J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Recht der Schuldverhältnisse, Teil 2. §§ 581–853 [5./6. neubearb. Aufl. Reprint 2020] 9783112346907, 9783112346891


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German Pages 886 [909] Year 1910

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J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Recht der Schuldverhältnisse, Teil 2. §§ 581–853 [5./6. neubearb. Aufl. Reprint 2020]
 9783112346907, 9783112346891

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Inhaltsübersicht z«m zweite« Baude (H. Teil.)

Zweites Buch.

K-cht der SchnldverhSlinisse.

Besondern Teil (Schluß).

(88 581—661, 705—758, 779—811 erläutert von Dr. K. Kober.) (88 662 -704, 759—778, 812-853 erl. v. Dr. Th. Engelmann.) Seite

Literatur im allgemeinen ...................................................... VI Abkürzungen...................................................................................................................................... VH Siebenter Abschnitt. Einzelne Schntdverhältuiffe (Schluß). Dritter Titel: Miete. Pacht. §§ n. Pacht..................................................................................... 581—597 925 Vierter Titel: Leihe 598—606 954 Fünfter Titel: Darlehen 607—610 966 Sechster Titel: Dienstvertrag . 611—630 990 Siebenter Titel: Werkvertrag 631—651 1073 Achter Titel: Mäklervertrag...................................................................... 652—656 1139 Neunter Titel: Auslobung ... . 657—661 1162 Zehnter Titel: Auftrag.......................................................................... 662—676 1174 Elfter Titel: Geschäftsführung ohne Auftrag . 677—687 1208 Zwölfter Titel: Verwahrung................................................................ 688—700 1229 Dreizehnter Titel: Einbringung von Sachen bei Gastwirten 701—704 1249 Vierzehnter Titel: Gesellschaft................................................ 705—740 1262 Fünfzehnter Titel: Gemeinschaft . 741—758 1338 Sechzehnter Titel: Leibrente 759-761 1368 Siebzehnter Titel: Spiel. Wette 762—764 1373 Achtzehnter Titel: Bürgschaft 765—778 1393 Neunzehnter Titel: Vergleich 779 1436 Zwanzigster Titel: Schuldversprechen. Schuldanerkenntnis 780—782 1447 Einundzwanzigster Titel: Anweisung 783—792 1469 Zweiundzwanzigster Titel: Schuldverschreibung auf den In­ haber ............................................................................... 793-808 1489 Dreiundzwanzigster Titel: Vorlegung von Sachen .... 809—811 1533 Bi einundzwanzig st er Titel: Ungerechtfertigte Bereicherung . . 812—822 1544 Fünfundzwanzigster Titel: Unerlaubte Handlungen . . . 823—853 1579 Alphabetische- Register zu Tl. I und Tl. II (F. K ei del)....................................................... 1745

Literatur im allgemeinen. Die Spezialliteratur ist in Fußnoten (*) bei den einzelnen Abschnitten, Titeln oder Paragraphen aufgeführt.

Achilles — Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einsührungsgesetz, nach dem Tode deS ersten Herausgebers A. Achilles herausgegeben von M. Greiff, 6. Aust , Berlin 1909. Co sack — K. Cosack, Lehrbuch des Deutschen bürgerlichen Rechts, 1. Bd., 5. Aust., Jena 1910. Crome — K. Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, 2. Bd., Recht der Schuld­ verhältnisse. Tübingen und Leipzig 1902. Dernburg = H. Dernburg, Das Bürgerliche Recht des Deutschen Reichs und Preußens, 2. Bd. (Schuldverhältnisse), 2. Abteil. (Einzelne Obligationen). 3. Aust. 1906. D ernburg, Pand. — H. Dernburg, Pandekten, 2. Bd. (Obligationenrecht), 7. Aust, (unter Mitwirkung von I. Biermann), Berlin 1903. Eck-Leonhard — Vorträge über das Recht des BGB. von E. Eck; nach des Verfassers Tod durch Feststellung des Wortlautes fortgeführt und mit Anmerkungen versehen von R. Leonhard, Bd. I, 1. und 2. Aust., Berlin 1903. Endemann — F. Endemann, Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts, 9. Aust., 1. Bd., Berlin 1903. Enneccerus — Ludw. Enneccerus, Lehrbuch des bürgerlichen Rechts. 1. Bd. 2. Abteil., 4. u. 5. Aust. Marburg 1910. Fischer-Henle — Bürgerliches Gesetzbuch vom 18. August 1896. Handausgabe, heraus­ gegeben von O. Fischer und W. v. Henle, 8. Aust., München 1909. Goldmann-Lilienthal — Das BGB. systematisch dargestellt von E. Goldmann und L. Lilienthal. 1. Bd. (Allg. Teil und Schuldverhältnisse) 2. Aust. Berlin 1903. H abicht — H. Habicht, Die Einwirkung des BGB. auf zuvor entstandene Rechtsverhältnisse, 3. Aust. Jena 1901. Hachenburg — M. Hachenburg, Das BGB. für das Deutsche Reich, Vorträge, 2. Aufl., Mannheim 1900. Jacubezky, Bem. — K. Jacubezky, Bemerkungen zu dem Entwürfe eines BGB. für das Deutsche Reich, München 1892. Kohler — I. Kohler, Lehrbuch destzBürgerlichen Rechts. 2. Bd. (Vermögensrecht), 1. Teil (Schuldrecht). Berlin 1906. Krückmann — P. Krückmann, Institutionen des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 3. Aust., Göttingen 1901. Kuh lenbeck — L. Kuhlenbeck, Das BGB. für das Deutsche Reich nebst dem Einführungs­ gesetze (Handkommenlar) 2. Aust., 1. Bd. Berlin 1903. Matthiaß — B. Matthiaß, Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts, 5. Aust., Berlin 1910. M e isner — I. Meisner, Das BGB. für das Deutsche Reich nebst dem Einführungs­ gesetze ; 2. Buch, Recht der Schuldverhältnisse. Breslau 1898. Neumann — H. Neumann, Handausgabe des BGB.für das Deutsche Reich, 1. Bd., 5. Aust., Berlin 1909. Oertmann — Paul Oertmann, Das Recht der Schuldverhältnisse. 3./4. Aufl. Berlin 1910. Planck — G. Planck, Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz, 2. Bd. 3. Aufl. Berlin 1907 (7. Abschnitt, Tit. 1—3 bearbeitet von Greiff, Tit. 4—11 von AndrL, Tit. 12—14 von Planck, Tit. 15—18 von Unzner, Tit. 19—21 von Strecker, Tit. 22—25 von Planck). RGR.-Komm. — Das BGB., mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichsgerichts erläutert von Georg Hoffmann, Brückner, Erler, Burlage, Busch, Dr. Ebbecke, Kiehl, Schaffeld und Schmitt, Reichsgerichtsräten. Nürnberg 1910. Scherer — M. Scherer, Recht der Schuldverhältnisse des BGB. für das Deutsche Reich. Erlangen 1899. Schollm eher — Fr. Schollmeyer, Das Recht der einzelnen Schuldverhältnisse im BGB., 2. Aufl. Berlin 1904. Weyl — R. Weyl, Vorträge über das BGB. für Praktiker, 1. Bd. München 1898. Windscheid-Kipp, Pand. — L. Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, 9. Aufl., be­ arbeitet von Th. Kipp, 3. Bd., Frankfurt a. M. 1906.

Abkürzungen. AG. — Ausführungsgesetz zum BGB. AGO. — Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs­ verwaltung. Anf.Ges. = Gesetz betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außer­ halb des Konkursverfahrens. Bayr. Oberst. LG. — Sammlung von Ent­ scheidungen des Bayrischen Obersten Landes­ gerichts in Zivilsachen; — n. 8 = Samm­ lung rc. neue Folge (von 1901 ab). Bayr. Z. s. R. — Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern. Bl. s. RA. = Dr. I. A. Seufferts Blätter für Rechtsanwendung. BLR. — Bayrisches Landrecht. BGB. = Bürgerliches Gesetzbuch.

cod. civ. — code civil. D. — Denkschrift (z. B. D. z. ZPO.); D. (ohne Beisatz) — Denkschrift zum Entwurf eines BGB. D. Jur.Z. = Deutsche Juristenzeitung. E. 1, n, ni = Entwurf I, II, in d. BGB. EG. — Einführungsgesetz z. BGB. Entsch. FG. — Entscheidungen in Angelegen­ heiten der fteiwiüigen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts, zusammengestellt im Reichs-Justizamte. FG. — Reichsgesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. GBO. — Grundbuchordnung. Gem. R. = Gemeines Recht. Gruchot, Beitr. — Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts, begründet von Gruchot. G. u. VBl. — Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern. GBG. — Gerichtsverfassungsgesetz. HGB. — Handelsgesetzbuch. Jur. Wschr. -- Juristische Wochenschrift. KO. — Konkursordnung. Kreittmayr, Ann. — Kreittmayr, Annotattonen zum bayer. Landrecht.

LZ. = Leipziger Zeitschrift für Hande sKonkurs- und Bersicherungsrecht. M. I, 1 — Motive zum Entwürfe (I) eines BGB. Bd. I Seite 1. Mot. z. EG. — Motive zum Einführungsgesetz z. BGB. Not.Ges. — Notariatsgesetz. P. 1,1 — Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs deS BGB. Bd. I Seite 1. PLR. — Preußisches Landrecht. RG. = Reichsgesetz. RGBl. = Reichsgesetzblatt. ROHG. — Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts. RTK. 1 = Bericht der Reichstagskommission Sette 1. Röm. R. — Römisches Recht. RGE. — Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. RGE. in SIS. — Entscheidungen des Reichs­ gerichts in Strafsachen. Rspr. d. OLG. — die Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auf dem Gebiete des Zivil­ rechts, herausgegeben von Mugdan und Falkmann. Sächs. GB. — Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. Seuff. Arch. — Seufferts Archiv. StB. 1 — Stenographische Berichte des Reichs­ tags Seite 1. StGB. — Strafgesetzbuch. StPO. — Strafprozeßordnung. Zentral-Bl. — Zentral - Blatt für fteiwillige Gerichtsbarkeit u. Notariat, sowie Zwangs­ versteigerung. ZG. I, 1 — Zusammenst. d. gutachtl. Aeuße­ rungen zu dem Entw. eines BGB. Bd. I Seite 1. ZPO. — Zivilprozeßordnung. ZwBG. — Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung.

Sämtliche Gesetzesmatertalien find in der Ausgabe von I. Guttentag zittert.

Dritter Titel. Mete.

Pacht.

Erläutert von Dr. Karl Kober.

II. Pacht.*)

Vorbemerkungen. I. Das BGB. scheidet im Prinzipe die Pacht von der Miete ab als ein selbstäudiges RechtSinstitnt (vgl. hiezu insbesondere Bem. I zu 8 581). Da aber in den Einzelbeziehungen eine erhebliche Uebereinstimmung zwischen den Verhältnissen bei der Pacht und der Miete besteht, so will das Gesetz doch im allgemeinen sämtliche Rechtsnormen der Miete entsprechend auf die Pacht angewendet wiffen, soweit sich nicht aus den §§ 582—597 ein anderes ergibt (ASs. 2 des 8 581). Diese besonderen Borschristen betreffen: ft) 88 582—585 Rechte und Pflichten der Vertragsteile bei der Pacht eines land­ wirtschaftlichen Grundstücks (vgl. Bem. I zu 8 582); b) 88 686—590 die Behandlung des In ventarS, das mit einem Grund st ücke mitgepachtet wird (vgl. insbesondere Bem. I zu 8 586); c) 88 591—594 die Auseinandersetzung nach Beendigung der Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks bzw. eines Landguts (über letzteren Begriff vgl. Bem. II zu 8 593); d) 8 595 Kündigung bei unbestimmter Pachtzeit; e) 8 596 Unterpacht, Tod des Pächters und Versetzung; f) 8 597 Entschädigung bei verspäteter Pachtrückgewähr; g) Im einzelnen sind noch hervorzuheben: 8 585 über Pfandrecht des Ver­ pächters, 8 590 über Pfandrecht des Pächters, ferner 8 592 über Ersatz von Bestellungskosten. II. Hinsichtlich der Unterscheidung der Pacht von anderen Vertrage« und Recht-Verhältnisse« vgl. im einzelnen Bem. 1,4 zu 8 581. III. Hervorzuheben ist ferner, daß die 88 587, 588 sich im allgemeinen an das an­ lehnen, was man bisher unter dem kiseruviehvertrage verstand, anderseits aber sich auf jedes Inventar (nicht bloß Biehinventar) bei der Pacht eines Grundstücks überhaupt beziehen (s. Bem. 3 zu 8 587). Die sog. Biehverstelluug hat das Gesetz im Hinblick auf die verschiedene Willensmeinung der Parteien im Einzelfalle, sowie die lokalen Verschiedenheiten nicht geregelt und auch nicht der besonderen landesgesetzlichen Regelung überlassen (s. Bem. 4 zu 8 587). IV. Nutzungsverhältnisse, die im öffentlichen Rechte wurzeln (vgl. z. B. Art. 28 der bayr. Gem.O.) sind i. A. nicht als Pachtverhältnisse anzusehen, vgl. Erk. d. bayr. Gerichtsh. f. Komp.-Konfl. Beil. 1 ,des G. u. BBl. 1910. V. UebergaugSbeftimmuuge« s. in Art. 171 und 172 EG., vgl. hiezu ferner Vordem. VIH vor 8 535, sowie RGE. Bd. 49 S. 56 (Sind die Bestimmungen des 8 561 Abs. 2 auf die vor dem 1. Januar 1900 entstandenen Pfandrechte des Vermieters und Verpächters anzu­ wenden?) und RGE. Bd. 55 S. 37 ff. (Form des Pachtvertrags).

*) Wegen der Literatur s. zunächst die Angaben vor 8 535, ferner Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1902 S. 553 ff.: Pachtvertrag; Schuhmacher, Pachtvertrag 1901; Thiel G., Ueber Berpachtungsbedingungen, ein Vortrag, Berlin 1902; Schönewald, Ueber die Ver­ pachtung von Handelsgeschäften, Göttingen 1904; Herrfurth, Der Fruchterwerb des Pächters, Berlin 1903; Kleineidarn, Verpächterpfandrecht, D. Jur.Z. 1906 S. 1359 ff. Staudinger, BGB. Ild (Schuldverchältnisse. Kober: Pacht). 5./6. Aufl. 59

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VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse. § 581. Durch den Pachtvertrag wird der Verpächter verpflichtet, dem Pächter den

Gebrauch des verpachteten Gegenstandes und den Genuß der Früchte, soweit fir nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft als Ertrag anzusehen sind,

während der Pachtzeit zu gewähren.

Der Pächter ist verpflichtet, dem Verpächter

den vereinbarten Pachtzins zu entrichten. Auf die Pacht finden, soweit sich nicht aus den §§ 582

bis 597 ein

Anderes ergiebt, die Vorschriften über die Miethe entsprechende Anwendung. E. I, 531, 532; II, 521; III, 574

I Das Wesen -es Pachtvertrags: Das Wesen des Pachtvertrags wird am besten klar durch eine Gegenüberstellung mit der Miete, zumal das Gesetz die Pacht im Grunde als ein naheverwandtes Rechts­ gebilde mit dieser hinstellt (Abs. 2), wenn es auch (im Gegensatze zu bisherigen Rechten, vgl. Bem. B, l, 3 zu 8 535) die Unterschiede scharf gezogen haben will. Vgl. zum Ganzen die Bem. zu § 535, insbesondere Bem. B, I Ziff. 3.

1. Gegenstand der Pacht: a) Während die Miete sich nur auf Sachen im strengen Sinne des § 90 beziehen darf, kann sich die Pacht auf Gegenstände jeder Art erstrecken, sowohl körperliche wie unkörperliche. Insbesondere fallen hierunter auch alle Arten von Rechten. Aus der allgemeinen Bezeichnung „Gegenstand" folgt rüdem, daß auch reine Naturkräste, wie z. B. Elektrizität (vgl. näher unten Bem. I, 4, a) gepachtet werden können. b) Beispielsweise werden in den Protokollen als mög liche Pachtobjekte erwähnt: Erwerbsgeschäfte (hinsichtlich eines Handelsgeschäfts vgl. zunächst 8 22 Abs 2 HGB. und Schönewald a. a. £).), Patente (vgl. hiezu Gruchot, Beitr. Bd. 39 S. 8), Wassernutzungsrechte, Theater, Gasthöfe. Da jedoch die Erträge, welche ein Gasthof, eine Wirtschaft, ein Theater, eine Muhle oder Fabrik 2c. abwerfen, nur als Früchte eines Rechtsverhältnisses im Sinne des 8 99 Abs. 3 (vgl. unten Bem. 2, a) gelten können, soweit sie durch das in jenen Betrieben ausgeübte Gewerbe erzielt werden (denn sonst können ja diese Erträge nicht etwa durch ein in bezug auf das Lokal oder Etablissement re. eingegangenes Rechtsverhältnis gewonnen gelten), so kann folgerichtig eine Pacht in solchen Fällen nur dann vorliegen, wenn und insoweit in und mit dem Lokal auch der damit verbundene Gewerbebetrieb überlassen wird, was freilich bei der Ueberlassung eines zu solchem Betriebe bereits eingerichteten Raumes regelmäßig der Fall sein wird. Vgl. RGE. Bd. 70 S. 20, Jur. Wschr. 1908 S. 757, Recht 1909 Nr. 249. Auch ein Teil eines Gewerbebetriebs, ein bestimmter Teil eines Unternehmens kann Pachtobjekt sein, wenn er sich vom Hauptbetrieb als besonderer Gegenstand der Nutzung trennen und selbständig machen läßt. So unter Umständen das mit einem Zeitungsverlage verknüpfte Jnseratengeschäft, s. RGE. a. a. O. (Eine Beschränkung auf eine Real­ gewerbeberechtigung im Sinne des 8 48 Gew.O. oder auf ein bestehendes Handelsgeschäft nach Maßgabe des 8 22 HGB. besteht nicht, der Begriff Gewerbebetrieb ist hier im allgemeineren Sinne zu fassen). Soweit aber das Rechtsverhältnis im Einzelfalle nur auf den Gebrauch des Lokales gerichtet ist, muß es sich als Miete darstellen (vgl. unten Bem. 3, b). So mit Recht Brückner a. a. O. S. 9 Anm. 2, Seuff. Ärch. Bd. 56 Nr. 174, RGE. Bd. 37 S. 176 und Bd. 40 S. 26, 28; vgl. auch Seuff. Arch. Bd. 16 Nr. 213, ferner Bd. 63 Nr. 87, Recht 1909 Nr. 249, sowie Mittelstem S. 23. Ueber die rechtliche Beurteilung von Verträgen, durch welche der Eigentümer einer Wirtschaft deren Betrieb durch andere Personen derart ausüben läßt, daß diese für ihn die Wirtschaft gegen das sog^ Zapfgeld, die Benützung der Wohnräume und die Befugnis, andere Sachen in der Wirtschaft zu verkaufen, ausüben und einen bestimmten Betrag von dem eingenommenen Biergelde abliefern, vgl. bayr. Oberst. LG. Bo. 4 (n. F.) S. 316 ff. Ueber Pachtbetriebe (Zigarrenbuffets rc.) in Wirtschaften vgl. unten Bem. 3, d.

3. Titel: Miete. Pacht. § 581.

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Ueber die besonderen Verpflichtungen des Pächters bei Ver­ pachtung eines Gewerbebetriebs ober eines Geschäfts vgl. unten Bem. III, B, 2. c) Ferner kommt häufig vor: Pachtung von Jagd- und Fischereirechten, von Dienstbarkeiten, sowohl von Grunddienstbarkeiten, wie auch z. B. beim Nießbrauch (vgl. Bem. 2 zu A 1059). «) Hinsichtlich der Jagd Verpachtung vgl. über die Verpflichtungen des Verpächters unten Bem. III, A, 1, Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1902 S. 554, ferner ist auch zu vergleichen § 835 Abs. 2 Satz 2 wegen des Wildschadens (unb Rspr. d. OLG. Bd. 4 S. 44 für Preußen), ferner unten Bem. II, 1 bezüglich der Form des Jagdpachtvertrags; s. ferner RGE. Bd. 52 S. 126 ff. über Kollision der Jagorechte des Eigentümers und des Pächters (preuß. Recht), sowie Rspr. d. OLG. (Stettin) Bd. 2 S. 40 (Kollision des dem Pächter zustehenden Jagd­ rechts mit dem vom Verpächter auszuübenden Forstschutz). Eingehend behandelt hier einschlägige Einzelfragen (insbes. über Jagdverpachtung, Einfluß des Konkurses, Zwangsvollstreckung rc.) Frommhold inJherings Jahrb. Bd. 53 S. 188 ff. „Ueber das Jagdrecht". Festzuhalten ist, daß Gegenstand des Jagdpachtrechts das Jagdrecht für sich ist, also nicht die zu besagenden Grundstücke, vgl. insbes. RGE. Bd. 70 S. 70 fL Jur. Wschr. 1909 S. 48 ff., RGE. Bd. 51 S. 279 ff. ß) Eine besondere Streitfrage bildet, ob die §§ 571 ff. auch bei der Jagd­ pacht Anwendung zu finden haben, ob insbes. Kauf die Jagdver­ pachtung bricht, vgl. hierüber für Preußen RGE. Bd.63 S.293, für Bayern vgl. Bwch in Bahr. Z. f. R. 1906 S. 160, Pollwein daselbst S. 243 und Komm. z. JagdG. S. 25 ff., OLG. München ebenda S. 339, s. ferner Rspr. d. OLG. (Kammerger.) Bd. 13 S. 382 ff. und (Stettin) S. 385, Ztschr. f. JagdR. 1907 S. 22 ff. und 72, Recht 1908 Nr. 2312. Das Reichsgericht (Entsch. Bd. 70 S. 70, Jur. Wschr. 1909 S. 48) verneint die Anwerbung des § 571 auch für den Fall, daß dem Jagdpächter die Benutzung eines Jagdhauses überlassen ist und ihm Wildäcker zur Ver­ fügung gestellt find, da es sich hiebei um Nebenleistungen handelt, die nicht geeignet find, die rechtliche Natur des Vertrags zu ändern und ihn zu einem Miet- oder Grundstückspachtvertrage zu machen, r) Im übrigen kann bei der Verpachtung einer Jagd auch das durch Art. 69 EG. vorbehaltene Landesrecht eingreisen; vgl. die Bem. zu jenem Artikel und auch unten Bem. I, 4, b und Bem. V, 4 sowie ferner Wöber in Bahr. Z. f. R. 1905 S. 211 ff. ö) Ueber Afterverpachtung einer Jagd vgl. Rspr. d. OLG. Bd. 13 S. 389, Jur. Wschr. 1906 S. 423, RGE. Bd. 63 S. 293. e) Beim Fischereipachtvertrag ist der Regel nach als Gegenstand der Verpachtung nicht ein Teil des Flusses, sondern die Berechtigung als solche, die „Selbstbenutzung der Flscherei" anzusehen, ein selb­ ständiger Schadensersatzanspruch stebt dem Pächter gegen dritte Störer seines Rechtes nicht zu; s. bayr. Oberst. LG. Seuff. Arch. Bd. 60 Nr. 229. Für Bayern vgl. aber auch Art. 72 ff. des bayr. Fisch.G. vom 15. August 1908. f) Ueber die Frage der Zulässigkeit einer Zwangsvollstreckung in ein Jagdpachtrecht vgl. Rspr. d. OLG. (Kassel) Bd. 19 S. 22, Recht 1909 Nr. 1574, Frommyold in Jherings Jahrb. Bd. 53 S. 188 ff., Seuff. Arch. Bd. 64 Nr. 160. 17) Ueber Besitzschutz des Jagdpächters und Fischereipächters vgl. unten in Bem. IV, 2, a. ä) Wegen der Verpachtung eines Eisenbahnbetriebs vgl. Jur. Wschr. 1898 S. 524. e) Auch die Verpachtung eines Torfstichs, eines S t e i n b r u ch s rc. ist möglich (vgl. aber unten Bem. 1,4, a). f) Besonders häufig ist jedoch die Pacht von Grundstücken, insbesondere von landwirtschaftlichen, und von Landgütern (zwei verschiedene Begriffe, vgl. Bem. I zu § 582 und Bem. II zu § 593). 2. Der Pächter erhält nicht nur das Recht auf den Gebrauch des Pachtgegen­ standes, wie der Mieter, sondern auch das Recht, gewisse Früchte desselben zu beziehen (wie nach PLR.).

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VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhällnisse.

Was das Gebrauchsrecht des Pächters anbelangt, so ut hier hervorzuheben, daß dieses Recht in selbständiger Weise neben dem Fruchtbezugsrechte besteht, d. h. das BGB. hat die Einschränkung (wie z. B. das sächs. GB.), daß der Pächter nur insoweit zum Gebrauche des Pachtobrekts befugt sein soll, als der Gebrauch speziell zum Fruchtgenuß erforderlich ist, nicht ausgenommen (3K. II, 422). Aus der Praxis vgl. Rspr. d. OLG. (Celle) Bd. 17 S. 393: Der Verkäufer eines Grundstücks, dem sich der Käufer verpflichtet hat, alles für die Wirtschaft nötige Wasser unentgeltlich zu liefern, kann von diesem verlangen, daß er auch dem Pächter oer Wirt­ schaft das Wasser liefere. Ueber das Fruchtbezugsrecht des Pächters ist folgendes hervorzuheben (vgl. hiezu auch v. Blume, Zur Lehre vom Fruchterwerbe des Pächters in Jherings Jahrb. Bd. 39 S. 429 ff.). a) Der Begriff „Früchte" bestimmt sich nach dem weiten Umfange des 8 99: Erzeugnisse und sonstige Ausbeute einer Sache, Erträge eines Rechtes seiner Bestimmung gemäß, insbesondere auch bei einem Rechte auf Gewinnung von Bodenbestandteilen die gewonnenen Bestandteile, ferner gehören hieher auch, was besonders zu betonen ist, die Erträge, welche eine Sache oder ein Recht vermöge eines Rechtsverhältnisses gewährt (Abs. 3, sog. zivile Früchte). Bgl. hiezu oben Bem. 1,1, b. b) Eine Einschränkung führt das Gesetz hier aber auf. Dem Pächter soll nämlick der Genuß der Früchte nur insoweit gewährt sein, als sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft als Ertrag ^ehen sind. Dieser Zusatz wurde erst vom Reichstage beschlossen (vgl. . 43). Es soll damit gesagt sein: Der Genuß der Früchte ist auf die­ jenigen Früchte beschränkt, welche als Ertrag anzusehen sind; Früchte, die einen Teil des Kapitals bilden (wie z. B. die durch Windbruch gefällten Bäume oder der gesamte Inhalt eines Torfstichs) haben dem Verpächter zu verbleiben. Diese Vorschrift harmoniert mit dem leitenden Gedanken in § 1036 beim Nießbrauchs sowie in den 88 1383 und 1525. Sie ist aber disposi­ tiven Charakters. Die Beweislast trifft den Pächter (Neumann Bem. 3, a). Im übrigen dürfte aber auch eine analoge Anwendung des 8 1037 Abs. 2 (Errichtung neuer Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen re.) auf das Pachtverhältnis in bescheidenen Grenzen nicht ausgeschlossen erscheinen. (Bl. f. RA. a. a. O. S. 349.) Der auf dem Grundstücke gefundene Schatz ist für den Pächter kein Wfttschaftserträgnis. Dieser hat daher auch als solcher hierauf keinen An­ spruch; vgl. 8 984-

»

c) Der Eigentumserwerb des Pächters

an den gezogenen Nutzungen richtet sich nach den 88 956 und 957 (s. Bem. hiezu): Der Pächter erwirbt hienach das Eigentum, wenn er im Besitze des Pachtobjekts ist, bereits mit der bloßen Trennung der Erzeugnisse und Bestandteile. Die hängenden Früchte liehen noch im Eigentums des Verpächters. An den im Uebermaße gezogenen Früchten wird der Pächter regelmäßig kein Eigen­ tum erwerben können; eine analoge Bestimmung, wie 8 1039 beim Nieß­ brauchs, fehlt hier. Wegen Windbruchs gefällte Bäume sind nicht Früchte im Sinne des 8 581 Abs. 1 (Kuhlenbeck zu 8 581). Vgl. ferner hiezu unten Bem. IV, 2. Z* Trotz dieser Unterscheidung des Gesetzes zwischen Miete und Pacht wird es im Einzelfalle gleichwohl oft schwierig, beide auseinander zu halten: In vielen Fällen ist der beiderseits gewollte Vertragszweck das einzige Kriterium: Wird.die Sache nur zum Gebrauch überlassem so liegt Miete vor; wird aber auck der Fruchtbezug vertragsmäßig mitüberlafsen, so ist Pacht gegeben; vgl. Bem. B, I, 3, a zu 8 535. Außerdem sei hier noch auf folgende Einzelheiten hiugewiesen: a) Wenn eine fruchttragende Sache und eine nicht fruchttragende Sache zu­ sammen den Gegenstand des Vertrags bilden (z. B. Wohnhaus und Nutz­ garten), so wird es darauf ankommen, was im konkreten Falle nach dem Willen der Parteien als Hauptsache zu gelten hat. (Bgl. Bem. B, I, 3, 2 zu 8 535 und auch Rspr. d. OLG. Braunschweig) Bd. 5 S. 23, sowie M. II, 423.) b) Bei einem Gebäude wird ferner öfter der Unterschied darin liegen, ob zugleich ein bestimmter Gewerbe- oder Fabrikbetrieb überlassen wird

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3. Titel: Miete. Pacht. § 581.

oder nicht. Vgl. hierüber Näheres oben Bem. I, 1, b. Wird ein leeres Haus ohne bisherige Einrichtung oder ohne Inventar überlassen, wenn auch zu einem bestimmten Betriebe, so wird für die Regel Miete vorliegen und nicht Pacht; denn das leere Lokal als solches kann keinen Ertrag liefern, dies wird vielmehr erst möglich durch die vom Mieter beschaffte Einrichtung und persönliche Arbeit desselben. Äehnlich fällt auch z. B. die Ueberlassung von Räumlichkeiten zu Theaterzwecken unter den Begriff Miete, während ein als Theater eingerichtetes oder hergestelltes Gebäude verpachtet wird. (Vgl. Fuld a. a. O. S. 16 ff., auch Stauoinger, Vortr. S. 490.) c) Aus dem Gesagten darf jedoch nicht gefolgert werden, daß die Wohnungs­ miete zur Wohnunaspacht wird, wenn Vermieter die Aufnahme von Untermietern gestattet. Auch hier werden zwar an sich zivile Früchte aus der Wohnung gezogen. Allein die Aftervermietung ist hier nicht beiderseits gewollter Vertragszweck, sondern nur einseitig auf Seite des Mieters. Anders wäre die Sache, wenn ein ganzes Haus nur zum Zwecke der Weitervermietung entgeltlich überlaffen würde; hier läge Ver­ pachtung vor (Arnold in Bl. f. RA. Bd. 63 S. 326 Anm.). d) Die entgeltliche Einräumung des Rechtes, in einem (Wirtschafts- rc.) Saale einen Kiosk zum Verkaufe von Sachen aufstellen und benützen zu dürfen, muß regelmäßig als Mietvertrag, nicht als Pachtvertrag erscheinen, vgl. das bei Warneyer Bd. 3 rit. Urt. d. OLG. Kiel vom 2. Mai 1904, s. aber auch Römer, Recht 1905 S. 468. 4. Unterscheidung der Pacht von anderen Vertrauen, abgesehen von der Miete: Im allgemeinen ist hervorzuheben, daß die von den Parteien beliebte Bezeichnung (z. B. als Pachtvertrag) nicht immer entscheiden kann. Es muß vielmehr im Zweifelsfall auf den juristischen Kern des Vertrags eingegangen werden. Vgl. aus der Praxis Recht 1908 Nr. 1358. a) Besonders häufig entstehen Zweifel, ob im konkreten Falle ein Pacht- oder ein Kaufvertrag vorliegt (analog, wie bei der Miete; vgl. Bem. B, I, 3, b zu § 535). Bei verbrauchbaren Sachen (z. B. Wasser, Gas rc.) wird regel­ mäßig Kauf und nicht Pacht gegeben sein, wenn solche allein den Vertrags­ gegenstand bilden und nach bestimmten Quantitäten überlaffen werden. Freilich ist auch die Pachtung eines Wassernutzungsrechts möglich. Hier ist aber in Wirklichkeit nicht das Wasser, sondern das Recht Bertragsobjekt (Arnold in Bl. f. RA. Bd. 63 S. 326 Anm.). Auch der sog. Milchpachtvertrag stellt sich für die Regel als Kauf dar, vgl. preuß. O.Trib. Bd. 72 S. 187, Neumann Bem. I, 4 vor 8 433. Wenn Bodenbestandteile, wie z. B. Mineralien, Torf, Lehm, Ton rc., den Vertragsgegenstand bilden, wird im Zweifelsfalle zu prüfen sein, ob die Parteien die noch zu gewinnenden Mineralien rc. als künftige bewegliche Sachen gedacht haben und somit diese Gegenstand eines Kaufvertrags gemacht werden wollten oder nicht. Maßgebend wird dabei auch sein, ob dem anderen Vertragsteil eine Verfügungsgewalt über die Sache nur behufs der Ausscheidung oder Weaführung eingeräumt werden wollte (Kauf) oder aber eine allgemeinere Verfügungsgewalt (z. B. Steine nach freiem Belieben zu brechen). Auch die Bestimmung des Preises, ob nach einzelnen Quantitäten rc., kann von Einfluß sein: s. Seuff. Arch. Bd. 48 Nr. 18, RGE. Bd. 6 S. 6, &l. f. RA. Bd. 63 S. 327. Vgl. ferner RGE.

Bd. 26 S. 218, Bd. 27 S. 279 und Jur. Wschr. 1899 S. 462, sowie RGE. in Jur. Wschr. 1901 S. 266 (Kohlen abbaugerechtigkeit) und RGE. vom 23.November 1903 im „Recht" 1904 S. 18 (Tonlager); s. auch Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1902 S. 553, 554. Eine ausführliche Uebersicht über den gesamten Stand der Judikatur wird in der RGE. Jur. Wschr. 1903 S. 131 gegeben, vgl. ferner RGE. in Jur. Wschr. 1909 S. 451 (Ausbeutung von Quarzitsteinen), sowie Warneyer Erg.-Bd. 1909 Nr. 137 (Fabrik­ grundstück mit Tonlager). Eine moderne Frage ist auch die, ob Verträge über Elektrizität als Kauf- oder Pachtverträge zu gelten haben. Das Entscheidende wird im allgemeinen darin liegen (s. Bl. f. RA. a. a. O.), ob man die Elektrizität als einen selbständigen und verbrauchbaren Gegenstand auffaßt — hier wäre Kauf gegeben — oder aber lediglich als Aeußerung (Ausbeute) einer Kraft (analog der tierischen Kraft oder der Kräftleistung von Flüssen, in welchem Falle ein Pachtvertrag vorliegt (vgl. näher Bem. 1 zu 8 90, RGE.

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VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

Bd. 29 S. 111). Wenn übrigens ein durch Elektrizität herzustellender Erfolg den Gegenstand des Vertrags bildet (was z. B. gewöhnlich bei der elektrischen Beleuchtung eines Hauses im Anschluß an ein Elektrizitätswerk zutreffen wird), so wird für die Regel ein Werkvertrag im Sinne des § 631 anzunehmen sein. Vgl. ferner eingehend Schlecht in Bl. f. RA. Bd. 66 S. 8 ff., 31 ff., Verträge über Lieferung elektrischer Ströme, und in der Separatschrift, Das Recht der Elektrizität, München 1906, s. auch die Bem. zu § 631 und Bem. 10 zu § 598, sowie ferner bayr. Oberst. LG. Bd. 4 (n. F.) S. 548 (notarielle Form des Vertrags). Für die Sachqualität der Elektrizität tritt dagegen neuerlich ein Pfleghart, Die Elektrizität als Rechts­ objekt S. 44 ff. und im Arch. f. büraerl. R. Bd. 24 S. 300 ff.; vgl. ferner auch Oertmann in letztgenannter Zeitschrift Bd. 22 S. 340, sowie Mittelstem, Miete S. 12 ff. und Kloeß im Archiv f. d. zivilist. Praxis Bd. 103 (1908) S. 34 ff. Ueber den soa. Kalisalzvertrag vgl. Kammerger. vom26. Oktober 1903 im Jahrb. d. Kammerger. Bd. 27, B, 6. Wegen eines Abkommens, wonach der Verpächter verpflichtet ist, das Jnventarnach Ablauf der Pacht zu übernehmen (Kaufvertrag?) vgl. Rspr. d. OLG. (Kassel) Bd. 17 S. 16. b) Oesters (insbesondere bei der sog. Teilpacht; vgl. unten HI, B, 2, c) kann auch fraglich werden, ob Pacht oder ein Gesellschaftsvertray vorliegt. Der Gesellschaftsvertrag erfordert, daß die Gesellschafter stch gegen­ seitig verpflichten, die Erreichung eines gemeinsamen Zweckes zu fördern, während bei der Pacht der Pächter den Pachtgegenstand aus eigenen Kräften nutzt und der Verpächter nur einen Teil des vom Pächter allein erzielten Gewinnes erhält. Auch wird zu prüfen sein, ob die Gegenleistung nach Absicht der Parteien wirklich als Pachtzins gemeint ist. Mehrere Pächter können selbstverständlich untereinander in einem Gesellschaftsverhältnisse stehen, wie z. B. bei der Jagdpacht (das bayrffche Jagdgesetz enthält in Art. 12 eine privatrechtliche Bestimmung über das Verhältnis von mehreren Mitpächtern einer Jagd zueinander; vgl. hiezu Pollwein, Komm. z. JagdG.). c) Ueber Unterschied zwischen Pacht und Dienstmiete (Gehilfe in einer Gast­ wirtschaft) s. Seuff. Arch. Bd. 57 Nr. 210 uno Rspr. d. OLG. Bd. 10 S. 171 (Bewachung und Instandhaltung von Toiletten), sowie auch Bad. Rspr. 1907 S. 155 (ein Pachtvertrag, der überwiegend Elemente des Dienstvertrags in sich schließt). d) Hinsichtlich der Gebrauchsüberlassung einer Mühle vgl. OLG. Stettin, Recht 1906 S. 441. II. Sonstige allgemeine Bemerkungen: 1. Hinsichtlich der Form des Pachtvertrags gilt das gleiche, wie bei der Miete. Auch der Pachtvertrag ist daher an sich an keine Form gebunden, aber wie bei der Miete bedarf ein Pachtvertrag über ein Grundstück, der für längere Zeit als ein Jahr geschlossen wird, der schriftlichen Form (8 566). Auf einen Jaadpachtvertrag trifft diese Formvorschrift aber nicht zu, da ja hier nicht die Grundstücke den unmittel­ baren Vertragsgegenstand bilden, sondern das Jagdrecht (vgl. RGE. Bd. 51 S. 279 -■= Jur. Wschr. 1902 Beil. 239 und insbesondere RGE. Bd. 70 S. 70 ff.). Wegen eines sog. Rohrnutzungsvertrags vgl. RGE. in D. Jur.Z. 1904 S. 71 und Bem. II, 8 zu § 566; hinsichtlich des Fischereirechts und wegen der Kündiaungsmöglichkeit im Falle der Nichtbeachtung der Form s. § 566 Satz 2 in Verbindung mit § 595. Selbstverständlich können die Parteien in ledern Falle Schriftlichkeit als wesentliche Form vereinbaren. Vgl. Bem. B, I, 4 zu 8 535. Auch kann natürlich landesrechtlich bei Jagd und Fischerei eine bestimmte Form vorgeschrieben werden, vgl. Bem. II, 8 zu 8 566, Art. 69 EG. mit Bem., sowie für Bayern Wöber in Bayr. Z. f. R. 1905 S. 211 ff. und Art. 33 d. bayr. Fischereigesetzes. 2. Der nähere Inhalt des Pachtvertrags: Auch die Vorschriften über die Pacht sind, wie jene über Miete, im Prinzipe dispositiver Natur. Siegelten der Regel nach nur, wenn die Parteien nichts anderes vereinbart haben. Gerade bei der Pacht wird die nähere Ausgestaltung des Bertrags­ inhalts durch die Parteien entsprechend den verschiedenen Verhältnissen von besonderer Wichtigkeit, vor allem bei der Uebernahme eines Pachtinventars (vgl. 88 586,587 ff.) und hinsichtlich der näheren Art und Weise der Rückgewähr des Pachtgegenstandes (vgl. 88 589, 591, 593, 594, 597). Ueber die Schranken dieser Vertragsfreiheit und hinsichtlich der besonderen Zwangs Vorschrift en bei der Miete, welche gemäß Abs. 2 auch bei der Pacht ent-

3. Titel: Miete. Pacht. § 581.

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forschende Anwendung zu finden haben, s. Bem. B, I, 5 zu 8 535. Eine Bestimmung im Pachtverträge, daß der Pächter auf dem Pachtgute stets wohnen müsse, kann der Regel nach nicht als ein vom Rechte verpönter Eingriff in die Willensfreiheit erachtet werden. (Seuff. Arch. Bd. 42 Nr. 110). Ueber Auslegung der Pachtverträge vgl. Bem. B, l, 6 zu 8 535 und oben Bem. I, 4.

3. Eine Eintragung der Pacht im Grundbuche findet ebensowenig, wie eine solche bei der Miete statt. Es ist ledoch möglich, Pachtverhältnisse dinglich zu ge­ stalten (vgl. 8 1090) und dadurch die Eintragung im Grundbuche herbeizuführen; vgl. hierüber Bem. B, I, 7 zu 8 535. 4. Ueber das Erfordernis vormundschaftsgerichtlicher Gchrehmigung bei Verpachtung eines Landguts oder eines gewerblichen Betriebes durch den Vormund s. 8 1822 Nr. 4 und 8 1902 Abs. 2 SaK^2. 5. Ueber die Frage, ob eine Ehefrau zum^rechtswirksamen Abschluß eines Pacht­ vertrags über ein zu ihrem eingebrachten Gute gehöriges Landgut der Einwilligung des Ehemanns bedarf, vgl. RGE. Bd. 58 S. 36 ff. 6. Unter dem sog. Pachtabstand ist eine besonders im Niedersächsischen ge­ bräuchliche technische Bezeichnung für die aus Zession der Rechte des Pächters und Uebernahme seiner Verbindlichkeit zusammengesetzten Verträge zu verstehen; der Pächter ist dabei der Absteher, der Dritte, der in das Pachtverhältnis eintritt, der Abstandnehmer. Hier wird im Einzelstllle schwierig, ob dabei nur ein Eintritt in den bisherigen Pachtvertrag stattfindet oder ob ein neuer Pachtvertrag vorliegt. Maßgebend ist hiefür der im Vertrage zum Ausdruck gelangte Wille oer Parteien, der zu erforschen ist. Im einzelnen vgl. iAltvater, Der Pachtabstand, im Arch. f. d. zivilist. Praxis Bd. 95 S. 379 ff.

7* Daß der Verpächter — mangels einer besonderen Vertragsbestimmung — dafür allgemein einzustehen habe, daß die Pacht sich auch lohnend gestalte, kann aus dem allge­ meinen Grundsätze von Treu und Glauben nicht entnommen werden, vgl. RGE. vom 8. November 1907 (Warneyer Erg.-Bd. 1908 S. 33). m. Die beiderseitigen Bertragspflichten: Der gesetzliche Pflichtenkreis des Verpächters und Pächters ist im allgemeinen der gleiche, wie bei der Miete (Abs. 2). Im einzelnen ergeben sich Besonderheiten:

A. Auf Seite des Verpachters: 1. Dieser hat dem Pächter den verpachteten Gegenstand in einem zum vertrags­

mäßigen Gebrauche geeigneten Zustande zu üb er lassen und diesen vertragsmäßigen Gebrauch auch fort und fort zu gewähren (vgl. 88 535, 536), soweit hier nicht be­ sondere Erhaltungsvflichten des Pächters selbst (s. 88 582, 586—589) einschlagen. a) Der Verpächter haftet auch für die Richtigkeit der Größe der verpachteten Ländereien. 8 537 Abs. 2. Bei vertragsmäßigem Ausschlüsse dieser Garantie ist Treu und Glauben zu beachten (Seuff. Arch. Bd. 37 Nr. 301). b) Diese Gewährungspflicht des Verpächters kann auch von Einfluß werden bei erheblichen Wasserschäden. Vgl. unten Bem. B, 3, b. c) Ueber die Haftung des Verpächters einer Jagd vgl. die instruktive RGE. Bd. 25 S. 351 und Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1902 S. 554. Grundsätzlich hat der Verpächter nur die unbehinderte Ausübung der Jagd zu gewähr­ leisten, er haftet also nicht für eine besondere, überdies ja durch Jagd­ tüchtigkeit des Pächters bedingte Ergiebigkeit. An und für sich wird sich im allgemeinen der Jagdpächter auch Veränderungen in der Be­ nutzung der Grundstücke des Jagdterrains gefallen lassen müssen, auch wenn diese auf die Art der Bejagung oder den Ertrag Einfluß haben. Jedoch eine außergewöhnliche, beim Abschlüsse des Vertrags nicht vorauszusehende Veränderung der Benützungsart, so daß hiedurch eine namhafte dauernde Verminderung des Jagdertraas herbei­ geführt wird, darf der Verpächter nicht veranlassen; vgl. obige RGE. d) Ueber die Verpflichtung des Verpächters einer Mühle zur Reinigung des Flußbetts vgl. RGE. in Jur. Wschr. 1896 S. 450 und Kuhlenbeck in ur. Wschr. 1902 S. 555. ine Wiederherstellungspflicht des Verpächters bei Untergang der Pachtsache besteht aber so wenig wie bei der Miete. Vgl. näher Bem. IV zu 8 536 (wie schon bisher, s. Seuff. Arch. Bd. 43 Nr. 16), aber auch RGE. Seuff. Arch. Bd. 65 Nr. 162. f) Ueber Sicherungspflicht (Umzäunungen?) des Verpächters von Wiesen vgl. Rspr. d. OLG. (Dresden) Bd. 18 S. 14.

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VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

2. Er hat die auf der Sache rubenden Lasten zu tragen (f. § 546 mit Bem.). Ueber Verteilung der Früchte und Lasten zwischen dem Verpächter und dem an­ tretenden Pächter s. 88 101, 103. Außerdem kommt bei der Pacht als weitere Pflicht hiezu, 3. dem Pächter den Genuß (das frui Heere) der Früchte des Pachtgegenstandes während der Pachtzeit zu gewähren, soweit solche nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft als Ertrag des verpachteten Gegenstandes anzusehen sind. Diese Verpflichtung des Verpächters begreift außerdem auch die Pflicht in sich, den von dritter Seite ausgedehnten Eingriffen in das Früchteziehungsrecht des Pächters! entgegenzutreten. Dies gilt insbesondere auch bei Wildschaden. Wenn der Verpächter Bei nachträglicher Entziehung des Pachtobjekts auf Grund des Rechtes! eines Dritten ist nach 8 538 eine Schaoensersatzvflicht des Verpächters dann gegeben, wenn das gebrauchstörende Recht des Dritten schon bei Abschluß des Vertrags vorhanden war, unabhängig von einem Verschulden des Verpächters, vgl. RGE., Recht 1908 Nr. 3018. 4. Aus der Rechtsprechung vgl. ferner RGE. in Warneyer Erg.-Bd. 1908 Nr. 39: Treu und Glauben (8 242) erfordern nicht, daß bei Verpachtung eines Grundstücks zwecks Gewinnung von Bodenbestandteilen der Verpächter für einen lohnenden Betrieb einzustehen hat. 3. Auf Seite des Pachters: 1. Er erhält mit der Uebernahme die Obhut (custodia) über den Pachtgegen­ stand. Vgl. Bem. I zu 8 545, sowie auch Rspr. d. OLG. Bd. 11 S. 308. 2. Er hat das Pachtobjekt vertragsmäßig zu gebrauchen (8 550). Hier schlagen besondere Einschränkungen für die Gr und stück spacht ein. Vgl. 88 583, 586 Ist der Betrieb eines Gewerbes (vgl. hierüber oben Bem. I, 1, b) oder Ge­ schäftes Gegenstand des Pachtvertrags, so muß oer Pächter den Betrieb ordnungs­ mäßig und nach wirtschaftlichen Grundsätzen führen, mindestens in der bisher üblichen Weise; er haftet für schuldhafte Verschlechterung des Betriebs, sobald sie sich auch für den Verpächter fühlbar macht; vgl. hiezu Seuff. Arch. Bd. 56 Nr. 174 und Rspr. d. OLG. Bd. 5 S. 23 Anm. 1. Ein fortgesetztes unwirtschaftliches Verhalten des Pächters trotz Abmahnung des Verpächters wird letzteren auch zur Kündigung berechtigen; denn eine erhebliche Verletzung der Integrität des Betriebs wird hier einer erheblichen Verletzung der Miet- oder Pachtsache gleichstehen.

Sachverbindungen wird der Pächter, da ihm ja nur ein persönliches Nutzungs­ recht zusteht, nur zu einem vorübergehenden Zwecke, nämlich zur Ausübung für die Dauer seines Pachtrechts herstellen dürfen; vgl. 8 95 mit Bem. und Rspr. d. OLG. (Kammerger.) Bd. 5 S. 76.

3. Der Pächter hat den vereinbarten Pachtzins zu entrichten (Satz 2). Vgl. hiezu 8 535 Bem. B, III. a) Ueber die Zeit der Entrichtung besteht hier eine besondere Bestimmung für die Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks gemäß 8 584. Im übrigen vgl. 8 551. b) Ein Nachlaß am Pachtzinse kann sich ergeben wegen solcher Mängel des Pachtobjekts, für die der Verpächter einzustehen hat. Vgl. 88 537 und 541. Einen Pachtzinsnachlaß wegen Miß wachs oder sonstiger Min­ derung des Ertrags durch Zufall kennt das BÄB. (im Gegensatze zum gemeinen Rechte) nicht (auch die landwirtschaftlichen Kreise waren hiemit einverstanden; vgl. ZG. H, 294, IV, 425—427). Man ging davon aus, es sei Sache des Pächters, solchen Unfällen von vornherein vorzubeugen durch entsprechende Versicherung (z. B. gegen Hagelschlag). Anderseits sei es auch unbillig, den Verpächter den Nachteil besonders ungünstiger Jahre mittragen zu lassen, wenn man diesem nicht auch anderserts einen Gewinnanteil bei besonders günstigen Jahren gewähre. (P. II, 238 ff.) Der Verpächter trägt demnach nur die Gefahr solcher Unglücksfälle, die den Pachtgegenstand selbst betreffen, so daß dessen Tauglichkeit zum Fruchtbezuge vernichtet oder erheblich vermindert ist, z. B. Erdrutsche; bezüglich Überschwemmungen s. nachher; alle Zufälle, die lediglich die Früchte selbst betreffen, fallen dem Pächter selbst zur Last, vgl. Kuhlenbeck zu 8 584. Vgl. auch Rspr. d. OLG. (Dresden) Bd. 18 S. 14 ff.;

3. Titel: Miete. Pacht. § 581.

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Hinsichtlich Wasserschäden wird in den P. II a. a. O. bemerkt, daß die Gefahr einer Ueberschwemmung, bei welcher das verpachtete Grundstück so lange mit Wasser überdeckt werde, daß die auf demselben stehenden Pflanzungen zugrunde gehen, den Verpächter zufolge seiner Gewährungs­ pflicht treffe, insoweit als das Grundstück infolge der Ueberflutung nicht in gebrauchsfähigem Zustande gewährt werden könne; die Ueberflutung nehme dem Grundstücke die Tauglichkeit, Tragfläche für die Pflanzung zu sein, nicht bloß für die Zeit, während welcher dasselbe unter Waffer ist, sondern rück­ wärts bis zu der Zeit, in welcher es mit der Pflanzung bestellt worden ist. (Ebenso Jacubezky, Bem. S. 133.) Vgl. hiezu ferner bezüglich einer eventuellen Minderung des Pachtzinses wegen Ueberschwemmung Bartell im „Recht" 1904 S. 410 und Josef daselbst S. 477. Im Einzelfalle wird freilich oft eine Härte für den Pächter sich ergeben, zumal ja manchem Mißgeschicke nicht durch Versicherung vorgebeugt werden kann, z. B. F r o st s ch a d e n bei Obstgärten rc. Die Prot. drücken die Hoffnung aus, es möge das Anstandsgefühl des Verpächters über Härten hinweghelfen! Die Ausgleichung vonKriegsschäden bleibt der Sondergesetzgebung überlasten; M. II, 424. Vgl. hiezu auch RG. über Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 § 35. c) Das Gesetz betrachtet es als selbstverständlich und erwähnt es deshalb nicht ausdrücklich (wie z. B. das PLR. Tl. I Tit. 21 88 265, 266), daß der Pacht­ zins auch in einer Quote der von dem Pachtobjekte zu gewinnenden Früchte bestehe» kann (sog. Teilpacht, colonia partiaria, M. 0,422). Im Einzel­ falle wird jedoch hier zu prüfen sein, ob nicht ein Gesellschaftsverhältnis in Wirklichkeit Zugrunde liege (vgl. Bem. I, 4, b). Vgl. hierüber im Ein­ zelnen Crome, Die partiarischen Rechtsgeschäfte S. 32—123. d) Ueber Haftung einer Sicherheit vgl. bahr. Oberst. LG. Bd.5 (n. F.) S. 27. 4. Der Pächter hat weiter die Pflicht, die Pachtsache nach Beendigung der Pacht -zurückzugeben. Hinsichtlich dieser Rückgewährspflicht wird die Haftung des Pächters «erweitert bei der Pacht von Grundstücken (88 586—589), von landwirtschaftlichen Gruudi stücken (88 591-592) und von einem Landgut (88 593—594). 5. Außerdem trifft den Pächter die Verpflichtung, bei der Früchteziehung die Regeln «einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu beobachten. Vgl. oben 1, 2.

IV. Rechtliche Natur der Pacht, Rechtsstellung des Pächters und Verpächters mnteretnander «ud gegenüber Dritten (vgl. auch Bem. III). 1. Auch die Pacht ist in ihren Grundformen als ein obligatorisches RechtswerhältniS auszufasteu und zwar aus den gleichen Gründen, wie die Miete. Vgl. hiezu «die Bem. B, 1,8 und IV zu 8 535, sowie B, I, 4 zu 8 571; s. auch oben Bem. II, 3. Nur Isoweit das Fruchtbezugsrecht deS besitzenden Pächters reicht, läßt sich von einem dinglichen 'Aneignungsrechte sprechen (vgl. Stobbe-Lehmann 8 130 a. E.).

8. Ebenso ist die rechtliche Stellung des Pächters im allgemeinen obliga­ ttorischer Natur. ») Er genießt aber, wie der Mieter, vollen Besitzschutz (88 859, 860, 861, 862, 869) als unmittelbarer Besitzer. Vgl. Bem. B, IV zu 8 535. Ueber die Voraussetzungen einer Besitzesschutzklage des Pächters gegen den Bevoll­ mächtigten des Verpächters vgl. Rspr. d. OLG. (Stettin) Bd. 2 S. 40. Der Jagdpächter hat keinen Besitz an den zu bejagenden Grund­ stücken (vgl. oben Bem. 1,1, c, « und RGE. Bd. 70 S. 70 ff.); gegen Ein­ griffe Dritter wird ihm aber, insbes. wenn weitere Störungen zu befürchten sind (j. B. der Dritte maßt sich selbst ein Jagdrecht an rc.) die allgemeine Unterlassungsklage zu gewähren sein, zumal das Jagdrecht immerhin ein Recht im Sinne des 8 823 ist, vgl. Vordem. VII, 4 vor 8 823 und Bem. II, A, 2, e,«, ee zu 8 823. Aehnliches wird auch vom Fischereivächter gelten dürfen (für Bayern vgl. übrigens auch Art. 72 ff. des bayr. Fisch.G. vom 15. August 1908). b) Hinsichtlich der Früchte ist seine Stellung eine besonders gesicherte; vgl. hiezu oben Bem. I, 2, c und im einzelnen unten Bem. 3, sowie unten 8 590 (Pfandrecht an Jnventarstücken), über Ersatz von Bestellungskosten s. 88 592 und 101. c) Ueber Schutz des Pächters im Falle der Veräußerung des verpachteten Grundstücks s. 88 571 ff. mit Ws. 2; für den Fall der Zwangsver­ steigerung vgl. Bem. 3. d) Für den Fall des Konkurses des Verpächters s. 88 19,20 KO. und Recht 1900 S. 248 ff.

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VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

e) Ueber Rechtsschutz des Pächters gegenüber der Pachtzinsforderung, wenn der Verpächter einen selbständigen Nebenvertrag nicht erfüllt hat, s. Rspr. d. OLG. (Oldenburg) Bd. 5 S. 30. f) Ueber das Recht des Pächters oder seines Rechtsnachfolgers, unter den Voraussetzungen des § 560 Abs. 2 Jllaten auch gegen den Widerspruch des Verpächters vom Grundstücke zu entfernen, vgl. Kleineidam, D. Jur.Z. 1906 S. 1359 ff. 3. Eine besondere Betrachtung verdienen hier in Kürze die Rechtsverhältnisse bei der Zwangsvollstreckung (vgl. hiezu Neumann in Bem. IV vor § 581): a) Die Zwangsvollstreckung seitens der Gläubiger des Verpächters: «) Mobiliarzwangsvollstreckung (vgl. § 865 ZPO., sowie RGE. Bd. 18 S. 368): Soweit eine Zwangsvollstreckung in die Früchte (vgl. 88810, 824, 865 ZPO.; BGB. 88 93, 64, 956) in Frage kommt, so kann hier der Pächter vor der Trennung aus 8 771 ZPO. nicht widersprechen, die Pfändung der bereits in seinem Besitze befindlichen Früchte aber im Wege des 8 809 ZPO. verhindern (vgl. hiezu RGE. Bd. 18 S. 368). Zu bemerken ist hier auch, daß bei einer Versteigerung von Früchten vor der Trennung der Pächter trotz des Zuschlags mit der Trennung (8 956) Eigentümer wird (vgl. Neumann a. a. O.). Hinsichtlich des Zubehörs ist insbes. 8 865 Abs. 2 Satz 1 von Wichtigkeit. Wegen einer Zwangsvollstreckung in andere Sachen ist der Pächter, falls er zur Herausgabe nicht bereit ist, durch 8 809 ZPO. genügend gesichert. £) Zmmobiliarvollftreckung (hierüber sind zu vergleichen 88 9, 21, 57 152, 180, 183 ZwBG.): aa) Die Beschlagnahme hat an sich keinen Einfluß auf das Recht des Pächters hinsichtlich seines Fruchtgenusses und der stehenden Früchte (8 21 Abs. 3 ZwVG.). Früchte, die gemäß 8 956 bereits in das Eigentum des Pächters übergegangen sind, unterliegen nach 8 1120 nicht der Hypothek und daher im Hinblick auf 8 20 Abs. 2 ZwBG. auch nicht der Beschlagnahme. ßß) Das Rechtsverhältnis zwischen dem Ersteh er in der Zwangs­ versteigerung und dem Pächter hat sich nach den Vorschriften des 8 57 ZwVG. zu richten. Es finden demgemäß die Vor­ schriften der 88 571,572, des 8 573 Satz 1 und der 88 574, 575 BGB. auch hieher entsvrechende Anwendung; der Ersteher ist jedoch — für den erstzulässigen Termin — berechtigt, das Pacht­ verhältnis unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Einer etwaigen Zwarmsvollstreckung auf Räumung und Herausgabe auf Grund des Beschlusses, durch den der Zuschlag erteilt wurde, kann der Pächter aus 8 93 Äbs. 1 Satz 2 und 8 771 ZPO. die Widerspruchsklage entgegensetzen. yy) Ueber Rechte des Hypothekengläubigers gegen die Veräuße­ rung der Ernte durch den Pächter vgl. OLG. Dresden, Seuff. Arch. Bd. 63 Nr. 46. b) Zwangsvollstreckung seitens der Gläubiger des Pächters: Letztere können natürlich nur mit Mobiliarzwangsvollstreckung gegen .den Pächter vorgehen. «) Die Pfändung von Früchten untersteht den Vorschriften ider 88 810, 824, 865 ZPO., sowie 88 97 ff. BGB. (Wegen der Zubehörstücke ist insbes. 8 865 Abs. 2 Satz 1 zu beachten.) a«) Der Verpächter kann auf Grund seines Eigentums (8 93) einer Früchtepfändung vor der Trennung nicht mit Erfolg wider­ sprechen ; vgl. Bem. 2, b zu 8 956 und Fuchs in Ztschr. f. Zivilproz. Bd. 24 S. 207. ßß) Der Hypothekengläubiger hat gleichfalls keinen Zugriff auf die noch stehenden Früchte; dies findet seinen Ausgleich durch die entsprechende Haftung der Pachtzinsforderung: vgl. hiezu 8 21 Abs. 2 und 3 ZwBG., 881123 ff. und Bem. II, B, 1, a,« zu 8 1120. Wegen der Inventar gegenstände vgl. aber auch Bem. II, B, 2, 6 zu 8 1120. ß) Das Pachtrecht selbst kann nach Maßgabe des 8 851 ZPO. keinen Gegenstand der Zwangsvollstreckung bilden.

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3. Titel: Miete. Pacht. §§ 581, 582.

4. Mr die Rechtsstellung des Verpächters kommt insbesondere in Betracht, daß dieser nach § 550 auf Unterlassung klagen kann, falls der Pächter einen vertrags­ widrigen Gebrauch macht. Ueber eine allgemeine Ausdehnung dieser Unterlassungs­ klage vgl. Eltzbacher, Unterlassungsklage S. 146.; 5. Auch Dritten gegenüber erwächst dem Verpächter (nicht bloß dem Pächter) aber u. a. die Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß das Pachtobiekt in ordnungsgemäßem ustande ist z. B. bei der Verpachtung eines Theaters rc. Vgl. RGE. in Jur. Wschr. 1909 :. 275 Nr. 10.

g

V. Zu Abs. 2.

Die nahe Verwandtschaft Mischen Miete und Pacht rechtfertigt es (zur Vermeidung von Wiederholungen), allgemein auszusprechen, daß die Vorschriften über die Miete auf die Pacht entsprechende Anwendung (d. h. immerhin unter Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse der Pacht im Einzelfalle) finden sollen, soweit sich nicht aus den nachfolgenden 88 582—597 ein anderes ergibt. (Ueber den systematischen Inhalt dieser Paragraphen vgl. Vordem.). 1. Aus dieser analogen Anwendung seien beispielsweise hervorgehoben: Die Vorschriften über Haftung des Verpächters wegen Mängel der verpachteten Sache (88 537ff.); Befreiung des Pächters von der Entrichtung des Pachtzinses, wenn nnd soweit der Verpächter seine Verpflichtung, den verpachteten Gegenstand in einem zum Fruchtgenusse geeigneten Zustande zu gewähren, nicht erfüllt (s. 88 537, 541 mit 88 323 Abs. 1, 325 Abs. 1 Satz 3 und vgl. oben Bem. III, ß, 3, b). Ebenso gelten die an das Prinzip „Kauf bricht nicht Miete" sich anschließenden Vorschriften der 88 571 ff. auch für die Pacht rc. (vgl. hiezu aus der Praxis auch Jur. Wschr. 1905 S. 487). Ueber vorbehaltlose Annahme einer Teilrückzahlung des Pachtzinseis vgl. RGE. bei Warneyer Erg.-Bd. 1908 Nr. 623. 2. Als abweichende Besonderheiten sind dagegen hervorzukehren. Die weitergehenden Pflichten des Pächters in 88 582 und 586 an Stelle des 8 536, die weitere Einschränkung der Unterpacht durch 8 596 Abs. 1 (statt 8 549 Abs. 1), Bezahlung des jährlichen Pachtzinses, 8 584 (statt § 551 Abs. 2), die besondere Rückgewährpfucht bei der Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks (88 591—594) und die Folgen einer NichtrüHabe überhaupt in 8 597 in Analogie zu 8 557, das weitergehendePfandrecht des Verpächters eines landwirtschaftlichen Grundstücks, 8 585 (statt 88 559, 563), die gesetzlichen Kündigungsfristen bei der Pacht, 8 595 (an Stelle des 8 565), die Beschränkung bzw. Ausschließung des 8 569 (Tod des Pächters) und 8 570 (Versetzung des Pächters) durch 8 596 Abs. 2 und 3. 3. Als direkt unanwendbar bezeichnet Planck Bem. 6 die 88 544 und 580. Diese Auffassung erscheint aber nicht richtig, denn das Pachtobjekt kann doch auch in einem Gebäude oder einem einzelnen Stockwerke (z. B. Hotel- oder Pensionsbetrieb) bestehen und es ist nicht abzusehen, warum jene Paragraphen als strikte Vorschriften nicht auch für die Pacht gelten sollen. Vgl. Oertmann Borbeni. 6 vor 8 581.

4. Weitere Besonderheiten hinsichtlich der Pacht können sich auch aus dem Landesrecht ergeben, insbesondere bei Jagd und Fischerei durch Art. 69 EG. s. Bem. zu diesem Art. und ferner oben in Bem. I, 1, c. Vgl. z. B. für Bayern die besonderen Vorschriften in Art. 22 des Gesetzes vom 30. März 1850, die Ausübung der Jagd betr.; für Preußen vgl. auch RGE. Bd. 52 S. 126 ff., Rspr. d. OLG. Bd. 4 S. 44 und Jur. Wschr. 1902 Beil. S. 239. VI. Bezüglich der Übergangsbestimmungen s. Borbem. III1 § 582.

Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks

hat die gewöhnlichen

Ausbesserungen, insbesondere die der Wohn- und Wirthschaftsgebäude, der Wege, Gräben und Einfriedigungen, aus seine Kosten zu bewirken. E. I, 540; II, 622; III 575,

I. Allgemeines. Die 88 582 —585 beziehen sich auf die Pacht eines landwirtschaftlichen IGrund-

stücks (ebenso 88 591 und 592). Begriff: Unter landwirtschaftlichen Grundstücken (vgl. 88 998 und 1055) sind solche zu verstehen, welche landwirtschaftlichen Zwecken im engeren Sinne dienen, wie z. B. Wiesen, Felder, Nutzgärten rc., einschließlich der dazu gehörigen Gebäude

936

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

(daß ein Gebäude dazu gehört, ist aber begrifflich nicht notwendig). Nicht hieher gehören daher z. B. Wälder. Ob das betreffende Grundstück in einer Land- oder Stadtgemeinde liegt, kann auf den Begriff keinen Einfluß üben. Im Einzelfalle kann auch eine Mischung von landwirtschaftlichen und nicht landwirtschaftlichen Grundstücken in der Hand des gleichen Pächters vereinigt sein. Ein sog. landwirtschaftliches Nebengewerbe, z. B. eine Brennerei, Ziegelei, fällt für sich allein nicht unter diesen Begriff; wenn aber der Betrieb im ganzen der Landwirtschaft gewidmet ist und ein solches Nebengewerbe wirklich nur nebensächlich geübt wird, ohne den landwirtschaftlichen Hauptcharakter zu beeinträchtigen, so wird auch der Begriff eines landwirtschaftlichen Grundstücks im ganzen gewahrt bleiben. (Vgl. Oertmann zu § 582, sowie Petersen-Kleinfeller zu § 49 Nr. 12 KO.).

II. Im einzelnen zu § 582: 1. 8 582 bildet eine Einschränkung des analog anzuwendenden § 536, insofern bei der Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks bestimmte Ausbesserungspflichten hier nicht den Verpächter, sondern den Pächter auf eigene Kosten treffen. Das Wesen dieser Bestimmung liegt darin, daß der Pächter insoweit nicht bloß, wie der Mieter, eine übermäßige Abnutzung hintanhalten, sondern direkt einer Abnutzung überhaupt vorbeugen muß, z. B. durch rechtzeitige Ausbesserung des Stalldaches. Vgl. Cosack S. 469. a) Der Begriff der gewöhnlichen Ausbesserungen, welche hier den ' Pächter treffen, wird vom Gesetz absichtlich nicht nach Einzelheiten festgelegt, um nicht irre zu führen (M. II, 430). Das Gesetz erwähnt nur beispiels­ weise die Ausbesserung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude, der Wege, Gräben und Einfriedigungen. Man wird unter den gewöhnlichen Aus­ besserungen jene zu verstehen haben, die durch die ordnungsmäßige Abnutzung und durch nicht außergewöhnliche Einwirkung der Witterung im Laufe der Zeit wirtschaftlich notwendig werden (vgl. Kuhlenbeck zu § 582). b) Im übrigen gilt selbstverständlich § 536 über die Verpflichtungen des Ver­ pächters auch hier, was z. B. zur Folge hat, daß die Vornahme außer­ gewöhnlicher Reparaturen (z. B. Ausbesserung von Feuer- und Wasserschäden) den Verpächter trifft. Val. auch Bem. III, 6, 3, b zu 8 581. c) Ausbesserungen, die durch eine nachlässige Bewirtschaftung des Eigen­ tümers oder Verpächters erforderlich gewesen sind und deren Anlaß in die Zeit vor Beginn des Pachtverhältnisses fällt, hat der Pächter nicht auf seine Kosten zu bewirken (vgl. Kuhlenbeck zu 8 582). 2. Zu derartigen gewöhnlichen Ausbesserungen darf der Pächter mangels besonderer Abmachungen das notwendige Material nicht dem Grundstücke selbst entnehmen (anders beim Nießbrauch 8 1043). Ein gegenteiliger Antrag wurde als zu bedenklich abgelehnt (P. II, 252, 253). Ein gewisser Ausgleich findet aber dadurch statt, daß auch der Ver­ pächter seinerseits bezüglich bet ihn treffenden Reparaturen das Material nicht aus dem Grundstück ohne Einwilligung des Pächters entnehmen darf. 3. Hier kann auch die Frage gestreift werden, ob und wie oft der Verpächter das Grundstück besichtigen darf, um sich von dessen Zustande zu überzeugen. Das Gesetz hat hierüber absichtlich keine besonderen Vorschriften ausgenommen, vielmehr ist die Frage an der Hand des Einzelfalles nach den Grundsätzen über Treu und Glauben zu entscheiden (P^II, 252), analog wie bei der Miete. Vgl. Bem. V zu 8 536.

§ 583. Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks darf nicht ohne die Erlaubniß des Verpächters Aenderungen in der wirthschaftlichen Besümmung des

Grundstücks vornehmen, die auf die Art der Bewirthschaftung über die Pachtzeit hinaus von Einfluß sind. E. I, 541; II, 523; III, 576.

1. 8 583 soll im Grunde nichts anderes bedeuten als eine spezielle Anwendung des allgemeinen Grundsatzes des 8 242, d. h. der Pächter hat bei Ausübung seines Rechtes zum Gebrauch und zum Fruchtgenusse jene Grenzen einzuhalten, welche sich aus dem Pachtverhältnisse nach den Grundsätzen über Treu und Glauben mit Rücksicht auf die Verkehrssitte ergeben. (Vgl. auch 8 157.) Hieraus folgt insbesondere, daß der Pächter ohne Erlaubnis des Verpächters keine Aenderungen in der wirtschaftlichen Bestimmung des landwirtschaftlichen Grundstücks (vgl. Bem. I zu 8 582) vornehmen barf, welche auf die Art der Bewirt-

3. Titel: Miete. Pacht. §§ 582-584.

937

schaftung über die Pachtzeit hinaus von Einfluß sind. Mit anderen Worten: Der Pächter darf sein Recht nur so ausüben, daß das Landwirtschaftliche Grundstück in seinem bisherigen wirtschaftlichen Bestand erhalten wird. In einer gewissen Wechselbeziehung stebt hiezu § 591 hinsichtlich der Rückgewährspflicht. Die hier zu Aenderungen notwendige Erlaubnis stellt aber keine Zustim­ mung im technischen Sinne dar, s. § 182 Bem. 2 a. E. a) Der nähere Begriff der verbotenen Aenderungen wechselt je nach der Art des bezüglichen Pachtobjekts imb des Pachtverhältnisses im einzelnen. Im übrigen können auch Unterlassungen einen derartigen nachteiligen Ein­ fluß üben. Vgl. unten 3. b) Die Schranke des § 583 ist aber nur allgemeiner Natur, d. h. der Pächter darf den bisherigen wirtschaftlichen Bestand nur im allgemeinen nicht ver­ ändern, dagegen muß er in der Detailausführung der Fruchtziehung freiere Hand haben, soweit er damit nicht zugleich gegen jene allgemeine Schranke verstößt. Beispiele: Der Pächter darf auf einem Felde statt des bisherigen Kartoffelbaues den Rübenbau einführen, er wird auch eine schlechte Wiese vorübergehend anbauen dürfen, sofern er sie vor Ablauf der Pacht wieder in eine Wiese verwandelt; dagegen wird er nicht ein einzelnes gepachtetes Feld als Kiesgrube benutzen dürfen. Dauernde Anlagen auf dem Grund­ stücke, wie Gebäude, Gräben rc., wird er überhaupt nicht erheblich ändern dürfen (vgl. Cosack S. 469). 2. Verletzt der Pächter das Prinzip des § 583, so hat der Verpächter zur Abhilfe zwei Wege: a) er kann entsprechend dem § 550 auf Unterlassung klagen; b) er hat, wenn die Voraussetzungen des § 553 vorliegen, ein sofortiges Kündigungsrecht. Selbstverständlich hat der Verpächter bei Verschulden des Pächters auch Anspruch auf Schadensersatz nach allgemeinen Grundsätzen (s. § 276). 3. Hier schlägt auch die Frage ein, ob der Pächter positiv verpflichtet ist, den Pachtgegenstand zu benutzen. Hierüber ist folgendes zu sagen: Der Verpächter kann im allgemeinen nach der Natur der Pacht keinen selbst­ ständigen Anspruch darauf haben, daß der Pächter während der Pachtzeit das Grund­ stück wirklich bewirtschaftet, sowenig wie der Vermieter allgemein verlangen kann, daß der Mieter die Sache wirklich benutzt (vgl. Bem. III zu § 536), wenn nicht in der Pacht zu­ gleich ein Dienst- oder Werkvertrag liegt. Der Pächter wird sich auch von der Ver­ pflichtung zur Bewirtschaftung dadurch frei machen können, daß er das Grundstück zurück­ gibt; vgl. Jacubezky, Bem. S. 133 und P. II, 255. Soweit aber ttn Einzelfalle der Pächter bei Fortdauer der Pacht eine derartige Vernachlässigung eintreten läßt, welche voraussichtlich zugleich auf die Art der Bewirt­ schaftung über diePachtzeit hinaus von Einfluß ist, kommt §583 in Betracht, d. h. der Verpäcbter hat hier die in Bem. 2 besprochenen Rechte. Insoweit harmoniert auch § 583 mit oer Vorschrift des § 591, wonach maßgebend ist der Zustand zur Zeit der Rück­ gabe. Vgl. hiezu noch M. II, 430 und P. II, 256, sowie auch Oertmann zu § 583. Hinsichtlich der Teilpacht vgl. Crome, Partiarische Rechtsgeschäfte S.93. 4. Eine dem § 583 entsprechende Verpflichtung wird auch bei anderen Pacht­ verhältnissen anzunehmen sein, hauptsächlich bei der Verpachtung gewerblicher Betriebe, vgl. Kohler, Arch. f. bürgerl. R. Bd. 2 S. 324 und Archiv f. d. zivilist. Praxis Bd. 71 S. 397.

§ 584. Ist bei der Pacht eines landwirthschaftlichen Grundstücks der Pachtzins nach

Jahren bemessen, so ist er nach dem Ablaufe je eines Pachtjahrs am ersten Werktage des folgenden Jahres zu entrichten. E. I, 539; II, 524; III, 577.

1. § 584 tritt bei der Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks (s. Bem. I zu § 582) an Stelle des § 551 Abs. 2 als eine Spezialvorschrift, soweit es sich um eine Pacht nach Jahren handelt. Selbstverständlich liegt auch hier nur eine dispositive Norm vor. 2. Unter Pachtjahr ist nicht notwendig das Wirtschaftsjahr zu verstehen, viel­ mehr das von dem Beginne der Pacht an laufende bewegliche Jahr. In den meisten Fällen wird fteilich aus praktischen Gründen Pachtjahr und Wirtschaftsjahr zusammenfallen.

938

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhättnisse.

3. Im übrigen bestimmt sich der Fälligkeitstermin auch für den Pachtzins nach den Normen des § 551. Demnach ist insbesondere der Pachtzins postnumerando zu entrichten. (E. 1 hatte hier den Abs. 2 des § 517 = 551 direkt ausgeschlossen, E. II hielt es für genügend, die Anwendung für den praktisch wichtigsten Fall, nämlich der Bemessung nach Jahren auszuschließen, ohne im übrigen etwas an der entsprechenden Anwendung ändern zu wollen.) 4. Einen Anspruch auf verhältnismäßigen Nachlaß (Remission) am Pachtzinse, wenn außerordentliche Unglücksfälle den gewöhnlichen Ertrag des Pacht­ grundstückes beträchtlich vermindert haben, kennt das BGB. nicht. Vgl. hierüber Näheres in Bem. III, 3, b zu 8 581. 5* Ueber Anwendung des § 584 bei der Teilpacht vgl. Crome, Partiarische Rechtsgeschäfte S. 95 und 98 ff.

£§ 585.

Das Pfandrecht des Verpächters eines landwirthschaftlichen

Grundstücks

kann für den gesummten Pachtzins geltend gemacht werden und unterliegt nicht der im § 563 bestimmten Beschränkung. Es erstreckt sich auf die Früchte des Grundstücks sowie auf die nach § 715 Nr. 5 der Civilprozeßordnung der Pfändung

nicht unterworfenen Sachen. E. I, 543; II, 525; III, 578.

Pfandrecht des Verpachters. Der Regel nach deckt sich das Pfandrecht des Verpächters, sowohl, was die Gegenstände desselben, als auch die zu sichernde Forderung, die Selbsthilfe und die Kollision mit anderen Pfandrechten anbelangt, vollständig mit dem Pfandrechte des Ver­ mieters, wie es in den §§ 559—563 normiert ist. Vgl. die Bem. hiezu. Eine Besonderheit besteht nur bei der Pacht landwirtschaftlicher Grundstücke (s. Bem. I zu § 582). Hier wird das Pfandrecht des Verpächters in doppelter Hinsicht erweitert, insoferne hier bestimmte Beschränkungen des Pfandrechts in Wegfall kommen: I Hinsichtlich der zu sichernden Forderungen (Satz 1): 1. Das Pfandrecht des Verpächters kann hier im Verhältnisse zum Pächter allein, d. h. ohne daß eine Konkurrenz mit anderen Gläubigern.besteht (s. 2), für den gesamten Pachtzins geltend gemacht werden, also auch unbeschränkt für den noch nicht fälligen Pachtzins. Es gilt demnach hier die Beschränkung des § 559 Satz 2, soweit sie sich auf Pachtzinse bezieht, nicht. (Diese Sicherheit hinsichtlich der noch nicht fälligen Pachtzinse gewährte man dem Verpächter, damit er nicht veranlaßt ist, bei vorübergehenden Zahlungs­ stockungen des Pächters das Pachtverhältnis aufzulösen. P. II, 259.)

2. Es unterliegt hier nicht der in § 563 bestimmten Beschränkung, d. h. bei Kon­ kurrenz mit anderen Pfandgläubigern kann der Verpächter den gesamten rück­ ständigen Pachtzins in Anrechnung bringen, ohne auf den Pachtzins für das unmittelbar letzte Jahr vor der Pfändung beschränkt zu sein. Ansprüche auf noch nicht fälligen Pachtzins wird Verpächter in diesem Falle auch geltend machen können, da sich die Beschränkung des § 563 überhaupt nur auf fälligen Pachtzins bezieht. Eine analoge Begünstigung genießt das Pfandrecht des Verpächters eines land­ wirtschaftlichen Grundstücks im Konkurse des Pächters nach § 49 Nr. 2 a. E. KO., insofern als die Geltendmachung fälliger Pachtzinse auf Rechnung des Pfandrechts nicht auf das letzte Jahr vor der Konkurseröffnung beschränkt ist. II. Hinsichtlich des Gegenstandes des Pfandrechts: Das Pfandrecht des Verpächters erstreckt sich hier nicht nur auf die ein­ gebrachten Sachen des Pächters (vgl. Bem. IV zu § 559), sondern auch: 1. auf die Früchte des Grundstücks. a) Was unter Früchten des Grundstücks zu verstehen ist, ergibt sich aus § 99. Es kann sich aber hier nicht um stehende, sondern nur um die getrennten Früchte handeln; denn einerseits sind stehende Früchte an sich noch im Eigentume des Verpächters, anderseits werden ja nur jene Sachen dem Pfand­ rechte des Verpächters unterworfen, welche dem Pächter eigentümlich gehören (vgl. IV, 2 zu 8 559). Abweichend OLG. Posen, Recht 1909 Nr. 2379. b) Das Pfandrecht kann hier also erst mit der Trennung der Früchte, aber unmittelbar mit dieser, entstehen. (Uebereinstimmend Kuhlenbeck 'und Neu-

3. Titel: Miete. Pacht. §§ 584-586.

939

mann zu § 585, sowie Siber a. a. O. S. 29; vgl. auch § 93 mit Bem., ferner Küntzel in Gruchot, Beitr. Bd. 41 S. 439, Gaupp-Stein zu 8 810 ZPO., Rspr. d. OLG. Wraunschweig] Bd. 13 S. 203; dagegen aber Weirauch in D. Jur.Z. 1905 S. 357, 358, der die Auffassung vertritt, daß die Entstehungszeit dieses Pfandrechts zurückdatiert werden müsse auf die Zeit des Pachtvertragsabschlusses, und ferner Bunsen, Arch. f. bürgerl. R. Bd. 29 S. 37 ff. c) Wenn die Früchte vor ihrer Trennung nach Maßgabe des § 810 ZPO. für einen anderen Gläubiger des Pächters gepfändet wurden, so ist strittig, ob der Verpächter nach der Trennung der Früchte auf Grund seines gesetzlichen Pfandrechts nach § 805 ZPO. euren Anspruch auf vorzugs­ weise Befriedigung aus dem Erlöse geltend machen kann. Daoas Pfandrecht des Verpächters erst mit der Trennung der Früchte (s. Bem. b) m Entstehung gelangt, wird die Frage zu verneinen sein (s. auch Oertmann Bem. 1, Gaupp-Stein Bem. IIzu 8 810 ZPO., Jaeger, Anm. 51 zu § 49 KO., dagegen aber Seuffert Bem. 3 und Petersen-Anger Bem. 3 zu 8 810, Weirauch a. a. O., Planck in Bem. 2). d) Ein Widerspruchsrecht steht dem Verpächter vor der Trennung der Früchte nicht zu, vgl. Bem. IV, 3, b, « zu 8 581 und Rspr. d. ÖLG. (Braunschweig) Bd. 13 S. 202. Abweichend Rspr. d. OLG. (Posen) Bd. 19 S. 6, Recht 1909 Nr. 1859. e) Ein Schutz des Pächters anderseits gegen Pfändung stehender Früchte auf Betreiben von Gläubigern des Verpächters liegt in den Folgerungen aus 8 809 ZPO., ferner in 8 21 Abs. 3 ZwBG., außerdem wirkt hier auch der Ersatzanspruch des Pächters aus 8 592 zu dessen Gunsten. . f) Ueber das Verhältnis des 8 957 mit 8 956 (gutgläubiger Erwerb seitens eines Dritten) zum Pfandrechte des Verpächters vgl. Siber a. a. O. S. 20. g) Gegen einen Zugriff der Hypotheken gläubiger und der diesen gleich­ gestellten dinglichen Berechtigten sind die dem Pächter gebührenden züchte sowohl vor wie nach der Trennung durch 8 1120 BGB. und 8 21 Abs. 3 ZwVG. geschützt, vgl. Bem. II, B, 2, a, « zu 8 1120 und Rspr. d. OÜG. Graunschweig) Bd. 13 S. 202.

2. Es erstreckt sich auch auf die nach 8 715 Nr. 5 der (früheren) ZPO. der Wfändung nicht unterworfenen Sachen (übereinstimmend mit Art. 1 des bayrischen ^Gesetzes vom 18. Dezember 1887). Vgl. hiezu 8 559 Satz 3. Hierunter sind nunmehr die iin 8 811 Nr. 4 ZPO. n. F. aufgeführten Gegenstände zu verstehen (eine wesentliche materielle Weränderung hat diese Ziffer in der neuen ZPO. nickt erhalten, so daß über diese Gleichsstellung kein Streit entstehen kann; zudem ist durch das Ges. betr. die Ermächtigung des ^Reichskanzlers zur Bekanntmachung der Texte verschiedener Reichsgesetze, vom 17. Mai 1898 §§ 1 Abs. 2 MGBl. S. 342], das Zitat in die neue Bezeichnung der ZPO. umgeändert ttvorden; vgl. hiezu übrigens auch Melzer in D. Jur.Z. 1899 S. 273): nämlich das zum Wirtschaftsbetriebe erforderliche Geräte und Vieh nebst dem nötigen Dünger, sowie die landwirtschaftlichen Erzeugnisse z. B. Stroh, Heu, ssowert sie zur Fortführung der Wirtschaft bis zu der Zeit erforderlich ssind, zu welcher gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden. Soweit letztere übrigens aus dem verpachteten Grundstücke selbst vom Wächter gewonnen sind, ergibt sich das Pfandrecht schon aus Ziff. 1. E. I hatte diese Ausnahme nicht gekannt, sie wurde erst in E. II auf Anregung ider Kritik und der landwirtschaftlichen Interessentenkreise (vgl. ZG. II, 283, VI, 416 bis 4118 und P. II, 258) eingeführt. Ohne diese Ausnahme müßte nämlich der Verpächter wem den Pachtzins schuldig gebliebenen Pächter, wenn dieser im Begriffe wäre, eine andere Wacht anzutreten, die Mitnahme des Inventars gestatten, wodurch der Verpächter in Schaden käme. (Jacubezch, Bem. S. 134). Eine Uebereinstimmung besteht auch mit den konkursrechtlichen Vorschriften, tda im Konkurse des Pächters gemäß 8 1 Abs. 2 KO. die in 8811 Nr. 4ZPO. vor­ gesehenen Beschränkungen nicht zur Anwendung kommen sollen. Vgl. zum ganzen Mreißelmeyer, Das Pfandrecht des Vermieters und Verpächters im Konkurse, München 1903. in.

Ueber das Pfandrecht des Pächters anderseits vgl. 8 590 mit Bem.

§ 586. Wird ein Grundstück sammt Inventar verpachtet, so liegt dem Pächter die

Erhaltung der einzelnen Jnventarstücke ob.

940

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

Der Verpächter ist verpflichtet, Jnventarstücke, die in Folge eines von dem Pächter nicht zu vertretenden Umstandes in Abgang kommen, zu ergänzen.

Der

Pächter hat jedoch den gewöhnlichen Abgang der zu dem Inventar gehörenden Thiere aus den Jungen insoweit zu ersetzen, als dies einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entspricht. E. I, 535; II, 526; III, 579.

I. Allgemeine Bemerkungen zu -en 88 586—589: 1. Diese Paragraphen behandeln sämtlich die Verpachtung eines Grundstücks mit Inventar. Dabei ist folgendes hervorzuheben: a) Die Vorschriften beschränken sich nicht auf die Verpachtung eines landwirt­ schaftlichen Grundstücks, sondern erstrecken sich auf die Verpachtung von Grundstücken überhaupt, gleichviel zu welchem Pachtzwecke, z. B. eines Gasthauses, einer sonstigen gewerblichen Anlage, einer Mühle rc. b) Den Begriff des Inventars im Sinne dieser Paragraphen definiert das Gesetz nicht. Es wird darunter allgemein der Inbegriff aller jener beweg­ lichen Sachen zu verstehen sein, welche mit dem wirtschaftlichen Zwecke des Grundstücks in nahem Zusammenhänge stehen. Häufig werden die hieher zu zählenden Sachen unter den gesetzlichen Begriff des Zubehörs im Sinne des § 98 fallen, aber notwendig ist dies begrifflich nicht. Die Auffassung der örtlichen Verkehrssitte wird zur Umgrenzung des Begriffs von wesentlichem Einflüsse sein. 2. Was die rechtliche Behandlung des Inventars bei der Pacht von Grund­ stücken anbelangt, so ist hi^r natürlich in erster Linie der Wille der Bertragsteile maß­ gebend, der bald ausdrücklich hervortritt, bald auch nur aus den näheren Umständen zu entnehmen ist. Im allgemeinen lassen sich drei Fälle unterscheiden, welche von vorneherein aus­ einanderzuhalten sind: a) Es ist möglich, daß nach dem Willen der Parteien das Inventar über­ haupt in das Eigentum des Pächters übergehen soll. Dieser Fall scheidet von der näheren Betrachtung hier insofern aus, als dann in Wirklichkeit ein Kauf des Inventars vorliegt, häufig ver­ bunden mit einem Wiederkaufs- oder Wiederverkaufsrechte der Beteiligten nach Beendigung der Pacht. (Diese Form ist um deswillen praktisch, weil sie vielen Streitigkeiten vorbeugt und viele komplizierte Rechtsverhältnisse abschneidet.) Eine Vermutung, daß die Parteien bei der Verpachtung eines Grundstücks mit Inventar im Zweifel diese Form gewollt haben, stellt das Gesetz nicht auf (sie bestand auch bisher nicht nach der überwiegenden Lehr­ meinung im gemeinen Rechte; vgl. Holzschuher, Zivilrecht § 298 Ziff. 6). Es muß sich vielmehr ein bestimmter hierauf gerichteter Wille der Parteien nachweisen lassen; denn die Regel ist ja, daß bei der Pacht keinerlei Eigen­ tum übergeht; vgl. hiezu weiter Bem. 2 zu tz 587. b) Das Inventar kann schlechthin verpachtet werden und zwar, ohne daß das Inventar zum Schätzungswert übernommen wird, mit der Verpflichtung der Rückgewähr zum Schätzungswerte (der praktisch seltenere Fall!. Von diesem Falle geht § 586 aus. Nähere Einzelheiten s. Bem. II. c) Das Inventar kann zum Schätzungswerte verpachtet werden im Sinne der 88 587—589 (der praktisch häufigste Fall), mit der Verpflichtung der Rückgewähr zum Schätzungswert. Hierüber Näheres s. in den Bem. zu 8 587. II. Einzelheiten zu § 586: Wenn das Inventar schlechthin ohne eine nähere Bestimmung (s. I, b) ver­ pachtet wird, so treten folgende rechtliche Gesichtspunkte hervor: 1. Abf. 1: Der Pächter hat nicht nur die allgemeine Pflicht zur Obhut (vgl. Bem. III, 2, a zu 8 581), sondern die direkte Erhaltungspflicht der einzelnen Jn­ ventarstücke. Es treffen ihn also z. B. auch die Kosten der Unterhaltung dieser Stücke, z.B. Fütterungskosten der Tiere; auch Kurkosten kranker Tiere fallen hierunter. Eine Versicherungspflicht, wie beim Nießbraucher (8 1045), wird vom Gesetze aus­ drücklich nicht ausgesprochen, sie wird auch dem Pächter aus dem allgemeinen Begriffe

3. Titel: Miete. Pacht. §§ 586, 587.

941

der Erhaltung nicht aufzubürden fein, zumal ja auch der Zufall vom Verpächter getragen wird (s. unten 2). 2. Abs. 2 Satz l: Die Gefahr des Untergangs und die Gefahr der Ver­ schlechterung hinsichtlich der Jnventarstücke trägt hier der gesetzlichen Regel nach der Verpächter (im Gegensatze zu 88 588 und 587). Dieser hat deshalb auch Inventar­ stücke, die infolge eines vom Pächter nicht zu vertretenden Umstandes in Abgang kommen, zu ergänzen. Trägt der Pächter aber an dem Abgänge ein Verschulden, so trifft ihn selbst die Ergänzungspflicht nach dem allgemeinen § 548 (arg. e contrario). 3. Abs. 2 Satz 2 enthält eine Ausnahme von Satz 1 des Abs. 2 (Bem. 2). In einem Punkte trifft die Ergänzungspflicht auch hier nicht den Verpächter, sondern den Pächter: Er hat nämlich hinsichtlich des gewöhnlichen Abgangs der zu dem Inventare gehörenden T i e r e das lebende Inventar aus den Tierlungen insoweit zu ersetzen, als dies einer ordnungsmäßigen Wirtschaft entspricht. a) Diese Ergänzungspflicht besteht nur hinsichtlich des gewöhnlichen Ab­ gangs der Tiere, d. h. wie er im Rahmen einer ordnungsmäßigen Wirtschaft regelmäßig vor sich geht. Außergewöhnliche Abgänge durch besondere Unglücksfälle (z. B. bei Seuchen) braucht er nicht zu ersetzen. Bei größeren Pachtungen wird freilich der Verlust einzelner Tiere für die Regel nicht zu dem außergewöhnlichen Abgänge gehören. b) Jene Pflicht ist aber lediglich eine obligatorische. Festzuhalten bleibt, daß das Eigentum an den jungen Tieren des Nachwuchses gemäß § 956 zunächst der Pächter erwirbt. Es hängt jeweils erst von weiteren Um­ ständen in der Folge ab, ob diese jungen Tiere als ErgäAung des Inventars zu gelten haben oder nicht. Wenn und soweit dieser Ergänzungspflicht in der Folge genügt wird, geht das Eigentum an den jungen Tieren auf den Verpächter über und zwar durch constitutum possessorium im Sinne des § 930; das hiezu notwendige besondere Rechtsverhältnis liegt hier bereits in der Pacht selbst vor. (Anders ist die Sach- und Rechtslage im Falle des 8 588 Abs. 2; s. Bem. zu § 588.) Da die Grundlage hier nur eine obligatorische ist, so ist die Rechtslage infolge dessen immer eine etwas unsichere. Dieser Umstand kann insbesondere bei einem Konkurse des Pächters für den Verpächter unan­ genehme Folgen haben. Auch aus diesem Grunde sind daher, wenigstens bei größeren Verpachtungen, andere Modalitäten hinsichtlich des In­ ventars (s. oben I, a und c) für den Verpächter praktischer. c) Diese Ausnahme soll übrigens nach den P. H, 244 nur da eintreten, wo der auf dem Grundstücke vorhandene Viehbestand sozusagen als Einheit auf­ zufassen ist. Sind die auf dem Grundstücke vorhandenen Tiere nicht als einheitliche Jnventarstücke anzusehen, so kann Pächter die Tierjungen ver­ kaufen und braucht auf den Umstand, daß eines der Tiere möglicherweise während der Dauer der Pacht verendet, keine Rücksicht weiter zu nehmen.

4. Das Inventar hat den Charakter einer Beweisurkunde, gegen die der Gegen­ beweis unbeschränkt zulässig ist, vgl. Bem. 4 zu 8 1035 und RGE. im „Recht" 1910 Nr. 1519. 5. Hervorzuheben ist schließlich, daß die Ansprüche des Verpächters hinsichtlich des Inventars aus dem Pachtverhältnisse stießen und deshalb durch das gesetzliche Pfandrecht des Verpächters gesichert sind; vgl. Neumann in Bem. 3 und Jur. Wschr. 1896 S. 695. § 587.

llebernimmt der Pächter eines Grundstücks das Inventar zum Schätzungs­ werthe mit der Verpflichtung, es bei der Beendigung der Pacht zum Schätzungs­ werthe zurückzugewähren, so gelten die Vorschriften der §§ 588, 589. E. I, 544; II, 527; III, 580.

1. Zur allgemeinen Orientierung vgl. zunächst hieher Bem. I zu § 586. Die 88 587—589 gehen von dem Falle aus, daß dem Pächter eines Grundstücks (vgl. Bem. I, 1, a tu § 586) das Inventar (f. Bem. I, 1, d zu 8 586) zum SchÄungswerte (nach einer Taxe) überlassen wird und zwar mit der Verpflichtung, es bei Be­ endigung der Pacht zum Schätzungswerte zurückzugewähren. a) Diese Verpflichtung der Rückgewähr zum Schätzungswert ist hier wesentlicher Natur. Fehlt sie, d. h. hat Pächter das Inventar zum Schätzungswerte schlechthin übernommen, ohne daß jene weitere Be-

942

VH. Abschnitt: Einzelne Schuldverhällnisse.

b)

stimmung bezüglich der Rückgewähr zum Schätzungswert ausdrücklich ver­ einbart wurde oder wenigstens aus den weiteren Abmachungen und Um­ ständen sicher zu entnehmen ist, so liegt lediglich eine einfache Verpachtung des Inventars im Sinne des § 586 vor ohne die einschneidenden Folgen der 88 588, 589. Die Schätzung bedeutet solchen Falles nur, eine Grundlage zu gewinnen für den Umfang der nach § 586 bei einem Verschulden des Pächters eintretenden Ersatzpflicht. Der nähere Inhalt einer solchen Verpflichtung ruht darin, daß der Pächter nach Beendigung der Pacht ein dem früher aufaestellten Schätzungs­ wert entsprechendes Inventar zurückzulassen hat. Nach den Mot. (II, 436) liegt der Kernpunkt einer solchen Abrede nicht darin, daß das vom Pächter seinerzeit zurückaelassene Inventar dem früher übernommenen etwa genau an Stückzahl, Umfang oder Beschaffenheit gleichkomme, sondern darin, daß der Pächter das Inventar in dem Zustand, in welchem er es übernommen hat, wirtschaftsmäßig erhalten hat. Als praktisches Durchschnittsmaß, das in diesem Sinne zu deuten ist, wird aber die bisher oft beliebte Aufstellung, daß der Pächter ein der Zahl, Art und dem Werte nach übereinstimmendes Inventar zu hinterlassen hat, noch behelflich und nicht so schroff von der Hand zu weisen sein, wie die Mot. wollen.

2. Das Inventar geht bei solchen Verträgen nicht in das Eigentum des Pächters über, da ja die allgemeine Rechtsgrundlage der Pacht auch hinsichtlich des Inventars gilt. Freilich können die Parteien eine solche Folge jederzeit verabreden (was vielfach sehr praktisch ist). Dann liegt jedoch bezüglich des Inventars nicht mehr Pacht, sondern direkt Kauf vor (s. Bem. I, 2, a zu 8 586). Im Einzelfalle kann öfters zweifelhaft erscheinen, ob das eine oder das andere an­ zunehmen ist. Ist der Pächter nach dem Vertrage bloß zur Leistung der Schätzung in Geld nach Beendigung der Pacht verpflichtet, so wird regelmäßig ein Kauf von den Parteien beabsichttgt fein; auch wenn dem Pächter nach dem Vertrage wahlweise Bezahlung in Geld oder Rückerstattung ermöglicht ist, wird eher Eigentumsübertragung als gewollt anzunehmen sein. Vgl. Holzschuher, Zivilrecht Bd. 2 § 298 S. 867. 3. Die §§ 587, 588 lehnen sich im allgemeinen an das an, was man bisher unter dem Eisernviehvertrag verstand (vgl. hiezu die Lehrbücher des deutschen Privat­ rechts, ferner PLR. Tl. 1 Tit. 21 88 474-476, Seuff. Arch. Bd. 7 Nr. 283, Bd. 36 Nr. 116 u. a.). Sie fassen jedoch einerseits den Inhalt einer solchen Uebereinkunst präziser (M. II, 433, 434). Anderseits sind sie in ihrer Anwendung nicht auf das Biehinventar bei landwirtschaftlicher Pacht beschränkt, sondern können bezüglich jedes Inventars bei der Pacht eines Grundstücks überhaupt (s. Bem. 1,1, azu 8 586) in Geltung kommen. (E. I, 544 war noch beschränkt auf die Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks mit einem zur Benutzung desselben dienenden Inventare; dies ist auch bei Benutzung der M. II, 433 ff. nicht zu vergessen!) Vgl. hiezu auch 8 1048 mit Bem. 4. Die 88 587, 588 können auch aus die selbständige Verpachtung einer Viehherde Anwendung finden. Im übrigen hat das Gesetz die soa. Viehverstellung nicht besonders geregelt und auch nicht einer besonderen landesgesetzlichen Regelung überlassen. Man ging hiebei von der Erwägung aus, daß die Verhältnisse bei der Viehverstellung lokal ganz ver­ schieden seien, daß hier in erster Reihe der Wille der Parteien maßgebend bleiben müsse und daß in diesem Punkte verschiedenartige Rechtsgebilde d. h. nicht bloß Pachtverhältnisse je nach Lage der Umstände zutage kommen. M. U, 442 ff.

§ 588. Der Pächter trägt die Gefahr des zufälligen Unterganges und einer zu­ fälligen Verschlechterung des Inventars. Er kann über die einzelnen Stücke inner­ halb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirthschaft verfügen.

Der Pächter hat das Inventar nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirthschaft in dem Zustande zu erhalten, in welchem es ihm übergeben wird. Die von ihm angeschafften Stücke werden mit der Einverleibung in das InventarEigenthum des Verpächters. E. I, 544; II, 528; III, 581.

3. Titel: Miele. Pacht. §§ 587, 588.

943

§ 588 behandelt die Rechtsverhältnisse hinsichtlich eines Grnndstückinventarswahrend der Dauer einer Pacht im Sinne Les § 587 (vgl. daher zunächst die Bem. zu 8 587):

1. Abs. 1 Satz 1: Obwohl das Eigentum an den einzelnen Jnventarstücken beim Verpächter bleibt, trifft gleichwohl den Pächter die Gefahr des zufälligen Untere aangs, sowie einer zufälligen Verschlechterung. Solches ist eine unmittelbare Folge der Übereinkunft im Sinne des 8 587. (Vgl. PLR. Tl. I Tit. 21 88 474, 475.) Diese Gefahrtragung besteht natürlich nur während der Dauer der Pacht (E. I hatte diesausdrücklich ausgesprochen); ein nach dem Ende der Pacht eintretender Zufall in vorigem Sinne ist nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen zu beurteilen, insbesondere nach den Normen über Verzug. Vgl. 88 287 Satz 2, 8 300 Abs. 1. 2. Abs. 1 Sech 2: Der Pächter hat hier das Recht, über die einzelnen Inventar­ stücke innerhalb der Grenzen einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu verfügen (vgl. RGE. in StS. Bd. 7 Nr. 11 S. 43). Daß er das Recht auf den Gebrauch und die Nutzung des Inventars hat, ergi6t sich als selbstverständliche Folge der Pacht. a) Dieses Verfügungsrecht entspringt einem wirtschaftlichen Bedürfnisse^ da der Pächter sonst in der wirtschaftlichen Nutzung des Inventars vielfach gehindert wäre: vgl. M. II, 435. b) Der Begriff der Verfügung ist an sich ein allgemeiner: es bleibt jedoch zu beachten, daß die Verfügung nur innerhalb der Schranken einer ordnungsmäßigen Wirtschaft (vgl. 88 1036, 1039 rc.) erfolgen darf. Haupt-sächlich ist darunter der Verkauf von Jnventarstücken zu verstehen z. B. Ver­ kauf von Viehstücken im Herbste, die nach Lage der Wirtschaft sich nicht zur Ueberwinterung eignen. c) Die rechtliche Konstruktion dieses Berfügungsrechts liegt in einer vom Gesetze fingierten, allgemein unwiderruflichen Einwilligung des Verpächters zu derartigen Rechtsakten. Vgl. 88 183 und 185 Abs. 1.

3. Abs. 2 Satz 1: Den Pächter trifft nicht bloß die Pflicht, einen etwaigen Minder­ wert des Inventars am Ende der Pachtzeit gemäß 8 589 Abs. 3 zu ersetzen, sondern er hat auch während der Dauer der Pacht die Verpflichtung, das Inventar nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft in dem Zustande zu erhalten, in welchem es ihm übergeben wuroe. Auch dies ist eine Folge der Uebereinkunft im Sinne des 8 587; denn der Verpächter hat ein dringendes Interesse, daß das Grundstück zu jeder Zeit mit einem zureichenden und angemessenen Inventare versehen ist. a) Diese Verpflichtung enthält nicht nur das Gebot, abgegangene Stücke zu ersetzen, sondern auch die durch Gebrauch oder Zufall minderwertig gewordenen Jnventarstücke zu verbessern oder zu ersetzen. Anderseits besteht freilich auch nickt immer eine unbedingte Verpflichtung, abgegangene Stücke zu ersetzen, weit möglicherweise der Pächter vor dem Abgänge bereits ein anderes Stück angesckafft oder verbessert hat, das einen Ersatz entbehrlich macht, oder weil infolge einer zulässigen oder notwendigen Aenderung in der Bewirtschaftung das eingegangene Stück zwecklos geworden ist; M. II, 435. b) Diese Verpflichtung besteht nur im Rahmen des Zustandes, wie er zur Zeit der Uebergabe bestand. Soweit der Pächter das Inventar über diesen Rahmen hinaus verbessert oder vermehrt, besieht daher für ihn keine Er­ haltungspflicht. 4. Abs. 2 Satz 2: Dem Gesetze hat es aber zum Schutze des Verpächters nicht genügt, eine obligatorische Verpflichtung des Pächters zur Erhaltung des Inventars auf­ zustellen, sondern es sollen die von dem Pächter angeschafften Jnventarstücke mit der Einverleibung in das Inventar Eigentum des Verpächters werden. Diese Regelung erfolgte zugleich auch zum Schutze der Hypothekengläubiger, welchen die in das Eigentum des Eigentümers des Grundstücks gelangten Zubehörüücke gemäß 8 1120 gleichfalls haften. Diese Stücke haften daher auch den Hypothekengläubigern von der Einverleibung ab; vgl. Bem. II, 2, d ju 8 1120. a) Die rechtliche Konstruktion dieses Eigentumserwerbs ist bestritten. Erwägt man, daß das Gesetz es absichtlich vermieden hat, dem Pächter ledig­ lich eine Verpflichtung dahin aufzuerlegen, dem Verpächter das Eigentum an den neuangeschafften Jnventarstücken zu verschaffen, vielmehr einen unmittelbaren Eigentumserwerb ohne jede weitere Beredung im Sinne hat — auch ohne die Brücke einer brevi manu traditio oder eines constitutum possessorium, was M. II, 436 ausdrücklich zurückweisen —, so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß man es hiermit einem Eigentumserwerb unmittelbar kraft Gesetzes zu tun hat, wie ihn das Gesetz auch in anderen Fällen

944

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnifse. zuläßt. Vgl. hiezu Einl. I, 1 vor 8 929 und die §§ 1048, 1381 und 1922. (Vgl. ferner Sprenger, Der Eigentumserwerb durch Einverleibung in eint Inventar, Leipzig 1904; übereinstimmend Crome § 240 Anm. 16, DernburO § 228 Anm. 4, Oertmann Bem. 1, b, Matthiaß S. 317).

b) Der Eintritt dieses Eigentumserwerbs hängt aber immer von der tat­ sächlichen Einverleibung der neuangeschafften Stücke in das Jnventmr ab, wozu regelmäßig die Einbringung in das Grundstück nötig sein wird. Vgl. M. a. a. O. c) Ob die neuen Stücke nur zum Zwecke der Unterhaltung des ursprünglichen Inventars (also im Rahmen des Abs. 1) angeschafft werden oder ob sie darüber hinausgebend zur Vermehrung oder Verbesserung des Inventars beschaffst werden, soll aus praktischen Rücksichten hinsichtlich des EigentumKüberganges aus den Verpächter im Sinne des Abs. 2 Satz 2 gleichgültig sein; auch Jnventarstücke letzterer Art gehen daher mit der tatsächlichen Ein­ verleibung in das Inventar in das Eigentum des Verpächters über. . Eine Ausgleichung liegt darin, daß einerseits der Pächter, insoweiit als die neuangeschafften Stücke zur wirtschaftlichen Erhaltung des Inventars in dem empfangenen Zustand entbehrlich sind, das unbeschränkte Verfügungs­ recht über dieselben hat (vgl. M. a. a. O.), sowie daß anderseits dem Ver­ pächter bei Beendigung der Pacht bezüglich solcher überflüssiger Inventar­ stücke ein Ablehnungsrecht zusteht. § 589 Abs. 2. »♦ Auf Gegenstände, die der Pächter unter Eigentumsvorbehalt des Ver­ käufers erwirbt, bezieht sich die Vorschrift, daß der Verpächter mit Einverleibung in das Inventar Eigentümer werde, natürlich nicht, vgl. OLG. Stuttgart, Recht 1909 Nr. 1860 und Braunschweig Recht 1910 Nr. 878.

6. Ueber analoge Anwendung des § 588 Abs. 2 vgl. aus der Rechtsprechung Bl. f. R. im Bez. d. Kammerger. 1907 S. 47.

§ 589. Der Pächter hat das bei der Beendigung der Pacht vorhandene Inventar dem Verpächter zurückzugewähren.

Der Verpächter kann die Uebernahme derjenigen von

dem Pächter ange­

schafften Jnventarstücke ablehnen, welche nach den Regeln einer ordnungsmäßigen

Wirthschaft für das Grundstück überflüssig oder zu werthvoll sind; mit der Ab­

lehnung geht das Eigenthum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter über. Ist der Gesammtschätzungswerth

der

niedriger als der Gesammtschätzungswerth

übernommenen

Stücke

der zurückzugewährenden

höher

oder

Stücke, so

hat im ersteren Falle der Pächter dem Verpächter, im letzteren Falle der Ver­ pächter dem Pächter den Mehrbetrag zu ersetzen. E. I, 544; II, 529; Hl, 582.

1. Abs. 1: Hervorzuheben ist, daß sich die in Abs. 1 ausgesprochene Verpflichtung des Pächters zunächst auf das gesamte, zur Zeit der Beendigung der Pacht vorhandene Inventar erstreckt, also auch auf jene freiwillig eingestellten Stücke, welche der Pächter über den Rahmen der ihm in § 588 Abs. 2 Satz 1 auferlegten Erhaltungspflicht hinaus anaeschafft hat; vgl. Bem. 4 zu 8 588. Einer Benachteiligung wird dadurch vorgebeugt, daß einerseits nach Abs. 3 ein Abschätzungsverfahren stattftndet, anderseits der Verpächter "gemäß Abs. 2 überflüssige oder zu wertvolle Jnventarstücke ablehnen kann.

2. Abs. 2: Dem Verpächter kann und soll nicht angesonnen werden, solche Jn­ ventarstücke, welche sich nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft bei Berücksichtigung der Verhältnisse des Grundstücks als überflüssig oder als zu wertvoll -erweisen (z. B. der Pächter hat als Arbeitspferd ein wertvolleres Reitpferd eingestellt oder er hat eine landwirtschaftliche Maschine angekaust, wie sie nach Art des Pachtguts viel zu kostspielig ist), auf Anrechnung an der ursprünglichen Schätzungssumme zu über­ nehmen, wenn schon er gemäß 8 588 Abs. 2 Satz 2 zunächst Eigentum daran erwirbt.

a) Der Verpächter hat deshalb das Recht, derartige Jnventarstücke von vorneherein ab zu lehn en, so daß diese bei der Abschätzung nach Abs. 3 selbstverständlich nicht weiter in Betracht kommen. Wenn von mehreren Stücken

945

3. Titel: Miete. Pacht. §§ 588, 589.

nur ein Teil überflüssig ist, so hat der Verpächter natürlich die Wahl unter den mehreren Stücken; M. II, 438. «) Diese Ablehnung stellt sich als eine einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung im Sinne der 88 130 ff. dar. ß) Den Beweis, daß die betreffenden Stücke in obigem Sinne über­ flüssig oder zu wertvoll sind, hat im Streitfälle der Verpächter zu führen. Dabei ist hervorzuheben, daß der Maßstab hiefür ein sachlicher, nicht ein persönlicher ist, denn es heißt „für das Grund­ stück überflüssig oder zu wertvoll". ?) Mit der begründeten Ablehnung geht das Eigentum an den abge­ lehnten Stücken auf den Pächter über. Auch hier wird, wie im Falle des § 588 Abs. 2 Satz 2 (vgl. Bem. 4 hiezu), ein Eigentumsübergang kraft Gesetzes anzunehmen sein; denn hierauf deuten der Wortlaut des Gesetzes hin, sowie die Mot., welche ausdrücklich einen besonderen Traditionsakt hier vermieden wissen wollen. (Andernfalls hätte ja das Gesetz dem Pächter nur einen Anspruch auf Eigentumsübertragung bezüglich der abgelehnten Stücke gegeben). Eine rückwirkende Kraft kann dieser Eigentumsübergang aber nach dem Wortlaute des Gesetzes nicht haben. b) Lehnt der Verpächter solche Stücke nicht ab, so müssen sie selbstverständlich bei dem Abschätzungsverfahren zugunsten des Pächters eingestellt werden.

3. Abs. 8: Das Abschätzunasverfahren, das zur Ausgleichung bezüglich der Jnventarstücke nach Beendigung der Pacht dient, hat nach dem Gesetz in folgender Weise wor sich zu gehen: a) Es wird zunächst der Gesamtschätzungswert der zurüctzugewährenden Jnventarstücke nach dem Werte der einzelnen Jnventarstücke — ausschließlich der nach Abs. 2 abgelehnten — ermittelt. Dabei ist auszugehen von jenem Werte, den sie zur Zeit der Rückgabe — unter Berücksichtigung der allgemeinen und besonderen Preislage in diesem Zeitpunkte — darstellen, z. B. wenn die Preise für Vieh allgemein gestiegen sind, sind auch die Vieh­ stücke zu den höheren Werten anzusetzen. Es kommt also ein Steigen der Preise dem Pächter zugute, während ihn anderseits ein Sinken der Preise trifft. (Dies entspricht auch der Absicht derartiger Verträge und wirkt im allgemeinen zugunsten des rührigen und tätigen Pächters, der auf eine Verbesserung des Inventars gesehen hat.) Jener Wertziffer, die sich aus vorigem ergibt, wird der frühere Gesamtschätzungswert der zu Anfang der Pacht übernommenen Inventar­ stücke gegenübergestellt und je nach der Differenz dieser beiden Ziffern geht die Abgleichung vor sich. Ist der ursprüngliche Schätzungswert höher, so ist dem Verpächter der Mehrertrag zu ersetzen, ist aber der nunmehrige höher, so kommt dies dem Pächter zu gut. Da die Preislage zur Zeit der Rückgewähr entscheidet, so kann es vorkommen, daß bei unverändertem Zustande der seinerzeit erhaltenen Jn­ ventarstücke den Pächter eine Geldleistung trifft oder ihm zu vergüten ist. b) Es bleibt selbstverständlich den Parteien unbenommen, einen Modus zu ver­ einbaren, bei welchem das Sinken oder Steigen der Preise nicht in An­ rechnung kommen soll. Im übrigen gestaltet sich hiebei die Abrechnung aus verschiedenen Gründen (vgl. M. II, 437) nicht einfacher, sondern im Gegen­ teil oft schwieriger. c) Geltendmachung der Ansprüche des Abs. 3: Fällt die Abrechnung zugunsten des Verpächters aus, so wird dieser Ersatzanspruch einen Teil seines Rückgabeanspruchs gegenüber dem Pächter bilden. Bei einem Plus zugunsten des Pächters ist darauf hinzuweisen, daß diesem wegen seiner Forderungen gegen den Verpächter zwar an dem Grundstücke selbst kein Zurückbehaltungsrecht zusteht (s. § 556 Abs. 2), wohl aber an dem Inventar nach dem allgemeinen § 273; überdies hat der Pächter gemäß 8 599 für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mit­ gepachtete Inventar beziehen, em Pfandrecht an den in seinen Besitz ge­ langten Jnventarstücken. Vgl. Bem. zu 8 590. d) Ueber den Erfüllungsort für die Schuldverbindlichkeit des Verpächters, dem Pächter im Falle oes Abs. 3 bei Auflösung des Pachtverhältnisses den Mehrbetrag der Schätzungssumme zu ersetzen, spricht sich RGE. Recht 1905 S. 107 dahin aus, daß hiefür nicht der Wohnsitz des Verpächters in Betracht Staudinger, BGB. Hd (Schuldverhältnisse. Kober: Pacht). 5./S. Aufl.

60

946

VH. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

komme, vielmehr der Ort, an welchem der Verpächter die Hauptverbindlich­ keiten aus dem Pachtverträge zu erfüllen habe.

§ 690.

Dem Pächter eines Grundstücks steht für die Forderungen gegen den Ver­ pächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den

in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken zu.

Auf das Pfandrecht findet die

Vorschrift des § 562 Anwendung. E. I, 536; II, 530; III, 583.

Das Pfandrecht des Pächters an Jnventarstücken: 1. Nach dem früheren Reichsrechte (8 41 Nr. 3 KO.) war dem Pächter nur für den Fall des Konkurses ein Pfandrecht in Ansehung des in seinem Gewahrsam befindlichen Inventars wegen der Forderungen für dieses eingeräumt worden. Durch § 590 wird dem Pächter nunmehr allgemein ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken gewährt für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitaepachtete Inventar beziehen. Im Konkurse des Verpächters bleibt es gemäß § 49 Nr. 2 der neuen KO. in gleichem Umfange bestehen und gewährt dem Pächter ein Absonderungsrecht. a) Dieses Pfandrecht ist ein gesetzliches und es finden daher die für das rechtsgeschäftliche Pfand geltenden Vorschriften hierauf entsprechende Anwen­ dung (s. § 1257 mit Bem.). Das Pfandrecht besteht aber nur an den in den Besitz des Pächters gelangten Jnventarstücken (daß hierunter nur der un­ mittelbare Besitz zu verstehen ist, dürfte sich aus der Intention dieses Pfand­ rechts ergeben). Es entsteht unmittelbar mit der Besitzergreifung des Pächters an jenen bei Beginn oder während der Pacht. Es erlischt an sich nicht mit der Beendigung der Pachh sondern es muß ein pfandrechtlicher Erlöschungsgrund eintreten, vgl. insbesondere § 1253. (Der Besitzverlust an sich benimmt das Pfandrecht noch nicht, vgl. Bem. 3 zu 8 1227.) b) Der Zweck dieses Pfandrechts liegt darin, den Pächter während der Dauer der Pacht vor der Gefahr zu schützen, infolge von Vindikationsansprüchen Dritter oder infolge einer von dem Gläubiger des Verpächters erwirkten Pfändung in der Verfügung über das Pachtinventar beeinträchtigt zu werden. Bal. hiezu 88 1208 und 1209. Im übrigen ist der Pächter auch durch § 809 ZPO. gegenüber der Pfändung von Jnventarstücken geschützt, da er die Herausgabe verweigern kann. 2. Satz 2: Aus der entsprechenden Anwendung des § 562 folgt, daß der Ver­ pächter die Geltendmachung des Pfandrechts durch Sicherheitsleistung (88 232 ff.) ganz abwenden oder wenigstens einzelne Stücke davon befreien kann. Die Sicherheits­ leistung kann hier auch durch Bürgen geschehen. Vgl. 8 562 mit Bem. 3. Neben dem Pfandrechte steht dem Pächter bezüglich derartiger Jnventarstücke auch das allgemeine Zurückbehaltungsrecht aus 8 237 zu, an dem Grundstücke selbst dagegen kann es seitens des Pächters gemäß 8 556 Abs. 2 nicht geltend gemacht werden. Eine gewisse Kollision der Rechte ergibt sich hier insofern, als der Verpächter zwar das Pfandrecht des Pächters durch Stellung eines tauglichen Bürgen abwenden kann (Bem. 2), gegenüber dem allgemeinen Zurückbehaltungsrecht aber eine Sicherheitsleistung durch Bürgen ausdrücklich ausgeschlossen ist. 8 273 Abs. 3. Die Ausübung des Zurückbehaltungsrechts gewährt also in dieser Beziehung dem Pächter mehr Vorteile als die Geltendmachung des Pfandrechts (eine Antinomie braucht nicht angenommen zu werden; ebenso Planck Bem. 3 und Oertmann Bem. 2).

§ 591.

Der Pächter eines landwirthschaftlichen Grundstücks ist verpflichtet, das Grundstück nach der Beendigung der Pacht in dem Zustande zurückzugewähren, der sich bei einer während der Pachtzeit bis zur Rückgewähr fortgesetzten ord­ nungsmäßigen Bewirthschaftung ergiebt. Bestellung. E. I, 545; II, 531; III, 584.

Dies gilt insbesondere auch für die

3. Titel: Mete. Pacht. 88 689-591.

947

I. Der rechtliche Maßstab für die Rückgewähr bei der Pacht eines landwirt­ schaftliche» Grundstücks (vgl. Bem. I zu § 582) ist ein anderer als bei der Miete (§ 556). Es genügt hier nicht, daß der Pächter das Grundstück in dem gleichen wirtschaft­ lichen Zustande zurückgibt, wie er es empfangen hat (z. B. der Zustand war mangelhaft und der Pächter will es in dem gleichen mangelhaften Zustande zurückgeben). Vielmehr ist hier als Grundsatz festzuhalten (vgl. M. II, 440), daß der Pächter das Grundstück während der ganzen Pachtzeit als „guter Hausvater" (bonus pater familias) zu bewirt­ schaften und in demselben Zustande zurückztmewähren hat, wie er objektiv anznnehmen ist, wenn die ganze Pachtzeit über in dieser Weise die Wirtschaft geführt wurde, d. h. eben ordnungsmäßig nach landwirtschaftlichen Regeln. Dieses Resultat allein entspricht der Grundidee des Pachtvertrags und dem volkswirtschaftlichen Interesse. 1. Bei Zugrundelegung dieses Axioms kann es vorkommen, daß der Zustand des Grundstücks »war weniger gut ist, als er bei Beginn der Pacht war, daß der Pächter aber trotzdem nicht ersatzpflichtig ist, weil er jener obigen Pflicht stets nachgekommen ist. Anderseits hat der Pächter aber auch keine besonderen Bergütungsansprüche, wenn der Zustand nunmehr besser ist, als er zu Anfang war.

8. Unberührt bleiben jedoch Ansprüche des Pächters auf Grund besonderer Verbesserungen, die mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Zustande des Grundstücks im Sinne des § 591 in keinem unmittelbaren Zusammenhänge stehen. Diese sind nach § 547 (vgl. aber hiezu § 582) zu beurteilen. 3. Der Grundsatz des § 591 gilt, gleichviel ob das Pachtverhältnis durch Ablauf der Pachtzeit oder auf andere Weise endigt. 4. A«S der Praxis vgl. Rspr. d. OLG. (Dresden) Bd. 17 S. 23 Anm. Solange der Verpächter sich nicht zur Entgegennahme des Gutes selbst einstellt oder einen anderen Vertreter sendet, kann der Pächter nicht mit der ihm nach §§ 556, 582 obliegenden Leistung in Verzug kommen. n. Der Satz 2, daß obiger Grundsatz auch für die Bestellung gelten sollte, weist direft zurück auf § 583 und will den unmittelbaren Zusammenhang dieser beiden Para­ graphen besonders zum Ausdrucke bringen. Ueber seine Bedeutung vgl. die zu 8 583 gemachten Bemerkungen. HI. Hier schlägt auch die Frage ein, ob der Pächter Anpflanzungen, insbesondere Bäume, wieder wegnehmen dürfe. Das Gesetz hat eine besondere Regel hierüber nicht ausgestellt, hierauf abzielende Sonderanträge wurden zurückgewiesen lvgl. hiezu P. H, 259 und 263 und III, 11). Die Frage ist daher teils nach allgemeinen Regeln, teils aus dem Wesen der Pacht zu lösen. Von vorneherein ist zu unterscheiden, ob es sich um Anpflanzungen im Sinne einer längeren Daner handelt, oder bloß um solche zu vorübergehendem Zwecke (vgl. 8 95). Letztere (z. B. Baumschulen, Pflanzgarten) wird der Pächter im allgemeinen, da sie gemäß 8 95 nicht in das Eigentum des Verpächters übergingen, wegnehmen dürfen (so P. III, 11). erstere aber nicht. Dieser allgemeine Gesichtspunkt wird aber hier nicht allein maßgebend sein dürfen, sondern stets zu unterscheiden sein, ob Pächter die Anpflanzungen im Rahmen der ord­ nungsmäßigen Bewirtschaftung oder außerhalb desselben voraenommen hat. Soweit die ordnungsmäßige Wirtschaft Anpflanzungen erforderte, wird Pächter auch solche nicht ent­ fernen, bzw. mitnehmen dürfen, selbst dann nicht, wenn sie zunächst nur zu einem vorüber­ gehenden Zweck eingefügt wurden; denn dies würde gegen das oben unter 1 betonte Prinzip verstoßen, z. B. wenn zu einem landwirtschaftlichen Grundstück ein Pflanzgarten notwendig gehört, so wird Pächter diesen auch in ordnungsmäßigem Zustande bei dem Grundstücke belasten müssen, wie es für die weitere Bewirtschaftung desselben notwendig ist. Anpflanzungen aber, welche mit dem Boden festverbunden waren und daher in das Eigentum des Verpächters übergingen, darf Pächter nicht entfernen. Es verblicht ihm zu seinem Schutze ein Ersatzanspruch auS 8 547. (Die in den Protokollen aufgeworfene Frage, ob nicht ein Baum auch als eine Einrichtung int Sinne des 8 547 Abs. 2 aufgefaßt werben könne, wird zu verneinen sein, da diese Ausdehnung doch zu weit geht.) IV. Für den Fall der Endigung der Pacht int Laufe deSPachtjahres s. 8 592 mit Bem. V. Aus der Rechtsprechung vgl. Rspr. d. OLG. (Marienwerder) Bd. 17 S.23 (die Verpflichtung deS Pächters aus 8 591 ändert sich nicht infolge der durch Ver­ schulden deS Verpächters verzögerten Rückgabe), sowie OLG. Rostock Seuff. Ärch. Bd. 64 Nr 189 (Pflicht des Pächters zur Bestellung der gepachteten Felder; Geltend­ machung dieses Anspruchs im Konkurse deS Pächters, Konkursforderung oberMasteschuld? Absonderungsrecht?)

948

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse. § 592. Endigt die

Pacht

eines landwirthschaftlichen Grundstücks im Laufe eines

Pachtjahrs, so hat der Verpächter die Kosten, die der Pächter auf die noch nicht

getrennten, jedoch nach

den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft vor dem

Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer

ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen und den Werth

dieser

Früchte nicht übersteigen. E. II, 532; III, 585.

I. Allgemeines: Der Pächter erwirbt gemäß § 956 die Früchte und sonstige Erzeugnisse der Pacht­ sache erst mit der Trennung. In Uebereinstimmung hiemit gebühren ihm bei Beendigung der Pacht Früchte und Erzemynisse gemäß § 101 Nr. 1 nur insoweit, als sie bereits während der Dauer der Pacht von der Sache getrennt wurden. Ist eine Trennung noch nicht erfolgt, so muß der Pächter gemäß § 591 das Grundstück mit den noch nicht getrennten Früchten, deren Vorhandensein den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft entspricht, zurück­ gewähren. Wenn nun eine Pacht im Laufe eines Pachtjahrs endet (z. B. durch den Tod des Pächters: vgl. § 596 Abs. 2), so ergibt sich zuungunsten des Pächters eine große Ungerechtigkeit, da dieser einerseits die Kosten für den Anbau bereits ausgeyeben, anderseits aber gleichwohl auf die Früchte keinen Anspruch mehr hat. Diesem Mißver­ hältnisse will § 592 vorbeugen (E. 1 hatte für diesen Fall auf den Anspruch wegen un­ gerechtfertigter Bereicherung verwiesen (M. II, 440], während beim Mißbrauche für diesen Fall eine besondere Vorschrift gegeben war, nämlich E. I § 1009; man fand es aber in E. II für richtiger, jene Vorschrift beim Nießbrauche hieher direkt zu übernehmen; vgl. P. II, 264). Aehnliche Bestimmungen finden sich abgesehen vom Nießbrauche (§ 1055) zugunsten des mit der Eigentumsklage belangten Besitzers (§ 998X des Ehemanns (§ 1421), oeS Gewalthabers (§ 1663 Abs. 2) und des Vorerben (§ 2130 Abs. 1 Satz 2). Aus dem früheren Rechte vgl. Stobbe-Lehmann, Deutsches Privatrecht § 130 S. 595 und die in Anm. 12 dortselbst zitierten Gesetze. Vgl. ferner auch § 102 mit Bem.

n. Im einzelnen: 1. § 592 gewährt dem Pächter einen persönlichen Ersatzanspruch gegenüber dem Verpächter hinsichtlich der ausgewendeten Bestellnnaskoste« für den Fall, daß die Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks (vgl. Bem. I zu 8 582) im Lanfe eines Pacht­ jahrs endigt. Unter P achtjahr ist auch hier das vom tatsächlichen Beginne der Pacht an laufende Jahr zu verstehen, das mit dem Wirtschaftsjahre nicht identisch zu sein braucht. Vgl. Bem. 2 zu 8 584. Wie weit der Begriff „Bestellungskosten" hier reicht, kann fraglich erscheinen. Da das Gesetz speziell nur von „Kosten" spricht, werden nur sachliche Auslagen darunter zu verstehen sein (der allgemeine Ausdruck „Aufwand" ist nicht gewählt).

2. Dieser Ersatzanspruch ist jedoch bestimmten Einschränkungen unterworfen: a) Er bezieht sich nur auf die nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirt­ schaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte. Würde eine Pacht zwar innerhalb einer Fruchtperiode beginnen, aber dann erst nach Ablauf eines vollen Pachtiahrs endigen, so würden dem Pächter keine Ansprüche im Sinne des Paragraphen erwachsen; denn normalerweise würde der seit der fetten Ernte gemachte Aufwand des Pächters sich mit dem vor der ersten Ernte ersparten gegenseifig aufheben. (Oertmann Bem. 1 zu 8 592.) Allgemein ausgeschlossen muß ein derartiger Ersatzanspruch bezüglich solcher Früchte sein, welche ihrer Natur nach überhaupt erst nach dem Ende des Pachtjahrs zu trennen sind, wie z. B. der Holzbestand eines neuangepflanzten Waldes. Planck Bem. zu 8 592.) b) Der Anspruch geht niemals höher, als der Wert der später tatsächlich getrennten Früchte beträgt. Hinsichtlich dieses Ersatzanspruchs trägt also der Pächter noch die Gefahr der Früchteziehung. Besteht für die Früchte eine Versicherung, so wird im Falle einer Beschädigung der Früchte die aus­ gezahlte Versicherungssumme statt jener in Ansatz kommen dürfen.

949

3. Titel: Miele. Pacht. 88 592, 593.

3. Dieser Ersatzanspruch wird aber erst nach der Einerntung der Früchte fällig werden; denn erst von diesem Zeitpunkt ab kann der Wert der eingeernten Früchte fest­ gestellt werden, der auf die Höhe des Anspruchs von prinzipiellem Einfluß ist. Vor diesem Zeitpunkte wird die Forderung des Pächters als eine künftige bzw. bedingte auf­ zufassen sein, was übrigens der Geltendmachung des Pfandrechts im Sinne des § 590 und auch der Zurückbehaltung des Inventars nicht im Wege stehen kann, s. §§ 1204 Abs. 2 und 1257, sowie Oertmann Bem. 2. 4. Bei der sog. Teilpacht wird ein Ersatzanspruch im Sinne des 8 592bezüglich jener Quote der Friichte nicht entstehen können, welche die Stelle des Pachtzinses aus­ machen. Vgl. Crome, Partiarische Rechtsgeschäfte S. 117. 5. Wenn die Pacht nach Ablauf eines vollen Pachtjahrs — wenn auch innerhalb einer Fruchtperiode — endet, so stehen dem Pächter keine Ersatz­ ansprüche im Sinne des 8 592 zu; hier gleicht sich der seit der letzten Ernte gemachte Aufwand mit dem vor der ersten ersparten aus, vgl. Petrazycki, Die Fruchtverteilung beim Wechsel des Nutzungsberechtigten, 1892 S. 218 ff. und Oertmann Bem. 5.

§ 593. Der Pächter

eines Landguts hat von den bei der Beendigung der Pacht

vorhandenen landwirthschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob er bei

dem Antritte der Pacht solche Erzeugnisse übernommen hat, so viel zurückzulassen, als zur Fortführung der Wirthschaft bis zu der Zeit erforderlich ist,

zu welcher

gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden.

Soweit

der

Pächter

landwirthschaftliche Erzeugnisse

in

größerer Menge

oder besserer Beschaffenheit zurückzulassen verpflichtet ist, als er bei dem Antritte der Pacht übernommen hat, kann

er von dem Verpächter

Ersatz des Werthes

verlangen.

Den

vorhandenen

auf

dem

Gute

gewonnenen Dünger hat der Pächter

zurückzulassen, ohne daß er Ersatz des Werthes verlangen kann. E. I, 547; II, 533; III, 586.

»flicht des Pachters zur Zurücklassung von Erzeugnissen, die zur Fortführung der Wirtschaft notwendig find, wie Dünger, Stroh rc.? I. Allgemeines: E. I hatte in einem besonderen 8 546 dem Pächter eines landwirtschaftlichen Grundstücks die allgemeine gesetzliche Pflicht auferlegt, sofern ihm bei Antritt der Pacht verbrauchbare für die Führung der Wirtschaft bestimmte Sachen, insbesondere Stroh, Dünger, Futter, Getreide uno Samen überlassen wurden, bei Beendigung der Pacht Vorräte von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren. E. II hat diesen Paragraphen vollständig gestrichen und zwar aus den Gründen, weil es bei größeren Pachtungen allgemein übuch sei, diese Frage vertragsmäßig zu erledigen, weil ferner bei kleineren Pachtungen in der Regel erhebliche Vorräte ohnedies nicht überlassen werden und da außerdem auch die Fassung des E. I 8 546 (insbesondere „in gleicher Art, Güte und Menge") Bedenken errege, hauptsächlich aber mit Rücksicht darauf, daß dem Pächter in sehr vielen Fällen (z. B. verschiedener Ausfall der Ernte, Aenderung des Betriebs) gar nicht zugemutet werden dürfe, Sachen von gleicher Art, Güte und Menge zurüchugewähren. Das Gesetz stellt demgemäß eine allgemeine gesetzliche Verpflichtung des Pächters überhaupt zur Zurücklassung von Erzeugnissen, die für die Fortführung der Wirtschaft notwendig sind, nicht auf, überläßt vielmehr diese Materie in Hauptsache der privaten Vereinbarung; 8 593 aber (der den 8 547 des Entw. I mit wenigen Aenderungen wiedergibt) hat den Charakter einer bloßen Spezialnorm für Landgüter,

II. § 593 beruht auf dem sozialpolitischen Gedanken, daß der Pächter eines Land­ guts nach Beendigung der Pacht dieses dem Verpächter bzw. dem neuen Uebernehmer nicht vollständig leer übergeben dürfe, vielmehr von den vorhandenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen so viel mitzuübergeben habe, daß die Wirtschaft bis zur nächsten Ernte im Sinne des einzelnen Wirtschaftsbetriebs fortgeführt werden kann. Ob der Pächter selbst bei Antritt der Pacht solche Erzeugnisse übernommen hat, ist gleichgültig.

950

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

Der Umkreis dieser Vorräte im einzelnen ergibt sich einerseits aus dem Begriffe „landwirtschaftlicher" Erzeugnisse, anderseits aus ihrer Bestimmung zur Fortführung der Wirtschaft; es fallen insbesondere darunter Sämereien, Futtergetreide, Dünger (s. Bem. 4 zu Abs. 3), Stroh (s. Bem. 4 unten), auch junge Tiere.

1. Die Vorschrift bezieht sich aber, wie nochmals hervorzuheben ist, nur auf die Pacht eines Landguts (im Gegensatze zu §§ 591 und 592). Ueber diesen Begriff ft die Bem. zu § 98 Nr. 2, zu § 1515 und zu Art. 137 EG., sowie ferner Seuff. Arch. Bd. 60 Nr. 50. Im allgemeinen sei noch hervorgehoben, daß sich eine völlig durch­ schlagende Definitton dieses Begriffs überhaupt nicht geben läßt. Es ist vielmehr die Frage, ob von einem Landgute gesprochen werden könne, in jedem einzelnen Falle tatsächlich zu prüfen und zwar kommt es darauf an, ob ein zu einer wirtschaft­ lichen (nicht rechtlichen) Einheit von Grundstücken verbundener Komplex vorliegt. Aus den Begriff eines herrschaftlichen Landsitzes ist dieser Begriff durchaus nicht beschränkt. (E. I hatte dem Begriffe bier gleichgestellt: Mehrere zum Betriebe der Landwirtschaft verbundene Grundstücke. Auf diese paßt die Vorschrift aber nur, wenn sie wie ein Land­ gut verpachtet sind, und infolgedessen erwies sich dieser Zusatz als überflüssig). Aus der Praxis vgl. hiezu Seuff. Arch. Bd. 60 S. 93. 2. Diese Zurücklassungspflicht bezieht sich übrigens nur auf die bei Beendigung der Pacht tatsächlich vorhandenen Vorräte, wie besonders hervorzuheben ist. Oo die Vorräte von dem Gute selbst stammen, ist gleichgültig (s. aber Bem. 4). Die Frage, inwieweit der Pächter für das Vorhandensein der zur Fortführung der Wirtschaft bis zur nächsten Ernte erforderlichen Vorräte Sorge zu tragen hat und in­ wieweit er durch eine Vernachlässigung dieser Sorge ersatzpflichtig wird, ist aus § 591 zu beurteilen. 3. Abs. 2 behandelt die Ersatzansprüche des Pächters bezüglich der zurück­ gelassenen Erzeugnisse: Die Ueberlassung deS Pächters soll hinsichtlich landwirtschaftlicher Erzeug­ nisse keine unentgeltliche sein, wenn und soweit der Pächter solche in größerer Menge oder besserer Beschaffenheit zurückläßt, als er beim Antritte der Pacht über­ nommen hat. In dieser Beziehung kommt also der Zustand zu Beginn der Pacht doch in Betracht. Eine Bestimmung darüber, wie es zu halten sei. wenn die zurückgelassenen Vor­ räte geringer sind als die empfangenen, gibt das Gesetz hier nicht. Der Pächter wird in diesem Falle auf Schadensersatz belangt werden können, soweit er dadurch zugleich gegen § 591 verstoßen hat. 4. Abs. 8: Eine besondere Behandlung kommt dem Dünger zu infolge seiner großen Wichtigkeit für die Wirtschaft, vgl. P. II, 267. a) Der gesamte vorhandene Dünger ist zurückzulassen, nicht nur der zur Fortführung der Wirtschaft nötige. Es ist aber hierunter nur der natürliche, auf dem Landgute selbst gewonnene (also nicht der künstliche oder der von anderer Seite erworbene) Dünger zu verstehen. b) Der Pächter kann für diesen zurückgelassenen Dünger keinen Ersatz be­ anspruchen. Man ging davon aus, daß der auf dem Gut und in der Wirt­ schaft gewonnene Dünger, wenn ordnungsmäßig verfahren werde, vollständig für das Gut verwendet werden müsse. (P. a. a. O.) Das Stroh ist dem Dünger nicht gleichgestellt, obwohl dies von landwirtschaft­ licher Seite verlangt wurde. Ueber die Gründe vgl. P. a. a. O. Die Zurücklassung des Strohes ist deshalb nach Abs. 1 und 2 zu beurteilen. 5. Rechtliche Natur: Die aus § 593 für den Pächter entstehenden Pflichten sind nur obligatorischer Natur. Eigentümer der Erzeugnisse ist zunächst der Pächter geworden, einen sofortigen Eigentumsübergang auf den Verpächter (vgl. § 588 Abs. 2) spricht das Gesetz hier nicht aus. Das ganze Rechtsverhältnis der Ueberlassung wird im übrigen als eine Art Ent­ eignung zu beurteilen sein. Vgl. Oertmann Bem. 5. § 594. Uebernimmt der Pächter eines Landguts das Gut auf Grund einer Schätzung

des wirthschaftlichen Zustandes mit der Bestimmung, daß nach der Beendigung der Packt die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer solchen Schätzung zu er­

folgen hat, so finden auf die Rückgewähr des Gutes die Vorschriften des § 589 Abs. 2, 3 entsprechende Anwendung.

3. Titel: Miele. Pacht. §§ 593-595.

951

Das Gleiche gilt, wenn der Pächter Borräthe auf Grund einer Schätzung mit einer solchen Bestimmung übernimmt, für die Rückgewähr der Vorräthe, die er zurückzulassen verpflichtet ist. E. I, 548; II, 534; III, 587.

I. § 594 Abf. 1 Will im allgemeinen eine analoge Vorschrift zu § 589 Abs. 2 und 3 sein; sein Anwendungsgebiet ist aber teils enger (1), teils weiter (2). 1. § 594 bezieht sich nämlich nur auf die Pacht eines Landguts, wie § 593; vgl. Bem. II, 1 zu 8 593.

2. Anderseits geht § 594 von der Voraussetzung aus, daß nicht bloß das Inventar im pachttechnischen Sinne auf Grund einer Schätzung übernommen wird, sondern daß das Landgut selbst in seinem ganzen wirtschaftlichen Zustande bei Beginn der Pacht einer Schätzung unterstellt wird, mit der Bestimmung, daß nach Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer solchen Schätzung zu erfolgen habe. Die Erhebung des ganzen wirtschaftlichen Zustandes zu Beginn der Pacht setzt also hier auch z. B. Abschätzung der Gebäulichkeiten, des ganzen Mobiliars, der angepflanzten Felder, der Waldungen rc. voraus, wie es bei Pachten auf längere Zeit nach der Verkehrssitte bereits üblich war. n. Die analoge Anwendung der Abs. 2 unb 8 beS § 589 ergibt im einzelnen folgendes: 1. Abs. 2: Der Verpächter kann bei der Rückgewähr alles das ablehnen, was für den Rahmen des verpachteten Landguts nach seiner allgemeinen wirtschaftlichen Qualität als überflüssig ober zu wertvoll erscheint, z. B. oer Pächter hat eine zu wertvolle Reparatur an einem einzelnen Gebäude vorgenommen oder eine kostbare Stalleinrichtung hergestellt, wie sie für den Rahmen des Landguts nicht paßt, oder er hat wertvolle An­ pflanzungen vorgenommen, die zu dem Landgut außer Verhältnis stehen. Der letzte Satz des Abs. 2, daß nämlich mit der Ablehnung das Eigentum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter übergeht, wird hier übrigens vielfach auch nur da anwendbar sein, wo von Einzelsachen gesprochen werden kann. Reparaturen von Gebäudeteilen, Bauten und Anpflanzungen werden häufig gemäß den 88 93 und 94 von Anfang an in das Eigentum des Verpächters kommen: es kann daher insoweit von einer Ablehnung keine Rede sein. Hier wird gütliche Auseinandersetzung der Beteiligten die rechtlichen Schwierigkeiten lösen muffen, anderseits find ja solche Fragen meistens in den Pachtverträgen besonders behandelt, eventuell wird auch die Vorschrift des 8 547 Abs. 2 bieher anwendbar erscheinen. Vgl. ferner Bem. 3 zu 8 591. Wenn Oertmann auch neuen Landerwerb des Pächters hieher beziehen will, so wird es praktisch wohl selten Vor­ kommen, daß ein Pächter für den Verpächter ohne dessen Zustimmung weiteres Land erwirbt und, wenn er es wirklich erwirbt, wird er es wobl zunächst auf seinen Namen erwerben. Planck in Bem. 2 beschränkt die entsprechende Anwendung des 8 589 Abs. 2 auf Jnventarstücke allein, vgl. ferner Crome 8 240 Anm. 27.

2. Ueber das Abschätzungsverfahren s. Bem. 3 zu 8 593. HI. Abf. 2 des 8 594 behandelt den Fall, wenn der Pächter Vorräte auf Grund einer Schätzung mit der Bestimmung übernimmt, daß nach Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer Schätzung zu erfolgen hat. a) Der Begriff Vorräte in diesem Sinne wird sich häufig decken mit dem Begriffe der zur Fortführung der Wirtschaft notwendigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Gemäßheit des 8 593. Er kann aber auch infolge der beson­ deren Bedürfnisse des Einzelfalles weiter reichen. b) Insoweit er sich aber mit jenem Begriffe der Erzeugnisse im Sinne des 8 593 deckt, wird freilich hier von einem Ablehnungsrechte des Verpächters analog mit 8 589 Abs. 2 nicht die Rede sein können, weil der Verpächter zur Uebernahme nicht verpflichtet, sondern nur berechtigt ist und auch dies nur, insoweit es die Fortführung der Wirtschaft erfordert. (Vgl. Oertmann und Planck zu diesem Paragraphen.)

§ 595. Ist bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes die Pachtzeit nicht

bestimmt, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Pachtjahrs zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage des halben Jahres zu erfolgen, mit dessen

Ablaufe die Pacht endigen soll.

952

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

Diese Vorschriften gelten bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes auch für die Fälle, in denen das Pachtverhältniß unter Einhaltung der gesetz­

lichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann. E. l, 537; II, 535; III, 588.

1 Hinsichtlich der Beendigung der Dacht durch Kündigung kommen selbstver­

ständlich zunächst die vertragsmäßigen Abmachungen in Betracht, die gerade hier die Regel bilden werden. Da bei der Pacht im allgemeinen andere Verhältnisse obwalten, als bei der Miete, die im Hinblick auf die Interessen des Pächters einen kurzen Abbruch nicht gestatten, so bestimmt §595 — abweichend von §565 — als gesetzliche Kündigungsfrist eine halb­ jährige und zwar nur für den Schluß des Pachtjahres (f. Bem. 2 unten und vgl. PLR. Tl. I Tit. 21 §§ 342, 343). Diese gesetzliche Kündigungsfrist gilt jedoch nur, wie besonders zu betonen ist: a) bei der Pacht eines Grundstücks (zwischen landwirtschaftlichen und anderen wird hier nicht unterschieden) oder der Pacht eines Rechtes; b) bei Pachtverhältnissen von unbestimmter Dauer (vgl. Bem. l zu §564) und bei der sog. vorzeitigen Kündigung unter Einhaltung der gesetzlichen Frist (Abs. 2), s. Bem. 3 unten. Bei der Pacht von beweglichen Sachen dagegen gelten die Vorschriften des § 565. Die Verpachtung eines Rechtes an einer beweglichen Sache, z. B. an einer Herde, muß hier in dieser Beziehung der Verpachtung der beweglichen Sache selbst gleichstehen. (M. 11,428.) Vgl. auch Crome S. 582 Anm. 19. Die außerordentliche Kündigung (vgl. §§ 542, 553 und 554) ist selbstverständlich auch hier an keine Kündigungsfrist gebunden.

2. Maßgebend für die Kündigung ist hier das Pachtjahr (also das mit dem Be­ ginne der Pacht anfangende und gemäß §§ 187, 188 zu berechnende bewegliche Jahr), nicht das Wirtschaftsjahr. Der Begriff des Wirtschaftsjahrs würde zu einer solchen allgemeinen Bestimmung nicht passen, weil er zu schwankend und unbestimmt ist, ins­ besondere bei der Verschiedenheit der klimatischen und anderen hier maßgebenden Ver­ hältnisse. (M. II, 427.) Ueber die Berechnung der halbjährigen Frist s. §§ 186 ff., insbesondere § 189. 3. Die gesetzliche Kündigungsfrist gilt hier auch, wie bereits oben hervorgehoben, für die Fälle oer sog. vorzeitigen Kündigung unter Einhaltung der gesetzlichen Frist (vgl. § 565 Abs. 4 mit Bem. IV). Diese Möglichkeit einer solchen vorzeitigen Kündigung ist aber bei der Pacht beschränkter als bei der Miete. Es kommen nämlich hier nur in Betracht: a) § 567, Pachtvertrag für eine längere Zeit als 30 Jahre, b) § 569, Tod des Pächters, jedoch nur hinsichtlich der Erben des Pächters, s. § 596 Abs. 2. c) Endlich gehören hieher 8819,21 Abs. 3 KO. für den Fall des Konkurses des Verpächters und §57 ZwVG. bei einer Zwangsversteigerung des verpachteten Grundstücks.

4. Ueber den Fall einer Veräußerung des verpachteten Grundstücks s. §8 571 ff. mit 8 581 Abs. 2. 5. Aus der Praxis: Eine dem früheren Pächter gegenüber erklärte Kündigung ist wirksam, wenn dieser zugleich der gesetzliche Vertreter des letzigen Pächters ist, Seuff. Arch. Bd. 60 S. 62; s. ferner OLG. Braunschweig Recht 1910 Nr. 498: Ein für bestimmte Zeit geschlossener Lizenzvertrag kann nicht aus dem Grunde gekündigt werden, weil die Erfindung nicht nutzbringend gemacht werden könne. 6. Ueber die Beweis last, wenn der Anspruch auf Räumung des Pachtguts auf den Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist gestützt wird, vgl. Seuff. Arch. Bd. 61 Nr. 242

§ 596. Dem Pächter steht das im § 549 Abs. 1 bestimmte Kündigungsrecht nicht zu.

Der Verpächter ist nicht berechtigt, das Pachtverhältniß nach § 569 zu kündigen. Eine Kündigung des Pachtverhältnisses nach § 570 findet nicht statt. E. I, 533, 538; II, 536; III, 589.

953

3. Titfl: Miete. Pacht. §§ 595—597.

I. Abs. 1 bezieht sich auf die Unterpacht: 1. Nach der entsprechenden Geltung des § 549 Abs. 1 Satz 1 auch für die Pacht (H 581 Abs. 2) ist der Pächter nicht berechtigt, ohne die Erlaubnis des Verpächters den Webrauch der Sache einem Dritten zu übertragen, insbesondere die Sache weiter zu werpachten. a) Während jedoch bei der Miete nach Abs. 1 Satz 2 des § 549 der Mieter im Falle einer unbegründeten Versagung der Einwillung seitens des Ver­ mieters in die Untermiete einer Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen kann, steht dem Pächter ein derartiges Kündigungsrecht nicht zu. Dies ist die Bedeutung des Abs. 1. Damit ist aber auch im praktischen Ergebnisse die Unzulässigkeit der Unterpacht normiert. Selbstverständlich können durch private Vereinbarungen Ausnahmen geschaffen werden. b) Der Grund für diese Regelung ruht darin, daß bei der Pacht eben die Persönlichkeit des Pächters als solche, hauptsächlich für die Behandlung des Pachtgegenstandes, vom wesentlichem Einfluß ist (P. II, 235,216; ZG. VI S. 395). c) Durch diese Bestimmung soll übrigens der Pächter nicht gehindert sein, sein Recht für sich durch Dritte (z. B. Gehilfen, Verwalter rc.) ausüben zu taffen (vgl. hi«u auch Bem. VII, 2 zu 8 549). Auch darf der Pächter trotz Verbots der Afterverpachtung einem Dritten einen Teil des Grundstücks unentgeltlich zur Benützung über­ lassen; verboten ist ihm nur, vertragsmäßig einem Dritten zu gestatten, an seiner — des Pächters — Stelle als Nutzungsberechtigter auf dem Pacht­ land oder einem Teile desselben zu schalten; Rspr. d. OLG. (Oldenburg) Bd. 1 S. 405. Ebenso kann im Falle einer Entmündigung des Pächters der Vormund für diesen die Pacht ausüben (P. II, 234.) 2 Eine Pfändung des Pachtrechts und die Anordnung einer Verwaltung zur Musübung des Pfändungspfandrechts ist für die Regel nicht statthaft. (In P. II, 233 noar zwar die Zulässigkeit einer solchen Pfändung beschlossen und auch im Entwürfe der ZWO. im § 749 a Abs. 2 der Anlage II zur D. eine derartige Bestimmung vorgesehen. Mein der Reichstag strich bei Beratung des Gesetzes über Abänderung der ZPO. die beetreffende Vorschrift, vgl. Bem. X zu § 549).

Wenn jedoch vertragsmäßig die Ueberlaffung des Gebrauchs und des Pachtgkenusses an einen Dritten ausdrücklich im Einzelfalle gestattet wurde, wird insoweit auch diie Pfändung des Pachtrechts statthaft erscheinen (s. Planck zu § 596 und Gaupp-Stein Wem. II, 4 zu 8 857). Ueber Pfändung des Jagdpachtrechts vgl. Bem. I, 1, c, £ zu 8 581. II. Zu Abs. 2: Gemäß 8 569 mit 8 581 Abs. 2 steht beim Tode des Pächters den Erben des Wächters ein vorzeitiges Kändigungsrecht unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu (wgl. Bem. zu § 569, sowie Bem. IV zu § 565 und Bem. 3 zu 8 595). Dem Ver­ pächter jedoch wird diesen Falles ein derartiges Kündigungsrecht durch Abs. 2 — int Gegensatze zu 8 569 — ausdrücklich versagt. Hervorzuheben ist, daß sich die Kündigumgsfristen, sowie die Termine, für welche die Kündigung zulässig ist, bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes hier nach 8 595 bestimmen. III. Z« Abs. 3: Bei einer Bersetzung des Pächters im Sinne des 8 570 steht diesem ein vorzeeitiges Kündigungsrecht nicht zu, im Gegensatze zur Miete. § 597.

Giebt der Pächter den gepachteten Gegenstand nach der Beendigung der Macht nicht zurück, so kann der Verpächter für die Dauer der Vorenthaltung als

Entschädigung den vereinbarten Pachtzins nach dem Verhältnisse verlangen, in

welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder ycätte ziehen können, zu den Nutzungen

des

ganzen Pachtjahrs

Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. E. I, 542II, 537; III, 590.

stehen.

Die

954

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhättnisse.

§ 597 bildet das Analogon des § 557 bei der Miete (vgl. Bem. zu § 557). >♦ Er setzt vorans, daß der Pächter aus irgendeiner Veranlassung (z. B. es herrscht Streit über die Dauer der Pachtzeit) dem Verpächter den gepachteten Gegenstand nach Beendigung der Pacht nicht zurückgibt. Im übrigen wird an sich nicht verlangt, daß Pächter einen tatsächlichen Nutzen weiter zieht, sondern es genügt für die Anwendung des Paragraphen, wenn der Pächter den Vertragsgegenstand der Verfügung des Verpächters überhaupt entzieht (P. 11, 258). 2. Durch § 597 soll der Mindestbetrag der Entschädigung für die Vor­ enthaltung des Pachtgegenstandes (wie bei § 557) ein- für allemal als Grundnorm gesetzlich festgelegt werden. ft) Während jedoch bei der Miete (8 557) diese Entschädigung in der Fort­ entrichtung des Mietzinses genau für die Zeit der Borenthaltung in dieser Zeitspanne entsprechenden Zinsraten besteht, ist der Pachtzins nicht lediglich nach der Dauer der Vorenthaltung weiter zu bezahlen, sondern er kann nach dem Verhältnisse verlangt werden, in welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen des ganzen Pachtjahres stehen. Diese Regelung will dem Umstande gebührend Rechnung tragen, daß die im Laufe eines Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich häufig ungleichmäßig über das Jahr verteilen und verschieden anfallen. Für den betreffenden Zeitabschnitt kann demgemäß je nach diesen Umständen der Entschädigungsbetrag ver­ hältnismäßig höher, aber auch niedriger sein, als es der Pachtzins, nach der bloßen Zeitdauer der Vorenthaltung berechnet, wäre. Erstreckt sich freilich die Vorenthaltung auf ein volles oder auf mehrere volle Packtjahre, so kann natürlich lediglich die Zeitdauer entscheidend sein und es kommt dasselbe Resultat wie bei § 557 zutage. b) Der Maßstab, inwieweit der Pächter während der Borenthaltung Nutzungen hätte ziehen können, wird aus den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu entnehmen sein; vgl. hiezu § 591 mit Bem. 3. § 597 bleibt nicht beschränkt auf die Pacht von landwirtschaftlichen Grundstücken (so nach E. 1), sondern erstreckt sich im Prinzip auf alle Pachtungen, da auch bei anderen Pachtverhältnissen als bei Pachtungen landwirtschaftlicher Grundstücke die im Laufe des Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich ungleichmäßig über das Jahr verteilen können, wie z. B. bei einer verpachteten Sommerwrrtschaft (P. II, 257). 4. Ueber die Geltendmachung weiteren Schadens vgl. Bem. 2 zu 8 557. 5. Selbstverständlich bleibt auch hier stets zu prüfen, ob nicht eine stillschweigende Verlängerung des Pachtverhältnisses im Einzelfalle vorliegt, worauf die Grundsätze des 8 568 zur Anwendung kommen (vgl. hiezu Reuter, D. Jur.Z. 1900 S. 478).

Vierter Titel. Leihe.*) (Erläutert von Dr. Karl Kober.)

Vorbemerkung. 1. Der Ausdruck „Leihe" stehl hier in einem spezifisch-technischen Sinne. Die Begriff-elemente find aus 8 598 zu entnehmen (vgl. die Bem. hiezu). Hienach ist Leihe die unentgeltliche Ueberlassung einer Sache zum Gebrauch unter der Verpflichtung ihrer Rückgabe. Die Unentgettlichkeit unterscheidet die Leihe von der Miete; der Sprachgebrauch des täglichen Lebens bezeichnet freilich vielfach auch die entgeltliche Ueber­ lassung beweglicher Sachen zur Nutzung als Leihe (z. B. Leihbibliothek, Maskenverleihinstitut, Pferdeverleihinstitut re.), rechtlich ist letzteres aber Miete (vgl. Näheres in Bem. 1 zu 8 598).

*) Literatur: Klein, Die Rechtsformen der Gebrauchsleihe, 1902; Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1904 S. 226 ff.: Der Leihvertraa, das Prekarium; Francke, Der Leihbetrieb der öffentlichen Bibliotheken und daS geltende Recht, Berlin 1905; von Blume, Das Reichs­ gericht und die Gefälligkettsverträge, Recht 1908 S. 650; Krückmann, Gefälligkettsverttäge, Jherings Jahrb. Bd. 54 S. 107 ff. und Bl. f. RA. Bd. 74 S. 113 ff.

954

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhättnisse.

§ 597 bildet das Analogon des § 557 bei der Miete (vgl. Bem. zu § 557). >♦ Er setzt vorans, daß der Pächter aus irgendeiner Veranlassung (z. B. es herrscht Streit über die Dauer der Pachtzeit) dem Verpächter den gepachteten Gegenstand nach Beendigung der Pacht nicht zurückgibt. Im übrigen wird an sich nicht verlangt, daß Pächter einen tatsächlichen Nutzen weiter zieht, sondern es genügt für die Anwendung des Paragraphen, wenn der Pächter den Vertragsgegenstand der Verfügung des Verpächters überhaupt entzieht (P. 11, 258). 2. Durch § 597 soll der Mindestbetrag der Entschädigung für die Vor­ enthaltung des Pachtgegenstandes (wie bei § 557) ein- für allemal als Grundnorm gesetzlich festgelegt werden. ft) Während jedoch bei der Miete (8 557) diese Entschädigung in der Fort­ entrichtung des Mietzinses genau für die Zeit der Borenthaltung in dieser Zeitspanne entsprechenden Zinsraten besteht, ist der Pachtzins nicht lediglich nach der Dauer der Vorenthaltung weiter zu bezahlen, sondern er kann nach dem Verhältnisse verlangt werden, in welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen des ganzen Pachtjahres stehen. Diese Regelung will dem Umstande gebührend Rechnung tragen, daß die im Laufe eines Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich häufig ungleichmäßig über das Jahr verteilen und verschieden anfallen. Für den betreffenden Zeitabschnitt kann demgemäß je nach diesen Umständen der Entschädigungsbetrag ver­ hältnismäßig höher, aber auch niedriger sein, als es der Pachtzins, nach der bloßen Zeitdauer der Vorenthaltung berechnet, wäre. Erstreckt sich freilich die Vorenthaltung auf ein volles oder auf mehrere volle Packtjahre, so kann natürlich lediglich die Zeitdauer entscheidend sein und es kommt dasselbe Resultat wie bei § 557 zutage. b) Der Maßstab, inwieweit der Pächter während der Borenthaltung Nutzungen hätte ziehen können, wird aus den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft zu entnehmen sein; vgl. hiezu § 591 mit Bem. 3. § 597 bleibt nicht beschränkt auf die Pacht von landwirtschaftlichen Grundstücken (so nach E. 1), sondern erstreckt sich im Prinzip auf alle Pachtungen, da auch bei anderen Pachtverhältnissen als bei Pachtungen landwirtschaftlicher Grundstücke die im Laufe des Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich ungleichmäßig über das Jahr verteilen können, wie z. B. bei einer verpachteten Sommerwrrtschaft (P. II, 257). 4. Ueber die Geltendmachung weiteren Schadens vgl. Bem. 2 zu 8 557. 5. Selbstverständlich bleibt auch hier stets zu prüfen, ob nicht eine stillschweigende Verlängerung des Pachtverhältnisses im Einzelfalle vorliegt, worauf die Grundsätze des 8 568 zur Anwendung kommen (vgl. hiezu Reuter, D. Jur.Z. 1900 S. 478).

Vierter Titel. Leihe.*) (Erläutert von Dr. Karl Kober.)

Vorbemerkung. 1. Der Ausdruck „Leihe" stehl hier in einem spezifisch-technischen Sinne. Die Begriff-elemente find aus 8 598 zu entnehmen (vgl. die Bem. hiezu). Hienach ist Leihe die unentgeltliche Ueberlassung einer Sache zum Gebrauch unter der Verpflichtung ihrer Rückgabe. Die Unentgettlichkeit unterscheidet die Leihe von der Miete; der Sprachgebrauch des täglichen Lebens bezeichnet freilich vielfach auch die entgeltliche Ueber­ lassung beweglicher Sachen zur Nutzung als Leihe (z. B. Leihbibliothek, Maskenverleihinstitut, Pferdeverleihinstitut re.), rechtlich ist letzteres aber Miete (vgl. Näheres in Bem. 1 zu 8 598).

*) Literatur: Klein, Die Rechtsformen der Gebrauchsleihe, 1902; Kuhlenbeck in Jur. Wschr. 1904 S. 226 ff.: Der Leihvertraa, das Prekarium; Francke, Der Leihbetrieb der öffentlichen Bibliotheken und daS geltende Recht, Berlin 1905; von Blume, Das Reichs­ gericht und die Gefälligkettsverträge, Recht 1908 S. 650; Krückmann, Gefälligkettsverttäge, Jherings Jahrb. Bd. 54 S. 107 ff. und Bl. f. RA. Bd. 74 S. 113 ff.

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3. Titel: Miete. Pacht. § 597. — 4. Titel: Leihe. Vorbemerkung.

Von dem verwandten Darlehen unterscheidet sich die Leihe dadurch, daß dem Ent­ leiher kein Berbrauchsrecht, sondern nur ein Gebrauchsrecht zusteht.

Im übrigen

schließt sich das Gesetz hinsichtlich der Regelung der Gebrauchsüberlassung hier den Normen der Miete an und bezüglich der Unentgeltlichkeit der Ueberlassung Schenkung. Ueber die Abgrenzung von der Schenkung vgl.

den Rechtsgedanken der

übrigens auch Bem. II, 2, c

zu § 516. 2. Die Leihe des BGB. entspricht im wesentlichen dem commodatum des ge­ meinen Rechtes. a) Wie dort ist aber auch gegenüber dem BGB. wieder streitig geworden, ob die

,ßcüjc* als ein sog. Konsensual- oder ein Realkontrakt aufzufassen, d. h. ob anzunehmen sei, daß

das voll bindende Bertragsverhättnis erst durch die

Hingabe des Leihgegenstandes zur Entstehung komme oder auch schon früher bei eingetretener Einigung der Parteien.

Eine ausdrückliche Entscheidung findet

sich darüber im Gesetze nicht, sie wollte auch nach den Vorverhandlungen (M. II, 444, P. II, 279) nicht getroffen werden.

Für einen Konsensualkontrakt nach

BGB. treten namentlich Cosack I § 141 und Windscheid-Kipp II S. 551 ein,

sowie Hellmann in Krit. Vierteljschr. Bd. 41 S. 222 und Archiv f. d. zivilist. Praxis Bd. 90 S. 434.

Ersterer zieht dabei eine Parallele mit der Miete.

Dagegen sind für die Annahme eines Realkontratts: Planck Vordem, vor

§ 598, Endemann § 183 Anm. 1, Dernburg § 230 II, Fischer-Henle zu § 598, Oertmann Vordem. 2 vor § 598, Schollmeyer, Einzelne Schuldverhältniffe S. 60,

Crome Bd. II S. 587 und Kuhlenbeck a. a. O. S. 226, sowie auch Eck-Leonhard,

Vorträge S. 505 und Schloßmann, JheringS Jahrb. Bd. 45 S. 1 ff., S. 78. (So auch bisher schon BLR. Tl. IV cap. 2 § 2.) Letzterer Auffassung ist, insbes. mit Rücksicht auf die Fassung des § 598 (vgl. Bem. 8 hiezu) und auf § 604 Abs. 1, beizutreten. b) Nur muß natürlich der Verteidiger der Annahme eines Realkontrattes die Möglichkeit und Rechtsverbindlichkeit eines bloßen Vorvertrags auf Leihe

(pactum de commodando) anerkennen.

Dies geschieht auch zutreffend

z. B. von Oertmann und Planck a. a. O., während Cosack a. a. O., von seinem Standpunkt aus folgerichtig, die Annahme eines solchen Vorvertrags als über­

flüssig und

hinfällig erachtet.

Das BGB. selbst schweigt von einem solchen

Vorverträge, was aber die Annahme eines solchen nicht ausschließt, da dessen Inhalt sich eigentlich von selbst versteht. Vgl. hiezu im einzelnen Bd. I S. 500 ff., sowie auch Oertmann a. a. O. Ein derartiger Vorvertrag unterliegt den

allgemeinen Vorschriften über Verträge (also nicht den Bestimmungen der So auch Planck a. a. O. und Kuhlenbeck a. a. O. S. 226; nähere

§§ 598 ff.). Erörterungen

gibt Oertmann a. a. O.

Eine besondere Ausfaffung findet sich

bei Schloßmann, Jherings Jahrb. Bd. 45 S. 1 ff., 72 ff., 78, vgl. dagegen aber

Oertmann a. a. O. Das pactum de commodando ist aber nur bindend und klagbar, wenn es in der Absicht gegeben ist, sich rechtlich zu binden, und nicht bloß eine

gesellschaftliche Gefälligkeitszusage war (vgl. Kuhlenbeck a. a. O.; f. auch unten Ziff. 3). Dieser Vorvertrag hat eine gewisse Analogie mit der Schenkung; § 581 (Schriftlichkeit des Versprechens) findet aber keine Anwendung, zumal ja keine Bermögenszuwendung beabsichtigt wird.

3. Neben dem commodatum hatte das römische Recht als eine besondere Form den Begriff des precarium ausgebildet und zwar als eine

begünstigungsweise eingeräumte

unentgeltliche Gebrauchsüberlaffung mit voller willkürlicher Widerrufsmöglichkeit seitens des Verstattenden.

E. I 8 558 hatte darüber eine Bestimmung

einer Behandlung

nach

getroffen und zwar im Sinne

den Grundsätzen über Gebrauchsleihe.

Vgl. auch M. II, 453.

In

956

VII. Abschnitt: Einzelne Schuldverhältnisse.

II. Komm, wurde diese Bestimmung gestrichen. Man erachtete formell jenen § 558 E. I lediglich als Anknüpfung an eine geschichtliche Reminiszenz, welche nicht verewigungswürdig sei. Sachlich sei der Inhalt der Entwurfsbestimmung selbstverständlich, da in dem früher sog. Precarium eigentlich nur eine Unterart der Leihe vorliege 0ß. II, 275 ff.). Das tägliche Leben kennt aber doch eine Reihe von Fällen, in denen jemand einem anderen aus Gefälligkeit die vorübergehende Nutzung einer Sache überläßt, ohne daß dadurch nach der Intention des Darbietenden die Rechtsfolge einer Leihe im Sinne der nachstehenden Paragraphen eintreten soll, insbes. soll hiebei der andere nicht unmittelbarer Besitzer werden, z. B. ich leihe meinem Nachbar im Theater mein Opernglas, in der Eisen­ bahn mein Kursbuch, ich lasse jemanden eine Sache vorübergehend auf meinem Grundstücke niederlegen oder ich lasse jemanden bei Regenwetter unter mein Schutzdach treten rc. In allen solchen Fällen soll der Begünstigte nur ein momentanes Detentionsverhältnis, das auch sofort widerruflich sein soll, erhalten. Auf diese Verhältnisse wird man § 855 BGB. anzuwenden haben (vgl. hiezu insbes. Kuhlenbeck a. a. O. S. 228, 229, sowie ferner Einleitung Bem. 2, f S. 524 in diesem Komm., Dernburg, Pand. § 173 Anm. 1 und Jhering, Besitzwille S. 518). Das österreichische Gesetzbuch bezeichnet solche Fälle als Bittleihe, vgl. darüber eingehend v. Schey, Die Obligationsverhältnisse des Oesterreichischen Privat­ rechts S. 211 ff. Für das BGB. erhebt sich hier weiter die Frage, was für Rechtsgrundsätze im Falle einer Weigerung der Rückgabe oder im Falle einer Beschädigung durch die dargebotene Sache (mein Freund verletzt sich durch meinen ihm zur Besichtigung gegebenen geladenen Revolver, den ich für ungeladen hielt) zur Anwendung kommen sollen. Wie Kuhlenbeck a. a. O. mit Recht betont, wäre es unrichttg, hier die §§ 598 ff., insbes. § 599 anzuwenden, es liegt vielmehr überhaupt kein Bertragsverhättnis vor. Der Eigentümer des Revolvers haftet für außerkonttaktliches Verschulden nach Maßgabe der §§ 823 ff. Außerdem stehen demjenigen, der die Nutzungen auf beliebigen Widerruf gestattete, die Rechtsbehelfe des Besitzers durchweg zu. Vgl. auch Pr.OBG. vom 22. Oktober 1903 in D. Jur.Z. 1904 S. 512 4. Planck a. a. O. hat noch die Frage aufgeworfen, wie die Fälle zu beurteilen seien, in denen jemand einseitig den unentgeltlichen Gebrauch einer Sache gestattet, ob insbes. dadurch eine Rechtsverbindlichkeit des Gestattenden erzeugt werde. So beispielsweise bei mittelst Anschlags geschehener Verstattung von Schuttabladen, Wegbeschreitung usw. auf einem Grundstück. Ein solches Angebot benimmt selbstverständlich einem Handeln nach demselben den Charakter der Widerrechtlichkeit auf so lange, aber auch nur insolange, als es nicht zurückgezogen ist. Damit entfällt auch die Möglichkeit eines Einschreitens wegen eines Geschehnisses fraglicher Art, das vor einer Zurückziehung des Angebots erfolgt ist. Letztere aber muß dem Anbielenden jederzeit freistehen. 6. Uebersicht: Den Begriff der Leihe und die Hauptverpflichtungen bestimmt 8 598. Die Haftung des Verleihers behandeln §§ 599, 600, von der Erhaltung der Sache und dem Ersätze der Verwendungen handelt § 601; § 602 bezieht sich auf die Veränderungen und Verschlechterungen der Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigesührt werden, § 603 auf vertragswidrigen Gebrauch der entliehenen Sache. § 604 betrifft die Verpflichtung zur Rückgabe, § 605 die Kündigung der Leiher, § 606 die Verjährung von Nebenansprüchen.

§ 598.

Durch den Leihvertrag wird der Verleiher einer Sache verpflichtet, dem

Entleiher den Gebrauch der Sache unentgeltlich zu gestatten. E. I, 549; II, 538; III, 591.

L Begrifflich stellt sich die Leihe (im E. I und M. H, 443 ff. „Gebrauchsleihe" genannt) gemäß BGB. §§ 598, 604 dar als „Hingabe einer bestimmten Sache zum unentgeltlichen Gebrauche gegen Rückgabe des nämlichen Gegenstandes". a) Der Nachdruck liegt auf der Unentgeltlichkeit sowie auf dem Rechte jum bloßen Gebrauch (nicht Verbrauch!). Ueber Abgrenzung von Miete, Darlehen und Schenkung vgl. Vordem. 1.

4. Titel: Leihe. Vorbemerkung. § 598.

b)

e)

d) e) f)

8) h)

957

Würde für die Hingabe ein Entgelt bedungen, so läge rechtlich eine Miete und nickt etwa eine Leihe vor. Der Sprachgebrauch unterscheidet aber in Verwendung der Ausdrücke Leihe und Miete nicht so streng als die Rechtssvrache und redet vielfach von Leihe, wo man von Miete reden sollte. So z. B. wird ersterer Ausdruck fast ständig angewendet bei der entgeltlichen Gebrauchsentnahme gegen Rückgabe von Büchern aus einer sog. Leih­ bibliothek (s. schon M. II, 443), von Wäsche in einer Badeanstalt, von Schlittschuhen auf einer Eisbahn re. Vgl. Vorbem. 1. Die Unentgeltlichkeit, welche bei der Leihe gefordert wird, soll und kann übrigens nicht besagen, daß den Entleiher gar keine Kosten treffen dürfen. Schon ein Blick auf § 601 Abs. 1 lehrt das Gegenteil. Jenes Begriffserfordernis schließt nur eine Gegenleistung des Entleihers zur Entlohnung des Verleihers aus. Von der Definition des Leihvertrags als eines unentgeltlichen Vertrags weicht das Handelsgesetzbuch ab, das in § 318 auch eine ent­ geltliche Leihe von Aktien kennt, die es unter Strafe stellt, wenn sie zu dem Zwecke erfolgt, um den Vorschriften des HGB. über das Stimmrecht zu entgehen. Es liegt aber hier juristisch stets ein Mietvertrag vor (vgl. oben a, Kuhlenbeck a. a. O. S. 226, 227 und die Kommentare von Staub und Düringer-Hachenburg zu § 318 HGB.). Einen hier einschlägigen Fall behandelt RGE. Bd. 38 S. 257 ff. Ueber die Bedeutung der Hingabe (mit Rückgabe) für die konstruk­ tiv ne lle Auffassung des Rechtsverhältnisses, insbesondere für die Ver­ pflichtung des Verleihers vgl. Vorbem. 2 nebst M. 11, 444 (Realkontrakt, nicht Konsensualkontrakt). Ueber das pactum de commodando s. Näheres in Vorbem. 2. b. Ueber das precarium und ähnliche Verhältnisse des täglichen Lebens, sowie die sog. Gefälligkeitsverträge s. Vorbem. 3. Die Leihe ist im Grunde eine einseitig verpflichtendes Geschäft, aus dem Verpflichtungen des Entleihers entstehen, während Verpflichtungen des Verleihers nur möglicherweise erwachsen (vgl. 88 600, 601 Aos. 2, 606). Die besonderen R^eln über gegenseitige Verträge, insbes. die Einrede des nicht erfüllen Vertrags und das erleichterte Rücktrittsrecht, sind daher auf den Leihvertrag nicht anwendbar, dagegen kommt dem Entleiher das Zurückbehaltungsrecht aus § 273 in Ansehung von Gegenansprüchen zu (so mit Recht Oertmann in Vorbem. 4 vor § 598; vgl. auch RGE. Bd. 65 S. 276, Recht 1907 Nr. 1145). Am Zweifel ist bei der Auslegung des Leihvertrags zugunsten des Verleihers zu erkennen, vgl. Danz, Auslegung der Rechtsgeschäfte S. 188. In der Vereinbarung einer Leihe kann unter Umständen auch der Abschluß eines Verwahrungsvertrags oder eines ähnlichen Rechtsverhältnisses (das nicht ein benannter Vertrag zu sein braucht) liegen, s. RGE. in Warneyer Erg.-Bd. 1910 Nr. 246 S. 256, auch RGE. in Gruchot, Beitr. Bd. 53 S. 1045.

2. Als Gegenstände der Leihe bezeichnet § 598 „Sachen", d. h. nach BGB. § Ä0 körperliche Gegenstände.

a) Dies erstreckt sich mangels eines im Gesetze gemachten Unterschieds sowohl auf bewegliche wie auf unbewegliche Sachen. Die Leihe wird sich praktisch zwar zumeist auf bewegliche Sachen erstrecken. Immerhin ist auch eine Verleihung einer unbeweglichen Sache nicht undenkbar und kommt tat­ sächlich vor, z.B. in Gestalt einer unentgeltlichen Ueberlassung eines Grund­ stücks oder Teiles eines solchen seitens des Eigentümers an den Unternehmer einer Schaustellung, einer Festlichkeit oder dgl. zum vorübergehenden Gebrauche hiefür. (M. II, 443. Aus dem früheren Rechte vgl. PLR. Tl. I Tit. 21 88 229, 233; sächs. GB. 8 1173.) b) Aus der Rückgabepflicht nach 8 604 folgt von selbst für die Annahme eines wirklichen und echten Leihverhältnisses eine Beschränkung dahin, daß der Leihbegriff nicht erstreckt werden kann auf die Ueberlassung einer sog. ver­ brauchbaren Sache zu einem solchen Gebrauche, durch welchen sie wirklich verbraucht, vernichtet oder in der Substanz unverhältnismäßig ent­ wertet würde. Eine derartige Gebrauchserstattung kann ein irgendwie anderes Rechtsverhältnis begründen und darstellen, aber eine Leihe liegt gewöhnlich nicht vor. Letztere könnte nur dann angenommen werden, wenn oie Art des vereinbarten Gebrauchs so beschaffen ist, daß eben der wirkliche Verbrauch der Sache ausgeschlossen ist, z. B. bei bloßer Verwendung des

958

VH. Abschnitt: Einzelne Schuldverhättnifse.

verbrauchbaren Gegenstandes zu einer Schaustellung oder ähnlichen sie er­ haltenden Zwecke. (M. II, 433, Schollmeyer, Einzelne Schuldverhältnifse S. 60 ff. und Kuhlenbeck a. a. O.)

c) Nicht ausgeschlossen ist, daß eine vertretbare Sache (z. B. ein Inhaber­ papier) unter Umständen und nach Gestalt der Verhältnisse im Einzelfalle Gegenstand einer Leihe sein kann, z. B. zum Zwecke der Verpfändung oder Stellung einer Kaution re.; vgl. unten Bem. 3. d) Ueber eine „Verleihung" von Forderungen und Rechten schweigt das BGB. Wie M. II, 443 ff. ersehen laffen, beruht dies auf Absicht. Dem Vorbilde des PLR. Tl. I Tit. 21 §§ 299, 233 und sächs. GB. § 1186 wollte man nicht folgen. Die M. a. a. O. enthalten hierüber folgende freilich nicht ganz klare Bemerkung: „S)ie Frage, welche Grundsätze anzuwenden sind, wenn ein Recht Gegenstand der Leihe ist, eignet sich nicht zu einer allgemeinen Ent­ scheidung durch das Gesetz, sondern die Verträge, welche hier in Frage kommen, müssen konkret geprüft werden. In vielen Fällen wird sich dabei die Verleihung einer Sache Herausstellen, in anderen eine Veräußerung oder auch eine Schenkung anzunehmen sein, wieder in anderen ein Ver­ trag sich ergeben, der eine Auslegung gestaltet, welche zu einer analogen Anwendung der für die Gebrauchsleihe geltenden Rechtsnormen führt."

Die Fälle, in denen eine solche analoge Anwendung der Bestimmung des Titels über die Leihe in Frage kommen kann, dürften übrigens nicht häufig sein. Die Hauptanwendung wird vorkommen bei der unentgeltlichen Ueberlassung der Stützung eines Rechtes, also z. B. eines Patentrechts (Lizenz); vgl. auch Kuhlenbeck a. a. O. S. 226, Crome Bd. II