig gewesen, wenn dieser ganz Italien beherrschte. Da die Verhandlung nicht zum Abschluß kam, ließ Heinrich den Erbreichsplan fallen und begnügte sich damit, daß sein zweijähriger Sohn Friedrich nach alter Art in Deutschland zum König gewählt wurde. Den Widerstand des Papstes hoffte er mit der Zeit zu überwinden. Einen Aufstand aui Sizilien, bei dem der Papst und sogar die deutschfeindliche Kaiserin Konstanze die Hand im Spiele hatten, schlug er mit unerbittlicher Grausamkeit nieder. Die Entscheidung erwartete er wohl von einem erfolgreichen Kreuzzug. Seit Jahresfrist ließ er dazu rüsten, ein starkes Ritterheer sollte auf seine Kosten ausziehen, so zahlreich wie noch nie schlossen geistliche und weltliche Fürsten sich an, im Sommer 1197 erfolgte der Aufbruch zu Schiff von Apulien und Sizilien aus. Mit den größten Erwartungen wurde das kaiserliche Unternehmen im Orient begrüßt. Der König von Zypern hatte bereits dem Kaiser huldigen lassen, der Fürst von Kleinarmenien (am Golf von Alexandrette) empfing von ihm den Königstitel und nannte sich seitdem „König von Gottes und des römischen Kaisers Gnaden". Auch der Feldzug im Herbst und Winter verlief günstig. Zum König von Jerusalem, dessen Eroberung nur noch eine Frage der Zeit schien, wurde der König von Zypern, der kaiserliche Vasall, erhoben. Aber während im Osten des Kaisers Pläne der Vollendung entgegenreiften, brachen die Grundlagen seines Reichsbaus in der Heimat zusammen. Am 28. September 1197 starb H E I N R I C H VI. in Messina, in ganz Italien erhob sich der Aufstand gegen die deutsche Herrschaft, und Deutschland spaltete sich in der Frage der Nachfolge.

124 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Die deutsche Herrschalt war in Sizilien beim normannischen Adel als harte Eroberung verhaßt, während die Städte durch Begünstigung ihrer Handelsinteressen gewonnen waren. Auf dem Festland war die kaiserliche Verwaltung teils Fremdherrschaft, teils Parteiregiment, vertreten durch einheimische Anhänger und deutsche Herren und Beamte mit deutschen Truppen. Toskana verwaltete des Kaisers Bruder, Herzog Philipp von Schwaben, das Herzogtum Spoleto ein schwäbisAer Herr, Konrad von Irslingen. Die Ostküste der Halbinsel hatte Heinrich zum größten Teil seinem bedeutendsten Beamten, dem Reichstruchsessen Marquard von Annweiler, als Herzog der Romagna, Markgrafen von Ankona, Grafen von Molise und den Abruzzen verliehen. Mit dem Tode des Kaisers ging ihnen allen Rückhalt und Führung verloren. Keiner konnte sich behaupten. Heinrich hatte es vorausgesehen und in seinem Testament angeordnet, den Frieden mit dem Papst zu suchen, indem ihm für Sizilien im Namen seines Sohnes Friedrich gehuldigt würde und auch Marquard seine Herrschaften von ihm zu Lehen nähme. Nur so glaubte er dem Sohn die sizilische Krone und das Kaisertum zu retten. Das Testament blieb aber unausgeführt, da KONSTANZE mit den Aufständischen sich verband und Marquard vertrieb. Nachdem sie sich dem Papst unterworfen hatte, ist sie schon 1198 gestorben. Das Königreich blieb für lange Jahre Schauplatz erbitterter Kämpfe, auch nachdem Marquard 1202 gestorben war. In Toskana, das Philipp sogleich fluchtartig verlassen hatte, verbanden sich die Binnenstädte schon im November 1197 untereinander und mit dem Papst gegen die Wiederkehr der deutschen Herrschaft, und die lombardische Liga wurde erneuert. Da es nirgends an Anhängern des Kaisertums fehlte, die Aufständischen selbst untereinander uneins, zum Teil verfeindet waren, hätte die erneute Unterwerfung Italiens gelingen müssen, hätte die Reichsgewalt nicht für Jahre völlig ausgesetzt. Dies war die Folge der Spaltung des deutschen Königtums. F R I E D R I C H , der Erbe von Sizilien, ein Kind von kaum 3 Jahren, war zwar zum deutschen König gewählt, aber

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nodi nicht gekrönt. Gegen ihn wandten sich die Gegner des verstorbenen Kaisers, die Weifen, der Erzbisdiof von Köln und ihr Anhang, und betrieben eine Neuwahl. Das nötigte die staufische Partei, Friedrich ebenfalls aufzugeben und (März 1198 in Mühlhausen in Thüringen) P H I L I P P VON SCHWABEN zum König zu wählen. Die Gegner antworteten (im Juni in Köln) mit der Erhebung von Heinrichs des Löwen jüngstem Sohn, O T T O IV. Er verdankte seine Wahl vornehmlich dem Gelde seines Oheims Richard Löwenherz von England, an dessen Hof er erzogen war, und der durch ihn deutsche Unterstützung im Kriege gegen Frankreich zu erhalten hoffte. Die Folge war, daß Philipp sich an Frankreich anschloß und von dort Beihilfe erhielt, und so wurde der zwanzigjährige Kampf um die deutsche Krone, der nun begann, zu einer Begleiterscheinung der großen Auseinandersetzung zwischen England und Frankreich, die seit kurzem im Gange war. Beide Könige waren jung und unerfahren, von ihren Parteigängern abhängig, die Kräfte zunächst gleich. Dies benutzte Papst INNOZENZ III. (1198—1216), um die Entscheidung für sich in Anspruch zu nehmen, inzwischen aber den Kirchenstaat auf Kosten des Reiches so zu vergrößern, daß eine völlige Beherrschung Italiens durch einen Kaiser forthin unmöglich war. Indem Innozenz sich auf angebliche alte Urkunden berief — gemeint war ein nicht ausgeführtes Schenkungsversprechen Karls des Großen —, erklärte er, nur zurückzufordern, was der römischen Kirche gehöre (Rekuperation). Seine Ansprüche umfaßten ursprünglich ganz Mittelitalien und die Romagna (Ravenna, Ferrara, Bologna), doch mußte er auf Toskana verzichten, dessen Städte die Unterwerfung unter den Papst ablehnten, und auch in der Romagna und dem Herzogtum Spoleto mit einer lockeren Oberhoheit sich begnügen. Worauf es ihm ankam, war die Beseitigung der kaiserlichen Verwaltung. Als er diese durch bedenkenlose, demagogische Deutschenhetze erreicht hatte, machte

126 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums er sein Urteil im deutschen Thronstreit von der Anerkennung seiner „Rekuperationen" abhängig. Auf den Protest der staufischen Partei gegen seine Einmischung in die deutsche Königswahl antwortete Innozenz mit einer Erklärung (1202), die in das Gesetzbuch der Kirche Aufnahme fand 22 und für Jahrhunderte eine der Grundlagen päpstlicher Politik gegenüber Deutschland und dem Kaisertum wurde: daß das Kaisertum durch die Kirche von den Griechen auf die Franken und Deutschen übertragen (Translatif) imperii) und darum die Wahl des deutschen Königs als künftigen Kaisers nach Ursprung und Zweck eine Angelegenheit der Kirche sei (pertinet ad ecclesiam). Da OTTO IV. sich allen Ansprüchen in einer geheimen Erklärung (1201) unterwarf, erhielt er die päpstliche Bestätigung, während Philipp gebannt wurde. In Deutschland schwankte die Entscheidung lange, da einige Anhänger Philipps, wie der Böhmenkönig und der Landgraf von Thüringen, nur auf eigene Vorteile bedacht, die Partei wechselten. Dagegen hatte Otto schon 1199 durch den Tod Richards von England seine beste Stütze verloren. Dessen Nachfolger Johann ohne Land tat wenig für den Neffen, und als er gar im Kriege gegen Frankreich selbst unterlag (1204), begann der Abfall von Otto. Nach der Unterwerfung von Köln 1206 war der Sieg PHILIPPS nicht mehr zweifelhaft. Auch Innozenz III. suchte jetzt die Verständigung mit dem Staufer. Sie stand vor der Tür, als Philipp am 21. Juni 1208 in Bamberg vom Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach aus Privatrache ermordet wurde. Nun hatte OTTO gesiegt. Da das staufische Haus bis auf den fernen Friedrich von Sizilien erloschen war, trat sein Anhang geschlossen zu Otto über, der jetzt die Sache des Reiches darstellte. Otto zögerte auch gegenüber dem Papste " Nach dem Anfangswort heiBt sie die Dekretale „Venerabilem".

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nicht, sein früheres Versprechen — wiederum heimlich — zu wiederholen, fügte dazu noch den Verzicht auf jede Einmischung in die Wahlen der Bischöfe und Äbte (März 1209) und wurde von Innozenz zur Kaiserkrönung eingeladen. Im August 1209 wurde der Romzug angetreten, am 4. Oktober empfing Otto die Kaiserkrone. Aber schon vorher hatte er verraten, daß er sich an sein geheimes Versprechen nicht zu binden gedachte, indem er die abgetretenen italischen Landschaften wieder in Reichsverwaltung nahm. In der Tat war der zweimalige Verzicht nach Reichsrecht ungültig, weil ohne Teilnahme der Fürsten ausgestellt. Innozenz wagte zunächst keinen Widerspruch. Als aber Otto, entgegen allen Zusicherungen, im November 1210 zur Eroberung des Königreiches Sizilien überging, sprach er den Bann über ihn aus wegen Versündigung am Eigentum der Kirche und begann im Verein mit dem französischen König an seinem Sturz zu arbeiten. Auf Betreiben des Papstes und unter französischer Einwirkung wählten im September 1211 drei der angesehensten Fürsten (Mainz, Thüringen, Böhmen) FRIEDRICH VON SIZILIEN zum König. Otto hatte bereits das Festland des Königreichs unterworfen und stand im Begriff, auf die Insel überzugehen, wo man Friedrichs Sache schon für verloren hielt. Jetzt eilte er zurück nach Deutschland, um den beginnenden Abfall zum Stehen zu bringen, was ihm auch gelang. Da erschien im September 1 2 1 2 FRIEDRICH in Konstanz, zog den Rhein hinab ins Elsaß und nahm seine Erbgüter in Besitz. Sofort scharten sich die alten Anhänger seines Hauses um ihn, Frankreich bot ihm reichliche Geldmittel, im Dezember konnte er sich in Frankfurt von einer zahlreichen Fürstengruppe zum König wählen und sogleich krönen lassen. Der Kampf um die Krone begann von neuem.

128 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Innozenz III. hat sich erst in der äußersten Not dazu entschlossen, die Aufstellung Freidrichs als Gegenkönig zuzulassen. Als Vormund und Regent für Sizilien hatte er ihn bis dahin in Abhängigkeit gehalten, seine Erhebung zum deutschen König und künftigen Kaiser ließ die Gefahr wieder aufleben, der die Kirche durch den frühen Tod Heinrichs VI. entgangen war. Innozenz suchte sich dagegen durch bindende Zusicherungen zu schützen, daß die Vereinigung Siziliens mit dem römischen Reich nicht dauern solle. Aber eine gefährliche Bahn hatte er beschritten. F R I E D R I C H II. (1212—1250) war in harter, an Gefahren und Entbehrungen reicher Jugend zu einem frühreifen Jüngling von vielseitiger Bildung und selbständiger Entschlossenheit herangewachsen und schon mit der allmählichen Wiederherstellung der zerrütteten Regierung seines Reiches beschäftigt. Seit kurzem mit Konstanze von Aragon, der Tochter eines andern päpstlichen Vasallen, vermählt, auch schon Vater eines Sohnes Heinrich, zählte er erst 17 Jahre, als der Ruf aus Deutschland an ihn erging. Gegen den Rat seiner ganzen Umgebung folgte er ihm. über Rom, wo er sich dem Papst aufs neue verpflichtete, gelangte er unter dem Schutz befreundeter Städte und geistlicher Fürsten in abenteuerlicher Fahrt durch die Lombardei nach Graubünden, von hier an den Bodensee. In der Lombardei wäre er beinahe gefangen worden, in Konstanz ihm Otto um ein Haar zuvorgekommen. Das Wort des Papstes hatte Friedrich den Weg gebahnt, als Pfaffenkönig wurde der „apulische Knabe" von den Gegnern verspottet. Er selbst bekräftigte das, indem er die Erklärungen, die sein Gegner zweimal abgegeben, dann zerrissen hatte, feierlich unter Zustimmung der Fürsten seines Anhangs wiederholte. In der Goldenen Bulle von Egei (Juli 1213) bestätigte er der römischen Kirche den Besitz der Landschaften, die sie sich nach Heinrichs VI. Tode angeeignet hatte, und verzichtete für immer auf jeden

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königlichen Einfluß bei der Wahl der Bischöfe und Äbte. In Süddeutschland war er im allgemeinen anerkannt, im Norden herrschte nodi Otto. Die Entscheidung fiel im Krieg zwischen Frankreich und England. Als Otto IV. als Bundesgenosse seines Oheims von England an der Spitze eines Reichsheeres, das hauptsächlich von niederländischen Fürsten gestellt und mit englischem Gelde geworben und ausgerüstet war, am 27. Juli 1214 bei Bouvines (südöstlich bei Lille) von Philipp II. von Frankreich vollständig geschlagen wurde, da hatte der Stauier über den Weifen gesiegt. Es hatte einen tiefen Sinn, daß der Franzose den erbeuteten Reichsadler an Friedrich sandte: aus der Hand Frankreichs empfing dieser die Herrschaft über Deutschland. Schon ein Jahr später konnte er sich in Aachen krönen lassen, auch Norddeutschland erkannte ihn an, und als O T T O IV. 1218 auf der Harzburg starb, war er politisch schon seit Jahr und Tag ein toter Mann. Die Krone war dem staufischen Hause wiedergewonnen, aber sie war zerbrochen und ihr Glanz verblichen. In Italien bekämpften einander die Parteien mit wachsender Erbitterung wohl noch unter den Namen der beiden deutschen Königsgeschlechter, der Guelien (Weifen) und Ghibeliinen (Waiblinger, Stauf er), aber von deutschem Einfluß war dort nichts mehr zu spüren. Daß bei Bouvines zum erstenmal Franzosen über Deutsche gesiegt hatten, ist in Deutschland schmerzlich empfunden worden. Es zeigte an, daß die deutsche Führung im Abendland auigehört hatte und an ihrer Stelle die neue französische Großmacht sich erhob. Aber auch in Deutschland selbst war die Macht des Königtums im langen Bürgerkrieg zugrunde gegangen, das staufische Eigengut zum großen Teil verschleudert, das Reichsgut zersplittert und entfremdet, der Einfluß auf die Reichskirchen aufgegeben. Dafür waren Macht und Rechte der Fürsten gewaltig gestiegen. Die Regierung Friedrichs II. Haller/Dannenbauer, Karolinger

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130 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums hat diesen Zustand nicht mehr zu ändern versucht, ihn vielmehr gesetzlich festgelegt durch die Anerkennung der fürstlichen Landeshoheit. Schon 1220 überließ Friedrich in einer Verbrüderung mit den geistlichen Fürsten diesen die ausschließliche Regelung des Verkehrs und der Befestigung in ihrem Gebiet. Es war der Dank für alles, was die Kirche für ihn getan, zuletzt noch für die soeben erfolgte Wahl seines Sohnes Heinrich zum römischen König. Es beförderte die Entwicklung, daß Friedrich gleich darauf Deutschland verließ, um in Rom die Kaiserkrone (1220) zu empfangen und sich ganz den italischen Verhältnissen zu widmen, während in Deutschland für den jungen Heinrich eine fürstliche Regentschaft, zuerst Erzbischof Engelbert von Köln, nach dessen Ermordung (1225) Herzog Ludwig von Bayern, die Regierung führte. Dem selbständig gewordenen H E I N R I C H (VII.) nötigten die Fürsten (1231) ein großes Privileg ab, das sein Vater 1232 bestätigte. Es verbriefte ihnen allen die gleichen Rechte wie den Geistlichen und lieferte den Landesherren außerdem die uneingeschränkte Gerichtsbarkeit auf ihrem Grund und Boden aus. Münze und Markt, Gericht, Polizei und Festungen gehörten nunmehr den Landesherren ausschließlich, in ihren Grenzen besaß der König keine ausübende Gewalt mehr. Friedrich II. hat diesen Verzicht mit Bewußtsein vollzogen. Die Reste von Reichs- und Hausgut zu sammeln, ihre Verwaltung zu ordnen, hat er sich wohl noch bemüht, und die Regierung seines Sohnes setzte das fort. Im übrigen begnügte er sich damit, der Lehnsherr der Fürsten zu sein, die, wie er feierlich erklärte, das Reich darstellten, auf denen auch sein kaiserlicher Thron ruhte. Er mag erkannt haben, daß das, was geworden war, sich nicht mehr rückgängig machen ließ. Zudem war er Deutschland fremd und blieb es. Es hatte ihm nichts zu geben. Ihn lockte Sizilien, Italien, das römische Kaisertum. Im Süden war er heimisch, dort boten sich ihm ungleich größere Mittel und Aufgaben. Es ist verständlich, daß er sich für Italien entschied, für

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Deutschland aber wurde es die Bestätigung des Schicksals, dem es seit 1197 entgegenging: des Verfalls in Ohnmacht und Auflösung. Erst nach 15 Jahren hat Friedrich Deutschland wieder aufgesucht. Der Anlaß war ein Auistand König H E I N R I C H S . Ohne auf die Politik des Vaters Rücksicht zu nehmen, war der junge König, von seiner Umgebung schlecht beraten, im Bestreben, seine Macht zu erweitern, wiederholt mit den Fürsten zusammengestoßen. Friedrich hatte, seinem Grundsatz getreu, stets für die Fürsten gegen den Sohn Partei ergriffen und tat dies auch, als 1234 ein offener Konflikt ausbrach. Als Heinrich auch gegen ihn sich auflehnte, ächtete er ihn, kam selbst über die Alpen und brachte ihn ohne Mühe zur Unterwerfung (1235). Heinrich hat sein Leben in Apulien als Gefangener geendet (1242), wahrscheinlich durch eigene Hand. An seiner Stelle ließ der Kaiser 1237 seinen zweiten Sohn K O N R A D IV. zum König wählen. Dauernde Spuren hinterließ des Kaisers fast 2jähriger Aufenthalt in Deutschland durch das Landiriedensgesetz, das in seinem Namen auf dem Reichstag in Mainz (1235) erlassen wurde. Es bildete die oft benutzte Grundlage aller späteren Reichslandfrieden. Friedrich II. lebt in der Geschichte als Freigeist und Gegner der Kirche, die in ihm ihren gefährlichsten Todfeind gesehen hat. In der Tat hat der Kaiser in der Jugend von den damals noch starken arabischen Volkskreisen Siziliens Einflüsse erfahren, die ihm gegenüber der Kirche und ihren Glaubenslehren innerlich eine freiere Haltung gaben. Als Herrscher jedoch hat er der Kirche noch größere Rücksicht erwiesen und den Frieden mit ihr noch mehr gesucht als sein Vater und Großvater, bis sie ihn zum Kampf auf Tod und Leben zwang. Bei seiner Kaiserkrönung erließ er ein Gesetz, das jede Besteuerung der Geistlichen untersagte (was sich gegen die italischen Städte richtete), ein zweites, 9·

132 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums das alle weltlichen Behörden zur Verfolgung und Ausrottung der Ketzer anhielt. Für Deutschland hatte er schon angeordnet, daß, wer 6 Wochen im Kirchenbann verharre, ohne die Lösung nachzusuchen, ohne weiteres der Reichsacht verfalle. Für die Kirche hat also kaum ein Herrscher so viel getan wie Friedrich II. Er hatte auch, dem Vorbild von Vater und Großvater getreu, bei seiner Krönung in Aachen 1215 den Kreuzzug gelobt, den Innozenz III. mit allem Nachdruck betrieb. Dieses Gelübde sollte ihm freilich bald zu einer drückenden Fessel werden und schließlich den schlummernden Krieg zwischen Kaisertum und Papsttum wieder entzünden. Friedrich hatte sich bei seiner Erhebung verpflichtet, nach Empfang der Kaiserkrone die Regierung Siziliens seinem Sohne unter päpstlicher Aufsicht zu überlassen. Der Erfüllung dieser Zusage entzog er sich, seit ihm in Rom an Stelle des gewaltigen Innozenz III. der alte und müde Honorius III. (1216—1227) gegenüberstand, der den offenen Kampf scheute. Ihn nötigte er zuzulassen, daß Heinrich nach Deutschland berufen, zum Herzog von Schwaben und (nach dem Aussterben der Zähringer 1218) zum Rektor von Burgund gemacht und schließlich (1220) zum römischen König gewählt wurde. Friedrich selbst behielt Sizilien und als Kaiser die Oberhoheit über Deutschland. Damit war die Vereinigung von Italien und Deutschland wie unter Heinrich VI. wiederhergestellt und der päpstliche Kirchenstaat durch eine sizilisch-kaiserliche Übermacht umklammert, gegen die auch sein vergrößerter Umfang keinen Schutz gewährte. An Reibungen fehlte es nicht, seit Friedrich daran ging, die straffe Regierung der normannischen Herrscher im Königreich Sizilien wieder herzustellen, die seit 1189 in Verfall geraten war, und als er dabei auch auf die Rechte seiner Vorgänger gegenüber den Kirchen zurückgriff. Die

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Spannung verschärfte sich, da der Kaiser den versprochenen Kreuzzug nicht ausführte. Man gab ihm die Schuld, daß der vom Papst unternommene Zug nach Ägypten (1218 bis 1221) scheiterte. Mit Mühe erreichte er, daß ihm ein letzter Aufschub bis zum August 1227 bei Strafe des Bannes gewährt wurde. Daß Friedrich kurz vor diesem Termin daran ging, die verlorengegangene Regierung in Oberitalien wiederherzustellen, wo die Städte längst die Grenzen des Konstanzer Friedens überschritten hatten, beweist, daß er die Verhältnisse verkannte. Als er 1226 die deutschen Fürsten zu einem Reichstag nach Cremona beschied, trat ihm die erneuerte Liga der Lombarden in den Weg und sperrte die Pässe. Er ächtete sie darauf und hob die Zugeständnisse des Konstanzer Friedens auf, mußte aber, da der Kreuzzug drängte, unter päpstlicher Vermittlung seinen Spruch zurücknehmen. Inzwischen war in Rom G R E G O R IX. (1227—1241) zur Regierung gelangt, ein Verwandter Innozenz' III., diesem in der Gesinnung gleich, aber leidenschaftlicher als er. Entschlossen, das wiedererstarkende deutsch-italisch-sizilische Kaisertum zu zerstören, benutzte er den Vorwand, daß Friedrich den Kreuzzug zwar antrat, aber sogleich nach der Abfahrt aus den unteritalischen Häfen umkehrte, weil eine Seuche ausgebrochen war, an der u. a. der Landgraf Ludwig von Thüringen starb und der Kaiser selbst erkrankte. Gregor sprach über ihn den Bann aus und lehnte auch die angebotene Buße ab. Während nun Friedrich trotzdem im nächsten Jahr den Kreuzzug als Gebannter, wenn auch mit schwachen Kräften, ausführte, durch Vertrag mit dem ägyptischen Sultan die Überlassung von Jerusalem und einem Küstenstreifen auf 10 Jahre erwirkte und sich selbst in Jerusalem zum König des Reiches krönte 25 , war in Italien " Er hatte auf Betreiben des Papstes die Erbin der Krone, Isabella.

134 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums zwischen seinem Statthalter und dem Papst der Krieg ausgebrochen, in dem die sizilischen Truppen den kürzeren zogen. Friedrich eilte darum heim und erreichte nach langen Verhandlungen durch Vermittlung von deutschen Fürsten (1230) den Frieden von Ceprano, der ihm die Befreiung vom Banne brachte, aber die sizilischen Kirchen seinem Einfluß ganz entzog. Dieser Friede genügte keinem Teil; früher oder später mußte der Kampf der Entscheidung kommen, den beide mit Grund scheuten. Schließlich brachte ihn die lombardische Frage zum Ausbruch. Friedrich konnte, von anderem abgesehen, schon darum die selbständige Macht der Liga nicht dulden, weil diese ihm die Verbindung mit Deutschland zerstörte (die Sperrung der Pässe für deutschen Zuzug hatte sich 1231 wiederholt, ohne daß der Kaiser sie hätte strafen können). Der Papst wiederum durfte nicht zulassen, daß die Lombardei der kaiserlichen Verwaltung einverleibt wurde, wenn er nicht auch den Kirchenstaat zu einer Provinz des Reiches werden lassen und selbst zum kaiserlichen Reichsbischof herabsinken wollte. Den Anlaß zum lombardischen Kriege gab schließlich, daß Mailand mit dem aufständischen Könir Heinrich in Verbindung getreten war. Auf dem Reichstag in Mainz 1235 wurde daraufhin der Reichskrieg von den Fürsten einstimmig beschlossen. Er brachte schon 1237 den Sieg des Kaisers bei Cortenuova: die Liga wurde so völlig geschlagen, daß sie zur Annahme von Bedingungen bereit war, die über den Konstanzer Frieden hinausgingen. Friedrich aber forderte bedingungslose Unterwerfung, weil in der Verwaltung durch Reichsbeamte, wie er sie nach dem Muster seines Königreiches in ganz Italien einzurichten gedachte, städtische Freiheiten keinen Platz hatten. Er hat damit wohl den Bogen überspannt und eine Gunst des Schicksals verscherzt,

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denn in gleich vorteilhafter Lage ist er nie mehr gewesen. Dagegen meldete sich jetzt der Hauptgegner, der Papst. Gregor IX. war es gelungen, die rivalisierenden Seestädte Genua und Venedig zu einem Bündnis zu vereinigen, mit dem er die Seemacht Sizilien zu vernichten hoffte. Im Besitz dieser Waffe, erhob auch er eine lange Reihe von Anklagen gegen den Kaiser, deren ernsthafteste war, daß Friedrich seinen in Deutschland geborenen Bastard Enzo (Heinz) als König auf der Insel Sardinien eingesetzt hatte, die die Kirche als ihr Eigentum betrachtete. Der wahre Grund war, daß der Papst die Lombarden nicht unterliegen lassen durfte. Am 20. März 1239 verhängte Gregor IX. über den Kaiser den Bann, und nun begann der letzte Kampf, von der Kirche mit allen Mitteln der Verhetzung und Verleumdung — Gotteslästerer, Ungläubiger, ja der Antichrist selbst sollte Friedrich sein —, vom Kaiser zwar mit dem ganzen Aufgebot militärischer Macht unter Besetzung des Kirchenstaats und Zurücknahme aller früheren Zugeständnisse, dodi lange mit einer gewissen Rücksicht gegen die kirchliche Stellung des Papstes und mit starker Betonung seiner eigenen Rechtgläubigkeit geführt24. In letzter Linie handelte es sich um nichts anderes als um die Einheit Italiens, wobei die eine Hälfte des Landes — auch in der Lombardei — auf seiten des Kaisers stand, während die andere, geführt von der Liga und dem Papst, sich, ihm widersetzte. Von entscheidender Bedeutung war, daß der Kaiser zur See überlegen blieb. Sizilische und pisanische Schiffe vereint vernichteten 1241 bei der Insel Monte Cristo die genuesische Flotte und nahmen die Prälaten gefangen, die sich auf den Ruf des Papstes zum Konzil nach Rom begeben wollten, um über den Kaiser Gericht zu halten. Venedig zog sich danach vom Kriege zurück. Audi zu Lande wäre trotz mancher Rückschläge und häufiger Abfälle der Sieg des " V o n den drei großen Betrügern Moses, Christus und Mohammed gesprodien zu haben, hat er ausdrücklich und feierlidi geleugnet.

136 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Kaisers nicht zweifelhaft gewesen ohne den Widerstand dei Kirche, gegen die er Gewalt nicht braudien konnte. Ein Versuch, den weitverbreiteten Unwillen über das weltliche Treiben der Kurie und des hohen Klerus zu benutzen und sich an die Spitze einer kirchlichen Reformbewegung gegen den Papst zu stellen, hatte keinen Erfolg. Darum bemühte sich Friedrich um die Aussöhnung mit der Kirche und zeigte sich zu großem Entgegenkommen bereit. Einen Augenblick schien es, als sollte es glücken, die Kirche zu versöhnen, nachdem der Genuese INNOZENZ IV. (1243) Papst geworden war, den der Kaiser für seinen Freund hielt. Im Frühling 1244 wurde mit ihm ein Friede geschlossen, der auch für die Lombarden gelten sollte, ihr Verhältnis zum Kaiser aber nicht entschied. An ihrem Widerspruch scheiterte die Ausführung, unter Vorwänden entzog der Papst sich ihr und bereitete inzwischen seine Flucht vor. Heimlich (29. Juni) bestieg er eines der genuesischen Schiffe, die er sich bestellt hatte, fuhr nach seiner Vaterstadt und gelangte von dort nach Lyon. Hier versammelte er im Juni 1245 ein Konzil, eröffnete den Prozeß gegen den Kaiser, führte ihn jedoch nicht zu Ende, sondern verkündigte am 17. Juli in überstürzter Weise die Absetzung FRIEDRICHS I I . In Italien ging der Kampf der Parteien nach dem Spruch von Lyon fort wie bisher, vom Kaiser jetzt auch gegen die Kirche mit voller Rücksichtslosigkeit geführt. Militärisch waren seine Aussichten nach wie vor nicht schlecht. Unglücksfälle, wie die Gefangennahme Enzos (1248), seines Lieblingssohnes und besten Feldherrn (er starb erst 1272 in bologneser Gefangenschaft), ein Aufstand in Sizilien, eine Verschwörung gegen sein Leben, an der sein Leibarzt beteiligt war, schwere Untreue seines ersten Beamten, des Oberhofrichters PETER VON V I N E A , der ihm die wertvollsten Dienste, besonders mit der Feder, geleistet, aber sich in unerhörter Weise auf Kosten des Staates bereichert hatte

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und im Gefängnis Selbstmord beging — dies und ähnliches vermochte nicht, den Kampfeswillen und die Tatkraft des Kaisers zu brechen. Sein Anhang in Italien nahm zu, audi im Ausland blieben die glänzenden Manifeste nicht ohne Wirkung, in denen er sein Redit vertreten und seinen Kampf gegen Rom als die gemeinsame Sache aller Könige und Staaten darstellen ließ. Die Herrscher von Frankreich und England haben Friedrich die Anerkennung niemals versagt 25 , während im Klerus dieser Länder, mit dessen Geldmitteln der Papst hauptsächlich den Krieg führte, wegen der gehäuften Besteuerungen der Unwille stieg. Noch war die Entscheidung nicht gefallen, aber die Waage senkte sich zu seinen Gunsten, als der erst 56jährige Kaiser am 13. Dezember 1250 in dem apulisdien Städtchen Fiorentino unerwartet starb. Sein Tod, dann der frühe Tod KONRADS IV. (i 1254), der das väterliche Erbe zu verteidigen alsbald aus Deutschland herbeigeeilt war, gaben der Gegenpartei vorübergehend die Oberhand. Wie wenig die Sache des Kaisers hoffnungslos gewesen war, zeigte sich, als es sogar seinem ihm keineswegs ebenbürtigen Bastard M A N F R E D (Sohn einer piemontesisdien Gräfin Lancia) gelang, sich als König von Sizilien zu behaupten, in ganz Italien das Gleichgewicht herzustellen und beständig Fortschritte zu machen, so daß der Papst schließlich, um ihn zu überwinden, auswärtiger Hilfe bedurfte. Der Eroberungszug des französischen Prinzen KARL VON A N J O U , Grafen der Provence, sein Sieg und Manfreds Tod bei Benevent (1266) brachten die Entscheidung, machten Karl zum König von Sizilien und für kurze Zeit zum Herrn in Italien, und als Konrads IV. jugendlicher Sohn, Konrad von Schwaben, den die Italiener KONRADIN nannten, 1268 den abenteuerlichen Versuch wagte, sein Erbreich dem Räuber zu entreißen, fand er bei ** Friedrich h a t t e 1235 in d r i t t e r Ehe I s a b e l l a , d i e Tochter Heinrichs III. von England, g e h e i r a t e t .

138 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Tagliacozzo Niederlage, Gefangenschaft und den Tod auf dem Schafott zu Neapel. Die Tragödie des staufischen Hauses war zu Ende, sein legitimer Mannesstamm erloschen. In die italischen Kämpfe wurde Deutschland die längste Zeit nur insoweit hineingezogen, als der Kaiser sich zuerst wiederholt der Vermittlung der deutschen Fürsten beim Papst bediente, dann sein Heer von dort ergänzte. Mit sizilischem Gold und deutschen Truppen führte er seinen Krieg. Der Kirchenbann, dem er 1239 verfiel, tat ihm, trotz eifriger Agitation päpstlicher Vertreter, in Deutschland keinen Abbruch. Die Fürsten, in der Entwicklung ihrer Landesherrschaft begünstigt, blieben ihm treu, zumal der Kaiser ihnen nicht zumutete, am Kampf sich tätig zu beteiligen. Die Weifen hatte er versöhnt, indem er ihren Hausbesitz (1235) zum Herzogtum Braunschweig erhob, den Herzog von Bayern gewann er durch die Heirat Konrads IV. mit dessen Tochter und durch Überlassung der rheinischen Pfalzgrafenwürde samt den ehemals salischen Gütern am Mittelrhein, woraus das Fürstentum der Pfalz entstand 26 . Erst allmählich fand die Kirche unter den deutschen geistlichen Fürsten einigen Anhang, nicht aus Gegnerschaft gegen den Kaiser, sondern infolge örtlicher Gegensätze, die sich auf die Reichspolitik übertrugen. Die Entwicklung der fürstlichen Landesherrschaften hatte an vielen Stellen des Reiches zu Streit und Fehde zwischen den Nachbarn geführt, da die stärkeren unter den Fürsten, im Besitz größerer Regierungsrechte, audi ihr Gebiet auszudehnen und abzurunden strebten. Der Zustand fortwährender innerer Grenz- und Besitzstreitigkeiten, der für das " Die salischen Erbgüter hatte Friedrich I. seinem Stiefbruder Konrad mit der Würde des Pfalzgrafen überwiesen. Durch Konrads Tochter kam beides an deren Gemahl, den ältesten Sohn des Löwen, Heinrich von Braunschweig, und durch die Hand von dessen Tochter an den Bayernherzog.

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Deutschland des ausgehenden Mittelalters bezeichnend ist, hat damals seinen Anfang genommen. Friedrich II. ist dagegen nicht eingesdiritten, und die Folgen haben sich schließlich gegen ihn gewandt. Aus Feindschaft gegen die zum Kaiser haltenden Weifen, die die Ansprüche Heinrichs des Löwen auf das Herzogtum in Westfalen nicht vergessen hatten, fiel der Erzbisdiof von Köln vom Kaiser ab, und der Mainzer folgte diesem Beispiel als Feind von Thüringen und Pfalz-Bayern, die des Kaisers Stützen in Deutschland waren. Beide verkündigten 1242 den päpstlichen Banniluch und eröffneten den Krieg gegen die benachbarten Reichsgüter. Aber erst nach 1245 kam der Abfall in Gang, als Innozenz IV. unbedenklich alle Mittel geistlicher Einschüchterung auf der einen, Verlockung und Bestechung auf der anderen Seite spielen ließ. Ihm gelang es, die Grundlagen der kaiserlichen Macht in Süddeutschland zu untergraben, indem er über das ganze stautische Haus den Fluch der Kirche aussprach, seine Besitzungen und Rechte für verfallen erklärte und sie als Lohn für den Abfall ausbot. Audi der Landgraf HEINRICH RASPE von Thüringen ward bewogen, den Kaiser zu verlassen und sich selbst als Gegenkönig aufstellen zu lassen (1246). Er konnte auch das staufische Heer, dank dem Verrat des Grafen von Wirtemberg, bei Frankfurt (1246) schlagen und nach Schwaben vordringen, scheiterte aber vor Ulm und starb (1247). Der jugendliche Graf W I L H E L M VON HOLLAND, den die Kirche ihm zum Nachfolger gab, erlangte einige Bedeutung erst, als Konrad IV. nach dem Tode des Vaters Deutschland verließ (Ende 1251), um im Kampf für sein Recht in Italien ein frühes Grab zu finden (1254). Nun war audi Deutschland auf Jahre hinaus in zwei Parteien zerrissen und im allgemeinen Kriegszustand jede königliche Gesamtregierung erloschen. Das staufische Kaisertum war untergegangen und hatte das deutsche Königtum in seinen Sturz mitgezogen.

140 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Das Kaisertum dieses letzten Menschenalters war kein deutsches mehr, sein Schwerpunkt lag in Italien, seine Grundlage war das Königreich Sizilien. Friedrich II. selbst war durchaus Italiener, sein Hof der Mittelpunkt und die Pflegstätte der ersten Blüte italischer Nationalbildung in Kunst, Wissenschaft und Literatur, an denen allen der Kaiser persönlich als Kenner und Mitwirkender Anteil nahm. Ihm, dessen Erscheinung manche Züge des orientalischen Despoten aufweist, war Deutschland ein Nebenland, dessen Kräfte er benutzte und, wo sie ihm dienten, auch pflegte, wie in der Förderung des Deutschen Ritterordens, der ihm viel verdankte, dessen Meister Hermann von Salza zu seinen meistverwendeten Staatsmännern und Diplomaten gehörte. Auch an Ausbau der staufischen Hausmacht in Süddeutschland hat Friedrich gedacht, als er Österreich nach dem erbenlosen Tode des letzten Babenbergers, Friedrichs des Streitbaren (f 1246), für sich einzog und durch Beamte verwalten ließ. Doch war und blieb ihm Deutschland fremd, wie er den Deutschen. Gleichwohl haftete die Erinnerung an ihn, den letzten Kaiser, auch im deutschen Volke, das an den endgültigen Untergang dieser höchsten christlichen Herrscherwürde nicht glauben wollte. Um seinen Tod im fernen Süden spannen sich Gerüchte, es hieß bald, er sei gar nicht gestorben, werde wiederkommen, um das Reich wiederaufzurichten, und noch nach Jahrzehnten konnten Betrüger, die sich für Kaiser Friedrich ausgaben, Glauben und Anhang finden. So bildete sich die Sage vom schiaienden Kaiser, der irgendwo verborgen seine Zeit erwarte, um wiederzukommen und das Geschick der Christenheit zu erfüllen. Auf Friedrich I., den deutschen Helden bezogen, ist diese Sage im Gewände neuerer Dichtung (Rückert) im 19. Jahrhundert Gemeingut des Volkes geworden. In Wirklichkeit war das deutsche Kaisertum, die deutsche Vormacht im Abendland gestützt auf die Beherrschung Italiens, schon mit H E I N R I C H VI., seinem Vollender, ins Grab gesunken. Die Zeitgenossen haben das empfunden und gelegentlich beklagt. Auch für die Verwilderung der Moral, die von der Kirche durch ihre widersprechenden Entscheidungen großgezogene Treulosigkeit und Eid-

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brüchigkeit der Fürsten im Kampf um die Krone, hat man ein lebhaftes Gefühl gehabt, das in den Sprüchen Walthers von der Vogelweide zum Ausdruck kommt. Doch über alles dies ist die Entwicklung hinweggegangen. Indem die Fürsten um eigener Vorteile willen die Rechte des Kaisertums in Italien untergehen ließen, hat in Deutschland selbst das Territorium über das Reich gesiegt, und die Regierung Friedrichs II. hat das Urteil besiegelt, daß der deutsche Staat hinfort nicht das Ganze der Nation umfaßte, sondern sich in die Landschaften zurückzog, hier aber um so fester einwurzelte. Seitdem steht die politische Geschichte der Deutschen im Zeichen des fürstlichen Landesstaates. Wie im Staat, so hat auch in der Gesellschait die Zeit der staufischen Kaiser den Absdiluß gebildet und zugleich neue Anfänge geschaffen. Es war unter Friedrich I., daß das Rittertum nach französischem Vorbild mit seinen romantisch-religiösen Idealen, seinen eigentümlichen Formen und Ehrbegriffen in Deutschland sich verbreitete und „höfische" Sitte in den höheren Ständen sich einbürgerte. Zugleich erweiterte sich der Kreis des Adels durch das Emporkommen von Dieiis/mannengeschlechtern, die, obwohl unfreien Standes, in gemeinsamer Rittersitte mit dem hohen Adel der freien Herren gesellschaftlich verschmolzen und an den Fürstenhöfen in erster Reihe standen. Auch im Reich nahmen schon unter Friedrich I. die Truchsessen von Bolanden, die Kämmerer von Münzenberg neben den Fürsten hervorragenden Anteil an der Regierung. An der Seite Heinrichs VI. stand als einflußreidister Staatsmann der Reichstruchseß Marquard von Annweiler, der vom unfreien Diener bis zum Herzog in Italien emporstieg; und für den unglücklichen Heinrich (VII.) führten die Geschäfte schwäbische Dienstmänner, ein Eberhard von Thann, ein Konrad von Winterstetten und andere ihres Standes.

142 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Aber schon die Zeit Friedrichs II. sah auch die Anfänge selbständigen Bürgertums, dem in der Zukunft ein ebenso großer Raum im Leben der Nation gehören sollte. Sein Emporkommen war die Frucht einer wirtschaftlichen Hochblüte, an der der Goldstrom, der unter Friedrich I. und Heinrich VI. aus Italien nach Deutschland geflossen war, gewiß seinen Anteil hatte. Als erste Wirkung tritt in den Anfängen Friedrichs II. das Streben der Städte nach Unabhängigkeit von ihren fürstlichen Herren, ihr Zusammenschluß in Bündnissen zu gemeinsamer Wahrung ihrer Interessen hervor, Erscheinungen, die 100 Jahre früher die aufsteigende Macht der oberitalischen Städte angekündigt hatten. Friedrich II. hat auch in dieser Frage zunächst für die Fürsten Partei ergriffen, den Städten die willkürliche Aneignung von Verwaltungsrechten und den Abschluß von Bündnissen untersagt, aber ohne sich viel um die Beobachtung seiner Vorschriften zu kümmern und dadurch die weitere Entwicklung zu hindern, so daß am Ende seiner Regierung die deutschen Städte schon als eine Macht im öffentlichen Leben dastehen. Die große Neuschöpfung der Zeit nach dem Tode Heinrichs VI. aber ist die Eroberung und Besiedlung der Ostseeländer. Auf die verheißungsvollen Anfänge, die das 12. Jahrhundert gesehen hatte, war nach dem Sturz Heinrichs des Löwen ein Rückschlag gefolgt. Das Verschwinden eines starken Fürstentums, dann die Lähmung des Reiches durch den Bürgerkrieg hatte die Bahn freigemacht für den Nachbarn und Gegner, Dänemark. König Waldemar II. der Siegreiche (1202—1241), gleich groß als Feldherr, Staatsmann und Organisator, hatte die Gelegenheit benutzt, um die jungen deutschen Kolonialgebiete, Holstein, Mecklenburg und Pommern, zu unterwerfen (1203), hatte die Fürsten dieser Länder, bisher Vasallen erst des Herzogs von Sachsen, dann seit 1180 des Reichs, ihm zu huldigen ge-

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zwungen und, weiter um sich greifend, Lübeck, Hamburg, sogar Bremen das gleiche Schicksal bereitet. Das war geschehen mit Genehmigung Ottos IV., dessen Feinde auch die Gegner des Königs waren, und Friedrich II. hatte, noch vor der Schlacht bei Bouvines, um Otto die dänische Unterstützung zu rauben, alles anerkannt und bestätigt (1214). Es schien, als sollte Deutschland ganz vom Meere abgedrängt werden. Erst 1223 kam der Umschlag. Waldemar, vom Grafen Heinrich von Schwerin aus Privatrache im eigenen Lande überrumpelt und gefangen genommen, konnte nur durch Herausgabe aller Eroberungen die Freiheit erkaufen (1225) und wurde, als er sie mit Gewalt zurückzunehmen versuchte, von den vereinten Kräften der Nachbarn, Holstein, Mecklenburg, Lübeck, Hamburg und Bremen, am 22. Juli 1227 bei Bomhöved entscheidend geschlagen und zum Verzicht gezwungen. Sein einziger Gewinn war, daß die deutsche Oberhoheit über Dänemark aufhörte. Für die deutsche Herrschaft auf der Ostsee war die Bahn frei. Schon während der schlimmen Jahre dänischer Vorherrschaft war hier ein großes Werk begonnen worden, die Eroberung Livfands. Den Weg dazu wiesen die kirchliche Mission und der Handel des deutschen Kaufmanns. Vom Erzbistum Bremen wurde als Ersatz für die seit 1157 verlorene kirchliche Oberhoheit im skandinavischen Norden seit langem die Mission betrieben, doch hatte sie nur geringe Erfolge, bis der Bremer Dompropst ALBERT, 1199 zum Bischof von Livland ernannt, den Entschluß faßte, im Geiste seiner Zeit dem Evangelium durch das Schwert zum Siege zu verhelfen. Er gründete 1201 an der Mündung der Düna die Stadt Riga, gleich wichtig als Festung wie als Handelshafen. Zur Eroberung des Landes diente ihm der Kreuzzug, von niedersächsischen Herren und Rittern jährlich aufs neue angetreten, da Innozenz III. den Kampf gegen die Heiden dem im heiligen Lande gleichstellte. Um des Er-

144 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums oberten sicher zu sein, schuf Albert sich im Orden der „Schwertritter Christi" ein eigenes Werkzeug. Schon 1207 konnte er sich von Philipp von Schwaben mit dem eroberten Lande von Reichs wegen belehnen lassen, und bald war alles Land bis an den Finnischen Meerbusen deutscher Besitz. Auch hier wurde der Wettbewerb des Dänen bald fühlbar: Estland mußte ihm 1218 überlassen werden. Nach dem Sturz Waldemars jedoch wurde es sogleich (1228) zurückgenommen. Die inneren Verhältnisse ordnete 1225/6 ein päpstlicher Legat, Wilhelm von Modena: die Bischöfe erhielten zwei Drittel des Landes, der Schwertorden eines unter der Hoheit des Bischofs von Riga. Gleichzeitig wurde das Verhältnis zum Reich befestigt, indem die Bischöfe von Riga und Dorpat als Fürsten des Reiches von König Heinrich die Belehnung mit ihren Gebieten empfingen, die zu Marken des Reiches erklärt wurden (1. Dezember 1225). In dieselbe Zeit fällt die Eroberung Preußens durch den Deutschen Ritterorden. In Preußen betrieben unter polnischem Schutz die Zisterzienser von ihrem Kloster Oliva aus (gegründet 1186) die Mission mit bescheidenem Erfolge. Die deutschen Fortschritte in Livland werden es gewesen sein, die den Herzog Konrad von Masovien bewogen, den Deutschen Ritterorden ins Land zu rufen. Dieser, ursprünglich als Spitalbrüderschaft gegründet, war 1198, wohl gemäß einer Weisung Heinrichs VI., in einen Ritterorden umgewandelt worden und hatte durch die Gunst Kaiser Friedrichs II., der Könige von Jerusalem und deutscher Fürsten, wie des Landgrafen von Thüringen und des Herzogs von Österreich, ausgedehnte Besitzungen in Sizilien, Syrien und Deutschland erworben. Vom König von Ungarn gerufen, hatte er versucht, sich in Siebenbürgen einen eigenen Staat mit deutschen Kolonisten zu schaffen, war aber mit dem König darüber zerfallen und ausgewiesen worden (1211—1225) und ergriff

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nun die gleiche Aufgabe mit besserem Erfolg in Preußen. Durch die Erfahrung in Ungarn gewarnt, sicherte der Meis t e r HERMANN VON SALZA (1210—1239) d e m U n t e r n e h m e n v o n

Anfang an den Schutz des Reiches, indem er Friedrich II. bewog, dem Orden das Land der Preußen, soweit er es erobern würde, zu übertragen und ihn selbst und seine Nachfolger zu Fürsten des Reiches zu erheben (1226). Die Eroberung, 1230 begonnen, machte rasche Fortschritte. Bald war die ganze Küste in deutschem Besitz und nur Danzig noch polnische Niederlassung. 1237 erweiterte der Orden sein Gebiet, indem er in Livland an die Stelle der Schwertritter trat, die soeben (1236) im Kampf mit den Russen vernichtet worden waren. Estland wurde damals (1238), um die Kräfte nicht zu verzetteln, an Dänemark abgetreten und erst 1346 vom Orden zurückerworben. Die Ausdehnung des Reiches im Nordosten hat eine doppelte Bedeutung. Einmal wurde dadurch der Handel auf der ganzen Ostsee in deutsche Hand gebracht und damit eine neue Quelle des Reichtums erschlossen. Der Besitz der Brückenköpfe Riga und Reval, das auch unter dänischer Herrschaft eine deutsche Stadt blieb, machte dem deutschen Kaufmann die Erschließung der weiten russischen Tiefebene möglich, deren Naturprodukte (Holz, Wachs, Honig, Felle) im Austausch gegen die Waren des Westens und Südens einen steigenden Wert darstellten. Eine zweite europäische Handelsstraße war damit eröffnet, Norddeutschland ein zukunftsreiches Handelsgebiet geworden, unabhängig von den Beziehungen zu Italien und dem Mittelmeer. Dazu tritt, noch wichtiger und erfolgreicher, die mächtige Erweiterung des deutschen Lebensraumes durch Besiedelung des eroberten Landes mit deutschen Bewohnern. Von den Anfängen dieser Kolonisation im 12. Jahrhundert ist früher die Rede gewesen. Das Vordringen des deutschen Seehandels und die Eroberung Preußens gaben ihr einen neuen Anstoß. Haller/Dannenbauer, Karolinger

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Der Strom von deutschen Bauern — Niedersachsen, Holländern, Flamen —, der schon das Land an der Oder erreicht, unter dem Schutz deutscher Ritter zahlreiche deutsche Dörfer geschaffen und die slawische Bevölkerung aufzusaugen begonnen hatte, drang jetzt über die Weichsel vor und verwandelte auch das Land der litauischen Preußen allmählich in deutsches Land. Weiter nordwärts, in Kurland und Livland w a r es nur der deutsche Ritter, der sich ansässig machte, zufrieden mit den Diensten der nicht allzu schwer unterworfenen undeutschen Bevölkerung (Liven und Kuren, Letten und Esten). Ebenbürtig neben Rittern und Bauern stehen auch hier die deutschen Städte. W i e f ü r diese ganze weitausgreifende Bewegung die Gründung Lübecks den ersten Schritt und die Voraussetzung gebildet hatte, so läßt sich audi ihr Fortgang am deutlichsten am Entstehen der Städte verfolgen: 1218 Rostock, 1241 Greifswald, 1232 Kulm und Thorn, 1237 Elbing, 1201 Riga, 1230 Reval. Langsamer ging es im Binnenland, wo die Markgrafen von Meißen, die Bischöfe von Breslau, aber auch die schlesischen Herzöge aus dem Piastenhause die deutsche Einwanderung, hier vornehmlich aus Mitteldeutschland, nach dem heutigen Sachsen und nach Schlesien leiteten und begünstigten. Von Bedeutung war hierfür, daß Friedrich I. 1163 Schlesien von Polen getrennt und mit Deutschland enger verbunden hatte. Hier beginnt die Gründung deutscher Städte schon im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. So sieht die Zeit, die das Ende der Vormacht in Süd und W e s t gebracht hat, zugleich an anderer Stelle den Anfang neuen Lebens und neuer Größe, und der Schluß des ersten Buches deutscher Geschichte eröffnet bereits ein zweites, nicht minder reiches und fruchtbares. Dies schon muß uns davon abhalten, die zu Ende gehende Zeit lediglich in dem düsteren Licht zu sehen, das von der Tragödie des deutschen Kaisertums ausstrahlt. Zudem,

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mögen die Anstrengungen schließlich umsonst gewesen sein, die an die Behauptung der Herrschaft über Italien und die mit ihr verbundene Vormacht im Abendland gewendet wurden, es war doch nichts Geringes, daß das deutsche Reich diese Vormacht durch zweiundeinhalb Jahrhunderte — acht Menschenalter — besessen hatte. Und wie wenig ist diese Zeit in anderer Hinsicht für die Nation verloren gewesen! Der Abstand in der Gesittung, der von Römerzeiten her zwischen deutschem Norden und deutschem Süden bestanden hatte, war geschwunden, auch der Norden, obzwar anders geartet in Sprache und Sitte, Recht und Wirtschaft, war ein Land reicher Kultur geworden. Schon die weitausgreifende Kolonisation, die von ihm ausging, beweist es. Nur von einem Überschuß an Kräften und Werten der Gesittung konnte sie sich nähren, nur ein Land von höherer materieller und geistiger Bildung durfte in dieser Weise auf die benachbarte Welt zivilisierend zu wirken unternehmen. In dieser Ausweitung der nördlichen Hälfte lag eine Gefahr für die Einheit des Ganzen. Wie leicht konnte Norddeutschland, seit es seine eigene Front und seinen eigenen Schwerpunkt gewonnen hatte, dem Süden den Rücken kehren und eigene Wege gehen, wenn es keine über beiden stehende Macht mehr gab, sie sie zusammenhielt! Daß es zu solcher Trennung nicht kam, als die Klammer des Königtums zerbrach, daß man weder damals noch später daran gedacht hat, die Einheit des Reiches aufzugeben, das ist die bleibende Frucht der alten Kaiserzeit. Gemeinsames Schicksal, gemeinsames Handeln hatte die deutschen Stämme so sehr daran gewöhnt, ein Gemeinsames zu sein, daß sie auch fernerhin ein Sonderleben sich nicht denken konnten. Mochte das gebietende Königtum unsichtbar werden und erstorben scheinen, lebendig und gegenwärtig blieb die Idee, der es entsprungen war. Sie hieß das Reich, römisches 10'

148 Wiederherstellung und Untergang des Kaisertums Reich und Kaisertum. Daß in ihrem Namen Deutschland seine großen Taten getan und sich zuerst als Einheit fühlen gelernt hatte, konnte nicht vergessen werden. Das Erbe, das das Kaisertum hinterließ, war nichts anderes als der Gedanke der Nation und ihrer Einheit. Ob und wie er zu verwirklichen sei, war Aufgabe der kommenden Geschlechter.

Register Aachen 33, 41, 44, 76, Argonnen 23 Bodfeld 59 Ariovist 15 Böhmen 18, 27, 31, 32, 91, 129, 132 Aripert, Erzb. von MaiAare 17, 23, 25, 51 35, 46, 78, 104, 127 land 49, 52, 56 Abruzzen 124 Böhmerwald 18, 27, 112 Adalbert, Erzbischof von Armenien 123 Bojer, Bojovarier 18 Arminius 15 Bremen 61, 96 Bolanden, Truchsessen Arnold von Brescia — — Mainz 80, 85 von 141 —, B. von Prag 44 94, 99 ff. Boleslaw von Polen 46, Adelheid, Kaiserin 35, Arnulf, Kaiser 24, 25 49 40, 42 —, Herzog von Bayern Bologna 102, 106, 125 31 Adolf von Schauenburg, Bonifatius 20 Graf v o n Holstein 97 —, Bischof von Metz 20 Bornhöved 143 Adriatisches Meer 89 Arnulf inger 19 Boso von Vienne 25 Agnes, Kaiserin 61 Augsburg 30, 36, 37, 71 Bourgogne 17 —, Tochter Heinrichs IV. Augustus 15 Bouvines 129, 143 Aversa 58 Brandenburg 35, 97, 117 74, 85 A w a r e n 22, 30 Braunschweig 90, 138 Ägypten 133 Breakspear, Nikolaus s. Aisne 41 Alarisdi 17 Babenberger 85, 91,140 Hadrian IV. Alberiseli I. 38 Bayern 18 ff., 21, 29, Bremen 27, 96, 105, 143 31 ff., 36, 45, 52, 54, Brenner 27, 101 — II. 38, 43 62, 72, 75, 83, 90 f., Breslau 104, 146 Albero, Erzb. von Trier 91 95, 99, 102, 117, 138 Brixen 73 Brun, s. Gregor V. Albert, B. von Livland Balkan 16, 17, 94 •—, Erzb. von Köln 36, 143 Ballenstedt 91, 96 55 Bamberg 39, 47, 95, 126 Albrecht der Bär, Bardengau, Bardowiek —, B. von Toul s. Markgr. von Bran17 denburg 91, 96 Leo IX. Bari 89 Alemannen 18, 19 Bruno von Köln 84 Basken 19 Alessandria 113 Brunonen 31, 90 Bautzen 46 Alexander II. 67, 68 Bulgarien 16 Beatrix, Kaiserin 105 Burdiard, Hz. von — III. 108 f., 115 f. —, Markgr. von TosAlexandrette 123 Schwaben 36 kana 58 Alkwin 22 Burchard, B. von Worms Alpen 18, 19, 24 f., 27, Beiisar 17 47 Bellinzona 114 53, 71, 73, 106, 112, Burdinus s. Mauritius Benedikt VIII. 46 121, 131 Burgund 25, 35, 50 ff., Ampsivarier 18 — IX. 56 54, 63, 87, 105, 112, Anagni 114 Benevent 38, 39, 57, 132 Anaklet II. 87, 89, 92 105, 137 Burgunder 12, 17, 19 Andernach 34 Berengar I., Kaiser 25, Anhalt 96, 118 37 Calixt II. 81 Ankona 110, 124 — II., König von Italien Canossa 71, 77, 81 Anno, Erzb. von Köln Canterbury 78, 82 35—40, 45 Bernhard von Clairvaux Capua 39, 46, 57, 66 61, 67 Catania 121 84, 87, 93, 95, 97 Anselm von Lucca Ceprano 134 Bertha von Sulzbach, s. Alexander II. griedi. Kaiserin 93 Chiavenna 114, 118 Apulien 39, 58, 66, 69, Berthar, Hausmeier 20 Childerich III. 20 89, 123, 131 Chlodwig 19 Aquitanien 19, 20, 49, 'Berthold, Hz. von Christian, Erzb. von Bayern 33, 34 61 Mainz 109 f. Araber 20, 21, 24, 38, Besançon 105 Citeaux 84 Billunger 83, 90 42 Civitate 58 Birten 34 Ardennen 55

150 Clemens II. 56 — III. 73 Clermont 75 Cluny, Cluniacenser 47, 64, 72, 75, 81, 87 Coelestin III. 121 ff. Colonne, le 42 f. Cortenuova 134 Còte d'Or 17 Cotrone 42 Crema 107 Cremona 111 ff., 116, 133 Crescentier 63 Crescentius 43, 46

Register

Fiorentino 137 Fischa 50 Flamen, Flandern 37, 55, 97, 146 Flarchheim 73 Florenz 63 Fontenoy 23 Franken, Volk 18—21, 26, 31 f., 34, 38, 48, 66, 88, 119, 126 —, Herzogtum 72, 87, 112 Frankfurt 98, 127, 139 Frankreich 17, 26, 27, 34 f., 40 f., 54, 58, 64, 78, 83, 87, 94, Damasus II. 56 108, 118, 121, 125 ff., Dänen, Dänemark 15, 137 24, 30, 33, 35, 43, 50, Friaul 36, 94 104, 144, 145 Friedrich I., Kaiser 98, Danzig 145 122, 140, 146 Deutschorden 144 — II., Kaiser, König Dijon 84, 109 von Sizilien 123 ff. Donau 16, 17, 18, 19, —, Erzb. von Mainz 33, 22, 26 36 Dorpat 144 — v o n Rotenburg 98, Dorylaeum 94 111 Düna 15, 143 — (I.), Hz. von Schwaben 74, 76, 81 Eberhard, Hz. v o n — (II.), Hz. von SchwaFranken 31, 33, 34 ben 85 ff. — von Thann 141 — der Streitbare, Hz. Ebro 21 von Österreich 140 Edessa 93 Friesen 18, 21 Eger 128 Fritzlar 31 Eider 33, 50 Fulda 20 Elbe 15, 17, 18, 27, 34, 37, 43, 96 Gallien, Gallorömer 19 Elbing 146 Gambrivier 16 Elsaß 15, 26, 34, 58 f., Garda 35 Garonne 19 127 Gascogne 19 Ems 18 Gebhard, Β. von EichEngelbert, Erzb. von städt s. Victor II. Köln 130 Geiserich 17 England 22, 50, 64, Gelasius II. 81 77 f., 83, 109, 117, Gelnhausen 118 125, 129 Genf 50 Enzo 134 Genua 89, 107, 135 Erfurt 118 Ernst, Hz. von Schwaben Gerberga, Schwester Ottos I. 32, 34 f. 48, 52 Gerbert von Aurillac Erzpoet 111 s. Silvester II. Esten, Estland 144, 146 Germanen 15, 16, 19, Etsch 36, 101 27 Eugen III. 93, 99 Gero, Markgraf 35 Euridi 17

Gertrud, Tochter K. Lothars 87, 90 f. Ghibellinen 129 Gisela, Kaiserin 48 Giselbert, Hz. von Lothringen 32, 33, 34 Gnesen 44 f. Godehard, B. v o n Hildesheim 47 Gorze 47 Goslar 114 Goten 15 ff. Gotfried der Bärtige, Hz, von Lothringen 55, 59, 63, 67, 69 · Bucklige, Hz. von Lothringen 69 — von A n j o u 83 Göttingen 90 Gran 44 Gregor V. (Brun) 43 — VI. 56, 68 — VII. (Hildebrand) 68 ff., 77 — VIII. 122 — IX. 133 Greifswald 146 Grenoble 84 Griechen 39, 46, 57, 74, 88, 93, 99, 109, 126 Guelfen 129 Günzenhausen 16 Hadrian IV. (Nik. Breakspear) 100, 105 Hamaven 18 Hamburg 27, 43, 143 Hanau 16 Hartmann von Siebeneich 111 Hartwin (Arduin) von Ivrea 45 Harz 15, 18, 40, 59, 90, 117 Harzburg 62, 129 Hatto, Erzb. von Mainz 25 Hattvarier 18 Havel 35, 96 Hedwig, Hz. von Schwaben 36, 41 —, Schwester Ottos I. 35 Heinrich I., König 31, 32, 33, 96

Register — II., Kaiser 45—55 —, Hz. von Francien 35 — III., Kaiser 53 ff., — der Weiße, Kardinal 83, 90, 105 69 — IV., Kaiser 53, 61 f., Humbert von Moyen69 ff., 85, 95, 100 moutier, B. von Silva — V. Kaiser 53, 77 ff., Candida 65 96, 100, 113, 120 Hunnen 16, 30 — VI., Kaiser 116, 120 ff., 128, 140 Ikonium 94, 120 Iiier 37 — VII. König 128 ff., Indien 27 141, 144 — Raspe, Gegenkönig Ingelheim 76 Ingwäonen 16 139 — II., von England 109 Innozenz II. 86 ff., 93 — III. 125, 132, 143 — III., von England 137 — IV. 136, 139 — (I.), Hz. von Bayern Irnerius 102 Isaak, griedi. Kaiser 34, 36 120 — (II.), der Zänker, Hz. Isabella von Brienne, von Bayern 41 ff. Kaiserin 133 — der Stolze, Hz. von England, Kaiserin Bayern 88 137 — Jasomirgott, Hz. von Istrien 36 Österreich 92, 102 Istwäonen 16 — der Löwe 92, 95, 97 ff., 102, 113, 117, Ivo, B. von Chartres 78 120, 125, 139, 142 — von Braunsdiweig, Jerusalem 75, 94, 119, Pfalzgraf 120, 138 123, 133, 144 —, Graf von Schwerin J o h a n n XII. 38 f. 143 — XV. 43 Hermann der Billung — XIX. 49 35 — von S aim-Luxemburg —· ohne Land 126 Judith, Mutter Fried74 richs I. 85, 98 —, Hz. von Sdiwaben J u r a 17, 25, 112 —, B. von Metz 77 Justinian 17, 119 — von Salza, Deutsdiordensmeister 140, Kadoloh, B. von Parma 145 (Honorius II.) 66, Herminonen 16 67 Hersfeld 47 Kaiserwerth 61 Hessen 20, 26, 62 Kalabrien 17, 39, 42, Hildebrand 57, 68, 89 s. Gregor VII. Karl der Große 21,33, Hirsau 72 36, 38, 44, 119, 125 Hohen-Altheim 31 — der Kahle 23 Hohenmölsen 73 — III. 24 Holland 97, 146 — Martell 20, 21 Holstein 18, 96 f., 117, —• v o n A n j o u 137 142 Karlmann, König 24 Homburg a. d. Unstrut Kärnten 41, 52, 54 63 Karolinger 20, 25, 40, Honorius III. 132 44 Hugo, König von Italien Katalonien 21 35 Kehlheim 16

151 Knut der Große 50 Koblenz 91 Köln 33, 55, 80, 110, 118, 122, 125, 139 Königslutter 89 Konrad I., König 25, 30, 31 — II., Kaiser 48—55, 85 — III., König 87,91, 94, 98, 100, 102, 111, 112 — IV., König 131, 137 —, Sohn Heinrichs IV. 75 —, Hz. von Kärnten 51 —, der Rote, Hz. von Lothringen 34, 36 f., 43, 48 —, Pfalzgraf 138 —, Hz. v o n Masovien 144 — von Irslingen, Hz. von Spoleto 124 — von Winterstetten 141 — von Wittelsbach, Erzb. von Mainz 109 Konradiner 31 Konstantin der Große 66, 119 Konstantinopel 21, 22, 39, 42, 89, 93 ff., 109, 122 Konstanz 100 f., 115, 127, 133, 134 Konstanze, Kaiserin 116, 120, 123 —• von Aragon, Kg. von Sizilien 128 Kothen 96 Kulm 146 Kuren, Kurland 146 Lahn 25, 31 Lambert, Kaiser 25 Lancia, Gräfin 137 Langobarden 17, 21, 24 f., 35 f., 38, 49, 59, 66 Laon 84 Lausitz 37, 46, 49 Lech 18, 89, 112 Ledifeld 37 Legnano 114 Leitha 50, 55 Lenzen 32

152 Leo III. 22 — IX. 56 f., 63, 68, 92 Leopold, Mgr. von Österreich 85, 91 Letten 146 Liutgard, Hz. von Lothringen 34 Liutizen 27 Liutprand von Cremona 38 Liven, Livland 143 Lodi 100 Loire 17 Lombardei, Lombarden 52, 55, 67, 75, 89, 106, 111, 115, 128, 133—135 Lorch 16 Lothar I., Kaiser 23 — II., König von Lothariengien 24 — von Supplinburg, Kaiser 80, 83, 85, 92, 100, 104, 110, 116 —, König von Italien 35 Lotharingien 24, 30, 32, 34, 42, 48 Lothringen 36, 41, 53, 55, 63 Löwen 25 Lübeck 97, 118, 143, 146 Lucius III. 116 Ludolf, Hz. von Schwaben 34, 36, 52 Ludwig I., der Fromme 23 — II., Kaiser 24 — der Deutsche, König 23 f. — III., König v o n Frankreich 24 — IV. von Frankreich 25, 34 — VII. von Frankreich 93 —, König der Provence 25 —, Hz. von Bayern 130 —, Landgr. v o n Thüringen 133 Lüttich 76, 86 Luxemburg 45 Lyon 136 Maas 24 Magdeburg 37, 40 f., 44, 99, 114

Register Magyaren 30 Mähren 16, 27 Mailand 52, 69 f., 75, 87, 100, 106 ff., 111, 114, 116 Main 15, 17 ff., 25 f., 31, 112 Mainz 33, 36, 48, 70, 73, 80, 85, 109, 114, 119, 127, 131, 134, 139 Manfred, König von Sizilien 137 Mannus 16 Mantua 67, 73 Manuel, griech. Kaiser 93 ff., 99 Markomannen 18 Marozia 38 Marquard von Annweiler 124, 141 Marser 16 Mathilde, (83) Kaiserin 83 —, Markgr. v o n Tosk a n a 59, 69, 71, 73, 79 ff., 88, 99 Mauritius, Erzb. von Braga (Brudinus) 81 Mecklenburg 37, 96, 117, 142 Meerssin 24 Meinwerk, B. von Paderborn 47 Meißen 37, 43, 46, 146 Mellrichstadt 72 Memleben 40 Merowinger 18, 20 Messina 123 Miltenberg 16 Molise 124 Mont Cenis 27, 71, 112 Montebello 113 Monte Cristo 135 Monte Gargano 58 Mosel 19, 24 Monzon 81 Münzenberg, Kämmerer von 141 Myssiko von Polen 49 N a r s e s 17 Neapel 58, 121, 138 Neuwied 16 Niederrhein 18

Niedersachsen 50, 97, 146 Nikolaus II. 63, 66 Norbert von Xanten, Erzb. von Magdeburg 84, 86 Nordheimer 90 Nördlingen 31 Nordmark 37, 96 Nordsee 18 Normandie 58 Normannen 24 f., 57 ff., 67 f., 74, 81, 117 Norwegen 50 Nürnberg 85, 87 Oberitalien 17, 27, 44, 100, 109, 111, 133 Oberrhein 18, 51 Obotriten 27, 96 Oder 16, 27, 37, 117, 146 Odo, Gr. von Champagne 50 Oktavian s. Johann XII. Oldenburg Bistum 96, 118 Oliva 144 Oppenheim 70 Ostasien 27 Österreich 37, 102, 121, 140, 144 Ostgoten s. Goten Ostsachsen 62, 118 Ostsee 15 f., 97, 117, 142 ff. Otto I., Kaiser 33—40, 46 f., 52, 54, 90, 96 — II., Kaiser 40—43 — III., Kaiser 43—46, 51 — IV., Kaiser 125 ff., 143 —, Hz. von Schwaben und Bayern 41, 42 — von Ballenstedt 96 —, B. von Bamberg 96 —, B. von Freising 94 — von Nordheim 62 — von W i t t e n b a c h , Pfalzgraf, Hz. von Bayern 101, 105 f., 118 — von Wittelsbach, Pfalzgraf 126

Register Padina 109 Palermo 68, 122 Paris 41 Paschalis II. 76, 79 Paterno 45 Pavia 17, 24, 35, 45, 47, 108, 113, 114 Petrus, Apostel 20, 21, 66, 70 —· Damiani 65 — von Vinea 136 Pfalz 15, 139 Philipp von Schwaben, König 125 ff., 144 —· II. von Frankreich 129 Piacenza 70, 106 Piasten 146 Piémont 112 Pipin I., Hausmeier 20 — II., Hausmeier 20 —, König 20, 21, 38, 60 —, Sohn Ludwigs I. 24 Pipiniden s. Karolinger Pisa, Pisaner 89, 108, 121 Poitiers 20 Polen 27, 46, 49, 55, 78, 92, 104, 146 Pommern 27, 46, 96, 117, 142 Poppo, Β. von Brixen s. Damasus II. —, Abt von Stablo 47 Posen 104 Prémontré, Prämonstratenser 84 Premysliden 35 Preufien 44, 46, 144 Pribislaw 96 Priegnitz 96 Provence 20, 25, 50, 137

Rhein 15—18, 23, 26, 30 f., 34, 61, 70, 117, 127 Rheinland 26 Rhone 23, 51 Riade, Rieth 32 Ribémont 24 Richard Löwenherz 121, 125 Richard von Aversa 66 Richenza, Kaiserin 92 Riga 143 ff. Ripvarier 18 Robert Guiscard 66, 68, 73, 84 Roger I., Graf von Sizilien 75 Roger II., König v o n Sizilien 84, 87 ff., 92, 101 Roland s. Alexander III. Rom, Römer 16 f., 20—26, 38—45, 49, 55, 56, 59 ff., 66 ff., 74, 78, 80 f., 86 ff., 101 ff., 114 f., 121 f., 127 f., 137, 147 Roncaglia 107 Roncesvaux 21 Rostock 146 Rudolf III., König v o n Burgund 50 — von Rheinfelden, Gegenkönig 72 — IV., Hz. von Osterreich 104 Rügen, Rugier 15

153 Savoyen 17, 111 Scheide 23 Schlei 33 Schlesien 146 Schleswig 50 Schlettstadt 85 Schwaben 18 f., 20, 26, 31 f., 34, 36, 41, 48, 52, 54, 58, 72, 76, 83 ff., 112, 132, 139 Schwäbische Alb 85 Schwarzes Meer 16 Schwarzwald 18, 52 Schweden 15 Schwerin 118 Schwertritter Christi 144

Septimer 27 Siebenbürgen 144 Silvester I. 66 — II. (Gerbert von Aurillac) 44 — III. 56 Simplón 27 Sizilien 24, 41, 66, 68, 89, 92, 93, 95, 99, 100, 105, 108, 112, 114, 116, 120, 121 ff., 126, 127, 130 ff., 140, 144 Slawen (vgl. Wenden) 33, 42, 46 Soana 68 Soissons 19, 20 Somme 18 Sorakte 45 Sorben 27 Spanien 17, 20, 22, 64 Saale 17, 27, 37, 73 Speyer 48, 53, 59, 85, Sachsen 18, 22, 26, 87 31 f., 34, 48, 62, 69 f., 72, 74 f., 83, 90, 99, Splügen 27 Spoleto 38, 99, 124 117, 142, 146 Staufen, Staufer 85 ff., Saladin 119 Pyrenären 19 ff. 126, 129 Saleph 120 Salerno 38 f., 57, 66, Stefan II. 21 Raab 55 74, 89 — IX. 63 Rainulf von Alife 89 Salier 18, 99 —, König v o n Ungarn Rätien 31 Salomo, König von 50 Ratzeburg 118 Ungarn 62 Steiermark 118 Ravenna 44, 125 —, B. von Konstanz 25 Stettin 97 Ravensburg 90 Salzburg 32, 109 Sueben 15 f., 18 Redenitz 37 Sandersleben 80 Suidger, B. von Bamberg Reggio 71 San Germano 92 s. Clemens II. Reinald von Dassel, St. Bernhard 27 Susa 111 Erzb. von Köln 105, Saône 23, 109 Sutri 56 111 Sardinien 135 Syagrius 19 Reval 145

154 Syrien

Register 144

Tagliacozzo 138 Tankred von Lecce 120 Tassilo, Hz. von Bayern 20 f. Taunus 16 Testri 20 Tautoburger Wald 15 Thangmar 33 Theiß 22, 30 Theoderidi der Große 17 Theodora 38 Theophanu 40, 42 Theophylaktus 38 Thorn 146 Thüringen, Thüringer 18 ff., 27, 31 ff., 62, 117, 126, 133, 139, 144 Thüringer Wald 15 Tiberius 18 Tortona 100 Toskana 58, 63, 68, 73, 84, 89, 99, 112, 124 Toulouse 17 Tours 20 Toxandria 18 Trier 33, 55 Trojaner 119 Tschechen 27 Tuisto 16 Turin 71 Tuskulum, Tuskulaner 46, 49, 56, 63, 110, 121 Ulm 88, 139 Ungarn 17, 30 ff., 34, 37 f., 41, 44, 50, 55, 60, 78, 92 f., 144 Unstrut 32, 40

Westfalen 97, 118, 139 Westgoten 19 Wetterau 16 Wibald, Abt von Stablo 91 Wibert von Ravenna (Clemens III.) 73, Varus 15 76 Venedig 27, 40 f., 89, Wido von Ferrara 78 109, 112, 115, 135 — von Spoleto, Kaiser Verdun 23 25 Verona 36, 75, 101, 109, Widukind von Korvei 116 31 Vicelin 96 Wien 121 Vicenza 109 Wikinger 58 Viktor II. 56, 59, 63, Wilhelm der Eroberer 68 71 — I V . 108 — I., K. von Sizilien Vogesen 18, 112 101, 105, 110 Volta 73 — II., K. von Sizilien Vouglé 19 117. 120 — III., K. von Sizilien Wagrien 97 121 Waldemar II., K. von — von Holland, GegenDänemark 142 könig 139 Walther von der Vogel—, Erzb. von Mainz 36 weide 141 —, B. von Modena 144 Wandalen 16 f. Willigis, Erzb. von Wäschenbeuren 85 Mainz 42 Weichsel 15, 27, 146 Wladislaw, K. von Weinsberg 92 Böhmen 104 Weif, Gemahl Mathildes Worms 48, 62 , 69, 81, 75 85 — der Ältere 90. 99, Württemberg 139 112 — der Jüngere 111 Weifen 75, 91, 94, 98, Xanten 34 102, 119, 121, 125, Zacharias, Papst 21 129, 138 Zähringer 75, 87, 132 Webs 34 Wenden 22, 27, 34, 37, Zisterzienser 108, 144 Zürich 75, 87 41, 43, 96 f. Zypern 123 Weser 15

Unteritalien 39, 46, 49, 57, 60, 66, 81, 101 Urban II. (Odo von Châtillon) 75, 78 — III. 116 Utrecht 53, 83

Prof. Dr. W a l t h e r Hubatsdi

Hindenburg und der Staat

Bewährte

Titel

Aus den Papieren des Generalfeldmarsdialls und Reichspräsidenten von 1887 bis 1934 XVI, 397 Seiten, davon 232 Seiten Dokumente, 20 Abb. auf Kunstdrucktafeln, Gr.-8°, Leinen DM 39,80, sfr. 45.— Prof. Dr. Walter Hildebrandt

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·

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Geschichte Englands. Von H. P r e l l e r . 2 Bde. I: bis 1815. 4., erw. Aufl. 128 S„ 7 Stammtafeln, 1 Kte. 1967. (375) II: Von 1815 bis 1910. 2., voll, umgearb. Aufl. 118 S., 1 Stammtaf., 7 Ktn. 1954. (1088) Römische Geschichte. Von F. A l t h e i m . 4 Bde. 2., verb. Aufl. I: Bis zur Schlacht bei Pydna (168 v. Chr.). 124 S. 1956. (19) II: Bis zur Schlacht bei Actium (31 v. Chr.). 129 S. 1956. (677) III: Bis zur Schlacht an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.). 148 S. 1958. (679) Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Von O. G r a f z u S t o l b e r g - W e r n i g e r o d e . 192 S., 10 Ktn. 1956. (1051/1051 a) SOZIOLOGIE Sozialpsychologie. Von P. R. H o f s t a t t e r . 3. Aufl. 191 S., 18 Abb. 1967. (104/104 a) Soziologie. Geschichte und Hauptprobleme. Von L. v o n W i e s e . 8. Aufl. 183 S. 1967. (101/101 a) Ideengeschichte der sozialen Bewegung des 19. und 20. Jh. Von W. H o f m a n n . 3., neubearb. u. erg. Aufl. unt. Mitw. von W. A b e n d r o t h . 296 S. 1970. (1205/1205a) Methoden der empirischen Sozialforschung. Von P. A t t e s l a n d e r . Unt. Mitarb. von K. B a u m g a r t n e r , F. H a a g , J. ö t t e r l i , R. S t e i n e r . 313 S. 1969 (1229/ 1229 a) Religionssoziologie. Von G. Κ e h r e r . 158 S. 1968. (1228) Sämtliche Bände dei Sammlung Göschen finden Sie in dem Gesam tveizeichnis.

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