Monographien: 34 Diendorf, Kr. Nabburg (Oberpfalz). Zinzenzell, Kr. Bogen [Reprint 2017 ed.] 9783110947083, 9783484231344


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German Pages 365 [368] Year 1987

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DIENDORF KR. NABBURG (OBERPFALZ)
VORWORT
INHALT
VORBEMERKUNGEN
TEXTE
ANHANG
ZINZENZELL KR. BOGEN
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VORWORT
VORBEMERKUNGEN
TEXTE
ANHANG
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Monographien: 34 Diendorf, Kr. Nabburg (Oberpfalz). Zinzenzell, Kr. Bogen [Reprint 2017 ed.]
 9783110947083, 9783484231344

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PHONAI LAUTBIBLIOTHEK DER DEUTSCHEN SPRACHE Herausgegeben vom Institut für deutsche Sprache Band 34

Monographien 19

MAX NIEMEYER VERLAG T Ü B I N G E N 1987

Herausgabe, Schriftleitung und Leitung der Herstellung:

Herstellung der Druckvorlage:

Karten:

Walter Haas, Fribourg Edeltraud Knetschke, Mannheim Margret Sperlbaum, Mannheim Ursula-Renate Michel, Mannheim Hildegard Schlingmann, Bonn Christine Heinz, Bayreuth

(Diendorf)

Christopher J. Wickham, Chicago

(Zinzenzell)

W. Söllner, Bayreuth

Zu diesem Monographienband ist ein Tonband lieferbar, das die zugrundeliegenden Originalaufnahmen der Mundarten enthält.

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Monographien / [Hrsg., Schriftl.: Walter Haas . . . ] . - Tübingen : Niemeyer (Phonai;. . .) Teilw. hrsg. von Edeltraud Knetschke u. Margret Sperlbaum NE: Knetschke, Edeltraud [Hrsg.]; Haas, Walter [Hrsg.] 19. Wickham, Christopher J.: Diendorf Kr. Nabburg (Oberpfalz). [Hauptbd.]. - 1987 Wickham, Christopher J. : Diendorf Kr. Nabburg (Oberpfalz) / von Christopher J. Wickham. - Tübingen : Niemeyer (Monographien ; 19) (Phonai; Bd. 34) Enth. außerdem: Zinzenzell Kr. Bogen / von Robert Hinderling. In Zusammenarbeit mit Anthony Rowley u. Joseph Meissner NE: Hinderling, Robert: Zinzenzell Kr. Bogen, 2. GT [Hauptbd.]. - 1987 ISBN 3-484-23134-3

ISSN 0554-0992

© Max Niemeyer Verlag Tübingen 1987 Alle Rechte vorbehalten. Ohne Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus photomechanisch zu vervielfältigen. Printed in Germany Druck und Einband: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt

I N D E X

Christopher

J.

Wickham

DIENDORF KR. NABBURG (OBERPFALZ) S.

Robert

5

Hinderling

ZINZENZELL KR. BOGEN S.

147

DIENDORF KR. NABBURG (OBERPFALZ)

von

Christopher

J.

Wickham

7

VORWORT

Die

vorliegende

Voraussetzungen deutschen stellung

Arbeit

basiert

der Reihe

Sprache",

die

KNETSCHKE

und M.

arbeitete

Tonbandaufnahme

Spracharchivs Kommentar

"PHONAI,

in d e r

der Monographien

dazu wurde

Prinzipien

und

Lautbibliothek

der

für die

"Anleitung

der L a u t b i b l i o t h e k "

SPERLBAUM

im I n s t i t u t

a u f den

beschrieben

von

werden.

ist Eigentum

des

Sprache,

Publikation

E.

Die

für deutsche

f ü r die

Herbe-

Deutschen und

der

entsprechend

v o r b e r e i tet.^ Besonderen Dr. R o b e r t

Dank

Hinderling

freundlicherweise Damen

und Herren

während

der

Zugereisten ten.

schuldet

wichtige

Diendorf)

und Seminare

Einsichten

den H e r r e n

G. Z e h e t n e r ,

durchlasen,

an d e r U n i v e r s i t ä t

Kolloquien

vor allem

achim Linke

und Dr. L u d w i g

das M a n u s k r i p t

Für unzählbare

Abhörer

der A b h ö r e r

Prof. die

sowie

Regensburg,

den

die

oft unbewußt

dem

ins

Bairische

mitteil-

aufschlußreiche

Gespräche

dankt

Johanna

Nömeyer,

und d e r F a m i l i e

für u n ü b e r t r o f f e n e

Hans

Schottenheim

Kargl

und

Jo-

in H ö f l a r n

Gastfreundschaft

und

der (bei

Geduld.

A n m . d . R e d a k t i o n : Die u r s p r ü n g l i c h e A r b e i t w u r d e als D i s s e r t a t i o n e i n g e r e i c h t und a n g e n o m m e n bei P r o f . D r . W . Β . L o c k w o o d , D e p a r t m e n t of G e r m a n , U n i v e r s i t y of Reading, mit dem Titel: DIENDORF (OBERPFALZ) - Dissert a t i o n f o r the d e g r e e o f Μ. P h i l , am 4 . A p r i l 1974. W i r h a b e n d e m A u t o r für s e i n e l e g u n g s e h r zu d a n k e n .

Geduld

bis z u r

DruckEK/MS

9

INHALT VORBEMERKUNGEN 1. Aufnahmedaten

Seite 11

2. Abhörer

11

3. Sprecher

11

4. Aufnahme

12

5. Aufnahmeort

12

6. Die Stellung des Oberpfälzischen im Bairischen

19

7. Zur phonetischen Umschrift. Transkriptionssystem

31

8. Das Phoneminventar der Diendorfer Mundart

35

9. Probleme der phonologisehen Umschrift

50

10. Zu den Interferenzen

52

11. Zur Q u a l i t ä t des Bandes 1/1279 a l s Aufnahme der Diendorfer Mundart

60

12. L i t e r a t u r

61

13. Abkürzungen

63

TEXTE Phonetischer Text

66

Phonologischer Text

67

Hochdeutscher I n t e r l i n e a r t e x t

66

ANHANG Worthäufigkeitsliste

141

11

VORBEMERKUNGEN

1. Au^nahmedaXen Au^nahmeotä:

Diendorf, Kr. Nabburg/Oberpfalz Planquadrat: 4025

Au^nahmeckUum:

1956

Au^nahme-daunA:

10 Minuten, 25 Sekunden

Tzchniiche. BewuteAlung:

1/1/1/1

GeApiäck&inhalt:

Kriegserlebnisse, Gefangenschaft, Landwirtschaft

An.ckivnuimeA:

1/1279

Toningenieur.:

G. Deutscher

Au^nahneZ&öteA:

J. Breuer

2. ΑbhöKVi Christopher

J. Wickham,

geboren am 26.5.1950 in Reading, England.

Beide Eltern englisch, ohne Deutschkenntnisse. Studium in Reading bei W.B. Lockwood, F.P. Pickering, F.R. Palmer, D. Crystal; in Regensburg bei K. Matzel, R. Hinderling; B.A. der Universität Reading in Germanistik und Linguistik 1972. Zulassungsarbeit in deutscher Sprache über bairisches dialektgeographisches Thema. Lebte 1972-1976 in Regensburg; jetzt Professor der University of Illinois at Chicago.

3. SpKtcheA Herr G.L. ist 1905 in Diendorf geboren und besuchte 10 Jahre lang die Schule in Perschen (3,5 km von Diendorf entfernt). Sein Vater stammte ebenfalls aus Diendorf und seine Mutter aus Perschen. Seine Frau, die er 1934 heiratete, stammt aus dem 10 km entfernt liegenden Krandorf, Gem. Kemnath, Kr. Neunburg vorm Wald. Abgesehen von 2 Jahren Militärdienst war Herr G.L. immer in der Landwirtschaft tätig. Nach dem Krieg

wurde Herr G.L. Ortsflihrer (s. Anmerkung 67).

12

Christopher

J.

Wickham

4. A u f n a h m Die Aufnahme wird durch nur eine Zwischenfrage des fremdmundartlichen Aufnahmeleiters unterbrochen, sonst redet der Informant nach der Anregung durch die Eingangsfrage fast zehn Minuten lang pausenlos. Trotzdem ist seine Mundart von nichtbodenständigen Einflüssen nicht frei; der Sprecher verwendet zum größten Teil eine auf dem Oberpfälzischen basierende hochbairische Mundart, die viele mittelbairische und gelegentlich auch hochdeutsche Merkmale aufweist. Diese Interferenzen sind systematisch und bilden ein hervorragendes Beispiel des gehobenen bairischen Dialekts. Der Sprecher erzählt über seine Versuche, während des Krieges einen Urlaub zu bekommen, und wie sein Regiment nach Norwegen und Finnland verlegt und auf dem Transport von Fliegern angegriffen wurde. Auf dem Rücktransport traf er auf die Amerikaner und kam nach Frankreich in Gefangenschaft. Es gelang dem Sprecher, indem er sich krankmeldete, vorzeitig nach Hause entlassen zu werden. Die Schwierigkeiten beim Wiederaufbauen des Bauernhofs und das Problem der Trichomonadenseuche schildert der Sprecher am Schluß der Aufnahme.

5. Au^nahme-oit Die Gemeinde Diendorf war die größte Gemeinde des ehemaligen Kreises Nabburg und liegt seit 1972 im Landkreis Schwandorf. Sie hat eine Gesamtfläche von 2 7 Ί 4 5 Hektar, die 11 Ortschaften einschließt. Zur Zeit der Aufnahme betrug die Einwohnerzahl ca. Γ 0 0 0 . Die Ortschaft Diendorf mit ihren ca. 500 Einwohnern befindet sich nicht mehr als 1 km von der Stadt Nabburg, 63 km nördlich von Regensburg, der Hauptstadt der Oberpfalz, und 28 km südlich von Weiden, der nächstliegenden größeren Stadt (42'000 Einwohner) entfernt. Die Autobahnteilstrecke Schwandorf-Pfreimd läuft seit 1971 zwischen der Ortschaft Diendorf und dem Nabburger Stadteil Venedig. Gute Landstrassen- und Eisenbahnverbindungen mit Regensburg und Weiden sorgen für Kontakt mit diesen Zentren.

Biendorf

13

Nach dem zweiten Weltkrieg kamen aus Böhmen und dem Egerland 400 Flüchtlinge in die Gemeinde Diendorf (davon etwa 200 in die Ortschaft Diendorf), von denen einige in dem im Jahre 1948 erbauten Flüchtlingshaus untergebracht werden konnten, das mit als erstes in ganz Bayern errichtet wurde. Mit einem geringen Einfluß auf die einheimische Mundart ist infolgedessen zu rechnen. Von den Erwerbstätigen Diendorfs arbeiten 29% in der Land- und Forstwirtschaft, 14,2% in der Industrie und 56,8% in sonstigen Betrieben. Angebaut werden alle Getreidesorten und auch Kartoffeln (Erdäpfel); die Oberpfalz wird auch "Kartoffelpfalz" genannt. Fischweiher werden betrieben, vor allem vom Freiherrn von Lichtenstern, der auch die einzige Brauerei in Nabburg besitzt. Die Bevölkerung ist überwiegend katholischer Konfession. Die eigentliche Diendorfer Mundart ist von der Nabburger kaum zu unterscheiden, obwohl die peripheren Ortschaften und Weiler in der Gemeinde beträchtliche Unterschiede aufweisen. In Höflarn (3,5 km von Nabburg nach Osten entfernt) wird für "drüben" /trent/ gesagt, während Nabburg nur /trim/ kennt. Nach GOTTER (1971) führen mehrere Isoglossenlinien in südwestnordöstlicher Richtung in unmittelbarer Nähe an Diendorf vorbei: Karte

8: houis/hoe (Ddf. hps) (K.1)

Karte

9: o u ^ / i ^ n ) (Ddf. 9U13) (K.2)

Karte 11: meia(re)/mea(re) (Ddf. meisrB) (K.3) Karte 13: feie/fre (Ddf. fei«) (K.4) Zu GÜTTERs Karte 34 wäre zu sagen, daß Diendorf die Form dids für 'ihr' (2.Pers.Pl.) nicht verwendet, sondern wie mittelbairisch: es.

J.

Christopher

Wickham

T T M*rktredwitz

Ο

Bayreuth

S

«»,

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- 0 -

hgue

J

(

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Weidend

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DIENDpRF

^ Imberg""

Nürnberg

1 0USI1 hge

hgue Regensburg

Straubing

-2"

K.l

(nach

mhd t :

Gütter

Karte

blasen Haar lassen

8) «—



- -

Diendorf

Κ.2 (nach Gütter Karte 9) mhd Θ: rot — — — — Ohr Lohn

Christopher

J.

K.3 (nach Gütter Karte 11) mhd 6: Klee ι

Wickham

Diendorf

Κ.4 (nach Gütter Karte 13) mhd ie: Brief, Krieg — vier -»«Kien

19

Diendorf

6 . Vie. Stellung du ObeAp^älzlichen im BcujUAchzn 6.1

Das bairische Dialektgebiet wird im allgemeinen als eine Zusam-

mensetzung von drei Teilgebieten betrachtet, die sich in nord-sLidlicher Richtung voneinander abtrennen lassen. So KRANZMAYER in seiner Einleitung zur "Historischen Lautgeographie" (S.1); (1956): "Seine Vielgestaltigkeit läßt sich in drei Teile gliedern. Es sind dies erstens die Mittelgebirgslandschaft des Nordens Oberpfalz und Egerland als Kerngebiete des Nordbairischen, eines Unterdialects, der bereits ostfränkisch-mitteldeutschen Einflüssen ausgesetzt i s t ; zweitens das große Flachland der Mitte entlang der Isar und Donau in Ober- und Niederbayern und in Ober- und Niederösterreich als Kernländer des f o r t s c h r i t t l i c h e n Mittelbairischen; drittens die Hochgebirgsländer des Südens T i rol und Kärnten als Kerngebiete des beharrsamen Südbairischen." Als Übergangsgebiete kommen noch in Betracht Mittel-Südbairisch

(et-

wa Burgenland, Steiermark, Salzburg, die gebirgigen Südränder von Nieder- und Oberösterreich und Oberbayern), Bairisch-Alemannisch (Lechgebiet), Bairisch-Ostfränkisch (nordwestlich von Ingolstadt, mit Nürnberg als Mittelpunkt) und Nord-Mittelbairisch (ein k e i l f ö r miges Gebiet, das mit seiner Breitseite bis in den Bayerischen Wald reicht (etwa von Waldmünchen bis Regen) und mit seiner Spitze zwischen Ingolstadt und Kelheim l i e g t ) . Auf die Merkmale, die diese Unterteilungen des Bairischen unterscheiden, wird hier nicht eingegangen; sie können fast allen allgemeinen Werken über deutsche Dialektkunde entnommen werden (s. z.B. SCHIRMUNSKI (1962) S.30, MITZKA (1957) Bd.1, S.1666). Die für diese Arbeit wichtigste Abgrenzung, die zwischen Nordbairisch und Mittelbairisch, wird vom Standpunkt der sprachlichen Struktur im Abschnitt 10 und vom Standpunkt der Geographie ebenfalls in diesem Abschnitt behandelt. Ober andere an das Nordbairische angrenzende Dialekte schreiben ANGRONER (1964), FRANKE (1892), GOTTER (1966), HASSMANN (1930), HAUSTEIN (1923), MEINEL (1932, 1933).

20 6.2

Christopher

J.

Nickham

Im Westen des mittelbairisehen Sprachraums bildet bekanntlich

der Lech eine mehr oder weniger klare Grenze zum Schwäbisch-Alemannischen, während im Norden die Donau zum Nordbairisch-Oberpfälzischen eine vergleichbare Grenzmöglichkeit darzubieten scheint. Daß dies jedoch nicht ganz stimmt, geht eindeutig aus einer genaueren Untersuchung der Isoglossen hervor, wie sie W.SCHÖNBERGER (1937) durchführte. SCHÖNBERGER betrachtet die Linie der gestürzten Diphthonge im Oberpfälzischen ("ou" "ei" gegenüber mittelbairisch "ua" "ia") als Dialektgrenze. Es gibt vier Hauptunterschiede zwischen Oberpfälzisch und Mittelbairisch: 1) gestürzte Diphthonge "ou" "ei" gegen mittelbairisch "ua" "ia". 2) oberpfälzisch "oi" gegen mittelbairisch "oa". 3) oberpfälzische Nichtvokalisierung des postvokalischen "1" gegen mittelbairische

Palatalisierungs-Vokalisierung.

4) oberpfälzische Spirantisierung des auslautenden "g". Obwohl die Isoglossen für alle vier Merkmale sich keineswegs decken, ist die Entscheidung, eine dieser Isoglossen als kennzeichnend zu betrachten, völlig berechtigt, denn s. SCHÖNBERGER (1937): "sie vereinigt teilweise noch andere diesbezügliche Sprachunterschiede auf sich, oder es laufen ihr andere nordbairischmittelbairische Linien parallel, entweder nördlich oder südlich davon", sonst muß man eine unrealistische Medianlinie konstruieren. Die von SCHÖNBERGER genannten Beispiele für diesen Gegensatz sind folgende: ou opf.: bou, /ou, houd, brouda, khou, i mou. Bube, Schuh, Hut, Bruder, Kuh, ich muß. ua mb. : bua, /ua, huad, bruada, khua, i mua. ei opf.: tseigl, meid, khei, meima. Ziegel, müde, Kühe, müssen wir. ia mb. : tsiagl, miad, khia, mia(s)ma.

D iendor

f

21

Die Grenze, die sich daraus ergibt, folgt der Donau von Neuburg bis Eining, wo sie südlich des Flusses bleibt und in östlicher Richtung über Abensberg, Lanquaid und Neufahrn gegen Straubing läuft. Die oberpfälzische Form "beis" für 'böse', die fast bis zur Isar im Südosten gebräuchlich ist, und Ortsbezeichnungen wie "deifabö" 'Tiefenbach' deuten darauf hin, daß die gestürzten Diphthonge früher in einem wesentlich größeren geographischen Gebiet Verwendung fanden. Die "ou, ei/ua, ia"-Linie zieht sich mit der Zeit langsam nach Norden zurück, während die dank Münchner Einfluß bevorzugten mittelbairischen Diphthonge in einer ständig wachsenden Landschaft dominieren. Die Städte Regensburg und Kelheim bilden nach GASSNER (1939) bereits mittelbairische Sprachinseln im nordbairischen Raum, obwohl in jener Großstadt noch vor hundert Jahren gestürzte Diphthonge üblich waren. Ein ähnliches Bild, wie uns die SCHÖNBERGERschen Ergebnisse zeigen, bietet auch der 34 Jahre später erschienene Nordbairische Sprachatlas von ADOLF GÖTTER. Karte 17 dieses Werkes (s. K.5) stellt die Verteilung von vier "Sonderfällen" dar. Die "ua"-Form von "Bruder, Blut, Wut, Fluch" greift bis Waldmünchen, Bodenwöhr, Burglengenfeld, Riedenburg und Gaimersheim auf das "ou"-Gebiet über, während sich nach seiner Karte 16 die "ua"-Formen von "gut" und "Mutter" bis Amberg und Weiden im Norden erstrecken. Diendorf hat demzufolge "brouda, blout, wout, floux", aber "guat" und "muada".

Christopher

J.

K.5 (nach Gütter Karte 17) mhd uo: Bruder,Blut,Wut,Fluch

Wickham

Diendorf

Κ.6 (nach Gütter Karte 16) mhd uo: gut — — — — Mutter Bub Husten

25

Diendorf 6.3

E i n Ü b e r b l i c k über d i e E n t w i c k l u n g des D i e n d o r f e r

Oberpfälzi-

schen vom Mhd. g e s t a t t e t einen g l e i c h z e i t i g e n V e r g l e i c h m i t e i n e r v e r a l l g e m e i n e r t e n i d e a l i s i e r t e n V a r i a n t e des M i t t e l b a i r i s c h e n . mhd.

opf.

Beispiele

mb.

L aηgν ο ka 1 e i

J w a i , mais]

> ai

]7nei, peita]

Ί OB } > ei i

e

* J ae a

[beis]

(wenn a l s Umlaut empfunden) > a:

ο

} > ou

u

> au

' W e i b , Mäuse'

(sonst)

[clreit] Jma:n]

'Schnee,

Peter'

'böse'

771

'Drähte'

a:

'mähen'

[ r o u t , oua]

e: e:

[blousn, / o u f ] [fiaus]

ai

'blasen,

'rot,

Schaf'

Ohr'

9: ou,o:

'Haus'

au

Kur ζ ν ο ka 1 e i

} > i (i:

in Dehnung)

} > e (e:

in Dehnung)

] T i i n t , khi : w f ] [glik, / t i g JcleDa, k h e : n ] []exa]

> e« > a

[manl, waxal] (in offener Silbe)]Tio:sn] ^

^-ö:

(vor -n)

JmöΓ]

'Mann'

]o:fa,

lo:x]

o: u

(vor

-1)

( u : in Dehnung)

[hults]

Ketten'

i i e e eι

'Männlein,

Wäglein'

'Hasen'

(^geschlossener

{u

'denken,

'essen'

{Γ υ

^

Kübel'

Stück'

'Löcher'

[esn]

ο:

'hinten,

'Glück,

a ο:

,Gasse, ο: 'Ofen,

Loch'

'Holz'

[ b u t a , khti:g"T]

ο: o(i)

'Butter,

Kugel

u

26

Christopher

J.

Mickham

Fortsetzung: mhd.

opf.

Beispiele

mb.

Diphthonge ie

ei

[leib, / e i s n , khef]

'lieb,

ia

schießen, Kühe' ie (, e-, e->]. In unbetonter Silbe tritt /e/ oft abgeschwächt als [θ] auf. Vor /l/ erscheint /e/ in der Regel als [0] oder Joe], je nach Silbenschnitt lang oder kurz. Im Text kommen die Lautungen ]ε, ε-> , ε, ε£] vor. Die Opposition zu /e/ ist durch das Minimalpaar /feta/ 'fetter' - /feta/ 'Vetter' erwiesen.

/a/

ist das helle a unserer Mundart (und des Bairischen überhaupt). Es wird vom dunkleren /ό/ deutlich unterschieden, und dieser Gegensatz bildet in einigen Fällen den formalen Unterschied zwischen Singular und Plural beim Substantiv, z.B. /kxfestn/ 'Kasten' - /kxästn/

'Kästen'.

Zum Phonem /a/ gehört auch der Murmel laut [e], das "offene Schwa". [b] wird nie in betonter Silbe gefunden, es entspricht unter anderem dem hochdeutschen "-en" nach /k-/ /x-/ /f-/ und Nasal oder dem hochdeutschen "-er", [e] tritt oft als zweiter Bestandteil fallender Diphthonge auf. Wenn hochdeutsche Fremdwörter in die Mundart aufgenommen werden, wird das /a/-Phonem für das hochdeutsche "a" verwendet, z.B. Kapitulation, Personal, total, interessant, Tank, makaber usw. /d/

erscheint im Text als [α, υ, ό, ό, ρ, ο, ο+]. Es besteht keine phonologische Opposition zwischen [ü] und [o], was dem Phonem /ό/ einen weiten Spielraum gewährt. Die Varianten verbreiten sich über einen phonetisch großen Bereich.

/o/

ist in der Mundart zumeist geschlossen, obwohl im Text dank fremdem Einfluß offenere Realisationen vorkommen. Im Text wird /o/ dreimal als ein "o"-gefärbter Schwa-Laut artikuliert

/u/

[8j.

zeigt analoge Verteilung wie /i/. Realisationen ju, u, ü] mit eventueller Modifikation werden in folgenden Umgebungen belegt: [u] lang und vor Leniskonsonanz, [ü, ü] kurz und vor Fortiskonsonanz.

Christopher

40

J.

Wickham

Eine Übersicht der Oppositionen der einfachen oralen Vokale gibt die Tabelle 2.

Tabelle

2

φ

ω

Ρ

(0

C X

'i— (Λ +->

£5 3

•I— 2

X

'tis!

+•>

X ' 3

4-> c >φ χ

•r— ω χ

3 φ Χ

4->

•Γ-

ΊΟ S-

3 'φ

S-

ιο 3

'

3

«Ο

(Ο Σ

Ο.

α> 10 3 :ιο

Σ.

+•>

Ο S-

*->

Φ

13

4-

Π3 ,φ -1->

χ ΙΟ

'3 Α.

•Μ •r— Φ IM -Ε

Ο ο π:

Φ

3 (Ο S•Ρ

3 φ S•Ρ

Ί-

οι +->

•r ÜJ

C

φ Ν SΦ •C

ΙΟ 3

χ

-C

-

αι D)

χ; 3

αι -Ε :3

Ε φ 1/1 •Ρ :3 3 Sιο -Ο

-—*

S•r— ε

Φ -C :3 Σ

4-

S(Ο



•Γ—

10

φ

:3

Φ -C

ο

Ί_ 3

Li.

χ: φ 'η >

Diendorf

8.4.5

43

Nasalvokale

Folgende Nasalvokale haben phonemisehen Wert:

IM

/§/

/ä/

/5/

/ö/

Systemorientierte Bedenken zwingen uns zur Vermutung, daß auch ein Phonem /ö/ anzusetzen wäre, [uf] kommt tatsächlich vor, aber so selten, daß sich ein Minimalpaar nicht finden läßt; vgl. DOZAUER (1967, S.145). Kontrastierende Paare für die übrigen Nasalphoneme sind: /M - IM

: /Iin/ 'lind' - /klin/ 'gelitten'

/e/ - /e/ : /ren/ 'renn' - /ren/ 'reden /a/ - /a/ : /wäll/ 'Wännlein' - /wall/ 'Wade' /ß/ - /υ/ : /χτ>11/ 'Handel' - /χόΙ/ 'Halle' /ö/ - /o/ : /krot/ 'weint' - /kröt/ 'gerade' 8.4.6

Drei Nasaldiphthonge zeigen einen Kontrast mit den entspre-

chenden oralen:

UM UM

/öa/

/au/

- /ei/ : /kxei/ 'Kien' - /kxei/ 'Kühe'

/öa/ - /oa/ : /poä/ 'Bein' - /poa/ 'Paar' /äu/ - /au/ : /tsau/ 'Zaun' - /tsau/ 'zu' 8.5

Κοη sο ηaηte η ρhοηeme

Bei der Klassifizierung der Konsonantenphoneme unterscheiden wir zwischen Obstruenten und Resonanten. Vor Obstruenten (Reibelauten und Verschlußlauten) gelten die Regeln für schwach- und scharfgeschnittenen Akzent, vor Resonanten (Nasalen und Liquiden) gelten sie nicht. Obstruenten werden grundsätzlich stimmlos ausgesprochen.

Obstruenten Resonanten

{ {

labial

alveolar t

Reibelaute

Ρ f

Nasale

m

η

Liquide und Gleitlaute

w

Verschlußlaute

palatal

velar k

s

/

χ D

r

J

44 8.5.1 /P/

Christopher

J.

Mickham

Obstruenten /t/

/k/

erscheinen je nach Silbenschnitt als lang oder kurz bzw. als Fortes oder Lenes. /p/ und /t/ sind immer unbehaucht; ein aspiriertes "k" kommt jedoch im Anlaut vor. Dieses steht in einer Opposition zu /k/ und wird als eine Folge der Phoneme /kx/ betrachtet, z.B. /k6atn/ 'Garten' /kxöatn/ 'Karten' Mit Ausnahme des /kx/ (Fortis) sind im Anlaut alle Verschl ußlaute Halbfortes. /kx/ wird immer als Fortis gesprochen.

/f/

/s/

///

werden als [B, f, v; s, g,

verwirklicht. Die

Reibelaute kommen als zweiter Bestandteil der Affrikaten /pf, ts, t// vor, die monophonematisch zu analysieren sind, denn ihre Verteilung und ihr Verhalten entsprechen denen der einfachen Verschlußlaute und Reibelaute. Wie ZEHETNER (1970) neigen wir dazu, wegen sonstiger Verfremdung (wie etwa bei der Wahl der Monosymbole /£, c, c/) die Symbole der einfachen Phoneme /p, f, t, s, // auch für die Affrikaten zu verwenden. /x/

erscheint phonetisch aus- und inlautend als Jq, x,

T]; {q, J] nur nach palatalen Vokalen;

/i, e, ε/, Jx, 7] nur nach velaren / a , O , o, u/. Das Allophon [h] dieses Phonems kommt nur im Anlaut vor und nach dem Verschlußlaut /k/. Die Probleme, die bei der Phonemisierung des anlautenden [h] des Hochdeutschen als Allophon des gleichen Phonems wie die Al 1ophone [