Rhetorische Fragen 3484301678, 9783484301672

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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VORWORT
1. EINLEITUNG
1.1 Rhetorisches Fragen
1.2 Rhetorische Fragen in deutschen Grammatiken und Stilistiken
1.3 Ziele der Untersuchung
2. EIN RAHMEN FÜR DIE EMPIRISCHE SPRECHAKTANALYSE
2.1 Linguistische Sprechakttheorie
2.2 Zuweisung, Definition und Klassifikation von Sprechakttypen
2.3 Anforderungen an eine Sprechakttypenklassifikation
2.4 Ergebnis
3. SATZTYP UND SPRECHAKTTYP - INTERROGATIVMODUS UND FRAGEHANDLUNG
3.1 Wörtliche Bedeutung, neutraler Kontext und Direktheit
3.2 Indirektheit und illokutionäre Indikatoren
3.3 Zur Einheitlichkeit interrogativer Satztypen – grammatische Analysen
3.3.1 Q-Morphem-Analyse
3.3.2 Performative Hypothese
3.3.3 Ergebnis
3.4 Zur Einheitlichkeit der Fragehandlung - pragmatische Analysen
3.5 Gibt es rhetorische Fragesatztypen?
3.5.1 Intonation und Verbstellung als Kriterien für Entscheidungsfragesätze
3.5.2 Eine REST-Analyse
3.5.3 Interrogativsatztypen und rhetorische Fragen
3.6 Ergebnis
4. ZUR SEMANTIK DER FRAGE
4.1 Vorbemerkung
4.2 Antworten und Erwiderungen
4.3 Zur Semantik des propositionalen Gehalts von Fragesätzen
4.4 Erotetischer Typ und Frageeinstellung
4.5 Rhetorische Fragen - ein Fall von Quasi-Wahrheit?
4.6 Ergebnis
5. SPRACHLICHE ANZEICHEN FÜR DIE RHETORIZITÄT RHETORISCHER FRAGEN
5.1 Vorbemerkung
5.2 Modalpartikeln
5.3 Negation
5.3.1 nicht
5.3.2 Polaritätselemente
5.3.3 Konjunktiv II (+nicht)
5.4 Komparativkonstruktionen
5.5 SatzVerknüpfung
5.6 Verben und verbale Konstruktionen
5.7 Standardisierte rhetorische Formeln
5.8 Rhetorische Mittel und Rhetorizität
6. ZUR PRAGMATIK RHETORISCHER FRAGEN
6.1 Illokution, Präsupposition, Implikatur
6.2 Rhetorische Fragen als indirekte Behauptungen
6.3 Rhetorizität oder Gibt es einen rhetorischen Fragehandlungstyp?
6.4 Prüfungsfragen, Suggestivfragen, Stimulusfragen
6.5 Rhetorische Fragen in Sprechaktsequenzen
6.6 Ergebnis
7. RÜCKBLICK
ANHANG
A. RHETORISCHE FRAGEN
B. RHETORISCHE AUFFORDERUNGEN
C. RHETORISCHE BEHAUPTUNGEN
LITERATUR
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Rhetorische Fragen
 3484301678, 9783484301672

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Linguistische Arbeiten

167

Herausgegeben von Hans Altmann, Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Jörg Meibauer

Rhetorische Fragen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Meibauer, Jörg: Rhetorische Fragen / Jörg Meibauer. - Tübingen : Niemeyer, 1986. (Linguistische Arbeiten ; 167) NE:GT ISBN 3-484-30167-8

ISSN 0344-6727

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1986 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt.

INHALT

VORWORT

VII

1.

EINLEITUNG

l

1.l 1.2 1.3

Rhetorisches Fragen Rhetorische Fragen in deutschen Grammatiken und Stilistiken Ziele der Untersuchung

i 2 7

2.

EIN RAHMEN FÜR DIE EMPIRISCHE SPRECHAKTANALYSE

9

1.l 2.2 2.3 2.4

Linguistische Sprechakttheorie Zuweisung, Definition und Klassifikation von Sprechakttypen Anforderungen an eine Sprechakttypenklassifikation Ergebnis

9 13 15 18

3.

SATZTYP UND SPRECHAKTTYP - INTERROGATIVMODUS UND FRAGEHANDLUNG

19

3.1 3.2 3.3

19 31

3.5.2 3.5.3 3.6

Wörtliche Bedeutung, neutraler Kontext und Direktheit Indirektheit und illokutionäre Indikatoren Zur Einheitlichkeit interrogativer Satztypen - grammatische Analysen Q-Morphem-Analyse Performative Hypothese Ergebnis Zur Einheitlichkeit der Fragehandlung - pragmatische Analysen Gibt es rhetorische Fragesatztypen? Intonation und Verbstellung als Kriterien für Entscheidungsfragesätze Eine REST-Analyse Interrogativsatztypen und rhetorische Fragen Ergebnis

4.

ZUR SEMANTIK DER FRAGE

4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6

Vorbemerkung Antworten und Erwiderungen Zur Semantik des propositionalen Gehalts von Fragesätzen Erotetischer Typ und Frageeinstellung Rhetorische Fragen - ein Fall von Quasi-Wahrheit? Ergebnis

5.

SPRACHLICHE ANZEICHEN FÜR DIE RHETORIZITÄT RHETORISCHER FRAGEN

1.l 5.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.3.3

Vorbemerkung Modalpartikeln Negation nicht Polaritätselemente Konjunktiv II (+nicht)

3.3.1 3.3.2 3.3.3 3.4 3.5 3.5.1

43 45 51 55 55 60 63 67 71 82 83

83 85 91 101 108 110 111

111 112 127 128 136 140

VI

5.4 5.5 5.6 5.7 5.8

Komparativkonstruktionen Satzverknüpfung Verben und verbale Konstruktionen Standardisierte rhetorische Formeln Rhetorische Mittel und Rhetorizität

6.

ZUR PRAGMATIK RHETORISCHER FRAGEN

6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6

Illokution, Präsupposition, Implikatur Rhetorische Fragen als indirekte Behauptungen Rhetorizität oder Gibt es einen rhetorischen Fragehandlungstyp? Prüfungsfragen, Suggestivfragen, Stimulusfragen Rhetorische Fragen in Sprechaktsequenzen Ergebnis

7.

RÜCKBLICK

ANHANG A. B. C.

142 144 150 151 154 160

160 163 171 174 178 183 184 186

RHETORISCHE FRAGEN RHETORISCHE AUFFORDERUNGEN RHETORISCHE BEHAUPTUNGEN

LITERATUR

188 279 282 284

VORWORT

Die vorliegende Untersuchung ist eine überarbeitete Fassung neiner gleichnamigen Dissertation, die ich im September 1984 bei der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln eingereicht habe. Berichterstatter waren Prof. Dr. Marga Reis und Prof. Dr. Heinz Vater; letzter Tag der mündlichen Prüfung war der 2.2.1985. Ich habe zunächst Heinz Vater für das Zweitgutachten und für seinen Vorschlag, diese Arbeit in die Reihe der 'Linguistischen Arbeiten1 aufzunehmen, zu danken. Marga Reis danke ich ganz besonders herzlich für ihre behutsame und sachkundige Betreuung. Ein herzliches Dankeschön geht auch an meine Eltern, Ruth und Horst Meibauer, vor allem dafür, daß sie mich in meinem Studium stets nach Kräften unterstützt haben. Bettina Kümmerling hat sorgfältig die Druckvorlage hergestellt; nicht nur dafür bekomnt sie einen Kuß. Köln, im November 1985

Jörg Meibauer

1.

EINLEITUNG

1.1

Rhetorisches Fragen

Manch einem wird es schon passiert sein, daß ihn ein aufmerksamer Zuhörer gefragt hat, ob er eine gerade gestellte Frage als "echte" Frage oder nur "rhetorisch" gemeint hat. Solche Vorkomnisse zeigen, daß 'rhetorische Frage1 nicht nur ein Ausdruck der sprachwissenschaftlichen Theoriesprache, sondern auch ein durchaus gebräuchlicher Ausdruck der Umgangssprache ist. Sehen wir uns folgende Belege aus Zeitungsartikeln an:^ (1)

(B241) Was macht man mit einem ramponierten Dokument der modernen Architektur, das allenfalls aus einiger Entfernung noch ungefähr so aussieht, wie es in unzähligen Büchern zu Kunst und Architektur unseres Jahrhunderts abgebildet ist? Eigentlich ist dies eine rhetorische Frage, denn die allerorten zu besichtigende Praxis im Umgang mit bedeutenden Bauten, die den Krieg nicht heil überstanden haben, weist klar in eine bestimmte Richtung: auf die Wiederherstellung des originalen Zustands.

(2)

(B542) Für die sozialdemokratischen Länder hat der Hamburger Senator Grolle (SPD) so formuliert: "Die Schule hat die Verpflichtung, sich mit den kritischen Fragen auseinanderzusetzen, die junge Menschen angesichts weltweit wachsender Rüstung und Krisengefahr stellen: Wie friedlich ist ein Friede, dessen Preis ständiger Krieg ist? Welche Sicherheit bietet eine Sicherheitspolitik, die darin besteht, Overkill-Potentiale zu steigern?" Diese Fragen sind rhetorisch. Aber: Wieso bedeutet Rüstung "ständiger Krieg" - bisher hat sie den Krieg verhindert, meint die andere Seite.

(3)

(B5) Als Reagan 1980 im Wahlkampf rhetorisch fragte: "Geht es euch besser als vor vier Jahren?", antwortete Amerika entschlossen mit Nein. Jimmy Carter mußte gehen. Würde Präsident Reagan diese Frage heute wiederholen, müßten selbst die schärfsten Kritiker von "Reagonomics" zugestehen, daß Erfolge erzielt wurden.

In diesen Textausschnitten beziehen sich die Autoren jeweils auf Fragen, die in den Texten vorkamen, und sie sagen von diesen Fragen, sie seien "rhetorisch". Angencmnen, ein Leser versteht nicht, was damit gemeint ist: Wie Die Belege entstammen dem im Anhang wiedergegebenen Korpus, auf das sich die vorliegende Arbeit stützt. Belege werden im folgenden mit einem "B", auf das die Belegnummer folgt, zitiert. Die Quelle der Belege wird im einzelnen im Korpus nachgewiesen.

2

könnten wir es ihm erklären? Wir würden wahrscheinlich in bezug auf (1) sagen: Wer die rhetorische Frage stellt, will nicht wirklich eine Antwort haben, er hat schon eine parat. In diesem Fall: Man stellt den originalen Zustand des ramponierten Dokuments der modernen Architektur wieder her. Ganz ähnlich bei (2): Die jungen Menschen, die der Hamburger Senator zitiert (und eventuell er selbst) wollen gar nicht wissen, wie friedlich genau der Friede ist und welche Sicherheit im einzelnen die Sicherheitspolitik bietet; sie wissen schon: Ein Friede, dessen Preis ständiger Krieg ist, ist nicht friedlich. Eine Sicherheitspolitik, die darin besteht, Overkill-Potentiale zu steigern, bietet keine Sicherheit. Und auch im Falle von (3) stand es für Reagan wohl von vorneherein fest, wie die richtige Antwort zu lauten hatte, genauso, wie es bei einer Wiederholung der Frage zum heutigen Zeitpunkt feststehen würde, obgleich die jeweiligen Antworten "Nein" und "Ja" lauten. Eine rhetorische Frage, so können wir weiter erläutern, ist keine "echte" Frage, weil wir es dem Fragenden nicht abnehmen, daß er von uns wirklich etwas wissen will, was er selbst nicht weiß; vielmehr haben wir den Eindruck, daß der Fragende eine Behauptung aufstellt. Wie es kommt, daß man eine Frage als "rhetorisch" verstehen kann, und was mit einer rhetorischen Frage eigentlich gemeint ist, ist der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Wir haben nun an drei Beispielen gesehen, daß man im Alltag etwas über rhetorische Fragen weiß; wir wollen nun sehen, was man in Grammatiken und Stilistiken des Deutschen darüber weiß. 1.2

Rhetorische Fragen in deutschen Grammatiken und Stilistiken

Paul (1968, Bd. III, Tl. IV:13f) gibt folgende Definition der rhetorischen Frage:2 "Man kann auch Fragen stellen, von denen man von vornherein zu wissen glaubt, wie sie beantwortet werden müssen, die nur dazu dienen, den Angeredeten zur Anerkennung einer Tatsache zu nötigen (sogenannte rhetorische Frage)."

Diese Definition enthält zwei Aspekte der Bestirmung rhetorischer Fragen, die auch bei anderen Autoren vorkommen: (4)

2

(A) Rhetorische Fragen zielen wesentlich nicht auf Antworten ab.

Vgl. auch Paul ( 1 9 7 5 9 : 1 3 7 f ) .

(B)

Rhetorische Fragen haben die Funktion, den Angeredeten zur Anerkennung einer Tatsache (Paul) (bzw. Meinung (Grebe, Schmidt), Behauptung (Heidolph et a l . ) ) zu bewegen.

(A) wird auch von Behaghel (1928:432) vertreten: "Es gibt aber auch Fragesätze, bei denen der Fragesteller eine ganz bestimmte Antwort als selbstverständlich betrachtet, diese also gar nicht zu erfolgen braucht (rhetorische Fragen)."

Ferner findet sich Auffassung (A) in den neueren Grammatiken von Schmidt (1977: 316), Grebe (1973 3 :476) und Jung (1982 7 :32). (B) findet sich - mit den eben vermerkten Nuancen - in den Definitionen von Schmidt (1977:316), Grebe (1973 3 :416) und Heidolph et al. (1981:95). Bei Paul (a.a.O.) kommt explizit zum Ausdruck, daß rhetorische Fragen in formaler Hinsicht von Satzfrage und Wortfrage nicht zu unterscheiden sind: "Auch bei der Frage sind manche Modifikationen möglich, ohne daß dies in der Form des Satzes zum Ausdruck kommt."

Bei Schmidt (1977:316) und bei Jung (19827:32) ist entsprechend davon die Rede, es handele sich bei der rhetorischen Frage um "keine echte Frage". Helbig/Buscha (1979 5 :544) stellen fest: "Die rhetorische frage ist im Grunde nur der Form nach eine Frage (und zwar eine Entscheidungsfrage)."

Heidolph et al. (1981:95) vermerken dagegen genau wie Paul, daß rhetorische Fragen sowohl in Ja-Nein-Frageform als auch in Ergänzungsfrageform vorkommen. Zu diesen Auffassungen steht Grebe (1973 3 :476) im Widerspruch, der rhetorische Fragen zusammen mit Entscheidungs- und Ergänzungsfrage als eine Unterart des Fragesatzes abhandelt. Jedoch wird diese Einschätzung in Drosdcwski 4 (1984 :561) fallengelassen. Wenn wir von der Grebeschen Charakterisierung absehen, können wir als weitere gängige Bestimmung festhalten: (41)

(C)

Rhetorische Fragen sind (nur) der Form nach Fragen/keine echten Fragen.

Ein Hinweis darauf, was rhetorische Fragen "eigentlich" sind, findet sich bei Curme (1922:287): "[The g^iestion form is often used] with the force of a declarative sen'tence to state something confidently."

Der deklarative Aspekt wird auch von Heidoph et al.

(1981:95) hervorgehoben:

"Fragen, deren Antwort bereits feststeht, nehmen den Charakter besonders nachdrücklicher Behauptungen an."

4

Ein weiteres Charakterist ücum, auf das schon Griitm (1890:738) aufmerksam machte - "Die rhetorische frage geradezu eine form der Verneinung." - wird bei Jung (19827:32) erwähnt: "Die verneinte Form meint, daß es so ist; die bejahte oft, daß es nicht so ist, wie der Sprechende es formuliert."

Bei Helbig/Buscha (1979 :544) heißt es von der rhetorischen Frage: "Mit Negationselement entspricht sie einem Aussagesatz ohne Negationselement [ . . . ] , ohne Negationselement entspricht sie einem Aussagesatz mit Negation selement [. .. ] . Die modale Schattierung des Fragesatzes wird im entsprechenden Aussagesatz durch die Partikel doch ausgedrückt."

In der folgenden Übersicht wird deutlich, auf welche Beispiele für rhetorische Fragen sich die oben erwähnten Grammatiken stützen: (5)

(a)

Entscheidungsfragen

Jung Helbig/Buscha Grebe Curme Schmidt Grebe Helbig/Buscha Jung Schmidt Helbig/Buscha Curme (b)

Hab ich dich nicht gewarnt? (=Ich habe dich gewarnt.) Habe ich Sie nicht vor ihm gewarnt? (=Ich habe Sie doch vor ihm gewarnt.) Habe ich nicht immer vor ihm gewarnt? Hab' ich nicht recht gehabt? Hab ich es nicht schon immer gesagt? Will die Menschheit sich wirklich selbst vernichten? Willst du, daß ich mich beschwere? (=Du willst doch nicht, daß ich mich beschwere.) Willst du, daß ich Lärm schlage? (=Das willst du sicher nicht.) Soll die Menschheit sich durch die Atombombe selbst vernichten? Ist das nicht zum Lachen? (=Das ist doch zum Lachen.) Bin ich etwa dein Sklave?

Ergänzungsfragen

Heidolph et al. Grimm

Und wer hat euch das vorausgesagt? - Ich, dem ihr nicht glauben wolltet! Wer war vergnügter als ich?

In einigen Grammatiken werden zusätzlich zu den rhetorischen Fragesätzen Sätze angegeben, die zu diesen in einem besonderen Verhältnis stehen (vgl. die Sätze in den Klammem bzw. das Beispiel von Heidolph et al.). Welcher Art dieses Verhältnis ist, wird in dieser Arbeit zu klären sein. Zusammenfassend können wir folgendes sagen: (A) - (C) formen - bei allen Unterschieden bzw. Unklarheiten im einzelnen - so etwas wie den Konsens in bezug auf rhetorische Fragen in deutschen Grammatiken. Zusätzliche Hinweise bestehen in der möglichen deklarativen Funktion von rhetorischen Fragen, sowie der besonderen Rolle der Negation. Dabei wird besonders in bezug auf (C) die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen Fragesatzform und Fragesatzfunktion

deutlich; der Terminus 'rhetorische Frage1 läßt offen, was gemeint ist. In neueren deutschen Stilistiken finden sich verhältnismäßig ausführliche Darstellungen zu rhetorischen Fragen, wenn auch nicht irrmer in klarer und systematischer Form.3 Die klarsten Abgrenzungen zu anderen Fragesatzformen liegen bei Fleischer/ Michel (1975:130f) vor, die zwischen 'echten1 Fragen (Ergänzungsfrage, Entscheidungsfrage, Vergewisserungsfrage) und 'scheinbaren' oder 'formalen' Fragen (rhetorische Frage, Aufforderungsfrage) unterscheiden, sowie bei Riesel/ Schendels (1975:158f), die zwischen 'echten' bzw. 'eigentlichen' Fragen und 'unechten Fragesätzen" (rhetorische Frage, Aufforderungsfrage) unterscheiden. "Klar" sind diese Distinktionen allerdings nur relativ: Die Benennung der 'scheinbaren' Fragen als 'formale' Fragen ist denkbar irreführend; die Subklassifizierung scheinbarer/unechter/uneigentlicher Fragen bedürfte weiterer Begründung, vor allem im Hinblick auf sprachliche Indirektheit; bei Riesel/ Schendels wird die "Uhechtheit" fälschlich auf Sätze bezogen. Generell - wie auch bei den besprochenen Grammtiken - wird nicht sorgfältig zwischen Fragesätzen (ihren Formen) und mit ihnen ausführbaren Handlungen (ihren Funktionen) differenziert. Bei Agricola (1969, Bd. 11:940) findet sich ebenfalls der Hinweis auf Aufforderungslesarten im Zusanmenhang mit rhetorischen Fragen: "Rhetorische Fragen sind Äußerungen, die wie Fragen gebaut, aber nicht als solche gemeint sind. Beispiele: Sollte das möglich sein? (Verwunderung)/ Willst du wohl schweigen? (Aufforderung)."

An anderer Stelle heißt es: "Die rhetorische Frage ist ein in Frageform geklei4 deter Ausruf oder Aussagesatz."(1113) Die hier vage konstatierte Verwandtschaft von rhetorischen Fragen mit Ausrufen wird auch bei Riesel/Schendels (1975:159) behauptet: "Die Frage kann so angelegt sein, daß das Sem 'Mitteilung' die Oberhand gewinnt. Dazu gehören rhetorische Fragen, deren Redeabsicht den Aussagesätzen näher kommt, und die Ausrufesätze in der Form eines Fragesatzes."

3

4

Vgl. etwa Seidler (1963 2 :196), Seiffert ( 1 9 7 7 : 9 0 ) . Ersterer sagt von der rhetorischen Frage, sie wolle "Staunen in erregender Weise dem Hörer mitteilen"; und weiter: "Denn in dieser Satzart soll auch der Hörer zur selben Haltung aufgerufen werden."(ebd.) Letzterer behauptet ohne weitere Begründung, die "unterstellte Antwort auf die rhetorische Frage ist meist Nein."(ebd.) In solchen Formulierungen wird die terminologische bzw. theoretische Unsicherheit mancher Autoren besonders deutlich; hier wird impliziert, daß Frageformen zugleich Aussagesätze darstellen können.

Eigenartigerveise machen die Autoren nur für den zweiten Fall die bekannte Negations/Affirmations-Relation geltend. Ferner wird auch bei Faulseit/Kühn (1969^:176) die Rhetorizität einer Frage mit ihrem AusrufCharakter in Verbindung gebracht (Beispiel: Warum, zum Teufel, hat er alles der Frau erzählen müssen?) , sowie bei Schneider (1968 2 :426). In einigen Stilistiken - bei Sowinski (1973) , Fleischer/Michel (1975), Schneider (1960^) - wird, wohl hervorgerufen durch die Beschäftigung mit literarischen lexten, auf Grade der Beantwortbarkeit von rhetorischen Fragen aufmerksam gemacht, vgl. Sowinski (1973:110): " [ . . . ] wartet der Fragende nicht auf die Antwort eines Dialogpartners, sondern verzichtet darauf oder gibt sie selbst, entweder weil sich auf diese Frage keine Antwort geben läßt (Wer zählt die Völker, nennt die Warnen?) oder weil die Frage vor einer Feststellung eine besondere Spannung schaffen oder die eigentliche Problematik bewußt machen soll."

(Dies gilt offensichtlich nicht für die Sequenz Frage-rhetorische GegenfrageAntwort, was Sowinski, der ein entsprechendes Beispiel gibt, nicht bemerkt.) Ähnlich bei Fleischer/Michel (1975:132): "Sie [die rhetorische Frage, J . M . ] enthält die Antwort schon in sich, wird vom Fragesteller beantwortet oder bleibt unbeantwortet, weil sie zum gegebenen Zeitpunkt gar nicht beantwortet werden kann." ·)

Schneider (1968 :426) läßt als einziger von den untersuchten Autoren die prinzipielle Beantwortbarkeit der rhetorischen Frage durch den Hörer zu. Er betont sogar, daß es Übergänge zwischen echter und rhetorischer Frage gebe und daß es "von der Auffassungskraft des Hörers" abhänge, "ob er aus der Frage die selbstverständliche Antwort heraushört."(427) In bezug auf mögliche stilistische Werte sind die befragten Stilistiken wenig aussagekräftig (was wohl auch damit zusammenhängt, daß es keine ausgearbeitete wissenschaftliche Stilistik gibt). So behauptet Schneider (1968^: 426), der rhetorisch Fragende bekunde "eine echte (oder erheuchelte) Teilnahme am Gegenstand", Sowinski (1973:110f) konstatiert "besondere Spannung" bzw. "besonderen Effekt"; Faulseit/Kühn (1969^:175) meinen, rhetorische Fragen hätten die Funktion "einen neuen Gedanken einzuleiten und durch die derartige Auflockerung des gleichmäßigen Redeflusses die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu fesseln." Ebenso Agricola (1969, Bd. 11:1113), der den Gesichtspunkt des variatio delectat betont: "Die Frage durchbricht die Eintönigkeit der aneinandergereihten Aussagesätze." Die rhetorische Frage ziehe den Leser mehr ins Geschehen als "die Satzform des bloßen Berichts."(ebd.) Fleischer/Michel (1975: 132) beobachten die Wiedergabe von "Gedanken mit starkem Gefühlsgehalt" in

rhetorischen Fragen; bei Riesel/Schendels (1975:159) ist von der "absoluten stilistischen Färbung" und von einem "emotionalen Oberton" die Rede. Dem widerspricht in gewisser Weise die Bemerkung bei letzteren, der wissenschaftliche Stil verwende "vorrangig" rhetorische Fragen, und der Sender bezwecke mit ihrem Gebrauch "eine schärfere und logische Denkhaltung seitens des Empfängers." (160) Die Durchsicht neuerer deutschen Stilistiken hat demnach das wenig befriedigende Ergebnis, daß rhetorische Fragen eher impressionistisch und weitgehend ad hoc - auch in bezug auf mögliche stilistische Werte - charakterisiert werden. 1.3

Ziele der Untersuchung

Trotz der Tatsache, daß rhetorische Fragen in Grammatik und Stilistik schon seit längerem bekannt sind, gibt es nur wenige Untersuchungen zu diesem Thema in der neueren Sprachwissenschaft. Insofern dürfte eine Arbeit, die sich ausführlich mit syntaktischen, semantischen und pragmatischen Aspekten deutscher rhetorischer Fragen beschäftigt, ein Desiderat der Forschung darstellen. Die vorliegende Arbeit ist eine empirische Untersuchung in zweierlei Hinsicht: Erstens, indem sie von einer umfangreichen Belegsammlung ausgeht, die im Anhang wiedergegeben wird. Zweitens, weil sie einem Konzept verpflichtet ist, das man 'empirische Sprechaktanalyse1 nennen kann. Empirische Analyse von Sprechakten bedeutet, daß möglichst alle an der Interpretation von Sprechakten beteiligten Faktoren systematisch aufeinander bezogen werden, soweit dies der Stand der linguistischen Theoriebildung zuläßt. Es handelt sich also um den Versuch, Grammatik und Pragmatik zu beider Vorteil zu integrieren, ohne dabei auf die Markierung theoretisch sinnvoller Grenzlinien zu verzichten. Da empirische Sprechaktanalyse Aufgabe einer linguistischen Sprechakttheorie ist, stelle ich im 2. Kapitel der vorliegenden Arbeit zunächst dar, was in meinen Augen genuiner Untersuchungsgegenstand einer linguistischen Sprechakttheorie sein sollte: der Zusammenhang zwischen Sprechakttypenzuweisung und der Definition und Klassifikation von Sprechakttypen. Im 3. Kapitel geht es um die Frage, wie die Beziehung zwischen Satztyp und Sprechakttyp, und zwar sowohl bei sprachlicher Direktheit als auch bei sprachlicher Indirektheit, zu denken ist. Dabei werden auf der einen Seite grammaSoweit mir bekannt, handelt es sich um jeweils ein Kapitel in Berg (1978), Pope (1976) und Zaefferer (1984) , sowie die Abhandlungen von Abdullaev ( 1 9 7 7 ) , Borillo (1981), Conrad ( 1 9 8 2 ) , Gresillon (1980), Rehbock (1984), Sadock ( 1 9 7 1 ) , Schmidt-Radefeldt ( 1 9 7 7 ) , Schwitalla (1984) und Stati (1982). Weitere Erläuterungen befinden sich dort.

8

tische Analysen zur Einheitlichkeit des interrogativen Satzmodus, auf der anderen Seite pragmatische Analysen zur Einheitlichkeit der Fragehandlung diskutiert. Ein wesentliches Ergebnis dieses Kapitels ist, daß es keine rhetorischen Fragesatztypen gibt. Im 4. Kapitel befasse ich mich mit der Semantik von Fragesätzen, denn es wird in dieser Arbeit die Auffassung vertreten, daß rhetorische Fragen die Semantik von Informationsfragen aufweisen. Im 5. Kapitel gehe ich dann auf die sprachlichen Mittel ein, die in unterschiedlicher Weise die Rhetorizität einer Frage beeinflussen. Dabei wird insbesondere untersucht, ob diese sprachlichen Mittel 'illokutionäre Indikatoren' sind. Im 6. Kapitel erläutere ich das in dieser Arbeit vertretene Verständnis der rhetorischen Frage als indirekte Behauptung. Ein wichtiges Ergebnis ist, daß es keine rhetorischen Fragehandlungstypen gibt, da Rhetorizität keine spezielle Eigenschaft rhetorischer Fragen ist, sondern auch bei anderen Sprechakttypen vorkommt.

2.

EIN RAHMEN FÜR DIE EMPIRISCHE SPRECHAKTANALYSE

2.1

Linguistische Sprechakttheorie

In den letzten Jahren hat es eine Reihe von Versuchen gegeben, eine spezifisch linguistische Sprechakttheorie zu entwickeln (z.B. bei Sadock (1974) , Wunderlich (1976) und Katz (1977)) und damit den sprachlichen Besonderheiten, die etwa Searle in seinem sprachphilosophischen Hauptwerk Speech Acts sträflich vernachlässigt hatte, die ihnen im Hinblick auf das Gelingen der Konmunikation gebührende Beachtung zu geben. Zwar war man sich im großen und ganzen einig darüber, daß die Sprechakttheorie in die linguistische Pragmatik gehöre, wobei deren Gegenstand etwa mit Stalnaker (1972:383) als "the study of linguistic acts and the contexts in which they are performed" verstanden wurde, doch erwies sich der Teufel immer wieder - wie auch schon bei Searle - im Detail, und das heißt für die Sprechakttheorie: bei der Abgrenzung von Semantik und Pragmatik. Hatte Searle (1971:32f) schon nicht sorgfältig zwischen der "Untersuchung der Bedeutung von Sätzen" und der "Untersuchung des Vollzugs von Sprechakten" unterschieden, so tun sich auch die anderen, eher linguistisch motivierten Untersuchungen hier schwer: So identifiziert Sadock (1974:11) die illokutionäre Kraft einer Frage mit der semantischen Repräsentation des tiefenstrukturellen Matrixsatzes I ASK you und macht sie so zu einer rein grammatikinternen Größe (vgl. Abschnitt 3.3.2). Wunderlich (1976:119) betrachtet "die Sprechakttheorie als eine Erweiterung der Theorie der Bedeutung in natürlichen Sprachen" und läuft damit Gefahr, wie Bierwisch (1980:2) ihm vorwirft, den grundlegenden Unterschied zwischen Sprache und Kommunikation zu verwischen. Und Katz (1977) kümmert sich ausschließlich um die Frage, wie der propositionale Typ eines Satzes, verstanden als Information, die den Sprechakttyp im Nullkontext bestimmt, semantisch zu repräsentieren sei und vernachlässigt so den pragmatischen Aspekt (vgl. Abschnitt 3.1). Man kann vermuten, daß die Frage: "Gehört die linguistische Sprechakttheorie zur Pragmatik, zur Semantik oder zu beidem?" deshalb so schlecht beantwortet werden kann, weil die in der Frageformulierung genannten Alternativen gar nicht

10

zur Differenzierung zwischen den wichtigsten Aspekten einer linguistischen Sprechakttheorie ausreichen. Bierwisch (1979:121) hat dafür plädiert, die alte Trichotomie SyntaxSemantik-Pragmatik zugunsten eines differenzierteren Theoriengefüges aufzugeben: (1)

a.

Eine Theorie der Sprache hat die lautliche, die morphologischsyntaktische und die logische Struktur der Sprache zu erfassen.

b.

Eine Theorie der Alltagskenntnis hat den Aufbau konzeptueller Systeme zu erfassen, die die perzeptive, kognitive und motorische Verarbeitung der Umwelt determinieren.

c.

Eine Theorie der sozialen Interaktion hat die Strukturen interindividueller Handlungen zu erfassen, unter denen kommunikative Handlungen ein Teilsystem bilden.

Kommunikative Handlungen, so lautet Bierwischs These, werden in komplexer Weise sowohl durch die Grammatik einer Sprache, als auch durch die Systeme der Alltagskenntnis und der sozialen Interaktion determiniert. Dazu paßt die Definition des Sprechakts, die Bierwisch (1980:7) gibt, und die Lang (1983a:321) in dem folgenden Schema veranschaulicht:^ Strukturschema eines Sprechakts

«ins,

N

Pf

t

n

0

Z1' Z 2··· unanalysierte Einheiten, d.h. Äußerungsereignisse (Inskriptionen). Für die Sprechakttypenklassifikation kennen nur diejenigen Äußerungsereignisse in Frage, die als Sprechakt von dem und dem Typ identifiziert werden können. Daher v/ill ich die Individuen ,..., y,..., z,— als Sprechakte betrachten. Diese Individuen können nun auf einer übergeordneten Ebene zu Klassen von Individuen, nämlich Sprechakttypen, zusammengefaßt werden. Z.B. gehören , ·\, X2·.. zur Klasse der assertions, y, y-], y2··· zur Klasse der statements, z, z-j, z 2 ... zur Klasse der promises. Diese Individuenklassen seien B, B-|, 82,.·. genannt. Auf einer dritten Ebene können jetzt die Individuenklassen zu Klassen von Individuenklassen, also Klassen von Sprechakttypen zusammengefaßt werden. Z.B. gehören B und B-^ zur Klasse der Assertives, B2 dagegen zur Klasse der Cormisives. Diese Klassen, deren Elemente Individuenklassen sind, werden mit K, K-j, K2-.. benannt. Sprechakttheoretische Klassifizierung heißt nach dieser Darstellung nichts anderes, als B-Klassen in K-Klassen zu ordnen. Selbstverständlich sagt eine formale Darstellung noch nichts über die Korrektheit der verwendeten Klassifikationskriterien aus; diese gilt es zu prüfen, will man verschiedene konkurrierende Klassifikationsvorschläge bezüglich ihrer empirischen Adäquatheit bewerten. Probleme der Sprechakttypenzuweisung und der Sprechakttypendefinition stehen - am Beispiel rhetorischer Fragen - im Mittelpunkt dieser Arbeit. Im folgenden will ich daher auf Anforderungen an eine linguistische Klassifikation von Sprechakttypen zu sprechen können. 2.3

Anforderungen an eine Sprechakttypenklassifikation

Gelegentlich wird an der Searleschen Klassifikation getadelt, daß sie bestimmten formalen Anforderungen an eine Klassifikation nicht gerecht wird (z.B. Ballmer (1979), Lang (1983a:336)). Ich möchte auf diese Kritik am Beispiel von Zur logischen Struktur sprachwissenschaftlicher Klassifikationen vgl. Juilland/Lieb (1968).

16

Ballmer (1979) eingehen, um anschließend zwei inhaltliche Anforderungen an eine Klassifikation von Sprechakten zu formulieren. Ballmer (1979:245f) listet insgesamt elf Eigenschaften einer idealen prinzipiellen Klassifikation auf, von denen ich hier die ersten fünf wiedergebe: (9)

El

Eine Klassifikation ist vollständig (exhaustiv) genau dann, wenn alle Phänomene einer bestimmten Art in die Kategorien der Klassifikation passen.

E2

Eine Klassifikation ist saturiert genau dann, wenn jeder Kategorie der Klassifikation wenigstens ein tatsächlich aufgefundenes Phänomen entspricht.

E3

Eine Klassifikation ist disjunkt genau dann, wenn ein Phänomen höchstens in eine Kategorie fällt.

E4

Eine Klassifikation ist distinktiv genau dann, wenn verschiedene Phänomene unterschiedlich klassifiziert werden, i.e. in verschiedene Kategorien fallen.

E5

Eine Klassifikation ist homogen genau dann, wenn die Analysetiefe für alle Kategorien die gleiche ist.

Zwar mag es unter heuristischem Aspekt für den Taxonom nützlich sein, sich an solchen Eigenschaften einer idealen Klassifikation zu orientieren, doch ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß Klassifikationen oft Klassifikationen für bestimmte theoretische Zwecke sind. Dieser Umstand wird besonders von Sokal (1977:188) betont, der zwischen "natürlichen1 und 'artifiziellen1 Klassifikationen unterscheidet. Natürliche Klassifikationen zielen auf das natürliche System der Dinge ab; da es aber eine Aufgabe des Taxonomen ist, die vorgefundenen Beziehungen zwischen den Klassifikationsobjekten nicht nur einfach in (irgend)eine Ordnung zu bringen, sondern so zu vereinfachen, daß fruchtbare Hypothesen in Form von allgemeinen Aussagen aufgestellt werden können, ist nicht jede natürliche (oder prinzipielle) Klassifikation die gewünschte Klassifikation. So kommt es zu artifiziellen Klassifikationen, bei denen die Frage im Vordergrund steht, wie man die relevanten Objekte nach Maßgabe bestimmter praktischer oder theoretischer Erfordernisse in eine (eventuell vorgegebene) Anzahl von Klassen einteilt. Die Moral für die linguistische Klassifikation von Sprechakttypen ist, daß es durchaus verschiedene (artifizielle) Klassifikationen geben mag, die genau den mit ihnen verknüpften Zwecken der Beschreibung und Erklärung Die übrigen Eigenschaften sind: Transparenz, Minimai-Redundanz, Notationsstabilität, logische Transparenz, Schwäche und ontische Begründetheit. Prinzipielle Klassifikationen weisen im Gegensatz zu phänomenologischen Klassifikationen eine interne Struktur a u f , "welche auf wesentliche Prinzipien des zur Diskussion stehenden Hauptgegenstandes zurückgeht."(253)

17

sprachlicher Sachverhalte angepaßt sind. Stärkere Skepsis gegenüber der strikten Befolgung der durch E1-E5 nahegelegten Gesichtspunkte der Klassifikation ergibt sich, wenn man mögliche andersstrukturierte Klassifikationen in Betracht zieht. Z.B. ist es nicht irgendwie naturgegeben, daß es keine überlappenden Klassen geben darf (vgl. Sokal (1977:197)); dennoch wird in E3 gefordert, daß ein Sprechakttyp nicht zwei Klassen angehören darf (und entsprechend sind oft gemischte Klassen wie die Searleschen assertiven Deklarationen verpönt). Die Fragwürdigkeit eines Postulats der gleichen Analysetiefe in E5 läßt sich am Beispiel einer 'polythetischen1 vs. 'monothetischen1 Klassenbildung verdeutlichen. Nach Sokal/Sneath (1963:13f) ist in einer monothetischen Klasse der Besitz einer einzelnen Gruppe von Merkmalen sowohl notwendig als auch hinreichend für Klassenmitgliedschaft. Dagegen werden in einer polythetischen Klasse Entitäten in eine Klasse eingeordnet, die die größte Anzahl gemeinsamer Merkmale haben, und in der kein einziges Merkmal entweder wesentlich oder hinreichend für die Klassenmitgliedschaft

ist.

Angenommen, B1-B6 seien identifizierte Sprechakttypen, die die Merkmale c1-c7 (z.B. Glückensbedingungen) aufweisen können. Dann würden die Sprechakttypen B1-B4 eine polythetische Klasse Kp, die Sprechakttypen B5-B6 dagegen eine monothetische Klasse K^ bilden: (10)

SPRECHAKTTYPEN

Bl MERKMALE

B2

B5

B6

c5

X

X

c6

X

X

c7

X

X

cl c2

X

c3

X

c4

X

B3

B4

X

X

X X X

X

Tatsächlich hat Searle (1975a) eine monothetische Klassenbildung vorgenommen. Ein Sprechakttyp

gehört genau dann zu einer Klasse K, wenn er mit den anderen

Mitgliedern dieser Klasse die Merkmale, die für die Klassenmitgliedschaft

not-

wendig und hinreichend sind, teilt. Dies sind bei Searle (1975a) die inhaltlich gefüllten Kriterien des illocutionary point, der expressed sincerity condition, sowie der direction of fit.

Man kann jedoch vermuten, daß die Einbeziehung der

restlichen neun Klassifikationskriterien bzw. ihnen entsprechender Merkmale in die Searlesche Klassifikation den polythetischen Typ wahrscheinlicher machen

18

würde, ganz einfach aus dem Grund, daß die Erweiterung der Merkmalsmenge die monothetische Klassenbildung erschwert. Prinzipiell sind also auch polythetische Sprechakttypenklassifikationen denkbar, bei denen gleiche Analysetiefe bzw. Homogenität nicht vorliegen würde. Es scheint mir daher sinnvoll zu sein, sich nicht zu sehr auf formale Anforderungen an Sprechakttypenklassifikationen zu konzentrieren, sondern sich zunächst auf inhaltliche Erwägungen zu stützen. Von der obigen Diskussion her zu urteilen, scheinen mir wenigstens zwei inhaltliche Anforderungen an eine empirisch begründete Klassifikation von Sprechakttypen relevant zu sein: (11)

a.

Eine Sprechakttypenklassifikation sollte natürlich sein, d . h . sie sollte Sprechakttypen so klassifizieren, daß ihr wirkliches Beziehungsgeflecht wiedergegeben wird.

b.

Eine Sprechakttypenklassifikation sollte den linguistischen Zwecken, für die sie gedacht ist, angemessen sein.

Dabei ist (11a) nicht so zu verstehen, daß artifizielle Klassifikationen ausgeschlossen werden. Sie sollten aber aus natürlichen Klassifikationen - falls diese überhaupt erstellbar sind - ableitbar sein, damit ihr empirischer Gehalt gesichert ist. Die Natürlichkeit einer Sprechakttypenklassifikation scheint am ehesten dadurch gewährleistet, daß man auf die typischen sprachlichen Eigenschaften der Sprechakte, die als lypen von der und der Art identifiziert werden, rekurriert. Das Postulat (11b) besagt, daß nicht jede Klassifikation für jeden linguistischen Zweck brauchbar ist. Es könnte auch so formuliert werden, daß eine optimale Sprechakttypenklassifikation das Ziel der linguistischen Beschreibung und Erklärung maximal erleichtern sollte. Somit können Sprechakttypenklassifikationen ein wichtiges Instrument der Analyse von Sprache und Kommunikation werden. 2.4

Ergebnis

Empirische Sprechaktanalyse wird durch die linguistische Sprechakttheorie betrieben. Diese untersucht die Beziehung zwischen der sprachlichen Struktur eines Satzes und dem Sprechakttyp, den eine Äußerung dieses Satzes darstellt. Dabei sind die Problembereiche der Sprechakttypenzuweisung, der Definition und der Klassifikation von Sprechakttypen von zentraler Bedeutung. Am Beispiel der Sprechakttypenklassifikation wurde argumentiert, daß inhaltliche Anforderungen an eine solche Klassifikation, die nicht von dem Nutzen für die Grammatiktheorie abstrahieren, rein formalen Anforderungen vorzuziehen sind.

3.

SATZTYP UND SPRECHAKTTYP - nqTERROGATIVMDDUS UND FRAGEHANDLUNG

3.1

Wörtliche Bedeutung, neutraler Kontext und Direktheit

Es ist eine natürliche Vorstellung, daß Aussagesätze dazu dienen, Behauptungen zu machen, genauso, wie Befehlssätze dazu dienen, Aufforderungen auszudrücken und mit Fragesätzen Fragen gestellt werden können, und daß sie diese als 'wörtliche Bedeutung' haben. In vielen Grammatiken des Deutschen wird ein solch unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Form und der Funktion von Sätzen angenommen. Auch Searle (1975a:59) drückt diese Vorstellung aus, wenn er sagt: "The simplest cases of meaning are those in which the speaker utters a sentence and means exactly and literally what he says."

Der Begriff der wörtlichen Bedeutung (literal meaning) und sein Gegenstück, der Begriff der nicht-wörtlichen, übertragenen Bedeutung spielen eine wichtige Rolle für die Abgrenzung des semantischen vs. pragmatischen Gegenstandsbereichs. Wörtliche Bedeutungen, so wird gesagt, sind grundsätzlich Gegenstand der Semantik, nicht^wörtliche Bedeutungen werden in der Pragmatik untersucht. Die Frage ist, wohin die illokutionäre Bedeutung, die Sprechaktbedeutung, gehört. An diesem Punkt der Erläuterung kommt der Begriff des Kontextes ins Spiel. Man sagt, daß zur wörtlichen Bedeutung eines Ausdrucks gehört, was in allen Verwendungskontexten gleich bleibt. Das, was sich verändert, muß zur kontextuellen Bedeutung gehören, ist also nicht-wörtlich. Da wir jedoch ausschließlich in reichhaltigen Sprechsituationen kcmnunizieren, stellt es eine empirische Schwierigkeit dar, die wörtliche von der kontextuell vermittelten Bedeutung abzutrennen. Daher die Annahme eines idealen, reduzierten Kontextes, dem sogenannten 'Nullkontext1 bei Katz (1977) und dem 'neutralen Kontext' bei Bierwisch (1979) und Wunderlich (1976).

Eine Beschreibung der Elemente der Sprechsituation, die sprachlichen und außersprachlichen Kontext umfaßt, findet sich bei Wunderlich (1971:177). Ich nehme an, daß die bei Wunderlich (1976:133) erwähnte 'normale Äußerungssituation 1 mit der früheren Sprechsituation übereinstimmt.

20

Die Grundidee bei Katz (1977) ist, die wörtliche Bedeutung mithilfe des Begriffs des Nullkontextes zu definieren, indem man wörtliche Bedeutung als Äußerungsbedeutung im Nullkontext versteht. Ich gehe zunächst auf dieses Konzept ein. Eine naheliegende Frage ist, ob es den Nullkontext tatsächlich gibt, oder ob es sich um ein theoretisches Konstrukt handelt. Katz (1977:14) erläutert den Nullkontext anhand der Situation des anonymen Briefs: "The anonymous letter situation is the case where an ideal speaker of a language receives an anonymous letter containing just one sentence of that language, with no clue whatever about the motive, circumstances of transmission, or any other factor relevant to understanding the sentence on the basis of its context of utterance."

Da der Nullkontext nicht als ein leerer (void) Kontext angesehen wird,^ können wir fragen, was alles hineingehört. Nach dem obigen Zitat zu schließen, handelt es sich wenigstens um eine Äußerung des Satzes S der Sprache L, die zu einem Zeitpunkt t an einem Ort l von einem idealen Sprecher-Hörer sp wahrgenommen wird. Durch die Annahme eines idealen Sprecher-Hörers sollen offenbar Fälle wie die bei Harnish (1979:338) erwähnten, daß sich der Hörer bei der Interpretation des geäußerten Satzes irrt, ausgeschlossen werden. Nun zeigt jedoch eine einfache Überlegung, daß die Veranschaulichung des Nullkontextes durch die Situation des anonymen Briefs unrealistisch ist. Denn wenn ich einen anonymen Brief bekomme, weiß ich ungefähr folgendes: (1)

a.

Der Satz S gehört zu einer Sprache L.

b.

Der Satz S ist eine Inskription von der und der Art.

c.

Der Satz S muß von jemand geäußert worden sein.

d.

Es besteht ein Grund für den Äußerer, unerkannt bleiben zu wollen.

e.

Ich habe den Brief, der den Satz S enthält, zu der und der Zeit an dem und dem Ort erhalten.

Tatsächlich finden wir dieses Beispiel schon in Katz/Fodor (1963). Während es sich in dieser Arbeit in erster Linie darum dreht, anhand des Beispiels die semantische von der syntaktischen Kompetenz zu unterscheiden, dient es in Katz (1977) der Abgrenzung von Semantik und Pragmatik. - Die Argumentation in Katz/Fodor (1963) läuft so: Angenommen, eine Gruppe englisch sprechender Personen erhielte einen anonymen Brief, in dem lediglich der englische Satz S steht; eine andere Gruppe, die zwar nicht Englisch spricht, jedoch mit einer völlig adäquaten Grammatik ausgestattet sei, erhalte den gleichen Brief. Jede Fähigkeit, so die Hypothese, die die erste Gruppe beim Verständnis der Bedeutung von S zeigt ( z . B . Erkennen lexikalischer Ambiguität), und die die zweite Gruppe nicht hat, weil sie eben nur über syntaktisches Wissen verfügt, muß ihrer Natur nach semantisch sein. Vgl. Harnishs (1979:338) Mißverständnis und die diesbezügliche Korrektur von Katz (1981:217fn).

21

Es war gefordert, daß die Situation des anonymen Briefs keinen Faktor enthalten soll, der für das Verständnis von S auf der Grundlage des Äußerungskontextes relevant ist. (1a-e) gehören jedoch zu solchen Faktoren; dieses Wissen geht offensichtlich in die Interpretation der Äußerung ein. In der Situation des anonymen Briefs müssen wir dem Empfänger zubilligen, daß er weiß, daß der Brief anonym ist. Schon dieses Wissen ist aber ausreichend, um die Situation im Katzschen Sinne zu einem Nicht-Nullkontext zu machen. Die Situation des anonymen Briefs wird daher unplausibel, wenn sie als Nullkontext aufgefaßt wird. Möglicherweise hat Katz (1977) den Nullkontext nicht realistisch verstanden; die Situation des anonymen Briefs würde dann eher eine heuristische Approximation darstellen. Wir kämen daher weiterfragen, welche theoretische Rolle dem Nullkontext bei Katz zugedacht ist. Katz (1977) drückt seine pragmatische Theorie in folgender Funktion aus: (2)

PRAG

(DISi), I(C(t)))

= { Ri , ...,

^}

Dabei ist 0(3^) eine vollständige grammatische Beschreibung eines Satzes Si; I(C(t)) enthält all diejenige Information über den Kontext C, in dem ein Exemplar t von S^ vorkonntt, die relevant für die Äußerungsbedeutung von t ist. R-j bis R^ sind Lesarten. Im Falle des Nullkontextes, d.h. wenn C(t) = 0 , sind die verschiedenen Lesarten genau die, die die Grammatik für den entsprechenden Satz allein aufgrund seiner Ambiguität vorsieht. Mit Katz1 (1977) Worten: "The semantic component of the grammar is, by definition, a theory of the meaning of utterances at the zero point."

Das Konzept des Nullkontextes hat daher zentrale Bedeutung für die Katzsche 'autonome Semantik1. Es stellt die Verbindung zwischen Bedeutung-in-derSprache und Bedeutung-im-Gebrauch her. Dem entspricht die allgemeine Charak-

Katz (1981:215) bringt ein weiteres realistisches Beispiel für einen Nullkontext: " [ . . . ] the compositional meaning of The null set is a member of every set would be assigned to a use of the sentence on the part of a mathematics teacher in an ordinary classroom situation. Here, in contrast to cases where contextual information makes a substantive contribution to the speaker's message, information about the context plays no role in determining the content of an utterance meaning." Die Crux mit diesem Beispiel ist, daß niemand weiß, was eine ordinary classroom situation ist; gehört z . B . das Wissen, daß bald eine Klassenarbeit geschrieben wird, so daß man die fragliche Äußerung als eine Andeutung des Gegenstands der Arbeit deuten kann, dazu oder nicht? Wenn ja, so würde hier Kontextwissen einen Einfluß auf die Äußerungsbedeutung haben. Zur Kritik der 'autonomen Semantik' vgl. Jackendoff (1981).

22 terisierung des Nullkontextes bei Katz (1981:217fn): 6 "A null context/zero context is a context whose features provide no relevant information for choosing a compositional meaning as the utterance meaning different from the compositional meaning of the sentence used."

Gegen die in dieser Definition zum Ausdruck kommende Verknüpfung von Nullkontext und wörtlicher Bedeutung sind Argumente von Searle (1978, 1980) und Harnish (1979,1982) vorgebracht worden. Searles (1980:221) Gegenargument lautet: Die Theorie des Nullkontextes besagt, daß die wörtliche Bedeutung eines Ausdrucks diejenige ist, die er unabhängig von allen Kontexten hat. Für eine große Anzahl von Ausdrücken gilt aber, daß sie ausschließlich eine Bedeutung relativ zu einer Reihe von Hintergrundannahmen (background assumptions) haben. Wie Katz (1981:222) betont, leugnet er dies gar nicht. Er bestreitet nur, daß solche Hintergrundannahmen relevant für die Bedeutung von Sätzen in der Sprache (sentences in the language) seien. Da Searle (1978:220f) ja den Begriff der wörtlichen Bedeutung im Rahmen seiner eigenen Theorie durchaus aufrecht erhalten will, sei es an ihm, zu zeigen, wie der Kontextbezogenheit wörtlicher Bedeutungen durch eine geeignete Differenzierung zwischen Kontext und Hintergrundwissen Rechnung zu tragen sei (Katz (1981:226f)). Das Argument von Harnish (1982) bezieht sich auf die Einführung sogenannter 'propositionaler Typen1 durch Katz. Jede Proposition besteht nach Katz (1977: 12) aus einem propositionalen Typ und einem propositionalen Gehalt. Diese werden wie folgt definiert: (3)

a.

"The propositional type of a sentence (on a sense) is the information that determines the type of speech act that a token performs in the null context."

b.

"The propositional content of a sentence (on a sense) is the information that determines the particular speech act (within the categories specified by its propositional type, and subtypes) a token performs in the null context."

Betrachten wir dazu einige Beispiele: (4)

a.

I request that you close the door.

b.

Close the door!

c.

The door is open.

d.

Were you brought up in a barn?

"Compositional meaning" heißt in dem folgenden Zitat soviel wie "literal meaning". Vgl. auch das Zitat in Fn. 4, S. 21.

23

(4a-b) haben als propositionalen Typ den requestive type, (4c) ist dagegen vom assertive type und (4d) vom erotetic type. Die propositionalen Gehalte differieren in allen Fällen. Als Sprechakttyp koimtt, für (4a-b) im Nullkontext, für (4c-d) im Nicht-Nullkontext, der Typ request in Betracht. Im Nullkontext schlägt also die wörtliche Bedeutung eines Satzes bis auf die Bestimmung seines Sprechakttyps durch. Dem hält Harnish (1982) entgegen, daß nicht einzusehen sei, warum im Nullkontext überhaupt illokutionäre Akte ausgeführt werden können: "The fact is that contextual information always contributes to use, even when the speaker means what he says and nothing more. For if the hearer had no information about the context, in particular about the speaker beliefs and desires, how could he take, or the speaker reasonably expect him to take, the speaker to be performing an act of apologizing, ordering or any illocutionary act at all?" (Harnish (1982:170f))

Nach Harnishs Überzeugung ist das Konzept des Nullkontextes empirisch unangemessen, weil wir immer in reichhaltigen Kontexten sprachlich handeln. Folglich kann es auch nicht zur Explikation des Begriffs der wörtlichen Bedeutung eines Satzes verwendet werden. Die Theorie PRAG oszilliere zwischen einer Theorie der Sprecherbedeutung (eventuell einer Theorie des Sprachgebrauchs) und einer Theorie des Äußerungsverständnisses durch den Hörer, heißt es ferner in Harnish (1979). Daher könne PRAG nicht als Theorie des Sprechaktpotentials von Sätzen gelten. Demgegenüber ist der Ansatz von Bach/Harnish (1979) so konzipiert, daß alle Arten des Sprechens, gleich ob wörtlich oder übertragen, auf der Basis des sogenannten 'Sprechaktschemas', zusammen mit gewissen allgemeinen Sprecherannahmen (mutual context beliefs,

linguistic presumption, communicative pre-

sumption, presumption of literalness) erfaßt werden; dagegen ist für Katz (1977) sprachliche Indirektheit kein Thema. Allerdings haben Bach/Harnish (1979) über wörtliche Bedeutung wenig zu sagen. Im wesentlichen läuft ihr Beitrag auf die Unterscheidung von linguistic meaning und operative meaning hinaus. Ersteres wird generell als "the meaning or meanings of that expression in some linguistic system" (138) verstanden. Letzteres ist diejenige Bedeutung, die ein Hörer als die vom Sprecher intendierte erschließen muß (20). Auch in der Vtörtlichkeitsannahrne (presumption of literalness) , die besagt, daß in der Sprechergemeinschaft der wechselseitige Glaube besteht, daß wennimmer ein Sprecher unter gegebenen Umständen wörtlich sprechen kann, er es auch tut, wird schon ein Verständnis darüber, was Wörtlichkeit ist, vorausgesetzt.

24

Die Idealisierung, die bei Katz (1977) durch die Annahme eines Nullkontextes erzielt wird, erreichen Bach/Harnish (1979:34ff) durch die Annahme zweier Bedingungen. Die Konpatibilitätsbedingung (Compatibility Condition) besagt z.B. für den Fall der Äußerung eines Deklarativsatzes mit der Proposition p, daß der Sprecher S den Glauben, daß p der Fall ist, ausdrückt(25, 34). Die Bedingung der wörtlichen Ausführung (Literal Performance) besagt, daß ein illokutionärer Akt genau dann wörtlich ist, wenn die Illokution kompatibel mit der Lokution ist, und der propositionale Gehalt von beiden identisch ist (35). Tatsächlich kommen Bach/Harnish (1979) ohne den Begriff des Nullkontextes aus; dafür stellen sie jedoch eine Reihe von Prinzipien und Bedingungen auf, deren empirische Relevanz schwer einzuschätzen ist, wenn sie auch innerhalb des Sprechaktschemas begründet sein mögen. Ich verzichte hier auf eine detaillierte Auseinandersetzung, da Bach/Hamish (1979:xvii) ihren Ansatz eher als analytisch, denn als empirisch ansehen. Ich will die Diskussion hier kurz zusammenfassen: Das realistische Verständnis des Nullkontextes läßt sich nicht aufrecht erhalten. Beim eher idealisierenden, theoretischen Verständnis stört die Annahme, es könne eine Äußerung im Nullkontext (also ohne jegliche Annahmen des Hörers) als bestimmter Sprechakt interpretiert werden. Die Gegenpositionen von Searle und Hamish, die von der Kontextabhängigkeit der wörtlichen Bedeutung ausgehen, verzichten aber auf eine eigene Explikation der wörtlichen Bedeutung. Eine differenziertere Position hat Bierwisch (1979) entwickelt. Er merkt kritisch an, daß Katz (1977) die Bedeutung des Ausdrucks S^ mit der Äußerungsbedeutung von t im Nullkontext gleichsetzt, wobei er letztere "zugleich als wörtliche Bedeutung von t in jedem beliebigen Kontext"(179) ansehe. Dagegen unterscheidet Bierwisch (1979) zwischen folgenden Bedeutungsarten: (5)

B(A)

sprachlich determinierte Bedeutung (logische Form) von A

M(t)

Äußerungsbedeutung eines Äußerungsexemplars t, LM(t) oder gleich N M ( t )

ist entweder gleich

LM(t) wörtliche Bedeutung eines Äußerungsexemplars t NM(t)

nichtwörtliche Bedeutung eines Äußerungsexemplars t

CS(t) kommunikativer Sinn eines Äußerungsexemplars t

Der Hauptvorwurf gegenüber Katz ist, daß dieser nicht hinreichend zwischen B(A), LM(t) und M(t) differenziert. Daß die wörtliche Bedeutung LM(t) nicht mit der Äußerungsbedeutung zusarrmenzufallen braucht, demonstriert Bierwisch (1979:122f) am Beispiel Das habe ich nur mit der linken Hand gemacht., wo linke Hand einmal wörtlich, einmal im Sinne von nebenbei gebraucht werden kann.

25

Darüber hinaus ist es für Bierwisch unzulässig, B (A) im Nullkontext mit M (t) zu identifizieren, weil M(t) in einem anderen Kontext auch als NM(t) realisiert werden kann. Zwar sei es möglich, daß LM(t) und B(A) zusammenfallen, doch sei dies eher der Ausnahmefall. Auf der anderen Seite könne ein und dasselbe B(A) in verschiedenen Aktualisierungskontexten auch verschiedene wörtliche Bedeutungen haben, vgl. die folgenden Sätze: (6)

a.

Die Entstehung der Schrift ist eine der wichtigsten kulturellen Entwicklungen .

b.

Die chinesische Schrift ist

c.

Die Schrift des neuen Stationsarztes ist noch schwerer zu entziffern als die seines Vorgängers.

d.

Die Schrift auf dem Plakat ist

schwer zu erlernen.

fünf Zentimeter hoch.

In diesen Beispielen hat der Ausdruck Schrift

jeweils eine andere wörtliche Be-

deutung, ohne daß man ihn für ambig erklären wollte. Den Fall, in dem B(A) und LM(t) identisch sind, definiert Bierwisch (1979:140) so: " F ( B ( A ) , N ( C A ( t ) ) ) = L M ( t ) ist C^(t)

eine wörtliche Bedeutung von t im Kontext

in bezug auf ein Kenntnissystem K genau dann, wenn N ( C f t ( t ) ) eine

durch K determinierte Struktur ist, die im Anwendungsbereich von F ( B ( A ) , X) liegt, d.h. die keine mit B ( A ) bezüglich F unverträglichen Informationen enthält."

Der Begriff des neutralen Kontextes wird in der obigen Definition, verstanden als 'neutraler Aktualisierungskontext1 N(C^) eines Äußerungsexemplars t, explizit auf ein Kenntnissystem eines Sprechers bzw. Hörers bezogen. Darin liegt meiner Meinung nach die entscheidende Neuerung gegenüber der Auffassung von Katz. Bierwisch (1979:140f) versteht als neutrale Kontexte von A bezüglich eines Kenntnissysterns K die Klasse aller Kontexte, die obige Definition für ein A und K erfüllen: "Mit anderen Worten, damit t eine wörtliche Bedeutung haben kann, muß es in einem Kontext aktualisiert werden, der mit der Bedeutung von A verträglich ist. Für die Exemplare von A gibt es dann so viele verschiedene wörtliche Bedeutungen, wie es verschiedene neutrale Kontexte zu A gibt."

Die Bezogenheit des neutralen Kontextes auf ein Kenntnissystem eröffnet meines Erachtens die Möglichkeit, dem Begriff des Nullkontextes einen empirischen Sinn zu geben, ohne daß der Nullkontext realistisch interpretiert wird. Ich gehe davon aus, daß es im Kenntnissystem von Sprechern und Hörern eine VorDie folgenden Beispiele sind Bierwisch (1979:138) entnommen. Vgl. auch die Beispiele in Bierwisch (1983).

26

Stellung über normale oder unmarkierte Kontexte gibt, dergestalt daß etwa eine Äußerung eines Fragesatzes in einem solchen Kontext als Fragehandlung aufgefaßt wird. Bach/Harnish (1979) zielen mit ihrer Annahme der presumption of literalness sogar darauf ab, daß der Hörer normalerweise erwartet, daß wörtlich gets sprechen wird. Diese Hypothesen bedürfen freilich der Untersuchung auf psychologische Realität. Nun ist die Konzeption des neutralen Aktualisierungskontextes in Bierwisch (1979) offenbar am Beispiel nichtwörtlich zu verstehender Lexeme oder Lexemkonstruktionen entwickelt worden. Wenn Bierwisch MM(t) als "nicht wörtliche Bedeutung eines Äußerungsexemplars t" ansieht, so hat er keinesfalls Indirektheit im Sinn." Wir müssen daher fragen, ob in M(t) überhaupt eine Sprechaktbedeutung - im Sinne einer Fixierung des Sprechakttyps - vorhanden ist. Dazu stelle ich im folgenden die Auffassungen von Bierwisch (1979) und Bierwisch (1980) vor, wobei ich besonderes Augenmerk auf Differenzen richte. Die Beziehung zwischen M(t) und CS(t) stellt Bierwisch (1979:131f) wie folgt dar: Wenn die relevanten Merkmale eines Interaktionskontextes Cj(t) durch eine Beschreibung N(Cj(t)) angebbar seien, dann müßte M(t) zusammen mit N(Cj(t)) den kommunikativen Sinn CS(t) bestimmen. (Ich deute Bierwisch (1979) so, daß "N(Cj(t))" hier soviel wie "neutraler Interaktionszusammenhang" bedeutet.) Die für unsere Zwecke interessante Frage ist, unter welchen kontextuellen Bedingungen B(A), verstanden als wörtliche Bedeutung eines Satztyps, den kommunikativen Sinn CS(t), hinter dem sich ja auch für Bierwisch der Sprechakttyp verbirgt, bestimmen kann. Wenn f eine Fragesatzform ist, so gilt nach Bierwisch (1979:134), daß auf einen Teil der Äußerungsbedeutung M(t) in einem "durch f determinierten Interaktionsmodus Bezug genommen wird, wenn f in einem geeigneten Interaktionskontext Cj(t) geäußert wird." Es gibt also eine Art von interaktiv relevanter Bedeutung, die in B (A), M(t) und CS(t) gleichermaßen vorkommen kann, nämlich dann, wenn Cj(t) = C A (t) bzw. N(Cj(t)) = N ( C A ( t ) ) . In diesem Sinne sagt Bierwisch (1979:137) , daß Aktualisierungs- und Interaktionskontext verschiedene Aspekte der gleichen Gesamtsituation sein können; so daß Cj(t) 8 9

Vgl. die Kritik an der Formulierung dieser Annahme in Green (1983:631). Auf ein Problem im Zusammenhang mit dem Vorkommen von Metaphern kann ich hier nur hinweisen: Wenn M ( t ) diejenige Größe ist, die im Falle von Deklarativsätzen einer Wahrheitsbewertung unterliegt, heißt das, daß metaphorische Äußerungen wahr oder falsch sein können. Dies scheint mir mit der wesentlichen Funktion von Metaphern, eine individuelle und in gewissen Grenzen auch freie Interpretation anzuregen, im Widerspruch zu stehen. NM(t) kann daher in diesem Fall nicht eine Art von M ( t ) sein.

27

inner ein C^(t) voraussetzt, aber nicht umgekehrt (z.B. bei bloß monologisierendem oder kalkulativem Gebrauch von t ) . Dieser Diskussion zufolge müßte also im neutralen Aktualisierungskontext ein Sprechakttyp gegeben sein, und zwar in M(t). Es ist also nicht so, wie Bierwisch anzunehmen scheint, daß Fragen der Sprechakttypenzuweisung erst auf der Ebene von CS(t) virulent werden. Die hier skizzierte Problematik findet sich auch in der Konzeption von Bierwisch (1980). Hier spielt der Begriff des neutralen Kontextes keine Rolle mehr,10 stattdessen wird mehr Gewicht auf die Differenzierung von et (entspricht CA) und ias (entspricht Cj) gelegt (vgl. das Schema auf S. 10 der vorliegenden Arbeit). Im Kontext et wird die Äußerungsbedeutung festgelegt, im Interaktionszusammenhang ias der kommunikative Sinn. Die Unterschiede der verschiedenen Ebenen illustriert Bierwisch (1980:7ff) am Beispiel der Äußerung von You have to pay for it. Im folgenden gebe ich informelle Paraphrasen analog zu dem Muster von Bierwisch, und zwar bezüglich der Äußerung Dafür mußt du bezahlen, (7)

ins

Dafür mußt du bezahlen.

sem

Zum Zeitpunkt der Hervorbringung von ins ist es für den Angesprochenen notwendig, für ein identifiziertes z zu bezahlen.

m

Lisa ist zum Zeitpunkt t verpflichtet, dem Trainer 20.- DM als Gegenwert für eine Übungsstunde zu geben.

csj

Der Sprecher von ins will, daß Lisa weiß, daß m eine Tatsache und daß er hinreichende Evidenz für m hat.

CS2

Der Sprecher fordert Lisa a u f , dem Trainer 20.- DM zu geben.

ist

Aus dieser Aufstellung wird deutlich, daß nur relativ zu et über die Wahrheit oder Falschheit eines Satzes im Deklarativsatzmcdus entschieden werden kann; sem legt nur seine Wahrheitsbedingung fest, die Füllung von referentiellen Variablen, sowie die Festlegung der Bedeutung von bezahlen müssen dagegen im Kontext erfolgen. Ein Sprechakttyp, sei es der der Behauptung (cs-|) oder der der Aufforderung (cs2), werde nur im Interaktionszusammenhang ias fixiert. Die Äußerungsbedeutung m ist für Bierwisch eine Einheit der Sprache, der kcnmunikative Sinn es jedoch eine Einheit der Kommunikation (bzw. der Interaktion). Die Absicht von Bierwisch (1980), ias und es als Größen eines Systems der sozialen Interaktion zu erfassen, ist im Ansatz sicherlich zu begrüßen. In die Glückensbedingungen von Sprechakttypen gehen zum Teil Konzepte ein, die nur in einer solchen Theorie zweckmäßig zu explizieren sind. Zu fragen ist aber, warum Bierwisch (1980) die Sprechakttypenzuweisung einzig und allein auf ias konzen10 Vgl. jedoch die Fn. 7 in Bierwisch (1980:31).

28

triert; die Antwort lautet, daß nur so seine Trennung der Sphäre Sprache von der Sphäre Konrnunikation gelingt. Zugleich ergibt sich als Nebeneffekt, daß das Konzept des neutralen Aktualisierungskontextes tendenziell überflüssig wird. Nicht nur begibt sich Bierwisch (1980) dadurch der Möglichkeit, die Vorstellung von Sprachbenutzern über normale Kontexte zu rekonstruieren, er kommt auch in Schwierigkeiten, was die Differenzierung von et und ias angeht. Es bleibt nämlich zunächst problematisch, wie man empirisch zwischen et und ias unterscheiden kann. Wenn es sich hier um theoretische Abstraktionen handelt, sollte doch folgendes gelten: Ein ias tritt nicht irgendwie zu et hinzu, sondern et ist in ias schon enthalten: et und ias sind verschiedene Aspekte einer1 Kommunikationssituation. Vfenn dem so ist - zumindest entspricht dies der Auffassung von Bierwisch (1979) - ist nicht einzusehen, warum et nur die Aufgabe hat, Informationen zur Bestimmung der Äußerungsbedeutung m zu liefern. Vielmehr scheint es plausibel, daß auch dem Inhalt der Äußerungsbedeutung der jeweilige Sprechakttyp zugeordnet ist. Tatsächlich bietet sich die Möglichkeit, dies auf der Basis von Bierwisch (1980) darzustellen. Wenn die semantische Struktur sem im Falle des Interrogativsatzmodus gleich ist, wie Bierwisch (1980:22) annimmt, kann man Qu eine modusvereinheitlichende Funktion, sowie die Funktion, die Beantwortungsbedingungen für den jeweiligen Interrogativsatztyp festzulegen, zuschreiben (vgl. dazu detaillierter die Abschnitte 3.3 und 4.4 der vorliegenden Arbeit); pc stehe für den propositionalen Gehalt. Im neutralen Kontext ct^ würde dann folgendes gelten: (8)

m(ct n ) = Meine Stimme kann doch nichts ändern.

Wie bei doch sei "der Sachverhalt dem Hörer jedoch im Moment des Gesprächs nicht unbedingt (bzw. sogar meist nicht) gegenwärtig." Für rhetorisches auch gelten nach Gornik-Gerhardt F1 und F2 entsprechend dem rhetorischen schon. Daß F3 von schon für rhetorisches auch nicht gilt, wird wieder mit einer Paraphrase begründet: (17)

Ich werde nicht zur Wahl gehen. Was kann meine Stimme auch ändern. => Meine Stimme kann ja nichts ändern.

Ich halte diese Paraphrasenmethode für nicht signifikant, denn in (16)

ist

m.E. auch ja möglich und in (17) doch; ja doch ist in beiden Fällen möglich; Vgl. Abschnitt 6.1 der vorliegenden Arbeit.

118

und schließlich kann man bestreiten, daß in den Paraphrasen überhaupt eine Modalpartikel auftauchen muß. Rhetorisches auch stellt nach Gornik-Gerhardt, anders als rhetorisches schon, nicht eine vorausgehende Handlung in einen negativen Beurteilungszusantnenhang. Daher könnt F4 (schon^) für rhetorisches auch nicht in Frage. Stattdessen wird folgende Funktion angenommen (86): (18)

F3 (auchß)

Mit auch bewertet der Sprecher den dargestellten Sachverhalt als normale Voraussetzung oder Folge eines anderen.

Auch diese Funktion wird nur durch ein Beispiel belegt: (19)

A:

Wie? Du bist nicht zur Wahl gegangen?

B:

Nein. *Was hätte meine Stimme auch ändern können?

In der Frage von B in (19) kann angeblich kein auch stehen. Ich finde dieses Vorkamen jedoch durchaus akzeptabel und sehe keinen Unterschied zu rhetorischem schon. Daher ist zu vermuten, daß der in F4 (schon3) angesprochene negative Beurteilungsaspekt weder auf auch noch auf schon, sondern auf Gebrauchsbedingungen der rhetorischen Ergänzungsfrage zurückzuführen ist. Er tritt genau dann auf, wenn mit der rhetorischen Frage etwas bestritten wird. Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß die Funktionen für sehen/auch in rhetorischer Verwendung, die Gornik-Gerhardt (1981) annirtint, weitgehend ad hoc sind bzw. Sachverhalte umfassen, die aus der Pragmatik rhetorischer Fragen abzuleiten wären. Die erwähnte Paraphrasenmethode wird auch von Dittmann (1980) verwendet. Er schlägt als Funktion des rhetorischen auch die Paraphrase ES IST WIRKLICH SO, DASS vor: (20)

a.

Was liegt auch daran?

b.

Daran liegt doch wirklich nichts!

c.

Es ist wirklich nicht so, daß daran etwas liegt.

Darüber hinaus nimmt Dittmann (1980:65f) für Vorkommen von denn in rhetorischen Fragen wie Wer wird sich denn hier um ein Paket begeizen? ("nicht-initiales, themenabschnitt-internes vorkommen") die gleiche Paraphrase wie für rhetorisches auch an. Dabei ist die Annahme von (20c) gegenüber (20b) von dem Wunsch bestimmt, ein einheitliches Format für die weiteren Paraphrasen von auch, nämlich ES IST HOFFENTLICH SO, DASS (z.B. in Warst du auch dort?) und ES IST WIRKLICH SO, DASS (z.B. in Das ist auch nötig, denn... (Betonung nicht auf Vgl. zur allgemeinen Kritik der Paraphrasenmethode Thümmel (1977) .

119

auch) bzw. Meier, Müller und auch Schmidt traten zurück.), zu konstruieren. Gegen eine solche Bedeutungskonstruktion läßt sich in erster Linie einwenden, daß die Einsetzung der Modalpartikel in die Paraphrasen (20b-c) keineswegs selbstverständlich ist und daher theoretisch legitimiert werden muß. Wie Rombouts (1982:70) betont, gelingt es Dittmann auch nicht, einen Zusanmenhang der Funktionen von auch zu zeigen oder die verschiedenen Funktionen aus verschiedenen Homonymen abzuleiten; dies würde auch schwer fallen bei der Annahme kontradiktorischer Funktionen wie ES IST WIRKLICH (NICHT) SO, DASS. Generell läßt sich bei Dittmann wie auch bei Gomik-Gerhardt kritisieren, daß nicht sorgfältig zwischen der mutmaßlichen Bedeutung einer Modalpartikel und der Funktion des Ausdrucks, in dem sie auftaucht, innerhalb des Verwendungskontextes unterschieden wird. Besonders prägnant kommt dieses Verfahren bei Dittmann in der Annahme eines rhetorischen denn zum Ausdruck. Mit der gleichen Methode könnte man für sämtliche Modalpartikeln, die überhaupt in rhetorischen Fragen auftreten können, rhetorische Funktionen bzw. Bedeutungen postulieren. Demgegenüber scheint die indexikalische Funktion von denn, die Anknüpfung an Vorgängeräußerungen, doch die grundlegende zu sein, worauf auch Rombouts (1982:71) hinweist. Damit soll nicht bestritten werden, daß denn in rhetorischen Fragen, vor allem im Zusammenspiel mit anderen Modalpartikeln, eine intensivierende Wirkung hat. Weydt/Hentschel (1983) haben den Versuch gemacht, die "übergreifende Bedeutung" von schon und auch wiederzugeben: Demzufolge gliedert schon "eine kleinere Einheit aus einer größeren, umfassenderen" (16) aus. Weiter heißt es: "Diese Einheit kann temporal sein, wie beim zusammenhang darstellen. Dabei wird der mit als der bereits erreichte ( d . h . zutreffende) in Bestimmungsfragen wird darauf verwiesen, 'schon 1 kennt."

Adverb, oder einen Gedankenschon gekennzeichnete Teil charakterisiert. [ . . . ] ; daß der andere die Antwort

Zur übergreifenden Bedeutung von auch stellen die Autoren fest (6): "Auch drückt in allen Verwendungen eine Einordnung von Aussagen in einen gemeinsamen Zusammenhang aus. [ . . . ] In rhetorischen Fragen verschmelzen zwei Gedankengänge (1) Ich habe etwas nicht getan und (2) es gibt auch keinen Grund, warum ich es hätte tun sollen. —> Warum hätte ich es auch tun sollen?."

Vgl. auch Burckhardt ( 1 9 8 2 ) . - Die Kritik Rombouts an Dittmanns Verständnis rhetorischer Fragen als indirekte Behauptungen teile ich nicht, da sie sich auf folgende kaum einleuchtende Voraussetzung stützt: "Wenn man rhetorische fragen als behauptungen paraphrasieren könnte, müßten die behauptungen rhetorisch sein."(73)

120

Ich finde Bedeutungselemente wie 'Ausgliederung einer kleineren Einheit aus einer größeren1 bzw. 'Einordnung in einen gemeinsamen Zusammenhang1 selbst interpretaticnsbedürftig, die Versuche, die Anwesenheit dieser Elemente in rhetorischen Fragen zu motivieren, hilflos. Demnach bleibt das Fazit, zunächst keine wörtliche Bedeutung von rhetorischem schon/auch anzunehmen; diesen Ausdrücken kommt allem Anschein nach allein die Aufgabe zu, Rhetorizität von Ergänzungsfragesätzen zu signalisieren. Dabei ist bemerkenswert, daß rhetorisches schon und auch kombiniert werden können, wobei einzig das Syntagma auch·^ sohon^ zulässig ist

(vgl. B21).

Als weiterer Kandidat für den Status einer rhetorischen Modalpartikel bietet sich wohl an. Weydt/Hentschel (1983:17) nehmen an, daß unbetontes wohl in Bestimmungsfragen wie Wer hat das wohl geschrieben? je nach Kontext und Intonation "monologisierend/nachdenklich oder rhetorisch" wirkt. Elliptische Bestimmungsfragen wie in (21) (21)

A:

Wer hat das geschrieben?

B:

(Na) wer wohl?

seien immer positiv-rhetorisch. Gerade der deliberative Gebrauch von wohl in Sätzen wie Ob sie wohl kommt? weist aber darauf hin, daß wohl nicht ausschließlich eine rhetorische Modalpartikel-Bedeutung hat. Es besteht kein Grund anzunehmen, daß es ein rhetorisches wohl zusätzlich zu dem deliberativen gibt, denn eine Frage wie Warum wohl? etwa als Reaktion auf die Mitteilung übrigens hat Maria jetzt doch ihr Studium abgebrochen, kann durchaus als nicht-rhetorische Frage verstanden werden. Dies läßt vermuten, daß die Rhetorizität im Beispiel (21) zu einem guten Teil durch den Umstand gesteuert wird, daß es sich um eine Gegenfrage handelt. Auch eigentlich und überhaupt kommen häufig in rhetorischen Fragen vor, und zwar im Gegensatz zu schon,.,/auch* sowohl in Entscheidungs- als auch in Ergänzungsfragesätzen. Eigentlich/überhaupt induzieren in Ergänzungsfragesätzen nicht auf jeden Fall Rhetorizität, wie rhetorisches schon/auch, sondern haben die Aufgabe, Beiläufigkeit, Nachdrücklichkeit etc. zu signalisieren. Ein erster Eindruck ist ferner, daß eigentlich/überhaupt einen relativ größeren Kern an wörtlicher Bedeutung aufweisen als schone/auch^. \

Harden (1983) ordnet den Modalpartikeln eigentlich/überhaupt in Entscheidungs- bzw. Ergänzungsfragesätzen folgende semantische Merkmale zu:

Vgl. zur Bedeutung des temporalen schon insbesondere König ( 1 9 7 7 ) .

121 (a) eigentlich

(22) Entscheidungsfragesatz

(b) überhaupt Es ist blöd hier,

=> Es ist nicht blöd hier. => Es ist blöd hier.

Ich spreche zunächst so vorsichtig von "in Beziehung stehen", weil noch nicht hinreichend geklärt ist, ob es sich um Paraphrasen, Präsuppositionen, Implikaturen oder indirekte Sprechakt-Bedeutungen handelt (vgl. die Abschnitte 6.1 und 6 . 2 ) . Bei rhetorischen Ergänzungsfragesätzen gibt es, wie Abdullaev (1977:267) herausstellt, eine Korrespondenz zwischen den Fragewörtern und Ausdrücken in den zugeordneten Deklarativsätzen. Die Fragewörter werden zu "emotional-expressive [n] Verstärkungsmittel[n] mit verallgemeinernder bzw. konkretisierender Bedeutung, oder sie werden völlig delexikalisiert."(267) Vgl. die folgenden Beispiele: (36)

a. b.

Wer will das schon? Wer will das nicht?

=> Niemand will das. => Alle wollen das.

Abdullaev (1977:267) bringt folgende Umdeutungs-Beziehungen: 14 Nach meinem Überblick gibt es keine Restriktionen für das Vorkommen von Frageausdrücken in rhetorischen Ergänzungsfragesätzen. Umdeutungs-Beziehungen sind daher u.a. für die folgenden, in meinem Korpus vorkommenden Frageausdrücke zu formulieren: warum, wieso, wie, wieviel-, woher, wozu, wodurch, wofür, wohin, wovon, welch-. Nicht immer sind die umgedeuteten Entsprechungen der Frageausdrücke auch stilistisch angemessen ( z . B . bei wie => auf eine Weise/auf keine Meise), und es gibt auch graduelle Übergänge zwischen den Polen der umgedeuteten Entsprechungen, z.B. im Falle von wer => kaum

129 (37)

a.

wer

=> niemand/keiner;

jemand/einer

b.

was

=> nichts; etwas

c.

wann => nirgendwann; irgendwann

d.

wo

=> nirgendwo; irgendwo

Wie schon an der Diskrepanz zwischen der von Abdullaev behaupteten Beziehung in (37a) und der intuitiv sicher richtig gewählten Umdeutung in (36b) zu sehen ist, bedarf die Ihese noch genauerer Untersuchung. Insbesondere ist zu fragen, ob Fragewörter als Negationselemente fungieren, z.B. in (36a), oder ob es sich nicht vielmehr um eine Negierung handelt. Franck (1979:9) sagt, daß abtönendes nicht nicht betonbar sei, während propositionales nicht betont werden könne. Dagegen bringt Gresillon (1980:277) gegen die Ihese, das nicht des rhetorischen Fragesatzes sei im Gegensatz zum nicht im nicht-rhetorischen Fragesatz unbetont, folgende Beispiele: (38)

(39)

A:

Hat dich nicht Peter geschlagen?

B:

Nein, Paul.

Wie könnte dies nicht wahr sein? => Es kann nicht der Fall sein, daß dies nicht wahr ist (= es ist w a h r . ) .

Auf der einen Seite gebe es durchaus Entscheidungsfragesätze mit unbetontem nicht, auf der anderen Seite gebe es rhetorische Fragesätze mit betontem nicht, Daß es Entscheidungsfragesätze mit unbetontem nicht gibt, ist zumindest in der Formulierung von Franck konzediert. Zumal bei Kontrastbetonung ist dies nicht ungewöhnlich. Bei (39) scheint es sich dagegen nicht um abtönendes nicht zu handeln, vgl.: (39')

Wie könnte dies falsch sein?

Demnach darf man nicht von einem Vorkommen von nicht in einem rhetorischen Fragesatz auf dessen abtönende Funktion schließen. Es ist auch die Möglichkeit zu bedenken, daß nicht-propositionales nicht auf Entscheidungsfragesätze beschränkt ist; nicht in Ergänzungsfragesätzen scheint iirmer betonbar zu sein. Zaefferer (1984:88, 90) hält nicht in Kookkurrenz mit einem zweiten nicht in Interrogativsätzen für einen eindeutigen illokutionären Indikator der Rhetorizität, z.B. in Ist Karl nicht nicht gekommen? Daß auch das Kookkurrenzkriterium nicht eindeutig ist, zeigen jedoch Beispiele wie Können Sie nicht nicht rauchen?, wo beide nicht prepositional sind. einer, so gut wie keiner, fast niemand.../ die meisten, viele... . Einen ersten Anhaltspunkt für den Bereich und die Eigenart der möglichen positiven und negativen Entsprechungen geben rhetorische Fragen, auf die der Sprecher die Antwort im Anschluß an diese selbst gibt.

130

Kürschner (1983:82) unterscheidet zwischen einfach-negativen und emphatischnegativen Entscheidungsfragesätzen: (40)

a.

Wohnen Sie nicht in Freiburg?

(einfach-negativ)

b.

Wohnen Sie nicht in Freiburg?

(emphatisch-negativ)

Auf (40a) sind als Antworten j'a, nein und doch möglich. In (40b) dagegen ist das nicht hervorgehoben, und als selbständige Antworten sind hier wieder doch und nein zulässig, doch ja kann nur mit Wiederaufnahme der primären Äußerung vorkommen: (41)

Ja, ich wohne in Freiburg.

Als weiteres Argument für die Annahme des emphatisch-negativen Entscheidungsfragesatztyps erwähnt Kürschner (1983:82f) die Distribution von noch und schon in ihrer temporalen Lesart: (42) (43)

(44)

a.

Wohnen Sie noch in Freiburg?

b.

Wohnen Sie schon in Freiburg?

a.

Wohnen Sie nicht noch in Freiburg? Präferenz: Sie wohnen noch in Freiburg.

b.

Wohnen Sie nicht schon in Freiburg? Präferenz: Sie wohnen schon in Freiburg.

a.

Wohnen Sie nicht mehr in Freiburg? Präferenz: Sie wohnen nicht mehr in Freiburg.

b.

Wohnen Sie noch nicht in Freiburg?

Präferenz: Sie wohnen noch nicht in Freiburg. In (42) haben wir positive Entscheidungsfragesätze, in (43) und (44) negative. Alle Sätze haben ein deklaratives Pendant. In (44a) wird das noch aus (43a) durch mehr ersetzt, in (44b) das schon aus (43b) durch noch. Diese zusätzliche Möglichkeit gibt es nur bei negativen Entscheidungsfragesätzen. Es handelt sich bei den Sätzen unter (44) um emphatisch-negative Interrogativsätze; nicht erhält hier keine besondere Betonung. Wenn es aber betont wird, können noch und schon nicht verwendet werden: (45)

a.

Wohnen Sie nicht mehr in Freiburg? (vgl. ( 4 4 a ) )

b. *Wohnen Sie nicht noch in Freiburg? (vgl. ( 4 3 a ) ) (46)

a.

Wohnen Sie noch nicht in Freiburg?

(vgl. ( 4 4 b ) )

b. *Wohnen Sie nicht schon/schon nicht in Freiburg? (vgl. (43b))

Für diese Distribution bietet Kürschner (1983:83) folgende Erklärung: "In emphatisch-negativen Interrogativsätzen teilt der Sprecher eine Annahme mit, die mit Hilfe eines negativen Deklarativsatzes zu formulieren wäre. Einfach-negative Interrogativsätze werden zum Ausdruck der Antworterwartung, und zwar der Erwartung einer positiven Antwort, verwendet."

131

Problematisch ist bei Kürschners Ansatz, was unter "emphatisch" verstanden wird: In (40b) heißt Emphase soviel wie "starke Betonung des nicht", dagegen werden (44a-b) ebenfalls als emphatisch (-negativ) eingestuft, obwohl hier eine solche Betonung nicht vorliegt. Es scheint also nicht die Betonung Emphase hervorzubringen, sondern Emphase ist eine Sprechereinstellung, die sich in einer besonderen Betonung manifestieren kann. Die Angemessenheit der Etablierung eines eigenen Satztyps, die sich nur auf spezifische Betonungsverhältnisse stützt, kann man bezweifeln. Vergleichen wir einen Augenblick die bisher erwogenen Ihesen anhand eines Beispiels: (47)

(48)

a.

rhetorischer Fragesatz:

unbetontes nicht

b.

nicht-rhetorischer Fragesatz:

betontes nicht

c.

einfach-negativer Fragesatz:

unbetontes nicht

d.

emphatisch-negativer Fragesatz:

betontes nicht

a.

Ist es nicht schön hier?

b.

Ist es nicht schön hier?

=> Es ist

Wir sehen, daß die Charakterisierungen

schön hier,

(47a/c) für (48a) zutreffen. Dagegen

kann (48b) offensichtlich nur als nicht-rhetorischer Entscheidungsfragesatz angesehen werden, nicht als emphatisch-negativer Fragesatz, denn der Sprecher teilt keine spezielle Annahme 'Es ist nicht schön hier.' mit, er will ganz einfach wissen, ob es am Orte X schön ist oder nicht. Betontes nicht braucht daher nicht emphatisch-negativ verstanden zu werden, sondern kann auch propositional sein. Dies wäre aber ein Indiz für die Unterscheidung von propositionalem und nicht-propositionalem nicht, der Kürschner (1983:31ff) in seiner Kritik an einem entsprechenden Vorschlag von Helbig/Buscha grundsätzlich skeptisch gegenübersteht.^ ^ Ich will hier noch kurz einen weiteren Erklärungsversuch von Blanken (1983: 254ff) anführen. Er nennt Fragen vom Typ (40a) Bestätigungsfragen und konstatiert eine "Nähe" zu rhetorischen Fragen. Die Frage (48a) impliziere die Behauptung 'Es ist schön hier.', die logisch gleichbedeutend mit der doppelt negierten Behauptung 'Es ist nicht nicht schön hier.' sei. Daraus schließt Blanken (1983:255): "Der erste Teil der doppelten Negation bleibt in der rhetorischen Frage aus drucksseitig erhalten, der zweite Teil verwandelt sich in die Interrogativform des Satzes."

15

Kürschner (1983:34) vermutet, daß Helbig/Buscha in ihrer "Deutschen Grammatik" (1972) homonyme nicht annehmen; er selbst plädiert dagegen für die Polysemie von nicht.

132

Mir ist die Art dear Verwandlung unklar, und Blanken macht auch keinen Versuch, die supponierte "versteckte doppelte Negation als Grund für die Vbrzeichenverkehrung"(255) weiter zu erhellen. Daß die in (35a-b) konstatierte Regularität, die oft als charakteristisch für rhetorische Fragen angesehen wird, nicht uneingeschränkt gilt, macht auch Abdullaev (1977) deutlich. Er unterscheidet insgesamt vier Transpositionstypen: (49)

a.

FrageStrukturen ohne Negationsträger werden auf einen negativen Aussagesatz transponiert.

b.

Fragestrukturen mit Negationsträger werden auf einen negativen Aussagesatz transponiert.

c.

Fragestrukturen ohne Negationsträger werden auf einen positiven Aussage satz trän spon iert.

d.

FrageStrukturen mit Negationsträger werden auf einen positiven Aussagesatz transponiert.

Dabei entspricht (35a) (49d), (35b) (49a) und (35b') (49c). Es erfolge nicht inner eine Neutralisation des Negationsträgers, "wenn auch das Häufigkeitsvorkonnen solcher Fälle größer ist."(267) Als Beispiele für die hier interessierenden Fälle (49b-c) nennt Abdullaev (1977:266): (50)

a.

Arbeite! Wenn ich aber nicht kann? Wenn ich aber auf die Dauer nicht kann, Herr Gott im Himmel? => Ich kann es (auf die Dauer) nicht, ich kann nicht mehr arbeiten. (zu (49b))

b.

"Von Goethe?" rief Carl Brenten erstaunt. "Das kann doch nicht schlecht gewesen sein?" => Das kann nicht (auf keinen Fall) schlecht gewesen sein, (zu ( 4 9 b ) )

c.

Wer war's, der ihm den Fluch gab? Wer war's, der seinen Sohn jagte in Kampf und Tod und Verzweiflung? => Du warst's selbst, der ihm den Fluch gab. Du warst's selbst, der seinen eigenen Sohn jagte in Kampf und Tod und Verzweiflung, (zu (49c))

d.

Moor: Wie, noch keine Antwort? Denkt ihr wohl gar mit den Waffen noch durchzureißen? => (Ich weiß), ihr denkt wohl, mit den Waffen noch durchzureißen, (zu ( 4 9 c ) )

In (50a) liegt propositionales nicht vor, was die Ansicht unterstützt, daß allein abtönendes nicht die positiven Umwandlungen nach dem Muster (49d) hervorrufen kann. Ein entsprechendes Beispiel aus meinem Korpus lautet: (51)

(B133) Sollte Walter Killy nicht wissen oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, daß wir uns in einer Übergangsphase befinden?

Ein komplizierterer Fall ist

(50b). Es handelt sich um einen nicht-interroga-

tiven Fragesatz, jedenfalls wenn wir ein steigendes Tonmuster annehmen. Zwar spricht das Vorkonmen der Modalpartikel doch für die Option Deklarativsatz

133 oder Exklamativsatz, aber beide haben ein fallendes Ibrmister. Bublitz (1978: 110) ninmt an, daß vergleichbare Fälle wie Der hat doch nicht den ganzen Kuchen aufgefuttert? "in erster Linie als Fragen interpretiert" werden. Eine rhetorische Lesart kommt wohl in erster Linie durch das doch zustande, zu dessen Funktion es nach Lindner (1983:196) gehört, daß der Sprecher durch seinen Gebrauch an den Hörer appelliert, "sein Bild vom Zustand Z in den relevanten Punkten an dasjenige von anzugleichen". Auch in (50b) ist das nicht prepositional und bleibt daher bei der umgedeuteten Proposition erhalten (vgl. auch B122-5). In (50c) liegt die für rhetorische Ergänzungsfragesätze typische Möglichkeit der referentiell gefüllten Umdeutung vor; in (50d) finden wir ein weiteres Beispiel für die positive Umdeutung einer Entscheidungsfrage ohne das Negationselement nicht, wobei hier die Umdeutungsrichtung durch die Modalpartikel wohl, die eine Vermutung des Sprechers anzeigt, unterstützt wird. Falls wir für rhetorische Fragesätze ein abtönendes, "rhetorisches" nicht annehmen, eröffnet sich das Feld für eine Diskussion, die weitgehend parallel zur Diskussion von rhetorischem schon/auch geführt werden kann. Abschließend will ich noch auf eine Beobachtung von Gresillon (1980) zu nicht in Echofragen, sowie auf Überlegungen von Jacobs (1982) zu Bereichsbeschränkungen von rhetorischem nicht eingehen. Gresillon (1980) stellt folgenden Zusammenhang zwischen Verbstellung und Negation her: Bei negierten rhetorischen Entscheidungsfragesätzen sei Verbzweitstellung ausgeschlossen, dagegen gebe es durchaus nicht-rhetorische Entscheidungsfragesätze mit Verbzweitstellung : (52)

a.

Ist es nicht schön hier?

b. *Es ist nicht schön hier? c.

Ist er nicht schon längst tot?

d. *Er ist nicht schon längst tot?

Verbspitzenstellung wird daher als ein "frageinternes Kriterium zur Identifizierung negierter rhetorischer Satzfragen"(279) angesehen. Meines Erachtens können jedoch die Sätze (52b/d) rhetorisch gebraucht werden - man muß sich nur Kontexte vorstellen, in denen Echo- und rhetorische Lesart kompatibel sind. Daß nicht dabei nur propositional gebraucht werden kann, entspricht der Tatsache, daß schon in rhetorischen Echofragen nur temporal verstanden werden 16

Da scnonR nur in Ergänzungsfragesätzen vorkommt, müssen wir als Vorgängersatz ebenfalls einen Ergänzungsfragesatz nehmen. So ist die Verbendstellung im rhetorischen Echo-Ergänzungsfragesatz zu erklären. Man beachte, daß schon in diesen Fällen im Mittelfeld steht.

134 (53) (54)

A:

Wer holt schon^/tp Kohlen?

[= Niemand holt (schonrp) Kohlen.]

B:

Wer schonT Kohlen holt? Fritz! [= Fritz holt schonT Kohlen.]

A:

Wer schonR holt Kohlen? [= Niemand holt Kohlen.]

B:

Wer *schonR Kohlen holt? Fritz. [= Fritz holt Kohlen.]

Ein Erklärungsversuch dafür, daß in rhetorischen Echofragen kein rhetorisches nicht stehen darf, lautet folgendermaßen. Rhetorisches nicht bewirkt eine positive Umdeutung, rhetorische Echofragen bewirken dagegen eine negative Umdeutung (55)

a.

Ist es nicht., schön hier? [= Es ist schön hier.]

b.

A:

Es ist schön hier.

B:

Es ist schön hier? Daß ich nicht lache! [= Es ist nicht schön hier.]

Ein rhetorisches nicht in einem rhetorischen Echofragesatz würde daher das Gegenteil dessen bewirken, was in der rhetorischen Echofrage behauptet wird. Daher kann es in diesen Fragen nicht vorkommen. Jacobs (1982:249f) stellt einige Vermutungen an, wie Positionsbeschränkungen für rhetorisches nicht erklärt werden können. Für nicht in Interrogativsätzen, so stellt er fest, gelten andere syntaktische Regeln als für nicht in Deklarativsätzen: (56)

Hat er nicht l L u l s e l vergiftet? peinige Schwestern!

a. b.

?

Er hat nicht \ Ulse „ , \ vergiftet, peinige SchwesternJ

In rhetorischen Fragen gelten für nicht weniger starke Berührungsbeschränkungen als in Deklarativsätzen (bei nicht-kontrastierender Interpretation): (57)

a.

Bewundert er sie nicht heimlich?

b.

Bewundert er sie heimlich nicht?

Wie (57b) zeigt, kann nicht in jeder Position, in der nicht negierend verstanden werden kann, nicht auch rhetorisch verstanden werden. Wie auch bei keineswegs, so lautet Jacobs1 (1982:250) Hypothese, kann nicht nur dann rhetorisch wirken, wenn es sich nicht im semantischen Bereich bestimmter Ausdrücke befindet, "in deren Bereich die Indizierung von illokutionären Akten ganz allgemein unmöglich ist." So gelten für keineswegs folgende Beschränkungen der Position:

b.

f

heimlich ] notwendigerweiseL keineswegs, ständig J

l ~i eder \ *Peter empfiehlt J r_ . L Schwester Dr. No keineswegs.

135

Dagegen kann keineswegs im Bereich von ein/einige stehen, genau wie rhetorisches nicht: (59)

a.

Ein Arzt trinkt keineswegs.

1

a . Einige Ärzte trinken keineswegs. b.

Sind einige Ärzte nicht schrecklich uninteressant?

Jacobs (1982) erklärt diese Beschränkungen durch die Annahme, daß keineswegs ein "Indikator für den illokutionären Akt des Bestreitens ist."(184) Dies passe mit der Beobachtung zusammen, daß keineswegs im Gegensatz zu nicht kaum in nicht-deklarativen Sätzen vorkommen könne: (60)

a. b. c.

Wen bewundert Luise { .. ) ? l *keineswegsl ^l mit dem Fahrrad in die Klinik! Fahr < ., l *keineswegsj Wenn doch Luise l ., V immer so viel trinken würde! |*keineswegsj

Abgesehen von der problematischen Voraussetzung, daß Bestreiten ein illokutionärer Akt ist,

und daß Bestreiten an Deklarativsätze gebunden ist,

kann (60a)

1

nicht nur als Echofrage, 8 sondern auch als Prüfungsfrage oder rhetorische Frage gebraucht werden. In diesen Fällen liegt wohl kein Bestreiten vor, sondern eher das Thematisieren eines gemeinsamen Wissensbestandes. Genauso im Falle von (6Ob), wenn vorher die Absicht geäußert wurde, mit dem Fahrrad in die Klinik zu fahren; es handelt sich dann um eine Ermahnung.19 Leider geht Jacobs nicht näher auf die Frage ein, die sich aus seinen Andeutungen zur Parallelität von nicht in rhetorischen Fragen und von keineswegs ergibt, nämlich wofür rhetorisches nicht ein Indikator ist.

Bestreiten kennt

nicht in Frage, weil dies nach Jacobs an Deklarativsätze gebunden ist; über eine Theorie sprachlicher Indirektheit, innerhalb derer man sagen könnte, daß nicht in rhetorischen Fragen eine indirekte Behauptung indiziert, verfügt Jacobs nicht, und er braucht sie auch nicht, da er nur an wahrheitsfunktionalen Aspekten der Wortbedeutung interessiert ist. 17

18 19

So werden z.B. nicht und

Bestreiten versteht Jacobs (1982:184) "in dem weiten Sinn einer Zurückweisung von Annahmen, die der Kommunikationspartner oder eine andere kommunikationsrelevante Person zum Ausdruck brachte oder die bei ihm bzw. ihr vermutet werden können." Da Echofragen teilweise Zitate eines Deklarativsatzes sind, gelten sie nach Jacobs ( 1 9 8 2 : 4 3 2 f n . ) nicht als Gegenbeispiele. Nach Jacobs (1982:185) kann keineswegs in nicht-restriktiven Relativsätzen stehen, aber nicht in eingebetteten Sätzen, wenn ein Bestreiten ausgeschlossen ist (vgl. die Matrixverben bedauern vs. behaupten") . Für Fälle wie (58a-b) klappt ferner die Umschreibung mit der Formel ich möchte doch bestreiten, daß nicht.

136

keineswegs trotz der von Jacobs konstatierten Bedeutungsunterschiede im Pannen seiner Mantaguegrammatik in denselben logischen Ausdruck übersetzt. Jacobs (1982:187) begründet das damit, daß die beiden Ausdrücke einen gleichen Beitrag, nämlich wahrheitsfunktionale Negation, zu den Saohverhalten der Sätze, in denen sie vorkamen, leisten. Dies läßt sich jedoch von rhetorischem nicht nicht sagen, denn dieses nicht negiert ja, wie wir gesehen haben, nichts. Insofern stellt sich die Frage, ob nicht abtönendes, rhetorisches nicht und propositionales, negierendes nicht als Homonyme zu betrachten sind. Durch eine solche Differenzierung könnte auch den von Jacobs beobachteten Positionsbeschränkungen - die wir ähnlich schon für schon diskutierten - Rechnung getragen werden. 5.3.2 Polaritätselemente Polaritätssensitiv sind alle Ausdrücke, die jeweils nur in positiven oder negativen sprachlichen Kontexten vorkommen können. Z.B. sind folgende Ausdrücke im Deutschen positiv-polar:20 (61)

a.

Er ist mit allen Wässerchen gewaschen.

b. *Er ist nicht mit allen Wässerchen gewaschen. (62)

a.

Es war wahnsinnig schön.

b. *Es war nicht wahnsinnig schön.

Gresillon (1980:279) zufolge sind auch Bombenerfolg, genug, besser daran tun, daß, weitaus positiv-polare Ausdrücke des Deutschen. Negativ-polare Ausdrücke des Deutschen sind: (63)

a.

Sie ist nicht auf den Mund gefallen,

b. *Sie ist auf den Mund gefallen. (64)

a.

Er hat keinen Finger_gekrümmt.

b. *Er hat einen Finger gekrümmt.

Weitere von Gresillon (1980:279f) genannte negative Polaritätselemente sind nicht umhin können, kein Deut, nichts angehen, nichts als, sich etwas nicht *j 4

nehmen lassen, etwas nicht lassen können. ' 20 21

Vgl. die unterstrichelten Ausdrücke. Weitere Beispiele für Polaritätselemente finden sich bei Weite (1974:148165) und Kürschner (1983:298ff), der eine umfangreiche Liste negativpolarer Lexikoneinheiten bringt. - Fleischer (1982:94ff) geht auf den Zusammenhang zwischen Negation und Phraseologismen - die ja besonders häufig als Polaritätselemente vorkommen - ein. Da es allem Anschein nach mehr oder minder "starke" Phraseologismen gibt, wäre zu untersuchen, wie diese Intensität mit der Stärke von rhetorischen Fragen korreliert. Vgl. diesbezüglich folgende Beispiele: Hat der wirklich noch alle Tassen im Schrank?

137

Der für die Analyse rhetorischer Fragen interessante Zusammenhang ist, daß diese Beschränkungen hier nicht zu gelten scheinen:^ (65)

a.

Ist er nicht mit allen Wässerchen gewaschen?

b.

War es nicht wahnsinnig schön?

c.

Ist sie auf den Mund gefallen?

d.

Hat er einen Finger gekrümmt?

Dagegen sind die folgenden neutralen Entscheidungsfragesätze nach Gresillon nicht möglich: (66)

a. *Ist er mit allen Wässerchen gewaschen? b. *War es wahnsinnig schön? c. *Ist sie nicht auf den Mund gefallen? d. *Hat er keinen Finger gekrümmt?

Die Erklärung liegt auf der Hand: Da positive rhetorische Fragen (in aller Regel) negative Antworten verlangen und umgekehrt negative rhetorische Fragen (in aller Regel) positive Antworten, können positive Polaritätselemente in negativen rhetorischen Fragen auftauchen und negative Polaritätselemente in positiven rhetorischen Fragen.2-* Gresillon (1980:280) spitzt diesen Zusammenhang zu folgender These zu: "Fragesätze, die negative oder positive Polaritätselemente enthalten, sind rhetorisch."

Es ist also zu untersuchen, ob Polaritätselemente als illokutionäre Indikatoren für rhetorische Fragen anzusehen sind. Bevor ich auf die deutschen Beispiele von Gresillon eingehe, möchte ich Fälle erwähnen, die bei Borkin (1971) und Pope (1976) diskutiert werden. So ist long since im Englischen ein positiv-polarer Ausdruck, -in weeks ist negativ-polar. Dennoch sind nach Borkin (1971:54f) die folgenden Fragesätze akzeptabel, wobei in bestimmten Kontexten sowohl (67a-b) als auch (67c-d) nicht

22

23

Ist er dir je von der Hacke gegangen? Hat er damals etwa ein Blatt vor den Mund genommen? Denkst du, damit bei diesem Burschen einen Blumentopf gewinnen zu können? Sie glauben doch nicht etwa, der Peter hat das Pulver erfunden? (Fleischer ( 1 9 8 2 : 9 7 ) ) Wohl um die Rhetorizität zu verdeutlichen, wählt Gresillon (1980) die Versionen Sie wäre auf den Mund gefallen? und Hat er je einen Finger gekrümmt? Für das Argument, um das es hier geht, sind die zusätzlichen rhetorischen Mittel jedoch nicht nötig. Die Einschränkung ist nötig, weil, wie wir in (49) gesehen haben, dies zwar die typischen, aber nicht die einzig möglichen Umdeutungsbeziehungen sind.

138

untereinander austauschbar sind: (67)

a.

Has our professor long since given up on us?

b.

Hasn't our professor long since given up on us?

c.

Has Max read Mother Goose in weeks?

d.

Hasn't Max read Mother Goose in weeks?

Borkin (1971:55) schließt daraus, daß das Vorkommen von Polaritätselementen nicht allein aus ihren syntaktischen Umgebungen erklärt werden kann, sondern daß Sprecherannahmen mit hinzugezogen werden müssen; dies ist auch in Übereinklang mit der generativen Analyse von Baker (1970b), der aus seiner Betrachtung Fragesätze und Konditionalsätze grundsätzlich ausschließt, da diese Konstruktionen positive und negative Polaritätselenente aufweisen können. Er macht auch darauf aufmerksam, daß die nichtakzeptablen Fälle (bei Deklarativsätzen) genau dann akzeptabel werden, "when they represent, word by word, an emphatic denial of a preceding speaker's assertion"(169fn2). Demnach scheint Rhetorizität von Entscheidungsfragesätzen mit Polaritätselementen nicht ausschließlich durch diese induziert zu werden, sondern es kommen andere Fakten hinzu, z.B. daß es offensichtlich ist, daß der Sprecher eine bestimmte positive oder negative Antwort erwartet. Auch Pope (1976:38) läßt positive und negative Polaritätselemente sowohl für positive als auch für negative Entscheidungsfragesätze zu, allerdings mit folgenden Einschränkungen:24 (68)

a.

" [ . . . ] positively-phrased rhetorical questions containing positivepolarity items are acceptable only to the degree that the corresponding statement, with negative inserted, is acceptable."

b.

" [ . . . ] negatively-phrased questions containing negative-polarity items are acceptable only to the degree that the corresponding statement, minus the negative, is acceptable."

Z.B. kann gemäß (68a) (69a) zwar eine Informationsfrage, aber keine rhetorische Frage sein, weil (69b) nicht akzeptabel ist: (69)

a.

Does it rarely rain?

b. *No, it doesn't rarely rain.

Ebenso kann gemäß (68a) (70a) zwar eine Informationsfrage, aber keine rhetorische Frage sein, weil (70b) unakzeptabel ist: (70)

a.

Didn't he give a damn about her?

b. *Yes, he gave a damn about her. 24

Dem intendierten Sinne nach müßte es in (68b) "negatively-phrased rhetorical question" heißen.

139

Im Vergleich mit Borkin (1971) ergibt sich folgendes Bild: Die Tatsache, daß (67b-c) Tag-Gegenstücke haben, und (67a/d) nicht, vgl.: (71)

a.

Our professor has long since given up on us, hasn't he?

b.

Max hasn't read Mother Goose in weeks, has he?

c. *Our professor hasn't long since given up on us, has he? d. *Max has read Mother Goose in weeks, hasn't he?

läßt vermuten, daß nur (67b-c) rhetorisch sind. In ÜbereinstInnung mit (68a) sieht Borkin Our professor hasn't long nince given up on us. und in Übereinstimmung mit (68b) Max has read Mother Goose in weeks, als nicht akzeptabel an. Daß (67a/d) offenbar nur als Informationsfragen gebraucht warden können, weckt Zweifel an der Hypothese von Gresillon. Sehen wir uns daher noch einmal die Beispiele unter (66) an. Sie sind meines Erachtens - und zwar unabhängig von Sprecherannahmen und Kontexten - durchaus als normale Entscheidungsfragen

(und abgesehen davon auch als rhetorische

Fragen) denkbar, wenn es auch Grade der Akzeptabilität gibt: (72)

a.

Du hast ja jetzt Fritz gesehen. Und, was ist dein Eindruck? Ist mit allen Wässerchen gewaschen?

er

b.

Na, wie war das Konzert? War es wahnsinnig schön? (So wie du dachtest?)

Offenbar muß der erfragte propositionale Gehalt schon thematisiert worden sein, d.h. Sprecher und Hörer müssen wissen, daß das fragliche Prädikat im Prinzip angewendet warden kann. Für (66c) ist ein entsprechender Kontext sehr viel schwerer zu konstruieren, was an dem stark idiomatischen Charakter von auf den Mund gefallen sein liegt. Wenn man fragetypische Modalpartikeln hinzufügt, ist eine Interpretation als Entscheidungsfrage akzeptabel, obwohl dann die Neutralität verlorengeht. (66d) schließlich ist in folgendem Kontext ganz in Ordnung als neutrale Entscheidungsfrage: (73)

A:

Peter lag den ganzen Tag faul auf dem Sofa, obwohl er eigentlich die Wand streichen wollte.

B:

Hat er keinen Finger gekrümmt?

Während also auf der einen Seite die Sätze unter (66) als nicht-rhetorische Fragesätze denkbar sind, brauchen nicht alle Fragesätze, die positive oder negative Polaritätselemente haben, automatisch rhetorisch zu sein, wie dies Gresillon annimmt. Z.B. ist das nicht in (65a-b) auch prepositional verstehbar, was die entsprechenden Fragen nicht-rhetorisch macht. Die Vorerwähntheitsbedingung muß dann freilich wieder gegeben sein; dennoch ist der Schluß erlaubt, daß Polaritätselemente nicht selbständig Rhetorizität induzieren,

140

sondern nur in Zusammenarbeit mit anderen sprachlichen Elementen und/cder bestimmten Gegebenheiten des Kontextes. Analoges gilt für (65c-d), die auch in der rhetorischen Interpretation mit Modalpartikeln oder anderen Polaritätselementen wie je wesentlich besser wirken. Bei denn/etwa - Einfügung, die Vorerwähntheits-Lesart bewirkt, sind diese Sätze jedoch auch als neutrale Entscheidungsfragen akzeptabel. Die Verhältnisse sind daher viel komplizierter, als es zunächst den Anschein hat. Ich will hier die Distribution und Funktion von Polaritätselementen in rhetorischen Fragen nicht weiter untersuchen, sondern nur annehmen, daß sie zwar Hörerinterpretationen mit beeinflussen, aber nicht in der Weise, daß sie sie festlegen. Polaritätselemente würde ich daher nicht zu den Kandidaten für indirekte illokutionäre Indikatoren rechnen. Dafür spricht auch, daß eine ganze Reihe von Polaritätselementen den propositionalen Gehalt von Sätzen mitbestinmen. In vielen Fällen drücken Polaritätselemente eine charakteristische Bewertung des propositionalen Gehalts durch den Sprecher aus, was ihr bevorzugtes Auftreten in rhetorischen Fragen erklären könnte. 5.3.3 Konjunktiv II

(+nioht)

Gresillon (1980:284) behauptet, die Kombination von Konditional und Negation lasse eindeutig auf rhetorische Fragen schließen. Als Belege dienen die folgenden Beispiele: (74)

a.

Wer traute nicht einem solchen Comite de surveillance?

b.

Aber hieße das nicht Satan durch Beelzebub beschwören?

ohne Negation könne das Konditional zwar die rhetorische Wirkung "mitdeterminieren", aber Konditional ohne Negation genüge nicht "als Strukturelement einer rhetorischen Frage". Demgegenüber erwähnt Kürschner (1983:263) , der davon ausgeht, daß Konjunktiv-II-Formen Interrogativsätze als rhetorisch ausweisen können, eine solche Restriktion nicht. Er bringt Beispiele mit Ergänzungsfragesätzen, bei denen "die mit dem Interrogativpronomen normalerweise verknüpfte Existenzannahme in Abrede gestellt" wird, vgl.: (75)

a.

Welchen charakteristischeren Soziolekt hätte er auch zur Verfügung gehabt, ...?

b.

Welchen charakteristischeren Soziolekt hatte er zur Verfügung?

(75b) wird, im Gegensatz zu (75a), als neutrale Ergänzungsfrage gedeutet. Nun kann man bestreiten, daß Existenzannahmen an Fragepronomen geknüpft

141

sind; und daß (75a) rhetorisch wirkt, liegt in erster Linie am rhetorischen auch. Eine Sprecherannahine 'Es gibt keinen charakteristischeren Soziolekt, der . . . " ist nicht typisch für einen Satz, in dem ein Konjunktiv II vorkommt, sondern typisch für eine rhetorische Frage. Ein Überblick über meine Belegsammlung ergibt, daß Konjunktiv II häufiger ohne Negationselement vorkommt als mit Negationselement, und daß bei allen Konjunktiv-II-Vorkommen diejenigen mit Modalverb (und zwar insbesondere sollen) überwiegen. Die Auffassung von Glas (1984:84) , daß sollte in Fragesätzen nur mit Negation gebraucht wird, halte ich aufgrund von Beispielen wie Sollte das alles gewesen sein? oder Wer sollte davon gewußt haben? für widerlegbar. Typische Beispiele für Konjunktiv II + nicht sind: (76)

a.

(B173) Nach Unterlagen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden gibt es in der Bundesrepublik rund 2,1 Millionen Ehen, die seit 43 Jahren halten. Sollte darüber nicht genausoviel geredet werden wie über zerbrochene Bindungen?

b.

(B277) Viarum sollte auch der Kreis unserer Freunde nicht größer und größer und immer größer werden?

c.

(B275) Wer ließe ihn nicht neidlos ziehen und hielte sich derweil nicht an die Konkurrenz, sondern ans Eingemachte?

d.

(B133) Sollte Walter Killy nicht wissen oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, daß wir uns in einer Übergangsphase befinden?

Man sieht an diesen Beispielen, daß mcht in Verbindung mit Konjunktiv II ganz verschiedene Funktionen haben kann: In (76a-b) ist es rhetorisch, im ersten Konjunkt von (76c) ist es rhetorisch, im zweiten dagegen propositional, und in (76d) sind beide Vorkommen propositional. Daher ist die These von Gresillon in folgender Weise zu differenzieren: Wenn Konjunktiv II mit rhetorischem nicht gebraucht wird, ist die Frage klarerweise rhetorisch. Wenn Konjunktiv II mit propositionalem nicht gebraucht wird, kann sie rhetorisch oder nicht-rhetorisch sein. Daraus folgt, daß die Kombination Konjunktiv II + nicht nicht als indirekter illokuticnärer Indikator für rhetorische Fragen angesehen werden kann; dagegen kann man die rhetorizitätsverstärkende Wirkung dieser Kombination, vor allem in Verbindung mit dem Modalverb sollen, nicht bestreiten. Unter der Voraussetzung, daß sich die Unterscheidung zwischen rhetorischem nicht und propositionalem nicht als stichhaltig erweist, können wir nun die Ergebnisse unserer Betrachtung von Negationselementen knapp zusammenfassen: Propositionales und rhetorisches nicht haben die Aufgabe, die Einstellungen des Hörers zu einem im propositionalen Gehalt der rhetorischen Frage ausgedrückten Sachverhalt zu beeinflussen. Während aber für propositionales nicht

142

gilt, daß es eine Negierenshandlung anzeigt, bewirkt rhetorisches nicht eine Affirmierenshandlung, die mit der in der rhetorischen Frage aufgestellten indirekten Behauptung zusammengeht (vgl. Heinemann (1983:105)). Während daher rhetorisches nicht als indirekter illokutionärer Indikator für Rhetorizität in rhetorischen Fragen angesehen werden kann, gilt dies allem Anschein nach für Polaritätselemente nicht. Zwar steuern auch diese in negativer oder affirmativer Weise Interpretationsprozesse, aber sie tun dies immer im Verbund mit Faktoren des Kontextes und der Sprecherannahmen. 5.4

Komparativkonstruktionen

Schmidt-Radefeldt (1977:385) sieht Fragesätze mit komparativer Struktur als eigenen Typ von rhetorischen Fragen an. Sie seien eine Mischung von 'autoresponsive questions' (z.B. Welcher Filmstar kann die Rolle sonst spielen, wenn nicht Sophia Loren?) und 'implicative rhetorical questions' (z.B. Welche alte Jungfer hatte keine unglückliche Liebschaft?) . In Sätzen wie (77a/c) erhalte eine bestimmte Konstituente "a universally valid touch"(385); vgl. die duplizierten Sätze in (77b/d): (77)

a.

Gibt es denn schon einen günstigeren Moment als jetzt?!

b.

Es gibt keinen günstigeren Moment als jetzt. ("There is no moment such that it is more convenient than n o w . " ( 3 8 6 ) )

c.

Was ist schon schrecklicher als absolute Diktatur?

d.

Es gibt nichts Schrecklicheres als absolute Diktatur. ("There is nothing such that it is more frightening than absolute dictatorship."(386))

Rhetorische Fragen dieses Typs erlauben nach Schmidt-Radefeldt (1977:386) keine Satznegation; jedoch scheint mir etwa Gibt es keinen günstigeren Moment als jetzt? sowohl als Informationsfrage als auch als rhetorische Frage akzeptabel zu sein. Ferner sieht Schmidt-Radefeldt (1977:386) als charakteristisch an, "that a particular property of the focussed constituent is compared to an absolute value." Dies trifft zwar zu, ist aber typisch für die fraglichen Komparativkonstruktionen , nicht unbedingt für rhetorische Fragesätze im allgemeinen. Man kann das gleiche auch von den Deklarativsätzen (77b/d) sagen. Weiterführend ist die Bemerkung von Gresillon (1980:284), es müsse sich um vollständige komparativische Konstituenten handeln. Der absolute Wert auf einer Werteskala muß demnach im propositionalen Gehalt ausgedrückt sein: (78)

a.

Gibt es einen günstigeren Moment?

b.

Gibt es einen günstigeren Moment als jetzt?

143

Ich sehe allerdings keinen Anhaltspunkt dafür, (78a) als weniger rhetorisch als (78b) zu betrachten. Beide Fragen sind kontextabhängig als rhetorische und echte Fragen möglich. Borillo (1981:28) gibt ein Beispiel einer normalen Entscheidungsfrage, in der der Komparativ nicht ein 'degre maximum1 darstellt:25 (79)

a.

Avez-vous un tissu plus resistant?

b.

Avez-vous un tissu plus resistant que ce tissu qui n'est resistant?

Dabei ist (79b) eine Paraphrase von (79a), die deutlich macht, daß es sich hier nicht um eine rhetorische Frage handelt. Selbst wenn der Bezugspunkt explizit gemacht wird, wie in vollständigen komparativischen Konstituenten, ist damit immer noch nicht gesagt, daß dieser Bezugspunkt als absoluter Wert angesehen wird. Daher schließt Borillo (1981:28): "L'interpretation de degre maximum demande done que l'interrogation soit formulee avec l'idee implicite de La valeur negative de la proposition concernee, [ . . . ] . "

Für (79a) müßte also vorausgesetzt werden, daß der Sprecher die Überzeugung 1 n'y a pas un tissu plus resistant que ce tissu.1 hat, damit die Frage als rhetorisch aufgefaßt werden kann. Daß der komparative Bezugspunkt oft erst aus dem Kontext hervorgeht, kann ein Beispiel aus meinem Korpus belegen: (80)

(B176) Bis ein moderner Sicherheitstank heute richtig voll ist, muß er dreimal ein zeitraubendes Bäuerchen machen. Gibt es da wirklich keine intelligentere Lösung?

In dieser Frage wird behauptet, daß es eine intelligentere Lösung gibt als die, die im Falle des modernen Sicherheitstanks vorliegt. Betrachtet man die Frage in Isolation, könnte sie auch eine Informationsfrage sein (wobei irirklich keine rheborizitätsverstärkende Lesart erhalten darf, sondern nur "Nachdrücklichkeit" signalisiert). Wir können daher schließen, daß selbst vollständige komparativische Konstituenten in Fragesätzen nicht indirekte illokutionäre Indikatoren ihrer Rhetorizität sind, sondern daß Komparativkonstruktionen schon vorhandene Rhetorizität in Relation zu einem sprachlich oder außersprachlich fixierten absoluten Wert nur verstärken. 25

Die Auslassung von qui in (79b) im Original habe ich verbessert.

144

5.5

Satzverknüpfung

Rhetorische Fragen können auch als Bestandteil von Koordinationen und Subordinationen vor, vgl.: (81)

a.

( B l ) Zum isolierten Sprechakt gibt es nicht viel zu bemerken, und wozu sollte es gut sein?

b.

(B160)

c.

(B92) Wer sollte da von einfachen Bürgern objektive Antworten erwarten, da sich darüber selbst die Gelehrten des Westens streiten.

d.

(B400-6) Wer hat sich in Hamburg noch nicht verfahren, weil er die Sl mit der S l l verwechselt hat?

e.

(B245) Was für ein Lärm hätte sich erhoben, wenn Strauß das Geschäft blockiert hätte?

Alle reden vom Umweltschutz, aber wer tut etwas dafür?

Ein Blick in mein Korpus zeigt, daß wenn weitaus am häufigsten - im Vergleich mit den anderen Konjunktionen - in Satzverknüpfungen mit rhetorischen Fragen auftritt; so häufig, daß man schon fast vom Typ der konditionalen rhetorischen Frage sprechen kann. Bei diesem Typ warden in den uera-eingeleiteten Konjunkten jeweils Bedingungen genannt, unter denen die indirekte Behauptung gültig sein soll. Es gibt, soweit ich sehe, keine spezifischen Beschränkungen: Wenn p und q für die beiden Konjunkte stehen, ist sowohl die Form p(RF) wenn q, als auch die Form wenn p, q(RF) möglich; das rhetorische Konjunkt kann ein Entscheidungs- oder Ergänzungsfragesatz sein; auch kommen alle Bedeutungsvarianten von wenn vor (vgl. Fabricius-Hansen/SaBbo (1983)) . Femer sind die rhetorischen Konjunkte ohne Schwierigkeiten durch nicht-rhetorische Fragesätze austauschbar. Daß letzteres bei manchen Satzverknüpfungen nicht der Fall ist, hat Gresillon (1980:275, 283) u.a. an den folgenden Beispielen gezeigt:2^ (82)

a.

Er bleibt zuhause, da er ja schon alles weiß.

b. *Bleibt er zuhause, da er ja schon alles weiß? (83)

a.

Er wird wohl zuhause bleiben, denn seine Antwort war ausweichend,

b. *Wird er wohl zuhause bleiben, denn seine Antwort war ausweichend?

Die b-Versionen sind ausgeschlossen, wenn das p-Konjunkt als Informationsfrage verstanden wird. Rhetorische Fragen sind jedoch in der p-Position möglich. Bezogen auf diese Beispiele lautet der Erklärungsansatz wie folgt: Wenn die q-Konjunkte Sätze mit eigenem propositionalem Gehalt sind, ist der Fragebereich auf p beschränkt und der komplexe Satz wird ungrammatisch. Wenn jedoch 26

Vgl. Gresillon (1980:282f) für ein analoges Argument, das sich auf die Extraposition von Adverbialgruppen bezieht.

145

in p eine (indirekte) Behauptung steht, kann in q eine weitere Behauptung folgen und der komplexe Satz ist grarntatisch. Es liegt somit ein rein grammatisches Indiz für den Behauptungscharakter rhetorischer Fragen vor. Offenbar geht Gresillon bei ihrem Ansatz implizit von der Gültigkeit des von Lang (1977:47) so genannten 'Parallelisierungseffekts der Koordination1 aus. Dieser besteht in einem Zwang, die Konjunkte einer Koordination parallel zu interpretieren, wobei die Konjunkte für sich genommen einem solchen Zwang nicht unterliegen. In (83b) - und falls man einen solchen Effekt auch für die Subordination nachweisen könnte, auch in (83a) - würde dann gegen diesen Zwang verstoßen; konform mit diesem Ansatz würde der Umstand gehen, daß z.B. Koordination zweier rhetorischer Fragen durchaus möglich ist: (84)

a.

Was gibt es zum isolierten Sprechakt schon viel zu bemerken und wozu sollte es gut sein?

b.

Wer redet nicht vom Umweltschutz, aber wer tut

schon etwas dafür?

Allerdings ist das ganze Feld der Satzverknüpfung bzw. die Rolle, die die Illokutionen der Konjunkte darin spielen, nicht so übersichtlich, wie es zunächst den Anschein hat. Wenn wir von einer Standardverknüpfung nach dem Muster "p Konj q 1 ausgehen, ergeben sich Differenzen, je nachdem (a) welchen Beitrag die Syntax (z.B. koordinierend vs. subordinierend) bzw. die Semantik der einzelnen Konjunktionen leistet, (b) an welcher Position (p oder q) die rhetorische Frage steht, (c) ob es sich um eine rhetorische Entscheidungs- oder Ergänzungsfrage handelt. Ich will im folgenden auf einige Beobachtungen eingehen, die Pasch (1983) in bezug auf die kausalen Konjunktionen da und denn gemacht hat.2^ Zunächst ist zu beobachten, daß bei der koordinierenden Konjunktion denn im Gegensatz zu der subordinierenden Konjunktion da - auch in der q-Position eine rhetorische Frage möglich ist, vgl.: (85)

27

a.

Der Hochstapelei kann man ihn nicht bezichtigen, denn hat er ( j e mals) behauptet, in diesen Dingen Bescheid zu wissen? (Pasch (1983: 188))

b.

Der Hochstapelei kann man ihn nicht bezichtigen, denn wer weiß in diesen Dingen schon Bescheid?

Der wesentliche Unterschied zwischen da und denn einerseits und der dritten von Pasch (1983) untersuchten Kausalkonjunktion veil andererseits besteht darin, daß die erstgenannten Schlußoperatoren, d.h. "Konfigurationen aus einem Einstellungsoperator mit seinem propositionalen Operanden" (106f) sind, während weil ein propositionaler Operator ist (vgl. 1 0 4 f f ) . Vgl. zu den theoretischen Grundlagen auch Motsch/Pasch (1984).

146

Ganz im Sinne des Parallelisierungseffekts scheint zunächst die Beobachtung von Pasch (1983:189) zu sein, daß in q keine rhetorische Frage stehen kann, wenn in p eine Aufforderung steht: (86)

a.

Kannst du mir eine Schreibmaschine leihen, *denn habe ich etwa eine?

b.

Leih mir eine Schreibmaschine, *denn habe ich etwa eine?

Allerdings sind nach meinein Eindruck die folgenden Beispiele akzeptabel: (86')

a.

Leih (du) mir eine Schreibmaschine, denn hat etwa jemand außer dir eine?

b.

Leih (du) mir eine Schreibmaschine, denn wer sonst hätte eine?

c.

Leih (du) mir eine Schreibmaschine, denn niemand außer dir hat eine.

Dies könnte einfach daran liegen, daß in (86') die in q ausgedrückte Tatsache, daß nur der Angesprochene über eine Schreibmaschine verfügt, ein guter Grund für die Aufforderung an den Angesprochenen ist, diese zu verleihen; während es in (86) nicht unbedingt plausibel ist,

daß die Tatsache, daß der Sprecher

keine Schreibmaschine hat, ein Grund dafür ist,

daß gerade der Angesprochene

dem Sprecher die Schreibmaschine leihen soll. Wenn (86"c) als akzeptabel beurteilt wird, und die Auffassung von rhetorischen Fragen als indirekte Behaup28 tungen richtig ist, wäre auch die Akzeptabilität von (86'a-b) zu erwarten. Bei der Beurteilung der Akzeptabilität dieser Satzverknüpfungen scheint also eine Rolle zu spielen, inwiefern das in der rhetorischen Frage Gemeinte eine Begründung für die Aufforderungshandlung sein kann. Um denn mit da zu vergleichen, betrachten wir nun Fälle, in denen in der p-Position Fragesätze stehen. Rhetorische Entscheidungsfragesätze sind nach Pasch (1983:147) in p nicht erlaubt, wenn das q-Konjunkt mit da oder denn eingeleitet wird: (87)

a.

Ist sie (vielleicht) schuld an der Katastrophe, *da sie (doch) zur Zeit des Brandes gar nicht zu Hause war. *denn sie war (doch) zur Zeit des Brandes gar nicht zu Hause.

b.

Ist sie (vielleicht) nicht schuld an der Katastrophe, *da sie (doch) die brennende Zigarette unters Bett geworfen hat. *denn sie hat (doch) die brennende Zigarette unters Bett geworfen.

Aber auch hier lassen sich andere Beispiele finden, die akzeptabel sind: (87')

a.

Sollte sie etwa nicht schuld an der Katastrophe sein, da sie doch nachweislich das Feuer gelegt hat. denn sie hat doch nachweislich das Feuer gelegt.

28

Darauf hat mich Marga Reis aufmerksam gemacht.

147

Auch an diesen Beispielen läßt sich sehen, daß für die Akzeptabilitätsbeurteilung relevant ist, ob der im q-Konjunkt ausgedrückte Sachverhalt in einem engen Begründungszusaitmenhang zum Gemeinten der rhetorischen Frage steht; auch sequenzgebundene Faktoren, wie etwa eine gegenläufige Vorgängerbehauptung, scheinen eine Rolle zu spielen. Ergänzungsfragesätze sind in der p-Position möglich, wenn auch mit gewissen Beschränkungen. Dabei kann es sich um Informationsfragen handeln, vgl. die aVersionen, oder um rhetorische Fragen, vgl. die b-Versionen: (88)

(89)

a.

Wen wollen wir mit dieser Arbeit beauftragen, da niemand sich freiwillig meldet?

b.

Wen stört das, da alle mit sich selbst beschäftigt sind? (vgl. B92)

a.

Wen wollen wir mit dieser Arbeit beauftragen, *denn es meldet sich niemand freiwillig, denn es meldet sich ja/doch niemand freiwillig.

b.

Wen stört das, *denn alle sind mit sich selbst beschäftigt, denn alle sind ja/doch mit sich selbst beschäftigt.

Der signifikante Unterschied zwischen den da-Sätzen in (88) und den denn-Sätzen in (89) liegt darin, daß die denn-Sätze obligatorisch die Msdalpartikeln ja bzw. doch enthalten müssen. Dies gilt auch für solche da-Konjunkte, bei denen p ein uwrum-eingeleiteter Ergänzungsfragesatz ist: (90)

a.

Warum kommt er zum Unterricht, *da er krank ist. da er doch krank ist.

b.

Warum kommt er zum Unterricht, *denn er ist krank, denn er ist ja/doch krank.

Wie erklärt Pasch nun diese Datenlage? Wenden wir uns zunächst den Beispielen in (88) vs. (89) zu. Obgleich sowohl dc-Sätze als auch denn-Sätze selbständige Träger illokutionärer Bedeutung sein können (in Paschs Terminologie: einen Einstellungsoperator auf weisen), und zwar assertiven Charakters, so gibt es nach Pasch (1983) doch einen wichtigen Unterschied zwischen den beiden: DaSätze sind "nicht behauptende Urteilsäußerungen", bzw. "Unterstellungen", dagegen sind denn-Sätze "behauptende Urteilsäußerungen"(196f), bzw. Behauptungen. In die Klasse der nicht behauptenden Urteilsäußerungen gehören nach Pasch auch die Präsuppositionen, wobei diese aber im Gegensatz zu den da-Sätzen nicht argumentierend sind. Sätze, die doch bzw. ja enthalten, sind für Pasch

148

(1983:163) "Sätze mit indizierter Unterstellung einer Erwartung", und zwar

wird in doch-Sätzen eine negative und in ja-Sätzen eine positive Erwartung unterstellt. Es ergibt sich nun das folgende Bild bezüglich (88)/(89). Wenn in p eine (rhetorische) Ergänzungsfrage steht, muß in q - gleich ob da- oder denn-ein.geleitet - eine Art Unterstellung vorliegen. Mit dieser These ist durchaus verträglich, daß auch die -Sätze unter (88) ein doch bzw. ja enthalten können: (9l)

a.

Wen wollen wir mit dieser Arbeit beauftragen,'da ja/doch niemand sich freiwillig meldet?

b.

Wen stört das, da ja/doch alle mit sich selbst beschäftigt sind?

(Zu beachten ist ferner, daß die Bedeutungsbeschreibungen von doch und ja so ausfallen, daß das Syntagma ja doch keine widersprüchliche Bedeutung erhält, vgl. die Bedeutungscharakterisierungen von Pasch (1983:163).) Es ist nun unklar, ob (88a) und die korrekte Version in (89a) dem Parallel isierungseffekt entsprechen oder nicht. Wenn Unterstellungen keine Behauptungen, jedoch Urteilsäußerungen sind, was heißt dies dann in bezug auf die zu dem Fragesatz parallele Interpretation? Offenbar muß hier nicht nur geklärt werden, inwiefern ein denn-Satz, der ja für sich selbst genommen eine Behauptung sein kann, durch Hinzutreten der erwartungsindizierenden Modalpartikeln zu einer Art Unterstellung werden kann, sondern es muß auch klar sein, was eine Unterstellung überhaupt von einer Behauptung unterscheidet, und wie der Oberbegriff 'Urteilsäußerung' zu verstehen ist. Eventuell würde sich für den Parallelisierungseffekt gar kein Problem ergeben, nämlich wenn sich nachweisen ließe, daß Unterstellungen keine Sprechakttypen sind. Dies muß jedoch noch genau geprüft werden. Es ist nun noch zu erklären, wie es kommt, daß auch die korrekte Version des ciz-eingeleiteten Satzes in (90a) ein doch aufweisen muß. Dies ist eigentlich nicht zu erwarten, wenn da-Sätze Unterstellungen sind. Pasch (1983) geht davon aus, daß ein inhärenter Zusammenhang zwischen der Verwendung einer warumFrage in p und dem Vorkommen von doch im ^-eingeleiteten Konjunkt besteht. Warum-SätzQ, so führt sie aus, fordern "die Annahme des präsupponierten propositionalen Gehalts von p"(162), während dies etwa uas-Sätze nicht tun: sie können "unaufrichtig" bzw. rhetorisch gebraucht werden. Im zu untersuchenden Fall ist die p-Präsupposition 'Es gibt einen Grund dafür, daß Peter zum Unterricht kommt.' Im q-Konjunkt wird der Sachverhalt ausgedrückt, daß Peter krank ist. Da dies das Gegenteil der Präsupposition von p ist, muß q die Modalpartikel doch enthalten, die signalisiert, daß erwartet wurde, daß Peters Krank-

149

sein keine Tatsache ist. Ct> ein solcher Zusammenhang tatsächlich besteht, erscheint mir aus verschiedenen Gründen zweifelhaft. Erstens ist ja die normalerweise für den wTerm angencmnene Existenzpräsupposition - falls man eine solche überhaupt annehmen will - in gleicher Weise für alle Ergänzungsfragesätze

zu veranschlagen,

so daß in dieser Dimension wanm-Fiagen keinen besonderen Status haben, also auch rhetorisch gebraucht werden können. Folgende Beispiele (92)

a.

Warum kommt Peter überhaupt zum Unterricht, da er doch krank

b.

Warum zum Unterricht gehen, da wir ja/doch krank sind.

ist.

zeigen, daß auch wenn die Existenzpräsupposition nicht erfüllt ist, die Madalpartikel doch stehen kann (vgl. ( 9 1 b ) ) , und daß zumindest in den q-Konjunkten rhetorischer Fragen auch ein j'a stehen kann. Zweitens ist unklar, inwiefern eine q-Proposition im Gegensatz zu einer p-Proposition stehen kann, denn es mag Unterrichte geben, die speziell für Kranke geschaffen sind. Offenbar interagieren hier auf sehr komplizierte Weise konversationelle, interaktive, logisch-semantische und syntaktische Regeln, teilweise unabhängig voneinander, teilweise aufeinander bezogen. Die Beobachtung, daß in bestimmten Kontexten in Fällen wie (90a) auch ein ja möglich

ist,

vgl.: (93)

Warum kommt Peter zum Unterricht, da er ja krank ist, gehört haben.

wie wir gerade

legt die Vermutung nahe, daß der diskursspezifische Gebrauch^ von j'a und doch in q-Konjunkten nicht so eng an Eigenschaften der p-Konjunkte gebunden

ist,

wie es zunächst den Anschein hat. Dies wird jedoch noch im einzelnen zu untersuchen sein, und die Studie von Pasch (1983) dürfte dafür eine fruchtbare Basis darstellen. Daß rhetorische Fragen in Satzverknüpfungen assertiv interpretiert werden, darf dabei als relativ gut abgesicherte Hypothese gelten; welche Einflüsse daraus für die Syntax und Semantik der Satzverknüpfung bzw. der Konjunktionen erwachsen, und welche Rolle dabei den Modalpartikeln zukcmnt, bedarf, wie wir am Beispiel von da und denn gesehen haben, noch weiterer Erhellung. Weder einzelne satzverknüpfende Elemente noch die Satzverknüpfung als solche können somit in irgendeinem Sinne als indirekte illokutionäre Indikatoren für rhetorische Fragen gelten. Auch scheint der Parallelisierungseffekt nicht in allen Fällen aufzutreten, so daß vermutet werden kann, daß noch weitere semantische und pragma29

Vgl. auch die Untersuchungen von Lindner (1983) zu Ja und doch.

150 tische Relationen zwischen den Konjunkten bei der Akzeptabilitätsbewertung eine Rolle spielen. Zwar liegt wohl, wie Gresillon (1980) vermutete, bei den Fällen, wo ein Konjunkt mit einer rhetorischen Frage mit einem Behauptungskon junkt problemlos verknüpft werden kann, während dies entsprechend für eine Informationsfrage nicht gilt, ein Anzeichen für die Assertivität rhetorischer Fragen vor, aber dieser Umstand scheint nicht ausschließlich auf den Parallelisierungseffekt zurückzuführen zu sein.

5.6

Verben und verbale Konstruktionen

Man kann feststellen, daß bestimmte Verben und verbale Konstruktionen für rhetorische Fragen charakteristisch sind. Auf das Modalverb sollen ist schon hingewiesen worden; ein weiteres Beispiel ist die Konstruktion mit dem Morphem wunder·, z.B. in: (94)

a.

Ist es ein Wunder, daß p? (vgl. B341, B477)

b.

Ist es verwunderlich, daß p? (vgl. B392)

c.

Wen wundert es, daß p? (vgl. B50, B254, B262, B305, B402-3, B439, B475)

d.

Kann man sich wundern, daß p? (vgl. B402-2, B280, B402-11)

Im Prinzip kann man sich die Konstruktionen (94a-c) auch in Informationsfragen vorstellen. Nach Kürschner (1983:323) ist verwunderlich negativ-polar; er stützt sich dabei auf den Beleg Was ist daran verwunderlich? Allerdings scheint auch die positive Version Das ist sehr verwunderlich, akzeptabel zu sein. Borillo (1981) hat in ihrer Untersuchung rhetorischer positiver Entscheidungsfragesätze im Französischen die Affinität bestimmter Verben bzw. verbaler Konstruktionen zur rhetorischen Verwendung festgestellt: (95)

verwes (a)

normatifs

notion d'utilite ou de necessite etre utile, etre besoin, etre necessaire, etre la peine, etre oblige, falloir, devoir

(b)

notion de principe moral avoir le droit, etre juste, etre un bien, etre bon, devoir, pouvoir

(c)

notion de justification §tre une raison, etre un motif, suffire, il y a lieu

(96)

verbes dOpinion croire, penser, se figurer, s'imaginer, compter

(97)

verbes de volition vouloir, souhaiter, aimer, tenir ä, oser, exiger, demander, chercher

151

Wie Borillo (1981:9) an dem folgenden Beispiel zeigt, können diese Verben bzw. verbalen Ausdrücke nicht als strikte Indikatoren der Rhetorizität angesehen werden: (98)

a.

A-t-on le droit de l'accuser?

b.

A-t-on le droit d'utiliser ce document?

Ctowohl in beiden Fällen avoir le droit verwendet wird, wirkt (98a) rhetorischer als (98b). Weitere Faktoren bei der Interpretation sind also inner der propositicnale Gehalt und der situative und sprachliche Kontext der Äußerung: "On ne peut done pas dire que grace ä cette categorie des verbes la question rhetorique possede une forme propre de construction interrogative; on peut simplement constater qu'il est possible pour une question rhetorique de se presenter dans une formulation qui fait appel ä ces verbes." (Borillo ( 1 9 8 1 : 9 ) )

Natürlich müßte genau untersucht werden, wie die Verwendbarkeit bestimmter Verben in rhetorischen Fragen mit der Semantik dieser Verben zusammenhängt. Eine Teilklasse der fraglichen Verben bezeichnet mögliche propositionale Einstellungen (vgl. Wunderlich (1976:73f)); recht häufig treten auch Matrixverben auf, mit denen man über sprachliche Handlungen berichten kann, z.B. Wer sagt/behauptet (denn), daß p? (vgl. B498, B503, B562). Bei den Verben oder verbalen Konstruktionen, die eine Affinität zu rhetorischen Fragen auf weisen, handelt es sich daher nicht um indirekte illokutionäre Indikatoren, sondern eher um Mittel, die eine gegebene rhetorische Interpretation unterstützen, wenn es die Begleitumstände erlauben. Dabei sind manche Ausdrücke wie etwa wundern, verwunderlich sein, ein Wunder sein ein verhältnismäßig starkes Anzeichen für das Vorliegen von Rhetorizität. 5.7

Standardisierte rhetorische Formeln

Es gibt eine Reihe von feststehenden Redewendungen, die nur unter speziellen Bedingungen nicht-rhetorisch verstanden werden können. Im folgenden gebe ich einige Beispiele: (99)

a.

Wozu auch?

B402-31

b.

Warum (auch) nicht?

B14, B61

c. d.

Na was schon? Wo sonst?

B189 B356

Wäre das nichts?

B77

b.

Wo käme man denn (da) hin?

B115, B259, B266

c.

Was bringt's?

(100) a.

152 d.

Wer sagt ( d e n n ) , daß p?

B281, B428-28, B411, B501, B503, B562

e.

Wer ist

B309

f.

Wo gibt's das noch?

g.

Wie könnte/sollte ich?

h.

Wer weiß?

i.

Wo denken Sie hin?

schon NP?

B461

B402-9

Wie man leicht feststellen kann, ist diese Liste offen. Verwandte rhetorische Formeln sind leicht konstruierbar, und man kann vermuten, daß noch viel mehr im Gebrauch sind. Man würde den Begriff des illokutionären Indikators nun zu sehr strapazieren, wenn man sämtliche rhetorische Formeln kurzerhand zu indirekten illokutionären Indikatoren erklären würde. Stattdessen bietet sich die Explikation als Fall 'illokutionärer Standardisierung1 an, bei der der Sachverhalt vorliegt, daß ein Ausdruck generell als indirekter Sprechakt verstanden wird, obwohl er im Prinzip auch als direkter Sprechakt verstanden werden könnte. In Anlehnung an Bach/Harnish (1979:195) definiere ich die illokutionäre Standardisierung rhetorischer Formeln wie folgt: (101)

Ein Fragesatz wird standardmäßig als indirekter assertiver Sprechakt gebraucht, wenn gilt: (a) In der betreffenden Sprechergemeinschaft herrscht die Überzeugung, daß wennimmer ein Sprecher einen solchen Fragesatz äußert, er damit einen bestimmten indirekten assertiven Sprechakt ausführen will, (b) Wenn ein Sprecher einen solchen Fragesatz in einer Situation äußert, in der der wörtliche Gebrauch unangemessen wäre, dann will er einen indirekten assertiven Sprechakt ausführen.

In (101a) wird den Sprechern ein bestimmtes Wissen zugeschrieben, und in (101b) werden die Bedingungen angegeben, unter denen die Standardisierung gültig ist. Der wichtigste Grund für die Annahme von Standardisierung ist die Einsicht, daß es Formulierungen für indirekte Sprechakte gibt, die so eingeschliffen sind, daß es psychologisch unrealistisch wäre, hier besondere Schlußoperationen anzunehmen. Vermutlich werden diese Formeln auch beim Spracherwerb "als Ganzes" gelernt. Zwei weitere Typen, für die man illokutionäre Standardisierung vermuten kann, sind die im Abschnitt 3.5.3 schon erwähnten NP+(und)+V1-Typen sowie die warum/ weshalb/wieso/wozu+(nioht-%) +V1-Typen. Ich versuche im folgenden, pragmatische Erklärungen für deren notorische Phetorizität zu finden. Zunächst zum erstgenannten Typ. Man vergleiche die folgenden Erwiderungen von B auf die Mitteilung von A:

153 (102)

A:

(Übrigens,) Fritz heiratet Nastassja.

B:

a.

Fritz?/Nastassja?

b.

Heiratet?/*Heiraten?

c.

Fritz heiratet?/Heiratet Nastassja-^^?

d.

Fritz heiratet wen?/Wer heiratet Nastassja?

e.

Fritz heiratet Nastassja?/Wer heiratet wen?

f.

Fritz, heiraten?

g.

Fritz und heiraten?

h.

Fritz und Nastassja^^ heiraten?

i.

Fritz und Heirat?

j . *Fritz und was/wen? k.

Fritz und wen heiraten?

Meine Ihese ist, daß (102a-e) vage bezüglich einer Echo- und einer rhetorischen Lesart sind, während für (102f-i) nur die rhetorische Lesart in Betracht kommt. (102k) ist eine "gemischte" Variante, die beide Lesarten haben kann. Dabei ist bemerkenswert, daß in (102f-i/k) in der Position links von und (im Vorfeld) kein Fragewort vorkamen kann, während in der Position rechts von und (im Mittelfeld) ein Fragewort nur in Verbindung mit einem infiniten Verb stehen darf. Ein finites Verb ist in dieser Position ausgeschlossen. Die Rhetorizität wird offenbar nicht durch das Verb allein induziert, denn (102i) ist genauso zulässig und gleichbedeutend mit (102g). Der für die Rhetorizität entscheidende Ausdruck ist offenbar die Konjunktion und, die als wesentliche Bedeutungselenente 'Konjunktivität' und 'Konnexität1 aufweist.31 Letzteres ist das in den Fällen (102g-i/k) relevante, was man auch daran sehen kann, daß die Pause in (102f) ebenfalls der Konnexitätsinterpretation Auftrieb gibt. Wir können nun sagen, daß in der rhetorischen Interpretation von (102f-i/k) in Abrede gestellt wird, daß es einen sinnvollen Zusammenhang zwischen dem Denotat von NP und dem Denotat von V1 gibt. Ferner ist zu beachten, daß es nicht das steigende Tonmuster ist, das die Rhetorizität auslöst, denn wie Fries (1983:234) bemerkt, kommen diese Fälle auch mit 30 31

Vgl. B492: Ich hatte mich schon gewundert: Die Stadt-Revue und Humor? Ferner sind auch Adjektive im Mittelfeld möglich, vgl. Ich und blau? Nach Posner (1979) gehört nur die Konjunktivität, die wahrheitsfunktional ist, zur wörtlichen Bedeutung von und. Dagegen könne man die Konnexität (und ebenso die Sukzessivität) als Gesprächsandeutung analysieren. In manchen Gebräuchen allerdings scheint Konjunktivität, im Gegensatz zur Konnexität, gar nicht vorzuliegen, vgl. nicht-koordinierte Sätze wie Und ewig singen die Wälder (Buchtitel).

154 fallendem Tonmuster vor, und sie haben dabei die gleiche indirekte Assertion zur Folge, daß es keine sinnvolle Beziehung zwischen den Denotaten der konjung ierten Ausdrücke gibt; es nag sich also - je nach zugewiesener semantischer Repräsentation - um rhetorische Aufforderungen oder Behauptungen handeln (vgl. Abschnitt 6.3). Wie bei den nun zu besprechenden Typen unterstützt das infinite Verb die rhetorische Interpretation. Warum/weshalb/wieso/wozu-eingeleitete infinite Fragen 32 werden im Gegensatz zu ihren finiten Pendants so gut wie inmer rhetorisch verstanden, und sie können daher als illokutionär standardisiert gelten. Die Fälle, in denen diese Konstruktionen als Informationsfragen zu gelten haben, sind auf bestirmite Textsorten beschränkt, vgl. etwa die Frage Warum eine Zusatzversicherung abschließen? als Titel einer Broschüre, die sich der Beantwortung dieser Frage widmet. Daß dieser Fragetyp in den meisten Fällen rhetorisch verstanden wird, hängt einerseits mit dem infiniten Verb zusammen und andererseits mit dem Charakter der Fragewörter, die alle auf einen Grund oder Zweck abzielen. Wie Freeman (1976:216f) an Beispielen wie (103)

a.

Why not take the job and see how it goes for a while?

b.

So you weren't satisfied with your paper, but why tear it up?

einleuchtend illustriert hat, würde eine finite Verbform den Sprecher zwingen, sich auf ein spezielles Vorkommnis oder auf einen speziellen Handelnden festzulegen. Dadurch, daß der Sprecher von konkreten Personen und Ereignissen abstrahiert, gibt er zugleich zu verstehen, daß es keinen vernünftigen Grund für eine Handlungsweise gibt, denn über Gründe oder Zwecke kann man nur in bezug auf einen konkreten Sachverhalt rechten. Durch den Charakter der Frageausdrücke wird diese Rhetorizität noch unterstrichen. 5.8

Rhetorische Mittel und Rhetorizität

Wir haben im Verlauf der Betrachtung formaler Aspekte rhetorischer Fragen zwischen verschiedenen Arten sprachlicher Anzeichen für die Rhetorizität rhetorischer Fragen unterschieden. Die stärksten sprachlichen Anzeichen sind zweifellos die rhetorischen Modalpartikeln schon/auch in Ergänzungsfragesätzen und vielleicht in Entscheidungsfragesätzen; diese Mittel haben wir rhetorizitätserzeugend genannt, denn der Fragesatz, in dem sie vorkommen, kann gar nicht 32

Vgl. Sadock ( 1 9 7 4 : 7 6 ) , Searle (1975b:66), Van der Auwera ( 1 9 8 0 : 1 4 f f ) , Lee (1973) und Freeman (1976) zu Why not V? - Konstruktionen. - Infinite Ergänzungsfragesätze sind mit den Matrixverben wissen und fragen auch eingebettet möglich, vgl. etwa Ich weiß nicht, was tun. Vgl. auch S. 115.

155

anders als rhetorisch aufgefaßt werden. Rhetorizitätserzeugende Mittel können, mit den in Abschnitt 5.2 diskutierten Vorbehalten, als indirekte illokutionäre Indikatoren angesehen werden. Entsprechendes gilt für das nicht-propositionale nicht, bei dem aber die verwickelten Zusammenhänge zwischen den Fragesatztypen, in denen es auftritt, der Betonbarkeit und der Bezugnahme auf Vorgängeräußerungen (um nur einige der relevanten Faktoren zu nennen) noch nicht abschließend geklärt werden konnten. Dagegen können andere Modalpartakeln wie denn, etwa, eigentlich, Oberhaupt, nur,

bloß, wohl nur als rhetorizitätsverstärkende Elemente betrachtet werden,

denn sie bewirken nicht Rhetorizität, sondern intensivieren eine schon vorhandene rhetorische Lesart. Hier ist danach zu fragen, in welcher spezifischen Weise diese Modalpartikeln die rhetorische Interpretation einer Äußerung beeinflussen und inwiefern es mit ihrer Bedeutung bzw. Funktion zu tun hat, daß sie nicht rhetorizitätserzeugend sind. Eine erste Hypothese zu dieser Fragestellung soll hier angedeutet werden. Die meisten Modalpartikeln haben, wie besonders Franck (1980:31f) betont hat, ein breites Spektrum pragmatischer Funktionen, und es ist gerade dieser Umstand, der es schwer macht, eine Grundbedeutung für jede Modalpartikel anzugeben.

Wie wir gesehen haben, besteht die einzige Funktion rhetorizitätserzeugen-

der Modalpartikeln darin, einen Zwang zur rhetorischen Interpretation herzustellen und somit ein zusätzliches Hörerkalkül in bezug auf den Kontext sowie etwaige Hintergrundinformationen überflüssig zu machen; jedoch erscheint ein Bedeutungszusammenhang zwischen dem Modalwort vielleicht und der Modalpartikel vielleicht plausibler als ein Bedeutungszusaitmenhang zwischen dem Temporaladverb schon bzw. der Gradpartikel auch und ihren Modalpartikel-Homonymen. Dagegen scheinen rhetorizitätsverstärkende Modalpartikeln zumindest einige ihrer möglichen pragmatischen Funktionen in den Dienst einer rhetorischen Lesart zu stellen, z.B. indem sie Hinweise geben, in welchem Kontextbereich ein Indiz dafür zu suchen ist, welche Intention der Sprecher bei der Äußerung seines Fragesatzes hatte. So kann die Äußerung von tter hat uns wohl verraten? eine Informationsfrage oder eine rhetorische Frage sein. Nur muß die Mcdalpartikel wohl, wenn der Sprecher die Antwort nicht weiß, bei dem Hörer die Suche nach eigenen Vermutungen über den Verräter auslösen, damit das Ergebnis dem Sprecher mitgeteilt werden kann, während bei der rhetorischen Frage der Hörer darauf kommen muß, welche Vermutung über die Identität des Verräters der Sprecher beim Stellen der Frage bereits hatte. Daher vermag wohl in verschiedener Weise Suchprozesse zu steuern, je nachdem, welche Interpretation der Trägeräußerung der Hörer bevorzugt, ohne daß man sagen wollte, daß es diese Interpretation

156

determiniert. In welcher Weise freilich die einzelnen rhetorizitätsverstärkenden Modalpartikeln die Suche nach dem gemeinten Sinn erleichtern, indem sie auf pragmatisch gegebene Quellen für Rhetorizität verweisen, muß noch untersucht werden. Rhetorizitätsverstärkend wirkt ferner der Konjunktiv II in Verbindung mit einem Modalverb oder rhetorischem nicht; desgleichen verstärken Komparativkonstruktionen und Polaritätselemente die rhetorische Interpretation von Fragesätzen. Bestimmte Verben oder verbale Konstruktionen, die in rhetorischen Fragen besonders häufig zu finden sind, sowie das Auftreten rhetorischer Fragen in Satzverknüpfungen stellen schließlich bloße Indizien für den rhetorischen Charakter bzw. die Assertivität der jeweiligen Fragesätze dar. Zuletzt haben wir von einigen rhetorischen Formeln angenommen, daß sie als Ganze für den rhetorischen Gebrauch vorgemerkt und somit illokutionär standardisiert sind. Dies schließt im allgemeinen eine Reinterpretation als Informationsfrage nicht aus, aber es müssen dann entsprechende Vorbedingungen im Handlungszusammenhang gegeben sein; die Formeln selbst leisten eine solche Fokussierung nicht. Anders ist dies bei den zuletzt genannten rhetorizitätsverstärkenden Mitteln, denn auch ihre Aufgabe ist es, das Augenmerk des Hörers auf Dimensionen wie Wirkliches vs. Mögliches, Wünschenswertes vs. Abzulehnendes und anderes mehr zu lenken; Faktoren also, die eine Option für die Interpretation eines Fragesatzes als rhetorisch oder nicht-rhetorisch erleichtern bzw. erst möglich machen. Wenigstens einige rhetorische Mittel sind auch an der Steuerung der Umdeutungsrichtung beteiligt, wie wir in Abschnitt 5.2 und 5.3.1 gesehen haben. Man vergleiche dazu die folgenden Beispielgruppen mit ihren jeweiligen umgedeuteten Korrelaten: (104)

Entscheidungsfragesätze a1

Peter putzt nicht die Treppe. Peter putzt die Treppe.

b1

Peter putzt nicht die Treppe.

a.

Putzt Peter die Treppe?

=>

b.

Putzt Peter denn die Treppe?

=>

c.

Putzt Peter nicht die Treppe?

=>

Peter putzt die Treppe.

d.

Putzt Peter denn nicht die Treppe? =>

Peter putzt die Treppe.

(105) a.

b.

Ergänzungsfragesätze

Wer putzt die Treppe?

Wer putzt denn die Treppe?

a' a'

Keiner putzt die Treppe. Alle putzen die Treppe. Fritz putzt die Treppe.

b'. b1 '

Keiner putzt die Treppe. Fritz putzt die Treppe.

=>

=>

157 c.

Wer putzt nicht die Treppe?

=>

c1. c11.

Alle putzen die Treppe. Fritz putzt nicht die Treppe.

d.

Wer putzt denn nicht die Treppe? =>

d1. d 1 '.

Alle putzen die Treppe. Fritz putzt nicht die Treppe.

Grundsätzlich sind, wie ein Blick auf die Umdeutungen zeigt, drei Typen möglich: Die Proposition der indirekten Behauptung kann positiv, negativ oder referentiell spezifisch sein. Aber die verschiedenen Möglichkeiten unterliegen bestimmten Beschränkungen. In den Beispielgruppen (104) und (105) werden jeweils Sätze mit der Modalpartikel denn bzw. dem Negationselement nicht aufgeführt, Kombinationen der beiden Ausdrücke und positive Sätze ohne Modalpartikel. Das breiteste Spektrum an Umdeutungsmöglichkeiten weisen jeweils die positiven Formen ohne Modalpartikel oder abtönendes nicht auf, vgl. (104/105a). Dies sind offenbar die typischen Fälle, die kontextuelle Information zu ihrer adäquaten Umdeutung erfordern; wenn der nicht-neutrale Aktualisierungskontext nicht solche Informationen enthält, die auf die positiven Umdeutungen bzw. im Fall des Ergänzungsfragesatzes auf die referentiell gefüllte Umdeutung hinweisen, wird die negative Umdeutung gewählt. Diese Umdeutungsrichtung mag als die "unmarkierte" gelten, ist aber gleichwohl, wie im Verlauf dieser Arbeit mehrfach betont wurde, nicht die einzig mögliche. Wie wichtig die kontextuelle Information für die Ermittlung der adäquaten Umdeutung ist, kann man sich besonders gut am Beispiel der referentiell gefüllten Umdeutungen klarmachen, vgl. ( 1 0 5 a ' ' ' ) , wo der Hörer aus den ihm zur Verfügung stehenden Informationen schließen muß, daß es gerade Fritz ist, der die Treppe putzt. Vgl. auch den folgenden Beleg zur weiteren Illustration: (106)

(B399) Da wird - ein typisches Beispiel - ein neues Schmalzgebäck angepriesen. Wer knabbert voller Genuß daran? Und wer trinkt die neue Limo? Und wer sitzt glücklich inmitten der Berge von Spielzeug? Der wohlgenährte hoffnungsvolle Nachwuchs unterschiedlicher Abstammung, aber stets gehört der dem männlichen Geschlecht an.

Hier kam es der Autorin darauf an, zu zeigen, daß in Indien unabhängig von sozialen Schranken Jungen gegenüber Mädchen bevorzugt werden; die angemessene referentielle Füllung findet sich in der Selbsterwiderung, die die Batterie rhetorischer Ergänzungsfragesätze abschließt. Zwischen dem Pol (105a') und dem Pol (105a'') scheint es Übergänge in der situationsadäquaten Umdeutung zu geben, so daß ein Spektrum für die rhetorisch umgedeutete ^er-Ergänzungsfrage etwa so aussehen könnte: (107)

alle/jeder - die meisten - viele - einige - unsere Gruppe - Fritz und Karin - Fritz - kaum einer - keiner/niemand

158

Hier steckt nicht nur ein Problem für den Hörer, der die kontextuell angemessene Umdeutung vornehmen muß, sondern auch ein Problem für die Formulierung einer Paraphrase für die indirekte Behauptung. Da die rhetorischen Fragen nicht isoliert vorkommen, sondern in komplexen Text- bzw. Interaktionszusammenhängen, verwundert es nicht, daß Paraphrasen für ihre Umdeutungen eine situative Anpassung zu erfordern scheinen. So wird z.B.

die Frage Wer will das schon? in einem bestimmten Kontext als 'Das will

doch keiner.' umgedeutet, wobei die Modalpartikel doch auf mitverstandene Interaktionszusammenhänge verweist, nicht jedoch in irgendeinem natürlichen Entsprechungsverhältnis zu der Modalpartikel schon steht. Bei warum!weshalb /wieso/ üosw-eingeleiteten rhetorischen Fragen scheint es oft zweckmäßiger, die Paraphrase mit 'Es hat keinen Sinn, . . . " statt mit 'Es gibt keinen Grund, ..." beginnen zu lassen. Zu fragen ist auch, inwiefern die Stärke einer rhetorischen Frage sich in ihrem umgedeuteten Gegenstück spiegeln sollte. Es ist anzunehmen, daß man sehr viel genauere Vorstellungen über die verschiedenen modalen und attitüdinalen Mittel braucht, um hier eventuelle Beschränkungen für zulässige Umdeutungsparaphrasen formulieren zu können - zumal diese sehr stark vom spezifischen Kontext, dem Hintergrundwissen der Beteiligten, vom Grad des emotionalen Engagements und anderen Faktoren abhängen dürften. Wenn in einem positiven Fragesatz eine der oben diskutierten Modalpartikeln vorkommt, vgl. dazu denn in (104/105b), wird negativ umgedeutet. Zusätzlich gibt es bei der Ergänzungsfrage wieder die Möglichkeit der (positiven) referentiell spezifischen Umdeutung. Bei Fragesätzen mit rhetorischem, nicht-propositionalem nicht, gleich ob mit oder ohne Modalpartikeln, erfolgt im allgemeinen positive Umdeutung. Dies hat, wie wir in Abschnitt 5.3.1 gesehen haben, zu der Frage geführt, wie ein Negationselement affirmative Wirkung bekommen kann. Man beachte, daß die referentiell spezifischen Umdeutungen in ( l O S c ' V d 1 1 ) sich hier anders verhalten. Prinzipiell könnte es sich auch um Antworten auf die entsprechende

Informations-

frage handeln, und wir würden nicht vermuten, daß das nicht dann rhetorisch zu verstehen sei. Möglicherweise liegt in Fällen wie ( 1 0 5 c ' ' / d ' ' ) eine funktionale Dissoziation des Negationselements vor, so daß es einmal abtönend, einmal negierend ist. Zwar scheint es in dem gewählten Beispiel für die rhetorische Interpretation nötig zu sein, daß das nicht betont wird, aber es soll hier noch einmal gezeigt werden, daß dies nicht zwangsläufig so zu sein braucht: (108)

a.

Warum nicht mal was JVeues anfangen?

159

b.

A: Es hat keinen Sinn, etwas Neues anzufangen. B: Warum nicht mal was Neues anfangen?

Im Kontext (108b) wäre die Erwiderung nach dem Muster (108a) unakzeptabel; dennoch können beide Frageäußerungen rhetorisch sein. Bei der weiteren Erforschung des Zusammenhangs zwischen propositionalem und nicht-propositionalem nicht dürfte die eingehende Analyse solcher Kontrastierungsphänomene von besonderem Interesse sein. Wenn Modalpartikel und nicht zusammentreffen, wie in (104/105d), gibt das Negationselement die Umdeutungsrichtung an - die Modalpartikel hat rhetorizitätsverstärkende Funktion. Kontrastbetonung und Emphase können die Umdeutungsrichtung zusätzlich noch deutlicher machen. So können wohl in (105c) verschiedene prosodische Master verwendet werden, um die erwünschten Interpretationen (105c') vs. (105c'*) nahezulegen. In ähnlicher Weise scheint die Äußerung Wer p u t z t denn die Treppe? auf die referentiell spezifische Umdeutung hinzuweisen; die Betonung auf putzt hat damit eine der Bedeutung von wohl vergleichbare Wirkungsweise. In manchen Kontexten kann auch die Betonung auf den Frageausdruck gelegt werden: ...und wer putzt die Treppe? Natürlich Peter, wer sonst? Wenn wir nun statt der Mcdalpartikel denn andere, für die jeweiligen Fragesat ztypen zugelassene Modalpartikeln einsetzen, sehen wir, daß die möglichen Umdeutungsrichtungen stabil bleiben. Das heißt nichts anderes, als daß die Spezifik der einzelnen Mcdalpartikeln nichts zur Umdeutungsrichtung beiträgt; als Ausnahme ist wohl anzusehen. Bei der Wahl anderer Frageausdrücke in den Ergänzungsfragesätzen müssen die entsprechenden positiven und negativen Pronominalisierungsvarianten gewählt werden. Die verschiedenen rhetorischen Mittel können nun mehr oder minder sparsam eingesetzt werden. In manchen Fällen reicht allein der situative oder sprachliche Kontext zur Verdeutlichung aus, und es brauchen keine besonderen sprachlichen Anzeichen der Rhetorizität verwendet zu werden. Durch Kombination rhetorischer Mittel kann auf der anderen Seite die Intensität der rhetorischen Frage beträchtlich gesteigert werden; hier bietet sich ein interessantes Untersuchungsfeld für eine linguistische Theorie der Intensität (vgl. Labov (1984)) . Es gibt somit Grade der Rhetorizität, und es wäre eine weitere wichtige Aufgabe, zu ermitteln, welchen Beitrag zur Gesamtrhetorizität einer rhetorischen Frage einzelne Mittel, die in ihr vorkommen, leisten. Man kann vermuten, daß die Wirkung einer rhetorischen Frage um so stärker ist, je mehr rhetorische Mittel in ihr zusammentreffen. Dies wird besonders gerne in ironischen rhetorischen Fragen ausgenutzt.

6.

ZUR PRAGNATIK RHETORISCHER FRAGEN

6.1

Illokution, Präsupposition, Implikatur

In dieser Arbeit wird das mit einer rhetorischen Frage Gemeinte als eine Behauptung (mit einem bestirnten propositionalen Gehalt) betrachtet. Nun wird gelegentlich - vor allem in Grammatiken und Stilistiken des Deutschen - das Gemeinte der rhetorischen Frage mit einer passenden Antwort identifiziert. Dies hilft, wie wir in Abschnitt 4.2 gesehen haben, insofern nicht viel weiter, als der Begriff der korrekten Antwort rein semantisch zu verstehen ist; das, was in der Äußerung einer rhetorischen Frage getan wird, kann in der semantischen Dimension allein nicht erfaßt werden. Versteht man aber Antwort im Sinne von Erwiderung, so ist klar, daß das, was erwidert werden kann, nicht unbedingt mit dem zusammenstimmen zu braucht, was der Äußerer einer rhetorischen Frage gemeint hat. In der Literatur kursieren jedoch noch weitere Konzepte für das Gemeinte einer rhetorischen Frage: Z.B. redet Abdullaev (1977) von 'Transposition1, Borillo (1981) von 'implication pragmatique', Berg (1978) von 'Folgerung1, Pope (1977) von "presupposition1 und Levinson (1983) von "conversational implicature'. Ich gehe im folgenden kurz auf die beiden letztgenannten Ansätze ein. Pope (1977:40) betrachtet die folgenden Entscheidungsfragesätze: (1)

a.

Isn't it time for lunch?

b.

It is time for lunch.

c.

Is it time for lunch?

d.

It isn't time for lunch?

(1b) ist Präsupposition und erwartete Antwort in bezug auf (1a), und entsprechend ist

(Id) Präsupposition und erwartete Antwort auf (1c), sofern diese

Frage eine Uberraschungsintonation (surprise intonation) erhält. Daß hier kein konventioneller Präsuppositionsbegriff vorliegen kann, ist schon daran zu erSo auch Conrad ( 1 9 8 2 : 4 2 5 ) , der die rhetorische Frage folgendermaßen definiert: "Eine Frage ?(p) ist dann rhetorisch, wenn sie in einem Kontext K gestellt wird, aus dem sich die Antwort A(p) als logische Folgerung ergibt."

161

kennen, daß z.B. das Kriterium der Invarianz unter Negation hier gar nicht in Anschlag zu bringen ist, vgl. (1a/c) und die nach Pope assoziierten Präsuppositionen. Femer ist mit (1c) wohl auch eine positive Entsprechung zu verbinden, wie wir anhand des Beispiels Is syntax easy? bei Sadock (1971) gesehen haben, so daß mit einem Satz zwei einander ausschließende Präsuppositionen verbunden wären. In bezug auf Ergänzungsfragesätze führt Pope nun den Begriff der 'supposition1 ein.

Zwar akzeptiert Pope (1977:46f), daß (2a) die Präsupposition (2b)

habe, doch die Annahme von Katz/Postal (1964) , daß ebenso (2c) eine Präsupposition von (2a) sei, teilt sie nicht: (2)

a.

Why did Harry go home?

b.

Harry went home.

c.

Harry went home for some reason.

d.

Harry went home for no reason.

Vielmehr seien (2c-d) Suppositionen, d.h. Sprecherannahmen darüber, ob ein Grund bestand oder nicht. Der Sprecher könne auch bezüglich dieser Frage keine Meinung haben. In rhetorischen Fragen werde die Fragesupposition in spezifischer Weise ausgenutzt und der Präsupposition angenähert. Dies zeige sich daran, daß die gleiche Protestformel What do you mear.? sowohl zum Protest gegen die Präsupposition vom Typ (2b) als auch zum Protest gegen die Supposition vom Typ (2d) verwendet werden könne: (3)

A:

Why are we fighting, after all?

B:

a.

What do you mean? We have a damn good reason for

b.

What do you mean? We aren't fighting!

fighting,

Pope gelangt daher zu dem Schluß, daß die positiven oder negativen Suppositionen von Informationsfragen in rhetorischen Fragen zu positiven oder negativen Präsuppositionen werden. Diese Präsuppositionen sind dann auch die erwarteten Antworten auf die rhetorische Frage. Da aber viele Fragesätze sowohl neutral als auch rhetorisch verwendet werden können, ist es m.E. nur ein Wechsel in der Terminologie, wenn man sagt, daß sie in der einen Lesart Suppositionen, in der anderen jedoch Präsuppositionen haben. Entsprechend scheint die Protestformel in (3) nicht zwischen der (semantischen) Präsupposition (vgl. (3b)) und der (pragmatischen) Präsupposition (vgl. (3a)) diskriminieren zu können. Und schließlich ist in rhetorischen Fällen wie Who did pretty well in the finals? die Auswahl eines Individuums aus dem Kontext nötig, was nicht präsuppositionell erklärt werden kann: Pope

162

(1977:48) setzt hier den Extraschritt einer konversationeilen Implikatur an. Levinson (1983:110) erwähnt die rhetorische Frage als Beispiel im Zusammenhang mit mutmaßlichen Verstößen gegen die Qualitätsmaxime. So könne (4b) konversationeile Implikatur von (4a) sein: (4)

a.

Was Mussolini going to be moderate?

b.

Mussolini was definitely not going to be moderate.

Der Verstoß gegen die Qualitätsmaxime ist darin zu sehen, daß bei der rhetorischen Verwendung von (4a) die Aufrichtigskeitsbedingung für Fragen nicht erfüllt ist.

Der Verstoß erweist sich als scheinbar, wenn der Hörer auf (4b) als

eigentlich gemeinte Implikatur stößt. Dies ist sicherlich eine mögliche Rekonstruktion, die sich prima facie nicht mit einer sprechakttheoretischen Analyse ausschließt; der Implikaturenansatz ermöglicht eine Untersuchung der Zusammenhänge zwischen anderen Implikaturen und der Sprechakt-Implikatur, der sprechakttheoretische Ansatz sagt, daß etwa (4b) von einem bestimmten Sprechakttyp ist. Den Streichbarkeitstest für konversationelle Implikaturen bestehen rhetorische Fragen allerdings nur dann, wenn sie keine indirekten illokutionären Indikatoren enthalten: (5)

a.

Wer will das?

Ich behaupte nicht, daß jemand/niemand/Fritz das will. Das war eine rhetorische Frage.

b.

Wer schon will das?

*Ich behaupte nicht, daß niemand das will. *Das war keine rhetorische Frage.

Ein Ausweg bestünde darin, rhetorisches schon/auch etc. als Träger konventioneller Implikaturen zu analysieren. Rhetorische Implikaturen kämen dann entweder konventionell zustande, wenn die Frage nämlich indirekte illokutionäre Indikatoren enthält, oder konversationeil, wenn dies nicht so ist.

Im letztge-

nannten Fall wäre wieder zu differenzieren zwischen generalisierten konversationellen Implikaturen (wenn diese auch kontextunabhängig erkannt werden können, ohne daß dies aber durch bestimmte Lexeme signalisiert wird) und partikularisierten, bei denen ein bestimmter Kontext erforderlich ist. daß es möglich ist,

Ich denke,

diese Differenzierungen weiter voranzutreiben. Allerdings

würde ein solches unterfangen einen sorgfältigen Vergleich zweier theoretischer Ansätze, der Theorie der Implikaturen und der Theorie der Indirektheit, verlangen, die beide noch in den Anfängen stecken. Dabei gehe ich davon aus, daß eine Theorie der konversationellen/konventionellen Implikatur eine Theorie sprachlicher Indirektheit nicht obsolet macht, ganz einfach aus dem Grund,

163

daß konversationeile Implikaturen mit den jeweiligen Sprechakttypen interagieren. Mehr noch, eine Analyse von rhetorischen Fragen als Implikaturen kann als solche nicht ausdrücken, was eine sprechakttheoretische Analyse kann: daß nämlich rhetorische Fragen indirekte Behauptungen sind. Daher hat eine Analyse der rhetorischen Frage als indirekte Behauptung eine Berechtigung, unabhängig davon, ob das mit einer rhetorischen Frage Gemeinte auch noch als konversationelle Implikatur zu rekonstruieren ist. Zunächst ist aber ein empirisches Problem, wie z.B. nachzuweisen ist, ob rhetorisches schon/auch Träger konventioneller Implikaturen ist. Die Gefahr besteht, daß man hier nur neue Etiketten verwendet, wo es darauf ankäme, auch empirisch sinnvolle Unterscheidungen zu machen. 6.2

Rhetorische Fragen als indirekte Behauptungen

Ich habe rhetorische Fragen als indirekte Behauptungen ausgegeben. Damit stellen sich folgende Fragen: (a) Wie werden Behauptungen definiert und wie unterscheiden sie sich von anderen assertiven Sprechakttypen? (b) Gelten alle Bedingungen für Behauptungen auch für indirekte Behauptungen, die durch rhetorische Fragen vollzogen werden? (c) Können mit rhetorischen Fragen andere assertive Sprechakttypen indirekt realisiert werden? Wie steht es mit Sprechakttypen aus anderen Sprechakttypenklassen? Ich wsrde im folgenden der Reihe nach auf diese Fragen eingehen. Zunächst zu (a). Von Searle (1971:100) liegt folgende Charakterisierung für 'Behaupten, Feststellen (daß), Bestätigen' vor: (6)

Behaupten, Feststellen ( d a ß ) , Bestätigen

Regel des propositionalen Gehalts

Jede Proposition p.

Einleitungsregeln

1. S hat Beweismittel (Gründe usw.) für die Wahrheit von p. 2 . Es ist sowohl für S als auch für H nicht offensichtlich, daß H p weiß (nicht daran erinnert werden muß u s w . )

Regel der Aufrichtigkeit

S glaubt p.

Wesentliche Regel

Gilt als eine Versicherung, daß p eine wirkliche Sachlage darstellt.

Daß Searle hier verschiedene assertive Sprechakttypen in einen Topf wirft, ist zu bemängeln; ich gehe daher zunächst davon aus, daß die obigen Regeln für Behauptungen gelten sollen. Auf die Abgrenzung zur Feststellung könne ich dann zurück.

164

Bezüglich der Regel des propositionalen Gehalts haben Bartsch (1979:225) und Rolf (1983:144) vorgebracht, sie sei dahingehend einzuschränken, daß Tautologien, analytisch wahre Sätze nicht behauptet werden können. Bartsch (1979:225) geht soweit, "alle innerhalb einer akzeptierten Theorie geltenden Definitionen und überhaupt alle für unbezweifelbar wahr geltenden Sätze, z.B. solche, die Grundüberzeugungen, die in der Sprachgemeinschaft herrschen, ausdrücken" sowie "in einer Situation auch für den Hörer ganz evidente Beobachtungsaussagen" als nicht-behauptbar darzustellen. Das Problem ist hier, wie man Akzeptanz, Grundüberzeugungen, Evidenz etc. feststellen kann. Selbstverständlich kann man gegenüber einem Ungläubigen behaupten, daß zwei mal zwei vier ist, genau in demselben Sinne, wie man behaupten kann, daß zwei mal zwei sechs ist, ob die erstgenannte Proposition nun in einer akzeptierten Theorie gilt oder nicht. Rolf (1983:144) bringt Beispiele wie: (7)

a.

Was sein muß, muß sein.

b.

Wir sind alle nur Menschen.

c.

Man lernt nie aus.

d.

Entweder er kommt oder er kommt nicht.

e.

Sicher ist sicher.

f.

Mehrheit ist Mehrheit.

g.

Ein Junggeselle ist ein unverheirateter Mann.

Nun ist für die Beispiele (7a-f) eine Interpretation als indirekter Sprechakt plausibel, z.B. können (7a-c) gut Entschuldigungen sein, (7d) kann ein Trost sein, (7e) eine Bekräftigung, (7f) eine Rechtfertigung. Levinson (1983:110f) weist darauf hin, daß vergleichbare Fälle als scheinbare Verstöße gegen die Maxime der Quantität betrachtet werden können. Rolf (1983) sagt dagegen nicht, von welchem Sprechakttyp die Äußerungen unter (7) sind; da sie jedoch informativ sind und zwar über die Proposition hinaus, muß im sprechakttheoretischen n Sinne eine Sprechakttypenzuweisung erfolgen. Die sekundäre Illokution in (7a-f) ist assertiv, man kann darüber streiten, ob es sich im Einzelfall um eine Behauptung oder eine Feststellung handelt (s.u.). Alle Beispielsätze sind übrigens in einen Matrixsatz ich behaupte S einbettbar, ohne daß sich Inakzeptabilität ergibt; entsprechend kann man auch Rolf (1983:17) meint, indirekte Sprechakte seien "in handlungstheoretischer Hinsicht ein Scheinproblem". Er erwägt die Einstufung von rhetorischen Fragen als sogenannte 'Evidenzindikatoren 1 . Ein Evidenzindikator sei "ein Ausdruck, der anzeigt, daß der thematisierte Sachverhalt offenkundig ist." Andere Evidenzindikatoren sind z.B. augenscheinlich, offenbar. - Angesichts des Spektrums möglicher rhetorischer Fragesätze halte ich diese Analyse für völlig unangemessen.

165

glaube ieh/wie du weißt anfügen. Ich gehe daher davon aus, daß keine Beschränkung in den zulässigen Propositionen für Behauptungen nötig ist. Wie Wunderlich (1976:254f), Grewendorf (1982:126ff) und Rolf (1983:141f) zeigen, dürfen die erste Einleitungsregel und die Aufrichtigkeitsregel nicht so verstanden werden, daß S tatsächlich Beweismittel für die Wahrheit von p hat bzw. p tatsächlich glaubt. Man maß auch dann von einer Behauptung reden können, wenn sich herausstellt, daß S gelogen hat, oder daß er gar nicht weiß, wie p zu begründen ist,

selbst, wenn er gar nicht weiß, was er behauptet hat.

Vielmehr muß der Sprecher zu verstehen geben (oder versichern, wie es in der wesentlichen Regel heißt), daß er bereit ist, einen Nachweis zu führen, daß p der Fall ist, und zu verstehen geben, daß er p glaubt. Auch die zweite Einleitungsregel ist problematisch, da Nichtoffensichtlichkeit nichts für Behauptungen Spezifisches ist; man vergleiche die Relevanzmaxime bei Grice (1975). Grewendorf (1982:135) verlangt von einer Einleitungsbedingung für Behauptungen, daß sie beinhaltet, "daß es für die Beteiligten nicht offensichtlich ist, daß die Einlösung des erhobenen [Wahrheits-] Anspruchs nicht geleistet werden kann; daß also nicht offensichtlich ist, daß der Sprecher nicht in der Lage ist und sein wird, Beweismaterial, Gründe etc. vorzubringen."

Aber auch diese Bedingung scheint mir nicht nötig zu sein: Man kann "steif und fest" etwas behaupten, sich in eine Behauptung "verbohren" etc., dies mag für alle Beteiligten evident sein, aber die entsprechende Behauptung ist immer noch eine Behauptung - also ganz unabhängig von der Erfülltheit der Nichtoffensichtlichkeitsbedingung. Zum Wesen einer Behauptung gehört, daß man mit ihr einen starken Wahrheitsanspruch erhebt. Searle (1975a:354) sagt daher: "The point or purpose of the members of the representative class is to commit the speaker (in varying degrees) to something's being the case, to the truth of the expressed proposition."

Daß dies eine zutreffende Charakterisierung ist, wird besonders deutlich, wenn man danach fragt, welche Konsequenzen für den weiteren Diskursverlauf sich aus einer Behauptung ergeben. Wunderlich (1976:255) nennt besonders folgende Obligation für das weitere Sprecherverhalten im Anschluß an eine Behauptung: "Wer etwas behauptet, muß bereit sein, auf Anfrage Gründe oder Argumente zu nennen oder Evidenzen vorzuweisen, die das Behauptete erhärten können, gegebenenfalls einen Wahrheitsbeweis anzutreten."

Vgl. das Beispiel von Grewendorf

(1982:128f).

166

Grewendorf (1982:135) übernintnt diesen Aspekt in seinen Vorschlag für eine Formulierung der wesentlichen Bedingung: "Wer eine Behauptung aufgestellt hat, erhebt damit einen Wahrheitsanspruch (ob er das intendiert, glaubt, weiß, oder nicht), und er steht unter der Verpflichtung (ob er das intendiert, glaubt, weiß, oder nicht) diesen Anspruch (zumindest partiell) einzulösen, d.h. die anderen (die "Zuhörer") haben das Recht, die Einlösung dieses Anspruchs (zumindest partiell) von ihm zu verlangen (ob sie dies nun intendieren, glauben, wissen, mit Erfolg tun, oder nicht)."

Rolf (1983:141) sieht folgende Bedingungen für realisierte Handlungen des Behauptens vor: (8)

1.

S tut

, d.h. er äußert den Ausdruck

.

2.

S will, daß H glaubt, daß die Herleitung von p möglich

3.

S glaubt, daß H auf seine ( S 1 ) Äußerung hin erkennen wird, daß diese ein an H gerichteter Kommunikationsversuch des in [2] erwähnten Inhalts ist.

4.

S glaubt, daß H erst und gerade aufgrund der in [3] erwähnten Erkenntnis glauben wird, daß die Herleitung von p möglich ist.

5.

Zumindest S zufolge muß zur Debatte stehen, daß die Negation der von S zu thematisierenden Proposition p wahr ist.

ist.

Ich kommentiere diese Bedingungen kurz der Reihenfolge nach: Die erste Bedingung ist nicht für Behauptungen spezifisch, muß also nicht in einer Sprechakttypendefinition für Behauptungen erscheinen. Die zweite Bedingung enthält das problematische Konzept der 'Herleitung', wobei Rolf (1983:77) Herleitung im "Sinne der von Anderson/Belnap vorgetragenen Auffassung der Entailment-'Beiation" verstanden wissen will. Rolf unterscheidet hier meines Erachtens nicht sorgfältig genug zwischen mentalen Prozessen und dem Versuch ihrer formalen Darstellung. Entsprechend erscheint mir auch die dritte Bedingung als verfehlt Die vierte Bedingung ist unangemessen, weil ein Hörer natürlich unabhängig von des Sprechers Äußerung an die Herleitung von p geglaubt haben kann. Auch die fünfte Bedingung halte ich für überflüssig, da ein Behauptender inbrünstig überzeugt sein kann vom Inhalt seiner Behauptung, so daß er das Gegenteil seiner Behauptung ganz und gar für undebattierbar hält - es bleibt nichtsdestotrotz eine Behauptung, nur vielleicht eine besonders starke. Der Ausschluß von Tautologien etc. ist, wie ich zu zeigen versucht habe, gar nicht nötig. Nach dieser Übersicht über einige Definitionsvorschläge will ich einen eigenen Vorschlag machen, der sich möglichst eng an das Searlesche Format anlehnt: (9)

BBl

Es gibt keine Beschränkungen bezüglich der Proposition.

167 BB2

Der Sprecher ist der Obligation unterworfen, auf Verlangen des Hörers einen (partiellen) Wahrheitsbeweis anzutreten.

BB3

Der Sprecher wünscht, daß der Hörer glaubt, daß der Sprecher p für wahr hält.

BB4

Der Sprecher versichert, daß er p für wahr hält.

Solange keine Adäquatheitskriterien für Sprechakttypendefinitionen existieren, können diese und ähnliche Vorschläge nur eher heuristischen Charakter haben. Versuchen wir nun, die Unterschiede zu Feststellungen herauszuarbeiten. Einen intuitiv einleuchtenden Unterschied hat Grewendorf (1982:135) so formuliert: "Ein wesentlicher Unterschied scheint mir darin zu bestehen, daß die Einlösung des Wahrheitsanspruchs, die zu verlangen man sowohl bei Behauptungen als auch bei Feststellungen das Recht hat, bei Behauptungen erst in der Zukunft zu erfolgen braucht, während bei Feststellungen unterstellt werden darf, daß dieser Anspruch bereits relativ eingelöst ist, d.h. bereits Resultat einer Untersuchung der Wirklichkeit ist."

Behauptungen haben einen provokativen, Feststellungen einen resultativen Charakter. Allerdings, so ist den Bemerkungen Grewendorfs hinzuzufügen, kann auch bei Feststellungen ein Nachweis erst nach dem Äußerungszeitpunkt erfolgen, während bei Behauptungen durchaus umfängliche Recherchen vorangegangen sein können. Ich denke, daß Behauptungen und Feststellungen keine wesentlich verschiedenen Sprechhandlungen sind. Sie differieren in der Stärke, im Nachdruck, mit dem ein Sprecher seine Meinung vertritt, sowie im Grad der Umstrittenheit des ausgedrückten Sachverhalts, d.h. dem Abstand zwischen erhobenem Wahrheitsanspruch und der Gesichertheit des Behaupteten bzw. Festgestellten. Starke Behauptungen regen natürlich mehr zu einer Auseinandersetzung an als schwache Feststellungen (bei denen man es dem Sprecher leichter abnimmt, daß er schon eine elementare Sachverhaltsklärung vorgenommen hat). Bei dieser Auffassung ist auch erklärlich, warum es anscheinend zwischen Behauptungen und Feststellungen keine Indirektheitsbeziehung gibt. Da Behauptungen in diesem Sinne einen stärkeren Wahrheitsanspruch ausdrücken als Feststellungen, ist die Vermutung plausibel, daß durch rhetorische Fragen indirekte Behauptungen vollzogen werden, nicht indirekte Feststellungen. Letzteres gilt allenfalls für Suggestivfragen, die sozusagen schwache rhetorische Fragen sind (vgl. Abschnitt 6 . 4 ) . Ich möchte nun noch kurz auf Berg (1978) eingehen, der rhetorische Fragen als Handlungen des Bestreitens ansieht, wobei Bestreiten als eine "besondere Form des Behauptens"(74) gilt. Rhetorisches Fragen und Bestreiten stehen aber Hinweis und Formulierung verdanke ich Marga Reis.

168

nach Berg nicht in einer Indirektheitsbeziehung, weil Indirektheit "soziale Normen wie die der Höflichkeit oder Hilfsbereitschaft" betrifft, sondern in einer rhetorischen Beziehung, weil es um "den Widerspruch zwischen den Gebrauchsbedingungen eines Satzes und der Gnandannahme zweckrationalen und aufrichtigen Handelns" geht (80). Ich will nicht bestreiten, daß man mit rhetorischen Fragen etwas bestreiten kann, genauso, wie man mit Fragen antworten kann. Bestreiten und Antworten sind aber sequenzabhängige Handlungen und besagen nichts darüber, mit welchen Sprechakttypen diese Handlungen ausgeführt werden. Insofern ist es nicht richtig, Bestreiten als Spezialfall von Behaupten anzusehen. Mit demselben Recht könnte man ja behaupten, daß alle Behauptungen im Grunde Fälle von Bestreiten sind, da es ja keinen Sinn hat, etwas zu behaupten, von dem man nicht glaubt, daß es jemals einer bestreiten könnte oder bestritten hat. Man kann an Beispielen zeigen, daß Bestreiten und Behauptung unabhängige Größen sind: (10)

A:

Die Anlieger hier sind doch alle gegen eine Sperrung der Straße.

B:

Ja wer will das schon? Da wären sie ja blöd.

In (10) stimmt B mit seiner rhetorischen Frage der Behauptung von A zu; natürlich "bestreitet" er in gewissem Sinne, daß jemand demselben Sinne "bestreitet" A, daß jemand

will, aber genau in

will. Auch die weitere Annahme,

daß indirekte und rhetorische Sprechhandlungen voneinander grundsätzlich verschieden sind, teile ich nicht. Rhetorizität ist eine Art von Indirektheit, die auf einer besonderen Ausnutzung von Glückensbedingungen beruht; genauso ist Höflichkeit eine Kategorie, die quer zu verschiedenen Sprechakttypen liegt und nicht an Direktheit oder Indirektheit gebunden ist. Wenden wir uns der Antwort auf (b) zu. Daß die Bedingungen BB1-BB4 z.B. auf die Äußerung Wer will das schon? zutreffen, wenn damit gemeint ist: "Niemand will das.' kann leicht nachgeprüft werden. Man benötigt für indirekte Behauptungen nicht andere Sprechakttypenbedingungen als für direkte Behauptungen. Was ist dann überhaupt der Sinn einer rhetorischen Frage, wenn doch damit gewissermaßen nichts über die korrespondierende (umgedeutete) Behauptung hinaus bewirkt wird? Warum stellt man nicht gleich und direkt diese Behauptung auf? Gresillon (1980:275) versucht anhand des folgenden Beispiels zu zeigen, (11)

A:

Ist es nicht hinreißend schön hier?

B:

Laß mich endlich in Ruhe mit deinem ewigen Geplapper!

A:

Na ja, war ja nur mal ne Frage.

169

"daß der Sprecher einer rhetorischen Frage sich rechtens inner wieder auf die Frageform seiner Äußerung zurückziehen kann, - was eben gerade im wirklichen Behauptungssatz nicht möglich ist." Ich würde die zweite Äußerung von A in (11) jedoch nicht unbedingt als "Zurückziehen auf die Frage/orm" interpretieren, da ähnlich abschwächende Behauptungen auch in Fällen direkter Behauptung möglich sind: (12)

A:

Es ist hinreißend schön hier!

B:

Laß mich endlich in Ruhe mit deinem ewigen Geplapper!

A:

Man wird doch noch seine Meinung sagen dürfen.

Wenn sich ein Sprecher auf die Frageform einer rhetorischen Frage zurückzieht, so kann er dies nur unter Ausnutzung ihrer Vagheit - sie darf dann keine Indikatoren der Indirektheit aufweisen. Wenn dagegen deutlich indiziert wird, daß es sich um eine rhetorische Frage handelt, ist der Sprecher auch zugleich auf alle Konsequenzen festgelegt, die sich aus seiner Behauptungs-Handlung ergeben; er kann sich nicht in demselben Atemzug vom Inhalt der indirekten Behauptung distanzieren. Falls er dies versucht, wird man ihn als unglaubwürdig einstufen, so wie wenn man ihm beim Lügen ertappt hätte. Vielmehr scheint mir ein Grund für die Benutzung der Frageform zu sein, daß man sich die spezifische Fragebedeutung zunutze macht, die ja bei sprachlicher Indirektheit nicht irgendwie verschwindet, sondern nur in den Hintergrund gerückt wird. Ein pragmatischer Reflex der Fragebedeutung ist die Bedingung BF3, die lautet, daß der Sprecher das Ziel verfolgt, den Hörer dazu zu bewegen, ihm die Antwort pA mitzuteilen. BF1 lautet, daß der Sprecher die Antwort nicht weiß. Nun kommt diese Bedingung als Grund für die Verwendung der Fragesatzform (und der typischerweise assoziierten Semantik) nicht in Betracht, denn für rhetorische Fragen gilt ja gerade, daß der Sprecher nicht ein Bedürfnis nach einer Antwort eines Anderen hat, sondern selbst eine Behauptung aufstellt: von einem kognitiven Defizit kann hier keine Rede sein. Doch BF3 scheint zumindest insofern ausgenutzt zu werden, als der Sprecher in einer rhetorischen Frage den Hörer dazu zu bewegen versucht, über den Frageinhalt nachzudenken, zugleich mit dem Ziel, den Hörer zur Übernahme der gleichzeitig mitgeteilten Behauptung, die möglicherweise als die richtige Antwort auf die Frage anzusehen ist, zu bewegen. Wenn diese Vermutung, die einige Voraussetzungen über die im Kenntnissystem verankerten Wissensinhalte bezüglich des Sinns von so grundlegenden Handlungsformen wie der Frage und der Behauptung macht, Vgl. S. 60 der vorliegenden Arbeit.

170

stinroen sollte, würde es nicht überraschen, daß rhetorische Fragen eher dazu dienen, besonders starke Behauptungen zu transportieren, und nicht, wie dies Gresillon (1980) anzudeuten scheint, eher vorsichtige, versuchsballonartige. Wenn die Zusatzformel und dabei bleibe ich als assertionsverstärkend angesehen wird, die Formel glaub ich wenigstens dagegen als assertionsabschwächend, müßte (13d) vergleichsweise widersprüchlicher wirken als (13b) bzw. (13c): (13)

a.

Keiner will Kohlen holen. Und dabei bleibe

ich.

b.

Keiner will Kohlen holen. Glaub ich wenigstens.

c.

Wer will schon Kohlen holen? Keiner, und dabei bleibe

d.

Wer will schon Kohlen holen? Keiner, glaub ich wenigstens.

ich.

Allerdings dürfte die Stärke einer mittels der rhetorischen Frage aufgestellten indirekten Behauptung nie allein dadurch bedingt sein, daß in der erwähnten Weise Eigenschaften der Informationsfrage (also des sekundären illokutionären Akts) parasitär genutzt werden, sondern dies muß immer noch zusätzlich durch die Art der verwendeten rhetorischen Mittel, durch die kontextuellen Begleitumstände etc. angezeigt werden. Schließlich ist noch auf den Punkt (c) einzugehen. Die hier angeschnittene Frage ist außerordentlich schwer zu beantworten, da eine Antwort eine empirisch begründete Sprechakttypenklassifikation voraussetzt. Man vergleiche jedoch die folgenden Beispiele: (14)

a.

Wer wird das Rennen gewinnen, wenn nicht Fritz? [= Fritz wird das Rennen gewinnen.]

b.

Was wäre schöner, als jetzt nach Hawaii zu fliegen? [= Es gibt nichts Schöneres, als jetzt nach Hawaii zu fliegen.]

c.

Wie könnte ich dir nicht alles versprechen, was zu tun in meiner Macht liegt? [= Es gibt keinen Grund, dir nicht zu versprechen, alles zu tun, was in meiner Macht liegt.]

(14a) kann als Voraussage gemeint sein, (14b) als Vorschlag, (14c) als Versprechen. Andere Beispiele lassen sich sicherlich leicht finden. Ich denke nicht, daß dieser Befund uns veranlassen sollte, die grundlegende These von dem Behauptungscharakter rhetorischer Fragen aufzugeben. Behauptungen sind auch in den obigen Beispielen inner das Durchlaufstadium für noch weitergehende Deutungen, die auch speziellere Kontexte benötigen. Wie Bierwisch (1980:25ff) andeutet, können verschiedene kontnunikative Sinne einer sinnvollen Äußerung sich überlagern, und zwar relativ zu verschiedenen Interaktionszusaimenhängen. Entsprechend wären auch die obenerwähnten Beispiele zu analysieren. Die Erforschung dieser sehr komplexen Kommunikations- und Interaktionszusaitmenhänge steht jedoch noch am Anfang.

171 6.3

Rhetorizität oder Gibt es einen rhetorischen Fragehandlungstyp?

Ich gehe davon aus, daß es keinen eigenständigen Sprechakttyp 'rhetorische Frage1 gibt. Grund für diese Annahme ist die Tatsache, daß Rhetorizität keine besondere Eigenschaft rhetorischer Fragen ist,

da auch andere Satztypen

rhe-

torisch verwandet werden können. Die Argumentation ist hier parallel zur Argumentation in der Frage, ob es einen rhetorischen Fragesatztyp gibt (vgl. Abschnitt 3.5.3). Beispiele für rhetorische Aufforderungen sind:° (15)

a.

(Be) "Zieh Jupp", feuerte ein Zuschauer beim Rundstreckenrennen seinen Star an. Der antwortete trocken: "Fahr doch selber mit". Das allerdings war kaum möglich: Der schon etwas angesäuselte Radsportfan am Straßenrand hielt in der linken Hand eine Bratwurst und in der rechten ein Kölschglas.

b.

(Bb) Nur noch Stürmer Uli Egen [ . . . ] wurde nicht persönlich von Weisenbach angeheuert. Aber ausgerechnet der Sohn des deutschen Altinternationalen forderte am Sonntag bei der l:6-Schlappe in Rosenheim keß: "Dann spiel doch selbst", als Weisenbach Kritik übte.

c.

(Bc) Es ist trotzdem nicht unwahrscheinlich, daß Sie gemeinsam mit dem LKW-Eigner total auf dem Schaden sitzen bleiben. Denn greifen Sie mal einem nackten Mann in die Tasche, will sagen: Holen Sie sich mal von einem Mitbürger, der am Rande des Existenzminimums fürbaß strampelt, vier- bis fünfstellige Beträge zurück!

In allen diesen Fällen handelt es sich offenbar nicht um direkte Aufforderungen, denn die Sprecher gehen davon aus, daß der Angesprochene die in dem Imperativsatz genannte Handlung nicht auszuführen fähig ist bzw. wollen nicht, daß der Angesprochene versucht, diese Handlung auszuführen; vielmehr sind mit diesen Äußerungen indirekte Behauptungen verknüpft, vgl.: (16)

a.

Du kannst selber nicht mitfahren.

b.

Du kannst selbst nicht spielen.

c.

Sie können einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen./ Sie können sich nicht von einem Mitbürger, der am Rande des Existenzminimums fürbaß strampelt, vier- bis fünfstellige Beträge zurückholen .

Häufig kommen Fälle wie (15') vor, bei denen fraglich ist,

ob sie zum Impera-

tivsatzmodus zu rechnen sind: (151)

(Ba) Man nenne mir den Industrieboß, der es allen Menschen zum Zwecke der Erholung zu gestatten hat, auf der Dachterrasse seines 25stöckigen Verwaltungsgebäudes spazieren zu gehen.

Belege für rhetorische Aufforderungen bzw. rhetorische Behauptungen sind im Anhang separat unter den Belegnurnmern ( B a . . . ) bzw. ( B A . . . ) aufgeführt.

172

Typischerweise handelt es sich um die Konstruktion "indefinites Pronomen+Verb in der 3.Ps.Sg.Konj.Präsens+(ma£)'. Unter kritischer Auseinandersetzung mit Windfuhr (1967) , der die These von einer strukturellen Verschiebung der 3.PS. Sg.Konj.Präsens in das Imperativparadigma vertreten hat, diskutiere ich diese Problematik in Meibauer (1986) ; die Aufnahme dieser Fälle in die Rubrik 'rhetorische Aufforderungen1 erscheint mir insofern gerechtfertigt, als die Alternative - Einstufung als rhetorische Behauptung - semantisch kaum plausibel ist.7 Überraschenderweise scheint es auch rhetorische Behauptungen zu geben, vgl. die folgenden Fälle: (17)

a.

(BA) Den Jugendlichen möchte ich sehen, der heute in fünf Jahren noch so rumlaufen will wie Boy George. Die Zeit heilt eben alle Moden.

b.

(BB) Manfred Kohl von World Vision hat leider recht, wenn er behauptet; "Mir soll mal einer sagen, wie man Geld nur für Entwicklungshilfe bekommt. Für Kinder, da können Sie immer Geld lockermachen."

c.

(BC) "Eine Million Mark", sagt Frankfurts Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, "zahle ich dem, der mir Zensur nachweisen kann." Ganz schön mutig. Denn gerade hat Ulrich Schwab, der Generalmanager der Alten Oper Frankfurt, in einer öffentlichen Erklärung gegen "den erneuten Angriff des Kulturdezernenten auf die Freiheit der Kunst und der Rede" protestiert.

Das mit diesen Äußerungen eigentlich Gemeinte läßt sich etwa so wiedergeben: (18)

a.

Es gibt keinen Jugendlichen, der heute in fünf Jahren noch so rumlaufen will wie Boy George.

b.

Keiner kann mir sagen, wie man an Geld nur für Entwicklungshilfe kommt./Man kommt nicht an Geld nur für Entwicklungshilfe.

c.

Mir kann keiner Zensur nachweisen.

Man kann also sagen, daß durch die Äußerung der Deklarativsätze unter ( 1 7 ) , denen im neutralen Aktualisierungskontext Behauptungen (mit einem bestimmten propositionalen Gehalt) entsprechen, andere Behauptungen (mit einem anderen propositionalen Gehalt) indirekt vollzogen werden. Mit den folgenden, vom Satztyp und vom propositionalen Gehalt her verschiedenen Sätzen läßt sich daher die gleiche indirekte Behauptung vollziehen: (19)

a.

Wer will denn noch Kohlen holen?

b.

Zeig mir einen, der noch Kohlen holen will!

c.

Ich möchte den sehen, der noch Kohlen will.

Vgl. auch Wunderlich (1984) zu Problemen von Imperativsatzmodus und Imperativverbmodus .

173

Diese Beobachtungen führen zu der Hypothese, daß Rhetorizität eine spezifische Ausnutzung von Glückensbedingungen für die sekundären illokutionären Akte ist. So wird im Falle der rhetorischen Frage die Bedingung BF1, daß der Sprecher nicht die Antwort pA zu p weiß, sowie die wesentliche Bedingung BF3, derzufolge der Sprecher das Ziel verfolgt, den Hörer dazu zu bewegen, ihm die Antwort p* mitzuteilen, ausgenutzt. Im Falle der rhetorischen Behauptung wird die Bedingung BB3, nämlich daß der Sprecher wünscht, daß der Hörer glaubt, daß der Sprecher p für wahr hält, und die Bedingung BB4, daß der Sprecher versichert, daß er p für wahr hält, ausgenutzt. Z.B. halten die Sprecher der Äußerungen in (17) es nicht für wahr, daß sie einen bestaunten Jugendlichen sehen möchten, daß sie etwas bestimmtes jedem sagen, daß sie eine Million Mark bezahlen wollen; es geht ihnen nur um die rhetorisch vermittelte indirekte Behauptung. Im Falle der rhetorischen Aufforderung sind - wenn man sich an den Searleschen Regeln orientiert - die Einleitungsregeln, die Aufrichtigkeitsregel und die wesentliche Regel affiziert, vgl. Searle (1971:100): (20)

Auffordern

Regel des propositionalen Gehalts

Zukünftige Handlung A von H.

Einleitungsregeln

1. H ist in der Lage, A zu tun. S glaubt, daß H in der Lage ist, A zu tun. 2. Es ist sowohl für S als auch für H nicht offensichtlich, daß H bei normalem Verlauf der Ereignisse A aus eigenem Antrieb tun wird.

Regel der Aufrichtigkeit

S wünscht, daß H A

Wesentliche Regel

Gilt als ein Versuch, H dazu zu bringen, A zu tun.

tut.

Insbesondere gilt für die rhetorische Aufforderungen nicht, daß der Sprecher glaubt, daß H in der Lage ist, A zu tun bzw. daß er wünscht, daß H A tut, und er will auch nicht H dazu bringen, A zu tun. So wäre es ganz und gar verfehlt, wenn der Radsportfan nach der Äußerung von (15a) selber mitfahren würde, in (15b) Weisenbach selbst zu spielen versuchen würde, und man in (15c) probieren würde, einem nackten Mann in eine Tasche zu greifen. Wieder stehen die mit diesen Äußerungen vermittelten indirekten Behauptungen für das Gemeinte. Wir können nun einen Versuch machen, den Begriff des rhetorischen akts zu definieren:

ti

Vgl. die (explizitere) Definition des indirekten Sprechakts auf S. 41 der vorliegenden Arbeit.

174

(21)

Ein rhetorischer Sprechakt liegt vor, wenn aus der wörtlichen Bedeutung eines Satztyps, eventuellen indirekten illokutionären Indikatoren und Kontextinformationen auf das Vorliegen einer (indirekten) Behauptung geschlossen wird.

Dabei ist Indirektheit hier auch im Sinne von propositionaler Umdeutung zu verstehen, so daß der Fall der rhetorischen Behauptung mit einbezogen werden kann (vgl. S. 42f der vorliegenden Arbeit). Bei rhetorischen Behauptungen kommt es vor allem darauf an, daß der Sprecher nicht an die Wahrheit des wörtlich Ausgesagten glaubt, ohne daß es sich um eine Lüge oder um Ironie handelt. Desweiteren muß bei dieser Definition bedacht werden, daß erst noch zu prüfen ist, ob sinnvollerweise von rhetorischen Ausrufen zu sprechen ist, wobei der Exklamativsatztyp in die Analyse einzubeziehen wäre. Ferner ist zu beachten, daß rhetorische Aufforderungen und Behauptungen gegenüber rhetorischen Fragen in ihren Umdeutungsmöglichkeiten deutlich eingeschränkt sind, denn es können nur jeweils negative Umdeutungen in Betracht. Für die weitere Untersuchung der Rhetorizität stellt sich unter anderem die Aufgabe, zu untersuchen, welche Typen von Glückensbedingungen ausgenutzt werden können, was strenggenommen eine empirisch abgesicherte Sprechakttypenklassifikation voraussetzt, sowie zu prüfen, ob es auch für rhetorische Aufforderungen und Behauptungen typische indirekte illokutionäre Indikatoren bzw. andere sprachliche Anzeichen für Rhetorizität gibt. Rhetorische Fragen, so ist zu vermuten, sind nur ein besonders gebräuchlicher Spezialfall rhetorischen Sprachhandelns. 6.4

Prüfungsfragen, Suggestivfragen, Stimulusfragen

Daß der Sprecher bei rhetorischen Fragen kein kognitives Defizit hat wie bei Informationsfragen, wurde oft darin ausgedrückt, daß man gesagt hat, "der Sprecher weiß die Antwort". Dies ist auch, wie z.B. Searle (1971:102) bemerkt, ein Charakteristikum sogenannter Prüfungsfragen: "Bei wirklichen Fragen geht es S um die Antwort, bei Prüfungsfragen will S wissen, ob H die Antwort weiß."

Von einem Prüfenden wird angenonmen, daß er die korrekte Antwort kennt. Gresillon (1980:282) bringt nun ein Beispiel für eine 'rhetorische Prüfungsfrage1, nämlich t/er hat im Julius 1830 die große Schlacht gewonnen? hier hat sie verloren?, bei der aus dem weiteren sprachlichen Kontext hervorgeht, daß nur der Fragesteller im Besitz der richtigen Antwort ist; es gibt auch keinen Geprüften, der sie geben könnte. Für rhetorische Prüfungsfragen gelten daher nach Gresillon folgende Bedingungen:

175 (22)

a.

Es gibt eine direkte Antwort.

b.

Der Fragesteller kennt sie.

c.

Der Kontext läßt darauf schließen, daß sonst niemand die Antwort kennt und die Frage nur gestellt wird, um dieses Nicht-Wissen zu beweisen.

Wie die Prüfungsfrage - im Gegensatz zur rhetorischen Frage - rein durch die Gesprächssituation, die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern und andere Faktoren der Interakt ions situation als solche erkennbar ist, es also keine besonderen sprachlichen Anzeichen dafür gibt, daß eine Prüfungsfrage und keine Informationsfrage vorliegt, so scheint mir auch die rhetorische Prüfungsfrage kein besonderer, von anderen rhetorischen Fragen abweichender Typ zu sein. Daß rhetorische Prüfungsfragen nicht in Prüfungssituationen geäußert werden, somit auch keine Chance besteht, daß ein Prüfling die Antwort weiß, läßt vermuten, daß es sich hier in Wirklichkeit um eine rhetorische Frage handelt, mit der der Sprecher noch über die indirekte Behauptung hinaus etwas bewirken will. Dies kann aber, wie wir in Abschnitt 6.2 gesehen haben, relativ zu verschiedenen Interaktionssituationen auch bei rhetorischen Fragen der Fall sein. Einen Vorschlag zur Abgrenzung von rhetorischer Frage vs. Suggestivfrage hat Conrad (1978:129ff) gemacht. Für die logisch-semantische Repräsentation von suggestiven Entscheidungsfragesätzen führt er einen Operator SUGG mit der Bedeutung "Es wird angenommen/vermutet , daß... 1 ein. Dieser Operator findet ferner bei der Repräsentation 'emotional-konstatierender (Entscheidungs-) Fragen1 Verwendung:^ (23)

(24)

(25)

?S [ S . t _s

}

& SUGGiS^

a.

Sie wissen doch, daß Rauchen schädlich ist?

b.

Wissen Sie nicht, daß Rauchen schädlich ist?

?S,_ _ . & SUGGi-Sj,) lt>i, -s»iJ a.

(Und) Sie wissen nicht, daß das Rauchen schädlich ist?

b.

Wissen Sie (denn) , daß das Rauchen schädlich ist?

?3 [l ö. ,

., & SUGGi-Si),. -L t

£ > J

_

& CONST(S ) -L i l-t

a.

Hier darf man wohl rauchen?

b.

Darf man denn hier rauchen?

c.

Darf man hier etwa rauchen?

bzw. ...

& CONST { -S -Li ) tt

Dabei steht tn für den Fragezeitpunkt, während t^^ ein beliebiger Zeitpunkt davor ist. CONST steht für Feststellung. Vgl. die Erläuterungen in Conrad (1978:128ff) .

176

Conrad (1978:132) erwägt auch einen Operator RH für rhetorische Fragen, verwirft jedoch diese Hypothese, da er bezweifelt, "ob es überhaupt irgendwelche Strukturmsrkmale oder -elemente von Fragesätzen gibt, denen man als Bedeutung das zuordnen könnte, was den rhetorischen Charakter der Frage ausmacht." Dagegen stellen die Erwartungsstrukturen in (25) zugleich die Grundbedeutungen der Partikeln denn und etwa dar. In rhetorischem schon, das Conrad (1978) wohl nicht bemerkt hat, würde folglich ein Indiz für die Annahme einer Erwartungsstruktur mit dem rhetorischen Operator RH in der Bedeutung 'Es wird als sicher vorausgesetzt, daß... 1 vorliegen. In Conrad (1982) werden (anhand von russischen Beispielen)

dennoch ver-

schiedene formale Darstellungen für rhetorische Fragen gegeben, und zwar: (26)

a.

Wer hat nicht schon die Poststationsvorsteher verflucht, wer sich nicht mit ihnen herumgezankt?

D.

?(x)

(p(x))H3x(p(x)) :-:Kh~3x(p(x))

Erläuterung der Zeichen: ? Frageoperator :-: Beziehung der Konfrontation zwischen Frage und Kontext, aus dem sich die Antwort logisch ergibt K Kontext Operator für die Folgerungsbeziehung (27)

(28)

(29)

(30)

a.

Ist das kränkend?

b.

Wer weigert sich, einen solchen Vertrag zu unterzeichnen? Die USA.

C.

?(p)|-~WEISS

a.

Ist das nicht kränkend?

b.

ANNEHM ( S , p)

a.

Hört er etwa nicht das gute Beispiel des Beifalls?

b.

(ANNEHM (S, p ) ) w 1 & EVIDENT (S,

a.

Schaffen wir das alles wirklich dafür, daß es zerstört wird durch das Feuer des Krieges?

b.

(ANNEHM (S,

( S , A ( p ) ) :-:K|-A(p)

& ?(~p):-:K(-p

(~p)w2) & ?(~p):-:K(-p

~ M ( p ) ) ) w : & EVIDENT (S,

( p ) w 2 ) & ? (p) : - : K ( - ~ M ( p )

Erläuterung der Zeichen: w« mögliche Welt w j (=Welt des Sprechers) W2 andere mögliche Welt w2 M

Operator der Möglichkeit

Insgesamt ergibt dies eine heterogene Analyse: Rhetorische Ergänzungsfragen vom lyp (26) , bei denen die indirekte Behauptung 'Es gibt niemanden, der nicht schon die Poststationsvorsteher verflucht, niemanden, der sich nicht schon 10

Die Übersetzungen verdanke ich Horst Meibauer.

177

mit ihnen herumgezankt hätte.' lauten müßte, werden auf die Zurückweisung der Existenzpräsupposition 3x(p(x)) ('Es gibt jemanden, der (noch) nicht die PostStationsvorsteher verflucht, sich (noch) nicht mit ihnen herumgezankt hat. 1 ) zurückgeführt. Wenn man aber eine solche Existenzpräsupposition annehmen will, dann müßte eine parallele Analyse auch für die referentiell gefüllte Ergänzungsfrage in (27b) angenommen werden. Daß in (27b) die Antwort kontextuell mitgeliefert wird, rechtfertigt ja keine prinzipiell andere Analyse. Im übrigen sind auch bei Ergänzungsfragesätzen - wenn man von Negation und Mcdalpartikeln, die die Umdeutungsrichtung steuern, einmal absieht - sowohl positive als auch negative Umdeutungen möglich. Dies müßte bei der Analyse der rhetorischen Ergänzungsfragen mitberücksichtigt werden. Ebenso ist kaum einzusehen, warum die positive Entscheidungsfrage in (27a) genauso analysiert werden soll wie (2Tb), während andererseits die negative Entsprechung zu (27a), nämlich (28a) , wiederum eine andere semantische Struktur erhält. Die jeweiligen Strukturen sind auf die gegebenen (russischen) Beispiele zurechtgeschneidert, und der auch in Conrad (1978) vorgelegte Versuch, die Modalpartikelbedeutung

(als Einstellungsoperatoren) in die semantische Struktur

einzubeziehen, ist nicht überzeugend. Wenn man für negierte Entscheidungsfragen (d.h. in Bezug auf nicht) eine Einstellung ANNEHM annimmt, sollte man es auch für nichtnegierte Entscheidungsfragen tun (wie es ja Doherty (1983) auch macht), vgl. (28) . Nun differieren die beiden Operatoren SUGG und RH nur in der Stärke, mit der die jeweilige Assertion gemacht wird. Und tatsächlich können die Sätze unter (23)-(25) auch als rhetorische Fragen gebraucht werden. Das Suggerieren als solches ist nicht an Suggestivfragen gebunden, und typische Modalpartikeln, die in Suggestivfragen bzw. antwortpräferenten Fragen auftauchen, sind offenbar nicht ausschließlich an diese gebunden; jedenfalls gilt dies für die Modalpartikeln wohl, denn und etwa, die Conrad in diesem Zusammenhang erwähnt. Daher liegt es nahe, Suggestivfragen als schwache rhetorische Fragen anzusehen. Wenn man Feststellungen als schwache Behauptungen analysiert, d.h. Feststellungen nicht als eigenen Sprechakttyp ansieht, sondern eher als pragmatische Variante von Behauptungen, wobei der Unterschied zwischen diesen in der Stärke bzw. Nachdrücklichkeit liegt, dann könnte man Suggestivfragen als solche Fragen ansehen, mit denen indirekte Feststellungen gemacht werden. Bei Suggestivfragen würde dann, den Anmerkungen Grewendorfs (1982) entsprechend, schon eine elementare Sachverhaltsklärung vorausgegangen sein. Darüber hinaus ist auch die von Conrad angeregte Charakterisierung von Suggestivfragen als logischsemantische Erwartungsstrukturen im Rahmen des hier vorgelegten Ansatzes als

178

unnötig zu betrachten. Von rhetorischen Fragen müssen sorgfältig sogenannte 'Stimulusfragen' unterschieden werden, vgl. folgenden Beleg eines Textanfangs: (31)

Für die einen sind sie Teufelswerk, die anderen halten ihre Kritiker für Simulanten und Meckerer - die öffentliche Diskussion um Klimaanlagen wird polemisch, ja erbittert geführt. Wie auch soll man sachlich argumentieren zu etwas Unwägbarem wie Luft? (ZEIT 43/85:100)

Ctogleich der Form nach von rhetorischen Fragen nicht unterscheidbar, ist doch die mit rhetorischen Fragen typischerweise verknüpfte indirekte Behauptung hier nicht gegeben. Stimulusfragen kontnen häufig in Textanfängen vor und sollen den Leser anregen, über ein Problem nachzudenken; nicht notwendig vertritt der Äußerer dabei die in der Stimulusfrage angedeutete Meinung, Man kann vermuten, daß der "Stimulus" um so stärker ist, je mehr sich die problemaufwerfende Frage als rhetorische maskiert. Es ist dem Leser überlassen, im Verlauf des Textes zu einer Deutung der Auffassung des Verfassers zu gelangen. Stimulusfragen sind somit text- bzw. diskursspezifisch zu analysierende Fragehandlungstypen, die sich die charakteristische Erscheinungsweise rhetorischer Fragen zunutze machen. 6.5

Rhetorische Fragen in Sprechaktsequenzen

Ich verstehe im folgenden unter 'Sprechaktsequenzen1 typische Muster, nach denen sich Sprechakte in Dialogen und Monologen zusammenfügen.^ Dabei ist mein Zugang zur Abfolge von Sprechakten in Text oder Diskurs weder diskurs- noch konversationsanalytischer Art, da mein Korpus aus situationslosen Texten besteht. Allerdings halte ich die gelegentlich geäußerte Kritik an der Diskursanalyse - bei aller Berechtigung im einzelnen - für insoweit überzogen, als auch ein rein konversationsanalytischer Ansatz zwingend darauf angewiesen ist, Typen sprachlicher Handlung wie Frage, Behauptung oder Aufforderung zu defi-

11

In Meibauer (1977) habe ich im Anschluß an Überlegungen von Wunderlich (1974) unter Sprechaktsequenzen solche Abfolgen von Sprechakten verstanden, bei denen im ersten Zug eine unbedingte Obligation zur Fortsetzung durch den Sprecher oder den Hörer besteht. Nichtobligierte Verknüpfungen von Sprechakten wurden als Sprechaktverkettungen bezeichnet. Da es auch typische Verkettungsmuster geben mag, ziehe ich es hier vor, den Begriff 'Sprechaktsequenzen1 auf Verknüpfung von Sprechakten zu beziehen, unabhängig davon, ob der zweite Zug obligiert ist oder nicht. - Vgl. zu textuellen und sequentiellen Aspekten rhetorischer Fragen Schwitalla (1984) und Rehbock (1984).

179

nieren.12 so wird etwa von Streeck (1983:91) als ein Vorzug des konversationsanalytischen Ansatzes angesehen, daß sich bei seiner Anwendung "das Problem, daß einer Äußerung verschiedene 'illokutive1 Lesarten zugeordnet werden können" fast immer verflüchtige, "sobald man ihre sequentielle Umgebung untersucht und dabei herausfindet, welche Lesearten die Beteiligten selbst bevorzugt haben." Wie man aber an Beispielen wie Wer will das? erkennen kann, ist mit einer Untersuchung der faktischen Lesartenzuschreibung noch nichts über die mögliche illokutionäre Interpretation gesagt: einmal werden die Beteiligten diese Äußerung für eine Frage halten, das andere Mal wie eine Behauptung bewerten. Nur eine Theorie sprachlicher Indirektheit kann die bei bloßer Beobachtung des sprachlichen Verhaltens wechselnden Interpretationen der Funktion auf die Form der Äußerung beziehen. Ich gehe daher davon aus, daß sich eine Betrachtung des Diskurses unter sprechakttheoretischem und unter konversationsanalytischem Blickwinkel nicht gegenseitig ausschließen, sondern sich fruchtbar ergänzen können. Unter der Fülle von möglichen dialogischen Paarsequenzen, in denen rhetorische Fragen als Erwiderungen vorkomnen, suche ich hier nur solche Sequenzen aus, bei denen die Vorgängeräußerung eine Frage oder Behauptung ist: (32)

a.

Informationsfrage - rhetorische Frage

b.

rhetorische Frage - rhetorische Frage

c.

Behauptung

- rhetorische Frage

Ein Beispiel für (32a) ist der folgende Dialog aus einem Interview: (33)

(B192) Glauben Sie nicht, daß Gropius einer der größten Architekten dieses Jahrhunderts war? Philip Johnson: "Wer ist er denn überhaupt?"

Dabei gehe ich davon aus, daß die Frage des Interviewers propositionales nicht enthält. Wenn es sich um rhetorisches nicht handeln würde, hätten wir ein Beispiel für den Fall (32b). Aus dem folgenden Textausschnitt läßt sich ein deutlicherer Fall einer Sequenz aus zwei rhetorischen Fragen rekonstruieren:

12

13

Vgl. zu einer Exposition der Diskursanalyse insbesondere Wunderlich (1976: VII) und Wunderlich (1979). Zur Kritik der Diskursanalyse vgl. Levinson (1983:286ff) und Streeck (1983). - Berechtigt ist diese Kritik insbesondere im Hinblick auf die Abgrenzung und Identifizierung von Sußerungseinheiten. Man entrinnt den damit verbundenen Problemen jedoch nicht, indem man den Begriff des Sprechakts bei der Konversationsanalyse ganz einfach vortheoretisch verwendet. Zu Fragen als Antworten vgl. Conrad (1978:74f), zu indirekten Antworten vgl. Diller (1984: 135ff) .

180 (34)

(B265) . Warum Bayer ihn und seine Leute denn nicht wegen solcher angeblich falschen Behauptungen verklage, wollte Jörg Heimbrecht vom Aufsichtsratvorsitzenden wissen. Hansen: "Warum verklagen Sie uns nicht, weil wir solche Stoffe angeblich produzieren?"

Zum Hintergrundwissen gehört die Behauptung von Heimbrecht, die Firma, die Hansen vertritt, stelle chemische Kampfstoffe her. Beide Gesprächspartner behaupten in ihren rhetorischen Fragen, daß der Grund für die jeweilige Unterlassung sei, daß sich die Wahrheit herausstellen würde. Ein Beispiel für den Fall (32c) entnehme ich einem Transkript eines Femseh-Interviews der KesslerZwillinge, das Holly (1979:231) anführt: (35)

E:

Da machst du dich ja noch unglücklicher.

A:

Warum? Bin ich unglücklich?

E:

N a j a , also glücklich bist bist du bist du nicht gerade. Du bist n sehr unzufriedener// unausgeglichener Mensch.

A:

Seh ich unglücklich aus?

In beiden Erwiderungen von A werden die Behauptungen von E bestritten, indem eine indirekte Gegenbehauptung mittels der rhetorischen Frage aufgestellt wird. Ein besonders kompliziertes Beispiel einer Frage-Gegenfrage-Sequenz erwähnt Pope (1977:36) , ohne aber darauf näher einzugehen: (36)

A:

Does Sam like pizza?

B:

Do horses like grass?

Die Frage von A läßt sich als Informationsfrage oder als rhetorische Frage mit negativer oder positiver Präferenz begreifen, die Erwiderung von B als rhetorische Frage mit negativer oder positiver Präferenz je nach Sprecherannahmen. Rein formal ergeben sich folgende Zuordnungen: (37)

a.

[Sam likes pizza.]

[Horses like grass.]

b.

[Sam likes pizza.]

[Horses do not like grass.]

c.

[Sam does not like p i z z a . ]

[Horses like grass.]

d.

[Sam does not like pizza.]

[Horses do not like grass.]

e.

keine Präferenz

[Horses like grass.]

f.

keine Präferenz

[Horses do not like grass.]

Betrachten wir die möglichen Fälle in (37): In der a-Interpretation und in der d-Interpretation handelt es sich immer im zweiten Zug um eine Bestätigung der Meinung von A. Ebenso in (37e) und ( 3 7 f ) . Der Unterschied liegt darin, daß unterschiedliche Schlüsse gezogen werden, z.B. bei (37a) vs. (37e): (38)

a.

(a-Interpretation) A behauptet indirekt, daß Sam Pizza mag. B behauptet indirekt, daß Pferde Gras mögen. So wie Pferde Gras mögen, mag Sam Pizza. B bestätigt also A's indirekte Behauptung.

181 b.

(e-Interpretation) A dert, daß Pferde Gras zwischen Sam und Pferd man darauf schließen,

fragt aufrichtig, ob Sam Pizza mag. B erwimögen. Unter der Annahme, daß eine Analogie und zwischen Pizza und Gras besteht, kann daß Sam Pizza mag.

Etwas schwieriger sind die Fälle (37b) und (37c). Ich gehe hier nur kurz auf die b-Interpretation ein: (39)

(b-Interpretation) A behauptet indirekt, daß Sam Pizza mag. B erwidert, daß Pferde kein Gras mögen. Unter der Annahme, daß eine Analogie zwischen Sam und Pferd und zwischen Pizza und Gras besteht, kann man darauf schließen, daß Sam (je nach metaphorischer Interpretation) in irgendeiner Hinsicht pferdemäßig ist ( z . B . dumm) und anspruchsvoll, denn er mag Pizza (und keine F r i t t e n ) , so wie Pferde Gras mögen (und nicht vertrocknetes Laub).

Diese Illustrationen zeigen noch einmal, in wie vielfältiger Weise rhetorische Fragen mit dem Hintergrundwissen und Kontextannahmen verknüpft sein können und welche Schlußprozeduren sich, vor allem im Hinblick auf ironische oder metaphorische Deutungsweisen, ergeben können. Dabei ist zu vermuten, daß in dialogischen Sequenzen mit einer rhetorischen Frage als erstem Zug nur selten die vom Sprecher präferierte Antwort tatsächlich gegeben wird. Explizite oder implizite Signale der Zustimmung oder Ablehnung in bezug auf die indirekte Behauptung dürften am häufigsten vorkommen; dies müßte in einer Untersuchung von Texten gesprochener Sprache näher erforscht werden. Dagegen wird in bezug auf monologische Sequenzen mit einer rhetorischen Frage als erstem Zug häufig behauptet, daß der Sprecher die Antwort auf eine von ihm gestellte rhetorische Frage selbst gebe. Schmidt-Radefeldt (1977) redet in diesem Zusammenhang von 'rhetorical use of question-answer-sequences1 (z.B. Wer reitet so spät durah Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind.) bzw. 'autoresponsive rhetorical questions' (z.B. Welcher Filmstar kann die Rolle denn sonst spielen, wenn nicht Sophia Loren?) . Oft wird die Antwort auf eine rhetorische Frage mit der indirekten Behauptung, die durch diese aufgestellt wird, gleichgesetzt. Zwar kann der zweite Satz in obigem Zitat aus dem "Erlkönig" als Antwort und zugleich als mit dem ersten Satz verknüpfte Behauptung verstanden werden, aber in den meisten Fällen sind die NachfolgerSprechakte eher als ein Kommentar zu der indirekten Behauptung zu deuten, also weder als eine monologische Antwort noch als die indirekte Behauptung selbst. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen: (40)

(B49) Was nutzen eindringliche Appelle der Polizei, nach Feiern oder Lokalbesuchen die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, wenn ich spätestens gegen 23 Uhr zur Haltestelle aufbrechen muß? Ein Taxi kann sich nicht jeder leisten.

182 (41)

(B66) Aber Sie wissen doch sehr gut, daß die Bundesrepublik mit Waffen vollgestopft ist. Das reicht Ihnen wohl noch nicht. In was wollen Sie denn ihr Staatsgebiet verwandeln? Gar bald müssen Sie alle Bäume fällen, bloß damit Sie genug Raketenabschußrampen unterbringen können!

(42)

(B125) Wo blieb nun die Liebe, die Fürsorge, das Vertrauen? Das Verhältnis Arzt-Patient wurde grundlegend gestört.

Es ist oft recht schwierig zu entscheiden, ob eine Frage - in Isolation betrachtet - Stimulusfrage oder rhetorische Frage ist, denn die rhetorische Wirkung wird manchmal erst 'retroaktiv' durch die Nachfolger-Äußerung erzeugt: (43)

(B19) Der deutsche Wahlkampf, ein beinahe weltumspannendes Ereignis? Wo solche Anmaßung waltet, läßt der Spott gewöhnlich nicht lange auf sich warten.

Falls die im zweiten Satz ausgedrückte Meinung schon zum Zeitpunkt der Äußerung des ersten Satzes vorhanden gewesen ist,

würden wir von einer rhetorischen Fra-

ge sprechen, falls diese Meinung das Ergebnis eines Denkprozesses im Anschluß an die Frage ist, würden wir diese eher als eine Stimulusfrage ansehen. Daß sich mit rhetorischen Fragen bestimmte Erwartungen bezüglich möglicher Antworten verknüpfen, wird besonders in der Werbung ausgenutzt: (44)

(B155) Welche Firma zahlt schon dem ein kleines Vermögen, der nur was er will? Zum Beispiel ITT.

tut,

(45)

(B520) kann!

(46)

(B521) Wer hilft Ihnen noch um 0.30? Die Kölner Kundendienst Gemeinschaft.

Kann ein so gemütlicher Leder-Sessel so preiswert sein? Ja, er

Unterstützt durch die Modalpartikel schon in (44) , durch den Kontrast in (45) und die Gradpartikel noch in (46) werden in diesen Kontexten negative Erwartungen erzeugt, die dann in spezifischer Weise enttäuscht werden. Abschließend möchte ich hier noch auf das Phänomen der 'Batterie1 rhetorischer Fragen eingehen, das Ehlich/Rehbein (1977) erwähnen. Durch die monologische Batterie rhetorischer Fragen wird eine besonders intensive Wirkung erzielt; oft gipfelt diese Batterie in einer rhetorischen Frage, die die vorher aufgestellten indirekten Behauptungen pointiert zusammenfaßt: (47)

(B400-45) Was könnte mir eine Beziehung zu Arne schon geben? Was nützt mir die schönste Sexualität mit ihm, wenn das die einzige Ebene ist, auf der er mir Wärme und Geborgenheit geben könnte? Wann habe ich in Gesprächen mit Arne Wärme und Geborgenheit erfahren? Wirkliches Verständnis und Eingehen auf das, was ich sage? Wann habe ich das von Arne erfahren? Wann hat Sabine das von ihm erfahren? Was nützt es mir, wenn ich mich zwar in der Sexualität mit ihm wohl fühle, aber auf allen anderen Ebenen gegen seine Ignoranz und Unsensibilität ankämpfen muß?

Wie eine solche Batterie im einzelnen aufgebaut ist, wäre auch unter stilistischem Aspekt untersuchenswert.

183

6.6

Ergebnis

Das Gemeinte einer rhetorischen Frage ist nicht die Antwort oder eine Präsupposition, sondern eine Illokution. Dies schließt eine zusätzliche Analyse als Implikatur nicht aus. Da rhetorische Fragen indirekte Behauptungen sind, wurde eine Sprechakttypendefinition für die Behauptung in Auseinandersetzung mit Vorschlägen von Searle (1971), Grewendorf (1982) und Rolf (1983) erarbeitet. Es zeigte sich, daß Rhetorizität nicht ausschließlich in rhetorischen Fragen vorkcntnt, sondern auch in rhetorischen Aufforderungen und Behauptungen. Daher ist die Annahme eines eigenen Sprechakttyps 'rhetorische Frage" überflüssig. Rhetorische Sprechakte, so wurde vermutet, können durch eine spezifische Ausnutzung von Glückensbedingungen der sekundären illokutionären Akte zustande. Prüfungsfragen und StJumulusfragen sind keine rhetorischen Fragen, obschon sie einige Züge mit diesen geneinsam haben; Suggestivfragen können als schwache rhetorische Fragen analysiert werden. Einige Betrachtungen zu sequentiellen Aspekten von rhetorischen Fragen wurden abschließend angestellt.

7.

RÜCKBLICK

Und wozu stünden denn auch die Worte da, wenn nicht um einen Sinn auszudrücken? Robert Musil, Literat und Literatur In dieser Arbeit wurde zu zeigen versucht, daß die Theorie sprachlicher Indirektheit zu fruchtbaren Ergebnissen bei der empirischen Analyse rhetorischer Fragen führen kann. Durch die Annahme eines mental repräsentierten neutralen Aktualisierungskontextes wurde die Voraussetzung für eine Zuordnung von Interrogativsatz und Fragehandlung geschaffen, die den Sprachbenutzern selbstverständlich ist. Bei rhetorischen Fragen liegt im Gegensatz dazu zwar formal ein Interrogativsatz vor, aber dieser wird dazu gebraucht, eine indirekte sprachliche Handlung des Behauptens auszuführen. Damit wird die Frage virulent, wie ein Hörer es schafft, eine rhetorisch gemeinte Frage als solche zu erkennen. Bausteine der Rekonstruktion dieser kognitiven Leistung haben wir im Verlauf dieser Arbeit zusammengetragen. Zunächst müssen Hörer in der Lage sein, den Interrogativmodus eines Satzes zu identifizieren. Dabei orientieren sie sich vor allem an der Verbstellung, dem Vorkommen von Frageausdrücken, dem vorliegenden Tonmuster und der Semantik der verschiedenen Fragesatztypen. Da rhetorische Fragen in Form aller unterscheidbarer Fragesatztypen vorkommen, gibt es keinen Anlaß, einen eigenen rhetorischen Fragesatztyp anzunehmen. Rhetorische Fragen, so wurde ferner deutlich, weisen die Semantik von "echten" Fragen auf. Die Identifizierung von Fragen als "rhetorisch" wird sowohl durch kontextuelle und situative Faktoren, als auch durch eine Reihe sprachlicher Anzeichen für Rhetorizität erleichtert. An erster Stelle sind hier die rhetorischen MDdalpartikeln schon, auch und vielleicht zu nennen, sowie das rhetorisch verwendete Negationselement nicht. Diese können als indirekte illokutionäre Indikatoren, d.h. als rhetorizitätserzeugend, betrachtet werden, während andere sprachliche Erscheinungen eher rhetorizitätsverstärkende Wirkung haben, und wieder andere bloße Indizien für Rhetorizität sind. Damit ist nachgewiesen, daß es eine ganze Palette sprachlicher Erscheinungen gibt, die für die Identifizierung rhetorischer Fragen als indirekte Behauptungen von Bedeutung sind. Während es einerseits keinen rhetorischen Fragesatztyp gibt, ist andererseits auch die Annahme eines eigenständigen rhetorischen Fragehandlungstyps überflüssig. Die Tatsache, daß es rhetorische Aufforderungen und rhetorische

185

Behauptungen gibt, führt zu der Hypothese, daß Rhetorizität eine spezifische Art der Ausnutzung von Glückensbedingungen für Sprechakte ist.

Somit eröffnet

sich das Feld für eine weitergehende sprachwissenschaftliche Erforschung der Rhetorizität, wobei das hier ansatzweise verwendete Verfahren der empirischen Sprechaktanalyse Berücksichtigung finden sollte.

ANHANG

Erläuterungen zur Belegsanmlung Sinn der Wiedergabe dieser Belegsamtilung ist es, dem Leser die Rekonstruktion des Gemeinten bei rhetorischen Fragen, Aufforderungen und Behauptungen zu ermöglichen und ihn zu weitergehenden Analysen anzuregen. Die Belegsammlung enthält Belege von rhetorischen Fragen, rhetorischen Aufforderungen und rhetorischen Behauptungen. Rhetorische Fragen werden mit 1, 2, ..., rhetorische Aufforderungen mit a, b, ..., und rhetorische Behauptungen mit A, B, ... bezeichnet. Da die Rhetorizität einer rhetorischen Frage gelegentlich nur aus dem sprachlichen Kontext hervorgeht, sind im folgenden oft größere Textabschnitte wiedergegeben, in die die rhetorische Frage eingebettet ist. Ich gehe davon aus, daß die rhetorische Frage als solche erkennbar ist, so daß sie nicht eigens markiert zu werden braucht. In Zweifelsfällen wird sie durch eine hochgestellte Ziffer an ihrer linken Grenze gekennzeichnet Ebenso verfahre ich, wenn sich mehrere rhetorische Fragen in einem Textabschnitt befinden. Die rechts von den Belegen stehenden Spezifizierungen beziehen sich dann jeweils auf die so numerierten Sätze. Damit dies erkennbar wird, wiederhole ich die jeweilige Ziffer in der Spalte NR, die unmittelbar rechts neben dem Beleg steht. Der Nachweis der Quelle, der die Belege entnommen sind, befindet sich unmittelbar unterhalb des Belegs. Sind einem Text mehrere Belege entnommen worden, so werden die einzelnen Belege wiederum numeriert (z.B. 400-1, 400-2, ...). Auslassungen sind wie üblich gekennzeichnet. In den Spalten rechts von den Belegen finden sich folgende Informationen, die eine weitergehende Verwertung der Belegsammlung erleichtern sollen: NR

Nummer der rhetorischen Frage im Belegtext, falls erforderlich

TS

Textsorte:

Zeitschriften- und Zeitungsartikel

a

Leserbrief

l

Die folgenden Ausführungen beziehen sich in erster Linie auf rhetorische Fragen, gelten sinngemäß aber auch für rhetorische Aufforderungen und Behauptungen. Letztere werden nur nach MR, TS, MP spezifiziert.

187 Interview

i

Werbeanzeige

w

Belletristik

b

Sonstiges FS

Fragesatztyp:

n

s

Entscheidungsfragesatz

e

Ergänzungsfragesatz

w

Alternativfragesatz

d

infiniter Fragesatz

i

mehrfache W-Frage

ww

MP

Modalpartikel

NG

nicht (rhetorisch oder prepositional)

KII Konjunktiv II

MP, NG und KII werden mit ' + ' spezifiziert, falls die entsprechenden Merkmale vorhanden sind, sonst bleibt die Spalte leer. Die Spezifizierungen beziehen sich entweder auf selbständige Sätze, oder auf die illokutionstragenden Teile konplexer Sätze. Etwaige Besonderheiten werden in Anmerkungen erfaßt. Die Belege sind überwiegend den Jahrgängen 1983/1984 der Tageszeitung 'Kölner StadtAnzeiger1 (=KSTA), Erscheinungsort: Köln, sowie der Wbchenzeitung DIE ZEIT (=

) , Erscheinungsort: Hamburg, entnorrmen. Vollständig exzerpiert wurden:

Svende Merian, Der Tod des Märchenprinzen. Reinbek 1983 (vgl. B400-1ff), und Peter Glotz/ Wolfgang Malanowski, Student heute. Angepaßt? Ausgestiegen? Reinbek 1982 (vgl. B402-1ff). Auf die Markierung von Abschnitten des Originaltextes in den Belegen wurde wegen mangelnder Signifikanz verzichtet.

Darunter fallen etwa Sachbücher oder wissenschaftliche Texte.

188

A.

RHETORISCHE FRAGEN MR

(1) (2)

(3)

(4)

(5)

(6)

(7)

l

Zum isolierten Sprechakt gibt es nicht viel zu bemerken, und wozu sollte es gut sein? Wunderlich 1976:110 A: Sollen wir da runtergehen? B: Was denn sonst? A: Du hast ja recht! Aber wir müssen vorsichtig sein! B: Sind wir nun Fieselschweiflinge oder nicht? MICKYVISION 2/83:14 Kohl: Wir haben überdies angesichts der dramatischen negativen Entwicklungen der deutschen Stahlindustrie darauf hingewirkt, daß drei Moderatoren berufen wurden, die unter großem Zeitdruck ihre Vorschläge vorgelegt haben. Die Frage ist: Warum haben all dies die Vorgänger nicht gemacht? Das wäre alles leicht möglich gewesen. Wir sind auf dem richtigen Wege. ZEIT 8/83:3 Vogel: National steht an erster Stelle, daß man mit der Kaufkraft pfleglicher umgehen muß, denn wer wird investieren und neue Kapazitäten schaffen , wenn die vorhandenen nur zu 50, 60 Prozent ausgelastet sind? ZEIT 8/83:3 Als Reagan 1980 im Wahlkampf rhetorisch fragte: "Geht es euch besser als vor vier Jahren?", antwertete Amerika entschlossen mit Nein. Jimmy Carter mußte gehen. Würde Präsident Reagan diese Frage heute wiederholen, müßten selbst die schärfsten Kritiker von "Reagonomics" zugestehen, daß Erfolge erzielt wurden. KSTA 170/84:7 1 Aber meint der Tüv Rheinland wirklich, im Langsamfahren liege pauschal alles Heil der Verkehrssicherheit? Beziehungsweise im nicht vorhandenen guten Willen der Autofahrer allein der Keim zu gefährlichen Tempo-Exzessen? KSTA 46/83:o.S. Dann rudern die Polizeibeamten hinter dem Nadelöhr, wo es endlich ungehindert weitergeh'n könnte, verzweifelt mit den Armen: Ach, Kinders, nun rührt euch doch! Wobei sie möglicherweise die gräßliche Aussicht in Kauf nehmen, daß jemand sich kurzzeitig und aus Versehen bis 60 Ka-emmha hochrührt ... Ist den Tüv-Experten dergleichen nie aufgefallen? KSTA 46/83:o.S.

TS

FS

s

MP

NG

w

KII

+

l

b

w

+

2

b

d

+1

i

w

i

w

a

e

l

a

e

2

a

e

a

e

+

+

+

Die Einstufung von nun als Modalpartikel steht im Gegensatz zu Bublitz (1978: 7 6 ) , der sie als "vorwiegend phatisch gebrauchte Partikel" ansieht. Vgl. auch Heinrichs (1981:47), der sich Bublitz anschließt. In (2) ist nun jedoch weder phatisch, noch Kausal- oder Temporalkonjunktion, noch Temporaladverb.

189

NR

(8)

(9)

(19)

(11)

(12)

Mal abgesehen davon, daß der Unterschied eigentlich nicht gar so riesendoll ist, gemessen am Absolutheitsanspruch der Aussage: Wer zählt die Karambolagen, die von typischen Blindschleichen am Volant indirekt mit heraufbeschworen werden? KSTA 46/83:o.S. Und wer weiß, ob er nicht dabei aufmerksamer und reaktionsbereiter am Lenkrad dreht, als wenn er stur auf die Tachometernadel glotzt und sonst auf gar nichts? KSTA 46/83:o.S. Wo können Sie schon wählen, wie Sie während eines Fluges schlafen? Nur bei Philippine Airlines können Sie es - wenn Sie First-Class an Bord eines unserer 74 Jumbos nach Asien fliegen. SPIEGEL 28/84:59 Frauen in die Bundeswehr, wer könnte da schon etwas dagegen haben? ALBERTA 3/82:17 Auch im Faschismus gab es Frauen in Uniform -

waren sie darum gleichberechtigt? (13)

(14)

(15)

(16)

(17)

(18)

(19)

ALBERTA 3/82:17 Wenn trotz aller Fortschritte bei der staatsbürgerlichen Gleichstellung die Frauen immer noch ökonomisch, sozial und kulturell benachteiligt sind, wie soll ihre Zurückstellung ausgerechnet dadurch überwunden werden, daß man sie militärischer Disziplin unterwirft? ALBERTA 3/82:17 Vielleicht kann ich Ihnen schon bald diese freudige Nachricht geben und einen Scheck wie diesen zusenden? Ja, warum auch nicht? Werbeprospekt Süddeutsche Klassenlotterie, 23.3.83 Rund 50% aller Losnummern gewinnen im Verlaufe dieser Lotterie. Ist dies nicht eine reale Chance? Werbeprospekt Süddeutsche Klassenlotterie, 23.3.83 Wo anders auch können Sie mit Ihren Wünschen direkt die "höchste Stelle" so unmittelbar erreichen wie bei uns und sicher sein, daß sich eben diese "Stelle" auch tatsächlich mit Ihren Problemen befaßt und Ihnen direkt antwortet? HEK-Gemeinschaft 1/83:2 Oder: Ein eiweißreiches Essen wird Ihnen empfohlen. Ein Steak auf Kosten Ihrer Krankenkasse? Wohl niernand würde auf diese Idee kommen. HEK-Gemeinschaft 1/83:3 Denn eine Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung ist nicht möglich. Es sei denn, es tritt wieder Versicherungspflicht ein. Aber wann ist das schon der Fall? HEK-Gemeinschaft 1/83:7 Der deutsche Wahlkampf, ein beinahe weltumspannendes Ereignis? Wo solche Anmaßung waltet, läßt der Spott gewöhnlich nicht lange auf sich warten. ZEIT 9/83:1

TS

FS

a

w

a

w

w

w

a

w

a

e

a

w

w

w

w

e

a

w

a

e

a

w

a

e

MP

MG

KII

190 NR

(20)

(21)

(22)

(23)

(24)

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Warum in heißen Nächten leiden? Ein kühles Bett durch 'Reine Seide 1 ! KSTA 157/84:17 •'•Was heißt auch schon die sozialdemokratische Behauptung: "Wer Kohl wählt, bekommt automatisch Raketen"? ^Bedeutet sie: Wer Kohl wählt, bekommt bestimmt keine? Auch der will sich nicht endgültig festlegen, selbst wenn manchem SPDStrategen dieser Eindruck offenbar nicht unlieb wäre. ZEIT 9/83:l ZEIT: Wie werden Sie mit dem Problem fertig, daß soziale Folgekosten aufkommen, soziale Not geschaffen wird durch die Reform, die Sie für notwendig erachten? Trampert: Das ist zunächst einmal eine Unterstellung. Wieso soll durch unsere Reformvorschlage soziale Not entstehen? Ich behaupte, daß das Umgekehrte der Fall ist. ZEIT 9/83:3 Trampert: Es geht uns darum, überhaupt erst wieder ein Selbstbestimmungsrecht der Bundesrepublik Deutschland herzustellen. ZEIT: Kein Selbstbestimmungsrecht gegenüber den Amerikanern? Wir diskutieren über Mittelstreckenwaffen, die nur bei unserer Zustimmung aufgestellt werden, wir sind in den Planungsgremien der Nato vertreten. ZEIT 9/83:3 Trampert: Ich kann nur sagen, ich würde einen gewaltfreien Bürgerkrieg unterstützen. ZEIT: ^-Wie sähe der aus? Ist ein gewaltfreier Bürgerkrieg nicht eine Lebenslüge? ZEIT 9/83:3 Der Neuburger Wald ist für Passau die wichtigste grüne Lunge überhaupt. Wer soll unseren SauerStoff produzieren, wer uns als Staubfilter dienen, wer soll unser Trinkwasser speichern und vor allem die Schadstoffe herausfiltern, wer soll unsere Klimaschwankungen mildern, wer soll weiterhin diesen wertvollen Rohstoff und die damit zusammenhängenden Arbeitsplätze gewährleisten, und wer wird uns als Erholungsgebiet dienen oder uns einen letzten Kontakt mit einer unverfälschten Natur geben, wenn nicht unser Wald? DIE GRÜNEN. Sonderausgabe zur Bundestagswahl. Passau, März 1983 Nach vorne geben Sie sich gerne als Umweltschützer, Herr Strauß, ^aber waren es nicht Sie, der alle Umweltschutzmaßnahmen sabotiert und verzögert hat oder zur Farce hat werden lassen? 2 Ist das nicht schlichtweg hinterfotzig? DIE GRÜNEN. Sonderausgabe zur Bundestagswahl. Passau, März 1983

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"Wenn man die Menschen nur läßt, so schreiten sie fort von Wunsch zu Wunsch, unersättlich und uneinsichtig." Ist darin nicht unser modernes Anspruchsdenken vorweggenommen? Passauer Neue Presse 53/83:o.S. Umweltpolitik ist aber nicht nur Sache des Staates. Auch der einzelne muß seinen Beitrag dazu leisten, die Mentalität der "Wegwerfgesellschaft" zu überwinden, Ressourcen so lange wie möglich zu erhalten. Müssen wir wirklich für l jeden Schritt das Auto aus der Garage holen? 2lst die Belästigung durch Abgase nicht schon 2 hoch genug? Passauer Neue Presse 53/83:o.S. 1st es nicht auffällig, daß man sich gerade in dem als "militaristisch" verschrieenen Deutschland so antimilitaristisch gebärdet, während die "revolutionären" Franzosen zum Beispiel, die dreimal in 70 Jahren vom deutschen Nachbarn überfallen wurden, nicht nur zu ihrer Armee, sondern auch zu ihrer Atomstreitmacht stehen? Passauer Neue Presse 53/83:o.S. Sollen wir von einer SPD-Regierung mit den Grünen weiterhin mit höchsten Abgaben fürs Arbeiten bestraft werden? Wir sagen nein. Passauer Neue Presse 53/83:o.S. Oberreiseleiter Olmütz: Noch was: die Maschine hat fünf Stunden Verspätung. Die Leute sind mit Sicherheit gereizt. Wappnen Sie sich mit Geduld und heitern Sie die Herrschaften auf. Donald Duck: Und wer heitert mich auf? Ich bin gerade erst angekommen, bin müde, hungrig und... MICKYMAUS 6/83:1 Der Wähler hat seit 1949 noch bei jeder Bundestagswahl einen erstaunlichen Sinn für das Notwendige bewiesen. Warum sollte es in diesem Jahr anders sein? ZEIT 10/83:1 Dennoch scheint der Rausch des Machbaren zu triumphieren. Wann der Rausch wohl zum Katzenjammer wird? ZEIT 10/83:12 Für die Elf- und Zwölfjährigen ist es eine xbeliebige Deutschstunde, Montagvormittag von halb elf bis Viertel nach elf. Aber für mich? ZEIT 10/83:35 Das einzig Individualistische, das für die kontraktualistische Idee als solche in der Tat essentiell ist, ist, daß das Wollen aller einzelnen der letzte Bezugspunkt für die Rechtfertigung eines politischen Systems ist. Und wer kann dem heute mit welchen Gründen widersprechen? Mir jedenfalls erscheinen die Alternativen finster. ZEIT 10/83:46

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Warum soll einem Mann wie diesem die politische Verantwortung übertragen werden, ...dessen politische Richtlinien ein einziges Geschwafel sind... . . . d e m das Denken offenkundig Schwierigkeiten bereitet: [. . . ] ... ...dessen Konzept Schuldzuweisung i s t : [ . . . ] . . . ...dessen aufgesetzte väterliche Güte in völligem Widerspruch zu seiner aggressiven Gestik steht und der nicht zuletzt mit seinein machthungrigen bayrischen Minister ähnliche Probleme haben wird, wie Begin mit Scharon? Wir wollen uns nach der Wahl nicht schämen und wir wollen auch nicht in die innere Emigration gehen müssen. ZEIT 10/83:28 Wer in den nächsten Jahren Politik in Bonn beeinflussen will, kann nur innerhalb dieser Variationen wählen. Diesen Wechsel haben die Wähler gewollt. Aber wollten sie auch die Wende - und wie weit? Sie haben die Hoffnung auf Aufschwung und Sicherheit gewählt, lAber sind das noch die Bürger der fünfziger Jahre, 2 ist es noch der Staat von damals? ZEIT 11/83:1 Mussten denn die Boeing-Werke wirklich den grössten Jumbo aller Zeiten entwickeln, nur damit die Swissair darin ganze 19 Plätze mehr anbieten k a n n ? [ . . . ] Auf die in der Schlagzeile gestellte Frage gibt es also nur eine Antwort: genau so ist es. ZEIT 11/83:32 Wie aber mit diesem Ansatz ohne Erhöhung den derzeitigen Standard erhalten, die Freibeträge und Bedarfssätze den steigenden Lebenshaltungskosten anpassen und dann auch noch 150000 Studenten mehr fördern? An der Beantwortung der Frage kommt ohne Abstrich am gegenwärtigen Standard keine Bundesregierung und keine Partei vorbei, auch nicht die Oppositionsfraktionen. ZEIT 11/83:36 Die Erfahrungen mit dem Honnefer Modell waren durchaus positiv. Warum wird jetzt, wo sich das gegenüber dem Honnefer Modell bessere Bafög aus finanziellen Gründen nicht mehr halten läßt, gleich wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet? ZEIT 11/83:36 Die charakteristische Farbe der Programme beginnt zu verfließen; und die schlechteste Begründung dafür ist die des Herrn von Wrangel: "...so wie sich die Lebensgewohnheiten verändern, verändern sich auch die Hörbedürfnisse." *Wirklich? 2nat sich nicht vielmehr die Grundeinstellung

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geändert, welche die Leitung des NDR gegenüber ihrem Dritten Programm an den Tag legt? Tritt man jetzt Minderheiten anders gegenüber, die nur wenige Prozent der Hörerschaft ausmachen, aber mehr als andere darauf angewiesen sind, in der gleichmacherischen Medienlandschaft auch Oasen der Nachdenklichkeit und der Kunst zu finden?

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Die Klarinettistin Sabine Meyer wird ihr Probejahr absolvieren, die Berliner Philharmoniker und Herbert von KaraJan werden in Zukunft tun, als sei nichts gewesen. Ende gut, alles gut? Wohl kaum. ZEIT 11/83:42 Auch Prorok schlug mit der Faust auf den Tisch: "Das ist doch eine Mafia, die entweder keine Ahnung hat oder die Geschenke verteilen muß oder aber bestochen ist. Wie soll man da als Pädagoge noch junge Menschen motivieren?" KSTA 176/84:6 Auch bei der CDU machte sich da stille Verzweiflung breit. "Wenn Strauß nach so vielen Verhandlungstagen und nachdem schon so viele Ergebnisse da sind", war zu hören, immer noch nicht weiß, was er will, wann will er es denn wissen?" KSTA 67/83:3 "Wer liebt diese tausend Meter schon?", fragte Fredy Schmidtke ( 2 3 ) im Gespräch mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" an der Drei-MillionenDollar-Radbahn, die ein Getränkekonzern auf dem Gelände der California-State-Universität errichtete. KSTA 176/84:7 Offensichtlich sorgt nicht nur die schwer durchschaubare Taktik des bayerischen Ministerpräsidenten bei der Union gelegentlich für Verwirrung, sondern auch mangelnde Koordinierung. Wie wäre sonst zu erklären, daß kurz nachdem der wie immer glänzend präparierte Gerhard Stoltenberg gerade die Formulierung durchgesetzt hatte, eine Erhöhung von Steuern und Abgaben dürfe es nicht geben, aus der eigenen Partei der Vorschlag kam, die Beiträge zur Rentenversicherung auf 19 Prozent zu steigern? Das eine schloß das andere aus. Der Pflock, den Stoltenberg eingeschlagen hatte, ließ sich nicht mehr herausziehen. KSTA 67/83:9 Insofern kann die Selbstbedienung, an die man sich in Bussen und Straßenbahnen längst gewöhnt hat, durchaus von Vorteil insbesondere für eilige Reisende sein - und wer wäre das nicht? KSTA 176/84:11

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Wenn schon Lagerräumung durch Schlußverkauf warum dann nicht für alle Waren, fragt man im Handel. KSTA 171/83:9 Was nutzen eindringliche Appelle der Polizei, nach Feiern oder Lokalbesuchen die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, wenn ich spätestens gegen 23 Uhr zur Haltestelle aufbrechen muß? Ein Taxi kann sich nicht jeder leisten. KSTA 70/83:19 Wen wundert es, daß die Bäume auf dem Klettenberggürtel in katastrophalem Zustand sind? [ . . . ] Erst kürzlich bei einer Debatte um den Wochenmarkt im Severinsviertel sagte der Sprecher der Stadt, man müsse prüfen, ob ein Markt wirtschaftlich und verkehrstechnisch überhaupt durchführbar sei. Wer prüft, ob ein Markt ökologisch durchführbar ist? KSTA 70/83:19 Auch auf Kultur und Wirtschaft dürfte sich ein KVB-Betriebsschluß um 24 Uhr auswirken, denn nicht jeder kann sich ein Taxi leisten. Oder gehört es auch zur neuen deutschen Tugend, als anständiger Mensch um 22 Uhr im Bett zu liegen? KSTA 70/83:19 Frage: Was sagt das betroffene Gewerbe dazu, wenn Abend für Abend ab 3300 Gäste eine Stunde früher aus den Lokalen herausmüssen? Wird der dadurch entstehende Verlust an Gewerbesteuer nicht höher sein als die Einsparung bei den KVB? KSTA 70/83:19 Hand aufs Herz, lieber Leser: Wäre Ihnen bis dato zum Stichwort "Warnweste" irgend etwas Brauchbares eingefallen? ^Geschweige denn die Tatsache, daß Sie keine automobile Dienstfahrt antreten dürfen, ohne ein solches kleidsames Stück im Wagen dabeizuhaben? Unter uns, mir auch nicht. KSTA 70/83:o.S. Aber 'ne Warnweste anziehen? Sie?! - Jawohl! KSTA 70/83:o.S. "Die Menschen müssen überzeugt werden, daß die Verhandlungen zur Reduzierung nuklearer Waffen wirklich ernsthaft sind." Ma, sind sie denn nicht ernsthaft? Beteuert der Präsident nicht immer wieder, daß er jedes vernünftige Angebot der Russen in Genf mit Freuden annehmen werde? Mag sein, aber wen kann das überzeugen, wenn gleichzeitig systematisch Mißtrauen geschürt und der Verhandlungspartner als Ausgeburt des Bösen apostrophiert wird? Dies ist keine Atmosphäre, in der man erfolgreich verhandeln kann. ZEIT 12/83:1

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Daß die Experten in Genf sich einigten könnten, hat die höchst einleuchtend wirkende Abrede zwischen dem Amerikaner Nitze und dem Russen Kwizinski im Juli vorigen Jahres gezeigt. * Aber w a s nutzt das, wenn d i e Politiker nicht wollen? Und kann man denn glauben, daß Ronald Reagan wirklich will, wo doch seine Vorschläge offensichtlich die Sowjets benachteiligen und er seinerseits auf jeden Vorschlag von Andropow nur eine Antwort hat: unacceptable unannehmbar. >-)

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In Washington heißt es, die Russen hätten ihn als erste - vor den Amerikanern - abgelehnt, obgleich man sich schwer vorstellen kann, daß ein solcher Kompromißvorschlag in Moskau nie besprochen wurde. Doch wenn es so sein sollte, ^warum h a t dann d a s Weiße Haus, d a s jeden l a sowjetischen Vorschlag für reine Propoaganda hält, nicht zugestimmt, um endlich einmal den Bluff vor aller Welt zu enthüllen? Weiter: ^Hätte man nicht erwarten können, daß 2 a Präsident Reagan als Ersatz für den entlassenen Eugene Rostow an die Spitze der Abrüstungsbehörde eine kompetente, vertrauenswürdige Persönlichkeit beruft, anstatt die Ernennung Adelmans "durch dick und dünn" zu verteidigen, obgleich dieser vom Senatsausschuß wegen totaler Unkenntnis der Sicherheitsprobleme und wegen seiner negativen Einstellung zur Abrüstung abgelehnt wurde? ZEIT 12/83:1 Ist die so gerne als lutherische Polterwut heruntergespielte Schimpflust des Karl Marx Liebknecht "das Biederrindvieh", Lassalle "das Jüdel Itzig Gescheit", Freiligrath "der Scheißkerl" -: ist das nicht Beginn der Denunziation, a Geburt des Agenten oder Provokateurs? ZEIT 12/83:1 Es wird so oft die rührende Geschichte erzählt, wie Lenin beim Anhören der "Appassionata" die Wunderwerke der Menschen rühmte, die ihn die Köpfe der Menschen streicheln lassen möchte, doch leider "muß man auf die Köpfe einschlagen, mitleidlos einschlagen". Wer gab ihm, gibt irgendwem a das Recht dazu?

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Wie kann eine Partei, die nach der Affäre um Werner Vogel geneigt ist, stillschweigend zur Tagesordnung überzugehen, dann noch mit Glaubwürdigkeit auf einem Untersuchungsausschuß zu den FlickSpenden bestehen? taz, nach ZEIT 12/83:2 Auch die Grünen sind eine deutsche Partei, in manchem schrecklich normal. Jetzt argumentieren sie,

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es sei eine Sache, mit einem Mann wie Vogel zusammenzuarbeiten - warum nicht, wenn er sich gewandelt hat? Aber es sei etwas anderes, ihm die privilegierte Position eines Abgeordneten anzutragen . ZEIT 12/83:2 Die CDU wiederum findet, die Grünen gehörten sowieso an den Rand.-Denn, nicht wahr, "sie l sind doch alles andere als die politische Mitte"? Auf die hinteren Bänke dürfe man sie nicht verbannen, rechtsaußen sitzt schon die FDP nach Lage der Dinge zu Recht -, wohin sonst 2 also mit ihnen als links von den Sozialdemokraten? ZEIT 12/83:2 Die interessanteste Frage bleibt, wie die Fraktionen auf die politischen Themen der Neulinge reagieren und ob sie wirklich bereit sind, sie zu integrieren. Faire Arbeitsbedingungen nach innen, aber ein Freund-Feind-Verhältnis nach außen? Was haben die Parteien, Franz Josef Strauß an der Spitze, vom Wald über die Robben bis zur Volkszählung nicht in wenigen Wochen alles an grünen Themen entdeckt? Wie ernst es ihnen damit ist, muß sich noch zeigen. ZEIT 12/83:2 Nach den Zahlen des Kraftfahrzeugbundesamtes sind in der Bundesrepublik von Januar bis einschließlich Mai dieses Jahres 15241 Cabrios neu zugelassen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 11957 - eine Steigerung also um 27, 5 Prozent. Welch andere Fahrzeugkategorie kann auf eine ähnlich stolze Wachstumsrate verweisen? KSTA 171/84:0.3. Wollen Sie auf einem Vulkan leben? ZEIT 12/83:3 Aber Sie wissen doch sehr gut, daß die Bundesrepublik mit Truppen und Waffen vollgestopft ist. In was wollen Sie denn ihr Staatsgebiet verwandein? Gar bald müssen Sie alle Bäume fällen, bloß damit Sie genug Raketenabschußrampen unterbringen können! ZEIT 12/83:3 "Was heißt hier schon Nach-Rüstung?" Der Diplomat Bondarenko formuliert nur, was alle anderen in Moskau auch sagen, "die Sowjetunion hat nie als erster Staat ein neues Massenvernichtungsmittel entwickelt oder aufgestellt." ZEIT 12/83:3

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Hier handelt es sich um eine Echo-Entscheidungsfrage, in der ein Deklarativsatz eines anderen Sprechers zitierend aufgenommen wird. Dafür spricht vor allem das Fragesignal nicht wahr. Über ein Tonmuster kann man hier nur spekulieren.

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"Es hat sich nun einmal so ergeben, daß drei Nato-Staaten Kernwaffen besitzen. Im Warschauer Pakt gibt es nur einen Kernwaffenstaat. Sollen wir jetzt dafür noch zusätzlich bestraft werden? Das ist nicht logisch. Oder sollen wir etwa zwei unserer Verbündeten mit eigenen Atomwaffen ausstatten, die dann mit den Briten und Franzosen verhandeln können?" ZEIT 12/83:3 "Auf welcher Seite stehen denn die französischen und britischen Raketen?" fragt der stellvertretende PRAWDA-Chefredakteur Grigorjew. ZEIT 12/83:3 Georgij Arbatow, Direktor des Moskauer AmerikaInstituts, erinnert daran, daß es obendrein noch 150 chinesische Atomraketen gibt, die auf die Sowjetunion gerichtet sind: "Und im Angesicht dieser Potentiale sollen wir die SS-20 total abbauen? Das nennen Sie dann Null?" ZEIT 12/83:3 "Mein lieber Freund, stellen Sie sich vor, das Politbüro tagt gerade, und Sie schicken ihre Raketen los. Was kann man in sechs Minuten noch machen - außer blind auf den Vergeltungsknopf drücken? Schon 25 Minuten sind ja kaum genug!" ZEIT 12/83:3 "Ich betrachte die Stationierung der Pershing II als Provokation. Was wäre die Reaktion der Amerikaner, wenn wir dieselbe Zahl von Raketen sagen wir: in Mexiko stationierten? Ich erinnere Sie an die Kuba-Krise!" ZEIT 12/83:3

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"Wäre für die Amerikaner 1962 eine Kompromißlösung annehmbar gewesen, die statt vierzig oder sechzig sowjetischer Raketen auf Kuba nur zehn hinterlassen hätte?"

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Und hat nicht Helmut Schmidt dem Genossen Breschnjew mehrmals gesagt, es gäbe keine Probleme, wenn bloß die Sowjetunion die Zahl ihrer Mittelstreckenraketen auf die Obergrenze von 1976 zurücknähme? ZEIT 12/83:3 Aber auf den zwei Wahlzetteln - einem für den Unionssowjet, dem zweiten für den Sowjet der Nationalitäten - stand nur je ein Name. Man durfte ihn wohl streichen, aber es war der einzige Kandidat des "Blocks der Kommunisten und Parteilosen" . Was also gab es da zu wählen?

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Haben die Frauen überhaupt noch Zeit, solche langen Artikel zu lesen - Haushalt, Beruf, Mann, Kinder - 2wann sollen sie denn das?" fragt sich Andrea Zangemeister, stellvertretende Chefredak-

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teurin der BILD-Zeitung. ZEIT 12/83:23 Wenn die verantwortlichen Staatsmänner für den Fortbestand unserer Welt ihr ehrliches "Ja" zum Frieden und ihr klares "Nein" zum Krieg eindeutig, überzeugend und verbindlich dokumentierten, könnten sie einst in die Geschichte eingehen als die wahrhaft Großen unseres Jahrhunderts, Schöpfer der Null-Lösung - in des Wortes reinster Bedeutung. Wäre das nichts? ZEIT 12/83:32 Richten sie sich nicht überhaupt nur nach der Quantität (Dauer des Lebens, Höhe des Lebensstandards, Größe des Wirtschaftswachstums, Zahl der Raketen usw.) und nicht nach der Qualität? Ihr Handeln spricht dafür. ZEIT 12/83:32 Wie kann man sich aber der Plausibilität verl schließen, daß gerade die erste Generation junger Intelligenz, die am Nationalsozialismus keinen autobiographischen Anteil mehr hatte, auf die Barrikaden ging? Auf die Barrikaden 2 ging just in dem Alter, in dem die Zurechnung zu politischen Traditionen Teil der Identität der Erwachsenen wird? Wie anders kann man 3 sich das Faktum erklären, daß gerade die aus Deutschland als Juden und Marxisten verjagten Vertreter kritischer Theorie, allen voran Herbert Marcuse, im Bewußtsein dieser Generation zu charismatischen Figuren wurden? 4Wie anders 4 kann man die Tatsache deuten, daß 1968 in den politischen Zirkeln deutscher Universitäten die sozialistischen Debatten der 20er Jahre wieder aufflackerten, daß die immer weiter zersplitternden Fraktionen der Studentenbewegung die bereits ausgetretenen Stufen der Geschichte der Arbeiterbewegung wieder zurückstiegen? [. .. ] ^Wie 5 anders, wenn nicht damit, daß eine heranwachsende Generation hungrig nach identitätsfähigen politischen Traditionen g r i f f , die eben nicht durch den Weg nach Auschwitz befleckt waren. ZEIT 12/83:44 Man kann es sich vorstellen: Was sollte man an Coca-Cola, dem VW Käfer oder Levi's Jeans verändern wollen, wenn täglich 260 Millionen Gläser von diesem Softdrink weltweit getrunken werden, alte VW Käfer unterderhand die Liebhaber wechseln und Levi's die letzte große Schnittänderung genau 1873 gemacht hat? ZEIT 28/83:42 Die zuständigen Landschaftswächter - die selber jedoch keine hilfspolizeilichen Funktionen haben beklagen mangelnde Unterstützung. Beamte, von ihnen angesprochen mit der Bitte einzuschreiten,

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hätten dies abgelehnt mit der Begründung: "Meinen Sie, ich wollte Ärger haben?" KSTA 73/83:7 Danneberg, Hamburger von Gemüt und Geblüt, bestand vor einem Jahr sein Lehrer-Examen in Sport und Soziallehre. Die Examensarbeit hatte den Diskuswurf zum Thema. Eine Schul-Anstellung fand er bis dato trotz einiger Bewerbungen noch nicht. "Was lag näher", sagte er, "als das Mehr an Freizeit mit intensiverem Training auszufüllen." KSTA 186/84:15 Rolf Danneberg zählte bislang zum Kreis der Amateure reinsten Wassers. Welcher Werbemanager interessierte sich schon für einen Diskuswerfer, der nichts mehr zu bieten hatte als einen nationalen Titel (1980). KSTA 186/84:15 Dieser Koloß von 220 Pfund kann außerhalb des Ringes keiner Fliege etwas zu Leide tun, warum bitte schön sollte es plötzlich anders sein mit dem Jugoslawen Salihu Azis. KSTA 184/84:11 Nur, und das war schließlich das größte Problem an diesem Abend, wer will Richter spielen bei so viel Harmlosigkeit. KSTA 184/84:11 Aber auch ohne physische Präsenz wird sich Strauß bemerkbar machen. Und was seine fünf Statthalter am Rhein - braucht Deutschland wirklich so viele Bayern? - nicht erledigen, das wird der Chef selbst von München aus besorgen: dem Kanzler argwöhnisch auf die Finger sehen. ZEIT 13/83:1 Doch das grob gerasterte Programm lädt auch zu Ärger ein. Zumal Strauß wird sich die Chance zur Mitsprache nicht nehmen lassen, wenn es gilt, die programmatischen Lücken zu füllen. Wer sollte ihn stoppen? Die FDP jedenfalls nicht. Sie hat, ohne eine Abdrift-Option wie unter Schmidt, kaum noch Belag auf den Bremsen. ZEIT 13/83:1

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Es sprach sich herum, daß sich Hingsen die Patella-Sehne - diese läuft von der Kniescheibe bis zum Schienbein - gezerrt und entsprechende Pein zu erleiden habe. "Aber", so fragte Wentz, "kann man mit einer solchen Blessur 2 , 1 2 Meter hoch springen? So schlimm wird das nicht sein." KSTA 184/84:9 Wer kennt sie nicht, die aus Kindersehnsüchten genährten Phantasien: Strande von schlanken Palmen bewacht, das Wasser schimmernd im prächtigsten Blau und makellosestem Grün. ZEIT 13/83:47 Heute muß jeder, dem unsere Stadt am Herzen liegt,

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entsetzt sein über die nun eintretende Verschandelung der Rheinfront durch den MuseumsNeubau. Wie konnte es so weit kommen? KSTA 79/83:15 Verkehrswege und -regeln seien nicht auf ihre Bedürfnisse abgestellt, klagen Zweiradfahrer immer wieder; sie würden zu Umwegen gezwungen und zu unangemessen langen Aufenthalten an Kreuzungen. Das t r i f f t teilweise zu. Aber ist es nicht besser, einen Umweg in Kauf zu nehmen als Gefahr für Leib und Leben? KSTA 163/84:16 Wer sollte da von einfachen Bürgern objektive Antworten erwarten, da sich darüber selbst die Gelehrten des Westens streiten. KSTA 79/83:3 In der DDR bleibt also zumindest vorläufig alles beim alten: zuviel Arbeit, zuwenig Arbeiter. In der.Bundesrepublik ist es umgekehrt. Liegt da nicht ein gesamtdeutscher, vielleicht utopisch klingender Gedanke nahe? Warum sollte sich weitere politische Normalisierung und mehr Durchlässigkeit der Mauer angenommen - die Wanderung, die bisher von Ost nach West verläuft, nicht einmal umkehren? KSTA 79/83:3 "Guten Morgen, Deutschland" heißt die neue Show von RTL. Und da werden Sie nicht nur gut informiert. Sondern auch gut unterhalten. Selbst Politik hat bei uns ihre menschlichen Seiten. Musik, Sport, Wetter. Das alles ist bunter, persönlicher, spannender. Und: wer weckt Sie morgens schon mit 50-Mark-Scheinen? Wer läßt Sie einmal im Monat 10.000 Mark gewinnen?! Wer läßt Sie mal direkt Ihre Meinung sagen? Richten Sie morgen mal Ihre Antenne auf RTL. Dann kommt vor der Arbeit erst das Vergnügen. KSTA 78/83:o.S. "Lohnt sich nicht jede Mühe, die Welt von der Gefahr eines Atomkrieges zu befreien?" fragte er treuherzig. Es müsse Schluß gemacht werden mit einem Zustand, bei dem "zwei Kerle sich mit gezogenen Colts gegenüberstehen". ZEIT 14/83:l Damit aber wäre für die Sowjets die Geschäftsgrundlage für die Rüstungskontrolle brüchig geworden und ihre Bereitschaft zum Kompromiß in Genf noch gedämpfter. Weshalb sollten sie den Preis des Einlenkens zahlen, wenn die amerikanische Rüstungsdynamik doch nicht gebremst wird? ZEIT 14/83:1

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Schon kann hier rhetorisch oder temporal verstanden werden.

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^Drückt nicht gerade Kohl, so klingen neuerdings die Fragen, ziemlich genau den Zeitgeist aus? 2 Paßt er nicht trefflich in die herrschenden Verhältnisse? Freundlich, wenn nicht sogar emphatisch sind die Kanzler der Republik eigentlich noch immer gegrüßt worden, immer klang eine heimliche Sehnsucht nach Kanzlerdemokratie mit an. Warum sollten auch die Mehrheiten für sie rein zufällig oder gar in Widerspruch zu den wirklichen Verhältnissen und der öffentlichen Seelenlage zustande gekommen sein? ^Warum sollten die Historiker nicht recht haben, die eine Spur zu pathetisch behaupten: Geschichte kristallisiere sich in glücklichen Fällen in bestimmten Gestalten? ZEIT 14/83:4 Auf diese Nachfrage bietet Helmut Kohl nicht Sachkompetenz an. Aber erscheint heute nicht eben wegen dieser Schwäche Kohl vielen als Mann der Stunde? Er hat etwas anderes anzubieten: Auf ihn können sich recht diffuse Hoffnungen richten. [ . . . ] 2 Einer, der soviel Rückschläge einsteckt und in so schwierigen Zeiten dennoch unbedingt ins Kanzleramt möchte, kann der die Sache nicht richten? ZEIT 14/83:4 Den Weg nach oben hat er sich konsequent mit Freundschaften abgesichert. Mit einem kleinen Stab enger Berater umgibt er sich seit Jahren. *Und hat er die Koalition nicht auf dem Fundament der Freundschaft mit Genscher gezimmert? ^Hat er Strauß mit seinem Wort von der Männerfreundschaft nicht glatt weggedrückt? Freundschaften - man mag das fast als Kern von Helmut Kohls Politikverständnis verstehen. ZEIT 14/83:4 Die Formeln werden größer und handlicher, mit denen unsere Parteien die Art und Weise bezeichnen, wie sie angeblich mit unserem Staat verfahren. Aber werden diese Formeln damit auch zutreffender? ZEIT 14/83:5 Das bedeutet: man braucht schon einige hundert Anti-Missile-Satelliten, mit weniger wäre das System sinnlos. Aber ist das denn vorstellbar? ZEIT 14/83:6 Was manchem wie TiefStapelei erscheinen mag, ist in Wirklichkeit nur vernünftig. Spricht eigentlich etwas dagegen, daß auch andere Vertreter der Stadt, die von Amts oder Gehaltsklasse wegen ein großes Auto benutzen, es dem Bürgermeister gleichtun? KSTA 167/84:12 Wo ist Mitterands Vision eines Staatswesens im Dienste der Kultur geblieben? Jetzt steht

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die Kultur im Dienste des Staates: [ . . . ] . ZEIT 14/83:8 Dazu ist zu bemerken, daß es sich bei Schwangerschaft ja keinesfalls um eine Krankheit handelt, die geheilt werden muß, sondern daß die Abtreibung ungeborene Kinder tötet, deren Herz bereits seit dem 18. Tag nach der Empfängnis schlägt, deren Organe schon mit vier Wochen alle vorhanden sind, die atmen, verdauen und sehr schmerzempfindlich sind, ganz zu schweigen von der psychischen Einfühlsamkeit. Und dann wundert Sie, daß sich Christen durch die gesetzliche Finanzierung der Abtreibungen durch die Krankenkassen gegen ihr Gewissen gezwungen sehen, Beihilfe zum Massenmord zu leisten? ZEIT 14/83:43 Was ist das nur für eine Gesellschaft, die es sich leisten kann, intelligente und hochschulgebildete Menschen auf Halde zu legen? ZEIT 14/83:8 "Als ich in Caracas Weltmeisterin geworden bin", erzählt sie, "haben sie mich in München am Flughafen mit dem Bus abgeholt. Von der Ortsgrenze aus hat mich ein Fackelzug begleitet. Ich habe Blumen bekommen und wichtige Leute haben Reden gehalten. Ich habe die goldene und die silberne Bürgermedaille. Was soll ich denn in Zukunft noch kriegen?" KSTA 166/84:10 Siegrids Eltern sind im Schützenverein. Die Großeltern sind im Schützenverein gewesen; und der Urgroßvater war Schützenkönig. Woran soll da ein kleines Mädchen denken, wenn nicht an Schießen. KSTA 166/84:10 Szabo: Ach, wissen Sie, mich interessiert überhaupt nicht, wie ein Film zustande kommt. Mich interessiert nur, ob ein Film eine eigene Welt, eine Ausstrahlung, eine Meinung hat oder nicht. Erinnern Sie sich vielleicht, wer die Filme von Greta Garbo gedreht hat? KSTA 92/83:8 Aber erst David Soul! Er wolle nicht Humphrey spielen, sondern Rick, ließ der blonde Schauspieler verlauten, der hierzulande als Hutch der TV-Serie "Starsky and Hutch" sein fades Profil leiht. Doch wer ist Rick, wenn nicht Bogart? KSTA 90/83:30

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Obgleich Weydt/Hentschel (1983:16f) vielleicht nur in "Exklamationssätzen" als Abtönungspartikel ansehen, handelt es sich in (108) nicht um das Modalwort, das mit möglicherweise paraphrasiert werden kann. Vgl. auch Bublitz (1978:56) .

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(110) Wenn er heute die Kumpels von früher sieht, die früh morgens aufstehen müssen, dann empfindet er keinen Neid, sondern denkt immer nur: Mann, haben die es gut, wissen die das überhaupt? Es geht dabei ja nicht nur ums Geld, sondern darum, daß man immer mutloser wird und herumhängt. 2Warum soll er denn jetzt morgens um sieben aufstehen, wo er da sowieso nichts zu tun hat? ZEIT-magazin 14/83:14 (111) Und jetzt, wo sein Sohn seit einem Dreivierteljahr arbeitslos ist, fragt Vater Rech sich selbst, warum er immer so geredet hat, was hat der Junge denn nun davon? ZEIT-magazin 14/83:12 (112) Also dem absoluten Chaos zustimmen? Schmutz und Staub statt Zucht und Ordnung? Du meine Güte! Gibt's denn wirklich nur diese beiden Möglichkeiten? ZEIT-magazin 14/83:55 (113) Doch wer sein Kind liebt, hört der damit auf, weil es dem Chaos seine eigene Ordnung gibt? ZEIT-magazin 14(83:28 (114) Eines Tages werden genug Hüte im Weltall kreisen, und Lederjacken und Jeans und Parkas. Aber verhältnismäßig wenig Büstenhalter und Spazierstöcke. Was fliegt von einem nicht alles weg, wenn der große Knall kommt? ZEIT-magazin 14/83:28 (115) Aber wo käme man denn hin, wenn alle mit selbstgestrickten Brotbeuteln nicht nur auf Straßen und in Wälder gehen? ZEIT-magazin 14/83:28 (116) Es ist nicht sehr edel, sich darüber zu amüsieren, wenn die allerbeste Freundin ihrer Mutter einen bittet, eben jener Mutter bloß nicht zu erzählen, daß man sie im Kino getroffen hat, oder wenn man hintenrum erfährt, daß die Leuchte der Wissenschaft nur ein ganz mittelmäßiges Examen geschafft hat. Aber wer ist schon immer edel? Brigitte 7/83:242 (117) Hat es etwa ein einziges Mal geregnet in Dallas? Brigitte 7/83:190 (118) In den Märchen gruselt's uns doch auch wohlig, wenn Könige ihre Frauen im Wald verstoßen und Verirrte an ein Häusschen mit Zuckerplätzchen fein kommen - warum denn nicht auch im amerikanischen Zuckerplätzchenfernsehen, wenn in den Plätzchen ein Schuß Rattengift ist fürs Gemüt? Brigitte 7/83:190 (119) Liebe hat ihren Preis, und wenn man den nicht bezahlen will, muß man eben verzichten. Oder haben Sie einen Rat erwartet, der Ihnen gar

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nichts abverlangt, der keine Entscheidung von Innen fordert? Brigitte 7/83:181 (120) D r . Tackmann: Welche Mutter weint nicht, wenn l die Tochter fortgeht, und zwar ziemlich weit fortgeht? Macht nicht jeder Abschied von einem 2 Menschen, den wir liebhaben, traurig? Brigitte 7/83:179 (121) Wozu dies alles? Brigitte 7/83:157 (122-1) LANG: lWarum muß denn ein verantwortlicher Po- l litiker jemand sein, der keine Ideen hat, ein Mann von Traurigkeit und Strenge? Warum poli2 tische Macht immer mit Langeweile und Härte repräsentieren? Ich bin, wie ich bin. SPIEGEL 3/83:148 (122-2) SPIEGEL: Aber das Vorhaben, "die Mentalität und die Moral der Menschen" ändern zu wollen lführt d a s nicht z u r Manipulation? l LANG: Eine Gegenfrage: Können Sie mir ein ein2 ziges Beispiel von Manipulation nennen? SPIEGEL 3/83:149 (122-3) LANG: [ . . . ] Ich habe dafür gesorgt, und ich rühme mich dessen, daß unsere Fernsehketten zu gut 60 Prozent entweder französische oder europäische Filme senden müssen. SPIEGEL: Selbst wenn es sich um schlechte Filme handelt? LANG: Warum sollten die wohl schlecht sein? [ . . . ] .

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(122-4) SPIEGEL: ''Aber müßte man aus Ihrer Sicht nicht eigentlich den französischen Film gegen den deutschen verteidigen? Und den italienischen? Und gegen den amerikanischen?

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(122-5) SPIEGEL: Man exkommuniziert nicht, was den Segen von da oben hat? LANG: Ich weiß nicht, wo erfunden wurde, daß wir irgendetwas exkommuniziert hätten. [ . . . ] . SPIEGEL 3/83:153 (122-6) SPIEGEL: Aber von Ihnen stammt doch der Slogan "Kultur und Wirtschaft - derselbe Kampf". LANG: Ja, das stimmt. SPIEGEL: Entspricht diese Aussage denn der Wirklichkeit? Im Deutschland des 18. Jahrhunderts etwa blühte die französische Kultur, während das wirtschaftliche und staatliche Leben völlig daniederlag. SPIEGEL 3/83:153

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Hier handelt es sich um einen rhetorisch gebrauchten, nicht-interrogativen Fragesatz, vgl. S. 77 der vorliegenden Arbeit.

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(122-7) SPIEGEL: ^enn d e r deutsche oder russische Schlager oder selbst - entschuldigen Sie - das französische Chanson so schlecht wären, daß sie verdienten unterzugehen, sollte man sie dann durch staatliche Schutzmaßnahmen retten? LANG: Finden Sie denn etwa, daß die internationale Berieselung, die man uns anbietet, von hoher Qualität ist? Man sollte schon wissen, was die Leute wollen, aber das ist schwer herauszufinden. Übrigens hat ja manches, was später populär wurde, unscheinbar begonnen, wurde gleichgültig oder feindseliger behandelt. Wollen wir die Weltgeschichte erstarren lassen, sie anhalten, oder wollen wir den Ideen zu freiem Lauf verhelfen? SPIEGEL 3/83:155 (122-8) LANG: Alle Menschen, die für die Kreativität und für das Leben kämpfen, müssen ein großes Bündnis eingehen. Ich gehöre dem gleichen Vaterland an wie Günter Grass und William Tyron und Francesco Rosi. Es ist unser Land, das wahre Land, das jenem Universum, das da fabriziert werden soll, entgegengesetzt werden muß. SPIEGEL: Ist dieses Universum nicht eher modernistisch und technisch als amerikanisch? LANG: Natürlich. Ich lehne die neuen Technologien überhaupt nicht ab, im Gegenteil. [ . . . ] . SPIEGEL 3/83:156 (122-9) LANG: Ich habe eines Tages meine eigene Stadt, Nancy, mit Münster in Westfalen verglichen, einer reizenden Stadt. Ich nahm mir die Zeitungen vor und las die Programme. Die Münsteraner hatten in der betreffenden Woche eine große Auswahl: ein Konzert, ein Schauspiel, ein Ballett. Und was gab es in dieser Woche in Nancy? Wenig Auswahl. Es wäre schon nicht schlecht, wenn es wenigstens gelänge, daß die französischen Städte mit vielen deutschen Städten gleichzögen . SPIEGEL 3/83:158 (122-10) SPIEGEL: Also keinerlei kulturelles Jakobinertum mehr? LANG: Nein. Was heißt das übrigens konkret? Es heißt, daß die regionale Kultur und die regionalen Sprachen jahrhundertelang unterdrückt und sogar verfemt waren. [ . . . ] . SPIEGEL 3/83:159 (123) Wann hören sie auf, ' n e i n ' , ' n e i n ' , 'nein" zu sagen? Es ist fast wie in der Stalin-Ära. ZEIT 15/83:2 (124) Können Sie sich die Auswirkung dieser EntWicklung und dieser Verhaltensweisen auf den

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206 2 Arzt, auf den Chirurgen vorstellen? Muß er nicht abwägen, ob der Heilversuch gegen ihn ausgelegt wird? Muß er nicht fürchten, bei intraoperativer Entscheidung zum hohen Risiko mit Genesungsaussicht beim Fehlschlagen vor den Richter gezerrt zu werden? ^Muß er bei unvorhergesehener Erfordernis der Ausweitung des Eingriffs nicht fürchten, wegen mangelnder Aufklärung belangt zu werden, wenn er aus Aufklärungsgründen den Eingriff abbricht und eine neue Operation heraufbeschwört? ZEIT 15/83:60 (125) Wo blieb nun die Liebe, die Fürsorge, das Vertrauen? Das Verhältnis Arzt-Patient wurde grundlegend gestört. ZEIT 15/83:60 (126) Ich war gewohnt, mit ganzem Herzen meinen Patienten anzuhängen und nach bestem Können zu helfen und zu heilen. Können Sie sich den Schmerz vorstellen, den ich seit Jahren empfinde, die Bedrückung und zeitweilig auch die Wut, die mich bei solcherlei Mißtrauensverhalten umfängt? ^Können Sie sich vorstellen, welche inneren Kampfe es mich täglich kostet, die Operateure einzuteilen, Chirurgen auszubilden und für ihr Handeln volle Verantwortung zu tragen? %aben Sie eine Vorstellung davon, wie kränkend es ist, nach großem Bemühen in aller Sorgfalt bei Auftreten einer unvermeidbaren Regelkomplikation wegen Aufklärungsmangels verurteilt zu werden? ZEIT 15/83:60 (127) Ich konnte bisher die Abrechnung nach grundsätzlichen Absprachen über Schwierigkeit, Zeitdauer, Umstände der Operationen und Besitzstand der Patienten meiner Sekretärin überlassen. Jetzt werde ich gezwungen, jede einzelne Rechnung, auch Einzelpositionen für jeden Fall persönlich neu zu bestimmen. Der Zeitaufwand ist immens. Wo soll, wo wird der Chefarzt nun seine Tätigkeit einschränken, beim Privatpatienten oder beim

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Kassenpatienten? ZEIT 15/83:60 (128) Und auch hierin liegt ein beruhigender Schluß, wer sollte uns wohl pflegen und unterhalten, wenn wir nicht mehr sterben dürften? ZEIT 15/83:60 (129) Aber wir werden es wohl kaum erleben. War doch schon Unmut über die Frage hochgekommen, ob die Spitzenvertreter der Stadt komfortable Autos 1 2 3

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Nun kann hier als Temporaladverb oder als Modalpartikel verstanden werden. Man beachte die (rhetorische) Alternative im Fokus. Vgl. S. 77 der vorliegenden Arbeit. Siehe Anmerkung l auf dieser Seite.

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aus Köln oder solche aus Untertürkheim benutzen sollten. Wie würde da erst die Reaktion auf die Zumutung ausfallen, in einen Kleinwagen umzusteigen? KSTA 167/84:12 Soll ... ich diese Untersuchungsergebnisse fälsehen, oder was? Wenn Sie eine andere Möglichkeit sehen, selbstverständlich nicht! ZEIT 15/83:61 Wer seit Jahren NDR 3 hört, muß sich fragen, warum man ihm nun auch im 3. Programm das bietet, was ihm bisher im 1. und 2. Programm gut und informativ vermittelt wurde. Soll auf diese klagliehe und unsinnige Weise mehr politische Information erzwungen werden, wie es in Ländern mit einem Staatsrundfunk üblich ist? Ich denke, die Minorität, die den Tagesbeginn mit ernster Musik am erträglichsten findet, gehört kaum zu den Leuten, die sich politische Tagträume erlauben. ZEIT 15/83:31 Da lobe ich mir schon die verordneten neuen Hörbedürfnisse, die es ermöglichen, daß beim "Dritten" neuerdings sogar alle Elbschiffer aus West und auch aus der ehemaligen sowjetisch-besetzten Zone aufmerksam lauschen, weil sie hier neben den Wasserstandsmeldungen die für sie lebenswichtigen Tauchtiefen für die Eibkähne erfahren. Ist das ein Service für unsere Brüder und Schwestern oder nicht? ZEIT 15/83:31 Sollte Walter Killy nicht wissen oder nicht zur Kenntnis nehmen wollen, daß wir uns in einer Übergangsphase befinden? ZEIT 15/83:31 Da hat es ihr Autor Killy den NivellierungsSimpeln vom NDR aber mal so richtig gegeben. Zwar stimmt längst nicht alles, was er am veränderten Dritten Programm beobachtet zu haben vorgibt. Aber warum soll er sich seinen geharnischten Protest auch kaputtrecherchieren? ZEIT 15/83:31 Ein Unterscheidungsmerkmal hat er übersehen: die Abwesenheit von Werbefunk. Vielleicht meinen die Programm-Macher eines Tages, auch die dürfe man einem anspruchsvollen Publikum nicht vorenthalten?! ZEIT 15/83:31 Sollte dieser Mannheimer heute etwa heimkehren in ein Land von Jammerern, die sich das Haupthaar zerraufen und den Psychiatern die Bude einrennen, nur weil die Zuwachsraten ein paar

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Je nach Betonung von oder kann es sich hier auch um eine nichtalternative Entscheidungsfrage handeln.

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Prozent niedriger sind und der Wohlstand auf Kosten anderer Völker und der Natur nicht mehr täglich weiterwächst? ZEIT 15/83:48 Sollte sie wohl heimkehren in ein Land, in dem l man Nazilehrer ruhig weiter die Jugend bearbeiten läßt, anderen aber verbietet, Lehrer zu sein, nur weil sie eine Freundin hatten, deren Cousine einen kannte, der neben einem kommunistischen Lokführer wohnte? Was könnte sie wohl anfangen 2 mit einem Land, in dessen Schulen Friedenstage verboten werden, aber Bundeswehroffiziere v/erbend ein- und ausgehen, während Wehrdienstverweigerer keine Auftrittschancen erhalten. ZEIT 15/83:48 Heinz Weissenberg wiederum wurde 1925 als Siebzehnjähriger bei einer antisemitischen Prügelei in der Nähe von Hameln so zugerichtet, daß er einen dauernden Körperschaden behielt - KZBrutalität also schon längst vor dreiunddreißig, und keiner konnte damals, wie später, sagen, man habe es nicht wissen können. Könnte man Weissenberg heute garantieren, daß er so etwas hier nie wieder erleben wird? ZEIT 15/83:48 Heinkel will Speer gefragt haben: "Und wer wird das alles finanzieren?" was Speer verwundert beantwortete: "Finanzieren? Das macht doch der Bauherr, doch nicht ich..." ZEIT 15/83:51 Verpackung schön, Inhalt schön, groß und farbig, innen Wasser: So will es nun mal der Kunde. Soll der Erzeuger herrlich duftende, krumme graue Ottos fabrizieren, und dann auf den Müll kippen? KSTA 102/83:0.S. Ihr Fernsehkritiker lobte zur Sendung "Geschichten aus der Heimat" am meisten den Beitrag der Kölner Schauspielerin Trude Herr. Können S i e sich vorl stellen, daß es auch Kölner gibt, die bei dieser Kritik - und auch schon bei der Sendung - auf die Barrikaden gehen und sehr ärgerlich sind? Ist 2 denn Kölner Atmosphäre nur im Kneipenmilieu zu finden? Ist das dauernde Betrunkensein, die Frau 3 verlassen, in den Öltank pinkeln, ist das typisch kölsch? Wie niedrig wird immer wieder das Kölner Niveau, gerade durch die Filme der Herr, dargestellt! Was denken dadurch andere Regionen von 4 Köln und dem Gemüt der Kölner? Bei solchen Filmen muß man sich schämen, ein Kölner zu sein! KSTA 166/84:o.S. Geht die Stadt bei einem Vertragsabschluß mit Modernes Köln nicht das Risiko ein, nach einem möglichen Scheitern der Finanzierungsversuche erneut viele Jahre auf eine Bebauung des Farina-Geländes warten zu müssen? Im Rathaus gibt es offenbar

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NR niemanden, der solche Befürchtlangen hat. KSTA 97/83:0.3. (143) Für Belastungen im Rahmen des Lastschrifteinzugsverfahren gilt eine 6-wöchige Widerspruchsfrist. Das heißt: Innerhalb dieser 6-Wochenfrist kann jedes Mitglied sein kontoführendes Kreditinstitut ohne Angabe von Gründen anweisen, den Lastschriftbetrag zurückzugeben bzw. dem Girokonto wieder gutzuschreiben. Was spricht also dagegen? Informationsschrift Stadtsparkasse Köln (144) Bekommt die Stadt für die Aufstellung der Reklamesäulen so viel, daß sie eine der wichtigsten Stätten kölnischen Kulturlebens damit verschandeln zu müssen glaubt? Grauenhafter Gedanke, daß vielleicht bald während der Ouvertüre Eiskrem verkauft wird. KSTA 96/83:o.S. (145) Da bleibt nur noch die Frage: Wer schützt Stadt und Bürger vor der organisierten Umweltverschmutzung? KSTA 96/83:o.S. (146) Natürlich wird mit Werbung eine Menge Geld verdient. Doch wem ist schon klarzumachen, daß die kostenlose Bereitstellung von 750 Fahrzeugen auch Gegenleistung verlangt? KSTA 96/83:o.S. (147) Wo bitte waren die Verwaltungsorgane bei der Genehmigung, Aufstellung und Koordination dieser oft unsinnig aufgestellten und stadtverschandelnden Werbeträger? KSTA 96/83:0.3. (148) Es bleibt also wohl nur eine Bürgeraktivität mit eventuellen Ordnungswidrigkeiten übrig, um diese Inschrift zu beseitigen. Oder soll man sie dulden und sich eventuell dadurch schuldig machen, daß jemand der Aufforderung folgt? [bezüglich Inschrift Raucht mehr Haschisch'] KSTA 96/83:o.S. (149) *Wo sind die, d i e sich b i s z u r totalen Erschöpfung l quälen wie Pasquale Passarelli; wo der Athlet, 2 der wie Claudia Losch sozusagen die Ärmel hochkrempelt und mit letzter Energie das Steuer herumreißt zum Sieg? KSTA 182/84:8 (150) Die meisten berufen sich auf schwache Nerven, widrige Bedingungen oder Wehwehchen. Das Wetter sei zu schlecht gewesen daheim, sagen die Leichtathleten. Doch war es in der DDR besser? KSTA 182/84:8 (151) Haben wir nicht ein funktionierendes System der Aufgaben- und Befugnisverteilung? Dieses System der checks und balances funktioniert so gut, daß ungeduldige Reformer immer wieder darüber stöhnen. ZEIT 16/83:56

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'"^Gibt e s etwas Trostloseres a l s reife Perl sönlichkeiten? Abgesehen davon: Man wird niemals reif, man fault an einigen Stellen und wird an anderen hart! Gewiß, dank des industriellen Fortschritts ist unsere Lagerfähigkeit enorm gestiegen, aber was nützt uns das?'" 2 ZEIT 16/83:57 Wen hat die Kriegsgeneration nicht durch ihre endlosen Erzählungen von zugefügtem Leid und fremdverschuldetem Elend genervt? Erwachsenwerden war für uns ein Synonym für: "das Schicksal" als unabänderlich akzeptieren. ZEIT 16/83:58 War es wirklich unvermeidlich, den Täter mit der Waffe so hautnah anzugehen, damit der dritte Beamte ihn ungestört abtasten konnte? Der Minister wird das nun wohl oder übel noch einmal klären müssen. ZEIT 17/83:12 Welche Firma zahlt schon dem ein kleines Vermögen, der nur tut, was er will? Zum Beispiel ITT. ZEIT 17/83:13 Die in diesem Interview gebrauchten Worte sowie verschwiegene Tatsachen lassen mich daran zweifeln, daß es eine getreue Wiedergabe ihrer Worte sind. Sollten dies Gedächtnisschwächen einer schönen alten Frau sein oder künstlerische Freiheit des Interviewers? Vielleicht wäre es besser gewesen, solche Sachen zu überprüfen, bevor man sie veröffentlicht. ZEIT 17/83:31 Als ich ihr neulich sagte, jetzt hätten wir eine, ich wolle sie aber nicht, da sagte sie: ob ich denn etwa dem Steuerzahler zur Last fallen wollte im Alter? [bezüglich Altersversorgung] ZEIT 17/83:41 Es bedarf nicht der vielzitierten Messerschärfe, deren ein gewisser Nick Knatterton sich bei seinem Kombinieren zu befleißigen pflegte, um aus dem gestrigen Spionageprozeß in Düsseldorf zu schließen: die DDR-Vertretung in Bonn wird abgehört. Wie denn sonst hätte ein Ferngespräch protokolliert werden können, das der Angeklagte, ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes, aus einer Kölner Telefonzelle mit einem Menschen in dieser Vertretung geführt hat? KSTA 182/84:2 Die Psyche leidet unter dieser Dauerberieselung. Wo sind die Politiker, die dieser organisierten Werbung entgegentreten, wo die Wissenschaftler, die vor dieser einseitigen Beeinflussung warnen? KSTA 116/83:16

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Zitat eines Leserbriefs an den 'Pflasterstrand', Frankfurt.

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(160) Alle reden vom Umweltschutz, aber wer tut etwas dafür?

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(161) Wo kämen wir denn hin, so wird argumentiert, wenn wir uns ganz offiziell und in aller Öffentlichkeit in die Karten schauen ließen. KSTA 182/84:2 (162) Warum eigentlich kein Nazi als Bundeskanzler? [bezüglich Kiesinger] Spruchband, gesehen in "Abenteuer Bundesrepublik", ARD, 9.5.83 (163) Wer will schon 180 Hähnchen verkommen lassen? KSTA 112/83:6 ( 164) Geteilte Freude ist doppelte Freude - warum sollte es im Sport anders sein? KSTA 181/83:7 (165) Welcher Kunstinteressierte kennt sie nicht, die etwa kniehohen Kugelgebilde mit tiefer Einkerbung oder trichterförmigem Loch? Diese tönernen und bronzenen Plastiken, die man für aufbrechende, überdimensionale Mohnkapseln, riesige halbgeöffnete Walnüsse oder Versehrte Meteoriten halten möchte. Es sind "concetti spaziali", um 1960 von Lucio Fontana geschaffen, jenem italienischem Künstler, der durch Messerstiche realen Raum in seine Tafelbilder einbezog. KSTA 112/83:12 (166) Der jeweilige Veranstalter ist dankbar, nacktes Bein und blanker Busen bedeuten immer full house in den Bierzelten, Kurpavillons und Diskotheken. Und das Publikum erst: "Mann, die hat klasse Titten." Obwohl, kritisch sind sie auch. "Bin ich hier in 'ner Horror show oder was?" ZEIT-magazin 21/83:23 (167) was hat die Menschengattung "Soldat" denn sonst l für einen Sinn im Leben? Was sonst als Kämpfen 2 und Sterben im Dienste von "Frieden in Freiheit" wäre ihr denn "menschengemäß"? Marxistische Studenten Zeitung, 10.5.83, S. 2 (168) Was sollen einfache, theologisch unbedarfte Ka- l tholiken zu diesem überspitzt ausgeklügelten, jedoch rechtwollenden Papier sagen? Wir sind rat- und sprachlos! 2 Wäre es nicht naheliegend 2 gewesen, wenn sich die deutschen Bischöfe vor ihrer Stellungnahme zu Krieg, Abschreckung, Atomwaffen, Nachrüstung, Pershing etc. die ach so simple Frage ins Gewissen gerufen hätten: Wie würde sich wohl unser Herr Jesus in einer solchen, das Leben der ganzen Menschheit entscheidenden Frage verhalten? Wäre bei Beachtung 3 dieser ganz elementaren christlichen Haltung nicht ein ganz anderes Papier, das vermutlich nicht den "Beifall" aller Parteien gefunden hätte, zustande gekommen! KSTA 108/83:15

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(169) Welche Emotionen der Name Boenisch auch heute noch weckt, bewiesen die Grünen im Bundestag sofort mit Vokabeln wie "kaum zu überbietende Plattheit und Demagogie" und der Frage: "Wann wird Johannes Mario Simmel zum Außenminister ernannt?" KSTA 108/83:3 (170) Jetzt haben Sie endlich Ruhe gefunden, wollen Sie die wirklich aufgeben? bella 18/83:46 (171) Was machte es, daß bei einem Rundgang durch die Backstube meine neugierige Nase mit Mehlstaub in Berührung kam? bella 18/83:47 (172) Du schreist nach Hilfe, wie aber kann ich Dir helfen, wenn Du nur einen anonymen Hilferuf losläßt? bella 17/83:35 (173) Nach Unterlagen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden gibt es in der Bundesrepublik rund 2,1 Millionen Ehen, die seit 43 Jahren halten. Sollte darüber nicht genausoviel geredet werden wie über zerbrochene Bindungen? bella 17/83:72 (174) Anschließend sitzen wir in dem neuen Auto, und siehe da, im Rückspiegel klafft noch immer ein toter Winkel von der Größe eines Dorffriedhofs. Nun j a , wann wird man am Nordpol schon aus dem Hinterhalt überholt? [vorerwähnt, daß das neue Automodell in der Arktis getestet worden ist] KSTA 104/83:o.S. (175) Aber lassen wir doch endlich den Teufel in Ruhe. Was kann der denn dafür, daß die Götter in der Entwicklungsabteilung zu sehr mit dem großen Wurf beschäftigt sind, um den kleinen Wurm im Detail zu killen? KSTA 104/83:o.S. (176) Bis ein moderner Sicherheitstank heute richtig voll ist, muß er dreimal ein zeitraubendes Nickerchen machen. Gibt es da wirklich keine anteiligentere Lösung? KSTA 104/83:o.S. (177) Wie oft haben wir an diesem Platz schon über die Sicherheitsgurte gewettert, die sich verfrimmeln und in der Autorollfeder erlahmen? Hier paßt es wieder hin. KSTA 104/83:0.S. (178) Die Frage ist: Hilft ständiges Anprangern, die l Lage zu ändern? Was bringen Rechthaberei und 2 Kraftmeierei außer dem pharisäerhaften Gefühl: ein Glück, daß wir nicht sind wie jene? ZEIT 18/83:1

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(179) Wer denkt da nicht an Stalin, der Trotzki aus den historischen Fotos der sowjetischen Revolution wegretuschieren ließ? ZEIT 18/83:39 (180) Apart, apart, das mit dem X! Muß einer mal drauf kommen. Welche Stadt fängt schon so an? Wer je Stadt-Land-Fluß gespielt hat, weiß das. [bezüglich Xanten] ZEIT 18/83:45 (181) Wo im nördlichen Europa hat man schon die Möglichkeit, die Fundamente einer ganzen Römerstadt auszugraben? [bezüglich Xanten] ZEIT 18/83:45 (182) Wie muß einem Arbeiter zumute sein, wenn er sieht, daß es in diesem Lande offenbar möglich ist, in fremden Häusern zu wohnen, ohne Miete, Strom und Wassergeld zu zahlen. FAZ, 29.9.82 (183) Die Resignation aus gesellschaftspolitischer Verdrossenheit wird verstärkt durch private Leistungshemmnisse. Wer baut denn noch für seine Kinder Hauser oder erweitert Fabriken? FAZ, 29.9.83 (184) Im Alter von 60 Jahren noch einmal investieren, damit die Kinder es einmal besser haben? Solche Überlegungen haben die Menschen seit Jahrhunderten angetrieben, heute erscheinen sie anachronistisch. FAZ, 29.9.82 (185) Wenn die filteren sehen, wie die Jüngeren die Wirtschaft verachten, die Leistung diskreditieren, sich durch Ausstieg entziehen und trotzdem gut in dieser Gesellschaft leben, kommt ihnen natürlich der Gedanke: Für wen soll ich mich anstrengen? FAZ, 29.9.82 (186) War je ein aufregenderer Prospekt angekommen? ZEIT 19/83:57 (187) Verfemung und Vertreibung des Geistes: Ein amerikanischer Hochschulpräsident hat dazu gesagt: "Ich habe keinen allgemeinen Kommentar zu geben. Nur hoffe ich, wenn die Welt jemals wieder in die gleiche Situation kommen sollte, daß immer Vorkehrungen getroffen sein mögen, in akademischen Kreisen für vertriebene Mitglieder anderer Länder hier Platz zu schaffen." *Aber gilt das bloß für l Akademiker? ^Oder nur für die Vereinigten Staaten?2 ZEIT 19/83:63 (188) Aufschwung oder "Aufschwüngelchen"? Bei beiden Konzepten - dies hat Roth (SPD) für die Regierungspolitik ebenso schlüssig nachgewiesen wie Lambsdorff ebenso schlüssig für das Konzept der SPD - wird vermutlich die Massenarbeitslosigkeit nicht verschwinden. Kann aber eine Gesellschaft mit dieser fatalen Gewißheit sozialen Frieden finden? ZEIT 20/83:4

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Das kulturelle Angebot, so scheint es zumindest auf den ersten Blick, erschöpft sich in den fünf Museen - und natürlich im Haydn-Saal des Schlosses, in dem regelmäßig - na was schon? - gespielt wird. ZEIT 20/83:54 (190) Auch Zwerge haben klein angefangen. Warum sollten die jugendbewegten Grünen, die sich vorsichtig und beklommen, erst einmal in den hohen Häusern der Politik umsehen müssen, jetzt schon präzise wissen, wie man mit all unseren Epochen-Problemen fertig wird? ZEIT 20/83:14 (191) Wer legt schon gern sein Herz auf den Tisch so hungriger Leut'? ZEIT 20/83:14 (192) Glauben Sie nicht, daß Gropius einer der größten Architekten dieses Jahrhunderts war? Philip Johnson: "Wer ist er denn überhaupt?" ZEIT 20/83:41 (193-1) Ein Profi auf der Höhe seines Ruhms, 1968, gerade mit Manchester United Europameister geworden, während ich mit frischer Mandelwunde im Lazarett Rostrup lag: sollte man von dem nicht annehmen, daß er, statt einen englischen Doppeldeckerbus zu besteigen, den eigenen Wagen durch den Linksverkehr von Manchester fährt? Schimmang, Jochen: Der schöne Vogel Phönix. Erinnerungen eines Dreißigjährigen. Frankfurt/M. 198l4 [für die folgenden Belege mit "Phönix" zitiert], S. 55 (193-2) Was blieb uns noch anderes zu tun an diesem Nachmittag, als Kaffee zu kochen und das Radio einzuschalten? Phönix, S. 56 (193-3) "Was ist das für ein elendes Ticken?" fragte der Pinguin. Die Frage war berechtigt, sogar der leichte Ton von Aggressivität, den ich dennoch mit Erstaunen registrierte: Hatte ich den Pinguin jemals aggressiv erlebt? Phönix, S. 58 (193-4) Leider muß ich mich auch mit Wolfgang Kayser herumschlagen, aber warum soll es mir jetzt besser gehen, als es dir gegangen ist. Phönix, S. 64 (193-5) Und was heißt überhaupt freundlicher Berliner Süden? [vorerwähnt "freundlicher Berliner Süden"] Phönix, S. 79 (193-6) "Wollt ihr Kuchen?" Was soll man auf so eine Frage antworten, wenn die Fragende schon fast die Hand auf der Türklinke der Bäckerei hat? Phönix, S. 146

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(193-7) Ja, es waren doch liebe Genossen, und ich mochte sie doch eigentlich, und vor allem: Wohin sollte ich denn gehen, wenn ich ging? Wen kannte ich denn noch in Berlin, außer den Genossen? ^Wie sollte ich denn leben, wie sollte ich überleben jenseits des Zusammenhangs, der mir das Überleben immerhin garantierte? Phönix, S. 192 (93-8) Aus der Welt, in der wir uns sonst bemühten zu leben, waren wir hier viel zu weit herausgehoben, um für diese Welt ernsthafte Pläne machen zu können. Was sollte uns hier unten Berlin? Phönix, S. 226 (193-9) Aber w i r waren j a n u r Touristen: Waren nicht auch andere Genossen zum Beispiel nach Spanien gefahren? [bezüglich eines Besuchs im faschistischen Griechenland] Phönix, S. 236f (193-10) Während ich über Wolfgang den Schwaben etwas erzählen sollte, wurde ich immer ratloser: Wie verkauft man jemanden, den man mag, wenn man die Gründe, warum man ihn mag, nicht anzugeben vermag? Phönix, S. 247 (193-11) Jetzt können wir die Wangen langsam voneinander lösen, unsere Gesichter gehen aufeinander zu, einen Augenblick verzögern wir noch, unsere Nasenspitzen reiben sich aneinander, ihre Augen lachen, dann kommt der Kuß, ihre Augen schließen sich langsam, bei meinen dauert es etwas länger, die Spannung löst sich, der Kuß dauert Jahre: Ist keiner da, der die Zeit anhält? Phönix, S. 251 (193-12) Wie sollte sie da je an ein eigenes Zimmer gekommen sein? Phönix, S. 254 (193-13) Aber wer kann schon was anfangen, im Jahre 1974, mit Diplom-Politologen: Die Zeiten sind vorbe i, Tendenzwende. Phönix, S. 283 (194) Was hat ein VW-Käfer mit einer Primaballerina gemein? Mehr als selbst der treueste Volkswagenfahrer auf Anhieb vermuten würde. Tänzerische Eleganz steckt in diesem Automobil - wovon man sich bei der Eröffnung von Katharine Sehnerts "Tanzraum" unschwer überzeugen konnte. KSTA 126/83:o.S. (195) Ein Erfolgsmann also. Was bedeutet da schon das bißchen Hilfe von Seiten der öffentlich-rechtlichen Handelspartner? "Promotion", heißt das in der Branche. Das kostet zwar meist Geld und eine Werbeminute im Fernsehen sogar einen Haufen Geld. Aber unter Freunden ist man ja nicht so. KSTA 125/83:38

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(196) Der Durchschnittsdeutsche ist 18 Arbeitstage im Jahr krank - zumindest ist er 18 Tage krankgemeldet. Sind wir zum Volk der Lahmen und Kranken geworden? Andere zumindest scheinen laut internationaler Statistik mit besserer Gesundheit gesegnet. Hamburger Wirtschaft. Mitteilungen der Handelskammer Hamburg 5/83:15 (197) Für die Richter ist Cutolo beschränkt zurechnungsfähig, und ein Priester soll ihn in diesem Zustand trauen? Das kommt gar nicht in Frage. KSTA 122/83:47 (198) Aber woher hat er zum Beispiel die HitlerGeschichte, die er geschrieben hat und die den ehemaligen "Führer" zumindest teilweise entlastet? Zwar erwähnten die Experten des Koblenzer Bundesarchivs Literatur, die dem Fälscher als Grundlage gedient haben könnte. Doch reicht das als Erklärung aus? KSTA 122/83:5 (199) Wissen Sie noch ein Fachgeschäft, wo Sie diese Taucheruhr für 89.- bekommen? KSTA 121/83:17 (200) "Und jetzt", wird er gefragt, "jetzt denkst du wieder an die Nationalelf?" Mit spöttischen. Augen lächelt er durch seine Brille. "Ich, an die Nationalelf denken? Nie, nicht eine Sekunde." KSTA 121/83:17 (201) Wenn schon gegen jeden Versuch, unsere Verfassung zu beseitigen. Widerstand und Generalstreik erlaubt sind, um wieviel mehr dann, wenn die Existenz des Staatsvolkes unmittelbar gefährdet ist? KSTA 121/83:4 (202) Als alleinstehende, täglich acht Stunden arbeitende Mutter mit einem fünfzehnjährigen Sohn frage ich mich, mit welcher Berechtigung mir immer höhere Sozialabgaben auferlegt werden und was der Sozialhilfeempfänger als Gegenleistung bringt. Putzt er vielleicht samstags meine Fenster, damit mir die infolge der Doppelbelastung entstehenden Arbeiten erleichtert werden, da ich doch durch meine Berufstätigkeit seine Sozialhilfe mitfinanziere? KSTA 120/83:30 (203) So ist weder am Temperament noch an der Elastizität des Uno-D etwas auszusetzen. Er "hängt gut am Gas" und eignet sich gleichermaßen zum flotten Fahren wie zur Fortbewegung im Opastil. Nun ja, welcher zeitgemäße Pkw-Diesel verhält sich da noch viel anders? KSTA 120/83:0.S. 1 2

Es handelt sich hier um eine Echo-Entscheidungsfrage. Vgl. Anmerkung l auf S. 202 dieser Arbeit.

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Wie muß das auf einen arbeitsfähigen und -willigen Jugendlichen wirken, der mittlerweile die zwanzigste Absage bekam und sich auf das Versprechen von Bundeskanzler Kohl vor der Wahl verlassen hat? Will man warten, bis die Kriminalitätsrate noch mehr steigt und sich die Anfälligkeit für politischen Radikalismus unter den Jugendlichen erhöht? KSTA 121/83:4 (205) Die Zuschauer, die Hauptpersonen, wurden von Anfang an nicht ernst genommen. Wie kommt etwa ein sich selbst als "erwachsen" titulierender Interviewer dazu, seine an die 20-jährigen Gesprächspartner permanent mit "Du" anzureden? Das ist nichts anderes als der typische Umgang mir Kindern, denen man ihr Vergnügen läßt, weil man mit ihrem Spielzeug ohnehin selbst nichts anfangen kann. KSTA 119/83:15 (206) Im übrigen widerlegt das den Bericht ergänzende Foto Ihren Bericht in überzeugender Weise. Sieht so ein Dorf aus? KSTA 119/83:15 (207) Die Anschaffung unseres Hundes resultiert aus der in den 60er und 70er Jahren herrschenden Kinderfeindlichkeit. [ . . . ] Sollen wir den Hund nun - er ist jetzt fast 13 Jahre alt wegen der wieder hervorgekramten PseudoKinderfreundlichkeit einschläfern lassen? KSTA 129/83:19 (208) "Wozu sind wir denn eigentlich auf einer Ganztagsschule?" fragten gestern rund achtzig Schüler der Holweider Gesamtschule bei einer Demonstration im Regierungspräsidium an der Zeughausstraße. Gemeinsam mit Eltern und Lehrern klagten die drei Klassen der Jahrgangsstufe acht über Unterrichtsausfall, den sie nicht länger hinnehmen wollen. KSTA 129/83:19 (209) Sollten wir nicht den Tierfreunden unserer Stadt nahebringen, daß der Ausdruck "stubenrein" für Hunde eine Frechheit gegenüber den Mitmenschen bedeutet? Wieso soll ich mich freuen, daß der so liebe, treue und folgsame Pudel meines Nachbarn nicht in der Küche des Besagten seine Geschäfte macht, sondern auf unserer gemeinsam benutzten Straße? KSTA 132/83:o.S. (210) Beifall freilich scheint auf dem Kirchentag jeder zu bekommen, sobald er nur erklärt, daß er für den Frieden sei - und wer ist das nicht, taz, 13.6.83 (211) Für ein Menschenrecht auf Radfahren auf der Autobahn setzen sich nun Oppositionschef Vogel und die Bild-Zeitung ein, doch die drüben

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bleiben immer noch humorlos und stur. "Am liebsten wäre mir natürlich, wenn alle Bundesbürger mit dem Rad durch die DDR fahren könnten." (Vogel zu Bild) Wieviele Herztote die Vopos dann wohl auf dem Kerbholz hätten? Marxistische Studenten Zeitung aktuell, 14.6.83 Wie könnte die weltweite Produktion von Elend denn auch sicherer, schöner und zuverlässiger vonstatten gehen als nach den Prinzipien von Weltfrieden und Völkerfreundschaft? Marxistische Studenten Zeitung aktuell, 14.6.83 Ohne demokratische Öffentlichkeit gäbe es zwar wohl auch kaum einen demokratischen Parteiführer F.J. Strauß. Weil es den aber gibt, hat die demokratische Öffentlichkeit auch auf sein Kommando zu hören. Denn was braucht es noch Kritik, wenn der Wähler doch entschieden hat? Marxistische Studenten Zeitung aktuell, 14.6.83 ^'Sollten die Fans diese tollen Hechte auch l noch küssen?" [Schlagzeile] ( . . . ] Ober das Verhalten der FC-Stars schreibt das Blatt: "Sie sind nicht fähig, Selbstkritik zu üben. 2 Hätten die Zuschauer sie küssen sollen, 2 diese tollen Hechte? [ . . . ] . " KSTA 135/83:19 Wie kann man eine Organisation unterstützen, die von ihren Mitgliedern Selbstmarterungen verlangt, die an finstere Inquisitionszeiten erinnern? [bezüglich Opus Dei] KSTA 132/83:12 Wie kann man hoffen, daß die deutsche Bevölkerung Menschen anderer Nationen vorurteilsfrei begegnet, wenn in einer angesehenen Zeitung die wachsende Ausländerfeindlichkeit durch solche Begriffe noch geschürt wird? [bezüglich Neger] KSTA 132/83:13 Sollen wir unseren Kindern weismachen, es wäre pädagogisch wertvoll, selbst zu putzen, weil dadurch viele Putzfrauen endlich nicht mehr zu arbeiten brauchen und von der Sozialhilfe leben dürfen und weil die, die leider immer noch arbeiten müssen, jetzt aber mal zeigen können, was in ihnen steckt, indem sie die doppelte Leistung bringen? KSTA 131/83:14 Mir scheint, im Kultusministerium hat man die Aufrufe zur Schaffung von Arbeitsplätzen sehr ernst genommen. Warum nicht mal wieder eine neue Schrift? Es gibt ja sonst nichts zu tun, also packen wir's an. KSTA 131/83:14

Hier handelt es sich um einen deliberativen W-VE-Satz.

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I s t e s wirklich richtig, immer neue Wege z u suchen, die das abbauen, was eine Anstrengung erforderlich macht? 2Macht das unsere Schulen wirklich "humaner", unsere Kinder zufriedener? KSTA 131/83:14 Wie konnte euch nur der Fehler unterlaufen, pornographische Bilder zwecks Aufgeilung abzubilden? [ . . . ] 2 ihr seid wohl noch nie mit Frauenäugen durch unsere Städte gezogen? KAUZ 3/4/83:13 Mein Mann ist arbeitsloser Sonderschullehrer (ohne Arbeitslosengeld oder -hilfe). Würde ich tatsächlich auf ein paar Prozent meines Gehaltes verzichten oder die Zahl meiner Unterrichtsstunden um die Hälfte verringern, wer garantiert mir, daß mein Mann dann eine Stelle bekommt? ZEIT 39/84:46 Schließlich geht es darum, patriarchalische Macht zu zerstören, patriarchalische Strukturen, die auch bei fortschrittlichen Männern vorhanden sind, anzugreifen und zu diskutieren. Wie sollte sonst eine Entwicklung zu einem gleichberechtigtem Umgang miteinander möglich sein? KAUZ 3/4/83:17 Wird jemand, der in seinem ganzen Leben fast nur verschleierte Frauen gesehen und den Kopf voller dazu Moralismen hat, nicht subjektiv eine sommerlich "reizend" gekleidete Frau als Provokation und Aufforderung zum Geschlechtsverkehr (blödes Wort!) empfinden? KAUZ 3/4/83:18 Solange es Unterdrücker und Unterdrückte gibt, werden die Unterdrückten seien sie noch so demokratisch und human gesinnt, auch sadistische und "faschistoide" Phantasien haben. Darf das dann aufgeschrieben werden oder muß das moralisch vorgefiltert werden? KAUZ 3/4/83:19 Aber welche Aufgabe wäre für einen Philologen wichtiger als eben die, immer wieder zu vermitteln? Werbeprospekt Vandenhoeck & Ruprecht Wer schon könnte oder wollte für den Atomkrieg sprechen? ARD Nachrichten 18.6.83

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Hier handelt es sich um einen nicht-interrogativen Fragesatz mit Verbzweitstellung und fallendem Tonmuster. Die Frageinterpretation ist hauptsächlich auf die Modalpartikel wohl zurückzuführen, die einer "Verrautungs"-Lesart Auftrieb verleiht. Vgl. Weydt/Hentschel (1983:17f) und vor allem Bublitz (1978:85f), der wohl in Deklarativsätzen als "eine Art Frageindikator" ansieht. Man beachte die mögliche disjunktive Lesart dieser Frage.

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(227) Sollte mein Lieblingsmaler etwa nicht gut genug sein, so daß sie auf einen Aufpasser in diesem Raum verzichten können? ZEIT 21/83:55 (228) Denn: Jeder weiß selber, was ihm bekommt. Wer will sich anmaßen, es für andere zu unterscheiden? ZEIT 21/83:53 (229) Das sind die Hammerschläge, unter denen alles brechen soll, was gegen die Expansion vorgebracht wird. Steht denn nicht einem freien Angebot eine freie Nachfrage gegenüber? ZEIT 21/83:55 (230) "Verdammt noch mal, 1hört denn da kein Schwein l hin, kümmert sich denn kein verantwortlicher 2 Politiker, keine aufgebrachte Öffentlichkeit um diesen ganz unerhörten Vorgang?" ZEIT 21/83:52 (231) *Wer darf d a noch guten Gewissens erste u n d l zweite Steine gegen außereuropäische Barbaren, Wilde, Irre werfen? Wer den Ajatollah Chomeini 2 verteufeln, der sich doch wenigstens noch am 7. Jahrhundert des Propheten Mohammed orientiert und nicht an alttestamentarischen Urzeiten, wie dies Ajatollah Begin tut? ZEIT 21/83:52 (232) Warum sollte sich der amerikanische Senat um den außerhalb seiner Kompetenz liegenden Bedarf kümmern, um den einen Kandidaten zur Überleitung vorzuschlagen oder den anderen abzulehnen? ZEIT 21/83:29 (233) Daß sie, als sie die Universitätslaufbahn einschlugen, ein bestimmtes persönliches Risiko eingingen, wußten sie. Genügt aber der Staat, der ihre Arbeit zehn Jahre geschätzt und offenbar auch benötigt hat, seiner Fürsorgepflicht mit einem glatten Rauswurf? ZEIT 21/83:29 (234) Wie kann sich die ZEIT so weit erniedrigen, diesen lächerlichen Schwindel zu kommentieren? ZEIT 23/83:27 (235) ^äre denn die Moral des stern und seiner Leser l eine bessere, wenn die Hitler-Tagebücher echt gewesen wären? 2 Ist Herr X, der echte mittel2 alterliehe Manuskripte verkauft, ehrenwerter als Herr Y, der gefälschte Hitler-Tagebücher kauft? ZEIT 23/83:27 (236) Die einmalige Anschlußgebühr kostet statt 200.DM jetzt n u r noch 65.- DM! I s t d a s nicht d e r ideale Zeitpunkt, sich endlich ein eigenes Telefon zuzulegen oder ein Telefon zu verschenken? Telefonbuch 11. Stadt Köln. Amtliches Fernsprechbuch der Deutschen Bundespost 1985/86. S. 11

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(237) Es ist daher nicht verwunderlich, wenn sich im Zuge der großen "Nostalgiewelle" heutzutage immer mehr Laien mit dem Thema "Sammeln alter Möbel" beschäftigen. Kann der Laie sich auch an die Restaurierung alter Möbel wagen? In den meisten Antiquitätenbüchern wird dringend davon abgeraten. Ist es aber nicht gerade der Besitzer selbst, der sich mit allergrößter Sorgfalt und Mühe um die Erhaltung und Aufarbeitung seines alten Möbelstückes bemühen wird? Ellinor Schnaus-Lorey: Restaurieren von Möbeln. Niedernhausen 1982. S. 34 (238) Nanu, schreibt sich der Lyriker Kunert nicht ohne h, der Dichter Herrmann-Neisse mit zwei r im Nachnamen? ZEIT 23/83:34 (239) "Wenn die hier alles schlecht macht", fragt Bürgermeister Boehmer, "warum will die dann teures Geld verdienen?" ZEIT 24/83:37 (240) *Ist nicht gerade die Förderung von Studium und Bildung der geeignete Ansatz zur Erschließung des Weges zu geistigen und sinnvollen Beschäftigungsgebieten? Die Erweiterung von Studienmöglichkeiten und die Vergrößerung von Aufgaben im Bereiche der Menschenverständigung? Unbeantwortet bleibt die Frage, was das uns eingeredete schlechte Gewissen bewirken soll. ZEIT 22/83:29 (241) Was macht man mit einem ramponierten Dokument der modernen Architektur, das allenfalls aus einiger Entfernung noch ungefähr so aussieht, wie es in unzähligen Büchern zur Kunst und Architektur unseres Jahrhunderts abgebildet ist? Eigentlich ist das eine rhetorische Frage, denn die allerorten zu besichtigende Praxis im Umgang mit bedeutenden Bauwerken, die den Krieg nicht heil überstanden haben, weist klar in eine bestimmte Richtung: auf die Wiederherstellung des originalen Zustands. ZEIT 22/83:35 (242) Und spätestens hier fragt man sich: Ist denn die Bielefelder Luft dem Ungeschäftigen und Philosophen weniger günstig? Können sich denn nicht ein Dutzend gestandene Wissenschaftler der Universität zu befriedigenden Gesprächen zusammenfinden, beim geroeinsamen Essen oder beim Kaffee in den Räumen des Präsidenten? ZEIT 22/83:84 (243) Dehnen sich denn, so fragt der Leser erstaunt, die Privilegien für deutsche Professoren auch auf wissenschaftliche Stipendien für ihre Romanschreiberei aus? ZEIT 22/83:34

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"Wo bleibt die Glaubwürdigkeit, wenn Sie jährelang gegenüber der DDR von Leistung und Gegenleistung gesprochen haben und genau das Gegenteil tun?" KSTA 154/83:7 "Was für ein Lärm hätte sich erhoben, wenn Strauß das Geschäft blockiert hätte?" KSTA 154/83:7 Aber, so Hasenclever, "warum soll sich jemand fortlaufend verausgaben, sich um Erfolg bemühen, dabei integer bleiben, ein Gehalt akzeptieren, das sein voriges nicht überschreitet, und dafür 80 Stunden in der Woche arbeiten, wenn permanent von seiner möglichen Ablösung die Rede ist, und zwar völlig unabhängig von der Qualität seiner Arbeit"? KSTA 153/83:6 "Natürlich würde ich gerne in meine Heimat zurückkehren, aber was soll ich dort, wenn meine Musik nicht gespielt werden darf?", fragt der persische Sänger "Viguen". KSTA 167/84:14 Die Anzeige fand ich im "Sonntagskurier". Als ich dort anrief, fragte man mich, ob ich denn keinen Spaß verstehe. An diesem Text sei doch wirklich nichts Schlimmes. Fehlt es nun mir an Humor oder solchen Leuten an Verstand? [Text der Anzeige: Tausche gebrauchte Freundin (17/ 167) gegen Stereoanlage. Tel. [ . . . ] ] Brigitte 13/83:86 Wer könnte sich eine schönere Werbefläche als den Busen eines jungen Mädchens vorstellen? Der wird von bis zu 3000 Firmen werbeträchtig geschmückt . KSTA 185/84:7 Frohen Mutes begibt sich die CDU zu ihrem Bundesparteitag in Köln, der an diesem Mittwoch beginnt - warum sollte die Union nicht guter Stimmung sein? FAZ 25.5.83 Professor Dr. Natascha Würzbach hat sich schon darauf eingestellt, daß sie in ihren Hauptseminaren nicht mehr auf jeden einzelnen Studenten eingehen kann. "Wie soll ich das machen, wenn da statt 25 Leuten weit über 60 herumsitzen?" KSTA 146/83:12 Wann wird man lernen, uns Deutschen Vorurteilsfrei zu begegnen und nicht immer alles negativ zu interpretieren? KSTA 146/83:4

Vgl. Anmerkung l auf S. 188 dieser Arbeit.

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(253) Wo sonst sind Hügel, Wälder und Meer so nahe beieinander wie an der Nord-Ost-Küste Rügens? KSTA 158/84:111 Wohlgemerkt - dieser Mann war von 1956 bis 1958 Rektor der Universität Köln. Er wird lobend er- . wähnt bei Feierstunden. Wen wundert es, wenn die Geschichte der Universität Köln unter dem Faschismus von offizieller Seite gern verfälscht oder verschwiegen wird. Phrasenmäher. Zeitung des Fachschaftsrates Germanistik Nr. 1. SS83, S. 19 (255-1) Hand auf's Herz, haben Sie eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wie preis-wert wissenschaftliche Bücher sind? Werbeprospekt Georg Thieme Verlag (255-2) Ist Ihnen eigentlich bewußt, wie preis-wert wissenschaftliche Bücher sind? Werbeprospekt Georg Thieme Verlag (255-3) Seien Sie mal ehrlich, ist es Ihnen eigentlieh bewußt, wie preis-wert wissenschaftliche Bücher sind? Werbeprospekt Georg Thieme Verlag (255-4) Wußten Sie eigentlich, wie preis-wert wissenschaftliche Bücher sind? Werbeprospekt Georg Thieme Verlag (255-5) Hätten Sie geglaubt, daß wissenschaftliche Bücher so preis-wert sind? Werbeprospekt Georg Thieme Verlag (256) An welchem Ort kann man schon umgeben von asiatischen Skulpturen und Bildern, inmitten eines Museums in aller Ruhe seinen Kaffee oder Tee trinken? [bezüglich Cafe Perez] Uni Aktuell 5/83:9 (257) Den Inhalt (der nun wahrlich nicht so ausgegoren war - aber muß er denn das auch immer?) in wenigen Worten wiederzugeben, ist nicht ganz einfach. Uni Aktuell 5/83:20 (258) Ironie und Satire sind nur zwei davon. Aber beide erfreuen sich an der Universität keiner großen Beliebtheit - weder in RCDS-Infos noch in der Alberta. Glauben die betreffenden Zeitungsmacher etwa, ihre Leser seien zu dumm, um so etwas zu verstehen, oder sind sie es selber? Uni Aktuell 5/83:21 (259) Wo kämen wir denn hin, wenn jede Größe aus dem Show-Geschäft Exklusivrechte für ihren Vor- oder Spitznamen beanspruchte? KSTA 150/83:7 (260) Das Angebot, dem von der Stadt vor zwei Jahren ins Leben gerufenen Beirat beizutreten, lehnen sie nach wie vor ab. Das widerspräche ja ihrer Vorstellung von der Selbstverwaltung.

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Aber wo bleibt denn noch etwas zu verwalten, wenn mehr und mehr Mitgliedsgruppen und Aktivisten abspringen und die alternative Kölner Szene sich wieder den umliegenden Kneipen zugewandt hat? KSTA 150/83:12 (261) "Warum hätte er sonst noch zwei Warnschüsse abgeben sollen, wenn der erste Schuß nicht gewollt war?" KSTA 150/83:45 (262) In vielen Familien gilt das Sitzenbleiben noch immer als Schande, die zu ahnden ist. Und schuldig ist dann neben den Lehrern das eigene Kind, das folglich bestraft werden muß. Daß da mancher Schüler nicht wagt, mit dem Zeugnis nach Hause zu gehen - wen wundert 's? KSTA 148/83:14 (263) Dort wird befürchtet, daß der gesamte Bühnenbetrieb gefährdet ist. Denn wer soll die Arbeit hinter den Kulissen leisten, wenn mehr Techniker als sonst zur selben Zeit frei nehmen müssen? KSTA 147/83:13 (264) Die Waffen-SS ist im Nürnberger Prozeß durch die Alliierten zur verbrecherischen Bande verurteilt worden. ^Bedarf e s d a eines Kommentars? l Ich kann es nicht beweisen: Aber sind solche 2 Leute nicht in der rechten Ecke zu finden? ^Wo sollte Herr Loch sonst, sein? Und solche 3 Leute beeinflussen über das Hauptmedium unser Volk l KSTA 149/83:o.S. (265) Warum Bayer ihn und seine Leute denn nicht wegen solcher angeblich falscher Behauptungen verklage , wollte Jörg Heimbrecht vom Aufsichtsratsvorsitzenden wissen. Hansen: "Warum denn verklagen Sie uns nicht, weil wir solche Stoffe angeblich produzieren?" Hansen und Grünewald: Mit chemischen Kampfstoffen habe Bayer nichts zu tun, sei kein Rüstungsbetrieb und verfüge auch nicht über irgendwelche Geheimpatente. KSTA 147/83:3 (266) Wenn Sie in Zukunft die Damen unserer Honorationen beschreiben, die vor Gericht erscheinen müssen, so achten Sie bitte darauf, daß es sich hier nicht um irgendeine Bürgersfrau handelt. Wo kommen wir schließlich hin, wenn ein Mann wie Hans Gerling wie ein normaler Sterblicher vor die Schranken der Gerichte geschleppt wird? KSTA 147/83:12 (267) Meine Enttäuschung ist groß, daß bei uns so vieles im argen liegt. Daß die Ursache in erster Linie "nur" in den hierfür fehlenden finanziellen Mitteln liegt, erscheint mir unfaßbar.

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*Gibt e s eine schönere Geldausgabe f ü r e i n Land als die für seine Kulturerhaltung? Sind wir nicht stolz auf unsere Kultur? Ist es nicht auch für uns eine Selbstverständlichkeit, sie zu erhalten? Und nicht zuletzt eine Freude? KSTA 196/84:o.S. Und darf ein solches Buch heute ohne Anmerkungen, ohne Register Lesern angeboten werden, die das Regime der Nazis aus eigenem Erleben nicht kennen? ZEIT 26/83:34 Wer will schon als nicht "gefragt" gelten? ZEIT 26/83:44 Wer möchte denn die Hand dafür ins Feuer legen, daß in zwei, drei Jahrhunderten noch Menschen werden sterben können? ZEIT 26/83:44 Daß die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die berufsständischen Verbände der Pädagogen eine vierprozentige Lohnkürzung bekämpfen wollen, ist normal. Wer freut sich schon über weniger Geld in der Haushaltskasse? KSTA 196/84:o.S. Normen, Belohnungen und negative Sanktionen würden abgebaut, stellt sie fest. Der Beweis: 51 Prozent der Befragten erklärten bei einer Umfrage 1982, daß Tüchtige in ihrem Beruf nicht mehr verdienen. ^"Was erwarten wir, wie engelhaft sollen Menschen sein, die für Anstrengung keine Belohnung erhalten und für Bequemlichkeit einschließlich Blaumachen keinen Nachteil?", fragt sie mit großem Nachdruck. ZEIT 26/83:17 Wer spräche heute noch von ihm? Von dem Arzt Dr. Johann Christian Senckenberg (1707-1772). Er wäre ein anonymer Bürger geblieben. Hätte er nicht [ . . . ] gestiftet. ZEIT 27/83:14 J Woher kommt dem Mann seine Wichtigkeit? 2 Fällt niemandem auf, daß er gar nie von Gewissen, von Verantwortung für seine Arbeit, von Treue zur künstlerischen Absicht, von Verpflichtetsein gegenüber Betrachtern (und Käufern) spricht? -'Weiß er nicht, daß nach ihm womöglich andere bildende Künstler gemessen und eingeschätzt werden? ^Ist es so schwierig, auch im Erfolg Selbstkritik, Kreativität, Sensibilität sich zu bewahren? ZEIT 27/83:15 Da gibt es zum Beispiel jenen Gemüsehändler, der in sein Plakat - es nimmt das halbe Schaufenster in Anspruch - den ganzen Frust von 344 Tagen Porree, Ingrid Marie und unmenschlichen Großmarktzeiten hineingelegt hat. Sonne, Surfbrett,

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Strandleben mit Bienen - in prallen Farben läßt er seine Kunden am Traum vom schönen Leben teilhaben. Wer ließe ihn nicht neidlos ziehen und hielte sich derweil nicht an die Konkurrenz, sondern ans Eingemachte? ZEIT 27/83:52 ZEIT: Ihre Wärter wenden also keinerlei Gewalt an, um dem Angeklagten das im islamischen Strafrecht einen so zentralen Platz einnehmende Geständnis zu entlocken? Lajevardi: So etwas gibt es bei uns nicht. Diese Vorwürfe sind absurd. ZEIT: Können Sie das vor Allah beschwören? Lajevardi: Wie käme ich dazu? Erstens glauben Sie nicht an Allah, und zweitens stammen Sie aus Europa mit seinen zutiefst korrupten französischen, deutschen und anderen Regierungen, die man schon lange stürzen sollte. Wer sind Sie, um von mir einen Schwur vor meinem Gott zu fordern? [...] ZEIT: Wie konnten die harten Tudeh-Führer, die in den Gefängnissen des Schah trotz schwerster Tortur ihr Schweigen bewahrten, jetzt von islamischen Untersuchungsorganen zu so umfassenden Fernsehgeständnissen bewegt werden? Lajevardi: ^wenn wir Kianuri (Tudeh-Chef) behext oder mit Spritzen behandelt hätten, wie unsere Gegner behaupten, wie ließe sich dann seine klare und präzise Aussage vor den Fernsehkameras erklären? 4 Wäre er brutal geschlagen und gefoltert worden, wie hätte er dann aufrecht stehen, gehen oder auch nur sitzen können? ZEIT 27/83:5 Warum sollte auch der Kreis unserer Freunde . nicht größer und größer und immer größer werden? ZEIT 26/83:45 Wer will denn schon lesen, wie es wirklich ist, im Alltag, in der Gesellschaft, im Rathaus, im Leben? ZEIT 26/83:46 Da verlor er den Anschluß zu dem davoneilenden Edwin Moses (Schmid: "Was will ich machen, es geht nicht schneller"). KSTA 181/84:7 Ach Gott, die gutwilligen Lehrer! Da sagt ein Achtjähriger: "Ich kann schreiben, wie ich will!" und schon "zerbricht" der arme Pädagoge. *Wie wäre es denn mit einem anständigen Beruf? Wer hat die gute Heike Lebeck gezwungen, sich mit diesen "rücksichtslosen" Rüpeln anzulegen? •'ist es verantwortbar, solche ahnungslosen Engel auf junge Menschen loszulassen? Tatsache ist:

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Schule ist, per Schulpflicht, Teilzeitgefängnis für die Kinder. Die Lehrer sind die Wärter. Sie werden bezahlt, die Kinder nicht. Sie kommen freiwillig, die Kinder nicht. Sie haben Rechte, die Kinder Pflichten. ^Kann man sich da wirk4 lieh wundern, wenn die Opfer sich zu wehren beginnen? "Sabbel mich nicht an!" sagt ein Schüler. Ja, warum sabbelt sie denn, die Heike 5 Lebeck, und dann auch noch öffentlich, in der ZEIT? 6 Ist ihr Sabbeltrieb so stark? 6 ZEIT 26/83:12 (281) Ich weiß natürlich, daß schon der Einkauf von getrockneten Krautern riskant ist. Wer sagt mir denn, ob das Glas oder die Tüte im Laden nicht schon ein halbes Jahr oder länger auf den Käufer wartet? ZEIT-magazin 27/83:16 (282) Warum Abertausende türkischer Jugendlicher hier vor Gericht stehen, warum sie den "Umsturz" geplant haben sollen und wie, warum sie in Schulen, Universitäten, Teehäusern aufeinander geschossen haben, wie hätten sie das in Köln verstehen können? SPIEGEL 28/84:91 (283) Das Dach über dem Kopf, das einem Hausangestellten geboten wird, ist da geradezu eine Attraktion, für die manches in Kauf genommen wird. Viele finden dann nicht mehr den Absprung. Wo sollen sie denn sonst hin in der überfüllten Großstadt? KSTA 157/83:3 (284) "Ich halte nichts von einer Verschärfung des Demonstrationsstrafrechts. Sollen Tausende von Demonstranten in die Untersuchungshaft abgeführt werden?" Mit diesen Worten wandte sich der Präsident des Bundesgerichtshofes (BGH), Gerd Pfeiffer, gegen entsprechende Gesetzesvorhaben Bonns. KSTA 157/83:2 (285) Mal abgesehen davon: Ob uns das Hemd (sprich: unsere Minderheitenprobleme etwa mit türkischen Schulkindern) nicht doch näher sein sollte als Little Rock? [bezüglich der Berichterstattung in "Sunday Morning" (WDR) zum Problem der Schulintegrierung schwarzer und weißer Kinder in Little Rock, USA] KSTA 157/83:22 (286) Wozu Kraftwerke? Der Strom kommt doch aus der Steckdose. Aufkleber, gesehen Juli 1983 (287) Der Deutsche giert nach Kritik. Wer möchte ihn da enttäuschen? ZEIT 29/84:3 (288) Gewiß bedürfen die Prinzipien des Wohlfahrtsstaates einer Überprüfung, schon um zu verhindern, daß bei knapper werdendem Geld die wirklich Bedürftigen

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nicht zu kurz kommen. Aber muß dazu ein Familienbild aus der Klamottenkiste gezaubert werden, auf dem sich kaum jemand wiedererkennt? KSTA 162/83:2 Wie betroffen Bonn sich fühlt, zeigt der Hinweis Volker Rühes (CDU), ein Verbot sei "fast unterschriftsreif" . In dieser hoffnungsvollen Situation tritt der US-Senat auf wie der Elefant im Porzellanladen. Ahnen Amerikaner tatsächlich nicht, was Wörter wie Nervengas oder Neutronenwaffe für Europäer bedeuten? KSTA 161/83:2 Die unverschämte Kritik des Torwarts Harald Schumacher an der Klubführung des l. FC Köln mag für die Presse in der Sauregurkenzeit ein gefundenes Fressen sein; aber was soll das ganze Theater? 2Versucht hier nicht einer, von den wirklichen Problemen abzulenken? Wodurch blieben denn die Zuschauer und damit auch das dringend benötigte Geld für neue Spieler aus? Doch durch das Verhalten der Spieler! KSTA 161/83:4 Und nun kann es sich urplötzlich der noble 1. FC Köln wieder leisten, einen "Beobachter" zur Pokalauslosung nach Zürich zu entsenden. Herrn Weiand oder Herrn Thielen, wie es heißt. ^b die superdoofen FC-Fans und -Mitglieder wohl glauben, daß diese Herren ihre Spesen aus eigener Tasche finanzieren werden? Natürlich zahlt der Verein für Fahrt und Unterbringung im Luxus-Hotel! - 2Wozu eigentlich die Fahrt nach Zürich? Kann man die Auslosung nicht telefonisch oder bereits um 12.00 Uhr mittags im Rundfunk erfahren? KSTA 161/83:4 Doch wäre es abwegig, zu solchen Großveranstaltungen aus der Studentenschaft eine Ehrengarde zu rekrutieren, die für einen halbwegs klaglosen Verlauf sorgt? Immerhin sind die Veranstaltungen in der Musikhochschule kostenlos - und um das Kontarsky-Duo zu hören, dürfte ein Student schon mal helfen dürfen: "Hier geht's lang, Kollege." KSTA 161/83:13 Aus geräuchertem Bauchspeck 5 mm dünne Scheiben schneiden. Dieser Speck hat unvermeidlich viele Knorpel. Jeder weiß, daß sie ungenießbar sind. Aber schneidet sie auch jeder Koch, jede Hausfrau heraus? Wir tun es. ZEIT-magazin 28/83:18 Mir fehlte das Durchsetzungsvermögen und das politische Handwerk - wo hätte ich das auch als höhere Tochter herhaben sollen? ZEIT 28/83:47

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*Mußte es denn nicht ein Schulmeister sein, der l zur Besinnung und zum Kampf gegen die Städtermode aufrief? konnte es etwa ein Nicht-Bayer sein, 2 der der kniefreien Lederhose den ihr gebührenden Platz am Mannsbild sichern wollte? ZEIT 28/83:48 Übrigens: Arbeit aus dem Büro nehme ich grundsätzlich nicht mit nach Hause. Wer arbeitet schon gern am Wochenende? KSTA 13/14.8.83 (Bunte Blätter) Und schließlich arbeiten die Mikro-Organismen auch in unseren biologischen Kläranlagen, wo sie einen Großteil unserer Abwässer sauberfressen. Was würden wir nur ohne sie machen? ZEIT-magazin 32/83:o.S. Ganz karibisch! Wer träumt nicht von einem Südseeinsel-Ferienparadies? Blaugrün schimmerndes Meer, Palmen am Strand, dschungelartig grün überwucherte Felsen und exotische Blütenpracht. Carina 15/83:73 In nur wenigen Jahrzehnten hat sich die Situation für junge Frauen radikal geändert. Und das kann, wie sie an sich selbst feststellen, ganz schön verunsichernd sein. Andererseits: Wer wünscht sich schon die alten Zeiten zurück, in denen es kaum Wahlmöglichkeiten gab und das Leben für ein junges Mädchen in genau vorgezeichneten Bahnen verlief? Carina 15/83:38 Was anfangs vielleicht noch ganz witzig ist, geht einem auf die Dauer ganz schön auf die Nerven. 1Wer kann schon e i n Leben lang einen l Morgenmuffel ertragen, wenn man selbst mit den ersten Vogelstimmen munter aus dem Bett springt? ^Was hat man davon, wenn man sich liebt, aber 2 auf Grund gegensätzlicher Interessen nie seine Freizeit zusammen verbringt? Man muß zwar nicht alle Hobbys gemeinsam teilen, aber grundsätzliche Interessen sollten übereinstimmend sein. Carina 15/83:28 Und wer würde sich nicht nach des Tages Arbeit auf ein liebevoll zubereitetes Abendessen freuen? Carina 15/83:28 In Ihrem Artikel "Urlaub in Spanien" heißt es, deutsche Touristen beschwerten sich über eine ihnen dort entgegengebrachte Fremdenfeindlichkeit und fühlten sich manchmal von Einheimischen rüde behandelt. Haben nicht gerade die Deutschen im eigenen Lande diese Fremdenfeindlichkeit an Personen herangetragen, die anderer Nationalität sind? KSTA 167/83:4 Trotzdem gehen viele Ausländer zurück, unter anderem wohl, weil sich in letzter Zeit Parallelen

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zwischen 1933 und 1983 aufdrängen und Unbehagen verbreiten. (70 Prozent Anhebung der Kraftfahrzeug-Kaskoversicherung für Türken, 30 Prozent für Spanier und ähnliches.) Da wird also schon ganz knallhart unterschieden; wie lange dauert es noch, bis Türken einen Halbmond am Revers tragen müssen? ZEIT 29/83:45 Die Intendanten werden es auch leichter haben. Wer will sie, zum Beispiel, hindern, nur noch Werke für tiefe Stimmen ins Repertoire zu nehmen? KSTA 167/83:12 Doch wen wundert's - allzuviel hatte sich seither nicht getan auf kartographischem Gebiet. KSTA 167/83:12 Auch Paul Gulda und Roland Batik erwischte es kalt. Als die beiden peinlichen Mozart (Sonate KV 448) und noch peinlicheren Brahms (HaydnVariationen) gebracht hatten und Gulda jr. uns androhte, man wolle nach Mozart und Brahms noch ein Stück von Batik spielen, schallte es ihm entgegen: "Brahms? Das war doch wohl ein Witz!" KSTA 167/83:12 Die Erhöhung der Umtauschsätze hat die Westbesuche in der DDR drastisch vermindert und bringt ihr obendrein etwa 60 bis 100 Millionen Westmark mehr im Jahr; sie hat also voll ihren Zweck erfüllt. Warum sollte die DDR daran etwas ändern? ZEIT 30/83:4 Aber grundsätzlicher: Gibt es eine Wissenschaft, in der die Grenzen zwischen (Zeugen-) Beobachtung und (Gutachter-) Interpretation fließender wären als die Psychiatrie? ZEIT 30/83:5 Noch heftiger fährt der Regierungssprecher dem Vizekanzler in die Parade: Es sei eben eines der "Morgen-Interviews" gewesen, die man nicht unbedingt mit der Regierungspolitik gleichsetzen könne. Wer ist schon Genscher? ZEIT 30/83:8

(310) Zudem werden meist die Dialekte unterschätzt. Welcher gut deutsch sprechende Japaner könnte einem waschechten Bayern seine Nöte auseinandersetzen? KSTA 165/83:13 (311) Aber warum soll ich mich für "M" von Fritz Lang stark machen, wenn ich doch weiß, daß Peter Lorre und Gustav Gründgens (in Schwarzweiß) völlig chancenlos sind gegen einen "Pyjama für zwei" (sehr bunt)? ZEIT 32/83:29

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(312) Ist demonstrieren demnächst nur noch in der Badea hose möglich? ZEIT 30/83:2 (313) Wo andere skeptisch abwägen, fällt Morlok ein Wort von Theodor Heuss ein: Baden-Württemberg sei eben ein "Modell deutscher Wirklichkeit". Wenn er sich umsieht, wo sonst wären die Vorausa Setzungen so günstig, den Liberalismus wieder zu profilieren? ZEIT 30/83:2 (314) "Man sagt euch: Fegt die pazifistische Partei weg, die den Mut untergräbt. Aber wir, wir sagen euch, daß heute das Eintreten für den Frieden der größte aller Kämpfe ist!" ruft Jaures den jungen Franzosen zu, und die konservative La Croix präsentiert sein Photo auf der ersten Seite neben dem Wilhelm II., eine alte Methode der Denunziation, die bis heute nichts von ihrer Wirksamkeit verloren hat denn erhält, einschlägigen Kommentaren zua folge, nicht auch Petra Kelly ihre Instruktionen direkt aus dem Kreml? ZEIT 29/83:39 (315) Fordert nicht jeder, der opponiert, die l staatliche Gewalt heraus? ZEIT 29/83:39 (316) Mitmachen ist alles - wer mag schon wie die a Punks sein, cool und käsig, ohne Bock auf Bräune. ZEIT 32/83:9 (317) Wie naiv sind diese angeblich so "eigenwillig l bis trotzigen, offen für Gefühle, bei Bedarf auch eiskalten" - kurz: emanzipierten - Frauen eigentlich, daß sie annehmen, die Männer würden auf ihre jahrhundertelang gepflegten Privilegien so ohne weiteres verzichten?! ZEIT 32/83:11 (318) Wer sagt schon in punkto Beruf/Ausbildung: l später, jetzt erst Kinder? ZEIT 32/83:13 (319) Das Verbot, so war zu hören, schade "unseren Jungs in der Luft, als ob die nicht sicher mit den Maschinen umgehen könnten". Was soll denn l da der Feind von uns denken? ZEIT 32/83:13 (320) Ja, 370 Akten, wer will da den armen Richtera Vorsitzenden schelten! ZEIT 29/83:12 (321) Der von Ihnen entworfene Mensch hat in Wahrheit keine Zukunft, weil Sie das Morgen bloß als eine Reproduktion d e s Gestern vorstellen. W i e also l a sollte er eine Zukunft haben? [. .. ] Härtung hat natürlich recht: Der Mensch kann den Frieden nicht; ^ aber sollte er ihn darum nicht lernen 2 a können? ZEIT 30/83:12

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Herr Prof. Fischer erhielt kein Heft. Er ist leider - nicht Abonnent der "Historischen Zeitschrift" . Er ist auch nicht Autor des besprochenen Heftes. Wer sollte ihm und warum ein Belegexemplar schicken? ZEIT 28/83:13 Wenn die Jugendlichen, wie es 46 Prozent der 10-19jährigen heute tun, nicht aktiv Sport treiben, dann leben sie tatsächlich im Freudentanz um Waren. ^Wem fielen nicht sofort Namen wie

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dächte nicht sofort an Mopeds, Mode, Kosmetik, Autos? 3Aber sind darum alle "angepaßt"? 4Oder rüttelt der Konsumartikel Musik nicht auch andere Talente wach? Wer die jugendliche Konsumorientierung pauschal verdammt, der sagt nur die halbe Wahrheit und drückt sich in vielen Fällen vor der eigenen Vergangenheit. Kursbuch 54/78:4f Denn die Wirklichkeit ist unmusikalisch, sie ist ungeordneter, eckiger, schroffer. Und vor allem: In ihr gibt es den Erfolg nicht, den ein Hörer in fast jedem Musikstück findet: Dort gibt es für fünf oder fünfundvierzig Minuten ein schönes Ganzes, begonnen und zu Ende geführt, überschaubar und doch unerferschlich, interessant, erlebnisreich und angenehm bewegt. Wer könnte das von seinem Leben behaupten? Vor allem welcher Jugendliche, dessen Leben voller Zensuren und Zeugnisse, Autoritäten, Entfremdungen, Partnerund Elternprobleme steckt? Kursbuch 54/78:7 Das war die einzige Stelle, die sie mir in neun Monaten angeboten hatten. Da konnte man wirklich alle Hoffnung verlieren. Wo sollte das nur hinführen? Würde sich denn nie etwas ändern? Ich dachte für einen Moment, ob man sich als Arbeitsloser nicht organisieren sollte - mit anderen, denen es genauso ging. Aber ich fand es hoffnungslos. Wie sollte das funktionieren? Wie sollte man die Arbeitslosen aus ihrer Isolation holen? ->Und wie sollte es weitergehen?

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doch dauernd. Ein ewiges Kommen und Gehen. Wie 7 sollte man diese ständig pulsierende, wabbelige Masse Menschen denn unter einen Hut bringen? Kursbuch 54/78:15 Später kam meine Mutter zu mir. Sie wollte wissen, was auf dem Arbeitsamt gewesen war. Als ich die Postkarte gekriegt hatte, hatte sie gesagt, jetzt "würden sie wohl energisch" und "mit meinem Faulenzen sei es endlich vorbei". "Was soll l schon gewesen sein?" fragte ich. "Sei nicht albern." "Naja, es war nur das Übliche, genau wie

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immer." "Was heißt 'das Übliche 1 ?" Sie war laut und ungeduldig. Ich verstand sie sogar. Auch für sie war es nicht leicht. Na was schon! Ich kam hin, durfte die Karte abgeben, der Mann machte ein Kreuzchen, sagte 'sorry, mehr gibts nich 1 , und ich durfte wieder gehn." 3 "Was?" "Ich hab doch gesagt, es war wie immer." 4 "Und dafür bestellen die dich extra hin?" Das klang mißtrauisch. Sie war sehr aggressiv. Kursbuch 54/78:18f Ich stand auf. Ich mußte hier raus. Das war einfach unfaßbar. *War ich denn ein Niemand, daß mir meine eigene Mutter nicht glaubte? Was hatte ich denn nur Schlimmes angestellt? War es so ein Verbrechen, die Schule zu schmeißen? Kursbuch 54/78:19 Ich sah ein Bild von Landesvater Stoltenberg. Diskussion um den NDR. Diskussion? Kursbuch 54/78:24 Ich sah im Briefkasten nach Post. Aber es gab keine Post. Nicht für mich. Wer sollte mir auch schreiben? Kursbuch 54/78:24 Ich war wütend auf die Leute. Sie stellten sich einfach hin und benahmen sich so, als hätten sie den Stein der Weisen gefunden, und schrieen alle nieder, die nicht millimetergenau ihrer Meinung waren. *War das nicht der Stil des Gegners? 2 Der Stil der Begins, Vorsters, Strauß 1 , Breshnevs? Kursbuch 54/78:26 Ich war machtlos, konnte nichts gegen meine Lage tun. Wie sollte ich da für andere etwas tun, 2 wie sollte ich helfen können? Aber andererseits: Warum helfen? Warum kämpfen? Warum irgendetwas tun? ^War es nicht vielmehr so, daß sich nie etwas änderte? ^War nicht alles, was Fortschritt hieß, im Grunde gar nichts? ^Kein wirklicher Schritt, nur ein Auf-der-Stelle-treten? Es hatte sogenannte Verbesserungen gegeben. Ja. ^Aber waren sie mehr als Kosmetik? Das Prinzip war doch immer gleich geblieben. Kursbuch 54/78:26 War ich verloren? *Aber was hieß schon 'verloren'? 2Hatte es - in all den Jahrtausenden - jemals jemanden gegeben, der nicht verloren war? Kursbuch 54/78:27 Was soll an einem weiblichen General so abwegig sein? ZEIT 28/83:13 "Wir haben heute eine Weltkultur", so argumentierte Petra Kipphoff, also mögen sich die Griechen gefälligst ins British Museum begeben, wenn sie die Marmorfriese der Akropolis sehen wollen.

Warum - bitte - nicht umgekehrt? ZEIT 28/83:13

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Er will nachträglich verweigern. Ihm erscheint der Dienst mit der Waffe wenig sinnvoll, das vorschriftsmäßige Falten des Arbeitsanzugs unsinnig. "Ist die Zeit nicht nützlicher gebraucht, wenn ich bei den Johannitern helfe oder in einem Altersheim?" ZEIT 30/83:37 Ein Dutzend Opfer trat vor Gericht auf und bestätigte die Aussagen der Polizisten aus anderen Dienststellen. Allein hätten sie es nicht gewagt, ihre Peiniger anzuzeigen - welcher Polizist glaubt schon einem Penner, der andere Polizisten beschuldigt? ZEIT 28/83:12 "Ich mache einfach meine Entwürfe", übersetzte er Lagerfelds Antwort auf die Frage, was denn das wichtigste in seinem Leben sei. Warum bloß hat er sich hier nicht an den englischen Originalton gehalten: " I ' m just a designer." KSTA 190/83:24 Sie bauten in Massen, ohne zu fragen. Und die Leute in Amt und Würden sahen darüber hinweg. Wie anders wäre es zu erklären, daß sich der behördliche Schlendrian ausgerechnet in der Nähe der Hauptstadt in Tausenden illegal gebauter Häuser seine manchmal skurrilen Denkmäler setzen konnte? KSTA 190/83:3 Warum soll man sich nicht über einen neuen bunten Schmetterling freuen, nur weil es schon andere gibt, die ihm ähnlich sehen? FAZ 30.6.83 Denn auch die wissenschaftliche und didaktische Literatur ist Masse geworden. Wer kann sich darin auskennen? FAZ 131/83:21 Bei nicht wenigen gelehrten Schriften wird der überforderte Leser den Eindruck nicht los, da werde zitiert, damit der Nachfolgende einen auch zitiere. Ist es da ein Wunder, daß Lehrer, Studenten und wache Schüler auf den Ausweg verfallen, sich die paar Brocken aus der dünnen Suppe herauszufischen? FAZ 131/83:21 Wenn Generäle in Washington schon irren, wird sich Watts gesagt haben, wie sollen dann wir in Europa generell die richtigen Töne finden? FAZ 131/83:20 *Wer will nach dieser Sendung noch nach Chorwei- l ler, ^wer möchte hier Eigentum erwerben? ^Hat 2 Herr Schön schon mal acht Stunden in einem Groß- 3 raumbüro gearbeitet? Dort ist, wie in unserem Einkaufszentrum, auch alles künstlich beleuchtet und belüftet genauso wie in allen Kaufhäusern, die ich kenne. Herr Schön sehnt sich zurück nach

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Häusern, gebaut zu verschiedenen Zeiten. Denkt er dabei an alte Menschen, die in Altbauten mit hundert steilen Treppenstufen Stufe um Stufe hinuntertasten, an Frauen, die dabei ein Kleinkind unter dem Arm haben und den Kinderwagen? Natürlich leben wir in Chorweiler nicht in der heilen Welt, wir sehen Mißstände, die behoben werden müssen, aber es gibt auch die Sonnenseite Chorweilers, und die hat das ZDF bewußt übersehen. Lediglich das deutsch-türkische Treffen der Frauen wurde erwähnt. Wo sind unsere Blumenwettbewerbe, der tägliche Klatsch zwischen Hausfrauen, gemeinsame Reparaturen, Kinder, die wirklich spielen, und Männer, die genauso noch arbeiten, wie es zu allen Zeiten war, um die Familie zu ernähren? KSTA 188/83:18 Ein Computer (wer oder was sonst?) aus dem französischen "Institut Infometrie" verglich die über 5000 Wörter, die der Präsident am 8. Juli 1983 dem Sender anvertraute, mit dem Vokabular aus ähnlichen Ansprachen, welche im Dezember 1981 und im Januar 1983 vom Fernsehen ausgestrahlt wurden. Blick durch die Wirtschaft 147/83:o.S. Hätte Genf ein schöneres Wahrzeichen kreieren können als diese Fontäne mit ihrem Fluidum unerschöpflicher Liquidität? ZEIT-magazin 35/83:12 *Wer spricht hier schon v o n Nitze u n d Kwizinskij? Die Verhandlungen sind festgefahren? 2Welche Verhandlungen, Monsieur? Hier wird soviel verhandelt, und für jede Delegation, die abreist, kommen zwei neue. Gibt es denn einen angenehmeren Ort zum Konferieren, zum Debattieren, Dinieren und Dementieren? ZEIT-magazin 35/83:10 Zu schnell wäre es jetzt, die Verlage anzuklagen, sie sollten ordentlich honorieren. Wer darüber informiert ist, wie schwer Gedichtbücher von Gegenwartsautoren zu verkaufen sind, wird solchen Vorwurf mehr als einmal prüfen. Denn woher sonst soll der Verlag sein Geld beziehen als vom tatsächlichen Absatz seiner Bücher? Karl Otto Conrady, Von Schwierigkeiten, über Gedichte zu reden. In: Festgabe für Paul Gerhard Klussmann zum 25. Februar 1983, hrsg. von J. Kolkenbrock-Netz/G. Plumpe/H.J. Schrimpf. Ruhr-Universität Bochum. 24-48. S. 26 Warum sollte sich ein Gedicht nicht mit dem "Einzelfall" bescheiden können und dürfen? ^Wer befindet darüber, was als das "Allgemeingültige" aufgefaßt werden kann und was nicht? Conrady 1983:27 [genauer Nachweis siehe B347]

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Wem ist er nicht bekannt, jener Typus des auf der Stelle tretenden parteipolitischen Funktionärs, der die allzu deutlichen Grenzen eigener politischer Karriere durch immer neue Siege über einen vermeintlich Schwächeren tausendmal wettzumachen versucht? KSTA 191/83:24 "Wenn in der großen CDU mit ihrer geographischen Weite und ihren vielfältigen soziologischen Erscheinungen eine solche Disziplin möglich ist, warum sollten die Bayern ein Bild der Disziplinlosigkeit und damit auch ein Bild der politischen Hilfslosigkeit und Selbstlähmung bieten?" KSTA 191/83:24 *Hätte man dem Bausenator Rasteroborski unter Parteifreunden nicht helfen müssen, ihm vielleicht rechtzeitig aus dem Amt helfen müssen, ehe er offenbar keinen anderen Ausweg mehr sah, als sich der Belastung abrupt zu entziehen? Hatte Ulrich Rastemborski sich wirklich perfekt getarnt? KSTA 198/83:3 Manfred B . , der 31 Jahre alte Angeklagte, tappte bei Amtsrichter Panzer schon ins Fettnäpfchen, noch bevor ihm von der Staatsanwaltschaft im Gerichtssaal der Betrug beim Autokauf vorgeworfen worden war. Richter Panzer mißfiel nämlich, daß der Angeklagte - der sommerlichen Temperatur angepaßt - mit einem blaugestreiften Polohemd und einer Jeanshose zur Verhandlung gekommen war. "^Wie kommen Sie denn hier hin, 2kommt man so zum Gericht?", fragte Panzer in scharfem Ton. So schnell wollte sich der junge Mann, von Beruf selbständiger Fuhrunternehmner, allerdings nicht einschüchtern lassen. Als er hierauf erwiderte: "Ich han keine Schlips", drohte ihm Panzer sogleich die volle Härte des Gesetzes an: "Wenn Sie jetzt noch frech werden, sitzen Sie in zwei Minuten im Gefängnis." Panzer war es vermutlich warm unter seiner schwarzen Robe geworden - wie er später betonte, sei es für ihn auch nicht angenehm, den Wollumhang sechs Stunden tragen zu müssen. Der sommerliche Aufzug des Angeklagten verletze jedenfalls "die Würde des Gerichts". Die Drohung des Richters zeige augenblicklich Wirkung. Eingeschüchtert hörte sich Manfred B. nun an, was die Staatsanwaltschaft ihm vorwarf. KSTA 198/83:14 Die Geschlechterrollen haben sich angeglichen, Berufe sind dem eigenen Erfahrungsraum entzogen (wo kann ein Kind noch sehen, wie man Schuhe besohlt?), die Leitbilder der Eltern werden kaum noch anerkannt. KSTA 197/83:18

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Ich erinnere mich da an einen Fall, der vor einigen Jahren bei einem Amateurverein, ich glaube, es war ein Siegburger Klub, passierte: Dort wurde vom Vorstand nicht der Trainer, sondern die komplette Elf entlassen. Warum, meine Herren im Vorstand des FC, folgten Sie nicht einmal diesem Beispiel? KSTA 197/83:4 Aber glauben die Bonner Politiker, die Bahr nun abermals wie einen Vaterlandsverräter behandeln, tatsächlich noch immer, die Sowjetunion werde neuen Waffen des Westens nicht wiederum neue Waffen entgegenstellen? KSTA 197/83:2 Wenn hier im Formalem nicht bereits Zündstoff liegt, wo sonst? KSTA 196/83:1 Früher konnten sie Altöl und Giftbrühen recht gelassen dem Strom mitgeben, wer konnte das schon beweisen. ZEIT-magazin 34/83:10 Die Verdächtigen wurden fristlos entlassen, die Unfälle nahmen ab. "Ich war auf Baustellen", sagt der californische Gewerkschaftsfunktionär John E. Neece, "da verteilte der Vorarbeiter in aller Öffentlichkeit das Zeug, um sicher zu sein, daß die Arbeit erledigt wird. Aber wer will schon an einem Bau tätig sein, wo 90 Prozent der Arbeiter 'high' sind?" KSTA 192/83:7 Daß Liselotte Funcke auf Konsequenzen in der Ausländerfrage hinweist, sollte Zimmermanns Linie sich durchsetzen - wer kann es ihr verdenken? KSTA 193/83:1 Nun ist bereits die Rede davon, daß der Mann auch früher schon einmal zugefaßt haben soll bedurfte es wirklich dieser Information, um zu einem Ergebnis zu kommen? KSTA 195/83:1 In den zitierten Briefstellen finde ich nicht den Ton wieder, der heute im Amt herrscht (sollten die Zitate vielleicht aus der Mottenkiste stammen?). KSTA 194/83:18 Wenn schon eine Sendung über Chorweiler die Wirklichkeit verzerrt darstellt, welche Scheinwelten mögen uns dann Fernsehbeiträge aus fernen Ländern vermitteln? KSTA 194/83:18 Die Programmverantwortlichen für das Sommer-Sonderprogramm der Dritten wollten der um ihre Pfunde besorgten und kämpfenden Nation diese aufregende ernährungsphysiologische und ernährungsphilosophische Studiodebatte (aufgezeichnet schon im April)

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natürlich nicht vorenthalten. Gut so; denn wie hätten wir sonst auch erfahren können, daß einer ein Wiener Internist - im Besitz einer diätetischen Therapie ist, mit der er die frühzeitige "Verrentung" zumindest eines Großteils seiner Landsleute verhindern könnte. Oder daß die makrobiotische Kost, wie ein dazu Bekehrter im schöngeistigen evangelischen Predigerton erklärte, die Menschen glücklich und zufrieden mit sich selber werden läßt. KSTA 193/83:23 Wer bestimmt denn eigentlich die Richtlinien der Politik - Kohl oder? KSTA 194/84:4 !wo bleiben die Strafen für die Herren Löhr l und Meier für gravierende Fehler im Management, falsche Einkaufspolitik, schlechte Öffentlichkeitsarbeit? 2Wo die Strafe für den Prä2 sidenten wegen nicht zu überbietender Arroganz im Umgang mit Zuschauern und Mitgliedern? KSTA 193/83:4 Protzig waren die Landsleute nicht, und mit Geld warfen sie auch nicht um sich. Wie sollten sie auch, die Familienväter und -mütter mit den kleinen Kindern aus jenen sozialen Gruppierungen, die die Soziologen als untere Mittelschicht und Mittelschicht bezeichnen. ZEIT 31/83:39 Zwei Campari kosten 20000 Lire. Wer soll das bezahlen? ZEIT 31/83:39 Wenn man Bildung als Emanzipation von herrschenden Vorurteilen begreift - und ist dies nicht Bildung? -, dann kommt der Geschichte ein besonderer bildungstheoretischer Primat zu. ZEIT 35/83:23 Schwellenland Bundesrepublik, vergleichbar mit arrivierten Entwicklungsländern, auf die wir heute noch glauben hinabblicken zu können? Eine groteske Vorstellung. Doch wissen eigentlich l jene subventionswütigen Politiker, daß sie dieses hochentwickelte Industrieland genau in diese Position hineindirigieren? Wissen sie ei2 gentlich, was sie den deutschen Arbeitern antun, wenn sie unter dem Druck von Protesten opportunistisch den Buckel krumm machen und immer neue Milliarden für die Konservierung von Industriemuseen lockermachen, anstatt dafür zu sorgen, daß die Unternehmen mit ihrer Arbeiterschaft den Konkurrenzkampf von morgen, der heute bereits begonnen hat, bestehen können? FAZ 29.7.83 Kommt ZEIT kommt Rat. Ein bekanntes Sprichwort erhält durch die ZEIT seinen besonderen Sinn.

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Denn welcher Leser steht nicht immer wieder recht ratlos vor all dem verwirrenden Geschehen in der Welt. Es ist die Aufgabe der ZEIT, hier Uberund Durchblick zu schaffen. Sie sollten sie regelmäßig lesen. ZEIT 35/83:13 Entrüstetes Aufsehen wäre auch bei einer anderen Form des Affronts nicht ausgeblieben: hätte er den General einen Kriegstreiber geschimpft, ihn mit einer faulen Tomate beworfen, ihm die Uniform mit Cola bekleckert. Denn er war ja Abgeordneter, der General Ehrengast, der Rahmen feierlich; um eine skandalträchtige Normverletzung hätte es sich auf jeden Fall gehandelt. Und trotzdem wäre es nicht dasselbe gewesen. Oder hätte der Landtagspräsident etwa auch gesagt, der Abgeordnete der Grünen habe "als erster in der Geschichte des Hauses Cola (oder eine Tomate) an die Stelle des freien Wortes gesetzt"? Das hätte er gewiß nicht. Der Satz geht nur mit "Blut". ZEIT 34/83:37 Willie Banks, Dreispringer. Wer interessiert sich schon groß für diese komische Art, in eine Sandgrube zu springen? "Furchtbar, wenn sich keiner für dich interessiert." ZEIT 34/83:38 Was ist eine Medaille wert, wenn man sie später ansieht und denkt, da war ich nicht so gut, wie ich hätte sein müssen? ZEIT 34/83:38 Nötigung? Die sympathisch wagemutige Aktionsleiterin läßt keinen Zweifel aufkommen: Sie würde das Giftschiff jederzeit wieder behindern. "Ich war nur überrascht, daß er derart ausfallend wurde. Ich hatte Kapitäne bisher für würdige, besonnene Menschen gehalten." Sie lacht, die braunen Augen blitzen spöttisch: "Dürfen wir nicht als freie Menschen im freien Meer schwimmen?" ZEIT 34/83:2 Nicht die Rede im Bundestag zählt, sondern die Demonstration vor der türkischen Botschaft wofür hat man schließlich seine durch die Immunität geschützten Abgeordneten? ZEIT 35/83:4 Verträgt sich die Weltuntergangs-Prophetie mit dem ökologischen Optimismus, der diese Welt für die Enkel lebenswert erhalten will? ZEIT 35/83:4 Aber was soll man, scheint Brandt zu sagen, schon gegen neue Moden machen? ZEIT 35/83:4

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Wer könnte überhaupt schwören, ob sich die vielen Minderheiten in absehbarer Zeit wieder zu Mehrheiten bündeln lassen? ZEIT 35/83:4 (379) Dann nämlich kämen sie vielleicht darauf, daß Arbeitgeber, im Hinblick auf die Not der einzelnen Arbeitssuchenden, lieber gleich qualifizierte Landsleute einstellen als einen Ausländer. Was ist daran schlecht? KSTA 200/83:4 (380) Und schließlich ist es nicht einsichtig, wieso SchlagerSternchen Nicole weniger für "Ein bißchen Frieden" tut als Bettina Wegner. Reimt der Liedermacher etwa tiefsinniger? KSTA 200/83:7 (381) Eine Herrenrunde beim Fernsehen mit Bier, Chips und Zigaretten. Wer nimmt da schon Rücksicht auf ein Sofa? IKEA-Katalog 83/84:12 (382) Sollten wir nicht auf Ehrenbürger überhaupt verziehten? Vielleicht gibt es keine verpflichtenden Leitbilder mehr. KSTA 200/83:16 (383) Und wirken nicht tatsächlich Nachrichtensendunl gen, in denen einmal keine "fotogenen" Toten zur Schau gestellt werden, fast schon schal? Gehört 2 für Illustrierte der farbenprächtige Krieg nicht längst zum Lebenselixier? KSTA 201/83:7 (384) Irgendwie werden sich diejenigen, die Kultur "machen", schon zurechtfinden. Irgendwie wird man auch den Konzertsaal schon nutzen können. Vielleicht als Stapelraum fürs Museum? KSTA 201/83:7 (385) Wer will es einem Hausbesitzer schon verdenken, wenn er seinen Laden an den finanzstärksten Mieter vergibt? KSTA 202/83:14 (386) Außerdem kümmert sie sich um zu viele Probleme auf einmal. Schmidt: "Tschad zum Beispiel. Warum das nicht den Franzosen überlassen?" [bezüglich USA] KSTA 203/83:7 (387) Denn was ist eigentlich, wenn das Technische Rathaus, auf dessen Existenz Straßen- wie U-Bahnbau auch basieren, nicht gebaut wird? Vieles, was da entsteht, wäre für die Katz. Und wer traute sich eigentlich, in dieser Zeit einen Rathausbau zu beschließen? KSTA 203/83:13 (388) Am Kochherd seiner Behausung in Brühl zwischen Köln und Bonn, über gefüllten Auberginen und Paprikaschoten, kam dem Dreher Burhan Öngören die

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große Erleuchtung: "Warum nicht türkische Lebensmittel an die in Deutschland lebenden Türken verkaufen?" ZEIT-magazin 36/83:8 (389) "Wir sind ja dauernd im Büro oder unterwegs, was brauche ich da Besonderes zu Leben?" fragt Ramiro Guillem, Besitzer einer Zwei-Zimmer-Mietwohnung, zurück. ZEIT-magazin 36/83:11 (390) Stockhausen: "Warum ich nicht so viel Resonanz habe wie Popmusik? Wer von den vier Milliarden Menschen hat denn schon die Bachsche Kunst der Fuge oder Monteverdis Marienvesper gehört? Das wird den meisten nie begegnen, weil sie andere Ziele haben..." KSTA 204/83:0.S. (Bunte Blätter) (391) Biggi ist Mitte Zwanzig und geht mit Einverständnis ihres derzeit amtierenden Lebensgefährten anschaffen. Kein arbeitsloser Sozialfall, den das Elend auf die Straße treibt, eher eine nüchterne Entscheidung. Wo sonst verdient ein Mädchen von 25 Jahren schon zehntausend Mark im Monat? ZEIT-magazin 36/83:35 (392) Keiner wollte den Untergebenen, keiner den Vorgesetzten spielen. [ . . . ] War es so verwunderlieh? Wer mochte schon seinen eigenen Leuten hinter einem Busch auflauern und ihnen Geld dafür abknöpfen, weil sie ein paar Meilen zu schnell gefahren waren? ZEIT-magazin 36/83:26 (393) Wie sollte solch ein Navajo auch einen Weißen verstehen lernen, wenn der ihn verachtungsvoll und feindselig behandelte. ZEIT-magazin 36/83:26 (394) Beide, Ulrike Meyfarth und Charlotte Teske, hat der Sport, selbst der extreme Hochleistungssport, an jedem dieser Tage ein bißchen schöner gemacht. Würde Charlotte mit ihren 34 Jahren sonst ohne Make-up auskommen? Und würde der 83 Jahre alte Arno Breker von der unbekleideten 27 Jahre alten Ulrike Meyfarth schwärmen: "Schauen Sie nur die Bauchmuskulatur; die Linien an Brust, Armen und Rücken; •'ist das nicht alles ein Wunder der Natur?" KSTA 163/84:8 (395) Schon vor der Zwangsehe bekam das größere Bruchweiler den Zuschlag für eine neue Mittelpunktschule. Die Bundenthaler nahmen es grollend hin. "So war es dann immer", resümiert einer leicht übertreibend, "wenn etwas Neues geschaffen wurde, war das drobe. Mir müsse dann druffgehe, aber warum könne die net mal runterkomme?" Die rhetorische Frage spielt auf die Sache mit dem Kindergarten an. Die Bundenthaler hatten einen,

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wo auch noch Platz für den Bruchweiler Nachwuchs war. Doch die wollten lieber einen eigenen. ZEIT 30/84:37 (396) Zugegeben, wenn etwas sättigen soll, geht das nicht ohne gewisse Elemente, die wir heute nur halbherzig schätzen. Aber was nützt eine Wassera suppe, wenn ich mich eine Stunde nach deren Verzehr schon wieder' hungrig auf den Kuchen stürze? ZEIT-magazin 38/83:78 (397) "Die exakte Position wird jetzt automatisch berechnet und im Computer gespeichert. So geht das bei allen Details, die auf dem Foto zu erkennen sind. Was glauben Sie, wie lang a es dauert, wenn Sie mit der Meßlatte durch die Stadt laufen und alles von Hand ausmessen?" ZEIT-magazin 49/84:42 (398) Weil man auf Zeitungsfotos einen vor dem Altar liegengebliebenen Schuh von Frau Alviola hatte sehen können, erklärte Lange: "Immerhin wurde sie rausgetragen im relativen Zustand der Würde." "Der relativen was?" fragt Ebermann. Und a siehe da - der glatte Senator gerät ins Stottern. Sein Schlußsatz - "Dieser Vorgang macht mich betroffen" - kommt ihm erst beim zweiten Anlauf über die Lippen. ZEIT-magaz in 5 1 /84 : 1 4 (399) Da wird - ein typisches Beispiel - ein neues Schmalzgebäck angepriesen. W e r knabbert voll a ler Genuß daran? Und wer trinkt die neue Limo? 2 a wer sitzt glücklich inmitten der Berge 3 a von Spielzeug? Der wohlgenährte hoffnungsvolle Nachwuchs unterschiedlicher Abstammung, aber stets gehört der dem männlichen Geschlecht an. KSTA 102/85:4 (400-1) Und als ich das Thema Sterilisation auf die Platte gebracht habe, hat er was von "später vielleicht mal eigene Kinder" und so erzählt. Was soll ich mit jemanndem, der vielleicht mal b eigene Kinder will, über Sterilisation reden? Svende Merian: Der Tod des Märchenprinzen. Reinbek 1983. [im folgenden zitiert als "Tod"], S. 42f (400-2) Daß es nicht an Kontaktschwierigkeiten lag, sondern daß seine Freunde wirklich 'ne feste Clique sind, in die kaum noch einer reinkommt. Oder eben Jazz-Anhänger. Ich hasse Jazz. Wie b soll ich da zu seinen Freunden Kontakt kriegen? Tod, S. 59 (400-3) Ich finde, er hat recht. Habe schon weniger Angst. Was kann denn schon schiefgehen? Verb lieren kann ich nichts. Höchstens meine nega-

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Hier handelt es sich um einen (elliptischen) Echo-Ergänzungsfragesatz.

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tiven Erfahrungen bestätigen. Aber das muß ja nicht sein. Tod, S. 60 (400-4) Und dann geht der mit so'ner total blöden Frau, die ich noch nie abkonnte, ins Bett. *Wie kann"n l Typ, der mit mir zusammen ist, sich ausgerechnet mit so'ner unnatürlichen Frau mit so viel Fassade und Maske abgeben? Wenn er sich wenigstens eine gesucht hätte, wo ich's verstehen könnte. f\ '-Was hat er denn an der? 2 Tod, S. 60f (400-5) Als er mich fragt: "Hast du das Gefühl, daß es schwierig werden könnte mit mir?" antworte ich ganz spontan und radikal: "Da will ich nicht drüber nachdenken!" Es ist schön mit ihm. Was soll ich meine Gedanken darauf verschwenden, ob es schwierig werden könnte? Tod, S. 61 (400-6) Treppen, Schilder, Rolltreppen, Sl, S l l . Wer hat sich in Hamburg noch nicht verfahren, weil er die Sl mit der Sll verwechselt hat? Ich jedenfalls schon öfter. Tod, S. 70 (400-7) Und ich wehre mich doch! Wie laut soll ich denn noch schreien? Tod, S. 93 (400-8) Und dann sitzt er neben mir auf der Fensterbank und sieht auf meinem Schreibtisch, daß ich von BRAVO Post bekommen habe. Peinlich. Aber wo sollte ich denn sonst hinschreiben, wenn ich ein Poster von Marc di Napoli haben will? Tod, S. 103 (400-9) Und los bist du den Typen sowieso. - Oder was hast du von jemanndem, der neben dir sitzt und doch nicht bei dir ist? Tod, S. 117 (400-10) Andere Männer würden aufschreien: Wie kannst du unsere privaten Probleme so in der Öffentlichkeit "rumtratschen"? Das geht keinen außer uns was an. Tod, S. 131 (400-11) Ich würde ausflippen, wenn mich jemand unter der Fußsohle krault. Ich würde ausflippen! Wie kann der sich so regungslos von mir die Füße streicheln lassen? Tod, S. 133 (400-12) Als ich wiederkomme und in den Raum der AntifaGruppe reingehe, sitzt Arne da. Scheiße. Mich ärgert das, daß er eher hier ist als ich. Die AntifaPlena sind nun schließlich mein Ressort. Ich habe schließlich Antifa-Arbeit gemacht. Nicht er. ^Was l will er hier? Kann er mich nicht wenigstens auf 2 Antifa-Plena in Ruhe lassen? Tod, S. 156

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(400-13) Ich kann ihm doch nicht so offensichtlich nachlaufen. Das geht doch nicht. Was denken denn die Leute! Tod, S. 183 (400-14) Außerdem kann ich doch nicht sagen, daß ich mit ihm schlafen will. Höchstens daß ich möchte. Wie hört sich denn das an. Wollen! Tod, S. 189 (400-15) Wenn ich immer noch alle möglichen Bedürfnisse an ihn habe und mich ihm gegenüber aber so verhalte, als hätte ich sie nicht... Wie soll ich mich da noch natürlich verhalten können ihm gegenüber? Tod, S. 195 (400-16) Aber - *wie oft t r i f f s t du schon einen Mann, l mit dem du nach wenigen Stunden schlafen möchtest. .. in den du dich innerhalb weniger Stunden verliebt hast. Wie oft "passiert" dir so 2 was schon? Genaugenommen eigentlich nie! Tod, S. 202 (400-17) Wenn ich mal bedenke, mit wieviel Männern ich schon geschlafen habe, dann komme ich auf den statistischen Wert, daß 3 Prozent aller Männer so sind wie Arne, 3 Prozent! Ich werde wahnsinnig. Wo soll ich die denn suchen? Tod, S. 205 (400-18) Der bietet mir an, bei ihm zu schlafen, wie man es einem guten Freund anbietet. Der spinnt wohl! 1-Wozu schreib ich denn so'n Brief? Wozu l schmeiß ich ihn mitten in der Nacht aus meinem 2 Bett? Und erklär es ihm auch noch? Dem müßte 3 doch klar sein, daß ich mich so nicht mehr mit ihm in ein Bett legen kann? Tod, S. 213f (400-19) Ich frage ihn, was er eigentlich gedacht hat neulich nacht. Das interessiert mich wirklich mal. Was sich in Arnes Kopf abspielt in einer solchen Situation. "Nichts habe ich mir gedacht. Was soll ich mir gedacht haben?" Tod, S. 217 (400-20) Wie kann man jemandem sagen: Es ist schön, daß du gekommen bist, ohne ihn dabei anzusehen? Tod, S. 218 (400-21) Ich kenne kaum jemanden hier. Ein paar Leute ganz oberflächlich. Was soll ich plötzlich mit denen reden? Ich weiß gar nicht, worüber. Tod, S. 218 (400-22) Ich verknall mich ja doch wieder. Irgendwann. Das war doch bisher immer so. Warum sollte es diesmal anders sein? Tod, S. 224 (400-23) Es ist doch immer dasselbe. Woher soll ich Vertrauen zu Männern he±>en? Die wollen ja doch immer nur anderthalb Wochen. Tod, S. 224

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(400-24) Wie kann man jemanndem, den man erst so kurz kennt, so lieben, daß man nicht aufhören kann, obwohl so klar ist, daß der die Gefühle nicht erwidert. Tod, S. 226 (400-25) Frau ist 24 und hat 10 Jahre einschlägige Erfahrungen mit Männern hinter sich. Wie konnte sie es sich erlauben, sich so schnell so blindlings zu verlieben. Tod, S. 226 (400-26) Ich liebe seine Hände, wenn er damit in der Luft herumfuchtelt und mir erklärt, wie er das Hack in der Pfanne anbrät. Wie er seine langen Finger nach vorne schleudert. Als ob man solche Erklärungen nicht ohne dieses Gefuchtel abgeben könnte. Tod, S. 229 (400-27) Ich spinne. Wo will ich denn zwei Jahre vorm Examen das Kind hintun. Alleine 24 Stunden am Tag Mutter sein, alleinstehende Mutter. Tod. S. 231 (400-28) *Wer sagt denn, daß Ihre Akne von der Pille l kommt, junge Frau? Das muß erstmal wissenschaftlich nachgewiesen werden. Solange steht da weiter: Nebenwirkungen nicht bekannt. Schon gar nicht Langzeitfolgen. Ein bis zwei Jahre danach! Sie spinnen j a , meine Damen! Wie wollen Sie 2 denn da einen Zusammenhang herstellen? Tod, S. 244 (400-29) Worin liegt eigentlich Deine "Substanz", wenn Du es nötig hast, die Frauen, mit denen Du zusammen bist, menschlich derart zu degradieren? Tod, S. 254 (400-30) Warum sollte ein Mensch, der mit seinem Leben wirklich klarkommt, so viel saufen wie Arne. Tod, S. 254 (400-31) War er nicht niedlich, wie er da in seinem Liebestöter stand und sich die Äuglein rieb? Tod, S. 254 (400-32) Es ist ja auch das Normalste von der Welt, wenn einen eine Frau anspuckt und "Frauenfeind" aufs Fenster sprüht. Was soll mann sich da schon denken? Tod, S. 263 (400-33) Wir machen also Schluß. Was sollen wir auch anderes machen? Tod, S. 263 (400-34) Aber - kann mann/frau sich das vorstellen, was das wirklich heißt, wenn sie's nicht am eigenen Leibe erfahren hat? Tod, S. 264 (400-35) Im Grunde war ich mir immer sicher, daß ich eines Tages wieder blauen Himmel zu sehen kriege. Wozu dann den Schmerz länger als nötig ertragen? Tod, S. 275

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(400-36) Ich brauche meine Tränen. Was habe ich von der noch so emanzipierten Forderung, daß Männer keine Tränen wert sind, wenn sie mich doch nur kaputtgemacht hat? Tod, S. 276 (400-37) Was ich schade finde, ist die Reaktion anderer Frauen. Ich registriere die Blicke, die regelmäßig über meinen Rock gleiten und dann auf mein Gesicht geheftet werden: Was ist denn das für l eine? Was bildet die sich denn ein, so aus der 2 Reihe zu tanzen? Die will wohl auf sich aufmerksam machen. Die Blicke der Männer auf sich ziehen. Tod, S. 278 (400-38) Ich will anderen Frauen nicht die Männer wegschnappen. Was gucken die mich so giftig an? Tod, S. 278 (400-39) Ich bin 24. Seit ungefähr zehn Jahren werde ich täglich angegafft, angesabbelt und angegrabbelt. Heute habe ich zum erstenmal zurückschlagen können. Zehn Jahre habe ich dazu gebraucht, lange genug. Aber was sind schon die zehn Jahre, die ich hinter mir habe, wenn ich daran denke, daß ich ab heute täglich den Mut haben werde, mich auch körperlich zu wehren. Tod, S. 279 (400-40) Jan erzählt auch 'ne Bahngeschichte. Von 'ner Frau, die auch von einem Typen begrabbelt wurde. Der die ganze Zeit neben ihr gesessen und sie begrabbelt hat. Von den Leuten, die zugeguckt haben. Nichts gesagt haben. Auch nicht, als die Frau weinte. Weinte, weil sie nicht wußte, wohin. Wohin in einem geschlossenem S-Bahn-Abteil? Tod, S. 282f (400-41) Ich werde rasend vor innerer Unruhe, als mir die verschenkte Möglichkeit klarwird. Wie soll ich schlafen können heute abend? Tod, S. 295 (400-42) Ich bin mir ganz sicher, daß Arne mich eines Tages mit Worten an sich heranlassen wird. Dessen bin ich mir sicher. Was ist es da noch wichtig, ob er mit mir schläft? Tod, S. 315 (400-43) Was nützt mir der Hinweis auf den NebenwiderSpruch, wenn er mein Leben bis in solche Kleinigkeiten hinein beherrscht? Auch sexuelle Unterdrückung ist ein Nebenwiderspruch. Sicher. Aber mein Leben ist durch diese Form der Unterdrückung beherrscht gewesen. Tod, S. 323 (400-44) Ich brauche meine Schwächen und Verwundbarkeiten nicht einer Frau zu zeigen, die ich eine Stunde kenne. Ich hätte nach Hause gehen können und im stillen Kämmerlein allein darüber nach-

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denken können. ^Aber was hätte mir das gebracht? ^Hätte mich das nicht viel verwundbarer gemacht? Tod, S. 325 (400-45) *Was könnte mir eine Beziehung zu Arne schon geben? 2Was nützt mir die schönste Sexualität mit ihm, wenn das die einzige Ebene ist, auf der er mir Wärme und Geborgenheit geben könnte? 3Wann habe ich in Gesprächen mit Arne Wärme und Geborgenheit erfahren? ^Wirkliches Verständnis und Eingehen auf das, was ich sage? -Hiann habe ich das von Arne erfahren? "Wann hat Sabine das von ihm erfahren? 'Was nützt es mir, wenn ich mich zwar in der Sexualität mit ihm wohl fühle, aber auf allen anderen Ebenen gegen seine Ignoranz und Unsensibilität ankämpfen muß? Tod, S. 330f (400-46) Ich will nicht nur Kraft geben, ich will auch Kraft bekommen aus so einer Beziehung. Von Arne könnte ich sie nicht bekommen. ^Was kämpfe ich eigentlich noch darum, Vertrauensperson für ihn zu werden? Was kämpfe ich eigentlich noch darum? Tod, S. 331f (400-47) Daß er ja eigentlich eine "Beziehung" möchte. Aber solange er keine hat, möchte er eben auch mal... ohne daß von den Frauen gleich solche Ansprüche kommen. Oder ob er sich "einen greifen" soll? Tod, S. 334 (400-48) Hat er mein Buch nicht gelesen oder was ist? Ich schreibe doch nun klar und deutlich, daß das ein Konflikt ist, mit dem ich selber nicht klar komme. Tod, S. 334 (400-49) Wenn wir das alles Scheiße finden, warum tun wir denn nicht alle was, um diese kalte norddeutsche Atmosphäre aufzubrechen? Tod, S. 338 (400-50) Eigentlich sind sie meine Schwestern, und ich will mit ihnen zusammen kämpfen. Aber was soll ich tun, wenn sie mich nicht als ihre Schwester akzeptieren und sich gegen mich stellen? Tod, S. 346 (401-1) Er will wieder das Spiel mit dem Feuer spielen, das Risiko genießen, sich selbst aufwerten durch die Hochschätzung der Frau. Ist sie ihm nicht unendlich überlegen mit ihrer Fähigkeit, neues Leben zu schenken? ^Will er nicht an dieser großartigen Sache wenigstens dadurch teilhaben, daß der Weg, der dahin führt, dornenreich und steil ist, mühevoll zu erklimmen, und daß das Ziel nicht nur bereitwillig gewährt wird, sondern zugleich Lohn für eine seltene Anstrengung bedeutet? Kursbuch 72/83:17

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(401-2) "Und wovon wollt ihr dort unten leben?" wäre der Einwand Giselas. ^"Wollt ihr über Jahrmärkte tingeln oder euch unter die Tausende reihen, die deutschen Touristen Kunsthandwerkliches verscherbeln? Oder glaubst du, du kämst bei drei Kindern noch zum Schreiben?" Kursbuch 72/83:18 (401-3) Wo ist denn 'Papa' bei unseren alleinerziehenden Müttern, die einen 'Kinderwunsch 1 hatten und sich 'die Erfahrung der Schwangerschaft1 gönnen wollten? ^Werden sie ihrem Kind sagen: 'Weil ich dich gewollt habe?1 3Wird ihr Kind dann glauben, man müsse das nur richtig wollen, oder doch lieber wieder zur Idee des KlapperStorchs greifen? Kursbuch 72/83:19 (401-4) Spielte es eine Rolle, daß er sich manchmal merkwürdig ankleidete, daß das eine Stück bisweilen schlecht mit dem anderen zusammenpaßte, daß er manches völlig vergaß? Was machte es schon, daß er den Namen des Parks, in den die beiden zu gehen pflegten, nicht mehr erinnerte, solange er noch immer den Weg dorthin und auch zurück fand? Kursbuch 72/83:31 (401-5) Wie kann man sich überhaupt nur Verwandte wünschen? Kursbuch 72/83:32 (401-6) Eines Tages fragte er sie: "Macht es etwas aus, ob du mein Kind oder meine Schwester bist? Wir sind eine Familie, das allein ist wichtig." Kursbuch 72/83:32 (401-7) Dabei gehen sozialpolitische und ideologische Begründungen kreuz und quer durcheinander - wie wäre sonst verständlich, daß der Staat den besonders belasteten ledigen Müttern unter allen sonst AIleinlebenden mit Kind (das sind Witwen, Geschiedene und Getrenntlebende) den geringsten Anspruch auf Unterhaltszahlungen, Kinder- und Wohngeld zugesteht? Kursbuch 72/83:99 (401-8) Die Angaben scheinen mir bisweilen etwas theoretisch zu sein: wo ist der Siebzehnjährige, der nicht mehr verspeist und vertrinkt als ein Elfjähriger? 2Warum findet zwischen dem 8. und 11. Lebensjahr kein Schulausflug statt? Kursbuch 72/83:101 (401-9) Kinder haben ein scharfes Auge für das Ausmaß gesellschaftlicher Zerstörung und Vergeudung, und was ist dagegen selbst ein von den football hooligans zerstörter Bundesbahnzug? Kursbuch 72/83:105

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(401-10) Wer will sich bei den klebrigen Küchendüften konzentrieren, sei er nun Lyrikfreak oder Lottoscheinausfüller. Kursbuch 72/83:172 (402-1) Wo endete der Marsch durch die Institutionen, den die Dutschke-Generation antreten wollte? Beim Radikalenerlaß. Peter Glotz/Wolfgang Malanowski: Student heute. Angepaßt? Ausgestiegen? Reinbek 1982 [im folgenden zitiert als "Student"]. S. 16 (402-2) *Kann man sich darüber wundern, wenn sich Orl ganisationsfeindlichkeit, eine radikale Ideologie der "persönlichen Betroffenheit", Punktualismus und auch einen bestimmte Form von Privatismus breitmacht? ^Daß - anders ausgedrückt 2 die Hoffnung auf Veränderung nicht auf den Staat, die Parteien und Massenorganisation projiziert wird, sondern auf die Zweier-Beziehung, die peer-group oder die kleinen Netzwerke? Student, S. 17 (402-3) Wen wundert es, daß dies alles zu erbitterten Auseinandersetzungen führt? Student, S. 23 (402-4) Diejenigen, die es immer selbstverständlich fanden, daß ihre Kinder zur Hochschule gingen, sagen: Warum genügen denn nicht auch zwölf l Prozent Akademiker? Denn bewußt oder unbewußt sagen sie sich: Mein Kind hätte es schon geschafft - 2 warum soll es so furchtbar viel 2 Konkurrenz auch aus anderen sozialen Schichten erdulden müssen? Student, S. 23 (402-5) Wie weit ist die deutsche Universität für den Seelenzustand der Studenten verantwortlich? Der Streit um diese im Umbruch befindliche soziale Institution geht ja seit langem zänkisch hin und her. Verstehen die Zahnärzte und Rechtsanwälte, l die an der Universität ausgebildet werden, eigentlich ihr Handwerk noch gut genug? Studie2 ren die Studenten nicht viel zu lange? Ver3 gammeln in den Universitäten nicht teure Elektronenmikroskope in ungenutzten Abstellräumen? ^Erforschen die Universitäten nicht die Vor4 fahrtsregeln in römischen Wagenrennen, anstatt sich mit den drängenden Problemen der Zukunft zu befassen? Vor allem gibt es natürlich die politische Kritik; sie hat die ehrwürdigste Tradition. ^Verderben die Universitäten nicht 5 die Jugend? ^Vermitteln sie ihnen nicht ver6 zerrte Gesellschaftsbilder? Die Gegenfragen kommen prompt. ^Wird die Universität nicht mit 7 unzureichend vorgebildeten Studenten überschwemmt?

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Genauer gesagt, handelt es sich um die Textsorte 'Sachbuch'

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^Kommen die Forscher eigentlich noch zum Forsehen, oder werden sie von Kapazitätsverordnungen so lange gewürgt, bis sie resignieren? "werden die Wissenschaftler nicht in einer Vielfalt von unüberschaubaren Mitbestimmungsgremien aufgearbeitet? Diese Argumente, an einem Faden aufgereiht, erregen nichts als Überdruß; aber in einigen davon stecken lebenswichtige Fragen für die Gesellschaft der Bundesrepublik. 10Wenn die Universitäten trotz all der nicht mehr verlierbaren Fortschritte der empirischen Wissenschaften wieder absinken auf die gesellschaftliche Bedeutung, die sie im 18. Jahrhundert einnahmen, was dann? Student, S. 27 (402-6) Was - um Himmels willen - verlangt ihr eigentlich von uns? - werden viele deutsche Professoren an dieser Stelle fragen. Student, S. 32 (402-7) Die soziale Öffnung der Universität - die trotz jahrelanger Bemühungen nur wenige Arbeiterkinder in die Universität brachten, dafür aber, wie immer bei sozialen Emanzipationsprozessen, viele Kinder der "lower middle class" - war sowohl eine berechtigte politische Forderung wie auch eine unausweichliche Konsequenz der ökonomischen Entwicklung. Wie hätte man sie verhindern können? Student, S. 33 (402-8) Auf diesem Hintergrund erscheint die Studentenrevolte der späten sechziger Jahre trotz ihrer oft realitätsblinden Kurzatmigkeit und ihres quälenden Endes als eine sicher zwiespältige, aber ermutigende Erfahrung. Sie hat der Gesellschaft der Bundesrepublik Impulse gegeben, die ein Jahrzehnt weitergewirkt haben. Aber jetzt? Student, S. 38 (402-9) Sind diese neuen Entwicklungen mit der postniateriellen Innenausstattung vielleicht doch leichter zu bewältigen als mit der unseren? Wer weiß, wer weiß. Student, S. 198 (402-10) Die Frage ist nur, woher ausgerechnet die ältere Generation den Mut nimmt, diese Beobachtungen in Vorwürfe umzuwenden? Student, S. 39 (402-11) Wieso darf man sich darüber wundern, daß dieser Stil immer wieder neue mächtige Wellen des Protestes produziert? Student, S. 40 (402-12) Wäre es nicht möglich, daß Kreativität, Beweglichkeit und Offenheit, Spontaneität, Entspanntheit und Ungezwungenheit Ressourcen wären,

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die in der Gesellschaft von morgen genauso notwendig sind wie Mühe, Entbehrung, Selbsteinschränkung und Aufschub? Student, S. 41 (402-13) Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine ftrbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte Verhängnisvoller sein? Student, S. 47 [In: Hannah Arendt: Vita Activa oder Vom tätigen Leben. Stuttgart 1960. S. 11] (402-14) Wer befindet sich also in den Hochschulen? Ein paar mehr Arbeiterkinder; vor allem aber: auch die Töchter der Mittelschichten. Student, S. 56 (402-15) Wieso ist das zuviel verlangt? - fragt nicht nur der ideale Steuerzahler. Student, S. 59 (402-16) Studienzeit galt als "besonders glückliche Zeit", das Studium selbst als durchaus erträglich. Leistungsdruck? Nur jeder siebte fand die Anforderungen zu hoch. Student, S. 64 (402-17) Sie können auch mal bis mittags im Bett bleiben, wenn sie "keinen Bock" haben. Aber ansonsten? Die "leisure class unter den Verdammten dieser Erde" (so umschreibt der Gießener Philosophie-Professor Odo Marquard die Studentenschaft) kann die Privilegien nicht nutzen. Wer sieht denn schon, fragt Wagner, "das andere Bild"? Student, S. 65 (402-18) Welcher gesettelte Vierziger oder Fünfziger vermag erst die Angst nachzuempfinden, die Tausende von Studenten befällt? Wie ihnen der "ganze Studienbetrieb unerträglich" wird; daß sie "gegen eine Wand der Sinnlosigkeit und des Mißerfolgs" anrennen, "sich ihrer selbst oft tatsächlich verloren" seien? Student, S. 65 (402-19) Aber warum studieren, sich dabei "verlieren" und obendrein auch noch so quälen? Student, S. 67 (402-20) ^Sind das nur private Kümmernisse und, gemäß l akademischer Gemütslage, stark übertriebene Kalamitäten? Oder sind es zudem Reflexionen 2 auf eine noch nicht oder falsch reformierte Universität, die zwar mehr und mehr Studenten ausbildet, aber nach wie vor einem Prinzip folgt, das für die kleine Elite zu Humboldts Zeiten ersonnen war? ^Bestätigt sich womöglich die 3 Anspielung des Präsidenten der Westdeutschen Rektorenkonferenz, George Turner, daß "niemand einer guten Sache mehr schaden kann als der-

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jenige, der es besonders gut mit ihr meint und dem der Blick fehlt für das Mögliche in der konkreten Situation"? Student, S. 72 (402-21) Was wurde denn reformiert am Universitätsbetrieb? Student, S. 73 (402-22) Sollten denn ausgerechnet die Kinder der Leistungsgesellschaft auf die Früchte verzichten, die ihre Eltern stets als die süßesten priesen? Student, S. 74 (402-23) Nur - *wie sollten denn die verschiedenen Systeme, von grundverschiedenen Kräften beherrscht, aufeinander abgestimmt werden? 2 Durch CSU-Planwirtschaft? Student, S. 77 (402-24) *Warum das Doppelte auf dem Streifen haben, wenn die Hälfte "nach acht Stunden erschöpfender Arbeit" doch "für bestimmte Ablenkungsmanöver" draufgeht? 2 Abrackern für eine Spitzenposition, "aufsteigen wie mein Vater"? Andere "Wertmaßstäbe" müßten her - "daß man sich sagt, mein Glück ist es nicht, wenn ich eine Mordskarriere mache". Student, S. 89 (402-25) Dem industriellen Zeitalter folgt das postindustrielle, postmaterielle. Frau Elisabeth Noelle-Neumanri hat dafür allerdings nur ein Wortspiel übrig: "Wir befinden uns nicht in einer post-industrial, sondern in einer "post-industrious 1 Phase." Ist das wirklich so einfach? Student, S. 96 (402-26) Diese angeblich skeptische Generation, die der Soziologe Schelsky, damals auch erst 45, in seinem imposanten Werk mit Einsicht und Nachsicht verewigte, war alles andere als skeptisch. Sie ging ans Werk, als sei nichts geschehen, gedankenarm und tatenreich (Hölderlin verkehrt), umgeben von den Trümmern des Dritten Reichs, das sie ansonsten nicht scherte. Sie hatte es nicht verschuldet, letztlich war sie Opfer, keineswegs gewappnet, es geistig zu bewältigen. Wer hätte ihr dabei helfen sollen? Die ältere Generation? Deren "politische Glaubensbereitschaff und "ideologische Aktivität" waren (gottlob) "an der Wurzel vernichtet" (Schelsky). Von Politik insbesondere fühlte sie sich zu Recht und selbst verschuldet, was sie sich wiederum nicht eingestand - "verraten und verkauft". •^Die Gesellschaft? Die war, resümierte Schelsky, "in hohem Maße gestört und funktionsunfähig, die politische Ordnung und Verwaltung von Besatzungs1

Auch die indikativische Lesart ist hier möglich.

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mächten dirigiert, die Wirtschaft zerschlagen". Student, S. 97f (402-27) Zwei Fünftel der männlichen Heiratskandidaten (und wer wollte nicht heiraten?) riefen nach der "guten Hausfrau" zuerst, nach Liebe zuletzt ein Prozent. Student, S. 101 (402-28) Selber wollte und sollte man "gar nichts tun": "Wohin sollte das führen, wenn jeder etwas unternehmen würde?" Student, S. 103 (402-29) "Was nun?" fragen schon 26 überwiegend konservative Universitätsprofessoren in einem aktuellen Sammelband. ^Chancengerechtigkeit zurücknehmen? Rückkehr zu der Universität für die oberen Zehntausend, für eine schmale Elite, die gerade noch zu vermarkten wäre? ^Soll statt gefördert kräftig ausgelesen, schon an den Grundschulen wieder gesiebt werden? ^Soll vielen Jugendlichen der Zugang zu Gymnasien und Hochschulen versperrt werden, damit zwölf Prozent eines Jahrgangs ein wieder sicheres KarriereTicket bekommen? Doch wohl nicht. Student, S. 77 (402-30) Die grobe Richtung deutet das Etikett "Anarchosozialisten" an, das sie sich zugelegt haben. Ein wenig hochtrabend und viel zu radikal wie es scheint, gemessen an den eher dürftigen Analysen, die in den studentischen Polit-Porträts überkommen. Am Ende nur ein geborgter Begriff? Student, S. 132 (402-31) Der Student, der anarchistische Töne anschlug, hat "Ängste, Ängste", nach "Gorleben zu fahren, eine aufs Maul zu kriegen". Und wozu auch? Student, S. 136 (402-32) Sie wollen die Basis mobilisieren, und zwar vor Ort. Aber wie? Student, S. 137 (402-33) "Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit", bedauert ein Student der Volkswirtschaft, das seien doch "alles eben nur Postulate". In Wirklichkeit sehe "das ganz anders aus". Aber wie soll es anders werden? Student, S. 138 (402-34) Auch sie wählt regelmäßig, "weil das Volk praktisch auch seine Meinung kundtun kann", würde aber "niemals in eine Gewerkschaft eintreten", wie es überhaupt für sie nicht in Frage kommt, sich "da so für Politik aufzuopfern." Wozu auch? Die Bedürfnisse seien "vollauf" befriedigt, Veränderungen "eigentlich nicht" notwendig. Student, S. 141

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(402-35) Auch die "Sanfte Kohorte" wird ihren Namen Lügen strafen. Sanft? Die Sanften sind auch sprunghaft, unkonzentriert und schwach, sensibel, sozial und lässig. Und ein paar von den Sanften sind gewaltsam. Student, S. 193 (402-36) Die strukturelle Arbeitslosigkeit in fast allen Industriegesellschaften wird in den nächsten Jahrzehnten durch Wachstum nicht aufzufangen sein; könnte man die Konsequenzen dieser EntWicklung - Ausbreitung der Schattenökonomie, Schwarzarbeit, eine weitere Segmentierung des Arbeitsmarkts - wirklich mit dem Tugendkatalog der protestantischen Ethik bewältigen? Student, S. 198 (402-37) Andererseits wird befürchtet, daß die Grünen sich "den sowieso schon formenden Ideen anpassen, also daß die auch nicht besonders radikal sind". [ . . . ] Und überhaupt: "Ob das klappen würde, wenn du da so einen Haufen Parteien hättest, jede mit einer anderen Richtung?" Student, S. 164 (402-38) Warum noch - wenn man die Etablierten nicht ausstehen kann und den Grünen/Bunten nicht viel zumutet - wählen? Student, S. 167 (402-39) Darf oder muß sogar verallgemeinert werden, was in den Interview-Protokollen an Ablehnung, gar Haß gegen die Parteien und heftiger Kritik an den Gewerkschaften zum Ausdruck kommt? Jüngste repräsentative Umfragen unter Jugendlichen und das Verhalten von Jungwählern legen das, was die Parteien betrifft, nahe. Student, S. 174 (402-40) Demokratie, mehr Demokratie wollen fast alle. Aber mehr Demokratie wagen?

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Student, S. 175 (402-41) Der Medizinstudent, der das so formuliert, will "in zunehmendem Maß eine größere Freiheit", nur welche? Student, S. 177 (402-42) *Wer hindert sie daran? 2 Allein die angeblieh unmenschliche Gesellschaft? Viele Studenten empfinden das so. Student, S. 185 (402-43) Zurück zur Natur, allem aus dem Weg gehen, wenigstens in Gedanken? Die wenigsten können sich aufraffen, ihre Träume zu verwirklichen. *Wer bricht in Verwirklichung der eigenen Sozialkritik seine akademische Ausbildung ab, gibt die, geminderte, Karrierechance auf? Wer nimmt die Mühe des ersehnten, aber nur selten selber erlebten neuen Lebens auf sich? Student, S. 185

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(402-44) "Fern von aller Kultur, fern von den Zwängen, die hier herrschen", so malen Studenten sich die Alternative aus, "eine kleine Insel zu schaffen, die inmitten von dem wogenden Meer da liegt, wo einigermaßen um glückliches Leben gestrebt wird." Vorweggenommene Midlife-Krisen, mit denen sich ihre ungeliebten Väter plagen, womöglich aus ähnlichen Gründen? Aber die Wärmepumpe, die in der Berliner "Fabrik für Handwerk, Kultur und Sport" entwickelt worden ist, ist ein sehr intelligentes Produkt. Student, S. 186 (402-45) Die Alternativen von heute - sind das die Handervögel von Gestern und Vorgestern? Treibt es Enkel und Söhne um, wie ehedem Väter und Großväter? Altersbedingter Idealismus wie eh und je, der romantischen Weltschmerz ausbrütet, vorübergehend? ^Zeitgeist, der sich mit der Zeit von selbst in nichts auflöst, die Zeit wohl spiegelt, aber nicht verändert? "Fast scheint es so", charakterisiert der Politologe Wolfgang Kraushaar die Alternativbewegung, "als würde die Umwelt vcn einer neuen Generation der Verweigerung aus einer BabyPerspektive wahrgenommen werden, mit infantilem Trotz eine passende Welt als quasimütterliche Zuwendung fordernd." Student, S. 190f (402-46) Aber auch der Begriff "Fortschritt" wird nur von wenigen (elf Prozent) eindeutig positiv gewertet; mehr äußern Ablehnung (22 Prozent) und Neutralität (25 Prozent); fast jeder zweite (40 Prozent) assoziiert im Begriff Fortschritt Vor- und Nachteile gleichzeitig. Ist das nun links? Student, S. 194 (402-47) Die Verachtung der Macht führt zur Machtlosigkeit. Die emphatische Ablehnung der Funktionäre und des Funktionierens könnte uns eine Funktionselite bescheren, die sich wie das deutsche Bürgertum nach der gescheiterten Revolution von 1848 dem schmutzigen Spiel der Macht versagt. Wer wird die Hebel dann in wessen Interesse bedienen? Student, S. 197 (403-1) Durfte der Rekrut Schneider wirklich das gesamte Wochenende nicht heimfahren, weil er in der Waffenausbildung zu langsam war? ^Ohne förmliche Disziplinarmaßnahme? Das wäre Freiheitsberaubung. Oder hatte er nur zusätzliehen Ausbildungsdienst, so daß ihm die Heimfahrt nicht mehr lohnend erschien? Es hätte sich feststellen lassen. Jürgen Reichardt: Woher der Haß? Viele der Vorwürfe gegen die Bundeswehr sind schwer zu glau-

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ben. In: DIE ZEIT 2/1983. 7.1.83 [die folgenden Belege unter der Belegnurraner B403 sind diesem Text entnommen] (403-2) Hat ein Ausbilder wirklich den Spindinhalt, also auch saubere Wäsche, auf den Boden gekippt? Hat es der Stubenälteste dem Zugführer gemeldet? Was sagte der Einheitsführer? Der Vertrauensmann ist mindestens einmal im Quartal beim Bataillonskommandeur. ^Was wurde ihm vorgetragen? (403-3) *Wieso m u ß die Familie Schneider a u f Urlaub verzichten, nur weil der Sohn bei der Bundeswehr ist? 2 Wofür möchte die Mutter Kindergeld kassieren, während der erwachsene Sohn - bei freier Unterkunft, freier Verpflegung und freier Heilfürsorge - Wehrsold bezieht. (403-4) Es ist manchmal schon unbequem, zu einem bestimmten Termin in einer Pause die Wäsche abzugeben. Ist hier geprüft worden, wie die Abgäbe- und Rückgabezeiten wirklich sind? (403-5) Blasen an den Füßen erhält man auch bei anderen Schuhgrößen als 47. Sollen Kameraden die Schuhe für Herrn Schneider einlaufen? (403-6) 1-Wie lang w a r d e r Marsch f ü r d i e "Legion" v o n Blasen? 2 Ist diese Gewöhnung und Abhärtung so abträglich für einen jungen, gesunden Mann, daß dadurch die "Schattenseiten des bejahten Staates"... schwerer werden? Ist Blasenfreiheit unsere Forderung an den Staat? (403-7) Der Soldat erhält staatsbürgerlichen Unterricht. So schreibt das Soldatengesetz es vor. Nichts nimmt die Bundeswehr seit Anfang an so ernst wie diese Aufgabe. Was hat Rekrut Schneider darüber berichtet? konnte er sich nicht mit seiner Meinung äußern? 2Hat er erlebt, daß jemand Nachteile oder Vorteile wegen seiner Meinung hatte? ^Was war das für ein politischer Dreck, den er da fressen mußte? (403-8) *Aber wo haben denn andere Jugendliche, auch Abiturienten, ein solches Angebot der politischen Bildung, ohne sich persönlich engagieren zu müssen? 2Wo wird für Zwanzigjährige mehr getan? -^Hat Frau Schneider die Unterrichtsmaterialien einmal gesehen? ^War es vielleicht nur die Meinung anderer, die der Rekrut als Dreck ansah? (403-9) Natürlich kommen in einer Garnison alle Schichten und Strömungen unseres Volkes vor. Dieses Erleben war schon für manchen Abiturienten befremdlich. Aber widerspricht es dem Wesen der Demokratie? (403-10) Als Schüler war der Rekrut in einem Ostblockstaat. In einem Friedenslager. ^Ist es illegitim, wenn der Militärische Abschirmdienst der Sache nachgeht? 2Hat Frau Schneider nie darüber

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nachgedacht, daß Abschirmung in erster Linie der Sicherheit ihres Sohnes dient? Hat sie nie von den verzweifelten Schicksalen jener gehört, die in Verstrickung geraten waren? 4Und über die Rafinesse, mit der jemand angeworben wird? (403-11) Hat Frau Schneider eine Ahnung, wie "Verhöre" in totalitären Staaten geführt werden? (403-12) *Hat nicht jeder, der haßt, im Grunde einen Haß gegen sich selbst? Frau Schneider meint, sie habe ihre Söhne zum Frieden erzogen, indem sie ihnen kein "Kriegsspielzeug" gegeben habe. 2 Woher dann der Haß? (403-13) ^arum will d e r Soldat a m Ende verweigern: 2 Wegen der Schmutzwäsche? ^Wegen der Blasen? ^Wegen der Langeweile? Selbst unser in Grundrechten so großzügiges Grundgesetz sieht das nicht vor. (403-14) Frau Schneider ist es um Tatsachen nicht gegangen. Ob am Ende der Beitrag dem Rekruten Schneider recht war? (404) Denen da oben sind die schädlichen Folgen lustfeindlicher Alltagsmonotonie offenbar fremd. Wie sonst wäre zu erklären, daß sie uns immerfort Saures zumuten und ansonsten Fehlanzeige melden? ZEIT 17/83:59 (405) Alle drei zeichnen sich durch ein erfrischend asexuelles Verhalten aus. Das Ideal der Frau, die man heiratet, wird denn auch schon frühzeitig beschrieben: "Sie ist ein guter Kumpel, in den man sich auf den ersten Blick verliebt." Geht es hier um einen Bernhardiner oder die Freundschaft zwischen zwei Grubenarbeitern? Einerlei - eine eigene Identität hat die Frau sowieso nicht. ZEIT 17/83:59 (406) In dem Prospekt zum KZ Buchwald lese ich: "Die Blutspur führt nach Bonn." Und ich werde so zornig, daß ich auf der Weiterfahrt noch Stunden später meiner Empörung ihren Lauf lasse: ^Adenauer, Brandt, Schmidt - die Helfershelfer der Mörder von damals? Das ist plumper DDR-Jargon, billige, abstoßende Geschichtsklitterung. [ . . . ] Immer wieder lese ich in "Stadtführern", wie der Osten unter den "Terrorangriffen britischamerikanischer Bomberverbände" gelitten hat. Meine Begleiter frage ich, auch wenn sie nicht hinzuhören scheinen, immer wieder: So schlimm die Angriffe gewesen sind, haben sie der Roten Armee nicht doch den Vormarsch erleichtert? ^Gab es Rache, wenn es sie gab, nicht auch bei ihren Befreiern, denen sie später Denkmäler errichtet haben? Wenn sie nur ihren "Stadtführern" Glauben schenken, glauben sie einer verdrehten

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Wahrheit, einer DDR-Wahrheit. ZEIT 17/83:59 (407) Vom Suff bis zur Vergewaltigung, von der Prügelszene, welche auch die Frauen mit einbezog, bis zum Selbstmord des Bauunternehmers, nichts wurde ausgespart. Wie sollte bei dieser Konzeption noch ein überzeugender Gedanke zu den Problemen der Arbeiter untergebracht werden? KSTA 103/83:42 (408) Sein Strafregisterauszug enthielt nämlich bereits eine Verurteilung wegen Volltrunkenheit. Damals lagen dem allerdings etliche Zehntelpromille mehr zugrunde, als er sie jetzt aufweisen konnte. Diesen Unterschied einzusehen, weigerte er sich aber konstant. Er stellte die rhetorische Frage: "Wenn man mit 0,8 Promille den Führerschein abgenommen bekommt, soll man mit zwei Promille noch voll verantwortlich sein?"

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Eine weitere Frage, die nun gestellt werden muß: Warum verbreitert man eine Brücke zuvor, um sie dann nachträglich erst zu sanieren? KSTA 103/83:42 (410) ^Wer h a t d i e Nation davor bewahrt, eine Nation kleiner, gelber Affen zu werden? Und wer hat verhindert, daß die Nigger-Politiker dieses Land nehmen und uns an die Russen verramschen? ZEIT-magazin 37/83:19f (411) Eine, wie wir meinen, ganz unsinnige Bescheidenheit. Denn wer sagt denn, daß ein modernes Flugboot keine Zukunft hätte? ZEIT-magazin 37/83:9 (412) Wie dem auch sei: Was der von uns gefahrene 11 TXE an Ausstattung bietet, wäre vor wenigen Jahren noch in der Dreiliterklasse sündiger Luxus gewesen. Aber warum soll sich nicht auch der Käufer eines vernünftig kleinen, vernünftig sparsamen Autos als Gourmet am Steuer fühlen? KSTA 220/83:o.S. (413) W i e sonst i s t z u erklären, d a ß d e r Basketballehrer Ralph Klein nach dem gelungenen Debüt in der Bundesliga, einem vom Ergebnis her respektablen 81:62 (40:38) - Erfolg beim BC Giants Osnabrück, die Leistung seiner Saturn-Mannschaft mit beißender Ironie kommentierte. Die Antwort auf die Frage, was er denn für gut, und was er für schlecht befunden habe, war eine Gegenfrage: 2 "War denn etwas gut?" KSTA 217/83:19 1 2

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Hier ist auch die indikativische Lesart möglich. Offenbar handelt es sich hier um eine rhetorische Formel mit obligatorischer Verbendstellung.

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NR (414) Und wie gesagt, in Flandern ist gutes Essen keine Preisfrage. Oder wo sonst bekommen Sie einen fangfrischen Hummer schon für 20.- DM? KSTA 213/83:0.S. (415) Warum nicht in die Höhe gehen, wenn's Platz sparen hilft? Werbeprospekt Einrichtungshaus BUCH, 5 Köln 30 (416) E s erschien i h m wie e i n Alptraum: W e r geht schon zum Hansaring?" In einen Bereich, der städtebaulich vernachlässigt, durch einen Eisenbahnviadukt verunstaltet und, zu vorgerückter Stunde, durch Prostitution verrufen war? KSTA 17./18.9.83 (Bunte Blätter) (417) Solange das so ist, solange die Verantwortlichen nicht über den Autofahrer-Schatten springen, kann mit einer Änderung nicht gerechnet werden. Oder vertraut noch irgend jemand auf die Wirkung von Appellen, bei der Parkplatzsuche Gemeinsinn walten zu lassen? KSTA 209/83:18 (418) Und neu ist auch der Preis: Ab sofort kostet McRib nur noch 3 Mark 95*. Ist das ein Wort? Na, dann aber herzhaft ran! KSTA 209/83:o.S. (419) Den Grünen ist, nach ihrem halben Jahr Erfahrung mit dem Parlament, fast schon vorzuwerfen, sie versuchten Politik mit theatralischen Elementen. Ist es Politik, wenn Frau Beck-Oberndorff im hochgeschlitzten schwarzen Kleid und ihre männlichen Kollegen mit schwarzer Armbinde eine Demonstration gegen die "verfehlte Ausländerpolitik" der Regierung versuchen? KSTA 209/83:3 (420) Dem jungen Mann war das noch nie passiert. Er glaubte, an einen "Spinner" geraten zu sein. "Denn welcher Manager hatte schon soviel Zeit zur Verfügung?" ZEIT 38/83:28 (421) Die Apparate sind auf Alarm geschaltet. Ist es erstaunlich, daß sie dann funktionieren wie programmiert? ZEIT 37/83:1 (422) Mit welcher Berechtigung steigt der sportliche Junge, der vor Fußballfieber keine Zeit für Hausaufgaben hat, jeden seiner Mitschüler an die Wand kickt und schon beim Betreten der Turnhalle so laut "Fußball" schreit, daß der Sportlehrer glaubt, dies sei der Wunsch der ganzen Klasse? ZEIT 37/83:33 (423) Denn wer wüßte mehr von der Liebe, auch der sogenannten, als dieser vielbegehrte, viel Liebe begehrende Autor? [bezüglich John Le Carre] ZEIT 36/83:35

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(424) Und welches Festival schafft es schon, Ingmar Bergman und Frederico Fellini zusammenzubringen? [bezüglich Biennale Venedig] ZEIT 36/83:44 (425) Auch früh am Morgen gibt es ein paar schöne Überraschungen. Zumindest wenn Sie ihr Radio morgens auf RTL einstellen. Denn unser Morgenprogramm "Guten Morgen Deutschland" bringt Sie in jeder Beziehung gut in Form. Einerseits werden Sie gut informiert. Andererseits aber auch gut unterhalten. i Denn wo singt schon ein Wetterfrosch? 2Und wo werden Sie schon mit Bargeld geweckt? Wo können Sie mal öffentlich Dampf ablassen? ^Und wo wünscht Ihnen jemand zum Frühstück "Happy Birthday"? KSTA 216/83:12 (426) Werner M. sagt: "Wie soll ich mein Leben leben, wie ein Mensch leben, wenn ich nicht so behandelt werde?" ZEIT 37/83:64 (427) So scheiden sich abgründig die Kinder des Lichts und die Kinder der Finsternis. Wie aber sollen die noch miteinander reden? ZEIT 36/83:3 (428) Warum also, wenn sich am 6. September die Unterhandler der Supermächte wieder zusammensetzen, nicht Andropows Vorschläge ausloten und ihn darauf festnageln? ZEIT 36/83:4 (429) Aber die Rechtslage ist weithin ungeklärt. Wer klagt schon deswegen. Dabei sind solche Fragen Alltagsprobleme für jeden Reisenden. ZEIT 38/83:60 (430) Ältere Lehrer haben noch geringere Chancen, sich plötzlich auf ein neues Betätigungsfeld einzustellen. Warum also die Verunsicherung allgemein machen? Ein weiteres Sonderopfer der Lehrer ist deshalb entschieden abzulehnen. ZEIT 39/83:14 (431) Warum nicht was Besonderes werden? [Überschrift] Brigitte 19/83:120 (432) Wie gehabt glitzert der Straß im Lampenlicht zum Ausgehen haben Sie die Kette, die Ohrringe angeschafft. Was hindert Sie eigentlich daran, mal im Supermarkt beim Einkaufen, im Büro oder wo auch immer damit zu glitzern? Brigitte 19/83:30 (433) Besonders für Frauen grenzt dieser verordnete Gebirgsjäger-Charme an Körperverletzung. Muß die Christel von der Post denn unbedingt als Aschenputtel auftreten? Brigitte 19/33:140 l

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Schon kann hier sowohl rhetorisch als auch temporal verstanden werden.

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Jetzt sitzt die Jeans so kurvennah wie der BH. [Überschrift] Würden Sie einen BH tragen, der l nicht sitzt wie eine zweite Haut? Sicherlich nicht. Aber warum tragen Sie dann solche Jeans? 2 Brigitte 19/83:25 Bei ihren Auslandsaufenthalten hatten sie erfahren, wie weit verbreitet der sexuelle Mißbrauch von Kindern ist. Warum sollten die Verhältnisse in der Bundesrepublik so anders sein? Brigitte 19/83:202 Irgendein Wolfgang Knauer vom NDR findet das für eine Vormittagssendung zu geschmacklos, man kann es "dem" Hörer nicht zumuten, - '•was kann l man wem nicht zumuten? Wer bestimmt den öffent- 2 liehen Geschmack? ZEIT 39/83:63 ^Warum s o verklemmt? ^Gilot e s denn irgend etwas, l das spannender wäre als der Mensch? ^Und gibt 2 es - Hand aufs Herz - jemanden, der gänzlich 3 ohne Neugier auf die Nöte und Freuden des Nachbarn wäre? ZEIT-magazin 39/83:64 *Ob die Bauern sonntags nach der Messe im Wirts- l haus sitzen und über das Pech der Nachbarn schwätzen. Ob die alten Frauen im Bus über die Krank- 2 heiten ihrer Altersgenossinnen reden: nie ist der Mensch so vergnügt, als wenn er hört, wie wer anders zu Schaden gekommen ist, er aber nicht. ZEIT-magazin 39/83:64 Wen wundert es noch, daß man heute das Werk Roussels (1877-1933) als ein Schlüsselwerk der Moderne betrachtet. Klappentext zu Roussels 'Locus Solus 1 , Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. Für ihn ist Pierre Littbarski ein Beispiel dafür, wie abrupt ein Höhenflug enden kann: "Was hat Littbarski in den letzten Jahren dazugelernt? Im Gegenteil: Er spielt mit 23 Jahren schlechter als mit 20 Jahren." KSTA 291/83:19 Warum eigentlich auf ein bißchen Glück das ganze Leben warten? Komm doch mal rüber! Spielbank Bad Neuenahr. KSTA 285/83:27 Das Bemerkenswerteste an Waldleitner ist seine Fähigkeit, Koalitionen zustande zu bringen. Wer außer ihm konnte schon mit Franz-Josef Strauß und dem verstorbenen Rainer Werner Fassbinder zugleich befreundet sein? KSTA 278/83:38 Die eurocheque-Karte bietet Ihnen viele Vorteile: [ . . . ] . Warum sollten Sie auf diese Vorteile verziehten? Werbeschreiben Deutsche Bank AG, November 1983

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Herr Minister, wer ist denn nun wirklich unmorausch, die Firma, die so großzügig kassiert, oder der Schwarzarbeiter, der das Ganze für sagen wir 30 DM erledigt hätte? KSTA 233/83:16 (445) Kürzere Arbeitszeit, mehr Freizeit - das hat die Wirtschaft in den sechziger Jahren doch auch verkraftet. Warum soll, was früher ging, heute nicht mehr funktionieren? Der Unterschied: [ . . . ] . Arbeitszeitverkürzung in einer Wirtschaftskrise - das ist Münchhausens Versuch, sich am eigenen Schöpf aus dem Sumpf zu ziehen. KSTA 261/83:26 (446) "Was nützt es, wenn ich die beste Komposition der Welt präsentiere, aber in der Gruppe eine solch auffällige Erscheinung steht", poltert Mariana Christiansen, die am Donnerstag mit einer neuen eigenwilligen Komposition den Wettbewerb gegen 25 Gruppen aufnimmt und das Finale erreichen möchte. KSTA 261/83:26 (447) W e r übernimmt f ü r d i e jungen Mädchen, d i e b e i der Gymnastik-WM graziös ihre Gelenke biegen, die Garantie, daß sie später in ihren besten Lebensjahren nicht am Stock zu gehen brauchen? Der Deutsche Sportbund oder Trainerin Christiansen? KSTA 223/83:18 (448) Entsprechender Ersatz, so schien es, war nicht zu erwerben. Aber Moment mal! War das nicht Klasse, wie der junge Mann mit dem Allerweltsnamen Schulz zwei Tore gemacht hat? Dieser Nobody kam für 35000 Mark aus Herne und heißt übrigens Frank. KSTA 223/83:18 (449) Gut, die Bayern sind hochnäsig nach Bochum gekommen. "Auf einer Welle der Euphorie", sagt Udo Lattek. Sie hatten Waldhof mit 6:0 vom Platz gefegt. Sie hatten mit einer Reservistenmannschaft die Nationalelf 4:2 niedergemacht. Und da sollten diese armen Bochumer ernsthafte Gegner für sie sein? "Eine klare Unterschätzung der Bochumer Mannschaft", stellte Udo Lattek nach dem peinlichen 1:3 im Ruhrstadion fest und Präsident Hoffmann erkannte sogar eine alte Bayernkrankheit. KSTA 223/83:18 (450) Friede für zwei Tage ist leicht dadurch zu erreichen, daß man der Sowjetunion ihren Willen tut - und übermorgen wird es so schlimm schon nicht kommen. Schließlich sind auch noch die anderen da, die Verbündeten. Man beachte die Alternative im Fokus.

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Nur - wenn die dann auch ihren lieben Frieden haben wollen? FAZ, 27.5.83 (451) "In einer dieser Insel-Urbanisationen saß ein alter Mann. Er las eine Zeitung. Kein Mensch. Kein Laut. Völlige Stille. Was hat der Mann es schön. - Hat der Mann es wirklich schön? Wenn er Menschen sehen will, fährt er wahrscheinlich nach Ibiza-Stadt. Was für ein entsetzlicher Gedanke." ZEIT 29/84:47 (452) Was nutzt das Lamentieren über das Absterben der Wälder, wenn alte und gesunde Bäume zugunsten einer umstrittenen Verkehrsregelung gefällt werden sollten? KSTA 221/83:17 (453) Natürlich gibt es Fragmente der Erinnerung an Bizet, wie auch nicht. ZEIT 30/84:35 (454) "Wo gibt es das heute noch, daß Berufssportler freiwillig auf Geld verzichten?", fragt Puschel. KSTA 262/83:20 (455) Daß die Abstimmung unbefriedigend gewesen sei, habe er, Kohl, öffentlich schon gesagt. "Warum soll man, wenn ein Fehler vorgekommen ist, einen solchen Fehler nicht zugeben?" KSTA 262/83:1 (456) Glaubt der Generalsekretär der CDU tatsächlich, l ein politisches Argument sei schon deshalb falsch, weil auch die Sowjetunion es verwendet? Und will 2 er die Öffentlichkeit tatsächlich glaubenmachen, er anerkenne "die geschichtliche Leistung der SPD für unsere Demokratie" und habe die Sozialdemokraten nur "zur Besinnung rufen" wollen? Was Geißler will, ist allzu offensichtlich: den politischen Gegner diskreditieren. Und dazu ist ihm anscheinend jedes Mittel recht. KSTA 221/83:2 (457) Ganz abgesehen davon, welches Urteil der Bundesgerichtshof im Falle des Schweizer Fassadenmalers Nägeli fällen wird: wohin wird es führen, wenn jeder, der seine Kritzeleien für Kunst hält, sich dazu aller geeigneten Flächen bedienen darf? KSTA 221/83:0.S. (458) Die selbstbewußten und selbständigen Anwältinnen erklärten sich somit solidarisch mit der Mehrheit ihrer Mandantinnen: Hausfrauen und Müttern, die nach einer Scheidung meist um jeden

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Selbständige t/enn-eingeleitete Fragesätze können vermutlich als Ellipsen von Ergänzungsfragesätzen betrachtet werden. Vgl. Beispiele wie Wenn das jeder machen würde? (Wo kämen wir denn hin?) vs. Wo kämen wir denn da hin, wenn das jeder wachen würde? Vgl. auch Weuster ( 1 9 8 3 : 5 9 f f ) .

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Pfennig Unterhalt kämpfen müssen und die kaum eine Chance haben, aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung ihre Aufgaben in der Familie und angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt jemals wirtschaftlich auf eigene Füße zu stellen. "Sollen auch sie", so fragt sarkastisch eine Hamburger Rechtsanwältin, "hopplahopp der Sozialhilfe überantwortet werden, auch wenn der Exehemann zahlen kann?" KSTA 240/83:3 (459) "Ich bin ganz verzweifelt. Ich bin zum zweitenmal schwanger, es war gar nicht geplant. Aber soll ich denn jetzt das Kind abtreiben lassen, nur weil mein Mann so hohe Unterhaltsleistungen erbringen muß?" KSTA 240/83:3 (460) Was gibt es rassigeres, delikateres und lebhafteres als einen trockenen Bordeaux-Weißwein? Kleiner Führer der Bordeaux-Weine. Bordeaux, o.J. (461) Kein Vorgesetzter, der hineinredet, keine Arbeitszeit, die eingehalten werden muß, keine Dienstvorschriften, die berücksichtigt sein wollen - in welchem Beruf gibt es das denn noch? ZEIT-magazin 42/83:75 (462) "In der siebten Klasse sind sie voll in der Pubertät, und auf dem Lehrplan stehen Insekten und Wald. Wie sollen sie das besonders spannend

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ZEIT-magazin 44/83:15 "Warum eigentlich", fragt Wolfgang, "soll man damit erst anfangen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist?" KSTA 298/83:13 Wer freut sich denn auch über eine Dummheit? KSTA 302/83:9 "Was kann denn bei uns noch dazwischenkommen? Doch höchstens ein Erdbeben oder sonst'ne Katastrophe. " KSTA 302/83:18 Aber, Hand aufs Herz: Hat die Neue Heimat wirklieh so viel besser gebaut, als es darauf ankam, schnell Wohnungen für Millionen aus dem Boden zu stampfen? ZEIT 31/84:3 Manches Element hat sich freilich im Unterbewußten weiterentwickelt und muß dort weiter als Siedler vermutet werden. Wer will darüber pauschal urteilen? ZEIT 40/83:15 Sein General kennt das Kulturgut aus Listen und Landkarten, aber die Konvention erlaubt ihm ja, nachdem sie ihn aufgefordert hat, "von allen feindseligen Handlungen Abstand zu nehmen", zuwider zu handeln, wenn "die militärische

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Notwendigkeit dies zwingend erfordert". Und kann er denn der großen Bombe sagen, sie solle, wenn sie explodiert, die Porta Nigra und den Nachlaß von Bert Brecht und den Bronze-Lessing in Hamburg auslassen? Wie soll man da nicht sarkastisch werden und höhnen? ZEIT 40/83:43 (469) Wie absurd, Bauwerke für schützbar zu halten in einem "Konflikt", der ein Vernichtungskrieg sein wird. Wie perfide, dem Kulturgut Denkmal einen höheren Schutz zuzubilligen als seinem

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Urheber, dem Naturgut Mensch. Wie soll man die

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Plakettierung von besonderen Bauwerken nicht für einen bösen Witz halten - für Zynismus. ZEIT 40/83:43 Die Hitlerei ist längst zerstoben, der Stadt blieb das Geburtshaus des Diktators und dessen unseliger R u f . Wem auch fällt zu Braunau nicht sofort Hitler ein? ZEIT 41/83:75 Lediglich ein Münchner Busunternehmen hat Hitlers Geburtshaus - auf einer Tour in die Wachau im Reiseplan. Soll man die wenigen noch vergrämen? Wo die Besucher doch nur neugierig seien, nicht Nazis. ZEIT 41/83:42 Wozu sich den Kopf zerbrechen über Motivationen, Inhalte und Formen des Studiums, wenn nur das Ziel interessant ist? ZEIT 43/83:42 Aber wie so oft, so lautete die einstimmige Klage, wollen die Europäer wieder nicht mitmachen, obwohl doch gerade sie vom Golf-Öl viel abhängiger seien als die USA. Ein Scriptfehler, aber wer erinnert sich schon noch an Henry Kissingers internationales Energieabkommen von 1973. ZEIT 50/83:60 Wer, außer J.R. Ewing, wollte nicht geliebt werden? ZEIT 36/83:1 Wen wundert es noch, daß der Kirchenbesuch junger evangelischer Menschen von 13 auf zwei Prozent zurückgegangen ist? Es ist zum "Katholischwerden" . ZEIT 48/83:14 D i e Schweizer 'Weltwoche 1 fragt spitz: "Wer l schert sich schon um Inhalt? Was soll die Bot2 schaft, der Reiz liegt in der Art ihrer Überbringer. [ . . . ] . " ZEIT 48/83:69 Heute haben wir nicht nur Professoren für Philosophie und Rechtswissenschaft, sondern auch solche für Weinbau, für Papierverarbeitung, für Photographie und sogar einige für Mode und Design.

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Ist es da ein Wunder, daß viele der großen alten Herren sich in dieser Gesellschaft nicht mehr wohlfühlen? ZEIT 48/83:67 (478) Wer wollte Ihnen widersprechen, wenn Sie nachdrücklich die Vorrangigkeit der Arbeitsbeschaffung betonen.

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*Wer steht schon gern um ein oder zwei Uhr nachts auf? Vor allem aber: ^Wer geht schon gern um 20 oder 21 Uhr ins Bett? ZEIT 50/83:71 "Wenn wir nach Paragraph 26 der Landeshaushaltsordnung", referiert ein Marktaufsichtsbeamter, "Überschuß hätten, müßten wir Gebühren senken." Welche Behörde tut das schon gern. ZEIT 50/83:71 ^Welcher deutsche Verein wäre autoritärer, perfekter organisiert als Schlaraffia e.V.? ^Wo würde Vereinsmeierei zugleich parodistischer betrieben als hier? ZEIT-magazin 1/84:20 Wer findet sich schon in einem solchen Zahlenverwirrspiel zurecht? Dazu bedarf es eines eifrigen Studiums. KSTA 4/83:20 Wann zuletzt ist eine so faszinierende DarStellung aktueller Kunst so staubtrocken begonnen worden? ZEIT 41/83:57 Gut, jeder Schauspieler gibt vor, etwas zu sein, was er nicht ist. Aber muß man das gleich so vorspielen? ZEIT 41/83:48 Die Polizeibehörden weigern sich denn auch, zu Unrecht "wild" parkende Camper systematisch aufzustöbern und zu verwarnen. "Dafür haben wir die Leute gar nicht", sagt ein leitender Beamter. Die Gemeinden seien selbst schuld an der Camper-Plage. Sie hätten den Trend zum Wohnmobil verschlafen und nicht beizeiten ausreichend Stellplätze geschaffen: "Wo sollen die Urlauber auf Fehmarn und Sylt denn hin, wenn die Campingplätze dort hoffnungslos überfüllt sind?" ZEIT 31/84:41 PRO FAMILIAS Dogma lautet seit ihrer Gründung im Jahre 1952 "Emanzipation" und "Selbstbestimmung". Ist es da verwunderlich, daß PRO FAMILIA immer wieder aneckte, weil es gegen geltende Moral und Rollenklischees verstieß? ZEIT 31/84:37 In einem Gespräch über die Nachrüstungsdebatte und die Friedensbewegung in der Bundesrepublik, die ihn tief beunruhigte, sagte der General

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selbst mit einem Unterton von Bitterkeit: "Meine Generation hat die Zeche bezahlt. Wie könnte jemand wie ich gegen den Frieden sein?" ZEIT 50/83:3 An der miserablen Stimmung in der Times-Redaktion hatte Murdoch sicher nicht weniger Schuld als Harold Evans. Nicht zuletzt dadurch, daß er bei einer der dauernden Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften gedroht hatte, er werde die Zeitung einstellen. Wer arbeitet unter solchen Umständen schon fröhlich? ZEIT 48/83:24 Millau, die Stadt der Lederindustrie, stellte vor allem Handschuhe (etwa für Dior) her; nun ist es arm - denn wer trägt schon noch Handschuhe? ZEIT 48/83:63 Eines weist Driest entrüstet zurück: "Was heißt hier Spekulation ... Spekulation auf den finanziellen Erfolg bestimmt mein Handeln nicht, weil ich davon überzeugt bin, daß diese Berechnungen alle fehlschlagen!" ZEIT 43/83:70 Wer merkt nicht auf, wenn im politischen Jargon vom "Schloß" statt vom Elysee die Rede ist? ZEIT 1/84:2 Ich hatte mich schon gewundert: die Stadt-Revue und Humor? Luxor 4/83:o.S. Da wabert und labert es von gegenseitiger Selbstbeweihräucherung, von als Selbstkritik getarnter Hochnäsigkeit, von hinterhältigen Solidaritätserklärungen, von dumpfen Sprüchen und leeren Worthülsen, die dem ahnungslosen Knast-Abonnenten (liest's sonst noch jemand?) als kulturphilosophische Betrachtungen verkauft werden. Luxor 4/83:o.S. Und w a r ' s nicht irre toll, damals, wie wir -zig Fuffziger in die Box geschmissen haben, um immer und immer wieder Satisfaction zu hören, und mit zu gröhlen, während unsere dummen Alten ihr Klingglöckchenklingelingeling über's ordentlich - f ü r ' s nächste Jahr - zusammengefaltete Geschenkpapier zittern ließen? Luxor 4/83:o.S. Während seit 1945 kein Tag vergangen ist, an dem nicht irgendwo auf der Welt Krieg oder Bürgerkrieg herrschte - insgesamt gab es dabei zwei Millionen Tote -, hat das politische und militärische Gleichgewicht in Europa uns Deutsche nun schon fast vierzig Jahre vor Krieg bewahrt. Wer von uns hätte dies 1945 zu hoffen gewagt! ZEIT 52/83:1 Aber so, wie die Skinheads unbehelligt mit Hakenkreuzen auf den Lederjacken durch die

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Fußgängerzonen laufen (was passiert wohl, wenn ich mal fünf Minuten mit einem RAF-Abzeichen durch Baden-Baden gehe?) so konnten die LederMachos von Deutsch-Amerikanische Freundschaft ihren Faschistendreck in den Radios singen ("Tanz den Mussolini, tanz den Adolf Hitler"), aber ein Text wie der von A&P, einer Schülerzeitung, die es nur zu einer Platte gebracht hat, kam nie zu Gehör: [ . . . ] . ZEIT 46/84:56 Wie gut, daß man sich im Prinzip einig ist: Bei gleichem Sachverstand entscheidet - nein, nicht die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Partei, wo denken Sie hin! - es entscheidet eine gewisse, besondere, nicht näher zu diskutierende spezielle Eignung. ZEIT 31/84:37 Und darüber hinaus können Sie den neuen langjährigen Kredit in Anspruch nehmen, eine Exklusivität von Port de Bormes, zum ermäßigten Zinssatz von 15% pro Jahr, über 3 bis 9 Jahre, Versicherung nicht Inbegriffen. Wer hat behauptet, daß das Mittelmeer unerschwinglich ist? ZEIT-magazin 4/84:2 Früher waren es die Juden, heute sind es die Homosexuellen und die Türken. Oder ist die neue Schwulenhatz ein Bestandteil der großen Wende? KSTA 14/84:11 Nachdem er sich alles hatte zeigen lassen, was sich in Koblenz tut, sagte er: "Ich ziehe den Hut vor den Leistungen des BWB." [ . . . ] Der Rechnungshof hat die gleiche Schlamperei schon einmal gerügt - 1975 nämlich. Und davor den Hut ziehen? Was für ein leichtfertiger Umgang mit Worten. ZEIT 3/84:45 Wer sagt denn, Wandervögel seien keine Individualisten? Wandern mit BAUMELER. [ . . . ] Darum fühlen sich mit BAUMELER alle wohl. Auch überzeugte Individualisten. Und dies seit bald 25 Jahren! ZEIT 2/84:45 Wie zu erwarten war, scheiterte Thierry Vigneron an der Sechs-Meter-Marke, doch der Sportstudent aus Paris ist sich sicher. "Eines Tages, vielleicht noch in diesem Jahr, werden die sechs Meter übersprungen. Und warum nicht von mir?" KSTA 55/84:11 Wer sagt denn, daß Bilderrahmen aus vier Leisten bestehen und an der Wand hängen müssen? Wir zeigen hier ausgefallene Rahmentypen, die Sie hier nachbauen können. Brigitte 4/84:219

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269 NR Offenbar setzen Linienflieger voraus, daß der Pilot ihre Maschine richtig herunterbringt. Was sollten sie auch anderes erwarten? KSTA 51/84:o.S. (505) Müßte es nicht wundervoll sein, seine Ferien in einem Land zu verbringen, in dem Zeit und Uhren nicht Fluch, sondern Segen sind? Die Schweiz, ein schönes Stück Europa. ZElT-magazin 8/84:46 (506) Gehofft haben vor allem die acht Bewerber, die in die engste Auswahl gekommen sind und schließlich vorgeladen wurden, um ihre Konzeption zu erläutern. Ob es für sie noch eine Chance gegeben hat? Wer weiß es, der Spruch des Gremiums erfolgte - nein, das ist streng vertraulich. ZEIT 31/84:37 (507) Sollen - wie nebenstehendes Bild - häßliche eiserne Heizkörpergerippe Ihre gepflegte Wohnung weiterhin verschandeln? Werbeprospekt KERAMIK-Studio 2000 (508) "Haben Sie mal versucht, eine Klimaanlage zu warten, von der Sie noch nicht einmal einen Plan in Händen haben?" fragt Gesellschafter Stolle. Eine Antwort erwartet er gar nicht erst. "Da hingen irgendwo Kabel raus und wir mußten herausfinden, wozu die dienten", berichtet er. KSTA 50/84:18 (509) Wem läuft nicht das Wasser im Munde zusammen, wenn er das Wort "hausgemacht" hört? KSTA 35/84:8 (510) Daß die Stimme des Bandleaders Morse ein wenig "gleicher" war als die seiner Partner - wen kümmerte es letztlich ob seines faszinierenden Spiels. KSTA 35/84:o.S. (511) Im Mittelpunkt der Sendung stand - was Wunder der Fall Wörner/Kießling. KSTA 30/84:45 (512) Bei Six Days hat er in den vergangenen vier Monaten eine halbe Million verdient. Ist das nicht genug, Pause zu machen und Zeit zur Besinnung zu finden? KSTA 32/84:7 (513) Es ist ein Armutszeugnis, wenn ein wichtiger Trainer des reichen deutschen Ski-Verbandes leichthin bemerkt, als Seelenmasseure betrachte man sich nicht. ^Ja, a l s w a s denn? ^wm m a n d e n jun- l gen Herren und Damen, die seit Kinderbeinen auf 2 den Skiern stehen, und denen schon hundert Male erklärt und vorexerziert wurde, wie man die Ideallinie fährt, das Gewicht verlagert, das Skilaufen beibringen? Die meisten Versager in der bundesdeutschen Mannschaft scheiterten an ihren Nerven; und dann sagt ein Trainer, für die Nerven der Athleten sei er nicht zuständig. KSTA 43/84:14

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DM 9999,99 Klingt das nicht wie Musik? Auf zu Jansen! KSTA 89/84:44 Wer freut sich nicht schon heute auf Sommer und Sonne! Ganz individuell erlebt, ob am Wasser oder in den Bergen. Wenn sie regelmäßig, Monat für Monat, einen bestimmten Betrag von Ihrem Girokonto auf ein Sparkassenbuch übertragen, dann stimmt auch Ihre Reisekasse. Erteilen Sie einfach einen "Dauerauftrag". Kalender der Stadtsparkasse Köln 1984

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FAZ 236/83:25 Richtig unwirsch aber wurde die Fahrerin, als der Ankläger aus allem das Fazit zog: "Sie.war es. Warum soll der Zeuge eine völlig fremde Frau bezichtigen?" Empört fiel ihm da die Angeklagte ins Wort: "So einfach ist das also. Das ist ja lächerlich." KSTA 30/84:14 Der Tag ist abzusehen, daß noch "kostengünstigere Grabarten" modern werden - Sozialbestattungen. Denn welcher Tote will schon viel für eine Sache ausgeben, von der er nichts mehr hat? ZEIT 31/84:43 Kann ein so gemütlicher Sessel so preiswert sein? Ja, er kann! KSTA 64/84:o.S. Wer hilft Ihnen noch um 0.30? Die Kölner Kundendienstgemeinschaft. KSTA 64/84:17 Hat es in Hans-Joachim Kulenkampffs großem internationalen Ratespiel schon einmal zwei Sieger gegeben? Am Samstagabend fand in der Rhein-MainHalle zu Wiesbaden dieses Ereignis statt. KSTA 67/84:11 Im Alter wollen sie nicht betteln. [Schlagzeile] Behinderte Rentner: Woher 120 Mark Fahrgeld nehmen? [Untertitel] KSTA 69/84:11 Wer kennt schon seinen Hund? Ein Ratgeber für die artgemäße Hundeerziehung. [Titel] Ullstein Taschenbücher 34175 Im übrigen, was hindert einen daran, im Urlaub Kur zu machen? ZEIT 5/84:53 J Wo war denn der Staatssekretär Schreckenberger, als sich der Skandalknoten schürzte? Er wußte

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von nichts. 2Führt nicht er die Oberaufsicht auch über den MAD - ^warum hat er dann nicht rechtzeitig eingegriffen? ^Wo bleibt eine Strategie der Krisenbewältigung, die über die Ausgabe von Durchhalteparolen hinausginge? Sichtbar geworden sind nur ein großes Durcheinander und viel hilflose Taktik: [ . . . ] . ZEIT 5/84:1 Helmut Schmidt muß es leidvoll in den Ohren geklungen haben. Wann hat ihm jemals ein amerikanischer Präsident vor aller Öffentlichkeit bekundet, auf seine Freundschaft zu bauen? Kam er nach Washington, knackte es stets in der Leitung. Im Kontrast dazu präsentieren sich Reagan und Kohl fast wie eineiige Zwillinge. KSTA 57/84:3 Daß Petra Kelly eine der interessantesten Erscheinungen der jüngsten Zeit ist, wer wollte es bestreiten? KSTA 58/84:8 Gab es jemals stärkere Argumente in der Spitzenklasse? ZEIT-magazin 10/83:29 Der Bundestrainer sieht seine personellen Probleme nicht richtig beurteilt. [Untertitel] Derwall: *Wer macht keine Fehler? [Schlagzeile] [ . . . ] Wiewohl er zugibt, auch Fehler gemacht zu haben ( 2 "Wer macht denn keine Fehler?"), hält er immer noch einen Teil der Anwürfe für "ungerecht und auch unmenschlich". KSTA 87/84:13 Schließlich die Rehabilitation des Generals und der Abschied mit dem Großen Zapfenstreich: Wer wäre da nicht versucht zu sagen: genug, genug!

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(532) Wer könnte etwas dagegen haben, Kinder glücklich zu machen. ZEIT-magazin 9/84:2 (533) Die Eltern, zunächst wenig erbaut von den Kletterübungen, glaubten schließlich ihre Kinder im Dom sicherer aufgehoben als zu Hause. Wer würde das weltberühmte Bauwerk bombardieren, in dem 32 Könige gekrönt sind? KSTA 85/84:3 (534) Der Genetiker Starlinger sieht in der Hinwendung konservativer Kreise zum Friedensthema eine logische Entwicklung. "Was gibt es Konservativeres, als diese Erde nicht in die Luft zu sprengen?" sagt er. KSTA 83/84:16 (535) Er ist einer der Großen, die heute schmerzlich vermißt werden, wenn morgen oder spätestens übermorgen auch niemand mehr von ihnen spricht.

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Denn wer kennt noch die Olympiasieger von 1932, als zuletzt Olympische Spiele in Los Angeles waren? ZEIT 44/84:44 (536) Caroline: "Wir haben vor der Tür der Jugendherberge einen Punker getroffen. Ich war überrascht, daß es so was in der DDR überhaupt gibt. Wir haben ihn gefragt, wo ein Automat für Zigaretten sei. Automat?1 hat er da gesagt, 2 > w a s glaubt l ihr denn, wo ihr seid? 1 " 2 ZEIT-magazin l1/84:14 (537) Mit dem guten Geschmack ist das wie mit der Butter. Wenn man diesen Geschmack will, soll man keine Kompromisse machen. Oder können Sie sich butterfrische Brötchen zum Frühstück, buttermürbe Plätzchen zum Tee oder butterleichtes Gemüse zum Fleisch anders vorstellen als mit feiner Butter? ZEIT-magazin 9/84:35 (538) Ich lese voller Erstaunen, daß man schon wieder eine neue Baustelle in Köln errichten will. Sieht Köln nicht schon schlimm genug aus? Kein Wunder, daß immer mehr Bürger wegziehen. KSTA 218/84:19 (539) Auch kam einigen Hoteliers in den Sinn, superlange Schränke für Abendkleider einzubauen doch wer reist schon mit Gala? Brigitte 4/84:167 (540) Was nutzt die hervorragende Aerodynamik, das konsequente Karossen-Styling noch? In Buxtehude

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macht das Gasgeben keinen Spaß mehr: [ . . . ] . ZEIT 11/84:15

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Ist es Zufall, daß mehr als die Hälfte der Kandidaten der Wahlbezirke 14 bis 16 als Beruf Lehrer angibt? Nichts gegen Lehrer in der Schule. Aber daß die vorgestellten fünf Parteien von 15 Kandidaten 8 Lehrer als Vertreter des Volkes anbieten, stellt sie in ein schiefes Licht. KSTA 218/84:19 (542) Für die sozialdemokratischen Länder hat der Hamburger Senator Grolle (SPD) so formuliert: "Die Schule hat die Verpflichtung, sich mit den kritischen Fragen auseinanderzusetzen, die junge Menschen angesichts weltweiter wachsender Rüstung u n d Krisengefahr stellen: ^-Wie friedl lieh ist ein Friede, dessen Preis ständiger Krieg ist? 2Welche Sicherheit bietet eine Sicher- 2 heitspolitik, die darin besteht, OverkillPotentiale zu steigern?" Diese Fragen sind rhetorisch. Aber: -^Wieso bedeutet Rüstung 3 "ständiger Krieg" - bisher hat sie den Krieg verhindert, meint die andere Seite. ZEIT 15/84:43

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(543) Meine Mutter. Wer denn liebevoller als sie hat a w mich auf dieses triebunterdrückende, disziplinierte Männerwesen hin dressiert, das ich dann zunächst, wie Millionen und Millionen meiner Geschlechtsgenossen, wurde? ZEIT 6/84:37 (544) Für meinen Tischnachbarn zur Linken ist der halbe Abend schon gelaufen, von der Presse-Empore späht er in das Gewoge herunter mit Kennerblick. "Der Kohl ist da, der Carstens, der Zimmermann - und da General Haig, wo hab' ich sie sonst a w schon alle so 'zamm?" ZEIT 7/84:51 (545) W a s bliebe v o n d e m Kindheitsschauder v o n "Hänl a w sei und Gretel", wenn man die Pfefferkuchen am Hexenhaus nachzählen könnte und genau sähe, daß sie aus Plastikschaum sind? ^Wenn man nicht um2 a (w) hin könnte zu bemerken, daß Gretel eine Zahnlücke hat? ZEIT 7/84:40 (546) Muß man wirklich die gesamte Kultur an einem l a e Platz versammelt haben wie bei Bolle die Lebensmittel? Welcher Mensch geht eigentlich am Mor- 2 a w gen ins Museum, mittags in die Bibliothek, am Nachmittag in die Philharmonie? ZEIT 7/84:34 (547) Immer mehr Packmittel werden aus Materialien und in Stoffkombinationen hergestellt, die, erstens, kaum recyclet werden können (wer ist a w schon in der Lage, aluminium-, kunststoff- und zellstoffkombinierte Packungen in die Grundstoffe zu zerlegen?) und, zweitens, meistens importiert werden müssen. ZEIT 8/84:25 (548) Wer's südländisch mag, kann mit Lamellentüren aus hellem Holz einen Hauch von Provence ins Haus bringen. Und was gibt es Gemütvolleres a w als einen altväterlichen Schaukelstuhl als Zusatz-Sitz und Stimmungsmacher zugleich? Schöner Wohnen 2/84:14 (549) "Ich finde es verdammt schwer, originelle Musik und Texte zu schreiben. Wenn andere Leute gute Songs schreiben, warum soll ich mich damit aba w mühen?" ZEIT 8/84:65 (550) Ich denke, wir Jungen sollten diesen Gedanken nicht einfach in den Wind schlagen. Ist nicht a e die weite Verbreitung ein Indiz für seine Richtigkeit? ZEIT 8/84:33

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Vgl. Anmerkung l auf S. 263 der vorliegenden Arbeit.

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Doch Beggs und seine Leute beharrten stur auf ihrer Linie: "Wir haben keine andere Wahl. Wie können wir unsere Führungsposition ohne eine Raumstation behaupten?" ZEIT-magazin 15/84:62 Schlagzeilen machte eigentlich nur das Geschlecht der Herzöge von Berry mit ihren unrühmlichen politischen Konspirationen. Seitdem herrscht Ruhe. Kein Bauernaufstand, keine Revolte gegen Paris, kein Atomkraftwerk. Nicht einmal Luftverschmutzung. Woher auch. ZEIT-magazin 39/84:47 Wozu an morgen denken? Morgen kann's rappeln! Für die Rüstung Millionen - und für uns: vielleicht ein paar Groschen! ZEIT 8/84:46 Realistischer als manche Manöverübung sind vielleicht die Kriegsspiele, die derzeit in den Vereinigten Staaten und den PX-Läden der US-Truppen in Westeuropa reißenden Absatz finden. Wer erinnert sich nicht an "Fulda Gap Die erste Schlacht des nächsten Krieges?" ZEIT-magazin 39/84:39 Welcher Feinschmecker leert sein Gläschen Kirsch mit einem so großen Schluck, wie sein Mund gerade schnappen kann? ZEIT 8/84:61 W e r , wenn nicht Canaletto mit seinen Veduten, hätte den Zeitgenossen gezeigt, wie Venedig aussah? ZEIT-magazin 7/84:3 Solche Klischees gibt es massenhaft. Oder wissen Sie etwa nicht, daß alle Motorradfahrer Rocker, alle Arbeitslosen faul und alle Nahrungsmittel vergiftet sind? Na sehen Sie, Sie sind ja gut informiert... ZEIT 15/84:42 Sie können sich vorstellen, daß uns solche Vorwürfe denkbar verunglimpft haben. Wer läßt sich schon gerne als "Verführer" schimpfen. ZEIT 15/84:42 Wo ist es nur, das Heer von Lotterbuben und leichten Mädchen? ZEIT 15/84:42 Soll man das wirklich ernsthaft diskutieren? l ^Daß die Freude am Vergnügen kriminell macht? 2 Es gibt doch wirklich ausreichende wissenschaftliche Untersuchungen, die das widerlegen. ZEIT 15/84:42 W e r , beispielsweise, der nicht gerade Studien treiben will, kauft sich die ebenso vorzügliche wie teure vierbändige Ausgabe der "Dichtungen und Schriften" des Expressionisten Georg Heym, des wortgewaltigen antibürgerlichen Poeten aus gutem Bürgertum, der 1912, erst 24 Jahre alt,

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beim Schlittschuhlaufen auf der Havel ertrank? KSTA 219/84:7 Wer sagt denn, daß alles, was preiswert ist, nicht schön und gut sein kann ...!? Hier beweist der Kaufhof das Gegenteil. Der Kaufhof. Jede Woche Aktuell. 22/84:o.S. Wer glaubt schon ans Unglaubliche! ZEIT-magazin 21/84:53 Parkt nicht auf unseren Wegen. Oder stehen wir auf eurer Straße? [Aufkleber] KSTA 121/84:17 Wenn Sie, lieber Leser, erst mal eigenhändig und eigenfüßig eine Maschine auf nasser Straße zusammengebremst oder seitwärts verrissen haben, um an dem plötzlich ausgescherten Kombiwagen vorbeizukommen... wetten, daß Sie fortan dreimal so scharf in den Rückspiegel äugen? KSTA 219/84:o.S. "Wie du siehst, muß er genauso wie du bestimmte Aufgaben erfüllen", sagte Kia sehr diplomatisch. "Er muß unerschrocken sein und herausfordernd gegenüber Feinden. *Wer hätte sonst l gegen die Ratte gekämpft und sie getötet?" 2 "Und wer sonst", fragte Kine, "hätte der Eule 2 in ihrer Behausung die Stirn geboten, wenn nicht ein Wiesel? Kia ist wagemutig und flink, ein wahres W i e s e l . . . " KSTA 219/84:o.S. Gut, daß sich der Dichter vorher noch einmal die Fingernägel gefeilt hat. Doch was nützt das. Die Juroren sind unbestechlich. ZEIT 29/84:31 Campari. Was sonst. ZEIT-magazin 23/84:40 Das Schlimme ist, daß die betreffenden Behörden formell sogar im Recht sind: Wo käme man hin, könnte jeder Tourist das Erbe der Antike mitund auseinandernehmen? KSTA 152/84:37 Die Bereitschaft bei den Verkehrsbetrieben zum wiederholten Male den wahren Sachverhalt zu erklären, ist bei den Keulers inzwischen auf den Nullpunkt gesunken. "Wer bezahlt mir meine Auslagen und meinem Sohn die Reisen nach Köln und zurück zur Lehrstelle?", schimpft Vater Jacob Keuler. KSTA 152/84:13 Thomas und seine Eltern waren nun mit ihrem Latein am Ende. Sie fragten sich: "Was geschieht, wenn das jemanden t r i f f t , der in Köln wohnt und arbeitet. Wie soll der beweisen, daß er nicht Schwarzfahrer war?" KSTA 152/84:13

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"Wie nützlich ist es doch, wenn man gut und ausa w^ + reichend versichert ist", - Direktor Henning Schulte-Noelle spielte auf den Brand des AllianzNeubaus am Hansaring im Juli 1983 an. KSTA 145/84:11 Für die Grünen sagte Dieter Burgmann, die Waffen in der Tarifauseinandersetzung seien nicht gleich verteilt. Wie viele Unternehmer, so fragte er a w den Arbeitsminister, müßten in diesem Arbeitskampf zum Sozialamt gehen? KSTA 122/84:1 Von den sachlichen Einwänden (den Hinweisen auf die "Null-Runde" im öffentlichen Dienst, die kärgliche Erhöhung der Sozialrenten) einmal abgesehen: Wer will nun noch die unumgängliche Einsicht vera w treten, daß gute Politik ihren Preis hat und ihren Lohn verdient wie jede andere anständige Arbeit? KSTA 122/84:2 Alt ist sie fürwahr und ehrwürdig noch dazu, die Apostelnkirche. Aber Ruhe und Beschaulichkeit? a e Keine Spur. KSTA 218/84:17 Wer möchte nicht mal in Amerika mit dem Auto a w auf Entdeckungsreise gehen? Zu teuer, werden Sie jetzt sagen. Doch dann kennen Sie das "Affordable USA"-Programm von Hertz noch nicht. ZEIT-magazin 25/84:9 Hätte den cleveren Bürgern von Hameln ein großea e res Glück zuteil werden können als das Unglück von 1284? ZEIT-magazin 25/84:3 Nun kann ich in der Zeitung lesen, was mich als regelmäßiger Besucher des Königsforstes seit einiger Zeit ziemlich ärgert: Da wurde wieder ein Stück Naherholungsgebiet eingegattert und somit die Menschen daraus ausgesperrt. Warum? l l w Wildruhezonen! Wem dienen die? Da wird Wild 2 l w geschützt, damit es kurze Zeit später von Be3 l e amten- oder GastJägern umgebracht werden kann, oder? Ich frage, ^was ist denn in diesem Stadt4 l w + nahen Kulturwald zu schützen? ^Ein Stück Rot5 l e wild, das höchstens einmal aus Versehen den Königsforst annimmt und dann mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder wegzieht oder im Straßenverkehr umkommt, wie es neulich in der Zeitung stand? 6Oder Reh- und sonstiges Niederwild, 6 l e das dann ungehindert die jungen Triebe verbeißt und Baumschäden anrichtet? ^Sind nicht in erster 7 l e Linie die Forstbestände und die forstlichen Ein-

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Bei diesem Beleg handelt es sich - aufgrund der Modalpartikel doch - um einen Exklamativsatz. Vgl. die Diskussion auf S. 61f der vorliegenden Arbeit. Dieser Konjunktiv II ist auf die Redewiedergabe zurückzuführen.

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richtungen, wie Wege und Bäche zu schützen? ^Wer schützt die Spaziergänger, Waldläufer und Fahrradfahrer vor den vielen Autofahrern, die mit einer - wohl leicht zu erhaltenden - Sondererlaubnis durch den Königsforst rasen, Menschen und Wild gefährden und die Luft mit den Abgasen verpesten? "wer gab den Herren im Forstamt eigentlich die Macht und die Herrlichkeit, Teile des Kommunal- und Staatswaldes einzuzäunen? KSTA 152/84:16 Mit den geschilderten Zuständen ist doch wohl ein Gipfel erreicht, der schwerlich zu überbieten ist. Da ist zu fragen: Was sind das für Eltern, die ihre Sprößlinge dergestalt "emanzipiert" haben! Doch vor allem: Was ist das nur für eine verblendete, liberalitätsbesoffene vorgesetzte Behörde, die ihrem Lehrerpersonal eine derartige unglaubliche Behandlung täglich ungestraft zumutet!? Das grenzt wahrlich an Barbarei. ZEIT 26/83:12 "Eigentlich haben wir keinen Bock auf Waffen", sagt Destroyer-Chef Tom, "aber die Glatzköpfe haben doch Knarren im Stiefel. Wie willst du dich da wehren?" ZEIT 25/84:64 Da fragt man sich doch, was soll das denn noch, wenn da denn dauernd Nukleonen, oder wie das Zeug heißt, aus der WAA darauf herunterrieselt, und von unten kriegen die Mohren und die Kartoffeln auch noch Radioaktives aus den defekten Salzstöcken. Da kann einem doch gleich der Appetit vergehen! ZEIT 20/84:22 Die neue Preisstrategie der Tippelschritte hat aus der Sicht der Branche den Vorteil, daß man beweglicher ist als früher und sich bescheiden geben kann. Was sind schon 1,8 oder 1,9 Prozent? KSTA 218/84:9 Wer mag es den Tankwarten verargen, daß sie sich auf den Warenhandel verlegten und neben Wagenhebern auch Whiskyflaschen und neben Motoröl auch Salatöl offerieren. ZEIT 24/84:61 Es war bestimmt keine böse Absicht: Der rheinische Wohnwagenfabrikant, den der Kölner Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes vor zwei Jahren wegen Schwarzbaus verklagte, hatte wem könnte man es verübeln? - ein Faible für die Natur. ZEIT 25/84:33

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Das nur ermöglicht hier auch eine exklamative Lesart, vgl. die Diskussion auf S. 61f der vorliegenden Arbeit.

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"Denn was sind schon zweihundert Jahre in der Geschichte? Schließlich sind wir ja auch verantwortlich für die kommende Generation." ZEIT 25/84:36 "Warum sollen nicht auch Nahrungsmittel teurer werden, wenn sonst alles teurer wird?" fragte Kickuth aggressiv. ZEIT 25/84:36 Im "König Ödipus" wird ja verdrängte und unerkannte Schuld eines Herrschers, eines Politikers ins Bewußtsein gehoben, unter dem schicksalhaften Druck einer symbolischen Pest, die darauf hinweist, daß die Ordnung gestört und das Zusammenleben bedroht ist. Wer aber könnte heute, zwisehen Raketenrüstung und Umweltgefährdung, solcher Verstrickung, solchen Bedenken entgehen? KSTA 214/84:29 Man kauft ein Bücherregal, stellt es auf und hat dann keine Bücher?! Bei dem Bücherregal LEO für 98.- bleibt natürlich noch Geld für einige Bücher. IKEA-Katalog 84/85. August 1984. S. 59 Bis auf die Grünen eben, die als Bonner Parlamentsneulinge eine reine Weste vorweisen können und von wem wohl auch in finanzielle Verstrickungen gebracht werden sollten. KSTA 235/84:1 '•Was sollen diese statistischen Zahlenspielereien l mit Durchschnittswerten, die jedem dreiköpfigen Haushalt ein Metto-Einkommen von DM 3400.- bescheinigen, uns als statistische Durchschnittsgrößen zu Immobiliengiganten werden lassen, wenngleich jeder weiß, daß auf Grund bundesdeutscher Eigenheimideologie sich die überwiegende Mehrzahl bis an den Rand des Zumutbaren verschuldet hat, und dies über Jahrzehnte. 2Was soll da das Spiel 2 mit den Wertzuwächsen von Immobilien, die in der Regel zu mehr als 60 Prozent belastet sind und nach Ablauf der gesamten Zinszahlungszeit sicherlich keinen Wertzuwachs darstellen werden, sondern vielmehr das Zweieinhalbfache des Kaufpreises an Zinsleistungen angefallen sein wird. ^Was 3 sollen die Verweise auf die hochgerechneten Ansprüche aus den gesetzlichen Versorgungssystemen? ZEIT 23/83:27

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Hier handelt es sich um eine (initiative) Echo-Entscheidungsfrage.

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Man nenne mir den Industrieboß, der es allen Menschen zum Zwecke der Erholung zu gestatten hat, auf der Dachterrasse seines 25stöckigen Verwaltungsgebäudes spazieren zu gehen. ZEIT 38/83:16 Nur noch Stürmer Uli Egen (wie der Trainer aus Füssen stammend) wurde nicht persönlich von Weisenbach angeheuert. Aber ausgerechnet der Sohn des deutschen Altinternationalen forderte am Sonntag bei der 1:6Schlappe in Rosenheim keß: "Dann spiel' doch selbst", als Weisenbach Kritik übte. KSTA 236/83:12 Es ist trotzdem nicht unwahrscheinlich, daß Sie gemeinsam mit dem LKW-Eigner total auf dem Schaden sitzen bleiben. '•Denn greifen Sie mal einem nackten Mann in die Tasche, will sagen: ^Holen sie sich mal von einem Mitbürger, der am Rande des Existenzminimums fürbaß strampelt, vier- bis fünfstellige Beträge zurück! KSTA 82/84:o.S. Ich kenn' das, das geht blitzschnell: keine Lust mehr. Null Libido. Aber das mach mal jemandem klar. Das geht gar nicht ohne Verletzung, ich kenn" das wirklich. Arne Piewitz: Ich war der Märchenprinz. Hamburg 19845, S. 56 "Zieh Jupp", feuerte ein Zuschauer beim Rundstreckenrennen seinen Star an. Der antwortete trocken: "Fahr doch selber mit". Das allerdings war kaum möglich: Der schon etwas angesäuselte Radsportfan am Straßenrand hielt in der linken Hand eine Bratwurst und in der rechten ein Kölschglas. KSTA 105/84:6 Hausners Bilder nacherzählen zu wollen - ein müßiges Unterfangen. Man "erzähle" mal ein Bild des Hieronymus Bosch... ZEIT-magazin 21/84:34 Bemerkenswert: Das Kunstwerk hinter dem Arbeitstisch (Foto rechts) ist selbstgemacht aus Nessel, Wandfarbe und Autolack. Sag einer, daß Juristen keine Phantasie haben! Brigitte 15/84:174 Im Jahr darauf sollte das Drama in dem Fassbinder-Band "Stücke 3" bei Suhrkamp erscheinen, doch der Verlag stoppte die Auslieferung, nachdem Joachim Fest in der "FAZ" interveniert hatte. Sage noch jemand, die Presse sei machtlos. Denn bis heute ist "Der Müll, die Stadt und der Tod" (abgesehen von Daniel Schmids Verfilmung "Schatten der Engel") nicht aufgeführt worden. SPIEGEL 38/84:139

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"Draußen brauch' ich keine Rücksicht zu nehmen", preist auch Rentner Helmut D. seine Camperfreiheit. "Wenn ich keinen Durst mehr habe, schütte ich den Kaffee einfach auf den Rasen. Und machen Sie das mal auf dem Teppich!" KSTA 180/84:3 Die Geschichte ist gut erfunden (oder erlebt), die Sprache gewandt, an großen Vorbildern der humoristischen Schreibe geübt, das Buch läßt sich mit Genuß und Gewinn lesen. Zudem möchte man mehr dieses Autors publiziert sehen und zwar in Bälde. Nun schelte man mich der Einfältigkeit - ich mag dieses Buch. Lit. Magazin für Kunden des Buchhandels 2/84:33 Sollte wider Erwarten sich Langeweile breitmachen, wird der alte Disput um "wer hat die schönsten Sternchen" entfacht: Winkler oder Witzigmann, Fisch oder Fleisch? Fragen Sie nicht Franz Xaver Kroetz, er ist nun auch einsichtig geworden und hat - zumindest für den Augenblick - die Klassenfrage hintangestellt. ZEIT-magazin 41/84:18 Gegen Abend ziehe ich mich in mein Arbeitszimmer zurück und bereite mich auf ein neues Sechstagerennen vor. Fragen Sie nicht, wieviel Stunden ich in der Woche arbeite. KSTA 233/84 (Bunte Blätter, S. 1) M. Christlieb: Und wieso müssen Sie sich abends trennen? Sie sind doch erwachsene Leute! Rainer: Das sagen Sie mal Alexas Eltern! Wenn ich um neun Uhr abends noch bei ihr im Zimmer bin, gibt es einen wahnsinnigen Krach. Alexa hat bis heute keinen eigenen Haustürschlüssel und muß sich für alles rechtfertigen, was sie tut. Aber weil ihre Eltern nur für die Kinder gelebt haben, traut Alexa sich nicht aufzubegehren . Brigitte 19/84:172 Versuchen Sie nicht, eine Maschine zu werden. In einer computergestützten Welt wird der Wunsch nach Individualität immer größer. Deshalb läuft während der Orgatechnik noch eine andere Messe. Herzlich willkommen zur Apple-Expo in Halle 8. KSTA 245/84:11 "Sagen Sie nicht, das sei übertrieben. Die Geschichte, die ich heute erzählen muß, spricht leider dafür, daß ich recht habe." ZEIT 46/84:14 "Ich sage ja gar nichts dagegen. Ich frage mich nur, warum es in diesem Land vier Millionen Amateurhistoriker gibt. Und die Antwort ist ganz einfach: Weil wir so wenig Geschichte haben! Frag mal einen Dänen oder einen Franzosen, was er vom 12. Jahrhundert weiß! Gar nichts. Die Schweden, gründlich wie sie sind, haben gleich ihre ganze Geschichte vergessen. Wir dagegen wühlen und flicken und restaurieren und können nie genug kriegen. Eigentlich hätten wir 1945 damit aufhören können." ZEIT 45/84:45

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Zeigen Sie mir den Journalisten, der Gehaltseinbußen hinnimmt, um einem der vielen hundert Bewerber den Weg in eine Redaktion zu ebnen. ZEIT 41/84:46 Frag mich was Leichteres! Titel eines Films von Haro Senft Komme nur keiner, um mir zu sagen, diese Dinge habe es nie gegeben. Alain Robbe-Grillet, Aus dem Vorwort der amerikanischen Ausgabe von 'locus Solus'. Bibliothek Suhrkamp Bd. 559, Klappentext "Mit diesem hochtechnisierten Gerät, das wir hier bedienen müssen", sagt der Hauptmann, "hätte der alte Kommißton bald seine Grenzen erreicht. Versuchen Sie mal, mit einer Kompanie, in der nur auf Befehl gearbeitet wird, einen Funkleitstand der modernen Generation zum Funktionieren zu bringen." ZEIT 2/85:39 Man versuche mal, für einen Kinderfilm einen Kran zu bekommen, um zum Beispiel zu zeigen, wie die Gesellschaft auf die Kinder herunterschaut: unmöglich, den Kran braucht der Sport oder Herr Rosenthai. ZEIT 49/84:58 Und damals sah es ja auch vom Standpunkt des Betrachters anders aus. "Wo hätte ich hingehen sollen mit meiner Familie? Sagen Sie mir das!" ZEIT 46/84:58 Noch im Februar legte sich Oestmann in der Bürgerschaft mit Bürgermeister Klaus von Dohnanyi an. Er riet ihm: "Ziehen Sie doch bitte in Ihren Wahlbezirk und siedeln sich möglichst zwischen der Norddeutschen Raffinerie und dem Georgswerder Müllberg an. Dann sind Sie vielleicht etwas glaubwürdiger." ZEIT 15/85:15 Denn weil im Dezember das Geld nicht reichte, lag unter dem Weihnachtsbaum eben nicht die ersehnte Puppe. "Da hat die Kleine natürlich Rotz und Wasser geheult." Seitdem macht die junge Mutter, wenn sie ihre Tochter zum Einkaufen mitnimmt, einen "Riesenbogen um Spielzeuggeschäfte" , um sie nur nicht an die Puppe zu erinnern. "Mach1 mal einem Kind klar, daß die 40 Mark für so eine Puppe nicht da sind. Das ist unmöglich." KSTA 167/85:15 "Das soll funktionieren?", fragt Professor Dürr trocken. "Fragen Sie mich nur nicht, ob ich es glaube." Aber selbst wenn dieses System funktionieren würde, wäre es unbezahlbar. KSTA 119/85:3

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Den Jugendlichen möchte ich sehen, der heute in fünf Jahren noch so rumlaufen will wie Boy George. Die Zeit heilt eben alle Moden. Prisma 13/84:8 Manfred Kohl von World Vision hat leider recht, wenn er behauptet: "Mir soll mal einer sagen, wie man Geld nur für Entwicklungshilfe bekommt. Für Kinder, da können Sie immer Geld lockermachen." ZEIT-magazin 9/83:40 "Eine Million Mark", sagt Frankfurts Kulturdezernent Hilmar Hoffmann, "zahle ich dem, der mir Zensur nachweisen kann." Ganz schön mutig. Denn gerade hat Ulrich Schwab, der Generalmanager der Alten Oper Frankfurt, in einer öffentlichen Erklärung gegen "den erneuten Angriff des Kulturdezernenten auf die Freiheit der Kunst und der Rede" protestiert. SPIEGEL 38/84:138 Doch wenn ernstzunehmende Leute sich noch nicht einmal darüber einig sind, wieviele Sozialwohnungen in einem überschaubaren Sprengel wie Chorweiler leerstehen und die jeweils genannten Zahlen von 1300 (nur für Chorweiler) bis hinunter zu 598 ( f ü r das gesamte Stadtgebiet) reichen, dann fragt man sich, wie denn in dieser Stadt überhaupt ernsthaft gezielter Wohnungsbau betrieben werden kann. KSTA 153/84:14 "Ich würde das alles umstellen", sagt Walter Jens. "Ich frage mich, warum Sie das geschrieben haben", sagt Wolfgang Kraus. Dann kommt eine kurze Pause, die manchmal sehr lang ist, und dann spricht er! "Die Autorin macht zwei Fehler", sagt Marcel ReichRanicki. "Ich habe den Verdacht, daß das alles nicht gut ist". ZEIT 29/84:31 Es fragt sich, wie eine solche Fülle offenkundiger Falschabrechnungen überhaupt möglich war. Wer ist schließlich so dreist und untersucht einen Toten, setzt einem abwesenden Türken Spritzen, macht Blutproben von Patienten, die im Krankenhaus sind? ZEIT 8/84:31 Männliche Kritiker schrieben über Sigi Harreis seinerzeit, sie "rackere sich zwar tapfer ab", aber es mangle ihr an Persönlichkeit, Ausstrahlung, am "gewissen Etwas, das erst den Star macht". Da frage ich mich, wo denn dieses gewisse Etwas bei Klötzen wie Herrn Thoelke oder Biedermännern wie Herrn Rosenthal zu entdecken ist. Brigitte 19/84:110 Denis Thatcher sagt später: "Sie sollten mal unser Badezimmer sehen. Es ist fast verschwunden." KSTA 239/84:3

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Warum Rechtsüberholen gefährlicher sein soll als Linksüberholen, das müssen Sie mir mal erklären. Nur weil wir es nicht gewohnt sind? ZEIT 41/84:45 Langst hat Gerhard Konzelmann mit seiner allerjüngsten Leistung [ . . . ] sogar seinen ebenfalls bekannten Berufskollegen Peter Scholl-Latour mit dessen Glanzstück "Allah ist mit den Standhaften" weit hinter sich gelassen. Wenn das nichts ist? Das soll dem Gerhard Konzelmann erst mal einer nachmachen. Wer würde da nicht wieder gleich neidisch werden... ZEIT 46/84, Literaturbeilage S. 9 Außerdem sieht Budde jetzt den Platz für das 19. Jahrhundert gefährdet, darunter Werke von Monet, Cezanne, Gauguin, Liebermann, Munch, "sehr teure Ware mit einem Versicherungswert von 50 bis 60 Millionen Mark, die kann man natürlich auch in den Keller hängen." KSTA 273/84:11 Vermutlich hat er dabei etwas anderes im Sinn als Franz Josef Strauß, der im fernen München vor Journalisten spottete, 1980 habe die CDU ihre trüben Aussichten mit Schmidts "Kanzlerbonus" und mit seiner Kandidatur begründet, da müßte es doch jetzt alles glatt gehen: "Die CDU hat den Kanzlerbonus. Ich weiß nicht, warum Sie da lachen." ZEIT 18/85:8 Wir sollten uns doch alle einmal fragen, ob es denn wirklich so wichtig ist, daß der Präsident den Solda tenf r iedhof besucht. KSTA 102/85:o.S. Mehr Hosen können Sie lange suchen! Karo-Hosen, MusterHosen, Bundfalten-Hosen - vom letzten modischen "Schrei" bis zu den klassischen Formen - unsere Hosen-Auswahl macht uns so schnell keiner nach! Und über die Preise ärgert sich unsere Konkurrenz l KSTA 101/85:0.S. ZEIT: Wie erklären Sie, daß Unternehmer, trotz der 2,6 Millionen Arbeitslosen, Arbeitsplätze nicht besetzen können, weil sie keine Leute finden? BREIT: Die Leute finden sie. Die Unternehmer müssen sich nur ein bißchen mehr Mühe geben. Wir haben Städte mit mehr als vierzig Prozent Arbeitslosigkeit. Und da will mir einer weismachen, daß er keine Leute findet. ZEIT 11/85:18 Zum Schluß will ich es nun doch endlich wissen: "Können Hexen fliegen?" - "Nein", antwortet er, "die Hexe möcht ich erstmal sehen." ZEIT 12/85:48 "Wir sind doch nicht von gestern", erbost sich der Staatsanwalt: ein Türke sieben Deutsche angepöbelt? "Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen." ZEIT 24/85:15

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