Karl Christian Friedrich Krause: Studien zum Krausismo und seiner Wirkungsgeschichte 9783787327546, 9783787306268

Die Philosophie Karl Christian Friedrich Krauses bildet ein ausdifferenziertes idealistisches System, dessen spezifische

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German Pages 296 [306] Year 2015

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Karl Christian Friedrich Krause: Studien zum Krausismo und seiner Wirkungsgeschichte
 9783787327546, 9783787306268

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KARL CHRISTIAN FRIEDRICH KRAUSE (1781-1832) Studien zu seiner Philosophie und zum Krausismo

SCHRIFTEN ZUR TRANSZENDENTALPHILOSOPHIE Herausgegeben von Gerhard Funke, Klaus Hammacher, Reinhard Lauth BAND 5

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

KARL CHRISTIAN FRIEDRICH KRAUSE

(1781-1832) Studien zu seiner Philosophie ' und zum Krausismo

Herausgegeben von Klaus-M. Kodalle

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprüng lichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-0626-8 ISBN eBook: 978-3-7873-2754-6

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1985. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany.  www.meiner.de

INHALT

VORWORT DES HERAUSGEBERS .. .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII TEIL I. Annäherungen an die Philosophie Krauses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Gerhard Funke (Mainz) Karl Christian Friedrich Krauses Begründung einer >>Lebenkunstwissenschaft>Wesenschau« in der Metaphysik Karl Christian Friedrich Krauses . . . . . . . 53 Rogelio Garcia-Mateo. (München) Fortschrittsstruktur in der zyklischen Geschichtskonzeption Karl Christian Friedrich Krauses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 Peter Landau (Regensburg) Kar! Christian Friedrich Krauses Rechtsphilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Rainer Sehröder (Hannover) Zur Rechtsphilosophie des Krause-Schülers Heinrich Ahrens (1808-1874) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 Klaus Giel (Tübingen) Unvorgreifliche Gedanken über die Beziehung zwischen Krause und Fröbel ............................................................ 112 Reinhard Horn (München) Der Einfluß freimaurerischer Ideen auf Krauses >>Urbild der Menschheit«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

VI

Inhalt

TEIL li. Studien zur Wirkungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

]aime Ferreiro Alemparte (Frankfurt am Main)

Aufnahme der deutschen Kultur in Spanien. Der Krausismo als Höhepunkt und sein Weiterwirken durch die Instituci6n Libre de Enseii.anza . . 135

Mariano Peset (Valencia)

Julian Sanz del Rio und seine Reise nach Deutschland. . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

]uan fase Simchez (Bochum)

Das>> Ideal de la humanidad para la vidaAufklärung ohne Religionsfeindlichkeit< verdichtet, das schließlich den reformistischen Modemisierungsbestrebungen dieses Landes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Legitimation diente. Dadurch wurde zwar der Krausismus zu einem Inbegriff aufgeklärter liberal-demokratischer politischer Kultur- dem intensiven Studium der Originaltexte freilich war diese selbstverständliche Allgegenwart des >>Krausismo>Wesen«, >>Wesensschau«, >>intellektuelle AnschauungUmkehr>Traktat von der Methodeechter, durchgeführter Kritizismus>Kritik>System>die Wahrheit ist das GanzeIchNicht-Ich« entgegen und setzt sich mit ihm auseinander; bei Schelling setzt die Identitätsphilosophie die Innen- und die Außenwirklichkeit als zwei Seiten eines absoluten Ganzen an und hält damit bloß eine Differenz in der Indifferenz fest; und bei Hegel setzt sich der absolute Geist mit den dialektischen Schritten seiner Entfaltung als die Instanz, die die Gegensätze schafft, die sie überwindet, so daß nicht das Ergebnis des Entwicklungsgangs das Ganze ist, sondern die Geschichte. In den Zusammenhang dieses idealistischen Denkens gehört Krause, auch dann, wenn er der pantheistischen These Alles-ist-Gott die panentheistische Gegenthese Alles-ist-in-Gott entgegenhält.

11 Krause hat in der gewiß verständlichen Absicht, die Linie von Thomasius und Wolffbei der Ausbildung einer wesentlich mit deutschen Begriffen arbeitenden Fachsprache fortzuführen, die traditionell griechisch-lateinisch bestimmte Terminologie schließlich durch eine rein deutsche Kunstsprache verdrängen und ersetzen wollen. Dabei ist er an die Grenzen der Verständlichkeit gestoßen; und da er einen Ubersetzer in die >>Schulsprache der Philosophiesoviel möglich reindeutsche Wörter und Redarten anzuwendendamit der Gliedbau der Rede der Einheit und dem Gliedbau der Wahrheit entsprechedeutsche Sprache dazu fähig und berufen ist, die Wissenschaft in Einheit und Reinheit und in einer mit der Einsicht sich bereichernden und vertiefenden Gliedbildung darzustellen>den wissenschaftlichen Wortgebrauch der Sache und zugleich dem Geiste und dem Sprachgebrauch der deutschen Sprache gemäß einzurichten gesucht>seinen Sprachgebrauch zuerst nach den angezeigten Grundsätzen>Fragmenten und Aphorismen zum analytischen Teile des Systems der

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Gerhard Funke

Philosophie>lebendige Anschauung« nicht töten durch >>starren fremdsprachlichen Wortgebrauch«, sondern in >>neuen Wendungen« müßten wir die >>Darstellung der Wissenschaft versuchen«. überhaupt hätten wir die >>Verpflichtung, den üblichen gemeinleblichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch stetig zu kritisieren und zu verbessern« (S. 2). Eine solche Verbesserung in die Wege geleitet zu haben, nimmt er für sich in Anspruch, und er vergleicht diesen Anspruch mit dem Kants: >>Wenn Kant den Anspruch macht, daß seine barbarische Kategorienterminologie angenommen werde und man sie schon angenommen hat, so daß sich ihr Gebrauch durch Fichte, SeheHing und Fries hindurch erstreckt, so kann ich umso eher für meine deutsche Terminologie Annahme fordern« (S. 3)! Es bleibt festzuhalten, daß Krause - wäre man seinem Ratschlag und wäre man seiner dahinterstehenden Lebensauffassung gefolgt- ein völlig vergessener Denker geblieben wäre. Die internationale Verständigung hat ihn gerade durch die fachsprachliche Vermittlung als einen bedenkenswerten Denker >>gerettet«. In den >>Vorlesungen über synthetische Logik nach Prinzipien des Systems der Philosophie« (in Göttingen 1828/9 gehalten, 1884 in Leipzig veröffentlicht) hält Krause jedenfalls daran fest, es seien diese Vorlesungen >>nur denen verständlich, welche des Verfassers System der Wissenschaft (nach dessen höchstem Teile) kennen« (S. IV). Bei solchen, vom Autor aufgebauten Verständigungsschwierigkeiten, ist man auf Brücken angewiesen, die gebaut werden, um auf den verschiedensten Wegen zu dem Ziel des Verstehens zu gelangen. Leonhardi hat 1843 den Weg gewählt, Krauses »Leben und Lehre« darzustellen und seine Schriften zu kommentieren. Ein Menschenalter später hat Paul · Hohlfeld >>Die Krausesche Philosophie in ihrem geschichtlichen Zusammenhang und in ihrer Bedeutung für das Geistesleben der Gegenwart« (1879) gewürdigt und damit ein Zeichen für die Neubeschäftigung mit dem >>verkannten« oder >>Verdrängten« Autor gegeben. Schließlich hat zur Hundertjahrfeier 1881 Br. Martin >>Krauses Leben, Lehre und Bedeutung« vorgeführt. RudolfEucken, der bedeutende Kenner begriffs-und geistesgeschichtlicher Zusammenhänge, hat im selben Jahr 1881 in einer Festrede >>Zur Erinnerung an Kar! Christian Friedrich Krause« aufgerufen. Nochmals einhundert Jahre später scheint in Krauses Heimat nicht einmal mehr ein historisches Interesse zu bestehen. Zweifellos hat Krause, wie Wilhelm Windelband vermutet, >>seine historische Stellung verhüllt«, als er die klaren und von ihm durchaus geteilten Leitgedanken des Deutschen Idealismus in seine Sondersprache übersetzte und damit die Sache selbst und seine eigene Rolle bei ihrer Herausarbeitung verunklärte. Wie er in die Reihe Kant, Fichte, Schelling, Hegel gehört und was er- bei ihren Theoremen ansetzend - von dorther selbst entwickelt, das ist zunächst eine Frage der Aufklärung schlicht und einfach vergessener Zusammenhänge, woraus sich dann in zweiter Linie die Frage nach einer möglichen Gegenwartsbedeutung ergibt.

Krauses Begründung einer >>Lebenkunstwissenschaft>Zur Gewißheit der Gotteserkenntnis>jedes philosophische Werk mit jedem Kunstwerk ... das gemein, daß es sich selbst aussprechen muß>Gesamtheit des Erkennens Wissenschaft>System der Wissenschaftgründlich und ganz zu erkennen, was Wissen, Wissenschaft und System der Wissenschaft ist, ist selbst nur innerhalb der Wissenschaft möglich«. Deshalb erwächst hier eine durch und durch pädagogische Aufgabe. Es soll nämlich >>der Lehrer der Wissenschaft, welcher das System der Wissenschaft schon bis auf eine bestimmte Grenze ausgebildet hat, in denen, welchen die Wissenschaft gelehrt werden soll, den Gedanken der Wissenschaft erweckenden geplanten Begriff der Wissenschaft als Aufgabe>durch die Tat der Forschung>als Werk des eigenen Geistes entstehende Wissenschaft stufenweise ... zu erfüllenDreiviertelskopf« und verkündete, nur seine (Fichtes) Lehre entspreche dem Geist des Kritizismus und es habe wahrlich der >>heilige Geist in Kant>Allgemeinen übersieht der neuestenphilosophischen Literatur>Wissenschaftslehre>Darlegung des wahren Verhältnisses der Naturphilosophie zu der verbesserten fichteschen Lehre>Vorrede>Phänomenologie des Geistes>Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems>Geschichte der Philosophie>neuere größere Rückschritte>da fortzufahren, wo ein zu großer Berühmtheit gelangter Philosoph zu bauen aufgehört>auf die Fundamente zu achten, dieselben der schärfsten Kritik zu unterwerfen, ob sie auch wirklich tauglich sind, ein Gebäude des Wissens zu tragenDie Welt als Wille und Vorstellung>Kritik der Kantischen Philosophie>bloß Kants Sache durchgeführt>Kritik der reinen Vernunft>Das Urteil der Geschichte wird sein, nie sei ein größerer und innerer Kampf um die höchsten Besitztümer des menschlichen Geistes gekämpft worden, in keiner Zeit habe der wissenschaftliche Geist in seinem Bestreben tiefere und an Resultaten reichere Erfahrung gemacht als seit Kant.>Morgenröte>Tag gewordenAnkündigung philosophischer Vorlesungen>Selbständigkeit Kant, Fichte

Krauses Begründung einer ••Lebenkunstwissenschaft«

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und SeheHing gegenüber« festhalten müsse. Zwar hält er Kants ••Kritik« noch immer >>für eine verdienstvolle Untersuchung über die Möglichkeit und das Fundament der Philosophie«, aber er hält sie nicht für die Philosophie selbst. Fichtes >>originalen Scharfsinn>die Vernunft als Ich zum Urquell und Mittelpunkt aller Dinge>noch über Fichte>dem richtigen Prinzip der Philosophie zurückgekehrt zu seinin der Organisation des Systems selbst viel zu voreilig und formlos zu Werke gegangenWürdigung einer Philosophie>Wer sie schon gelehrt>Ob sie die Wahrheit lehrtEigentümlichen der Wesenslehre nebst Nachrichten zur Geschichte der Aufnahme derselben, vornehmlich von Seiten deutscher Philosophen>Meine Darstellung des Systems von Kant wird Jedem zeigen, daß ich das Wissenschaftliche aller Urdenker auszumitteln, zu klarer Stellung zu bringen, aber auch zu vergeistigen, auf das Höchste zu beziehen und in den Organismus der Wissenschaft aufzunehmen suche.Vergeistigung>Traktat von der Methode>System der Wissenschaft>ein reines Streben nach reiner Wissenschaft . . . in Deutschland mit Kant erwachtWesengemäßen Seihlebens und Vereinlebens aller Wesen mit Gott«. Es zeigt das Recht das Verhältnis der Menschen zueinander, insofern sie als freie in und aus Gott leben. Das Recht soll bei Krause einerseits wohl die Bedingungen des äußeren Freiheitsgebrauchs nennen, aber anderseits soll es auch die Prinzipien enthalten, nach denen das Gesamtleben der Menschheit so geordnet wird, daß jeder Einzelne sich ungehindert dem Endziel der sittlichen Vollendung wirklich nähern kann. Von hier aus läßt sich ein Zugang zur >> Lebenkunstwissenschaft> Lebenkunstwissenschaft>Bünde>MenschheitbundUrbild der Menschheit>Lebenkunstwissenschaft>Grundwissenschaft>Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Philosophie>Grundwahrheiten>Geist der Geschichte der Menschheit>Vorlesung über die reine, d. i. allgemeine Lebenlehre und Philosophie der Geschichte zur Begründung der Lebenkunstwissenschaft>Anschauungen und Entwürfe zur Höherbildung des Menschheitlebens>Der Erdrechtsbund>allen Einzelheiten des Menschheitlebens>Der Menschheitbund>Entwurf eines europäischen Staatenbundes>Erneute Vernunftkritik« (1868) auf, die die Lebenkunstwissenschaft erst möglich macht.

VI Krause hat es (wie Hege!) mit der Vernunft (dem >>GeistPhilosophie des AbsolutenistWissenschaft von der Wissenschaftsich nur im Fortschreiten der Forschung stets neue Aussicht auf neu zu entdeckende Wahrheit eröffnet«. Krause gibt ganz im Sinn des Deutschen Idealismus zu, daß die Philosophie seit Kant so weit gekommen sei, im >>Ich« (dem Bedingenden) den rechten subjektiven Ausgang für alle Wissenschaft zu finden. Diese Wissenschaft stellt sich als eine dar, das heißt als ein organisches System; und die Philosophie stellt wieder den nichtsinnlichen Teil dieses einen Systems der Wissenschaften dar. Philosophie ist dementsprechend im Gesamtzusammenhang des Erkennens die Erkenntnis, die nichtsinnlich ist und die den Zusammenhang selbst auf einen Begriff zu bringen sucht, und dieser Versuch zeigt sich in der Philosophie der Geschichte. Krause zieht das Fazit, wenn er sagt: Die Philosophie will alles Einzelne nach der Idee des Ganzen (also nach der Idee der einen Wissenschaft) erforschen und erkennen und es dabei als einen organischen Teil dieses Ganzen denken. Die Bildung einer solchen Wissenschaft aber fordere >>den heiligen Ernst unermüdeter Arbeit des Geistes«! Der Kulminationspunkt der Entwicklung ist das gereifte Bewußtsein, mit dem der Mensch alle Dinge >>in Gott« schaut. Diese Schau ergibt sich in der Geschichte. In den religiösen, sittlichen, rechtlichen Schauungen werden die in sich notwendigen Entwicklungsformen sichtbar, die das menschliche Leben durchläuft- und zwar im Einzelnen und in der Gattung. Die letzte Entwicklung des Menschen als Menschen gipfelt in der Erfassung der Aufgabe, die die Lebenkunstwissenschaft enthüllt. Sie besteht in der Vereinigung der Geist- und Vernunftwesen nach ihrer äußeren Zusammengehörigkeit und ihrer inneren Gemeinsamkeit, also schließlich in der Gemeinschaft eines Menschheitsbundes. Jede Gesellungsform und jede geschaffene Institution stellt einen >>Bund«

Krauses Begründung einer >>Lebenkunstwissenschaft>Unbedingter>Urbild der Menschheit« wird zum Ausdruck gebracht, daß der Mensch jene Ziele alle anzustreben und für sich verbindlich zu machen habe. Wenn die Idee des >>Menschheitbundes« entwickelt wird, so soll im Menschheitbund die höchste Idee der Versittlichung wirklich werden; und das Recht, welches der Staat verwirklicht, ermöglicht eine Gesellschaft (einen >>Gesellschaftsverein« in Krauses Terminologie), welche für die Ausbildung des Wesentlichen im äußeren Leben unerläßliche Voraussetzung ist. Wie die Idee der Entwicklung des Geistes in der Geschichte nun ausgebildet, wie sie stufenweise erfüllt ist, dies zu wissen ist für das Leben jedes Einzelnen praktische Voraussetzung zum Lebenkönnen - und so erklärt sich, wie >>Lebenslehre und Philosophie der Geschichte« für Krause zur >>Begründung der Lebenkunstwissenschaft« zusammengehören und zusammenwirken. Die Gestaltung des jeweils eigenen Lebens eines jeden einzelnen Menschen nach den Ideen des Heiligen, des Guten, des Gerechten, des Schönen erhält durch die Gottähnlichkeit der Idee der jeweils zu schaffenden Gestaltung ihre Norm, und die >>Lebenkunstwissenschaft« wird für den Menschen, der mit seinesgleichen und in der Welt wahrhaft wesenhaft leben will, die anzustrebende Wissenschaft überhaupt. Es ist kein Zweifel, daß die Forderung nach Herstellung solcher verschiedenen >>Bünde« und schließlich eines allumfassenden >>Menschheitbundes« außerhalb des Verstehenshorizontes der Philosophie mit der Anlaß für die Erregung eines Ärgernisses und für die politischen Schwierigkeiten wurde, die Krause mit einem gerichtlichen Verfahren erfuhr, das ihn schließlich von Göttingen nach München verdrängte. Jener >>Menschheitbund«, den er zweifellos in Anlehnung an Kants Schrift >>Zum ewigen Frieden« (1795) anstrebte, wurde als ein umfassender aktuell-tagespolitischer Bund verdächtigt und beargwöhnt. Die Ausbildung eines solchen bei Krause ganz allgemein aufgefaßten Bundes bedarf freilich des Einsatzes des Einzelnen und bedarf der Verwirklichung in der konkreten Geschichte. Krauses Geschichtsphilosophie legt deshalb dar, wie sich die Gewinnung einer >>Lebenskunst« (für den Einzelnen und für "die Gesamtheit) in Schritten voll-

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Gerhard Funke

zieht, die geschichtlich überschaubar sind, und auch immer wieder Antriebe aus der Geschichte erfährt. Die Geschichtsphilosophie zeigt, wie sich der Zusammenhang der Ideen in der Geschichte bildet- sie zeigt, wie jede »GemeinschaftGrundzügen des gegenwärtigen Zeitalters>WachsalterGegenjugendGevierts« eine Gruppenbildung: Den zwei »Großen«, Cousin nannte sie »mes deux amis illustres«, stehen die zwei als nicht allzu wichtig in der offiziellen Philosophiegeschichte eingestuften Denker gegenüber, aber keineswegs nur als »Schüler>hen kai pan>Geviertslntelligenzblatt der Allgemeinen Literaturzeitung>nach seinem Lehrbuchnach seinem Grundrissnach seinem KompendiumNaturrecht>nach FichteD>Prof>Hat denn der aufgeblasene collega spezialissimus Krause die von ihm so ängstlich gesuchte Anstellung als Professor bereits erhalten?>ängstlich um die Anstellung als Professor>allzu ängstlich>Professor>Es sind endlich vier Dekrete wegen meiner Professur hier, die Fries gemeinschaftlich mit mir erteilt wird. Krause hat sich, wie ich höre, vorigen Herbst schon gedrückt.>freien Schriftsteller freischwebende Intelligenz>Ketzer, der die echte Flamme hatGroßenPropagandistFreundEklektiker>gewichtige>Gott ist in der Welt, die Welt ist in Gott und erschöpft das göttliche Wesen niemals>die Welt ist nicht außer Gott, denn er ist alles, was ist; sie ist ebensowenig Gott selbst, sondern in und durch Gotthen kai panUrtriebVon der Aktualität Kants>Geist der Geschichte der Menschheit>Organismus des Göttlichen>Welt - die Gewißheit der Vernunft, Gegenwart zu seinL 'homme- c' est le monde de l'homme. >Menschheitsinnigkeit« und ihrem Pendant >>Gottinnigkeit>GOtt>Idee>Die dialektische Methode ist (für Krause) ganz unhaltbar.>Hegel verwechselt dabei den formalen Widerspruch mit der realen Opposition.>Es fehlt eine Menschheitslehre.>Was an Hegels Lehre wahr ist, z. B., daß es eine objektive Logik geben müsse, daß der Satz vom Widerspruch auch bejahig gelte, hat Krause vor Hegel gelehrt und zum Teil auch druckschriftlich bekannt gemacht.>Verhältnisses>LehrenVerein>Bund>Allgemeinheit>Tagblatt des MenschheitlebensIch glaube an die Vereinigung aller Menschen dieser Erde in Einen Ewigkeitsbund, in Einen Tugendbund, Einen Rechtbund und Einen Schönheitsbund; in Einen Wissenschaftsbund, Kunstbund und Selbstbindungsbund; und an ihr Zusammenleben mit Gott, mit Vernunft, Natur und mit der Menschheit des Weltall>Glaube an die MenschheitBündebündischen Bewegung>Das Urbild der Menschheit>hen kai pan Menschheitsbund gilt als der Bund für das Gesamtleben der MenschheitBünden>VereineFreiheit>LebenvereinStammverein>Völkerverein>freie G~selligkeitenWeltverbesserer« abgelehnt. Trotz aller Arbeiten Krauses über Logik und Mathematik dringen in seine rechtlichen, soziologischen, politischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten rationale Gründungsversuche nicht ein. Es bleibt immer beim wortgewaltigen und überschwenglichen Glauben und Meinen und Hoffen. Die Themen sind freimaurerisch durchpulst vorgetragen, wie ja auch die zwei Bände >>Die drei ältesten Kunsturkunden der Freimaurerbruderschaft>GliedbauBauEntwurf eines europäischen Staatenbundes als Grundlage des allgemeinen FriedensMathesisReinwesenheitslehre>alles Bestehende mit zarter Hand geändert werden>Schriften, in denen Monstra vorkommen, wie Urwesenmälgeistmälleibwesen, versperren sich selbst allen Eingang, und der Umstand, auf welchen Krause's Schüler hingewiesen haben, dass Franzosen und Italiener eher von seiner Lehre Notiz genommen, hat mit darin seinen Grund, dass Beide sie in Ahrens' geschmackvoller Einkleidung kennen lemten.das Gegentheil von dem erreichte, was er bezweckte, nämlich unverständlich zu werdenDurch Ahrens, der als politischer 1

Die Eine und oberste Synthesis. Krause in Jena

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wiederholten Malen veranlaßt, sich gegen die Mißachtung und Nichtbeachtung seitens seiner erfolgreicheren Fachkollegen zurWehr zu setzen. Hinsichtlich der Ablehnung seiner eigentümlichen Sprachform verteidigte er sich unter Hinweis auf die vergleichsweise konventionelle Formulierung seiner frühen Veröffentlichungen: >>Es ist nur zu klar, daß jedes Vorschützen meines abweichenden Sprachgebrauchs eine falsche, gleisnerische Entschuldigung ist; schon deshalb, weil diese Abweichung erst in denjenigen meiner Schriften hervortritt, die nach dem Jahre 1810 geschrieben sind; und auch die früheren, im Sprachgebrauche gar nicht abweichenden Schriften entweder übergangen, oder verleumdet worden sind, z. B. mein Naturrecht von 1803.«2 Allein dieser Hinweis Krauses wäre schon Anlaß genug, den ersten Veröffentlichungen dieses Denkers besonderes Augenmerk zu schenken, um von daher zu einer angemessenen Beurteilung von Krauses Philosophie im Gesamtspektrum der philosophischen Bewegung gelangen zu können, die gemeinhin als Deutscher Idealismus bezeichnet wird. Die Klage Krauses, daß >> Zunftgelehrte auf Universitätenauch nur mit einem Worte zu erwähnen>So haben unter andem Fries und Hegel an mir gehandelt, die mich persönlich kannten und mit denen ich zugleich in Jena in den Jahren 1802-1804 Vorlesungen gehalten.>Die Darstellung von Hegels ursprünglichem System habe ich noch verspart, [ ... ] Ich muß zeigen, wie Hegel das leistete, was Wagner, Klein, Ast, Krause, Sindair u. A. anstrebten. Ich muß die ganze Jenenser Confusion schildern.>eigentliche literarische Gährung>Jena strotzte von jungen Männern, welche in der Philosophie eine Laufbahn machen wollten.>Die Lektionskataloge der damaligen Jenenser Universität triefen von Philosophie.>Fast alle diese Privatdozenten kündigten außer dem Lieblingsfach, worin sie besondere Studien gemacht hatten, Logik an, weil dies Collegium als das von der studirenden Jugend observanzmäßig anzunehmende noch am ehesten Aussicht auf Honorar darbot.« 9 - Krauses rückblickende Betrachtung seiner Tätigkeit in Jena vermittelt einen subjektiv anderen Eindruck: »Da ich im Sommer 1802 in Jena zu lehren anfing10 , glaubte ich, unter anderm am schicklichsten mit der Logik anzuheben. Theils, weil ich dieselbe damals selbst tiefer studirte, theils, weil ich überzeugt war, so meinen Zuhörern am nützlichsten zu sein.« 11 Gerade auf dem Gebiet der Logik aber, das nach traditionellem Brauch als >Logik und Metaphysik< angekündigt wurde, hatte Krause unter den Privatdozenten einige Konkurrenz zu befürchten. Neben ihm kündigten Johann Baptist Schad (iuxta suum compendium) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (secundem librum nundinis instantibus proditurum) Vorlesungen gleichen Titels an. Mit seiner Naturrechtsvorlesung konkurrierte er allerdings allein mit Hegel.In seinem zweiten Semester (SS 1803) kündigt Krause folgende vier Vorlesungen an: 1) Naturphilosophie 2) Naturrecht (ad compendium suum: Jena b. Göpferdt) 3) Reine Mathematik 4) Logik und Metaphysik. -Seinen »Grundriß der historischen Logik>Philosophiae universae delineationem« an Seitenangaben erfolgen im Text; Sigle >C>in engem KreiseA >Dresden, im August 1805Logik und Metaphysik< kündigten außer Krause die Privatdozenten Schad, Fries und Johann Bemhard Vermehren an. Im Winter 1803-04, dem ersten Semester nach Schellings Weggang nach Würzburg, beschränkt sich Krause auf nur zwei Vorlesungen: 1) Reine Mathematik; 2) System der Philosophie, der Natur und des Geistes (C 157R). Eine systematische Vorlesung gleichen Zuschnitts wird nur von Hegel angekündigt. Fries, mit dem Krause hinsichtlich der Mathematikvorlesung konkurrieren könnte, pausiert in diesem Semester offenbar. Für das folgende Sommersemester (1804) 12 kündigt Krause 1) Eiementa philosophiae naturae an und macht damit zumindest andeutungsweise ein Schülerverhältnis zu Schelling deutlich. Das Buch, welches er seiner Vorlesung als Kompendium zugrunde legen will: Anleitung zur Naturphilosophie Gena bei Gabler 1804) ist, zumindest unter diesem Titel, nie erschienen. 2) Als zweite Vorlesung kündigt er wieder Logik und Metaphysik an, diesmal mit dem Zusatz >>cum introductione in Philosophiam universamGrundriß der historischen Logik>Philosophiae systema universum ita tractabit, ut alüs lectionibus Logicam et Metaphysicam, et Philosophiam mentis, aliis philosophiam naturae doceat>De diciplinarum organismo, qui vulgo dicitur Encyclopaedie der Wissenschaftensein Buch< »Grundlage der ArithmetikGrundlage eines philosophischen Systems der Mathematik>Philosophiae rationis eam partem, quae Logicam, Jus naturae et Ethicam continuo Systemate amplecitur«. Hierzu weist Krause in allgemeiner Weise auf seine Veröffentlichungen über Logik und Naturrecht bei Gabler hin, nur die Ethik will er nach Diktaten vortragen. 3) >>Sy12 Tatsächlich las Krause in diesem Semester jedoch nicht. Vgl. A. Procksch, Krause-, S. 21. Die Vorlesungsankündigungen haben eben nur den Charakter eines Programms, dessen Realisierung erst aus anderen Quellen erschlossen werden muß.

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Hans-Christian Lucas

stema Philosophiae universae et naturae et rationisEntwurf des Systems der Philosophie>Abtheilung>Die zweite Abtheilung sollte die Philosophie der Vernunft oder des Geistes, die dritte Philosophie der Menschheit enthaltenReflexionsphilosphie der SubjektivitätQuell des Bedürfnisses der Philosophie« 15 . Die gesuchte Einheit ist für Hege! »das Absolute selbstDie ganze Welt, das Ganze, das Universum ist eines, absolut (vollständig), harmonisch und organisch.vollständig< zu verstehen sei- steht als Erkanntes im Zentrum dieser Philosophie. Die Prädikate, die Krause dem Absoluten beilegt, verweisen in indirekter Weise auf Einflüsse, die Krause bei dieser frühesten Ausbildung seiner Philosophie verarbeitet. Die zentrale Bedeutung des Organischen rührt gewiß von SeheHing her, dessen Vorlesungen Krause nach Fichtes Weggang hörte - wenn auch eher kritische Beurteilungen Schellings durch Krause bekannt sind. - Es ist hier insbesondere an Schellings Schrift >>Von der Weltseele>Da nun dieses Princip die Continuität der anorganischen und der organischen Welt unterhält und die ganze Natur zu einem allgemeinen Organismus verknüpft, so erkennen wir aufs neue in ihm jenes Wesen, das die älteste Philosophie als die gemeinschaftliche Seele der Natur ahndend begrüßte, und das einige Physiker jener Zeit mit dem formenden und bildenden Aether (den Antheil der edelsten Naturen) für Eines hielten. Harmonices mundi>Gottgeläuterten< Spinoza auch ein erneutes philosophisches Interesse für Leibniz trat. Krause leugnet im allgemeinen vehement jeden Einfluß anderer Denker auf sein sich als originell behauptendes Denken, allein Kant ist davon ausgenommen, denn im Hinblick auf den Königsherger Philosophen versichert Krause wiederholt, daß er der erste Fortsetzer Kants sei (z. B. E 143 f. ). Gerade hinsichtlich der für sein Denken zentralen Konzeption der Harmonie verweist Krause aber auf einen Autor, dessen bedeutendstes Werk er 1801, also vor Abfassung seiner ersten eigenen Schriften, kennengelernt hat: >>Im Jahre 1801lernte ich Thorild's Maximum s[ive] Archimetria (1799) kennen; die Schrift sprach mich innig an, [ ... ] seine Lehre von der Panharmonie war mit meinem damaligen Schaun harmonisch>Wird also schon die Frage, ob Thorild ein Philosoph gewesen ist, von der Forschung grundverschieden beantwortet, so mehren sich die Schwierigkeiten noch, wenn man fragt, welche Philosophie er vertreten hat>Archi22 Vgl. P. Hohlfeld, Die Krausesche Philosophie, S. 5: >>1800 oder 1801lemte er des Schweden Thorild anonym 1799 erschienene Archimetria kennen, durch welche er sich >geschwisterlich angeregt< fühlte. Thorild ist der entschiedenste Gegner Kant's, aber ein Verehrer der Mathematik und des Mathematikers und Philosophen Lambert. Seine Lehre läßt sich als Panharrnanismus bezeichnen. Die Medicin soll den theobios, die Jurisprudenz den theonomos, die Theologie das theomelos nachweisen.Reflexionsphilosophie der SubjektivitätSi rnodo cornrnoveas et concites oculurn tuurn aetemurn aeteme et symmetrice in rnundi aeternis et syrnrnetricis fluctibus: clarissirna Iuce sensirn sensirnque resplendescentern gaudibus harmonicurn rnundurn, rnundi harmonici vultibus et arnoribus redivivus in aetemurn.>mundus videns, sive se contemplans>amor dei intellectualisliberum< auf ewig. Eine Verbindung dieser Elemente scheint auf, wenn Krause >>jede einzelne vernünftige Person>ein sehendes Auge der harmonischen Welt>quaevis vero rationis persona oculus videns mundi harmonici>Systems der Philosophie>Abtheilung>enthaltend die allgemeine Philosophie, nebst einer Anleitung zur NaturphilosophieAnleitung zur Naturphilosophie>I. Deduction der Natur. li. Anleitung zur Construction der Natur.>Deduction der Natur: Ontologie>Oder vom Wesen der WesenOntologie>oder von der Ursache, vom Wesen der Wesendas Wesen der Selbstidentität aus der Ineinssetzung von Einheit und Entzweiung>occhio del mondoS>Oberstes, einziges Axiom« behauptet wird: >>Die Welt ist eine, eine ganze, sich selbst gleiche, harmonische, organische, schlechthin unendliche, unbegründete, vollendete; also eine absolute; sie ist das einzige Absolute und Reale, das Wesen der Wesen, das Wahre An sich>Axioms>Oberstes Axiom>EthicaExposition>höchsten Begriffs>Ethica>Kein Anfang einer Philosophie kann ein schlechteres Aussehen haben, als mit einer Defination, wie bei Spinoza. >jene Einfalt Spinoza's, welche die Philosophie mit der Philosophie selbst anfängt, und die Vernunft gleich unmittelbar mit einer Antinomie auftreten läßt, gehörig geschätzt werden>so kann auch jene Einfalt Spinoza's, welche die Philosophie mit der Philosophie selbst anfängt, und die Vernunft gleich unmittelbar mit einer Antinomie auftreten läßt, gehörig geschätzt werden>Phänomenologie des Geistes>Man kann zu diesem Satze nicht durch Schluß kommen. Denn es giebt über seinen Begriff in der Stelle des Subjects im Urtheile (dem Begriff der Welt), keinen höheren Begriff, noch einen ihm entgegengesetzten Begriff als sein Prädikat, indem das Prädikat das Subject selbst ist>reinen Satz der Identität>Alles ist das Eine, die Welt, und nimmt daher an deren unendlicher Natur Theil>Phänomenologie des Geistes>Oede, Leere, [ ... ] absolute Monotonie>Aller Gegensatz ist [ ... ] ein innerer im Absoluten selbst>3>Triplizität ins UnendliG. W. F. Hege!, Gesammelte Werke Bd. 4, S. 24. Diese Hervorhebung der >Dreizahl< könnte sich auf alte und älteste Quellen berufen. Hier sei nur auf die Bedeutung der Triaden im Neuplatonismus und bei den Pythagoreem hingewiesen. Vgl. E. Wind, Heidnische Mysterien in der Renaissance (zuerst London 1958), Frankfurt/M 1981, 5. SOff. 34 35

Die Eine und oberste Synthesis. Krause in Jena

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ehe>auf ewige und vernünftige, nicht auf zeitliche und endliche Weise zu verstehen>sub specie aeternitatis>Synthesis aller synthetischen SphärenTotalprodukt>die höchste, allgemeinste und schönste Harmonie des Universums ewig lebt und bildetdas Absolute selbst in seiner unendlichen Durchdringung>Wären zwar beide sich durchdringende Sphären eins, nicht aber harmonisch; das ist nicht eins in der realen Entgegensetzung; welches letztere die ewige Natur der Welt ist>Der Organismus des Seins ist auch der Organismus des Erkennens>der einen absoluten Wissenschaft>Grundriss der historischen Logik für Vorlesungenmit Schellings Konstruktion der Welt als eines Systems wesenhafter Bestimmungen>Will die Vernunftwissenschaft versöhnen mit dem Theismus des Christentums, vor allem möchte er das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit im menschlichen Geschlecht steigern>Si algo prendi6 en Espafta el krausismo

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W. Dilthey, Gesammelte Schriften, Bd. IV, Leipzig 1921, S. 270.

Die Eine und oberste Synthesis. Krause in Jena

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es porque algunas raices religiosas traia, es porque se nos presentaba menos estricta y exclusivamente filos6fico que el hegelianismo, por ejemplo.«43 Das womöglich dauerhaftere philosophische Interesse könnte es jedoch sein, Krauses erste philosophische Entwicklung in Jena im Kontext der anderen Ansätze idealistischer Systemkonzeptionen vergleichend zu betrachten, wenn denn Deutscher Idealismus hinsichtlich seines metaphysischen Ansatzes im Sinne einer Hen-Panta-Lehre überhaupt neu befragt werden soll.

43

M. de Unamuno, La dignidad humana, Madrid 6 1967, S. 78.

PAUL JANSSEN

Schau als Methode bei Krause und Husserl

I Begriffe wie Schau, Wesensschau, Anschauung u. ä. haben die Vermutung nahe gelegt, daß Husserl Krause gekannt haben könne. Einige Hinweise in Husserls Nachlaß schienen diese Vermutung zu bestätigen. Aber meine näheren Nachforschungen haben zu einer Enttäuschung geführt. Ich will in Kürze über sie Rechenschaft ablegen. Es läßt sich eine unmittelbare Bezugnahme Husserls auf Krause nur für eine Manuskriptstelle aus dem Nachlaß mit einiger Sicherheit annehmen. Dieses Manuskript trägt die Signatur K I 34/83 und stammt aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Die in Frage kommende Stelle lautet: »Kant hat der Mathematik und namentlich der Geometrie den Weg gezeigt. Fries und Krause haben der Geometrie treffliche Winke gegeben. Vorlesungen über die Systematik der Philosophie. Schmeisser. Programm des Frankfurter Gymnasiums. Frankfurt an der Oder. >Ober Definition und AxiomSchmeissers Programm>Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft, zugleich in ihrer Beziehung zum Leben nebst einer kurzen Darstellung und Würdigung der bisherigen Systeme der Philosophie, vornehmlich der neuesten von Kant, Fichte, Schelling und Hege! und der Lehre Jacobis. 3. vermehrte und vielfach verbesserte Auflage. Aufs neue hrsg. v. Aug. Wünsche. Leipzig, H. Dieterich. 1911.in uns selbst als dem vorstellenden Wesen vereint« sind, Die folgende Interpretation stützt sich vor allem auf zwei späte Hauptwerke Krauses. 1. Erneute Vernunftkritik. Erster Band der Vorlesungen über die Grundwahrheiten der Wissenschaft zugleich in ihrer Beziehung zu dem Leben, 2. Aufl. Prag 1868, Hrsg. v. Leonhardi (Entstanden 1823; 1. Auflage 1829).- 2. Vorlesungen über das System der Philosophie, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Göttingen 1828 mit einem neuen Vorwort und Anmerkungen von S. Pfleger!, 1981. 1

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kommen wir bei der Suche nach Gewißheit weiter. In allen Vorstellungsweisen sind wir uns unserer selbst bewußt. Indem wir darauf merken, legt sich die Frage nahe, »wissen wir uns denn selbst gewiß oder nicht, und ist etwa jeder von uns sich selbst das erste Gewisse>Hinsehen, was man von sich selbst wisse>Subjekt und ObjektStammwort>Denn da das Gedachte in diesem Gedanken Nichtich ist, so kann also das Ich nicht als Grund dieser Vereinigung dieses Denkens gedacht werden, weil, wie wir oben bei der Erörterung des Begriffes >Grund< sahen, ein Wesen nur Grund von Dem ist, was an und in ihm ist. Wir werden also durch den Gedanken hinaus gewiesen außerhalb des Ich und über das Ich, indem wir ein höheres ganzes Wesentliches denken müssen, welches der Grund dieser nichtsinnlichen Gedanken sei. >falsche>falschen> ... wir begnügen uns z. B. nicht, zu sagen: ich sehe eine solche Gestalt und Farbe, als die gesehene Blume selbst wirklich hat; - sondern wir behaupten: das, was ich sehe, diese Figur, dieses Farbenspiel sind dem Dasein und der Zahl nach ebendieselben Eigenschaften selbst, welche die Blume hat. ... Ebenso behaupte ich nicht bloss: die Glocke ist selbst in einer schwingenden Bewegung, welche derjenigen, die ich in meinem Ohre hörend wahrnehme, ähnlich ist; sondern ich sage auch: der Ton, den ich höre, ist an der Glocke selbst, es ist die Wesensheit der Glocke selbst, die ich höre; daher sage ich auch: die Glocke tönt; nicht bloss: mein Ohr tönt.>was wir eigentlich in den Organen der Sinne selbst wahrnehmen und ob und wie wir dadurch auch Aussendinge zu erkennen vermögen>Wir nehmen von der gesamten leiblichen Welt bloss unsern Leib in dem Gemeingefühle, und die Sinnglieder dieses Leibes, nach ihren Zuständen und Tätigkeiten wahr. Denn alle die einzelnen sinnlichen Empfindungen, die wir gewöhnlich den unseren Leib umgebenden Objecten beilegen, sind bloss die Wahrnehmungen bestimmter Zustände, worin sich bestimmteTheile unserer Sinnglieder befinden>schließenWesen>Erkenntnisgewißheit verhindernd>SeinsthesisIdeen IMan darf sich also durch die Rede von der Transzendenz des Dinges gegenüber dem Bewußtsein oder von seinem >An-sich-sein< nicht täuschen lassen. Der echte Begriff der Transzendenz des Dinglichen, der das Maß aller vernünftigen Aussagen über Transzendenz ist, ist doch selbst nirgendwoher zu schöpfen, es sei denn aus dem eigenen Wesensgehalte der Wahrnehmung, bzw. der bestimmt gearteten Zusammenhänge, die wir ausweisende Erfahrung nennen.>ausgezeichnete>wesentliche Eigenschafteine Eigenschaft der Eigenschaft, das ist die Form der ÄnderungTeil>Aber Thätigkeit selbst ist nur eine Theileigenschaft mein selbst als ganzen Wesens, als ganzen lches, mithin falle ich nicht selbst ganz in die Zeit, die Zeit ist nicht Form mein selbst als ganzen lches . . . . Ich selbst als das ganze Ich bin vor und über der Zeit, und ohne die Zeit, ich bin meiner Wesenheit nach ewig und unzeitlich, und eben dadurch zugleich das in allem Zeitwechsel meines inneren Werdens Bleibende, Bestehende, dieselbe Person.« 27 Diese Sätze sollen übersinnlicher Art sein. So wird die Lehre von der Substanz, die Kant auf zeitliches Beharren eingeschränkt hatte, wieder zur Lehre vom übersinnlich-überzeitlichen Substrat, das unberührt von der Zeit beharrt, während nur die Eigenschaften sich wandeln 28 . Für Husserl dagegen scheint das Letzte, was über das Ich gesagt werden kann, seine Selbstzeitigung zu sein -als letzte Bedingung dafür, daß Seiendes als in der Zeit Seiendes erkannt werden kann. Formen, Gesetze und Wesenheiten ändern an diesem Grundfaktum nichts, weil sie von der Zeitgesetzlichkeit umgriffen sind. Diese wandelt sich zwar nicht in der Zeit, sie reguliert aber alle unsere Erkenntnismöglichkeiten, ohne einen Transzensus ihrer selbst zu ermöglichen oder gar erforderlich zu machen. Es hat sich im Vergleich Krause-Husserl gezeigt, daß Krauses Philosophie im Gegensatz zu grundlegenden Gedanken steht, die die moderne nachidealistische Geisteswelt beherrschen. Ich fasse diesen Gegensatz in zwei wesentlichen Punkten zusammen. 1) Krause macht die Restriktion der wissenschaftlichen Erkenntnis (im Sinne der modernen Naturwissenschaft) auf Bedingungen der Sinnlichkeit nicht mit. Er steht vielmehr unangefochten in einer neuzeitlichen, idealistisch modifizierten Weise in der platonischen Tradition, ohne durch die neuzeitliche Naturwissenschaft in seinem philosophischen Problembewußtsein so betroffen zu sein, daß sein theologischer Platonismus ihm fragwürdig geworden wäre. 2) Im idealistischen Umfeld, in dem Krause denkt, ist der Gedanke noch nicht aufgebrochen, daß eine ins Theologische transzendierende Philosophie grundsätzlich problematisch ist. Der schauend-begreifende Oberstieg zu Gott wird noch als rein positiv gesehen. Seine Realisierung ist Wesensaufgabe für den Menschen. Daß dieses Vorgehen dialektisch gegen den philosophierenden Menschen ausgespielt werden kann, diese Möglichkeit fällt nicht in Krauses Blickfeld. Erst recht gewahrt er nicht die Möglichkeit, daß der Mensch seine Ehre darin setzen könne, sich auf seine Endlichkeit qua Zeitlichkeit zurückzuziehen und einen philosophisch eindeutig und in reiner Positivität erkennbaren Gott auf sich beruhen zu lassen.

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Ebd., S. 146. Ebd., S. 146f. - Das soll sogar für alle Wesen, die in der Zeit leben, gelten. Vgl. ebd., S. 147, 159ff.

KLAUS-M. KODALLE

Gewißheit als absolutes Wahrheitsereignis 1 Das Konzept der »Wesenschau« in der Metaphysik Karl Christian Friedrich Krauses I. Eingangsüberlegungen zur Wahrheitsfrage Ich markiere zwei Betrachtungsweisen in gegenwärtiger Philosophie. Stichworte sind >>Kohärenz>EvidenzSprache>Wirklichkeit>Wahrheit