Gesammelte Schriften und Briefe. Band 3 Der Kampf: Die Mediascher Zeit 1821–1836 [(Fotomech. Nachdr. 2. Aufl.). Reprint 2019] 9783110844467, 9783110026870


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German Pages 353 [364] Year 1970

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Table of contents :
Vorwort des Herausgebers
An Becker, Salzer, Holzmann in Karlsruhe. Hermannstadt, 23. Jan. 1821
Becker und Salzer an Roth. Karlsruhe, 24. Febr. 1921
An Pfarrer Blessing in Nußdorf. Hermannstadt, Jan. 1821
An das Landesgubernium in Klausenburg. Kleinschelken, 25. Febr. 1821
An Pfarrer Martin Liedemann in Klausenburg. Kleinschelken, 25. Febr. 1821
Vorschlag über die zweckmäßige Organisation eines Schullehrerseminars in Mediasch. Kleinschelken, 25. Febr. 1821
An Michael Henter in Wien. Kleinschelken, 6. März 1821
An Johann Michael Wellmann in Mühlbach. Kleinschelken, 24. März 1821
An die Lehrer deutscher Nation in Siebenbürgen
Erste Fassung der Schrift „An die sächsische Nation in Siebenbürgen
An den Edelsinn und die Menschenfreundlichkeit der sächsischen Nation in Siebenbürgen. Eine Bitte« und «in Vorschlag für die« Errichtung einer Anstalt für die Erziehung und Bildung armer Kinder für den heiligen Beruf eines Schullehrer» auf dem Lande. 1821
Der gelehrte Nachlaß der Mediascher Jahre
Der Streit um das Rektorat
St. L. Roth als Prediger
Predigten St. L. Roths
Leichenreden St. L. Roths
Vom Beten
Inhaltsverzeichnis
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Gesammelte Schriften und Briefe. Band 3 Der Kampf: Die Mediascher Zeit 1821–1836 [(Fotomech. Nachdr. 2. Aufl.). Reprint 2019]
 9783110844467, 9783110026870

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Stephan

Ludwig

Roth

Stephan Ludwig Roth Gesammelte Schriften und Briefe

AuS dem Nachlaß herausgegeben von Otto Folberth

1970 Verlag Walter de Gruyter

Da unser Handbuch keinen Index hat, und ein solcher zur Repe­ tition und Rekapitulation, so wie zum Eintragen historischer Notizen nicht nur vorteilhaft, sondern unentbehrlich ist, so wurde denn hiezu damit der Anfang gemacht, daß jedem historischen Zöglinge ein Buchstabe zugeteilt ward, welche Verfahrungsart wir bis zu Ende der ersten Hälfte der Weltgeschichte, d. i. bis zur Geburt Christi, bei­ behielten. Weil aber, im Verlaufe dieser Arbeit, mancher Buchstabe zu selten vorkam, das damit beauftragte Individuum, aus Mangel an gehöriger Beschäftigung, von der Langenweile geplagt ward; so wurde mit Anfang der zweiten Hälfte eine andere Anordnung getroffen, nämlich: Togaten und Clamydaten bildeten zwei Abtei­ lungen, welche die Schlagwörter abwechselnd in ihre Hefte eintrugen. Hiedurch ward die Aufmerksamkeit gespannt, und es zeigte fich eine auffallend größere Teilnahme. Ms wir gegen Ende kamen, über­ raschte uns die Pfingstvakanz, und es blieb der ganze unendliche sechste Zeitraum übrig. Damit nun bei vorstehender Sommerprüfung zu Margaretae diese mühevolle Arbeit nicht etwa ins Stocken gerate, unterzog ich mich willig der Arbeit, die Schlagwörter aus dem sechsten Zeitraume zu sammeln. Mit Anfang der Diligenz ging es nun ans Ordnen. Die Schlagwörter aus der ersten Hälfte, d. h. bis auf Christus, hat Simon Theil, Chlamydat, allein geord­ net. Da wir nun zu Ende gekommen, mußte auch diese Sammlung, so wie alle übrigen, in das lexikalische Fachwerk des Ganzen eingereiht werden. 3n meinem Stübchen in der Badergasse ward denn alles von Freiwilligen zerschnitten und zur Ordnung nach dem A. B. C. mit nach Hause gegeben. Wer diese jungen Freunde gewesen, steht 1) Was nützlich zu wissen ist.

zu Anfang eines jeden einzelnen Buchstabens. Um aber die etwa eingeschlichenen Fehler zum Teil wenigstens auszumerzen, was freu lich sehr Not tat, wurden neuerdings Freiwillige unters Gewehr gerufen. Ihre Namen stehen ebenfalls bei den einzelnen Buch­ staben. Diese Freiwilligen hatten die Aufgabe, Schritt vor Schritt Orthographie, Seiten- und §8 Zahl zu untersuchen, auf die lexi­ kalische Folge genau Obacht zu geben, und endlich diejenigen Schlagwörter, die mehrmals vorkommen, so zu ordnen, daß die kleinere Seitenzahl der größeren vorgehen solle. Hiedurch glaubten wir in die Massa mehrmals vorkömmender Schlagwörter eine chro­ nologische Folgenreihe zu bringen. Dies ist aber nur zum Teil erreicht worden, es bleibt demnach auch in dieser Hinsicht eine reiche Nachlese übrig. Was sich mir, beim ersten Anblicke sogleich, als über­ setzn und fehlerhaft darstellte, habe ich an seine Stelle zu bringen nicht unterlassen, aber bei Allem ist noch viel Spreu zurück. Gegen die Ernteprüfung, oder großes Schulexamen, fing ich an zu wiederholen, aber, nachdem ich dieses Lexikon hatte, nicht mehr von Anfang des Schröckh, sondern bei A in diesem Register. Hiebei ging ich jedes Schlagwort durch. Zehn Schüler präparierten sich und ich examinirte. Mit dieser nützlichen Repetition gelangten wir aber nur bis zu Ende des A. Das große Examen ward, wegen des Schulbaues, in eine Revision verwandelt. Bei Gelegenheit dieser Repetition mußte ich als Lehrer wissen, was über jedes Schlagwort im Schröckh enthalten sei, war also, wie meine Schüler, gezwungen, vor der Stunde die zitierten §§ nachzuschlagen. Diese Repetition des Buchstaben A dauerte bis gegen Herbst. Hiebei ging ich alle Wörter und §§ durchs Die A ist also korrigiert. Eine gute Vorarbeit machte mir der liebe Chlamydat Joh. Baptist von Auffenberg, Sohn des Titl. Rittmeisters in Meschen beim Beschälldepartement. *) Der­ selbe bat sich dies Heft zum Abschreiben aus und korrigierte zu­ gleich, was nicht lexikalisch geordnet war. Nach seinen Anmerkungen sind sehr viele Wörter in ihre Stellen gerückt. Da wo Bögen, mit Enden wie Pfeile, stehn, ist jedesmal eine von seinen vielen Verbesi) Beschäler, Schälhengst = Zuchthengst.

sertmgen. Dies gewährt mir große Erleichterung. Obgleich mit dem lexikalischen Ordnen fertig, ist noch die Durchsicht der §§ jnrück. Mit B soll angefangen werden, wann? — Wenn ich mit der siebenbürgischen Geschichte fertig bin. Ist nun auch nicht ju leugnen, daß dieses Verzeichnis sehr fehler­ haft sei, so hat man auf der andern Seite die große Vollständigkeit und Brauchbarkeit nicht zu übersehen. Der Hauptnutzen, den ich mir für meine Person sowohl als auch für meine historischen Zöglinge verspreche, besteht 1. darin, daß ich mir in mein Handbuch mit Hilfe dieses Verzeich­ nisses alles, was ich in historids lese, an seinen Ort und Stelle eintragen kann. 2. Gedenke ich dieses alphabetische Verzeichnis von A—X so durchzugehn, daß ich den Schüler um das F a c t« m sowohl, als auch um die Zeit, wann sich etwas zugetragen, ausftagen werde; wobei es, meinen bisherigen Erfahrungen »ach, nicht fehlen kann, daß nicht T a t sa ch e, O r t und Z e i t tief eingeprägt werde. Geschrieben den 20. Nov. 1829. 7. Dissertationen! suam / de / Divisione historiae in genere et / Transsylvanicae in specie / coram / Inclyto Augustanae Confessioni addictarum in Magno Transsylvaniae principatu Ecclesiarum Supremo Consistorio / defendet / Stephanus Ludovicus Roth, / Gymn. Med. Lect. i. / M. D. C. C. C. X X. V. I. /

Don dieser Dissertation Roths sind 3 handschriftliche Exemplare erhalten, von denen zwei der Mediascher Gymn. Bibliothek, das dritte dem Brukenthalmuseum gehören. Gedruckt wurde sie nie. Das eine der Mediascher Exemplare ist in Pappe gebunden und trägt unter dem Titel den Vermerk: Defensa est die 14 Januarii 1829 in auditorio majori Gymn. Med. Aug. C. Add contra hunc temporis Pereximium Virum Josephum Draserum, Rectorem opponentem et D. Georgium Knopp, Collaborat. III.

Die Schrift zählt 56 Quartseiten und besteht der Hauptsache nach aus zwei Kapiteln. Im ersten werden die Grundsätze und die Gesetze der Ge­ schichtseinteilung im allgemeinen erörtert. 3m zweiten wird einerseits Kritik geübt an Martin Felmers *) Einteilung -er siebenbürgischen Ge­ schichte in dessen Werk Primae Lineae M. Principatus Transsylvaniae 1) Bedeutender siebenbürgischer Historiker. Cr lebte 1720—1767.

Historiam antiqui, medii et recentioris aevi exhibentes et illustrantes, Cibinii, Typis Petri Barth, 1780, andererseits der Entwurf einer neuen

und besseren Gliederung der siebenbürgische» Geschichte vorgelegt. Die wichtigsten Einwände Roths gegen Felmer sind: Sein erster Abschnitt reiche von der Sintflut bis 374 n. Chr. Der Beginn der Völkerwanderung sei aber für die siebenbürgische Geschichte nicht ein so wichtiger Zeitpunkt wie für die Universalgeschichte. Viel zweckmäßiger sei als Abschnittsgrenze das Jahr der Begründung Ungarns durch Stephan den Heiligen (1000 oder 1003 n. Chr.) zu wählen. Für die Zeit bis 1000 käme dann als ent­ sprechende Gliederung in Betracht: Siebenbürgen d. h. Dazien vor der Römerherrschaft, während und nach derselben. Die zweite Periode Felmers erstrecke sich von 374 bis 1538. Auch den Einschnitt beim Jahre 1538, da Siebenbürgen vertragsmäßig an den Zipfer Grafen Johann Zapolya fällt, unterzieht Roth einer Kritik. Ihm scheint der wichtigere Einschnitt nach der Schlacht bei Mohacs (1526) zu liegen, weil mit Ludwig II. die Könige aus ungarischen Blut aussterben, das Königreich Ungarn mit Oesterreich verbunden, Siebenbürgen von Ungarn zwar nicht vertragsmäßig, aber tatsächlich getrennt wird, um diese Zeit die Reformation in Siebenbürgen immer mehr an Boden ge­ winnt und die Türken gegen den Kaiser zu Hilfe gerufen werden. Auch das Jahr 1301 (Aussterben des Hauses Arpad) hat nach Roths Auffassung nicht die ihm von Felmer eingeräumte Bedeutung. Er empfiehlt über­ haupt eine mehr sachgemäße als eine von Personen ausgehende Einteilung. Die historisch bedeutsamen Ereignisse sollen für die Gliederung der Geschichte maßgebend sein. Er entwirft schließlich eine Disposition, nach -er die siebenbürgische Geschichte in vier großen Zeitabschnitten darzustellen wäre: 1. Siebenbürgen mit dem Königreich Ungarn noch nicht verbunden... bis 1003 n. Chr. II. Siebenbürgen mit dem Königreich Ungarn verbunden 1003—1526. III. Siebenbürgen vom Königreich Ungarn getrennt 1526—1699. IV. Siebenbürgen vom Königreich Ungarn zwar getrennt, aber mit ihm verbunden unter derselben Krone 1699— Diese Zeitabschnitte werden nun des Nähern besprochen, ihrem Sinn und ihren Ereignissen nach abgegrenzt und schließlich in Perioden und Unterabschnitte eingeteilt. Roths „Versuch einer neuen Einteilung" zu Beginn seiner „Geschichte von Siebenbürgen" (III, 180 ff.) ist eine fast wortgetreue Uebersetzung dieses Teiles seiner Dissertation ins Deutsche. Da er weiter unten wörtlich abgedruckt wird, erübrigt sich hier eine genauere Besprechung des lateinischen Entwurfes. Auf dem letzten Blatt enthält die Dissertataion außerhalb des Zusam­ menhanges mit dem behandelten Gegenstand noch zwei Gruppe» von Thesen und zwar: 5 Thesen über Vernunft und Glauben, und 12 Thesen über Christus und die Kirche. Ueber die Entstehungszeit dieser Dissertation siehe in, 133.

8. Kreuz-- und Querfragen aus der Siebenbürgischen Geschichte zur Prüfung im Jahr 1828. 16 Quartseiten. Der Text besteht aus 8 Fragen und deren genauer Beantwortung. Die Handschrift ist zweifellos ein Fragment. 13 zum selben Heft gehörige Blätter stnd unbeschrieben. 9. Geschichte von Siebenbürgen*). Das weitaus umfangreichste Werk, das je aus Roths Feder hervorgegan­ gen ist. — Die Handschrift ist, sicherlich im Aufträge Roths, zum beque­ meren Gebrauch in 3 Halblederbände gebunden worden. Alle drei tragen auf der Innenseite der Einbanddecke den Vermerk von fremder Hand: Samuel Schiel12) hat dieses Manuskript (dieses Buch) im Jahre 1847 den 18. Okt. zum Andenken erhalten von St. L. Roth. Der 1. Band enthält außer dem „Versuch einer neuen Einteilung"3), der dem Werk vorausgeschickt wird und weiter unten als einziges Bruch­ stück desselben hier abgedruckt werden soll, die Geschichte Siebenbürgens vor seiner Verbindung mit Ungarn, also ungefähr bis zum Jahre 1000 auf 123 Quartseiten. Der 2. Band enthält die Geschichte Siebenbürgens während seiner Verbindung mit Ungarn (1003—1526) auf 375 Quartseiten. Der 3. Band enthält die Geschichte des von Ungarn getrennten Sieben­ bürgen (1526—1699) auf 424 Quartseiten. — An seinem Ende befindet sich keinerlei Vermerk bezüglich Fortsetzung des Manuskriptes. Es erscheint aber ausgeschlossen, daß Roth bei seiner intensiven Beschäftigung mit der siebenbürgischen Geschichte über den 4. von ihm gesetzten großen Zeit­ raum des neuesten Siebenbürgen (1699—1829) keinerlei Aufzeichnungen gemacht habe. Ob sie freilich so weit gediehen waren wie die Arbeiten an den drei ersten Abschnitten, dürfte heute ohne weitere Funde schwerlich entschieden werden können. Scho» Obert4) kannte das Werk nur als Fragment. Auch die 3 ersten Bände an sich stellen aber durchaus keine abgeschlossene Fassung dar. Das verrät vor allem die Art des Textes, der viele Kor­ rekturen ausweist und sehr viele Ergänzungen auf eingeklebten Zetteln enthält. Es geht aber auch aus gelegentlich angebrachten Vermerken her­ vor wie z. B. aus einer längeren Ergänzung S. 236 des 3. Bandes zum Abschnitt über Gabriel Bathori, in der es u. a. heißt: „Ich setze dasselbe aus dem Grunde hier an, damit, bei einer künftigen Ueberarbeitung, ich missen möge, welche Schriftsteller allenfalls noch zu benutzen seien." Zu der an dieser Stelle angekündigten Ueberarbeitung des reichen Materials 1) 2) 3) 4)

Aufbewahrt in der Gymn.-Bibliothek in Kronstadt. Ein Kronstädter Freund Roths. Siehe die Dissertation S. 175 f. S. 74 seines II, 48 angegebenen Werkes.

Folbcrth, St. L. Roth. III.

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ist es leider nie gekommen. Roth wäre damit zweifellos in die Reihe der bedeutendsten siebenbürgischen Historiker eingetreten. Gleichwohl bietet schon die halbfertige überlieferte Fassung des Riesen­ fragmentes eine fließende, zusammenhängende Darstellung der geschicht­ lichen Ereignisse. Der Stil zeichnet sich mehr noch als sonst bei Roth durch Einfachheit und Anschaulichkeit aus, heftet sich unmittelbar an die Fersen der Geschehnisse, reflektiert kaum über sie. In keiner seiner größeren Schrif­ ten trat Roths lebendiges Ich so tief zurück in die Schatten der Dinge. Eben aus diesem Grunde aber kam das Werk für die Veröffentlichung in unserer Ausgabe nicht in Betracht. Die eingehende Beschäftigung mit ihm kann heute nur vom rein historischen Interesse diktiert werden. Aus solchem Gesichtswinkel betrachtet, müßte es allerdings sehr aufschlußreich sein. Deshalb seien die stebenbürgischen Historiker, die sich in völliger Un­ kenntnis dieses Werkes bisher befunden haben, nachdrücklichst darauf auf­ merksam gemacht. Ihren Sonderbemühungen, die hoffentlich nicht all­ zulange auf sich warten lassen werden, mögen alle die Feststellungen vor­ behalten bleiben, die zu suchen und zu prüfen der Herausgeber hier sich versagen muß: in Sonderheit die genaue Feststellung der Quellen Roths (der Hauptsache nach dürfte er sich auf die gedruckte Literatur seiner Zeit beschränkt haben, zum Teil hat er aber auch Archive durchstöbert), ferner die Beurteilung der Bearbeitung dieser Quellen, der Parteilichkeit oder Unparteilichkeit des Verfassers, der Originalität seiner Ansichten, kurzum, sie mögen sodann das noch unbekannte Porträt des Historikers St. L. Roth zeichnen. Vielleicht erfahren wir dann auch, welche Wirkung ihrer Meinung nach diese „Geschichte von Siebenbürgen" auf Um- und Nachwelt und vor allem auf die heimische Geschichtsschreibung ausgeübt hätte, wenn sie vor hundert Jahren (d. h. zwanzig Jahre vor der „Ge­ schichte der Siebenbürger Sachsen" von G. D. Teutsch) wirklich erschienen wäre. Als Entstehungszeit der Handschrift kommen vor allem in Frage die Jahre 1824—1830. Roth dürfte in dieser Zeit wiederholt Vorlesungen über stebenbürgische Geschichte am Mediascher Gymnasium gehalten haben. Ein Lehrbuch gab es dafür nicht. Einem im Nachlaß erhaltenen Verzeich­ nis der am Mediascher Gymnasium unter Roths Rektorat gebräuchlichen Lehrbücher ist zu entnehmen, daß die Weltgeschichte nach Schröckhs „Hand­ buch der Weltgeschichte *)", die siebenbürgische Geschichte jedoch „nach Ballmanns Manuskripten" unterrichtet wurde. Dieser Johann Mich. Ball­ mann 12) (1765—1804) war Lehrer am Mediascher Gymnasium gewesen und hatte außerordentlich reiche historische Manuskripte hinterlassen. Ob Roth als Geschichtslehrer sie ebenfalls benützt oder ausschließlich aus eigenen Handschriften vorgetragen hat, kann heute nicht mehr ent­ schieden werden. Allenfalls hat er als Geschichtslehrer eine hervorragende 1) Siehe III, 172 s. 2) Siehe in, 32 und Trausch, Schriftstellerlexikou der Sieb. Deutsche«, 1,47 ff.

Tätigkeit entfaltet. Das beweist nicht nur sein handschriftlicher Nachlaß, das beweisen auch die diesbezüglichen Aeußerungen seiner Biographen. Andreas Graeser *) (1814—1869), der — ein Schüler Roths von 1828 bis 1834 — hier als Kronzeuge anzuführen ist, schreibt S. 29 seiner Rothbiographie12): „Unvergeßlich bleiben seinen Schülern seine Vor­ lesungen über allgemeine und vaterländische Geschichte, worin er es meister­ haft verstand, das jugendlich bildsame Gemüt an den großen Charakteren der Vorzeit zu erwärmen und zu löblichem Tun anzueifern." Und Okert3) (1828—1908), der während seiner Mediascher Tätigkeit aus noch immer reichen mündlichen Ueberlieferungen über Roth schöpfen konnte, schreibt S.73 seines Rothwerkes4): „Den Glanzpunkt seiner Lehrertätigkeit bildeten seine Unterrichtsstunden in vaterländischer Geschichte. In diesem Lehrgegenstande bot sich ihm die ausgiebigste Gelegenheit, seinem Ideale über die Auf­ gabe der sächsischen Jugenderziehung durch die Schule nachzustreben, wornach die Schule bemüht sein soll, in jedem einzelnen das Urbild eines edlen Charakters, eines braven Bürgers und eines guten Sachsen zu verwirklichen. Er legte dem Unterrichte in vaterländischer Geschichte aus diesem Grunde hohen Wert bei, aber auch aus dem ferneren Grunde, weil durch das Be­ sinnen auf die eigene Geschichte der Sinn für die fernen Völker, für die fernen Zeiten, für die Weltgeschichte geschärft und belebt werde... Er lehrte Geschichte mit begeisterndem Einfluß auf seine Schüler. Und zu diesem Erfolge trug nicht wenig bei seine Ursprünglichkeit, Unbefangenheit und Natürlichkeit — Eigenschaften, die ihn befähigten, die Jugend nicht bloß für sich einzunehmen, sondern auch liebzugewinnen." Es besteht kein Zweifel, daß Roths Geschichts st u n d e n eine so starke Wirkung nur infolge seiner umfassenden Geschichts st u d i e n er­ zielen konnten. Beider gemeinsame reiche literarische Frucht war seine „Geschichte von Siebenbürgen", deren Disposition im Nachfolgenden ver­ öffentlicht wird. 1) Ueber sein Leben und Werk siehe Trausch, II, 14; III, 577. 2) Siehe I, 16. 3) Ueber Oberts Leben und Wirken siehe: Dr. Franz Obert von Dr. Eduard Morres, 1927, Kommissionsverlag H. Zeidner, Kronstadt. 4) Siehe II, 48.

Geschichte von Siebenbürgen Versuch einer neuen Einteilung. I. Hauptabteilung: Alte Zeit. Heidnisches Siebenbürgen. Siebenbürgen vor seinerVerbindung mit Ungarn — 1003 p.c. Inhalt: Siebenbürgen ist ein Teil längst verschwundener Reiche — ftöhnt den Götzen — und wird von Völkern bewohnt, deren Dasein aufgehört hat. Grenzen: Von den ersten Nachrichten bis zur Zeit, wo die Unger einen König wählen. Oder: Von der ersten Bevölkerung bis auf die Ueberwin­ dung Gyula^s durch die Unger, die einen Teil Siebenbürgens mit Ungarn vereinigen. Oder....... Bis auf Gyula^s Sieger, König Stephan I. Oder: Von.... 1003 n. Chr. G. Diese Hauptabteilung zerfällt in drei Abteilungen. -.Siebenbürgen vor der römischen Unter­ werfung. Inhalt: Siebenbürgen unter verschiedenen Völkern. Grenzen: Von verschiedenen Herren bis auf die Herrschaft der Römer. Oder:.... Bis zur Niederlage des Dacerkönigs Decebalus. Oder: .... Bis auf Kaiser Trajanus. Oder: .... 106 n.Chr. G.

2. Siebenbürgen unter den Römern. Inhalt: Siebenbürgen eine römische Besitzung. Grenzen: Von Begründung der römischen Macht in Sieben­ bürgen bis zum Verlöschen derselben. Oder: Vom Siege Kaiser Trajans bis zur Uebersiedlung römischer Bürger und Soldaten in Mösten. Vom Jahre 106—274 n. Chr. G. 3. Siebenbürgen nach der römischen Herr­ schaft. Diese weitläufigste, magerste und ungewisseste Abteilung zer­ fällt in vier Unterabteilungen. Inhalt: Siebenbürgen dubiae possessionis solum. Grenzen: Von der Räumung Daciens von den Römern bis zur Verbindung mit Ungarn. Oder: Don dem Aufgeben Daciens von den Römern bis zur Zeit des Herzogtumes des Gyula. Oder: Vom röm. Kaiser Aurelianus bis zum ersten ungr. König Stephanus I. Vom Jahre 274—1003. Unterabteilungen: a) Vom Ende der Römerherrschaft in Siebenbürgen bis zum Einbruch der Hunnen. Vom Jahre 274—374. b) Vom Einbrüche der Hunnen bis zum Einbrüche der Avaren. Dom Jahre 374—564. c) Vom Einbrüche der Avaren bis zum Einbruch der Unger. Vom Jahre 564—888. d) Vom Einbrüche der Unger bis zur Grundlegung des ungrischen Reiches. Vom Jahre 888—1003. II. Hauptabteilung. Mittlere Zeit. Katholisches Siebenbürgen. Siebenbürgen während der Verbindung mit Ungarn 1003 bis 1526. Inhalt: Siebenbürgen ein Teil des ungrischen Königreiches. — Römisch-katholisches Christentum. — Die an der Straße von

Siebenbürgen nach Ungarn liegenden Gegenden erhalten von den Siegern Bewohner; Bissener (Zekler) horsten auf den Bergen gegen Morgen; — gegen die benachbarten Komaner und ad retinendam coronam wird die südlichere Wüste (Hirten-land) Deutschen mit Brief und Siegel übergeben; in den Wäl­ dern bei Kerz und Fogarasch schweifen Machen und Bissener. Grenzen: Von der Verbindung Siebenbürgens mit Ungarn bis zur Trennung desselben. Von der Befiegung des Gyula bis zur Niederlage bei Mohacs. Vom ersten Ungerkönig Stephan bis auf Ludwig den Zweiten. Vom I. 1003—1526. Die 5 Abteilungen dieses Zeitraumes zerfallen in 2 Zeiten, in die Zeit der Arpader (3 Abteilungen) und in die Zeit der Herrscher ftemden Geblütes (2 Abteilungen). 1. Christentum und Königtum: Inhalt: Christentum und Königtum fiegt im Kampfe; — die neuen Könige, den h. Stephan ausgenommen, mißbrauchen die vom Volke auf sie übertragene Gewalt; — dem Volke ist die Regierungsart, das Ansehen der Ausländer am Hofe, die fremde Sprache beim Gottesdienste, die Ablieferung der Zehnden an fremde Geistliche ein Stachel im Auge. — Um zum Christen­ tum« zu nötigen, stößt der Eifer des bekehrten Hofes die be­ harrlichen Götzendiener in die Sklaverei der Leibeigenschaft. Die Geschichte dieser Zeit erzählt mehr ungrische als stebenbürgische Begebenheiten, mehr Regenten, als Landesgeschichte. Grenzen: Von der Besitznahme eines Teiles von Siebenbürgen bis zur Einberufung der Deutschen, denen flämisches Recht zu­ gesprochen wird. Vom ersten Ungerkönig Stephan bis auf Geisa II. Vom 1.1003—(1141 bis 1161). 2. Kolonistenwesen. Inhalt: Die Sachsen werden einberufen gegen einbrechende Nach­ barvölker und die Anmaßungen innerer Parteien. — Aus einer Wüstenei entsteht der Königsboden. Die Ritter im Burzenland.

Grenzen: Von der Einberufung der Sachsen bis zur Erteilung der Freibriefe für die ungrische Aristokratie und deutsche Demo­ kratie. Von Geisa II. bis Andreas II. (Jerusalemiter). Vom I. 1141/61—1224. 3. Constitutionen. Inhalt: Der Feudalismus und das Municipalrecht wird von Einem König, beinahe zu Einer Zeit für ewige Zeiten gut­ geheißen. Die deutschen Kolonien, bisher vereinzelt, erhalten am Gra­ fen von Hermannstadt ein Zentrum. Der Mordzug der Tataren bringt Siebenbürgen an den Rand des Verderbens. Grenzen: Don der Ausstellung der Privilegien des Adels und des Bürgertums bis zum Verlöschen des männlichen Stam­ mes Arpad. Von Andreas II. bis Andreas IN. Vom I. 1224—1301. 4. Ungrische Blütezeit. Inhalt: Fremde Könige. Welsche Könige verpflanzen die Kunst und die Leichtfertigkeit ihres Vaterlandes nach Ungarn. — Blütezeit des ungrischen Volkes. — Die Brust der Unger ist der Christenheit ein Bollwerk gegen den Halbmond. — Die drei Nationen in Siebenbürgen reichen sich die Hände zu Schutz und Trutz. — Offene Oerter erhalten Mauern d.h. es ent­ stehen die Städte. — Der geschundene Untertan rüttelt an den Ketten, wird aber in noch härtere geschlagen. Grenzen: Dom Verlöschen des männlichen Stammes Arpad bis zur Union der drei Nationen in Siebenbürgen. Von Andreas III. bis zum Waida: Lorandus Lepes de Varaskezö. Vom 1.1301—1437. 5. Verfall des Reiches. Inhalt: Siebenbürgens Völker verbinden sich 1. zur Niederhaltung der Untertanen auf adligem Grund,

2. gegen die Anfälle der Türken, 3. gegen Jedermann, der an ihren Privilegien frevelt. Der Vaida ist im Krieg und Frieden Oberhaupt der Unger; der Hermannstädter Graf ist Oberrichter und Anführer der Sachsen; der Szekler Freiheit wird von eigenen Volksgenossen untergraben. Grenzen: Von der Vereinigung der drei ständischen Nationen bis auf die Niederlage bei MohLcs. Vom Waida Lorandus Lepes de Varaskezy bis zum Waida (Statthalter) Johann, Graf von der Zips. Von König Sigismund bis auf den unglücklichen Ludwig II. Vom Jahr 1437—1526. in. Hauptabteilung. Neuere Zeit. Fürstliches Siebenbürgen. Siebenbürgen von Ungarn getrennt und unter eigenen Fürsten. 1526 b i s 1699. Inhalt: Siebenbürgen kehrt zu den reineren Quellen des Christentums zurück. — Uebergewicht des Adels. — Die Sach­ sen werden dünn und arm. — Die Szskler, ftüher frei, geraten in Untertänigkeit — ihre Beamten werden ihre Grundherren. Des Staates Wohlsein hindern: im Innern des Glaubens, der Völkerschaften und Verfassungen Verschiedenheit. An den Grenzen lauern zwei Kaiser. Oesterreich sät Zwie­ tracht ; die Pforte verwüstet. Sachsen und Katholiken (die Sprachund Glaubensgenossen) hangen dem österreichischen Hause an, Patrioten und Reformierten neigen sich auf die Seite der Türken, weil diese nur vorübergehend drücken, Oesterreich aber nach dauerndem Besitz strebt. Von einer Seite freie Ausübung der Religion, auf der anderen Jesuiten. Grenzen: Von der Niederlage bei MohLcs bis zum Karlowitzer Friede. Vom Grafen Johann von der Zips bis auf Apafi 11. Von Ludwig 11. bis auf Leopold den Großen.

Von der Losreißung Siebenbürgens von Ungarn bis auf die Unterwerfung an Oesterreich. Vom I. 1526—1699. Je nachdem die österreichische oder türkische Partei das Uebergewicht hat, entstehen aus dieser Zeit Abteilungen. 1. Kampf um Ungarns und Siebenbürgens Besitz, zwischen den Grafe» von der Zips und dem österreichischen Hause, 1526—1571. Inhalt: Türken sind Bundesgenossen. Im Gewühl des Bürger­ krieges erstarkt die Schar der Bekenner des Denkglaubens. Die armen SzLkler werden nach unglücklicher Wehr durch einen Landtagsbeschluß für stohnpflichtig erklärt. Grenzen: Von der MohLcser Niederlage bis zum Prager Vertrag. Vom Fürsten Johann von der Zips I.—II. seinem Sohn. Von der Wiege der Glaubensfteiheit bis zum Verlaufe ihrer Ausbildung in den drei Richtungen des Lutheranismus, Cal­ vinismus und Socinianismus. Don der Losreißung Siebenbürgens bis zur Anerkennung seiner Unabhängigkeit von Oesterreich. 2. Siebenbürgen unter den BLthori's, 1571—1606. Inhalt: Oesterreich bekommt dennoch das Uebergewicht, in geistlichen und weltlichen Angelegenheiten. Jesuiten wissen Fürst und Land einander zu entftemden. Die Sachsen erhalten ein geschriebenes Gesetz (Statuta). Grenzen: Von der österreichischen Bestätigung der Fürsten bis zur Abschüttelung dieses Joches. Von dem Prager Vertrag bis zum Wiener Vertrag. Von Entstehung der drei schwesterlichen Glaubensbekenntnisse bis zur bewaffneten Erkämpfung des freien Gottesdienstes. Von Johann II., Grafen von der Zips, bis auf Stephan Bocskai, Erkämpfer der Glaubensfteiheit.

Vom I. 1571—1606. z. Der tür kische Einfluß bekommt UeberHand, 1606—1656. Grenjen: Vom heiligen Krieg bis zum unglückseligen Zug nach Polen. Vom Wiener Vertrag bis zum Bündnis mit den Schweden. Von Stephan Bocskai bis auf Rakoczi II. Vom 1.1606—1656. 4. Verfall des Landes. Inhalt: Oesterreich faßt festeren Fuß. — Rakoczi II. bringt von 60000 Soldaten kaum 300 Reiter aus Polen jurück. Nun geht alles drunter und drüber; auf die Letzt will stch nie­ mand mehr entschließen, Fürst des Landes ju sein. Das Papst­ tum wird mächtiger. Grenzen: Vom polnischen Kriege bis zum Karlowitzer Friede. Von der Absetzung Rakoczis II. zur Abdankung des Fürst Apafi II. Von Georg Rakoczi II. bis auf Leopold den Großen. Vom I. 1656—1699. IV. Hauptabteilung. Neueste

Zeit. Kaiserliches Siebenbürgen. Siebenbürgen ist zwar von Ungarn getrennt, wird aber mit ihm zu­ gleich von demselben Throne regiert. 1699—1829. Inhalt: Ruhe und Ordnung kehrt jurück. Die Fürsten werden nicht gewählt, sondern geboren, daher keine Stürme beim Re­ gierungswechsel. Landtage aber werden immer seltener. Nicht sowohl Obrigkeit, als Regierung von oben. Der Adel bleibt in seinen Vorrechten, ohne seine kriegerischen Pflichten erfüllen zu müssen. Die Szekler bekommen ihre alte Bestimmung. Die Sachsen bezahlen ihre Schulden und räumen den walachischen Ankömmlingen das Recht des Grundbesitzes ein. Die verschie­ denen christlichen Glaubensbekenner vertragen sich, wenn sie sich selbst überlassen bleiben, wohl miteinander. Der Katholizismus

aber wird in die alten hierarchischen Besitzungen eingesetzt, und macht an einem Teile des walachischen Volkes eine weitläufige numerische Eroberung. Grenzen: Von der Abtretung Siebenbürgens an Oesterreich bis auf unsere Zeiten. Von der Abdankung Apafi 11. bis auf Franz 1. Von Leopold dem Großen bis auf Franz 1. Vom I. 1699—1829. 1. Kampf und Befestigung des neuen * werbs. Rakoczische Unruhen und Feststel­ lung des Guberniums. Von der freiwilligen Unterwerfung des Landes bis zur Dämpfung der Unruhen der Kurutze». Von Leopold dem Großen bis auf Karl den VI. Von Apafi II. bis auf die Entweichung des Kurutzenanführers Rakoczi. Vom I. 1699—1711. 2. Organisationen. Militarisierung. Von der völligen Dämpfung der Kurutzenunruhen bis zur Erhebung Siebenbürgens zu einem Großfürstentum, und den neueren Einrichtungen. Von Kaiser Karl VI. bis auf Maria Theresia. Vom I. 1711—1756. 3. Philanthropischer Despotismus. Don den Theresianischen Einrichtungen bis zur Restituierung der sächsischen Nation. Von der Erhebung Siebenbürgens zu einem Großfürsten­ tum bis zum Widerrufe Josephs auf dem Sterbebette. Vom I. 1756—1790. 4. Französische Revolution. Vom Widerrufe Josephs bis auf unsere Zeiten. Dom Tode Josephs II. bis auf Franz I. Don 1790—1829.

io. Index Documentorum Transsilvanicorum. Archiv! Superintendentialis Aug. Conf. Addict. Rerumque in eisdem contentarum, adjectis breviusculis hic ibi notulis curiosis pro faciliori Memoriae succursu. Eine Abschrift des, laut Angabe Roths, im August 1795 hergestellten Kataloges der Handschriftensammlung des Superintendeni ialarchivs. Er arbeitete mit großer Gewissenhaftigkeit daran in den Sommerferien 1830 «nd versah sie mit kurzen Jnhaltshinweisen und Anmerkungen. 38 Groß­ quartseiten. Aufbewahrungsort: Mediascher Gymnasialbibliothek. ir. Schicksale der Reformation nach 1526. Verloren gegangene Handschrift. Obert erwähnt sie Seite 72 seines II, 48 angegebenen Werkes ohne sie näher zu beschreiben und zitiert daraus drei kurze Abschnitte. 12. Naturrecht. Die Handschrift besteht aus 77 in der Mitte gebrochenen, zur Hälfte beschriebenen Quartseiten. Sie enthält 461 kurz gefaßte Paragraphen über folgende philosophische Gebiete: Privatrecht, Oeffentliches Recht, Staatsrecht, Völkerrecht, Familienrecht, Kirchenrecht. Die Handschrift verzeichnet keine Quellenangabe, macht aber den Eindruck eines Auszuges aus einem einschlägigen Werk. Sie trägt auf der ersten Seite den Ver­ merk: 1833/34, auf der letzten das Datum: 28. Mai 1834. Sie dürfte die Grundlage zu Roths philosophischen Vorlesungen gebildet haben. 13. Ode an Erzherzog Ferdinand, bestehend aus n lateinischen Strophen. Ihr vollständiger Titel lautet: Suam celsitudinem Regiam Ferdinandum Archiducem, Moenia IV ante Idus Majales intrantem, pie ac devote Medienses salutant. Die Unterschrift: Collegium Gymnasii Aug. Conf. Add. per St. L. Roth, rectorem. Die Ode ist in zwei Handschriften, in einem Entwurf und in einer Rein­ schrift erhalte». Sie wurde gelegentlich eines Besuches des Erzherzogs Ferdinand in Mediasch von Roth mit einer kurzen Ansprache überreicht. 14. Ode honoribus spectabilis ac generosi domini Andreae Krausz de Ehren­ feld, urbis sedisque Mediensis Consulis, omni, qua par est, mentis pietate et reverentia, ipso installationis die, dicata. 8 lateinische Strophen. Unterschrift: St. L. Roth, Rector. Die Ode wurde als Flugblatt in Foliogröße gedruckt. Im Nachlaß sind zwei Exemplare erhalten.

Der Streit um das Rektorat %n IZ. April 1831 fand (laut Eintragung in den Mediascher Konferenz»

Protokollen) die erste Konferenz der Gymnasiallehrer unter dem Vorsitz des neu erwählten Rektors St. $. Roth statt. Dieser machte „den Mit­ gliedern den Vorschlag: in Zukunft die vorkommenden Konferenzgegeastände in lateinischer Sprache zu verhandeln und auch das Protokoll in derselben zu führen". Sein Vorschlag wurde angenommen und ist während der Zeit seines Rektorates im großen und ganzen eingehalten worden. Da bis dahin in den Konferenzen nicht lateinisch gesprochen worden war und auch nach seinem Amtswechsel weiter nicht mehr lateinisch gesprochen wurde, könnte diese Forderung Roths leicht als eigenwillige persönliche Laune angesehen werden. Demgegenüber muß erwähnt werden, daß be­ reits am Zi. Mai 1823 Stadtpfarrer und Schulinspektor Johann Wagner laut Konferenzprotokoll gewünscht hatte, „daß in Zukunft das protocoiium conferentiaie in lateinischer Sprache geführt werde". Cs geschah aber tat­ sächlich erst vom Tage an, da Roth Präses der Konferenz geworden war. Die Konferenzprotokolle aus Roths Zeit, die alle erhalten sind *), bieten infolge ihrer formalen Abfassung zu wenig Aufschlüsse über seine Per­ sönlichkeit, als daß sie hiereingehend zu besprechen wären. Es tritt in der Hauptsache eine deutliche Schärfe, eine zielbewußte Strenge besonders in der Handhabung der Disziplinargesetze aus ihnen uns entgegen, die Roth sowohl Schülern als Kollegen gegenüber ausgeübt zu haben scheint. Leser, die über die allgemeinen Zustände am Mediascher Gymnasium zu dieser Zeit Bescheid wissen möchten, seien auf die „Geschichte des ev. Gymnasiums A. 95. in Mediasch12)" von Gustav Fr. Schüller hingewiesen. Am 14. Mai 1831, berichtet Gräser3), wurde Roth im Gymnasialauditorio nach herkömmlicher Weise installiert. Seine Inauguralrede ist verloren gegangen. Gräser, dem sie noch vollinhaltlich vorlag, zitiert daraus folgende Stelle: 1) Aufbewahrt in der Direktionskanzlei der St. $. Roth-Schule in Mediasch. 2) Beilage z«m Gymn.-Programm 1895/96, Hermannstadt, W. Krafft. 3) S. 29 seines 1,16 angegebenen Werkes.

Omnibus in rebus, quotquot vel sensibus nostris apparent, vel humanae rationi innotescunt, duo principia, motus et permanentiae, inter se certantia et de imperio mundi dimicantia animadvertimus. Alterum omnia variare — alterum nihil mutare studet ac sudat. Quod si cupiditati novarum rerum nulla deus injecisset frena, mundus universus in cineres et favillas redactus nimii motus triste esset monumentum; quod si vero lethargiae, principio permanentiae, nulla deus addidisset calcaria — vita ipsa et mors ipsa juxta esset aestimanda, societatisque humanae vita et theatrum nil nisi somnus esset et coemeterium. Quare modus est in rebus et certi denique fines, quos ultra citraque nequit consistere rectum. Ad servandam auream mediocritatem velocissimis cogitationum pedibus, rapidissimoque idearum volatui appensa sunt: vis corporum inertiae, et consuetudinis plumbea pondera. Diremtor autem omnis hujus litis nemo esse potest, quam divinus ille numinis aetemi afflatus, ratio. Rerum gradus haec incitare stimulo aut retardare debet freno, quum nec novitas nec vetustas bono nostro consulere possit, sed veritas et utilitas. Res per temporis decursus ad nos devolutae, ob vetustatem nec laudandae, nec recentes ob novitatem sunt damnandae. Falsa quae sunt, a canitie temporis veritatis autoritatem accipere nequeunt; eadem novitatis sola gloria vana est et ludicra* Absque Lydio lapide judicare, an mala suadeat an bona novarum rerum laudator, Violen tiae multum, sapientiae parum habet. Vestigia patrum premere et nullius et aqerrimi judicii hominem indicare potest; vestigia recti ac veri si fuerint, sequamur omnes, si minus, sanus nemo. Recte enim monet Sallustius: prius, quam incipias, consulto, et ubi consulueris mature, facto opus est. Si itaque novitas nec laudem, nec vituperium ullum vetustas involvat, omnibus in rebus non de tempore quaerendum est, sed de u tili täte. Hane animi mei sententiam, ante sacramentum juris jurandi mox praestandum, publice, qua symbolum Rectoratus mei, profiteri nullus dubito, in verba jurans: Probate omnia, et optima servate.

(Uebersetzirng):

In allen Dingen, die entweder unseren Sinnen erscheinen oder der menschlichen Vernunft sich kund tun, bemerken wir zwei Prin­ zipien, Bewegung und Beharrung, die miteinander streiten und um die Herrschaft der Welt kämpfen. Das eine bestrebt und bemüht sich alles zu verändern, das andere, nichts zu verrücken. Wenn daher dem Drang nach Erneuerung Gott keine Zügel angelegt hätte, würde die ganze Welt zu Staub und Asche werden und ein trauriges Denkmal von allzugroßer Bewegung sein; wenn hingegen der Trägheit, dem Prinzip der Beharrung, Gott keinen Sporn gegeben hätte, wäre das Leben dem Tode gleich zu achten, Leben und Schaubühne der menschlichen Gemeinschaft wären nur Schlaf und Friedhof. Daher ist in allen Dingen Maß zu beobachten, es gibt schließlich überall Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, aber doch erreicht werden müssen, wenn man das Richtige treffen will. Um den gol­ denen Mittelweg einzuhalten, sind dem schnellen Schritte der Ge­ danken und dem geschwinden Fluß der Ideen beigegeben: die Kraft der körperlichen Trägheit und das bleierne Gewicht der Gewohn­ heit. Der Schiedsrichter aber dieses ganzen Streites kann kein anderer sein als jener erhabene Hauch göttlicher Kraft, die Vernunft. Diese muß den Gang der Dinge entweder anspornen oder zügeln und hemmen, da weder Neuheit noch Alter unserem Wohl förderlich sein kann, sondern Wahrheit und Brauchbarkeit. Dinge, die im Lauf der Zeilen sich bis auf uns herab erhalten haben, sind, bloß wegen ihres Alters, nicht lobenswert, noch die neuen wegen ihrer Neuheit abzulehnen. Was falsch ist, kann durch das Alter der Zeit keine Glaubwürdigkeit gewinnen, ebenso ist der Ruhm der Neuheit allein eitel und lächerlich. Ohne kritisches Urteil zu entscheiden, ob ein Lobredner neuer Verhältnisse zu Schlechtem oder Gutem rät, verrät Willkür, aber keine Weisheit. In den Spuren der Väter zu wandeln, kann einen Menschen mit keinem oder mit sehr scharfem Urteil ver­ raten; wenn die Spuren zum Richtigen und Wahren führen, mögen wir alle sie betreten, wenn nicht, keiner, der Vernunft hat. Denn zutreffend mahnt Sallust: bevor man beginnt, muß man mit sich

zu Rate gegangen sein; ist das geschehen, so muß rechtzeitig gehandelt werden. Wenn daher weder Neuheit Lob, noch Alter irgendwel­ chen Tadel in sich birgt, so muß man bei allen Dingen nicht nach der Zeit, sondern nach der Zweckdienlichkeit fragen. Diese meine innerste Ueberzeugung vor der bald erfolgenden Ablegung des Eides offen als Glaubensbekenntnis meines Rektorates auszusprechen, trage ich nicht das geringste Bedenken und schwöre auf die Worte: Prüfet alles und das Beste behaltet. Die Wirksamkeit Roths als Rektor ist gekennzeichnet durch eine Menge Versuche verschiedenster Art, die pädagogischen Mängel der ihm unter­ stellten Anstalt zu beheben. Seine Bemühung um die Pflege des Gesanges geht, wie wir wissen (S. 115 s.), bereits auf frühere Jahre zurück. Dokumen­ tarische Belege über die Einführung des Turnens habe ich im Nachlaß keine finden können. Ich nehme aber an, daß auch dieser Versuch auf die ersten Mediascher Jahre zurückreicht. Eindeutig weiß Gräser darüber zu berichten: „So war er auch der Erste, der am Mediascher Gymnasium das Turnen einzuführen suchte; er selbst übernahm die Stelle des Turn­ lehrers, wozu er sich in Uverdon die notwendigen Kenntnisse erworben, übte und unterrichtete die Jugend in schulfreien Stunden in körperlichen Bewegungen und verband hiemit auf sehr geeignete Weise den Gesang. Das Turnen sollte, wie er sich öfters äußerte, den jungen Leutchen Beweg­ lichkeit und Kraft in den Körper, das Lied bewegliches und warmes Blut in den Adern geben *)." Weder Gesang noch Turnen konnten aber auf die Dauer durch ihn eingebürgert werden. Ueber die Anstellung Roths als Lehrer am Mediascher Gymnasium und den Beginn seiner pädagogischen Tätigkeit lese man nach die Seite 100 dieses Bandes. Am 27. Okt. 1822 rückte er, laut Eintragung in der Professorenliste, vor zum Kollaborator Hl, am 26. Mai 1823 zum Lektor II, am 2. Noo. 1824 zum Lektor I, am 1. Mai 1828 wurde er Konrektor, seit April 1831 war er Rektor. Aus einem im Nachlaß erhaltenen Verzeichnis über die Eintei­ lung des Unterrichtes in den Oberklassen geht hervor, daß Roth im Jahre 1832 wöchentlich 18 Stunden unterrichtete und zwar: Höhere Theologie 4 Stunden, Poesie 10 und Philosophie 4. Konrektor Brecht*2) unterrichtete zur gleichen Zeit 16 Stunden und zwar: Rhetorik 10, Griechisch 4, He­ il S. 28 des i, 16 angegebenen Werkes. 2) Brecht, Friedrich, geb. 1797 in Mediasch, seit 1821 Lehrer, seit 1831 Kon­ rektor, seit 1834 Roths Nachfolger als Rektor des Mediascher Gymnasiums. Ein Mann von unermüdlichem Fleiß und fast aller europäischen Sprachen kundig, berichtet die Schulgeschichte (in, 189). 1845, nach elfjährigem Rektorat, wurde er Pfarrer in Waldhütten, wo er 1879 starb.

bräisch 2. Lektor I Mangesius4)ebenfalls 16: Rhetorik 10, Geographie2, Niedere Mathematik 4. Lektor II Fritsch2) 15 Studentensyntax 10, Nie­ dere Theologie 3, Physik 2 usw. usw. Roth erhielt damals an Gehalt f. 230 W. W. (Brecht 165, Mangesius 138, Fritsch 138). Als Rektor der Anstalt hat er seiner vorgesetzten Behörde ;um Teil sehr um­ fangreiche schriftliche Reformvorschläge unterbreitet, die die verschiedensten Zweige des Schullebens betrafen — angefangen von der Aufstapelung des Holzvorrates für den Winter bis jur Umgestaltung bzw. Neugrün­ dung einteiltet Schulgattungen. Gerade seine zwei bedeutendsten Vorschläge sind indes verloren gegangen und können hier nur aus zweiter Hand, auf dem Umweg über die Biographen Gräser und Obert, vermittelt werden. Der erste bezog sich auf den alten Lieblingsgedanken Roths, die Aus­ bildung der Volksschullehrer zu verbessern. Da ihm die Gründung der von ihm geplanten großen Erziehungsanstalt für „Landschullehrer" (III, 53 ff.) nicht geglückt war, versuchte er nun wenigstens durchzusetzen, daß, wie Gräser berichtet3), „die künftigen Dorfschullehrer von ihrer frühern Kind­ heit an durch den regelmäßigen Besuch der Stadtschulen sich für ihren künf­ tigen Beruf vorzubereiten gehalten würben, damit durch Erziehung und Unterricht am bildsamen, kindliche» Gemüte erzielt werden könne, was bis­ her an den in späteren Jahren erst das Schullehrerseminar Besuchenden ver­ geblich angestrebt wurde." Aber selbst mit diesem nunmehr auf minimalste Forderungen herabgeschraubtea Reformplan konnte er nicht durchdringen. Der zweite Vorschlag betraf die „Errichtung einer Bürgerschule außer Zusammenhang mit dem Gymnasium" und wird von Gräser zum Teil zitiert. Es hieß darin4):

Da sowohl die Gelehrtenschulen als die Bürgerschulen eine ge­ meinschaftliche Basts, die Volksschule, haben, so mögen die Knaben, ehe sie die Bürgerschule vom Gymnasto absondert, diesen beiden zum Grunde liegenden Unterricht gemeinschaftlich genießen. Wenn endlich die heranrückenden Jahre der einzelnen Knaben zur Wahl und Entscheidung für einen besonderen Beruf in der bürgerlichen Gesellschaft veranlassen, tritt endlich die Absonderung der Bürger­ schule vom Gymnasto ein, und sie genießen weiter keinen gemein­ schaftlichen Unterricht mehr als denjenigen, welchen die Kirche als Versöhnerin aller Verschiedenheiten und Absonderungen erteilt. Diesem zufolge zerfällt die Bürgerschule in drei Abteilungen: 1. in eine Vorschule (Volksschule), die dem Gelehrtenstande und den Bürgern gemeinschaftlich sein soll; 1) III, 198, Anm. 1. 2) III, 195, Anm. 2. 3) S. 30 des 1,16 angegebenen Werkes. 4) Ebenda. F 0 lber 1 h, St. L. Roth. III.

2. in die eigentliche Bürgerschule, und 3. in eine Nachschule (Sonntagsschnle). Um aber bestimmen jn können, was in jeder einzelnen der ge­ nannten drei Abteilungen zu behandeln und zu erlernen sei, muß festgestellt werden, was für Forderungen im Allgemeinen an einen wohlgebildeten Bürgersmann billigermaßen zu machen seien. Unter einem solchen Bürgersmann verstehe ich allerdings etwas mehr, als der Alletag zeigt — er muß aber auch etwas mehr sein, wenn er der Träger der Kunst und der Handhaber einer Municipalverfassung sein soll, die vielleicht mir gleichviel Gold als Blut einstmalen er­ kauft, und jetzt nicht zu haben ist. Folgendes mag ungefähr von einem absolvierten Bürgerschüler zu fordern sein: 1. Er weiß den ganzen Catechismus, wie man zu sagen pflegt, inwendig und auswendig — Verstand und Gedächtnis. 2. Ms dem Gesangbuchs weiß er so viele Melodien, um Haus­ gottesdienst halten zu können. 3. Er liest und schreibt richtig und schön. 4. Es giebt keine Rechnung im gemeinen Leben, die er nicht machen könnte. 5. Er kennt die Verfassung seines Landes, seines Volkes und die Gesetze oder Statuten. 6. Er ist der Muttersprache so mächtig, daß er rechtsbeständige Aufsätze beurteilen und verfertigen kann. 7. Die Figuren der Geometrie kann er mit Zirkel und Lineal konstruieren und vermessen; er weiß aber auch durch Augen­ maß und freie Hand Modelle vor- und nachzuzeichnen. 8. Naturgeschichte, Geographie und Geschichte, besonders Sieben­ bürgens. 9. Seinen Baum hat er in der Stadt- und Stuhlsbaumschule pfropfen, copuliren, oculiren gelernt. 10. Ungrisch zum Handel und Wandel. 11. Technologie der Gewerbe.

Auch dieser Plan blieb unberücksichtigt liegen. Mag Roth mit seinen unablässigen Reformvorschlägen seiner vorgesetzten Behörde, dem Mediascher Lokalkonsistorium, unbequem genug gewesen sein, so hatten doch die Mitglieder dieser Körperschaft ein zu überjeugtes Wissen von seinem ehrlichen Eifer und seinen ungewöhnlichen Bemühungen um die An­ stalt, als daß von ihnen der erste Versuch unternommen worden wäre, ihn aus dem Rektorat ju verdrängen. Das geschah zunächst von einer andern Seite her. Es unterliegt keinem Zweifel, daß Roth eines stets sehr wenig verstanden hat: sich unter seinen Kollegen beliebt zu machen. Schon der im Anfang seiner Mediascher Tätigkeit gegen die Kollegen Harth, Müller und Ewerth begonnene Rangstreit (Siehe Hl, 100,131,139 ff.) dürfte ihm deren Sym­ pathien keinesfalls eingetragen haben. Dieser Rangstreit war dadurch ent­ standen, daß Roths Jfertener Aufenthalt ihm nicht eingerechnet worden war. Nachdem Roth den Streit vor dem Domestikalkonsistorium verloren hatte, appelierte er an das Oberkonsistorium. Dieses zog die Entschei­ dung jahrelang hinaus, bis sie durch die Beförderung seiner Gegner ins geistliche Amt*) und seiner selbst zum Konrektor (1828) schließlich überflüssig wurde. Als Rektor machte er sich unter den Kollegen sicher sehr unbeliebt durch die Forderung, daß in den Konferenzen lateinisch ge­ sprochen werden solle. Und man wird beim Lesen der betreffenden Pro­ tokolle den Eindruck tatsächlich nicht los, als habe Roth die lateinische Sprache gewissermaßen als Zaum gebraucht, mit dem die gegen ihn auf­ wallende» Leidenschaften seiner Kollegen gezügelt werden sollten. Trotz­ dem kam es nicht selten zu scharfen Auseinandersetzungen. Sein heftigster Widersacher im Kollegium war Sam. Traugott Fritsch12). Im Februar 1832 hatte er mit diesem einen Zusammenstoß, der amtlich ausgetragen und vom Lokalkonsistorium zugunsten Roths entschieden wurde3). Sicher­ lich ist es der Gehässigkeit dieses und seiner andern persönlichen Gegner zuzuschreiben, daß die allgemeine Meinung in der Stadt mehr und mehr feindseligen Charakter gegen Roth annahm und schließlich den Wunsch in 1) Harth, Johannes, 1795—1851, seit 1817 Lehrer am Med. Gymnasium, wurde am 24. Okt. 1822 zum 3. Prediger in Mediasch, 1823 zum Pfarrer in Mortesborf, 1840 zum Pfarrer in Marktschelken gewählt. — Müller, Georg, seit 1819 Lehrer, wurde am 1, Nov. 1824 3. Prediger in Mediasch, 1834 Pfarrer in Baaßen, 1854 Pfarrer in Scharosch. — Ewerth, Johann, 1793—1869, seit 1817 Lehrer, wurde am 26. Mai 1823 2. Prediger in Mediasch, 1830 Pfarrer in Busd, 1844 in Groß-Kopisch, 1849 (als Nachfolger St. L. Roths) in Meschen. 2) Fritsch, Sam. Traugott, 1797—1861, war seit 26. Mat 1823 Lehrer am Med. Gymn. Nach Roths Verdrängung aus dem Rektorat wurde er 1835 Konrektor, am 3.2. 1837 dritter, 1838 zweiter, 1839 erster Prediger. 3) Die betreffenden Akten veröffentlichte ich im Archiv für siebenbürgische Landeskunde, Bd. 45, als erste des „Degradierungssireites St. L. Roths".

der Bürgerschaft laut werden ließ. Roth von seinem Posten bei nächster Gelegenheit zu entfernen. Dies führte dann zu dem denkwürdigen De­ gradierungsstreit, in den Roth schon nach dreijähriger Tätigkeit als Rektor im März 1834 verwickelt wurde und der fast ein ganzes Zahr hindurch die Gemüter der Mediascher in Aufregung hielt. Die genauen amtlichen Akten dieses Streites veröffentlichte ich im Archiv für siebenbürgische Landeskunde, Bd. 45, Hermannstadt 1930, S. 372 bis 431 unter dem Titel: „Der Degradierungsstreit St. L. Roths."x) Da dem Charakter unserer Ausgabe entsprechend hier höchstens Roths eigene Schriftstücke in dieser Angelegenheit, nicht auch die zum Teil sehr umfang­ reichen seiner Gegner oder der Behörden abgedruckt werden konnten, mag die Entwicklung des Streites hier in großen Zügen angedeutet werden. Er begann damit, daß Roth am 25. März 1834 ahnungslos von der Nachricht überrascht wurde, er sei zum Pfarrer der Nachbargemeinde Wurmloch gewählt worden. Er hatte niemals darum gebeten, bei dieser Wahl berücksichtigt zu werden, da er seine Mission als Rektor in Mediasch noch lange nicht als erfüllt ansah. Trotzdem war er vom zuständigen (Mediascher) Forum in die betreffende Kandidationsliste aufgenommen und von den Wurmlöchern fast einstimmig gewählt worden. Roth lehnte noch am selben Tage die Annahme der Wahl ab. Seiner Weigerung wurde stattgegeben und in einem zweiten Wahlgang nach Wurmloch gewählt der zweite Prediger an der ev. Kirche in Mediasch Michael Henker. Einen Monat später, am 25. April 1834, sollte die nun vakant gewor­ dene Stelle des zweiten Predigers in Mediasch besetzt werden. Roth hatte sich beim Bürgermeister die Kandidation zu dieser Stelle ausdrücklich ver­ beten, „da er als Rektor mit seinem Dienst vollkommen zufrieden sei und keine Veränderung wünsche". Auch machte der Stadtpfarrer das Kandi­ dations- und Wahlforum darauf aufmerksam, daß bei der letzten Wahl in diese Stelle Roth übergangen worben sei, um der Schule erhalten zu werden, und daß statt ihm sein Hintermann, der nunmehrige Wurmlöcher Pfarrer, zum Diakonus befördert worden sei, welcher Umstand, falls Roth jetzt kandidiert würde, „vielleicht einen Anstoß gewähren dürfte". Trotz dieser klugen Warnung und vor allem gegen seinen öffentlich ge­ äußerten Willen wurde Roth zum zweiten Prediger gewählt. Wie er sich dazu verhielt, geht hervor aus dem Schreiben, das er noch am selben Tag verfaßte: Mediasch, den 25. April 183412). Löbliches Lokalkonsistorium! Krank im Bette liegend, erhielt ich heute vormittags am 25. April l. I. durch Beauftragte des hiesigen 1) Auslieferung für den Buchhandel bei der Krafft u. Drotleff A. G. in Her­ mannstadt. 2) Archiv des Mediascher Lokalkonflstoriums Nr. 2. 834.

ev. Wahlkörpers die mündliche Mitteilung, daß ich durch Mehrheit der Stimmen zum zweiten Prediger der hiesigen ev. Kirche gewählet worden sei. Nachdem schon in der Kandidation zur Stelle meines zweiten Hinter­ mannes mir, als der maligem Rektor, eine Unbill widerfahren war und durch den Antrag dieser Stelle eine unverdiente Degradation ange­ mutet ward; konnte ich wohl nicht anders, als für das mir von Vielen harmlos geschenkte Zutrauen danken und den Amtswechsel ablehnen. Diesen Nachmittag widerfuhr mir hierauf die Ehre, daß der interimelle Herr Präses des Löbl. Lokalkonsisiorii, der edle und nahm­ haft weise Herr Michael von Heydendorff') und der Hochwürdige Herr Stadtpfarrer und Schulinspektor Simon Gottlieb Brandsch2) an mein Krankenbett persönlich kamen, um mir, namens des Löbl. Lokalkonsisiorii und des ev. Wahlkörpers, den Mißversiand zu be­ nehmen, als sei diese Berufung zum Predigerdienste eine Art Strafe für Vergehungen in meinem Amte oder sonst eine beabsichtigte Zurücksetzung meiner Person; vielmehr spreche sich eben in der Stimmenmehrheit der sichtbare Wunsch aus, meine Person von der Schule in die Kirche, von ihren Kindern zu sich den Erwachsenen zu versetzen: daher denn sie den Auftrag hätten, mir dieserwegen Vorstellungen zu machen, nötigenfalls aber zugleich mir den ernst­ lichen Willen obenbelobter Stellen sogar dahin bekannt zu geben, daß im Falle meiner beharrlichen Weigerung, da zugleich von den drei hiersonst gewöhnlichen Predigern der eine nach Wurmloch zum Substituten berufen und von den beiden noch vorrätigen Predigern der ältere eben krank sei, morgen schon zu einer neuen Rektorwahl werde geschritten werden. Bei diesen bewandten Umständen, wo ich durch physische Gewalt meines Amtes entsetzt werden soll, bin ich freilich nicht in der Lage, derselben eine andere Macht als die der Gesetze entgegenstellen zu können, habe mich aber, Gott sei Dank und dem gerechten östr. Kaiserhause, wie klein und gering ich auch bin, doch auch des Schutzes der Gesetze zu vertrösten.

Wie sehr ich also auch bedauern muß, für Anstrengungen und »«ermüdeten Diensteifer in die ttaurige Lage versetzet worden ju sein, gegen diejenigen Waffen der Notwehr zu ergreifen, die mir ftüher durch ihre eigene Wahlstimme den Rektorsdienst, auf keine Verkaufszeit, verliehen haben, — die, bereits vor 4 Jahren, als die Tour an mir war, mich in die Kandidation zu dieser nämlichen, auch damals erledigten Stelle nicht einmal vorschlugen, weil sie meiner bei dem Gymnasio benötigt zu sein ausdrücklich erklärten, nun — die auch jetzt durch den Mund der höchst achtungswerten Herrn Deputierten, wie gesagt, angeblich mir keine Zurücksetzung haben zufügen wollen; so muß ich doch aus Pflicht der Gelbster Hal­ tung und im Schmerze unverdienter Kränkung den Rekurs an die höheren Stellen insinuieren. Nochmals aber bitte ich ein Löbliches Lokalkonsistorium, in dessen Händen, nach beendigter Wahl, die Entscheidung allein ruht, wolle mich in meinen Ehren ungekränkt belassen oder aber, was man gemeinen Verbrechern nicht versagen darf, meine Anklage zur Verteidigung gütigst mir mitteilen, wo ich sodann dem Richterspruche mich willig zu unterwerfen haben werde. Kann ich aber weder durch bescheidene Bitten, noch durch gesetzmäßige Forderung meiner bestimmten Anklage zu Recht und Gebühr ge­ langen; so insuiniere ich denn hiemit den Rekurs als Rektor eines ev. Gymnasiums an das Hochlöbl. Oberkonsistorium, oder — falls der hiesige Wahlkörper sich als erste und letzte Instanz in diesem Geschäfte betrachten und, wie verlautet, selbst dem Hochlöbl. Ober­ konsistorium keinen abändernden Einfluß eingestehen will — immediate den Rekurs an des gnädigsten Kaisers geheiligte apostolische Majestät als öffentlicher Staatsdiener, womit die Wahl eines an­ deren Rektors, solange ich nicht eines Verbrechens angeklagt und überwiesen, mithin eine höhere Stelle entschieden hat, ganz und gar unterbleiben möge, zumal der vorgeschützte Prediger Mangel leicht behoben werden kann durch Herrn Lector Mangesius *), der nach mir 1) Mangesius, Carl, Lehrer am Med. Gymn. seit 1823, wurde am 26. Rov. 1834 (am selben Tage, au dem Roth tunt 1. Prediger gewählt wurde) 2. Pre-

die meisten Stimmen hat und seinen Wunsch und Willen zur Be­ setzung dieser Stelle durch inständige Bittgesuche bei Magistratualen und Kommunitätsmännern an den Tag gelegt hat, wogegen ich mir ausdrücklich beim Löbl. Präsidio die Wahl verbeten habe, in Folge dessen, nach dem allerhöchst begnehmigten Wahlnormative, Niemand alsdann zur wirklichen Uebernahme eines Kirchendievstes darf genötiget werden. Schließlich bitte ich um die Präsentierung und Jmprotokollierung gegenwärtiger Eingabe und bezüglichen Protokollarauszug der gan­ zen Verhandlung und habe die Ehre in vollkommenster Hochachtung zu verharren Eines löblichen Lokalkonststorii gehorsamster Diener Stephan Ludwig Roth Rektor. Am darauffolgenden Tag, dem 26. April, hatte sich das Wahlkollegium wieder versammelt, um die Wahl in die nunmehr erledigte Rektorstelle vorzunehmen. Als ihm zur Kenntnis gebracht wurde, daß Roth die An­ nahme des Predigerdienstes abgelehnt und seine Beschwerde an das Ober­ konsistorium, im Notfälle sogar an den österreichischen Kaiser angemeldet hatte, daß infolgedessen die Wahl des neuen Rektors, solange dieser Prozeß dauere, verschoben werden müsse, spien seine Gegner Gift und Galle. Roth dürfte manches davon zu Ohren gekommen sein, denn zwei Tage später verfaßte er, zweifellos in höchster Erregung, ein Schriftstück, dessen amtliche Wirkung wohl gleich Null blieb, das aber den unmittel­ barsten Eindruck des verzweifelnd sich wehrenden Kämpen vermittelt. Mediasch, am 28. April 1834*1).2

Löbliches Lokalkonsistorium! Das Bettagen des fürsichtigweisen Herrn Senators Samuel Gräsers3) und seines Herrn Vaters eben­ falls Samuel