J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Recht der Schuldverhältnisse, Teil 2: §§ 433–630 [9., bearb. Aufl., Reprint 2021] 9783112600849, 9783112600832


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German Pages 923 [940] Year 1929

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J. v. Staudingers Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch: Band 2, Teil 2 Recht der Schuldverhältnisse, Teil 2: §§ 433–630 [9., bearb. Aufl., Reprint 2021]
 9783112600849, 9783112600832

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3. v. Ztandingers Kommentar jUM

bürgerlichen Gesetzbuch und -em Einfühmngrgesetz herausgegeben von

Dr. Theodor Loewenfeld

Dr. Erwin Rtezler,

t,

Un tversttätS-Profestor, Rechtgaawalt Ib München

Professor an der Untversttät München

Dr. Alfred Werner,

Dr. Karl Kober,

Rechtsanwalt In München

Rat am Obersten LandeSgertcht tn München

Dr. Karl Geiler,

Dr. Hans Nipperdey,

Rechtsanwalt, Profestor an der Untversttät Heidelberg

Professor an der Untversttät Köln a. Rh.

Dr. Theodor Engelmann t,

Dr. Felix Herzfelder,

Rat am Obersten LaudeSgertcht in München

Geh. Iustizrat, Recht-anwalt in München

Dr. Leo Raape,

Fritz Ketdel,

Professor an der Untversttät Hamburg

Rat am Obersten LandeSgertcht tu München

9. neubeatbeitete Anflage.

1928 München, Berlin und Leipzig

I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

8.». EtMM§ Wir W MMlichti Gksktzbich Mii itm EiifiihmzSgksetzk ii. Baud. Recht der Schuldverhältnisse 2. Teil, §§ 433—630 Erläutert von

Dr. Karl Kober,

und

Dr. Hans Nipperdey, Professor an der Universität

Rat am Obersten LaudeSgericht

Köln a. Rh.

München

9. neubearbeitete Jlnflüge.

1928 München, Berlin und Leipzig. I Schweitzer Verlag Arthur Sellier).

Printed in Germany. Druck von Dr. F. P. Datterer & Cie., Freising-München.

Inhaltsübersicht zum zweiten Band, 2. Teil.

Zweites Buch.

Recht der SchuldverhSltnisse. Besonderer Teil. Einleitung, §§ 433—610, erläutert von Dr. Karl Kober (§§ 535—580 unter Mitwirkung von Dr. Fritz Kieselsauer)

§§ 611—630, erläutert von Dr. Hans Nipperdey. Seite

VI VIII IX

Abkürzungen Literatur im allgemeinen Nachträge

Siebenter Abschnitt. Einzelne Schuldverhältmffe, erster bis sechster Titel

Einleitung

§§ 433-630

.................................................................................

Erster Titel: Kauf. Tausch I. Allgemeine Vorschriften II. Gewährleistung wegen Mängel der Sache III. Besondere Arten des Kaufes IV. Tausch

....

1 1

433—515 433—458 159—493 494-514 515

6 11 116 249 287

Zweiter Titel: Schenkung

516—534

291

Dritter Titel: Miete. Pacht I Mete II. Pacht

535—597 535—580 581-597

341 358 591

Bierter Titel: Leihe

598—606

636

607—610

650

Fünfter Titel: Darlehen Sechster Titel: Dienstvertrag

611—630

682

Der Schluß des „Besonderen Teils", die Nachträge und das „Alphabetische Sachregister" zum II. Bande sind im 3. Teile enthalten.

Abkürzungen. AG. --- Ausführungsgesetz zum BGB. AGO—Ausführungsgesetz zur Grundbuch­ ordnung und zu dem Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangs­ verwaltung. AnfG. — Gesetz betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens. AngestArbZeitBO. — Verordnung über die Regelung der Arbeitszeit der Angestellten während der Zeit der wirtschaftlichen De­ mobilmachung. AngestBG. — Angestelltenversicherungsgesetz. Der ArbG. — Der Arbeitgeber. Zeitschrift der Bereinigung der deutschen Arbeitgeberver­ bände, Berlin. Die Arbeit — Die Arbeit. Zeitschrift für Ge­ werkschaftspolitik und Wirtschaftskunde. Her­ ausgegeben von Th. Leipart, Berlin. Arbeitsgericht. GewKfmG. = Das Arbeitsge­ richt, „Gewerbe- und Kausmannsgericht". Monatsschrift des Arbeitsgerichtsverbandes (Verband deutscher Gewerbe- und Kausmannsgerichte). Berlin. ArbRecht. — Arbeitsrecht, Jahrbuch für das gesamte Dienstrecht der Arbeiter, Angestellten und Beamten. Herausgegeben von Potthosf, Stuttgart. ArbRPrax. — Arbeitsrechtspraxis. Zeitschrift für Arbeitsrecht, Sozialversicherung und so­ ziale Verwaltung. Herausgeber und Verlag Berlagsgesellschast des Allg. Deutschen Gewerkschastsbundes Berlin. Schriftleiter: Cle­ mens Nörpel. ArbuBeruf — Arbeit und Beruf. Halbmonats­ schrift für Fragen des Arbeitsmarktes, der Berufsberatung und verwandter Gebiete Berlin. ArbBermG. ArblosBersG. — Gesetz über Ar­ beitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung. ArbZeitBO. — Verordnung über die Arbeits­ zeit. ArchRPhilos. — Archiv für Rechts- und Wirt­ schaftsphilosophie. ArchSozW — Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik. Begründet von Werner Sombart, Max Weber und Edgar Jaffe in Verbindung mit Josef Schumpeter und Alfred Weber. Herausgegeben von Emil Le­ derer, Tübingen. ArchBürgR. = Archiv für bürgerliches Recht (1888—1919). ArchZivPrax. ----- Archiv für die zivilistische Praxis. BadNotZ. — Badische Notariatszeitung. BadRpr. — Badische Rechtspraxis. BayrNachlO. ----- Bayr. Justizmin.-Bekanntm. vom 20. März 1903, das Nachlaßwesen betr., JMinBl. S. 111 ff. BahObLGZ. = Sammlung v. Entscheidungen des Bayerischen Obersten Landesgerichts in Zivilsachen; 1901 ff. BayObLGZa. = die gleiche Sammlung von Entscheidungen aus der Zeit vor 1900.

BayNotZ. — Zeitschrift für das bayerische Notariat und für die freiwillige Rechts­ pflege der Gerichte in Bayern. 1899—1922. BayNotV. — Mitteilungen des Bayr.NotVer. (1924 ff.) BayZ. --- Zeitschrift für Rechtspflege in Bayern. Bensh.Samml. — Entscheidungen des Reichsarheitsgerichts und der Landesarbeitsgerichte. Herausgegeben von Flatow, Gerstel, Hueck und Nipperdey unter Mitwirkung der Rechts­ anwälte beim Reichsgericht. Verlag I. Bens­ heimer, Mannheim. BLR. = Bayerisches Landrecht. BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch. BRG. — Betriebsräte-Gesetz. cod. civ. = code civil. D. = Denkschrift (z. B. D. z. ZPO.); D. (ohne Beisatz) — Denkschrift zum Entwurf eines BGB. DIZ. — Deutsche Juristenzeitung. DNotB. — Zeitschrift des Deutschen Notar­ vereins. DJT. = Deutscher Juristentag. E. I, II, III--Entwurf I, II, IIId. BGB. ElsLothNotZ. ---- Notariats-Zeitschrift für Elsaß-Lothringen. FGJ. = Jahrbuch für Entscheidungen in Ange­ legenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts (Fortsetzung der Sammlungen KGJ. und RIA.). FGG. = Reichsgesetz über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit. GBO. — Grundbuchordnung. GemR. --- Gemeines Recht. GewArbZeitVO. = Anordnung über die Re­ gelung der Arbeitszeit gewerblicher Arbeiter. GewArch. = Gewerbearchiv für das Deutsche Reich. Zeitschrift für Gewerbe- und Arbeits­ recht. GewerkschastsArchiv. — Gewerkschaftsarchiv. Herausgegeben von Karl Zwing. Monats­ hefte für Theorie und Praxis der gesamten Gewerkschaftsbewegung. Jena. GewerkschaftsZtg. = Gewerkschafts - Zeitung. Organ des Allgemeinen deutschen Gewerk­ schafts-Bundes Berlin. GruchotsBeitr. — Beiträge zur Erläuterung deS deutschen Rechts, begründet von Gruchot. GrünhutsZ.---Zeitschrift für privates und öffentliches Recht, herausgegeb. v. Grünhut. GBBl. —Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich bzw. den Freistaat Bayern. GBG. = Gerichtsverfassungsgesetz. HGB. --- Handelsgesetzbuch. HdWörterb. d. RWi. — Handwörterbuch der Rechtswissenschaft. Herausgegeben von Fritz Stier-Somlo und Alexander Elster, Walter de Gruyter & Co., Berlin und Leipzig. 1926. HansGZtg. ArbRecht = Hanseatische Gerichts­ zeitung. Arbeitsrecht. HansGZ. = Hanseatische Gerichtszeitung. HansRZ. = Rechts-Zeitschrift.

Abkürzungen.

VII

RGes. — Reichsgericht. RGZ. --- Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen. RheinZ. = Rheinische Zeitschrift für Zivil­ und Prozeßrecht. RIA. = Entscheidungen in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts, zusammengestellt im Reichsjustizamt. ROHG. = Entscheidungen des Reichsober­ handelsgerichts. NömR. — Römisches Recht. RTK. 1 = Bericht der Reichstagskommission Seite 1. SächsArch. = Sächsisches Archiv für Rechts­ pflege. Sächs. GB.-- Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. SächsOLG. = Annalen des K. Sächs. Ober­ landesgerichts in Dresden. Schl.Wes. ----- Das Schlichtungswesen. Monats­ schrift für Arbeitsrecht und Schlichtung. Mitteilungsblatt der Schlichtungsausschüsse im deutschen Reiche unter Mitwirkung des Reichsarbeitsministeriums und der Länder. Herausgegeben von der Vereinigung der deutschen Schlichtungsausschüsse, Stuttgart. SeufsA. = Seusferts Archiv. SeuffBl. = Dr. I. A. Seusferts Blätter für Rechtsanwendung. StAG. = Staatsangehörigkeitsgesetz. StB. 1 ----- Stenographische Berichte des Reichstags Seite 1. StGB. ---- Strafgesetzbuch. StPO. = Strafprozeßordnung. TarVO. = Verordnung über Tarifverträge usw. vom 1. März 1928. VBG. = Versicherungsvertragsgesetz. VorlLandArbO. = Vorläufige Landarbeits­ ordnung. WarnE. = Die Rechtsprechung des Reichs­ gerichts, soweit sie nicht in der amtlichen Sammlung abgedruckt ist, herausgegeben von Warneyer. WarnJ. — Warneyer's Jahrbuch der Ent­ scheidungen auf dem Gebiete des Zivil-, Handels- und Prozeßrechts. WürttZ. = Zeitschrift für die freiwillige Ge­ richtsbarkeit und die Gemeindeverwaltung in Württemberg. ZBlFG.---Zentralblatt für freiwillige Ge­ richtsbarkeit u. Notariat, sowie Zwangs­ versteigerung. Z.f.ArbettSr. = Zeitschrift für Arbeitsrecht (seit 1921). ZG. 1,1 --- Zusammenst. d. gutachtl. Äuße­ rungen zu dem Entw. eines BGB. Bd. I Sette 1. ZHR. — Zentralblatt für Handelsrecht. ZPO. — Zivilprozeßordnung. ZBG. — Gesetz über die Zwangsversteigerung und die ZwangSverwattung. ZZPr. — Zeitschrift für d. deutschen Zivilprozeß Sämtliche Gesetzesmaterialien sind in der Ausgabe von I. Guttentag zitiert.

HessRspr. --- Hessische Rechtsprechung. HoldheimsMSchr. = Monatsschrift für Han­ delsrecht usw., herausg. von Holdheim. JahrbDR. = Jahrbuch des Deutschen Rechts, begründet von Neumann, herausgegeben von Schlegelberger, Boschan und Sternberg. JheringsJ. — Jherings Jahrbücher für die Dogmatik deS bürgerlichen Rechts. JurRundsch. — Juristische Rundschau, 1925 ff., („Rechtspr." nach Nummern zitiert). IW. = Juristische Wochenschrift. KGBl. = Blätter für Rechtspflege im Bezirke des Kammergerichts. KGJ. = Jahrbuch für Entsch. d. Kammer­ gerichts in Sachen der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit. KO. — Konkursordnung. Kreittmayr, Ann. — Kreittmayr, Annotati­ onen zum bayer. Landrecht. KrVJSchr. = Kritische Vierteljahrschrist für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft. LZ. ----- Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht. LohnBeschlG. ----- Gesetz betr. die Beschlagnahme des Arbeits- und Dienstlohns. LohnPfVO. — Verordnung üb. Lohnpfändung M. 1,1 = Motive zum Entwürfe (I) eines BGB. Bd. I Seite 1. MecklZ. — Mecklenburgische Zeitschrift für Rechtspflege und Rechtswissenschaft. Mot. z. EG. ---- Motive zum Einführungs­ gesetz z. BGB. NotG. — Notariatsgesetz. NZfAN. — Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht. Mannheim. OLG. ---- die Rechtsprechung der Oberlandes­ gerichte auf dem Gebiete des Zivilrechts, herausgegeben von Mugdan und Falkmann. P. 1,1 = Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des BGB., Bd. I Seite I. Potthosf-Jadesohn-Meißinger, Rechtspr. 14/27. Rechtsprechung des Arbeitsrechtes. Systematische Sammlung aller Entscheidungen des Reichsarbeitsgerichts, der Landesarbeits­ gerichte u. Arbeitsgerichte, der Schlichtungs­ und Verwaltungsbehörden, hrsgb. von Dr. H. Potthoff, München, Dr. Jadesohn, Bres­ lau, Dr. H. Meißinger, Berlin. Monatliche Beilage der Zeitschrift Arbeitsrecht, Stuttgart. PosMSchr. = Juristische Monatsschrift für Sn, Ost- u. Westpreußen u. Pommern. . = Preußisches Landrecht. „Recht" = Das Recht, herausgegeben von Lindemann und Soergel. RArbBl. --- Reichsarbeitsblatt. Amtsblatt des Reichsarbeitsministeriums und des Reichs­ amtes für Arbeitsvermitttung. RArbBl.-AT. = RArbBl. Amtlicher Teil. RArbBl.-NAT. = RArbBl., Nichtamtl. Teil. RAG. = Reichsarbeitsgericht. RG. = Reichsgesetz. RGBl. = Reichsgesetzblatt. RGRK. s. unter Schrifttum. RGSt. = Entscheidungen deS Reichsgerichts in Strafsachen.

Literatur im allgemeinen. Die Spe-talliteratur ist In Fußnoten (*) bei den einzelnen Abschnitten, Titeln oder Paragraphen aufgeführt.

Achilles — Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz, nach dem Tode des ersten Herausgebers A. Achilles herausgegeben von M. Greiss, 12. Ausl. Berlin 1927.

Cosack — K. Cosack, Lehrbuch deS Deutschen Bürgerlichen Rechts, 1. Bd.. 8. Ausl., Jena 1927. Crome — K. Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, 2. Bd., Recht der Schuld­ verhältnisse. Tübingen und Leipzig 1902.

Dernburg, — H. Dernburg, Das Bürgerliche Recht des Deutschen Reichs und Preußens 2. Bd., (Schuldverhältnisse), 2. Abteil. (Einzelne Obligationen), 3. Ausl. 1906/1910. Dernburg, Pand. — H. Dernburg, System des römischen Rechts; der Pandekten 8. Ausl., bearbeitet von P. Sokolowski, II. Teil, Berlin 1912. Eck-Leonhard --- Borträge über das Recht des BGB. von E. Eck; nach des Verfassers Tod durch Feststellung des Wortlautes fortgeführt und mit Anmerkungen versehen von R. Leonhard, Bd. I, 1. und 2. Ausl , Berlin 1903. Endemann---F. Endemann, Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts, 9. Auf!., 1. Bd., Berlin 1903.

Enneceerus — Ludw. Enneccerus, Lehrbuch des bürgerlichen Rechts, 1. Bd. 2. Abteil. 23.-27. Ausl. Marburg 1926. Fischer-Henle---Bürgerliches Gesetzbuch vom 18.August 1896. Handausgabe, heraus­ gegeben von O. Fischer und W. v. Henle, 13. Aufl., München 1927. Goldmann-Lilienthal = Das BGB., systematisch dargestellt von E. Goldmann und L. Lilienthal, 1. Bd. (Allg.Teil und Schuldverhältnisse) 2. Aufl Berlin 1903.

Habicht ---- H. Habicht, Die Einwirkung des BGB. aus zuvor entstandene Rechtsverhält­ nisse, 3. Ausl. Jena 1901. Hachenburg,— M. Hachenburg, Das BGB. für das Deutsche Reich, Vorträge, 2.Ausl., Mannheim 1900. Hedemann, — Schuldrecht deS BGB., Berlin 1921.

Jacubezky, Bem. — K. Jacubezky, Bemerkungen zu dem Entwürfe eines BGB. für das Deutsche Reich, München 1892.

Kohler —I. Kohler, Lehrbuch des bürgerlichen Rechts, 2. Bd. (Vermögensrecht), 1. Teil (Schuldrecht). Berlin 1906. Kuhlenbeck —L. Kuhlenbeck, Das BGB. für das Deutsche Reich rungSgesetze (Handkommentar) 2. Aufl., 1. Bd. Berlin 1903.

nebst dem Vinfüh-

Matthiaß---B. Matthiaß, Lehrbuch des Bürgerlichen Rechts, 6.Aufl., Berlin 1914. MeiSner— I. Meisner, Das BGB. für das Deutsche Reich nebst dem Einsührungsgesetze; 2. Buch, Recht der Schuldverhältnisse. Breslau 1898.

Neumann---H. Neumann, Handausgabe des BGB. für daS Deutsche Reich, Bd.I, 6.Aufl., Berlin 1912. Oertmann, — PaulOertmann, Das Recht der Schuldverhältnisse. 3./4. Ausl. Berlin 1910; 6. Aufl. des besonderen Teils der Schuldverhältnisse im Erscheinen. Planck----G. Planck, Bürgerliches Gesetzbuch Berlin 1923sf.

nebst Einführungsgesetz, 2. Bd.

4. Ausl.,

RGR.-Komm. — Das BGB., mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung des Reichs­ gerichts. 2. Bd. 6. Aufl. Berlin 1928. Schollmeyer — Fr. Schollmeyer, Das Recht der einzelnen Schuldverhältnisse im BGB., 2. Aufl. Berlin 1904. Weyl — R. Weyl, Borträge über das BGB. für Prattiker, 1. Bd. München 1898. Windfcheid-Kipp, Pand. — L. Windscheid, Lehrbuch deS Pandektenrechts, 9. Aufl, bearbeitet von Th. Kipp, 3. Bd., Frankfurt a. M. 1906.

Nachträge. Zu S. 706 2. Z. v. oben: Das Reichsgericht verneint das Vorliegen eines ab­ hängigen Arbeitsoertrags und wendet daher 8 61 Ziff. 1 KO. nicht auf -die rückständige Gehaltsforderung des Vorstandsmitglieds einer AB. an (Urteil vom 13. März 1928 II 425/27). Zu S. 712 8. Z. d. unten: Pick, Zum Beschäftigungsverhältms der Artisten NZfAR. 1928 6. 393, Riese, Arbeitsrecht 1927, 6. 265, Treitel, ebenda 6. 797; Friedrichs, Bühnenangehörige in Arbeitsgericht 1927, 6. 227. Zu S. 736 3. Abs.: Nolting-Hauff, Koalitionsfreiheit und Organisationstlausel NZfAR. 1928, 6. 461. Zu S. 753 4. Z. v. unten: Für die Vorstandsmitglieder der jurist. Personen gilt nicht die Bevorrechtigung der Gehaltsforderung im Konkurs nach § 61 KO. Zu S. 758 ist nach Zeile 13 einzufügen: y) Über die Schriftform der An­ stellungsverträge der Angestellten der Reichsversicherung 88 354, 692 RVO. und Vordem. VIII 5 6 am Ende. S. 855 28. Z. v. oben: 8 618 III gilt nicht für andere Verträge RG. JurRundsch. 1925 Nr. 164.

Siebenter Abschnitt. Einzelne Schuldverhältrrifse. Einleitung?) (Von Dr. Karl Kober.)

1. Zn nicht weniger als 25 Titeln behandelt der 7. Abschnitt des II. Buches des BEB. eine ganze Reihe einzelner Schuldverhältnisse, ohne hiebei ein bestimmtes System in der Reihenfolge einzuhalten. Ihrem inneren Wesen nach sind es teils Schuldverhältnisse aus Ver­ trägen, teils' solche aus unerlaubten Handlungen. Die in der Doktrin des gern. R. üblich gewesene weitere Ausscheidung von Schuldverhältnissen aus oertragsähnlichen und deliktsverwandten Beziehungen (obligationes ex quasi contractu und quasi delicto) findet sich dogmatisch nicht wieder vor. 2m Verhältnisse zum gern. R. fällt die völlige Beseitigung der condictio furtiva und der actio de in rem verso auf lvgl. Vordem. 2 vor § 812 und Vordem. 11 vor § 677); ferner ist beseitigt der landrechtliche Verwaltungsvertrag; vgl. hierüber Schollmeyer, Das Recht der einzelnen Schuldverhältnisse S. 2 ff. und Bem. 4, c zu 8 662. Der E. I enthielt in den §§ 681, 682 noch besondere Vorschriften über das Schuld­ verhältnis aus einem Verpfändungsvertrage, d. h. dem Vertrage, durch den die Ver­ pflichtung, ein Pfandrecht zu bestellen, übernommen wird (ogl. M. II, 684 ff.). Die II. Komm, strich diese Bestimmungen; vgl. P. II, 488 ff. Die Abrede ist hier regel« mäßig eine entgeltliche, da ja die Kreditgewährung für die Regel nur gegen die Bestellung des Pfandes erfolgt, so daß die §§ 493, 445 hierauf Anwendung finden können, vgl. näher Vordem. III vor §§ 1204ff. und auch Oertmann Vordem. 2. 2. Die lange Reihe verschiedenartiger Schuldverhältnisse, welche das BGB. in diesem 7. Abschnitte regelt, ist aber nicht abschließender Natur. Das Behandelte stellt nur eine große Anzahl von Grundtypen dar, wie sie im alltäglichen Rechtsleben am häufigsten vorkommen. Diesen können noch viele andere Schuldverhältnisse angereiht werden. Es finden sich solche vor allem a) im BGB. selbst an anderen Stellen behandelt, und zwar sowohl im Familienrechte (Ansprüche zwischen Ehegatten, Eltern und Kindern, son­ stigen Verwandten, gegen Vormünder usw.), im S a ch e n r e ch t e (z. B. Grundschuld-, Hypothek- und Rentenschuldverhältnisse), im Erbrechte (Haftungen des Erben, Vermächtnis- und Pflichtteilsansprüche usw.). Weiter ergeben sich besondere Arten von Schuldverhältnissen auch d) aus dem Handelsgesetzbuche (z. B. Handelskauf) und anderen spe­ ziellen Reichsgesetzen (beispielsweise Ansprüche aus den Urheberrechten verschiedener Art, aus dem Reichshaftpflichtgesetze, aus dem Gesetze betr. die Anfechtung von Rechtshandlungen außerhalb des Konkurses), wie nicht minder c) aus neben dem BGB. noch in Geltung stehenden Landesgesetzen (wie z.B. den landesrechtlichen Bestimmungen über den Leibgedings- und Auszugsver*) Besonderes Schrifttum über einzelne Schuldverhältnisse im allgemeinen: Scholl­ meyer, Das Recht der einzelnen Schuldverhältnisse im BGB., 2. Aufl. 1904; Hede­ mann, Schuldrecht des BGB., Berlin 1921; Titze, Recht der Schuldverhältnisse, 2. Ausl., Berlin 1926. 1 Staudinger, BGB. II (Kober, Schuldverhältnisse). 2. Teil. 9. Ausl.

2 «tot, (2)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

trag nach Art. 96 EG.; über die Versicherungs- und Verlags­ verträge, für die zunächst gemäb Art. 75, 76 das Landesrecht aufrecht erhalten war, sind nach dem Inkrafttreten des BGB. besondere Reichsgesetze erlassen worden, s. die Bem. zu jenen Art.; wegen der landesrechtlichen Gesinde­ ordnungen vgl. Art. 95 EG. mit Bem. und Vordem, vor § 611). Dazu kommen noch ck) die verschiedenen sonstigen Vertragsverhältnisse, welche nach dem herrschenden Grundsätze der Vertragsfreiheit von den beteiligten Parteien selbst ihren Rechtsbedürfnissen entsprechend aufgestellt und ausgestaltet werden können. Das BGB. spricht ja auch in der Überschrift des Abschnitts nur von „einzelnen Schuldverhältnissen" und nicht von „d e n einzelnen Schuldverhält­ nissen" (f. auch M. II, 321). Diese Vermehrungsfähigkeit ist freilich nicht schrankenlos (vgl. die gelegentliche Bem. in M. II, 320). Sachliche Grenzen sind darin namentlich im allgemeinen gezogen durch BGB. §§ 134, 138 mit ihren Vorschriften zur Wahrung der guten Sitten und über gesetz­ liche Verbote. Dgl. Einl. z. R. d. Schuldverh. in Bd. II, 1 S. 14 und 15. Zur Ergänzung des rechtlichen Inhalts und zur näheren Rechtlichen Beurteilung können die allgemeinen gesetzlichen Vorschriften sowie auch verwandte Vorschriften in entsprechend er Anwendung herangezogen werden, vgl. Oertmann Vordem. S. 2 und 3, Goldmann-Lilienthal S. 467. 3m übrigen ist zu beachten, datz auch die im BEB. nicht besonders ge­ regelten Schuldverhältnisse, die sog. unbenannten Verträge, logisch-syste­ matisch auf gleicher Rechtsstufe mit den benannten Verträgen stehen und daß daher letzteren keinerlei Vorrang vor ersteren eingeräumt werden darf, vgl. Reichel, Die Schuldmitübernahme S. VII (Vorwort). e) Bestritten ist, ob es im geltenden Privatrecht einen besonders gearteten Garantievertrag gibt, vgl. die Bem. zu § 306, Mot. II, 658, Windscheid-Lipp, Pand. Bd. 2 S. 817 ff., Cosack I § 159, III, Planck Vordem. III, 2 vor § 765, Oertmann Bem. 2, ä zu 8 676, Dernburg § 292, Crome § 300, GoldmannLilienthal S. 811 Anm. 2, Stammler, ArchZivPrar. Bd. 69 S. Ist, REZ. Bd. 61 S. 157, „Recht" 1907 S. 814, 3W. 1907 S. 174, 1908 S. 676, Wienstein, Garantievertrag nach geltendem Privatrecht, ArchBürgR. Bd. 31 S. Ist, Schneider, BayZ. 1909 S. 2ff., Ebbecke im „Recht" 1911 S. 817ff. Ein selbständiger Garantievertrag wird jeweils dann angenommen werden können, wenn für einen bestimmtenErfolg eingestanden wird (vgl. insbes. RGZ. Bd. 61 S. 157, 160, Bd. 90 S. 416, auch Bd. 52 S. 431, WarnE. 1925 Nr. 21, „Recht" 1909 Nr. 652) ober aber auch eine bestimmte Schadensgefahr übernommen wird (vgl. RG. vom 24. Sept. 1906, GruchotsBeitr. Bd. 51 S. 595); s. auch WarnE. 1911 Nr. 172, 1914 Nr. 11. Das selbständige Garantieversprechen hat sohin grundsätzlich den Erfolg im Auge, der durch die Leistung herbeigeführt werden soll; die Zusicherung von Eigenschaften genügt nicht im Rahmen der gewöhnlichen Mängel­ ansprüche, es mutz sich um eine selbständige Garantie handeln für einen nicht nur von Eigenschaften der Sache oder des Werks abhän­ gigen Erfolg, vgl. RG., 3W. 1919 S. 241, 1921 S. 628, 1923 S. 368, LZ. 1926 Sp. 821. Das Garantieversprechen mutz einen bestimmten und rechtlich bedeutsamen Inhalt haben; allgemein gehaltene GarantieErklärungen sind häufig nur leere Redensarten, vgl. Staub-Lönige Bem. 193 zu § 377 HGB.; so verpflichtet sich z. B. der Verkäufer, der für eine von ihm zugesicherte Eigenschaft „garantiert", dadurch nur zu dem, was er ohnehin auf Grund der Zusicherung zu leisten hat. Über Rücktritt vgl. WarnE. 1925 Nr. 21.

Einleitung.

Eint. (2) 3

Besonders zu beachten bleibt die Abgrenzung gegenüber der Bürg­ schaft, die im Verkehrsleben nicht selten mit einem Garantievertrag ver­ wechselt wird (rote auch umgekehrt manchmal ein wirklicher Garantievertrag sich fälschlich als Bürgschaft ausgibt). Es kommt hierbei immer auf den näheren Inhalt der Verpflichtung an. Die Garantieleistung für die Zahlungs­ fähigkeit eines Schuldners bleibt aber stets Bürgschaftsvertrag. Dgl. i)ie$u Vordem. 6, b vor § 765 und die dort erwähnten Entsch., ferner RGZ. Bd. 90 S. 416, WarnE. 1915 Nr. 262, IW. 1923 S. 368. Wegen der Earantieübernahme beim Kaufe vgl. Bem. IV, 13 ju §459; vgl. auch für den Verkauf einer Forderung § 438 mit Bem. Über das Ver­ hältnis einer Garantiefrist zur Frist des § 477 vgl. Bem. 3, a,» und b zu § 477; zum Werkvertrag vgl. § 638 Bem. 5, c, ß und Bem. 2, b zu § 635. Auch Einstehen für die Zulänglichkeit einer Sache zur Deckung einer dinglichen Schuld kann selbständiger Earantievertrag sein, s. RGZ. Dd. 72 S. 138, WarnE. 1910 Nr. 107, 1913 Nr. 9, 1914 Nr. 74, IW. 1912 S. 455. Unter Ausbietungsgarantie speziell versteht man das besondere Ver­ sprechen, eine Hypothek im Falle der Zwangsversteigerung des Grundstücks herauszubieten und im Falle der Nichterfüllung dieser Verpflichtung für den Schaden aufzukommen, s. insbes. Stillschweig IW. 1914 S. 334, 1919 S. 372, Oertmann D3Z. 1919 S. 228, Zschaber LZ. 1919 S. 840, RGZ. Bd. 91 S. 213, BayNotZ. 1915 S. 65 und S. 266. Das Ausbietungsabkommen als solches bezieht sich auf ein b e st i m m t e s, bereits schwebendes oder unmittelbar bevorstehendes Zwangsversteigerungs­ verfahren (IW. 1919 S. 372). f) Eine weitere Streitfrage geht dahin, ob sog. Eefälligkeitsverträge als eine Sonderart von Verträgen anzunehmen sind (vgl. hiezu v. Blume, „Recht" 1908 S. 649 ff., Krückmann in SeuffBl. Bd. 74 S. 113 ff., Geigel, Schadens­ ansprüche aus Gefälligkeiten, SeuffBl. Bd. 77 S. 37; aus der Rechtsprechung vgl. insbes. RGZ. Bd. 65 S. 313, Bd. 66 S. 363, Bd. 67 S. 431). Der ver­ neinende Standpunkt Krückmanns, der dafürhält, daß in diesem Rahmen mit den allgemeinen Vertragstypen einer unentgeltlichen Leistung wie Auf­ trag, Leihe, Verwahrung, Schenkung und deren Mischung regelmäßig aus­ zukommen sei, dürfte im allgemeinen zu billigen sein. Im besonderen sind folgende Gesichtspunkte zu beachten: Es bleibt stets im Einzelfalle zu prüfen, ob (ausdrücklich oder stillschweigend) wirklich eine vertragsmäßige Ver­ pflichtung gewährt und übernommen werden wollte. Ferner kommt in Be­ tracht, daß bei Eefälligkeitsverträgen dem Gefälligkeilsschuldner ein sehr weit­ gehendes Kündigungsrecht eingeräumt ist (vgl. Eeigel a. a. £).); dies wird sehr häufig übersehen und fälschlich gesagt, es könne nicht auf Erfüllung ge­ klagt werden, während sich diese Folge gerade aus diesem Kündigungsrecht erklärt. Aus Gefälligkeiten können regelmäßig Schadensersatzansprüche aus unerlaubter Handlung und zugleich aus Vertrag geltend gemacht werden. Für die Regel haftet der Gefälligkeitsschuldner nur für grobe Fahrlässig­ keit nach Analogie der §§ 521, 599, 690. Es kann aber auch ein ausdrücklicher oder stillschweigender Ausschluß der Schadenshaftung sich im einzelnen ergeben. Sehr häufig wird als stillschweigend gewollt anzunehmen sein, daß der die Gefälligkeit Erweisende wenigstens für solchen Schaden nicht haften solle, der ohne sein Verschulden entstanden ist (also z. B. nicht für Beschädigung durch ein Tier und durch ein Kraftfahrzeug); vgl. Eeigel a. a. O. und RGZ. Bd. 67 S. 431. Unter Umständen kann auch konkurrierendes Der1*

4 «int (S)

VII. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

schulden eingewendet werden, z. B. bei Teilnahme an einer Fahrt, deren be­ sondere Geführlichkeit sofort erkennbar war, s. IW. 1910 S. 234 Nr. 12. Vgl. auch Einl. $. R. der Schuldverhältnisse in Bd. II, 1 S. 15 und die Vordem, vor § 305, Bem. 2, a $u § 662, ferner Klein, Anzeigepflicht im Schuldrecht S. 104 ff. und in SeuffBl. Bd. 74 S. 26 unter d. Vgl. auch Höniger, Unter­ suchungen zum Problem der gemischten Verträge Bd. 1 S. 332 ff. (s. unten Ziff. 5).

g) Über Treuhandgeschäft« und die damit zusammenhängenden schuldrechtlichen Beziehungen vgl. Bd. I Bem. 5, c vor § 164, Vordem. VI, 4 vor § 903 und insbes. Bem. VIII, 1 zu 8 929, Schöny, Treuhandgeschäfte, ArchBürgR. Bd. 35 S. 291 ff.

h) Ferner ist zu beachten die neuerliche Unterscheidung zwischen Dauerschuldverhältnissen und nicht dauernden Schuldverhältnissen (vgl. Gierke, JheringsJ. Bd. 64 S. 355 ff., Silberschmidt, BayZ. 1916 S. 369 ff., anknüpfend an die Rspr. d. RG. über Ausdehnung des Eesellschaftsrechts auf gesellschaftsähnliche Verträge vgl. Vorbem. X vor § 705). Bei den Dauerverträgen muh insbes. zulässig sein, ergänzungsweise allgemeine Normen aus jenem gesetzlich besonders geregelten Vertragsoerhältnis heranzuziehen, dem das einzeln« Dauerschuldverhältnis am meisten ähnelt (s. auch Lotmar, Arbeitsvertrag Bd. 1 S. 204, 264 ff., 323 ff.). Bedeutungsvoll wird dies hauptsächlich bei Fragen der Kündigung und Beendigung (Allgemeine Ausdehnung des in 88 626, 723 beim Dienst- und Gesellschaftsvertrag enthaltenen Grundsatzes über einseitige fristlose Kündigung aus wichtigem Grunde auf alle Vertrags­ verhältnisse, welche die rechtlichen und wirtschaftlichen Belange beider Teile enge miteinander verknüpfen und für einen längeren Zeitraum die Notwendig­ keit einer auf gegenseitigem Vertrauen beruhenden Zusammenarbeit begründen, NEZ. Bd. 65 S. 37, Bd. 78 S. 385, 421, Bd. 95 S. 166, Sb. 101 S. 1, IW. 1919 S. 309, HansGZ. 1910 S. 145, sowie Bem. III, 1 zu 8 242, die Bem. zu 8 626, Bem. IV zu 8 649 und die Bem. zu 8 723). Wegen der Dertragsoerhältnisse von längerer Dauer, die von den Kriegsfolgen be­ troffen wurden, vgl. RGZ. Bd. 103 S. 332, 333, Bd. 106 S. 13, Bd. 110 S. 376, Bd. 115 S. 88, 93 ff., IW. 1925 S. 2597.

In einem gewissen Zusammenhänge damit steht die Unterscheidung zwischen

„privatmirtschaftlichen Vertrauensgeschäften" im Gegenhalte zu den „selb st nützigen" Geschäften; bei ersteren hat der Richter eine besondere Rechts­ ethik in Anwendung zu bringen, vgl. insbes. Rumpf, ArchZivPrar. Bd. 119 S. I ff. und aus der Rspr. RGZ. Bd. 78 S. 385, Bd. 87 S. 214, Bd. 94 S. 334, Bd. 101 S. 1, WarnE. 1908 Nr. 511, 1910 Nr. 422, IW. 1912 S. 743.

i) Im modernen Wirtschaftsleben, das im Zeichen der Organisation steht, haben sich ferner die sog. Rormenverträge ausgebildet (vgl. hiezu insbes. die ein­ gehenden Ausführungen von Hueck, IheringsI. Bd. 73 S. 33 ff.). Hierunter sind Verträge zu verstehen, in denen Normen (= Vertragsbedingungen im Sinne von Geschäftsbedingungen bei Lieferungsverträgen) vereinbart werden, die für schuldrechtliche Einzelverträge mahgebend sein sollen. Sie sind keine Vorverträge, dienen vielmehr unmittelbar der inhaltlichen Regelung bestimmter Einzelverträge. Typische Beispiele sind die Tarifverträge (vgl. näher in den Vorbem. vor 8 611), die Preiskonventionen und Koalitions­ verträge auf dem Gebiete des Arbeitsrechts. Man kann unterscheiden ein­ seitige (vgl. z. B. Preiskonventionen, bei denen die Teilnehmer an Lieferungsverträgen, für die die festgesetzten Preise gelten sollen, nur als Der-

Einleitung.

Eittl. (3—5) 5

käufer und nicht zugleich als Käufer in Betracht kommen) und zweiseitige (z. B. Tarifverträge) Normenverträge. Ferner ist zu unterscheiden der bloße Richtlinienvertrag, bei dem die Par­ teien des Einzelvertrags frei darüber bestimmen können, ob sie sich den Normen unterwerfen wollen oder nicht, und der rechtsverbindliche Normen­ vertrag mit automatischer Rechtswirkung; letzteren Falles spricht man von Unabdingbarkeit der Normen. Systematisch gehört der Normenvertrag zu den Dauerverträgen; denn er wird nicht durch einmalige Erfüllung beendet, vielmehr sollen die in ihm enthaltenen Normen dauernd den Inhalt der Einzelverträge und aller jeweils neu geschlossenen Einzelverträge bestimmen. Außerordentliche Kündigung wird auch hier (vgl. oben in Bem. h) in Analogie der §§ 626, 723 BGB., §§ 92, 133 HEB. zu gewähren sein (vgl. Vordem, vor § 705). k) Wegen des Schiedsoectrags und der weiteren sich anschließenden Rechtsfragen s. näher Vordem. III, auch IV vor § 779. 3. Auch innerhalb des Sonderbereichs der einzelnen Dertragstypen gilt der Grundsatz der Vertragsfreiheit der Beteiligten, soweit nicht die Eigenschaft einer Gesetzesbestimmung als einer zwingenden Rechtsnorm im Gegensatze zu den nachgiebigen d. h. durch Vertrag abänderbaren Eesetzesvorschriften hindernd im Wege steht. Welche Vorschriften zwingender Natur sind und welche nicht, läßt sich im allgemeinen nicht filieren. Es muß die Einzelvorschrift ins Auge gefaßt werden nach ihren, Wortlaute („muß", „soll", „kann" usw.), nach ihrem Charakter, ihrem Sinne, ihrer Zweckbestimmung. Vorschriften, die bestimmt sind, große gesetzgeberische Grundsätze zu verwirklichen, den Rücksichten auf die öffentlichen Interessen oder sitt­ lichen Ideen Rechnung zu tragen, rechtliche Mißstände zu beheben, sind im Zweifel als mit zwingender Wirkung ausgestattet anzusehen. Vgl. hiezu Müller in SeuffBl. Bd. 66 S. 1 ff. und 21 ff. und Ehrlich, Das zwingende und nicht zwingende Recht. 4. Selbstverständlich bilden die allgemeine Grundlage der Einzelschuldverhältnisse die vorausgehenden §§ 241 ff., jedoch nur insoweit, als nicht das Gesetz besondere Normen bei den einzelnen Schuldverhältnissen aufstellt. Letzteres tritt insbesondere bei Kauf und Miete hervor. Diese Konkurrenz zwischen den allgemeinen und den besonderen Normen bietet freilich nicht selten im Einzelfalle Schwierigkeiten. Eine besondere Streitfrage dieser Art liegt z. B. darin, ob im Rahmen der Einzel­ obligationen eine ausgedehnte allgemeine Schadensersatzpflicht besteht oder nicht; vgl. in dieser Hinsicht die Bem. zu § 276 und Vordem. 5, e vor § 459. 5. Die Lehre der Vertragsoerbindungen und der gemischten Verträge ist noch nicht abgeschlossen, sie wurde früher fast nur bei Einzelfragen (so insbes. bei der M i e t e, vgl. Dem. I, 3, o zu 8 535 und beim Dien st vertrag, vgl. hierüber in den Vor­ dem. 5 vor § 611, Vordem. II, 2 und III vor § 631) behandelt. Aus dem Schrifttum ist insbes. anzuführen: Lotmar, Arbeitsvertrag, Bd. I S. 176 ff., 686 ff., Müller in JheringsJ. Bd. 48 S. 223 ff., Regelsberger daselbst S. 453 ff., G. Rümelin, Dienstund Werkvertrag S. 320 ff., Blociszewski, Vermengung von Dertragstypen, 1905 (Diss.), Höniger, Vorstudien zum Problem der gemischten Verträge, 1906 (Freib. Diff.) und dessen „Untersuchungen zum Problem der gemischten Verträge" (1910 Bd. 1). Vgl. näher über die L e h r e in den Vordem, vor § 305 und Enneccerus, Lehrb. d. Bürger!. R. Bd. 1 § 323. Für den Kauf vgl. z. B. aus der Praxis WarnE. 1912 S. 223 Nr. 204 (Natur eines Vertrags über den Verkauf eines Grundstücks und eines unfertigen darauf errichteten Hauses, dessen Fertigstellung vorausgesetzt wird) und REZ. Bd. 105 S. 315 (Dien st vertrag mit gesellschaftsähnlichen Merk­ malen) sowie über den sog. gemischten Gesellschaftsvertrag Höniger, Unter­ suchungen zum Probleme der gemischten Verträge S. 45 ff. und in den Vordem, vor § 705.

6 ftittl. (6—9); 1. Tit. Borbem. (I, II) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. 6. Neu ist, insbesondere im Verhältnis zum gern. R., die Aufstellung beson­ derer Vorschriften für Verträge über Grundstücke, die bei der Miete, Pacht und der Gewährleistung eingeflochten sind und die Anfänge eines Jmmobiliar-Obligationenrechts bedeuten; vgl. Schollmeyer ä. a. O. S. 5.

7. 3m Einzelfalle wird unter Umständen auch die Unterscheidung schwierig, ob ein öffentliches Rechtsverhältnis allein obwaltet oder zugleich auch ein bürgerlichrechtliches, z. B. bei der Aufnahme in ein öffentliches Krankenhaus vgl. RGZ. Bd. 91 S. 263. 8. Hinsichtlich des internationalen Privatrechts enthält das EG. nur in Art. 12 eine besondere Bestimmung betr. unerlaubte Handlungen; im übrigen ist davon aus­ zugehen, dah für Schuldverhältnisse aus Verträgen wie nach früherem Rechte der Wille der Parteien in erster Linie maßgebend ist (es ist unter Berücksichtigung der früheren Beziehungen der Vertragschließenden und der zur Zeit des Vertragsschlusses gegebenen Sachlage zu prüfen, ob nicht die Parteien das von ihnen begründete Ver­ tragsverhältnis einem einheitlichen Rechte, eventuell welchem, haben unterwerfen wollen, namentlich was sie bei vernünftiger und billiger Berücksichtigung aller Um­ stände mutmaßlich über das anzuwendende Recht bestimmt haben würden, wenn ihnen die Frage entgegengetreten wäre; vgl. insbesondere RGZ. Bd. 68 S. 205 und die Zitate daselbst, auch WarnE. 1910 S. 259 Nr. 248); wenn dieser Wille aber im Einzel­ falle nicht festzustellen ist, so wird es auf das Recht des Erfüllungsortes anzu­ kommen haben, vgl. Bd. VI Bem. II, C, a zu Art. 11 EG. Wegen des Laufes vgl. im besonderen noch Vordem. VII vor § 433. 9. Äbergangsvorschriften enthalten die Art. 170—179 EG. Erster Titel.

Kauf.

Tausch.*)

(Erläutert von Dr. Kurl Kober). Vorbemerkungen. I. Den Begriff deS „Kaufes" behandelt das BGB. im wesentlichen in dem bisher im Rechtsleben üblichen Sinne. Der Kaufvertrag dient als zweiseitiges Rechtsgeschäft dem individuellen Wertumsatze von Sachen oder Rechten gegen Geld (letzteres ist hier das Wesentliche, vgl. Bem. VI zu § 433). Findet dieser Umsatz gegen andere Sachen oder gegen andere Rechte statt, so liegt Tausch vor. Den Tausch behandelt das BGB. in demselben Abschnitte mit dem Kaufe, weil es beide Rechtsgeschäfte den gleichen Vorschriften unterstellt. Deshalb erledigt es auch den Tausch nur mit dem knappen Anhängeparagraphen 515. II. Die in dem 7. Abschnitte unter Titel 1 BGB. enthaltenen Vorschriften über den Kauf (§§ 433—514) gliedern sich in drei Unterabschnitte, nämlich *) Schrifttum im allgemeinen (das besondere Schrifttum vgl. zu den einzelnen Paragraphen): Zum früheren Rechte s. Bechmann, Der Kauf nach gemeinem Rechte, 3 Bände, 1874, 1884, 1905 und 1908 (Oertmann) und Gareis in Endemanns Handbuch des Handelsrechts Bd. 2 S. 546 ff., 1882. Zum neuen Rechte: Emerich, Kauf und Werklieferungsvertrag nach dem BGB. (Fischer, Zwanglose Hefte Bd. 4 Heft 2); Frankenburger in SeusfBl. Bd. 65 S. 409ff.; Kuhlenbeck in IW. 1899 S. 601 ff.: Kaufvertrag; Düringer-Hachenburg, Kommentar z. HGB. (2. Aufl.) Bd. 3 S. 1 ff. sowie die Exkurse und Bem. in Staub-Könige, Komm. z. HGB., insbes. zu § 377 HGB.; Tränkner, „Kauf" im SächsArch. Bd. 9 S. 81; Wilutzky, Doppel­ seitige Realverträge als Massengeschäfte, ArchBürgR. Bd. 27 S. 100; Springer, Der Kauf nach deutschem Rechte, Leipzig 1906; Oertmann, Das Kaufgeschäft in EhrenbergsHdb. d. ges. Handelsrechts Bd. IV 2. Abt. 1918.

6 ftittl. (6—9); 1. Tit. Borbem. (I, II) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. 6. Neu ist, insbesondere im Verhältnis zum gern. R., die Aufstellung beson­ derer Vorschriften für Verträge über Grundstücke, die bei der Miete, Pacht und der Gewährleistung eingeflochten sind und die Anfänge eines Jmmobiliar-Obligationenrechts bedeuten; vgl. Schollmeyer ä. a. O. S. 5.

7. 3m Einzelfalle wird unter Umständen auch die Unterscheidung schwierig, ob ein öffentliches Rechtsverhältnis allein obwaltet oder zugleich auch ein bürgerlichrechtliches, z. B. bei der Aufnahme in ein öffentliches Krankenhaus vgl. RGZ. Bd. 91 S. 263. 8. Hinsichtlich des internationalen Privatrechts enthält das EG. nur in Art. 12 eine besondere Bestimmung betr. unerlaubte Handlungen; im übrigen ist davon aus­ zugehen, dah für Schuldverhältnisse aus Verträgen wie nach früherem Rechte der Wille der Parteien in erster Linie maßgebend ist (es ist unter Berücksichtigung der früheren Beziehungen der Vertragschließenden und der zur Zeit des Vertragsschlusses gegebenen Sachlage zu prüfen, ob nicht die Parteien das von ihnen begründete Ver­ tragsverhältnis einem einheitlichen Rechte, eventuell welchem, haben unterwerfen wollen, namentlich was sie bei vernünftiger und billiger Berücksichtigung aller Um­ stände mutmaßlich über das anzuwendende Recht bestimmt haben würden, wenn ihnen die Frage entgegengetreten wäre; vgl. insbesondere RGZ. Bd. 68 S. 205 und die Zitate daselbst, auch WarnE. 1910 S. 259 Nr. 248); wenn dieser Wille aber im Einzel­ falle nicht festzustellen ist, so wird es auf das Recht des Erfüllungsortes anzu­ kommen haben, vgl. Bd. VI Bem. II, C, a zu Art. 11 EG. Wegen des Laufes vgl. im besonderen noch Vordem. VII vor § 433. 9. Äbergangsvorschriften enthalten die Art. 170—179 EG. Erster Titel.

Kauf.

Tausch.*)

(Erläutert von Dr. Kurl Kober). Vorbemerkungen. I. Den Begriff deS „Kaufes" behandelt das BGB. im wesentlichen in dem bisher im Rechtsleben üblichen Sinne. Der Kaufvertrag dient als zweiseitiges Rechtsgeschäft dem individuellen Wertumsatze von Sachen oder Rechten gegen Geld (letzteres ist hier das Wesentliche, vgl. Bem. VI zu § 433). Findet dieser Umsatz gegen andere Sachen oder gegen andere Rechte statt, so liegt Tausch vor. Den Tausch behandelt das BGB. in demselben Abschnitte mit dem Kaufe, weil es beide Rechtsgeschäfte den gleichen Vorschriften unterstellt. Deshalb erledigt es auch den Tausch nur mit dem knappen Anhängeparagraphen 515. II. Die in dem 7. Abschnitte unter Titel 1 BGB. enthaltenen Vorschriften über den Kauf (§§ 433—514) gliedern sich in drei Unterabschnitte, nämlich *) Schrifttum im allgemeinen (das besondere Schrifttum vgl. zu den einzelnen Paragraphen): Zum früheren Rechte s. Bechmann, Der Kauf nach gemeinem Rechte, 3 Bände, 1874, 1884, 1905 und 1908 (Oertmann) und Gareis in Endemanns Handbuch des Handelsrechts Bd. 2 S. 546 ff., 1882. Zum neuen Rechte: Emerich, Kauf und Werklieferungsvertrag nach dem BGB. (Fischer, Zwanglose Hefte Bd. 4 Heft 2); Frankenburger in SeusfBl. Bd. 65 S. 409ff.; Kuhlenbeck in IW. 1899 S. 601 ff.: Kaufvertrag; Düringer-Hachenburg, Kommentar z. HGB. (2. Aufl.) Bd. 3 S. 1 ff. sowie die Exkurse und Bem. in Staub-Könige, Komm. z. HGB., insbes. zu § 377 HGB.; Tränkner, „Kauf" im SächsArch. Bd. 9 S. 81; Wilutzky, Doppel­ seitige Realverträge als Massengeschäfte, ArchBürgR. Bd. 27 S. 100; Springer, Der Kauf nach deutschem Rechte, Leipzig 1906; Oertmann, Das Kaufgeschäft in EhrenbergsHdb. d. ges. Handelsrechts Bd. IV 2. Abt. 1918.

1. Titel.

A. B. C.

Kauf.

Tausch.

1. TU. VvrVem. (ll 1-8) 7

Allgemeine Vorschriften, §§ 433—458, Gewährleistung wegen Mängel der Sache, §§ 459—493, Besondere Arten des Kaufes, nämlich Kauf nach Probe und Kauf auf Probe, §§ 494—496, Wiederkauf, §§ 497—503, Borkauf, §§ 504—514. Hiemit sind übrigens die Gesamtbestimmungen über den Kauf noch nicht abgeschlossen; denn vor allem scheidet das BGB. 1. die besonderen Vorschriften über den Erbschaftskauf aus dem zweiten Buche aus und stellt sie am Schlüsse des fünften Buches (Erbrecht) ein mit den §§ 2371 bis 2385. Weiter sind: 2. auch noch sonstige Sondervorschriften des BGB. heranzuziehen, wie z. B. die Formvorschriften der §§ 311, 312, 313, insofern sie Kaufverträge über das gegenwärtige Vermögen des Verkäufers, über den gesetzlichen Erbteil oder den Pflichtteil unter gesetzlichen Erben, und ganz besonders über Grundstücke mitberühren. Hauptsächlich kommt aber in Betracht, daß 3. auch das Handelsgesetzbuch in den §§ 373—382 eine Reihe von Spezial­ bestimmungen über den Handelskauf aufgestellt hat. „Handelskauf" ist ein bestimmter abgeschlossener Begriff; er ist nicht gleichbedeutend mut „Kauf als Handelsgeschäft", sondern enger. Eben deshalb fallen unter §§ 373 bis 382 HGB. auch nicht schlechthin alle Käufe, welche sich als Handelsgeschäfte darstellen, sondern nur solche, die eine bestimmte charakteristische Beschaffenheit aufweisen, die gerade den Begriff des „Handelskaufs" ausmacht. Als besondere Merkmale des Handelskaufs sind hervorzuheben: a) Mindestens einer der beiden vertragschließenden Teile muß Kaufmann sein, b) der Kauf oder Verkauf muß entweder zum Betriebe des Handelsgeschäfts des ihn abschließenden Kaufmanns gehören oder wenigstens im Betriebe des Handelsgewerbes von diesem Kaufmann abgeschlossen sein, c) der Gegenstand des Kaufes muß entweder in einer Ware oder in einem Wert­ papiere bestehen. Näheres s. bei Staub-Könige, Komm. z. HGB. Vordem. II vor § 373 und Bem. I, A zu § 377 HGB., sowie bei Düringer-Hachenburg Bd. 3 S. 244 ff. über eine besondere Art von Handelskauf, den Bierlieferungsvertrag zwischen Brauer und Wirt, s. EG.HGB. Art. 18 und für Bayern bayr. AG.BGB. vom 9. Juni 1899 Art. 13 und 14 (vgl. Henle-Schneider zu diesen Art., ferner Oertmann, Bayr. Landesprivatr. S. 193 ff.); s. auch allgemein Bem. 1,8,3, d zu § 440, ferner Pohl, Die juristische Natur des Bierlieserungsvertrags, Bonn 1904, Staub-Könige, Anhang zu § 346 Anm. 10, SchulzeBesse, Der Bierlieferungsvertrag, Berlin 1909, Dispecker, Der Bierlieferungsvertrag (Diss.), München 1915, Künstler, Der Bierlieferungsvertrag (Nürnberg, F. Karl, 1926). Hin­ sichtlich der notariellen Beurkundung vgl. einerseits BayObLGZ. Bd. 7 S. 476, anderseits RGZ. Bd. 64 S. 35 und Dennler in BahNotZ. 1907 S. 102. Aus der Praxis vgl. BayObLGZ. Bd. 9 S. 229 (ein Bierlieferungsvertrag liegt auch dann vor, wenn über die Menge des zu liefernden Bieres, den Preis usw. besondere Vereinbarungen erst Vor­ behalten wurden), WarnE. 1912 S. 277 Nr. 242 (Wann verstößt die Festsetzung der aus­ schließlichen Bierbezugspslicht gegen die guten Sitten?), RGE. in SeuffBl. Bd. 78 S. 263 (Auslegung eines Bierbezugsvertrags; Abtretbarkeit der Rechte hieraus; Freiwerden von der Verpflichtung zum Bierbezug, wenn die Brauerei stillgelegt wird?), WarnE. 1913 Nr. 219 (Nichtigkeit des Vertrags wegen Verstoßes gegen die guten Sitten oder wegen Formmangels? Erlöschen wegen vertragswidriger Lieferung von Bier an eine andere Wirtschaft in der Nähe), Urt. d. OLG. München vom 25. April 1913, ausführl. mitgeteilt in RheinZ. 1913 S. 560 ff., auch SeuffA. Bd. 68 Nr. 245 (Bedarf einer Wirtschaft auf ein Jahr? Aufgabe des Wirtschaftsbetriebs Beendigung des Vertrags?), IW. 1917 S. 776

8 1. At. Vordem. (111 1—4)

VII. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

(Rücktritt wegen Verteuerung), OLG. Bd. 38 S. 76 (Erhöhung des Bierpreises infolge Steigerung der Preise), S. 75 (freibleibender Preis, heutiger Preis), s. auch Bd. 40 S. 291, RGE. BayZ. 1921 S. 264 (ergänzende Auslegung eines Bierlieferungsvertrags), OLGAugsburg BayZ. 1926 S. 287 (Zur Frage der Wirksamkeit langfristiger Bierabnahme­ verträge).

Gemäß § 381 Abs. 2 HGB. sollen die Sondervorschriften des HGB. auch Anwendung finden, wenn aus einem von dem Unternehmer zu beschaffenden Stoffe eine nicht vertretbare bewegliche Sache herzustellen ist. Soweit die handelsrechtlichen Sonderbestimmungen für den Handelskauf reichen, kommen in erster Linie diese, im übrigen die allgemeinen Regeln des BGB. über den Kaufvertrag zur Anwendung. Die Sondervorschriften beziehen sich hauptsächlich auf die Rechte des Verkäufers bei Abnahmeverzug des Käufers (§§ 373 ff.), den Spezifikattonskauf (§ 375), den Kauf als Fixgeschäft (§ 376), die Rügepflicht des Käufers bei zweiseitigen Handelskäufen (§§ 377 ff.), die Ausbewahrungspflicht des Käufers bei zweiseittgen Distanzkäufen (§ 379), sowie den Abzug des Taragewichts (§ 380).

III. Unterscheidung des Kaufes von anderen Verträgen:

1. über den Unterschied zwischen Kauf und Tausch s. oben I und Bem. V, 2, a zu § 433. Im übrigen ist noch darauf hinzuweisen, daß beim Kaufe neben dem wesentlichen Momente eines Kaufpreises in Geld die Ausbedingung anderweitiger Leistungen nicht ausgeschlossen ist, vgl. Bem. VI zu § 433 und §§ 473, 507.

2. Hinsichtlich einer Schuldübernahme in pariern pretii s. § 415. 3. Bei Verträgen, die verbrauchbare Sachen zum Gegenstände haben, (z. B. Gas- und Wasser-Bezug) wird im täglichen Leben sehr häufig der Begriff Miete angewandt. Soweit hiebei für den anderen Teil ein unmittelbarer Erwerb zum Verbrauche stattfindet, liegt aber in Wahrheit Kauf und nicht Miete vor, s. hiezu Bem. B, 1,1, b und 3, d zu § 535. Vgl. auch Zencke, Gaslieferungsvertrag, Berlin 1907. Wegen der Elektrizität s. im besonderen Bem. I, 4, a zu § 581 und § 631 mit Bem., sowie auch Bem. 10 zu § 598, ferner Schlecht, Das Recht der Elektrizität, München 1906, Pfleghart, ArchBürgR. Bd. 24 S. 316, Graßhoff, Die Elektrizität und ihre Stellung im Sachgüterrechte des Zivilrechts, Diss. 1908, Böckel, Die Rechtsfolgen geringeren Berbrauchs an Elektrizität oder Gas gegenüber der Verpflichtung zur Abnahme bestimmter Mengen, BayZ. 1917 S. 304. über schiedsgerichtliche Erhöhung von Preisen bei der Lieferung elektrischer Arbeit, Gas- und Leitungswasser s. VO. vom 1. Febr. 1919 in der Fassung der BO. vom 16. April 1922 (RGBl. I S. 510) und hiezu die Ausführungsbest, vom 1. Febr. und 14. Juni 1919 (RGBl. S. 137, 519), VO. vom 16. Juni 1922 (RGBK I S. 511), vom 28. Febr. 1923 (RGBl. I S. 162) und 28. Juli 1923 (RGBl. I S. 759). Vgl. auch E. Riccius, Die Rechtsprechung des Reichswirtschaftsgerichts über die schiedsgerichtliche Erhöhung von Preisen bei der Lieferung von elektrischer Arbeit usw.

(Bespr. IW. 1927 S. 90), München, R. Oldenburg 1925.

4. Sehr häufig bereitet die Unterscheidung zwischen Kauf und Pacht im Einzelfalle Schwierigkeiten, insbesondere wenn Bodenbestandteile den Gegenstand des Vertrags bilden, vgl. hierüber Bem. I, 4, a zu 8 581, Neumann Borbem. 1,4 vor § 433 und aus der Praxis RGZ. Bd. 6 S. 4 (auch für das neue Recht noch zutreffend), IW. 1899 S. 462 (Pacht eines Steinbruchs oder Kauf) und 1909 S. 451 (die zu brechenden Steine als Frucht des Grundstücks § 99), auch IW. 1903 S. 131 Nr. 24; eine Übersicht über den Stand der Judikatur findet sich in der IW. 1903 S. 131; vgl. ferner RGZ. Bd. 26 S. 218 (hier wird ausgeführt, daß für die Frage, ob die Überlassung bestimmter Erträgnisse eines Grund­ stücks als Pacht oder Kauf im Einzelfall aufzufassen sei, weniger die Bezeichnung des Vertrags für maßgebend zu erachten sei als vielmehr die aus dem gesamten Inhalte des Vertrags zu schöpfende Absicht der Parteien), s. ferner RGZ. Bd. 27 S. 279 (Überlassung

1. Titel.

Kauf.

Tausch.

1. Tit. Vordem. (III5-9, IV) 9

von Tonlagern) und im einzelnen die Bem. 1,4,a zu § 581 und die dortigen weiteren Anführungen. 5. über das Verhältnis des Kaufes zum Werkvertrag und zum Werklieferungsvertragc s. §§ 631 und 651 mit Bem., wozu auch § 381 Abs. 2 HGB. (s. oben unter 11,3) anzuziehen ist; vgl. ferner SeusfBl. Bd. 65 S. 515, Henle, Grenzbestimmung zwischen Kauf und Werkvertrag nach allgemeinen Grundsätzen und nach gem. R., Trier 1902, RG. in BayZ. Bd. 3 S. 172 (Lieferung eines Motorwagens?), RG. „Recht" 1907 S. 1398 Nr. 3472 (Lieferung von Kochherden). Lieferungsverträge über Maschinen sind in der Regel Kauf, Werkvertrag nur dann, wenn die Maschinen einem bestimmten Raum oder Betriebe oder sonstigen Verhältnissen besonders angepaßt werden müssen, vgl. RGRK. Bem. 1; WarnE. 1922 Nr. 57 (Kauf oder Werkvertrag bei Abbruch eines Hauses?). Im allgemeinen sei hier noch bemerkt, daß der sog. Lieferungsvertrag schlechthin d. h. ein Vertrag, durch den sich jemand verpflichtet, einem anderen eine bestimmte Sache zu einem bestimmten Preise zu verschaffen, nicht als besondere Vertragsart im BGB. aufgefaßt wird, vielmehr den Vorschriften über den Kauf untersteht (wie nach altem Handelsrecht, s. Art 338 HGB. ä.F.); vgl. hiezu M. II, 319. Der sog. Werklieferungsvertrag d. h. ein Vertrag, durch den sich der eine Teil ver­ pflichtet, gegen eine vereinbarte Vergütung aus einem von ihm zu beschaffenden Stoffe ein Werk herzustellen, soll den Vorschriften über den Kauf unterliegen und zwar ohne Einschränkung, wenn die herzustellende Sache vertretbar ist, dagegen mit aus dem Werkverträge herübergenommenen Abweichungen, falls es sich um eine nicht vertretbare handelt (s. näher § 651 mit Bem.). Wenn der Vertrag ein Handels­ geschäft ist und die Herstellung einer beweglichen Sache betrifft, so gilt er rechtlich als Handelskauf, gleichviel ob es sich um eine vertretbare oder nicht vertretbare Sache handelt, s. oben unter 11,3. 6. Häufig bietet auch die Unterscheidung zwischen Kauf oder Kommissionsgeschäft (§ 383 HGB.) Schwierigkeiten, vgl. hiezu SeuffA. Bd. 57 Nr. 31, Staub-Könige zu § 383 HGB. und IW. 1907 S. 482, auch LZ. 1907 S. 593; ferner besonders über den Unterschied zur Einkaufskommission RGZ. Bd. 94 S. 288, Bd. 96 S. 4 (mit zahl­ reichen Ausführungen), Bd. 101 S. 380, Bd. 110 S. 119, IW. 1919 S. 302.

7. über Unterscheidung zwischen Verpfändung und Verkauf beweglicher Sachen vgl. SeuffA. Bd. 58 Nr. 123, Bd. 41 Nr. 86, RGZ. Bd. 43 S. 394, ferner auch Bem. 4 zu § 1205 und Bem. VIII zu § 929. 8. Bei einem auf längere Zeit geschlossenen, den Vertrieb der Ware des einen Teiles bezweckenden Vertrage hat das RG. (GruchotsBeitr. Bd. 51 S. 954) das Vorliegen eines Kaufvertrags und nicht eines Gefellschaftsvertrags angenommen, s.auch IW. 1907 S. 103 Nr. 5; s. ferner über Grenzfälle RGZ. Bd. 96 S. 296, WarnE. 1919 Nr. 22. 9. Die Frage, ob Kauf oder Darlehen vorliegt, taucht besonders bei Zeichnung einer Anleihe auf, vgl. hiezu Freund, Die Rechtsverhältnisse der öffentlichen Anleihen S. 68 ff., RGZ. Bd. 104 S. 119. Zweifellos liegt ein Kaufvertrag vor, wenn ein Bankenkonsortium die Anleihe fest übernommen hat und sie zur Zeichnung auflegt; denn solchen Falles wollen die Zeichner nicht den Banken Darlehen gewähren, vielmehr Stücke von ihnen kaufen, vgl. RGZ. Bd. 56 S. 299ff. überwiegende Gründe für die Annahme eines Kaufs sprechen regelmäßig auch dann, wenn die Banken nur als Vermittler, als Zeichnungsstellen auf­ treten, vgl. RGZ. Bd. 28 S. 30. IV. Hinsichtlich der Form herrscht der Grundsatz der Formfreiheit, vgl. § 125. Gerichtliche oder notarielle Beurkundung (§ 128) ist aber vorgeschrieben: a) für eine Veräußerung des gegenwärtigen Vermögens, s. § 311 mit Bem., b) für den Kauf eines Grund st ücks, s. § 313 mit Bem., v) für den Erbschaftskauf, s. § 2371 (hinsichtlich des Anteils eines Miterben f. § 2033).

d) Vgl. ferner auch § 312 mit Bem. und Bem. IV zu § 433.

10 1. LU. Vordem. (V—VIII) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

V. Die Normen des Allgemeinen Teiles finden auf den Kauf vielfache Anwendung, so hauptsächlich die allgemeinen Bestimmungen über Rechtsgeschäfte (Willens­ erklärung §§ 116 ff.) und über Verträge (§§ 104 ffv 145 ff.), ebenso auch die Vorschriften des Allgemeinen Teiles der Schuldverhältnisse, insbesondere §§ 241 ff., ferner § 276 über Verpflichtung zum Schadensersätze wegen Vertragsverletzung. VI. Über Anwendbarkeit der Vorschriften über den Kauf auf andere Rechtsverhältnisse s. §§ 445, 493, 915 (überbau) mit Bem. VH. über das internationale Privatrecht vgl. zunächst allgemein Einleitung z. VII. Abschn. Bem. 8. Aus der reichsgerichtlichen Rechtsprechung sind folgende besondere Grundsätze hervorzuheben (vgl. auch Bem. IV zu § 269, Neumann, Nspr. d. RG. zu § 433 Anm. VIII): a) Nach dem Rechte des Verkäufers bestimmt sich, wie er zu leisten hat, nach gleichem Rechte sind auch die Folgen seiner nicht gehörigen Leistung zu beurteilen, s. RGE. in IW. 1908 S. 192. b) Die Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen der Käufer wegen mangel­ hafter Beschaffenheit der Ware Befreiung von seiner Zahlungspflicht ver­ langen kann, ist nach dem Rechte am Erfüllungsorte des Käufers zu beantworten (RGZ. Bd. 46 S. 193). c) Die Frage, ob der Käufer das Recht der Mängelrüge verloren habe, ist nach dem am Wohnsitze des Käufers geltenden Rechte zu bemessen (IW. 1908 S. 192). d) Wegen des Anspruchs eines deutschen Kontrahenten auf Minderung s. RGZ. Bd. 66 S. 73. o) Wegen des Gerichtsstandes der Wandelungsklage vgl. auch KGBl. 1909 S. 83. f) Wegen Anwendung des § 480 vgl. OLG. Hamburg HansGZ. 1909 S. 157. fl) RGZ. Bd. 73 S. 379, bes. S. 387: Welches örtliche Recht ist anzuwenden, wenn der Verkäufer an seiner im Auslande gelegenen Niederlassung zu erfüllen hat, der Käufer aber Inländer ist?: s. zu dieser Frage ferner IW. 1919 S. 499 mit Nachw. von Klein. WarnE. 1910 S. 406 Nr. 391: Nach welchem Rechte bestimmt sich der Einfluß, den der Verzug des Käufers auf die Erfüllungspflicht des Verkäufers hat? Ebenda Nr. 392: Nach welchem Rechte bestimmt sich der Inhalt des Anspruchs aus Schadensersatz wegen Nichterfüllung? h) über Erfüllungsort und Gerichtsstand s. auch Hirsch, LZ. 1912 S. 373 (es empfiehlt sich in den Vertragsurkunden Gerichtsstand und Erfüllungsort hervorzuheben). i) RGZ. Bd. 81 S. 273: Nach welchem örtlichen Rechte bestimmt sich die Frage, was der Käufer tun muß, um sich die Rechte aus einer mangelhaften Beschaffen­ heit der Ware zu erhalten? k) WarnE. 1922 Nr. 57 (Recht für Lieferungsverträge, die die deutschen Behörden während der Besetzung Belgiens dort geschlossen haben usw.).

VIII. Kriegsklausel und Einfluß des Krieges bei Lieferungsverlrägen: Die hieher gehörigen Fragen haben während des Weltkriegs eine Reihe von Entscheidungen und eine Flut von Aufsätzen veranlaßt. Die Hauptentsch. hinsichtlich der Kriegsklausel bildete RGE. vom 20. Mai 1915, RGZ. Bd. 87 S. 92 (s. aber auch IW. 1915 S. 741, s. ferner WarnE. 1916 Nr. 3—5, Nr. 37, 38, 39, 40, 94, 122; das Reichsgericht legte hierin die Kriegsklausel (mangels anderer besonderer Anhaltspunktes dahin aus, daß der Lieferungs­ verpflichtete bei Ausbruch eines Krieges nicht gebunden sein will). Vgl. die näheren Aus­ führungen in Bem. 9 zu § 157 in Bd. I. Aus dem Schrifttum vgl. insbes. die Aufs, in IW. 1914 S. 848, 903, 948, 951, 1005, 1114, 1915 S. 202, 229, Düringer LZ. 1915 S.9ff., Starke LZ. 1915 Sp. 668 und Sonderschrift (Bahlen) 1915, Mansfeld BayZ. 1914 S. 349,

1. Titel.

Kauf.

Tausch.

483 11

Schweißer, Der Einfluß des Krieges auf Hauptverträge, Bahlen, 1915, Mayer, Das Privat­ recht des Krieges (München, 1915), Siber, Die stillschweigende Kriegsklausel, Gruchots Beitr. Bd. 60 S. 458, Schumacher, Schadensersatz wegen Nichtlieferung in der Kriegszeit, LZ. 1916 Sp. 141, und die weiteren Anführungen in Bd. I S. 647 Anm. *

I. Allgemeine Vorschriften.

§ 433. Durch den Kaufvertrag wird der Verkäufer einer Sache verpflichtet, dem

Käufer die Sache zu übergeben und das Eigentum an der Sache zu verschaffen. Der Verkäufer eines Rechtes ist verpflichtet, dem Käufer das Recht zu verschaffen

und, wenn das Recht zum Besitz einer Sache berechtigt, die Sache zu übergeben. Der Käufer ist verpflichtet, dem Verkäufer den vereinbarten Kaufpreis zu

zahlen und die gekaufte Sache abzunehmen. E- 1, 459; II, 375; III. 427.

Übersicht zu § 433:

Abkaufsrecht I, m; Abnahme IX, 2; Abruf I, 1; Akkreditiv IX, 1 und IX, 1, a; Allgemeine Vorschriften I; Angebote III, a: Anleihe Vorbei III, 9; Aufwertung XII; Auslegung III, k; Barkauf I, c; Bausch und Bogen K. I, g; Begriff des K. Vordem. I, Bem. VI a. A.; Beschlagnahme III, h; Bestätigungsschreiben III, c; Beweislast IX, 1, f; Bierlieferungsvertrag Vordem. II, 3; Deckungskauf u. D.verkauf I, i; Devisenvorschr. III, h; Dingliche Wirkungen II; VI, 1 u. 2; Diskontierung, Disk.geschäft I, n; Eigentumsvorbehalt VIII, 2, b; Ein- und Ausfuhrverbote III, h; Einigung III a. A.; Einrede des nicht erf. Bertr. XI, 1; Filmlauf I, o; Flaschenpfand V, 2, a a. E.; Form IV; Gegenstände des K. III; V; Geld V, 2, a; Grabstellenerwerb V, 2, a; Grundelemente des K. III; Hand- oder Realkauf I, d; Handelserlaubnis III, h; Handelsgeschäft V, 2, c; Handelskauf Vordem. II, 3; Höchstpreise III, h; Hoffnungskauf I, b; V, 1, f; Internationales Recht Vordem. VII; Kaufpreis III; VI; IX, 1; Kettenhandel I, p; Klauseln III, d;

Kreditkauf I, c; VI, d; IX, b; Kriegsklausel Vordem. VIII; Lieferungskauf I, a; Nachnahme IX, 1, a; Notkauf XI, 5; Offenbarungspflicht des Berk. VIII, g; des Käufers IX, 3; Optionsrecht I, m; Ort der Leistungen X; Rechte V, 2, b; Rechtsverschaffung VIII, 2; Rücktrittsrecht XI, 3; Sachen V, 2, a; Schadensersatz XI, 12; Schleichhandel I, p; III, h; Schwarzverkäuse I, p; Selbsthilfeverkauf XI, 4; Sicherungskauf I, i; Spezies- und Gattungskauf V, 2, a; Sperrverpflichtung I, i; Spezifikationskauf V, 1, e; Steuern XI, 3; Sukzessivlieferungsvertrag I, a; Umtauschklausel V, 1, e; Unmöglichkeit XI, 2; Unterscheidung des K. von anderen Ver­ trägen Vordem. III; Verbotswidrige Kaufgeschäfte III, h; Berkaufsbedingungen III, b; Verpflichtungen, allg. VII u. XI; des Bert. VIII; des Käufers IX; Verzug XI, 4; Vinkulationskauf, Vinkulierung I, k; Vorvertrag III a. A.; Ware V, 2, a; Wechsel I, n; VIII, 1, d; Werklieferungsvertrag I, h; Zeit der Leistungen X; Zeitungsvertrag V, 2, a; Zölle XI, 3; Zwangskauf I, p.

An die Spitze der Bestimmungen über „einzelne Schuldverhaltnisse" stellt das BEB. den Kauf als dasjenige zweiseitige Rechtsgeschäft, das im Rechts-

12 488 (11)

VII. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

verkehr nach den Bedürfnissen des täglichen Lebens das häufigste zu den gegenseitigen Verträgen, vgl. insbes. die durch § allgemeinen Vorschriften der §§ 320 ff. (Leistungsverweigerung, trägliche Unmöglichkeit der Erfüllung usw.): vgl. auch Vordem.

ist. Der Kauf gehört 440 herangezogenen Verzugsfolgen, nach­ V.

I „Allgemeine Vorschriften" (Überschrift des Unterabschnitts). 1. Diese sind maßgebend für alle tatsächlich oder rechtlich verschie­ denen Arten des Kaufes, wenn und soweit sich darüber nicht Sonder­ bestimmungen vorfinden (vgl. Vordem. II). Sie umfassen die 8 8 433—458. a) Sie gelten namentlich für den sog. Lieferungskauf d. h. den Vertrag, durch den sich jemand verpflichtet, einem anderen eine Sache zu beschaffen, die er zu diesem Zwecke erst anschafst, vgl. hiezu Vordem. III, 5, M. II, 319, SGB. § 381 Abs. 2, Staub-Könige Vordem. II Anm. 13 vor §373 SGB., Düringer-Hachenburg Bd. 3 S. 3, Oertmann DIZ. 1914 S. 278 und ferner unten Bem. V, 1, b. Über den Sukzessivlieferungsoertrag vgl. näher Bem. I, B, 3, d zu 8 440, insbes. hinsichtlich der Fragen des Rücktritts und des Schadensersatzes. (Im juristisch-technischen Sinne ist dies ein einheitlicher Kaufvertrag über der Gattung nach bestimmte Sachen, bei dem die Lieferung der Ware in zeitlich getrennten Raten und für jede Rate abgesonderte Zah­ lung zu erfolgen hat: durch diese Zerlegung kommt aber der einzelnen Rate gegenüber der andern eine weitgehende rechtliche Selbständigkeit zu,vgl. insbes. Müller in GruchotsBeitr. Bd. 50 S. 508 ff., Cäsar in HoldheimsMSchr. 1910 S. 31 ff. Meumann Jahrb. Bd. 9 S. 168] Hueck, Der Sukzessivlieferungsvertrag, München 1918, Schweitzer Verlag, Vetsch, Der Sukzesswlieferungsvertrag, Langensalza 1924; den Gegensatz bilden verschiedene selbständige Lieferungsverträge zwischen denselben Parteien über dieselbe Gattung von Waren.) Wegen der Untersuchungspflicht aus Mängel vgl. unten Bem. IX, 4. Über den Bierlieferungsoertrag vgl. Vordem. II, 3. b) Rach den allgemeinen Rechtsnormen ist ferner der Regel nach der sog. Hoffnungslauf (emtio rei speratae, emtio spei oder aleae, bedingter oder unbedingter Hoffnungskauf) zu beurteilen. „Das juristische Wesen dieser Ver­ träge als gewagter Geschäfte bedingt aber auch die Anwendung anderer Rechtsnormen, und in dieser Richtung sind durchgreifende allgemeine Be­ stimmungen nicht angängig", M. II, 320. Wie die Mot. a. a. O. hiezu noch weiter hervorheben, versteht sich bei solchen Verträgen von selbst, datz die Privatwillkür der Parteien hier nur so weit reicht, als das Gesetz ihr keine Schranken setzt (vgl. in dieser Beziehung §§ 134, 138, 306, 309, 759, 760 BGB., ferner RGZ. Bd. 6 S. 290 ff. und Bd. 14 S. 84 ff., sowie Windscheid-Kipp 88 385 Nr. 5 und 387 Nr. 1). Im Einzelnen sind hier aber folgende Unterscheidungen zu treffen (vgl. insbes. Staub-Könige Vorbem. 55 vor § 373): Heim Hoffnungskauf (emtio spei) kann den Gegenstand des Kaufes die bloße Einräumung einer Hoffnung auf einen künftigen Erwerb, also einer bloßen Gewinnaussicht, bilden — Verkauf einer unsicheren Sache oder eines unsicheren Rechtes ohne Garantie. Es kann aber auch ein wirklicher Sachkauf in Form eines gewagten Geschäftes vorliegen, z. B. Vertrag auf Lieferung und Abnahme eines in jeder Hinsicht bestimmten Loses (vgl. auch RGZ. Bd. 77 S. 344); hier sind aber der Rechtsnatur der Sache nach nicht alle Grundsätze des Kaufes anwendbar, insbes. müssen die Eewährleistungsgrundsätze beim Ver­ sagen der Gewinnchance als ausgeschlossen gelten: vgl. Ä. a. a. O. und über Kauf eines Lotterieloses auch § 763 mit Sem., insbes. Bem. 4. (Dernburg § 169, IV, 14, Planck Sem. 3 zu 8 433, RGRK. Sem. 2 und Oertmann Vor­ bem. I,b vor § 433 erachten durchweg die bloße Gewinnchance als Äqui­ valent des Kaufpreises). Wenn eine Forderung gegen einen Schuldner, der zahlungsunfähig ist oder die Forderung bestreitet, zu einem Preise ver­ kauft wird, der weit unter dem Nennbeträge bleibt, so liegt ein Forderungs­ kauf vor, bei dem der Verkäufer stillschweigend von der Haftung für den rechtlichen Bestand der Forderung (vgl. § 437) befreit wird (f. RG. in Hold­ heimsMSchr. 1919 S. 294 und Staub-Könige a. a. O.). Wenn eine be­ stimmte Sache verkauft wird, wobei der Käufer den Mangel im Rechte des Verkäufers kennt, liegt auch kein Hoffnungskauf im eigentlichen Sinne vor, f. RGZ. Bd. 88 S. 165 und vgl. auch Bem. 1, rn zu 8 439. Ebenso-

1. Titel.

Kauf.

Tausch.

438 (11) 13

wenig handelt es sich um einen Hoffnungskauf beim Kaufe künftiger Sachen (emtio rei speratae) z. B. einer Ernte, von Holz auf dem Stamme usw.: in derartigen Fällen bildet ja nicht die Gewinnmöglichkeit den eigent­ lichen Kaufsgegenstand. Kein Kaufsgeschäft, sondern die Veranstaltung einer öffentlichen Ausspielung im Sinne des § 286 StGB, liegt vor beim Vertriebe von Waren nach dem Schneeballen- und Hydrasystem (LZ. 1926 Sp. 489, REStr. Bd. 34 S. 140 und 403), nach dem Rabattsystem „Multipler" (RGStr. Bd. 34 S. 390) und nach dem Gellasystem (RGStr. Bd. 34 S. 321, RGZ. Bd. 60 S. 379); vgl. Staub-Könige a. a. O. c) Diese Vorschriften gelten ferner im allgemeinen auch für den Barkauf, bei dem der Kaufpreis sogleich bei Empfang der Ware beglichen wird, für den Kreditkauf (über die besondere Frage, ob die Kreditgewährung auch wieder rückgängig gemacht werden kann, s. unten Bem. IX, 1, b), sowie für den Pränumerationskauf' (Bezahlung vor Empfang der Ware); vgl. hiezu auch wegen der Frage der Nachnahme in Bem. IX, 1, a a.E. d) Eine besondere Streitfrage bildet, ob der sog. Hand- oder Realkauf d. h. ein Kaufgeschäft, bei dem keinerlei Abrede zwischen den Parteien getroffen wird, sondem lediglich ein unmittelbarer Austausch der Güter statt­ findet (Beispiele: Entnahme aus einem Automaten, Kauf von Postwertzeichen, Fahrkarten, Kauf in modernen grohen Warenhäusern), als wirklicher Kauf im Sinne der §§ 433 ff. anzusehen ist. Don verschiedenen Seiten wird dies geleugnet und ein blohes Real­ geschäft hierin erblickt (Austausch zweier Übertragungen, synallagmatischer dinglicher d. h. sofort vollzogener Vertrag), worauf z. B. die Grundsätze über Gewährleistung nur im Wege der Analogie Anwendung finden sollen. (Vgl. insbes. Bähr in KVJSchr. Bd. 30 S. 386 ff., und ZG. II, 225, ferner Dernburg Bd. 2 § 167 Zifs. III, Endemann Bd. 1 § 163, 2.) Es kann aber nicht anerkannt werden, datz hier etwas anders oorliege als ein gewöhnlicher Kaufvertrag, es wickelt sich nur das Kaufgeschäft so rasch ab, dah die Elemente zeitlich zusammenfliehen; es ist immer eine Kaufsofferte gegeben, wie auch eine Erfüllungshandlung auf beiden Seiten geschieht. Die Kaufsnatur macht sich auch sofort geltend, sobald irgend etwas nicht in Ord­ nung geht, z. B. der Automat versagt nach Einwurf des Geldstücks! (Wie hier Staub-Könige Sortiern. 37 vor § 373 HEB., Oertmann Sortiern. 1, a vor § 433, Planck Sortiern. 2 zu 8 433, Crome, System § 211 Anm. 12, Düringer-Hachenburg Bd. 3 S. 1 und 2, Ring im ArchBürgR. Bd. 1 S. 203; auch die M. II, 318 stehen auf diesem Standpunkt, zweifelnd dagegen P. II, 56.) Von besonderer Wichtigkeit wird hier aber die Frage der Beweislast, vgl. hierüber unten Bem. IX, 1, f. Eine Anfechtung nach § 119 Atis. 2 wegen Irrtums über die Kredit­ fähigkeit des Käufers ist beim Barkauf ausgeschlossen, RGZ. Bd. 105 S. 206. e) über die Wirkungen eines bedingten Kaufs vgl. Bem. I, 3 zu 8 446 und Bem. II, 8 zu 8 455. f) Bezüglich des Spezifikationskaufs vgl. unten Bem. V, 1, e. g) Für den Kauf in Bausch und Bogen (auch en dlov-Kauf genannt) sind keine besonderen Normen geschaffen worden; vgl. hiezu Dernburg Bd. II S. 10; bezüglich des Gefahrübergangs s. aber Bem. I, 3, .). 3m übrigen ist für den von der einen oder anderen Seite erfolgten Widerspruch beweispflichtig, wer trotz Fortsetzung des Gebrauchs die stillschweigende Verlängerung bestreitet (so zutreffend Neumann zu 8 568; vgl. aber auch Leonhard, Beweislast S. 316 und 396, s. ferner Mittelstem S. 472 und Oertmann Bem. 5). c) Die Forderung eines höheren Mietzinses ist als entgegenstehende Willens­ erklärung aufzufassen; OLG. Hamburg SeuffA. Bd. 73 Nr. 9 = OLG. Sb. 36 S. 65; vgl. auch Sem. III zu 8 564.

3. Wenn der weitere Gebrauch vor dem Fristablaufe beendet wird oder der Widerspruch fristgemätz erklärt wurde, so kommt 8 557 zur Anwendung.

III. Die Anwendung des Paragraphen ist nicht auf den Fall beschränkt, datz der Mietvertrag für eine bestimmte Zeit abgeschlossen ist (wie im PrALR. und nach einer Lehrmeinung im gemeinen Rechte). Er erstreckt sich insbesondere auch auf jene Fälle, in welchm ein nicht auf bestimmte Zeit eingegangenes Mietverhältnis durch Kündigung an sich beendet ist (M. II, 415). Eine Fortsetzung des früheren Vertragsoerhältnisses unter den seitherigen Bedingungen (also keine Erneuerung) ist autzerdem auch dann anzunehmen, wenn von vornherein vereinbart ist, datz der auf eine bestimmte Zeit abgeschlossene Miet­ vertrag für den Fall des Unterbleibens der Kündigung auf eine weitere Zeit ver­ längert sein soll. OLG. (KG.) Bd. 4 S. 42. 3n dem Wohnenbleiben trotz auherordentlicher Kündigung ist regelmäßig nicht stillschweigende Verlängerung des Mietverhältnisses im Sinne des 8 568, sondern stillschweigende Rücknahme der Kündigung zu erblicken; vgl. OLE. Bd. 2 S. 480. 8 568 betrifft ferner auch den Fall einer von dm Parteien vereinbarten Aufhebung des Mietverhältnisses, s. OLG. (Frankfurt) Bd. 7 S. 18. IV. Dauer der Verlängerung: Während nach BLR. (Tl. IV cap. 6 8 19) und einer Lehrmeinung im gemeinen Rechte hinsichtlich der weiteren Dauer des fortgesetzten Mietverhältnisses die ursprünglich

3. Ittel. Miete. Pacht.

568 (V-IX); 569 (l) 547

vereinbarte Mietzeit wiederum mahgebend war (3. B. eine auf zwei Jahre geschlossene Miete galt auch auf zwei Jahre verlängert), wird nach dem BGB. eine bestimmte Mietzeit überhaupt nicht weiter angenommen, vielmehr eine Verlängerung des Miet­ verhältnisses auf unbestimmte Zeit, was auch den Ansichten und dem Interesse beider Teile am besten entspricht. Das Mietverhältnis kann sodann ordentlich nur beendigt werden durch Kündigung im Sinne des § 565 (s. § 564 Abs. 2). Aus der Praris vgl. OLG. (KG.) Bd. 10 S. 255: Die Klausel: „Hat eine ae Kündigung (in dem gegebenen Falle von sechs Monaten) nicht stattgefunden, ängert sich der Vertrag auf ein Jahr" ist dahin zu verstehen, datz bei Fortsetzung des Mietverhältnisses nach Ablauf dieses Jahres der Vertrag auf unbestimmte Zeit fortgesetzt wird. Vgl. hieher auch § 564 Bem. I, 1. V. Im übrigen bleibt — abgesehen von der Mietzeit (IV) — der Inhalt des bisherigen Mietvertrags zwischen Vermieter und Mieter fortbestehen, insbe­ sondere klüglich des Mietzinses und des Umfangs der gegenseitigen Rechte und Pflichten, sofern sich nicht aus späteren Vereinbarungen etwas anderes ergibt (vgl. „Recht" 1901 S. 259, auch OLG. Bd. 38 S. 92, Bd. 39 S. 173, KG.). Wegen der Fortdauer eines mit einer Pacht verbundenen Vorkaufsrechts vgl. WarnE.1925 Nr. 23. Dritten gegenüber bildet die Fortsetzung der Miete aber immer ein neues, Schuldverhältnis. Deshalb haften z. B. Bürgen und fremde Pfänder, die für richtige Zahlung des Mietzinses bestellt wurden, für die neuerlichen Verbindlichkeiten des Mieters in dieser Richtung nur, wenn jener Dritte mit der Fortsetzung der Miete und der Aufrechterhaltung seiner Mithaftung sich einverstanden erklärt (Arnold a. a. O. S. 87). Eine vom Mieter selbst bestellte Sicherheit mutz dagegen in Kraft bleiben. Auch das bereits bestehende Vermieterpfandrecht mutz den alten Rang gegen­ über neuerlichen Verfügungen über die eingebrachten Sachen und Pfändungspfand­ rechten behalten; vgl. OLG. (KG.) Bd. 4 S. 42. VI. Eine alte Streitfrage bei der stillschweigenden Erneuerung ist auch die, ob eine solche eintreten kann, wenn bei Ablauf der Miete einer von beiden Teilen ge­ schäftsunfähig,;. B. geisteskrank geworden ist. Die Frage wird nach dem BGB. schon deshalb zu verneinen sein, da in diesem Falle der Mieter gar nicht in der Lage ist, einen entgegenstehenden Willen zur Geltung zu bringen. Anders liegt natürlich die Sache, wenn der Geisteskranke bereits einen gesetzlichen Vertreter hat. (Über die verschiedenen Meinungen vgl. Endemann § 170 Nr. 1, Oertmann Bem. 3, GoldmannLilienthal S. 581, Mittelstein S. 469, Klein, Rechtshandlungen im engeren Sinne S. 37 und 47, Warneyer Bem. 1.) VII. Die Anwendung des § 568 kann durch den Mietvertrag ausgeschlossen werdm (übereinstimmend Mittelstem S. 473, Oertmann Bem. 6, Planck Bem. 4, Wameyer Bem. II). VIII. Hinsichtlich des Übergangs vgl. OLG. (Hamburg) Bd. 7 S. 18. IX. Im Geltungsbereiche des MSchG, entfällt die Anwendung des § 568, sofern nicht der Mieter durch Erklärung nach § 1 Abs. 2 MSchG, die Be­ endigung des Mietverhältnisses selbst herbeiführt. Unterläßt es der Mieter, den Eintritt der Beendigung des Mietoerhältnisses (§ 564 Abs. 1) zu verhindern, so kann dennoch im Wege des § 568 eine Fortsetzung des Mietverhältnisses — gleichfalls auf unbestimmte Zett — herbeigeführt werden, sofern nur der Vermieter nicht widerspricht. Gesetzliche Fiktion der Fortsetzung des Mietverhältnisses: § 6 Abs. 3 MSchG.; gesetz­ liches Mietverhältnis: § 19 Abs. 2 MSchG. Vgl. Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 96, 127, Bd. II S. 280, 281 und BayZ. 1925 S. 43. Über Gebrauchsfortsetzung bei einer Regelung nach § 5 a MSchVO. vgl. Flachs IW. 1922 S. 210, LE. München IW. 1922 S. 827.

§ 569. Stirbt der Mieter, so ist sowohl der Erbe als der Vermieter berechtigt, das Mietverhältnis unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist. e. I, 526; II, 510; III, 562.

I. Allgemeines: Während im gemeinen Rechte der Tod des Mieters ohne Einfluß auf den Bestand des Mietoerhältnisses war, hat das BGB. (im Anschlutz an das PrALR. Tl. I Tit. 21 §§ 371, 373, 374) dem Tode des Mieters eine besondere Wirkung 35*

548 569(11—5,111,8) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. auf das Mietverhältnis beigelept, von der Annahme ausgehend, dah ein solches Er­ eignis regelmähig eine durchgreifende Änderung in den persönlichen Verhältnissen der Parteien Hervorrufe (M. II, 416). Es können nämlich in diesem Falle sowohl der Erbe des Mieters als auch anderseits der Vermieter das Mietverhältnis unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen — ein Fall der sog. vorzeitigen Kündigung. Vgl. Bem. IV zu § 565. (Ein Erlöschen des Mietverhältnisses tritt aber, abgesehen von besonderm Vereinbarungen, nicht ein.) 3m übrigen ist zu betonen, dah § 569 nicht bloß eine Rechtswohltat zugunsten der Erben des Mieters darstellt, sondern auch im Interesse des Vermieters eingeführt wurde, vgl. OLG. (Hamburg) Bd. 7 er beiderseitigen Willensmeinung notwendig). Über das im Voraus nicht verzichtbare Kündigungsrecht, das den Hinter­ bliebenen von Kriegsteilnehmern auch bei einer von § 569 abweichenden Vereinbarung zustand, s. BRNO, vom 7. Okt. 1915, RGBl. S. 642 (auf Pacht­ verhältnisse nicht anwendbar, s. REZ. Bd. 89 S. 116); an diese VO. hatte eine umfassende Literatur angeknüpft; vgl. insbes. die Aufs. IW. 1915 S. 1334, LZ. 1915 Sp. 1345, BayZ. 1915 S. 376, GruchotsBeitr. Bd. 60 S. 56 ff. IV. Schließlich ist noch besonders herovrzuheben, daß bei einem Pachtvertrag ein derartiges vorzeitiges Kündigungsrecht auf Seite des Verpächters nicht besteht, s. 8 596 Abs. 2. V. Eine eigenartige Sonderregelung für den Fall des 8 569 findet sich in 8 19 MSchG.: vertragliche Bindungen über 8 569 hinaus sollen Erbe und Ver­ mieter nicht binden; anderseits wird bestimmten FamilienangehSrigen des Mieters ein Vorzugsrecht hinsichtlich der Weiterbenützung der Räume auch dem Erben gegenüber eingeräumt. Die Sonderregelung greift aber bei Geschäfts­ räumen nur in beschränktem Umfang Platz (8 19 Abs. 4 MSchG ); s. Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 124 und Bd. II S. 281, Rhode in Deutsch. WohnArch. 1926 S. 375. § 570.*)

Militärpersonen, Beamte, Geistliche und Lehrer an öffentlichen Nnterrichts-

anstalten können im Falle der Bersetzung nach einem anderen Orte daS Miet­ verhältnis in Ansehung der Räume, welche sie für sich oder ihre Familie an dem bisherigen Garnison- oder Wohnorte gemietet haben, unter Einhaltung der

gesetzlichen Frist kündigen. Die Kündigung kann nur für den ersten Termin erfolgen, für den sie zulässig ist. E I, 527; II, 652: III, 563.

Versetzung von Beamten usw. I. Allgemeines:

a) Der Paragraph gewährt den hier aufgeführten Kategorien von Personen im Falle ihrer Versetzung nach einem andern Orte in Ansehung solcher Räume, welche sie für sich oder ihre Familie an dem bisherigen Garnison­ oder Wohnorte gemietet haben, ein sog. vorzeitiges Kündigungsrecht (vgl. Bem. IV zu 8 565) unter Einhaltung der gesetzlichen Kün­ digungsfrist (s. 8 565 Abs. 4 mit Abs. 1 Satz 1 des 8 565). d) Diese Kündigung kann indessen nur für den ersten Termin erfolgen, fürdensiegemäb8565Abs. 4mitAbs. ISatzlgesetzlichzulässig *) Schriften: Romberg, Untersuchungen zur Auslegung des § 570 BGB., GruchotsBeitr. Bd. 53 S. 635ff.; von Lippmann, Zum Kündigungsrecht des Beamten, DeufsBl. Bd. 71 S. 565 ff.

3. Titel. Miete. Pacht.

570(111,8) 551

ist (wie im Falle des § 569; vgl. das Beispiel in Bem. l, 3 zu § 569). Über­ einstimmend Mittelstem, Miete S. 462 und in SeuffBl. Bd. 76 S. 503, infamer ebenda S. 68; abw. Eckstein SeuffBl. Bd. 75 S. 607. .). d) Wenn der Mieter aber nicht durch Mitteilung des Vermieters, sondern von anderer Seite Kenntnis von der Veräuherung erhält, so hat eine Unterlassung der Kündigung nicht die obige Wirkung. e) über die Wirkung einer solchen Mitteilung hinsichtlich des Mietzinses s. 8 576 sowie auch oben Bem. I, 3, b. C) Der Fall, dah nach dem Mietverträge Vermieter und Mieter verschie­ dene Kündigungsfristen haben (z. B. der Vermieter ist an den Mietverttag für längere Zeit gebunden, während dem Mieter eine kürzere Frist zusteht), hat im Gesetze keine besondere Berücksichtigung gefunden, obwohl er im Derkehrsleben häufig vorkommt. Zimmermann a. a. O. S. 64 ff. empfiehlt, hier in entsprechender Anwendung des § 571 Abs. 2 Satz 2 als ersten zulässigen Termin denjenigen zu erachten, für welchen der Mieter und der Erwerber erstmals kündigen kann, da sonst zu grobe Härten und Ungerechtigkeiten sich ergeben. (Nach der oben verttetenen Meinung ft. oben b, o] müßte dies übrigens bereits der Termin sein, an welchem Mieter und Erwerber erstmals kündigen können.) Allein mangels einer gesetzlichen Sonderbestimmung muh hier wohl die für den Mieter bestehende Kün­ digungsfrist allein maßgebend sein, zumal doch Abs. 2 Satz 2 von einer Kündigung seitens des Mieters ausgeht (übereinstimmend Mittelstem S. 659). *0 Wie übrigens Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. II S. 284 zutreffend be­ merkt, ist infolge der tatsächlichen Schwierigkeiten der Raum­ beschaffung der durch Abs. 2 Sah 2 geschaffene Rechtsbehelf zur Zeit praktisch wertlos, so dah also eine Weiterhaftung des Vermieters nicht oft in Frage kommen wird. Der Vermieter als Grundstückseigentümer kann hiernach aus der gegenwärtigen Raumnot auf Kosten des Mieters Vorteile ziehen. c) Ferner taucht hier die Frage auf, welchen Einfluh es auf di« Haftung des Vermieters hat, wenn zu einer Zeit, zu der jene Haftung noch nicht be­ endet ist, der Erwerber und der Mieter das zwischen ihnen kraft Gesetzes entstandene Rechtsverhältnis zu einem vertragsmähigen gestalten. Rach dem oben unter b, .) d. h. jeder nachfolgende Erwerber, gleichviel welcher, tritt für die Dauer seines Eigen­ tums ohne weiteres kraft Gesetzes in die sich aus dem Mietverhältnis ergebenden Rechte und Verpflichtungen ein. a) In dieser Hinsicht hat also jede Veräußerung in bezug auf die Miete dieselben rechtlichen Folgen wie die erste Veräußerung, und es finden, wie hervor­ zuheben ist, auf jede weitere Veräußerung nicht bloß § 571 Abs. 1 Anwendung (bezüglich Abs. 2 s. Bem. 2), sondern auch die 88 572 bis 578, also insbesondere auch hinsichtlich der Wirksamkeit von Voraus­ verfügungen bezüglich des Mietzinses und der Zulässigkeit von Aufrechnungen: o) Die Vorschriften des 8 5 7 2 sind von dem ersten unmittelbar auf den zweiten Erwerber übertragbar. Zur Begründung der Rückgewährpflicht des neuen Erwerbers genügt es, daß er dem ersten Erwerber und dieser dem Ver­ mieter gegenüber die Verpflichtung zur Rückgewähr übernommen hatte (Planck Bem. 2, c, Mittelstein S. 674, Warneyer zu 8 579). ß) Die 88 573—575 sind mit dem Abmaße anzuwenden, daß an Stelle des Vermieters der erste Erwerber, an Stelle des Erwerbers der zweite Er­ werber und statt des Eigentumsübergangs auf den ersten Erwerber jener auf den zweiten Erwerber zu verstehen ist (ebenso Planck Bem. 1, d). y) Im Rahmen des 8 576 ist hier die Anzeige des ersten Erwerbers von einer Weiterveräußerung zu verstehen (ebenso Planck Bem. 1, e). d) Eine entsprechende Anwendung des 8 578 kann hier jedoch nur darin bestehen, daß die Bestimmungen der 88 571 ff. nur hinsichtlich desjenigen Erwerbers Geltung haben, der dem veräußernden Grundstückseigentümer gegenüber die Mietverpflichtungen übernommen hat, nicht aber darin, daß die Übernahme seitens eines Erwerbers auch für einen späteren Erwerber wirksam sei, der sich zu keiner Übernahme verstand (so mit Recht Zimmer­ mann S. 76, übereinstimmend auch Mittelstein S. 675, Planck Bem. 1).

*) Schrifttum: Koban, Die gesetzliche Bürgschaft der §§ 571, 1251 BGB, Inns­ bruck 1905; Uh le. Die Weiterveräußerung eines vermieteten Grundstücks, Jnaug-Diss. (Leipzig) 1910.

3. Titel. Miete. Pacht.

579 (2,3); 580 589

b) Wenn der Erwerber das vermietete Grundstück nach der Überlassung be­ lastet, so findet nach Satz 1 § 577 entsprechende Anwendung, vgl. Mittel­ stein S. 674 mit S. 663 ff., sowie Uhle a. a. O. S. 18 und 19. 2. Satz 2 bringt aber für den Fall einer mehrmaligen Veräußerung eine einschmeidende Besonderheit, die sich aus Abs. 2 des § 571 bezieht: a) Hienach trifft nämlich die in jener Gesetzesstelle lSatz 1) verfügte bürg­ schaftsähnliche Haftung hinsichtlich des von dem neuen Erwerber dem Mieter zu ersetzenden Schadens nur den er st en Bermieter, nicht aber den ersten neuen Erwerber im Verhältnisse zum zweiten und so weiter. Der Mieter kann sich demgemäß immer nur an den ersten ursprünglichen Bermieter halten, wenn irgendein weiterer Erwerber wegen Nichterfüllung der Vermieter­ pflichten schadensersatzpflichtig wird. Nur dies allein kann der Sinn des Satzes 2 fein, und nicht etwa der, daß in diesem Falle wenigstens der dritte Erwerber als Vermieter im Sinne des § 579 anzusehen sei und hafte, da das Gesetz gerade hier die drei Personen des Vermieters, Erwerbers und neuen Erwerbers bestimmt auseinanderhält (über die verschiedenen Ansichten vgl. Planck und Oertmann zu § 579, Schollmeyer S. 53, Borcherdt S. 109, Mittelstein S. 674, Brückner S. 130, Arnold S. 114, Zimmermann S. 68 und 69, Kipp-Windscheid S. 686, Hellwig, Verträge S. 436, Dernburg § 224, II, Krönte S. 571, Uhle a. a. O. S. 7 ff. Eine be­ sondere Ansicht stellt Koban a. a. O. auf, der den Vermieter und alle Er­ werber des Grundstücks zugunsten des letzten Erwerbers nach Maßgabe des § 571 Abs. 2 wie selbstschuldnerische Bürgen und im Verhältnisse zueinander wie Nachbürgen haften lassen will: wenn auch innere Gründe für diese Auffassung sprechen mögen, so ist doch der Wortlaut des Gesetzes hiemit schlechthin un­ vereinbar, vgl. insbesondere Oertmann zu § 579). Anders gestaltet sich die Rechtslage natürlich, wenn der Erwerber Ver­ mieter geworden ist, d. h. wenn das zwischen ihm und dem Mieter bestehende Rechtsverhältnis sich zu einem vertragsmäßigen gestaltet hat. 3n solchem Falle müssen eben a l l e für den Vermteter geltenden Rechtssätze auch auf ihn zur Anwendung gelangen. Zimmermann a. a. O. S. 69. b) Da in der Unterlassung der K ü n d i g u n g für den ersten nach der Veräußerung zulässigen Termin die Fortsetzung des Mietoerhältnisses auf vertrags­ mäßiger Grundlage zu erblicken ist, so kann es in einem konkreten Falle von diesem Gesichtspunkt aus vorkommen, daß der erste Erwerber als Bürge haftet, wenn der ursprüngliche Vermieter frei geworden ist, vgl. das bei Zimmermann a. a. O. S. 69 und 70 angeführte Beispiel: abw. Uhle a. a. O. S. 10 ff. c) Im Falle der Weiterveräußerung kann es auch vorkommen, daß der Mieter neben der Haftung des ursprünglichen Vermieters auch die bürgschafts­ mäßige Haftung eines Erwerbers oder noch eine weitere erhält. Z.B. der Vermieter A veräußert am 10. Januar an Lund dieser am 20. März an 6 (beide haben die Benachrichtigung des Mieters unterlassen): am 1. Mai ver­ äußert C an D und benachrichtigt hievon sofort den Mieter, gleichzeitig machen nunmehr auch A und B Mitteilung über ihre Veräußerungen: in diesem Falle hat nun der Mieter — vorausgesetzt, daß er mit B und 6 in ein Vertrags­ verhältnis trat — für die Zeit von der letzten Veräußerung bis zum 1. Oktober die bürgschaftsmäßige Haftung von A, B und C. Vgl. Zimmer­ mann S. 70; abw. Uhle a. a. O. S. 10 ff. 3. Da im übrigen auch der ursprüngliche Vermieter in Gemäßheit des Satzes 2 Abs. 2 des § 571 durch eine Mitteilung von der Veräußerung an den Mieter seine Haftung erheblich beschränken kann, falls Mieter verbleibt, so ist möglich, daß der Mieter leicht in Schaden gerät, wenn — was insbes. bei Neubauten häufig ist — rasch verschiedene Äußerungen aufeinanderfolgen und die neuen Erwerber zah­ lungsunfähig sind (Arnold a. a. O. S. 101 Anm. 6).

§ 580.

Die Vorschriften über die Miete von Grundstücken gelten auch für die Miete von Wohnräumen und anderen Räumen. E. III, 573.

Der Paragraph spricht den wichtigen Satz aus, daß alle Vorschriften in den vor­ stehenden Paragraphen, die sich auf die Miete von Grundstücke« beziehen, ohne

590 580

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

weiteres (also unmittelbar und nicht blök in analoger Weise) auch für die Miete

»oo Wohnraumen und anderen Räumen gelten sollen. a) Diese Paragraphen sind: 537 Abs. 2 Satz 2, 544, 551 Abs. 2, 556 Abs. 2, 559—563, 565, 566, 571—579. b) Unter Wohnräumen sind nicht nur Stockwerke, sondern auch ein­ zelne Zimmer zu verstehen (vgl. hiezu auch Kiefersauer Bd. II S. 286). v) Andere Räume sind sonstige Innenteile von Gebäulichkeiten oder selb­ ständige Nebenräume, gleichviel ob sie zum Aufenthalte von Menschen dienen oder nicht, ohne jedoch Wohnräume in erster Linie zu sein, z. B. Läden, Werk­ stätten oder andere Arbeitsräume, Speicher, Keller, Stallungen usw. (vgl. ferner die §§ 544 und 570 sowie über den Begriff der „anderen Räume" Mittelstein in SeuffBl. Bd. 72 S. 361 ff.). Datz die Baulichkeiten Bestandteile des Grundstücks i. S. des § 95 BGB. sein mühten, wird nicht erforderlich sein, so dah also auch z.B. lose ausgestellte Buden usw. unter § 580 eimureihen sind (Mittelstem S. 18): es wird für die natürliche Anschauung mit Heranzuziehen sein. Infolgedessen wird daher auch die Bermietung von Auhenwandflächen, von Dachflächen usw. als Grundstücksmiete aufzufassen sein (ebenso Mittelstem a. a. O. und Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 55 und Bd. II S. 286). Bei der Miete von Wohn- und anderen Räumen können sich aus der Verbindung beider Arten von Räumen dann Schwierigkeiten ergeben, wenn die Räume je nach ihrer Zweckbestimmung verschiedener rechtlicher Be­ urteilung zu unterstellen sind, vgl. z. B. §§ 19, 29 MSchG, und § 10 RME. Bei der rechtlichen Würdigung ist hier auf die überwiegende Zweckverwendung der Nachdruck zu legen, vgl. KG. 3$B. 1923 S. 767 und ferner Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 54, Bd. II S. 286. d) Don verschiedenen Seiten (so z. B. Cosack, Lehrb. II § 134 Nr. II, (fronte § 234 N. 28, Kiese „Recht" 1906 S. 1427) werden auch Jnnenräume von beweglichen Sachen (z. B. die Kajüte eines Schiffes) hieher gezählt. Dies dürfte indessen nicht haltbar erscheinen, da das Gesetz hier offenbar nur Teile und Nebenräume von Immobilien bei dieser Gleichstellung wollen kann. Bei gegenteiliger Auffassung würde z. B. bezüglich der Kündigung hin­ sichtlich des Innenraums einer beweglichen Sache eine andere und längere Kündigungsfrist laufen als für die bewegliche Sache selbst als ganze. Wie soll ferner der Satz „Kauf bricht nicht Miete" für solch« Fälle anwendbar werden, da doch dieses Prinzip für bewegliche Sachen überhaupt ausgeschlossen ist! Dgl. auch Oertmann zu § 580, Mittelstein S. 19 und eingehend in SeuffBl. Bd. 72 S. 361 ff., übereinstimmend auch Jaeger, § 49 Anm. 16 KO., OLE. (Kiel) Bd. 12 S. 70. Der Vermieter hat hier kein gesetzliches Pfandrecht im Sinne des § 559, denn dieser Paragraph bezieht sich nur auf Grundstücke, s. Mittel­ stem in SeuffBl. Bd. 72 S. 361 ff. Dies gilt auch bei der Verpachtung von Restaurationsräumen in einem Schiffe, vgl. OLG. (Kiel) Bd. 12 S. 69, SeuffA. 93b.61 Nr.78. e) Hier schlägt auch die Frage ein, wie der neuerlich vielfach vorkommende Ver­ trag, demzufolge ein Bankhaus Abteilungen (Tresorfächer) in seiner Stahkkammer (Safekeller oder Safeturm) einem anderen zur Aufbewahrung von Geld, Wertpapieren und Kostbarkeiten gegen Entgelt überlätzt (vgl. über die Einrichtung auch Bem. 1, a, i> $u § 866), aufzufassen ist, nämlich insbesondere, ob als Mietvertrag oder Verwahrungsvertrag. (Vgl. über die ver­ schiedenen Ansichten Willutzki in DIZ. 1900 Sv. 294, Hanke daselbst Sp. 389, Brückner „Recht" 1902 S. 251 und in „Die Miete" S. 11—14, Mittelstem, Miete S. 39 ff., Wolff in JheringsJ. Bo. 44 S. 198 ff.. Weitstem, Das Kassenschrankfach-Geschäft, 1903, Bondi, Zwangsvollstreckung in sog. Banksafes, SächsArch. Bd. 13 S. 8, Heinrich Die Verträge über die Be­ nutzung von Schrankfächern und Stahlkammern in GruchotsBeitr. Bd. 44 S. 820, Riesser, Bankdepotgesetz S. 16 ff., Düringer BankArch. 1905 S. 65 und H(8B. Bd. III S. 806, Regelsberger BankArch. Bd. 7 S. 2 ff., Marcus, HoldheimsMSchr. 1905 S. 251, Hartl, Iustizd. Rundsch. Bd. 5 S. 52, Bott­ stein, Das Kassenschrankfach-Geschäft, Zürich 1905, Adler, Bankdepotverträge, 1905 S. 30 ff., Cohn ArchBürgR. Bd. 30 S. 235 ff., Regelsberger BankArch. Bd. 7 S. 2 ff., Gumbel, Der Stahlkammerfachvertrag der deutschen Banken, 1908, Sasse Tresors ohne Mitverschluh der Bank, Verpfändung und Zwangs-

3. Titel. Miete. Pacht.

Vordem. (I) 591

Vollstreckung, D2Z. 1911 Sp. 871, Loebner KGBl. 1912 S. 86, Bondi SächsArch. 1913 S. 8 und in HoldheirnsMSchr. 1912 S. 173, Focke ebenda 1914 S. 58 ff. und S. 109 ff.) In Übereinstimmung mit den überzeugenden Ausführungen Brückners a. a. O. wird ein Mietvertrag anzunehmen fein, da schon nach der tatsächlichen Einrichtung der Stahlkammer und der Einzel­ fächer die näheren Voraussetzungen des § 688 für einen Verwahrungsvertrag (dah nämlich dem Verwahrer von dem Hinterleger eine bewegliche Sache über­ geben werde und dah sich der Verwahrer oewflichte, sie aufzubewahren), mangeln, anderseits zielen auch die näheren hier üblichen Vertragsbedingungen regelmähig auf einen Mietvertrag ab. Dem oben unter d Bemerkten steht diese Auffassung nicht entgegen, weil die Tresorfächer nicht als Teile eines transportablen Schrankes, also einer beweglichen Sache, sich darstellen, viel­ mehr sind die Schränke, in denen sie sich befinden, mit den Stahlwänden der Kammer untrennbar verbunden und bilden mit den letzteren ein Ganzes, einen bestimmten Raum eines Hauses (vgl. Brückner a. a. £).). Höniger, Gemischte Verträge S. 157 nimmt hier einen aus Sachleistung (Miete) und Arbeit (Dienstvertrag) gemischten Vertrag an und hält § 626 für anwendbar, ähnlich nimmt Bacharach, HoldhMSchr. 1913 S. 295 einen aus Miete und Verwahrung gemischten Vertrag an. Gleichviel aber welche Vertragsnatur man beim Schrankfachoertrag annimmt, auf jeden Fall ist die Bank ver­ pflichtet, dem Kunden die Benutzung des Schrankfaches zur Aufbewahrung von Gegenständen zu gestatten und darüber zu wachen, daß Unbefugte keinen Zugang erlangen; sie ist auch bei der Verletzung dieser Pflichten ersatz­ pflichtig, s. RGZ. Bd. 94 S. 74. Über Miete eines Schrankfaches auf den Namen eines Dritten s. WarnE. 1919 Nr. 7; über Rechte des Ehe­ mannes bei Miete eines Schrankfaches durch die Frau, s. OLG. Bd.38 S. 89. Wegen der Besitzfragen insbesondere hinsichtlich des Schrankfach­ inhalts vgl. näher Bem. 1,a,& zu § 866: Der Kunde ist für die Regel als Alleinbesitzer des Schrankfachinhalts aufzufassen (über die ver­ schiedenen Meinungen in dieser Hinsicht vgl. in Bem. 1, a, t> $u § 866). Die Gläubiger können daher nur in die eingeschlossenen Papiere und Gelder die Pfändung betreiben, nicht aber gegen die Dank einen Arrest aus­ bringen, s. das bei Warneyer Bd. 1 Nr. 2 zu 8 535 zit. Urteil des SeineTribunals vom 7. Nov. 1900, wegen der verschiedenen Ansichten über die Zwangsvollstreckung s. aber Cohn im ArchDürgR. Bd. 30 S. 235 ff. und Bd. 33 (1908) S. 295 (Der Stand der Lehre von der Zwangsvollstreckung in den Stahlkammerfachinhalt), ferner Jaffö, Tresors DIZ. 1911 Sp.871, Stein-Jonas Bem. II, 5 zu 8 808, II, 8 zu 8 857 ZPO., Müller, PfändungsPfandrecht S. 151 ff., Heinrici GruchotsBeitr. Bd. 44 S. 833 ff., Hein, Zwangsvollstreckung S. 301. Vgl. auch Cohnreich, Safemieten in der Zwangs­ verwaltung, IW. 1912 S. 1123 und Fuchs IW. 1913 S. 286. f) 8 580 muh auch für die P a ch 1 gelten, vgl. Bem. V, e zu 8 581. g) Über Postschließfächer vgl. RGZ. Bd.63 S. 337 und H. Müller, Ver­ träge der Post S. 84 und Scholz, Postrecht in EhrenbergsHB. S. 622.

Dritter Titel.

Miete.

Pacht.*)

Erläutert von Dr. Karl Kober. II. Pacht. Vorbemerkungen. I. Das BGB. scheidet im Grundsätze die Pacht von der Miete ab als ein selbständiges Kechtsinstitut (vgl. hiezu insbesondere Bem. I zu § 581). Da aber in den Einzelbeziehungen

eine erhebliche Übereinstimmung zwischen den Verhältnissen bei der Pacht und ♦) Wegen der Schriften s. zunächst die Angaben vor § 535, ferner Kuhlenbeck in IW. 1902 S. 553ff.; Pachtvertrag: Schuhmacher, Pachtvertrag 1901;

692 Borbem. (II—VI1) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. der Miete besteht, so will das Gesetz doch im allgemeinen sämtliche Rechtsnormen der Miete entsprechend auf die Pacht angewendet wissen, soweit sich nicht aus den § § 582 bis 597 ein anderes ergibt (Abs. 2 des § 581). Diese besonderen Vorschriften betreffen: a) §§ 582—585 Rechte und Pflichten der Vertragsteile bei der Pacht eines land­ wirtschaftlichen Grundstücks (vgl. Bem. I zu § 582); b) §§ 586—590 die Behandlung des Inventars, das mit einem Grundstücke mitgepachtet wird (vgl. insbesondere Bem. I zu 8 586); c) §§ 591—594 die Auseinandersetzung nach Beendigung der Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks bzw. eines Landguts (über letzteren Begriff vgl. Bem. II zu § 593); d) § 595 Kündigung bei unbestimmter Pachtzeit; e) § 596 Unterpacht, Tod des Pächters und Versetzung; f) § 597 Entschädigung bei verspäteter Pachtrückgewähr; g) Im einzelnen sind noch hervorzuheben: § 585 über Pfandrecht des Verpäch­ ters, § 590 über Pfandrecht des Pächters, ferner § 592 über Ersatz von Bestellungskosten.

II. Hinsichtlich der Unterscheidung der Pacht von anderen Vertrügen und Rechts­ verhältnissen vgl. im einzelnen Bem. I, 4 zu 8 581. III. Hervorzuheben ist ferner, daß die 88 587, 588 sich im allgemeinen an das an­ lehnen, was man bisher unter dem Eisernviehvertrage verstand, anderseits aber sich auf jedesJnventar (nicht bloß Biehinventar) bei der Pacht eines Grund st ücks überhaupt beziehen (s. Bem. 3 zu 8 587). Die sog. Viehverstellung hat das Gesetz int Hinblick auf die verschiedene Willens­ meinung der Parteien im Einzelsalle, sowie die lokalen Verschiedenheiten nicht geregelt und auch nicht der besonderen landesgesetzlichen Regelung überlassen (s. Bem. 4 zu 8 587).

IV. Nutzun gsve rhältnisse, die im öffentlichen Rechte wurzeln, sind i. A. nicht als Pachtverhältnisse anzusehen, vgl. Erk. d. bayer. Gerichtsh. f. Komp.-Konfl. Beil. 1 des GVBl. 1910.

V. Übergangsbestimmungen s. in Art. 171 und 172 EG., vgl. hiezu ferner Vorbem. IX vor 8 535, sowie RGZ. Bd. 49 S. 56 (Sind die Bestimmungen des § 561 Abs. 2 auf die vor dem 1. Januar 1900 entstandenen Pfandrechte des Vermieters und Verpächters anzuwcnden?), RGZ. Bd. 55 S. 37 ff. (Form des Pachtvertrags), Bd. 95 S. 108, WarnE. 1914 Nr. 89. über Einfluß des Krieges und Kriegsmaßnahmen (behördliche Verbote usw.) vgl. in Bem. III, B, 3, d zu 8 581.

VI. Neues ergänzendes Recht:

1. Für die Pacht von Kleingärten (wie sog. Laubenkolonien, Schrebergärten usw.) und von kleineren landwirtschaftlichen Grundstücken sind die besonThiel G., über Verpachtungsbedingungen, ein Vortrag, Berlin 1902; Schönewald, über die Verpachtung von Handelsgeschäften, Göttingen 1904; Herrfurth, Der Frucht­ erwerb des Pächters, Berlin 1903; Kleineidam, Berpächterpfandrecht DIZ. 1906 Sp. 1359ff.; v. Seeler, Die Rechtsstellung des Jagdpächters bei Veräußerung des Grund­ stücks, Festgabe für Otto Gierke (1910) II S. 345ff.; Wurzer, Die Übertragbarkeit des Jagdpachtrechtes in Preußen, GruchotsBeitr. Bd. 54 S. 354; Rh odovi, Mißstände im landwirtschaftlichen Pachtwesen, Komm.-Verl. Schades Buchh. 1922; Dahmann, Pacht, im Handwörterbuch der Rechtswissenschaften, Berlin 1927, Bd. IV S. 337 ff. Vgl. ferner die Zeitschriften: „Der Verpächter", Ztschr. des Reichsschutzbundes landwirtschaftlicher Verpächter und Grundeigentümer, herausgegeben von Neuge­ bauer; Ztschr. des Reichsbundes landwirtschaftlicher Pächter, herausgegeben von Ebeling; Kleingartenpacht, Ztschr. f. d. ges. Kleingartenwesen, herausgegeben von Krüger.

B»rb«m. (VI2,») 593

3. Titel. Miete. Pacht.

deren Vorschriften der Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung, RG. vom 31. Juli 1919, RGBl. 1371 (Entw. und Begr. NatBers. 1919 Drucks. Nr. 321) einschlägig. Das Gesetz, das ernährungs- und sozialpolitischen Zwecken dient, gibt für Kleingärten (und zwar ohne eine Beschränkung aus größere Gemeinden) Vorschriften über die Fe st setzung der Pacht­ preise, ferner über die Kündigung bestehender und über die Erneuerung der ohne eine Kündigung ablaufenden Pachtverhältnisse. Hervorzuheben ist insbesondere, daß nach § 1 zum Zwecke nicht gewerbsmäßiger gärtnerischer Nutzung Grundstücke nicht zu höheren als den von der unteren Verwaltungsbehörde festgesetzten Preisen verpachtet werden dürfen (Zuwiderhandlungen machen den Vertrag nicht nichtig, vielmehr gelten die Preise als erniedrigt auf den Höchstpreis, vgl. RGZ. Bd. 88 S. 250, Bd. 89 S. 196). Pachtverhältnisse solcher Art sind (abgesehen von wichtigen Gründen, z. B. bei Ver­ wendung des Pachtlandes zu Bauzwecken) für den Verpächter nicht kündbar und, falls sie ohne Kündigung ablaufen, auf Verlangen des Pächters zu erneuern (§ 3). Leihver­ hältnisse unterstehen der gleichen Vorschrift, sind aber auf Verlangen des Verleihers in Pachtverhältnisse umzuwandeln. Entscheidung von Streitigkeiten erfolgt durch die untere Verwaltungsbehörde unter Ausschluß des Rechtswegs (§ 4). Die Befugnisse der unteren Verwaltungsbehörde können den gemeindlichen Einigungsämtern übertragen werden, die hier als Pachteinigungsämter tätig werden. Diese können ferner über ent­ sprechende Verlängerung, aber auch aus Aufhebung aus wichtigen Gründen usw. auf Anruf befinden (§ 6). Nach § 5 dürfen Grundstücke zum Zwecke der Weiterver­ pachtung als Kleingärten nur durch Körperschaften oder Anstalten des öffentlichen Rechts oder als gemeinnützig anerkanntes Unternehmen zur Förderung des Kleingartenwesens gepachtet und nur an solche verpachtet werden. Nach Abs. II des § 5 besteht die rechtliche Möglichkeit für die untere Verwaltungsbehörde, eine Zwangspacht zugunsten einer Körperschaft usw. zu schaffen. Für Kleinpachtland, d. h. Grundstücke bis zu einem halben Hektar Größe, die zur landwirtschaftlichen Nutzung überlassen sind oder werden sollen, kann die Landesgesetzgebung entsprechende ähnliche Vorschriften er­ lassen (§ 8). Aus dem Schrifttum vgl. Kaisenberg, BayZ. 1919 S. 411 und in IW. 1921 S. 503 und in Kleingartenwacht 1926 S. 4, 11, 40, 42, 113; Kaisenberg und Albrecht, Das Klein­ gartenrecht, Frankfurt a. M. 1926; Nußbaum, Das neue deutsche Wirtschaftsrecht S. 60ff.; Nipperdey, Kontrahierungszwang usw. (Jena 1920) insbesondere S. 774; vgl. auch Bem. VII zu § 581 und Bem. VI zu § 591. Aus der Rspr. vgl. RG. JurRundsch. 1926 Nr. 2351 (die KlGO. ist auch im be­ setzten Gebiete des Rheinlands in Kraft getreten), RG. SeuffA. Bd. 80 S. 77 (Folgen eines Zwangspachtvertrags nach § 5 KfGO.), RG. JurRundsch. 1926 Nr. 35, 83 und 2352 (zu § 5 o. a. O.).

2. Über die Beschaffung von Pachtland für landwirtschaftliche Ar­ beiter s. auch ReichSsiedlungsgesetz vom 11. August 1919 (RGBl. S. 1429) §§ 22 ff. 3. Hinsichtlich der Pacht von Grundstücken, die landwirtschaftlicher oder ge­ werbsmäßiger gärtnerischer Nutzung dienen, kommt außerdem die ReichSpachtschutzordnung vom 9. Juni 1920 (RGBl. S. 1193) in Betracht, nach mehrfachen Änderungen (zuletzt RG. vom 23. Juli 1925) neu textiert, RGBl. 1925 Tl. I S. 152ff. (weitere Änderung RG. vom 12. Juli 1927, RGBl. Tl. I S. 179), vgl. hiezu Kaspar IW. 1925 S. 2182, ferner das am 31. Mai 1922 in Kraft getretene RG., worin zugleich auch Verträge über die Pachtung von Jagd und Fischerei der Pachtschutzordnung unterstem werden. Auf Grund dieser Rechtsquelle können landesrechtlich durch die obersten Landes­ behörden Pachteinigungsämter errichtet werden. Diese sind allgemein unter Aus­ schluß des Rechtsweges ermächtigt, auf Antrag eines Beteiligten (sowohl des Pächters wie des Verpächters!) Vertragsleistungen (z. B. Pachtzinsen), die den veränderten wirt­ schaftlichen Verhältnissen nicht mehr entsprechen, anderweitig festzusetzen, soweit dies der Billigkeit entspricht (Anerkennung der Clausula rebus sic stantibus!) (vgl. auch Bem. VII Staudinger, BGB. H (Kober, Schuldverhältmsse). 2. Teil.

9. Ausl.

38

594 Vordem. (VI4,5, VII, VIII)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnifse.

zu § 581 wegen der Aufwertung). Noch weiter gehen deren Befugnisse bei Kleingrundstücken (unter 10 ha); hier können sie bestimmen, daß Kündigungen unwirksam werden und gekün­ digte Berträge bis zur Dauer von zwei Jahren sortzusetzen sind, daß ohne Kündigung ab­ laufende Verträge bis zur Dauer von zwei Jahren zu verlängern sind, sowie daß Ver­ träge vor Ablauf der vereinbarten Zeit aufgehoben werden, wenn und soweit solches bei Abwägung der Interessen beider Teile der Billigkeit entspricht (vgl. auch RGZ. Bd. 104 S. 221 — IW. 1922 S. 1321 mit Rachwort von Krückmann). Vgl. hiezu Preuß. PachtschutzO. vom 3. Juli 1920, 27. Sept. 1922, 27. Febr. 1924 und 30. Sept. 1925 (GS. 1922 S. 287, 1924 S. 115, 1925 S. 141) (Einführung eines sog. Rechtsentscheids beachtlich!, vgl. hiezu IW. 1922 S. 841, 1923 S. 301 ff. und die einschlägigen Entsch. des KG. überhaupt), sKomm. von Wagemann und Marwitz, Berlin 1923], Bay. PachtschO. vom 2. Dez. 1920, 3. Aug 1922, 12. März 1923, 26. Febr. und 12. Okt. 1924 und zuletzt 19. Sept. 1925 (GBBl. 1922 S. 411, 1923 S. 147, 1924 S. 61 und 207, 1925 S. 249 und dazu Schunk BayZ. 1926 S. 9, Die Änderungen der bayr. PachtschO. nach der BO. vom 19. Sept. 1925) ferner Komm, von Woerner sowie Mayer, BayZ. 1921 S. 59; s. auch Ponfick und Wenzel, Reichspachtschutz (Berlin 1925), Nußbaum a. a. O. S. 61 ff., Brumby, Kleingarten- und Pachtschutz-Kommentar (Berlin 1921) und Dahmann, Hdwb. d. Rechtswissenschaft (Berlin 1927) Bd. IV S. 341 ff. und das daselbst S. 344 angegebene weitere Schrifttnm. über Abwertung der vom Pachteinigungsamte festgesetzten Pacht, insbesondere nach Aufhebung des PSchG. in einem Lande, vgl. RG. IW. 1927 S. 1924 Nr. 5 mit Nachw. von Beitzen.

4. In Geltung ist noch die Verordnung vom 4. Februar 1919 über die Sicherung der Landbewirtschaftung in der Fassung des Art. I Ziff. 2 der BO. vom 11. April 1919 (RGBl. S. 179 und 387). Hienach besteht für Nutzungsberechtigte von Landgütern und landwirtschaftlichen Grundstücken auf Erfordern eine Erklärungspflicht, ob und wie sie ihre gesamte Ackerfläche bestellen wollen oder welche Stücke unbestellt bleiben sotten. Unter gewissen Voraussetzungen ist die untere Verwaltungsbehörde nach Anhörung des Bauern- und Landarbeiterrats befugt, die Nutzung des Grundstücks mit Zubehör ganz oder zum Teil aus längstens sechs Jahre dem Berechtigten zu entziehen und dem Kommunal­ verband oder einer Gemeinde zu übertragen. Vgl. hiezu preuß. Ausführungsanweisung vom 1. März 1919 (LMBl. S. 69, D. ÜbergR. Bd. 1 S. 229).

5. Eine entsprechende Ausdehnung der zum Schutze der Mieter erlassenen gesetzlichen Vorschriften (vgl. Einl. S. 347ff. vor § 535) auf (wirkliche) Pachtverhält­ nisse ist i. A. abzulehnen, vgl. Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 49 ff., Stern, Mieterschutzgesetz zu § 1 und RGZ. Bd. 102 S. 187.

VII. über Kreditbeschaffung für landwirtschaftliche Pächter s. das RG. vom 9. Juli 1926 (RGBl. I S. 399 ff.) und vgl. hiezu Stillschweig und L. Lippmann in IW. 1926 S. 924 sowie die Kommentare von Kiesow (Berlin 1926) und Wagemann, Das Inventar/Pfandrechtsgesetz, Berlin 1926. Hervorzuheben ist hieraus, daß der Pächter eines land­ wirtschaftlichen Grundstücks an dem ihm gehörenden Inventar einem zugelassenen Kredit­ institute zur Sicherung eines ihm gewährten Darlehens ein Pfandrecht ohne Besitz­ übertragung nach Maßgabe dieses Gesetzes bestellen kann, die Urkunde über den Berpfändungsvertrag wird beim Amtsgerichte des Gutes hinterlegt. Einzelne Stücke können von der Verpfändung ausgenommen werden, ebenso Zugänge, die sonst in die Pfand­ haft eintreten. Solange der Vertrag beim Amtsgerichte hinterlegt ist, ist ein gut­ gläubiger Erwerb Dritter am Inventar ausgeschlossen. Erfolgt eine Ver­ wertung der Pfandstücke, insbesondere durch Versteigerung, so hat das Kreditinstitut dem Verpächter auf sein Verlangen die Hälfte des Erlöses zur Befriedigung oder Sicher­ stellung für die ihm gegen den Pächter zustehenden, durch das gesetzliche Pfandrecht ge­ sicherten Forderungen zu überlassen. Das Gesetz gilt zunächst für zehn Jahre. VIII. über Aufwertung s. näher Bem. VII zu § 581.

3. Titel. Miete. Pacht.

581 (11) 595

§ 581. Durch den Pachtvertrag wird der Verpächter verpflichtet, dem Pächter den Gebrauch des verpachteten Gegenstandes und den Genuß der Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft als Ertrag anzusehen sind, während der Pachtzeit zu gewähren. Der Pächter ist verpflichtet, dem Verpächter den vereinbarten Pachtzins zu entrichten.

Auf die Pacht

finden, soweit sich

nicht aus den §§ 582 bis 597

ein

Anderes ergibt, die Vorschriften über die Miete entsprechende Anwendung. e. I, 531, 532; II, 521; III, 574.

Übersicht. Anfechtung V, 1; Aufwertung Vll; Auslegung der Pachtverträge II, 2; Bodenbestandteile I, 4, a; Eintragung im Grundbuch II ,3; Eisenbahnbetrieb I, 1, d; Elektrizität I, 4; Entsprechende Anw. der Miete-Borschr. V; Erwerbsgeschäfte (Handelsgeschäfte, Fabri­ ken, Gastwirtschaften, Kinos, Theater, Pa­ tente usw.) I, 1, b; Filmpacht I, 1, d a. E.; Fischereipacht I, 1, c, e und IV, 2, a; Form des Pachtvertrags II, 4; Fruchtbezugsrecht des Pächters I, 2; Gebrauchs-Recht und -Pflicht des Pächters I, 2 und in, B, 2; Gegenstand der Pacht I, 1; Genehmigung, behördliche, Bormundschafts­ gericht II, 4; Heuerlingsvertrag (Jnstvertrag) 1,1, ba.E.; Jagdpacht I, 1, c und 4, b; II, 1; III, A,l,c und IV, 2, a; Kastellanvertrag 1,1, b a. E.; Kleingarten- und Kleinpachtlandordnung Vordem. VI, 1; Bem. III, 3, e; Kreditbeschaffung für d. landwirtsch. P. (Jnventarkredit) Vordem. VII;

Kündigung V, 1; Mieterschutzbestimmungen Vordem. VI, 5; Näherer Inhalt d. Pachtvertr. II, 2; Pachtabstand II, 6; Pachtkaution II, 9; Pachtschutzordnung Vordem. VI, 3 und Bem. III, 3, e und VII; Pachtzins III, B, 3; Pfandrechte V, 1; Pflichten des Pächters III, B, des Verpäch­ ters III, A; Rechtsstellung des Pächters IV, 2; Reichssiedlungsgesetz Vordem. VI, 2 und Bem. IV, 2, i; Rücktritt vom Pachtvertrag IV, 6; Sicherung der Landbewirtschaftung Vordem. VI, 4* Teilpacht I, 4, b; Übertragung der Pachtrechte, I, c, b und e; I, 4, b; IV, 2, h; Unterpacht I, 1, c, d; I, 4, b und V, 1 u. 2; Unterscheidung der Pacht von der Miete 1,1, b und 3; von anderen Verträgen (Kauf, Dienstvertrag, Gesellschaft usw.) I, 4; Verbote, behördliche, III, B, 3, b; Wesen u. rechtliche Natur der Pacht l u. IV, 1; Zwangsvollstreckung, Zwangsversteigerung IV, 3.

I. Das Wesen des Pachtvertrags: Das Wesen des Pachtvertrags wird am besten klar durch eine Gegen­ überstellung mit der Miete, zumal das Gesetz die Pacht im Grunde als ein naheverwandtes Rechtsgebilde mit dieser hinstellt (Abs. 2), wenn es auch (im Gegensatze zu bisherigen Rechten, vgl. Bem. B, 1,3 zu 8 535) die Unterschiede scharf gezogen haben will. Das Wesentliche der Miete ist der Wohnzweck, bei der Pacht der Nutzungszweck. 2m Einzelfalle kann auch ein gemischter Vertrag vorkommen, wobei es dann darauf ankommt, das wesentliche zu ergründen: Dient der Vertrag in Hauptsache Wohnzwecken, so ist er ein Mietvertrag, dient er in Hauptsache Nutzungs­ zwecken, so ist er nach den Rechtssätzen der Pacht zu beurteilen, vgl. OLG. Breslau 2W. 1927 6. 1947 mit Nachwort von Richter, Bem. B, 1,8, a und 0 zu 8 535 und unten unter b, sowie in Bem. I, 3, b. Vgl. zum Ganzen die Bem. zu 8 535, insbe­ sondere Bem. B, I Ziff. 3,b. 1. Gegenstand der Pacht: s) Während die Miete sich nur auf Sachen im strengen Sinne des 8 90 beziehen darf, kann sich die Pacht auf Gegenstände jeder Art erstrecken, sowohl körperliche wie unkörperliche. Insbesondere fallen hierunter auch alle Arten von Rechten (auch z. B. Überlassen des Rechtes der Theater­ reklame (Reklameschilder, Aufnahme von Anzeigen in die Programme) seitens eines Theaterinhabers, „Recht" 1911 Nr. 707, OLG. (Naumburg) 38*

696 581(11)

VII. Abschnitt. Einzelne SchuldverhSltntsse.

Bd. 24 S. 340. Aus der allgemeinen Bezeichnung „Gegenstand" folgt zudem, dah auch reine Raturkräfte (wegen der Elektrizität s. näher unten Bem. I, 4, a) gepachtet werden können. Allgemein ist hier auch hervorzuheben, dah es für ein Pachtverhältnis an sich gleichgültig ist, ob der wirtschaftliche Organismus bererts be­ steht und nur zum Weiterbetrieb überlassen wird oder ob jener von dem Über­ nehmer erst durch eigene Tätigkeit und aus eigenen Mitteln zu schaffen ist, RG. JurRundsch. Rspr. 1925 Nr. 1335. b) Beispielsweise werden in den Protokollen als mögliche Pachtobjekte er­ wähnt: ErwerbrgeschSfte (hinsichtlich eines Handelsgeschäfts vgl. zunächst § 22 Abf. 2 HGB., Schönewald a. a. O., ferner Jacusiel, Nutzungsrechte am Handelsgeschäft, 3say, Das Recht am Unternehmen S. 69 ff., Düringer-Hachen­ burg § 25 Anm. 42 fder Pächter ist solchen Falles Inhaber des Unternehmens!, . auch OLE. Braunschweig SeuffA.Bd.56Nr.174, RG. „Recht" 1918 Nr. 214 Warenhaus nebst Inventar!, RGZ. Bd. 70 S. 20 sÄnnoncengeschäft auf gewisse Zeit!), Patente (vgl. hiezu GruchotsBeitr. Bd.39 S.8 und OLG. Braunschweig! Bd. 20 S. 195 seine Lizenz!, auch RGZ. Bd. 75 S. 404, aber auch Bem. V,2, b zu § 433), Wassernutzungsrechte, Theater, Gast­ höfe, Gastwirtschaften, Kaffeehäuser Kinos (abw. aber Ecksten», Deutsches Film- und Kinorecht S. 387 für ein bereits im Gang befindliches Kino: vgl. übrigens auch Bem. B, 1,3, x zu § 535 u. RG. BayZ. 1928 S. 22). 3n diesen Fällen bietet aber die rechtliche Abgrenzung einer Pacht zu einem Mietverträge oft Schwierigkeiten. 3m allgemeinen sind hier folgende Unterscheidungsmerkmale festzuhalten: Wird eine zueinemGewerbebetrieb bestimmte Räumlichkeit (Gast­ hof, Theater, Werkstätte, Zigarren-, Friseurladen usw.) zur entgeltlichen Be­ nützung überlassen, so ist zur Annahme einer Pacht erforderlich, dah die über­ lassenen Räume schon durch ihre Einrichtung und Ausstattung wesentlich geeignet sind, bürgerliche Früchte aus diesen Räumen und dem darauf zu stützenden Gewerbebetrieb zu gewinnen, diese Räume müssen sohin als die unmittelbare Quelle von Erträgen dienen, s. insbeson­ dere RGZ. Bd. 80 S. 23, Bd. 81 S. 24, Bd. 87 S. 277, Bd. 91 S. 310, Bd. 109 S. 206, WarnE. 1925 Nr. 22, WarnE. 1914 Nr. 78 (Theater). Nr. 116 (Stehbierhalle), 1915 Nr. 48 (Privatkrankenanstalt), s. auch WarnE. 1913 Nr. 89 (Saalgeschäft und Stadtküche), RGZ. Bd. 97 S. 166 (Garderoberäume), WarnE. 1919 Nr. 9, auch Nr. 32, 1924 Nr. 760 (Kaffeehaus), RGZ. Bd. 103 S. 271 (Hotelbetrieb), s. aber auch WarnE. 1923/24 Nr. 103, RG. BayZ. 1923 S. 119 (Gast­ wirtschaft), RG. „Recht" 1922 Nr. 968 (Fremdenpension), RGZ. Bd. 102 S. 186 und „Recht" 1924 Nr. 1492 (Erholungsheim), RG. „Recht" 1922 Nr. 422, WarnE. 1922 Nr. 38 (Töchterpensionat, RG. LZ. 1925 Sp. 373 (Verpachtung einer Zahnpraris mit Räumen und Ein­ richtung?), s. aber auch RG. BayZ. 1925 S. 65 -- 3W. 1925 S. 472 mit Nachw. von Friedländer wegen Überlassung von Büroräumen samt Ein­ richtung zur Ausübung anwalt sch östlicher Tätigkeit (hier ist Miete an­ zunehmen, auch wenn vorher schon em Rechtsanwalt darin tätig war: der Ver­ gleich mit der Verpachtung eines Gewerbebetriebs ist hier abzulehnen). Bei Eastwirtschaftsräumen kommt es auf die schon vorhan­ dene Einrichtung der Haupträume an, s. RGZ. Bd. 81 S. 26, S. 87 S. 278, 3W. 1913 S. 982, RG. BayZ. 1923 1923 S. 210 (datz einzelne Räume dabei leer übergeben werden, schadet nicht, RG. LZ. 1923 Sp.226). Die Notwendigkeit unwesentlicher baulicher Verände­ rungen steht i. A. der Annahme eines Pachtvertrags nicht im Wege, RGZ. Bd. 102 S. 187, 3SB. 1913 S. 982, auch GruchotsBeitr. Bd. 57 S. 681. Muh dagegen der Übernehmer die Räumlichkeiten erst auf seine Kosten für den Betrieb einrichten, so liegt Miete vor, s. 3W. 1918 S. 88, auch WarnE. 1915 Nr. 47 (noch nicht betriebsfähiges Theatergebäude) sowie RGZ. Bd. 109 S. 206; wird ein derartiges Verhältnis erneuert, so ist auch der neue Vertrag ein Mietvertrag und kein Pachtvertrag, REZ. Bd. 109 S. 306. Wenn Fabrikräume ohne die für den Betrieb unerlühlichen Arbeitsmaschinen überlassen werden, so ist Miete, nicht Pacht anzunehmen, WarnE. 1923/24 Nr. 105; über die Miete von Fabrikräumen s. ferner auch RG. SeuffA. Bd. 78 Nr. 182 und 3urRundsch. Rspr. 1925 S. 1336.

3. Titel. Miete. Pacht.

581 (11) 597

Vgl. auch Delius PreutzVerwBl. Bd. 47 S. 400 (die Überlassung einer Unterkunftshütte im Gebirge an einen Verein gegen Entgelt zur Beherbergung ist Pacht, wenn alles zum Herbergsbetrieb Wesentliche an Einrichtung mit überlassen ist. auch wenn der Pächter die Einrichtung vom Verpächter oder Dritten käuflich übernommen hat). Die Mitüberlassung des bereits vorhandenen Inventars ist zur Annahme eines Pachtvertrags nicht unbedingt erforderlich, sofern nur die bauliche Beschaffenheit und Einrichtung der Räume für sich die Grundlage einer Pacht im obigen Sinne aögeben, vgl. Ruth 3W. 1924 S. 803, RG. 2W. 1927 S. 582, LZ. 1927 Sp. 529; es steht daher auch der Umstand, dab derjenige, dem Wirtschaftsräume überlassen werden, das 3noentar vom Überlassenden (oder einem Dritten) kauft» bei Dorliegm oorgemeinter allgemeiner Voraussetzungen der Annahme eines Pachtvertrags nicht im Wege, vgl. RG. BayZ. 1925 S. 325, 1926 S. 207, WarnE. 1924 Nr. 103, 1926 Nr. 45 und 245, 1927 Nr. 76, RGZ. Bd. 114 S. 243; Räume und Einrichtung müssen aber in diesen Fällen schon einen Organismus gebildet haben, RGZ. Bd. 109 S. 206, 2W. 1924 S. 802. Wegen Über­ lassung einer Backstube (ohne 2nventar) vgl. OLG. Breslau 2W. 1927 S. 1947. Über Pacht eines Theaters ohne den sog. Fundus s. RG. BayZ. 1923 S. 210. Wegen Überlassung eines Sanatoriums als „Erholungs­ heim" s. RG. LZ. 1925 Sp. 322 und BayZ. 1924 S. 322. Wegen Über­ lassung von Bahnhosräumen zur Ausübung eines Gewerbes usw. vgl. RG. BayZ. 1924 S. 304 = RGZ. Bd. 108 S. 369, WarnE. 1925 Rr. 22 und RGZ. Bd. 108 S. 369 (Betrieb von Wechselstuben in Bahnhöfen). In manchen Fällen liegt hier auch ein gemischter Vertrag von Miete und Pacht vor; vgl. hiezu oben in Bem. I a. A., RG. BayZ. 1925 S. 8 (Überlassung einer Bäckerei mit Wohnräumen), RG. BayZ. 1925 S. 150 und RGZ. Bd. 108 S. 369 (Überlassung eines Platzes zur Ausübung des Buch- oder Zeitungshandels in einem Gasthof); vgl. auch unten Bem. 3, d über Pachtbetriebe (Zigarrenbüffets usw.) in Wirtschaften, sowie WarnE. 1925 Nr. 22 (Überlassung von Räumen eines Bahnhofs zum Lager- und Speichereibetrieb) und Pick in Gewerbe und Kauf­ mannsgericht Bd. 30 S. 30 über den Vertrag, durch den ein Hotelportier diese Stelle gegen Zahlung eines monatlichen Entgelts gepachtet hat (ge­ mischter Pacht- und Dienstvertrag), 3ahrb. D. R. 1925 S. 232. Auch ein Teil eines Gewerbebetriebs, ein bestimmter Teil eines unternehmens kann Pachtobjekt sein, wenn er sich vom Haupt­ betrieb als besonderer Gegenstand der Nutzung trennen und selbständig machen läht. So unter Umständen das mit einem Zeitungsverlage verknüpfte Jnseratengeschäft, s. RGZ. a. a. O. (Eine Beschränkung auf eine Real­ gewerbeberechtigung im Sinne des § 48 GewO, oder auf ein bestehendes Handelsgeschäft nach Mahgabe des § 22 HGB. besteht nicht, der Begriff Gewerbebetrieb ist hier im allgemeineren Sinne zu fassen.) Soweit aber das Rechtsverhältnis im Einzelfalle nur auf den Ge­ brauch des Lokales gerichtet ist, mutz es sich als Miete darstellen (vgl. näher unten Bem. 3, b). So mit Recht Brückner a. a. "£). S. 9 Anm. 2, SeuffA. Bd. 56 Nr. 174, RGZ. Bd. 37 S. 176 und Bd. 40 S. 26, 28; vgl. auch SeuffA. Bd. 16 Nr. 213, ferner Bd. 63 Nr. 87, „Recht" 1909 Nr. 249, sowie Mittelstem S. 23. Über die rechtliche Beurteilung von Verträgen, durch welche der Eigen­ tümer einer Wirtschaft deren Betrieb durch andere Personen derart aus­ üben IS6t, dab diese für ihn die Wirtschaft gegen das sog. Zapfgeld, die Benützung der Wohnräume und die Befugnis, andere Sachen in der Wirtschaft zu verkaufen, ausüben und einen bestimmten Betrag von dem eingenommenen Biergelde abliefern, vgl. BayObLGZ. Bd. 4 S. 316 ff. Ein zur Umgehung der Schankerlaubnis (88 33, 147 GewO.) abgeschlossener Vertrag (sog. Kaste Ilan vertrag) ist nichtig, vgl. RGZ. Bd. 63 S. 145, Bd. 67 S. 322, 3W. 1912 S. 456. 1917 S. 654. Über Natur und 3nhalt der bei Veranstaltung einer Ausstellung mit den Ausstellungswirten geschlossenen Verträge s. RGZ. Bd. 88 S. 108.

598 581 (11)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

Ein aus Pacht und Dienstvertrag gemischter Vertrag ist der !og. Heuerlingsvertrag, besonders häufig im Regierungsbezirk Osna>rück und in den angrenzenden Teilen Hannovers und Westfalens. Durch ihn überläht der Heuergeber dem Heuerling Land und Wohnung zur Pacht gegen Entrichtung eines geringen Pachtzinses und Leistung gewisser Natural- und Arbeitsdienste. Auch dieser Vertrag untersteht dem Pachtschutz (vgl. Vor­ dem. VI, 3). Ein solcher Heuerlingsvertrag ist auch der Jnstvertrag (Schles­ wig-Holstein, ostelbisches Preutzen) zwischen dem Gutsherrn und Eutsarbeiter oder Eutshandwerker. Dgl. Dahmann im Handwb. d. Rechtswissenschaft Bd. IV S. 343. Auch die entgeltliche Überlassung der Ausnutzung von Befugnissen, die das Urheberrecht verleiht, kann einen Pachtvertrag darstellen. Dabei kann auch im Wege einer Nebenabrede die Pflicht zu einem bestimmten Ge­ brauche der verpachteten Sache oder des verpachteten Rechtes (z. B. Auf­ führung eines bestimmten Theaterstücks) auferlegt werden. Macht letzteres aber die Hauptverpflichtung aus, so handelt es sich für die Regel nicht mehr um einen Pachtvertrag, s. RGZ. Bd. 115 S. 17. Wegen der Patente (Lizenzvertrag) vgl. oben. Über die besonderen Verpflichtungen des Pächters bei Ver­ pachtung eines Gewerbebetriebs oder eines Geschäfts vgl. unten Bem. III, B, 2. Über die rechtlichen Beziehungen zwischen den Filmfabrikanten und den sog. Filmverleihern (Filmverpächtern), sowie zwischen letzteren und den Theaterbesitzern vgl. Bem. I, 3, x $u § 535, ferner May, Das Recht des Kinematographen (Berlin, Falk) S. 139 ff., Böhm, Verträge im Filmgewerbe, insbes. die Frlmpacht usw., (VWV.) 1920 und Eckstein, Deutsches Film- und Kinorecht (Mannheim 1924) S. 226 ff. Bei einem Vertrag über Earderoberäume sind nicht die Räume, sondern der Gewerbebetrieb Gegenstand der Pacht, s. RGZ. Sb. 97 S. 166. c) Ferner kommt häufig vor: Pachtung von Jagd» und Mschereirechten, von Dienstbarkeiten, sowohl von Grunddienstbarkeiten, wie auch z. B. beim Nietzbrauch (vgl. Bem. 2 zu 8 1059); Stammler, Ztschr. Reichsbund landwirtschaft­ licher Pächter 1925 S. 102 erachtet Jagd- und Fischereipacht als keine Pacht im Rechtssinne, vielmehr als den entgeltlichen Erwerb eines privi­ legierten Okkupationsrechts. “) Hinsichtlich der Jagd Verpachtung vgl. über die Verpflichtungen des Ver­ pächters unten Bem. III, A, 1, Kuhlenbeck in IW. 1902 S. 554, ferner ist auch zu vergleichen § 835 Abs. 2 Satz 2 wegen des Wildschadens (und OLG. Bd. 4 S. 44 für Preutzen); s. ferner RGZ. Bd. 52 S. 126ff. über Kollision der Jagdrechte des Eigentümers und des Pächters (preutz. Recht), sowie OLG. (Stettin) Bd. 2 S. 40 (Kollision des dem Pächter zustehenden Jagdrechts mit dem vom Verpächter auszuübenden Forstschutz). Eingehend behandelt hier einschlägige Einzelfragen (insbesondere über Jagdverpachtung, Einflutz des Konkurses, Zwangsvollstreckung usw.) Frommhold in JheringsJ. Bd. 53 S. 188 ff. „über das Jagdrecht". Festzuhalten ist, datz Gegenstand des Jagdpachtrechts das Jagdrecht für sich ist, also nicht die zu bejagenden Grundstücke, vgl. insbesondere RGZ. Bd. 70 S. 70 ff. = IW. 1909 S. 48 ff., RGZ. Bd. 51 S. 279 ff., vgl. aber auch von Seeler a. a. O. (s. Schrifttum $ur Vordem.) und Liste, Das Wesen der Jagdberechtigung nach preutzrschem Landrechte (Neumann Jahrb. Bd. 10 S. 192). Wegen der Form s. näher unten in Bem. II, 1. ß) Eine besondere Streitfrage bildet, ob d i e 8 8 5 71 ff. auch bei der Jagdpacht Anwendung zu finden haben, ob insbesondere Kauf die Jagdverpach­ tung bricht, vgl. hierüber für Preutzen RGZ. Bd. 63 S. 293, für Bayern vgl. Bloch in BayZ. 1906 S. 160, Pollwein daselbst S. 243 und Komm. z. JagdG. S. 25 ff., OLG. München ebenda S. 339, s. ferner OLG. (KG.) Bd. 13 S. 382 ff. und (Stettin) S. 385, Ztschr. f. JagdR. 1907 S. 22 ff. und 72, „Recht" 1908 Nr. 2312. Das Reichsgericht (RGZ. Bd. 70 S. 70, Bd. 107 S. 291 = IW. 1909 S. 48) verneint die Anwmdung des 8 571 (selbst für den Fall, datz dem Äagdpächter die Benutzung eines Jagdhauses überlassen ist und ihm Wildäcker zur Verfügung gestellt

3. Titel. Miete. Pacht.

581(11) 599

lind, da es sich hiebei um Nebenleistunsen handelt, die nicht geeignet sind, die rechtliche Natur des Vertrags zu ändern und ihn zu einem Miet- oder Grundstückspachtoertrage zu machen), da der Gegenstand die Jagdpacht und nicht das Grundstück ist. Gegen diese Auffassung des Reichsgerichts aber mit beachtenswerten Gründen von Secier a. a. O. (s. unter Schrifttum zur Vor­ dem.) 6. 345 ff.; vgl. ferner Dickel BayZ. 1910 S. 351, Liste, Wesen der Jagdberechtigung usw., Diss. Erlangen 1911, v. Brünne! GruchotsBeitr. Bd. 57 6. 366; der reichsgerichtlichen Auffassung stimmen zu Planck Bem. 6, b, e und Oertmann Vordem. 4 vor § 581. T) 3m übrigen kann bei der Verpachtung einer Jagd auch das durch Art. 69 EG. vorbehaltene Landesrecht eingreifen; vgl. die Bem. zu jenem Artikel und auch nachfolgend & ff., sowie unten Bem. 1,4,b und Bem. II, 1. Über Haftung des Verpächters einer Jagd s. auch unten in Bem. III, A, 1, c. 6) Über Afterverpachtung einer Jagd vgl. OLG. Bd. 13 S. 389, IW. 1906 S. 423 = RGZ. Bd. 63 6. 293. Über Eintritt eines Dritten in den Jagdpachtvertrag vgl. für Prruhen WarnE. 1910 Nr. 381 = RG. „Recht" 1910 Nr. 3485 (Klage auf Übertragung der Rechte aus einem mit einem Dritten abgeschlossenen Iagdpachtoertrag ist rechtsich zulässig); s. auch Wurzer GruchotsBeitr.Bd.54 S. 354, Die Übertragbarkeit des Jagdrechts in Preuhen, und WarnE. 1910 Nr. 382, ferner RG. IW. 1924 S. 1981 Nr. 15 (die Erteilung eines Jagd­ erlaubnisscheins gegen Entgelt ist Weiterverpachtung i. S. des § 22 Ziff. 3 PreuhJagdO.), s. auch Dahmann im HdwB. d. Rechtswissen­ schaft (Berlin 1927) Bd. IV S. 341 über Jagdpacht m Preuhen, sowie unten in Bem. II, 1 und 4. Für Bayern vgl. Pollwem, Komm. z. Iagdges. S. 35 ff., 131 und Art. 12 Bayr. Iagdges.. SeuffBl. Bd. 78 S. 386, SeuffA. Bd. 68 Nr. 194, sowie R. Pollwein, Übertragung des EemeindejagdR. in Bayern (Augsburg 1917) und BayZ. 1919 S. 871.

e) Beim Fischereipachtoertrag ist der Regel nach als Gegenstand der Verpachtung nicht ein Teil des Flusses, sondern die Berechtigung als solche, die ..Selbstbenutzung der Fischerei" anzusehen, ein selbständiger Schadensersatzanspruch steht dem Pächter gegen dritte Störer seines Rechts nicht zu; s. OLG. München SeuffA. Bd. 60 Nr. 229. Für Bayern vgl. aber auch Art. 32 ff. des bayr. FischE. vom 15. Aug. 1908 und für Preuhen § 29, V des FischG. vom 11. Mai 1916 mit Bem. V zu § 571 und auch OLG. (KG.) Bd. 38 S. 93 und PrOVG. vom 17. Jan. 1924 in PrVBl. Bd. 45 S. 354. .), sowie Richter in der gleichen Ztschr. 1923 S. 100 ff. und 1926 S. 69 (mit Angabe zahlreichen Schrifttums). Der Streit zwischen der Verpächter- und Pächterserte darüber, wie die hier notwendig« Abgleichung auszuführen ist, besteht fort, sie kann wohl nur nach den Umständen des einzelnen Falles billig bestimmt werden (vgl. Dahmann, Das Pachtgutinventar im Handwörterb. d. Rechtswifsensch., Berlin 1927, Bd. IV S. 345). Die Ver­ pächter berufen sich vor allem darauf, dah nur eine Aufwertung der aus­ gezahlten Schätzungssumme in Betracht komme und dah die veränderte Kauf­ kraft des Geldes ihnen zugute zu bringen sei, während die Pächter vor allem die Agrarkrise und den Verlust aller Reserven geltend machen. Dgl. auch Bem. II, 2 zu 8 594. b) Es bleibt selbstverständlich den Parteien unbenommen, einen Modus zu ver­ einbaren, bei welchem das Sinken oder Steigen der Preise nicht in An­ rechnung kommen soll. Im übrigen gestaltet sich hiebei die Abrechnung aus verschiedenen Gründen (vgl. M. II, 437) nicht einfacher, sondern im Gegenteil oft schwieriger. Aus der Rspr. vgl. hiefür RG. im „Recht" 1920 Nr. 3093 --- BayZ. 1920 S. 25: Ist dem Pächter nach dem Vertrage eine Minderung des übernommenen Viehbestandes gegen Geldausgleich für die fehlenden Stücke nach dem Durchschnittswerte bei der Rückgabe gestattet, so kann er nicht den Minderwert der abgelieferten Stücke auf den Ersatzbetrag für die fehlenden anrechnen. o) Geltendmachung der Ansprüche des Abs. 3: Fällt die Abrechnung zugunsten des Verpächters aus, so wird dieser Ersatzanspruch einen Teil

3. Titel. Miete. Pacht.

589 (4); 590 (1,2)

625

seines Rückgabeanspruchs gegenüber dem Pächter bilden. Bei einem Plus zugunsten des Pächters ist darauf hinzuweisen, daß diesem wegen seiner Forderungen gegen den Verpächter zwar an dem Grundstücke selbst kein Zurückbehaltungsrecht zusteht (s. § 556 Abs. 2), wohl aber an dem Inventar nach dem allgemeinen § 273; überdies hat der Pächter gemäß § 590 für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten In­ ventarstücken. Vgl. Bem. zu § 590. d) über den Erfüllungsort für die Schuldverbindlichkeit des Verpächters, dem Pächter im Falle des Abs. 3 bei Auflösung des Pachtverhältnisses den Mehrbetrag der Schätzungssumme zu ersetzen, spricht sich RG. „Recht" 1905 S. 107 dahin aus. daß hiefür nicht der Wohnsitz des Verpächters in Betracht komme, vielmehr der Ort, an welchem der Verpächter die Hauptverbind ­ lichkeiten aus dem Pachtverträge zu erfüllen habe; dies wird regelmähig der Ort sein, wo das Pachtgut liegt. 4: Über vertragsmäßige Abmachung einer „käuflichen" Rückgabe des Inven­ tars und deren Rechtsfolgen vgl. OLG. Dresden LZ. 1927 Sp. 1160 und die An­ merkungen hiezu über ein Urteil des RG. vom 8. Juli 1926 (III 410—25).

§ 590. Dem Pächter eines Grundstücks steht für die Forderungen gegen den Ver­ pächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen, ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken zu. Auf das Pfandrecht findet die

Vorschrift des § 562 Anwendung. E. I. 536; II, 630; III, 583.

Das Pfandrecht des PSchlers an Znoentarftücken: 1. Nach dem früheren Reichsrechte (§ 41 Nr. 3 KO.) war dem Pächter nut füt

den Fall des Konkurses ein Pfandrecht in Ansehung des in seinem Gewahrsam befindlichen Inventars wegen der Forderungen für dieses eingeräumt worden. Durch § 590 wird dem Pächter a l l g e m e i n ein Pfandrecht an den in seinen Besitz gelangten Jnventarstücken gewährt für die Forderungen gegen den Verpächter, die sich auf das mitgepachtete Inventar beziehen. Im Konkurse des Verpächters bleibt es gemäß § 49 Nr. 2 der neuen KO. in gleichem Umfange bestehen und gewährt dem Pächter ein Absonderungsrecht. s) Dieses Pfandrecht ist ein gesetzliches und es finden daher die für das rechtsgeschäftliche Pfand geltenden Vorschriften hieraus entsprechende Anwen­ dung (s. § 1257 mit Bem.). Das Pfandrecht besteht aber nur an den in den Besitz des Päch­ ters gelangten Jnventarstücken (daß hierunter nur der unmittelbare Besitz zu verstehen ist, dürfte sich aus der Intention dieses Pfandrechts ergeben). Es entsteht unmittelbar mit der Besitzergreifung des Pächters an jenen bei Beginn oder während der Pacht. Es erlischt an sich nicht mit der Beendigung der Pacht, sondern es muß em pfandrechtlicher Erlöschungsgrund eintreten, vgl. insbesondere § 1253. (Der Besitzverlust an sich benimmt das Pfandrecht noch nicht, vgl. Bem. 3 zu 8 1227.)

b)

Der Zweck dieses Pfandrechts liegt darin, den Pächter während der Dauer der Pacht vor der Gefahr zu schützen, infolge von Vindikationsansprüchen Dritter oder infolge einer von dem Gläubiger des Verpächters erwirkten Pfändung in der Verfügung über das Pachtinventar beeinträchtigt zu werden. Vgl. hiezu 88 1208 und 1209. Im übrigen ist der Pächter auch durch 8 809 ZPO. gegenüber der Pfändung von Jnventarstücken geschützt, da er die Herausgabe verweigem kann. v) Für Grundstücke, deren Benutzung in der Ausübung einer persönlichen gewerblichen Tätigkeit besteht, gilt 8 590 nicht, vgl. RG. BayZ. 1910 S. 404. 2. Satz 2; Aus der entsprechenden Anwendung des 8 562 folgt, daß der Ver­ pächter die Geltendmachung des Pfandrechts durch Sicherheitsleistung (88 232ff.) ganz abwenden oder wenigstens einzelne Stücke davon befreien kann. Die Sicherheitsleistung kann hier auch durch Bürgen geschehen. Vgl. 8 562 mit Bem. Staubinger, BGB. II (Kober, Schuldverhältmss«). 2. Teil. 9. Stuft.

40

626 590(3,4); 591 (11-5, II) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. 3. Neben dem Pfandrechte steht dem Pächter bezüglich derartiger Inventarstücke auch das allgemeine Zurückbehaltungsrecht aus § 273 zu, an dem Grundstücke selbst dagegen kann es seitens des Pächters gemäß § 556 Abs. 2 nicht geltend gemacht werden. Ein gewisser Widerstreit der Rechte ergibt sich hier insofern, als der Berpächter zwar das Pfandrecht des Pächters durch Stellung eines tauglichen Bürgen abwenden rann (Bem. 2), gegenüber dem allgemeinen Zurückbehaltungsrecht aber ein« Sicher­ heitsleistung durch Bürgen ausdrücklich ausgeschlossen ist. § 273 Abs. 3. Die Ausübung des Zurückbehaltungsrechts gewährt also in dieser Beziehung dem Pächter mehr Vorteile als die Geltendmachung des Pfandrechts (eine Anti­ nomie braucht nicht angenommen zu werden; ebenso Planck Dem. 3 und Oertmann Bem. 2). 4. Aus der Praris vgl. RG. „Recht" 1910 Nr. 3165: Der (Eigentümer und Ver­ mieter kann vom Hypothekgläubiger nicht Ersatz dafür verlangen, dah er dem Mieter die von diesem für Benutzung des Restaurationsinventars gezahlte Kaution zurück­ bezahlt hat, um das Inventar dem Hypothekengläubiger zur Befriedigung heraus­ zugeben. 8 591. Der Pächter eines landwirtschaftlichen Grundstücks ist verpflichtet, das

Grundstück nach der Beendigung der Pacht in dem Zustande zurückzugewähren, der sich bei einer während der Pachtzeit bis zur Rückgewähr fortgesetzten ord­ nungsmäßigen Bewirtschaftung ergibt. Dies gilt insbesondere auch für die Bestellung. r. I M5; II, 681; DL 684. I. Der rechtliche Maßstab für die Rückgewähr bei der Pacht eines landwirt­ schaftlichen Grundstücks (vgl. über diesen Begriff Dem. I zu § 582) ist ein anderer als bei der Miete (§ 556). Es genügt hier nicht, daß der Pächter das Grundstück in dem gleichen wirtschaft­ lichen Zustande zurückgibt, wie er es empfangen hat (z. B. der Zustand war mangelhaft und der Pächter will es in dem gleichen mangelhaften Zustande zurückgeben). Vielmehr ist hier als Grundsatz sestzuhalten (vgl. M. 11, 440), datz der Pächter das Grund­ stück während der ganzen Pachtzeit als „guter Hausvater" (bonus pater familias) zu bewirtschaften und in demselben Zustande zurückzugewähren hat, wie er ob­ jektiv anzunehmen ist, wenn die ganze Pachtzeit über in dieser Weise die Wirtschaft geführt wurde, d.h. eben ordnungsmäßlg nach landwirtschaftlichen Regeln. (In­ sofern ist der Pächter also zur Bewirtschaftung nicht nur berechtigt, sondern auch ver­ pflichtet. vgl. EeuffA. lOLG. Rostock! Bd. 64 Nr. 189.) Dieses Resultat allein entspricht der Grundidee des Pachtvertrags und dem volkswirtschaftlichen Interesse. 1. Bei Zugrundelegung dieses Grundsatzes kann es vorkommen, daß der Zustand des Grundstücks zwar weniger gut ist, als er bei Beginn der Pacht war, daß der Pächter aber trotzdem nicht ersatzpflichtig ist, weil er jener obigen Pflicht stets nachgekommen ist. Anderseits hat der Pächter aber auch keine besonderen Vergütungsansprüche, wenn der Zustand nunmehr besser ist, als er zu Anfang war. 2. Unberührt bleiben jedoch Ansprüche des Pächters auf Grund besonderer Verbesserungen, die mit dem allgemeinen wirtschaftlichen Zustande des Grund­ stücks im Sinne des § 591 in keinem unmittelbaren Zusammenhänge stehen. Diese sind nach § 547 (vgl. aber hiezu § 582) zu beurteilen. 3. Der Grundsatz des § 591 gilt, gleichviel ob das Pachtverhältnis durch Ablauf der Pachtzeit oder auf andere Weise endigt; vgl. auch unten in Bem. V. 4. Eine Zuwiderhandlung gegen die dem Pächter nach Satz 1 obliegende Verpflichtung begründet für den Verpächter die Rechte aus §§ 550, 553 (Planck Bem. 2, Warneyer zu § 591). 5. Aus der Praris vgl. OLG. (Dresden) Bd. 17 S. 23 Anm.: Solange der Verpächter sich nicht zur Entgegennahme des Gutes selbst «instellt oder einen anderen Vertreter sendet, kann der Pächter nicht mit der ihm nach §§ 556, 582 obliegenden Leistung in Verzug kommen. II. Der Satz 2, daß obiger Grundsatz auch für die B est ellung gelten sollte, weist direkt zurück auf § 583 und will den unmittelbaren Zusammenhang dieser beiden Para­ graphen besonders zum Ausdrucke bringen. Über seine Bedeutung vgl. die zu § 583 gemachten Bemerkungen.

3. Titel. Miete. Pacht.

III. Hier schlägt auch die Frage ein, Bäume, wieder wegnehmen dürfe. über nicht aufgestellt, hierauf abzielende hiezu P. II, 259 und 263 und III, 11). Regeln, teils aus dem Wesen der Pacht

591 (III—VI); 593 (1) 627

ob der Pächter Anpflanzungen, insbesondere Das Gesetz hat eine besondere Regel hier­ Sonderanträge wurden zurückgewiesen (vgl. Die Frage ist daher teils nach allgemeinen zu lösen.

Bon vornherein ist zu unterscheiden, ob es sich um Anpflanzungen im Sinne einer längeren Dauer handelt oder bloß um solche zu vorübergehendem Zwecke (vgl. § 95). Letztere (z. B. Baumschulen, Pflanzgarten) wird der Pächter im allgemeinen, da sie gemäss § 95 nicht in das Eigentum des Berpächters übergingen, wegnehmen dürfen (so P. III, 11), erstere aber nicht. Dieser allgemeine Gesichtspunkt wird aber hier nicht allein mo6pe6enb sein dürfen, sondern stets zu unterscheiden sein, ob Pächter die Anpflanzungen im Rahmen der ordnungsmäßigen Bewirtschaftung oder außerhalb desselben oorgenommen hat. Soweit die ordnungsmäßige Wirtschaft Anpflanzungen erforderte, wird Pächter auch solche nicht entfernen bzw. mitnohmen dürfen, selbst dann nicht, wenn sie zunächst nur zu einem vorübergehenden Zweck eingefügt wurden; denn dies würde gegen das oben unter 1 betonte Prinzip verstoßen, z. B. wenn zu einem landwirtschaftlichen Grund­ stück ein Pflanzgarten notwendig gehört, so wird Pächter diesen auch in ordnungsmätzigem Zustande bei dem Grundstücke belassen müssen, wie es für die weitere Be­ wirtschaftung desselben notwendig ist. Anpflanzungen aber, welche mit dem Boden festoerbunden waren und daher m das Eigentum des Verpächters übergingen, darf Pächter nicht entfernen. Es verbleibt ihm zu seinem Schutze ein Ersatzanspruch aus § 547. (Die in den Protokollen aufgeworfene Frage, ob nicht ein Baum auch als eine Einrichtung im Sinne des § 547 Abs. 2 aufgefaßt werden könne, wird zu ver­ neinen sein, da diese Ausdehnung doch zu weit geht.) IV. Für den Fall der Endigung der Pacht im Laufe des Pachtjahres s. § 592 mit Bem. V. Aus der Rechtsprechung vgl. OLG. (Marienwerder) Bd. 17 S. 23 (die Verpflichtung des Pächters aus § 591 ändert sich nicht infolge der durch Ver­ schulden des Verpächters verzögerten Rückgabe), sowie OLG. Rostock SeuffA. Bd. 64 Nr. 189 (Pflicht des Pächters zur Bestellung der gepachteten Felder; der Anspruch auf Schadensersatz wegen ungenügender Bestellung bildet im Kon­ kurse des Pächters keine Masseschuld, sondern eine Konkursforderung mit Ab­ sonderungsrecht, 88 59, 49, 19 KO.). Wegen Vergütung für Dünger beim Verkaufe des Pachtlandes vgl. OLG. (Hamburg) Bd. 22 S. 266. VI. § 591 findet auch im Falle der Beendigung eines nach 8 5 Kleingarten­ or dn. (vgl. Vordem. VI, 1 vor § 591) geschlossenen Zwangspachtvertrags Anwendung, s. Delius PreußVerwBl. Bd. 47 S. 234.

§ 592.

Endigt die Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks im Laufe eines Pachtjahrs, so hat der Verpächter die Kosten, die der Pächter auf die noch nicht

getrennten, jedoch nach den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte verwendet hat, insoweit zu ersetzen, als sie einer ordnungsmäßigen Wirtschaft entsprechen und den Wert dieser

Früchte nicht übersteigen. E. II, 532; III, 585.

I. Allgemeines: Der Pächter erwirbt gemäß § 956 die Früchte und sonstige Erzeugnisse der Pacht­ sache erst mit der Trennung. In Übereinstimmung hiemit gebühren ihm bei Beendigung der Pacht Früchte und Erzeugnisse gemäß § 101 Nr. 1 nur insoweit, als sie bereits während der Dauer der Pacht von der Sache getrennt wurden. Ist eine Trennung noch nicht erfolgt, so muß der Pächter gemäß § 591 das Grundstück mit den noch nicht getrennten Früchten, deren Vorhandensein den Regeln einer ordnungsmäßigen Wirtschaft ent­ spricht» zurückgewähren.

628 592 (II 1—6)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

Wenn nun eine Pacht im Laufe eines Pachtjahrs endet ($. B. durch den Tod des Pächters; vgl. § 596 Abs. 2), so ergibt sich zuungunsten des Pächters «ne grobe Ungerechtigkeit, da dieser einerseits die Kosten für den Anbau bereits aus­ gegeben, anderseits aber gleichwohl auf die Früchte keinen Anspruch mehr hat. Diesem Mibverhältnisse will § 592 vorbeugen (E.I hatte für diesen Fall auf den An­ spruch wegen ungerechtfertigter Bereicherung verwiesen lM. II, 440], während beim Niehbrauche für diesen Fall eine besondere Vorschrift gegeben war, nämlich E. I § 1009; man fand es aber in E. II für richtiger, jene Vorschrift beim Nietzbrauche hieher direkt zu übernehmen; vgl. P. II, 264). Ähnliche Bestimmungen finden sich abgesehen vom Niehbrauche (§ 1055) zugunsten des mit der Eigentumsklage belangten Besitzers (8 998), des Ehemanns (§ 1421), des Gewalthabers (§ 1663 Abs. 2) und des Vorerben (§ 2130 Abs. 1 Satz2). Aus dem früheren Rechte vgl. Stobbe-Lehmann, Deutsches Privatrecht § 130 S. 595 und die in Anm. 12 dortselbst angeführten Gesetze. Vgl. ferner auch § 102 mit Bem. und OLG. (Düsseldorf) Bd. 40 S. 316 (auf eine prekaristische Überlassung ist § 592 entsprechend anwendbar).

II. 3m einzelnen: 1. § 592 gewährt dem Pächter einen persönlichen Ersatzanspruch gegenüber dem Verpächter hinsichtlich der aufgewendeten Beftellnngskoften für den Fall, dah die Pacht eines landwirtschaftlichen Grundstücks (vgl. Bem. I zu § 582) im Laufe einer Pacht­ jahrs endigt. Unter Pacht jähr ist auch hier das vom tatsächlichen Beginne der Pacht an laufende Jahr zu verstehen, das mit dem Wirtschaftsjahre nicht identisch zu sein braucht. Dgl. Bem. 2 zu 8 584. Wie weit der Begriff „Bestellungskosten" hier reicht, kann fraglich er­ scheinen. Da das Gesetz speziell nur von „Kosten" spricht, werden nur sachliche Auslagen darunter zu verstehen sein (der allgemeine Ausdruck „Aufwand" ist nicht gewählt). 2. Dieser Ersatzanspruch ist jedoch bestimmten Einschränkungen unterworfen: a) Er bezieht sich nur auf die nach den Regeln einer ordnungsmähigm Wirtschaft vor dem Ende des Pachtjahrs zu trennenden Früchte. Würde eine Pacht zwar innerhalb einer Fruchtperiode beginnen, aber dann erst nach Ablauf eines vollen Pachtjahrs endigen, so würden dem Pächter keine Ansprüche im Sinne des Paragraphen erwachsen; denn normalerweise würde der seit der letzten Ernte gemachte Aufwand des Pächters sich mit dem vor der ersten Ernte ersparten gegenseitig aufheben. (Oertmann Bem. 1 zu § 592.) Vgl. Bem. 5. b) Der Anspruch geht niemals höher, als der Wert der später tatsächlich ge­ trennten Früchte beträgt. Hinsichtlich dieses Ersatzanspruchs trägt also der Pächter noch die Gefahr der Früchteziehung. Besteht für die Früchte ein« Versicherung, so wird im Falle einer Beschädigung der Früchte di« ausgezahlte Versicherungssumme statt jener in Ansatz kommen dürfen.

3. Dieser Ersatzanspruch wird aber erst nach der Einerntung der Früchte fällig werden; denn erst von diesem Zeitpunkt ab kann der Wett der eingeernteten Früchte festgestellt werden, der auf die Höhe des Anspruchs von grundsätzlichem Einfluh ist Dor diesem Zeitpunkte wird die Forderung des Pächters als eine künfttge bzw. be­ dingte aufzufassen sein, was übrigens der Geltendmachung des Pfandrechts im Sinne des 8 590 und auch der Zurückbehaltung des Inventars nicht im Wege stehm kann, s. 88 1204 Abs. 2 und 1257, sowie Oertmann Bem. 2; abw. hinsichtlich des Zurück­ behaltungsrechts Warneyer zu 8 592.

4. Bei der sog. Teilpacht wird ein Ersatzanspruch im Sinne des 8 592 bezüglich jener Quote der Früchte nicht entstehen können, welche die Stelle des Pachtzinses aus­ machen. Dgl. Erome, Partiarische Rechtsgeschäfte S. 117. 5. Wenn die Pacht nach Ablauf eines vollen Pachtjahrs — wenn auch innerhalb einer Fruchtperiode — endet, so stehm dem Pächter keine Ersatz­ ansprüche im Sinne des 8 592 zu; hier gleicht sich der seit der letzten Ernte gemachte Aufwand mit dem vor der ersten erspatten aus, vgl. Petrazycki, Die Fruchtverteilung beim Wechsel des Nutzungsberechtigten, 1892 S. 218 ff. und Oertmann Bem. 5, auch RG. LZ. 1914 Sp. 1615. 6. Wegen Vergütung für Dünger beim Verkaufe des Pachtlandes vgl. OLG. (Hamburg) Bd. 22 S. 266.

s. Titel. Miete. Jacht.

593 (I, II1) 629

§ 593 Der Pächter eines Landguts hat von den bei der Beendigung der Pacht vorhandenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen ohne Rücksicht darauf, ob er bei

dem Antritte der Pacht solche Erzeugnisse übernommen hat, so viel zurückzulassen, als zur Fortführung der Wirtschaft bis zu der Zeit erforderlich ist, zu welcher

gleiche oder ähnliche Erzeugnisse voraussichtlich gewonnen werden.

Soweit der Pächter landwirtschaftliche Erzeugnisse in größerer Menge oder besserer Beschaffenheit zurückzulassen verpflichtet ist, als er bei dem Antritte der Pacht übernommen hat, kann er von dem Verpächter Ersatz des Wertes verlangen. Den

vorhandenen

auf dem Gute gewonnenen Dünger hat der

Pächter

zurückzulaffen, ohne daß er Ersatz des Wertes verlangen kann. 6. 1, 547; II, KM; III, 586.

des Pächters zur Zurücklassung von Erreugnissen, die zur Fortführung ast notwendig sind, wie Dünger, Stroh usw.? I. Allgemeines:

«

E. I hatte in einem besonderen § 546 dem Pächter eines landwirtschaftlichen Grundstücks die allgemeine gesetzliche Pflicht auferlegt, sofern ihm bei Antritt der Pacht verbrauchbare für die Führung der Wirtschaft bestimmte Sachen, insbesondere Stroh, Dünger, Futter, Getreide und Samen überlassen wurden, bei Beendigung der Pacht Vorräte von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren. E. II hat diesen Paragraphen vollständig gestrichen, und zwar aus den Gründen, weil es bei gröberen Pachtungen allgemein üblich sei, diese Frage vertragsmäßig $u erledigen, weil ferner bei kleinerm Pachtungen in der Regel erhebliche Vorräte ohnedies nicht überlassen werden und da auberdem auch die Fassung des E. I § 546 (insbesondere „in gleicher Art, Güte und Menge") Bedenken errege, hauptsächlich aber mit Rücksicht darauf, dab dem Pächter in sehr vielen Fällen (z. B. verschiedener Ausfall der Ernte, Änderung des Betriebs) gar nicht zugemutet werden dürfe, Sachm von gleicher Art, Güte und Menge zurückzugewähren. Das Gesetz stellt demgemäß eine allgemeine gesetzliche Verpflichtuirg des Pächters überhaupt zur Zurücklassung von Erzeugnissen, die für die Fortführung der Wirtschaft notwendig sind, nicht auf, überlätzt vielmehr diese Materie in Haupt­ sache der privaten Vereinbarung: § 593 aber (der den § 547 des Entw. I mit wenigen Änderungen wiedergibt) hat den Charakter einer bloben Spezialnorm für Landgüter. II. § 593 beruht auf dem sozialpolitischen Gedanken, daß der Pächter eines Landguts nach Beendigung der Pacht dieses dem Verpächter bzw. dem neuen Über­ nehmer nicht vollständig leer übergeben dürfe, vielmehr von dm vorhandmen land­ wirtschaftlichen Erzmgnissen so viel mitzuübergeben habe, dab die Wirtschaft bis zur nächsten (Ernte im Sinne des einzelnen Wirtschastsbetriebs fortgeführt werden kann. Ob der Pächter selbst bei Antritt der Pacht solche Erzmgnisse übernommen hat, .ist gleichgültig. i ' , i ■ .1 i Der Umkreis dieser Vorräte im einzelnen ergibt sich einerseits aus dem Begriffe

der Wirtschaft: es fallen insbesondere darunter Sämereien, Futtergetreide, Dünger (s. Bem. 4 zu Abs. 3), Stroh (s. Bem. 4 unten), auch jung« Tiere. I. Die Vorschrift bezieht sich aber, wie nochmals hervorzuheben ist, nur auf die Pacht eines Landguts (im Gegensatze zu §§ 591 und 592). Über diesen Begriff s. die Bem. zu § 98 Nr. 2, zu § 1515, zu § 2049 und zu Art. 137 EG., sowie ferner SeuffÄ. Bd. 60 Nr. 50. Im allgemeinen sei noch heroorgehoben, dab sich eine völlige durchschlagmde Festlegung dieses Begriffs überhaupt nicht geben läßt. (Es ist vielmehr die Frage, ob von einem Landgute gesprochen werden könne, in jedem einzelnen Falle tatsächlich zu prüfen, und zwar kommt es darauf an, ob ein zu einer wirtschaft­ lichen (nicht rechtlichen) Einheit von Grundstücken verbundener Lompler vor­ liegt. Auf den Begriff eines herrschaftlichen Landsitzes ist dieser Begriff durchaus nicht beschränkt. (E. I hatte dem Begriffe hier gleichgestellt: Mehrere zum Betriebe der Landwirtschaft verbundene Grundstücke. Auf diese paßt die Vorschrift aber nur, wenn sie wie em Landgut verpachtet sind, und infolgedessm erwies sich dieser Zusatz als überflüssig.)

630 5S3 (II2-6); 594 VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

2. Diese Zurücklassungspflicht bezieht sich übrigens nur auf die bei Beendigung der Pacht tatsächlich vorhandenen Vorräte, wie besonders hervorzuheben ist. Ob die Vorräte von dem Gute selbst stammen, ist gleichgültig (s. aber Bem. 4). Die Frage, inwieweit der Pächter für das Vorhandensein der zur Fortführung der Wirtschaft bis zur nächsten Ernte erforderlichen Vorräte Sorge zu tragen hat und inwieweit er durch ein« Vernachlässigung dieser Sorge ersatzpflichtig wird, ist aus § 591 zu beurteilen. 3. Abs. 2: behandelt die Ersatzansprüche des Pächters bezüglich der zurückgtlassenen Erzeugnisse:

Die Überlassung des Pächters soll hinsichtlich landwirtschaftlicher Erzeug­ nisse keine unentgeltliche sein, wenn und soweit der Pächter solche in gröberer Menge oder besserer Beschaffenheit zurückläht, als er beim Antritte der Pacht übernommen hat. Sn dieser Beziehung kommt also der Zustand zu Beginn der Pacht doch in Betracht.

Eine Bestimmung darüber, wie es zu halten sei, wenn die zurückgelassenen Vor­ räte geringer sind als die empfangenen, gibt das Gesetz hier nicht. Der Pächter wird in diesem Falle auf Schadensersatz belangt werden können, soweit er dadurch zugleich gegen § 591 oerstotzen hat. Kein Ersatzanspruch wird dem Pächter zukommen, wenn er zwar bei Beginn der Pacht Erzeugnisse in gleicher Menge und Beschaffenheit übernommen hatte, der Wert solcher Erzeugnisse aber im Laufe der Pachtzeit gestiegen war (Planck Bem. 2, c und Warneyer zu § 593). Bis zur Ersatzleistung seitens des Verpächters kann der Pächter die Zurücklassung der betr. Erzeugnisse nach Matzgabe der §§ 273, 274 verweigern (Planck und War­ neyer a. a. O.). 4. Abs. 3: Eine besondere Behandlung kommt dem Dünger zu infolge seiner groben Wichtigkeit für die Wirtschaft, vgl. P. II, 267.

a) Der gesamte vorhandene Dünger ist zurückzulassen, nicht nur der zur Fortfühmng d«r Wirtschaft nötige. Es ist aber hierunter nur der natürliche, auf dem Landgute selbst gewonnene (also nicht der künstliche oder der von anderer Seite erworbene) Dünger zu verstehen. d) Der Pächter kann für diesen zurückgelassenen Dünger keinen Ersah be­ anspruchen. Man gmg davon aus, dah der auf dem Gut und in der Wirt­ schaft gewonnene Dünger, wenn ordnungsgemäb verfahren werd«, vollständig für das Gut verwendet werden müsse. (P. a. a. O.)

Das Stroh ist dem Dünger nicht gleichgestellt, obwohl dies von landwirtschaft­ licher Seite verlangt wurde. Über die Gründe vgl. P. a. a. O. Die Zurücklassung des Strohes ist deshalb nach Abs. 1 und 2 zu beurteilen. 5. Rechtlich« Natur: Die aus § 593 für den Pächter entstehenden Pflichten sind nur schuld recht­ lich er Natur. Eigentümer der Erzeugnisse »st zunächst der Pächter geworden; einen sofortigen Eigentumsübergang auf den Verpächter (vgl. § 588 Abs. 2) spricht das Gesetz hier nicht aus. Das ganze Rechtsverhältnis der Überlassung wird im übrigen als eine Art Ent­ eignung zu beurteilen sein. Dgl. Oertmann Bem. 5. 6. Beweislast: Soweit der Verpächter aus Abs. 1 Rechte herleitet, hat er zu beweisen, inwieweit die vorhandenen Erzeugnisse zur Fortfühmng der Wirtschaft notwendig sind. Der Pächter seinerseits hat die Voraussetzungen seines auf Abs.2 gestützten Ersatzanspruchs näher darzulegen (Oertmann Bem. 7, Warneyer zu § 593). § 594.

übernimmt der Pächter eines Landguts das Gut auf Grund einer Schätzung

deS wirtschaftlichen Zustandes mit der Bestimmung, daß nach der Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer solchen Schätzung zu er­

folgen hat, so finden auf die Rückgewähr des Gutes die Vorschriften des § 589

Abs. 2, 3 entsprechende Anwendung.

3. Titel. Miete. Pacht.

594 (11,2, II1,2, III) 631

Das Gleiche gilt, wenn der Pächter Vorräte auf Grund einer Schätzung mit einer solchen Bestimmung übernimmt, für die Rückgewähr der Vorräte, die

er zurückzulassen verpflichtet ist. E. I, 548 ; II, 534; III. 587.

I. § 594 Abs. 1 will im allgemeinen eine analoge Vorschrift zu § 589 Abs. 2 und 3 sein; sein Anwendungsgebiet ist aber teils enger (1), teils weiter (2). 1. § 594 bezieht sich nämlich nur auf die Pacht eines Landguts, wie § 593; vgl. Bem. II, 1 zu 8 593. 2. Anderseits geht § 594 von der Voraussetzung aus, dah nicht bloß das Inventar im pachttechnischen Sinne auf Grund einer Schätzung übernommen wird, sondern dah das Landgut selbst in seinem ganzen wirtschaftlichen Zustande bei Beginn der Pacht einer Schätzung unterstellt wird, mit der Bestimmung, datz nach Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer solchen Schätzung zu erfolgen habe. Die Erhebung des ganzen wirtschaftlichen Zustandes zu Beginn der Pacht setzt also hier auch z. B. Abschätzung der Gebäulichkeiten, des ganzen Mobiliars, der an­ gepflanzten Felder, der Waldungen usw. voraus, wie es bei Pachten auf längere Zeit nach der Verkehrssitte bereits üblich war. II. Die analoge Anwendung der Abs. 2 und 3 des § 589 ergibt im einzelnen folgendes: 1. Abs. 2: Der Verpächter kann bei der Rückgewähr alles das ablehnen, was für den Rahmen des verpachteten Landguts nach seiner allgemeinen wirtschaftlichen Qualität als überflüssig oder zu wertvoll erscheint, z. B. der Pächter hat eine zu wertvolle Reparatur an einem einzelnen Gebäude vorgenommen oder eine kostbare Stalleinrichtung hergestellt, wie sie für den Rahmen des Landguts nicht patzt, oder er hat wertvolle Anpflanzungen vorgenommen, die zu dem Landgut autzer Ver­ hältnis stehen. Der letzte Satz des Abs. 2, datz nämlich mit der Ablehnung das Eigentum an den abgelehnten Stücken auf den Pächter übergeht, wird hier übrigens vielfach auch nur da anwendbar sein, wo von Einzelsachen gesprochen werden kann. Repara­ turen von Gebäudeteilen, Bauten und Anpflanzungen werden häufig gemätz den 8§ 93 und 94 von Anfang an in das Eigentum des Verpächters kommen; es kann daher insoweit von einer Ablehnung keine Rede sein. Hier wird gütliche Auseinander­ setzung der Beteiligten die rechtlichen Schwierigkeiten lösen müssen, anderseits sind ja solche Fragen meistens in den Pachtverträgen besonders behandelt, eventuell wird auch die Vorschrift des § 547 Abs. 2 hieher anwendbar erscheinen. Dgl. ferner § 591 mit Bem. Wenn Oertmann auch neuen Landerwerb des Pächters hieher beziehen will, so wird es praktisch wohl selten vorkommen, datz ein Pächter für den Verpächter ohne dessen Zustimmung weiteres Land erwirbt und, wenn er es wirklich erwirbt, wird er es wohl zunächst auf seinen Namen erwerben. Planck in Bem. 2 beschränkt die entsprechende Anwendung des § 589 Abs. 2 auf Jnventarstücke allein, ebenso Gierke III § 197 Anm. 123, vgl. ferner Crome § 240 Anm. 27. 2. Die Anwendung des Abs. 3 des § 589 (Abschätzungsverfahren) ergibt hier folgendes: Wenn der Gesamtschätzungswert des übernommenen Gutes höher oder niedriger ist als der des zurückgegebenen, so hat in ersterem Falle der Pächter, in letzterem der Verpächter dem andern den Mehrbetrag zu ersetzen. Schwierigkeiten bot diese Vorschrift insbesondere infolge der Geldentwertung der Inflationszeit. Es ist hier festzustellen, um wie viel mehr oder bei einer in der Inflationszeit begonnenen und in der Zeit der Stabilisierung beendeten Pachtung um wie viel weniger Zahlungsmittel hätten in Rechnung gesetzt werden müssen, wenn bei der Übernahme schon das bei der Rückgabe matzgebende Zahlungsmittel gegolten hätte. Der Mehrbetrag ist dann in dem zur Zeit der Rückgabe geltenden Zahlungs­ mittel zu ersetzen. Die gleichen Grundsätze kommm zur Anwendung, wenn nicht das ganze Gut, sondern nur die Vorräte auf die gleiche Weise übergeben worden sind. Dgl. Dahmann im Handwb. d. Rechtswissenschaft (Berlin 1927) Bd. IV S. 340 sowie die Dem. 3 zu 8 589.

III. Abs. 2 des 8 594 behandelt den Fall, wenn der Pächter Vorräte auf Grund einer Schätzung mit der Bestimmung übernimmt, datz nach Beendigung der Pacht die Rückgewähr gleichfalls auf Grund einer Schätzung zu erfolgen hat.

632 595 (1—3)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

a) Der Begriff Vorräte in diesem Sinn« wird sich häufig decken mit dem Begriffe der zur Fortführung der Wirtschaft notwendigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Gemäßheit des § 593. Er kann aber auch infolge der besonderen Bedürfnisse des Einzelfalles weiter reichen.

b) Insoweit er sich aber mit jenem Begriffe der Erzeugnisse im Sinne des § 593

deckt, wird freilich hier von einem Äblehnungsrechte des Verpächters analog mit § 589 Abs. 2 nicht die Rede sein können, weil der Verpächter zur Übernahme nicht verpflichtet, sondern nur berechtigt ist und auch dies nur, insoweit es die Fortführung der Wirtschaft erfordert (teilweise abweichend Oertmann und Planck zu diesen Paragraphen).

§ 595.

Ist bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes die Pachtzeit nicht bestimmt, so ist die Kündigung nur für den Schluß eines Pachtjahrs zulässig; sie hat spätestens am ersten Werktage des halben Jahres zu erfolgen, mit dessen Ablaufe die Pacht endigen soll. Diese Vorschriften gelten bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes auch für die Fälle, in denen das Pachtverhältnis unter Einhaltung der gesetz­ lichen Frist vorzeitig gekündigt werden kann. e.

1, 537; II, 535: III, 583.

1. Hinsichtlich der Beendigung der Pacht durch Kündigung kommen selbstver­ ständlich zunächst die vertragsmäßigen Abmachungen ht Betracht, die gerade hier die Regel bilden werden. Da bei der Pacht im allgemeinen andere Verhältnisse obwalten als bei der Miete, die im Hinblick auf die Interessen des Pächters einen kurzen Abbruch nicht gestatten, so bestimmt § 595 — abweichend von § 565 — als gesetzliche Kündigungsfrist eine halbjährige, und zwar nur für den Schluß des Pachtjahres (s. Bem. 2 unten und vgl. PrALR. Tl. I Tit. 21 88 342, 343). Diese gesetzliche Kündigungsfrist gilt jedoch nur, wie besonders zu betonen ist: a) bei der Pacht eines Grundstücks (zwischen landwirtschaftlichen und anderen wird hier nicht unterschieden) oder der Pacht eines Rechtes; d) bei Pachtverhältnissen von unbestimmter Dauer (vgl. Bem. l zu 8 564) und bei der sog. vorzeitigen Kündigung unter Einhaltung der gesetzlichen Frist (Abs. 2) s. Bem. 3 unten. Bei der Pacht von beweglichen Sachen dagegen gelten die Vorschriften des 8 565. Die Verpachtung eines Rechtes an einer beweglichen Sache, z. B. an einer Herde, muß hier in dieser Beziehung der Verpachtung der beweglichen Sache selbst gleichstehen. (M. II, 428.) Vgl. auch Crome S. 582 Anm. 19. Die außerordentliche Kündigung (vgl. 88 542, 553 und 554) ist selbstverständlich auch hier an keine Kündigungsfrist gebunden. 2. Maßgebend für die Kündigung ist hier das Pachtjahr (also das mit dem Beginne der Pacht anfangende und gemäß 88 187, 188 zu berechnende bewegliche Jahr), nicht das Wirtschaftsjahr. Der Begriff des Wirtschaftsjahrs würde zu einer solchen allgemeinen Bestimmung nicht passen, weil er zu schwankend und unbestimmt ist, insbesondere bei der Verschiedenheit der klimatischen und anderen hier maßgebenden Verhältnisse. (M. II, 427.) Über die Berechnung der halbjährigen Frist s. 88 186ff., insbesondere 8 189. Diese Frist beginnt daher mit demjenigen Tage des sechsten Monats vor dem Schlüsse des Pachtjahrs, der demjenigen Tage nachfolgt, der dem letzten Tage des Pachtjahres seiner Zahl nach entspricht; fehlt dieser Tag in dem betreffenden Monate, so beginnt sie mit dem Ablaufe des letzten Tages dieses Monats (Planck Bem. 2 und Warneyer zu 8 595). Die Kündigung braucht jedoch erst am ersten Werktage der Frist zu erfolgen. 3. Die gesetzliche Kündigungsfrist gilt auch hier, wie bereits oben hervorgehoben, für die Fälle der sog. vorzeitigen Kündigung unter Einhaltung der gesetz­ lichen Frist (vgl. 8 565 Abs. 4 mit Bem. IV).

3.

Titel. Miete. Pacht.

595 (4-7); 596 633

Diese Möglichkeit einer solchen vorzeitigen Kündigung ist aber bei der Pacht beschränkter als bei der Miete. Es kommen nämlich hier nur in Betracht: a) § 567, Pachtvertrag für eine längere Zeit als 30 Jahre, b) § 569, Tod des Pächters, jedoch nur hinsichtlich der Erben des Päch­ ters, s. § 596 Abs. 2. c) Endlich gehören hieher §§ 19, 21 Abs. 3 KO. für den Fall des Konkurses des Verpächters und § 57a ZVG. bei einer Zwangsversteigerung des verpachteten Grundstücks; s. auch § 29 Abs. 2 der VergleichsO. 4. Über den Fall einer Veräußerung des verpachteten Grundstücks s. 88571 ff. mit 8 581 Abs. 2. 5. Aus der Praxis: Eine dem früheren Pächter gegenüber erklärte Kündi­ gung ist wirksam, wenn dieser zugleich der gesetzliche Vertreter des jetzigen Pächters ist, SeuffA. Bd. 60 Nr. 34; s. ferner OLG. Braunschweig „Recht" 1910 Nr. 498 = OLG. Bd. 20 S. 195: Ein für bestimmte Zeit geschlossener Lizenzvertrag kann nicht aus dem Grunde gekündigt werden, weil die Erfindung nicht nutzbringend ge­ macht werden könne, sowie RGZ. Bd. 107 S. 151: Nach Treu und Glauben wie nach den Pachtschutzvorschriften ist der Verpächter nicht berechtigt, die Lösung des Pachtverhältnisses wegen Veränderung der wirtschaftlichen Verhält­ nisse zu fordern, solange noch ein billiger Ausgleich der beiderseitigen Inter­ essen mittels Erhöhung des Pachtzinses möglich ist (der Verpächter hat auch kein Recht, den Pächter zur Bewilligung von Pachtzinsbeträgen nach der Roggenskala zu zwingen). Diese Rechtsgrundsätze wendet das RE. in BayZ. 1924 S. 290 auch auf einen Pachtvertrag über eine Bierwirtschaft an. Vgl. auch RG. in HansRZ.1924 S. 619 (JahrbDR. 1924 S. 185): Die Bestimmung eines Pachtvertrags, dah der Ver­ trag auf Verlangen des anderen Teils sein Ende erreiche, wenn eine Partei ihrer Pflicht, einen Schiedsrichter zu bestellen, nicht nachkomme, kann nach Treu und Glauben bei einer unverschuldeten und unbedeutenden Versäumung der Frist nicht zur Vertragsauflösung führen. RG. vom 7. April 1925 im „Verpächter" 1926 S. 63: Die landwirtschaft­ liche Pacht ist, insbesondere wenn beide Vertragsteile auf demselben Gute wohnen, ein Rechtsverhältnis, das persönliches Vertrauen und Zusammen­ wirken vom Verpächter und Pächter erfordert, dessen Störung daher ein Recht zur vorzeitigen Kündigung gibt; vgl. auch Bem. * zu 8 581. KG. in IW. 1926 S. 2645: Fristlose Kündigung des Pachtverhältnisses kann auch dann begründet sein, wenn der Pächter die noch nicht rechtskräftige Erhöhung des Pachtzinses durch das PEA. nicht bezahlt hat; vgl. dazu aber auch Nachw. von Richter a. a. O. und Günther IW. 1926 S. 2614. Über Einfluh einer Verweigerungder Aufwertung vgl. RG. JurRundsch. 1926 Nr. 1119, WarnE. 1926 Nr. 106; s. ferner RG. IW. 1926 S. 2365 mit Nachw. von Mügel. 6. Über die Beweislast, wenn der Anspruch auf Räumung des Pachtguts auf den Ablauf der gesetzlichen Kündigungsfrist gestützt wird, vgl. SeuffA. Bd. 61 Nr. 242. 7. Besonderheiten: a) Die Notwendigkeit einer Zustimmung des Mieteinigungsamtes zur Kündigung des Pachtverhältnisses läht sich aus den zum Schutze der Mieter erlassenen gesetzlichen Vorschriften nicht ableiten. Auch eine entsprechende Anwendung solcher Vorschriften auf Pachtverhältnisse muh abgelehnt werden. Dgl. Vordem. VI, 4 vor § 581. b) Hinsichtlich der Kleingartengrundstücke (vgl. hiezu Vordem. VI, 1 vor 8 581) ist eine Kündigung nur beim Vorliegen eines wichtigen Grundes zu­ lässig; Pachtverträge, die auf bestimmte Zeit abgeschlossen wurden, sind nach Ablauf dieser Zeit auf Verlangen des Pächters zu erneuern, wenn nicht ein wichtiger Grund für die Nichterneuerung gegeben ist (88 3, 6 der Kleingartenund Kleinpachtlandordnung vom 13. Juli 1919). c) Wegen der Einwirkung der Pachtschutzordnung hinsichtlich Kündi­ gungen s. näher in Dorbem. VI, 3 vor 8 581.

8 596. Dem nicht zu.

Pächter

steht

das

im § 549

Abs. 1 bestimmte Kündigungsrecht

634 596 (11,2, II)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

Der Verpächter ist nicht berechtigt, das Pachtverhältnis nach § 569 zu

kündigen.

Eine Kündigung des Pachtverhältnisses nach § 570 findet nicht statt. r. I. 633, 538; II, 536; HI, 589.

I. Abf. 1 bezieht sich auf die Unterpacht: 1. Nach der entsprechenden Geltung des § 549 Abs. 1 Satz 1 auch für die Pacht

(§ 581 Abs. 2) ist der Pächter nicht berechtigt, ohne die Erlaubnis des Verpächters den Gebrauch der Sache einem D r i t t e n zu übertragen, insbesondere die Sache weiter zu verpachten. a) Während jedoch bei der Miete nach Abs. 1 Satz 2 des § 549 der Mieter im Falle einer unbegründeten Versagung der Einwilligung seitens des Ver­ mieters in die Untermiete unter Einhaltung der gesetzlichen Frist kündigen kann, steht dem Pächter ein derartiges Kündigungsrecht nicht zu. Dies ist die Bedeutung des Abs. 1. Damit ist aber auch dem praktischen Ergebnisse nach die Unzulässigkeit der Unterpacht festgelegt. Selbstverständlich können durch private Vereinbarungen Ausnahmen geschaffen werden. b) Der Grund für diese Regelung ruht darin, dah bei der Pacht eben die Per­ sönlichkeit des Pächters als solche, hauptsächlich für die Behandlung des Pachtgegenstandes, von wesentlichem Einfluh ist (P. II, 235, 236; ZG. VI S. 395). c) Durch diese Bestimmung soll übrigens der Pächter nicht gehindert sein, sein Recht für sich durch Dritte (z. B. Gehilfen, Verwalter usw.) ausüben zu lassen (vgl. hiezu auch Bem. VII, 2 zu 8 549). Auch darf Dritten einen lassen; verboten an seiner — des land oder einem

der Pächter trotz Verbots der Unterverpachtung einem Teil des Grundstücks unentgeltlich zur Benützung über­ ist ihm nur, vertragsmähig einem Dritten zu gestatten, Pächters — Stelle als Nutzungsberechtigter auf dem Pacht­ Teile desselben zu schallten; OLG. (Oldenburg) Dd. 16.405.

Ebenso kann im Falle einer Entmündigung des Pächters der Vor­ mund für diesen die Pacht ausüben (P. II, 234). d) Durch Vertrag mit dem Verpächter kann auch eine Übertragung des gesamten Pachtverhältnisses auf eine dritte Person unter Ausscheiden des bisherigen Pächters vereinbart werden; sog. Pachtabstand; vgl. hiezu näher in Bem. II, 6 zu 8 581. 2. Eine Pfändung des Pachtrechts und die Anordnung einer Verwaltung zur Ausübung des Pfändungspfandrechts ist für die Regel nicht statthaft. (3n P. 11,238 war zwar die Zulässigkeit einer solchen Pfändung beschlossen und auch im Entwürfe der ZPO. im 8 749 a Abs. 2 der Anlage II zur D. eine derartige Bestimmung vor­ gesehen. Allein der Reichstag strich bei Beratung des Gesetzes über Abänderung der ZPO. die betreffende Vorschrift, vgl. Bem. X zu 8 549.)

Wenn jedoch vertragsmähig die Überlassung des Gebrauchs und des Pacht­ genusses an einen Dritten ausdrücklich im Einzelfalle gestattet wurde, wird insoweit auch die Pfändung des Pachtrechts statthaft erscheinen (s. Planck zu 8 596 und Stein Bem. II, 4 zu 8 857). Über Pfändung des Jagdpachtrechts vgl. Bem. 1,1,c,< zu 8 581.

II. Zu Abs. 2: Eemäh 8 569 mit 8 581 Abs. 2 steht beim Tode des Pächters den Erben des Pächters ein vorzeitiges Kündigungsrecht unter Einhaltung der gesetzlichen Frist zu (vgl. Bem. zu 8 569, sowie Bem. IV zu 8 565 und Bem. 3 zu 8 595). Dem Ver­ pächter jedoch wird diesen Falles ein derartiges Kündigungsrecht durch Abs. 2 — im Gegensatze zu 8 569 — ausdrücklich versagt. Hervorzuheben ist, dah sich die Kün­ digungsfristen, sowie die Termine, für welche die Kündigung zulässig ist, bei der Pacht eines Grundstücks oder eines Rechtes hier nach 8 595 bestimmen. Wegen der Kündigung, im Falle einer der mehreren Pächter verstorben ist, durch die Erben s. RGZ. Bd. 90 S. 328, auch Nachw. zu IW. 1917 S. 849. Die Bekanntmachung vom 7. Oktober 1915 über das Kündigungsrecht der Hin­ terbliebenen von Kriegsteilnehmern war für Pachtverhältnisse nicht

3. Titel. Miete. Pacht.

596 (III); 597 (1—5) 635

anzuwenden, s. RGZ. Bd. 89 S. 116 und die Aufs. LZ. 1915 S. 1348, GruchotsBeitr. Bd. 60 S. 56. III. Zu Abs. 3: Bei einer Versetzung des Pächters im Sinne des § 570 steht diesem ein vorzeitiges Kündigungsrecht nicht zu, im Gegensatze zur Miete.

§ 597.

Gibt der Pächter den gepachteten Gegenstand nach der Beendigung der Pacht nicht zurück, so kann der Verpächter für die Dauer der Borenthaltung als

Entschädigung den vereinbarten Pachtzins nach dem Verhältnisse verlangen, in

welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können,

zu

den Nutzungen

des ganzen Pachtjahrs stehen.

Die

Geltendmachung eines weiteren Schadens ist nicht ausgeschlossen. e. I, M2; II. 537; III, 590.

§ 597 bildet das Analogon des § 557 bei der Miete (vgl. Bem. zu § 557). 1. Er setzt voraus, daß der Pächter aus irgendeiner Veranlassung (z. B. es herrscht Streit über die Dauer der Pachtzeit) dem Verpächter den gepach­ teten Gegenstand nach Beendigung der Pacht nicht zurückgibt. 3m übrigen wird an sich nicht verlangt, datz Pächter einen tatsächlichen Nutzen weiter zieht, sondern es genügt für die Anwendung des Paragraphen, wenn der Pächter den Vertragsgegen­ stand der Verfügung des Verpächters überhaupt entzieht (P. II, 258). 2. Durch § 597 soll der Mindestbetrag der Entschädigung für die Vorenthaltung des Pachtgegenstandes (wie bei § 557) ein- für allemal als Grundnorm gesetzlich festgelegt werden. a) Während jedoch bei der Miete (§ 557) diese Entschädigung in der Fort­ entrichtung des Mietzinses genau für die Zeit der Vorenthaltung besteht, ist der Pachtzins nicht lediglich nach der Dauer der Vorenthaltung weiter zu bezahlen, sondern er kann nach dem Verhältnisse verlangt werden, in welchem die Nutzungen, die der Pächter während dieser Zeit gezogen hat oder hätte ziehen können, zu den Nutzungen des ganzen Pacht­ jahres stehen. Diese Regelung will dem Umstande gebührend Rechnung tragen, datz die im Laufe eines Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich häufig ungleichmätzig über das Jahr verteilen und verschieden anfallen. Für den betreffenden Zeitabschnitt kann demgemäh je nach diesen Umständen der Entschädigungsbetrag verhältnismähig höher, aber auch niedriger sein, als es der Pachtzins, nach der blotzen Zeitdauer der Vorenthaltung berechnet, wäre. Erstreckt sich freilich die Borenthaltung auf ein volles oder auf mehrere volle Pachtjahre, so kann natürlich lediglich die Zeitdauer entscheidend sein, und es kommt dasselbe Resultat wie bei § 557 zutage.

b) Der Maßstab, inwieweit der Pächter während der Vorenthaltung Nutzungen hätte riehen können, wird aus den Regeln einer ordnungsmätzigen Wirtschaft zu entnehmen sein; vgl. hiezu § 591 mit Bem.

3. 8 597 bleibt nicht beschränkt auf die Pacht von landwirtschaftlichen Grundstücken (so nach E. I), sondern erstreckt sich im Grundsatz auf alle Pachtungen, da auch bei anderen Pachtverhältnissen als bei Pachtungen landwirtschaftlicher Grundstücke die im Laufe des Pachtjahrs zu ziehenden Nutzungen sich ungleichmätzig über das 3ahr verteilen können, wie z. B. bei einer verpachteten Sommerwirtschaft (P. II, 257). 4. Über die Geltendmachung weiteren Schadens vgl. Bem. 2 zu 8 557. 5. Selbstverständlich bleibt auch hier stets zu prüfen, ob nicht eine stillschwei­ gende Verlängerung des Pachtverhältnisses im Einzelfalle vorliegt, worauf bte Grundsätze des 8 568 zur Anwendung kommen (vgl. hiezu Reuter D3Z. 1900 Sp. 478).

636 Vordem. (1,2)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

Vierter Titel.

Leihe.*) (Erläutert von Dr. Karl Kober,)

Borbemerkung. 1. Die Begriffselemente der „Leihe" sind aus § 598 zu entnehmen (vgl. die Bem. hiezu). Hienach ist Leihe die unentgeltliche Überlassung einer Sache zum Gebrauch unter der Verpflichtung Ihrer Rückgabe. Die Unentgeltlichkeit unterscheidet die Leihe von der Miete; der Sprachgebrauch des täglichen Lebens bezeichnet freilich vielfach auch die entgeltliche Überlassung beweglicher Sachen zur Nutzung als Leihe (z. B. Leihbibliothek, Maskenverleihinstitut, Pferdeverleihinstitut usw.); rechtlich ist letzteres aber Miete (vgl. näheres in Bem. 1 zu Z 598). Bon dem verwandten Darlehen unterscheidet sich die Leihe dadurch, daß dem Entleiher kein Berbrauchsrecht, sondern nur ein Gebrauchsrecht zusteht (vgl. hiezu auch Bem. 3, c ju § 598). Im übrigen schließt sich das Gesetz hinsichtlich der Rege­ lung der Gebrauchsüberlassung hier den Normen der Miete an und bezüglich der Unent­ geltlichkeit der Überlassung dem Rechtsgedanken der Schenkung. Über die Abgrenzung von der Schenkung vgl. übrigens auch Bem. 1,3, c zu § 516.

2. Die Leihe des BGB. entspricht im wesentlichen dem commodatum des ge­ meinen Rechtes.

a) Wie dort ist aber auch im Rahmen des BGB. wieder streitig geworden, ob die „Leihe" als ein sog. Konsensual-oder ein Realkontrakt aufzufassen,d.h. ob anzunehmen sei, daß das voll bindende Vertragsverhältnis erst durch die Hin­ gabe des Leih gegenständes zur Entstehung komme oder auch schon früher bei ein­ getretener Einigung der Parteien. Eine ausdrückliche Entscheidung findet sich darüber im Gesetze nicht, sie wollte auch nach den Vorverhandlungen (M. II, 444, P. II, 279) nicht getroffen werden. Für einen Konsensualkontrakt nach BGB. treten namentlich Cosack I S. 577, III, Windscheid-Kipp II S. 561 ein, sowie Hellmann in KrVJSchr. Bd. 41 S. 222 und ArchZivPrax. Bd. 90 S. 434, Zabel a. a. O. S. 3 ff., RGRK. Bem. 12 zu § 598. Cosack zieht dabei eine Parallele mit der Miete. Dagegen sind für die Annahme eines Realkontrakts: Planck Vor­ dem. I vor § 598, Endemann § 183 Anm. 1, Dernburg § 230 II, Gierke, DPrR. Bd. III § 198, Fischer-Henle zu § 598, Oertmann Borbem. 2 vor § 598, Schollmeyer, Einzelne Schuldverhältnisse S. 60, Crome Bd. II S. 587 und Kuhlenbeck a. a. O. S. 226, sowie auch Eck-Leonhard, Vorträge S. 505 und Schloßmann JheringsJ. Bd. 45 S. 1 ff., 78. (So auch bisher schon BLR. Tl. IV cap. 2 § 2.) Letzterer Auffassung ist, insbesondere mit Rücksicht auf die Fassung des § 598 (vgl. Bem. 7 hiezu) und auf § 604 Abs. 1 beizutreten. b) Nur muß natürlich der Verteidiger der Annahme eines Realkontraktes die Mög­ lichkeit und Rechtsverbindlichkeit eines bloßen Vorvertrags auf Leihe (pactum *) Schriften: Klein, Die Rechtsformen der Gebrauchsleihe, 1902; Kuhlen­ deck in IW. 1904 S. 226ff.: Der Leihvertrag, das Prekarium; Francke, Der Leih­ betrieb der öffentlichen Bibliotheken und das geltende Recht, Berlin 1905; von Blume, Das Reichsgericht und die Gefälligkeitsverträge, „Recht" 1908 S. 650; Krückmann JheringsJ. Bd. 54 S. 107ff. und SeuffBl. Bd. 74 S. 113ff., 153ff.; Zabel, Der Leih­ vertrag nach deutschem bürgert. Rechte, Leipzig 1910; vgl. auch die beim Darlehen (§ 607) angegebenen Schriften.

4. Titel.

Leihe.

B-rbem. (3) 637

de commodando) anerkennen. Dies geschieht auch zutreffend z. B. von Oertmann und Planck a. a. O., während Cosack a. a. O., von seinem Standpunkt aus folgerichtig, die Annahme eines solchen Vorvertrags als überflüssig und hinfällig erachtet. Das BGB. selbst schweigt von einem solchen Vorverträge, was aber die Annahme eines solchen nicht ausschließt, da dessen Inhalt sich eigentlich von selbst versteht. Vgl. hiezu im einzelnen Bd. I S. 609 ff., sowie auch Oertmann a. a. O. Ein derartiger Vorvertrag unterliegt den allgemeinen Vorschriften über Verträge (also nicht den Bestimmungen der §§ 598 ff.). So auch Planck a. a. O. und Kuhlenbeck a. a. O. S. 226; nähere Erörterungen gibt Oertmann a. a. O., der insbesondere darauf hinweist, daß auf den Vorvertrag die Haftungsbeschränkung des § 599 entsprechend anwendbar ist. Eine besondere Auffassung findet sich bei Schloßmann JheringsJ. Bd. 45 S. 1 ff., 72 ff., 78, vgl. dagegen aber Oertmann a. a. O. Vgl. ferner Bem. 8 zu § 605. Das pactum de commodando ist aber nur bindend und klagbar, wenn es in der Absicht gegeben ist, sich rechtlich zu binden, und nicht bloß eine gesellschaftliche Gesälligkeitszusage war (vgl. Kuhlenbeck a. a. O.; s. auch unten Ziff. 3). Dieser Vorvertrag hat eine gewisse Analogie mit der Schenkung; § 518 (Schriftlichkeit des Versprechens) findet aber keine Anwendung, zumal ja keine Vermögenszuwendung beabsichtigt wird, a. M. aber Oertmann a. a. O. c) Sachenrechtliche Wirkungen legt das BGB. der Leihe (im Gegensatz z. deutschen Recht) an sich nicht bei. Wegen des Besitzschutzes des Entleihers und der son­ stigen Rechtsbehelfe s. aber Bem. 4 zu 8 598. 3. Neben dem commodatum hatte das römische Recht als eine besondere Form den Begriff des precarium ausgebildet, und zwar als eine begünstigungsweise eingeräumte unentgeltliche Gebrauchsüberlassung mit voller willkürlicher Widerrufsmöglichkeit seitens des Verstattenden. E. I 8 558 hatte darüber eine Bestimmung getroffen, und zwar im Sinne einer Behandlung nach den Grundsätzen über Gebrauchsleihe. Vgl. auch M. 11,453. In II. Komm, wurde diese Bestimmung gestrichen. Man erachtete formell jenen 8 558 E. I lediglich als Anknüpfung an eine geschichtliche Reminiszenz, welche nicht verewi­ gungswürdig sei. Sachlich sei der Inhalt der Entwurfsbestimmung selbstverständlich, da in dem früher sog. Prekarium eigentlich nur eine Unterart der Leihe vorliege (P. II, 275 ff.). Das tägliche Leben kennt aber doch eine Reihe von Fällen, in denen jemand einem anderen aus Gefälligkeit die vorübergehende Nutzung einer Sache überläßt, ohne daß dadurch nach der Intention des Darbietenden die Rechtsfolge einer Leihe im Sinne der nachstehenden Paragraphen eintreten soll, insbesondere soll hiebei der andere nicht unmittelbarer Besitzer werden, z. B. ich leihe meinem Nachbar im Theater mein Opernglas, in der Eisenbahn mein Kursbuch, ich lasse jemanden eine Sache vorübergehend auf meinem Grundstücke niederlegen oder ich lasse jemanden bei Regenwetter unter mein Schutzdach treten usw. In allen solchen Fällen soll der Begünstigte nur ein momentanes Detentionsverhältnis, das auch sofort widerruflich sein soll, erhalten. Auf diese Verhältnisse wird man 8 855 (Besitzdienerschaft) BGB. anzuwenden haben (vgl. hiezu insbesondere Kuhlenbeck a. a. O. S. 228, 229, sowie ferner oben Einleitung Bem. 2,k S. 3 in Bd. II, 2 dieses Komm., Dernburg, Pand. 8 173 Anm. 1, Jhering, Besitzwille S. 518, Zabel a. a. O. S. 98 ff., Gierke, DPrR. Bd. III 8 198 Anm. 18. Das österreichische Gesetzbuch bezeichnet solche Fälle als Bittleihe, vgl. darüber eingehend v. Schey, Die Obligationsverhältnisse des Österreichischen Privatrechts S. 211 ff. Für das BGB. erhebt sich hier weiter die Frage, was für Rechtsgrundsätze im Falle einer Weigerung der Rückgabe oder im Falle einer Beschädigung durch die dar­ gebotene Sache (mein Freund verletzt sich durch meinen ihm zur Besichtigung gegebenen geladenen Revolver, den ich für ungeladen hielt) zur Anwendung kommen sollen. Wie

638 Bor-em. (4—6); 598 (1) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse. Kuhlenbeck a. a. O. mit Recht betont, wäre es unrichtig, hier die §§ 598 ff., insbesondere § 599 anzuwenden, es liegt vielmehr bei reinen Gefälligkeitsakten (also ohne das Herein­ spielen eines Auftrags, einer Berwahrungspflicht usw.) überhaupt kein Bertragsverhältnis vor. Der Eigentümer des Revolvers haftet für außervertragliches Verschulden nach Maßgabe der 88 823 ff. Außerdem stehen demjenigen, der die Nutzungen auf beliebigen Widerruf gestattete, die Rechtsbehelfe des Besitzers durchweg zu. Vgl. auch PrOBG. vom22.Okt. 1903 in DIZ. 1904 S. 512> ferner § 157 mit Bem., Planck Borbem. III a. E. vor § 598, Warneyer Bem. I zu 8 598; s. aber auch RGZ. Bd. 65 S. 17 und RG. LZ. 1918 Sp. 496, auch OLG. Bd. 18 S. 26 (KG.) und S. 28 (Kiel); s. ferner SeuffA. Bd. 61 Nr. 220 u. 221, Bd. 62 Nr. 255.

4. Es ist ferner die Frage aufgeworfen worden, wie die Fälle zu beurteilen seien, in denen jemand einseitig den unentgeltlichen Gebrauch einer Sache gestattet, ob insbesondere dadurch eine Rechtsverbindlichkeit des Gestattenden erzeugt werde. So beispielsweise bei mittelst Anschlags geschehener Verstattung von Schuttabladen, Wegbeschreitung (dem Publikum öffentlich zur Benutzung fr ei gegeben) usw. auf einem Grundstück. Ein solches Angebot benimmt selbstverständlich einem Handeln nach demselben den Charakter der Widerrechtlichkeit auf solange, aber auch nur insolange, als es nicht zurückgezogen ist. Damit entfällt auch die Möglichkeit eines Einschreitens wegen eines Geschehnisses fraglicher Art, das vor einer Zurückziehung des Angebots erfolgt ist. Letztere aber muß dem Anbietenden jederzeit freistehen. 5. Übersicht: Den Begriff der Leihe und die Hauptverpflichtungen bestimmt 8598. Die Haftung des Verleihers behandeln 88 599, 600; von der Erhaltung der Sache und dem Ersätze der Verwendungen handelt 8 601; 8 602 bezieht sich auf die Veränderungen und Verschlechterungen der Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden, 8 603 auf vertragswidrigen Gebrauch der entliehenen Sache. 8 604 betrifft die Verpflichtung zur Rückgabe, 8 605 die Kündigung der Leihe, § 606 die Verjährung von Nebenansprüchen. 6. Wegen der einschlägigen Sondervorschriften über Kündigung für Klein­ garten grün dstücke und nach der Pachtschutzordnung s. näher in Bem. II, 3 zu 8 604.

8 698. Durch den Leihvertrag wird der Verleiher einer Sache verpflichtet, dem

Entleiher den Gebrauch der Sache unentgeltlich zu gestatten.

r.

I, 549; II, 638; UI, 591.

1. Begrifflich stellt sich die Leihe (im E. I und M. II, 443ff. „Gebrauchsleihe" genannt) gemüh BGB. §§ 598, 604 dar als Hingabe einer bestimmten Sache zum unentgeltlichen Gebrauche gegen Rückgabe des nämlichen Gegenstandes. a) Der Nachdruck liegt auf der Unentgeltlichkeit sowie auf dem Rechte zum 6Io6en Gebrauch (nicht Verbrauch!). Über Abgrenzung von Miete, Darlehen und Schenlung vgl. Dorbem. 1. Würde für die Hingabe ein Entgelt bedungen, so läge rechtlich eine Miete und nicht etwa eine Leihe vor. Der Sprachgebrauch unterscheidet aber in Verwendung der Ausdrücke Leihe und Miete nicht so streng als die Rechts­ sprache und redet vielfach von Leihe, wo man von Miete reden sollte. So z. B. wird ersterer Ausdruck fast ständig angewendet bei der entgeltlichen Gebrauchs­ entnahme gegen Rückgabe von Büchern aus einer sog. Leihbibliothek (s. schon M. II, 443), von Wäsche in einer Badeanstalt, von Schlittschuhen auf einer Eisbahn usw. Vgl. Vordem. 1.

Über Filmleihe vgl. in Bem. B,1,3,x zu § 535. Die Unentgeltlichkeit, welche bei der Leihe gefordert wird, soll und kann übrigens nicht besagen, dab den Entleiher gar keine Kosten treffen dürfen. Schon ein Blick auf § 601 Abs. 1 lehrt das Gegenteil. Jenes Begriffs-

4. Titel.

Leihe.

598 (2) 639

«fordernis schließt vielmehr nur eine Gegenleistung des Entleihers zur Entlohnung des Verleihers aus. Vgl. auch unten Bem. 3, b. b) Von der Begriffsfestlegung des Leihvertrags als eines unentgeltlichen Ver­ trags weicht das Handelsgesetzbuch ab, das in § 318 auch eine ent­ geltliche Leihe von Aktien kennt, die es unter Strafe stellt, wenn sie zu dem Zwecke erfolgt, um den Vorschriften des HEB. über das Stimmrecht zu entgehen. Es liegt aber hier juristisch stets ein Mietvertrag vor (vgl. oben a. Kühlend eck a. a. O. S. 226, 227 und die Kommentare zu § 318 HEB.). Einen hier einschlägigen Fall behandelt RGZ. Bd. 38 S. 257ff. c) über die Bedeutung der Hingabe (mit Rückgabe) für die konstruk­ tiv ne lle Auffassung des Rechtsverhältnisses, insbesondere für die Verpflich­ tung des Verleihers vgl. Vordem. 2 nebst M. II, 444 (R e a l kontrakt, nicht Konsensualkontrakt). d) über das pactum dc commodando s. näheres in Vordem. 2, b. e) Über das precarium und ähnliche Verhältnisse des täglichen Lebens, sowie die sog. Gefälligkeitsverträge s. Dorbem. 3. f) Die Leihe ist im Grunde ein einseitig verpflichtendes Geschäft, aus dem Verpflichtungen des Entleihers entstehen, während Verpflichtungen des Verleihers nur möglicherweise erwachsen (vgl. §§ 600, 601 Abs. 2, 606). Die besonderen Regeln über gegenseitige Verträge, insbesondere die Einrede des nicht erfüllten Vertrags und das erleichterte Rücktrittsrecht, stnd daher auf den Leihvertrag nicht anwendbar; dagegen kommt dem Ent­ leiher das Zurückbehaltungsrecht aus § 273 in Ansehung von Gegen­ ansprüchen zu; so mit Recht Oertmann in Vordem. 4 vor § 598; vgl. auch RGZ. Bd. 65 S. 276 -- „Recht" 1907 Nr. 1145 (Leihe von Grundstücken). g) 3m Zweifel ist bei der Auslegung des Leihvertrags zugunsten des Verleihers zu erkennen, vgl. Danz, Auslegung der Rechtsgeschäfte S. 188. h) In der Vereinbarung einer Leihe kann unter Umständen auch der Abschluß eines Verwahrungsvertrags öder eines ähnlichen Rechtsverhältmsses (das nicht ein benannter Vertrag zu sein braucht) liegen, s. RE. in WarnC. 1910 Nr. 246, auch RG. in GruchotsBeitr. Bd. 53 S. 1045; das ist ins­ besondere dann möglich, wenn der bestimmungsgemäße Leihgebrauch der Sache unmöglich wird, anderseits der Wille der Parteien erkennbar darauf gerichtet war, daß die zur Sicherung bis zu bestimmter Zeit überlassene Sache zugleich aufbewahrt werden solle. i) Über das sog. Flaschenpfand vgl. Bem. V, 2, a a. E. zu § 433 S. 25 oben (die dort angeführte Entsch. des OLG. Hamburg nunmehr auch OLG. Bd. 45 S. 150). 2. Als Gegenstände der Leihe bezeichnet § 598 „Sachen", d. h. nach BGB. § 90 körperliche Gegenstände. a) Dies erstreckt sich mangels eines im Gesetze gemachten Unterschieds sowohl auf bewegliche wie auf unbewegliche Sachen. Die Leihe wird sich praktisch zwar zumeist auf bewegliche Sachen erstrecken. Immerhin ist auch eine Ver­ leihung einer unbeweglichen Sache nicht undenkbar und kommt tatsächlich vor, z. B. in Gestalt einer unentgeltlichen Überlassung eines Grundstücks oder Teiles eines solchen seitens des (Eigentümers an den Unternehmer einer Schaustellung, einer Festlichkeit oder dgl. zum vorübergehenden Gebrauche hiefür. (M. II, 443. Aus dem früheren Rechte vgl. PrALR. Tl. I Tit. 21 §§ 229, 233; sächs. GB. § 1173.) Auch die Fälle gehören hieher (vgl. Zabel a. a. O. S. 16), in denen jemand durch Anschlag die Benutzung eines Parkes, den Durch­ gang durch ein Grundstück, das Ab la den von Schutt auf einem Grund­ stücke gestattet, s. hiezu Vordem. 4, sowie auch OLG. (Breslau) Bd. 20 S. 209 (Benutzung eines Anschlußgleises). Auch ein Hypothekenbrief kann Gegenstand einer Leihe sein; § 952 steht nicht entgegen; RGZ. Bd. 91 S. 155. 3n der gegenwärtigen Zeit der Wohnungsnot kommt es häufig vor, »aß ein Wohnungsinhaber Verwandte, Freunde usw. ohne Entgelt bei sich ür kurz oder länger aufnimmt; dieses Rechtsverhältnis wird alsWohnungserhe rechtlich zu beurteilen sein, vgl. näher Metzler BayZ. 1926 S. 100; trittig ist hier insbesondere, ob die Vorschriften des Mieterschutzgesetzes hierauf anzuwenden sind; die Frage wird besser zu verneinen sein (ebenso Stern und Hertel zu 8 1 MSchG., Metzler a. a. O., Brandis ArchZioPrar. Bd. 121 S. 181 und nunmehr [3. Aufl.j auch Kiefersauer, Grundstücksmiete Bd. I S. 51 und S. 140).

640 598 (8)

VII. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

b) Aus der Rückgabepflicht nach 8 604 folgt von selbst für die Annahme eines

wirklichen und echten Leihverhältnisses eine Beschränkung dahin, datz der Leihbegriff nicht erstreckt werden kann auf die Überlassung einer sog. ver­ brauchbaren Sache zu einem solchen Gebrauche, durch welchen sie wirklich verbraucht, vernichtet oder in der Substanz unverhältnismätzig entwertet würde. Eine derartige Eebrauchsverstattung kann ein irgendwie anderes Rechtsverhältnis begründen und darstellen, aber eine Leihe liegt gewöhnlich nicht vor. Letztere könnte nur dann angenommen werden, wenn die Art des ver­ einbarten Gebrauchs so beschaffen ist, dah eben der wirkliche Verbrauch der Sache ausgeschlossen ist, z.B. bei blotzer Verwendung des verbrauchbaren Gegenstandes zu einer Schaustellung oder ähnlichem sie erhaltenden Zwecke. (M. II, 433, Schollmeyer, Einzelne Schuldverhältnisse S. 60 ff. und Kuhlenbeck a. a. O.) Es kann aber im Einzelfalle durch besondere Abrede eine Leihe mit einer Deräutzerungsbefugnis zu einem Innominatkontrakt verbunden werden: bis zum Augenblicke der Veräutzerung können dann die Grundsätze der Leihe an­ gewendet werden: vgl. Marck, Sicherungsübereignung (1917) S. 33, RG. „Recht" 1914 Nr. 1277.

c) Nicht ausgeschlossen ist, dab eine vertretbare Sache (z. B. ein Inh aber -

apier, Geldsorten usw.) unter Umständen und nach Gestalt der Ver-

ältnisse im Einzelfalle Gegenstand einer Leihe sein kann, z. B. zum Zwecke der SVerpfändung oder Stellung einer Kaution usw.; vgl. unten Bem. 3.

d) über eine „Verleihung" von Forderungen und Rechten schweigt das BGB.

Wie M. II, 443 ff. ersehen lassen, beruht dies auf Absicht. Dem Vorbilde des PrALR. Tl. I Tit. 21 88 299, 233 und sächs. GB. 8 1186 wollte man nicht folgen. Die M. a. a. O. enthalten hierüber folgende freilich nicht ganz klare Bemerkung: „Die Frage, welche Grundsätze anzuwenden sind, wenn ein Recht Gegen­ stand der Leihe ist, eignet sich nicht zu einer allgemeinen Entscheidung durch das Gesetz, sondern die Verträge, welche hier in Frage kommen, müssen konkret geprüft werden. In vielen Fällen wird sich dabei die Verleihung einer Sache herausstellen, in anderen eine Veräußerung oder auch eine Schenkung anzu­ nehmen sein, wieder in anderen «in Vertrag sich ergeben, der eine Auslegung gestattet, welche zu einer analogen Anwendung der für di« Gebrauchsleihe geltenden Rechtsnormen führt."

Die Fälle, in denen eine solche analoge Anwendung der Bestimmung des Titels über die Leihe in Frage kommen kann, dürften übrigens nicht häufig sein. Die Hauptanwendung wird vorkommen bei der unentgeltlichen Überlassung der Nutzung eines Rechtes, also z. B. eines Patentrechts (Lizenz): vgl. auch Kuhlenbeck a. a. O. S. 226, (fronte Bd. II S. 588. Wegen eines Zagderlaubnisscheins vgl. Cohn „Recht" 1913 Sp. 706. e) Ein leihähnliches Verhältnis stellt die Überlassung oonDienstbekleidungsstücken durch den Staat usw. an Beamte dar: vgl. RG. vom 26.3uni 1923 EisenbE. Bd. 41 S. 33. 3. Die leihweise Hingabe einer Sache erfolgt nur zum Gebrauch (Unterscheidung vom Darlehen) der Sache, und zwar auch lediglich zu dem vertragsmätzigen Gebrauche. (Vgl. 8 603.) a) Wegen der Gestattung einer Veräutzerung durch den Entleiher, die mit dem Leihvertrag verbunden wird, s. oben in Bem. 2, b a. E. b) Wurde als Gegenleistung ausbedungen, datz die Sache kn bestimmter Weise zu gebrauchen ist, so liegt ein reiner Leihoertrag nicht mehr vor, was insbesondere in Ansehung der Haftung des Verleihers (8 599) von Wichtigkeit ist (so mit Recht Planck in Bem. 8, Eck-Leonhard, Vortr. 8 82, Cosack I 8141,1, Enneccerus I 8 272 Anm. 1; a. M. Dernburg II 8 231 Anm. 5, (fronte II 8 246 Anm. 19, Zabel a. a.O. 6.36 ff.; vgl. übrigens auch Dem. II zu 8 603). c) Der Gebrauch kann auch darin liegen, datz vom Verleiher dem Entleiher z. B. gestattet wird, einen geliehenen Gegenstand zu einer Pfaudbeftelluug (etwa zur Bedeckung eines Lombardanlehens oder zur Aufrechtmachung einer Kaution) zu verwenden. An und für sich ist dies Leihe, wenn der Leih­ gegenstand gegen Rückgabe in der Substanz hmgegeben wird und solange er noch im Pfandverhältnisse befangen ist. Wird dieses aber realisiert, das Pfand als solches veräutzert, so hört freilich auch die Leihe als solche

4. Titel.

Leihe.

598 (4-10) 641

auf. Nachdem sich aber der Verleiher durch die Verstattung der Verpfändung (wenn auch nur stillschweigend) als damit ev. einverstanden erklärt hat, so muh angenommen werden, datz von der Realisierung des 'Pfandverbandes ab der Leihvertrag sich in einen Darlehensvertrag verwandelt, und zwar ge­ richtet auf einen Geldbetrag, welcher dem Werte entspricht, den das Pfand zur Zeit seines Verfalls gehabt hat. (Vgl. hiezu auch RGZ. Bd. 13 S. 128, BolzePr. Bd. 1 S. 207, SeuffA. Bd. 37 Nr. 63; s. ferner RGZ. Bd. 36 S. 161 ff. und Kuhlenbeck a. a. O. S. 227, 228.) Anders aber dann, wenn der Entleiher den zur Verpfändung bestimmten Leihgeyenstand in Wirklichkeit gar nicht verpfändet, sondern ohne Vorwissen und Zustimmung des Verleihers sofort verkauft, um auf diesem kürzeren Wege sich Geld zu schaffen. 3it solchem Falle kommt strafrechtlich etwa eine Unterschlagung und zivilrechtlich die Schadensersatzpflicht nach BGB. § 823 in Frage. ck) Leihweise Überlassung einer Geldsorte bedeutet wie im Effekten­ handel, dah Währung derselben Art zurückerstattet werden muh, RG. 3W. 1925 S. 525 = „Recht" 1925 Nr. 1241. 4. Hervorzuheben ist, dah der Verleiher bei der Leihe sein Eigentum am Leihgegenstande durchaus behält. 3m Besitzstände wird er mittelbarer Besitzer, der Entleiher unmittelbarer Besitzer (natürlich abgesehen von einer stattgehabten und realisierten Verpfändung). Darnach richtet sich auch der Besitzschutz. Bei der Fahrnisleihe genietzt der E n t l e i h e r auch Schutznach 8986 Abs. 2 gegen jeden Dritten, der vom Verleiher das Eigentum erwirbt; er hat auch den Heraus­ gabeanspruch nach § 1007 (vgl. Gierke DPrR. Bd. III S. 572).

5. Ein Fruchtgenuh an der geliehenen Sache ist an und für sich mit deren Gebrauch auf Seite des Entleihers nicht verbunden. Wollte er angenommen werden, müßte eine eigene daraus gerichtete Nebenverabredung vorhanden sein, deren 3nhalt dem Vertrage mindestens einen gemischten Charakter geben würde, wenn nicht gar dadurch die Begriffseigenschaft eine Leihe als ausgeschlossen zu erachten sein sollte. Fehlt eine derartige Verabredung, so bleibt trotz der Leihe der Anspruch auf etwa anfallende Früchte aus dem Leihgegenstande dem Verleiher, sofern und soweit nicht allenfalls die Verleihung selbst eine Fruchtgewinnung überhaupt ausschliehen sollte. 6. Über die Dauer des Gebrauchs vgl. § 604 Abs. 2 und 3 und § 605 nebst Bem. hiezu. 7. Abweichend von dem auf die Miete bezüglichen § 536 BGB. verlangt § 598 vom Verleiher nicht die Gewährung, sondern nur die Gestattung des Gebrauchs der Sache (insbesondere so wie sie zur Zeit der Hingabe gerade ist). Letzterer Begriff ist enger als Gewährung und schlietzt insbesondere eine förmliche Verschaffungs­ pflicht des Verleihers nicht in sich. (Daher trifft den Verleiher auch keine Pflicht zur 3n st and Haltung der Sache während der Vertragszeit.) Liegt freilich erst nur ein Vorvertrag auf Abschlietzung eines Leihvertrags vor, so kann allerdings die Beifchaffung der zu leihenden Sache zu den Vertragspflichten des künftigen Verleihers gehören. 3st aber schon «ine Leihe selbst durch Hingabe der Leihsache perfekt geworden, so beschränkt sich jene „Gestattung" naturgemäß namentlich darauf, datz der Verleiher vor Ablauf der Leihdauer nicht ohne gesetzlichen Grund die verliehene Sache zurück­ fordert und den Entleiher in deren richtigem Gebrauche nicht stört. (M. II, 445.) Eben deshalb gibt der Gebrauch des engeren Wortes „gestatten" im § 598 auch einen An­ haltspunkt für die dogmatische Annahme eines Realkontrakts. (Dernburg § 231, II verwirft die Unterscheidung zwischen Gebrauchsgewährung und Gebrauchsgestattung als „spitzfindig".) 8. Über die Frage, ob den Entleiher eine Rechtspflicht des Gebrauchs der geliehenen Sache trifft, s. Bem. II zu 8 603 und vgl. auch oben Bem. 3, b. 9. Hinsichtlich der Verleihung einer Sache, welche nicht dem Verleiher selbst, sondern irgend einem Dritten eigentümlich gehört, oder der Ent­ leihung einer dem Entleiher selbst eigentümllchen Sache ist das Ver­ hältnis hier ebenso gelagert wie bei der Miete. Beides ist denkbar und begrifflich nicht ausgeschlossen. Dgl. Bem. B, I, 2 zu 8 535, Oertmann Vordem. 1, b vor 8 598 und Zabel a. a. O. S. 22 und 24 ff. Wegen der hier bei der R ü ck g a b e auftauchenden Zweifelsfragen s. näher in Bem. I, 6 zu 8 604. 10. Einzelheiten: Das Rechtsverhältnis zwischen dem Unternehmer der Anlage einer elektrischen Leitung in einer Gemeinde und den Hausbesitzern, die der Elektrizitätsgesellschaft das Anbringen eiserner Träger auf den Hausdächern und die Herstellung der erStaudinger, BGB. II (Kober, Schuldverhältnisse). 2. Teil. 9. Ausl. 41

642 599(1—7); 600(1)

Vll. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

forderlichen Derschalungsarbeiten (unentgeltlich) gestatten, charakterisiert sich als Leihvertrag; s. OLG. (Kalmar) Bd. 9 S. 304; vgl. daselbst auch über Haftung für den durch Unvorsichtigkeit eines jugendlichen Telephonarbeiters entstandenen Brandschaden. Sackleihe oder Sackverkauf? OLG. Kalmar in LZ. 1908 Sp. 320; über „Sackmiete" im Getreidehandel als anfänglichen Leihvertrag vgl. auch Höniger. Gemischte Verträge S. 132ff., sowie über Rückgabe der Verpackung (Bier­ fässer) SeuffA. Bd. 66 Nr. 66; s. hiezu auch die Ausführungen über Sackleihe in Bem. 2 zu 8 448, sowie WarnE. 1920 Nr. 203 über Fahleihe. Wegen der rechtlichen Behandlung einer Mustersendung vgl. OLE. Braun­ schweig im „Recht" 1908 Nr. 1359 — SeuffA. Bd. 63 Nr. 222 (hier liegt weder Leihe noch überhaupt ein selbständiger Vertrag vor). Auf eine schenkweise Überlassung einer Wohnung sind die Vorschriften über Leih« anzuwenden; für die Rückgabe gilt § 604; OLG. Colmar ClsLothZ. Bd. 36 S. 637; Hins, der Frage einer Anwendung der Mieterschutzvorjchriften vgl. oben Bem. 2, a. Wegen Leih« eines Ladens vgl. OLG. (Hamburg) Bd. 20 S. 210. § 599. Der Verleiher hat nur Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit zu vertreten. e. I, 650; II, KM: III. 682.

1. Der Inhalt dieser Gesetzesstelle, welch« eine Ausnahme von § 276 be­ gründet, steht auf gleichem Standpunkte wie der analoge § 521 BGB. für einen anderen unentgeltlichen Vertrag» nämlich die Schenkung. Vgl. daher di« Bem. zu § 521 auch hierher. Aus dem älteren Rechte lätzt sich Hinweisen auf die vorbildlichen Bestimmungen in 1. 17 § 3,1. 18 § 3, 1. 22 D. 13, 6; PrALR. Tl. I Trt. 21 § 257; sächs. GB. 8 1177. 2. Der Grundsatz des 8 599 gilt auch in Ansehung der Haftung des Verleihers für ein ebenso geartetes Verschulden von Vertretern oder Gehilfen desselben. (Übereinstimmend Oertmann und Planck zu 8 599.) Er ist auch dann anzuwenden, wenn die Verleihung allein oder gleichzeitig im Interesse des Verleihers geschah (ebenso Oertmann Bem. 1, Planck Bem. 4). 3. Ein hier in Frage kommendes Verschulden kann schon gegeben sein beim Abschlüsse des Leibvertrags, wie im Laufe des Bestehens besserten. 2n letzterer Hinsicht kann das Verschulden z. B. liegen in Entziehung oder Storung des Leihgebrauchs, und zwar ersteres sowohl in Gestalt tatsächlicher Wegnahme der Sache, wie auch in einer Veräuherung des eigenen Rechtes des Verleihers über das Recht des Entleihers hinweg. 4. Der Ansicht, dah der Grundsatz des 8 599 auch auf einen Leih Vorvertrag zu erstrecken ist, rote Oertmann im Anschluß an M. II, 446 annimmt, ist zuzustimmen. 5. Der Entleiher hastet nach 8 276. Aus der Rspr. vgl. OLG. Marienwerder LZ. 1919 Sp. 496 (der Entleiher eines Wagens mit Pferden und Kutscher haftet nur allgemein nach 8 276; er selbst kann sich darauf verlassen, dah der Verleiher und dessen Kutscher den ordnungsmähigen Zustand des Wagens geprüft haben). 6. Über die Anwendbarkeit der Vorschriften über unerlaubte Handlungen vgl. Bem. 3 zu 8 600. 7. Wegen Gefälligkeitsverträge vgl. Vordem. 3 Abs. 2.

§ 600. Verschweigt

der Verleiher arglistig einen Mangel im Rechte

oder

einen

Fehler der verliehenen Sache, so ist er verpflichtet, dem Entleiher den daraus

entstehenden Schaden zu ersetzen. C. I, 651; II, 540; III. 699.

1. Vorstehende Bestimmung behandelt die Frage der Haftung des Verleihers für Mängel im Rechte an der geliehenen Sache, somit für Fehler (8 459) der­ selben. Wie bei der inhaltsoerwandten Schenkung ist diese Haftung des Verleihers, also des unentgeltlich seine Sache in Gebrauch Gebenden, hier sehr eingeschränkt, und zwar in Analogie mit den Vorschriften, welche je im ersten Absätze der 8s 523,

4. Titel. Leihe.

600(2,8); 601 (1-6) 643

524 BGB. enthalten sind. Dgl. daher die dortigen Bem. auch hieher. (S. auch M. II, 446 ff.) Zu vergüten ist der Schaden, den der Entleiher dadurch erleidet, dah er auf die Unentziehbarkeit und Fehlerfreiheit der Leihsache gerechnet hat; das Erfüllungs­ interesse kann nicht verlangt werden, vgl. Zabel a. a. O. S. 92. 2. Der Schadensersatzanspruch kann nicht bloh durch Klage, sondern auch vermittelst des Zurückbehaltungsrechts nach § 273 geltend gemacht werden (so zutreffend Oertmann Bem. 3 zu 8 600). 3. Bei einer Schädigung durch grobfahrlässige Unkenntnis des Mangels sind unter Umständen auch die Vorschriften des § 823 anwendbar, da die Bestim­ mungen über „unerlaubte Handlungen" und deren Rechtsfolgen durch die Rechts­ normen über Verträge nicht berührt werden. Dgl. Vordem. III vor § 823. Ebenso Planck Bem. 1, abw. Oertmann Bem. 1.

§ 601. Der Entleiher hat die gewöhnlichen Kosten der Erhaltung der geliehenen

Sache, bei der Leihe eines Tieres insbesondere die Fütterungskosten, zu tragen. Die Verpflichtung des Verleihers zum Ersatz anderer Verwendungen bestimmt sich nach den Vorschriften über die Geschäftsführung ohne Auftrag. Der Entleiher ist berechtigt, eine Einrichtung, mit der er die Sache versehen hat, wegzunehmen. E. 1, 553; II, 54t; III, 594.

1. Dem Verleiher legi § 598 nach abgeschlossenem Leihoertrage nur 'die Pflicht auf, dem Entleiher den Leihgebrauch zu „gestatten", nicht auch denselben zu „gewähren". Vgl. oben Bem. 7 zu 8 598. Mit Recht wird daraus gefolgert, dah darum auch, den Verleiher (sofern nichts anderes vereinbart wurde, was namentlich für die Haftungsfrage auch hier nach beiden Seiten zulässig ist) nicht die Verbindlichkeit treffen kann, die Sache während der Vertragszeit in ge­ brauchsfähigem Zustande zu erhalten. Dagegen liegt eine solche Ver­ bindlichkeit dem Entleiher ob, und zwar schon infolge seiner Pflicht, die Sache in dem nach Gesetz erforderlichen Zustande zurückzugeben (88 601, 604; Schollmeyer a. a. O. S. 61). 2. Aus der Erhaltungspflicht des Entleihers folgt dann weiter mit Notwendig­ keit, datz die Kosten für die Erhaltung des Leihgegenstandes im rückgabefähigen Zustande nicht dem Verleiher aufgevürdet werden können, sondem vom Entleiher zu tragen sind. (M. II, 447.) 3. Die im Abs. 1 8 601 begründete Verpflichtung beschränkt sich übrigens auf die gewöhnlichen Kosten der Erhaltung d. h. solche Kosten, wie sie eben unter normalen Verhältnissen im Leben zu erwachsen pflegen. Auhergewöhnliche Leistungen werden in diesem Punkte, soweit nicht besondere Vereinbarungen eingreifen, dem Ent­ leiher nicht zugemutet. Die hier erwähnten Fütterungskosten für ein verliehenes Tier (namentlich ein Zug- oder Reittier) sind nur beispielsweise („insbe.ondere") namhaft gemacht. Man wird z. B. auch die Heilungskosten leichter, im Laufe der Arbeit nicht un­ gewöhnlicher Krankheitsfälle gleichstellen dürfen; Zabel a. a. O. S. 84 ff. 4. Noch allgemeiner sprach E. I 8 533 von den „Auslagen, die der Ge­ brauch selbst verursacht", als einer Last des Entleihers. Die II. Komm, be­ zeichnete dies als selbstverständlich (P. II, 273) und setzte nur noch di« Last der Er­ haltungskosten eigens ins klare. Drese Verbindlichkeit bezieht sich übrigens sowohl auf bewegliche wie auf unbewegliche Leihgegenstände. 5. Der Entleiher ist nicht verpflichtet, über den Bereich des ersten Ab­ satzes hinaus noch weitere Verwendungen auf die Leihsache zu betätigen, wenn solches nicht durch Vertrag bestimmt sein sollte. Finden solche weitere Verwendungen seitens des Entleihers gleichwohl statt, so trifft den Verleiher eine Ersatzpflicht dafür nur in dem durch 8 601 Abs. 2 Satz 1 bezeichneten Umfange (s. 88 677 ff.; vgl. auch 88 450, 547 nebst Bem.). 6. Aus dem Rechtsgebote der Bewahrung von Treu und Glauben kann sich auch unter Umständen für den Entleiher die Verpflichtung ergeben, dem Verleiher über 4l*

644 601 (7); 608 (1-8); 608 (11,2)

VII. Abschnitt.

Einzelne Schuldverhältnisse.

notwendige Matznahmen zur Erhaltung der Sache Anzeige zu erstatten (so mit Recht Planck Bem. 5 zu 8 602). Über die Frage, ob und inwieweit eine Eebrauchspflicht des Entleihers anzunehmen ist, vgl. Bem. II zu § 603, sowie auch Bem. 3, b zu 8 598. 7. Über das im letzten Satze des § 601 erwähnte Wegnahmerecht des Ent­ leihers vgl. den auf die Miete bezüglichen § 547 Abs. 2 und die dortigen Bem., sowie 8 258 mit Bem.

§ 602. Veränderungen oder Verschlechterungen der geliehenen Sache, die durch den vertragsmäßigen Gebrauch herbeigeführt werden,

hat

der Entleiher

nicht

zu

vertreten. E. 1, 5M; II 542; III, 596.

1. Diese Vorschrift entspricht wörtlich dem von der Miete handelnden 8 548. Dgl. daher die dortigen Bem. auch hieher. Eine Anzeigepflicht des Entleihers in analoger Anwendung des 8 545 wird anzunehmen sein, s. Zabel a. a. O. S. 52 ff. 2. 8 602 ist namentlich auch wichtig für die Bemessung des Umfangs der Rück­ gabepflicht nach 8 604. Zuwachs, der von Natur oder dritter Seite der Leihsache Hinzutritt, geht zugunsten des Berleihers, s. Zabel a. a. O. S. 78 ff. 3. Was die Beweislast anlangt, so wird der Verleiher, dem die verliehene Sache beschädigt zurückgegeben wurde, nur das Vorhandensein des Schadens als solchen zur Begründung seiner Ersatzklage zu behaupten und zu beweisen brauchen; Sache des Entleihers ist es, zu seiner Entlastung nachzuweisen, datz der Schaden nicht durch einen von ihm zu vertretenden Umstand, insbesondere vertragswidrigen Gebrauch herbei­ geführt wurde; vgl. 8 282 mit Bem., OLE. Jena „Recht" 1902 S. 588, BayZ. 1909 S. 208.

§ 603. Der Entleiher darf von der geliehenen Sache keinen anderen als den ver­

tragsmäßigen Gebrauch machen.

Er ist ohne die Erlaubnis des Verleihers nicht

berechtigt, den Gebrauch der Sache einem Dritten zu überlassen. E I. 649; II, 543; III, 596.

I. Schon aus dem begrifflichen Wesen des Leihvertrags ergibt sich im allgemeinen,

datz der Entleiher von der Leihsache Gebrauch machen darf. In diesem Rechte wird der Entleiher aber vor allem eingeengt: 1. durch jene der Natur der Sache entspringenden Beschränkungen, die sich allgemein aus dem Begriffe „Gebrauch" im Gegensatze zum Verbrauche (vgl. Bem. 3 zu 8 598) ergeben; 2. durch positive Gesetzesbestimmung wird aber ferner nach 8 603 dem Entleiher besonders noch «ntersagt: a) ein anderer als der vertragsipätzige Gebrauch, sowie d) die Überlassung des Gebrauchs an einen Dritte« ohne besonders erteilte Erlaubnis des Berleihers. Z« a. Was als vertragsmätziger Gebrauch anzusehen ist, bestimmt sich nach Lage des Einzelfalles. 3n erster Reihe kommt es auf die besonderen vertragsmätzigm Abmachungen zwischen den Beteiligten an. Liegen solche weder in ausdrück­ licher, noch in stillschweigend zutage getretener Form vor, so kann Inhalt und Umfang der Beschränkung sich bestimmen nach der Art und Zweckbestimmung des Gebrauchs­ gegenstandes. Beispielsweise kann und darf ein verliehenes edles Reitpferd nicht ver­ wendet werden als Ackergaul, ein Operiermesser nicht zum Kartoffelschälen» eine Papier­ schere nicht zum Heckenstutzen. Dgl. auch Zabel a. a. O. S. 46 ff. 3m b vgl. die Bem. zu 8 549, sowie auch die Bestimmungen in 88 604, 605 Nr. 2. Die in diesem Punkte vorbehaltene Erlaubnis des Berleihers kann bei oder auch erst nach Abschlutz des Leihoertrags erteilt werden, ausdrücklich erfolgen oder auch nur aus den Umständen zu entnehmen sein (Planck zu 8 603). Diese Erlaubnis ist aber keine Zustimmung im technischen Sinne der 88 182 ff.; vgl. Bem. 2 zu 8 182; abw. Zabel a. a. O. S. 46 ff. Die besondere Bestimmung bei der Miete, datz der

4. Titel. Leihe.

603 (13-6, II); 604 645

Mieter auch bei erlaubter Gebrauchsüberlassung für das Verschulden des Dritten haften soll, ist nicht anwendbar, da das Gesetz sie hier nicht besonders erwähnt, übereinstimmend Oertmann; dieser weist übrigens a. a. O. mit Recht darauf hin, datz eine Heranziehung des § 278 zu entsprechendem Ergebnis führen muh (in letzterer Hinsicht übereinstimmend Planck Bem. 2, Kipp-Windscheid S. 596, RGRK. Bem. 2, vgl. aber auch Schneider JheringsJ. Bd. 53 S. 31 ff.).

3. Wegen Nichtbeachtung der vorerwähnten Einschränkungen des Gebrauchs gibt vor allem a) der § 605 dem Verleiher ein Recht sofortiger Kündigung. b) Die Frage, ob der Verleiher gegen den Entleiher auch auf Unterlassung des fehlerhaften Gebrauchs klagen könne, ist theoretisch zu bejahen, da ein dem § 550 bei der Miete entsprechendes Recht des Verleihers aus der Rechtsnatur der Leihe hergeleitet werden kann (ebenso jetzt Planck Bem. 1, a; dagegen aber Zabel a. a. O. S. 53ff.). Praktisch freilich wird kaum je­ mand, der jenes Kündigungsrecht hat, statt dessen besagte Klage anstellen. c) Jedenfalls steht dem Verleiher der Anspruch auf Schadensersatz Kegen dm Entleiher zu, wenn durch dessen gesetz- oder oertragswidrrgen Gebrauch die Leihsache zugrunde gegangen oder verschlechtert worden ist, und zwar auch bei zufälligem Untergang oder zufälliger Verschlechterung, ausgmommen der Zufall hätte auch ohne den Vertrags- oder gesetzwidrigen Ge­ brauch eingewirkt (Schoklmeyer a. a. O. S. 61). Der Entleiher wird sich ferner entlasten können, wmn er beweist, dah er in entschuldbarem Irrtum über die Grenzen des vertragsmähigm Gebrauchs handelte. Über die verschiedenen Meinungen vgl. Oertmann, Planck, RGRK. und Warneyer zu § 603.

4 Das vertragswidrige Verhalten des Entleihers kann zugleich einen Verstoh gegen die guten Sitten bilden, z. B. bei Ausschreibung einer Submission zeichnet der Geschäftsherr ein ihm von einem Bewerber zur Prüfung überlassenes Probestück ab und gibt die Zeichnung bekannt; RGZ. Bd. 83 S. 37, Warneyer zu § 603.

5. Wmn der Entleiher nach Ablauf der festgesetzten Zeit den Gebrauch der Leih­ sache fortsetzt, so handelt er selbstverständlich vertragswidrig und hat für den hieraus erwachsenen Schaden aufzukommen (Oertmann Bem. 2, b). 6. Die Frage, ob der Entleiher die geliehene Sache bei einer ihr drohendm Gefahr vor seinen eigenen Sachen zu schützen hat, ist nach den Umständen des Einzel­ falles zu würdigen; das Wertverhältms der Sachen zueinander wird hiebei eine Rolle spielen können (Oertmann Bem. 2, c, Warneyer zu § 603; abw. Gierke Bd. 3 S. 573 Änm. 28).

II. Eine andere Frage geht dahin, ob der Entleiher nicht etwa blotz berechtigt, sondern auch verpflichtet ist, den vertragsmähigm Gebrauch wirklich zu machen. Der Regel nach wird dies gemäh dem Wesen des ganzen Rechtsverhältnisses nicht wohl rechtlich verlangt werden können, zumal wenn, wie gewöhnlich, der Verleiher kein auf dm wirklichen Gebrauch abzielendes Interesse hat. Ausnahmsweise mag letzteres immer­ hin der Fall und eben deswegen das Verlangen des entsprechenden Gebrauchs gegen­ über dem Entleiher gerechtfertigt sein. So z. B. wenn bei der Leihe eines edlen Reit­ pferdes wirklicher regelmähiger Beritt nötig ist, damit das Tier nicht Schaden leidet. Selbstverständlich kann auch der wirkliche Gebrauch eigens auferlegt sein. (Ähnlich auch Planck und Oertmann; vgk. hiezu auch Kuhlmbeck zu § 598. Vgl. übrigens auch Bem. 3, d zu 8 598.) § 604. Der Entleiher ist verpflichtet, die geliehene Sache nach dem Ablaufe der für die Leihe bestimmten Zeit zurückzugeben.

Ist eine Zeit nicht bestimmt, so ist die Sache znrückzugeben, nachdem der

Entleiher den sich aus dem Zwecke der Leihe ergebenden Gebrauch gemacht hat. Der Verleiher kann die Sache schon vorher zurückfordern, wenn so viel Zeit

verstrichen ist, daß der Entleiher den Gebrauch hätte machen können. Ist die Dauer der Leihe weder bestimmt noch aus dem Zwecke zu entnehmen, so kann der Verleiher die Sache jederzeit zurückfordern.

646 604 (11-4)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

überläßt der Entleiher den Gebrauch der Sache einem Dritten, so kann der Verleiher sie nach der Beendigung der Leihe auch von dem Dritten zurück­ fordern. zu 8 611] S.40, Sigel S.66, Dernburg Sb. 2 8 305). v) Auch der Anspruch auf Tantieme und Gratifikation ist gegeben. ck) Provision kann der Angestellte dagegen nur dann verlangen, wenn sie ihm nach der Provisionsabrede ohne Rücksicht auf die von ihm entfaltete Tätigkeit »usteht. Wie hier Staub 8.63 Bem. 5, Titze S. 755; a. M. DüringerHachenburg 8 63 Bem. 6, Brand HGB. 8 63 Bem. 6. e) Besteht ein Teil der Vergütung in Naturaloerpflegung, z. B. im Essen im Hause des Arbeitgebers, so wird für die Regel als stillschweigende Ver­ einbarung anzunehmen sein, dah dies« Teil nicht ersetzt wird, wenn der Staudinger, BGB. ll (Kober-Nipperdey, Schuldverhöltmsse). 2. teil.

9. Ausl.

63

834 616 (V 8, VI 1,8) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

3. a)

b)

c)

Dienstverpflichtete ihn zufolge der Verhinderung der Leistungen nicht beziehen kann. Übereinstimmend Planck § 616 Bem. 2, c, Oertmann § 616 Bem. 4, Staub § 63 Bem. 6, Titze S. 755 mit weiteren Angaben: Hueck in HueckNipperdey S. 192. Abweichend Weinberg DIZ. 1905 S. 807 ff., Dernburg BGB. 8 305, III, b, Peters GewKfmG. Bd. 20 S. 284 ff.; z. T. auch Lotmar Bd. 2 S. 206. Das gilt auch beim Trinkgelderwerb des Kellners (vgl. Titze S. 756). Über den Spesenanfpruch des Reisenden vgl. Titze S. 850. Die Rechtswirkung des § 616 endet: Durch Wegfall der Dienftverhinderung in der Person des Arbeit­ nehmers und weiter dann, wenn die weitere Verhinderung des Arbeitnehmers eine von ihm verschuldete ist. Alsdann besteht wieder die Arbeitspflicht und es gilt das Prinzip des § 614. Durch Aufhebung des Dienstvertrages, fei es auf Grund Vertrages oder durch Zeitablauf oder rechtmätzige Kündigung. Erfolgt wegen der Behinderung eine berechtigte fristlose Entlassung, so bleibt der Bergütungsanfpruch für die Dauer der Kündigungsfrist bestehen. Das ist zwar nur im § 72, II HGB. und § 133, c, II GewO, ausgesprochen, ist aber auch im Falle sonstiger autzerordentlicher Kündigung anzunehmen (so auch Hueck bei Hueck-Ripperdey Bd. I S. 193). Stellt sich, nachdem der Lohn zunächst weitergezahlt ist, heraus, datz die Dienst­ verhinderung eine verhältnismähig erhebliche ist oder datz Verschulden oorliegt, so hat der Arbeitgeber den Anspruch aus ungerechtfertigter Be­ reicherung auf Rückzahlung der zu Unrecht gezahlten Beträge gegen den Arbeitnehmer.

Vl. Die Minderung des Bergütungranfpruchs.

Dem Bergütungsanfpruch aus § 616 Satz 1 stellt der zweite Satz eine Ein­ schränkung gegenüber. 1. Sie geht dahin, datz sich der Dienstverpflichtete vom Dienstberechtigten auf die von diesem zu gewährende Vergütung denjenigen Betrag anrechnen lassen mutz, der chm für die Zeit der Verhinderung aus einer auf Grund gesetzlicher Ver­ pflichtung bestehenden Kranken- oder Unfallversicherung zukommt (vgl. Helms MonSchr. f. Arb.- u. AngBers. 16, 377). Es ist eine Anrechnung seitens des Arbeitgebers und nicht umgekehrt ein Abzug des fortlaufenden Dienstlohns durch die Versicherungskasse vorgesehen. Darauf, wer die Beträge zur Kasse gezahlt hat, kommt mchts an (vgl. autzer § 616 noch § 133, c, II GewO., § 436 RVO ). Auf selbst genommene Privatversicherung und die Bezüge daraus erstreckt sich die Anrechnungsbefugms des § 616 nicht. Unter § 616 Satz 2 würden aber solche Ver­ sicherungen zu zählen sein, die auf Ortsstatut oder Polizeivorschrift beruhen, sofern eine Beitrittspflicht besteht. Die Bezüge aus Ersatzkassen sind amurechnen (vgl. aber auch Landmann-Rohmer GewO. Bd. 2 Bem. zu § 133, c). Bei Doppelversiche­ rungen kommen nur die Beträge in Betracht, die sich aus der gesetzlichen Versicherung ergeben (»gl. Sigel S. 66). Nur Barleistungen sind anrechnungspflichtig. Über die Anrechnung des Krankengeldes für Sonn- und Feiertage vgl. Nipperdey NZfAR. 1927 S. 215; anders Potthoff, Arbeitgeber 1927 S. 280. 2. Die Vorschrift des § 616 Satz 2 hat ausfchlietzenden und nicht blotz bei­ spielgebenden Charakter. (Dgl. Planck ß 616 Bem. 3.) Auf andere Fälle bezieht sie sich also nicht, insbesondere nicht auf eine Alters- oder Invalidenrente, nicht auf Bezüge aus privaten llnterstützungs- und Hilfskassen, nicht auf prioatrechtliche Ent­ schädigungen (z. B. nach dem Haftpflichtgesetz, Automobilgesetz), n i ch t auf empfangene Gebühren als Zeuge (der Zeuge kann auch die Zeugengebühr verlangen, wenn er einen Anspruch nach § 616 hat fvgl. Planck Bem. 3, c nnt Nachweisen, PrJMBl. 1903 S. 143, BayrJMBl. 1904 S. 50, SächsIMBl. 1903 S. 67]), nicht auf Diäten als Abgeordneter, Stadtverordneter usw., nicht auf die Entschädigung für unschuldig er­ littene Untersuchungshaft (wie hier Planck, BEB. § 616 Bem. 3, RGRK. 8 616 Bem. 4, Oertmann, BGB. § 616 Bem. 2 und GewKfmG. Bd. 26 S. lff., Titze S. 756, Sigel S. 66. Abweichend namentlich Lotmar Bd. 2 S. 206 ff., ferner Dern­ burg, BGB. Bd. 2 § 305, Blume „Recht" 1902 S. 8, Schlegelberger, Landarbeiter­ recht S. 100). Es fragt sich nur, ob der Arbeitgeber nicht die unter 2 genannten Einnahmen des Arbeitnehmers, die nicht unter § 616 Satz 2 fallen, im Hinblick auf § 281 für sich verlangen und mit diesem Anspruch ausrechnen kann (vgl. dazu vor allem

6. Titel.

Dienstvertrag.

616 (VI8,4, VII1,8, Vlll 1) 835

Lotmar Bd. 2 S. 207 ff.). Selbst wenn aber § 281 an sich zutreffen würd«, so ist er hier durch die Spqialvorschrift des § 6162 ausgeschlossen. Denkbar ist, daß in den Fällen, wo Gebühren und Diäten nur den Lohnausfall wett machen, eine stillschweigende Abdingung des § 616 oorliegt (vgl. Bem. VIII). 3. Der Arbeitgeber hat nicht die Befugnis zur Anrechnung solcher Auslagen, die aus der Inanspruchnahme eines Aushilfeersatzes erwachsen, sofern die Voraus­ setzungen des § 616 Satz 1 gegeben sind. 4. Die Anrechnung erfolgt nicht von Amts wegen. Der Arbeitgeber kann sie verlangen (so auch Planck § 616 Bem. 3, a). Hinsichtlich weiterer Einzelheiten über den Rechtscharakter der Anrechnung und die sich aus diesem Charakter ergebenden Folgen vgl. Bonn S. 90 ff., Kaskel S. 103, Döring, Die Fälle der Anrechnung 1927 (Kölner Diss.) S. 50 ff. VII. Konkurrenz der Anspruches aus 8 616 mit anderen Ansprüchen der Dienst­ verpflichteten. 1. Ist die Dienstverhinderung durch die unerlaubte Handlung eines Dritten ent­ standen (88 823 ff.), so wird der Arbeitgeber im Hinblick auf den Ersatzanspruch des Arbeitnehmers gegen den Dritten von der Verpflichtung aus 8 616 nicht befreit. Der Ersatzanspruch des Arbeitnehmers gegen den Dritten ist aber, soweit der Anspruch aus 8 616 besteht und realisierbar ist, hinsichtlich „Verdienstausfalls" nicht gegeben, da kein Schaden oorliegt. Auf keinen Fall findet eine Anrechnung des als Ersatz Erlangten nach 8 616 2 statt. 2. Hat der Dienstverpflichtete für die Zeit der Verhinderung (nach 8 616) ver­ tragliche Ansprüche auf Vergütung oder Entschädigung gegen Dritte (Versiche­ rung), so ist zu unterscheiden: a) Ist nach dem Vertrag für die Zahlung ein Schaden vorausgesetzt, so ist die Versicherungssumme tm Hinblick auf 8 616 nur fällig, wenn 8 616 vertraglich ausgeschlossen oder eingeschränkt oder der Anspruch aus 8 616 nicht realisierbar ist oder wenn der Dienstverpflichtete einen über den Berdienstausfall hinaus­ gehenden Schaden (z. B. ausfallender Nebenverdienst) gehabt hat. b) Ist die Entschädigung allgemein ohne Rücksicht auf Eintritt eines Schadens zugesagt, so bestehen Entschädigungsanspruch und Anspruch aus 8 616 neben­ einander. Eine Anrechnung nach 8 616 Satz 2 erfolgt nicht. Vgl. Planck 8 616 Bem. 3, c, d.

vni. s 616 ist eine Vorschrift dispositioen Recht-.

1. Wenn auch der 8 616 sozialen Rücksichten entsprungen ist, so trägt er nach fast allgemeiner Ansicht (vgl. die Kommentare zu 8 616, Titze S. 756, Kaskel S. 68, Enneccerus 8 364 Anm. 4, Hueck bei Hueck-Ripperdey Bd. I S. 194; abweichend allerdings Lotmar Bd. 1 S. 220, Bd. 2 S. 231 ff., Sinzheimer, Lohn und Auf­ rechnung S. 29, Nelken DIZ. 1903 S. 211) der Praris doch nur dispositioen Charakter. Dies ergibt sich insbesondere aus 8 619; denn wenn der Gesetzgeber den 8 616 ebenso wie die 88 617 und 618 als zwingendes Recht hätte behandelt wissen wollen, so hätte er dies sicherlich in 8 619 zum Ausdruck gebracht. Außerdem ist auch auf 8 63 HGB. und die Verhandlungen der Reichstagskommission hierüber zu ver­ weisen. wonach ausdrücklich abgelehnt wurde, jene Bestimmung für zwingendes Recht zu erklären (vgl. Sigel S. 63, Staub DIZ. 1902 S. 452, sowie auch RGZ. Bd. 38 S. 25). Auch das Reichsarbeitsgericht erachtet 8 616 ebenso wie 8 615 für dis­ positive Regeln (RAG. vom 16. Mai 1928 in Bensh. Sammt. Bd. 3 Nr. 2). Dgl. weiter Bensh. Sammt. Bd. 2 Nr. 49 LAG., 71 LAG. Gerade die Unsicherheit der Auslegung des 8 616 veranlaßt viele Arbeitgeber, den 8 616 von vornherein in den Arbettsverträgen auszuschließen. In den Tarif­ verträgen ist zuweilen bestimmt: „Nur die wirklich geleistete Arbeit wird bezahlt." Das bedeutet die Abdingung des 8 616 (und eventuell des 8 615) und die Wiederherstellung der Regel des §614. Zuweilen werden in den Tarifverträgen Voraussetzungen und Dauer des Anspruchs (meist nach der Beschäfttgungszett) näher bestimmt (vgl. zu der genannten Klausel Osthues, Schlich­ tungswesen 1922 S. 220, Möckel ebenda 1923 S. 123). Werden im Tarifvertrag die Dienstoerhinderungen, bei denen der Lohn gezahlt werden soll, offenbar enumeraliv aufgezählt, so liegt darin ein Ausschluß des 8 616. 58*

836 616 (VIII8,8, IX1,8) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

Es sind ferner Fälle denkbar, bei denen eine gegenteilige Vereinbarung sogar in der Natur der Verhältnisse liegt. Man denke z. B. an das Engagement eines Haus­ lehrers auf einzelne Unterrichtsstunden mit Verabredung der Entlohnung in bestimm­ tem Betrage für jede gegebene Unterrichtsstunde. Hier kann der Lehrer gewiß nicht Zahlung für einen Unterricht verlangen, den er aus persönlichen Gründen nicht leisten kann. 3n solchen Fällen entspricht es der Natur der Sache, eine den § 616 ausschliehende stillschweigende Vereinbarung anzunehmen (vgl. über vertragsmäßige Ordnung des Einflusses kurzer Verhinderungen auf den Lohnanspmch auch Siehr in DIZ. 1904 S. 1133 f.) . 2. Im übrigen kann die Wirkung der Vorschrift des § 616 durch Ausübung der Kündigung namentlich bei kurzen Kündigungsfristen u. L. beeinträchtigt werden (vgl. aber oben Bem. V,3,b), wobei aber die Vorschriften des Kündi­ gungsschutzes zu beachten sind (vgl. Vordem. IV, 5, d und VI vor §§ 620ff.). 3. Auch 8 616 Satz 2 ist dispositioes Recht. Es kann vereinbart werden, daß die Leistungen der Sozialversicherung nicht angerechnet werden. Umgekehrt kann eine weitergehende Anrechnung auch anderer Leistungen vorgesehen werden. IX. Die Sonderregelung für Handlungsgehilfe«, Handluagslehrlinge und ge­ werbliche Angestellte. über das Verhältnis der Sonderbestimmungen zu 8616 vgl.oben Bem. 1,3. Aus der Literatur beachte Liebrecht, Die Verhinderung des Handlungsgehilfen an der Dienstleistung durch Krankheit, Jahrb. Berl. KfmG. 1910 S. 110 ff., Majus. Der kranke Handlungsgehilfe in der Rechtspraris, Charlottenburg 1912 und die Kom­ mentare zum HGB. von Staub, Düringer-Hachenburg, Lehmann-Ring, Bem. zu 8 63 sowie die oben angegebene Literatur und Rechtsprechung. 1. Der Handlungsgehilfe (und Handlungslehrling 8 76) behält, wenn er durch unverschuldetes Unglück an der Leistung der Dienste verhindert war, seinen Anspruch auf Gehalt und Unterhalt, jedoch nicht über die Dauer von 6 Wochen hinaus. 8 63 HGB. ist mit 8 616 BGB. weitgehend identisch. Nur in folgenden Dünkten bestehen Unterschiede: a) Es muh sich um ein unverschuldetes Unglück handeln. Unglück ist jedes Ereignis, das für den Handlungsgehilfen ein L e i d bedeutet. Hierhin gehört wieder vor allem Krankheit, Tod naher Verwandter, Fehlgeburt, nicht nor­ male Schwangerschaft. Geburt, Schöffen- und Geschworenendienst. Abgeord­ netenmandat, Zeugenladung. Än den letztgenannten Fällen gilt 8 616. Dgl. dazu Titze S. 759 ff., Staub 8 63 Bem. 1 ff., Wölbling-Neumann-Schultz 1 Nr. 928 ff. b) Die Vergütung wird für 6 Wochen gezahlt, wobei es nicht darauf an­ kommt. ob diese Zeit im Verhältnis zur gesamten Dertragsdauer erheblich ist oder nicht. Über die Berechnung der Sechswochenfrist Wölbling-NeumannSchultz I Nr. 968ff. Sie beginnt am Tage nach dem Eintritt des Unglücks (8 187,1). Dauert die Krankheit aber länger als 6 Wochen, so kann der Hand­ lungsgehilfe auf jeden Fall für diese sechs Wochen, u. ll. nach 8 616 (wenn es sich um eine verhältnismäßig nicht erhebliche Zeit handelt) noch länger den Gehalt verlangen (OLG. Bd. 32 S. 94). Durch fristlose Entlassung wird die Pflicht aus 8 63 nicht beseitigt (8 72, II HGB ). Der Fnstbrginn der 6 Wochen ändert sich aber nicht (es beginnt nicht etwa mit der Kündigung eine neue Frist). Dgl. OLG. Bd. 3 S. 77. c) Nach 8 63, II braucht sich der Handlungsgehilfe Kranken- und Unfallgeld nicht anrechnen zu lassen. d) 8 63,1 ist dispositioes Recht Das entspricht der herrschenden Lehre (vgl. Staub 8 63 Bem. mit zahlreichen Angaben, RAG. in BenshSamml. I Nr. 16; abweichend Lotmqr Bd. 2 S. 224 ff., Titze S. 761). e) Dagegen ist das Verbot der Anrechnung im 8 63,II Satz 2 zwin­ gendes Recht. Dgl. RAG. in BenshSamml. I Nr. 16 S. 52. 2. Bei gewerblichen Angestellten gibt 8 133 c, II GewO, eine dem 8 63 ent­ sprechende Regelung. Nur ist hier wie nn 8 616 das Kranken- und llnfallgeld anzurechnen. 8 133c,II GewO, ist in vollem Umfange dispositives Recht. Über die Auslegung des 8 133c,II, der dem Wortlaut nach nur den Fall der fristlosen Kündigung trifft, aber nach richtiger Ansicht bei Fortsetzung des Dienstver­ hältnisses gilt, vgl. Huea bei Hueck-Ripperdey Bd. 1 S. 195 und die Angaben dort in Anm. 31.

617(11-4) 837

6. Titel. Dienstvertrag.

§ 617.*) Ist bei einem dauernden Dienstverhältnisse, welches die Erwerbstätigkeit deS Verpflichteten vollständig oder hauptsächlich in Anspruch nimmt, der Verpflichtete

in die häusliche Gemeinschaft ausgenommen, so hat der Dienstberechtigte ihm im Falle der Erkrankung die

erforderliche Verpflegung und ärztliche Behandlung

bis zur Dauer von sechs Wochen, jedoch nicht über die Beendigung des Dienst­

verhältnisses hinaus, zu gewähren, sofern nicht die Erkrankung von dem Ver­ pflichteten vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit herbeigeführt worden ist.

Die Verpflegung und ärztliche Behandlung kann durch Aufnahme deS Ver­ pflichteten in eine Krankenanstalt gewährt werden.

Die Kosten können auf die

für die Zeit der Erkrankung geschuldete Vergütung angerechnet werden. das Dienstverhältnis wegen der Erkrankung

von

Wird

dem Dienstberechtigten nach

§ 626 gekündigt, so bleibt die dadurch herbeigeführte Beendigung deS Dienst­

verhältnisses außer Betracht.

Die Verpflichtung deS Dienstberechtigten tritt nicht ein, wenn für die Ver­

pflegung und ärztliche Behandlung

durch

eine Versicherung

oder

durch

eine

Einrichtung der öffentlichen Krankenpflege Vorsorge getroffen ist. L. I

II

IN.

I. Allgemeiner. 1. Die 88 617, 618, 619 enthalten die prioatrechtliche Fürsorgepflicht des Dienst» berechtigten gegenüber dem Dienstverpflichteten (Arbeitsvertragsrecht) (vgl. oben Vordem. VII, A, 1, a. Über die öffentlichrechtlichen Fürsorgepflichten des Arbeiter­ schutzes und ihre prioatrechtliche Bedeutung vgl. Bem. Vl zu 8 618.

2. Die Bestimmungen der 88 617—619 gelten für alle Arten von Dienstver­ pflichteten. Für Handlungsgehilfen, gewerbliche Arbeiter und Angestellte und für Seeleute gellen bte besonderen Regeln der 88 62 HEB., 120aff. GewO., 59ff. SeemO.» die aber inhaltlich mit den Regeln des DGB. nn wesentlichen übereinstimmen. Subsidiär gelten aber auch für diese bte Regeln 88 617—619. 3. Die allgemeine und praktische bedeutsamste privatrechtliche Fürsorge­ pflicht regelt das BGB. int 8 618,1. Die Fürsorgepflicht für bestimmte Fälle ist im 8 617 (Krankenfür­ sorge) und im 8 618,11 (Fürsorge bei Aufnahme in die häusliche Gemein­ schaft) enthalten; sie tritt gegenüber der allgemeinen Fürsorgepflicht an Bedeutung zurück. 4. Die Bestimmungen der 88 617 und 618 haben eine ganz besondere Be­ deutung, da sie sozialpolitischen Rücksichten auf das Wohl der Arbeitnehmer als der in der Regel wirtschaftlich schwächeren Personen entsprungen sind. Dieser ihrer Bedeutung entsprechend haben auch beide Bestimmungen zwingenden Cha­ rakter (8 619). Dieser Rechtszwang begründet eine besondere Fürsorgepflicht des Dienstberechtigten für das leibliche und tn gewisser Hinsicht auch für das sittliche und geistige Wohl der von ihm angestellten Personen. Was an sich schon den Ge­ boten der Moral und Humanität entsprtcht. ist hier zu „einer im Wege des Prozesses erzwingbaren Rechts pflicht" (P. II, 285) erhoben. Wenn diese Vorschriften auch heute im Hinblick auf die gewaltige Entwicklung des modernen Arbeitsrechts einschlieh*) Schrifttum: Bgl. Schultzenstein, 8 617 BGB. ArchBürgR. Bd.23 S.219 bis 321 und Sonderabdruck, Berlin 1903; Bonn, Die Fälle der Anrechnung im Dienst­ vertrag nach BGB. und GewO., 1905 S. 39—57; Schultz, Die Gewährung freier Station an Angestellte, GewKsmG. Bd. 22 S. 225; Gößmann, Die zivilrechtliche Haftung des Unternehmers eines land- oder forstwirtschaftlichen Betriebs (und seiner Betriebsbeamten) während der ersten dreizehn Wochen nach dem Betriebsunfall eines seiner Arbeiter, SeuffBl. Bd. 74 S. 334ff.; Reichel Charlotte, Dienstvertrag der Krankenpflegerinnen unter Berücksichtigung der sozialen Lage, Jena 1910.

838 617 (II1—4, III1)

VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

lich des Sozialversicherungsrechts nicht mehr als etwas besonderes Erzeptionelles erfHeinen, so sind sie doch als eine soziale Errungenschaft und als eine Beonung des deutschrechtlichen Gedankens der persönlichen Für­ sorgepflicht im BGB. besonders zu begrüßen. Die praktische Bedeutung nament­ lich des § 618,1 ist sehr erheblich. II. Entstehung, Rechtsnatur und Anwendungsgebiet de« 8 617.

1. In den drei Entwürfen war eine Vorschrift dieser Art nicht oorgeschlagen; angeregt wurde sie allerdings schon in der II. Komm. (P. II, 284 ff.), sie wurde damals aber abgelehnt, und zwar hauptsächlich deshalb, weil eine derartige dem Ge­ biete des sogenannten Arbeiterschutzes zugehörige Bestimmung nicht ins BGB. gehöre, ihr Zweck auch schon durch § 616 wenigstens teilweise gewahrt werde. Später aber fand die Vorschrift in der RTK. Annahme (RTK. 47 ff.; vgl. auch StB. 87 ff.). Eine reichsrechtliche Sonderregelung besteht für die Schiffsmannschaft nach der SeemO. vom 2. Juni 1902 §§ 59 ff. Sie tritt für die Seeleute an die Stelle der Sozialversicherung. Wegen der Anwendung des § 617 auf den Dienstvertrag der Krankenpflegerinnen vgl. Charlotte Reichel a. a. O. Über den Referentenentwurf eines Gesetzes über die Beschäftigung in der Haus­ wirtschaft vgl. RABl. 1928 I S. 195. 2. Die durch § 617 geschaffene Legalobligation ist (vgl. Schultzenstein a. a. O. S. 219ff.) eine soziale Norm, die den Inhalt des Dienstvertrages bestimmt. Sie gehört dem Privatrecht an. Die Fürsorgepflicht (auch) des § 617 ist em Kor­ relat zu der durch den Dienstvertrag für den Dienstverpflichteten geschaffenen Treue­ pflicht. § 617 sollte im Grunde die Ausfüllung einer Lücke der reichsrechtlichen Krankenversicherung bilden. Durch den weitgehenden Ausbau der Krankenversicherung durch die Sozialversicherungsgesetzgebung (vgl. Vordem. VII, A, 1, c, B, 15) ist die Bedeutung des § 617 zurückgedrängt. 3. Der Anspruch aus § 617 ist kein Teil des Anspruchs auf die Vergütung für die geleisteten Dienste, sondern selbständiger Natur. Er ist natürlich kein familien­ rechtlicher Anspruch, auch kein Anspruch auf Schadenersatz, auch kein Versicherungsanspruch. Die Unpfändbarkeit des Anspruchs und seine Unübertragbarkeit ergibt sich aus § 851 ZPO. und § 399 BGB. 4. Im Verhältnis zu § 616 wird durch § 617 neben dem durch § 616 gewahrten Lohnanspruch unter besonderen Voraussetzungen noch ein besonderer weiterer An­ spruch, nämlich auf SrztlicheBehandlung und krankheitsgemäße Ver­ pflegung begründet. III. Boraussetzunge« der Försorgepflicht der 8 617.

Die Voraussetzungen der Pflicht zur Krankenfürsorge sind positiv« und negative. Es mutz ein besonders geartetes Dienstverhältnis vorliegen. Drei positive Erfordernisse müssen gegeben sein, nämlich 1. das Dienstverhältnis muß ein dauerndes sein, es muß 2. die Erwerbstätigkeit des Dienstverpflichteten vollständig oder doch hauptsächlich in Anspruch nehmen und es muß 3. mit Aufnahme des Dienstverpflichteten in die häusliche Gemeinschaft des Dienstberechtigten verbunden sein. Liegen diese drei Voraussetzungen gemeinsam vor, so kommt es nicht darauf an, von welcher sachlichen Beschaffenhert di« Dienste sind, ob es sich um Dienste höherer oder niederer Art handelt. Insbesondere erstreckt sich die Bestimmung nicht etwa bloß auf die Dienstpflichtigen, die unter den Begriff „Gesinde, Dienstboten, Hausgehilfen" fallen, sondern z.B. auch auf Hauslehrer, Handlungsgehilfen, Erzieherinnen usw., wenn nur die genannten Erfordernisse bei ihnen sämtlich zutreffen. Die negativen Voraussetzungen der Anwendung des § 617 bestehen darin. 1. daß der Arbeitnehmer die Erkrankung nicht vorsätzlich oder grob fahr­ lässig herbeigeführt hat (§ 617,1 Satz 1) und 2. daß nicht für die Verpflegung und ältliche Behandlung durch eine Set» sicherung oder durch eine Einrichtung der öffentlichen Kranken­ pflege Vorsorge getroffen ist (§ 617, II). 1. Positive Voraussetzungen.

a) Es muß ein dauerndes Dienstverhältnis vorliegen. Für den Begriff „dauemdes Dienstverhältnis" hat das Gesetzbuch eine bestimmte Zeitgrenze nicht

6. Titel. Dienstvertrag.

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festgestellt (vgl. 88 2218 BGB. und 940 ZPO.). Der Begriff unterliegt daher dem richterlichen Ermessen. Die Umstände des Einzelfalles sind $u berück­ sichtigen. Negativ ist zu sagen, daß nach den obwaltenden Berhältnissen, insbe­ sondere der Natur der Dienstleistung ($. B. nicht ständiger Krankenwärterdienst) oder der Absicht der Parteien, das Dienstverhältnis schon seiner Bestimmung nach (Schollmeyer, Einzelne Schuldverhältnisse 2.Aufl. S. 92) nicht als ein nur vorübergehendes, insbesondere nur aus Tage oder Wochen berechneles erscheinen, auch nicht bloß in einer Aushilfe für einen anderen ständigen Dienst­ verpflichteten bestehen darf (vgl. auch Oertmann 8 617 Bem. 2, a, Bonn a.a.O. S. 43 ff., OLG. Bd. 9 S. 290, 291). Ein dauerndes Dienstverhältnis liegt vor, wenn der Vertrag nach der Vereinbarung auf eine bestimmte längere Dauer abgeschlossen ist. Bei einem Dienstvertrag auf unbestimmte Zeit kommt es darauf an, ob Arbeitgeber und Arbeitnehmer tatsächlich mit einer längeren Dauer rechneten. Unter Umständen kann aber auch, ohne daß das Dienstverhältnis auf die Dauer angelegt war, die tatsächliche längere Dauer des Dienstverhältnisses es zu einem dauernden machen. Die Kün­ digungsfristen und die Lohnzahlungsperioden sind nicht entscheidend. (Vgl. dazu Staub 8 66 Bem. 13, Oertmann 8 617 Bem. 2, a, Planck 8 617 Bem. 3, b, Lotmar Bd. 1 S. 540.) Kurze Lohnzahlungsperioden und kurze Kündigungsfristen (z. B. tägliche Kündigung) kommen gar nicht selten vor. Das Dienstverhältnis muh aber Aleichwohl als ein dauerndes gelten. (Dgl. im übrigen auch Hachenburg, Dienstvertrag S. 50 ff., Schultzenstein a. a. O. S. 241 ff., Springer GruchotsBeitr. Bd. 50 S. 753 ff.) b) Das Dienstverhältnis muh die Erwerbstätigkeit des Dienstverpflichtete» vollständig oder doch hauptsächlich in Anspruch nehmen. Ob dies« Voraussetzung im Einzelfalle gegeben ist, ist jeweils Tatfrage. Zu betonen ist, daß der Nachdruck auf dem Begriff „Tätigkeit" liegt, d. h. also, das; eine hauptsächlich in Anspruch genommene Tätigkeit mit Erwerb gemeint ist. Maßgebend muß die Dauer der Dienstleistungen sein, nicht deren Inten­ sität und nicht das Einkommen hierfür (vgl. Schultzenstein q.a.O. S. 257,258, Lotmar Bd. 1 S. 403 Änm. 4, Meyer DIZ. 1902 S. 450. Vgl. auch die oben Bem. VIII, 8, a zu 8 611 erwähnten Kommentare zum Lohnpfändungs­ recht zu 8 1 LohnbeschlG., wo sich der gleiche Begriff findet). c) Der Dienstverpflichtete muß in die häusliche Gemeinschaft des Dienstberech­ tigten ausgenommen sein. Das Erfordernis der Aufnahme in die häusliche Gemeinschaft des Dienstberechtigten wird in der Regel (Ausnahmeverhältnisse sind denkbar) sowohl Teilung der Wohnung wie der Kost im Hause des Dienstberechtigten verlangen (so auch RGRK. 8 617 Bem. 2). Es sind das zugleich Umstände, die eine besondere Unselbständigkeit des Dienstverpflichteten und deshalb eine gesteigerte Fürsorgepflicht des Dienstberechtigten begründet erscheinen lassen. Daß auch eine Unterwerfung unter die „Zucht" des Arbeitgebers begründet sein müsse (so noch jetzt FischerHenle Bem. 2 zu 8 617), ist nicht zu fordern. Anderseits genügt es nicht, daß der Dienstleistende die Kost vom Dienstberechtigten bezieht, z. B. wenn er sie in einem eigenen Haushalt verwendet, nach Hause holt usw. Ebenso kann die Tatsache für sich allein, daß der Dienstverpflichtete im Hause des Dienst­ berechtigten lediglich eine Wohnstätte hat, den Begriff der häuslichen Ge­ meinschaft nicht decken (Hachenburg a. a. O. S. 53). In diesem Falle dürfte zwar 8 618, II hinsichtlich der Gewährung der Wohnung anzuwenden sein, nicht aber 8 617. Lotmar Bd. 1 S. 657 ff. hält es für den Begriff der häuslichen Gemeinschaft für genügend, wenn der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber unter das Dach aufgenommen ist, unter dem er wohnt, und erachtet die Beköstigung weder für erforderlich noch für ausreichend. Nur wenn die Beteiligten unter rweierlei Dach schlafen, soll di« Aufnahme in die häusliche Gemeinschaft voraussetzen, daß der Arbeitnehmer wenigstens bei der Hauptmahlzeit die Wohnung des Arbeitgebers zu teilen pflegt. Schultzenstein a.a.O. S. 259 ff. präzisiert als Prinzip eine Unterstellung des Dlenftverpflichteten in seinem dienstlichen wie außerdienstlichen Verhalten unter die Hausordnung des Dienstberechtigten (vgl. auch Bd. IV 8 1617 Bem. 2, a, Bd. V 8 1969 Bem. 4, Jaeger, Komm, z. KO. Bd. 1 S. 183, Crome Bd. 2 S. 650, Dernburg 8 306, Bonn a. a. O.

840 617(1118, IV 1) VII. Abschnitt. Einzelne Schuldverhältnisse.

S. 46, Hueck bei Lueck-Nipperdey I S. 226, Nipperdey, Artikel: Lausgehilfen im HandwB. d. NW.). Besonders schwierig gestaltet sich die Frage, wenn eine juristische Per­ son der Arbeitgeber ist (vgl. hierüber Lotmar Bd. 1 S. 661). Man wird hier ooraussetzen müssen, dah der Arbeitnehmer entweder in einem von der juristischen Person überlassenen Raum wohnt und in diesem Raum durch die juristische Person verköstigt wird oder dah dieses Doppelerfordernis, wenn die Arbeitspflicht gegenüber der juristischen Person besteht, im Hause des „konkreten Prinzipals" (vgl. oben Bem. ll, 1, a, t $u 8 611) ge­ geben ist. 2. Die negativen Voraussetzungen des 8 617.

») Ausgeschlossen ist die Anwendung des § 617 dann, wenn der Dienst­ leistende sich die Erkrankung vorsätzlich oder grobfahrlässig selbst zugezoaen hat (vgl. hierzu Schultzenstein a. a. O. S. 297 ff. und die oben Bem. III, 2 zu 8 616 gegebenen Ausführungen). Zu beachten ist hier, dab im Gegensatz zu § 616 nur grobe Fahrlässigkeit (nicht leichte Fahrlässigkeit) den Anspruch aus § 617 ausschlietzt. (Ente Abwägung im Sinn« des 8 254 findet hier nicht statt, da der Arbeitgeber nicht auf Schadenersatz in Anspruch ge­ nommen wird. b) Die fragliche Verpflichtung des Dienstberechtigten fällt weiter dann weg. wenn für die Berpflegung und ärztliche Behandlung durch eine Versiche­ rung oder durch eine Einrichtung der öffentlichen Krankenpflege Vor­ sorge getroffen ist. Durch diese Einschränkung ist die Bedeutung des 8 617 stark herabgesetzt. ,

ATT,